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Nr. 81 - Winter 2021/22

Côte d'Azur: ein mimosengelber und azurblauer Winter Alpen: La Grande Odyssée Savoie-Mont-Blanc Auvergne: Le Chambon-sur-Lignon: ein beispielhaftes Stück Frankreich Fontevraud: Eine Abtei, die ihrer Zeit schon immer voraus war Rezept: Potage d'hiver au chou-fleur et épices

Côte d'Azur: ein mimosengelber und azurblauer Winter
Alpen: La Grande Odyssée Savoie-Mont-Blanc
Auvergne: Le Chambon-sur-Lignon: ein beispielhaftes Stück Frankreich
Fontevraud: Eine Abtei, die ihrer Zeit schon immer voraus war
Rezept: Potage d'hiver au chou-fleur et épices

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DAS UNABHÄNGIGE FRANKREICH-MAGAZIN <strong>Nr</strong>. <strong>81</strong> · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/<strong>22</strong><br />

OKZITANIEN · CÔTE D’AZUR · ALPEN · AUVERGNE · HAUTS-DE-FRANCE · LOIRE-TAL<br />

Okzitanien<br />

Es lebe die Entschleunigung!<br />

Côte d’Azur<br />

Ein mimosengelber und azurblauer <strong>Winter</strong><br />

Alpen<br />

Blaue Augen, weißes Fell und Hundegebell<br />

Le Chambon-sur-Lignon<br />

Ein beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Fontevraud<br />

Eine Abtei, die ihrer Zeit schon immer voraus war<br />

Illumination Der faszinierende Zauber der Lichterstädte<br />

Kultur Die andere Seite von Victor Hugo: der Zeichner<br />

Rezept Potage d’hiver au chou-fleur et aux épices<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 5,90 €<br />

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EDITORIAL<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser,<br />

sollten wir manchmal anstatt von la<br />

France? Oder sollte man manchmal<br />

eher von « les Frances » sprechen? Wussten<br />

Sie beispielsweise, dass ein Wasserkrug<br />

in Nantes (Loire-Atlantique) als Pichet bezeichnet<br />

wird, während er in Montauban (Tarn-et-Garonne) Carafe<br />

heißt, in Grenoble (Isère) Pot d'eau, in Avignon (Vaucluse)<br />

Pot à eau, in Amiens (Somme) Broc d'eau und in<br />

Rouen (Seine-Maritime) Cruche? Oder dass<br />

ausgebratene Würfel von Schweinespeck im<br />

Norden des Departements Charente Grillons<br />

heißen, einige Kilometer südlich im selben<br />

Departement jedoch Grattons, während man in<br />

Toulouse (Haute-Garonne) von Fritons spricht,<br />

in Tours (Indre-et-Loire) von Rillons,<br />

in den Ardennen von Cretons und im<br />

Departement Meuse von Chons?<br />

Diese und viele andere Besonderheiten<br />

erfährt man im spannenden<br />

Buch Comme on dîne chez nous*,<br />

das soeben erschienen ist. Es ist<br />

regionaltypischen Gerichten<br />

sowie den linguistischen Unterschieden<br />

in diesem Bereich<br />

gewidmet. In einem Land, in dem<br />

Küche und Kochen beliebte Diskussionsthemen<br />

sind, ist das eine spannende<br />

Angelegenheit! Der Sprachwissenschaftler<br />

Mathieu Avanzi und der Küchenchef<br />

Jean Mathat-Christol zeigen nicht nur auf,<br />

welche Bedeutung das Kochen in Frankreich<br />

hat, sondern auch, welch unglaubliche<br />

Vielfalt an Spezialitäten – und auch<br />

an Begriffen – im Laufe der<br />

Jahrhunderte in Frankreich<br />

entstanden sind.<br />

Sie als treue Leser von Frankreich<br />

erleben wissen nur zu gut, wie sehr wir es lieben,<br />

Ihnen gerade diese Fülle an Worten, Konzepten,<br />

Initiativen, regionalen Besonderheiten, kurz, die<br />

faszinierende Diversität dieses Landes, vorzustellen.<br />

Wie vielfältig Frankreich ist, können Sie auf den<br />

folgenden Seiten erneut feststellen: Sie entdecken die<br />

beispielhafte und mutige Vergangenheit eines<br />

kleinen Dorfes und seiner Region sowie eine<br />

Abtei im Departement Maine-et-Loire, die<br />

ihrer Zeit schon immer voraus war. Sie lesen,<br />

dass der berühmte Victor Hugo nicht nur<br />

der Schriftsteller und Dichter war, als den<br />

wir ihn kennen, und Sie erfahren, was<br />

uns eine berühmte Statuengruppe über<br />

die Persönlichkeit von Auguste Rodin<br />

vermitteln kann. Erneut werden Sie<br />

passionierte und einfallsreiche Frauen<br />

und Männer kennenlernen, die auf ihre Weise<br />

zu dieser Diversität des Hexagons beitragen.<br />

Viel Spaß beim Entdecken der « französischen<br />

Facetten », die wir schätzen, die wir manchmal<br />

auf abenteuerlichen Schleichwegen entdecken,<br />

über die wir uns mit Freunden austauschen, die<br />

immer einen Umweg wert sind, weil sie schöne<br />

Überraschungen und Begegnungen bereithalten …<br />

*Comme on dîne chez nous - Le grand livre des<br />

mots et des recettes de nos régions, Éditions Le<br />

Robert, 240 Seiten, <strong>2021</strong>, ISBN 978-2321016731<br />

Titelbild: das Dorf Bélesta (Pyrénées-Orientales)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 3


INHALT<br />

Victor Hugo · 82<br />

Fontevraud · 34<br />

Côte d’Azur · 28<br />

Gärten des<br />

Friedens · 50<br />

Geschichte · 64<br />

Alpen · 42<br />

Rezept · 92<br />

Lichterstädte · 56<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Rennes<br />

Nantes<br />

Rouen<br />

Paris<br />

Lille<br />

56 · Chartres<br />

Tours<br />

Dijon<br />

34 · Abbaye Royale de Fontevraud<br />

64 · Le Chambon-sur-Lignon<br />

Bordeaux<br />

74 ·Bélesta<br />

Montpellier<br />

Toulouse<br />

Marseille<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

28 Côte d’Azur<br />

Die Magie eines mimosengelben und azurblauen <strong>Winter</strong>s<br />

Im <strong>Winter</strong> blühen an der Côte d’Azur die Mimosen und man hat förmlich den<br />

Eindruck, als explodierten die Farben. Die Luft ist von einem unvergesslichen<br />

Duft erfüllt, alles lädt zu überraschenden Entdeckungen ein. Unsere Tipps,<br />

wie sich diese außergewöhnliche Atmosphäre am besten erleben lässt.<br />

34 Abbaye Royale de Fontevraud<br />

Eine Abtei, die ihrer Zeit schon immer voraus war<br />

Die Abbaye Royale de Fontevraud besitzt nicht nur eine bemerkenswerte Architektur,<br />

sondern auch eine erstaunliche Vergangenheit und Gegenwart. Mehr über die Geschichte<br />

der ersten « Abtei der Frauen », die in ein Gefängnis verwandelt wurde und<br />

heute eines der innovativsten Museen für moderne Kunst Frankreichs beherbergt.<br />

42 Alpen<br />

Blaue Augen, weißes Fell und Hundegebell!<br />

Jedes Jahr im Januar durchqueren die Teilnehmer des legendären Schlittenhunderennens<br />

Grande Odyssée Savoie Mont Blanc – 66 Musher und ihre 600 treuen Begleiter<br />

– die ausgedehnten Schneeflächen und Wälder in Savoyen und Hochsavoyen. Die<br />

« Große Odyssee » ist « das » herausragende Ereignis für Schlittenhunde in Europa.<br />

50 Gärten des Friedens<br />

Zwischen Erinnerung und Blick in die Zukunft<br />

Seit 2018 entstanden in den französischen Regionen Hauts-de-France und Grand-Est<br />

sowie im benachbarten Belgien 20 sogenannte Jardins de la Paix, « Gärten des Friedens<br />

». Das bislang einzigartige Landschaftsgartenprojekt fordert neben dem Gedenken<br />

an tragische Momente der Vergangenheit zu einem Blick in die Zukunft auf.<br />

56 <strong>Winter</strong>liche Illuminationen<br />

Der faszinierende Zauber der Lichterstädte<br />

Seit einigen Jahren hat sich die Beleuchtung in zahlreichen Städten – vor allem<br />

im <strong>Winter</strong> – zu einer wirtschaftlichen und touristischen Komponente entwickelt.<br />

Wir stellen Ihnen vier Städte vor, deren Initiativen besonders gelungene Beispiele<br />

dafür darstellen, was eine Lichterstadt, eine Ville lumière, ausmacht.<br />

62 Coup de cœur<br />

Saint-Tropez: Gemälde versus Realität<br />

50 · Gärten des Friedens<br />

56 · Metz<br />

56 · Epernay<br />

56 · Lyon<br />

Straßburg<br />

42 · Alpen<br />

62 · Saint Tropez<br />

28 · Côte d’Azur<br />

Frankreich heute<br />

64 Geschichte<br />

Le Chambon-sur-Lignon:<br />

ein beispielhaftes Stück Frankreich<br />

Die Geschichte eines abgelegenen Dorfes, das<br />

ein außergewöhnliches Beispiel für Humanität<br />

ist und dessen Name heute als Symbol<br />

für einen Zufluchtsort für Verfolgte gilt.<br />

70 Interview<br />

« Der Doppelgänger »: 30 Jahre<br />

deutschsprachige Literatur in Frankreich<br />

Die Reihe « Der Doppelgänger » ist eine sehr<br />

renommierte Buchreihe, die ausschließlich<br />

der deutschsprachigen Literatur gewidmet ist.<br />

Ein Gespräch mit dem Verantwortlichen beim<br />

Verlag Verdier über die Beziehung der Franzosen<br />

zur Sprache und zu deutschen Autoren.<br />

Art de vivre<br />

74 Weintourismus<br />

Domaine Riberach: Es lebe<br />

die Entschleunigung!<br />

Vor einigen Jahren kaufte ein ambitioniertes<br />

Architektenehepaar die ehemalige Genossenschaftskellerei<br />

eines abgelegenen<br />

Dorfes im Departement Pyrénées-Orientales<br />

und realisierte dort ein einzigartiges Projekt,<br />

das ein Weingut, ein nachhaltig<br />

geführtes Hotel und ein Feinschmeckerrestaurant<br />

umfasst. Wir waren dort.<br />

82 Kultur<br />

Die andere Seite von Victor Hugo:<br />

der Zeichner<br />

Victor Hugo ist einer der größten französischen<br />

Schriftsteller. Weniger bekannt ist<br />

dagegen, dass er auch ein höchst talentierter<br />

Zeichner, ein Künstler par excellence war.<br />

92 Chantals Rezept<br />

Potage d’hiver au chou-fleur et aux épices<br />

94 Produkt<br />

Chanel N o 5: ein Mythos wird 100 Jahre alt<br />

N o 5 ist ohne Zweifel die berühmteste Nummer<br />

in der Welt der Düfte. Das erste Parfum aus<br />

dem Hause Chanel wurde 1921 kreiert und<br />

ist heute, 100 Jahre später, immer noch<br />

das meistverkaufte der Welt. Ein Porträt.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 On lit<br />

14 On lit en France<br />

18 Am Tag als …<br />

<strong>22</strong> On regarde<br />

24 On surfe<br />

26 On écoute<br />

27 Leserbriefe<br />

88 Nach bestellungen<br />

96 Guéwen a testé<br />

98 Impressum<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet: www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 5


ON EN PARLE<br />

PLUS BEAUX VILLAGES<br />

Die Liste wird länger<br />

Die zuständige Fachkommission der Vereinigung Les plus beaux Villages de France hat sich bei einem Treffen in Saint-Côme-d’Olt<br />

(Aveyron) zugunsten der Auszeichnung von zwei neuen Dörfern ausgesprochen: Polignac (Haute-Loire) und Le Malzieu-Ville<br />

(Lozère , s. o.). Die Anzahl der schönsten Dörfer Frankreichs hat sich damit auf 164 erhöht.<br />

SCHIENENVERKEHR<br />

Comeback der Nachtzüge<br />

Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF hat für<br />

Dezember die Lancierung einer Nachtzugverbindung<br />

zwischen Paris und Wien angekündigt. Der sogenannte<br />

Nightjet wird gemeinsam mit den Österreichischen<br />

Bundesbahnen ÖBB betrieben. Dreimal pro Woche soll dann<br />

ein Zug in beide Richtungen verkehren und in Straßburg,<br />

Karlsruhe, München, Rosenheim, Salzburg, Linz und St.<br />

Pölten halten. In Fahrtrichtung Wien-Paris ist darüber hinaus<br />

ein Halt in Freilassing geplant. Die Züge bieten jeweils<br />

drei Klassen an, die von « einfachen » Sitzplätzen, über<br />

Liegewagenabteile für 4 bis 6 Personen mit Waschbecken<br />

und Dusche im Waggon, bis hin zum Schlafwagenabteil für 1<br />

bis 3 Personen mit Waschgelegenheit beziehungsweise sogar<br />

mit eigener Dusche und WC reichen.<br />

BAHNHOF<br />

Geplante Renovierung des Nordbahnhofs<br />

in Paris gestoppt<br />

Es sollte eine der größten Pariser Baustellen der nächsten<br />

Jahre werden, jetzt wurde das Projekt verworfen. Die<br />

französische Eisenbahngesellschaft Société Nationale<br />

de Chemins de Fers (SNCF) hat angekündigt, dass sie<br />

letzten Endes die gigantischen Pläne für die Renovierung<br />

und Umgestaltung des Gare du Nord nicht umsetzen<br />

werde. Im Rahmen des Projektes sollte sogar ein riesiges<br />

Einkaufszentrum gebaut werden. Das Vorhaben, dem man<br />

gewisse Parallelen zum Bau des Flughafens in Berlin nicht<br />

absprechen kann, machte seit einigen Monaten immer öfter<br />

durch negative Schlagzeilen von sich reden: Die ursprünglich<br />

budgetierten 600 Millionen Euro waren auf einen Betrag<br />

von 1,5 Milliarden Euro explodiert, und die Verpflichtung,<br />

bis zu den Olympischen Sommerspielen in Paris im Jahr<br />

2024 fertig zu werden, schien immer illusorischer zu sein.<br />

Die SNCF zog es daher vor, alles zu stoppen, um keine<br />

zusätzlichen Kosten mehr zu verursachen. Man sei dennoch<br />

zu einer « Verständigung mit den öffentlichen Akteuren »<br />

bereit, um neue – und mit Sicherheit viel bescheidenere –<br />

Renovierungspläne für den Bahnhof zu entwickeln.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


STRASSENVERKEHR<br />

Tempo 30 in der Stadt breitet sich aus<br />

Seit dem 30. August gilt auf nahezu allen Straßen in Paris Tempo 30. Diese Maßnahme, die bereits<br />

in Städten wie Chartres, Nantes, Montpellier und seit Kurzem auch in Bordeaux umgesetzt ist,<br />

war in der Hauptstadt sehr umstritten. Im Grunde genommen macht Frankreich es in dieser<br />

Beziehung nur anderen europäischen Ländern nach …<br />

GESCHICHTE<br />

Neues Museum für die deutsche<br />

Annektierung<br />

Lange Zeit lag ein dicker Mantel des<br />

Schweigens über der Annektierung des<br />

Departements Moselle während des<br />

Zweiten Weltkriegs durch Nazi-Deutschland<br />

und den Dramen, die sich daraus ergeben<br />

haben. Um dieses Schweigen zu brechen,<br />

beschloss man in der kleinen Stadt<br />

Hagondange, ein öffentliches Gebäude<br />

zu renovieren und dort ein Museum<br />

einzurichten, das ganz den damals im<br />

annektierten Gebiet lebenden Menschen<br />

und ihrem Alltag gewidmet ist. http://<br />

ascomemo.chez.com/<br />

GASTRONOMIE<br />

LÄNDERÜBERGREIFENDE INITIATIVE<br />

Ein deutsch-französisches Kulturzentrum<br />

In Palermo auf Sizilien wurde das erste deutsch-französische Kulturzentrum<br />

KULTUR ENSEMBLE eingeweiht. Es geht auf eine Initiative der deutschen<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Staatspräsidenten<br />

Emmanuel Macron zurück. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit zwischen<br />

Goethe-Institut und Institut français wird die Künstlerresidenz Atelier<br />

Panormos – La Bottega dreimal pro Jahr französische und deutsche<br />

Künstler für drei Monate beherbergen. Dieses Angebot soll nicht nur eine<br />

Produktionsmöglichkeit sein, sondern auch dazu anregen, Verbindungen<br />

mit den vielen<br />

Ausprägungen<br />

der lokalen Kultur<br />

zu schaffen. Die<br />

Partnerschaft<br />

soll auch auf<br />

andere Länder der<br />

Erde übertragen<br />

werden.<br />

Frankreich gewinnt Coupe du<br />

Monde der Gastronomie<br />

Zum ersten Mal seit 2013 gewann wieder<br />

ein Küchenchef des Hexagons mit seiner<br />

Mannschaft den prestigeträchtigen<br />

kulinarischen Wettbewerb der Gastronomie<br />

Bocuse d‘Or. Es handelt sich dabei um den<br />

Lyoner Koch Davy Tissot. Die Trophäe wird<br />

bereits seit 30 Jahren vergeben, passt sich<br />

jedoch immer dem jeweiligen Zeitgeschehen<br />

an. Im Zuge der Coronakrise wurde in<br />

diesem Jahr die neue Prüfung « Take away »<br />

aufgenommen: Die Kandidaten mussten eine<br />

Box mit einer Vorspeise, einem Hauptgericht<br />

und einem Dessert rund um die Tomate<br />

realisieren. Der Bocuse d’Argent ging an das<br />

dänische Team unter der Führung von Ronni<br />

Vexoe Mortensen, während der Bocuse de<br />

Bronze an Christina Andre Pettersen und ihr<br />

Team aus Norwegen ging.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 7


ON EN PARLE<br />

COMIC<br />

Zusätzliche Anerkennung<br />

Wie wir in unserem Magazin regelmäßig berichten, hat sich der Comic heute<br />

zu einem ganz eigenständigen Medium in Frankreich entwickelt, genauso<br />

wie es Bücher, Zeitungen oder Filme sind. Der Markt wächst unaufhörlich,<br />

die Verkaufszahlen erreichen regelmäßig Rekordhöhen und durchschnittlich<br />

erscheinen pro Tag 15 neue Alben. Ein Beweis für diese Anerkennung ist auch die<br />

Tatsache, dass der französische Staat für die Regelung der mit einem Nachlass<br />

verbundenen Kosten statt einem Geldbetrag nun erstmals 238 Originalbildtafeln<br />

akzeptierte. Die Erben des bekannten Comicautors Richard Peyzaret genannt<br />

F’Murrr (1946-2018) hatten dies angeboten. Bis dato wurden derartige<br />

Transaktionen vor allem mit Gemälden oder Skulpturen durchgeführt. Die gute<br />

Nachricht: Die vermachten Originalzeichnungen sollen an das Comic-Museum<br />

Cité inter nationale<br />

de la bande dessinée<br />

et de l’image<br />

in Angoulême<br />

sowie an das Tomi-<br />

Ungerer-Museum in<br />

Straßburg gehen.<br />

SPIELZEUG<br />

Sophie la girafe<br />

im Musée Grévin<br />

Zu Ehren ihres 60.<br />

Geburtstags wurde<br />

Sophie la girafe – das<br />

legendäre Spielzeug,<br />

das in Rumilly<br />

(Haute-Savoie)<br />

produziert wird<br />

und dem wir in<br />

der Ausgabe<br />

<strong>Nr</strong>. 57 einen<br />

Artikel<br />

widmeten –<br />

offiziell ins<br />

Pariser Musée<br />

Grévin aufgenommen und steht<br />

nun inmitten der Wachsfiguren von<br />

Film- und Musikstars und anderen<br />

Persönlichkeiten. Anstatt der üblichen<br />

18 cm misst die Giraffe namens Sophie<br />

allerdings 1,70 m und kann von den<br />

kleinen Besuchern umarmt werden.<br />

www.grevin-paris.com<br />

ZUGANGEBOT<br />

FOTOGRAFIE<br />

Vom Briefboten zum Fotografen<br />

Im Rahmen einer originellen Partnerschaft zwischen<br />

der Post und dem bekannten Fotografen Yann<br />

Arthus-Bertrand, betätigten sich französische<br />

Briefboten einige Monate lang als Fotografen.<br />

Während ihrer Runden boten sie den Menschen,<br />

denen sie Post überbrachten, an, sie zu fotografieren.<br />

Auf diese Weise entstandenen rund 20 000 Bilder,<br />

die nach der Über tragung der Bild rechte an das<br />

Studio von Yann Arthus-Bertrand<br />

über mittelt wurden und zur<br />

Erstellung eines Films mit<br />

dem Titel France, histoire<br />

d’amour beitragen sollen.<br />

Mit diesem Film will der<br />

Autor all das zeigen, was<br />

« in diesem Land großartig<br />

ist. Menschen, Ideen,<br />

Terroir, Landschaften und<br />

auch die Sozial gesetzgebung<br />

». Fortsetzung<br />

folgt im Kino …<br />

Langsamer, aber billiger<br />

Während bei der SNCF bisher die Priorität auf dem Ausbau<br />

der schnellen Zugverbindungen und damit des TGV-Angebots<br />

lag, hat man nun angekündigt, im Frühjahr 20<strong>22</strong> das<br />

Fernverkehrsangebot Ouigo Vitesse Classique mit einer einzigen<br />

Klasse zu lancieren. Im ersten Schritt soll es pro Tag zwei Hinund<br />

Rückfahrten zwischen Paris-Bercy und Lyon-Perrache<br />

(über Villeneuve-Saint-Georges, Melun, Dijon, Chalon-sur-<br />

Saône und Mâcon) sowie drei Hin- und Rückfahrten zwischen<br />

Paris-Austerlitz und Nantes (über Juvisy, Massy-Palaiseau,<br />

Versailles, Chartres, Le Mans und Angers bzw. über Juvisy, Les<br />

Aubrais, Blois, Saint-Pierre-des-Corps, Saumur und Angers)<br />

geben. Die Fahrzeit für die Strecke Paris-Lyon wird zwischen<br />

4 Std. 45 Min. und 5 Std. 15 Min., diejenige für die Strecke<br />

Paris-Nantes zwischen 3 Std. 30 Min. und 4 Std. 15 Min. liegen.<br />

Für dieses Angebot werden die ehemaligen Corail-Waggons<br />

renoviert und – erstaunlicherweise – in Rosa gestrichen. Die<br />

Preise für diese Verbindungen sollen günstig und bis zum<br />

letzten Moment unveränderlich sein. Die Tickets werden<br />

ausschließlich über das Internet angeboten. Ganz vergessen<br />

wird man die Schnellzüge jedoch nicht, auch in diesem Bereich<br />

soll es weiterhin « günstige Angebote » geben. 2023 ist eine<br />

Ausweitung des Ouigo-Angebots auf die Städte Brest, Quimper,<br />

La Rochelle und Perpignan (ab Paris) geplant. Weitere Strecken<br />

sollen ab 2025 folgen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


MONT BLANC<br />

Er schrumpft und schrumpft …<br />

Der Mont Blanc wird regelmäßig und mit immer präziseren<br />

Methoden gemessen, und das Ergebnis ist eindeutig: Er wird<br />

immer kleiner. Während das Dach der westlichen Welt im<br />

Jahr 2013 noch eine Höhe von 4<strong>81</strong>0 m überstieg, liegt sein<br />

höchster Punkt nun bei genau 4807,<strong>81</strong> m. Doch die Geometer<br />

präzisieren, dass die eigentliche Felsspitze unverändert<br />

eine Höhe von 4792 m erreicht. Für die Veränderung<br />

der Gesamthöhe ist zum großen Teil die dicke Schicht<br />

des « ewigen Schnees » verantwortlich, die durch Winde<br />

abgeflacht wird.<br />

LUFTVERKEHR<br />

Städtenamen<br />

für Flugzeuge<br />

Seit einiger Zeit knüpft<br />

die Air France wieder<br />

an die Tradition an, ihre<br />

Flugzeuge auf den Namen<br />

einer französischen Stadt<br />

zu taufen. 47 Maschinen<br />

tragen bereits Namen<br />

wie Toulouse, Saint-Malo,<br />

Papeete, Bordeaux; jüngst<br />

wurde eine Boeing 787 für<br />

Langstreckenflüge auf den<br />

Namen Saint-Émilion getauft.<br />

Die Namen werden vorne am<br />

Rumpf, unterhalb der ersten<br />

Kabinenfenster, aufgemalt.<br />

INNOVATION<br />

Flaschen aus<br />

Flachs<br />

Das Start-up aus<br />

Toulouse Green<br />

Gen Technologies<br />

hat mit der<br />

Herstellung von<br />

Wein- und<br />

Spirituosenflaschen aus Flachsfasern und Naturharz<br />

begonnen. Da das Material nur ein Drittel von Glas<br />

wiegt und einen geringeren CO2-Fußabdruck hat,<br />

könnte sich diese Technologie als erfolgversprechend<br />

erweisen, zumal Frankreich der größte<br />

Flachsproduzent der Welt ist. Eine Cognac-Marke hat<br />

bereits 5000 Flaschen bestellt, die ab Frühjahr 20<strong>22</strong><br />

auf den Markt kommen sollen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 9


ON EN PARLE<br />

VERKEHRSSICHERHEIT<br />

<strong>Winter</strong>- oder Ganzjahresreifen in bestimmten Departements<br />

Pflicht<br />

Diese Information ist wichtig, wenn Sie im <strong>Winter</strong> mit dem Auto in Frankreich<br />

unterwegs sind. Ab diesem Jahr sind vom 1. November bis zum 31. März in den<br />

Bergregionen der folgenden 48 Departements <strong>Winter</strong>- oder Ganzjahresreifen<br />

Pflicht: Ain (01), Allier (03), Alpes-de-Haute-Provence (04),<br />

Hautes-Alpes (05), Alpes-Maritimes (06), Ardèche (07), Ariège (09),<br />

Aude (11), Aveyron (12), Cantal (15), Corrèze (19), Corse-du-Sud<br />

(2A), Haute-Corse (2B), Côte-d’Or (21), Creuse (23), Doubs (25),<br />

Drôme (26), Gard (30), Haute-Garonne (31), Hérault (34), Isère<br />

(38), Jura (39), Loire (42), Haute-Loire (43), Lot (46), Lozère (48),<br />

Meurthe-et-Moselle (54), Moselle (57), Nièvre (58), Puy-de-Dôme<br />

(63), Pyrénées-Atlantiques (64), Hautes-Pyrénées (65), Pyrénées-Orientales (66),<br />

Bas-Rhin (67), Haut-Rhin (68), Rhône (69), Haute-Saône (70), Saône-et-Loire (71),<br />

Savoie (73), Haute-Savoie (74), Tarn (<strong>81</strong>), Tarn-et-Garonne (82), Var (83), Vaucluse<br />

(84), Haute-Vienne (87), Vosges (88), Yonne (89), Territoire de Belfort (90). Um die<br />

betreffenden Gebiete zu kennzeichnen, zeigen zwei neue Straßenverkehrsschilder<br />

Anfang und Ende des betreffenden Bereiches an. Ersatzweise können die beiden<br />

Antriebsräder des Fahrzeugs mit Schneeketten oder Schneesocken ausgerüstet<br />

werden.<br />

GASTRONOMIE<br />

Elsässer Gerichte im Selfservice<br />

Auf den ersten Blick könnte man meinen, im Straßburger<br />

Bahnhof sei ein weiterer Bonbon- oder Getränkeautomat<br />

aufgestellt worden. Allerdings spuckt dieser weder das eine<br />

noch das andere, sondern typische Elsässer Produkte aus:<br />

Münster, geräucherte Wurst, Sauerkraut … Sie werden nach<br />

allen Regeln der Kunst vom Elsässer Feinkostgeschäft Mon<br />

Oncle Malker de Munster hergestellt und vakuumverpackt<br />

angeboten. Aufgrund des großen Erfolges soll ein weiterer<br />

Automat im Bahnhof von Colmar aufgestellt werden.<br />

COMIC<br />

39. Album von Asterix im Handel<br />

Es ist so weit! Zur großen Freude aller Asterix-Fans ist das 39. Abenteuer des gallischen Helden, « Asterix und<br />

der Greif », seit Ende Oktober im Handel erhältlich. Diesmal geht es um eine ganz neuartige Erfahrung, bei<br />

der unsere fröhlichen Gallier im Osten Europas das Wandern durch den Schnee entdecken! Sie machen sich<br />

auf die Suche nach einem unbekannten Volk der Antike, den Sarmaten, die in einer Region lebten, die sich<br />

von der heutigen Ukraine über die Ausläufer des Kaukasus<br />

bis in die Steppenlandschaft von Zentralasien erstreckte.<br />

Zu den Kuriositäten dieses Bandes gehört unter anderem<br />

Terinconus, ein römischer Geograph, der für das Studium<br />

der Karten dieses unbekannten Territoriums zuständig ist.<br />

Ganz in der Tradition der Asterix-Alben trägt dieser die Züge<br />

einer bekannten französischen Persönlichkeit, in diesem Fall<br />

handelt es sich um den Schriftsteller Michel Houellebecq.<br />

Von der französischen Version wurden bereits zwei Millionen<br />

Exemplare gedruckt, die Gesamtauflage beträgt fünf<br />

Millionen in insgesamt 17 Sprachen.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


TOUR DE FRANCE<br />

Strecke der Tour 20<strong>22</strong> vorgestellt<br />

Die Organisatoren der Tour de France haben die Streckenführung der 109.<br />

Auflage der Grande Boucle vorgestellt. Diese beginnt am 1. Juli 20<strong>22</strong> in<br />

Kopenhagen (Dänemark) und endet am 24. Juli auf den Champs-Élysées.<br />

Die Strecke konzentriert sich diesmal sehr auf den Westen Frankreichs.<br />

Die Tatsache, dass « die Große Schleife » erstmals 1300 km nordöstlich<br />

von Paris startet, begründet Tourdirektor Christian Prudhomme mit<br />

dem « Zusammentreffen des wichtigsten Radrennens der Welt mit der<br />

fahrradfreundlichsten Stadt der Welt ». Wenn die Teilnehmer am Ende<br />

in Paris ankommen, haben sie 3328 Streckenkilometer hinter sich,<br />

vier Länder durchquert (Dänemark, Belgien, die Schweiz und natürlich<br />

Frankreich), 6 Bergetappen (Vogesen, Alpen, Zentralmassiv und Pyrenäen)<br />

und 5 Bergankünfte (La Planche des Belles Filles, Col<br />

du Granon, Alpe d’Huez, Peyragudes und<br />

Hautacam) bewältigt. Nach einer Pause von<br />

vier Jahren führt sogar eine knapp 20 km<br />

lange Strecke wieder über das gefürchtete<br />

Kopfsteinpflaster (zwischen Lille und<br />

Arenberg Porte du Hainaut). Fazit: Die Tour<br />

20<strong>22</strong> hat es in sich, darin sind sich alle einig.<br />

CALAIS<br />

Dienstag, 5. Juli<br />

Mittwoch, 6. Juli<br />

DUNKERQUE<br />

LILLE<br />

ARENBERG<br />

PORTE DU HAINAUT<br />

TRANSFER<br />

Montag, 4. Juli<br />

BELGIEN<br />

BINCHE<br />

KOPENHAGEN DÄNEMARK<br />

Grand Départ<br />

Sonntag,<br />

3. Juli<br />

VEJLE<br />

Samstag,<br />

2. Juli<br />

NYBORG<br />

SØNDERBORG<br />

ROSKILDE<br />

vendredi 1 er juillet<br />

KOPENHAGEN<br />

Kopenhagen<br />

Paris<br />

Donnerstag, 7. Juli<br />

LONGWY<br />

PARIS LA DÉFENSE ARENA<br />

Sonntag,<br />

24. Juli<br />

PARIS<br />

Champs-Élysées<br />

Freitag, 8. Juli<br />

TOMBLAINE<br />

LA SUPER PLANCHE DES BELLES FILLES<br />

LEGENDE<br />

Rennstart<br />

Startorte<br />

Ankunftsorte<br />

Ruhetag<br />

Rennziel<br />

Streckenverlauf<br />

Individuelle Zeitfahren<br />

Donnerstag, 21. Juli<br />

Samstag, 23. Juli<br />

Freitag, <strong>22</strong>. Juli<br />

CASTELNAU-MAGNOAC<br />

LOURDES<br />

HAUTACAM<br />

ROCAMADOUR<br />

SAINT<br />

GAUDENS<br />

FOIX<br />

PEYRAGUDES<br />

Mittwoch, 20. Juli<br />

CAHORS<br />

LACAPELLE<br />

MARIVAL<br />

RODEZ<br />

Sonntag, 17. Juli<br />

Dienstag, 19. Juli<br />

SAINT-ÉTIENNE<br />

Samstag,<br />

16. Juli<br />

CARCASSONNE<br />

MENDE<br />

Ruhetag Montag, 18. Juli<br />

Freitag,<br />

15. Juli<br />

DOLE<br />

Samstag, 9. Juli<br />

Dienstag, 12. Juli<br />

ALPE D'HUEZ<br />

CHÂTEL<br />

MEGÈVE<br />

Donnerstag,<br />

14. Juli<br />

BOURG D'OISANS<br />

LAUSANNE<br />

MORZINE<br />

ALBERTVILLE<br />

Mittwoch, 13. Juli<br />

Sonntag, 10 Juli<br />

Ruhetag Montag, 11. Juli<br />

COL DU GRANON<br />

BRIANÇON<br />

SUISSE<br />

AIGLE<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 11


ON LIT<br />

ROMAN<br />

Die Freiheit einer Frau<br />

Édouard Louis, Originaltitel: Combats et métamorphoses d’une femme, aus dem<br />

Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel, S. Fischer, 160 Seiten, ISBN 978-3100000644.<br />

Édouard Louis heißt eigentlich Eddy Bellegueule. 2014 publizierte er mit gerade<br />

einmal 21 Jahren En finir avec Eddy Bellegueule (Das Ende von Eddy). In seinem<br />

weitgehend autobiografischen Debütroman empörte sich der Autor über Armut,<br />

Rassismus und Homophobie, mit denen er in seiner Kindheit konfrontiert<br />

war. Das literarische Wunderkind, dessen Werke inzwischen auf der ganzen<br />

Welt übersetzt werden, versucht durch seine Texte über die Geschichte seiner<br />

Familie unermüdlich, diese Kindheit zu verstehen. Sein aktuellstes Buch ist<br />

eine Versöhnung mit seiner Mutter, die aufgrund ihrer sozialen Situation – und<br />

ihres Geschlechts – in ihrem Dorf im Departement Somme ebenfalls ins Abseits<br />

gedrängt worden war. Damit geht Edouard Louis einen weiteren Schritt in seiner<br />

persönlichen Entwicklung. Abgesehen von diesem speziellen Schicksal liegt eine<br />

besondere Stärke des Buches darin, dass es auch eine gewisse politische Tragweite erkennen lässt,<br />

da der Autor die Brutalität einer gewissen Klassengesellschaft im heutigen Frankreich anprangert<br />

und deren Hintergründe analysiert, um sie besser bekämpfen zu können. Es ist ein mutiges und<br />

nützliches Buch, das dabei hilft, eine oft verkannte, wenn nicht sogar zu Unrecht vergessene Seite<br />

Frankreichs zu verstehen.<br />

ROMAN<br />

Die Gesichter des Ethan Shaw<br />

Fabrice Humbert, Originaltitel: Le monde n’existe pas, aus dem Französischen<br />

von Claudia Marquardt, 280 Seiten, Ullstein, ISBN 978-3550201349.<br />

Fabrice Humbert stammt aus Marseille und unterrichtet das Fach Literatur<br />

an einem deutsch-französischen Gymnasium in Frankreich. Er verfasste<br />

zahlreiche Romane, die in den letzten Jahren die Verlagswelt prägten. In<br />

diesem 2020 im Hexagon veröffentlichten Werk erweist er sich als Autor<br />

eines meisterhaften Krimis, dessen Handlung in den USA spielt. Es ist<br />

die Geschichte eines französischen Journalisten, der sich aufmacht, im<br />

entlegensten Winkel Colorados zu ermitteln, um die Unschuld seines<br />

besten Freundes aus Kindertagen, Ethan, zu beweisen. Fabrice Humbert<br />

beherrscht es meisterhaft, die Spannung durch immer neue und<br />

unerwartete Entwicklungen aufrecht zu erhalten, ein Kriterium, das jeden<br />

guten Krimi auszeichnet. Darüber hinaus ist es ihm gelungen, mit dem<br />

Buch faszinierende Fragen zur Welt, in der wir heute leben, aufzuwerfen und uns damit ein großes<br />

Lesevergnügen zu verschaffen. Das Buch verwirrt und regt zum Nachdenken an!<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Bücher, die wir Ihnen beim<br />

Erscheinen in französischer Sprache<br />

vorstellten und die nun in der<br />

deutschen Übersetzung vorliegen<br />

L’anomalie haben wir Ihnen bereits in der diesjährigen<br />

Frühjahrsausgabe von Frankreich erleben (<strong>Nr</strong>. 78,<br />

Rubrik On lit en France) vorgestellt. Das Buch war<br />

bereits kurz nach seinem Erscheinen mit dem<br />

renommierten Prix Goncourt 2020 ausgezeichnet<br />

worden und schlägt seither alle Verkaufsrekorde. Die<br />

gute Nachricht: Nun ist die Übersetzung im deutschen<br />

Buchhandel erhältlich. Deshalb empfehlen wir Ihnen<br />

das Buch erneut.<br />

KRIMI<br />

Arsène Lupin,<br />

Lupins letzte Liebe<br />

Maurice Leblanc, Originaltitel: Le<br />

dernier amour d’Arsène Lupin, aus<br />

dem Französischen von Nadine<br />

Lipp, Insel Taschenbuch, 171<br />

Seiten, ISBN 978-34586<strong>81</strong>984.<br />

Für Krimiliebhaber ist die Person<br />

von Arsène Lupin eine wahrhaftige<br />

Legende. Seine Abenteuer wurden<br />

weltweit übersetzt und erwiesen<br />

sich auf internationaler Ebene als<br />

Verkaufsschlager. Das Phänomen<br />

hat sich durch die jüngste filmische<br />

Adaptation der Erlebnisse von<br />

Arsène Lupin durch Netflix noch<br />

verstärkt. Lupins letzte Liebe<br />

ist das letzte Abenteuer des<br />

sympathischen « Gentleman-<br />

Gauners », der bereits vor mehr als<br />

100 Jahren von Maurice Leblanc<br />

(1864-1941) kreiert wurde. Der Autor<br />

hatte den Text vermutlich um 1936<br />

begonnen, geschwächt durch seine<br />

Krankheit jedoch nicht vollendet.<br />

Florence Leblanc, die Enkeltochter<br />

von Maurice, stieß 2011 « oben auf<br />

einem Schrank » auf das Manuskript<br />

und veröffentlichte es 2012 in<br />

Frankreich. Nun liegt es erstmals<br />

auch in deutscher Sprache vor. Das<br />

Buch bietet die Gelegenheit, in eine<br />

Handlung einzutauchen, die heute<br />

als regelrechte Referenz für einen<br />

Krimi à la française gilt. Ein Muss für<br />

Krimifans!<br />

ROMAN<br />

Die Anomalie<br />

Hervé Le Tellier, Originaltitel: L’anomalie, aus<br />

dem Französischen von Romy und Jürgen Ritte,<br />

Rowohlt, 368 Seiten, ISBN 978-3498002589.<br />

Der renommierteste unter den französischen<br />

Literaturpreisen, der Prix Goncourt, hat dem Autor<br />

Hervé Le Tellier unbestritten zu echtem Erfolg<br />

verholfen. In Frankreich wurden inzwischen mehr<br />

als eine Million Exemplare verkauft und die Rechte<br />

in alle Welt vergeben. So etwas hat es in diesem<br />

Ausmaß in so kurzer Zeit selten gegeben. Doch der<br />

Roman ist wirklich angenehm zu lesen, er entspricht<br />

dem Geist unserer Zeit, er ist eine Mischung aus<br />

Krimi, Spionageroman, Liebesgeschichte und<br />

Science-Fiction. Der Autor selbst präsentiert ihn so:<br />

« Ich habe gesellschaftspolitische Betrachtungen<br />

mit einer technischen<br />

Idee verknüpft und das<br />

Ganze in einen Roman<br />

eingebunden, in dem<br />

Personen mit ihrem<br />

Double konfrontiert<br />

werden. » Mehr können<br />

wir jedoch nicht verraten,<br />

ohne die virtuose<br />

Spannung zu zerstören.<br />

Nur noch so viel: Es geht<br />

um die « Anomalie »<br />

eines Flugplans, denn<br />

dasselbe Flugzeug der Air<br />

France landet zwei Mal<br />

mit denselben Menschen<br />

an Bord … im Abstand<br />

von drei Monaten …<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 13


ON LIT EN FRANCE<br />

Unsere Auswahl an Büchern, über die man<br />

zurzeit in Frankreich spricht<br />

Prix Goncourt <strong>2021</strong>:<br />

Welches Buch wäre Ihr Preisträger gewesen?<br />

Kaum ist in Frankreich im Herbst der traditionelle<br />

Auftakt der Literatursaison – Rentrée littéraire<br />

– vorbei, geht auch schon die Verleihung<br />

der Literaturpreise los. Das französische Verlagswesen<br />

befindet sich in dieser Zeit in einem wahren<br />

Rausch, denn wochenlang sind die Namen<br />

der prestigeträchtigen Preise – Renaudot, Femina,<br />

Interallié, Médicis, Académie française, um<br />

nur einige zu nennen – in aller Munde. Man muss<br />

wissen, dass sowohl für Verlage als auch für Autoren<br />

viel auf dem Spiel steht.<br />

Der unangefochtene « Star » dieser Preise ist jedoch<br />

der Prix Goncourt. Sie haben vielleicht bereits den<br />

Medien entnommen, dass er in diesem Jahr an<br />

Mohamed Mbougar Sarr für seinen Roman La plus secrète<br />

mémoire des hommes verliehen wurde. Wir möchten Ihnen<br />

aber an dieser Stelle die Bücher vorstellen, die in der zweiten<br />

Selektion der Juroren enthalten waren. Laut der am 5.<br />

Oktober veröffentlichten Liste lagen zu dem Zeitpunkt<br />

noch neun Werke im Rennen. Das bietet Ihnen die Gelegenheit<br />

zu entscheiden, ob Ihre Wahl auf denselben Titel<br />

gefallen wäre. Im Rahmen dieses kleinen « Spiels » erhalten<br />

Sie zudem eine gute Vorstellung davon, welche Fragestellungen<br />

derzeit die französische Gesellschaft umtreiben.<br />

Diese Bücher werden in den<br />

kommenden Monaten sicher in<br />

die deutsche Sprache übersetzt;<br />

in der Zwischenzeit wünschen<br />

wir Ihnen viel Spaß<br />

mit unseren Kurzvorstellungen!<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


CHRISTINE ANGOT<br />

Le Voyage dans l’Est<br />

Flammarion, 216 Seiten, ISBN 978-<br />

2080231987<br />

Christine Angot hat bereits rund 20 Romane und<br />

zwei Theaterstücke geschrieben. Sie zählt heute zu<br />

den großen Namen der französischen Medien- und Literaturszene.<br />

1999, vor <strong>22</strong> Jahren, veröffentlichte sie ihren ersten Roman mit<br />

dem Titel Inzest, in dem sie davon erzählt, wie sie als Jugendliche<br />

von ihrem Vater missbraucht wurde. Seither kommt die Autorin in<br />

allen ihren Werken immer wieder auf diese Straftat und ihre Folgen<br />

zurück. « Ein weiteres Buch über den Inzest », scheinen einige heute<br />

zu denken. Doch man muss der Entschlossenheit, mit der Christine<br />

Angot nach Worten sucht, um die Äußerungen eines Opfers so<br />

präzise wie möglich wiederzugeben, große Anerkennung zollen.<br />

Das ist unbedingt notwendig und in gewisser Weise ein politischer<br />

Akt …<br />

Themen: Tagebuch, Roman, Autobiografie, Jugend, Familie, Vater,<br />

Machtausübung, Zeitzeugnis, Sexualität, Angst, Vergewaltigung, Inzest, Mut<br />

ANNE BEREST<br />

La carte postale<br />

Grasset, 508 Seiten, ISBN 978-<strong>22</strong>46820499<br />

Anne Berest ist Autorin zahlreicher Bücher. Für<br />

Arte schrieb sie die Serie Mytho, die sowohl in<br />

Frankreich als auch im Ausland mehrere Preise erhielt.<br />

Bei der im Titel erwähnten Postkarte handelt es sich um diejenige,<br />

die seltsamerweise an einem Januartag im Jahr 2003 im Briefkasten<br />

ihrer Mutter steckte. Sie trug keine Unterschrift. Vorne war die Opéra<br />

Garnier abgebildet; auf der Rückseite standen lediglich die Vornamen<br />

von vier Vorfahren von Anne Berest, die eines gemeinsam hatten:<br />

Sie wurden alle ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie<br />

1942 starben. 20 Jahre später will Anne Berest wissen, von wem diese<br />

Karte stammte. Aus den Nachforschungen entsteht ein Roman über<br />

ihre Vorfahren, in dem sie sich auch die Frage stellt, was es heute in<br />

Frankreich bedeutet, Jude zu sein. Ein aktuelles Thema also, das auf eine<br />

unerwartete Art und Weise behandelt wird, nämlich in Form von nahezu<br />

kriminaltechnischen Ermittlungen, mit denen die Autorin versucht, das<br />

Rätsel der Postkarte zu lösen. Eines der Ziele der Brüder Goncourt bei der<br />

Schaffung ihres Literaturpreises war es, genau solche nicht alltäglichen<br />

Herangehensweisen an ein Thema zu fördern.<br />

Themen: historischer Roman, Autobiografie, Zeitzeugnis, Ermittlungen, Zweiter<br />

Weltkrieg, Familiengeheimnisse, Holocaust, Deportation, Juden, Judentum<br />

SORJ CHALANDON<br />

Enfant de<br />

salaud<br />

Grasset, 334 Seiten,<br />

ISBN 978-<strong>22</strong>4682<strong>81</strong>50<br />

Nach seiner 34-jährigen<br />

Tätigkeit als Journalist für die Tageszeitung<br />

Libération, arbeitet Sorj Chalandon heute<br />

für das Satiremagazin Le canard enchaîné.<br />

Er ist Autor zahlreicher Romane und wurde<br />

mehrfach ausgezeichnet.<br />

Seinem Vater widmete Sorj Chalandon<br />

bereits den Roman Mein fremder Vater. Es<br />

war ein unberechenbarer, launenhafter,<br />

manipulatorischer, lügnerischer Vater, der<br />

selbst gegenüber seiner Familie ständig ein<br />

neues Leben, neue Heldentaten erfand. Als<br />

Sorj Chalandon noch ein Kind war, sagte<br />

sein Großvater einmal ganz offen zu ihm:<br />

« Während des Krieges stand dein Vater auf<br />

der falschen Seite. » Schlimmer noch: Obwohl<br />

die Patentante des kleinen Sorj darauf<br />

hinwies, dass der Junge noch ein Kind sei,<br />

fügte der Großvater noch die schrecklichen<br />

Worte hinzu: « Gerade deshalb! Er ist das Kind<br />

eines Drecksacks, und das muss er wissen! »<br />

Dieser ungeheuerliche Satz ging dem Autor<br />

seitdem nicht mehr aus dem Sinn und bewog<br />

ihn dazu, mehr über die Vergangenheit<br />

seines Vaters herausfinden zu wollen. Als Sorj<br />

Chalandon 1987 für die Zeitung Libération<br />

über den Prozess gegen den Nazi Klaus<br />

Barbie (1913-1991) vor dem Schwurgericht<br />

in Lyon berichtete, lud er seinen Vater ins<br />

Gericht ein. Er hoffte, dass dieser endlich<br />

das Bedürfnis verspüren würde, mit seinem<br />

Sohn über das zu sprechen, was er in der<br />

Vergangenheit wirklich erlebt hatte, und nicht<br />

über erfundene Dinge. Doch erst im Jahr 2020<br />

erfuhr Sorj Chalandon aus Gerichtsakten,<br />

die in den Archiven des Departements Nord<br />

schlummerten, was sein Vater während des<br />

Krieges wirklich gemacht hatte. Das Buch<br />

mit dem schlimmen Titel Enfant de salaud<br />

(Kind eines Drecksacks) ist erschütternd und<br />

fesselnd und lässt den Leser nicht gleichgültig.<br />

Themen: Roman, Autobiografie, Zeitzeugnis,<br />

Nachforschungen, Zweiter Weltkrieg,<br />

Familiengeheimnisse, Prozess, Kollaboration, Vater,<br />

Nazismus, Holocaust, Deportation, Jude, Judentum


ON LIT EN FRANCE<br />

LOUIS-PHILIPPE DALEMBERT<br />

Milwaukee blues<br />

Sabine Wespieser, 285 Seiten,<br />

ISBN 978-2848054131<br />

Louis-Philippe Dalembert stammt aus<br />

Port-au-Prince (Haiti). Er machte eine<br />

literarische und journalistische Ausbildung,<br />

verließ Haiti jedoch im Jahr 1986, um sein Studium in<br />

Paris fortzusetzen. Nach Aufenthalten als Schriftsteller in<br />

Residence in Rom, Jerusalem und Berlin und nach mehreren<br />

Gastprofessuren an amerikanischen und schweizerischen<br />

Universitäten lebt er nun in Paris.<br />

Der Mord an Georges Floyd im Mai 2020 bildet die Vorlage<br />

für diesen Roman. Er beschreibt das Leben seines Helden<br />

Emmett, ein Kind aus einem Schwarzenghetto in Milwaukee<br />

(Vereinigte Staaten), dem aufgrund seines Talents für<br />

den amerikanischen Football eine erfolgreiche Zukunft<br />

bevorsteht. Wie Georges Floyd wird Emmett aufgrund eines<br />

verdächtigen Geldscheins, mit dem er in einem Supermarkt<br />

bezahlen will, verhaftet, zu Boden geworfen und von einem<br />

Polizisten erstickt. Abgesehen vom sowohl humorvollen<br />

als auch äußerst sensiblen Schreibstil des Autors, besteht<br />

die Stärke dieses Romans darin, dass er Emmett aus<br />

dem Blickwinkel wichtiger Personen in seinem Leben<br />

wiederauferstehen lässt. Alle tragen dazu bei, das Porträt<br />

von Emmett zu zeichnen, selbst der Ladenbesitzer, der es<br />

bedauert, die Polizei gerufen zu haben.<br />

Themen: Roman, haitianische Literatur, Fiktion, Kindheit,<br />

Jugend, Musik, Liebe, Humor, Meldungen aus dem<br />

Polizeibericht, Drama, Rassismus, polizeilicher Übergriff<br />

CLARA DUPONT-MONOD<br />

S’adapter<br />

Stock, 172 Seiten, ISBN 978-<br />

<strong>22</strong>34089549<br />

Clara Dupont-Monod hat eine<br />

literarische Ausbildung und begann ihre Karriere als<br />

Journalistin für das Magazin Cosmopolitan, inzwischen<br />

arbeitet sie als Reporterin bei der Wochenzeitschrift<br />

Marianne. Sie ist regelmäßig im Radio zu hören und<br />

hat bereits mehrere Werke veröffentlicht. Dies ist ihr<br />

neuntes Buch.<br />

In der wunderschönen Naturlandschaft der<br />

Cevennen (Zentralmassiv) führt eine Familie ein<br />

glückliches, ruhiges und harmonisches Leben.<br />

Doch dann wird dieses Gleichgewicht durch die<br />

Geburt eines schwerbehinderten Kindes gestört,<br />

sowohl im positiven als auch im negativen Sinn.<br />

Jeder muss sich, so gut es geht, anpassen. Der mit<br />

einer sehr großen Sensibilität geschriebene Roman<br />

ist oft erschütternd, aber immer berührend. Seine<br />

absolute Stärke liegt in der äußerst diskreten und<br />

poetischen Art des Erzählens. Bis zum Schluss kennt<br />

man beispielsweise die Namen der Protagonisten<br />

nicht. Sie werden lediglich « der Älteste », « die<br />

Jüngste », der « Letztgeborene » … genannt. Eine<br />

weitere Besonderheit: Die Erzähler der Handlung<br />

sind Steine. Steine, wie sie zum Landschaftsbild<br />

dieser Gegend gehören. S’adapter ist ein<br />

außergewöhnliches Buch, das nichts mit einer<br />

Moralpredigt zu tun hat.<br />

Themen: Roman, Erzählung, Autobiografie, Kindheit,<br />

Familie, Geschwister, Behinderung, Drama, Mut, Neubeginn<br />

DAVID DIOP<br />

La porte du voyage sans retour<br />

Seuil, 256 Seiten, ISBN 978-<strong>2021</strong>487855<br />

David Diop wurde in Paris geboren,<br />

ist im Senegal aufgewachsen und<br />

unterrichtet nun an der Universität von<br />

Pau (Pyrénées-Atlantiques). Dies ist sein<br />

dritter Roman. 2018 erhielt sein zweites Buch, Frère d’âme,<br />

den Prix Goncourt des Lycéens; inzwischen wurden davon in<br />

zahlreichen Ländern Übersetzungen publiziert.<br />

La porte du voyage sans retour ist der Spitzname der Insel<br />

Gorée im Senegal, von wo aus Millionen Afrikaner zu Zeiten<br />

des Sklavenhandels verschifft wurden. Der Autor lässt uns in<br />

den Senegal Mitte des 18. Jahrhunderts eintauchen, in eine<br />

Zeit, als der durch die Franzosen organisierte und geförderte<br />

Sklavenhandel auf seinem Höhepunkt war. Das Buch lehnt<br />

sich an das Leben des Botanikers Michel Adanson (1727-1806)<br />

an und erzählt von der Suche eines Mannes nach einer Frau<br />

und darüber, wie leidenschaftliche Liebe regelrecht als Waffe<br />

im Kampf gegen die Sklaverei fungiert. Das Werk ist auch in<br />

Bezug auf die Verantwortung Frankreichs in der Geschichte<br />

von Kolonialisierung und Sklavenhandel sehr interessant. Ein<br />

weiteres Beispiel, wie Literatur einen Beitrag zum Umgang<br />

mit aktuellen Themen leisten kann. Für diesen Aspekt ist die<br />

Jury des Prix Goncourt immer sehr empfänglich …<br />

Themen: historischer Roman, Sklavenhandel,<br />

Sklaverei, 18. Jahrhundert, Afrika, Senegal, Frankreich,<br />

Liebe, Reise, Wissenschaft, Botanik<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


MOHAMED MBOUGAR SARR<br />

La plus secrète mémoire des hommes<br />

Philippe Rey/Jimsaan, 465 Seiten, ISBN<br />

978-2848768861<br />

Mohamed Mbougar Sarr ist Senegalese.<br />

Er hat einen Abschluss der Hochschule<br />

für Sozialwissenschaften in Paris und<br />

begeistert sich nicht nur für Literatur, sondern auch für<br />

die Funktionsweise der Gesellschaften. Dies ist sein dritter<br />

Roman. Die beiden ersten wurden bereits mit vielen Preisen<br />

ausgezeichnet, 2015 unter anderem mit dem Grand Prix du<br />

Roman métis.<br />

Diégane Latyr Faye, ein junger senegalesischer Schriftsteller<br />

unserer Zeit, begeistert sich für ein Kultbuch, das 1938<br />

erschien, aber heute nicht mehr auffindbar ist: Le Labyrinthe<br />

de l’inhumain. Nachdem das Buch zuerst beweihräuchert<br />

wurde, in der Folge jedoch einen enormen Skandal<br />

verursachte, verschwand der Autor, T. C. Elimane, auf<br />

geheimnisvolle Weise. Diégane macht sich auf die Suche<br />

nach dem Buch und seiner Geschichte und hofft, auf diese<br />

Weise eine Antwort auf die Fragestellungen zu finden, die<br />

in ihm entstanden sind. Ein Buch über Literatur und ihre<br />

Rolle, die den Leser auf sehr lebendige und erfinderische<br />

Weise die Grenzen und Dramen der Geschichte überwinden<br />

lässt. Im Grunde genommen eine wahre Liebeserklärung an<br />

die Literatur und ihre zeitlose Macht. Die Juroren des Prix<br />

Goncourt konnten sich diesem Aspekt anscheinend nicht<br />

entziehen.<br />

Themen: Roman, Biografie, Fiktion, Spannung, Magie, Schreiben, Liebe,<br />

Holocaust, Reisen, Abenteuer, afrikanische Literatur, Afrika, Senegal<br />

ABEL QUENTIN<br />

TANGUY VIEL<br />

La fille qu’on appelle<br />

Les Éditions de minuit, 176 Seiten,<br />

ISBN 978-2707347329<br />

Tanguy Viel, der hier sein neuntes Werk veröffentlicht,<br />

stammt aus Brest (Bretagne). Sein Debütroman, Le<br />

Black Note, den er im Alter von 24 Jahren veröffentlichte,<br />

wurde für seinen präzisen, wirkungsvollen Stil gelobt,<br />

der nur wenige Worte braucht: Die Sätze sind kurz,<br />

kommen immer aufs Wesentliche. Dadurch entsteht ein<br />

dynamisches Werk, das man – nicht zuletzt auch durch die<br />

gut eingesetzte Spannung – oft an einem Stück liest.<br />

Präziser als je zuvor, mit einer nahezu « chirurgischen »<br />

Schreibweise, durch die dem Leser manchmal kalte<br />

Schauer über den Rücken laufen, zeigt Tanguy Viel in<br />

diesem Werk die Mechanismen von Macht, sozialem<br />

Einfluss und männlicher Vorherrschaft. Das Buch<br />

handelt von einem Bürgermeister in der Bretagne, der<br />

sich durch seinen Status sexuelle Vorrechte erhofft. Vor<br />

dem Hintergrund leider sehr aktueller Diskussionen in<br />

Frankreich ist dies ein überzeugendes Buch.<br />

Themen: Krimi, Drama, Frauen, Machtausübung,<br />

Sexualität, männliche Vorherrschaft, sexuelle<br />

Belästigung, Einwilligung, Politik, Bretagne<br />

Le voyant d’Étampes<br />

Les Éditions de l’Observatoire,<br />

382 Seiten, ISBN 979-1032909294<br />

Abel Quentin ist Anwalt in<br />

Paris. Sein Debütroman über die<br />

islamistische Radikalisierung, Sœur,<br />

erregte große Aufmerksamkeit und war in der Auswahl<br />

für den Prix Goncourt 2019.<br />

Jean Roscoff, ehemaliger Hochschullehrer und<br />

seit Kurzem in Rente, veröffentlicht ein Essay über<br />

Robert Willow, einen schwarzen, kommunistischen<br />

Dichter, der im 20. Jahrhundert in Amerika lebte und<br />

vollkommen in Vergessenheit geraten ist. Dieses Werk<br />

hätte unbemerkt bleiben können. Dem ist jedoch nicht<br />

so. Roscoff hat – bewusst oder unbewusst, das ist die<br />

große Frage – ein wichtiges kulturelles Element über<br />

Willow nicht erwähnt. Kaum ist das Werk publiziert,<br />

setzt sich die ganze Maschinerie der sozialen Netzwerke<br />

und Medien in Gang. Eine Welle des Hasses ergießt sich<br />

über den Autor. Man wirft ihm brutal alle möglichen<br />

Anschuldigungen an den Kopf. Dinge, gegen die er sein<br />

ganzes Leben gekämpft hat. Ein frappierendes Buch,<br />

das voller Humor aufzeigt, wie schnell heutzutage<br />

Polemik entstehen und ausarten kann. Ein Thema, das<br />

so aktuell wie kaum ein anderes ist.<br />

Themen: historischer Roman, Erzählung, Biografie, Zeitzeugnis,<br />

Fiktion, Spionage, Humor, soziale Netzwerke, Rassismus,<br />

Cancel Culture, Politik, Kommunismus, Feminismus<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 17


AM TAG ALS …<br />

Es gibt Tage, die anders sind. Sie erscheinen<br />

zunächst ganz « banal », doch dann<br />

ereignet sich etwas, das die Menschen so<br />

bewegt, dass sie sich noch lange daran<br />

erinnern. Über solche Tage, die im Gedächtnis<br />

der Franzosen haften geblieben<br />

sind, berichten wir in dieser Rubrik.<br />

… « Die Bürger<br />

von Calais »<br />

eingeweiht<br />

wurden<br />

Die Statuengruppe « Die Bürger von Calais » ist neben<br />

dem « Denker » definitiv eines der weltweit<br />

bekanntesten Werke des französischen Bildhauers<br />

Auguste Rodin (1840-1917). Doch obwohl die Franzosen<br />

dieses Monument in ihr Herz geschlossen haben, wird es<br />

von vielen verkannt. Nur wenige wissen beispielsweise, dass<br />

heute nicht nur ein einziges Exemplar der « Bürger von<br />

Calais » existiert, sondern zwölf! Außer in den französischen<br />

Städten Calais und Paris steht diese monumentale<br />

Skulptur in Kopenhagen (Dänemark), Mariemont (Belgien),<br />

London (Großbritannien), Basel (Schweiz), Philadelphia,<br />

Pasadena, Washington und New York (Vereinigte<br />

Staaten), Tokio ( Japan) und Seoul (Südkorea). Auguste<br />

Rodin hatte offensichtlich einen guten Geschäftssinn und<br />

war zeit seines Lebens der Ansicht, dass eine Bronzeskulptur<br />

so viel Arbeit darstellt, dass davon nicht nur ein einziges<br />

Exemplar existieren kann. Insofern schuf er eine originale<br />

Gussform und fertigte nach der Einweihung des Denkmals<br />

in Calais im Jahr 1895 zu Lebzeiten selbst noch drei weitere<br />

Exemplare an. Entsprechend den Verfügungen des<br />

Künstlers setzte das Musée Rodin in Paris nach dessen Tod<br />

im Auftrag des französischen Staates die Arbeit fort: Im<br />

Laufe der Jahre entstanden acht weitere Bronzegüsse der<br />

Bourgeois de Calais. Die zwölfte und letzte Statuengruppe<br />

wurde 1995, genau 100 Jahre nach der Einweihung des<br />

Originals, in Seoul enthüllt. Warum aber ist dieses ur-<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


sprünglich in Calais aufgestellte Werk auf der ganzen Welt<br />

so beliebt? Aus welchen Gründen entstand in Frankreich<br />

darum ein regelrechter nationaler Mythos? Und was wollen<br />

uns diese sechs stehenden Bürger heute sagen? Die<br />

Beantwortung dieser Fragen erklärt auch, warum der<br />

3. Juni 1895 ein so bedeutender Tag wurde. Ein Tag, mit<br />

dem eine lange Arbeit und eine lange Geschichte zu Ende<br />

gingen …<br />

Um den Hintergrund der « Bürger von Calais » zu<br />

verstehen, muss man in die Vergangenheit eintauchen.<br />

Genauer gesagt ins Jahr 1346. Es war die Anfangsphase<br />

des Hundertjährigen Krieges. Dieser hatte 1337 – also<br />

knapp 10 Jahre zuvor – damit begonnen, dass sich der<br />

englische König Eduard III. (1312-1377) zum legitimen<br />

Erbe des französischen Thrones erklärte. Es ist nachvollziehbar,<br />

dass der französische König Philippe VI. von<br />

Valois (1293-1350) darüber nicht gerade erfreut war und<br />

umgehend eine Armee aufstellte, um sein Land zu verteidigen.<br />

Allerdings konnten die französischen Truppen<br />

gegenüber den englischen nicht bestehen. Die französische<br />

Armee kassierte eine Niederlage nach der anderen,<br />

während der König von England an zahlreichen Fronten<br />

als Sieger hervorging, sodass er sich sogar auf den Heimweg<br />

in sein Land aufmachte. Der Weg zurück führte über<br />

die seiner Heimat nächstgelegene französische Stadt Calais.<br />

Die kleine Hafenstadt zählte damals zwar nur 7 000<br />

bis 10 000 Einwohner, war aber in England seit Jahren<br />

als regelrechtes Piratennest verschrien, dessen Bewohner<br />

mit Vorliebe englische Schiffe überfielen. Eduard III.<br />

beschloss daher, Calais zu umzingeln und zu belagern.<br />

Elf Monate sollte dieser quälende Zustand dauern: vom<br />

4. September 1346 bis zum 3. August 1347. Es waren elf<br />

Monate, in denen die Bewohner von Calais auf sich alleine<br />

gestellt waren, denn die von Philippe VI. entsendeten<br />

Verteidigungstruppen trafen erst im Juli 1347 ein und<br />

« Die Bürger von Calais » vor dem Rathaus in Calais.<br />

zogen sich dann angesichts der englischen Übermacht fast<br />

umgehend wieder zurück …<br />

Gestärkt durch den Sieg erlegte der englische König<br />

den Einwohnern von Calais ein demütigendes, aber im<br />

Mittelalter durchaus übliches Ritual auf, mit dem die<br />

Kapitulation besiegelt werden sollte: Er versprach, die<br />

Menschen und ihre Besitztümer zu verschonen, vorausgesetzt,<br />

die Schlüssel von Stadt und Fort würden ihm von<br />

einer Abordnung bestehend aus « sechs der angesehensten<br />

Stadtbürger, mit bloßen Füßen und bloßem Haupt, nur<br />

mit einem Hemd bekleidet und mit einem Strick um den<br />

Hals » übergeben, wie Jean Froissart (1337-1410), einer der<br />

bekanntesten Berichterstatter des Mittelalters in seinen<br />

Chroniques de France berichtete. So fassten sich sechs Bürger<br />

von Calais ein Herz und traten Eduard III. gegenüber.<br />

Edelmütig ließ der König sie am Leben.<br />

In der heutigen Zeit würde man sagen, dass die Zeremonie<br />

für beide Seiten ein kommunikativer Erfolg war.<br />

Auf der einen Seite zeigte sich der englische König barmherzig<br />

und wohlwollend, auf der anderen Seite war das<br />

Verhalten der sechs Freiwilligen ein Beispiel für Selbstlosigkeit,<br />

Mut und staatsbürgerliche Gesinnung. Diese<br />

wohlmeinende Interpretation führte in der Folge dazu,<br />

dass man in Calais – und im weiteren Sinne im französischen<br />

Königreich – das Verhalten dieser Menschen nicht<br />

als Zeichen der Kapitulation sah, sondern im Gegenteil<br />

als Musterbeispiel für einen nahezu heldenhaften Altruismus.<br />

Bis ins 16. Jahrhundert bedienten sich die der Monarchie<br />

hörigen Historiker und Berichterstatter einiger<br />

« historischer Freiheiten » und stellten die sechs Bürger aus<br />

Calais als Menschen dar, die dem englischen König nicht<br />

auf Knien, sondern aufrecht stehend gegenübertraten,<br />

dabei nahezu stolz und heiter waren und keinesfalls um<br />

Gnade flehten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieses<br />

Ereignis aus Calais zu einem wahren Mythos, der von den<br />

bildenden Künsten aufgegriffen wurde: Literatur,<br />

Theater, Malerei, alle bemächtigten sich<br />

des Themas der Bourgeois de Calais. Im 19. Jahrhundert<br />

waren diese schließlich vom Symbol für<br />

die Niederlage der Stadt zu regelrechten Helden<br />

geworden. Zu diesem Zeitpunkt begannen dann<br />

auch die Bildhauer, sich für sie zu interessieren<br />

…<br />

1820 wurde in Calais eine erste, noch relativ<br />

bescheidene Statue eingeweiht. Es handelte<br />

sich um die Büste von Eustache de Saint-Pierre<br />

(1287-1371), dem « Anführer » und bekanntesten<br />

der sechs Männer. Diese wurde jedoch<br />

weder dem damaligen Verständnis von Monumentalkunst<br />

noch dem Anspruch, diese Begebenheit<br />

zu verherrlichen, gerecht. Daraufhin<br />

wurden mehrere Projekte für eine monumentale<br />

Skulptur ins Auge gefasst, doch erst die Hartnäckigkeit<br />

von Omer Dewavrin (1837-1904)<br />

– von 1882 bis 1885 und von 1892 bis 1896<br />

Bürgermeister von Calais – war es zu verdan-<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 19


AM TAG ALS …<br />

ken, dass eines von ihnen zu Ende gebracht wurde. Der<br />

Bürgermeister reiste dafür sogar nach Paris, um sich mit<br />

Auguste Rodin zu treffen, der in Künstlerkreisen bereits<br />

einen gewissen Bekanntheitsgrad hatte. Auf der Suche<br />

nach etwas Eigenständigem hatte Dewavrin das Gefühl,<br />

dass dieser Bildhauer seine Erwartungen erfüllen würde.<br />

Er wusste damals allerdings noch nicht, dass das Abenteuer<br />

von der offiziellen Bestellung bis zur Einweihung<br />

des Kunstwerks am 3. Juni 1895 in Calais zehn Jahre<br />

dauern sollte. Das größte Problem war finanzieller Natur,<br />

denn ein solches Denkmal erforderte ein hohes Budget.<br />

Man schätzt die Ausgaben auf 30 000 Francs, ein für die<br />

damalige Zeit kolossaler Betrag. Um<br />

ihn zu finanzieren, lancierte die Stadt<br />

eine Spendenaktion auf nationaler<br />

Ebene. Der Ansatz, den « Heldenmut »<br />

der Bourgeois calaisiens hervorzuheben,<br />

wurde positiv aufgenommen und führte<br />

zu einem großen Erfolg. Allerdings<br />

machte die Bank, bei der die Gelder<br />

einbezahlt wurden, 1886 pleite. Glücklicherweise<br />

konnte man alternative<br />

Möglichkeiten der Geldbeschaffung<br />

auftun. Das Erstaunlichste dabei war<br />

jedoch, dass diese plötzlichen Geldnöte<br />

Rodin durchaus gelegen kamen.<br />

Obwohl die Stadt Calais erwiesenermaßen<br />

Schwierigkeiten hatte, ihn zu<br />

bezahlen, arbeitete er an dem Projekt<br />

weiter, nahm sich allerdings die Freiheit,<br />

seinen Rhythmus und seine Ideen<br />

vorzugeben. Und diese waren gelinde<br />

gesagt neuartig …<br />

Während die sechs Bürger aus<br />

Calais zur damaligen Zeit nach<br />

wie vor mystifiziert und verherrlicht<br />

wurden, wählte Rodin einen<br />

anderen, einen moderneren Ansatz<br />

für seine monumentale Inszenierung,<br />

der ein totaler Bruch mit<br />

der herkömmlichen Darstellung<br />

des « freudigen Heldentums »<br />

war. Der Künstler ignorierte die<br />

Schriften seiner Zeit, las ältere<br />

Aufzeichnungen, namentlich die<br />

von Froissart. Dabei wurde ihm<br />

bewusst, dass diese Männer vor<br />

allem Furcht vor dem Tod hatten.<br />

Er bemühte sich daher, ihre<br />

Ängste und Gefühle so präzise<br />

wie möglich zu übertragen. Beispielsweise<br />

stellte er Eustache de<br />

Saint-Pierre als Greis dar, der<br />

auf seinen Schultern das ganze<br />

Elend der Stadt trägt, während<br />

seine Leidensgenossen ebenfalls<br />

Wo kann man in<br />

Frankreich Les Bourgeois<br />

de Calais sehen?<br />

• Auf dem Place de l’hôtel de<br />

ville in Calais.<br />

• In den Gärten des Musée<br />

Rodin in Paris (77 rue de<br />

Varenne, 75007 Paris,<br />

www.musee-rodin.fr).<br />

Für alle, die noch tiefer<br />

einsteigen möchten:<br />

• Jean Marie Moeglin, Les<br />

Bourgeois de Calais: Essai<br />

sur un mythe historique,<br />

2002, Albin Michel,<br />

480 Seiten, ISBN 978-<br />

<strong>22</strong>26132840.<br />

• Michel Bernard, Les<br />

Bourgeois de Calais, <strong>2021</strong>,<br />

Éditions la Table Ronde,<br />

200 Seiten, ISBN 979-<br />

1037106155.<br />

Auguste Rodin fotografiert von<br />

Nadar (1820-1910) im Jahr 1891.<br />

gebeugt dastehen. Offenkundig sind sie kurz davor, die<br />

Hoffnung zu verlieren. Sie schauen verängstigt, manchmal<br />

entsetzt. Die Muskeln von Gesicht, Händen, Armen<br />

und Beinen sind angespannt, als ob alle gleich aufschreien<br />

würden, als ob sie sich diesem schrecklichen Augenblick<br />

entziehen wollten. All dies brachte Rodin in seinem Werk<br />

zum Ausdruck. Er kreierte bewusst eine ultrarealistische<br />

Darstellung und damit ein wahres Meisterwerk. Dabei<br />

war sich der Künstler nur zu gut bewusst, dass dies für<br />

die damalige Zeit absolut unkonventionell war. Doch das<br />

störte ihn überhaupt nicht. Der Bildhauer lehnte zudem<br />

eine pyramidale Darstellungsform, wie sie in der damaligen<br />

Zeit gerne gewählt wurde, um der<br />

Verherrlichung eines Motivs noch mehr<br />

Ausdruck zu verleihen, kategorisch ab.<br />

Indem er die sechs Personen auf eine<br />

Ebene stellte, nämlich auf den Boden,<br />

platzierte er sie bewusst auf Augenhöhe<br />

mit dem Betrachter. Für die Bewohner<br />

von Calais war dieser Ansatz zunächst<br />

zu modern und daher nicht nachvollziehbar.<br />

Doch glücklicherweise<br />

arbeitete die Zeit für Rodin und am 3.<br />

Juni 1895 wurde tatsächlich das Werk<br />

eingeweiht, das der Künstler erdacht<br />

und zehn Jahre lang verteidigt hatte,<br />

und nicht das Ergebnis eines Konsenses<br />

ohne jeden künstlerischen Wert.<br />

Man muss wissen, dass der Bildhauer<br />

zu dem Zeitpunkt bereits einer der<br />

großen Namen in der französischen<br />

Kunst war, insofern wäre es unmöglich<br />

gewesen, sein Monument abzulehnen.<br />

Zum Glück für Calais, denn seitdem<br />

hat es einen nicht unbedeutenden<br />

Anteil am weltweiten Renommee<br />

der Stadt.<br />

Rodin war es letztendlich also<br />

gelungen, seine Sichtweise von<br />

diesem geschichtlichen Ereignis<br />

in Calais durchzusetzen. Eine<br />

mutige Sichtweise, die diese sechs<br />

Bürger nicht nur einfach als Helden<br />

darstellt, sondern vor allem<br />

als zutiefst menschliche Wesen,<br />

die Furcht und Hoffnungslosigkeit<br />

spüren. In Zeiten, in denen<br />

leidenschaftlich über die Rolle<br />

von Statuen im öffentlichen Raum<br />

diskutiert wird, lädt das Beispiel<br />

der « Bürger von Calais » dazu ein,<br />

über die historische und politische<br />

Rolle der Kunst nachzudenken.<br />

Auch aus diesem Grund sollten<br />

wir den 3. Juni 1895 nicht vergessen<br />

…<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Die weltweite frankophone<br />

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ON REGARDE<br />

KOMÖDIE, HISTORIENFILM<br />

À la carte! Freiheit geht durch<br />

den Magen<br />

Pierre Manceron, ein talentierter,<br />

aber eingebildeter Koch, wird von<br />

seinem Arbeitgeber, dem Herzog von<br />

Chamfort, abserviert. Die Begegnung<br />

mit der geheimnisvollen Louise, die<br />

von ihm in die Kunst des Kochens<br />

eingeführt werden will, verschafft<br />

ihm wieder Selbstbewusstsein. Es<br />

gelingt ihm, sich von den Zwängen<br />

seiner Situation zu befreien und seine<br />

eigene Revolution anzuzetteln. Pierre<br />

und Louise kreieren einen Ort der<br />

Gemeinsamkeit und des Genusses: das<br />

erste Restaurant. Der originelle Film<br />

spielt am Vorabend der Französischen<br />

Revolution und des Sturms auf die<br />

Bastille. Er ist eine Mischung aus<br />

Filmbiografie und Komödie und<br />

beschreibt die Entstehung des<br />

ersten Restaurants in Frankreich.<br />

Lehrreich, mit zwei wunderbaren<br />

Hauptdarstellern: Grégory Gadebois<br />

und Isabelle Carré.<br />

À la carte! Freiheit geht durch den Magen •<br />

France, <strong>2021</strong>, 112 min • Originaltitel: Délicieux •<br />

Ein Film von Eric Besnard, mit Grégory<br />

Gadebois, Isabelle Carré, Benjamin Lavernhe<br />

u. a. • Ab 25. November <strong>2021</strong> im Kino.<br />

MUSICAL<br />

Annette<br />

Los Angeles, in der Gegenwart.<br />

Henry ist Schauspieler mit einem<br />

beißenden Humor, Ann Sängerin mit<br />

internationalem Ruf. Beide stehen<br />

im Rampenlicht und bilden ein<br />

glamouröses und ausgeglichenes Paar.<br />

Die Geburt ihres ersten Kindes wirft<br />

ihr Leben über den Haufen. Annette<br />

ist ein geheimnisvolles Mädchen, dem<br />

ein außergewöhnliches Schicksal<br />

widerfahren wird. Der Film hatte in<br />

Frankreich im Sommer <strong>2021</strong> beim<br />

Filmfestival in Cannes Premiere, wo<br />

er zur Eröffnung gezeigt wurde. Das Musical in Form einer Rockoper war<br />

sehnsüchtig erwartet worden, da es die Rückkehr des bekannten Regisseurs<br />

Leos Carax bedeutete. Es fand breite Zustimmung, denn es ist spannend,<br />

herzzerreißend und schön, zumal es einen starken Bezug zur Gegenwart, zu<br />

einer von #MeToo geprägten Welt hat. Annette ist zudem die Kombination<br />

eines großen Regisseurs, der in gewisser Weise als einsamer Wolf gilt, und<br />

einer aufwendigen Produktion, wie man sie von amerikanischen Filmen her<br />

kennt. Verwegen und frappierend. Großes Kino!<br />

FREI INSPIRIERTE FILMBIOGRAFIE<br />

Aline - The Voice of Love<br />

Annette • Frankreich, Belgien, Deutschland, USA, <strong>2021</strong>, 140 min •<br />

Originaltitel: Annette • Ein Film von Leos Carax, mit Adam Driver, Marion<br />

Cotillard, Simon Helberg u. a. • Ab 16. Dezember <strong>2021</strong> im Kino.<br />

Valérie Lemercier ist eine der lustigsten und bekanntesten französischen<br />

Humoristinnen unserer Zeit. Sie ist darüber hinaus eine talentierte<br />

Schauspielerin und Imitatorin und war schon immer ein großer Fan von Céline<br />

Dion. Bereits als Kind imitierte sie diese Sängerin, und in ihren Bühnenauftritten<br />

findet man auch heute noch immer wieder solche Imitationen. Es wird sofort<br />

klar, dass für Valérie Lemercier mit Aline ein großer Traum in Erfüllung ging:<br />

der Traum, den Star ganz aus der Nähe<br />

zu treffen, dessen Rolle zu spielen. Die<br />

Schauspielerin, die diesen Film auch<br />

realisierte, lehnt sich frei an das Leben<br />

der Sängerin und ihres Mannes René an.<br />

Das Ergebnis ist eine lebendige, aus dem<br />

Rahmen fallende Hommage, die selbst<br />

denjenigen gefallen könnte, die sich nicht<br />

zwangsläufig für das Leben der Sängerin<br />

aus Quebec interessieren. Sehr schön<br />

gemacht!<br />

Aline - The Voice of Love • Frankreich, Kanada,<br />

Belgien, 2020, 126 min • Originaltitel: Aline •<br />

Ein Film von Valérie Lemercier, mit Valérie<br />

Lemercier, Sylvain Marcel, Danielle Fichaud<br />

u. a. • Ab 23. Dezember <strong>2021</strong> im Kino.<br />

<strong>22</strong> · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


DOKUMENTATION<br />

Weltkultur. Weltkunst.<br />

Der Louvre<br />

Der Pariser Louvre ist mit seinen<br />

einzigartigen Sammlungen das<br />

größte Museum der Welt – ein Universalmuseum,<br />

dessen Geschichte bis in die Zeit der Französischen<br />

Revolution zurückreicht. Wie ist die Idee zu einem<br />

solchen Museum entstanden? Was verrät die<br />

Geschichte des Museums über vergangene Zeiten? Von<br />

den Revolutionswirren über die Eroberungsfeldzüge<br />

Napoleons und den Niedergang seines Kaiserreichs bis<br />

zu den französischen Mittelmeerexpeditionen erzählen<br />

einige der wichtigsten Werke aus dem Kernbestand<br />

des Museums von historischen Entwicklungen, die den<br />

Louvre, Frankreich und den gesamten europäischen<br />

Kontinent geprägt haben.<br />

Dokumentation von Frédéric Wilner, <strong>2021</strong>, 95 Min. •<br />

Samstag, 20. November <strong>2021</strong>, 15.50 Uhr.<br />

Online verfügbar bis 28. Dezember <strong>2021</strong>.<br />

DOKUMENTATION<br />

Mireille Mathieu - Singen, nur singen!<br />

Mireille Mathieu gehört neben Edith Piaf und Dalida zum<br />

nationalen Kulturerbe Frankreichs. Die Dokumentation<br />

zeigt das Spannungsfeld zwischen der Gefeierten und<br />

gleichzeitig Gebannten, der Botschafterin Frankreichs<br />

in der Welt, die in der eigenen Heimat nur noch wenig<br />

auftritt. Die Dokumentation hinterfragt, warum Mireille<br />

Mathieu derart spaltet, aber auch, woher sie kommt,<br />

welche Menschen sie auf ihrem Lebensweg begleitet<br />

haben. Zwischen Bewunderung und Anerkennung eines<br />

künstlerischen Lebenswerkes und einer kritischen,<br />

teilweise mokanten Bewertung<br />

einer Künstlerin nähert sich<br />

diese Dokumentation einer<br />

ungewöhnlichen Frau.<br />

Dokumentation von Jana von<br />

Rautenberg, <strong>2021</strong>, 52 Min. • Freitag, 3.<br />

Dezember <strong>2021</strong> um <strong>22</strong>.20 Uhr. Online<br />

verfügbar bis 01. Januar 20<strong>22</strong>.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

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SPIELFILM<br />

Sehnsucht nach Paris<br />

Brigitte und Xavier Lecanu leben auf einem<br />

Bauernhof in der Normandie, wo sie Rinder<br />

züchten. Er ist ziemlich häuslich, sie verspürt den<br />

Drang nach Freiheit und Neuem. Als Brigitte auf<br />

einer Feier den jungen Pariser Stan kennenlernt,<br />

beschließt sie spontan, ihn dort zwei Tage zu<br />

besuchen. Doch dort angekommen kommt alles<br />

ganz anders … Ein berührender Film über die<br />

Ehe und die Sehnsucht nach Freiheit, getragen<br />

von der wundervollen Isabelle Huppert.<br />

Film von Marc<br />

Fitoussi, mit<br />

Isabelle Huppert,<br />

Jean-Pierre<br />

Darroussin, Pio<br />

Marmaï, Marina<br />

Foïs, u.a., 2013, 94<br />

Min. • Mittwoch,<br />

8. Dezember <strong>2021</strong><br />

um 20.15 Uhr.<br />

DOKUMENTATION<br />

Pornotropic:<br />

« Heiße Küste » von<br />

Marguerite Duras<br />

Im Jahr 1950 war der<br />

Roman « Heiße Küste »<br />

von Marguerite Duras<br />

für den Prix Goncourt nominiert, ging dann aber leer aus.<br />

Zu marxistisch, zu subversiv, zu vaterlandskritisch – für die<br />

damalige Zeit, versteht sich. Heute ist ihr Roman als eines der<br />

ersten literarischen Werke anerkannt, das die Kolonisierung<br />

offen anprangerte. Die Dokumentation bietet eine neue<br />

Lektüre des Buchs und zeigt, wie eng die Rassen- und<br />

Klassenfrage mit Idealen von Körper, Gender und Sexualität<br />

verknüpft ist.<br />

Dokumentation von Nathalie Masduraud & Valérie Urrea, 2019, 52 Min. •<br />

Mittwoch 15. Dezember <strong>2021</strong>, <strong>22</strong>.15 Uhr.<br />

Online verfügbar bis 12. Juni 20<strong>22</strong>.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 23


ON SURFE<br />

RESTAURANTS & HOTELS<br />

Guide Michelin immer griffbereit<br />

PRAKTISCH<br />

Es ist zwar nur schwer vorstellbar, aber der berühmte Guide Michelin,<br />

DIE Referenz unter den französischen Restaurant- und Hotelführern, bot<br />

Nutzern bisher nur eine einfache und sehr enttäuschende App an. Da liegt<br />

es auf der Hand, dass viele ungeduldig auf eine neue Version warteten!<br />

Die Erwartungen wurden jetzt mehr als erfüllt. Die neue Applikation ist<br />

nicht nur ein Update, sie bietet nun das, was man heutzutage von einem<br />

modernen und funktionellen Angebot erwartet: geografische Suche<br />

(im Umkreis des Standortes oder in einer beliebigen Stadt weltweit),<br />

Suche nach dem Angebot (vom traditionellen Bistro bis hin zum<br />

Feinschmeckerlokal), Suche nach dem<br />

Namen (Restaurant oder Küchenchef),<br />

Filtermöglichkeiten (Anzahl der Sterne oder<br />

Auszeichnungen wie Bib Gourmand oder<br />

Assiette), diverse Anzeigemöglichkeiten<br />

(Beurteilungen der Tester des Guides, Fotos<br />

der Gerichte oder des Ortes, Spezialitäten,<br />

Preis), Reservierungsmöglichkeit. Neue<br />

Entdeckungen der Tester werden in<br />

Echtzeit aktualisiert, und man kann seine<br />

eigenen Lieblingsadressen speichern. Und<br />

alles kostenlos, was will man mehr!<br />

APP Guide Michelin (kostenlos)<br />

Ist das Ende der Warteschlangen in Sicht?<br />

Die App Affluences wurde 2014 mit dem Ziel entwickelt, Studenten<br />

Informationen darüber zu geben, zu welcher Uhrzeit sie am ehesten einen<br />

Platz in der Bibliothek finden. Dieser Service war so erfolgreich, dass die<br />

Entwickler beschlossen, ihn auf kulturelle und künstlerische Bereiche<br />

auszudehnen. Inzwischen befindet sich die App in<br />

einer kontinuierlichen Ausbauphase. Ziel ist es, am<br />

Ende das optimale Tool für alle diejenigen zu sein, die<br />

wissen wollen, wann man am besten ein französisches<br />

Museum, eine Bibliothek, ein Schwimmbad, ein Rathaus<br />

und vieles andere besucht. In manchen Städten wurden<br />

sogar Märkte und Markthallen aufgenommen. Die<br />

Applikation gibt Auskunft über Öffnungszeiten, die<br />

aktuellen Wartezeiten und die aktuelle Auslastung.<br />

Die Informationen werden im Minutentakt aktualisiert.<br />

Ein gut durchdachtes und praktisches Angebot, dem<br />

man nur wünschen kann, dass es in den kommenden<br />

Monaten weiterhin massiv ausgebaut wird. Man sollte<br />

es auf jeden Fall im Auge behalten!<br />

APP Affluences (kostenlos)<br />

RADIO<br />

Weltweit französische<br />

Radiosender hören<br />

Diese App wird die Fans<br />

französischer Radiosender<br />

freuen, die sich im Ausland<br />

aufhalten. Mit Radios France<br />

(Apple) beziehungsweise<br />

Radios Françaises (Android)<br />

kann man alle französischen<br />

Radiosender auf dem<br />

Smartphone oder Tablet live<br />

hören, egal, wo man sich<br />

befindet. Die Funktionsweise<br />

ist ganz einfach: Es reicht, auf<br />

das Logo des entsprechenden<br />

Senders zu klicken oder eine<br />

Suche nach dem Namen<br />

durchzuführen. Hat man eine<br />

bestimmte Sendung einmal<br />

verpasst, wird man sicher<br />

im umfangreichen Podcast-<br />

Katalog fündig. Wer möchte,<br />

kann sich sogar durch seinen<br />

Lieblingsradiosender wecken<br />

lassen. Damit sind dem Radiohören<br />

keine Grenzen gesetzt<br />

…<br />

APP Radios France (Apple)<br />

bzw. Radios Françaises<br />

(Android) (in beiden Fällen<br />

kostenlos)<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Filme, Serien, Kultur, Kulturerbe …<br />

Auf TV5MONDEplus sind französischsprachige Programme.<br />

Überall verfügbar. Die ganze Zeit. Kostenlos.<br />

WILDER<br />

ANGÈLE ET TONY<br />

DÉMO DE MODE<br />

SUR LE FRONT<br />

Photos: Sur le front © Romain Rigal / TV5MONDE · Angèle et Tony © Pyramide - TV5MONDE<br />

Demo de mode © TV5MONDE · Wilder © SRF - TV5MONDE<br />

Zurück in ihrem Heimatdorf in den<br />

Schweizer Alpen macht Kommissarin<br />

Rosa Wilder eine grausame<br />

Entdeckung, die sie dreißig Jahre<br />

in die Vergangenheit zurückversetzt,<br />

als eine Lawine zwölf Kinder<br />

in den Tod riss, darunter ihren Bruder.<br />

Eine Katastrophe, von der sich<br />

das Dorf nie wirklich erholt hat.<br />

Ein Fischerhafen in der Normandie.<br />

Angèle lernt Tony dank einer<br />

Kleinanzeige kennen. Die brüske<br />

junge Frau versteht nichts von<br />

der Liebe, und ihre Versuche,<br />

Tony zu verführen, werden von<br />

diesem zurückgewiesen. Sie<br />

ist zu schön, zu verwirrend, als<br />

dass er glauben könnte, dass<br />

sie sich für ihn interessiert.<br />

Anlässlich der Pariser Modenschauen<br />

aus den Bereichen<br />

Prêt-à-Porter wie Haute Couture<br />

lädt Viviane Blassel Modeschöpfer<br />

ein, sich ihre eigene Show<br />

anzusehen und sich zu ihren<br />

Modellen zu äußern. Das Ganze<br />

findet an einem Ort statt, der "wie<br />

Zuhause" ist und Privatsphäre und<br />

Vertrautheit transportiert. Ein Blick<br />

in die Entwicklung der Designs …<br />

tv5mondeplus.com<br />

Hugo Clément bringt uns ganz<br />

in die Nähe von Frauen und<br />

Männern, die für den Schutz des<br />

Planeten kämpfen, wo es am<br />

dringendsten ist. Ein Bericht in drei<br />

Teilen, der sich mit den Personen<br />

befasst, die ihr Leben dem Schutz<br />

der Ökosysteme widmen.


ON ÉCOUTE<br />

CHANSON<br />

Yolande Moreau, François Morel: Brassens dans le texte<br />

Les copains d’abord! An dieses Chanson von Georges Brassens (1921-19<strong>81</strong>) denkt<br />

man unweigerlich beim Anhören des großartigen Albums, das eine Hommage an<br />

den bemerkenswerten Künstler und Dichter aus Sète ist, dessen Geburtstag sich in<br />

diesem Jahr zum 100. Mal jährte. Die beiden in Frankreich gut bekannten Künstler<br />

Yolande Moreau und François Morel, die diese Coverversionen interpretieren, sind<br />

selbst enge Freunde. Mit der CD gelingt ihnen die Meisterleistung, auch eingefleischte<br />

Brassens-Fans den Chansonnier neu entdecken zu lassen. Eine ausdrucksstarke<br />

Würdigung, lebendig, eigenständig und ganz einfach wunderschön!<br />

CHANSON<br />

CHANSON<br />

Florent Pagny: L’avenir<br />

Seit über dreißig Jahren prägt Florent Pagny<br />

das französische Chanson und trägt zu seiner<br />

Weiterentwicklung bei. Anlässlich seines 60.<br />

Geburtstags erscheint nun sein 20. Album,<br />

für dessen Musik der Künstler Calogero<br />

verantwortlich zeichnet, während die Texte unter<br />

anderem aus der Feder von Julien Clerc, Carla<br />

Bruni und Barbara Pravi stammen. Die Musik<br />

fordert uns zum Reisen auf und übermittelt<br />

hoffnungsvolle Botschaften, wie beispielsweise<br />

der Titelsong<br />

L’avenir, der von<br />

einer friedlichen<br />

Zukunft handelt.<br />

Anspruchsvolle,<br />

französische<br />

Chansons voller<br />

Optimismus. Das<br />

tut einfach gut!<br />

Barbara Pravi:<br />

On<br />

n’enferme<br />

pas les<br />

oiseaux<br />

Selbst diejenigen,<br />

die dem Concours<br />

Eurovision de la Chanson<br />

nichts abgewinnen<br />

können, müssen zugeben, dass die Französin Barbara<br />

Pravi mit ihrem zweiten Platz, den sie <strong>2021</strong> bei diesem<br />

Wettbewerb erreichte – das beste Ergebnis eines<br />

französischen Teilnehmers seit Jahrzehnten! – eine<br />

echte Entdeckung ist. Die europäische Anerkennung<br />

für ihren Beitrag Voilà ist für die Künstlerin, die<br />

im Übrigen zu ihrer Ähnlichkeit mit Edith Piaf<br />

steht, jedoch kein Grund, sich auf ihren Lorbeeren<br />

auszuruhen. Einige Monate später unterstreicht<br />

sie nun mit diesem Album ihr Talent als Autorin,<br />

Komponistin und Interpretin. Diese Sängerin sollte<br />

man eindeutig im Auge behalten!<br />

CHANSON<br />

Carrousel: Cinq<br />

Die aus der Auvergne stammende Musikerin Sophie Burande und der Musiker<br />

Léonard Gogniat aus der französischen Schweiz sind nicht nur im Leben ein<br />

Paar, sondern treten auch gemeinsam unter dem Namen Carrousel auf. Während<br />

das Duo sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland bereits Erfolge feierte,<br />

ist es in Frankreich paradoxerweise noch relativ unbekannt. Die Songs auf dem<br />

Album Cinq sind voller Energie und gleichzeitig poetisch, sie vermitteln uns einen<br />

modernen und spritzigen Eindruck des französischen Chansons. Belebend!<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Leserbriefe<br />

Redaktion:<br />

Vielleicht erinnern Sie sich<br />

an den Artikel « Musikalische<br />

Waldbäder und ein Einhorn »<br />

über das jährlich stattfindende<br />

Festival des Forêts im Wald von<br />

Compiègne (Oise) der in der<br />

Frühjahrsausgabe<br />

erschien. Der Leiter<br />

des Festivals,<br />

Bruno Ory-<br />

Lavollée, hatte<br />

uns im Interview<br />

vom Bild eines<br />

Einhorns erzählt,<br />

das er von<br />

einem Festivalbesucher<br />

zusammen<br />

mit folgender<br />

Nachricht<br />

erhalten<br />

hatte:<br />

« Während<br />

des Konzerts<br />

erschien mir ein sehr<br />

aufmerk sames Einhorn.<br />

Danke für diesen magischen<br />

Moment. » In der Folge schickte<br />

Bruno Ory-Lavollée dem Maler<br />

des Bildes, Étienne Yver, den<br />

Artikel aus Frankreich erleben.<br />

Da wir Ihnen gerne dieses<br />

Einhorn präsentieren wollten,<br />

baten wir den Festivalleiter und<br />

den Künstler um die Erlaubnis<br />

dafür. Nachfolgend das Bild<br />

von Étienne Yver, zusammen<br />

mit seiner Antwort.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich bin eine treue Abonnentin und reise seit Jahrzehnten mit der Familie nach<br />

Frankreich. Wir waren im Juli unterwegs, und erstmals dachte ich, Ihnen ein<br />

paar Anregungen zu schicken. Wir verbrachten die<br />

2. Urlaubs woche auf einem Campingplatz (Camping<br />

Provence-Cevennes) im Ort Anduze, der, wie der<br />

Campingplatz, am Fluss Gardon liegt. Dieser kleine<br />

sympathische Ort hat einen Bahnhof mit einem Train<br />

touristique (Foto), und sehr nah zum Campingplatz liegt<br />

der wunderbare Bambuspark. Wir haben etwa zwei<br />

Stunden darin verbracht, aber es lohnt sich auch ein ganzer<br />

Nachmittag (…)<br />

Herzliche Grüße<br />

Gaby und Rainer Zimmermann aus Brühl<br />

Redaktion:<br />

Liebes Ehepaar Zimmermann,<br />

aus Platzgründen können wir Ihre nette Nachricht mit<br />

allen Hinweisen leider nicht in voller Länge veröffentlichen.<br />

Wir danken Ihnen jedoch ganz herzlich dafür, zumal<br />

sie bei uns schöne Erinnerungen an den Bambuswald<br />

Bambouseraie in Anduze (Gard) geweckt hat. Diesem außergewöhnlichen und<br />

beeindruckenden Ort in den Cevennen widmeten wir in der Ausgabe <strong>Nr</strong>. 4 im<br />

Jahr 2006 einen Artikel. Dabei lernten wir die bemerkenswerte Leiterin des Ortes,<br />

Muriel Nègre, kennen. Sie ist die Enkelin von Gaston Nègre, der den Park 1902<br />

kaufte. Beim Lesen Ihrer Zuschrift kam uns die Idee, in den nächsten Monaten<br />

den Bambuswald nochmals im Rahmen unserer jüngsten Rubrik « Was ist aus<br />

ihnen geworden? » aufzusuchen. Bleiben Sie also am Ball …<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

seit vielen Jahren lese ich Ihr wunderbares Magazin Frankreich erleben im<br />

Abonnement. Heute ärgere ich mich über Sie, die Herausgeber. Nennen Sie mir einen<br />

vernünftigen Grund für die Notwendigkeit, das Magazin in Plastikfolie einschweißen<br />

zu müssen! Bitte kommen Sie mir nicht mit dem Argument, Transportschäden damit<br />

verhindern zu wollen. Etliche andere, ebenfalls hochwertige Zeitungen werden<br />

ohne Folie versendet und kommen heil beim Leser an. Ich bekomme auch andere<br />

Magazine ohne Folie und ohne Schäden. Ich denke, auch ein Magazin, wie Sie es<br />

herausgeben, sollte an unsere Umwelt denken und der furchtbaren Plastikseuche<br />

entgegentreten. Vielen Dank.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Dr. med. Axel Schußmann<br />

Lieber Bruno,<br />

die « Wiederkehr des<br />

Einhorns » im ansprechenden<br />

Magazin Frankreich erleben ist<br />

eine sehr schöne Geschichte.<br />

Es freut und ehrt mich sehr,<br />

wenn das Foto des Einhorns<br />

darin abgedruckt wird. Bitte<br />

informiere den Chefredakteur<br />

darüber.<br />

Herzlich<br />

Étienne<br />

Herausgeber:<br />

Lieber Herr Dr. Schußmann,<br />

glauben Sie mir, dass wir Ihre Erregung über das Überhandnehmen von Plastik in<br />

unserer Gesellschaft teilen. Leider haben wir jedoch bis heute keinen gleichwertigen<br />

und funktionsfähigen Ersatz gefunden. Es liegt nicht daran, dass wir keine Alternativen<br />

getestet hätten. Da Frankreich erleben den Abonnenten per Post zugestellt wird – und<br />

nicht durch Austräger, wie manche Tageszeitungen – ist ein Versand ohne Umschlag<br />

nicht möglich. Die diversen Papierverpackungen, die wir getestet haben, erwiesen<br />

sich alle als nicht resistent gegenüber bestimmten Bedingungen bei der Auslieferung<br />

(z. B. Feuchtigkeit). Jedes Mal brachten zahlreiche Abonnenten nicht zu Unrecht<br />

ihr Missfallen zum Ausdruck. Seit einigen Monaten verfolgen wir mit Interesse die<br />

Entwicklung eines neuen Umschlages aus Recyclingpapier, der als wasserresistent<br />

angekündigt wird. Wir wären überglücklich, wenn wir dieses Material anstelle der<br />

derzeitigen Kunststoffverpackung einsetzen könnten. Allerdings muss es zunächst noch<br />

die Freigaben der diversen europäischen Postorganisationen erhalten. Wir werden Sie<br />

über die Entwicklung auf dem Laufenden halten.<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge oder Anregungen?<br />

Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail: leserbriefe@frankreicherleben.de ·<br />

Per Brief: Frankreich erleben – Leserbriefe · Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux · Frankreich<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 27


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte d’Azur<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 29


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte d’Azur<br />

Ist der <strong>Winter</strong> vielleicht die schönste Jahreszeit,<br />

um die Côte d‘Azur zu entdecken? Es gibt dann<br />

viel weniger Verkehr als im Hochsommer, die<br />

Dörfer und ihre Bewohner sind zur Ruhe gekommen,<br />

haben ihre Authentizität wiedergefunden,<br />

und die Sonne scheint dort im <strong>Winter</strong> öfter als<br />

anderswo. Aber abgesehen davon herrscht von<br />

Januar bis März in dieser Region – vor allem von<br />

der Corniche des Maures, über das Massif de<br />

l‘Estérel, bis zum Massif du Tanneron – ein strahlend<br />

leuchtender Goldton vor: Dann blühen<br />

nämlich die Mimosen und man hat förmlich den<br />

Eindruck, als explodierten die Farben. Die Luft ist<br />

von einem unvergesslichen Duft erfüllt, alles lädt<br />

zu ganz überraschenden Entdeckungen ein. Aber<br />

wie kann man diese außergewöhnliche Atmosphäre<br />

im <strong>Winter</strong> am besten erleben? Lesen Sie<br />

unsere Tipps dazu …<br />

Auf der Route du Mimosa den<br />

betörenden Düften folgen<br />

Mehrere Fremdenverkehrsämter in der Region<br />

haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam<br />

die Route du Mimosa ins Leben gerufen. Sie<br />

erstreckt sich über eine Länge von 130 Kilometern von<br />

Bormes-les-Mimosas, über Le Rayol-Canadel-sur-Mer,<br />

Sainte-Maxime, Saint-Raphaël, Mandelieu, Tanneron und<br />

Pégomas, bis nach Grasse. Folgt man ihrem Verlauf zwischen<br />

Küste, Hügeln und Wäldern, kann man nicht nur auf<br />

angenehme Weise Landschaften mit blühenden Mimosen<br />

entdecken, sondern sich darüber hinaus einen Überblick<br />

über die zahlreichen Aspekte dieser Pflanze verschaffen:<br />

über ihre Kultivierung, wie es dazu kam, dass sie heute ein<br />

fester Bestandteil des lokalen Kulturerbes ist und welche<br />

wirtschaftlichen und kulturellen Aktivitäten mit ihr in Verbindung<br />

stehen. Auf der zugehörigen Internetseite (die allerdings<br />

derzeit nur in französischer Sprache verfügbar ist)<br />

kann man sich vor einer Reise über die Orte und Veranstaltungen<br />

entlang der Strecke informieren und dann aufgrund<br />

seiner persönlichen Vorlieben (Naturlandschaften<br />

mit Mimosen, Gärtnereien, die Verwendung von Mimosen<br />

in der Gastronomie oder Parfümerie …) passende Etappen<br />

auswählen. Über externe Links gelangt man direkt zu den<br />

Websites der einzelnen Feste und Umzüge und erhält dort<br />

weiterführende Informationen.<br />

Unser Lieblingsort entlang der Route du Mimosa ist<br />

das Tanneron-Massiv, vermutlich weil es das erstaunlichste<br />

und abwechslungsreichste Ziel ist. Es gilt als der<br />

größte Mimosenwald Europas und versetzt Besucher<br />

unweigerlich in Entzücken. Das 90 Hektar große Gebiet<br />

mit ausgedehnten Flächen blühender Mimosen sowie mit<br />

zahlreichen außergewöhnlichen Aussichtspunkten auf die<br />

Küste ist über zahlreiche Wege sowohl zu Fuß als auch<br />

mit dem Mountainbike zugänglich. Ein Tipp: Besuchen<br />

Sie das Massif de Tanneron vorzugsweise im Januar oder<br />

Februar. Im März hat die Blüte dort bereits ihren Höhepunkt<br />

überschritten und die Mimosen beginnen zu verwelken.<br />

Informationen: www.routedumimosa.com<br />

Vorherige Doppelseite und rechts: Oberhalb von Mandelieu-la-Napoule gibt es zahlreiche Wanderwege. Der Sentier du Grand Duc<br />

durchquert die Hügel des Massif de l'Estérel und des Massif de Tanneron, die im <strong>Winter</strong> mimosengelb leuchten. Der Staatswald<br />

Grand Duc liegt 250 bis 475 Meter über dem Meeresspiegel und ist einer der schönsten Abschnitte der Route du Mimosa.<br />

30 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


UNTERWEGS IN FRANKREICH Côte d’Azur<br />

Anlässlich der Mimosenblüte finden jedes Jahr zahlreiche Feste an der Côte<br />

d’Azur statt, unter anderem auch in Sainte-Maxime und Bormes-les-Mimosas.<br />

Wann ist der beste Zeitpunkt?<br />

Generell blühen die Mimosen in der Region von Januar bis<br />

März. Ideal ist der Monat Februar, denn dann steht ein Teil<br />

bereits in voller Blüte, während ein anderer Teil gerade erst am<br />

Aufblühen ist. Die Tage werden bereits länger, oftmals ist das<br />

Licht dann besonders strahlend. Wer nicht allzu kälteempfindlich<br />

ist, genießt in dieser Zeit unter Umständen sogar bereits<br />

das Frühstück in der Sonne und bekommt dabei einen Vorgeschmack<br />

auf die wärmere Jahreszeit …<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


A10/E5<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

Welches sind die interessantesten Veranstaltungen?<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

A4/E50<br />

Troyes<br />

Mimosalia 20<strong>22</strong> in Bormes-les-<br />

Mimosa (29. & 30. Januar 20<strong>22</strong>)<br />

Sens<br />

Epernay Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A26/E17<br />

Blumenkorso in Bormes-les-<br />

Mimosas (13. Februar 20<strong>22</strong>)<br />

A5/E17-E54<br />

A4/E50<br />

A31/E21-E23<br />

Sarreguemines<br />

France<br />

Jedes Jahr findet am letzten<br />

Jahr für Jahr werden A31/E21-E23 fünfzehn Wagen<br />

Orléans<br />

A35/E25<br />

Januarwochenende in den Straßen<br />

mit 12 Tonnen Mimosen und 80 000<br />

Deutschland<br />

des mittelalterlichen Dorfes Bormesles-Mimosas<br />

ein Ereignis statt, das<br />

dann durch die Straßen von Bormes-<br />

anderen Blumen geschmückt und ziehen<br />

Mulhouse<br />

Châtillon-sur-Seine<br />

A36/E60<br />

Auxerre<br />

Belfort<br />

Liebhaber mediterraner oder generell les-Mimosas. Für die Dekoration der<br />

Chambord<br />

Basel<br />

südlicher Pflanzen nicht missen möchten. A6/E15 Wagen werden<br />

A31/E17-E21<br />

nur frisch geschnittene<br />

Cheverny Die Mimose, eine ursprünglich aus<br />

Blumen verwendet. Die Mimosenzweige<br />

Zürich<br />

Vézelay Avallon Flavigny<br />

u<br />

A71/E9 Australien stammende Akazienart, ist werden erst am Samstag in der<br />

A85<br />

Dijon<br />

bei diesem Anlass ein zentrales Thema Morgendämmerung A38 geschnitten. Die Besançon Wagenladungen mit Mimosen den Bahnhof<br />

zwischen Pflanzenzüchtern, Gärtnern Dekoration der Wagen dauert oft bis in den der Stadt in Richtung Nordfrankreich und<br />

und Bourges Pflanzenliebhabern, die in der<br />

frühen Sonntagmorgen.<br />

europäisches Ausland. Seit 1931 steht die<br />

Bern<br />

geselligen Atmosphäre Pflanzen und Tipps Beaune<br />

Mimose jedes Jahr eine Woche lang im<br />

austauschen.<br />

In den Straßen des mittelalterlichen Zentrum eines geselligen und beliebten<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Dorfes Chalon-sur-Saône<br />

Festes, und obwohl heute nur noch vier<br />

Parc du Cigalou - Place Saint François - 83230 Bormes-les-Mimosas<br />

Familien diese Schweiz Pflanze weiterhin anbauen,<br />

Place Gambetta<br />

A6/E15<br />

wird die Tradition beibehalten. Auf dem<br />

Lausanne<br />

83230 Bormes-les-Mimosas<br />

6 €, Kinder unter Jahren 10 Jahren Programm stehen Umzüge, Animationen,<br />

Mit Ausnahme der Ausstellung Les<br />

haben freien Zutritt. Es gibt keine Dekorationen aus Mimosen in der ganzen<br />

Cluny<br />

végétaux im Parc du Cigalou (4 €) ist<br />

Tribüne, Ticketverkauf vor Ort.<br />

Stadt, Verkostungen lokaler Produkte auf<br />

der Eintritt frei.<br />

der Basis von Mimosen. Einer der Klassiker<br />

Montluçon<br />

Umzug um 14.30 Uhr,<br />

Genève solcher Produkte ist beispielsweise<br />

Samstag & Sonntag 9 bis 18 Uhr<br />

A71/E11<br />

Unterhaltungsprogramm ab morgens<br />

im ganzen Dorf.<br />

Tartelette mimosa, ein Käsekuchen mit<br />

weißer Schokolade und Mimosenextrakt<br />

Telefon: +33 (0)4 94 01 38 38<br />

Annecy (L’Oasis, 6, Rue Jean-Honoré Carle). Die 90.<br />

www.bormeslesmimosas.com<br />

Clermont-<br />

A72/E70<br />

Telefon: +33 (0)4 94 01 38 38<br />

Auflage im Jahr 20<strong>22</strong> steht ganz im Zeichen<br />

s<br />

Ferrand<br />

www.bormeslesmimosas.com<br />

des Films « Das große Rennen um die Welt »<br />

Lyon<br />

Mimosenkorso A89/E70 in Puy Sainte- de Dôme<br />

von Blake Edwards aus dem Jahr 1965.<br />

Maxime (6. Februar A75/E1120<strong>22</strong>)<br />

Mimosenfest in Mandelieu-la-<br />

A43/E70<br />

Dieser basiert auf The Great Race, einer<br />

Chambéry<br />

le Mont-Dore<br />

Napoule (16. bis 23. Februar 20<strong>22</strong>) Rallye von New York nach Paris, die Anfang<br />

Die im <strong>Winter</strong> üppig mit blühenden<br />

Mimosen geschmückte Landschaft<br />

St.-Etienne<br />

Mandelieu-la-Napoule kann zu Recht stolz<br />

des 20. Jahrhunderts stattfand.<br />

Tulle der Côte d’Azur gab den Anstoß<br />

auf seinen Titel als lokale Hauptstadt der In den Straßen des Zentrums.<br />

Grenoble<br />

Brive-la-Gaillardefür die Blumenkorsos. Mit dem<br />

Mimose sein. Schon A49/E713 immer war ein großer 06210 Mandelieu-la-Napoule<br />

sogenannten Carretto ramado, einem Teil der wirtschaftlichen Entwicklung Italien Torino<br />

cher<br />

Saillacblumengeschmückten Wagen, der das der Stadt mit der Kultur dieser Pflanze Briançon&<br />

Bitte der Website entnehmen.<br />

Dorf durchquert, wollten die Bewohner verbunden. Valence<br />

Aurillac<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

die Schönheit dieser Blume feiern. Heute zählte man hier 80 Produzenten, ab den<br />

Telefon: +33 (0)4 93 93 64 64<br />

Crest<br />

Die<br />

jedes Jahr rund ein Dutzend<br />

1920er-Jahren verließen jeden Tag ganze www.ot-mandelieu.fr<br />

Rocamadour ziehen<br />

20/E9<br />

geschmückter Wagen durch die Straßen der<br />

Stadt.<br />

A7/E15 Saillans<br />

Gap<br />

Metz<br />

Nancy<br />

A4/E25<br />

Colmar<br />

Graufthal<br />

Strasbourg<br />

A35<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

A35<br />

Toulouse<br />

orra<br />

Promenade A. Simon Lorière<br />

83120 Sainte-Maxime<br />

Zutritt frei. Tribünenplätze:<br />

5 € (Reservierung über das<br />

A75/E11<br />

Fremdenverkehrsamt oder die<br />

Website).<br />

Beginn des Umzugs Lodève um 14.30 Uhr.<br />

Montpellier<br />

Am Samstag vor dem Umzug A9/E15 kann<br />

man ab 14 Uhr die Bézier Räume besichtigen,<br />

in denen die Vereine die Wagen<br />

vorbereiten Narbonneund mit den Blumen<br />

schmücken.<br />

A<strong>81</strong>/E80<br />

Limoux<br />

Telefon: +33 (0)4 94 55 75 55<br />

A9/E15<br />

www.sainte-maxime.com<br />

France<br />

Céret<br />

Perpignan<br />

Collioure<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

Arles<br />

Orange<br />

Avignon<br />

A55<br />

Aix-en-<br />

Provence<br />

Marseille<br />

Apt<br />

A52<br />

A50<br />

A51/E712<br />

A8/E80<br />

Toulon<br />

A57<br />

France<br />

Cannes<br />

A8/E80<br />

Nice<br />

Mandelieu-la-Napoule<br />

Sainte Maxime<br />

Saint Tropez<br />

Bormes-les-Mimosas<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 33<br />

Cal<br />

Spanien<br />

AP7/E15


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Maine-et-Loire<br />

Fontevraud<br />

Eine Abtei, die ihrer Zeit schon immer voraus war<br />

In einer abgelegenen, friedlichen, grünen Oase zwischen Saumur (Maine-et-Loire) und<br />

Chinon (Indre-et-Loire) befindet sich eines der erhabensten Monumente Frankreichs.<br />

Dabei ist dieser Ort paradoxerweise relativ unbekannt. Das wird sich aber sicherlich<br />

bald ändern, denn die Abbaye Royale de Fontevraud besitzt nicht nur eine bemerkenswerte<br />

Architektur, sondern auch eine erstaunliche Vergangenheit und Gegenwart. Im<br />

Verlauf ihrer immerhin 900 Jahre alten Geschichte mangelte es der « Abtei der Frauen »,<br />

wie sie auch genannt wird, niemals an Kühnheit. Gegründet wurde sie 1101 von einem<br />

Mönch, der damals schon an die Gleichstellung von Mann und Frau glaubte und auch<br />

Skandale nicht fürchtete, denn dies war das erste gemischte Kloster, das noch dazu<br />

von einer Frau geleitet wurde. Bis 1792 lösten sich insgesamt 36 Äbtissinnen an der<br />

Spitze ab. Grund genug also, um Fontevraud den Status einer « ungewöhnlichen » Abtei<br />

zu verleihen. In der Folge verwandelte jedoch kein Geringerer als Napoleon sie in ein<br />

für die damalige Zeit neuartiges Gefängnis. Diesen Status behielt Fontevraud bis 1963.<br />

Damit war aber ihre Geschichte immer noch nicht zu Ende. Im Rahmen ihrer jüngsten<br />

« Wiederauferstehung » entstand hinter ihren Mauern ein hochrangiges Kulturzentrum.<br />

Kürzlich wurde dort ein Museum für moderne Kunst eingeweiht, das<br />

bereits heute als eines der innovativsten Frankreichs gilt.<br />

Ein Besuch hat sich für uns also aufgedrängt.<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 35


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Maine-et-Loire<br />

Alles begann im Grunde genommen mit einem<br />

Mann, Robert d’Arbrissel (1047-1117), einem der<br />

wenigen Männer in dieser Geschichte. Er war vermutlich<br />

ein sogenannter « Wandermönch », allerdings kein<br />

gewöhnlicher. Der etwa fünfzigjährige Bretone war als ausgesprochen<br />

eloquent bekannt, und um das Jahr 1095 gelang<br />

es ihm mit einer einzigen Rede, keinen Geringeren als<br />

Papst Urban II. (1042-1099), der sich gerade in Angers<br />

(Maine-et-Loire) aufhielt, um den Finger zu wickeln. Dies<br />

ging so weit, dass der Papst, nachdem er Arbrissel angehört<br />

hatte, diesem eine Gunst erwies, die viele Mönche damals<br />

als absolutes Privileg ansahen: Er ernannte ihn zum « apostolischen<br />

Prediger », womit die Erlaubnis verbunden war<br />

« in mundum universum » zu predigen, also « an allen Orten<br />

der Erde ». Immerhin. Robert d’Arbrissel machte sich diesen<br />

wertvollen Status auf der Stelle zunutze und begann,<br />

die Menschen in den Städten und Dörfern der Umgebung<br />

zum Glauben zu bekehren. Im Laufe der Zeit scharten sich<br />

Anhänger um ihn, und um das Jahr 1100 legte er mit seinem<br />

Gefolge einen Halt in einem Wald ein. Es war der<br />

Wald von Fontevraud. Der Ort gefiel ihm so gut, dass er<br />

beschloss, dort eine Abtei zu gründen. Es sollte jedoch keine<br />

gewöhnliche Abtei sein.<br />

Eine der ersten französischen<br />

Abteien mit einer feministischen<br />

Ausrichtung<br />

Denn der Mönch aus der Bretagne hatte für einen Franzosen<br />

in der damaligen Zeit unglaublich moderne Vorstellungen.<br />

Heute ist man fast versucht zu sagen, dass er vielleicht<br />

einer der ersten Feministen Frankreichs war. Sicher<br />

ist auf jeden Fall, dass er sich grundsätzlich von den meisten<br />

seiner Zeitgenossen unterschied. Er war ein Anhänger des<br />

Syneisaktismus. Hinter dem etwas barbarisch anmutenden<br />

Namen steht eine Art von Askese, bei der Mann und Frau<br />

in einer keuschen Beziehung zusammenleben. Damals war<br />

das nicht ungewöhnlich, vor allem in Irland gab es viele<br />

Mönche, die diese Ideologie vertraten. Es ist nachvollziehbar,<br />

dass dies in jener Zeit nicht den Überzeugungen<br />

aller entsprach, am wenigsten den Überzeugungen der Kirchenführer.<br />

Doch das kümmerte Robert d’Arbrissel wenig.<br />

Für ihn war klar, dass Männer und Frauen in seiner Abtei<br />

zusammen arbeiten, essen, beten und sogar schlafen sollten.<br />

Den Versuchungen des Fleisches nicht nachzugeben, stellte<br />

in seinen Augen sogar eine zusätzliche Prüfung der Gottergebenheit<br />

dar. Sein Kloster sollte also « gemischt » oder<br />

zumindest ein « doppelter Orden » sein, ein Ort, an dem<br />

Männer und Frauen keusch zusammenleben. So entstand<br />

die Abbaye de Fontevraud. Es war das Jahr 1101.<br />

Mit dem Skandal umgehen<br />

War es, weil diese Vorstellungen für die damalige Zeit<br />

äußerst innovativ waren? Weil Arbrissel ein Schönredner<br />

war? Oder weil, nüchtern betrachtet, die Investition in<br />

eine Abtei als eines der besten Mittel angesehen wurde,<br />

um sich einen Platz im Paradies zu sichern? Wie auch<br />

immer, für die Errichtung des Klosters fehlte es weder an<br />

Geld noch an Arbeitskräften, und durch eine Mund-zu-<br />

Mund-Propaganda, die den heutigen sozialen Netzwerken<br />

in nichts nachstand, erwarb sich Fontevraud sehr schnell<br />

eine gewisse Reputation. Folglich zeigten viele Frauen<br />

und Männer – wenngleich Letztere etwas weniger zahlreich<br />

waren – aus allen sozialen Schichten Interesse daran,<br />

sich Arbrissel und seinen Gläubigen anzuschließen. Der<br />

Erfolg ließ also nicht auf sich warten! Der Skandal allerdings<br />

auch nicht, denn Arbrissel hielt absolut nicht damit<br />

hinter dem Berg, dass er inmitten von Frauen schlief, was<br />

ganz und gar nicht nach dem Geschmack seiner Zeitgenossen<br />

war. Dazu kam, dass sich unter den Frauen nicht<br />

nur einige Adelige befanden, sondern auch ehemalige<br />

Prostituierte … Diese Tatsache sowie die Vermischung<br />

der Geschlechter erzeugten einen Eklat, vor dem Arbrissel<br />

nicht die Augen verschließen konnte. Obwohl der<br />

Ordensbruder mit den innovativen Ideen nach wie vor von<br />

der Vermischung der Orden und einer Art Gleichheit der<br />

Geschlechter überzeugt war, musste er gezwungenermaßen<br />

Mönche und Nonnen trennen, um die Gemüter zu<br />

beruhigen. Folglich richtete er in Fontevraud vier separate<br />

Klöster ein, um mit den Anschauungen und Praktiken<br />

jener Zeit konform zu sein.<br />

Die Abtei der Frauen: von der<br />

Utopie zur Realität<br />

Dennoch gab Arbrissel sich nicht geschlagen. Ganz<br />

und gar nicht. Da er krank war und seinen baldigen Tod<br />

ahnte, setzte er alles daran, um den Frauen in seiner Abtei<br />

eine maßgebliche Stellung zu verschaffen. Er setzte<br />

die Wahl einer Äbtissin, Pétronille de Chemillé (Ende<br />

11. Jh.-1149), an die Spitze von Fontevraud durch. Mehr<br />

noch: Kurz vor seinem Tod ordnete er per Erlass an, dass<br />

die Abtei in der Zukunft ausschließlich von Frauen geleitet<br />

werden durfte. Ein Meisterstück und eine regelrechte<br />

Revolution in der Kirche! Einem Teil der katholischen<br />

Hierarchie gefiel das ganz und gar nicht. Doch obwohl<br />

man Arbrissel eindeutig für einen unkontrollierbaren<br />

Menschen hielt, der die Dinge auf die Spitze trieb, musste<br />

man den Tatsachen ins Auge sehen: Einige Ordensmänner<br />

lehnten es zwar ab, sich nun « immer und ewig »<br />

einer Frau unterzuordnen und verließen daher die Abtei,<br />

dennoch war offensichtlich, dass sich Einfluss und Macht<br />

von Fontevraud in diesem komplizierten 12. Jahrhundert<br />

nicht nur in Frankreich, sondern auch in Spanien und<br />

England ständig ausdehnten. Dabei lag es auf der Hand,<br />

dass gerade der « Unterschied » von Fontevraud, den man<br />

anprangerte, am Ende den Ruf der Abtei ausmachte und<br />

sich auch in finanzieller Hinsicht für die Kirche auszahlte.<br />

Konnte man diesen wirtschaftlichen Erfolg tatsächlich<br />

kritisieren? Die adeligen Frauen, die sich hier niederließen,<br />

und die Kinder aus gutem Hause, die man für die<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Vorherige Doppelseite: Blick vom Eingang des Areals auf die Abteikirche. Links ist die Büste von Olivier Guichard (1920-2004) zu sehen.<br />

Der ehemalige Präsident der Region Pays-de-la-Loire war einer der Initiatoren für die Restaurierung der Abtei.<br />

Oben: Klostergebäude, im Hintergrund die ehemaligen Küchen, auch Tour d'Evraud genannt. Unten links: Im Kirchenschiff der<br />

Abteikirche befinden sich die Gisants der Plantagenêt-Dynastie. Unten rechts: Ende des 19. Jahrhunderts bewachten Soldaten den<br />

Zugang zum Gefängnis. Um 1903 wurden in der Abteikirche die eingezogenen Geschossdecken wieder herausgerissen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 37


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Maine-et-Loire<br />

Oben: der Eingangsbereich in die Abtei und das Museum für moderne Kunst; der Tour d'Evraud. Rechte Seite von oben nach unten:<br />

Der Kapitelsaal diente früher als interner Gerichtssaal des Gefängnisses. Im großen Schlafsaal finden heute Ausstellungen statt. Einer<br />

der Säle des Museums für moderne Kunst. Die eingravierten Initialen des ehemaligen Gefängnisdirektors Joseph Christaud.<br />

Ausbildung hierherschickte, brachten immerhin nicht<br />

unbedeutende Geldmittel ein. Und manchmal auch Ansehen.<br />

Vor allem eine Frau war in diesem Zusammenhang<br />

für die Abtei wichtig. Eine Frau, die zeit ihres Lebens das<br />

Schicksal Europas mitbestimmte, zunächst als Herzogin<br />

von Aqui tanien, dann als Königin von Frankreich und<br />

schließlich als Königin von England: Aliénor d’Aquitaine<br />

(1137-1204). Sie war dem Charme der Abtei erlegen<br />

und vertraute ihr nicht nur die Erziehung ihrer jüngeren<br />

Kinder an, sondern machte Fontevraud zu einer Abbaye<br />

Royale, indem sie dort die Nekropole der Plantagenêt-<br />

Dynastie einrichtete. Noch heute sind in der Abteikirche<br />

neben der liegenden Grabfigur (Gisant) von Eleonore von<br />

Aquitanien diejenigen ihres Gatten Heinrich II. von England<br />

(1152-1189), ihres Sohnes Richard Löwenherz (1157-<br />

1199) und ihrer Schwiegertochter Isabelle von Angoulême<br />

(1188-1246), der Frau von Johann Ohneland (1166-1216)<br />

zu sehen. Die Auszeichnung als « königliche Abtei » war<br />

zugleich die Bestätigung, dass die von einigen als Utopie<br />

von Arbrissel bezeichnete Abbaye des femmes letzten Endes<br />

eine durchaus überlebensfähige Idee gewesen war. Und<br />

vor allem eine langlebige Idee, denn bis 1792 lösten sich<br />

nicht weniger als 36 Äbtissinnen an der Spitze von Fontevraud<br />

ab. Am Vorabend der Revolution war die Abbaye<br />

Royale de Fontevraud ein mächtiges und reiches Kloster,<br />

in dem fast 400 Menschen lebten, arbeiteten und beteten.<br />

Der erzwungene Auszug<br />

der Ordensfrauen<br />

Doch auch die Tatsache, dass Fontevraud « königlich<br />

» geworden war und von Frauen geleitet wurde,<br />

konnte nicht verhindern, dass diesem Ort während der<br />

Französischen Revolution dasselbe Schicksal zuteilwurde,<br />

wie vielen anderen religiösen Einrichtungen. Als<br />

die Nationalversammlung am 2. November 1789 die<br />

Verstaatlichung aller Kirchengüter beschloss, um das<br />

von einer Finanzkrise gebeutelte Land zu retten, war<br />

klar, dass auch die Tage von Fontevraud gezählt waren.<br />

Im Sommer 1791 mussten zunächst die Ordensmänner<br />

gegen ihren Willen den Ort verlassen, die Ordensfrauen<br />

dann im Herbst 1792. Zurück blieb eine Abtei, die teilweise<br />

verkauft wurde, teilweise Plünderern zum Opfer<br />

fiel. Das Mobiliar war schnell an den Mann gebracht,<br />

die Gebäude außerhalb der Ringmauer fanden ebenfalls<br />

schnell Abnehmer, doch die Klostergebäude innerhalb<br />

der Mauer waren zu groß, um einen Käufer zu finden.<br />

Schließlich überließ man die Abtei einfach sich selbst.<br />

Es kam, was kommen musste: Diebstähle von Holz,<br />

Steinen, Ziegeln häuften sich, jeder bediente sich, nahm,<br />

was er brauchen konnte. Die Gemeinde Fontevraud war<br />

sich des Problems bewusst und verschloss 1795 zwar die<br />

Tore der Ringmauer, konnte jedoch dadurch den Zugang<br />

über die Mauer nicht verhindern. Innerhalb von<br />

wenigen Jahren wurde auf dieser Weise aus der Abbaye<br />

Royale eine riesige Ruine unter freiem Himmel. Dies<br />

blieb 25 Jahre lang so, bis schließlich ein Mann, und<br />

zwar kein Geringerer als Napoleon I. (1769-1821), dem<br />

Schicksal des Ortes eine Wendung verlieh, indem er<br />

ihm eine ganz andere Bestimmung übertrug: Er richtete<br />

dort ein Gefängnis ein.<br />

Das Gefängnis<br />

« der tausendundein Fenster »<br />

Die letzte Äbtissin von Fontevraud, Julie d’Antin<br />

(1725-1797), verließ 1792 als Bäuerin verkleidet die<br />

Abtei. Sie wollte unerkannt bleiben, man erzählt sich<br />

sogar, sie habe unterirdische Gänge benutzt. Trotz der<br />

Umstände hätte sie sich niemals vorstellen können, dass<br />

in Fontevraud die Zeit des Klosterlebens endgültig beendet<br />

war. Noch weniger hätte sie gedacht, dass der Abtei<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


ein Schicksal als Gefängnis beschieden sein würde, das<br />

bis 1963 andauern sollte. Dieses verrückte Projekt rettete<br />

Fontevraud jedoch schlussendlich vor dem vollständigen<br />

Verfall. Es war das Ergebnis der von Napoleon I. verfolgten<br />

Politik, die wirtschaftlichen und sozialen Probleme<br />

Frankreichs durch die Einrichtung eines repressiven<br />

Polizeistaats zu lösen. Da das Strafgesetzbuch von<br />

1791 die Inhaftierung als Maßnahme vorsah, mussten<br />

entsprechende disziplinäre Anstalten geschaffen werden,<br />

in denen die Schuldigen durch Freiheitsentzug ihre<br />

Strafe verbüßen konnten. Im Hexagon wurde daher ein<br />

umfangreicher Plan für die Einrichtung von Gefängnissen<br />

lanciert, und ehemalige Abteien waren trotz ihres<br />

oft schlechten Zustandes sehr beliebte Gebäude für die<br />

Aufnahme von Häftlingen. Das galt ganz besonders für<br />

Fontevraud, aber auch für die Abteien von Montpellier,<br />

Clairvaux oder auf dem Mont-Saint-Michel. Auf Letztere<br />

werden wir in einem späteren Artikel noch eingehen.<br />

In Fontevraud wurden umfangreiche Arbeiten durchgeführt,<br />

wobei es weniger auf Details als auf die Möglichkeit<br />

ankam, eine sehr große Anzahl an Häftlingen<br />

aufzunehmen (bis zu 2000 Männer, Frauen und Kinder).<br />

Um Platz zu schaffen, wurden innerhalb der Ringmauer<br />

zusätzliche Gebäude errichtet, die bestehenden nahezu<br />

bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Das Schiff der Abteikirche<br />

wurde beispielsweise vollständig verunstaltet: Die<br />

Kuppeln wurden abgerissen, im Inneren entstanden vier<br />

Geschossdecken. 1<strong>81</strong>4 kamen die ersten Gefangenen<br />

an. Zu ihrer Überraschung entdeckten sie, dass sich die<br />

Zellen in einer kalten und feuchten Kirche befanden. Die<br />

Zeugnisse der religiösen Vergangenheit, die überall zu<br />

sehen waren, riefen Erinnerungen an das frühere Leben<br />

in Freiheit hervor und erschwerten die Haftbedingungen<br />

noch mehr. « Von allen Gefängnissen in Frankreich ist<br />

Fontevraud das verwirrendste. Es ist das, das bei mir den<br />

stärksten Eindruck von Verzweiflung und Trostlosigkeit<br />

hervorrief, und ich weiß durch die Äußerungen anderer<br />

Häftlinge, die andere Gefängnisse gekannt haben, dass<br />

sie vergleichbare Emotionen und Leiden verspürt haben »,<br />

schrieb der Schriftsteller und Dichter Jean Genet (1910-<br />

1986) in seinem bemerkenswerten Werk Miracle de la rose,<br />

in dem er Fontevraud als Gefängnisabtei beschreibt. Die<br />

Haftbedingungen in dem « Gefängnis mit tausendundeinem<br />

Fenster », wie Fontevraud aufgrund der zahlreichen<br />

Öffnungen aus der religiösen Vergangenheit bezeichnet<br />

wurde, waren extrem hart. Das Gefängnis wurde damals<br />

als « Modell » konzipiert, als Anstalt zur Verbüßung langer<br />

Strafen. Wie in allen Einrichtungen dieser Art waren<br />

die Regeln sehr streng, so wurde beispielsweise ab 1839<br />

eine Schweigepflicht verhängt: Es war den Häftlingen<br />

verboten, sich zu unterhalten beziehungsweise im weitesten<br />

Sinne miteinander zu kommunizieren. Also tauschten<br />

sie heimlich kleine Zettel aus oder gravierten Nachrichten<br />

– oft Worte der Verzweiflung – in die Wände, die den<br />

Besucher heute noch bei einer Besichtigung der Abtei<br />

berühren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 39


UNTERWEGS IN FRANKREICH Pays de la Loire / Maine-et-Loire<br />

Ein « JC » kommt selten allein<br />

Auch wenn die Umsetzung der neuen Vorstellungen<br />

von Haftbedingungen eine Verunstaltung großer Teile der<br />

ehemaligen Abtei nach sich zog, wurde den Behörden mit<br />

der Zeit bewusst, dass Fontevraud zweifellos ein wertvolles<br />

historisches Erbe darstellt. Vor allem die Gisants der<br />

Plantagenêt-Dynastie, die man in den Trümmern fand,<br />

trugen dazu bei, sich der kulturellen Bedeutung dieses Ortes<br />

bewusst zu werden. 1840 wurden die Abteikirche und<br />

der große Kreuzgang als Monument historique klassifiziert<br />

und ab 1858 unternahm der damalige Gefängnisleiter, Joseph<br />

Christaud (1<strong>81</strong>0-18<strong>81</strong>), die ersten Restaurierungsarbeiten.<br />

Dazu bediente er sich inhaftierter Maurer, Schlosser<br />

und Bildhauer. Auch wenn diese Arbeiten in vielerlei<br />

Hinsicht dazu beigetragen haben, der Abtei wieder eine<br />

Seele zu verleihen, muss man über verschiedene Freiheiten<br />

staunen, die man sich im Zuge der Rettung dieses Kulturerbes<br />

nahm. Besichtigt man beispielsweise heute die Abtei<br />

und blickt am Eingang des Kapitelsaals nach oben, sieht<br />

man im Scheitelstein des Deckengewölbes die Buchstaben<br />

« JC » eingraviert. Dabei handelt es sich nicht, wie man<br />

vielleicht denken mag, um die Initialen von Jesus Christus,<br />

sondern um die des ehemaligen Leiters Joseph Christaud<br />

… Dennoch leisteten die Arbeiten der Gefangenen einen<br />

großen Anteil zur Rettung der Abtei. Nach und nach<br />

wurden sogar einzelne Gebäude von ihrem Zweck als Gefängnis<br />

entbunden: der Kreuzgang 1860, das Refektorium<br />

1882, die Abteikirche Anfang des 20. Jahrhunderts. Ab<br />

1901 wurde im Übrigen offiziell ein richtiger Plan für die<br />

Restaurierung entwickelt. Dieser erreichte noch größere<br />

Dimensionen, als das Gefängnis 1963 geschlossen wurde.<br />

Damit begann ein weiterer Abschnitt in der Geschichte<br />

dieses Ortes: Das religiöse Gebäude, aus dem ein Gefängnis<br />

geworden war, wurde nun in ein Kulturzentrum erster<br />

Güte verwandelt …<br />

Die Zukunft ist<br />

der Kultur geweiht<br />

Nach Schließung des Gefängnisses folgte bis Ende<br />

des 20. Jahrhundert eine Renovierungsmaßnahme auf<br />

die andere. Das Schicksal der Abtei wurde in die Hände<br />

von Architekten und Kunsthistorikern gelegt, die<br />

alles daransetzten, sowohl die Erinnerung an die religiöse<br />

Vergangenheit wieder aufleben zu lassen als auch die<br />

historischen Spuren der Strafanstalt nicht auszulöschen.<br />

1975 wurde ein hochrangiges Kulturzentrum, das Centre<br />

Culturel de l’Ouest, eröffnet, in dem zahlreiche Ausstellungen<br />

und Konzerte stattfinden. Angesichts der Größe<br />

des Monumentes und des Umfangs der Restaurierungsarbeiten<br />

legten sogar die Politiker eine gewisse Verwegenheit<br />

an den Tag, indem sie 1992 die Verwaltung von<br />

Fontevraud erstmals einer Region – der Region Pays de<br />

la Loire – übertrugen. Eine Premiere in Frankreich! Mit<br />

der Ausrichtung auf die Kultur entwickelte sich die Abtei<br />

zu einem avantgardistischen Ort, der zahlreiche Besucher<br />

anzieht. Die Attraktivität wurde 2014 durch die Eröffnung<br />

eines luxuriösen Hotel-Restaurants noch verstärkt,<br />

und die Entwicklung schreitet unaufhaltsam voran. Das<br />

beweist nicht zuletzt die in diesem Jahr erfolgte Einweihung<br />

eines hochrangigen Museums für moderne Kunst<br />

innerhalb der Klosteranlage. Ermöglicht wurde dies durch<br />

die außergewöhnliche Schenkung von mehr als 1000<br />

Werken durch das Ehepaar Martine und Léon Cligman.<br />

In dem architektonischen Schmuckstück, wo sich früher<br />

die Pferde der Mönche und Nonnen und in der Folge die<br />

Öfen der Gefängnisbäckerei befanden, kann man heute<br />

eine einmalige und vielfältige Sammlung von Kunstwerken<br />

bewundern: Gemälde von Bernard Buffet, Camille<br />

Corot, Kees van Dongen und Henri de Toulouse-Lautrec,<br />

wunderschöne ägyptische Totenmasken, Büsten und Statuen<br />

von Auguste Rodin und Edgar Degas, um nur einige<br />

Namen zu nennen. Alle diese Stücke sind wie ein Abriss<br />

der Schönheit unserer Erde. Darüber hinaus machen sie<br />

bewusst, welch unglaubliches Schicksal der Abbaye de<br />

Fontevraud beschieden war und ist. Durch den Akzent<br />

auf die Kultur entwickelt sie sich erneut weiter, und man<br />

hat den Eindruck, dass sie wieder einmal ihrer Zeit voraus<br />

ist. Andere Klosteranlagen scheinen gerade nachzuziehen.<br />

Doch Fontevraud hat bereits einen Vorsprung …<br />

Lektüre für alle, die noch<br />

tiefer einsteigen möchten<br />

Gabriel Feydel, Essai historique<br />

sur Robert d’Arbrissel, fondateur<br />

de l’ordre de Fontevraut,<br />

Éditions Robert d’Arbrissel, 2015,<br />

78 Seiten, ISBN 978-2955169506.<br />

Der vollständige, von Gabriel<br />

Feydel 1788 veröffentlichte<br />

Text, mit dem er versucht, die<br />

Frage zu beantworten, welcher Natur die Beziehungen<br />

zwischen dem Gründer<br />

der Abtei und seinen<br />

Nonnen tatsächlich waren.<br />

Historische Ermittlungen auf<br />

der Basis der Korrespondenz<br />

des bretonischen Mönchs.<br />

Jean Genet et la prison de<br />

Fontevraud, Les Carnets de<br />

Fontevraud, 2013, 64 Seiten,<br />

ISBN 978-2917895115.<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Le A29/E44 Havre<br />

A131<br />

Honfleur<br />

Jumiè<br />

Reiseinfos & Lesetipps<br />

Saint-Lô<br />

N13<br />

Caen<br />

A13/E46<br />

Fontevraud-l’Abbaye …<br />

… Berlin 1356 km … Hamburg 1198 km<br />

… Köln 792 km … Frankfurt Brest 879 km<br />

… München 1071 km … Wien 1472 km<br />

… Zürich 833 km … Paris 308 km<br />

… Tours 67 km … Ile Angers de Sein 82 km<br />

… Saumur 15 km<br />

Pointe<br />

Der nächstgelegene Flughafen, du Raz der aus<br />

dem deutschsprachigen Raum direkt<br />

angeflogen wird, ist Nantes-Atlantique<br />

(147 km).<br />

Die nächstgelegenen TGV-Bahnhöfe<br />

befinden sich in Tours-Saint-Pierredes-Corps<br />

(69 km) und Angers-Ost<br />

(71 km).<br />

Abbaye Royale de Fontevraud<br />

49590 Fontevraud-l’Abbaye<br />

Telefon: +33 (0)2 41 51 71 212<br />

www.fontevraud.fr<br />

Nebensaison (7. November bis 31.<br />

März, außer Weihnachtsferien): täglich<br />

außer Dienstag 10 - 18 Uhr.<br />

Hochsaison (1. April bis 6. November<br />

und 18. Dezember bis 2. Januar):<br />

täglich 10 - 20 Uhr.<br />

Nur Abtei: 11 €, ermäßigt 7,50 €. Kinder<br />

unter 8 Jahren haben freien Eintritt.<br />

Nur Museum für moderne Kunst: 6 €,<br />

ermäßigt 3 €. Kinder unter 8 Jahren<br />

haben freien Eintritt.<br />

Abtei + Museum: 14 €, ermäßigt 8,50<br />

€. Kinder unter 8 Jahren haben freien<br />

Eintritt.<br />

Fontevraud L’Hôtel**** liegt innerhalb<br />

der Klosteranlage der Abbaye Royale.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 55<br />

Saumur: Stall, Schloss, Fluss<br />

(15 km entfernt)<br />

Das Loire-Tal ist berühmt für seine<br />

majestätischen Schlösser, mundenden<br />

Weine, sehenswerten Orte und eine<br />

liebliche Landschaft. Die Kleinstadt<br />

Saumur auf halbem Wege zwischen<br />

Tours und Angers erfüllt perfekt<br />

die Vorstellungen, die Besucher<br />

von dieser Region haben. Zu<br />

ihren Attraktionen gehören aber<br />

nicht nur bauliche Meisterwerke,<br />

sondern auch Pferde. Ein Besuch<br />

in der Stadt des Cadre Noir.<br />

Lannion<br />

DinardSaint-Malo<br />

Es bietet 55 absolut ruhige Zimmer<br />

Avranches<br />

im puristischen N12/E50 Design (Maisonette,<br />

Mont-Saint-Michel<br />

Mansarde oder Saint-Brieuc im ehemaligen<br />

N12/E50<br />

Schlafsaal der Nonnen). Ab 88 € pro<br />

A84<br />

Nacht. Die Gäste dieses besonderen<br />

N164<br />

Hotels haben rund um die Uhr Zugang<br />

zur Abtei, sogar nachts.<br />

Quimper (Fontevraud L’Hôtel, D768 Telefon: +33<br />

Rennes<br />

(0)2 46 46 10 10, Informationen und<br />

N165/E60<br />

Reservierung: www.fontevraud.fr/<br />

N24<br />

hotel/fontevraud-l-hotel/)<br />

Lorient<br />

Vannes<br />

Fontevraud Le Restaurant bietet eine<br />

N165/E60<br />

einfallsreiche Küche aus lokalen<br />

Quiberon<br />

Produkten. Die Gerichte werden im<br />

Rhythmus der Jahreszeiten La Baule und der<br />

Natur vom Küchenchef Thibaut Ruggeri<br />

St. Nazaire<br />

(Bocuse d’Or, ein Michelin-Stern)<br />

zubereitet. Menü Lune, 75 €, vier Gänge,<br />

die jeweils am Tag des Neumonds<br />

wechseln.<br />

(Fontevraud Le Restaurant, Telefon:<br />

+33 (0)2 46 46 10 10, Informationen<br />

und Reservierung: www.fontevraud.<br />

fr/les-restaurants/fontevraud-lerestaurant/).<br />

La Terrasse Gourmande bietet eine<br />

einfachere und günstigere Küche,<br />

ebenfalls aus lokalen Produkten. Sie<br />

haben die Wahl zwischen einem Tisch<br />

in der ehemaligen Orangerie, auf der<br />

Terrasse oder im Garten der Abtei.<br />

(www.fontevraud.fr/les-restaurants/laterrasse-gourmande)<br />

In der Bar à vin, die sich in einem<br />

Gewölbesaal aus dem 15. Jahrhundert<br />

befindet, erhalten Weinliebhaber eine<br />

Auswahl an Weinen der Appellationen<br />

Vins de Saumur. Als Begleitung werden<br />

Wurst- und Käseplatten angeboten.<br />

A83<br />

A11/E60<br />

A83<br />

N11/E601<br />

A87<br />

La RochelleE5/A10<br />

(www.fontevraud.fr/les-restaurants/<br />

E602/A837<br />

le-bar-a-vin).<br />

Außerhalb der Klosteranlage Angoulême befinden<br />

sich noch weitere Restaurants,<br />

beispielsweise auf dem Platz nur<br />

Montalivet wenige Schritte vom Eingang der<br />

Abtei entfernt. Dort erhalten Sie gute<br />

Gerichte aus lokalen Produkten zu<br />

Périgueux<br />

absolut erschwinglichen Preisen.<br />

E5/A10<br />

Angers<br />

Alençon<br />

Le Mans<br />

Biarritz Bayonne<br />

Hendaye «Königin des Gartens» ist: A64/E80 die Hauptstadt der Rose.<br />

A28/E402<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

A86/E60<br />

A89/E70<br />

A10/E5<br />

Le Porge<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. Bordeaux 78<br />

Sarlat-le-Canéda<br />

Doué-en-Anjou: im Reich der<br />

Cap-Ferret<br />

Blumenkönigin (30 A52/E72 km entfernt)<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Sare<br />

Donostia-<br />

Pau<br />

S. Sebastian<br />

INFORMATIONEN ZUR BESTELLUNG DIESER UND ANDERER AUSGABEN FINDEN SIE AUF SEITE 88.<br />

Nantes<br />

Clisson<br />

Cholet<br />

Niort<br />

Tours<br />

Fontevraud-l’Abbaye<br />

Poitiers<br />

Das Dorf Doué-en-Anjou zwischen<br />

Saumur und Angers besitzt ein<br />

erstaunliches Labyrinth<br />

Mimizan<br />

mit Stollen und Höhlen,<br />

die wir Ihnen 2018 bereits<br />

E5-E70/A63<br />

vorstellten. Heute laden wir<br />

Sie noch einmal ein, mit<br />

uns das Dorf zu besuchen,<br />

Hossegor France<br />

da es – obwohl das relativ<br />

unbekannt ist – die<br />

französische Hauptstadt der<br />

Souill<br />

Dord<br />

Pamplona<br />

Spanien<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 41


UNTERWEGS IN FRANKREICH Alpen<br />

Alpen<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Zwölf Tage lang, vom 8. bis 19. Januar 20<strong>22</strong>, wird ein ganz besonderes Ereignis<br />

die paradiesische Stille der ausgedehnten Schneeflächen und der Wälder mit Lärchen,<br />

Tannen und Fichten in Savoyen und Hochsavoyen durchbrechen. Dann<br />

durchqueren nämlich die Teilnehmer des legendären Schlittenhunderennens<br />

Grande Odyssée Savoie Mont Blanc – 66 Musher und ihre 600 treuen Begleiter –<br />

die Gegend. Die « Große Odyssee » ist « das » herausragende Ereignis für Schlittenhunde<br />

in Europa. Die Gesamtstrecke dieses in seiner Art einzigartigen Etappenrennens<br />

beträgt fast 400 km. Über die sportliche Aktivität hinaus, die Mensch,<br />

Hund und Natur verbindet, können sowohl die Teilnehmer als auch die Zuschauer<br />

bei diesem Anlass die unglaubliche Schönheit der Alpenlandschaft genießen.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 43


UNTERWEGS IN FRANKREICH Alpen<br />

Jedes Jahr im Januar trifft sich die Weltelite des<br />

Schlittenhundesports in den französischen Alpen,<br />

um bei arktischen Temperaturen einen besonderen<br />

Marathon durch den Schnee zu absolvieren: die Grande<br />

Odyssée Savoie Mont Blanc. 20<strong>22</strong> werden 66 Musher aus 8<br />

Nationen und ihre 600 Hunde – regelrechte Hochleistungssportler<br />

auf vier Pfoten – erwartet. Die Teilnehmer<br />

wissen nur zu gut, dass diese « Große Odyssee » ihren Namen<br />

zu Recht trägt, denn es handelt sich dabei um eine<br />

lange abenteuerliche Reise voller unvorhergesehener Ereignisse.<br />

Der Verlauf ist niemals so, wie vorgesehen, und<br />

die zwölf Wettkampftage erweisen sich Jahr für Jahr als<br />

wahre Prüfung für Körper und Psyche. Selbstverständlich<br />

gibt es noch andere mythische Schlittenhunderennen, beispielsweise<br />

das Finnmarkslopet in Norwegen oder das Iditarod<br />

in Alaska. Allerdings finden diese auf immensen<br />

Eisflächen statt, während die Grande Odyssée Savoie<br />

Mont Blanc mitten durch die Berge führt: im Jahr<br />

20<strong>22</strong> über eine Strecke von 400 Kilometern, auf<br />

der die Teilnehmer einen positiven<br />

Höhenunterschied<br />

von über 12 000 Metern<br />

bewältigen<br />

müssen. Also<br />

quasi dreimal die Höhe des Mont Blanc … Es ist eine ungeheure<br />

Herausforderung für Musher und Hunde, die das<br />

ganze Jahr über ein intensives Training erfordert.<br />

Bei diesem Wettbewerb erbringen Mensch und Hund<br />

zwölf Tage lang ungeheuer große Leistungen, zumal die<br />

Bedingungen sehr schwierig, wenn nicht gar extrem sind:<br />

Die Temperatur in den Bergen liegt um diese Jahreszeit<br />

oftmals unter -25 Grad, und die Tatsache, dass die Tage<br />

im Januar sehr kurz sind und daher mit etwa 35 % ein<br />

guter Teil des Rennens bei Dunkelheit stattfindet, macht<br />

die Sache nicht einfacher. Eine Nacht im Biwak in großer<br />

Höhe ist ebenfalls Bestandteil des jährlichen Programms.<br />

Die Pisten werden zum großen Teil speziell für das Rennen<br />

präpariert und befinden sich meist außerhalb der<br />

zahlreichen Skigebiete der Region. Jeder Schlittenhundeführer<br />

muss darauf achten, die Pisten nicht zu verlassen.<br />

Alle Teilnehmer sind sich voll und ganz darüber<br />

bewusst, dass die Grande Odyssée eine Herausforderung<br />

für Mensch und Tier ist – und das<br />

seit der Entstehung dieses Wettbewerbs im<br />

Jahr 2005. Aber genau das scheinen alle zu<br />

suchen: Abenteuer und Ursprünglichkeit.<br />

Etwas Authentischeres ist inmitten<br />

der rauen Alpenlandschaft auch nur<br />

Die verschiedenen Schlittenhunderassen<br />

Nordische Hunderassen<br />

Sibirischer Husky: Die sehr alte Hunderasse stammt<br />

aus dem äußersten Nordosten Sibiriens, wurde dann im<br />

Zuge des Goldrausches nach Alaska importiert. Es ist der<br />

leistungsfähigste Hund der nordischen Rassen.<br />

Grönlandhund: Ein sehr widerstandsfähiger und<br />

besonders ausdauernder Hund. Die Rasse war<br />

ursprünglich bei Forschern in der Arktis und Antarktis<br />

beliebt. Der Franzose Paul-Emile Victor (1907-1995) war<br />

der Erste, der ihn nach Frankreich importierte.<br />

Hunderassen aus Alaska<br />

Alaskan Husky: Diese Hunderasse findet man am<br />

häufigsten bei Schlittenhunderennen. Sie entstand<br />

durch eine Kreuzung von sibirischen Huskys mit<br />

einheimischen Hunden aus Indianerdörfern in Alaska,<br />

Jagdhunden und sogar Wölfen. Der Alaskan Husky ist<br />

besonders leistungsfähig über lange Distanzen.<br />

Europäischer Schlittenhund (Eurohound): Die Rasse<br />

entstand durch die Kreuzung von Alaskan Huskys und<br />

Jagdhunden. Europäische Schlittenhunde zeichnen<br />

sich dadurch aus, dass sie sehr schnell und für<br />

Etappenrennen besonders gut geeignet sind.<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 45


UNTERWEGS IN FRANKREICH Alpen<br />

schwer vorstellbar. Für Überflüssiges ist kein Platz. Der<br />

Musher konzentriert sich permanent auf den Verlauf der<br />

Piste und auf sein Gespann, während die Hunde – so<br />

scheint es zumindest – den unerschütterlichen Willen haben<br />

voranzukommen – komme was wolle. Und das spüren<br />

die Zuschauer, die vor allem während der Starts und Ankünfte<br />

immer zahlreich präsent sind. Am überraschendsten<br />

ist aber die Art und Weise, wie alles abläuft. Mensch<br />

und Hund sind offensichtlich eng verbunden und bewältigen<br />

die ungeheure Anstrengung gemeinsam. Nicht selten<br />

sieht man einen Musher hinter dem Schlitten herrennen,<br />

um seine Hunde zu entlasten, sie zu unterstützen. Selbstverständlich<br />

werden während des Rennens weder Zügel<br />

noch Peitsche benutzt, um die Tiere zu steuern: Alles basiert<br />

auf verbaler Kommunikation und gegenseitigem Vertrauen.<br />

Der Hundeführer hat also keinerlei Möglichkeit,<br />

seine Hunde mit Zwang anzutreiben. Überzeugen kann er<br />

alleine durch seine Stimme und das Vertrauen, das sie zu<br />

ihm haben. Es ist ein sehr schönes Beispiel für Teamarbeit<br />

zwischen Mensch und Tier.<br />

Viele Zuschauer sind darüber hinaus erstaunt, welch<br />

lockere Atmosphäre dabei herrscht. Obwohl dieser Wettkampf,<br />

genauso wie die Organisation anderer großer<br />

Sportveranstaltungen, neben einem hohen Budget monatelange<br />

Vorbereitungen, eine umfassende technische<br />

Infrastruktur und Hunderte von Helfern voraussetzt,<br />

bleibt die « Große Odyssee » ein Rennen in einer humanen<br />

Dimension. Die zahlreichen Kinder, die mit ihren Eltern<br />

im Publikum sind, können sich zum Beispiel den Hunden<br />

nähern und dürfen diese sogar streicheln.<br />

Bei der Grande Odyssée haben die Zuschauer zudem<br />

die Möglichkeit, sich bei einem leckeren Glühwein am<br />

heißen Feuer mit den Schlittenhundeführern direkt zu<br />

unterhalten. Egal welche Sprache ein Musher spricht, es<br />

gelingt ihm immer, den kleinen und großen Gesprächspartnern<br />

seine Passion für den Sport zu vermitteln. Vor<br />

allem aber auch einige Hinweise zu geben, worauf die<br />

erstaunliche Harmonie zwischen ihm und seinen Hunden<br />

basiert. Bei dieser Gelegenheit erfährt man auch, dass<br />

lediglich der Hundeführer das ganze Rennen absolviert,<br />

während die Vierbeiner abwechselnd teilnehmen, damit<br />

sie die Möglichkeit haben, sich zwischendurch zu regenerieren.<br />

Im Übrigen stehen die Hunde im Zentrum einer<br />

besonderen Aufmerksamkeit und ihr Wohlergehen wird<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


von einer regelrechten « Armee » aus<br />

Tierärzten überwacht. Jede Form der Die verschiedenen Rollen innerhalb des Hundegespanns<br />

Tiermisshandlung ist strengstens verboten,<br />

ansonsten droht der Ausschluss vom<br />

lassen. Sie ergibt sich aus der langen Beziehung zwischen dem Musher<br />

Bei der Zusammenstellung des Gespanns bleibt nichts dem Zufall über-<br />

Rennen. Beobachtet man die Musher,<br />

und seinen Hunden, von denen jeder in Abhängigkeit von Kondition und<br />

stellt man schnell fest, dass diese viel<br />

Charakter eine spezifische Rolle innerhalb des Teams erfüllt.<br />

Zeit für Spiele und Streicheleinheiten<br />

mit ihren Hunden aufwenden. Es Wheel-Dogs: Diese Hunde befinden sich direkt vor dem Schlitten. Sie haben<br />

die meiste Kraft und müssen beim Start und Anziehen des Schlittens die<br />

herrscht nicht nur ein gutes Verhältnis,<br />

meiste Arbeit leisten.<br />

sondern eine echte Vertrautheit zwischen<br />

Team-Dogs: Die Hunde in der Mitte des Gespanns, sind dafür verantwortlich,<br />

Mensch und Tier, niemals geht es<br />

nur um die Leistung des Hundes: « Die<br />

dass der « Rhythmus » eingehalten wird; sie spielen eine wichtige Rolle bei<br />

Richtungsänderungen.<br />

guten Musher sind diejenigen, deren Swing-Dogs: Das sind die jüngsten Hunde, die eines Tages Lead-Dogs werden.<br />

Lead-Dogs: Die Leithunde an der Spitze des Gespanns – oftmals Hündinnen –<br />

Hunde sich schonen », hört man oft aus<br />

sind die Augen des Mushers und gleichzeitig sein « Lenkrad », denn sie müssen<br />

Kreisen der Hundeführer. Es ist offensichtlich,<br />

das Gespann nach den Befehlen des Mushers in die richtige Richtung lenken.<br />

dass für sie die Hunde keine<br />

Motoren, sondern Lebewesen sind. Wheel-dogs Team-dogs Swing-dogs Lead-dogs<br />

Da die Tage im <strong>Winter</strong> kurz sind, findet rund<br />

ein Drittel des Rennens immer bei Nacht<br />

statt. Anlässlich der zweitägigen Etappe<br />

Prix Henry Kam, zu Ehren des ehemaligen<br />

Organisators der Grande Odyssée, verbringen<br />

alle eine Nacht in Zelten im Hochgebirge. Für<br />

die Teilnehmer ist dies der Höhepunkt.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 47


UNTERWEGS IN FRANKREICH Alpen<br />

Vom sportlichen Abenteuer abgesehen ist der Wettkampf auch ein unterhaltsames Ereignis,<br />

auf das man sich in den Start- und Zielorten immer sehr freut.<br />

Und so überrascht es auch nicht, dass sich fast alles um<br />

das Wohlbefinden der Tiere dreht. Am Ende einer Etappe<br />

prägen Themen wie Erholung, Ernährung oder Massagen,<br />

um die strapazierten Hundepfoten zu behandeln, die<br />

Gespräche. Und man stellt schnell fest, dass beispielsweise<br />

die Nahrung für<br />

Es ist möglich, das Rennen live zu verfolgen!<br />

Für einen optimalen Ablauf des Wettbewerbs und<br />

zur Sicherheit der Teilnehmer sind die Schlitten mit<br />

GPS-Geräten ausgestattet. Auf diese Weise kann nun<br />

auch das Publikum auf den verschiedensten Geräten<br />

(Smartphone, Tablet, Computer) das Rennen live<br />

verfolgen. Wie das genau geht, erfahren Sie auf der<br />

Website des Schlittenhunderennens. Sie finden dort<br />

einen entsprechenden Link.<br />

Grande Odyssée Savoie Mont Blanc<br />

18. Auflage, 8. bis 19. Januar 20<strong>22</strong><br />

Programm, Start und Ankunft der Etappen, Zugang<br />

für das Publikum und Ergebnisse erhalten Sie auf der<br />

Website www.grandeodyssee.com<br />

die vierbeinigen Athleten<br />

denselben Stellenwert wie<br />

für menschliche Sportler<br />

hat. Doch auch Umwelt<br />

und Klimawandel stehen<br />

mittlerweile häufig im<br />

Zentrum der Diskussionen.<br />

Denn die Grande<br />

Odyssée musste sich im<br />

Laufe der Jahre an veränderte<br />

Bedingungen<br />

anpassen: Während das<br />

Rennen in seiner Anfangsphase<br />

Tagesetappen<br />

von 90 Kilometern umfasste,<br />

wurde die Streckenlänge<br />

seit 2019 praktisch auf die Hälfte reduziert. Da<br />

die Schneesituation immer komplizierter wird, ermöglicht<br />

diese Verkürzung eine größere Reaktivität für den Fall,<br />

dass der Parcours aufgrund von Schneemangel in letzter<br />

Minute geändert werden muss.<br />

Die 18. Auflage dieses Schlittenhunderennens im<br />

Jahr 20<strong>22</strong> wird besonders freudig erwartet, nachdem<br />

die Veranstaltung im Jahr <strong>2021</strong> durch die Coronapandemie<br />

geprägt war und unter Ausschluss der Öffentlichkeit<br />

stattfinden musste. Allein sieben Hundeführer<br />

aus Deutschland sind<br />

gemeldet, allen voran<br />

Heinrich <strong>Winter</strong>, Detlef<br />

Oyen und Sylvia Ulrich.<br />

Nach Meinung der Organisatoren<br />

verspricht<br />

die Grande Odyssée 20<strong>22</strong><br />

wiederum einen spannenden<br />

sportlichen<br />

Wettkampf. Sie wird<br />

aber auch einmal mehr<br />

die Menschen zum Staunen<br />

bringen, vielleicht<br />

sogar ergriffen machen:<br />

ergriffen angesichts der<br />

außergewöhnlichen<br />

Beziehung zwischen<br />

Mensch und Hund, des einzigartigen Geräusches,<br />

wenn der Schlitten durch den Schnee gleitet und des<br />

gedämpften Bellens der Hunde, die offensichtlich<br />

glücklich hechelnd durch den Schnee rennen. Unvergessliche<br />

Momente!<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 49


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Grand-Est / Belgien<br />

2 Jardin de la Paix marocain<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Gärten des<br />

Friedens<br />

Zwischen Erinnerung und Blick in die Zukunft<br />

Seit 2018 entstanden in den französischen Regionen Hauts-de-France<br />

und Grand-Est sowie im benachbarten Belgien nach und nach 20 ganz<br />

besondere Gartenanlagen. Sie nennen sich Jardins de la Paix, , « Gärten<br />

des Friedens ». Bis 2023 sollen 14 weitere hinzukommen, wobei auch<br />

darüber hinaus eine Weiterführung der Idee geplant ist. Es ist ein bis-<br />

lang einzigartiges Landschaftsgartenprojekt, das auf nicht alltägliche<br />

und sehr subtile Weise an den Ersten Weltkrieg erinnert. Am Ende soll<br />

dabei ein kreativer und neuartiger Gartenparcours entstehen, der ne-<br />

ben dem Gedenken an tragische Momente der Vergangenheit zu einem<br />

Blick in die Zukunft auffordert.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 51


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Grand-Est / Belgien<br />

4 Jardin de la Paix néo-zélandais<br />

5 Jardin de la Paix franco-allemand<br />

2 Jardin de la Paix italien<br />

10 Jardin de la Paix canadien<br />

Als wir uns für die Vorbereitung des Artikels<br />

« Hortillonnages von Amiens: von einer verrückten<br />

Idee zum jährlichen Ereignis »<br />

(Frankreich erleben <strong>Nr</strong>. 79) mit Gilbert Fillinger, dem vor<br />

Ideen nur so sprudelnden Macher dieses Gartenfestivals<br />

und Leiter der Vereinigung Art & Jardins - Hauts-de-<br />

France, unterhielten, hat er uns vorgewarnt: « Wir müssen<br />

uns noch einmal treffen, damit ich Ihnen von einem anderen<br />

Projekt berichten kann, das einen Bezug zu Gärten hat<br />

und ebenfalls ein bisschen verrückt ist. Gleichzeitig betrifft<br />

es jedoch auch Europa und die Gegenwart. Es bekommt<br />

immer mehr Bedeutung und wird die Leser von Frankreich<br />

erleben mit Sicherheit besonders interessieren. Darüber<br />

muss ich Ihnen mehr erzählen …» Das reichte aus, um unsere<br />

Neugier zu wecken, und wir machten uns erneut auf<br />

nach Amiens, um etwas mehr über dieses Vorhaben zu erfahren.<br />

Wie gesagt, es geht auch hierbei um Gärten. Das ist<br />

naheliegend, da die Vereinigung Art & Jardins, die seit<br />

7 Jardin de la Paix tchèque & slovaque<br />

2017 auf Betreiben der Region Hauts-de-France Initiativen<br />

rund um diese Thematik entwickelt, federführend<br />

ist. Nach der erfolgreichen Übernahme der Organisation<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


13 Jardin de la Paix irlandais & nord-irlandais<br />

15 Jardin de la Paix français<br />

14 Jardin de la Paix anglais<br />

des Festival des Hortillonnages d’Amiens begann die<br />

Vereinigung 2018 ein neuartiges Projekt zur historischen<br />

Aufarbeitung. Mit Unterstützung der Mission<br />

du Centenaire de la Première Guerre mondiale (Interessengemeinschaft<br />

100 Jahre Erster Weltkrieg) richtete sie in<br />

den Regionen Hauts-de-France und Grand-Est sowie<br />

im angrenzenden Belgien Jardins de la Paix, « Gärten des<br />

Friedens », ein.<br />

Wie Gilbert Fillinger uns enthusiastisch erläutert,<br />

steht dahinter der Gedanke, « einen innovativen Parcours<br />

zu schaffen, der in seinem Verlauf die geplagten Länder<br />

repräsentiert und diesem Sujet auf eine ganz andere, aber<br />

sehr sensible Art Rechnung trägt, die eine Ergänzung zu<br />

den Gedenkstätten darstellt ». Ein Gedanke, der also in<br />

gewisser Weise den Garten als neuartiges Tool im Dienste<br />

der Erinnerung nutzt. Diese nicht alltägliche Initiative<br />

ist zudem ein verbindendes Element, denn die Jardins<br />

de la Paix werden unter anderem mit Unterstützung der<br />

Gebietskörperschaften der jeweiligen Standorte<br />

realisiert. « Diese Gärten », führt Gilbert<br />

Fillinger weiter aus, « bieten die Möglichkeit,<br />

die klassische Besichtigung einer Gedenkstätte<br />

abzurunden, die Erinnerung an die Vergangenheit<br />

durch eine zukunftsgerichtete Komponente<br />

zu ergänzen. »<br />

In der Praxis bestimmt die Vereinigung<br />

zunächst gemeinsam mit den institutionellen<br />

Partnern einen Ort, an dem ein solcher « Garten<br />

des Friedens » entstehen soll, und lanciert<br />

dann eine Ausschreibung auf internationaler<br />

Ebene, die an Landschaftsgärtner und Architekten<br />

der Länder gerichtet ist, die einen Bezug<br />

zur jeweiligen Gedenkstätte haben. Eine<br />

Jury bestehend aus internationalen Experten<br />

für Landschaftsgestaltung und Architektur,<br />

den institutionellen Partnern, Mäzenen und<br />

Mitgliedern der Vereinigung wählt aus den<br />

Einsendungen die Vorschläge aus, die umgesetzt<br />

werden. Art & Jardin steht dann im Kontakt mit den<br />

Landschaftsgärtnern, die für Konzeption und Umsetzung<br />

ein Honorar erhalten. Die Vereinigung beauftragt auch<br />

lokale Dienstleister für die Realisierung des Gartens und<br />

überwacht gemeinsam mit den Landschaftsgärtnern die<br />

Umsetzung des Konzepts. Um den dauerhaften Bestand<br />

der Gärten zu sichern, spielt dabei die Frage von Unterhalt<br />

und Pflege eine entscheidende Rolle. Nach Abschluss der<br />

Arbeiten wird jeder Jardin de la Paix im Beisein der Geldgeber<br />

und Partner eingeweiht.<br />

Seit 2018, dem Jahr in dem sich das Ende des Ersten<br />

Weltkriegs zum 100. Mal jährte, entstanden solche<br />

Gärten zunächst in der Region Hauts-de-France. Angesichts<br />

der sehr positiven Rückmeldungen von Politikern<br />

und Bewohnern wollte man das Projekt dann über die<br />

Grenzen der Region ausweiten und schloss Ende 2020<br />

ein Abkommen mit dem französischen Verteidigungsministerium<br />

bezüglich der Einrichtung weiterer Anlagen<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 53


UNTERWEGS IN FRANKREICH Hauts-de-France / Grand-Est / Belgien<br />

8 Jardin de la Paix français<br />

14 Jardin de la Paix gallois<br />

6 Jardin de la Paix écossais<br />

in der Region Grand Est. Inzwischen<br />

hat das Vorhaben noch größere Dimensionen<br />

angenommen, denn von<br />

20<strong>22</strong> bis 2023 sollen 14 « Gärten des<br />

Friedens » innerhalb oder in der Nähe<br />

von nationalen Gedenkstätten kreiert<br />

werden. Die Orte werden gemeinsam<br />

mit den Gebietskörperschaften sowie<br />

mit der Direction des patrimoines, de la<br />

mémoire et des archives, einem Dienst<br />

des Verteidigungsministeriums für<br />

Kulturerbe, Gedenken und Archive,<br />

ausgewählt.<br />

Gilbert Fillinger macht keinen<br />

Hehl daraus, dass es sich dabei um ein<br />

sehr ambitioniertes Vorhaben handelt:<br />

Das Netz der Jardins de la Paix soll bis<br />

2024 in der Kreation eines Chemin de<br />

la Paix enden, der aus rund 40 solcher<br />

Gärten besteht, die an den Ersten Weltkrieg erinnern.<br />

Die jeweiligen Orte folgen dabei der Frontlinie von der<br />

belgischen Grenze bis ins Elsass und schließen die Departements<br />

Nord, Pas-de-Calais, Somme, Aisne, Oise,<br />

Ardennes, Marne, Meuse, Moselle, Meurthe-et-Moselle,<br />

Vosges, Bas-Rhin und Haut-Rhin ein. Dieser nicht nur<br />

in Frankreich, sondern auf europäischer Ebene neuartige<br />

Ansatz soll seinen Gestaltern zufolge eine Ergänzung<br />

zum bereits bestehenden Circuit de la Mémoire darstellen.<br />

2024 wird sogar ein Buch erscheinen, das die realisierten<br />

Landschaftsgärten auf ansprechende Art vorstellt und<br />

diese Initiative damit noch mehr aufwertet. Eine Art, dieses<br />

menschliche Abenteuer festzuhalten und zu würdigen.<br />

In der Zwischenzeit kann man bei einem Aufenthalt<br />

in den genannten Regionen die bereits bestehenden<br />

« Gärten des Friedens » besichtigen. Die Besonderheit und<br />

Stärke des Projektes bestehen darin, dass jeder der Gärten<br />

die Herangehensweise seiner Kreateure, ihre Nationalität<br />

sowie den Ort, an dem er sich befindet, widerspiegelt. Jeder<br />

Jardin de la Paix regt die Besucher auf seine Art zum<br />

Nachdenken an. Keiner der Gärten lässt unberührt, denn<br />

sie sind zwar einerseits Orte der Erinnerung, andererseits<br />

jedoch auch von Leben erfüllt. Sie fordern die Besucher<br />

auf, achtsam in Bezug auf Frieden zu sein und sowohl<br />

die Vergangenheit Europas, als auch unsere Zukunft im<br />

Blick zu behalten. Insofern muss man beim Verlassen dieser<br />

Orte Gilbert Fillinger zwangsläufig recht geben: Das<br />

Thema ist heute aktueller denn je …<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Jardins de la Paix<br />

Association Art & Jardins - Hauts-de-<br />

France<br />

56, rue du Vivier<br />

80000 Amiens<br />

Telefon: +33 (0)3 <strong>22</strong> 52 52 96<br />

www.artetjardins-hdf.com/directoryproject/jardins-de-la-paix<br />

Hauts-de-France<br />

Aisne<br />

Braine<br />

1 Jardin de la Paix danois / <strong>2021</strong><br />

Auf dem Höhenzug Chemin des Dames,<br />

neben dem einzigen dänischen<br />

Soldatenfriedhof auf französischem Boden<br />

Craonne<br />

2 Jardin de la Paix allemand / 2018<br />

2 Jardin de la Paix italien / 2018<br />

2 Jardin de la Paix marocain / 2018<br />

Auf dem Höhenzug Chemin des Dames in<br />

Vieux-Craonne<br />

Nord<br />

Flesquières<br />

3 Jardin de la Paix franco-britannique /<br />

2020-<strong>2021</strong><br />

In der Nähe des Informationszentrums<br />

Cambrai Tank 1917<br />

Le Quesnoy<br />

4 Jardin de la Paix belge / 2018<br />

4 Jardin de la Paix néo-zélandais / 2018<br />

In den Wassergräben der Festungsanlagen<br />

von Vauban<br />

Calais<br />

Boulogne<br />

Dunkerque<br />

<br />

<br />

Lille<br />

Roubaix<br />

Oise<br />

Compiègne<br />

5 Jardin de la Paix franco-allemand / 2018<br />

In der Nähe der Lichtung des<br />

Waffenstillstands<br />

Pas-de-Calais<br />

Arras<br />

6 Jardin de la Paix écossais / 2018<br />

In der Nähe des Militärfriedhofs Faubourg<br />

d’Amiens<br />

6 Jardin de la Paix néo-zélandais / <strong>2021</strong>-<br />

20<strong>22</strong><br />

Neuville-Saint-Vaast<br />

7 Jardin de la Paix tchèque & slovaque /<br />

2019<br />

Neben der Deutschen Kriegsgräberstätte<br />

und dem Denkmal der Verbrüderungen<br />

7 Jardin de la Paix polonais / 2020-<strong>2021</strong><br />

Hinter dem Denkmal für die polnischen<br />

Freiwilligen<br />

Notre-Dame-de-Lorette<br />

8 Jardin de la Paix français / 2018-2020<br />

In der Nähe des Gefallenenmahnmals<br />

Richebourg<br />

9 Jardin de la Paix portugais / <strong>2021</strong>-20<strong>22</strong><br />

In der Nähe des Jardin de la Paix indien<br />

9 Jardin de la Paix indien / 20<strong>22</strong><br />

Vimy<br />

10 Jardin de la Paix canadien / 2018<br />

In der Nähe des Besucherzentrums des<br />

kanadischen Denkmals in Vimy (Canadian<br />

National Vimy Memorial)<br />

Somme<br />

Amiens<br />

11 Jardin de la Paix australien / <strong>2021</strong>-20<strong>22</strong><br />

Noyelles-sur-Mer<br />

12 Jardin de la Paix chinois / <strong>2021</strong><br />

In der Nähe des chinesischen Friedhofs<br />

von Nolette<br />

Péronne<br />

13 Jardin de la Paix irlandais & nordirlandais<br />

/ 2018<br />

In den Wassergräben des Schlosses –<br />

Historial de la Grande Guerre<br />

Thiepval<br />

14 Jardin de la Paix anglais / 2018<br />

14 Jardin de la Paix gallois / 2018<br />

Zwischen dem Eingang des<br />

Gedenkstättenmuseums und dem<br />

Thiepval-Denkmal<br />

Belgique<br />

Passchendaele<br />

15 Jardin de la Paix français / 2019<br />

In einer « Mohnblume » des<br />

Mohnblumengartens im Memorial<br />

Museum Passchendaele 1917<br />

Grand Est<br />

Ardennes<br />

Vouziers<br />

16 Jardin de la Paix tchèque & slovaque /<br />

<strong>2021</strong><br />

Im Soldatenfriedhof von Chestres<br />

Marne<br />

17 Souain-Perthes-lès-Hurlus / <strong>2021</strong>-20<strong>22</strong><br />

Meuse<br />

18 Douaumont - 4 jardins / 20<strong>22</strong><br />

Moselle<br />

19 Metz / <strong>2021</strong>-20<strong>22</strong><br />

Meurthe-et-Moselle<br />

20 Montauville / <strong>2021</strong>-20<strong>22</strong><br />

Vosges<br />

21 Ban-de-Sapt / 20<strong>22</strong><br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Arras<br />

<br />

Belgien<br />

Haut-Rhin<br />

<strong>22</strong> Wattwiller -<br />

Hartmannswillerkopf / 20<strong>22</strong><br />

Amiens <br />

<br />

<br />

A1/E15-E19<br />

<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Charleville-Mézières<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

Bas-Rhin<br />

23 Schirmeck / 2023<br />

Rouen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Deutschland<br />

A13/E5<br />

Dreux<br />

A16<br />

PARIS<br />

Versailles<br />

A4/E50<br />

Reims<br />

Epernay<br />

<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A4/E50<br />

<br />

A4<br />

Metz<br />

Sarreguemines<br />

Bitche<br />

<br />

A4/E25<br />

A31/E21-E23<br />

Nancy<br />

Strasbourg<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

A10/E5<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

Sens<br />

Troyes<br />

A26/E17<br />

A5/E17-E54<br />

A31/E21-E23<br />

France<br />

<br />

A35<br />

Colmar<br />

A35/E25


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lichterstädte<br />

<strong>Winter</strong>liche Illuminationen<br />

Der faszinierende Zauber der Lichterstädte<br />

Lange Zeit hatte die Beleuchtung in französischen Städten vor allem einen praktischen Nutzen: Es ging<br />

im Grunde genommen darum, bestimmte Gebäude, Monumente, Plätze und Straßen neutral zu beleuchten.<br />

Inzwischen gibt es in diesem Bereich jedoch ganz neue Ansätze. Seit einigen Jahren hat sich<br />

das Licht in zahlreichen Städten – vor allem im <strong>Winter</strong> – zu einer wirtschaftlichen und touristischen<br />

Komponente entwickelt. Mancherorts legt man sogar einen starken und manchmal richtiggehend<br />

spektakulären Akzent auf die Illumination, der weit über eine herkömmliche Weihnachtsbeleuchtung<br />

hinausgeht. Vier solcher Städte, deren Initiativen in unseren Augen besonders gelungene Beispiele darstellen,<br />

was eine Lichterstadt, eine Ville lumière, ausmacht, stellen wir Ihnen hier vor. Gerade im <strong>Winter</strong><br />

bietet dieser Aspekt einen zusätzlichen Anreiz für einen Besuch.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 57


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lichterstädte<br />

Lyon (Rhône)<br />

Fête des Lumières<br />

(8. bis 11. Dezember <strong>2021</strong>)<br />

Das jährliche Fête des Lumières in Lyon,<br />

dem wir bereits vor einigen Jahren einen<br />

Artikel widmeten (Frankreich erleben <strong>Nr</strong>.<br />

18), stellt heute nach wie vor eine Referenz<br />

in dieser Beziehung dar. Man muss wissen,<br />

dass das Licht in dieser Stadt historisch<br />

bedingt einen festen Platz in den lokalen<br />

Bräuchen einnimmt. Da die Jungfrau Maria<br />

im 17. Jahrhundert Lyon angeblich vor der<br />

Pest schützte, stellen die Bewohner der Stadt<br />

traditionell am 8. Dezember kleine Lichter<br />

in ihre Fenster und ziehen durch die Straßen,<br />

um außergewöhnliche Lichtinstallationen zu<br />

bewundern. 1999 wurde aus dieser Tradition<br />

ein richtiges Lichterfest, das jedes Jahr vier<br />

Tage lang dauert und zum internationalen<br />

Ruf von Lyon beiträgt. Bei diesem Anlass<br />

lassen die besten Spezialisten ihrer Kreativität<br />

freien Lauf und wetteifern miteinander,<br />

um die Stadt ins beste Licht zu rücken. Ein<br />

Muss für alle, die sich für urbane Illuminationen<br />

interessieren.<br />

www.fetedeslumieres.lyon.fr<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Chartres<br />

(Eure-et-Loir)<br />

Chartres en Lumières<br />

(bis 15. Januar 20<strong>22</strong>)<br />

2003 führte die Stadt Chartres erstmals<br />

ein Fête des Lumières durch, bei dem die berühmte<br />

Kathedrale illuminiert wurde und<br />

Lichtspektakel in der Umgebung für eine<br />

heitere Atmosphäre sorgten. Angesichts des<br />

Erfolges dieser Veranstaltung beschloss die<br />

Stadtverwaltung, das Ereignis zum festen<br />

Bestandteil des Jahresprogramms zu machen,<br />

und kreierte im folgenden Jahr Chartres en<br />

Lumières. Seitdem werden jedes Jahr rund<br />

20 Monumente und Orte des historischen<br />

Stadtzentrums lichttechnisch in Szene gesetzt.<br />

Die Besonderheit ist zudem, dass dies<br />

fast das ganze Jahr über der Fall ist! Durch<br />

diese Illuminationen, für die sieben Mitarbeiter<br />

das ganze Jahr tätig sind, kann man<br />

nicht nur die Kathedrale (neu) entdecken,<br />

sondern auch andere wichtige Gebäude wie<br />

die Mediathek, das Theater, Kirchen, Plätze,<br />

Brücken, Waschplätze u. v. m. Inzwischen<br />

zieht die Veranstaltung jedes Jahr mehr als<br />

eine Million Besucher an. Die aktuelle Ausgabe<br />

von Chartes en Lumières begann am 10.<br />

April <strong>2021</strong> und dauert bis zum 15. Januar<br />

20<strong>22</strong>. Im Frühjahr und Sommer beginnt die<br />

Beleuchtung bei Einbruch der Dämmerung<br />

und endet um ein Uhr morgens. Im Herbst<br />

und <strong>Winter</strong> gelten folgende Zeiten: 9. September<br />

bis 30. Oktober: 21.00 - 1.00 Uhr,<br />

31. Oktober bis 12. November: 18.30 - <strong>22</strong>.30<br />

Uhr, 13. November bis 30. November: 18.15<br />

- <strong>22</strong>.30 Uhr, 1. Dezember bis 15. Januar:<br />

18.00 - <strong>22</strong>.30 Uhr.<br />

www.chartresenlumieres.com<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 59


UNTERWEGS IN FRANKREICH Lichterstädte<br />

Metz (Moselle)<br />

Ein durchdachtes und vertretbares<br />

Lichtmanagement<br />

Alle diese Städte, die solche aufwendigen<br />

Beleuchtungskonzepte entwickelt haben,<br />

sind sich darüber bewusst, dass Licht nicht<br />

nur ein Mittel ist, um den städtischen Raum<br />

sicherer zu machen, sondern auch, um das<br />

Lebensumfeld der Bewohner angenehmer<br />

zu gestalten. Darüber hinaus haben die<br />

Entscheidungsträger inzwischen jedoch<br />

auch den Umweltaspekt solcher Konzepte<br />

verinnerlicht. Die Beleuchtungen sind<br />

inzwischen umweltbewusster, und man<br />

stellt Überlegungen zur Reduzierung der<br />

Lichtverschmutzung in den Städten an.<br />

In Frankreich ist Lyon in dieser Beziehung<br />

führend. Die Stadt hat unter anderem ein<br />

Netzwerk der Villes lumières ins Leben<br />

gerufen. Es nennt sich « Luci » (Lighting Urban<br />

Community International), und mittlerweile<br />

sind weltweit rund 60 Städte angeschlossen.<br />

Das Ziel besteht darin, die Beleuchtung<br />

als ein Mittel zur Promotion der Städte zu<br />

nutzen, dies aber so energiesparend wie<br />

möglich umzusetzen.<br />

Lichterstadt Metz (6. Dezember<br />

<strong>2021</strong> bis Mitte Januar 20<strong>22</strong>)<br />

In vielen Städten im Osten Frankreichs ist die festliche<br />

Beleuchtung in der Weihnachtszeit eine bestehende<br />

Tradition. Metz macht da keine Ausnahme, sondern lässt<br />

aus diesem Anlass Straßen, Häuser, Fassaden, Fenster,<br />

Balkone in hellem Glanz erstrahlen. Damit ist diese Stadt<br />

natürlich kein Einzelfall, aber in unseren Augen hat Metz<br />

eine der gelungensten Illuminationen in der Region. Auch<br />

wenn es hier kein offizielles Festival des Lumières, Fête de<br />

Lumières oder eine andere Veranstaltung dieser Art gibt,<br />

werden Jahr für Jahr symbolträchtige Orte nicht einfach<br />

« nur beleuchtet », sondern mithilfe von Licht- und Laserprojektionen<br />

richtiggehend « in Szene gesetzt ». Orte wie<br />

die Kathedrale Saint-Etienne, die Oper, der Temple Neuf,<br />

der Bahnhof und viele andere werden zu Schauplätzen äußerst<br />

gelungener und beeindruckender Lichterspektakel,<br />

welche die Besucher sofort in ihren Bann ziehen. Man<br />

spürt sehr schnell, dass das Licht seit einigen Jahren ein<br />

Teil des kulturellen Lebens in Metz ist. Im Sommer lädt<br />

im Übrigen das mittlerweile renommierte internationale<br />

Festival für digitale Kunst Constellations (Juli bis September)<br />

mit digitalen Kreationen in allen möglichen Ausprägungen<br />

ebenfalls dazu ein, die Stadt unter einem neuen<br />

Blickwinkel zu entdecken.<br />

www.tourisme-metz.com/de und www.constellations-metz.fr<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Épernay (Marne)<br />

Habits de lumière (10. bis<br />

12. Dezember <strong>2021</strong>)<br />

Seit mehr als 20 Jahren verwandelt die französische<br />

« Champagnerhauptstadt » Épernay ihre<br />

« Champs-Élysées » mit dem passenden Namen Avenue<br />

du Champagne in ein großes Festgelände unter<br />

freiem Himmel. Paraden, Konzerte, Bars im Freien,<br />

Verkostungen von Sternekochs aus der Champagne<br />

und sonstige Animationen werden durch Illuminationen<br />

und Projektionsmapping ergänzt. Unter Projektionsmapping<br />

(auch Videomapping genannt) versteht<br />

man die Projektion von Licht, Bildern oder Videos auf<br />

Flächen mit einer Oberflächenstruktur (z. B. Gebäude),<br />

wodurch großformatige Darstellungen oder sogar<br />

ganze 360-Grad-Panoramawelten entstehen. Alles<br />

findet dort statt, wo einige der prestigeträchtigsten<br />

Champagnerhäuser ihren Sitz haben und wo unter<br />

der Erde etwa 200 Millionen Champagnerflaschen in<br />

Kellergewölben mit einer Länge von 110 Kilometern<br />

lagern … Die Lichtinstallationen sind zwar bescheidener<br />

als in den wesentlich größeren Städten Lyon,<br />

Metz oder Chartres, doch die Stadtverwaltung weiß<br />

diese « Bescheidenheit » zu nutzen und setzt das Licht<br />

so geschickt ein, dass eine authentische, festliche und<br />

sehr gesellige Atmosphäre entsteht. Die Beleuchtung<br />

ist präsent, ohne zu sehr ins Auge zu stechen. Das ist<br />

besonders gelungen! In diesem Jahr ist eine Oldtimer-<br />

Parade vorgesehen.<br />

habitsdelumiere.epernay.fr<br />

Hauptstadt des Champagners!<br />

Epernay partie de


COUP DE CŒUR<br />

Saint-Tropez:<br />

1 - Paul Signac, Saint-Tropez, fontaine des Lices, 1895.<br />

Als der Maler Paul Signac (1863-1935) – der neben<br />

Georges Seurat (1859-1891) als Urheber des<br />

Pointillismus gilt – zum ersten Mal nach Saint-<br />

Tropez (Var) kam, wollte er dort nur ein paar Stunden,<br />

maximal eine Nacht, bleiben. Er hatte lediglich einen<br />

Zwischenstopp mit seinem Segelboot « Olympia » geplant.<br />

Doch es kam anders, als gedacht. Signac erlag dem<br />

Charme der Stadt, vor allem ihrem Licht, und blieb 20<br />

Jahre dort. Jahre, in denen er sehr glücklich darüber war,<br />

weit entfernt von Paris und dem « intellek tuellen Mist »<br />

der Haupt stadt leben zu können, wie er sich immer wieder<br />

äußert e …<br />

Der Maler ließ sich zunächst in einer kleinen Hüt-<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


3 - Maximilien Luce, Le port de Saint-Tropez, 1893.<br />

te in der Nähe des Strandes Les Graniers nieder, kaufte<br />

jedoch nach einiger Zeit die weit luxuriösere Villa La<br />

Hune, in der er sowohl sein Atelier als auch seine Wohnräume<br />

einrichtete. Da es dem Künstler ein Anliegen war,<br />

seine Faszination mit anderen zu teilen, malte er zahlreiche<br />

Bilder von Saint-Tropez, von denen einige auch nach<br />

Paris gelangten.<br />

Um den kleinen Fischerhafen, der ihm sehr ans Herz<br />

gewachsen war, noch bekannter zu machen, lud er zudem<br />

zahlreiche befreundete Maler und Künstler ein und war<br />

damit einer der Ersten, der zum Renommee von Saint-<br />

Tropez beitrug. 1904 brachte er sogar Henri Matisse in<br />

einem La Cigale genannten Nebengebäude seiner Villa<br />

unter, wo dieser unter anderem Skizzen für sein berühmtes<br />

Gemälde Luxe, calme et volupté anfertigte.<br />

Wie Paul Signac verliehen viele seiner Künstlerfreunde<br />

ihrer Begeisterung über den Charme der Stadt dadurch<br />

Ausdruck, dass sie – jeder auf seine eigene Art – Saint-<br />

Tropez zum Motiv vieler ihrer Bilder machten. Mit der<br />

immer größeren Anzahl von Gemälden stieg auch die<br />

Popularität des Ortes.<br />

Anlässlich einer Signac gewidmeten Ausstellung mit<br />

dem Titel Les Harmonies colorées, präsentierte das Pariser<br />

Museum Jacquemart-André im Sommer <strong>2021</strong> mehrere<br />

Werke von Signac und seinen Freunden, die in Saint-<br />

Tropez entstanden sind. Alain Lardière, einer unserer<br />

Fotografen, hatte wenige Wochen später anlässlich einer<br />

Reportage für Frankreich erleben in der Nähe von Saint-<br />

Tropez die Idee, die Orte einiger der ausgestellten Bilder<br />

auf zu suchen, Fo tos aus demselben Blickwinkel zu erstellen<br />

und auf diese Weise Gemälde und Realität miteinander<br />

zu konfrontieren. Bei dieser Gelegenheit kann<br />

man sowohl zahlreiche Übereinstimmungen als auch<br />

gravierende Unterschiede feststellen …<br />

<br />

Musée Jacquemart-André<br />

158, boulevard Haussmann<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 62 11 59<br />

www.musee-jacquemart-andre.com<br />

Sonderausstellung bis 24. Januar 20<strong>22</strong>: Botticelli,<br />

artiste et designer.<br />

2 - Maximilien Luce (1858-1941),<br />

Saint-Tropez, la route du cimetière, 1892.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 63


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Le Chambon-sur-Lignon<br />

EIN BEISPIELHAFTES<br />

STÜCK FRANKREICH<br />

Die Geschichte erscheint unglaublich. Dennoch<br />

ist sie wahr. Es ist die Geschichte einer kleinen<br />

Ecke von Frankreich mit einem Radius von kaum<br />

einmal zehn Kilometern um ein winziges Dorf<br />

namens Le Chambon-sur-Lignon (Haute-Loire).<br />

Eine abgelegene, ländliche Gegend südlich von<br />

Saint-Etienne (Loire), deren höchster Punkt in<br />

einer Höhe von 1000 Metern liegt. Es ist eine jener<br />

Gegenden, von denen man oftmals nicht einmal<br />

weiß, dass sie existieren. In der Gegend, über<br />

die wir hier sprechen, lebten jedoch in den<br />

1920er- bis 1940er-Jahren nicht weniger als 17<br />

Dichter, Schriftsteller, Philosophen und Mathematiker,<br />

deren Ruf über die Grenzen Frankreichs<br />

hinausging, darunter ein Nobelpreisträger und<br />

ein Träger der Fields-Medaille. Noch wichtiger ist<br />

vielleicht die Tatsache, dass die Bewohner hier<br />

während des Krieges mutig Hunderte von jüdischen<br />

und nicht jüdischen Flüchtlingen aufnahmen,<br />

versteckten und beschützten. Es ist ein<br />

außergewöhnliches Beispiel für Humanität, das<br />

dazu beigetragen hat, dass der Name Le Chambon<br />

heute als Symbol für einen Zufluchtsort für<br />

Verfolgte gilt.<br />

Die ehemalige Bürgermeisterin Eliane Wauquiez-<br />

Motte, schrieb in ihrem Vorwort zum exzellenten,<br />

2016 erschienen Buch La Montagne refuge (siehe<br />

Infobox S. 68): « Die Geschichte von Le Chambon-sur-<br />

Lignon und den umliegenden Gemeinden während des<br />

Zweiten Weltkriegs ist eine schöne Geschichte. Eine Geschichte<br />

von Widerstand, Zuflucht, Rettung, die mutig<br />

und diskret von den Bewohnern unseres Plateaus geschrieben<br />

wurde. » Eine schöne Geschichte, das ist unbestritten.<br />

Allerdings ist man versucht zu ergänzen, dass diese schöne<br />

Geschichte erstaunlicherweise in Frankreich relativ unbekannt<br />

ist, während sie anderswo auf der Erde den Ruf dieser<br />

eigenartigen Gegend zwischen Haute-Loire und<br />

Ardèche begründete, vor allem seit das israelische Institut<br />

Yad Vashem 1990 den « Bewohnern von Le Chambon-sur-<br />

Lignon und den umliegenden Gemeinden » in Anerkennung<br />

ihres Verhaltens während des Krieges eine kollektive<br />

Auszeichnung verlieh. Eine solche gemeinschaftliche Ehrung<br />

wurde in Europa ansonsten nur dem holländischen<br />

Dorf Nieuwland, der dänischen Widerstandsbewegung sowie<br />

einer polnischen Rettungsorganisation zuteil.<br />

Ein Ort der Zuflucht<br />

Noch heute wecken diese Ereignisse bei vielen Historikern,<br />

Forschern und Soziologen ein leidenschaftliches<br />

Interesse. Das ist nicht ungewöhnlich, denn bereits die<br />

Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Aus Veröffentli-<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


chungen der Präfektur Haute-Loire geht hervor, dass die<br />

laut einer Volkszählung von 1936 rund 25 000 Bewohner<br />

dieser kleinen, abgelegenen Gegend in einer relativ kurzen<br />

Periode (im Wesentlichen von 1939 bis 1944) 684 Ausländern<br />

Zuflucht boten. Der Anteil, der davon auf das Dorf<br />

Le Chambon entfiel, ist nicht genau bekannt. Er muss<br />

jedoch hoch gewesen sein, wenn man berücksichtigt,<br />

dass die Anzahl der in diesem Zeitraum hier anwesenden<br />

Nationalitäten bei schätzungsweise 25 lag. Für ein so<br />

kleines, abgelegenes Bergdorf ist diese Zahl, da sind sich<br />

alle einig, unglaublich hoch. Man weiß darüber hinaus,<br />

dass diese Menschen – egal ob Juden oder nicht – vor den<br />

Nazis geflohen waren. Sie stammten neben Frankreich aus<br />

Belgien, Spanien, Polen, den Niederlanden, Deutschland<br />

und Österreich. Vor allem deutsche und österreichische<br />

Flüchtlinge traf man auf dem Plateau viele an, sie alleine<br />

machten einen Anteil von 49 % der Ausländer aus. Was<br />

die deutschen Flüchtlinge angeht, so stammten diese vor<br />

allem aus grenznahen Regionen wie dem Rheinland, der<br />

Pfalz, dem Saarland, Hessen und Baden-Württemberg.<br />

Linke Seite: der Eingang des Dorfes in den 1940er-Jahren.<br />

Oben: Kinder spielen vor der Schule im Schnee.<br />

Unten: Englischkurs in der École Nouvelle Cévenole;<br />

Lehrerinnen und Lehrer dieser Schule.<br />

Voraussetzungen durch Gesundheitstourismus<br />

Glücklicherweise standen für die Menschen, die hier<br />

Zuflucht suchten, genügend Unterkünfte zur Verfügung:<br />

Obwohl Le Chambon abgeschieden lag, gab es dort sechs<br />

Hotels mit insgesamt <strong>22</strong>5 Zimmern sowie zahlreiche Pensionen<br />

und Übernachtungsmöglichkeiten bei Privatpersonen.<br />

Der Grund dafür ging auf eine religiöse Einrichtung<br />

zurück, deren Aktivitäten die Region stark geprägt hatten:<br />

Die 1893 durch Pastor Louis Comte (1857-1926) gegründete<br />

Organisation Œuvre des Enfants à la Montagne setzte<br />

sich für die Verbesserungen der gesellschaftlichen und<br />

hygienischen Bedingungen ein. Die rasant fortschreitende<br />

Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts ging mit<br />

Ausbeutung und einer Verschlechterung der hygienischen<br />

Lebensbedingungen der Arbeiter einher. Der Pastor organisierte<br />

daher Aufenthalte für Kinder von Familien aus<br />

Saint-Etienne, damit diese einige Monate in Pflegefamilien<br />

auf dem Plateau verbringen und die frische Bergluft<br />

genießen konnten. Diese Wohlfahrtseinrichtung glich de<br />

facto die Unzulänglichkeit des Staates in dieser Beziehung<br />

etwas aus und war sehr erfolgreich: Zahlreiche Kinder<br />

konnten davon profitieren und Le Chambon wurde bei<br />

dieser Gelegenheit für seine gesunde und belebende Luft<br />

bekannt. Abgesehen von den Kindern entwickelte sich in<br />

Dorf und Umgebung ein regelrechter « Gesundheitstourismus<br />

».<br />

Rau, aber gastfreundlich<br />

Die vor den Nazis geflohenen Menschen betrachteten<br />

die Gegend um Le Chambon bei ihrer Ankunft natürlich<br />

aus einem etwas anderen Blickwinkel, vor allem, wenn sie<br />

mitten im <strong>Winter</strong> eintrafen. Für sie versprach dieser Ort<br />

zwar auf der einen Seite Trost und Gastfreundschaft, auf<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 65


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

der anderen Seite befanden sie sich aber plötzlich in einem<br />

ländlichen Gebiet in einer Höhe von 1000 Metern. Dort<br />

ist bereits der Sommer kühl, und im <strong>Winter</strong> liegen die<br />

Temperaturen nicht selten unter -20 Grad, Frost herrscht<br />

im Durchschnitt an 150 Tagen pro<br />

Jahr. Diese rauen Gegebenheiten<br />

wurden jedoch zum Glück durch den<br />

warmherzigen Empfang der Bewohner<br />

von Le Chambon kompensiert. Dieses<br />

Phänomen war in den schwierigen Zeiten<br />

damals leider sehr selten anzutreffen.<br />

Man führte das Verhalten auf eine<br />

Art « historische Tradition » zurück,<br />

die ihren Ursprung in der religiösen<br />

Vergangenheit der Region hat, denn<br />

es handelt sich um Hugenottengebiet.<br />

Auch wenn der hugenottische Einfluss<br />

rund um Le Chambon etwas weniger<br />

ausgeprägt als in den Cevennen oder<br />

der benachbarten Dauphiné war, kann<br />

man dieses Gebiet als eine der letzten<br />

Trutzburgen des Protestantismus vor<br />

dem durch und durch katholisch geprägten<br />

Zentralmassiv bezeichnen. Die<br />

starke Beziehung zur protestantischen<br />

Religion soll nicht unwesentlich zur<br />

beispielhaften Gastfreundlichkeit der<br />

Bewohner von Le Chambon beigetragen<br />

haben.<br />

Nachahmenswerter Mut<br />

Die Gedenkstätte<br />

Um die Erinnerung an<br />

die Vergangenheit der<br />

Gegend um Le Chambon<br />

wachzuhalten, wurde 2013<br />

ein berührendes, modernes<br />

Museum mitten im Dorf<br />

eingerichtet. Dort befindet<br />

sich eine Dauerausstellung<br />

mit Exponaten aus<br />

Archiven, schriftlichen<br />

und audiovisuellen<br />

Zeitzeugnissen, Auszügen<br />

aus literarischen Werken<br />

… Alles trägt dazu bei,<br />

das Engagement der<br />

örtlichen Bevölkerung<br />

bei der Unterstützung der<br />

Flüchtlinge zu erfassen. Das<br />

Museum präsentiert sich<br />

mit Fug und Recht als « Ein<br />

Ort, der der Geschichte der<br />

Justes und des Widerstands<br />

während des Zweiten<br />

Weltkriegs gewidmet ist ».<br />

Lieu de Mémoire, 23,<br />

route du Mazet, 43400 Le<br />

Chambon-sur-Lignon<br />

Öffnungszeiten, Preise<br />

und weitere Informationen<br />

auf der Website: www.<br />

memoireduchambon.com<br />

Hinweis: Als Ergänzung<br />

zur Gedenkstätte wurden<br />

die Rundwege Chemins de<br />

Mémoires sur le Plateau<br />

eingerichtet. 2019 erschien<br />

eine Broschüre mit zahlreichen<br />

Illustrationen,<br />

Wander vorschlägen und<br />

Karten. Sie ist in der Gedenkstätte<br />

erhältlich (9 €).<br />

Im Übrigen spielen zwei Pastoren<br />

eine ganz entscheidende Rolle in dieser<br />

Geschichte: André Trocmé (1901-1971)<br />

und Edouard Theis (1899-1984). Gemeinsam<br />

gründeten sie im Jahr 1938 in<br />

Le Chambon die Stiftung École nouvelle<br />

Cévenole. Diese sollte ursprünglich den<br />

Kindern der protestantischen Gemeinden<br />

auf dem Plateau den Besuch einer<br />

weiterführenden Schule ermöglichen.<br />

Sie existiert heute im Übrigen immer<br />

noch als « Privatschule mit staatlichem<br />

Vertrag » unter dem Namen Collège<br />

Cévenol. Mit Ankunft der Flüchtlinge<br />

nahm diese Schule damals sehr schnell<br />

Flüchtlingskinder – vor allem jüdische<br />

– auf, die dann von den Lehrern versteckt<br />

und beschützt wurden. Die Besonderheit<br />

von Le Chambon bestand<br />

darin, dass alles offensichtlich von den<br />

Einwohnern des Ortes mitgetragen wurde, von denen<br />

viele selbst Kinder und Erwachsene versteckten. Und alles<br />

mit einer vorbildlichen Unerschrockenheit, deren Ausmaß<br />

heute noch Erstaunen hervorruft. Anlässlich des offiziellen<br />

Besuches eines Ministers der Vichy-Regierung lasen<br />

Schüler ihm beispielsweise den folgenden Text vor: « Wir<br />

machen keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden.<br />

Das widerspricht der Lehre des Evangeliums. Wenn<br />

unsere Kameraden, deren einziger<br />

Fehler ist, an einem anderen Ort geboren<br />

zu sein, den Befehl erhielten, sich<br />

abtransportieren oder auch nur zählen<br />

zu lassen, würden sie sich diesem Befehl<br />

verweigern, und wir würden alles<br />

daransetzen, sie so gut wie möglich zu<br />

verstecken. » Der Minister hörte mit<br />

undurchdringlichem Gesicht zu und<br />

sagte keinen Ton. Vermutlich war ihm<br />

klar, dass jeder der Bewohner von Le<br />

Chambon diesen Text persönlich unterschrieben<br />

hätte …<br />

Wenn Handeln und<br />

Schweigen Leben retten<br />

Das Rückgrat, das die Bewohner<br />

des Plateaus an den Tag legten, steht<br />

zwar außer Frage, doch alleine kann<br />

es das « Wunder » der außergewöhnlich<br />

erfolgreichen Aktion nicht erklären,<br />

durch die so viele NS-Flüchtlinge während<br />

des Krieges gerettet werden konnten.<br />

Die Historiker sind sich einig darin,<br />

dass letztendlich ein ganzes Bündel<br />

an Umständen dazu beitrug. Selbst Angehörige<br />

der kriegführenden Staaten,<br />

vor allem zwei Männer, waren durch<br />

ihr Verhalten daran nicht unbeteiligt.<br />

Der eine, Robert Bach, war Franzose<br />

und Präfekt des Departements Haute-<br />

Loire, der andere, Julius Schmähling,<br />

war Deutscher und ein führendes Mitglied<br />

der deutschen Einheiten und der<br />

Militärpolizei Haute-Loire. Beide ermöglichten<br />

es durch ihr Handeln – und<br />

oft durch ihr Schweigen –, dass zahlreiche<br />

Leben gerettet werden konnten.<br />

Es ist bekannt, dass der Präfekt Bach<br />

Protestant war und den Gedanken von<br />

André Trocmé und Edouard Theis sehr<br />

nahestand. Und auch Major Schmähling<br />

hat, so scheint es, im Gegensatz<br />

zu seinen Kollegen in anderen Teilen<br />

Frankreichs die Regeln der Nazis nicht<br />

besonders eifrig umgesetzt. Im Gegenteil.<br />

Wie Serge Klarsfeld im Buch La<br />

Montagne refuge festhält, « besuchten Juden [im Departement<br />

Haute-Loire] die Synagoge; gingen jüdische Kinder<br />

in die Schule […] Der Major war kein scharfer Nazi, bei<br />

Weitem nicht. In dieser tragischen Zeit war es besser, es<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Die evangelische Kirche in Chambon-sur-Lignon; André Trocmé und Edouard Theis; Pastor Louis<br />

Comte; Roger Darcissac und eine Gruppe von Kindern in Le Chambon.<br />

mit einem deutschen Nazi zu tun zu haben, der kein Fanatiker<br />

war, als mit einem Deutschen, der zwar kein Nazi,<br />

dafür aber ein fanatischer Judenhasser war. » Muss man<br />

da noch die Zahlen aus den Statistiken erklären, die aussagen,<br />

dass auf nationaler Ebene in Frankreich während<br />

des Krieges circa 25 % der Juden verhaftet und deportiert<br />

wurden, während es im Departement Haute-Loire « nur »<br />

13 % waren?<br />

Eine einzigartige Ansammlung brillanter Köpfe<br />

Abgesehen vom Mut der Bewohner von Chambon und<br />

ihrem Anteil, den sie an der Rettung zahlreicher Flüchtlinge<br />

hatten, stellt die Vergangenheit dieser Gegend auch<br />

noch aus einem anderen Grund ein in Frankreich einmaliges<br />

und nahezu legendäres Phänomen dar: Dort suchte<br />

nämlich eine beeindruckende Zahl von Intellektuellen<br />

Zuflucht. Nicht weniger als 17 national und international<br />

renommierte Persönlichkeiten hielten sich in dieser Zeit<br />

auf dem Plateau auf. Darunter befanden sich der Dichter<br />

Francis Ponge, die Schriftsteller Marcel Pagnol und Albert<br />

Camus (Nobelpreis für Literatur), die Philosophen Georges<br />

Canguilhem, Paul Ricoeur und Gilbert Si mondon,<br />

der Wirtschaftswissenschaftler Charles Gides, der Soziologe<br />

Raymond Aron, die Historiker Jules Isaac, Léon<br />

Poliakov und Pierre Vidal-Naquet und der Mathema tiker<br />

Alexandre Grothendieck (Träger der Fields-Medaille).<br />

Alle brachten ihre Dankbarkeit gegenüber den Bewohnern<br />

der Region zum Ausdruck. Viele legten sogar in<br />

ihren Werken ein Zeugnis davon ab, welchen Einfluss<br />

diese Gegend auf sie hatte. Eines der aussagekräftigsten<br />

Beispiele dafür – wenngleich relativ unbekannt – ist Albert<br />

Camus (1913-1960). Der französische Schriftsteller<br />

und Philosoph hielt sich ab 1942 in der Gegend von Le<br />

Chambon – im Hameau de Panelier – auf, um seine Tuberkulose<br />

auszukurieren. Er war alleine dort, seine Frau<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 67


FRANKREICH HEUTE Geschichte<br />

Der Badebereich La Plage, der am Fluss Lignon angelegt wurde.<br />

Francine (1914-1979) war in Algerien geblieben. Die Idee<br />

für seinen Roman Die Pest hatte er zwar 1941 in Algerien<br />

entwickelt, geschrieben hat er ihn jedoch im Verlauf von<br />

15 Monaten auf dem Plateau. Im Text gibt es zahlreiche<br />

Bezüge zur Umgebung, vor allem durch Namen von Protagonisten.<br />

So hat unter anderem die Person Paneloux aus<br />

dem Roman ihren Namen vom Weiler Panelier, während<br />

der Docteur Rieux einen Bezug zum tatsächlich existierenden<br />

Docteur Paul Riou darstellt … Viele Indizien zeugen<br />

davon, wie sehr diese Gegend das Denken von Camus<br />

geprägt hat. Und er war nicht der Einzige. In der Folge<br />

zog der Ruf der Region um Le Chambon weitere Intellektuelle<br />

an, unter anderem Marguerite Duras (1914-1996),<br />

deren Sohn im Übrigen das Collège Cévenol besuchte.<br />

Heute ist es eine feststehende Tatsache, dass Le<br />

Chambon-sur-Lignon während des Zweiten Weltkriegs<br />

ein Zufluchtsort war, der seinesgleichen in Frankreich<br />

sucht. Solche Orte hätte man gerne mehr gehabt. Den<br />

Bewohnern von Le Chambon ist es gelungen, gemeinsam<br />

mit Historikern und Forschern die Erinnerung an diese so<br />

besondere Zeit wachzuhalten. Ein Besuch vor Ort ist daher<br />

nicht nur die Gelegenheit, ein Hugenottengebiet mit<br />

herrlichen und unberührten Landschaften zu entdecken,<br />

sondern er bietet auch die Möglichkeit, diese « schöne Geschichte<br />

» und den in Frankreich einzigartigen Geist der<br />

Gegend zu erfassen.<br />

Bücher und ein Film für alle, die noch tiefer<br />

einsteigen möchten<br />

• Patrick Cabanel, Philippe Joutard, Jacques<br />

Sémelin, Annette Wieviorka, La Montagne<br />

refuge - Accueil et sauvetage des Juifs autour du<br />

Chambon-sur-Lignon, Albin Michel, 2016, 398<br />

Seiten, ISBN 978-<strong>22</strong>6245472.<br />

• Nathalie Heinich, Écrivains et penseurs<br />

autour du Chambon-sur-Lignon, Les<br />

impressions nouvelles, 2018, ISBN<br />

978-2874496158.<br />

• Hanna Schott, Von Liebe und<br />

Widerstand - Magda & André Trocmé -<br />

Der Mut dieses Paares rettete Tausende, Neufeld<br />

Verlag, <strong>2021</strong>, ISBN 978-3862560172.<br />

• Jean-Louis Lorenzi, La Colline aux mille enfants, 118<br />

min, 1994, mit Ottavia Piccolo, Dora Doll, Patrick<br />

Raynal, Benoit Magimel, Guillaume Canet, u. a., ASIN<br />

B084QD66TQ.<br />

Dies ist zweifellos eine der besten Möglichkeiten, sich<br />

über die Geschichte von Le Chambon zu informieren.<br />

Es ist ein echtes Meisterwerk der Humanität, das einen<br />

einfühlsamen und zurückhaltenden Blick auf diese<br />

Geschichte wirft. Der Film wurde 2020 neu aufgelegt,<br />

existiert aber leider nur in französischer Sprache ohne<br />

Untertitel.<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


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FRANKREICH HEUTE Interview<br />

« Der Doppelgänger »:<br />

30 Jahre<br />

deutschsprachige<br />

Literatur in<br />

Frankreich<br />

Jean-Yves Masson ist Dichter, Schriftsteller, Universitätsprofessor<br />

und Übersetzer. Er ist an der<br />

deutsch-französischen Grenze, im Departement<br />

Moselle, geboren, die Grenze verlief sogar durch<br />

den Garten des elterlichen Hauses. Der Liebhaber<br />

der Sprache und schöner Worte ist heute<br />

beim Verlag Verdier für die Reihe « Der Doppelgänger<br />

» verantwortlich, eine sehr renommierte<br />

– und ausgesprochen seltene – Buchreihe, die<br />

ausschließlich der deutschsprachigen Literatur<br />

gewidmet ist. In den 30 Jahren ihres Bestehens,<br />

das die Reihe « Der Doppelgänger » gerade feierte,<br />

wurden rund 60 Werke publiziert. Wir nahmen<br />

dies zum Anlass, uns mit Jean-Yves Masson<br />

über die Beziehung der Franzosen zur Sprache<br />

und zu deutschen Autoren zu unterhalten.<br />

Jean-Yves Masson, welchen Stellenwert hatte die deutsche<br />

Literatur in der französischen Verlagswelt vor dreißig<br />

Jahren, als Sie gemeinsam mit dem jungen Verlag Verdier<br />

beschlossen, eine Buchreihe herauszugeben, die voll und<br />

ganz der deutschsprachigen Literatur gewidmet ist? Welche<br />

Absicht verfolgten Sie mit der Lancierung von « Der Doppelgänger<br />

»?<br />

Zunächst ist festzuhalten, dass sich die französischen<br />

Verlage bereits umfassend mit deutscher Literatur beschäftigt<br />

hatten, denn die meisten wichtigen deutschen<br />

Schriftsteller waren bereits ins Französische übersetzt.<br />

Abgesehen von einigen wenigen Texten war es nicht<br />

zwingend notwendig, sich in die Veröffentlichung der<br />

« großen Klassiker » zu stürzen. Allerdings musste ich<br />

gleichzeitig feststellen, dass sich nur wenige Franzosen<br />

neben diesen Klassikern für andere deutschsprachige<br />

Literatur interessierten. Das französische Verständnis<br />

von deutscher Literatur schien zudem ausschließlich<br />

auf Deutschland fokussiert zu sein. Dabei war ich schon<br />

immer der Meinung, dass deutsche Literatur eine pluralistische<br />

Literatur ist, denn genauso wie die französische<br />

Sprache weit über Frankreich hinausgeht, wird auch die<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


ages<br />

| Picture Alliance<br />

deutsche Sprache nicht nur in Deutschland gesprochen.<br />

In Frankreich ist der Begriff « Frankophonie » gut bekannt.<br />

Aus französischer Sicht denkt man im Hinblick<br />

auf die deutsche Sprache jedoch viel weniger über die<br />

Grenzen Deutschlands hinaus. Dabei kann man nicht von<br />

der Hand weisen, dass neben deutschen, schweizerischen<br />

und österreichischen Autoren auch Ungarn, Rumänen,<br />

Türken, Griechen und sogar Japaner in deutscher Sprache<br />

schreiben! Meiner Meinung nach zeigen sie alle, dass die<br />

deutschsprachige Literatur sehr vielfältig ist und Facetten<br />

aufzeigt, die zu einem besseren Verständnis der deutschen<br />

Kultur beitragen. Also haben wir diese Buchreihe lanciert,<br />

die den « deutschsprachigen Literaturen » – ich spreche<br />

hier bewusst im Plural! – gewidmet ist. Dadurch zeichnen<br />

wir uns aus.<br />

Wie war die Reaktion bei den französischen Lesern? Waren sie<br />

neugierig?<br />

Nicht wirklich. Die Anfänge waren nicht einfach,<br />

doch ehrlich gesagt, hatte ich das erwartet. Ich begann<br />

zunächst, mir österreichische Autoren anzusehen. Thomas<br />

Bernhard war damals in Frankreich bereits gut bekannt.<br />

Allerdings war er der Einzige. Ich liebe diesen Schriftsteller.<br />

Doch sobald ich das Werk eines österreichischen<br />

Autors publizierte, stellten französische Journalisten<br />

automatisch zwei Fragen: « Ist er mit Thomas Bernhard<br />

vergleichbar? » beziehungsweise « Unterscheidet er sich<br />

von Thomas Bernhard? » Als ob dieser Schriftsteller die<br />

absolute Referenz für österreichische Literatur sei. Mir<br />

wurde klar, dass es nicht einfach sein würde, die Leser<br />

dazu zu ermutigen, neugierig zu sein, etwas anderes entdecken<br />

zu wollen, die bekannten Wege zu verlassen. Doch<br />

gerade das hat mich in meiner Idee bestärkt, dass es an<br />

der Zeit ist, die Gewohnheiten der Franzosen etwas über<br />

den Haufen zu werfen und sie deutschsprachige Literatur<br />

entdecken zu lassen.<br />

Auch auf die Gefahr hin, ihre Lesegewohnheiten ins Wanken<br />

zu bringen …<br />

(Lacht) Sie haben recht. Es stimmt, dass wir manchmal<br />

extrem waren. Doch der Verlag Verdier hat mich<br />

dabei unterstützt, Autoren zu veröffentlichen, welche die<br />

eingefahrenen Gleise verlassen. Das war meiner Meinung<br />

nach aber auch notwendig. Und wozu dient Literatur,<br />

wenn sie nicht ein wenig aufrührt? Zugegeben, um einen<br />

Autor wie Josef Winkler, in dessen Texten Brutalität und<br />

die Besessenheit vom Tod eine zentrale Rolle spielen, ins<br />

Französische zu übersetzen, benötigt man einen gewissen<br />

« Mut ». Es war offensichtlich, dass seine Texte nicht für<br />

die « breite Masse » im eigentlichen Sinn gemacht sind.<br />

Aber sie haben eine unglaubliche Kraft. Es war wichtig,<br />

sie den Franzosen zugänglich zu machen. Dasselbe gilt<br />

für Gert Jonke, einen der ausgefallensten österreichischen<br />

Schriftsteller. Er ist ein wahrer Virtuose der Worte und<br />

war damals selbst in Österreich nicht sehr bekannt. Auch<br />

in diesem Fall ging Verdier das Risiko ein, ihn zu übersetzen<br />

und zu publizieren. Und wir haben gut daran getan.<br />

Ich gebe zu, dass es mich sehr stolz machte, als ich eines<br />

Tages eine Grande Dame des deutschen Verlagswesens<br />

vom renommierten deutschen Verlag Suhrkamp Insel traf<br />

und diese zu mir sagte: « Wenn jemand den Mut hat, Gert<br />

Jonke in die französische Sprache zu übersetzen, da sage<br />

ich nur: Bravo! » Das hat mich wirklich sehr gefreut.<br />

Glauben Sie, dass sich die Wahrnehmung von Deutschland im<br />

Hexagon im Laufe der dreißig Jahre, die diese Buchreihe besteht,<br />

verändert hat?<br />

In diesem Punkt ist meine Bilanz leider nicht sehr positiv.<br />

Ich bedauere es zwar, aber ich habe den Eindruck,<br />

dass die Franzosen immer weniger über Deutschland<br />

wissen. In den meisten Fällen überwiegen Klischees.<br />

Nach wie vor gibt es in Frankreich vollkommen idiotische<br />

Vorurteile gegenüber Deutschen. So glauben die<br />

Französisch lernen am Puls der Zeit<br />

| Photo: Picture Alliance<br />

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l’indépendance<br />

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Page 2<br />

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l’indépendance<br />

3<br />

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MOBILITÉ<br />

ENVIRONNEMENT<br />

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la • France Protection en 40 des ansoiseaux : en<br />

France, • Protection la chasse des à oiseaux la glu a du : en<br />

Page 4<br />

plomb France, dans la l’aile chasse à la glu a du<br />

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plomb<br />

4<br />

dans l’aile<br />

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• Jardins partagés, la culture<br />

du melting-pot<br />

• Violences policières : en<br />

• Des banlieue, • enfants Violences « il roms faut policières que l’État : en<br />

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S O C I É T É<br />

SOCIÉTÉ<br />

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| Photo : Getty Images<br />

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Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen und unserer Redaktion<br />

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La Citroën Ami est<br />

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Angela Merkel a connu<br />

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quatrième reste à de vivre) couverture. », écrit-il sur la<br />

3 quatrième Cette anthologie de couverture. de none<br />

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| Photo : Getty Images<br />

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FRANKREICH HEUTE Interview<br />

Franzosen zum Beispiel immer noch, dass Deutsche immer<br />

arbeiten würden oder dass es in diesem Land keine gewerkschaftliche<br />

Organisation gäbe. Dabei ist das Gegenteil<br />

der Fall! Diese Unwissenheit ist sehr schade. Zumal<br />

die Politik etwas dagegen unternehmen könnte, aber die<br />

Politiker sind sich dessen überhaupt nicht bewusst. Dies<br />

gilt im Übrigen genauso umgekehrt, denn in Deutschland<br />

existieren ebenfalls zahlreiche<br />

Klischees über Franzosen.<br />

Allerdings gibt es auch Autoren,<br />

wie Michel Houellebecq,<br />

die dies begriffen haben. Der<br />

französische Schriftsteller ist<br />

in Deutschland unglaublich<br />

beliebt.<br />

In welcher Beziehung kann die<br />

Literatur Ihrer Meinung nach<br />

einen Beitrag leisten, um Klischees<br />

aus der Welt zu schaffen<br />

und ein besseres gegenseitiges<br />

Verständnis zu entwickeln?<br />

Ich gebe viel auf die Stärke<br />

des Einzelnen. Das Lesen eines Buches ist wie ein<br />

Zwiegespräch zwischen Autor und Leser. Und mit der<br />

Sprache, mit seinen Worten, hat der Autor die Möglichkeit,<br />

seinem Leser etwas zu vermitteln, ihm neue Ansätze<br />

zu liefern, um bestimmte Dinge besser zu verstehen …<br />

Das ist in der Tat das Wesen der Literatur. Gibt es aber einen<br />

Unterschied zwischen der deutschen und der französischen<br />

Sprache, wie das gelingt?<br />

Davon bin ich überzeugt. Die Sprache ist ein fundamentaler<br />

Aspekt der Literatur. Und genau dieser Punkt<br />

interessiert mich: Bei einem deutschsprachigen Werk etwas<br />

zu finden, was man niemals in gleicher Weise in der<br />

französischen Sprache ausdrücken könnte. Also als französischer<br />

Verlag etwas ins Französische « zu übertragen »,<br />

das man nicht direkt auf Französisch hätte schreiben<br />

können.<br />

Fällt Ihnen dafür spontan ein Beispiel ein?<br />

Nehmen wir zum Beispiel den Österreicher Franz<br />

Michael Felder, den wir im Rahmen unserer Buchreihe<br />

in die französische Sprache übersetzt und publiziert haben.<br />

Er lebte im 19. Jahrhundert in Österreich, war Bauer<br />

und schrieb seine Autobiografie. Meines Wissens war es<br />

das erste Mal in der europäischen Geschichte, dass ein<br />

Bauer auf diese Weise sein Leben beschrieb. Obwohl das<br />

Lesen in seinem Milieu a priori nicht üblich war, war es<br />

für ihn, zusammen mit dem Schreiben, lebenswichtig. Er<br />

war dazu in der Lage, vier Tage lang zu laufen, um sein<br />

weniges Erspartes in einer Buchhandlung für einige Taschenbücher<br />

auszugeben. Sein Mut war verblüffend und<br />

durch das Schreiben konnte er seine Gedanken weiterspinnen<br />

und verbreiten. Er wollte die « kleinen » Bauern<br />

gegenüber den « Großen », verteidigen, vor denjenigen,<br />

die den Bauern Geld liehen, das diese dann niemals<br />

zurückzahlen konnten. Er gründete sogar eine Leihbibliothek,<br />

und das zu einer Zeit, in der alle, vor allem die<br />

Pfarrer, der Meinung waren, man dürfe nur die Bibel<br />

lesen! All das hat er mit seinen Worten, seiner Sprache<br />

erreicht: mit der Sprache eines Bauern, der durch das Lesen<br />

sein Vokabular nach und<br />

nach erweiterte. Er erstellte<br />

am Ende sogar Einträge für<br />

das Deutsche Wörterbuch, das<br />

bedeutendste Wörterbuch der<br />

deutschen Sprache, mit dessen<br />

Erstellung die Gebrüder<br />

Grimm im 16. Jahrhundert<br />

begonnen hatten. Auf diese<br />

Weise leistete er seinen Beitrag<br />

dazu, dass bestimmte<br />

Begriffe – besonders natürlich<br />

aus der Landwirtschaft – Einzug<br />

in die deutsche Sprache<br />

hielten.<br />

Wie wurde Felders Werk « Aus meinem Leben », das Sie in<br />

Frankreich unter dem Titel « Scènes de ma vie » publizierten,<br />

aufgenommen?<br />

Ausgezeichnet. Die französische Presse widmete dem<br />

Buch zahlreiche Artikel. Im Übrigen stellte eine österreichische<br />

Tageszeitung amüsiert die Frage, wie « ein österreichischer<br />

Bauer in französischen Buchhandlungen so<br />

erfolgreich sein kann ». Der Titel hat sich in der Tat im<br />

Buchhandel sehr gut verkauft.<br />

Wie qualifizieren Sie die Rolle der Übersetzung heutzutage?<br />

Sie ist wichtiger denn je! Wir arbeiten regelmäßig mit<br />

Olivier le Lay zusammen, einem fantastischen Übersetzer.<br />

Die Zusammenarbeit mit ihm für die französische Ausgabe<br />

des Buches von Felder war einerseits eine großartige<br />

Erfahrung und verlieh andererseits das Gefühl, etwas<br />

Sinnvolles getan zu haben. Für mich ist es auf jeden Fall<br />

ungeheuer wichtig, Autoren, die ich liebe, übersetzen zu<br />

lassen. Bekanntlich können nicht alle Menschen Texte<br />

in der Originalsprache lesen. Vor allem nicht in Deutsch,<br />

denn diese Sprache gilt in Frankreich nach wie vor als<br />

schwierig. Insofern ist es für einen Verlag in gewisser Weise<br />

eine « Pflicht », Übersetzungen aus der deutschen Sprache<br />

zu fördern. Zumal wenn man, wie in meinem Fall, der<br />

Meinung ist, dass manche Bücher den Menschen wirklich<br />

das Leben erleichtern können. Das ist im Übrigen eines<br />

meiner wichtigsten Kriterien für die Entscheidung, ob<br />

man einen Autor übersetzen und publizieren soll: Hilft<br />

das Buch den Menschen, ihr Leben zu meistern? So betrachtet,<br />

ist das Verlegen neben dem Schreiben und Übersetzen<br />

ein militanter Akt.<br />

Jean-Yves Masson, wir danken Ihnen für das Gespräch.<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


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ART DE VIVRE Weintourismus<br />

Domaine Riberach<br />

Es lebe die Entschleunigung!<br />

Bélesta liegt an der Grenze der Departements Aude und Pyrénées-Orientales,<br />

rund zwanzig Fahrminuten von Perpignan entfernt,<br />

ganz in der Nähe der Katharerburgen. Die Geschichte von<br />

Bélesta ist eng mit Reben und Wein verknüpft, insofern könnte es<br />

ein Dorf wie viele andere in dieser Gegend sein. Die Beziehung<br />

zum Wein sticht hier ganz besonders ins Auge, denn direkt unterhalb<br />

der imposanten Fassade des mittelalterlichen Schlosses<br />

entdeckt man das riesige Gebäude der ehemaligen Genossenschaftskellerei.<br />

Sie wurde vor einigen Jahren geschlossen und<br />

wäre beinahe in Vergessenheit geraten, wäre da nicht ein ambitioniertes<br />

Architektenehepaar gewesen, das der Region und ihren<br />

Reben eng verbunden ist und beschloss, diesem historischen Ort<br />

der Weinbereitung wieder neues Leben einzuhauchen. Gemeinsam<br />

mit Freunden gründeten sie die Domaine Riberach. Dahinter<br />

steht ein in dieser Gegend einzigartiges Konzept: die Verbindung<br />

eines Weinguts mit einem nachhaltig geführten Hotel und Feinschmeckerrestaurant.<br />

Ein echtes Juwel in Sachen Weintourismus,<br />

wo man offensichtlich genau das spüren kann, was mit<br />

dem Begriff « Leben wie Gott in Frankreich » gemeint ist.<br />

Die guten, alten Straßenkarten<br />

aus Papier haben manchmal<br />

doch noch ihr Gutes! Daran<br />

muss man unweigerlich denken, wenn<br />

man an der Rezeption der Domaine<br />

Riberach mitbekommt, dass immer<br />

wieder Kunden verspätet eintreffen,<br />

weil sie bei der Programmierung ihres<br />

GPS zuerst nicht aufmerksam waren<br />

und dann blind den Angaben gefolgt<br />

sind. In einem Umkreis von 120 Kilometern<br />

gibt es nämlich drei Dörfer, die<br />

den Namen Bélesta tragen. Eines befindet<br />

sich im Departement Haute-Garonne,<br />

das andere im Departement<br />

Ariège und das dritte schließlich, um<br />

das es in diesem Fall geht, liegt im Departement<br />

Pyrénées-Orientales. Da<br />

kann es also schnell zu einer Verwechslung<br />

kommen … Anderswo hätte diese<br />

Verwechslung vielleicht zu einem Problem<br />

geführt, hier jedoch nimmt man<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Bélesta wurde früher aufgrund der strategischen Position zwischen Frankreich und Katalonien, die das Dorf vier<br />

Jahrhunderte innehatte, Bélesta de la frontière, Bélesta an der Grenze, genannt. Die untergehende Sonne beleuchtet<br />

die Fassade des Hotels. Zu Füßen von Kirche und Schloss liegen die imposanten Gebäude der Domaine Riberach.<br />

das eher gelassen. Diese Gelassenheit spürt man auch als<br />

Gast, vor allem nach einem mehrtägigen Aufenthalt an<br />

diesem Ort. Als ob der Aufenthalt uns vor Augen geführt<br />

hätte, dass es manchmal gut ist, die kleinen Widrigkeiten<br />

des Lebens zu vergessen, alles so zu nehmen wie es kommt<br />

und die einfachen und authentischen Dinge zu genießen.<br />

Sich beispielsweise mit einem Glas Wein in einer schattigen<br />

Laube niederzulassen und dabei kein anderes Ziel zu<br />

haben, als den Augenblick auszukosten.<br />

Glauben Sie jetzt jedoch nicht, dass die Domaine<br />

Riberach einer dieser trendigen Orte ist, an denen man<br />

in Vollmondnächten Workshops in der freien Natur zum<br />

« Wiederauftanken » oder zur « Selbstbesinnung » organisiert,<br />

die angeblich so unverzichtbar und wirksam sein<br />

sollen. Davon ist man hier weit entfernt. Es handelt sich<br />

um ein « ganz normales » Hotel, das mit vier Sternen klassifiziert<br />

und in einem puristischen und modernen Design<br />

gestaltet ist; es besitzt einen Wellnessbereich mit Pool und<br />

der Service ist tadellos. Klassischer Luxus eben. Das ist<br />

beruhigend. Liegt vielleicht gerade darin das Wesentliche?<br />

Am Ende des Aufenthalts drängt sich die Feststellung auf,<br />

dass die Domaine Riberach genau das bietet, was andere<br />

Häuser dieser Preisklasse auch bieten. Allerdings ist es<br />

absolut keine Übertreibung zu sagen, dass dieses Hotel im<br />

Grunde genommen mehr bietet. Viel mehr. Nicht wenige<br />

Gäste haben bei der Ankunft schon ein genaues Besichtigungsprogramm<br />

im Hinterkopf, die Tage sind bereits verplant:<br />

Besuche der nahe gelegenen Katharerburgen Peyrepertuse<br />

oder Queribus, Stadtbesichtigungen von Collioure<br />

oder Perpignan. Auf der Domaine Riberach wollen sie<br />

hauptsächlich übernachten und abends etwas essen. Und<br />

was machen sie dann? Sie lassen das Auto während des<br />

gesamten Aufenthalts auf dem Parkplatz stehen, wandern<br />

zu Fuß über die unzähligen Fußwege durch die Garrigue<br />

und die Wälder der Umgebung, stehen im Morgengrauen<br />

auf, um den Sonnenaufgang gegenüber dem Mont Canigou<br />

zu beobachten, und diskutieren abends mit anderen<br />

Gästen bei einem Glas Wein über Gott und die Welt …<br />

Letztlich läuft der Aufenthalt also ganz anders ab,<br />

als vorgesehen. Bereits der Rahmen ist erstaunlich. Eine<br />

kleine Welt für sich, eine Art « Dorf im Dorf ». Um das<br />

zu verstehen, muss man etwas Abstand gewinnen, physischen<br />

Abstand, denn die Größe des Gebäudes, in dem sich<br />

die Domaine Riberach befindet, erfordert dies. Es macht<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 75


ART DE VIVRE Weintourismus<br />

alleine schon einen guten Teil des Dorfes aus. Die ehemalige<br />

Genossenschaftskellerei von Bélesta wurde in den<br />

1920er-Jahren erbaut. Bis Mitte der 1990er-Jahre brachten<br />

die Winzer der Gegend ihre geernteten Trauben hierher,<br />

wo sie gekeltert und zu verschiedenen Weinen verarbeitet<br />

wurden. Nach Schließung der Genossenschaft verödeten<br />

die Gebäude, bevor ein unternehmerisches Architektenpaar,<br />

Karin Pühringer und Luc Richard (siehe Interview<br />

im Anschluss), sie kaufte und vollkommen umgestaltete.<br />

Bei der umfangreichen Renovierung spielten Nachhaltigkeit<br />

und Umweltschutz eine sehr große Rolle. Vom<br />

Ausmaß dieser Arbeiten zeugen heute riesige Fotos an<br />

den Wänden des Restaurants. Dutzende von Betontanks<br />

mit einem Volumen von jeweils 500 Hektolitern wurden<br />

beispielsweise in Zimmer verwandelt. Dazu mussten sie<br />

zunächst gereinigt und von den zentimeterdicken Kalkschichten<br />

befreit werden, die sich im Laufe der Jahrzehnte<br />

abgelagert hatten. Die Tanks wurden teilweise miteinander<br />

verbunden, die Wände weiß getüncht. Es entstanden<br />

rund 50 Fensteröffnungen, durch die nun Licht in die<br />

Zimmer fallen kann. In fünf halb unterirdischen Tanks<br />

befindet sich nun ein Wellnessbereich. Ein Regenwasserauffangsystem<br />

mit einem energiesparenden Filtersystem<br />

wurde konzipiert und realisiert und ein natürlicher Pool<br />

angelegt. Geheizt und gekühlt wird mit Erdwärme. Viele<br />

dieser Techniken kamen in dieser Gegend – und weit darüber<br />

hinaus – noch niemals zuvor zum Einsatz …<br />

Dabei ist all das nur die Spitze des Eisbergs. Die<br />

Domaine Riberach ist mehr als nur « ein ausgefallenes<br />

» Hotel. Das Konzept basiert auf einem neuartigen<br />

weintouristischen Ansatz, der mit ziemlicher Sicherheit<br />

andere Betriebe inspirieren wird. Obwohl die Bereiche<br />

Weinbereitung und Hotel getrennt sind, befinden sie sich<br />

im selben Gebäude und sind daher räumlich nicht weit<br />

voneinander entfernt. Der Gast kann beispielsweise vom<br />

Hotel aus durch eine riesige Fensterscheibe beobachten,<br />

wie der Wein in Flaschen abgefüllt wird. Wenn ihm der<br />

Sinn danach steht, sich mit einem Winzer oder Önologen<br />

des Weinguts auszutauschen, so gibt es zahlreiche Möglichkeiten,<br />

die Neugier zu befriedigen: Verkostungen, Besichtigungen<br />

der Reben und des Weinkellers, eine « Wein-<br />

Safari » sind nur einige Beispiele. Ähnlich ist es im Gastronomiebereich.<br />

Das Feinschmeckerrestaurant befindet<br />

sich dort, wo früher die Pressen standen, und ist ebenfalls<br />

ein kommunikativer Ort. Den Namen des Küchenchefs,<br />

Julien Montassié, sollten Sie sich merken, denn wir wetten,<br />

dass sein erster Stern nicht mehr lange auf sich warten<br />

lässt, seine innovative und lokal geprägte Küche hätte es<br />

wirklich verdient. Auch für ihn ist es nicht nur selbstverständlich,<br />

sondern eine offensichtliche Freude, die Fragen<br />

seiner Gäste zu beantworten. Im Übrigen herrscht auf der<br />

Domaine Riberach in allen Bereichen eine sehr lockere<br />

und angenehme Atmosphäre, und die Mitarbeiter – mehrere<br />

von ihnen beherrschen die deutsche Sprache – sind<br />

immer zu einem Gespräch bereit. Und so erscheint es auch<br />

ganz normal, wenn viele Gäste während ihres Aufenthalts<br />

von Jean-Michel, Sophie, Justine, Jonathan, Julien, Maxime,<br />

Lucia, Romain, Cassandra oder Christophe sprechen.<br />

Die Begegnungen mit diesen Menschen tragen dazu bei,<br />

aus dem Aufenthalt einzigartige Momente, eine schöne<br />

Erfahrung zu machen. Da können wir nur ganz ehrlich<br />

« Bravo » sagen!<br />

Der heutige Eingang von Hotel und Restaurant erinnert an die Genossenschaftskellerei von 1925.<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Interview:<br />

Karin Pühringer und<br />

Luc Richard, Architekten und<br />

Inhaber der Domaine Riberach<br />

Karin und Luc, können Sie uns erläutern, wie es dazu kam,<br />

dass ein Architektenehepaar wie Sie, das seit Jahren die Welt<br />

bereist, von einem Tag auf den anderen beschließt, sich mitten<br />

auf dem Lande, im kleinen, abgelegenen südfranzösischen<br />

Dorf Bélesta niederzulassen?<br />

Karin: Das war wirklich keine Selbstverständlichkeit.<br />

Vor allem für mich nicht. Luc hat ja seine Wurzeln hier in<br />

Bélesta. Seine Mutter ist im Dorf geboren, seine Urgroßeltern<br />

lebten hier. Was mich angeht, bin ich in gewisser<br />

Weise « die Zugereiste ». Ich stamme aus Österreich und<br />

besuchte dieses Dorf vor ungefähr 30 Jahren zum ersten<br />

Mal, als Luc mich hierher mitnahm.<br />

Luc: Ich wollte unbedingt, dass Karin das Dorf kennenlernt!<br />

Wir sind uns im Jahr des Mauerfalls in Berlin<br />

begegnet, wo wir beide Architektur studierten. Kennengelernt<br />

haben wir uns quasi auf der Mauer, das hat verbunden,<br />

und es hat sofort zwischen uns gefunkt. Es lag für<br />

mich auf der Hand, Karin mit nach Bélesta zu nehmen.<br />

Ich bin zwar in Marseille geboren, habe aber alle meine<br />

Ferien hier verbracht. Daher sind für mich viele Erinnerungen<br />

mit dem Dorf verbunden; es ist ein Ort, den ich<br />

liebe und den ich mit ihr teilen wollte.<br />

In den Innenbereichen von Hotel und Restaurant haben die<br />

Eigentümer und Architekten, Karin Pühringer und Luc Richard,<br />

den Esprit der ehemaligen Genossenschaftskellerei bewahrt.<br />

Karin, wie war Ihre Reaktion, als Luc Ihnen vorschlug, Sie in<br />

das Dorf seiner Kindheit mitzunehmen?<br />

Karin: Ich war sofort begeistert und vor allem neugierig<br />

darauf, seine Welt kennenzulernen. Wenngleich<br />

ich zugeben muss, dass ich mich gefragt habe, wie das<br />

vor Ort gehen sollte. Als Frau, die nur Deutsch spricht,<br />

in einem kleinen Dorf im hintersten Winkel Frankreichs,<br />

das konnte etwas kompliziert werden. Ich wusste auch gar<br />

nicht, wie die Bewohner mich aufnehmen würden. Doch<br />

alles ist wunderbar gelaufen, ich fühlte mich wohl und<br />

sehr schnell hatte ich das Gefühl, in Bélesta « zu Hause<br />

» zu sein. Als Luc dann in der Folge das Haus seiner<br />

Urgroßmutter erbte, verbrachten wir regelmäßig unseren<br />

Urlaub im Dorf. Wir kamen jeden Sommer hierher. Es<br />

wurde zu einer Oase des Friedens, zu einem Gegenpol zu<br />

unserem turbulenten Berufsleben. Hier spüre ich ganz besonders<br />

diese französische Fähigkeit, sich Zeit zum Leben<br />

zu nehmen, die einfachen Freuden des Lebens zu genießen.<br />

Genau das ist Bélesta. Im Übrigen sind alle unsere<br />

deutschen, österreichischen, schweizerischen und sogar<br />

französischen Freunde, die uns hier besuchen, von der<br />

besonderen Atmosphäre und dem « anderen » Rhythmus »<br />

hingerissen. Es ist wie eine Ode an die Langsamkeit.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 77


ART DE VIVRE Weintourismus<br />

Und genau in einem dieser typischen Momente des « Lebens<br />

wie Gott in Frankreich » war es, als Ihr Schicksal in Bélesta<br />

eine neue Wendung bekam …<br />

Luc: Ganz genau. Wir saßen gerade gemütlich mit<br />

Jean-Michel zusammen, einem befreundeten Winzer,<br />

tranken ein Glas Wein zum Aperitif und diskutierten<br />

über Gott und die Welt. Ich wusste, dass es ihm, wie<br />

vielen anderen auch, seit der Schließung der Genossenschaftskellerei<br />

im Jahr 1995 beruflich nicht gut ging. Ich<br />

habe selbst Vorfahren, die Winzer waren. Ich weiß, was<br />

es heißt, hier Reben zu haben. Zu sehen, dass ein Winzer<br />

nicht mehr von seiner Arbeit leben kann, war grausam.<br />

Jean-Michel und ich sagten uns, dass es an der Zeit ist,<br />

etwas zu unternehmen. Jetzt oder nie! 2006 wurden wir<br />

also Geschäftspartner und begannen damit, gemeinsam<br />

Wein zu machen.<br />

Sehr schnell wurde Ihnen klar, dass man das Ganze größer<br />

aufziehen musste …<br />

Luc: Ja, vor allem weil unser Weinkeller – der ursprünglich<br />

von meinem Großvater stammte – viel zu klein<br />

war.<br />

Also kamen Sie auf den zugegebenermaßen etwas verrückten<br />

Gedanken, das größte Gebäude des Dorfes zu kaufen, die Genossenschaftskellerei,<br />

die seit 1995 geschlossen war …<br />

Luc: (lacht) So ist es. Und ich bin Ihrer Meinung, dass<br />

diese Idee etwas verrückt war. Eigentlich total utopisch,<br />

wenn man sich die Größe und vor allem den Zustand des<br />

Gebäudes vorstellt. Und auch, was es repräsentiert: Es<br />

gibt hier in der Region viele Genossenschaftskellereien<br />

und meistens stellen diese die Seele, das Herz eines Dorfes<br />

dar. Die Kellerei von Bélesta zu kaufen war daher ein<br />

Symbol und beinhaltete eine starke Verpflichtung. Doch<br />

auf der anderen Seite konnten wir sicher sein, genug Platz<br />

zu haben, obwohl das Gebäude nahezu eine Ruine war,<br />

eine Art Industriebrache, eine verlassene « Weinfabrik »<br />

mitten im Dorf, voller Asbest, Blei und Termiten … Aber<br />

es ist klar, dass wir damals den Schritt von « zu klein »<br />

nach « viel zu groß » unternahmen.<br />

Oben: Die Erfahrungen der Eigentümer in Deutschland<br />

haben ihre Ansprüche an eine umweltbewusste Bauweise<br />

geprägt, was man an zahlreichen Beispielen sehen kann, die<br />

zum Teil in dieser Region erstmals umgesetzt wurden. Ein<br />

Beispiel dafür ist der Naturbadeteich – genannt Biotope –,<br />

der anstelle eines herkömmlichen Pools angelegt wurde.<br />

Rechte Seite: Weintourismus ist ein Teil der Philosophie des Weinguts.<br />

Die Domaine Riberach bietet Aktivitäten wie das Beobachten des<br />

Sonnenaufgangs von einem Berggipfel aus. Bei einer « Wein-Safari »<br />

durch die Reben kann man die Vielfalt des lokalen Kulturerbes<br />

entdecken – unter anderem den Dolmen Moli del Vent.<br />

Wie kamen Sie darauf, die Kellerei mit einer anderen Aktivität<br />

zu verknüpfen?<br />

Karin: Dabei hat die Tatsache, dass wir beide Architekten<br />

sind, eine entscheidende Rolle gespielt. Wir wurden<br />

uns schnell über das unglaubliche Potenzial dieses Ortes<br />

bewusst und konnten Vorstellungen entwickeln. Ihn nur<br />

als Kellerei zu nutzen, hätte überhaupt keinen Sinn ergeben.<br />

Oberste Prämisse war, das Gebäude und seine Bedeutung<br />

für die Geschichte von Bélesta zu respektieren:<br />

das industrielle Aussehen zu bewahren, die riesige Struktur,<br />

die es wie einen großen Ozeandampfer aussehen lässt,<br />

der zu Füßen des Schlosses vertäut ist. Schnell drängte<br />

sich der Gedanke auf, zusätzlich zum Keller Gästezimmer<br />

– oder sogar ein kleines Hotel – sowie ein sympathisches<br />

Bistro einzurichten. Doch angesichts der Dimension und<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 79


ART DE VIVRE Weintourismus<br />

des Potenzials der Räumlichkeiten, entstand im Laufe der<br />

Zeit das Projekt für ein Viersternehotel mit Feinschmeckerrestaurant.<br />

Offensichtlich haben Sie sich auch gesagt, wenn Sie schon etwas<br />

aus diesem einzigartigen Ort machen würden, dann sollte es<br />

etwas Neuartiges, etwas Außergewöhnliches sein …<br />

Karin: Genau. Aber es lag uns auch am Herzen, dabei<br />

soweit wie möglich auf das Dorf und seine Bewohner<br />

Rücksicht zu nehmen. Es war uns bewusst, dass wir<br />

nicht irgendein Gebäude renovierten, sondern ihre Cave<br />

coopérative. Das war eine enorme Verantwortung.<br />

Daher versuchten wir,<br />

den Esprit des Gebäudes so gut es ging<br />

zu bewahren. So haben wir die ehemaligen<br />

Weintanks nicht abgerissen,<br />

sondern in Zimmer umgewandelt. Es<br />

waren gigantische Arbeiten! Für ein<br />

Doppelzimmer musste man beispielsweise<br />

zwei Tanks verbinden, für eine<br />

Juniorsuite drei Tanks. Öffnungen für<br />

Fenster und Türen mussten geschaffen werden und so weiter.<br />

Genug also, um gut beschäftigt zu sein und die Neugier<br />

der Bewohner zu wecken. Wir haben jedoch bereits<br />

in einem frühen Stadium einen Abend im Gemeindesaal<br />

organisiert und unser Projekt vorgestellt. Nach Fertigstellung<br />

gab es ein großes Einweihungsfest, zu dem das ganze<br />

Dorf eingeladen war.<br />

Domaine Riberach****<br />

Hotel - Weinkeller -<br />

Restaurant<br />

2, route de Caladroy<br />

66720 Bélesta<br />

Telefon: +33 (0)4 68 50 30 10<br />

www.riberach.com<br />

Wie wurden Sie zu Beginn des Projektes wahrgenommen?<br />

Luc: Manche hielten uns für verrückt. Das ist sicher.<br />

Vor allem, was die Politiker, Institutionen und Banken<br />

angeht. Im Übrigen zog zu Beginn keine einzige französische<br />

Bank mit. Das ist jedoch nicht erstaunlich, denn<br />

wir waren die Ersten, die auf die Möglichkeit setzten,<br />

Touristen in dieses abgelegene Hinterland zu ziehen.<br />

Die Franzosen erleben zwar seit 30 Jahren, dass dies im<br />

Hinterland der Provence funktioniert, hier ist das aber<br />

anscheinend noch nicht angekommen. In dieser Beziehung<br />

muss sich die Denkweise noch grundlegend ändern.<br />

Auch heute noch werden wir in<br />

gewisser Weise wie Außerirdische angesehen.<br />

Aber warum auch nicht, das<br />

gehört dazu, wenn man in einer Sache<br />

Vorreiter ist. Und es macht Freude, mit<br />

unserem Projekt zur Wiederbelebung<br />

des Dorfes beizutragen. Im Sommer<br />

arbeiten 25 bis 30 Menschen auf der<br />

Domaine, 12 Mitarbeiter sind fest<br />

angestellt. Alle tragen dazu bei, das<br />

wirtschaftliche und touristische Potenzial der Region,<br />

vor allem ihres Hinterlands, aufzuzeigen. Die Genossenschaftskellerei<br />

von Bélesta wurde wirklich zu neuem<br />

Leben erweckt!<br />

Karin Pühringer und Luc Richard, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch.<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


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ART DE VIVRE Kultur<br />

Die andere<br />

Seite von<br />

Victor Hugo: der<br />

Zeichner<br />

Victor Hugo (1802-1885) ist unbestritten einer<br />

der größten französischen Schriftsteller. Er<br />

verfasste Gedichte, Romane, Dramen und war<br />

darüber hinaus politisch engagiert. Weniger<br />

bekannt ist dagegen, dass der aus Besançon<br />

(Doubs) stammende, zutiefst humanistische<br />

Mensch mit einer Passion für die Sprache auch<br />

ein höchst talentierter Zeichner, ein Künstler par<br />

excellence war.<br />

« Ein Engländer, der ruft: Es lebe der Kaiser! Weil er ein<br />

Engländer ist, nimmt er jedoch seinen Hut nicht ab »<br />

(ca. 1864-1869, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Denkt man an Victor Hugo, dann hat man vielleicht<br />

das romantische Bild eines Dichters vor Augen,<br />

der mit einer Feder oder einem Bleistift in der<br />

Hand vor einem leeren Blatt Papier sitzt, zweifellos auf der<br />

Suche nach « dem » passenden Wort oder Begriff. Doch<br />

hinter dem Schriftsteller Hugo, den alle Welt zu kennen<br />

glaubt, verbarg sich noch ein anderer Mensch. Ein Mensch,<br />

der nicht nur einen ausgesprochen feinsinnigen Geist besaß,<br />

sondern dessen Hand in der Lage war, den Stift vom<br />

Zwang, Worte aneinanderzureihen, zu erlösen, um ihm die<br />

unübertroffene Freiheit des Zeichnens zu schenken. Beschäftigt<br />

man sich mit dieser Facette von Victor Hugo,<br />

dann entdeckt man einen herausragenden Künstler, dessen<br />

Werk zu Lebzeiten niemals ausgestellt wurde. Dabei stellen<br />

die 3500 Zeichenblätter heute eine fantastische Kollektion,<br />

einen erstaunlichen Schatz dar.<br />

Gérard Audinet ist Conservateur du patrimoine (Konservator<br />

des Kulturerbes) und Direktor der Maisons de<br />

Victor Hugo in Paris und auf Guernsey. Anders gesagt: Er<br />

ist einer der derzeit besten Kenner des berühmten Mannes<br />

und Kurator der Ausstellung Victor Hugo. Dessins. Dans<br />

l’intimité du génie, die gerade in Paris zu sehen war. Dort<br />

wurden knapp 200 der 700 Zeichnungen aus den Sammlungen<br />

der Maisons de Victor Hugo gezeigt, die der Künstler<br />

im Laufe von rund 50 Jahren realisierte. Für Gérard<br />

Audinet « haben nicht wenige Schriftsteller skizziert,<br />

doch es gibt keinen, der ein so umfassendes Werk hinterlassen<br />

und einen solchen Stellenwert in der Geschichte<br />

der Kunst erreicht hätte ». Der Dichter legte nämlich eine<br />

unglaubliche künstlerische Produktivität an den Tag und<br />

einige seiner Zeichnungen sind regelrechte Meisterwerke,<br />

die man so nicht erwartet hätte. Wie Gérard Audinet<br />

ausführt, ist das Erstaunlichste jedoch die Tatsache, dass<br />

für Hugo « die Zeichnung etwas ist, das man mit engen<br />

Vertrauten teilt, denen schenkt, die man mag, oder einfach<br />

für ihn selbst, als Vertiefung, Klarstellung der Visionen,<br />

die ihm im Kopf herumspuken ». Für ihn gehörte die<br />

Zeichnung quasi zu seinem tiefsten Inneren, sie war « ein<br />

Werk, das im Dunkeln bleiben soll ».<br />

In der Tat wollte der Schriftsteller zu Lebzeiten seine<br />

Zeichnungen nicht der Öffentlichkeit präsentieren, sie<br />

waren der Privatsphäre seines Arbeitszimmers vorbehalten,<br />

nur Nahestehende durften sie sehen. Von Gérard<br />

Audinet erfahren wir, dass Victor Hugo dennoch « vorsah,<br />

sie von einer öffentlichen Institution verwahren zu lassen,<br />

allerdings nicht von einem Museum; stattdessen vermach-<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Oben: « Ein erniedrigter Vogel, dessen Geschnatter die Hexe bloßgestellt hat » (um 1872, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Unten: « Konstanzer Konzil. Dort wurde Jan Hus verurteilt » (1869, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).


ART DE VIVRE Kultur<br />

« Türme mit Turmspitzen einer gotischen Kathedrale » (um 1836, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

te er sie der Bibliothèque nationale de France (BNF), und<br />

zwar zusammen mit seinen Manuskripten. Damit waren<br />

sie ein Bestandteil – wenn schon nicht ein integrierender,<br />

so doch zumindest ein ergänzender – seines literarischen<br />

Werkes ». Dabei zeichnete Hugo nicht zwangsläufig im<br />

Verborgenen, ganz im Gegenteil. Vor allem für die Karikatur<br />

hegte er eine wahrhaftige Leidenschaft, zumal er<br />

darin ausgesprochen talentiert war. Davon zeugen mehrere<br />

Überlieferungen, beispielsweise von Antoine Fonteney<br />

(1803-1837), einem Schriftsteller, Dichter, Journalisten<br />

und Freund Victor Hugos, der in seinen Schriften davon<br />

berichtet, Hugo mehrfach « beim Zeichnen » überrascht<br />

zu haben. Dabei, wie er « kleine Karikaturen erstellt […]<br />

die er jeden Abend seinen Kindern aufs Bett legt und die<br />

diese dann morgens mit großer Freude entdecken ». (Antoine<br />

Fonteney, Journal intime, Les Presses françaises, 1925, in:<br />

Victor Hugo, Dessins, von Gérard Audinet). Die damals in<br />

Zeitungen sehr beliebten Karikaturen ließen mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit Victor Hugo die ganze Ausdrucksstärke<br />

der Zeichnung erkennen. Für ihn stellte diese<br />

Ausdrucksform eine Art « Einstieg » in das künstlerische<br />

Universum dar.<br />

In Bezug auf die notwendige Beobachtungsgabe ist die<br />

Karikatur im Übrigen dem Verfassen von Theaterszenen<br />

sehr nahe, und Hugo entdeckte dank ihr die unglaubliche<br />

Freiheit, die in der Zeichnung liegt. Eine Freiheit, die bei<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Oben: « Erinnerung an Spanien » (1850, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Unten: « Abenddämmerung » (1854, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 85


ART DE VIVRE Kultur<br />

ihm den Wunsch entstehen ließ, sich davonzumachen und<br />

zu reisen. Seine Reisezeichnungen stellen einen wesentlichen<br />

Teil seines künstlerischen Vermächtnisses dar. Sie<br />

vermitteln uns einen Menschen mit einem ausgesprochen<br />

scharfen Blick, der die Regeln der Zeichnung – vor allem<br />

hinsichtlich der Perspektive – mustergültig beherrschte.<br />

Sie vermitteln uns aber auch, dass Hugos eigentliches<br />

Talent darin lag, sich der Wirklichkeit, die er unablässig<br />

beobachtete, zu entziehen, um sie dann auf seine Weise zu<br />

interpretieren.<br />

In den Reisetagebüchern des Schriftstellers entdeckt<br />

man erstaunliche Verbindungen zwischen seinen Schriften<br />

und seinen Zeichnungen. Wie ein unübertrefflicher<br />

Dokumentarist beschreibt er Orte, die er besichtigte,<br />

Landschaften oder Monumente, die ihn beeindruckten.<br />

Da und dort erhaschte und festgehaltene Worte und unterschiedlichste<br />

Skizzen – zum Beispiel eine Tür, ein architektonisches<br />

Detail, ein Baum – lassen uns nach und nach<br />

ein umfangreiches und gut belegtes Werk erfassen. Als ob<br />

Worte und Illustrationen sich für Hugo optimal ergänzen<br />

würden, vielleicht sogar unentbehrlich seien, und gemeinsam<br />

zur Entstehung eines kreativen Werkes beitrügen. So<br />

kann man unmöglich die unzähligen grafischen Darstellungen<br />

von Kirchen und religiösen Monumenten ansehen,<br />

ohne sich zu sagen, dass diese den Dichter zwangsläufig<br />

beim Schreiben eines seiner Meisterwerke, Notre Dame de<br />

Paris, inspirieren mussten.<br />

Beim Betrachten der Zeichnungen von Victor Hugo<br />

stellt man unweigerlich eine Verbindung zwischen<br />

Schriftsteller und Zeichner her, wobei diese Verbindung<br />

anders sein kann, je nachdem, was der Betrachter über den<br />

berühmten Mann weiß. Sie drängt sich jedoch niemals<br />

auf. Zwar hat man den Eindruck, als genüge die bildhafte<br />

Darstellung als solche, um geschätzt zu werden, doch<br />

manchmal ruft sie die Vorstellungswelt, die man sich beim<br />

Lesen der Texte von Hugo erschaffen hat, in Erinnerung.<br />

Unter diesem Blickwinkel bieten die Zeichnungen die<br />

Möglichkeit für eine ganz eigene Erfahrung, die wirklich<br />

begeisternd und bereichernd ist. Dies hätte Victor Hugo,<br />

der seine Zeichnungen im Verborgenen halten wollte, mit<br />

Sicherheit gut gefallen.<br />

Für alle, die noch tiefer einsteigen möchten<br />

Lesetipp: Gérard Audinet, Victor<br />

Hugo, Dessins, 2020, Éditions<br />

Paris Musées, 384 Seiten, ISBN<br />

978-2759604470.<br />

Dieser Bildband wurde<br />

anlässlich der Ausstellung Victor<br />

Hugo. Dessins. Dans l’intimité du<br />

génie veröffentlicht. Er ist das<br />

Werk des Direktors der Maisons<br />

de Victor Hugo in Paris und auf<br />

Guernsey und zeichnet mit 350<br />

Illustrationen ein umfassendes<br />

und detailliertes Porträt des<br />

grafischen Werkes von Victor<br />

Hugo.<br />

Die Zeichnungen von Victor<br />

Hugo kostenlos ansehen:<br />

Die Museen der Stadt Paris haben ein Portal mit den<br />

Sammlungen eingerichtet, auf dem auch eine große<br />

Anzahl von Victor Hugos Zeichnungen zugänglich sind<br />

(www.parismuseescollections.paris.fr). Angesichts des<br />

beeindruckenden Umfangs der Archive, empfehlen wir<br />

Ihnen, die Suche zu filtern und nach dem Namen Hugo als<br />

Auteur zu suchen.<br />

Zu besichtigen: Maison de Victor Hugo - Paris, 6 place<br />

des Vosges, 75004 Paris (www.maisonsvictorhugo.paris.<br />

fr).<br />

Victor Hugo lebte von 1832 bis 1848 in einem<br />

Appartement am Place des Vosges im Hôtel de Rohan-<br />

Guéménée. Seit 1902 befindet sich dort ein schönes,<br />

kleines Museum. Es wurde vor Kurzem renoviert und<br />

vermittelt mit Werken, Möbeln und Kunstobjekten die<br />

Atmosphäre des alltäglichen Lebens Hugos in Paris.<br />

Oben: « Saint-Quentin Kirche (innen) »<br />

(1835, Maison de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Rechte Seite: « Blick auf Luz » (1843, Maison<br />

de Victor Hugo - Hauteville House).<br />

Maison de Victor Hugo - Guernsey, 38 Hauteville St Peter<br />

Port Guernsey GY1 1DG, Kanalinseln (https://www.<br />

maisonsvictorhugo.paris.fr/fr/musee-collections/visitede-hauteville-house-guernesey).<br />

Hauteville House liegt auf der britischen Insel Guernsey<br />

vor der Küste der Normandie. Von 1856 bis 1879<br />

lebten Victor Hugo und seine Familie dort im Exil, da<br />

der Schriftsteller ein fanatischer Gegner des zweiten<br />

Kaiserreichs war. Heute gehört das Haus der Stadt Paris.<br />

Nach 18-monatigen Umbauarbeiten wurde es 2019<br />

wiedereröffnet und zählt jährlich von April bis September<br />

mehr als 20 000 Besucher.<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Stöbern Sie in den Themen der noch erhältlichen Ausgaben!<br />

8<br />

9<br />

7<br />

12<br />

Reisethemen,<br />

nach Regionen<br />

geordnet:<br />

Landesweite Themen<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Freizeitparks: Familienerlebnisse 79<br />

in Frankreich<br />

Radtourismus – von der Bretagne 77<br />

bis an die belgische Grenze<br />

Die schönsten Küstenwege 67<br />

Fahrradrouten – Die schönsten 59<br />

Strecken entlang der Küsten<br />

Weihnachtsmärkte – Wo geht es 57<br />

noch authentisch zu?<br />

<strong>Winter</strong>urlaub – Romantische<br />

Skistationen anstatt Bettenburgen 57<br />

Wellness in den Bergen – Nach 43<br />

dem Sport die Erholung<br />

10 Ideen… – …für Ferien am Meer 40<br />

1 Paris <strong>Nr</strong>.<br />

Delacroix in Saint-Sulpice – Das 76<br />

Werk eines ganzen Lebens<br />

Städteplanung – Champs-<br />

75<br />

Élysées: eine Aufforderung zum<br />

Träumen?<br />

Coup de cœur – Die<br />

65<br />

Straßenbuchhändler an den<br />

Seine-Quais in Paris<br />

Saint-Germain-des-Prés: Mehr 60<br />

als ein Viertel, die Seele von Paris?<br />

Le Train Bleu – Ist das legendäre 58<br />

Restaurant noch immer einen<br />

Besuch wert ?<br />

Musée d‘Histoire de la Médecine 57<br />

– ein ungewöhnliches Museum im<br />

Herzen der Hauptstadt<br />

Le Bon Marché – Eine Pariser 41<br />

Institution feiert ihren 160.<br />

Geburtstag<br />

Hôtel des Invalides – Ein kleines 38<br />

Militär-Versailles mitten in Paris<br />

Avenue des Champs-Elysées 36<br />

– Wie steht es um den Glanz des<br />

Prachtboulevards?<br />

HOTELS<br />

La Lanterne – Paris 76<br />

Le Narcisse Blanc – Paris 62<br />

2 Pariser Umland <strong>Nr</strong>.<br />

Ecouen – Ein Museum für die<br />

Renaissance<br />

6<br />

11<br />

1 2<br />

3<br />

10<br />

13<br />

5<br />

14<br />

16<br />

4<br />

15<br />

17<br />

18<br />

50<br />

HOTELS<br />

Hôtel Paradiso – Paris 79<br />

3 Norden & Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Hauts-de-France / Pas-de-Calais 80<br />

– Boulogne-sur-Mer: Jeder hat das<br />

Recht auf etwas schönes !<br />

Hauts-de-France –<br />

79<br />

Hortillonnages von Amiens:<br />

von einer Verrückten Idee zum<br />

jährlichen Ereignis<br />

Hauts-de-France – Compiègne: 78<br />

musikalische Waldbäder und ein<br />

Einhorn<br />

Hauts-de-France – La Coupole: 77<br />

von der Vergangenheit in die<br />

Zukunft<br />

Hauts-de-France – Familistère de 64<br />

Guise,von «Versailles für Arbeiter»<br />

zum bewohnten Museum<br />

Baie de Somme – Eine<br />

63<br />

beeindruckende Reise (Teil 2):<br />

Le parc du Marquenterre<br />

Baie de Somme – Eine<br />

62<br />

beeindruckende Reise (Teil 1): die<br />

Abbaye de Saint-Riquier<br />

Nordfrankreich – Auf den Spuren 59<br />

eines großen französischen<br />

Architekten<br />

Marais Audomarois – Ein<br />

58<br />

Sumpfgebiet für Kenner<br />

Pays de Condé – Eine<br />

43<br />

Bergbaugegend erfindet sich neu<br />

Marne – In der Heimat des<br />

40<br />

Champagners<br />

10 Ideen… für Nord-Pas-de-Calais 38<br />

Arras & Douai – Riesen für den 36<br />

Kleinen<br />

HOTELS<br />

Le Domaine de la Chartreuse – 57<br />

Gosnay<br />

Pasino – Saint-Amand-les-Eaux 43<br />

4 Elsass & Lothringen <strong>Nr</strong>.<br />

Elsass / Bas-Rhin – Baumwipfelpfad:<br />

ein ganz neue Art, das<br />

Elsass zu entdecken<br />

Elsass / Grand Est – Das<br />

Geheimnis des fehlenden Turms<br />

der Kathedrale von Straßburg<br />

Elsass / Grand Est – Mit dem<br />

Hausboot 100% elektrisch durchs<br />

Elsass<br />

Meuse – Wandern mal anders – Die<br />

Begegnung von zeitgenössischer<br />

Kunst und ländlichem Raum<br />

Elsass – Kaysersberg,eines der<br />

Lieblingsdörfer der Franzosen<br />

Vogesen – Eine Fotoausstellung<br />

unter freiem Himmel im Herzen<br />

der Vogesen<br />

Grand-Est – Mondial Air Ballons,<br />

der poetische Aufstieg von 456<br />

Heißluftballons<br />

Grand-Est – Graufthal,das Elsass<br />

zur Zeit der Streichhölzer<br />

80<br />

76<br />

74<br />

70<br />

69<br />

68<br />

65<br />

64<br />

Kirrwiller – 520 Einwohner<br />

62<br />

und die drittgrößte Music Hall<br />

Frankreichs<br />

Weihnachtskugeln aus<br />

61<br />

Meisenthal – nicht nur Kugeln,<br />

sondern Objekte voller Sinn<br />

Château de Lunéville – Wie 52<br />

Phoenix aus der Asche<br />

Musée Lalique – Eine Hommage 43<br />

an die Glasmacherkunst<br />

10 Ideen… für ein Wochenende 41<br />

im Elsass<br />

Haut-Koenigsbourg – Ein<br />

40<br />

wahrhaft deutsch-französisches<br />

Kulturerbe<br />

Bitche – Das zweite Leben einer 38<br />

Zitadelle<br />

Neufchef & Aumetz – Das stolze 36<br />

Erbe der lothringischen Kumpel<br />

HOTELS<br />

Le Chambard – Kaysersberg 69<br />

Grand Hôtel & Spa Gérardmer – 68<br />

Gérardmer<br />

La Cheneaudière – Colroy-la- 61<br />

Roche<br />

La Clairière Bio- & Spa-Hotel – 38<br />

La Petite-Pierre<br />

5 Burgund & Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Saône-et-Loire – Ein "essbarer"<br />

Wald<br />

Aufbruchstimmung in den<br />

französischen Thermalbädern<br />

Kirschen – das rote Gold einer<br />

Region<br />

Burgund – Eine Rundfahrt zum<br />

Auftanken!<br />

Châteauneuf-en-Auxois: Die<br />

Verbindung von Kulturerbe,<br />

Modernität und Lebendigkeit<br />

«Unsere Vorfahren, die Gallier»:<br />

Eine Reise ins Land von Asterix<br />

Morvan – Eine Geschichte von<br />

Ammen und Pflegekindern<br />

Jura – Weihnachten im Jura: vom<br />

Rosenkranz zum Spielzeugland<br />

Haute-Saône – Notre-Damedu-Haut<br />

in Ronchamp: eine<br />

Rechenaufgabe für Le Corbusier<br />

Ostfrankreich – Vorreiter bei der<br />

Abschaffung der Sklaverei<br />

Jura – Salins-les-Bains: Salz,<br />

das weiße Gold prägt eine ganze<br />

Region<br />

Saône-et-Loire – Tournus, ein<br />

Zwischenstopp für Neugierige auf<br />

dem Weg in den Süden<br />

Côte d’Or – Vill’Art, das zweite<br />

Leben eines Steinbruchs<br />

Belfort – Die wiederentdeckte<br />

Genialität eines Künstlers<br />

Bourgogne-Franche-Comté –<br />

Alésia, Auf den Spuren der Gallier<br />

Route des Grands Crus – Die<br />

Champs-Elysées von Burgund<br />

Montbéliard – 30 Jahre<br />

Lumières de Noël<br />

Maison de Louis Pasteur – Ein<br />

Dorf im Fokus der Wissenschaft<br />

78<br />

77<br />

76<br />

75<br />

74<br />

73<br />

71<br />

69<br />

69<br />

68<br />

67<br />

66<br />

66<br />

64<br />

63<br />

61<br />

61<br />

43<br />

Peugeot-Museum – Mehr als ein<br />

Automobilmuseum<br />

HOTELS<br />

Château Sainte-Sabine – Sainte-<br />

Sabine<br />

Relais Bernard Loiseau –<br />

Seaulieu<br />

39<br />

74<br />

71<br />

6 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Pays de la Loire / Mayenne – 80<br />

Musée Robert Tatin: verwirrende<br />

Riesen und Wunderwerke<br />

Centre-Val-de Loire / Indre-et- 80<br />

Loir – Château de Chenonceau:<br />

florale Kunst im Schloss<br />

Pays de la Loire – Doué-en-Anjou: 78<br />

im Reich der Blumenkönigin<br />

Pays de la Loire – La Chartresur-le-Loir:<br />

das Dorf der<br />

77<br />

Antiquitätenhändler<br />

Centre - Val de Loire – Chaumontsur-Loire:<br />

die positive Dynamik<br />

76<br />

der Gärten<br />

Pays de la Loire – Saint-Florentle-Vieil:<br />

Die kulturelle Revanche<br />

74<br />

eines kleinen Dorfes an der Loire<br />

Centre - Val de Loire – Richelieu: 73<br />

«das schönste Dorf des<br />

Universums!»<br />

Pays de la Loire – Die schöne 70<br />

Geschichte des größten<br />

japanischen Gartens Europas<br />

Loire-Tal – Eine faszinierende 68<br />

Reise ins Land der Troglodyten<br />

Mayenne – Mit dem Hausboot auf 66<br />

der Mayenne<br />

Chédigny – ein Dorf wird zum 65<br />

Garten<br />

La grange de Meslay: Von der 60<br />

Holzkathedrale zum Musiktempel<br />

Tours – Frischer Wind im Loiretal 59<br />

Chambord – Mehr als nur ein 58<br />

beeindruckendes Schloss<br />

Cheverny – Das Schloss von Tim 43<br />

und Struppi<br />

Ballonfahrt übers Loire-Tal – 38<br />

Bitte zeichne mir ein Schloss<br />

Blois – Ein Schloss der<br />

36<br />

Geheimnisse und Intrigen<br />

HOTELS<br />

7 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Biennale La Forêt 74<br />

Monumentale: Wenn Kunst den<br />

Wald verschönert<br />

Normandie – Villa «Les Rhumbs» 73<br />

in Granville: Wo für Christian Dior<br />

alles gegann<br />

Normandie – An Bord der Marité 71<br />

von Granville zu den Chausey-<br />

Inseln<br />

Le Havre – 500 Jahre, das will 62<br />

gefeiert werden !<br />

Genuss – Die AOC der Normandie 39<br />

HOTELS


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Domaine de la Corniche –<br />

Rolleboise<br />

36<br />

8 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Leuchtürme und Leuchtfeuer – 77<br />

im Westen etwas neues!<br />

Finistère – Eine Reise zu Pflanzen 76<br />

aus aller Welt<br />

Morbihan – Am Tag als… 26 August 76<br />

1934… die Kinder aus dem Bagno<br />

auf Belle-Île-en-Mer Flüchten<br />

Finistère – Pont-Aven:<br />

75<br />

inspirierende Bretagne!<br />

Pays bigouden: die Bretagne in 73<br />

konzentrierter Form<br />

Belle-île-en-Mer – Unsere Coups 70<br />

de cœur für die größte bretonische<br />

Insel<br />

Finistère – Locronan, die<br />

66<br />

bretonische Seele par excellence<br />

Côtes d’Armor – La Vallée des 63<br />

Saints, die bretonische Osterinsel<br />

Brest und Roscoff – Mehr als nur 62<br />

zwei Gärten<br />

Bretagne – Umfriedete<br />

61<br />

Pfarrbezirke<br />

Ile d’Ouessant – Eine Insel voller 58<br />

Leben<br />

Genuss – Die AOC der Bretagne 40<br />

Abbaye de Daoulas – Kloster der 39<br />

Kultur und der Heilpflanzen<br />

HOTELS<br />

Castel Clara – Port Goulphar, 70<br />

Belle-Île-en-Mer<br />

Château de Sable – Porspoder 58<br />

9 Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Nouvelle-Aquitaine / Deux- 79<br />

Sèvres – Pougne-Hérisson: der<br />

Nabel der Welt<br />

Nouvelle-Aquitaine – Talmontsur-Gironde:<br />

zwischen Himmel<br />

75<br />

und Fluss am Ende der Welt<br />

Coup de cœur – Carrelets:<br />

74<br />

poetische Fischerhütten aus einer<br />

anderen Zeit<br />

Baskenland – Château d’Abbadia, 71<br />

eine Inspiration für den<br />

Wiederaufbau von Notre-Dame ?<br />

Atlantiküste – Ein Paradies für 67<br />

Naturismus<br />

Nouvelle-Aquitaine – Coup de 66<br />

cœur: Parc de Majolan<br />

Nouvelle-Aquitaine – Die<br />

64<br />

Metamorphose von Bordeaux,<br />

Eine Zwischenbilanz<br />

Coup de cœur – Die Eiche im 63<br />

Taubenschlag von Pouzay<br />

Bordeaux 60<br />

Bordeaux – Bordeaux 2.0 46<br />

Ile d’Oléron, Ile de Ré, Ile<br />

46<br />

Madame, Ile d’Aix, Fort Boyard –<br />

Reif für die Insel(n)<br />

Wein – Ein asiatischer Winzer im 46<br />

Bordelais<br />

Klöster – Abteien, die sogar 40<br />

Kinder begeistern<br />

Marais Poitevin – Die grünen 38<br />

Kanäle des Marais Poitevin<br />

Likör – Angélique de Niort, Likor 38<br />

aus einer Heilpflanze<br />

Gironde – Wie Vauban eine<br />

36<br />

Flussmündung abriegelte<br />

HOTELS<br />

Hôtel de Sèze – Bordeaux 64<br />

Hôtel Napoléon – Ile d’Aix 46<br />

10 Auvergne & Limousin <strong>Nr</strong>.<br />

Corrèze – Das Gefühl, in der 68<br />

Inkastadt Machu Micchu zu sein<br />

Nouvelle-Aquitaine – Les Pans 63<br />

de Travassac, eine Spektakuläre<br />

Reise in das Land des Schiefers<br />

Genuss – Die AOC der Auvergne 38<br />

HOTELS<br />

Domaine Saint Estève – Millau 53<br />

11 Périgord & Midi-<br />

Pyrénées<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Vallée de la Dordogne: Wo man 60<br />

« wie Gott in Frankreich lebt »<br />

Airbus-Fabrik – Zu Besuch bei 46<br />

Airbus in Toulouse<br />

Gouffre de Padirac – Der<br />

44<br />

Erdmitte ein Stückchen<br />

näherkommen<br />

Pastell – Das blaue Gold 43<br />

HOTELS<br />

Chateau de la Treyne – Lacave, 60<br />

Vallée de la Dordogne<br />

Grand Hôtel Le Turenne –<br />

47<br />

Beaulieu-sur-Dordogne<br />

12 Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Le Train Jaune – Ein Zug als<br />

Wahrzeichen<br />

13 Languedoc-<br />

Roussillon<br />

Hérault – Brassens & Sète, les<br />

Copains d'abord<br />

Aude – Die große Höhle von<br />

Cabrespine, ein unterirdisches<br />

Abenteuer<br />

Occitanie – Assignan,Das<br />

unglaubliche Schicksal eines<br />

französischen Dorfes<br />

Sigean: das Reservat der<br />

glücklichen Tiere<br />

Languedoc-Roussillon –<br />

Überraschende Mittelmeerregion<br />

Carcassonne – Imponierende<br />

Festungsstadt des Mittelalters<br />

Côte Vermeille – Paulilles, wenn<br />

die Hölle zum Paradies wird<br />

Saint-Guilhem-le-Désert – Wenn<br />

ein Krieger zum Klosterbruder<br />

wird<br />

Stadtentwicklung – Montpellier,<br />

ein Synonym für Dynamik<br />

45<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

80<br />

65<br />

64<br />

60<br />

59<br />

57<br />

57<br />

47<br />

47<br />

14 Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Lyon – Rendezvous in der Rue du 64<br />

Premier-Film<br />

Drôme – Wandern auf den Spuren 62<br />

der Hugenotten<br />

Lyon – Die Metamorphose<br />

61<br />

eines Arbeiterviertels in ein<br />

Freilichtmuseum<br />

Lyon – Eine Stadt gewinnt ihre 59<br />

Flussufer zurück<br />

Montélimar & Umgebung – Eine 46<br />

Reise zwischen gestern und<br />

morgen<br />

Tradition – Guignol, kleine Helden 43<br />

aus Lyon<br />

Wein – Clairette de Die 42<br />

Grignan – Im Land der schönen 40<br />

Briefe: eine Reise nach Grignan<br />

Wein – Lirac, das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Jardin Zen d’Erik Borja – Auf 39<br />

der Suche nach dem verlorenen<br />

Garten<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Genuss – L’O Provençale: Olivenöl 36<br />

aus Nyons<br />

HOTELS<br />

Manoir de la Roseraie – Grignan 40<br />

15 Alpen <strong>Nr</strong>.<br />

Auvergne-Rhône-Alpes – La<br />

Grange au Lac: wie im inneren<br />

eines Cellos<br />

Auvergne-Rhône-Alpes: Evian:<br />

das Gedächtnis des Wassers<br />

77<br />

71<br />

16 Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 79<br />

– Abbaye de Montmajour: eine<br />

Reise durch die Vergangenheit der<br />

Provence<br />

Provence-Alpes-Côte d'Azur 78<br />

– Crotte Cosquer: unglaublische<br />

Höhlenmalereien in den<br />

Calanques von Marseille<br />

Provence-Alpes-Côte d’Azur – 75<br />

Château La Coste: ein Hauch<br />

von Verrücktheit zwischen<br />

provenzalischen Reben<br />

Porquerolles – Villa Carmignac: 73<br />

Große Kunst auf einer kleinen Insel<br />

Provence – Coup de cœur: le 71<br />

Moulin de Daudet, Fontvieille<br />

Marseille – Eine fast<br />

70<br />

hundertjährige Liebeserklärung ist<br />

noch immer atuell<br />

Camargue – Tanzende Flamingos 69<br />

in der Camargue<br />

Provence – Lavendel: eine<br />

67<br />

überraschende deutschfranzösische<br />

Geschichte.<br />

Provence – Mit Giono auf dem 67<br />

Berg der Schäfer<br />

Alpes-de-Haute-Provence – 66<br />

Salagon, ein einzigartiger Ort, um<br />

die Hochprovence zu verstehen<br />

Fontaine-de-Vaucluse – Die 58<br />

berühmteste Quelle Frankreichs<br />

Umwelt – Lavendel der Provence 46<br />

in Gefahr<br />

10 Ideen… für die Provence 39<br />

HOTELS<br />

B Design & Spa – Le Paradou 39<br />

Attrap’Rêves – Allauch 33<br />

17 Côte d’Azur <strong>Nr</strong>.<br />

Île de Port-Cros: von<br />

Schriftstellern, Naturschutz und<br />

einer zerrissenen Hose<br />

Paul Ricard – zwei Inseln, ein<br />

Schicksal<br />

Iles de Lérins, jenseits des «roten<br />

Teppichs» von Cannes<br />

Provence-Alpes-Côte-d’Azur<br />

– Géoparc de Haute-Provence,<br />

eine erstaunliche Reise in die<br />

Vergangenheit der Erde<br />

Hyères – eine authentische Ecke<br />

am Mittelmeer<br />

Bormes-les-Mimosas – Wo<br />

Blumen wie Königinnen verehrt<br />

werden<br />

79<br />

75<br />

74<br />

65<br />

63<br />

39<br />

Ile de Port-Cros – Kleine<br />

Trauminsel im Mittelmeer<br />

Domaine du Rayol – Die<br />

Geschichte eines ungewöhnlichen<br />

Parks<br />

Nizza – Frühlingsgefühle einer<br />

Diva<br />

HOTELS<br />

La Bonne Etape – Château-<br />

Arnoux-Saint-Auban<br />

38<br />

36<br />

32<br />

65<br />

18 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Genuss – Die AOC Korsikas 43<br />

Überseegebiete<br />

(DOM/TOM)<br />

Französisch-Guayana – Natur,<br />

Geschichte, Raumfahrt<br />

Weitere Themen<br />

Chantals Rezepte<br />

APPETITANREGER<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

37<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

SUPPEN<br />

Gaspacho de tomates et fraises 46<br />

Gaspacho de tomate 40<br />

Velouté de laitue 38<br />

VORSPEISEN<br />

Soufflé d'été au basilic 79<br />

SALATE<br />

Spinatsalat mit harten Eiern und 66<br />

knusprigen Hähnchenflügeln<br />

QUICHES & TARTES<br />

Tarte Tatin aux endives 80<br />

Tarte Tatin aux pommes et au 74<br />

camembert<br />

Tourte Printanière aux<br />

70<br />

champignons de Paris<br />

Tarte d’automne aux champignons 60<br />

et à la farine de châtaignes<br />

Quiche Lorraine 33<br />

GRATINS, AUFLÄUFE & TOASTS<br />

Camembert rôti au four 57<br />

FLEISCHGERICHTE<br />

Poulet fermier basse température 62<br />

à l’ail<br />

Rôti de porc aux pruneaux 59<br />

Coq au vin 43<br />

FISCHGERICHTE<br />

Poêlée de Saint-Jacques au cidre 73<br />

Encornets à la Sétoise 69<br />

Blanquette de saumon 65<br />

Millefeuille de crabe au saumon 63<br />

fumé<br />

Sole meunière 61<br />

FONDUES UND SAUCEN<br />

Die echte hausgemachte<br />

68<br />

Mayonnaise<br />

DESSERTS<br />

La crème catalane 78<br />

La tarte au chocolat 77<br />

Le Mont-blanc 76<br />

Le Gâteau basque 71<br />

Le Far Breton 64<br />

Profiteroles au chocolat chaud 58<br />

Crème brûlée à la fleur d’oranger 39<br />

GEBÄCK<br />

La Tarte Bourdaloue 67<br />

GETRÄNKE<br />

Liqueur d’estragon 36


Weine & Alkoholika<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Spirituosen – Der Cointreau 79<br />

Wein – Château La Coste: ein 76<br />

Versuchslabor für den Weinau von<br />

morgen ?<br />

Spirituosen – Sapinette: ein Likör 74<br />

aus Tannennadeln<br />

Wein – Das Weinbaugebiet Bandol 73<br />

Spirituosen – Roderich Dühr, ein 65<br />

Deutscher, der Cognac im Blut hat<br />

Wein/Portrait – Glucklich wie 64<br />

Sabine und Jörg in Frankreich<br />

Wein – Crémant, ein kleiner<br />

63<br />

Schaumwein mausert sich<br />

Wein – Der elsässische Winzer 61<br />

Jean-Paul Schmitt ist seinen<br />

Reben näher denn je<br />

Alkoholische Getränke –<br />

60<br />

Frankreich, das neue Eldorado für<br />

Bierliebhaber<br />

Wein – Der neue Trend beim 59<br />

Aperitif à la française<br />

Wein – Warum wird Wein nicht 58<br />

grundsätzlich im Holzfass<br />

gelagert?<br />

Champagner – Was Sie schon 57<br />

immer über Champagner wissen<br />

wollten<br />

Peter Kwok – Ein asiatischer 46<br />

Winzer im Bordelais<br />

Picon – « Un Picon-Bière, s’il vous 43<br />

plaît »<br />

Bier – Schattendasein oder<br />

40<br />

Geheimtipp?<br />

Lirac – Das « mediterranste » 40<br />

Weinanbaugebiet im Rhône-Tal<br />

Wein & Gesundheit – Vive le vin! 39<br />

Vive la santé!<br />

Angélique de Niort – Likor aus 38<br />

einer Heilpflanze<br />

Cognac – Eine ungewöhnliche 36<br />

Erfolgsgeschichte<br />

Genuss<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Gastronomie – Jacques Bockel: 77<br />

ein Elsässer «provoziert» die Welt<br />

der Schokolade<br />

Gastronomie – Champignons: 70<br />

Jacky Roulleau, der Gärtner der<br />

Nacht<br />

Genuss – Bouchot-Muscheln: 69<br />

der Rolls-Royce unter den<br />

französischen Muscheln<br />

Gastronomie – Das beste aller 66<br />

Baguettes<br />

Gastronomie – Kaviar von der 65<br />

französischen Atlantikküste,<br />

der neue Star<br />

Gilles Choukroun – Ein<br />

62<br />

Sternekoch, der die Pariser an den<br />

Flughafen zieht<br />

Gastronomie – Wenn ein junger 61<br />

Koch einen Michelin-Stern erhält<br />

Spitzengastronomie – Fabian 53<br />

Feldmann, ein deutscher<br />

Sternekoch im Land der<br />

Feinschmecker<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 46<br />

Burgunds<br />

Trüffel – Schwarze Diamanten 44<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 43<br />

Korsikas<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 40<br />

der Bretagne<br />

Gastronomie – Michel Chabran, 39<br />

der Luxus der Simplizität<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 39<br />

der Normandie<br />

Serie: Frankreichs AOC – Die AOC 38<br />

der Auvergne<br />

L’O Provençale – Olivenöl aus 36<br />

Nyons<br />

Politik & Wirtschaft<br />

Landwirtschaft – Hurra, in<br />

Frankreich ist es gelungen, die<br />

begehrten weißen Trüffel zu<br />

züchten!<br />

Wirtschaft – Discounter: Wenn<br />

Deutschland Frankreich erobert<br />

Wirtschaft – Die Revision<br />

der Gebietsgrenzen der<br />

AOC Champagne: ein neuer<br />

Goldrausch?<br />

Politik – Sind die Regionen das<br />

Erfolgsrezept für den Tourismus ?<br />

Wirtschaft – Frankreich-<br />

Deutschland: der Krieg der<br />

Gummibärchen ist erklärt!<br />

Initiative – Die deutschfranzösische<br />

Freundschaft: welch<br />

eine Energie!<br />

Politik – Präsidentschaftswahlen<br />

2017, Präsidiale Orte<br />

Wirtschaft – Atomkraft in<br />

Frankreich: der Niedergang eines<br />

Systems, das sich zu sicher fühlte<br />

Hochschulpolitik – Teaching in<br />

English? Oh mon Dieu!<br />

Umwelt – Lavendel der Provence<br />

in Gefahr<br />

Gregor Gysi – Der Linken-Politiker<br />

und Frankreich<br />

Medien – Die politische<br />

Ausrichtung französischer Medien<br />

Tourismus – Hauptsache<br />

außergewöhnlich<br />

Volksabstimmungen –<br />

Modethema im Wahlkampf<br />

Fünf Jahre Sarkozy – Zeit für eine<br />

Bilanz<br />

Umweltschutz –<br />

Kettensägenmassaker am<br />

Welterbe Canal du Midi<br />

Gesellschaft & Alltag<br />

Ce qui fait débat – Bordeaux:<br />

das Erwachen einer gar nicht so<br />

schlummernden Vergangenheit<br />

Geschichte – Sanary-sur-Mer:<br />

die "Hauptstadt der deutschen<br />

Literatur im Exil"<br />

Ce qui fait débat – Soll man<br />

die Basilika Sacré-cœur in Paris<br />

schützen oder abreißen ?<br />

Geschichte – 150 Jahre Pariser<br />

Kommune: ein zwiespältiger<br />

Geburtstag für die Franzosen<br />

Gesellschaft – "Wie ich als<br />

Buchhändlerin die aktuelle<br />

Gesundheitkrise in Frankreich<br />

erlebe"<br />

Am Tag als… der Leichnam des<br />

Unbekannten Soldaten am Arc de<br />

Triomphe bestattet wurde<br />

Gesellschaft – Wo ist eigentlich<br />

das gute französische Brot<br />

geblieben?<br />

Gesellschaft – Lotto: Glücksspiel<br />

in Frankreich zur Rettung des<br />

Kulturerbes<br />

Geschichte – Koch und Pasteur:<br />

eine konstruktive Rivalität als<br />

Hoffnungsträger<br />

Kulturschock – Die Königin von<br />

Arles<br />

Geschichte – Montaigne: Ist die<br />

«Grabgeschichte» bald gelöst?<br />

Gesellschaft – Literaturszene: das<br />

Ende eines zu langen Schweigens<br />

Geschichte – Heinz Stahlschmidt,<br />

der Deutsche, der den Hafen von<br />

Bordeaux rettete<br />

Gesellschaft – Demografie: mehr<br />

Franzosen, aber nicht überall …<br />

Gesellschaft – Der unglaubliche<br />

Streit im das Erbe von Saint-<br />

Exupéry<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

79<br />

78<br />

73<br />

70<br />

69<br />

65<br />

63<br />

59<br />

46<br />

46<br />

43<br />

40<br />

40<br />

39<br />

38<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

80<br />

80<br />

79<br />

79<br />

79<br />

77<br />

76<br />

76<br />

75<br />

74<br />

74<br />

74<br />

71<br />

70<br />

69<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France» (2)<br />

René Martin, der französische<br />

Steve Jobs der Musik<br />

Interview – Serie «Quand on aime<br />

la France»<br />

Roger Diederen, Direktor der<br />

Kunsthalle München<br />

Ernährung – Vorsicht vor<br />

triploiden Austern!<br />

Gesellschaft – Le Mondial la<br />

Marseillaise à pétanque, der<br />

größte Boule-Wettkampf der Welt<br />

Geschichte – Tromelin, Die Insel<br />

der vergessenen Sklaven<br />

Yacine Aït Kaci – Der Vater von<br />

Elyx, des Botschafters der guten<br />

Laune<br />

David Ken – Der Fotograf, der das<br />

Glück fotografiert<br />

Verkehr – Paris: das Tauziehen um<br />

die Umwandlung des Seine-Ufers<br />

in eine Fußgängerzone geht weiter<br />

Geschichte: Die Johnnies, die<br />

Lieblingsfranzosen der Engländer<br />

Frauen und Männer, die sich<br />

für die deutsch-französische<br />

Freundschaft einsetzen:<br />

Barbara Barberon-Zimmermann,<br />

Mitbegründerin des deutschfranzösischen<br />

Kulturfestivals<br />

arabesques<br />

Brexit: Wie denken Briten, die in<br />

Frankreich leben, darüber?<br />

Fußball – Euro 2016: 10 Stadien<br />

warten auf die Fussballfans<br />

Integration – die Schwächen des<br />

französischen Systems<br />

Erfolgsgeschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Denis Mollat, der Buchhändler 2.0<br />

Geschichte – 300. Todestag<br />

von Ludwig XIV. in Versailles:<br />

Begräbnisrituale leben länger als<br />

Könige<br />

Gesellschaft – Hinter den<br />

Kulissen des CROSS Corsen.<br />

Erinnerungskultur – Passen<br />

Gedenken und Tourismus<br />

zusammen?<br />

EU-Hauptstadtjahre: 2013 –<br />

Nantes und Marseille werden<br />

europäische Hauptstädte<br />

<strong>Winter</strong>schlussverkauf – Der<br />

andere <strong>Winter</strong>sport<br />

Simone Hérault – Die Stimme<br />

Frankreichs<br />

Berühmtheiten – Die 100<br />

bekanntesten Franzosen<br />

Frankreichbild – Frankreichs<br />

Image in der Welt<br />

Académie Française – Die<br />

Unsterblichen, die 40 Wächter der<br />

französischen Sprache<br />

Der Präfekt – Lebendes Symbol<br />

des Zentralismus<br />

Tourismus – Trends für den<br />

<strong>Winter</strong>urlaub 2011/12<br />

Gardienne – Félisa, Gardienne<br />

in Paris<br />

Kunst & Kultur<br />

Kultutrerbe – Der Wandteppich<br />

von Bayeux soll wieder in altem<br />

Glanz erstrahlen<br />

Kultur / Comic (5) – Interview:<br />

Richard Malka, Anwalt und<br />

Comicautor<br />

Ungewöhnliche Geschichten aus<br />

Frankreich –<br />

Alexandre Dumas: Wie der Vater,<br />

so der Sohn<br />

Kultur / Comic (4) – Cent mille<br />

ans: Bure ou le scandale enfoui des<br />

déchets nucléaires<br />

69<br />

68<br />

67<br />

63<br />

63<br />

62<br />

62<br />

61<br />

60<br />

60<br />

60<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

52<br />

43<br />

43<br />

40<br />

39<br />

39<br />

39<br />

38<br />

36<br />

36<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

80<br />

79<br />

78<br />

78<br />

Portrait - Jean-Yves de Groote,<br />

Herausgeber von Ecoute<br />

Enthüllung –Das Geheimnis um<br />

Van Goghs letztes Bild gelüftet<br />

Preise – Tyll Peters: ein junger<br />

Deutscher erhält Preis von Charlie<br />

Hebdo<br />

Kultur / Comic (3/3) – Marco Rizzo<br />

und Lelio Bonaccorso – À bord de<br />

l’Aquarius<br />

Kultur / Comic (2/3) – Inès Léraud<br />

und Pierre Van Hove: Algues<br />

vertes, l’histoire interdite<br />

Kultur / Comic (1/3) – Nora<br />

Krug: Heimat, ein deutsches<br />

Familienalbum<br />

Kultur – Amüsante Geschichten<br />

rund um die französische<br />

Nationalhymne «La Marseillaise»<br />

Kultur – Festival de Piano de La<br />

Roque d’Anthéron<br />

Geschichte – Der Neandertaler:<br />

Unser Urahn erhält ein neues<br />

Image<br />

Portrait – Auf den Spuren von<br />

Jacques Prévert<br />

Sprache – Aussprache,<br />

Kartografie eines Systems à la<br />

française<br />

Kultur – 1977-2017: Centre<br />

Pompidou, 40 Jahre und immer<br />

noch überraschend<br />

Musik: Das unglaubliche<br />

Vermächtnis von Maurice Ravel<br />

Götz Alsmann – Götz Alsmann<br />

in Paris<br />

Museen – Frankreichs Museen auf<br />

der Überholspur<br />

ST-ART – Eine Kunstmesse<br />

zwischen den Welten<br />

Lebensart<br />

77<br />

77<br />

76<br />

73<br />

72<br />

71<br />

68<br />

67<br />

67<br />

64<br />

64<br />

61<br />

60<br />

46<br />

45<br />

38<br />

<strong>Nr</strong>.<br />

Was ist aus Ihnen geworden ? 80<br />

Zurück an die Côte d'Or<br />

Produkte – Meteor: die größte der 80<br />

kleinen Brauereien Frankreichs<br />

Produkte – Briefkästen für<br />

79<br />

Frankreichliebhaber "Made in<br />

Alsace"<br />

Produkte – Parapluie de<br />

78<br />

Cherbourg<br />

Produkte – Die Künstlerfarben 77<br />

Lefranc Bourgeois<br />

Produkte – Das gelbe Oelzeug von 76<br />

Guy Cotten<br />

Produkte – La Hulotte, «das 74<br />

meistgelesene Magazin im<br />

Tierbau»<br />

Produkte – Les Herbes de<br />

71<br />

Provence<br />

Produkte – Das<br />

70<br />

Gemüsepassiergerät aus Edelstahl<br />

namens Moulinex<br />

Produkte – Le Livre de Poche: 69<br />

eine kulturelle Revolution<br />

Produkte – Châteldon:<br />

68<br />

der Champagner unter den<br />

französischen Mineralwässern<br />

Produkte – Revolution in Sachen 67<br />

Aperitif!<br />

Produkte – Les boules Quies 66<br />

Produkte – Die Zitronenpresse 65<br />

aus Glas von Luminarc<br />

Produkte – La Pléiade 64<br />

Produkte – Das Salz La Baleine 63<br />

Produkte – Das Papier d’Arménie 62<br />

Produkte – Der gelbe Briefkasten 61<br />

der Post<br />

Produkte – Der Bistrostuhl<br />

60<br />

« Drucker »: zeitlos und pariserisch<br />

Produkte – Bol à prénom 59<br />

Produkte – Eau de Javel 58<br />

Produkte – Sophie la girafe 57<br />

Guignol – Kleine Helden aus Lyon 43


ART DE VIVRE Rezept<br />

Von allen winterlichen Suppen ist dies mein Lieblingsrezept. Der<br />

milde Gemüsegeschmack des beliebten <strong>Winter</strong>gemüses Blumenkohl<br />

harmoniert hervorragend mit der cremigen Kokosmilch. Am<br />

meisten mag ich jedoch die unwiderstehliche, exotische Note, die<br />

dieses Gericht durch Koriander, Kreuzkümmel und Kurkuma<br />

erhält. Da fühlt man sich sofort in die Ferne versetzt. Bon appétit!<br />

Potage d’hiver<br />

au chou-fleur et aux épices<br />

Für 4-6 Personen<br />

Zubereitung: etwa 15 Minuten<br />

Kochzeit: 30 Minuten<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Zutaten:<br />

1 schöner, frischer Blumenkohl<br />

1 Lauchstange<br />

700 ml Gemüsebrühe<br />

2 Knoblauchzehen<br />

120 ml Kokosmilch<br />

2 EL Sonnenblumenöl oder Rapsöl<br />

½ TL gemahlener Koriander<br />

1 TL gemahlener Kreuzkümmel<br />

½ TL gemahlene Kurkuma<br />

Salz und Pfeffer<br />

Nach Belieben frischer<br />

Koriander als Garnitur<br />

Zubereitung:<br />

• Blumenkohl in Röschen zerteilen<br />

und waschen. Lauchstange waschen<br />

und in Scheiben schneiden. Knoblauchzehen<br />

schälen und fein hacken.<br />

• Öl in einem großen Topf erhitzen.<br />

Lauch darin rund 10 Minuten<br />

andünsten, bis er zart wird. Knoblauch,<br />

Koriander, Kreuzkümmel<br />

und Kurkuma zugeben, eine Minute<br />

weiterdünsten und dabei kontinuierlich<br />

mit einem Holzlöffel umrühren.<br />

• Blumenkohlröschen zugeben,<br />

umrühren und die Gemüsebrühe<br />

angießen. Zum Kochen bringen<br />

und zugedeckt rund 30 Minuten bei<br />

reduzierter Hitze köcheln lassen.<br />

• Kokosmilch einrühren und die Suppe<br />

mit einem Stabmixer pürieren.<br />

• Mit Salz und Pfeffer abschmecken.<br />

•<br />

Eventuell vor dem Servieren mit<br />

frischem Koriander garnieren.<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 93


ART DE VIVRE Produkt<br />

Serie: Typisch französische Produkte (31)<br />

Chanel N° 5<br />

Ein Mythos wird 100 Jahre alt<br />

N o 5. Ohne Zweifel die berühmteste Nummer in<br />

der Welt der Düfte. Eine Nummer, auf die viele<br />

neidisch sind, denn das erste Parfum aus dem<br />

Hause Chanel wurde bereits 1921 kreiert und ist<br />

heute, 100 Jahre später, immer noch das meistverkaufte<br />

der Welt. Porträt eines legendären, visionären<br />

und zeitlosen Duftes mit einem unglaublichen<br />

Schicksal.<br />

Den Mut dazu muss man erst einmal haben! Sicher,<br />

als Gabrielle Chanel (1883-1971), genannt Coco<br />

Chanel, 1921 beschließt, ein Parfum zu kreieren,<br />

ist sie in der Welt der Pariser Haute Couture keine Unbekannte<br />

mehr. Seit 1918 besitzt sie ihren eigenen Modesalon<br />

in der Rue Cambon <strong>Nr</strong>. 31, zwischen Place Vendôme<br />

und Place de la Madeleine, und sie ist bereits im Begriff,<br />

sich einen Ruf als eine der bedeutendsten Modeschöpferinnen<br />

aufzubauen. In der behäbigen – und vor allem maskulin<br />

dominierten – Welt der französischen Parfums kennt<br />

man ihren Namen jedoch nicht. Die Protagonisten dieses<br />

Universums wollen lieber « unter sich » bleiben, die Düfte,<br />

die sie kreieren, sind einfach konzipiert und bestehen nur<br />

aus einem einzigen floralen Aroma. Mademoiselle Chanel,<br />

ihres Zeichens Frau und Couturière, will jedoch mit diesen<br />

Gepflogenheiten brechen: Sie möchte ein Parfum kreieren,<br />

das sich von allen anderen abhebt. Ein Parfum, das mit der<br />

« Mode » der altmodischen Düfte aus Rose, Pfingstrose<br />

oder Mimose bricht. « Ein Parfum für eine Frau, mit dem<br />

Duft einer Frau. » Kurz: Sie will die Welt des Parfums revolutionieren!<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, engagiert Coco Chanel<br />

– einmal mehr – den Besten seines Fachs: Ernest Beaux<br />

(18<strong>81</strong>-1961) gilt zu der Zeit als eine der größten « Nasen ».<br />

Er hat bereits eine brillante Karriere beim prestigeträchtigen<br />

russischen Parfümhersteller Rallet hinter sich, der unter<br />

anderem den russischen Kaiserhof beliefert. Anlässlich<br />

des 100. Jahrestages der Schlacht bei Borodino, bei der<br />

sich die von Napoleon geführte französische Armee und<br />

die Kaiserlich Russische Armee gegenüberstanden, kreierte<br />

er für Rallet beispielsweise das berühmte Kölnisch<br />

Wasser Bouquet de Napoléon. Vor allem aber unterscheidet<br />

sich Ernest Beaux grundlegend von seinen Berufskollegen:<br />

Er ist neugierig, offen und befasst sich als einer der<br />

Ersten mit den neuen Molekülen, die im Bereich der Chemie<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden, nämlich<br />

mit Aldehyden. Um dem Wunsch von Coco Chanel<br />

nach einem absolut eigenständigen Parfum nachzukommen,<br />

versucht Ernest Beaux sich als Chemielehrling und<br />

probiert eine neuartige und verwegene Vorgehensweise<br />

aus: Er verbindet einen klassischen floralen Basisduft mit<br />

synthetischen Molekülen, also mit den erwähnten Aldehyden,<br />

die dem Geruch der Schale von Zitrusfrüchten<br />

sehr ähneln und einen Parfümduft so intensivieren, « wie<br />

Zitrone den Erdbeergeschmack verstärkt ». Coco Chanel<br />

lässt ihm freie Hand, für sie ist lediglich wichtig, dass sie<br />

am Ende ein überzeugendes Produkt erhält.<br />

Für die florale Basisnote zieht Ernest Beaux Lieblingsdüfte<br />

von Coco Chanel wie Rose, Maiglöckchen,<br />

Ylang-Ylang und Jasmin in Betracht. In Verbindung mit<br />

den Aldehyden gelingt es dem genialen Parfümeur, seinen<br />

Versuchen eine bis dato nicht erreichte und verführerische<br />

Dimension zu verleihen. Letztendlich entsteht<br />

eine Kombination von nicht weniger als 80 Inhaltsstoffen.<br />

Ernest Beaux ist sich sicher, dass es ihm gelungen ist, das<br />

von Coco Chanel gewünschte Parfum zu kreieren. Er<br />

präsentiert der Couturière eine Reihe von Proben, unter<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


denen diese das Parfum<br />

auswählen soll,<br />

mit dem sie die Welt<br />

der schönen Düfte<br />

revolutionieren will.<br />

Angeblich entscheidet<br />

sich Mademoiselle Chanel<br />

für die fünfte Probe,<br />

die Ernest Beaux ihr<br />

vorstellt … Die berühmte<br />

N o 5 …<br />

Einige Zeit später, beschließt Coco Chanel, ihr Parfum<br />

in einem Restaurant in Cannes zu testen. Neben<br />

ihrem Tisch steht ein Zerstäuber, den sie betätigt, sobald<br />

eine Frau vorbeigeht. Wie sie später mit einer immensen<br />

Befriedigung erzählt, « ist die Wirkung verblüffend ».<br />

« Alle Frauen, die unseren Tisch passieren, bleiben stehen,<br />

schnuppern in die Luft. » Von der Wirkung überzeugt,<br />

denkt Coco Chanel umgehend über einen Flakon<br />

nach. Auch in diesem Bereich wirft sie alles damals<br />

Bekannte über den Haufen, denn sie will keines der üblichen,<br />

übermäßig verzierten und auffallenden Gefäße.<br />

Ihre Verpackung zeichnet sich durch « Nüchternheit »,<br />

ein nahezu « strenges » Aussehen aus, was mit Sicherheit<br />

auch der Grund dafür<br />

ist, dass sie heute fast<br />

unverändert eingesetzt<br />

wird. Lediglich der<br />

Verschluss in Form<br />

eines Diamanten, der<br />

sich an die Geometrie<br />

des Place Vendôme<br />

anlehnen soll, fällt auf.<br />

Kaum ist der Flakon<br />

fertig, lanciert Coco<br />

Chanel auch schon das legendäre Parfum N o 5 in ihrer<br />

Boutique in der Rue Cambon. Es ist das Jahr 1921 und<br />

zwar der fünfte Tag des fünften Monats, also der 5. Mai.<br />

Die Mund-zu-Mund-Propaganda zeigt Wirkung, und<br />

schnell werden zahlreiche Stars Fans dieses Duftes. N o 5<br />

ist ein Erfolg! Für eine besonders effektive Werbung wird<br />

einige Jahre später, im Jahr 1952, Marilyn Monroe sorgen,<br />

indem sie die Frage eines Journalisten, was sie denn nachts<br />

trage, mit den Worten beantwortet: « Nur ein paar Tropfen<br />

Chanel N o 5. » Seit hundert Jahren ist dieses Parfum<br />

also nun ein Verkaufsschlager. « Mode ist vergänglich, Stil<br />

niemals », soll Coco Chanel einst gesagt haben. Ihr Parfum<br />

No. 5 ist ein Beweis dafür …<br />

In dieser Serie werden Produkte vorgestellt,<br />

die sich in fast jedem französischen Haushalt<br />

befinden oder die für viele Franzosen kleine<br />

Nationalheiligtümer sind. In den letzten<br />

Ausgaben sind erschienen: Hollywood- und<br />

Malabar-Kaugummis (<strong>Nr</strong>. 51), Petit Suisse<br />

(<strong>Nr</strong>. 52), Orangina (<strong>Nr</strong>. 53), Duralex-Gläser<br />

(<strong>Nr</strong>. 54), Messer (<strong>Nr</strong>. 55), L’école des loisirs<br />

(<strong>Nr</strong>. 56), Sophie la girafe (<strong>Nr</strong>. 57), Eau de Javel<br />

(<strong>Nr</strong>. 58), Bol à prénom (<strong>Nr</strong>. 59), Bistrostuhl<br />

« Drucker » (<strong>Nr</strong>. 60), der gelbe Briefkasten<br />

der Post (<strong>Nr</strong>. 61), Papier d’Arménie (<strong>Nr</strong>. 62),<br />

Salz La Baleine (<strong>Nr</strong>. 63), Literatursammlung<br />

La Pléiade (<strong>Nr</strong>. 64), Zitronenpresse aus Glas<br />

von Luminarc (<strong>Nr</strong>. 65), Boules Quies (<strong>Nr</strong>. 66),<br />

Ricard aux plantes fraîches (<strong>Nr</strong>. 67), Eau de<br />

Châteldon (<strong>Nr</strong>. 68), Le Livre de Poche (<strong>Nr</strong>. 69),<br />

Gemüsepassiergerät Moulinex (<strong>Nr</strong>. 70), Herbes<br />

de Provence (<strong>Nr</strong>. 71), Cacolac (<strong>Nr</strong>. 72), L’Image<br />

d’Épinal (<strong>Nr</strong>. 73), La Hulotte, « das meistgelesene<br />

Magazin im Tierbau » (<strong>Nr</strong>. 74), Savon de<br />

Marseille (<strong>Nr</strong>. 75), das gelbe Ölzeug von Guy<br />

Cotten (<strong>Nr</strong>. 76), die Künstlerfarben Lefranc<br />

Bourgeois (<strong>Nr</strong>. 77), der Parapluie de Cherbourg<br />

(<strong>Nr</strong>. 78), der Briefkasten « Made in Alsace » für<br />

Frankreichfans (<strong>Nr</strong>. 79) und Meteor, die Größte<br />

der kleinen Brauereien Frankreichs (<strong>Nr</strong>. 80).<br />

Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong> · 95


GUÉWEN A TESTÉ<br />

… das Label Qualité Tourisme<br />

Vermutlich haben Sie bei einem Aufenthalt in Frankreich<br />

bereits das rot-blaue Logo auf weißem Grund<br />

Qualité Tourisme gesehen, das oft am Eingang von Restaurants,<br />

Unterkünften und anderen Tourismuseinrichtungen<br />

angebracht ist. Wissen Sie jedoch, was dieses<br />

Label aussagt? Falls nicht, kann ich Sie beruhigen: Da<br />

sind Sie nicht alleine, denn selbst viele Franzosen wissen<br />

nicht, was genau sich hinter Qualité Tourisme<br />

verbirgt. Um in diesem Punkt etwas Klarheit zu<br />

bekommen, habe ich recherchiert.<br />

Wie entstand das Label Qualité Tourisme?<br />

Es entstand, weil man sich darüber bewusst wurde, dass<br />

Frankreich zwar das beliebteste Reiseziel der Welt ist, dass<br />

die Konkurrenz jedoch seit einigen Jahren immer härter<br />

wird und man sich daher in Sachen Gastfreundlichkeit besonders<br />

anstrengen muss, um die Spitzenposition zu behalten.<br />

Zu diesem Zweck wurde 2004 ein Plan namens Qualité<br />

Tourisme lanciert, um das Image des Hexagons in dieser<br />

Beziehung zu überdenken und zu verbessern. Im Rahmen<br />

dieses Plans wollte das damalige Tourismusministerium ein<br />

Medium schaffen, um die betroffenen Betriebe zu einem<br />

vorbildlichen Verhalten zu animieren und entwickelte die<br />

eingetragene Marke Qualité Tourisme TM .<br />

Handelt es sich dabei also<br />

um ein neues Label?<br />

Offiziell nicht. Der Staat betrachtet<br />

Qualité Tourisme nicht als Label,<br />

sondern als Marke. Doch ehrlich<br />

gesagt, ist die Unterscheidung nicht<br />

sehr klar. Der Hintergrund besteht<br />

vielmehr darin, dass man den Tourismusbetrieben<br />

nicht einfach ein<br />

weiteres Label « aufzwingen » wollte.<br />

Man setzte darauf, dass die Verantwortlichen<br />

den Wunsch verspüren,<br />

diese Marke zu führen, anstatt<br />

Druck auszuüben, dass sie sich einer<br />

neuen Zertifizierung unterwerfen.<br />

Zugegeben, die Unterscheidung<br />

ist etwas verschwommen …<br />

Welcher Unterschied besteht<br />

zur Sterne-Klassifizierung?<br />

Die Klassifizierung durch Sterne gibt eine Information<br />

über die Höhe des Komforts und die Kategorie des Hauses.<br />

Sie basiert im Wesentlichen auf Ausstattungsmerkmalen.<br />

Qualité Tourisme ist dagegen auf die Qualität von Empfang,<br />

Betreuung und Dienstleistungen ausgerichtet. Im Grunde<br />

genommen ergänzt die Marke die Sterne-Klassifizierung.<br />

Für welche Einrichtungen wird die Marke vergeben?<br />

Alle Dienstleister im Tourismus können die Marke<br />

Qualité Tourisme beantragen. Dabei kann es sich sowohl<br />

um Unterkünfte (Hotels, Campingplätze, Vermieter<br />

von Ferienwohnungen …), Restaurants, Museen,<br />

Sport- und Freizeiteinrichtungen oder<br />

auch Fremdenverkehrsämter handeln.<br />

Wie erkennt man Einrichtungen,<br />

die diese Marke tragen?<br />

Man erkennt diese entweder vor Ort, wenn<br />

das Logo Qualité Tourisme am Eingang angebracht<br />

ist, oder man kann sich im Voraus<br />

auf der offiziellen Website darüber informieren:<br />

www.qualite-tourisme.gouv.fr/fr/<br />

moteur-de-recherche-qualite-tourisme<br />

Was bedeutet das Logo genau<br />

für die Kunden?<br />

Ein Betrieb, der diese Marke führt,<br />

verpflichtet sich, seinen Kunden eine<br />

qualitativ hochwertige Betreuung und<br />

Servicequalität zu bieten. Dies wird im<br />

Voraus in einem Pflichtenheft definiert<br />

und regelmäßig kontrolliert. Dabei kann<br />

es sich unter anderem um einen « persönlichen<br />

Empfang », die « Beherrschung von<br />

96 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Fremdsprachen », eine<br />

« besonders kundenorientierte<br />

Behandlung<br />

von Reklamationen »,<br />

« Umfragen zur Kundenzufriedenheit<br />

»<br />

oder die « Verpflichtung,<br />

individualisierte<br />

Dienstleistungen<br />

anzubieten » handeln.<br />

Qualité Tourisme soll<br />

also ein Qualitätsmerkmal<br />

darstellen,<br />

auf das man sich<br />

verlassen kann, wenn<br />

man eine Einrichtung<br />

mit einem exzellenten<br />

Serviceniveau sucht.<br />

Freiheit beginnt<br />

beim Lesen<br />

Wie wird die Marke vergeben?<br />

Wie werden die Kriterien überprüft?<br />

Man kann die Marke Qualité Tourisme beantragen,<br />

sofern man die spezifischen Vergabekriterien (Einhaltung<br />

der gesetzlichen Vorschriften, Vorhandensein<br />

eines Kundenzufriedenheitsmanagements …) erfüllt.<br />

Die Kriterien werden anschließend von einem unabhängigen<br />

Unternehmen auf der Basis von nationalen<br />

Referenzwerten überprüft. Je nach der Art der Einrichtung<br />

sind dies zwischen 250 und 600 Merkmale. Das<br />

Audit wird in der Folge alle 3 bis 5 Jahre durch einen<br />

unangekündigten Testbesuch überprüft. Um die Marke<br />

weiterhin nutzen zu dürfen, muss der Tourismusbetrieb<br />

ein Leistungsniveau von über 85 % erreichen.<br />

Wie viele Einrichtungen führen diese Marke?<br />

Die aktuellsten Zahlen, die von der französischen<br />

Regierung veröffentlicht wurden, betreffen das Jahr<br />

2020. Demzufolge tragen 5800 Einrichtungen in<br />

Frankreich diese Marke. Dazu gehören beispielsweise<br />

1830 Unterkünfte, 940 Hotel-Restaurants,<br />

950 Restaurants, Cafés, Bars und Brasserien, 860<br />

Sehenswürdigkeiten und 600 Fremdenverkehrsämter.<br />

Kann man sich auf die Marke wirklich verlassen?<br />

Laut den von der Regierung veröffentlichten Untersuchungen<br />

ja. Die aktuellste Zufriedenheitsbefragung von<br />

Touristen in Frankreich stammt aus dem Jahr 2019 und<br />

wurde im Oktober 2020 veröffentlicht. Sie hat ergeben,<br />

dass « 48 % der mit Qualité Tourisme ausgezeichneten<br />

Einrichtungen sehr gut bewertet werden, im Gegensatz<br />

zu 39 % bei Betrieben ohne diese Marke ». Das Risiko,<br />

eine « schlechte Erfahrung » zu machen, sei in Betrieben<br />

mit dieser Marke « nur halb so groß ». Auch wenn die<br />

Aussage « schlechte Erfahrung » gelinde gesagt sehr<br />

verschwommen ist, geht aus diesen Zahlen hervor,<br />

dass die globale Zufriedenheit in den Einrichtungen<br />

mit dieser Marke höher ist. Insofern scheint die Marke<br />

Qualité Tourisme heute ihren Zweck zu erfüllen und die<br />

Unternehmen dazu zu animieren, eine bessere Qualität zu<br />

bieten. Das ist ein eindeutiges Plus für die Kunden.<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

in Situationen wie der jüngeren Vergangenheit<br />

tun Aktivitäten wie Lesen und eventuell sogar<br />

die Vorbereitung des nächsten Frankreichurlaubs<br />

mehr denn je gut.<br />

Abonnieren Sie jetzt das erste und einzige Magazin,<br />

das seit 2005 ganz von Menschen kreiert wird, die in<br />

Frankreich leben, für nur<br />

19,90 €<br />

pro Jahr für 4 Ausgaben (Deutschland)<br />

Jetzt bestellen:<br />

030 / 42 80 40 40<br />

www.frankreicherleben.de


IMPRESSUM/VORSCHAU<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren und<br />

Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen Mitarbeiter<br />

zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine einzelnen Personen<br />

am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern findet die Nennung im<br />

Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

AVZ GmbH<br />

Storkower Straße 127a · 10407 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 / 42 80 40 40<br />

Fax: +49 (0)30 / 42 80 40 42<br />

abo@frankreicherleben.de<br />

Die nächste Ausgabe von Frankreich erleben wird ab dem 15.<br />

Februar 20<strong>22</strong> im Handel erhältlich sein und bei den Abonnenten<br />

bereits eine Woche früher im Briefkasten stecken. Zu diesem<br />

Zeitpunkt können wir uns bereits auf das Frühjahr freuen!<br />

Doch bis es so weit ist, erhalten Sie, wie immer auf der letzten Seite,<br />

einige Hinweise auf die nächste Ausgabe.<br />

Zunächst zwei Fotos:<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Gründer des Magazins: Jean-Charles Albert und Markus Harnau<br />

Herausgeber: Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33300 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sabine Beck, Françoise Bévérini, Guéwen Brown, Chantal<br />

Cobac, Martine Doucet, Laurent Fournerie, Alain Lardière, Ina Muñoz, Annaïs<br />

Quetsub, Gérard Rival, Serge Robin, Sabine Schmitt<br />

Layout: Zauberhaus.eu<br />

Anzeigen:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon Frankreich: +33 (0)1 75 439 441<br />

Telefon Deutschland: +49 (0)921 44710<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 19/<strong>2021</strong><br />

Druck: westermann DRUCK | pva,<br />

Georg-Westermann-Allee 66, 3<strong>81</strong>04 Braunschweig<br />

Vetrieb:<br />

DMV DER MEDIENVERTIEB GmbH & Co. KG. · Meßberg 1 · 20086 Hamburg<br />

Tel: +49 (0)40 3019 1800<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt zusammengestellt.<br />

Eine Gewährleistung für die Rich tig keit und Vollständigkeit kann jedoch<br />

nicht über nom men wer den. Der Verlag übernimmt keine Haftung für un ver langte<br />

Ein sen dun gen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und Bearbeitung von<br />

Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäfts bedingungen des Verlags. Beiträge,<br />

Fotos und gra fische Dar stel lungen sind ur he ber rechtlich geschützt. Nach druck,<br />

auch aus zugs weise, Ver viel fäl ti gung auf foto mecha nischen und anderen Wegen<br />

sowie Nutz ung auf Da ten trägern bedürfen der schrift lichen Zustimmung des<br />

Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle drei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und<br />

Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 5,90 E (D), 6,50 E (A),<br />

10,90 CHF (CH), 7,00 E (F/L/B/NL), 7,00 E (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 19,90 E (D), 21,90 E (A),<br />

37,00 CHF (CH), alle anderen Länder: 26,90 E<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich,<br />

die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2021</strong> Ajc Presse, Bordeaux<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts, oben nach unten): Titel:<br />

Ajc Presse • S.3: Serge Robin, Ajc Presse • S.4: CC0 Paris Musées / Maisons de Victor<br />

Hugo Paris-Guernesey; Serge Robin, Ajc Presse; Yann Monel, Art @ Jardins - Hauts-de-<br />

France; Camille Moirenc, OTC Mandelieu; Naturofilm, Office de Tourisme du Haut-Lignon;<br />

La Grande-Odyssée Savoie Mont-Blanc, Benoit Diacre; Nicole Cobac, Ajc Presse; Muriel<br />

Chaulet, Ville de Lyon • S.6-7: P. Bernard, Association Les plus beaux villages de France;<br />

SIRHA/Bocuses d’or, DR; Kultur Ensemble, Atelier Panormos La Bottega, DR • S.8: Sophie<br />

la Girafe, DR; Cédric Brown, Ajc Presse • S.9: Matthieu Riegler, CC by 3.0; Green Gen<br />

Technologies, DR • S.10: Les Editions Albert René / Goscinny- Uderzo <strong>2021</strong>, DR • S.11:<br />

Amaury Sport Organisation (ASO), DR • S.12-13: DR • S.14: Cédric Brown, Ajc Presse<br />

• S.15: Rachael Woodson, Flammarion; Grasset, DR • JF. Paga, Grasset • S.16: Marco<br />

Castro, Sabine Wespieser; Eric Traversié, Seuil; Olivier Roller, Stock • S. 17: Antoine Tempé,<br />

Philippe Rey, Jimsaan; Nadine Michau, Les Editions de minuit; Audrey Dufer, Les Editions de<br />

l’Observatoire • S.18-19: Office de Tourisme de Calais-Côte d’Opale • S.20: Domaine public<br />

• S.<strong>22</strong>: DR • S. 23: Arte, DR • S.24-27: DR • S.28-29: Jérôme Kelagopian, OTC Mandelieu<br />

• S.30: Camille Moirenc, OTC Mandelieu • S.31: Jérôme Kelagopian, OTC Mandelieu • S.32:<br />

G. Roumestan, OT Sainte-Maxime; OT Bormes-les-Mimosas • S.34-35: Serge Robin, Ajc<br />

Presse • S.37: Cédric Brown, Ajc Presse; Abbaye de Fontevraud, DR, CRHCP/ ENAP, fonds<br />

Henri Manuel • Abbaye de Fontevraud, DR, Archives départementales du Maine-et-Loire •<br />

S.38-28: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc Presse • S.42-43: La Grande Odyssée Savoie-<br />

Mont Blanc (LGO), Benoit Diacre • S.44-45: Benoit Diacre et Romain Tissot, LGO • S.46-47:<br />

Benoit Diacre, Vincent Piccerelle et Romain Tissot, LGO • S. 48-49: Benoit Diacre et Vincent<br />

Piccerelle, LGO • S. 50-54: Yann Monel, Art @ Jardins - Hauts-de-France • S. 56-58: Muriel<br />

Chaulet, Ville de Lyon: S.59: Ville de Chartres, Groupement Martino - MO-CA; M2.Creative<br />

• S. 60: Philippe Gisselbrecht, Ville de Metz • S.61: Michel Jolyot, Ville d’Epernay • S.62-<br />

63: Musée Jacquemart-André, DR; Alain Lardière, Ajc Presse • S.64: Fonds Darcissac,<br />

Commune du Chambon-sur-Lignon • S.65: Fonds Darcissac, Commune du Chambon-sur-<br />

Lignon; Lieu de Mémoire • S.66: Lieu de Mémoire • S.67: Fonds Darcissac, Commune du<br />

Chambon-sur-Lignon; Collection privée • S.68: Fonds Darcissac, Commune du Chambonsur-Lignon<br />

• S.70-72: Ajc Presse • S.74-80: Ajc Presse • S.82-87: CC0 Maisons de Victor<br />

Hugo Paris-Guernesey • S.92-93: Nicole Cobac, Ajc Presse • S.95: Chanel, DR • S.96:<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.98: Cédric Brown et Serge Robin, Ajc Presse.<br />

Und dann zwei Hinweise, von denen jeder eine Verbindung zu einem<br />

der Fotos hat:<br />

– Wenn Sie mir folgen, erfahren Sie mehr über den Zusammenhang<br />

zwischen der Königin der Blumen und der Gegend, in der<br />

sie wächst, und darüber, wie sich Frauen und Männer seit<br />

Jahrhunderten für sie einsetzen.<br />

– Ich bin ein ehemaliger Handelshafen, der seinen Reichtum<br />

dem Salz verdankt. Erstaunlicherweise befinden sich meine<br />

Befestigungsanlagen heute weit vom Ozean entfernt …<br />

Haben Sie alles erraten? Dann können Sie die Antworten überprüfen,<br />

indem Sie die folgenden Begriffe vervollständigen:<br />

L _ _ O _ T E _E _ A _ O _ E<br />

B _ _ _ A_ E<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 82 – Frühling 20<strong>22</strong><br />

Erscheint am 15. Februar 20<strong>22</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong>/20<strong>22</strong>


Großzügige Unterkünfte im modernen Design, eine Wellnesslandschaft<br />

mit 5 Saunen, Sonnenterrasse und Boddenblick, ein Fitnessstudio mit<br />

professionellen Geräten, ein Hobbyraum mit Billardtisch, Tischtennisplatte<br />

und Tischfußball sowie eine Lounge mit Kamin und Panoramablick,<br />

mönchgut living & spa bietet Ihnen alles, um einen perfekten Urlaub auf<br />

Rügen zu verleben. Die Lage im Herzen des romantischen Fischerdorfes<br />

Gager im UNESCO­Biosphärenreservat Südost­Rügen verspricht zudem<br />

Entspannung und Erholung inmitten unberührter Natur, nur wenige Minuten<br />

vom Ostseestrand und den berühmten Seebädern der Insel entfernt.<br />

www.moenchgut-living.de


Es gibt viele Villen in der Provence, die Sie mieten können.<br />

Doch in diese Villa werden Sie sich verlieben!<br />

Sie genießen eine atemberaubende Aussicht über das weite Tal des Naturparks Lubéron,<br />

nach Gordes, auf die Monts de Vaucluse und den Mont Ventoux. Allein dieser atemberaubende<br />

Panoramablick ist unbezahlbar! Außerdem erreichen Sie in nur wenigen<br />

Minuten zu Fuß den Dorfkern von Roussillon mit seinen Geschäften und Restaurants<br />

und bekommen trotzdem wegen der geschützten Lage der Villa nichts vom Trubel im<br />

Ort mit. Die provenzalische Architektur und die Einrichtung im modernen Design bilden<br />

eine gekonnte Symbiose, die Sie so schnell nicht ein zweites Mal in der Provence finden<br />

werden. Der beheizte Infinity-Pool und 2.600 qm große Garten sind Garant für einen<br />

erholsamen Urlaub. Die Villa verfügt über Platz für bis zu zehn Personen, doch durch<br />

den modularen Grundriss fühlt man sich aber auch zu zweit oder viert nicht zu einsam.<br />

www.provence-living.fr

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