27.10.2021 Aufrufe

fahrrad.de Magazin Winter 2021

Wer hätte gedacht, dass der 2020 begonnene Fahrrad-Boom einfach nicht aufhören möchte? Und wie traurig wäre es, diesen Schwung jetzt zu verlieren, nur weil die Sonne nicht mehr so viel scheint? „Einfach weiterfahren“ ist die Devise – vielleicht mit einer etwas dickeren Jacke, aber immer noch fitter, besser gelaunt und flexibler als mit jedem anderen Verkehrsmittel. Unser fahrrad.de Magazin zeigt, wie es funktioniert!

Wer hätte gedacht, dass der 2020 begonnene Fahrrad-Boom einfach nicht aufhören möchte? Und wie traurig wäre es, diesen Schwung jetzt zu verlieren, nur weil die Sonne nicht mehr so viel scheint? „Einfach weiterfahren“ ist die Devise – vielleicht mit einer etwas dickeren Jacke, aber immer noch fitter, besser gelaunt und flexibler als mit jedem anderen Verkehrsmittel. Unser fahrrad.de Magazin zeigt, wie es funktioniert!

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MAGAZIN<br />

Herbst | <strong>Winter</strong> <strong>2021</strong><br />

Schutzgebühr € 5,-<br />

FAHR RAD!


KENNST DU<br />

DAS KNEIFEN?<br />

Wir haben was dagegen.<br />

Auch an kalten Tagen:<br />

Radhosen von GONSO<br />

GONSO.<br />

SITZT.<br />

PERFEKT.<br />

WWW.GONSO.DE/RADHOSENEXPERTE


EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Wer hätte gedacht, dass <strong>de</strong>r 2020 begonnene<br />

Fahrrad-Boom einfach nicht aufhören möchte?<br />

Immer noch ent<strong>de</strong>cken mehr und mehr Menschen<br />

das Fahrrad als großartige Alternative zu Auto,<br />

Bus und Bahn — und zwar auf alltäglichen Wegen,<br />

Wochenendtouren und <strong>de</strong>r großen Urlaubsreise.<br />

Auch auf <strong>de</strong>n Straßen wird diese Entwicklung<br />

sichtbarer: Mit Pollern geschützte Radwege sind<br />

keine exotische Ausnahme mehr und zunehmend<br />

wer<strong>de</strong>n Fahrradstraßen eingerichtet. Passend dazu<br />

gibt es immer mehr Angebote wie Trailcenter o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n Gravel Fondo, einen schönen Tag auf <strong>de</strong>m Rad<br />

zu verbringen, ohne Rennen zu fahren.<br />

Wie traurig wäre es, diesen Schwung jetzt zu<br />

verlieren, nur weil die Sonne nicht mehr so viel<br />

scheint? Wie du in <strong>de</strong>r ersten Story nachlesen<br />

kannst, brauchst du we<strong>de</strong>r eine teure Ausrüstung<br />

noch unmenschliche Willenskraft, um in <strong>de</strong>r<br />

kalten Jahreszeit aufs Rad zu steigen. „Einfach<br />

weiterfahren“ ist die Devise — vielleicht mit einer<br />

etwas dickeren Jacke, aber immer noch fitter,<br />

besser gelaunt und flexibler als mit je<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren<br />

Verkehrsmittel.<br />

Dein <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>-Team<br />

© Cube<br />

3


INHALT<br />

Draufgehalten – Hier gibt’s was auf die Augen<br />

5<br />

Einfach weiterfahren – Wärmstens empfohlen: Radfahren in <strong>de</strong>r kalten Jahreszeit<br />

8<br />

Sicher ist sicher – Fahrradsicherung leicht gemacht<br />

16<br />

Die Fahrradstraße – Der Vorschein einer besseren Verkehrsordnung<br />

18<br />

High Five – So kommst du sicher durch die Stadt<br />

22<br />

Einfach Mountainbiken – für alle – Schottische Trailcenter zeigen, wie leicht es geht<br />

26<br />

n + 1? – Wie viele Rä<strong>de</strong>r brauchst du, um glücklich zu sein?<br />

34<br />

Fünf Jahre Gravel Fondo – Die besten I<strong>de</strong>en entstehen an <strong>de</strong>r Kaffeemaschine<br />

36<br />

Randonneur Revival – Von Brevets, Nabendynamos und Windbeuteln<br />

44<br />

Cover-Foto: © Fixie Inc., Carlos Meyer<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Diamant<br />

DRAUFGEHALTEN<br />

5


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DRAUFGEHALTEN<br />

© VAUDE<br />

7


Text: Felix Böhlken<br />

EINFACH<br />

WEITERFAHREN<br />

Wenn die Temperaturen fallen und die Tage<br />

grau und nass wer<strong>de</strong>n, ist für viele die Fahrrad-<br />

Saison vorbei. Aber warum eigentlich? Wir<br />

haben mit Menschen gesprochen, die einfach<br />

weiterfahren.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


WÄRMSTENS EMPFOHLEN:<br />

RADFAHREN IN DER KALTEN JAHRESZEIT<br />

© VAUDE, Christoph Laue<br />

9


Der Sommer ist <strong>de</strong>r Freund <strong>de</strong>s Fahrrads. Die<br />

Radwege sind voller Ausflügler*innen und<br />

Berufspendler*innen, in <strong>de</strong>n Innenstädten ra<strong>de</strong>ln<br />

die Menschen beschwingt zum Einkauf, zur Schule,<br />

zur nächsten Verabredung, Mountainbikes und<br />

Rennrä<strong>de</strong>r überall. Aber wenn die Tage spürbar<br />

kürzer und kühler wer<strong>de</strong>n, dann lässt auch die<br />

Fahrrad-Begeisterung <strong>de</strong>utlich nach. Dunkelheit,<br />

Nässe und Kälte sind die natürlichen Fein<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Fahrrads. Aber muss das so sein?<br />

Wir haben drei Menschen getroffen, die im Herbst<br />

einfach weiterfahren und selbst im tiefsten <strong>Winter</strong><br />

nicht vom Rad absteigen wollen. Aus Überzeugung,<br />

aus Pragmatismus, aus Freu<strong>de</strong> am Radfahren.<br />

In ihrem Alltag ist das Fahrrad ganz einfach ihr<br />

Fortbewegungsmittel für <strong>de</strong>n Weg zur Arbeit, für<br />

Erledigungen in <strong>de</strong>r Stadt mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, für<br />

die Freizeit. Sie erzählen über ihren Antrieb und<br />

ihre Motivation, verraten ihre kleinen Tricks, mit<br />

<strong>de</strong>nen sie gut geschützt und sicher durch Herbst<br />

und <strong>Winter</strong> ra<strong>de</strong>ln und dabei offensichtlich sogar<br />

Spaß haben. Wenn man ihnen so zuhört, dann fragt<br />

man sich schnell, ob die ganzen Grün<strong>de</strong>, warum<br />

mit <strong>de</strong>m Herbst die Fahrrad-Saison en<strong>de</strong>t, nicht<br />

bloß Ausre<strong>de</strong>n sind: zu kalt, zu nass, zu dunkel …<br />

Für die drei, die das ganze Jahr durchfahren, sind<br />

das keine Argumente, über die sie auch nur eine<br />

Sekun<strong>de</strong> nach<strong>de</strong>nken wür<strong>de</strong>n. Für sie stellt sich<br />

einfach nicht die Frage: Nehmʼ ich das Fahrrad,<br />

o<strong>de</strong>r fahre ich mit <strong>de</strong>m Auto.<br />

Wenn man ihren Erfahrungen und Erlebnissen<br />

zuhört, dann wird schnell klar: Es ist alles eine<br />

Frage <strong>de</strong>r Einstellung. Es kommt darauf an, ob man<br />

das Fahrrad nur als eine Möglichkeit von vielen<br />

betrachtet o<strong>de</strong>r ob es ganz selbstverständlich die<br />

erste, vielleicht sogar die einzige Wahl ist. Und<br />

es beschleicht einen <strong>de</strong>r Verdacht, ob man nicht<br />

vielleicht sogar so einiges verpasst, wenn man das<br />

Fahrrad über <strong>de</strong>n <strong>Winter</strong> einmottet. Ob es nicht<br />

eine gute I<strong>de</strong>e wäre, einfach weiterzufahren.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Björn Hänssler<br />

STEFFEN –<br />

DER FREIZEIT-VERLÄNGERER<br />

„Ich fahr’ doch gar nicht das ganze Jahr durch!“,<br />

schränkt Steffen ein. „Wenn es glatt ist, dann steige<br />

ich nicht aufs Fahrrad!“ So viel zur Frage, ob ihn<br />

schlechtes Wetter nicht davon abschreckt, auch<br />

bei Nässe und Kälte mit seinem E-Bike zur Arbeit<br />

zu fahren? Ganz im Gegenteil — ihm fehlt etwas,<br />

wenn er seinen täglichen Weg von und zur Arbeit,<br />

insgesamt rund 50 Kilometer pro Tag, nicht mit<br />

<strong>de</strong>m Fahrrad machen kann. Warum? Weil diese<br />

Wege durch das Fahrrad zur Freizeit wer<strong>de</strong>n.<br />

„Als ich noch mit <strong>de</strong>m Auto zur Arbeit gefahren<br />

bin, war die Zeit im Auto gefühlt Arbeitszeit — und<br />

nach einem stressigen Arbeitstag hat <strong>de</strong>r Stau auf<br />

<strong>de</strong>m Heimweg die Sache nicht besser gemacht“,<br />

erinnert er sich. Klingt aus seinem Mund nach<br />

einer längst vergangenen Episo<strong>de</strong> aus seinem<br />

Leben. Irgendwann im Sommer 2014 ist Steffen aus<br />

einer Laune heraus mal mit <strong>de</strong>m neuen E-Bike zur<br />

Arbeit gera<strong>de</strong>lt, und er machte eine erstaunliche<br />

Erfahrung: „Die Zeit auf <strong>de</strong>m Fahrrad hab ich nicht<br />

als Stress empfun<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn als Freizeit, ich<br />

konnte <strong>de</strong>n Kopf durchlüften und bin entspannt<br />

daheim angekommen.“ Damit war die Sache für<br />

ihn schnell entschie<strong>de</strong>n: Seit sechs Jahren pen<strong>de</strong>lt<br />

er mit <strong>de</strong>m E-Bike, statt ins Auto zu steigen. Aber<br />

funktioniert das auch bei schlechtem Wetter?<br />

„Na klar. Auf dieses gute Gefühl, das ich nach einem<br />

Arbeitsweg mit <strong>de</strong>m Bike habe, wollte ich auf gar<br />

keinen Fall mehr verzichten!“ Er ist einfach weiter<br />

aufs Bike gestiegen, als <strong>de</strong>r Herbst kam. Und hat<br />

so schrittweise seine Erfahrungen mit Nässe und<br />

Kälte gesammelt. „Es ist ganz einfach: Wenn es nass<br />

ist, müssen die Klamotten wasserdicht sein, und<br />

wenn es kalt wird, ziehe ich was Warmes darunter.<br />

Dann ist das alles überhaupt kein Problem.“ So<br />

spricht einer, <strong>de</strong>r von einer Sache überzeugt ist.<br />

Gab es also nichts, was ihn abgeschreckt hat, keine<br />

schlechten Erfahrungen? „Das Wetter war nie ein<br />

Thema für mich, aber ich muss zugeben, das erste<br />

Mal bei Dunkelheit auf <strong>de</strong>m Radweg durch <strong>de</strong>n<br />

Wald zu fahren, das war schon etwas spooky. Man<br />

hat <strong>de</strong>n Eindruck, von überall starren einen Augen<br />

an“, erinnert er sich an seine ersten Erlebnisse an<br />

die dunklen Tage. Gegen dieses Morgen-Grauen<br />

hat Steffen eine überzeugen<strong>de</strong> Lösung: „Ich habe<br />

mir eine wirklich sehr helle Lampe gekauft, und<br />

daneben hab ich gleich noch mal eine montiert.<br />

Damit war das Thema erledigt.“ Wir sehen: Mit<br />

Pragmatismus wird je<strong>de</strong>s vermeintliche Problem<br />

unbe<strong>de</strong>utend — zumin<strong>de</strong>st fast. Denn bei Glätte<br />

verkürzt sich seine tägliche Freizeit dramatisch,<br />

sobald er morgens ins Auto steigt.<br />

STEFFENS SCHLECHTWETTER-TRICKS:<br />

Trocken bleiben: Ein Regen-Latz schützt nicht nur<br />

vor Nässe, son<strong>de</strong>rn auch vor eisigem Fahrtwind.<br />

Vielseitig: Wasserdichte Outdoor-Sneaker und<br />

warme Socken — diese Kombi funktioniert nicht nur<br />

auf <strong>de</strong>m Fahrrad, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n ganzen Tag über.<br />

Es wer<strong>de</strong> Licht: Eine sehr helle, besser noch zwei<br />

Lampen am Lenker nehmen <strong>de</strong>r Dunkelheit die<br />

Macht.<br />

11


SVENJA –<br />

DIE UMSTEIGERIN<br />

„Ich bin schon als Jugendliche immer zur Schule<br />

gera<strong>de</strong>lt, so konnte ich mir das Busticket sparen<br />

und durfte das Geld behalten.“ Für Svenja war das<br />

Fahrrad schon immer das Fortbewegungsmittel<br />

Nummer eins. Später wur<strong>de</strong> es dann auch ihr<br />

Sportgerät Nummer eins: Als Triathletin startete<br />

Svenja bei <strong>de</strong>n Olympischen Spielen in London und<br />

kam bei Ironmans unter die Top 10 — das be<strong>de</strong>utet<br />

180 Wettkampf-Kilometer auf <strong>de</strong>m Fahrrad und<br />

unzählige mehr im Training. Seit<strong>de</strong>m Svenja ihre<br />

mittlerweile drei Kin<strong>de</strong>r hat, ist sie unterwegs<br />

wie viele an<strong>de</strong>re Eltern auch: auf einem E-Bike<br />

mit Kin<strong>de</strong>ranhänger und Kin<strong>de</strong>rsitz. So sind Joah,<br />

Maila und Nelio immer dabei, wenn Svenja im Alltag<br />

unterwegs ist. Klar, bei schönem Wetter fin<strong>de</strong>n das<br />

sicher alle Kin<strong>de</strong>r lustig, im Anhänger o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Kin<strong>de</strong>rsitz mit <strong>de</strong>m E-Bike durch die Gegend zu<br />

düsen. Aber gibt es keinen Protest, wenn es nass<br />

und kalt wird? „Meine Kin<strong>de</strong>r kennen das gar nicht<br />

an<strong>de</strong>rs, darum ist das auch überhaupt kein Thema“,<br />

winkt Svenja entspannt ab. Im Gegenteil: „Wir<br />

sind eine Draußen-Familie, die Kids sind im Wald-<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten, die <strong>de</strong>nken da gar nicht drüber nach,<br />

wenn es mal schmutzig o<strong>de</strong>r nass wird.“ So einfach<br />

ist das — einfach nicht drüber nach<strong>de</strong>nken?<br />

Stellt sich also nie die Frage, ob man nicht doch<br />

lieber mit <strong>de</strong>m Auto fahren sollte? „Wir haben<br />

nur ein Auto, mit <strong>de</strong>m ist häufig mein Mann<br />

unterwegs, und ich will auch einfach nicht auf<br />

ein Auto angewiesen sein“, winkt Svenja ab. Der<br />

einzige Grund, die Kin<strong>de</strong>r mal nicht aufs Fahrrad<br />

zu packen: „Wenn es im <strong>Winter</strong> mal glatt wird, dann<br />

fin<strong>de</strong> ich es auf <strong>de</strong>m Fahrrad mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn zu<br />

riskant.“<br />

Und woher kommt Svenjas Motivation, so<br />

selbstverständlich immer das Rad statt das Auto<br />

zu wählen: Wichtig ist ihr <strong>de</strong>r ökologische Aspekt<br />

— und dass sie mit <strong>de</strong>m Fahrrad immer auch etwas<br />

Bewegung hat. Der Umstieg aufs E-Bike war für<br />

Svenja ein voller Erfolg: „So bin ich mit <strong>de</strong>n Kids<br />

immer unterwegs — egal, bei welchem Wetter.“<br />

Natürlich müssen die Voraussetzungen stimmen. Die<br />

richtige Kleidung ist wichtig, damit die Kids warm<br />

und trocken bleiben, logo. „Aber Regenkleidung<br />

und einen warmen Schneeanzug haben wir ja<br />

sowieso, das ziehen die Kin<strong>de</strong>r dann auch auf <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad an.“ Und Svenja hat noch ein paar kleine<br />

Tricks parat, mit <strong>de</strong>nen die kalte Jahreszeit für<br />

ihre Beifahrer auf <strong>de</strong>m Fahrrad gar nicht mehr so<br />

ungemütlich ist: „Für <strong>de</strong>n Hänger haben wir eine<br />

Regenschutzhülle, mit <strong>de</strong>r kommt kein Fahrtwind<br />

durch, da drin ist es dann gar kein Problem. Und<br />

wenn es richtig kalt ist, wird es mit einer Decke und<br />

einer Wärmflasche richtig gemütlich im Hänger<br />

o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Kin<strong>de</strong>rsitz.“<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


SVENJAS SCHLECHTWETTER-TRICKS<br />

Dichtmachen: Mit einer Regenschutzhülle für<br />

<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r-Anhänger bleiben die Kids nicht nur<br />

trocken, sie sind auch komplett geschützt vor<br />

kaltem Fahrtwind.<br />

© Björn Hänssler<br />

Einpacken: Mit einer Decke und einer Wärmflasche<br />

bleibt es auch im <strong>Winter</strong> richtig kuschelig im<br />

Hänger.<br />

Gut verpackt: Regenkleidung und ein warmer Kopf,<br />

dann bleibt auch schlechtes Wetter gut erträglich.<br />

13


© Björn Hänssler<br />

DONS SCHLECHTWETTER-TRICKS<br />

Wärmflasche: In <strong>de</strong>r Thermo-Trinkflasche bleibt<br />

warmer Tee auch im tiefen <strong>Winter</strong> eine Weile lang<br />

angenehm temperiert.<br />

Gut investiert: <strong>Winter</strong>schuhe sind nicht ganz billig,<br />

doch es ist eine <strong>de</strong>r besten Investitionen, um gut<br />

durch die kalte Jahreszeit zu kommen.<br />

Gesehen wer<strong>de</strong>n: An grauen Tagen ist das Rücklicht<br />

immer angeschaltet — scha<strong>de</strong>t ja nicht, auf <strong>de</strong>r<br />

Straße gut gesehen zu wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


DONATO –<br />

DER VIELFAHRER<br />

„Kälte? Macht mir überhaupt nix!“ Donato, seine<br />

Freun<strong>de</strong> nennen ihn Don, ist ein Mann klarer Worte.<br />

Und ein Mensch klarer Taten. So überrascht es<br />

kaum, dass er die Sache mit <strong>de</strong>m Radfahren auch<br />

ziemlich konsequent durchzieht, seit er sich 2014<br />

ein Mountainbike gekauft hat. „Ich wollte was für<br />

die Figur machen“, erinnert er sich — man wird ja<br />

nicht jünger. Aber statt nur ein paar entspannte<br />

Run<strong>de</strong>n am Wochenen<strong>de</strong> zu drehen, wur<strong>de</strong> Dons<br />

Beziehung zum Radfahren recht schnell recht<br />

seriös. „Ein guter Freund hat mich gleich mal auf<br />

anspruchsvolle Touren mitgenommen, da war<br />

schnell klar: Entwe<strong>de</strong>r ich mach’ das jetzt richtig,<br />

o<strong>de</strong>r ich lass es gleich wie<strong>de</strong>r sein.“ Don macht es<br />

seit<strong>de</strong>m richtig — umso mehr, seit<strong>de</strong>m er 2017 aufs<br />

Gravelbike umgestiegen ist. 10.000 Kilometer im<br />

Jahr sind für ihn das Min<strong>de</strong>ste, weniger wäre für<br />

ihn eine persönliche Enttäuschung. Um dieses Ziel<br />

zu erreichen, muss einem das Wetter egal sein.<br />

Als zusätzliche Motivation hilft Don, dass er ein<br />

Faible für Challenges hat: „Ich hab mir letztes Jahr<br />

mit einem Kumpel zum Beispiel vorgenommen, dass<br />

wir ein Temperatur-Delta von 50 Grad erreichen<br />

wollen, also min<strong>de</strong>sten 50 Grad Differenz zwischen<br />

unserem kältesten und heißesten Tag auf <strong>de</strong>m Bike.“<br />

Den Tiefpunkt setzte er gleich im <strong>Winter</strong>: minus 13<br />

Grad. Und wie überwin<strong>de</strong>t er sich, bei dieser Kälte<br />

aufs Rad zu steigen?<br />

„Für mich ist das keine Überwindung. Ein klirrend<br />

kalter Tag mit klarer Luft, was gibt es <strong>de</strong>nn<br />

Besseres?“ Schlechtes Wetter ist für Don einfach<br />

kein Argument, mit <strong>de</strong>m er sich beschäftigt. „Mit<br />

<strong>de</strong>n richtigen Klamotten ist das doch kein Problem!<br />

Ich habe eine warme Hose und eine Jacke, die hält<br />

so warm, die kann ich in <strong>de</strong>r Wohnung wirklich<br />

erst in <strong>de</strong>n letzten 30 Sekun<strong>de</strong>n, bevor ich aufs<br />

Bike steige, anziehen.“ Hat er einen Geheimtipp?<br />

„Ein Schluck aus <strong>de</strong>r Thermo-Flasche ist an richtig<br />

kalten Tagen schon super!“ Der Fokus auf das<br />

Wesentliche, die Freu<strong>de</strong> an ganz einfachen Dingen —<br />

vermutlich sind es diese Dinge, die Don motivieren,<br />

einfach immer aufs Fahrrad zu steigen. Und: sich<br />

von <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n nicht abschrecken zu lassen,<br />

die Herausfor<strong>de</strong>rungen pragmatisch anzugehen.<br />

Eine Einschränkung macht er dann aber doch,<br />

quasi einen kleinen Motivationsdämpfer: „Bei<br />

Regen nervt mich nur, dass meine Brille dauernd<br />

beschlägt!“ Aber das ist ja eigentlich nur eine<br />

weitere Herausfor<strong>de</strong>rung, die es zu meistern gilt.<br />

15


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SICHER IST SICHER<br />

FAHRRADSICHERUNG LEICHT GEMACHT<br />

Im verstaubten Kellerabteil, im überfüllten<br />

Fahrradkeller o<strong>de</strong>r am Laternenpfahl an <strong>de</strong>r<br />

Straße: Überall dort fin<strong>de</strong>t man Fahrrä<strong>de</strong>r; mal<br />

mehr, mal weniger sicher abgeschlossen. Doch<br />

so richtig optimal ist keine dieser Lösungen —<br />

we<strong>de</strong>r für das Fahrrad noch für <strong>de</strong>ine Nerven.<br />

Damit <strong>de</strong>ine Fahrrä<strong>de</strong>r nicht zu <strong>de</strong>n knapp<br />

600.000 Fahrrä<strong>de</strong>rn gehören, die pro Jahr<br />

in Deutschland gestohlen wer<strong>de</strong>n, haben wir<br />

gemeinsam mit <strong>de</strong>r britischen Firma Hiplok<br />

vier Tipps rund um Fahrradsicherung &<br />

-aufbewahrung gesammelt.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


SCHLIESSE DEIN FAHRRAD<br />

IMMER UND ÜBERALL AB<br />

Innen ist nicht zwingend sicherer, auch ein<br />

Garagentor o<strong>de</strong>r Kellerabteil kann aufgebrochen<br />

wer<strong>de</strong>n. Darum sollten Fahrrä<strong>de</strong>r immer mit einem<br />

Schloss befestigt wer<strong>de</strong>n. Am sichersten sind<br />

hochwertige Schlösser mit einer unabhängigen<br />

Bewertung wie beispielsweise von Sold Secure. Ein<br />

Kettenschloss wie das Hiplok HOME verfügt über<br />

maximale Sicherheit und ist mit 150 Zentimetern<br />

Länge i<strong>de</strong>al, um direkt mehrere Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

gleichzeitig zu sichern.<br />

FINDE EINEN SICHEREN<br />

BEFESTIGUNGSPUNKT<br />

Überlege dir zu Beginn, welches Rad du sichern<br />

möchtest, welches Schloss sich dafür am besten<br />

eignet und wo du das Fahrrad anschließen kannst.<br />

Der Hiplok ANKR ist ein revolutionärer Bo<strong>de</strong>n- und<br />

Wandanker mit einer „Diamond“-Bewertung von<br />

Sold Secure und somit i<strong>de</strong>al für teure und schwere<br />

Rä<strong>de</strong>r wie E-Bikes. Das einzigartige dreiteilige<br />

Design bietet maximale Sicherheit bei Verwendung<br />

mit einem Ketten- o<strong>de</strong>r Bügelschloss, kann aber<br />

bei Nichtgebrauch leicht an einem an<strong>de</strong>ren Ort<br />

angebracht wer<strong>de</strong>n.<br />

STILVOLL IN DER WOHNUNG<br />

Wenn du keinen eigenen Fahrradabstellraum<br />

hast, kannst du dich für eine Wandaufhängung<br />

entschei<strong>de</strong>n und diese am besten mit einem<br />

integrierten Schloss wie <strong>de</strong>m Hiplok AIRLOK<br />

kombinieren. Das AIRLOK ist <strong>de</strong>r weltweit einzige<br />

Fahrrad-Wandhalter mit Schloss und Gold-<br />

Bewertung von Sold Secure. Durch seine dreieckige<br />

Form eignet er sich für eine Vielzahl an Fahrrä<strong>de</strong>rn.<br />

PRAKTISCHE MODULARE LÖSUNGEN<br />

Schöne Touren beginnen mit einem einfachen<br />

Zugang zu <strong>de</strong>n Fahrrä<strong>de</strong>rn. Der kompakte<br />

Fahrradhalter JAW verstaut das Fahrrad vertikal,<br />

sodass mehrere Fahrrä<strong>de</strong>r auf kleinem Raum<br />

Platz fin<strong>de</strong>n und du leicht darauf zugreifen kannst.<br />

Der JAW ist ein One-Size-Fits-All-Halter für alle<br />

gängigen Fahrradreifengrößen. Für zusätzlichen<br />

Schutz bietet sich die Kombination mit <strong>de</strong>m ANKR<br />

+ EDX an o<strong>de</strong>r die zusätzliche Sicherung <strong>de</strong>r<br />

Laufrä<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Z LOK COMBO.<br />

Mit <strong>de</strong>n Tipps von Hiplok fin<strong>de</strong>t sich für je<strong>de</strong>s<br />

Fahrrad, je<strong>de</strong>n Stauraum und je<strong>de</strong>n Zweck die<br />

richtige Aufbewahrungslösung, die nicht nur<br />

<strong>de</strong>n höchsten Sicherheitsstandards entspricht,<br />

son<strong>de</strong>rn auch stilvoll und praktisch ist — und<br />

damit <strong>de</strong>in tägliches Leben verschönert!<br />

17


<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Text: Martin Ohliger, Fotos: Verena Gorny<br />

DIE FAHRRADSTRASSE<br />

DER VORSCHEIN EINER BESSEREN VERKEHRSORDNUNG<br />

Stell dir eine Straße vor, auf <strong>de</strong>r nicht nur<br />

ein schmaler Streifen am rechten Rand für<br />

dich vorgesehen ist. Eine Straße, auf <strong>de</strong>r<br />

du ohne Angst Fahrrad fahren kannst. Wo<br />

Nebeneinan<strong>de</strong>rfahren ausdrücklich erlaubt<br />

ist, wo du keine rasanten Überholmanöver<br />

befürchten musst und die Luft <strong>de</strong>utlich besser<br />

ist als im Rest <strong>de</strong>r Stadt. Diese Straße gibt es<br />

tatsächlich immer öfter in Deutschland: Es ist<br />

die Fahrradstraße.<br />

DAS SIND DIE REGELN<br />

Hier hat <strong>de</strong>r Radverkehr grundsätzlich Vorrang.<br />

Das be<strong>de</strong>utet natürlich nicht, dass du tun und<br />

lassen kannst, was du möchtest. Aber hier rücken<br />

die Bedürfnisse von Autofahrer*innen in <strong>de</strong>n<br />

Hintergrund. Auf <strong>de</strong>r Reinform <strong>de</strong>r Fahrradstraße,<br />

die allerdings praktisch nie zum Einsatz kommt,<br />

dürfen Autos tatsächlich überhaupt nicht fahren.<br />

So gut wie immer wird ihnen aber per Zusatzschild<br />

die Einfahrt gestattet, oft auch nur in <strong>de</strong>r<br />

eingeschränkten „Anlieger frei“-Version. In je<strong>de</strong>m<br />

Fall gilt: Der Radverkehr ist auf <strong>de</strong>r Fahrradstraße<br />

das Maß <strong>de</strong>r Dinge, was sich nicht zuletzt in<br />

<strong>de</strong>r zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 30<br />

Stun<strong>de</strong>nkilometern (für alle) nie<strong>de</strong>rschlägt.<br />

WARUM AUSGERECHNET<br />

FAHRRADSTRASSEN?<br />

Der unmittelbare Nutzen einer Fahrradstraße liegt<br />

auf <strong>de</strong>r Hand: Sicherheit, Ruhe, bessere Luft. Aber<br />

was kann sie als Baustein einer neu gedachten<br />

Infrastruktur leisten, um unsere Städte lebenswerter<br />

zu machen? Harald Schuster kann einiges darüber<br />

erzählen, <strong>de</strong>nn er hat als Teil <strong>de</strong>s Kölner Vereins<br />

RADKOMM die Volksinitiative „Aufbruch Fahrrad“<br />

angeschoben. Sie sorgte dafür, dass Nordrhein-<br />

Westfalen als erstes Flächenbun<strong>de</strong>sland (nach <strong>de</strong>m<br />

Stadtstaat Berlin) ein Fahrradgesetz bekommen<br />

wird. Fahrradstraßen tauchen in <strong>de</strong>n For<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Initiative prominent auf. Warum? „Wenn<br />

wir viel Radverkehr insbeson<strong>de</strong>re in die Städte<br />

kriegen wollen, müssen wir Fläche umwidmen. Wir<br />

wollen ja keine Wiesen in Radwege umwan<strong>de</strong>ln,<br />

son<strong>de</strong>rn Straßen radfahrer*innentauglich machen.<br />

Fahrradstraßen kosten fast nichts, du brauchst<br />

einen Eimer Farbe und ein Schild. Schau dir mal<br />

an, was im Vergleich dazu ein Autobahnkilometer<br />

kostet. Der Raum ist schon da, er wird einfach nur<br />

klüger genutzt.“<br />

19


UMLERNEN BRAUCHT ZEIT<br />

SO GEHT AUFKLÄRUNG<br />

Obwohl es also eigentlich recht einfach<br />

ist, Fahrradstraßen einzurichten, kommt<br />

die Umsetzung nur langsam voran. Die<br />

Fahrradstraße existiert zwar schon seit 1997 in<br />

<strong>de</strong>r Straßenverkehrsordnung, wird aber erst seit<br />

einigen Jahren außerhalb von Fahrradhauptstädten<br />

wie Münster genutzt. Dementsprechend unbekannt<br />

sind die dort gelten<strong>de</strong>n Regeln — und bis die sich<br />

herumgesprochen haben, braucht es viel Zeit, wie<br />

Harald (<strong>de</strong>r hauptberuflich als Sozialpsychologe zu<br />

Verhalten im Verkehr forscht) weiß: „Der gesamte<br />

Verkehr ist seit 60 Jahren aufs Auto ausgerichtet.<br />

Für Autofahrer*innen ist eine Fahrradstraße ein<br />

komplett neues Ding, die fahren da einfach rein,<br />

parken in zweiter Reihe und verhalten sich wie<br />

immer. Das kann man <strong>de</strong>n einzelnen Menschen<br />

nicht vorwerfen, die machen einfach, was sie schon<br />

immer gemacht haben und was sie bei an<strong>de</strong>ren<br />

sehen. Das muss man umlernen und dafür braucht<br />

man viel Zeit und auch Aufklärung.“<br />

Eine charmante I<strong>de</strong>e, die Grundi<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r<br />

Fahrradstraße zu vermitteln, fin<strong>de</strong>t sich — wo auch<br />

sonst — in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n, wo an <strong>de</strong>r Einfahrt in<br />

Fahrradstraßen ein Schild mit <strong>de</strong>r Aufschrift „Autos<br />

zu Gast“ steht. Neben Schil<strong>de</strong>rn, Plakatkampagnen<br />

und medial aufbereiteten Schwerpunktkontrollen<br />

können auch bauliche Maßnahmen handfeste<br />

Aufklärungsarbeit leisten. Bremsschwellen,<br />

Diagonalsperren o<strong>de</strong>r versenkbare Poller, die<br />

beispielsweise nur für die Müllabfuhr o<strong>de</strong>r<br />

Rettungsfahrzeuge <strong>de</strong>n Weg freigeben, machen<br />

unmissverständlich klar: Hier gelten an<strong>de</strong>re Regeln.<br />

Selbst wer möchte, kann hier nicht rasen.<br />

LUFT NACH OBEN<br />

Die Fahrradstraße ist ein großartiges Mittel, um<br />

bereits vorhan<strong>de</strong>nen Fahrradverkehr zu schützen<br />

und sicherer zu führen. Trotz<strong>de</strong>m ist sie noch nicht<br />

das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fahnenstange, <strong>de</strong>nn um <strong>de</strong>n letzten<br />

Schritt zu einer menschenorientierten Stadt zu<br />

gehen, steht dort noch eine Menge Blech herum.<br />

Harald Schuster wür<strong>de</strong> sich wünschen, dass es in<br />

Fahrradstraßen we<strong>de</strong>r fahren<strong>de</strong> noch parken<strong>de</strong><br />

Autos gäbe: „Eine Fahrradstraße ohne parken<strong>de</strong><br />

Autos ist eigentlich eine weiterentwickelte<br />

Fußgänger*innenzone. Menschen sind sichtbar,<br />

Nachbar*innen können sich Hallo sagen, Menschen<br />

können die Straße überqueren, ohne sich zwischen<br />

Autos durchkämpfen zu müssen … Ein Miteinan<strong>de</strong>r<br />

ist dadurch möglich, und <strong>de</strong>swegen ist die<br />

Fahrradstraße so eine coole Konstruktion, wenn sie<br />

ein bisschen mutiger gestaltet wür<strong>de</strong>. Dann ist die<br />

Stadt genau da, wo sie mal angefangen hat, nämlich<br />

als Raum für Begegnung von Menschen. Die Straße<br />

wird dadurch an die Menschen zurückgeschenkt.“<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Alles zu unseren<br />

Faltschlössern kurz<br />

und knapp in einem<br />

Vi<strong>de</strong>o erklärt.<br />

TRELOCK FALTSCHLÖSSER<br />

DIE PERFEKTEN ALLROUNDER<br />

FÜR E-BIKES<br />

www.trelock.com |<br />

@trelockgmbh


Text: Martin Ohliger, Illustration: Carolin Sau<strong>de</strong>r<br />

HIGH FIVE<br />

SO KOMMST DU SICHER DURCH DIE STADT<br />

Auf lange Sicht führt kein Weg daran vorbei,<br />

unsere Städte von Grund auf neu zu <strong>de</strong>nken und<br />

<strong>de</strong>m nicht motorisierten Verkehr mehr Platz<br />

einzuräumen. Bis die Stadt <strong>de</strong>r Zukunft fertig<br />

gebaut ist, gibt es allerdings schon ein paar<br />

Ratschläge, die dir helfen, hier und jetzt auf <strong>de</strong>m<br />

Fahrrad sicherer unterwegs zu sein. Das Beste:<br />

Sie sind alle kostenlos!<br />

ZEIG SELBSTBEWUSSTSEIN<br />

Der Platz, <strong>de</strong>n du für sicheres Vorwärtskommen<br />

brauchst, steht dir vom Gesetz her zu — also nimm<br />

ihn dir! Wenn <strong>de</strong>r Straßenrand frei ist, dann sind<br />

rund 70 Zentimeter (gemessen vom rechten<br />

Lenkeren<strong>de</strong> bis zum Bordstein) Seitenabstand das<br />

Minimum. Stehen dort parken<strong>de</strong> Autos, geht nichts<br />

unter einem Meter, um aus <strong>de</strong>r Reichweite von<br />

achtlos geöffneten Türen zu bleiben. Es fühlt sich<br />

am Anfang ungewohnt an, fast in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>r Spur<br />

zu fahren, aber <strong>de</strong>nk immer daran: Du behin<strong>de</strong>rst<br />

nicht <strong>de</strong>n Verkehr, du bist Teil <strong>de</strong>s Verkehrs.<br />

HAB IMMER EINEN FINGER<br />

AN DER BREMSE<br />

Im Recht zu sein, vergrößert lei<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ine<br />

Knautschzone nicht. Willst du es wirklich darauf<br />

ankommen lassen, <strong>de</strong>ine Vorfahrt gegen ein<br />

Gefährt durchzusetzen, das zwanzig Mal schwerer<br />

und <strong>de</strong>utlich härter ist als du? Im Straßenverkehr<br />

verhalten sich lei<strong>de</strong>r nicht alle Leute mustergültig<br />

und da dich auf <strong>de</strong>m Fahrrad keine 1,5 Tonnen Stahl<br />

schützen, solltest du im richtigen Moment auch mal<br />

zurückstecken können.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


NUTZE RADWEGE WEISE<br />

Entschei<strong>de</strong> bewusst, an welcher Stelle du lieber<br />

auf die Straße wechselst o<strong>de</strong>r wo es für dich die<br />

sicherere Variante ist, auf <strong>de</strong>m Radweg zu bleiben.<br />

Entgegen landläufiger Meinung musst du Radwege<br />

nur dann nutzen, wenn sie mit einem blauen Schild<br />

als benutzungspflichtig ausgewiesen sind. Selbst<br />

dann darfst du auf die Straße wechseln, wenn sie<br />

zugeparkt o<strong>de</strong>r durch Wurzeln zu unbefahrbaren<br />

Rüttelpisten gewor<strong>de</strong>n sind.<br />

MACH EINEN BOGEN UM<br />

ABBIEGENDE LKW<br />

Rechtsabbiegen<strong>de</strong> Lkw sind überproportional<br />

häufig für schwere Zusammenstöße verantwortlich.<br />

Deswegen solltest du rund um Lkw und Lieferwagen<br />

beson<strong>de</strong>re Vorsicht walten lassen. Verlass dich nicht<br />

auf die Blinker — wer schlampig abbiegt, vergisst<br />

auch, <strong>de</strong>n Blinker zu setzen. Höchste Alarmstufe<br />

gilt auf parallel zur Straße verlaufen<strong>de</strong>n Radwegen,<br />

auf <strong>de</strong>nen du hinter einer Reihe parken<strong>de</strong>r Autos<br />

nur schlecht sichtbar bist.<br />

BLEIB AUF DEINER SEITE<br />

Geisterfahrten sind die Hauptursache, wenn<br />

Radfahren<strong>de</strong> an Zusammenstößen schuld sind.<br />

Deine Tour ist natürlich unnötig anstrengend, wenn<br />

die Infrastruktur rund um die Bedürfnisse von<br />

Autos gebaut wur<strong>de</strong>, aber benutze Radwege (und<br />

Straßen!) trotz<strong>de</strong>m immer nur in die vorgesehene<br />

Richtung. Der Umweg ist in <strong>de</strong>r Regel nur kurz und<br />

lohnt sich eigentlich immer.<br />

23


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

LISAS FIXIE INC. BACKSPIN<br />

Foto: Carlos Meyer<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Ich bin Lisa, 33 Jahre alt und komme aus <strong>de</strong>m<br />

Münsterland. Seit<strong>de</strong>m ich vor gut fünf Jahren<br />

angefangen habe, in <strong>de</strong>r Fahrradbranche zu<br />

arbeiten, fahre ich viel Rennrad. Ich fresse aber<br />

nicht Kilometer, ich will dabei abschalten, die<br />

Natur sehen und auch mal für ein Eis o<strong>de</strong>r einen<br />

Cappuccino anhalten. In <strong>de</strong>r Stadt mache ich<br />

sowieso alles mit <strong>de</strong>m Rad. Im Februar <strong>2021</strong> habe<br />

ich als Brand Managerin für Fixie Inc., Vermont,<br />

Ortler und Serious angefangen. Ich kümmere mich<br />

um die Inszenierung <strong>de</strong>r Marken und wie die sich<br />

auf allen unseren Kanälen anfühlen und aussehen.<br />

Ganz konkret organisiere ich beispielsweise Fotound<br />

Vi<strong>de</strong>oproduktionen o<strong>de</strong>r gestalte Kampagnen<br />

für unsere Fahrrä<strong>de</strong>r.<br />

Welches Rad fährst du und warum?<br />

Bei einem Foto- und Vi<strong>de</strong>oshooting hatte ich das<br />

erste Mal die Ehre, ein Fahrrad einer „meiner“<br />

Marken zu fahren: das Fixie Inc. Backspin. Ich hatte<br />

das Shooting vorbereitet und dann ist das Mo<strong>de</strong>l<br />

ausgefallen. Da ich privat auch viel Rad fahre, das<br />

Rad in meiner Größe war und ich so etwas früher<br />

auch schon gemacht hatte, bin ich eingesprungen.<br />

Das Wetter war super und wir sind von einer<br />

Location zur nächsten durch die City gecruist. Dabei<br />

konnte ich das Rad wirklich auf Herz und Nieren<br />

testen. Beson<strong>de</strong>rs gut fand ich, dass man schnell<br />

von A nach B kommt und <strong>de</strong>r Motor superleise<br />

ist. Das Rad hat auch nur einen Gang, <strong>de</strong>swegen<br />

kannst du einfach mit <strong>de</strong>m Verkehr mitschwimmen<br />

und musst nicht immer daran <strong>de</strong>nken, zu schalten.<br />

Und sobald du antrittst, setzt <strong>de</strong>r Motor ein und du<br />

kriegst einen sanften Schubs. Das war für mich <strong>de</strong>r<br />

erste Tag, an <strong>de</strong>m ich ein E-Bike unter <strong>de</strong>m Hintern<br />

hatte, und das Backspin ist dann direkt mit zu mir<br />

nach Hause gekommen.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


PENDELN IN DER GROSSSTADT<br />

K O M M E N<br />

SIE GUT AN<br />

Mit Stil, auf zwei Rä<strong>de</strong>rn, das echte Cityleben ent<strong>de</strong>cken.<br />

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<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Finlay An<strong>de</strong>rson<br />

Text: Bastian Steinecker<br />

EINFACH<br />

MOUNTAINBIKEN —<br />

FÜR ALLE.<br />

SCHOTTISCHE TRAILCENTER ZEIGEN, WIE LEICHT ES GEHT<br />

Unser Kollege Bastian ist seit Jugendtagen auf <strong>de</strong>m Mountainbike unterwegs. Neueinsteiger*innen führten ihm<br />

erst wie<strong>de</strong>r vor Augen, wie viele kleine organisatorische, sportliche und auch soziale Stolpersteine in <strong>de</strong>r richtigen<br />

Routenwahl, Fitness, Fahrtechnik o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Suche nach Gleichgesinnten lauern. Sein Blick auf die schottischen 7stanes<br />

Trailcenter zeigt, wie einla<strong>de</strong>nd und niedrigschwellig Mountainbiken an vielen Orten sein könnte. Er fragt nach bei<br />

Graeme McLean, <strong>de</strong>m Projektleiter von Developing Mountainbiking in Scotland, wie Einstiegsbarrieren niedrig<br />

gehalten wer<strong>de</strong>n und warum das wichtig ist.<br />

27


© Frog Bikes<br />

Es regnete, als wir im Trailcenter Glentress<br />

ankamen. Eigentlich regnete es immer, wenn wir die<br />

Rä<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m vollgepackten kleinen Auto schälten.<br />

Mittlerweile wussten wir, es wür<strong>de</strong> sich trotz<strong>de</strong>m<br />

lohnen. Manche Klischees über Schottland sind<br />

offensichtlich wahr. Dazu gehört glücklicherweise<br />

auch die Sache mit <strong>de</strong>n erstklassigen Biketrails.<br />

Wir hatten die beeindrucken<strong>de</strong>n Berghänge <strong>de</strong>r<br />

Highlands längst hinter uns gelassen. Das Tweed<br />

Valley mutete mit seiner Hügellandschaft gemütlich<br />

an, <strong>de</strong>nnoch stellte sich <strong>de</strong>r größte <strong>de</strong>r 7stanes<br />

Trailcenter, etwa eine Autostun<strong>de</strong> südlich von<br />

Glasgow, als Highlight unseres Schottland-Trips<br />

heraus. Nie zuvor hatte uns jemand <strong>de</strong>n Spaß im<br />

Gelän<strong>de</strong> und alles drum herum so komfortabel auf<br />

<strong>de</strong>m Silbertablett serviert. Was war so einla<strong>de</strong>nd?<br />

Bevor es losging, nahmen wir Platz im Glentress<br />

Peel Café, einem hellen Gebäu<strong>de</strong> aus heimischem<br />

Holz und viel Glas, das auch in einer Großstadt<br />

gut aufgehoben wäre. Bei Kaffee und Scrambled<br />

Eggs studierten wir die Streckenkarte,<br />

Schwierigkeitsgra<strong>de</strong> und Fahrzeiten. Noch ahnten<br />

wir nicht, dass die gute Beschil<strong>de</strong>rung unterwegs<br />

eine Karte vollkommen entbehrlich machen<br />

wür<strong>de</strong>. Für unseren gemütlichen Start wur<strong>de</strong>n<br />

wir belohnt. Langsam brach die Sonne durch<br />

die Glasfront. Mit ihr tauchten mehr und mehr<br />

Menschen auf. Bemerkenswert war die bunte<br />

Mischung an biken<strong>de</strong>n Gästen. Durchgestylte<br />

Enduro-Pilot*innen, Classic-Bike-Fans, Gruppen<br />

auf E-Bikes und Cross-Country-Feilen — wirklich<br />

je<strong>de</strong>s Mountainbike-Genre war vertreten; darunter<br />

auffällig viele Frauen und je<strong>de</strong> Menge Kin<strong>de</strong>r.<br />

Diesen Eindruck bestätigt auch Graeme McLean,<br />

Projektleiter von Developing Mountainbiking<br />

in Scotland — sowohl mit konkreten Zahlen als<br />

auch aus persönlicher Beobachtung. Das Büro<br />

<strong>de</strong>r staatlichen Initiative zur Koordinierung und<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Mountainbike-Sports in Schottland<br />

liegt keine 200 Meter vom Café entfernt. Übers<br />

Jahr zählt Glentress etwa 310.000 biken<strong>de</strong> Gäste,<br />

Ten<strong>de</strong>nz steigend. Es ist damit das bestbesuchte<br />

Trailcenter in Schottland und vermutlich ganz<br />

Großbritanniens. Der Erfolg ist kein Zufall, son<strong>de</strong>rn<br />

Teil einer komplexen Strategie, wie Graeme erklärt.<br />

„Das ganze Trailcenter-Konzept dreht sich darum,<br />

Barrieren abzubauen für einen leichteren Zugang<br />

zum Biken. Du hast kein Rad? Leih dir eins vor<br />

Ort. Du hast kaum Erfahrung im Kartenlesen? Alle<br />

Trails sind markiert. Du befürchtest, die Wege<br />

könnten zu schwer für dich sein? Für alle Trails sind<br />

Schwierigkeitsgra<strong>de</strong> ausgewiesen.“<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


ERSTKLASSIGE TRAILS – EINFACHER ZUGANG<br />

Zum Erfolgskonzept gehört schon die Lage<br />

<strong>de</strong>r 7stanes Trailcenter im dichter besie<strong>de</strong>lten<br />

Südschottland. Vielen Menschen in <strong>de</strong>n<br />

Großstädten ein attraktives Trail-Angebot in gut<br />

vertretbarer Tagesausflugs-Reichweite zu machen,<br />

sei ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s Kriterium — ganz beson<strong>de</strong>rs<br />

für Familien. Aber, so Graeme: „Der wichtigste<br />

Aspekt sind zweifelsohne die Trails selbst. Ohne<br />

eine gewisse Vielfalt, Qualität und Länge an Trails<br />

wird es schwer genug Aktive anzuziehen, um<br />

eine Szene am Center zu etablieren.“ Er ergänzt:<br />

„Standorte, wo wir uns explizit an Einsteiger*innen<br />

und Familien richten, sind lange nicht so gut<br />

besucht wie Trailcenter, wo wir neben einfachen<br />

Strecken auch rote und schwarze Optionen für<br />

Fortgeschrittene haben. Ich <strong>de</strong>nke, man braucht<br />

die ambitionierten Fahrer, um einem Trailcenter<br />

nicht die Glaubwürdigkeit zu nehmen.“ Nicht zuletzt<br />

lädt diese Varianz dazu ein, wie<strong>de</strong>rzukommen und<br />

an Herausfor<strong>de</strong>rungen zu wachsen. Unabhängig<br />

vom Schwierigkeitsgrad ist es aber die Qualität<br />

<strong>de</strong>r Strecken, die Mountainbiker*innen schwärmen<br />

lässt. Dazu gehören in Schottland neben <strong>de</strong>r<br />

verlässlichen Beschil<strong>de</strong>rung auch weitgehend<br />

wetterfest gebaute Trails, die auch dann einen<br />

verlässlich guten Tag auf <strong>de</strong>m Rad verheißen, wenn<br />

sich an<strong>de</strong>re Strecken in Matsch verwan<strong>de</strong>lt haben.<br />

Frisch gestärkt und motiviert durchs bessere Wetter<br />

starteten wir auf die rote Schleife. 19 Kilometer<br />

mit 75 Prozent Singletrack-Anteil erwarteten<br />

uns. Dafür sollten wir uns zwischen an<strong>de</strong>rthalb<br />

bis drei Stun<strong>de</strong>n Zeit nehmen, so die Legen<strong>de</strong>.<br />

Anfangs noch verhalten, gewohnt Schil<strong>de</strong>r suchen<br />

zu müssen, bald aber mit Vertrauen in die intuitive<br />

Wegführung und klare Beschil<strong>de</strong>rung wan<strong>de</strong>n<br />

wir uns in unzähligen Kurven auf und ab, folgten<br />

einfach <strong>de</strong>m Flow <strong>de</strong>s schmalen Ban<strong>de</strong>s. Ohne <strong>de</strong>n<br />

Wegfluss zu stören, lu<strong>de</strong>n immer wie<strong>de</strong>r Steino<strong>de</strong>r<br />

Holzkonstruktionen am Rand dazu ein, sich<br />

<strong>de</strong>n Trail optional etwas kniffliger zu machen; eine<br />

clevere Umkehr <strong>de</strong>r sonst üblichen Umfahrungen<br />

von Schlüsselstellen für weniger versierte<br />

Fahrer*innen. Spätestens in Trail-Abschnitten mit<br />

Namen wie Spooky Woods, Super-G o<strong>de</strong>r Britney<br />

Spears wur<strong>de</strong> klar: Wir waren unterwegs auf einem<br />

penibel gepflegten Abenteuerspielplatz mit sorgsam<br />

kuratierten Elementen für kleine und große Kin<strong>de</strong>r.<br />

Diese Strecken brachten gleichermaßen Neulinge<br />

zum Grinsen wie Ambitionierte zum Schwitzen. Ein<br />

paar kürzere Trails später waren wir rechtschaffen<br />

erschöpft, dreckig von oben bis unten und rundum<br />

glücklich. Vor <strong>de</strong>r Weiterfahrt wur<strong>de</strong> es Zeit, auch<br />

die warmen Duschen noch zu testen.<br />

© Frog Bikes<br />

29


KOMFORT DARF SEIN<br />

Warme Duschen? Und ob! Toll angelegte Trails<br />

mögen <strong>de</strong>r Hauptgrund eines 7stanes-Besuches für<br />

ambitionierte Mountainbiker*innen mit Appetit auf<br />

Action, Neueinsteiger*innen o<strong>de</strong>r ganze Familien<br />

sein. Beson<strong>de</strong>rs wird <strong>de</strong>r Radtag im Trailcenter<br />

aber durch die komfortablen Rahmenbedingungen<br />

und <strong>de</strong>ren freundliche Darreichung. Das beginnt<br />

damit, dass sich <strong>de</strong>r offizielle „Eintritt“ auf <strong>de</strong>n<br />

Parkschein beschränkt. Ein Bikeshop mit Werkstatt,<br />

Ersatzteilen und Verleih von Rad, Helm & Co.<br />

gehört so selbstverständlich zur Grundausstattung<br />

wie <strong>de</strong>r Waschplatz für die Rä<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Tour.<br />

Beheizte Umklei<strong>de</strong>räume mit Spin<strong>de</strong>n für Wertund<br />

Wechselsachen, warmen Duschen und das<br />

große Café und Informationszentrum dürften<br />

bei einem Bike-Ausflug aber in <strong>de</strong>r Regel schon<br />

als Luxus gelten. Graeme kennt die Perspektive.<br />

„Einer Menge ambitionierter Biker ist <strong>de</strong>r gebotene<br />

Komfort möglicherweise nicht so wichtig. Sie wären<br />

vermutlich ebenso glücklich mit einem Parkplatz<br />

für <strong>de</strong>n Van“, gibt er zu, betont aber: „Verbesserte<br />

Anlagen (Toiletten und Umklei<strong>de</strong>räume), eine<br />

freundliche Atmosphäre, Bikeshops und Cafés<br />

sind sehr hilfreich, um neue Leute für <strong>de</strong>n Sport<br />

zu gewinnen, auch Frauen und Familien. All diese<br />

Details tragen dazu bei, dass Neulinge wie Erfahrene<br />

Mountainbiken einfach genießen können, eine tolle<br />

Erfahrung machen und gern zurückkommen.“<br />

Nicht nur, aber auch angesichts schottischer<br />

Wetterkapriolen kann dies wohl als Abbau<br />

potenzieller Frustfaktoren verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n —<br />

mit viel Bewusstsein dafür, dass Besucher*innen<br />

einen Alltag haben, in <strong>de</strong>m das Rad nicht immer im<br />

Mittelpunkt steht o<strong>de</strong>r etwa am Montag wie<strong>de</strong>r ein<br />

sauberes Auto benötigt wird.<br />

KONTAKTE KNÜPFEN ERWÜNSCHT<br />

Wer nur die Tour und das komfortable Drumherum<br />

sieht, springt aber zu kurz. Hinter <strong>de</strong>m Bestreben<br />

um eine garantiert positive Erfahrung steckt<br />

ein weiterer Gedanke. Mountainbiken mag ein<br />

Individualsport sein, doch die Begeisterung und<br />

persönliche Lernkurve steigen rasant, wenn <strong>de</strong>r<br />

neu ent<strong>de</strong>ckte Spaß mit an<strong>de</strong>ren geteilt wird.<br />

Bei Developing Mountainbiking in Scotland<br />

versteht man die Trailcenter auch als eine Art<br />

Brutstätte für Bike Communities. Seit <strong>de</strong>m<br />

Beginn <strong>de</strong>r 7stanes ist das Café ein wesentlicher<br />

Baustein <strong>de</strong>s Erfolgsrezepts und laut Graeme<br />

als sozialer Katalysator unglaublich wichtig.<br />

„Dort entstand überhaupt erst so etwas wie eine<br />

öffentliche Bikekultur. Auch etliche regionale<br />

Bikeclubs nahmen dort ihren Anfang.“ Fernab von<br />

Clubgründungen kann fast je<strong>de</strong>r sicher sein, dort<br />

am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Run<strong>de</strong> in entspannter Atmosphäre bei<br />

gutem Kaffee und britisch-zuckersüßem Kuchen<br />

zwanglos mit Gleichgesinnten ins Gespräch<br />

zu kommen, Erfahrungen auszutauschen o<strong>de</strong>r<br />

Verabredungen für einen nächsten Trailcenter-<br />

Besuch zu treffen. Es fällt nicht schwer, sich<br />

vorzustellen, wie hier über Generationen und<br />

Wohnorte hinweg Freundschaften entstehen, die<br />

bei einer gemeinsam behobenen Panne begannen<br />

und auf <strong>de</strong>m Trail gepflegt wer<strong>de</strong>n.<br />

FOKUS AUF DIE BIKENDE BASIS<br />

Naturgemäß sind Gruppen ambitionierter und<br />

bereits organisierter Mountainbiker*innen oft<br />

am besten darin, eigenen Ansprüchen Gehör zu<br />

verschaffen. Man muss dieser erfahrenen Zielgruppe<br />

<strong>de</strong>shalb aber nicht die höchste Aufmerksamkeit und<br />

För<strong>de</strong>rung zukommen lassen. Für die staatliche<br />

Koordinierungsstelle Developing Mountainbiking<br />

in Scotland weist die Rolle <strong>de</strong>r Trailcenter in eine<br />

an<strong>de</strong>re, inklusivere Richtung. „Trailcenter helfen uns,<br />

mehr Menschen fürs Biken zu begeistern, bieten uns<br />

Orte und Attraktionen, um <strong>de</strong>n Bike-Tourismus für<br />

Schottland anzukurbeln und unsere Athlet*innen,<br />

auch <strong>de</strong>r amtieren<strong>de</strong> Downhill-Weltmeister Reece<br />

Wilson, beginnen alle in unseren Trailcentern“, führt<br />

Graeme aus. Als wichtiger Teil eines koordinierten<br />

Mountainbike-Masterplans für Schottland stellen<br />

die 7stanes eine bunte biken<strong>de</strong> Basis in <strong>de</strong>n<br />

Mittelpunkt. Die steht zum Teil noch am Beginn ihrer<br />

Bike-Biografie, könnte <strong>de</strong>shalb eigene Ansprüche<br />

noch gar nicht formulieren, aber man ist überzeugt;<br />

mit <strong>de</strong>r richtigen Infrastruktur wird sie auch die<br />

Stars und Vorbil<strong>de</strong>r von morgen hervorbringen.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© Frog Bikes<br />

31


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

HOLGERS HAIBIKE SDURO FULLNINE 8.0<br />

Foto: Holger Rothe<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Ich bin Holger, seit fünf Jahren bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> im<br />

Product Content Management tätig. Als Product<br />

Content Manager sorge ich in meinem Team dafür,<br />

dass unser Produktsortiment im Onlineshop für<br />

die Kun<strong>de</strong>n ansprechend dargestellt wird. Hierzu<br />

zählt auch sicherzustellen, dass uns die Lieferanten<br />

sämtliche Produktinformationen in Form von Texten<br />

und Bil<strong>de</strong>rn zur Verfügung stellen.<br />

Draußen in <strong>de</strong>r Natur unterwegs zu sein, vor allem<br />

wan<strong>de</strong>rnd, hat mich schon immer begeistert. Bei<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong> habe ich dann zusätzlich die Faszination<br />

<strong>de</strong>s E-Bikens für mich ent<strong>de</strong>ckt und mir zunächst<br />

ein E-Crossbike zugelegt, um damit auch längere<br />

Touren abseits <strong>de</strong>r viel frequentierten Radwege zu<br />

genießen. Das Rad hat mir bald nicht mehr gereicht<br />

und für anspruchsvollere Touren mit Trails musste<br />

zusätzlich ein eigenes Mountainbike mit elektrischer<br />

Unterstützung für maximalen Fahrspaß her.<br />

Welches Rad fährst du und warum?<br />

Meine Wahl beim E-Mountainbike fiel auf das<br />

SDURO FullNine 8.0 von Haibike aus <strong>de</strong>m Jahr 2020,<br />

ein vollgefe<strong>de</strong>rtes Rad, welches sich dank großem,<br />

integriertem Akku, stabilen 29"-Laufrä<strong>de</strong>rn sowie<br />

<strong>de</strong>m neuesten Bosch-Mittelmotor perfekt für lange<br />

Touren eignet und dank seinem vollgefe<strong>de</strong>rten<br />

Rahmen auch in rauem Gelän<strong>de</strong> viel Komfort und<br />

Sicherheit bietet.<br />

Sowohl das E-MTB wie auch das E-Crossbike<br />

lassen mich die Natur je<strong>de</strong>rzeit sportlich aktiv<br />

und voller Power erleben, auch wenn es mal ein<br />

tagesformbedingtes Leistungstief gibt. Früher habe<br />

ich mit einem unmotorisierten Bike dann öfters mal<br />

auf die ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re schöne Tour verzichtet.<br />

Dank elektrischer Unterstützung gibt es nun aber<br />

keine Ausre<strong>de</strong> mehr!<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


OUTERWEAR<br />

Damit uns nichts davon abhält, bei Regen o<strong>de</strong>r windigem<br />

Wetter aufs Fahrrad zu steigen, müssen wir unsere<br />

Fahrradbekleidung ganz einfach mit <strong>de</strong>n notwendigen<br />

Elementen für nasses Wetter ausstatten. Je<strong>de</strong>s unserer<br />

Produkte vereint jahrelange Erfahrung mit <strong>de</strong>n neuesten<br />

Innovationen. Uns ist es wichtig, dass es für je<strong>de</strong>s<br />

Budget und je<strong>de</strong> Art von Wetterbedingung das passen<strong>de</strong><br />

Produkt gibt: Von trendigen, mo<strong>de</strong>rnen Outfits über<br />

leistungsstarke, atmungsaktive Regenbekleidung bis hin<br />

zu klassischen Regenkombis fin<strong>de</strong>t hier je<strong>de</strong>r Radfahrer<br />

etwas, das seinen individuellen Bedürfnissen entspricht.


WIE VIELE RÄDER<br />

JANA<br />

©Sebastian Beilmann<br />

ZU VIELE RÄDER FÜR GELDBEUTEL UND GARAGE<br />

Ich führe eine mentale Liste über alle Dinge, die<br />

ich besitze, weil ich gerne <strong>de</strong>n Überblick behalte.<br />

Worüber ich aber noch eine Liste führe: Fahrrä<strong>de</strong>r,<br />

die ich noch haben möchte. Denn wenn es um<br />

Fahrrä<strong>de</strong>r geht, fliegt jegliche Selbstdisziplin<br />

einfach aus <strong>de</strong>m Fenster. Genauer gesagt sind es<br />

sogar zwei Listen. Es gibt eine realistische Liste,<br />

die ich irgendwann verwirklichen möchte, und<br />

eine absolut verrückte „Was-wäre-wenn“-Liste mit<br />

je<strong>de</strong>m Fahrrad, von <strong>de</strong>m ich schon immer geträumt<br />

habe. Ich könnte wahrscheinlich <strong>de</strong>n Rest dieser<br />

Seite mit dieser Liste füllen und das ist für mich<br />

das Schöne an Fahrrä<strong>de</strong>rn: Es gibt so, so viele<br />

verschie<strong>de</strong>ne davon. Alles macht irgendwie an<strong>de</strong>rs<br />

Spaß, sodass man <strong>de</strong>n Genuss <strong>de</strong>s Zweirads immer<br />

wie<strong>de</strong>r auf eine neue Art und Weise ent<strong>de</strong>cken<br />

kann. Es gibt für je<strong>de</strong>n Geschmack min<strong>de</strong>stens<br />

ein Fahrrad und so kann je<strong>de</strong>*r <strong>de</strong>n Radsport für<br />

sich ent<strong>de</strong>cken. Und klar gibt es Dinge, die mehr<br />

Spaß machen als an<strong>de</strong>re. Mit Rennrä<strong>de</strong>rn kann ich<br />

mich beispielsweise immer noch nicht anfreun<strong>de</strong>n.<br />

Statt<strong>de</strong>ssen habe ich mir aber ein Gravelbike in<br />

die Garage gestellt, weil ich die Geschwindigkeit,<br />

die man mit einem Rennrad erreichen kann, zu<br />

schätzen weiß — aber Forststraße lieber mag als<br />

Asphalt. Doch wenn es nach meiner Liste gehen<br />

wür<strong>de</strong>, hätte ich gerne noch — zusätzlich zu meinem<br />

Freeri<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>m Dirtbike und <strong>de</strong>m E-Trailbike — ein<br />

Trekkingbike, ein Citybike, einen Randonneur<br />

und trotz<strong>de</strong>m noch ein schickes Rennrad, einfach<br />

so. Und je beliebter Fahrrä<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto<br />

spezifischer wer<strong>de</strong>n auch die Mo<strong>de</strong>lle, was meiner<br />

Sammellei<strong>de</strong>nschaft natürlich voll in die Hän<strong>de</strong><br />

spielt. Die minimalistische, umweltbewusste Seite in<br />

mir muss zwar je<strong>de</strong>s Mal fluchen, wenn meine Liste<br />

schon wie<strong>de</strong>r um ein Fahrrad gewachsen ist, aber<br />

ich fin<strong>de</strong>, man sollte mit <strong>de</strong>n eigenen Schwächen<br />

liebevoll umgehen. Und meine ist <strong>de</strong>finitiv, dass ich<br />

mehr Fahrrä<strong>de</strong>r haben möchte, als mein Geldbeutel<br />

und meine Garage jemals zulassen wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


FÜR DEIN GLÜCK?<br />

AMELIE<br />

© Jana Zoricic<br />

EINE FRAGE DER GENÜGSAMKEIT<br />

Was die Bike-Industrie so bewirbt, wird auch gerne<br />

so gekauft. Angebot bestimmt Nachfrage. O<strong>de</strong>r<br />

vielleicht doch an<strong>de</strong>rsherum? Mittlerweile soll es ja<br />

für je<strong>de</strong>n Einsatzbereich ein spezielles Bike sein, das<br />

<strong>de</strong>n größtmöglichen Nutzen und Freu<strong>de</strong> bereitet.<br />

Ein leichteres, nur vorne gefe<strong>de</strong>rtes Bike für lange<br />

Touren und effizientes Hochpedalieren, ein potentes<br />

Endurobike für Abenteuer in Europas berühmtesten<br />

Trailgefil<strong>de</strong>n und natürlich einen Downhiller für<br />

ruppige Bikeparktage. Welches Rad nehme ich<br />

<strong>de</strong>nn heute? Die Frage nach <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Radwahl muss ich mir nie stellen. Denn ich habe<br />

nur eins und bin sehr froh darüber. Mit <strong>de</strong>m Besitz<br />

meines Superenduros gehen so einige Vorteile<br />

einher. Zum einen <strong>de</strong>ckt mein Rad einen sehr<br />

breiten Einsatzbereich ab. Auf meinen flowigen<br />

Hometrails in Freiburg und Umgebung fühlt es sich<br />

ebenso wohl wie auf härteren Bikeparkstrecken<br />

o<strong>de</strong>r alpinem Gelän<strong>de</strong>. Auch längere Touren sind<br />

problemlos drin, <strong>de</strong>nn fit wird man mit einem 15<br />

Kilogramm schweren Bike irgendwann so o<strong>de</strong>r so.<br />

Dabei sind die 180 Millimeter Fe<strong>de</strong>rweg, vorne wie<br />

hinten, we<strong>de</strong>r über- noch unterdimensioniert und<br />

für mich das perfekte Mittelmaß. Zu<strong>de</strong>m muss ich<br />

mich nicht je<strong>de</strong>s Mal auf ein an<strong>de</strong>res Bike einstellen,<br />

son<strong>de</strong>rn bin mit <strong>de</strong>m Set-up und <strong>de</strong>m Fahrgefühl<br />

sehr vertraut. Ein weiterer entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Punkt<br />

betrifft die Wartung. Ich spare mit einem Rad nicht<br />

nur Zeit, die ich mit Reparaturen und Instandhaltung<br />

verschwen<strong>de</strong>, son<strong>de</strong>rn vor allem auch Geld. Auch<br />

die Anschaffungskosten spielen natürlich eine<br />

Rolle. Manche Mountainbikes haben mittlerweile<br />

Preise, die sich auf einem ähnlichen Niveau wie<br />

ein gebrauchter Kleinwagen bewegen. Und Bike-<br />

Lei<strong>de</strong>nschaft hin o<strong>de</strong>r her: Solche Anschaffungen<br />

wollen in finanzieller Hinsicht gut überlegt sein.<br />

Zu guter Letzt ist es für mich auch eine Frage<br />

<strong>de</strong>r Genügsamkeit. Ich bin sehr glücklich und<br />

dankbar darüber, mir ein solch großartiges Hobby<br />

leisten zu können. Insofern übe ich mich gerne in<br />

Beschei<strong>de</strong>nheit und erfreue mich tagtäglich über<br />

mein eines, tolles Bike.<br />

35


© Falk Wenzel<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Text: Martin Ohliger<br />

FÜNF JAHRE<br />

GRAVEL FONDO<br />

DIE BESTEN IDEEN ENTSTEHEN AN DER KAFFEEMASCHINE<br />

Als die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Gravel Fondos En<strong>de</strong> 2015 das erste Mal aufkam, waren Gravelbikes in Europa noch rar. Selbst<br />

Eingeweihte und Fachmedien wussten mit <strong>de</strong>n neuartigen Rä<strong>de</strong>rn eher wenig anzufangen, so selten waren die<br />

Rennrä<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n dicken Reifen noch. Vom Boom dieser Gattung waren wir sowieso noch weit entfernt — trotz<strong>de</strong>m<br />

lag schon ein Vorgeschmack in <strong>de</strong>r Luft, dass sich unsere Vorstellungen davon, was wir mit Rennrä<strong>de</strong>rn alles machen<br />

können, sehr bald dramatisch än<strong>de</strong>rn wür<strong>de</strong>n.<br />

37


In dieser Stimmung trafen sich Stephan Geiß,<br />

<strong>de</strong>r damals für VOTEC arbeitete und <strong>de</strong>n man<br />

getrost als Vater <strong>de</strong>r Gravel Fondos bezeichnen<br />

kann, mit seinem Kollegen Basti Steinecker im<br />

Büro an <strong>de</strong>r Kaffeemaschine. Der hatte wie<strong>de</strong>rum<br />

2011 schon das Critical Dirt organisiert, das erste<br />

Rennrad-Langstreckenrennen über Schotterpisten<br />

in Deutschland. Aus <strong>de</strong>m nur wenige Minuten<br />

dauern<strong>de</strong>n Gespräch ging Stephan mit einem<br />

Konzept für eine Veranstaltung heraus: „Sich<br />

auf einer langen Strecke herauszufor<strong>de</strong>rn wie in<br />

einem Wettkampf, aber auch mal auszuruhen und<br />

einen Kaffee zu trinken und ein Brot zu essen.<br />

Du powerst dich aus, das Segment ist vorbei und<br />

zwei Ecken weiter steht dann ein Kaffeemobil mit<br />

Liegestühlen und einer grandiosen Aussicht über<br />

<strong>de</strong>n Schwarzwald.“ Auf <strong>de</strong>n Namen „Gravel Fondo“<br />

kamen die bei<strong>de</strong>n auch noch, bevor <strong>de</strong>r Kaffee kalt<br />

wur<strong>de</strong>.<br />

PREMIERE AM FELDBERG<br />

„WIR SIND KEINE MASCHINE, DIE<br />

NUR TEILNEHMERZAHLEN WILL,<br />

WIR WOLLEN EIN TOLLES ERLEBNIS<br />

FÜR ALLE.“<br />

- Stephan Geiß<br />

FÜR IMMER FERIENCAMP<br />

So steckte Stephan bald mittendrin im<br />

Vorbereitungstrubel. Er verbrachte immer<br />

mehr Wochenen<strong>de</strong>n damit, Schotterstraßen im<br />

Schwarzwald zu erkun<strong>de</strong>n und danach an einem<br />

extra dafür angeschafften 27-Zoll-Bildschirm die<br />

perfekte Schotterroute zusammenzubasteln. An<br />

einem Oktoberwochenen<strong>de</strong> im Jahr 2016 war es<br />

dann so weit und rund 100 Leute trafen sich an <strong>de</strong>r<br />

Sportkaserne in Freiburg für <strong>de</strong>n allerersten Gravel<br />

Fondo. Sogar das Wetter war mil<strong>de</strong> gestimmt und<br />

belohnte die Teilnehmer*innen für ihren Einsatz<br />

am Anstieg auf <strong>de</strong>n Feldberg mit grandiosem<br />

Sommerwetter. Die minutiöse Vorbereitung<br />

hatte sich für Stephan mehr als ausgezahlt: „Am<br />

Sonntagnachmittag war es so, wie ich es mir kaum<br />

in meinen Träumen erhofft hatte. Alle saßen auf<br />

<strong>de</strong>m Gelän<strong>de</strong>, hatten ein Bier o<strong>de</strong>r einen Kaffee<br />

in <strong>de</strong>r Hand, ein Stück Kuchen vor sich stehen<br />

und wollten wissen, ob sie noch einen Tag länger<br />

bleiben können. Das ist echt das beste Kompliment,<br />

weil bei ganz vielen an<strong>de</strong>ren Rennveranstaltungen<br />

die Leute ihr Rennen fahren, so schnell wie möglich<br />

duschen und dann heimgehen.“<br />

Infolge<strong>de</strong>ssen war schnell klar, dass es mit <strong>de</strong>m<br />

Gravel Fondo weitergehen musste. Die bei<strong>de</strong>n<br />

Jahre danach suchte sich Stephan frische<br />

Locations im Schwarzwald heraus, bevor es 2019 in<br />

<strong>de</strong>n Pfälzer Wald ging. Dort stieß die Veranstaltung<br />

auch an ihre Grenzen — aber ein Massenevent sollte<br />

<strong>de</strong>r Gravel Fondo sowieso nie wer<strong>de</strong>n: „Wir sind<br />

keine Maschine, die nur Teilnehmerzahlen will, wir<br />

wollen ein tolles Erlebnis für alle. Dazu gehört die<br />

Wahl <strong>de</strong>r Location, die Unterkunft, das Essen und<br />

wie wir mit <strong>de</strong>r Natur um uns herum umgehen. Je<br />

mehr Leute du unterbringen willst, <strong>de</strong>sto unsexier<br />

wer<strong>de</strong>n die Locations und wir wollten unbedingt<br />

diesen Feriencamp-Vibe erhalten. Beim ersten<br />

Event waren es so hun<strong>de</strong>rt Leute, 2019 in <strong>de</strong>r Pfalz<br />

waren rund 270 Leute gemel<strong>de</strong>t. Mehr können wir<br />

nicht verkraften, wenn wir die Qualität und die<br />

Liebe zum Detail halten wollen.“<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


© David Schultheiß<br />

39


© Stefan Haehnel<br />

VIRTUELLER SCHOTTER<br />

BLOSS KEIN RUMPELBIKEN<br />

Zu viele Anmeldungen waren in <strong>de</strong>n letzten bei<strong>de</strong>n<br />

Jahren lei<strong>de</strong>r die geringste aller Sorgen. Die<br />

Corona-Pan<strong>de</strong>mie streute or<strong>de</strong>ntlich Salz in die<br />

Suppe, ein Event für 250 Leute mit Übernachtung<br />

war praktisch unplanbar gewor<strong>de</strong>n. Um trotz<strong>de</strong>m<br />

Gravel ein bisschen zu zelebrieren, fan<strong>de</strong>n kleinere<br />

Gravel Fondo Ri<strong>de</strong>s statt. Das Format existierte<br />

bereits seit 2017, um schon vor <strong>de</strong>m Hauptevent<br />

im Herbst die Vorfreu<strong>de</strong> etwas anzuheizen und<br />

<strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>s Gravelns etwas näher an die Städte<br />

heranzutragen. Dort wur<strong>de</strong> morgens ein Kaffee<br />

gereicht, dann fuhren kleinere Grüppchen eine<br />

Strecke ab und abends gab es noch mal einen<br />

Snack. Das war unter Pan<strong>de</strong>miebedingungen noch<br />

das einzig halbwegs plan- und durchführbare<br />

Format und brachte zumin<strong>de</strong>st einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Charmes <strong>de</strong>s Gravel Fondos mit sich. Alex Bethge,<br />

<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n letzten Jahren zusammen mit Stephan<br />

die Organisation gestemmt hatte, war aber über<br />

je<strong>de</strong>n gefahrenen Kilometer froh: „Natürlich war<br />

es bitter, das Hauptevent absagen zu müssen, aber<br />

die kleineren Ri<strong>de</strong>s und auch die digitalen Events<br />

waren trotz<strong>de</strong>m Highlights. So haben wir Ecken<br />

ent<strong>de</strong>ckt, die man sonst nie auf <strong>de</strong>m Schirm gehabt<br />

hätte, und wir konnten trotz<strong>de</strong>m ein bisschen <strong>de</strong>n<br />

Gravel Spirit hochhalten.“ Der bleibt trotz<strong>de</strong>m quasi<br />

zwangsläufig ein bisschen auf <strong>de</strong>r Strecke, weil<br />

nicht wie normalerweise die unterschiedlichsten<br />

Menschen abends am Lagerfeuer zusammensitzen<br />

konnten. Dementsprechend wird auch in Zukunft<br />

ein komplettes Wochenen<strong>de</strong> im Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />

Planungen stehen.<br />

Es ist auch <strong>de</strong>r Pionierarbeit <strong>de</strong>s Gravel Fondos<br />

zu verdanken, dass Gravelbikes inzwischen ganz<br />

selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n sind. Gleichzeitig<br />

haben sie sich weiterentwickelt und sind noch<br />

vielseitiger und auch gelän<strong>de</strong>tauglicher gewor<strong>de</strong>n.<br />

Breitere Reifen, weiterentwickelte Rahmenformen<br />

und teilweise sogar Fe<strong>de</strong>rungen sorgen für noch<br />

vor fünf Jahren ungeahnte Vielseitigkeit. Das ist<br />

aber eine Entwicklung, die <strong>de</strong>r Gravel Fondo nicht<br />

mitgehen muss, <strong>de</strong>nn in <strong>de</strong>n Vorstellungen von<br />

Stephan sind Gravelbikes immer noch Rennrä<strong>de</strong>r<br />

mit einer gewissen Straßentauglichkeit: „Auch wenn<br />

sich Gravelbikes weiterentwickelt haben, wer<strong>de</strong>n<br />

wir das grundlegen<strong>de</strong> Konzept nicht antasten<br />

und aus <strong>de</strong>m Gravel Fondo einen MTB-Marathon<br />

machen. Man kann auch eine Downhillstrecke<br />

mit einem Gravelbike runterfahren, das macht<br />

halt nur keinen Spaß. Kurze, flowige Singletrails<br />

haben schon immer zum Gravel Fondo dazugehört,<br />

aber das Hauptelement sind Schotterstraßen und<br />

versteckte Asphaltsträßchen durch <strong>de</strong>n Wald. Wir<br />

wollen nicht mit 10 km/h über einen Wurzelteppich<br />

rollen — dafür gibt es Mountainbikes.“<br />

Wie genau <strong>de</strong>r Gravel Fondo 2022 aussehen wird,<br />

steht aus vielen Grün<strong>de</strong>n noch in <strong>de</strong>n Sternen.<br />

Außerhalb Deutschlands existieren je<strong>de</strong>nfalls<br />

auch eine Menge schöne Schotterstraßen und<br />

man munkelt, dass es vor allem in Schwe<strong>de</strong>n und<br />

Frankreich ganz beson<strong>de</strong>rs hübsche Exemplare<br />

gibt. Wir können uns sicher sein, dass die<br />

Kaffeemaschine im Büro schon heiß läuft und uns<br />

noch die ein o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re überraschen<strong>de</strong> Neuerung<br />

bescheren wird.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


We take<br />

you<br />

outdoors!<br />

campz.<strong>de</strong><br />

© COLUMBIA


WORAUF WIR ABFAHREN<br />

BRAMMS RONDO MUTT ST<br />

Foto: Martin Ohliger<br />

Wer bist du und was machst du bei <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>?<br />

Hi, ich bin Bramm und habe im Customer Service<br />

angefangen, wo ich vor allem technische Beratung<br />

gemacht habe. Inzwischen arbeite ich schon seit<br />

ein paar Jahren im Team Text, mit <strong>de</strong>m wir für alle<br />

Texte auf <strong>de</strong>r <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>-Webseite verantwortlich<br />

sind. Unser Job ist es, dass unsere Kund*innen<br />

alle Informationen fin<strong>de</strong>n, die sie suchen, und<br />

dafür zu sorgen, dass alles gut zusammenpasst.<br />

Ich habe schon immer viel Zeit draußen verbracht,<br />

angefangen vom Zelten im Garten, als ich mein<br />

erstes Zelt bekommen habe, bis hin zu Wildwasser-<br />

Kajak und Skifahren in Kanada. Ich bin auch schon<br />

je<strong>de</strong> Menge verschie<strong>de</strong>ne Fahrrä<strong>de</strong>r vom BMX bis<br />

hin zum Rennrad gefahren — in <strong>de</strong>n letzten Jahren<br />

auch viel Gravelbike.<br />

Welches Rad fährst du und warum?<br />

Ich fahre ein wun<strong>de</strong>rschönes, türkises Rondo<br />

Mutt ST. Das hat eine Menge Ösen, exzellente<br />

Reifenfreiheit und mit <strong>de</strong>m Flip Chip in <strong>de</strong>r tiefen<br />

Position fährt es sich fast wie ein Rennrad. Das<br />

passt sehr gut zu <strong>de</strong>n Graveltouren in Bran<strong>de</strong>nburg,<br />

die ich normalerweise fahre. Für 90 Prozent<br />

meiner Touren brauche ich keinen Monstertruck,<br />

aber mit <strong>de</strong>m Rondo habe ich immer die Option,<br />

die Geometrie umzustellen, um auch mit etwas<br />

gröberem Gelän<strong>de</strong> fertig zu wer<strong>de</strong>n. Ich habe<br />

schon ein paar Bikepacking-Trips geplant, auf<br />

<strong>de</strong>nen das Rad richtig glänzen kann. Gravelbikes<br />

sind für flotte Touren mit wenig Gepäck perfekt —<br />

sie sind komfortabel und haben je<strong>de</strong> Menge Platz<br />

für Gepäck und Taschen, machen aber viel mehr<br />

Spaß als ein Trekkingrad.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Face<br />

the night<br />

with<br />

confi<strong>de</strong>nce.<br />

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#UpliftingMinds


Text: Jana Zoricic<br />

RANDONNEUR<br />

REVIVAL<br />

VON BREVETS, NABENDYNAMOS UND WINDBEUTELN<br />

© Verena Gorny<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


Wenn man es genau nimmt, ist ein Randonneur<br />

eigentlich eine Person und kein Gegenstand.<br />

Eine Person, die das Rennrad als schnelles<br />

Gefährt auf Asphalt zu schätzen weiß, diesen<br />

Genuss aber so lange wie möglich aus<strong>de</strong>hnen<br />

will. Statt um Schnelligkeit und Siege geht es<br />

auf <strong>de</strong>m Randonneur darum, lange Fahrten zu<br />

unternehmen und dabei ein zuverlässiges Rad zu<br />

haben, das stabil und langlebig genug für diese<br />

Art von Radreise ist. Dementsprechend hat sich<br />

<strong>de</strong>r Begriff für Rennrä<strong>de</strong>r mit Gepäckträgern,<br />

Schutzblechen und Licht schnell eingebürgert<br />

— auch wenn er in Zeiten von Commutern,<br />

Gravelbikes und Allroad-Bikes gerne in<br />

Vergessenheit gerät. Zeit also für eine kleine<br />

Reise in die Welt <strong>de</strong>r Randonneure und Brevets.<br />

Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit<br />

<strong>de</strong>r Randonneur-Kultur, was einen Randonneur<br />

eigentlich ausmacht und wie man sich das<br />

eigene Reiserad zurechtbasteln kann, ohne sich<br />

gleich ein neues Fahrrad kaufen zu müssen.<br />

45


WER RANDONNEUR SAGT, MUSS<br />

AUCH PARIS-BREST-PARIS SAGEN<br />

Wenn man sich <strong>de</strong>n Ursprung <strong>de</strong>s Begriffs<br />

„Randonneur“ genauer anschaut, ist die Geschichte<br />

eigentlich schnell erzählt: „randonnée à vélo“<br />

be<strong>de</strong>utet schlicht und ergreifend „Wan<strong>de</strong>rung auf<br />

<strong>de</strong>m Rad“. Doch diese Bezeichnung für Radreisen<br />

beschreibt einen Meilenstein <strong>de</strong>r Radgeschichte.<br />

Um zu verstehen, warum, müssen wir 130 Jahre in<br />

die Vergangenheit reisen, zum ältesten Radrennen<br />

<strong>de</strong>r Geschichte: Paris-Brest.<br />

Paris-Brest war gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />

nicht nur eines <strong>de</strong>r ersten Langstrecken-Radrennen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch das härteste. Wie <strong>de</strong>r Name schon<br />

verrät, verlief die 600 Kilometer lange Strecke<br />

von Paris bis nach Brest an <strong>de</strong>r Atlantikküste<br />

Frankreichs. Im Jahre 1891 wur<strong>de</strong> das Rennen<br />

kurzerhand verdoppelt: 1.200 Kilometer nach Brest<br />

und wie<strong>de</strong>r zurück nach Paris. Das Rennen war so<br />

anspruchsvoll für Mensch und Material, dass es<br />

danach zehn Jahre nicht mehr stattfand. Als es 1901<br />

wie<strong>de</strong>r ausgetragen wer<strong>de</strong>n sollte, wur<strong>de</strong> es von<br />

keinem Geringeren als <strong>de</strong>m Grün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tour <strong>de</strong><br />

France organisiert.<br />

Doch schon damals sollten Langstreckenrennen <strong>de</strong>r<br />

Elite vorbehalten sein: In <strong>de</strong>r dritten Ausgabe von<br />

Paris-Brest-Paris wur<strong>de</strong> die Amateurklasse von <strong>de</strong>r<br />

Versorgung entlang <strong>de</strong>r Strecke ausgeschlossen.<br />

Die Empörung war so groß, dass <strong>de</strong>r Audax Club<br />

Parisien (ACP), <strong>de</strong>r schon damals hobbyorientierte<br />

Langstreckenfahrten (sogenannte Brevets)<br />

ausrichtete, sich einmischte. Der Club überlegte<br />

sich eine pfiffige Protestaktion: Er veranstaltete<br />

ein Brevet mit <strong>de</strong>r exakt <strong>de</strong>rselben Strecke, exakt<br />

am selben Tag. Mit <strong>de</strong>m Unterschied, dass es „nur“<br />

ein Zeitlimit von 96 Stun<strong>de</strong>n gab, man sich selbst<br />

versorgen musste und alle daran teilnehmen<br />

konnten. Die einzige Teilnahmebedingung war,<br />

zuvor schon ein 300 Kilometer langes Brevet<br />

abgeschlossen zu haben. Knapp 60 Fahrer*innen<br />

nahmen teil — und <strong>de</strong>r Grundstein für die mo<strong>de</strong>rne<br />

Randonneur-Kultur war gelegt.<br />

© Carlos Meyer<br />

BREVETS<br />

Diese Langstreckenfahrten gibt es bis heute und<br />

erfreuen sich auch weiterhin großer Beliebtheit.<br />

Das größte Brevet ist dabei immer noch Paris-<br />

Brest-Paris, das nur alle vier Jahre stattfin<strong>de</strong>t.<br />

Heute kämpfen bis zu 6.000 Teilnehmer*innen<br />

mit einem Zeitlimit von 90 Stun<strong>de</strong>n, um die 1.200<br />

Kilometer lange Strecke zu absolvieren.<br />

Auch daran, dass man sich vorher mit <strong>de</strong>r Teilnahme<br />

an weiteren Brevets qualifizieren muss, hat sich bis<br />

heute nichts geän<strong>de</strong>rt. Paris-Brest-Paris ist also —<br />

ganz nach Randonneur-Kultur — eine lange Reise,<br />

die sich nicht um das Rennenfahren, son<strong>de</strong>rn um<br />

die persönliche Herausfor<strong>de</strong>rung dreht.<br />

In Frankreich ist dieser Ansatz fest im<br />

Radsport verankert und es gibt je<strong>de</strong>s Jahr viele<br />

Veranstaltungen für Langstrecken-Begeisterte in<br />

vielen verschie<strong>de</strong>nen Formaten und Varianten.<br />

Ganz nach französischer Art wur<strong>de</strong> sogar ein<br />

Gebäck nach <strong>de</strong>m Rennen benannt, das Paris Brest.<br />

Wer auf Pralinen, Buttercreme und Windbeutel<br />

steht, wird es lieben.<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


WAS MACHT EINEN RANDONNEUR AUS?<br />

Organisierte Langstreckenfahrten waren damals<br />

schon keine Neuheit — doch Paris-Brest-<br />

Paris sorgte dafür, dass diese Art von Radfahren<br />

auch bei <strong>de</strong>r breiten Masse an Beliebtheit<br />

gewann. Dementsprechend wur<strong>de</strong>n Fahrrä<strong>de</strong>r<br />

weiterentwickelt und angepasst, um Fernreisen<br />

mit <strong>de</strong>m Rad noch komfortabler zu machen. Man<br />

brauchte Platz für Gepäck sowie Licht, um so lange<br />

wie möglich weiterfahren zu können und so viel<br />

Schutz wie möglich gegen schlechtes Wetter zu<br />

haben. Also wur<strong>de</strong>n die Randonneure (diesmal<br />

das Fahrrad) mit fest montierten Gepäckträgern,<br />

Schutzblechen und Licht ausgestattet.<br />

Daran hat sich ebenfalls bis heute nicht viel<br />

geän<strong>de</strong>rt. Klassische Randonneure haben Rahmen<br />

aus Stahl, weil das Material langlebig und haltbar<br />

ist. Es gibt mittlerweile aber auch viele Rahmen<br />

aus Alu und Carbon, die ebenfalls viel Gepäcklast<br />

aushalten können. Da <strong>de</strong>r Fokus eines Randonneurs<br />

darauf liegt, lange Strecken zurückzulegen, sitzt<br />

man etwas komfortabler und weniger gestreckt als<br />

auf einem normalen Rennrad. Das Licht ist meist<br />

fest verbaut und wird mit einem Nabendynamo<br />

betrieben. Dasselbe gilt für Schutzbleche, diese<br />

sind dauerhaft montiert und je<strong>de</strong>rzeit einsatzbereit.<br />

© Illustration: Jonas Christoph<br />

47


© Carlos Meyer<br />

<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong>


RANDONNEUR SELBST GEMACHT<br />

Es gibt Weiterentwicklungen, die sich auch Stück<br />

für Stück im Rennradbereich durchsetzen, wie<br />

breitere Reifen und Scheibenbremsen. Du musst<br />

dir aber nicht direkt ein neues Bike kaufen, auch<br />

das verstaubte Rennrad im Keller kann man im<br />

Handumdrehen reisetauglich machen.<br />

Am schnellsten sind die Schutzbleche erledigt: Bevor<br />

du über das Nachrüsten von festen Schutzblechen<br />

nach<strong>de</strong>nkst, kannst du dir Mudguards an das<br />

Vor<strong>de</strong>r- und Hinterrad montieren, die speziell<br />

an die Maße eines Rennrads angepasst sind. Der<br />

Vorteil daran ist, dass sie sehr leicht sind und<br />

optisch kaum auffallen. Bei starkem Regen und<br />

Dreck können sie aber sehr schnell an ihre Grenzen<br />

kommen.<br />

Das Thema Beleuchtung ist ein wenig komplexer:<br />

Nabendynamos und ein festes Licht sind zwar<br />

zuverlässig, müssen aber aufwendig umgebaut<br />

wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Anfang reicht auch eine<br />

Akkuleuchte, die eine recht lange Laufzeit hat.<br />

Heutzutage brauchst du nicht mal mehr einen<br />

Gepäckträger, wenn du Gepäck auf <strong>de</strong>m Rad<br />

transportieren möchtest. Es gibt zahlreiche<br />

Taschen, die man ins Rahmendreieck, hinter<br />

<strong>de</strong>n Sattel o<strong>de</strong>r vorne auf <strong>de</strong>n Lenker schnallen<br />

kann. Dort muss man auch nicht gleich das<br />

ganze Camping-Equipment verstauen und auf<br />

Abenteuerreise gehen — schon ein bisschen Platz<br />

für Proviant und ein Wechselshirt reichen aus für<br />

<strong>de</strong>ine erste kleine Radreise.<br />

IST DAS GRAVELBIKE DER NEUE<br />

RANDONNEUR?<br />

Moment mal, ein Rad, mit <strong>de</strong>m du schnell<br />

vorwärtskommen, aber auch die Landschaft<br />

erkun<strong>de</strong>n kannst? Das klingt doch schwer nach<br />

<strong>de</strong>n Gravelbikes, die seit ein paar Jahren aus <strong>de</strong>r<br />

Bikewelt nicht mehr wegzu<strong>de</strong>nken sind. Nicht<br />

ganz — <strong>de</strong>r Randonneur bewegt sich, an<strong>de</strong>rs<br />

als das Gravelbike — hauptsächlich auf Asphalt.<br />

Doch es gibt mittlerweile viele Gravelbikes, die<br />

mit fester Lichtanlage, zahlreichen Möglichkeiten<br />

zur Gepäckbefestigung und teilweise sogar<br />

Schutzblechen langstreckentauglich gemacht<br />

wer<strong>de</strong>n — <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Randonneur quasi.<br />

VOM STAHLROSS ZUM REISERENNER<br />

Aber was heißt <strong>de</strong>nn „mo<strong>de</strong>rn“? Waschechte<br />

Randonneure mit Stahlrahmen, Gepäckgerüst<br />

und schmalen Rennradreifen sind heute je<strong>de</strong>nfalls<br />

zu einer echten Seltenheit gewor<strong>de</strong>n. Reisen mit<br />

<strong>de</strong>m Rennrad hingegen ist so beliebt wie noch nie.<br />

Doch <strong>de</strong>r Untergrund, auf <strong>de</strong>m sich Rennrä<strong>de</strong>r<br />

heute bewegen, ist <strong>de</strong>utlich abwechslungsreicher<br />

gewor<strong>de</strong>n — und <strong>de</strong>mentsprechend haben sich die<br />

Fahrrä<strong>de</strong>r weiterentwickelt.<br />

Aluminium und Carbon sind leichter als Stahl, aber<br />

genauso stabil. Gepäckträger wer<strong>de</strong>n seltener<br />

gebraucht. Reifen wer<strong>de</strong>n breiter und bekommen<br />

mehr Profil. Alles Weiterentwicklungen, die wir<br />

zweifellos auch <strong>de</strong>n Randonneuren und Brevets<br />

<strong>de</strong>r letzten 100 Jahre zu verdanken haben. Und<br />

auch in Zukunft wird das Rennrad weiterhin als<br />

Reisegefährt geschätzt und geliebt wer<strong>de</strong>n, nur<br />

eben auf an<strong>de</strong>re Art und Weise. Ein Grund mehr,<br />

zwischendurch mal an <strong>de</strong>n Randonneur zu <strong>de</strong>nken.<br />

49


IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Internetstores GmbH<br />

Lektorat:<br />

Herwig Frenzel<br />

Friedrichstraße 6<br />

70174 Stuttgart<br />

service@<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong><br />

www.<strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong><br />

Amtsgericht Stuttgart<br />

HRB 741359 – Sitz: Stuttgart<br />

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Kun<strong>de</strong>nservice, Friedrichstraße 6, 70174 Stuttgart o<strong>de</strong>r<br />

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Geschäftsführer/Verantwortliche<br />

für Herausgabe und Inhalt:<br />

Dr. Hans Dohrmann (CEO), Thomas Spengler (CCO)<br />

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o<strong>de</strong>r Vervielfältigung auf Papier und elektronischen<br />

Datenträgern sowie Einspeisung in Datennetze nur mit<br />

Druckerei:<br />

schriftlicher Genehmigung <strong>de</strong>r Internetstores GmbH.<br />

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Leibnizstraße 5, 97204 Höchberg<br />

Redaktioneller Stand: 29. September <strong>2021</strong><br />

Anzeigen:<br />

Philipp Seyb<br />

Redaktion:<br />

Bastian Steinecker, Jana Zoricic, Martin Ohliger<br />

Unsere Druckerei und das Papier <strong>de</strong>s <strong>fahrrad</strong>.<strong>de</strong><br />

<strong>Magazin</strong>s sind FSC-zertifiziert<br />

Grafik:<br />

Jonas Christoph<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe:<br />

Amelie Fritz, Bramm Clitherow, Felix Böhlken,<br />

Holger Rothe, Lisa-Marie-Möllmann<br />

Fotos:<br />

Björn Hänssler, Carlos Meyer, David Schultheiß, Falk<br />

Wenzel, Finlay An<strong>de</strong>rson, Holger Rothe, Jana Zoricic,<br />

Martin Ohliger, Stephan Haehnel, Verena Gorny<br />

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