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casanostra 163 | November 2021

Steigende Immobilienpreise: Ursachen, Folgen und Gegenstrategien | Energievorschriften: Grundlagenforschung für effiziente Fördermassnahmen | Dunkler Himmel: Dank cleverer Beleuchtung | Grüne Hypotheken: Zinsvorteile auf dem Prüfstand

Steigende Immobilienpreise: Ursachen, Folgen und Gegenstrategien | Energievorschriften: Grundlagenforschung für effiziente Fördermassnahmen | Dunkler Himmel: Dank cleverer Beleuchtung | Grüne Hypotheken: Zinsvorteile auf dem Prüfstand

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extra__ENERGETISCH SANIEREN_9<br />

Effizient sanieren<br />

Wie schaffen wir es, die Sanierungsquote<br />

zu erhöhen, um<br />

das Netto-Null-Ziel zu erreichen?<br />

Eine Forschergruppe an der<br />

EMPA ist dieser Frage nachgegangen<br />

und hat dafür grosse<br />

Datenmengen untersucht.<br />

So bauen wir unser Energiesystem um –<br />

Forschung auf drei Ebenen<br />

Gebäude<br />

WIR SCHAFFEN DIE NULL<br />

Stadt<br />

__«Die Sanierungsquote in der Schweiz verharrt bei<br />

mageren 1 Prozent pro Jahr. Fahren wir in diesem<br />

Tempo weiter, wird es 100 Jahre dauern, bis der Gebäudestand<br />

im Land durchgehend erneuert ist. Und<br />

erneuern müssen wir, wenn wir die Klimaziele erreichen<br />

wollen. Denn der Gebäudepark in der Schweiz<br />

verursacht über einen Viertel der inländischen CO 2 -<br />

Emissionen und mehr als einen Drittel des Energieverbrauchs.<br />

Die Mittel wären vorhanden: Der Energieverbrauch<br />

der Häuser kann mit den heute<br />

verfügbaren Technologien um fast die Hälfte gesenkt<br />

werden. 77 Prozent der Gebäude in der Schweiz werden<br />

elektrisch, mit Öl oder Gas beheizt. Jetzt geht es<br />

darum, dort anzusetzen, wo die Erfolgsaussichten am<br />

grössten sind. Forscherinnen und Forscher der ETH,<br />

der EMPA und der Hochschule Luzern gingen der Frage<br />

mit der Hilfe von statistischen Modellen und dem<br />

Zugriff auf grosse Datenbanken, unter anderem auf<br />

das Schweizerische Gebäude- und Wohnungsregister,<br />

das Schweizerische Unternehmensregister und auf<br />

den topografischen Datensatz swissBUILDINGS3D<br />

von Swisstopo nach.<br />

Erklärtes Ziel der 2019 veröffentlichten Studie<br />

von Kristina Orehounig ist, die wissenschaftlichen<br />

Grundlagen für die nächsten Muster-Energievorschriften<br />

der Kantone, besser bekannt als MuKEn:<br />

20XX, bereitzustellen. Klar ist: Weiter wie bisher<br />

funktioniert nicht. Die MuKEn:2014 verfehlen, selbst<br />

bei flächendeckender Umsetzung, das CO 2 -Ziel der<br />

Energiestrategie 2050 um 30 Prozent.<br />

Es kommt auf das Alter der Gebäude an, welche<br />

Massnahmen als erste am meisten Einsparungen<br />

bringen. Bei alten Häusern ist die Sanierung von<br />

Fenstern und Dächern sinnvoll. Dadurch lassen sich<br />

20 bis 30 Prozent der Heiz- und Kühlenergie einsparen.<br />

Bei neueren Bauten sollen fossile Heizungen ersetzt<br />

werden: Holzheizungen und Wärmepumpen<br />

sind gemäss einer Simulation die Heiztypen, welche<br />

am besten abschneiden. Auf die Studie angesprochen,<br />

betont Casafair-Energieberater Andreas Edelmann:<br />

«Der fossilfreie Betrieb ist der wichtigste Aspekt<br />

und auch der dringendste bei der Energiewende.<br />

Das wollte schon das CO 2 -Gesetz und will auch das<br />

Zürcher Energiegesetz, über das wir im <strong>November</strong> abstimmen.»<br />

Grafik_Empa<br />

Schweiz<br />

<strong>2021</strong><br />

Energiewende<br />

Auf drei Ebenen wurden die optimalen Sanierungsmassnahmen<br />

ermittelt: Auf Gebäude-, Quartier- und<br />

nationaler Ebene.<br />

Klar wird, dass ohne politische Massnahmen für<br />

die Gebäude die Klimaziele nicht erreicht werden<br />

können. Welche Massnahmen möglich und nötig<br />

sind, um die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen,<br />

diskutierten Fachleute in Energie- und Gebäudetechnik<br />

der Hochschule Luzern. Der Wechsel von<br />

fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energiequellen<br />

kommt dabei am meisten in den Massnahmepaketen<br />

vor und wird als besonders wirksam und<br />

leicht machbar eingesetzt. Kontrovers verlief die<br />

Diskussion um Gebäudehülle-Massnahmen. Die<br />

Fachgruppe schlägt eine wirtschaftliche Aufwertung<br />

der Gebäudehülle vor und einen tieferen Dämmwert,<br />

als bisher vorgeschrieben ist. Die Energieeffizienz der<br />

einzelnen Gebäude wird der bei tieferen Anforderung<br />

nicht komplett ausgeschöpft. Aber mit weniger ambitionierten<br />

Anforderungen soll die Gesamterneuerungsrate<br />

steigen; auf den gesamten Gebäudepark<br />

bezogen wird die Energieeffizienz verbessert. Und<br />

darauf kommt es schliesslich an.__<br />

Text_Nadim Chammas<br />

Literatur:<br />

Portia Murray, Julien Marquant, Mathias Niffeler,<br />

Georgios Mavromatidis, Kristina Orehounig,<br />

Optimal transformation strategies for buildings,<br />

neighbourhoods and districts to reach CO 2 emission<br />

reduction targets, Energy and Buildings, Volume 207, 2020,<br />

https://doi.org/10.1016/j.enbuild.2019.109569.<br />

2050<br />

<strong>casanostra</strong>_ / <strong>2021</strong>

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