casanostra 163 | November 2021
Steigende Immobilienpreise: Ursachen, Folgen und Gegenstrategien | Energievorschriften: Grundlagenforschung für effiziente Fördermassnahmen | Dunkler Himmel: Dank cleverer Beleuchtung | Grüne Hypotheken: Zinsvorteile auf dem Prüfstand
Steigende Immobilienpreise: Ursachen, Folgen und Gegenstrategien | Energievorschriften: Grundlagenforschung für effiziente Fördermassnahmen | Dunkler Himmel: Dank cleverer Beleuchtung | Grüne Hypotheken: Zinsvorteile auf dem Prüfstand
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6_ Immobilienpreise__thema<br />
>>><br />
kapital noch konzentrierter in Immobilien investieren.<br />
Vorab in Häuser mit einer grösseren Anzahl an<br />
Mietwohnungen. Robert Weinert von Wüest Partner<br />
sagt es so: «Es gibt kaum einen anderen Markt, wo<br />
Pensionskassen mehr Rendite erwirtschaften können<br />
bei wenig Risiko.» Wenig überraschend, ist es seit<br />
2000 zu grossen Verschiebungen bei den Besitzverhältnissen<br />
von Wohnhäusern mit Mietwohnungen<br />
gekommen, wie das BWO sagt. Eine kürzliche gross<br />
angelegte Recherche in Basel (vom lokalen Online-<br />
Medium Bajour und dem Investigativteam Reflekt)<br />
zeigte auf: Pensionskassen, Banken, Versicherungen<br />
und weitere Gewinnorientierte besitzen in der Stadt<br />
am Rhein mittlerweile fast jede dritte Wohnung – bei<br />
einer Zunahme von sechs Prozent seit dem Jahr 2000.<br />
Der Anteil privater Hausbesitzer geht zurück.<br />
Sind auch kleinere Wohnhäuser mit einer, zwei,<br />
drei Wohnungen betroffen von den Verschiebungen?<br />
Gibt es immer weniger von ihnen in Privatbesitz?<br />
Nein, sagen die Befragten vom BWO über Wüest Partner<br />
bis zum Schweizer Immobilienschätzer-Verband<br />
(SIV). SIV-Präsident Silvan Mohler: «Institutionelle<br />
Anleger sind meist nicht am schnellen Gewinn interessiert,<br />
sondern bevorzugen im aktuellen Marktumfeld<br />
konstante Renditen, wie Mietwohnungen sie gewährleisten.<br />
Kleine Häuser sind für diesen Zweck<br />
aber wiederum zu wenig effizient. Erstellung und Bewirtschaftung<br />
sind vielfach zu aufwendig im Verhältnis<br />
zum realisierbaren Ertrag. Das nimmt man nur in<br />
Kauf, wenn es unbedingt sein muss respektive für die<br />
eigene Nutzung oder die durch Familienangehörige.»<br />
Ein Grund, Ein-, Zwei-, Dreifamilienhäuser zu kaufen,<br />
seien allenfalls Arrondierungen. Das sieht auch das<br />
BWO so; Arrondierung meint den Zukauf von angrenzenden<br />
Häusern zu solchen, die man bereits besitzt<br />
– mitunter, um auf der neu zusammengelegten<br />
Parzelle eine grössere Überbauung mit Ersatzneubauten<br />
zu realisieren: «Beispielsweise kaufen sie<br />
dort, wo Erbengemeinschaften kleine Mehrfamilienhäuser<br />
verkaufen wollen.»<br />
Wer hingegen den Mittelstandsfamilien das Eigenheim<br />
oder die Eigentumswohnung streitig macht,<br />
« Von zehn kleineren Liegenschaften, für die<br />
sich die PWG im ersten Halbjahr <strong>2021</strong><br />
interessierte, gingen gemäss Grundbuchamt<br />
die meisten an Einzelpersonen, bei genauerer<br />
Betrachtung zeigt sich, dass mehrere von<br />
ihnen professionell mit Immobilien zu<br />
tun haben. »<br />
Im Bezirk Interlaken:<br />
In zehn Jahren sind<br />
die Preise für Wohnhäuser<br />
um 26 Prozent<br />
gestiegen.<br />
Foto: Michael Derrer Fuchs/iStock<br />
Arasio im Bezirk Lugano,<br />
wo die Häuserpreise in<br />
zehn Jahren um 40 Prozent<br />
gestiegen sind.<br />
Foto: fotoember/iStock<br />
sind sehr Vermögende, die sich ein zusätzliches<br />
Wohneigentum kaufen können, das sie dann vermieten.<br />
Das BWO registriert eine Zunahme bei diesen<br />
Zweitliegenschaften.<br />
Genossenschaften unter Druck<br />
Wie schwierig es ist, bei den aktuell hohen Preisen<br />
noch mithalten zu können, spüren nebst den Privaten<br />
auch die Wohnbaugenossenschaften und die öffentliche<br />
Hand. Die gemeinnützige Stiftung zur<br />
Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und Gewerberäumen<br />
der Stadt Zürich (PWG) etwa unterliegt in<br />
Bietverfahren regelmässig. Von zehn kleineren Liegenschaften,<br />
für die sich die PWG im ersten Halbjahr<br />
<strong>2021</strong> interessierte, gingen gemäss Grundbuchamt die<br />
meisten an Einzelpersonen, bei genauerer Betrachtung<br />
zeigt sich, dass mehrere von ihnen professionell<br />
mit Immobilien zu tun haben.<br />
Bewohnbarer Boden nur noch für Pensionskassen,<br />
Versicherungen, Banken und Immobilienspekulanten,<br />
und Eigenheime nur noch für Superreiche? Weil<br />
die meisten, die ein Haus zu verkaufen haben, es ohne<br />
Rücksicht auf das Haus, das Quartier und die Menschen<br />
an die Meistbietenden verkaufen? Welche Rezepte<br />
gibt es dagegen? Das BWO schreibt: «Wer sich<br />
heute kein Wohneigentum leisten kann, hat die Mög-<br />
<strong>casanostra</strong>_ / <strong>2021</strong>