14.11.2021 Aufrufe

Klein Siemen Boschüre_Blaetterversion_245x170 Quer_Inhalt_Druck

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gestaltungsfibel

Gebäude in Klein Siemen


Klein Siemen E.V.

Klein Siemen E.V.

c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Die Entstehung 03

Klein Siemen hat die Prägung eines für Mecklenburg typischen

Gutsdorfes.

Erwähnt wurde Klein Siemen erstmalig 1322 – der Ort schaut auf

eine Geschichte von 700 Jahren zurück.

Das Gutsdorf entstand wohl um 1750. Es ist hufeisenförmig um

den Hofteich angelegt. Das Gutshaus erhebt sich mittig mit

großzügiger Parkanlage dahinter. Seitlich davon stehen die noch

erhaltenen Stall- und Scheunengebäude sowie das

Rittmeisterhaus. Die Gebäude sind zum großen Teil zu

Wohnhäusern umgebaut.

Zur Kastanienallee wurde die Gutshofanlage durch zwei Scheunen

und ein Tor beschlossen. Eine Scheune ist noch vorhanden, die

ebenfalls zum Wohnhaus umgestaltet wurde. Auch die

Grundsteine der Toranlage sind noch erkennbar.

Entlang der Kastanienallee befinden sich sog. Schnitter Kasernen,

die den Landarbeitern und Tagelöhnern Wohnraum boten. Vier

Doppelkaten sind noch vorhanden, dazwischen sind drei

Neubauten entstanden.

Das Gutshaus steht unter Denkmalschutz. Die Kastanienallee mit

der alten Kopfsteinbepflasterung im Anfangsbereich steht ebenso

unter Denkmalschutz und genießt den BUND Alleenschutz.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Einleitung 05

Eine Baufibel für das

„Gespür der dörflichen Bauweise“

Im Mittelpunkt der Errichtung und Nutzung von Gebäuden stehen

wir, die Menschen mit ihrem Anspruch, Bedürfnissen und ihrem

Wohlbefinden! Die Klein Siemener Dorfbevölkerung lebt in

Einklang mit Natur, Landschaft und ländlicher Bauweise.

Eine schöne Landschaft, aber ein durch Bausünden geprägtes

Ortsbild? Ohne uns!, findet das Dorf Klein Siemen und erarbeitete

gemeinsam mit der Schule der Landentwicklung MV eine regionale

Gestaltungsfibel. Wie sollte in Zukunft gebaut werden, um den

ländlichen Charakter unseres Dorfes zu erhalten?

In der vorliegenden Fibel wird über die regionaltypische Baukultur

im Gestern und Heute geschrieben. Es wird gezeigt, wie u.a.

Fassaden, Dächer, Fenster sowie Türen auch in Zukunft den

Häusern und dem Charakter des Dorfes Rechnung tragen.

Mit den Empfehlungen will Klein Siemen sein Ortsbild für künftige

Generationen, aber auch für Einheimische und Gäste attraktiv

halten. Wer bauen will, findet in der Fibel wichtige Tipps und

Hinweise, worauf die Klein Siemener bei der dörflichen Bauweise

ihren Schwerpunkt legen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

06 Gestaltungsfibel – Gliederung

Gestaltungsfibel

Gebäude

Allgemeine

Empfehlungen

zur Gestaltung

von Gebäuden in

unserem Dorf

Klein Siemen

Gliederung

ە

Baukörper 08 ە

Dächer 10 Dacheindeckung, Dachrinnen, Dachformen

ە

Sichtmauerwerk 14 Ziegelmauerwerk, Fachwerk, Putz, Verkleidungen

ە

Haustüren und Fenster 20 Haustüren, De Groot Dör, Fenster, Fensterläden,

Fenstergitter, Vordächer, Balkongeländer, Außentreppen,

Treppengeländer, Reklame

ە

Farben und Material 40 Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

08 Gestaltungsfibel – Baukörper

„Zerstören Sie nicht den größten Vorteil Ihres alten

Hauses, sein Alter. Alter ist durch nichts zu

ersetzen. Alten Wein verpanscht man nicht mit

jungem. Garnieren Sie Ihr altes Haus nicht mit

neuen Baustoffen. Ein altes Haus, das man auf

jung trimmt, ist eine Urkundenfälschung.“

Dieter Wieland, 1978: Bauen und Bewahren auf dem Lande

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Baukörper 09

Baukörper

In Klein Siemen ist ein

im Grundriss lang

gestreckter

rechteckiger Baukörper

mit steilem Satteldach

vorherrschend.

Die teilweise vorkommenden typischen modernen

Siedlungshäuser mit hohem Sockel und verhältnismäßig

flach geneigtem Dach sollten ebenso wie die für die Dörfer

untypischen Grundrissformen (z.B. Winkelbungalow)

vermieden werden. Anzustreben ist ein den traditionellen

Hofanlagen verwandtes „Baukörperprinzip“.

(lang gestreckte Form, steiles Satteldach)

Ein gutes Mittel zum Einbinden

ist es, auch neue Nebengebäude,

wie Garagen in der

Proportion der Haupthäuser

auszubilden. So wirkt

letztendlich ein kleines Haus

im Vergleich zu seinem

Nebengebäude größer.

Neubauten sollten

Wesensmerkmale

traditioneller Häuser der

Region in unsere zeitgemäße

Bauweise übernehmen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

10 Gestaltungsfibel – Dächer

„Als der Mensch einst aus seiner

Höhle trat und der Jäger zum

Bauern wurde,

musste er zuerst das Dach erfinden.“

ersetzen. Alten Wein verpanscht man nicht mit

zu nichts durch ist Alter Alter. sein Hauses,

neuen Baustoffen. Ein altes Haus, das man auf

mit nicht Haus altes Ihr Sie Garnieren jungem.

jung trimmt, ist eine Urkundenfälschung.“

„Zerstören Sie nicht den größten Vorteil Ihres alten

Stachowitz und Tschudi, 1992: Mecklenburger Dörfer

Dieter Wieland, 1978: Bauen und Bewahren auf dem Lande

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Dächer 11

Dächer/Dacheindeckungen

Dächer sollten mit roten

Ziegelpfannen eingedeckt werden,

weil diese im Laufe der Jahre

Patina ansetzen und so viel

lebendiger altern als

Betondachsteine.

Wenn dennoch Betondachpfannen

verwendet werden,

sollten sie in der Umgebung

rot gedeckter Häuser

ebenfalls rotbraun sein; in der

Nachbarschaft dunkler Dächer ist

die braune Pfanne der schwarzen

vorzuziehen; Schwarz wirkt

besonders im Vergleich mit der

lebendigen Harmonie von Rot,

Rotbraun und Pflanzengrün sehr

traurig und fällt aus dem Rahmen.

Bei großen Dachflächen von

z.B. landwirtschaftlich

genutzten Gebäuden ist

eine Eindeckung mit roten

Ziegeln aufgrund der Kosten

nicht immer möglich.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

12 Gestaltungsfibel – Dächer

Als Leitfaden sollen

folgende Regeln gelten:

Kleine Flächen, die dem Betrachter

nahe sind, sollten mit Ziegeldachpfannen

gedeckt werden –

große Dachflächen können sich in

Ausnahmefällen auch großzügiger

Texturen bedienen.

„Wie traurig ist der Anblick

eines in sich zusammengesunkenen

Daches – das darunter liegende

Haus zum Sterben verurteilt.“

Stachowitz und Tschudi, 1992:

Mecklenburger Dörfer

Dachrinnen

Sollten aus Materialien

bestehen, die Patina

ansetzen können

(Zinkblech, Kupfer).

Bei Anstrichen sind

matte, elastische Farben

zu verwenden.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Dächer 13

Dachformen

Der Krüppelwalm, als typische

Dachform für Mecklenburg, ist bis

heute erhalten. Der Einfachheit

halber ist auch das Satteldach

weitverbreitet.

Neuere Bungalows werden häufig

mit einem Vollwalmdach

versehen, deren Proportionen

fügen sich allerdings nicht gut ins

Ortsbild ein.

Gauben

Reetdach

Gauben passen sich zwischen die Dachsparren ein und

schaffen gemütliche Räume mit schrägen Wänden.

Traditionelle Formen sind die Schlepp- und Fledermausgaube.

Das Dach aus Rohr wurde durch

moderne Materialien abgelöst, findet sich aber

vereinzelt in der Umgebung.

Diese Dachdeckung ist zwar teuer in der Anschaffung,

aber langlebig und regionstypisch. Reetdächer, so noch

vorhanden, sollten unbedingt erhalten bleiben.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

14 Gestaltungsfibel – Mauerwerk

„Aus Alt mach neu. Aus echt mach Synthetik.

Gesimse weg. Verzierung weg. Proportionen und

Baukörper weg. Eingesargt.“

Wieland, 1978: Bauen und Bewahren auf dem Lande

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Mauerwerk 15

Sichtmauerwerk

Alte Ziegelwände

bestechen durch kunstvolle

Mauerwerksverbände, reiche

Ornamentik und

handwerkliches Können

ihrer Erbauer. Durch das

lebendige Farbenspiel der

alten Steine haben vor

allem die großen Giebel

eine besonders wohltuende

Wirkung und

erscheinen durch ihre

Feingliedrigkeit längst nicht so

massig und unmaßstäblich,

wie eine neu vorgemauerte

glatte Klinkerwand.

Beschädigte alte Ziegelfassaden

sollten deshalb ausgebessert

werden und als besondere Werte

im Ortsbild erkennbar bleiben.

Ziegelwände können mit Wasser

und Bürste oder einem Hochdruckwasserstrahler

gereinigt

werden. Um Ausblühungen zu

vermeiden, ist ein zu fetter

Mörtel zu verhindern.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Mauerwerk 17

Fachwerk

Bei Renovierung und

Umbau alter Fachwerkhäuser

sollte die außen

sichtbare Fachwerkstruktur

erhalten bleiben.

Renovierung der

Ausfachung sollte unter

Beachtung des bereits

verwendeten Materials

geschehen. Das

Fachwerkgerüst lässt sich

mit einer Drahtbürste oder

einem Hochdruckreiniger

problemlos reinigen

(keinen Sandstrahler

verwenden!).

Zur Verbesserung des Wärmeschutzes ist ein

bauphysikalisch günstiger Wandaufbau mit innen

liegender Wärmedämmung empfehlenswert.

Für technisch notwendige Verkleidungen, z.B. an der

Wetterseite, sind kräftige Holzschalungen (senkrechte

Deckelschalung oder auch waagerechte Schalungen

sind regionaltypische Elemente) zu verwenden, die in

Harmonie mit dem Ortsüblichen stehen. Auf eine

ausreichende Hinterlüftung der Verkleidung ist zu

achten.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

18 Gestaltungsfibel – Mauerwerk

Putz

Verputzte Mauerwerksflächen

sollten nicht absolut planeben

sein, um bei Streiflicht die

Fassade lebendig wirken zu

lassen.

Strukturputzflächen neigen

dagegen leicht dazu, durch

Staubansiedlung in kurzer Zeit

zu verdrecken. Generell sollten

große verputzte Wandflächen

wegen ihrer öden Wirkung

vermieden werden.

Spaliere und Kletterpflanzen

können diese negative Wirkung

aufheben und das Haus

freundlich wirken lassen.

Als Materialien sind offenporige

und elastische Mischungen

Vorzuziehen

(z.B.Trasskalkmörtel).

Ungeeignet sind starre Putze

mit hohem Zementanteil, die

bei Bewegungen der Konstruktion

abplatzen. Als

Putzträger empfehlen sich

Rabitzgewebe,

Ziegeldrahtgeflecht u.a.m.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Mauerwerk 19

Verkleidungen

Giebeldreiecke und manchmal

auch ganze Wettergiebel

wurden ortsüblich früher mit

roten Pfannen behängt. Dies ist

aufgrund der Farbe und

Lebendigkeit der Verkleidung

in jedem Fall ein Gewinn für

das Ortsbild.

Zu vermeiden sind alle

Kunststoffpaneele, Blechverkleidungen

oder bedruckte

Dachpappen bzw.

Kunststoffgeprägte Tafeln

mit Steinimitation.

Wenn man keine Dachpfannen

oder Bieberschwänze

aus gebranntem

Ton verwenden will, können

auch solche bzw. kleinteilige

Schindeln aus rotem

Zementschiefer verwendet

werden. Eine weitere

ortstypische Möglichkeit zum

Verkleiden liegt in der

Verwendung von Holzbohlen.

Diese sind mit einem holzschützendem

Anstrich zu

versehen und müssen in

bestimmten zeitlichen

Abständen nachgestrichen

werden.

Alternativ kann auch

kesseldruckimprägniertes

Holz (aber kein

Tropenholz) verwendet

werden. Es sollten jedoch

immer Verarbeitungstechniken

bevorzugt

werden, die über

profilierte Anbringung der

Schalung eine hohe

Lebhaftigkeit durch Licht

und Schatten

gewährleisten.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

20 Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster

„Türen sind Mauerlöcher zum Ein- und

Ausgehen. Man geht aus, um die

Welt zu erfahren, und verliert sich

dort drinnen, und man kehrt heim, um

sich wiederzufinden,und verliert dabei

die Welt, die man erobern wollte.“

Flusser, 1998: Durchlöchert wie ein Emmentaler

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 21

Haustüren

Die Haustür und der Eingang

haben für ein Gebäude einen

besonders zeichenhaften

Charakter. Hier repräsentiert

sich gewissermaßen das

Wesen des Besitzers. Der

Schmuckwert einer Haustür

muss daher im Verhältnis

zur Umgebung angemessen

sein.

Nach Möglichkeit sollten für

die Haustür gut gearbeitete

und handwerklich hergestellte

Türen

aus Holz verwendet werden.

Bei serienmäßig hergestellten

Haustüren empfiehlt es sich,

diese, durch das Anbringen

eigener, individueller Details

oder besonderer Namensschilder,

zu verändern und

umzugestalten.

Bei historischer Bausubstanz

sollten die alten Türen

solange wie möglich erhalten

werden. Alte Türen sind

häufig sehr stabil und

können in der Regel mit

handwerklichen Mitteln

instand gesetzt werden.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 23

De Groot Dör

Eine Sonderstellung beim

Thema Haustür nimmt die

Groot Dör ein.

Sie ist das wichtigste

Giebelelement

des niederdeutschen

Hallenhauses;

das große Eingangstor.

Man unterscheidet zwei

Typen mit unterschiedlicher

Wirkung.

Beim einen liegen die

Türflügel um Laibungstiefe

hinter der Ebene der

Giebelwand, beim anderen

ist die Groot Dör weit nach

innen gelegt, wodurch ein so

genannter Vorschauer

entsteht. Durch den Wandel

in der Landwirtschaft hat die

Groot Dör inzwischen ihre

Bedeutung als Einfahrtstor

zur Futterdiele verloren. Die

Diele ist heute nicht selten

zu Wohnzwecken

umfunktioniert, die Groot

Dör wird dann umgebaut.

Dabei sind folgende

Empfehlungen zu beachten:

Dem plastischen Charakter

der Groot Dör ist in

angemessener Weise

Rechnung zu tragen; der

Türrahmen muss bewahrt

bleiben.

Neue Teile können in die

verschattete Zone zurück

treten.

Eine symmetrische Aufteilung

ist anzustreben.

Inschriften und Schnitzereien

der umrahmenden Ständer

sind zu erhalten;

Mauerwerksornamente und

Segmentbögen sind ebenfalls

zu erhalten.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

24 Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster

Fenster

Neue Fensteröffnungen in

alten Bauernhäusern sollten

sich in der Maßstäblichkeit

den ursprünglichen

Fenstern anpassen. Vor

allem bei charaktervollen

Ziegel- und

Fachwerkwänden ist das

stehende Fensterformat der

alten Fenster beizubehalten

und darauf zu achten, dass

die Dominanz der

geschlossenen Wandflächen

gegenüber dem geringen

Fensterflächenanteil gewahrt

bleibt.

Bei Putzbauten übernehmen die Fenster die

Gliederung der Fassade. Ungesprosste

Fenster wirken lochartig und vereinzelt. Mit so

genannten Putzfaschen von 10 – 15 cm Breite

kann man diese unproportionierten Fenster

behäbiger in Erscheinung treten lassen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 25

Sprossenfenster sollten nach Möglichkeit erhalten

werden. Sie können zur besseren Wärmedämmung

nach innen großflächige Einsatzfenster

bekommen (Kastenfensterkonstruktion).

Sprossenfenster gliedern eine Fassade besonders

angenehm und lassen die maßstäblichen

Abstufungen eines Hauses oft reichhaltiger

erscheinen.

Deshalb sollte bei neuen

Fenstern zumindest eine

symmetrische Zwei- oder

Dreiteilung des Fensters

angestrebt werden (nach

außen schwenkbare

Flügel), falls die alte

Feingliedrigkeit der

Sprossenteilung bei einer

Renovierung nicht erhalten

werden kann.

Wenn möglich sollten bei den

neu einzusetzenden Fenstern

die Profile aus Holz sein.

Der verhältnismäßig höhere

Pflegeaufwand von Holzfenstern

im Vergleich zu

den in der Regel dünneren und

auch teilweise innerhalb der

Isolierverglasung liegenden

Kunststoffprofilen,

wird durch die schöne

Fernwirkung von Sprossen und

deren Schattenwürfen

wettgemacht.

Kunststofffenster führen bei

Feuchtigkeitsstau zwangsläufig

zum Bauschaden!

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 27

Fensterläden

Sie bilden neben dem Schutz

vor Licht, Auskühlung und

Einbrechern oft wichtige

Gestaltungs- und Gliederungselemente

einer Fassade.

Heute erhalten sie auch aus

Energiespargesichtspunkten

erhöhte Aufmerksamkeit.

Bei stuckreichen Historismusund

Jugendstilfassaden waren

Fensterläden auf der Fassade

meist unerwünscht, da sie das

Dekorationssystem gestört

hätten.

Nach dem verstärkten

Rückgang der Ornamentgestaltung

an Fassaden

schenkte man Fensteroder

Blendläden auch unter

gestalterischen Aspekten

verstärkt Aufmerksamkeit.

Abhängig vom Zustand der

Fensterläden, bietet sich eine

gründliche Sanierung oder

Rekonstruktion an. Auf glatte,

glänzende Kunststoffmaterialien

sollte verzichtet

werden.

Farbig gut gestaltete, nicht überdekorierte

Fensterläden, könnte für so manches

entkleidete Gebäude wieder Schmuckelemente

werden und gleichzeitig eine Schutzfunktion

erfüllen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 29

Fenstergitter

Fenstergitter sind aus der

Notwendigkeit erstanden, die

Fenster im Erdgeschoss zu

sichern, auch wenn keine

Fensterläden verwendet

werden konnten.

Mit ihrer Schlichtheit fallen sie

optisch nicht so stark ins

Gewicht, erzeugen aber

immer eine bedrückende

Stimmung, die an

Verbrechen und Angst erinnert.

Im Kröpeliner Umland sind

kaum noch Fenstergitter

vorhanden, aber der

Vollständigkeit halber sollen

sie dennoch erwähnt werden.

Solange nicht zwingend

notwendig, sollten sie durch

Fensterläden oder

Sicherheitsglas ersetzt werden.

„Man kann die Fenster

mit Gittern

vor Dieben schützen,

aber dann lebt man unter

vier Wänden in der Angst

und Enge“

Flusser, 1998: Durchlöchert wie ein

Emmentaler

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

30 Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster

Vordächer

Sie markieren den

Übergang von der

Öffentlichkeit in die

Privatheit.

Neben der Funktion des

Witterungsschutzes

können sie auch Platz für

eine Sitzgelegenheit

vor der Haustür bieten,

die für ländliche

Situationen besonders

angemessen erscheint,

weil sie

Kontakte mit den

Vorübergehenden

ermöglicht.

Gut geeignet für die Ausbildung

von Vordächern

sind einfache, mit

Pfannen eingedeckte

Abschleppungen oder

kleine Vorbauten mit

einem Satteldach.

Leichte Stahl- und

Drahtglaskonstruktionen

sind möglich und geben

dem Dorf zusätzlich ein

neues Gestaltungselement.

Auch

Rankgerüste mit einem

farbenprächtigen Bewuchs

können Eingänge betonen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 31

Balkongeländer

Balkone und Loggien sind

dorfuntypisch und sollten

bei Neubauten an der

Straßenseite vermieden

werden. Bestehende

Balkone und Terrassen

müssen mit Geländern

abgesichert werden.

Dafür sollten kräftige

Bohlen, die in den Farben

des Holzwerkes der

Umgebung gehalten sind,

verwendet werden.

Holzimitationen in Form

von Kunststoffpaneelen

wirken

demgegenüber dürftig und

unglaubwürdig. Bei der

Anordnung des

Holzgeländers ist auf eine

senkrechte Gliederung

ähnlich der ortstypischen

Staketenzäune zu

achten.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 33

Aussentreppen

Diesen Zugängen zum Haus

kam stets sowohl unter

baukünstlerischen

als auch handwerklichen

Aspekten eine

große Beachtung zu. Auf die

Bedeutung geben noch heute

Größe, Ausführung und

Materialwahl Aufschluss.

Die bis zum Ende des 19.

Jahrhunderts häufige

Natursteinbauweise wurde

später durch Werkstein,

Klinker oder Betonguß

ersetzt. Im Neubau

werden heute zunehmend

mehr Fertigtreppen aus

Beton verwendet.

Holztreppen im Außenbereich

sind in der Kröpeliner Region

eher selten.

Gebrauchspuren, wie

ausgetretene Stufen oder

kleinere Schäden, sind,

solange sie keine Gefahr

darstellen, Zeugen vom

Gebrauch und spiegeln das

Leben und den Zeitwandel

wieder. Diese können als

kleine Schönheitsfehler

akzeptiert werden.

Ausbesserungsmaßnahmen

sollten gegebenenfalls in

althergebrachter Weise und

mit den vorhandenen

Baustoffen vorgenommen

werden.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 35

Treppengeländer

Hauptsächlich dienen sie der Bewegungssicherheit

beim Benutzen der Treppen zwischen Straßenniveau

und Hauseingang. Die Gestaltungsfülle ist

aufgrund der Materialauswahl sehr vielseitig,

allerdings werden vorwiegend Stein, Holz und

Eisen verwendet. Sehr beliebt sind und waren

anscheinend Dunkelgrau- oder Schwarzfassungen,

während in der Zeit des Jugendstils auch sonstige

Farb- und Weißfassungen Verwendung fanden.

Beschädigte oder schadhaft

gewordene Geländer können von

Fachleuten saniert oder

rekonstruiert werden. Farbige

Anstriche wurden schon früher zur

Substanzerhaltung eingesetzt.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

36 Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster

„Ein altes Haus ist oft nicht

wiederzuerkennen, wenn die

Gerüste fallen. Der neue Putz

sitzt wie eine Maske. Starr und

ohne Leben.“

Wieland, 1978: Bauen und Bewahren auf dem Lande

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Haustüren und Fenster 37

Reklame In den frühen Jahren des 20.

Jahrhunderts wurden

Reklameschilder sind

keine Erfindung der

Neuzeit. Schon im

Mittelalter verpflichteten

Bauordnungen

Gewerbetreibende,

durch Schilder und Hausbemalungen

ihr Gewerbe

nach außen vorzustellen.

Ende des 19. Jahrhunderts

gab es Werbeanlagen aus

emaillierten Metallplatten,

Glasplatten und eigens

über den Schaufenstern

eingefassten Wandflächen.

Werbetafeln allerdings als so

dominierend und störend im

Ortsbild empfunden, dass

einige Kommunen sogenannte

„Verunstaltungsverordnungen“

erließen, um diese Auswüchse

einzudämmen.

Werbetafeln als Visitenkarte

für Gewerbe, Gastronomie

und Unterkünfte sind

unverzichtbar,

aber Individualität und

Kreativität sollen dabei groß

geschrieben werden.

Schlicht oder extravagant

ist dem Geschmack des

Einzelnen überlassen, aber

auf vorgefertigte Schilder

mit entsprechenden

Markennamen sollte

verzichtet werden.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Farben und Material 39

Farben

In den historisch geprägten

Gemeinden des Kröpeliner

Umlandes ist die dominierende

Farbe das Ziegelrot. Dieses

wirkt

im Zusammenhang mit dem

üppigen Grün der Bäume auf

eine besonders charaktervolle

Weise.

Weiß - z.B. an den Fenstern –

sollte nur sparsam verwendet

werden, um die Farbharmonie

nicht zu stören. Luken und

Tore sind vorzüglich geeignet,

um in die zurückhaltende

Farbwirkung der Ziegelbauten

eine frische Farbe zu bringen.

Heute noch auffindbare

typische Farben waren im

Amt sind Grün, Blaugrün,

gedecktes Braun und

Rotbraun. (Heute oft mit

fröhlichen Grautönen

interpretiert.)

Ein neuer Anstrich der

Tore, Türen, Luken,

Dachrinnen in einer dieser

Farben lässt ein Anwesen

sehr freundlich und

gepflegt in Erscheinung

treten.

Großflächige Holzverkleidungen

sollten

möglichst unbehandelt

bleiben, bei Anstrich sind

offenporige, ventilierende

Holzfarben zu wählen

(Leinöl, Lasuren, Deckfarben).

Auf Kunstharzlacke

sollte generell verzichtet

werden.

Inschriften lassen einen

Betrachter Anteil am Haus

und seiner Geschichte

nehmen.

Sie sollten dort, wo sie

noch erhalten sind, ihrem

ursprünglichen Zustand

entsprechend erneuert

und mit Farbe ausgelegt

werden. Man findet mit

Hilfe eines Taschenmessers

fast immer

Spuren der ursprünglichen

Farbtöne eines Hauses

wieder. Eine Farbgebung

nach altem Vorbild kann

die Geschichtlichkeit eines

Gebäudes betonen.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

40 Gestaltungsfibel – Farben und Material

Besonders in Gebieten mit

Neubauten wird Weiß als

Wandflächenfarbe bevorzugt

verwendet. Wenn diese neuen

Siedlungsbereiche gut mit

Bäumen und Sträuchern

eingewachsen sind und auch

Keine Fernwirkung haben, ist

dagegen nichts einzuwenden.

Zu Bedenken ist jedoch, dass

Anstriche in Erdfarben

eine besonders angenehme

Wirkung haben. Sie werden

nicht schmutzig und

bekommen früher Patina. In

Neubaugebieten sind

daher lichte Farben eher zu

empfehlen als die Verwendung

von reinem Weiß.

Ein helles Ocker wirkt

freundlich, so als schiene

die Sonne. Getönte

Graufarben lassen

einen kühlen, aber auch

vornehmen Eindruck

entstehen, rote Farben

haben eine besonders

angenehme Wirkung

gegenüber dem

Pflanzengrün.

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.


c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Gestaltungsfibel – Farben und Material 41

Material

Auch moderne Materialien

sind durchaus in der Lage,

eine dem Alten angemessene

Wirkung zu erzielen.

Wichtig ist jedoch, dass

folgende Aspekte bei der

Materialauswahl

Berücksichtigung finden:

Erdfarben wählen,

Zurückhaltung bei

grellen, hellen

Farben

Imitationen

natürlicher

Materialien

vermeiden

Wer durch die Vielfalt der Techniken

und Baustoffen verunsichert ist,

sollte sich an dem Grundsatz

orientieren, dass bescheiden

Wirkendes sich eher einfügt als

ausgefallene oder ornamental

aufwendige Materialien.

Materialien

bevorzugen, die

Patina bekommen

und natürlich altern

können

Klein Siemen E.V.

Klein SiemenE.V.



Impressum

Herausgeber:

Klein Siemen e.V.

Gestaltung und Inhalt:

Büro für Dorfentwicklung, Rostock

Prof. Dr. Henning Bombeck

Sylvia Uhlig, Klein Siemen e.V.

Dr. Ute Fischer-Gäde, Klein Siemen e.V.

Doris Heitkamp-König, Klein Siemen e.V.

Fotos:

Hajo König

Sylvia Uhlig, Klein Siemen e.V.

Claudia Lucht-Albath, Klein Siemen e.V.

Renate Merten, Klein Siemen e.V.

Büro für Dorfentwicklung, Rostock


Klein Siemen E.V.

Klein Siemen E.V.

c/o Bert Koß | Am Hofteich 5

18236 Kröpelin OT Klein Siemen

verein@klein-siemen.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!