04.11.2021 Aufrufe

doktorinwien 2021/11

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>11</strong> <strong>2021</strong><br />

SPITÄLER<br />

Luft nach oben in<br />

Sachen Digitalisierung<br />

ARBEITSMEDIZIN<br />

Gesundheitsförderung<br />

am Arbeitsplatz<br />

PINK RIBBON<br />

Krebshilfe ruft<br />

zur Vorsorge auf<br />

Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: 10<br />

WIR<br />

STEHEN<br />

VOR DER<br />

WAHL<br />

In wenigen Monaten ist es<br />

wieder soweit: Die Wiener<br />

Ärztinnen und Ärzte wählen<br />

ihre Standesvertretung.<br />

Doch wozu überhaupt<br />

wählen gehen?<br />

Foto: Monatge: ALLVISIONN/szefei/iStock


Unser Fachgebiet:<br />

Lebensrettende Technologien.<br />

DER VOLVO XC60.<br />

Neueste Technologien sind nicht nur in der Medizin<br />

ein Muss: Darum hat der Volvo XC60 serienmäßig City<br />

Safety mit Radfahrer- und Fußgängererkennung an Bord.<br />

Ein System, das nicht nur Insassen, sondern wirklich<br />

alle Verkehrsteilnehmer schützt.<br />

JETZT ZU SPEZIELLEN KONDITIONEN FÜR ÄRZTE<br />

BEI IHREM VOLVO PARTNER.<br />

VOLVOCARS.AT<br />

Kraftstoffverbrauch: 1,1 –8,5 l /100 km, Stromverbrauch: 15,3 – 17,8 kWh/100 km, CO₂-Emissionen: 24 – 192 g/km. Jeweils kombiniert, nach WLTP<br />

Prüfverfahren. Ärzte Konditionen auf Anfrage beim Volvo Partner. Irrtümer, Druckfehler und Änderungen vorbehalten. MY22. Stand: September <strong>2021</strong>.


BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Handeln, nicht zögern<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

„Das Impfangebot der<br />

Stadt Wien sowie der<br />

niedergelassenen Ärztinnen<br />

und Ärzte ist umfangreich.<br />

Nutzen wir die großartigen<br />

Möglichkeiten, die wir haben.“<br />

Besuchen Sie auch meinen Blog:<br />

www.szekeres.at<br />

► Es ist leider alles eingetroffen, wovor wir schon im Sommer gewarnt haben – die<br />

COVID-Infektionszahlen steigen wieder an, wobei das Reservoir an ungeimpften<br />

Menschen als Motor für die Pandemie wirkt. Auch die Intensivstationen füllen sich wieder<br />

und Operationen müssen verschoben werden.<br />

Die langen und warmen Tage, an denen sich die Menschen vermehrt im Freien aufhalten<br />

und das Infektionsrisiko somit als geringer eingestuft wird, sind vorbei. Gleichzeitig ist<br />

mit den Reiserückkehrenden aus den Herbstferien ein weiterer Anstieg der Infektionen zu<br />

befürchten. Und noch immer ist es so, dass viele Menschen sich standhaft weigern, sich<br />

impfen zu lassen, aus unterschiedlichen Gründen. Bei manchen mag es die Überzeugung<br />

sein, dass ihnen trotz grassierender Pandemie ungeimpft nichts passieren könne, andere<br />

wiederum haben vielleicht eine Weltanschauung, in der wissenschaftlich belegte Zahlen<br />

und Fakten weniger zählen als im Internet oder sonst wo aufgeschnappte Verschwörungstheorien.<br />

Und offensichtlich ist man mit dem Latein am Ende, was die Ansprache der Impfskeptikerinnen<br />

und Impfskeptiker betrifft. Alle Vorschläge, beispielsweise Ärztinnen und Ärzte<br />

enger in die Aufklärung einzubinden, wurden nicht in dem Ausmaß erfüllt, wie es möglich<br />

gewesen wäre. Dass wir im europäischen Vergleich nach wie vor deutlich hinter Ländern wie<br />

Malta, Portugal und Spanien mit Impfquoten um die 80 Prozent liegen, ist bitter.<br />

Ich vermisse in dieser Zeit die Solidarität in unserer Gesellschaft. Solidarität mit den Menschen,<br />

die neben den Erkrankten selbst am meisten unter der Pandemie leiden: Spitalspersonal,<br />

Ärztinnen und Ärzte sowie alle Vertreterinnen und Vertreter der Gesundheitsberufe, die<br />

seit Monaten Übermenschliches leisten, um unser Gesundheitssystem aufrechtzuerhalten.<br />

Sie alle sehen so viel Leid, das durch eine Impfung vermeidbar wäre. Wir dürfen diese vorbildlichen<br />

Menschen jetzt nicht die Zeche für diese Pandemie zahlen lassen. Dazu kommen<br />

noch Patientinnen und Patienten, die auf Operationen warten, die wegen mangelnder Kapazitäten<br />

verschoben werden müssen.<br />

Jede Impfung kann entscheidend sein<br />

Jede Impfung kann entscheidend sein, nicht nur für das eigene Wohlergehen, für die eigene<br />

Gesundheit, sondern auch für das Wohl der Allgemeinheit. Mein eindringlicher Appell an<br />

die Ungeimpften, vor allem jene, die Zweifel oder Befürchtungen die Impfung betreffend haben,<br />

ist, sich von ihrem Vertrauensarzt oder ihrer Vertrauensärztin beraten zu lassen, ihnen<br />

Fragen zu stellen, und die Entscheidung, Impfung ja oder nein, danach nochmals sorgfältig<br />

zu überdenken. Den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen kommt hier eine besondere<br />

Rolle zu: Als Aufklärerinnen und Aufklärer und als diejenigen, die die Patientinnen und Patienten<br />

aufgrund des gegenseitigen Vertrauensverhältnisses erfolgreich überzeugen können.<br />

Und jenen, die bereits grundimmunisiert sind, empfehle ich, die Möglichkeit der Drittimpfung<br />

wahrzunehmen. Seit 2. November können sich in Wien alle Menschen, deren zweite<br />

Impfung sechs Monate verstrichen ist, ihre dritte Impfdosis holen.<br />

Auch wenn Wien im Vergleich zu anderen Bundesländern derzeit gut dasteht, sollte das<br />

nicht dazu verleiten, der wichtigen COVID-Auffrischungsimpfung mit Nachlässigkeit zu<br />

begegnen. Das Impfangebot der Stadt Wien sowie der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte<br />

ist umfangreich. Nutzen wir die großartigen Möglichkeiten, die wir haben. Für uns selbst<br />

und für ein baldiges Ende der Pandemie.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr Thomas Szekeres<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 3


In 2 SchrItten<br />

ganz leIcht<br />

DFP-Punkte<br />

Sammeln<br />

SchrItt 1<br />

VeranStaltungSort auSSuchen:<br />

• tirol / Vorarlberg<br />

27. November <strong>2021</strong><br />

SchrItt 2<br />

anmelDen unter:<br />

https://medizin-medien.at/fap<br />

Fortbildung am Punkt Organisationsteam<br />

E-Mail: veranstaltungen@medizin-medien.at<br />

www.medizin-medien.at


BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Das Parkschlössl<br />

Foto: AEK Wien<br />

„Das Projekt hat vom ersten Tag<br />

an reibungslos funktioniert, wir<br />

haben stets alle Materialien zur<br />

Verfügung gestellt bekommen,<br />

die wir gebraucht haben. Das<br />

ist, wie wir aus anderen<br />

Bundesländern hören, keine<br />

Selbstverständlichkeit.“<br />

Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />

► Das Parkschlössl im dritten Wiener Bezirk auf der Landstraßer Hauptstraße ist<br />

inzwischen für viele Wiener Ärztinnen und Ärzte eine Marke für die perfekte Verfügbarkeit<br />

von Sicherheitsmaterialien geworden. Durchgängig positive Rückmeldungen, die<br />

auch viele Dankesbriefe einschließen, bestätigen mich darin, dass die Idee, an einem<br />

zentralen Wiener Ort Sicherheitsmaterialien niedrigschwellig, kurzfristig und zuverlässig<br />

verfügbar zu machen, sehr gut angenommen wird und sich rundum bewährt. Dazu eine<br />

Zahl: In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres haben Wiens Ärztinnen und Ärzte<br />

im Parkschlössl bereits 47.500 Pakete abgeholt.<br />

Mit dieser Ausgabe von Schutzmaterialien haben wir zu Beginn der Pandemie blitzschnell<br />

auf die Lage reagiert, die für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte bedrohlich, manchmal<br />

sogar lebensgefährlich war. Wir erinnern uns: Damals mussten viele von uns den<br />

Patientinnen und Patienten praktisch schutzlos begegnen, weil Schutzmaterialien kaum<br />

verfügbar beziehungsweise rasch aufgebraucht waren. Man erinnere sich aber auch an die<br />

befremdlichen Forderungen mancher Player unseres Gesundheitssystems, nicht zuletzt des<br />

Patientenanwalts Gerald Bachinger und der Patientenanwältin Sigrid Pilz, die öffentlich<br />

allen Ernstes – mit Bezugnahme auf den Wiener Pandemieplan – die Meinung vertraten,<br />

die Ärzteschaft hätte am Beginn der Pandemie bereits ausreichend Schutzmaterialien<br />

vorrätig haben müssen. Ein geradezu groteskes Ansinnen, von Ärztinnen, Ärzten und ihrer<br />

Vertretung zu fordern, stets vorbeugend solche Materialien in großer Menge zu lagern –<br />

für den unwahrscheinlichen Fall einer unerwartet, plötzlich und vehement auftretenden<br />

Pandemie wie SARS-CoV 2.<br />

Richtige Zeit, richtiger Service, richtige Art und Weise<br />

Unser Projekt Parkschlössl hat sehr rasch an Fahrt aufgenommen: Im ersten Corona-Jahr<br />

2020 haben dort rund 2000 Ärztinnen und Ärzte pro Woche Pakete mit Schutzausrüstung<br />

abgeholt, insgesamt fast 74.000 Stück.<br />

Für <strong>2021</strong> rechnen wir bereits damit, dass Wiens Ärztinnen und Ärzte rund 7 Millionen FFP2-<br />

Masken, 14 Millionen Handschuhe, 92.000 Liter Händedesinfektion, 140.000 Packungen<br />

Flächendesinfektion und 2,5 Millionen OP-Masken beziehen werden. Dazu kommen zehntausende<br />

OP-Kittel, hunderttausende Schürzen und FFP3-Masken, tausende Brillen, Visiere<br />

sowie Schutzanzüge. Darüber hinaus wird auch der Ärztefunkdienst beliefert. An dieser<br />

Stelle möchte ich der Stadt Wien für die perfekte und effiziente Kooperation Anerkennung<br />

zollen und mich dafür bedanken. Das Projekt hat vom ersten Tag an reibungslos funktioniert,<br />

wir haben stets alle Materialien zur Verfügung gestellt bekommen, die wir gebraucht haben.<br />

Das ist, wie wir aus anderen Bundesländern hören, keine Selbstverständlichkeit. Dort hört<br />

man immer wieder Beschwerden über eine vor allem in der Anfangszeit schleppende, nicht<br />

am ärztlichen Bedarf orientierte Performance der Österreichischen Gesundheitskasse, die<br />

vielfach die Verteilung von Schutzmaterial betreibt.<br />

Mein herzlicher Dank gilt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Ärztekammer,<br />

die im Parkschlössl die Produkte an die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte<br />

ausgeben. Sie sind maßgeblich daran beteiligt, dass unsere Idee auch professionell umgesetzt<br />

werden konnte. Freuen wir uns also gemeinsam darüber, dass hier zur richtigen Zeit der richtige<br />

Service in der richtigen Art und Weise implementiert wurde, zum Nutzen der Wiener<br />

Ärztinnen und Ärzte.<br />

Mit besten Grüßen,<br />

Johannes Steinhart<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 5


DIE NASE<br />

VORN MIT<br />

UNSEREN<br />

SERVICES<br />

auf<br />

IHRE VORTEILE<br />

Personalisierte Inhalte auf Ihr Profil zugeschnitten<br />

DFP Fortbildung:<br />

eLearnings, Literaturstudien<br />

Aktuelle Fachartikel, State-of-the-Art-Beiträge,<br />

Kongressberichte, Experteninterviews<br />

REGISTRIEREN SIE SICH JETZT KOSTENLOS<br />

medonline.at


BRIEF DES KURIENOBMANNS IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Beam me up, Scotty!<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

„Gerade bei der Finanzierung<br />

unseres großartigen<br />

Gesundheitswesens wird man<br />

sich mit der Frage<br />

auseinandersetzen müssen, ob<br />

die Ausgaben für Gesundheit,<br />

Behandlung und Heilung von<br />

Menschen wirklich an das<br />

Wirtschaftswachstum gekoppelt<br />

sein dürfen.“<br />

Weitere standespolitische Themen ab Seite 9.<br />

► Die Pandemie hält uns alle seit vielen Monaten gefangen. Unabhängig von den leider<br />

mannigfaltigen negativen Facetten soll nun doch auch ein kleiner positiver Aspekt<br />

herausgegriffen werden. Längst schon überfällig ist sie nun über uns hereingeschwappt – die<br />

Notwendigkeit der Digitalisierung. In manchen Bereichen hat sie schon lange, lange Einzug<br />

gehalten, in einigen Bereichen des Gesundheitswesens bestand und besteht noch immer<br />

massiver Aufholbedarf. Dieser Umstand hat uns dazu bewogen, den diesjährigen „Wiener<br />

Spitalsärzt*innen Kongress“, der Anfang Oktober im Wiener Museumsquartier stattfand,<br />

unter das Motto „Digitales Krankenhaus – Realität & Vision“ zu stellen (mehr siehe Seite 10<br />

ff.). Haben wir seitens der Ärztekammer und der Kurie bereits seit Jahren gefordert, die<br />

Wiener Spitäler wenigstens annähernd zumindest auf den vorletzten Stand der Technik zu<br />

bringen, hat Corona in kürzester Zeit dazu beigetragen, dass plötzlich ein Quantensprung in<br />

Sachen Digitalisierung gemacht wurde. Alle Stakeholder haben an einem Strang gezogen und<br />

plötzlich wurden viele alltägliche Dinge digitalisiert. Doch wie wir alle wissen, ist<br />

Digitalisierung nicht gleich Digitalisierung, und ein Prozess, der vorher analog schon nicht<br />

gut war, wird leider auch digital nicht wesentlich besser.<br />

Was bisher von den Entscheidungsträgerinnen und -trägern negiert wurde, hat der Alltag<br />

nun gezeigt und wurde auch von unseren nationalen und internationalen Kongressrednerinnen<br />

und -rednern klar bestätigt: Digitalisierung, Modernisierung, neue Prozesse und<br />

neues Prozessdenken im Gesundheitswesen funktionieren nur dann erfolgreich, wenn<br />

wir Medizinerinnen und Mediziner mit eingebunden und mitgenommen werden.<br />

Nur wenn wir Nutzerinnen und Nutzer einbezogen und unsere Bedürfnisse berücksichtigt<br />

werden, wird ein IT-gestützter Prozess auch auf entsprechende Akzeptanz stoßen. Top-down<br />

ist in diesem Bereich definitiv der falsche Ansatz, gilt es doch primär, die Bedürfnisse der<br />

(Spitals-)Ärztinnen und -ärzte beziehungsweise des gesamten medizinischen Fachpersonals<br />

abzubilden, Arbeitsabläufe zu vereinfachen und den bürokratischen Aufwand zu minimieren.<br />

Investieren, motivieren, modernisieren<br />

Die großen Herausforderungen an die Spitäler und das Gesundheitswesen in allen Bereichen<br />

der kommenden Jahre sind uns allen bestens bekannt – Personalmangel, demografischer<br />

Wandel und immer knappere finanzielle Mittel, hauptsächlich für das öffentliche Gesundheitssystem.<br />

Doch wenn wir Fortschritt wollen, müssen wir investieren, wenn wir handlungsfähig<br />

bleiben wollen, müssen wir investieren – wir müssen das Spital als Arbeitsplatz<br />

wieder attraktiveren und die Jungen motivieren. Gelder strukturiert und sinnvoll einsetzen,<br />

modernisieren. In dieser Phase gilt es, Kosteneinsparungen eine klare Absage zu erteilen –<br />

jetzt und auch nach der Pandemie. Gerade bei der Finanzierung unseres großartigen<br />

Gesundheitswesens wird man sich mit der Frage auseinandersetzen müssen, ob die Ausgaben<br />

für Gesundheit, Behandlung und Heilung von Menschen wirklich an das Wirtschaftswachstum<br />

gekoppelt sein dürfen, oder ob es nicht auch hier ein dringendes Umdenken<br />

benötigt. Unabhängig davon, in welche technischen Galaxien wir reisen werden, Fakt ist,<br />

dass bei aller Modernisierung der Faktor Mensch ausschlaggebend ist: Der Mensch als<br />

Patient im Mittelpunkt der Behandlung, wir Ärztinnen und Ärzte als Expertinnen und<br />

Experten, die die Technik bedienen müssen/ dürfen, die uns den immer komplexeren<br />

Arbeitsalltag vereinfachen soll. Technologie darf und muss immer ein Mittel zum Zweck sein,<br />

das die Menschlichkeit, Ethik und Zuwendung in der Medizin niemals ersetzen darf!<br />

Herzlichst,<br />

Ihr Gerald Gingold<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 7


INHALT EDITORIAL<br />

Inhalt<br />

3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />

5 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />

7 In eigener Sache – Brief des Kurienobmanns<br />

Intern<br />

10 News<br />

Ärztekammer-Vizepräsident Gerald Gingold spricht im Podcast #GRADHERAUS mit Eva<br />

Kirchberger und Corinna Mühlhausen über Digitalisierung in Österreichs Spitälern.<br />

12 News<br />

Schirin Martina Missaghi, Leiterin des Referats für Betriebsärzte und Arbeitsmedizin,<br />

über die Relevanz von Gesundheit am Arbeitsplatz.<br />

14 News<br />

Die Dermatologin Sylvia Perl-Convalexius und der Kinderarzt Peter Voitl teilen im Interview<br />

ihre Erfahrungen über den Schritt in die Niederlassung.<br />

17 News<br />

Ärztinnen und Ärzte stellen neuerlich fest, dass armutsbetroffene Kinder häufiger krank sind.<br />

18 Kammerbereich<br />

Coverstory<br />

20 Wir stehen vor der Wahl<br />

In wenigen Monaten wählen die Wiener Ärztinnen und Ärzte ihre Standesvertretung. Doch<br />

wozu überhaupt wählen gehen? Kammeramtsdirektor Thomas Holzgruber hat die Antwort.<br />

Service<br />

24 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />

26 Medizin<br />

Die MedUni Wien ging der Frage auf den Grund, wie die Impf-Motivation beeinflussbar ist.<br />

27 Medizin<br />

Im Vorjahr haben so viele Menschen die Grippe-Impfung wahrgenommen wie noch nie.<br />

30 Chronik<br />

Mit der „Pink Ribbon Aktion“ ruft die Krebshilfe Österreichs Frauen zur Brustkrebsvorsorge auf.<br />

34 Recht<br />

Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung: Was sie können, was sie dürfen.<br />

35 Bücher<br />

36 Informationen der Zahnärztekammer<br />

37 Steuer<br />

Investitionen, die aus steuerlicher Sicht bis Jahresende sinnvoll sind.<br />

38 Kleinanzeigen<br />

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />

Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />

Dr. Franz Mayrhofer Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />

Mag. Bernhard Salzer, Mag. Alexandros Stavrou, Alexandra Wolffinger (Sekretariat). Verleger: Medizin Medien Austria GmbH,<br />

Forum Schönbrunn, <strong>11</strong>20 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: office@medizin-medien.at. Aboverwaltung:<br />

Alexandra Wolffinger, T 01/515 01-1223, Mail: wolffinger@aekwien.at. Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />

f.tomaschek@medizin-medien.at. Anzeigensekretariat: Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: a.radl@medizin-medien.at. Herstellung:<br />

Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />

8 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong><br />

Editorial<br />

Impfpflicht<br />

Wozu brauchen wir<br />

eigentlich Führerscheine,<br />

Ampeln und<br />

Verkehrszeichen,<br />

das Pickerl am Auto<br />

und eine Winterreifenpflicht?<br />

Wozu<br />

brauchen wir verpflichtende<br />

Kindersitze, Sturzhelme und<br />

Sicherheitsgurte, brauchen wir Vorschriften,<br />

wie das Bier zu brauen ist, brauchen<br />

wir Sicherungen und einen FI-Schalter in<br />

der Wohnung, in Betrieben und Schulen<br />

Feuerlöscher und Rauchmelder? Wozu<br />

brauchen wir die ekelhaften Bilder auf den<br />

Tschik, den Psychotest vor dem Waffenpass<br />

und ein Leumundszeugnis für den<br />

Bankdirektor? Wozu brauchen wir eine<br />

Altersbeschränkung für grausliche Filme,<br />

Gewerbeberechtigungen, Eignungstests für<br />

Hubschrauberpiloten, das hohe Geländer<br />

an der Brücke über den Abgrund, kurzum<br />

diese ganzen Zwangsmaßnahmen.<br />

Regeln, Erlässe, Verordnungen, sanfte<br />

Empfehlungen und knallharte Befehle,<br />

Wälzer voller Gesetzestexte an allen Ecken<br />

und Enden, von der Wiege bis zur Bahre.<br />

Neuerdings zu allem Überdruss tagtäglich<br />

Appelle zum Testen und zum Impfen, den<br />

Maskenzwang, im Stundentakt Bilder<br />

verpixelter Intubierter auf der Intensivstation,<br />

in Farben eingefärbt die Republik,<br />

wozu das alles? Wozu der ganze Aufwand,<br />

fragt ratlos die Vernunft. Fragt ratlos der<br />

Glaube an das Gute und Schöne, fragt sich<br />

die hohe Meinung über die Segnungen<br />

der Aufklärung und die Qualität der<br />

österreichischen Bildungseinrichtungen.<br />

Und der Verstand und die Ratio blicken<br />

ängstlich hin zum limbischen System des<br />

Biotops menschliche Gesellschaft, und wie<br />

bei jedem Individuum, das seine pubertären<br />

Attitüden hat, wird rasch klar, dass<br />

strikte Regeln und transparente Kontrolle<br />

unabdingbar für das Funktionieren unseres<br />

Lebens und Gesellschaftsmodells sind.<br />

Dass diese Regeln, blitzartig geboren aus<br />

der Not oder evolutionär aus der Einsicht<br />

gewachsen, jederzeit und beständig kritisiert<br />

und in Frage gestellt werden dürfen,<br />

ist selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich<br />

muss aber auch sein, dass sie,<br />

solange sie demokratisch legitimiert sind,<br />

für alle ohne Unterschied zu gelten haben.<br />

Ihr<br />

Franz Mayrhofer<br />

Foto: privat


NEWS INTERN<br />

pressestelle@aekwien.at<br />

GENÜGT CO2-NEUTRALITÄT IM KAMPF<br />

GEGEN DEN KLIMAWANDEL?<br />

Die Menge an CO2, die durch Verbrennung<br />

fossiler Brennstoffe emittiert wird, wird circa<br />

zu einem Viertel vom Wald absorbiert,<br />

zu einem weiteren Viertel von den Ozeanen,<br />

und die übrige Hälfte verbleibt in der<br />

Atmosphäre (siehe Klimaforscherin Helga<br />

Kromp-Kolb).<br />

Bäume und ihre CO2-Bindung-Kapazität<br />

sind einer der Eckpfeiler im Kampf gegen<br />

den Klimawandel. Aber der gepflanzte Baum<br />

braucht 80 bis 100 Jahre, bis er durch seine<br />

Größe die entsprechende Menge an CO2,<br />

die ein jetzt verbrannter erwachsener Baum<br />

emittiert, wieder absorbiert hat! Außerdem<br />

werden weltweit mehr Waldflächen gerodet,<br />

als neue Aufforstungsflächen entstehen.<br />

Dieser Zeitfaktor und die begrenzten Anbauflächen<br />

legen nahe, dass die Wirkung von<br />

Absorption durch den Wald limitiert sein<br />

wird. Die Ozeane als weiterer Eckpfeiler der<br />

CO2-Absorption sind in ihrer Aufnahme-<br />

Kapazität ziemlich erschöpft, was daran zu<br />

erkennen ist, dass die Meere allmählich<br />

übersäuert werden (Korallensterben). Es<br />

kommt sogar teilweise durch die Erwärmung<br />

der Meere zu einer Umkehr im Sinne einer<br />

Abgabe von CO2 in die Atmosphäre, da ja<br />

entsprechend chemischer Gesetzlichkeiten<br />

die Löslichkeit von Gasen in Flüssigkeiten bei<br />

steigender Temperatur abnimmt!<br />

Wenn also die beiden Stellschrauben<br />

für CO2-Absorption (Wald und<br />

Ozean), die der menschlichen Korrektur<br />

ja größtenteils entzogen sind (Ozean ganz<br />

entzogen, Wald mit Jahrhunderte langer<br />

Verzögerung), in ihrer Wirksamkeit deutlich<br />

eingeschränkt sind, dann verschiebt sich die<br />

Gewichtung massiv auf die Stellschraube<br />

der CO2-Emission (Verbrennung fossiler<br />

Brennstoffe)! „Neutralität“ kann dann nur<br />

entstehen, wenn vorher auch eine entsprechende<br />

„Dekarbonisierung“ stattfindet. Eine<br />

Neutralität gilt es erst nach gewonnenem<br />

Kampf gegen den Klimawandel anzustreben!<br />

Es wird also unumgänglich sein, nicht primär<br />

den Begriff der „CO2-Neutralität“ ins<br />

Zentrum zu stellen, sondern die „Dekarbonisierung“,<br />

also die dringliche Abkehr der<br />

Nutzung von Kohlenstoff-hältigen fossilen<br />

Brennstoffen, vor allem Kohle und Erdöl, hin<br />

zu nachhaltiger Energie von Sonne, Wind<br />

und Wasser!<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfram Haider, E-Mail<br />

Paul-Watzlawick-<br />

Ehrenring <strong>2021</strong><br />

übergeben<br />

Am 7. Oktober <strong>2021</strong> wurde der Paul-<br />

Watzlawick-Ehrenring der Ärztekammer für<br />

Wien an die beiden Komplexitätsforscher<br />

Peter Klimek und Stefan Thurner übergeben.<br />

Die Überreichung erfolgte im Rahmen des<br />

Vortrags- und Diskursabends der Wiener<br />

Vorlesungen im RadioKulturhaus durch<br />

den stellvertretenden Kammeramtsdirektor<br />

der Ärztekammer für Wien, Hans-Peter<br />

Petutschnig, und die Juryvorsitzende<br />

Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum.<br />

Der Ehrenring ist mittlerweile einer der<br />

renommiertesten Wissenschaftsawards Österreichs<br />

und eine Initiative der Ärztekammer, um<br />

den interdisziplinären Dialog zu fördern und<br />

Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die<br />

im Sinne des Humanisten Paul Watzlawick<br />

tätig sind, zu ehren.<br />

Thurner und Klimek arbeiten gemeinsam an<br />

komplexen Problemen aus den Segmenten<br />

Klimawandel, Migration, gesellschaftliche<br />

Ungleichheit, Gesundheitspolitik und -versorgung,<br />

Finanz- und Ökosysteme. Durch die<br />

Corona-Pandemie sind sie auch einer breiten<br />

Öffentlichkeit bekannt geworden.<br />

Die Beschäftigung mit komplexen Systemen ist<br />

noch eine junge Wissenschaft, eine indirekte<br />

Konsequenz der Informationsgesellschaft und<br />

der Möglichkeiten, die Big Data bieten, um<br />

unterschiedliche Systeme und deren Verwobenheit<br />

zu analysieren. <br />

Ausschreibungen für Einzel- und Gruppenpraxen für November <strong>2021</strong><br />

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />

-ärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 20<strong>11</strong> sowie gemäß § 7 der Richtlinien<br />

für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 20<strong>11</strong><br />

gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung der Selbstständigen<br />

(SVS), sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien Vertragsarztstellen aus.<br />

Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien für Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen für Einzelpraxen sowie für<br />

Gruppenpraxen für November <strong>2021</strong> auf der Website der Ärztekammer für Wien unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />

www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />

Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin<br />

Mag. a Gabriella Milinski<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1222 DW<br />

E-Mail: milinski@aekwien.at<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Fachärztinnen und Fachärzte<br />

Sabine Hubmayr<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1259 DW<br />

E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />

Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, das Punktesystem, die Bewerbungsformulare und die gesamtvertraglichen<br />

Bestimmungen finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien.<br />

Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 9


INTERN NEWS<br />

Spitalsärztinnen und Spitalsärzte<br />

„Von Grund auf umdenken“<br />

Am 8. Oktober <strong>2021</strong> ging der dritte „Wiener Spitalsärzt*innen Kongress“ unter dem Motto „Digitales<br />

Krankenhaus – Realität und Vision“ im Museumsquartier über die Bühne. Ärztekammer-Vizepräsident<br />

Gerald Gingold sprach aus diesem Anlass im Podcast #GRADHERAUS mit zwei der vortragenden<br />

Expertinnen: Eva Kirchberger und Corinna Mühlhausen, die in Österreich beide noch Luft nach oben<br />

in Sachen Digitalisierung sehen.<br />

► Gingold: Frau Kirchberger, Sie<br />

haben uns in Ihrem Vortrag auf<br />

eine spannende, fast unvorstellbare Reise<br />

mitgenommen. Nämlich, dass wir uns<br />

das Spital komplett ohne Personal und<br />

Ressourcen vorstellen sollen. Sondern als<br />

Software, als Plattform. Wie müssen wir<br />

uns ein Spital als Software vorstellen?<br />

Kirchberger: Um solche Zukunftskonzepte<br />

zu erarbeiten, muss man den Kopf<br />

für jedes Verständnis leeren, das man<br />

von einer Organisation hat. Jeder von<br />

uns stellt sich ein Krankenhaus vor mit<br />

Rezeption, Gängen und Zimmern. Das<br />

alles sind von klein auf gelernte Konzepte,<br />

zu denen jeder genaue Vorstellungen<br />

hat. Von diesen muss man sich<br />

loslösen. Wir befinden uns gerade in<br />

einer Ära, die ähnlich ist wie früher die<br />

Industrialisierung. Die alles umwirft.<br />

Und das haben wir gerade im deutschsprachigen<br />

Raum noch nicht überall<br />

verstanden. Denn es geht nicht nur darum,<br />

dass Technik etwas aufbessert. Ein<br />

Smart Hospital mit Sensoren zu implementieren<br />

und dann zu glauben, es wird<br />

alles besser, ist der falsche Ansatz. Sondern<br />

man muss von Grund auf Organisationen<br />

umdenken. Tech-Firmen wie<br />

Google und Amazon sind hier Vorreiter.<br />

Warum? Weil diese Firmen von Grund<br />

auf erst mal von der Software ausgehen.<br />

Und dann überlegen sie sich die Hardware.<br />

In Workshops fragen wir daher<br />

immer: „Wie würde es Google machen,<br />

wenn sie ein Spital designen?“. Denn so<br />

geht man wirklich von der Software aus,<br />

stellt die Patientinnen und Patienten in<br />

den Mittelpunkt und fragt: „Was brauchen<br />

sie und wann? Und was ist ihre<br />

Reise?“. Erst dann überlege ich, was<br />

brauche ich wirklich physisch dazu.<br />

Gingold: Die Patientinnen und Patienten<br />

sammeln immer mehr Daten. Mit<br />

ihren Apps, smarten Uhren, und so wei-<br />

Eva Kirchberger,<br />

Dyson School of<br />

Design Engineering,<br />

London: „Statt dieser<br />

Angst und Aversion<br />

sollten wir uns öffnen<br />

und fragen: Was sind<br />

die Möglichkeiten?“<br />

Zukunftsforscherin<br />

Corinna Mühlhausen:<br />

„Die Digitalisierung,<br />

das Smarte<br />

daran, ist kein<br />

Selbstzweck.“<br />

„Wir befinden<br />

uns<br />

gerade in<br />

einer Ära,<br />

die ähnlich<br />

ist wie<br />

früher die<br />

Industrialisierung.<br />

Die alles<br />

umwirft.“<br />

ter. Wenn wir über ein Spital sprechen,<br />

das datenbasiert agiert, dann sind diese<br />

Daten sehr von Nutzen: Was machen wir<br />

mit all diesen Daten und wie können wir<br />

sie sinnvoll im Spital nutzen?<br />

Kirchberger: Wenn man sehr viele von<br />

diesen Daten hat, kann man Muster lesen.<br />

Das ist das zentrale Grundprinzip.<br />

Verstehe ich diese Muster im Patientenverhalten,<br />

zu Krankheitsverläufen,<br />

et cetera, dann kann ich Vorhersagen<br />

treffen. Und wenn ich das schaffe, bin<br />

ich einen Schritt voraus. Was Krankenhäuser<br />

oder Gesundheitsinstitutionen<br />

also überlegen müssen, ist, was genau<br />

mit den ganzen vorhandenen Daten<br />

passiert. Zum Beispiel: Ein Patient geht<br />

ins Spital und hat eine Smartwatch, die<br />

laufend seinen Puls trackt. Dann müsste<br />

das am Weg ins Spital schon eingespeist<br />

werden. So sieht der Arzt unmittelbar<br />

einen ständigen Verlauf und nicht nur<br />

den Puls, wenn der Patient da ist. Weil,<br />

wie aussagekräftig ist dieser? Im Spital<br />

sind so viele Patientinnen und Patienten,<br />

von denen ich die Daten zu allen<br />

möglichen Dingen nutzen kann. Ich<br />

kann verfolgen, wie sich Krankheiten im<br />

Spital ausbreiten, Jahresübersichten von<br />

Behandlungen erstellen, Ärzte und ihre<br />

Erfolgsquoten nachvollziehen, Krankheitsverläufe<br />

von Patienten einsehen,<br />

Krankheiten vergleichen. Ich kann das<br />

Krankenhaus an sich smart machen.<br />

Ich kann Krankenhäuser miteinander<br />

vernetzen. Ich habe eine Intelligenz, mit<br />

der ich Fragen beantworten kann, die<br />

ich mir vorher noch nie habe vorstellen<br />

können.<br />

Gingold: Sie leben und lehren in London.<br />

In England ist man tendenziell eher<br />

datenaffin. Bei uns gibt es noch viel Skepsis,<br />

wenn es ums Sammeln und Speichern<br />

von Gesundheitsdaten geht – das haben<br />

auch viele Wortmeldungen beim Kongress<br />

gezeigt. Sind wir zu skeptisch?<br />

Kirchberger: Ich habe diese Frage<br />

früher immer mit ja und nein beantwortet.<br />

Inzwischen sage ich: Ja, wir<br />

sind zu skeptisch. Skeptisch zu einem<br />

Punkt, wo schon fast Angst mit dabei<br />

ist. Ich habe die Befürchtung, dass<br />

wir eine wahnsinnige Lücke zwischen<br />

dem, was China und Amerika vorlegen,<br />

und dem, was Europa tut, kreieren. In<br />

meinem Umfeld arbeite ich mit Top-<br />

Studenten, die mit wahnsinnigen Fähigkeiten<br />

kommen. Aber viele wandern<br />

wieder nach China ab. Warum? Weil<br />

selbst in England die breite Industrie,<br />

das Silicon Valley, der richtige Support<br />

für die wirklich innovativen Ideen<br />

fehlt. In Amerika und China wird ein-<br />

Fotos: Stefan Seelig, privat<br />

10 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


NEWS INTERN<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

fach nur gesagt: „Mach!“. Natürlich ist<br />

Datenschutz enorm wichtig und ich<br />

kann auch nicht einfach sagen: „Lasst<br />

uns alle Daten hergeben und das ist<br />

großartig.“ Aber das ist eine Entwicklung,<br />

die man nicht aufhalten kann. Je<br />

besser wir das akzeptieren und je besser<br />

wir Schutz einbauen für Individuen,<br />

desto besser ist es für alle. Wir können<br />

gerne darüber reden, wem die Daten<br />

gehören. Wir sollten auch darüber reden,<br />

ob es Incentives gibt für Patientinnen<br />

und Patienten, die ihre Daten<br />

hergeben. Aber statt dieser Angst und<br />

Aversion sollten wir uns öffnen und<br />

fragen: Was sind die Möglichkeiten?<br />

Gingold: Frau Mühlhausen, aus Ihren<br />

Umfragen im Zukunftsinstitut geht ganz<br />

eindeutig hervor, dass Gesundheit für die<br />

Menschen der wichtigste Wert ist. Durch<br />

Corona hat sich diese Bedeutung von Gesundheit<br />

und Wohlbefinden für jeden Einzelnen<br />

noch weiter verstärkt. Wie müssen<br />

sich unsere Gesundheitssysteme und vor<br />

allem die Spitäler darauf einstellen?<br />

Mühlhausen: Das Wichtigste für die<br />

Spitäler in Zukunft ist, zu verstehen, dass<br />

sie es mit Patientinnen und Patienten zu<br />

tun haben, die sehr aufgeklärt und motiviert<br />

sind, sich um ihre Gesundheit<br />

zu kümmern. Blickt man zurück, zeigt<br />

sich eine Entwicklung von der doch sehr<br />

passiven Haltung der Patientinnen und<br />

Patienten zu einem starken Interesse<br />

zu den Themen Wohlbefinden, Wohlgefühl<br />

und Wellness. Als Patientinnen<br />

und Patienten haben wir immer mehr<br />

Möglichkeiten bekommen, uns zu informieren<br />

und Spitäler zu vergleichen.<br />

Gerade bei elektiven Eingriffen wählen<br />

wir selektiv aus, in welche Klinik wir uns<br />

begeben möchten. Das ist ein Prozess<br />

gewesen, der durch die Pandemie ganz<br />

rapide unterbrochen wurde und eine<br />

neue Dynamik erfahren hat. Denn wir<br />

alle haben in der Pandemie etwas ganz<br />

Wichtiges gelernt: Mit dem Wohlgefühl<br />

kann sich keiner etwas kaufen, wenn unsere<br />

Gesundheit wirklich vital bedroht<br />

ist. Und dieses Gefühl, diese Erfahrung,<br />

nehmen wir mit in die Zukunft und<br />

gehen so noch bewusster mit unserer<br />

Gesundheit um. Gesundheit ist wieder<br />

stärker die Abwesenheit von Krankheit.<br />

Das impliziert aber auch eine stärkere<br />

Anspruchshaltung der Patientinnen und<br />

Patienten. Sie wollen genau wissen, mit<br />

wem sie es zu tun haben. Was ist das für<br />

ein Spital, für welche Werte steht es und<br />

welche Bedürfnisse werden da befriedigt.<br />

Das sind Entwicklungen, die sehr<br />

prägend sind und auch nachhaltig für<br />

die Zukunft werden.<br />

Gingold: Die Patientin und der Patient<br />

werden immer informierter, übernehmen<br />

mehr Verantwortung für ihre Gesundheit<br />

und achten immer mehr auf sich. Dadurch<br />

haben sie auch ihre Gesundheitsdaten<br />

immer mehr im Blick: durch Apps,<br />

die Uhr am Handgelenk und vieles mehr.<br />

Wie müssen die verantwortlichen Träger<br />

und die Spitäler darauf reagieren? Und<br />

vor allem, was braucht es dazu?<br />

Mühlhausen: Ich glaube, es braucht<br />

vor allem eine Offenheit. Es ist weniger<br />

entscheidend, dass jedes Spital in<br />

der Lage ist, diese Apps auszulesen und<br />

die Informationen einfließen zu lassen.<br />

Das ist sicherlich nicht an jeder Stelle<br />

notwendig oder möglich. Vielmehr geht<br />

es darum, im Kopf etwas zu verändern.<br />

Dass die Verantwortlichen wissen, dass<br />

sie es mit einem neuen Patiententypus<br />

zu tun haben, der stärker bereit ist, sich<br />

auch selbst zu vermessen und zu tracken.<br />

Das Sammeln von Daten findet<br />

heute hauptsächlich im Bereich Sport,<br />

Ernährung, Schlafen und Entspannung<br />

statt. Und weniger, dass wir unsere<br />

Röntgenbilder und Krankheitshistorie<br />

mit uns tragen. Doch dieser Weg ist<br />

wichtig, um das Zweite überhaupt möglich<br />

zu machen. Damit wir bereit sind,<br />

diese Verantwortung zu übernehmen.<br />

Diese Lust an den Daten, an den Informationen<br />

über das eigene körperliche<br />

Wohlbefinden ist ein unheimlich guter<br />

Übergang. Als Klinikträger und Mitarbeitende<br />

gilt es, sich dafür zu öffnen und<br />

weitere Entwicklungen anzustoßen und<br />

einzufordern, um sich auf den Weg zu<br />

einem Smart Hospital zu begeben. Auch<br />

„Es geht<br />

darum, dass<br />

wir wieder<br />

mehr mit<br />

den Patientinnen<br />

und<br />

Patienten<br />

arbeiten<br />

können.<br />

Dass wir<br />

Zeit gewinnen.“<br />

die Kliniken haben sich auf den Weg<br />

gemacht, stärker zu Marken zu werden<br />

und sich zu den eigenen Werten und<br />

denen der Patientinnen und Patienten<br />

zu committen.<br />

Gingold: In dem von Ihnen skizzierten<br />

Smart Hospital wird das Krankenhauspersonal<br />

durch Technik entlastet. Wir<br />

brauchen viel mehr Zeit für unsere Patientinnen<br />

und Patienten – und dafür eine<br />

Entlastung im Bereich Bürokratie, Dokumentation<br />

und so weiter. Wo stehen wir<br />

heute aus Ihrer Sicht auf dem Weg zum<br />

Smart Hospital?<br />

Mühlhausen: Das ist ein super Hinweis.<br />

Denn das ist genau der Punkt, den<br />

man verstehen muss: Die Digitalisierung,<br />

das Smarte daran, ist kein Selbstzweck.<br />

Sondern es geht darum, dass wir<br />

wieder mehr mit den Patientinnen und<br />

Patienten arbeiten können. Dass wir<br />

Zeit gewinnen. Natürlich auch, dass wir<br />

ökonomisch gut aufgestellt sind, weil<br />

wir nicht wissen, was als Nächstes passiert.<br />

Die Pandemie hat uns gezeigt, wie<br />

wichtig die Rolle der Spitäler ist. Was<br />

dort von allen Mitarbeitenden geleistet<br />

wird, ist absolut fantastisch. Es hat uns<br />

klar gezeigt: Wir brauchen Lösungen für<br />

das Problem Personalmangel, für das<br />

Problem Zeitmangel. Wir müssen stärker<br />

in die Vernetzung. Wirklich smart<br />

ist eine Klinik dann, wenn sie es schafft,<br />

aus High-Tech High-Touch zu machen.<br />

Es zählt nicht, dass alles miteinander<br />

„verdrahtet“ ist und Informationen auf<br />

Knopfdruck da sind. Wichtig ist, was ich<br />

mit diesen Informationen machen kann<br />

und wie ich über dieses Sammeln der<br />

Informationen und der Erleichterung<br />

der Arbeitsabläufe mehr Zeit mit den<br />

Patientinnen und Patienten wiedergewinne.<br />

Deswegen ist das Smart Hospital<br />

#GRADHERAUS – Der<br />

Podcast mit Gerald Gingold<br />

Das Gesundheitssystem steht mehr denn je vor großen<br />

Herausforderungen. Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann<br />

der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien,<br />

analysiert im Podcast #GRADHERAUS mit Expertinnen und<br />

Experten Zahlen, Daten und Fakten und gibt Einblick in Themen,<br />

die die Wiener Spitalsärzteschaft bewegen.<br />

Das gesamte Interview und weitere interessante Folgen<br />

können Sie über Audio-Streaming-Dienste sowie die Website<br />

der Wiener Ärztekammer nachhören:<br />

www.aekwien.at/gradheraus<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien <strong>11</strong>


INTERN NEWS<br />

Arbeitsmedizin<br />

Beruf mit Berufung<br />

Betriebliche Gesundheitsvorsorge hat während der Corona-Pandemie einen neuen<br />

Stellenwert bekommen. Dazu kommen noch einige weitere neue Herausforderungen<br />

und ein Mangel an Arbeitsmedizinerinnen und -medizinern, wie die Leiterin<br />

des Referats für Betriebsärzte und Arbeitsmedizin, Schirin Martina Missaghi,<br />

im <strong>doktorinwien</strong>-Interview berichtet.<br />

Von Alexandros Stavrou<br />

► <strong>doktorinwien</strong>: Die Arbeitsmedizin<br />

ist seit Beginn der Pandemie<br />

ein omnipräsentes Thema. Wie schätzen<br />

Sie die Lage hier ein?<br />

Missaghi: Die vergangenen zwei Jahre<br />

waren in arbeitsmedizinischen Belangen<br />

durch Corona sehr geprägt. Die<br />

aktuelle Pandemie hat nochmals deutlich<br />

gemacht, dass die Arbeitsmedizin<br />

in Betrieben an vorderster Front steht,<br />

wodurch auch das Referat laufend mit<br />

neuen dringenden Fragen konfrontiert<br />

war. Angefangen von den Arbeitsbedingungen,<br />

deren Umgestaltung, den<br />

Schutzmaßnahmen, der Schutzausrüstung,<br />

den Risikobeurteilungen, Freistellungen,<br />

Attesten, Grippeimpfstoffen,<br />

der fehlenden Verfügbarkeit derselben,<br />

den Gesetzesänderungen und zahlreichen<br />

Verordnungen bis schließlich<br />

hin zum Start der Schutzimpfungen gegen<br />

COVID-19 und deren Bedingungen,<br />

war das Mitwirken der Arbeitsmedizinerinnen<br />

und -mediziner in sämtlichen<br />

Betrieben unmittelbar erforderlich und<br />

dringend gewünscht.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Damit sind wir ja auch<br />

bei den Agenden des Referats. Welche<br />

konkreten Herausforderungen beschäftigen<br />

Sie hier derzeit am meisten?<br />

Missaghi: Homeoffice stellte aufgrund<br />

der fehlenden Möglichkeit der<br />

Begehung von Arbeitsplätzen und nicht<br />

zuletzt auch durch die ausständige Regelung<br />

durch den Gesetzgeber eine arbeitsmedizinische<br />

Herausforderung dar.<br />

In einzelnen Betrieben gab es besondere<br />

Schwierigkeiten, da Arbeitsmedizinerinnen<br />

und -mediziner als „verzichtbarer<br />

Kontakt“ im Sinne der Kontaktbeschränkungen<br />

gesehen wurden. Daraus<br />

wurde schlussgefolgert, dass auch die<br />

Bezahlung nicht geleistet werden müsse.<br />

„Der Nutzen<br />

des Gesundheitsschutzes<br />

und der<br />

betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung<br />

ist unumstritten.<br />

“<br />

Andere Betriebe wollten hingegen Unterstützung<br />

zur Erstellung von Maßnahmenpaketen<br />

im Sinne sinnvoller, alltagstauglicher<br />

und sicherer Konzepte für<br />

Arbeitnehmerinnen und -nehmer sowie<br />

Kundinnen und Kunden. Insofern stand<br />

die Kommunikation mit Kolleginnen,<br />

Kollegen, Institutionen, Unternehmen<br />

und heuer auch vermehrt direkt mit der<br />

Bevölkerung im Vordergrund der Tätigkeit<br />

des Referats.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: War auch die „Corona-<br />

Impfung“ in den Betrieben ein Thema für<br />

die Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner?<br />

Missaghi: Selbstverständlich. Allerdings<br />

konnten die Arbeitsmedizinerinnen<br />

und -mediziner weniger dazu<br />

beitragen als sie gewollt hätten. Zunächst<br />

war der Mangel an Corona-<br />

Impfstoff und ständig wechselnde Priorisierungen<br />

von Alters- und Berufsgruppen<br />

bei der Impfstoffverteilung ein<br />

Schirin Martina Missaghi: „Die Aufgaben reichen von Impfungen über<br />

ergonomische Arbeitsplatz-Gestaltung bis hin zu ganzheitlichen Gesundheitskonzepten<br />

in einem Betrieb.“<br />

Thema. Dann das Problem, dass, vor<br />

allem in Wien, sehr lange nur in Impfstraßen<br />

geimpft werden durfte. Allerdings<br />

hätten die Impfungen sehr leicht<br />

direkt in den Unternehmen durchgeführt<br />

werden können, wir Arbeitsmedizinerinnen<br />

und -mediziner wären dazu<br />

bereit gewesen. Es bleibt abzuwarten,<br />

ob sich die nun vorgeschlagenen Varianten<br />

zu Kauf oder Miete von Hardund<br />

Software für die gesetzlich vorgeschriebenen<br />

Eintragungen in den e-<br />

Impfpass in der arbeitsmedizinischen<br />

Praxis bewähren.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Arbeitsmedizin hat ja<br />

auch viel mit gesundheitlicher Prävention<br />

zu tun. Wie steht es um die Prävention am<br />

Arbeitsplatz?<br />

Missaghi: Arbeitsmedizinerinnen und<br />

-mediziner sind Expertinnen und Experten<br />

für Prävention in puncto Gesundheit<br />

am Arbeitsplatz. Die Aufgaben<br />

reichen von Impfungen über<br />

ergonomische Arbeitsplatzgestaltung<br />

bis hin zu ganzheitlichen Gesundheitskonzepten<br />

in einem Betrieb. Sie tragen<br />

damit dazu bei, dass gesundheitsbeeinträchtigende<br />

Einflussfaktoren erkannt<br />

und zielgerichtet beseitigt werden. Ihre<br />

Kompetenz als erfahrene Ärztinnen<br />

und Ärzte ist die wesentliche Basis dafür,<br />

dass ihre Vorschläge vom Management<br />

ernst genommen werden und somit<br />

entsprechende Ressourcen bereitgestellt<br />

werden. Die Prävention kann<br />

nur dann gut umgesetzt werden, wenn<br />

die Arbeitsmedizinerinnen und -mediziner<br />

von der „Chefetage“ unterstützt<br />

werden. Üblicherweise jedoch hält sich<br />

Fotos: Schirin Martina Missaghi, Daisy-Daisy/iStock<br />

12 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


Arbeitsmedizinerinnen und<br />

-mediziner sind Expertinnen<br />

und Experten für Prävention<br />

in puncto Gesundheit am<br />

Arbeitsplatz.<br />

NEWS INTERN<br />

„Offensive Gesundheit“:<br />

Fast die Hälfte der Pflegekräfte<br />

denkt ans Aufhören<br />

aber der Arbeitgeber an die Vorgaben unserer<br />

Kolleginnen und Kollegen, denn eine Missachtung<br />

kann bei einem Arbeitsunfall dann<br />

auch nachteilige juristische Folgen haben.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Die Österreichische Akademie<br />

für Arbeitsmedizin und Prävention startet derzeit<br />

in Kooperation mit der AUVA und der Österreichischen<br />

Ärztekammer eine Kampagne zur Attraktivierung<br />

der Arbeitsmedizin und geht von einem Bedarf<br />

von 1000 zusätzlichen Arbeitsmedizinerinnen<br />

und -medizinern aus. Sehen sie das auch so?<br />

Missaghi: Absolut! Der Nutzen des Gesundheitsschutzes<br />

und der betrieblichen Gesundheitsförderung<br />

ist unumstritten. Doch es fehlt<br />

trotzdem an Nachwuchs, vielleicht weil so viele<br />

Kolleginnen und Kollegen wenig oder gar nicht<br />

in Berührung mit der Arbeitsmedizin kommen.<br />

Dabei ist sie ein sehr attraktives und auch sehr<br />

abwechslungsreiches Fach und kann auch gut<br />

mit anderen fachlichen Tätigkeiten verbunden<br />

werden. Ich selbst bin hauptberuflich Anästhesistin<br />

und Intensivmedizinerin in einem<br />

Wiener Spital, bin aber nebenbei seit 23 Jahren<br />

Arbeitsmedizinerin. Das ist nicht nur ein Beruf,<br />

sondern auch eine Berufung, bei der man seinen<br />

Horizont laufend erweitern kann und ich<br />

kann es jedem interessierten Kollegen und jeder<br />

interessierten Kollegin nur nahelegen, sich mit<br />

Arbeitsmedizin zu beschäftigen. <br />

Service: Sämtliche Informationen zum Berufsfeld<br />

Arbeitsmedizin sowie zur Kampagne zur Attraktivierung<br />

der Arbeitsmedizin finden Sie unter<br />

www.arbeitsmedizin-info.at<br />

Zur Person: Schirin Martina Missaghi ist Fachärztin<br />

für Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

und Leiterin des Referats für Betriebsärzte und<br />

Arbeitsmedizin der Ärztekammer für Wien.<br />

Die österreichischen Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer im Gesundheitswesen und der<br />

Langzeitpflege erleben durch die Corona-<br />

Pandemie eine deutliche Beeinträchtigung<br />

ihrer psychischen Gesundheit. Die laufend<br />

anwachsenden beruflichen Belastungen sind<br />

eine wesentliche Ursache dafür. In der Folge<br />

denken immer mehr Berufsangehörige an<br />

einen Berufswechsel. Damit verschärft sich<br />

die ohnehin bereits bestehende Personalnot<br />

im Gesundheitswesen und<br />

der Langzeitpflege. Das belegen<br />

auch die Ergebnisse<br />

der Umfrage „Ich glaub‘,<br />

ich krieg‘ die Krise“, die von<br />

der Initiative „Offensive<br />

Gesundheit“, vertreten<br />

durch Arbeiterkammer, Gewerkschaften und<br />

Ärztekammer, Anfang Oktober im Rahmen<br />

einer Pressekonferenz präsentiert wurde.<br />

Gerald Gingold, Vizepräsident und Obmann<br />

der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer<br />

für Wien warnt: „Die Situation ist dramatisch.<br />

Und wir sehen wenig Hoffnung, vor<br />

allem im Hinblick auf die jetzt beginnende<br />

kalte Jahreszeit, wo wir ganz klar auch einen<br />

Anstieg der Fallzahlen mit COVID-19 erwarten.<br />

Wir haben in ganz Wien mit rezenten<br />

Umfragen zur psychischen Gesundheit in<br />

allen Wiener Spitälern ein ähnliches Bild<br />

skizziert bekommen. Unsere Kolleginnen<br />

und Kollegen sind extrem überlastet, und die<br />

Pandemie hat diese Entwicklungen nur noch<br />

verstärkt und beschleunigt.“<br />

Diesen Befund bestätigt auch Silvia Rosoli,<br />

Leiterin der Abteilung Gesundheitsberufe<br />

und Pflegepolitik der Arbeiterkammer Wien:<br />

„Dass die Beschäftigten in der Gesundheitsversorgung<br />

und Langzeitpflege schon längst<br />

am Ende ihrer Kräfte sind, wissen wir. Aber<br />

die Ergebnisse unserer Umfrage sind sogar<br />

noch dramatischer, als ich erwartet habe.<br />

Fast die Hälfte aller Befragten denkt daran,<br />

den Beruf zu verlassen – und sie tun es auch,<br />

wie wir an den leerstehenden Betten in den<br />

Spitälern und Pflegeheimen sehen. Die Lage<br />

ist besorgniserregend, denn wenn es den<br />

Beschäftigten im Gesundheitsbereich und<br />

der Langzeitpflege schlecht geht, dann geht<br />

es auch den Patientinnen und Patienten<br />

sowie Klientinnen und Klienten nicht gut,<br />

wie zuletzt die Volksanwaltschaft und das<br />

Vertretungsnetz in erschreckender Weise<br />

berichtet haben.“<br />

Reinhard Waldhör, Vorsitzender der<br />

GÖD-Gesundheitsgewerkschaft dazu: „Die<br />

,Offensive Gesundheit’ fordert seit Langem<br />

die Umsetzung einer Ausbildungsoffensive in<br />

allen Gesundheits- und Pflegeberufen. Verbesserte,<br />

kostenlose Zugangsmöglichkeiten<br />

und ordentlich bezahlte Praktika sind der<br />

Türöffner zu den weiteren dringend notwendigen<br />

Veränderungen im<br />

Gesundheitswesen. Nur,<br />

wenn wir die Ausbildungsund<br />

Arbeitsbedingungen<br />

verbessern, werden wir genügend<br />

Menschen für diese<br />

Professionen begeistern<br />

können. Andernfalls wird sich die Pflegekrise,<br />

in der wir uns bereits befinden, drastisch<br />

verschärfen.“<br />

Gerald Mjka, stellvertretender Vorsitzender<br />

der Gewerkschaft vida, Fachbereich Gesundheit:<br />

„Alarmstufe Rot! Im Gesundheits- und<br />

Pflegebereich fehlt es an allen Ecken und<br />

Enden an Personal. Die Kolleginnen und<br />

Kollegen können und wollen nicht mehr<br />

unter den seit Jahren immer schlechter<br />

werdenden Bedingungen arbeiten. Bis 2030<br />

braucht es zusätzlich mindestens 76.000<br />

Menschen in Pflegeberufen, um den Status<br />

quo aufrechtzuerhalten. Am Ende braucht<br />

es also deutlich mehr Beschäftigte, um<br />

gute Pflege und Betreuung sicherzustellen.<br />

Außerdem dürfen wir nicht vergessen, dass<br />

überlastetes, ausgebranntes und vom System<br />

krank gemachtes Personal dazu führt, dass<br />

auch die Patientinnen und Patienten leiden.<br />

Die Bundesregierung ist in der Pflicht – sie<br />

muss sofort für mehr Personal und bessere<br />

Arbeitsbedingungen sorgen.“<br />

Abschließend appellieren die Vertreterinnen<br />

und Vertreter der „Offensive Gesundheit“ an<br />

die Politik: „Der neue Bundeskanzler sollte<br />

die Chance ergreifen, die uneingelösten<br />

Versprechen seines Vorgängers zu erfüllen. Es<br />

gibt keine Alternative zu einer umfassenden<br />

Pflegereform – wir können es uns nicht<br />

länger leisten, nur auf Sonntagsreden und<br />

Applaus zu setzen. Die Aufgaben sind groß.<br />

Entsprechend umfassend müssen auch die<br />

Maßnahmen sein, damit wir unser Gesundheitssystem<br />

erhalten können.“ <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 13


INTERN NEWS<br />

Schwerpunkt Fachärztinnen und Fachärzte<br />

„Ein Sprung ins kalte Wasser“<br />

<strong>doktorinwien</strong> sprach mit den Obleuten der Fachgruppen Haut- und Geschlechtskrankheiten sowie<br />

Kinder- und Jugendheilkunde, Sylvia Perl-Convalexius und Peter Voitl, über ihren Schritt in die Niederlassung,<br />

Fußball-WM und Rock ’n’ Roll-Akrobatik.<br />

Von Bernhard Salzer<br />

► <strong>doktorinwien</strong>: Wie viele Jahre<br />

betreiben Sie Ihre Ordination und<br />

was war Ihre Motivation für den Schritt in<br />

die Niederlassung?<br />

Perl-Convalexius: Vor 23 Jahren habe<br />

ich meine Kassenordination aufgesperrt.<br />

Davor war ich am AKH an der Hautklinik<br />

tätig. Ich hatte dort das Glück, von<br />

großartigen Dermatologen zu lernen. Es<br />

war eine spannende Zeit, in der ich intensiv<br />

wissenschaftlich gearbeitet habe.<br />

Zunächst war auch eine Habilitierung<br />

geplant. Trotzdem habe ich sehr bald<br />

gemerkt, dass mir im wissenschaftlichen<br />

Betrieb etwas fehlt: Der regelmäßige<br />

Kontakt zu Patientinnen und Patienten.<br />

Deswegen habe ich mich für den Schritt<br />

in die Niederlassung entschieden und es<br />

bis heute nicht bereut.<br />

Voitl: Meine Hauptmotivation zum<br />

Wechsel vom Spital in die Niederlassung<br />

im Jahr 1999 war, dass nur in einer<br />

Ordination ein weitgehend selbstbestimmtes<br />

Arbeiten möglich ist und<br />

das in einem Umfeld, das man selbst<br />

gestalten kann. Im Krankenhaus kann<br />

man sich seine Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter nicht aussuchen und ist viel<br />

stärker fremdbestimmt. Zudem möchte<br />

man mit 50 Jahren anders arbeiten als<br />

mit 30 und das ist in einem Spitalsumfeld<br />

nicht möglich.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was waren Ihre größten<br />

Sorgen zu Beginn und wie entwickelte<br />

sich Ihre Ordination?<br />

Voitl: Natürlich hat man zu Beginn<br />

Sorgen, ob das eigene Angebot angenommen<br />

wird und ob ein adäquates<br />

Einkommen erzielt werden kann. Diese<br />

Sorge hat sich bei mir rasch gelegt, da<br />

recht bald ein reger Patientenzustrom<br />

zu verzeichnen war. Begonnen habe<br />

ich mit einer Privatordination im 22.<br />

Bezirk, die seit 2005 Verträge mit allen<br />

Kassen hat und die ich seit 2010 mittlerweile<br />

als Gruppenpraxis mit drei<br />

Dermatologin Sylvia Perl-Convalexius: „Die schönsten Momente sind<br />

tatsächlich, wenn Patientinnen und Patienten ihren Dank aussprechen,<br />

dass sie sich gut versorgt fühlen.“<br />

„Ich würde<br />

jungen<br />

Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

empfehlen,<br />

in mehreren<br />

Praxen<br />

oder Gruppenpraxen<br />

vertreten zu<br />

gehen.“<br />

Partnern führe. Ich habe den Schritt<br />

von der Wahlarztpraxis ins Kassensystem<br />

nie bereut, weil nur hier eine<br />

solidarische und niederschwellige Patientenversorgung<br />

quer durch alle Einkommensschichten<br />

möglich ist.<br />

Perl-Convalexius: Als ich mich für die<br />

Niederlassung entschieden hatte, war<br />

gerade im 20. Bezirk eine Kassenstelle<br />

zu besetzen. Es gab Wartelisten und ich<br />

war eigentlich chancenlos. Trotzdem rief<br />

ich bei der Gebietskrankenkasse an, habe<br />

mich beworben und völlig überraschend<br />

gleich am Telefon die Zusage bekommen<br />

– das war Glück, denn ich hatte, ohne es<br />

zu wissen, den normalen Bewerbungsvorgang<br />

umgangen. Das geht heute natürlich<br />

nicht mehr. Jedenfalls war es ein<br />

Sprung ins kalte Wasser: Ich musste von<br />

Null anfangen und innerhalb von sechs<br />

Wochen meine Ordination – die kleine<br />

Praxis eines ehemaligen Röntgenologen<br />

– renovieren und für Dermatologie<br />

umbauen. Ich habe sofort den Kontakt<br />

zu niedergelassenen Kolleginnen und<br />

Kollegen im Bezirk gesucht. Das hat mir<br />

sehr geholfen. Ich bekam wertvolle Tipps<br />

und ich wurde auch ihren Patientinnen<br />

und Patienten empfohlen. Begonnen<br />

habe ich mit einer Ordinationshilfe und<br />

knapp 300 Scheinen. Heute sind es etwa<br />

2000 und ich werde von vier Mitarbeiterinnen<br />

unterstützt.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was sind die schönsten<br />

Momente Ihrer niedergelassenen Tätigkeit<br />

und was nervt Sie?<br />

Voitl: Zweifellos gehört die enge Bindung<br />

und Betreuung einzelner Patientinnen<br />

und Patienten mit komplexen<br />

Krankheitsbildern, die sich mit vielen<br />

Problemen, nicht nur medizinischen,<br />

an mich wenden, zu den schönsten Momenten.<br />

Es ist berührend, wenn man<br />

von einer Familie, die finanziell alles andere<br />

als gut gestellt ist, zu Weihnachten<br />

eine Kleinigkeit als Dank bekommt. Ein<br />

derartiges Verhältnis zu Patienten habe<br />

ich im Spital nie erlebt. Natürlich hat<br />

man auch mit den weniger erfreulichen<br />

Tätigkeiten, etwa der Administration zu<br />

tun, die zeitaufwändig sind.<br />

Perl-Convalexius: Die schönsten<br />

Momente sind tatsächlich, wenn Patientinnen<br />

und Patienten ihren Dank<br />

aussprechen, dass sie sich gut versorgt<br />

fühlen. Ich betreue sie oft über viele Jahre<br />

mit all ihren Sorgen und Problemen.<br />

Einige, die mittlerweile im weiten Ausland<br />

leben, kommen bei jedem Heimatbesuch<br />

zu mir. Das freut mich besonders,<br />

denn es gibt in Übersee sicher auch<br />

gute Dermatologinnen und Dermatologen.<br />

Wenn es nötig ist, nehme ich mir<br />

für Jede und Jeden auch einmal mehr<br />

Zeit. Dadurch kann es zu Wartezeiten<br />

Fotos: Stefan Seelig<br />

14 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


NEWS INTERN<br />

kommen. Diesbezüglich fällt auf, dass<br />

die Geduld der Menschen in den letzten<br />

Jahren nachgelassen hat. Auch die<br />

verbale Aggression gegenüber meinen<br />

Assistentinnen und mir hat zugenommen.<br />

Wirklich störend sind diese unnötigen<br />

Arztbewertungen im Internet. Da<br />

finden Kränkungen, Beleidigungen und<br />

falsche Behauptungen statt, die zum Teil<br />

geschäftsschädigend sind.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Wie schaut ein normaler<br />

Arbeitstag von Ihnen aus, wann stehen<br />

Sie auf und wann ist Feierabend?<br />

Perl-Convalexius: Ich bin ab 7.30<br />

Uhr in meiner Ordination. An Tagen,<br />

an denen ich am Nachmittag geöffnet<br />

habe, komme ich vor 21 Uhr kaum<br />

nach Hause. Neben der Patientenbetreuung<br />

nimmt die Nachbearbeitung<br />

schwieriger Fälle, die Administration<br />

und die Teledermatologie viel Zeit in<br />

Anspruch – die Telemedizin hat sich<br />

seit Beginn der Pandemie vervielfacht.<br />

Gerade aber in einem Fach wie der<br />

Dermatologie ist der direkte Patientenkontakt<br />

unverzichtbar, denn eine<br />

Diagnose über unscharfe Handyfotos<br />

ist oft nicht möglich. Nach der Ordination<br />

kommen noch Fortbildungsveranstaltungen<br />

dazu. Zum Ausgleich<br />

betreibe ich Yoga, jogge und im Winter<br />

gehe ich Skifahren. In meiner Jugend<br />

war ich Turniertänzerin, Staatsmeisterin<br />

und 4. der Weltrangliste der<br />

A-Klasse in Rock ’n’ Roll-Akrobatik.<br />

Wenn sich die Gelegenheit ergibt, tanze<br />

ich auch heute noch gerne zu Boogie<br />

und Rock ’n’ Roll.<br />

Voitl: Da wir in der Gruppenpraxis im<br />

Team arbeiten, gibt es keinen typischen<br />

Arbeitstag. Diensteinteilung und Ordinationstätigkeit<br />

können wir flexibel<br />

und den individuellen Bedürfnissen<br />

entsprechend gestalten. Dadurch ist<br />

ein gutes Gleichgewicht zwischen der<br />

Routinearbeit und weiterführenden<br />

Tätigkeiten möglich – etwa der Erstellung<br />

von Sachverständigengutachten<br />

oder der Studentenbetreuung. Ausgleich<br />

zum Arbeitsalltag finde ich auch<br />

im Sport: Seit meiner Kindheit spiele<br />

ich Fußball und bin auch seit Jahren<br />

Teil der österreichischen Ärzte-Fußballnationalmannschaft.<br />

Eines meiner<br />

sportlichen Highlights war die Teilnahme<br />

an der Ärzte-Fußball-WM im Jahr<br />

2019 in Mexiko.<br />

GO2ORDI<br />

Der One-Stop-Shop für<br />

die Ordinationsgründung<br />

GO2ORDI, das Gründerservice der Ärztekammer für<br />

Wien, unterstützt auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />

und ins Unternehmertum. Die kostenlose Gründerberatung<br />

hilft, die Reise ins Unbekannte zu vereinfachen und<br />

mithilfe von Expertinnen und Experten die ersten Schritte<br />

in die Selbstständigkeit zu wagen. GO2ORDI unterstützt<br />

Sie auf dem Weg zur erfolgreichen Ordinationsgründung.<br />

Kontakt: www.aekwien.at/go2ordi<br />

„Für eine<br />

Kassenordination<br />

reichen<br />

anfangs jene<br />

Geräte, die<br />

die Leistungen<br />

im Kassenkatalog<br />

abdecken.“<br />

Kinderarzt Peter<br />

Voitl: „Ich habe<br />

den Schritt von der<br />

Wahlarztpraxis ins<br />

Kassensystem nie<br />

bereut, weil nur hier<br />

eine solidarische und<br />

niederschwellige<br />

Patientenversorgung<br />

quer durch alle Einkommensschichten<br />

möglich ist.“<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Sind Sie mit den Kassenhonoraren<br />

zufrieden?<br />

Voitl: In der Kinder- und Jugendheilkunde<br />

kann man damit nicht zufrieden<br />

sein. Die Honorare für den Mutter-<br />

Kind Pass wurden etwa seit 1992 nicht<br />

mehr an die Inflation angepasst und einigen<br />

aktuellen Entwicklungen unseres<br />

Fachgebietes wird nicht Rechnung<br />

getragen. Das zeigt sich sehr deutlich<br />

daran, dass derzeit rund 15 Prozent der<br />

Kassenstellen für Kinder- und Jugendheilkunde<br />

nicht besetzt sind – die Tätigkeit<br />

ist vergleichsweise unterbezahlt.<br />

Perl-Convalexius: Auch Dermatologinnen<br />

und Dermatologen sind gegenüber<br />

anderen Fächern benachteiligt,<br />

weil sich jahrelang nicht viel geändert<br />

hat. In den Verhandlungen mit den<br />

Kassen konnten zuletzt einige Verbesserungen<br />

erzielt werden. Die Zusammenführung<br />

der ehemaligen Landesgebietskrankenkassen<br />

in die jetzige Gesundheitskasse<br />

hat die Verhandlungen<br />

aber nicht vereinfacht.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Welchen Rat können<br />

Sie Kolleginnen und Kollegen geben, die<br />

den Schritt in die Niederlassung überlegen?<br />

Perl-Convalexius: Zunächst müssen<br />

sie sich fragen: Will ich im geschützten<br />

System eines Spitals bleiben, mit festgelegten<br />

Urlauben und fixem Einkommen,<br />

aber mit der Unsicherheit, ob die geleistete<br />

Arbeitszeit auch entsprechend abgegolten<br />

wird? Oder will ich mein eigener<br />

Chef sein, selbst bestimmen, wie viel<br />

ich arbeite und wissen, dass ich das Geld,<br />

das ich verdiene, auch tatsächlich für die<br />

von mir geleistete Arbeit bekomme? In<br />

der Niederlassung ist das Spektrum, das<br />

wir abdecken müssen, auch viel breiter<br />

als im Spital. Wir sind Allrounder, können<br />

aber auch Spezialgebiete abdecken<br />

– das ist eine Herausforderung, macht<br />

aber das Arbeiten besonders. Zu Beginn<br />

ist es wichtig, sich beraten zu lassen.<br />

Man sollte sich aber nicht verleiten lassen,<br />

die teuersten Geräte anzuschaffen.<br />

Für eine Kassenordination reichen anfangs<br />

jene Geräte, die die Leistungen im<br />

Kassenkatalog abdecken. Genauso ist es<br />

mit der Einrichtung: Es muss alles den<br />

Vorschriften entsprechen, aber keine<br />

Designerordination werden.<br />

Voitl: Ich würde jungen Kolleginnen<br />

und Kollegen, die den Wechsel in eine<br />

Ordination überlegen, noch ergänzend<br />

empfehlen, davor in mehreren Praxen<br />

oder Gruppenpraxen vertreten zu gehen,<br />

um sich ein eigenes Bild von den<br />

Arbeitsabläufen und der Administration<br />

zu machen. So kann man dann für<br />

sich selbst gut entscheiden, in welchem<br />

Umfeld man tätig sein möchte und es ist<br />

auch eine hervorragende Vorbereitung<br />

auf eine eventuelle Niederlassung. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 15


INTERN NEWS<br />

Ärztekammer-Literaturpreis<br />

„Gesund schreiben <strong>2021</strong>“ verliehen<br />

Jurypreisträgerin Elvira Steppacher. Publikumspreisträgerin Paula Dorten. Sonderpreisträger Theobald Fuchs.<br />

Die in München lebende Literaturwissenschafterin<br />

Elvira Steppacher ist die Preisträgerin<br />

des von der Ärztekammer für Wien zum<br />

zweiten Mal vergebenen und mit 4000 Euro<br />

dotierten internationalen Literaturpreises „Gesund<br />

schreiben“. Der parallel dazu vergebene<br />

und mit 1000 Euro dotierte Publikumspreis<br />

ging an die erst 15-jährige niederösterreichische<br />

Schülerin Paula Dorten. Die Verleihung<br />

fand im ORF RadioKulturhaus statt.<br />

Eingereicht wurden knapp 700 Texte aus dem<br />

gesamten deutschsprachigen Raum. Kooperationspartner<br />

ist Ö1.<br />

Elvira Steppacher studierte Literaturwissenschaft,<br />

Hispanistik und Philosophie in Münster<br />

Polizeiamtsärztinnen und -ärzte: Gehalt als<br />

Grund für Personalmangel<br />

Wer kennt ihn nicht? „Dr. Leo Graf“, gespielt<br />

von dem mittlerweile verstorbenen Gerhard<br />

Zemann, war in der Fernsehserie „Kommissar<br />

Rex“ einer der berühmtesten Gerichtsmediziner<br />

und Polizeiamtsärzte Österreichs und<br />

brachte diesen Beruf einem breiten – auch<br />

internationalen – Publikum nahe. „Heutzutage<br />

ist aber seine Rolle leider nicht mehr<br />

aktuell“, erklärt Gerald Gingold, Vizepräsident<br />

und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der<br />

Ärztekammer für Wien.<br />

Der Grund dafür ist laut Ärztekammer die<br />

mangelnde Wertschätzung, die man über<br />

die Jahre dieser ärztlichen Berufsgruppe<br />

entgegengebracht habe. „Unattraktive Arbeitsbedingungen<br />

und unterdurchschnittliche<br />

Gehälter locken nun mal keine Ärztinnen and<br />

und Santander (Spanien). Ihre Studienschwerpunkte<br />

lagen auf der Literatur des 17. und 18.<br />

Jahrhunderts sowie der (Wiener) Moderne. Sie<br />

promovierte an der Westfälischen Wilhelms-<br />

Universität Münster über Sinnlichkeit und<br />

Leiblichkeit im Motiv des kranken Erzählers.<br />

Nach Stationen in Tageszeitungen, Agentur und<br />

Verlagshaus leitete sie neun Jahre das Institut<br />

zur Förderung publizistischen Nachwuchses in<br />

München. Seit 2019 schreibt sie Romane, Kurzgeschichten<br />

und Lyrik. Sie war Teilnehmerin des<br />

Seminars Nature Writing, veranstaltet von der<br />

Bayerischen Akademie des Schreibens (2019).<br />

Paula Dorten kann trotz ihrer jungen Jahre<br />

bereits auf eine Reihe von Auszeichnungen<br />

Ärzte an, um in diesem sehr fordernden und<br />

verantwortungsvollen Umfeld zu arbeiten“,<br />

so Gingold.<br />

„Ich fordere daher eine echte Joboffensive<br />

seitens der politisch Zuständigen, Vizekanzler<br />

Werner Kogler und Innenminister Karl Nehammer,<br />

die dann auch attraktive Incentives<br />

und entsprechende Gehälter beinhaltet“, sagt<br />

Gingold und erklärt: „Wenn wir wieder diesen<br />

Beruf so wahrnehmen wollen, wie es ganz<br />

Österreich auf den Fernsehbildschirmen vor<br />

fast 30 Jahren getan hat, dann müssen diese<br />

30 Jahre auch in der Wirklichkeit raschest<br />

nachgeholt werden.“ Andernfalls bleibe<br />

„Dr. Leo Graf“ zwar als eine sympathische,<br />

aber gleichzeitig nicht mehr die Realität<br />

widerspiegelnde Figur in Erinnerung.<br />

verweisen: 2018 und 2020 errang sie jeweils den<br />

ersten Platz beim Walther-von-der-Vogelweide-<br />

Jugend-Literaturwettbewerb. Zudem erreichte<br />

sie 2019 den dritten Platz beim Texte.Wien<br />

Literatur-Wettbewerb. Sie ist Kolumnistin bei<br />

„Ökoreich“ sowie Klimaaktivistin bei „Fridays<br />

For Future“ und „Jugendrat“<br />

An den in Nürnberg lebenden Autor, Kolumnisten<br />

und Kritiker Theobald Fuchs erging ein<br />

Sonderpreis.<br />

Zum Literaturpreis „Gesund schreiben“<br />

können unveröffentlichte deutschsprachige<br />

Prosatexte, die einen sozialen, medizinischen<br />

und/oder ethischen Bezug aufweisen, eingereicht<br />

werden. Die eingereichten Texte dürfen<br />

vor der Entscheidung der Jury weder vollständig<br />

noch in Auszügen öffentlich vorgetragen<br />

oder in gedruckter oder elektronischer Form<br />

veröffentlicht worden sein.<br />

Aus allen zeitgerecht eingelangten Einreichungen<br />

erstellt die von der Ärztekammer bestellte<br />

Jury – ihr gehören die ORF-Redakteurin<br />

und Moderatorin Edith-Ulla Gasser (Juryvorsitzende),<br />

die Lektorin Anita Luttenberger, die<br />

Literaturwissenschafterin Daniela Strigl sowie<br />

die Ärzte und Buchautoren Paulus Hochgatterer<br />

und Andreas Schindl an - eine fünf Texte umfassende<br />

Shortlist, aus der dann der Sieger für<br />

den Jurypreis bestimmt wird. Die Vergabe des<br />

Publikumspreises erfolgt durch das Votum des<br />

bei der Verleihung des Jurypreises anwesenden<br />

Publikums. Die von der Jury ausgewählten<br />

besten Texte sind in einer Anthologie im Braumüller<br />

Verlag erschienen. <br />

Service: Weitere Informationen zum Literaturpreis<br />

der Ärztekammer für Wien unter<br />

www.gesundschreiben.at<br />

Fotos: Stefan Seelig<br />

16 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


NEWS INTERN<br />

Kindergesundheit<br />

Arme Kinder erkranken öfter<br />

85 Prozent der österreichischen Ärztinnen und Ärzte beobachten, dass armutsbetroffene Kinder und<br />

Jugendliche häufiger krank sind. Das ist nur eines von vielen alarmierenden Ergebnissen einer Umfrage<br />

der Ärztekammern in Wien, Niederösterreich, Burgenland, Salzburg, Vorarlberg und Kärnten<br />

in Zusammenarbeit mit der Volkshilfe Österreich.<br />

Foto: JasonDoiy/istock<br />

► Bereits zum zweiten Mal baten<br />

Ärztekammer und Volkshilfe<br />

Ärztinnen und Ärzte um ihre professionelle<br />

Einschätzung des Zusammenhangs<br />

von Kinderarmut und Kindergesundheit<br />

in Österreich vor dem Hintergrund<br />

ihrer tagtäglichen Praxis. Nach<br />

der ersten Umfrage aus dem Jahr 2019<br />

wurde diesmal auch der Einfluss von<br />

Corona miteinbezogen.<br />

Vielfältige Schädigungen<br />

Für Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres<br />

ist es ein erschreckendes Zeichen,<br />

dass fast ein Fünftel der österreichischen<br />

Bevölkerung armuts- und/oder ausgrenzungsgefährdet<br />

ist. Darunter fallen<br />

fast 350.000 Kinder und Jugendliche.<br />

„Österreich ist eines der reichsten Länder<br />

der Welt im Herzen Europas. Armut<br />

ist in Österreich aber nach wie vor ein<br />

Thema, und es wird weitgehend tabuisiert<br />

und beschäftigt die Öffentlichkeit<br />

bestenfalls in der Adventzeit.“ Dabei<br />

werde aber vergessen: „Wer bei Kindern<br />

spart, spart an der Zukunft. Denn<br />

Kinder, die in Armut leben, erkranken<br />

öfter, zeigen vermehrt Entwicklungsstörungen,<br />

erkranken häufiger psychisch,<br />

sind stärker suizidgefährdet und sterben<br />

um fünf bis acht Jahre früher als die<br />

Durchschnittsbevölkerung. Sie sind die<br />

chronisch Kranken von morgen!“<br />

Gerade auch die Corona-Pandemie habe<br />

die Situation von Armutsbetroffenen<br />

noch weiter verschärft: „Die Zahl von<br />

psychisch bedingten Erkrankungen,<br />

insbesonders bei Kindern und Jugendlichen,<br />

ist in die Höhe geschnellt, das<br />

Betreuungsangebot im Gegenzug aber<br />

nicht. Es ist höchste Zeit, hier effektiv<br />

gegenzusteuern.“<br />

Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe<br />

Österreich, ergänzt dazu: „Ein Leben in<br />

Armut schädigt die physische und psychische<br />

Gesundheit von Kindern und<br />

Jugendlichen. Das ist wissenschaftlich<br />

Vielen Kindern mangelt es an gesundheitsfördernden Lebensumständen.<br />

vielfach bestätigt und keine Neuigkeit.<br />

In unserer gemeinsamen Umfrage<br />

wollten wir daher genauer beleuchten,<br />

wie vielfältig diese Schädigungen sein<br />

können und wie früh sie beginnen können.<br />

Die Ergebnisse sind alarmierend<br />

und zeigen großen Handlungsbedarf.“<br />

Die Einschätzungen der Ärztinnen und<br />

Ärzte zu den gesundheitlichen Risiken<br />

durch Kinderarmut sind für die Arbeit<br />

der Volkshilfe sowohl Bestätigung als<br />

auch Ansporn: „In einem der reichsten<br />

Länder der Welt müssen wir es uns leisten<br />

können, allen Kindern jene medizinische<br />

und psychosoziale Versorgung<br />

zu bieten, die sie benötigen, um ein gelingendes<br />

Leben führen zu können.“<br />

Strukturelle Mängel<br />

Als häufigste Ursache für die gesundheitliche<br />

Ungleichheit wird von den<br />

befragten Ärztinnen und Ärzten der<br />

strukturelle Mangel von gesundheitsfördernden<br />

Lebensumständen benannt.<br />

82 Prozent sagen, Kinder sind<br />

aufgrund der psychosomatischen Fol-<br />

Der permanente<br />

existenzielle<br />

Stress, den<br />

armutsbetroffene<br />

Kinder und<br />

Jugendliche<br />

tagtäglich<br />

erleben,<br />

schädigt<br />

massiv die<br />

Gesundheit<br />

der Kinder.<br />

gen der Armutslage – etwa schlechte<br />

Wohnverhältnisse wie Schimmel oder<br />

Kälte, aber auch Mobbing und Stress<br />

– häufiger krank. Der permanente existenzielle<br />

Stress, den armutsbetroffene<br />

Kinder und Jugendliche tagtäglich erleben,<br />

schädigt also nach Einschätzung<br />

der Befragten massiv die Gesundheit<br />

der Kinder.<br />

Auf Platz zwei und drei der Ursachen<br />

für häufigere Krankheit werden „Hohe<br />

Kosten für gesunde Ernährung“ (54<br />

Prozent) und „Fehlende bewegungs-/<br />

entwicklungsfördernde Angebote im<br />

Kleinkindalter“ (53 Prozent) genannt.<br />

In etwa ein Viertel der Ärztinnen und<br />

Ärzte nennt weiters Diskriminierungserfahrungen<br />

als Grund für die häufigeren<br />

Erkrankungen.<br />

Nötige Maßnahmen<br />

Gefragt wurde auch, welche Maßnahmen<br />

die Medizinerinnen und Mediziner<br />

für besonders wichtig halten, um<br />

den Gesundheitszustand armutsbetroffener<br />

Kinder abzusichern. Zu den Top<br />

vier gehören hier für die Befragten ausreichend<br />

kostenlose Therapieplätze für<br />

Kinder bei medizinischer Indikation<br />

(66 Prozent), kostenfreie Maßnahmen<br />

zur Mund- und Zahngesundheit für<br />

alle unter 18 Jahren (61 Prozent), die rasche<br />

Erweiterung der Krankenkassenplätze<br />

für Psychotherapie bei Kindern<br />

und Jugendlichen (54 Prozent) sowie<br />

die Reform beziehungsweise der Ausbau<br />

der Kassenverträge im Bereich der<br />

Kinder- und Jugendheilkunde. Aber<br />

auch den Ausbau der Gesundheitsbetreuung<br />

an Schulen nennt eine Mehrheit<br />

(50 Prozent) als besonders wichtige<br />

Maßnahme.<br />

76 Prozent der Befragten sagen auch,<br />

dass es eine starke finanzielle Absicherung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

braucht, um gesundheitliche Ungleichheit<br />

auszugleichen. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 17


INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />

ERNENNUNGEN<br />

Dr. in Dressler Anastasia, Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Greiner Georg, Medizinische und chemische Labordiagnostik<br />

Dr. in Ilievski Barbara, Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. in Kotowski Ulana, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Dr. Kovarik Johannes, Innere Medizin<br />

DDr. Wagner Michael, Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Privatdozentin<br />

Privatdozent<br />

Ärztliche Leiterin Sucht- und Drogenkoordination<br />

Privatdozentin<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

NAMENSÄNDERUNGEN<br />

Dr. in Gruber Julia<br />

Dr. in Heissenberger Isabella Clara<br />

Dr. in Pröll Maria-Calipso<br />

Dr. in Raab-Weninger Manuela<br />

Dr. in Reinhart Karoline Gloria<br />

in: Dr. in Amsüss Julia<br />

in: Dr. in Heissenberger-Mass Isabella Clara<br />

in: Dr. in Reif-Pröll Maria-Calipso<br />

in: Dr. in Weninger Manuela<br />

in: Dr. in Reinhart-Gmeiner Karoline Gloria<br />

PRAXISERÖFFNUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. in Buhl Almut 1200, Jägerstraße 63/2a + 4<br />

Dr. Cichocki Martin <strong>11</strong>00, Alfred-Adler-Straße 1<br />

Priv.-Doz. Dr. Cetin Hakan <strong>11</strong>80, Leo-Slezak-Gasse 14/6<br />

Dr. in Egger Nicole <strong>11</strong>00, Wiedner Gürtel 13 **<br />

Lic. Med. Gomez Pellin Maria de la Cruz<br />

<strong>11</strong>00, Alfred-Adler-Straße 1<br />

Dr. Huter Sebastian <strong>11</strong>00, Alfred-Adler-Straße 1<br />

Dr. in Kaufmann Monika <strong>11</strong>10, Simmeringer Platz 1<br />

Dr. in Michalski Maria <strong>11</strong>30, Hietzinger Hauptstraße 71/6<br />

Dr. in Moussong Corinne 1010, Neutorgasse 9 **<br />

Dr. in Nagl Karin <strong>11</strong>90, Heiligenstädter Straße 175/<br />

Top 10 **<br />

Dr. Nikzad Ramin <strong>11</strong>00, Wiedner Gürtel 13<br />

Dr. in Preiner Maria, MSc <strong>11</strong>60, Kendlerstraße 41/5/57<br />

Dr. in Saglam Birgül 1030, Wehleweg 5/4<br />

Dr. in Sares Verena Elisabeth 1010, Naglergasse 6/7<br />

Dr. in Schmidt Martina Anna 1090, Garnisongasse 7/13<br />

Dr. in Schweitzer Simone 1200, Hartlgasse 26/3<br />

Dr. in Sischka Eva Maria 1010, Freyung 6<br />

Dr. Strasser Christian 1210, Weisselgasse 16<br />

Dr. Weber Philipp <strong>11</strong>80, Währinger Straße <strong>11</strong>5/12<br />

Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />

dr. med. Legner Andras<br />

1220, Langobardenstraße 128/10/R01<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. in Preiner Maria, MSc <strong>11</strong>60, Kendlerstraße 41/5/57<br />

Dr. Schmutz Rene Rainer Manfred <strong>11</strong>20, Am Kabelwerk 6/3.02<br />

Augenheilkunde und Optometrie<br />

Dr. in Masats Maria Montserrat 1090, Thurngasse 5/3<br />

Dr. in Mayr-Sponer Ulrike 1200, Hellwagstraße 13<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. in Leser Carmen 1080, Auerspergstraße 17 **<br />

Dr. in Pencik Claudia 1090, Lazarettgasse 16-18<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Dr. in Krammer Ulrike 1200, Webergasse 18/1<br />

Dr. in Schubert Barbara <strong>11</strong>20, Meidlinger Hauptstraße 46<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. Pachala Mo 1220, Prandaugasse 1/2/2<br />

Dr. in Schmidt Martina Anna 1090, Garnisongasse 7/13<br />

Dr. Weber Philipp <strong>11</strong>80, Währinger Straße <strong>11</strong>5/12<br />

Herzchirurgie<br />

Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Andreas Martin, MBA PhD<br />

<strong>11</strong>80, Klettenhofergasse 1/22<br />

Innere Medizin<br />

Dr. in Buxhofer-Ausch Veronika <strong>11</strong>30, Elisabethallee 61-63<br />

Dr. in Gomari-Grisar Fatemeh 1080, Krotenthallergasse 3-5<br />

Bgdr. Dr. Huber Joachim 1090, Nußdorfer Straße 60/ZIM9<br />

Univ.-Prof. Dr. Locker Gottfried <strong>11</strong>20, Steinbauergasse 15/3. Stock<br />

Dr. med. Ripberger Gerald Kurt, MPH MSc MHBA<br />

1010, Wallnerstraße 6<br />

Innere Medizin und Hämatologie und internistische Onkologie<br />

Dr. Bozic Boris 1050, Margaretenstraße 151<br />

Innere Medizin und Kardiologie<br />

Dr. in Winkler Martina <strong>11</strong>80, Gentzgasse 6/2/20<br />

Innere Medizin und Pneumologie<br />

Dr. in Kaufmann Monika <strong>11</strong>10, Simmeringer Platz 1<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Huber Florian Robert <strong>11</strong>00, Favoritenstraße 2<strong>11</strong>/4/EG<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. Bonell Robert 1030, Schwarzenbergplatz 6 **<br />

Dr. in Hofkirchner Johanna <strong>11</strong>80, Theresiengasse 33/2a<br />

Dr. in Skribe Teresa 1070, Siebensterngasse 54/<strong>11</strong><br />

Lungenkrankheiten<br />

Dr. in Kaufmann Monika <strong>11</strong>10, Simmeringer Platz 1<br />

Medizinische und chemische Labordiagnostik<br />

Dr. Mayer Florian Josef 1040, Margaretenstraße 5<br />

Neurologie<br />

Priv.-Doz. Dr. Cetin Hakan <strong>11</strong>80, Leo-Slezak-Gasse 14/6<br />

Dr. Hofeneder Dominik Georg Maria<br />

<strong>11</strong>80, Plenergasse 5/20-21<br />

Dr. Komenda-Lett Martin Robert 1040, Goldeggasse 6/1<br />

Dr. in Milic-Kolomaznik Mirjana <strong>11</strong>10, Lorystraße 7/Top G3<br />

Dr. Moser Walter 1050, Kliebergasse 15/7 **<br />

Dr. in Sauerbruch Sophie 1030, Keinergasse 37A<br />

Dr. in Zaunbauer-Haslik Luise 1070, Neubaugasse 76<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. in Buhl Almut 1200, Jägerstraße 63/2a + 4<br />

Dr. Drescher Roland 1080, Strozzigasse 10/Tür 10-<strong>11</strong><br />

Dr. Nicolakis Michael 1010, Schottengasse 3-3 A/I/3/42 **<br />

Dr. in Pokorny-Olsen Alexandra 1040, Wiedner Hauptstraße 39/45 A<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Dr. Mindler Gabriel 1080, Albertgasse 50<br />

Dr. Pichler Valentin 1220, Stadlauer Straße 62/OG 3 **<br />

Dr. Vekszler György 1220, Zschokkegasse 91/ Lokal 3<br />

Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />

Dr. Tsolakidis Savas 1080, Auerspergstraße 17<br />

18 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. Bonell Robert 1030, Schwarzenbergplatz 6 **<br />

Dr. in Maieron Ursula Margherita <strong>11</strong>80, Plenergasse 5/20-21<br />

Dr. in Roßmanith Sigrun 1090, Fuchsthallergasse 14/19<br />

Univ.-Prof. Dr. Rujescu-Balcu Dan 1090, Lazarettgasse 25<br />

Dr. in Skribe Teresa 1070, Siebensterngasse 54/<strong>11</strong><br />

Radiologie<br />

Dr. in Huber Claudia<br />

<strong>11</strong>10, Simmeringer<br />

Hauptstraße 101-103/1<br />

Dr. Kilanowicz Eligiusz 1080, Skodagasse 32<br />

Dr. Kilanowicz Eligiusz 1090, Lazarettgasse 16-18 **<br />

Thoraxchirurgie<br />

Priv.-Doz. DDr. Salama Mohamed <strong>11</strong>00, Fernkorngasse 91<br />

Urologie<br />

Dr. in Resch Irene 1010, Rathausstraße 21/14<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Dr. Al-Azzawi Omar Ali Hussein 1010, Nibelungengasse 1-3/Top 62<br />

lek. dent. Bigaj Raphalea <strong>11</strong>20, Hetzendorfer Straße 97/Haus 2/1<br />

Dr. in Karlsböck Stefanie 1010, Kärntner Straße 51/3 A **<br />

Dr. Kittl Yi 1080, Josefstädter Straße 6/17<br />

Dr. Kohlberger Philipp Martin 1070, Kaiserstraße 6/19<br />

Dr. in Leon Manrique Maria Andreyna, MSc<br />

<strong>11</strong>80, Hockegasse 17/B01<br />

Dr. in Nidetzky Anuscha 1210, Brünner Straße 80/<strong>11</strong><br />

Dr. in Scherngell Adelheid 1070, Mariahilferstraße 128/7<br />

(** Zweitpraxis)<br />

PRAXISVERLEGUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. Shoumariyeh Muhsen 1090, Servitengasse <strong>11</strong>/17 1090, Seegasse 17/6<br />

Dr. in Wagner Alice <strong>11</strong>20, Hetzendorfer Straße 100/6/3 <strong>11</strong>20, Kaulbachstraße 22<br />

lek. Frank Ewa-Barbara 1210, Pius-Parsch-Platz 2/4 <strong>11</strong>10, Rosa-Jochmann-Ring 5/4/4<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. in Lackner Verena 1220, Kagraner Platz 1-4/1/5/Top 35c 1220, Schrickgasse 14/Haus 1<br />

Innere Medizin<br />

Dr. in Plasenzotti Pia 1010, Kohlmarkt 6 1010, Mahlerstraße 7/Top 34<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. in Schreiner Constanze 1090, Währinger Straße 39 <strong>11</strong>80, Gentzgasse 9/13<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. Bonomo Johannes 1010, Am Hof <strong>11</strong>/9 1010, Schottengasse 3-3 A/1. Hof/3. Stock<br />

Dr. Hüthmair Clemens 1050, Ziegelofengasse 41/14 1050, Margaretenplatz 2/1/10-12<br />

Dr. Schiller Christian 1080, Strozzigasse 10/Top 6 1080, Strozzigasse 10/Tür 10-<strong>11</strong><br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Dr. Fuchs Nikolaus 1030, Klimschgasse 14/3 1030, Fred-Zinnemann-Platz 4/Shop 3.03<br />

PRAXISABMELDUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. Brinskele Nikolaus 1050<br />

Dr. in Demschik Gabriele <strong>11</strong>50<br />

OMR OR Dr. Fürthaler Wolfgang 1200<br />

Dr. Glauninger Peter 1060 **<br />

Dr. Kreitler Peter <strong>11</strong>90<br />

Dr. Kroiss Thomas 1230<br />

HR MR Dr. Leutner Michael <strong>11</strong>40<br />

Dr. in Lunzer Irene <strong>11</strong>90<br />

Dr. in Matic Stojanka 1090<br />

Dr. in Michalski Maria <strong>11</strong>30<br />

Dr. Mihola Michael 1210<br />

Dr. Nikzad Ramin 1210<br />

Dr. in Oehler Sonja 1220 **<br />

Dr. Sedmik Ewald 1200<br />

MR in Dr. in Stonawski Eva Maria 1210<br />

Dr. in Tichy Elisabeth <strong>11</strong>30<br />

MR Dr. Tichy Johannes Karl <strong>11</strong>90<br />

Allgemeinchirurgie und Gefäßchirurgie<br />

Dr. in Hirsch Kornelia <strong>11</strong>30 **<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. in Faryniak Barbara <strong>11</strong>40<br />

Augenheilkunde und Optometrie<br />

Dr. in Mayr-Sponer Ulrike 1020 **<br />

Dr. in Mayr-Sponer Ulrike 1020 **<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

MR Dr. Streinzer Wilhelm <strong>11</strong>20<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. in Demschik Gabriele <strong>11</strong>50<br />

Dr. Richter Leo <strong>11</strong>90 **<br />

Dr. in Rosenberg Sibylle 1010<br />

Innere Medizin<br />

Dr. in Gomari-Grisar Fatemeh 1090<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

MR Dr. Howanietz Helmuth 1020<br />

Lungenkrankheiten<br />

Dr. Feist Helfried 1020<br />

Neurologie und Psychiatrie<br />

Dr. in Farsky Elisabeth <strong>11</strong>10<br />

Dr. in Vass Andrea <strong>11</strong>70<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. Heiß Clemens Carl <strong>11</strong>30<br />

Dr. Lang Thomas <strong>11</strong>70 **<br />

Dr. Nepp Raffael 1230<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Aoun Aosama 1030<br />

Dr. in Wallner Tanja <strong>11</strong>20<br />

Radiologie<br />

Dr. Brüll Thomas <strong>11</strong>00<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mundund<br />

Kieferheilkunde<br />

Dr. Annau Robert <strong>11</strong>00<br />

DDr. in Bandila Rodica-Florica <strong>11</strong>80<br />

Dr. Ecker Christian <strong>11</strong>10<br />

Dr. in Karlsböck Stefanie <strong>11</strong>70 **<br />

Dr. Lajos Faragó 1060<br />

Dr. Marada Peter 1070<br />

Dr. in Marton Georgeta-Maria 1050<br />

Dr. Negrin Christian 1210<br />

(** Zweitpraxis)<br />

TODESFÄLLE R.I.P.<br />

Dr. Halper Stefan 19.10.1974 30.08.<strong>2021</strong><br />

Dr. in Marik Sylwia 30.12.1946 10.07.<strong>2021</strong><br />

Dr. Pichelmayer Oskar 23.04.1958 02.09.<strong>2021</strong><br />

Univ.-Prof. Dr. Pointner Herwig 06.10.1941 26.08.<strong>2021</strong><br />

Dr. in Thuma-Aigner Susanne 21.08.1941 20.08.<strong>2021</strong><br />

MR in Dr. in Weihs Melanie 06.12.1929 14.09.<strong>2021</strong><br />

Dr. Weihsbeck Günther 27.09.1959 07.05.<strong>2021</strong><br />

MR in Dr. in Zodl Ute 15.09.1930 31.08.<strong>2021</strong><br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 19


AM PULS COVERSTORY<br />

►<br />

Wir stehen vor der Wahl<br />

In wenigen Monaten ist es wieder soweit: Die Wiener Ärztinnen und Ärzte wählen ihre Standesvertretung.<br />

Doch wozu überhaupt wählen gehen? Kammeramtsdirektor Thomas Holzgruber hat<br />

darauf die Antwort.<br />

Von Elisa Cavalieri<br />

Foto: Monatge: ALLVISIONN/szefei/iStock<br />

20 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


COVERSTORY AM PULS<br />

►<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Im März<br />

2022 werden wieder Wiens<br />

Ärztevertreter und Ärztevertreterinnen<br />

gewählt. Wie erklärt man<br />

jemandem, der sich für Standespolitik<br />

nicht sonderlich interessiert,<br />

warum diese durchaus wichtig<br />

ist?<br />

Holzgruber: Jeder Arzt, jede<br />

Ärztin, ist im Berufsleben<br />

manchmal mit Dingen konfrontiert,<br />

die die Arbeit erschweren,<br />

die ärgerlich sind, die Schwierigkeiten<br />

bereiten. Das können die<br />

Krankenkassen sein, die Dienstgeber,<br />

die Probleme bereiten,<br />

und so weiter. Solche Probleme<br />

auf sich alleine gestellt zu lösen,<br />

ist schwierig. Aber es gibt einen<br />

Ausweg, nämlich die Interessenvertretung<br />

der Ärztinnen und Ärzte, die Ärztekammer.<br />

Sie ist für die Kolleginnen und<br />

Kollegen da, ihre Aufgabe ist es, sich für<br />

sie einzusetzen, zu beraten und zu helfen,<br />

die Probleme der Ärztinnen und Ärzte zu<br />

lösen. Das ist Standespolitik und irgendwann<br />

im Berufsleben für jeden und jede<br />

wichtig. Und wenn die Kolleginnen und<br />

Kollegen mitbestimmen möchten, wer<br />

ihnen dabei helfen soll, Probleme, die im<br />

Berufsleben auftreten können, zu lösen,<br />

wer ihre Interessen vertreten soll, dann<br />

sollten sie auf jeden Fall zur Wahl gehen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was passiert mit der<br />

einzelnen Stimme und was hat sie mit der<br />

Wahl des Präsidenten oder der Präsidentin<br />

zu tun?<br />

Holzgruber: Es gibt vier Wahlkörper,<br />

vier Sektionen: Die Sektion Turnusärzte,<br />

die Sektion der zur selbstständigen Berufsausübung<br />

berechtigten Ärzte, die<br />

Sektion Ärzte für Allgemeinmedizin<br />

und die Sektion Fachärzte. Die beiden<br />

ersteren bilden die Kurie der angestellten<br />

Ärzte, die beiden letzteren die Kurie<br />

der niedergelassenen Ärzte.<br />

Für jeden dieser vier Wahlköper ist eine<br />

bestimmte Anzahl von Mandaten in<br />

der Vollversammlung – sozusagen dem<br />

„Ärzteparlament“ – vorgesehen.<br />

Was passiert nun mit der einzelnen<br />

Stimme? Die Kolleginnen und Kollegen<br />

geben ihre Stimme in ihrem Wahlkörper<br />

ab und wählen hier die Liste, die<br />

sie am meisten anspricht. Man kann es<br />

durchaus vergleichen mit der Nationalratswahl:<br />

Auch hier wählen die Wahlberechtigten<br />

eine Liste und die Stimmen<br />

werden dann in Mandate umgerechnet.<br />

Sektion<br />

Turnusärzte<br />

Kurie angestellte Ärzte<br />

Sektion der zur<br />

selbstständigen<br />

Berufsausbildung<br />

berechtigten Ärzte<br />

Die Gremien der Ärztekammer für Wien.<br />

Vollversammlung<br />

Präsident / Präsidentin<br />

Vorstand<br />

Nun muss man sich vor Augen halten,<br />

dass es bei einer Nationalratswahl über<br />

sechs Millionen Wahlberechtigte gibt,<br />

bei der Wiener Ärztekammerwahl hingegen<br />

nur etwa 13.000. Das bedeutet,<br />

jede einzelne Stimme hat ein verhältnismäßig<br />

starkes Gewicht und kann sogar<br />

darüber entscheiden, ob eine Liste ein<br />

Mandat mehr oder weniger bekommt.<br />

Bei der Entscheidungsfindung hilft es<br />

übrigens, wenn man sich die Kandidatinnen<br />

und Kandidaten der einzelnen<br />

Listen anschaut und überlegt, wer kann<br />

meine Interessen am besten vertreten?<br />

Weil sie repräsentieren schlussendlich<br />

die gewählte Liste – je nach erhaltenen<br />

Mandaten – in der Vollversammlung.<br />

Und damit schließt sich auch der Kreis<br />

zur Wahl des Präsidenten oder der Präsidentin:<br />

Hierbei handelt es sich nicht<br />

um eine direkte Wahl, sondern um eine<br />

indirekte Wahl durch die von den Ärztekammermitgliedern<br />

gewählten Mandatarinnen<br />

und Mandatare der Vollversammlung.<br />

Dasselbe gilt übrigens auch<br />

für die Wahl der Kurienobleute beziehungsweise<br />

Vizepräsidenten und -präsidentinnen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Wie geht es nach der<br />

Wahl weiter?<br />

Holzgruber: Nach der Wahl finden<br />

über mehrere Wochen hinweg Koalitionsverhandlungen<br />

statt, auch das ist<br />

ähnlich wie in der traditionellen Politik.<br />

Je nachdem, wie die Mehrheiten<br />

fallen, verhandeln die Listen untereinander.<br />

Es wird darüber gesprochen,<br />

welche Positionen zu vergeben sind<br />

und wie das Stimmverhalten bei den<br />

entsprechenden Sitzungen aussehen<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Sektion<br />

Ärzte<br />

für Allgemeinmedizin<br />

Sektion<br />

Fachärzte<br />

„Jede einzelne<br />

Stimme<br />

hat ein verhältnismäßig<br />

starkes<br />

Gewicht und<br />

kann sogar<br />

darüber<br />

entscheiden,<br />

ob eine Liste<br />

ein Mandat<br />

mehr oder<br />

weniger<br />

bekommt.“<br />

könnte. Dass es bei der Ärztekammerwahl<br />

vier unterschiedliche<br />

Wahlkörper gibt und auch<br />

nicht jede Liste in jedem Wahlkörper<br />

antritt, macht die Sache<br />

jedoch etwas komplexer. In der<br />

einen Kurie kann es ganz andere<br />

Mehrheitsverhältnisse geben als<br />

in der anderen Kurie. Und in der<br />

Vollversammlung, die aus beiden<br />

Kurien besteht, kann die Sache<br />

auch wieder anders aussehen.<br />

Der Ärztekammerpräsident oder<br />

die Ärztekammerpräsidentin benötigt<br />

für seine beziehungsweise<br />

ihre Wahl jedenfalls nicht nur eine<br />

einfache Stimmenmehrheit in<br />

der Vollversammlung, sondern<br />

auch zumindest 25 Prozent der<br />

Stimmen aus jeder der beiden Kurien.<br />

Die beiden Kurien wählen ihren Obmann<br />

oder ihre Obfrau aus ihren eigenen<br />

Reihen, die dann auch die Rolle des<br />

Vizepräsidenten oder der Vizepräsidentin<br />

innehaben.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Welche wichtigen Gremien<br />

hat die Ärztekammer und wofür<br />

sind sie zuständig?<br />

Holzgruber: Zunächst gibt es die Vollversammlung,<br />

über die wir bereits gesprochen<br />

haben. Sie setzt sich aus den<br />

von den Ärztinnen und Ärzten gewählten<br />

Mandatarinnen und Mandataren zusammen<br />

und zu einer ihrer wichtigsten<br />

Aufgaben zählt die Wahl des Präsidenten<br />

oder der Präsidentin. Sie wählt auch die<br />

Mitglieder des Verwaltungsausschusses<br />

des Wohlfahrtsfonds und ist beispielsweise<br />

für die Umlagenordnung zuständig.<br />

Der Präsident oder die Präsidentin<br />

vertritt die Ärztekammer nach außen.<br />

Dann gibt es das Präsidium, das aus dem<br />

Präsidenten oder der Präsidentin, den<br />

Vizepräsidentinnen und -präsidenten<br />

und dem Finanzreferenten oder der Finanzreferentin<br />

besteht. Hier werden<br />

beispielsweise Personalangelegenheiten<br />

beschlossen.<br />

Der Vorstand wiederum setzt sich aus<br />

Präsident oder Präsidentin, den beiden<br />

Kurienobleuten und ihren Stellvertretenden,<br />

den von der Vollversammlung<br />

gewählten Kammerrätinnen und Kammerräten<br />

sowie der Person, die den<br />

Vorsitz des Verwaltungsausschusses des<br />

Wohlfahrtsfonds innehat, zusammen.<br />

Hier werden essenzielle Dinge wie finanzielle<br />

Beschlüsse, Reihungen von Kassenverträgen,<br />

Ausbildungsmodalitäten oder<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 21


AM PULS COVERSTORY<br />

die Bestellung der Referentinnen und<br />

Referenten beschlossen.<br />

Die Day-by-Day-Arbeit hingegen erfolgt<br />

sehr stark in den Kurienversammlungen,<br />

wo es um Themen wie Kassenverträge,<br />

Stellenpläne, Dienstrecht oder<br />

Gehalts- und Zulagenregelungen geht.<br />

Auch hier bestimmen jeder Arzt und jede<br />

Ärztin, die bei der Ärztekammerwahl<br />

eine Stimme abgeben, die gewählten<br />

Mandatarinnen und Mandatare.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Es gibt in Wien mehr<br />

praktizierende Ärztinnen als Ärzte. Woran<br />

liegt es, dass die Spitzenvertreter der<br />

Ärztekammer nach wie vor hauptsächlich<br />

männlich sind?<br />

Holzgruber: Ich diskutiere diesen<br />

Umstand immer wieder mit Ärztinnen.<br />

Es ist leider so, dass die Doppelbelastung<br />

von Beruf und Familie nach wie<br />

vor viel stärker auf den Schultern der<br />

Frauen lastet und nicht von Frauen und<br />

Männern gleichermaßen getragen wird.<br />

Wenn dann auch noch eine Aufgabe<br />

in der Ärztekammer dazu kommt, bedeutet<br />

das mit Beruf und Familie eine<br />

Dreifachbelastung, das wollen sich nur<br />

die wenigsten antun. Denn sich in der<br />

Ärztekammer standespolitisch zu engagieren,<br />

bedeutet auch Abendsitzungen,<br />

Wochenendklausuren, tägliche Telefonate,<br />

Medienarbeit und so weiter.<br />

Natürlich wünsche ich mir für die Ärztekammer<br />

viele engagierte Frauen, Ärztinnen<br />

sollen sich ebenso vertreten fühlen<br />

wie Ärzte. Aber die Listenerstellung<br />

ist schlussendlich die Aufgabe der wahlwerbenden<br />

Gruppen, sie entscheiden,<br />

wer kandidiert und sie sind diejenigen,<br />

die sich um weibliche Kandidaten bemühen<br />

sollten. Aus Erfahrung kann ich<br />

jedenfalls sagen: Ärztinnen, die schon<br />

länger in der Kammer aktiv sind, finden<br />

die Aufgaben wahnsinnig spannend.<br />

Natürlich sollte man sich für Politik interessieren,<br />

und bereit sein, Zeit zu investieren,<br />

aber gleichzeitig kann es sehr<br />

erfüllend sein.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Die offizielle Fixierung<br />

des Termins für die Wahl im März erfolgt<br />

erst im Dezember. Wo und wann kann<br />

man sich informieren, welche Listen überhaupt<br />

antreten?<br />

Holzgruber: 35 Tage vor der Wahl müssen<br />

die wahlwerbenden Gruppen ihre<br />

Listen einreichen. Die Kundmachung,<br />

welche Listen antreten, erfolgt Anfang<br />

März. Allerspätestens mit dem Erhalt<br />

„Natürlich<br />

wünsche ich<br />

mir für die<br />

Ärztekammer<br />

viele<br />

engagierte<br />

Frauen,<br />

Ärztinnen<br />

sollen sich<br />

ebenso vertreten<br />

fühlen<br />

wie Ärzte.“<br />

der Wahlkuverts, die per Einschreiben<br />

zugestellt werden, sieht man, welche Listen<br />

es gibt. Viele Fraktionen stellen sich<br />

aber schon vorweg auf ihren Websites<br />

vor, über Mailings oder wo auch immer<br />

sie Wahlwerbung machen. Das heißt,<br />

wenn man interessiert ist, kann man<br />

sich schon vorab entsprechend schlau<br />

machen.<br />

Die Briefwahl wird übrigens sehr gut<br />

angenommen. Viele Kolleginnen und<br />

Kollegen wählen oft gleich am Postamt,<br />

wenn sie sich das Einschreiben abholen.<br />

Über 90 Prozent der Stimmen<br />

wurden bei der letzten Wahl per Brief<br />

abgegeben, die übrigen Kolleginnen<br />

und Kollegen kamen am Wahltag in die<br />

Räumlichkeiten der Ärztekammer in der<br />

Weihburggasse wählen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Die Ärztekammer ist<br />

verglichen mit Arbeiterkammer oder<br />

Wirtschaftskammer ein kleinerer Player.<br />

Welche Rolle spielt sie in der nationalen<br />

Politik?<br />

Holzgruber: Man muss hier unterscheiden.<br />

Bei gesellschaftspolitischen<br />

Themen, wie jetzt in der Pandemie oder<br />

beim DON’T SMOKE-Volksbegehren,<br />

spielt sie eine sehr zentrale Rolle und hat<br />

eine wichtige Stimme für die gesamte<br />

Republik. Man braucht nur die Zeitungen<br />

durchzublättern, fernzusehen<br />

oder sonstige Medien zu konsumieren:<br />

Die Ärztekammer ist, dafür, dass sie<br />

gesamtgesellschaftlich gesehen nur eine<br />

kleine Gruppe von etwa 45.000 Ärztinnen<br />

und Ärzten in ganz Österreich<br />

vertritt, extrem präsent.<br />

Darüber hinaus gibt es natürlich das<br />

„Tagesgeschäft“, das in erster Linie die<br />

Ärztinnen und Ärzte betrifft und interessiert,<br />

wie Gesundheitspolitik, Kassenabschlüsse,<br />

Gehaltsabschlüsse oder<br />

Arbeitsbedingungen in den Spitälern.<br />

Wir versuchen, auch diese Themen, die<br />

nur die Ärzteschaft und nicht immer die<br />

Gesamtbevölkerung betreffen, in der<br />

Politik zu positionieren. Ärztinnen und<br />

Ärzte haben insofern eine hohe gesellschaftliche<br />

Relevanz, weil sie von jedem<br />

und jeder im Laufe des Lebens gebraucht<br />

werden. Und man muss sagen, dass sich<br />

die Ärztekammer im Laufe der Jahre<br />

ein gewisses Standing und einen für die<br />

Politiker und Politikerinnen vielleicht<br />

etwas schwierigen Ruf erarbeitet hat.<br />

Ihre Vertreterinnen und Vertreter sagen<br />

laut, was die Ärzteschaft denkt und haben<br />

eine eigenständige Meinung zu den<br />

Themen, unabhängig von aktuellen politischen<br />

Befindlichkeiten. Und das wird<br />

auch von Ministerinnen, Ministern,<br />

Parlamentarierinnen, Parlamentariern,<br />

Parteien und Sozialpartnern entsprechend<br />

wahrgenommen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Die Mitglieder werden<br />

alle zwei Jahre über die Servicequalität<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Ärztekammer befragt. Inwiefern hängt<br />

deren Arbeit mit der Arbeit der gewählten<br />

Funktionärinnen und Funktionäre<br />

zusammen?<br />

Holzgruber: Auch hier verhält es sich<br />

ähnlich wie in der Politik beziehungsweise<br />

in einem Ministerium: Die gewählten<br />

Funktionärinnen und Funktionäre<br />

treffen die Entscheidungen, die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Ärztekammer setzen diese Entscheidungen<br />

um. Es geht nur gemeinsam.<br />

Zufriedenheit mit der Servicequalität <strong>2021</strong> 2018 2016<br />

Bei telefonischen Anfragen verbinden mich die Mitarbeiter<br />

umgehend und korrekt zum gewünschten Ansprechpartner.<br />

Die Erreichbarkeiten und Räumlichkeiten<br />

entsprechen meinen Anforderungen.<br />

Die Mitarbeiter sind respektvoll, erkennen meine<br />

Erwartungen und sind motiviert mich zu unterstützen.<br />

Die Mitarbeiter sind einfühlsam und versuchen mir zu helfen.<br />

Die Mitarbeiter bearbeiten meine Anliegen<br />

.<br />

kompetent und höflich.<br />

Die mitarbeiter bearbeiten meine Anliegen<br />

schnell und zuverlässig.<br />

Die Mitglieder werden regelmäßig über die Servicequalität der Ärztekammer befragt.<br />

5 = trifft überhaupt nicht zu - 1 = trifft voll und ganz zu<br />

1.86<br />

2.1<br />

2.06<br />

2.18<br />

2.28<br />

2.28<br />

1.97<br />

2.17<br />

2.17<br />

1.99<br />

2.17<br />

2.16<br />

1.81<br />

1.99<br />

1.95<br />

1.96<br />

2.12<br />

2.12<br />

22 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


COVERSTORY AM PULS<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

Die Abläufe, die Servicequalität und die<br />

Organisation der Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, sind seit vielen Jahren ISO<br />

9001-zertifiziert und im Rahmen dieser<br />

Zertifizierung findet auch regelmäßig eine<br />

Mitgliederbefragung statt. Die Ergebnisse<br />

der heurigen Befragung waren in<br />

doppelter Hinsicht erfreulich: Einerseits,<br />

weil sich 1200 Kolleginnen und Kollegen<br />

hingesetzt haben, um die Fragen zu beantworten<br />

und somit für eine tolle Rücklaufquote<br />

gesorgt haben. Andererseits,<br />

weil die Ärztekammer in allen Kategorien<br />

bezüglich Servicequalität noch bessere<br />

Bewertungen bekommen hat als bei der<br />

letzten Befragung im Jahr 2018.<br />

Und auch das Pandemie-Management,<br />

das heuer erstmals abgefragt wurde, wurde<br />

sehr gut bewertet, was mich insofern<br />

freut, weil sowohl Funktionärinnen und<br />

Funktionäre, als auch Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter seit Beginn der Pandemie<br />

rund um die Uhr im Einsatz sind, um<br />

die Kolleginnen und Kollegen bestmöglich<br />

zu informieren und zu servicieren. Es<br />

ist schön, wenn das quasi „draußen“ auch<br />

ankommt und wahrgenommen wird.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Ein Ergebnis der Mitgliederbefragung<br />

ist, dass jene Mitglieder,<br />

die mehr Kontakt zur Kammer haben,<br />

zufriedener sind. Warum ist das so?<br />

Holzgruber: Wenn man als Arzt oder<br />

Ärztin mit der Ärztekammer kaum Kontakt<br />

hat, kann man vermutlich auch<br />

nicht so viel mit ihr anfangen. Dann ist<br />

das ein anonymer Apparat in der Weihburggasse,<br />

für den man eine Kammerumlage<br />

ablegen muss. Aber den Ärztinnen<br />

und Ärzten, die zu uns kommen,<br />

die uns schreiben oder bei uns anrufen,<br />

weil sie ein bestimmtes Anliegen haben,<br />

können wir zeigen, dass wir ihnen helfen<br />

können, sie beraten können, dass wir<br />

uns um ihre Anliegen bemühen. Und<br />

Kolleginnen und Kollegen, denen in der<br />

Ärztekammer weitergeholfen wird, sind<br />

natürlich zufriedener, als jene, die nicht<br />

zu uns kommen und somit die Serviceleistungen,<br />

die die Kammer bietet, auch<br />

weniger wahrnehmen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Ein weiteres Ergebnis<br />

ist, dass ältere Mitglieder mit der Kammer<br />

zufriedener sind als jüngere. Wie erklären<br />

Sie sich das?<br />

Holzgruber: Da spielen sicher mehrere<br />

Faktoren mit. Eine gewisse Rolle wird<br />

der Wohlfahrtsfonds spielen, mit dem<br />

Jungärztinnen und Jungärzte schon<br />

Kammeramtsdirektor Thomas Holzgruber: „Mitbestimmung ändert<br />

immer etwas.“<br />

früh konfrontiert werden, obwohl das<br />

Thema Altersversorgung zu Berufsbeginn<br />

für die meisten uninteressant ist.<br />

Sie müssen viel Geld einzahlen, für eine<br />

Leistung, die sie erst viel später bekommen,<br />

das bleibt immer etwas negativ an<br />

der Ärztekammer hängen. Je älter man<br />

wird, desto näher rückt der Tag, wo man<br />

dann auch wieder etwas bekommt.<br />

Ein weiterer Faktor ist, dass junge Ärztinnen<br />

und Ärzte weniger in Standespolitik<br />

involviert sind als ältere. Je jünger<br />

man ist, je weiter unten in der beruflichen<br />

Hierarchie, desto weniger ist man<br />

von standespolitischen Entscheidungen<br />

betroffen. Und dann kommt vielleicht<br />

noch hinzu, dass die Jungärztinnen und<br />

Jungärzte die Kammer zu Beginn als sehr<br />

behördlich und weniger als serviceorientiert<br />

wahrnehmen. Hier finden Arztprüfungen<br />

statt, hier muss man sich in die<br />

Ärzteliste eintragen lassen, das sind Dinge,<br />

die wichtig sind, aber nicht unbedingt<br />

angenehm.<br />

Je älter die Kolleginnen und Kollegen<br />

werden, je mehr berufliche Verantwortung<br />

sie tragen, desto mehr entdecken<br />

sie die Ärztekammer für sich und desto<br />

eher nehmen sie dort Hilfe und Serviceleistungen<br />

in Anspruch.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Inwiefern wird versucht,<br />

die Jüngeren mehr für die Kammer zu erwärmen?<br />

Holzgruber: Wir versuchen schon,<br />

hier etwas in Bewegung zu setzen. Wir<br />

bieten den jungen Kolleginnen und Kollegen<br />

beispielsweise die Refundierung<br />

der Arztprüfungsgebühren an. Es wurde<br />

ein PhD-Grant geschaffen für die Förderung<br />

junger Forscherinnen und Forscher,<br />

und wir arbeiten am E-Log-Buch,<br />

wo Ausbildungsinhalte elektronisch dokumentiert<br />

werden können. Das ist ein<br />

„Je älter die<br />

Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

werden,<br />

je mehr berufliche<br />

Verantwortung<br />

sie tragen,<br />

desto mehr<br />

entdecken<br />

sie die Ärztekammer<br />

für sich.“<br />

umfangreiches österreichweites Projekt,<br />

das wahrscheinlich in ein, zwei Jahren<br />

ausgerollt werden wird. Das wird die<br />

Ärztekammer den Jungärztinnen und<br />

Jungärzten gratis zur Verfügung stellen.<br />

Wir legen uns gerade wieder einmal mit<br />

Bund, Ländern und Sozialversicherung<br />

zum Thema Ausbildungsqualität an.<br />

Wir versuchen, auf die Unis zu gehen<br />

und die Jungärzte und Jungärztinnen<br />

schon dort abzuholen. Wir sind bemüht,<br />

auch für den ärztlichen Nachwuchs<br />

attraktiver zu werden.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Abschließende Frage:<br />

Wenn Ihnen jemand sagt, „Ich gehe wählen,<br />

aber es ändert eh nichts“, was antworten<br />

Sie?<br />

Holzgruber: Dass ich das nicht glaube.<br />

Jeder und jede, der oder die wählen geht,<br />

bewirkt etwas, nimmt eine partizipative<br />

Mitbestimmung wahr, und diese Mitbestimmung<br />

ändert immer etwas.<br />

Natürlich kann es sein, dass man mit<br />

seiner Stimme in der Minderheit bleibt,<br />

aber das muss man als Demokratin und<br />

Demokrat zur Kenntnis nehmen. Es<br />

kann sein, dass sich nicht sofort etwas<br />

ändert, aber mittelfristig oder auch langfristig<br />

schon.<br />

Viele politische Prozesse brauchen Jahre.<br />

Die Lehrpraxisfinanzierung ist so ein<br />

Thema, damit haben wir im Jahr 1987<br />

begonnen. 30 Jahre später, im Jahr 2017<br />

haben wir uns schließlich die Lehrpraxisfinanzierung<br />

für Allgemeinmedizinerinnen<br />

und -mediziner für sechs<br />

Monate erkämpft. Wir sind noch immer<br />

nicht dort, wo wir hinwollen, aber es war<br />

zumindest ein großartiger Teilerfolg. Die<br />

Kolleginnen und Kollegen sind manchmal<br />

ungeduldig, was ich verstehe, weil<br />

man als Ärztin oder Arzt nicht jahrelang<br />

Zeit hat, um eine Entscheidung zu treffen,<br />

wenn man eine Patientin oder einen<br />

Patienten behandelt.<br />

Aber in der Politik ist das eben anders,<br />

Prozesse der Veränderung und Verbesserung<br />

sind meistens langwierig und<br />

mühsam. Und wir – die Ärztekammer<br />

– werden diese mühsamen Prozesse<br />

weiterverfolgen, für die Ärztinnen und<br />

Ärzte. Und dazu brauchen wir ihre Stimmen<br />

– für eine starke Standesvertretung,<br />

die etwas bewirkt. Natürlich wird man<br />

politisch auch an der Wahlbeteiligung<br />

gemessen, und daher ist meine Bitte an<br />

alle Ärztinnen und Ärzte: Gehen Sie bitte<br />

im März 2022 wählen. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 23


SERVICE KONGRESSE<br />

DEZEMBER <strong>2021</strong> BIS JUNI 2022<br />

Rund ums EKG – Ein Update in klinischer Kardiologie<br />

Ort: Hotel Park Inn by Radisson Linz, 4020 Linz,<br />

Hessenplatz 16–18<br />

Termin: 3.12.<strong>2021</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Dr. Josef Aichinger, Priv.-<br />

Doz. Dr. Martin Martinek, Univ.-Prof. Dr. Helmut Pürerfellner<br />

Veranstalter: Ordensklinikum Elisabethinen Linz –<br />

Abteilung für Kardiologie<br />

Information und Anmeldung: AZ med.info, 1010 Wien,<br />

Helferstorferstraße 4, Tel.: +43/1/531 16-68 DW,<br />

E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Carotissonographie Abschlusskurs<br />

Ort: KH Göttlicher Heiland, <strong>11</strong>70 Wien,<br />

Dornbacherstraße 20–18<br />

Termin: 14. – 15.1.2022<br />

Themen: Klinische Symptomatik und Therapie von Läsionen<br />

d. A.subclavia und A.vertebralis, Duplexsonographie<br />

der A.subclavia und A.vertebralis, Präsentation eines Befundschemas,<br />

Fallbeispiele, Praktische Übungen<br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr.<br />

Reinhold Katzenschlager<br />

Veranstalter: Berufsverband Österreichischer Internisten<br />

Information: Berufsverband Österreichischer Internisten,<br />

Tel.; +43/1/2070 24 57, E-Mail: sekr@boei.or.at<br />

Anmeldung: http://www.boei.or.at/kurse<br />

Teilnahmegebühr: EUR 450,– (EUR 350,– ermäßigt)<br />

40. Wiener Intensivmedizinische Tage<br />

Ort: AKH-Hörsaalzentrum, 1090 Wien,<br />

Währinger Gürtel 18-20<br />

Termin: 16. – 19.2.2022<br />

Thema: Der kritische Krebspatient. COVID-19-Rückblick II<br />

inklusive „Rookie-Seminar“, Kurse und Workshops, Pflege-<br />

Seminare, u.v.m.<br />

Wissenschaftliche Organisation: Univ.-Prof. Dr. Thomas<br />

Staudinger, Priv.-Doz. Dr. Peter Schellongowski, DGKS<br />

Josefa Günthör, DGKP Christian Vaculik<br />

Tagungssekretariat: Campus GmbH, Tel.: +43/1/409 62 00,<br />

E-Mail: office@wit-kongress.at, www.wit-kongress.at<br />

Grazer Gerinnungstage<br />

17. Sailersymposium für Innere Medizin und Laboratoriumsmedizin<br />

mit Workshops der Vereinigung der Primarärzte<br />

und ärztlicher Direktoren des Landes Steiermark in<br />

Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Laboratorium und Klinische Chemie und Interdisziplinären<br />

Gerinnungsrunde Steiermark<br />

Ort: Landeskrankenhaus Graz, Seminarzentrum,<br />

8036 Graz, Auenbruggerplatz 1<br />

Termin: 23. – 24.6.2022<br />

Organisation: Assoc. Prof. Priv.-Doz. Dr. Thomas Gary,<br />

Dr. in Katharina Gütl, Dr. in Viktoria Muster, Priv.-Doz. Dr.<br />

Reinhard B. Raggam<br />

Information: AZ med.info, 1010 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-23 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/<br />

sailersymposium2022<br />

ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />

ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien<br />

1060 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW<br />

E-Mail: spitzhuetl@zafi.at<br />

Provisorienworkshop<br />

Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />

26.<strong>11</strong>.<strong>2021</strong><br />

Adhäsiv in one Day<br />

Dr. Jörg Weiler<br />

27.<strong>11</strong>.<strong>2021</strong><br />

Effiziente Kieferorthopädie: Vom Straight Wire bis Aligner in der täglichen Praxis<br />

Dr. Stefano Troiani<br />

Modul 2: 3. – 4.12.<strong>2021</strong>, Modul 3: <strong>11</strong>. – 12.3, Modul 4: 20. – 21.5.,<br />

Modul 5: 16. – 17.9.2022<br />

Manuelle und maschinelle Instrumentation im Rahmen der systematischen<br />

Parodontitisbehandlung (Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Dr. in Bettina Schreder<br />

17. – 18.12.<strong>2021</strong>, 14. – 15.1.2022<br />

Fortbildung für Strahlenschutzbeauftragte<br />

MR Dr. Franz Hastermann<br />

20.1.2022<br />

Live Intensiv Curriculum Implantologie 2022<br />

Dr. Christian Schober, Univ.-Prof. DDr. Raoul Polansky,<br />

Prof. Priv.-Doz. DI DDr. Rudolf Seemann<br />

21. – 22.1., 25. – 26.3., 3. – 4.6.2022<br />

Ästhetik Curriculum 2022<br />

Prof. Dr. Jürgen Manhart<br />

28. – 29.1., 8. – 9.4., 10. – 12.6., 2. – 3.9., 7. – 9.10., <strong>11</strong>. – 12.<strong>11</strong>., 2. – 3.12.2022<br />

Aufbereitung zahnärztlicher Medizinprodukte<br />

MR Dr. Franz Hastermann<br />

17. – 18.2., 24.2.2022<br />

Auftreten und Kommunikation als Schlüsselerlebnis im Kundenkontakt<br />

(Seminar für zahnärztliche und Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Mag. a Martina Fahrnberger<br />

25.2.2022<br />

Der Risikopatient (Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Univ.-Propf. Dr. Hady Haririan<br />

26.2.2022<br />

BASISKURS SCHMERZTHERAPIE B<br />

Ort: Hotel Der Kirchheimerhof, 9546 Bad Kleinkirchheim, Maibrunnenweg 37<br />

Termin: 17. – 22.1.2022<br />

Themen: Neue Aspekte in der Schmerztherapie; Nichtmedikamentöse Schmerztherapie-Untersuchungstechniken-Fallbeispiele;<br />

Somatoforme Schmerzen und Schmerz im<br />

Alter; Multimodale Schmerztherapie für chronische Schmerzpatienten; Multimodale<br />

und postoperative Schmerztherapie für chronische Schmerzpatienten; Regionalanalgesie;<br />

Therapie von Rückenschmerz; Neuropathischer Schmerz und Tumorschmerz;<br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc<br />

Veranstalter: Ärztekammer für Kärnten - Referat für Palliativmedizin und<br />

Schmerztherapie<br />

Information: Petra Tiller, Tel.; +43/463/5856-17 DW, E-Mail: fortbildung@aekktn.at<br />

Teilnahmegebühr: EUR 800,–<br />

BITTE BEACHTEN SIE<br />

Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der Ärzte in Wien können<br />

Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />

24 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


SAMSTAG, 29. JÄNNER 2022<br />

WIENER HOFBURG<br />

EINLASS 19.00 UHR<br />

ERÖFFNUNG 21.30 UHR<br />

Programm, Preise & Reservierungen:<br />

www.aerzteball.at


SERVICE MEDIZIN<br />

Experiment<br />

Wie Impf-Motivation beeinflussbar ist<br />

Wie kann man Impf-Skeptikerinnen und Skeptiker zu einer Corona-Schutzimpfung motivieren? In<br />

einer Online-Umfrage der Medizinischen Universität Wien zeigte sich, dass der „Wunsch nach Rückkehr<br />

zur Normalität“ und Empfehlungen von Ärztinnen, Ärzten sowie der Bundesregierung zu einer<br />

Corona-Schutzimpfung eine positive Wirkung haben könnten.<br />

► In einer repräsentativ zusammengesetzten<br />

Online-Umfrage<br />

der Medizinischen Universität Wien<br />

unter Leitung von Tanja Stamm, gemeinsam<br />

mit Expertinnen und Experten<br />

aus der Politik- und Kommunikationswissenschaft<br />

der Universität Wien, bewerteten<br />

1500 ungeimpfte Corona-<br />

Impfskeptikerinnen und -skeptiker<br />

hypothetische Impfkampagnen und fiktive<br />

Medienberichte über COVID-<br />

19-Impfstoffe, damit mögliche Motivationen<br />

ausgelotet werden können. „Das<br />

Ziel unserer Studie war es, herauszufinden,<br />

welche hypothetische Impfkampagne<br />

Zögerliche und Impfskeptikerinnen<br />

und -skeptiker am ehesten dazu motivieren<br />

könnte, sich doch noch zu einer<br />

GEMEINSAM FÜR SAUBERE HÄNDE<br />

„Es machte<br />

einen Unterschied,<br />

wie über den<br />

Impfstoff<br />

berichtet<br />

wurde.“<br />

Promanum ® pure<br />

Schnell wirksames Händedesinfektionsmittel<br />

Hände sind der Hauptweg der Keimübertragung. Stoppen Sie die<br />

Übertragung von schädlichen Keimen und schützen Sie sich und<br />

Ihre Mitmenschen vor Infektionen.<br />

Verwenden Sie ein hochwertiges und nach Prüfnormen getestetes<br />

Händedesinfektionsmittel mit breitem Wirkspektrum<br />

gegen Viren und Bakterien.<br />

Informationen: B. Braun Austria |Birgit Bauer |birgit.bauer@bbraun.com<br />

Tel: 02236 46541-0 |www.bbraun.at<br />

Impfung zu entschließen. Außerdem<br />

wollten wir wissen, wie Informationen<br />

zur Wirksamkeit und zu Nebenwirkungen<br />

der Impfung kommuniziert<br />

werden sollten. Dazu wurden im Rahmen<br />

der Umfrage zwei sogenannte Conjoint-Experimente<br />

durchgeführt“, erklärt<br />

Tanja Stamm vom Institut für<br />

Outcomes Research der MedUni Wien.<br />

Größtes Impfmotiv<br />

Im ersten Experiment wurde den Befragten<br />

eine Auswahl unterschiedlicher<br />

Impfaufrufe präsentiert und deren<br />

Meinungen und Einstellungen dazu<br />

abgefragt. Die unterschiedlichen Sujets<br />

wurden, auf wissenschaftlicher Literatur<br />

basierend, erarbeitet. Als Ergebnis<br />

dieses Experiments zeigte sich der<br />

Wunsch nach Rückkehr zur Normalität<br />

als größeres Impfmotiv als zum Beispiel<br />

Selbst- oder Fremdschutz. Regeländerungen<br />

(zum Beispiel 2-G statt<br />

3-G) wurden schlechter bewertet als die<br />

Beibehaltung der aktuell gültigen Regeln.<br />

Ebenfalls zeigten insbesondere die<br />

Empfehlungen von Ärztinnen, Ärzten,<br />

aber auch der Bundesregierung größere<br />

Effekte als etwa solche von prominenten<br />

Personen. Eine Impf-Lotterie stieß auf<br />

wenig Begeisterung.<br />

Verunsichernde Berichte<br />

Im zweiten Experiment wurde eine<br />

Auswahl fiktiver Medienberichte zum<br />

Impfthema vorgelegt: „Während Berichte<br />

zu Impfdurchbrüchen abschreckend<br />

wirkten, hinterließen Berichte<br />

zur guten Wirksamkeit der Impfstoffe<br />

einen positiven Eindruck, obwohl das<br />

Zahlenverhältnis der Impfdurchbrüche<br />

so gewählt wurde, dass es der erwartbaren<br />

Anzahl bei gegebener Wirksamkeit<br />

des Impfstoffs entsprach“, sagt<br />

Tanja Stamm. „Es machte also einen<br />

Unterschied, wie über den Impfstoff<br />

berichtet wurde.“<br />

Infografiken überzeugen kaum<br />

Unerwarteterweise zeigte die Verwendung<br />

einer Infografik einen geringeren<br />

Nutzeneffekt als einfache Text-Botschaften<br />

ohne grafische Darstellung.<br />

„Möglicherweise sind grafische Darstellungen<br />

für Menschen, die nicht<br />

gewohnt sind, diese zu interpretieren,<br />

schwierig zu verstehen oder können<br />

sogar unbeabsichtigt abschreckend<br />

wirken.“ Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer gaben auch an, einem normalen<br />

Zulassungsverfahren der EU-<br />

Behörden für einen Corona-Impfstoff<br />

mehr zu vertrauen als einem rein österreichischen<br />

Verfahren.<br />

Zusammenfassend ließe sich aber sagen,<br />

so die Studienautorinnen und -autoren,<br />

dass gesamt gesehen alle diese Nutzeneffekte<br />

eher gering ausfielen. Unter Umständen<br />

liege dies daran, dass manche<br />

jener Personen, die sich auch im Herbst<br />

<strong>2021</strong> noch zu keiner Impfung entscheiden<br />

wollten, schon sehr stark verfestigte<br />

Meinungen haben, die durch positive<br />

Anreize und effektive Kommunikation<br />

nur teilweise beeinflusst werden können.<br />

Umso wichtiger wird es sein, dass<br />

aktuelle und zukünftige Impfkampagnen<br />

vor allem die<br />

noch Zögerlichen unter<br />

den Ungeimpften mit<br />

klaren Botschaften und<br />

auf unterschiedlichsten<br />

Kanälen erreichen. <br />

MedUni Wien<br />

Fotos: nicoletaionescu/Pornpak Khunatorn/iStock


MEDIZIN SERVICE<br />

Influenza<br />

Impfrekord im Jahr 2020<br />

Im vergangenen Winter sind den verstärkten Aufrufen zur Grippe-Impfung so viele Menschen in<br />

Österreich gefolgt wie nie zuvor. Die Impfrate wurde zur Vorsaison von 8,5 auf 21,3 Prozent gesteigert.<br />

Vor allem durch die Corona-Maßnahmen blieben Influenza-Fälle aus, wodurch nun aber eine starke<br />

Welle droht. Gleichzeitig könnte die Impfquote wieder sinken.<br />

► „Wir hatten im Vorjahr ausreichend<br />

Impfstoff zur Verfügung<br />

in Österreich“, berichtete Renée Gallo-<br />

Daniel, Präsidentin des Verbandes der<br />

Impfstoffhersteller (ÖVIH), kürzlich<br />

bei einer Online-Pressekonferenz.<br />

„Leider ist es auch so gewesen, dass wir<br />

Impfstoffe wegwerfen mussten, weil<br />

wir sie nicht verimpfen konnten.“ Dennoch<br />

war die Impfrate erstmals in den<br />

vergangenen Jahren zweistellig, nachdem<br />

Impfaktionen gestartet wurden,<br />

um durch schwere Influenza-Fälle das<br />

Gesundheitssystem und Spitäler in der<br />

COVID-Pandemie nicht zusätzlich zu<br />

belasten.<br />

„Es haben sich 25 Prozent der Männer<br />

impfen lassen“, erläuterte Gallo-<br />

Daniel aus einer ÖVIH-Umfrage. Im<br />

Gesundheitsbereich waren es 30 Prozent<br />

und in Risikogruppen wie etwa<br />

unter Diabetes- und COPD-Kranken<br />

auch deutlich mehr als der Österreichschnitt<br />

von 21 Prozent. Gefragt<br />

nach einer Impfung für die kommende<br />

Grippesaison sagten 18 Prozent „Ja, auf<br />

jeden Fall“, dass sie sich gegen Influenza<br />

impfen lassen werden, elf Prozent<br />

„vielleicht“, berichtete die ÖVIH-<br />

Präsidentin. Heuer stehen rund 1,8<br />

Millionen Impfdosen zur Verfügung.<br />

„Das sollte sich ausgehen,<br />

dass all jene geschützt<br />

sind, die sich impfen lassen<br />

wollen“, sagte Gallo-Daniel.<br />

Kostenlos für Kinder<br />

Im Vorjahr wurde die<br />

Impfung gegen Influenza<br />

(„echte Grippe“) in das kostenlose<br />

Kinderimpfprogramm<br />

aufgenommen.<br />

Rund 300.000 Dosen stehen<br />

dafür auch heuer wieder gratis<br />

für Kinder von sechs Monaten bis<br />

15 Jahren zur Verfügung, wobei ab<br />

zwei Jahren ein Nasenspray statt<br />

Influenza-Impfung in Österreich<br />

Durchimpfungsrate in Prozent<br />

20<br />

10<br />

2005/<br />

2006<br />

15,4<br />

Grafik: © APA, Quelle: ÖVIH<br />

2010/<br />

20<strong>11</strong><br />

5,2<br />

2015/<br />

2016<br />

einer Spritze zum Einsatz kommt. 128<br />

von 100.000 Grippe-infizierten Kindern<br />

kommen in Österreich in Spitäler.<br />

Trotz guter Gesundheitsversorgung<br />

gibt es auch hierzulande Todesfälle,<br />

warnte Maria Paulke-Korinek, Leiterin<br />

der Abteilung für Impfwesen im<br />

Gesundheitsministerium. In der Grippesaison<br />

2017/18 starben neun Kinder<br />

an Influenza, im Jahr darauf fünf.<br />

Ab Ende Oktober, Anfang November<br />

sollte mit den Impfungen begonnen<br />

werden, empfahl Kinderarzt Albrecht<br />

Prieler. Der Impfstoff ist bereits lagernd,<br />

sowohl für die kostenfreien<br />

Programme als auch der privat zu zahlende,<br />

riet der Impfexperte zu einem<br />

baldigen Termin beim Arzt. Vor allem<br />

Kroatien-Reisende sollten sich schon<br />

früher impfen lassen. Dort wurde in<br />

mehreren Wochen im September „ein<br />

Influenzausbruch detektiert“, berichtete<br />

Monika Redlberger-Fritz, Leiterin<br />

des Nationalen Referenzlabors für<br />

die Erfassung und Überwachung von<br />

Influenza-Virusinfektionen. Auch in<br />

Deutschland gab es bereits Fälle durch<br />

Kroatien-Reiserückkehrende. „Was wir<br />

8,5<br />

21,3<br />

2020/<br />

<strong>2021</strong><br />

„Was wir<br />

sehen ist,<br />

dass nach<br />

einer oder<br />

zwei milden<br />

Saisonen<br />

eine starke<br />

Grippe-<br />

Welle folgt.“<br />

sehen ist, dass nach einer oder zwei<br />

milden Saisonen eine starke Grippe-<br />

Welle folgt“, warnte Redlberger-Fritz.<br />

Empfohlen für alle<br />

100.000 Influenza-Impfdosen kommen<br />

wie im Vorjahr kostenlos in Alters- und<br />

Pflegeheimen zum Einsatz. Empfohlen<br />

ist die Impfung laut Paulke-Korinek<br />

prinzipiell für alle, aber besonders für<br />

Menschen mit Risiko für einen schweren<br />

Grippe-Verlauf, wie Kinder, Schwangere,<br />

Senioren und chronisch Kranke.<br />

Aber auch Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko,<br />

wie Gesundheitspersonal,<br />

Personal in der Kinderbetreuung,<br />

Personen in Gemeinschaftseinrichtungen<br />

oder mit viel Kunden- sowie Publikumskontakt<br />

und Reisenden, wird zu<br />

einer Influenza-Immunisierung geraten.<br />

„Erwachsene sollten sich genau so impfen<br />

lassen wie Kinder“, sagte Kinderarzt<br />

Prieler. „Es ist eine Gemeinschaftsaktion,<br />

wie es auch bei COVID eine Gemeinschaftsaktion<br />

sein könnte, wenn<br />

wir eine höhere Impfrate hätten“, kritisierte<br />

er die noch zu niedrige Impfbereitschaft<br />

beim Coronavirus. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 27


SERVICE MEDIZIN<br />

Kinder mit „Einkammerherzen“:<br />

Neue<br />

Option für Herzkammern-Ersatz<br />

Für Kinder, welche mit nur einer funktionalen<br />

Herzhälfte geboren werden und bei<br />

denen das Herzkreislaufsystem versagt,<br />

gibt es aktuell keine langfristige wirksame<br />

Behandlungsmöglichkeit neben einer Herztransplantation.<br />

An der Universitätsklinik für<br />

Herzchirurgie der MedUni Wien konnte nun<br />

aber in Kooperation mit dem Universitätsklinikum<br />

Hamburg-Eppendorf (UKE) und der<br />

Eidgenössischen Technischen Hochschule<br />

Zürich (ETH, Power Electronic Systems<br />

Laboratory) im Tiermodell erstmals gezeigt<br />

werden, dass eine implantierbare Miniatur-<br />

Blutpumpe die rechte Herzkammer von<br />

Kindern mit nur einer funktionierenden<br />

Herzhälfte effektiv ersetzen kann.<br />

Die neue, innovative Pumpentechnologie<br />

wurde von einem interdisziplinären Team<br />

unter der technischen Leitung von Marcus<br />

Granegger und der medizinischen Leitung<br />

von Daniel Zimpfer (beide MedUni Wien)<br />

und Michael Hübler (UKE Hamburg) erfunden<br />

und entwickelt. Den beiden Kinderherzchirurgen<br />

ist es nun gelungen, diese Pumpe<br />

in ein neuartiges Tiermodell am Zentrum<br />

für Biomedizinische Forschung der MedUni<br />

Wien zu implantieren. „Die Pumpe konnte<br />

die rechte Herzhälfte<br />

von Schafen über<br />

mehrere Stunden<br />

komplett ersetzen.<br />

Die Resultate<br />

bestätigen das<br />

Potenzial der<br />

Pumpe, den<br />

Kreislaufzustand<br />

bei Patientinnen<br />

und Patienten mit<br />

‚Einkammerherzen‘<br />

zu normalisieren,<br />

ohne das Blut substanziell<br />

zu schädigen“, erklären<br />

Granegger und Zimpfer.<br />

Der nächste Schritt des Projekts sind nun<br />

weitere Untersuchungen, um die Langzeiteffekte<br />

dieser neuartigen Therapie zu erforschen.<br />

Die Forschenden hoffen, dass diese<br />

Technologie in den nächsten Jahren in einem<br />

Medizinprodukt umgesetzt werden kann,<br />

welches Kindern mit nur einer Herzhälfte<br />

ein normales Leben bei hoher Lebensqualität<br />

ermöglicht. <br />

MedUni Wien<br />

Studie: Adipositas-Chirurgie für<br />

Männer risikoreicher<br />

Die Häufigkeit von Adipositas steigt weltweit<br />

ständig an. Bei schwerer Fettsucht führen<br />

chirurgische Eingriffe bei vielen Betroffenen<br />

zu einem starken Gewichtsverlust. Es bleibt<br />

aber ein Risiko. Für Männer ist es deutlich<br />

höher als für Frauen. Das hat eine umfassende<br />

österreichische Studie mit Daten nach rund<br />

20.000 solcher Eingriffe ergeben. Die 30-Tage-<br />

Mortalität nach bariatrischen Operationen ist<br />

bei Männern beispielsweise fünf Mal höher<br />

als bei Frauen.<br />

Laut Statistik Austria sind 18 Prozent der Männer<br />

und 15 Prozent der Frauen laut Definition<br />

der Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />

adipös, also fettleibig beziehungsweise stark<br />

übergewichtig mit einem Body-Mass-Index<br />

(BMI) von mehr als 30. Der Anteil stieg gegenüber<br />

2014 um rund zwei Prozentpunkte. In der<br />

Altersgruppe der Österreicherinnen und Österreicher<br />

zwischen 60 bis 74 Jahren ist mittlerweile<br />

jeder vierte von Adipositas betroffen.<br />

Extreme Adipositas (BMI größer 40, bei<br />

zusätzlichen Risiken bereits ab einem BMI<br />

von 35) ist der Hauptgrund für ein Operationen<br />

zur Gewichtsabnahme. „Chirurgische<br />

Eingriffe gehören zu den erfolgreichsten<br />

Interventionen, um Menschen mit extremer<br />

Adipositas zu einem Gewichtsverlust zu helfen.<br />

Sie können aber auch Komplikationen mit<br />

sich bringen. Obwohl das absolute Sterbe risiko<br />

nach bariatrischer Chirurgie niedrig ist, zeigen<br />

die Resultate unserer landesweiten Studie ein<br />

für Männer deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko<br />

im Vergleich zu Frauen“, erklärte der Wiener<br />

Endokrinologe Hannes Beiglböck anlässlich<br />

des europäischen Diabetologenkongresses, der<br />

online abgehalten worden ist.<br />

Beiglböck und seine Co-Autoren haben die<br />

Daten der Österreichischen Gesundheitskasse<br />

(ÖGK) über die bariatrischen Eingriffe<br />

zwischen Jänner 2010 und Dezember 2018<br />

ausgehoben und analysiert. Es handelte sich<br />

um insgesamt 19.901 Patientinnen und Patienten<br />

(14.681 Frauen und 5.220 Männer). Das<br />

Durchschnittsalter bei den Frauen betrug<br />

41 Jahre, die männlichen Adipositas-Patienten<br />

waren im Durchschnitt ein Jahr älter. Bei den<br />

chirurgischen Eingriffen wurden verschiedene<br />

Operationstechniken (Magen-Bypass,<br />

Magen-Verkleinerung et cetera) verwendet.<br />

Der Beobachtungszeitraum dauerte von Jänner<br />

2010 bis April 2020 (im Mittel bis 5,4 Jahre<br />

nach dem Eingriff).<br />

Die Sterblichkeit der Operierten pro Jahr betrug<br />

0,34 Prozent. Doch schon hier zeigte sich<br />

ein deutlicher Unterschied zwischen Männern<br />

und Frauen: Bei den Männern lag sie pro Jahr<br />

Nachbeobachtungszeit bei 0,64 Prozent, bei<br />

den Frauen bei nur 0,24 Prozent. Das war eine<br />

Differenz um den Faktor 2,7.<br />

Besonders krass war der Unterschied in der<br />

30-Tages-Mortalität nach den Operationen:<br />

Da starben 0,5 Prozent der Männer und 0,1<br />

Prozent der Frauen. Diese Differenz war statistisch<br />

hoch signifikant. Unter den Verstorbenen<br />

waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

(84 Prozent bei den Männern, 80 Prozent bei<br />

den Frauen) und psychiatrische Störungen<br />

(51 Prozent der Männer und 58 Prozent der<br />

Frauen) die häufigsten zusätzlichen Erkrankungen.<br />

Die Autoren sind vorsichtig mit ihren Schlussfolgerungen.<br />

Es handelt sich nämlich unter<br />

anderen um eine Beobachtungsstudie im<br />

Nachhinein. Eine Vergleichsgruppe von nicht<br />

operierten Adipösen fehlte. In der Diabetologie<br />

setzt sich immer mehr die Erkenntnis<br />

durch, dass Abnehmen die primäre Therapie<br />

bei Typ-2-Diabetes sein sollte, hieß es bei dem<br />

Kongress. <br />

APA<br />

Fotos: Shidlovski/iStock, Good Job/iStock<br />

28 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


®<br />

EINLADUNG |4.Dezember<strong>2021</strong><br />

Akut –Menschlich –Vernetzt<br />

Krankenhaus Göttlicher Heiland<br />

Fortbildung -Der fallorientierteSamstag<br />

mitTippsfür diePraxis<br />

EIN SPITAL<br />

STELLT SICH<br />

VOR<br />

9:05 –9:10 Begrüßung<br />

9:10 –10:20<br />

Gefäßmedizin: Akut –Menschlich<br />

VomBeinschmerz zur Intervention<br />

OA Dr.Peter Rausch &OADr. Peter Bukal<br />

Thromboembolie: Diagnostik/Therapie/<br />

Prophylaxe mit und ohne Covid Erkrankung<br />

OA Dr.Markus Seidl-Konzett<br />

Stroke –Aktuelle Therapie mit Frührehabilitation<br />

OA Dr.Omid Hosseiny &OÄDr. in Lisa Macho<br />

Gefäßchirurgie vernetzt<br />

OÄ Dr. in Nina Thurnher<br />

10:20 –<strong>11</strong>:20<br />

Vernetzte Medizin: Radiologie-Chirurgie-<br />

Kardiologie<br />

Gefäßfehlbildungen –Klinik, Diagnostik,<br />

interventionelle Therapie<br />

OA Dr.Wolfgang Matzek<br />

Gefäßfehlbildungen –Plastisch Rekonstruktive<br />

Therapiemöglichkeiten<br />

OÄ Dr. in Julia Roka-Palkovits<br />

Individualisierte Therapie der<br />

Herzinsuffizienz <strong>2021</strong><br />

OA Priv.-Doz. Dr.Wolfgang Gartner<br />

Grenzüberschreitende Rhythmologie in der<br />

Vinzenzgruppe<br />

OA Dr.Josef Kaiblinger<br />

10 Minuten Pause<br />

<strong>11</strong>:30 –<strong>11</strong>:50 Der ältere Mensch<br />

Der Stellenwert des geriatrischen Assessments<br />

Prim. a Dr. in Athe Grafinger,MSc<br />

<strong>11</strong>:50–13:10 Onkologie vernetzt<br />

Klinische Pathologie und Molekulare<br />

Pathologie –ein Update<br />

Univ.-Prof. Dr.Martin Klimpfinger (Klinik<br />

Favoriten)<br />

Neues aus der Radiologie –MRT des Rektums,<br />

Verlaufskontrolle bei Metastasen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Wolfgang Schima, MSc<br />

Chirurgie –Ist Sie noch notwendig?<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr.Christoph Ausch<br />

Neues aus der Strahlentherapie<br />

OA Dr.Herbert Hüpfel (KH Hietzing)<br />

Medizinische Onkologie vernetzt<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.Leopold Öhler (St. Josef<br />

Krankenhaus)<br />

13:10 –13:15<br />

Zusammenfassung und„Farewell“<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr.Christoph Ausch<br />

ONLINE<br />

Anmeldung zur Online-Teilnahme:<br />

https://derbrutkasten.clickmeeting.com/collegiumpublicum-04-12-<strong>2021</strong>/register<br />

Sie registrieren sich und erhalten eine Registrierungsbestätigung<br />

inkl. einem Button TEILNEHMEN. Bis zu<br />

Beginn des Webinars kommen Sie in einer Art Warteraum<br />

mit Countdown, und kommen im Anschluß direkt<br />

zum Webinar.<br />

Bitte beachten Sie, dass wir auch beim Webinar die Anwesenheit<br />

kontrollieren, indem Sie zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt während der Fortbildung aufgefordert<br />

werden, Ihre ÖÄK-Nummer einzugeben.<br />

Die Veranstaltung ist mit<br />

4DFP-Punkten approbiert WEITERE TERMINE: 5.3.2022<br />

®<br />

ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN


SERVICE CHRONIK<br />

Pink Ribbon Aktion <strong>2021</strong><br />

Krebshilfe ruft zur Vorsorge auf<br />

Die Österreichische Krebshilfe wiederholt anlässlich des Welttags der Gynäkologischen Onkologie<br />

und des Internationalen Brustkrebstags ihren eindringlichen Appell an Österreichs Frauen, die<br />

Krebsvorsorge trotz der Pandemie wahrzunehmen und appelliert an die Gruppe der Unentschlossenen,<br />

sich gegen COVID-19 impfen zu lassen.<br />

► „Der Umstand, dass 2020 rund<br />

41.000 Frauen weniger eine<br />

Mammografie wahrgenommen haben,<br />

erfüllt uns mit großer Sorge“, so Paul Sevelda,<br />

Krebshilfe-Präsident und Facharzt<br />

für Frauenheilkunde und Geburtshilfe.<br />

„Es muss leider davon ausgegangen<br />

werden, dass wir mittel- und langfristig<br />

mit einer um 5 Prozent bis 8 Prozent erhöhten<br />

Sterblichkeit an Brustkrebs aufgrund<br />

von verspäteten Diagnosen rechnen<br />

müssen. Wir sehen es daher als<br />

unsere Aufgabe, immer wieder – auch<br />

im Rahmen der diesjährigen Pink Ribbon<br />

Aktion – an Österreichs Frauen zu<br />

appellieren, ihre fälligen Mammografie-<br />

Termine und andere wichtige Krebsvorsorge-Termine<br />

wie Krebsabstrich,<br />

Darmspiegelung, Termine beim Hautarzt,<br />

nicht zu verschieben,“ so Sevelda.<br />

Ebenfalls im Mittelpunkt der diesjährigen<br />

Pink Ribbon Aktion steht der<br />

Versuch, mit emotionalen Appellen<br />

von Krebspatientinnen und -patienten<br />

„Der Umstand,<br />

dass<br />

2020 rund<br />

41.000<br />

Frauen<br />

weniger<br />

eine Mammografie<br />

wahrgenommen<br />

haben,<br />

erfüllt uns<br />

mit großer<br />

Sorge.“<br />

möglichst viele Menschen zu erreichen,<br />

die bis jetzt gezögert haben, sich gegen<br />

COVID-19 impfen zu lassen. Die Appelle<br />

werden auf dem Facebook Profil<br />

der Krebshilfe veröffentlicht.<br />

Seltene Einigkeit im Parlament<br />

Die Pink Ribbon Aktion <strong>2021</strong> startete<br />

am 1. Oktober, dem Internationalen<br />

Brustkrebstag, mit einer symbolträchtigen<br />

Aktion gemeinsam mit dem Österreichischen<br />

Parlament. Vor zehn<br />

Jahren hat die verstorbene Parlamentspräsidentin<br />

Barbara Prammer erstmals<br />

das Pink Ribbon an der Fassade<br />

des Parlaments anbringen lassen – als<br />

sichtbares Zeichen der Solidarität mit<br />

Betroffenen und ihren Familien. <strong>2021</strong><br />

jährte sich diese Initiative zum zehnten<br />

Mal. Auf Einladung der Zweiten<br />

Nationalratspräsidentin Doris Bures<br />

und mit Unterstützung aller Fraktionen<br />

ließ man gemeinsam mit Krebshilfe-<br />

Präsident Paul Sevelda und Krebshilfe-<br />

Geschäftsführerin Doris Kiefhaber für<br />

jedes Jahr einen Riesenballon steigen.<br />

Zuvor hatte Doris Bures für die kommenden<br />

fünf Jahre die Patenschaft für<br />

eine Rose namens „Peter Paul Rubens“<br />

im Wiener Volksgarten übernommen<br />

und widmete sie allen von Brustkrebs<br />

Betroffenen und ihrem Kampf gegen<br />

die Krankheit. „Möge der Rosengarten<br />

für Sie alle ein Ort zum Kraft tanken<br />

werden,“ so Bures.<br />

Besuch im Hohen Haus<br />

Am 13. Oktober, dem Welttag der metastasierten<br />

Brustkrebserkrankung, durfte<br />

die Österreichische Krebshilfe auf Initiative<br />

von Bures 20 betroffene Frauen ins<br />

Hohe Haus einladen. Für diesen Besuch<br />

haben alle Fraktionen, die beiden Nationalratspräsidenten<br />

und die Nationalratspräsidentin<br />

zusammengeholfen, um<br />

den Frauen einen besonderen Tag im<br />

Parlament zu ermöglichen. „Es ist ein<br />

gemeinsames Zeichen der Solidarität<br />

Am Welttag der metastasierten Brustkrebserkrankung wurden 20 betroffene Frauen ins Hohe Haus eingeladen.<br />

Zehn Ballons für „10 Jahre Pink Ribbon am Parlament“.<br />

Fotos: Parlamentsdirektion/Zinner; Parlamentsdirektion/UlrikeWieser<br />

(Hinweis:: Veröffentlichung mit Einverständnis der Frauen)<br />

30 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


CHRONIK SERVICE<br />

mit Ihnen und allen von Brustkrebs Betroffenen<br />

und ihren Familien,“ so Bures<br />

in ihrer direkten Ansprache während<br />

der Plenarsitzung. Die überwiegende<br />

Mehrheit der Abgeordneten trug das<br />

„Pink Ribbon“, alle weiblichen Abgeordneten<br />

das „Meta Crystal“, das Symbol für<br />

die metastasierte Brustkrebserkrankung.<br />

Mit dieser Einladung kam das Hohe<br />

Haus einem Wunsch von Betroffenen<br />

nach Sichtbarkeit nach. Sichtbarkeit für<br />

die spezielle Situation einer unheilbaren<br />

Krebserkrankung und der damit verbundenen<br />

psychischen und physischen Herausforderungen.<br />

Die traditionelle Informations- und<br />

Aufklärungstour fand wie jedes Jahr im<br />

Oktober in ganz Österreich statt, abhängig<br />

von der jeweiligen COVID-19-Situation<br />

in dem jeweiligen Bundesland.<br />

Spenden für Soforthilfe<br />

Wie jedes Jahr werden im Rahmen der<br />

Pink Ribbon-Aktion Spenden gesammelt,<br />

um Patientinnen auch finanziell<br />

unterstützen zu können, die durch<br />

die Erkrankung in finanzielle Not geraten<br />

sind.<br />

Verzicht auf Events<br />

„Wir werden kein wie immer geartetes<br />

Risiko eingehen, Patientinnen,<br />

Partnerinnen und Partner sowie Unterstützerinnen<br />

und Unterstützer einem<br />

COVID-19-Infektionsrisiko durch<br />

Krebshilfe-Veranstaltungen auszusetzen,“<br />

so Doris Kiefhaber, Projektleiterin<br />

der Pink Ribbon Aktion. „Wir müssen<br />

daher auch heuer weitgehend auf<br />

Pink Ribbon-Charity Events verzichten.<br />

Umso mehr danken wir unseren<br />

offiziellen Partnern für ihre Treue und<br />

die finanzielle Unterstützung, die uns<br />

ermöglicht, die finanzielle Unterstützung<br />

von Brustkrebspatientinnen trotz<br />

der allgemeinen Spendeneinbrüche<br />

aufgrund der Pandemie aufrecht zu erhalten.“<br />

<br />

v.l.n.r. Krebshilfe-<br />

Präsident Paul<br />

Sevelda, Krebshilfe-<br />

Geschäftsführerin<br />

Doris Kiefhaber,<br />

„Meta-Mädels“-<br />

Gründerin und<br />

Betroffene Claudia<br />

Altmann-Pospischek,<br />

Nationalratspräsidentin<br />

Doris Bures,<br />

Parlamentsdirektor<br />

Harald Dossi<br />

Aktuelle Broschüren<br />

der Krebshilfe<br />

Die neuen Broschüren „Krebsvorsorge<br />

und Früherkennung für Frauen“<br />

und die Patientinnen-Broschüren<br />

„Brustkrebs“ und „Metastasierter<br />

Brustkrebs“ sind kostenlos bei der<br />

Krebshilfe in ganz Österreich erhältlich,<br />

stehen zum Download unter<br />

www.pinkribbon.at und können<br />

auch per E-mail unter service@<br />

krebshilfe.net kostenfrei und in beliebiger<br />

Stückzahl von Gesundheitseinrichtungen<br />

bestellt werden.<br />

Die Rose „Peter Paul Rubens“ im Wiener Volksgarten ist allen Brustkrebs-Betroffenen gewidmet.<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 31


Wiener Medizinische Tage 26.-27. November <strong>2021</strong><br />

ONLINE<br />

FREITAG, 26.<strong>11</strong>.<strong>2021</strong><br />

SAMSTAG, 27.<strong>11</strong>.<strong>2021</strong><br />

Schwerpunkt: Notfälle in Bezug auf Covid19<br />

17.00 –17.10 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />

PRÄSIDENTEN DER ÄRZTEKAMMER<br />

FÜR WIEN<br />

17.10 –18.00 Uhr COVID-19: MANAGEMENT DES<br />

ZYTOKINSTURMS<br />

Univ.-Prof. Dr. Heinz Burgmann,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin I, Klinische<br />

Abteilung für Infektionen und Tropenmedizin<br />

18.00 –19.00 Uhr COVID-19 BEI KINDERN UND<br />

JUGENDLICHEN<br />

Dr. Florian Götzinger, PGD PID, DTM,<br />

Programmdirektor für Kinderinfektiologie (WIN),<br />

Wiener Gesundheitsverbund,<br />

Klinik Ottakring<br />

19.00 –19.45 Uhr PAUSE<br />

19.45 –20.45 Uhr MANAGEMENT DER AKUTEN<br />

RESPIRATORISCHEN INSUFFIZIENZ<br />

AM BEISPIEL DER COVID-19-<br />

PNEUMONIE<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Arschang Valipour,<br />

Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und<br />

Pneumologie, Karl-Landsteiner-Institut für Lungenforschung<br />

und Pneumologische Onkologie, Klinik<br />

Floridsdorf<br />

20.45 –21.45 Uhr LONG COVID UND DAS HERZ –<br />

ERKENNTNISSE AUS DER<br />

WIENER NACHSORGESTUDIE<br />

Prim. Assoc Prof. in Dr. in<br />

Diana Bonderman,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin II<br />

Schwerpunkt: Seltene Erkrankungen in Bezug auf Covid19<br />

9.15 –10.15 Uhr BEISPIELE NEUROLOGISCHER<br />

PRÄZISIONSMEDIZIN<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger,<br />

Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie,<br />

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für<br />

Neurologie, Medizinische Universität Wien<br />

10.15 –<strong>11</strong>.15 Uhr SELTENE ERKRANKUNGEN IN DER<br />

RHEUMATOLOGIE<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Redlich,<br />

Universitätsklinik für Innere Medizin III<br />

<strong>11</strong>.15 –12.15 Uhr SELTENE LUNGENERKRANKUNGEN<br />

BEI KINDERN<br />

Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr.<br />

Thomas Frischer,<br />

Wiener Gesundheitsverbund, Klinik Ottakring<br />

12.15 –13.00 Uhr PAUSE<br />

13.00 –14.00 Uhr SELTENE ERKRANKUNGEN IN DER<br />

KINDER- UND JUGENDHEILKUNDE<br />

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Holter,<br />

St. Anna Kinderspital<br />

14.00 –15.00 Uhr EINE ENDEMIE ALS URSPRUNG DES<br />

VAMPYRABERGLAUBENS<br />

Univ.-Prof. Dr. Christian Reiter,<br />

Sachverständigenbüro<br />

Für die Teilnahme am Webinar registrieren Sie sich unter<br />

folgendem Link:<br />

https://derbrutkasten.clickmeeting.com/wr-med-tage-<strong>2021</strong><br />

(Sie registrieren sich unter oben angeführtem<br />

Link mit Ihrem Vor- und Nachnamen und<br />

Ihrer E-Mail-Adresse. Sie erhalten dann auf<br />

diese E-Mail eine Registrierungsbestätigung<br />

(inklusive Kalender-Export-Funktion) und<br />

einem Button TEILNEHMEN.<br />

Kurskosten:<br />

Die Wiener Medizinische Tage sind kostenlos.<br />

Veranstalter:<br />

Die Veranstaltung ist mit<br />

<strong>11</strong> medizinischen Punkten<br />

für das DFP der ÖÄK approbiert.<br />

ZENTRUM FÜR<br />

ALLGEMEINMEDIZINSCHE<br />

AUS- UND FORTBILDUNG<br />

DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />

Referat für ärztliche<br />

Fortbildung, Zentrum für<br />

allgemeinmedizinische<br />

Aus- und Fortbildung


CHRONIK SERVICE<br />

Künstliche Intelligenz: Christoph Rinner ist „Researcher of the month“<br />

Christoph Rinner wurde im Oktober<br />

anlässlich seiner im Journal Nature<br />

Medicine erschienenen Arbeit<br />

„Human-computer collaboration<br />

for skin cancer recognition“ sowie<br />

seiner im Journal of Medical<br />

Internet Research erschienenen<br />

Arbeit „Analysis of Collective<br />

Human Intelligence for Diagnosis<br />

of Pigmented Skin Lesions<br />

Harnessed by Gamification Via<br />

a Web-Based Training Platform“<br />

ausgezeichnet.<br />

Basierend auf den Erkenntnissen einer gemeinsamen<br />

Online-Umfrage der Erfahrung in Kombination<br />

mit KIs entwickelten Christoph Rinner,<br />

Harald Kittler und Philipp Tschandl die Lernund<br />

Lehrplattform DermaChallenge. Diese<br />

Plattform soll spielerisch die Lücke zwischen<br />

medizinischer Forschung und Lehre schließen.<br />

Sie bietet derzeit Zugang zu über 20.000 dermatoskopischen<br />

Bildern in unterschiedlichen<br />

Levels. Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Möglichkeit,<br />

sie auf verschiedene Fragestellungen<br />

und Forschungsfragen im Bereich der Dermatoskopie<br />

anwenden zu können. In einer in<br />

Lancet Oncology veröffentlichten Studie wurde<br />

anhand der Plattform und der Ergebnisse eines<br />

speziell konzipierten Levels mit<br />

5<strong>11</strong> Klinikerinnen und Klinikern<br />

aus 63 Ländern deren Genauigkeit<br />

mit modernsten KI-Algorithmen<br />

verglichen.<br />

Entscheidungen mit großen<br />

Auswirkungen auf Patientinnen<br />

und Patienten werden zum Teil in<br />

Gruppen getroffen (zum Beispiel<br />

Tumorboards). Um den Effekt<br />

von Gruppen-Diagnosen im<br />

Vergleich zu KI-Algorithmen zu<br />

analysieren, werden 4216 dermatoskopische<br />

Bilder der häufigsten benignen und malignen<br />

pigmentierten Hautläsionen 1245 menschlichen<br />

Klinikerinnen und Klinikern gezeigt und über<br />

100.000 Einzelbewertungen gesammelt. Als<br />

Einzelbewertungen erzielten Nicht-Expertinnen<br />

und Nicht-Experten eine geringere mittlere<br />

Genauigkeit (58,6 Prozent) als Expertinnen und<br />

Experten (68,4 Prozent). Die Genauigkeit bei<br />

Kollektiven von Nicht-Expertinnen und Nicht-<br />

Experten nahm mit der Größe des Kollektivs<br />

zu und Kollektive von acht Nicht-Expertinnen<br />

und -Experten erzielten eine ähnliche Genauigkeit<br />

wie einzelne Expertinnen und Experten.<br />

Diese Vorarbeiten im Bereich KI und die<br />

aufgebaute Nutzerbasis und Reputation der<br />

DermaChallenge-Plattform ermöglichten es,<br />

in einem Nature Medicine-Artikel zu zeigen,<br />

dass eine qualitativ hochwertige KI-basierte<br />

Unterstützung der klinischen Entscheidungsfindung<br />

die diagnostische Genauigkeit von<br />

Ärztinnen und Ärzten verbessert und dass die<br />

am wenigsten erfahrenen Klinikerinnen und<br />

Kliniker am meisten von einer KI-basierten<br />

Unterstützung profitieren. <br />

Zur Person:<br />

Christoph Rinner absolvierte das Masterstudium<br />

der Medizinischen Informatik sowie das Doktoratsstudium<br />

an der Technischen Universität Wien.<br />

<strong>2021</strong> erhielt er die Lehrbefugnis als Privatdozent<br />

für das Fach „Medizinische Informatik“ der<br />

MedUni Wien. Neben seiner Forschungstätigkeit<br />

beteiligt er sich an der Lehre im Rahmen des<br />

Humanmedizin- und Medizinische Informatikstudiums<br />

und betreut Bachelor- und Diplomarbeiten.<br />

Zur Auszeichnung:<br />

Um hervorragende Forschungsleistungen der<br />

MedUni Wien bekannt zu machen, startete<br />

das Rektorat der MedUni Wien im Juni 2004<br />

das Programm „MedUni Wien-Researcher<br />

of the Month“. Im Monatsrhythmus kürt eine<br />

un abhängige Expertenkommission Forscherinnen<br />

und Forscher für ihre herausragende<br />

Forschungstätigkeit.<br />

Fotos: MedUni Wien, Dieter Bornemann<br />

Fotoausstellung Depression:<br />

„dunkle wege / dunkle gedanken“<br />

In seiner aktuellen Ausstellung zeigt der<br />

Fotograf Dieter Bornemann die „dunklen<br />

Gedanken“ depressiver Menschen –<br />

umgesetzt in düsteren Fotografien in<br />

strengem schwarz-weiß. Die starke<br />

Vignettierung der Bilder steht für den<br />

eingeschränkten und verengten Blick<br />

auf die Realität, der mit dieser Krankheit<br />

einher geht. Die Fotografien sind nicht<br />

nur eine künstlerische Auseinandersetzung<br />

mit dem Thema Depression,<br />

sondern sollen in den Begleittexten auch<br />

Aufklärung und Anleitung für Betroffene<br />

und Angehörige bieten. Die fotografische<br />

Umsetzung dieser noch immer tabuisierten<br />

Form einer psychischen Erkrankung<br />

soll aufklären und bei Betroffenheit - ob<br />

selbst oder als Angehöriger - auf Hilfsmöglichkeiten<br />

hinweisen. <br />

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8,<br />

1010 Wien<br />

Zeit: Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr,<br />

Freitag 9 bis 13 Uhr – noch bis<br />

31. Dezember <strong>2021</strong><br />

Wegen der Corona-Bestimmungen nur<br />

nach telefonischer Vereinbarung unter<br />

der Telefonnummer 533 85 73 oder per<br />

E-Mail an: office@concordia.at<br />

Plasmaspende nach<br />

COVID-bedingtem Rückgang<br />

wichtiger denn je<br />

Plasma kann nicht künstlich hergestellt werden und ist ein<br />

unersetzlicher Rohstoff zur Behandlung seltener Erkrankungen,<br />

aber auch bei Verbrennungen oder für Operationen.<br />

Über 80 Prozent aller Menschen sind mindestens einmal in<br />

ihrem Leben auf plasmabasierte Medikamente angewiesen.<br />

Die Plasmaspende hat eine lange Tradition in Österreich, die<br />

Zahl der Plasmaspenden ist aber vor allem durch COVID<br />

spürbar gesunken.<br />

Im Rahmen der internationalen Plasma-Awareness-Woche<br />

Anfang Oktober rückten Ärztekammer, die IG Plasma und<br />

Patientenvertreterinnen und -vertreter daher die Wichtigkeit<br />

der Spende in den Fokus. Ärztekammerpräsident Thomas<br />

Szekeres stellt fest: „Seit Beginn der Pandemie verzeichnen wir<br />

einen steten Rückgang von Plasmaspenden. Damit aber ist<br />

die Versorgung mit Immunglobulinen massiv gefährdet. Ich<br />

appelliere daher zur Plasmaspende, denn nur so können wir<br />

die Versorgung mit Immunglobulinen in Österreich nachhaltig<br />

sicherstellen.“ Es sei notwendig, das Bewusstsein über die<br />

Wichtigkeit der Plasmaspenden in der Bevölkerung und bei<br />

Verantwortungsträgerinnen und -trägern zu schärfen. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 33


SERVICE RECHT<br />

Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung<br />

Was sie können, was sie dürfen<br />

Turnusärztinnen und Turnusärzte sind gemäß § 3 Abs 3 Ärztegesetz zur unselbständigen<br />

Berufsausübung berechtigt. Doch was bedeutet das eigentlich? Welche Tätigkeiten dürfen sie<br />

übernehmen, welche Rechte haben sie und was sollten sie im Zuge der Ausbildung beachten?<br />

Von Sarina Pertl<br />

► Als Turnusärztinnen und Turnusärzte<br />

werden Kolleginnen<br />

und Kollegen in Ausbildung zur Ärztin<br />

oder zum Arzt für Allgemeinmedizin<br />

sowie Kolleginnen und Kollegen in<br />

Ausbildung zur Fachärztin oder zum<br />

Facharzt bezeichnet.<br />

Dass sie zur unselbständigen Berufsausübung<br />

berechtigt sind, bedeutet,<br />

dass sie nur unter Anleitung und Aufsicht<br />

durch zur selbständigen Ausübung<br />

berechtigte Ärztinnen und Ärzte<br />

tätig werden dürfen.<br />

Aufsicht ist hierbei jedoch nicht als<br />

ständige Draufsicht durch die ausbildenden<br />

Ärztinnen und Ärzte zu verstehen,<br />

vielmehr ist bei der Beurteilung<br />

des notwendigen Maßes an Anleitung<br />

und Aufsicht auf den Ausbildungsstand<br />

des Turnusarztes beziehungsweise der<br />

Turnusärztin abzustellen. Welche Tätigkeiten<br />

übernommen werden dürfen,<br />

hängt somit von der Dauer der Ausbildung<br />

und den individuellen Kenntnissen<br />

ab – das notwendige Maß an<br />

Anleitung und Aufsicht verringert sich<br />

mit einer steigenden Entwicklung der<br />

Turnusärztinnen und -ärzte.<br />

Doch nicht nur die Ausbildungsärztinnen<br />

und -ärzte haben auf den Ausbildungsstand<br />

Bedacht zu nehmen,<br />

auch die Turnusärztinnen und -ärzte<br />

tragen die Verantwortung, nur jene<br />

Tätig keiten zu übernehmen, die den bereits<br />

erlernten Fähigkeiten und Kenntnissen<br />

entsprechen. Wird durch die<br />

Turnusärztinnen und -ärzte dennoch<br />

eine Tätigkeit übernommen, der diese<br />

aufgrund mangelnder Fähig keiten und<br />

Kenntnisse nicht gewachsen sind, liegt<br />

Fahrlässigkeit – die sogenannte Übernahmsfahrlässigkeit<br />

– vor.<br />

Meldung in der ASV<br />

Zu beachten ist, dass die unselbständige<br />

Ausübung der ärztlichen Tätigkeit<br />

die Besetzung einer Ausbildungsstelle<br />

Welche<br />

Tätigkeiten<br />

übernommen<br />

werden<br />

dürfen,<br />

hängt von<br />

der Dauer<br />

der Ausbildung<br />

und<br />

den individuellen<br />

Kenntnissen<br />

ab.<br />

voraussetzt. Wird keine Ausbildungsstelle<br />

besetzt, darf die Turnusärztin<br />

beziehungsweise der Turnusarzt nicht<br />

ärztlich tätig werden.<br />

Die Meldung in der Ausbildungsstellenverwaltungsapplikation<br />

(ASV) stellt<br />

zudem ein Kriterium der Anrechenbarkeit<br />

der Ausbildungszeit dar. Nur<br />

mit entsprechender Meldung in der<br />

ASV kann die absolvierte Zeit auch<br />

auf die Ausbildung angerechnet werden.<br />

Es besteht die Möglichkeit, die<br />

eigenen Ausbildungsstellenmeldungen<br />

einzusehen. Dies erfolgt über das<br />

Online-Fortbildungskonto der Österreichischen<br />

Ärztekammer unter www.<br />

meindfp.at.<br />

Die Anzahl und das zeitliche Ausmaß,<br />

in dem eine Ausbildungsstätte Ausbildungsstellen<br />

besetzen kann, hängt<br />

von unterschiedlichen Faktoren ab.<br />

Unter anderem ist ein sogenanntes<br />

Ausbildungskonzept im Rahmen des<br />

Verfahrens zur Anerkennung als Ausbildungsstätte<br />

vorzulegen. In diesem ist<br />

darzulegen, wie den Turnusärztinnen<br />

und -ärzten die zu absolvierenden Ausbildungsinhalte<br />

beigebracht werden<br />

können. Dieser Ausbildungsplan ist<br />

Turnusärztinnen und -ärzten – allenfalls<br />

auf Verlangen – auszuhändigen.<br />

Die Anerkennung von Ausbildungsstätten<br />

ist in den §§ 9, 10 Ärztegesetz<br />

geregelt.<br />

Pandemiebedingte Ausnahme<br />

Aufgrund der Sonderregelung des § 36b<br />

Ärztegesetz dürfen Turnusärztinnen<br />

und -ärzte ärztliche Tätigkeiten im Rahmen<br />

der Pandemie auch außerhalb eines<br />

Ausbildungsverhältnisses ausüben. Das<br />

Tätigwerden von Turnusärztinnen und<br />

-ärzten in Impfstraßen stellt solch einen<br />

möglichen Anwendungsfall dieser<br />

Bestimmung dar. Zu beachten ist dabei,<br />

dass im Rahmen dieser Tätigkeit keine<br />

Ausbildungsstelle besetzt wird, weshalb<br />

hierbei auch keine Anrechnung auf die<br />

Ausbildungszeit erfolgen kann.<br />

Recht auf Rasterzeugnis<br />

Wurde eine Ausbildungsstelle besetzt,<br />

das heißt, wurde ein Angestelltenverhältnis<br />

mit ausdrücklicher Ausbildungsverpflichtung<br />

des Dienstgebers<br />

begründet, so haben die Ausbildungsverantwortlichen<br />

auf Verlangen der<br />

Turnusärztinnen und -ärzte schon nach<br />

der Hälfte der Ausbildungszeit der Sonderfach-Grundausbildung<br />

oder nach<br />

jeder Rotationsabteilung in der Ausbildung<br />

zum Arzt für Allgemeinmedizin<br />

eine Bestätigung über die bis dahin<br />

vermittelten Kenntnisse, Fertigkeiten<br />

und Erfahrungen auszustellen. Dies<br />

bietet Turnusärztinnen und -ärzten die<br />

Möglichkeit, den aktuellen Stand der<br />

Ausbildung einzusehen. Dazu besteht<br />

auf Wunsch auch die Möglichkeit der<br />

Überprüfung durch die Standesführung,<br />

beispielsweise ob Ausbildungsinhalte<br />

noch zu absolvieren sind oder die<br />

Berechnung der bisherigen Fehlzeiten.<br />

Was in den Rasterzeugnissen abzuzeichnen<br />

ist, beziehungsweise was<br />

durch die Turnusärztinnen und -ärzte<br />

zu absolvieren ist, ist klar definiert.<br />

Der Aufbau der Ausbildung und die<br />

Gestaltung dieser wird in den §§ 8, 9<br />

Ärztegesetz geregelt. Hieraus ergibt<br />

sich unter anderem der Stufenbau der<br />

Ausbildung. In der Ausbildung zur<br />

Ärztin und zum Arzt für Allgemeinmedizin<br />

ist zunächst eine Basisausbildung,<br />

dann der Spitalsturnus und sodann<br />

eine verpflichtende Lehrpraxis zu<br />

absolvieren. In der Ausbildung Fachärztin<br />

beziehungsweise zum Facharzt<br />

ist ebenso zunächst die Basisausbildung<br />

zu absolvieren, an diese schließt<br />

die Sonderfachausbildung, wobei sich<br />

diese in die Sonderfach-Grundausbildung<br />

und Sonderfach-Schwerpunktausbildung<br />

unterteilt.<br />

Foto: iStock/PeopleImages<br />

34 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


BÜCHER SERVICE<br />

Hormone<br />

„Tanz mit den Hormonen. Natürliche Alternativen für Ihre innere<br />

Balance“ von Katharina Maria Burkhardt, Margit Friesenbichler. <strong>2021</strong>.<br />

168 Seiten. ISBN 978-3-99052-224-0. Verlagshaus der Ärzte, Wien.<br />

Die entsprechenden Ausbildungsinhalte legt<br />

die Ärzteausbildungsordnung fest, wobei die<br />

KEF und RZ-Verordnung 2015 die notwendigen<br />

Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten<br />

sowie die Ausgestaltung und Form der Rasterzeugnisse<br />

regelt.<br />

Standesführung informieren<br />

Damit die ärztliche Tätigkeit aufgenommen<br />

werden darf, ist dies der örtlich zuständigen<br />

Ärztekammer zu melden. Da rückwirkende<br />

Eintragungen in die Ärzteliste nicht möglich<br />

sind, ist auf die korrekte Meldung und Eintragung<br />

zu achten, da sich ansonsten Probleme<br />

mit der Anrechnung auf die Ausbildung ergeben<br />

könnten.<br />

Darüber hinaus sind der Ärztekammer<br />

auch Meldungen über die Beendigung eines<br />

Dienstverhältnisses, Dienstgeberwechsel und<br />

Dienstzuteilungen binnen einer Woche zu erstatten.<br />

<br />

Sollten Sie Fragen haben, so steht Ihnen die<br />

Rechtsabteilung für Auskünfte gerne zur Verfügung<br />

(recht@aekwien.at).<br />

Standesführung der<br />

Ärztekammer für Wien<br />

Ihre Ansprechpartnerinnen für den Bereich<br />

Ärzteliste:<br />

Kerstin Buchinger, Susanne Will, Nadica<br />

Stevic, Mag. a Beate Udvardi<br />

Telefon: 51501/1206 DW, 51501/1205 DW,<br />

51501/1260 DW, 51501/1296 DW<br />

E-Mail: standesfuehrung@aekwien.at<br />

Ihre Ansprechpartnerinnen für den<br />

Bereich Ausbildungsangelegenheiten<br />

Fachärztinnen, Fachärzte, Ärztinnen und<br />

Ärzte für Allgemeinmedizin:<br />

Vienni Joy Reyes, Kerstin Juritsch, BA<br />

Bakk.techn.<br />

Telefon: 51501/1225 DW, 51501/1226 DW<br />

E-Mail: ausbildung@aekwien.at<br />

www.aekwien.at/standesfuehrung<br />

Hormone steuern so ziemlich alles in unserem Organismus und<br />

beeinflussen unser körperliches und psychisches Wohlbefinden.<br />

Dieses Buch thematisiert hormonelle Einflüsse und nachhaltige<br />

Lösungen bei alltäglichen Krankheitsbildern von Haarausfall<br />

und Hautproblemen über Schilddrüsenstörungen, Depressionen,<br />

Schlafstörungen bis hin zu Störungen durch hormonelle Empfängnisverhütung<br />

oder Stress. <br />

COVID<br />

„Exit Covid! Plädoyer für die Impfpflicht“ von Hubert Niedermayr. <strong>2021</strong>.<br />

176 Seiten. ISBN 978-3-8000-7784-7. Ueberreuter, Wien.<br />

Covid, ein Dauerzustand? So sieht es aus. Wenn die Impfrate nicht<br />

schnell und nachhaltig steigt, werden wir uns mit diesem Gedanken<br />

anfreunden müssen. Die Forderung nach einer Impfpflicht, im<br />

Spannungsfeld individueller Freiheit und gesellschaftlicher Verantwortung,<br />

wird in diesen Tagen sehr breit, aber noch ohne die fällige<br />

Entscheidung, diskutiert. Das Buch ist ein Plädoyer, durch die Impfung<br />

sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen zu schützen<br />

und uns dadurch endlich wieder Normalität zu ermöglichen. <br />

Schreiben<br />

„Gesund Schreiben. Literaturpreis der Ärztekammer für Wien“. <strong>2021</strong>.<br />

384 Seiten. ISBN 978-3-99108-149-4. Braumüller, Wien.<br />

„Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.“<br />

Ob als Patientin, Patient, als Angehörige, ob als betroffene oder<br />

als helfende Person: Jede und jeder hat mit den Themen Gesundheit<br />

und Krankheit zu tun. In diesem Buch sind außergewöhnliche<br />

Texte mit einem sozialen, medizinischen und/oder ethischen<br />

Bezug zusammengestellt, die mit dem von der Ärztekammer für<br />

Wien ins Leben gerufenen Literaturpreis „Gesund schreiben“ ausgezeichnet<br />

wurden. <br />

Netz<br />

„Das unsichtbare Netz des Lebens. Wie Mikrobiom, Biodiversität,<br />

Umwelt und Ernährung unsere Gesundheit bestimmen“ von Martin<br />

Grassberger. <strong>2021</strong>. 448 Seiten. ISBN 978-3-7017-3535-8. Residenz<br />

Verlag, Wien, Salzburg.<br />

Wie erhalten wir in Zeiten neuartiger Pandemien, chronischer Krankheiten,<br />

zunehmender Urbanisierung und medialem Dauerfeuer unsere<br />

körperliche und geistige Gesundheit? Basierend auf umfassenden<br />

ökologischen Betrachtungen und unter Berücksichtigung der neusten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse der Mikrobiomforschung zieht der<br />

Autor Schlüsse über die fundamentalen Wechselwirkungen zwischen<br />

uns und unserer Umwelt und zeigt, wie wir trotz beunruhigender Entwicklungen<br />

ein gutes und gesundes Leben führen können. <br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 35


SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />

Weibliche Doppelspitze in der Wiener Landeszahnärztekammer<br />

Es ist noch kein halbes Jahr her, da sprach<br />

sich die Wiener Zahnärzteschaft mit einer<br />

klaren Mehrheit für einen Richtungswechsel<br />

an der Spitze ihrer Standesvertretung aus.<br />

Mit Bettina Schreder übernahm erstmals<br />

eine Frau das Präsidentenamt der Landeszahnärztekammer<br />

für Wien. Gemeinsam mit<br />

Vizepräsidentin Birgit Vetter-Scheidl sowie<br />

Stephen Weinländer und Ozren Marković<br />

ist sie für die kommenden fünf Jahre für die<br />

Geschicke und Entwicklung der Wiener<br />

Kolleginnen und Kollegen verantwortlich.<br />

Dieser Verantwortung galt es vom ersten Tag<br />

im Amt wahrzunehmen, dem neuen Team<br />

blieb dabei keine Zeit für Einarbeitung.<br />

Zahlreiche Themen rund um die nach wie vor<br />

anhaltende COVID-Pandemie und aufgestaute<br />

Projekte aus den vorangegangenen<br />

Legislaturperioden verlangten sofortiges und<br />

beherztes Agieren. „In nächster Zeit stehen<br />

die rasche Umsetzung des Facharztes für Kieferorthopädie,<br />

das Ausweiten des Jobsharings<br />

im Zusammenhang mit den Verhandlungen<br />

mit der ÖGK sowie der Kollektivvertrag für<br />

ZAss/PAss-Assistentinnen und Assistenten<br />

auf der Agenda“, blickt Präsidentin Schreder<br />

voraus und über den Wiener Tellerrand.<br />

„Wir stehen für Transparenz und Offenheit,<br />

das haben wir vom ersten Tag an in unseren<br />

Landespräsidentin Bettina Schreder bei der Angelobung<br />

des Präsidiums der Österreichischen Zahnärztekammer<br />

mit Minister Wolfgang Mückstein.<br />

neuen Funktionen unter Beweis gestellt. Mit<br />

einem deutlichem Mehr an Kommunikation,<br />

was die Häufigkeit aber auch die Breite der<br />

Kommunikationskanäle anbelangt“, bekräftigt<br />

Vetter-Scheidl den eingeschlagenen Weg.<br />

Die Webseite wurde im Rahmen der<br />

technisch vorhandenen Möglichkeiten<br />

überarbeitet und als zentrale Kommunikationsdrehscheibe<br />

installiert. Dazu ist die<br />

Landeszahnärztekammer Wien seit dem<br />

Sommer auf Social Media aktiv, versucht dort<br />

auch Mitglieder aktiv abzuholen, die sich als<br />

„Follower“ automatisiert benachrichtigen<br />

lassen möchten. Mit zahlreichen elektronischen<br />

Aussendungen wurde die Kollegenschaft<br />

über sämtliche Aktivitäten informiert.<br />

Dazu konnten auch mit den wesentlichen<br />

Partnern auf Landesebene erste Abstimmungsgespräche<br />

geführt werden. „Wir sind<br />

überall offene Türen eingelaufen und wurden<br />

freundlich empfangen. Erste sichtbare<br />

Erfolge in der Zusammenarbeit gab es bei der<br />

Neuorganisation des Bezugs der Schutzausrüstungspakete“,<br />

so Schreder weiter. Konkret<br />

wurde diese für alle Wiener Zahnärztinnen<br />

und Zahnärzte in Zusammenarbeit mit der<br />

Ärztekammer für Wien sowie der Stadt Wien<br />

auf völlig neue Beine gestellt.<br />

Die personellen Änderungen zogen aufgrund<br />

des Kammer-Wahlsystems auch Änderungen<br />

auf Bundesebene mit sich. Landespräsidentin<br />

Bettina Schreder fungiert in der Österreichischen<br />

Zahnärztekammer als Vize-Präsidentin,<br />

auch dort steht ihr Birgit Vetter-Scheidl<br />

als Finanzreferentin in ebenfalls führender<br />

Position zur Seite. „Wir sind Teil eines<br />

Präsidiums, das bereit ist, unsere wichtigsten<br />

Anliegen auch auf Bundesebene voranzutreiben.<br />

Entsprechend motiviert gehen wir auch<br />

die überregionale Tätigkeit an“, sind sich die<br />

beiden Damen einig. <br />

Fachzahnärztin und Fachzahnarzt für Kieferorthopädie: Der Weg ist frei!<br />

Noch gibt es in Österreich keine Ausbildung<br />

zum Fachzahnarzt beziehungsweise zur Fachzahnärztin<br />

für Kieferorthopädie. Eine Lücke,<br />

die längst geschlossen gehört. Die neue Führung<br />

der Österreichischen Zahnärztekammer brachte<br />

auch in dieses Thema viel Schwung. Mit Birgit<br />

Vetter-Scheidl als Finanzreferentin wurde<br />

eine erfahrene Kieferorthopädin Teil des Präsidiums,<br />

die sich mit Amtsantritt auch sofort<br />

des Themas annahm.<br />

Kurz nach der Bestellung als Ergebnisverantwortliche<br />

für das Thema KFO wurden die bereits<br />

bestehenden Teilergebnisse gesichtet und<br />

strukturiert aufgearbeitet. Dabei<br />

zeigte sich, dass man gar nicht so<br />

weit von einem gemeinsamen Ergebnis<br />

entfernt war. In Gesprächen<br />

mit allen Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern der vom Ministerium<br />

bestellten Arbeitsgruppe konnten<br />

die verschiedenen Standpunkte<br />

abgeholt und in Folge auf einen<br />

gemeinsamen Nenner gebracht<br />

werden. Daraus wurde eine<br />

schriftliche Übergangsregelung abgeleitet, die<br />

die Eckpunkte der Übergangsregelung wie auch<br />

die Ausbildung zum Fachzahnarzt für Kieferorthopädie<br />

aufzeigt und vordefiniert.<br />

In einer Sitzung im Zuge des 45. Österreichischen<br />

Zahnärztekongresses in Wien wurde<br />

erstmalig eine gemeinsame schriftliche<br />

Beantwortung der vom Ministerium aufgeworfenen<br />

Fragen ausgearbeitet. „Mir ist<br />

schnell bewusst geworden, dass wir eigentlich<br />

nicht wirklich viel auseinanderliegen, um<br />

eine gemeinsame Lösung verabschieden zu<br />

können”, ist Vetter-Scheidl mit den Fortschritten<br />

zufrieden. Bereits seit 1995 arbeiten<br />

die kieferorthopädischen Fachgesellschaften<br />

VÖK und ÖGKFO an dem Projekt. Erst Anfang<br />

<strong>2021</strong> wurde im Parlament der Beschluss gefasst,<br />

ein entsprechendes Gesetz zur Installation<br />

des Fachzahnarztes für Kieferorthopädie final<br />

ausarbeiten zu lassen. Obwohl seit dem Jahr<br />

2015 eine aus dem Ministerium heraus bestellte<br />

Arbeits gruppe existiert, fehlte bis dato die Einigkeit<br />

der verschiedenen Stakeholder.<br />

Die Wichtigkeit des Themas zeigt nicht<br />

zuletzt die Größenordnung der Betroffenen,<br />

um die es geht. Rund 500 Kolleginnen und<br />

Kollegen in Österreich haben sich voll und<br />

ganz oder zumindest hauptsächlich diesem<br />

Spezialgebiet verschrieben. Aufgrund der<br />

fehlenden Anerkennung als Fachzahnarzt gab<br />

und gibt es bis dato immer wieder Schwierigkeiten,<br />

wenn die Profession im Ausland<br />

ausgeübt werden soll.<br />

Zu betonen ist, dass trotzdem jede Person, die<br />

zur selbstständigen Ausübung des zahnärztlichen<br />

Berufes in Österreich berechtigt ist,<br />

weiterhin kieferorthopädisch tätig sein darf. <br />

Fotos: BMSGPK / Marcel Kulhanek, alfexe/iStock<br />

36 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


STEUER SERVICE<br />

Endspurt<br />

Sinnvolle Investitionen bis Jahresende<br />

Das Jahr neigt sich langsam dem Ende zu. Noch Zeit genug, Anschaffungen zu tätigen und Ihr<br />

steuerliches Ergebnis zu optimieren.<br />

Von Iris Kraft-Kinz<br />

Fotos: Ratana21/iStock, MEDplan<br />

► Wenn Sie heuer noch eine sinnvolle<br />

Investition planen, dann<br />

profitieren Sie von bestimmten Anschaffungen<br />

aus steuerlicher Sicht gleich<br />

mehrfach: für die Investition können Sie<br />

die Halbjahresabschreibung geltend<br />

machen und – wenn bestimmte Voraussetzungen<br />

erfüllt sind – zusätzlich noch<br />

den Gewinnfreibetrag lukrieren.<br />

Steuerbonus seit einer Dekade<br />

Der Gewinnfreibetrag steht Ihnen als<br />

Unternehmerin oder Unternehmer nun<br />

schon seit rund zehn Jahren zur Verfügung.<br />

Er ist quasi ein Ausgleich für die<br />

begünstigte Besteuerung des 13. und 14.<br />

Gehalts der Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer. Sie können diese Steuerbegünstigung<br />

als Einzelunternehmerin,<br />

Einzelunternehmer oder als Gesellschafterin<br />

und Gesellschafter einer Mitunternehmerschaft<br />

in Anspruch nehmen.<br />

Wichtig ist, dass Sie dabei betriebliche<br />

Einkünfte erzielen – also Einkünfte aus<br />

selbständiger Arbeit beziehungsweise<br />

einem Gewerbebetrieb oder Land- und<br />

Forstwirtschaft.<br />

Zwei Teile<br />

Der Gewinnfreibetrag besteht aus zwei<br />

Teilen – einem Teil, den man automatisch<br />

gewährt bekommt (Grundfreibetrag)<br />

und einem Teil, für den<br />

Anschaffungen notwendig sind (investitionsbedingter<br />

Gewinnfreibetrag).<br />

Für den Grundfreibetrag müssen Sie<br />

nichts weiter tun – er wird in Höhe von<br />

13 Prozent Ihres Gewinns bis 30.000<br />

Euro abgezogen. Der Grundfreibetrag<br />

verschafft Ihnen einen Steuerabzugsposten<br />

von maximal 3900 Euro (30.000<br />

Euro mal 13 Prozent).<br />

Neuerungen mit Steuerreform<br />

Der Grundfreibetrag soll ab Beginn des<br />

nächsten Jahres von derzeit 13 Prozent<br />

auf 15 Prozent angehoben werden. Will<br />

heißen: Künftig profitieren Sie als selb-<br />

ständig tätige Ärztin oder Arzt automatisch<br />

von einem höheren Steuerabzugsposten,<br />

nämlich 4500 Euro statt aktuell<br />

3900 Euro.<br />

Aufwendiger als der Grundfreibetrag<br />

gestaltet sich der investitionsbedingte<br />

Gewinnfreibetrag. Diesen können Sie<br />

in Anspruch nehmen, wenn Ihr Gewinn<br />

30.000 Euro übersteigt und Sie<br />

ein begünstigtes Wirtschaftsgut anschaffen.<br />

Den Steuerbonus, den Sie durch diese<br />

Anschaffung lukrieren, hängt beim investitionsbedingten<br />

Gewinnfreibetrag<br />

von der Höhe Ihres Gewinns ab: Für die<br />

ersten 175.000 Euro beträgt er 13 Prozent,<br />

für die nächsten 175.000 Euro 7<br />

Prozent und für die nächsten 230.000<br />

Euro 4,5 Prozent. Insgesamt können Sie<br />

somit höchstens 45.350 Euro Gewinnfreibetrag<br />

im jeweiligen Veranlagungsjahr<br />

geltend machen.<br />

Begünstigte Wirtschaftsgüter<br />

Als begünstigte Wirtschaftsgüter für<br />

den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag<br />

können Sie neue, abnutzbare,<br />

körperliche Wirtschaftsgüter des<br />

Anlagevermögens mit einer betriebsgewöhnlichen<br />

Nutzungsdauer von<br />

mindestens vier Jahren anschaffen. Besonderer<br />

Beliebtheit erfreuen sich derzeit<br />

Elektroautos, EDV – Hardware und<br />

Gebäudeinvestitionen in angemietete<br />

Ordinationsräumlichkeiten.<br />

Als sehr interessante Alternative hat<br />

sich in der Praxis die Anschaffung<br />

von Wertpapieren, die den Voraussetzungen<br />

zur Deckung für Pensionsrückstellungen<br />

(Personalrückstellungen)<br />

entsprechen, erwiesen. Diese<br />

Wertpapiere müssen ebenfalls vier<br />

Jahre im Bestand gehalten werden,<br />

nach Ablauf der Behaltefrist können<br />

sie jedoch veräußert und die Liquidität<br />

für betriebliche Investitionen, aber<br />

auch für steuerfreie Entnahmen verwendet<br />

werden.<br />

Kraft-Kinz: Der<br />

Grundfreibetrag soll<br />

ab Beginn des nächsten<br />

Jahres auf<br />

15 Prozent angehoben<br />

werden.<br />

Die Dont’s<br />

Die Geltendmachung des Gewinnfreibetrags<br />

ist unter anderem nicht möglich<br />

für:<br />

•PKW und Kombi<br />

•geringwertige Wirtschaftsgüter: Anschaffungs-<br />

beziehungsweise Herstellungskosten<br />

bis maximal 800 Euro,<br />

wenn diese sofort als Betriebsausgabe<br />

abgesetzt werden.<br />

• gebrauchte Wirtschaftsgüter<br />

•Wirtschaftsgüter, für die eine Forschungsprämie<br />

in Anspruch genommen<br />

wurde.<br />

Um das Ergebnis Ihrer Ordination<br />

steueroptimal zu gestalten und Investitionen<br />

planen zu können, sollten Sie<br />

eine Prognoserechnung erstellen. Bis<br />

Jahresende ist dafür nicht mehr allzu<br />

viel Ziel. Deshalb: Nutzen Sie die restlichen<br />

Wochen des Jahres für Ihre persönliche<br />

Steueroptimierung. <br />

Iris Kraft-Kinz ist geschäftsführende Gesellschafterin<br />

der MEDplan in Wien 12.<br />

<strong>11</strong>_<strong>2021</strong> doktor in wien 37


KONTAKT KLEINANZEIGEN<br />

Gebrauchte Sonographiegeräte von Philips, Toshiba, GE, Samsung,<br />

Siemens und anderen Herstellern günstig anzubieten. Verschiedene<br />

Einsatzbereiche. Nähere Information: Hr. Kundi 0676/7865746<br />

Anstellung/Vertretungstätigkeit FA Psychiatrie für 5-10 Wochenstunden<br />

für den Fachbereich ADHS bei Erwachsenen gesucht in<br />

Wahlarztordination in 1090. Fachliche Einschulung und Supervision für<br />

den Schwerpunkt inkludiert.<br />

Kontakt: 0650 74325 14 oder office@wechsberg.at<br />

FACHARZT bzw. FACHÄRZTIN<br />

Wir suchen: Aufgrund der Erweiterung durch ein Privat-<br />

MRT Verstärkung unseres Teams am Schnittbildsektor.<br />

4-Tage-Woche<br />

• voll digitales RIS System mit papierlosem Institutsbetrieb<br />

Jahresbruttogehalt mind. EUR 170.000 + Klimaticket<br />

• eine breite radiologische Tätigkeit bei familienfreundlichen<br />

Dienstzeiten, keine Bereitschaftsdienste<br />

• Langfristig besteht die Möglichkeit für ein Beteiligungsmodell<br />

• Top moderne Geräteausstattung<br />

• Perfekte öffentliche Anbindung im Herzen von Amstetten<br />

Für Auskünfte steht Ihnen gerne Dr. Gregor Jülg unter der<br />

Tel.Nr. 07472 64491 oder gj@dzam.at zur Verfügung.<br />

Kleinanzeigen:<br />

Anzeigenannahme: Medizin Medien Austria<br />

Anita Radl, Grünbergstr. 15, <strong>11</strong>20 Wien<br />

Tel.: 01/54 600-446, E-Mail: a.radl@medizin-medien.at<br />

Dr. JÖRG KNABL – Das KMED-<br />

Ambulatorium für ästhetische Medizin<br />

sucht<br />

zur Erweiterung seines Teams<br />

eine/n engagierte/n und motivierte/n<br />

Ärztin/Arzt für ästhetische Medizin<br />

An unseren Standorten 1010 Wien und <strong>11</strong>40 Wien<br />

Schwerpunkt: Ästhetische Behandlungen mit Botox und Fillern, Ultherapy, Fäden,<br />

Peelings, Radiofrequenz Behandlungen und Plasma Pen<br />

Voraussetzungen:<br />

• Jus practicandi<br />

• Großes Interesse an ästhetischer Medizin und Motivation<br />

in diesem Bereich arbeiten zu wollen<br />

• Vorzugsweise mit entsprechenden Vorkenntnissen<br />

• Hohes ästhetisches Empfinden<br />

• Einsatzfreude und Bereitschaft zum selbständigen Arbeiten<br />

Wir bieten:<br />

• Eine verantwortungsvolle und eigenständige Position<br />

• Geregelte Arbeitszeiten (keine Nachtdienste oder Feiertagsdienste)<br />

• Umfassende Einschulung sowie laufende Fortbildungsmöglichkeiten<br />

• Abwechslungsreiches Arbeiten in einem jungen, dynamischen Team<br />

im Umfeld der Plastischen Chirurgie<br />

• Langfristiges Dienstverhältnis erwünscht<br />

• Start-Gehalt auf Basis 30 Stunden, ab € 82.000,– brutto/Jahr<br />

abhängig von Qualifikation und Erfahrung<br />

• Start-Gehalt bei Vollzeit (40 Stunden) € 123.778,– brutto/Jahr<br />

abhängig von Qualifikation und Erfahrung<br />

Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung unter office@drknabl.at<br />

KMED – Dr. Knabl GmbH – 1010 Wien, Fleischmarkt 18/10<br />

www.kmed.at<br />

Wissen schaffen,<br />

vermitteln und<br />

anwenden<br />

Werden Sie Teil eines Teams von6.000 leidenschaftlichen<br />

Spezialistinnen und Spezialistenineinervon Europas<br />

führenden Healthcare- &Science-Communities.<br />

Ärztin/Arztfür Allgemeinmedizin<br />

an der Universitätsklinik fürKlinische Pharmakologie.<br />

Zu Ihren Aufgaben zählen die Durchführung vonklinischen<br />

Untersuchungen an PatientInnen und ProbandInnen sowie<br />

die Mitarbeit an klinischen Studien ausunterschiedlichen<br />

Fachbereichen in einem multidisziplinären Team. Fortbildungsmöglichkeit<br />

zur/mklinischen Prüfärztin/arzt.<br />

Arbeitszeit verhandelbar (20h-40h/Woche).Mindestgehalt lt.<br />

KV €6.014,03 brutto(40h/Woche).Bewerbungen mit Lebenslauf,Fotound<br />

Zeugnissen an:<br />

klin-pharmakologie@meduniwien.ac.at<br />

klpharm.meduniwien.ac.at<br />

Foto:MedUni Wien/Mark Glassner<br />

38 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>


WIR SCHAUEN AUF DIE,<br />

AUF DIE NIEMAND SCHAUT.<br />

Gerade Frauen und Kinder leben häufig inversteckter Wohnungslosigkeit. Und das mitten in einer<br />

der lebenswertesten Städte der Welt! neunerhaus gibt ein Zuhause und eine Perspektive. Ihre<br />

Spende verändert Leben. Bitte helfen Sie jetzt. SPENDENKONTOIBAN: AT25 3200 0000 0592 9922


MIT UNS<br />

LEICHTER<br />

PUNKTE<br />

DFP<br />

auf<br />

medonline.at<br />

SAMMELN<br />

IHRE VORTEILE<br />

Personalisierte Inhalte auf Ihr Profil zugeschnitten<br />

DFP Fortbildung:<br />

eLearnings, Literaturstudien<br />

Aktuelle Fachartikel, State-of-the-Art-Beiträge,<br />

Kongressberichte, Experteninterviews<br />

REGISTRIEREN SIE SICH JETZT KOSTENLOS<br />

medonline.at<br />

40 doktor in wien <strong>11</strong>_<strong>2021</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!