Getränke! Technologie & Marketing 2/2021
www.getraenke-tm.de 26. Jahrgang | ISSN 1431-4428 | B42034 TECHNOLOGIE & MARKETING 2 | 2021 ■ BRANCHEN REPORT Maschinenrichtlinie im Fokus ■ ROH- UND INHALTSSTOFFE Von „Herrlich Gin“ bis Altbier aus Abwasser ■ MARKT Volumenreduzierbarer Flaschenkasten Anzeige
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www.getraenke-tm.de<br />
26. Jahrgang | ISSN 1431-4428 | B42034<br />
TECHNOLOGIE & MARKETING 2 | <strong>2021</strong><br />
■ BRANCHEN REPORT Maschinenrichtlinie im Fokus<br />
■ ROH- UND INHALTSSTOFFE Von „Herrlich Gin“ bis Altbier aus Abwasser<br />
■ MARKT Volumenreduzierbarer Flaschenkasten<br />
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EDITORIAL<br />
Bekannte Erfahrungen<br />
BRIGITTE HAULENA<br />
Objektleitung GTM<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
im letzten Jahr hat sich der Bereich des Arbeitsplatzes für viele Menschen ver ändert.<br />
So etabliert sich mittlerweile das Arbeiten im Home office als neue Norma lität.<br />
Damit war und ist jeder Betroffene gut gefordert, eine akzeptable Vereinbarkeit<br />
von Berufs- und Familienleben zu erreichen. Ein wesentlicher Punkt ist, sich sein<br />
privates Umfeld so zu gestalten, um darin gerne arbeiten zu können.<br />
Durch Ausprobieren gelingt es, den heimischen Arbeitsplatz zu optimieren, um<br />
unter anderem auch gute Lichtverhältnisse zu schaffen. Die bisherige Aufgabe vorhandener<br />
Regale, Schränke oder Pflanzen kann kurzerhand um eine weitere Funktion<br />
erweitert werden – die, der räumlichen und somit auch mentalen Trennung<br />
von Arbeits- und Wohnbereich. „Tiral and Error“ ist hier eine beliebte Devise. Da<br />
man sich durchaus auch den Wohn- und Arbeitsraum mit anderen teilt, ist mancher<br />
Mitbewohner des Öfteren gezwungen, im ruhigeren Eingangsbereich neben der Garderobe zu telefonieren.<br />
Die bisher gelebte Flexibilität entwickelt sich so schnell über den sogenannten Tellerrand hinaus. Für Eltern,<br />
die Kinder im Vorschul- oder/und Schulalter betreuen, hat dies bestimmt noch eine viel größere Bedeutung.<br />
Zu einer Veränderung des Arbeitsalltages gehört auch, während der Arbeit kurze Entspannungszeiten einzubauen<br />
und Routinen aus dem Büroalltag auf das Homeoffice zu übertragen. Statt bei einem Treffen zu einer<br />
Tasse Kaffee in der Büroküche, tauscht man sich jetzt in einem Videomeeting mit Kolleg*innen aus.<br />
Ein weiterer Aspekt des Arbeiten im Homeoffice ist, nach Feierabend mental abschalten zu können. Das Fitnessstudio<br />
fällt ja derzeit für diese Bedarfserfüllung weg. Glücklich kann sich also schätzen, wer einen Balkon<br />
sein eigen nennt und diesen soweit umgestaltet hat, damit ein Feeling gemäß ‚ Romancing the Balcony‘ und<br />
‚Home Sweet Home‘ aufkommt. Kommt Ihnen dies auf die eine oder andere Art bekannt vor?<br />
Es grüßt Sie herzlich,<br />
Brigitte Haulena<br />
MEHR ALS<br />
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EHEDG PUMPE<br />
Die neue Baureihe BCFH fördert pulsationsarm dünnflüssige bis hochviskose Medien mit geringer<br />
Scherung und steuert präzise Durchflussraten. BCFH-Pumpen erfüllen höchste Anforderungen der<br />
Lebensmittel-, Getränke- und Pharmaindustrie und sind nach dem neuen EHEDG-Prüfprozess zertifiziert.<br />
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8<br />
28 36<br />
Inhalt 6 ZUM TITEL<br />
6 Tuning für das Fließlager:<br />
Modernisierung ohne größeren Aufwand<br />
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8 BRANCHEN REPORT<br />
8 Maschinenrichtlinie im Fokus: Richtlinie für Hersteller,<br />
Inverkehrbringer und Betreiber von Maschinen<br />
11 VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong>:<br />
Online-Tagung auf dem Virtual Campus der VLB Berlin<br />
16 Lösungen für Filtrationsaufgaben: Filtech 2022<br />
17 Funkwellenbasierte Analysetechnik:<br />
Echtzeitmessung von Flüssigkeiten:<br />
18 Elektrochemische Aktivierung (ECA) in der Brauerei:<br />
Desinfektionsmittel durch Elektrolyse vor Ort erzeugen<br />
20 Exakte Rohstoffbilanzierung:<br />
Coriolis Multifrequenz-Durchflussmessung<br />
22 Einsparungen beim Wasserverbrauch:<br />
Trockenlaufende Vakuumpumpen<br />
23 ROH- UND INHALTSSTOFFE<br />
23 Superfood aus Ecuador:<br />
Guayusa-Blätter als natürliche Energiequelle<br />
24 Direktsäfte natürlich zuckerreduziert:<br />
Zucker enzymatisch entfernen<br />
26 Trendgetränk im Glas – Hard Seltzer:<br />
Sprudeliges Wasser mit Alkohol<br />
28 Innovationsgeist für die Getränkeindustrie:<br />
Von „Herrlich Gin“ bis Altbier aus Abwasser<br />
30 eSports-Getränke: „Game over“ gibt es nicht<br />
32 TECHNIK UND TECHNOLOGIEN<br />
32 Messung des Gesamtsauerstoffgehaltes in Getränken:<br />
Total Package Oxygen (TPO)<br />
34 Schneiden und Fördern in einem Prozessschritt:<br />
Excenterschneckenpumpe mit Schneidvorrichtung<br />
36 MARKT<br />
36 ein.blick: In den Gully statt in die Kehlen<br />
38 Neue Möglichkeiten in der Getränkelogistik:<br />
Volumenreduzierbarer Flaschenkasten<br />
40 Membrantechnologie für Bier in konzentrierter Form<br />
Greifer für das automatisierte Handling von Sixpacks<br />
Foto: Interroll Group<br />
IMPRESSUM<br />
ISSN 1431-4428<br />
Getränke! <strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong><br />
Verlag<br />
Dr. Harnisch Verlagsgesellschaft mbH<br />
Eschenstraße 25 | D-90441 Nürnberg<br />
Tel.: +49 (0) 911 2018 - 0<br />
Fax: +49 (0) 911 2018 - 100<br />
gtm@harnisch.com<br />
www.getraenke-tm.de<br />
www.harnisch.com<br />
Geschäftsführung<br />
Dr. Claus-Jörg Harnisch<br />
Benno Keller<br />
Objektleitung Redaktion<br />
Brigitte Haulena<br />
Redaktion<br />
Dr. Günter Arndt<br />
Roland Hensel<br />
Bert Pflüger<br />
Dr. Burkhard Schäfer<br />
Mediaberatung<br />
Thomas Mlynarik | D-A-CH<br />
Britta Steinberg | Digitale Werbung<br />
Carola Weise | Ingredients<br />
Edouard Costemend | Frankreich<br />
Gabriele Fahlbusch | Europa<br />
Bill Kaprelian | Nordamerika<br />
Technische Leitung<br />
Armin König<br />
Erscheinungsweise 5 x jährlich<br />
Tuning für das Fließlager<br />
www.interroll.com<br />
Bezugspreis<br />
Jahresabonnement | 5 Einzelausgaben<br />
Inland: € 62,- inkl. Porto, zzgl. MwSt.<br />
Ausland: € 67,- inkl. Porto<br />
Bankverbindung<br />
HypoVereinsbank AG Nürnberg<br />
Swift-Code: HYVEDEMM460<br />
IBAN: DE45 7602 0070 0000 6147 18<br />
Druck<br />
Schleunungdruck GmbH<br />
Eltertstraße 27 | D-97828 Marktheidenfeld<br />
Copyright © <strong>2021</strong><br />
Dr. Harnisch Verlagsgesellschaft mbH |<br />
Nürnberg<br />
Die Berichterstattung in der Fachzeitschrift unter liegt<br />
einer unabhängigen Redaktion. Unterzeichnete Beiträ<br />
ge entsprechen dabei nicht unbedingt der Meinung<br />
der Redaktionskonferenz.<br />
4 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
ZUM TITEL | Palettenlager<br />
MODERNISIERUNG OHNE GRÖSSEREN AUFWAND<br />
Tuning für das Fließlager<br />
Wer glaubt, dass sich allein mit kostenträchtigen Modernisierungsprojekten die Produktivität seines<br />
Palettenlagers steigern lässt, liegt falsch. Oft ist nur ein gezielter Einsatz von innovativen Schlüsselprodukten<br />
nötig, um bestehende Abläufe im Getränkelager deutlich zu verbessern.<br />
J<br />
ahrelang verrichteten die<br />
Schwerkraft-Rollenbahnen<br />
bei einem Großunternehmen<br />
in Düsseldorf zuverlässig<br />
ihren Dienst – bis sich die Einsätze<br />
der Wartungstechniker<br />
zu häufen begannen. Einzelne<br />
Paletten hingen manchmal fest<br />
oder nahmen in den geneigten<br />
Kanälen unkontrolliert Fahrt auf.<br />
Den sicheren Palettenfluss durch<br />
manuelle Eingriffe aufrechtzuerhalten,<br />
wurde immer aufwändiger.<br />
Umschlagsleistung und Produktivität<br />
sanken, die Betriebskosten<br />
stiegen. Was war zu tun?<br />
Berührungslose, wartungsfreie<br />
Geschwindigkeitsregler<br />
Die Analyse identifizierte die<br />
Schwachstellen: Als Ursache für<br />
den unkontrollierten Warenstrom<br />
erwiesen sich die verwendeten<br />
Geschwindigkeitsregler,<br />
die durch den Dauerbetrieb ihre<br />
Funktion – vor allem wegen abgenutzter<br />
oder festsitzender Beläge<br />
– nur noch eingeschränkt erfüllten.<br />
Statt ein kostenintensives<br />
Modernisierungsprojekt der Gesamtanlage<br />
zu starten, entschied<br />
man sich für den gezielten Austausch<br />
der alten Produkte durch<br />
800 wartungsfreie Geschwindigkeitsregler<br />
von Interroll, die<br />
ohne verschleißanfällige Bremstechnik<br />
arbeiten. Zum Einsatz<br />
kam der Interroll Magnetic Speed<br />
Con troller MSC 80, ein magnetisch<br />
arbeitender Geschwindigkeitsregler,<br />
der die Bewegung<br />
der Paletten im Fließkanal – und<br />
zwar unabhängig von ihrem Gewicht<br />
– auf höchstens 0,3 Meter<br />
pro Sekunde regelt. Diese im<br />
Markt einzigartige Lösung ermöglicht<br />
nicht nur einen dynamischen<br />
Material fluss, sondern<br />
vermeidet auch Beschädigungen<br />
der Waren. Zudem lassen sich die<br />
innovativen Geschwindigkeitsregler<br />
auch ohne Fachpersonal<br />
installieren, sie benötigen keine<br />
Stromversorgung und arbeiten<br />
6 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
dank der berührungslos funktionierenden<br />
Wirbelstrombremse<br />
wartungs- und verschleißfrei.<br />
Aus diesem Grund besitzen<br />
sie die gleich hohe Lebensdauer<br />
wie eine Standardförderrolle.<br />
Automatisierungsschritt<br />
für den Warenausgang<br />
Vor allem bei Fließlagern, die<br />
im Hochregalumfeld oder in einem<br />
dynamischen Warenausgangs-<br />
oder -eingangsbereich<br />
verwendet werden, spielt die Sicherheit<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Hier arbeiten Gabelstaplerfahrer<br />
häufig mit eingeschränkter<br />
Sicht, trotzdem muss die<br />
Ein- und Auslagerung schnell<br />
und reibungslos funktionieren.<br />
Deshalb sind Interroll-Fließlager<br />
mit den zuverlässig arbeitenden<br />
Sicherheitsseparatoren „Time<br />
Plus“ ausgestattet. Dabei handelt<br />
es sich um eine <strong>Technologie</strong>,<br />
die die erste Palette innerhalb<br />
Magnetic-Speed-Controller MSC80<br />
eines Palettendurchlaufkanals<br />
separiert, um die Entnahme der<br />
Paletten von der Kommissionierseite<br />
zu erleichtern und sicherer<br />
zu machen. So wird über ein<br />
rein mechanisch wirkendes Verzögerungsintervall,<br />
was in dieser<br />
Form einzigartig am Markt ist, zunächst<br />
eine sichere und problemlose<br />
Entnahme der vordersten Palette<br />
ermöglicht, bevor die nächste<br />
Palette im Fließkanal nachrollt.<br />
Ein Staplerfahrer erhält so ausreichend<br />
Zeit, um die Palette sicher<br />
zu entnehmen, bevor die nächste<br />
Palette automatisch auf die Entnahmeposition<br />
nachrückt.<br />
Während sich mit dem klassischen<br />
Interroll Paletten-Separator<br />
mit Time-Plus-Funktion<br />
eine feste Verzögerungszeit von<br />
20 Sekunden realisieren lässt,<br />
bietet der kürzlich vorgestellte,<br />
elektrische Palettenseparator<br />
die Möglichkeit, ein Entnahme-<br />
Zeitintervall frei zu wählen – und<br />
Effi ziente und störungsfreie Kommis sionierung<br />
durch die Carton-Flow-Lösung.<br />
Flexibel und sicher: Der elektrische Interroll Separator. Fotos: Interroll Group<br />
zwar unabhängig von den Bedingungen<br />
des Kanals oder dem<br />
Gewicht der Paletten. Ein Vorteil<br />
dieser Steuerungsfunk tion, die<br />
an eine SPS angebunden werden<br />
kann: In komplexen und dynamischen<br />
Umgebungen lassen sich<br />
einzelne Fließlagerkanäle zentral<br />
freigeben oder sperren. So können<br />
etwa Fehlbeladungen von<br />
Frachtfahrzeugen an den Versandrampen<br />
vermieden werden.<br />
Freigegeben werden in diesem<br />
Fall nur die Kanäle und Paletten,<br />
die für das jeweilige Fahrzeug<br />
vorgesehen sind. Zudem ermöglicht<br />
die elektrische Trennvorrichtung,<br />
die genaue Anzahl der<br />
Zyklen zu zählen, die von ihr ausgeführt<br />
wurden.<br />
Im Rahmen des Interroll Lifetime-Service-Programms<br />
kann<br />
dann ermittelt werden, wann
ZUM TITEL | Palettenlager<br />
Modernisierungen ohne größeren Aufwand durchführen<br />
Ein Gespräch mit Thomas Pützer,<br />
Business Development Manager<br />
für Förder- und Lagerprojekte<br />
bei Interroll, über zielgenaue<br />
Modernisierungs-Maßnahmen.<br />
? GTM: Welche Trends bestimmen<br />
derzeit die Palettenlogistik<br />
in Deutschland?<br />
! Thomas Pützer: Wie in der<br />
klassischen Behälterlogistik ist<br />
auch im Palettenbereich die Automatisierung<br />
dabei, sich auf breiter<br />
Front durchzusetzen. Die Treiber<br />
sind auch hier der boomende<br />
E-Commerce und der Wunsch<br />
nach einem effizienten Einsatz von<br />
Ressourcen, der das Ausschöpfen<br />
von noch brachliegenden Produktivitätspotenzialen<br />
beim Materialfluss<br />
erfordert. Diese Entwicklung<br />
bedienen wir etwa mit kombinierbaren<br />
<strong>Technologie</strong>plattformen wie<br />
unseren modularen Fließlagersystemen<br />
und den angetriebenen Palettenförderern<br />
auf Basis der „Modular<br />
Pallet Conveyor Platform“<br />
(MPP) inklusive Regalbediengeräten<br />
und Verschiebewagen, die<br />
den Aufbau hochdynamischer und<br />
kompakter Palettenlager ermöglichen.<br />
Gleichzeitig rücken bei den<br />
Anwendern auch bestimmte Teilbereiche<br />
bestehender Infrastrukturen<br />
in den Modernisierungsfokus.<br />
? GTM: Woran denken Sie?<br />
! Thomas Pützer: Es geht zum<br />
Beispiel um eine optimale Nutzung<br />
vorhandener Warenausgangsflächen<br />
sowie die Prozesssicherheit<br />
bei der Tourenbereitstellung. Dies<br />
sind Themen, die zunehmend auf<br />
der Optimierungsagenda vieler<br />
Anwender stehen. Hier lassen sich<br />
weitere Automatisierungsschritte<br />
im Palettenlager mit unseren<br />
elek trischen, per SPS steuerbaren<br />
Separatoren ohne größeren Aufwand<br />
realisieren – mit allen Vorteilen,<br />
die diese höhere Prozesssicherheit<br />
für die Produktivität und den<br />
Arbeitsschutz spielen. Gerade im<br />
dynamischen Umfeld größerer Wareneingangs-<br />
und -ausgangsbereiche,<br />
etwa bei der Getränkedistribution,<br />
erhält hier der Anwender<br />
eine hohe Effizienzsteigerung<br />
durch Teilmodernisierungen.<br />
? GTM: Münden Retrofitprojekte<br />
automatisch in einer Automatisierung?<br />
! Thomas Pützer: Nein. Selbst<br />
mit einem kostengünstigen Update<br />
einer bestehenden Anlage<br />
lassen sich bereits deutliche Effizienzvorteile<br />
im Betrieb erzielen.<br />
Viele Anlagen, die in die Jahre<br />
gekommen sind, leiden häufig<br />
einfach unter der nachlassenden<br />
Funk tion der verbauten Bremstechnologien.<br />
Da kann der einfache<br />
Austausch vorhandener<br />
Bremsrollen durch wartungsfreie<br />
Magnetgeschwindigkeitsregler von<br />
Interroll ohne Eingriffe in die Gesamtanlage<br />
schnell wieder für einen<br />
störungsfreien und wirtschaftlichen<br />
Betrieb sorgen – und das<br />
über viele Jahre hinweg.<br />
THOMAS PÜTZER,<br />
Business Development Manager für<br />
Förder- und Lagerprojekte, Interroll<br />
? GTM: Gibt es auch Verbesserungspotenziale<br />
bei kleineren<br />
Blocklagern?<br />
! Thomas Pützer: Ja, vor allem<br />
beim Thema Kommissionierung.<br />
Soll etwa die Zusammenstellung<br />
der jeweiligen Sendungen aus<br />
Kästen, Kartons oder Boxen erfolgen,<br />
spielt die Flexibilität ihrer ergonomischen<br />
Bereitstellung am<br />
Kommissionierungsplatz eine entscheidende<br />
Rolle. Hier hilft den<br />
Anwendern zum Beispiel unsere<br />
bewährte „Carton Wheel Flow“-<br />
oder „Carton Versi Flow“-Lösung,<br />
bei der Kartons, Getränkekästen<br />
oder umfolierte Sixpacks unterschiedlicher<br />
Breite über dasselbe<br />
Modul laufen können. Dabei<br />
spielt es auch keine Rolle, um welches<br />
Regalsystem vor Ort es sich<br />
handelt und ob die verwendeten<br />
Warenträger eine gewölbte oder<br />
feuchte Unterseite besitzen.<br />
! GTM: Vielen Dank für das<br />
informative Gespräch. <br />
der Separator gewartet oder ausgetauscht<br />
werden sollte. Neben der<br />
vorausschauenden Wartung kann<br />
so die Palettenverwaltung optimiert<br />
werden, da exakt nachvollziehbar<br />
wird, welche Palettenkanäle besonders<br />
intensiv genutzt werden.<br />
Kommissionierungsmodule<br />
für vorhandene Regalsysteme<br />
Auch die Produktivitätssteigerung bei<br />
der Kommissionierung ist ein zentraler<br />
Hebel, um die Wirtschaftlichkeit<br />
von Warenlagern im Getränkemarkt<br />
zu verbessern. Dies gelingt ganz einfach<br />
durch den gezielten Einbau von<br />
speziellen Modulen in bestehende<br />
Regalsysteme. Dann können die Regale<br />
von einer Eingabeseite beladen<br />
und gleichzeitig die Waren auf der<br />
gegenüberliegenden Entnahmeseite<br />
entnommen werden. Auf diese Weise<br />
wird eine effi ziente und störungsfreie<br />
Kommis sionierung garantiert,<br />
die Platz und Wege spart und die Abläufe<br />
um bis zu 40 % beschleunigt.<br />
Diese Carton-Flow-Lösung von<br />
Interroll eignet sich für Getränkekästen,<br />
Sixpacks, Kartons und Behälter<br />
unterschiedlicher Größen und<br />
Beschaffenheit. Dank der eingesetzten<br />
Universalverbinder können die<br />
Durchlaufebenen praktisch in alle Regalsysteme<br />
integriert werden. Der<br />
Einbau der vormontierten Module erfolgt<br />
ohne spezielle Werkzeuge.<br />
Die Kommissionierleistung bestehender<br />
Lager kann so ohne Beeinträchtigung<br />
der Sicherheit auf bis zu<br />
150 Entnahmen pro Stunde gesteigert<br />
werden. In Verbindung mit einem<br />
Pick-to-Light-System sind dann<br />
sogar bis zu 800 Entnahmen möglich.<br />
Und das Beste: Diese Module sind<br />
ab Lager verfügbar. Gängige Standardregale<br />
können so innerhalb von<br />
fünf Werktagen Lieferzeit auf diese<br />
Kommissionier-Lösung umgerüstet<br />
werden. Ein solches System kann<br />
auch mit einem kompletten Regal<br />
vorkonfektioniert geliefert werden.<br />
Mehr Informationen<br />
www.interroll.com<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 7
BRANCHEN REPORT | Maschinensicherheit<br />
RICHTLINIE FÜR HERSTELLER, INVERKEHRBRINGER UND BETREIBER VON MASCHINEN<br />
Maschinenrichtlinie im Fokus<br />
Die EG-Maschinenrichtlinie 2006/42/EG ist seit 2009 die maßgebliche Rechtsvorschrift<br />
im Europäischen Wirtschaftsraum für das Inverkehrbringen von Maschinen. Jeder, der<br />
Maschinen im Europäischen Wirtschaftsraum erstmalig in Verkehr bringt oder in den<br />
Betrieb nimmt, muss diese Richtlinie einhalten. Das wichtigste Ziel der Richtlinie ist<br />
dabei die Maschinensicherheit.<br />
Harmonisierte Normen werden<br />
ständig angepasst. Daher<br />
sollten sich Konstruk teure<br />
und Maschinenbauer jeweils nach<br />
dem aktuellen Stand der relevanten<br />
Richtlinien und Normen erkundigen.<br />
Ein Dauerbrenner ist die Maschinenrichtlinie<br />
(MRL), die nach 15 Jahren<br />
wieder an den neuesten Stand<br />
der Technik angepasst wird. Bereits in<br />
diesem Jahr tritt ein Anlagenüberwachungsgesetz<br />
in Kraft. Auf EU-Ebene<br />
wird die neue Marktüberwachungsverordnung<br />
(EU) 2019/1020 (MÜ-VO)<br />
zum 16. Juli <strong>2021</strong> unmittelbar gültig<br />
und für das 2. Quartal <strong>2021</strong> ist<br />
eine Revision der Maschinenrichtlinie<br />
geplant. Ziel ist, bisher unklare<br />
Begriffe eindeutig zu definieren<br />
beziehungsweise Definitionen zu<br />
vervollständigen. Dabei wird auch<br />
das Thema der „wesentlichen Veränderung“<br />
von Maschinen und deren<br />
Folgen entsprechend berücksichtigt.<br />
Gerade hier kam es in der Vergangenheit<br />
immer wieder zu einem erhöhten<br />
Diskussionsbedarf zwischen<br />
Maschinenbauern und Anlagenherstellern<br />
auf der einen Seite und Betreibern<br />
auf der anderen Seite. Weitere<br />
aktuelle Themenkomplexe bilden<br />
IT-Security und Industrie 4.0 mit<br />
der spannenden Frage, ob sich bei<br />
Software-Updates wesentliche Veränderungen<br />
in Bezug auf die Sicherheit<br />
ergeben haben.<br />
„Nach Analysen des VDMA und<br />
anderer Akteure ist die Maschinenrichtlinie<br />
weitestgehend fit für die<br />
Zukunft, da die Anforde rungen bezüglich<br />
der Maschinensicherheit<br />
technologieneutral formuliert sind“,<br />
erklärt Thomas Kraus, Experte für<br />
Maschinensicherheit im VDMA.<br />
„Viele Fragen lassen sich schon mit<br />
den Erläuterungen des offi ziellen<br />
Leitfadens zur Maschinenricht linie<br />
der EU-Kommission beantworten,<br />
die dieser seit 2009 weiter fortschreibt.<br />
Normalerweise bedürfte<br />
es keiner grundlegenden Überar-<br />
Bewertung hydraulischer Ausrüstung nach DIN EN ISO 4413. Foto: TÜV SÜD<br />
beitung der Sicherheitsanforderungen<br />
oder anderer Bestimmungen<br />
der Maschinenrichtlinie. Allerdings<br />
ist die EU-Kommission starkem<br />
poli tischen Druck ausgesetzt. Deshalb<br />
werden an einzelnen Stellen<br />
Klarstellungen zur Ergänzung der<br />
Sicher heitsanforderungen vorbereitet“,<br />
führt Thomas Kraus weiter aus,<br />
der auch Mitglied des Leitfaden-<br />
Komitees bei der Europäischen<br />
Kommission ist. „Die Bestimmungen<br />
im Konformitätsbewertungsverfahren<br />
verpflichten Hersteller zu<br />
einer systematischen, sicherheitstechnischen<br />
Betrachtung, bei der<br />
alle Betriebsarten und Lebensphasen<br />
der Maschinen vom Hersteller<br />
zu berücksichtigen sind. Allerdings<br />
kann im Moment nicht abgeschätzt<br />
werden, in welchem Umfang diese<br />
Ergänzungen einfließen werden.“<br />
Auf jedem Fall soll eine Angleichung<br />
an die Musterbestimmungen<br />
des New Legislative Framework erfolgen.<br />
Diese Musterbestimmungen<br />
des Beschlusses 768/2008 betreffen<br />
im Wesentlichen die Pflichten<br />
der Wirtschaftsakteure in der Lieferkette,<br />
wie Händler, Importeure und<br />
den Online-Handel. „Der VDMA<br />
hat seine Position in einer Stellungnahme<br />
zusammengefasst, die der<br />
EU-Kommission zuging. Tenor dabei<br />
ist, dass außer diesen Anpassungen<br />
möglichst wenige Änderungen<br />
vorgenommen werden sollen.<br />
Ansonsten müssten bei neuen<br />
Anforderungen fast 850 technische<br />
Normen geprüft und geändert<br />
werden“, sagt Thomas Kraus.<br />
„Wir haben die Erklärung im Leitfaden,<br />
das Interpretationspapier<br />
vom Bundesarbeitsministerium und<br />
das VDMA-Positionspapier. Dies<br />
alles wird weiterhin valide bleiben.<br />
Das ist eine gute Nachricht. Die Hersteller<br />
müssen sich auf nichts Neues<br />
einstellen und wir werden auch die<br />
Flexibilität zwischen Maschinen und<br />
unvollständigen Maschinen erhalten.<br />
Damit ist gewährleistet, dass<br />
den unterschiedlichen Anwendungsfällen<br />
Rechnung getragen<br />
werden kann.“ Die Vorschläge der<br />
EU-Kommission werden anschließend<br />
im Mitentscheidungsverfahren<br />
im europäischen Rat und im<br />
Parlament beraten und dann als<br />
Rechtsakt erlassen.<br />
Unsicherheiten und<br />
Probleme mit der MRL<br />
„Inzwischen kann man sagten,<br />
dass die Maschinenrichtlinie im<br />
Maschinen bau angekommen ist.<br />
8 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
Hersteller verwenden diese Richtlinie<br />
deutlich routinierter an als noch<br />
vor einigen Jahren“, betont Sebastian<br />
Bittner, Senior Manager Consulting<br />
Services bei Pilz. Unsicherheiten und<br />
Probleme seitens der Hersteller bestehen<br />
nach wie vor mit Blick auf die richtige<br />
Interpretation der Inhalte der MRL<br />
sowie dem Zusammenspiel mit harmonisierten<br />
Normen. „Mache ich es richtig<br />
so? Mache ich zu wenig oder gar<br />
zu viel? Das sind die häufigsten Fragen.<br />
Deshalb bleibt die fachgerechte Anwendung<br />
von Maschinenrichtlinie und<br />
der harmonisierten Normen weiterhin<br />
ein komplexes Thema“, so Bittner.<br />
Bisher enthält die Maschinenrichtlinie<br />
keine expliziten Personenzerti fizierungen.<br />
Allerdings hat der Hersteller<br />
die Pflicht, ein Konformitätsbewertungsverfahren<br />
durchzuführen und<br />
zu dokumentieren. Und dazu können<br />
besondere Qualifikationen in vielen<br />
Bereichen sinnvoll sein – etwa im<br />
Kontext von elektrischer Ausrüstung,<br />
Fluidtechnik, Funk tionaler Sicherheit,<br />
IT- Security oder ATEX. In bestimmten<br />
Fällen muss aber auch eine externe<br />
Prüfstelle zur Konformitätsbewertung<br />
hinzugezogen werden. Diese stellt<br />
eine Prüfbescheinigung aus; die Verantwortung<br />
für die Konformitätserklärung<br />
bleibt jedoch immer noch beim<br />
Hersteller. Deshalb sollten Zertifizierungen<br />
und Schulungen schon rechtzeitig<br />
in die Kostenkalkula tion von Angeboten<br />
einbezogen werden. Und hier<br />
sehen alle befragten Exper ten einen<br />
erhöhten Schulungsbedarf und ein<br />
starkes Ausbildungsproblem.<br />
Auf der einen Seite gibt wenige<br />
Universitäten, bei denen das Thema<br />
Maschinen sicherheit auf dem Lehrplan<br />
steht. Folglich verlagert sich das Ausbildungsproblem<br />
in die Unternehmen<br />
und stößt auf das Problem des Knowhow-Transfers.<br />
„Es ist fast schon die<br />
Regel, wenn Sicherheitsingenieure in<br />
Rente gehen, ohne dass sie ihr Wissen<br />
weitergegeben haben. Hier fehlen der<br />
Nachwuchs und das Bewusstsein vieler<br />
Geschäftsführer, dass die CE-Koordination<br />
ein Teil des Compliance-Prozesses<br />
ist“, erklärt denn auch Hans-<br />
Joachim Ostermann, Kommentator der<br />
Maschinenrichtlinie und der EU-Binnenmarktregeln.<br />
„Dieser Compliance-<br />
Prozess für Produktsicherheit muss im<br />
Unternehmen gelebt werden. Wo Mitarbeiter<br />
gut ausgebildet sind, funktioniert<br />
das hervorragend.“ Verschiedene<br />
Unternehmen wie TÜV Süd, Pilz und<br />
MBT Ostermann bieten hier Expertenwissen,<br />
abgestimmte Dienstleistungspakete<br />
aus Consulting, Engineering<br />
und entsprechende Aus- und Weiterbildungen<br />
beziehungsweise Schulungen<br />
an. Die jährlichen Maschinenbau tage in<br />
Köln sind auch ein Forum für Weiterbildung<br />
und Erfahrungsaustausch.<br />
Problemfeld: Dokumentation<br />
und Konformitätsnachweis<br />
„Bei der technischen Dokumentation<br />
herrscht viel Unwissen darüber, was<br />
der Hersteller liefern muss, was der Betreiber<br />
erwarten kann und was sinnvoll<br />
ist“, betont Pascal Staub-Lang<br />
von TÜV SÜD Industrie Service. „Häufig<br />
wird auch die Nachweisführung der<br />
Konformität vernachlässigt. Das führt<br />
dann dazu, dass Unternehmen Anlagen<br />
bauen, aber wegen der ungenügenden<br />
Dokumentation fehlende<br />
Daten nachträglich ermitteln müssen.<br />
Das macht die Konformitätsbewertung<br />
teurer und aufwändiger, zumal<br />
viele Unternehmen ohnehin zu wenig<br />
Zeit für das CE-Verfahren veranschlagen“,<br />
erklärt der Leiter des Kompetenzzentrums<br />
Maschinensicherheit.<br />
Deshalb sein Tipp: Die Konformitätserklärung<br />
und die technische Dokumentation<br />
sollten von Anfang an eingeplant<br />
und konstruktions begleitend<br />
umgesetzt werden. Um hierbei den<br />
Überblick über alle Teilprozesse zu behalten<br />
und diese gegebenenfalls zu<br />
opti mieren, ist unter anderem auch ein<br />
Functional 444 Safety Management<br />
System (FSM) hilfreich. Eventuell müssen<br />
weitere Richtlinien wie die ATEX,<br />
die Druckgeräterichtlinie oder die Bauprodukteverordnung<br />
beachtet werden.<br />
„Nicht immer ist klar, dass diese Richtlinien<br />
auch bei verfahrenstechnischen<br />
Anlagen zum Tragen kommen. Und so<br />
ergeben sich Pro bleme bei der Auslegung<br />
und der korrekten Anwendung<br />
konkreter harmonisierter Normen zur<br />
Funktionalen Sicherheit wie die DIN EN<br />
13849-1, -2 und die DIN EN 62061“,<br />
ergänzt Pascal Staub-Lang.<br />
Problemfeld: wesentliche<br />
Veränderungen<br />
Weitere Problemfelder betreffen den<br />
Umbau und die Modernisierung von<br />
Maschinen und Sondermaschinen sowie<br />
Anlagen mit verketteten Maschinen.<br />
„Wenn hier nicht die Verträge klar<br />
und präzise formuliert sind, hat man<br />
später Probleme und schiebt sich am<br />
Schluss die Verantwortung wechselseitig<br />
zu“, sagt Hans-Joachim Ostermann.<br />
„Klar geregelt sollte deshalb sein, für<br />
welchen Teil eine Einbauerklärung und<br />
für welchen Teil eine Konformitätserklärung<br />
auszustellen ist und in wessen<br />
Verantwortungsbereich diese fallen.“<br />
Weiter auf der nächsten Seite.<br />
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BRANCHEN REPORT | Maschinensicherheit<br />
Prüfung von Sicherheitsfunktionen<br />
und der Eignung von<br />
Sicherheitskomponenten.<br />
Foto: TÜV SÜD<br />
„Normalerweise müsste die Maschinenrichtlinie<br />
jedem Ingenieur bekannt<br />
sein, aber wir haben in diesem<br />
Bereich ein starkes Ausbildungsproblem“,<br />
bestätigt auch Thomas<br />
Kraus. Der Eins-zu-Eins-Austausch<br />
von Komponenten und Systemen<br />
ist im Regelfall unkritisch. Trotzdem<br />
sollte vor jedem Umbau und jeder<br />
Modernisierung geprüft werden, ob<br />
für den Umbau eine neue Konformitätsbescheinigung<br />
erstellt werden<br />
muss. „Wenn dann die Zuständigkeiten<br />
noch nicht klar geregelt sind,<br />
kann die ganze Umbauaktion zum<br />
Rohrkrepierer werden. Meist wird in<br />
diesem Fall nur das reine Budget für<br />
den Umbau geplant, aber das Geld<br />
für die sicherheitstechnische Ausrüstung<br />
nach dem aktuellen Stand der<br />
Technik vergessen“, so Kraus weiter.<br />
Deshalb auch hier der Tipp der Experten:<br />
Wer Aufträge zum Umbau<br />
oder Modernisierung annimmt, sollte<br />
vorher das Risiko bewerten – also<br />
Gefährdung hinsichtlich der Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />
und der Schadensschwere<br />
– und entsprechende<br />
Schutzmaßnahmen einplanen. Dies<br />
ist immer dann der Fall, wenn es<br />
neue Risiken gibt, die vorher nicht da<br />
waren oder wenn sich Risiken nach<br />
dem Umbau in signifikanter Weise<br />
erhöht haben, beispielweise durch<br />
eine höhere Performance, größere<br />
Kräfte oder Geschwindigkeiten.<br />
Die Kriterien zur wesentlichen Veränderung<br />
haben immer ein risikobasierter<br />
Ansatz. Das heißt, sie beantworten<br />
die Frage, ob es nach dem<br />
Umbau neue Risiken gibt, die vorher<br />
nicht da waren oder die sich nach<br />
dem Umbau in signifikanter Weise erhöht<br />
haben. Eine wichtige Entscheidungshilfe<br />
ist der Blue Guide (Leitfaden<br />
zum Rechtsrahmen zur CE-<br />
Kennzeichnung), der seit dem Jahr<br />
2000 Konsens in der Kommission<br />
und in den Mitgliedsstaaten ist. Hierin<br />
ist auch die Pflicht zur Durchführung<br />
und Dokumentation des Konformitätsbewertungsverfahrens<br />
und die<br />
Aufrüstung der gesamten umgebauten<br />
Maschine auf den Stand der Technik<br />
zum Zeitpunkt des Umbaus beschrieben.<br />
Deshalb sollten in jedem<br />
Fall die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten<br />
klar verteilt sein, bevor<br />
die Retrofit-Maßnahmen umgesetzt<br />
werden. Sind sich Hersteller oder Betreiber<br />
bei Details unsicher, sollten sie<br />
frühzeitig externe Fachleute wie den<br />
TÜV zu Rate ziehen.<br />
Risikobeurteilung<br />
über den gesamten<br />
Maschinenlebenszyklus<br />
An das Thema „Retrofit“ sollte<br />
grundsätzlich mit Bedacht und Weitblick<br />
herangegangen werden. Es ist<br />
ratsam, die geplanten Umbauten<br />
im Vorfeld sorgsam zu prüfen, ob<br />
es sich beim geplanten Umbau um<br />
eine wesentliche Änderung handelt.<br />
Zur Beantwortung dieser Frage hat<br />
das Bundesministerium für Arbeit<br />
und Soziales (BMAS) das Interpretationspapier<br />
„Wesentliche Veränderung<br />
von Maschinen“ veröffentlicht.<br />
Als wesentlich wird eine Veränderung<br />
angesehen, wenn die Maschine<br />
nach der Veränderung ohne zusätzliche<br />
Schutzmaßnahmen nicht<br />
mehr sicher ist und eine ausreichende<br />
Risikominderung nicht durch einfache<br />
Schutzeinrichtungen erreicht<br />
werden kann. „Eine nach diesen Kriterien<br />
wesentlich veränderte Maschine<br />
ist hinsichtlich Produktsicherheitsanforderungen<br />
wie eine neue<br />
Maschine zu behandeln. Das heißt,<br />
dass sämtliche Bestimmungen des<br />
ProdSG (Produktsicherheitsgesetz)<br />
und der 9. ProdSV (Produktsicherheitsverordnung)<br />
anzuwenden sind<br />
und eine Konformitätsbewertung<br />
vorzunehmen ist“, erklärt Hans-<br />
Joachim Ostermann. „Dies ist eventuell<br />
mit erheblichen Mehrkosten<br />
verbunden, da das Konformitätsbewertungsverfahren<br />
gemäß MRL erneut<br />
durchgeführt werden muss.“<br />
Die Risikobeurteilung ist dabei<br />
kein Prozess, der erst nach dem Bau<br />
einer Maschine stattfindet, indem<br />
man die Risiken der bereits konstruierten<br />
Maschine austestet. Vielmehr<br />
müssen schon bei der Planung und<br />
Konstruktion über sämtliche Lebenszyklen<br />
der Maschine wie Montage,<br />
Inbetriebsetzung, Einrichtbetrieb und<br />
Normalbetrieb, Wartung, Auße r inbetriebnahme<br />
und Demontage alle Gefährdungen<br />
ermittelt und vorrangig<br />
durch konstruktive Maßnahmen beseitigt<br />
werden. Nur wenn dies nicht<br />
möglich ist, darf versucht werden,<br />
über eine Minimierung der Gefährdungen<br />
und Schutzmaßnahmen das<br />
Risiko weiter zu verringern. Über danach<br />
noch verbleibende Restgefahren<br />
ist der Benutzer zu unterrichten.<br />
Diese Rangfolge der sicherheitstechnischen<br />
Maßnahmen ist mit der<br />
Maschinenrichtlinie rechtsverbindlich<br />
vorgegeben. Nur wenn die mit den<br />
Gefährdungen verbundenen Risiken<br />
ein vertretbares Maß nicht überschreiten,<br />
darf die Maschine in Verkehr<br />
gebracht werden.<br />
Wendet ein Maschinenhersteller<br />
Normen an, die im Amtsblatt der<br />
euro päischen Union zur Maschinenrichtlinie<br />
gelistet sind, so gilt die Vermutungswirkung.<br />
Das heißt, dass bei<br />
Einhaltung der Norm auch die Mindestanforderungen<br />
der Maschinenrichtlinie<br />
erfüllt werden. Da sich die<br />
beiden Normen mit der funk tionalen<br />
Sicherheit beschäftigen, kann der<br />
Maschinenhersteller steuerungstechnische<br />
Lösungen, basierend auf den<br />
Vorgaben der Norm, erarbeiten.<br />
Durch die Validierung zum Beispiel<br />
nach EN ISO 13849 wird die Übereinstimmung<br />
zwischen dem erforderlichen<br />
und dem tatsäch lichen Performance<br />
Level (PL) bestätigt. Dadurch<br />
ist sichergestellt, dass nur Bauteile<br />
eingesetzt werden, für die entsprechende<br />
Sicherheitskenndaten vorliegen<br />
und die für die jeweilige Sicherheitsfunktion<br />
geeignet sind.<br />
Mit Sicherheit bedarf es eines gewissen<br />
Aufwandes, um die erforderlichen<br />
Schritte beziehungsweise<br />
Maßnahmen zur Einhaltung der<br />
Mindestanforderungen zu definieren<br />
und die entsprechenden Dokumente<br />
zu erstellen. Umso wichtiger<br />
ist es, dass der verantwortliche Personenkreis<br />
zur Durchführung des<br />
Konformitätsbewertungsverfahrens<br />
über entsprechende Kenntnisse verfügt.<br />
So können bereits im Konstruktionsprozess<br />
Kosten durch frühzeitiges<br />
Einleiten von Maßnahmen zur<br />
Risiko minderung eingespart werden.<br />
Diese Kenntnisse können beispielsweise<br />
im Rahmen der Qualifika tion<br />
zum CMSE (Certified Machinery<br />
Safety Expert) erlangt werden. Dies<br />
ist praktisch ein „Führerschein“ für<br />
die Maschinensicherheit, den Pilz<br />
weltweit anbietet. R. H.<br />
10 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />
ONLINE-TAGUNG AUF DEM VIRTUAL CAMPUS DER VLB BERLIN<br />
VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />
Die Pandemie stieß im vergangenen Jahr den Veranstaltungsplan der Versuchs- und Lehranstalt für<br />
Brauerei in Berlin völlig über den Haufen. Die bekannten Tagungen, die im Laufe des Jahres zur fachlichen<br />
Information und zum Erfahrungsaustausch in der Branche beitragen, wurden Opfer des Corona-Virus und<br />
damit abgesagt. Um zu zeigen, dass in den VLB-Forschungsabteilungen und bei den Industriepartnern<br />
trotzdem gearbeitet wurde, führte die VLB vom 26. bis 28. Januar <strong>2021</strong> den virtuellen Jahresauftakt durch,<br />
der von rund 170 Teilnehmern am PC verfolgt wurde und neue Erkenntnisse vermittelte.<br />
lichen Ausstoß von ca. 12 Mio. hl<br />
Verkaufsbier stellen. Es gibt keine<br />
Standardlösungen, da sowohl<br />
nationale als auch regionale Unterschiede<br />
in den Unternehmen<br />
vorhanden sind.<br />
Für das Führungsverhalten in<br />
einem „ Neuen Normal“ für die<br />
gegenwärtige Zeit gäbe es keine<br />
hochwissenschaftlichen Lösungen,<br />
man muss seinen gesunden<br />
Menschenverstand einsetzen<br />
und das Bewusstsein aller Mitarbeiter<br />
von der Rohstoffannahme<br />
bis zum Kunden stärken, den<br />
Fokus auf Lebensmittelsicher-<br />
Session 1 | Bier-<br />
Herstellungsprozesse<br />
In der ersten Session, die von<br />
Dr. Josef Fontaine eröffnet wurde,<br />
gab Dr. Stefan Lustig (Efes<br />
Beer Group, Istanbul / Türkei) einen<br />
Bericht über das international<br />
ausgerichtete Unternehmen.<br />
Als Führungskraft für den<br />
Bereich Supply Chain muss er<br />
sich in der gegenwärtigen Phase<br />
der Pandemie den unterschiedlichen<br />
Herausforderungen in den<br />
10 Betrieben einschließlich Mälzerei<br />
und Hopfenbereitstellung<br />
in vier Ländern bei einem jährheit,<br />
sichere Versorgung und Verbraucherzufriedenheit<br />
zu richten.<br />
Dabei spielen die Vorbildfunktion<br />
der Führungskraft und<br />
das Talent, ein motiviertes Team<br />
zu dirigieren, kreative Wege zu<br />
gehen sowie schnelle und gute<br />
Entscheidungen zu treffen, eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Dr. Rudolf Michel (GEA<br />
Brewery Systems, Kitzingen) informierte<br />
im folgenden Vortrag<br />
mit dem Wärmebedarf im Sudhaus<br />
am Beispiel einer mitteleuropäischen<br />
Modell brauerei<br />
mit einem Jahresausstoß von<br />
ungefähr 600.000 hl. Als Benchmark<br />
für den Wärmebedarf<br />
nannte er 24 - 34 kWh/hl für die<br />
gesamte Brauerei, wobei zwar<br />
das Sudhaus auch mit dem Energiespeichersystem<br />
„ classic“ der<br />
größte Verbraucher ist. Er führte<br />
wärmetechnische Berechnungen<br />
mit und ohne Energierückgewinnung<br />
vor und simulierte die Verfahrensschritte<br />
in Abhängigkeit<br />
von der Malzqualität sowie einem<br />
Rohfruchteinsatz von 20 %.<br />
Er stellte technische Einrichtungen<br />
(zum Beispiel die ABI-Gas<br />
Sparge) vor, die bei dem ohnehin<br />
Abwässer mit CO2<br />
einfach und ökologisch neutralisieren<br />
IN-LINE-NEUTRALISATION<br />
Die In-Line-Neutralisation mit Kohlendioxid (CO2) von Air Liquide ist eine wirtschaftliche und umweltverträgliche Neutralisationstechnik.<br />
Die pH-Werte von Abwässern werden direkt am Entstehungsort mit geringem technischem Aufwand neutralisiert – ökologisch und<br />
ökonomisch sinnvoll, direkt im vorhandenen Rohrleitungssystem.<br />
www.airliquide.de
BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />
optimierten Sudprozess noch<br />
einige Verbesserungen erzielt.<br />
Weitere Einsparungen sind mit<br />
Würzestripping zum Absenken<br />
der Gesamt verdampfung sowie<br />
einem günstigen Pfa DuKo<br />
(Pfannendunstkondensator), mit<br />
einem BHKW (Blockheizkraftwerk)<br />
sowie der Nutzung erneuerbaren<br />
Energien möglich.<br />
Neues von der Hopfenzüchtung<br />
als Herausforderung von<br />
Klimawandel, der Einwanderung<br />
von Krankheiten und Schädlingsbefall<br />
sowie über Einfluss von<br />
Pflanzenschutzmaßnahmen berichtete<br />
Dr. Alexander Feiner<br />
(Firma Simon H. Steiner, Mainburg).<br />
Das Hopsteiner Zuchtprogramm<br />
– Ende des letzten Jahrhunderts<br />
in den USA entwickelt –<br />
soll die aufgetretenen Mängel in<br />
der Hopfenfortpflanzung minimieren<br />
und wurde ab 2013 in<br />
das deutsche Zuchtprogramm<br />
inte griert. Die genomweite Assoziationsstudie<br />
(GWAS) orientiert<br />
auf eine Einheit zwischen genetischer<br />
Varianz und den erkannten<br />
Mängeln bei den gegenwärtigen<br />
Hopfensorten durch<br />
▶▶große Qualitäts- und Extrakteinbußen<br />
in feuchten Anbaugebieten,<br />
▶▶Wegfall von Wirkstoffen und<br />
Kupferproblematik und<br />
▶▶bewusste Resistenzzüchtung.<br />
Es wurde die Beteiligung der<br />
Meta boliten untersucht und in<br />
den Versuchen aus 74 Zuchtstämmen<br />
die Sorten Akoya und<br />
Solero ausgewählt, die in die EU-<br />
Sortenregistrierung übernommen<br />
wurden. Mit der neuen<br />
Sorte Akoya, sie hat ihren genetischen<br />
Ursprung durch Kreuzung<br />
der bisher bekannten Sorte<br />
Zenith mit dem Hopsteiner<br />
Zuchtstamm, wurden erste<br />
Brauversuche in der Versuchsbrauerei<br />
Mainburg (5 hl-Sudwerk<br />
mit Läuterbottich/ Whirlpool)<br />
im direkten Vergleich<br />
mit der Sorte Perle durchgeführt<br />
und das „ Bayerische Hell“<br />
auf der BrauBeviale in Nürnberg<br />
verkostet. Akoya hat einen<br />
Alpha-Säure gehalt von 9,0 % bis<br />
10,0 % und eine typi sche Aroma-Charakteristik.<br />
Die BE betrug<br />
22,5 zu 21,8 bei Perle bei einem<br />
besseren Gesamteindruck. Solero<br />
ist ebenfalls ein Aromahopfen<br />
durch Kreuzung von Cascade mit<br />
dem Hopsteiner Zuchtstamm.<br />
12 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
Im letzten Vortrag der ersten<br />
Session sprach Florian Schrickel<br />
(VLB Berlin) über die mögliche<br />
Verwendung von Hopfentreber<br />
aus der Kalthopfung im Sudhaus.<br />
Die Hopfentreber – insbesondere<br />
der Craft-Beer-Brauereien<br />
– enthalten noch hohe<br />
Extraktionsraten von Humu lon<br />
und Lupulon. Hopfen gehört<br />
zu den wertvollsten Rohstoffen<br />
und sollte sinnvoll eingesetzt<br />
und nicht im Gully weggespült<br />
werden. Man sollte die Hopfentreber<br />
zur Bitterung der nachfolgenden<br />
Sude einsetzen. Der<br />
Treber wird getrocknet und in<br />
Versuchssuden getestet. Die<br />
sensorische Prüfung nach dem<br />
DLG-5-Punkte-Schema ergab,<br />
dass im Geruch, Geschmack und<br />
Qualität der Bittere kaum Unterschiede<br />
zu den Kontrollbieren<br />
bestanden, jedoch hatten einige<br />
Hopfentreber-Biere ein stärker<br />
ausgeprägtes Hopfenaroma.<br />
Lediglich bei einigen gealterten<br />
Probebieren wurde sensorisch<br />
eine stärkere Alterung gegenüber<br />
den gebrauten Kontrollbieren<br />
festgestellt.<br />
Session 2 | Getränkelogistik,<br />
Transportmanagement<br />
Marc Eke (Exxent Consulting<br />
GmbH, Eching) betrachtete effiziente<br />
Frachtausschreibungen<br />
mit digi talen Tools für das Speditionsmanagement<br />
in der Getränkebranche.<br />
Die Beratungstätigkeit<br />
des Unternehmens<br />
liegt auf dem Gebiet Supply<br />
Chain Management (SCM) und<br />
Logis tik als Kernkompetenz:<br />
▶▶Expertise in der gesamten<br />
SCM-Prozesskette in allen<br />
Branchen mit signifikanter<br />
Wertschöpfungstiefe<br />
▶▶Good-Practice Transfer<br />
▶▶Branchenübergreifendes<br />
Benchmarking nach Exxent-<br />
Prozess modell<br />
▶▶Einsatz moderner und zeitgemäßer<br />
Analysemethoden<br />
▶▶Wissensentwicklung über<br />
Stell hebelmodelle und Maßnahmen-Bibliotheken<br />
▶▶Exzellentes Know-how zur<br />
kompletten End-to-End Prozesskette<br />
vom Lieferanten<br />
zum Kunden<br />
▶▶Berücksichtigung des individuellen<br />
Geschäftsmodells<br />
(CANVAS) und Marktanforderungen<br />
Das seit 2003 bestehende Unternehmen<br />
baut auf ein breites<br />
Branchen- und Kundenportfolio<br />
aus der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie<br />
sowie Logistik-<br />
und Industriedienstleistern<br />
auf und verfügt über die notwendigen<br />
Praxis- und Projekterfahrungen.<br />
Das Transport-Management<br />
ist der strategische<br />
und interdisziplinäre Umgang<br />
beim Einkauf von Frachten. Es<br />
hat großes Potenzial, das zur<br />
Hebung für ein Zusammenwirken<br />
von Einkauf und Logistik erforderlich<br />
ist. Er erläuterte den<br />
Ausschreibungsprozess und die<br />
damit verbundenen Fehler.<br />
Für die Entscheidungsphase<br />
wurde das Decision Support System<br />
entwickelt, das alle Sachverhalte<br />
abbildet. Mit einigen<br />
praktischen Beispielen erklärte<br />
Marc Eke es genauer. Nutzen<br />
und Grenzen der Digitalisierung<br />
in der Frachtausschreibung rundeten<br />
den Vortrag ab.<br />
Thomas Spieker (Shippeo<br />
Germany, Düsseldorf) schloss<br />
inhaltlich mit ETA- Beispielen<br />
daran an und erklärte den<br />
Amazon-Effekt in der B2B-Welt.<br />
Die Tourenoptimierung in der<br />
Getränkeindustrie erläuterte<br />
Sebastian Wehowski (PTV Planung,<br />
Transport, Verkehr AG,<br />
Karlsruhe) an ausgesuchten Beispielen.<br />
Die PTV Group verfügt<br />
über langjährige Erfahrungen,<br />
ist mit über 900 Mitarbeitern in<br />
28 Niederlassungen bei Kunden<br />
in über 130 Ländern unterwegs<br />
und übernimmt die Verantwortung<br />
für die Getränkedistribution<br />
von der Rampe bis zu den<br />
Kunden. Die optimierte Transportlogistik<br />
erfolgt in den folgenden<br />
sechs Schritten:<br />
Henrike Vorwerk (FIR der VLB) begrüßte die Teilnehmer am Bildschirm zum Braugersten-Seminar.<br />
Online-VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong>: Livestream aus dem VLB-Studio. Fotos: VLB Berlin<br />
▶▶Transportvorbereitung (Strategische<br />
Planung, Distribution<br />
und Versandkonzepte erstellen,<br />
Ausschreibung, Bewertung,<br />
Kalkulation)<br />
▶▶Integration in Prozesse (Einbindung<br />
in SAP, ERP, exakte<br />
Geo kodierung, Visualisierung<br />
als Basis für die Lieferkette,<br />
Ent fernungsberechnung)<br />
▶▶Disposition und Tourenplanung<br />
(Online-VLB, manuelle
Disposition, Planung der Touren<br />
und Optimierung)<br />
▶▶An der Rampe (Rampenplanung,<br />
Ankunftszeit, Verladereihenfolge<br />
und Bereitstellung der Liefermengen,<br />
Mengenermittlung,<br />
Ver ladeplanung)<br />
▶▶Tourdurchführung (Sendungsverfolgung,<br />
Kartendarstellung und Überwachung,<br />
Verkehrs prognosen)<br />
▶▶Abrechnung und Fracht kosten<br />
(Nachkalkulation, Rechnungserstellung,<br />
Mautkosten usw.)<br />
Neben Gerolsteiner und VILSA-Brunnen<br />
gehören auch große Brauereien<br />
wie Veltins, Radeberger und Warsteiner<br />
zu den PTV-Kunden.<br />
Moderne Hofsteuerung und Ladegutsicherung<br />
beim Gerolsteiner Brunnen<br />
stellte Uwe Brunsfeld bei einem<br />
der größten deutschen Mineralwasserbetriebe<br />
vor. Mit 7,8 Mio. hl Getränke<br />
und 302 Mio. Euro Jahresumsatz<br />
(2019) werden täglich 200 bis 250<br />
LKW (Saison bis 300) in drei Schichten<br />
abgefertigt. Neben PTV sind es rund<br />
60 % Selbstabholer (GFGH). Für einen<br />
Verladevorgang werden ungefähr<br />
60 Minuten kalkuliert. Mit gelungenen<br />
Bildern stellte er den Ablauf auf<br />
dem Betriebsgelände mit Einfahrt auf<br />
den LKW-Parkplatz und automatischer<br />
Kennzeichenerfassung vor. Im Anmeldegebäude<br />
werden die Daten (LKW-<br />
Zertifizierung usw.) digital erfragt, zum<br />
Leitstand gesendet und in der FIN-Datenbank<br />
gespeichert. Nach dem Verladen<br />
mit 30 Großstaplern (9 t Tragkraft)<br />
kon trolliert und dokumentiert der Verlademeister<br />
die Ladegutsicherung.<br />
Session 3 |<br />
Braugersten-Seminar<br />
Henrike Vorwerk (FIR der VLB) begrüßte<br />
die Teilnehmer am Bildschirm.<br />
In Anlehnung an die Präsenz-Seminare<br />
wurde auch hier mit dem Vortrag zur<br />
aktuellen Entwicklung des nationalen<br />
und interna tionalen Braugerstenmarktes<br />
das Seminar eröffnet.<br />
Mareike Eckmann (ADM Germany<br />
GmbH) betrachtete mit ihrem Vortrag<br />
zuerst die Braugerstenernte in der EU.<br />
Wachstum und Erntebedingungen waren<br />
2020 in den europäischen Anbauländern<br />
unterschiedlich. In Deutschland<br />
bei nahe zu gleicher Anbaufläche<br />
war die Ernte der Sommergerste<br />
durchschnittlich bei idealen Proteingehalten.<br />
Dänemark und Schweden<br />
hatten mit vergrößerter Anbaufläche<br />
bei anfänglicher Trockenheit ab Mitte<br />
Juni gute Wachstumsbedingungen und<br />
eine trockene Ernte. Frankreich erzielte<br />
bei Sommerbraugerste ein deut liches<br />
Plus, in England waren die Erntebedingungen<br />
schlechter. Durch Handelsverträge<br />
und den Zollstreit China mit Australien<br />
musste Frankreich seine Lieferungen<br />
nach China erhöhen und damit<br />
war die EU-Verfügbarkeit geringer als<br />
geplant. Für <strong>2021</strong> wird ein Rückgang<br />
der Anbaufläche und somit ein geringerer<br />
Ertrag erwartet. China wird großer<br />
Importeur bleiben und so könnte es<br />
für unsere Malzproduk tion und für die<br />
EU negative Auswirkungen geben.<br />
Um modifizierte (maskierte) Mykotoxine<br />
in Malz und Bier ging es im Vortrag<br />
von Prof. Dr. Michael Rychlink<br />
(TU München, Analytische Lebensmittelchemie).<br />
Etwa 300 bis 400 Pilzmetaboliten<br />
(wie beispielsweise Aspergillus,<br />
Penicillium, Fusarien) in landwirtschaftlichen<br />
Produkten werden als alte<br />
Mykotoxine aufgefasst. „ Emerging“<br />
(neue) modifizierte Mykotoxine wurden<br />
kürzlich identifiziert. Die freien<br />
Mykotoxine sind zum Beispiel DON<br />
Afla toxin B1, 3-acetyl-DON; die modifizierten<br />
(maskierten) Mykotoxine sind<br />
unter anderem Afla toxin B1-epoxid,<br />
DON-3-glucosid.<br />
Auf Getreide sind es Fusarien- Arten,<br />
wie Fusarium graminearum/culmorum<br />
(Typ B: Trichothe cene DON) oder<br />
Fusarium lansethiae / sporotrichiodes<br />
(Typ A: Tri chothecene T2). Die als<br />
rote und schwarze Gerstenkörner erkennbare<br />
toxische Metaboliten von<br />
pflanzenpathogenen Pilzen bedrohen<br />
die Gesundheit von Mensch und<br />
Tier und verschlechtern die Mälzungsund<br />
Braueigenschaften. Mit Fusarium<br />
avenaceum inokulierte Gerste der Sorten<br />
Scarlett und Grace der Jahrgänge<br />
2012 bis 2014 wurden getestet<br />
und positive Proben (Enniatine) gefunden.<br />
Sie stellen bei 1,36 µg/kg Körpergewicht<br />
ein Risiko dar. Bei 14 % aller<br />
Verbraucher in Deutschland konnten<br />
auch Enniatine im Urin nachgewiesen<br />
werden. Ergänzend versicherte<br />
Prof. Dr. Michael Rychlink, dass es<br />
verläss liche Analytik gebe und Mykotoxinkontaminationen<br />
durchaus vermeidbar<br />
sind.<br />
Mit ihrem Vortrag „10 Jahre DBB<br />
Malzmonitoring – eine Erfolgsgeschichte“<br />
berichtete Henrike Vorwerk<br />
von der Zusammenarbeit der Malzwirtschaft<br />
im Deutschen Brauer-Bund<br />
mit dem Forschungs institut für Rohstoffe<br />
der VLB. Ziel ist die regelmäßige<br />
Überprüfung von unerwünschten Stoffen<br />
in Handelsmalzen als Teil der unternehmerischen<br />
Sorgfaltspflicht und um<br />
diese gegenüber den Überwachungsbehörden<br />
dokumentieren zu können.<br />
Maßnahmen sind:<br />
Weiter auf der nächsten Seite.
BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />
▶▶Auswahl und Auditierung der<br />
Lieferanten,<br />
▶▶HACCP-Konzept und<br />
▶▶Kontrolle der Rohstoffe durch<br />
regelmäßige Analysen und<br />
Errichtung eines Frühwarnsystems.<br />
Siebenundsechzig größere Brauereien<br />
mit Betriebslabor entnehmen<br />
für die Analyse je 10.000 t<br />
Malz eine Probe. Der Analysenumfang<br />
bezieht sich hier auf<br />
Rückstände von Pflanzenschutzmittel<br />
(PSM) über Myko toxine<br />
bis zu Schwermetallen und<br />
möglicher Radioaktivität in Bodenproben<br />
bis zum Handelsmalz.<br />
PSM-Wirkstoffe haben<br />
Einfluss auf Wachstum der Braugerste<br />
bis zur Bierqualität. In der<br />
letzten Vergangenheit wurde<br />
gezielt auf Glyphosat geprüft.<br />
Positivbefunde sind größtenteils<br />
sehr gering und weit unterhalb<br />
gesetz licher Höchstmengen.<br />
Session 4 |<br />
VLB-Forschungskolloquium<br />
Gerhard A. Schreiber (CFO der<br />
VLB) leitete diesen Kolloquiumsteil<br />
und sprach über Aktivitäten<br />
und Ergebnisse der Versuchsund<br />
Lehranstalt auf dem Forschungssektor.<br />
Nachfolgend berichteten<br />
einige Mitarbeiter von<br />
ihren Forschungsaufgaben.<br />
Dr. Alfons Ahrens (FIBW der<br />
VLB) sprach zu Beginn über Legionellen<br />
im Kühlwasser von<br />
Verdunstungskühlanlagen. Solche<br />
offenen Kühlkreisläufe, bei<br />
denen das Kühlwasser verrieselt<br />
oder versprüht wird, haben<br />
unmittelbar Kontakt mit der<br />
Umgebungsluft und begünstigen<br />
Aerosolbildung und schaffen<br />
gute Vermehrungsbedingungen<br />
für alle Art von Bakterien<br />
unter anderem Legionellen<br />
(Biofilm). Die hygienischen Risiken<br />
sind sehr groß; die Anlagen<br />
müssen den gesetzlichen Anforderungen<br />
der 42. BImSchV<br />
entsprechen. In der Praxis werden<br />
Verdunstungskühlanlagen,<br />
Nassabscheider oder Kühltürme<br />
eingesetzt, das gekühlte<br />
Wasser wird entweder wiederverwendet<br />
(Kreislauf) oder über<br />
den Vorfluter abgeführt. Überwachungsparameter<br />
und Untersuchungsmethoden,<br />
zum Beispiel<br />
Wirksamkeitsuntersuchungen<br />
von Bioziden sind nach<br />
DIN EN 13623 vorgeschrieben.<br />
14 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
Laura Knoke (FIBGA der VLB)<br />
stellte die Analytikplattform<br />
zur Charakterisierung wertgebender<br />
Getränkearomastoffe<br />
vor. Wertgebende Aromastoffe<br />
bei Bier-Mischgetränken<br />
und alkoholfreien Getränken<br />
sind sowohl geruchs- und geschmacksaktive<br />
Substanzen als<br />
auch Rezeptvorschriften gemäß<br />
Kundenakzeptanz und Wiedererkennungswert<br />
sowie synergetische<br />
und überlappende Effekte.<br />
Bei Bier-Mischgetränken beziehungsweise<br />
bei alkoholfreien<br />
Bieren sind Hopfenaromakomponenten<br />
wichtig. Zur Analytik<br />
des Hopfenaromas sind EBCund<br />
ASBC-Methoden zur semi-<br />
Quantifizierung von Hopfenölen<br />
mittels GC-FID erforderlich. Zusammenfassend<br />
stellt die Analytikplattform<br />
eine Kombina tion<br />
von Sensorik, Non-Target und<br />
quantitativer Analytik dar.<br />
Über die Anwendung der<br />
PEF-<strong>Technologie</strong> (Pulsed Electric<br />
Fields) im Hefemanagement<br />
der Brauerei referierte Florian<br />
Schrickel (FIBGP der VLB). Mit<br />
diesem physikalischen Verfahren<br />
kann der Hefestoffwechsel beschleunigt<br />
werden. Variable Größe<br />
ist hierbei die Feldstärke, die<br />
über die Aktivierung der Zellen<br />
entscheidet. Weitere Angaben<br />
zu der laufenden Arbeit konnten<br />
zum Zeitpunkt der Tagung noch<br />
nicht gemacht werden.<br />
Ähnlich verhielt es sich beim<br />
nachfolgeden Vortrag von<br />
Dr. Roland Pahl (FIBGP der<br />
VLB). Er stellte ein veganes<br />
Nassetikettiersystem vor, das<br />
noch in Arbeit ist. Da Etikettenleim<br />
aus Casein hergestellt oder<br />
auch nur aus Bestandteilen besteht,<br />
kann Bier nicht als veganes<br />
Getränk bezeichnet werden.<br />
Ziel des Forschungsobjekts<br />
ist, auf Basis eines pflanzlichen<br />
Ausgangsstoffes einen vor Ort<br />
anmischbaren Klebstoff herzustellen,<br />
der den Anforderungen<br />
zum Etikettieren und<br />
gleichzeitig zum Ablösen bei<br />
der Flaschenreinigung genügt.<br />
Erste Versuche wurden bisher<br />
durchgeführt, wobei auch das<br />
Schaumverhalten in der Flaschenreinigungsmaschine<br />
eine<br />
Rolle spielt.<br />
Im letzten Vortrag des Kolloquiums<br />
betrachtete Mikrobiologe<br />
Dr. Martin Senz (FIBW<br />
der VLB) den Einfluss von Maillard-Reaktionsprodukten<br />
(MRP)<br />
auf die Eigenschaften von<br />
Milchsäurebakterien. Mikroorganismen<br />
umgeben uns, sie<br />
gehören zur Kultur der Menschen.<br />
Die Milchsäurebakterien<br />
sind die wichtigsten Vertreter<br />
und für viele indu strielle Prozesse<br />
im Rahmen der Lebensmittelherstellung<br />
(Konservierung,<br />
Starterkulturen, Probiotika) erforderlich.<br />
Die Bakterien können<br />
getrocknet und wieder für<br />
bestimmte Prozesse reaktiviert<br />
werden. Kultivierung, Lagerung<br />
und Herstellung neuer Präparate<br />
bei Aufrechterhaltung der Qualität<br />
der Prozesskette müssen vom<br />
Hersteller beachtet werden.<br />
Er zeigte das Wachstumsverhalten<br />
der MRP-sensitiven Milchsäurebakterien<br />
und deren Eigenschaften<br />
bei der Weiterverarbeitung,<br />
zum Beispiel die<br />
Charakteristik der Zellen und Viabilitäten.<br />
Das Ziel sind beständige<br />
Zelleigenschaften und eine erhöhte<br />
Stabilität der Nährmedien.<br />
Session 5 |<br />
Getränkelogistik 2 –<br />
Leergutmanagement<br />
„Die Leergutbestandserfassung<br />
– einheitliche Leergut-Stammdaten<br />
und mögliche Referenzprozesse“<br />
nannte Ingo Pankoke<br />
(FIM der VLB) seinen Vortrag. In<br />
der deutschen und zu großen Teilen<br />
in der europäischen Getränkewirtschaft<br />
ist die Mehrwegverpackung,<br />
d. h. Flaschen, Kästen,<br />
Fässer und Euro-Paletten noch<br />
bestimmend. In Deutschland<br />
sind nach Schätzung der VLB für<br />
Brauereien und übrige Getränkehersteller<br />
rund 300 - 400 Mio.<br />
Kästen, davon rund 100 Mio. für<br />
GDB, und 4 - 5 Mio. Fässer unterwegs.<br />
Ein Dauerproblem ist die<br />
Leergutrückführung der Pool-<br />
Flaschen, da sich ein hoher Anteil<br />
an Individualflaschen der überregionalen<br />
Brauereien in den<br />
Kästen befindet. Der Getränkefachgroßhandel<br />
(GFGH) sortiert<br />
zwar, wenn nicht anders vereinbart,<br />
nach der Kastenbeschriftung,<br />
doch die großen Brauereien<br />
müssen eine Flaschensortierung<br />
vornehmen. Die Hersteller<br />
wissen nicht, wann welches Leergut<br />
in welcher Menge und Qualität<br />
zurückkommt.<br />
Die Regie führte an drei Nachmittagen insgesamt 24 vorproduzierte Vorträge zusammen, die jeweils mit<br />
einer Live-Q&A abschlossen. Hier der Beitrag aus dem Haus Heuft Systemtechnik. Foto: VLB Berlin<br />
Leergutbestände beim GFGH<br />
werden nur über Pfandbeträge<br />
erfasst. Trotzdem herrscht<br />
Intransparenz für den Leergutrücklauf.<br />
Die Digitalisierung der<br />
Mehrweggebinde kann helfen,<br />
die geforderte Transparenz zu<br />
schaffen und so die Produktivität<br />
in dieser Stufe zu steigern.<br />
Der FA Logistik der VLB<br />
bemüht sich seit Jahren um<br />
eine einheitliche digitale Erfassung<br />
mit Datenstruktur in einer<br />
zentralen Datenbank.<br />
Wolfram Scholz (GEDAT Getränkedaten<br />
GmbH, Hamburg)<br />
lieferte mit seinem Vortrag<br />
„ Stammdatenmanagement in<br />
der Getränkebranche“ eine<br />
sinnvolle Ergänzung zu den vorstehenden<br />
Ausführungen von<br />
Ingo Pankoke. Leergut wird in<br />
Spitzenzeiten knapp, GFGH<br />
fungiert als Außenlager und
BRANCHEN REPORT | VLB-Jahresauftakt <strong>2021</strong><br />
GEDAT stellt seinen Gesellschaftern<br />
(Getränkeherstellern) Artikelstammdaten<br />
für Voll- und<br />
Leergut zur Verfügung und<br />
schließt somit die Lücke.<br />
Den letzten Vortrag in dieser<br />
Session hielt Dr. Christian<br />
Gutzen (Geutebrück GmbH,<br />
Berlin). Er referierte über „Künstliche<br />
Intelligenz (KI) und Machine<br />
Learning – Möglichkeiten zur<br />
Objekterkennung bei der Leergutrückerfassung“.<br />
KI ist die Fähigkeit<br />
von Geräten und Software,<br />
logisch denken zu lernen,<br />
also menschliche Intelligenz<br />
durch einen Algorithmus nachzubilden.<br />
Vorstehende Referenten<br />
ließen erkennen, dass die<br />
Leerguterfassung problematisch<br />
sei und optimiert werden muss.<br />
Mit der spezifischen Software<br />
kann der Fahrer ein Video vom<br />
Leergut beim Kunden machen.<br />
Er bekommt eine objektbasierte<br />
Erkennung und Mengenerfassung.<br />
Über ein neuronales Netz<br />
werden die Daten an das jeweilige<br />
Lager übermittelt und die Paletten/Kästen<br />
können, wenn der<br />
LKW einfährt, geladen werden.<br />
Session 6 |<br />
Trends in Abfüll- und<br />
Inspektionstechnik<br />
Nach dem Ausscheiden von<br />
Dr. Pahl als bisheriger Leiter des<br />
VLB-Forschungsinstituts für Bierund<br />
Getränkeproduktion, übernahm<br />
Jan Biering als dessen<br />
Nachfolger die Leitung dieser<br />
letzten Session beim VLB-Jahresauftakt<br />
<strong>2021</strong>.<br />
Dr. Georg Wenk (FIBGP der<br />
VLB) berichtete über „10 Jahre<br />
VLB-Leistungsnachweis für<br />
Leerflaschen- Inspektions maschinen“.<br />
Vor gut zwanzig Jahren<br />
war noch keine präzise Inspek tion<br />
mit den ersten maschinellen Leerflaschen-Kontrollen<br />
möglich. Erst<br />
mit Maschinen ab 2011 konnten<br />
die Erkennungsraten von bisher<br />
rund 62 % auf über 90 % gesteigert<br />
werden. Heutige Maschinen<br />
beleuchten die Mündung aus unterschiedlichen<br />
Winkeln und erkennen<br />
Absplitterungen und<br />
kleinste Verunreinigungen. Zusätzlich<br />
zu den Werkseinstellungen<br />
kann mit der Erfahrung der<br />
VLB (191 Leistungsnachweise)<br />
ein Optimum bei der Inspek tion<br />
der Flaschen vor der Füllmaschine<br />
erreicht werden.<br />
Aus Anwendersicht wurde die<br />
Vollflaschen inspektion in der<br />
Getränkeindustrie von Patrick<br />
Lexis (Gerolsteiner Brunnen)<br />
beleuchtet. Stand der Technik<br />
in der Abfülltechnik muss<br />
sein, die gesetzlichen Anforderungen<br />
an die Lebensmittelsicherheit<br />
zu gewährleisten. Vor<br />
allem Fremdkörper aus Glas<br />
werden vom Verbraucher als<br />
Gefahr angesehen, wenn Glasflaschen<br />
gefüllt und verschlossen<br />
werden. Die obligato rische<br />
Leerflascheninspek tion minimiert<br />
zwar das Risiko. Mit der<br />
Installation der neuen Glas-<br />
Mehrweganlagen wurde die<br />
Vollflascheninspek tion vorgesehen<br />
und getestet. Mit den<br />
röntgen- und kamerabasierten<br />
Systemen wurden Standardtestkörper<br />
sicher erkannt. In Zusammenarbeit<br />
mit der VLB wurde<br />
auch eine Schwachstelle des<br />
Inspektionssystems entdeckt,<br />
die nadelförmigen Scherben in<br />
der Flüssigkeit werden nicht sicher<br />
erkannt. Mit den Lieferanten<br />
wurde die Software weiterentwickelt<br />
und die Positionen<br />
der Inspektionssysteme an den<br />
Maschinen neu ausgerichtet.<br />
Zwar gebe es noch Lücken bei<br />
der vollständigen Erkennbarkeit<br />
von Fremdkörpern im Produkt,<br />
doch der Vortragende ist zuversichtlich,<br />
dass die Systeme weiterentwickelt<br />
werden.<br />
Die HEUFT Systemtechnik<br />
GmbH, Burgbrohl, ist ein weltweit<br />
führender Hersteller von<br />
Kontroll- und Inspektionsanlagen.<br />
Anton Diehl und Markus<br />
Oster vom Herstellerbetrieb betrachteten<br />
im Dialog die „Entwicklung<br />
der Glas-in-Glas-Erkennung<br />
in befüllten Behältern“. Ist<br />
bei einer Leerflaschenkontrolle<br />
in der Abfülllinie überhaupt<br />
eine Vollflascheninspek tion erforderlich?<br />
Diese Meinung wurde<br />
in der Praxis durchaus viele<br />
Jahre vertreten. Erkannte Mängel<br />
und schärfere Sicherheitsforderungen<br />
bestätigen, dass<br />
beide Inspek tionsstationen erforderlich<br />
sind. Die Ausbringung<br />
der Abfüllanlagen hat<br />
sich erhöht, die Fehlausleit rate<br />
sei gesunken. Die Röntgenblitze<br />
erzeugen scharfe Bilder<br />
und die optische Detek tion erkennt<br />
schwebende und anhaftende<br />
Fremdkörper. Dr. G. A.<br />
Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 15
BRANCHEN REPORT | Messevorschau<br />
16 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
FILTECH 2022<br />
Lösungen für Filtrationsaufgaben<br />
Die richtige Lüftungs- und Luftreinigungstechnik kann einen erheblichen Beitrag zum<br />
Infektionsschutz leisten, meldete jüngst der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA). Der VDMA-Fachverband Allgemeine Lufttechnik hatte zuvor eine Studie zur<br />
Abschätzung des Infektionsrisikos durch aerosolgebundene Viren in belüfteten Räumen<br />
veröffentlicht. Maschinelle Lüftungsanlagen werden in der Studie als ganzjährige<br />
Garanten für den Luftaustausch bezeichnet, die bei ausreichender Dimensionierung das<br />
Infektions risiko erheblich reduzieren können. Ausreichend dimensionierte Sekundärluftreinigungs<br />
geräte können demnach auch das Infektionsrisiko in Räumen reduzieren.<br />
Von MARIUS SCHAUB, freier Journalist, München<br />
D<br />
ie FILTECH gibt um fassende<br />
Informationen zu Lüftungsund<br />
Filtra tionstechnik: Die<br />
langjährig erfolgreiche Kombination<br />
aus Messe und Kongress hat aufgrund<br />
der dynamischen Entwicklung<br />
der Corona-Pandemie auch<br />
ihre Website um einen ausführ lichen<br />
Informationsbereich erweitert, der<br />
Interessenten Lösungen für ihre Herausforderungen<br />
in der Filtration vorstellt.<br />
Zusätzlich bietet die Website<br />
eine Übersicht aller Messeangebote<br />
und Vorträge der teilnehmenden<br />
Unternehmen und Institute. So leistet<br />
die Fachmesse für Filtration und<br />
Trenntechnik virtuell Unterstützung<br />
durch Anbieter, deren Produkte und<br />
Dienstleistungen ebenso wirkungsvolle<br />
Maßnahmen gegen Infektionsrisiken<br />
bieten wie Lösungen für effiziente<br />
Trenntechnik für die Produktion.<br />
Die Produktion<br />
muss weitergehen<br />
Selbstverständlich ist: Auch wenn<br />
die Corona-Pandemie nach wie vor<br />
im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit<br />
steht, muss die Produktion bei den<br />
Getränke- und Lebensmittelherstellern<br />
weitergehen. Bei Food & Beverage<br />
muss dabei auch die Qualität<br />
stimmen. Auch dafür ist effiziente<br />
Filtrationstechnologie unerlässlich:<br />
Denn Lösungen für Separation und<br />
Homogenisierung sind unverzichtbar,<br />
für Winzer und Brauereien<br />
ebenso wie für Molkereien und Softdrink-Hersteller.<br />
Das gesamte Spektrum<br />
innovativer Lösungen, die den<br />
Stand der Technik in der Filtertechnik<br />
darstellen, können Besucher<br />
auf der nächsten FILTECH erleben.<br />
Aufgrundder Corona-Pandemie findet<br />
die Kombination aus Messe<br />
FILTECH <strong>2021</strong>: Haver & Boecker, Deutschland; Foto: FILTECH<br />
und Kongress erst wieder vom 8.<br />
bis 10. März 2022 statt. Dann werden<br />
zahlreiche Aussteller auf dem<br />
Messe gelände in Köln wieder ihre<br />
Produkte und Dienstleistungen vorstellen.<br />
„Fast alle Aussteller haben<br />
ihre Flächen zur FILTECH 2022 bereits<br />
bestätigt und freuen sich auf<br />
die Messe im März 2022“, berichtet<br />
Suzanne Abetz vom Veranstalter FIL-<br />
TECH Exhibitions Germany. Aussteller<br />
und Besucher können sich auf<br />
ein erstklassiges Messeerlebnis freuen:<br />
„Die FILTECH wird 2022 erstmals<br />
in den modernen Flagship-Hallen<br />
7 und 8 auf dem Messegelände<br />
in Köln stattfinden“, erläutert Abetz.<br />
Gut informiert über<br />
Separation und Trennung<br />
Die Aussteller zeigen Produkte aus<br />
Separations- und Trenntechnik,<br />
Messtechnik, Analytik und Laborbedarf,<br />
Dienstleistungen und auch<br />
Neuigkeiten aus Wissenschaft und<br />
Forschung. Die internationale Veranstaltung<br />
bietet Besuchern aber<br />
nicht nur einen Messebereich mit<br />
dem gesamten Spektrum der Filtration<br />
und Separation aller Arten von<br />
Medien. Ein umfangreiches Konferenzprogramm<br />
gibt außerdem<br />
vertiefende Informationen über<br />
aktuelle Produkttrends sowie Einblicke<br />
in Forschung und Entwicklung.<br />
Branchengrößen sind im Ausstellungsbereich<br />
ebenso vertreten<br />
wie Spezialisten. Hinzu kommen<br />
zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsinstitute.<br />
„Die Corona-<br />
Situation hat das Interesse der Aussteller<br />
nicht gemindert. Weite Teile<br />
der Filtra tionsbranche spielen eine<br />
entscheidende Rolle bei den situationsbedingten<br />
Herausforderungen.<br />
Auch viele neue Firmen werden sich<br />
erstmals auf der FILTECH 2022 präsentieren“,<br />
so Abetz. Als fokussierte<br />
Fachmesse habe die FILTECH dabei<br />
den Vorteil, keine Besuchermassen<br />
steuern zu müssen. „Das gibt Ausstellern<br />
und Besuchern maximale Sicherheit,“<br />
ergänzt Abetz weiter.<br />
Mehr Informationen<br />
www. filtech.de
BRANCHEN REPORT | Analysetechnik<br />
FUNKWELLENBASIERTE ANALYSETECHNIK<br />
Echtzeitmessung von Flüssigkeiten<br />
Die durchgehende Überwachung des Zustands jeder in einem industriellen Verfahren verwendeten<br />
Flüssigkeit – seien es dickflüssige Schlämme, Harze, Klebstoffe, Lacke, Emulsionen,<br />
Bier, Wasser oder andere Flüssigkeiten – wird durch eine neue funkwellenbasierte Analysetechnik<br />
ermöglicht, die vom finnischen Hightech-Unternehmen Collo entwickelt wurde.<br />
D<br />
ie Collo-Technik basiert auf<br />
einem elektromagnetischen<br />
Resonator, der ein kontinuierliches<br />
Funkwellenfeld in die Flüssigkeit<br />
emittiert. Das Signal reagiert<br />
auf Interferenzen durch verschiedene<br />
Komponenten, Chemikalien und<br />
Phasen in der Flüssigkeit. Der Analysator<br />
gibt unverzüglich eine Warnmeldung,<br />
wenn das Verfahren in<br />
irgendeiner Weise gestört ist, so<br />
dass der Prozess anhand der Online-<br />
Daten justiert werden kann.<br />
„Unsere Sensoren können an beliebiger<br />
Stelle im Verfahren angeordnet<br />
werden, zum Beispiel um den<br />
Einsatz von Rohstoffen und Chemikalien<br />
in kritischen Verfahrensschritten<br />
zu optimieren“, so Matti<br />
Järveläinen, CEO und Gründer von<br />
Collo. „Im Gegensatz zu manuell<br />
entnommenen Proben, die eine verzögerte<br />
Momentaufnahme des Prozesszustands<br />
zu einem bestimmten<br />
Zeitpunkt darstellen, überwacht<br />
unser Analysator das Verfahren laufend.<br />
Der Vorteil einer Echtzeit-Überwachung<br />
liegt darin, dass sie die Unsicherheiten<br />
bei der Anpassung des<br />
Prozesses eliminiert, was wiederum<br />
große Mengen an Chemikalien, Material,<br />
Energie und Zeit spart.“ Für<br />
optimale Ergebnisse wird die Analytik<br />
individuell an jede Flüssigkeitsanwendung<br />
angepasst.<br />
Besseres Bier brauen<br />
Der Collo Analyzer misst gleichzeitig<br />
acht typische Parameter einer Flüssigkeit,<br />
die zusammen ihr individuelles<br />
Profil ausmachen. Wenn diese<br />
Charakteristika sich während des<br />
Prozesses verändern, sich beispielsweise<br />
unerwünschte Feststoffe bilden<br />
oder das chemische Gleichgewicht<br />
negativ beeinflusst wird, zeigt<br />
der Analysator diese Veränderungen<br />
an, so dass unverzüglich Korrekturmaßnahmen<br />
ergriffen werden<br />
können. „Dank unserer Funkwellentechnik,<br />
die Flüssigkeiten mit<br />
jedem beliebigen Trockenmassegehalt<br />
durchdringt, ist es nun zum<br />
Collo-Sensoren können in den kritischen Phasen eines Flüssigkeitsprozesses angeordnet werden, zum Beispiel um den<br />
Einsatz von Rohstoffen und Chemikalien gemäß den Online-Daten aus dem Analysator zu optimieren. Foto: Collo<br />
ersten Mal möglich, die Veränderungen<br />
in jeder gewünschten Flüssigkeit<br />
in Echtzeit zu analysieren“,<br />
erklärt Järveläinen. „Brauen ist ein<br />
typisches Beispiel für ein Suspensionsverfahren,<br />
bei dem Feststoffe<br />
mit einer Flüssigkeit vermischt<br />
werden, gefolgt von mehreren kritischen<br />
Schritten, die alle optimiert<br />
werden müssen, um eine gleichbleibende<br />
Qualität zu erzielen. Jetzt ist<br />
es möglich, diese kritischen Schritte<br />
mit Hilfe nur einer einzigen Technik<br />
in Echtzeit zu messen.“<br />
„Einmal eingestellt, kann dasselbe<br />
System dann in ähnlichen Prozessen<br />
repliziert werden“, so Järveläinen.<br />
„Das lohnt sich besonders für Kunden,<br />
die eine große Anzahl identischer<br />
Flüssigkeitsprozesse haben,<br />
da sie mit Collo erhebliche Skaleneffekte<br />
erzielen können. Der Analysator<br />
ist sehr wartungsfreundlich, da<br />
der Sensor nicht schmutzempfindlich<br />
ist und keine Reinigung erfordert.“<br />
Weniger Ausschuss<br />
und Reklamationen<br />
Da die Collo-Technik Echtzeitmessungen<br />
anzeigt, kann das Verfahren<br />
anhand der Ergebnisse laufend<br />
justiert werden. „Der Vorteil dieser<br />
kontinuierlichen Qualitätskontrolle<br />
liegt darin, dass Prozessabweichungen<br />
sofort bei Auftreten identifiziert<br />
werden und noch bevor sie zu Problemen<br />
im Verfahren geführt oder<br />
die Prozessleistung verschlechtert<br />
haben“, erläutert Mikko Tielinen,<br />
Head of Sales.<br />
Harzgemische in Isolierverfahren<br />
für elektrische Bauteile erfordern<br />
beispielsweise einen ganz bestimmten<br />
Viskositätsgrad. Wenn die kritischen<br />
Phasen online analysiert werden<br />
können, ist das Verfahren stabiler,<br />
was in weniger Ausschuss oder<br />
gar fehlerhaften, an Kunden ausgelieferten<br />
Bauteilen resultiert.<br />
„Mit dem Collo Analyzer können<br />
Sie sehen, wann die Flüssigkeit<br />
die richtigen Eigenschaften hat und<br />
wann Anpassungen nötig sind“, so<br />
Tielinen. „Das bedeutet, Sie müssen<br />
nicht mehr Rohstoffe als erforderlich<br />
hinzufügen oder Zeit und Energie<br />
darauf verwenden, die Flüssigkeit<br />
länger als nötig zu mischen, nur<br />
weil Sie sich in Bezug auf die Konsistenz<br />
nicht sicher sein können. Damit<br />
verbessert sich die Produktivität,<br />
der Energie- und Materialverbrauch<br />
sinkt, während gleichzeitig weniger<br />
Ausschuss produziert wird und das<br />
Endprodukt sehr viel weniger anfällig<br />
ist für Reklamationen aufgrund<br />
von Qualitätsproblemen.“<br />
Mehr Informationen<br />
www.collo.fi<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 17
BRANCHEN REPORT | In situ-Elektrolyse<br />
ELEKTROCHEMISCHE AKTIVIERUNG (ECA) IN DER BRAUEREI<br />
Desinfektionsmittel durch<br />
Elektrolyse vor Ort erzeugen<br />
Das Verfahren der elektrochemische Aktivierung (ECA) gibt es bereits seit mehreren Jahr zehnten. Viel<br />
wurde geforscht und optimiert. In der Bachelorarbeit „Applikations bereiche eines mittels In situ-Elektrolyse<br />
hergestellten Desinfektionsmittels (NADES 2.0) in einer Brauerei“ ist dies zusammengefasst und ausgearbeitet<br />
worden. Von geplanten Praxis-Tests musste aufgrund der Corona-Situation abgesehen werden. In dieser<br />
Ausgabe der Getränke! <strong>Technologie</strong> & <strong>Marketing</strong> wird auf die Technik sowie das Produkt NADES 2.0 eingegangen.<br />
In der nächsten Ausgabe werden Applikationsbereiche vorgestellt.<br />
Von JONATHAN LEHNER, B. Eng. in Brau- und Getränketechnologie, Technischer Vertrieb, aquagroup AG<br />
B<br />
ei der ECA-Technik handelt<br />
es sich um Elektrolyse,<br />
die aus Wasser,<br />
Salz und Strom aktives Chlor<br />
(Na triumhypochlorit, Hypochlorige<br />
Säure) erzeugt. Sie stammt<br />
aus dem Jahr 1975 von Professor<br />
Vitold M. Bakhir, dem Pionier<br />
der Elektrolyse. Michael<br />
Farraday formulierte 1883 die<br />
Grundsätze, die den Durchgang<br />
elektrischen Stroms durch eine<br />
wässrige Salz lösung beschreiben<br />
(Farradaysche Gesetze), und<br />
prägte für dieses Phänomen den<br />
Begriff „Elektrolyse“.<br />
Verfahren der Elektrolyse<br />
Seitdem werden im Bereich der<br />
Elektrolyse verschiedene Verfahren<br />
angewendet. Die Membranzellenelektrolyse<br />
sowie die Einkammerelektrolyse<br />
sind gängige<br />
Methoden. In den Anfangszeiten<br />
der aquagroup AG wurde<br />
die Membranzellenelektrolyse<br />
verwendet. Hier entstand NA-<br />
DES, eine Natriumhypochloritlösung<br />
mit ca. 200 ppm FAC<br />
(free available chlorine). Nachteil<br />
dieses Verfahren sind die geringe<br />
Ausbeute an FAC sowie die<br />
Abb. 1 | Ungeteilte Zelle<br />
(einfache schematische Darstellung)<br />
H 2<br />
O Wasser<br />
NaCl (Salz)<br />
NaOCl (Bleiche)<br />
H 2<br />
(Wasserstoff)<br />
hohe Salzfracht von 0,015 mg/<br />
ppm FAC und dadurch erhöhtes<br />
Korrosions risiko. (siehe Abb. 1)<br />
Bei beiden Techniken ist ein<br />
Vorteil, dass kein Gefahrstoff generiert<br />
wird, da die Konzentration<br />
unter 5 % Wirkstoff liegen.<br />
Bei der Herstellung wird hier auch<br />
kein Gefahrstoff benötigt.<br />
Natriumhypochlorit (NaOCl)<br />
Die Wirkungsweise von Natriumhypochlorit<br />
wurde unter anderem<br />
an der menschlichen Immunabwehr<br />
erforscht. Dort wird<br />
auf die infek tionsbekämpfende<br />
Funktion der Leukophilen Granulozyten<br />
(eine bestimmte Art<br />
der weißen Blutkörperchen) eingegangen.<br />
Diese verwenden das<br />
Enzym Myeloperoxidase (MPO),<br />
das gespeichertes H 2<br />
O 2<br />
mit Cl 2<br />
zu<br />
Natriumhypochlorit umwandelt.<br />
Abb. 2 | Elektrolyse-Anlage<br />
Bei der Desinfektion wird genau<br />
auf diese Wirkungsweise und Erkenntnisse<br />
zurückgegriffen. Die<br />
Effekte von Natriumhypo chlorit<br />
auf Mikroorganismen lassen sich<br />
(je nach Konzen tration) in folgende<br />
Phasen einteilen:<br />
▶▶Selektive Hemmung des<br />
Bak te rienwachstums und der<br />
Zell teilung (0,05 ppm)<br />
▶▶Verminderung/Stoppen der<br />
DNA- und Proteinsynthese<br />
(> 0,1 ppm)<br />
▶▶Kollabieren der Membran<br />
(> 5 ppm)<br />
Elektrolyseanlagen<br />
Die Anlagen sind in zwei grundlegende<br />
Teile unterteilt: einem<br />
Wasserkabinett und einer Steuerung<br />
für den automatisierten Betrieb<br />
der Anlage. (siehe Abb. 2)<br />
Im Wasserkabinett findet die<br />
Erzeugung von NADES 2.0 statt.<br />
Das Herzstück einer solchen Anlage<br />
ist die Elektrolysezelle. Sie ist<br />
speziell beschichtet, um eine optimale<br />
Reaktion zu gewährleisten.<br />
In die Zelle wird eine inline ausgemischte<br />
Solelösung eingeleitet,<br />
welche dann zu Natriumhypochlorit<br />
und Wasserstoff reagiert.<br />
Nach der Zelle fließt NADES 2.0 in<br />
einen Puffertank und der Wasserstoff<br />
entweicht über einen Wasserstoff-Abscheider<br />
an die Abluft.<br />
Werte für Natriumhypochlorid<br />
Vom Puffertank wird je nach Applikation,<br />
das Mittel mengenproportional<br />
oder über eine Mess-<br />
Regel-Einheit dosiert.<br />
Mess-Regel-Dosier-Einheit<br />
Ein Grundsatz bei der Verwendung<br />
mit Desinfektionsmitteln<br />
und Bio ziden ist: „Biozide sicher<br />
verwenden“. Bei diesem Grundsatz<br />
gilt das Minimierungsgebot.<br />
Deswegen sollte immer die richtige<br />
Art der Dosierung gewählt<br />
werden. Hierzu gibt es die mengen-<br />
beziehungsweise die volumengesteuerte<br />
Dosierung. In<br />
manchen Applikationen wie zum<br />
Beispiel bei der Rinserwasserbeaufschlagung<br />
und der Füllerbedüsung<br />
ist eine solche Dosierung<br />
der einzig effiziente Weg.<br />
Der Vorteil bei Natriumhypochlorit<br />
ist, dass es einfach messbar<br />
ist. Eine Messung kann über<br />
spezielle Chlorsonden oder<br />
über das Redoxpotential vollzogen<br />
werden. Diese Messungen<br />
sind für viele Brauereien ein<br />
wich tiger Faktor, da damit Prozesskontrolle<br />
und -sicherheit<br />
gegeben ist. Eine über Sonden<br />
geregelte Dosie rung gewährleistet,<br />
dass stets der korrekte Wert<br />
an Biozid im System vorhanden<br />
sowie eine Über- bzw. Unterdosierung<br />
ausgeschlossen ist.<br />
Stoffname: Maximale Zugabe: Konzentrationsbereich<br />
nach Abschluss der Aufbereitung:<br />
H 2<br />
O Wasser<br />
NaCl (Salz)<br />
Foto und Grafik: aquagroup AG<br />
Natriumhypochlorit 1,2 mg/l freies Cl 2<br />
min. 0,1 mg/l freies Cl 2<br />
max. 0,3 mg/l freies Cl 2<br />
18 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
Materialverträglichkeit<br />
Korrosion ist in der Brau- und<br />
Getränkebranche ein wichtiges<br />
Thema. Da jeder korrosionsbedingte<br />
Ausfall nicht nur Produktionszeit<br />
kostet, sondern<br />
auch mit Reparaturkosten verbunden<br />
ist, sollte dies unbedingt<br />
vermieden werden.<br />
Die Industrielle Gemeinschaftsforschung<br />
(IGF) und die<br />
Versuchs- und Lehranstalt für<br />
Brauerei in Berlin (VLB Berlin)<br />
untersuchten als unabhängige<br />
Institute die Korrosionsneigung<br />
legierter Stähle beim Einsatz<br />
auf Chlor basierender und<br />
vor Ort erzeugter Desinfektionslösungen.<br />
Sie bestätigen die Ergebnisse<br />
der aquagroup AG.<br />
Folgende Voraussetzungen werden<br />
von der IGF und VLB Berlin<br />
betont. Bei einer intakten Werkstoffoberfläche<br />
und bei einem<br />
Chlorid-Gehalt von ≤ 100 mg/l<br />
in den Anwendungslösungen<br />
ist eine Gefährdung von Edelstahl<br />
1.4301 sowie höher<br />
legier ten Materialien unwahrscheinlich.<br />
Dies gilt für eine<br />
Konzentra tion von c(FAC/ClO 2<br />
)<br />
≤ 10 mg/l sowie eine Temperatur<br />
von ≤ 20 °C und eine Kontaktzeit<br />
von ≤ 20 Minuten. Da<br />
das Thema Korrosion sehr sensibel<br />
behandelt werden muss,<br />
wurden hier Lösungen gefunden.<br />
Um Korrosion vor allem bei<br />
Verdunstungskühlanagen, die<br />
nicht aus Edelstahl gebaut sind,<br />
zu vermeiden, wird ein Korrosionsinhibitor<br />
verwendet.<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
zum Einsatz<br />
Der Einsatz in Trinkwasserbereichen<br />
ist – wie auch bei anderen<br />
Stoffen – geregelt. Hierbei<br />
schreibt die Trinkwasserverordnung<br />
(TVO) Werte für Natriumhypochlorit<br />
vor. (siehe Tabelle)<br />
Biofilmabbau<br />
Die Thematik von Keimnestern<br />
in Biofilmen ist jedem Brauer<br />
ein Dorn im Auge. Hierbei entsteht<br />
an Totpunkten und Rohrwandungen<br />
in Leitungen oder<br />
nicht zu erreichende Punkten<br />
an Anlagen ein Biofilm. Ein Biofilm<br />
bildet sich in drei Phasen.<br />
Die erste Phase ist die Induktionsphase,<br />
dort setzten sich<br />
Moleküle auf einer Oberfläche<br />
ab. Diese bilden eine raue<br />
Fläche, die ein Angriffspunkt<br />
für Mikro organismen ist. Auf<br />
diesen Stellen bilden sich dann<br />
Kolonien dieser Bakterien. In<br />
der Reifung des Biofilms können<br />
extrazelluläre polymere<br />
Substan zen (EPS) eine schützende<br />
Schicht bilden, die den Biofilm<br />
einhaust und sich dadurch<br />
viele Substanzen dort an- und<br />
einlagern können. Dies besteht<br />
aus: Polysacchariden, Proteinen,<br />
Nucleinsäuren und Lipiden.<br />
Durch die aerobe Population<br />
im Biofilm ist eine Verarmung<br />
des Sauerstoffs eine Folge, dadurch<br />
können sich auch anaerobe<br />
Organismen dort ansiedeln.<br />
Nach der Induktionsphase hat<br />
sich der Biofilm auf der Oberfläche<br />
festgesetzt. Neue Organismen<br />
können die ursprüng liche<br />
Fläche nicht mehr besiedeln, sie<br />
setzen sich an der Gel- Matrix<br />
fest. Nun beginnt die logarithmische<br />
Akkumulation-Phase. In<br />
dieser Phase festigt sich der Biofilm<br />
und baut seine Popu lation<br />
aus. Die höchstmög liche Nährstoffversorgung<br />
und die Temperatur<br />
des Biofilms sind die bestimmenden<br />
Faktoren in dieser<br />
Phase. In der letzten Phase, der<br />
Plateau-Phase, kann der Biofilm<br />
sich auflösen oder aufplatzen.<br />
Biofilm dient oft auch humanpathogenen<br />
Organismen, wie<br />
zum Beispiel Legionellen, als<br />
Habitat, deswegen gilt es, ihn<br />
zu vermeiden beziehungsweise<br />
zu beseitigen.<br />
NADES 2.0 baut Biofilm<br />
nachhaltig ab, vor allem Biofilm<br />
in Rohrleitungen bei einer<br />
Gesamtwasserbeaufschlagung.<br />
Hierbei wird TVO-konform das<br />
Wasser beaufschlagt. Durch die<br />
dauerhafte geringe Dosierung<br />
löst sich der Biofilm über einen<br />
kurzen Zeitraum restlos ab und<br />
kann sich dann nicht mehr bilden.<br />
Dies sind die grundlegenden<br />
Eckdaten zur ECA-<strong>Technologie</strong>.<br />
Im zweiten Teil dieses<br />
Artikels wird auf die Laboruntersuchungen<br />
des Forschungszentrums<br />
Weihenstephan sowie<br />
alle Applikationen, wie<br />
zum Beispiel automatische Füllerbedüsung,<br />
Gesamtwasserentkeimung<br />
oder Rinserwasser<br />
eingegangen. <br />
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BRANCHEN REPORT | Aus der Praxis<br />
CORIOLIS-MULTIFREQUENZ-DURCHFLUSSMESSUNG<br />
Exakte Rohstoffbilanzierung<br />
Die Rohstoffbilanzierung ist für viele Lebensmittelbetriebe ein sehr wichtiges Thema und wird in<br />
Betrieben stark diskutiert. Dahinter steckt der Gedanke, die eingehenden Rohstoffe, wie zum Beispiel<br />
Milch, Öl, Alkohol etc. hochgenau zu erfassen und deren Verbrauch den einzelnen Produktionsschritten<br />
exakt zuordnen zu können. Ziel ist es, den Rohstoffverbrauch für jedes einzelne Produkt im Prozess so<br />
transparent wie möglich zu gestalten und eine Vollkostenrechnung realisieren zu können. Das Coriolis-<br />
Massedurchflussmessgerät Promass Q von Endress+Hauser bietet Lebensmittelproduzenten einzigartige<br />
Möglich keiten, die Rohstoff bilanzierung mit innovativer <strong>Technologie</strong> zu optimieren. Die Meierei<br />
Barmstedt eliminiert Messfehler durch Gaseintrag mit diesem Massedurchflussmessgerät.<br />
Von MANUEL MARTINI, Product Manager Ultrasonic/Teqwave, Endress+Hauser Flow, und<br />
FLORIAN KRAFTSCHIK, <strong>Marketing</strong> Manager Kommmunikation, Endress+Hauser Deutschland<br />
Messfehler bei Volumenund<br />
Massemessung<br />
Zwei alltägliche Begriffe, deren<br />
Bedeutung in der Bilanzierung<br />
zu sehr starken Unterschieden<br />
führen kann, sind Volumen<br />
und Masse. Im Gegensatz zum<br />
Volumen verhält sich die Masse<br />
bei sich verändernden Einflüssen<br />
wie Druck und Temperatur konstant.<br />
In vielen Fällen wird deshalb<br />
in Masseeinheiten bilanziert.<br />
Dennoch verrechnen viele<br />
Unternehmen immer noch auf<br />
Volumenbasis, was dann bei der<br />
Rohstoffbilanzierung zu ungewünschten<br />
Differenzen führen<br />
kann. Doch auch bei der Massemessung<br />
gibt es potenzielle Fehlerquellen,<br />
die Anwender beachten<br />
müssen. In der Praxis ist eine<br />
der Hauptursachen für Messfehler<br />
ein unerkannter Luft- beziehungsweise<br />
Gaseinschluss im<br />
Fluid, der den Messwert verfälscht<br />
und somit zu Differenzen<br />
in der Rohstoffbilanzierung<br />
führt. Um dies auszuschließen,<br />
setzt die Meierei Barmstedt auf<br />
Massemessung mit dem Coriolis-<br />
Durchflussmessgerät Promass Q,<br />
das den Gaseintrag erkennt<br />
und den Messfehler auf nahezu<br />
0 % senkt.<br />
Gaseintrag verfälscht<br />
Werte bei Milchannahme<br />
Die Tankwagen von Molkereien<br />
fahren täglich von Landwirt<br />
zu Landwirt, um die Milch<br />
abzunehmen. Der Tankwagen<br />
ist zu Beginn nicht vollständig<br />
mit Milch gefüllt, es befindet<br />
sich also noch viel Luft im<br />
In der Betriebsstätte in Barmstedt veredelt die Meierei Rohmilch und Magermilch zu Käse, Butter sowie Milch- und Molkenkonzentrat. Foto: Endress+Hauser<br />
Tank. Durch Kurvenfahrten, Beschleunigung<br />
und Bremsmanöver<br />
ist die Milch in steter Bewegung,<br />
schwappt im Tank hin<br />
und her und wird so mit der<br />
Luft vermischt. Dieser Effekt<br />
hat für Molkereien einen enormen<br />
Nachteil. Wird die Milch<br />
bei der Milchannahme anhand<br />
des Volumens verrechnet, wird<br />
zu viel verrechnet und zu viel<br />
Rohmilcheingang bilanziert.<br />
Denn die Luft hat das Volumen<br />
deutlich erhöht. In der Praxis<br />
sind häufig Volumenanteile von<br />
bis zu 10 % zu beobachten, in<br />
Extremfällen sogar bis zu 20 %.<br />
Diese „aufgeschäumte“ Milch<br />
wirkt sich negativ auf die Finanzen<br />
aus: Entgast die Luft während<br />
der Produktionsprozesse<br />
wieder, verbucht der Betrieb<br />
einen Verlust bei der Rohstoffbilanzierung.<br />
Zusätzlich wird<br />
die korrekte Vollkostenrechnung<br />
erschwert.<br />
Aus diesem Grund messen viele<br />
Molkereien bei der Milchannahme<br />
und innerhalb der Produktionsprozesse<br />
anstelle des<br />
Volumens die Masse der angenommenen<br />
beziehungsweise<br />
verarbeiteten Milch. Coriolis-<br />
Systeme wie die Promass-Familie<br />
von Endress+Hauser haben<br />
sich in solchen Anwendungen<br />
schon seit Jahren bewährt. Leider<br />
gibt es auch mit der Massemessung<br />
mit herkömmlichen<br />
Coriolis-Massedurchflussmessgeräten<br />
immer noch unerwünschte<br />
Differenzen bei der<br />
Bilanzierung. Ein Grund für die<br />
Messabweichungen ist weiterhin<br />
die eingetragene Luft, da<br />
sie auch bei der Massemessung<br />
immer noch einen – zwar deutlich<br />
geringeren, aber dennoch<br />
vorhandenen – Einfluss auf die<br />
Massemessung hat und zu Abweichungen<br />
führt. Kleine prozentuale<br />
Fehler ergebenen bei<br />
den großen Mengen verarbeiteter<br />
Rohmilch, wie sie bei der<br />
Meierei Barmstedt vorkommen,<br />
am Ende des Jahres eine stattliche<br />
Summe.<br />
Multifrequenztechnologie<br />
zur Reduzierung des<br />
Messfehlers<br />
Um die Messfehler bei der Massemessung<br />
zu eliminieren, setzt die<br />
Meierei Barmstedt auf das neueste<br />
Mitglied der Endress+Hauser<br />
Promass- Familie: Promass Q. Das<br />
20 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
BRANCHEN REPORT | Aus der Praxis<br />
Direkt nach Anlieferung ist der Gaseintrag in die Milch am höchsten. Promass Q eliminiert den Messfehler.<br />
In der Milchannahme arbeiten vier Promass Q nebeneinander. Fotos: Endress+Hauser<br />
Promass Q mit patentierter Multifrequenztechnologie<br />
Nennweiten<br />
Messrohrmaterial<br />
Genauigkeit Masse<br />
Genauigkeit Dichte<br />
Lebensmittelzulassungen<br />
Temperatur<br />
▶▶Standard<br />
▶▶Tieftemperatur<br />
Druck<br />
Gerät ist mit der patentierten<br />
Multifrequenztechnologie ausgestattet.<br />
Diese wurde entwickelt,<br />
um den Messfehler aufgrund<br />
von Gaseintrag so stark<br />
zu eliminieren, dass der Messfehler<br />
nahezu null beträgt. Die<br />
patentierte technische Besonderheit<br />
des Sensors ist, dass die<br />
Coriolis-Messrohre nicht nurmehr<br />
in einer, sondern in zwei<br />
sich überlagernden Resonanzfrequenzbändern<br />
schwingen.<br />
Dies sorgt für einen großen<br />
Vorteil gegenüber dem herkömmlichen<br />
Coriolis-Messprinzip:<br />
Fehler aufgrund von Gasblasen<br />
können nahezu komplett<br />
eliminiert werden. Vereinfacht<br />
gesagt, liegt das am physikalischen<br />
Effekt, dass die Verhältnisse<br />
der zwei angeregten Resonanzfrequenzen<br />
dem Verhältnis<br />
der Messfehler aufgrund<br />
von Gaseintragung in Fluiden<br />
gleichen. Durch das Schwingen<br />
auf zwei sich überlagernden<br />
Resonanzfrequenzen sind<br />
beide Verhältnisse (Resonanzfrequenz<br />
und Fehler) bekannt.<br />
Das Messgerät kann somit den<br />
Wert ermitteln, bei dem der<br />
Fehler aufgrund der Gaseintragung<br />
nahezu null beträgt und<br />
die Schwingfrequenzen entsprechend<br />
anpassen.<br />
Bei der Rohmilchanlieferung<br />
wirkt sich die Elimination des<br />
Messfehlers aufgrund des starken<br />
Gaseintrags besonders stark<br />
aus. Im Vergleich zu bisherigen<br />
Prozessen können Lebensmittelproduzenten<br />
mit Promass Q<br />
nun die Masse der angelieferten<br />
Rohmilch noch genauer als<br />
mit bisherigen Coriolis-Massedurchflussmessgeräten<br />
erfassen<br />
und so die Bilanzierung innerhalb<br />
des Betriebs noch einmal<br />
deutlich optimieren. Auch die<br />
Verrechnung mit den Landwirten<br />
kann genauer erfolgen.<br />
Aufschäumgrad<br />
bestimmen<br />
Die Multifrequenztechnologie<br />
von Promass Q ermöglicht es jedoch<br />
nicht nur, Messfehler bei<br />
der Massemessung von Flüssigkeiten<br />
zu eliminieren. Darüber<br />
hinaus kann auch der Aufschäumgrad<br />
(Overrun) von in<br />
der Produktion aufgeschäumten<br />
Produkten präzise gemessen<br />
werden. Produzenten von mit<br />
Gas aufgeschäumten Produkten<br />
DN 25; DN 50; DN 80; DN 100<br />
1.4404 (316L)<br />
0,1 % v. M. (optional 0,05 % PremiumCal)<br />
0,2 g/l<br />
3A und EHEDG<br />
-50 °C bis +205 °C<br />
-196 °C bis +150 °C<br />
max. PN 100<br />
möchten luftige Konsistenzen<br />
erzeugen. Wo bisher Erfahrungswerte<br />
die Basis für den Gaseintrag<br />
waren und die Gasmenge<br />
nach dem Ziehen von Stichproben<br />
angepasst wurde – schließlich<br />
ist das Ausgangsprodukt<br />
Milch auch gewissen Schwankungen<br />
unterworfen – kann<br />
der Aufschäumgrad nun präzise<br />
gemessen werden. Qualitätsschwankungen<br />
beim Endprodukt<br />
können somit deutlich reduziert<br />
werden. Promass Q hat<br />
seine Praxistauglichkeit bei der<br />
Overrun-Messung mehrfach bewiesen.<br />
Die Anwender konnten<br />
die eingetragene Gasmenge<br />
im Prozess mittels Dichtemessung<br />
im Gerät überwachen<br />
und regulieren. Dies erspart dem<br />
Produzenten Fehlchargen oder<br />
Schwankungen in der Qualität<br />
seiner Produkte.<br />
Digitale Kommunikationsschnittstellen<br />
und interne<br />
Überprüfungsfunktion<br />
Über den Sensor mit Multifrequenztechnologie<br />
hinaus, ist es<br />
aber auch die Elektronik, die es<br />
einfach macht, den Promass Q in<br />
bestehende Anlagen zu integrieren.<br />
So ist dieser in Kombination<br />
mit der neuen Transmittervariante<br />
Proline 300/500 in der Lage,<br />
die Signale über verschiedenste<br />
digitale Kommunikationsmöglichkeiten,<br />
wie zum Beispiel Profinet,<br />
weiterzu geben. Somit werden<br />
Digi talisierungsstrategien<br />
in den Pro duktionsprozessen<br />
unter stützt. Zusätzlich sorgt die<br />
interne Überprüfungsfunktion<br />
Heartbeat Technology für starke<br />
Erleichterungen im Qualitätsmanagement.<br />
Anwender, die nach<br />
ISO 9001, IFS oder anderen Zertifizierungen<br />
arbeiten, müssen<br />
kritische Messstellen oft kalibrieren<br />
und/ss/c oder veri fizieren.<br />
Genau hier setzt die TÜV-zertifizierte<br />
geräte interne Verifikationsfunktion<br />
an, die mit einer<br />
Wahrscheinlichkeit von 94 %<br />
den Gerätezustand wiedergibt<br />
und eine eindeu tige Aussage<br />
liefert, ob das Gerät noch innerhalb<br />
seiner Spezifikation misst<br />
oder ob es ein Pro blem gibt. Somit<br />
kann die Rückführbarkeit<br />
einzelner Chargen noch besser<br />
protokolliert und gleichzeitig<br />
bürokratischer Aufwand eingespart<br />
werden.<br />
Promass Q zeigt<br />
sich als Multitalent<br />
Das Beispiel der Meierei<br />
Barmstedt zeigt: Anspruchsvolle<br />
Prozesse in Lebensmittelbetrieben<br />
können mit Promass Q<br />
nun noch zuverlässiger und kosteneffizienter<br />
betrieben werden.<br />
Ebenso können Herausforderungen<br />
wie eine differenzfreie Bilanzierung<br />
oder genaue Vollkostenrechnung<br />
besser umgesetzt<br />
werden. Dabei ist Promass Q ein<br />
multivariables Messgerät. Es liefert<br />
dem Anwender neben den<br />
bisher genutzten Werten wie<br />
Massefluss, Dichte oder Temperatur<br />
ebenso qualitätsrelevante<br />
Parameter wie Overrun oder<br />
Brixwert. Somit zeigt er sich als<br />
ein wahres Multitalent, entwickelt,<br />
um Lebensmittelbetrieben<br />
bei ihren täglichen Herausforderungen<br />
weiterzuhelfen.<br />
Mehr Informationen<br />
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Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 21
BRANCHEN REPORT | Aus der Praxis<br />
TROCKENLAUFENDE VAKUUMPUMPEN<br />
Einsparungen beim Wasserverbrauch<br />
Für die Rheinfelsquellen H. Hövelmann GmbH & Co. KG sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz keine<br />
leeren Worthülsen, sondern als einem der größten deutschen Privatbrunnen ein echtes Anliegen. Dies<br />
zeigt sich beispielsweise am bereits 2012 eingeführten Energiemanagementsystem nach DIN ISO 50001 und<br />
der Zertifizierung des Umweltmanagementsystems nach DIN ISO 14001. Die Einsparung von Ressourcen hat<br />
somit bei Rheinfelsquellen eine hohe Priorität. Dies war auch ein Grund dafür, den Verbrauch von Wasser<br />
aus der städtischen Wasserversorgung drastisch zu reduzieren.<br />
B<br />
ei der Entgasung von<br />
Mineralwasser ist es durch<br />
die Nutzung modernster<br />
Vakuumtechnologie gelungen,<br />
pro Abfüllanlage und Jahr<br />
im Schnitt 3.000 m 3 Wasser<br />
einzusparen. Die Lösung war<br />
der Austausch der vorhandenen<br />
Flüssigkeitsring-Vakuumpumpen<br />
gegen MINK Klauen-<br />
Vakuum pumpen der Firma Busch<br />
Vacuum Solutions. Die Wurzeln<br />
von Rheinfelsquellen gehen bis<br />
ins Jahr 1905 zurück. Das Familienunternehmen<br />
hat sich zu<br />
einem der größten deutschen<br />
Privatbrunnen entwickelt und<br />
wird von den Eigentümern in der<br />
vierten Generation geführt. Pro<br />
Jahr werden rund 700 Millionen<br />
Liter Mineralwasser und andere<br />
alkoholfreie Getränke hergestellt.<br />
Zum Sortiment gehören<br />
die bundesweit vertriebenen<br />
Marken Sinalco, Aquintel und<br />
Staatlich Fachingen sowie die in<br />
Nordrheinwestfalen vertriebenen<br />
Marken wie Rheinfels Quelle,<br />
Römerwall, Ardey Quelle, Burgwallbronn,<br />
Urquell und Rheinperle.<br />
Abgefüllt wird am Standort<br />
Duisburg-Walsum auf insgesamt<br />
acht Abfüllanlagen für PET-Mehrweg-<br />
und Einwegflaschen, Glasflaschen<br />
und Mehrwegfässern<br />
(KEG) mit einer Gesamtkapazität<br />
von 210.000 Flaschen / Stunde.<br />
Reduzierung des<br />
Wasserverbrauchs<br />
An allen Abfüllanlagen waren zur<br />
Entgasung des Brunnenwassers<br />
im Entgasungstank (siehe Abb. 2)<br />
sogenannte Flüssigkeitsring-Vakuumpumpen<br />
eingesetzt. Deren<br />
Funktionsprinzip benötigt Wasser<br />
als Betriebsmittel, um Vakuum zu<br />
generieren. Dieses Wasser wird<br />
aus dem öffentlichen Wassernetz<br />
bezogen und geht dann als<br />
22 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
Abb. 1<br />
Abwasser in die öffent liche Kanalisation.<br />
Das Wasser wurde in<br />
einem Teilkreislauf durch die Vakuumpumpen<br />
geführt. Es musste<br />
aber permanent Frischwasser zugeführt<br />
werden, um einen Temperaturanstieg<br />
im Wasser zu vermeiden.<br />
Dies ist notwendig, da<br />
die Leistung von Flüssigkeitsring-<br />
Vakuum pumpen von der Wassertemperatur<br />
abhängt. Sie sind<br />
technisch so ausgelegt, dass sie<br />
das höchste Vakuumniveau bei<br />
einer Betriebsmitteltemperatur<br />
von 15 °C erreichen. Je wärmer<br />
das Wasser im Kreislauf, desto<br />
schlechter wird das Vakuum. Ein<br />
bestimmtes Vakuumniveau ist<br />
aller dings notwendig, um sämt-<br />
Foto: Rheinfelsquellen<br />
Alle Rheinfelsquellen Brunnen im Quellgebiet werden bewusst bewirtschaftet, d.h. unterhalb der<br />
genehmigten Entnahmemenge im Rahmen der wasserrechtlichen Bewilligungen.<br />
Foto: Busch<br />
Entgasungstank (Bildmitte) an einem der Abfüllanlagen bei Rheinfelsquellen. Foto: Busch<br />
liche Gase aus dem im Entgasungstank<br />
vernebelten Brunnenwasser<br />
abzusaugen.<br />
Rheinfelsquellen erfasste dabei<br />
einen Wasserverbrauch von<br />
durchschnittlich 3.000 m 3 pro<br />
Abfüllanlage und Jahr. Die Kosten<br />
dafür beliefen sich auf jährlich<br />
durchschnittlich 10.000 Euro pro<br />
Abfüllanlage. Um diesen Wasserverbrauch<br />
einzuschränken<br />
oder komplett zu vermeiden, befasste<br />
man sich mit dem Thema<br />
trockenlaufende Vakuumpumpen.<br />
Die MINK Klauen-Vakuumpumpe<br />
von Busch Vacuum<br />
Solutions schien die perfekte<br />
Lösung zu sein. Diese Vakuumpumpe<br />
benötigt keine Betriebsmittel<br />
im Verdichtungsraum,<br />
läuft also ohne Wasser oder einem<br />
anderen Betriebsmittel. Zuerst<br />
wurde versuchsweise eine<br />
MINK Klauen-Vakuumpumpe in<br />
einer Anlage installiert. Ihr vorgeschaltet<br />
wurde ein Flüssigkeitsabscheider,<br />
da es immer wieder<br />
vorkommen kann, dass geringe<br />
Mengen von Brunnenwasser<br />
mitangesaugt werden.<br />
Dieser Flüssigkeitsabscheider<br />
vermeidet, dass Wasser in die<br />
Vakuumpumpe gelangen kann.<br />
Er funk tioniert völlig autark. Hat<br />
sich eine bestimmte Menge Wasser<br />
darin angesammelt, entleert<br />
er sich selbständig während des<br />
laufenden Betriebs, ohne dass<br />
dadurch die Abscheideleistung<br />
beeinflusst wird. Das heißt, die<br />
Entgasung des Wassers erfolgt<br />
völlig automatisch während des<br />
Dreischichtbetriebs an fünf oder<br />
sechs Arbeitstagen pro Woche.<br />
Bei Rheinfelsquellen hat man<br />
nach dem erfolgreichen Betrieb<br />
der ersten MINK Klauen-<br />
Vakuumpumpe drei weitere Abfüllanlagen<br />
auf diese moderne<br />
Vakuumtechnologie umgestellt<br />
und auf diese Weise den Wasserverbrauch<br />
drastisch reduziert.<br />
MINK Klauen-Vakuumpumpen<br />
sind durch ihr betriebsmittelfreies<br />
und berührungsloses Funktionsprinzip<br />
annähernd wartungsfrei.<br />
Durch einen Wartungsvertrag<br />
ist festgelegt, dass<br />
einmal jährlich alle Vakuumpumpen<br />
von einem Servicetechniker<br />
von Busch überprüft und<br />
dadurch deren einwandfreie<br />
Funk tion gewährleistet wird.<br />
Des Weiteren steht dem Kunden<br />
eine 24-Stunden- Service-Hotline<br />
zur Verfügung.<br />
Mehr Informationen<br />
www.buschvacuum.com
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Trends und Innovationen<br />
SUPERFOOD AUS ECUADOR<br />
Guayusa-Blätter als<br />
natürliche Energiequelle<br />
Aus dem Amazonas-Regenwald kommt eine besondere Energiequelle: Guayusa. Aus den<br />
Blättern der Guayusa-Pflanze stellen die Ureinwohner Ecuadors, die Kichwa, traditionell<br />
ihren energiespendenden Tee her. Auch bei uns steigt die Nachfrage nach Guayusa-Tee.<br />
Zugleich finden Guayusa-Pulver und -Extrakt Anwendung in funktionellen Getränken, wie<br />
Energy-Drinks, in Snacks und Nahrungsergänzungsmitteln. Das Import Promotion Desk<br />
(IPD), eine Initiative zur europäischen Importförderung, arbeitet eng mit Produzenten aus<br />
Ecuador zusammen und bringt Guayusa aus dem Amazonasgebiet nach Europa.<br />
Wachmacher aus Ecuador<br />
Ilex guayusa ist eine Stechpalme und<br />
wächst in den Höhenlagen des Amazonas-Regenwaldes.<br />
Guayusa ist<br />
mit Yerba Mate verwandt, die beiden<br />
koffeinhaltigen Stechpalmen<br />
sind aber unterschiedliche Pflanzen.<br />
Guayusa hat einen festen Platz in der<br />
Amazonas-Kultur: Die Ureinwohner<br />
schätzen den anregenden Tee, er<br />
wird bei spirituellen Zeremonien<br />
getrunken und die Blätter sind Bestandteil<br />
der traditionellen Medizin.<br />
Die Guayusa-Blätter enthalten mit<br />
durchschnittlich rund zwei Prozent<br />
einen hohen Gehalt an Koffein. Das<br />
Koffein aus den Blättern wird langsam<br />
und gleichmäßig freigesetzt<br />
und ist somit sehr gut verträglich.<br />
Typische Nebenwirkungen von Kaffee,<br />
wie Magenbeschwerden, Zittern<br />
und Unruhe, sind nicht bekannt.<br />
Zugleich hält die belebende<br />
Wirkung länger und nachhaltiger<br />
an. Guayusa soll nicht nur anregend<br />
sein und zu erhöhter Wachheit<br />
und Aufmerksamkeit führen, sondern<br />
auch leistungssteigernd sein.<br />
Außerdem werden Guayusa viele<br />
ernährungsphysiologische Vorteile<br />
nachgesagt: Die Blätter enthalten<br />
doppelt so viele Antioxidantien wie<br />
normaler grüner Tee. Antioxidantien<br />
schützen die menschlichen Zellen<br />
vor freien Radikalen. Darüber<br />
hinaus sind die Guayusa-Blätter<br />
reich an Amino säuren, Vitamin C<br />
und D sowie den Mineralien Kalium,<br />
Magnesium, Kalzium, Zink und<br />
Chrom. „Die Guayusa- Produzenten<br />
in Ecuador sind überzeugt von ihrem<br />
Tee mit jahrhundertalter Geschichte“,<br />
sagt Maria Paula Gomez, IPD<br />
Expertin Sourcing + Märkte. „Sie bieten<br />
ein naturbelassenes Produkt mit<br />
Foto: Import Promotion Desk (IPD)<br />
einzigar tigen Eigenschaften an, sie<br />
achten auf die Ursprünglichkeit ihres<br />
Tees und prüfen die Qualität sorgfältig.<br />
Für die Europäer bietet Guayusa<br />
einen besonderen Trinkgenuss, für<br />
die Produzenten und die indigene<br />
Bevölkerung im Amazonasgebiet<br />
eine wichtige Einkommensquelle.“<br />
Milder Geschmack<br />
Guayusa ist geschmacklich mit Mate-<br />
Tee vergleichbar. Er ist zwar ähnlich<br />
erdig und hat leichte herbe Noten,<br />
ist aber deutlich milder. Im Vergleich<br />
zu Kaffee oder Tee fehlen Guayusa<br />
die bitteren Geschmacksnoten. Tannine,<br />
die in vielen Tees vorkommen,<br />
finden sich in Guayusa- Blättern<br />
nicht. Guayusa überzeugt durch seinen<br />
sehr geschmeidigen, sanften<br />
und leicht süßen Geschmack. Daher<br />
beschränken sich die Anwendungsmöglichkeiten<br />
von Guayusa-Blättern<br />
nicht auf Tee allein. Sie sind auch für<br />
Erfrischungsgetränke, für Energy-<br />
Drinks und auch für alkoholische Getränke<br />
wie Bier und Liköre geeignet.<br />
Auch in Snacks und Schokolade wird<br />
Guayusa bereits verwendet.<br />
Produktion von Guayusa<br />
Die Guayusa-Palmen wachsen im<br />
Amazonas-Regenwald, deren Blätter<br />
wurden traditionell von der indigenen<br />
Gemeinschaft wild gesammelt.<br />
Der weltweit größte Produzent<br />
von Guayusa-Blättern ist Ecuador.<br />
Zwar wachsen die Guayusa- Palmen<br />
auch in Bolivien und Peru, aber in<br />
diesen Ländern werden die Blätter<br />
vor allem von den Einheimischen<br />
konsumiert und es gibt kaum eine<br />
kommerzielle Produktion. Heutzutage<br />
werden die Palmen von den Gemeinschaften<br />
auch für kommerzielle<br />
Zwecke kultiviert. Kleinbauern pflücken<br />
die Blätter von Hand, sortieren<br />
sie und lassen sie schonend unter<br />
freiem Himmel oder in Trockenanlagen<br />
trocknen. Nach der Ernte werden<br />
die Guayusa-Blätter auf einer<br />
Oberfläche verteilt, um ein Blattauswahlverfahren<br />
durchzuführen. Danach<br />
werden sie vorgetrocknet und<br />
in Säcke verpackt. Beim Entwässerungsprozess<br />
werden die Blätter mit<br />
Hilfe eines industriellen Trockenofens<br />
getrocknet. Danach erfolgt<br />
das Mahlen, Sieben und die endgültige<br />
Großverpackung. <br />
Mehr Informationen<br />
www.importpromotiondesk.de<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 23
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Trends und Innovationen<br />
ZUCKER ENZYMATISCH ENTFERNEN<br />
Direktsäfte natürlich zuckerreduziert<br />
Der Prozesstechnologiekonzern GEA und das israelische FoodTech-Start-up Better Juice<br />
unterstützen Getränkehersteller fortan gemeinsam, gesündere, zuckerärmere Fruchtsäfte<br />
herzustellen. Better Juice hat eine bahnbrechende Lösung entwickelt, die Direktsäften<br />
auf natürliche Weise bis zu 80 Prozent Zucker reduziert, ohne Nährwerte und Geschmack<br />
zu beeinträchtigen. GEA konstruiert nun für das Start-up die Prozesstechnologie und<br />
bahnt damit der Innovation den Weg in die industrielle Herstellung.<br />
Gesündere Säfte gesucht<br />
Um schneller auf Marktrends zu reagieren<br />
und alternative Lösungswege<br />
auszuloten, arbeitet GEA häufig<br />
mit Innova tionspartnern wie<br />
Start-ups zusammen. Sich zuckerreduziert<br />
zu ernähren, ist derzeit<br />
eine der prägenden Entwicklungen<br />
der Nahrungsmittelbranche, denn<br />
übermäßiger Zuckerkonsum korreliert<br />
mit Übergewicht und Adipositas,<br />
Diabetes und Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen. Während die Covid-<br />
19-Pandemie die Nachfrage nach<br />
Orangensaft als vitaminreicher, das<br />
Immunsystem stärkender Kost ankurbelt<br />
[1] , lässt der hohe Fruchtzuckeranteil<br />
in Direktsäften andere<br />
gesundheitsbewusste Verbraucher<br />
zögern. Wollen Getränkehersteller<br />
Quellle:<br />
[1]<br />
The Wall Street Journal (2020): “Grocery-Store Rush<br />
Spurs Big Gains in Sleepy Orange-Juice Futures”<br />
Die Reduzierung des Zuckergehalts in unserer Ernährung ist heute eines der beherrschenden Themen in der<br />
Lebensmittelindustrie. Better Juice und GEA haben sich zusammengetan, um Getränkeherstellern zu helfen,<br />
gesündere, zuckerärmere Fruchtsäfte herzustellen. Foto: GEA/Tim Luhmann<br />
diese Konsumentengruppe zurückgewinnen,<br />
müssen sie folglich den<br />
Zuckergehalt im Saft reduzieren.<br />
Zucker enzymatisch entfernen<br />
Die Lösung von Better Juice setzt<br />
stattdessen Mikroorganismen ein.<br />
„Ihre Enzyme wandeln Saccharose,<br />
Fruktose und Glukose aus Direktsaft<br />
in höherwertige Ballaststoffe<br />
um. Im Ergebnis ist der Saft weniger<br />
süß, weder Textur noch Vitaminzusammensetzung<br />
jedoch werden<br />
verändert“, erklärt Gali Yarom, Mitbegründerin<br />
und COO von Better<br />
Juice, die Besonderheit des Verfahrens.<br />
Je nach Verbrauchervorlieben<br />
können Hersteller 20 bis 80 % des<br />
Zuckergehaltes entfernen.<br />
Saftherstellungsprozess<br />
um Bioreaktor erweitern<br />
Das zum Patent angemeldete<br />
System ergänzt den Produktionsprozess<br />
lediglich um einen<br />
kurzen Prozessschritt: Die immobilisierten,<br />
nicht gentechnisch veränderten<br />
Mikr oorganismen werden<br />
in einer Art Festbett gehalten,<br />
durch das der Saft fließt. Sie ernähren<br />
sich vom Saft und ihre Enzyme<br />
wandeln den Zucker des Saftes<br />
in Ballaststoffe um. Auf Basis eines<br />
Proto typs von Better Juice wird GEA<br />
ein Bio reaktor-Skid für den enzymatischen<br />
Zucker reduktionsprozess<br />
entwickeln, konstruieren und in<br />
Betrieb nehmen. Das Prozessmodul<br />
des Unternehmens wird mit einer<br />
24 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Trends und Innovationen<br />
vollständigen Automatisierung und<br />
CIP-Funktionalität ausgestattet sein,<br />
um einen konti nuierlichen, hygienischen<br />
Fluss zu gewährleisten. Better<br />
Juice wird die erforderlichen Medien<br />
(die immobilisierten Mikroorganismen)<br />
bereitstellen.<br />
Den Produktionsprozess<br />
kontaminationsfrei halten<br />
„Die höchste Hürde bei der kontinuierlichen<br />
Durchflussreduktion von<br />
Zucker in natürlichen Säften ist es,<br />
den Prozess auch bei großer Produktion<br />
kontaminationsfrei zu halten,<br />
ohne die enzymatische Aktivität<br />
zu beeinträchtigen. Das ist einer<br />
der Bereiche, in denen wir auf die<br />
Expertise von GEA zählen, um die<br />
Topqualität des Saftes zu sichern,“<br />
sagt Yarom. Durch die Zusammenarbeit<br />
mit den Experten von GEA,<br />
die über jahrzehntelange Erfahrung<br />
in der Saftverarbeitung verfügen,<br />
lässt sich die Enzymtechnologie reibungslos<br />
in bestehende Produktionsanlagen<br />
integrieren.<br />
„Wir arbeiten in einem sensiblen<br />
Prozess, für den wir ein ideales<br />
Umfeld schaffen müssen, mit<br />
den richtigen Temperaturen, Oberflächen<br />
und Bedingungen,“ ergänzt<br />
Franz-Josef Helms, Engineering<br />
Manager für die nichtalkoholische<br />
Getränkeproduk tion bei<br />
GEA. „Das gesamte Prozessdesign<br />
ist deshalb auf eine optimale Leistung<br />
unter diesen anspruchsvollen<br />
aseptischen Produktionsbedingungen<br />
ausgelegt. So gelingt ein kontinuierlicher<br />
Saftdurchfluss über Wochen<br />
hinweg ohne Rekontamination.“<br />
GEA wird für Better Juice im<br />
ersten Schritt ein Modul mit einer<br />
Kapa zität von 200 Litern pro Stunde<br />
fertigen. Hiermit können Getränkehersteller<br />
ihre Variante von zuckerreduziertem<br />
Saft pilotieren. In einer<br />
späteren Phase wird GEA größere<br />
Module mit unterschiedlichen<br />
Kapa zitäten bereitstellen.<br />
Agil Innovationen<br />
vorantreiben<br />
Die Zusammenarbeit mit Innovationspartnern<br />
wie Better Juice eröffnet<br />
GEA die Möglichkeit, neue Märkte<br />
und Branchen zu erschließen sowie<br />
Unterstützung für die Entwicklung<br />
eigener Ideen und deren schnellere<br />
Markteinführung zu finden. Startups<br />
bringen die nötige Dynamik und<br />
Flexibilität mit, die in vielen schnelllebigen<br />
Branchen erforderlich sind. Aus<br />
dem Geben und Nehmen zwischen<br />
Investoren, etablierten Unternehmen<br />
und Existenzgründern entsteht eine<br />
Win-win-Situation für alle Beteiligten.<br />
So gelangen Kunden schneller<br />
und effi zienter an wegweisende Lösungen<br />
und Produkte. Aus diesem<br />
Grund ist GEA seit 2016 Gründungspartner<br />
von Mass Challenge Switzerland,<br />
einem Business- Accelerator-<br />
Programm, das jährlich weltweit<br />
mehr als zwei Millionen US-Dollar<br />
in aufstrebende Start-ups investiert.<br />
Als einer der Hauptsponsoren<br />
vernetzt sich GEA mit Existenzgründern<br />
und anderen teilnehmenden<br />
Unternehmen, um gemeinsam disruptive<br />
Ideen zu Themen wie Ernährung,<br />
Gesundheit und Energie zu<br />
diskutieren. Wie das Joint-Venture<br />
mit Better Juice untermauern die<br />
Koopera tionen mit Start-ups GEAs<br />
Engagement im Sinne von „engineering<br />
for a better world“. Der Innovationsschwerpunkt<br />
„New Food“ zum<br />
Beispiel markiert den Weg der Industrie<br />
von einer konventionellen zu<br />
einer Hochleistungsproduktion, die<br />
Nahrungsmittel dennoch ökologisch<br />
und ethisch nachhaltig für die wachsende<br />
Weltbevölkerung herstellt. Auf<br />
diesem Weg möchte das Unternehmen<br />
seine Kunden als Industriepartner<br />
begleiten. <br />
Mehr Informationen<br />
www.gea.com
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
SPRUDELIGES WASSER MIT ALKOHOL<br />
Trendgetränk im Glas – Hard Seltzer<br />
Hard Seltzer – ein Getränk, das seinen Ursprung in den USA hat und dort zu einem schnell<br />
wachsenden Segment geworden ist. Mittlerweile wurde das Trendgetränk auch von<br />
deutschen Unternehmen entdeckt, weiterentwickelt und mit unterschiedlichen Sorten<br />
neu inszeniert. Die Frage ist: Setzt sich der Trend auch in Deutschland durch? Das wird sich<br />
nach den zahlreichen Markteinführungen im vergangenen Jahr zeigen. Deswegen lohnt<br />
sich ein Blick hinter die Kulissen. Hard Seltzer bedeutet wörtlich übersetzt „hartes Selters“<br />
oder „hartes Sprudelwasser“.<br />
26 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
B<br />
ei dem Trendgetränk im Glas<br />
handelt es sich um kohlensäurehaltiges<br />
Wasser, das mit<br />
Alkohol und oftmals – aber nicht<br />
immer – mit Fruchtaromen versetzt<br />
wird. Auch deutsche Unternehmen<br />
entdecken das Trendgetränk für sich<br />
und kreieren ganz eigene Sorten in<br />
unterschiedlichsten Zusammensetzungen.<br />
Die Herstellungsprozesse<br />
und Zutaten unterscheiden sich von<br />
Unternehmen zu Unternehmen. Viele<br />
nutzen Brau- und Fermentationsprozesse<br />
für die Herstellung, während<br />
andere verschiedene Zutaten zu<br />
einer Art Fruchtcocktail zusammenmischen.<br />
Was dabei alle gemeinsam<br />
haben: Hard Seltzer hat typischerweise<br />
einen Alkoholgehalt von ungefähr<br />
5 Vol.-% und wenig Kalorien.<br />
Glasverpackungen schützen<br />
den Geschmack der Getränke<br />
Im Vergleich zu den meisten Produkten<br />
aus den USA, die üblicherweise<br />
in der Dose angeboten werden, setzen<br />
deutsche Unternehmen bei ihren<br />
alkoholhaltigen Sprudelwässern<br />
oft auf Glas als Verpackung. Die Vorteile<br />
liegen dabei klar auf der Hand:<br />
Glasverpackungen schützen den Geschmack<br />
der Getränke optimal, da<br />
Glas praktisch inert ist. Das bedeutet,<br />
dass keine Wechselwirkung zwischen<br />
Inhalt und Verpackung stattfindet<br />
und die fruchtigen Aromen<br />
erhalten bleiben. Außerdem wird die<br />
Kohlensäure optimal konserviert, sodass<br />
das Getränk seinen unverfälschten<br />
Geschmack behält. Darüber hinaus<br />
genießen Glasverpackungen das<br />
Vertrauen der Verbraucher und bieten<br />
eine wertige Hülle. Trotz ähnlicher<br />
Formen lassen sich die Glasflaschen<br />
individuell interpretieren, zum<br />
Beispiel durch die Etikettengestaltung.<br />
Dadurch können sich Marken<br />
und Unternehmen gezielt vonein-<br />
ander abheben. Nicht zuletzt punktet<br />
Glas damit, dass es als Mehrwegverpackung<br />
bis zu 50-mal wiederbefüllt<br />
werden kann und zu 100 %<br />
ohne Qualitätsverlust unendlich oft<br />
recycelbar ist.<br />
HOLY Hard Seltzer: Sprudelwasser<br />
mit Natural Flavour<br />
Die HOLY Drinks GmbH aus Burgwedel<br />
hat den Trend des Hard<br />
Seltzer aus den USA früh erkannt<br />
und Potenzial darin gesehen. Dass<br />
das Getränk in Europa bis Anfang<br />
2020 fast gar nicht zu finden war,<br />
hat das damalige Start-up überrascht.<br />
„In den USA gab es das Getränk<br />
schon länger und wir wollten<br />
den Trend auch nach Deutschland<br />
bringen. Deswegen haben wir<br />
mit Hochdruck am perfekten Hard<br />
Seltzer gearbeitet. Nach zahlreichen<br />
Tastings, Optimierungen und Anpassungen<br />
konnten wir Mitte 2020<br />
stolz sagen: Hier kommt Deutschlands<br />
erstes Hard Seltzer.“, erzählt<br />
Robert Iken, Geschäftsführer der<br />
HOLY Drinks GmbH. „Auch wenn<br />
unser HOLY Hard Seltzer ähnlich<br />
hergestellt wird wie Bier, ist es deutlich<br />
erfrischender im Geschmack<br />
und hat dabei ungefähr 30 % weniger<br />
Kalo rien. Für wen Bier oder<br />
Wein also zu schwer sind und Longdrinks<br />
zu viel Alkohol enthalten, ist<br />
HOLY die perfekte Wahl. Und mit<br />
unseren verschiedenen Sorten mit<br />
natürlichen Aromen ist nahezu für<br />
jeden etwas dabei.“<br />
Das kohlensäurehaltige Wasser<br />
mit 5 Vol.-% Alkohol, der durch<br />
natür liche Fermentation von Dextrose<br />
und Fructose entsteht, ist vegan,<br />
glutenfrei und hat 28 kcal pro<br />
100 ml. Die vier Geschmacksrichtungen<br />
Cranberry, Cucumber Lime,<br />
Grapefruit und Lemon Ginger sind<br />
jeweils in einer 0,33-l-Mehrweg-<br />
glasflasche erhältlich. „Uns war es<br />
wichtig, einem so klaren und natürlichen<br />
Produkt eine dazu perfekt<br />
passende Verpackung zu geben, die<br />
ebenfalls zu uns und unserem Spirit<br />
passt. Deswegen stand die Entscheidung<br />
für Glas nie zur Debatte,<br />
da es immer und immer wieder verwendet<br />
werden kann. Über die verschiedenen<br />
Farben auf dem Etikett<br />
tragen wir die Sorten nach außen<br />
und zeigen so: Wir sind natürlich,<br />
spritzig, fruchtig.“<br />
Schloss Wachenheim:<br />
Trendgetränk<br />
für die Freiheit<br />
Die Schloss Wachenheim AG ist<br />
weltweit einer der größten Anbieter<br />
von Schaum- und Perlweinen<br />
sowie von anderen alkoho lischen<br />
und nichtalkoholischen Getränken.<br />
Das Unternehmen vereint Tradition<br />
und Moderne unter einem<br />
Dach und präsentiert aktuell, passend<br />
zum Trendgeschehen, wieder<br />
eine Neuheit: YPSO Hard Seltzer.<br />
Das Getränk aus Wein, Sprudelwasser<br />
und natürlichen Aromen ist im<br />
Foto: HOLY Drinks GmbH
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
Vergleich zu herkömmlichen aromatisierten,<br />
weinhaltigen Cocktails<br />
mit 5,5 Vol.‐% Alkohol und<br />
32 kcal kalorienärmer und damit,<br />
laut Anna-Maria Mühlen, Brandmanagerin<br />
von YPSO Hard Seltzer,<br />
auf den Lifestyle der jungen, sportlichen,<br />
ernährungs- und figurbewussten<br />
Zielgruppe ausgerichtet:<br />
„Mit dem Motto: ‚Du so. Ich so.<br />
YPSO.‘ richten wir uns an eine junge<br />
Community, die für Akzeptanz,<br />
Humor und Respekt einsteht.<br />
Immer mehr junge Menschen legen<br />
Wert auf eine individuelle Lebensweise,<br />
sind selbstbewusst und<br />
autark. Mit YPSO Hard Seltzer ist<br />
uns eine Kreation gelungen, die diese<br />
Bedürfnisse wahrnimmt und den<br />
hohen Qualitätsansprüchen dieser<br />
Zielgruppe gerecht wird.“ Das vegane,<br />
glutenfreie und ohne Zusatz von<br />
Zucker hergestellte Hard Seltzer von<br />
Schloss Wachenheim ist in den drei<br />
Geschmacksrichtungen Lime, Coconut<br />
und Watermelon erhältlich, jeweils<br />
in einer pfandfreien 0,33-l-<br />
Longneckflasche. „Markenname und<br />
Packaging spielen für die Ansprache<br />
der jungen Zielgruppe eine wich tige<br />
Rolle – wir sind davon überzeugt,<br />
dass uns die Umsetzung sehr gut gelungen<br />
ist. Produktidee, Positionierung<br />
und Aufmachung greifen perfekt<br />
ineinander.“, sagt Mühlen.<br />
Berlin Seltzer: Hard Seltzer<br />
aus der Hauptstadt –<br />
ohne Industriearomen<br />
Auch das Berliner Start-up Berlin<br />
Seltzer hat sich zur Aufgabe gemacht,<br />
sich mit seinem gleichnamigen<br />
Getränk von anderen Hard<br />
Seltzern abzuheben. „Unser Berlin<br />
Seltzer ist anders als andere prickelnde<br />
Wässer mit Alkohol. Denn<br />
Foto: Schloss Wachenheim AG<br />
zum einen arbeiten wir nicht mit natürlichen<br />
Aromen in unserem Hard<br />
Seltzer, sondern bei uns kommt der<br />
Geschmack aus den enthaltenen<br />
Destillaten erlesenster Rohstoffe.<br />
Und zum anderen hat Berlin Seltzer<br />
weniger Kalorien (7 kcal), durch<br />
den niedrigeren Alkoholgehalt von<br />
1,1 Vol.-% und den Verzicht auf jegliche<br />
Zusätze“, erzählt Geschäftsführer<br />
Tim Müller. Enthalten sind<br />
in dem in der Hauptstadt kreierten<br />
alko holhaltigen Sprudelwasser<br />
drei Zutaten: Destillate, Kohlensäure<br />
und Wasser. Die Destillate stammen<br />
aus Zitrone, Ingwer, Grapefruit,<br />
Rosmarin, Limette und Yuzu – aus<br />
ihnen werden die drei Sorten Lemon<br />
Ginger, Grapefruit Rosemary und<br />
Lime Yuzu hergestellt. Zu finden<br />
sind die Berlin Seltzer in einer klassischen<br />
transparenten 0,33-l-Mehrwegglasflasche.<br />
„So transparent<br />
und rein wie unser Produkt sollte<br />
auch die Verpackung sein. Deswegen<br />
haben wir uns bewusst für Glas<br />
entschieden. Ohne viel Schnickschnack,<br />
aber mit einem Farbtupfer<br />
auf dem Etikett, der für die besondere<br />
Geschmacksexplosion steht.<br />
Damit unsere erfrischenden Sorten<br />
direkt erkennbar sind“, so Müller.<br />
„Außerdem sind Mehrwegglasflaschen<br />
wieder befüllbar und im Anschluss<br />
zu 100 % recycelbar. Ein Plus<br />
in Sachen Nachhaltigkeit.“<br />
Katlenburger Kellerei:<br />
Tradition trifft Moderne<br />
Die Katlenburger Kellerei hat sich<br />
seit der Gründung 1925 zu einer<br />
der führenden Fruchtweinkellereien<br />
Europas entwickelt. Das familiengeführte<br />
Unternehmen hat durch<br />
Firmengründer Willi Demuth damals<br />
als eines der ersten einen Apfel wein<br />
Foto: Berlin Seltzer<br />
Foto: Katlenburger Kellerei GmbH & Co. KG<br />
aus Äpfeln der hauseigenen Plantage<br />
hergestellt. Heute gehören<br />
Fruchtweine, Cocktails, Honigweine<br />
oder auch Fruchtglühweine zu dem<br />
breiten Sortiment der Katlenburger<br />
Kellerei. Neu mit dabei: der Fruchtwein-Cocktail<br />
‚inFUSION‘ Fruity<br />
Hard Seltzer. „Auch als Traditionsunternehmen<br />
verlieren wir die Entwicklungen<br />
auf dem Markt nicht aus<br />
den Augen und streben permanent<br />
nach innovativen Produkten in bester<br />
Qualität“, so Alexandra Demuth,<br />
Head of <strong>Marketing</strong> und Gesellschafterin.<br />
„Den Hard-Seltzer-Trend nehmen<br />
wir natürlich schon seit Längerem<br />
wahr. Wir als Fruchtweinmacher<br />
haben das Trendgetränk mit unserem<br />
‚inFUSION‘ auf eigene Art neu<br />
interpretiert: als ‚Fruity Hard Seltzer‘<br />
in den Sorten Apfel- Hopfen, Zitrone-<br />
Limette und Erdbeer- Minze.“ Das<br />
Getränk mit 4 Vol.-% Alko hol und<br />
31 kcal ist in einer individuellen<br />
0,33-l-Glasflasche verpackt, die es<br />
exklusiv nur bei Katlenburger gibt,<br />
und hebt sich dadurch von der Konkurrenz<br />
ab. „Für uns stand außer<br />
Frage, dass auch unser ‚ inFUSION‘<br />
in Glas abgefüllt wird, da Glas für<br />
uns die sinnvollste und passendste<br />
Verpackung für ein zeitgemäßes<br />
Getränk ist. Damit er sich optisch<br />
aber von anderen Hard Seltzern abhebt,<br />
haben wir uns für eine moderne,<br />
indi viduelle Form entschieden.<br />
Durch die Transparenz kommen die<br />
dezenten Farben der Getränke zur<br />
Geltung und die natürlichen Aquarellfarben<br />
auf dem Etikett unterstreichen<br />
den fruchtigen Geschmack der<br />
einzelnen Sorten optimal“, führt<br />
Demuth ergänzend aus. <br />
Mehr Informationen<br />
www.glasaktuell.de<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 27
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
INNOVATIONSGEIST FÜR DIE GETRÄNKEINDUSTRIE<br />
Von „Herrlich Gin“<br />
bis Altbier aus Abwasser<br />
Gründergeschichten verbreiten oft einen besonderen Mythos und mit ihnen tun das die<br />
speziellen Räumlichkeiten, in denen gefragte Erzeugnisse ihre ersten Schritte machen.<br />
So übt vielmals der Topos der „Garagenfirma“ eine besondere Faszination aus. Auch<br />
Frank Steinle aus dem kleinen bayerischen Ort Reutti kann voller Stolz auf solch eine<br />
Erfolgsstory blicken: Steinle brennt seinen Gin tatsächlich in der hauseigenen Garage –<br />
und das mit wachsender Anerkennung. Ende März dieses Jahres holte er mit seiner Marke<br />
„Herrlich Gin“ bei den „World Spirits Awards“ gleich sechs Preise. Fünfmal Gold und<br />
einmal Silber lautet die Ausbeute, die sich wahrlich sehen lassen kann. Was aber ist nun<br />
das Geheimnis solcher Erfolgsrezepte?<br />
28 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
Große Spirituose aus der<br />
„wahrscheinlich kleinsten<br />
Destille der Welt“<br />
Wie erschuf Frank Steinle, der seine<br />
Produktionsstätte als die „wahrscheinlich<br />
kleinste Destille der Welt“<br />
bezeichnet, eine inhaltlich so große<br />
Marke? Steinle selbst führt dies auf<br />
seine qualitativ hochwertige und bis<br />
ins Kleinste durchdachte handwerkliche<br />
Qualitätsarbeit zurück. Als<br />
Grundlage für die herausragenden<br />
Produkte des „Herrlich Gin“ treffen<br />
hochwertiger Rohalkohol auf Weinbasis<br />
und Bio-Botanicals gekonnt<br />
aufeinander. Und da die Produk tion<br />
im kleineren Umfang die besondere<br />
Liebe zum Detail zeigt, können<br />
die Kräuter, die teilweise sogar aus<br />
dem heimischen Garten stammen,<br />
von Hand gepflückt, verlesen und<br />
zermörsert werden. Kein Wunder,<br />
dass Steinle besonders die beiden<br />
„Ingredienzien“ namens Leidenschaft<br />
und Zeit als Garanten seiner<br />
prämierten Gins hervorhebt. Und so<br />
brennt der Gin-Experte der Château<br />
Steinle Manufaktur seine Köstlichkeiten<br />
nach dem London-Dry-Verfahren<br />
– selbstverständlich frei von<br />
sämtlichen Aromen, Zusatzstoffen,<br />
Zucker und Farbstoffen. Dass daraus<br />
ein Spitzen-Gin entsteht, dürfte somit<br />
kaum überraschen und so kam<br />
Frank Steinle folgerichtig zu seinem<br />
Markennamen: „Herrlich“.<br />
Tatsächlich sind dabei verschiedene<br />
Gin-Variationen entstanden:<br />
„ Herrlich Gin“, „Herrlich Blue Magic<br />
Gin“, „Bayerisch Gin“, „Pinkcat Gin“<br />
und „Ulmer Gin“. Dabei ergänzen<br />
sich beim „Herrlich Gin“ die Wachol-<br />
der- sowie die Kubeben-Pfeffer- und<br />
Kardamom-Note aufs Feinste mit den<br />
insgesamt 28 Botanicals zum harmonischen<br />
Gaumenschmeichler.<br />
Hinter dem „Bayrisch Gin“ verbirgt<br />
sich ein zünftig bayrischer<br />
„ Bavarian Gin“ der zusätzlich zu den<br />
32 Bio-Botanicals im Geschmack<br />
mit Hopfenblüten, Pale-Ale-Malz<br />
und Zirbenholz besticht. Dieser geradezu<br />
bezaubernde Gin zeichnet<br />
sich dazu durch einen magischen<br />
Farbwechsel aus. Pur erstrahlt der<br />
„Herrlich Blue Magic Gin“ in kräftigem<br />
Königs blau. Und wie von Zauberhand<br />
wechselt dieses prägnante<br />
Getränk seine Erscheinung in ein<br />
In der wahrscheinlich kleinsten Destillerie in Deutschland<br />
werden mit größter Leidenschaft ihre Gins komplett von<br />
Hand gefertigt. Foto: Château Steinle Manufaktur<br />
leuchtendes Violett, sobald ihm ein<br />
Tonic hinzugegeben wird. Ein geradezu<br />
magisches Erlebnis für Gaumen<br />
und Auge. So war auch dieser<br />
Gin zu Recht einer der goldprämierten<br />
Auslesespiri tuosen. Im Übrigen<br />
rundet „Herrlich Gin“ seinen Kundenservice<br />
mit ausgefeilten Servierempfehlungen<br />
für Tonics und Beilagen<br />
ab. Eine Marke, die ihren<br />
Namen zurecht verdient.<br />
Schüler machen Limonade<br />
Leidenschaft steht ebenfalls bei einem<br />
spannenden Schulprojekt im<br />
Mittelpunkt: Elftklässler des Vöhringer<br />
Illertal-Gymnasiums haben in<br />
Kooperation mit der Brunnenverwaltung<br />
Bad Dietenbronn GmbH<br />
aus Schwendi ihre eigene Limonade<br />
entwickelt. Die findigen Schüler<br />
bekamen die Gelegenheit, ihr<br />
ganz besonderes Erfrischungsgetränk<br />
zu entwerfen – herausgekommen<br />
ist dabei das „Himbeer-<br />
Limette summer feeling“. Nach dieser<br />
vorbildlichen Zusammenarbeit<br />
mit dem Getränkehersteller kann<br />
die prickelnd- frische Sommerlimonade<br />
sogar regional käuflich erworben<br />
werden. Von solch einem Projekt<br />
profitieren nicht nur die Schüler,<br />
indem sie verschiedene Betriebsabläufe<br />
kennenlernen und somit in<br />
die Strukturen eines Getränkeherstellers<br />
vom ersten Entwicklungsschritt<br />
bis zur Verkaufsstrategie<br />
hinein schnuppern können.
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
Elftklässler des Vöhringer Illertal-Gymnasiums haben<br />
in Kooperation mit der Brunnenverwaltung Bad<br />
Dietenbronn GmbH aus Schwendi ihre eigene Limonade<br />
„Himbeere-Limette Summer Feeling“ entwickelt.<br />
Foto: Brunnenverwaltung Bad Dietenbronn GmbH<br />
Auch der beteiligte Getränkehersteller<br />
lernt quasi die Kunden von<br />
morgen und ihre Vorlieben im persönlichen<br />
Kontakt besser kennen<br />
als durch reine Umfragen oder Meinungserhebungen.<br />
Hierbei bleibt<br />
Platz für die Zwischentöne und gerade<br />
diese liefern immer wieder<br />
gerne einen entscheidenden Hinweis<br />
für die nächste Getränkeentwicklung<br />
oder <strong>Marketing</strong>strategie.<br />
Gerade in den noch anhaltenden<br />
Pandemiezeiten können neue<br />
und ungewöhnliche Projekte frische<br />
Impulse setzen. Auch die Vorzüge<br />
des verwendeten Mineralwassers<br />
wurden dabei deutlich: Die<br />
Brunnenverwaltung Bad Dietenbrunn<br />
GmbH bezieht ihr Mineralwasser<br />
aus der über 5.000 Jahre alten<br />
Lazarus- Quelle in Dietenbrunn<br />
aus 100 Metern Tiefe. Diese Quelle<br />
weist eine sehr hohe Bioverfügbarkeit<br />
aus, so dass der Körper die<br />
Mineralien besonders gut aufnehmen<br />
kann. Beste Voraussetzungen<br />
für ungetrübten Genuss. Und so<br />
unterstützt Dietenbronner mit dem<br />
Slogan „Wir für die Umwelt – weil<br />
uns unsere Heimat am Herzen liegt“<br />
auch den regionalen Verkauf, um<br />
der Umwelt stetig länger werdende<br />
Vertriebswege zu ersparen. Zusammen<br />
mit den Dietenbronner Klassikern<br />
wie „ Dietenbronner Silber“<br />
(Zitronenlimonade) oder „Dietenbronner<br />
Gold“ (Orangenlimonade)<br />
bereichert die neue sommerhafte Limonade<br />
„Himbeer-Limette Summer<br />
Feeling“ das Sor timent jetzt um<br />
eine spannende Variante. Gerade in<br />
diesen schwierigen Zeiten ist Erfindungsreichtum<br />
wichtiger denn je.<br />
Abwasser – eine<br />
wertvolle Ressource<br />
Forschergeist wird auch bei „ Xylem<br />
Wasserlösungen und Wassertechnologie“<br />
groß geschrieben. Die<br />
Xylem Water Solutions Deutschland<br />
GmbH erlangte bereits im<br />
Herbst 2019 großes mediales Aufsehen,<br />
als sie mit ihrem Projekt<br />
„ Reuse Brew – Let‘s solve water“<br />
an die Öffentlichkeit trat. Tatsächlich<br />
bemüht sich Xylem seit langem<br />
um die dringliche Frage der<br />
Wasserressourcen. Was tun, wenn<br />
mit fortschreitendem Klimawandel<br />
das Wasser immer knapper<br />
wird? Bereits im letzten Pandemie-<br />
Sommer kam es in einigen Orten in<br />
Deutschland zu einer angespannteren<br />
Trinkwassersitua tion – ein Vorläufer<br />
dessen, was womöglich noch<br />
vor der Tür steht. Also auch ein zentrales<br />
Thema für die Getränkeindustrie<br />
und so stellt sich die Frage, was<br />
aus „Reuse Brew“ mittlerweile geworden<br />
ist. Erinnern wir uns: Xylem<br />
stellte mit „Reuse Brew“ ein frisch<br />
gebrautes Bier vor, und zwar eines<br />
aus ehemaligem Abwasser. Auf den<br />
ersten Blick ein kühner Schritt, denn<br />
nicht bei jedem Bierliebhaber wird<br />
diese gedankliche Kombination den<br />
gewohnten Durst auf einen beherzten<br />
Schluck auslösen.<br />
Also genauer hingesehen: 2019<br />
arbeitete Xylem mit dem Kompetenzzentrum<br />
Wasser Berlin und den<br />
Berliner Wasserbetrieben zusammen,<br />
die über ein gemeinsames<br />
Forschungsprojekt zusammengefunden<br />
hatten. Daraus entwickelte<br />
sich der Gedanke, wie aus Abwasser<br />
wieder Bier hergestellt werden<br />
könnte. Das Wasser aus dem Klärwerk<br />
„ Schönerlinde“ wurde sodann<br />
verschiedenen Reinigungsstufen<br />
unterzogen: Biologische Reinigungen,<br />
die „Ozonung“ in der<br />
Ozonanlage, die Membranfiltration<br />
und eine UV- Oxidation reinigten<br />
das Abwasser und inaktivierten<br />
die restlichen Viren sowie Bakterien<br />
und entfernen noch die übergebliebenen<br />
Arzneimittelreste. Mit dem<br />
lupen reinen Ergebnis wurde dann<br />
ein Altbier gebraut, das auf der IWA<br />
Reuse Conference in Berlin vorgestellt<br />
wurde.<br />
Doch damit nicht genug: Im Jahr<br />
2020 stellte Xylem nun anlässlich<br />
der IFAT München ein „Reuse Brew“<br />
vor, das sie in Zusammenarbeit mit<br />
der TU München und der Weihenstephaner<br />
Brauerei weiterentwickelt<br />
hat. Denn der Bereich der Siedlungswasserwirtschaft<br />
der TU München<br />
will nicht nur beim „Recycling“ –<br />
durch die vielfältigen hochmodernen<br />
Reinigungsschritte von Abwasser<br />
zu Trinkwasser – stehen bleiben,<br />
sondern sich unter anderem auch<br />
auf Brauwasser fokussieren. Und<br />
so kam die Forschungsbrauerei von<br />
Weihenstephan zum Einsatz und<br />
veredelte das gereinigte Brauwasser<br />
durch Hopfen, Malz und Hefe<br />
in ein Bier nach dem bayerischen<br />
Reinheitsgebot: diesmal in ein echtes<br />
bayerisches Helles. Einen beachtenswerten<br />
„work in process“ stellt<br />
die Forschungsarbeit und Umsetzung<br />
der Idee des „ Reuse Brew“<br />
von Xylem also weiterhin dar. Angesichts<br />
der weltweiten Wasserproblematik<br />
ein wichtiges Projekt, das gerade<br />
auch für die Getränkeindustrie<br />
von höchstem globalem Interesse ist.<br />
Die vorgestellten Beispiele zeigen<br />
also einmal wieder mehr, wie wichtig<br />
Innovationsgeist ist, um neue<br />
Wege in der Getränke industrie<br />
zu finden. Ob aus der vermeintlich<br />
„kleinsten Destille der Welt“<br />
in Reutti ganz großer weltmeisterlicher<br />
Gin hergestellt wird, ob ein<br />
Mineralbrunnen gemeinsam mit<br />
Lehrern und Schülern ein neues Erfrischungsgetränk<br />
aus der Taufe<br />
hebt – und somit auch dem möglichen<br />
Nachwuchs von morgen einen<br />
Blick in die Abläufe der Getränkeherstellung<br />
bietet oder ob ein Unternehmen<br />
sich gemeinsam mit<br />
Wissenschaftlern an eine Lösung<br />
der drohenden Wasserverknappung<br />
heranwagt: „Wissen ist Macht“,<br />
schrieb der eng lische Philo soph<br />
David Hume einst. Tatsächlich lassen<br />
sich nur mit immer mehr Forschung,<br />
Wissen und Künstlicher<br />
Intelligenz die immensen Herausforderungen<br />
der Zukunft kreativ – und<br />
schmackhaft – lösen. Dr. B. Sch.<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 29
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
ENERGIEREICHE DURSTLÖSCHER<br />
eSports-Getränke:<br />
„Game over“ gibt es nicht<br />
Computerspiele und virtuelle Sportevents boomen. Dementsprechend spannend ist<br />
die Zielgruppe der „Zocker“ auch für Getränkehersteller. Die Anforderungen, die sich<br />
an eSportler und Gamer richten – Leistung, Ausdauer, Konzentration – unterscheiden<br />
sich nur wenig von denen „richtiger“ Sportler. Optimale Funktionalität und zielgruppengerechte<br />
Kommunikation ist entscheidend.<br />
Foto: BENEO / Shutterstock<br />
30 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
K<br />
onzepte aus der Sportlernahrung<br />
lassen sich weder<br />
1:1 auf den relativ jungen<br />
Markt der eSports-Getränke übertragen,<br />
noch geben sich eSportler<br />
länger mit klassischen Energy Drinks<br />
zufrieden. Getränke! <strong>Technologie</strong><br />
& <strong>Marketing</strong> sprach mit Konstantin<br />
Grißmer, Product Manager Functional<br />
Carbohydrates bei BENEO.<br />
? GTM: Ist Gaming für Sie eine<br />
Nische oder ein Megamarkt?<br />
! Konstantin Grißmer: Natürlich<br />
haben viele mit PC-Spielen überhaupt<br />
nichts am Hut – Gaming und<br />
eSports sind in erster Linie ein Thema<br />
für die 14- bis 34-Jährigen. In dieser<br />
Altersspanne ist der Markt dann aber<br />
ein gewaltiger. 2019 haben die Analysten<br />
von Nielsen Millenials befragt,<br />
also Menschen, die in den 80ern und<br />
90ern geboren wurden: In Großbritannien<br />
und den USA spielen fast<br />
50 % der Teilnehmer mindestens einmal<br />
wöchentlich, einige von ihnen sogar<br />
täglich. In China sind es sogar fast<br />
70 %. Durch Covid-19 hat sich das<br />
noch einmal deutlich verstärkt: Wenn<br />
das Training im Verein oder das Treffen<br />
im Freundeskreis aufgrund von<br />
Lockdowns nicht mehr möglich ist,<br />
nimmt auch die Zahl der Gamer zu.<br />
Nielsen sieht den Markt für eSports<br />
pandemiebedingt deutlich im Wachstum,<br />
mit den USA (plus 46 %) an der<br />
Spitze, gefolgt von Frankreich, Großbritannien<br />
und Deutschland.<br />
? GTM: Und wo kommt die Getränkeindustrie<br />
ins Spiel?<br />
! Konstantin Grißmer: Das Getränkesegment<br />
war für eSportler<br />
und Gamer schon immer interessant:<br />
Wettkämpfe und langes „ Zocken“<br />
können ermüden. Im Gegensatz zu<br />
einer Mahlzeit, die auch neue Energie<br />
spenden würde, geht es mit einem<br />
energiereichen Durstlöscher nebenher<br />
einfacher. Nach wie vor greifen<br />
Gamer gerne zu Energy Drinks,<br />
die mit einem hohen Zuckergehalt,<br />
also sofort verfügbaren Kohlenhydraten,<br />
in Kombination mit Koffein<br />
für einen schnellen Kick sorgen. Der<br />
Anspruch an diese Getränke wächst.<br />
? GTM: Ist der schnelle Kick<br />
denn die wichtigste Anforderung<br />
der Gamer an Getränke?<br />
! Konstantin Grißmer: Das Problem<br />
bei Energy Drinks auf Basis von<br />
Saccharose oder anderen herkömmlichen<br />
Zuckern ist, dass der Energieschub<br />
nicht anhaltend ist: Die Energie<br />
gelangt in Form von Glukose<br />
unmittelbar ins Blut und der Blutzuckerspiegel<br />
erreicht in kurzer Zeit ein<br />
hohes Niveau, das vom Körper durch<br />
Insul inausschüttung reguliert werden<br />
muss. Daraufhin fällt der Blutzucker<br />
ebenso schnell ab wie er gestiegen<br />
ist. Im Sportjargon nennen wir das<br />
auch „Sugar Crash“. Wir alle kennen<br />
diesen Effekt von süßen Naschereien:<br />
Man fühlt sich zuerst satt und energiegeladen,<br />
fällt dann aber bald in ein<br />
regelrechtes Leistungstief. Für eSportler<br />
und Gamer ist das unvorteilhaft:<br />
Denn sie wollen durchhalten, brauchen<br />
lang anhaltende Energie bei einem<br />
moderaten Glukosespiegel. Mit<br />
unserer Palatinose TM , in der Zutatenliste<br />
Isomaltulose genannt, wird genau<br />
dieser „Sugar Crash“ vermieden.
ROH- UND INHALTSSTOFFE | Getränketrends<br />
? GTM: Was ist das besondere<br />
an Palatinose TM ?<br />
! Konstantin Grißmer: Dies ist<br />
ein alternativer Zucker, der vollständig,<br />
aber langsam im Dünndarm gespalten<br />
wird. Dabei wird die gesamte<br />
Länge des Dünndarms genutzt und<br />
nicht nur, wie bei schnell verfügbaren<br />
Kohlenhydraten, der erste Abschnitt.<br />
Der Blutzuckerspiegel steigt somit<br />
moderater, und es kommt nicht zu<br />
einer starken Insulinreaktion. Damit<br />
ist Palatinose TM eine interessante<br />
Zutat für Hersteller, die ihre Produkte<br />
mit einer anhaltenden und ausgewogenen<br />
Energiebereitstellung aus<br />
Kohlenhydraten im eSports-Markt<br />
positionieren möchten.<br />
Diese Vorteile konnten auch wissenschaftlich<br />
nachgewiesen werden:<br />
In einer Studie erhielten Radsportler<br />
entweder ein Getränk mit<br />
Palatinose TM oder mit Maltodextrin.<br />
Die Probanden der Palatinose TM -<br />
Gruppe schnitten sportlich besser ab,<br />
zeigten ein vorteilhafteres Blutglukoseprofil<br />
sowie mehr Power, auch<br />
während des abschließenden Sprinttests.<br />
In weiteren Studien konnte beobachtet<br />
werden, dass die besondere<br />
Energielieferung durch Palatinose TM<br />
das Gehirn in seinen Denk- und Erinnerungsleistungen<br />
unterstützen und<br />
die Stimmung verbessern kann. Auch<br />
ein gutes Argument für Gamer.<br />
? GTM: Auf den ersten Blick<br />
fällt es durchaus schwer, Unterschiede<br />
zwischen Sportlernahrung<br />
und den eSports-Produkten<br />
auszumachen …<br />
! Konstantin Grißmer: Da haben<br />
Sie absolut recht – denn eigentlich<br />
liegen Sportler und eSportler<br />
gar nicht so weit auseinander. Studien<br />
der Deutschen Sporthochschule<br />
Köln zeigen, dass eSports mit klassischen<br />
Sportarten durchaus vergleichbar<br />
ist. Der Cortisolspiegel der Gamer<br />
liegt ungefähr auf dem Niveau<br />
von Rennfahrern. Dazu kommt ein<br />
hoher Puls, teilweise zwischen 160<br />
und 180 Schlägen pro Minute, was<br />
einem sehr schnellen Lauf entspricht.<br />
Bei vielen Produkten steht im Bereich<br />
Sporternährung das Thema<br />
Kohlenhydratenergie in zweiter Reihe<br />
nach der Proteinlieferung. Für<br />
mich liegt der entscheidende Unterschied<br />
in der Markenkommunika tion:<br />
Für die Zielgruppe Gamer müssen Sie<br />
eine ganz andere Bildsprache, ein<br />
ganz anderes Wording verwenden.<br />
KONSTANTIN GRISSMER<br />
Product Manager<br />
Functional Carbohydrates, BENEO<br />
? GTM: Haben Sie konkrete Beispiele<br />
für eine zielgruppengerechte<br />
Markenkommunikation?<br />
! Konstantin Grißmer: Unsere<br />
Zutat Palatinose TM kommt zum Beispiel<br />
in Energy Drinks, RTD-Mahlzeitenersatz,<br />
in Getränkepulvern und<br />
Riegeln zum Einsatz. Der japanische<br />
Hersteller Suntory Food verwendet<br />
das Kohlenhydrat in seiner Getränkemarke<br />
„Zone“. Suntory Food bezeichnet<br />
sein Produkt als „digital<br />
performance energy for e-culture“<br />
und spricht damit alle an, die in der<br />
digi talen Welt zuhause sind, vom<br />
Gamer über den IT-ler bis zum Grafiker.<br />
Schnelle Schnitte in Werbevideos,<br />
junge Menschen, ein gewisses<br />
Subculture-Feeling – das ist das,<br />
was die Brand Awareness in der<br />
rele vanten Zielgruppe enorm beflügelt.<br />
Und man muss klar sagen: Japan<br />
ist nicht nur Vorreiter bei funktionellen<br />
Lebensmitteln, sondern<br />
zeigt auch eine viel größere Akzep -<br />
tanz für Gaming. Runtime hingegen<br />
spricht neben Gamern auch<br />
Outdoor- und Adventuresportler an.<br />
Doch auch hier ist die Botschaft<br />
klar: Man braucht die richtige Energie,<br />
um anhaltend Leistung zu bringen.<br />
Potenzielle Käufer werden umfassend<br />
über die Unterschiede bei<br />
den Kohlenhydraten informiert.<br />
? GTM: Das klingt nach enormer<br />
Aufklärungsarbeit – nimmt diese<br />
Zielgruppe das überhaupt an?<br />
! Konstantin Grißmer: Definitiv.<br />
Ich denke, dass viele immer noch<br />
das Bild des Nerds im Kopf haben,<br />
der Tag und Nacht an Rechner oder<br />
Konsole sitzt und sich von Tiefkühlpizza<br />
und Chips ernährt. Dieses Bild<br />
ist in den allermeisten Fällen längst<br />
überholt. Die Sporthochschule Köln<br />
hat herausgefunden, dass eSportler<br />
und Gamer sich sogar besser ernähren<br />
und sportlich deutlich aktiver<br />
sind als der Bevölkerungsdurchschnitt.<br />
Die Zielgruppe weiß also<br />
sehr wohl, dass sie einen Ausgleich<br />
für ihre „Zock-Zeiten“ braucht und<br />
ist dementsprechend interessiert an<br />
Sport und gesunder Ernährung. Das<br />
gilt insbesondere auch für Gamer,<br />
die auf Profiniveau spielen. Unternehmen<br />
und Marken wie BMW, SAP,<br />
Pringles oder Volvic treten als Sponsoren<br />
für eSports-Teams und virtuelle<br />
Fußball-Ligen auf; bei Wettkämpfen<br />
winken Gewinnern teils sechsstellige<br />
Preisgelder. Wie im realen<br />
Sport müssen eSportler in ihren<br />
Teams bei Wettkämpfen Höchstleistungen<br />
erbringen – die Erwartungen<br />
von Sponsoren und Zuschauern<br />
sind immens und damit eben auch<br />
die Ansprüche an die eigene Leistungsfähigkeit<br />
und Fitness.<br />
? GTM: Was müssen Getränkehersteller<br />
beachen, um in diesem<br />
Segment Erfolg zu haben?<br />
! Konstantin Grißmer: Das Produkt<br />
muss natürlich passen: Sie<br />
brauchen eine optimale Funktionalität<br />
bei der Energiebereitstellung,<br />
aber auch Kombinationsprodukte<br />
mit Vitaminen, Antioxidanzien<br />
und Spurenelementen, die<br />
den Gamer zusätzlich unterstützen,<br />
sind attraktiv. Auch der Geschmack<br />
spielt durchaus eine Rolle: Viele geben<br />
sich nicht mehr mit dem extrem<br />
süßen, immer gleichen Energy<br />
Drink-Geschmack zufrieden, neue<br />
Aromen und Abwechslung sind<br />
gefragt. Suntory Food hat nun in<br />
kurzer Zeit bereits die vierte Geschmacksrichtung<br />
auf den Markt<br />
gebracht – diese heißen dann natürlich<br />
nicht nur „Pfirsich-Orange“,<br />
sondern „Utopia“ oder „Firewall“.<br />
Und natürlich muss man seine<br />
Zielgruppe bestens kennen. Ein gutes<br />
Beispiel dafür – wenn auch nicht<br />
aus dem Getränkesegment: Einer<br />
unserer Kunden bewirbt seinen Riegel<br />
mit Palatinose TM als „krümelfrei“.<br />
Dass Krümel in der Tastatur<br />
extrem störend sind, leuchtet uns<br />
allen ein – aber die Idee, diesen Aspekt<br />
als Anforderung an die Produktentwicklung<br />
zu stellen, muss<br />
man erst einmal haben. Und dies<br />
zeigt doch auch, wie vielseitig einsetzbar<br />
Palatinose TM ist.<br />
! GTM: Vielen Dank für das interessante<br />
Gespräch. <br />
Mehr Informationen<br />
www.beneo.com<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 31
TECHNIK UND TECHNOLOGIEN | Sauerstoffmessung<br />
TOTAL PACKAGE OXYGEN (TPO)<br />
Messung des Gesamtsauerstoffgehaltes<br />
in Getränken<br />
Ziel aller Getränkehersteller ist es, Produkte mit gleichbleibender, den Spezifikationen<br />
entsprechender Qualität zu gewährleisten. Voraussetzung dafür ist eine umfassende<br />
Qualitätskontrolle, nicht nur während der Produktion, sondern auch im fertig<br />
abgefüllten Getränk. Das umfasst natürlich auch den Gesamtsauerstoffgehalt, denn<br />
dieser trägt wesentlich zum Geschmackserlebnis bei. Sauerstoff oxidiert zahlreiche<br />
Inhaltsstoffe (Aromen, Farbstoffe etc.) des Getränkes und mindert so die Qualität und<br />
die Haltbarkeit. Die ausschließliche Bestimmung des gelösten Sauerstoffanteils ist<br />
dabei nicht ausreichend.<br />
Von DR. CHRISTOPH RAISCH, Anton Paar Germany GmbH<br />
Was ist der<br />
Gesamtsauerstoffgehalt?<br />
Der Gesamtsauerstoffgehalt (siehe<br />
Abb. 1) oder TPO (Total Package<br />
Oxygen) ist die Summe aus gelöstem<br />
Sauerstoff (DO, Dissolved Oxygen)<br />
im Getränk und dem Sauerstoff<br />
im Kopfraum (HSO, Headspace<br />
Oxygen) des Gebindes zum Zeitpunkt<br />
der Abfüllung. Zwischen den<br />
beiden Phasen stellt sich ein Gleichgewicht<br />
ein, welches von der Art<br />
des Getränkes abhängt und durch<br />
Temperaturänderungen oder beispielsweise<br />
Erschütterungen gestört<br />
wird. Sauerstoff löst sich, anders als<br />
CO 2<br />
, nur schlecht in Wasser und ist<br />
daher überdurchschnittlich stark im<br />
Kopfraum vertreten [1] .<br />
Durch langes Schütteln (mehrere<br />
Minuten) des Gebindes, lässt sich<br />
ein Gleichgewicht zwischen gelöstem<br />
und Kopfraumsauerstoff herstellen.<br />
Direkt nach der Abfüllung<br />
ist das Getränk aber nicht im Gleichgewicht,<br />
wodurch die Messung des<br />
gelösten Sauerstoffgehaltes im Getränk<br />
nur bedingt gültige Aussagen<br />
über den Gesamtsauerstoffgehalt<br />
im Gebinde zulässt. Es empfiehlt<br />
sich daher eine selek tive Messung<br />
der beiden Sauerstoffanteile mit Hilfe<br />
eines geeigneten Messgerätes.<br />
Gelöster Sauerstoff (DO) ist während<br />
der Herstellung in das Getränk<br />
gelangt und stammt aus den eingesetzten<br />
Rohstoffen sowie dem Eintrag<br />
im Prozess. Durch Pumpen,<br />
Mischer oder Tanks wird Sauerstoff<br />
in die Flüssigkeit eingetragen.<br />
Ein cleveres Design der Anlage, das<br />
Vorspannen von Tanks mit CO 2<br />
und<br />
die Entgasung des Prozesswassers<br />
elimi nieren die größten Fehlerquellen.<br />
Zur Kontrolle stehen Inline-<br />
Sauer stoffmessgeräte in zahlreichen<br />
Ausführungen zur Verfügung.<br />
Der Kopfraumsauerstoff (HSO)<br />
wird während des Füllvorgangs<br />
in das Gebinde eingetragen. Die<br />
Abb. 2a<br />
Abb. 2b<br />
größte Fehlerquelle ist also der Füller.<br />
Kleinere/ältere Füller arbeiten<br />
langsamer und damit auch schonender,<br />
sie besitzen aber häufig<br />
auch keine Vorrichtungen zur Vermeidung<br />
von Kopfraumsauerstoff<br />
wie eine Hochdruckeinspritzung<br />
(von Wasser oder Stickstoff) oder<br />
eine Verschließung unter Luftabschluss,<br />
wie es große, moderne Füller<br />
haben. Der Gesamtsauerstoffgehalt<br />
im abgefüllten Getränk unterscheidet<br />
sich deutlich vom Getränk<br />
während der Produktion, da erst<br />
im fertigen Gebinde ein Kopfraum<br />
existiert, in dem sich das schlecht<br />
lösliche Gas O 2<br />
sammelt.<br />
Abb. 2a: Prozess der Anregung (gelber Kreis) und Abregung<br />
(rote Kreise) eines Farbstoffmoleküles durch<br />
Licht in Abwesenheit von Sauerstoff.<br />
Abb. 2b: Prozess der Anregung eines Farbstoffmoleküles<br />
durch Licht in Anwesenheit von Sauerstoff. Das<br />
angeregte Farbstoffmolekül (gelbe Kreise) überträgt<br />
Energie an ein Sauerstoffmolekül (blaue Kreise) und<br />
kehrt in den Grundzustand (rote Kreise) zurück, ohne<br />
dabei Licht zu emittieren, wie in Abbildung 2a.<br />
Grafiken: Anton Paar Germany GmbH<br />
O 2<br />
O 2<br />
32 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
TECHNIK UND TECHNOLOGIEN | Sauerstoffmessung<br />
Abb. 1 | Gesamtsauerstoffgehalt (TPO)<br />
im Gebinde<br />
Abb. 3 | Ausfallraten bei unterschiedlichen Sauerstoffgehalten<br />
Abb. 4<br />
Total Package Oxygen (TPO)<br />
Kopfraumsauerstoff<br />
gelöster<br />
Sauerstoff<br />
Anteil defekter Dosen [%]<br />
vergangene Tage seit der Abfüllung [d]<br />
< 2 ml Luft pro Dose (330 ml)<br />
> 18 ml Luft pro Dose (330 ml)<br />
Abb. 1: Gesamtsauerstoffgehalt (TPO) als Summe der Einzelsauerstoffgehalte in der Flüssigkeit und in der Gasphase.<br />
Abb. 3: Ausfallraten von Getränkedosen bei unterschiedlichen Sauerstoffgehalten. Die Anzahl defekter Dosen ist gegen die Zeit aufgetragen. Jeweils 20 handelsübliche<br />
330 ml-Dosen mit angekratzter Schutzschicht wurden mit Getränken mit niedrigem Sauerstoffgehalt (blaue Punkte) bzw. mit hohem Sauerstoffgehalt<br />
(olivgrüne Punkte) befüllt und bei einer konstanten Temperatur von 37 °C gelagert. Stärker als bei anderen Materialien stellt der TPO-Gehalt in Metalldosen<br />
also eine Gefahr für die Qualität und die Haltbarkeit des Getränks und des Gebindes dar. Dies muss daher streng überwacht werden [2] .<br />
Abb. 4: Gerät zur Bestimmung des gelösten Sauer stoffs, des Kopfraumsauerstoffs und des Gesamtsauerstoffgehaltes TPO 5000. Optional bestimmt das Gerät<br />
mit Hilfe des Moduls CarboQC (im Vordergrund) den Anteil an gelöster Kohlensäure in Getränken. Durch robuste Konstruktion und Schutzklasse IPX3 kann<br />
es direkt am Füller eingesetzt werden. Dort zählt jede Sekunde, wenn der Gesamtsauerstoffgehalt für die Freigabe benötigt wird. In Kombination mit einem<br />
CO 2<br />
-Messgerät lässt sich ein weiterer wichtiger Qualitätsparameter für die Getränkeindustrie bestimmen. Grafiken und Foto: Anton Paar Germany GmbH<br />
Eine alleinige Messung des gelösten<br />
Sauerstoffgehaltes ist daher<br />
nicht ausreichend zur Beurteilung<br />
der Getränkequalität.<br />
Am Ende des Tages reagiert der<br />
gesamte Sauerstoff mit den Inhaltsstoffen,<br />
zunächst der gelöste<br />
Sauerstoff und nach dessen<br />
Verzehr auch der Kopfraumsauerstoff<br />
(nach Äquilibrierung).<br />
Sauerstoffmessung<br />
in der Flüssigkeit<br />
und in der Gasphase<br />
Zur einfachen und schnellen<br />
Messung von gelöstem, aber<br />
auch gasförmigem, Sauerstoff<br />
haben sich optochemische Sensoren<br />
bewährt, die auf der Auslöschung<br />
(Quenching) von Licht<br />
in Anwesenheit von O 2<br />
-Molekülen<br />
beruhen. Die Sensoren<br />
bestehen aus einer LED-Lichtquelle<br />
(Sender), einer Farbstoffschicht<br />
und einer Photodiode<br />
(Empfänger) mit Farbfilter. Die<br />
Sensoren arbeiten zerstörungsfrei,<br />
ohne Elektrolyte oder sonstige<br />
Chemikalien und sprechen<br />
schnell an.<br />
Wenn kein Sauerstoff anwesend<br />
ist (siehe Abb. 2a), dann<br />
nimmt der Farbstoff (roter Kreis)<br />
das von der LED emittierte Licht<br />
(Photonen) auf. Er wird in einen<br />
höheren Energiezustand angeregt<br />
(gelber Kreis), aus dem er<br />
nach kürzester Zeit unter Aussendung<br />
von Licht wieder in<br />
den Grundzustand zurückkehrt.<br />
Da das zurückgesandte<br />
Licht eine andere Farbe hat, ist<br />
es möglich, es vom ursprünglich<br />
eingesetzten Licht durch den<br />
Farbfilter vor dem Empfänger<br />
zu unterscheiden.<br />
Ist Sauerstoff im Getränk enthalten<br />
(siehe Abb. 2b), so absorbiert<br />
der Farbstoff (roter<br />
Kreis) weiterhin das ausgesendete<br />
Licht und gelangt in einen<br />
angeregten Energiezustand<br />
(gelber Kreis). Die zusätzliche<br />
Energie kann nun aber auf ein<br />
Sauerstoffmolekül (blaue Kreise)<br />
übertragen werden, statt in<br />
Form von Licht abgestrahlt zu<br />
werden, wie dies in Abwesenheit<br />
von Sauerstoff geschieht.<br />
Je mehr Sauerstoff vorhanden<br />
ist, desto weniger Licht fällt auf<br />
die Photodiode – der Sauerstoff<br />
hat die Emission ausgelöscht.<br />
Der besondere Einfluss<br />
von Sauerstoff in Dosen<br />
Getränke werden in unterschiedlichen<br />
Gebinden ausgeliefert:<br />
Stille, nichtkarbonisierte<br />
Getränke kommen teilweise<br />
in Schläuchen, Mineralwasser<br />
oft in PET-Flaschen, alkoholische<br />
Getränke häufig in Glasflaschen<br />
vor, für Softdrinks und<br />
Referenzen:<br />
[1]<br />
VILACHA C. and UHLIG K., 1984. Die Messung niedriger Gesamtsauerstoffgehalte im abgefüllten Bier.<br />
Brauwelt, 18, 754-758.<br />
[2]<br />
JANSSEN G. and BIEBERNIK K., 2019. Oxygen – The importance of Measurement in Soft Drinks.<br />
Soft Drinks International – October/November 2019, 74-77<br />
Biere werden auch Metalldosen<br />
eingesetzt. Diese Dosen leiden<br />
auf der einen Seite besonders<br />
stark unter Sauerstoff, auf der<br />
anderen Seite ist der Kopfraum<br />
in diesen Gebinden aufgrund<br />
der nach innen gewölbten Form<br />
des Deckels bzw. des Bodens<br />
der Dose schwer zugänglich.<br />
Der Kopfraumsauerstoff befindet<br />
sich bei einer gefüllten Getränkedose<br />
in dem ringförmigen<br />
Raum am Rand der Dose<br />
oberhalb des Getränks. Er ist für<br />
eine Messung nicht ohne Weiteres<br />
erreichbar.<br />
Hohe Sauerstoffgehalte können<br />
zu einem metallischen Fehlgeschmack<br />
des Getränkes und<br />
selbst zur Beschädigung der<br />
Wand führen. Dosen mit beschädigter<br />
Innenwand (zum<br />
Beispiel durch Stöße oder Produktionsfehler)<br />
zeigen bei hohen<br />
Sauerstoffgehalten bereits<br />
nach wenigen Tagen signifikante<br />
Schäden bis hin zur<br />
Perforation (siehe Abb. 3, olivgrün).<br />
Dosen mit niedrigen Gesamtsauerstoffgehalten<br />
sind<br />
dagegen über Wochen stabil<br />
(siehe Abb. 3, blau).<br />
Für den Versuch wurde die<br />
Schutzschicht von handelsüblichen<br />
330 ml-Dosen vorsätzlich<br />
beschädigt, um die Alterung zu<br />
beschleunigen. Die Dosen wurden<br />
außerdem mit viel (>18 ml<br />
pro Dose) beziehungsweise wenig<br />
(< 2 ml pro Dose) Luft mit<br />
einem natürlichen Sauerstoffgehalt<br />
von etwa 21 % versetzt.<br />
Abbildung drei zeigt, dass bereits<br />
nach einer Woche die Hälfte<br />
der Dosen mit hohem Sauerstoffgehalt<br />
(olivgrüne Punkte)<br />
Schäden aufwies. Nach etwa<br />
drei Wochen sind alle Dosen defekt,<br />
während sämtliche Gebinde<br />
mit niedrigen Sauerstoffgehalten<br />
(blaue Punkte) noch intakt<br />
sind.<br />
Messtechnik vom<br />
Getränkespezialisten<br />
Ein ausgeklügelter Entnahmeprozess<br />
der Gasphase ist unabdingbar,<br />
damit der gesamte<br />
Kopfraum von Dosen<br />
erfolgreich auf seinen Sauerstoffgehalt<br />
überprüft werden<br />
kann. Der Spezialist für die Gelöstgasanalyse<br />
in Getränken,<br />
die Anton Paar GmbH aus Graz,<br />
löst dieses Problem, wie folgt:<br />
Zunächst sticht das TPO-Messgerät<br />
TPO 5000 die Dose auf<br />
der Unterseite an (und damit<br />
nicht in der Nähe des empfindlichen<br />
Öffnungsmechanismus)<br />
und entnimmt ihr ein definiertes<br />
Flüssigkeitsvolumen. Dieser<br />
vergrößerte Kopfraum wird anschließend<br />
abgepumpt und der<br />
darin befindliche Sauerstoff bestimmt.<br />
Danach wird der gelöste<br />
Sauerstoff im Getränk bestimmt<br />
und aufaddiert. Das<br />
Gerät reinigt sich danach selbstständig<br />
und ist für die nächste<br />
Probe bereit. <br />
Mehr Informationen<br />
www.anton-paar.com<br />
Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 33
TECHNIK UND TECHNOLOGIEN | Exzenterschneckenpumpen<br />
TRICHTERPUMPE MIT SCHNEIDVORRICHTUNG<br />
Schneiden und Fördern<br />
in einem Prozessschritt<br />
Exzenterschneckenpumpe mit Trichter und integrierter Schneidvorrichtung zerkleinert<br />
Äpfel und transportiert Apfelmaische. Bei Fördersystemen in der Lebensmittelindustrie<br />
liegt das Hauptaugenmerk meist auf der Hygiene, Reinigbarkeit und Lebensmittelechtheit<br />
der eingesetzten Lösungen. Sind die entsprechenden Anforderungen erfüllt, rückt jedoch<br />
ein weiterer Aspekt stärker ins Blickfeld: Da eine wettbewerbsfähige und wirtschaftliche<br />
Produktion entscheidend ist, müssen die Pumpen bei allen Prozessschritten von der<br />
Anlieferung bis zur Abfüllung möglichst effizient arbeiten. Um diese hohen Ansprüche zu<br />
erfüllen, hat der globale Hersteller NETZSCH Pumpen & Systeme GmbH unter anderem die<br />
NEMO ® BO/SO-Trichterpumpe mit optional integrierter Schneidvorrichtung im Portfolio, die<br />
eigens für die Lebensmittelindustrie entwickelt wurde.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
D<br />
ie integrierte Schneidvorrichtung<br />
der BO/SO-Trichterpumpe<br />
ermöglicht es,<br />
die Aufgaben Fördern und Schneiden<br />
zu einem einzigen Prozessschritt<br />
zu verbinden. Große Feststoffe wie<br />
zum Beispiel Obst- oder Gemüsestücke<br />
können so bequem und<br />
schnell zur weiteren Verarbeitung<br />
zerkleinert und gepumpt werden.<br />
Ein brasilianisches Lebensmittelunter<br />
nehmen entschied sich daher<br />
im Rahmen einer neu eingerichteten<br />
Produktion von Apfelsaftkonzentrat<br />
dafür, dieses Pumpenmodell für die<br />
Herstellung und Förderung einzusetzen.<br />
Auf die Anschaffung teurer<br />
Zusatzausrüstung wie Schneid- oder<br />
Zerkleinerungswerkezuge, die sonst<br />
für die Zerkleinerung der Äpfel notwendig<br />
wäre, konnte so verzichtet<br />
werden. Das Aggregat wird seit September<br />
letzten Jahres erfolgreich im<br />
Dauerbetrieb eingesetzt.<br />
Große Feststoffe, zum Beispiel Obst- oder Gemüsestücke, können mit der NEMO ® BO/SO-Trichterpumpe mit<br />
inte grierter Schneidvorrichtung bequem und schnell zur weiteren Verarbeitung zerkleinert und gepumpt werden.<br />
Ein brasilianisches Lebensmittelunternehmen setzt diese Pumpe für die Produktion von Apfelsaftkonzentrat ein.<br />
Für die Herstellung von Apfelsaftkonzentrat<br />
in der Fabrik im brasilianischen<br />
Rio Grande do Sul werden<br />
die angelieferten Äpfel lediglich<br />
gereinigt. Im Anschluss werden die<br />
ganzen Früchte der NEMO ® BO/SO-<br />
Trichterpumpe zur Zerkleinerung<br />
zugeführt. Das Aggregat fördert die<br />
breiige bis stückige Apfelpulpe daraufhin<br />
zu einer Zentrifuge. Für diese<br />
Doppelaufgabe ist das Pumpenmodell<br />
mit einem Trichtergehäuse<br />
mit rechteckigem Einlaufflansch<br />
und einer Kuppelstange mit Förderschnecke<br />
und Stopfraum ausgestattet.<br />
Die Förderschnecke verfügt<br />
über eine Zwangsförderkammer<br />
zum opti malen Transport langsam<br />
fließender und pastöser Medien in<br />
die Förderelemente.<br />
Pulsationsarme Förderung<br />
unabhängig von Druck- und<br />
Viskositätsschwankungen<br />
„Die BO/SO-Trichterpumpe wird in<br />
nahezu allen Industriezweigen eingesetzt,<br />
um einen kontinuierlichen,<br />
schonenden und pulsationsarmen<br />
Transport des Mediums unabhängig<br />
von Druck- und Viskositätsschwankungen<br />
zu gewährleisten“, erklärt<br />
Rainer Gozzer, Manager Business<br />
Field Food & Pharmaceutical bei<br />
NETZSCH. Für diese Pumpeneigenschaften<br />
ist auch bei diesem Modell<br />
das besondere Verdrängerprinzip<br />
der bewährten NEMO ® Pumpen basierend:<br />
Die Hauptbestandteile des<br />
Systems sind eine rotierende Komponente,<br />
der „Rotor“, und eine<br />
feststehende, der „Stator“, in dem<br />
34 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
TECHNIK UND TECHNOLOGIEN | Exzenterschneckenpumpen<br />
Grundlage der Pumpeneigenschaften ist auch bei diesem Modell das besondere Verdrängerprinzip, auf<br />
dem die bewährten NEMO ® Pumpen basieren: Durch die exakte Geometriepaarung bleiben zwischen<br />
dem Stator und dem sich darin drehenden und zusätzlich radial bewegenden Rotor Förderräume, die<br />
sich kontinuierlich von der Eintritts- zur Austrittsseite bewegen und das Medium transportieren.<br />
sich der Rotor drehend bewegt.<br />
Der Rotor ist als eine Art Rundgewindeschraube<br />
mit extrem<br />
großer Steigung, großer Gangtiefe<br />
und kleinem Kerndurchmesser<br />
ausgebildet.<br />
Der Stator hat einen Gewindegang<br />
mehr und die doppelte<br />
Steigungslänge des Rotors.<br />
Durch die exakte Geometriepaarung<br />
bleiben zwischen dem<br />
Stator und dem sich darin drehenden<br />
und zusätzlich radial<br />
bewegenden Rotor Förderräume,<br />
die sich kontinuierlich<br />
von der Eintritts- zur Austrittsseite<br />
bewegen und das Medium<br />
transportieren.<br />
Das Volumen dieser Kammern<br />
ist konstant, die Kammern<br />
selbst sind dabei in sich<br />
geschlossen. Auf diese Weise<br />
wird eine volumen- und druckstabile<br />
Bewegung des Förderguts<br />
sichergestellt, unabhängig<br />
von Konsistenz oder Viskosität<br />
des Mediums. Auch treten<br />
kaum Scherkräfte oder Pulsation<br />
auf, die das Medium beeinflussen<br />
und die Förderung<br />
erschweren könnten. „Diese<br />
besondere Pumptechnik ermöglicht<br />
es, jeden Stoff zu fördern,<br />
solange er nur fließfähig ist“,<br />
erläutert Rainer Gozzer. „Die<br />
Fördermenge verhält sich dabei<br />
proportional zur Drehzahl, wobei<br />
über einen weiten Drehzahlbereich<br />
eine hohe Dosiergenauigkeit<br />
von drei bis fünf Prozent<br />
erzielt werden kann.“<br />
Optimale Zufuhr<br />
durch Trichter mit<br />
Schneideinheit<br />
Der Trichter mit Schneidvorrichtung<br />
garantiert eine optimale<br />
Zufuhr des Fördergutes, wie<br />
zum Beispiel ganze Äpfel, Karotten<br />
oder Tomaten zu den<br />
Förderelementen. Passiert das<br />
Medium auf dem Weg zu den<br />
Förderelementen den Stopfraum<br />
mit der Schneideinheit<br />
an der Kuppelstange, wird das<br />
Obst und Gemüse sofort geschnitten.<br />
„Diese Schneid einheit<br />
besteht aus einem rotierenden<br />
Messer mit drei Klingen<br />
und einer variablen Anzahl<br />
stationärer Messer, die an die<br />
Größe und Konsistenz der Partikel<br />
angepasst werden kann“,<br />
erklärt der Geschäftsfeldleiter<br />
Rainer Gozzer. Bei der Pumpe<br />
in Brasilien kommen hier insgesamt<br />
sechs Messer mit jeweils<br />
drei Klingen zum Einsatz,<br />
Die NEMO ® BO/SO-Exzenterschneckenpumpe ist mit einem Trichter und einer Kuppelstange mit<br />
Förderschnecke und Stopfraum ausgestattet. Sie wird in nahezu allen Industriezweigen eingesetzt,<br />
um eine kontinuierliche, druckstabile, schonende und pulsationsarme Förderung zu gewährleisten.<br />
Die Trichterpumpe mit optionaler, saugseitiger<br />
Schneidvorrichtung garantiert eine optimale Zufuhr<br />
des Fördergutes, wie zum Beispiel ganze Äpfel,<br />
Karotten oder Tomaten zu den Förderelementen.<br />
die die Äpfel soweit zerkleinern,<br />
dass sie die Förderkammern<br />
problemlos passieren.<br />
Optional kann die Pumpe mit<br />
einem zusätzlichen Schneidwerk<br />
am Druckflansch des<br />
Aggre gats ausgestattet werden.<br />
„Diese Vorrichtung setzt<br />
sich aus einer Lochscheibe und<br />
einem rotie renden Messer zusammen“,<br />
so Rainer Gozzer.<br />
„Kommt die Komponente zum<br />
Einsatz, bestimmt sie so auch<br />
die Partikelgröße der Feststoffe<br />
im Medium, mit der das<br />
Fördergut die Pumpe an der<br />
Druckseite verlässt.“ Für die<br />
Anwendung in Brasilien war ursprünglich<br />
eine Lochgröße von<br />
16 mm Durchmesser vorgesehen,<br />
zur Optimierung des Prozesses<br />
kam letztendlich eine<br />
6-mm-Lochscheibe zur Anwendung.<br />
Durch diese in das Aggregat<br />
inte grierten Schneidvorrichtungen<br />
konnte die Fabrik im<br />
Süden Brasiliens auf die Anschaffung<br />
von zusätzlichen<br />
Schneidewerkzeugen verzichten.<br />
Diese zusätzlichen Werkzeuge<br />
hätten nur Kosten und<br />
eventuelle Schwachstellen im<br />
System durch neue Schnittstellen<br />
verursacht.<br />
Optional kann die Pumpe mit einem zusätzlichen<br />
Schneidwerk am Druckflansch der<br />
Pumpe ausgestattet werden. Fotos: NETZSCH<br />
Werkstoffwahl erfüllt<br />
die Bedürfnisse der<br />
Lebensmittelindustrie<br />
Die BO/SO-Trichterpumpe zeichnet<br />
sich grundsätzlich durch ihre<br />
robuste Konstruktion auf Basis<br />
eines variablen Baukastensystems<br />
aus. In Blockbauweise mit<br />
Flansch antrieb weist sie eine besondere<br />
Kompaktheit sowie Wirtschaftlichkeit<br />
auf. Das Aggre gat<br />
ist jedoch auch mit Lager gehäuse<br />
für ein breiteres Antriebsspektrum<br />
erhältlich. Da NETZSCH<br />
die Trichter pumpe eigens für<br />
die Lebensmittelindustrie entwickelt<br />
hat, wurden Bauweise und<br />
Werkstoffe zudem so gewählt,<br />
dass das Aggregat standardmäßig<br />
optimal an hygienisch sensible<br />
Einsatzfelder angepasst ist.<br />
Für das Trichtergehäuse kommt<br />
bei der in Brasilien verwendeten<br />
Pumpe beispielsweise CrNiMo<br />
17-12-2 zum Einsatz; eine rostfreie<br />
Edelstahl- Legierung, die in<br />
der Branche auch als V4A-Edelstahl<br />
bekannt ist. Sie macht den<br />
Trichter besonders resistent gegen<br />
Korrosion, die etwa durch<br />
aggressive Fruchtsäuren entstehen<br />
kann. Das gleiche Mate rial<br />
wird auch für die rotierenden<br />
Teile und den Rotor genutzt, wodurch<br />
eine hohe Robustheit und<br />
lange Standzeit erreicht wird.<br />
Für den Stator wurde das Elastomer<br />
NEMOLAST ® S46 verwendet.<br />
Es hat sich sowohl für den<br />
Kontakt mit Fruchtsäuren bestens<br />
bewährt, und es ist auch gegenüber<br />
Reinigungslösungen (alkalisch/sauer)<br />
sehr gut beständig<br />
sowie auch physikalisch äußerst<br />
belastbar. Dieses Elastomer ist<br />
von der U.S. Food and Drug<br />
Administration (FDA) zugelassen.<br />
Auch alle anderen Kontaktmaterialien<br />
der Pumpe weisen Nahrungsmittelqualität<br />
auf und entsprechen<br />
den Anforderungen<br />
der FDA und der der Verordnung<br />
(EG) 1935/2004.<br />
Die Pumpe zur Zerkleinerung<br />
von ganzen Äpfeln sowie zur<br />
nachfolgenden Förderung von<br />
Apfelmaische wurde im Februar<br />
2020 ausgeliefert und ist seit<br />
der Installation störungsfrei in<br />
der brasilianischen Fabrik in Rio<br />
Grande do Sul im Dauerbetrieb<br />
im Einsatz.<br />
Mehr Informationen<br />
www.netzsch.com<br />
Getränke! 01 | <strong>2021</strong> | 35
Eine Kolumne von<br />
Dr. BURKHARD SCHÄFER<br />
SORGENKIND UND SENKRECHTSTARTER<br />
In den Gully statt in die Kehlen<br />
Corona wirbelt auch den Getränkemarkt durcheinander. „Ein Königreich für eine gute<br />
<strong>Marketing</strong>idee!“ – dieser Ausruf, angelehnt an den legendären Spruch „Mein Königreich<br />
für ein Pferd!“, den William Shakespeare seinem Protagonisten König Richard III. im<br />
gleichnamigen Schauspiel in den Mund gelegt hatte, mag manchem Marktstrategen<br />
spontan durch den Kopf gehen, wenn eine neue Getränkemarke positioniert oder relauncht<br />
werden soll. Akribische Arbeit, ausführliche Analysen, ein hohes Verständnis für das Produkt<br />
und blitzgescheite Ideen sind vonnöten, um auf dem Markt bestehen zu können und die<br />
bisherigen Kunden langfristig zu binden beziehungsweise neue Konsumenten zu begeistern.<br />
Als wäre dies nicht genug, hat Corona die bisherigen Bedingungen stark erschwert und<br />
manche alteingesessenen Voraussetzungen komplett auf den Kopf gestellt.<br />
36 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong><br />
Ende für „To go“?<br />
Was bedeutet dies nun alles in Zahlen?<br />
Laut Berechnungen der Wirtschaftsvereinigung<br />
Alkoholfreier Getränke<br />
(wafg) ist bei den Bundesbürgern<br />
im vergangenen Jahr der<br />
Pro-Kopf-Verbrauch an Erfrischungsgetränken<br />
tatsächlich um sieben<br />
Liter (also auf 114,4 Liter) zurückgegangen.<br />
Der weitaus bessere Verkauf<br />
an Limonaden, Energy-Drinks,<br />
Cola & Co. vom Vorjahr ist <strong>2021</strong><br />
schlussendlich mit den weggefallenen<br />
Möglichkeiten des Außer-Haus-<br />
Verkaufes gleichsam mit eingebrochen.<br />
Geschlossene Gastronomie,<br />
weniger Reiseverkehr, keine Konzerte,<br />
keine Events – die Liste der Orte<br />
ist lang, an denen die Konsumenten<br />
sonst „eben noch schnell“ ein weiteres<br />
Getränk holen und konsumieren.<br />
Und augenscheinlich wurde diese<br />
Gewohnheit in den verschiedenen<br />
Produktsegmenten generell nicht<br />
durch den Verbrauch zuhause in den<br />
eigenen vier Wänden ausgeglichen.<br />
Tee trendet<br />
Demgegenüber stieg in der Teebranche<br />
der Verbrauch von Teeprodukten<br />
in Drogeriemärkten und im Lebensmittelhandel<br />
merklich an. Auch wenn<br />
der Tee-Report 2020 des Deutschen<br />
Tee- und Kräuterteeverbandes davon<br />
spricht, dass es sich bei Tee nicht<br />
um ein typisches „Hamster- Produkt“<br />
handele, ist natürlich die Affinität der<br />
Konsumenten, daheim lieber einmal<br />
mehr eine gemütliche Tasse Tee zu<br />
genießen naheliegend – gerade über<br />
die kalten Wintermonate hinweg.<br />
Natürlich ist auch bei Tee der Bedarf<br />
der Gastronomie im selben Maße<br />
eingebrochen. Weitere Probleme für<br />
den Teehandel bereiten außerdem<br />
zusätzlich die Lockdowns in den<br />
Ernte ländern, die damit einhergehenden<br />
Transporterschwernisse und<br />
Lieferverknappungen.<br />
Absatzrückgang bei Bier<br />
Überall bietet sich ein Jahr nach Beginn<br />
der Corona-Krise ein sehr unterschiedliches<br />
Bild von Gewinnerund<br />
Verlierersparten. Schockierend<br />
(nicht nur) für den Bierliebhaber<br />
dürften auch die Bilder und Berichte<br />
gewirkt haben, die die Vernichtung<br />
ganzer Bier-Chargen aufzeigten –<br />
wegen abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums:<br />
In Großbritannien<br />
mussten rund 50 Millionen Liter Bier<br />
vernichtet werden; die niederländische<br />
Brauerei Heineken sieht sich<br />
gezwungen, 8.000 Stellen zu streichen.<br />
Was vermeldet nun die deutsche<br />
Bierbranche? Auch der Deutsche<br />
Brauer-Bund gibt kund, dass<br />
Bier im Wert von mehreren Millionen<br />
seinen Weg durch den Gully-<br />
Deckel finden musste, anstatt durch<br />
die Kehlen der Konsumenten zu rinnen.<br />
Keine offenen Kneipen, kein<br />
Karneval im Frühjahr – so findet<br />
auch in Deutschland bezüglich des<br />
Bierkonsums momentan keine Party,<br />
sondern ein Trauerspiel statt.<br />
Insgesamt hat die Bierbranche einen<br />
Absatzrückgang von 4,1 % zu<br />
beklagen und es trifft auch hier besonders<br />
die kleinen Brauereien, die<br />
ihren Verlust nicht einfach durch<br />
Foto: Adobe Stock<br />
einen gestiegenen Verkauf im Einzelhandel<br />
kompensieren können. So<br />
ist es kein Wunder, dass auch hier<br />
teilweise die Existenzangst um sich<br />
greift. Gerade bei Brauereien, die auf<br />
regionale Feste, kleinere Veranstaltungen<br />
und dergleichen angewiesen<br />
sind, um zu überleben. Folglich zielen<br />
die Forderungen des Deutschen Brauer-Bundes<br />
auf einen Rückgriff zum<br />
alten Steuermodell, das eine Entlastung<br />
der kleineren Betriebe mit sich<br />
brächte, sowie eine großzügige Unterstützung<br />
der Gastronomiebetriebe,<br />
die schließlich das Einfallstor zum<br />
Bierkonsum außer Haus darstellen.<br />
Viele Probleme, viele Fragen – und<br />
immer noch keinen völlig klaren Plan<br />
für das laufende Jahr. Die Unsicherheit<br />
bleibt also nicht nur in weiten Teilen<br />
der Bevölkerung, sondern auch in<br />
der Getränkebranche bestehen.
Vom Sorgenkind<br />
zum Senkrechtstarter<br />
Doch es gibt auch erfreuliche Entwicklungen<br />
in der Getränkebranche<br />
und dazu gehört das Wieder erstarken<br />
einer Marke aus dem Sektor der Erfrischungsgetränke,<br />
die durch unpassende<br />
<strong>Marketing</strong>schachzüge erst ihren<br />
Niedergang erleben musste und<br />
ausgerechnet 2020 wieder zu besseren<br />
Gefilden schreiten konnte:<br />
Bionade. Die Bio-Limonade punktet<br />
nun auch dieses Jahr mit neuen, leckeren<br />
Sorten: „Himbeer- Pflaume“,<br />
„Mate-Pur“ und „Mate-Pfirsich“ sowie<br />
„Holunder“ sollen <strong>2021</strong> den<br />
posi tiven Trend stützen. Unter dem<br />
Slogan „Bionade – Weil ehrlich gut“<br />
ist der Senkrechtstarter (der zwischendurch<br />
zum Sorgenkind wurde)<br />
wieder voll dabei und überzeugt mit<br />
Konzeption und Inhalt. Auch wenn<br />
Bionade nicht gleich ein Königreich<br />
für eine gute <strong>Marketing</strong>strategie aufbringen<br />
musste, so war eine Markt-<br />
Neuorientierung doch dringend vonnöten<br />
und der Erfolg zeigt, was damit<br />
alles erreicht werden kann.<br />
Als Teil der Initiative Bio-Landbau<br />
Rhön gewinnen die Macher<br />
alle Aromen, Extrakte und Säfte zu<br />
100 % aus kontrolliert biologischem<br />
Landbau. Bei der Initiative Bio-Landbau<br />
Rhön handelt es sich um einen<br />
Zusammenschluss von zertifizierten<br />
Bio-Landwirten, wobei 100 % Ernte-Abnahme<br />
zu fairen Preisen garantiert<br />
wird. Und da Bionade sich<br />
noch viel mehr für die Natur einsetzen<br />
möchte, engagiert sich der<br />
Getränkehersteller ebenfalls mit<br />
dem Projekt „Vielfalt 2030“. Hierbei<br />
setzen sich Bionade und die Biodiversity<br />
Foun dation für den Artenschutz<br />
ein. Ange sichts der immer<br />
weiter schrumpfenden Arten vielfalt<br />
ein wichtiges Umweltziel. Schließlich<br />
weiß die Biodiversity Founda tion<br />
nicht ohne Grund: „Ohne Artenvielfalt<br />
keine Zukunft“. Während<br />
Schottergärten immer öfter zu sehen<br />
sind, setzt sich Bionade innerhalb der<br />
Initia tive „Vielfalt 2030“ für mehr<br />
Grünflächen in unserer Um gebung<br />
ein. Mit dem Slogan „ Jeder begrünte<br />
Quadratmeter zählt“ möchten<br />
die Getränke hersteller wieder<br />
mehr Insektenparadiese auferstehen<br />
lassen. Ziel ist es, bis zum Jahr<br />
2030 17 Millionen Quadratmeter als<br />
blühend-buntes Insektenparadies zurückgewonnen<br />
zu haben – zum Vorteil<br />
für Mensch und Umwelt.<br />
Gesucht sind bunte Wildblumenwiesen<br />
vor der Haustür, an Vereinsheimen<br />
und/oder auf Verkehrsinseln.<br />
Überall dort, wo das Leben wieder<br />
förmlich mehr Blüte treiben kann. Im<br />
Gegenzug ist die Vorstellung, dass<br />
der Mensch der Zukunft seine Pflanzenblüten<br />
alle selbst durch künstliche<br />
Verfahren bestäuben muss, da<br />
die Insekten komplett ausgerottet<br />
sind, schließlich eine Dystopie, die<br />
vermieden werden sollte. Die ersten<br />
100 Teilnehmer der Aktion bekommen<br />
von Bionade ein kleines<br />
Insekten hotel aus Pappe samt Wildblumensamen<br />
– eine schöne Idee.<br />
Vom Moorhuhn lernen<br />
Bei all den schwierigen und niederschmetternden<br />
Nachrichten aus der<br />
Getränkebranche in letzter Zeit, lässt<br />
solch eine positive Entwicklung mit<br />
ihren innovativen Ideen wieder hoffen<br />
und zeigt: Ja, es gibt auch in dieser<br />
kritischen Phase den Schwenk zu<br />
mehr Wachstum und zu einer mutmachenden<br />
Zukunft. Gerade die<br />
überraschenden Einfälle haben ja<br />
auch in der Getränkebranche immer<br />
wieder für Furore und Aufmerksamkeit<br />
gesorgt und diese Feststellung<br />
erinnert an eine Werbeaktion von<br />
Johnny Walker, die vor etwas mehr<br />
als 20 Jahren durch Teile der Bevölkerung<br />
zog und bei dem ebenfalls in<br />
grünen Landschaften Tierisches im<br />
Mittelpunkt stand: Moorhühner. Als<br />
das Internet angetreten war, seinen<br />
Siegeszug immer weiter auszubauen<br />
und die Gamer-Welt sich langsam<br />
positionierte, hatte der schottische<br />
Whiskeyhersteller die geniale<br />
Foto: Bionade GmbH<br />
Idee, durch das niederländische Unternehmen<br />
Witan – im Auftrag der<br />
Phenomedia – dieses Werbespiel für<br />
seine Marke entwickeln zu lassen.<br />
Und bald darauf klebten viele Neu-<br />
Internet-User förmlich am Bildschirm<br />
fest und begaben sich auf Moorhuhnjagd.<br />
Wie populär sich solch<br />
ein Werbespiel entwickeln konnte,<br />
zeigt sich daran, dass der Duden<br />
den Begriff „Moorhuhnjagd“ dann<br />
tatsächlich in seine Reihen aufnahm.<br />
Hierbei wurde aus der Verbindung<br />
von schottischer Whiskey- Tradition<br />
mit neuesten Medien ein starker<br />
Werbe-Pakt.<br />
Was bleibt nun an Aussicht auf<br />
die weitere Entwicklung im zweiten<br />
Corona-Jahr? Zum einen die Hoffnung,<br />
dass durch ein schnelleres<br />
und beherztes Durchimpfen der Bevölkerung<br />
so bald wie möglich wieder<br />
die günstigeren Bedingungen für<br />
die Gastronomie und die Eventwirtschaft<br />
geschaffen werden, damit die<br />
Ein bußen in diesen Bereichen für dieses<br />
Jahr geringer werden und auch<br />
die schwer getroffenen Branchenzweige<br />
ein Licht am Ende des Tunnels<br />
sehen. Zum anderen der Blick über<br />
den eigenen Tellerrand Richtung Zukunft<br />
und dies kann ruhig unter verschiedenen<br />
Perspektiven geschehen,<br />
etwa: was ist originell, was kreativ<br />
genug, um die Kaufkraft wieder anzukurbeln?<br />
Und: Was ist für uns alle<br />
in der Zukunft so wichtig, dass wir es<br />
nicht nur im Wohle mit unseren Firmenkräften<br />
fördern, sondern damit<br />
im Gegeneffekt auch die Käufer für<br />
das Getränk „abholen“ und begeistern<br />
können? <br />
Dr. B. Sch.<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 37
MARKT | Produktneuheiten<br />
NEUE MÖGLICHKEITEN IN DER GETRÄNKELOGISTIK<br />
Volumenreduzierbarer<br />
Flaschenkasten<br />
Bei der Stapelung von in der Praxis zum Einsatz kommenden Getränke- beziehungsweise<br />
Flaschenkästen wird das zur Verfügung stehende Transport- und Lagervolumen – sowohl<br />
im leeren als auch im mit Flaschen befüllten Zustand der Kästen – nicht optimal ausgenutzt.<br />
Im Zusammenhang mit dem Transport von Leergut innerhalb von Mehrweg prozessen in<br />
der Getränkelogistik gehen hierbei unter anderem erhöhte Prozesskosten sowie negative<br />
Umweltauswirkungen wie zum Beispiel ein unnötiger Ausstoß von CO 2<br />
-Emissionen einher.<br />
Von DR.-ING. TIM SIEBELS, GESCHÄFTSFÜHRER, Büro für Logistikforschung, Dortmund<br />
Neue Stapelanordnung<br />
bei Flaschenkästen<br />
Um diesen Problemen zu begegnen<br />
und damit die Prozess- und Ressourceneffizienz<br />
auf Anwenderseite zu<br />
steigern sowie die im Rahmen von<br />
Getränketransporten entstehenden<br />
Treibhausgasemissionen reduzieren<br />
zu können, hat das Büro für Logistikforschung<br />
in Dortmund den patentierten<br />
volumen reduzierbaren Flaschenkasten<br />
konzipiert. Dieser wird<br />
aktuell in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit<br />
mit dem Kunststoffspritzgussspezialisten<br />
bekuplast GmbH<br />
mit Hauptsitz in Ringe (Niedersachsen)<br />
zur Marktreife gebracht. Durch<br />
eine neuartige Stapelanordnung und<br />
Konstruktionsweise ist es bei diesem<br />
innovativen Flaschenkastenkonzept<br />
im Vergleich zu bestehenden Flaschenkästen<br />
möglich, deutlich mehr<br />
Flaschen beziehungsweise Kästen pro<br />
Euro palette zu transportieren und zu<br />
lagern. Produktinnovationen im Bereich<br />
mehrwegfähiger Kunststoff-<br />
Getränke kästen bezogen sich in den<br />
vergangenen Jahren fast ausschließ-<br />
lich auf Faktoren wie das Design<br />
oder die Haptik der Kästen [1] und<br />
nicht auf deren Volumenoptimierung<br />
innerhalb logistischer Prozesse.<br />
Seltene Ausnahmen bildeten hierbei<br />
Lösungen wie der im Jahr 2016<br />
mit dem pro-K award ausgezeichnete<br />
„KUBI-Kasten“ [2] oder die für die Effizienzsteigerung<br />
von Mehrwegprozessen<br />
in der Getränkelogistik entwickelten<br />
„Trays“ zur Leergut-Rückführung<br />
[3] . Allerdings ergibt sich der<br />
elementare Vorteil einer opti mierten<br />
Packdichte bei diesen Produkten ausschließlich<br />
im leeren und nicht im mit<br />
Flaschen befüllten Zustand der Kästen<br />
beziehungsweise „Trays“.<br />
Funktionsprinzip<br />
Bei dem neuen volumenreduzierbaren<br />
Flaschenkasten wird eine verbesserte<br />
Packdichte nun erstmalig<br />
auch im mit Flaschen befüllten Zustand<br />
von Getränkekästen ermöglicht.<br />
Dieses wird unter anderem mithilfe<br />
einer versetzten Anordnung der<br />
Fächer zur Aufnahme von Getränkeflaschen<br />
erreicht, die es gestattet,<br />
zwei mit Flaschen befüllte Kästen<br />
gleicher Bauart volumen optimiert ineinander<br />
zu stapeln. Das heißt ein<br />
oberer Kasten kann hier im Bereich<br />
der Flaschenhälse eines darunter befindlichen<br />
Kastens „versenkt“ beziehungsweise<br />
„genestet“ werden<br />
( siehe Abb. 1). Wichtig zu erwähnen:<br />
Der obere Kasten steht dabei nicht<br />
auf den Flaschen des unteren Kastens,<br />
sondern auf dessen Gefache<br />
und – wenn gewünscht – zusätzlich<br />
auf dessen Seitenwänden auf.<br />
Das grundsätzliche Funktionsprinzip<br />
des patentierten Flaschenkastens<br />
wird in Abbildung 1 am Beispiel<br />
eines Getränkekastens zur Aufnahme<br />
von standardisierten 0,33-l-<br />
Longneck-Flaschen verdeutlicht. Die<br />
erreichbare „Nesttiefe“ beträgt in<br />
diesem speziellen Anwendungsfall<br />
Abb. 1<br />
Abb. oben: Funktionsprinzip des volumenreduzierbaren Flaschenkastens.<br />
Abb. rechts: Verbesserte Packdichte gegenüber bestehenden Flaschenkästen. Fotos: bekuplast GmbH<br />
Abb. 2<br />
38 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
MARKT | Produktneuheiten<br />
Literatur:<br />
[1]<br />
De Pooter, Tinne (2018): Ein Hightech <strong>Marketing</strong>-Tool<br />
– Wiederverwendbare Getränkekästen. In: Getränke<br />
industrie, Heft 6/2018, Seiten 26-27<br />
[2]<br />
pro-K Industrieverband Halbzeuge und Konsumprodukte<br />
aus Kunststoff e. V. (2016): Kubi. URL:<br />
https://pro-k-award.de/kubi/, Abruf: 07.05.<strong>2021</strong><br />
[3]<br />
Niebur, Thomas (2017): Getränke-Mehrweg – Kostentreiber<br />
Individualität. In: Standards, Heft 3/2017,<br />
Seiten 18-19<br />
im befüllten Kastenzustand 90 mm,<br />
wobei sich im leeren Kastenzustand<br />
durch eine vorherige Drehung eines<br />
Kastens um 180 Grad – mittels<br />
des bewährten Prinzips der<br />
Drehstapelung – sogar eine „Nesttiefe“<br />
von 120 mm realisieren lässt.<br />
Übliche Getränkekästen zur Aufnahme<br />
von 0,33-l-Longneck-Flaschen<br />
verfügen in den meisten Fällen über<br />
die maximalen Außenabmessungen<br />
von 400 mm x 300 mm x 270mm<br />
(L x B x H). Dabei werden auf einer Europalette<br />
fünf Stapelschichten (Stapelhöhe<br />
inklusive Palette circa 1,5 m)<br />
à acht Kästen pro Stapelschicht mit<br />
je 24 Flaschen pro Getränkekasten<br />
transportiert und gelagert. Hieraus<br />
ergibt sich eine Anzahl von 40 Kästen<br />
pro Europalette, die insgesamt<br />
960 Flaschen aufnehmen können.<br />
Um die bei dem neuartigen Funktionsprinzip<br />
angestrebte Volumenoptimierung<br />
umsetzen zu können,<br />
muss die Flaschenanzahl pro Kasten<br />
(bezogen auf das Beispiel 0,33-l-<br />
Longneck-Flaschen) zwar von 24<br />
auf 20 Flaschen reduziert werden.<br />
An dieser Stelle ergibt sich durch<br />
die realisierbare „Nest tiefe“ von<br />
90 mm die Möglichkeit, die Anzahl<br />
der Stapelschichten pro Europalette<br />
von den bislang fünf auf nun sieben<br />
Stapelschichten zu erhöhen.<br />
Damit wird die Packdichte je<br />
Euro palette gegenüber vorhandenen<br />
Flaschenkästen grundlegend<br />
verbessert (siehe Abb. 2). In Zahlen<br />
bedeutet dies: Es können insgesamt<br />
56 Kästen beziehungsweise<br />
1.120 Flaschen pro Europalette<br />
transportiert und gelagert werden.<br />
Dieses entspricht einer Verbesserung<br />
von 40 % in Bezug auf die<br />
Kastenanzahl und rund 17 % im<br />
Hinblick auf die Flaschenanzahl.<br />
Im leeren Kastenzustand lassen<br />
sich durch die mithilfe der Drehstapelung<br />
möglich werdende „Nesttiefe“<br />
von 120 mm sogar 64 Kästen<br />
pro Europalette stapeln, was einen<br />
Zuwachs von 60 % bedeutet. Hierbei<br />
beträgt die Stapelhöhe inklusive<br />
Palette weiterhin jeweils rund 1,5 m.<br />
Die genannten maximalen Außenabmessungen<br />
bestehender Getränkekästen<br />
werden ebenfalls eingehalten.<br />
Somit wird eine vollständige<br />
Kompatibilität des volumenreduzierbaren<br />
Flaschenkastens zu vorhandenen<br />
Kästen mit einem Grundmaß<br />
von 400 mm x 300 mm sichergestellt.<br />
Leergut-Ersatzgebinde<br />
und Nutzungspotenzial<br />
Selbstverständlich beschränkt sich<br />
das grundlegende Funktionsprinzip<br />
des patentierten Flaschenkastens<br />
nicht auf die gezeigte beispielhafte<br />
Ausführung für 0,33-l-Longneck-<br />
Flaschen. Es lässt sich vielmehr auf<br />
eine Vielzahl weiterer Flaschengrößen,<br />
Getränkearten et cetera oder<br />
auch auf weitere Kastenformate<br />
übertragen. Beispielsweise ist auch<br />
ein Kasten mit einem Grundmaß<br />
von 600 mm x 400 mm möglich, der<br />
als sogenanntes „Leergut-Ersatzgebinde“<br />
an der Prozessschnittstelle<br />
zwischen dem (Getränke-)Einzelhandel<br />
und dem Getränkefachgroßhandel<br />
zum Einsatz kommen. Hier<br />
könnte eine Effizienz- und Qualitätssteigerung<br />
im Zusammenhang<br />
mit der Handhabung von Einzelflaschenüberhängen<br />
bewirkt werden.<br />
Im Vergleich zu den an dieser Prozessschnittstelle<br />
in der logistischen<br />
Praxis vielfach verwendeten „Trays“<br />
zur Leergut-Rückführung weist der<br />
innovative „nestbare“ Flaschenkasten<br />
– zusätzlich zu der gegebenen<br />
Volumenoptimierung im Rahmen<br />
von Leerguttransporten – den entscheidenden<br />
Vorteil auf, dass ein<br />
oberer Kasten nicht auf den Flaschen<br />
eines darunter befindlichen<br />
Kastens aufsteht. Dadurch kann vor<br />
allem die Stabilität im Zusammenhang<br />
mit der Stapelung maßgeblich<br />
verbessert werden.<br />
Aufgrund der durch den volumenoptimierten<br />
Flaschenkasten möglich<br />
werdenden effizienteren Nutzung<br />
des im Rahmen der Getränkelogistik<br />
verfügbaren Transport- und Lagervolumens<br />
ergeben sich entlang der<br />
gesamten Logistikkette u. a. die folgenden<br />
wesentlichen betriebs- und<br />
volkswirtschaftlichen Vorteile:<br />
▶▶Einsparungen bei Transportkosten-<br />
und Lagerplatz<br />
▶▶Reduzierung von CO 2<br />
- und<br />
Feinstaubemissionen,<br />
▶▶Einsparungen bei natürlichen<br />
Ressourcen sowie<br />
▶▶Entlastung der Verkehrsinfrastruktur.<br />
Mehr Informationen<br />
www.bekuplast.com<br />
Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 39
MARKT | Produktneuheiten<br />
Alfa Laval<br />
Membrantechnologie für Bier in konzentrierter Form<br />
Alfa Laval hat zum Jahresende<br />
2020 das US-amerikanische<br />
Getränketechnologie- Unter nehmen<br />
Sandymount über nommen.<br />
Damit sichert sich Alfa Laval die<br />
einzigartige, patentierte Membrantechnologie<br />
Revos zur Bierkonzentrierung.<br />
Sandymount mit Sitz in Woburn<br />
bei Boston verfügt über<br />
die patentierte Membrantechnologie<br />
Revos, welche Herstellern<br />
die Produktion hochwertiger<br />
Biere in konzentrierter Form<br />
ermöglicht. Als Ergänzung der<br />
umfangreichen Alfa Laval Produktpalette<br />
trägt Revos jetzt<br />
dazu bei, Ineffizienzen beim<br />
Transport der Biere zu minimieren.<br />
Hintergrund ist, dass Bier zu<br />
den wenigen Produkten gehört,<br />
die entlang der gesamten Lieferkette<br />
vom Hersteller bis zum<br />
Verbraucher mit hohem Wasseranteil<br />
befördert werden.<br />
„Diese neue <strong>Technologie</strong> ist<br />
eine wertvolle Ergänzung des<br />
Portfolios an Brauereilösungen<br />
von Alfa Laval, mit denen wir<br />
Prozesse für hochwertiges Bierkonzentrat<br />
liefern können“, sagt<br />
Nish Patel, Präsident der Division<br />
Food & Water bei Alfa Laval. „Innovative<br />
und bewährte Lösungen<br />
wie Revos optimieren die<br />
Lieferketten unserer Kunden und<br />
verbessern ihre Wirtschaftlichkeit<br />
sowie Nachhaltigkeit,“ erläutert<br />
Patel. Ronan McGovern,<br />
Gründer von Sandymount, ergänzt<br />
hierzu: „Mehrere große<br />
Brauerein haben die Membrantechnologie<br />
Revos bereits erfolgreich<br />
ein gesetzt.<br />
Ich freue mich, dass sie Teil der<br />
nachhaltigen Lösungen von Alfa<br />
Laval wird und von der Erfahrung<br />
und globalen Präsenz des<br />
Unternehmens profitiert.“ Das<br />
neu erworbene Unternehmen<br />
Sandymount wird mit seinem<br />
Gründer und seinen Mitarbeitern<br />
in die Business Unit Food Systems<br />
der Division Food & Water<br />
von Alfa Laval integriert.<br />
Mehr Informationen<br />
www.alfalaval.de<br />
Foto: Alfa Laval<br />
Piab AB<br />
Greifer für das automatisierte Handling von Sixpacks<br />
Spezieller Greifer<br />
mit Rechtecksaugern<br />
Sixpacks mit Kartonumhüllung<br />
können sicher und ohne Abdrücke<br />
zu hinterlassen mit dem<br />
neuen Greifer von Piab automatisch<br />
gehandhabt werden. Damit<br />
steht der Getränke industrie<br />
eine neue Lösung zur effizienteren<br />
Verpackung und Palettierung<br />
von Flaschen zur Verfügung<br />
Nach verschiedenen Gesprächen<br />
mit Kunden aus dem Anlagenbau<br />
und der Getränkeindustrie<br />
war für die Experten<br />
des Unternehmens klar, dass ein<br />
Greifer für das einfache automatische<br />
Handling von Sixpacks<br />
mit Kartonummantelung her<br />
muss. Denn so werden gerade<br />
Bier und bierhaltige Mixgetränke<br />
angeboten und müssen entsprechend<br />
von der Getränkeindustrie<br />
verpackt und palettiert<br />
werden. Die Schwierigkeit<br />
bei der Automatisierung dieses<br />
Prozessschrittes bestand bisher<br />
darin, dass mechanische Greifer<br />
die Flaschen nicht von oben<br />
an den Kronkorken aufnehmen<br />
können, da diese in der Regel<br />
mit einer Banderole aus Aluminium<br />
oder Papier versiegelt<br />
sind, die dabei beschädigt würde.<br />
Gleichzeitig ist der Karton<br />
sehr dünn und labil und muss<br />
Abb. links: Der Greifer hält das Sixpack vorsichtig,<br />
aber sicher. Kartonage, Etikett und Flaschen<br />
werden dabei nicht beschädigt.<br />
Abb. rechts: Zusätzlich zu den seitlichen Fingern,<br />
kommt die wesentliche Greifkraft durch die speziell<br />
designten Saugnäpfe von oben. Diese sind<br />
so konstruiert, dass sie die dünne Kartonverpackung<br />
des Sixpacks nicht einsaugen.<br />
Fotos: Piab AB<br />
entsprechend schonend gehandelt<br />
werden. Auch soll der Greifer<br />
keine Abdrücke auf der Kartonage<br />
hinterlassen, damit nicht<br />
der Eindruck entsteht, die Verpackung<br />
sei beschädigt.<br />
Die Piab-Vakuumspezialisten<br />
entwickelten unter der Leitung<br />
von Bernd Gries, Manager Global<br />
S-Accounts, einen speziellen<br />
Greifer mit Rechtecksaugern.<br />
Diese nehmen das Sixpack an nur<br />
drei Stellen auf. Um zu verhindern,<br />
dass aufgrund der großen<br />
Saugfläche der Karton in diese<br />
hineingezogen wird und Abdrücke<br />
entstehen, entwickelte das<br />
Piab-Team einen entsprechenden<br />
Loadsupport als Teil der Saugnäpfe.<br />
Dieser verhindert, dass die<br />
Pappe mit eingezogen wird.<br />
Der Greifer wird im 3D-Druckverfahren<br />
hergestellt und kann<br />
einfach an unterschiedliche Sixpackgrößen<br />
angepasst werden.<br />
Am schnellsten geht dies<br />
über die austauschbaren Wangen,<br />
die der Stabilisierung des<br />
Sixpacks im Greifer beim Handling<br />
dienen. Der Greifer enthält<br />
neben den Rechtecksaugern<br />
leistungsstarke COAX ® -<br />
Vakuumejektoren.<br />
Pro Rechtecksauger ist ein<br />
COAX ® -Ejektor dezentral integriert.<br />
Dies sorgt für zusätz liche<br />
Sicherheit bei der Hand habung,<br />
denn jeder Ejektor arbei tet unabhängig<br />
von den anderen.<br />
Sollte also aufgrund von Verschmutzung<br />
ein Ejektor ausfallen,<br />
wird der Sixpack weiterhin<br />
zuverlässig von den anderen<br />
beiden gehalten. Um ein schnelles<br />
Ablegen des Sixpacks zu ermöglichen,<br />
verfügt der Greifer<br />
über einen automatischen<br />
Abblas impuls. Dieser reinigt<br />
gleichzeitig den Ejektor, Kanäle<br />
und Saugnapf. Für Kunden,<br />
die über Industrie 4.0-Schnittstellen<br />
verfügen, bietet dieser<br />
Greifer Abfragemöglichkeiten<br />
zu Vakuumprozessdaten. <br />
Mehr Informationen<br />
www.piab.com<br />
40 | Getränke! 02 | <strong>2021</strong>
PRODUKTE, TECHNOLOGIEN UND DIENSTLEISTUNGEN | Bezugsquellen<br />
Abwasser- & und Wassertechnik<br />
Institute | Organisationen | Verbände<br />
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EnviroChemie GmbH<br />
In den Leppsteinswiesen 9 | D-64380 Rossdorf<br />
Tel.: +49 (0)6154 6998-0 | Fax: +49 (0)6154 6998-11<br />
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Die deutschen Brauer<br />
Deutscher Brauer-Bund e.V.<br />
Neustädtische Kirchstraße 7a<br />
D-10117 Berlin<br />
www.brauer-bund.de<br />
Wirtschaftsvereinigung<br />
Alkoholfreie Getränke e. V.<br />
Monbijouplatz 11 | 10178 Berlin<br />
www.wafg.de<br />
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Kennzeichnen | Markieren<br />
Alter Hellweg 46<br />
D-44379 Dortmund<br />
www.akademie-fresenius.de<br />
GERNEP GmbH<br />
Benzstraße 6<br />
D-93092 Barbing<br />
Tel.: +49 (0)9401 9213-0<br />
Fax: +49 (0)9401 9213-29<br />
info@gernep.de<br />
www.gernep.com<br />
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Deutsches Verpackungsinstitut e.V. (dvi)<br />
Kunzendorstr. 19<br />
D-14165 Berlin<br />
www.verpackung.org<br />
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Forschungskreis der<br />
Ernährungsindustrie e.V.<br />
Godesberger Allee 142-148<br />
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Getränke! 02 | <strong>2021</strong> | 41
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