Getränke! Technologie & Marketing 2/2021

InternationalPublications
von InternationalPublications Mehr von diesem Publisher
10.11.2021 Aufrufe

BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt 2021 ▶▶Auswahl und Auditierung der Lieferanten, ▶▶HACCP-Konzept und ▶▶Kontrolle der Rohstoffe durch regelmäßige Analysen und Errichtung eines Frühwarnsystems. Siebenundsechzig größere Brauereien mit Betriebslabor entnehmen für die Analyse je 10.000 t Malz eine Probe. Der Analysenumfang bezieht sich hier auf Rückstände von Pflanzenschutzmittel (PSM) über Myko toxine bis zu Schwermetallen und möglicher Radioaktivität in Bodenproben bis zum Handelsmalz. PSM-Wirkstoffe haben Einfluss auf Wachstum der Braugerste bis zur Bierqualität. In der letzten Vergangenheit wurde gezielt auf Glyphosat geprüft. Positivbefunde sind größtenteils sehr gering und weit unterhalb gesetz licher Höchstmengen. Session 4 | VLB-Forschungskolloquium Gerhard A. Schreiber (CFO der VLB) leitete diesen Kolloquiumsteil und sprach über Aktivitäten und Ergebnisse der Versuchsund Lehranstalt auf dem Forschungssektor. Nachfolgend berichteten einige Mitarbeiter von ihren Forschungsaufgaben. Dr. Alfons Ahrens (FIBW der VLB) sprach zu Beginn über Legionellen im Kühlwasser von Verdunstungskühlanlagen. Solche offenen Kühlkreisläufe, bei denen das Kühlwasser verrieselt oder versprüht wird, haben unmittelbar Kontakt mit der Umgebungsluft und begünstigen Aerosolbildung und schaffen gute Vermehrungsbedingungen für alle Art von Bakterien unter anderem Legionellen (Biofilm). Die hygienischen Risiken sind sehr groß; die Anlagen müssen den gesetzlichen Anforderungen der 42. BImSchV entsprechen. In der Praxis werden Verdunstungskühlanlagen, Nassabscheider oder Kühltürme eingesetzt, das gekühlte Wasser wird entweder wiederverwendet (Kreislauf) oder über den Vorfluter abgeführt. Überwachungsparameter und Untersuchungsmethoden, zum Beispiel Wirksamkeitsuntersuchungen von Bioziden sind nach DIN EN 13623 vorgeschrieben. 14 | Getränke! 02 | 2021 Laura Knoke (FIBGA der VLB) stellte die Analytikplattform zur Charakterisierung wertgebender Getränkearomastoffe vor. Wertgebende Aromastoffe bei Bier-Mischgetränken und alkoholfreien Getränken sind sowohl geruchs- und geschmacksaktive Substanzen als auch Rezeptvorschriften gemäß Kundenakzeptanz und Wiedererkennungswert sowie synergetische und überlappende Effekte. Bei Bier-Mischgetränken beziehungsweise bei alkoholfreien Bieren sind Hopfenaromakomponenten wichtig. Zur Analytik des Hopfenaromas sind EBCund ASBC-Methoden zur semi- Quantifizierung von Hopfenölen mittels GC-FID erforderlich. Zusammenfassend stellt die Analytikplattform eine Kombina tion von Sensorik, Non-Target und quantitativer Analytik dar. Über die Anwendung der PEF-Technologie (Pulsed Electric Fields) im Hefemanagement der Brauerei referierte Florian Schrickel (FIBGP der VLB). Mit diesem physikalischen Verfahren kann der Hefestoffwechsel beschleunigt werden. Variable Größe ist hierbei die Feldstärke, die über die Aktivierung der Zellen entscheidet. Weitere Angaben zu der laufenden Arbeit konnten zum Zeitpunkt der Tagung noch nicht gemacht werden. Ähnlich verhielt es sich beim nachfolgeden Vortrag von Dr. Roland Pahl (FIBGP der VLB). Er stellte ein veganes Nassetikettiersystem vor, das noch in Arbeit ist. Da Etikettenleim aus Casein hergestellt oder auch nur aus Bestandteilen besteht, kann Bier nicht als veganes Getränk bezeichnet werden. Ziel des Forschungsobjekts ist, auf Basis eines pflanzlichen Ausgangsstoffes einen vor Ort anmischbaren Klebstoff herzustellen, der den Anforderungen zum Etikettieren und gleichzeitig zum Ablösen bei der Flaschenreinigung genügt. Erste Versuche wurden bisher durchgeführt, wobei auch das Schaumverhalten in der Flaschenreinigungsmaschine eine Rolle spielt. Im letzten Vortrag des Kolloquiums betrachtete Mikrobiologe Dr. Martin Senz (FIBW der VLB) den Einfluss von Maillard-Reaktionsprodukten (MRP) auf die Eigenschaften von Milchsäurebakterien. Mikroorganismen umgeben uns, sie gehören zur Kultur der Menschen. Die Milchsäurebakterien sind die wichtigsten Vertreter und für viele indu strielle Prozesse im Rahmen der Lebensmittelherstellung (Konservierung, Starterkulturen, Probiotika) erforderlich. Die Bakterien können getrocknet und wieder für bestimmte Prozesse reaktiviert werden. Kultivierung, Lagerung und Herstellung neuer Präparate bei Aufrechterhaltung der Qualität der Prozesskette müssen vom Hersteller beachtet werden. Er zeigte das Wachstumsverhalten der MRP-sensitiven Milchsäurebakterien und deren Eigenschaften bei der Weiterverarbeitung, zum Beispiel die Charakteristik der Zellen und Viabilitäten. Das Ziel sind beständige Zelleigenschaften und eine erhöhte Stabilität der Nährmedien. Session 5 | Getränkelogistik 2 – Leergutmanagement „Die Leergutbestandserfassung – einheitliche Leergut-Stammdaten und mögliche Referenzprozesse“ nannte Ingo Pankoke (FIM der VLB) seinen Vortrag. In der deutschen und zu großen Teilen in der europäischen Getränkewirtschaft ist die Mehrwegverpackung, d. h. Flaschen, Kästen, Fässer und Euro-Paletten noch bestimmend. In Deutschland sind nach Schätzung der VLB für Brauereien und übrige Getränkehersteller rund 300 - 400 Mio. Kästen, davon rund 100 Mio. für GDB, und 4 - 5 Mio. Fässer unterwegs. Ein Dauerproblem ist die Leergutrückführung der Pool- Flaschen, da sich ein hoher Anteil an Individualflaschen der überregionalen Brauereien in den Kästen befindet. Der Getränkefachgroßhandel (GFGH) sortiert zwar, wenn nicht anders vereinbart, nach der Kastenbeschriftung, doch die großen Brauereien müssen eine Flaschensortierung vornehmen. Die Hersteller wissen nicht, wann welches Leergut in welcher Menge und Qualität zurückkommt. Die Regie führte an drei Nachmittagen insgesamt 24 vorproduzierte Vorträge zusammen, die jeweils mit einer Live-Q&A abschlossen. Hier der Beitrag aus dem Haus Heuft Systemtechnik. Foto: VLB Berlin Leergutbestände beim GFGH werden nur über Pfandbeträge erfasst. Trotzdem herrscht Intransparenz für den Leergutrücklauf. Die Digitalisierung der Mehrweggebinde kann helfen, die geforderte Transparenz zu schaffen und so die Produktivität in dieser Stufe zu steigern. Der FA Logistik der VLB bemüht sich seit Jahren um eine einheitliche digitale Erfassung mit Datenstruktur in einer zentralen Datenbank. Wolfram Scholz (GEDAT Getränkedaten GmbH, Hamburg) lieferte mit seinem Vortrag „ Stammdatenmanagement in der Getränkebranche“ eine sinnvolle Ergänzung zu den vorstehenden Ausführungen von Ingo Pankoke. Leergut wird in Spitzenzeiten knapp, GFGH fungiert als Außenlager und

BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt 2021 GEDAT stellt seinen Gesellschaftern (Getränkeherstellern) Artikelstammdaten für Voll- und Leergut zur Verfügung und schließt somit die Lücke. Den letzten Vortrag in dieser Session hielt Dr. Christian Gutzen (Geutebrück GmbH, Berlin). Er referierte über „Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning – Möglichkeiten zur Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung“. KI ist die Fähigkeit von Geräten und Software, logisch denken zu lernen, also menschliche Intelligenz durch einen Algorithmus nachzubilden. Vorstehende Referenten ließen erkennen, dass die Leerguterfassung problematisch sei und optimiert werden muss. Mit der spezifischen Software kann der Fahrer ein Video vom Leergut beim Kunden machen. Er bekommt eine objektbasierte Erkennung und Mengenerfassung. Über ein neuronales Netz werden die Daten an das jeweilige Lager übermittelt und die Paletten/Kästen können, wenn der LKW einfährt, geladen werden. Session 6 | Trends in Abfüll- und Inspektionstechnik Nach dem Ausscheiden von Dr. Pahl als bisheriger Leiter des VLB-Forschungsinstituts für Bierund Getränkeproduktion, übernahm Jan Biering als dessen Nachfolger die Leitung dieser letzten Session beim VLB-Jahresauftakt 2021. Dr. Georg Wenk (FIBGP der VLB) berichtete über „10 Jahre VLB-Leistungsnachweis für Leerflaschen- Inspektions maschinen“. Vor gut zwanzig Jahren war noch keine präzise Inspek tion mit den ersten maschinellen Leerflaschen-Kontrollen möglich. Erst mit Maschinen ab 2011 konnten die Erkennungsraten von bisher rund 62 % auf über 90 % gesteigert werden. Heutige Maschinen beleuchten die Mündung aus unterschiedlichen Winkeln und erkennen Absplitterungen und kleinste Verunreinigungen. Zusätzlich zu den Werkseinstellungen kann mit der Erfahrung der VLB (191 Leistungsnachweise) ein Optimum bei der Inspek tion der Flaschen vor der Füllmaschine erreicht werden. Aus Anwendersicht wurde die Vollflaschen inspektion in der Getränkeindustrie von Patrick Lexis (Gerolsteiner Brunnen) beleuchtet. Stand der Technik in der Abfülltechnik muss sein, die gesetzlichen Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Vor allem Fremdkörper aus Glas werden vom Verbraucher als Gefahr angesehen, wenn Glasflaschen gefüllt und verschlossen werden. Die obligato rische Leerflascheninspek tion minimiert zwar das Risiko. Mit der Installation der neuen Glas- Mehrweganlagen wurde die Vollflascheninspek tion vorgesehen und getestet. Mit den röntgen- und kamerabasierten Systemen wurden Standardtestkörper sicher erkannt. In Zusammenarbeit mit der VLB wurde auch eine Schwachstelle des Inspektionssystems entdeckt, die nadelförmigen Scherben in der Flüssigkeit werden nicht sicher erkannt. Mit den Lieferanten wurde die Software weiterentwickelt und die Positionen der Inspektionssysteme an den Maschinen neu ausgerichtet. Zwar gebe es noch Lücken bei der vollständigen Erkennbarkeit von Fremdkörpern im Produkt, doch der Vortragende ist zuversichtlich, dass die Systeme weiterentwickelt werden. Die HEUFT Systemtechnik GmbH, Burgbrohl, ist ein weltweit führender Hersteller von Kontroll- und Inspektionsanlagen. Anton Diehl und Markus Oster vom Herstellerbetrieb betrachteten im Dialog die „Entwicklung der Glas-in-Glas-Erkennung in befüllten Behältern“. Ist bei einer Leerflaschenkontrolle in der Abfülllinie überhaupt eine Vollflascheninspek tion erforderlich? Diese Meinung wurde in der Praxis durchaus viele Jahre vertreten. Erkannte Mängel und schärfere Sicherheitsforderungen bestätigen, dass beide Inspek tionsstationen erforderlich sind. Die Ausbringung der Abfüllanlagen hat sich erhöht, die Fehlausleit rate sei gesunken. Die Röntgenblitze erzeugen scharfe Bilder und die optische Detek tion erkennt schwebende und anhaftende Fremdkörper. Dr. G. A. Getränke! 01 | 2021 | 15

BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />

GEDAT stellt seinen Gesellschaftern<br />

(Getränkeherstellern) Artikelstammdaten<br />

für Voll- und<br />

Leergut zur Verfügung und<br />

schließt somit die Lücke.<br />

Den letzten Vortrag in dieser<br />

Session hielt Dr. Christian<br />

Gutzen (Geutebrück GmbH,<br />

Berlin). Er referierte über „Künstliche<br />

Intelligenz (KI) und Machine<br />

Learning – Möglichkeiten zur<br />

Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung“.<br />

KI ist die Fähigkeit<br />

von Geräten und Software,<br />

logisch denken zu lernen,<br />

also menschliche Intelligenz<br />

durch einen Algorithmus nachzubilden.<br />

Vorstehende Referenten<br />

ließen erkennen, dass die<br />

Leerguterfassung problematisch<br />

sei und optimiert werden muss.<br />

Mit der spezifischen Software<br />

kann der Fahrer ein Video vom<br />

Leergut beim Kunden machen.<br />

Er bekommt eine objektbasierte<br />

Erkennung und Mengenerfassung.<br />

Über ein neuronales Netz<br />

werden die Daten an das jeweilige<br />

Lager übermittelt und die Paletten/Kästen<br />

können, wenn der<br />

LKW einfährt, geladen werden.<br />

Session 6 |<br />

Trends in Abfüll- und<br />

Inspektionstechnik<br />

Nach dem Ausscheiden von<br />

Dr. Pahl als bisheriger Leiter des<br />

VLB-Forschungsinstituts für Bierund<br />

Getränkeproduktion, übernahm<br />

Jan Biering als dessen<br />

Nachfolger die Leitung dieser<br />

letzten Session beim VLB-Jahresauftakt<br />

<strong>2021</strong>.<br />

Dr. Georg Wenk (FIBGP der<br />

VLB) berichtete über „10 Jahre<br />

VLB-Leistungsnachweis für<br />

Leerflaschen- Inspektions maschinen“.<br />

Vor gut zwanzig Jahren<br />

war noch keine präzise Inspek tion<br />

mit den ersten maschinellen Leerflaschen-Kontrollen<br />

möglich. Erst<br />

mit Maschinen ab 2011 konnten<br />

die Erkennungsraten von bisher<br />

rund 62 % auf über 90 % gesteigert<br />

werden. Heutige Maschinen<br />

beleuchten die Mündung aus unterschiedlichen<br />

Winkeln und erkennen<br />

Absplitterungen und<br />

kleinste Verunreinigungen. Zusätzlich<br />

zu den Werkseinstellungen<br />

kann mit der Erfahrung der<br />

VLB (191 Leistungsnachweise)<br />

ein Optimum bei der Inspek tion<br />

der Flaschen vor der Füllmaschine<br />

erreicht werden.<br />

Aus Anwendersicht wurde die<br />

Vollflaschen inspektion in der<br />

Getränkeindustrie von Patrick<br />

Lexis (Gerolsteiner Brunnen)<br />

beleuchtet. Stand der Technik<br />

in der Abfülltechnik muss<br />

sein, die gesetzlichen Anforderungen<br />

an die Lebensmittelsicherheit<br />

zu gewährleisten. Vor<br />

allem Fremdkörper aus Glas<br />

werden vom Verbraucher als<br />

Gefahr angesehen, wenn Glasflaschen<br />

gefüllt und verschlossen<br />

werden. Die obligato rische<br />

Leerflascheninspek tion minimiert<br />

zwar das Risiko. Mit der<br />

Installation der neuen Glas-<br />

Mehrweganlagen wurde die<br />

Vollflascheninspek tion vorgesehen<br />

und getestet. Mit den<br />

röntgen- und kamerabasierten<br />

Systemen wurden Standardtestkörper<br />

sicher erkannt. In Zusammenarbeit<br />

mit der VLB wurde<br />

auch eine Schwachstelle des<br />

Inspektionssystems entdeckt,<br />

die nadelförmigen Scherben in<br />

der Flüssigkeit werden nicht sicher<br />

erkannt. Mit den Lieferanten<br />

wurde die Software weiterentwickelt<br />

und die Positionen<br />

der Inspektionssysteme an den<br />

Maschinen neu ausgerichtet.<br />

Zwar gebe es noch Lücken bei<br />

der vollständigen Erkennbarkeit<br />

von Fremdkörpern im Produkt,<br />

doch der Vortragende ist zuversichtlich,<br />

dass die Systeme weiterentwickelt<br />

werden.<br />

Die HEUFT Systemtechnik<br />

GmbH, Burgbrohl, ist ein weltweit<br />

führender Hersteller von<br />

Kontroll- und Inspektionsanlagen.<br />

Anton Diehl und Markus<br />

Oster vom Herstellerbetrieb betrachteten<br />

im Dialog die „Entwicklung<br />

der Glas-in-Glas-Erkennung<br />

in befüllten Behältern“. Ist<br />

bei einer Leerflaschenkontrolle<br />

in der Abfülllinie überhaupt<br />

eine Vollflascheninspek tion erforderlich?<br />

Diese Meinung wurde<br />

in der Praxis durchaus viele<br />

Jahre vertreten. Erkannte Mängel<br />

und schärfere Sicherheitsforderungen<br />

bestätigen, dass<br />

beide Inspek tionsstationen erforderlich<br />

sind. Die Ausbringung<br />

der Abfüllanlagen hat<br />

sich erhöht, die Fehlausleit rate<br />

sei gesunken. Die Röntgenblitze<br />

erzeugen scharfe Bilder<br />

und die optische Detek tion erkennt<br />

schwebende und anhaftende<br />

Fremdkörper. Dr. G. A.<br />

Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 15

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!