Getränke! Technologie & Marketing 3/2021
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26. Jahrgang | ISSN 1431-4428 | B42034<br />
TECHNOLOGIE & MARKETING 3 | <strong>2021</strong><br />
■ BRANCHEN REPORT Druckmessung in hygienischen Prozessen<br />
■ ROH- UND INHALTSSTOFFE Der Wert des Wassers<br />
■ AUTOMATISIERUNG SPEZIAL Künstliche Intelligenz im Bereich der Verpackungsmaschinen<br />
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Chosen by people – Packaged by nature
PROZESSTECHNIK &KOMPONENTEN<br />
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Die branchenumfassende Medien -<br />
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Pumpen-, Kompressorenindustrie,<br />
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Entwicklungen und Trends<br />
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Fachmessen für <strong>2021</strong><br />
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russischen Markt im Oktober<br />
Dr. Harnisch Verlags GmbH · Eschenstraße 25 · 90441 Nürnberg · Tel.: +49 (0) 911 - 2018 0 · info@harnisch.com · www.harnisch.com
EDITORIAL<br />
Nachhaltigkeit und<br />
vielfältige Entwicklungen<br />
BRIGITTE HAULENA<br />
Objektleitung Getränke!<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Coronavirus-Pandemie hat unser aller Leben verändert. Die Bereiche<br />
Klimawandel, Nachhaltigkeit und Weiterentwicklung sind noch<br />
stärker in den Fokus gerückt und stellen zentrale Treiber der Getränkeindustrie<br />
dar. So wird zum Beispiel in unserer Titel geschichte unter<br />
anderem eine innovative Verschlusskappe vorgestellt, die der Verbrauchernachfrage<br />
nach nachhaltiger Verpackung gerecht wird, ohne auf<br />
Convenience oder Produktintegrität verzichten zu müssen. Die Markteinführung<br />
dieser Verschlusskappe ist für Herbst <strong>2021</strong> vorgesehen.<br />
Weitere Fachbeiträge berichten über die Entwicklung effizienter<br />
Etikettierung, präziser Druckmessung in hygienischen Prozessen und<br />
machbarer nachhaltiger Getränke produktion.<br />
Bei den Getränken legten die Teehersteller in der Sparte des sommerlich-kühlen Eistees Jahr um Jahr<br />
kräftig nach. Der Eistee von heute pflegt mittlerweile ein jugendlich-spritziges Image, von dem man<br />
sagen kann, dass der Trend vorgegeben wird, anstatt ihm hinterherzulaufen. Die Variationen der<br />
Teegetränke reichen beispielsweise von gesunden Kombinationen mit Fruchtsaft bis hin zu Saisontees<br />
in quietsch-bunten, poppigen Farben.<br />
Im Interview mit dem Newcomer des Jahres von Deutschlands erster Talentschmiede für Jungwinzer,<br />
VinVenture, erfahren Sie eine unkonventionelle Herangehensweise an den gesamten Prozess<br />
der Weinbereitung. Dazu zählt auch die besondere Technik beim Ausdünnen der Trauben und<br />
die Vorgehensweise in Bezug auf die Entstehung von Aromen und Farbstoffe im Wein.<br />
Die Vielfalt der Getränke und deren Herstellung wäre nicht möglich ohne Wasser. Ein Fachartikel<br />
erläutert den Wert des Wassers, die Nutzung in Zeiten des Klimawandels und die Bedeutung als<br />
wichtigsten Inhaltsstoff in Getränken.<br />
Durch die Corona-Pandemie haben viele Menschen ein größeres Bewusstsein, beispielsweise für<br />
den Wert der Rohstoffe, eine gesunde Ernährung, mehr Nachhaltigkeit und natürlich den Klimaschutz<br />
entwickelt. Zu sehen ist auch, dass die Getränke industrie engagiert Entwicklungen weiter<br />
vorantreibt, um den CO 2<br />
-Fußabdruck zu redzieren.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Brigitte Haulena
20<br />
26 32<br />
Inhalt 6 ZUM TITEL<br />
6 Innovative Verschlusskappe:<br />
Kompromisslos in Sachen Convenience und Nachhaltigkeit<br />
8 BRANCHEN REPORT<br />
8 Effiziente Etikettierung<br />
10 Druckmessung in hygienischen Prozessen<br />
13 Auf dem Weg zu klimaneutralen Getränken<br />
16 ROH- UND INHALTSSTOFFE<br />
16 Erfrischende Eistees: Tea ‘n‘Summer<br />
18 Moselwinzer – Newcomer des Jahres: Neue Generation Mosel<br />
20 Weltwassertag: Der Wert des Wassers<br />
23 AUTOMATISIERUNG SPEZIAL<br />
24 Brunnenüberwachung:<br />
Wie kommt das Wasser in die Wolke?<br />
26 Chancen für Verpackungsmaschinen in der Getränkeindustrie:<br />
Künstliche Intelligenz im Bereich der Verpackungsmaschinen<br />
28 IM FOKUS<br />
28 Passive Kühlelemente:<br />
Isolierelemente aus Papierabfall<br />
30 Applikationen:<br />
Desinfektionsmittel durch Elektrolyse vor Ort erzeugen<br />
32 MARKT<br />
32 ein.blick: Ein Hoch auf die Bier-Kultur<br />
34 KI-basierte Datenalalyse:<br />
Die Zukunft der Wassermarken<br />
36 Anpassungs- und Innovationsfähigkeit:<br />
Resilienz in Anwendung bringen<br />
38 Versandhandel für Getränke:<br />
Onlinehandel – auch für Bier<br />
40 Laborgeräte für das perfekte Bier<br />
40 Modernisierung mit dem Service Retrofit<br />
Foto: Elopak GmbH<br />
IMPRESSUM<br />
ISSN 1431-4428<br />
Getränke! <strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong><br />
Verlag<br />
Dr. Harnisch Verlagsgesellschaft mbH<br />
Eschenstraße 25 | D-90441 Nürnberg<br />
Tel.: +49 (0) 911 2018 - 0<br />
Fax: +49 (0) 911 2018 - 100<br />
gtm@harnisch.com<br />
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Geschäftsführung<br />
Dr. Claus-Jörg Harnisch<br />
Benno Keller<br />
Objektleitung Redaktion<br />
Brigitte Haulena<br />
Redaktion<br />
Dr. Günter Arndt<br />
Roland Hensel<br />
Bert Pflüger<br />
Dr. Burkhard Schäfer<br />
Mediaberatung<br />
Thomas Mlynarik | D-A-CH<br />
Britta Steinberg | Digitale Werbung<br />
Carola Weise | Ingredients<br />
Edouard Costemend | Frankreich<br />
Gabriele Fahlbusch | Europa<br />
Bill Kaprelian | Nordamerika<br />
Technische Leitung<br />
Armin König<br />
Erscheinungsweise 5 x jährlich<br />
Bezugspreis<br />
Jahresabonnement | 5 Einzelausgaben<br />
Inland: € 62,- inkl. Porto, zzgl. MwSt.<br />
Ausland: € 67,- inkl. Porto<br />
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Druck<br />
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www.elopak.com/de<br />
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Die Berichterstattung in der Fachzeitschrift unter liegt<br />
einer unabhängigen Redaktion. Unterzeichnete Beiträ<br />
ge entsprechen dabei nicht unbedingt der Meinung<br />
der Redaktionskonferenz.<br />
4 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
ZUM TITEL | Pure-TwistFlip TM<br />
INNOVATIVE VERSCHLUSSKAPPE<br />
Kompromisslos in Sachen<br />
Convenience und Nachhaltigkeit<br />
Mit dem Pure-TwistFlip präsentiert Elopak eine innovative Verschlusskappe, die den EU-Anforderungen<br />
gerecht wird. Denn ab Juli 2024 dürfen Einweg-Getränkebehälter mit einem Füllvolumen von<br />
bis zu drei Litern nur erstmalig in Verkehr gebracht werden, wenn die Verschlüsse und Deckel während<br />
der vorgesehenen Verwendungsdauer am Behälter befestigt bleiben. Ein Beitrag, um das Problem der<br />
Meeresverschmutzung in den Griff zu bekommen.<br />
D<br />
och nicht nur das:<br />
Mit Pure-TwistFlip,<br />
dem bisher leichtesten<br />
Schraubverschluss von Elopak,<br />
wird der Plastikverbrauch weiter<br />
reduziert. All dies macht diesen<br />
neuen Verschluss zu einer interessanten<br />
Lösung für Marken, die<br />
der wachsenden Verbrauchernachfrage<br />
nach nachhaltigen<br />
Verpackungen gerecht werden<br />
möchten, ohne auf Con venience<br />
oder Produktintegrität zu verzichten.<br />
Die Markteinführung<br />
soll im Herbst <strong>2021</strong> erfolgen.<br />
„Wir freuen uns sehr, dass<br />
unsere Tethered Cap-Lösung<br />
für Produkte in der Kühlkette<br />
jetzt einsatzbereit ist. Mit unseren<br />
Innovationen versuchen wir<br />
stets, die Messlatte höher zu legen.<br />
Nachhaltigkeit ist dabei ein<br />
zentraler Treiber bei Elopak.“ So<br />
Patrick Verhelst, CMO bei Elopak<br />
Packaging by Nature ®<br />
Erst kürzlich veröffentlichte der<br />
weltweit tätige Systemanbieter<br />
für flüssige Nahrungsmittel<br />
seinen Nachhaltigkeitsbericht<br />
2020. Zu den Erfolgen aus dem<br />
Bericht zählt unter anderem<br />
ein Rückgang der Treibhausgasemissionen<br />
um elf Prozent im<br />
Vergleich zum Jahr 2017. Der<br />
aktuelle Bericht basiert auf den<br />
Richtlinien der Global Reporting<br />
Initiative (GRI) und ist der erste<br />
vollständig digitale Nachhaltigkeitsbericht<br />
des Unternehmens.<br />
Er deckt die Bereiche Ökologie,<br />
Ökonomie und Soziales ab und<br />
beschreibt die Leistung des Unternehmens<br />
im Jahr 2020 im<br />
Kontext vergangener Erfolge<br />
und zukünftiger Ambitionen.<br />
Den CO 2<br />
-Fußabdruck eines herkömmlichen<br />
Kartons mit Ver-<br />
Foto: Elopak<br />
schluss konnte Elopak von 32 g<br />
CO 2<br />
e im Jahr 2014 auf jetzt 25 g<br />
CO 2<br />
e reduzieren. Der CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
eines Kartons ohne<br />
Verschluss ist mit aktuell 17 g<br />
CO 2<br />
e deutlich geringer.<br />
CEO Thomas Körmendi betonte<br />
anlässlich der Veröffentlichung<br />
des Berichts seine Entschlossenheit,<br />
die Performance<br />
in Sachen Nachhaltigkeit weiter<br />
zu steigern: „Trotz der Herausforderungen<br />
in 2020 haben<br />
wir den Fokus auf unsere Vision<br />
nicht verloren – chosen by people,<br />
packaged by nature. Heute<br />
feiern wir die Fortschritte,<br />
die wir in den letzten Jahren erzielt<br />
haben, darunter fünf Jahre<br />
Klimaneutralität. Angesichts<br />
des bevorstehenden Klimajahrzehnts<br />
müssen wir weiter hart<br />
daran arbeiten, eine kohlenstoffarme<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
voranzutreiben.” Als Zeichen<br />
seiner Selbstverpflichtung, die<br />
Nachhaltigkeit zu fördern und<br />
gemeinsam an den Zielen für<br />
nachhaltige Entwicklung der<br />
Vereinten Nationen (SGDs) zu<br />
arbeiten, gab Elopak Anfang des<br />
Jahres seinen Beitritt zur Initiative<br />
UN Global Compact bekannt.<br />
Mehr als eine Milliarde<br />
verkaufte Kartons<br />
in Natural Brown Board<br />
Schon 2019 wurden bereits rund<br />
20 % der Pure-Pak ® Milchkartons,<br />
die Elopak in Westeuropa<br />
verkauft, mit dem naturbraunen<br />
Board hergestellt. Im Februar<br />
diesen Jahres überschritt das<br />
Unternehmen die Schwelle von<br />
einer Milliarde verkauften Getränkekartons<br />
mit Natural Brown<br />
Board. Der Karton mit sichtbarer<br />
Faserstruktur ist wie alle anderen<br />
Pure-Paks vollständig recyclingfähig<br />
und besitzt aufgrund des<br />
reduzierten Materialverbrauchs<br />
und des Verzichts auf den Bleichprozess<br />
einen geringeren CO 2<br />
-<br />
Fußabdruck als ein herkömmlicher<br />
weißer Karton. Den neuen<br />
Board-Typ entwickelte Elopak<br />
2017 gemeinsam mit Stora Enso.<br />
In Summe konnte Elopak seit<br />
Markteinführung rund 3.000<br />
Tonnen Treibhausgasemissionen<br />
einsparen. Dies entspricht in<br />
etwa 1.400 Flügen von London<br />
nach New York und zurück.<br />
Packung punktet auch<br />
über ihr authentisches,<br />
natürliches Look & Feel<br />
„Mit seinem ungebleichten, natürlichen<br />
Aussehen kommuniziert<br />
dieser Pure-Pak ® Karton die<br />
Nachhaltigkeit von Verpackung<br />
und Inhalt: unmissverständlich<br />
und bereits auf den ersten<br />
Blick“, so Patrick Verhelst, CMO<br />
bei Elopak. Das Natural Brown<br />
6 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
ZUM TITEL | Pure-TwistFlip TM<br />
Board dient seither als Plattform für<br />
weitere auf Nachhaltigkeit fokussierte<br />
Innova tionen, wie dem Pure-<br />
Pak ® I magine Karton, der im letzten<br />
Jahr lanciert wurde.<br />
Pure-Pak Imagine –<br />
der bis dato umweltfreundlichste<br />
Karton<br />
Die Verpackung ist eine modernisierte<br />
Neuauflage des Original<br />
Pure-Pak ® Kartons mit Easy Opening<br />
Feature. Sie enthält 46 % weniger<br />
Plastik und ist vollständig holzbasiert.<br />
Anstelle eines Kunststoffschraubverschlusses<br />
besitzt der<br />
Pure-Pak ® Imagine Karton einen<br />
neuen, praktischen Öffnungsmechanismus.<br />
Der Verzicht auf den Kunststoff-Drehverschluss<br />
macht ihn zu<br />
Elopaks bislang umweltfreundlichster<br />
Verpackung. Pure-Pak ® Imagine<br />
ist auf vorhandener Maschinentechnik<br />
verarbeitbar, parallel mit Pure-<br />
Pak ® Classic und Pure-Pak ® Sense.<br />
Getränkekarton – ökologisch<br />
vorteilhaft, pfandfrei<br />
Alle von Elopak vertriebenen Getränkekartons<br />
zählen aufgrund ihres<br />
hohen Anteils biobasierter Rohstoffe,<br />
– sie bestehen zu durchschnittlich<br />
75% aus Papier-, zu den<br />
klimafreundlichsten Verpackungen.<br />
Zahlreiche Ökobilanzen, darunter<br />
auch die letztaktuelle, 2019 veröffentlichte<br />
Ökobilanz des IFEU Instituts<br />
in Deutschland [1] ), zeigen, dass<br />
der Getränkekarton anderen Verpackungsarten<br />
weit überlegen ist.<br />
Betrachtet man die Umweltauswirkungen<br />
über den gesamten Lebensweg,<br />
so schneidet der Karton<br />
gegenüber Einweg PET in allen Wirkungskategorien,<br />
insbesondere im<br />
Klimaschutz, besser ab. Der CO 2<br />
Footprint eines Fruchtsaft-Kartons<br />
beispielsweise ist um 70 % geringer<br />
als PET EW.<br />
Klimaneutral<br />
Seit 2008 arbeitet Elopak gezielt<br />
daran seine eigenen Treibhausgasemissionen<br />
zu reduzieren. Mit der<br />
erstmals 2008 ins Leben gerufenen<br />
Elopak Green Challenge an allen<br />
Standorten und Joint Ventures war<br />
jeder einzelne Mitarbeiter sehr früh<br />
gefordert, Elopaks CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
zu minimieren. Sämtliche Umweltdaten<br />
und -ziele werden seitdem in<br />
Quelle:<br />
[1]<br />
Ökobilanz, Institut für Energie- und Umweltforschung<br />
(IFEU) 2018<br />
jährlichen Umweltberichten publiziert.<br />
Seit 2016 operiert der Verpackungshersteller<br />
klimaneutral und<br />
bietet klimaneutrale Verpackungen.<br />
Mit Erfolg: Mehr als 248.000 Tonnen<br />
CO 2<br />
wurden auf diese Weise<br />
kompensiert.<br />
Dabei werden verbleibende Emissionen<br />
durch verifizierte Klimaschutzprojekte<br />
ausserhalb der Wertschöpfungskette<br />
ausgeglichen. Diese<br />
tragen nicht nur zur Reduktion von<br />
Emisssionen bei, sondern fördern<br />
auch die lokalen Lebensbedingungen<br />
und Schutz von Umwelt und Natur.<br />
Gut gewappnet für 2030<br />
Gerade in Punkto Klimaschutz hat<br />
das Unternehmen mit Hauptsitz in<br />
Norwegen bereits eine große Wegstrecke<br />
zurückgelegt, aber für die<br />
Zukunft hat sich Elopak weitere, äusserst<br />
ambitionierte Ziele gesetzt. Bis<br />
2030 will der Verpackungshersteller<br />
die unternehmenseigenen CO 2<br />
Emissionen<br />
um 55 % zu reduzieren.<br />
Elopak hat sich verpflichtet, die<br />
Treibhausgasemissionen nach den<br />
strengen Kriterien der Science<br />
Based Targets Initiative zu reduzieren<br />
und damit die globale Erwärmung<br />
unter 1,5 Grad Celsius zu<br />
halten. Nach wie vor nutzt das Unternehmen<br />
zu 100 Prozent erneuerbare<br />
Energien und stellt sicher, dass<br />
die Nachhaltigkeitskriterien schon<br />
ganz am Anfang eines jeden Produktentwicklungsprozess<br />
Berücksichtigung<br />
finden. So auch bei der<br />
Wahl und Herkunft der Rohstoffe.<br />
„Die Art und Weise wie unsere<br />
Pure-Pak ® Kartons beschafft und<br />
hergestellt werden, bietet ökologische<br />
Vorteile, die andere Verpackungstypen<br />
nicht bieten können.<br />
Schon jetzt ist Pure-Pak ® PET und<br />
HDPE weit überlegen und mit unserer<br />
Ambition, unser gesamtes Verpackungsportfolio<br />
aus 100 % erneuerbaren<br />
Ressourcen anzubieten,<br />
werden wir den ökologischen<br />
Fussabdruck weiter reduzieren.“<br />
erläutert Stephen Naumann, Vice<br />
President bei Elopak.<br />
Erneuerbare Rohstoffe<br />
bis zu 100 Prozent<br />
holzbasierte Verpackungen<br />
Im Austausch zu fossilbasierten Rohstoffen<br />
erweiterte Elopak bereits<br />
2014 sein Angebot um pflanzenbasierte<br />
Polymere. Produkte in gekühlter<br />
Distribution können auf diese Weise<br />
schon heute in vollständig holzbasierten<br />
Materialien verpackt werden.<br />
Die in Verschluss und Barriere verwendeten,<br />
erneuerbaren Kunststoffe<br />
basieren auf Tall-Öl, einem natürlichen<br />
Rückstand der Papierherstellung.<br />
Elopak registriert einen stetig<br />
steigenden Absatz: Lag der Anteil<br />
dieses Verpackungstyps in der<br />
Frischmilch 2018 noch bei acht Prozent,<br />
stieg er im vergangenen Jahr<br />
auf 18 % an. Durch den Einsatz von<br />
erneuerbaren Kunststoffen konnten<br />
seit der Markteinführung in 2014<br />
bereits über 18.000 Tonnen CO 2<br />
eingespart werden.<br />
Ein neues Recycling Zeitalter<br />
für den Getränkekarton<br />
Im April diesen Jahres wurde die<br />
Palurec Recyclinganlage auf dem<br />
Gelände des Chemieparks Knapsack<br />
bei Köln offiziell eröffnet. Mit der Inbetriebnahme<br />
dieser hochmodernen<br />
Anlage, werden nun auch das Foliengemisch<br />
aus Polyethylen und Alumium<br />
sowie die Kunststoffverschlüsse<br />
recycelt. „Wir haben langjährige Erfahrung<br />
im Getränkekarton-Recycling.<br />
Bereits seit den 1990er Jahren<br />
recyceln wir die Fasern des Kartons.<br />
Palurec ist ein weiterer Meilenstein,<br />
der die Recyclingfähigkeit des Kartons<br />
auf mehr als 90 % erhöht“, so<br />
Stephen Naumann.<br />
Chosen by people,<br />
packaged by nature<br />
„Wir haben großes Augenmerk darauf,<br />
dass die Verpackungen über<br />
den gesamten Lebenszyklus den Anforderungen<br />
in Umweltfreundlichkeit,<br />
Lebensmittelsicherheit, Haltbarkeit<br />
aber auch Attraktivität entsprechen“,<br />
führt Stephen Naumann<br />
aus und ergänzt „mit nachhaltigen<br />
Innovationen unterstützen wir unsere<br />
Kunden in der Erreichung ihrer<br />
eigenen Nachhaltigkeitsziele.“<br />
Mehr Informationen<br />
www.elopak.com/de<br />
www.elopak-hotspots.de<br />
Mit Pure-TwistFlip, dem<br />
bisher leichtesten Schraubverschluss<br />
von Elopak, wird<br />
der Plastikverbrauch weiter<br />
reduziert. Foto: Elopak<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 7
BRANCHEN REPORT | Etikettierung<br />
ÜBER ZWEI JAHRZEHNTE GUTE ZUSAMMENARBEIT<br />
Effiziente Etikettierung<br />
Das Mostviertel im Westen Niederösterreichs glänzt durch eine außergewöhnliche Naturlandschaft.<br />
In dieser Region, die geprägt ist von einem sehr ertragreichen Boden für allerlei<br />
Früchte, haben sich etliche Bauern, Winzer und obstverarbeitende Betriebe angesiedelt.<br />
I<br />
m Herzen des Mostviertels ist<br />
auch der Getränkehersteller<br />
Ferdl-Most Litzellachner OG<br />
ansässig. Der Name ist, wie die Region<br />
selbst, geprägt von Traditionsbewusstsein.<br />
Seit dem 16. Jahrhundert<br />
befindet sich der Vierkanthof<br />
im Besitz der Familie Litzellachner.<br />
Seit nun schon sieben Generationen<br />
werden männliche Nachkommen<br />
Ferdinand getauft, wodurch<br />
der Firmenname Ferdl entstand.<br />
Das Unternehmen produziert ein<br />
reichhaltiges Sortiment an Obstmost,<br />
Fruchtsäften und Bränden<br />
und konnte in den letzten Jahren<br />
ein stetiges Wachstum verzeichnen.<br />
Bei steigenden Stückzahlen ist eine<br />
effiziente Etikettierung ein absolutes<br />
Muss. Deshalb wurde nun auch<br />
die Betriebsausstattung überholt<br />
und eine neue GERNEP-Etikettiermaschine<br />
des Typs Labetta 4/3/16<br />
1056 1A 3SK SD installiert.<br />
Ausstattungsvielfalt<br />
Ausschlaggebend für die Vergabe<br />
einer weiteren Etikettiermaschine<br />
an GERNEP war nicht nur die jahrzehntelange<br />
gute Zusammenarbeit,<br />
sondern auch die technischen<br />
Möglichkeiten der Etikettiermaschinen.<br />
Denn diese verfügen über eine<br />
enorme Ausstattungsvielfalt.<br />
Bei Ferdl-Most Litzellachner OG<br />
werden mittlerweile jährlich vier<br />
Millionen Kilogramm Obst gepresst.<br />
Dabei stammen die meisten Zutaten<br />
von Bauern aus der Region, denn<br />
das liegt dem Familienbetrieb sehr<br />
am Herzen. Aus diesem Obst werden<br />
dann 28 verschiedene Sorten an<br />
Frucht- und Gemüsesäften, sieben<br />
reinsortige Apfel- und Birnenmoste<br />
sowie etliche weitere Produkte wie<br />
Sirupe, Cider und Limonaden hergestellt.<br />
Diese Produktvielfalt wird in<br />
sechs verschiedene Flaschengrößen<br />
und -formen von 0,2 bis 1 Liter abgefüllt<br />
und weist zudem eine Menge<br />
an individuellen Etiketten auf.<br />
Deshalb verfügt die GERNEP Labetta<br />
4/3/16 1056 1A 3SK SD über drei<br />
neu konzipierte Selbstklebespender<br />
sowie ein Nassleimaggregat. Damit<br />
werden verschiedene Halsringe,<br />
Rumpf- und Rückenetiketten aus Papier<br />
sowie transparente Etiketten im<br />
No-Label-Look an den Flaschen angebracht.<br />
Diese Ausstattungsvielfalt<br />
der Etikettiermaschinen sowie die<br />
schnelle Formatteilumstellung mit<br />
den brandneuen Selbstklebespendern<br />
entsprach genau den Vorstellungen<br />
der Familie Litzellachner.<br />
Abb. oben:<br />
Eine einfache Bedienung der Aggregate<br />
steht im Vordergrund.<br />
Abb. unten:<br />
Der neue Selbstklebespender<br />
Fotos: GERNEP Etikettiertechnik<br />
Technische Weiterentwicklung<br />
Die Maschinen werden kontinuierlich<br />
weiterentwickelt, um den wachsenden<br />
Kunden ansprüchen gerecht<br />
zu werden. Im Jahr 2020 kamen<br />
zwei innovative Aggregate auf den<br />
Markt. Die GERNEP Labetta 4/3/16<br />
1056 1A 3SK SD ist eine der ersten<br />
ausgelieferten Maschinen mit einem<br />
von den zwei entwickelten Maschinenzusätzen,<br />
dem Selbstklebespender.<br />
Das große Touch-Display garantiert<br />
eine intuitive Bedienung, auch<br />
für Anwender ohne Vorkenntnisse.<br />
Dadurch kann das Bedienpersonal<br />
ohne Verzögerungen durch Anlernphasen<br />
problemlos durchgewechselt<br />
werden. Sowohl die einzelnen<br />
Formatteile, wie zum Beispiel die<br />
Einteilschnecke oder die Flaschenführungsgarnitur,<br />
als auch die Etikettenrollen<br />
können schnell und einfach<br />
ohne Werkzeuge gewechselt<br />
werden. Dies kam bei der Familie<br />
Litzellachner besonders gut an, weil<br />
damit bei 35 verschiedenen Saftund<br />
Mostsorten beim Umstellen<br />
der Formate viel Zeit gespart wird.<br />
Da nicht alle Produkte in der gleichen<br />
Auflage produziert werden, ist auch<br />
8 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
BRANCHEN REPORT | Etikettierung<br />
die anpassbare Geschwindigkeit von<br />
Vorteil. Je nach Formatteilsatz kann<br />
das Aggregat von 2.000 bis 10.000<br />
Flaschen pro Stunde eingestellt werden.<br />
Der neue Selbst klebespender<br />
erweist sich damit als kompakter Maschinenanbau,<br />
der durch die Spenderverstellung<br />
mit höchster Präzision<br />
etikettiert. Der intelligente Sensor<br />
mit Auto-Teach-Funktion unterstützt<br />
dabei, alle gängigen Etikettenmaterialien<br />
sicher zu erkennen und exakt<br />
zu posi tionieren, sodass ein optimales<br />
Ergebnis gewährleistet ist.<br />
„Als GERNEPs Geschäftsführer Martin<br />
Hammerschmid uns das neue Aggregat<br />
vorstellte, waren wir von all<br />
den Vorteilen begeistert und wollten<br />
es unbedingt an der neuen Maschine<br />
installiert haben,“ erzählt Ferdinand<br />
Litzellachner, Betriebsinhaber.<br />
Die technische Weiterentwicklung<br />
überzeugte seitdem nicht nur bei der<br />
Vorstellung, sondern macht auch im<br />
Einsatz eine gute Figur.<br />
Aller guten Dinge sind drei<br />
Seit 1999 setzt der Familienbetrieb<br />
bereits auf den Etikettiermaschinenhersteller<br />
aus Bayern und erhält mit<br />
der GERNEP Labetta schon die dritte<br />
Maschine. Die letzten zwei Jahrzehnte<br />
waren stets geprägt von<br />
guter Zusammenarbeit. Deshalb<br />
war von Anfang an klar – ein anderer<br />
Etikettiermaschinenhersteller<br />
kommt der Familie Litzellachner<br />
nicht ins Haus. „Der Service war für<br />
uns immer höchst professionell und<br />
zufriedenstellend. Bei Anliegen jeglicher<br />
Art wurde uns schnell und<br />
kompetent geholfen.<br />
Auch in Zeiten der anhaltenden<br />
Corona-Pandemie konnte man sich<br />
auf den Etikettiermaschinenhersteller<br />
verlassen“, sagt Ferdinand<br />
Litzellachner. Dem Unternehmen<br />
ist es wichtig, mehr als nur eine Etikettiermaschine<br />
anzubieten. Dazu<br />
gehört eben auch ein optimaler<br />
After-Sales- Service. Durch die hohe<br />
Eigenfertigungstiefe und Lagerhaltung<br />
von Ersatz- und Verschleißteilen<br />
sind Standard-Komponenten<br />
immer auf Lager. Dadurch können<br />
diese dem Kunden schnellstmöglich<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
GERNEPs Service zeichnet sich aber<br />
vor allem auch durch seine Abrufbarkeit<br />
aus. Bei Produktionsstillstand<br />
ist es unabdingbar, schnell<br />
und unkompliziert zu helfen. Durch<br />
sein internationales Servicenetzwerk<br />
an Fachkräften und Experten<br />
kann dies auch während der Pandemie<br />
umgesetzt werden.<br />
Regelmäßige Modernisierung<br />
Die Ferdl-Most Litzellachner OG kann<br />
bis dato auf ein erfolgreiches Unternehmenswachstum<br />
zurückblicken,<br />
wodurch der Vierkanthof regelmäßig<br />
erweitert und modernisiert wurde.<br />
Heute ist der Getränkehersteller<br />
in Bezug auf seine Produktions- und<br />
Abfülltechnik auf dem aktuell sten<br />
Stand, auch auf Grund der neuen<br />
GERNEP-Etikettiermaschine. Für<br />
Martin Hammerschmid sind dies<br />
besondere Projekte: „Es freut mich<br />
sehr, wenn wir Kunden über mehr<br />
als 20 Jahre hinweg betreuen.<br />
Diese immer wieder mit den neuesten<br />
Maschinen auszustatten und so<br />
bei der Herstellung toller Produkte<br />
unterstützen zu können, ist ein<br />
schönes Gefühl.“ Beide Parteien<br />
blicken positiv in die Zukunft und<br />
freuen sich auf weitere Jahre guter<br />
Zusammenarbeit.<br />
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Die neue Baureihe BCFH fördert pulsationsarm dünnflüssige bis hochviskose Medien mit geringer<br />
Scherung und steuert präzise Durchflussraten. BCFH-Pumpen erfüllen höchste Anforderungen der<br />
Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie und sind nach dem neuen EHEDG-Prüfprozess zertifiziert.<br />
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BRANCHEN REPORT | Sensoren<br />
DRUCKMESSUNG UND HYDROSTATISCHE FÜLLSTANDMESSUNG<br />
Druckmessung in<br />
hygienischen Prozessen<br />
Der Druck steigt – fast jeder wird diesem gefühlten Eindruck zustimmen, egal ob es um die<br />
geschäftliche, persönliche, klimatische oder gesellschaftliche Situation geht. Worauf muss<br />
man nun achten, wenn man den tatsächlichen Druck messen möchte? Was ist physikalisch<br />
zu beachten, damit das korrekte Ergebnis herauskommt? Welche Fallstricke müssen<br />
umgangen werden, insbesondere wenn im hygienischen Prozessumfeld gemessen werden<br />
soll? In der Lebensmittel- und Getränkeherstellung hängt der Erfolg von vielen Prozessen<br />
davon ab, dass die Messwerte verlässlich die Realität widerspiegeln. Wie das zu erreichen<br />
ist und was bei der mechanischen und der Steuerungsintegration zu beachten ist, wird<br />
nachfolgend betrachtet.<br />
Von HOLGER SCHMIDT, Head of Industry Segment Food+Beverage, Baumer Management Services AG, Schweiz<br />
W<br />
elche Arten von Druck<br />
werden unterscheiden?<br />
Um den Druck zu ermitteln,<br />
der wirklich für die Prozesssteuerung<br />
gebraucht wird, ist es wichtig,<br />
die Unterschiede zu kennen. Druck<br />
kann absolut, relativ oder eine Differenz<br />
aus zwei Drücken sein. Es<br />
gibt einen Nullpunkt, der im 100 %<br />
Vakuum liegt. Im Allgemeinen rechnen<br />
wir den atmosphärischen Druck<br />
in unsere Betrachtungen mit ein.<br />
Er liegt, wetterabhängig, bei rund<br />
1.000 mbar und umgibt uns und<br />
den Prozess immer. Es sei denn, wir<br />
sind in den Bergen, wo er wegen der<br />
dünneren Atmosphäre geringer ist.<br />
Oberhalb des atmosphärischen Druckes<br />
sprechen wir von Druck, darunter<br />
von Vakuum. (siehe Abb. 1)<br />
Absolut-Druck-Sensoren messen<br />
immer das, was auf sie einwirkt, inklusive<br />
der Umweltbedingungen.<br />
Die Sensoren sind auf der Rückseite<br />
hermetisch abgeriegelt. Der Sensor<br />
ist dadurch zum Beispiel gegen<br />
Kondensat viel besser geschützt.<br />
Das kann eine sehr einfache Lösung<br />
sein, wenn die Umweltbedingungen<br />
immer stabil sind. Aber leider<br />
ändern sie sich stetig. Das absolut<br />
gemessene Prozessdrucksignal<br />
kann mit einem externen Sensor der<br />
den Atmosphärischen Druck misst,<br />
direkt zwischen den Sensoren oder<br />
in der Steuerung kompensiert werden.<br />
Da der atmosphärische Druck<br />
über eine gesamte Anlage kaum<br />
vari ieren wird, benötigt man nur<br />
einen Sensor, der den Außendruck<br />
Abb. 1 | Verschiedene Druckarten und ihre Zusammenhänge<br />
Abb. 2 | Einfluss der Installationsposition<br />
misst, um damit alle installierten<br />
Prozess sensoren zu kompensieren.<br />
Weit verbreitet sind Differenzdruck-<br />
Sensoren, bei denen zwei Druckmittler<br />
über ölgefüllte Kapillare auf<br />
die beiden Seiten eines zentralen<br />
Sensor wirken. Der zeigt dann die<br />
Differenz zwischen den beiden Drücken<br />
an, die an den Druckaufnehmern<br />
im Prozess anliegen. Diese<br />
Technik wird in der Durchflussmessung<br />
oft zusammen mit einer Blende<br />
zwischen beiden Aufnehmern eingesetzt<br />
ebenso wie in der hydrostatischen<br />
Füllstandsmessung in drucküberlagerten<br />
Behältern. Die Sensoren<br />
sprechen sehr sensibel an und<br />
sind durch das geschlossene Sys-<br />
Grafiken: Baumer<br />
10 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
BRANCHEN REPORT | Sensoren<br />
Temperatureinfluss<br />
Der Zusammenhang zwischen<br />
der Prozess- und Umgebungstemperatur<br />
und der Druckmessung<br />
erschließt sich auf den<br />
zweiten Blick. Da die Drucksensoren<br />
kleinste Veränderungen<br />
im System erkennen und<br />
auswerten, hat natürlich auch<br />
die temperaturbedingte Ausdehnung<br />
des eigenen Gehäuses<br />
oder des Füllöles einen Einfluss.<br />
Auch nach Lebensmittelrecht<br />
zugelassenes Öl dehnt<br />
sich bei Erwärmung aus – zwar<br />
ist hierbei die Füllmenge minimal<br />
und die Ausdehnung ebenfalls.<br />
Wie in Abbildung drei erkennbar<br />
ist, hat die Temperatur<br />
einen signi fikanten Einfluss auf<br />
die Messgenauigkeit, wenn sie<br />
von dem Standard von 20 °C abweicht.<br />
Die Baumer-Drucksentem<br />
intern absolut kompensiert.<br />
Doch durch die Kapillare können<br />
äußere Faktoren merklichen Einfluss<br />
nehmen. Unterschiedliche<br />
Temperaturen, die auf die Kapillare<br />
einwirken, aber auch Unterschiede<br />
in deren Länge haben<br />
Einfluss auf die Genauigkeit<br />
der Messung. Alternativ können<br />
zwei separate Drucksensoren<br />
eingesetzt werden, deren Messwerte<br />
in der Steuerung miteinander<br />
kompensiert werden. Digitaler<br />
Datenaustausch über das<br />
IO Link-Protokoll optimiert diese<br />
Art der Differenzdruckermittlung,<br />
da die Signale sehr schnell<br />
und ohne Verluste zur Auswertung<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Da Wetter und Höhe einen<br />
Einfluss auf die Ablesung haben,<br />
haben sich für die meisten<br />
Prozessmessstellen Relativdruck-Sensoren<br />
durchgesetzt.<br />
Sie messen den Prozessdruck<br />
auf den Prozessanschluss über<br />
eine Metall-Membran, ölgefüllt,<br />
und einem Silizium Chip<br />
oder direkt mit einer Keramik-<br />
Messzelle. Im Transmittergehäuse<br />
haben sie außerhalb des<br />
Prozesses eine Öffnung, meist<br />
mit einem Filter gegen Eindringen<br />
von Medien und Partikeln<br />
geschützt, durch die der atmosphärische<br />
Druck zur Kompensation<br />
angenommen wird. Diese<br />
Öffnung ist allerdings anfällig<br />
gegen Verblocken des Filters,<br />
beispielsweise durch Schmutz<br />
oder aggressive Reinigungsmittel.<br />
Auch kann über diesen Weg<br />
Kondensat in das Gehäuse eindringen.<br />
Die Auswahl der optimalen<br />
Technik für eine Messstelle<br />
erfordert also das Einbeziehen<br />
aller Umstände.<br />
Installation<br />
Neben den Umwelteinflüssen<br />
muss auch die Installationsposition<br />
berücksichtigt werden, da<br />
sie ebenfalls einen Einfluss auf<br />
die Qualität der Messung hat.<br />
Auch wenn es nur 2 mbar sein<br />
sollten, kann dies für einige Installationen<br />
einen relevanten<br />
Unterschied machen. Ähnlich<br />
wie ein Nullpunkt, der sich mit<br />
der Nutzungsdauer verschieben<br />
kann und mit wenig Aufwand<br />
wieder korrigiert werden kann,<br />
sollte darauf geachtet werden.<br />
Der Nullpunkt kann automatisch<br />
über die Steuerung justiert werden,<br />
etwa nach jedem CIP-Zyklus.<br />
Der Einfluss der Installa tion<br />
wird einmal in der Steuerung<br />
hinterlegt beziehungseise berücksichtigt.<br />
(siehe Abb. 2)<br />
Abb. 3 | Temperatureinfluss auf die Genauigkeit jenseits der 20 °C<br />
Handhabung und Obacht<br />
High End-Messzellen, wie sie<br />
von Baumer benutzt werden,<br />
reagieren auf die kleinsten<br />
Druckveränderungen. Sie sind<br />
dafür gebaut, den Druck über<br />
die gesamte Fläche aufzunehmen.<br />
Der einfachste Weg sie<br />
zu ruinieren bevor sie eingebaut<br />
wurden, ist, diese Sensibilität<br />
mit den Fingern auszuprobieren.<br />
Auch wenn der ausgeübte<br />
Druck weit unterhalb der<br />
maximalen Lastgrenze ist, so<br />
wird er doch in einer Art ausgeübt,<br />
die die Membran nachhaltig<br />
beeinträchtigt und den Sensor<br />
damit so beschädigt, dass<br />
er nie wieder korrekt messen<br />
wird. Manche sind nach dem<br />
„ Testen“ sogar komplett defekt.<br />
Um dies zu verhindern,<br />
werden diese Sensoren mit einer<br />
Schutzkappe ausgeliefert.<br />
Es gilt hierbei, sich unbedingt<br />
daran zu halten, den Schutz erst<br />
direkt vor der Montage von der<br />
Membran des Drucksensors zu<br />
nehmen und diesen nie außerhalb<br />
des Prozesses zu „testen“.<br />
Beim Einbau sollte darauf geachten<br />
werden, dass der Sensor<br />
so montiert wird, dass keine<br />
mechanischen Kräfte auf die<br />
Membran und das vordere Gehäuse<br />
einwirken, auch keine<br />
seitlichen. Zu starkes Anziehen<br />
von Prozessanschlüssen ohne<br />
mechanischen Anschlag können<br />
dabei eine Nullpunktverschiebung<br />
verursachen.<br />
Grafik: Baumer<br />
Signal auswerten<br />
In der Mehrzahl der Anwendungen<br />
werden Relativdrucksensoren<br />
wie der PBMH oder der<br />
PP20H verwendet. Sie können<br />
sowohl in Behältern als auch in<br />
Rohrleitungen eingesetzt werden,<br />
um ein verlässliches Signal<br />
über den Prozessdruck oder den<br />
Füllstand zu liefern. Die Anforderungen<br />
an Ihre Performance<br />
variiert dabei mit den Anwendungen.<br />
In der Mehrzahl der<br />
Systeme, in denen Flüssigkeiten<br />
gepumpt werden, herrscht<br />
kein wirklich konstanter Druck.<br />
Abweichungen in der Ablesung<br />
oder Steuerung sind dabei selten<br />
auf den Sensor zurückzuführen,<br />
sondern darauf, dass der Druck<br />
tatsächlich schwankt. Nicht immer<br />
sehen wir das Erwartete,<br />
wenn wir einen Prozess durch<br />
die digitalen Lupe betrachten.<br />
Daher wird oftmals gar nicht die<br />
maximale Auflösung gewählt,<br />
sondern im Gegenteil das Signal<br />
so gedämpft, dass hypernervöse<br />
Reaktionen der Steuerung<br />
unterbleiben. Dabei ist es<br />
weiterhin wichtig, dass die Verlässlichkeit<br />
und Wiederholbarkeit<br />
des Sensors vollständig gegeben<br />
ist. In anderen Anwendungen,<br />
wenn es zum Beispiel<br />
mit einer Differenzdruckmessung<br />
um die Beurteilung der<br />
Verlegung von Filtern oder Wärmetauschern<br />
geht, zählt die exakte<br />
Genauigkeit. Auch in stabilen<br />
Systemen wie Behältern ist<br />
die Genauigkeit Basis für eine<br />
erfolgreiche Füllstandsmessung.<br />
In diesen Anwendungen kann<br />
es entscheidend sein, dass der<br />
Drucksensor nicht auf Temperaturänderungen<br />
reagiert sondern<br />
stabil bleibt.<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 11
BRANCHEN REPORT | Sensoren<br />
soren PBMH, PFMH und PP20H<br />
sind konstruktiv und durch Ihre<br />
spezielle Kalibrierung viel besser<br />
darauf eingestellt, mit diesen<br />
Änderungen umzugehen<br />
als durchschnittliche andere Geräte.<br />
(siehe Abb. 3)<br />
Die wechselnden Prozessbedingungen<br />
der Lebensmittelindustrie<br />
berücksichtigend, werden<br />
die genannten Geräte unter<br />
anderem mit Temperatursensoren<br />
ausgestattet, die sowohl die<br />
Temperatur an der Membrane,<br />
also im Prozess, als auch im Gerät<br />
selber messen und den jeweiligen<br />
Einfluss kompensieren.<br />
Die dafür notwendigen<br />
Werte werden für jeden Sensor<br />
bei der Kalibrierung über<br />
verschiedene Drücke und Temperaturen<br />
festgelegt. Je näher<br />
eine Messung an 20 °C erfolgt,<br />
desto geringer sind die Abweichungen,<br />
hydro statische Messungen<br />
um den Gefrierpunkt<br />
haben eine Abweichung von bis<br />
zu 1 %, aber wenn wir Wärmetauscher<br />
in Pasteurisa tion oder<br />
sogar UHT-Anlagen anschauen,<br />
dann nimmt der Messfehler<br />
doch eine beacht liche Größe<br />
jenseits der 2 % an.<br />
Gerade bei hochgenauen<br />
Messungen (wie zum Beispiel<br />
Differenzdruck bei der Belagserkennung<br />
in Wärme tauschern<br />
zur Optimierung des Reinigungsregimes)<br />
spielt die sichere<br />
Ausblendung des Temperatureinflusses<br />
somit eine wichtige Rolle.<br />
Die Medienseite von solchen<br />
Wärmetauschern ist oftmals mit<br />
Manometern wie dem MEX5<br />
bestückt. Auch hier müssen die<br />
grundlegenden Bedingungen<br />
und daraus resultierenden Materialanforderungen<br />
im Prozess<br />
bei der Auswahl des Sensors berücksichtigt<br />
werden. In den inzwischen<br />
meist auto matisierten<br />
Prozessen sind die Bediener<br />
eher selten in den Anlagen anzutreffen,<br />
sodass diese Sensoren<br />
eher von den Wartungsmannschaften<br />
genutzt werden.<br />
Sie wollen sich absichern, bevor<br />
sie mit Arbeiten an einer Anlage<br />
beginnen.<br />
Mechanische Geräte zeigen<br />
auch an, wenn die Steuerung<br />
herunter gefahren und die Anlage<br />
stromlos ist. Eine relevante<br />
Information, bevor man eine<br />
Anlage öffnet.<br />
12 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Manometer MEX5, Kompaktsensor PP20H und CombiPress PFMH mit Display<br />
PFMH Long Neck, montiert in isoliertem Tank<br />
Hydrostatischer Füllstand<br />
Eine wichtige Anwendung für<br />
Drucksensoren ist die hydrostatische<br />
Füllstandsmessung. Fast<br />
50% der Füllstandsanwendungen<br />
weltweit werden hydrostatisch<br />
gelöst. Es werden hochgenaue<br />
Sensoren wie der PBMH/<br />
PFMH benötigt, da es zusätzlich<br />
zu der eigentlichen Messung<br />
auch externe Einflüsse auf<br />
die Genauigkeit gibt, die beachtet<br />
werden müssen. Es sind wieder<br />
unterschiedliche Produkttemperaturen,<br />
die hier nicht nur<br />
den Sensor, sondern über die<br />
Volumenausdehnung auch das<br />
Mess ergebnis durch den sich<br />
ändernden Pegel beeinflussen.<br />
Die Dichte des Produktes spielt<br />
wegen der Änderung des Gewichtes<br />
eine wichtige Rolle. Und<br />
natürlich muss ein ggf. im Tank<br />
vorherrschender Kopfdruck berücksichtigt<br />
werden.<br />
Temperaturänderungen spielen<br />
nicht nur für die Auswertung<br />
des Messsignales eine Rolle,<br />
sondern gerade in Lebensmittelanwendungen<br />
auch beim<br />
Fotos: Baumer<br />
Schutz des Sensors selber. An<br />
Behältern, in denen Produkte<br />
kalt mit 2-10 °C verarbeitet<br />
und dann warm gereinigt werden,<br />
entsteht während des Prozesses<br />
Kondensat. Das gilt auch<br />
für alle Flächen des Sensors, im<br />
und am Gehäuse. Im Gehäuse<br />
kondensiert dabei die Luftfeuchtigkeit<br />
aus der Umgebung,<br />
die eingesogen wurde, wenn<br />
der Sensor nach einer warmen<br />
Reinigung mit dem Produkt heruntergekühlt<br />
wird. Die Kondensattropfen<br />
werden das Gehäuse<br />
nicht mehr verlassen können,<br />
in der warmen Phase wird<br />
nur ein Teil verdunsten. Um dieses<br />
Phänomen so weit als möglich<br />
auszuschalten, sind die relativ<br />
messenden Baumer-Sensoren<br />
mit einem Filtersystem<br />
ausgestattet, das den Bereich<br />
des Druckausgleiches schützt.<br />
Die robusten Edelstahlgehäuse<br />
weisen kaum Leerräume auf, sodass<br />
der Effekt des Atmens nicht<br />
auftreten kann, was der Sensor<br />
auch vor mechanischer Einwirkung<br />
wie Vibrationen schützt.<br />
Temperierte Behälter sind meistens<br />
Insoliert. Um die Verluste<br />
gering und die Kosten für Öffnungen<br />
niedrig zu halten, sollten<br />
die Durchbrüche in der Isolierung<br />
so klein als möglich ausgeführt<br />
werden. Dabei spielt<br />
neben der Gehäusegröße und<br />
-form auch der Prozessanschluss<br />
ein wichtige Rolle. Vom PFMH<br />
gibt es, motoviert vom amerikanischen<br />
Markt, eine Variante mit<br />
extra langem Gehäuse. Es kann<br />
optimal mit wenig Aufwand<br />
in die Isolation integriert werden.<br />
Das Display ist dabei weiterhin<br />
gut ablesbar. Es kommt<br />
im CombiPress PFMH das Standard-Display<br />
Baumer DFON zum<br />
Einsatz, das im Rahmen der<br />
Combi- Serie auch für Temperatur,<br />
Leitfähigkeit und Durchfluss<br />
genutzt wird. Das große Display<br />
zeigt das Tankvolumen als Zahl<br />
oder graphisch an.<br />
Zusammenfassung<br />
Genauigkeit und Performance<br />
von Sensoren können durch verschiedene<br />
Maßnahmen positiv<br />
unterstützt und beeinflusst werden.<br />
Es wurde die Auswahl zwischen<br />
relativ und absolut messenden<br />
Sensoren erläutert. Der<br />
Einfluss der Prozess- und Umgebungstemperatur<br />
lässt sich<br />
mit geeigneten Maßnahmen<br />
bei der Kalibrierung und im Betrieb<br />
kompensieren. Die Gefahren<br />
von Kondensatbildung und<br />
die Gegenmaßnahmen wurden<br />
aufgezeigt wie auch die Einflüsse<br />
auf hydrostatische Füllstandsmessungen.<br />
Dargestellt wurde,<br />
dass es für jeden Anwendungsfall<br />
besondere Anforderungen<br />
zu berücksichtigen gilt, es aber<br />
auch die passende Instrumentierung<br />
gibt.<br />
Baumers Produktlinie, PP20H<br />
als Prozess-Sensor, PBMH/PFMH<br />
für hydrostatische und hochgenaue<br />
Messungen wie Differenzdruck,<br />
aber auch mechanische<br />
Manometer, wie der MEX5, sind<br />
hervorragend für diese Aufgaben<br />
ausgestattet. Exzellente <strong>Technologie</strong><br />
unterstützt den Anwender<br />
lange und verlässlich in der Optimierung<br />
der Prozesse. Baumer<br />
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BRANCHEN REPORT | Nachhaltige Produktion<br />
STEIGERUNG DER ENERGIEEFFIZIENZ<br />
Auf dem Weg zu<br />
klimaneutralen Getränken<br />
Herstellungsprozesse und Versorgungseinrichtungen betrachtet GEA, Spezialist<br />
für <strong>Technologie</strong> für die Lebensmittel- und Getränkeverarbeitung sowie Kältetechnik,<br />
ganzheitlich. So hilft das Unternehmen seinen Kunden dabei, ihre Umweltziele<br />
umzusetzen – und zu erkennen, dass nachhaltige Produktion durchaus machbar ist.<br />
Die Industrie ist traditionell<br />
einer der größten Energieverbraucher<br />
und steht daher<br />
zunehmend unter Druck, ihre CO 2<br />
-<br />
Bilanz zu verbessern. Hierbei ist die<br />
Steigerung der Energieeffizienz ein<br />
wichtiger Hebel. Nach Angaben der<br />
Vereinten Nationen ließen sich bis<br />
zu 40 % der für die Erreichung der<br />
globalen Klimaziele notwendigen<br />
Emissionsminderungen allein durch<br />
Maßnahmen für mehr Energieeffizienz<br />
realisieren. Doch wie lassen<br />
sich Produktionsanlagen effizienter<br />
gestalten? Die Optimierung von<br />
Maschinen und Prozessen ist eine<br />
mögliche Stellschraube. Genauso<br />
offensichtlich ist der Aspekt der Versorgung:<br />
die Wärmeerzeugung und<br />
Kühlung, die für 50 bis 90 % des<br />
gesamten Energieverbrauchs einer<br />
Anlage verantwortlich ist.<br />
Lebensmittel- und<br />
Getränketechnologie mit<br />
ganzheitlichem Ansatz<br />
GEA ist einer der größten Systemanbieter<br />
für die nahrungsmittelverarbeitende<br />
Industrie sowie für ein breites<br />
Spektrum weiterer Branchen. Die<br />
Maschinen und Anlagen des Unternehmens<br />
sind seit langem für<br />
ihre Langlebigkeit und Effi zienz bekannt.<br />
Mit dem Leistungsangebot<br />
Sustainable Energy Solutions (SEnS)<br />
trägt das Unternehmen nun dazu bei,<br />
die Energieeffizienz in der Lebensmittel-<br />
und Getränkeherstellung auf<br />
eine ganz neue Stufe zu heben. SEnS<br />
steht für einen ganzheitlichen Ansatz,<br />
der sich auf das unternehmenseigene<br />
Know-how von GEA im Bereich<br />
Prozesse und auch Versorgung<br />
stützt. Indem das Unternehmen<br />
die Produktionsprozesse, Heiz- und<br />
Kühl lösungen bei der Planung und<br />
Umsetzung von Anlagen ganzheitlich<br />
angeht, hilft es seinen Kunden,<br />
die Betriebskosten und den Energieverbrauch<br />
erheblich zu reduzieren.<br />
„Traditionell werden die Prozesse<br />
und die Versorgungseinrichtungen<br />
(Heizung und Kühlung) bei der Konzeption<br />
von Verarbeitungsanlagen<br />
separat betrachtet. Oft konzentriert<br />
man sich so sehr auf die Definition<br />
oder Optimierung eines bestimmten<br />
Prozesses, dass der Blick fürs<br />
große Ganze verloren geht“, erläutert<br />
Robert Unsworth, Technical<br />
Sales Director bei GEA Refrigeration<br />
in Großbritannien. Und dadurch, so<br />
Unsworth, bleibe sehr viel Potenzial<br />
ungenutzt. Wer einzelne Anlagenteile<br />
oder Prozessschritte isoliert optimiert,<br />
verbessert die Effi zienz zwar<br />
graduell, doch substanzielle Verbesserungen<br />
lassen sich nur durch<br />
ganzheitliche Betrachtung der gesamten<br />
Prozesskette erreichen.<br />
„Bringt man das Prozess-Know-how<br />
mit dem Heiz- und Kühl-Know-how<br />
zusammen, sprechen wir nicht mehr<br />
über ein paar halbe Prozentpunkte<br />
Verbesserung hier oder da. Es geht<br />
nicht um einzelne Maßnahmen, wie<br />
den Austausch einer bestimmten<br />
Komponente oder die Justierung eines<br />
Parameters“, erklärt Unsworth.<br />
„Mit unserem ganzheitlichen SEnS-<br />
Ansatz kann man den Energieverbrauch<br />
und die Betriebskosten um<br />
30 % und die CO 2<br />
- und NOx-Emissionen<br />
um bis zu 90 % senken –<br />
wenn Ökostrom verwendet wird,<br />
lassen sich die CO 2<br />
-Emissionen sogar<br />
auf Null bringen.“<br />
SEnS steht für die genaue, strukturierte<br />
Analyse des Energiebedarfs<br />
beim Kunden sowie die anschließende<br />
Optimierung unter Einbeziehung<br />
der Versorgungseinrichtungen.<br />
Ein wichtiger Punkt dabei ist<br />
Um echte Nachhaltigkeit in der Produktion zu<br />
erreichen, kümmert sich GEA beim Smoothiehersteller<br />
innocent um ressourcensparende Kühl-, Automatisierungs-<br />
und Cleaning-in-Place- <strong>Technologie</strong>n.<br />
Diese spielen bei der Minimierung von Wasserverbrauch,<br />
Abfallströmen, Produktverlusten und<br />
Gesamtenergiebedarf eine wesentliche Rolle.<br />
Grafik: GEA<br />
die Integration von Wärmepumpen<br />
in den Fertigungsprozess, damit<br />
die Energie in einem geschlossenen<br />
Kreislauf genutzt werden kann und<br />
nicht nutzlos vergeudet wird.<br />
Wärmepumpe im Fokus<br />
Wärmepumpen werden bereits seit<br />
den frühen 1980er-Jahren als hocheffiziente<br />
Lösungen in Wohnraumund<br />
Fernwärmesystemen eingesetzt,<br />
in der Industrie jedoch kaum.<br />
Warum ist das so? In der Vergangenheit<br />
konnten Wärmepumpen die<br />
in der Produktion häufig erforderlichen<br />
hohen Temperaturen einfach<br />
nicht bereitstellen. GEA erkannte<br />
schon früh das Anwendungs-<br />
Wie man Orangensaft „grün“ macht<br />
CIP in<br />
thermischen<br />
Prozess<br />
integrieren<br />
Blender<br />
Kältetechnik<br />
und Heizung<br />
Kessel durch<br />
elektrische<br />
Wärmepumpe<br />
ersetzen<br />
Pasteurisierer<br />
an<br />
Wärmepumpe<br />
anschließen<br />
Abfüllanlage<br />
Erneuerbare<br />
Energie<br />
nutzen<br />
Pasteurisierer
BRANCHEN REPORT | Nachhaltige Produktion<br />
potenzial – und die Vorteile – von<br />
Wärmepumpen in der Produktion<br />
und wurde zum Vorreiter<br />
in der modernen Wärmepumpentechnologie.<br />
„Da die Lebensmittel-,<br />
Milch- und Getränkeindustrie<br />
höhere Temperaturen<br />
für ihre Verfahren benötigt, war<br />
dieser Sektor treibende Kraft<br />
für die Weiterentwicklung der<br />
Wärmepumpen“, erklärt Kenneth<br />
Hoffmann, Product Manager<br />
Heat Pumps bei GEA Refrigeration<br />
<strong>Technologie</strong>s. „GEA hat<br />
viele Kunden aus diesem Bereich<br />
und hat daher die Entwicklung<br />
der Wärmepumpentechnologie<br />
in den vergangenen Jahren intensiv<br />
vorangetrieben. Dadurch<br />
können wir jetzt leicht Temperaturen<br />
von 90 °C und mehr erreichen,<br />
was für die meisten der für<br />
uns relevanten Prozesse in der<br />
Getränke- und Milchverarbeitung<br />
ideal ist.“ Bei der Installation<br />
einer Wärmepumpe von GEA<br />
können Kunden zudem auf die<br />
Brennstoffkessel, die typischerweise<br />
für die Wassererwärmung<br />
verwendet werden, teilweise<br />
oder sogar ganz verzichten.<br />
„In der Lebensmittel-, Getränke-<br />
und Milchindustrie werden<br />
alle Produkte in einer Art riesigem<br />
Kühlschrank verarbeitet. Jeder<br />
Ablauf darin erzeugt Wärme<br />
oder Hitze. Und Hitze ist Energie“,<br />
sagt Paul Ryan, Head of International<br />
Sales bei GEA Refrigeration<br />
<strong>Technologie</strong>s. Selbst die<br />
effizientesten Kühlsysteme erzeugen<br />
Wärme, die oft einfach<br />
verschwendet wird, so Ryan. Mit<br />
cleveren <strong>Technologie</strong>n zur indirekten<br />
Energierückgewinnung<br />
kann diese Energie nun aufgefangen<br />
und in andere Prozesse<br />
umgeleitet werden, etwa um<br />
das Wasser für die Pasteurisierung<br />
von Produkten zu erhitzen.<br />
Laut Ryan können mehr als 90<br />
Prozent des Wärmebedarfs eines<br />
Produktionswerks durch aufbereitete<br />
Abwärme gedeckt werden.<br />
„Die zur Wärmerückgewinnung<br />
eingesetzten Wärmepumpensysteme<br />
von GEA sind<br />
so effizient, dass auf die heute in<br />
der Getränke- und Milchindustrie<br />
üblichen, mit fossilen Brennstoffen<br />
betriebenen Heizkessel komplett<br />
verzichtet werden kann“,<br />
sagt Ryan. Damit rückt auch<br />
das große Ziel von null Emissionen<br />
in greifbare Nähe. Bei der<br />
14 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Anlage zur Flüssigmilchverarbeitung am Aurivo-Standort Killygordon/Irland. Bild: Aurivo<br />
Wärmebehandlung von Säften mit GEA Wärmepumpentechnologie. Bild: GEA<br />
Wärmeerzeugung durch Abwärme<br />
ist der Bedarf an zusätzlicher<br />
elektrischer Leistung minimal.<br />
Wenn dann noch Grünstrom genutzt<br />
wird, sinken die Kohlenstoffemissionen<br />
auf Null.<br />
Lösungen für Kunden<br />
aus der Milchverarbeitenden<br />
Industrie<br />
Kunde für Kunde trägt GEA zur<br />
Realisierung einer nachhaltigen<br />
Produktion bei. Als Irlands zweitgrößter<br />
Flüssigmilchverarbeiter<br />
Aurivo im Jahr 2019 seinen<br />
Standort Killygordon modernisieren<br />
wollte, um sowohl die Kapazität<br />
und die Margen zu erhöhen<br />
als auch den CO 2<br />
-Footprint zu reduzieren,<br />
wandte sich das Unternehmen<br />
an GEA. Im Rahmen<br />
eines umfassenden Upgrades<br />
kamen neue Milchverarbeitungssysteme,<br />
hochmoderne Energiespar-<br />
und Kühllösungen sowie<br />
eine Wärmerückgewinnung<br />
mittels Wärmepumpen von GEA<br />
zum Einsatz. Durch die Maßnahmen<br />
konnte Aurivo seine CO 2<br />
-<br />
Emissionen an diesem Standort<br />
um 80 % verringern, die stündliche<br />
Milchverarbeitungskapazität<br />
um rund 80 % steigern und betriebliche<br />
Einsparungen von über<br />
347.000 Euro pro Jahr realisieren.<br />
„Wir haben nicht nur die<br />
Wärmepumpe geliefert“, erklärt<br />
Hoffmann, „sondern auch<br />
Aurivos Pasteuranlage für die<br />
Wärmepumpenanwendung<br />
optimiert. Wir haben uns darauf<br />
konzentriert, eine Komplettlösung<br />
und nicht nur einzelne Teile<br />
anzubieten. So können unsere<br />
<strong>Technologie</strong>n dazu beitragen,<br />
Abfall, Energieverbrauch und den<br />
Einsatz fossiler Brennstoffe zu reduzieren,<br />
während gleichzeitig<br />
die Kapazität erhöht wird.“ Dadurch<br />
gehört die Anlage von Aurivo<br />
nun zu den nachhaltigsten<br />
Molkereien Irlands. Das Modernisierungsvorhaben<br />
wurde von der<br />
irischen Behörde für nachhaltige<br />
Energie sogar mit dem EXEED-<br />
Zertifikat (Excellence in Energy<br />
Effi ciency Design) ausgezeichnet.<br />
Im Rahmen eines weiteren Projekts<br />
entwickelte GEA eine nachhaltige,<br />
integrierte Prozesslösung<br />
für einen Milchverarbeitungsbetrieb<br />
in den Niederlanden. Durch<br />
den Einsatz der GEA Wärmepumpentechnologie<br />
kann der Kunde<br />
die Abwärme aus der Kühlanlage<br />
nun wiederverwenden und gemäß<br />
der Warm- und Heißwasseranforderungen<br />
aufbereiten. Auf<br />
diese Weise werden bis zu 80 %<br />
des Wärmebedarfs gedeckt. Der<br />
Kohlenstoff-Fußabdruck der Anlage<br />
wurde um etwa 2.700 Tonnen<br />
pro Jahr reduziert, gleichzeitig<br />
sind die Betriebskosten um<br />
500.000 Euro pro Jahr gesunken.<br />
„In nahezu allen Fällen“, so<br />
Hoffmann weiter, „können Kunden<br />
nach der Installation einer<br />
GEA-Wärmepumpe die für die<br />
Warmwasserbereitung benötigten<br />
Gaskessel teilweise oder sogar<br />
ganz aussortieren. Dies führt<br />
automatisch zu erheblichen Energieeinsparungen<br />
und zu einer<br />
deutlichen Verringerung der CO 2<br />
-<br />
Emissionen – umso mehr, wenn<br />
umweltfreundliche Energiequellen<br />
genutzt werden.“ Zwar sei<br />
dieser Schritt mit einer größeren<br />
Kapitalinvestition verbunden,<br />
doch aufgrund der stark reduzierten<br />
Betriebskosten amortisierte<br />
sich die Investition schon nach<br />
kurzer Zeit, so Hoffmann.<br />
Klimaneutrale Produktion<br />
für Smoothie-Spezialist<br />
Der Smoothiehersteller innocent<br />
möchte „die Welt besser hinterlassen,<br />
als wir sie vorgefunden<br />
haben“ – und bis 2030 CO 2<br />
-<br />
neutral werden. Für 250 Millionen<br />
US-Dollar realisiert das<br />
Unternehmen gemeinsam mit<br />
GEA eine klimaneutrale Saftproduktionsanlage<br />
in Rotterdam, die<br />
es „Big Blender“ nennt. Als eine<br />
der ersten CO 2<br />
-neutralen Fabriken<br />
der Welt wird der „Big Blender“<br />
jährlich rund 400 Millionen<br />
Flaschen gekühlten Saft produzieren<br />
(etwa 70 % der Gesamtproduktion<br />
von innocent). So will<br />
innocent allein mit dieser Anlage<br />
seinen gesamten CO 2<br />
-Fußabdruck<br />
um 10 % reduzieren.<br />
Als Prozess- und Versorgungspartner<br />
für das Projekt erarbeitet<br />
GEA zusammen mit innocent<br />
optimierte Lösungen für wichtige<br />
Arbeitsschritte vom Rohstoffhandling<br />
bis hin zur Chargenmischung<br />
und Pasteurisierung.<br />
Zudem kommen im gesamten<br />
Werk effiziente Kühlsysteme
BRANCHEN REPORT | Nachhaltige Produktion<br />
zum Einsatz. Eine GEA-Wärmepumpe<br />
wird dann die Abwärme aus den<br />
Kühlsystemen recyceln und für andere<br />
Produktionsschritte nutzen, etwa<br />
zur Erwärmung des Wassers für die<br />
Pasteurisierung.<br />
„Die Zusammenarbeit mit innocent<br />
ist ein tolles Beispiel dafür, wie<br />
Unternehmen von einer prozessund<br />
versorgungsorientierten Planung<br />
profitieren können“, findet<br />
Henning Wolter, GEA Process Design<br />
and Project Manager. „Bei diesem<br />
großen neuen Werk entwickeln<br />
wir die Anlage hinsichtlich ihres optimalen<br />
Kälteprofils, nicht umgekehrt.<br />
Das wiederum verspricht das bestmögliche<br />
Energieprofil im Betrieb.“<br />
Das Erreichen der Klimaneutralität<br />
in der Rotterdamer Fabrik hängt<br />
davon ab, dass sie im Betrieb möglichst<br />
wenig Energie verbraucht und<br />
vor allem keine Energie verschwendet.<br />
Deshalb nutzt die neue Anlage<br />
GEA-<strong>Technologie</strong>n zur direkten und<br />
indirekten Wärmerückgewinnung<br />
aus einem Prozessbereich, um sie für<br />
andere Produktionsschritte einzusetzen.<br />
Auch der Pasteurisierungsprozess<br />
wird für eine optimale Energierückgewinnung<br />
ausgelegt.<br />
Um echte Nachhaltigkeit in der<br />
Produktion zu erreichen, kümmert<br />
sich GEA zudem um ressourcensparende<br />
Kühl-, Automatisierungsund<br />
Cleaning-in-Place-<strong>Technologie</strong>n.<br />
Diese spielen bei der Minimierung<br />
von Wasserverbrauch, Abfallströmen,<br />
Produktverlusten und Gesamtenergiebedarf<br />
eine wesentliche<br />
Rolle. Das Anlagenlayout und das<br />
Prozessleitsystem machen die tägliche<br />
Arbeit des Betriebsteams angenehmer<br />
und liefern gleichzeitig die<br />
Schlüsseldaten, um die Anlage so<br />
effizient wie möglich zu betreiben.<br />
Mit der Hilfe von GEA schlägt innocent<br />
bei Planung, Bau und Betrieb<br />
dieser Produktionsstätte ganz<br />
neue Wege ein – und setzt damit<br />
nicht nur Maßstäbe in Sachen Anlageneffizienz,<br />
sondern schafft für<br />
die geplanten rund 200 Mitarbeiter<br />
auch ein inspirierendes, angenehmes<br />
und gesundes Arbeitsumfeld.<br />
Denn schließlich soll der „Big Blender“<br />
die erste Fabrik der Welt mit<br />
WELL-Zertifizierung werden.<br />
Der Weg zur Nachhaltigkeit<br />
So eindrucksvoll die Superlative des<br />
innocent-Projekts auch sind – es muss<br />
nicht immer die Megafabrik oder<br />
die Pionierleistung sein, stellt Colm<br />
O’Gorman klar. Er ist Leiter des Bereichs<br />
Non-Alcoholic Beverages Development<br />
bei GEA. „Der Weg ist inzwischen<br />
klar, die Ergebnisse sind praxisbewährt.<br />
Unser ganzheitlicher Ansatz<br />
funktioniert bei jeder Anwendung<br />
und bei Projekten jeder Größenordnung<br />
– für neue und bestehende<br />
Werke, ob ein Kunde nun eine bestimmte<br />
Temperatur zum Bierbrauen<br />
oder zum Pasteurisieren von Saft benötigt“,<br />
sagt O’Gorman. „Kleine wie<br />
große Kunden entscheiden sich für<br />
GEA als Partner, weil wir mit ihnen<br />
das Gesamtbild betrachten. Mit unserer<br />
Hilfe können sie möglichst wasser-<br />
und energiearm arbeiten, Abfälle<br />
in ihren Werken reduzieren – und sogar<br />
eine klimaneutrale Produktion realisieren.“<br />
Es ist wie so oft im Leben:<br />
Tritt man einen Schritt zurück und betrachtet<br />
die Dinge aus einer neuen<br />
Perspektive, sehen sie auf einmal gar<br />
nicht mehr so unlösbar aus.<br />
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Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 15
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
ERFRISCHENDE EISTEES<br />
Tea ‘n‘Summer<br />
Nicht nur die weltbekannte britische „Tea-Time“ hat an Beliebtheit gewonnen, auch<br />
in Deutschland hat der Genuss einer guten Tasse Tee bei den Konsumenten an Fahrt<br />
aufgenommen. Ob japanische Teezeremonie, Yoga-, Chai-, Schwarz- oder Detox-Tee.<br />
Auch hierzulande zeigt sich die Liebe zu dem heißblättrigen Getränk mittlerweile in<br />
vielen Facetten, oft verbunden mit einem charakteristischen Lebensstil. Und während<br />
früher das Tee-Getränk traditionell eher mit der kühlen Jahreszeit als wärmendes Kleinod<br />
– etwa nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag – in Verbindung gebracht wurde,<br />
legten die Teehersteller in der Sparte des sommerlich-kühlen Eistees Jahr um Jahr kräftig<br />
nach. Der Eistee von heute pflegt ein jugendlich-spritziges Image, das den Trend mit<br />
vorgibt, anstatt ihm hinterherzulaufen.<br />
16 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Botschaft aus der Flasche<br />
Im September 1979 brachte die<br />
britische New-Wave-Band „The<br />
Police“ den Charts-Hit „Message<br />
in a Bottle“ auf den Markt. In dem<br />
berühmten Song drückt der Protagonist<br />
seine Suche nach Liebe im<br />
Bild des gestrandeten Insulaners<br />
aus, der in einer Flaschenpost –<br />
der „ Message in a Bottle“ – diesen<br />
Wunsch als „SOS an die Welt“ verschickt.<br />
Wenn solch eine wichtige<br />
Botschaft in einer Flasche verpackt<br />
wird, dann ist dies nicht nur allemal<br />
eine Rockballade wert.<br />
„Wagen und Winnen“<br />
Mit einer markanten Allitera tion<br />
als Werbespruch tritt die Bünting<br />
GmbH & Co. KG bezüglich ihres<br />
neuen Flaschen-Produkts ebenfalls<br />
selbstbewusst auf den Markt und<br />
präsentiert „Bünting Bottled“. Da<br />
die Anfangssilben beider Wörter mit<br />
dem Buchstaben „B“ den gleichen<br />
Anlaut besitzen, wird mit dieser Stilfigur<br />
die Einprägsamkeit beim Käufer<br />
nicht nur gefördert, sondern auch<br />
sein Augenmerk auf das wichtige<br />
Produkt in der Flasche gelenkt: den<br />
Bünting-Tee. Kühler, erfrischender<br />
Tee aus der Flasche, auch Bünting<br />
hat die Hinwendung zum Eistee lang<br />
schon erkannt und verbindet nun<br />
seine qualitativ hochwertigen Tee-<br />
Produkte mit ebenso herausragendem<br />
Fruchtsaft. Eine Kombination<br />
mit kulinarischem Gewinn: In der Variation<br />
„Bünting Bottled Früchtetee<br />
Apfel & Holunder“ präsentiert das<br />
Unternehmen feinsten Bünting-Tee<br />
mit fruchtig-frischen Qualitätssäften<br />
aus Auricher Süßmost.<br />
Was heißt das für die Zutatenliste<br />
dieses „Aufgusses aus Bio-Früchtetee<br />
Apfel-Holunder“ nun genau?<br />
Hier wird Wasser vermischt mit Bio-<br />
Früchtetee Apfel-Holunder (1,5 %),<br />
Hibiskus, Zitronengras, Apfel (14 %),<br />
Süßholz, Holunderbeeren (10 %),<br />
natürliches Aroma sowie 32 % Bio-<br />
Apfelsaft und 1 % Bio-Holundersaft.<br />
Hierbei verwendet Bünting Zutaten<br />
aus ökologischem Anbau. Die „Bünting<br />
Bottled“-Produktreihe umfasst<br />
noch folgende Geschmacksrichtungen<br />
in der Flasche: „Erdbeer &<br />
Orange“, „Ostfriesentee Pfirsich &<br />
Orange“, „Grüner Tee Minze & Ingwer“<br />
sowie „Ostfriesentee Zitrone“.<br />
In dieser geschmacklich spannenden<br />
Kombination verbindet sich<br />
der beliebte traditionelle Bünting-<br />
Ostfriesentee mit 4,6 % Bio-Pfirsichmark<br />
sowie 6,4 % Bio-Orangensaft<br />
aus Bio-Orangensaftkonzentrat.<br />
Tee trifft<br />
hochwertigen Fruchtsaft<br />
Diese reizvolle Verbindung ist nicht<br />
nur geschmacklich, sondern auch<br />
gesundheitlich ein Gewinn. Sie enthält<br />
weniger Zucker und bietet mehr<br />
Geschmacksrichtungen als Fruchtsaft<br />
pur. Die Sorte „Bio-Früchtetee<br />
Apfel & Holunder“ enthält nur<br />
3,9 % Zucker, „Erdbeer & Orange“<br />
punktet mit lediglich 2,9 % Zucker,<br />
die Variante „Grüner Tee Minze &<br />
Ingwer“ enthält 4,3 % Zucker. Auch<br />
wenn die Zuckeranteile etwas variieren,<br />
bleiben sie im Vergleich zu<br />
übersüßten Eistee-Variationen im<br />
begrüßenswert niedrigen Bereich.<br />
So blickt Bünting, als ältestes privates<br />
Teehandelshaus Ostfrieslands,<br />
auf eine über 200-jährige Geschichte<br />
zurück und mit förmlich frischen<br />
Ideen in die Zukunft. Schließlich<br />
erwies sich bereits der Gründer<br />
Johann Bünting im Jahr 1806<br />
als mutiger Mann, der mit dem<br />
Wahlspruch „Wagen und Winnen“
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
erfolgreich vom verarmten Bauernsohn<br />
zum Unternehmer aufstieg.<br />
Eine Geschichte von Mut, Wagnis<br />
und Können also, die gerade in der<br />
heutigen krisengeplagten Zeit – in<br />
der viel zu viele Unternehmer und<br />
Gastronomen um ihr Hab und Gut<br />
bangen müssen – Hoffnung auf einen<br />
zupackenden Neuanfang gibt.<br />
Und unter klangvollen Namen<br />
wie „Würzige Welle – Dein Voller-<br />
Schwung-Tee“, „ Sanfte Brise – Dein<br />
Wohlfühltee“ oder „ Funkelnder<br />
Nordstern – Dein Guten-Abend-Tee“<br />
hat Bünting im Frühjahr eine wohlschmeckende<br />
Kollektion an neuen<br />
Beutel-Tee-Mischungen in den<br />
Segmenten Kräuter- und Früchtetee<br />
auf den Markt gebracht, die<br />
nicht nur den Regentag, die kühle<br />
Schwarzer Tee, Süßkraut, Aroma<br />
(Pfirsich), Säuerungsmittel: Citronensäure,<br />
Zichorienwurzeln geröstet,<br />
Pfirsichsaftgranulat (Maltodextrin,<br />
Pfirsichsaftkonzentrat) – so lautet die<br />
Zutatenliste dieses Eistee-Klassikers.<br />
Wer im Gegensatz zu Schwarztee einen<br />
Früchtetee als Grundlage seines<br />
Kühlgetränks bevorzugt, kann<br />
zu „kühl & lecker Zitrone & Limette“<br />
greifen. Hierbei wurde von Milford<br />
Vitamin C, Niacin (Vitamin B 3) sowie<br />
Zink zu den weiteren Ingredienzien<br />
zugegeben. Dementsprechend steht<br />
auf der Zutatenliste dieser Milford-<br />
Sommer-Spezialität: Weißer Hibiskus,<br />
Äpfel, Hagebutten, Orangenschalen,<br />
Süßkraut, natürliches Aroma, Niacin,<br />
Zink gluconat, Vitamin C, Limettenschalen<br />
und Zitronenschalen.<br />
Auserwählte Teesorten<br />
im Spezialgeschäft<br />
Obwohl das Konsumverhalten der<br />
Verbraucher zeigt, dass Tee bevorzugt<br />
beim Einkauf im Discounter<br />
oder Supermarkt mit den anderen<br />
Lebensmitteln „mitgekauft“ wird,<br />
gibt es selbstverständlich auch die<br />
Klientel, die ihre auserwählten Teesorten<br />
im Spezialgeschäft, zum geringen<br />
Teil auch in einer Teemanufaktur,<br />
kauft. Diese Fachgeschäfte<br />
kann der Interessierte zum einen im<br />
stationären Handel aufsuchen, zum<br />
anderen sind ihre Filialen aber auch<br />
mittlerweile mit einem Online-Shop<br />
gut vertreten, wie zum Beispiel die<br />
Hallingers Genussmanufaktur in<br />
Landsberg am Lech oder das Regensburger<br />
Teehaus Bachfischer.<br />
Abendstimmung oder das Gute-<br />
Laune-Frühstück bereichern. Teegenuss<br />
aus dem hohen Norden für alle<br />
Lebenslagen – eine Wohltat für Leib<br />
und Seele.<br />
Poppig-buntes Teevergnügen<br />
In quietsch-bunten, poppigen Farben<br />
präsentiert Milford seine „kühl & lecker<br />
Erfrischungstees“, die der Teehersteller<br />
mit dem Claim „ Milford –<br />
Überraschend anders“ Jahr um Jahr<br />
nun kontinuierlich ausgebaut hat<br />
und die Milford als Saisontees von<br />
April bis September im Programm<br />
führt. Auch die Online-Präsentation<br />
schwelgt in auffällig lebhaften Farben,<br />
die von hell leuchtendem Blau,<br />
Gelb, Grün und Rot dominiert werden<br />
und die fröhlich-unbeschwerte<br />
Welt des Sommers stimmig visuell<br />
repräsentieren. Die Beuteltees kommen<br />
ohne Zucker und Kalorien aus<br />
und werden einfach mit kaltem Wasser<br />
aufgegossen. Unter dem Slogan<br />
„So fruchtig schmeckt der Sommer“<br />
bilden verschiedene Tee-Extrakte die<br />
Grund lage für den schmackhaften<br />
Genuss. Bei der Geschmacksrichtung<br />
„Eistee Pfirsich“ bildet der klassische<br />
Schwarztee die Grundlage:<br />
„Cold In’fuse“<br />
Wer dieser Teegrundlage noch ein<br />
prickelndes Gefühl verleihen möchte,<br />
kann das Milford-Rezept für den<br />
„Zitrone-Limette-Aperitif“ ausprobieren.<br />
Hier kommen auf die vorgesehene<br />
Wasser-Menge für einen<br />
Teebeutel „kühl & lecker Zitrone &<br />
Limette“, den der Durstige acht Minuten<br />
ziehen lassen sollte, anschließend<br />
noch 100 ml gut gekühlter<br />
Prosecco im Mix hinzu – und fertig<br />
ist das prickelnde Sommergetränk.<br />
Unter dem Produktnamen „Cold<br />
In’fuse“ bringt diesen Sommer die<br />
britische Teemarke Twinings ebenfalls<br />
drei süffige Eistee-Sorten auf<br />
den deutschen Getränkemarkt. Mit<br />
„Passionsfrucht, Mango & Orange“,<br />
„Wassermelone, Erdbeere &<br />
Minze“ sowie „Heidelbeere, Apfel<br />
& Schwarze Johannisbeere“ gehen<br />
die „Londoner“ an den Start<br />
und mischen die deutsche Sparte<br />
der kalten Teeaufgüsse auf. Die aromatisierten<br />
Früchtetees verwandeln<br />
schlichtes Leitungs- oder stilles Mineralwasser<br />
in ein erfrischendes Getränk<br />
mit fruchtigem Geschmack.<br />
Dies ist auch für den „To-Go“-Bereich<br />
eine attraktive Alternative.<br />
Bei Hallingers erhält der Kunde seine<br />
Gourmet-Tees abgefüllt in Teedosen,<br />
deren besonderes Design sogar<br />
bereits im Jahr 2013 mit dem Red<br />
Dot Award ausgezeichnet worden<br />
war. Ob ein exquisiter süß-herber<br />
Grüntee mit fruch tiger Cranberry-<br />
Mango-Pfingstrosen- Note, der mit<br />
seinem Namen „Magie“ für eine<br />
köstlich-anziehende Geschmackssinfonie<br />
steht, oder sommerlicher<br />
„Waldbeergenuss“ in Form eines<br />
Früchtetees mit Brombeere, Holunder<br />
& Erdbeere – Hallingers zaubert<br />
wahre Geschmackserlebnisse auf<br />
den Gaumen.<br />
Tee und Sommer<br />
Diese beiden Stichworte bieten inzwischen<br />
eine reizvolle Symbiose<br />
für herausragenden Genuss, Entspannung<br />
und mehr Lebensfreude.<br />
Wer zudem experimentierfreudig<br />
ist, kann die vielfältigen<br />
Sommer-Tee- Rezepte dazu ebenfalls<br />
noch ausprobieren oder sich<br />
auch einen ganz individuellen Eistee<br />
zube reiten. Leckerer Tee zum<br />
Selberkaufen oder als liebevoll verpacktes<br />
Geschenk – auch im Sommer<br />
<strong>2021</strong> unschlagbar. Dr. B. Sch.<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 17
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Aromen und Farbstoffe<br />
MOSELWINZER – NEWCOMER DES JAHRES<br />
Neue Generation Mosel<br />
Tom Benz ist mit seinen Weinen nicht exakt das, was sich viele unter einem traditionellen<br />
Moselwinzer vorstellen würden. Er hat ein Faible für Rotweine und plant in Zukunft sogar<br />
Syrah in seinen Steillagen anzubauen. Darf man das in einer Weinregion die weltweit für<br />
ihre Spitzenrieslinge gefeiert wird?<br />
18 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
B<br />
ereits nach Ende seines Studiums<br />
2015 erwies sich Tom<br />
Benz im väterlichen Weingut<br />
als Innovationstreiber und<br />
„ Daniel Düsentrieb der Weinbereitung“.<br />
2020 machte er dann den<br />
Schritt ins eigene Weingut und<br />
zog über Nacht mit seinem Equipment<br />
in die Garage des Großvaters.<br />
Der Titel „Garagenwinzer“ würde<br />
ihm allerdings nicht gerecht werden,<br />
denn Tom Benz denkt groß.<br />
Was ihn antreibt, was seine Weine<br />
ausmacht und vor allem, wie er sie<br />
herstellt, verrät er in einem exklusiven<br />
Interview mit Steven Buttlar,<br />
Founder & Storyteller, The Storybuilders<br />
aus Eltville und Getränke!<br />
<strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong>.<br />
? GTM: Herr Benz, Sie werden<br />
aktuell als Newcomer des Jahres<br />
von Deutschlands erster Talentschmiede<br />
für Jungwinzer, Vin-<br />
Venture, gehandelt und haben<br />
mit Ihren Weinen bereits für einiges<br />
Aufsehen in den Medien<br />
gesorgt. Was macht Ihre Weine,<br />
die Aromen und Ihre Art Wein zu<br />
machen denn so besonders?<br />
! Name Vorname: Vermutlich<br />
meine grundsätzliche Herangehensweise<br />
an den gesamten Prozess der<br />
Weinbereitung, denn die ist durchaus<br />
unkonventionell. Im Weinberg<br />
geht es mir immer darum, kerngesunde<br />
Trauben ernten zu können,<br />
die schon fast überreif sind. Ich arbeite<br />
hier mit einer besonderen Technik<br />
beim Ausdünnen, die diesen Zustand<br />
überhaupt erst ermöglicht.<br />
Durch Luftdruck werden hier sowohl<br />
die Blätter zerschossen, als auch die<br />
noch stecknadelkopfgroßen Beeren<br />
gleichmäßig ausgedünnt. Dadurch<br />
hängen die Trauben später locker,<br />
neigen nicht zur Fäulnis oder Krankheiten<br />
und bekommen vor allem außergewöhnlich<br />
viel Sonne. Dieses<br />
Verfahren bietet sich insbesondere<br />
bei Burgundersorten und Riesling<br />
an. Der Cabernet Sauvignon im Ver-<br />
gleich ist bei den neuen Klonen bereits<br />
von Natur aus sehr lockerbeerig,<br />
das heißt, hier kann man auch<br />
schon mal manuell Ausdünnen. Es<br />
geht mir im Kern darum, gesunde<br />
Beeren ernten zu können und den<br />
Ertrag zu reduzieren. Denn nur so<br />
können sich Aromen und Farbstoffe<br />
auch optimal entwickeln.<br />
? GTM: Im Weinberg wird Ertragsreduzierung<br />
bei Ihnen groß<br />
geschrieben – welchen Effekt hat<br />
das auf die jeweiligen Rebsorten?<br />
! Tom Benz: Je lockerer die Beeren<br />
hängen, desto mehr Sonne bekommen<br />
sie. In Kombination mit einer<br />
langen Reifezeit und dem damit<br />
verbundenen, recht späten Lesezeitpunkt<br />
steigt der PH Wert. Darüber<br />
hinaus werden mehr Farbund<br />
Aromastoffe gebildet. Selbst<br />
bei den Weißweinen spiegelt sich<br />
das in der Farbe wieder, da auch der<br />
Riesling schon geradezu goldene<br />
Töne und ein tieferes Aromenspektrum<br />
entwickelt, was ich persönlich<br />
unglaublich gerne mag. Vielschichtigkeit<br />
ist mir beim Wein wichtig. Er<br />
soll sich im Glas entwickeln, seine<br />
eigene Geschichte erzählen. Ähnlich<br />
verhält es sich bei den Rotweinen.<br />
Dicht, kräftige Farbe, gut eingebundene<br />
Tannine – so möchte ich<br />
meine Rotweine präsentieren.<br />
? GTM: Aromen und Farbstoffe<br />
entstehen nicht nur im Weinberg,<br />
sondern auch im Keller.<br />
Wie gehen Sie hier konkret vor?<br />
! Tom Benz: Ich erzeuge meine<br />
Weißweine ähnlich wie die Rotweine.<br />
Traditionellerweise arbeitet man<br />
bei Rotweinen mit einem spontanen<br />
biologischen Säureabbau, der<br />
Milchsäuregärung. Bei Weißweinen<br />
Tom Benz, Foto: VinVenture
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Aromen und Farbstoffe<br />
grüner Paprika auf. Je mehr Sonne<br />
die Beere bekommt, desto weniger<br />
schmeckt sie nach grüner Paprika.<br />
Man tut also gut daran, den Trauben<br />
genügend Sonne zu gönnen<br />
und eine gute Balance zu schaffen.<br />
Der Cabernet geht dann in die Kaltmazeration<br />
und wird spontan auf<br />
der Maische vergoren. Dabei gelangt<br />
die Farbe der Schale in den<br />
Most und wenn nach 8 bis 10 Tagen<br />
die Gärung beginnt, müssen wir<br />
den Maische kuchen konstant runterdrücken.<br />
Auf diese Weise entsteht<br />
das einmalige Aroma mit der<br />
konzentrierten Farbe.<br />
hat dieser tatsächlich den gleichen<br />
Effekt: reduzierte Säure. Da der PH<br />
Wert nach oben geht, wird der Wein<br />
cremiger und weniger frisch. Das ist<br />
einer der Hauptgründe, warum die<br />
meisten meiner Kollegen von einem<br />
spontanen BSA bei Weißweinen<br />
absehen. Sie befürchten, dass<br />
die Frische verloren geht. Das sehe<br />
ich persönlich anders, denn so lassen<br />
sich alle Rebsorten auf ein verträgliches<br />
Säureniveau bringen –<br />
auch ein Riesling. Tatsächlich bin<br />
ich einer der wenigen Winzer, der<br />
bei drei Weinen das Prädikat „weiche<br />
Säure“ verwenden darf. Denn<br />
mehr und mehr Menschen sehen<br />
vom Genuss von Riesling oder anderen<br />
säurebetonten Rebsorten ab,<br />
da sie ihnen schlicht zu sauer sind.<br />
Die Cremigkeit, die durch den spontanen<br />
BSA entsteht, wirkt dem entgegen<br />
und macht die Weine noch<br />
vollmundiger und zugänglicher.<br />
? Steven Buttlar: Sie haben bereits<br />
von unterschiedlichen Rebsorten<br />
gesprochen. Wie sind Sie<br />
hier aufgestellt und was bedeutet<br />
das für ihr Weinkonzept?<br />
Tom Benz, Fotos: VinVenture<br />
! Tom Benz: Aktuell habe ich einen<br />
Rebsortenspiegel mit acht Rebsorten<br />
auf 3,5 Hektar. Die meisten<br />
davon habe ich sozusagen geerbt.<br />
Initiator war ich jedoch schon beim<br />
gelben Muskateller, der allerdings<br />
noch ein wenig bis zur ersten Ernte<br />
braucht. Grauburgunder, Weißburgunder<br />
und Riesling sind die<br />
eher klassischen Weißweinsorten.<br />
Darüber hinaus verfüge ich über<br />
eine Parzelle mit Schwarzriesling.<br />
Bei den Roten habe ich Cabernet<br />
Sauvignon, Spätburgunder und<br />
Dornfelder. Gerade der image-geschädigte<br />
Dornfelder ist für mich ein<br />
perfektes Beispiel, was man aus einer<br />
Rebsorte rausholen kann, wenn<br />
man sich auf sie einlässt. Der Weinberg<br />
steht bereits über zwanzig<br />
Jahre in einem trockenen und kargen<br />
Terroir. Dadurch sind die Beeren<br />
teilweise nur halb so groß wie<br />
sonst üblich. Arbeitet man hier nun<br />
noch zusätzlich mit einem reduzierten<br />
Ertrag und einer optimalen Ausdünnung,<br />
erhält man eine extreme<br />
Farbe mit sehr viel Tannin. Das mag<br />
nicht direkt verlockend klingen,<br />
doch cuvéetiert man diesen zum<br />
Beispiel mit Schwarzriesling oder<br />
Spätburgunder für die Cremigkeit,<br />
erhält man einen wirklich spannenden<br />
Rotwein. Es kommt also sehr<br />
darauf an, auf welche Art und Weise<br />
man mit den Rebsorten arbeitet.<br />
? GTM: Über VinVenture bieten<br />
Sie aktuell zwei Weine an.<br />
Können Sie uns anhand dieser<br />
bitte noch verdeutlichen, wie<br />
genau Sie Aromen und Farbstoffe<br />
von der Traube in das fertige<br />
Erzeugnis bringen?<br />
! Tom Benz: Der Riesling ruht<br />
3 bis 5 Stunden auf der Maische.<br />
Dann presse ich ihn bei maximal<br />
1,2 bar ab. Die lange Maischestandzeit<br />
ist relativ untypisch, tut dem<br />
Wein, den Aromen und vor allem<br />
der Farbe gut. Alles Weitere erledigt<br />
sozusagen der teilweise spontane<br />
Biologische Säureabbau (BSA).<br />
Beim Cabernet Sauvignon muss<br />
ich vorausschicken, dass sich das<br />
Aromabild vor allem durch die Belichtung<br />
bildet; das liegt an den<br />
Pyra zinen. Diese ätherischen Öle<br />
weisen einen erdigen Geruch und<br />
vor allem den Geschmack nach<br />
? GTM: Worauf dürfen wir uns<br />
im kommenden Jahr freuen?<br />
! Tom Benz: Wir arbeiten für Vin-<br />
Venture noch an einen besonderen<br />
Grauburgunder, der in seiner Farbgebung<br />
tatsächlich stark an einen Rosé<br />
erinnert. Auch das liegt an der langen<br />
Maischestandzeit und am Ausdünnen,<br />
was zu einer hohen Farbkonzentration<br />
in der Beere führt.<br />
Der bekannte Kupferstich des Grauburgunders<br />
kann sich dadurch noch<br />
besser entfalten und geht durch die<br />
lange Zeit auf der Maische in einen<br />
echten Roséton über. Der Wein wird<br />
klasse, ich freue mich darauf!<br />
! Steven Buttlar: vielen Dank<br />
für den Einblick in die doch zumeist<br />
sehr unkonventionellen<br />
Herangehensweisen, besonders<br />
in einer sehr traditionsverbundenen<br />
Region wie der Mosel.<br />
! Tom Benz: Ich danke für das Interesse<br />
an meinen Weinen. Mir liegt<br />
meine Heimat, die Mosel, sehr am<br />
Herzen und gerade deswegen möchte<br />
ich zeigen, was diese Region noch<br />
kann – außer den groß artigen Riesling<br />
Kabis, die wir alle lieben. Wein<br />
ist schlicht ein geniales Produkt, bei<br />
dem man so viel mit ein bisschen<br />
Mut, Geschick und trial & error erreichen<br />
kann. Ich bin einfach total<br />
begeistert, was auch an der Mosel<br />
möglich ist und freue mich, das mit<br />
der Welt zu teilen. Die Exper tisen und<br />
genauen Weinbeschreibungen der<br />
vorgestellten Weine sind unter nachstehendem<br />
Link einzusehen.<br />
! GTM: Tom Benz, vielen Dank<br />
für das informative Gespräch. <br />
Mehr Informationen<br />
www.vinventure.de<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 19
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Wasser<br />
WELTWASSERTAG<br />
Der Wert des Wassers<br />
Jährlich am 22. März wird an diesem Kalendertag weltweit an Wasser allgemein und<br />
an Trinkwasser speziell – unserem wichtigsten Lebensmittel – gedacht. Es wird daran<br />
erinnert, dass zweidrittel der Erd ober fläche mit Meerwasser bedeckt ist, aber fast drei<br />
Milliarden Menschen auf unserem Erdball, insbesondere aus Entwicklungsländern,<br />
keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Ohne Wasser gäbe es kein Leben<br />
auf unserem Planeten. In einigen Regionen kann es zum Fluch werden (Gefahr durch<br />
Hochwasser) – jedoch bedeutet es vielfach Segen für die Menschen.<br />
I<br />
n Mitteleuropa und in den wichtigsten<br />
Industrieländern gibt<br />
es naturbedingt einen ausgeglichenen<br />
Wasserhaushalt. Für die<br />
meisten Deutschen ist das ausreichende<br />
Trinkwasserangebot für den<br />
menschlichen Bedarf eine Selbstverständlichkeit<br />
und man dreht, wenn<br />
gewünscht, bedenkenlos den Wasserhahn<br />
auf. Der tägliche geschätzte<br />
Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland<br />
liegt bei 120 bis 140 Liter.<br />
Der Wasserbedarf für die Landwirtschaft<br />
und für viele Industriebetriebe<br />
ist weitaus höher als der häusliche<br />
Bedarf für die Bevölkerung.<br />
Trinkwasser versus<br />
Mineralwasser<br />
Für die Getränkeindustrie ist Trinkwasser<br />
in unterschiedlichen Qualitätsstufen<br />
der wichtigste Rohstoff,<br />
wobei an das Produktwasser selbst<br />
noch höhere Anforderungen gestellt<br />
werden. In vielen Fällen wird<br />
das aufbereitete Trinkwasser (Leitungswasser)<br />
von den Getränkeherstellern<br />
nur als Betriebs wasser<br />
genutzt, denn gemäß Mineral-<br />
und Tafelwasser-Verordnung (MTV)<br />
muss beispielsweise das natürliche<br />
Mineralwasser aus unterirdischen<br />
Wasservorkommen stammen und<br />
am Quellort abgefüllt werden. Viele<br />
Brauereien und Getränkehersteller<br />
verfügen auch über Tiefbrunnen<br />
für ihr Produktwasser oder bereiten<br />
das kommunale Leitungswasser für<br />
ihre Erzeugnisse gesondert auf.<br />
Trinkwasserversorgung<br />
in Deutschland<br />
In Deutschland wird Trinkwasser<br />
für den menschlichen Bedarf in<br />
den Wasserwerken aus zwei Drittel<br />
Grundwasser aus Tiefbrunnen und<br />
zu einem Drittel aus Oberflächenwasser<br />
beziehungsweise Uferfiltrat<br />
gewonnen. Dieses Rohwasser wird<br />
aufbereitet, muss den analytischen<br />
Anforderungen der Trinkwasserverordnung<br />
( TrinkwV) entsprechen<br />
und wird bevor es, streng kontrolliert,<br />
über die Rohrleitungen zu den<br />
Verbrauchern transportiert wird.<br />
Bis zum Übergabepunkt Wasseruhr<br />
sind für die Qualität des Trinkwassers<br />
die Wasserversorger ver-<br />
antwortlich. Für die Installation der<br />
Leitungen und die weitere Qualitätssicherung<br />
des Wassers in Haushalten<br />
und Betrieben sind die Verbraucher<br />
selbst zuständig.<br />
Am 12. Januar <strong>2021</strong> trat eine<br />
neue EU-Trinkwasserrichtlinie in<br />
Kraft. Nach einer zweijährigen Übergangszeit<br />
muss diese bis spätestens<br />
12. Januar 2023 von den Mitgliedsländern<br />
in die nationalen Trinkwasserverordnungen<br />
umgesetzt werden<br />
und damit auch die bei uns seit 2019<br />
geltende Fassung ablösen.<br />
Recht auf Zugang zu Wasser<br />
In die neue EU-Gesetzgebung floss<br />
das von der Verbraucherschutzinitiative<br />
„Right to Water“ geforderte<br />
Recht auf Zugang zu Wasser<br />
und sanitäre Grundversorgung<br />
als Menschenrecht ein und bekam<br />
so eine starke qualitätsorientierte<br />
Sichtweise. Es sind die Mindestanforderungen<br />
für die Parameterwerte<br />
(Grenzwerte) vorgeschrieben.<br />
Hierbei kann davon ausgegangen<br />
werden, dass von den Wasserwerken<br />
diese eingehalten werden, da
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Wasser<br />
bisher in Deutschland in vielen Fällen<br />
sogar strengere Grenzwerte für<br />
Schadstoffbelastung und Spurenstoffe<br />
gefordert wurden.<br />
Wassernutzung in<br />
Zeiten des Klimawandels<br />
In zeitlicher Nähe zum Tag des<br />
Wassers führte der Verband Deutscher<br />
Mineralbrunnen (VDM) am<br />
16. März <strong>2021</strong> das digitale Symposium<br />
„Wassernutzung in Zeiten<br />
des Klimawandels“ durch, an dem<br />
sich über 250 Teilnehmer aus Politik,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft<br />
an der Diskus sion beteiligten. Angesichts<br />
des sich abzeichnenden<br />
Klima wandels muss über die Zukunft<br />
der Wasserbereitstellung für<br />
die Bevölkerung und für die übrigen<br />
Verbraucher nachgedacht werden.<br />
In der ersten Diskussions runde<br />
erörterte der VDM-Vorsitzende<br />
Dr. Karl Tack mit Politikern aus dem<br />
im Bundestag vertretenen Parteien<br />
den aktuellen Handlungsbedarf.<br />
Es gilt, die Mengen und die Qualität<br />
der lebenswichtigen trinkbaren<br />
Wasserressourcen insbesondere aus<br />
der Sicht der Mineralwasserbranche<br />
dauerhaft für alle künftigen Generationen<br />
zu erhalten. Dabei ist<br />
das Nebeneinander von öffentlichrechtlich<br />
konzessionierter und privater<br />
Nutzung von Grundwasser ein<br />
wichtiges Anliegen. Deutschland<br />
ist führend im Absatz von Mineralund<br />
Heilwasser, verzeichnete jedoch<br />
2020 einen Rückgang von 4,5 % im<br />
Vergleich zum Vorjahr.<br />
Rund 200 überwiegend kleine und<br />
mittlere Mineralbrunnen betriebe<br />
sind um höchste Sicherheitsstandards<br />
bei der Abfüllung aus ihren<br />
Quellen bemüht, um die Reinheit<br />
des Naturproduktes Mineral wasser<br />
zu erhalten. Der Pro-Kopf-Verbrauch<br />
von 133,8 Litern (2020) liegt<br />
weiterhin auf einem hohen Niveau.<br />
Die beliebteste Mineralwasser- Sorte<br />
mit wenig Kohlensäure („ Medium“)<br />
hatte einen Absatz von rund<br />
4,5 Milliarden Liter, gefolgt von Mineralwasser<br />
mit CO 2<br />
als „Strudel“<br />
oder „ Classic“ im Handel bezeichnet,<br />
mit einer Abfüllmenge von<br />
rund 3,7 Milliarden Liter, und dem<br />
CO 2<br />
-freien „Stillen Mineral wasser“<br />
mit rund 2,0 Mil liarden Litern.<br />
Heilwasser unterliegt dem Arzneimittelgesetz<br />
und wurde in den letzten<br />
Jahrzehnten immer weniger<br />
nachgefragt, hatte ein Abfüllvolumen<br />
von rund 82 Millionen Liter. Die<br />
deutschen Mineralbrunnen füllten<br />
2020 auch rund 3,2 Milliarden Liter<br />
Erfrischungsgetränke auf Mineralwasser-Basis<br />
ab. Im Getränkehandel<br />
sind weiterhin Quellwasser<br />
aus unterirdischen Wasservorkommen<br />
in Trinkwasserqualität und<br />
Tafel wasser gemischt aus verschiedenen<br />
Wasserarten und Zugabe<br />
von CO 2<br />
und Mineralstoffen zugelassen.<br />
In der zweiten Diskussionsrunde<br />
des VDM-Symposiums stand<br />
der gesellschaftliche Beitrag sowohl<br />
des natürlichem Mineralwassers als<br />
auch des Leitungswassers auf dem<br />
Programm. Vom Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und nukleare<br />
Sicherheit (BMU), vertreten<br />
durch Dr. Regina Dube, und Prof.<br />
Dr. Andreas Hahn, Institut für Lebensmittelwissenschaft<br />
und Humanernährung<br />
der Leibniz- Universität<br />
Hannover, wird die zentrale Wasserversorgung<br />
auch unter Beachtung<br />
des Klimawandels als vorrangige<br />
Aufgabe gesehen, wie es die neue<br />
EU-Trinkwasserrichtlinie für den Erhalt<br />
der menschlichen Gesundheit<br />
und dem Schutz des Trinkwassers<br />
vor nachteiligen Einflüssen vorsieht.<br />
Das Trinkwasser ist bekanntlich das<br />
bestkontrollierte Lebensmittel, das<br />
von den Wasserversorgern in die<br />
Leitungen gespeist wird. Die ständige<br />
analytische Trinkwasserüberwachung<br />
durch die von der Behörde<br />
zugelassenen Trinkwasser labore<br />
steht den häufig nur sporadisch vorgenommenen<br />
Kontrollen bei den<br />
Mineralbrunnen und Getränkeherstellern<br />
gegenüber.<br />
Weiter auf der nächsten Seite.<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 21
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Wasser<br />
Produktwasser für Getränke<br />
Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts<br />
wurde das zu Tisch gereichte<br />
Wasser als Tafelwasser bezeichnet<br />
und es galt für Mineral- und auch<br />
Heilwasser. Nach Verlassen des Wasserhahns<br />
wurde das Wasser zum Lebensmittel<br />
und musste den gültigen<br />
Rechtsvorschriften entsprechen.<br />
1934 wurde eine Tafel wasser-<br />
Verordnung erlassen und unter dem<br />
Oberbegriff Tafelwasser bekamen die<br />
Wassergattungen „Mineralwasser“,<br />
„mineralarmes Wasser“, „künst liches<br />
Mineralwasser“ und „Sole“ diese Bezeichnungen.<br />
Erst 1984 wurden in einer<br />
Verordnung die Begriffe Mineralwasser,<br />
Quellwasser und Tafelwasser<br />
aktualisiert und in der Mineral- und<br />
Tafelwasser-Verordnung (Min/Tafel-<br />
WV) festgehalten.<br />
Parallel dazu wurden seitens der<br />
EU Richtlinien erlassen, die in nationales<br />
Recht umgesetzt wurden. Das<br />
natürliche Mineralwasser muss gemäß<br />
§ 2 Min/TafelWV aus einem unterirdischen,<br />
vor Verunreinigungen<br />
geschützten Wasservorkommen gewonnen<br />
werden, muss konstant in<br />
seiner Mineralisation und ursprünglich<br />
rein sein. Diese Anforderungen<br />
werden im amt lichen Anerkennungsverfahren<br />
durch die zuständige Behörde<br />
geprüft. Für Anerkennung<br />
und Nutzungsgenehmigung müssen<br />
ausführliche Dokumentationen vom<br />
hydrogeo logischen Gutachten, über<br />
mikrobiologische und chemische Parameterangaben<br />
bis zu den Höchstmengen<br />
an bestimmten Schwermetallen<br />
vorgelegt werden. Das Mineralwasser<br />
muss ohne Veränderung<br />
abgefüllt werden. Lediglich das Abtrennen<br />
unbeständiger Inhaltsstoffe,<br />
wie zum Beispiel Eisen oder Schwefelverbindungen,<br />
die zu Trübungen<br />
führen, und die Zugabe von CO 2<br />
sind gestattet. Diese Bewilligung der<br />
Quellnutzung gilt für eine Dauer von<br />
30 Jahren. Dr. Tack kritisierte im vorgenannten<br />
Symposium, dass lediglich<br />
eine jederzeit widerrufliche Erlaubnis<br />
mit einer Dauer von 10 Jahren<br />
vorgesehen sei.<br />
Quell- und Tafelwasser<br />
Als Produkt wird zunehmend Quellwasser<br />
zumeist in größeren Gebinden<br />
im Getränkehandel in einem niedrigen<br />
Preissegment gegenüber den in<br />
Flaschen abgefüllten Markenartikeln<br />
aus Brunnenbetrieben angeboten.<br />
Welche Unterschiede bestehen zum<br />
Mineralwasser? Quellwasser stammt<br />
auch aus unterirdischen Wasservorkommen<br />
und die analogen Aufbereitungsverfahren<br />
einschließlich CO 2<br />
-<br />
Zugabe sind zulässig. Im Gegensatz<br />
zu Mineralwasser ist keine amtliche<br />
Anerkennung erforderlich. Bezüglich<br />
der Inhaltsstoffe ist kein Nachweis einer<br />
konstanten Mineralisierung erforderlich,<br />
die chemischen Grenzwerte<br />
der Trinkwasser-Verordnung müssen<br />
eingehalten werden. Quellwasser<br />
muss auch am Förderort mit Name<br />
der Quelle abgefüllt werden.<br />
Der Begriff „Tafelwasser“ gehört<br />
zwar noch zum Sprachgebrauch<br />
und es wird von vielen Verbraucher<br />
nicht richtig vom natürlichen Mineralwasser<br />
unterschieden. Es kann<br />
aus Trink-, Mineral- und/oder Quellwasser<br />
bestehen und weitere Zutaten<br />
enthalten, muss jedoch den<br />
Anforderungen der TrinkwV entsprechen.<br />
Auch die üblichen Behandlungsverfahren<br />
für Trinkwasser<br />
in den Wasserwerken sind zugelassen.<br />
Die Verkehrsbezeichnung ist Tafelwasser<br />
oder Sodawasser und eine<br />
mög liche Verwechslung mit Mineral-<br />
oder Quellwasser sollte bei Angaben<br />
auf dem Etikett vermieden werden.<br />
Wasser bei der Bierherstellung<br />
Das Produktwasser für die Bierherstellung,<br />
insbesondere der Gehalt<br />
an gelösten Calcium- und Magnesiumsalzen<br />
wird als Wasserhärte bezeichnet,<br />
bestimmte in der Vergangenheit<br />
den typischen Charakter der<br />
Biere einer Region. So ist die Härte<br />
des Münchner Brauwassers fast<br />
ausschließlich durch Carbonate bestimmt<br />
und das harte Dortmunder<br />
Wasser hat eine überwiegende durch<br />
Sulfat-Ionen bestimmte Nichtcarbonathärte<br />
trotz reichlich vorhandener<br />
Carbonate. Das Pilsener Brauwasser<br />
dagegen ist ausgesprochen salzarm<br />
und weich. Heute verfügen alle<br />
Brauereien, die ihr Brauwasser aus<br />
eigenen Brunnen entnehmen, über<br />
geeignete Aufbereitungsanlagen und<br />
können das Produktwasser hinsichtlich<br />
Wasserhärte darauf einstellen.<br />
Ohne hin wird, wie auch bei der Trinkwasserbehandlung,<br />
das geförderte<br />
Grundwasser von Eisen und Mangan<br />
durch Oxidation mit Luftsauerstoff,<br />
d.h. durch Belüftung und Filtration<br />
entfernt. Kleinere Brauereien beziehen<br />
das Produktwasser aus der Leitung<br />
und können neben der Entlüftung<br />
des Wassers auch gezielte Maßnahmen<br />
in den Aufbereitungstanks<br />
durchführen. In der Fruchtsaftindustrie<br />
ist man bei der Rückverdünnung<br />
der Konzentrate bemüht, durch Einstellung<br />
des Produktwassers sich an<br />
die Geschmacksrichtungen der jeweiligen<br />
Direktsäfte anzugleichen.<br />
Diese kurze Übersicht über die<br />
Bedeutung des wichtigsten Inhaltsstoffes<br />
in den Getränken erinnert daran,<br />
dass Wasser bewusst und achtsam<br />
eingesetzt werden soll. Dr. G. A.<br />
22 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
Automatisierung<br />
in der Getränkeindustrie
Automatisierung SPEZIAL<br />
BRUNNENÜBERWACHUNG<br />
Wie kommt das Wasser in die Wolke?<br />
Mineralwasser wird aus Brunnen entnommen und auch Brauereien beziehen ihr Wasser aus Tiefbrunnen,<br />
die überwacht werden müssen. Die Ergebnisse werden dokumentiert und Reporte regelmäßig an die<br />
jeweiligen Behörden gesendet. Da der Großteil der Betriebe mehrere Brunnen betreibt, die meist auch<br />
weit voneinander entfernt sind, ist der Personaleinsatz sehr hoch. Die Inline-Erfassung der Messwerte der<br />
einzelnen Brunnen und Abbildung in der JUMO Cloud zeigt eine Lösung auf, die den Arbeitsaufwand<br />
deutlich verringert und bei Bedarf auch automatisiert werden kann.<br />
Von MARTIN EPPINGER, JUMO Branchenmanager, JUMO GmbH & CO.KG<br />
Ü<br />
berwacht werden müssen die Temperatur,<br />
der Brunnenpegel, der<br />
Leitwert, pH-Wert und auch der<br />
Durchfluss. Das soll unter anderem sicherstellen,<br />
dass kein Grundwassereintrag in<br />
die Quelle stattfindet. Für die Entnahme<br />
von Grundwasser, die ebenfalls gemeldet<br />
werden muss, gibt es wiederum strenge<br />
Vorgaben. Grundwasserrechte und auch<br />
die Brunnenabsenkung spielen hier eine<br />
wesentliche Rolle. Für all diese Messgrößen<br />
bietet JUMO die passende Sensorik.<br />
Die entnommene Wassermenge kann beispielsweise<br />
mit dem JUMO flowtrans MAG<br />
H10 ermittelt werden. Dieser magnetisch<br />
induktive Durchflussmesser wurde speziell<br />
für hygienische Anwendungen entwickelt<br />
und ist in Nennweiten von DN 3 bis DN 100<br />
erhältlich. Die Mindestleitfähigkeit des Messmediums<br />
muss größer als 20 µS/ cm sein, die<br />
Maximaltemperatur liegt je nach Ausführung<br />
bei bis zu 130 °C. Der Durchflussmesser<br />
ist entweder als Kompaktgerät oder mit<br />
getrenntem Messumformer erhältlich.<br />
Zur Bestimmung des pH-Werts ist besonders<br />
die JUMO tecLine pH-Einstabmesskette<br />
geeignet. Diese zeichnet sich<br />
durch eine hohe mechanische Robustheit<br />
aus und verfügt über einen integrierten<br />
Temperatur sensor. Die Leitfähigkeit<br />
kann mit dem JUMO digiLine Ci-Sensor<br />
ermittelt werden. JUMO digiLine ist<br />
ein busfähiges Anschlusssystem für digitale<br />
Sensoren in der Flüssigkeitsanalyse, mit<br />
dem umfangreiche Sensor netzwerke aufgebaut<br />
werden können.<br />
JUMO Cloud<br />
LTE-Gateway (Option)<br />
LTE-Gateway (Option)<br />
Brunnen 1 Brunnen 2<br />
Pumpe<br />
1 JUMO variTron 500<br />
Automatisierungssystem<br />
mit Modulen und Panel<br />
2 JUMO flowTRANS MAG H10<br />
Entnahme Wassermenge<br />
3 JUMO digiLine Ci HT10<br />
Leitwert und Temperatur<br />
4 JUMO tecLine pH<br />
pH-Wert<br />
5 JUMO MAERA S28<br />
Überwachung Brunnenpegel<br />
Pumpe<br />
Grafik: JUMO<br />
24 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
HEFT IM HEFT<br />
Foto: JUMO<br />
Der Brunnenpegel kann mit der Pegelmesssonde<br />
JUMO MAERA S28 überwacht<br />
werden. Diese ist speziell ist für Freifeldanwendungen<br />
konzipiert. Neben den Vorteilen<br />
einer hervorragenden Langzeitstabilität<br />
durch die piezoresistive Messzelle und<br />
höchste Prozesssicherheit durch einen integrierten<br />
Blitzschutz bietet diese Pegelsonde<br />
zudem die Möglichkeit der gleichzeitigen<br />
Messung von Füllstand und Temperatur.<br />
Alle Messgrößen können an das Automatisierungssystem<br />
JUMO variTRON 500 angeschlossen<br />
werden. Das Vor-Ort-Touch-<br />
Display zeigt dann alle ermittelten Werte<br />
an. Im JUMO variTRON 500 kommt erstmals<br />
eine völlig neue Hard- und Softwareplattform<br />
zum Einsatz, bei deren Entwicklung<br />
das Thema „Skalierbarkeit“ ganz<br />
oben auf der Agenda stand. Das Ergebnis<br />
ist modular, flexibel und vor allen Dingen<br />
zukunftsfähig. Basis des JUMO variTRON<br />
500 ist eine Hardwareplattform mit einem<br />
800 MHz-Prozessor, der je nach Anwendung<br />
als Single-, Dual- oder Quad-Core-<br />
Variante eingesetzt werden kann. Die Software<br />
ist auf Basis einer Linux-Plattform modular<br />
aufgebaut und ermöglicht eine sehr<br />
gute Skalierbarkeit der Performance, Speicher<br />
und Schnittstellen. Eine weitere Besonderheit<br />
ist ein kundenspezifischer Konfigurations-<br />
und Prozess-Dateneditor.<br />
Visualisierung<br />
Über die Ausgänge können bei Unterschreiten<br />
von Pegelständen beispielweise Pumpen<br />
abgestellt werden. Weiterhin fungiert<br />
das System als Gateway zur JUMO Cloud<br />
mit einer sicheren MQTTS-Verbindung.<br />
In der JUMO Cloud kommen alle Messdaten<br />
zusammen. So können über individuelle<br />
Dashboards alle Brunnen und Werte<br />
visualisiert und ausgewertet werden. Auch<br />
Berichte zu erstellen ist sehr einfach. Bei<br />
Über- und Unterschreiten von Werten ist es<br />
möglich, dass Alarme vordefiniert werden,<br />
die dann zum Beispiel per E-Mail oder SMS<br />
versendet werden. Die JUMO Cloud basiert<br />
auf dem Modell „Software as a Service“<br />
(SaaS) und ist eine cloudbasierte Anwendungssoftware<br />
mit einer vordefinierten<br />
Benutzeroberfläche.<br />
Als IoT-Plattform zur Prozessvisualisierung,<br />
Datenerfassung, -auswertung<br />
sowie -archivierung ermöglicht die JUMO<br />
Cloud den weltweiten Zugriff auf Messdaten<br />
über die gängigen Webbrowser. Sie<br />
zeichnet sich durch hohe Sicherheit und<br />
wertvolle Visualisierungs-, Alarm- und<br />
Planungs funktionen aus. Kunden können<br />
mit Hilfe der JUMO Cloud mehrere verteilte<br />
Anlagen, Prozesse oder Standorte in<br />
einem Dashboard überwachen und so die<br />
Prozesssicherheit erhöhen.<br />
Da JUMO die Datenspeicherung mit<br />
einer redundanten und zertifizierten Infrastruktur<br />
übernimmt, ergibt sich für Anwender<br />
auch eine signifikante Zeitersparnis.<br />
Durch professionelle Report- und Exportfunktionen<br />
kann der Aufwand für<br />
nachweispflichtige Datenerfassungen<br />
deutlich reduziert werden. Durch die ausschließliche<br />
Zusammenarbeit mit europäischen<br />
Rechenzentren werden alle DSGVO-<br />
Standards erfüllt.<br />
Die Möglichkeiten der JUMO Cloud reichen<br />
von einfachen Alarmmeldungen über<br />
ein Condition-Monitoring bis hin zu kompletten<br />
Anlagensteuerungen. <br />
Mehr Informationen<br />
www.jumo.net<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 25
Automatisierung SPEZIAL<br />
Foto: NürnbergMesse / Pixabay<br />
ENORME CHANCEN FÜR VERPACKUNGSMASCHINEN IN DER GETRÄNKEINDUSTRIE<br />
Künstliche Intelligenz<br />
im Bereich der Verpackungsmaschinen<br />
Die vierte industrielle Revolution bietet auch Unternehmen, die Verpackungen und Verpackungsmaterial<br />
für Erzeugnisse der Ernährungs- und Getränkeindustrie herstellen, die Möglichkeit, sich die Vorteile von<br />
Künstlicher Intelligenz (KI) zunutze zu machen. Effizienz, Transparenz und Produktivität werden dadurch<br />
erheblich verbessert.<br />
W<br />
ährend der Corona-Pandemie<br />
hat sich die Bedeutung der<br />
Digitalisierung für die gesamte<br />
Wirtschaft noch einmal verdeutlicht.<br />
Vom Online-Kundenservice über Homeoffice<br />
und digitalen Messekonzepten bis<br />
hin zum Einsatz von Maschinellem Lernen<br />
und Künstlicher Intelligenz hat dieser<br />
Bereich in den vergangenen Monaten<br />
enormes Wachstum erfahren. So nannten<br />
in einer weltweiten Umfrage, die McKinsey<br />
unter Führungskräften durchgeführt hat,<br />
die Befragten am häufigsten Investi tionen<br />
in Datensicherheit und Künstliche Intelligenz<br />
als Veränderungen, mit denen sie<br />
ihre Unternehmen für die Zeit nach Corona<br />
besser positionieren können. Die <strong>Technologie</strong>n<br />
dafür sind bereits in den Startlöchern<br />
und die Krise hat die Unternehmen dazu<br />
motiviert, ihre Zurückhaltung aufzugeben.<br />
Auch Verpackungsmaschinenhersteller<br />
im Getränkebereich haben, wie auf der<br />
europäischen Branchenmesse FACHPACK<br />
in Nürnberg zu sehen war, bereits in den<br />
letzten Jahren zunehmend auf digitale<br />
26 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Instrumente wie Künstliche Intelligenz<br />
und Maschinelles Lernen gesetzt, um die<br />
Effi zienz und Produktivität für ihre Kun den<br />
zu optimieren.<br />
Maschinen werden intelligent<br />
Die Digitalisierung von Verpackungsprozessen<br />
und die Umsetzung von Effizienzprogrammen<br />
gehören zu den aktuellen<br />
Top- Themen, die auch Unternehmen der<br />
Getränke verpackungsindustrie umtreiben,<br />
nicht zuletzt, um die Einbrüche der Corona-Krise<br />
in den kommenden Monaten<br />
kompensieren zu können. Als wesentliches<br />
Werkzeug der Digi talisierung hält Künstliche<br />
Intelligenz auch vermehrt Einzug in<br />
den Produktionshallen. KI hat einen großen<br />
Einfluss auf die Verpackungsindustrie mit<br />
dem Ziel, die Produktion effizienter, flexibler<br />
und nachhaltiger zu gestalten. Sie deckt<br />
dabei ein breites Spektrum an Methoden<br />
oder <strong>Technologie</strong>n ab, die Aufgaben erfüllen,<br />
die normalerweise menschliche Intelligenz<br />
erfordern, wie Lernen, Beurteilen<br />
und Problemlösung. Die Beherrschung von<br />
Künstlicher Intelligenz im industriellen Bereich<br />
wird damit zu einem entscheidenden<br />
Faktor, um im Wettbewerb zu bestehen.<br />
Foto: NürnbergMesse / Frank Boxler
HEFT IM HEFT<br />
Künstliche Intelligenz in Verpackungsprozessen<br />
wird entweder zu Zwecken der vorausschauenden<br />
Wartung eingesetzt oder<br />
um die Verpackungsprozesse selbst effizienter<br />
und zuverlässiger zu machen. Im<br />
ersten Fall liegt der Fokus auf der allgemeinen<br />
Maschineneffizienz und umfasst<br />
mit dem Maschinellen Lernen eine Untergruppe<br />
Künstlicher Intelligenz. Für die<br />
Kunden kann die vorausschauende Wartung<br />
dazu beitragen, ungeplante Ausfallzeiten<br />
zu reduzieren sowie weniger flexible<br />
Wartungs- und Kostenmodelle neu zu<br />
strukturieren. Außerdem bietet der branchenweite<br />
Leistungsvergleich die Möglichkeit,<br />
die Effektivität der eigenen Produktionsprozesse<br />
besser einzuordnen und<br />
zu verbessern.<br />
Foto: NürnbergMesse / Frank Boxler<br />
FACHPACK <strong>2021</strong> – „Umweltgerechtes Verpacken“<br />
Die FACHPACK ist die Europäische Fachmesse<br />
für Verpackungen, Technik und<br />
Prozesse. Die Aussteller präsentieren ihr<br />
Angebot rund um die Prozesskette Verpackung<br />
für Industrie- und Konsumgüter.<br />
Gezeigt werden:<br />
▶▶Packstoffe und Pack(hilfs-)mittel,<br />
▶▶Etikettier-, Kennzeichnungs- und<br />
Identifi kationstechnik,<br />
▶▶Verpackungs- und Abfüllmaschinen,<br />
Komplette Qualitätskontrolle<br />
statt Stichproben<br />
Ein spezieller Anwendungsbereich bei<br />
Verpackungsaufgaben scheint dabei<br />
wie gemacht für Künstliche Intelligenz:<br />
die Qualitätskontrolle. Egal ob Lebensmittel-<br />
beziehungsweise Getränkehersteller,<br />
Pharmaunternehmen oder Elektronikproduzent:<br />
Rückrufaktionen gehören zu<br />
den teuersten Vorfällen für produzierende<br />
Unternehmen. Nicht nur die Kosten,<br />
die durch den (Schaden-)Ersatz verursacht<br />
werden, sind horrend, auch die Schädigung<br />
des Rufs des Unternehmens kann<br />
langfristige negative Folgen haben. Die<br />
wirkungsvollste Möglichkeit, dies zu vermeiden,<br />
ist die Gewährleistung einer optimalen<br />
Qualitätskontrolle.<br />
Im Gegensatz zu herkömmlichen Stichprobenprü<br />
fungen kann mit KI die Qualitätskontrolle<br />
auf 100 % der produzierten<br />
Ware ausgedehnt werden. In diesen<br />
Fällen wird KI zum Beispiel eingesetzt,<br />
um visuelle Erkennungs- und Inspektionssysteme<br />
mit intelligenten Informationen<br />
zu versorgen, um schadhafte Produkte<br />
auszuschleusen. Mit Hilfe von Algorithmen<br />
werden dann nur Produkte angenommen<br />
und versendet, die bestimmte Qualitätskriterien<br />
erfüllen.<br />
Die Entwicklung der zugrundeliegenden<br />
Algorithmen erfordert erhebliches Knowhow<br />
im Bereich der Programmierung und<br />
der intelligenten <strong>Technologie</strong>. Denn ein<br />
Algo rithmus ist nur so gut wie der Datensatz,<br />
der während der Trainingsphase verwendet<br />
wird. Um diese Wissenslücken zu<br />
schließen, kooperieren viele Maschinenbauer<br />
mit traditionellen IT-Expertenfirmen, passen<br />
bestehende Lösungen an ihre Bedürfnisse<br />
an oder integrieren das IT-Wissen in ihre<br />
Entwicklungsabteilungen. Für die Kunden<br />
der Verpackungsmaschinenhersteller bedeutet<br />
diese Entwicklung einen großen Schritt<br />
in Richtung Flexibilität: Künftig könnten die<br />
Verpackungsmaschinen mit Hilfe von selbstlernenden<br />
Algorithmen selbständig auf<br />
neue Produkte und Verpackungsformate<br />
reagieren und Umrüstzeiten – und damit die<br />
Time-to-Market drastisch verkürzen.<br />
Alltägliche, sich wiederholende und<br />
schwierigere Aufgaben können zudem<br />
auto matisiert werden. Die Automatisierung<br />
mithilfe von Künstlicher Intelligenz bietet<br />
obendrein die Möglichkeit, die Arbeitsbedingungen<br />
im Produktionsprozess zu verbessern<br />
und so die Risiken für Gesundheit<br />
und Sicherheit zu reduzieren. Nicht zuletzt<br />
werden die Unternehmen durch die vielfältigeren<br />
Aufgaben im Zusammenhang mit<br />
Künstlicher Intelligenz für jüngere Fachkräfte<br />
attraktiver.<br />
FACHPACK <strong>2021</strong> greift das Thema<br />
Künstliche Intelligenz auf<br />
Unter dem Motto „Wir machen Zukunft“<br />
ist die FACHPACK vom 28. bis 30. September<br />
<strong>2021</strong> für ihre Aufgabe als Multiplikator<br />
dieses wegweisenden Trends in der Verpackungsindustrie<br />
gut aufgestellt. Besonders<br />
erfreulich: Der Expertenaustausch<br />
kann face-to-face stattfinden. Seit der<br />
Kabinettssitzung der Bayerischen Staatsregierung<br />
am 18. Mai <strong>2021</strong> ist der Weg für<br />
▶▶Verpackungsdruck und -veredelung,<br />
▶▶Maschinen, Geräte und Komponenten<br />
in der Verpackungsperipherie,<br />
▶▶Palettiertechnik,<br />
▶▶Intralogistik sowie Services.<br />
Mit dem neuen Slogan „Wir machen<br />
Zukunft“ widmet sich die FACHPACK<br />
(28. - 30. September <strong>2021</strong>, Nürnberg)<br />
dem brandaktuellen Leitthema „Umweltgerechtes<br />
Verpacken“. <br />
ein persönliches Zusammenkommen auf<br />
der FACHPACK Ende September im Messezentrum<br />
Nürnberg geebnet. Bei einer anhaltend<br />
günstigen Entwicklung des Infektionsgeschehens<br />
ist die Wiederaufnahme<br />
des Messebetriebs ab spätestens 1. September<br />
<strong>2021</strong> möglich.<br />
Knapp 800 Aussteller sind schon zur<br />
FACHPACK <strong>2021</strong> angemeldet und bereiten<br />
gerade ihre Messeauftritte in den neun<br />
belegten Messehallen vor. Sie werden im<br />
Herbst dann live vor Ort u.a. zeigen, welche<br />
Vorteile Künstliche Intelligenz in der<br />
Verpackungsindustrie bringt.<br />
Fachbesucher aus dem Bereich der Getränkeindustrie<br />
sind herzlich eingeladen, an<br />
der FACHPACK vor Ort im Messezentrum<br />
Nürnberg teilzunehmen. Ein umfassendes<br />
Hygienekonzept sorgt für einen sicheren<br />
Messebesuch. Weitere Informa tionen dazu<br />
und zu den Schutzmaßnahmen nach aktuellen<br />
Vorgaben gibt es unter:<br />
www.fachpack.de/schutzmassnahmen<br />
NEU: myFACHPACK verbindet<br />
reale und digitale Welt<br />
Neu ist in diesem Jahr das digitale Tool<br />
myFACHPACK, welches den Ausstellern<br />
die Möglichkeit bietet, ihre Reichweite<br />
ins Digitale zu verlängern. Und Besucher,<br />
die nicht nach Nürnberg reisen möchten,<br />
können so trotzdem an der FACHPACK<br />
teilnehmen. myFACHPACK bietet beispielsweise<br />
Online-Matchmaking und Networking<br />
bereits vor Messebeginn, digitale Ergänzungen<br />
der Produktdarstellungen auf<br />
den Messeständen, zum Beispiel durch Videos,<br />
Chats oder virtuelle Meetingräume.<br />
Außerdem wird es Live-Streams der drei<br />
Foren PACKBOX, TECHBOX und des neuen<br />
Ausstellerforums INNOVATIONBOX geben.<br />
Neben dem Messe-Leitthema „Umweltgerechtes<br />
Verpacken“ liegt ein weiterer<br />
inhaltlicher Fokus der Foren auf den<br />
Dauer brenner-Themen Digitalisierung und<br />
Künstliche Intelligenz im Verpackungsmaschinenbereich.<br />
Mehr Informationen<br />
www.fachpack.de<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 27
Anlieferung Altpapier-Ballen<br />
INDIVIDUELLE, PASSIVE KÜHLLÖSUNGEN<br />
Isolierelemente aus Papierabfall<br />
Der Produktionsabfall oder -überschuss, der bei der Produktion von Papiererzeugnissen<br />
anfällt, wird im klassischen Wieder verwertungskreislauf zerkleinert und anschließend<br />
in den Produktionsprozess zurückgeführt. Das Startup easy2cool aus München hat eine<br />
nachhaltige Verwendung für Papierabfall: Mithilfe eines WEIMA WLK 1500 Shredders<br />
werden aus Kartonagen revolutionäre und nachhaltige Isolierelemente hergestellt.<br />
Seit der Unternehmensgründung<br />
in der heimischen Garage<br />
im Jahr 2014 geht es bei<br />
easy2cool steil bergauf. Mittlerweile<br />
beschäftigen die Geschäftsführer<br />
und Gründer Marco Knobloch und<br />
Sebastian Leicht mehr als 40 Mitarbeiter<br />
an den beiden Standorten<br />
München und Lichtenfels. Ihre<br />
Mission: der Schutz temperaturempfindlicher<br />
Güter zu jeder Zeit an<br />
jedem Ort – ohne dabei die Umwelt<br />
zu belasten. Dabei ist das bayerische<br />
Startup auf individuelle, passive<br />
Kühllösungen spezialisiert. Das<br />
Produktportfolio des bayerischen<br />
Unternehmens umfasst Lösungen<br />
für den professionellen Tiefkühl-<br />
Transport sowie Kühlpacks und<br />
Kühlboxen für den Freizeitbereich.<br />
einsatz bis zu vier Tage ohne Strom<br />
gekühlt werden. Zu den Kunden<br />
des Unternehmens gehören neben<br />
Festival- Fans zunehmend Firmen<br />
aus dem Lebensmittel-Versandhandel,<br />
die ihre Waren in den Versandboxen<br />
des Startups verschicken.<br />
In der hauseigenen Produktionsstätte<br />
des Startups in Bayern wer-<br />
Gut gekühlt unterwegs<br />
Mit dem „Festival Cooler“ bietet<br />
easy2cool die erste ökologische<br />
Kühlbox an, die zu 100 % aus<br />
recyclingfähigen Materialien besteht.<br />
Mithilfe der eigens entwickelten<br />
„easyAkkus“ können Getränke<br />
und Lebensmittel auch im Outdoorden<br />
die Kühlsysteme für Transport<br />
und Logistik je nach Anwendungsfall<br />
in Größe und Leistung individualisiert.<br />
In einem Forschungsprojekt<br />
mit dem Lehrstuhl für Papiertechnik<br />
der Technischen Universität<br />
Dresden wurde die nachhaltige Isolierverpackung<br />
„paperfloc“ entwickelt.<br />
Ziel der Zusammenarbeit war<br />
Der Shredder wird per Gabelstapler befüllt. Foto: easy2cool<br />
28 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
IM FOKUS | Passive Kühlelemente<br />
es, eine nachhaltige Alternative zu<br />
geschäumtem Polystyrol (EPS), auch<br />
Styropor genannt, zu finden und ein<br />
neues, ökologisches Wärmeisolationsmaterial<br />
zu entwickeln.<br />
Der Grundrohstoff der innovativen<br />
Isolationsmatten wird aus recyceltem<br />
Papier gewonnen. Die in<br />
der Papier- und Verpackungsindustrie<br />
anfallenden Produktionsabfälle<br />
können so genutzt und weiterverarbeitet<br />
werden, um Lebensmittel<br />
und Getränke kühl zu halten.<br />
Die Isolierung aus Papierflocken ist<br />
ressour censchonend in der Herstellung<br />
und kann problemlos zu 100 %<br />
in den bestehenden Recyclingkreislauf<br />
rückgeführt werden. Im Vergleich<br />
zu EPS (Styropor) wird bei der<br />
Produk tion von Zellulosefasern etwa<br />
25-mal weniger Energie aus nicht<br />
erneuerbaren Quellen gebraucht.<br />
Geballte Zerkleinerung<br />
Der erste Schritt in der Herstellung<br />
der Zellulosefasern ist die Zerkleinerung.<br />
Für diesen wichtigen<br />
Prozess schritt fiel die Wahl auf einen<br />
Shredder des Zerkleinerungsspezialisten<br />
aus Ilsfeld. Die Anforderungen<br />
an die Maschine waren<br />
klar: eine schnelle, unkomplizierte<br />
Hand habung und eine genaue,<br />
homo gene Zerkleinerung auf die<br />
vorgegebene Korngröße. Mit einer<br />
Arbeitsbreite von 1.500 mm und einem<br />
Rotordurchmesser von 368 mm<br />
zerkleinert der WLK 1500 Einwellen-Zerkleinerer<br />
die Papierballen<br />
und Kartonage ohne Probleme.<br />
Aber nicht nur der Zerkleinerer,<br />
auch die weiterführende Austragsförderung,<br />
die dosierte Übergabe<br />
und die Förderspirale wurden<br />
von WEIMA konzipiert und als Systemlösung<br />
geliefert. Wieso Marco<br />
Knobloch, Gründer und Geschäftsführer<br />
bei easy2cool, sich für eine<br />
Lösung von dieser Firma entschied,<br />
bringt er prägnant auf den Punkt:<br />
„Die Maschinentechnik und das<br />
Gesamtpaket der Anlage sind in ihrer<br />
Form einzigartig und wurden<br />
uns so von keinem anderen Wettbewerber<br />
angeboten.“<br />
Das Altpapier wird in Ballen angeliefert<br />
und bis zur Weiterverarbeitung<br />
gelagert. Mithilfe eines Gabelstaplers<br />
werden die Ballen in den<br />
Trichter des WLK 1500 aufgegeben.<br />
Auch die Drähte, die um die Ballen<br />
gewickelt sind, werden geshreddert.<br />
Mit einer integrierten Magnettrommel<br />
werden diese auf dem nachfolgenden<br />
Austragsförderband abgeschieden<br />
und gesammelt. So können<br />
die nachgeschalteten Maschinen geschützt<br />
werden. Angetrieben wird<br />
der circa zehn Tonnen schwere<br />
Papier- Shredder von einem energieeffizienten<br />
und 90 kW starken Elektroantrieb.<br />
Der elektromechanische<br />
Antrieb ist äußerst wartungsfreundlich<br />
und robust. Das Besondere daran<br />
ist: Die Getriebe werden eigens<br />
in Ilsfeld ausgelegt und gefertigt und<br />
sind speziell für den Zerkleinerungsbetrieb<br />
konzipiert. So können maximale<br />
Störstoffresistenz und optimale<br />
Drehmomentübertragung sichergestellt<br />
werden.<br />
Geschlossenes System<br />
gegen Staub<br />
Um die Staubentwicklung zu minimieren<br />
und so die Gesundheit der<br />
Mitarbeiter zu schützen sowie das<br />
Brand- und Explosionsrisiko zu mindern,<br />
hat der Zerkleinerer einige besondere<br />
Extras. Der Shredder verfügt<br />
über einen Doghouse-Trichteraufsatz.<br />
Dieser ist an den Seiten<br />
und oben geschlossen – nur der<br />
Material- Aufgabepunkt ist mit einem<br />
Lamellenvorhang verdeckt. So<br />
kann die Maschine problemlos mit<br />
dem Gabelstapler befüllt werden,<br />
ohne dass große Mengen an Staub<br />
aus dem Trichter entweichen. Der<br />
Übergang vom Shredder zum Förderband<br />
wurde mit weiteren Lamellenvorhängen<br />
ausgestattet, sodass<br />
kaum Staub austreten kann. Auch<br />
das Förderband wurde in einer geschlossenen<br />
Variante konzipiert, um<br />
die Verbreitung des Papierstaubs<br />
zu minimieren. Des Weiteren wurde<br />
eine Staubabsaugung installiert.<br />
Optimale Auslastung dank<br />
Stop-and-Go-Automatik<br />
Der WLK 1500 ist mit einer Stopand-Go-Steuerung<br />
ausgestattet, sodass<br />
die nachgeschalteten Maschinen<br />
stets optimal ausgelastet sind. Das<br />
geshredderte Papier wird über eine<br />
Dosiereinheit der weiterverarbeitenden<br />
Mühle zugeführt. Dort entsteht<br />
das innova tive Isolationsmaterial, das<br />
anschließend in die Naturfaserverpackungen<br />
gefüllt wird. Nach der Qualitätskontrolle<br />
sind die „ paperfloc“ Isoliermatten<br />
fertig für den Versand oder<br />
den Einbau in die „ Festival Cooler“<br />
vor Ort. Um den ökologischen Fußabdruck<br />
klein zu halten, werden ausgemusterte<br />
Isolierungsmatten und Versandverpackungen<br />
in den Produktionskreislauf<br />
rückgeführt.<br />
Bundesfördermittel<br />
zeigen Wirkung<br />
Über das Förderprogramm Energieeffizienz<br />
in der Wirtschaft des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und<br />
Energie (BMWi) erhielt das bayerische<br />
Startup eine attraktive Bundesförderung<br />
für den Bau der neuen<br />
Produk tionsanlage<br />
Fazit<br />
Die Vorteile der Zusammenarbeit<br />
mit WEIMA sind für Marco<br />
Knobloch klar: „Das Komplett paket<br />
kann ich uneingeschränkt weiterempfehlen.<br />
Die technische Ausführung<br />
der Maschine und der angeschlossenen<br />
Geräte, die Wirtschaftlichkeit,<br />
die hervorragende<br />
persönliche Beratung bei Planung<br />
der Anlage sowie der Service haben<br />
uns überzeugt.“<br />
Die nachhaltige Isolationsmatte wird aus Altpapier und Kartonage hergestellt. Foto: easy2cool<br />
Mehr Informationen<br />
www.easy2cool.de<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 29
IM FOKUS | In situ-Elektrolyse<br />
APPLIKATIONEN<br />
Desinfektionsmittel durch<br />
Elektrolyse vor Ort erzeugen<br />
Die Elektrochemische Aktivierung (ECA)-<strong>Technologie</strong> wurde in der Ausgabe 2/<strong>2021</strong> der<br />
Getränke! <strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong> vorgestellt. In diesem Artikel werden die Applikationen<br />
betrachtet sowie ein Vergleich zu Alternativen aufgezeigt. Grundlagen hierfür sind die<br />
Auswertungen der Bachelorarbeit „Applikationsbereiche eines mittels In situ Elektrolyse<br />
hergestellten Desinfektionsmittel (NADES 2.0) in einer Brauerei“, die in Zusammenarbeit<br />
der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der aquagroup AG verfasst worden ist.<br />
Von JONATHAN LEHNER, B. Eng. in Brau- und Getränketechnologie, Technischer Vertrieb, aquagroup AG<br />
A<br />
us Salz , Wasser und Strom<br />
erzeugen ECA-An lagen<br />
eine Natriumhypochlorit-<br />
Lösung (NaOCl), die eine desinfizierende<br />
Eigenschaft besitzt. Hierfür<br />
gibt es unterschiedliche Verfahren.<br />
Die aquagroup AG hat vor einigen<br />
Jahren die Membranzellelektrolyse<br />
(erzeugt: 200 ppm NaOCl) durch die<br />
Einkammernzellenelektrolyse ersetzt.<br />
Hierbei entsteht in der Elektrolysezelle<br />
bis zu 6.000 ppm Natriumhypochlorit<br />
(entspricht 0,6 % NaOCl;<br />
Natriumhypochlorit ist erst ab 5 %<br />
ein Gefahrstoff).<br />
Durch diese Umstellung konnte<br />
die mitgebrachte Salzfracht um den<br />
Faktor 6 reduziert werden, dies impliziert<br />
ein deutlich geringeres Korrosionsrisiko.<br />
Weiterhin wurde dadurch<br />
der Chlorat-Wert um zwei<br />
Drittel gesenkt. Korrosion und Chlorat<br />
spielen in Lebensmittel- und Getränkebetrieben<br />
eine immense Rolle.<br />
Nachdem diese <strong>Technologie</strong> keinerlei<br />
Gefahrstoffe benötigt oder<br />
produziert, ist es möglich, eine ECA-<br />
Anlage direkt am Ort der Applikation<br />
(zum Beispiel Füllerei, Gär- und<br />
Lagerkeller) zu installieren. Die Verlegung<br />
von langen Rohrleitungen,<br />
beispielsweise in über Genera tionen<br />
gewachsenen Betrieben, kann so<br />
vermieden werden.<br />
Applikationen<br />
Nach einer Ortsbesichtigung und<br />
gemeinsamen Standortdefinition<br />
mit dem Kunden, werden die<br />
Appli kationen definiert und die<br />
aquagroup ECA-Anlagen installiert.<br />
Nun kann das in situ generierte<br />
Natriumhypochlorit (genannt<br />
NADES 2.0) eingesetzt werden. Die<br />
Dosierung in den einzelnen Applikationen<br />
erfolgt automatisch und<br />
wird durch eine Mess- und Regeleinheit<br />
gesteuert.<br />
Gesamtwasserbeaufschlagung<br />
In vielen Brauereien befinden sich<br />
Chlordioxidanlagen, um den Bereich<br />
des Gesamtwassers keimfrei zu halten<br />
und damit im Betrieb Kreuzkontaminationen<br />
zum Beispiel durch<br />
kontaminiertes Prozesswasser zu<br />
verhindern. Diese Applika tion kann<br />
auch durch eine ECA-Anlage abgedeckt<br />
werden. Die Gesamtwasserbeaufschlagung<br />
mit einer ECA-Anlage<br />
ist eine Anwendung im Trinkwasserbereich,<br />
dies bedeutet, dass sich<br />
zwischen 0,1 - 0,3 ppm Natriumhypochlorit<br />
nach der Aufbereitung im<br />
Wasser befinden dürfen. Die maximale<br />
Zugabe von 1,2 ppm NaOCl ist<br />
in der Aufbereitung erlaubt.<br />
Ein positiver Nebeneffekt der Entkeimung<br />
des Gesamtwasser ist,<br />
dass sich der Biofilm in den Rohrleitungen<br />
abbaut und Neuaufbau verhindert<br />
wird. Ein Biofilm ist immer<br />
ein Indikator für Problemstellen aus<br />
hygienetechnischer Sicht.<br />
Tankdesinfektion / CIP<br />
Eine Beaufschlagung mit vor Ort<br />
produzierten Natriumhypochlorit<br />
erlaubt auch Gär- und Lagertanks<br />
zu desinfizieren. Hierbei gibt<br />
Tabelle | Auswertung Spülwasserproben<br />
Anzahl der<br />
Spülwasserproben<br />
es zwei unterschiedliche Varianten.<br />
Entweder es wird nur das Spülwasser<br />
beimpft, um Kontaminationen<br />
durch dieses zu vermeiden oder<br />
ein Desinfektionsschritt wird eingebaut,<br />
der die Spülschritte reduziert.<br />
Hierzu wurde im Rahmen der Bachelorarbeit<br />
eine Studie ausgewertet,<br />
bei der ein Desinfektionsschritt<br />
mit Natriumhypochlorit eingebaut<br />
wurde, um das vorher verwendete<br />
Desinfektionskombiprodukt zu ersetzen.<br />
Zur Auswertung wurden<br />
dann die Befunde in den Spülwasserproben<br />
verglichen: Das Ergebnis<br />
war, dass die Befunde um 16,8%<br />
gesunken sind (siehe: Tabelle).<br />
Flaschenwaschanlage<br />
In der Flaschenwaschanlage wird das<br />
Produkt einer ECA-Anlage ebenfalls<br />
eingesetzt, dadurch werden die Kaltwasserspülzonen<br />
keimfrei gehalten.<br />
Die Beaufschlagung des Spülwassers<br />
vermeidet Kontaminationen der bereits<br />
gereinigten Flaschen.<br />
Füllerbedüsung<br />
Heißwasserschwallungen am Füller<br />
ist ein bewährtes Mittel, um diesen<br />
zwischen den Füllprozessen<br />
von Keimen zu befreien. Die Heißwasserschwallungen<br />
sind immer<br />
mit Füller-Standzeiten verbunden.<br />
Dazu kommen die energetischen<br />
Anzahl der<br />
Proben mit Befund<br />
Prozent<br />
mit Befund<br />
Vor NADES (05.2009) 188 40 21,3 %<br />
Mit NADES (05.2010) 178 8 4,5 %<br />
30 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
IM FOKUS | In situ-Elektrolyse<br />
Kosten, um das Wasser auf Temperatur<br />
zu bringen (siehe Abb. 1).<br />
Ein Praxisversuch untermauert die<br />
oben beschriebene These: Die gesetzten<br />
Ziele waren die Standzeiten<br />
zu vermeiden, um 72 Stunden<br />
am Stück zu produzieren, sowie die<br />
Füllerhygiene nachhaltig zu verbessern<br />
(siehe Abb. 2). Der Betrieb von<br />
72 Stunden am Stück wurde dadurch<br />
mit einer verbesserten Füllerhygiene<br />
gewährleistet.<br />
Abb. 1<br />
Füllorgane<br />
Verschließer<br />
Einlaufstern Verschließer<br />
Kühlturm<br />
Jede Brauerei benötigt Kälte. Hierfür<br />
werden zum Betrieb der Kälteanlagen<br />
oftmals Kühltürme verwendet.<br />
Kühltürme bzw. Verdunstungskühlanlagen<br />
sind in den letzten<br />
Jahren durch erhöhte Legionellen-<br />
Lasten ins Rampenlicht geraten.<br />
Nach den Legionellose-Fälle in Ulm<br />
im Jahr 2010 und Warstein im Jahr<br />
2013 wurde die 42. Bundesimmissionsschutzverordnung<br />
(42. BImSchV)<br />
ins Leben gerufen und trat 2017<br />
in Kraft. Die Richtlinie 2047-2 des<br />
VDIs (Verein Deutscher Ingenieure)<br />
gilt hierbei als Stand der Technik.<br />
Ein möglicher Legionellen-Befall in<br />
Kühltürmen stellt für die Allgemeinheit<br />
ein potenzielles Risiko dar. Seitdem<br />
sind alle Betreiber von Kühltürmen<br />
verpflichtet, diese frei von<br />
Legio nellen zu halten.<br />
Hierfür werden oft Biozide als Kanisterware<br />
verwendet. Diese werden<br />
üblicherweise durch eine zeitgesteuerte<br />
Stoßdosierung in das<br />
System gespeist. Bei diesem Verfahren<br />
wird abgeschätzt, welche<br />
Biozid-Menge für die Abtötung<br />
der Legionellen notwendig ist. Ein<br />
Eintrag von Organik aus der Umgebung<br />
sowie eine höhere Keimlast<br />
im Sommer kann dadurch<br />
Abb. 2 | Befunde der Gesamtkeimzahl bei den Probenahmestellen<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
[%]<br />
Prozentualer Anteil der Befunde der 17 Probenahmestellen<br />
aber oft nicht abgedeckt werden.<br />
Durch die kontinuierliche Messung<br />
und Überwachung der chemischen<br />
und physikalischen Parameter des<br />
Kühlwassers, kann das In situ (vor<br />
Ort) generierte NADES 2.0 ereignisgesteuert<br />
eindosiert werden. Das<br />
Kühlturmmanagement von der Erzeugung<br />
des Biozids bis zur Dosierung<br />
ist dadurch automatisiert.<br />
Die Messaufzeichungen dienen<br />
als Nachweis gemäß 42. BImSchV.<br />
Ledig lich die vierteljährlichen mikrobiellen<br />
Untersuchungen müssen<br />
noch durchgeführt werden. NA-<br />
DES 2.0 wirkt nachweislich gegen<br />
die in Kühltürmen vorkommenden<br />
Krankheitserreger und beseitigt das<br />
potenzielle Risiko durch Legionellen.<br />
Fazit<br />
Im Rahmen der Bachelorarbeit sollte<br />
eine Chlordioxidanlage durch<br />
eine ECA-Anlage ersetzt und die<br />
vor HWS nach HWS mit NADES 01.2007 mit NADES 03.2007<br />
Ein-/Auslaufstern Füller<br />
Wirtschaftlichkeit beider Anlagen<br />
verglichen werden. Aufgrund der<br />
Corona-Pandemie konnte dieser<br />
Vergleich nur theoretisch durchgeführt<br />
werden.<br />
Die Daten für die Berechnungen<br />
hat eine mittelständische Brauerei<br />
zur Verfügung gestellt. Nachdem<br />
in den Anschaffungskosten<br />
kein signifikanter Unterschied feststellbar<br />
war, wurden die Betriebsund<br />
Wartungskosten ebenfalls in<br />
Betracht gezogen. Hierbei sind die<br />
hohen Wartungskosten sowie die<br />
hohen Kosten der Verbrauchsmedien<br />
von Chlordioxidanlagen aufgefallen.<br />
Bei einem entsprechenden<br />
Wartungspaket für die ECA-Anlage<br />
der aquagroup AG (jährliche Wartung)<br />
könnten die Wartungskosten<br />
um ein Drittel gesenkt werden.<br />
Die Kosten für Verbrauchsmedien<br />
im Vergleich zur Chlordioxidanlage<br />
können auf diese Weise um 98 %<br />
reduziert werden. Dies ist auf die<br />
günstigen Verbrauchsmedien (Salz,<br />
Wasser und Strom) für eine ECA-<br />
Anlage zurückzuführen.<br />
Das Fazit der Wirtschaftlichkeitsanalyse<br />
im Rahmen der Bachelorarbeit<br />
zeigt anschaulich, dass man<br />
nicht nur eine Chlordioxidanlage<br />
komplett durch eine ECA-Anlage<br />
ersetzen kann, sondern auch das erzeugte<br />
Natriumhypochlorit ( NADES<br />
2.0) für weitere Applika tionen (zum<br />
Beispiel bei der Füllerbedüsung)<br />
verwenden kann. Darüber hinaus<br />
kommt es mit dieser Methode zu einer<br />
Kostenersparnis.<br />
Mehr Informationen<br />
www.aquagroup.com<br />
Auslaufband<br />
Grafiken: aquagroup<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 31
Eine Kolumne von<br />
Dr. BURKHARD SCHÄFER<br />
BRAUEREIEN AN BIERWANDERWEGEN<br />
Ein Hoch auf die Bier-Kultur<br />
„Freibier für alle!“ – dass dieser Satz einmal in Verbindung mit einer Pandemie gebraucht<br />
werden würde, davon hätte sich noch im Sommer vor zwei Jahren niemand träumen<br />
lassen. Diesen Sommer allerdings hatte der Getränkekonzern Anheuser-Busch in den USA<br />
allen Geimpften unter gewissen Umständen versprochen, zum Unabhängigkeitstag der<br />
Vereinigten Staaten – also am 4. Juli – ein Bier zu spendieren. Dies alles mit dem Ziel, der<br />
Impfmüdigkeit der Amerikaner entgegenzuwirken. Impfmüdigkeit hier, Impfstoffmangel<br />
dort – und mittendrin eine in den letzten Monaten viel geplagte Branche: die Bierbrauer.<br />
Doch mit den längeren Tagen im Juni kam auch in Deutschland wieder Licht an das<br />
Ende des Gastronomietunnels. Mit den Öffnungen der Außengastronomie begann sich<br />
Erleichterung und Freude breitzumachen. Der Schluck eines frischgezapften Pils‘ auf<br />
der Gartenterrasse des Lieblingslokals: eine Wohltat, die die Lebensgeister weckt und<br />
Hoffnung macht auf eine freudvolle warme Jahreszeit.<br />
Urlaub, Freibad oder Seestrand<br />
Die ersehnte Wärme sprengt endlich<br />
das enge Korsett der winterlichen<br />
Askese. Wer sich unter dem Diktum<br />
der „Drei G“, also „geimpft“,<br />
„genesen“ oder „getestet“, in Abwechslung<br />
und neue Gefilde stürzen<br />
und dabei immer noch vorsichtig<br />
sein will, kann dies mit viel Erholungsgewinn<br />
auch in heimischen<br />
Landen tun. Und hierbei kann das<br />
Stichwort „Bier“ ebenfalls ganz und<br />
gar zur Geltung kommen. So hat<br />
die Stadt Ehingen auf der Schwäbischen<br />
Alb einiges zu bieten. Ehingen<br />
darf sich nicht nur Bierkulturstadt<br />
nennen, denn 43 Biere, mehrere<br />
Brauereien und eine muntere<br />
Stadt treffen auf diesem besonderen<br />
Fleckchen Erde in Baden-Württemberg<br />
aufeinander.<br />
32 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Bierwanderweg<br />
Wer diese spannende Umgebung<br />
mit allen Sinnen genießen will, kann<br />
dies multimedial mit Hilfe des „Bierkulturstadt-Wegweisers“<br />
tun, der<br />
bequem auf einem Bierkulturstadt-<br />
Rundgang in Form eines QR-Codes<br />
eingelesen wird. Immerhin ist der<br />
Ehinger Bierwanderweg die erste<br />
zertifizierte Stadtwanderung Baden-Württembergs.<br />
Auf einer Länge<br />
von 14 km kann also der Interessierte<br />
eine wunderbare Tagestour in und<br />
um Ehingen gestalten und dabei besondere<br />
Aus- und Einblicke genießen<br />
– und natürlich süffigen Gerstensaft.<br />
Im Jahr 2010 wurde diese Route mit<br />
zu den 30 schönsten Wanderwegen<br />
Deutschlands gewählt. Beteiligt<br />
sind die vier folgenden Ehinger Innenstadt-Brauereien:<br />
„ Schwanen“<br />
„Schwert“, „Rössle“ und „Adler“,<br />
an denen die reizvolle Tour vorbeiführt.<br />
Der Start dieses außergewöhnlichen<br />
Wanderweges befindet<br />
sich stilecht beim Marktbrunnen in<br />
Foto: Adobe Stock<br />
der Ehinger Innenstadt, wo der Bierkulturstadt-Wegweiser<br />
aufgestellt<br />
ist. Verschiedene Points of Interests<br />
pflastern dann den Rundweg. Wer<br />
diesem abwechslungsreichen Pfad<br />
folgt, erreicht auch noch die Brauerei<br />
Berg in Ehingen-Berg. Eingefleischte<br />
Ehingen- Kenner wissen, dass sich<br />
hierbei der Besuch des Brauereigewölbes,<br />
der wuch tigen Eiskeller
und die ( Außen-) Gastro nomie<br />
lohnt. Und was zeichnet Ehingen<br />
nun in seiner Geschichte<br />
als Bierkulturstadt aus? Tatsächlich<br />
kann die schwäbische Stadt<br />
darauf hinweisen, dass in ihren<br />
Toren die Bierkultur seit 1384 einen<br />
zentralen Platz findet und<br />
im Laufe der Geschichte immerhin<br />
bis zu 27 Ehinger Brauereien<br />
um die Gunst der Bierfreunde<br />
warben. Das Ehinger Brauhaus<br />
„Schwanen“ steht seit<br />
dem Jahr 1697 für Biervielfalt.<br />
Anno <strong>2021</strong> werden übers Jahr<br />
hinweg 19 verschiedene Biersorten<br />
gebraut und die Brauerei<br />
gehört damit sogar mit zu<br />
den sortenreichsten Bierbrauereien<br />
Deutschlands, zu denen<br />
etwa die Kategorie Craftbier gehört.<br />
Die ebenfalls zu den Anlaufstellen<br />
des Bierwanderwegs<br />
zählende Brauerei „Schwert“<br />
verköstigt ihre Gäste mit dem<br />
selbstgebrauten Gerstensaft im<br />
hauseigenen Gasthof.<br />
Zweimaischverfahren<br />
Besonders interessant: die Brauerei<br />
Rössle OHG wendet heute<br />
noch das seltene Zweimaischverfahren<br />
an. Dabei wird die<br />
Maische zweimal gekocht und<br />
das Bier kräftiger und der Geschmack<br />
intensiver. Das Traditionshaus<br />
mit dem braunen Ross<br />
im Wappen punktet mit seinem<br />
„Edel-Ross“, das als herbes regionales<br />
Pils sich seiner treuen Anhängerschaft<br />
erfreut. In der Brauerei<br />
„ Goldener Adler“ wiederum<br />
trifft nun Tradition auf Moderne.<br />
Im Jahr 1899 wurde hier das<br />
erste Ehinger Fassweizenbier gebraut.<br />
Diese Tradi tion wird nun<br />
von den heutigen Besitzern – immerhin<br />
bereits in fünfter Generation<br />
– wieder gepflegt.<br />
Aktion „Sommer Freuden“<br />
Wer jedoch nach althergebrachter<br />
Art auf dem Bierwanderweg<br />
ein süffiges Ehinger Bier genießen<br />
möchte, kann dies dann<br />
auch noch in der Berg Brauerei<br />
in Ehingen-Berg tun. Das Sortiment<br />
der Berg Brauerei Ulrich<br />
Zimmermann GmbH & Co. KG<br />
ist ebenfalls vielfältig und reicht<br />
von alkoholischen Sorten bis<br />
zu den alkoholfreien Spezialitäten<br />
„Cyriakus“, „Maria-Anna“<br />
und Hefe-Weizen. Ganz besonders<br />
viele „Sommer Freuden“<br />
wünscht die Berg Brauerei ihren<br />
Kunden dieses Jahr. Und so<br />
werden in der gleichnamigen<br />
Aktion auf den Etiketten-Rückseiten<br />
der Sorten „Ulrichsbier“,<br />
„Original Hell“ oder „Hefeweizen“<br />
tolle Sommerfreuden<br />
in einer monatlichen Verlosung<br />
noch bis in den September hinein<br />
ausgelost: 5-Liter Partyfässle<br />
Ulrichsbier, 2-Liter Berg Hefeweizen<br />
Glas oder Sonnengläser.<br />
sind der „Fünf-Seidla-Steig“ in<br />
Gräfenberg, der „13-Brauereien-Weg“<br />
Memmels dorf und<br />
der „Bierquellen-Wanderweg“<br />
Weiglathal. Wer sich die angenehmen<br />
Temperaturen auf dem<br />
Fahrrad um die Nase wehen<br />
lassen möchte, kann dies zum<br />
Beispiel auf dem „Bierradweg<br />
Rhön“ verwirk lichen.<br />
Als beliebte und spannende<br />
nicht-alkoholische Alternative<br />
– etwa für Familien mit Kindern<br />
– bietet sich im Übrigen<br />
der „Streuobstwiesenweg“ bei<br />
Mülheim-Kärlich in Rheinland-<br />
Pfalz an. Auch dieser Weg überzeugt<br />
auf einer Streckenlänge<br />
von 9 km – nicht nur zur Obstbaumblüte<br />
– durch Abwechslungsreichtum,<br />
da er zwischen<br />
Wald und freier Feldflur wechselt.<br />
Wer würde nach solch einer<br />
genussvollen Wanderung nicht<br />
anschließend sein Glas Fruchtsaft<br />
noch mit viel größerer Achtsamkeit<br />
und Begeisterung trinken?<br />
Foto: Brauhaus Schwanen Foto: Brauerei Rössle OHG Foto: Berg Brauerei Ulrich Zimmermann Foto: Verwaltungsgemeinschaft Mistelbach<br />
Auch sie wurde im 17. Jahrhundert,<br />
genau genommen im Jahr<br />
1675, gegründet und überzeugt<br />
mit einer kleinen, aber feinen<br />
Bier-Auswahl. Schon der Name<br />
mutet bei der dritten Station des<br />
beliebten Wanderweges schwäbisch<br />
an: „Rössle“. Ausgestattet<br />
mit dem typisch schwäbischen<br />
Diminutiv (also der Verkleinerungsform<br />
mit „le“) ist das<br />
Rössle als ältestes Lokal Ehingens<br />
in der Stadtgeschichte ganz groß<br />
und ein beliebter Treffpunkt für<br />
Einheimische und Gäste. Nahe<br />
dem Flüsschen Schmiech wurde<br />
die Rössle-Brauerei 1663 gegründet.<br />
Mit fünf Standardund<br />
zwei saisonalen Biersorten<br />
tummelt sich die Brauerei<br />
auf dem Biermarkt. Dabei darf<br />
sich das feinherbe „Edel-Ross“<br />
als die beliebteste Sorte des<br />
Hauses bezeichnen.<br />
Bierbrauerkurs<br />
Und wem in der Zeit der Öffnungen<br />
der Sinn nach der Kunst des<br />
Bierbrauens steht, der kann im<br />
zum „Adler“ gehörigen „Lifestyle<br />
Wirtshaus Paulas Alb“ sicherlich<br />
auch bald wieder einen<br />
Bierbrauerkurs besuchen und damit<br />
Einblick in diese altehrwürdige<br />
Handwerkskunst erhalten.<br />
Denn gerade in dem zurückliegenden<br />
langen Corona-Winter<br />
hat so manch einer ein neues<br />
Hobby entdeckt, das er jetzt pflegen<br />
möchte. Warum nicht also<br />
auch die Kunst des Bierbrauens?<br />
Das Heim-Bierbrauen erfreut sich<br />
nicht umsonst immer größerer<br />
Beliebtheit. Nicht nur auf YouTube<br />
finden sich Anleitungs- Videos<br />
zum Bierbrauen zuhause, auch<br />
verschiedene Anbieter von entsprechendem<br />
Equipment sind<br />
auf dem Markt zu finden.<br />
Kulinarische<br />
Touren-Vielfalt<br />
Und wer nun für diesen Sommer<br />
auf den Geschmack dieser<br />
besonderen Art des kulinarischen<br />
Wanderns gekommen<br />
ist, der kann seine Wanderschuhe<br />
zu weiteren Touren blank<br />
wienern und schon bereitstellen.<br />
Denn nicht nur die Bierkulturstadt<br />
Ehingen lockt mit<br />
einem Bierwanderweg.<br />
So finden sich beispielsweise<br />
in der Fränkischen Schweiz<br />
auf 2.000 Quadratkilometern<br />
Fläche 69 Brauereien. Auch<br />
hier sind attraktive Bierwanderwege<br />
nicht weit. Der Brauereiweg<br />
Aufseß bietet vier Brauereien<br />
bei einer Einwohner dichte<br />
von 1.500 Einwohnern. Somit<br />
hat die kleine Gemeinde Aufseß<br />
die weltweit größte Brauereidichte.<br />
Ebenfalls reizvoll<br />
Mit leckerem Proviant vorsorgt,<br />
kann der fröhliche Wanderer –<br />
etwa mit Kirsch-, Apfel-, Birnenoder<br />
Quittensaft im Gepäck –<br />
eine spannende Erlebnistour<br />
gestalten, die in heimischen Gefilden<br />
die Lebensgeister weckt<br />
und gleichzeitig die Sinne<br />
schärft für die Fruchtsaftherstellung<br />
und ihre Ausgangsprodukte:<br />
frisches, saftiges Obst.<br />
Raus ins Freie, in die Natur<br />
und die Sinne wieder schärfen,<br />
darauf musste in den kühlen<br />
Monaten oft genug verzichtet<br />
werden. In Verbindung mit<br />
so viel Lehrreichem zu unseren<br />
Getränken, macht solch ein<br />
Ausflug doppelt Spaß. Schließlich<br />
wusste bereits der französische<br />
Schriftsteller Claude Tillier:<br />
„Essen ist ein Bedürfnis des<br />
Magens, Trinken ein Bedürfnis<br />
des Geistes.“ Dr. B. Sch.<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 33
MARKT | Performance Branding Analyse<br />
EIN BLICK AUF DEN MARKT DURCH KI-BASIERTE DATENALALYSE<br />
Die Zukunft der Wassermarken<br />
Performance Branding Analyse zeigt, dass eine Marke für alle Generationen nicht<br />
funktioniert. Was müssen Mineralbrunnen heute tun, um für die Kunden von<br />
morgen relevant und somit zukunftsfähig zu sein? Antworten darauf liefert die<br />
größte Markt studie zur Attraktivität von Mineral- und Tafelwassermarken. Die<br />
Managementberatung BrandTrust hat hierzu über 2.500.000 Millionen Datenpunkte<br />
von 104 auf dem deutschen Markt erhältlichen Wassermarken analysiert. Eingesetzt<br />
wurde eine neue Marktanalysemethode, die nicht nur den Status quo einer Marke<br />
liefert, sondern auch tiefe Einblicke in die verschiedenen Käufergenerationen.<br />
Von JÜRGEN GIETL, Partner bei der Managementberatung BrandTrust und<br />
BENEDIKT STREB, Senior Brand Consultant bei der Managementberatung BrandTrust<br />
B<br />
eginnen wir mit einer überraschenden<br />
Erkenntnis: Weder<br />
für Millennials noch die<br />
Gen Z, also die Käufer der Zukunft,<br />
sind die heute üblichen Verkaufsargumente<br />
Natur, Region und Qualität<br />
noch besonders relevant.<br />
Neue Erfolgsregeln<br />
auf dem Markt der Zukunft<br />
Es wird in Zukunft nahezu unmöglich<br />
sein, mit nur einer einzigen Wassermarke<br />
alle Käufer anzusprechen.<br />
Die Bedürfnisse der einzelnen Generationen<br />
sind zu unterschiedlich:<br />
▶ ▶Baby Boomer (56 bis 74 Jahre)<br />
kaufen Wasser aus reiner Notwendigkeit,<br />
ohne tiefere emotionale<br />
Bedeutung. Kaufentscheidungen<br />
werden pragmatisch<br />
getroffen, gekauft wird das beste<br />
Angebot. Etwa ein Viertel aller<br />
deutschen Wasserkäufer zählt zu<br />
dieser Generation, für die Wasser<br />
vor allem ein Durstlöscher ist und<br />
gerne aus der Region kommen<br />
soll. Ihre relevantesten Marken<br />
sind Teinacher, Schwarzwald<br />
Sprudel und Ensinger.<br />
▶ ▶Rund ein Drittel der aktuellen<br />
Mineralwasserkäufer sind Teil der<br />
Gen X (41 bis 55 Jahre). Charakteristisch<br />
für diese Generation<br />
ist prinzipielle Skepsis und<br />
klarer Pragmatismus. Sie schätzen<br />
Umweltschutz und Praktikabilität<br />
und kaufen der Familie zuliebe<br />
Wasser mit hohem Mineralstoffgehalt,<br />
achten aber stark auf den<br />
Preis. Ihre beliebtesten Marken<br />
sind Rhodius, Germeta und Teinacher.<br />
Vertreter dieser Marken<br />
müssen sich zwar aktuell keine<br />
Sorgen machen, aber immer im<br />
Auge behalten, dass das <strong>Marketing</strong><br />
und die Markenführung von<br />
heute nicht mehr für die Kunden<br />
von morgen funktioniert.<br />
▶ ▶Die freiheitsliebenden Millennials<br />
(25 bis 40 Jahre), auch Gen<br />
Y genannt, sind immer auf der<br />
Suche nach Aufmerksamkeit.<br />
Bereits heute stellen sie ein Fünftel<br />
des Wassermarkts und sehen<br />
darin die Quelle für Mineralstoffe<br />
zur Selbstoptimierung ihres Körpers,<br />
ihrer Fitness und Leistungssteigerung.<br />
Die Kaufmotive dieser<br />
Generation werden bereits<br />
egoistischer und überregionale<br />
Wassermarken mit überlegener<br />
(pur, unverfälscht etc.)<br />
(nährstoffreich,<br />
mineralisert etc.)<br />
(verantwortungsvoll,<br />
umweltfreundlich etc.)<br />
(naturbelassen,<br />
ursprünglich etc.)<br />
Ästhetik und modernem Image<br />
wie Aquarius, Staatlich Fachingen<br />
und Rosbacher sind im Vorteil.<br />
▶ ▶Die jüngste Gruppe der Gen Z ist<br />
zwar erst zwischen 11 und 24 Jahren<br />
alt, doch gerade das Wissen<br />
um diese Generation und ihre<br />
Motive sind entscheidend für den<br />
Erfolg der Zukunft. Obwohl sie<br />
die Generation der „Fridays for<br />
Future“ Bewegung sind, hört der<br />
Umweltschutz für die meisten<br />
nach dem letzten Social Media<br />
Posting auf. Bequem lichkeit<br />
und Instagrammability lassen sie<br />
gerne auch tief in die Tasche greifen.<br />
Sie beeinflussen häufig die<br />
(ausgezeichnet,<br />
exzellent, Premium etc.)<br />
(frisch, belebend,<br />
aktivierend etc.)<br />
(heimatlich,<br />
heimatverbunden etc.)<br />
Quelle: BrandTrust, Performance Branding Studie, Zukunft der Wassermarken, 5/<strong>2021</strong><br />
34 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
MARKT | Performance Branding Analyse<br />
Kaufentscheidungen ihrer<br />
Eltern und schätzen Marken<br />
wie Voss, Evian und Active O2.<br />
Bis 2024 werden Millennials<br />
aus heutiger Perspektive die<br />
kaufstärkste Generation sein<br />
und damit in Kürze die Gen X<br />
ablösen. Ab 2030, also in weniger<br />
als 9 Jahren, wird bereits die<br />
Gen Z diese Rolle übernehmen.<br />
Wenn Mineralstoffe<br />
unwichtig werden<br />
Von Generation zu Generation<br />
betrachtet, wirken manche<br />
Veränderungen eher gering<br />
und erscheinen vernachlässigbar.<br />
Vergleicht man jedoch die<br />
Persönlichkeitsdimensionen der<br />
Ältesten und Jüngsten, also von<br />
Baby Boomern und Gen Z, zeigt<br />
sich, dass die Unterschiede ihrer<br />
Motive doch gewaltig sind: Das<br />
Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />
anderen und der Umwelt<br />
nimmt fast um ein Fünftel<br />
ab. Gen Z liest keine Testberichte<br />
oder Nährstofftabellen mehr,<br />
sondern kauft, was in den sozialen<br />
Medien angesagt ist.<br />
Auch wenn beide Generationen<br />
manchmal nach gleichen<br />
Kriterien entscheiden, so sind<br />
deren Bedeutung jedoch grundlegend<br />
unterschiedlich: Verstehen<br />
Baby Boomer unter Nachhaltigkeit<br />
den Kauf von regionalen<br />
Produkten oder das längere<br />
Tragen von Kleidung, denken<br />
Vertreter der Gen Z das Thema<br />
global und beschäftigen sich<br />
mit dem weltweiten CO 2<br />
Ausstoß<br />
und der globalen Erwärmung.<br />
Die kaufentscheidenden<br />
Kriterien der Generationen variieren<br />
in ihrer Relevanz und müssen<br />
von Marken zielgruppenspezifisch<br />
übersetzt werden.<br />
Zu ähnlich, zu wenig<br />
Differenzierung<br />
Die Performance Branding Analyse<br />
zeigt klar, dass der Wassermarkt<br />
vor einem Umbruch<br />
steht. Die aktuell am Markt erhältlichen<br />
Marken ähneln sich<br />
zu stark, setzt doch nahezu jede<br />
auf einen der Begriffe wie natürlich,<br />
rein oder regional. Doch<br />
diese Uniformität ist gefährlich,<br />
denn wenn sich die Produkte so<br />
stark ähneln, entscheiden sich<br />
Kunden aufgrund des Preises<br />
und dieser bekommt dann eine<br />
entscheidende Rolle.<br />
Marken mit einem klaren,<br />
differenzierenden Profil, die<br />
sich auf maximal zwei Generationen<br />
fokussieren, ihr Konkurrenzumfeld<br />
neu definieren und<br />
das Social Web souverän zur<br />
Markenkommunikation nutzen,<br />
werden zu den Gewinnern gehören.<br />
Das Preisargument verliert<br />
an Bedeutung, der Kaufwille<br />
entscheidet.<br />
Marken, die einen Begriff dieses Clusters als Kernwert hervorheben.<br />
Anteil an Wassermarken, die diese Werte zwar nutzen, aber nicht als Kern.<br />
Quelle: BrandTrust, Performance Branding Studie, Zukunft der Wassermarken, 5/<strong>2021</strong> | Zur Evaluierung<br />
des Markenprofils wurden die Website sowie die Kommunikation auf den offi ziellen Markeenseiten in den<br />
sozialen Medien analysiert. Dabei wurde die assoziative Nähe bzw. Distanz zwischen den vermittelten Werten<br />
wie z. B. natürlich, naturbelassen und ursprüng lichen evaluiert und anschlißend mit Hilfe einen<br />
entwickelten Markenlexikons Werte-Cluster gebildet. Dabei wurde auch die Anzahl an Werte-<br />
Nennungen ermittelt sowie die Markenprofile anhand ihrer Werte miteinander verglichen.<br />
Aus der BrandTrust Studie zeichnen<br />
sich 10 Prognosen für die<br />
Zukunft der Wassermarken ab:<br />
▶ ▶Weitermachen wie bisher ist<br />
keine Option, zu groß sind<br />
die Veränderungen: global<br />
schlägt regional, Bedeutung<br />
schlägt Mineralstoffe, Design<br />
schlägt PET-Flasche, Praktikabilität<br />
schlägt Umweltbewusstsein,<br />
Selbstdarstellung<br />
schlägt Nachhaltigkeit.<br />
▶ ▶„Natur“ und „Region“ sind<br />
wichtig für die aktuelle Käufergruppe<br />
der Baby Boomer<br />
und Gen X – wer jüngere Zielgruppen<br />
erreichen will, muss<br />
für sie zum Lifestyle werden.<br />
▶ ▶Wer nur den Umsatz von heute<br />
im Blick hat, gefährdet seine<br />
Zukunft. Die Bedürfnisse<br />
der Kunden von morgen (Millennials,<br />
Gen Z) müssen erhört<br />
und ernst genommen werden.<br />
▶ ▶Wer echte Stammkunden<br />
aufbauen will, muss sich für<br />
maximal zwei Generationen<br />
entscheiden.<br />
▶ ▶Ein Umdenken ist erforderlich:<br />
Wassermarken konkurrieren<br />
nicht mit den Marken aus<br />
der Region, sondern mit etwa<br />
fünf unterschiedlichen Wassermarken<br />
pro Generation.<br />
▶ ▶Der Abhängigkeit vom Handel<br />
können Wassermarken<br />
nur entkommen, wenn sie<br />
über soziale Netzwerke Markenarbeit<br />
leisten und Relevanz<br />
über die Verfügbarkeit<br />
hinaus erzeugen.<br />
▶ ▶Markenbildung, Markenbindung<br />
und ein Großteil der<br />
Kaufentscheidungen erfolgen<br />
in den Generationen Y<br />
und Z primär online. Wassermarken<br />
sind dort noch zu<br />
wenig aktiv und gefährden<br />
damit ihren Zugang zu den<br />
Kunden von morgen.<br />
▶ ▶Attraktivität bei Millennials<br />
und Gen Z kann nur mit Konsistenz<br />
in der Markenwahrnehmung,<br />
passenden anziehungsstarken<br />
Werte-Sets<br />
und einem entsprechenden,<br />
auf die Generationenmotive<br />
abgestimmten Markennutzen<br />
hergestellt werden. Wer dies<br />
nicht erfüllt, ist in Zukunft<br />
nicht mehr relevant.<br />
▶ ▶Eine durchdachte Markenarchitektur<br />
entscheidet über<br />
die Zukunft: nur eine einzige<br />
Marke reicht nicht, um der<br />
Dynamik des Wassermarktes<br />
gerecht zu werden und Kunden<br />
mehrerer Generationen<br />
für sich zu gewinnen.<br />
▶ ▶Wasser wird zum Lifestyle-<br />
Produkt: Eine Wassermarke<br />
kann nur stark wachsen,<br />
wenn sie ihre Ursprungskategorie<br />
Wasser verlässt.<br />
Ein neuer Blick auf<br />
den Markt durch<br />
KI-basierte Datenanalyse<br />
Um die Marktentwicklung analysieren<br />
zu können, wurden<br />
nicht nur aktuelle Daten zum<br />
Status quo der Marken ausgewertet,<br />
sondern auch Daten zu<br />
ihrer Performance in den vergangenen<br />
sechs Jahren. Dazu<br />
wurden über 180 Quellen des<br />
World Wide Web genutzt: Foren,<br />
Blogs, Vergleichsportale,<br />
soziale und lineare Medien,<br />
Shops und Corporate Websites.<br />
Analysiert und verglichen wurden<br />
zum Beispiel Resonanz, Relevanz,<br />
Differenzierung und Stil<br />
aller 104 Marken.<br />
Die Performance Branding-<br />
Analyse stellt keine Fragen in<br />
Laborsituationen, sondern ist<br />
ein Spiegel des wahren Lebens,<br />
weil sie das tatsächliche Verhalten<br />
und die ungefilterte Stimme<br />
der Konsumenten wiedergibt.<br />
Die Kombination aus datenbasierten<br />
Fakten und markenstrategischer<br />
Kompetenz liefert<br />
Antworten auf seit Langem<br />
gestellte Fragen zu Kunden,<br />
Markt und Marke und gewährt<br />
den Blick in die Zukunft.<br />
Das Ergebnis ist zukunftsorientiertes<br />
Know-how, mit dem<br />
sich Marken eine 360°-Sicht auf<br />
Kunden, Mitbewerber, Unternehmen,<br />
Kampagnen, Marken<br />
und Markt sichern können. Der<br />
holistische Ansatz erlaubt bessere,<br />
abgesicherte Entscheidungen<br />
über die zukünftige Entwicklung<br />
einer eigenen Marke<br />
in Bereichen wie<br />
▶▶der Kommunikation mit<br />
Zielgruppen,<br />
▶▶dem effizienten Budgeteinsatz<br />
und<br />
▶▶dem Employer <strong>Marketing</strong>.<br />
Gleichzeitig zeigt Performance<br />
Branding die Potenziale von<br />
Wachstumsmärkten auf.<br />
Mehr Informationen<br />
www.brand-trust.de<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 35
MARKT | Krisenmanagement<br />
ANPASSUNGS- UND INNOVATIONSFÄHIGKEIT<br />
Resilienz in Anwendung bringen<br />
Das Thema Resilienz wurde auch durch Entwicklungen wie der Klimawandel oder die<br />
Digitalisierung in die öffentliche Diskussion gerückt. Durch die Corona-Pandemie wird<br />
die Resilienz neu auf die Probe gestellt. Fraunhofer-Forschende haben nun ein neues<br />
anwendungsorientiertes Konzept dazu vorgestellt. Es bietet eine systemisch orientierte<br />
Betrachtung und zeigt praxisnah Lösungswege auf, wie Unternehmen und Organisationen<br />
sich in Zukunft besser auf Krisen vorbereiten können.<br />
F<br />
raunhofer legt ein ganzheitliches<br />
Kompetenzangebotvor,<br />
das praxisnahe Lösungen<br />
im Lichte der aktuellen Pandemie<br />
und zukünftiger Krisen offeriert.<br />
„Souveränität und Resilienz<br />
in zentralen, strategisch wichtigen<br />
<strong>Technologie</strong>bereichen sind essentielle<br />
Eckpfeiler, um die Versorgung<br />
mit wichtigen Gütern, die Stabilität<br />
von Lieferketten und damit<br />
die Innovationsfähigkeit deutscher<br />
Unternehmen zu sichern“, erklärt<br />
Fraunhofer-Präsident Prof. Reimund<br />
Neugebauer. „Denn der Indikator<br />
dafür, ob und wie Organisationen<br />
und Gesellschaften kritische Situationen<br />
technologisch, sozial und<br />
wirtschaftlich souverän meistern, ist<br />
ihre Resilienz.“<br />
Resilienz –<br />
praxisnah definiert<br />
Was macht das Thema eigentlich<br />
so komplex? Ein auch langfristig erfolgreiches<br />
Resilienz-Konzept beinhaltet<br />
viel mehr als nur die Fähigkeit,<br />
Krisen mit einer gewissen Robustheit<br />
zu begegnen und danach<br />
schnell wieder den alten Zustand<br />
herzustellen. Ziel ist es vielmehr,<br />
während einer Krise die Kernfunktionen<br />
in Bereichen wie Wirtschaft,<br />
Gesundheits- oder Bildungswesen<br />
aufrechtzuerhalten, sowie aus den<br />
Erfahrungen zu lernen und dementsprechend<br />
gestärkt aus der Krise<br />
hervorzugehen. Voraussetzungen<br />
hierfür sind aus Sicht der Autorinnen<br />
und Autoren der Studie drei<br />
wesentliche Kompetenzen.<br />
▶▶Erstens müssen Unternehmen<br />
oder Organisationen in der Lage<br />
sein, schnell und agil auf Störereignisse<br />
zu reagieren.<br />
▶▶Zweitens sollten sie Warnzeichen<br />
oder Indikatoren für das Aufziehen<br />
von Krisen frühzeitig erkennen<br />
und schnell Gegenmaßnahmen<br />
einleiten.<br />
Resilienz in Anwendung bringen<br />
▶▶Und drittens ist es entscheidend,<br />
kontinuierlich aus Krisen zu lernen<br />
und diese Erkenntnisse in innovative<br />
Maßnahmen und dynamische<br />
Strukturen zu verwandeln.<br />
Phasen der Krisenbewältigung<br />
Prof. Jakob Edler vom Fraunhofer-<br />
Institut für System- und Innovationsforschung<br />
ISI, einer der Autoren<br />
der Studie, fasst zusammen:<br />
„Resilienz bedeutet, schnell und<br />
Der strategische Planungsprozess von Resilienz ist in die folgenden fünf Phasen unterteilt: Prepare (vorbereiten),<br />
Prevent (verhindern), Protect (beschützen), Respond (reagieren) und Recover (wiederherstellen). Wird die Leistung<br />
im Zeitverlauf betrachtet, wird deutlich, wie gut das Unternehmen reagiert und in welcher Phase es noch<br />
Verbesserungsbedarf gibt. Für die Erhöhung der eigenen Fähigkeit, mit Krisen besser umzugehen, sollte das Unternehmen<br />
diesen zeitlich geschlossenen Resilienzzyklus mehrmals durchlaufen und Resilienz bestenfalls schon<br />
in der Designphase des Systems implementieren. Dieses Resilience by Design ist deutlich effizienter als eine<br />
nachträgliche Einbindung von Resilienz und rentiert sich in Krisenzeiten merklich, da eine erhöhte Krisenfestigkeit<br />
besteht. Grafiken: Fraunhofer<br />
36 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong>
App geht‘s !<br />
flexibel auf Schocks und Krisen<br />
zu reagieren und sich mittels<br />
Innovation an neue Situationen<br />
anzupassen.“<br />
Transformationsprozesse<br />
aktiv gestalten<br />
Edler weist zudem auf die Rolle<br />
von Entwicklungen wie Digitalisierung<br />
und Energiewende<br />
hin: „Diese tiefgreifenden<br />
Transformationsprozesse müssen<br />
wir aktiv gestalten und dabei<br />
die Resilienz von Anfang<br />
an mitdenken“. Gerade die Digitalisierung<br />
erhöht die Komplexität<br />
der Systeme und damit<br />
die Gefahr von Störungen.<br />
Durch Kaskadeneffekte könnten<br />
aus begrenzten regionalen<br />
Störfällen ernste systemische<br />
Bedrohungen werden.<br />
Um dies zu verhindern, fordert<br />
das Fraunhofer-Konzept<br />
ein tiefgehendes und ganzheitliches<br />
Verständnis der eigenen<br />
Strukturen. Das gilt für<br />
Unternehmen ebenso wie für<br />
Behörden oder Einrichtungen<br />
der lebenswichtigen Bereiche<br />
wie Gesundheitswesen,<br />
Energie- und Wasserversorgung.<br />
Erst eine tiefe Analyse<br />
aller Strukturen und Arbeitsabläufe<br />
bringt die verborgenen<br />
Schwachstellen und Risiken<br />
an den Tag. Entscheidend<br />
dabei: Die technische Betrachtung<br />
allein genügt nicht. Eine<br />
nachhaltige, systemische Resilienz<br />
berücksichtigt immer<br />
auch den menschlichen Faktor.<br />
Die Technik muss robust<br />
und die Mitarbeitenden müssen<br />
auf Störfälle vorbereitet<br />
sein. „Wir nutzen systemische<br />
Ansätze, um die Resilienz sowohl<br />
von einzelnen Organisationen<br />
als auch beispielsweise<br />
von komplexen Lieferketten<br />
und ganzen Volkswirtschaften<br />
holistisch zu betrachten. Die<br />
Erkenntnisse daraus tragen zu<br />
deren Stärkung bei“, erklärt<br />
Dr. Florian Roth, Projektleiter<br />
am Fraunhofer ISI.<br />
Bessere Resilienz, bessere<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
Nach Überzeugung der Forscherinnen<br />
und Forscher<br />
zahlen sich Investitionen in<br />
Resilienz auch ökonomisch<br />
aus. Unternehmen, die proaktiv<br />
und flexibel agieren, meistern<br />
nicht nur Krisen viel besser.<br />
Eine hohe Resilienz zahlt sich<br />
im Business-Alltag aus, weil<br />
sie Geschäftsprozesse flexibilisiert<br />
und die Fähigkeit zu Innovationen<br />
stärkt. „Politik und<br />
Wirtschaft haben mittlerweile<br />
erkannt, dass Resilienz ein<br />
zentrales Element der strategischen<br />
Planung sein muss. Wer<br />
jetzt schnell und entschlossen<br />
Prozesse und Infra strukturen<br />
resilient gestaltet, der hat auch<br />
klare Wettbewerbsvorteile“,<br />
sagt Prof. Stefan Hiermaier<br />
vom Fraunhofer-Institut für<br />
Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-<br />
Institut, EMI.<br />
Von dieser Einsicht können<br />
auch kleine und mittlere<br />
Unternehmen (KMU) profitieren.<br />
Extra für diese haben<br />
Fraunhofer-Forschende das<br />
Online-Tool Fraunhofer Resilience<br />
Evaluator (FReE) entwickelt.<br />
Unternehmen können<br />
mithilfe eines webbasierten,<br />
interaktiven Fragebogens<br />
ihre Resilienz-Fähigkeiten erfassen,<br />
analysieren und visualisieren.<br />
Auf dieser Basis lassen<br />
sich konkrete technische oder<br />
organisatorische Maßnahmen<br />
entwickeln, um die Resilienz<br />
weiter zu verbessern. Die Nutzung<br />
des Tools ist kostenlos.<br />
Interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit<br />
Die Fraunhofer-Gesellschaft beschäftigt<br />
sich seit über zehn<br />
Jahren interdisziplinär und unter<br />
Einbindung verschiedener<br />
Institute und Kompetenz felder<br />
mit der Frage, wie man lebenswichtige<br />
Systeme in Wirtschaft<br />
und Gesellschaft widerstandsfähiger<br />
machen kann. So haben<br />
neben dem Fraunhofer ISI<br />
auch das Fraunhofer-Institut für<br />
Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-<br />
Institut, EMI, das Fraunhofer-<br />
Institut für Fabrikbetrieb und<br />
-automatisierung IFF und das<br />
Fraunhofer-Institut für Materialfluss<br />
und Logistik IML an der<br />
Studie mitgewirkt. Als gemeinnützige<br />
Organisation kann die<br />
Fraunhofer- Gesellschaft hier<br />
als glaubwürdiger und unabhängiger<br />
Partner von Politik<br />
und Wirtschaft auftreten.<br />
Mehr Informationen<br />
www.fraunhofer.de<br />
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mit kostenlosen Online-Ausgaben<br />
unserer Fachzeitschriften.<br />
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downloaden!<br />
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App Stores erhältlich:<br />
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MARKT | E-Commerce und Versandhandel<br />
VERSANDHANDEL FÜR GETRÄNKE<br />
Onlinehandel – auch für Bier<br />
In der Corona-Krise steckt eine gewaltige Chance für den Onlinehandel, der sich<br />
jedoch bei Getränken schwer tut. Die Krise hat ordentlich Schwung in den Markt<br />
gebracht – und einiges deutet darauf hin, dass das so bleibt. „E-Commerce hat sich im<br />
zweiten Quartal 2020 nachhaltig als zusätzliche Versorgungsinfrastruktur etabliert“,<br />
so Hauptgeschäftsführer des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (BEVH)<br />
Christoph Wenk-Fischer – und endlich auch, wenn es ums Essen und Trinken geht.<br />
38 | Getränke! 03 | <strong>2021</strong><br />
Der Corona-Effekt<br />
und die aktuelle Lage<br />
„Wir haben gefühlt 1.000 % Zuwachs<br />
beim Direktverkauf“, erzählt<br />
ein Craft-Brauer, vom Erfolg<br />
fast berauscht. Alles über den<br />
kleinen Webshop auf der eigenen<br />
Seite. „Bei uns ist der Onlinehandel<br />
explodiert“, erzählen Andere<br />
aus dem gleichen Segment.<br />
Aber was geschieht außer halb der<br />
Nische? Und: Was ist das, Strohfeuer<br />
oder ein nachhaltiger Wandel?<br />
Was macht Corona aus dem Thema<br />
E- Commerce im Getränkebereich?<br />
Das Online-Portal Statista, Sammler<br />
einer Vielzahl von Daten aus<br />
Markt- und Meinungsforschungsinstituten,<br />
hat im Mai 2020 Konsumenten<br />
gefragt: Wo kaufen Sie seit<br />
Ausbruch der Corona-Pandemie<br />
Ihre Lebensmittel ein? Zum Zeitpunkt<br />
der Erhebung gaben rund<br />
19 % der Befragten in Deutschland<br />
an, dass sie ihre Lebensmittel seit<br />
dem Ausbruch der Corona-Pandemie<br />
in Online-Supermärkten eingekauft<br />
haben. Vor dem Ausbruch der<br />
Corona-Pandemie traf dies auf rund<br />
sieben Prozent der Befragten zu.<br />
Dazu kommt, dass nicht nur mehr<br />
Leute Lebensmittel online kaufen,<br />
sondern dass sie auch mehr Ware<br />
einkaufen: „Lebensmittel wurden<br />
wertmäßig sogar fast doppelt so<br />
viel bestellt“, beobachtete der Bundesverband<br />
E-Commerce und Versandhandel<br />
(BEVH) und prognostiziert<br />
für das Segment ein dauerhaftes<br />
Wachstum.<br />
Während laut Zahlen des BEVH im<br />
zweiten Quartal 2019 noch 407 Millionen<br />
Euro für Lebensmittel online<br />
ausgegeben wurden, waren es im<br />
zweiten Quartal 2020 beacht liche<br />
772 Millionen Euro. Zudem hat der<br />
BEVH auch Konsumenten befragt,<br />
und von denen sagten 22 %, dass<br />
sie künftig öfter Lebensmittel im<br />
Inter net bestellen werden.<br />
Onlinehandel mit Getränken –<br />
bisher ein Nischenthema<br />
Nichts ist älter als die Zeitung von<br />
gestern – oder die Zahlen von vor<br />
Corona, also vor Beginn der globalen<br />
Pandemie und deren Folgen.<br />
Trotzdem schnell ein Blick darauf,<br />
um zu verstehen, wie bedeutsam<br />
der kurzfristige und signifikante<br />
Online handel-Anstieg der Lebensmittel<br />
und Getränke ist, der so unerklärlich<br />
lange auf sich warten ließ.<br />
Es gibt einen seit etwa fünf Jahren<br />
andauernden Trend, der ein<br />
Wachstum des Onlinehandels mit<br />
Lebensmitteln und Getränken zeigt<br />
– allerdings braucht man dazu fast<br />
eine Lupe, um ihn wirklich zu beobachten.<br />
„Der Onlinehandel von<br />
Lebens mitteln war zumindest bis<br />
vor Corona ein absolutes Nischenthema“,<br />
fasst Dr. Sascha Hoffmann,<br />
Professor für Betriebswirtschaftslehre<br />
und Online-Management an der<br />
Hochschule Fresenius für Management,<br />
Wirtschaft und Medien in<br />
Hamburg, kurz und knapp zusammen.<br />
Nicht einmal der Gigant<br />
Amazon konnte daran etwas ändern<br />
und ließ das Thema nach wenigen<br />
und kurzen Versuchen wieder<br />
schleifen. Laut einer repräsentativen<br />
Umfrage von A.T. Kearney in<br />
Foto: NürnbergMesse<br />
2019 hatte der E- Commerce 2018<br />
einen Anteil von 1,5 % am gesamten<br />
Lebensmittelmarkt (2016 waren<br />
es 1,2 %).<br />
Kundenvorteile versus<br />
Hürden für Händler<br />
Dabei sind die Gründe, die für den<br />
Onlinekauf aus Kundensicht sprechen,<br />
so gut: Zeitersparnis (keine<br />
Anfahrt, keine Parkplatzsuche, keine<br />
Kassenschlange), unbegrenzte<br />
Öffnungszeiten, in der Regel größeres<br />
Angebot. Dagegen spricht, dass<br />
man gerade frische Waren (etwa<br />
Obst und Gemüse) gern selbst anschauen,<br />
vielleicht sogar fühlen und<br />
riechen möchte. Ein starkes Argument,<br />
das allerdings im Bereich Getränke<br />
nicht gilt. Dafür gibt es gerade<br />
hier bisweilen Mehrkosten und<br />
Aufpreise für die Lieferung und unter<br />
Umständen die Bindung an bestimmte<br />
Liefertermine.<br />
Auf Seiten der Händler und Produzenten<br />
hat das Thema Onlinehandel<br />
einige Hürden platziert, die<br />
größte – Sicherstellen der Qualität<br />
leicht verderblicher beziehungsweise<br />
frischer Produkte – können Getränkehändler<br />
und -hersteller aber<br />
getrost direkt umgehen. Sicher: Bier<br />
schmeckt frisch besonders gut.
MARKT | E-Commerce und Versandhandel<br />
Jedoch ist Bier keine sehr schnell<br />
verderb liche Ware, hier kommt es<br />
nicht auf Stunden oder zwei Grad<br />
Celsius an. Die berühmte „letzte<br />
Meile“, also die Lieferung direkt an<br />
die Haustüre des Kunden, und das<br />
Thema Verpackung sind hingegen<br />
knifflig, aber lösbar. Und dann wäre<br />
da noch die Sache mit der Abgabe<br />
alkoholischer Erzeugnisse an Minderjährige<br />
– auch hierfür gibt es umsetzbare<br />
Best-Practice-Vorgehensweisen<br />
(u. a. Alters abfrage beim Kauf online<br />
und Altersprüfung per Lieferant).<br />
Wer nun also Vor- und Nachteile<br />
abwägt und sich die Entwicklungen<br />
über die Zeit anschaut, der mag<br />
schnell die Einschätzung der Experten<br />
teilen: Onlinehandel auch von<br />
Getränken hat großes Potenzial.<br />
Und wer Getränke zu verkaufen hat,<br />
der ist gut beraten, dass er bald mitmacht.<br />
Drei Wege führen über das<br />
Internet zum Kunden.<br />
Der eigene Webshop<br />
Was gerade die Craft-Brauer in<br />
den ersten Schockmomenten des<br />
Corona- Lockdowns gemacht haben,<br />
war, einen schlichten, kleinen<br />
Webshop auf ihrer Seite zu integrieren.<br />
Das sind keine von UX bis SEO<br />
durchoptimierte Plattformen, sondern<br />
bietet die einfache Möglichkeit,<br />
Erzeugnisse direkt beim Produzenten<br />
zu bestellen. Dafür gibt<br />
es Software zu sehr kleinen Preisen.<br />
Die Logistik haben viele Produzenten<br />
sowieso selbst übernommen<br />
– sie packten Kisten und fuhren<br />
diese sogar aus. Ein Modell, das<br />
so zwar sicherlich nicht skaliert, aber<br />
nach Aussagen vieler in den harten<br />
ersten Wochen fantastisch funktioniert<br />
hat. „Ein eigener Shop kann<br />
sich bei sehr speziellen Produkten<br />
durchaus lohnen“, so Professor<br />
Sascha Hoffmann, „aber man kann<br />
weder auf große Warenkörbe setzen<br />
noch auf allzu regelmäßig wiederkehrende<br />
Kunden.“ Dennoch könne<br />
aus den schnell entstandenen Webshops<br />
und den spontanen Corona-<br />
Bierlieferungen positive Langzeitfolgen<br />
entstehen. Wer würde schon<br />
auf die Bequemlichkeit, Getränkekisten<br />
nicht schleppen zu müssen, wieder<br />
verzichten wollen, wenn er weiß,<br />
dass online bestellen ganz einfach ist<br />
und die Preise auf Augenhöhe sind“,<br />
erklärt Alexander Pöhl, Principal der<br />
Praxisgruppe Handel und Konsumgüter<br />
der Unternehmensberatung<br />
Oliver Wyman.<br />
Der stationäre Handel<br />
geht online<br />
Rewe und Edeka sind seit geraumer<br />
Zeit bemüht, ihr stationäres Angebot<br />
um die Möglichkeit, Lebensmittel<br />
und Getränke online zu kaufen<br />
und liefern zu lassen, zu erweitern.<br />
„Dabei können die großen Händler<br />
auf bestehende Bekanntheit setzen<br />
und zumindest was den Einkauf angeht<br />
auf funktionierende Strukturen<br />
aufbauen“, sagt Alexander Pöhl. Deshalb<br />
rät er den Produzenten von Lebensmitteln<br />
und Getränken, diesen<br />
Kanal zum Vertrieb der eigenen Produkte<br />
unbedingt im Auge zu halten.<br />
Online Pure Player:<br />
Marketplaces & Co.<br />
Dazu zählen spezialisierte Onlinehändler,<br />
Marketplaces und – ganz<br />
besonders spannend – neue Player<br />
mit dem ganz engen Fokus Getränke,<br />
Foto: Adobe Stock<br />
wie beispielsweise Flaschenpost und<br />
Durstexpress. „Sie haben sicherlich<br />
einen großen Vorteil: die Nähe zum<br />
Kunden“, so Alexander Pöhl. Alles ist<br />
gestaltet, um dem Kunden zu gefallen.<br />
Das sieht auch Professor Sascha<br />
Hoffmann so: „Niedriger Mindestbestellwert,<br />
keine Lieferkosten, kleine<br />
Zeitfenster – und sie nehmen sogar<br />
das Pfandglas mit.“ An Bequemlichkeit<br />
kaum zu überbieten.<br />
Er sieht die Pure Online Player im<br />
Gegensatz zu den liefernden LEHs<br />
im Vorteil: „Sie können IT, die Logistik<br />
und sie ziehen alle Register, um<br />
Kunden zu binden. Des Weiteren sehen<br />
sie deren Vorlieben, die Bestellfrequenzen<br />
und können auf diese<br />
Weise viele Daten auswerten.“<br />
Allerdings: Noch haben es diese Anbieter<br />
schwer, mit ihrem teuren Geschäftsmodell<br />
(viel Personal als Fahrer,<br />
Lager, Fuhrpark usw.) Geld zu<br />
verdienen. „Die neuen Unternehmen<br />
benötigen einen relativ langen<br />
Atem – oder anders gesagt: Venture<br />
Capital“, erklärt Hoffmann, „um eine<br />
kritische Masse an Bestellungen aufzubauen,<br />
bevor sich ihr Geschäftsmodell<br />
rechnet. Sie wetten also<br />
auf künftige Skaleneffekte, die es<br />
dann nachfolgenden Unternehmen<br />
noch schwerer bis unmöglich machen<br />
dürften, auch auf dem Markt<br />
Fuß zu fassen. Es ist also so eine Art<br />
‚ Winner takes it all game‘, bei dem<br />
sich voraus sichtlich nur zwei bis drei<br />
große Player durchsetzen werden.“<br />
Einstieg in den<br />
E-Commerce mit Getränken<br />
Es ist nach Ansicht des Unternehmensberaters<br />
Pöhl längst nicht entschieden,<br />
welche der Varianten im<br />
Getränke-E-Commerce das Rennen<br />
machen wird. Darum sollten Produzenten<br />
offen und bereit für alle Varianten<br />
sein. Wichtig wird – alter Hut,<br />
kommt nie aus der Mode – Kundenaufmerksamkeit<br />
zu pflegen. Jeder<br />
Händler hat Interesse daran, Produkte<br />
zu listen, die Kunden auf seine<br />
Plattform bringen und dafür zu sorgen,<br />
dass sie Getränke genau da bestellen.<br />
Starke Marken und ein gewisses<br />
Verständnis für Digitalisierung<br />
sind nötig für die Zukunft. „Das, was<br />
durch Corona ins Rollen kam, ist eine<br />
Riesenchance für den E-Commerce.<br />
Das Wachstum wird weitergehen“,<br />
davon ist Alexander Pöhl, Principal<br />
bei Oliver Wyman, überzeugt.<br />
Mehr Informationen<br />
www.braubeviale.de<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 39
MARKT | Produkte<br />
Anton Paar Germany GmbH<br />
Laborgeräte für das perfekte Bier<br />
DMA 4501 Alcolyzer 3001<br />
PBA 5001 Beer<br />
Anton Paar ist stolz darauf, seit<br />
mehr als 5 Jahrzehnten die Dichtemesstechnik<br />
für die Getränkeindustrie<br />
immer weiter zu verbessern.<br />
Seit mehr als 20 Jahren<br />
bietet das Unternehmen mit der<br />
CO 2<br />
- und Ethanolgehaltbestimmung<br />
zwei weitere Schlüsselparameter<br />
für diese Branche. Der<br />
Messegerätehersteller hat ein<br />
neues Labormessgerät für den<br />
Bierherstellungsprozess auf den<br />
Markt gebracht.<br />
Im Mai wurde der neue<br />
Alcolyzer-Biermessplatz für die<br />
tägliche Routineanalytik und<br />
der neue PBA 5001 Beer für die<br />
schnelle Messung aus der Flasche<br />
direkt am Füller vorgestellt.<br />
Die Dichtemessgeräte bieten<br />
eine verbesserte Wiederholbarkeit,<br />
kürzere Messzeiten und ein<br />
ganz neues Bedienerlebnis. Das<br />
Alcolyzer-Modul zur selektiven<br />
Bestimmung des Ethanolgehaltes<br />
und der Farbe wurde erweitert<br />
um Modelle für 0,0 %- Biere,<br />
Cider, Kombucha und Hard<br />
Seltzer. Die Systeme können außerdem<br />
um weitere Parameter<br />
Fotos: Anton Paar Germany GmbH<br />
wie den pH-Wert oder den CO 2<br />
-<br />
und O 2<br />
-Gehalt erweitert und<br />
automa tisiert werden.<br />
Mehr Informationen<br />
www.anton-paar.com<br />
SEW-Eurodrive GmbH & Co KG<br />
Modernisierung mit dem Service Retrofit<br />
Ausfall und<br />
Stillstand vermeiden<br />
Mit dem Service Retrofit bietet<br />
SEW-EURODRIVE seinen Kunden<br />
die Möglichkeit, einzelne<br />
Antriebstechnikkomponenten<br />
oder komplette Maschinen<br />
und Anlagen zu modernisieren.<br />
Die Dienstleistungen Komponenten-Retrofit<br />
und System-<br />
Retrofit sind Teil der umfangreichen<br />
„Life Cycle Services“ von<br />
SEW-EURODRIVE.<br />
Der Service Retrofit von SEW-<br />
EURODRIVE bringt Anlagen auf<br />
den neuesten Stand der Technik.<br />
Ein Retrofit kann dann sinnvoll<br />
sein, wenn Stillstände oder<br />
Ausfälle sich häufen, wenn die<br />
Ersatzteilverfügbarkeit nicht<br />
mehr gegeben ist oder eine Reparatur<br />
unwirtschaftlich wäre.<br />
Sollte auch der Automatisierungsgrad<br />
von Arbeitsgängen<br />
oder Prozessabläufen gesteigert<br />
werden, kann ein Retrofit<br />
eine kostengünstigere Lösung<br />
im Vergleich zu einer Neuanschaffung<br />
sein. Der Service<br />
Retrofit umfasst die persönliche<br />
Beratung, das komplette<br />
Engineering modernster Antriebstechnikkomponenten<br />
sowie<br />
deren Programmierung und<br />
Visuali sierung. Er beinhaltet ferner<br />
die Umsetzung von Maschinensicherheits-<br />
und Automatisierungskonzepten<br />
sowie den<br />
kompletten Umbau, die Installation<br />
und die Inbetriebnahme.<br />
SEW-EURODRIVE unterscheidet<br />
zwei Arten von Retrofit.<br />
Beim Komponenten-Retrofit<br />
liegt der Fokus auf der Modernisierung<br />
der Antriebskomponenten<br />
von SEW-EURODRIVE oder<br />
anderer Hersteller. Die Dienstleistungen<br />
umfassen die Analyse<br />
und Erfassung des Ist-Zustands,<br />
die Projektierung und Auslegung<br />
sowie das Anpassungs-<br />
Engineering der Mechanik und<br />
Elektronik. Auch der Austausch<br />
von Antriebskomponenten und<br />
Peripherie sowie die Inbetriebnahme<br />
und Energieberatung<br />
gehören zum Leistungsumfang.<br />
Bei einem System-Retrofit hingegen<br />
liegt der Fokus auf der<br />
Modernisierung der kompletten<br />
Maschine oder Anlage.<br />
Zu den Leistungen aus dem<br />
Komponenten-Retrofit kommen<br />
weitere Services hinzu: Neben<br />
dem Projektmanagement und<br />
Anpassungs-Engineering der Applikation<br />
beziehungsweise Anlage,<br />
dem Umbau der mechanischen<br />
Peripherie, gehören die<br />
sicherheitstechnische Beratung,<br />
Automatisierung und Appli kationsprogrammierung<br />
zu den<br />
Leistungen von SEW-EURODRIVE.<br />
Schaltschrank-Engineering und<br />
-fertigung, die Bodeninstallation<br />
der kontaktlosen Energieübertragung<br />
MOVITRANS ® und<br />
schließlich die Abnahme, ergänzen<br />
das Portfolio.<br />
Der Kundennutzen<br />
liegt auf der Hand<br />
Skalierbare, modulare Lösungen<br />
sorgen für die Reduzierung<br />
von Stillstandzeiten und vermeiden<br />
Produktionsausfälle. Umbaumaßnahmen<br />
werden planbar,<br />
auch die Ersatzteilverfügbarkeit<br />
ist gewährleistet. Außerdem<br />
sorgen Spezialisten von<br />
SEW-EURODRIVE für eine schnelle<br />
und effiziente Inbetriebnahme.<br />
Die Auslegung, Projektierung<br />
und Parametrierung sind speziell<br />
auf die Kundenapplika tionen<br />
Foto: SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG<br />
abgestimmt. Die Optimierung<br />
des Energiebedarfs ist ein zusätzlicher<br />
Vorteil. Der Service<br />
Retrofit hilft so, die Produktivität<br />
und Energie effizienz der Anlagen<br />
zu steigern und unterstützt<br />
die Betreiber bei der Senkung<br />
der Instandhaltungskosten.<br />
Zusätzlich profitieren die Kunden<br />
von einer langfristigen Teileverfügbarkeit.<br />
Er umfasst die<br />
persön liche Beratung und das<br />
Engineering mit modernster<br />
Antriebstechnik, die Programmierung<br />
und Visualisierung. Der<br />
Service Retrofit beinhaltet ferner<br />
die komplette Installation<br />
und Inbetriebnahme.<br />
Mehr Informationen<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
40 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
BEZUGSQUELLEN-VERZEICHNIS | Produkte, <strong>Technologie</strong>n und Dienstleistungen<br />
Abwasser- & und Wassertechnik<br />
Institute | Organisationen | Verbände<br />
Institute | Organisationen | Verbände<br />
EnviroChemie GmbH<br />
In den Leppsteinswiesen 9 | D-64380 Rossdorf<br />
Tel.: +49 (0)6154 6998-0 | Fax: +49 (0)6154 6998-11<br />
info@envirochemie.com | www.envirochemie.de<br />
Die deutschen Brauer<br />
Deutscher Brauer-Bund e.V.<br />
Neustädtische Kirchstraße 7a<br />
D-10117 Berlin<br />
www.brauer-bund.de<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
Alkoholfreie Getränke e. V.<br />
Monbijouplatz 11 | 10178 Berlin<br />
www.wafg.de<br />
Etiketten | Etikettieren<br />
Kennzeichnen | Markieren<br />
Alter Hellweg 46<br />
D-44379 Dortmund<br />
www.akademie-fresenius.de<br />
GERNEP GmbH<br />
Benzstraße 6<br />
D-93092 Barbing<br />
Tel.: +49 (0)9401 9213-0<br />
Fax: +49 (0)9401 9213-29<br />
info@gernep.de<br />
www.gernep.com<br />
MADE IN GERMANY<br />
Getränke! <strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong><br />
Deutsches Verpackungsinstitut e.V. (dvi)<br />
Kunzendorstr. 19<br />
D-14165 Berlin<br />
www.verpackung.org<br />
Kennzeichnen | Etikettieren<br />
Forschungskreis der<br />
Ernährungsindustrie e.V.<br />
Godesberger Allee 142-148<br />
D-53175 Bonn<br />
www.fei-bonn.de<br />
Die Dr. Harnisch Publications App<br />
mit E-Paper unserer Fachzeitschriften,<br />
kostenlos für mobile Endgeräte.<br />
www.getraenke-tm.de<br />
Verband der deutschen<br />
Fruchtsaft-Industrie e. V. (VdF)<br />
Mainzer Str. 253 | 53179 Bonn<br />
Telefon +49 (0) 228-95 46 00<br />
info@fruchtsaft.de<br />
www.fruchtsaft.net<br />
Verband Deutscher Maschinenund<br />
Anlagenbau e.V.<br />
Lyoner Str. 18 | 60528 Frankfurt<br />
Telefon +49 (0) 69 66 03 0<br />
www.vdma.org<br />
Messtechnik<br />
Systemlösungen für<br />
Qualitätssicherung +<br />
Verpackungsprüfung<br />
Institute | Organisationen | Verbände<br />
Verband Deutscher Mineralbrunnen e.V.<br />
Kennedyallee 28 | 53175 Bonn<br />
www.vdm-bonn.de<br />
Steinfurth Mess-Systeme GmbH<br />
www.steinfurth.de | Telefon +49 (0) 201-85 517-10<br />
Partyfässer<br />
Bundesverband der<br />
Deutschen Spirituosen-Industrie<br />
und -Importeure e. V.<br />
Urstadtstraße 2 | 53129 Bonn<br />
www.spirituosen-verband.de<br />
Versuchs- und Lehranstalt<br />
für Brauerei in Berlin e.V.<br />
Seestraße 13 | 13353 Berlin<br />
www.vlb-berlin.org<br />
Getränke! 03 | <strong>2021</strong> | 41
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Londorfer Straße 65 | 35305 Grünberg<br />
Telefon +49 (0) 6401 807-0<br />
Fax: +49 (0) 6401 807-259<br />
info@bender.de | www.bender.de<br />
Schmierstoffe | Instandhaltung<br />
Wasseraufbereitung<br />
NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH<br />
Tel.: +49 (0) 8638 63-1030<br />
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D-47051 Duisburg<br />
Tel. +49 (0) 203 99 23-0<br />
Fax +49 (0) 203 259 01<br />
E-Mail: info@bremer-leguil.de<br />
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24. Jahrgang | ISSN 1431-4428 | B42034<br />
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Ergänzend zu dem haptischen Charme klassischer Print-Magazine<br />
haben wir vor kurzem unsere Magazin-Websiten weiterentwickelt,<br />
responsive design und usability standen hier im Mittelpunkt.<br />
Neben den kostenlos lesbaren digitalen Ausgaben, News, Events,<br />
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