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NATURZYT - Das Schweizer Naturmagazin, Ausgabe Dezember 2021

Natur ERFAHREN und mehr über unsere Wildtiere und -pflanzen lernen. Natur ERLEBEN und die Artenvielfalt der Flora und Fauna entdecken. Natur BEWAHREN und rücksichtsvoller mit ihr umgehen. Das ist NATURZYT. NATURZYT schreibt nicht nur über unsere Natur, wir unterstützen Sie auch mit einem Teil der Abo-Erlösen. Aus Liebe zur Natur. Jetzt abonnieren und unterstützen - 4 Ausgaben für nur CHF 29.50.

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Aus Liebe zur Natur.<br />

Nr. 35 | November 21 – Februar 22 | CHF 7.90<br />

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Mehr ab Seite 38<br />

Natur erleben<br />

Winterspaziergang<br />

Natur bewahren<br />

So kommt<br />

mehr Natur<br />

in den Garten<br />

Natur erfahren<br />

Schillerndes<br />

Juwel<br />

Natur erfahren<br />

Der Ackerschachtelhalm<br />

in der Kräuterapotheke<br />

Natur bewahren<br />

Frederik Fux im<br />

Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Natur erleben<br />

Über allem<br />

wacht der Säntis


JEDE GÖNNERIN, JEDER GÖNNER<br />

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und kritischer berichten will.<br />

<strong>NATURZYT</strong> dich mit der Vielfalt unserer Natur erfreuen möchte.<br />

<strong>NATURZYT</strong> ein Sprachrohr für unsere Natur sein will,<br />

um zu sensibilisieren, zu erfahren, zu bewahren und zu erleben.<br />

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* Bei Personenbezeichnungen ist jeweils das andere Geschlecht mitgemeint.


EDITORIAL<br />

Impressum<br />

<strong>NATURZYT</strong> 9. Jahrgang<br />

Knaus Marketing- & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37<br />

8602 Wangen<br />

Redaktion<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

redaktion@naturzyt.ch<br />

Anzeigen<br />

Michael Knaus<br />

Telefon 043 542 72 91<br />

michael.knaus@kmvs.ch<br />

Freie und ständige Mitarbeiter<br />

Virginia Knaus, Michael Knaus,<br />

Daniel Fleuti, Ernestine Astecker,<br />

Tobias Ryser, Nicole Bosshard, Olivia<br />

Scherrer, Isabelle Blum, Sebastian<br />

Wagener, Dani Pelagatti, Gaby Kistler<br />

Grafik & Produktion<br />

Martina Roth<br />

Bildbearbeitung<br />

Heinz Weber<br />

Zuversicht<br />

Titelbild<br />

Adobe Stock<br />

Korrektorat<br />

Christoph Meyer, Basel<br />

Druck<br />

AVD GOLDACH AG, 9403 Goldach<br />

Abonnementspreise<br />

4 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 29.50 (inkl. 2.5% MwSt.),<br />

8 <strong>Ausgabe</strong>n CHF 56.50 (inkl. 2.5% MwSt.).<br />

Auslandabonnemente auf Anfrage.<br />

Abonnementsdienst<br />

Knaus Marketing & Verlagsservice<br />

Sonnhalde 37, 8602 Wangen<br />

Telefon 043 542 72 91, abo@<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

www.<strong>NATURZYT</strong>.ch/abonnieren<br />

ISSN-Nummer 2296-2859<br />

© Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

aus drücklicher Genehmigung des Verlages.<br />

<strong>Das</strong> Magazin wird in der Schweiz auf<br />

100% Recycling papier gedruckt.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser<br />

Dieses Jahr mussten wir uns lange zu -<br />

rückhalten. Bis kurz vor dem Sommer<br />

galten Einschränkungen und wir hielten<br />

uns zurück.<br />

Während der Sommerferien nutzten<br />

viele die neuen oder alten Freiheiten, und<br />

prompt stiegen die Zahlen. Und erstaunlicherweise<br />

kam eine Verhaltensweise der<br />

<strong>Schweizer</strong> auf, die ich persönlich so nicht<br />

für möglich gehalten habe. Ein neuer<br />

«Röstigraben», aber dieses Mal zwischen<br />

Geimpften und Ungeimpften. Ein massiver<br />

Impfdruck wurde aufgebaut, aber vor<br />

allem, und das hat mich mehr beängstigt,<br />

eine Sprachkultur nicht nur unter Freunden<br />

und in der Familie, sondern vorgelebt von<br />

der Politik, die erschreckte.<br />

Jetzt im Oktober hat uns die Natur<br />

erfreut mit schönen und sonnigen<br />

Herbsttagen, welche auch die Stimmung<br />

der <strong>Schweizer</strong> aufhellte und freundlicher<br />

werden liess. Es ist dabei viel leiser geworden,<br />

um die Massnahmen und Vorschriften.<br />

Ob uns die Natur zur Einsicht und<br />

Erkenntnis gebracht hat, mit dem harmonischen<br />

Wetter? Haben uns die knallroten,<br />

orangen und gelben Bäume, der traumhaft<br />

blaue Himmel und die verschiedenen<br />

kleinen und grossen Naturwunder, welche<br />

die Sonne beleuchtet hat, milder gestimmt?<br />

Nun wird es langsam noch kälter.<br />

Die Natur zieht sich mehr und mehr<br />

zurück. Die letzten Blätter fallen von<br />

den Bäumen, der erste Schnee legt sich<br />

schützend über die Wiesen und Felder.<br />

Sie geht in den Winterschlaf, um in ein<br />

paar Monaten wieder gestärkt und voller<br />

Tatendrang aufzustehen und zu erblühen.<br />

Ohne Druck, ohne Vorurteile und Vorschriften.<br />

Einfach, wie sie ist. Natürlich<br />

und schön.<br />

Tun wir es ihr gleich, werden auch<br />

wir etwas ruhiger. Vielleicht einfach<br />

auch mal die Nachrichten über dies und<br />

das abschalten oder gar nicht lesen.<br />

Einfach im Hier und Jetzt sein. Die schöne<br />

Adventszeit, besinnliche Stunden bei<br />

schönem Kerzenlicht mit guten Freunden<br />

und der Familie geniessen. Ohne Mahn -<br />

finger, Druck oder Vorurteile.<br />

Nun wünsche ich Ihnen viel Lesegenuss<br />

und Inspirationen mit <strong>NATURZYT</strong>,<br />

schöne und besinnliche Festtage und ein<br />

gesundes und naturvolles 2022 mit viel<br />

Freude, Zuversicht und eindrücklichen<br />

Naturerlebnissen<br />

Herzlich,<br />

Ihr Michael Knaus<br />

<strong>NATURZYT</strong> 3


Seite 26<br />

Frederik Fux im<br />

Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Seite 30<br />

So kommt mehr<br />

Natur in den Garten<br />

Seite 14<br />

Schillerndes Juwel<br />

Inhalt<br />

3 Editorial/Impressum<br />

4 Inhaltsverzeichnis<br />

7 Wissenswertes<br />

Wie überwintert die Kreuzspinne? Winterschlaf,<br />

Winterruhe und Winterstarre – was ist der Unterschied?<br />

8 Entdeckt & Fair<br />

Ein essbares Vogelhaus und doppelter Spielspass.<br />

10 Basteltipp<br />

Festliche Teelichter für die Adventszeit.<br />

62 Zu guter Letzt<br />

Gefiederte Stars gekonnt «geknipst»<br />

Natur erfahren<br />

12 Homöopathie für Mensch und Tier<br />

Allium cepa – die Küchenzwiebel<br />

14 Schillerndes Juwel<br />

Er ist bekannt wie kein anderer bunter Vogel, doch<br />

die wenigsten haben das Glück, ihn in freier Natur zu<br />

bestaunen. Der seltene Eisvogel.<br />

20 Gabys Natur-Tagebuch<br />

Warum das Eichhörnchen auf den Raben losging und die<br />

Vögel mit Vorliebe das Laub im Garten umdrehen.<br />

22 Der Ackerschachtelhalm in der Kräuterapotheke<br />

Eine Heilpflanze aus den Urzeiten der Erde, kräftigt er<br />

schwaches Bindegewebe und wird bei der Behandlung<br />

von Nieren- und Blasenleiden eingesetzt.<br />

4 <strong>NATURZYT</strong>


INHALT<br />

Seite 46<br />

Winterspaziergang<br />

Seite 42<br />

Über allem<br />

wacht der Säntis<br />

Natur bewahren<br />

26 Tierisch gute Interviews<br />

Er ist ein dominanter Rüde und mag Regenwürmer.<br />

Frederik Fux im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong>.<br />

30 So kommt mehr Natur in den Garten<br />

Naturnahe Gärten sind eine Bereicherung für Menschen, Tiere<br />

und Pflanzen. So werden sterile Gärten zu lebenden Oasen.<br />

36 Feine Rezepte mit frischem Wintergemüse<br />

Saisonales Gemüse wie Rotkohl, Rosenkohl und Weisskohl<br />

haben im Winter wieder Saison.<br />

38 Beringung und Besenderung von Vögeln<br />

Die Beringung und Besenderung von Vögeln nimmt im<br />

Naturschutz und in der Vogelforschung eine bedeutende<br />

Stellung ein.<br />

Natur erleben<br />

42 Über allem wacht der Säntis<br />

Toggenburger Hügelhüpfen mit Blick auf den Säntis,<br />

das Wahrzeichen der Ostschweiz, und ein Besuch bei<br />

600 Jahre alten Bergahornen. Auf der Schneeschuhtour<br />

auf den einsamen Aussichtsgipfel Hinterfallenchopf<br />

gibt es viel zu erleben.<br />

46 Winterspaziergang<br />

Wenn der Schnee fällt, wird die Natur in ihr weisses<br />

Kleid gehüllt. Auf einem kurzen oder längeren Winterspaziergang<br />

gibt es viel zu entdecken.<br />

58 Eine selten schöne Pflanzenwelt<br />

Mondlandschaften, Nebelwälder und sagenumwobene<br />

Naturkulissen. Die Kanarischen Inseln verblüffen von den<br />

Atlantikstränden bis auf 3715 Meter über Meer.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 5


Ravensong –<br />

auch Tiere haben eine Stimme<br />

Die Autorin Virginia Knaus gibt unseren<br />

Wildtieren, vor allem den kleinen, eine<br />

Stimme. In spannenden und packenden<br />

Interviews schafft sie es, uns mehr<br />

Verständnis gegenüber unseren 4-, 8-<br />

oder 111-beinigen Mitbewohnern zu<br />

vermitteln. In 25 spannenden Interviews<br />

erzählen unsere Mit bewohner, wie<br />

beispiels weise Anton Ameise, Fritz von<br />

Schmeiss-Fliege, Karlchen Käfer und<br />

viele mehr, wer sie sind, wie sie leben<br />

und auch was sie von uns Menschen<br />

erwarten würden.<br />

Eine spannende Welt, die sich eröffnet<br />

und den kleinen Mitbewohnern<br />

ein ganz neues Gesicht verleiht. <strong>Das</strong><br />

Buch «Ravensong – auch Tiere haben<br />

eine Stimme» ist nicht nur für kleine<br />

Leser gedacht, sondern auch für grosse.<br />

Und auf einem schönen Spaziergang<br />

lassen sich vielleicht Edgar Spidermann,<br />

Teigeer Schnegel und viele andere Interview-Partner<br />

wieder entdecken, und<br />

wer weiss, vielleicht erzählen sie euch<br />

noch weitere spannende Ereignisse<br />

aus ihrem Leben.<br />

Jetzt erhältlich.<br />

Für jedes zehnte verkaufte Buch<br />

spenden wir 1 Buch an Kinder.<br />

Virginia Knaus<br />

«Ravensong – auch Tiere haben eine Stimme»<br />

mit 25 Illustrationen.<br />

176 Seiten, A5 Hardcover,<br />

Erstausgabe 2020<br />

<strong>NATURZYT</strong> Verlag<br />

ISBN 978-3-033-07896-3<br />

Preis CHF 34.90 –,<br />

für Abonnenten <strong>NATURZYT</strong> 29.90<br />

Bestellen unter www.naturzyt.ch/buch-ravensong<br />

oder T 043 542 72 91<br />

Nachfolgenden Kindergärten, Kinderheime und -krippen konnten<br />

wir bis heute ein Buch «Ravensong» spenden: Wohnheim<br />

Paradies, Mettmenstetten; Kinderheim Grünau, Au-Wädenswil;<br />

Chinderhuus Elisabeth, Olten; Kinderheim Thalwil, Thalwil;<br />

Kinderheim Heimelig, Kerzers; Kinderheim Titilisblick, Luzern;<br />

Kinderheim Brugg, Zofingen; Pestalozzistiftung, Knonau; Stiftung<br />

DIHEI, Schaffhausen<br />

6 <strong>NATURZYT</strong>


Wissenswertes<br />

WISSEN<br />

WIE ÜBERWINTERT DIE KREUZSPINNE?<br />

Im Frühling hat sich eine kleine und junge Kreuzspinne<br />

hinter dem Haus, an gut geschützter Stelle,<br />

niedergelassen und ihr Netz gebaut. <strong>Das</strong> ganze Jahr<br />

über habe ich ihr zugeschaut, wie sie immer grösser<br />

und schöner wurde. Und mich immer wieder gefragt,<br />

wie gross wird sie noch und wie wird sie in einem<br />

Jahr aussehen. Wie überwintern die Kreuzspinnen<br />

überhaupt? Kommt sie wie die Zitterspinne ins Haus,<br />

in den Keller?<br />

Spinnen gehören zu den wechselwarmen Tieren,<br />

das heisst, sie passen sich den Aussentemperaturen an.<br />

Wird es zu kalt, würden sie ohne Schutzmassnamen<br />

erfrieren. In der Regel suchen sie sich Rückzugsorte,<br />

wo sie frostfrei überwintern können. Zum Beispiel<br />

unter Baumrinden, im Boden, unter Steinen und<br />

Holz, in hohlen Pflanzenstängeln etc. Oder sie<br />

überwintern im Kokon.<br />

Anders ist es bei den Kreuzspinnen (Araneus),<br />

bei uns ist es meistens die Gartenkreuzspinne<br />

(Araneus diadematus). Meine kleine Freundin, wird<br />

den Winter nicht überleben, denn sie haben ihre<br />

ganz eigene Lebensstrategie. Im August paaren<br />

sich die Kreuzspinnen, einige Zeit später stirbt das<br />

Männchen oder wird auch mal vom grösseren<br />

Weibchen gefressen. Im September/Oktober erstellt<br />

das Weibchen einen Kokon und legt darin ihre<br />

40–50 Eier ab. Der Kokon liegt meist gut versteckt an<br />

dem Ort, wo sie lebte. Ist diese Arbeit vollbracht,<br />

stirbt auch das Weibchen. Im kommenden Frühling<br />

schlüpfen bei den ersten Sonnenstrahlen dann die<br />

Spiderlinge, wie die Jungspinnen genannt werden<br />

und der Kreislauf beginnt von vorne.<br />

WINTERSCHLAF, WINTERRUHE<br />

UND WINTERSTARRE<br />

Wird es kälter, gehen die einen in den Winterschlaf,<br />

die anderen in die Winterruhe oder in die Winterstarre.<br />

Aber was ist der Unterschied?<br />

Echte Winterschläfer sind Murmeltiere, Fledermäuse,<br />

Igel und Siebenschläfer. Sie senken dabei ihre<br />

Körpertemperatur und alle Körperfunktionen drastisch<br />

ab. In dieser Zeit zehrt der Winterschläfer von den<br />

im Sommer angefressenen Fettreserven. Sie können<br />

den langanhaltenden Winterschlaf unterbrechen<br />

oder sich bei äusseren Störungen rasch auf Normaltemperatur<br />

erwärmen. <strong>Das</strong> braucht aber viel Energie<br />

und bei zu vielen Störungen können sie auch verhungern.<br />

Im Gegensatz zum Dachs, Eichhörnchen oder<br />

Braunbär, welche in der Winterruhe eine normale<br />

Körpertemperatur halten. Nur der Stoffwechsel<br />

verringert sich. In der Winterruhe gibt es verschiedene<br />

Wachphasen, bei welchen kleinere Mengen<br />

Nahrung aufgenommen sowie Urin und Kot<br />

abgesetzt werden.<br />

In eine Winterstarre fallen die Amphibien und<br />

Reptilien. In dieser Starre können sie selbst für den<br />

Wärmehaushalt nichts tun. Der Körper passt sich<br />

in der Winterstarre an die Umgebungstemperaturen<br />

an. Alle Lebensvorgänge reduzieren sich dabei. Fallen<br />

die Temperaturen zu tief, wird nicht automatisch die<br />

Winterstarre beendet, sondern das Tier erfriert.<br />

Text Michael Knaus Fotos AdobeStock<br />

<strong>NATURZYT</strong> 7


Entdeckt & Fair<br />

Doppelter Spielspass<br />

Jasskarten kennen wahrscheinlich<br />

alle. Aber wie steht es um Yatzy,<br />

das Spiel mit fünf Würfeln, bei<br />

dem die richtige Kombination von<br />

Punkten erzielt werden muss? Ob<br />

schon bekannt oder noch nicht, diese<br />

2-in-1-Box bietet Jung und Alt, ab zwei<br />

Personen, vergnügliche und abwechslungsreiche<br />

Spielstunden.<br />

In der schlichten und stabilen Holzbox<br />

finden sich fünf Würfel plus Jasskarten.<br />

Ergänzend dazu zwei Kreidestifte sowie<br />

ein Spitzer. Der beschreibbare Schieferdeckel<br />

lässt sich als Punktetafel beidseitig<br />

verwenden. In der Werkstatt des<br />

Blinden-Fürsorgevereins Innerschweiz<br />

(BFVI) im luzernischen Horw werden,<br />

neben der Yatzy/Jassbox, verschiedenste<br />

Produkte aus Holz, diverse Bürsten,<br />

geflochtene Körbe sowie viele weitere<br />

Produkte hergestellt. Ergänzend zu<br />

modernen Maschinen wird dabei auch<br />

vieles in Handarbeit gefertigt. So ermöglicht<br />

es der BFVI auch Menschen<br />

mit einer starken Sehbeeinträchtigung,<br />

in einem geschützten und speziell auf<br />

sie ausgerichteten Umfeld, am Arbeitsleben<br />

teilzunehmen.<br />

<strong>Das</strong> Yatzy/Jassbox-Set gibt’s<br />

bei fairSCHENKEN (fairschenken.ch)<br />

für CHF 40.00.<br />

Wir machen Klimaschutz<br />

Seit 30 Jahren setzen sich Solarspar-Mitglieder für die Zukunft ein:<br />

100 Solar-Anlagen sparen in der Schweiz jährlich über<br />

2000 Tonnen CO 2 ein. Mit Ihrer Unterstützung bauen wir weiter.<br />

www.solarspar.ch/mitmachen<br />

Sonnenenergie gewinnen<br />

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Katzenstorys<br />

Katzenfotografie<br />

Katzenwissen<br />

Katzengeschenke<br />

Nachhaltiges schenken.<br />

Zierkissen aus reinem Naturprodukt<br />

und handgefertigt<br />

Produziert<br />

im Zürcher<br />

Oberland<br />

Hilfe für Tierheimund<br />

Strassenkatzen<br />

DIE KALENDER 2022<br />

SIND DA!<br />

KATZENFOTOGRAFIE AUS LEIDENSCHAFT<br />

WWW.KATZENSOFA.BLOG


Ein essbares Vogelhaus für Meisen & Co.<br />

Wenn in den kalten<br />

Wintermonaten, der<br />

erste Schnee fällt, wird<br />

auch das Nahrungsangebot<br />

für unsere kleinen Freunde<br />

wie Meisen, Rotkehlchen, Spatzen & Co.<br />

geringer. Jetzt ist es wichtig, unsere gefiederten<br />

Freunde zu unterstützen mit<br />

einem Vogelhaus, welches sich bis aufs<br />

letzte Korn entmaterialisiert.<br />

<strong>Das</strong> Westschweizer Designstudio<br />

atelier oï hat mit «La Cabane à oiseaux»<br />

ein Vogelhäuschen kreiert, welches aus<br />

Streufutter mit Nüssen und Getreidesaaten<br />

für freilebende Vögel aus natürlichen<br />

Rohstoffen besteht. Hergestellt<br />

wird es bei inclusioplus, welche damit<br />

eine Tagesgestaltung für Menschen mit<br />

Beeinträchtigung bietet.<br />

Die essbaren Vogelhäuser sind im<br />

Online-Shop changemaker.ch und<br />

in den Läden in Baden (Badstrasse 27),<br />

Basel (Marktgasse 16), Bern (Spitalgasse 38),<br />

Luzern (Kramgasse 9), Schaffhausen<br />

(Vordergasse 55), Thun (Obere Hauptgasse<br />

35), Winterthur (Obertor 33) oder<br />

Zürich (Marktgasse 10 und Europaallee 43)<br />

für CHF 49.90 erhältlich.<br />

VIELEN DANK ALLEN,<br />

DIE <strong>NATURZYT</strong> UNTERSTÜTZEN.<br />

Unseren Gönnerinnen und Gönnern,<br />

welche die <strong>NATURZYT</strong> zusätzlich<br />

mit einem Gönnerbeitrag unterstützen.<br />

Unseren Abonnentinnen und<br />

Abonnenten, welche ihr Abonnement<br />

im Jahr <strong>2021</strong> erneuerten.<br />

Unseren Werbekunden, die trotz<br />

schwierigen Zeiten Ihre Anzeigen schalten.<br />

Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser,<br />

welche im Jahr <strong>2021</strong> noch als Neuabonnenten<br />

zu NATURYZT stossen.<br />

Den Bestellschein finden Sie auf Seite 63.<br />

Dank Ihnen allen kann die <strong>NATURZYT</strong> weiterblühen und wachsen. Vielen Dank.


Bastel-Tipp<br />

Festliche Teelichtgläser<br />

10 <strong>NATURZYT</strong>


So machen wir’s<br />

Schritt für Schritt<br />

Alle Jahre wieder kommt das<br />

Christuskind. In der Weihnachtszeit<br />

ist es immer<br />

besonders schön, weil dann<br />

überall kleine Lichter brennen und so<br />

die langen dunklen Nächte mit ihrem<br />

Schein erfüllen und unser gemütliches<br />

Beisammensein verschönern. Deshalb<br />

upcyceln wir wieder einmal. Aus alten<br />

Marmeladengläsern basteln wir festliche<br />

Teelichtgläser, damit ihr Licht<br />

unsere Abende mit ihrem Glanz erfreuen<br />

möge.<br />

In diesen Sinne wünschen wir Ihnen<br />

eine lichtvolle Weihnachtszeit und viel<br />

Freude mit Ihren festlichen Teelichtgläsern!<br />

Ihr <strong>NATURZYT</strong> DIY<br />

Virginia Knaus<br />

Text/Fotos Virginia Knaus<br />

MATERIALLISTE:<br />

• Filz in verschiedenen Farben<br />

• Leere, saubere Marmeladengläser<br />

• Garn, Wolle, Satinband oder andere<br />

Zierbänder zum Verzieren<br />

• Sterne, Schneeflocken, Rentiere,<br />

Engelchen etc. zum Verzieren<br />

• Stoffschere oder eine andere<br />

Schere, die gut schneidet<br />

• Draht oder Nylonfaden – zum<br />

Aufhängen<br />

• Karton und Filzstift zum Anfertigen<br />

von Schablonen (wenn nötig)<br />

• Teelichter und evtl. Wachsplättchen,<br />

damit die Teelichter im Glas nicht<br />

herumrutschen<br />

• Bastelkleber und Heissleimpistole<br />

• Altes Laken oder Zeitung –<br />

als Unterlage<br />

Schritt 1:<br />

Filz auf Höhe des Marmeladenglases<br />

zuschneiden, in der Mitte ein Herz,<br />

einen Stern oder ein Tannenbäumchen<br />

ausschneiden. Falls ihr dazu eine<br />

Schab lone braucht, könnt ihr euer<br />

Motiv zuerst auf den Karton aufmalen<br />

und dann das ausgeschnittene<br />

Karton motiv auf den Filz übertragen<br />

und ausschneiden.<br />

Schritt 2:<br />

Den Filz mit Universalkleber auf<br />

dem Marmeladenglas anbringen.<br />

Der Filz soll rundum schön<br />

schliessen und nur der ausgeschnittene<br />

Teil soll Licht<br />

durchlassen.<br />

Schritt 3:<br />

Jetzt könnt ihr das mit Filz bezogene<br />

Marmeladenglas ganz nach eurem<br />

Wunsch mit Bändern und Weihnachtsdekorationen<br />

verzieren. Danach<br />

nur noch ein Teelicht ins fertige Glas<br />

stellen. Damit eure Teelichter nicht<br />

hin- und herrutschen, könnt ihr<br />

das Teelicht mit etwas Heissleim<br />

oder einem Wachsplättchen am<br />

Glas boden festmachen.<br />

E voilà, schon habt ihr ein dekoratives<br />

festliches Teelichtglas für<br />

eure weihnachtliche Wohnungsdekoration<br />

oder ein hübsches<br />

vorweihnacht liches Geschenk<br />

für einen lieben Menschen.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 11


Homöopathie für Mensch und Tier<br />

Allium cepa – die Küchenzwiebel<br />

Vom Zahlungsmittel zum Küchenstar und Heilmittel: die Küchenzwiebel<br />

ist eine der ältesten und beliebtesten Kulturpflanzen des Menschen.<br />

Woher die Küchenzwiebel<br />

ursprünglich stammt, ist<br />

unklar, vermutlich aus<br />

Zentralasien. Sie ist eine<br />

der ältesten von Menschen kultivierten<br />

Pflanzen. Die alten Ägypter opferten<br />

Zwiebeln den Göttern, gaben sie ihren<br />

Toten mit auf den Weg und bezahlten<br />

damit die Arbeiter beim Pyramidenbau.<br />

Die Römer brachten sie schliesslich nach<br />

Europa. Der Zwiebel wurden Schutzkräfte<br />

nachgesagt, Zwiebelbündel wurden an<br />

die Türen gehängt, um die Pest abzuwenden,<br />

oder aufgeschnittene Zwiebeln<br />

im Hause aufgestellt, damit sie Bakterien<br />

Olivia Scherrer ist Tierärztin und klassische<br />

Homöopathin für Mensch und Tier.<br />

Sie arbeitet in Zürich und Kloten. Weitere<br />

Informationen auf www.oliviascherrer.ch<br />

oder 076 528 41 81<br />

und andere schlechte Energien aufnehmen.<br />

Dies mag etwas skurril wirken, heute<br />

weiss man aber, dass Zwiebeln tatsächlich<br />

eine antibakterielle Wirkung haben. Es<br />

wurden auch blutdruck- und cholesterinsenkende,<br />

gerinnungshemmende und<br />

antiasthmatische Eigenschaften nach gewiesen.<br />

Wahrscheinlich erinnern sich<br />

einige noch an Zwiebelwickel, die man<br />

als Kind bei Erkältungen auf die Brust<br />

oder bei Ohrenschmerzen auf das Ohr<br />

gelegt bekam. Sie rochen furchtbar und<br />

halfen trotzdem oder erst recht.<br />

NICHT FÜR ALLE GESUND<br />

Heute wird die Zwiebel weltweit angebaut,<br />

die gesamte Produktion beläuft sich auf<br />

viele Millionen Tonnen jährlich. Zwiebeln<br />

sind aus den meisten Küchen nicht mehr<br />

wegzudenken. Was für uns gesund ist, ist<br />

für viele Tiere aber giftig. Am empfindlichsten<br />

reagieren Hunde und Katzen, sie<br />

vertragen Zwiebelgewächse (also auch<br />

Lauch, Knoblauch, Bärlauch) weder roh,<br />

gekocht noch getrocknet. Eine Vergiftung<br />

mit Zwiebeln führt bei diesen Tieren zu<br />

einem Abbau der roten Blutkörperchen<br />

und damit zu einer Blutarmut. Grund<br />

dafür sind schwefelhaltige Aminosäuren.<br />

Eine dieser Aminosäuren, das Isoalliin,<br />

wird auch beim Schneiden der Zwiebel<br />

freigesetzt, da die Zellstrukturen mit<br />

dem Messer verletzt werden. Nach<br />

mehreren enzymatischen Reaktionen<br />

entsteht eine Verbindung, die verdunstet<br />

und reizend auf die Schleimhäute wirkt.<br />

Deshalb müssen die meisten Menschen<br />

beim Zwiebelschneiden «weinen».<br />

ALLIUM CEPA UND DIE<br />

ÄHNLICHKEITS REGEL<br />

Allium cepa wird dann in der Homöopathie<br />

angewendet, wenn bei einer Erkältung<br />

diejenigen Symptome vorhanden<br />

sind, die durch das Schneiden einer<br />

Zwiebel auslöst werden: tränende, beissende<br />

Augen und eine laufende Nase mit<br />

wässrigem Ausfluss. Hier sieht man das<br />

Ähnlichkeitsprinzip, auf dem die Homöopathie<br />

aufbaut, sehr anschaulich: Eine<br />

Krankheit wird durch das Mittel geheilt,<br />

das bei einem Gesunden ganz ähnliche<br />

Symptome auslöst. <strong>Das</strong> Ähnlichkeitsgesetz<br />

«Ähnliches soll mit Ähnlichem behandelt<br />

werden» wurde schon von Hippokrates<br />

und Paracelsus beschrieben. Der deutsche<br />

Arzt Samuel Hahnemann, Begründer<br />

der Homöopathie, hat dies Anfang des<br />

19. Jahrhunderts zum Grundprinzip der<br />

Homöopathie gemacht. Um das zum<br />

Patienten passende Mittel zu finden, ist<br />

es wichtig, die individuellen Symptome<br />

genau anzuschauen. So wird nicht jeder<br />

Patient mit einer Erkältung das gleiche<br />

12 <strong>NATURZYT</strong>


Mittel bekommen. Allium cepa wird<br />

bei infektiösem oder allergischem<br />

Schnupfen eingesetzt, wenn das Sekret<br />

aus der Nase dünn, wässrig und wundmachend<br />

ist, die Tränen aber mild und<br />

nicht reizend sind. Genau umgekehrt<br />

verhält es sich beim Mittel Euphrasia<br />

(Augentrost). Dieses wird angewendet,<br />

wenn das Nasensekret mild ist, die<br />

Augen aber stark gereizt sind und viel<br />

wundmachendes Sekret absondern.<br />

Es gibt natürlich viele weitere Mittel,<br />

die man bei Erkältungen einsetzen<br />

kann, so wie es viele Patienten gibt mit<br />

ganz unterschiedlichen Beschwerden<br />

während einer Erkältung.<br />

ARZNEIMITTELPRÜFUNG UND<br />

POTENZIERUNG<br />

Bis heute werden Arzneimittel an gesunden<br />

Menschen geprüft, indem diese<br />

die Arznei so lange einnehmen, bis sie<br />

Symptome zeigen. Aus diesen Arzneimittelprüfungen<br />

entstehen, ergänzt<br />

mit Informationen aus der Toxikologie<br />

(Vergiftungssymptome) und klinischen<br />

Beobachtungen, die homöopathischen<br />

Arzneimittelbilder. Samuel Hahnemann<br />

prüfte die Arzneien ursprünglich in stofflicher<br />

Form, was zum Teil heftige Nebenwirkungen<br />

auslöste. So begann er die<br />

Mittel zu verdünnen. Dabei hat er die<br />

Arzneien nicht nur verdünnt, sondern<br />

gleichzeitig verschüttelt oder verrieben,<br />

also potenziert, und festgestellt, dass höher<br />

potenzierte Mittel intensiver wirkten,<br />

obwohl sie stärker verdünnt waren. Die<br />

Potenzierung der homöopathischen<br />

Mittel ist klar der umstrittenste Punkt der<br />

Homöopathie. Da bei einer Potenz C30<br />

kein Molekül mehr nachweisbar ist, wird<br />

die Homöopathie wissenschaftlich nicht<br />

anerkannt bzw. ihre Wirkung als Placeboeffekt<br />

abgetan. (Der Placeboeffekt ist<br />

meines Erachtens ein sehr interessantes<br />

Phänomen, das uns das Potenzial der<br />

Selbstheilung erahnen lässt …). Als Praktikerin<br />

sehe ich, dass die Homöopathie<br />

bei einer treffenden Mittelwahl wirkt.<br />

Beim Menschen wie beim Tier.<br />

Zum Schluss noch ein nicht homöopathischer<br />

Tipp: Wenn Sie beim nächsten<br />

Mal Zwiebelschneiden nicht weinen<br />

möchten, nehmen Sie ein wirklich scharfes<br />

Messer. Da mit einem scharfen Messer<br />

weniger Zellen zerstört werden, wird<br />

weniger Alliin freigesetzt. Es werden<br />

garantiert weniger Tränen fliessen.<br />

Text Olivia Scherrer<br />

Fotos Adobe Stock<br />

Buchtipp:<br />

«Klassische Homöopathie verstehen»<br />

von H.Grollmann und U. Maurer<br />

Die Anwendung der aufgeführten Mittel erfolgt<br />

auf eigene Verantwortung und ersetzt keinen<br />

Arztbesuch. Eine Haftung der Verfasserin<br />

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

Homöopathie<br />

von OMIDA.<br />

Erhältlich in Apotheken und Drogerien.<br />

Dies sind zugelassene Arzneimittel. Lesen Sie die Angaben auf der Packung.


Schillerndes Juwel<br />

Er ist bekannt wie kein anderer bunter Vogel,<br />

doch die wenigsten haben das Glück, ihn in<br />

freier Natur zu bestaunen. Der seltene Eisvogel.<br />

Seine einzigartige und leuchtende<br />

Färbung und seine Seltenheit<br />

haben ihn bekannt gemacht.<br />

Zahlreiche Sagen und Mythen<br />

begleiten ihn. Wegen seines halsbrecherischen<br />

Einstürzens in die Fluten glaubten<br />

die alten Griechen, der Eisvogel<br />

(Alcedo atthis) baue ein schwimmendes<br />

Nest auf dem offenen Meer. Eisvogelfedern<br />

wurden gegen Blitzschläge eingesetzt<br />

und der König von England<br />

bot demjenigen einen Sack voll Gold,<br />

der ihm ein aus feinen Fischknochen<br />

gefertigtes Eisvogelnest bringe. Auch<br />

soll der einst graue Vogel seine Farbenpracht<br />

erhalten haben, weil Noah ihm<br />

den Auftrag gab, nach festem Land<br />

Ausschau zu halten, und ihn fliegen<br />

liess. Die Sage sagt, dass der Eisvogel<br />

wegen eines heftigen Sturms so hoch<br />

fliegen musste, dass die Sonne unter<br />

ihm lag. So hat die Oberseite die Farbe<br />

des blauen Himmels und die Unterseite<br />

die Glut der Sonne angenommen. Wie<br />

er zu seinem Namen kam, ist nicht ganz<br />

klar. Manche gehen davon aus, dass er<br />

vom althochdeutschen Wort «eisan»<br />

für «schillern» oder «glänzen» abgeleitet<br />

ist. Andere, es liege an der blauen Färbung,<br />

weiche wie Eisen aussieht. Oder<br />

weil er in der kalten Jahreszeit über eisbedeckten<br />

Seen sitzend gesehen wurde.<br />

14 <strong>NATURZYT</strong>


Ein schillerndes Juwel,<br />

unser Eisvogel.<br />

NATUR ERFAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 15


Elegant und schön, ein<br />

Eisvogel im Sturzflug.<br />

Hat wohl einen kleinen<br />

Fisch erspäht.<br />

Erfolgreicher Fischfang<br />

und schnell mit der Beute<br />

aus dem Wasser raus.<br />

Eindrücklicher Start aus<br />

dem Wasser heraus, der<br />

Fisch ist wohl entwischt.<br />

Junger Eisvogel<br />

bei den ersten<br />

Flugversuchen.<br />

GEZIELTE WASSERJAGD<br />

Auf jeden Fall darf man sich glücklich<br />

schätzen, wenn man einen Eisvogel<br />

in freier Natur erblicken darf. Der in<br />

allen Blautönen schillernde Vogel mit<br />

orangem Bauch und roten Füssen ernährt<br />

sich vor allem von kleinen Fischen.<br />

Geduldig hockt er auf einem Ast, bis er<br />

seine Beute erspäht. Blitzschnell stürzt<br />

er sich mit angezogenen Flügeln ins<br />

Wasser und bremst durch deren Öffnen<br />

die Geschwindigkeit gekonnt ab. Ein<br />

schnelles Zupacken mit seinem langen<br />

Schnabel, und schon startet er mit dem<br />

kleinen Fisch aus dem Wasser. Auf dem


NATUR ERFAHREN<br />

Ast zurück, wird der Fisch mit ein paar<br />

gezielten Schlägen auf den Ast getötet<br />

und verspeist. Damit der Fisch dem<br />

Eisvogel nicht im Halse stecken bleibt,<br />

wird er Kopf voran in einem Stück<br />

verschlungen.<br />

Der lange Schnabel ist aber nicht<br />

nur zur Jagd optimal geeignet, sondern<br />

auch für den Nestbau. Wobei er sich<br />

eher ein Nest gräbt. Denn der Eisvogel<br />

braucht als optimalen Lebensraum nicht<br />

nur naturbelassene Seen und Teiche,<br />

sondern auch eine senkrechte Uferböschung<br />

aus Lehm oder festem Sand.<br />

Solche von der Natur geschaffenen<br />

Lebensräume sind durch den menschlichen<br />

Eingriff sehr selten geworden.<br />

<strong>Das</strong> ist wahrscheinlich auch der Grund,<br />

weshalb der kleine schillernde Eisvogel<br />

selten gesehen werden kann und der<br />

aktuelle Bestand gemäss BirdLife<br />

Schweiz nur gerade bei 400–500 Paaren<br />

liegt.<br />

Der Eisvogel ist grundsätzlich ein<br />

Einzelgänger, aber im Frühling, wenn<br />

die Temperaturen wieder milder werden,<br />

spüren auch sie die Hormone, bevor<br />

sie ab dem Herbst und Winter wieder<br />

ihre einzelgängerischen Wege gehen.<br />

Aber das Zusammenkommen ist gar<br />

nicht so einfach, denn manche Balzrituale<br />

sehen eher aus wie Verfolgungsflüge<br />

als wie ein Liebesspiel. Und es braucht<br />

durchaus einige Tage, bis sich die beiden<br />

aneinander gewöhnt haben.<br />

ERDBAU FÜR DIE JUNGEN<br />

Wie bereits angedeutet, dient der lange<br />

Schnabel nicht nur zur Jagd, sondern<br />

für die Schwerarbeit des Baus der Bruthöhle.<br />

Während der eine die Höhle mit<br />

gezielten Schlägen bearbeitet, hält der<br />

andere Wache. Die leicht ansteigende<br />

Röhre geht über 40 Zentimeter, meist bis<br />

80 Zentimeter tief in den Hang hinein.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 17


Ein junger Eisvogel<br />

entdeckt die Welt ausserhalb<br />

der Bruthöhle.<br />

Während dieser intensiven Bautätigkeit<br />

finden zahlreiche Balzfütterungen statt<br />

und auch später laufende Begattungen.<br />

Meist legt das Weibchen sieben reinweisse<br />

Eier ab, und während der Brutzeit<br />

verhalten sich die Vögel ziemlich<br />

unauffällig, auch mit ein Grund, weshalb<br />

man im Frühjahr und Sommer die<br />

schillernden Vögel selten sieht. Nach<br />

ca. 21 Tagen schlüpfen die nackten und<br />

blinden Jungvögel, und die Eltern beginnen<br />

mit der Nahrungsbeschaffung.<br />

Nach einigen Tagen wachsen den<br />

Jungvögeln die ersten Federkiele und<br />

sie öffnen ihre Augen. Spannend ist,<br />

dass die Fütterung, gegenüber anderen<br />

Vogelarten, strikt organisiert ist. <strong>Das</strong><br />

heisst, hat ein Nestling in der Reihe<br />

seine Nahrung erhalten, geht er zuhinterst<br />

in die Reihe. Es wird also in<br />

Reih und Glied gefüttert.<br />

AB INS EIGENE REVIER<br />

Nach knapp 23 Tagen wird es Zeit, dass<br />

die jungen Eisvögel die sichere Höhle<br />

verlassen. Meistens verlassen alle am<br />

gleichen Tag ihr Nest, um die ersten<br />

Flugversuche zu absolvieren. Die nun<br />

flüggen Jungvögel werden aber nicht<br />

allzu lange im Revier geduldet und<br />

von den Eltern vertrieben. Sie fliegen<br />

dann in alle Richtungen los und<br />

suchen unbesetzte Gewässer und<br />

eigene Reviere. Ein Revier kann sich<br />

über einen 2 bis 7 Kilometer langen<br />

Fluss abschnitt ziehen, ja sogar um einen<br />

oder mehrere Teiche. Die jungen Eisvögel<br />

müssen relativ schnell ohne die<br />

elter liche Fürsorge auskommen, denn<br />

Eisvögel brüten zwei-, manchmal sogar<br />

dreimal im Jahr. Und bei jeder Brut<br />

fliegen auch meistens vier bis sechs<br />

Junge aus.<br />

<strong>Das</strong> ist ein beachtlicher Bruterfolg,<br />

und es stellt sich die Frage, weshalb die<br />

Eisvögel dennoch selten sind und gefährdet.<br />

Es liegt einerseits daran, dass<br />

geeignete Lebensräume durch Flussbegradigungen<br />

und -bebauungen fehlen.<br />

Auch gibt es Jahre, in welchen die Seen<br />

und Bäche zufrieren und damit die für<br />

den Eisvogel wichtigen Nahrungsquellen<br />

wie kleine Fische unter der Eisschicht<br />

liegen. Und auch seine weiteren Nahrungsquellen<br />

wie kleine Frösche und Insektenlarven<br />

fehlen. Als treuer Standvogel fehlt<br />

ihm damit die Nahrungsgrundlage, und<br />

viele überleben einen starken und kalten<br />

Winter nicht. Es erstaunt daher auch nicht,<br />

dass die schillernd-schönen Eisvögel keine<br />

lange Lebenserwartung haben.<br />

Text Michael Knaus Fotos Adobe Stock<br />

18 <strong>NATURZYT</strong>


Den Eisvogel beobachten<br />

Mit einer Länge von 16–17<br />

Zentimeter und einer<br />

Flügelspannweite von<br />

24–26 Zentimeter wiegt<br />

der schöne und farbige Singvogel nur<br />

gerade 40–45 Gramm. Ein schönes Leichtgewicht.<br />

Sein Lebensraum sind vor allem<br />

Seen, Feuchtgebiete und Fliessgewässer<br />

und gebrütet wird in Erdhöhlen. Die<br />

Brust des Eisvogels ist orange gefärbt. Die<br />

Schulterfedern und Flügeloberseiten sind<br />

blau bis türkis und wirken je nach Lichteinfall<br />

auch mal hellblau. Unterhalb<br />

des Schnabels an der Kehle und auf den<br />

Seiten liegen weisse Federn. Die Männchen<br />

unterscheiden sich von den Weibchen<br />

nur durch die Schnabelunterseite.<br />

Diese ist beim Weibchen orange gefärbt<br />

und nimmt mit dem Alter zu.<br />

Gegen den Spätsommer und Anfang<br />

Winter sind die Chancen am grössten,<br />

Eisvögel zu sehen. Denn zu diesem Zeitpunkt<br />

hat es am meistens Eisvögel, welche<br />

am Ufer von Flüssen, Seen und Teichen<br />

nach Nahrung suchen.<br />

So zum Beispiel:<br />

• am Klingnauer Stausee im BirdLife-<br />

Naturzentrum am Uferweg bei<br />

Kleindöttingen<br />

• im Naturschutzgebiet am Nordostufer<br />

des Neuenburgersees.<br />

• am Flachsee: Der geschützte Reuss-<br />

Abschnitt zwischen Rottenund<br />

Hermatschwil mit Vogelbeobachtungs<br />

hütte<br />

• Ergolzmündung – Naturschutzgebiet<br />

mit gut einsehbarer Brutwand<br />

in Kaiseraugst<br />

Die Eisvogelnester sind Erdhöhlen<br />

an steilen Uferböschungen.<br />

• Neeracherried – nördlich von Zürich<br />

gelegenes Naturschutzgebiet zwischen<br />

Dielsdorf und Bülach mit Vogelbeobachtungshütten<br />

• Nuoler Ried – am oberen Zürichsee<br />

zwischen Noulen und dem Flugplatz<br />

Wangen-Lachen gelegenes Naturschutzgebiet<br />

• im BirdLife-Naturzentrum «La Sauge»<br />

am Südufer des Neuenburgersees zwischen<br />

Cudrefin und Ins mit Beobachtungshütten<br />

und Brutwand.<br />

Barfuss laufen.<br />

Im Schnee.<br />

Zink im Strath Immun unterstützt das Immunsystem.<br />

Nahrungsergänzungsmittel sind kein Ersatz für eine<br />

abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung und<br />

eine gesunde Lebensweise. Erhältlich in Apotheken,<br />

Drogerien und Reformhäusern.<br />

Natürlich mehr für<br />

dein Immunsystem.<br />

bio-strath.com


Gabys Natur-Tagebuch<br />

Schönstes Natur-Heimkino<br />

Er dreht mit<br />

Vorliebe die Blätter um:<br />

der Eichelhäher.<br />

Warum das Eichhörnchen auf den Raben losging, die Vögel<br />

mit Vorliebe das Laub im Garten umdrehen und weshalb man sich unter<br />

einem Mistelzweig küssen sollte.<br />

20 <strong>NATURZYT</strong>


Es gibt viele schöne Seiten, die ich der sogenannten<br />

dunklen Jahreszeit abgewinnen<br />

kann. So erlaubt sie mir endlich wieder,<br />

mich am warmen Schein der Kerzen zu<br />

erfreuen. Im Sommer, wenn die Sonne erst um halb<br />

zehn Uhr untergeht, bietet sich dazu kaum Gelegenheit.<br />

Seit dem Spätherbst verwandeln zudem Felle unsere<br />

gute Stube wieder in ein kuscheliges Nestchen.<br />

Von da aus lassen sich herrlich die vorbeiziehenden<br />

Winterstürme beobachten und auch die Vögel.<br />

Die gefiederten Freunde kommen jetzt, in den<br />

Wintermonaten, auf der Suche nach Nahrung wieder<br />

vermehrt in die Nähe der Häuser. <strong>Das</strong> ermöglicht uns,<br />

sie bequem von der warmen Stube aus zu beobachten,<br />

so entstanden denn auch alle meine Vogelbilder aus<br />

den Wohnräumen heraus. Schon mein Grossvater<br />

machte mich in der Kindheit darauf aufmerksam, wie<br />

die Vögel kommen, um das liegen gelassene Laub<br />

umzudrehen, in der Hoffnung, darunter Nahrung<br />

zu finden. <strong>Das</strong> ist denn auch ein Grund, warum ich<br />

im Herbst immer die letzten gefallenen Blätter von<br />

Sträuchern und Bäumen liegen lasse. <strong>Das</strong> lohnt sich, so<br />

kann ich vom Büro aus dem emsigen Treiben von<br />

Eichelhähern, Raben, Drosseln, Elstern und Kleinvögeln<br />

zuschauen. Unter den Blättern befinden sich nämlich<br />

mit etwas Glück neben Käfern, Larven und Würmern<br />

auch noch Hasel- und Baumnüsse. Um die wird dann<br />

zuweilen heftig gestritten.<br />

Einmal war ich Zeugin einer heftigen Auseinandersetzung.<br />

Ein Eichhörnchen vergrub seine gesammelten<br />

Haselnüsse am Fusse des Haselstrauchs. Dies beobachtete<br />

ein aufmerksamer Rabe. Kaum war das Eichhörnchen<br />

wieder auf dem Strauch, schlich er sich an,<br />

um die Vorräte zu plündern. Doch da hat er nicht<br />

mit dem Mut des Eichhörnchens gerechnet. <strong>Das</strong> kam<br />

wie ein geölter Blitz herabgeschossen und kreischte<br />

den frechen Raben lautstark an, so dass dieser völlig<br />

erstaunt zurückwich und schliesslich das Weite<br />

suchte. So etwas beobachten zu dürfen, ist natürlich<br />

Heimkino vom Feinsten.<br />

Selbst wenn Schnee liegt, finden die Vögel in einem<br />

naturnahen Garten Nahrung. Speziell Kleinvögel kann<br />

ich oft dabei beobachten, wie sie aus stehen gelassenen<br />

Blütenstängeln von Nacht- oder Königskerzen, Hohlzahn<br />

und Seifenkraut Samen herauspicken.<br />

Im Winter ist traditionell die Zeit des Holzschlags.<br />

Sobald ich in der Nähe die Motorsäge kreischen höre,<br />

mache ich mich auf den Weg, denn auf Holzschlagplätzen<br />

lässt sich mit etwas Glück so manche Trouvaille<br />

entdecken. So finde ich nicht selten Misteln (Viscum<br />

album), die auf den Ästen der gefällten Bäume sitzen<br />

und den Boden noch nicht berührt haben. Nur dann<br />

nämlich, so heisst es einigen Quellen zufolge, wohnen<br />

ihnen spezielle Kräfte inne. Die wurden ihnen schon in<br />

alten Zeiten zugeschrieben. <strong>Das</strong> erstaunt nicht wirklich,<br />

handelt es sich bei diesem eigenartigen Gewächs mit<br />

den ledrigen Blättern und den mondgleichen Beeren<br />

Frech und flink,<br />

das Eichhörnchen.<br />

doch um ein Unikum: Es wächst hoch oben im Geäst<br />

und gedeiht, obwohl es nicht in der Erde verwurzelt ist.<br />

Auch dass es sehr viele Bräuche rund um die Mistel<br />

gibt, ist nicht weiter verwunderlich, wächst doch fast<br />

auf der ganzen Welt irgendwo eine der etwa 1400 Arten.<br />

Unter den Mistelbräuchen ist hierzulande der des<br />

Küssens unter dem aufgehängten Mistelzweig wohl<br />

der bekannteste. Wer sich unter demselben küsst, dem<br />

wird dauerhafte Freundschaft und Liebe verheissen.<br />

Ob mit oder ohne Küssen unter dem Mistelzweig,<br />

hebed e guet (Natur-)Zyt.<br />

Herzlichst, eure Gaby<br />

Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele<br />

Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch<br />

und der gleichnamigen<br />

Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im<br />

Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und<br />

Wiesen vor unserer Haustüre so alles<br />

zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken -<br />

pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-,<br />

Beeren- und Heilkräutergarten pflegt.<br />

So findet man auf ihren Seiten auch<br />

Tipps für den Garten, zum Einmachen,<br />

zur Verwertung von Wildfrüchten und<br />

vieles mehr.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 21


Ernestines Kräuterapotheke<br />

Der Ackerschachtelhalm<br />

wächst bevorzugt auf<br />

trockenen Böden, und man<br />

findet ihn an Wegrändern,<br />

Äckern, Bahndämmen,<br />

Kieswegen.<br />

Ackerschachtelhalm –<br />

H eil p fl a nze au s<br />

den Urzeiten der Erde<br />

Durch seinen hohen Mineraliengehalt kräftigt der Ackerschachtelhalm<br />

schwaches Bindegewebe. Ausserdem wird er bei der Behandlung von<br />

Nieren- und Blasenleiden eingesetzt.<br />

22 <strong>NATURZYT</strong>


STÄRKT BINDEGEWEBE<br />

UND KNOCHEN<br />

Durch seinen hohen Kieselsäuregehalt<br />

stärkt und festigt der Ackerschachtelhalm<br />

das Binde- und Stützgewebe, welches im<br />

ganzen Körper vorkommt. Kieselsäure<br />

ist wichtig für den Aufbau von Haut,<br />

Knochen, Nägeln und Zähnen. Eine Kur<br />

mit Ackerschachtelhalm wird angewendet<br />

bei Bindegewebsschwäche, schlaffer Haut,<br />

brüchigen Haaren und Nägeln, schlechten<br />

Zähnen und Zahnfleisch. Neben Kieselsäure<br />

enthält die Pflanze noch viele<br />

andere wichtige Mineralien wie Kalzium,<br />

Magnesium, Kalium und Eisen.<br />

HILFT BEI ERKRANKUNGEN DER<br />

HARNWEGE<br />

Wegen seiner harntreibenden Wirkung,<br />

durch das Zusammenspiel von Flavonoiden<br />

und Saponinen eignet sich Ackerschachtelhalm<br />

bestens zur Durchspülungstherapie<br />

bei der Behandlung von ent -<br />

zündlichen Erkrankungen der ableitenden<br />

Harnwege, von Nieren- und Blasenleiden.<br />

Ausserdem ist der Tee wirksam bei rheumatischen<br />

Erkrankungen und chronischem<br />

Husten. Die Heilpflanze ist Bestandteil<br />

vieler Blasen-, Nieren-, Rheuma-,<br />

Blutreinigungs- und Hustentees.<br />

WIRKT WUNDHEILUNGSFÖRDERND<br />

Ackerschachtelhalm wirkt auch blut -<br />

stillend und wundheilungsfördernd. Wa -<br />

schungen und Umschläge dienen zur Behandlung<br />

von schlecht heilenden Wunden.<br />

HEILPFLANZE AUS DEN<br />

URZEITEN DER ERDE<br />

Die Schachtelhalmgewächse, in deren<br />

Familie sich der Ackerschachtelhalm<br />

(Equisetum arvense) einreiht, sind entwicklungsgeschichtlich<br />

viele Millionen<br />

Jahre älter als unsere Blütenpflanzen.<br />

In den Urzeiten der Erde gab es Wälder<br />

mit baumartigen Schachtelhalmen und<br />

Farnen, mit bis zu 30 Meter Höhe. Diese<br />

Pflanzen vermehrten sich durch Sporen,<br />

was sie bis heute beibehalten haben. Der<br />

Ackerschachtelhalm wächst bevorzugt<br />

auf trockenen Böden, und man findet ihn<br />

an Wegrändern, Äckern, Bahndämmen,<br />

Kieswegen. Im zeitigen Frühjahr erscheinen<br />

die unverzweigten und bleichen<br />

sporentragenden Triebe, welche lediglich<br />

der Fortpflanzung dienen und nach der<br />

Sporenreife absterben. Anschliessend<br />

bilden sich die bis zu 50 Zentimeter hohen<br />

grünen Sommertriebe, deren Seitenäste<br />

in regelmässigen Abständen rund um den<br />

Stängel (quirlig) angeordnet sind. Ein<br />

wichtiges Erkennungsmerkmal ist, dass<br />

der unterste Teil der Seitenäste deutlich<br />

länger ist als die Zacken (Zähne) der<br />

Blattscheiden am Stängel.<br />

Wegen seines hohen Kieselsäuregehalts<br />

wurde der Ackerschachtelhalm früher<br />

zum Polieren von kostbarem Zinngeschirr<br />

geschätzt, daher der Name «Zinnkraut».<br />

Die deutsche Bezeichnung erhielt der<br />

Schachtelhalm wegen seiner schachtelartig<br />

ineinander gesteckten Stängelteile.<br />

SAMMELN IN DER NATUR<br />

Zu Heilzwecken werden nur die grünen<br />

Sommertriebe des Ackerschachtelhalms<br />

verwendet. Sammeln Sie diese im Frühsommer,<br />

dann löst sich die Kieselsäure<br />

leicht aus den noch zarten Trieben.<br />

Schwarze oder braungefleckte Stängelteile<br />

dürfen nicht verwendet werden.<br />

Man schneidet die oberen zwei Drittel<br />

der grünen Triebe ab, hängt sie gebündelt<br />

an einem luftigen Ort auf und lässt<br />

sie solange trocknen, bis die Seitenzweige<br />

leicht abbrechen. Nach der Trocknung<br />

müssen die Pflanzenteile grün aussehen,<br />

braun- oder schwarzgefärbte Teile werden<br />

aussortiert. In dunklen Glasgefässen<br />

verschlossen aufbewahren. Hinweis:<br />

In Mitteleuropa gibt es 10 verschiedene<br />

Schachtelhalmarten. Sie sollten den<br />

Ackerschachtelhalm gut kennen, da es<br />

andere Schachtelhalmarten gibt, die<br />

ähnlich aussehen, aber als giftig gelten.<br />

Diese beherbergen oft einen schmarotzenden<br />

Pilz, der einen giftigen Stoff<br />

namens Equisetin enthält, erkennbar<br />

an braunen oder schwarzen Flecken.<br />

Viele der anderen Schachtelhalmarten<br />

enthalten auch ein Enzym, welches<br />

gesundheitsschädlich ist, da es Vitamin<br />

B1 (Thiamin) im Körper abbaut.<br />

Sie können sich die getrocknete Pflanze<br />

auch in gut sortierten Drogerien oder<br />

Apotheken besorgen.<br />

WAS SAGEN DIE ALTEN<br />

KRÄUTERKUNDIGEN?<br />

Dioskurides, ein bekannter Arzt der<br />

Antike, beschrieb vor 2000 Jahren blutstillende<br />

und wundheilende Eigenschaften<br />

des Ackerschachtelhalms. Für Pfarrer<br />

Kneipp war der Ackerschachtelhalm<br />

«einzig, unersetzbar und unschätzbar»<br />

bei Harnwegsbeschwerden. Und Pfarrer<br />

Künzle empfahl ihn bei Blutbrechen,<br />

Nieren- und Leberleiden, Gicht und<br />

Wassersucht. Zudem berichtete er, dass<br />

Auflagen von frischem, zerquetschtem<br />

Ackerschachtelhalm das Blut stillen und<br />

Quetschungen, Schnitt- und Stichwunden<br />

zu rascher Heilung bringen.<br />

ACKERSCHACHTELHALM IN DER<br />

TRADITIONELLEN CHINESISCHEN<br />

MEDIZIN<br />

Die thermische Wirkung ist kühl, die<br />

zugeordneten Organe sind Niere, Blase,<br />

Lunge und Dickdarm. Ackerschachtelhalm<br />

wird u.a. als Blutreinigungsmittel,<br />

bei Nieren- und Blasenleiden und bei<br />

zu starker Menstruation angewendet.<br />

NATURARZNEI FÜR DEN GARTEN<br />

Manche Gärtner sehen im Ackerschachtelhalm<br />

ein lästiges und fast unausrottbares<br />

Unkraut. In der Tat bildet er ein tiefes<br />

und weitverzweigtes Wurzelnetz und ist<br />

nur schwer aus dem Garten wieder zu<br />

entfernen. Andere Gärtner schätzen die<br />

Schachtelhalmbrühe, welche man aus<br />

der Pflanze herstellt, als wertvolles<br />

Pflanzenschutzmittel, insbesondere bei<br />

Kräuterkurse und Kräuterrundgänge<br />

mit Ernestine<br />

Ernestine Astecker ist kant. appr. Naturheilpraktikerin<br />

und arbeitet in eigener Gesundheitspraxis<br />

in Fruthwilen, im Thurgau. In<br />

Kräuterkursen und auf Kräuterspaziergängen<br />

gibt sie gerne ihre Begeisterung, ihr Wissen<br />

und ihre Erfahrung über Kräuter weiter.<br />

Der nächste Kräuterkurs mit dem<br />

Thema «Pflanzenkraft beim Räuchern –<br />

Rauhnächte» findet am 12. <strong>Dezember</strong><br />

<strong>2021</strong> statt. Nähere Informationen zum<br />

Kursangebot unter www.eastecker.ch<br />

oder Telefon 043 322 86 70<br />

NATUR ERFAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 23


Ackerschachtelhalm<br />

in der Kräuterapotheke<br />

Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal<br />

zu anderen<br />

Schachtelhalmarten ist,<br />

dass die Länge des unteren<br />

Abschnittes der Seitentriebe<br />

länger ist als die<br />

Zähne an der Blattscheide<br />

am Hauptstängel. Zusätzlich<br />

gibt es noch andere Merkmale<br />

die bei der Unterscheidung<br />

heranzuziehen sind.<br />

Pilzkrankheiten. Und eine alte Weisheit<br />

lautet: «Für alles ist ein Kraut gewachsen.»<br />

Und das gilt auch für den Garten.<br />

VOM WESEN DES<br />

ACKERSCHACHTELHALMS<br />

Die Gestalt des Ackerschachtelhalms<br />

besteht aus einem hohlen Hauptstängel,<br />

aus dem in wunderbar regelmässigen<br />

Abständen Seitenäste wachsen. Die Blätter<br />

sind reduziert auf Blattscheiden am<br />

Hauptspross. Die gesamte Pflanzengestalt<br />

ist klar strukturiert, und die Erscheinung<br />

auf das Wesentliche und Nötige begrenzt.<br />

Die einzelnen Teile des Hauptstängels<br />

lassen sich Stück für Stück auseinanderziehen.<br />

Hier kann man eine Analogie<br />

zur menschlichen Wirbelsäule sehen. Der<br />

Ackerschachtelhalm wirkt auf den ersten<br />

Blick spröde und trocken, bei Berührung<br />

ist spürbar, dass er auch elastisch und<br />

beweglich ist.<br />

ACKERSCHACHTELHALM IN DER<br />

WILDKRÄUTERKÜCHE<br />

Aus den im Frühjahr erscheinenden<br />

zarten, bleichen Trieben mit den sporentragenden<br />

Ähren lässt sich ein köstliches<br />

Wildpflanzengericht zubereiten, ähnlich<br />

wie Spargel. Die Frühjahrstriebe schmecken<br />

mild und haben ein Pilzaroma. Die<br />

bleichen Frühjahrstriebe haben nur eine<br />

kurze Erntezeit, da sie nach der Sporenreife<br />

absterben. Die anschliessend erscheinenden<br />

grünen Sommertriebe haben<br />

einen leicht bitteren Geschmack, und beim<br />

Um die Kieselsäure aus<br />

dem Ackerschachtelhalm<br />

herauszulösen, muss<br />

der Tee gekocht werden.<br />

Kauen knirschen sie zwischen den Zähnen,<br />

was ein Hinweis auf die enthaltene Kieselsäure<br />

ist. Sie können die grünen Sommertriebe<br />

als herbe Zutat zu Kochgemüse<br />

geben. Schwarz- oder braun gefärbte<br />

Pflanzenteile werden nicht verwendet.<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn es<br />

mir gelungen ist, Sie mit diesem Kräuterartikel<br />

zu motivieren und zu ermutigen,<br />

selber das eine oder andere Rezept auszuprobieren<br />

und Erfahrungen mit den<br />

Schätzen der Natur zu gewinnen, freut<br />

mich das sehr. Ich wünsche Ihnen viel<br />

Freude und gutes Gelingen.<br />

Ihre Ernestine<br />

Text Ernestine Astecker<br />

Fotos Ernestine Astecker, Adobe Stock<br />

Quellen und weiterführende Literatur<br />

Gutman, J., Spiegelberger, R., Fleischhauer,<br />

St. G., Enzyklopädie Essbare<br />

Wildpflanzen. Fischer-Rizzi, S., Medizin<br />

der Erde. Kinkele, Th., Alles über<br />

Räucherpflanzen. Künzle, J., <strong>Das</strong> grosse<br />

Kräuterbuch. Ritter, C., Heilpflanzen –<br />

Signatur & Botschaft. Ruoff, M.,<br />

Schachtelhalm. Storl, W.D. Heilkräuter<br />

und Zauberpflanzen zwischen Haustür<br />

und Gartentor. Von Blarer, U., von Blarer,<br />

P., Praxisbuch – Westliche Heilkräuter<br />

und Chinesische Medizin.<br />

ACKERSCHACHTELHALM-TEE<br />

1 bis 2 TL Zinnkraut mit einer Tasse<br />

Wasser kalt ansetzen, 20 Minuten<br />

kochen, anschliessend abseihen.<br />

2 bis 3 Tassen täglich, zwischen den<br />

Mahlzeiten, schluckweise trinken. Um<br />

die Kiesel säure herauszulösen, ist es<br />

wichtig, den Tee zu kochen. Der Tee<br />

wird eingesetzt zur Durchspülung bei<br />

Nieren- und Blasenbeschwerden sowie<br />

bei Bindegewebsschwäche. Wichtig ist,<br />

zusätzlich zum Tee reichlich Wasser<br />

zu trinken. Der Tee ist auch geeignet<br />

zur unterstützenden Behandlung in<br />

Form von Auflagen oder Wickeln bei<br />

Sehnenscheiden- und Knochenhautentzündungen<br />

oder schlecht heilenden<br />

Wunden. Dazu Tücher in den Tee<br />

tauchen und auf die betroffenen Stellen<br />

auflegen.<br />

IMMUNSTÄRKENDE HAUSTEE-<br />

MISCHUNG FÜR DEN WINTER<br />

Der Ackerschachtelhalm kann mit<br />

Heilpflanzen wie Thymian, Spitzwegerich,<br />

Holunder- und Lindenblüten<br />

gemischt werden. Durch den hohen<br />

Kieselsäuregehalt stärkt der Ackerschachtelhalm<br />

das Lungengewebe.<br />

ACKERSCHACHTELHALM-BÄDER<br />

100 g Zinnkraut in 2 l Wasser 6 Stunden<br />

lang einweichen, anschliessend<br />

5 Minuten lang kochen und abseihen.<br />

Diese Abkochung ins Badewasser<br />

giessen. Als Vollbad bei Rückenschmerzen<br />

oder Sitzbad bei Nierenund<br />

Blasenleiden zusätzlich zur<br />

inneren Therapie. Nach dem Bad<br />

warm anziehen und nachruhen.<br />

Hinweis: Bei Wasseransammlungen<br />

(Ödemen) aufgrund eingeschränkter<br />

Herz- oder Nierentätigkeit sollte der<br />

Ackerschachtelhalm nicht innerlich<br />

angewendet werden.<br />

Die Anwendung der angeführten Rezepturen<br />

erfolgt auf eigene Verantwortung und ersetzt<br />

keinen Arztbesuch. Eine Haftung der Ver fas serin<br />

bzw. der Redaktion ist ausgeschlossen.<br />

24 <strong>NATURZYT</strong>


Herstellung Räuchermischung<br />

«Schwungvoller<br />

Neubeginn»<br />

NATUR ERFAHREN<br />

Zubehör: Räucherschale, Räucherkohle,<br />

Räuchersand, Räucherkohlenzange<br />

Zutaten: Wacholderzweige, Wacholderbeeren,<br />

Rosmarin, Kalmuswurzel,<br />

Salbei und Fichtenharz. Kräuter und<br />

Harz können Sie entweder selber<br />

sammeln oder Sie erwerben diese in<br />

gut sortierten Drogerien.<br />

Herstellung der Räuchermischung:<br />

alle Zutaten zerkleinern und zu gleichen<br />

Teilen mischen<br />

Stärkende, belebende und aufbauende Räucherpflanzen begleiten durch<br />

hektische, anstrengende und kräftezehrende Lebensphasen. Diese Kräuter<br />

erfrischen den Geist, regen den Energiefluss an und wecken die innere<br />

Kraft, mutig und schwungvoll Neues zu beginnen. Diese Räucherung eignet<br />

sich besonders gut als aktivierende Morgenräucherung, um voller Energie<br />

den Tag zu beginnen.


26 <strong>NATURZYT</strong>


Tierisch gute Interviews<br />

Interview mit<br />

Frederik Fux<br />

Wir sind nicht die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten,<br />

doch wir sehen die Dinge immer nur aus unserer Sicht.<br />

Wie aber wäre es, wenn wir hören könnten, was unsere 4-, 8-<br />

oder 111-beinigen Mitbewohner dieser Erde uns zu sagen haben?<br />

Was würden sie wohl über uns Menschen denken, und wie<br />

würden sie ihr Zusammenleben mit uns empfinden?<br />

NATUR BEWAHREN<br />

Eine spannende Idee – sähen wir das ganze<br />

einmal aus ihrer Sicht und erführen, was<br />

sie uns alles zu sagen hätten. Naturzyt<br />

hat sich deshalb entschlossen, neue Wege<br />

aus zuprobieren und sich darüber Gedanken zu<br />

machen, was wäre, wenn sie wie wir sprächen und<br />

wir sie einfach fragen könnten.<br />

In der Bibel wurden sie als Symbol für Wildnis,<br />

als Schädling, aber auch als Symbol für List und<br />

Bosheit genannt. Im «Roman de Renart» bekommt<br />

er eine Doppelrolle als Schurke und Held. «Reineckes»<br />

rasch verbreitete Geschichten zeichnen ihn<br />

als falsch, rachsüchtig, widerspenstig, schlau und<br />

einzelgängerisch aus. Einige deutschsprachige<br />

Regionen jedoch geben ihm eine positive Rolle, in<br />

der er anstelle des Osterhasen die Eier bringt. In<br />

Japans Mythologie wird er Kitsune genannt, und<br />

mit 9 Schwänzen dargestellt ist er ein heiliges Tier<br />

der Gottheit Inari. In China gilt er nicht nur als<br />

Symbol für Schlauheit und List, sondern auch für<br />

erotische Verführung und Dämonie. Zoomania<br />

gab ihm sogar eine Hauptrolle – unserem hübschen,<br />

schlauen und anpassungsfähigen Fuchs.<br />

Da unser Redaktionskater ein mäkeliger Esser<br />

ist und oftmals viele Resten übrig lässt, haben wir<br />

uns angewöhnt, abends nach Redaktionsschluss<br />

noch die Futterreste für den bei uns lebenden Igel<br />

und die Raben rauszustellen. <strong>Das</strong> sind unsere<br />

dankbaren Abnehmer und keineswegs so verwöhnt<br />

wie unser Kater. Es wäre auch blöd, das teure<br />

Futter wegzuwerfen, wenn andere sich darüber<br />

freuen. Also tun wir denen gerne etwas Gutes.<br />

Womit wir jedoch nicht gerechnet haben, ist der<br />

rotbraune Geselle, der sich nun auch ab und an<br />

blicken lässt und nachschaut, ob wohl ein Napf<br />

voller Leckereien hinter der grossen Föhre steht.<br />

Naja, wenn’s dem hübschen Fuchs schmeckt und<br />

er Igel und Katzen in Ruhe lässt – soll es uns recht<br />

sein. Aber ein kleines Interview können wir da<br />

wohl schon verlangen. Also lege ich mich mal des<br />

Abends auf die Lauer und passe ihn ab, um mich<br />

etwas mit ihm zu unterhalten.<br />

HA, HABE ICH DICH ERWISCHT. SCHMECKT<br />

DIR DAS KATZENFUTTER?<br />

Oi, hast du mich jetzt erschreckt. Mach sowas nie<br />

wieder. Da kommt einem ja gleich das Futter wieder<br />

hoch. Wer bist du überhaupt und weshalb liegst du<br />

hier auf der Lauer?<br />

ENTSCHULDIGE, ICH WOLLTE DICH NICHT<br />

ERSCHRECKEN. ICH DACHTE, DU HÄTTEST MICH<br />

SICHER SCHON GEROCHEN. ICH BIN GINI AUS<br />

DER <strong>NATURZYT</strong> REDAKTION UND WOLLTE DICH<br />

KENNENLERNEN.<br />

Mensch, das hättest du aber auch etwas ruhiger angehen<br />

können? Aber OK. <strong>Das</strong> Futter schmeckt echt<br />

lecker, also werde ich dir das mal verzeihen, Gini.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 27


DA BIN ICH ABER FROH. WÜRDEST DU MIR<br />

EIN KLEINES INTERVIEW GEBEN? WEISST DU,<br />

ICH SCHREIBE ARTIKEL FÜR DAS <strong>NATURZYT</strong>-<br />

MAGAZIN, UND ICH MÖCHTE AUF DIESE WEISE<br />

DEN MENSCHEN VERSCHIEDENE TIERE NÄHER-<br />

BRINGEN UND ZEIGEN, WIE WICHTIG SIE ALLE<br />

SIND IM KREISLAUF DER NATUR. HAST DU<br />

AUCH EINEN NAMEN AUSSER ROTFUCHS?<br />

Selbstverständlich habe ich einen Namen. Ich heisse<br />

Frederik, Frederik Fux, um genau zu sein. Ich habe<br />

da so einen Kollegen, der hat einen Kumpel und<br />

dessen Bruder hat gehört, dass es da so jemanden<br />

gibt, der Geschichten aufschreibt. Behauptet, sie<br />

könne mit Tieren sprechen und mache Interviews,<br />

um dem Menschen die Tierwelt näherzubringen.<br />

Bist du das etwa?<br />

Im Gespräch mit <strong>NATURZYT</strong><br />

Frederik Fux, schlauer Stadtfuchs. Dominanter Rüde mit<br />

Familien clan. Klettert hervorragend und mag Regenwürmer<br />

als Proteinnahrung.<br />

ICH WEISS NICHT, WER DAS ERZÄHLT HAT,<br />

ABER MÖGLICH WÄRE ES, DASS ICH DAS WAR.<br />

Dann bist du ja ne Berühmtheit. Na, in dem Fall<br />

darfst du mich mit Fragen löchern.<br />

UM GOTTES WILLEN, ES SCHMEICHELT MIR<br />

ZWAR, ABER ICH BIN BESTIMMT KEINE BE-<br />

RÜHMTHEIT, SONDERN NUR JEMAND, DER DIE<br />

NATUR UND DEREN BEWOHNER LIEBT. EGAL,<br />

WIE SIE AUSSEHEN ODER WIE VIELE AUGEN<br />

UND BEINE SIE HABEN. DANN ERZÄHL MIR<br />

DOCH BITTE ETWAS ÜBER EUCH ROTFÜCHSE,<br />

FREDERIK.<br />

Also, ich bin ein Rotfuchs, übrigens ein stattliches<br />

7 Kilogramm schweres Exemplar mit einer Grösse von<br />

70 Zentimeter Rumpflänge und einer Schwanzlänge<br />

von 45 Zentimeter. Der normale Durchschnitt ist eher<br />

etwas kleiner und leichter. Nicht viel, aber so 1–2 Kilogramm<br />

und 5–10 Zentimeter weniger. Unsere Fähen<br />

sind nur minim kleiner als wir Rüden. Wir gehören zu<br />

den Hundeartigen.<br />

ICH DURFTE IN ENGLAND EIN GESPRÄCH MIT<br />

DARIUS, EINEM DACHS, FÜHREN. DER HAT MIR<br />

ERZÄHLT, DASS ER SEINEN BAU MIT EINEM<br />

FUCHS TEILT. HAST DU VIELLEICHT AUCH EINE<br />

WG MIT EINEM DACHS?<br />

Nö, ich gehöre eher zu den Familientypen. Bei uns<br />

Füchsen ist das verschieden. Wir sind sehr anpassungsfähig,<br />

und je nachdem, wo wir leben, können<br />

wir als Einzelgänger, Mitbewohner oder sogar in<br />

Familienclans leben. Sogenannte Stadtfüchse wie<br />

ich leben eher in einer Familiengruppe. Ich lebe<br />

als dominanter Rüde zusammen mit meiner Fähe<br />

und unseren Kindern in einem Bau ganz in der<br />

Nähe dort hinter dem Feld. Wir haben aber dafür<br />

einen Untermieter. Einen Iltis.<br />

DER HAT JA VIELLEICHT MUT. GEHÖRT DER<br />

NICHT ZU DEINEN BEUTETIEREN?<br />

Nö, in der Umgebung unseres Baus herrscht ein<br />

sogenannter Burgfrieden. <strong>Das</strong> heisst, potenzielle<br />

Beutetiere lassen wir dort in Ruhe. Ausserdem<br />

gehören Iltisse im Gegensatz zu Baum- und Steinmardern<br />

nicht in unser Beuteschema. Ich kenne<br />

sogar einen Fuchs, der seinen Bau mit einer Brandgans<br />

teilt. Verrückter Kerl. Wir haben viele verschiedene<br />

Beutetiere. Dazu gehören schon auch<br />

mal Jungtiere vom Feldhasen oder Rehkitze, und<br />

während der Jungenaufzucht habe ich mal im<br />

Hühnerstall vom Bauern dort unten gewildert. Ich<br />

bin übrigens ein super Kletterer. Hauptsächlich<br />

aber ernähren wir uns von Feldmäusen oder Regenwürmern.<br />

Mach nicht so ein angewidertes Gesicht.<br />

Regenwürmer sind sehr fett- und proteinhaltig und<br />

deshalb eine sehr energiereiche Nahrung für uns.<br />

Knirscht ’n bisschen beim Zerkauen, aber egal.<br />

NAJA, SOLANGE ICH ES NICHT ESSEN MUSS.<br />

JAGT IHR DENN AUCH IM RUDEL WIE WÖLFE?<br />

Wölfe, pfui, die mögen wir gar nicht. Nein, wir sind<br />

keine Rudeljäger, sondern gehen immer allein auf Streifzug.<br />

Kann mal sein, dass wir einen anderen Fuchs treffen<br />

und kurz ein paar Kläffer wechseln, aber danach geht<br />

jeder wieder seiner Wege. Wenn da dann so ein leckeres<br />

Schüsselchen steht, verschmähe ich das nicht. Ich bringe<br />

aber auch was mit nach Hause für die Kleinen.<br />

ERSTAUNLICH. DU SIEHST NOCH SO JUNG<br />

AUS UND HAST SCHON FAMILIE. WIE ALT BIST<br />

28 <strong>NATURZYT</strong>


DU DENN, UND WIE HAST DU DEINE FÄHE<br />

KENNENGELERNT?<br />

Oh, ich bin schon 21/2 Jahre alt und schon zweimal<br />

Vater geworden. Da wir Füchse in der Wildnis meist<br />

nicht mehr als etwa 41/2 Jahre alt werden, müssen<br />

wir uns ranhalten. Wir werden mit etwa 10 Monaten<br />

geschlechtsreif und wir paaren uns nur einmal im<br />

Jahr. Elsie, so heisst meine Lady, ist nur für 2–3 Tage<br />

im Januar/Februar befruchtungsfähig. In dieser<br />

Zeit folge ich ihr als dominanter Rüde beharrlich,<br />

damit ich ihr Abwehrverhalten genau zum richtigen<br />

Zeitpunkt überwinden kann. Da wir hier ein gutes<br />

Revier und keine Sorgen wegen Nahrungsmangel<br />

haben, bleibe ich ihr treu und gehe nicht in benachbarte<br />

Territorien, um mich mit anderen Fähen zu<br />

paaren, obwohl ich von <strong>Dezember</strong> bis März befruchtungsfähig<br />

bin. Dafür hatte ich mit Elsie schon<br />

zum zweiten Mal einen Wurf von sage und schreibe<br />

6 Jungen. Ist zwar ein bisschen stressig bei der Aufzucht.<br />

Zumindest das erste Mal, denn beim zweiten<br />

Mal haben uns unsere Töchter aus dem ersten Wurf<br />

noch etwas bei der Aufzucht geholfen. Die beiden<br />

Jungs sind abgewandert und haben sich ein neues<br />

Zuhause gesucht.<br />

WIESO SIND DENN DIE JUNGS GEGANGEN<br />

UND DIE MÄDELS GEBLIEBEN?<br />

<strong>Das</strong> ist meistens so. Die Söhne von dominanten<br />

Fähen gehen, die Fähen bleiben. Fähen gehen nur,<br />

wenn sie von rangniederen Müttern stammen,<br />

dafür bleiben dann die Rüden eher. Auf dem Land,<br />

wo die Streifgebiete viel grösser sind, das Nahrungsangebot<br />

kleiner ist und die Sterblichkeitsrate grösser,<br />

sind Füchse hauptsächlich Einzelgänger, ausser<br />

während der Paarungszeit und bei der Aufzucht.<br />

WIE LANGE TRÄGT DENN EINE FÄHE, UND<br />

WIE LANGE GEHT ES, BIS DIE KLEINEN<br />

SELBSTÄNDIG SIND?<br />

Also Elsie hat ca. 50 Tage getragen, bevor sie die<br />

6 Kleinen geworfen hat. Durchschnittlich werden<br />

4 bis 6 Junge geboren. Die Kleinen sind dann so<br />

zwischen 80–100 Gramm schwer, haben ein kurzes<br />

dunkles Fell und die Augen sind noch geschlossen.<br />

Die haben sie erst nach etwa zwei Wochen zum<br />

ersten Mal aufgemacht. Elsie ist in dieser Zeit immer<br />

bei ihnen geblieben und ich habe ihr dafür Futter<br />

nach Hause gebracht. Fähen können zwar ihre<br />

Kleinen auch allein aufziehen, aber zu zweit ist das<br />

schon viel angenehmer und die Jungen haben eine<br />

viel grössere Überlebenschance. Mit drei Wochen<br />

dann bekam dann der Pelz am Kopf einen braunen<br />

Schimmer und der Körper eine fahle Farbe, und<br />

mit 4 Wochen kamen dann die Eckzähnchen durch.<br />

<strong>Das</strong> war dann der Zeitpunkt, an dem Elsie die<br />

Kleinen langsam von der Milch abgewöhnt hat und<br />

ich Mäuse für die Zwerge mit nach Hause brachte.<br />

So viel Glück wie wir haben nicht alle Füchse. Viele<br />

in ländlichen Gebieten bringen nicht alle ihre Jungen<br />

durch. Und wenn der Vater viele Fähen hatte oder vom<br />

Jäger erwischt wurde, wird es als alleinerziehende Fähe<br />

auch nicht einfacher, alle zu ernähren.<br />

JA, DAS IST TRAGISCH. DIE FÜCHSE SIND GEO-<br />

GRAFISCH DIE MEISTVERBREITETEN WILD-<br />

LEBENDEN RAUBTIERE. SIE SIND SOGAR IN<br />

AUSTRALIEN HEIMISCH GEWORDEN, NACHDEM<br />

ENGLÄNDER SIE DER TRADITIONELLEN FUCHS-<br />

JAGD WEGEN DORT EINGEFÜHRT HABEN.<br />

JETZT WERDEN SIE IN TASMANIEN AUS ARTEN-<br />

SCHUTZGRÜNDEN WIEDER AUSGEROTTET.<br />

Ja, leider gehört das zum Leben dazu. Wir sind sehr<br />

anpassungsfähig und schlau. Wir jagen auch, zwar<br />

nicht zum Spass wie manche Menschen es tun, aber<br />

zum Überleben. <strong>Das</strong> ist der Kreislauf der Welt. In der<br />

heutigen Welt mit den Städten hat sich unser Leben<br />

auf der einen Seite vereinfacht. Es gibt viel mehr Nahrung,<br />

wenn wir uns in der Stadt anpassen. Aber es<br />

gibt auch viel mehr Gefahren. Wie die Autos, bei<br />

denen wir die Geschwindigkeit nicht einschätzen<br />

können und denen viele von uns zum Opfer fallen.<br />

Auch viele Krankheiten wie die Räude oder die Staupe<br />

suchen uns manchmal heim. Wir können Parasiten<br />

wie den Fuchsbandwurm, Zecken und Flöhe haben.<br />

Da ist es manchmal vielleicht doch besser, ein Jäger<br />

erwischt dich, als von aussen oder innen langsam<br />

aufgefressen zu werden und vielleicht noch andere<br />

damit anzustecken. Deshalb leben wir im Schnitt nicht<br />

mehr als 4–5 Jahre. Nur in Gefangenschaft, wo wir<br />

umsorgt werden, können wir bis zu 14 Jahre alt werden.<br />

Möchtest du noch etwas wissen, Gini?<br />

DANKE DIR, LIEBER FREDERIK. DAS WAR SEHR<br />

INFORMATIV. DU HAST MIR MIT DIESEM INTER-<br />

VIEW EINE GROSSE FREUDE GEMACHT. ICH<br />

MÖCHTE EIGENTLICH NUR EINES NOCH WISSEN.<br />

WESHALB PINKELST DU JETZT GERADE IN DEN<br />

LEEREN FRESSNAPF?<br />

<strong>Das</strong> ist doch sonnenklar. <strong>Das</strong> heisst einfach: Schnauze<br />

weg, das hier ist mein Napf, in meinem Territorium.<br />

War übrigens echt lecker. Gut, dass du es rausstellst<br />

und nicht in die Toilette wirfst. Ich komm dann gerne<br />

mal wieder vorbei.<br />

WIR WERDEN DAS SICHER SO BEIBEHALTEN<br />

UND WÜRDEN UNS FREUEN, WENN WIR DICH<br />

WIEDER MAL SEHEN. BIS DAHIN WÜNSCHE ICH<br />

DIR ALLES GUTE, SEI VORSICHTIG UND GRÜSS<br />

ELSIE UND DEINE FAMILIE VON MIR.<br />

Mach ich gerne. Erschreck mich dann beim nächsten<br />

Mal nicht wieder so.<br />

Text, Foto, Illustration Virginia Knaus<br />

NATUR BEWAHREN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 29


Natur im Garten<br />

So kommt mehr Natur<br />

Naturnahe Gärten sind eine Bereicherung für Menschen, Tiere und<br />

Pflanzen. Gerade im urbanen Umfeld sind sie wichtige Orte für mehr<br />

Lebensqualität. Mit passenden Massnahmen können auch sterile Gärten<br />

in blühende und vor Leben brummende Standorte verwandelt werden.<br />

30 <strong>NATURZYT</strong>


Eine Bereicherung für<br />

Mensch und Natur: naturnahe<br />

Gartengestaltung.<br />

(Foto: Isabelle Blum)<br />

BEI DEN PRODUKTEN ANFANGEN<br />

Die Umgestaltung zu einem naturnahen<br />

Garten fängt bereits im Baumarkt oder<br />

Gartencenter an. Mit entsprechenden<br />

Produkten kann man schon viel für<br />

den Umwelt- und Naturschutz und die<br />

Artenvielfalt tun.<br />

Wenn immer möglich, sollte man<br />

Saatgut und Pflanzen aus biologischer<br />

Zucht sowie samenfeste Sorten kaufen.<br />

So bringt man einerseits keine giftigen<br />

Chemikalien in den Garten, die Tiere,<br />

Pflanzen und die Gesundheit schädigen<br />

können. Andererseits sind die Pflanzen<br />

gesünder, robuster und von grösserer<br />

genetischer Vielfalt. Bioterra, die führende<br />

Organisation für den Bio- und Naturgarten<br />

in der Schweiz, bietet auf ihrer<br />

Internetseite eine Übersicht über Biogärtnereien<br />

in ihrer Nähe an (siehe<br />

www.bioterra.ch unter Gartenprofis).<br />

Wenn Erde oder andere Substrate<br />

benötigt werden, darauf achten, keine<br />

Torfprodukte zu kaufen (auf Inhaltsangaben<br />

achten). Der Torfabbau zerstört<br />

den Lebensraum seltener und vom Aussterben<br />

bedrohter Tiere und Pflanzen,<br />

die im Moor vorkommen. Gleichzeitig<br />

wird mit jedem kaputten Moor der<br />

Kohlenstoff- und Wasserkreislauf gestört.<br />

Eine Renaturierung von abgetorften<br />

Mooren ist zudem mit grossem Aufwand<br />

verbunden und nicht immer möglich.<br />

Sand, Kies, Kompost und Baumaterialien<br />

von lokalen oder regionalen<br />

Anbietern beziehen. Beim Kauf auf<br />

Qualität achten. Es gibt verschiedene<br />

Label, die ökologische Produkte auszeichnen<br />

(eine Übersicht findet man<br />

unter www.labelinfo.ch unter den entsprechenden<br />

Produktgruppen).<br />

NATUR BEWAHREN<br />

GARTEN ÖKOLOGISCH PFLEGEN<br />

Wenn Blattläuse oder Mehltau im Garten<br />

überhand nehmen, sollte man auf<br />

keinen Fall zu «Pflanzenschutzmitteln»<br />

wie beispielsweise Glyphosat greifen.<br />

Diese Stoffe sind nichts anderes als Gift,<br />

welches einen selbst und seine Umgebung<br />

gefährdet, die natürliche Nahrungskette<br />

belastet, Bodenorganismen schädigt<br />

und Tiere und Pflanzen vernichtet.<br />

Bei einem akuten Befall kann man<br />

Pflanzenextrakte wie Pflanzenjauchen,<br />

-tees und -brühen (z.B. aus Brennnesseln,<br />

Rainfarn, Ackerschachtelhalm, Wurmfarn,<br />

Birke, Holunder) nutzen. Sie entin<br />

den Garten<br />

Vielleicht haben Sie kürzlich<br />

einen sterilen Garten über -<br />

nommen und möchten die<br />

ökologische Wüste gerne<br />

aufwerten. Oder Sie haben schon einen<br />

Garten und wollen diesen nach und<br />

nach ökologischer gestalten. Sie wissen<br />

aber nicht, wo Sie ansetzen sollen. Mit<br />

ein wenig Planung und einfachen Massnahmen<br />

können Sie gezielt mehr Natur<br />

in den Garten bringen und Ihre Umgebung<br />

lebendiger machen.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 31


halten Abwehrstoffe wie beispielsweise<br />

Bitterstoffe, Gerbsäuren und stark<br />

riechende ätherische Öle, die vielen<br />

«Pflanzenfressern» und Pilzen den<br />

Appetit verderben. Diese Pflanzenextrakte<br />

sind schnell wirksam, ungiftig<br />

und stärken zudem die behandelten<br />

Pflanzen.<br />

In einem naturnahen Garten stellt<br />

sich mit der Zeit ein natürliches Gleichgewicht<br />

ein, weshalb giftige Chemikalien<br />

aller Art unnötig sind. Auch die richtige<br />

Sortenwahl, passende Saat- und Pflanztermine,<br />

Umweltgestaltung, Bodenpflege,<br />

Mischkulturen und Sauberkeit beim<br />

Gehölzschnitt tragen wesentlich zu diesem<br />

Gleichgewicht sowie widerstandsfähigen<br />

Pflanzen bei.<br />

INFRASTRUKTUREN ANPASSEN<br />

Wenn immer möglich sollte Wasser in<br />

Regentonnen gesammelt werden. Dazu<br />

einfach eine oder zwei Regentonnen<br />

kaufen und unter die Regenrinne mit<br />

Abzug stellen. Wenn man Regenwasser<br />

zum Giessen verwendet, werden Wasserhaushalt<br />

und Portemonnaie entlastet.<br />

Unnötige Lichtverschmutzung sollte<br />

man unbedingt verringern. Die grassierende<br />

Lichtverschmutzung stört das<br />

Gleichgewicht der nächtlichen Ökosysteme,<br />

beeinträchtigt das Verhalten<br />

von Tieren und Pflanzen (und auch<br />

uns Menschen) und verändert die<br />

Nahrungsketten. Einfach Lampen mit<br />

präziser Lichtlenkung oder Abschirmungen<br />

installieren; die beleuchten nur<br />

das, was beleuchtet werden soll. Die<br />

Beleuchtungsstärke anpassen, so werden<br />

überdimensionierte Leuchtstärken vermieden.<br />

Am besten installiert man Zeitschaltuhren,<br />

um die Beleuchtung zwischen<br />

22 Uhr und 6 Uhr abzuschalten.<br />

Bewegungsmelder zurückhaltend einsetzen<br />

und auf eine richtige Einstellung<br />

achten, damit nicht beim kleinsten Lufthauch<br />

die Lampe angeht. Auf Aussenleuchten,<br />

die keinem «Sicherheitszweck»<br />

dienen, verzichten – vor allem im Garten.<br />

«UNKRAUT» GIBT ES NICHT<br />

Unkraut ist ein Unwort. Denn in der<br />

Natur hat jede Pflanze ihren Platz, Zweck<br />

und ihre <strong>Das</strong>einsberechtigung. Dies wird<br />

auch im naturnahen Garten berücksichtigt.<br />

Denn eine Vielfalt von Pflanzen<br />

bringt eine Vielfalt von Tieren mit sich.<br />

Beide sind aufeinander angewiesen.<br />

Und die sogenannten «Unkräuter» sind<br />

oftmals sehr potente Heilpflanzen.<br />

Wenn doch einmal Pflanzen im Weg<br />

sind, kann man diese entweder jäten<br />

oder ihnen einfach nur die Blütenköpfe<br />

abzupfen, damit sie sich nicht durch<br />

Samen verbreiten können. In gewissen<br />

Fällen ist es evtl. angebracht, «unerwünschte»<br />

Pflanzen, welche sich spontan<br />

angesiedelt haben, zu verpflanzen.<br />

GARTENTEICH AUFWERTEN<br />

Falls bereits ein noch eintöniger Gartenteich<br />

vorhanden ist, kann dieser mit<br />

einfachen Mitteln schnell aufgewertet<br />

werden. Passende Pflanzen und Kleinstrukturen<br />

erfreuen die Sinne und schaffen<br />

Lebensraum für Vögel, Frösche, Molche,<br />

Wasserkäfer, Libellen, Wasserschnecken<br />

und andere Tiere.<br />

Für die Bepflanzung des Randes<br />

eignen sich beispielsweise Blutweiderich<br />

(Lythrum salicaria), Sumpfschafgarbe<br />

(Achillea ptarmica), Sumpf-Baldrian<br />

(Valeriana dioica), Zwerg-Rohrkolben<br />

(Typha minima), Sumpf-Ziest (Stachys<br />

palustris), Blutauge (Potentilla palustris),<br />

Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre),<br />

Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris),<br />

Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia<br />

vulgaris) und Sumpf-Storchschnabel<br />

(Geranium palustre).<br />

Ein vielseitig bepflanzter Gartenteich<br />

mit Kleinstrukturen schafft Lebensraum<br />

für Tiere und sieht überdies<br />

noch schön aus.<br />

(Foto: Isabelle Blum)


In der Sumpf- und Flachwasserzone<br />

(0–40 cm) wachsen unter anderem Gemeiner<br />

Froschlöffel (Alisma plantagoaquatica),<br />

Schwanenblume (Butomus<br />

umbellatus), Steife Segge (Carex elata),<br />

Echtes Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia),<br />

Bachbungen-Ehrenpreis (Veronica<br />

beccabunga) und Gelbe oder Wasser-<br />

Schwertlilie (Iris pseudacorus).<br />

Für das Tiefwasser eignen sich Seerosen<br />

oder Froschbiss (Hydrocharis<br />

morsus-ranae) am besten.<br />

Der Teichrand und die unmittelbare<br />

Umgebung können durch schöne Baumwurzeln,<br />

Steinhaufen und andere Kleinstrukturen<br />

aufgewertet werden. Diese<br />

dienen Tieren und Pflanzen als Lebensraum<br />

und fördern somit wiederum die<br />

Vielfalt im Garten.<br />

NATUR BEWAHREN<br />

SCHOTTERGARTEN BELEBEN<br />

In einem Schottergarten muss zuerst die<br />

allfällige Abtrennung (Vlies, Folie) entfernt<br />

werden. Denn sie verhindert, dass<br />

Wasser versickern kann, Sauerstoff in den<br />

Boden gelangt sowie Bodenorganismen<br />

an die Bodenoberfläche wandern und das<br />

anfallende Laub verwerten und zu Humus<br />

aufbauen können. Folie und Vlies bestehen<br />

zudem in der Regel aus Kunststoff, der<br />

mit der Zeit in immer kleinere Kunststoffpartikel,<br />

also Mikroplastik, zerfällt.<br />

<strong>Das</strong> schädigt wiederum Mikroorganismen<br />

und das Bodenleben im Allgemeinen.<br />

Und Mikroplastik kann momentan nicht<br />

aus dem Boden entfernt werden. Folie und<br />

Vlies müssen also ausgebaut und am<br />

besten fachgerecht entsorgt werden (in<br />

der Entsorgungsstelle nachfragen).<br />

Danach sollte man den fehlenden<br />

Feinkornanteil mit Sand erhöhen. Dazu<br />

schüttet man ca. fünf Zentimeter Sand<br />

über die Schotterfläche. Darauf kommen<br />

wiederum ebenfalls ca. fünf Zentimeter<br />

Kompost. <strong>Das</strong> Substrat wird nun mit<br />

einem passenden Gerät tief bearbeitet,<br />

so dass sich Grobschotter, Sand und<br />

Kompost vermischen. Falls nach der<br />

Bearbeitung kein Kompost mehr sichtbar<br />

sein sollte, je nach Bepflanzung noch<br />

einmal nachschütten (z.B. für Wildgehölze<br />

und Wildrosen).<br />

Sind die ersten zehn Zentimeter<br />

gut durchmischt, wird die Fläche fein<br />

krümelig und möglichst gleichmässig<br />

geharkt. Danach kann eine blüten reiche<br />

magere Wildblumenmischung eingesät<br />

oder können Wildstauden und Wildsträucher<br />

gepflanzt werden, die sich für<br />

Trocken standorte eignen. Eine Handvoll<br />

Kompost unter den Topfballen erleichtert<br />

das Einwurzeln. Eine schöne<br />

Baumwurzel, Sitzsteine aus Naturstein<br />

oder Vogel- und Insektennisthilfen<br />

sorgen zusätzlich optisch für Struktur<br />

und Lebensräume im Beet.<br />

Geeignete Kleingehölze sind beispielsweise<br />

Färberginster (Genista tinctoria),<br />

Felsenbirne (Amelanchier ovalis), Gewöhnliche<br />

Berberitze (Berberis vulgaris) und<br />

Blaue Kronwicke (Coronilla valentina<br />

subsp. glauca). Auch Wildrosen wie<br />

Essigrose (Rosa gallica), Weinrose (Rosa<br />

rubiginosa), Kriechrose (Rosa arvensis)<br />

und Bibernellrose (Rosa pimpinellifolia)<br />

kommen mit trockenen Verhältnissen<br />

zurecht. Passende Wildstauden sind<br />

unter anderem Aufrechter Ziest (Stachys<br />

Der Aufrechte Ziest (Stachys<br />

recta) ist eine wunderschöne,<br />

aufrecht wachsende Staude<br />

mit hohem Zierwert und<br />

ökologischem Wert, die einen<br />

Schottergarten wunderbar<br />

beleben kann.<br />

(Foto: Isabelle Blum)<br />

recta), Futter-Esparsette (Onobrychis<br />

viciifolia), Dornige Hauhechel (Ononis<br />

spinosa), Edel-Gamander (Teucrium<br />

chamaedrys), Berg-Aster (Aster amellus)<br />

und Blutroter Storchschnabel (Geranium<br />

Naturnaher Garten und Natur<br />

im Siedlungsraum<br />

Die Autorin Isabelle Blum ist eine<br />

kreative Umweltberaterin,<br />

Kontakt: mail@isabelleblum.ch,<br />

www.isabelleblum.ch<br />

Der Autor Sebastian Wagener ist Naturmensch,<br />

Horticulturist, Staudenvermehrer,<br />

Kontakt: sebastian@<br />

gartenmaldrei.ch, www.gartenmaldrei.ch,<br />

www.igwildebiene.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 33


In kleinsten Ritzen und Fugen<br />

wachsen wunderschöne zarte<br />

Pflänzchen, die eine sterile Fläche<br />

zum Blühen und Leben bringen,<br />

wie hier der Kriechende Günsel.<br />

(Foto: Sebastian Wagener)<br />

sanguineum), Echtes Labkraut (Galium<br />

verum), Gemeine Ochsenzunge (Anchusa<br />

o ffi c i n a l , Sand-Thymian i s ) ( Th y m u s<br />

serpyllum), Färberkamille (Anthemis<br />

tinctoria) und Blauer Lein (Linum<br />

perenne).<br />

Die Fläche sollte während der ersten<br />

drei Monate zweimal in der Woche gegossen<br />

werden, danach sind die Pflanzen<br />

gut eingewurzelt und brauchen nur noch<br />

bei extremer Dürre zusätzlich Wasser.<br />

Aus einem leblosen Schotterbeet lässt<br />

sich so ein Trockenstandort herstellen,<br />

wie er etwa natürlicherweise auf Magerwiesen,<br />

Schutt- oder Felsflächen vorkommt.<br />

Der Aufwand lohnt sich, denn<br />

eine solche Fläche bietet Insekten und<br />

anderen Tieren Nahrung und Lebensraum.<br />

Zudem braucht sie wenig Pflege.<br />

FUGEN UND RILLEN BEPFLANZEN<br />

Eine sehr einfache Möglichkeit, Bereiche<br />

wie Garagenauffahrten, Vorplätze oder<br />

Plattenwege ökologisch aufzuwerten,<br />

ist, Fugen und Rillen mit geeigneten<br />

Wildpflanzen zu bestücken. Geeignete<br />

Exemplare sind beispielsweise Sedum-<br />

Arten aus der Familie der Dickblattgewächse<br />

(Crassulaceae) wie Weisse<br />

Fetthenne (Sedum album), Felsen-<br />

Fetthenne (Sedum rupestre), Milder<br />

Mauerpfeffer (Sedum sexangulare) und<br />

Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre).<br />

In Randbereichen können Hängepolster-<br />

Glockenblume (Campanula<br />

poscharskyana), Niederliegender Ehrenpreis<br />

(Veronica prostrata) und für<br />

schattigere Lagen Kriechender Günsel<br />

(Ajuga reptans) eingesetzt werden. Vor<br />

allem bei grösseren Flächen ist eine<br />

Bepflanzung durch Bodendecker sowohl<br />

zielführend als auch optisch sehr ansprechend.<br />

Robuste Pflanzen wie die<br />

genannten Fetthennen können zudem<br />

Wildpflanzen, die in einer Zwischenraumbefüllung<br />

aus Kies oder Sand relativ bald<br />

Einzug halten, in Schach halten.<br />

RASEN ZUM BLÜHEN BRINGEN<br />

Um eine artenarme Rasenfläche, die<br />

mit Löwenzahn, Hahnenfuss, Kriechendem<br />

Fingerkraut, Spitz-Wegerich<br />

und hauptsächlich Gräsern bestückt<br />

ist, aufzuwerten, bedarf es gezielter<br />

Eingriffe. Ist der Standort eher sonnig<br />

und tendenziell trocken, können sogenannte<br />

Initialinseln geschaffen werden.<br />

Man schafft ovale Pflanzflächen, indem<br />

man die Grasnarbe abträgt, passende<br />

Wildstauden pflanzt und zusätzlich<br />

einsät. Diese Inseln sollten, wie der<br />

Name schon sagt, initialisierend auf<br />

die gesamte Fläche wirken. <strong>Das</strong> bedeutet,<br />

dass von den geschaffenen Pflanzflächen<br />

die Arten in den gesamten<br />

Rasen wandern und somit die Artenvielfalt<br />

fördern. Geeignete Arten für<br />

einen solchen Start wären Wiesen-<br />

Flockenblume (Centaurea jacea),<br />

Hornklee (Lotus corniculatus), Gewöhnlicher<br />

Dost (Origanum vulgare),<br />

Wiesen-Witwenblume (Knautia<br />

arvensis) und Wilde Möhre (Daucus<br />

carota). Auf dem schattigen und eher<br />

feuchten Krautrasen sollte man das<br />

Mähen reduzieren und sich an Kriechendem<br />

Günsel (Ajuga reptans),<br />

Gundermann (Glechoma hederacea),<br />

Kleiner Braunelle (Prunella vulgaris),<br />

Gänseblümchen (Bellis perennis), Pfennigkraut<br />

(Lysimachia nummularia) und<br />

diversen Ehrenpreis-Arten (Veronica)<br />

erfreuen.<br />

STERILE HECKE SÄUMEN<br />

Wenn man nicht die Möglichkeit hat,<br />

Lorbeer-Kirsche, Lebensbaum und<br />

34 <strong>NATURZYT</strong>


Einen sterilen Rasen kann<br />

man mit gezielten Eingriffen<br />

zum Blühen bringen und<br />

so die Artenvielfalt fördern.<br />

(Foto: Nguyen Hung, Pexels)<br />

NATUR BEWAHREN<br />

Photinie, welche aufgrund ihrer ein -<br />

seitigen Verwendung in Kritik geraten<br />

sind, durch ökologisch wertvollere<br />

Wildgehölze zu ersetzen, dann gilt es,<br />

den Bereich am Grund mit krautigen<br />

Pflanzen aufzuwerten. Hierzu eignen<br />

sich für den sonnigen und trockenen<br />

Standort Salbei-Gamander (Teucrium<br />

scorodonia), Acker-Glockenblume<br />

(Campanula rapunculoides), Blutroter<br />

Storchschnabel (Geranium sanguineum)<br />

und z.B. Hirschheil (Seseli libanotis).<br />

Am tendenziell schattigen und frischfeuchten<br />

Gehölzrand kommen Nesselblättrige<br />

Glockenblume (Campanula<br />

trachelium), Knotige Braunwurz<br />

(Scrophularia nodosa), Klebriger<br />

Salbei (Salvia glutinosa) und Wald-Ziest<br />

(Stachys sylvatica) zum Einsatz. An<br />

einem solchen Standort ist es empfehlenswert,<br />

mit Totholz Kleinstlebensräume<br />

zu schaffen. Am trockenen<br />

Gehölzrand können Steinhaufen<br />

platziert werden.<br />

Mit all den genannten einfachen<br />

Massnahmen kann man den Garten<br />

aufwerten, ohne gleich Tausende<br />

von Franken für eine komplette Umgestaltung<br />

ausgeben zu müssen. Die<br />

Eingriffe kann man ohne grossen<br />

Aufwand selber umsetzen. Und man<br />

tut sich und der Natur einen grossen<br />

Gefallen damit.<br />

Text Isabelle Blum, Sebastian Wagener<br />

Obstbäume<br />

Sehr viele alte, robuste<br />

und und resistente Sorten<br />

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5405 5405 Baden-Dättwil<br />

GARTEN UND HOLZ<br />

naturnaher Gartenbau<br />

www.gartenundholz.ch<br />

Spechtweg 3 8032 Zürich<br />

Telefon 044 382 22 84 info@gartenundholz.ch<br />

Naturnahe Pflege und Gestaltung<br />

von Gärten ist unsere Kompetenz.


Feine Rezepte mit frische<br />

Der Winter steht wieder vor der Tür, und<br />

mit ihm wechselt auch das saisonale<br />

Gemüse. Rotkohl (Rotkabis), Rosenkohl,<br />

aber auch Weisskohl (Weisskabis)<br />

haben wieder Saison.<br />

DER ROTKOHL (ROTKABIS)<br />

Er ist reich an Mineralstoffen wie Eisen, Ascorbinsäure<br />

(Vitamin C), und es wird ihm nachgesagt,<br />

dass er das Immunsystem stärkt und eine entzündungshemmende<br />

Wirkung hat. Je nach pH-Wert im<br />

Boden ändert er seine Farbe zwischen eher rot bis<br />

bläulich. Er ist gekocht oder roh im Salat geniessbar.<br />

Kühl gelagert ist er mehrere Wochen haltbar.<br />

DER ROSENKOHL<br />

Der Rosenkohl enthält viele Mineral- und Bal la ststoffe<br />

sowie die Vitamine A, B und C, Magnesium und<br />

Eisen. Zum Rohessen ist er nicht geeignet. Er ist im<br />

Kühlschrank, leicht feucht, einige Tage haltbar.<br />

Wird der Stielansatz unten kreuzweise eingeschnitten,<br />

so wird er gleichmässiger gar.<br />

DER WEISSKOHL (WEISSKABIS)<br />

Aus dem Weisskohl wird vor allem Sauerkraut<br />

hergestellt. Aber auch deftige Eintöpfe, Kohlrouladen<br />

und Salate lassen sich damit kreieren.<br />

Er ist sowohl roh als auch gekocht geniessbar,<br />

enthält Vitamin C und Ballaststoffe und ist<br />

mehrere Wochen kühl gelagert haltbar.<br />

WÜRZIGE ROTKOHLSUPPE MIT APFEL<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

1 Rotkohl<br />

1 Apfel<br />

850 ml Gemüse-Bouillon<br />

400 ml Kokosmilch<br />

2 Stk Kardamomkapseln<br />

2 Stk Knoblauchzehen<br />

1 TL Korianderpulver<br />

3 Lorbeerblätter<br />

1 TL Muskat<br />

4 Nelken<br />

1 EL Öl<br />

1 Prise Pfeffer<br />

1 Prise Salz<br />

1 Zwiebel<br />

Die Bouillon nach Packungsanweisung<br />

aufkochen. Zwiebel,<br />

Apfel und Knoblauch schälen<br />

und klein schneiden. Die Nelken<br />

und die Kardamomkapsel mörsern.<br />

Die Zwiebeln in einen Topf geben<br />

und darin glasig dünsten. Anschliessend<br />

den Knoblauch und<br />

die Äpfel dazugeben und kurz<br />

mitdünsten. Mit der Bouillon<br />

ablöschen und etwas köcheln<br />

lassen.<br />

Die äusseren Blätter des Rotkohls<br />

entfernen und den Rest in feine<br />

Streifen schneiden. Den Rotkohl<br />

anschliessend mit der Kokosmilch<br />

in den Topf geben. Gründlich<br />

mit Salz, Pfeffer, Nelkenpulver,<br />

Kardamom, Koriander und Muskat<br />

abschmecken und die Lorbeerblätter<br />

dazu geben. Unter gelegentlichem<br />

Rühren so lange köcheln<br />

lassen, bis der Rotkohl weich ist.<br />

Die Lorbeerblätter herausnehmen<br />

und die Suppe mit dem Stabmixer<br />

etwas pürieren, jedoch nicht zu<br />

fein Die fertige Suppe kann nach<br />

Belieben nochmals abgeschmeckt<br />

und serviert werden.<br />

Weitere leckere Rezepte<br />

mit Wintergemüse<br />

auf www.gutekueche.ch<br />

36 <strong>NATURZYT</strong>


<strong>NATURZYT</strong> kocht<br />

m Wintergemüse<br />

KOHLROULADEN<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

1 Weisskohl<br />

380g Bio-Hackfleisch (gemischt)<br />

500 ml Gemüse Bouillon<br />

1 hartes Brötchen<br />

40 g Butter<br />

1 Ei<br />

1 Prise Pfeffer<br />

1 Prise Salz<br />

6 Stk Speck<br />

1 Zwiebel<br />

Die Bouillon nach Packungsanweisung<br />

aufkochen. <strong>Das</strong> Brötchen in<br />

kaltem Wasser einweichen. Unterdessen<br />

die äusseren Kohlblätter<br />

entfernen, den Weisskohl im Salzwasser<br />

kurz aufkochen und umgehend<br />

kalt abschrecken. 12 Blätter<br />

davon ablösen und den restlichen<br />

Kohlkopf fein hacken.<br />

KARTOFFELSTOCK AUS DEM BACKOFEN MIT ROSENKOHL<br />

Zutaten (für 4 Personen)<br />

1000 g frischen Rosenkohl<br />

200 g Greyerzer Käse<br />

800 g Kartoffeln<br />

2 Stk grosse frische Zwiebel<br />

2 Prisen Meersalz<br />

2 Prisen Muskatnuss<br />

2 EL Olivenöl<br />

8 EL Rahm<br />

Die Kartoffeln waschen, schälen<br />

und in grobe Würfel schneiden. Im<br />

Kochtopf werden sie knapp mit<br />

Wasser bedeckt und ca. 20 Minuten<br />

weichgekocht. Die Kartoffeln im<br />

eigenen Wasser zerstampfen und<br />

Rahm unterrühren. Mit Salz, Pfeffer<br />

und Muskat würzen.<br />

In der Zwischenzeit wird der Rosenkohl<br />

geputzt und die Stielansätze<br />

werden kreuzweise eingeschnitten.<br />

In leicht gesalzenem Wasser ca.<br />

15–20 Minuten bissfest kochen.<br />

Den Backofen auf 180 Grad<br />

vorheizen.<br />

Zwiebeln schälen und in dünne<br />

Ringe schneiden. Diese in etwas<br />

Öl in einer Pfanne knusprig<br />

anbraten.<br />

Den Kartoffelstock in eine Auflaufform<br />

gegeben, den Rosenkohl<br />

darauf verteilen und leicht eindrücken.<br />

Die gebratenen Zwiebelringe<br />

und den Greyerzer Käse darüber<br />

verteilen. Im vorgeheizten Backofen<br />

ca. 20 Minuten backen.<br />

Die Zwiebel schälen und fein hacken.<br />

<strong>Das</strong> Brötchen ausdrücken, in einer<br />

Schüssel mit dem Hackfleisch, Ei,<br />

Zwiebel, Salz und Pfeffer mit den<br />

Händen gut verkneten. Dann jeweils<br />

2 Kohlblätter übereinanderlegen, mit<br />

der Hackfleischmischung belegen,<br />

aufrollen und mit Speck umwickeln.<br />

Gegebenenfalls noch mit Garn festbinden.<br />

Etwas Butter in einer Pfanne erhitzen<br />

und die Rouladen für ca. 5 Minuten<br />

rundum anbraten. Den gehackten<br />

Kohl dazugeben und kurz mitbraten.<br />

Anschliessend mit der Bouillon<br />

ablöschen und die Rouladen für ca.<br />

45 Minuten darin garen. Auf den<br />

Tellern anrichten und heiss servieren.<br />

Tipp: Eine spezielle Vorspeise oder<br />

mit einer Beilage, zum Beispiel<br />

Kartoffeln, Reis etc., als Hauptgang<br />

servieren.


Eine Eule in freier Natur mit einer<br />

Beringung am Fuss.<br />

Greifvögel schützen<br />

Beringung und Besenderung<br />

von Vögeln<br />

Forschung spielt im Naturschutz eine grosse Rolle. Die Beringung<br />

und Besenderung von Vögeln nimmt im Vogelschutz und in der<br />

Vogelforschung eine bedeutende Stellung ein. Die Greifvogelstation<br />

Berg am Irchel teilt ihre Erfahrungen.<br />

38 <strong>NATURZYT</strong>


Schon früh fiel den Menschen<br />

auf, dass einige Vogelarten<br />

im Herbst verschwinden und<br />

im Frühjahr wieder auftauchen.<br />

Von Schwalben wurde beispielsweise<br />

angenommen, dass sie sich in dieser Zeit<br />

im Schlamm eingraben, aber erst seit<br />

ein Weissstorch mit einem afrikanischen<br />

Pfeil im Hals entdeckt wurde, setzte sich<br />

die Erkenntnis durch, dass diese Vögel<br />

nach Süden ziehen. Ende des 19. Jahrhunderts<br />

entwickelte ein dänischer Vogelkundler<br />

und Lehrer die ersten Ringe zur<br />

individuellen Markierung von Vögeln.<br />

Seither wurden in Europa über 135 Mio.<br />

Vögel markiert, allein in der Schweiz<br />

sind es rund 90 000 Individuen jährlich.<br />

Neben den Aluminiumringen mit individuellen<br />

Nummern werden seit einigen<br />

Jahrzehnten auch zunehmend Farbringe<br />

verwendet. Diese werden in der Regel<br />

am Fuss angebracht, aber auch Halsringe<br />

und Flügelmarken werden eingesetzt.<br />

Die Beringung erfolgt vielfach bei<br />

Jungvögeln im Nest, aber auch Altvögel<br />

werden mit Netzen, Fallen oder Reusen<br />

gefangen. Dies ist ein minimal invasiver<br />

Eingriff und der Ring stellt keine Beeinträchtigung<br />

des Vogels dar.<br />

Mithilfe der Vogelberingung wurden<br />

Zugrouten und Wintergebiete etlicher<br />

Arten erforscht. Dabei stellen Wiederfänge,<br />

Ablesungen in der Natur und Totfunde<br />

die Basis für die Daten dar. Neben der<br />

Erforschung des Vogelzuges werden dank<br />

der Beringung auch wichtige Erkenntnisse<br />

zum Höchstalter, zur Ansiedlung<br />

von Jungvögeln, über Zu- und Abwanderung<br />

sowie Bruterfolg und Sterblichkeit gewonnen.<br />

Mit sinkenden Beständen vieler<br />

Vogelarten innerhalb der letzten Jahre<br />

und Jahrzehnte liefert die Vogelberingung<br />

aber auch wichtige Erkenntnisse zu Lebensraumqualität,<br />

Verlust des Lebensraums<br />

oder Gefahren, denen die Vögel<br />

in unserer Landschaft ausgesetzt sind.<br />

BERINGUNG IN DER SCHWEIZ<br />

Jeder Ring ist mit einer individuellen<br />

Nummer und dem Code der nationalen<br />

Beringungszentrale versehen. In der<br />

Schweiz ist dies die Vogelwarte Sempach,<br />

dementsprechend sind die Ringe mit<br />

SEMPACH HELVETIA gekennzeichnet.<br />

Bei der Beringung eines Vogels nimmt<br />

der/die Beringer/in alle wichtigen Daten,<br />

wie Datum, Art, Geschlecht, Alter und<br />

Körpermasse des Vogels auf. Diese werden<br />

dann, zusammen mit dem Ringcode,<br />

in die Datenbank der schweizerischen<br />

Beringungszentrale gespiesen.<br />

Jedes Abo hilft …<br />

<strong>NATURZYT</strong> abonnieren<br />

und mit uns unsere Natur<br />

schützen.<br />

RINGE ERZÄHLEN GESCHICHTEN<br />

Auch die Greifvogelstation Berg am<br />

Irchel nutzt die Ringe der Vogelwarte<br />

Sempach. Spätere Sichtungen von ehemaligen<br />

Patienten sind besonders spannend.<br />

So zum Beispiel im Jahr 2018,<br />

als ein von der Station freigelassener<br />

Turmfalke eine Distanz von rund<br />

602 Kilometern bis nach Frankreich<br />

zurück gelegt hatte. Bei einem Mäusebussard,<br />

der 2017 mit einem verletzten<br />

Auge und Altersschwäche in die Greifvogelstation<br />

kam, konnte dank dessen<br />

Fussring das Alter bestimmt werden.<br />

Der Bussard hatte für seine Art ein erstaunlich<br />

hohes Alter: Er war mindestens<br />

26 Jahre alt, denn er wurde im Jahr<br />

1989 in Frauenfeld beringt.<br />

TELEMETRIE UND<br />

GEODATEN-LOGGER<br />

Nach wie vor ist die Vogelberingung<br />

die Standardmethode für die Forschung.<br />

Daneben werden aber auch neue Methoden<br />

wie die Besenderung von Vögeln entwickelt.<br />

Hierbei werden vor allem sogenannte<br />

Satellitensender oder Geolokatoren verwendet,<br />

die am Fuss des Vogels oder auf<br />

dem Rücken montiert werden. Ein herkömmlicher<br />

GPS-Sender ist meistens<br />

16–80 Gramm schwer und wird mithilfe<br />

von hautfreundlichen Teflon-Bändern<br />

wie ein Rucksack am Vogel befestigt.<br />

Diese Bänder können zum Teil aus einem<br />

sich auflösenden Material bestehen, so<br />

dass der Sender nach einer gewissen Zeit<br />

vom Vogel abfällt und geortet werden<br />

Uhu «Paula» wurde<br />

erfolgreich in der<br />

Greifvogelstation<br />

behandelt und besendert<br />

wieder freigelassen.<br />

<strong>Das</strong> Magazin <strong>NATURZYT</strong> schreibt nicht nur über unsere Natur, damit Sie diese<br />

näher erfahren und erleben können, sondern damit Sie, gemeinsam mit uns, unsere<br />

Natur besser bewahren und schützen lernen. Deshalb unterstützt <strong>NATURZYT</strong> auch<br />

wichtige Naturprojekte mit einem Teil der Abo-Einnahmen. Seit Januar 2020<br />

unterstützen wir mit unseren Abonnenten unsere Greifvögel zusammen mit der<br />

Greifvogelstation Berg am Irchel. Mit einem Teil der Abo-Einnahmen werden die<br />

medizinische Versorgung, die Pflege sowie der Betrieb der Greifvogelstation<br />

finanziert. Mehr zur Greifvogelstation unter naturzyt.ch/greifvoegel-schuetzen.<br />

Jedes Abo hilft! Von Januar 2020 bis Oktober <strong>2021</strong> konnten CHF 9730.90 an<br />

die Greifvogelstation Berg am Irchel überwiesen werden. Werden Sie Abonnent<br />

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auf der Rückseite des Magazins – oder online naturzyt.ch/abonnieren<br />

NATUR ERLEBEN<br />

<strong>NATURZYT</strong> 39


Damit werden die Vögel<br />

identifizierbar gemacht:<br />

ein Aluminium-Ring.<br />

kann. Genau wie herkömmliche GPS-<br />

Geräte zeichnen sie über Satelliten die<br />

Koordinaten der Vögel regelmässig auf<br />

und liefern damit Erkenntnisse über<br />

die genauen Zugrouten oder Nahrungshabitate.<br />

Strom beziehen die Sender von<br />

einer Batterie, welche im Idealfall von<br />

einem Solarmodul geladen werden und<br />

damit ein ganzes Vogelleben aktiv<br />

bleiben kann. Die modernsten Sender<br />

können neben der Position des Vogels<br />

auch Daten zu Beschleunigung, Höhe,<br />

Flügelschlagfrequenz und Temperatur<br />

liefern. Damit kann ermittelt werden,<br />

ob der Vogel aktiv ist, läuft oder fliegt<br />

bzw. gleitet oder mit den Flügeln schlägt.<br />

Die Ermittlung der Position der Vögel<br />

erfolgt in der Regel bis auf wenige Meter<br />

genau. Mithilfe verschiedener Sender<br />

können essenzielle Lebensraumstrukturen<br />

innerhalb der Habitate der<br />

Vögel ermittelt werden sowie konkrete<br />

Gefährdungen oder Ursachen für Populationsrückgänge<br />

analysiert werden.<br />

BESENDERUNG AM BEISPIEL<br />

«PAULA»<br />

Die Greifvogelstation Berg am Irchel<br />

konnte bereits erste Erfahrungen mit<br />

der Besenderung eines ihrer Patienten<br />

sammeln: Im September 2020 konnte<br />

das Team mit der Unterstützung von<br />

Dr. K. Safi, einem Verhaltensbiologen<br />

am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie<br />

in Radolfzell, einen weiblichen<br />

Uhu mit einem GPS-Sender ausrüsten.<br />

Den Uhu, der von seinem Paten «Paula»<br />

getauft wurde, fand man als Jungvogel<br />

flugunfähig am Boden in Schaffhausen<br />

und brachte ihn in die Station. <strong>Das</strong> Team<br />

der Greifvogelstation hat sich vorwiegend<br />

dafür interessiert, in welche Richtung<br />

«Paula» nach ihrer Freilassung abwandert<br />

und ob sie gut in Freiheit zurechtkommt,<br />

obwohl sie vom Menschen aufgezogen<br />

wurde. Aus diesem Grund wählte das<br />

Team eine Befestigung des Senders am<br />

Vogel aus, die wieder abfällt. Der Sender<br />

löste sich schlussendlich nach drei Wochen<br />

von «Paula» und konnte durch das inte -<br />

grierte GPS geortet werden. Die Auswertung<br />

der Daten ergab, dass es «Paula»<br />

während den drei Wochen gut erging. Sie<br />

hatte zuerst ein paar Tage am Ort der<br />

Freilassung, im Gebiet Irchel, verbracht,<br />

bevor sie nach Bülach weitergezogen war.<br />

<strong>Das</strong> Team der Greifvogelstation Berg<br />

am Irchel kann durch die Besenderung<br />

in Erfahrung bringen, wie es den frei gelassenen<br />

Patienten nach ihrer Freilassung<br />

ergangen ist, und kann den Erfolg seiner<br />

Arbeit besser einschätzen. In der Zukunft<br />

plant die Station, mit der Hilfe von erfahrenen<br />

Wissenschaftlern weitere Greifvögel<br />

und Eulen mit GPS-Sendern auszustatten.<br />

Vor allem ist die Nachverfolgung von<br />

Patienten, welche mit neuen Methoden<br />

behandelt wurden, interessant.<br />

Text Katharina Haferkorn, Nicole<br />

Bo sshard Fotos PanEco, Adobe Stock<br />

40 <strong>NATURZYT</strong>


Waldohreule<br />

Aufgewachsen in der<br />

Greifvogelstation<br />

Berg am Irchel: eine<br />

junge Waldohreule.<br />

Greifvogelstation Berg am Irchel –<br />

eine wichtige Institution im Artenschutz<br />

Veronika von Stockar gründete 1956<br />

in ihrem eigenen Garten die Station. So<br />

begann eine 52 Jahre lange Tätigkeit, während<br />

der über 3000 Tiere gepflegt wurden.<br />

Im Laufe der Jahre gewann die Station<br />

schweizweit an Aufmerksamkeit. Die<br />

präzise Buchführung über die gefiederten<br />

Patienten liefert wertvolle Daten<br />

über einheimische Greife. Für ihre ausser -<br />

gewöhnliche Leistung wurde Veronika<br />

von Stockar 2007 mit der Ehrendoktorwürde<br />

der Universität Zürich ausgezeichnet.<br />

2008 übergab sie dann die<br />

Leitung der Stiftung PanEco, welche<br />

1996 von Regina Frey, Veronika von<br />

Stockars Tochter, gegründet wurde.<br />

PanEco ist eine gemeinnützige und spendenfinanzierte<br />

Stiftung, die sich für<br />

Natur- und Artenschutz sowie Umweltbildung<br />

in der Schweiz und in Indonesien<br />

engagiert.<br />

Heute leitet der Biologe und Orni -<br />

thologe Andi Lischke die Station.<br />

Tatkräftig unterstützt wird er von<br />

einem stellvertretenden Leiter, einer<br />

Mit arbeiterin für Umweltbildung,<br />

einem Zivildienstleistenden und<br />

einem kleinen Team von Freiwilligen.<br />

Möchten Sie die wichtige Arbeit<br />

der Greifvogelstation Berg am Irchel<br />

direkt mit einer Spende oder einer<br />

Patenschaft unterstützen?<br />

Die Waldohreule gilt in der Schweiz als<br />

potenziell gefährdet. Mit ihrem Bestand<br />

von bis zu 3000 Brutpaaren ist sie deutlich<br />

seltener hierzulande anzutreffen als<br />

der Waldkauz. Dieser ist die häufigste<br />

Eulenart der Schweiz, die mit bis zu 8000<br />

Brutpaaren vertreten ist. Der Lebensraum<br />

der Waldohreule besteht aus Waldund<br />

Kulturland, in welchem sie auf Jagd<br />

nach Kleinsäugern und Vögeln geht.<br />

Unverwechselbar sind die namensgebenden<br />

«Ohren» der Waldohreule, welche<br />

jedoch nur verlängerte Kopffedern sind.<br />

Ihr gelbbraunes, hell gesprenkeltes und<br />

dunkel gestreiftes Gefieder erinnert an<br />

das eines Uhus. Durch diese rindenfarbenartige<br />

Färbung ist diese Eulenart<br />

im Wald schwer zu entdecken. Ihre laut<br />

fiependen Jungvögel können ihre Anwesenheit<br />

jedoch verraten. Die meisten<br />

Waldohreulen, die die Greifvogelstation<br />

Berg am Irchel aufnimmt, sind Verkehrsopfer.<br />

In Zeiten von starken Stürmen<br />

kann es aber auch vorkommen, dass Jungvögel<br />

gebracht werden, die aus dem Nest<br />

gefallen sind. Im Jahr <strong>2021</strong> konnte das Team<br />

der Greifvogelstation bis jetzt 14 Waldohr<br />

eulen bei sich aufnehmen und pflegen.<br />

Unter diesen Patienten befanden sich<br />

unter anderem einige Nestlinge und eine<br />

Waldohreule mit einem Schulterbruch.<br />

Porträt<br />

Name:<br />

Bestand Schweiz:<br />

Waldohreule (Asio otus)<br />

2000–3000 Paare<br />

(2013–16)<br />

Gefährdungsstatus: potenziell gefährdet<br />

Lebensraum: Kulturland, Wald<br />

Brutort:<br />

Bäume<br />

Zugverhalten: Standvogel und<br />

Kurzstreckenzieher<br />

Körperlänge: 35–37 cm<br />

Spannweite: 90–100 cm<br />

Gewicht:<br />

210–330 Gramm<br />

Spendenkonto: 84-9667-8 /<br />

IBAN CH27 0900 0000 8400 9667 8<br />

Greif vogelstation Berg am Irchel<br />

Stiftung PanEco<br />

Chileweg 5<br />

8415 Berg am Irchel<br />

T 052 318 14 27<br />

info@greifvogel station.ch<br />

www.greifvogelstation.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 41


Was für ein Blick auf den<br />

Säntis und den Alpstein.<br />

Auf der Alp Horn ist eine<br />

Pause angesagt.<br />

Über allem wacht der Säntis<br />

Toggenburger Hügelhüpfen mit Blick auf den Säntis,<br />

das Wahrzeichen der Ostschweiz, und einem Besuch bei<br />

600 Jahre alten Bergahornen. <strong>Das</strong> gibt’s auf der Schneeschuhtour<br />

auf den einsamen Aussichtsgipfel Hinterfallenchopf.<br />

42 <strong>NATURZYT</strong>


Einfach nur schön: Aufstieg zur Alp Horn mit Blick<br />

auf den Stockberg im Hintergrund.<br />

Bald ist der Hinterfallenchopf geschafft. Der Weg führt an der Alp<br />

Hinterfallen vorbei in die Höhe.<br />

Der Säntis ist ein gewaltiger Klotz. Mit<br />

seinen 2500 Metern Höhe ist er nicht nur<br />

der grösste Gipfel im Alpsteinmassiv,<br />

sondern auch der dominanteste und exponierteste.<br />

Egal, wo man unterwegs ist östlich von<br />

Zürich, der Berg drängt sich immer irgendwie ins<br />

Blickfeld. Auf dem Gipfel des Säntis treffen sich die<br />

Kantone St. Gallen und die beiden Appenzell, ein<br />

Verdikt des Bundesgerichts aus dem Jahre 1895.<br />

Jeder wollte Anteil am Ostschweizer Wahrzeichen,<br />

da mussten die höchsten Richter her. Der Berg war<br />

schon damals ein Magnet für Touristen: 1000 Besuche<br />

pro Tag verzeichnete man um 1900, das Gasthaus<br />

auf dem Gipfel florierte. Mittlerweile sind es einige<br />

mehr. Die Säntisbahnen hieven jährlich über 400 000<br />

Ausflügler auf den Berg, mit einer Luftseilbahn, die<br />

manch einem das Blut in den Adern stocken lässt, so<br />

steil und hoch ist sie.<br />

DIE KAFFEETASSE GIBT HALT<br />

Am eindrücklichsten ist der Säntis aus der Distanz<br />

betrachtet, zum Beispiel vom Hinterfallenchopf, einem<br />

seiner Nachbarn. Unscheinbar und wenig bekannt ist<br />

der langgezogene Berg, der eher einem Hügel gleicht.<br />

Aber der Blick vom Gipfel auf das Säntismassiv ist<br />

unvergesslich, die Schneeschuhtour dazu ein Traum.<br />

In einsamer Moorlandschaft ist man unterwegs, wo<br />

Auerhahn und Birkhuhn hausen. Man streift über weite<br />

Alpen, lernt 600 Jahre alte Bergahorne kennen und<br />

testet seine Kondition am ständigen Auf und Ab. Die<br />

Tour startet, wo die Gondel auf den Säntis abhebt: auf<br />

der Schwägalp. Der breite Übergang zwischen dem<br />

Appenzellerland und dem Toggenburg mutet putzig an<br />

angesichts des übermächtigen Säntis, der mit seinen<br />

Wo Fuchs und Hase zu Hause sind, zwischen Schwägalp und Chräzerenpass.<br />

1000 Meter hohen Felsen alles rundherum erdrückt.<br />

Also haben die Touristiker dem Berg ein Hotel vor die<br />

Nase gesetzt, das ihm punkto Wuchtigkeit das Wasser<br />

reicht, ein Klotz aus Sichtbeton und Holz. In der voluminösen<br />

Gaststube des Hotels Schwägalp kommt man<br />

sich so verloren vor, dass man die Kaffeetasse etwas<br />

fester umklammert.<br />

Also nichts wie los in die winterliche Ruhe, bei der<br />

Strassenkreuzung auf Schwägalp Passhöhe wartet der<br />

Pfad zum Hinterfallenchopf. Ein letzter Blick zurück<br />

auf Hotel und Säntisbahn, dann verschluckt uns der<br />

<strong>NATURZYT</strong> 43


Wald. <strong>Das</strong> Gebiet zwischen Schwägalp, Chräzerenpass<br />

und Pfingstboden ist Moorlandschaft, Waldpartien und<br />

offene Landstriche wechseln sich ab. Hier sind Auer-,<br />

Birk- und Haselhuhn zu Hause, ihre Spuren finden<br />

sich überall im Schnee. Der markierte Weg schlängelt<br />

durch die Hügellandschaft, mal eine Rippe hoch,<br />

dann wieder in ein Tälchen runter. <strong>Das</strong> macht zwar<br />

Spass, nur Höhe gewinnt man nicht.<br />

WIE GEWONNEN, SO ZERRONNEN<br />

Nach einer guten Stunde entlässt uns der Wald aufs<br />

Feld. Was für ein Kontrast! <strong>Das</strong> gleissende Licht lässt<br />

uns die Augen zusammenkneifen, still und nahezu<br />

unberührt breitet sich die Alp Horn vor uns aus. Vor<br />

den Alphütten laden Sonnenplätze zur Rast; angesichts<br />

des bevorstehenden Aufstiegs keine schlechte Idee.<br />

Die Sicht auf den Säntis mit seiner mächtigen<br />

600 Jahre alte Bergahorne<br />

leisten bei den Chlosteralpen<br />

Gesellschaft.<br />

Tipps & Infos<br />

Schneeschuhtour: Schwägalp Passhöhe–Chräzerenpass–Horn–<br />

Pfingstboden–Ellbogen–Hinterfallen–Hinterfallenchopf–Ji–Hinterchlosteralp–Vorderchlosteralp–Gössigen–Brüggli–Ennetbühl.<br />

Anforderungen: Technisch ist die Tour einfach, sie erfordert aber gute<br />

Kondition für das stete Auf und Ab. Besonders nach Neuschneefällen<br />

kräftezehrend. Die reine Wanderzeit beträgt rund 4,5 Stunden.<br />

Fuchs und Hase: Zwischen Schwägalp und Pfingstboden ist man in<br />

einer Wildruhezone unterwegs. www.wildruhezonen.ch<br />

Orientierung: Die Tour folgt weitgehend dem Sommerweg, einzig<br />

zwischen Gössigen und Brüggli kürzt man ab und wählt den Direktabstieg.<br />

Die Orientierung ist einfach, Spuren sind meist vorhanden.<br />

Ausrüstung: Nebst Schneeschuhen gehören eine Lawinenausrüstung<br />

und eine Karte zum Bestandteil einer Schneeschuhtour. <strong>Das</strong> Lawinenbulletin<br />

ist unter www.slf.ch abrufbar.<br />

Einkehrmöglichkeiten: Auf der Schwägalp (Passhöhe und Säntisbahn)<br />

und in Ennetbühl.<br />

Anreise: Mit dem Zug über Gossau nach Urnäsch, dann mit dem<br />

Postauto auf die Schwägalp. Zurück ab Ennetbühl mit dem Postauto.<br />

Karten: Swisstopo-Landeskarte, 1:25 000 Blatt Nesslau (1114) oder<br />

Skitourenkarte, 1:50 000 Blatt Appenzell (227S)<br />

Begleitete Wanderung: Der Tourenveranstalter Wildout Natur erlebnisse<br />

bietet Wanderungen, Naturerlebnistage und Schneeschuh touren<br />

an. Die Touren eignen sich für jedermann, unterwegs sind wir in kleinen<br />

Gruppen. Die Daten sowie weitere Angebote für Wanderungen und<br />

Naturerlebnisse sind ersichtlich unter www.wildout.ch<br />

Felswand ist makellos, nur der ferne Schiesslärm<br />

irritiert etwas. Die Alpen am Fuss des Säntis sind<br />

militärisches Übungsgelände. Hier übt die Armee,<br />

was im Ernstfall das Land retten soll. Der Hall<br />

schwappt über das ganze Tal. Also auf zur nächsten<br />

Alp. Ellbogen heisst sie – weshalb, werden wir bald<br />

erfahren.<br />

Der Pfad steigt an bis zum Pfingstboden und, oh<br />

Schreck, vernichtet die gewonnene Höhe gleich wieder<br />

bis zum Ellbogen. Zwei Stunden sind wir seit der<br />

Schwägalp unterwegs, aber immer noch auf gleicher<br />

Höhe. <strong>Das</strong> heisst: Jetzt gilt es ernst. 300 Höhenmeter<br />

trennen vom Hinterfallenchopf; je höher wir kommen,<br />

desto steiler wird der Pfad. Die Anstrengung lohnt<br />

sich: Auf dem Gipfel zeigen sich der Säntis und das<br />

Toggenburg in ihrer ganzen Pracht, über dem Thurgau<br />

wabert die Nebelsuppe, um unsere Ohren pfeift<br />

der Wind. Dick in Schnee eingepackt ist der Säntis,<br />

seiner exponierten Lage verdankt er Schneehöhen<br />

Schneeschuhidylle<br />

pur bei der Alp Ji.<br />

44 <strong>NATURZYT</strong>


der engen Schlucht, durch die sich der Bergbach<br />

Necker zwängt. Einen kleinen Durchschlupf haben<br />

die Felsen offen gelassen, samt Tiefblick in den<br />

Schlund des Ofenlochs.<br />

von bis zu acht Metern. Der Hinterfallenchopf hat<br />

etwas weniger, aber immer noch genug für einen<br />

stiebenden Abstieg. Bloss: Wo geht es runter? Steile<br />

Abhänge und Felsen, wohin man auch blickt. Der<br />

Hinterfallenchopf macht den Abschluss des Ofenlochs,<br />

HANGSICHERUNG MIT AHORNBÄUMEN<br />

Stiebend ist der Abstieg nur bis zur Alp Ji, dann ist<br />

wieder munteres Auf und Ab angesagt – die Toggenburger<br />

Hügellandschaft bleibt sich treu. Aber sie geizt<br />

nicht mit Reizen. Die Chlosteralpen sind ein Mosaik<br />

aus Wäldchen, Tälchen und Rippchen, an den schönsten<br />

Plätzen dösen Alphütten unter der Wintersonne.<br />

Nach der Vorderchlosteralp dann kommen sie, die<br />

Bergahorne. Einer schöner als der andere, knorrige<br />

Gesellen. Sie wurden gepflanzt, um nach einem Bergsturz<br />

das Gelände zu stabilisieren. 150 sollen es sein,<br />

und sie stehen unter Schutz. Nach der Alp Gössigen<br />

und einem Tobel geht es auch für uns talwärts, im<br />

Direktflug über Brüggli nach Ennetbühl ins Gasthaus<br />

Krone. <strong>Das</strong> Postauto fährt spärlich, da wartet<br />

man besser an der Wärme.<br />

Text / Fotos Daniel Fleuti<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Verschenke ein Stück Schweiz<br />

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wohin<br />

swisstopo<br />

wissen<br />

<strong>Schweizer</strong>ische Eidgenossenschaft<br />

Confédération suisse<br />

Confederazione Svizzera<br />

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Winterspazie<br />

Wenn der Schnee fällt, wird die Natur in ihr weisses Kleid<br />

gehüllt. Auf einem kurzen oder längeren Winterspaziergang gibt es<br />

viel zu erleben.<br />

46 <strong>NATURZYT</strong>


NATUR ERLEBEN<br />

rgang<br />

<strong>NATURZYT</strong> 47


48 <strong>NATURZYT</strong>


Wer wachsam ist, entdeckt<br />

auch mal ein<br />

Rotkehlchen zwischen<br />

den Bäumen.<br />

Winter, abseits des Rummels im Naturund<br />

Wanderparadies Maria-Rickenbach, auf<br />

der Sonnenterrasse des Engelbergertals.<br />

(Foto: Christian Perret, Emmetten)<br />

Auf der Rigi geniessen Erholungssuchende<br />

und Bewegungsfreudige<br />

die tiefverschneiten Landschaften<br />

über dem Nebelmeer.<br />

(Foto: Rigi Bahnen)<br />

In der kalten Jahreszeit malt der<br />

Winter immer wieder neue<br />

Landschaftsbilder. So ziert eine<br />

hauchdünne Schicht aus Raureif<br />

mal die Natur. Morgens liegt lichter<br />

oder auch dichter Nebel über den Wiesen<br />

und Feldern. Und natürlich wandelt sich<br />

das ganze Naturspektakel, wenn leise<br />

und fein der Schnee von oben fällt.<br />

Je nach Lichteinfall und Tageszeit<br />

entstehen ganz neue Bildkombinationen,<br />

die auch Picasso nicht schöner malen<br />

könnte.<br />

FROSTIGE SCHÖNHEITEN BEIM<br />

SPAZIERGANG ENTDECKEN<br />

Ob man in den Bergen oder Tälern den<br />

Flüssen und Seen entlang spaziert,<br />

bei klirrender Kälte lassen sich frostige<br />

Schönheiten entdecken. Ein kleiner Halt<br />

und Aufmerksamkeit des Betrachters<br />

gehören natürlich dazu. Es ist spannend<br />

zu sehen, was alles ent steht, wenn die<br />

Feuchtigkeit aus der Luft gefriert und<br />

sich die Eiskristalle auf verwelkten<br />

Blättern, laublosen Ästen, Blumen und<br />

Zapfen bilden.<br />

<strong>NATURZYT</strong> 49


Beim Morgen- oder Abendspaziergang<br />

entsteht aus diesen eine besondere<br />

Winterpracht. Dann, wenn die Sonne<br />

tiefer steht, ist ihr Licht besonders weich<br />

und strahlt in schönsten Goldtönen.<br />

Jetzt erstrahlen die Kunstwerke aus Frost<br />

und Eis in besonders schönem Glanz.<br />

IM WINTERWALD<br />

Wenn sich die Wolken und Hochnebel<br />

lichten und sich die ersten Strahlen<br />

auf dem glitzernden Schnee treffen,<br />

zieht es uns magisch raus in die weisse<br />

Schneelandschaft. Und gerade im Wald<br />

taucht man dann ein in eine stille und<br />

magische Welt. Er hat in dieser Jahreszeit<br />

eine ganz besondere Ausstrahlung.<br />

Die verschiedenen Geräusche werden<br />

durch den Schnee geschluckt und auf<br />

dem knarrenden Weiss lässt man die<br />

Gedanken einfach schweifen.<br />

50 <strong>NATURZYT</strong>


In der verschneiten Moorlandschaft im Gebiet<br />

Salwide/Salwideli findet man eine ursprüngliche,<br />

unberührte Natur landschaft, ruhig und wild<br />

zugleich. (Foto: Maja Zamudio)<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Mitten im Dorf von Arosa<br />

liegt der Obersee. Die vielen<br />

gemütlichen Bänkli laden zum<br />

verweilen in der Sonne ein.<br />

(Foto: Arosa Tourismus)<br />

Der Fuchs hält keinen Winterschlaf<br />

und ist auch jetzt täglich<br />

auf Futtersuche.<br />

Frost verwandelt die<br />

Natur in atem be raubende<br />

Momente.


Der 4 Kilometer lange Rundweg um den Davosersee<br />

bietet auch im Winter ein spektakuläres Panorama.<br />

(Foto: Andrea Badrutt/Destination Davos Klosters)<br />

Wer sich ruhig bewegt und sich Zeit<br />

lässt, entdeckt vielleicht einen kleinen<br />

Fuchs oder Rehe. Oder ein kleines<br />

Rotkehlchen. Auch wenn die winteraktiven<br />

Waldbewohner mit einem<br />

ordentlichen Fettpolster und dichtem<br />

Winterfell vor der Kälte geschützt<br />

sind, müssen sie sparsam mit ihren<br />

Reserven haushalten. Entdecken wir<br />

also solche Waldbewohner, die den<br />

Winter nicht verschlafen, sollten wir<br />

möglichst Abstand halten und diese<br />

nicht erschrecken.<br />

Text Michael Knaus Fotos Adobe Stock<br />

Obwohl Stockenten weit fliegen<br />

können, bleiben sie auch<br />

in der kalten Jahreszeit hier.


NATUR ERLEBEN<br />

Die Winterwanderung ab Gyrenbad bei<br />

Turbenthal führt hinauf auf den Schauenberg.<br />

(Foto: Zürioberland Tourismus)<br />

Auf einer Skitour oder Schneeschuh tour auf der<br />

Sonnenterrasse Tenna den Alltag vergessen und<br />

in eine einmalige Winterlandschaft eintauchen.<br />

(Foto: Silvie Schaufelberger)


Rehe müssen im Winter mehr auf der Hut sein, da die Sträucher und Bäume laubfrei sind und sie besser gesehen werden.<br />

Hoch über der Rheinschlucht begeistern auf der Winterwanderung von Brün nach Imschlacht atem beraubende Ausblicke und<br />

eine wundervolle Landschaft. (Foto: Safiental Tourismus)


Mehr Naturerlebnisse auch<br />

auf www.<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

Die Natur im Winter erleben<br />

SKI- UND SCHNEESCHUHTOUREN<br />

PARADIES SAFIENTAL<br />

<strong>Das</strong> ursprüngliche Safiental im Naturpark<br />

Beverin lernt man am besten auf einer Skioder<br />

Schneeschuhtour kennen. Den Alltag<br />

vergessen und sich dem Takt des wildromantischen<br />

Tals hingeben: das bieten<br />

wir dir auf von einheimischen Guides<br />

geführten Touren.<br />

• Tourentage mit gemütlicher Unterk<br />

u n ft (3Ta g e)<br />

• Tagesskitouren über die Festtage<br />

(Weihnachten, Ostern)<br />

• Tagesschneeschuhtouren jeweils am<br />

Mittwoch (Dez–März) sowie in der<br />

Weihnachtszeit<br />

www.safiental.ch/winterangebote<br />

PANORAMARUNDWEG BRAUNWALD<br />

Langsam baut sich der Panorama-Rundumblick<br />

in Braunwald auf mit dem Hausberg<br />

Ortstock und dem vergletscherten<br />

Tödi, dem höchsten Glarner Gipfel. Folgt<br />

man dem Panoramarundweg Richtung<br />

Seblengrat, öffnet sich die Sicht weiter<br />

über das Glarnerland hinaus. Kurz nach<br />

der Eisgalerie hat man die 460 Höhenmeter<br />

geschafft und erreicht das Berggasthaus<br />

Gumen. Mit einem kleinen<br />

Umweg geht es auf dem Abstieg am<br />

Ortstockhaus vorbei – schliesslich soll<br />

keine Sonnenterrasse ausgelassen werden.<br />

www.glarnerland.ch.<br />

NATUR ERLEBEN<br />

STILLES WINTERERLEBNIS<br />

ÜBER DEM NEBELMEER<br />

Am Fusse des Brünigs, bringt Sie die<br />

Luftseilbahn in wenigen Minuten von<br />

Lungern auf den Turren. Die idyllische<br />

Oase lädt Ruhesuchende und Naturverbundene<br />

zur aktiven Erholung ein.<br />

Unberührte Winterlandschaft und<br />

spektakuläre Aussicht sowie traumhafte<br />

Hänge für Skitourenfahrer und<br />

markierte Pfade für Schneeschuhgänger<br />

prägen den sanften Tourismus.<br />

Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten<br />

auf Turren runden das vielfältige<br />

Angebot ab.<br />

Mehr Infos auf www.turren.ch<br />

WINTERWANDERN IM<br />

HOCHTAL AVERS<br />

Im Bergalgatal, einem Seitental vom<br />

Avers, empfängt uns die unberührte<br />

Natur, die Ruhe, die frische und kühle<br />

Bergluft, umrahmt von tief verschneiten<br />

Berggipfeln. Je weiter man ins offene,<br />

einsame, fast ebene Tal hinein wandert,<br />

desto mehr kann man den hektischen<br />

Alltag hinter sich lassen und mit etwas<br />

Glück sogar Wildtiere beobachten.<br />

Zurück gehen wir auf dem gleichen Weg<br />

talauswärts, wo wir uns in heimeligen<br />

Berg-Restaurants stärken können.<br />

Mehr Informationen unter<br />

www.viamala.ch<br />

HOCHGEFÜHLE AUF DEM<br />

CHÄSERRUGG<br />

Hoch über der Ferienregion Toggenburg<br />

glitzert die Schneedecke und der<br />

tiefblaue Walensee im Tal. Auf dem<br />

Chäserrugg, 2262 m ü. M., trübt kein<br />

Geräusch die Idylle und selbst die<br />

schroffen Felswände der Churfirsten<br />

strahlen Ruhe aus. Die Demut vor der<br />

eindrücklichen intakten Bergwelt mit<br />

Blick auf 500 Gipfel entschleunigt.<br />

Beim Spazieren auf dem drei Kilometer<br />

langen Panoramarundweg weiss das<br />

Auge kaum, wohin es blicken soll.<br />

T 071 999 99 11<br />

www.toggenburg.swiss<br />

<strong>NATURZYT</strong> 55


Wenn Sie Ihre eigenen Spuren im Schnee ziehen möchten, dann sind Sie in Vals richtig. (Foto Visit Vals AG)<br />

Der Winterspaziergang ums Lenkerseeli in die verschneite Winterlandschaft ist nur wenige Gehminuten vom Dorf Lenk entfernt.<br />

(Foto: Alexandra Moreillon, Lenk-Simmental Tourismus)


Mehr Naturferien auch auf<br />

www.<strong>NATURZYT</strong>.ch<br />

Natur- und Wanderferien<br />

HOTEL SEASIDE – IHR DOMIZIL<br />

IN DER SCHÖNSTEN BUCHT<br />

Mit herrlicher Aussicht auf See und<br />

Berge begeistert Sie das Hotel Seaside,<br />

Spiez. Und was gibt es Schöneres, als<br />

mit einem herrlichen Ausblick, gefolgt<br />

von einem feinen Frühstück, in den Tag<br />

zu starten? Hier haben Sie den idealen<br />

Ausgangspunkt für Ausflüge im Berner<br />

Oberland. Herzlich und persönlich umsorgt<br />

Sie das Seaside-Team.<br />

Naturzyt-Spezialangebot: 3-Tage-<br />

Aufenthalt (2 Nächte) zu CHF 185.– p. P.<br />

inkl. Frühstück und 1x Abendessen.<br />

T 033 650 81 81, www.hotel-seaside.ch<br />

APARTHOTEL MUCHETTA DAVOS<br />

Im Bergdorf Wiesen zwischen Davos<br />

und dem grössten Naturpark der<br />

Schweiz – dem Parc Ela – erleben Sie<br />

wildromantisch verschneite Täler und<br />

Berge in intakter Natur direkt von<br />

der Haustüre weg. Im Muchetta wohnen<br />

Sie im Ein-, Zwei- oder gar Drei-<br />

Zimmer-Apartment. Hotelrestaurant<br />

oder Selbstverpflegung. Kleiner Wellnessbereich<br />

für Erwachsene mit Sauna,<br />

Dampfbad und Softtube. Fragen Sie an!<br />

Pauschale ab CHF 450/Studio/Frühstück<br />

/2 Pers./3N. T 081 410 41 00,<br />

www.aparthotel-davos.ch<br />

NATUR ERLEBEN<br />

VOM GLÜCK NASCHEN …<br />

Meist führt der Kopf das Regime in<br />

unserem Leben. Alles will er rational<br />

entscheiden, und Fakten und Zahlen<br />

braucht er. Und trotzdem kann er uns<br />

nur selten aus dem Hamsterrad des<br />

Alltags befreien. Da ist der Bauch<br />

schon erfolgreicher. Probiert es diesen<br />

Winter doch einfach mal aus. Schaltet<br />

den Kopf aus und das Navi ein. Ziel:<br />

Biohotel Walserstuba im Kleinwalsertal.<br />

Bettina und Jeremias kombinieren<br />

exzellente Bioküche mit urgemütlichem<br />

Ambiente.<br />

www.walserstuba.at<br />

MITTEN IN DER NATUR –<br />

DIE ST. PETERSINSEL<br />

Die Ruhe geniessen, sich kulinarisch<br />

verwöhnen lassen, entschleunigen,<br />

erholen und die klösterliche Schlichtheit<br />

mit historischer Vergangenheit erleben.<br />

Ob für einige Stunden im Restaurant<br />

mit kulinarischen Köstlichkeiten aus<br />

der Region Seeland. Oder in einem der<br />

14 Hotelzimmer für ein paar Tage die<br />

spezielle Atmosphäre fernab der Hektik<br />

erfahren. <strong>Das</strong> Restaurant- und Klosterhotel-Team<br />

St. Petersinsel freut sich auf<br />

Sie. Infos T 032 338 11 14,<br />

www.st-petersinsel.ch<br />

<strong>NATURZYT</strong> 57


Im Nationalpark Garajonay<br />

auf der Insel La Gomera entfaltet<br />

sich ein magischer<br />

Nebelwald.<br />

(Bild: Adobe Stock)<br />

Einzigartig schöne<br />

Die Kanaren sind weit mehr als ein winterlicher Hotspot<br />

für Badetouristen. Von den Atlantikstränden bis auf 3715 Meter über<br />

Meer verblüfft das Inselreich mit einer einmalig vielfältigen Natur.<br />

Nirgends habe er ein so mannigfaltiges,<br />

so anziehendes<br />

Gemälde vor sich gehabt<br />

wie auf Teneriffa, hielt der<br />

berühmte Forschungsreisende Alexander<br />

von Humboldt im Jahr 1799 fest. Bis<br />

heute entfaltet sich die Vegetation auf<br />

den Kanaren einzigartig vielfältig. <strong>Das</strong><br />

Inselreich zählt weit über 2000 ver -<br />

schiedene Pflanzenarten – darunter mehr<br />

als 500 Endemiten, die nur hier vorkommen.<br />

Der Archipel gilt deshalb unter<br />

Kennern als das «Galapagos der Pflanzen».<br />

«Die Kanaren haben den Ruf als winterlicher<br />

Hotspot für Badetouristen, doch<br />

der Archipel hat weit mehr zu bieten als<br />

ganzjährig warme Temperaturen und<br />

traumhafte Sandstrände in allen Abstufungen<br />

zwischen Schwarz und Weiss»,<br />

betont Dario Del Monaco, Reiseleiter bei<br />

Vögele Reisen. Der Zürcher begleitet<br />

regelmässig Reisegruppen nach Teneriffa,<br />

La Gomera und Gran Canaria und kennt<br />

die Inseln auch von ihren weniger touristischen<br />

Seiten.<br />

VULKAN DER SUPERLATIVE<br />

Die Kanaren sind ein vergleichsweise<br />

junger Fleck Erde. Ihre Existenz verdanken<br />

sie den vulkanischen Aktivitäten<br />

eines Hotspots tief unter dem Meer.<br />

Fuerteventura tauchte bei einem Vulkanausbruch<br />

vor 22 Millionen Jahren als<br />

erste Kanarische Insel aus den Atlantikfluten<br />

auf, La Palma und El Hierro folgten<br />

vor 2 beziehungsweise 1,2 Millionen<br />

Jahren als letzte. Teneriffa ist mit<br />

einer Fläche von 2034 km 2 die grösste<br />

Kanaren-Insel. Geprägt wird sie vom<br />

drittmächtigsten Inselvulkan der Welt<br />

– dem Pico del Teide. Mit einer beeindruckenden<br />

Höhe von 3715 Metern über<br />

Meer ist er der höchste Berg Spaniens.<br />

Vornehmlich seinetwegen kam Alexander<br />

von Humboldt einst zu Forschungszwecken<br />

nach Teneriffa. Die eindrückliche<br />

Landschaft, die er vorfand, steht<br />

seit 1954 unter Schutz. Nebst dem mächtigen<br />

Vulkankegel umfasst der Parque<br />

Nacional del Teide die ausgedehnte<br />

kesselartige Caldera, die ihn umschliesst.<br />

58 <strong>NATURZYT</strong>


In Kooperation mit Vögele Reisen<br />

NATUR ERLEBEN<br />

Pflanzenwelt<br />

Diese vulkanische Szenerie magnetisiert<br />

heute so viele Besucher wie kein zweiter<br />

Nationalpark in Europa.<br />

Erkaltete Krater, Schlote und Lavaflüsse<br />

faszinieren hier in den unterschiedlichsten<br />

Farbtönen und Formen.<br />

Die Vegetation ändert sich fast von<br />

Meter zu Meter, wird immer karger<br />

und mündet bald in einer unwirklich<br />

anmutenden Mondlandschaft. Wenn<br />

nach dem Winter die Schneefelder<br />

an den Hängen des Teide schmelzen,<br />

kommt es in den tieferen Lagen zu einer<br />

wahren Farbexplosion. Büsche und<br />

Sträucher entfalten ihre volle Blütenpracht,<br />

füllen die Luft mit würzigen<br />

Aromen und locken unzählige Insekten<br />

an. Oft umhüllen Wolken und Nebelschwaden<br />

die Flanken des Teide. Meist<br />

lohnt es sich trotzdem, den Weg zum<br />

Gipfel auf sich zu nehmen. In der Regel<br />

ragt er nämlich aus dem Wolkenmeer<br />

heraus. Anders als noch zu Alexander<br />

von Humboldts Zeiten gelangen Gipfelstürmer<br />

heute bequem mit der Seilbahn<br />

bis fast ganz nach oben zum Kraterrand.<br />

ENTDECKUNGEN EINES SCHWEIZER<br />

PIONIERS<br />

Wer den Nationalpark zu Fuss erkundet,<br />

entdeckt mehr. Unter den zahlreichen<br />

endemischen Arten, die im Teide Nationalpark<br />

gedeihen, sticht Wildprets Natternkopf<br />

(Echium wildpretii) heraus. Sein<br />

purpurroter Blütenstand ragt zylinderförmig-schmal<br />

bis zu zwei Meter in die<br />

Höhe und ist dicht mit Blüten besetzt.<br />

Ihren Namen trägt diese auffallende<br />

Natternkopfart zu Ehren des <strong>Schweizer</strong><br />

Botanikers Hermann Wildpret (1834–<br />

1908). Wildpret siedelte um 1856 aus<br />

der Schweiz nach Teneriffa über, wo<br />

er ab 1860 als Obergärtner den Jardín<br />

Botánico de la Orotava in Puerto<br />

de la Cruz leitete. Wildpret erforschte<br />

Teneriffas Flora intensiv und entdeckte<br />

und bestimmte zahlreiche Arten, darunter<br />

etwa den als Papageienschnabel bekannten<br />

Kanarischen Hornklee (Lotus berthelotii).<br />

Innerhalb von zwei Jahrzehnten entwickelte<br />

Wildpret den «Botánico» massgeblich<br />

weiter und machte ihn zu einem<br />

Inselhüpfen auf den Kanaren<br />

Die zehntägige Rundreise von Vögele<br />

Reisen bringt den Gästen die vielfältige<br />

Inselnatur von Teneriffa, La Gomera und<br />

Gran Canaria eindrücklich näher. Kompetente<br />

Reiseleiter begleiten die Rundreise<br />

mit maximal 25 Teilnehmenden und ermöglichen<br />

unvergessliche Begegnungen<br />

mit Land und Leuten.<br />

Diverse Reisetermine von<br />

Februar bis November 2022.<br />

Nähere Infos unter:<br />

www.voegele-reisen.ch/kanaren<br />

oder Telefon 043 960 86 10<br />

<strong>NATURZYT</strong> 59


Der Roque Nublo im Zentrum<br />

von Gran Canaria: Der<br />

Komponist Néstor Álamo<br />

verehrt den Monolith als Altar<br />

seiner magischen Heimat.<br />

(Foto: Adobe Stock)<br />

Die Sahara? – Nein, die<br />

Dünenlandschaft von<br />

Maspalomas an der Südspitze<br />

von Gran Canaria.<br />

(Foto: Adobe Stock)<br />

Wildprets Natternkopf:<br />

Die nach dem <strong>Schweizer</strong><br />

Botaniker Hermann Wildpret<br />

benannte Pflanzenart gibt<br />

es in freier Natur nur auf den<br />

Kanaren zu bestaunen.<br />

(Foto: Adobe Stock)<br />

der bekanntesten Botanischen Gärten<br />

der Welt.<br />

Heute zieht ein anderer Botanischer<br />

Garten rund 25 Kilometer westlich von<br />

jenem in Puerto de la Cruz wesentlich<br />

mehr Besucher an – der Parque del Drago<br />

in Icod de los Vinos. Ein Urenkel von<br />

Hermann Wildpret hat ihn mitentworfen:<br />

Wilfredo Wildpret de la Torre, emeritierter<br />

Professor für Pflanzenbiologie an<br />

der kanarischen Universität La Laguna.<br />

Der Parque del Drago wurde zwischen<br />

1997 und 2000 mit inseltypischen Gewächsen<br />

angelegt. Die Hauptattraktion<br />

im Zentrum des Gartens existiert<br />

allerdings schon viel länger: der «Drago<br />

Milenario» – der tausendjährige Drachenbaum.<br />

Sein Name blieb erhalten, obwohl<br />

der Baum gemäss neueren Expertenschätzungen<br />

irgendwo zwischen 300 bis<br />

800 Jahre alt sein dürfte. Drachenbäume<br />

sind Spargelgewächse und weisen keine<br />

Jahrringe auf. Deshalb bleibt das exakte<br />

Alter des Drago Milenario ein Geheimnis.<br />

Sein sechs Meter dicker Stamm verästelt<br />

sich nach oben immer mehr und weitet<br />

sich zu einer grünen Krone aus, deren<br />

Dach eine Höhe von gut 17 Metern erreicht.<br />

Mit diesen Ausmassen gehört der<br />

Drago Milenario zu den beeindruckendsten<br />

Exemplaren seiner Art. Neben dem<br />

Teide ist er Teneriffas bekanntestes<br />

Wahrzeichen. Bereits die Guanchen, die<br />

Ureinwohner der Insel, trieben einen<br />

Kult um die endemischen Drachenbäume.<br />

In deren Ästen fliesst ein Saft, der sich<br />

rot färbt, sobald er mit Luft in Kontakt<br />

kommt. Alchemisten experimentierten<br />

damit, Seefahrer schworen bei Zahnschmerzen<br />

auf die heilende Wirkung.<br />

DER ZAUBERWALD VON LA GOMERA<br />

Mystisch und legendenumrankt ist ein<br />

weiteres Naturphänomen der Kanaren<br />

– der Nebelwald im Nationalpark Garajonay<br />

auf La Gomera. Unter uralten, mit<br />

Bartflechten behangenen und von Moos<br />

bewachsenen Lorbeerbäumen gedeihen<br />

Riesenfarne. Über Felsen rauschen stiebende<br />

Wasserfälle in die Tiefe. Wolken,<br />

die sich an den Berg gipfeln stauen, versorgen<br />

den Wald laufend mit dampfender<br />

Feuchtigkeit. Zahlreiche endemische<br />

Tier- und Pflanzenarten haben sich in<br />

diesem zum UNESCO-Weltnaturerbe gehörenden<br />

Ökosystem eingenistet. Nicht<br />

nur deshalb lohnt sich für Naturbegeisterte<br />

60 <strong>NATURZYT</strong>


Die beiden bekanntesten<br />

Wahr zeichen von Teneriffa:<br />

der tausendjährige Drachenbaum<br />

von Icos de los Vinos<br />

und der schneebedeckte Teide<br />

im Hintergrund.<br />

(Foto: Vögele Reisen)<br />

In Kooperation mit Vögele Reisen<br />

NATUR ERLEBEN<br />

ein Abstecher nach La Gomera. Die zweitkleinste<br />

Kanareninsel präsentiert sich<br />

auch ausserhalb des Nationalparks<br />

wild-ursprünglich. Schroffe Kerbtäler,<br />

sogenannte «Barrancos», prägen die<br />

Inseltopographie. Auf La Gomera ticken<br />

die Uhren langsamer. Dörfer wie Las<br />

Rosas oder Agulo verströmen noch<br />

den Charme vergangener Zeiten.<br />

INSELREICH DER KONTRASTE<br />

Den stärksten Kontrast zum menschenarmen<br />

Naturparadies auf La Gomera<br />

bildet die grösste Stadt der Kanaren. <strong>Das</strong><br />

pulsierende Las Palmas auf Gran Canaria<br />

besitzt fast 400 000 Einwohner und die<br />

bunte Aura einer bedeutenden Hafenstadt.<br />

Las Palmas liegt nicht selten unter einem<br />

Wolkenschleier. «Panza del burro» –<br />

Eselsbauch – nennen Einheimische dieses<br />

Wetterphänomen, welches dafür verantwortlich<br />

ist, dass Badetouristen auf<br />

Gran Canaria der Hauptstadt an der<br />

Nordküste meist den Rücken kehren und<br />

überwiegend die Strände von Maspalomas<br />

im sonnigeren Süden aufsuchen. Die<br />

südlichste Spitze Gran Canarias bleibt<br />

dennoch frei und unverbaubar in ihrer<br />

natürlichen Schönheit erhalten. <strong>Das</strong><br />

Naturschutzgebiet Dunas de Maspalomas<br />

erstreckt sich über eine Länge von sechs<br />

und eine Breite von ein bis zwei Kilometern.<br />

Seine Dünenlandschaft erinnert an<br />

die nahe Sahara. Die Calima, ein trockener<br />

warmer Wind, der häufig vom afrikanischen<br />

Festland über die Kanaren fegt,<br />

bringt Sahara staub mit sich. «Die Vermutung<br />

liegt deshalb nahe, dass sich die<br />

Dünen von Maspalomas aus hergewehtem<br />

Saharasand speisen. Tatsächlich entstammen<br />

die enormen Sandmassen, die sich<br />

hier auftürmen jedoch aus dem Muschelund<br />

Korallenkalk, welchen das Meer<br />

anspült», erklärt Reiseleiter Dario Del<br />

Monaco. Eine Lagune und ein Palmenhain<br />

vervollständigen die pittoreske<br />

Wüsten-Szenerie.<br />

GRAN CANARIAS VEREHRTER<br />

WOLKENFELS<br />

Oasenartig breiten sich Palmen auf<br />

Gran Canaria auch im Barranco de<br />

Fataga aus. Die Schlucht ist als Tal der<br />

tausend Palmen bekannt, aber auch aufgrund<br />

der spektakulären Bergkulisse<br />

rundum einen Besuch wert. Von den<br />

gewaltigen Kräften, welche bei der Entstehung<br />

von Gran Canaria am Werk<br />

waren, zeugt eindrucksvoll der Vulkankrater<br />

von Bandama. Er reicht 200 Meter<br />

in die Tiefe und hat einen Durchmesser<br />

von einem Kilometer. Im Zentrum der<br />

Insel thront auf einem Hochplateau ihr<br />

Wahrzeichen: der «Roque Nublo» (Wolkenfels).<br />

Schon die Canarios, die Ureinwohner<br />

Gran Canarias, verehrten den rund<br />

65 Meter hohen Monolithen als heiligen<br />

Berg. Sie stiegen zu ihm hoch, um dem<br />

Sonnengott zu huldigen. Im 20. Jahrhundert<br />

hat der Komponist und Schriftsteller<br />

Néstor Álamo den Roque Nublo<br />

als «altar de mi tierra maga» besungen,<br />

als «Altar meiner bezaubernden Heimat».<br />

Nicht nur hier erweist sie sich echt<br />

magisch – die einzigartige Inselnatur<br />

der Kanaren.<br />

Text Daniel Zinnenlauf<br />

Fotos Vögele Reisen, AdobeStock<br />

<strong>NATURZYT</strong> 61


Zu guter Letzt<br />

Gefiederte<br />

Stars<br />

Gesamtsieger <strong>2021</strong>: Die ungewöhnliche Aufnahme eines Schwarzspechts kam nur dank einer an einem Baumstamm<br />

befestigten Kamera mit Weitwinkelobjektiv zustande, die aus der Ferne ausgelöst wurde. (Foto Markus Varesvuo)<br />

Aus über 9450 eingereichten<br />

Bildern hat die <strong>Schweizer</strong>ische<br />

Vogelwarte Sempach fünf<br />

Siegerbilder gewählt. <strong>Das</strong> Ziel<br />

des jährlich stattfindenden Fotowettbewerb<br />

ist es, die Menschen für die<br />

Welt der Vögel zu begeistern, um damit die<br />

Bevölkerung zum Schutz und Erhalt dieser<br />

wunderbaren Vielfalt zu gewinnen. Der<br />

nächste Fotowettbewerb findet im Mai 2022<br />

statt. Mehr dazu unter<br />

www.photo.vogelwarte.ch<br />

1 Beim Siegerbild der Kategorie «Aktion» streiten sich eine Amsel<br />

und eine Wacholderdrossel buchstäblich um einen Zankapfel.<br />

(Foto: Oliver Richter)<br />

2 1. Platz in der Kategorie «Emotion»: Dieser Eisvogel ist ein Bild<br />

purer Idylle und Harmonie. (Foto: Etienne Morel)<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

3 1. Platz in der Kategorie «Allgemein»: Der abgebildete Wendehals<br />

beherrscht die Kunst der Tarnung perfekt. (Foto: Jörg Stemmler)<br />

4 <strong>Das</strong> Siegerbild in der Kategorie «Vogel und Mensch» zeigt einen<br />

Uhu, der trotz seiner Grösse inmitten des riesigen Industriekomplexes<br />

geradezu winzig wirkt. (Foto: Christof Wermter)


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