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Hygiene Report 5/2021

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung.

Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

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wissenschaft<br />

5·21<br />

Die Autoren<br />

M. Eng.<br />

Johannes Knaus<br />

hat an der Technischen<br />

Hochschule<br />

Ulm ein<br />

Masterstudium<br />

der Medizintechnik<br />

absolviert. Mit der vorgestellten<br />

Arbeit zur Reduktion von<br />

Corona-ähnlichen Viren mittels<br />

UVC-Luftdesinfektionssysteme<br />

wurde er sowohl mit dem<br />

Förderpreis von Pro! Technische<br />

Hochschule Ulm als auch mit<br />

dem Förderpreis des Vereins<br />

Deutscher Ingenieure (VDI) ausgezeichnet.<br />

Zuvor wurde bereits<br />

seine Bachelorarbeit zum Thema<br />

Prävention von nosokomialen<br />

Pneumonien mit dem WGKT-<br />

Innovationspreis prämiert.<br />

Dr. Petra Vatter<br />

hat in Tübingen<br />

und Ulm<br />

Biochemie<br />

studiert und<br />

promoviert<br />

und war anschließend<br />

über zehn Jahre als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

am Institut für Pharmakologie<br />

und Toxikologie der Universität<br />

Ulm tätig. Seit 2016 arbeitet<br />

sie an der Technischen Hochschule<br />

Ulm an verschiedenen<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

zur Anwendung neuer<br />

Desinfektionsansätze. Außerdem<br />

ist sie Lehrbeauftragte für<br />

Grundlagen der Molekularbiologie<br />

im Studiengang Medizintechnik.<br />

Prof. Dr. Martin<br />

Hessling<br />

hat Physik und<br />

Medizintechnik<br />

studiert und ist<br />

seit über 15<br />

Jahren Leiter<br />

des Biotechnologielabors des<br />

Instituts für Medizintechnik und<br />

Mechatronik der Technischen<br />

Hochschule Ulm. Seit über zehn<br />

Jahren beschäftigt er sich in<br />

anwendungsnahen Forschungsprojekten<br />

mit Strahlungsdesinfektion<br />

im Spektralbereich 200-<br />

280 nm (Far-UVC bis zu blauem<br />

Licht). Das Ergebnis sind bisher<br />

ca. 100 Veröffentlichungen zu<br />

verschiedenen Anwendungen von<br />

Licht mit Strahlungsdesinfektion<br />

als großem Schwerpunkt.<br />

nur begrenzt sinnvoll, da in<br />

der Anwendung u.a. noch das<br />

Raumvolumen und die Raumluftzirkulation<br />

eine Rolle spielen.<br />

Wenn man sich als Beispiel ein<br />

UVC-Luftdesinfektionssystem<br />

vorstellt, das bei einer einmaligen<br />

Durchströmung nur 70 %<br />

der Erreger reduziert, aber dies<br />

in einem Raum, der so klein ist,<br />

dass die Luft im Mittel alle<br />

5 min einmal durch das System<br />

strömt, sind bei einer vereinfachten<br />

Betrachtung nach<br />

10 min mehr als 90 % und<br />

nach 30 min mehr als 99,9 %<br />

der Mikroorganismen oder Viren<br />

inaktiviert. Umgekehrt kann ein<br />

Luftdesinfektionssystem, das<br />

bei einer Durchströmung sogar<br />

99 % Reduktionsleistung zeigt,<br />

effektiv zu höheren Keimkonzentrationen<br />

in der Luft führen,<br />

wenn der Raum so groß ist,<br />

dass die Luft weniger als einmal<br />

pro Stunde desinfiziert wird.<br />

Bei der Auslegung eines Desinfektionssystems<br />

spielen daher<br />

das Luftvolumen im Raum<br />

eine Rolle, die Strömungsgeschwindigkeit<br />

durch das<br />

Desinfektionssystem und die<br />

Desinfektionsleistung des UVC-<br />

Systems. Das Raumvolumen ist<br />

in einer konkreten Anwendung<br />

in der Regel bekannt und mit<br />

sogenannten CFD-Programmen<br />

(Computer Fluid Dynamics)<br />

lassen sich Luftströmungen im<br />

Raum simulieren und damit optimale<br />

Aufstellorte für Luftdesinfektionssysteme<br />

ermitteln.<br />

Schwieriger ist die Frage nach<br />

der tatsächlichen Desinfektionsleitung<br />

oder effektiven Bestrahlungsdosis<br />

des UVC-Systems<br />

bei einmaliger Durchströmung.<br />

Die Bestrahlungsstärke im Luftdesinfektionssystem<br />

hängt von<br />

der Entfernung zur UVC-Quelle<br />

und der Fluiddynamik ab. Es<br />

kann passieren, dass Teilströme<br />

deutlich kürzer und mit<br />

geringerer Intensität bestrahlt<br />

werden, als das im Mittel der<br />

Fall ist.<br />

Die Mittelwerte eignen sich immerhin,<br />

um einen Anhaltspunkt<br />

für die erreichbare Desinfektionsleistung<br />

zu erhalten, aber<br />

für verlässlichere Aussagen sind<br />

mikrobiologische Tests notwendig<br />

– und bei diesen Tests<br />

sind verschiedene Aspekte zu<br />

beachten. Die bedeutenden Erreger,<br />

die es zu reduzieren gilt,<br />

sind pathogen und daher dürfen<br />

solche Tests nur in geeigneten<br />

Laboren durchgeführt werden.<br />

Die Anforderungen an Labore,<br />

die mit SARS-CoV-2 arbeiten,<br />

sind sogar besonders hoch:<br />

Arbeiten mit diesen Viren sind<br />

nur in Laboratorien der Sicherheitsstufe<br />

3 zulässig, da es in<br />

der Vergangenheit beim ersten<br />

SARS-Coronavirus zu Laborunfällen<br />

gekommen ist. Die<br />

Gefahr eines solchen Unfalls<br />

steigt, wenn solche Viren oder<br />

andere pathogene Krankheitserreger<br />

nicht nur in begrenzten<br />

Flüssigkeitsvolumen aufbewahrt,<br />

sondern sogar gezielt<br />

für Versuche in der Luft verteilt<br />

werden. Daher ist es praktisch<br />

kaum möglich, alle UVC-Luftdesinfektionssystemen,<br />

die seit<br />

der Corona-Pandemie auf den<br />

Markt gekommen sind oder sich<br />

aktuell noch in der Entwicklung<br />

befinden, mit hochinfektiösen<br />

Coronaviren oder anderen<br />

relevanten Krankheitserregern<br />

in der Luft zu testen.<br />

Teststand für UVC-<br />

Luftdesinfektionssysteme<br />

und Test mit Surrogaten<br />

Eine Abhilfe können hier Tests<br />

mit sogenannten Surrogaten<br />

bringen. Dabei handelt es sich<br />

um biologisch oder strukturell<br />

verwandte Mikroorganismen<br />

oder Viren, die nicht oder zumindest<br />

weniger pathogen sind<br />

und von denen bekannt ist oder<br />

angenommen werden darf, dass<br />

Abb. 3: Schematische Darstellung des entwickelten Teststands für UVC-<br />

Luftdesinfektionssysteme. Nach Verneblung der Mikroorganismen gelangen<br />

diese über eine Aerosolkammer in das UVC-Luftdesinfektionssystem. Durch<br />

Probenahme vor und nach der UVC-Bestrahlung kann auf die Effizienz des<br />

UVC-Luftdesinfektionssystems geschlossen werden. Eine weitere zusätzliche<br />

physikalische Filterung sorgt für Sicherheit im Labor.<br />

sie sich ähnlich verhalten wie<br />

die gefährlicheren Erreger.<br />

Zum Test der Wirkung eines<br />

kommerziellen UVC-Luftdesinfektionssystems<br />

mit einer<br />

16 www.hygiene-report-magazin.de

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