Industrieanzeiger 19.2021
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16.11.2021 Ausgabe 19 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />
Interview<br />
Messe SPS<br />
Digitale Transformation und<br />
smarte Automation im Fokus<br />
» Seite 26<br />
Augmented Reality<br />
Remote-Wartung von Anlagen<br />
ist ideal für ländliche Regionen<br />
» Seite 46<br />
Mikrowasserstrahlen<br />
Wasser schneidet hochpräzise<br />
monolithische Kinematiken<br />
» Seite 56<br />
Der Analyst Ulrich Sendler will<br />
kleinen und mittleren Unter -<br />
nehmen Networking<br />
rund um die Digi -<br />
talisierung bieten<br />
» Seite 20<br />
TOPSTORY<br />
Automatisierung<br />
Die digitale und die Auto -<br />
matisierungswelt verschmelzen.<br />
Branchenplayer sehen<br />
klare Trends<br />
» Seite 40<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion
eLogistics verbindet.<br />
C-Teile-Management<br />
in der Industrie 4.0<br />
kk-elogistics.de<br />
2 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
» MEINUNG<br />
Undenkbar ohne IT<br />
Die Grenzen zwischen der Fertigungs- und der IT-Welt<br />
verschwimmen immer mehr. Stellten sich Hersteller im<br />
Umfeld der elektrischen Automatisierungstechnik beispielsweise<br />
noch vor wenigen Jahren die Frage, auf welches Feld -<br />
bussystem sie setzen, dominieren heutzutage die Schlagworte<br />
Miniaturisierung, Digitalisierung und Datenübertragungsgeschwindigkeit<br />
die Branche. Kommen Ihnen diese Begriffe<br />
bekannt vor? Sicherlich von den IT-Riesen dieser Welt: Denn<br />
bei Prozessoren und Mikrochips geht es schon immer darum,<br />
dass sie schneller, kleiner und leistungsfähiger werden.<br />
Das überträgt sich nun auf die Automatisierungswelt. Auch<br />
hier dreht sich immer mehr um Bits und Bytes, die Cloud oder<br />
Edge. Auch die Thematik der Cybersicherheit nehmen Maschinenbauer<br />
(häufig leider auch aufgrund schmerzlicher<br />
Erfahrungen mit Cyberattacken) zunehmend ernster.<br />
Welche Trends Automatisierer und ihre Kunden im Maschinenund<br />
Anlagenbau wirklich umtreibt – das haben wir Branchenplayer<br />
gefragt. Klar wird hierbei: Die Ära der Einzelkämpfer geht zu Ende.<br />
Viele Entwicklungen in der Welt der Automatisierung werden<br />
künftig zur Gemeinschaftssache. Das zeigen viele Plattformund<br />
Ökosystemlösungen, bei denen Hersteller, auch branchen -<br />
übergreifend, zusammenarbeiten und ihr Wissen oft auch in<br />
Open-Source-Systemen zur Verfügung stellen.<br />
Wo die weitere Reise für Anbieter von Automatisierungs -<br />
komponenten und -systemen hingeht und welche smarten<br />
Lösungen sie bereits heute im Portfolio haben, lesen Sie in<br />
unserer Topstory ab Seite 40. Viele der Neuentwicklungen sind<br />
übrigens auch auf der Nürnberger Branchenleitmesse SPS vom<br />
23. bis 25. November zu finden. Mehr dazu in unserem Special<br />
ab Seite 26. Viel Spaß bei der Lektüre!<br />
Bausteine für das<br />
Industrial Internet of Things<br />
THE ARCHITECTS<br />
OF SMART<br />
MANUFACTURING<br />
Nora Nuissl<br />
Redakteurin<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong><br />
nora.nuissl@konradin.de<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 3
» INHALT 19 | 2021 143. JAHRGANG<br />
MESSE SPS<br />
Automatisierung<br />
Digitale Transformation<br />
und Industrie 4.0 bilden<br />
Schwerpunkte der SPS<br />
» Seite 26<br />
Bild: M. Kirchner/Mesago Messe Frankfurt<br />
Fachmesse Vom 23. bis 25. November dreht sich in den Nürnberger<br />
Messehallen wieder alles rund um die smarte und digitale Automation.<br />
» Seite 26<br />
NEWS & MANAGEMENT<br />
Industrienews<br />
Lieferengpässe bescheren der Industrie Milliardenverluste 08<br />
Studie: Nachhaltigkeit geht nur digital 10<br />
IFR-Report: Robotermarkt knackt 3-Millionen-Marke 12<br />
Hannover Messe 2022 wird von Nachhaltigkeit dominiert 14<br />
Messe Stuttgart beginnt mit Aufplanung der AMB 2022 16<br />
Menschen 18<br />
Deutsche hinken bei Resilienz weltweit hinterher 19<br />
» Interview<br />
Der neu gegründete „Digital Industry Circle“<br />
unterstützt KMU bei der Digitalisierung 20<br />
Machine Learning<br />
Inform-Software berechnet Wiederbeschaffungszeiten<br />
und senkt Beschaffungskosten um 40 % 22<br />
New Work<br />
Das Führen hybrider Teams ist für Führungskräfte<br />
eine Herausforderung, die angenommen werden muss 24<br />
MESSE SPS<br />
» Überblick zur SPS<br />
Die Fachmesse für smarte und digitale Automation<br />
fokussiert Lösungen für die digitale Transformation 26<br />
Messeneuheiten<br />
Produktinnovationen auf der SPS – aus den Bereichen<br />
Automatisierung, Antriebstechnik, Sensorik und Robotik 28<br />
TECHNIK & WISSEN<br />
TOPSTORY<br />
» Trends in der Automatisierung<br />
Die Automatisierungs- und die IT-Welt verschmelzen<br />
immer mehr. Ein Überblick über kommende Trends. 40<br />
» Augmented Reality<br />
Maschinenbauer Bühler setzt bei der Anlagenfernwartung<br />
in ländlichen Regionen auf Teamviewer-Software 46<br />
Instandhaltung<br />
Mit digitalem Tool Wartungsaufgaben zuweisen,<br />
organisieren und kontrollieren 48<br />
Industrieservice<br />
Vartech-Technologie sorgt für effiziente Turbinen 50<br />
Erneuerbare Energien<br />
Mit einer maßgeschneiderten Solaranlage auf dem Firmendach<br />
deckt Familienbetrieb 50 % seines Strombedarfs 52<br />
Additive Manufacturing<br />
Auch bei keramischen Bauteilen führt 3D-Druck<br />
schneller zum Prototypen 54<br />
Wasserstrahlschneiden<br />
Mikrowasserstrahl schneidet hochpräzise monolithische<br />
Kinematiken aus allen Werkstoffen 56<br />
Leichtbau<br />
Mercedes-Benz arbeitet an „vibro-akustischem“ Material 58<br />
Spritzgießen<br />
Welche digitalen Tools das Spritzgießen vereinfachen 60<br />
Rezyklat-Spritzguss<br />
Arburg bietet für Maschinen ein „Rezyklat-Paket“ an 61<br />
Deko-Spritzguss<br />
Mit IMD gespritzte Teile lassen sich individualisieren 62<br />
PRODUKTE & SERVICE<br />
Meinung 03<br />
Augenblicke der Technik 06<br />
Produkte 63<br />
Impressum 64<br />
Vorschau 65<br />
Zuletzt 66<br />
4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Bild: Bühler Group<br />
Augmented Reality Bühler setzt bei der Fernwartung von Anlagen auf<br />
Software von Teamviewer.<br />
» Seite 46<br />
Interview „KMU sind<br />
durchaus auf dem<br />
Stand der Technik und<br />
viele haben verstanden,<br />
welche Aufgaben<br />
jetzt gelöst werden<br />
müssen“, sagt Analyst<br />
und DIC-Initiator<br />
Ulrich Sendler.<br />
» Seite 20<br />
Bild: Daniel Sendler<br />
Halle 7, Stand 250<br />
ZUM TITELBILD<br />
Der Antriebstechnikspezialist Maxon stellt am Standort Sexau<br />
bei Freiburg jetzt auch keramische Bauteile im 3D-Druck her<br />
und bringt sie per Laser (Anlage im Bild) höchst präzise zur<br />
Endform. Mehr dazu lesen Sie ab Seite 54. Bild: Maxon<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 5
Wenn man eine Tafel Schokolade bricht, dann erwartet man,<br />
dass dafür eine bestimmte Kraft notwendig ist. Geht das<br />
Brechen deutlich leichter, dann ist die Schokolade entweder weich<br />
oder irgendwas stimmt da nicht und das Vertrauen zum Hersteller<br />
schwindet. Damit so etwas nicht geschieht, werden Lebensmittel<br />
generell einer strengen Qualitätssicherung unterzogen. Bei dieser<br />
so genannten Texturprüfung geht es um eher ungewohnte Kriterien<br />
wie Reifegrad, Frische, Bruchneigung und Knusprigkeit. So<br />
lässt sich zum Beispiel mit einer Teigzugvorrichtung die Dehnbarkeit,<br />
Elastizität und Klebrigkeit von Teig und Gluten bestimmen.<br />
Mit diesem speziellen Zugversuch lassen sich verschiedene Mehle<br />
und Backzutaten miteinander vergleichen und ihren Einfluss auf<br />
das Backergebnis bestimmen. Die Prüfungen liefern reproduzierbare<br />
Ergebnisse, die sich grafisch aufbereiten, interpretieren und<br />
einfach dokumentieren lassen. Im Bild zu sehen ist eine 3-Punkt-<br />
Biegevorrichtung, mit der die Biege- und Bruchfestigkeit, die<br />
Bruchneigung und die Sprödigkeit einer Schokoladentafel bestimmt<br />
wird. Dabei werden selbst kleinste Abweichungen erfasst.<br />
Besser hier, als in der Hand des Kunden. Bild: ZwickRoell.<br />
6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
» Augenblicke<br />
der Technik<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 7
» NACHRICHTEN<br />
Produktionsausfälle bescheren der<br />
Industrie hohe Milliardenverluste<br />
Die Lieferengpässe schwächen den Erholungsprozess der deutschen Industrie.<br />
Geschätzte 40 Mrd. Euro an Wertschöpfung haben die Hersteller dieses Jahr<br />
laut des Ifo-Instituts eingebüßt.<br />
Bild: Ingo Bartussek/stock.adobe.com<br />
Während die Auftragsbücher<br />
überquellen,<br />
schrumpft die Produktion<br />
seit Jahresbeginn,<br />
weil wichtige Vor -<br />
produkte fehlen.<br />
Lieferengpässe, steigende Preise für Energie und<br />
Rohstoffe wie auch die Corona-Gefahren lasten<br />
schwer auf der deutschen Industrie. Auf knapp 40 Mrd.<br />
Euro taxieren die Konjunkturforscher des Münchener<br />
Ifo-Instituts allein die bislang durch Lieferengpässe<br />
ausgelösten Wertschöpfungsverluste der Hersteller.<br />
Dabei ist die aktuelle<br />
Lage absurd. Während die<br />
Auftragsbücher überquellen,<br />
schrumpft die Produktion<br />
seit Jahresbeginn, weil<br />
wichtige Vorprodukte fehlen.<br />
Die Industrie erlebe<br />
„eine Flaschenhals-Rezession“, benennt Ifo-Konjunkturchef<br />
Timo Wollmershäuser die Entwicklung.<br />
Deutlich werden die von der Nachfrageseite ausgehenden<br />
Impulse bei den Maschinen- und Anlagenbauern,<br />
deren Großanlagengeschäft die Auftrags -<br />
bücher kräftig füllt. Die Bestellungen im September<br />
stiegen um 65 %, wobei nur 3 % aus dem Inland<br />
kamen. Orders aus dem Ausland verdoppelten sich<br />
mit einem Plus von 98 % nahezu. Doch selbst ohne<br />
diesen Sondereffekt im Bereich der Großanlagen im<br />
September würde „der gesamte Ordereingang immer<br />
noch um rund ein Fünftel über Vorjahresniveau“ liegen,<br />
sagt VDMA-Konjunkturexperte Olaf Wortmann.<br />
» Die Industrie erlebt eine<br />
Flaschenhals-Rezession. «<br />
Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser<br />
Viele Firmen erwarten, dass die Engpässe bei Rohstoffen<br />
und Materialien wie Halbleiter bis weit ins<br />
neue Jahr bestehen bleiben, so eine Untersuchung<br />
des Ifo-Instituts. Demnach hat sich der Materialmangel<br />
in der Industrie im Oktober nur geringfügig<br />
verbessert. 70,4 % der Firmen klagten über Engpässe<br />
und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten<br />
und Rohstoffen. Von einer Entspannung könne nicht<br />
gesprochen werden“, sagt der Leiter der Ifo-Umfragen,<br />
Klaus Wohlrabe.<br />
Die Probleme könnten noch acht Monate andauern.<br />
Die chemische Industrie erwartet sogar einen<br />
Zeitraum von zehn Monaten. Ähnliche Werte nennt<br />
die Autoindustrie. Besonders betroffen sind laut Umfrage<br />
die Hersteller von elektrischen Ausrüstungen;<br />
90 % berichten von Problemen bei der Materialbeschaffung.<br />
Ein ähnliches Ausmaß hat die Knappheit<br />
in der Automobilindustrie. Im Maschinenbau sind es<br />
81 %. „Aufgrund der andauernden Lieferprobleme<br />
planen weiterhin viele Unternehmen an der Preisschraube<br />
zu drehen, sagt Wohlrabe.<br />
Mit Blick auf ihre aktuelle Lage bewerten die hiesigen<br />
Automobilhersteller und ihre Zulieferer diese<br />
sehr unterschiedlich. Laut<br />
den Münchener Konjunkturfoschern<br />
laufen die Geschäfte<br />
der OEM weiterhin<br />
sehr gut. Dazu tragen vor<br />
allem die Absatzmärkte im<br />
Ausland bei.<br />
Deutlich eingetrübt hingegen bleibt die Lage der<br />
Zulieferindustrie insgesamt. Die Komponentenlieferanten<br />
klagen den Ifo-Forschern zufolge über<br />
Auftragsmangel und eine rückläufige Nachfrage.<br />
Derzeit setzen neben den Engpässen bei Materialien<br />
auch die steigenden Rohstoffkosten und die Energiepreise<br />
die Zulieferer massiv unter Druck. Die Kombination<br />
dieser Aspekte wirke sich existenzbedrohend<br />
aus, warnt die Arbeitsgemeinschaft Zulieferer<br />
(ArGeZ). Dabei würden sich die globalen Liefer- und<br />
Wertschöpfungsketten nach wie vor als nicht belastbar<br />
genug erweisen, um die wichtige Erholung zeitnah<br />
tragen zu können. (dk)<br />
8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 9
» NACHRICHTEN<br />
Investitionen<br />
Digitale Technologien für mehr Nachhaltigkeit<br />
Schon heute verfolgen Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele<br />
mithilfe digitaler Technologien.<br />
Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />
Der Klimawandel hat das Thema Nachhaltigkeit<br />
in vielen Unternehmen ganz oben<br />
auf die Agenda gesetzt – und eine Mehrheit<br />
setzt auf digitale Technologien, um<br />
die gesteckten Ziele zu erreichen. So geben<br />
68 % der Maschinen- und Anlagenbauer<br />
an, dass Nachhaltigkeit ein wesentlicher<br />
Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie<br />
ist. 71 % sind überzeugt, dass<br />
digitale Technologien dabei helfen können,<br />
energieeffizienter zu wirtschaften.<br />
Das sind Ergebnisse einer repräsentativen<br />
Umfrage von Bitkom Research im Auftrag<br />
des IT-Dienstleisters Tata Consultancy<br />
Services (TCS) unter 951 Unternehmen<br />
mit 100 oder mehr Beschäftigten in<br />
Deutschland.<br />
Allerdings verfügt nur eine knappe Mehrheit<br />
(55 %) der Unternehmen über das<br />
Wissen, wie sich digitale Technologien für<br />
mehr Nachhaltigkeit einsetzen lassen.<br />
Während dafür insgesamt gerade einmal<br />
jedes dritte (33 %) Unternehmen ein spezielles<br />
Budget für mehr Nachhaltigkeit<br />
einplant, sind es im Maschinen- und<br />
Anlagenbau sogar 39 % – der Höchstwert<br />
aller untersuchten Branchen.<br />
„Zwar zielen gerade im Maschinen- und<br />
Anlagenbau viele Digitalisierungsprojekte<br />
in erster Linie nicht auf mehr Nachhaltigkeit<br />
ab, helfen den Unternehmen aber<br />
trotzdem, nachhaltiger zu arbeiten“, sagt<br />
Santu Mandal, Head Manufacturing Business<br />
Unit bei TCS in Deutschland. So werden<br />
etwa bei vorausschauender Wartung<br />
intakte Komponenten nicht unnötig frühzeitig<br />
ausgetauscht. Gleichzeitig wird die<br />
Laufzeit der Anlagen verlängert. Dies erhöht<br />
Effizienz und Nachhaltigkeit.<br />
Das zeigt: „Digitalisierung und Nachhaltigkeit<br />
müssen zusammen gedacht werden.<br />
Digitale Technologien wie das Internet<br />
der Dinge oder Künstliche Intelligenz<br />
helfen den Unternehmen, nachhaltiger zu<br />
werden“, sagt Santu Mandal.<br />
Allerdings geht die Digitalisierung der<br />
Branche langsam voran. Auf einer Skala<br />
von 1 (ganz am Anfang) bis 10 (vollständig<br />
digitalisiert) sehen sich die befragten<br />
Unternehmen aktuell bei einem Wert von<br />
5,9 und damit genau im Branchendurchschnitt.<br />
Vor einem Jahr lag der Wert bei<br />
5,8. Mit vier von zehn (39 %) Unternehmen<br />
setzt die Branche dabei vergleichsweise<br />
selten auf eine spezielle Digitalisierungseinheit,<br />
branchenübergreifend sind<br />
es 45 %. Dafür ist die Branche beim Einsatz<br />
von Künstlicher Intelligenz Spitzenreiter:<br />
22 % der Maschinen- und Anlagenbauer<br />
arbeiten bereits mit dieser<br />
Technologie, weitere 34 % planen oder<br />
diskutieren zudem den Einsatz.<br />
Werkzeugbau des Jahres 2021<br />
ZF Friedrichshafen holt begehrten Preis zum zweiten Mal nach Schweinfurt<br />
trie-4.0-Lösungen, dem automatisierten<br />
Erstellen von Arbeitsplänen, dem Ansatz<br />
zur ganzheitlichen Umsetzung einer getakteten<br />
Einzelteilfertigung, einem hohen<br />
Automatisierungsgrad sowie der technologieübergreifenden<br />
Verkettung der Ferti-<br />
Der Werkzeugbau von ZF Friedrichshafen<br />
hat den Branchenwettbewerb „Excellence<br />
in Production“ gewonnen und ist damit<br />
„Werkzeugbau des Jahres 2021“. Die<br />
Schweinfurter überzeugten die Jury mit<br />
der konsequenten Umsetzung von Indusgungsmaschinen.<br />
Auch der Sieg in der<br />
Wettbewerbskategorie „Interner Werkzeugbau<br />
ab 50 Mitarbeitende“ ging an ZF.<br />
Die weiteren Kategoriesiege gingen an die<br />
Schürholz GmbH & Co. KG Stanztechnik<br />
(„Internen Werkzeugbau unter 50 Mitarbeitende“),<br />
W. Fassnacht Werkzeug- und<br />
Formenbau („Externer Werkzeugbau unter<br />
50 Mitarbeitende“) und die Color Metal<br />
GmbH („Externer Werkzeugbau ab 50<br />
Mitarbeitende“). Ab dem 1. Dezember<br />
können sich Interessierte für die nächste<br />
Runde des von den Aachener Instituten<br />
WZL und Fraunhofer IPT veranstalteten<br />
Wettbewerbs und Benchmarks bewerben.<br />
Mehr unter: http://hier.pro/1McJf<br />
Bild: Fraunhofer IPT<br />
Die Vertreter des Gesamtsiegers ZF Friedrichs -<br />
hafen AG inmitten der Jury und der Veranstalter.<br />
ZF siegte nach 2012 bereits zum zweiten Mal.<br />
10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 11
» NACHRICHTEN<br />
Ticker<br />
» Bildverarbeitung | Ein gemeinsames<br />
Verständnis von Nutzer und<br />
Anbieter über Anforderungen und<br />
Rahmenbedingungen eines Bild -<br />
verarbeitungssystems sind wichtig<br />
für den Projekterfolg. Missverständnisse<br />
erhöhen den Realisierungsaufwand.<br />
Eindeutige Begriffe<br />
und verständliche Erläuterungen<br />
sind entscheidend. Die Neufassung<br />
von Blatt 1 der Richtlinienreihe<br />
VDI/VDE/VDMA 2632 soll teure<br />
Missverständnisse verhindern.<br />
IFR-Report<br />
Robotermarkt knackt 3-Millionen-Marke<br />
Ein neuer Rekord: Die Anzahl der Industrieroboter in den Fabriken weltweit ist laut IFR um<br />
10 % auf rund 3 Mio. Einheiten angestiegen.<br />
Bild: IFR/Fanuc<br />
» Antriebstechnik | Mit der neuen<br />
IIoT-Marke Nexofox verlässt<br />
Dunkermotoren aus Bonndorf im<br />
Schwarzwald die reine Antriebstechnik<br />
und wird zum IIoT-<br />
Lösungsanbieter. Der Launch<br />
bedeutet für das Unternehmen, den<br />
Wandel vom Produkt- zum System -<br />
anbieter und auch zum Software -<br />
anbieter aktiv voranzutreiben.<br />
» Innovationsnetzwerk | Um beim<br />
Bearbeiten von Kupferlegierungen<br />
eine von Innovationen geprägte<br />
Zusammenarbeit von Wissenschaft<br />
und Industrie zu fördern, wurde am<br />
Werkzeugmaschinenlabor WZL der<br />
RWTH Aachen das Innovationsnetzwerk<br />
Kupferbearbeitung (IKB)<br />
gegründet. Das Netzwerk mit 21<br />
Gründungsunternehmen soll einen<br />
technologischen Vorsprung in der<br />
Kupferbearbeitung generieren.<br />
» Instandhaltung | Spürbar war<br />
die Freude der Aussteller und Besucher<br />
über den Restart der Messe<br />
In.Stand 2021. Positiv wirkten sich<br />
zudem Synergien mit zwei parallel<br />
stattfindenden Fachmessen auf<br />
dem Messegelände in Stuttgart aus.<br />
Die Zahl der Industrieroboter ist weltweit<br />
um 10 % auf den neuen Rekord<br />
von rund 3 Mio. Einheiten gestiegen<br />
– das zeigt der Report „World Robotics<br />
2021“ der International Federa -<br />
tion of Robotics (IFR). Weltweit wurden<br />
letztes Jahr 384.000 neue Roboter<br />
ausgeliefert. 2020 war damit nach<br />
2018 und 2017 das dritterfolgreichste<br />
Jahr der Branchengeschichte.<br />
Getrieben wurde das Wachstum von<br />
China, dem weltgrößten und am<br />
stärksten wachsenden Robotermarkt,<br />
der den Rückgang in anderen Märkten<br />
ausgeglichen hat. Stolze 44 %,<br />
(168.000) der neuen Roboter wurden<br />
in China installiert. Dort nahmen die<br />
Auftragseingänge und Produktions -<br />
raten bereits im zweiten Quartal<br />
2020 wieder Fahrt auf. Die nordamerikanische<br />
Wirtschaft erholte sich in<br />
der zweiten Jahreshälfte, Europa<br />
folgte laut IFR noch etwas später.<br />
Immer noch relativ gering ist der<br />
Anteil kollaborativer Roboter, sogenannter<br />
Cobots, am Gesamtmarkt. Er<br />
liegt laut IFR bei knapp 6 %.<br />
71 % aller neu installierten Einheiten<br />
wurden 2020 in Asien verkauft. Japan<br />
bleibt der zweitgrößte Markt.<br />
Deutschland zählt zu den fünf größten<br />
Robotermärkten weltweit, nach<br />
China, Japan, den USA und Korea,<br />
und verzeichnete 2020 einen Anteil<br />
von 33 % an den Gesamtinstallatio-<br />
nen in Europa. Mit rund 230.000 Einheiten<br />
arbeiten in Deutschland dreimal<br />
so viele Industrieroboter wie in<br />
Italien, fünfmal so viele wie in Frankreich<br />
und zehnmal so viele wie in<br />
Großbritannien. In Europa gingen die<br />
Installationen 2020 um 8 % zurück.<br />
Die USA sind mit einem Anteil von<br />
79 % an den Gesamtinstallationen<br />
der größte Nutzer auf dem amerikanischen<br />
Kontinent, gefolgt von Mexiko<br />
mit 9 % und Kanada mit 7 %.<br />
Für 2021 erwartet die IFR ein Wachstum<br />
der Roboterlieferungen von rund<br />
13 %. Der Boom nach der Krise dürfte<br />
2022 leicht abklingen. Von 2021 bis<br />
2024 wird mit durchschnittlichen<br />
jährlichen Wachstumsraten im mittleren<br />
einstelligen Bereich gerechnet.<br />
Robotikprimus<br />
Elektronik<br />
Die Elektronikindustrie hat<br />
den Automobilbau als<br />
Robotermarkt Nummer 1<br />
abgelöst: 109.000 neue<br />
Roboter gingen 2020<br />
weltweit in die Elektronik -<br />
industrie, nur 80.000 in<br />
die Automobilindustrie –<br />
ein Minus von 22 %.<br />
12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
REGELBARE ELEKTROMOTOREN<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 13
» NACHRICHTEN<br />
Hannover Messe 2022<br />
Ressourcenschonende, klimaneutrale und nachhaltige Produktion im Fokus<br />
Digitalisierung und Nachhaltigkeit werden<br />
die Schwerpunktthemen der Hannover<br />
Messe 2022, die vom 25. bis 29. April<br />
wieder als Präsenzmesse stattfinden soll.<br />
Damit setzt die global wichtigste Industriemesse<br />
klare Impulse für mehr Klimaschutz<br />
in Wirtschaft und Industrie.<br />
„Wir stehen vor der größten Transformation<br />
seit der Industrialisierung – hin zu<br />
einer ressourcenschonenden, klimaneutralen<br />
und nachhaltigen Produktion“, betonte<br />
Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Messe AG.<br />
Unter dem Leitthema Industrial Transformation<br />
zeigen die Unternehmen aus<br />
Maschinenbau, Elektrotechnik, Logistik<br />
und der Energiewirtschaft sowie aus den<br />
Bereichen Software und IT, wie der Wandel<br />
zu einer digitalisierten, ressourceneffizienten<br />
und klimaneutralen Produktion<br />
gelingen kann.<br />
Portugal wird das Partnerland der nächstjährigen<br />
Veranstaltung. Unter dem Motto<br />
„Portugal Makes Sense“ präsentiert sich<br />
das Land in der Ausstellung sowie in<br />
Foren und Seminaren. (nu)<br />
Die Schwerpunkte der Hannover Messe 2022<br />
stehen fest: Nachhaltigkeit und Digitalisierung,<br />
wie Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender des<br />
Veranstalters Deutsche Messe jüngst verkündete.<br />
Bild: Deutsche Messe<br />
Synthetische Kraftstoffe<br />
In Chile entsteht eine Industrieanlage für E-Fuels<br />
Bevor der synthetische Kraftstoff in Serie geht,<br />
will Porsche ihn im Motorsport testen.<br />
Bild: Autoren-Union Mobilität/Porsche<br />
Bis 2030 will Porsche über 80 % aller<br />
Modelle mit Elektroantrieb anbieten und<br />
eine CO 2<br />
-neutrale Bilanz vorweisen. Zudem<br />
wollen die Zuffenhausener die fossilen<br />
Energieträger von Fahrzeugen mit<br />
Verbrennungsmotor durch E-Fuels – synthetische<br />
Kraftstoffe aus nachhaltiger<br />
Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft – ersetzen,<br />
berichtet Auto-Medienportal.net.<br />
Der 911 soll das erste Modell sein, das auf<br />
den Betrieb mit dem nichtfossilen Treibstoff<br />
vorbereitet wird. Aber auch Oldtimer<br />
von Porsche sollen schon bald mit E-Fuels<br />
fahren, genauso wie herkömmliche Autos,<br />
damit deren Bestand gesichert bleibt.<br />
Aus diesem Grund errichten die Schwaben<br />
eine Industrieanlage im Süden Chiles.<br />
Dort soll der CO 2<br />
-neutrale Kraftstoff bereits<br />
im nächsten Jahr mithilfe von Windkraft<br />
hergestellt werden. Mit konstantstarkem<br />
Wind bietet das Land beste Voraussetzungen<br />
für erneuerbare Energien.<br />
In der Pilotphase sollen 130.000 Liter<br />
E-Fuels produziert werden. Bis zum Jahr<br />
2026 sollen gut 550 Mio. Liter des grünen<br />
Kraftstoffs entstehen.<br />
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Laser-Präzisions-Bearbeitung<br />
Mit dem Laser zur Perfektion<br />
16.11.2021 Ausgabe 19 | 2021 www.industrieanzeiger.de<br />
Wenn die mechanische Bearbeitung an<br />
ihre Grenzen stößt, hilft der Laser. Angeschafft<br />
wegen eines Projekts, bei dem<br />
winzige Bauteile mechanisch fast nicht<br />
mehr herstellbar waren, ist der Laser heute<br />
Maxons Allround-Talent, mit dem man<br />
etliche der vom Stahl bekannten Bearbeitungsprinzipien<br />
auf die technische Keramik<br />
und praktisch jeden anderen Werkstoff<br />
übertragen kann. Materialunabhängige<br />
Bauteile werden beschriftet, graviert,<br />
strukturiert, selektiv abgetragen, geschnitten<br />
und gedreht sowie anderweitig<br />
modifiziert, was sowohl für die hauseigenen<br />
Getriebe als auch Keramikkomponenten<br />
neue Türen öffnet.<br />
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Messe SPS<br />
Digitale Transformation und<br />
smarte Automation im Fokus<br />
» Seite 26<br />
TOPSTORY<br />
Automatisierung<br />
Die digitale und die Auto -<br />
matisierungswelt verschmelzen.<br />
Branchenplayer sehen<br />
klare Trends<br />
» Seite 40<br />
Augmented Reality<br />
Remote-Wartung von Anlagen<br />
ist ideal für ländliche Regionen<br />
» Seite 46<br />
Mikrowasserstrahlen<br />
Wasser schneidet hochpräzise<br />
monolithische Kinematiken<br />
» Seite 56<br />
Wissen für Entscheider in der Produktion<br />
Interview<br />
Der Analyst Ulrich Sendler will<br />
kleinen und mittleren Unter -<br />
nehmen Networking<br />
rund um die Digi -<br />
talisierung bieten<br />
» Seite 20<br />
Bild: Maxon<br />
14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 15
» NACHRICHTEN<br />
Handlingsysteme<br />
Gecko-Greifer: Innocise gewinnt VDMA Start-up-Award<br />
Innovative Handlingsysteme nach dem<br />
Vorbild der Natur: Mit seinen Gecko-<br />
Greifsystemen hat die Innocise GmbH den<br />
VDMA Start-up-Award 2021 gewonnen.<br />
Der Preis zeichnet das Jungunternehmen<br />
mit dem größten Potenzial für den Maschinen-<br />
und Anlagenbau aus. Innocise<br />
überzeugte die Jury mit seinen reversiblen<br />
und kosteneffizienten Haftsystemen. „Von<br />
Geckos lernen – mit den bioinspirierten<br />
energiefreien Greifsystemen erreichen wir<br />
wesentliche Fortschritte in der Robotik“,<br />
freut sich Henrik Schunk, geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Schunk GmbH &<br />
Co. KG.. Die Lauffener arbeitet auch mit<br />
dem Start-up Innocise zusammen und<br />
haben mit diesem den Gecko-Haftgreifer<br />
Adheso entwickelt. Dieser nutzt die intermolekular<br />
wirkenden Van-der-Waals-<br />
Kräfte, mit denen sich Geckos in Windeseile<br />
über verschiedenste Oberflächen bewegen.<br />
Die sanfte und rückstandsfreie<br />
Handhabung eröffnet viele neue Einsatzgebiete:<br />
Mikromechanische Teile lassen<br />
sich ebenso handhaben wie schwere Automotive-<br />
oder Maschinenkomponenten.<br />
Gemeinsam mit Schunk hat Innocise den Gecko-<br />
Haftgreifer Adheso entwickelt.<br />
Da die Technologie ohne Partikelemission<br />
arbeitet, eignet sie sich perfekt auch in<br />
hygienisch sensiblen Umgebungen, etwa<br />
für Reinraumanwendungen.<br />
Bild: Schunk<br />
Industrieservice<br />
Nach Umsatzrückgängen in der Pandemie nun starke Nachholeffekte<br />
Bild: dusanpetkovic1 / stock.adobe.com<br />
Beim Industrieservice ist nach Abklingen der<br />
Pandemie mit starken Nachholeffekten zu<br />
rechnen – davon gehen die in der Lünendonk-<br />
Studie befragten Unternehmen aus.<br />
Die führenden Industrieservice-Unternehmen<br />
in Deutschland verzeichneten 2021<br />
durchschnittlich einen Umsatzrückgang<br />
von 9,7 % gegenüber dem Vorjahr. Hauptursache<br />
waren die Auswirkungen von<br />
Corona, die durchschnittlich mit 20 %<br />
Mindereinnahmen gegenüber den ur -<br />
sprüng lichen Planungen ins Gewicht fallen.<br />
Dem standen pandemiebedingte Zusatzeinnahmen<br />
von 5,7 % gegenüber.<br />
Das geht aus der aktuellen Lünendonk-<br />
Studie „Industrieservice- Unternehmen in<br />
Deutschland“ hervor, die seit 2009 jährlich<br />
durchgeführt wird. Insgesamt verzeichnete<br />
der Industrie service demnach<br />
mit 9,7 % den dritthöchsten Umsatzrückgang<br />
in den beobachteten Märkten –<br />
nach Zeitarbeit (-17,6 %) und Techno -<br />
logieberatung und Engineering Services<br />
(-13,6 %). Für 2021 und die folgenden<br />
Jahre rechnen die Unternehmen mit<br />
deutlichen Nachholeffekten, die zu<br />
Wachstumsraten von mehr als 10 % für<br />
2021 und 2022 führen könnten, unter anderem<br />
infolge der Digitalisierung.<br />
Weitere Infos unter: http://hier.pro/SHIrO<br />
Metallbearbeitung<br />
Messe Stuttgart beginnt mit Aufplanung der AMB 2022<br />
Am 15. Oktober startete die erste Aufplanungsphase<br />
für die AMB 2022. Das Projektteam<br />
der Landesmesse Stuttgart prüft<br />
nun die eingegangenen Anmeldungen<br />
und erarbeitet die ersten Platzierungsvorschläge.<br />
Die Metallbearbeitungsmesse,<br />
deren zurückliegende Ausgaben sämtliche<br />
Kapazitäten des Stuttgarter Messgeländes<br />
ausgereizt haben, findet im kommenden<br />
Jahr vom 13. bis 17. September statt.<br />
Mit insgesamt zehn Messehallen stehen<br />
über 125.000 Bruttoquadratmeter zur<br />
Verfügung. An der thematischen Gliede-<br />
rung und Hallenbelegung ändert sich<br />
erstmal nichts. Neu ist der Thementag<br />
„Industrial Security“, den die Messe<br />
Stuttgart gemeinsam mit digital@bw<br />
und Partnern gestalten wird. Schließlich<br />
sind Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz<br />
ohne den Schutz von Daten und<br />
Know-how in den unternehmensübergreifenden<br />
Prozessen nicht denkbar. Die<br />
AMB bietet hier ein Programm mit Experten-Talks,<br />
Fachvorträgen und Informationsangeboten<br />
an Pop-Up-Messeständen.<br />
Weitere Infos: http://hier.pro/ZzW8y<br />
Die AMB 2022 ist ein fester Bestandteil in den<br />
Terminkalendern der Fertigungsbranche – im<br />
kommenden Jahr vom 13. bis 17. September.<br />
Bild: Landesmesse Stuttgart GmbH<br />
16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
| AT11-14G |<br />
Flexiblere und produktivere<br />
Maschinen mit dem linearen<br />
Transportsystem XTS<br />
XTS steigert die Produktivität<br />
durch individuelle Bewegungen<br />
XTS verkürzt die Time-to-Market<br />
mit innovativen Maschinenkonzepten<br />
XTS ermöglicht softwarebasierte<br />
Formatwechsel ohne Stillstandszeiten<br />
XTS minimiert den Footprint durch<br />
kompakte Bauform<br />
Für jede Applikation die optimale Lösung:<br />
individuelle Bahnverläufe ermöglichen an das Maschinenlayout angepasste Fahrwege<br />
skalierbare Leistungsklassen maximieren Transportmassen und -dynamiken<br />
integrierte XTS-Simulation erleichtert die Anlagenkonzeptionierung<br />
vormontierte Funktionsbaugruppen als Plug-and-Play-Lösung für die schnelle Projektumsetzung<br />
Edelstahl-Ausführung XTS Hygienic für besonders anspruchsvolle Umgebungsbedingungen<br />
der Lebensmittel- und Pharmaindustrie<br />
XTS Track Management erhöht Flexibilität durch Ein- und Ausschleusen von Movern<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 17
» MENSCHEN<br />
EBM-Papst:<br />
Neuer Chef<br />
kommt von KI-Firma<br />
Dr. Klaus Geißdörfer (47) ist seit 1. November<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der EBM-Papst-Gruppe in Mulfingen. Mit<br />
ihm gewinnt der Ventilatoren- und Motorenhersteller<br />
eine konzern- und transformationserfahrene<br />
Führungsperson. Geißdörfer<br />
blickt auf eine langjährige internationale<br />
Erfahrung im Management bedeutender<br />
Unternehmen zurück. Zuletzt war er Geschäftsführer<br />
beim Passauer Datenspezialisten<br />
One Logic, davor in leitenden Positionen<br />
bei ZF Friedrichshafen und Schaeffler.<br />
Bild: ebm-papst<br />
Bild: Ejendals<br />
Kunststoffland NRW<br />
besetzt Chefposten<br />
Zum 1. Januar 2022 wird Dr. Ron<br />
Brinitzer die Geschäftsführung bei<br />
Kunststoffland NRW e. V. mit Sitz in Düsseldorf<br />
übernehmen. In dieser Position folgt er<br />
Daniel Marker nach, der den Verein nach zweieinhalb Jahren auf<br />
eigenen Wunsch verlässt. Seit 2013 bekleidet der promovierte<br />
Volkswirt Brinitzer die Position des Geschäftsführers der IHK<br />
Mittlerer Niederrhein für die Geschäftsbereiche Umwelt, Planen<br />
und Bauen, International, Verkehr und Infrastruktur mit der Zuständigkeit<br />
für Neuss. Zuvor übte er verschiedene Tätigkeiten in<br />
der nordrhein-westfälischen Landesregierung aus.<br />
Bild: Relayr<br />
Barats übernimmt als<br />
Relayr-Interimschef<br />
Greg Barats, Vorsitzender des<br />
Board of Directors von Relayr, hat<br />
die Leitung des Unternehmens<br />
auf Interimsbasis übernommen.<br />
Barats ist Präsident und CEO der<br />
HSB Group, Inc., einer Tochter von<br />
Munich Re; er leitet zudem das globale<br />
IoT-Geschäft der Gruppe. Barats löst Josef<br />
Brunner ab, der aus dem Unternehmen ausscheidet.<br />
Seit Relayr im Oktober 2018 von der HSB Group<br />
übernommen wurde, konnten die Berliner unter<br />
Brunner ihr weltweites IoT-Geschäft ausbauen.<br />
Bild: Kunststoffland NRW<br />
Wechsel an<br />
der Führungsspitze<br />
VfEW-Verband bestätigt<br />
seinen Präsidenten<br />
Das schwedische Familienunternehmen<br />
Ejendals, Anbieter von Persönlicher Schutzausrüstung<br />
(PSA), hat Anders Carlsson zum<br />
neuen CEO ernannt. Carlsson war zuletzt<br />
CEO der AQ Group, einer internationalen<br />
Produktionsgruppe mit 40 Standorten in 15<br />
Ländern, die an der Nasdaq Mid Cap in<br />
Stockholm notiert ist. Zuvor war Carlsson als<br />
Senior Sales and Marketing Manager für<br />
ABB Electrification in Nordeuropa tätig und<br />
zudem Mitglied des lokalen Executive Forums<br />
von ABB Schweden.<br />
Klaus Saiger steht für zwei weitere<br />
Jahre dem Verband für Energieund<br />
Wasserwirtschaft Baden-Württemberg<br />
e. V. (VfEW) als Präsident<br />
vor. Der Geschäftsführer der Reutlinger<br />
Fairnetz GmbH übt dieses Amt bereits seit<br />
2015 aus und wurde auf der Jahresversammlung<br />
des Verbandes in seinem Amt bestätigt. Auch die anderen<br />
Präsidiumsmitglieder sind auf weitere zwei Jahre wiedergewählt<br />
worden. Zudem wurden die turnusmäßigen Vorstandswahlen<br />
durchgeführt. Neu im Vorstand sind Hans-Martin Hellebrand<br />
(Badenova, Freiburg), Olaf Kaspryk (Stadtwerke Rastatt) und<br />
Dr. Christian Thewißen (EnBW, Karlsruhe).<br />
Bild: VfEW<br />
18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Resilience Barometer<br />
Deutsche Firmen agieren im<br />
Vergleich nicht proaktiv genug<br />
Deutsche Unternehmen<br />
erkennen<br />
Veränderungsdruck,<br />
gehen ihn aber<br />
im internationalen<br />
Vergleich weniger<br />
entschlossen an,<br />
so die FTI-Studie.<br />
Nicht einmal jedes dritte deutsche Unternehmen ist der<br />
Meinung, dass technologische Innovation zu den wichtigsten<br />
Prioritäten der nächsten zwölf Monate zählen.<br />
Weltweit haben dies dagegen 41 % der befragten<br />
Firmen angegeben, in der EU sogar 43 %. Die Deutschen<br />
nehmen damit eine Außenseiterrolle ein. Das ist das<br />
Ergebnis des „Resilience Barometer: September 2021“<br />
der Unternehmensberatung FTI Consulting, das weltweit<br />
2.869 Entscheider aus Unternehmen nach aktuellen<br />
Trends und Risiken für das eigene Geschäft befragte.<br />
Zwei Drittel (67 %) der deutschen Unternehmen sehen<br />
demnach Handlungsbedarf, ihr Geschäftsmodell neu<br />
auszurichten, um wieder wettbewerbsfähig zu werden<br />
oder zu bleiben. Aber nur 32 % der befragten deutschen<br />
Unternehmen gehen dies aktiv an, fast ein Viertel unternimmt<br />
nichts. 61 % tun sich schwer mit der Digitalisierung.<br />
Und nur 17 % der befragten Unternehmen<br />
haben in den letzten zwölf Monaten zusätzlich in Forschung<br />
und Entwicklung investiert – weltweit haben<br />
das 35 % angegeben, in der EU 32 %.<br />
Die Top-Prioritäten für deutsche Unternehmen liegen<br />
darauf: Profite zu steigern (48 %), Umsatz zu erhöhen<br />
(42 %) und – mit signifikantem Abstand – neue Märkte<br />
zu entwickeln (34 %). Innovation und Technologie<br />
folgen erst auf dem sechsten Platz der Themen, die mit<br />
großem Nachdruck in den nächsten zwölf Monaten<br />
angegangen werden sollen.<br />
In Deutschland stellen sich nach eigener Angabe nur<br />
32 % der Unternehmen der Disruption proaktiv, versuchen<br />
sie also selbst zu gestalten – im Vergleich zu 45 %<br />
der Unternehmen weltweit und 43 % der Unternehmen<br />
in der EU. 23 % haben sogar angegeben, sich um das<br />
Thema überhaupt nicht zu kümmern (international sind<br />
das nur 11 %, in der EU: 12 %).<br />
Zur Studie: www.ftiresiliencebarometer.com<br />
Bild: lassedesignen/stock.adobe.com<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 19
NEWS & MANAGEMENT » Interview<br />
Digital Industry Circle will KMU Networking rund um Digitalisierung bieten<br />
„Den produzierenden Kern als Basis<br />
unseres Wohlstands erhalten“<br />
Der Begriff Industrie 4.0 und mit ihm die Digitalisierung scheinen in den Unternehmen angekommen<br />
zu sein. Dass insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zahlreiche Ideen entwickeln,<br />
seitens der Politik aber nicht die Unterstützung wie Großunternehmen erfahren, ist für den Analysten<br />
und Fachbuchautoren Ulrich Sendler Anlass, ein neues Netzwerk aufzubauen. Mit dem ‚Digital Industry<br />
Circle‘ (DIC) will er insbesondere Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern Unterstützung bieten –<br />
nicht zuletzt mithilfe ausgewiesener Experten des begleitenden ‚Think Tank Digital Industry‘.<br />
» Michael Corban, Redakteur Konradin Industrie<br />
Herr Sendler – sind KMU bei den Themen<br />
Industrie 4.0 und Digitalisierung<br />
abgehängt worden?<br />
Ganz im Gegenteil – die Innovationskraft<br />
kleiner und mittlerer Unternehmen gerade<br />
im deutschsprachigen Raum zeigt sich<br />
einmal mehr insbesondere auch bei Industrie<br />
4.0 und Digitalisierung. Ein exzellentes<br />
Beispiel ist die Tool-Arena des Werkzeugspezialisten<br />
EWS Weigele aus Uhingen<br />
in Baden-Württemberg. Dabei handelt<br />
es sich um eine für weitere Werkzeughersteller<br />
offene Plattform, über die<br />
Unternehmen ihre Werkzeuge für die spanende<br />
Bearbeitung online bestellen können.<br />
Dahinter steckt die Erkenntnis, dass<br />
sich mit der Digitalisierung auch die Beschaffungswege<br />
ändern – EWS Weigele<br />
hat dies früh erkannt und konnte<br />
deswegen gerade auch in der<br />
Pandemie bereits diesen Vertriebsweg<br />
nutzen.<br />
Aus diesem Grund wollen Sie<br />
den ‚Digital Industry Circle‘<br />
(DIC) gründen. Welche Motivation<br />
steckt dahinter?<br />
Am Ende das Ziel, den produzierenden<br />
Kern – aufgrund der mit knapp 25 Prozent<br />
der Beschäftigten großen Bedeutung für<br />
die Fertigungsindustrie – als Standortund<br />
Wettbewerbsvorteil zu erhalten. Die<br />
vielen KMUs im deutschsprachigen Raum,<br />
also inklusive der Unternehmen in Österreich<br />
und der Schweiz, haben enorme<br />
Bild: Daniel Sendler<br />
Der Analyst Ulrich Sendler ist Initiator des Digital<br />
Industry Circle (DIC).<br />
» KMU sind durchaus auf dem<br />
Stand der Technik und viele haben<br />
verstanden, welche Aufgaben jetzt<br />
gelöst werden müssen. «<br />
Stärken und es gibt viele Hidden Champions<br />
unter ihnen. Ihnen möchte ich mit<br />
dem ‚Digital Industry Circle‘ eine Stimme<br />
geben und sie zusammenbringen und vernetzen.<br />
Denn eines ist klar: Ohne Digita -<br />
lisierung der industriellen Wertschöpfung<br />
werden wir eine führende Position in der<br />
Welt nicht halten können.<br />
Wollen Sie das etwas näher erläutern?<br />
In einem Artikel in der FAZ hatten zuerst<br />
zwei der Initiatoren, Prof. Wahlster und<br />
Prof. Kagermann, ein Loblied auf die ersten<br />
zehn Jahre seit dem Start von Industrie<br />
4.0 gesungen, bevor dann in einem<br />
Spitzendialog des Forschungsbeirats der<br />
Plattform Industrie 4.0 dieselben Töne im<br />
Chor gesungen wurden. Alle Maschinen<br />
seien vernetzt, alle Daten erfasst und gespeichert,<br />
jetzt müssten sie nur noch mit<br />
Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet<br />
und genutzt werden – was für ein Unsinn!<br />
Wer die Industrie auch nur ein wenig<br />
kennt, weiß, dass für die große Mehrheit<br />
der Unternehmen die Digitalisierung nach<br />
wie vor eine Herkulesaufgabe ist, die sie –<br />
im Unterschied zu den Großkonzernen –<br />
auch keineswegs so einfach<br />
finanziell stemmen können. Aber<br />
Digitalisierung und Industrie 4.0<br />
gehen nicht ohne die kleinen und<br />
mittelständischen Firmen – immerhin<br />
machen sie 96 Prozent<br />
der Industrieunternehmen in<br />
Deutschland aus. (Siehe Grafik)<br />
Wenn KMU einerseits schon exzellente<br />
Lösungen anbieten und ohne sie Industrie<br />
4.0 und Digitalisierung auch nicht<br />
funktioniert – wo genau liegt dann das<br />
Problem?<br />
Darin, dass KMU an vielen Stellen nicht<br />
unterstützt und gefördert werden – was<br />
aber eben nicht heißt, dass sie abgehängt<br />
20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Grafik: Sendler nach Statistisches Jahrbuch 2019 S. 553 ff.<br />
Die produzierende Industrie in Deutschland nach Betriebsgrößenklassen bezüglich der Zahl der Unternehmen, der dort beschäftigten Mitarbeiter und dem<br />
Umsatzanteil laut Statistischem Jahrbuch 2019.<br />
wurden. Sie sind durchaus auf dem Stand<br />
der Technik und viele haben verstanden,<br />
welche Aufgaben jetzt gelöst werden<br />
müssen. Da das aber bekanntlich im Team<br />
besser geht und seitens der Politik keine<br />
Unterstützung zu erwarten ist, kommt es<br />
auf den intensiven Austausch untereinander<br />
an – und genau den will ich mit dem<br />
Digital Industry Circle fördern. Dass das<br />
nicht trivial ist, zeigen auch Äußerungen<br />
größerer Unternehmen – sinngemäß: ‚Wir<br />
können soviel Industrie 4.0 machen, wie<br />
wir wollen. Wir sind von Anfang an dabei<br />
und wissen, was eine Verwaltungsschale<br />
ist. Aber das nützt uns nichts, wenn nicht<br />
auch unsere Lieferanten und Kunden mitmachen.‘<br />
Die Herausforderung für KMU liegt also<br />
vor allem in der digitalen Durchgängigkeit?<br />
Bleiben wir bei dem Beispiel der Tool-Arena<br />
von EWS Weigele. Erkannt hat man da<br />
völlig richtig, dass solche Plattformen<br />
auch im B2B-Geschäft eine immer größere<br />
Rolle spielen – und ist dazu massiv in<br />
Vorleistung gegangen. Noch rentiert sich<br />
das nicht. Um die Plattform aufzubauen,<br />
musste EWS Weigele vor allem auch die<br />
eigenen Produktdaten optimieren. Jetzt<br />
sind nicht mehr nur 3D-Modelle gefragt,<br />
sondern es geht darum, einen Digitalen<br />
Zwilling aufzubauen und anzubieten. Auf<br />
dieser Basis lassen sich dann Bearbeitungssimulationen<br />
realisieren – und so<br />
Effizienzpotenziale verschiedener Werkzeuge<br />
in der Fertigung vergleichen. Das<br />
ist ein Beispiel für den Mehrwert, der aus<br />
der Digitalisierung entsteht. Naheliegend<br />
ist dann aber eben auch, dass das alles<br />
nur funktioniert, wenn auch andere Tool-<br />
Hersteller in ähnlicher Weise vorgehen.<br />
Eminent wichtig ist deswegen der Austausch<br />
untereinander.<br />
Wann startet der Digital Industry Circle<br />
und wer darf mitmachen?<br />
Ziel ist es, den Digital Industry Circle noch<br />
in diesem Jahr zu gründen – derzeit suche<br />
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Kreis der Unternehmen bis maximal<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 21
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Logistikkosten senken: Bis zu zehn Prozent können damit zum Beispiel bei der Lagerhaltung<br />
eingespart werden. Eine intelligente Software-Lösung von Inform berechnet Wiederbeschaffungszeiten<br />
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Sicherheitspolster.<br />
Bild: metamorworks/stock.adobe.com<br />
Manchmal verfügen Lieferanten über<br />
so starke Alleinstellungsmerkmale,<br />
dass ihre Kunden Verspätungen und Unzuverlässigkeit<br />
in Kauf nehmen (müssen).<br />
Aktuell ist dies zum Beispiel bei Speicherchips,<br />
Containern und ausgesuchten Rohstoffen<br />
der Fall. In anderen Fällen lassen<br />
sich Lieferanten auf unrealistische Lieferzeiten<br />
ein, um einen Auftrag überhaupt<br />
erst einmal zu gewinnen. Beidseitiges<br />
böses Erwachen ist garantiert. Meist aber<br />
sind nur unabgestimmte Prozesse oder<br />
mangelnde Kommunikation im Spiel.<br />
Bis zu zwei Drittel aller B2B-Liefertermine<br />
werden nicht pünktlich eingehalten.<br />
Wirklich verlässlich ist oft nur der Avis-<br />
Termin, wenn sich die bestellte Lieferung<br />
tatsächlich bereits auf dem Weg befindet.<br />
Erreicht diese nicht pünktlich den Wareneingang,<br />
droht der Worst Case: Hektische<br />
Deckungskäufe bei alternativen Lieferquellen,<br />
damit nachgelagerte Prozesse<br />
und damit die eigene Lieferfähigkeit nicht<br />
gefährdet werden. Solche Deckungskäufe<br />
sind aber erfahrungs gemäß mit weiteren<br />
Nachteilen verbunden – etwa höhere<br />
Kosten sowie ungewisse Qualitäten.<br />
Sicherheitshalber früher bestellen ist<br />
auch keine wirtschaftliche Lösung. Denn<br />
das führt zwangsläufig zu Überbeständen<br />
im Lager und bindet Fläche und Kapital.<br />
Und nicht zuletzt: Ein Lieferausfall kann<br />
sich auch auf die Termintreue gegenüber<br />
eigenen Kunden auswirken, was zu Strafzahlungen<br />
und Reputationsverlust führen<br />
kann.<br />
Eine Ungewissheit von plus/minus einer<br />
Woche führt rein rechnerisch zu einem<br />
notwendigen fünffach erhöhten Sicherheitsbestand.<br />
Diese Mehrkosten können<br />
sich in einem mittelständischen Unternehmen<br />
zu sechsstelligen Summen addieren.<br />
Diese Berechnungen verdeutlichen die<br />
Bedeutung der Wiederbeschaffungszeiten<br />
als KPI. Wenn überhaupt, ist dieser Indikator<br />
aber meist nur als persönliche<br />
Schätzung in den Stammdaten hinterlegt.<br />
Dabei können moderne Systeme für das<br />
Machine Learning (ML) die Wiederbeschaffungszeiten<br />
ziemlich genau berechnen<br />
und damit Geld, Zeit und Nerven spa-<br />
22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
en. Die ML-Lösung der Aachener Inform<br />
berechnet die Wiederbeschaffungszeiten<br />
auf Basis intelligenter Algorithmen. Die<br />
Resultate sind um 70 % präziser als vergleichbare<br />
Erfahrungswerte. Damit kann<br />
die durchschnittliche Abweichung von<br />
Lieferterminen beispielsweise von 25 auf<br />
12 Tage reduziert werden.<br />
Mehr noch: Die Lösung analysiert bereits<br />
vor der Bestellung die prognostizierten<br />
Lieferzeiten aller in Frage kommenden<br />
Anbieter und warnt vor unrealistischen<br />
Angeboten. Sie berechnet zudem den optimalen<br />
Bestellzeitpunkt und warnt im<br />
Laufe des Beschaffungsprozesses proaktiv<br />
vor drohenden Lieferausfällen. Damit<br />
kommt künftig nicht mehr der vermeintlich<br />
billigste oder schnellste Lieferant<br />
zum Zuge, sondern der wirtschaftlichste<br />
und der zuverlässigste. Die ML-Lösung<br />
von ist maßgeschneidert für produzierende<br />
und Handelsunternehmen erhältlich.<br />
Voraussetzung für den Einsatz ist ein<br />
beliebiges ERP-System, in dem die Lieferdauer<br />
für abgeschlossene Bestellungen<br />
bekannt ist oder berechnet werden kann.<br />
Vor dem Einsatz wird das System auf Basis<br />
der vorhandenen Daten maßgeschneidert<br />
auf das jeweilige Unternehmen ausgerichtet<br />
und trainiert. Dazu zählt die<br />
Analyse historischer Daten wie Bestelldaten<br />
und der Wareneingang bisheriger Lieferungen.<br />
Dazu kommen saisonale Daten,<br />
Beispielrechnung: 40 % Einsparpotenzial<br />
Ausgangslage: eine Wiederbeschaffungszeit von zehn Wochen mit einer Streuung<br />
von plus/minus zwei Wochen. Vorgabe für die Lieferfähigkeit: 95 %. Der durchschnittliche<br />
Bedarf beträgt 200 Stück pro Woche, der Preis des Zukaufteils<br />
75 Euro pro Stück.<br />
Status quo: Damit ergibt sich ein benötigter SB von 677 Stück sowie eine<br />
Kapitalbindung von 50.714,47 Euro. Einschließlich eines Lagerkostensatzes<br />
von 16 % pro Jahr (für Kapitalkosten, Versicherung, Lagerhaltung etc.) belaufen<br />
sich die jährlichen Kosten auf 8.114,31 Euro.<br />
Einsparpotenzial: Lässt sich die Streuung mittels ML auf plus/minus eine<br />
Woche halbieren, würde sich der SB auf 365 Stück, die Kapitalbindung auf<br />
27.307,79 Euro und der Anteil der Kosten auf 4.369,25 Euro pro Jahr<br />
(53,85 %) reduzieren – bei einem einzigen Artikel! Auf den Gesamtbestand<br />
aller auf Lager gehaltenen Artikel hochgerechnet ergibt sich ein Einsparpotenzial<br />
in Millionenhöhe.<br />
etwa kurzfristige Lieferungen vor Weihnachten.<br />
Wichtig sind auch Daten zur<br />
Wunschverfügbarkeit, zu eingegangenen<br />
Terminbestätigungen sowie Avis-Daten.<br />
Außerdem sollten möglichst viele Details<br />
zum Lieferanten selbst sowie zu den gehandelten<br />
Produkten in den Lernprozess<br />
einfließen. Dazu gehören auch die Unternehmensgröße,<br />
der Standort, der offene<br />
Bestellwert am Bestelltag, die Anzahl offener<br />
Positionen, Bestellfrequenz sowie<br />
Größe, Menge und Preis der Artikel.<br />
Nach der Trainingsphase reicht für spätere<br />
Berechnungen die Eingabe des jeweiligen<br />
Wunschtermins. Die Prognose erfolgt<br />
auf Ebene der Artikel-Lieferanten-<br />
Kombination. Die Ergebnisse können von<br />
Add-on-Systemen, etwa zur intelligenten<br />
Bestands- oder Produktionsoptimierung,<br />
genutzt werden, die Daten aus ERP-Systemen<br />
beziehen. Die kontinuierliche Pflege<br />
der Wiederbeschaffungszeiten im SAP-<br />
Materialstamm oder einem anderen ERP-<br />
System lässt sich (teil-)automatisieren.<br />
Mit Sicherheit weiter gedacht.<br />
Für alle Ihre Safety-Anwendungen<br />
weltweit.<br />
Die globale Industrie befindet sich im ständigen Wandel.<br />
Und mit ihr die komplexen Anforderungen an Sicherheitskonzepte<br />
zum Schutz von Menschen und Anlagen. Mit einem<br />
ganzheitlichen Portfolio für alle Safety-Anforderungen bieten<br />
wir Ihnen lückenlose Sicherheit, effizienten Materialfluss und<br />
höchste Verfügbarkeit weltweit.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » www.leuze.de<br />
19 | 2021 23
» NEWS & MANAGEMENT<br />
Was Führungskräfte in Zeiten von New Work beachten sollten<br />
Hybride Teams richtig führen<br />
Beim Führen hybrider Teams kämpfen die Führungskräfte auf der operativen Ebene von<br />
Unternehmen oft mit vielen Schwierigkeiten. Diese unterschätzt das Top-Management häufig.<br />
» Barbara Liebermeister, Leiterin Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ)<br />
bereichsübergreifender Teamarbeit erbracht. Daraus<br />
ergeben sich auch Notwendigkeiten für die Zusammenarbeit,<br />
die nicht selten eine Präsenz erfordern.<br />
Also gilt es die Präsenzzeiten zu koordinieren.<br />
Herausforderung: Die vielen<br />
Interessen koordinieren<br />
Bild: Romolo Tavani/stock.adobe.com<br />
Das Führen von hybriden<br />
Teams ist für viele<br />
Unternehmen und<br />
Führungskräfte eine<br />
Herausforderung.<br />
Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt stark<br />
verändert. Die geteilte Arbeit aus dem Home -<br />
office aber auch an manchen Tagen im Büro ist zur<br />
Normalität geworden. Seit dem Wegfall der Coronabedingten<br />
Homeoffice-Pflicht sieht sich der Abteilungsleiter<br />
in einem Konzern mit den unterschiedlichsten<br />
Wünschen seiner Mitarbeiter konfrontiert,<br />
wo sie wann arbeiten möchten. Manche wollen mit<br />
der Begründung „In den zurückliegenden Monaten<br />
ging es doch auch“ künftig nur noch im Homeoffice<br />
arbeiten, andere wiederum Full-Time im Betrieb. Und<br />
manche wollen an zwei festen Wochentagen zuhause<br />
arbeiten, während andere dies situativ entscheiden<br />
möchten.<br />
Auf all diese Wünsche und Erwartungen seiner<br />
Mitarbeiter aus deren Sicht und aus Unternehmenssicht<br />
angemessen zu reagieren, fällt der Führungskraft<br />
wie vielen anderen Führungskräften schwer –<br />
auch weil es in den meisten Betrieben noch keine<br />
Richtlinien für das Arbeiten im Homeoffice gibt. Also<br />
müssen die Führungskräfte die Modalitäten mit ihren<br />
Mitarbeitern selbst aushandeln. In diesem Diskurs<br />
wird oft die Forderung laut: „Jeder Mitarbeiter soll<br />
selbst entscheiden, wo er wann arbeitet.“ Dies ist in<br />
meisten Unternehmen jedoch nur bedingt möglich,<br />
denn heute werden deren Kernleistungen meist in oft<br />
Dies gilt speziell dann, wenn kurzfristig, anders als<br />
geplant, die Präsenz eines Mitarbeiters im Betrieb erforderlich<br />
ist. Dann kämpfen die Führungskräfte oft<br />
mit Widerständen, weil dieses Ansinnen mit den Plänen<br />
des Mitarbeiters kollidiert – zum Beispiel, weil er<br />
oder sie zuhause noch Kinder betreuen muss.<br />
Entsprechend wichtig sind beim hybriden Arbeiten<br />
Rahmenrichtlinien, die nicht nur regeln unter welchen<br />
Voraussetzungen und in welchem Umfang ein<br />
Arbeiten im Homeoffice möglich ist, sondern auch<br />
wie in solchen „Konfliktsituationen“ zu verfahren ist.<br />
Diese Richtlinien sollten zwar einen möglichst großen<br />
individuellen Gestaltungsspielraum gewähren,<br />
jedoch zugleich einen Rahmen vorgeben, inwieweit<br />
zum Beispiel in der Einarbeitungszeit ein Arbeiten im<br />
Homeoffice möglich ist.<br />
Existiert ein solcher Rahmen nicht, erwächst hieraus<br />
ein großes Konfliktpotenzial in der Beziehung<br />
Führungskraft - Mitarbeiter. Denn angenommen eine<br />
Führungskraft sagt zu den Wünschen eines Mitarbeiters,<br />
im Homeoffice zu arbeiten, aufgrund einer betrieblichen<br />
Notwendigkeit „nein“. Dann kann dieser<br />
Interessenkonflikt oft nicht einvernehmlich gelöst<br />
werden. Und das „Nein“ der Führungskraft? Dieses<br />
wird von dem Mitarbeiter, wie die Praxis zeigt, nicht<br />
selten als Ausdruck eines autoritären Verhaltens beziehungsweise<br />
als Beleg dafür, dass die Beziehung<br />
zur Führungskraft nicht stimmt, interpretiert. Zuweilen<br />
wird sogar ein Mobbing-Vorwurf laut.<br />
Dass ein solcher Orientierungsrahmen in vielen<br />
Unternehmen noch fehlt, liegt auch daran, dass viele<br />
obere Führungskräfte unterschätzen, wieviel Probleme<br />
und Risiken mit dem Arbeiten in hybriden Teams<br />
verbunden sind. Die Ursache hierfür: Für die meisten<br />
Top-Manager in Großunternehmen mit Standorten<br />
im In- und Ausland ist das Arbeiten in hybriden und<br />
24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
virtuellen Teams geübte Praxis. Ihre Treffen beziehungsweise<br />
Meetings mit Kollegen fanden auch<br />
schon vor Corona weitgehend virtuell statt und dabei<br />
sammelten sie die Erfahrung: Diese Form der Zusammenarbeit<br />
funktioniert. Also gehen nicht wenige unbewusst<br />
davon aus: Dies funktioniert auch problemlos<br />
auf den uns nachgeordneten Ebenen. Dabei sind<br />
dort die Arbeitsinhalte und Rahmenbedingungen für<br />
die Zusammenarbeit ganz andere.<br />
Wenn sich das Top-Team eines Unternehmens virtuell<br />
trifft und dabei ein Mitglied in München, ein<br />
anderes in Hamburg und weitere in New York und<br />
Shanghai sitzen, dann geht es in der Regel primär<br />
darum, sich im Kollegenkreis über die strategische<br />
Marschrichtung zu verständigen und gewisse Grundsatzentscheidungen<br />
zu treffen. Deren Umsetzung,<br />
die eine engere Zusammenarbeit im Alltag erfordert,<br />
findet aber auf den nachgeordneten Ebenen statt.<br />
Das Top-Team nimmt in der Organisation also primär<br />
eine Steuerungs- und Koordinierungsfunktion wahr;<br />
es ist aber nicht in den eigentlichen Leistungserbringungsprozess<br />
involviert. Deshalb ist auf der Top-Ebene<br />
vieles möglich, was auf der operativen Ebene nur<br />
schwer möglich ist. Auf die Top-Ebene von Unternehmen<br />
gelangen nur Personen, die ihre Excellence<br />
schon oft bewiesen haben. Das heißt, sie verfügen<br />
über die nötige Fachkompetenz für ihre Position und<br />
die erforderliche persönliche Reife, sich selbst zu<br />
steuern und ihre Arbeit effektiv zu organisieren. Das<br />
ist auf den nachgeordneten Ebenen oft nicht der Fall.<br />
Fazit: Individuelle Lösungen notwendig<br />
Eine allgemeine Antwort auf die Frage, wie mit diesem<br />
Befund umzugehen ist, gibt es – wie auf viele<br />
andere Fragen, die mit dem Thema virtuelle und<br />
hybride Zusammenarbeit verbunden sind – noch<br />
nicht; unter anderem, weil außer den Mitarbeitern<br />
auch die Geschäftsmodelle der Unternehmen und somit<br />
auch ihre Bedürfnisse sehr verschieden sind. Deshalb<br />
müssen die Lösungen vermutlich individuelle<br />
sein. Diese gilt es zu entwickeln – und zwar im Laufe<br />
der Zeit anhand erfahrungsgestützter Daten und weniger<br />
aufgrund individueller Meinungen.<br />
www.ifidz.de<br />
e SPS-Messe 21 210x150.pdf 1 20.10.21 10:55<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 25
Nach der virtuellen SPS im letzten Jahr werden sich 2021 die<br />
Messehallen wieder füllen – unter 3G-plus-Bedingungen.<br />
Bild: Malte Kirchner/Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
Fachmesse für industrielle Automation<br />
SPS findet 2021 wieder live statt<br />
Nach dem Pandemie-bedingten physischen Ausfall 2020 findet die SPS, Fachmesse für smarte<br />
und digitale Automation, vom 23. bis 25. November wieder real in den Nürnberger Messehallen<br />
statt. Mit entsprechendem Schutz- und Hygienekonzept steht der persönliche Austausch rund<br />
um Neuheiten und Trends wie Industrie 4.0 oder der digitalen Transformation im Mittelpunkt.<br />
» Nora Nuissl, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
Informationen<br />
für Besucher<br />
• Termin: 23. bis 25. November 2021<br />
• Ort: Nürnberger Messegelände<br />
• Hallen: 1-3, 3A, 3C, 4 und 4A,<br />
5-7, 7A, 9, 10.0 und 11.0<br />
• Öffnungszeiten: Dienstag und<br />
Mittwoch von 9 bis 18 Uhr,<br />
Donnerstag von 9 bis 17 Uhr<br />
Detaillierte Informationen zum<br />
Schutz- und Hygienekonzept,<br />
dem Ticketkauf, zur SPS on air,<br />
Reisespecials sowie Tipps zur<br />
Vorbereitung finden Sie online<br />
unter: www.sps-messe.de.<br />
Endlich wieder Messe: „Wir freuen uns<br />
wie Bolle“, verkündete Martin Roschkowski,<br />
Geschäftsführer des Messeveranstalters<br />
Mesago Messe Frankfurt GmbH,<br />
strahlend im Vorfeld der Veranstaltung.<br />
Derzeit haben 675 Aussteller ihren<br />
Stand auf der Fachmesse in Nürnberg<br />
vom 23. bis 25. November fest gebucht.<br />
480 der Aussteller kommen aus Deutschland<br />
und 195 (das sind knapp 29 %) aus<br />
dem Ausland. Bis zum Messebeginn rechnet<br />
der Veranstalter noch mit einer Steigerung<br />
der Gesamt-Ausstellerzahl auf<br />
etwa 800. 14 Messehallen seien damit<br />
belegt, ohne komplett ausgebucht zu<br />
sein; nicht mit einbezogen ist in diesem<br />
Jahr die Halle 8. Zum Vergleich: Im Jahr<br />
2019 waren noch 17 Hallen belegt.<br />
„Die Unternehmen mit größeren Standflächen<br />
halten uns die Treue; was fehlt,<br />
sind kleinere internationale Aussteller, vor<br />
allem aus Asien“, sagt Sylke Schulz-Metzner,<br />
Vice President SPS bei Mesago. Das<br />
liege an den Quarantäne-Bestimmungen<br />
im asiatischen Raum. „Die großen deutschen<br />
und europäischen Marktteilnehmer<br />
sind aber wieder mit dabei.“ Den Pandemie-Bedingungen<br />
geschuldet hat die SPS<br />
2021 damit einen deutlich europäischeren<br />
Charakter als die Jahre zuvor.<br />
Erfreulich ist dagegen: Die Automatisierungsbranche<br />
bewegt sich fast wieder<br />
auf Vor-Corona-Niveau. Zwar ist der<br />
Branchenumsatz 2020 mit 48 Mrd. Euro<br />
laut Daten des Statistischen Bundesamts<br />
gegenüber 2019 um rund 7 % eingebrochen.<br />
Im ersten Halbjahr 2021 zeigte sich<br />
dafür bereits eine deutliche Erholung im<br />
zweistelligen Prozentbereich im Vergleich<br />
zum Vorjahreszeitraum, so die jüngsten<br />
26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
MESSE SPS «<br />
Bild: Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
Zahlen des Branchenverbands ZVEI. Die<br />
EU bleibt der Hauptmarkt der deutschen<br />
Automatisierer mit einem Anteil von<br />
43 % an den Gesamtexporten.<br />
Neben zahlreichen intelligenten Produktlösungen<br />
profitieren die Besucher besonders<br />
in diesem Jahr, in dem die Kommunikation<br />
bislang stark von digitalen<br />
Medien geprägt wurde, von persönlichen<br />
Gesprächen und dem fachlichen Austausch<br />
mit Experten. Hierfür wurden sogenannte<br />
Communication Zones auf dem<br />
Messegelände neu geschaffen. Vorträge<br />
und Live-Demonstrationen runden den<br />
Messebesuch ab.<br />
Themenschwerpunkte der Messe bilden<br />
die digitale Transformation, Industrie 4.0<br />
und die industrielle Kommunikation. Zu<br />
den weiteren Trends Safety & Security, Anwendungsfälle<br />
für KI, Neue Logistikkonzepte<br />
und Robotikintegration sowie Datengetriebene<br />
und intelligente Konzepte<br />
für Steuerung und Visualisierung bieten<br />
die Aussteller ein buntes Lösungsbouquet.<br />
Viele namhafte Unternehmen, darunter<br />
auch der größte Aussteller, die Siemens<br />
AG, sowie Phoenix Contact, Beckhoff,<br />
Sick oder Pepperl+Fuchs werden auf der<br />
SPS 2021 in Nürnberg vertreten sein.<br />
» In einer Zeit, in der alles<br />
anders ist, ist eines<br />
konstant geblieben:<br />
Der Bedarf an Innova -<br />
tionen und persönlichem<br />
Austausch in der Auto -<br />
matisierungsbranche. «<br />
Martin Roschkowski,<br />
Geschäftsführer von Mesago<br />
Einblicke in spezifische Themen und die<br />
Möglichkeit sich von Anbietern zu individuellen<br />
Anforderungen beraten zu lassen,<br />
erhalten Besucher zudem auf dem “Automation<br />
meets IT”-Gemeinschaftsstand in<br />
Halle 6. Des Weiteren bespielen die Verbände<br />
VDMA und ZVEI erstmalig gemeinsam<br />
in Halle 3 das Messeforum und<br />
bieten fachspezifische Vorträge sowie<br />
Podiumsdiskussionen an.<br />
SPS on air als<br />
digitale Ergänzung<br />
Da das letztjährige virtuelle Ersatz-Messeformat<br />
gut ankam, wird die SPS 2021 zusätzlich<br />
um das digitale Format SPS on air<br />
erweitert. „So wollen wir vor allem internationalen<br />
Ausstellern und Besuchern, die die<br />
Messe eventuell nicht besuchen können –<br />
aufgrund von Quarantäne- oder erschwerten<br />
Anreisebedingungen – die Möglichkeit<br />
bieten, trotzdem Teil der Veranstaltung zu<br />
sein“, erklärt Schulz-Metzner.<br />
Unter Berücksichtigung der aktuellen<br />
Corona-Verordnung der bayerischen Landesregierung<br />
findet die SPS 2021 als sogenannte<br />
3G-plus-Veranstaltung statt.<br />
Das bedeutet, der Zugang zum Messegelände<br />
wird ausschließlich Geimpften, Genesenen<br />
und PCR-Getesteten gestattet,<br />
wobei der Test nicht älter als 48 Stunden<br />
sein darf. Im Gegenzug können Aussteller<br />
und Besucher auf das Tragen eines Mundund<br />
Nasenschutzes verzichten. Die<br />
Pflicht, einen Mindestabstand zu anderen<br />
Personen einzuhalten entfällt ebenso wie<br />
sämtliche Personenobergrenzen. (Stand<br />
zum 26. Oktober 2021)<br />
Mit dem von der bayerischen Staatsregierung<br />
genehmigten Schutz- und Hygienekonzept<br />
unter 3G-plus-Bedingungen ist<br />
Geschäftsführer Roschkowski überzeugt,<br />
eine erfolgreiche und sichere SPS 2021 für<br />
alle Beteiligten durchführen zu können:<br />
„In einer Zeit, in der alles anders ist, ist<br />
eines konstant geblieben: Der Bedarf an<br />
Innovationen und persönlichem Austausch<br />
in der Automatisierungsbranche.<br />
Diesen Bedarf werden wir in 2021 endlich<br />
wieder abdecken können, um einen<br />
Schritt in Richtung neuer Normalität mit<br />
Corona zu gehen. Das ist nicht nur das,<br />
was die Automatisierungsindustrie will,<br />
sondern auch das, was sie jetzt braucht.“<br />
Sicherheitsbremsen<br />
für fahrerlose Transportsysteme<br />
Mit kompakten und vor allem flachen<br />
elektromagnetischen Bremsen erobern<br />
wir derzeit verstärkt den Markt der fahrerlosen<br />
Transportsysteme (FTS).<br />
Egal ob für den Transport von kleinen<br />
Lasten, Staplern für hohe Lasten, riesige<br />
Transportsysteme, die Container befördern<br />
oder Sonderanwendungen – KENDRION<br />
& INTORQ bieten für alle Anforderungen<br />
elektromagnetische Bremsen, die die<br />
Sicherheit der Fahrzeuge garantieren.<br />
Dabei sind die Lösungen so unterschiedlich<br />
wie die Anwendungen: sie reichen<br />
vom umfangreichen Standardsortiment bis<br />
hin zu maßgeschneiderten Bremsen für<br />
individuelle Ansprüche.<br />
Kendrion INTORQ GmbH<br />
Wülmser Weg 5<br />
31855 Aerzen<br />
T +49 5154 70534-0<br />
www.kendrion.com<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 27
» MESSE SPS<br />
Datenaufbereitung<br />
Einfache und individuelle Visualisierungen<br />
Der Detmolder Spezialist für elektrische<br />
Verbindungstechnik- und Automatisierungslösungen,<br />
Weidmüller (Halle 9,<br />
Stand 351) stellt in diesem Jahr die Themen<br />
Visualisierung und Software in den<br />
Fokus seines Messeauftritts. Mit dem<br />
Software-Tool u-create Procon-Web<br />
Scada und Procon-Web Embedded System<br />
bietet er Visualisierungslösungen,<br />
deren dynamische Benutzeroberflächen<br />
individuell parametrier- und konfigurierbar<br />
sind, ohne Programmierkenntnisse.<br />
Der Anwender kann per einfacher Projektierung<br />
Maschinendaten mit der Anzeige<br />
von Betriebszuständen per Browser, etwa<br />
auf Mobilgeräten, erfassen und in die<br />
Cloud weiterleiten.<br />
Die einfach skalierbaren und plattformunabhängig<br />
nutzbaren HMI- und Scada-<br />
Lösungen, wie Procon-Web, sind flexibel<br />
einsetzbar. Sie erleichtern Störungsbearbeitung<br />
sowie Datenaufzeichnung und<br />
-management und unterstützen so die<br />
Steuerung komplexer Prozesse. Intuitive<br />
Bedienkonzepte für beliebige Endgeräte<br />
können mit der Software einfach erstellt<br />
werden. Resultat ist ein flexibles, Webbasiertes<br />
Maschinenbedienkonzept, das<br />
die Maschinendaten dort verfügbar<br />
macht, wo der Anwender sie maßgeschneidert<br />
aufbereitet benötigt. Zusätzlich<br />
können eigene Geräte wie Smartphones<br />
oder Tablets als HMI genutzt werden,<br />
defekte Hardware ist einfach und schnell<br />
austauschbar.<br />
Der Weg eines Datensatzes vom Anlagenfeld<br />
bis in ein ERP-System führt klassischerweise<br />
über zahllose Gateways und<br />
muss in der Regel individuell angelegt<br />
werden. Mit der HMI-/Scada-Software<br />
kann der Anwender plattformunabhän -<br />
gige Benutzeroberflächen erzeugen, die<br />
ausschließlich auf HTML5 und Java Script<br />
aufsetzen. So erschließe sich die Unterstützung<br />
für Smartphones und Tablet-PCs<br />
in einem adaptiven Design, und dies individuell<br />
für jeden Anwender. Über zahlreiche<br />
proprietäre und standardisierte Kommunikationsschnittstellen<br />
(wie OPC UA)<br />
ist die Kopplung zu beliebigen Steuerungssystemen<br />
und zu übergeordneten<br />
MES- und ERP-Systemen möglich. Der<br />
Einsatz von Procon-Web lasse daher Entscheidungsfreiraum<br />
in der Steuerungsauswahl.<br />
Das gilt ebenso für die Kommunikation<br />
in die Cloud: Auch diese ist<br />
plattformunabhängig.<br />
Bild: Weidmüller<br />
Mehrfacheinführungen<br />
Kabel im Griff – auch in engen Räumen<br />
In Nürnberg präsentiert Lapp (Halle 2,<br />
Stand 310) zwei weitere Größen für die<br />
runde Variante der Skintop Multi Mehrfacheinführungen.<br />
Mehrfacheinführungen für nichtkonfektionierte<br />
Kabel bieten sich insbesondere<br />
dann an, wenn viele Kabel und Leitungen<br />
platzsparend in ein Gehäuse eingeführt<br />
werden müssen. Die Durchführungssysteme<br />
zeichnen sich durch große Packungsdichten<br />
und variable Klemmbereiche aus.<br />
Die Kabel werden durch den elastischen<br />
Gel-Einsatz geschoben und sind durch die<br />
Haftreibung am Kabelmantel sicher an<br />
Ort und Stelle positioniert und nach<br />
IP68-Schutz abgedichtet. Die patentierte<br />
Trichter-Stufen-Geometrie der einzelnen<br />
Einführungspunkte ermöglicht die Erhöhung<br />
der maximalen Klemmbereiche mit<br />
bis zu 4 mm Varianz je Kabeldurchmesser.<br />
Diese Flexibilität bei der Wahl der Leitungsdurchmesser<br />
reduziert die Teilevielfalt<br />
im Lager. Nicht verwendete Durch-<br />
Bild: U.I. Lapp<br />
führungspunkte bleiben dank der elas -<br />
tischen Geltechnologie laut des Stuttgarter<br />
Anbieters sicher verschlossen und abgedichtet.<br />
Das Gelmaterial sorgt dabei für eine optimale<br />
Zugentlastung am gesamten Kabelbündel.<br />
Außerdem ergeben sich für die<br />
Installation zeitliche Vorteile, so der Hersteller.<br />
Denn gleich mehrere Arbeitsschritte<br />
entfallen, da bei den recht -<br />
eckigen und runden Mehrfachkabeldurchführungen<br />
keine zusätzliche Vorarbeit<br />
wie beispielsweise das Vorstechen<br />
notwendig ist, um die Kabel zu installieren<br />
. Die Montage der Skintop Multi-M<br />
am Gehäuse erfolgt durch Einschrauben<br />
oder Fixieren mit Gegenmutter.<br />
Die Skintop Multi-M besteht neben dem<br />
Geleinsatz aus einem Polycarbonat-Rahmen.<br />
Dieser thermoplastische Kunststoff<br />
ist besonders stabil. Auch eine UL-Zertifizierung<br />
für den nordamerikanischen<br />
Markt ist gemäß den Normen UL 50, UL<br />
50E, CSA C22.2 sowie UL 508A für industrielle<br />
Systemsteuerungen (wie Schaltschränke)<br />
vorhanden.<br />
Bisher gab es die runde einschraubbare<br />
Mehrfacheinführung in drei Größen: M40<br />
für bis zu 12 Leitungen, M50 für bis zu 18<br />
Leitungen und M63 für bis zu 30 Leitungen,<br />
die gleichzeitig in ein Gehäuse ein -<br />
geführt werden können. Lapp erweitert<br />
nun sein Portfolio um die Größen M25<br />
und M32 für vier beziehungsweise acht<br />
Leitungen.<br />
28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Twincat Analytics<br />
Frequenzanalyse ganz ohne Programmierung<br />
Die Software Twincat Analytics von Beckhoff<br />
(Halle 7, Stand 406) bietet einen<br />
vollständigen Workflow von der Datenerfassung<br />
über die -speicherung und Analyse<br />
bis hin zum Dashboard für die kontinuierliche<br />
Maschinenüberwachung. Innerhalb<br />
dieses Workflows können nun auch<br />
traditionelle Condition-Monitoring-Algorithmen<br />
durch einfache Konfiguration,<br />
also ohne Programmierung, genutzt werden.<br />
Die Condition-Monitoring-Bibliothek<br />
beinhaltet Algorithmen, mit denen neben<br />
Funktionen wie Magnitudenspektrum,<br />
Einhüllende, Zoom FFT, Power Cepstrum<br />
Bild: Beckhoff Automation<br />
und verschiedene RMS-Berechnungen<br />
auch Momentkoeffizienten, diskrete Klassifikation<br />
sowie Vibrat ion Assessment<br />
nach ISO-Standard möglich sind.<br />
Industriesoftware<br />
MES für die<br />
intelligente Fabrik<br />
Der österreichische Softwarehersteller<br />
Industrie Informatik<br />
(Halle 5, Stand 158)<br />
präsentiert die Erweiterung<br />
vom klassischen, modularen<br />
MES zur integrativen Fertigungsplattform.<br />
Die neue<br />
‚cronetworld’ ermöglicht laut<br />
Anbieter die Integration<br />
sämtlicher relevanter Systeme<br />
am Shopfloor. Die bekannten<br />
Stärken der markterprobten<br />
Module von cronetwork<br />
werden durch die<br />
fast unbeschränkten Möglichkeiten<br />
der 360°-Fertigungsplattform<br />
cronetworld<br />
erweitert, heißt es. Letztere<br />
übernimmt die integrative<br />
Arbeit und vernetzt die relevanten<br />
Komponenten aus<br />
Shopfloor- und Softwareebene<br />
vollständig miteinander.<br />
Die Basis dafür bildet<br />
eine offene Schnittstellenund<br />
Kommunikationsebene,<br />
die eine problemlose Anbindung<br />
peripherer und fremder<br />
Systeme ermöglicht. Zudem<br />
ermöglichen moderne Basistechnologien,<br />
im MES beheimatete<br />
Funktionen und Logiken<br />
aus benachbarten Systemen<br />
heraus aufzurufen und<br />
diese auch außerhalb des<br />
direkten MES-User-Interfaces<br />
zu nutzen.<br />
50%<br />
des in Europa gewonnenen Stroms werden<br />
von Elektromotoren und davon wiederum<br />
80 % werden durch industriell eingesetzte<br />
Drehstrom-Asynchronmotoren verbraucht<br />
Bereit für mehr<br />
Energieeinsparung?<br />
Permanentmagneterregte<br />
Synchronmotoren bieten<br />
mehr Effi zienz!<br />
Ihre Vorteile:<br />
• Hohe Leistungen bei geringer Baugröße<br />
• Sehr hoher Wirkungsgrad im Nennpunkt<br />
• Hoher Wirkungsgrad in Teillast im Vergleich<br />
zur ASM-Technologie<br />
• Große Drehmoment- und Leistungsdichte<br />
• Hohe Überlastfähigkeit<br />
• Konstantes Drehmoment über einen<br />
breiten Drehzahlbereich<br />
• CO2-Reduktion<br />
• Kurze Amortisationszeit<br />
• Unabhängigkeit von internationalen<br />
Energiestandards<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 29<br />
SCAN ME
» MESSE SPS<br />
Automationsplattform<br />
Individuelle Lösungen für jede Aufgabe<br />
Im Fokus des diesjährigen Messeauftritts<br />
von Yaskawa (Halle 7, Stand 340) steht<br />
die Konzept-Präsentation der neuent -<br />
wickelten Automationsplattform i³ Control<br />
inklusive einer speziell darauf abgestimmten<br />
Controller-Generation. Der japanische<br />
Robotikanbieter stellt unter anderem<br />
den ersten Controller dieser neuen<br />
Plattform – iC9210 – und die eigens dafür<br />
entwickelte Softwareumgebung i³ Engineer<br />
– vor. Das System zeichne sich durch<br />
ein Open-Source-Betriebssystem, Offenheit,<br />
Flexibilität und Skalierbarkeit aus.<br />
Zudem hat der Hersteller mit dem CR700<br />
einen neuen Frequenzumrichter speziell<br />
für den Kranbetrieb im Gepäck. Dank<br />
zahlreicher intelligenter Funktionen verbessert<br />
dieser die Produktivität, senkt<br />
Energie- und Gesamtkosten, ermöglicht<br />
vorbeugende Wartungsmaßnahmen und<br />
erhöht die Umweltverträglichkeit, so die<br />
Angaben.<br />
Auch technisch durchgängige<br />
Gesamtlösungen aus einer<br />
Hand sind wieder Thema am<br />
Messestand: So zeigt die<br />
Demozelle ‚Singular Control‘<br />
mit Handling-Roboter und Delta-Kinematik,<br />
wie Maschinenbauer und Anwender<br />
Roboter in bestehende Architekturen implementieren<br />
können, ohne dass dafür<br />
eigens ein Programmiergerät (Teachbox)<br />
oder eine proprietäre Roboterprogrammiersprache<br />
erforderlich ist. Der Bewegungsablauf<br />
der einzelnen Achsen wird in<br />
der Firmware des Controllers berechnet.<br />
Der Programmierer könne sich damit ganz<br />
auf die Applikation konzentrieren, ohne<br />
sich um die zugrundeliegende komplexe<br />
Technik kümmern zu müssen.<br />
Mit einem breiten Angebot aus Drives<br />
(Frequenzumrichter), Motion Control<br />
(Servoantriebe und Servomotoren), Robotik<br />
(Motoman-Industrieroboter, Robotersysteme),<br />
Steuerungstechnik, Visualis -<br />
ierungssystemen und Chip-Lösungen<br />
(Profichip) bietet Yaskawa Komponenten<br />
und Lösungen für fast alle Branchen aus<br />
einem Haus an.<br />
Stellvertretend für diese Portfolio-Tiefe<br />
stehen am Messestand zum Beispiel: die<br />
aktuellen Ausführungen der Frequenzumrichter<br />
GA500 und GA700, neue Module<br />
für das bewährte I/O- und Steuerungssystem<br />
SLIO mit jeweils 16 digitalen Einoder<br />
Ausgängen, leistungsfähige Motoman-Robotermodelle<br />
sowie – als ein<br />
Herzstück der Automationsplattform i³<br />
Control – der Profichip Triton Industrieprozessor<br />
mit drei individuell zuschalt -<br />
baren Kernen.<br />
Bild: Yaskawa<br />
Engineering, Steuerungs- und Schaltanlagenbau<br />
Technologien für alle Stufen der industriellen Wertschöpfung<br />
Bild: Friedhelm Loh Group<br />
Eplan, Rittal und German Edge Cloud<br />
(GEC), alle Unternehmen sind Teil der hessischen<br />
Friedhelm Loh Group (Halle 3,<br />
Stand 133), präsentieren ihre Lösungen<br />
für eine datengestützte Optimierung im<br />
Steuerungs- und Schaltanlagenbau und<br />
Innovationen bis in den Anlagenbetrieb in<br />
industriellen Fertigungen. Der Messestand<br />
in Nürnberg ist entlang der Wertschöpfungskette<br />
in vier Stufen unterteilt:<br />
Engineering, Sourcing, Manufacturing<br />
und Operations.<br />
Um Planungsprozesse im Steuerungsund<br />
Schaltanlagenbau zu vereinfachen<br />
und effizienter zu gestalten, bieten Eplan<br />
und Rittal Engineering-Software, Auslegungstools<br />
und Cloudlösungen sowie<br />
Value Chain Consulting. Eplan präsentiert<br />
seine Eplan Engineering-Plattform 2022<br />
mit gesteigerter Effizienz und neuem Bedienkomfort,<br />
so der Anbieter. Um Projekte<br />
der Plattform cloud basiert, schnell und<br />
sicher mit Partnern, Zulieferern und Auftraggebern<br />
zu teilen und eine projektund<br />
standortübergreifende Kollaboration<br />
zu ermöglichen, stellt Eplan die Vollver -<br />
sion von Eplan eManage vor.<br />
Um die Auswahl und Beschaffung von<br />
Systemlösungen in der Schaltschranktechnik<br />
zu vereinfachen und zu beschleunigen,<br />
bietet Rittal digitalisierte Sourcing-Prozesse<br />
und Tools wie den neuen<br />
RiPanel Konfigurator sowie den Online-<br />
Shop und 24/48-Stunden-Lieferservice in<br />
Deutschland. Die standardisierte Systemplattform<br />
„Rittal – Das System“ – mit<br />
Schaltschrank-, Klimatisierungs- und<br />
Stromverteilungstechnik – beinhaltet<br />
Neuheiten wie VX SE Einzelschränke, AX<br />
Kompaktgehäuse aus Kunststoff, VX25<br />
Chiller und das VX25 Ri4Power-System<br />
für Störlichtbogensicherheit A und B. Für<br />
die Umsetzung von Energy-Storage- und<br />
Ladeinfrastruktur-Lösungen präsentiert<br />
der Hersteller anwendungsorientierte<br />
Modulbausteine, mit denen Kunden ihre<br />
Lösungen noch schneller optimieren und<br />
an den Markt bringen können, heißt es.<br />
Für den Bereich „Operations“ stellen<br />
Eplan und Rittal mit Rittal ePocket, der<br />
Cloud-basierten, digitalen „Schaltplantasche“,<br />
ein „neues Zuhause“ für die elektrotechnische<br />
Dokumentation inklusive<br />
digitalem Zwilling zur Verfügung. Damit<br />
habe die Papierdokumentation ausgedient.<br />
Planungsdaten von Schaltschränken<br />
sind so noch schneller und stets<br />
aktuell verfügbar.<br />
30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Bild: ipf Electronic<br />
Sensorik<br />
Optionales Objektiv mit Flüssiglinse<br />
Mit den High-Speed-Kamerasystemen OC29 (monochrom<br />
oder farbig) des Sensorikspezialisten IPF Electronic<br />
(Halle 7A, Stand 400) lassen sich schnelllaufende<br />
Prozesse verfolgen und mit einer gezielten Analyse<br />
mögliche Fehlerquellen schnell identifizieren. Die neue<br />
Softwareversion erlaube nun die Einbindung mehrerer<br />
High-Speed-Kameras auf einer einheitlichen Oberfläche.<br />
Somit lassen sich in einer Anwendung mehrere<br />
Kameras zentral über einen PC konfigurieren und bedienen,<br />
um etwa schnelllaufende Prozesse gleichzeitig aus<br />
unterschiedlichen Perspektiven beobachten und anschließend<br />
analysieren zu können.<br />
Durch das nun optional erhältliche Flüssiglinsenobjektiv<br />
wird die Inbetriebnahme und Bedienung der Kameras<br />
noch einfacher, da die Einstellung des Fokus einfach<br />
über einen Softwareschieberegler erfolgt, heißt es.<br />
Maschinensicherheit<br />
Steuerungsmodell mit Zusatz-Funktionen<br />
1783536-1.indd 1 27.10.21 11:07<br />
Fein Staub<br />
Dampf<br />
(Schweiß)<br />
Rauch…<br />
Bild: Schmersal<br />
Die Schmersal-Gruppe (Halle 9, Stand 460 ) demonstriert,<br />
wie die Herausforderungen von Industrie 4.0 bewältigt<br />
werden können. Der RFID-Sicherheitssensor<br />
RSS260 ist mit neuer Software ausgestattet, sodass er<br />
vier zusätzliche, optional wählbare Funktionen bietet.<br />
Die Zusatz-Funktionen sparen ein Sicherheitsrelais ein<br />
und senken Verdrahtungs- und Installationsaufwand.<br />
Bei der Sicherheitssteuerung Protect PSC1 kann der Anwender<br />
das integrierte universelle Kommunikationsinterface<br />
als Gateway nutzen, um Diagnoseinformationen<br />
der Sicherheitssensoren an ein übergeordnetes Steuerungssystem<br />
zu senden. Die modular aufgebaute, programmierbare<br />
Steuerung hat zusätzliche Funktionen.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 31<br />
1789128-1.indd 1 26.10.21 11:04
» MESSE SPS<br />
Bildverarbeitung<br />
Smart Sensor führt Vision-Aufgaben viermal schneller als vorher aus<br />
Bild: B&R Industrial Automation<br />
B&R (Halle 7, Stand 206) hat die Ausführgeschwindigkeit<br />
etlicher Machine-Vision-<br />
Funktionen massiv erhöht. Durch einen<br />
neuen Quadcore-Prozessor und einen<br />
Just-in-Time-Compiler (JIT) werden Vi -<br />
sion-Aufgaben bis zu viermal so schnell<br />
ausgeführt wie zuvor. Der auszuführende<br />
Programmcode wird mit dem Compiler<br />
bereits beim Laden der Applikation erstellt<br />
und nicht erst zur Laufzeit interpretiert.<br />
Maschinenbauer könnten den<br />
Durchsatz ihrer Maschinen erheblich steigern<br />
– ohne teure Vision-PCs einzusetzen.<br />
Bei vielen Vision-Funktionen wird durch<br />
den JIT-Compiler die Ausführungsdauer<br />
massiv reduziert. Bei Measurement-Aufgaben<br />
kann die Zeitersparnis zum Beispiel<br />
bei mehr als 75 % liegen, es wird also nur<br />
noch ein Viertel der Zeit benötigt. Der JIT-<br />
Compiler steht mit einem einfachen Software-Update<br />
zur Verfügung.<br />
Bei multicorefähigen Vision-Algorithmen<br />
kommen zudem die Vorteile der neuen<br />
Smart-Sensor-Version mit Quadcore-Prozessor<br />
zum Tragen. Die höhere Rechenleistung<br />
ermöglicht es zum Beispiel, die<br />
Taktzeiten bei Matching-Anwendungen<br />
annähernd zu halbieren.<br />
Zustandsüberwachung<br />
Sensor erfasst Schwingungen von Fräs- und Schleifarbeiten<br />
Das Condition Monitoring Toolkit (CMTK) von Balluff (Halle 5, Stand 210) ermöglicht<br />
frühe Fehlererkennung und vorausschauende Wartung. Das CMTK ist eine eigenstän -<br />
dige Komplettlösung, die einfach in jeder Maschine oder Anlage nachgerüstet werden<br />
kann. Das System beinhalte alles, was der Anwender benötige, um Maschinen oder<br />
Prozesse zu überwachen. Mit dem Toolkit können Motoren, Pumpen, Ventilatoren, Förderanlagen<br />
oder einzelne Maschinenkomponenten überwacht werden. Der Condition-<br />
Monitoring-Sensor BCM erfasst Schwingungen, wie sie etwa beim Fräsen oder Schleifen<br />
in der Metallbearbeitung auftreten. Aber auch andere Merkmale sind interessant,<br />
etwa Temperatur oder Druck. Das flexible System gewährt schnell einen tieferen Einblick<br />
in den tatsächlichen Zustand der Maschinen und Anlagen. In diesem Zusammenhang<br />
sei das CMTK vor allem für Wartungs- und Serviceteams wichtig, aber auch für<br />
Verfahrenstechniker, die Produktionsprozesse überwachen und verbessern wollen. Das<br />
System ist einfach zu bedienen und kann in wenigen Minuten eingerichtet werden.<br />
Bild: Balluff<br />
Schutzraumüberwachung<br />
Radarsensor sorgt für mehr Sicherheit<br />
Zur sicheren Schutzraumüberwachung<br />
auch in rauen Umgebungen steht im<br />
Portfolio von Pilz (Halle 9, Stand 370) nun<br />
für das Radarsystem PSENradar ein weiterer<br />
Sensor zur Verfügung: Der Radarsensor<br />
PSEN rd1.2 ist für die Sicherheitskategorie<br />
Kat. 3 / PL d einsetzbar und<br />
schützt so auch Roboter-Applikationen.<br />
Im Verbund mit der ebenfalls neuen Auswerteeinheit<br />
PSEN rd1.x I/O PN, die nun<br />
zusätzlich zu den bestehenden Schnittstellen<br />
auch eine Ethernet- und eine Profisafe-Schnittstelle<br />
bietet, lässt sich das<br />
Bild: Pilz<br />
Radarsystem in bestehende Applikationen<br />
einfach einbinden. Zum Einsatz kommt<br />
das Radarsystem dort, wo optoelektro -<br />
nische Sensoren an ihre Grenzen stoßen.<br />
Insbesondere in rauen Einsatzbedingungen<br />
stellt das Radarsystem zusammen mit<br />
der konfigurierbaren Kleinsteuerung<br />
PNOZmulti 2 eine sichere Komplettlösung<br />
für die Schutzraumüberwachung dar.<br />
Der Radarsensor hat eine Reichweite von<br />
5 m und einen schmalen Öffnungswinkel<br />
von vertikal 20° oder horizontal 20 bis<br />
100°. Der Öffnungswinkel ist beim neuen<br />
Sensor in 10°-Abschnitten konfigurierbar.<br />
Die flexible Anpassung ermöglicht eine<br />
schnell umsetzbare, individuelle Anordnung<br />
der Applikation, heißt es.<br />
32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Digitales Engineering<br />
Use-Cases für den digitalen Zwilling<br />
Bild: panuwat/stock.adobe.com<br />
In Nürnberg stellt Lenze (Halle 7, Stand<br />
391/396) vordergründig Use-Cases für<br />
den digitalen Zwilling sowie Soft- und<br />
Hardware für durchgängiges digitales<br />
Engineering vor. Maschinenbauern wird<br />
die Digitalisierung ihrer Produkte und<br />
Prozesse angepriesen, doch zu oft mangelt<br />
es an konkreten Szenarien, die sich<br />
für sie auch rechnen. Hier setzt der Automatisierungsspezialist<br />
aus Hameln an.<br />
Zum einen will der Anbieter das Management<br />
aller verbauten Assets vereinfachen,<br />
sodass etwa im Fall eines Maschinenfehlers<br />
alle relevanten Informationen schnell<br />
abgerufen werden können. Über das IoT-<br />
Gateway X4 Remote wird das Servicepersonal<br />
per E-Mail oder Microsoft Teams<br />
informiert und kann den Fehler entsprechend<br />
ermitteln und beheben. Der Start-<br />
punkt dafür ist Lenze Fast. Das Unternehmen<br />
hat seine bewährte Applikationssoftware-Toolbox<br />
in den vergangenen Monaten<br />
zu einem Framework ausgebaut, eine<br />
wichtige Rolle spiele dabei der digitale<br />
Zwilling. Herzstück des Fast-Frameworks<br />
ist eine serviceorientierte Software-<br />
Architektur, die aktuelle Anforderungen<br />
an Maschinen hinsichtlich Visualisierung,<br />
IIoT und Cloud noch besser erfüllt. Das<br />
Framework sorgt mit einer OPC-UA-<br />
Schnittstelle für Interoperabilität. Der<br />
Standard für Asset-Instanzdaten lässt<br />
sich perspektivisch in Austauschformate<br />
der Verwaltungsschale integrieren. Das<br />
ermöglicht das sukzessive Andocken nutzenstiftender<br />
Services.<br />
Um Maschinenstillstandzeiten zu minimieren<br />
und Durchlaufzeiten zu optimieren,<br />
müssen relevante Informationen von<br />
Komponenten und Maschinen im uneingeschränkten<br />
Zugriff sein. Aber häufig<br />
mangele es an Daten und noch öfter an<br />
deren Transparenz. Das ändert sich nun<br />
mit dem OEE & Downtime Tracking. Die<br />
Software-Funktionalität sorgt laut Anbieter<br />
für mehr Transparenz im Produktionsprozess,<br />
ohne zusätzliche Hardware. Zunächst<br />
wird die OEE in der SPS berechnet.<br />
Die Ergebnisse werden dem Anwender auf<br />
vorkonfigurierten Dashboards visualisiert.<br />
Der Easy UI Designer biete dem Anwender<br />
zusätzlich die Möglichkeit, die Visualisierung<br />
selbstständig zu konfigurieren, ab<br />
Messestart ist das Engineering-Tool frei<br />
auf der Lenze-Website verfügbar. Erweiterte<br />
Analysemöglichkeiten ergeben sich<br />
durch das Downtime Tracking.<br />
Lösungen<br />
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heutige Herausforderungen entwickelt und<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 33
» MESSE SPS<br />
Router<br />
Robuste Verteidigungslinie für industrielle Netzwerke<br />
Moxa (Halle 9, Stand 321) hat eine neue<br />
Serie EDR-G9010 auf den Markt gebracht.<br />
Diese für den Industrieeinsatz zertifizierten<br />
Komplettlösungen aus Firewall/NAT/<br />
VPN/Switch/Router bilden eine robuste<br />
Verteidigungslinie für industrielle Netzwerke<br />
in verschiedenen Anwendungsbereichen<br />
wie der intelligenten Fertigung<br />
und in kritischen Infrastrukturen, heißt<br />
es. Die sicheren Industrierouter bieten<br />
GbE-Leistung mit zehn Ports und tiefengestaffelte<br />
(Defense-in-Depth-)Sicherheitsfunktionen<br />
und erfüllen damit die<br />
Anforderungen bandbreitenintensiver<br />
Anwendungen, die auf Zuverlässigkeit<br />
und mehrschichtige Sicherheitsmechanismen<br />
angewiesen sind.<br />
Die Serie ist auf OT-Umgebungen zugeschnitten<br />
und verhindert, dass Bedrohungen<br />
auf den Rest des Netzwerks übergreifen.<br />
Darüber hinaus können Anwender die<br />
OT-Technologie DPI (Deep Packet Inspection)<br />
sowie Firewall-, NAT- und VPN-<br />
Funktionen nutzen, um eine mehrschichtige<br />
Sicherheit zu erreichen.<br />
Bild: Moxa<br />
Kabel und Zubehör<br />
Branchenlösungen im Fokus<br />
Bild: Helukabel<br />
Auf der SPS will Helukabel (Halle 2, Stand 230/231) unter anderem sein Know-how in<br />
Sachen nachhaltiger Energieversorgung und Elektromobilität demonstrieren: Mit Lade -<br />
leitungen für elektrisch angetriebene PKW, LKW, Kleinkrafträder und Busse sowie Leistungskabeln<br />
für Pantographen und Hochfrequenzleitungen für induktive Ladesysteme bietet der<br />
Spezialist für viele Anwendungen passende Lösungen. Das Portfolio umfasst auch Hybridleitungen,<br />
die mit Energie- und Datenübertragung mehrere Funktionen in sich vereinen. Mit<br />
Kabeln und Leitungen, die an unterschiedliche Einsatz- und Witterungsbedingungen angepasst<br />
sind, rüstet der Anbieter zudem Wind- und Wasserkraftanlagen, Blockheizkraftwerke<br />
und Energiespeichersysteme aus.<br />
In der Industrie kommen die Produkte etwa in Schleppketten oder Robotern zum Einsatz.<br />
Helukabel liefert hierfür Lösungen aus einer Hand. Die Daten- und Steuerleitungen der Serie<br />
Roboflex sind eigens für den hochdynamischen und dreidimensionalen Einsatz konzipiert.<br />
Sie halten Zug, Druck, Biegung und Torsion gleichermaßen zuverlässig stand.<br />
Ethernet-Medienkonverter<br />
Lässt Datenpakete Halbmarathon laufen<br />
EKS Engel (Halle 9, Stand 300) zeigt seine<br />
neuen Medienkonverter E-Light-<br />
1000-XSG-SFP und E-Light-100-XS-SFP.<br />
Die kompakten und robusten Geräte<br />
unterstützen Gigabit- beziehungsweise<br />
Fast-Ethernet und stehen mit oder<br />
ohne Power-over-Ethernet-Funktion<br />
bereit. Sie haben jeweils einen elek -<br />
trischen RJ45– und einen SFP-Port, der<br />
sich flexibel mit Transceivern für Single-<br />
und Multimode-Fasern bestücken<br />
lässt. So sind Übertragungsentfernungen<br />
von bis zu 20 km möglich. Ausführungen<br />
Bild: EKS Engel<br />
für noch weitere Distanzen sind auf Anfrage<br />
erhältlich. Weil die Datenpakete Bit<br />
für Bit übertragen werden, ist unabhängig<br />
von deren Länge eine Latenz von
Antriebstechnik<br />
Smarte Automatisierungslösungen für niedrigen CO 2<br />
-Footprint<br />
Der Spezialist für Automatisierung und<br />
innovative elektrische Antriebstechnik<br />
Baumüller (Halle 1, Stand 560) bringt seine<br />
Lösungen für mehr Nachhaltigkeit und<br />
einen reduzierten Footprint mit. Im Fokus<br />
stehen schnellere Time-to-Market, kürzere<br />
Inbetriebnahmezeiten und energieeffiziente<br />
Fertigungsprozesse durch clevere<br />
Antriebskonzepte und smarte Funktionen.<br />
Mit Baumüller SmartValue werden Daten<br />
über die intelligente Sensor-/Aktorebene<br />
direkt am Prozess erfasst, vorverarbeitet<br />
und für die Prozessoptimierung genutzt.<br />
Hierzu können bereits im Servoantrieb<br />
vorhandene Daten wie Leistung, Strom,<br />
Drehmoment, Drehzahl oder Position verwendet<br />
werden, um etwa die aktuelle<br />
Auslastung der Motor-Antriebskombination<br />
zu erfassen. Vorhandene Daten können<br />
auch ohne den Einsatz externer Sensorik<br />
genutzt werden; Kosten für zusätz -<br />
liche Hardware sowie deren Verdrahtung<br />
entfallen.<br />
Die Servomotoren-Baureihe DSD2 von<br />
Baumüller wurde für hochdynamische<br />
Anwendungen mit speziellen Anforderungen<br />
an das Beschleunigungsvermögen sowie<br />
für schnell wechselnde Start-Stopp-<br />
Zyklen entwickelt. Verfügbar in den Baugrößen<br />
28 bis 132 ist dieser Motor zum<br />
Beispiel in Verpackungsmaschinen, Textilmaschinen,<br />
Kunststoffmaschinen, Handlingeinheiten<br />
oder in der Robotik einsetzbar.<br />
Zur Messe stellt Baumüller eine Baulängenerweiterung<br />
für die Baugröße 100<br />
vor. Der DSD2 ist nun zusätzlich in der<br />
Baulänge XO verfügbar. Die neue Option<br />
biete höhere Beschleunigungswerte und<br />
eine höhere Leistung durch höheres<br />
Maximal- und Nennmoment.<br />
Mit der Standard, Advanced und Performance<br />
Line seine Motoren in drei verschiedenen<br />
Motor-Pumpen-Kombinationen<br />
an. Speziell für die Advanced Line<br />
und die Performance Line wurden nun die<br />
DS2– und die DSD2-Motoren auch in der<br />
Baugröße 132 mit der Option der Innenverzahnung<br />
entwickelt, um einen Direktanbau<br />
an die jeweilige Pumpe zu realisieren.<br />
Kupplung und Pumpenträger wie bei<br />
klassischen Servopumpen-Versionen entfallen<br />
dadurch, was den Vorteil einer kürzeren<br />
Einbaulänge und demzufolge eine<br />
geringere Aufstellfläche der Maschine mit<br />
sich bringt. Der Direktanbau ermöglicht<br />
zudem den Wegfall mechanischer Teile.<br />
Bild: Baumüller<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 35<br />
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» MESSE SPS<br />
Servomotoren<br />
Lasten mit größerem Trägheitsmoment bewegen<br />
Überall dort, wo hohe externe Lasten mit<br />
großen Beschleunigungen schnell bewegt<br />
und exakt positioniert werden müssen,<br />
spielen die neuen Servomotoren der Baureihe<br />
CM3C.. ihre Vorteile aus. SEW-Euro-<br />
Bild: SEW-Eurodrive<br />
drive zielt damit ab auf Einsatzbereiche<br />
wie Maschinenautomatisierung, Handlingportale<br />
und Fahrwerksantriebe, bei<br />
denen Lasten mit größerem Trägheitsmoment<br />
zu bewegen sind – vorneweg in Maschinen<br />
und Applikationen, bei denen aus<br />
regelungstechnischen Gründen ein geringes<br />
Verhältnis von Lastträgheit zur<br />
Motorträgheit gewünscht ist. Dabei bietet<br />
auch diese Baureihe eine Vielfalt an<br />
Optionen. Verfügbar sind etwa Bremsen<br />
sowie umfangreiche Anschlusstechnik,<br />
um diese an die Kundenapplikation anzupassen.<br />
Optional gibt es die Baureihe<br />
auch mit der innovativen Einkabeltechnik<br />
Movilink DDI, mit der eine weitgehende<br />
digitale Integration möglich ist. So wird<br />
beim Anschluss der Motoren an Umrichter<br />
des Anbieters automatisch eine Auto-<br />
Inbetriebnahme durchgeführt. Die Gebersignale<br />
werden digital übertragen; auch<br />
die Bremsenansteuerung erfolgt digital.<br />
Für größtmögliche Flexibilität in den Kundenanlagen<br />
wird die Motorenbaureihe<br />
CM3C.. künftig neben den SEW-Standardgebersystemen<br />
auch mit Drive-CliQ-,<br />
EnDat-2.2– und Hiperface-DSL-Gebern<br />
angeboten. Die kompakten Synchron -<br />
motoren ergänzen den Automatisierungsbaukasten<br />
Movi-C des Anbieters.<br />
Gehäuselose Servomotoren<br />
Auf klein folgt groß<br />
Die gehäuselosen Servomotoren der Baureihe<br />
„cyber kit line“ der Wittenstein<br />
Cyber Motor GmbH (Halle 4, Stand 221)<br />
gibt es jetzt auch in der Ausführung „large“.<br />
Motoren der Reihe beinhalten wegen<br />
der Integrationsmöglichkeit weder Gehäuse<br />
noch Lagerung, dafür warten sie<br />
mit einer sehr hohen Leistungsdichte und<br />
Dynamik auf. Überdies sind die Aggregate<br />
in vielen konfigurierbaren Auslegungs -<br />
varianten erhältlich. Nun folgt dem bereits<br />
eingeführten Motortyp „cyber kit<br />
line small“ die leistungsstärkere Ausführung<br />
„large“, ein drehmoment-optimiertes,<br />
spielfreies und integrationsfreund -<br />
liches Motordesign „mit best-in-class-<br />
Leistungsdaten“, wie der Anbieter betont,<br />
der auf seinem SPS-Messestand erste Informationen<br />
zu der Neuheit präsentiert.<br />
Verfügbar sein sollen diese Motoren in<br />
vier Baugrößen von 290 bis 530 mm, verschiedenen<br />
Baulängen zwischen 50 und<br />
200 mm und vier Hohlwellendurchmessern<br />
zwischen 220 und 420 mm. Die<br />
„cyber kit line large“ ist mit Servo reglern<br />
gängiger Hersteller funktionsfähig, während<br />
die Motoren der „cyber kit line<br />
small“ zusätzlich mit den kompakten Servoreglern<br />
der „cyber simco-drive-2“-Reglerfamilie<br />
kompatibel sind. Sie ermög -<br />
lichen laut Angaben die Umsetzung<br />
hochdynamischer Antriebsanwendungen<br />
in höheren Leistungsbereichen.<br />
Bild: Wittenstein<br />
36 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Elektromagnetische Sicherheitsbremse<br />
Ausfallsicheres System mit hohen Haltekräften<br />
In mehr und mehr Fabrikhallen werden hydraulische<br />
oder pneumatische Systeme durch elektrische Antriebe<br />
ersetzt. Um lineare Bewegungen abzusichern,<br />
werden zunehmend auch zuverlässige Sicherheitsbremsen<br />
benötigt. Mit der neuen elektromagnetischen<br />
Linearbremse Roba-linearstop bietet Mayr<br />
Antriebstechnik (Halle 4, Stand 278) jetzt ein<br />
ausfall sicheres System mit hohen Haltekräften, das<br />
zudem dynamisch bremsen kann und mit seinen kurzen<br />
Schaltzeiten überzeugt. Die elektrisch öffnenden<br />
Linearbremsen sind laut Angaben gleichzeitig auch<br />
Sicherheitsbremsen. Deshalb arbeiten diese nach<br />
dem Fail-Safe-Prinzip. Sie erzeugen die Bremskraft<br />
durch Druckfedern und sind im energielosen Zustand<br />
geschlossen. Die neue Baureihe der elektromagnetischen<br />
Roba-linearstop-Bremsen umfasst sechs Baugrößen<br />
mit Kräften von 70 bis 17.000 N.<br />
Für die Sicherheit von Mensch und Maschine sind<br />
gerade bei sicherheitskritischen<br />
und vertikalen<br />
Achsen kurze<br />
Anhaltewege wichtig.<br />
Entscheidend für<br />
den Bremsweg sind dabei die<br />
kurzen Schaltzeiten der Bremse. Die<br />
von Mayr angebotenen Bremsen schalten gegenüber<br />
bisher üblichen Produkten um den Faktor 10 schneller,<br />
heißt es. Größtmögliche Sicherheit werde aber<br />
nur erreicht, wenn die projektierten Schaltzeiten<br />
über die gesamte Lebensdauer gewährleistet sind.<br />
Deshalb sei eine zuverlässige Schaltzustandskontrolle<br />
wichtig. Diese erfolgt bei den neuen elektromagnetischen<br />
Roba- linearstop-Bremsen über das Ansteuermodul.<br />
Für größere Bremsen (ab Baugröße 40)<br />
ist auch eine Überwachungsmöglichkeit mit Näherungsinitiator<br />
möglich.<br />
Bild: Mayr Antriebstechnik<br />
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» MESSE SPS<br />
Antriebs- und Lufttechnik<br />
Motoren jetzt auch mit „Ethernet-Feldbus“<br />
Bild: EBM-Papst<br />
Die jetzt mit einer Ethercat-Schnittstelle<br />
ausgestatteten ECI-63-Innenläufermotoren<br />
aus dem modularen Antriebssystem<br />
von EBM-Papst (Halle 1, Stand 324) feiern<br />
auf der SPS in Nürnberg Premiere.<br />
Ethercat kombiniert die Vorteile von<br />
Ethernet basierter Kommunikation mit<br />
der Einfachheit der klassischen Feldbussysteme.<br />
Dadurch können komplexe IT-<br />
Lösungen vermieden werden Innerhalb<br />
der ECI-Baureihe sind Antriebe mit integrierter<br />
Bus-Schnittstelle unter dem Begriff<br />
K5-Elektronikfunktionalität bereits<br />
seit einiger Zeit etabliert. Nun können die<br />
Innenläufermotoren zusätzlich über<br />
Ethercat angesprochen werden. Dazu hat<br />
der Anbieter eine performante Schnittstellenelektronik<br />
inklusive Multiprotokoll-<br />
Chip im Antriebsgehäuse ergänzt. Die<br />
Vorteile für dezentrale Antriebe liegen<br />
laut Angaben vor allem bei der Synchronisation<br />
mehrerer Achsen, dem reduzierten<br />
Integrationsaufwand und einer platzsparenden<br />
Konstruktion in der Maschine.<br />
Mit im Messegepäck führt EBM-Papst<br />
auch die Radialventilatorenbaureihe RadiPac.<br />
Deren Laufräder bestehen nun aus<br />
hochfestem, glasfaserverstärktem Verbundwerkstoff.<br />
Strömungsverluste konnten<br />
so drastisch reduziert sowie die Energieeffizienz<br />
und Geräusche weiter verbessert<br />
werden. Mit dabei ist auch der Diagonallüfter<br />
DiaForce mit integriertem DC-<br />
Motor, der 50 % mehr Luftleistung bei<br />
6 dB(A) geringerer Lautstärke ermöglicht.<br />
Servogetriebe<br />
Garant für exakt ausgeführte Bewegungen<br />
Welche Vorteile Zykloidgetriebe für Anwendungen<br />
etwa im Maschinenbau, der<br />
Robotik oder Elektromobilität bieten,<br />
demonstriert Nabtesco (Halle 3A, Stand<br />
426) in Nürnberg. Erstmals wird die<br />
Neco-Serie auf einer Messe zu sehen sein.<br />
Das innovative Servogetriebe mit Vollwelle<br />
kann in vielfacher Hinsicht punkten:<br />
bei Performance, Flexibilität und Anwenderfreundlichkeit<br />
ebenso wie bei Design<br />
und Wirtschaftlichkeit. Auf der SPS werden<br />
alle fünf Baugrößen sowie die beiden<br />
verfügbaren Gehäuseformen – Verschraubung<br />
von der Motor- oder von der Anwendungsseite<br />
– präsent sein. Vielfach<br />
erste Wahl sind diese Getriebe mit ihrer<br />
speziellen Bauweise dort, wo es auf exaktes<br />
Positionieren und absolute Zuverlässigkeit<br />
ankommt. Die Kraftübertragung<br />
über Kurvenscheiben und Rollen sorgt<br />
laut Angaben für einen hohen Wirkungsgrad,<br />
eine lange Lebensdauer und ein ex-<br />
trem geringes Spiel. Auch bei großen Lasten<br />
oder sehr schnellen und abrupten Bewegungen<br />
würden die Getriebe<br />
exakt ausgeführte Bewegungen sicherstellen<br />
und hochpräzise positionieren, betont<br />
der Anbieter. Die integrierten<br />
Schrägkugellager nehmen axiale sowie<br />
radiale Lasten und Biegemomente auf<br />
und tragen zur hohen Torsionssteifigkeit<br />
und Widerstandsfähigkeit gegen Stoßund<br />
Überbelastung (bis zu 500 % des<br />
Nenndrehmoments) bei.<br />
Bild: Nabtesco<br />
38 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Fahrantrieb<br />
Punktgenaue Ablage<br />
mitgeführter Bauteile<br />
Schutz für<br />
Mensch und<br />
Maschine<br />
Individuelle Faltenbälge, Abdeckungen, Unfallschutz:<br />
• Faltenbälge<br />
• Gleitbahnschützer<br />
• Kastenbälge<br />
• Jalousien<br />
• Gummiformteile<br />
• Rollbandabdeckungen<br />
• Spiralfedern<br />
• Schürzen<br />
• Kompensatoren<br />
• Manschetten<br />
Bild: SPN<br />
Damit ein in fahrerlosen Transportfahrzeugen integrierter<br />
Fahrantrieb diese fit macht für den Einsatz in<br />
Logistikzentren zur Kommissionierung, hat SPN<br />
Schwaben Präzision (Halle 4, Stand 568) eine clevere<br />
Version im Kundenauftrag entwickelt: Den Typ OL<br />
1200 S haben die Nördlinger für die spezifischen Anforderungen<br />
von Automated Guided Vehicles (AGV)<br />
ausgelegt – und damit auf Flexibilität, hohe (Reaktions-)Geschwindigkeit<br />
und fahrerische „Intelligenz“.<br />
Dies prädestiniert den Antrieb auch für die nächste<br />
Einsatzphase: in Distributionszentren und Produktionsbetrieben.<br />
Die SPN-Entwickler haben das Konzept<br />
des OL 1200 S vor allem auf die besondere Präzision<br />
seiner Fahreigenschaften ausgerichtet, insbesondere<br />
was die autonome Steuerung und Positionierung des<br />
Gefährts innerhalb geschlossener Räumlichkeiten<br />
betrifft. So sollen sich die mitgeführten Bauteile<br />
punktgenau an die dafür vorgesehenen Orte ablegen<br />
lassen. Zudem bewältigt der OL 1200 S Steigungen<br />
oder Gefälle von bis zu 5 % (auf eine Länge von<br />
10 m) und Unebenheiten von 5 mm/m. Die kompakte<br />
Bauform ermöglicht laut Angaben eine einfache<br />
Montage und auch den Antrieb von Lasten, die auf<br />
schmalen Paletten lagern. In seiner Verbindung von<br />
Leistungs- und Einsatzfähigkeit sei er als 24/7-Dauerbrenner<br />
mit einer Lebensdauer von 20.000 Betriebsstunden<br />
ausgelegt, betont der Hersteller.<br />
Im Messegepäck führt SPN neben weiteren Exponaten<br />
ein „Handgelenk“ für Roboter. Dabei handelt es<br />
sich um ein Präzisionsgetriebe mit Mediendurchführung.<br />
Für die spezifischen Zwecke eines global agierenden<br />
Robotikherstellers mit Automotive-Schwerpunkt<br />
hat SPN ein hochgradig gelenkiges Handgelenk<br />
entwickelt. Auch mit diesem Exponat wollen die<br />
Schwaben ihr Knowhow im Bereich maßgeschneiderter<br />
Antriebslösungen demonstrieren.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 39<br />
Unbenannt-1 1 28.05.21 13:29
TOPSTORY » Automatisierungstechnik<br />
Bild: kinwun/stock.adobe.com<br />
In der Industrie-4.0-Fabrik<br />
greift alles ineinander:<br />
Steuerungstechnik und Maschinenkomponenten,<br />
Software,<br />
Robotik und Automatisierung<br />
Die Automatisierungstechnik wandelt sich<br />
Automatisierung wird<br />
Gemeinschaftssache<br />
Die Digitalisierung verändert vieles. Auch die Welt der klassischen Automati -<br />
sierung wandelt sich. Welche Rolle spielt Hardware überhaupt noch in der Smart<br />
Factory? Wie steht es um die Vielzahl an Kommunikations- oder Plattformlösungen<br />
auf dem Markt? Automatisierungshersteller haben uns verraten, welche Trends sie<br />
umtreiben und welche smarten Systeme sie schon heute in ihren Portfolios haben.<br />
» Nora Nuissl, Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
40 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Automatisierung ist keine Neuheit – geschweige<br />
denn eine Errungenschaft der Moderne: Im alten<br />
Ägypten oder dem antiken Griechenland tüftelten die<br />
Menschen bereits an Ideen, wie man Tätigkeiten automatisiert<br />
ausführen könne. So stammt eine Skizze eines<br />
Automaten, der Wein und Milch spendet, vermutlich<br />
aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Denn schon<br />
die Hellenen wussten: Je effizienter ein Prozess ist, desto<br />
mehr Zeit bleibt für anderes. Damit war der Grundstein<br />
für die Automation gelegt.<br />
Im Sprachgebrauch nutzen wir die Begriffe Automation<br />
und Automatisierung häufig als Synonyme. Dabei<br />
vermitteln die Begriffe nicht exakt dasselbe. Eine vielleicht<br />
vereinfacht übertragene Definition dafür findet<br />
sich im Lean Management. Das Standardwerk der sogenannten<br />
Lean Production „Das Toyota Produktionssystem“<br />
von Taiichi Ohno unterscheidet hier wie folgt:<br />
• Automation ist ein automatischer Ablauf von<br />
Prozessen, welche mithilfe von mechanischen<br />
Komponenten gelöst werden.<br />
• Automatisierung bezeichnet den automatischen<br />
Ablauf von Prozessen, welche mithilfe von elektro -<br />
nischen Komponenten, Software oder Fluiden wie<br />
Pneumatik gelöst werden.<br />
Das bedeutet: Im Zeitalter von Industrie 4.0, wo sich in<br />
der produzierenden Industrie ebenfalls viel um Bits und<br />
Bytes, die Cloud oder Edgesysteme dreht, spielt die<br />
Automatisierung eine immer wichtigere Rolle. Gleichzeitig<br />
wandelt sich die klassische Automatisierungstechnik.<br />
Ging es vor wenigen Jahren vor allem um Feldbusse<br />
und neue Steuerungsgenerationen, ist das Feld<br />
der elektrischen Automatisierungstechnik im Umfeld<br />
des Maschinenbaus kaum mehr von der IT-Welt zu<br />
trennen. Auf die Frage nach Automatisierungstrends im<br />
eigenen Unternehmen nannten 200 IT-Entscheider verschiedener<br />
Branchen und Firmengrößen vor allem die<br />
Buzzwords: Digitale Transformation, IT-Sicherheit,<br />
Eigen- und Fremdrealisation des IT-Betriebs, Cloud, Prozessautomatisierung<br />
und künstliche Intelligenz (KI).<br />
Die Vernetzung interner Systeme ist ein Ausgangspunkt<br />
für diese Trends. 53 % der 200 mittelständischen<br />
Unternehmen gaben in der Studie „IT-Trends im Mittelstand<br />
2021“ der Managementberatung Böcker Ziemen<br />
gemeinsam mit der T-Systems-Tochter Operational<br />
Services an, dass das für sie von hoher Relevanz ist.<br />
Dadurch ließen sich Geschäftsprozesse digitalisieren,<br />
indem sie etwa in einem Enterprise-Resource-Planning-System<br />
(ERP) abgebildet werden. Zum anderen<br />
könne eine Automatisierungskomponente hinzugewonnen<br />
werden, wenn die Vernetzung mit weiteren Systemen,<br />
wie CRM, umgesetzt und eine Kommunikation<br />
zwischen den Systemen gewährleistet werde. Ein weiterer<br />
wichtiger Aspekt für den Mittelstand ist das Internet<br />
of Things (IoT), das mit der Vernetzung einhergeht.<br />
46 % der Befragten ordneten das IoT als sehr relevant<br />
ein. Denn: Es gewährleistet eine effiziente Kommunikation<br />
von im Unternehmen eingesetzten physischen und<br />
virtuellen Systemen. Gerade produzierende Firmen versprechen<br />
sich davon einen Zugewinn an Produktivität.<br />
Um herauszufinden, welche Trends Automatisierer<br />
und ihre Kunden im Maschinen- und Anlagenbau wirklich<br />
umtreibt, haben wir einige Branchenplayer befragt,<br />
wohin die künftige Reise sie führt und was sie schon<br />
heute in diesen Zukunftsfeldern bieten oder planen.<br />
Trend 1: Datengetriebene Lösungen<br />
Ein Trend in der Automatisierungstechnik ist eindeutig:<br />
Daten und Software sind das Gold der Smart Factory.<br />
Mit Blick auf die rasant gewachsene Nachfrage nach<br />
Software- und Analyselösungen stellt sich die Frage, ob<br />
Hardwarelösungen an Bedeutung verlieren. Dr. Rolf<br />
Sohrmann, Business Development Manager Industrial<br />
Analytics & IoT bei dem Verbindungstechnikspezialisten<br />
Weidmüller Interface widerspricht: „Mit dem Trend hin<br />
zu mehr Digitalisierung hat auch das Thema Software<br />
stark an Bedeutung gewonnen. Allerdings lässt sich das<br />
Thema nicht losgelöst von der Hardware betrachten.<br />
Die Hardware stellt die Grundlage für Automatisierung<br />
und Digitalisierung. Dazu sind standardisierte Schnittstellen<br />
und offene Systeme wichtig.“<br />
Das Detmolder Unternehmen hat daher sein Portfolio<br />
um das industrielle Internet der Dinge (IIoT) neu unterteilt<br />
in: Datenakquise, Vorverarbeitung, Kommunikation<br />
und Mehrwertdienste. „Mit unserem IIoT-Portfolio können<br />
Anwender ihre Automatisierungsaufgaben effizient,<br />
einfach und bedarfsorientiert gestalten. Dabei<br />
legen wir besonderen Wert auf die Nutzung offener<br />
Systeme und Schnittstellen, die sich flexibel und problemlos<br />
in jeden Automatisierungsprozess integrieren<br />
lassen“, erklärt Sohrmann.<br />
Auch der Sensorhersteller Sick aus dem baden-württembergischen<br />
Waldkirch rückt Daten in den Vordergrund.<br />
Damit Maschinen- und Anlagenbauer die gene-<br />
Bild: Tom Oettle<br />
Die Hersteller sind bereit<br />
Software und die Datenanalyse nimmt im Zeitalter<br />
der digitalen Transformation eine zunehmend<br />
wachsende Rolle ein. Automatisierungshersteller<br />
stellen sich diesen Herausforderungen und bieten<br />
heute schon zahlreiche smarte Lösungen, die<br />
Maschinenbauer bei ihrem Weg unterstützen.<br />
Nora Nuissl,<br />
Redakteurin <strong>Industrieanzeiger</strong><br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 41
TOPSTORY » Automatisierungstechnik<br />
Vorteile von Deep Learning<br />
„Komplexe Aufgabenstellungen automatisieren“<br />
Tobias Güttler arbeitet im Umfeld<br />
Market Product Management &<br />
Technical Support Presence Detection<br />
bei der Sick Vertriebsgesellschaft mbH<br />
in Waldkirch.<br />
Bild: Sick<br />
„Deep Learning eröffnet unseren Kunden neue Wege in der Industrieautomatisierung, indem<br />
wir in der Cloud künstliche neuronale Netze für Sick-Sensoren mit wenig Aufwand<br />
anhand von Beispielbildern trainieren. In Anlagen können die Sensoren anschließend<br />
selbst Objekte nach kundenspezifischen Kriterien bewerten und sortieren, auch wenn das<br />
natürliche Erscheinungsbild der Objekte variiert. So kann ein mit Deep Learning trainierter<br />
Sensor Produkte mit leicht unterschiedlichem Aussehen, zum Beispiel bei natürlich gewachsenen<br />
Produkten wie Äpfeln und Birnen, klassifizieren und sortieren. Zudem können<br />
Inspektionen, bei denen mehrere Ergebnisse möglich sind, automatisiert werden. Etwa,<br />
wenn es darum geht, fehlende und falsche Teile zu erkennen. Die Kunden können so komplexe<br />
Aufgabenstellungen automatisieren und gleichzeitig den Entwickleraufwand reduzieren.<br />
Durch das Training in der Cloud ist keine zusätzliche Hard- und Software nötig und<br />
es erfordert beim Anwender keine fundierten Kenntnisse über maschinelles Lernen.“<br />
Bedeutung von herstellerübergreifenden Ökosystemen<br />
„Die gesamte Welt von SPE begreifen und nutzen“<br />
„Als wir in die Thematik der einpaarigen Verkabelung eingestiegen sind, war uns klar: Mit<br />
einem Steckverbinder alleine kann man hier nichts verändern. Man muss die gesamte<br />
Welt und die Möglichkeiten von Single Pair Ethernet (SPE) begreifen und nutzen. Das<br />
heißt auch Hersteller von passenden Halbleitern, Magnetics, Geräten, Verkabelung und<br />
vor allem Anwender ansprechen und sensibilisieren. Nur so hat die Technologie schnell<br />
Fahrt aufgenommen und ist zu einem der größten Enabler für das IIoT geworden. Das SPE<br />
Industrial Partner Network mit seinen 49 Mitgliedern ist die größte geschlossene Initia -<br />
tive am Markt für SPE. Alle Mitglieder geben ihr klares Commitment zur IEC63171–6 T1<br />
industrial style. Jedes Gerät, das das Logo des Netzwerks trägt, bietet kompatible und<br />
normengerechte Anschlüsse für jeden Anwender. Wichtig für Anwender ist auch, dass<br />
diese IEC-Norm als einzige international in den Normen für strukturierte Verkabelung der<br />
IEEE referenziert ist. Damit bietet nur dieses Steckgesicht mit allen Komponenten des<br />
SPE-Ecosystems eine durchgängig standardisierte SPE-Verbindung.“<br />
Bild: Harting<br />
Jonas Diekmann ist als Technical<br />
Editor bei der Harting Electronics<br />
GmbH in Espelkamp auf Netzwerke<br />
und das Ethernet spezialisiert.<br />
Möglichkeiten von Offenheit von Systemen<br />
„Gemeinsame Präsenz unterschiedlicher Anbieter ist neu“<br />
Hans-Jürgen Koch betreut als<br />
Executive Vice President den Bereich<br />
Industry Management and Automa -<br />
tion bei der Phoenix Contact Electronics<br />
GmbH in Bad Pyrmont.<br />
Bild: Phoenix Contact<br />
„Offene Plattformen, auf denen unterschiedliche Anbieter ihre Expertise für bestimmte<br />
Funktionen zur Verfügung stellen, die dann mit anderen Funktionen kombiniert werden<br />
können, sorgen dafür, dass der Betreiber einer Applikation die Funktionen optimal an seine<br />
Anforderungen anpassen kann. Die Grundlage ist die stringente Nutzung von Standards,<br />
sodass der maximale Grad der Offenheit und Flexibilität erreicht ist. Diesen Grundgedanken<br />
verfolgt Phoenix Contact konsequent mit der PLCnext Technology. Mehrere<br />
tausend Applikationen auf Basis der Plattform sind bereits realisiert. Ein wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor ist der PLCnext Store, der Anwendern einen unkomplizierten Zugriff auf die<br />
Funktionsvielfalt gestattet. Wir sehen einen stetigen Anstieg der Downloads im Store, der<br />
sich über viele Marktsegmente verteilt. Für alle in der Industrie ist der Zugang zu Apps<br />
neu, nicht die Software-Produkte an sich. E-Shops für Software sind schon seit Jahren<br />
Standard, allerdings nicht eine gemeinsame Präsenz unterschiedlicher Anbieter, die<br />
passende und hilfreiche Software für Automatisierungslösungen jeder Art bereitstellen.“<br />
42 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Relevanz von Machine- und Deep Learning<br />
„Die Digitalisierungsschraube dreht sich nicht abrupt“<br />
Bild: Weidmüller<br />
„Machine- und Deep Learning wird in industriellen Anwendungen weiter an Bedeutung<br />
gewinnen. So ermöglicht es dem Betreiber, die Produktion zu optimieren, Ausfallzeiten<br />
und Fehler zu reduzieren, Wartungsarbeiten zu optimieren und die Produktqualität zu<br />
verbessern oder neue Services zu generieren. Künstliche Intelligenz ist ein zentrales Mittel<br />
in der industriellen Produktion, um große Datenmengen zu analysieren und logisch zu<br />
verknüpfen. Einige Unternehmen sind dabei schon auf einem guten Weg, die breite Masse<br />
benötigt allerdings noch ihre Zeit, um die damit verbundenen Herausforderungen in<br />
Summe zu meistern. Es wird bei den meisten Unternehmen keinen abrupten Wandel in<br />
Richtung Digitalisierung geben, vielmehr wird an einzelnen Schrauben gedreht, um die<br />
einzelnen Prozesse zu optimieren und so später zu einer Gesamtlösung zu kommen.“<br />
Dr. Rolf Sohrmann ist als Business<br />
Development Manager Industrial<br />
Analytics & IoT bei der<br />
Weidmüller Interface GmbH & Co. KG<br />
in Detmold beschäftigt.<br />
rierten Daten beispielsweise von Sensoren sinnvoll nutzen<br />
können, bedarf es eines Plans, gibt Tobias Güttler,<br />
Market Product Management & Technical Support Presence<br />
Detection bei Sick zu bedenken: „In erster Linie<br />
bedarf es Klarheit darüber, was der Kunde mit den<br />
Daten anfangen will: Stillstandszeiten minimieren,<br />
Qualität der Produktion verbessern oder den Automatisierungsgrad<br />
erhöhen. Ist das Ziel klar, helfen digitale<br />
Services, Sensordaten auszuwerten und Produktionssowie<br />
Logistikprozesse zu überwachen und zu optimieren,<br />
um effizienter zu werden.“ Der Sensorikanbieter<br />
unterstützt seine Kunden dabei, die individuell passende<br />
Lösung zu finden und beliebige Sensorprodukte einfach<br />
und vor allem schnell für diese Cloudlösungen vertikal<br />
zu integrieren. Im hauseigenen App Space können<br />
Nutzer etwa auf individuelle, hardwarespezifische Sensor-Apps<br />
zugreifen und ihre Sensoren für die spezifisch<br />
zu lösende Aufgabe schnell anpassen, erläutert Güttler.<br />
Fern von den Möglichkeiten, die Daten und die smarte<br />
Analyse derselben bieten, darf die IT-Sicherheit nicht<br />
vergessen werden. Die Anzahl von Cyberangriffen steigt<br />
kontinuierlich und sorgt auch bei Maschinenbauern für<br />
Schreckensmeldungen. Die gute Nachricht: Das Bewusstsein<br />
für Cybersicherheit in der Produktion wächst<br />
ebenfalls. „Die Bedeutung von Java Script im Entwicklungsbereich<br />
steigt kontinuierlich an. Dies wirft bei<br />
Softwareentwicklern die Frage auf, wie eine offene Programmiersprache<br />
wie Java Script geschützt und lizenziert<br />
werden kann, aber auch wie Manipulationen<br />
verhindert werden“, sagt Oliver Winzenried, Vorstand<br />
und Gründer von Wibu-Systems, einem Anbieter von<br />
Sicherheitslösungen für Softwareschutz und -Lizenzierung.<br />
Mit der Erweiterung der herstellereigenen Code<br />
Meter Protection Suite um den AxProtector Java Script<br />
bekommen Softwarehersteller laut Winzenried das<br />
geeignete Verschlüsselungstool an die Hand, mit dem in<br />
Java Script geschriebene Anwendungen geschützt<br />
werden können, ohne dabei selbst zum Schutzexperten<br />
werden zu müssen.<br />
Trend 2: Industrielle Kommunikation<br />
Der Schlüssel für Vernetzung ist immer die Kommunikation.<br />
Das ist in der Smart Factory nicht anders: Für die<br />
industrielle Vernetzung von Maschinen und Anlagen<br />
gilt Industrial Ethernet als Mittel der Wahl. Laut einer<br />
Studie des schwedischen Anbieters HMS Industrial Networks<br />
wird der Markt für industrielle Netzwerke 2021<br />
trotz Corona-Pandemie um 6 % wachsen. Ethernet/IP<br />
und Profinet sind demnach die führenden Technologien<br />
in Europa, Wireless-Technologien holen aber auf.<br />
Lösungsanbieter wie Phoenix Contact unterstützen<br />
smarte Kommunikationslösungen wie Single Pair Ethernet<br />
(SPE), Time-Sensitive-Network (TSN) oder den<br />
Mobilfunkstandard 5G bereits in vielen ihrer Komponenten.<br />
„Für TSN und 5G haben wir bereits erste Produkte<br />
auf dem Markt, für SPE bieten wir ab 2022 erste<br />
Komponenten an“, erzählt Hans-Jürgen Koch, Executive<br />
Vice President Industry Management and Automation<br />
bei Phoenix Contact Electronics. „Es geht hier um industrielle<br />
Kommunikationskomponenten, die von Automatisierungsunternehmen<br />
– wie Phoenix Contact –<br />
entwickelt werden und eben nicht von den allseits<br />
bekannten großen IT-Unternehmen, die sich mehr auf<br />
die Office- und Unternehmens-IT konzentrieren“, betont<br />
der Diplom-Ingenieur. Dass Softwarelösungen die<br />
Hardware irgendwann unter den Teppich kehren, sieht<br />
Koch ebenfalls nicht. Denn: „Ohne Hardware keine<br />
Software“, lautet sein Credo.<br />
Als weiterer Standard in puncto Kommunikation für<br />
das IIoT hat sich Single Pair Ethernet etabliert. Initiator<br />
der Technologie war die Espelkamper Technologiegruppe<br />
Harting: „Nachdem wir mit dem Wunsch nach einer<br />
einheitlich genormten Schnittstelle in der Normungs -<br />
organisation IEC den Prozess in Gang gesetzt hatten,<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 43
TOPSTORY » Automatisierungstechnik<br />
bildete sich schnell eine erste Kooperation mit Unternehmen,<br />
die heute unter den Gründungsmitgliedern des<br />
SPE Industrial Partner Network zu finden sind. Insgesamt<br />
hat sich unser Normenvorschlag international als<br />
referenzierte und anerkannte Lösung durchgesetzt“,<br />
blickt Jonas Diekmann, Technical Editor bei Harting<br />
Electronics, zurück. Die zukunftsfähig ausgelegte<br />
Schnittstelle gemäß der IEC-Norm 63171–6 sieht Diekmann<br />
als Vorteil: „Die Schnittstelle bietet eine sichere<br />
Übertragung in einem robusten und optimal geschirmten<br />
Steckverbinder, der auch bis zu 10 Gbit/s übertragen<br />
kann und dabei alle Parametervorgaben der Normung<br />
einhält. Hier zahlt sich aus, dass wir auf eine vollständig<br />
für SPE entwickelte Schnittstelle setzen und nicht einfach<br />
ein altes Konzept für SPE ertüchtigt haben, um<br />
eventuelle Entwicklungszeit zu sparen“, erläutert er.<br />
Trend 3: Plattformen und Ökosysteme<br />
Die Digitalisierung trägt neben technolo gischen Änderungen<br />
auch einen Paradigmenwechsel in sich.<br />
In der IT-Landschaft sind offene Systeme<br />
und Partnerschaften – in sogenannter<br />
Co-Creation – schon lange Standard. Für die produzierende<br />
Industrie, gerade in Deutschland, ist das noch<br />
Neuland. Plattformen und Ökosysteme treiben die<br />
Automatisierungswelt jedoch wie kein anderes Thema.<br />
Der Antriebs- und Steuerungstechnikproduzent<br />
Bosch Rexroth hat 2019 die Automatisierungsplattform<br />
ctrlX Automation ins Leben gerufen. Mit ctrlX World hat<br />
der Anbieter das industrielle Ökosystem rund um die<br />
Automatisierungsplattform erweitert. Die Plattform<br />
zählt laut Bosch Rexroth derzeit 300 Anwender, das<br />
Ökosystem hat bereits 43 Partner. Als übergeordnetes<br />
Ziel soll mit dem Ökosystem die Arbeit in der vernetzten<br />
Welt ermöglicht und erleichtert werden, spezifiziert<br />
Steffen Winkler, Vertriebsleiter der Business Unit Automation<br />
& Electrification Solutions bei Bosch Rexroth.<br />
Gerade den Partnerschaften – auch branchenübergreifend<br />
– schreibt der Industrierobotikproduzent Yaskawa<br />
eine maßgebliche Rolle zu. Daher schloss Yaskawa<br />
Ende 2020 mit dem Blomberger Komponentenhersteller<br />
Phoenix Contact eine Technologiepartnerschaft für dessen<br />
offene Automatisierungsplattform PLCnext Technology.<br />
Als Grund für die neuartige Partnerschaft gibt<br />
Bild: B&R<br />
Trends in der Automatisierung<br />
„Notwendigkeit für adaptive Fertigung“<br />
Markus Sandhöfner ist<br />
Geschäftsführer von B&R Deutschland<br />
in Bad Homburg.<br />
„Das große Thema sind kleinere Losgrößen und daher die Notwendigkeit, flexiblere Maschinen<br />
zu bauen. Wir fassen das unter dem Begriff adaptive Fertigung zusammen. Das ist<br />
ein Konzept, bei dem sich die Maschine oder Linie selbständig an das jeweils zu fertigende<br />
Produkt anpasst. Zur Umsetzung dieses Konzepts bedarf es vieler Technologien, zum Beispiel<br />
intelligente Transportsysteme, Roboter, Vision-Systeme und digitale Zwillinge. All<br />
diese Technologien bietet B&R bereits heute. Zudem haben unsere Experten das notwendige<br />
Know-how, um daraus komplette Lösungen für die adaptive Fertigung zu schaffen.“<br />
Vorteile von Schutz- und Lizenzierungslösungen<br />
„Einfache Änderungen an im Feld befindlichen Systemen“<br />
„Im Maschinen- und Anlagenbau besteht sehr oft die Randbedingung, dass im Feld befindliche<br />
Systeme nur mit großem Aufwand auf einen neuen Softwarestand gebracht<br />
werden können. Neue Systeme werden dann mit neuer Software auf den Markt gebracht,<br />
Bestandssysteme behalten den Status Quo und die vorhandene Legacy-Lizenzierung.<br />
Das eröffnet auch die Möglichkeit in der Software, mit einem neuen Lizenzierungssystem<br />
wie Code Meter, neue Lizenzmodelle anzubieten und Prozesse zu optimieren.<br />
Das ermöglicht Umsatzsteigerung und Kostenersparnis. Speziell für diese Legacy-<br />
Lizenzierung haben wir den Code Meter Licensing Adapter entwickelt, damit Hersteller<br />
einen einheitlichen Workflow für Lizenzen verschiedener Hersteller nutzen können,<br />
ohne Änderungen an der bereits ausgelieferten Software durchführen zu müssen. “<br />
Oliver Winzenried ist Vorstand und<br />
Mitbegründer der Wibu-Systems AG<br />
in Karlsruhe.<br />
Bild: Wibu-Systems<br />
44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Armin Schlenk, Direktor Marketing & Business Development<br />
bei Yaskawa Europe, an, dass die Firmen so gemeinsam<br />
eine größere Nutzerbasis erreichen könnten.<br />
Maschinenbauer sollen vor allem von der Offenheit des<br />
Systems profitieren. „Dadurch haben sie die Möglichkeit,<br />
Daten für eine weitergehende Verwertung zu nutzen.<br />
Beispiele dafür sind maschinelles Lernen, digitale<br />
Zwillinge oder einfach Vernetzung. Durch die Skalierungsmöglichkeit<br />
über Software-Upgrades kann der<br />
Nutzer zudem flexibler reagieren“, führt er aus.<br />
Neue Wege auf der Leitmesse SPS<br />
Automatisierungslösungen, Komponenten und Antriebssysteme<br />
werden künftig noch weiter mit der digitalen<br />
Welt verschmelzen. Das zeigt auch die Leitmesse<br />
der Automatisierungstechnik, die SPS, die in diesem<br />
Jahr vom 23. bis 25. November wieder stattfinden darf.<br />
Kernthema ist die digitale Transformation. Dementsprechend<br />
haben zahlreiche Aussteller neben neuer Hardware<br />
auch Ansätze im Gepäck, mit denen Maschinenbauer<br />
ihre Fertigungen künftig mithilfe von Algorithmen<br />
digitaler und smarter gestalten können.<br />
Der österreichische Automatisierungstechnikhersteller<br />
B&R rückt etwa die partnerschaftliche Zusammenarbeit<br />
an zukunftsfähigen Maschinenkonzepten in das<br />
Zentrum seines SPS-Auftritts. „Maschinen werden immer<br />
komplexer und müssen immer stärker mit anderen<br />
Maschinen und übergeordneten Systemen interagieren,<br />
um schließlich zu einer produktiven Linie zu werden.<br />
Das stellt Maschinenbauer vor neue Herausforderungen.<br />
Auf unserem Stand zeigen wir, wie moderne<br />
Automatisierungslösungen und die Expertise der B&R-<br />
Mitarbeiter dabei helfen können, diese Herausforderungen<br />
zu lösen. Intelligente Transportsysteme wie Acopos<br />
6D oder Acopostrak können dabei eine tragende Rolle<br />
spielen, da sie es ermöglichen, bisher getrennte Prozesse<br />
nahtlos miteinander zu verschmelzen“, gibt<br />
B&R-Deutschland-Geschäftsführer Markus Sandhöfner<br />
einen Ausblick. Das neue Transportsystem Acopos 6D,<br />
bei dem magnetisch schwebende Shuttles Produkte individuell<br />
durch die Maschine transportieren, wird in<br />
Nürnberg erstmals im deutschsprachigen<br />
Raum live zu sehen sein.<br />
Technologiepartnerschaft mit Phoenix Contact<br />
„Wir sind Partner und nicht Wettbewerber“<br />
Bild: Yaskawa<br />
„Durch die gemeinsame Plattform erreichen wir eine größere Nutzerbasis und damit<br />
mehr Möglichkeiten, in Zukunft zu einer der führenden Plattformen zu werden. Die<br />
Offenheit der Plattform und die große Community werden diesen Effekt noch verstärken.<br />
Außerdem kann jedes der beiden Unternehmen seinen Fokus darauf legen, anwendungsspezifische<br />
Erweiterungen anzubieten, die in Programmierung und Nutzung<br />
Vorteile für Kunden bringen. Damit ist sichergestellt, dass wir Partner und nicht Wettbewerber<br />
sind.“<br />
Armin Schlenk ist Director Marketing<br />
& Business Development bei der<br />
Yaskawa Europe GmbH in Eschborn.<br />
Bild: Bosch Rexroth<br />
Steffen Winkler leitet den Vertrieb<br />
der Business Unit Automation &<br />
Electrification Solutions bei der Bosch<br />
Rexroth AG in Lohr am Main.<br />
Industrielles Ökosystem ctrlX World<br />
„Automatisierungslösungen entstehen in Co-Creation“<br />
„Seit Beginn der Entwicklung war uns klar, dass die Automatisierungslösungen der<br />
Zukunft in Co-Creation entstehen. Damit lagen wir genau richtig. Mit der Partnerwelt<br />
ctrlX World haben wir in diesem Jahr den ersten Schritt von der offenen Automatisierungsplattform<br />
zum industriellen Ökosystem geschafft. Unsere App-basierte Architektur<br />
und die wachsende Partnerwelt machen es möglich, Standardanwendungen flexibel mit<br />
eigenen Softwarebausteinen und/oder Lösungen von Drittanbietern zu kombinieren. Wir<br />
stellen fest, dass dieser offene und flexible Ansatz eines Baukastensystems, das sich beliebig<br />
auf verschiedene Anforderungen ausrichten lässt, nicht nur die Automatisierungs -<br />
herausforderungen im Maschinenbau, sondern in zahlreichen Bereichen wie Energie,<br />
Mobilität und Gebäudeautomatisierung löst. Wir treiben daher auch die Integration nützlicher<br />
Anwendungen für zahlreiche Branchen in unser Ökosystem voran.“<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 45
» TECHNIK & WISSEN<br />
Bühler Group setzt auf Software von Teamviewer<br />
Ideale Lösung für<br />
mangelhafte Netz-Infrastruktur<br />
Die Technologiegruppe Bühler nutzt die Software von Teamviewer zur Remote-Wartung<br />
und Inbetriebnahme ihrer Anlagen. Vor allem die Funktionsfähigkeit in abge legenen<br />
ländlichen Regionen mit geringer Internetband breite überzeugte den Maschinenbauer.<br />
Das Ergebnis: Geringe Ausfallzeiten von Anlagen und erhöhte Kundenzufriedenheit<br />
durch einen Echtzeit-Support.<br />
» Konstantin Knopp, freier Journalist aus München<br />
Mitarbeitende des<br />
Anlagenbauers Bühler<br />
können per Augmented<br />
Reality via Teamviewer<br />
Fachpersonal<br />
aus der Ferne schulen.<br />
IM ÜBERBLICK<br />
Die Augmented-Reality-<br />
Lösung von Teamviewer<br />
bietet sich für die standortübergreifende<br />
Wissens -<br />
vermittlung an – auch in<br />
lauten Umgebungen.<br />
Bild: Bühler Group<br />
Aus den Produktionslinien des Schweizer Anlagenbauers<br />
Bühler Group stammen Lebensmittel<br />
für rund zwei Milliarden Menschen. Mit den Technologien<br />
werden aber auch Teile für Fahrzeuge, Brillen,<br />
Smartphones, Papier- und Druckerzeugnisse hergestellt.<br />
Da Bühler seine Anlagen in mehr als 140 Länder<br />
weltweit liefert, kann das Thema Versorgungs -<br />
sicherheit angesichts von Reisebeschränkungen oder<br />
instabiler geopolitischer Situationen zur Herausforderung<br />
werden.<br />
Um Produktionslinien im Problemfall schnellstmöglich<br />
wieder verfügbar zu machen, setzt der Anlagenproduzent<br />
auf Remote-Support-Software, damit<br />
sich seine über 1.000 Technikerinnen und Techniker<br />
zeit- und ortsunabhängig aufschalten können. Dazu<br />
kommt die Software Teamviewer Tensor zum Einsatz.<br />
Bühler hatte sich für diese Lösung entschieden,<br />
weil die vorher eingesetzte Software für Kunden mit<br />
geringen IT-Kenntnissen kaum zu bedienen war.<br />
Außerdem stellte die Verbindung in ländlichen Regionen<br />
eine Herausforderung dar. Jedoch werden<br />
viele Produktionsanlagen der weltweiten Kunden von<br />
Bühler auch abseits der Ballungszentren betrieben.<br />
Hier darf schlechte Infrastruktur den Fernzugriff<br />
nicht erschweren, was durch den Einsatz der Software<br />
des deutschen Anbieters gewährleistet ist.<br />
Neben Support-Fällen können auch neue Anlagen<br />
von Bühler remote in Betrieb genommen werden.<br />
Etwa dann, wenn aus Sicherheitsgründen keine Reise<br />
an den Standort möglich ist. Ein Beispiel dafür ist<br />
eine Mehlmühle im Jemen mit einer Kapazität von<br />
750 t pro Stunde. Seit Ausbruch des Bürgerkriegs im<br />
Jahr 2015 dürfen keine Mitarbeitenden von Bühler<br />
mehr ins Land einreisen. Gleichzeitig ist die Bevölkerung<br />
mehr denn je auf Grundnahrungsmittel angewiesen.<br />
Die Herausforderung bestand darin, die<br />
46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Mehr zu Teamviewer<br />
Als globales Technologieunternehmen und<br />
Anbieter einer Konnektivitätsplattform<br />
ermöglicht es die Software Teamviewer, aus<br />
der Ferne auf Geräte zuzugreifen, sie zu<br />
steuern, zu verwalten, zu überwachen und zu<br />
reparieren – von Laptops und Mobiltelefonen<br />
bis zu Industriemaschinen und Robotern.<br />
Ergänzend zur hohen Zahl an Privatnutzern,<br />
für die die Software kostenlos angeboten wird,<br />
hat der deutsche Anbieter mehr als 600.000<br />
zahlende Kunden und unterstützt Unternehmen<br />
dabei, geschäftskritische Prozesse durch die<br />
nahtlose Vernetzung von Geräten zu digitali -<br />
sieren. Seit der Firmengründung im Jahr 2005<br />
wurde die Software global auf mehr als<br />
2,5 Mrd. Geräten installiert. Das Unternehmen<br />
hat seinen Hauptsitz in Göppingen und<br />
beschäftigt weltweit über 1.500 Mitarbeiter.<br />
Im Jahr 2020 verzeichnete Teamviewer<br />
fakturierte Umsätze in Höhe von 460 Mio. Euro.<br />
Die Teamviewer AG ist als M-Dax-Unternehmen<br />
an der Frankfurter Börse notiert.<br />
Maschinen und Technologien remote für die Inbetriebnahme<br />
zu konfigurieren: „Dazu haben wir ein<br />
Team aus Technologinnen und Programmierern zusammengestellt,<br />
die per Teamviewer ständig mit der<br />
Anlage verbunden waren“, berichtet Roland Isler,<br />
Senior System Administrator bei Bühler. „Sie haben<br />
die gesamte Software inklusive aller Anlageparameter<br />
direkt aus Uzwil in die Anlage eingespielt.“<br />
Orte mit geringer Internetbandbreite<br />
sind kein Hindernis mehr<br />
Das gesamte Manufacturing Execution System (MES)<br />
und die Programmable Logic Controller (PLC) wurden<br />
so aus der Ferne installiert und in Betrieb genommen.<br />
„So konnten wir die Mühle in Betrieb setzen und unseren<br />
Kunden bei der dringend benötigten Lebensmittelproduktion<br />
unterstützen – trotz der schwierigen Bedingungen<br />
vor Ort“, sagt Isler. „Auch Over-the-air-Updates<br />
in Umgebungen mit geringer Bandbreite sind<br />
kein Problem mehr. Hier leistet Teamviewer hervorragende<br />
Dienste und überzeugt mit Schnelligkeit und Zuverlässigkeit“,<br />
so das Credo des Systemadministrators.<br />
Auch beim Problem mit der komplizierten Bedienung<br />
für Kunden mit wenig IT-Wissen überzeugte die<br />
Lösung: „Der Kunde installiert lediglich das Teamviewer<br />
Quick-Support-Modul und muss sich nicht mit<br />
komplexer Software herumschlagen“, erklärt Isler.<br />
Nach einem telefonischen Austausch von ID und<br />
Passwort haben die Spezialistinnen und Spezialisten<br />
Zugriff auf das betroffene Technologieteil. Das Ergebnis:<br />
Durch den Fernsupport erhalten Kunden eine<br />
höhere Maschinenverfügbarkeit, und das Unternehmen<br />
konnte seine Reisekosten reduzieren.<br />
» Der Kunde installiert lediglich das<br />
Teamviewer Quick-Support-Modul<br />
und muss sich nicht mit komplexer<br />
Software herumschlagen. «<br />
Quelle: Roland Isler, Senior System Administrator bei Bühler<br />
Nicht nur im Kundeneinsatz kommt die Software<br />
Teamviewer bei Bühler zum Einsatz. So nutzt der Anlagenbauer<br />
die Augmented-Reality-Lösung des Göppinger<br />
Softwareanbieters für die standortübergreifende<br />
Wissensvermittlung – auch direkt auf der Baustelle.<br />
Die schulenden Mitarbeitenden tragen Smartglasses<br />
oder haben ein Smartphone mit der Anwendung. Dabei<br />
wird das Kamerabild auf den Bildschirm übertragen.<br />
Beide Anwender können grafische Annotationen<br />
und Texte ins geteilte Bild setzen, die an ihrer Position,<br />
auch beim Bewegen der Kamera, haften bleiben.<br />
So wird die sprachliche Kommunikation durch eine<br />
visuelle Komponente ergänzt, was auch beim Einsatz<br />
in lauten Umgebungen hilfreich ist. „Teamviewer ist<br />
für uns ein Synonym für schnellen, kostengünstigen<br />
Service per Internet, der unsere Kunden begeistert.<br />
Und ganz nebenbei schonen wir die Umwelt, weil die<br />
meisten Servicefälle ganz ohne Reisen gelöst werden“,<br />
fasst Isler zusammen.<br />
Bild: Bühler Group<br />
Anlagen der Bühler<br />
Group produzieren<br />
beispielsweise<br />
Lebensmittel. Mit der<br />
Teamviewer-Software<br />
können die Anlagen<br />
auch remote gewartet<br />
oder in Betrieb<br />
genommen werden.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 47
» TECHNIK & WISSEN<br />
Mit digitalem Wartungstool zur Instandhaltung 4.0<br />
Hier kommt Ersatz fürs Klemmbrett<br />
Die Instandhaltung auf dem Papier gehört so langsam der Vergangenheit an. Stattdessen gibt es<br />
digitale Tools, die die Aufgaben der Wartungstechniker bündeln. Dies bietet Effizienz aller betrieblich<br />
genutzten Anlagensysteme und erhöht die Arbeitssicherheit. Zudem strafft es die Prozesse der<br />
regelmäßigen und außerplanmäßigen Wartungen, Reparaturen, Reinigungen und Kontrollen.<br />
» Lutz Wolf, Geschäftsführer für Marketing & Produktmanagement, Dr. Eckhardt und Partner<br />
Erledigt und abgehakt – Excelation.io<br />
macht Wartungsaufgaben in Echtzeit<br />
für alle Beteiligten ersichtlich.<br />
Mit Industrie 4.0 nimmt die Instandhaltung<br />
an Komplexität zu. Weil<br />
Excel-Tabellen an den Anforderungen<br />
agiler Zusammenarbeit scheitern, entwickelte<br />
Dr. Eckhardt und Partner<br />
Excelation.io. Die smarte Wartungsmanagement-Software<br />
integriert aufgrund<br />
ihrer offenen Architektur zahlreiche IoT/<br />
IIoT-Komponenten: Über 300 zertifizierte<br />
Softwarebibliotheken stehen für die Anbindung<br />
der IoT/IIoT Geräte zur Verfügung,<br />
mit denen Anwender dezentrale<br />
Anlagen in die Cloud bringen.<br />
Web-Features wie Geräteverwaltung,<br />
Datenvisualisierung oder Fernsteuerungsfunktionalität<br />
kommen in der industriellen<br />
Instandhaltung ebenso zum Tragen.<br />
Über Restful-API-Schnittstellen finden<br />
eigene Systeme wie CRM oder ERP<br />
Anschluss. Darüber hinaus vereinfacht<br />
das Tool Management die Betriebs- und<br />
Arbeitssicherheit: Die Betriebssicherheitsverordnung<br />
(BetrSichV) schreibt wiederkehrende<br />
Prüfungen von Maschinen<br />
und Anlagen vor – Entscheider müssen<br />
Prüfprotokolle führen, die sie im Rahmen<br />
Bild: Dr. Eckhardt + Partner<br />
48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Bild: greenbutterfly/stock.adobe.com<br />
Die Instandhaltung wird digital.<br />
der Gefährdungsbeurteilung und in internen<br />
Arbeitsausschusssicherheitskreisen<br />
dokumentieren. Die intelligente Anwendung<br />
bewahrt die Dokumentationen nach<br />
der Prüfung auf. Leicht erkennbare Symbole<br />
illustrieren zudem fehlende Protokolle<br />
oder Informationen.<br />
Das User-Management ermöglicht es,<br />
weitere Rollen und Berechtigungen anzulegen.<br />
Auch die Anbindung an das Active<br />
Directory eines Unternehmens gelingt,<br />
was den Zugriff per Single-Sign-On (SSO)<br />
erleichtert. In dieser Variante des Tools<br />
melden sich Nutzer mit ihren Zugangs -<br />
daten an, wie sie es von unternehmensinternen<br />
Anwendungen kennen.<br />
Die Software dient zudem als Kommunikationskanal<br />
und schafft eine Informationsbasis<br />
sowohl für PC als auch für<br />
Mobilgeräte, indem es alle berechtigten<br />
Nutzer ohne Medienbruch miteinander<br />
verbindet. Nahtlos, direkt und papierfrei<br />
kommunizieren sie via App miteinander<br />
und organisieren erforderliche Handlungsabläufe<br />
– von jedem Ort aus.<br />
Planungssoftware bringt<br />
Entscheider und Ausführende<br />
zusammen<br />
Exceliation.io stellt zwei Ansichten zur<br />
Verfügung: die Manager- und die Technik-Ansicht.<br />
In der „Manager-App“ legen<br />
Entscheider die Anlagen, Fahrzeuge und<br />
Objekte, deren Standort, diverse Hintergrundinformationen,<br />
Wartungstermine<br />
und -intervalle bestimmt werden sollen,<br />
fest. Anschließend ordnen sie diese<br />
entweder internen oder externen Wartungsbetrieben<br />
zu. Sie planen spontan anfallende<br />
Anlagenwartungsaufgaben sowie<br />
regelmäßige Prüfprozesse im Rahmen des<br />
Arbeitssicherheit-Managements, teilen sie<br />
über die Cloudlösung dem zuständigen<br />
Fachpersonal zu und überwachen die<br />
Durchführung.<br />
Der Austausch zwischen Entscheidern<br />
und Technikern erfolgt digital. Alle Parteien<br />
bleiben remote auf dem aktuellem<br />
Stand. Die Ampelfunktion zeigt an, wenn<br />
baldiges Handeln nötig ist. Sie ruft, wenn<br />
erforderlich, zu konkretem Eingreifen auf<br />
und erinnert an ausstehende Termine. Von<br />
der Fachkraft am Ort des Geschehens eingetragene<br />
Notizen erkennen andere Anwender<br />
mit einem Blick. Auch können<br />
Kosten erfasst werden und Push-Nachrichten<br />
berichten von auftretenden Problemen.<br />
Die Technik- und Sicherheitsfachkräfte<br />
greifen auf die „Technik-App“ zu. Alle relevanten<br />
Daten tragen sie direkt am Ort<br />
des Geschehens ein. Mobil und in Echtzeit.<br />
Nicht immer eine Selbstverständlichkeit,<br />
denn Industrie 4.0 zum Trotz halten<br />
viele Zuständige die Ergebnisse nach einer<br />
Prüfung von Anlagen noch in manuellen<br />
Checklisten fest und pflegen sie später<br />
in Excel ein. Das mündet in unübersichtlichen<br />
Tabellen und überfüllten<br />
Ticketsystemen. Schwer lesbare Vermerke<br />
bremsen das Tempo und führen zu Fehlern.<br />
Mit einem digitalen Wartungstool<br />
erkennem Techniker in ihrer Ansicht Assets<br />
per QR-Code, tauschen Informationen<br />
aus und dokumentieren vor Ort Auffälligkeiten,<br />
Kosten, Arbeitszeiten. So ersetzen<br />
sie das Klemmbrett und die<br />
unübersichtlichen Excel-Listen.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 49
Bild: Kadmy/stock.adobe.com<br />
Vartech-Technologie sorgt für mehr Effizienz von Turbinen<br />
Wenn es ölfrei sein soll<br />
Erzwungene Ausfälle in einem Kraftwerk hängen häufig mit der Turbine zusammen.<br />
Ein Teil dieser Ausfälle wird durch das Schmierölsystem verursacht. Verantwortlich hierfür<br />
sind Verschmutzungen (Varnish). Eine ganzheitliche Lösung zur Entfernung der Ablage -<br />
rungen verbessert die Sauberkeit der Turbine und verlängert die Lebensdauer des Öls.<br />
Selbst die kleinste Menge Ablagerungen in einer<br />
Turbine kann zu einem fehlerhaften Betrieb der<br />
Komponenten führen. Ventile verkleben, die Leistung<br />
des Wärmetauschers verschlechtert sich und dies<br />
kann sogar Lagerausfälle verursachen. Solche Pro -<br />
bleme führen darüber hinaus zu einer verkürzten<br />
Lebensdauer des Öls sowie zu Produktivitätseinbußen<br />
der Anlage. Für das Wartungs- und Bedienungspersonal<br />
ist es daher ein ständiger Balanceakt, einen<br />
störungsfreien Betrieb zu erreichen und die Wartungskosten<br />
gleichzeitig niedrig zu halten – besonders<br />
angesichts der enormen finanziellen Folgen<br />
nach einem unerwarteten Stillstand einer Turbine.<br />
Varnish entsteht auf unterschiedliche Art und Weise.<br />
Meist durch Störungen der Stabilität des<br />
Schmierstoffs, ausgelöst durch übermäßige Hitze.<br />
Das führt dazu, dass sich das Öl zersetzt, wodurch<br />
sich Verunreinigungen bilden. Diese Verunreinigungen<br />
bleiben lange Zeit im Öl gelöst und richten keinen<br />
Schaden an. Mit zunehmender Akkumulation<br />
beginnen sie jedoch zusammenzukleben und bilden<br />
unlösliche, schwebende Submikron-Partikel. Letztendlich<br />
werden diese Partikel polar oder elektrisch an<br />
Metalloberflächen angezogen. Wenn sie anfangen,<br />
auf diesen Oberflächen zu kleben, werden sie zu Lack.<br />
Viele Ingenieure sind der Ansicht, dass sie Verschmutzungen<br />
nur durch kontinuierliche Filtration<br />
und eine Kombination aus mechanischen und chemischen<br />
Reinigungsvorgängen während geplanter Stillstandzeiten<br />
in den Griff bekommen. Die Verwendung<br />
von Filtersystemen und Standardreinigungsverfahren<br />
zur Entfernung von Ablagerungen ist jedoch oft nicht<br />
effektiv. Dies gilt insbesondere für starke Verschmutzungen,<br />
die sich über Jahre hinweg sowohl an heißen<br />
50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
Angesichts der enormen finanziellen<br />
Folgen, ist es für das<br />
Wartungspersonal ein ständiger<br />
Balanceakt, einen störungsfreien<br />
Betrieb der Turbine zu erreichen.<br />
Stellen als auch in kühleren Bereichen der Anlage<br />
abgelagert haben. Diese Probleme erfordern einen<br />
Ansatz, mit dem die Turbinensysteme in Betrieb gehalten<br />
werden können, um unnötige Stillstandzeiten,<br />
Anlagenausfälle und die daraus resultierenden Ineffizienzen<br />
zu begrenzen. Denn Ausfallzeiten, Reparatur-<br />
oder Ersatzkosten können Kosten in Millionenhöhe<br />
verursachen.<br />
Zweistufige Reinigungslösung<br />
optimiert den Betrieb der Turbine<br />
Glücklicherweise gibt es Maßnahmen, um das Risiko<br />
der Verschmutzungen zu verringern und deren Auswirkungen<br />
zu mildern. Die Vartech-Technologie von<br />
Texaco bietet beispielsweise die Möglichkeit, ein<br />
laufendes System nicht nur zu reinigen, sondern es<br />
über einen längeren Zeitraum sauber und frei von<br />
Ablagerungen zu halten. So kann die optimale Produktivität<br />
der Turbinen erreicht werden. Die Technologie<br />
funktioniert als ganzheitliche, zweistufige<br />
Reinigungs- und Kontrolllösung, die laut Anbieter<br />
Betreibern hilft, Gefahren durch Ablagerungen zu<br />
verringern.<br />
Die fortschrittliche chemische Zusammensetzung<br />
dieses Produkts ermögliche es den Betreibern, das<br />
System ihrer Anlagen gründlich von vorhandenen<br />
Ablagerungen zu reinigen, um es für neues Öl vorzubereiten.<br />
Der Vartech Industrielle Systemreiniger löst<br />
Ablagerungen von Innenflächen und stabilisiert sie<br />
danach im Öl, sodass sie mit dem Altöl entsorgt werden.<br />
Bei umfangreichen Tests wurde im Vergleich zu<br />
vielen alternativen Reinigungsansätzen eine größere<br />
Effektivität beim Entfernen von Verschmutzungen<br />
und eine verbesserte Öl- und Dichtungskompati -<br />
bilität nachgewiesen.<br />
Das frisch gereinigte System wird dann mit dem für<br />
den Betrieb geeigneten GST Advantage-Turbinenöl<br />
befüllt. Die mit der Vartech-Technologie formulierten<br />
Schmierstoffe von Texaco tragen dazu bei, die Vorläuferstoffe<br />
zu begrenzen, die sich aus dem Öl absetzen<br />
und zur Bildung von Ablagerungen führen können,<br />
heißt es.<br />
Im Hinblick auf eine kontinuierliche Systemleistung<br />
bietet Texaco ein spezielles Programm zur Überwachung<br />
des Ölzustands (LubeWatch) an, in dem regelmäßig<br />
tiefgreifende Analysen durchgeführt werden.<br />
Paul Sly, OEM Specialist bei Global Industrial, sagt:<br />
„Wir sind uns bewusst, dass der Umsatzausfall durch<br />
Über Chevron<br />
Chevron zählt weltweit zu den führenden, integrierten<br />
Energiekonzernen mit Tochtergesellschaften auf der ganzen<br />
Welt. Der Erfolg des Unternehmens wird durch den Ideenreichtum<br />
und das Engagement seiner Mitarbeiter und die<br />
Anwendung innovativer Technologien weltweit vorangetrieben.<br />
Das Unternehmen ist in praktisch allen Facetten der<br />
Energiebranche involviert. Chevron exploriert, produziert<br />
und transportiert Rohöl und Erdgas, raffiniert, vermarktet<br />
und vertreibt Kraft- und Schmierstoffe, produziert und verkauft<br />
petrochemische Produkte, erzeugt Energie und produziert<br />
Geothermalenergie, bietet energieeffiziente Lösungen<br />
an und entwickelt Energieressourcen für die Zukunft, darunter<br />
auch im Bereich Biokraftstoff. Chevron hat seinen<br />
Sitz in San Ramon, Kalifornien, USA.<br />
unplanmäßige oder länger als erwartete Stillstandzeiten<br />
enorm sein kann. Unsere Herausforderung bestand<br />
darin, eine Lösung zu entwickeln, die sich nicht<br />
mehr auf veraltete Reinigungsmethoden stützt.<br />
Durch den Einsatz des zweistufigen Vartech-Programms<br />
in Verbindung mit unserer LubeWatch-Überwachung<br />
haben Unternehmen ihren Wartungsprozess<br />
erfolgreich geändert, um Ablagerungen effek -<br />
tiver zu entfernen, bevor sie ihre Systeme mit neuem<br />
Öl befüllen. Unsere ganzheitliche Lösung hat in umfangreichen<br />
vergleichenden Labor- und Feldtests<br />
eine hohe Wirksamkeit bei der Entfernung von Ablagerungen<br />
und eine hohe Beständigkeit gegen Ablagerungen<br />
mit GST Advantage-Turbinenölprodukten<br />
gezeigt. Dadurch verbessern sich die Ablagerungskontrolle<br />
sowie die Sauberkeit von Systemen, was die<br />
Lebensdauer des Öls verlängert und die Optimierung<br />
des Turbinenbetriebs unterstützt.“ (kk)<br />
Bild: wlad074/stock.adobe.com<br />
Die Vartech-Techno -<br />
logie von Texaco bildet<br />
eine ganzheitliche,<br />
zwei stufige Reinigungs-<br />
und Kontrolllösung.<br />
Sie soll<br />
Betreibern helfen,<br />
Gefahren durch<br />
Ablagerungen<br />
zu verringern.<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 51
Die PV-Anlage auf dem Dach bei<br />
Rollo Solar erstreckt sich über<br />
eine Fläche von 1.000 m².<br />
Bild: Eon<br />
PV verbindet ökologische und ökonomische Grundsätze<br />
Solaranlage deckt nahezu<br />
die Hälfte des Strombedarfs<br />
Mit einer eigenen Photovoltaikanlage erzeugt der Familienbetrieb Rollo Solar in Bad Tölz<br />
jährlich rund 165.000 kWh Energie. Fast 65 % davon verbraucht das Unternehmen selbst. Eine<br />
besondere Herausforderung bei der Planung war die winterliche hohe Schneelast auf dem Dach.<br />
» Matthias Krieg, Vertriebsleiter Solar für Geschäftskunden, Eon Energie Deutschland GmbH<br />
Felix und Hannah Thormann leiten Rollo Solar in<br />
zweiter Generation. Die jungen Geschäftsführer<br />
des Betriebs, der sich auf maßgefertigte Schwimmbadabdeckungen<br />
spezialisiert hat, haben sich zum<br />
Ziel gesetzt, den hohen Energiebedarf in der Fertigung<br />
von Poolabdeckungen möglichst umweltschonend<br />
zu decken und dabei so wirtschaftlich und effizient<br />
wie möglich zu arbeiten. Damit wollen sie nicht<br />
nur der angestrebten CO 2<br />
-Neutralität näherkommen,<br />
sondern auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben.<br />
Schließlich besteht heutzutage auch auf Kundenseite<br />
weltweit ein wachsendes Interesse an nachhaltig<br />
erzeugten Produkten und Dienstleistungen.<br />
2015 wurde das neue Firmengebäude in Bad Tölz<br />
nach ökologischen Maßstäben gebaut. Wenige Jahre<br />
später begann Rollo Solar im Rahmen eines Energieaudits<br />
damit, Schwachstellen im Unternehmen zu<br />
analysieren: Maschinen, Lüftung und Heizung wurden<br />
als Konsequenz optimiert, Abwärme soll effizienter<br />
genutzt und die Gebäudesteuerung verbessert<br />
werden. Um den CO 2<br />
-Ausstoß weiter zu minimieren,<br />
liegt die Nutzung der Dachfläche des sonnig gelegenen<br />
Firmenstandorts zur Energiegewinnung nahe.<br />
Das Unternehmen beschloss, seine Energie künftig<br />
zu einem großen Teil aus Sonnenstrahlen zu beziehen.<br />
Das Ziel: Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
auch in der Produktion verbessern. „Unser Hauptenergiebedarf<br />
liegt in den Sommermonaten“, erklärt<br />
Geschäftsführer Felix Thormann. „Eine Photovoltaik-<br />
(PV-)Anlage erlaubt uns, unseren Verbrauch gerade<br />
in dieser Zeit besonders effizient zu decken und unseren<br />
ökologischen Fußabdruck konsequent zu verkleinern.“<br />
Dafür holte sich das Unternehmen den<br />
Energieversorger Eon Energie Deutschland an Bord.<br />
Das Projekt ließ sich ohne Komplikationen umsetzen,<br />
denn die technischen Voraussetzungen waren<br />
bei Rollo Solar gegeben oder konnten problemlos<br />
ergänzt werden. Dazu gehören beispielsweise eine<br />
ausreichend hohe Dachlastreserve für das Zusatzgewicht<br />
der Photovoltaikanlage, immerhin etwa 20 kg<br />
52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
pro Quadratmeter. Ebenso haben die elektrischen<br />
Anschlussmöglichkeiten dem technischen Standard<br />
zu entsprechen. Vor allem muss ein freier Anschlussplatz<br />
in der Niederspannungshauptverteilung vorhanden<br />
sein. Außerdem ist ein passender und witterungsgeschützter<br />
Installationsort für den Wechselrichter<br />
erforderlich.<br />
Witterungsbeständige PV-Anlage<br />
Ein Firmengebäude ist immer eine Visitenkarte – besonders,<br />
wenn dort ein so design-affines Produkt<br />
entwickelt und hergestellt wird wie maßgefertigte<br />
Abdeckungen für elegante Außen-Pools. Die gerad -<br />
linige Gestaltung des Neubaus erforderte deshalb<br />
besondere Rücksichtnahme beim Design der Solar -<br />
anlage. Daher war auch die naht- und bruchlose<br />
Anordnung der Module, die man heute bei Rollo<br />
Solar sehen kann, besonders wichtig.<br />
Das über 1.000 m 2 große Dach des Niedrigenergie-<br />
Firmengebäudes eignet sich für eine PV-Anlage<br />
nahezu perfekt. Allerdings liegt Bad Tölz alpennah<br />
und zählt damit zu den Gebieten, in denen im Winter<br />
mit großen Schneemengen gerechnet werden muss.<br />
Um auch größere Schneelasten problemlos bewäl -<br />
tigen zu können, wurde auf eine besonders stabile<br />
Unterkonstruktion mit einem sogenannten doppel -<br />
lagigen Kreuzverbund geachtet. Das heißt, hier wurde<br />
nicht nur wie üblich eine einzige Reihe an Unterkonstruktionsschienen<br />
verbaut, sondern über Kreuz<br />
eine zweite Lage Schienen darüber angebracht. So<br />
konnten ebenfalls die Statikvorgaben aufgrund der<br />
höheren Schneelastzone eingehalten werden. „Die<br />
polykristallinen Standard-Module verfügen über ein<br />
sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und optimieren<br />
die Wirtschaftlichkeit der Anlage“, verdeutlicht Eon-<br />
Energieexperte Christian Niederstraßer.<br />
Inzwischen laufen in der Pool-Hochsaison in den<br />
Sommermonaten nicht nur die Maschinen in den<br />
Produktionshallen des Herstellers auf Hochtouren<br />
und die Klimaanlage muss ihr Bestes geben. Passend<br />
dazu produziert die PV-Anlage in dieser Jahreszeit<br />
besonders viel Solarstrom. Jährlich sind dies durchschnittlich<br />
165.000 kWh. Bis zu 65 % davon verbraucht<br />
das Unternehmen selbst. Die Anlage bringt<br />
damit deutliche wirtschaftliche Vorteile durch die<br />
Eigennutzung des Solarstroms. Der Autarkiegrad bei<br />
Rollo Solar liegt bei über 46 %. Das bedeutet, das<br />
Unternehmen deckt mit der Solaranlage nahezu die<br />
Hälfte seines Strombedarfs. Damit macht sich Rollo<br />
Solar ein Stück weit unabhängig vom volatilen Energiemarkt.<br />
Bei derzeit steigenden und schwankenden<br />
Energiepreisen bietet dies zusätzliche Planungs -<br />
sicherheit für das Unternehmen. „Wir versuchen,<br />
unsere ökologischen und ökonomischen Grundsätze<br />
Der Anwender<br />
Das Familienunternehmen Rollo Solar Melichar<br />
GmbH in Bad Tölz, gegründet im Jahr 1983,<br />
ist laut eigenen Angaben einer der führenden<br />
europäischen Hersteller für maßgefertigte,<br />
automatisierte Schwimmbadabdeckungen.<br />
Die Kundenpalette des Betriebs reicht von<br />
privaten Eigentümern bis hin zu Hoteliers und<br />
Betreibern öffentlicher Bäder.<br />
• Größe des Projekts: mehr als 50 Mitarbeiter<br />
• Branche: produzierendes Gewerbe<br />
• Lösung: Errichtung einer Photovoltaik-<br />
Anlage auf dem 1.000 m 2 -großen Dach des<br />
Firmengebäudes<br />
• Energieeinsparung: 165.000 kWh pro Jahr<br />
(bei voller Auslastung)<br />
Mehr Infos zum Betrieb: www.rollo-solar.de<br />
miteinander zu verbinden. Das heißt für uns einerseits,<br />
ökologisch effizient zu produzieren und auf der<br />
anderen Seite ökonomisch das Ganze beziffern zu<br />
können“, betont Felix Thormann.<br />
Die Investition in den Klimaschutz habe sich gelohnt,<br />
wie die Zahlen des ersten Sommers zeigen. In<br />
weniger als acht Jahren dürften sich die Anschaffungskosten<br />
komplett amortisiert haben. Grund genug<br />
für Geschäftsführer Thormann, über weitere<br />
Schritte nachzudenken: „Wir planen, die Unternehmensflotte<br />
auf E-Mobilität umzustellen und die PV-<br />
Anlage um eine E-Ladestation für die Mitarbeiterfahrzeuge<br />
zu ergänzen.“ Auch hier könnte Eon mit<br />
seinem breiten Produktportfolio aus dem Bereich<br />
Ladelösungen für Elektroautos unterstützen.<br />
Bild: Eon<br />
Felix Thormann,<br />
Geschäftsführer von<br />
Rollo Solar (li. im Bild)<br />
im Gespräch mit<br />
Eon-Energieexperte<br />
Christian Niederstraßer<br />
(re.).<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 53
Die Präzision und die<br />
recht große Druckfläche<br />
von 300 auf 300 mm<br />
haben Maxon dazu<br />
bewogen, sich für den<br />
Drucker des fran -<br />
zösischen Herstellers<br />
3DCeram zu entscheiden.<br />
Bild: Maxon<br />
Keramik im 3D-Druck<br />
Schneller zum Bauteil-Prototyp<br />
In verschiedenen Rovern der Nasa hat es Antriebstechnik von Maxon bis auf den Mars<br />
gebracht. Weniger bekannt ist der Hightech-Bereich technische Keramik in Sexau bei<br />
Freiburg. Keramische Bauteile werden dort jetzt auch im 3D-Druck hergestellt und<br />
höchst präzise per Laser in ihre Endform gebracht. Dies öffnet Maxon neue Türen,<br />
zumal sich die Laserbearbeitung auf jeglichen Werkstoff übertragen lässt.<br />
» Michael Pyper, freier Journalist in Wehrheim<br />
Was ist verschleißfester als Stahl und lässt sich<br />
zu Achsen und Wellen für unsere Planetengetriebe<br />
verarbeiten, um sie noch zuverlässiger und<br />
präziser zu machen? Diese Frage stellte man sich vor<br />
über 20 Jahren beim Antriebsspezialisten Maxon<br />
Motor GmbH. Stefan Zilm, Leiter Business Development<br />
& Quality-Engineering im Competence Center<br />
CIM/MIM in Sexau, kennt die Antwort: „Ceramic Injection<br />
Moulding, ein dem Metal Injection Moulding<br />
artverwandtes Spritzgussverfahren für Keramik.“<br />
Heute verfügt das Unternehmen über ein enormes<br />
Knowhow in puncto technischer Keramik. Mittels<br />
CIM entstehen Serienbauteile in Stückzahlen von<br />
mehreren Zehntausend. Doch bei aller Erfahrung: Ob<br />
eine neue Idee wirklich zündet, ein Teil aus Keramik<br />
überhaupt realisierbar ist, sich so verhält wie geplant,<br />
das stellt sich selbst unter Einsatz aktueller<br />
Konstruktionsmethoden wie CAD, Finite-Element-<br />
Berechnungen und Simulation oft erst in der Realität<br />
heraus.<br />
Der herkömmliche Weg eines keramischen Bauteils<br />
von der Idee zum realen Teil ist jedoch zeit- und kostenintensiv.<br />
Es bedarf einer teuren Form, um den zu<br />
sinternden Grünling herzustellen. Anschließend wird<br />
er in einem aufwendigen Prozess gedreht und gefräst,<br />
gesintert und nochmals schleiftechnisch bearbeitet.<br />
Zilm gibt zu: „Das ist für ein erstes Muster<br />
recht aufwendig, es kostet viel Zeit und Geld.“<br />
54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
TECHNIK & WISSEN «<br />
Bild: Maxon<br />
Es sei denn, man nutzt die von Kunststoffen und<br />
zunehmend auch Metallen bekannte Abkürzung des<br />
3D-Drucks. Allerdings befindet sich der Keramikdruck<br />
noch auf dem Sprung vom Labor in die Werkshallen.<br />
Doch die Vorteile schienen zu verlockend, sodass<br />
Maxon bereits vor etwa fünf Jahren erste Versuche<br />
startete, um Kunden schneller Prototypen ihrer Keramikbauteile<br />
liefern zu können – und echte Pionierarbeit<br />
zu leisten. Zilm: „Mit solch einem Drucker lassen<br />
sich die ersten zwei bis drei Entwicklungsschleifen<br />
viel einfacher und schneller bewältigen.“<br />
Nach intensiver Marktforschung entschied sich<br />
Maxon für einen Drucker von 3DCeram, der den eigenen<br />
Wünschen angepasst wurde. „Uns haben vor<br />
allem die Präzision und die große Druckfläche von<br />
300 auf 300 Millimetern überzeugt“, erklärt Zilm. Der<br />
Drucker basiert auf dem von Kunststoffen bekannten<br />
Stereolithografie-Verfahren, bei dem ein Laser eine<br />
Emulsion aus Binder und keramischem Pulver verfestigt<br />
und so ein Bauteil Schicht für Schicht von unten<br />
nach oben aufbaut. Die Schichtdicke beträgt zwischen<br />
0,025 und 0,125 mm. Nach jedem Auftrag<br />
fährt das Druckbett einen Schritt nach unten. Das<br />
sorgt für gleichmäßige Schwindung beim Härten und<br />
hohe Präzision sowie die Wiedergabe kleinster Details.<br />
Eine Stützkonstruktion ist grundsätzlich nicht<br />
notwendig. Zudem lassen sich auch besonders kleine<br />
Teile mit nur 50 mm³ Volumen herstellen.<br />
Für keramische Bauteile werden, je nach Anforderungsprofil,<br />
meist Zirkon- oder Aluminiumoxid eingesetzt,<br />
die „Brot- und Butter-Werkstoffe“ der technischen<br />
Keramik. Beide gibt es als Emulsion für den<br />
3D-Drucker. Entbinderung und Sintertechnik entsprechen<br />
dem CIM-Verfahren, sodass die im 3D-Drucker<br />
hergestellten Grünlinge dieselben Fertigungs -<br />
anlagen durchlaufen können wie die Serienteile. Abhängig<br />
von der Komplexität des gewünschten Bauteils<br />
und dem notwendigen Toleranzniveau sind auch<br />
Hochpräzise Bauteile werden beim Laserschneiden aus flachem<br />
Material jeglicher Art hergestellt.<br />
Kleinserien möglich und zum keramischen Spritzguss<br />
(CIM) eine sehr gute Alternative.<br />
Mittlerweile schickt der Kunde einfach eine im<br />
3D-Druck allgemein übliche und genormte STEP-<br />
Datei (Standard for the Exchange of Product model<br />
data). Innerhalb kürzester Zeit bekommt er ein Angebot.<br />
Nur zehn bis 14 Tagen nach Bestellung hält er<br />
bereits erste Prototypenteile in Händen.<br />
Im Idealfall hole der Kunde Maxon jedoch schon<br />
von Anfang an ins Boot, so Zilm. „Wir sind Entwicklungspartner<br />
ab der ersten Idee und können so<br />
Einfluss auf eine möglichst keramikgerechte Konstruktion<br />
nehmen.“ So ließen sich etwa<br />
mehrere Bauteile in einem funktionsoptimierten<br />
Bauteil zusammenfassen.<br />
Solche Optimierungen sind<br />
laut Zilm umso wichtiger, als der<br />
Rohstoffpreis für das Kilogramm<br />
Keramik um etwa den Faktor zehn<br />
über dem von Stahl liegt. „Das<br />
müssen wir durch eine deutlich verbesserte<br />
Funktionalität wie beispielsweise<br />
Verschleißfestigkeit, Temperaturstabilität<br />
oder Schmierstofffreiheit rechtfertigen.“<br />
Mit dem Laser zur Perfektion<br />
Stößt die mechanische Bearbeitung an ihre Grenzen,<br />
hilft der Laser. „Angeschafft wegen eines Projekts, bei<br />
dem winzige Bauteile mechanisch fast nicht mehr<br />
herstellbar waren, ist der Laser heute unser Allround-<br />
Talent, mit dem wir etliche der vom Stahl bekannten<br />
Bearbeitungsprinzipien auf die Keramik und praktisch<br />
jeden anderen Werkstoff übertragen können“, erläutert<br />
Michael Streicher, Leiter der Laserbearbeitung.<br />
Erst neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der<br />
Pico- und Femto-Sekunden-Laser, die Eingang in industrietaugliche<br />
Produkte fanden, halfen eine Schädigung<br />
durch Wärmeeintrag zu verhindern. Maxon<br />
nutzte für die Konfiguration der eigenen Anlage die<br />
Dienste eines Systemintegrators. „In ihm haben wir<br />
einen Entwicklungspartner gefunden, mit dem wir<br />
gemeinsam eine zusätzliche Laserquelle integrieren<br />
konnten; unseres Wissens ist das die erste in der freien<br />
Industrie so ausgelieferte Maschine“, so Streicher.<br />
Schnell zeigte sich, welche neuen Türen der Laser<br />
öffnet. So wird Keramik immer elastischer, je dünner<br />
sie ist. „Bei Wandstärken von ein bis zwei Zehntelmillimetern<br />
und weniger können wir kleine Federn<br />
oder Festkörpergelenke erstellen, wie man sie zum<br />
Beispiel für Uhren nutzen kann.“ Grundsätzlich lassen<br />
sich mit dem Laser materialunabhängig Bauteile<br />
beschriften, gravieren, strukturieren, selektiv abtragen,<br />
schneiden und drehen sowie anderweitig modifizieren.<br />
Selbst Hinterschnitte sind herstellbar.<br />
Geometrien<br />
wie bei diesen<br />
Zahnrädern, bis hin zu<br />
filigranen Strukturen,<br />
werden durch 3D-<br />
Druck mit Keramik<br />
möglich.<br />
Bild: Maxon<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 55
» TECHNIK & WISSEN<br />
Mikrowasserstrahlschneiden erzeugt monolithische Präzisionskinematiken<br />
Dünne Stege übersetzen<br />
kleinste Bewegungen hochpräzise<br />
Wo hinsichtlich der Kinematik mechanischer Systeme höchste Präzision gefordert ist, werden<br />
bewegliche Verbindungen wie Dreh- oder Gleitlager zu Schwachpunkten. Eine Alternative sind<br />
monolithische Konstruktionen, deren Verbindungen aus elastisch verformbaren dünnen Stegen<br />
bestehen. Bei deren Herstellung bietet das Mikrowasserstrahlschneiden mehrere Vorteile.<br />
» Klaus Vollrath, Fachautor in Aarwangen/Schweiz<br />
Monolithische Kinematiken<br />
kommen vor allem dort<br />
zum Einsatz, wo kleine Bewegungen<br />
mit höchster Präzision<br />
ausgeführt werden müssen“,<br />
sagt Walter Maurer, Inhaber der<br />
Waterjet AG in Aarwangen/<br />
Schweiz. Der Grund dafür: Typische<br />
Lagerprobleme wie abrupte<br />
Sprünge im Kraft-Weg-Verlauf,<br />
Spiel, Hysteresen bei Richtungsumkehr<br />
oder veränderte<br />
Eigenschaften infolge von Verschleiß<br />
treten nicht auf. Bei üblichen<br />
Dreh- oder Gleitlagern<br />
lassen sich diese Phänomene<br />
selbst bei sorgfältiger Ausführung<br />
nie wirklich auf Null reduzieren.<br />
Zudem sind sie anfällig<br />
gegen Korrosion sowie dem<br />
Eindringen von Staub oder<br />
Schmutzpartikeln.<br />
Zu den Einsatzbereichen monolithischer<br />
Kinematiken gehören<br />
die Robotik, die Luft- und<br />
Raumfahrt, terrestrische Systeme<br />
für die Astronomie sowie<br />
Konstruktionen für die Medizintechnik,<br />
die Elektronenmikroskopie oder<br />
die Uhrenindustrie. Hinzu kommen Kraftübersetzer,<br />
etwa für Waagen, Sensoren<br />
für Bewegung und Beschleunigung im<br />
Maschinenbau sowie Positioniersysteme<br />
für Ultrapräzisionsmechaniken in zahlreichen<br />
Einsatzgebieten.<br />
„Wie ihre Bezeichnung schon andeutet,<br />
werden monolithische Kinematiken<br />
grundsätzlich aus dem vollen Grundmate-<br />
tionen wie Drehachsen oder<br />
Drehgelenke bei klassischen<br />
mechanischen Konstruktionen.<br />
Durch geschickte Anordnung<br />
und Dimensionierung können<br />
zudem Charakteristiken wie<br />
Übersetzungsverhältnisse oder<br />
Steifigkeiten definiert werden.<br />
Mit solchen Mechaniken sind<br />
Bewegungsauflösungen im<br />
Bereich von Nanometern bis<br />
Mikrometern bei Hublängen bis<br />
zu mehr als einem Zentimeter<br />
oder ± 15° bei rotativen Bewegungen<br />
erreichbar. An den Verbindungen<br />
gibt es weder Reibung<br />
noch Spiel und damit<br />
auch keinen Abrieb. Zudem sind<br />
diese Konstruktionen außerordentlich<br />
robust und weitgehend<br />
driftstabil.<br />
„Um solche Bauteile herzustellen<br />
gibt es verschiedene Verfahren mit<br />
jeweils spezifischen Vor- und Nachteilen“,<br />
weiß Maurer. Häufig komme das Elektroerodieren<br />
mit Draht zum Einsatz. Damit<br />
lassen sich präzise Konturen mit vertikalen<br />
Schnittflanken erzielen. Darstellbar<br />
sind minimale Stegbreiten bis zu etwa<br />
25 bis 30 µm. Dank des Einsatzes dünner<br />
Drähte mit Durchmessern bis herab zu<br />
20 µm erreichen moderne Erodiermaschirial<br />
eines einzigen Blechs oder Blocks<br />
herausgearbeitet“, erklärt Maurer. Die<br />
Verbindung der einzelnen mechanischen<br />
Komponenten untereinander erfolgt ausschließlich<br />
über schmale und damit flexible<br />
Stege. Diese ermöglichen Biegebewegungen<br />
in genau einer Achse, während sie<br />
gegenüber Kräften in der anderen Achse<br />
eine hohe Quersteifigkeit aufweisen. Diese<br />
Stege ermöglichen die gleichen Funk-<br />
Extrem flexibel: Monolithisches Bauteil<br />
aus 11,5 mm dickem Federstahlblech.<br />
Die schmalsten Stege sind nur<br />
170 µm dick – oben in Ruheposition,<br />
unten in Extremlage.<br />
Bild: Klaus Vollrath<br />
56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Bild: Klaus Vollrath<br />
Das Material dieser monolithischen Konstruktion<br />
aus 12 mm dickem CFK mit Stegdicken bis herab<br />
zu 0,5 mm kann nicht erodiert werden.<br />
nen zudem sehr enge Schnittspalte. Ein<br />
Nachteil sind die hohen Bearbeitungszeiten<br />
und entsprechende Kosten, da die<br />
erforder liche Feinstbearbeitung zahlreiche<br />
sukzessive Durchläufe bedingt.<br />
Hauptproblem beim Drahterodieren ist<br />
die Oberflächenschädigung des Materials<br />
durch die Funkenbildung, die zu einem<br />
partiellen Aufschmelzen des Werkstoffs<br />
mit nachfolgend schnellem Abschrecken<br />
führt. Dadurch bildet sich auf Stählen<br />
eine spröde „weiße Schicht“ von einigen<br />
Mikrometer Dicke. Im Oberflächenbereich<br />
der oft nur 30 µm dicken Stege verringern<br />
diese beidseitigen Schichten den Restquerschnitt<br />
„gesunden Materials“ erheblich.<br />
Hier können mikroskopische Schäden<br />
bei dynamischer Beanspruchung zu Dauerbrüchen<br />
führen. Zusätzlicher Nachteil<br />
der Drahterosion ist die Beschränkung auf<br />
elektrisch gut leitende Werkstoffe.<br />
Seltener eingesetzte Verfahren sind die<br />
mechanische Bearbeitung mittels Fräsen<br />
oder das Laserschneiden. Fräsen macht<br />
nur bei Geometrien Sinn, die keine<br />
schmalen Spalte oder Schlitze im Material<br />
erfordern. Wegen der seitlichen Abdrängung<br />
der Fräswerkzeuge lassen sich<br />
senkrechte Schnittflanken umso schwieriger<br />
gewährleisten, je dicker das Material<br />
und je dünner die Fräswerkzeuge sind.<br />
Mit dem Laserschneiden sind zwar kurze<br />
Bearbeitungszeiten möglich, jedoch<br />
lassen Präzision und Oberflächenqualität<br />
der Schnittflanken deutlich zu wünschen<br />
übrig. Auch verbietet sich der Laser -<br />
einsatz bei thermisch empfindlichen<br />
Werkstoffen wie Glas- oder Carbonfaserverbunden.<br />
„Eine bisher noch selten eingesetzte Alternative<br />
zu den genannten Verfahren ist<br />
das von uns entwickelte Mikro-Wasserstrahlschneiden“,<br />
sagt Walter Maurer.<br />
Dessen wesentlicher Vorteil sei die völlige<br />
Schonung des Werkstoffs, da der Abtrag<br />
durch den Wasserstrahl ohne jede Erwärmung<br />
erfolgt. Dies ist ein entscheidender<br />
Unterschied zum Drahterodieren, bei dem<br />
die Oberfläche durch die Funkenüberschläge<br />
geschädigt und aufgeraut wird.<br />
Mikrowasserstrahl schneidet<br />
alles mit minimalen Toleranzen<br />
Die Achsen der von Waterjet entwickelten<br />
Mikrowasserstrahl-Schneidmaschinen erreichen<br />
eine Positionsgenauigkeit von<br />
± 0,5 µm. Der Strahlkopf erzeugt einen<br />
haarfeinen Schneidstrahl mit einem<br />
Durchmesser von nur 0,2 mm bei Durchmesserabweichungen<br />
bis herab zu lediglich<br />
± 1,5 µm. Damit sind nominelle Endgenauigkeiten<br />
bis zu ± 2 µm erreichbar,<br />
bei Schnittflächenrauheiten bis herab zu<br />
R a<br />
-Werten von 0,5 µm. Die minimalen<br />
Schlitzbreiten liegen bei 0,2 mm. Bearbeitet<br />
werden können alle Werkstoffe von<br />
Kunststoffen über Stähle und Buntmetalle<br />
bis hin zu Hartmetallen und härtesten<br />
Keramiken. Die maximal bearbeitbare<br />
Materialdicke hängt von den Qualitätsanforderungen<br />
ab. Bei monolithischen Präzisionskinematiken<br />
aus gehärtetem Stahl<br />
liegt die Obergrenze bei etwa 5 mm, bei<br />
Aluminium, Buntmetallen und Titan je<br />
nach Anforderungen zwischen 8 und<br />
10 mm. Bei weicheren Materialien wie<br />
Kunststoffen und Kunststoff-Verbunden<br />
sind Wanddicken bis 12 mm und teils<br />
auch darüber kein Problem.<br />
„Beim Mikrowasserstrahlschneiden sind<br />
die Schnittflanken im Unterschied zum<br />
Vergleich der Bearbeitungsverfahren<br />
Positioniergenauigkeit (μm)<br />
Schneidgenauigkeit (μm)<br />
Minimaler Innenradius (μm)<br />
Minimaler Lochdurchmesser (μm)<br />
Min. Schnittspaltenbreite (μm)<br />
Schnittflächenrauheit R a<br />
(μm)<br />
Gestörte Schicht (μm)<br />
EDM<br />
±2,5<br />
±2<br />
17<br />
(20) 110<br />
35<br />
0,05<br />
bis 40<br />
Laser<br />
±50<br />
±50<br />
100<br />
500<br />
150<br />
0,4-50<br />
> 50<br />
Laser- oder zum Fräsverfahren einwandfrei<br />
vertikal“, betont Maurer. Dank raffinierter<br />
Auslegung der Geometrie von<br />
Düse und Fokussierrohr bleiben der Strahl<br />
und damit auch die von ihm transportierten<br />
Abrasivkörner über eine Strecke von<br />
mehr als 15 bis 20 mm eng fokussiert. Die<br />
Schnittflanken haben dadurch einen<br />
rechten Winkel zur Oberfläche. Weiterer<br />
„Trick“ der von Waterjet konzipierten<br />
Strahlkopf-Geometrie ist eine bevorzugt<br />
randnahe Verteilung der mitgerissenen<br />
Abrasivpartikel im Strahl. Damit wird die<br />
kreisförmige Geometrie der Düse beim<br />
Bearbeiten exakt abgebildet.<br />
Bei entsprechend ausgelegter Vorschubgeschwindigkeit<br />
haben die Bearbeitungsbahnen<br />
sehr geringe Abstände, so<br />
dass die Oberfläche der Schnittkante entsprechend<br />
glatt ist. Bei besonders hohen<br />
Anforderungen können weitere Maßnahmen<br />
wie das Verwenden besonders feiner<br />
Abrasivpulver ergriffen werden. Die jeweiligen<br />
Vor- und Nachteile der verschiedenen<br />
Technologien sind in der unten stehenden<br />
Tabelle dargestellt. Nicht erfasst<br />
sind die Kosten, die zu sehr von den individuellen<br />
geometrischen Eigenschaften<br />
der Teile abhängen. Erwähnenswert ist in<br />
diesem Zusammenhang, dass höchste Genauigkeit<br />
und Oberflächengüte beim<br />
Drahterodieren nur durch bis zu sieben<br />
sukzessive Bearbeitungsgänge erreicht<br />
werden, was die Kosten dieses zeitintensiven<br />
Verfahrens in die Höhe treibt. Beim<br />
Mikrowasserstrahlschneiden ist dagegen<br />
lediglich ein Durchgang erforderlich.<br />
Waterjet<br />
Wichtige Fertigungsverfahren, mit denen sich monolithische Hochpräzisions-Kinematiken herstellen lassen.<br />
±50<br />
±50<br />
400<br />
800<br />
800<br />
3,2-50<br />
0<br />
Mikro-Waterjet<br />
±0,5<br />
±10<br />
100<br />
250<br />
200<br />
(0,17) 0,7<br />
0<br />
Quelle: Waterjet AG<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 57
» TECHNIK & WISSEN<br />
Metamaterial mit<br />
schwingungsmindernder<br />
Mikrostruktur aus Tilger -<br />
massen (gelb) und<br />
Steifigkeiten (blau).<br />
Grafik: Fraunhofer LBF<br />
Forschungsprojekt: Vibro-akustische Metamaterialien<br />
Wie Leichtbau leise wird<br />
Komfort muss sein, auch in neuen Fahrzeugkonzepten. Allerdings kollidieren<br />
gebräuchliche Maßnahmen gegen Schall und Schwingungen mit dem Ziel, leichter zu<br />
bauen. Vibro-akustische Materialien könnten weiterhelfen. Um sie für den Leichtbau<br />
zu nutzen, erarbeitet das Forschungsprojekt „viaMeta“ anwendungsspezifische<br />
Lösungen unter Federführung der Mercedes-Benz AG und des Fraunhofer LBF.<br />
Im aktuellen Stand des Strukturleichtbaus erfolgt<br />
die Schwingungsübertragung und Schallabstrahlung<br />
im Fahrzeug maßgeblich durch flächige Strukturen<br />
und über Transmissionspfade wie Hilfsrahmen,<br />
Kopplungselemente und Karosserie. Diese werden<br />
überdimensioniert, um die Stützstrukturen zu versteifen<br />
und um Vibrationen zu mindern. Dafür kommen<br />
breitbandig wirksame Dämmmaterialien oder<br />
punktuelle Tilger mit hoher Masse zum Einsatz.<br />
Jedoch führen diese Maßnahmen zu einem erheb -<br />
lichen Gewichtzuwachs und konterkarieren den<br />
Leichtbau. Dem stehen die Fähigkeiten von vibroakustischen<br />
Metamaterialien gegenüber.<br />
Vibro-akustische Metamaterialien bestehen aus<br />
einer regelmäßigen, räumlichen Anordnung identischer,<br />
sehr kleiner mechanischen Resonatoren. Durch<br />
diese Struktur können sie Schwingungen in einem<br />
vorbestimmten Frequenzbereich bei geringem zusätzlichen<br />
Gewicht stark reduzieren und damit den Zielkonflikt<br />
auflösen. Hoher Komfort und sehr schlanke<br />
Strukturen stehen dann nicht mehr im Widerspruch<br />
zueinander. Der Materialverbund erreicht gegenüber<br />
konventionellen Maßnahmen eine deutlich stärkere<br />
und breitbandigere Schall- und Schwingungsreduktion,<br />
wie das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />
und Systemzuverlässigkeit LBF mitteilt.<br />
58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Große Designfreiheit<br />
Da die Einheitszellen kleinskalig aufgebaut sind, lassen<br />
sich die vibro-akustischen Metamaterialien gut<br />
integrieren und mit den statischen, fahrdynamischen<br />
und crashrelevanten Auslegungsanforderungen vereinbaren,<br />
die im Fahrzeugbau relevant sind. Sie gewähren<br />
eine große Design- und Gestaltungsfreiheit,<br />
erklären die LBF-Forscher.<br />
Gegenüber den ebenfalls zu erwägenden aktiven<br />
Systemen erfordern vibro-akustische Metamaterialien<br />
keine zusätzliche Energie und werden voraussichtlich<br />
deutlich kostengünstiger sein. Die Geo -<br />
metrie und Größe der Einheitszelle ist von der<br />
jeweiligen Anwendung und vom adressierten Frequenzbereich<br />
abhängig.<br />
Zur Nutzung im Fahrzeugbau fehlen bisher jedoch<br />
anwendungsspezifische Designkonzepte, Entwurfsprozesse<br />
und Produktionsverfahren. Diese Lücke will<br />
das Vorhaben „viaMeta“ schließen und somit Leichtbaupotentiale<br />
zukünftiger Fahrzeuge erschließen.<br />
Das Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, eine<br />
Designsystematik für die Metamaterialien zu entwickeln<br />
und deren Struktur und Wirkungsweise zu beschreiben.<br />
Die Partner können dabei auf ihre gebündelte<br />
Expertise zurückgreifen in den Bereichen Fahrzeug-<br />
und Komponentenentwicklung, vibro-akustische<br />
Metamaterialien, Simulation, Optimierung und<br />
Validierung. Industrie und Wissenschaftler wollen<br />
gemeinsam Designkonzepte für die Anwendung<br />
auswählen und dazu physikalische FEM-, MKS- und<br />
Systemmodelle aufbauen und simulieren (MKS steht<br />
für ‚Mehrkörpersimulation‘).<br />
Mercedes-Benz federführend<br />
Die Projektpartner setzen sich zudem zum Ziel, das<br />
Fahrzeug hinsichtlich Schwingungen und Akustik<br />
simulativ ganzheitlich zu optimieren und so die Entwicklung<br />
zu beschleunigen. Dazu dient die Verbindung<br />
hocheffizienter Komponentenmodelle zu einer<br />
Gesamtsystemsimulation. Anhand von Prototypen<br />
für reale Fahrzeuge werden die Konzepte validiert<br />
und seriennahe Produktionsverfahren erprobt.<br />
Verbundpartner in „viaMeta“ sind Mercedes-Benz,<br />
Boge Elastmetall, Novicos, Institut für Kraftfahrzeuge<br />
(IKA) der RWTH Aachen und Fraunhofer LBF. (os)<br />
Das Fraunhofer LBF informiert am 23. November 2021 in<br />
einem Gratis-Webinar: http://hier.pro/i7ily<br />
Labordemonstrator<br />
eines vibro-akustischen<br />
Metamaterials<br />
mit periodisch angeordneten<br />
Resonatoren<br />
auf einer leichten<br />
Trägerstruktur.<br />
Bild: Fraunhofer LBF<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 59
» TECHNIK & WISSEN<br />
Fakuma-Nachlese: Digitales hilft beim Bedienen<br />
Spritzgießen wird immer einfacher<br />
Wirklich einfacher wird der Prozess nicht. Doch die Spritzgießmaschinenhersteller<br />
nutzen die Digitalisierung auf vielfältige Weise, um die Bedienung zu erleichtern.<br />
Die Fakuma 2021 gewährte Einblicke bis weit in die Zukunft hinein.<br />
Der Blick in die Form<br />
ist versperrt, schon<br />
immer. Doch die<br />
Animation kann dem<br />
Bediener einen Einblick<br />
in den Einspritz -<br />
vorgang vermitteln.<br />
Die Gestica wurde als ‚Steuerung der Zukunft‘<br />
erstmals 2016 präsentiert“, sagte Guido Frohnhaus<br />
auf der Fakuma 2021, Geschäftsführer Technik<br />
bei Arburg. Heute sei ihr Funktionsumfang größer als<br />
die der Steuerung Selogica, die Arburg seit 1993<br />
nutzt und stetig weiterentwickelt. Das zeigt, wie sehr<br />
die Digitalisierung – auch via Software – das Bedienen<br />
von Spritzgießmaschinen und -prozessen verändert.<br />
Die auf der Fakuma präsentierten Anlagen warten<br />
mit einer Fülle von Regelungs- und Assistenzfunktionen<br />
auf, die den Prozess optimieren und die<br />
Bedienung erleichtern. Die Hersteller geben damit<br />
auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel: Nicht<br />
mehr nur der Experte soll in der Lage sein, den<br />
Spritzgießprozess zu steuern.<br />
Als eines der Gestica-Features hebt Arburg beispielsweise<br />
immer wieder die Füllsimulation direkt<br />
an der Maschine hervor. Es habe sich gezeigt, dass<br />
diese Funktion stark „zur Qualifizierung der Bediener“<br />
beitrage, weil sie vertiefte Einblicke in den Prozess<br />
eröffne. „Wir sagen heute, dass zu 90 Prozent<br />
der erste Schuss an der Maschine sitzt.“<br />
Bild: Wittmann Battenfeld<br />
Wettbewerber Engel Austria bietet mit „sim link“<br />
eine vergleichbare Funktion an, hebt aber andere<br />
Synergien hervor: Über die Schnittstelle lassen sich<br />
die Einstellparameter direkt in die Steuerung übertragen,<br />
die Simulationen mit Moldflow oder Cadmould<br />
ermittelt haben. „Sim link vereinfacht die Zusammenarbeit<br />
zwischen Simulationsexperten und Prozesstechnikern“,<br />
sagt Paul Kapeller, Leiter Produktmanagement<br />
Digital Solutions. „Damit stellen wir<br />
sicher, dass die Erkenntnisse aus der Simulation auch<br />
tatsächlich genutzt werden.“ Noch tiefer steigt Engel<br />
mit dem Dienstleistungsangebot „performance.boost<br />
analytics“ ein: Eine Analyse von Big Data beim Kunden<br />
durch Datenexperten soll die Produktion optimieren<br />
helfen – ein sehr individueller Ansatz.<br />
Andere Hersteller experimentieren damit, die<br />
menschliche Stimme und Mixed Reality für das<br />
Spritzgießen zu nutzen. Dr. Boy ließ Messebesucher<br />
die Spracheingabe für Spritzgießautomaten testen –<br />
und soll auf Neugier und „hohes Nachfragepotenzial“<br />
gestoßen sein. Wittmann Battenfeld ließ Erkenntnisse<br />
aus der Forschung in ein Anlagenexponat einfließen:<br />
Rund 1500 Sprachkommandos wurden ermittelt,<br />
mit denen ein Bediener den Fertigungsprozess<br />
durchtesten und die automatische Produktion starten<br />
würde. „Maschine, starte Einspritzen“ oder<br />
„Roboter, fahre auf Ablageposition“ sind typische<br />
Kommandos, die er ins kabellose Headset spricht. Er<br />
behält die Hände frei und kann Aktionen auslösen,<br />
ohne auf die Endgeräte von B8– und R9-Steuerung<br />
(Maschine und Roboter) zugreifen zu müssen.<br />
Steuern mit „Wittmann HoloVoice“<br />
Eine VR-Brille, hier eine Microsoft Hololens 2, lässt<br />
die Arbeit für den Bediener gar zum Erlebnis werden.<br />
Durch die Brille sieht er die Umgebung wie gewohnt.<br />
Doch Roboter und Maschine kommunizieren mit ihr<br />
über ein OPC-UA-Interface. Nun bekommt er Infos<br />
und diverse Objekte in 3D einprojiziert. Er nimmt<br />
Alarm- und Statusmeldungen wahr und erkennt<br />
dreidimensional eingeblendete Sicherheitsbereiche.<br />
Der Bediener sieht exakt, wo sie sich befinden und<br />
wie weit der Roboter entfernt ist von ihnen. Ein Blick<br />
auf die Bedienterminals erübrigt sich. (os)<br />
60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
Fakuma-Nachlese: Rezyklat lässt sich spritzgießen<br />
Arburg bietet „Rezyklat-Paket“ an<br />
Können Sie auch Rezyklat? Diese Frage wird für Spritzgießer immer wichtiger. Für Maschinenhersteller<br />
ist sie bereits relevant. Denn deren Part ist es, die Technologien für den Weg in die Kreislaufwirtschaft<br />
fit zu machen. Arburg zum Beispiel bietet seit der Fakuma 2021 ein „Rezyklat-Paket“ an.<br />
Bild: Arburg<br />
sich schon intensiv damit befasst. Arburg<br />
etwa macht für sich eine „langjährige<br />
Erfahrung“ in diesem Sektor geltend. „Um<br />
diese schwierige und komplexe Aufgabe<br />
für unsere Kunden möglichst einfach zu<br />
machen, haben wir ein sogenanntes Paket<br />
geschnürt“, sagte Guido Frohnhaus auf<br />
der Fakuma, Geschäftsführer Technik bei<br />
Arburg. Es enthält spezielle Steuerungsfunktionen<br />
und Hardware-Features und<br />
lässt sich für alle Arburg-Maschinen<br />
nachrüsten.<br />
Der Hersteller setzte damit ein Signal<br />
und verbindet es mit einer cleveren Marketing-Initiative.<br />
„Ab jetzt sind unsere<br />
Kunden Rezyklat-verarbeitungs fähig!“, so<br />
Frohnhaus. Und so sieht das Arburgsche<br />
Rezyklat-Paket aus: Der „aXw Control<br />
ScrewPilot“ bildet die Ausgangsbasis.<br />
Diese adaptive Prozess regelung kompensiert<br />
Störungen des Füllverlaufs und hält<br />
die Formfüllung stabil. Darüber hinaus<br />
sind weitere Software-Funktionen enthalten<br />
wie mehrstufige Anfahrparameter<br />
und der „aXw Control PressurePilot“.<br />
Bei der Hardware sorgt ein modifiziertes<br />
Zylindermodul mit Filterdüse für eine<br />
unterbrechungsfreie Zufuhr auch schlecht<br />
rieselnder Materialen. Eine spezielle<br />
Schneckengeometrie ermöglicht eine besonders<br />
homogene Materialaufbereitung.<br />
Die Schnecke ist zudem CrN-beschichtet,<br />
um Belagbildung und Verschleiß zu<br />
reduzieren. Zylindertemperaturen bis<br />
450 °C bringen mehr Flexibilität in den<br />
Prozess. Dies alles soll das Verarbeiten<br />
recycelter Materialien einfacher, konstanter<br />
und zuverlässiger machen. (os)<br />
Arburg hat Soft- und Hardware-Features<br />
im neuen „Rezyklat-Paket“ zusammengefasst,<br />
damit Kunden die immer vielfältiger<br />
werdenden Rezyklat-Materialien ohne<br />
Probleme verarbeiten können.<br />
Post Consumer Rezyklat (PCR), bio -<br />
basierte Kunststoffe, Granulat mit<br />
Rezyklatanteilen – das Spritzgießen dieser<br />
nachhaltigeren Kunststoffe ist anspruchsvoll.<br />
Denn verglichen mit Primärmaterial<br />
unterliegen sie ungleich größeren<br />
Schwankungen. Je nach Herkunft sind<br />
sie abweichend zusammengesetzt, auf -<br />
bereitet und chargiert – und sie werden in<br />
wachsender Vielfalt angeboten. Beim<br />
Verarbeiten dürfte es daher für Spritz -<br />
gießereien immer wieder zu Überraschungen<br />
kommen, die mehr oder weniger<br />
unliebsam sind.<br />
Dennoch: Das Verarbeiten von recyk -<br />
lierten Materialien ist die Zukunft. Die<br />
meisten Spritzgießmaschinenbauer haben<br />
Nachhaltigkeit nur mit Digitalisierung<br />
Digitale Lösungen sind Wegbereiter<br />
für die Kreislaufwirtschaft. Darauf<br />
machte Dr. Christoph Steger auf der<br />
Fakuma aufmerksam, CSO der Engel-<br />
Gruppe. Der Co-Chef des Spritzgießmaschinenbauers<br />
erläuterte, wie<br />
etwa Simulation und iQ-Regelsysteme<br />
das Spritzgießen von Rezyklaten<br />
stabilisieren können. „Nur wenn uns<br />
die Kunden in die digitale Welt<br />
folgen, können wir Nachhaltigkeit<br />
umsetzen.“ Stöger wollte dies auch<br />
als freundlichen Appell verstanden<br />
wissen. „Lassen Sie uns Inject 4.0<br />
wagen. Wir wollen möglichst viele<br />
Maschinen so schnell wie möglich<br />
online bringen.“<br />
„Lassen Sie uns Inject 4.0 wagen“,<br />
appelliert Engel-CSO Dr. Christoph<br />
Stöger. Er sieht darin eine Chance<br />
für mehr Nachhaltigkeit .<br />
Bild: Engel Austria<br />
<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 61
» TECHNIK & WISSEN<br />
Neue Option: Serienteile nachträglich individualisieren<br />
Spritzguss verändert sich<br />
wie ein Chamäleon<br />
Leonhard Kurz hatte auf der Fakuma 2021 eine kleine Sensation in petto: Im Spritzgießprozess<br />
hergestellte und zugleich mit „In-Mold Decoration“ dekorierte Teile lassen sich nachträglich<br />
individualisieren. Diese Lösung ist neu für das Massenfertigungsverfahren und eröffnet sowohl<br />
wirtschaftliche als auch designerische Vorteile.<br />
So ließe sich die Türzierleiste eines Automobils individualisieren –<br />
für das jeweilige Modell aber auch den jeweiligen Besitzer.<br />
Leonhard Kurz zögerte nicht, die neue<br />
Oberflächenlösung „IMD Unify“<br />
selbstbewusst als disruptiv anzupreisen.<br />
Motto: „Making every product unique“.<br />
Was der Spezialist für Deko- und Funktionsschichten<br />
in Friedrichshafen vorführte,<br />
könnte für so unterschiedliche<br />
Branchen wie Automotive, Consumer<br />
Electronics und Home Appliances interessant<br />
werden. Worum es geht: Die direkt<br />
im Spritzguss durch „In-Mold Decoration“<br />
(IMD) veredelten Kunststoffteile lassen<br />
sich nachträglich mit „exzellenter Haftung<br />
und Langlebigkeit“ überdrucken.<br />
Das ist nicht selbstverständlich. „UV-<br />
Digitaldruckfarben haften auf einer<br />
herkömmlichen IMD-Postcure-Oberfläche<br />
nicht gut, was die nachträgliche Individualisierung<br />
von Produkten bislang sehr<br />
erschwert hat“, erklärt Nikolas Wagner,<br />
Bild: Leonhard Kurz<br />
Head of Business Area Plastic Decoration.<br />
„Mit IMD Unify gehört dieses Problem der<br />
Vergangenheit an. Die neue Premium-<br />
Dekoration macht nun auch Klein- und<br />
Kleinstserien sowie die Personalisierung<br />
von Bauteilen für unsere Kunden wirtschaftlich.“<br />
Das Geheimnis hinter der<br />
Entwicklung ist laut Wagner eine zusätzliche<br />
Ausstattung der IMD-Premium-<br />
Oberfläche, die ihr die besondere Eignung<br />
für den UV-Inkjet verleiht.<br />
Nicht nur in der Unterhaltungselektronik-<br />
und der Haushaltsgeräteindustrie<br />
sieht Wagner ein großes Potenzial für IMD<br />
Unify, für das ein Patent angemeldet ist.<br />
Der Trend gehe zunehmend zu smarten<br />
Geräten mit Touchbedienung und personalisiertem<br />
Design mit nahtlosen Oberflächen,<br />
die ohne mechanische Tasten und<br />
Schalter auskommen. IMD Unify bediene<br />
diese Trends: Besonders im Automobil sei<br />
eine effiziente Individualisierung von<br />
Serien und Unikaten mehr denn je gefragt.<br />
Die Kombination mit Backlighting und<br />
Shy-Tech-Effekten lasse sich dabei gleichermaßen<br />
realisieren wie der Einsatz<br />
von Touchsensoren in unterschiedlichen<br />
Integrationsvarianten – zum Beispiel<br />
durch Functional Foil Bonding oder<br />
Functional In-Mold-Labeling. Auch vollflächige<br />
Dekorationen können so abgebildet<br />
werden, erklärt Nikolas Wagner.<br />
Selbst eine 3D-Verformung von Bauteilen<br />
stelle in der Regel kein Problem dar.<br />
„Alles, was mit dem herkömmlichen IMD-<br />
Verfahren möglich ist, können wir auch<br />
mit IMD Unify umsetzen.“<br />
Gleichzeitig trägt die neue Veredelungsoption<br />
auch dem Nachhaltigkeitsstreben<br />
Rechnung. So ist IMD einerseitsper<br />
se effizienter und nachhaltiger als<br />
andere Verfahren, weil die Produktionsschritte<br />
Spritzguss und Dekoration<br />
zusammenfallen. Zudem leistet die neue<br />
Variante durch ihre verbesserte Haftung<br />
und Beständigkeit einen Beitrag zur<br />
Langlebigkeit der Deko-Produkte. Und<br />
außerdem, so wird bei Leonhard Kurz versichert,<br />
habe IMD Unify keinerlei Auswirkungen<br />
auf die Recyclingfähigkeit, so<br />
dass die Bauteile dem Kreislauf problemlos<br />
wieder zugeführt werden könnten.<br />
Auf der Fakuma veranschaulichte Leonhard<br />
Kurz diese neuen Möglichkeiten der<br />
Oberflächendekoration live. So wurde zu<br />
Demo-Zwecken eine 3D-geformte automobile<br />
Türzierleiste nachträglich veredelt<br />
und eine Waschmaschinenblende durch<br />
Digitalüberdruck individualisiert. (os)<br />
www.plastic-decoration.com<br />
62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
1774126-2.p1.pdf - Januar 27, 2021 x<br />
Rollenmanipulator<br />
Nicht-teleskopierende Folienrollen<br />
werden im Kern gespannt<br />
Mit dem neu entwickelten Rollenmanipulator von<br />
Transort können Folienrollen, die nicht teleskopieren, im<br />
Kern gespannt werden. Mit dem gleichen Rollenmanipulator<br />
werden auch die PE-Systemplatten sicher aufgenommen,<br />
auf welche die teleskopierenden Rollen gestellt<br />
wurden. Die Folienrollen werden direkt beim Hersteller<br />
oder im Warenlager vor Auslieferung in die Produktion<br />
auf die PE-Systemplatten gestellt. Jetzt können<br />
auch diese Rollen sicher, einfach und schnell mit dem<br />
neuen Rollenmanipulator aufgenommen, transportiert<br />
und geschwenkt werden. Mit der Anmeldenummer<br />
21156200.4 wurde der Rollenmanipulator mit den<br />
hierauf abgestimmten PE-Systemplatten als europäisches<br />
Patent angemeldet.<br />
Der Rollenmanipulator und die Ronde sind aufeinander<br />
abgestimmt. Die PE-Systemplatte wird durch den Kern<br />
mit dem elektrisch bedienbaren Dorn des Rollen -<br />
manipulators einfach und sicher fixiert, gehoben,<br />
transportiert und von der senkrechten Position in die<br />
waagerechte geschwenkt, oder umgekehrt, etwa in der<br />
Produktion von Etikettenrollen.<br />
Die PE-Systemplatten werden den Durchmessern der<br />
Folienrollen angepasst, im Regelfall 300, 400 oder<br />
600 mm. Diese können dann einfach, schnell und sicher<br />
auf die Europaletten abgestellt und auch gestapelt werden.<br />
Mit einem leistungsstarken, wendigen, kompakten<br />
und leichten Hebegerät können jetzt teleskopierende<br />
Rollen bis circa 200 kg Gewicht auch auf eng begrenzten<br />
Flächen sicher und einfach transportiert und geschwenkt<br />
werden.<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 63
IMPRESSUM<br />
Einbaufertiges Bürstenschott<br />
Hält kalte Luft, wo sie hingehört<br />
erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />
Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />
(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />
den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />
im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />
Gussverwendung, Düsseldorf.<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />
maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />
Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />
und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />
WZL RWTH Aachen<br />
Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Chefredaktion:<br />
B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438;<br />
Stellv. Chefredakteur: Dipl.-Betriebswirt (FH) Dietmar Kieser (dk),<br />
Phone +49 711 7594–454<br />
Redaktion:<br />
Kyra Kutter (kk), Phone +49 711 7594–475;<br />
B. A. (FH) Nora Nuissl (nu), Phone +49 711 7594–391;<br />
Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />
Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />
M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />
Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />
Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />
Phone +49 711 7594–285<br />
Ständige freie Mitarbeiter:<br />
Dipl.-Ing. Volker Albrecht, Karin Faulstroh (kf),<br />
Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk), Markus Strehlitz (ms),<br />
Henriette Steuer (hs)<br />
Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />
Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />
Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />
Ana Turina<br />
Gesamtanzeigenleiter:<br />
Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />
Auftragsmanagement:<br />
Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />
Zurzeit gilt Preisliste Nr. 81 vom 1.10.2021.<br />
Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />
konradinversand@zenit-presse.de<br />
Erscheinungsweise: dienstags (20 x jährlich)<br />
Bezugspreis: Inland jährlich 208,60 € inkl. Versandkosten und<br />
MwSt; Ausland 208,60 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 7,55 €<br />
(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />
Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />
für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />
Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />
erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />
werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />
von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />
Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />
entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />
Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />
862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />
USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />
19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />
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Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors, nicht<br />
unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte keine Gewähr. Alle im <strong>Industrieanzeiger</strong> erscheinenden<br />
Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch<br />
Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen gleich welcher Art<br />
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.<br />
Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />
Druck: Konradin Druck, Leinfelden-Echterdingen<br />
Printed in Germany<br />
© 2021 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
An den Austrittsstellen der Daten- und<br />
Stromkabel, die im Warmgang zu den<br />
Serverracks führen, kann Kaltluft, die zur<br />
Kühlung der Serverschränke dient, ver -<br />
loren gehen. Es kann zu sogenannten<br />
Hotspots und zu einer Serverüberhitzung<br />
kommen.<br />
Das einbaufertige Bürstenschott von<br />
Mink wird als Kabeldurchführung im<br />
sogenannten Warmgang/Doppelboden<br />
eingesetzt und hält die kalte Luft im<br />
Lineartechnik<br />
Ideal für Anwendungen mit minimalen Hubbewegungen<br />
Mit seinen Kreuzrollenführungen bietet<br />
Dr. Tretter leichtgängige und hochpräzise<br />
Linearführungen, die sich für Anwendungen<br />
mit minimalen Hubbewegungen eignen.<br />
Prädestiniert sind diese etwa für den<br />
Einsatz in optischen Messgeräten und Positioniersystemen,<br />
Halbleiterfertigungs-,<br />
Handhabungs- und Röntgenanlagen.<br />
Die Kreuzrollenführungen sind besonders<br />
leichtgängige Zylinderrollenlager und bestehen<br />
aus zwei präzisionsgeschliffenen<br />
Schienenpaaren mit Befestigungsbohrungen<br />
sowie den dazwischenliegenden Rol-<br />
Doppelboden. So kann die<br />
Kaltluft gezielt in den Serverschrank<br />
gelangen. Es besteht<br />
aus 2x2-rei higen, zueinander<br />
versetzt angeordneten Bürstenfeldern,<br />
die mit ihren flexiblen<br />
Fasern perfekt gegeneinander<br />
abdichten. Luftmengenmessungen<br />
haben laut<br />
Anbieter eine hervorragende<br />
Abdichtung bei branchenüb -<br />
lichen 10 Pa Überdruck ergeben<br />
(≤ 72 m 3 /h mit Kabel, ≤ 50 m 3 /h ohne<br />
Kabel).<br />
Das Bürstenschott dichtet dauerhaft und<br />
effizient, auch bei wechselnder Kabel -<br />
führung. Als Standardartikel in drei Faserfeldgrößen<br />
erhältlich deckt das Bürstenschott<br />
viele Anwendungs bereiche ab. Die<br />
Montage des Systems ist sowohl vor, als<br />
auch nach der Kabelins tallation möglich.<br />
Speziallösungen sind möglich.<br />
Bild: August Mink<br />
lenkäfigen mit eingebauten Zylinderrollen<br />
als Wälzkörper. Diese werden in einer<br />
Kreuzrollenanordnung gehalten. Dadurch<br />
eignen sie sich sowohl für Momentbe -<br />
lastungen als auch für Belastungen aus<br />
beliebigen Richtungen. Die Zylinderrollen<br />
der Rollenkäfige ermöglichen den Betrieb<br />
ohne Schlupf zwischen der Schienenoberfläche<br />
und den Rollen. Damit tritt bei<br />
den Bewegungen ein minimaler Reibungs -<br />
widerstand auf. Dieser ist sehr konstant,<br />
da die Führungen kein Umlaufsystem aufweisen.<br />
Bild: Dr. Erich Tretter<br />
64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
VORSCHAU «<br />
TOPSTORY<br />
Mit dem Modell Visioner 1 stellt Zeiss ein<br />
Digitalmikroskop vor, das tiefenscharfe Bilder<br />
in Echtzeit liefert. Ein echter Coup, denn<br />
physikalisch ist das eigentlich nicht möglich.<br />
MOBILE ROBOTIK<br />
Einblicke ins Bionik-Labor von Festo sowie Entwicklungen<br />
zum Robotervogel Bionic Swift oder der Soft Hand 2.0, die<br />
Festo zuletzt vorgestellt hat, verdeutlichen, wie interessant<br />
die Natur als Vorbild für industrietaugliche Hightech-<br />
Entwicklungen der mobilen Robotik sein kann. Sie liefert<br />
Impulse zu Leichtbau, Aerodynamik, Energieeffizienz,<br />
Vernetzung und Kommunikation, Kollaboration,<br />
Lernmethoden und vielem mehr.<br />
AUTOMATISIERUNG<br />
Bild: Zeiss<br />
Bei der Vendée Globe, der weltweit härtesten Hochsee-<br />
Regatta einmal rund um den Globus, leistete dem<br />
Solo-Segler Boris Herrmann eine besondere Messtechnik<br />
Gesellschaft in seiner Rennyacht. Ein automatisiertes<br />
Labor sammelte unter anderem wertvolle CO 2<br />
-Daten auf<br />
bislang wenig befahrenen Meeresrouten. Dabei spielen<br />
auch kleine, zuverlässige Komponenten wie Ventile, Filter<br />
und Steckverbindungen ihre Vorteile aus.<br />
Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 20/2021 erscheint am 7.12.2021.<br />
Markt « INDUSTRIEANZEIGER<br />
Verkäufe und Handel von gebrauchten Maschinen/Anlagen/Geräten<br />
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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021 65
» ZULETZT<br />
Ein Leben auf<br />
der Scheibe<br />
Das Käte Hamburger Kolleg für Apokalyptische<br />
und Postapokalyptische Studien (CAPS) hat<br />
seine Arbeit aufgenommen. Die Geisteswissenschaftler<br />
des Instituts, das der Universität Heidelberg<br />
zugeordnet ist, wollen Antworten auf Fragen<br />
finden, wie sich Katastrophen und Endzeit-<br />
Szenarien auf uns auswirken, um damit die gesellschaftliche<br />
Resilienz zu stärken. Angesichts dieser<br />
Bild: OFC Pictures /stock.adobe.com<br />
Spezialeinheit stellen sich nun viele Verschwörungserzähler noch mehr<br />
quer. Jene, die radikale Ideen unter ihre Milieus streuen, fürchten um die Früchte<br />
ihrer Arbeit. Da jeden Morgen ein Dummer aufsteht, wird sich das Institut vor stetem<br />
Zulauf an Themen kaum retten können. Nun droht der Menschheit mit der Klimakatastrophe<br />
die wirkliche Apokalypse. Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow gab<br />
Boris Johnson zu bedenken, dass es wie bei James Bond wäre. Der Briten-Premier<br />
forderte, die Bombe, also den menschengemachten Klimawandel, in allerletzter<br />
Minute zu entschärfen. Ansonsten, pflichtete UN-Generalsekretär António Guterres<br />
ihm bei, würden wir unser eigenes Grab schaufeln. Dabei haben wir noch nicht einmal<br />
die globale C orona-Pandemie im Griff. Es scheint, als würde das Virus einen geradezu<br />
in die Fänge der Flacherde-Anhänger treiben. Seit fast 20 Monaten arbeite<br />
ich im Homeoffice. Mein Bewegungsradius beschränkt sich auf Ziele im Umkreis weniger<br />
Kilometer. Schnell wird einem dabei klar, dass die Erde flach wie eine Scheibe<br />
sein muss. Um nicht Anhänger der Scheibentheorie zu werden, lässt der Verfasser<br />
dieses Textes künftig das Glossenschreiben sein. Mehr noch: Er zieht den<br />
Schlussstrich unter sein Berufsleben und sagt adieu. Aber das nur am Rande. Apropos:<br />
Ränder können tückisch sein. Gerade jene, die rechtsaußen sind. (dk)<br />
66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 19 | 2021
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