Getränke! Technologie & Marketing 2/2021
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TECHNIK UND TECHNOLOGIEN | Sauerstoffmessung<br />
Abb. 1 | Gesamtsauerstoffgehalt (TPO)<br />
im Gebinde<br />
Abb. 3 | Ausfallraten bei unterschiedlichen Sauerstoffgehalten<br />
Abb. 4<br />
Total Package Oxygen (TPO)<br />
Kopfraumsauerstoff<br />
gelöster<br />
Sauerstoff<br />
Anteil defekter Dosen [%]<br />
vergangene Tage seit der Abfüllung [d]<br />
< 2 ml Luft pro Dose (330 ml)<br />
> 18 ml Luft pro Dose (330 ml)<br />
Abb. 1: Gesamtsauerstoffgehalt (TPO) als Summe der Einzelsauerstoffgehalte in der Flüssigkeit und in der Gasphase.<br />
Abb. 3: Ausfallraten von Getränkedosen bei unterschiedlichen Sauerstoffgehalten. Die Anzahl defekter Dosen ist gegen die Zeit aufgetragen. Jeweils 20 handelsübliche<br />
330 ml-Dosen mit angekratzter Schutzschicht wurden mit Getränken mit niedrigem Sauerstoffgehalt (blaue Punkte) bzw. mit hohem Sauerstoffgehalt<br />
(olivgrüne Punkte) befüllt und bei einer konstanten Temperatur von 37 °C gelagert. Stärker als bei anderen Materialien stellt der TPO-Gehalt in Metalldosen<br />
also eine Gefahr für die Qualität und die Haltbarkeit des Getränks und des Gebindes dar. Dies muss daher streng überwacht werden [2] .<br />
Abb. 4: Gerät zur Bestimmung des gelösten Sauer stoffs, des Kopfraumsauerstoffs und des Gesamtsauerstoffgehaltes TPO 5000. Optional bestimmt das Gerät<br />
mit Hilfe des Moduls CarboQC (im Vordergrund) den Anteil an gelöster Kohlensäure in Getränken. Durch robuste Konstruktion und Schutzklasse IPX3 kann<br />
es direkt am Füller eingesetzt werden. Dort zählt jede Sekunde, wenn der Gesamtsauerstoffgehalt für die Freigabe benötigt wird. In Kombination mit einem<br />
CO 2<br />
-Messgerät lässt sich ein weiterer wichtiger Qualitätsparameter für die Getränkeindustrie bestimmen. Grafiken und Foto: Anton Paar Germany GmbH<br />
Eine alleinige Messung des gelösten<br />
Sauerstoffgehaltes ist daher<br />
nicht ausreichend zur Beurteilung<br />
der Getränkequalität.<br />
Am Ende des Tages reagiert der<br />
gesamte Sauerstoff mit den Inhaltsstoffen,<br />
zunächst der gelöste<br />
Sauerstoff und nach dessen<br />
Verzehr auch der Kopfraumsauerstoff<br />
(nach Äquilibrierung).<br />
Sauerstoffmessung<br />
in der Flüssigkeit<br />
und in der Gasphase<br />
Zur einfachen und schnellen<br />
Messung von gelöstem, aber<br />
auch gasförmigem, Sauerstoff<br />
haben sich optochemische Sensoren<br />
bewährt, die auf der Auslöschung<br />
(Quenching) von Licht<br />
in Anwesenheit von O 2<br />
-Molekülen<br />
beruhen. Die Sensoren<br />
bestehen aus einer LED-Lichtquelle<br />
(Sender), einer Farbstoffschicht<br />
und einer Photodiode<br />
(Empfänger) mit Farbfilter. Die<br />
Sensoren arbeiten zerstörungsfrei,<br />
ohne Elektrolyte oder sonstige<br />
Chemikalien und sprechen<br />
schnell an.<br />
Wenn kein Sauerstoff anwesend<br />
ist (siehe Abb. 2a), dann<br />
nimmt der Farbstoff (roter Kreis)<br />
das von der LED emittierte Licht<br />
(Photonen) auf. Er wird in einen<br />
höheren Energiezustand angeregt<br />
(gelber Kreis), aus dem er<br />
nach kürzester Zeit unter Aussendung<br />
von Licht wieder in<br />
den Grundzustand zurückkehrt.<br />
Da das zurückgesandte<br />
Licht eine andere Farbe hat, ist<br />
es möglich, es vom ursprünglich<br />
eingesetzten Licht durch den<br />
Farbfilter vor dem Empfänger<br />
zu unterscheiden.<br />
Ist Sauerstoff im Getränk enthalten<br />
(siehe Abb. 2b), so absorbiert<br />
der Farbstoff (roter<br />
Kreis) weiterhin das ausgesendete<br />
Licht und gelangt in einen<br />
angeregten Energiezustand<br />
(gelber Kreis). Die zusätzliche<br />
Energie kann nun aber auf ein<br />
Sauerstoffmolekül (blaue Kreise)<br />
übertragen werden, statt in<br />
Form von Licht abgestrahlt zu<br />
werden, wie dies in Abwesenheit<br />
von Sauerstoff geschieht.<br />
Je mehr Sauerstoff vorhanden<br />
ist, desto weniger Licht fällt auf<br />
die Photodiode – der Sauerstoff<br />
hat die Emission ausgelöscht.<br />
Der besondere Einfluss<br />
von Sauerstoff in Dosen<br />
Getränke werden in unterschiedlichen<br />
Gebinden ausgeliefert:<br />
Stille, nichtkarbonisierte<br />
Getränke kommen teilweise<br />
in Schläuchen, Mineralwasser<br />
oft in PET-Flaschen, alkoholische<br />
Getränke häufig in Glasflaschen<br />
vor, für Softdrinks und<br />
Referenzen:<br />
[1]<br />
VILACHA C. and UHLIG K., 1984. Die Messung niedriger Gesamtsauerstoffgehalte im abgefüllten Bier.<br />
Brauwelt, 18, 754-758.<br />
[2]<br />
JANSSEN G. and BIEBERNIK K., 2019. Oxygen – The importance of Measurement in Soft Drinks.<br />
Soft Drinks International – October/November 2019, 74-77<br />
Biere werden auch Metalldosen<br />
eingesetzt. Diese Dosen leiden<br />
auf der einen Seite besonders<br />
stark unter Sauerstoff, auf der<br />
anderen Seite ist der Kopfraum<br />
in diesen Gebinden aufgrund<br />
der nach innen gewölbten Form<br />
des Deckels bzw. des Bodens<br />
der Dose schwer zugänglich.<br />
Der Kopfraumsauerstoff befindet<br />
sich bei einer gefüllten Getränkedose<br />
in dem ringförmigen<br />
Raum am Rand der Dose<br />
oberhalb des Getränks. Er ist für<br />
eine Messung nicht ohne Weiteres<br />
erreichbar.<br />
Hohe Sauerstoffgehalte können<br />
zu einem metallischen Fehlgeschmack<br />
des Getränkes und<br />
selbst zur Beschädigung der<br />
Wand führen. Dosen mit beschädigter<br />
Innenwand (zum<br />
Beispiel durch Stöße oder Produktionsfehler)<br />
zeigen bei hohen<br />
Sauerstoffgehalten bereits<br />
nach wenigen Tagen signifikante<br />
Schäden bis hin zur<br />
Perforation (siehe Abb. 3, olivgrün).<br />
Dosen mit niedrigen Gesamtsauerstoffgehalten<br />
sind<br />
dagegen über Wochen stabil<br />
(siehe Abb. 3, blau).<br />
Für den Versuch wurde die<br />
Schutzschicht von handelsüblichen<br />
330 ml-Dosen vorsätzlich<br />
beschädigt, um die Alterung zu<br />
beschleunigen. Die Dosen wurden<br />
außerdem mit viel (>18 ml<br />
pro Dose) beziehungsweise wenig<br />
(< 2 ml pro Dose) Luft mit<br />
einem natürlichen Sauerstoffgehalt<br />
von etwa 21 % versetzt.<br />
Abbildung drei zeigt, dass bereits<br />
nach einer Woche die Hälfte<br />
der Dosen mit hohem Sauerstoffgehalt<br />
(olivgrüne Punkte)<br />
Schäden aufwies. Nach etwa<br />
drei Wochen sind alle Dosen defekt,<br />
während sämtliche Gebinde<br />
mit niedrigen Sauerstoffgehalten<br />
(blaue Punkte) noch intakt<br />
sind.<br />
Messtechnik vom<br />
Getränkespezialisten<br />
Ein ausgeklügelter Entnahmeprozess<br />
der Gasphase ist unabdingbar,<br />
damit der gesamte<br />
Kopfraum von Dosen<br />
erfolgreich auf seinen Sauerstoffgehalt<br />
überprüft werden<br />
kann. Der Spezialist für die Gelöstgasanalyse<br />
in Getränken,<br />
die Anton Paar GmbH aus Graz,<br />
löst dieses Problem, wie folgt:<br />
Zunächst sticht das TPO-Messgerät<br />
TPO 5000 die Dose auf<br />
der Unterseite an (und damit<br />
nicht in der Nähe des empfindlichen<br />
Öffnungsmechanismus)<br />
und entnimmt ihr ein definiertes<br />
Flüssigkeitsvolumen. Dieser<br />
vergrößerte Kopfraum wird anschließend<br />
abgepumpt und der<br />
darin befindliche Sauerstoff bestimmt.<br />
Danach wird der gelöste<br />
Sauerstoff im Getränk bestimmt<br />
und aufaddiert. Das<br />
Gerät reinigt sich danach selbstständig<br />
und ist für die nächste<br />
Probe bereit. <br />
Mehr Informationen<br />
www.anton-paar.com<br />
Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 33