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IHBV Holzbau_Kompakt - Aussteifungssysteme im Holz-Hochbau

Der Holzbau gewinnt zunehmend an Attraktivität und Bedeutung. Holz ist eine erneuerbare und nachhaltige Ressource und ist daher ein besonderes Baumaterial. Der Einsatz von Holz im modernen Wohnbau ist weitaus mehr als ein stilistisches Merkmal der Architektur. Holzbau verbindet eine der zukunftsfähigsten Weise Architektur, Handwerk und Ökologie. Speziell in den letzten Jahren hat der Holzbau eine Entwicklung in Richtung Mehrgeschoßigkeit und Hochhausbau eingeschlagen und mit anmutigen und herausragenden Konstruktionen seine Tauglichkeit auch in diesem Segment untermauert. Neben den bislang stark im Fokus stehenden Anforderungen, etwa an den Brandschutz, Schallschutz oder die technische Gebäudeausstattung, spielt die Aussteifung und die damit einhergehende Bemessung eine wesentliche Rolle. Die moderne Holzbauweise verlangt von den ausführenden Betrieben tiefgreifenden Nachweise hinsichtlich der Gebäudeaussteifung. Als Unterstützung zu der umfangreichen Nachweisführung haben wir es zum Anlass genommen, vom Professor (FH) der FH JOANNEUM in Graz, DI Dr. Markus Wallner-Novak, eine Unterlage erarbeiten zu lassen, die diese Thematik nahe der Praxis für die Branche aufgreift. Die Broschüre beschreibt die Grundlagen für die Aussteifung und beleuchtet die Modellbildung für die statische und dynamische Untersuchung bei horizontalen Einwirkungen in Hinblick auf die Normung. Das Ziel war es, mit dieser fundierten Unterlage die Anforderungen an mehrgeschoßige Gebäude in Holzbauweise aufzugreifen und zu erläutern. Schon seit Jahren unterstützt der Ingenieurholzbauverband Bauwerkseigentümer und Anwender in ihrer Arbeit und misst leicht anwendbaren Regeln einen hohen Stellenwert bei.

Der Holzbau gewinnt zunehmend an Attraktivität und Bedeutung. Holz ist eine erneuerbare und nachhaltige Ressource und ist daher ein besonderes Baumaterial. Der Einsatz von Holz im modernen Wohnbau ist weitaus mehr als ein stilistisches Merkmal der Architektur. Holzbau verbindet eine der zukunftsfähigsten Weise Architektur, Handwerk und Ökologie.

Speziell in den letzten Jahren hat der Holzbau eine Entwicklung in Richtung Mehrgeschoßigkeit und Hochhausbau eingeschlagen und mit anmutigen und herausragenden Konstruktionen seine Tauglichkeit auch in diesem Segment untermauert. Neben den bislang stark im Fokus stehenden Anforderungen, etwa an den Brandschutz, Schallschutz oder die technische Gebäudeausstattung, spielt die Aussteifung und die damit einhergehende Bemessung eine wesentliche Rolle.

Die moderne Holzbauweise verlangt von den ausführenden Betrieben tiefgreifenden Nachweise hinsichtlich der Gebäudeaussteifung. Als Unterstützung zu der umfangreichen Nachweisführung haben wir es zum Anlass genommen, vom Professor (FH) der FH JOANNEUM in Graz, DI Dr. Markus Wallner-Novak, eine Unterlage erarbeiten zu lassen, die diese Thematik nahe der Praxis für die Branche aufgreift.

Die Broschüre beschreibt die Grundlagen für die Aussteifung und beleuchtet die Modellbildung für die statische und dynamische Untersuchung bei horizontalen Einwirkungen in Hinblick auf die Normung.

Das Ziel war es, mit dieser fundierten Unterlage die Anforderungen an mehrgeschoßige Gebäude in Holzbauweise aufzugreifen und zu erläutern.

Schon seit Jahren unterstützt der Ingenieurholzbauverband Bauwerkseigentümer und Anwender in ihrer Arbeit und misst leicht anwendbaren Regeln einen hohen Stellenwert bei.

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HOLZBAU–KOMPAKT<br />

M. WALLNER-NOVAK | P. WÖRLE<br />

AUSSTEIFUNGSSYSTEME<br />

IM HOLZ-HOCHBAU<br />

1. AUFLAGE 2021


IMPRESSUM:<br />

Medieninhaber und Herausgeber:<br />

Österreichischer Ingenieurholzbauverband (<strong>IHBV</strong>)<br />

Sitz: Schwarzenbergplatz 4, A-1030 Wien<br />

Tel: +43 (1) 712 26 01 - 12<br />

E-mail: office@ihbv.at<br />

Website: www.ihbv.at<br />

Vorsitzender: DI (FH) <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>meister Johannes Lederbauer<br />

Geschäftsführer: Mag. Dieter Lechner<br />

Für den Inhalt verantwortlich:<br />

DI Dr. Markus Wallner-Novak, FH JOANNEUM / Graz<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe und vorheriger Rücksprache.<br />

Gestaltung: Ölz GrafikDesign, Dornbirn<br />

Druck: Hugo Mayer – Buch & Offestdruckerei Verlag, Dornbirn<br />

1. Auflage 2021


WICHTIGE HINWEISE / HAFTUNGSAUSSCHLUSS<br />

Der Inhalt der vorliegenden Broschüre wurde mit größtmöglicher Sorgfalt nach dem zum Zeitpunkt seiner<br />

Erstellung geltenden Stand der Technik und unter Berücksichtigung baupraktischer Erfahrungen verfasst;<br />

inhaltliche Fehler sowie Druckfehler können dennoch nicht ausgeschlossen werden. Dieses Werk wird dem<br />

Leser kostenlos zur Verfügung gestellt und richtet sich an Tragwerksplaner in Ingenieurbüros und <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>betrieben.<br />

Die in diesem Werk enthaltenen Ausführungen (inkl. Abbildungen) sind unverbindlich, dienen ausschließlich<br />

Informationszwecken und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, Richtigkeit oder Aktualität. Dies gilt<br />

insbesondere <strong>im</strong> Hinblick auf neueste Entwicklungen in der Baubranche. Alle in diesem Werk enthaltenen<br />

Angaben erfolgen daher ohne Gewahr und unter Ausschluss jeglicher Haftung. Die Benutzung dieses Werks<br />

und die Umsetzung der darin enthaltenen Informationen erfolgt ausdrücklich auf eigenes Risiko.<br />

In dieser Broschüre werden komplexe Sachverhalte, die einer regelmäßigen Veränderung unterliegen, dargestellt,<br />

ingenieurmäßig betrachtet und vereinfacht. Alle Angaben stellen daher lediglich unverbindliche Empfehlungen<br />

dar, um bei der Realisierung eines Projektes zu unterstutzen. Es wird der Versuch unternommen, die<br />

Inhalte aus der Sicht der Tragwerksplanung kurz und verständlich darzustellen. Folglich können nicht alle<br />

erdenklichen Ausnahmen und Sonderregelungen wiedergegeben werden.<br />

Da die Ausführungen allgemein und abstrakt gehalten sind, ist vom Leser auch stets zu überprüfen, ob und<br />

inwiefern diese auf das konkrete und individuelle Bauprojekt anwendbar sind. Die Broschüre kann daher eine<br />

individuelle Berechnung und eine auf das konkrete Bauvorhaben abgest<strong>im</strong>mte Modellbildung nicht ersetzen,<br />

zumal eine solche stets die Kenntnis aller Faktoren (ins. die Umstände des konkreten Einzelfalls) voraussetzt.<br />

Eine individuelle Untersuchung durch eine qualifizierte FachplanerIn kann hierdurch nicht ersetzt werden.<br />

Die vorliegenden Informationen können ohne vorherige Ankündigung jederzeit geändert oder aktualisiert werden.<br />

Dieses Werk wird daher ggf. durch jüngere Fassungen ersetzt. Soweit nicht explizit anders vereinbart, werden<br />

die Inhalte dieses Werks nicht Vertragsbestandteil individueller Bauprojekte.<br />

Für Verbesserungsvorschlage sind wir jederzeit dankbar.


VORWORT<br />

DES HERAUSGEBERS<br />

Der <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> gewinnt zunehmend an Attraktivität und Bedeutung. <strong>Holz</strong> ist eine erneuerbare und nachhaltige<br />

Ressource und ist daher ein besonderes Baumaterial. Der Einsatz von <strong>Holz</strong> <strong>im</strong> modernen Wohnbau ist weitaus<br />

mehr als ein stilistisches Merkmal der Architektur. <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> verbindet eine der zukunftsfähigsten Weise<br />

Architektur, Handwerk und Ökologie.<br />

Speziell in den letzten Jahren hat der <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> eine Entwicklung in Richtung Mehrgeschoßigkeit und Hochhausbau<br />

eingeschlagen und mit anmutigen und herausragenden Konstruktionen seine Tauglichkeit auch in diesem<br />

Segment untermauert. Neben den bislang stark <strong>im</strong> Fokus stehenden Anforderungen, etwa an den Brandschutz,<br />

Schallschutz oder die technische Gebäudeausstattung, spielt die Aussteifung und die damit einhergehende<br />

Bemessung eine wesentliche Rolle.<br />

Die moderne <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>weise verlangt von den ausführenden Betrieben tiefgreifenden Nachweise hinsichtlich<br />

der Gebäudeaussteifung. Als Unterstützung zu der umfangreichen Nachweisführung haben wir es zum Anlass<br />

genommen, vom Professor (FH) der FH JOANNEUM in Graz, DI Dr. Markus Wallner-Novak, eine Unterlage erarbeiten<br />

zu lassen, die diese Thematik nahe der Praxis für die Branche aufgreift.<br />

Die Broschüre beschreibt die Grundlagen für die Aussteifung und beleuchtet die Modellbildung für die statische<br />

und dynamische Untersuchung bei horizontalen Einwirkungen in Hinblick auf die Normung.<br />

Das Ziel war es, mit dieser fundierten Unterlage die Anforderungen an mehrgeschoßige Gebäude in <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>weise<br />

aufzugreifen und zu erläutern.<br />

Schon seit Jahren unterstützt der Ingenieurholzbauverband Bauwerkseigentümer und Anwender in ihrer Arbeit<br />

und misst leicht anwendbaren Regeln einen hohen Stellenwert bei.<br />

DI (FH) <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>meister Johannes Lederbauer<br />

Vorsitzender<br />

Österreichischer Ingenieurholzbauverband (<strong>IHBV</strong>)


VORWORT<br />

DES VERFASSERS<br />

Die Aussteifung von <strong>Hochbau</strong>ten <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> ist ein wesentlicher Teil der Tragwerksplanung und <strong>im</strong> Tragwerkskonzept<br />

zu erfassen. In der vorliegenden Broschüre werden Grundlagen für die Aussteifung beschrieben und<br />

die Modellbildung für die statische und dynamische Untersuchung bei horizontalen Einwirkungen in Bezug auf<br />

nationale und europäische Normen in Kapitel I diskutiert.<br />

Das Last-Verformungsverhalten der aussteifenden <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>teile und ihrer Verbindungen haben Einfluss auf<br />

die Lastverteilung. Die zugehörigen Berechnungsschritte und der normative bzw. wissenschaftliche Stand zu<br />

Steifigkeiten <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> wird daher in Kapitel II beschrieben. Die Ansätze werden für praktische Fälle<br />

angewendet.<br />

Als Bausysteme in <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>weise können Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau und <strong>im</strong> Brettsperrholzbau unterschieden<br />

werden. Für diese beiden Systeme wird das Last-Verformungsverhalten der Wandscheiben in<br />

Kapitel III beschrieben. Der Einfluss von Öffnungen in Wandscheiben wird behandelt.<br />

Die Decken haben neben der Abtragung der vertikalen Lasten die Aufgabe als Deckenscheibe die horizontalen<br />

Lasten geschoßweise auf die Wandscheiben zu verteilen. Auf die unterschiedliche Betrachtung steifer und<br />

nachgiebiger Deckenscheiben wird in Kapitel IV eingegangen. Die Modellbildung für die Abschätzung des Tragverhaltens<br />

von Deckenscheiben wird beschrieben.<br />

Kapitel V befasst sich mit den Standard-Modellen für die Ermittlung der Auswirkungen horizontaler Einwirkungen<br />

auf die Wandscheiben. Dafür werden ebene Modelle <strong>im</strong> Grundriss angewendet.<br />

Für die dynamische Untersuchung kann die Erweiterung der Modelle zu einem räumlichen System erforderlich<br />

werden, das in Kapitel VI beschrieben wird.<br />

Die Auseinandersetzung mit dem Thema Aussteifung <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong> zeigt, dass die Konzeption und Auslegung<br />

von <strong>Aussteifungssysteme</strong>n das Denken in Steifigkeiten erfordert.<br />

Graz / Wien<br />

August 2021<br />

DI Dr. Markus Wallner-Novak<br />

FH JOANNEUM / Graz


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Kapitel<br />

I GRUNDLAGEN 9<br />

I.1 Anforderungen und Prinzipien der Aussteifung 10<br />

I.2 Einwirkungen 11<br />

I.3 Bemessungssituationen 19<br />

I.4 Modellbildung 23<br />

II STEIFIGKEITEN 33<br />

II.1 Wegsteifigkeiten 36<br />

II.2 Drehsteifigkeiten 39<br />

II.3 Parallel- und Serienschaltung 43<br />

II.4 Stiftförmige Verbindungsmittel 44<br />

II.5 Kontaktverbindungen 59<br />

II.6 Winkelverbinder 63<br />

III WANDSCHEIBEN 69<br />

III.1 Allgemeines 70<br />

III.2 Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau 72<br />

III.3 Wandscheiben aus Brettsperrholz 82<br />

III.4 Wandscheiben mit Öffnungen 92<br />

IV DECKENSCHEIBEN 97<br />

IV.1 Lastweitergabe auf die Wandscheiben 98<br />

IV.2 Deckenscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise 99<br />

IV.3 Deckenscheiben in Brettsperrholz 100<br />

IV.4 Fachwerksmodelle für die Scheibenwirkung 101<br />

V SCHEIBENSYSTEME IN DER GRUNDRISSEBENE 109<br />

V.1 Wandscheiben in orthogonaler Anordnung 110<br />

V.2 Wandscheiben in allgemeiner Anordnung 112<br />

V.3 Gebrauchstauglichkeit 118<br />

VI SCHEIBENSYSTEME ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB 135<br />

VI.1 Allgemeines 136<br />

VI.2 Querschnittswerte 136<br />

Anhang A 141<br />

A.1 Statisch unbest<strong>im</strong>mte Berechnung gekoppelter Wandscheiben 142<br />

Literaturverzeichnis B 145


KAPITEL I<br />

KAPITEL I<br />

GRUNDLAGEN<br />

I.1 Anforderungen und Prinzipien der Aussteifung<br />

I.2 Einwirkungen<br />

I.3 Bemessungssituationen<br />

I.4 Modellbildung<br />

10<br />

11<br />

19<br />

23<br />

9


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Anforderungen und Prinzipien<br />

der Aussteifung<br />

I<br />

GRUNDLAGEN<br />

I.1.<br />

ANFORDERUNGEN UND PRINZIPIEN DER AUSSTEIFUNG<br />

Im Tragwerksentwurf und der darauffolgenden statischen Untersuchung sind die<br />

vertikalen Lasten eines Gebäudes durch drei der vier Grundaufgaben der Baustatik<br />

– dem Überspannen, dem Stützen und dem Gründen – in den Baugrund zu<br />

leiten. Horizontale Einwirkungen werden durch die vierte Grundaufgabe, das Aussteifen<br />

in den Baugrund verfolgt.<br />

Für die Ausführung von <strong>Hochbau</strong>ten aus <strong>Holz</strong> stehen die Skelett- und die Massivbauweise<br />

zur Wahl. Zur Skelettbauweise zählen Träger-Stützen-Systeme wie <strong>im</strong><br />

Hallenbau, Systeme mit Stützen, Riegel und Streben, wie <strong>im</strong> Fachwerksbau oder<br />

Stützen, Schwellen und Beplankung, wie <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau. Für das Überspannen<br />

werden Pfetten und Hallenbinder oder lastverteilende Elemente, Balken und<br />

Träme eingesetzt. Die vertikale Lastabtragung erfolgt punktförmig über Stützen.<br />

Für die Aussteifung werden Diagonalen verwendet, die <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau durch<br />

mechanisch befestigte <strong>Holz</strong>werkstoffplatten ersetzt werden.<br />

Die Massivbauweise ist durch flächige Tragwerkselemente charakterisiert. Das<br />

Überspannen erfolgt mit meist einachsig gespannten plattenförmigen Elementen.<br />

Das Stützen erfolgt über vorwiegend linienförmigen Lastabtrag. Für die Aussteifung<br />

wird in der Regel die Scheibenwirkung der massiven Wände genutzt.<br />

Decken- und Dachscheiben müssen in beiden Bauweisen ausreichend steif sein,<br />

damit Horizontallasten auf die Wandscheiben verteilt werden können.<br />

Abbildung I-1<br />

<strong>Aussteifungssysteme</strong> für <strong>Holz</strong>-<br />

Hochhäuser.<br />

a) Wandscheiben <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

b) Wandscheiben Brettsperrholz<br />

c) <strong>Holz</strong>skelett d) Betonkern<br />

Für Hochhäuser aus <strong>Holz</strong>, wird die Bauhöhe durch die erforderlichen Stützenquerschnitte <strong>im</strong> Verhältnis zur Nutzfläche<br />

und durch das Aussteifungssystem begrenzt 1 , wie in Abbildung I-1 dargestellt. Die Höhenangaben für die<br />

<strong>Aussteifungssysteme</strong> sind sehr grobe Richtwerte.<br />

Der vorliegende Band beschreibt die Modellbildung und Nachweisführung für <strong>Aussteifungssysteme</strong> mit Wandscheiben<br />

aus Streben, Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise oder aus Brettsperrholz (BSP). In <strong>Hochbau</strong>ten<br />

können in der Regel Aussteifungselemente in mehreren Achsen <strong>im</strong> Grundriss angeordnet werden. Dadurch ist<br />

ein gleichmäßiger Lastabtrag mit einem robusteren Aussteifungssystem umsetzbar. Die Auswirkung von Horizontallasten<br />

auf einzelne Wandscheiben kann dann über einen Lastausgleich nach den einzelnen Steifigkeitsanteilen<br />

erfolgen – nach dem Grundsatz ‚Steifigkeit zieht Kräfte an‘. Dieser Ansatz ist <strong>im</strong> deutschsprachigen Raum am<br />

meisten verbreitet.<br />

Liegt ein Aussteifungssystem in einer einheitlichen Bauweise vor, können die Steifigkeitsverhältnisse, also<br />

relative Steifigkeiten als Funktion der einzelnen Wandlängen für einfache Ingenieurmodelle verwendet werden.<br />

Um genauere Aussagen zum Verformungs- und vor allem zum Schwingungsverhalten des Tragwerks treffen zu<br />

können, ist die Kenntnis der tatsächlichen (absoluten) Steifigkeiten erforderlich. Das gilt auch für <strong>Aussteifungssysteme</strong>,<br />

in denen unterschiedliche Bauweisen kombiniert werden.<br />

1 In Anlehnung an Rebhahn 2021.<br />

10


Einwirkungen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

I.2.<br />

EINWIRKUNGEN<br />

Im Rahmen der Tragwerksanalyse des Aussteifungssystems sind in der charakteristischen Bemessungssituation<br />

in der Regel Einwirkungen aus Wind, für die Stabilisierung von Bauteilen und aus ungewollter oder gewollter<br />

Schiefstellung zu untersuchen. Je nach Bauaufgabe können Einwirkungen von Bauzuständen hinzukommen.<br />

In der außergewöhnlichen Bemessungssituation ist das Aussteifungssystem auf das Verhalten bei Erdbeben zu<br />

untersuchen. Außerdem zählen Anpralllasten und weitere von der Nutzung des Bauwerks abhängige Einwirkungen,<br />

wie Explosionseinwirkungen zu außergewöhnlichen Einwirkungen, die das Aussteifungssystem betreffen<br />

können.<br />

I.2.1<br />

Windeinwirkung<br />

Für prismatische Gebäude kann gemäß ÖNORM B 1991-1-4:2019-7 die Gesamtwindkraft direkt ermittelt werden.<br />

A ref<br />

F W<br />

Abbildung I-2<br />

h<br />

b<br />

d<br />

Abmessungen eines prismatischen Baukörpers<br />

Für prismatische Gebäude nach Abbildung I-2 mit der Gesamthöhe h ≤ 15 m bzw. für gedrungene prismatische<br />

Gebäude mit der Breite b und der Gebäudeschlankheit von ≤ 4 kann die Gesamtwindkraft vereinfacht angenommen<br />

werden zu:<br />

(I.1)<br />

mit<br />

Kraftbeiwert<br />

Vereinfacht gemäß ÖNORM B 1991-1-4:2017-7, Tabelle 8<br />

Spitzengeschwindigkeitsdruck auf Höhe h<br />

In Österreich gilt etwa<br />

Bezugsfläche; windangeströmte Fläche<br />

11


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Einwirkungen<br />

Für die genauere Ermittlung der Windlasten auf Gebäude und Windlasten für schlanke Gebäude siehe ÖNORM B<br />

1991-1-4:2019-7 und den folgenden Abschnitt.<br />

Als Windeinwirkung kann die Windkraft auf das Gebäude in die zwei Hauptrichtungen getrennt angesetzt werden:<br />

einmal in die first-parallele Richtung ‚0‘ und einmal in die first-normale Richtung ‚90‘. Die Windeinwirkung<br />

ist bezüglich der vertikalen geometrischen Mittelachse um 10 % der jeweils zugehörigen Breitenabmessung <strong>im</strong><br />

Grundriss außermittig anzusetzen.<br />

Winddynamik<br />

Allgemein betrachtet, resultiert die Gesamtantwort eines Gebäudes <strong>im</strong> Windfall aus einer Überlagerung der drei<br />

folgenden Komponenten: der mittleren Komponente aufgrund der mittleren Windkraft, einer ‚Hintergrund-Komponente‘,<br />

die quasi-statisch ohne Vergrößerung durch dynamische Systemantwort wirkt, und einer ‚resonanten<br />

Komponente‘ aus der Anregung des Gebäudes bei übereinst<strong>im</strong>menden Frequenzen von Erregung und Tragstruktur.<br />

Im Allgemeinen ist die resonante Komponente klein und der dynamische Faktor kann vereinfacht werden, indem<br />

man nur die Hintergrund-Komponente berücksichtigt und Wind als statischen Lastfall betrachtet. Bei schlanken<br />

Gebäuden, wie Hochhäusern oder Türmen kann der Windangriff jedoch Schwingung und Resonanzerscheinungen<br />

führen. Gemäß EN 1991-1-4 sind Effekte aus Windresonanz bei Gebäudeschlankheiten nicht zu erwarten.<br />

Das entspricht auch grob der Festlegung in ISO 4354, wo zusätzliche Kriterien zur Beurteilung der Windanfälligkeit<br />

aus den dynamischen Antwortfaktoren und der Eigenfrequenz des Gebäudes definiert werden.<br />

Im Bemessungsvorgang von Gebäuden mit Wind-Resonanz-Neigung werden dynamische Antwortfaktoren ermittelt,<br />

um aus den Verformungen zufolge der statischen Windlasten max<strong>im</strong>ale Beschleunigungen für Längs-, Quer<br />

und Torsionsschwingungen zu ermitteln. Die aus einem komplexen Berechnungsvorgang ermittelten Beschleunigungen<br />

werden dann mit den zumutbaren Grenzen der Horizontalbeschleunigung aus ISO 10137 verglichen.<br />

Die erste Eigenfrequenz für <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong>ten kann nach Formel (I.2) abgeschätzt werden. Die Formel aus der<br />

Windlastnorm ist für Gebäude mit über 50 m Höhe angegeben, trifft aber laut Messungen von Feldmann et al.<br />

2016 auch für <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong>ten ab 25 m Höhe zu. Laut Bezabeh et al. 2020 sind Gebäude mit einer Schwingungsfrequenz<br />

von weniger als 1 Hz unter Windlasten dynamisch aktiv. Diese grobe Frequenzanforderung ergibt<br />

gemeinsam mit der Abschätzungsformel (I.2) die Einschätzung, dass <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong>ten erst ab etwa 46 m Höhe<br />

zu relevanten Resonanzerscheinungen unter Windlasten neigen.<br />

(I.2)<br />

Abschätzung für die erste Eigenfrequenz nach ÖNORM EN 1991-1-4+AC+A1, Formel (F.2)<br />

Gebäudehöhe<br />

I.2.2 Schiefstellung<br />

Im Rahmen der Tragwerksanalyse sind ungünstige Auswirkungen aus möglichen Abweichungen in der Tragwerksgeometrie<br />

zu berücksichtigen. Imperfektionen werden durch die ungewollte Schiefstellung von stützenden,<br />

also vertikal lastabtragenden Bauteilen berücksichtigt. Gemäß ÖNORM EN 1995-1-1/A2:2014, Absatz<br />

9.2.5.1(3) sind die Aussteifungskräfte von Verbänden unter Berücksichtigung der strukturellen Imperfektionen<br />

und Verformungen zu best<strong>im</strong>men. Schiefstellung ist in der Regel in den Grenzzuständen der Tragfähigkeit zu<br />

berücksichtigen und wird in den Grenzzuständen der Gebrauchstauglichkeit in der Regel nicht angesetzt.<br />

Die Lastdauer ergibt sich aus den jeweiligen Lastanteilen der maßgebenden Lastkombination in der seltenen<br />

Bemessungssituation für Nachweise der Tragfähigkeit oder der außergewöhnlichen Bemessungssituation für<br />

Nachweise für Erdbeben- oder Brandeinwirkungen.<br />

12


Einwirkungen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

Im Folgenden werden normative Festlegungen für einen Ansatz der zusätzlichen Horizontallasten aufgezählt.<br />

Stützen, Rahmen und Bögen <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong><br />

Für ebene Rahmen und Bögen wird in ÖNORM B 1995-1-1:2019-06, Abschnitt 5.4.4 (2), Formel (V.1) der<br />

allgemeine Ansatz einer Schiefstellung angeführt, wie in Formel (I.3) angegeben.<br />

(I.3)<br />

mit<br />

ungewollte Bauteilverdrehung für Bauteile.<br />

Faktor zur Berücksichtigung der Einzelbauteilhöhe. Für Höhen unter 5,0 m ist k h<br />

= 1<br />

für Höhen über 5,0 m gilt<br />

Wände <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

Für <strong>Holz</strong>rahmenwände gilt unter der Annahme, dass die max<strong>im</strong>ale Verformungsgrenze des Scheibensystems je<br />

Geschoß von eingehalten ist, der Ansatz der Schiefstellung von (ÖNORM B 1995-1-1, NAD 9.2.4.2 (3)).<br />

(I.4)<br />

mit<br />

Schiefstellung von <strong>Holz</strong>rahmenwänden laut ÖNORM B 1995-1-1, Abschnitt NA.9.23-E1<br />

Für Wandtafeln sind die Berücksichtigung der Auswirkungen von Imperfektionen in Form einer Schrägstellung<br />

und der Nachweis der horizontalen Verformung laut ÖNORM B 1995-1-1, NAD 9.2.4.2 (4) nicht erforderlich,<br />

wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:<br />

• Für Tafellänge und Tafelhöhe gilt:<br />

• die Breite der Beplankungselemente ist<br />

• die Tafel ist direkt in einer ausreichend steifen Unterkonstruktion gelagert und<br />

• die Nachweise der Tragfähigkeit der Verbindungsmittel der Beplankung erfolgt ohne Erhöhung um den<br />

erlaubten Erhöhungsfaktor 2 von 1,2.<br />

Schiefstellung <strong>im</strong> Betonbau<br />

Wegen fehlender Festlegungen von Schiefstellungen für Wandscheiben aus Brettsperrholz, ist der Vergleich<br />

mit den Regelungen <strong>im</strong> Stahlbetonbau von Interesse. Die Schiefstellung <strong>im</strong> Betonbau wird gemäß ÖNORM EN<br />

1992-1-1, Abschnitt 5.2 (5) in Abhängigkeit von der Gebäudehöhe und der Anzahl der Geschoße vorgegeben.<br />

(I.5)<br />

mit<br />

Schiefstellung für <strong>Hochbau</strong>ten aus Stahlbeton<br />

Abminderungsbeiwert für die Gebäudehöhe h<br />

2 ÖNORN 1995-1-1/A2:2014, Abschnitt 9.2.4.2 (5).<br />

13


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Einwirkungen<br />

Abminderungswert für die Anzahl der Bauteile<br />

mit m gleich der Anzahl der stützenden Bauteile,<br />

die zur Gesamtauswirkung beitragen.<br />

Abbildung I-3 Abminderungsfaktoren für Gebäudehöhe und Anzahl der Bauteile<br />

Brettsperrholz<br />

Wände aus Brettsperrholz sind hinsichtlich ihrer Fertigungstoleranzen mit Brettschichtholz vergleichbar 3 .<br />

Die Festlegung für ebene Rahmen <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> ist gemäß Formel (I.3) gegenüber jener für den Stahlbetonbau<br />

konservativ. Für die Berücksichtigung von Imperfektionen in Gebäuden aus Brettsperrholz wird daher der Ansatz<br />

der Auswirkungen durch Imperfektionen in Anlehnung an den Stahlbeton-<strong>Hochbau</strong>ten vorgeschlagen.<br />

(I.6)<br />

mit<br />

Schiefstellung für <strong>Hochbau</strong>ten aus Stahlbeton<br />

Abminderungsbeiwert für die Gebäudehöhe h<br />

Da in Eurocode 5 4 prinzipiell eine Abminderung nach Bauteilhöhe aber keine Abminderung für die Anzahl der<br />

Bauteile angeführt ist, wird hier auf diesen <strong>im</strong> Stahlbetonbau verwendeten Anteil verzichtet.<br />

3 M. Augustin, G. Flatscher, M. Tripelt, G. Schickhofer 2017.<br />

4 ÖNORM EN 1995-1-1/A2:2014.<br />

14


Einwirkungen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

Horizontale Ersatzlast aus Imperfektionen<br />

Die horizontale Ersatzkraft wird als Horizontalkraft aus der Schiefstellung der stützenden Bauteile erfasst.<br />

Wie in Abbildung I-4 dargestellt, wirkt die Horizontalkraft bei Stützen in beide Richtungen und bei Wänden nur<br />

aus der Ebene der belasteten Wand 5 . Die Horizontallast gilt bei Einhaltung der Grenzwerte der Kopfverformung<br />

aus den horizontalen Einwirkungen nach I.3.2.<br />

Abbildung I-4 Schiefstellung von Stützen und Brettsperrholzwänden<br />

Die horizontale Ersatzlast aus der Schiefstellung kann in die beiden Gebäudehauptrichtungen getrennt angesetzt<br />

werden. Die Last aus Schiefstellung ergibt sich aus der Summe der Normalkräfte der Stützen und jener<br />

tragenden Wände, die quer zur betrachteten Hauptrichtung verlaufen. Die Vertikallasten können auf zwei Wegen<br />

abgeschätzt werden:<br />

a) Für eine genaue Berechnung der Einwirkungen aus Imperfektion wird das Tragsystem der Geschoßdecken<br />

berücksichtigt. Dabei werden Lasten und auf Wände, die als Deckenwiderlager<br />

dienen, mit der jeweiligen Lasteinflusslänge ermittelt und Lasten auf Wände, die parallel zur Spannrichtung<br />

der Decken verlaufen mit einer Lasteinflussbreite von ca. 1,0 m als Streichlast ermittelt.<br />

b) Vereinfacht kann die horizontale Ersatzlast aus den gesamten Flächenlasten und der Geschoßflächen<br />

angesetzt werden, wie für in Abschnitt b) zur Formel (I.7) angegeben. Die Lasteinflüsse<br />

auf die einzelnen Wände bleiben dann unberücksichtigt und die Annahme ist vor allem für die<br />

Richtung quer zur Deckenspannrichtung konservativ.<br />

(I.7)<br />

mit<br />

horizontale Ersatzkraft für Schiefstellung <strong>im</strong> Geschoß j<br />

Bemessungswert der linienförmigen Auflasten aller quer zur betrachteten Richtung stehenden<br />

Tragwände <strong>im</strong> Geschoß j.<br />

5 Colling, Aussteifung, S.50.<br />

15


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Einwirkungen<br />

Nutzlasten und Scheelasten sind bei der Betrachtung der Aussteifung als begleitende Einwirkungen<br />

zur Haupteinwirkung Wind anzusehen. Mit den beschriebenen Varianten:<br />

a)<br />

b)<br />

linienförmige Auflast aus ständigen Lasten der Wand i in Geschoß m<br />

linienförmige Auflast aus veränderlichen Lasten der Wand i in Geschoß m<br />

ständiger Anteil der Stützenkraft der Stütze n in Geschoß m<br />

veränderlicher Anteil der Stützenkraft der Stütze n in Geschoß m<br />

flächig wirkende ständige Lasten in Geschoß m<br />

flächig wirkende veränderliche Lasten in Geschoß m<br />

Länge der Wand i <strong>im</strong> Geschoß m, die quer zur betrachteten Richtung angeordnet ist<br />

Geschoßfläche oder Teilfläche in Geschoß m<br />

Schiefstellung. für Stützen und BSP-Wände, für Wände <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau.<br />

Genauere Festlegungen siehe oben.<br />

I.2.3 Erdbebeneinwirkung<br />

Einwirkungen aus Erdbeben und ihre Auswirkungen sind je nach Komplexität des Bauwerks unterschiedlich zu<br />

untersuchen. Ist die Regelmäßigkeit des Gebäudes in Grund- und Aufriss gemäß Eurocode 8 6 erfüllt, erfolgt die<br />

Berechnung mit der vereinfachten modalen Analyse in Form einer quasi-statischen Berechnung.<br />

Dabei werden die Bauwerksmassen geschoßweise auf die Höhen der Dachscheibe bzw. der Deckenscheiben<br />

zusammengefasst. Die schwingungswirksamen modalen Massen und die daraus resultierenden horizontalen Ersatzlasten<br />

für den Erdbeben-Fall werden aus der Annahme einer linearen Schwingeigenform ermittelt. Die lineare<br />

Schwingeigenform trifft bei Gebäuden mit relativ schubweichen Wandscheiben zu und erlaubt es, den Einfluss<br />

der Geschoßmassen jeweils über eine lineare Gewichtung nach der Höhenlage gegenüber dem Fundament zu<br />

erfassen. Die stets bidirektionale Einwirkung des Erdbebens kann dann aus den gewichteten Geschoßmassen<br />

mal der max<strong>im</strong>alen horizontalen Beschleunigung des normativen Erdbebenspektrums ermittelt und je Geschoß<br />

als einwirkende Kraft auf Ebene der Geschoßdecke angesetzt werden.<br />

In diesen Fällen können Erdbeben-Einwirkungen analog zu Wind-Einwirkungen behandelt werden. Die Deckenscheiben<br />

dürfen als starr betrachtet werden, wenn Regeln für die bauliche Durchbildung 7 eingehalten werden<br />

und die Öffnungen ihre Gesamtsteifigkeit nicht wesentlich beeinträchtigen 8 .<br />

Der Nachweis der Tragfähigkeit darf mit reduzierten Teilsicherheiten in der außergewöhnlichen Bemessungssituation<br />

erfolgen, wie in I.3.3 angeführt.<br />

Sind die Anforderungen für die vereinfachte modale Analyse nach ÖNORM EN 1998-1 nicht erfüllt, ist eine<br />

dynamische Untersuchung durchzuführen. In der Regel wird dafür die mult<strong>im</strong>odale Analyse verwendet.<br />

Die Einwirkung des Erdbebens wird als Beschleunigungsspektrum angegeben, das jeder Frequenz eine<br />

6 ÖNORM EN 1998-1.<br />

7 ÖNORM EN 1995-1-2, Abschnitt 8.5.3 fordert unter anderem die Ausbildung freier Ränder von Deckenscheiben in Leichtbauweise mit Blockbalken<br />

oder Randträgern. Erhöhungsbeiwerte zur progressiveren Bemessung von Verbindungen nach ÖNORM B 1995-1-1 sollten nicht angesetzt werden.<br />

Richtungswechsel von Trägerlagen sind zu vermeiden.<br />

8 Wenn die Verformung der Deckenscheibe etwa unter einem Zehntel der Verformung der Wandscheiben bleibt.<br />

16


Einwirkungen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

Beschleunigungsintensität zugeordnet wird, um so die Erdbebeneinwirkung in Abhängigkeit von Baugrund und<br />

Bedeutung des Gebäudes zu charakterisieren. Die Strukturantwort des Gebäudes kann durch Schwingungsanalyse<br />

des Modells als ein räumlicher Ersatzstab oder als zwei ebene Ersatzstäbe in die zwei Gebäudehauptrichtung<br />

abgebildet werden. Die Schubverformungen müssen <strong>im</strong> Stabmodell berücksichtigt werden. Aus den Eigenfrequenzen<br />

und zugehörigen Schwingformen des Tragwerks kann schließlich die Erdbebenauswirkung in Form von<br />

Schnittgrößen ermittelt werden. Die schwingungswirksamen Massen werden mit dem Beschleunigungswert aus<br />

dem Erdbebenspektrum multipliziert und überlagert.<br />

Als weitere Option ist die Untersuchung als Flächentragwerk. Diese verlangt eine detailgetreue Modellierung<br />

der Fugen und ihrer Nachgiebigkeiten. Dadurch ist die Berechnung aufwändig – ohne Zugewinn der Genauigkeit<br />

gegenüber dem Stabwerksmodel. Als Ergebnis der statischen Untersuchung liegen in Flächenmodellen in der<br />

Regel allgemein verteilten Schnittgrößenverläufe pro Laufmeter Fuge vor. Diese sind in einem weiteren Arbeitsschritt<br />

für die D<strong>im</strong>ensionierung einzelner Verbindungsmittel auf diese zu verteilen.<br />

Für hohe Gebäude sind Näherungsgleichungen zur Ermittlung der ersten Eigenfrequenz in ÖNORM EN 1991-<br />

1-4+AC+A1, Anhang F angeführt. Die Abschätzungsformel (I.2) auf Seite 12 ist für <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong>ten über 25 m<br />

Höhe anwendbar.<br />

I.2.4 Auswirkungen und Nachweise<br />

Das Gebäude kann allgemein als eingespannter vertikalen Stab modelliert werden. Die horizontalen Einwirkungen<br />

führen zu horizontal gerichteten Querkräften und Torsionsmomenten, die zu Schubbeanspruchungen quer<br />

zur Stabachse führen. Weiters wirken Normalkräfte und Biegemomente, die zu Normalbeanspruchungen in Richtung<br />

der Stabachse führen, wie in Abbildung I-5 dargestellt.<br />

Abbildung I-5 Schnittgrößen bezogen auf den Ersatzstab mit Gruppierung nach Beanspruchungen der Wände:<br />

a) Druckkräfte aus Vertikallasten b) Schubkräfte aus Horizontallasten c) Druck- und Zugkräfte aus Biegung durch Horizontallasten<br />

Für die D<strong>im</strong>ensionierung des Aussteifungssystems sind in erster Linie jene Auswirkungen von Interesse, die zu<br />

Schubbeanspruchung in den aussteifenden Gebäudequerschnitten führen. Das sind die Querkräfte V y<br />

und V z<br />

und<br />

das Torsionsmoment M T<br />

.<br />

Biegemomente M y<br />

und M z<br />

führen zu Veränderungen der Zug- und Druckbeanspruchung der Wände gegenüber<br />

dem Zustand aus der Normalkraft N x<br />

, die durch Ableitung der Vertikallasten entsteht. Im Windfall werden also die<br />

Druckkräfte in den Wänden auf der windabgewandten Seite größer und die Druckkräfte auf der windzugewandten<br />

Seite kleiner. Je schlanker das Gebäude, also je größer das Verhältnis aus Höhe und kleinerer Grundrissbreite<br />

ist, desto eher können aus der Summe der vertikalen und der horizontalen Einwirkungen Zugkräfte in den aussteifenden<br />

Wänden auftreten, die durch zusätzliche Verbindungsmittel abzudecken sind.<br />

17


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Einwirkungen<br />

In Abbildung I-6 ist das Ergebnis einer Grenzbetrachtung für ein Gebäude aus Brettsperrholz 9 dargestellt.<br />

Es wird angenommen, dass die Windzugkraft auf der Luvseite durch die Außenwände alleine aufgenommen<br />

wird. Bei gegebener Gebäudehöhe h kann eine erforderliche Gebäudebreite b angegeben werden, die bei Einhaltung<br />

der aufnehmbaren Zugkräfte erforderlich ist. Ist die Windrichtung parallel zur Deckenspannrichtung, ist die<br />

Lasteinflussbreite der ständigen Deckenlasten auf die Wände größer. Die stabilisierende Wirkung also günstiger.<br />

Erforderliche Gebäudebreiten zu Gebäudehöhen<br />

Abbildung I-6 Abschätzung der erforderlichen Gebäudebreiten, ab der Maßnahmen zur Zugübertragung durch die Gebäudebiegung<br />

infolge Wind erforderlich werden. Planmäßig nichttragende Außenwände a) ohne und b) mit Berücksichtigung einfacher<br />

Verbindungsmittel. Tragende Außenwände c) ohne und d) mit Berücksichtigung einfacher Verbindungsmittel.<br />

Bezogen auf die Gebäudeklassen nach OIB-Richtlinie (OIB 330-014/15) ist bei Gebäuden bis Gebäudeklasse GK4,<br />

also mit drei oberirdischen Geschoßen und oberstes Fluchtniveau auf der Höhe von 11 m über dem Boden in der<br />

Regel eine Schlankheit von eingehalten und die Einflüsse aus den Biegemomenten durch Wind sind untergeordnet.<br />

Die Untersuchung kann dann auf die geschoßweise Betrachtung der Schubkräfte beschränkt werden.<br />

Für Gebäude bis Gebäudeklasse GK3 sind <strong>Aussteifungssysteme</strong> in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise sinnvoll. Ab Gebäudeklasse<br />

GK4 mit vier oberirdischen Geschoßen und bis zu 11 m Fluchtniveau wird in der Regel das Aussteifungssystem<br />

aus Brettsperrholz sinnvoll.<br />

Bei der Ermittlung der Schubbeanspruchungen der einzelnen Wandscheiben kann die Lastverteilung geschoßweise<br />

betrachtet werden, solange die aussteifenden Wandscheiben <strong>im</strong> darunter liegenden Geschoß weitergeführt<br />

werden. Die Decken müssen jeweils als ausreichend steife Scheiben ausgebildet sein, um die Lasten auf<br />

die aussteifenden Wände, Verbände bzw. Kerne weiterzuleiten. Die Deckenscheiben werden dabei auf Schub<br />

und Biegung beansprucht.<br />

9 Deckengewicht und Wandgewicht mit Einflusshöhe je Geschoß von . Die Deckeneinflussbreite auf die<br />

Außenwände in den Fällen a) und b) nur Streichlasten mit . Für die Fälle c) und d) mit tragenden Wänden . Für die Verbindungsmittel<br />

in den Fällen b) und d) werden innen liegende Winkel mit einer Zugtragfähigkeit von je <strong>im</strong> Abstand von angenommen. Windlast:<br />

18


Bemessungssituationen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

I.3 BEMESSUNGSSITUATIONEN<br />

I.3.1 Grenzzustand der Tragfähigkeit<br />

Für die Einwirkungen Wind W und allfällige Schiefstellung H der Tragwände werden die Nachweise in den Grenzzuständen<br />

der Tragfähigkeit in der seltenen Bemessungssituation nach Formel (I.8) geführt.<br />

(I.8)<br />

(I.9)<br />

W d<br />

H d<br />

F z,d<br />

k mod<br />

ist die gesamte Windkraft in die betrachtete Richtung<br />

ist die gesamte Kraft aus der Schiefstellung der quer zur betrachteten Richtung liegenden,<br />

lastabtragenden Wände. Die Auswirkung der Schiefstellung macht bis zu 20 % der Windlast aus.<br />

ist der Bemessungswert der Horizontalkraft aus Schiefstellung laut Formel (I.7).<br />

Zur möglichen Vernachlässigung der Lasten aus Schiefstellung siehe Abschnitt I.2.2.<br />

für Windlasten wird in ÖNORM B 1995-1-1:2019 die Lastdauer kurz/sehr kurz mit k mod<br />

= 1,0 vorgeschlagen.<br />

In Kombination mit allfälligen Auswirkungen der als ständig wirkenden Schiefstellung bleibt dieser<br />

Modifikationsbeiwert für den kürzeren Lastanteil aus Wind bestehen.<br />

I.3.2 Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit<br />

Die Horizontalverformung aus den Einwirkungen Wind und allfälliger Schiefstellung ist gemäß Formel (I.10) zu<br />

begrenzen. Ob die Verformungen aus dem Lastfall Schiefstellung zu berücksichtigen sind, hängt von der Definition<br />

der unterschiedlichen Grenzdurchbiegungen ab.<br />

(I.10)<br />

Erfolgt die Betrachtung der Aussteifung geschoßweise, sind die Verformungsgrenzen als Bruchteil der Geschoßhöhe<br />

definiert. In Eurocode 5 findet sich keine normative Regelung für die Begrenzung der horizontalen Kopfauslenkung<br />

von aussteifenden Wandscheiben. Für Verbände zur Aussteifung von Trägern und Fachwerken wird<br />

gemäß EN 9.2.5.3 (2) eine max<strong>im</strong>ale Verformung laut Formel (I.11) festgelegt.<br />

(I.11)<br />

Zur Einhaltung der Gebrauchstauglichkeit <strong>im</strong> Lastfall Wind findet sich auch in der Literatur 10 als Grenze der horizontalen<br />

Verformung eine statische Verformung zufolge Windlast von . Für hohe Gebäude über 45 m<br />

oder schlanke Gebäude mit einem Verhältnis aus Höhe zu Breite von sind zusätzlich das Schwingungsverhalten<br />

und die Einhaltung der horizontalen Grenzbeschleunigung <strong>im</strong> Windfall zu untersuchen.<br />

10 z.B. Schmid und Nettekoven 2018.<br />

19


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Bemessungssituationen<br />

<strong>Aussteifungssysteme</strong> mit Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

Für Gebäude bis zu Gebäudeklasse GK4 (also vier oberirdischen Geschoßen) kann die in Eurocode 5 definierte<br />

Grenzverformung für Aussteifungsverbände auf eine Grenzverformung für Wandscheiben umgelegt werden,<br />

indem die zugrundeliegenden statischen Systeme verglichen werden. Als Durchbiegungsgrenzen gelten für Kragträger<br />

(Abbildung I-5) die doppelten Durchbiegungsgrenzen, wie für Einfeldträger. Dies führt zu einer horizontalen<br />

Grenzverformung des vertikalen Kragarms nach Formel (I.12). Schubverformungen der Wandscheiben und die<br />

Nachgiebigkeit der Verbindungen sind hier zu berücksichtigen. Als Einwirkung wird in der Regel die Windlast<br />

alleine angenommen.<br />

(I.12)<br />

Dieser Grenzwert korrespondiert auch mit dem Vorschlag für die Schiefstellung von Wänden aus Brettsperrholz<br />

gemäß Formel (I.6).<br />

<strong>Aussteifungssysteme</strong> mit Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

Für <strong>Aussteifungssysteme</strong> mit Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau ist als normative Festlegung der Wert gemäß Formel<br />

(I.13) zu finden. Er entspringt dem Ansatz der Schiefstellung <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau und ist als Mindestanforderung<br />

gemäß nationaler Ergänzung 9.2.4.2 (NA.3) zu verstehen. Als Einwirkung wird von Wind und der meist vernachlässigbaren<br />

Schiefstellung ausgegangen.<br />

(I.13)<br />

Es ist zu empfehlen auch für <strong>Holz</strong>rahmenbauten über mehr als ein Geschoß den Grenzwert nach Formel (I.12) für<br />

den Lastfall Wind einzuhalten.<br />

I.3.3<br />

Außergewöhnliche Bemessungssituation<br />

Erdbeben<br />

(I.14)<br />

k mod<br />

γ M<br />

Lastdauerbeiwert. Gemäß ÖNORM EN 1998-1, 8.6.(1) ist für Erdbeben die Lastdauer sehr kurz<br />

anzunehmen. Für Nutzungsklasse 1 gilt für alle Baustoffe aus <strong>Holz</strong> gemäß ÖNORM EN 1995-1-1/<br />

A2:2014, Tabelle 3.1 k mod<br />

= 1,10.<br />

In den Verbindungen zu massiven aussteifenden Bauteilen, wie Betonkernen und zwischen horizontalen<br />

Scheiben und aussteifenden Wänden ist für ausreichende Überfestigkeit von zumindest 1,1 bei duktilen<br />

Versagensformen und 1,3 bei spröden Versagensformen zu sorgen.<br />

Gemäß ÖNORM EN 1998-1, 8.6.(3) ist bei Dissipationsklassen M und H, also sowohl für verle<strong>im</strong>te<br />

Wandscheiben mit Nägel- und Schraubverbindungen als auch für unterschiedliche Ausführungen von<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbauten, die außergewöhnliche Einwirkungskombination zu verwenden.<br />

Gemäß ÖNORM EN 1995-1-1/A2:2014, Tabelle 2.3 gilt folglich γ M<br />

= 1,0.<br />

Vergleich der Auswirkungen von Erdbeben und Wind<br />

Unter der Voraussetzung, dass die Anforderungen für die Anwendung des vereinfachten Antwortspektrumverfahrens<br />

11 gelten (Konstruktive Regelmäßigkeit <strong>im</strong> Aufriss) und die Schlankheit des Gebäudes es zulässt, können die<br />

Auswirkungen aus Wind und aus Erdbeben jeweils über die Betrachtung einer statischen Ersatzkraft <strong>im</strong> Grundriss<br />

ermittelt werden.<br />

11 nach ÖNORM EN 1998-1, Absatz 4.3.3.2<br />

20


Bemessungssituationen<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

In diesem Fall ist es interessant, über die Auswirkungen der beiden Einwirkungsarten auf die maßgebende<br />

Einwirkung zu schließen.<br />

Der Nachweis für den Erdbeben-Fall lautet:<br />

(I.15)<br />

Für den Vergleich werden nur die horizontalen Lastanteile betrachtet. Es sind daher keine Anteile aus ständigen<br />

oder anderen veränderlichen Lasten anzusetzen.<br />

(I.16)<br />

Beträgt die Ausnutzung<br />

(I.17)<br />

A E,k<br />

W k<br />

η E<br />

charakteristischer Wert der Auswirkung durch Erdbeben<br />

charakteristischer Wert des Widerstandes<br />

Ausnutzung der Tragfähigkeit <strong>im</strong> Erdbebenfall<br />

Nachweis für den Wind-Fall<br />

(I.18)<br />

Für den Vergleich werden Lastanteile aus ständigen Lasten oder anderen veränderlichen Lasten weggelassen.<br />

(I.19)<br />

(I.20)<br />

Q w,k<br />

W k<br />

η W<br />

charakteristischer Wert der Auswirkung durch Wind<br />

charakteristischer Wert des Widerstandes<br />

Ausnutzung der Tragfähigkeit <strong>im</strong> Windfall<br />

Aus dem Vergleich der Ausnutzungsgrade<br />

(I.21)<br />

kann auf ein Verhältnis der charakteristischen Einwirkungen geschlossen werden, die zu gleicher Ausnutzung führen.<br />

(I.22)<br />

(I.23)<br />

Als Vergleichswerte können für Q k,i<br />

der charakteristische Wert der einwirkenden Windlastresultierenden auf das<br />

Gebäude und für A E,k<br />

der charakteristische Wert der quasi-statischen Erdbebenresultierenden eingesetzt werden.<br />

21


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Bemessungssituationen<br />

Daraus ist ersichtlich, dass der Nachweis aus der quasi-statischen Erdbebenberechnung mittels vereinfachtem<br />

Antwortspektrum-Verfahren erst dann maßgebend wird, wenn die resultierende charakteristische Erdbebenkraft<br />

A E,k<br />

das Doppelte des charakteristischen Wertes der Windlastresultierenden Q w,k<br />

übersteigt.<br />

Grenzzustand der Tragfähigkeit <strong>im</strong> Brandfall<br />

Die horizontale Aussteifung von <strong>Hochbau</strong>ten muss auch über die geforderte Branddauer R gewährleistet bleiben.<br />

Bei Aussteifungselementen zur Stabilisierung einzelner Bauteile, wie beispielsweise Knickhaltungen von Stützen<br />

oder Kipphaltungen von Biegeträgern sind ein Verlust der aussteifenden Wirkung <strong>im</strong> Brandfall und daraus resultierende<br />

höhere Knick- und Kipplängen zu berücksichtigen (ÖNORM EN 1995-1-2, 4.3.2(1), 4.3.3(1) und 4.3.5(1)).<br />

Laut ÖNORM EN 1995-1-2 gilt für aussteifende Bauteile gemäß Absatz 4.3.5 (2) die Vereinfachung:<br />

Aussteifende Bauteile aus <strong>Holz</strong> oder <strong>Holz</strong>werkstoffen dürfen während der geforderten Feuerwiderstandsdauer als<br />

tragfähig angenommen werden, wenn 60 % der bei der Bemessung unter Normaltemperatur erforderlichen Dicke<br />

oder Querschnittsfläche verbleiben und das Bauteil mit Nägeln, Schrauben, Dübeln oder Bolzen befestigt ist.<br />

Für <strong>Holz</strong>werkstoffplatten <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau ist nach ÖNORM EN 1995-1-2, Tabelle III.1 mit einer Abbrandrate von<br />

β 0<br />

=0,9 mm/min zu rechnen. Hier muss durch ausreichende Beplankung mit mineralischen Werkstoffen oder mit<br />

Streben in der Dämmebene für ausreichende Tragfähigkeit der Aussteifung <strong>im</strong> Brandfall gesorgt werden.<br />

Für genaue Bauteilnachweise <strong>im</strong> Brandfall ist die außergewöhnliche Einwirkungskombination zu verwenden.<br />

Für die führende veränderliche Einwirkung kann laut ÖNORM EN 1995-1-2 die Berücksichtigung ihres häufigen<br />

Anteils ψ 1<br />

oder ihres quasi-ständigen Anteils ψ 2<br />

verwendet werden. Im nationalen Dokument ÖNORM B 1995-1-2<br />

entfällt die Wahl auf den quasi-ständigen Anteil ψ 2<br />

. Da dieser quasi-ständige Anteil für Windlasten <strong>im</strong> <strong>Hochbau</strong><br />

null ist ψ 2<br />

=0, ist es für den Nachweis aussteifender Elemente <strong>im</strong> Brandfall sinnvoll, für Windlasten den häufigen<br />

Anteil ψ 1<br />

=0,2 zu berücksichtigen.<br />

Für den rechnerischen Nachweis <strong>im</strong> Grenzzustand der Tragfähigkeit von <strong>Aussteifungssysteme</strong>n <strong>im</strong> Brandfall wird<br />

folglich die Anwendung der Bemessungsgleichung gemäß Formel (I.24) empfohlen.<br />

(I.24)<br />

k fi<br />

Faktor für den 20 %-Fraktilwert der Festigkeit.<br />

Für <strong>Holz</strong>werkstoffe, Brettschichtholz, Brettsperrholz und auf Abscheren beanspruchte Verbindungen mit<br />

Seitenteilen aus <strong>Holz</strong> gilt gemäß ÖNORM EN 1995-1-2, Tabelle 2.1: k fi<br />

=1,15<br />

γ M,fi<br />

γ M,fi<br />

=1,0 (ÖNORM B 1995-1-2, 5.2.1)<br />

Q W,k<br />

Q i,k<br />

Charakteristischer Wert der Windeinwirkung<br />

Charakteristischer Wert begleitender veränderlicher Einwirkungen<br />

22


Modellbildung<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

I.4 MODELLBILDUNG<br />

I.4.1<br />

Prinzipien der Aussteifung<br />

Decken- und Dachscheiben<br />

<strong>Aussteifungssysteme</strong> <strong>im</strong> <strong>Hochbau</strong> können als Schachtel-Konstruktion aufgefasst werden. Sie besteht aus einem<br />

schubsteifen Deckel in Form einer Dach- oder Deckenscheibe und innen oder außen liegenden schubsteifen<br />

Wänden, die diese Deckenscheibe unverschieblich festhalten. Die einzelnen Bauelemente der Deckenscheiben<br />

sind für die aussteifende Wirkung untereinander ausreichend schubsteif zu einer gesamten horizontalen Scheibe<br />

zu verbinden.<br />

Deckenscheiben werden in Kapitel IV ab Seite 98 behandelt.<br />

Scheibenachsen <strong>im</strong> Grundriss<br />

Die Dach- und Deckenscheiben sind durch das Aussteifungssystem unverschieblich festzuhalten. Für die drei<br />

Freiheitsgrade der Bewegung in der Grundrissebene sind für eine statisch best<strong>im</strong>mte Lagerung drei Aussteifungsachsen<br />

erforderlich, die sich nicht in einem Punkt schneiden, wie in Abbildung I-7 dargestellt. Über die<br />

Aussteifungsachsen werden horizontale Lasten von der Ebene der betrachteten Dach- oder Deckenscheibe in<br />

die darunter liegende Ebene geleitet.<br />

Die Aussteifungselemente können, ganz allgemein betrachtet, als Rahmen, Strebenfachwerk, Verbretterung,<br />

beplankte Schubfelder oder massive Schubfelder die Kräfte in ihrer Ebene von Ober- zur Unterkante ableiten.<br />

Diese ebenen Aussteifungselemente sind in ihrer Ebene, also in eine Richtung unverschieblich. Massive Kerne<br />

sind in zwei Richtungen unverschieblich und weisen auch gegen Verdrehung in der Grundrissebene Widerstand auf.<br />

Im Gebäudegrundriss werden in der Regel wesentlich mehr als die mindestens erforderliche Zahl von drei<br />

Scheiben angeordnet. Dadurch wird ein gleichmäßiger Lastabtrag <strong>im</strong> Aussteifungssystem bei geringerer Beanspruchung<br />

der einzelnen Wände und höherer Redundanz möglich. Das System ist dann statisch unbest<strong>im</strong>mt und<br />

die Lastverteilung folgt der Verteilung der Steifigkeiten den einzelnen Wandscheiben. Nur bei drei Wandscheiben<br />

ist die Verteilung der Horizontallasten auf die einzelnen Scheiben unabhängig von ihrer Steifigkeit und durch<br />

Gleichgewichtsbetrachtung zu ermitteln.<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Abbildung I-7 Anordnung von Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss<br />

a) verschiebliche Systeme, b) ungünstige exzentrische Anordnung, c) günstige zentrische Anordnung<br />

23


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Modellbildung<br />

Regelmäßigkeit <strong>im</strong> Aufriss<br />

Aussteifende Scheiben sind grundsätzlich in den darunter liegenden Geschoßen weiterzuführen. Ideal ist die<br />

Wahl gleicher Grundrisse über alle Geschoße. Da Horizontalkräfte am Scheibenkopf durch Zug- und Druckkräfte<br />

an den Rändern des Scheibenfußes und durch eine Schubkraft am Scheibenfuß übertragen werden, ist in<br />

Sonderfällen eine Weiterleitung der vertikalen Kräfte in die darunter liegenden Geschosse über Stützen denkbar,<br />

während die Schubkräfte von der Deckenscheibe aufgenommen und an anderer Stelle in das darunter liegende<br />

Geschoß weitergeleitet werden können.<br />

Bauteile<br />

Wie beschrieben können Aussteifungselemente als Rahmen, Fachwerke, beplankte oder massive Schubfelder<br />

ausgeführt werden. Im <strong>Holz</strong>rahmenbau werden Deckenscheiben aus Balkendecken mit quer liegenden Blockbalken<br />

und Wandscheiben aus <strong>Holz</strong>stehern mit Schwellen durch geklebte oder meist mechanisch befestigte<br />

<strong>Holz</strong>werkstoffplatten oder Brettlagen hergestellt. Diese Schubfelder wurden in den älteren Nachweismodellen<br />

als Fachwerke angesehen. Die Steher stehen dann für die Pfosten des Fachwerks, die Schwellen für die Gurte<br />

und die Beplankung steht für die Diagonale. Gemäß den aktuellen Normfestlegungen sind beplankte Elemente<br />

als Schubfelder aufzufassen und die Beplankung ist als kontinuierlich beanspruchtes Schubfeld zu modellieren.<br />

Aussteifend wirkende Wandscheiben müssen eine Mindestlänge l min<br />

von einem Viertel der Höhe h aufweisen.<br />

(I.25)<br />

Bei Massivholzbauten aus Brettsperrholz stehen durch die Verklebung der Brettlamellen Deckenscheiben und<br />

Wandscheiben mit wesentlich höherer Tragfähigkeit und Steifigkeit zur Verfügung. Massivholzwände aus mechanisch<br />

verbundenen Brettern oder anderen Teilen sind entweder durch <strong>Holz</strong>diagonalen zu verstärken oder hinsichtlich<br />

des tatsächlichen Trag- und Steifigkeitsverhaltens zu bewerten.<br />

Die Scheibenwirkung bestehender Tramdecken oder Dippelbaumdecken kann deutlich erhöht werden, indem ein<br />

Verbund mit Ortbeton zu <strong>Holz</strong>-Beton-Verbunddecken mit guter Scheibenwirkung hergestellt wird.<br />

Die Steifigkeit einzelner Wandscheiben und anderer aussteifender Elemente wird in Kapitel II beschrieben.<br />

I.4.2 Modellvarianten<br />

In der Tragwerksplanung werden in der Regel zunächst a) die vertikalen Lasten untersucht. Nach Konzeption<br />

des aussteifenden Grundrisses werden b) die Auswirkungen horizontaler Lasten in Form von Schubkräften <strong>im</strong><br />

Aussteifungssystem untersucht und nachgewiesen. Für schlanke Gebäude ist zusätzlich c) der Einfluss aus<br />

Biegung des gesamten Gebäudes durch Horizontallasten zu berücksichtigen. In Abbildung I-5, auf Seite 17 sind<br />

die zugehörigen Schnittgrößen mit Zuweisung zu den drei aufgezählten Modellierungsschritten dargestellt.<br />

Wie in I.2.4 gezeigt wurde, ist es in den meisten Fällen ausreichend, das Aussteifungssystem auf Grund der<br />

Modellbetrachtung in der Grundrissebene nur hinsichtlich der Schubkräfte aus Horizontallasten (b) zu untersuchen,<br />

wie in Abbildung I-8 dargestellt. Die horizontalen Lasten werden jeweils aus den Lasteinflüssen der über<br />

der betrachteten Deckenscheibe liegenden Geschoße aufsummiert. Der Einfluss der Biegung des Gesamtgebäudes<br />

(c) kann durch einfache Grenzwertbetrachtungen des Gebäudes für Windlasten überprüft werden.<br />

Tabelle I-1 gibt einen Überblick über die Berechnungsschritte und zugehörigen Beanspruchungen der Wände.<br />

24


Modellbildung<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

Tabelle I-1 Überblick zu Berechnungsschritten a) bis c) und zugehörigen Modellen und Nachweisen<br />

Grundaufgabe Überspannen, Stützen Aussteifen<br />

Betrachtete Einwirkungsrichtung vertikale Lasten horizontale Lasten<br />

Beanspruchung der Wände a) Druckkräfte aus Vertikallasten b) Schubkräfte aus<br />

Horizontallasten<br />

c) zusätzliche Druck- und<br />

Zugkräfte aus Biegung<br />

durch Horizontallasten<br />

Modell Tragwerkselemente Grundriss Aufriss / Flächentragwerk<br />

Bauteile und statische Systeme<br />

Decken als Träger (1-D) oder<br />

Platten (2-D)<br />

Wände als Stützen (1-D)<br />

Stürze als Träger (1-D) oder<br />

Rahmen (2-D)<br />

Federmodell zur Verteilung<br />

nach Steifigkeiten<br />

(Weggrößenverfahren) <strong>im</strong><br />

Grundriss (2-D)<br />

Zwei Stäbe (1-D)<br />

räumlicher Stab (3-D)<br />

FEM-Schalenmodell (3-D)<br />

Steifigkeitsansatz<br />

Statische Untersuchung von<br />

Nachweise<br />

Ständige Lasten, vorwiegend vertikal<br />

wirkende veränderliche Lasten<br />

wie Nutzlasten, Schneelasten etc.<br />

Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit<br />

– Durchbiegungen<br />

[R] Relative Steifigkeiten bei einheitlichem<br />

Aussteifungssystem<br />

[A] Absolute Steifigkeiten bei Mischsystemen oder für<br />

die Ermittlung von Durchbiegungen und Eigenfrequenzen<br />

Windlasten, Schiefstellung<br />

Erdbeben als statische<br />

Berechnung nach dem<br />

vereinfachten Antwortspektrumverfahren<br />

Tragfähigkeit der Wandscheiben [R]<br />

Gebrauchstauglichkeit – Horizontalverformung aus<br />

Windlast<br />

([R] für einzelne Scheibe, [A] für das Gesamtsystem)<br />

Dynamische Untersuchung<br />

Deckenschwingungen für<br />

Wohnungen und Büros<br />

Nachweise Gebrauchstauglichkeit –<br />

Schwingungen<br />

Legende:<br />

[R] Berechnung mit Steifigkeitsverhältnissen bzw. relativen Steifigkeiten (K ser ~l,K ser ~l 1,5 )<br />

[A] Berechnung mit den tatsächlichen Steifigkeiten (K ser )<br />

1-D lineare Systeme wie Träger und Stützen (drei Freiheitsgrade)<br />

2-D ebene Systeme wie Rahmen oder ein System von Federn in der Ebene (drei Freiheitsgrade)<br />

3-D räumlicher Stab (6 Freiheitsgrade) oder Modelle für Flächentragwerke<br />

Ermittlung der Geschoßsteifigkeiten<br />

für c) [A]<br />

mult<strong>im</strong>odales Antwortspektrumverfahren<br />

für<br />

Erdbeben, Winddynamik<br />

[A]<br />

Tragfähigkeit in der<br />

außergewöhnlichen<br />

Bemessungssituation,<br />

Gebrauchstauglichkeit-<br />

Horizontalbeschleunigungen<br />

bei Windresonanz<br />

Abbildung I-8 Schema für die Modellvarianten<br />

a) Bauteilweise für vertikale Lasten b) Verteilung<br />

der horizontalen Lasten <strong>im</strong> Grundriss c) Untersuchung<br />

von Verformungen und Schwingungen<br />

<strong>im</strong> Aufriss oder als 3-D-Flächentragwerk<br />

25


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Modellbildung<br />

Aus der Tabelle geht hervor, dass das wichtigste Werkzeug für eine ingenieurmäßige Untersuchung der vertikalen<br />

Lastabtragung von <strong>Hochbau</strong>ten aus <strong>Holz</strong> lineare Tragwerkselemente darstellen. Das Aussteifungssystem<br />

kann in der Regel über geschoßweise Grundrissbetrachtung erfasst und nachgewiesen werden. Da die Lastverteilung<br />

horizontaler Lasten <strong>im</strong> Grundriss von den Steifigkeiten der Wandscheiben abhängt, ist es sinnvoll,<br />

die Steifigkeiten der einzelnen Scheiben zu berücksichtigen. Nach der Weggrößenmethode wird aus Einheitsverformungen<br />

der als starr betrachteten Geschoßdecken auf die Verteilung der Einwirkung auf die einzelnen<br />

Wandscheiben geschlossen. Die Kräfte können also aus den Steifigkeitsverhältnissen ermittelt werden. Für die<br />

Verhältnisse ist wiederum die Kenntnis der relativen Steifigkeiten ausreichend. Dem Leistungsmodell Tragwerksplanung<br />

entsprechend kann der verantwortliche Ingenieur vom Tragwerksentwurf, über die Vorstatik bis<br />

zur Ausführungsstatik mit einfachen Ansätzen arbeiten: Die Steifigkeiten der Wandscheiben werden als Funktion<br />

der Wandscheibenlänge angesetzt. Die gebräuchlichsten Festlegungen für relative Steifigkeitswerte sind in<br />

Abschnitt 3.1.3 angeführt.<br />

Vertikale Lasten werden <strong>im</strong> Zuge des Nachweises der einzelnen maßgebenden Wandscheiben betrachtet.<br />

Bei Anwendung der Weggrößenmethode wird in der Regel von einer Starrkörperverschiebung der Deckenscheibe<br />

ausgegangen. Mit Ansatz der relativen Steifigkeiten werden die Schnittgrößen auf die einzelnen Wandscheiben<br />

verteilt. Ist die Verformung des Geschoßes zu ermitteln, kann dies aus der Verformungsberechnung einer<br />

außen liegenden Wandscheibe ausreichend genau best<strong>im</strong>mt werden.<br />

Für das Schwingungsverhalten von <strong>Hochbau</strong>ten wird die absolute Steifigkeit des Wandscheibensystems benötigt.<br />

Ebenso für <strong>Aussteifungssysteme</strong> mit unterschiedlichen Ausführungen, wie Mischsystemen aus Brettsperrholz<br />

und <strong>Holz</strong>rahmenbau oder Brettsperrholz und Stahlbetonbau.<br />

Für den Nachweis der Tragfähigkeit <strong>im</strong> Erdbebenfall wird gemäß ÖNORM EN 1998-1, Absatz 4.3.3.1 linear elastisches<br />

Strukturverhalten untersucht. Die häufigsten Methoden sind das vereinfachte Antwortspektrumverfahren<br />

als statische Untersuchung mit quasi-statischen Ersatzlasten und das mult<strong>im</strong>odale Antwortspektrumverfahren<br />

mit der Auswertung der Erdbebenwirkung <strong>im</strong> Frequenzbereich.<br />

Als nichtlineare Verfahren kommen das Push-Over-Verfahren mit Steigerung der Horizontallasten bei konstant<br />

gehaltenen ständigen Lasten und nicht-linearem Materialverhalten und das Zeitschrittverfahren mit einer nichtlinearen<br />

Berechnung in Zeitschritten in Frage.<br />

Regelmäßige Grundrisse<br />

Ein Grundriss kann als regelmäßig angesehen werden, wenn die Anordnung der aussteifenden Scheiben weitgehend<br />

doppeltsymmetrisch ist. Der Grundriss muss ausreichend kompakt sein. Deckenscheiben sollen in ihrer<br />

Ebene ausreichend steif sein, damit sich ihre Verformungen nicht stark auf die Verteilung der Kräfte auf die<br />

aussteifenden Wände auswirkt. Die größere Länge <strong>im</strong> Grundriss sollte das Vierfache der kleineren Abmessungen<br />

nicht überschreiten. Die Biegelinien der vertikal durchlaufenden Teile des Aussteifungssystems sollten zueinander<br />

affin, also geometrisch ähnlich sein.<br />

Damit ein Gebäude <strong>im</strong> Aufriss als regelmäßig klassifiziert werden kann, müssen die Aussteifungselemente von<br />

der Gründung bis zur Oberkante des Gebäudes durchlaufen. Die Position des Steifigkeitszentrums und des Massenschwerpunktes<br />

sollten von Geschoß zu Geschoß gleich bleiben oder sich kontinuierlich und ohne Sprünge<br />

verändern. Das Gebäude sollte eine prismatisch oder nach oben abnehmende Form haben.<br />

26


Modellbildung<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

I.4.3 Trägermodelle für den Grundriss<br />

Bei Systemen mit Wandscheiben die parallel zu zwei orthogonalen Achsrichtungen ausgerichtet sind und bei denen<br />

die Regelmäßigkeit in Grund- und Aufriss gegeben ist, kann der Grundriss in die jeweilige Richtung projiziert<br />

und als Trägersystem betrachtet werden.<br />

Die Forderung nach einem orthogonalen Achsraster und die Nähe von Angriffspunkt der resultierenden Horizontallast<br />

und dem Steifigkeitszentrum <strong>im</strong> Grundriss wird bei annähernd doppelsymmetrischen Grundrissen erfüllt.<br />

Die Deckenscheibe hat ausreichend steif ausgebildet zu sein, um die horizontalen Einwirkungen auf die Wandscheiben<br />

verteilen zu können.<br />

Berechnung<br />

Für die Berechnung als Träger, wird der Grundriss in die Achsen der Deckenscheiben geteilt. Das orthogonale<br />

Raster wird getrennt in die beiden Achsrichtungen betrachtet. Die Deckenscheibe wird als Träger quer zu den<br />

Achsrichtungen aufgefasst und jede der aussteifenden Achsen wird als einwertiges Lager in Achsrichtung angesehen,<br />

wie in Abbildung I-9 dargestellt.<br />

Die Verteilung der Einwirkungen auf die Wandscheiben hängt von der Steifigkeit der Deckenscheibe ab. Für<br />

nachgiebige Deckenscheiben wird ein biegeweicher Ersatzträger mit starren Lagern (Abbildung I-9 a) und für<br />

steife Deckenscheiben ein annähernd starrer Ersatzträger mit nachgiebigen Lagern (Abbildung I-9 b) angenommen.<br />

Die Grenzziehung zwischen nachgiebiger und steifer Deckenscheibe ist für den <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> nicht explizit definiert<br />

(siehe auch Absatz I.1). Die Realität liegt zwischen den beiden Modellen. In der deutschsprachigen Literatur<br />

wird überwiegend das Modell mit steifen Deckenscheiben beschrieben.<br />

Als Steifigkeitswerte können die relativen Steifigkeiten nach III.1.3 verwendet werden. Das Steifigkeitszentrum<br />

x s<br />

kann aus Formel (I.26) ermittelt werden, um die Lage des Steifigkeitszentrums zu prüfen.<br />

Abbildung I-9 Trägermodelle <strong>im</strong> Grundriss<br />

a) für nachgiebige und b) für starre Deckenscheiben<br />

(I.26)<br />

Die Reaktionskräfte in den Achsen werden in grober Näherung nach der Anzahl und bei etwas genauerer Betrachtung<br />

nach dem Anteil der Steifigkeiten der einzelnen Wandscheiben in der betrachteten Achse aufgeteilt.<br />

Damit ist die Auswirkung der Horizontalkräfte auf die einzelnen Wandscheiben ermittelt. Bei Erdbebenwirkung<br />

27


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Modellbildung<br />

sind die Scheibenkräfte jeweils um den Faktor δ gemäß Formel (I.27) nach ÖNORM EN 1998-1, Formel (IV.12)<br />

zu erhöhen, um die zufällige Torsionswirkung zu berücksichtigen. Der Faktor n<strong>im</strong>mt bei Grundrissen mit mittig<br />

liegendem Massenmittelpunkt den Wert δ=1,6 an und bleibt in der Regel unter δ=2,0.<br />

(I.27)<br />

x<br />

L e<br />

Abstand der betrachteten Wandscheibe vom Massenmittelpunkt <strong>im</strong> Grundriss, gemessen senkrecht<br />

zur betrachteten Erdbebenrichtung.<br />

Abstand der beiden äußersten Wandscheiben, gemessen senkrecht zur betrachteten Erdbebenrichtung.<br />

I.4.4<br />

Ebene Modelle für den Grundriss nach der Weggrößenmethode<br />

Für regelmäßige und nicht regelmäßige Grundrisse<br />

Ist die Regelmäßigkeit <strong>im</strong> Grundriss nicht gegeben, weil er nicht doppelt-symmetrisch ist oder die Seitenverhältnisse<br />

das Verhältnis vier zu eins überschreiten oder weil die Steifigkeitsverhältnisse der Wandscheiben genauer<br />

erfasst werden sollen, so wird das System aus Wandscheiben als ebenes Federmodell abgebildet. Im Allgemeinen<br />

kann die Berechnung über eine einfache Steifigkeitsmethode mit Konzentration der Steifigkeitsanteile aller<br />

Aussteifungselemente auf einen Punkt durchgeführt werden. Für Grundrisse mit Wandscheiben die parallel zu<br />

zwei Achsrichtungen ausgerichtet sind, vereinfacht sich die Berechnung durch Vereinfachung der Steifigkeitsmethode<br />

zu einer einfachen tabellarischen Berechnung mit polarem Trägheitsmoment analog zur Berechnung von<br />

Stabdübelgruppen. Die zufällige Torsionswirkung wird über die Lastausmitte von 10 % der Gebäudeabmessung<br />

quer zur Richtung der betrachteten Einwirkung <strong>im</strong> Windfall 12 und 5 % <strong>im</strong> Erdbebenfall 13 berücksichtigt.<br />

Die Berechnung der Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss wird in Kapitel V, Seite 109 näher beschrieben.<br />

12 gemäß ÖNORM EN 1991-1-4+AC+A1, Abschnitt 7.1.2(2) und zugehöriger nationaler Festlegung in ÖNORM B 1991-1-4, Abschnitt 9.1.1.<br />

13 gemäß ÖNORM EN 1998-1, Formel (IV.3).<br />

28


Modellbildung<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

I.4.5 Betrachtung als vertikaler Stab <strong>im</strong> Aufriss<br />

Die Beanspruchung der einzelnen Wandscheiben hängt von der Regelmäßigkeit ihrer Anordnung in Grundund<br />

Aufriss ab. In Tabelle I-2 wurden die Inhalte von ÖNORM EN 1998-1, Tabelle 4.1 mit den hier beschriebenen<br />

Modellvarianten in Zusammenhang gebracht. Damit ist die Anforderung an das Modell grob umrissen.<br />

Tabelle I-2 Auswirkung der konstruktiven Regelmäßigkeit auf die Berechnung<br />

Regelmäßigkeit in<br />

Aussteifungssystem<br />

Modell Steifigkeiten Berechnung<br />

Grundriss<br />

Aufriss<br />

Einheitliche Bauweise<br />

ja ja ja Ebenes Modell <strong>im</strong> relativ [R]<br />

statisch [q]<br />

Grundriss<br />

nein<br />

statisch [q]<br />

ja nein ja<br />

nein<br />

Ebene Modelle <strong>im</strong><br />

Grundriss,<br />

Räumlicher Stab<br />

<strong>im</strong> Aufriss oder<br />

Flächentragwerk<br />

nein ja ja<br />

nein<br />

Ebene Modelle <strong>im</strong><br />

Grundriss<br />

h≤10 m<br />

Zwei Stäbe <strong>im</strong><br />

Aufriss<br />

h


I<br />

GRUNDLAGEN<br />

Modellbildung<br />

werden von der FEM-Software zunächst als starre und biegesteife Kopplung angesehen, wenn keine eigenen<br />

Gelenksdefinitionen vorgenommen werden. Dies birgt Gefahren bei der Übernahme von 3D-Modellen aus BIM-<br />

Systemen, die in der Regel nicht mit Koppel- oder Lagerbedingungen ‚informiert‘ wurden. Die teilautomatisierte<br />

Berechnung derartiger Modelle führt wegen der unrealistische Steifigkeitsverteilungen zu falschen Lastflüssen.<br />

Die hohe Komplexität des Modells birgt weiters den Nachteil die Gefahr der schwierigen Nachvollziehbarkeit der<br />

Ergebnisse. Die Auswertung der in den Elementflächen vorliegenden Schnittgrößen für die konstruktive Umsetzung<br />

von Anschlüssen ist ebenfalls aufwändig.<br />

In der Regel sind einfache Ingenieurmodelle zielführender und zumindest begleitend mitzuführen.<br />

Die Koppelbedingungen können über direkte Gelenksdefinition an gemeinsamen Linien festgelegt werden oder<br />

in Form von Liniengelenkstypen (auch als Linienfreigaben bezeichnet) mehreren Fugen zugewiesen werden.<br />

Dadurch können Auswirkungen von Varianten in der Wahl der Verbindungsmittel leichter studiert werden.<br />

30


Modellbildung<br />

GRUNDLAGEN<br />

I<br />

31


KAPITEL II<br />

KAPITEL II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II.1<br />

II.2<br />

II.3<br />

II.4<br />

II.5<br />

II.6<br />

Wegsteifigkeiten<br />

Drehsteifigkeiten<br />

Parallel- und Serienschaltung<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Kontaktverbindungen<br />

Winkelverbinder<br />

36<br />

39<br />

43<br />

44<br />

59<br />

63<br />

33


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Die Verteilung der Einwirkungen auf die einzelnen Tragwerkselemente eines statischen Systems hängt von den<br />

jeweiligen Anteilen der Element-Steifigkeit an der gesamten Tragwerkssteifigkeit ab, sobald mehr als die für das<br />

Gleichgewicht erforderlichen drei Wandscheiben vorhanden sind. <strong>Aussteifungssysteme</strong> <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Hochbau</strong> bestehen<br />

meist aus einer größeren Anzahl an Wandscheiben mit unterschiedlichen Steifigkeiten.<br />

Wandscheiben sind dabei jeweils als System einzelner Bauelemente aufzufassen, die mit der Unterkonstruktion<br />

verbunden sind. Die Gesamtverformung ergibt sich aus den Verformungsanteilen der Bauelemente und<br />

der Verbindungen. Die Steifigkeit wird aus dem Last-Verformungsverhalten best<strong>im</strong>mt. Bei Kenntnis des Last-<br />

Verschiebungsverhaltens kann das Bausystem einer Wand durch eine einfache Feder mit einem entsprechenden<br />

Steifigkeitsverhalten ersetzt werden. Für den Regelfall der statischen oder dynamischen Untersuchung ist dies<br />

ein Steifigkeitswert für das linear-elastische Verhalten..<br />

Die Steifigkeitswerte von Verbindungen werden in der Regel durch Versuche ermittelt und in technischen Bewertungen<br />

(ETA) dokumentiert. Anhaltspunkte für die Steifigkeit einzelner Verbindungsmittel wie Schrauben oder<br />

Nägel werden in Eurocode 5 in Form des Verschiebungsmoduls K ser<br />

angegeben. Beispiele für das Tragverhalten<br />

von Verbindungen in Form der Last-Verschiebungskurven sind in Abbildung II-1 dargestellt.<br />

Abbildung II-1 Last-Verschiebungskurven für Verbindungen 14 . Links: (a) geklebte Verbindung, (b) Einlassdübel, (c) Einpressdübel,<br />

(d) Stabdübel, (e) Bolzen, (f) Nagelplatte, (g) Nägel. Rechts: Best<strong>im</strong>mung von K ser für Kurve (d)<br />

Hinsichtlich der Verformungsgrößen kann zwischen Verschiebungen in eine Richtung mit der jeweils zugehörigen<br />

Wegsteifigkeit und Verdrehungen um eine Achse mit der zugehörigen Drehsteifigkeit unterschieden werden, wie<br />

in Abbildung II-2 dargestellt. Die Steifigkeit entspricht dabei stets jener Kraftgröße, die eine Formänderung von<br />

eins erzeugt und wird in , oder angegeben. Für Drehsteifigkeiten in , , .<br />

14 Blaß und Sandhaas 2016.<br />

34


STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Die Umrechnung der Einheiten ist in Tabelle II-1 zusammengefasst.<br />

Tabelle II-1 Umrechnung der Einheiten von Steifigkeiten<br />

Wegsteifigkeiten<br />

Drehsteifigkeiten<br />

N mm kN mm kN m Nmm rad Nm rad kNm rad<br />

1 0,001 1 1 0,001 10 -6<br />

1000 1 1000 1000 1 0,001<br />

1 0,001 1 10 6 1000 1<br />

Abbildung II-2 Darstellung von Wegfedern a), b) linearen Federkennlinen c),d und Drehfedern e), f)<br />

Abbildung II-3 Ermittlung der Steifigkeiten einer Verbindung aus der Last-Verschiebungskurve<br />

35


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Wegsteifigkeiten<br />

Die genaue Ermittlung der Steifigkeitswerte aus Versuchsergebnissen erfolgt nach EN 12512:2005 und wird<br />

in Flatscher 2010 detailliert beschrieben. Für den Norm-Versuch wird die zu erwartende Max<strong>im</strong>allast F max<br />

abgeschätzt<br />

bzw. aus Vorversuchen ermittelt. Daraus werden die Grenzen von 10 % und 40 % der Max<strong>im</strong>allast festgelegt<br />

und der Sekantenmodul K ser<br />

aus dem Last-Verformungsdiagramm best<strong>im</strong>mt. Damit ist die Steifigkeit für<br />

Gebrauchslasten definiert. Die Steifigkeit bei Erreichen des Traglastniveaus wird allgemein mit<br />

abgeschätzt.<br />

Die Fließgrenze wird als Schnittpunkt der Geraden mit der Steigung K ser<br />

mit der Tangente an die Last-<br />

Verschiebungskurve mit der Neigung ermittelt. Die Bruchverformung ergibt sich, abhängig von der Resttragfähigkeit<br />

der untersuchten Verbindung, entweder direkt bei Bruch der Verbindung oder bei Absinken des Lastniveaus<br />

auf Höhe von 80% der Max<strong>im</strong>allast nach deren Erreichen, wie in Abbildung II-3 dargestellt.<br />

Das Verhältnis von Bruchverformung u u<br />

und Fließverformung u y<br />

ist das Duktilitätsmaß D der Verbindung.<br />

Für die statische Berechnung wird das linear-elastische Kraft-Verformungsverhalten nach Abbildung II-2 c) angenommen,<br />

das mit dem bekannten Federgesetz gemäß Formeln (II.1) und (II.2) ausgedrückt werden kann.<br />

(II.1)<br />

(II.2)<br />

Die Steifigkeiten von Systemen aus Bauteilen und ihren Verbindungen können aus den Formänderungen der einzelnen<br />

Teile durch Anwendung einer virtuellen Kraft und dem Arbeitssatz ermittelt werden. Die Gesamtsteifigkeit<br />

eines Systems von Bauteilen und Verbindungen ergibt sich dann aus den Verformungen der einzelnen Übertragungsmechanismen.<br />

Wegen der Unschärfen, die aus unterschiedlichen Modellen, Versuchsdurchführungen und<br />

Versuchsauswertungen resultieren, ist zu empfehlen, rechnerische Abschätzungen durch Versuchsergebnisse zu<br />

validieren. Die Informationslage zu den Steifigkeiten von Verbindungsmitteln ist derzeit inhomogen.<br />

Wird für das gesamte Aussteifungssystem ein und dieselbe Bauweise verwendet, reicht es in der Regel für die<br />

einzelnen Elemente Steifigkeitsverhältnisse anzusetzen und daraus die Auswirkungen auf die einzelnen Elemente<br />

zu ermitteln. Bei ausreichend duktilen Verbindungen kann sich das auf diese Weise ermittelte Gleichgewichtssystem<br />

<strong>im</strong> Traglastzustand einstellen.<br />

II.1<br />

WEGSTEIFIGKEITEN<br />

II.1.1 Beschreibung<br />

Für die statische Berechnung und Erdbebenuntersuchungen <strong>im</strong> Frequenzbereich werden Steifigkeiten für das<br />

linear-elastische Last-Verschiebungsverhalten verwendet. Für nichtlineare Berechnungen, wie Push-Over-Analysen<br />

und Zeitschrittverfahren kommen bilineare und weiterführende Steifigkeitsmodelle zur Anwendung (siehe<br />

Flatscher 2010).<br />

Die Steifigkeit ist das Verhältnis einer einwirkenden Kraft F und der resultierenden Verschiebung u.<br />

Verschiebungen können mittels Handrechnung über die Arbeitsgleichung mit dem Ansatz einer virtuellen Kraftgröße<br />

ermittelt werden. Für komplexere Systeme können Computermodelle Anwendung finden. Die Wegsteifigkeit<br />

in einem Punkt und in eine Richtung ist durch die gleich gerichtete Kraftgröße F und Weggröße u definiert.<br />

(II.3)<br />

36


Wegsteifigkeiten<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Auf ein Längenmaß bezogene Verschiebungssteifigkeiten werden verwendet, um das Kraft-Verformungs-<br />

Verhalten von linienförmigen Verbindungen zu modellieren. Als Beispiel ist die Fuge zwischen zwei Brettsperrholz-Elementen<br />

zu nennen, wie die Verbindung von Decke und Wand mit kontinuierlicher Verschraubung.<br />

Die Steifigkeit wird analog zur Steifigkeit einer punktförmigen Verbindung ermittelt:<br />

(II.4)<br />

Beispiel II.1 – Strebenbock als Wegfeder<br />

Gegeben:<br />

Strebenbock gemäß Abbildung II-4 mit<br />

Gesucht:<br />

Federsteifigkeit für die horizontale Verschiebung am oberen Ende des Stehers.<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

d)<br />

Abbildung II-4 Strebenbock: a) Abmessungen, b) statisches System und Belastung, c) virtuelle Kraft d) Ersatzfeder<br />

Die Abmessungen ergeben sich zu:<br />

Die Verbindungen von Stab 1 sind Versätze mit der Annahme einer Verschiebung 15 von rd. 1,5 mm ; Für die Verbindung<br />

zwischen Stab 2 und 3 ist die Steifigkeit der Vebindung von K 3,ser<br />

=8 600 N/mm gegeben.<br />

Die Einwirkung beträgt F k<br />

=30 kN , der Querschnitt aller Stäbe ist<br />

der Elastizitätsmodul für C24 beträgt .<br />

und<br />

15 Details zum Einfluss der Nachgiebigkeit von Verbindungen siehe Pischl 2007. Die Festlegung von 1,5 mm Schlup für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>-Verbindungen ist auch in<br />

Blaß und Sandhaas 2016 und Neuhaus 2017 zu finden.<br />

37


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Wegsteifigkeiten<br />

Die Schnittgrößen aus der Belastung F k<br />

betragen (gemäß Abbildung II-4 b):<br />

Durch Ansatz einer virtuellen Kraft F v<br />

=1 [-] an der Stelle und in die Richtung der Verschiebung<br />

(gemäß Abbildung II-4 c) ergeben sich die zugehörigen Schnittgrößen:<br />

Der Arbeitssatz für die Normalkraftanteile des Systems lautet:<br />

und führt hier zur Überlagerung<br />

mit der Querschnittsfläche aller Stäbe<br />

erhält man für die Verformung:<br />

Die Gesamtverformung rührt etwa zu einem Sechstel aus der Stabverformung und 5/6 aus der Verformung der<br />

Verbindungsmittel.<br />

Die gesamte Steifigkeit errechnet sich zu:<br />

Definitionsgemäß ist die Steifigkeit jene Kraft, die zu einer Verformung von 1 führt – hier 4,01 kN, die zu einem<br />

Mill<strong>im</strong>eter Verformung führen.<br />

38


Drehsteifigkeiten<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

II.2<br />

DREHSTEIFIGKEITEN<br />

Anwendungen für die Verwendung von Drehfedern mit zugehöriger Drehsteifigkeit sind Verbindungsfugen bei<br />

der Weitergabe von Momenten oder die elastische Lagerung von Trägerenden, wie Sturzträger über ausgeschnittenen<br />

Öffnungen in Brettsperrholzwänden. Symboldarstellungen für Drehfedern sind in Abbildung II-2 e) und f)<br />

zu finden.<br />

(II.5)<br />

Beispiel II.2 – Drehsteifigkeit eines Verbindungsmittelpaares<br />

Abbildung II-5 Eingespannter Stützenfuß mit Verbindungsmittelpaar<br />

Gegeben:<br />

Stützenfuß gemäß Abbildung II-5 mit Passbolzen d=16 mm und außen liegenden Stahlquerschnitten.<br />

Gesucht:<br />

Drehsteifigkeit des Verbindungsmittelpaares und Verdrehung bei Belastung durch ein Moment M k<br />

=2,8 kNm.<br />

Die Steifigkeit der einzelnen Verbindungen wird in Abschnitt II.4.4 behandelt. Für einen Passbolzen d=16 mm<br />

mit außen liegenden Stahlblechen kann die Steifigkeit gemäß Formel (II.25), Seite 46 ermittelt werden:<br />

Bei Bolzenverbindungen mit Lochspiel müsste das Lochspiel (in der Regel 1 mm) zur Verformung addiert werden.<br />

39


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Drehsteifigkeiten<br />

Bei Belastung durch ein Moment M k<br />

kann über Ansatz eines virtuellen Moments M v<br />

=1 der Drehwinkel φ der<br />

Verbindung berechnet werden.<br />

Der Drehwinkel bei Belastung durch das Moment M k<br />

wird über den Arbeitssatz ermittelt:<br />

und φ beträgt<br />

Daraus kann die Drehsteifigkeit ermittelt werden<br />

Bei Wirkung von M k<br />

=2,8 kNm ergibt sich mit dieser Drehsteifigkeit eine Verdrehung von<br />

dies entspricht einer Schiefstellung zufolge Verdrehung der Verbindung von<br />

II.2.2 Drehsteifigkeit für linear verteilte Verbindungsmittel<br />

Reihe einzelner Verbindungsmittel<br />

Steifigkeitszentrum<br />

Abbildung II-6 Drehsteifigkeit einer Reihe von Verbindungsmitteln<br />

Sind einzelne Verbindungsmittel mit ihrer jeweiligen Position und Steifigkeit bekannt, wie in Abbildung II-6 dargestellt,<br />

kann die Reihe auf eine Drehfeder in ihrem Steifigkeitszentrum reduziert werden.<br />

40


Drehsteifigkeiten<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Die Lage des Steifigkeitszentrums der Verbindungsmittelreihe ist<br />

(II.6)<br />

Daraus kann die Position jedes Verbindungsmittels vom Zentrum aus ermittelt werden:<br />

(II.7)<br />

Die Drehsteifigkeit der Verbindungsmittelreihe ist best<strong>im</strong>mt mit:<br />

(II.8)<br />

Kontinuierliche lineare Anordnung von Verbindungsmitteln<br />

Abbildung II-7 Steifigkeiten bei kontinuierlicher Anordnung der Verbindungsmittel<br />

Bei gleichmäßiger Verteilung von Verbindungsmittel <strong>im</strong> Anstand a nach Abbildung II-7 können die einzelnen<br />

Steifigkeiten der Federn zunächst auf einen Laufmeter Länge bezogen werden. Die Einheit der Steifigkeit ist<br />

dann kN/m².<br />

(II.9)<br />

(II.10)<br />

bei gegebener Verbindungslänge l kann die lineare Anordnung auf die Drehsteifigkeit<br />

(II.11)<br />

und die Steifigkeit gegen Verschieben reduziert werden<br />

(II.12)<br />

41


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Drehsteifigkeiten<br />

Kontinuierliche lineare Anordnung von Verbindungsmitteln unterschiedlicher Zug- und Drucksteifigkeit<br />

Abbildung II-8 Wegfedern mit annähernd starrem Verhalten bei Druck und definierter Steifigkeit bei Zug<br />

In der Baupraxis tritt in der Ausbildung von Wandfugen häufig der Fall auf, dass die Steifigkeit der Verbindungen<br />

bei Zugbeanspruchung gering ist <strong>im</strong> Vergleich zur Steifigkeit bei Druckbeanspruchung. In erster Näherung kann<br />

von starrer Druckkraftaufnahme und linearer Zugdehnung ausgegangen werden, wie in Abbildung II-8 dargestellt.<br />

Mit dieser Annahme Fall beträgt die Drehsteifigkeit das Vierfache gegenüber Formel (II.11):<br />

(II.13)<br />

Verbindungsmittel als Gruppe in einer Ebene<br />

Das Kraft-Verschiebungsverhalten einer ebenen Verbindungsmittelgruppe kann durch zwei Wegsteifigkeiten und<br />

eine Drehsteifigkeit, die alle <strong>im</strong> Steifigkeitszentrum liegen, abgebildet werden.<br />

Die Drehsteifigkeit entspricht dabei dem polaren Trägheitsmoment der Verbindungsmittelgruppe.<br />

Aus den Koordinaten x, z und den Steifigkeiten K ser,x<br />

in x-Richtung und K ser,z<br />

in y-Richtung jedes Verbindungsmittels<br />

wird zunächst das Steifigkeitszentrum best<strong>im</strong>mt:<br />

(II.14)<br />

(II.15)<br />

Die Koordinaten werden als x s,i<br />

und z s,i<br />

vom Steifigkeitszentrum aus angegeben:<br />

(II.16)<br />

(II.17)<br />

Best<strong>im</strong>mung der Drehsteifigkeit (gleich dem polaren Trägheitsmoment)<br />

(II.18)<br />

Bei kreisförmiger Anordnung und von der Richtung unabhängiger Steifigkeit der Verbindungsmittel, vereinfacht<br />

sich Formel (II.18) zu:<br />

(II.19)<br />

42


Parallel- und Serienschaltung<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

II.2.3 Elementsteifigkeiten<br />

Werden aussteifende Elemente aus der Verbindung mehrerer Wandelemente gebildet, kann diese Gruppe in<br />

Form einer Steifigkeitsmatrix dargestellt und modelliert werden. Die Berechnungsschritte dazu sind in II.3.7,<br />

Seite 90 beschrieben.<br />

II.3<br />

PARALLEL- UND SERIENSCHALTUNG<br />

Das Verformungsverhalten von Konstruktionen wird von den Übertragungsmechanismen zwischen den Bauteilen<br />

best<strong>im</strong>mt. Jedem Bauteil und jedem Übertragungsmechanismus kann ein Last-Verformungs-Verhalten zugeordnet<br />

und das gesamte System der einzelnen Teile auf eine einzelne Feder zurückgeführt werden.<br />

Für die Kombination von zwei Federn gibt es die beiden Möglichkeiten, der Parallelschaltung a) und der Serienschaltung<br />

b) in Abbildung II-9.<br />

Abbildung II-9 a) Parallelschaltung b) Serienschaltung von Federn<br />

II.3.1 Parallelschaltung<br />

Bei gleichzeitiger Belastung von zwei oder mehr Elementen, wie beispielsweise drei nebeneinander liegenden<br />

und gleichmäßig belasteten Schrauben ist die gesamte Steifigkeit durch die Summe der Steifigkeiten definiert.<br />

(II.20)<br />

II.3.2 Serienschaltung<br />

Bei einer Kette aus tragenden Elementen, wie beispielsweise dem System aus Wand, Winkelblech mit Lasteinleitung<br />

über Rillennägel und Lastausleitung über Bolzen liegt eine Serienschaltung der Feder-Elemente vor.<br />

Die gesamte Steifigkeit ergibt sich dann aus den Kehrwerten der einzelnen Steifigkeiten.<br />

(II.21)<br />

43


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

II.4<br />

STIFTFÖRMIGE VERBINDUNGSMITTEL<br />

Die Steifigkeit stiftförmiger Verbindungsmittel ist von der Art des jeweiligen Verbindungsmittels, der Beanspruchungsrichtung<br />

und der Rohdichte der Hölzer abhängig. Für transversale Beanspruchung der Verbindungsmittel<br />

auf Abscheren wird in den folgenden Absätzen Tabelle 7.1 aus ÖNORM EN 1995-1-1/A2:2014 verwendet. Die<br />

Steifigkeiten von axial beanspruchbaren stiftförmigen Verbindungen, wie Schrauben und eingeklebte Gewindestangen<br />

sind normativ nicht geregelt und teilweise in den Produktbewertungen der Hersteller angegeben.<br />

Daher wird hier auf Gemeinsamkeiten in den entsprechenden Europäischen Bewertungen ETA zurückgegriffen.<br />

Im Bereich der axialen Steifigkeiten sind Anpassungen an laufende Forschungsergebnisse zu erwarten. In den<br />

folgenden Absätzen werden Rohdichten als Einflussparameter definiert und die einzelnen Verbindungsmitteltypen<br />

behandelt.<br />

II.4.1<br />

Mittelwert der Rohdichte<br />

Vollholz: C24 gem. ÖNORM EN 338:2016, Tabelle 1<br />

Brettschichtholz BSH: Gl24h gem. ÖNORM EN 14080:2013, Tabelle 5<br />

Brettsperrholz BSP <strong>im</strong> Allgemeinen: gem. ÖNORM B 1995-1-1:2019-06<br />

Furnierschichtholz LVL: gem. EN 14373<br />

Oriented Strandboard OSB: gem. EN 13986<br />

Mitteldichte <strong>Holz</strong>faserplatten MDF: gem. EN 13986<br />

Massivholzplatten: gem. EN 13353<br />

Aus dem charakteristischen Wert<br />

Ist der Mittelwert der Rohdichte nicht bekannt, kann dieser gemäß ÖNORM B 1995-1-1, Formel (NA.7.1-E1) aus<br />

dem charakteristischen Wert der Rohdichte best<strong>im</strong>mt werden zu:<br />

(II.22)<br />

Geometrisches Mittel<br />

Geometrisches Mittel bei Verbindungen mit zwei unterschiedlichen Baustoffen<br />

II.4.2<br />

Nägel<br />

auf Abscheren:<br />

Steifigkeit je Scherfuge eines Nagels für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>-, <strong>Holz</strong>werkstoff-<strong>Holz</strong>- und Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen<br />

(II.23)<br />

k st<br />

Faktor für Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen ÖNORM EN 1995-1-1/A2:2014, Absatz 7.1(3):<br />

k st<br />

=2,0 sonst k st<br />

=1,0<br />

44


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Beispiel II.3 – Rillennagel in Brettsperrholz auf Abscheren<br />

Gegeben:<br />

Ein Rillennagel Ø4 x 60 mm als Verbindung von Furnierschichtholz (ρ m,1<br />

=480 kg/m³ ) und Vollholz 24<br />

(ρ m,2<br />

=420 kg/m³ ) wird in transversale Richtung, also auf Abscheren beansprucht.<br />

Abbildung II-10 Rillennagel<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeit eines Rillennagels<br />

Mittelwert der Rohdichten<br />

Steifigkeit eines Nagels auf Abscheren<br />

II.4.3<br />

Klammern<br />

auf Abscheren:<br />

Steifigkeit je Scherfuge einer Klammer ohne Beschichtung für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>- und <strong>Holz</strong>werkstoff-<strong>Holz</strong>-Verbindungen<br />

(II.24)<br />

Steifigkeit je Scherfuge einer Klammer mit Beschichtung der Klammerschäfte für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>- und <strong>Holz</strong>werkstoff-<br />

<strong>Holz</strong>-Verbindungen<br />

Beispiel II.4 – Klammer als Verbindung von OSB/3 mit Vollholz<br />

Gegeben:<br />

Eine Klammer Ø 1,80; b = 11,2 mm; l = 55 mm als Verbindung von OSB (ρ m,1<br />

=620 kg/m³ ) und Vollholz C24<br />

(ρ m,2<br />

=420 kg/m³) wird in transversale Richtung, also auf Abscheren beansprucht.<br />

Abbildung II-11 Klammer<br />

45


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeit einer Klammer<br />

Mittelwert der Rohdichten<br />

Steifigkeit einer Klammer auf Abscheren<br />

II.4.4<br />

Schrauben, Stabdübel, Passbolzen<br />

Abscheren<br />

Die Steifigkeit von Schrauben, Stabdübel und Passbolzen kann gemäß Tabelle 7.1 in ÖNORM B 1995-1-1:2019<br />

ermittelt werden:<br />

Steifigkeit je Scherfuge für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>-Verbindungen und Stahlblech-<strong>Holz</strong> Verbindungen<br />

(II.25)<br />

mit<br />

n SF<br />

Anzahl der Scherfugen<br />

k st<br />

Faktor für Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen: k st<br />

=2,0 sonst k st<br />

=1,0<br />

Für Verbindungen mit Stahlblechen darf die Steifigkeit verdoppelt werden. Die wirksame Anzahl n ef<br />

für die Ermittlung<br />

der Tragfähigkeit einer Gruppe von Verbindungen wird für die Steifigkeit K v,ser<br />

nicht angesetzt. Bei Bolzen<br />

und Gewindestangen, die mit einem zulässigen größeren Bohrloch (d+1 mm) eingebaut werden, ist mit einer zusätzlichen<br />

Verschiebung von 1 mm zu rechnen, die zur Verformung addiert wird 16 . Das gilt nicht bei passgenauen<br />

oder eingeklebten Verbindungsmitteln.<br />

16 Neuhaus 2017.<br />

46


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Beispiel II.5 – Fuge in Brettsperrholz<br />

Gegeben:<br />

Abbildung II-12 Fugenausbildung<br />

Die Verbindung zweier Brettsperrholz-Elemente wird mittels eingefräster Stoßdeckungsleiste aus Furnierschichtholz<br />

FSH hergestellt. Die Verbindung wird mittels zweier Reihen von Teilgewindeschrauben TGS Ø8 mm <strong>im</strong><br />

Abstand von e = 30 cm hergestellt. Die gesamte Länge der Fuge beträgt l = 5,0 m.<br />

Gesucht:<br />

Die Steifigkeit der Verbindung pro Laufmeter k ser<br />

und für die gesamte Fugenlänge K ser<br />

. Die Verformungsanteile<br />

aus der <strong>Holz</strong>werkstoffplatte dürfen vernachlässigt werden.<br />

Rohdichte<br />

Bauteil 1: Furnierschichtholz FSH: ρ m,1<br />

= 510 kg/m³<br />

Bauteil 2: BSP: ρ m,2<br />

= 420 kg/m³<br />

Geometrisches Mittel der Rohdichten<br />

Steifigkeit einer Schraube<br />

Steifigkeit pro Laufmeter Fuge<br />

Pro Laufmeter Fuge:<br />

Die Steifigkeit je Laufmeter Fuge beträgt für die zwei Schraubenreihen:<br />

47


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Steifigkeit der gesamten Fuge<br />

Die Steifigkeit der Fuge von 5 m Länge beträgt<br />

Beispiel II.6 – Eingeschlitztes T-Profil<br />

Gegeben:<br />

In eine BSP-Wand wird ein T-Profil eingeschlitzt und mittels selbstbohrenden Stabdübeln verbunden,<br />

wie in Abbildung II-13 dargestellt.<br />

Abbildung II-13 Eingeschlitztes Halbiertes I-Profil als Zugverbinder für eine Brettsperrholzwand<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeit der Verbindung bei der Beanspruchung durch eine Zugkraft in vertikale Richtung.<br />

Berechnung:<br />

Für die zweischnittige <strong>Holz</strong>-Stahlblech Verbindung gilt je Stabdübel:<br />

Die Einflüsse der Zuganker und der Biegung des T-Profils werden in der Regel nicht berücksichtigt, weil sie <strong>im</strong><br />

Verhältnis gering sind.<br />

Als Ansatz für die Zuganker ist eine Freispiellänge der Anker l f<br />

zu wählen. Daraus kann die Steifigkeit aus der<br />

Dehnung der vier Anker ermittelt werden.<br />

E-Modul Stahl E f<br />

= 210 000 N/mm²<br />

Fläche der Anker M16:<br />

Freispiellänge l ef<br />

≈30 mm<br />

Steifigkeit der Anker:<br />

48


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Für die Flanschbiegung des eingeschlitzten T-Profils kann der Flansch als Einfeldträger mit dem Steg als Einzellast<br />

in der Mitte und den Ankerbolzen als Auflager angesehen werden.<br />

Die Durchbiegung zufolge einer Last F ist dann<br />

und die Steifigkeit<br />

Für das T-Profil gelten die Abmessungen t = 8,5 mm, L = 64 mm und b = 280 mm<br />

Mit dem Trägheitsmoment des Flansches<br />

ergibt dies eine Steifigkeit der Flanschbiegung von<br />

Die gesamte Steifigkeit kann aus Serienschaltung ermittelt werden zu:<br />

Durch Berücksichtigung der zusätzlichen Verformungsanteile aus Zugankerdehnung und Blechbiegung wird die<br />

Steifigkeit um rd. 8 % reduziert.<br />

Ausziehen von selbstbohrenden <strong>Holz</strong>schrauben<br />

Die Steifigkeit von selbstbohrenden <strong>Holz</strong>schrauben bei axialer Beanspruchung ist nicht normativ festgelegt,<br />

sondern in den produktspezifischen europäisch technischen Bewertungen (ETA) angegeben. Dabei finden sich<br />

unterschiedliche Angaben.<br />

Die europäisch technischen Bewertungen (ETA) einiger Hersteller (Spax, Rothoblaas etc.) basieren auf dem von<br />

Blaß 2006 veröffentlichten Modell und geben die Steifigkeit für Ausziehen gemäß an.<br />

(II.26)<br />

mit<br />

d<br />

l ef<br />

Nenndurchmesser der Schraube<br />

Wirksame Gewindelänge der Schraube<br />

Ein weiteres Modell findet sich in anderen ETA-Dokumenten (Würth, SFS, Sch<strong>im</strong>d etc.). Dies führt zu höheren<br />

Steifigkeitswerten.<br />

(II.27)<br />

49


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

mit<br />

d<br />

l ef<br />

Nenndurchmesser der Schraube<br />

Wirksame Gewindelänge der Schraube<br />

Ein genaues Modell wird von Ringhofer et al. 2015 vorgeschlagen und in einem aktuellen Forschungsprojekt<br />

validiert.<br />

(II.28)<br />

mit<br />

d<br />

l ef<br />

k ser<br />

Nenndurchmesser der Schraube<br />

Wirksame Gewindelänge der Schraube<br />

Ausziehparameter<br />

ρ mean<br />

k sys<br />

Mittelwert der Rohdichte in kg/m³<br />

Systembeiwert für axial beanspruchte Schrauben mit der wirksamen Gewindelänge in mehreren Brettlagen<br />

(z.B. Brettsperrholz). gemäß folgender Tabelle<br />

n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

k sys 1 1,05 1,07 1,09 1,1 1,11 1,12 1,12 1,13 1,13<br />

In der aktuellen Arbeitsfassung des Entwurfs für Eurocode 5 17 wird Formel (II.29) vorgeschlagen.<br />

(II.29)<br />

mit<br />

ρ mean<br />

d<br />

l ef<br />

Mittelwert der Rohdichte<br />

Nenndurchmesser der Schraube<br />

Wirksame Gewindelänge der Schraube<br />

Im Rahmen der messtechnischen Untersuchung von Laggner 2016 werden die oben stehenden Modelle durchgehend<br />

als konservativ bewertet.<br />

Im vorliegenden Dokument wird folglich die axiale Steifigkeit nach Formel (II.27) ermittelt. Sie ist einfach und<br />

führt zu etwas höheren Steifigkeitswerten.<br />

Kombinierte Beanspruchung von selbstbohrenden <strong>Holz</strong>schrauben<br />

Für die Ermittlung der Steifigkeit von kombiniert, also lateral und axial beanspruchten Schrauben ist die Kombination<br />

von zwei Federn – eine in Richtung der Schraubenachse und eine normal dazu zu berücksichtigen. Dies wird<br />

in Laggner 2016 beschrieben.<br />

17 Arbeitsdokument CEN/TC 250/SC 5 N 0700.<br />

50


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

II.4.5<br />

Fugen mit einsinnig geneigten Schrauben<br />

Für einsinnig geneigt angeordnete Schrauben darf bei Zugbeanspruchung der Schrauben die Reibung in der Fuge<br />

berücksichtigt werden. Für die Tragfähigkeit und die Steifigkeit derartiger Verbindungen wurden die Ergebnisse<br />

von Bejtka und Blaß 2002 und Tomasi et al. 2010 von Ringhofer und Flatscher zusammengefasst.<br />

Abbildung II-14 Fuge mit einsinnig geneigter und auf Zug beanspruchter Schraube a) Abmessungen, b) Gleichgewicht in der<br />

Fuge c) Kräfteplan, d) Steifigkeiten der Schrauben e) Steifigkeit in Fugenrichtung<br />

Die Steifigkeit kann durch Ansatz der Wegfedern nach Abbildung II-14 d) ermittelt werden. Die Berechnung<br />

erfolgt über folgende Ansätze.<br />

Transversale Steifigkeit<br />

Die Transversale Steifigkeit ist für das geometrische Mittel der Rohdichten der Bauteile 1 und 2 zu ermitteln:<br />

(II.30)<br />

Der Wert der Steifigkeit gemäß ÖNORM B 1995-1-1, Tabelle 7.1<br />

(II.31)<br />

Axiale Steifigkeit<br />

Die axiale Steifigkeit setzt sich aus den Gewindeteilen in den beiden <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>teilen 1 und 2 zusammen:<br />

Steifigkeit des Gewindeteils in Bauteil 1<br />

(II.32)<br />

Steifigkeit des Gewindeteils in Bauteil 2<br />

(II.33)<br />

Die gesamte axiale Steifigkeit ergibt sich aus der Serienschaltung der beiden Gewindeteile zu<br />

(II.34)<br />

51


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Mit den Steifigkeiten aus (II.32) und (II.33) erhält man<br />

(II.35)<br />

für mittig eingeschraubte Schrauben und gleichen Gewindelängen in beiden Bauteilen l ef,1<br />

= l ef,2<br />

= l ef<br />

vereinfacht<br />

sich der Ausdruck zu<br />

(II.36)<br />

Steifigkeit in Richtung der Fuge<br />

Bei Berücksichtigung der Reibung mit einem Reibbeiwert von μ = 0,2 bis 0,3 kann die Steifigkeit der Verbindung<br />

gegen Verschieben der Bauteile in Fugenrichtung nach Formel (II.37) angegeben werden. Diese wird durch eine<br />

Verschiebung in Fugenrichtung gewonnen.<br />

(II.37)<br />

mit<br />

K v<br />

K ax<br />

α<br />

μ<br />

Transversale Steifigkeit der Schraube.<br />

Da die transversale Steifigkeit der Schrauben in der Regel nur 1/10 bis 1/20 der axialen Steifigkeit<br />

beträgt, kann auf diesen Anteil in erster Näherung verzichtet werden.<br />

Axiale Steifigkeit der Schraube unter Berücksichtigung der Serienschaltung nach Formel (II.34)<br />

Einschraubwinkel zur Fuge (bzw. Faserrichtung des <strong>Holz</strong>es)<br />

Reibbeiwert zwischen den beiden Bauteilen. Für <strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>-Verbindungen kann μ=0,3 als Stand der<br />

Technik angesehen werden.<br />

Abbildung II-15 Einfluss der Einschraubrichtung und des Reibungsbeiwertes auf die Fugensteifigkeit<br />

52


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

II.4.6 Vollgewindeschraubenkreuze<br />

Für Schraubenkreuze werden in der Regel zwei Vollgewindeschrauben symmetrisch in Winkeln von 45° und 135°<br />

zur Fuge der zu verbindenden Bauteile und einem Normalabstand zueinander von mindestens 1,5⋅d (häufig 3⋅d<br />

bis 5⋅d) verschraubt. Die beiden Schrauben stehen windschief zueinander. Die Ebene normal auf das Gemeinlot<br />

wird als Mittelebene des Schraubenkreuzes aufgefasst und der Versatz der Schrauben aus der Ebene wird in der<br />

Tragwerksberechnung nicht berücksichtigt.<br />

Kräfte, die in der Mittelebene des Schraubenkreuzes wirken, werden vorwiegend über axiale Schraubenbeanspruchung<br />

abgeleitet und Kräfte aus der Ebene durch transversale Schraubenbeanspruchung.<br />

Die axiale Steifigkeit setzt sich aus den Steifigkeiten der Gewindeteile in den zu verbindenden Hölzern zusammen,<br />

wie in Formel (II.34) angegeben.<br />

Steifigkeit für Belastung in der Mittelebene<br />

Die transversale und die axiale Steifigkeit je Schraube werden nach Abschnitt II.4.4 berechnet.<br />

Abbildung II-16 Fuge mit symmetrischem Schraubenkreuz a) Abmessungen, b) Schnittkräfte in der Fuge c) Kräfteplan,<br />

d) Steifigkeiten der Schrauben e) Steifigkeit in Fugenrichtung<br />

Die Steifigkeit der Verbindung gegen Verschieben der Bauteile in Fugenrichtung kann nach Formel (II.38)<br />

angegeben werden.<br />

(II.38)<br />

mit<br />

K ax<br />

K v<br />

α<br />

Axiale Steifigkeit einer Schraube<br />

Transversale Steifigkeit einer Schraube<br />

Da die transversale Steifigkeit der Schrauben in der Regel nur 1/10 bis 1/20 der axialen Steifigkeit<br />

beträgt, kann auf diesen Anteil in erster Näherung verzichtet werden.<br />

Einschraubwinkel der ersten Schraube zur Fuge bei symmetrischer Anordnung<br />

(bzw. Faserrichtung des <strong>Holz</strong>es)<br />

Für orthogonale Kreuze mit Verschraubungswinkel von 45°|135° ergibt sich für jede Richtung der einwirkenden<br />

Kraft die Steifigkeit zu:<br />

(II.39)<br />

53


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Abbildung II-17 Schraubenkreuz bei allgemein gerichteter Kraft a) Abmessungen, b) Schraubenkräfte, c) Kräfteplan d) Axiale<br />

Steifigkeiten der Schrauben, e) Steifigkeit in Richtung der einwirkenden Kraft<br />

Bei allgemeinem Winkel α e<br />

der einwirkenden Kraft F e<br />

und symmetrischer Ausführung der Schrauben (mit den<br />

Einschraubwinkeln α 1<br />

=α und α 2<br />

=180°-α kann die Steifigkeit in Kraftrichtung nach Formel (II.40) ermittelt werden.<br />

Die Steifigkeit der Schrauben in transversale Richtung K v<br />

wurde dabei vernachlässigt.<br />

(II.40)<br />

Steifigkeit für Kräfte aus der Schraubenebene<br />

Der Wert der Steifigkeit der beiden Schrauben (n = 2) kann gemäß ÖNORM B 1995-1-1, Tabelle 7.1 ermittelt<br />

werden. Die transversale Steifigkeit für ein Kreuz bei Verschiebung aus der Ebene beträgt demnach:<br />

(II.41)<br />

Beispiel II.7 – Schraubenkreuz<br />

Gegeben:<br />

Schraubenkreuz mit den Einschraubwinkeln 45°|135° aus zwei Schrauben Ø 8,2mm, l = 275mm mit den effektiven<br />

Gewindelängen l ef,1<br />

= l ef,2<br />

= l ef<br />

= 122 mm.<br />

Zu verbindende Bauteile aus Brettsperrholz t CLT<br />

= 200 mm und einem Mittelwert der Rohdichte von<br />

ρ m<br />

= 420 kg/m³.<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeitswerte für eine horizontale Kraft F 1<br />

in der Mittelebene und für eine Querkraft F 3<br />

aus der Mittelebene.<br />

Steifigkeit für Kräfte in der Mittelebene<br />

Axiale Steifigkeit einer Schraube gemäß Formel (II.36)<br />

Transversale Steifigkeit einer Schraube gemäß Formel (II.25)<br />

Für orthogonale Kreuze mit Einschraubwinkeln 45° | 135° gilt nach Formel (II.39)<br />

54


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Steifigkeit für Kräfte normal zur Mittelebene<br />

Die Steifigkeit eines Schraubenkreuzes für Kräfte in der Mittelebene beträgt<br />

Die Steifigkeit eines Schraubenkreuzes für Kräfte normal zur Mittelebene beträgt<br />

Aus Produktunterlagen 18 können die zugehörigen charakteristischen Werte der Tragfähigkeiten eines Schraubenkreuzes<br />

F 1,R,k<br />

= 16,56 kN in der Mittelebene und F 3,R,k<br />

= 9,82 kN aus der Ebene beispielhaft angegeben werden.<br />

II.4.7 Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen<br />

Für Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen darf gemäß ÖNORM B 1995-1-1, 7.1.3 die Steifigkeit mit dem Faktor 2 multipliziert<br />

werden (als k st<br />

in Formel (II.25) bezeichnet). Vergleiche von Herstellerangaben und Nachrechnungen zu<br />

Blechformteilen, wie Zuganker oder Schubwinkel deuten darauf hin, dass dieser Erhöhungsfaktor für derartige<br />

Verbindungen nicht anzusetzen ist.<br />

Steifigkeitserhöhungen um den Faktor 2 sind eher für Verbindungen mit eingeschlitzten oder beidseitig außen<br />

liegenden dicken Stahlblechen mit Stabdübeln und Passbolzen oder auf Blechen mit geneigten selbstbohrenden<br />

Schrauben anzuwenden. Es bleibt anzumerken, dass rechnerisch ermittelte Steifigkeiten durch Versuche zu<br />

validieren sind.<br />

II.4.8 <strong>Holz</strong>-Beton-Verankerungen<br />

Für die Verbindung von <strong>Holz</strong> und ausgehärtetem Beton sind Klebeanker, Spreizanker und Schraubanker gebräuchlich.<br />

Die Angaben des Last-Verformungsverhaltens dieser Ankersysteme ist in den europäisch technischen<br />

Bewertungen (ETA) bzw. bautechnischen Zulassungen (Z) beschrieben. Das Kraft-Verformungsverhalten der<br />

Betonverankerung kann durch Rückrechnung aus einzelnen Kraft-Verschiebungs-Werten erfolgen. Die rückgerechneten<br />

Steifigkeitskennwerte entsprechen nicht der Festlegung für K ser<br />

aus dem <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> als Sekantenmodul<br />

zwischen 0,1 F u<br />

und 0,4 F u<br />

, wie in Abbildung II-3 dargestellt sondern wird gemäß ETAG 001-1 als Tangentenmodul<br />

für das Lastniveau von etwa 0,5 F u<br />

angegeben. Die Anfangssteifigkeit der Verbindungen auf Abscheren ist <strong>im</strong><br />

Allgemeinen höher und beträgt etwa das 1,5-fache dieses Tangentenmoduls. In Ermangelung einer normativen<br />

Festlegung für die Anfangssteifigkeit, wird in Folge mit der Tangentensteifigkeit aus einzelnen Produktbewertungen<br />

gemäß ETAG gearbeitet.<br />

Die angegebenen Steifigkeitswerte sind folglich als Richtwerte zur Abschätzung der Steifigkeiten zu sehen und<br />

können je nach Bauprodukt abweichen.<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Ankerschrauben<br />

In Tabelle II-2 werden die Steifigkeiten von Ankerschrauben zunächst aus den Last-Verformungsdaten der technischen<br />

Bewertung für das <strong>Holz</strong>-Beton-System rückgerechnet. Im unteren Teil der Tabelle wird aus der Serienschaltung<br />

der Beton-Verankerung und der <strong>Holz</strong>-Verbindung die errechnete Steifigkeit des Systems angeführt.<br />

18 SFS intec 2016.<br />

55


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Tabelle II-2 Steifigkeitswerte für <strong>Holz</strong>-Beton-Ankerschrauben<br />

Ø | Länge Ø7,5 | 100 Ø10 |1 30 Ø12 | 160<br />

Daten aus Produktzulassung 19 für die Verbindung von ungerissenem oder gerissenem Beton mit <strong>Holz</strong> (B+H)<br />

Querlast Schwelle V B+H 3,3 kN 8,9 kN 14,7 kN<br />

Lastniveau <strong>im</strong> Verhältnis zur angegebenen Traglast V B+H /V R,k 47 % 56 % 63 %<br />

Verschiebung δ v,B 0,8 mm 3,0 mm 3,0 mm<br />

Steifigkeit der <strong>Holz</strong>-Beton-Verbindung mit<br />

Schraubankern<br />

4 130 N/mm 2 970 N/mm 4 900 N/mm<br />

Rückrechnung aus den Steifigkeitsanteilen für Beton (B) aus der Produktzulassung 20 und für <strong>Holz</strong> (H) aus EN 1995-1-1<br />

Querlast Beton V B 4,0 kN 8,0 kN 12,0 kN<br />

Verschiebung Beton δ v,B 0,11 mm 0,13 mm 0,18 mm<br />

Rückgerechnete Steifigkeit Beton K B,ser 36 400 N/mm 61 500 N/mm 66 700 N/mm<br />

Rechnerische Steifigkeit <strong>Holz</strong> 2 800 N/mm 3 700 N/mm 4 500 N/mm<br />

Durch Anteile errechnete Steifigkeit der<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Verbindung mit Schraubankern<br />

2 600 N/mm 3 500 N/mm 4 200 N/mm<br />

Abbildung II-18 Steifigkeitswerte für Abscheren von <strong>Holz</strong>-Beton-Ankerschrauben<br />

In Abbildung II-18 werden die ermittelten Steifigkeiten dargestellt. Die rechnerisch ermittelte Steifigkeit lässt<br />

einen klaren Zusammenhang mit dem Durchmesser erkennen, während die Werte aus der technischen Bewertung<br />

höhere Steifigkeit für den geringsten Durchmesser ergeben.<br />

19 Zulassung Z-21.1-1879 (Heco Mult<strong>im</strong>onti TC)<br />

20 ETA - 15/0784, Tabelle 5 (Heko Mult<strong>im</strong>onti)<br />

56


Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Klebeanker<br />

Ø M8 M10 M12<br />

Rückrechnung aus den Steifigkeitsanteilen für Beton (B) aus der Produktzulassung 21 und für <strong>Holz</strong> (H) aus EN 1995-1-1<br />

Querlast Beton<br />

V B<br />

Verschiebungswert Beton δ O,v,B 0,06 mm/kN 0,06 mm/kN 0,05 mm/kN<br />

Rückgerechnete Steifigkeit Beton K B,ser 16 700 N/mm 16 700 N/mm 20 000 N/mm<br />

Rechnerische Steifigkeit <strong>Holz</strong> 3 000 N/mm 3 700 N/mm 4 500 N/mm<br />

Durch Anteile errechnete Steifigkeit der<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Verbindung mit Schraubankern<br />

2 500 N/mm 3 000 N/mm 3 700 N/mm<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Spreizanker<br />

Ø M8 M10 M12<br />

Rückrechnung aus den Steifigkeitsanteilen für Beton (B) aus der Produktzulassung 22 und für <strong>Holz</strong> (H) aus EN 1995-1-1<br />

Querlast Beton V B 8,0 kN 13,4 kN 20,0 kN<br />

Verschiebungswert Beton δ O,v,B 2,50 mm 2,50 mm 3,7 mm<br />

Rückgerechnete Steifigkeit Beton K B,ser 3 200 N/mm 5 400 N/mm 5 400 N/mm<br />

Rechnerische Steifigkeit <strong>Holz</strong> 3 000 N/mm 3 700 N/mm 4 500 N/mm<br />

Durch Anteile errechnete Steifigkeit der<br />

<strong>Holz</strong>-Beton-Verbindung mit Schraubankern<br />

1 500 N/mm 2 200 N/mm 2 500 N/mm<br />

21 ETA – 12/0084, Tabelle C10 HILTI HIT HY<br />

22 ETA-98/0001, Tabelle C5 HILTI<br />

57


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Stiftförmige Verbindungsmittel<br />

Beispiel II.8 – Anschluss einer Deckenscheibe an einen Betonkern<br />

Gegeben:<br />

Eine Brettsperrholz-Deckenscheibe wird mittels Schrauben über einen Stahlwinkel und Metallspreizankern an<br />

einen Betonkern angeschlossen. Schrauben d =10 mm, 2 Stk. alle 25 cm; Metallspreizanker M12 alle 50 cm.<br />

Abbildung II-19 Horizontaler Anschluss einer Deckenscheibe mittels Stahlwinkel<br />

Gesucht:<br />

Horizontale Steifigkeit in Richtung der Anschlussfuge.<br />

Metallspreizanker<br />

Für das Last-Verformungsverhalten der Metallspreizanker bei Querlasten wird gemäß ETA-98/0001, Tabelle C5<br />

angegeben:<br />

V = 20 kN und die zugehörige Verformung δ V,0<br />

= 3,7 mm. Die Steifigkeit ist daher<br />

Für Klebeanker wird etwa die dreifache Steifigkeit angegeben.<br />

58


Kontaktverbindungen<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Schrauben<br />

d =10 mm in BSP<br />

mit<br />

n SF<br />

Anzahl der Scherfugen<br />

k st<br />

Faktor für Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen: k st<br />

= 2,0 sonst k st<br />

= 1,0<br />

Die Verformung des Stahlbleches in der Blechebene ist klein <strong>im</strong> Verhältnis zu den Verformungen durch Abscheren<br />

der Verbindungsmittel und wird vernachlässigt. Der horizontale Abstand zwischen Krafteinleitung in und<br />

Kraftausleitung aus dem Stahlprofil werden ebenfalls vernachlässigt und über die Zwangszentrierung der Schrauben<br />

<strong>im</strong> <strong>Holz</strong> abgeleitet.<br />

Steifigkeiten pro Laufmeter<br />

Aus der Wirkung der Federn in Serienschaltung ergibt sich die gesamte Steifigkeit pro Laufmeter Fuge zu:<br />

Verformung<br />

Bei einer Belastung der Fuge mit der Fugennormalkraft<br />

ergibt dies eine Verschiebung u von<br />

II.5<br />

KONTAKTVERBINDUNGEN<br />

Im Folgenden werden Berechnungsmodelle für Schwellenpressung und Lastdurchleitung durch BSP-Decken<br />

nach aktuellen Normenentwürfen dargestellt. In den Kapiteln III.2 und III.3 werden Vereinfachungen beschrieben.<br />

II.5.1 Schwellenpressung<br />

In prEN 1995-1-1, Revised design rules for Compression perpendicular to the grain, Final draft, 27-04-2020 wird<br />

der folgende Ansatz beschrieben.<br />

59


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Kontaktverbindungen<br />

Abbildung II-20 Schwellenpressung und Steifigkeit<br />

Verformung der Schwelle gemäß Abbildung II-20 bei einem Niveau bis etwa 80 % der Traglast.<br />

mit<br />

h ef<br />

Effektive Höhe (Höhe der Schwelle bis 280 mm)<br />

F c,90,k<br />

b c<br />

Einwirkende Querdruckkraft<br />

Breite der Pressungsfläche<br />

E 90,mean<br />

Mittelwert des Elastizitätsmoduls der Schwelle<br />

(quer zur Faser)<br />

l c<br />

l dis<br />

Länge der Pressungsfläche<br />

Lastausbreitungslänge<br />

Für Randsteher gilt<br />

und<br />

für Mittelsteher: .<br />

Steifigkeit<br />

(II.43)<br />

Beispiel II.9 – Steher auf Schwelle<br />

Gegeben:<br />

Schwelle: b/h = 16/6 cm, C24 gemäß EN 338:2016<br />

Steher: b/h 6/16 cm, C24 gemäß EN 338:2016<br />

Gesucht:<br />

Drucksteifigkeit der Schwelle<br />

60


Kontaktverbindungen<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Kennwerte<br />

E 90,mean<br />

= 370 N/mm²<br />

Abmessungen<br />

h ef<br />

= 60 mm<br />

b c<br />

= 160 mm<br />

l c<br />

= 60 mm<br />

l dis<br />

= h ef<br />

+ h ef<br />

= 60 + 60 = 120 mm<br />

Verformung zufolge einer Kraft F c,90,k<br />

Drucksteifigkeit<br />

Die Steifigkeit für die Schwellenpressung ist etwa siebenmal höher als jene eines Zugankers mit Rillennägeln.<br />

II.5.2<br />

BSP-Wand auf BSP-Decke<br />

Abbildung II-21 Pressung einer BSP-Decke durch die Druckzone. a) Ansicht der Wand, b) Querschnitt einer BSP-Außenwand<br />

und c) Querschnitt einer BSP-Innenwand<br />

61


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Kontaktverbindungen<br />

In Anlehnung an einen Aktualisierungsvorschlag zum Thema Querdruck in Eurocode 5 (CIB ballot N 1229) wird<br />

die Einpressung von Brettsperrholzdecken folgendermaßen ermittelt:<br />

(II.44)<br />

Die Steifigkeit ergibt sich folglich zu<br />

(II.45)<br />

mit<br />

E 90,mean<br />

Mittelwert des E-Moduls der BSP Decke in Querrichtung<br />

gemäß (ÖNORM B 1995-1-1) kann vom Hersteller unabhängig<br />

E 90,mean<br />

= 450 kN/m2<br />

angenommen werden.<br />

b c<br />

b dis<br />

l c<br />

l dis<br />

Breite der Druckzone<br />

Verteilungsbreite der Druckzone<br />

Länge der Druckzone<br />

Verteilungslänge der Druckzone<br />

Für Druckspannung entlang der gesamten Wand wird<br />

t CL<br />

l dis<br />

= l c<br />

Dicke der BSP-Decke<br />

Unabhängig vom Aufbau der Decke wird ein Ausbreitungswinkel von 35° zur Lastrichtung angesetzt, mit dem die<br />

Druckspannungen von der Lasteinleitungsbreite verteilt werden. Bei Kraftdurchleitung von Wänden oder Stützen<br />

ist der Druckspannungsverlauf gemäß Abbildung II-21 anzunehmen.<br />

Für Außenwände mit der Druckzonenlänge l c<br />

und der Druckzonenbreite b c<br />

gleich der Wanddicke gilt:<br />

Für Innenwände gilt:<br />

Ist die Wand in Scheibenebene nicht oder nur geringfügig durch eine Horizontalkraft am Wandkopf belastet, so<br />

ist die gesamte Fuge überdrückt und für die Verformungsberechnung wird l dis<br />

= l c<br />

angenommen.<br />

62


Winkelverbinder<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

II.6<br />

WINKELVERBINDER<br />

Winkelverbinder werden durch gekantete Bleche hergestellt und dienen der Verbindung von zwei <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>teilen<br />

mittels Rillennägeln oder anderen Sondernägeln, <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>schrauben, Bolzen oder Betonankern.<br />

Die Verbinder werden in der Regel über Europäisch Technische Bewertungen (ETA) in Verkehr gebracht. In den<br />

ETA-Dokumenten ist die Tragfähigkeit detailliert beschrieben, während das Last-Verformungsverhalten nicht<br />

<strong>im</strong>mer vollständig abgebildet ist.<br />

Bei einer rechnerischen Abschätzung der Steifigkeit von Winkelverbindern sollten zusätzlich zu den Verformungsanteilen<br />

der Nägel, Schrauben und anderer stiftförmiger Verbindungsmittel, die Anteile aus Biegung der Stahlbleche<br />

und Einpressungen von allfällig vorhandenen Druckplatten auf der zug-abgewandten Seite berücksichtigt<br />

werden. Der Steifigkeitsanteil der stiftförmigen Verbindungsmittel beträgt je nach Ausführung etwa die Hälfte bis<br />

ein Drittel der gesamten Steifigkeit.<br />

II.6.1 Zuganker<br />

Für Wandscheiben führen am Wandkopf angreifende Horizontallasten in der Scheibenebene zu einem Biegemoment<br />

am Wandfuß, das häufig durch einen Kraftzwilling aus Zug- und Druckkraft in der Schwelle aufgenommen<br />

wird. Die Zugkraft wird mittels Zuganker in den Untergrund geleitet, wie in Abbildung II-22 dargestellt, oder über<br />

Bolzen zur Wand <strong>im</strong> darunter liegenden Geschoß durchgeleitet.<br />

Abbildung II-22 Zuganker für BSP mit Verschraubung<br />

Beispiel II.10 – Rechnerische Abschätzung der Steifigkeit eines Zugankers<br />

Gegeben:<br />

Verbindung mittels Zuganker gemäß Abbildung II-23 mit 30 Stk. Rillennägeln Ø 4,0 × 60 mm<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeit der Verbindung<br />

63


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Winkelverbinder<br />

Abbildung II-23 Komponenten eines Zugankers<br />

Steifigkeit der Kammnägel<br />

Die Erhöhung der Steifigkeit für Stahlblech-<strong>Holz</strong>-Verbindungen um den Faktor 2 wurde nicht angesetzt (siehe<br />

auch II.4.7).<br />

Steifigkeit aus der Dehnung des Blechs<br />

Für die Dehnsteifigkeit wird die Fläche des vertikalen Blechs in Rechnung gestellt und eine wirksame Dehnungslänge<br />

von l EA<br />

= 120 mm abgeschätzt.<br />

Steifigkeit aus der Biegung des Blechs<br />

Als Biegequerschnitt wird das vertikale Blech alleine angesetzt. Die biegewirksame Länge wird mit l EI<br />

= 60 mm<br />

abgeschätzt. Die Exzentrizität für die Biegung des vertikalen Blechs wird mit e = 8 mm angenommen und das<br />

Blech auf der Nagel-Seite gelenkig gelagert angesehen.<br />

Gesamtsteifigkeit<br />

Die gesamte Steifigkeit kann dann aus der Serienschaltung der einzelnen Steifigkeiten abgeschätzt werden:<br />

Vergleich mit Produktangaben<br />

Rothoblaas WHT 440 (in einer Verbindung einer BSP Wand mit einer Betonplatte)<br />

30 Ankernägel LBA 4,0 x 60 mm<br />

K ser<br />

= 10 190 N/mm aus Produktunterlagen durch Versuch ermittelt 23<br />

23 Produktunterlagen WHT, Rothoblaas 2020.<br />

64


Winkelverbinder<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Durch die Berechnungsansätze wird der <strong>im</strong> Versuch erreichte Steifigkeitswert um 13 % überschätzt.<br />

Für den Tragwiderstand wird der charakteristische Wert R d<br />

= 42,7 kN angegeben.<br />

Bei Erreichen der zugehörigen Gebrauchslast F k<br />

= 30 kN beträgt die Verformung der Verbindung etwa<br />

Herstellerdaten<br />

In Tabelle II-4 sind die Kennwerte verschiedener Zuganker beispielhaft angeführt. Zur Einschätzung der Steifigkeit<br />

wurde das Verhältnis aus dem charakteristischen Wert der Tragfähigkeit zur Steifigkeit angegeben.<br />

Das entspricht der rechnerischen Verschiebung bei Erreichen dieses Lastniveaus.<br />

Für Kammnägel ergibt dies einen Wert von 2,2 mm laut Tabelle II-3. Er bewegt sich, je nach Ausführung und<br />

Versuchsauswertung, <strong>im</strong> Bereich von 1,5 bis 7 mm.<br />

Tabelle II-3 Tragfähigkeit und rechnerische Steifigkeit eines Rillennagels<br />

Kammnagel Tragfähigkeit <strong>im</strong> <strong>Holz</strong> Steifigkeit rechnerisch Verhältnis<br />

F R,k<br />

[N]<br />

K ser<br />

[N/mm]<br />

F R,k /K ser<br />

[mm]<br />

einzelner Kammnagel<br />

in <strong>Holz</strong>-Stahlblech-<br />

Verbindung<br />

Ø 4,0 × 40 mm 1 900 869 2,2<br />

Tabelle II-4 Tragfähigkeit und Steifigkeit verschiedener Zuganker<br />

Hersteller Zuganker Verbindungsmittel Tragfähigkeit<br />

laut ETA<br />

Steifigkeit<br />

Verhältnis<br />

F R,k<br />

[N]<br />

K ser<br />

[N/mm]<br />

F R,k /K ser<br />

[mm]<br />

Rothoblaas 24<br />

WHT440 mit CLT<br />

und mit Unterlegscheibe<br />

WHTW50<br />

30 Kammnägel<br />

LBA Ø 4,0 × 60 mm<br />

57 900 10 190 5,70<br />

S<strong>im</strong>pson Strongtie 25 AKR285 25 Kammnägel<br />

CNA Ø 4,0 × 40 mm<br />

4 340 3 130 1,38<br />

AKR285<br />

AKR285x3 mit CLT<br />

25 Kammnägel<br />

CNA Ø 4,0 × 50 mm<br />

3 Schrauben<br />

SS-H Ø 12 × 80 mm<br />

5 790 4 080 1,42<br />

13 300 1 8 90 7,04<br />

Eurotec 26 Highload 81 Kammnägel<br />

Ø 4,0 x 50 mm<br />

96 040 16 000 6,00<br />

24 Rothoblaas: WHT Winkelverbinder für Zugkräfte, Technisches Datenblatt gemäß ETA 11/0086.<br />

Online https://www.rothoblaas.de/produkte/verbindungstechnik/holzbauverbinder/winkel-und-verbinder-fur-gebaude/wht (1.3.21)<br />

25 S<strong>im</strong>pson Strongtie, ETA 07/0285.<br />

26 Eurotec, ETA - 19/0020.<br />

65


II<br />

STEIFIGKEITEN<br />

Winkelverbinder<br />

II.6.2 Schubwinkel<br />

In Tabelle II-5 sind einige Schubwinkel mit Verschiebungsangaben aus ETA bzw. Angaben aus Versuchen angeführt.<br />

Ähnlich wie bei den Zugankern bewegt sich das Verhältnis aus charakteristischem Wert der Tragfähigkeit<br />

und der Steifigkeit <strong>im</strong> Bereich von 2 bis 7 mm.<br />

Tabelle II-5 Kennwerte für Schubwinkel (Beispiele)<br />

Hersteller Zuganker Verbindungsmittel Tragfähigkeit<br />

laut ETA<br />

Steifigkeit<br />

Verhältnis<br />

F R,k<br />

[N]<br />

K ser<br />

[N/mm]<br />

F R,k /K ser<br />

[mm]<br />

S<strong>im</strong>pson Strongtie 27<br />

AE116<br />

(BSP-Beton)<br />

einseitig<br />

12 Stk. Kammnägel<br />

CNA 4,0 x 60 mm,<br />

2 Ankerbolzen M12<br />

15 300 5 800 28 2,64<br />

5 000 3,06<br />

ABR90<br />

einseitig<br />

12 Stk. Kammnägel<br />

CNA 4,0 x 50 mm in<br />

Schenkel A,<br />

14 Stk in Schenkel B<br />

14 300 2 000 29 7,15<br />

ABB255HD<br />

(<strong>Holz</strong>-<strong>Holz</strong>)<br />

einseitig<br />

Nägel CNA<br />

Ø 4,0 x 50 mm,<br />

26 Stk. in Schenkel<br />

A, 13 Stk. in Schenkel<br />

B, 5 Schrauben<br />

CSA 8,0 x 160 in<br />

der Kehle<br />

42 900 16 000 2,68<br />

Rothoblaas<br />

Titan<br />

TCN200+TCW200<br />

(BSP-Beton)<br />

einseitig<br />

30 Stk. Ankernägel<br />

4 x 60, 2 Stk. Betonanker<br />

M12x180;<br />

Unterlegscheibe<br />

56 700 9 600 5,91<br />

Titan<br />

TCN200+TCW200<br />

(BSP-Beton)<br />

einseitig<br />

36 Stk. Ankernägel<br />

LBA Ø 4,0 x 60, Betonanker<br />

M16x160;<br />

Unterlegscheibe<br />

70 500 10 000 7,05<br />

Eurotec CLT Systemwinkel 43 Schrauben WBS<br />

Ø 5 x 70<br />

68 100 34 050 2,00<br />

II.6.3 Kombiniert beanspruchte Winkel<br />

Als Beispiel werden hier Kennwerte des Winkels E20/3 gemäß ETA-06/0106:2021-04-09 angeführt.<br />

Verschraubung 5 Stk + 4 Stk dm10 x 80 mm.<br />

27 S<strong>im</strong>pson Strongtie, ETA 06/0106.<br />

28 aus Versuch (Schickhofer und Ringhofer 2011, S. 71, Tab. 2.3.)<br />

29 aus Versuch (Schickhofer und Ringhofer 2011, S. 71, Tab. 2.3)<br />

66


Winkelverbinder<br />

STEIFIGKEITEN<br />

II<br />

Abbildung II-24 Winkel mit Beanspruchung in zwei Richtungen<br />

Für die Beanspruchung in zwei Richtungen werden für den Grenzzustand der Tragfähigkeit die Richtungen<br />

entsprechend der zugehörigen ETA kombiniert zu<br />

(II.46)<br />

Das Steifigkeitsverhalten der Verbindung wird über zwei Federn in Richtung 1 und Richtung 2/3 abgebildet,<br />

wie in Abbildung II-24 dargestellt.<br />

67


KAPITEL III<br />

KAPITEL III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III.1 Allgemeines<br />

III.2 Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

III.3 Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

III.4 Wandscheiben mit Öffnungen<br />

70<br />

72<br />

82<br />

92<br />

69


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Allgemeines<br />

III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III.1.<br />

ALLGEMEINES<br />

Wandscheiben werden in leichter Bauweise als <strong>Holz</strong>rahmen aus stabförmigen vertikalen Pfosten oder Stehern<br />

und horizontalen Riegeln, Rähm oben und Schwelle unten hergestellt. Zur Stabilisierung der Steher und zur Aufnahme<br />

von horizontalen, in der Wandebene wirkenden Horizontallasten wird das Ständerwerk mittels Nägel oder<br />

Klammern mit ausreichend schubsteifen <strong>Holz</strong>werkstoffplatten oder mit innen und außen gegensinnig geneigten<br />

Brettlagen beplankt. Die Lastabtragung erfolgt damit durch die Schubfeldwirkung der Wandscheibe.<br />

Der Anschluss der Wandscheiben an die Unterkonstruktion erfolgt in der Regel mittels Zugankern an den Stehern<br />

und Schubwinkeln an der Schwelle. Alternative Lösungen verwenden Schwellen, die zur Schubübertragung<br />

mit darunter liegenden Setzschwellen verbunden werden. Für die Ableitung der Zugkräfte der Steher ist auch<br />

in dieser Ausführungsvariante zu sorgen. Weiters sind Ausführungen mit eingeschlitzten Stahlblechen oder mit<br />

vertikal vorgespannte Wandscheiben zu finden. Ab mehr als drei Geschoßen werden Lösungen angestrebt, bei<br />

denen die Lasten der Steher vertikal durchgeführt werden.<br />

In der massiven Bauweise mit Brettsperrholz liegen durch die Verklebung der Bretter Elemente mit wesentlich<br />

höherer Schubsteifigkeit vor. Das Tragverhalten wird von den Verbindungen zwischen den Wandscheiben und<br />

dem Untergrund best<strong>im</strong>mt.<br />

Wandscheiben, deren Länge kleiner als ein Viertel der Geschoßhöhe ist, werden unabhängig von der Bauweise<br />

nicht als aussteifende Wand herangezogen (ÖNORM EN 1995-1-2 Abschnitt 9.2.4.2 (2)).<br />

III.1.1<br />

Steifigkeit und Tragverhalten<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

Die horizontale Steifigkeit der Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau hängt von allen baulichen Komponenten ab.<br />

Abhängig von der Ausführung machen bei den gängigsten Ausführungen <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau die Anteile aus<br />

Dehnung der Zuganker etwa 20 % bis 30 % und jene der Verbindungsmittel für die Beplankung etwa 40 % bis<br />

50 % der Gesamtverformung am Wandkopf aus, während alle restlichen Verformungsanteile gemeinsam 10 %<br />

bis 20 % ausmachen.<br />

Das Tragverhalten von Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau wird ebenso vorwiegend von den Verbindungsmitteln<br />

best<strong>im</strong>mt. Auflasten auf die Wandscheiben reduzieren die aus der horizontalen Kraft am Wandkopf resultierende<br />

Kraft <strong>im</strong> Zuganker. Die Steifigkeit gegen Verschieben des Wandkopfes n<strong>im</strong>mt dann wegen der geringeren Starrkörperverdrehung<br />

prinzipiell zu. Der Effekt der Auflasten bleibt aber <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau klein und wird in<br />

der Regel nicht berücksichtigt.<br />

Zur Einordnung des Strukturverhaltens <strong>im</strong> Erdbebenfall kann wegen der mechanischen Verbindungen eine erhöhte<br />

Duktilität von Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau und folglich ein Verhaltensbeiwert von q = 3,0 angesetzt<br />

werden (Jung et al. 2010, 42 ff).<br />

Brettsperrholz<br />

Die Steifigkeit von Wandscheiben aus Brettsperrholz wird zu großen Teilen von den Verbindungen in der horizontalen<br />

Anschlussfuge best<strong>im</strong>mt. Je nach Ausführung haben die Verformungen aus den Zug- und Schubverankerungen<br />

einen Anteil an der horizontalen Gesamtverformung des Wandkopfes von etwa 67 % (Hummel et<br />

al. 2016, S. 789 f). Vertikale Auflasten wirken sich bei Wandscheiben aus Brettsperrholz wegen der höheren<br />

Eigensteifigkeit der Wand stärker aus, als in der <strong>Holz</strong>rahmenbauweise. Auflasten führen zu höheren horizontalen<br />

70


Allgemeines<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Steifigkeiten und höheren Tragwiderständen für Wandscheiben aus Brettsperrholz. Bei der Wahl ausreichend<br />

duktiler Verbindungsmittel kann ein Verhaltensbeiwert von q = 2,5 erreicht werden.<br />

III.1.2 Mischbauweisen<br />

Durch unterschiedliche Ausformung der Wandscheiben kann das Aussteifungssystem opt<strong>im</strong>iert werden, um<br />

die Lage des Steifigkeitszentrums der Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss und die Position der resultierenden Einwirkung<br />

nahe aneinander zu bringen. So können beispielsweise stark beanspruchte Scheiben aus <strong>Holz</strong>rahmenwänden<br />

durch Wandscheiben aus Brettsperrholz ersetzt werden (Jung et al. 2010, S.44). Bei der Wahl gemischter<br />

Wandsysteme ist <strong>im</strong> Erdbebenfall zu bedenken, dass der Verhaltensbeiwert des Gebäudes <strong>im</strong>mer von dem, am<br />

wenigsten duktilen Wandelement anzusetzen ist.<br />

Vergleiche aus der Literatur (Hummel et al. 2016, Walter und Hoffmann-Berling 2015, Jung et al. 2010, Schickhofer<br />

und Ringhofer 2011) zeigen, dass Wandscheiben aus Brettsperrholz um den Faktor 4 bis 16 steifer sind,<br />

als jene in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise.<br />

III.1.3 Steifigkeitsverhältnisse<br />

Wie in Abschnitt V näher beschrieben wird, werden die äußeren Lasten auf die einzelnen Scheiben entsprechend<br />

ihren Steifigkeitsanteilen aufgeteilt. Für die Ermittlung der Scheibenkräfte reicht daher der Ansatz der relativen<br />

Steifigkeiten der Wandscheiben untereinander. Erst bei der Ermittlung der Verformungen ist der absolute Wert<br />

der Steifigkeit von Interesse.<br />

Jung et al. 2010 schlagen bei Verwendung eines durchgängigen Wandsystems je Geschoß vor, die Steifigkeitsverteilung<br />

<strong>im</strong> Grundriss mit Ansatz von Steifigkeitsverhältnissen zu ermitteln. Dabei werden pr<strong>im</strong>är schubbeanspruchte<br />

Systeme, pr<strong>im</strong>är normalkraftbeanspruchte Systeme und pr<strong>im</strong>är biegebeanspruchte Systeme unterschieden.<br />

In Anlehnung an diesen Vorschlag werden in Tabelle III-1 Ansätze für die relative Steifigkeit der einzelnen<br />

Wandscheiben eines <strong>im</strong> Grundriss einheitlichen Systems gemacht.<br />

Tabelle III-1 Ansatz für relative horizontale Steifigkeiten nach Bausystem<br />

maßgebende relative<br />

Steifigkeit<br />

pr<strong>im</strong>är<br />

schubbeanspruchte<br />

Systeme<br />

pr<strong>im</strong>är durch Verbindungsmittel<br />

best<strong>im</strong>mte<br />

Systeme<br />

pr<strong>im</strong>är normalkraftbeanspruchte<br />

Systeme<br />

pr<strong>im</strong>är<br />

biegebeanspruchte<br />

Systeme<br />

Beispiel <strong>Holz</strong>rahmenbau Brettsperrholz<br />

(Standardausführung)<br />

Ansatz der relativen<br />

Steifigkeit K ser,i<br />

abhängig von der<br />

Scheibenlänge l i [R]<br />

Strebensysteme und<br />

Fachwerke<br />

Stahlbetonwände<br />

Richtwert für das Verhältnis<br />

der absoluten<br />

Steifigkeiten der Systeme<br />

bezogen auf den<br />

<strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

k.A.<br />

Für Mischsysteme mit Wänden in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise und aus Brettsperrholz kann das Steifigkeitsverhältnis<br />

abgeschätzt werden zu:<br />

Ansatz der relativen<br />

Steifigkeit K ser,i<br />

abhängig von der<br />

Scheibenlänge l i [R]<br />

71


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

III.2<br />

WANDSCHEIBEN IM HOLZRAHMENBAU<br />

Die Nachgiebigkeit von Wandscheiben kann aus den Formänderungen der Bauteile und Verbindungen entlang<br />

des Kraftflusses von der horizontalen Einwirkung am Wandkopf bis in die Unterkonstruktion ermittelt werden.<br />

Die Modellansätze beruhen auf dem Stand der Technik. Sie wurden mit Bezug auf das CIB Abst<strong>im</strong>mungsdokument<br />

CEN/TC 250/SC 5 N 1238 zusammengestellt und mit den Modellansätzen in Colling 2011 abgeglichen.<br />

Die horizontale Verformung am Wandkopf kann aus den Verformungsanteilen gemäß Abbildung III-1 gewonnen<br />

werden.<br />

Die Reihenfolge der Verformungsanteile wurde entsprechend dem Normenentwurf gewählt und entspricht nicht<br />

dem jeweiligen Größenanteil. Die unterstrichenen Anteile machen gemeinsam in der Regel 60 % bis 80 % der<br />

Gesamtverformung aus und stammen aus der Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel.<br />

(III.1)<br />

mit<br />

u<br />

u N<br />

u C<br />

u G<br />

gesamte horizontale Verschiebung des Wandkopfes<br />

Verschiebungsanteile<br />

aus der Verformung der Verbindungsmittel der Beplankung (a)<br />

aus der Längsdehnung der Rippen (b)<br />

aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker (c)<br />

aus der Starkörperverschiebung durch Verschiebung der Schubwinkel (d)<br />

aus der Eindrückung der Schwelle (e)<br />

aus der Schubverformung der Beplankung (f)<br />

72


Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Abbildung III-1 Verformungsanteile von Wandtafeln a) Verbindungsmittel b) Längsdehnung der Rippen c) Zuganker<br />

d) Schubwinkel e) Schwellenpressung f) Beplankung<br />

III.2.1<br />

Verformung der Verbindungsmittel der Beplankung<br />

Ein- oder Beidseitige Beplankung mit gleichen Verbindungen<br />

(III.2)<br />

mit<br />

F x,k<br />

l<br />

h p<br />

b p<br />

n p<br />

a 1<br />

K ser,f<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe (bestehend aus l = m . b p<br />

beplankten Teilen)<br />

Höhe einer Beplankung bzw. der Wandscheibe<br />

Breite einer Beplankung<br />

Anzahl der beplankten Seiten: 1 für einseitige, 2 für beidseitige Beplankung unter der Annahme<br />

gleicher Ausführung der Verbindungen auf beiden Seiten.<br />

Bei unterschiedlichen Verbindungsmittelsteifigkeiten sind die Verformungsanteile der beiden Seiten<br />

gemäß Formel (III.3) zu addieren. Zur Aufteilung siehe Abschnitt III.2.8.<br />

Abstand der Verbindungsmittel<br />

Steifigkeit eines Verbindungsmittels<br />

73


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

Beidseitige Beplankung mit unterschiedlichen Verbindungen<br />

Für beidseitige Beplankung mit unterschiedlichen Verbindungsmitteln auf der jeweiligen Seite<br />

(III.3)<br />

mit<br />

F x,k<br />

l<br />

h p<br />

b p<br />

a 1<br />

a 2<br />

K ser,f1<br />

K ser,f1<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe (bestehend aus l = m . b p<br />

beplankten Teilen)<br />

Höhe einer Beplankung bzw. der Wandscheibe<br />

Breite einer Beplankung<br />

Abstand der Verbindungsmittel innen<br />

Abstand der Verbindungsmittel außen<br />

Steifigkeit eines Verbindungsmittels innen<br />

Steifigkeit eines Verbindungsmittels außen<br />

III.2.2 Verformung aus der Längsdehnung der Rippen<br />

Die Verformung aus den Längsdehnungen der Rippen (mit Querschnittsfläche A vert<br />

) kann nach Formel III.4<br />

ermittelt werden.<br />

(III.4)<br />

mit<br />

F x,k<br />

h<br />

l<br />

A vert<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe<br />

Querschnittsfläche der Rippen<br />

E 0,mean<br />

Elastizitätsmodul der Rippen<br />

Der Einfluss von Rähm und Schwelle (mit Querschnittsfläche A hor<br />

) kann in der Regel vernachlässigt werden, da<br />

sich deren Dehnungsanteile aus Zug und Druck bei einigermaßen kontinuierlicher Einleitung der Horizontallast<br />

aufheben.<br />

Soll die Normalkraft in Rähm und Schwelle dennoch berücksichtigt werden, erhöht sich die Verformung gemäß<br />

Formel (III.5).<br />

(III.5)<br />

mit<br />

F x,k<br />

h<br />

l<br />

A hor<br />

A vert<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe<br />

Querschnittsfläche von Rähm bzw. Schwelle<br />

Querschnittsfläche der Rippen<br />

E 0,mean<br />

Elastizitätsmodul der Hölzer<br />

74


Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

III.2.3<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker<br />

(III.6)<br />

mit<br />

F x,k<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

l A<br />

Innerer Hebelarm zwischen Kraft <strong>im</strong> Zuganker und Resultierender der Druckzone (l A<br />

≈ 0,9 . l)<br />

h Höhe der Wandscheibe<br />

K ser,A<br />

Dehnsteifigkeit des Zugankers<br />

Laut Colling 2011 kann als grobe Abschätzung für die Nachgiebigkeit der Zugverankerung eine Größe von 1 mm<br />

angenommen werden. Die zugehörige Horizontalverschiebung kann dann vereinfacht gemäß Formel III.7 abgeschätzt<br />

werden.<br />

(III.7)<br />

III.2.4<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Verschiebung der Schubwinkel<br />

(III.8)<br />

mit<br />

F x,k<br />

K ser,V<br />

n v<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Steifigkeit eines Schubwinkels gegen horizontales Verschieben<br />

Anzahl der Schubwinkel<br />

III.2.5<br />

Verformung aus der Eindrückung der Schwelle<br />

Abbildung III-2 Abmessungen für die Pressung und Stauchung der Schwelle<br />

(III.9)<br />

mit<br />

F x,k<br />

h<br />

l<br />

b hor<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe<br />

Breite der Schwelle<br />

75


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

h hor<br />

b vert<br />

l<br />

Höhe der Schwelle<br />

Breite des Stehers<br />

Länge der Wandscheibe<br />

Laut Pischl 2007 kann für die Einpressung von Kontaktstößen eine Größe von 1,0 bis 1,5 mm als Verformung<br />

<strong>im</strong> Gebrauchszustand angenommen werden. Die zugehörige Horizontalverschiebung am Wandkopf kann dann<br />

vereinfacht gemäß Formel III.10 abgeschätzt werden.<br />

(III.10)<br />

III.2.6<br />

Verformung aus der Schubverformung der Beplankung<br />

(III.11)<br />

mit<br />

G p,1<br />

Schubmodul der inneren Beplankung (1)<br />

G p,2<br />

Schubmodul der äußeren Beplankung (2)<br />

t p,1<br />

t p,2<br />

Dicke der inneren Beplankung (1). 0 wenn keine Schubsteife innere Beplankung vorhanden ist.<br />

Dicke der äußeren Beplankung (2). 0 wenn keine Schubsteife äußere Beplankung vorhanden ist.<br />

III.2.7<br />

Gesamtverformung und Gesamtsteifigkeit<br />

Die Gesamtsteifigkeit der Kopfverschiebung der Wandscheibe in ihrer Ebene ergibt sich aus der Gesamtverformung<br />

u = u Kser<br />

+ u N<br />

+ u A<br />

+ u V<br />

+ u C<br />

+ u G<br />

zu<br />

(III.12)<br />

III.2.8 Lastanteile für innen und außen unterschiedlich beplankte Wandtafeln<br />

In Eurocode 5-1-1 9.2.4.2 (7) wird angegeben, dass bei gleichartiger Verbindungsanordnung 75 % der Wandscheibentragfähigkeit<br />

der schwächeren Seite in Rechnung gestellt werden sollen. Andernfalls nicht mehr als 50 %.<br />

Für eine genauere Rechnung kann die Aufteilung nach den Steifigkeitsanteilen der Beplankungen und ihren Verbindungsmitteln<br />

erfolgen, wenn aus den oben angeführten Verformungsanteilen die Terme für Beplankung 1 und<br />

2 getrennt und die Einflüsse aus Schubverformung und Nachgiebigkeit der Verbindungen kombiniert werden.<br />

(III.13)<br />

(III.14)<br />

76


Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Die Steifigkeitsanteile ergeben direkt die Verteilung der Einwirkung auf die beiden Beplankungsseiten<br />

(III.15)<br />

(III.16)<br />

Die Kräfte auf die einzelnen Beplankungen ergeben sich damit zu<br />

(III.17)<br />

(III.18)<br />

und für den Nachweis <strong>im</strong> Grenzzustand der Tragfähigkeit ist<br />

und<br />

einzuhalten.<br />

77


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

III.2.9 Kennwerte für Beplankungsmaterialien<br />

In Tabelle III-2 sind die erforderlichen Rechenwerte für <strong>Holz</strong>werkstoffe und mineralische Beplankungsmaterialien<br />

angeführt. Die Berechnung der Steifigkeitsanteile aus dem Schubmodul und der Beplankungsdicke werden in<br />

den vorigen Abschnitten behandelt.<br />

Tabelle III-2 Schubmodul und Festigkeitswerte für häufig verwendete Beplankungsmaterialien<br />

Beplankung Rohdichte Scheibenbeanspruchung<br />

<strong>Holz</strong>werkstoff oder<br />

anderer Baustoff<br />

Dicke Schubmodul Zugfestigkeit Schubfestigkeit<br />

t ρ k G x,y,mean f t,k f V,x,y,k<br />

[mm] [kg/m³] [N/mm²] [N/mm²] [N/mm²]<br />

MDF.LA<br />

Platte nach Trockenverfahren<br />

gemäß EN 622-5<br />

t ≤ 12 mm 650<br />

13<br />

12 < t ≤ 19 mm 600 800 30 12,5<br />

19 < t ≤ 30 mm 550 12,0<br />

6,50<br />

OSB/2 bzw. OSB/3<br />

Oriented Strandboard<br />

Platten für tragende Zwecke<br />

gemäß EN 300<br />

t ≤ 25 mm 550 1080 6,8 bis 7,2 6,80<br />

Gipsplatten gemäß ÖNORM<br />

B 3410 31 t = 12,5 mm 680<br />

700<br />

t = 15,0 mm 1,4<br />

1,7<br />

1,0<br />

t = 18,0 mm 1,1<br />

Spanplatten<br />

für tragende Zwecke gemäß<br />

EN 312-5<br />

t ≤ 13 mm 650 960 8,9 6,6<br />

13 < t ≤ 20 mm 600 930 7,9 6,10<br />

20 < t ≤ 25 mm 550 860 6,9 5,50<br />

Gipsfaserplatten<br />

Fermacell Xella 32<br />

t = 10 mm<br />

2,50 3,70<br />

t = 12,5 mm 2,40 3,60<br />

t = 15 mm<br />

1150 1600<br />

2,40 3,50<br />

t = 18 mm 2,30 3,40<br />

t = 25 mm 2,10 3,20<br />

Rigidur 33 t = 12,5 mm 1150 650 2,20 1,20<br />

t = 15 mm 1150 650 2,00 1,20<br />

Hartgipsplatten 34 t = 12,5 mm 1000 1700 35 1,99 2,80<br />

t = 15 mm 1000 2300 1,76 2,60<br />

t = 18 mm 1000 1900 1,40 2,10<br />

Die Umrechnung zwischen Mittelwert und charakteristischem Wert der Rohdichte ρ m<br />

und ρ k<br />

ist in<br />

Abschnitt II.4.1 beschrieben.<br />

30 EN 12369-1:2001-04-01, Abschnitt 5.5<br />

31 ÖNORM B 1995-1-1:2019-06, Tabelle NA.H.3<br />

32 ETA-03/0050<br />

33 ETA-08/0147<br />

34 ETA-13/0800<br />

35 Knauf Diamant GKFI<br />

78


Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Beispiel III.1 – Beispiel <strong>Holz</strong>rahmenwand 1<br />

Gegeben:<br />

Die <strong>Holz</strong>rahmenbauwand mit dem Aufbau gemäß Abbildung III-3 und statischem System gemäß Abbildung III-4<br />

wird durch eine horizontale Kraft am Kopf belastet.<br />

Gesucht:<br />

Steifigkeit gegen horizontale Verschiebung der Wand in ihrer Ebene.<br />

Abbildung III-3 Horizontalschnitt durch eine <strong>Holz</strong>rahmenwand –<br />

a) Tragstruktur aus OSB Beplankung, Steher KVH 8/16, MDF.RWH verklammert<br />

Abbildung III-4 Statisches System<br />

Höhe h = 2,75 m; Wandlänge l = 2,50 m bestehend aus zwei Beplankungsfeldern.<br />

Verankerung der Randrippen mittels Zuganker: K ser<br />

= 6 070 N/mm laut Herstellerangaben.<br />

Schubverankerung der Schwelle mittels Schubwinkel: K ser<br />

= 8 600 N/mm laut Herstellerangaben.<br />

Beplankung innen: OSB Dicke d p<br />

= 18 mm mit Klammern d Kl<br />

= 1,8 mm alle a 1<br />

= 7,5 cm<br />

Steher: b vert<br />

/h vert<br />

= 8/16 cm, C24<br />

Schwelle: b hor<br />

/h hor<br />

= 16/4 cm, C24<br />

Einwirkung: F x,k<br />

= 10 kN<br />

Materialkennwerte<br />

OSB: ρ 1,m<br />

= 620 kg/m³<br />

= 1 080 N/mm²<br />

G p<br />

C24: ρ 2,m<br />

= 420 kg/m³<br />

E 0,mean<br />

E 90,mean<br />

= 11 000 N/mm²<br />

= 370 N/mm<br />

79


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

Steifigkeit der Klammern<br />

Verformungsanteile<br />

a) Verformung der Verbindungsmittel der Beplankung gemäß Abschnitt III.2.1<br />

b) Verformung aus der Längsdehnung der Rippen gemäß Abschnitt III.2.2<br />

c) Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker gemäß Abschnitt III.2.3<br />

d) Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Verschiebung der Schubwinkel gemäß Abschnitt III.2.4<br />

e) Verformung aus der Eindrückung der Schwelle gemäß Abschnitt III.2.5<br />

80


Wandscheiben <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

f) Verformung aus der Schubverformung der Beplankung gemäß Abschnitt III.2.6<br />

g) Gesamtverformung und Gesamtsteifigkeit gemäß Abschnitt III.2.7<br />

Die Verformung ist <strong>im</strong> Allgemeinen gemäß Formel (III.13) zu begrenzen.<br />

Die Gesamtsteifigkeit<br />

81


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

III.3<br />

WANDSCHEIBEN AUS BRETTSPERRHOLZ<br />

Die horizontale Verformung am Wandkopf kann aus den Verformungsanteilen gemäß Abbildung III-5 gewonnen<br />

werden. Die Reihenfolge der Verformungsanteile wurde entsprechend dem Normenentwurf gewählt und entspricht<br />

nicht dem jeweiligen Größenanteil. Die unterstrichenen Anteile machen gemeinsam in der Regel 60 %<br />

bis 80 % der Gesamtverformung aus und stammen aus der Nachgiebigkeit der Verbindungsmittel. Lukacs et al.<br />

2019 haben einen Vergleich der Berechnungsansätze aus der wissenschaftlichen Literatur für die Tragfähigkeit<br />

und Steifigkeit von Aussteifungswänden aus Brettsperrholz angestellt. Die Arbeit bestätigt, dass die Hauptanteile<br />

der Verformung aus der Nachgiebigkeit der Verbindungen stammen. Die darin verglichenen Rechenansätze aus<br />

verschiedenen Quellen st<strong>im</strong>men relativ gut überein.<br />

Je nach Ausführung ist zwischen punktuellen Verbindungen mit Zugankern an den Wandenden mit Schubwinkeln<br />

in der Fuge und kontinuierlichen Verbindungen zu unterscheiden. In diesem Abschnitt werden die punktuellen<br />

Verbindungen mit den Verformungsanteilen u A<br />

und u V<br />

nach Formel (III.19) und als Variante für die kontinuierliche<br />

Anordnung beschrieben.<br />

(III.19)<br />

mit<br />

u<br />

u C<br />

u G<br />

gesamte horizontale Verschiebung des Wandkopfes<br />

Verschiebungsanteile<br />

aus der Biegung der Wandscheibe (a)<br />

aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zugverbindung (b)<br />

aus der Starkörperverschiebung durch Verschiebung der Schubwinkel (c)<br />

aus der Eindrückung der Schwelle (d)<br />

aus der Schubverformung der Wandscheibe (e)<br />

82


Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Abbildung III-5 Verformungsanteile von Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

a) Biegung b) Zuganker c) Schubwinkel d) Schwellenpressung e) Schubverformung<br />

Abbildung III-6 Wandscheibe a) System mit Belastung und b) Steifigkeitswerten<br />

83


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

III.3.1<br />

Verformung aus Biegung der Wandscheibe<br />

Biegesteifigkeit<br />

(III.20)<br />

mit<br />

t 0,net<br />

l<br />

Netto-Dicke aus der Summe der vertikalen Brettdicken<br />

Wandlänge<br />

E 0,mean<br />

Mittelwert des E-Moduls (laut Herstellerangaben)<br />

für Bretter aus C24 gilt gemäß ÖNORM B 1995-1-1: E 0,mean<br />

= 11500 N/mm²<br />

III.3.2 Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker<br />

Der Einfluss der Auflast führt zu höheren horizontalen Steifigkeiten und wird in den folgenden Formeln hervorgehoben.<br />

(III.21)<br />

mit<br />

l A<br />

l<br />

K ser,A<br />

h<br />

g k<br />

innerer Hebelarm (näherungsweise<br />

Wandlänge<br />

Steifigkeit eines Zugankers<br />

Wandhöhe<br />

charakteristischer Wert einer allfälligen ständigen Auflast für tragende Wände aus den ständigen<br />

Flächenlasten mal der Lasteinflussbreite. Für Wände unter BSP-Decken, die in Haupttragrichtung angeordnet<br />

sind, können Streichlasten aus einem Deckensteifen mit einer Lasteinflussbreite von rd. 1 m<br />

Deckenbreite angesetzt werden.<br />

Für vertikal vorgespannte Konstruktionen gilt dieser Verformungsansatz nicht, da bei Belastung zunächst die<br />

Spannungen in der Vorgedrückten Fuge abgebaut werden. Vom Grad der Vorspannung abhängig kann davon ausgegangen<br />

werden, dass in diesem Fall nur der Verformungsanteil der Druckzone anzusetzen ist.<br />

Verformung bei kontinuierlich verbundenen Schwellen<br />

Wird die Verdrehung der Wandscheibe durch kontinuierliche Verbindungen der Schwelle mit dem Untergrund<br />

verhindert, so kann die Kopfverformung gemäß Formel (III.22) folgenden Ansatz abgeschätzt werden. Wegen der<br />

wesentlich höheren Drucksteifigkeit <strong>im</strong> Verhältnis zur Zugsteifigkeit kann in der Kontaktfuge von einer annähernd<br />

dreieckförmigen Zugkraftverteilung und einer annähernd punktuellen Druckkraft ausgegangen werden. Mittels einer<br />

entsprechenden Gleichgewichtsbetrachtung und dem Arbeitssatz kann der Wert der Kopfverformung gewonnen<br />

werden. Dieses Modell ist wegen des linearen Ansatzes der Zugkräfte in den Verbindungsmitteln konservativ.<br />

Bei Laststeigerung würden die äußeren Zugverbindungen höhere Lasten aufnehmen und die resultierende<br />

Zugkraft nach außen wandern.<br />

84


Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Abbildung III-7 Kopfverschiebung durch Nachgiebigkeit bei kontinuierlicher Verbindung der Schwelle<br />

(III.22)<br />

mit<br />

F x,k<br />

h<br />

l<br />

K ser,i<br />

a i<br />

g k<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Gesamtlänge der Wandscheibe<br />

Steifigkeit eines Verbindungsmittels gegen verschieben in vertikale Richtung<br />

Abstand der Verbindungsmittel<br />

charakteristischer Wert einer allfälligen ständigen Auflast für tragende Wände aus den ständigen Flächenlasten<br />

mal der Lasteinflussbreite. Für Wände unter BSP-Decken, die in Haupttragrichtung angeordnet<br />

sind, können Streichlasten aus einem Deckensteifen mit einer Lasteinflussbreite von rd. 1 m<br />

Deckenbreite angesetzt werden.<br />

Der Anteil der Verformung aus der Verschiebung wird <strong>im</strong> folgenden Abschnitt III.3.3 berücksichtigt.<br />

III.3.3<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Verschiebung der Schubwinkel<br />

(III.23)<br />

F x,k<br />

K ser,v<br />

n V<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Steifigkeit eines Schubwinkels gegen horizontales Verschieben<br />

Anzahl der Schubwinkel<br />

85


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

III.3.4 Verformung aus der Eindrückung der Druckzone<br />

Abhängig von der konstruktiven Ausformung der Lagerung der Wand kann die Eindrückung der Druckzone bei<br />

Brettsperrholzwänden über einen Ansatz einer Druckzonenbreite und zugehörigem inneren Hebelarm abgeschätzt<br />

werden. Die Auflast auf die Wandscheibe hat hier keinen Einfluss.<br />

(III.24)<br />

F x,k<br />

h<br />

l A<br />

K ser,C<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Innerer Hebelarm (kann mit l A<br />

= 0,9 l abgeschätzt werden)<br />

Steifigkeit der Druckzone<br />

Vereinfachte Betrachtung<br />

Bei Annahme einer Druckzonenbreite von 0,1 l und über die Höhe der Schwelle konstant verlaufender Spannungsverteilung<br />

ergibt sich die Steifigkeit der Schwelle zu<br />

(III.25)<br />

daraus kann die Verformung aus der Eindrückung der Druckzone ermittelt werden aus:<br />

(III.26)<br />

F x,k<br />

h<br />

l<br />

b c<br />

h hor<br />

charakteristischer Wert der horizontalen Einwirkung als Einzellast am Wandkopf<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Länge der Wandscheibe<br />

Breite der Druckzone (Wandbreite gemessen von innerster zu äußerster vertikalen Decklage)<br />

Höhe der Schwellen bzw. der unter dem Wandelement liegenden BSP Decke oder darunter liegende<br />

Konstruktion<br />

E 90,mean<br />

Elastizitätsmodul der Schwelle bzw. der Unterkonstruktion quer zur Faser<br />

Genaue Betrachtung der Drucksteifigkeit der Schwelle<br />

(III.27)<br />

Die Steifigkeit für die Eindrückung auf der Druckseite – der Wert für K ser,C<br />

der Feder in Abbildung III-6 b) wird<br />

für die Lastsituation bei Erreichen der Traglast des Zugankers ermittelt. Dann gilt, dass die Druckkraft gleich<br />

der Traglast des Zugankers ist: F A,d<br />

= F R,t,d<br />

. Die Länge der Druckzone wird unter der Annahme eines konstanten<br />

Druckspannungsblockes bei Erreichen der Druckfestigkeit ermittelt. Der innere Hebelarm zwischen Zug- und<br />

Druckzone ist dann gemäß Formel (III.27).<br />

(III.28)<br />

86


Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

F R,t,d<br />

q d<br />

l c<br />

b c<br />

Bemessungswert der Zugtragfähigkeit des Zugankers<br />

Bemessungswert der vertikalen Auflast<br />

Länge der Druckzone<br />

Breite der Druckzone<br />

(darf gleich der Wandbreite angenommen werden)<br />

III.3.5<br />

Verformung aus der Schubverformung des BSP-Elements<br />

Die Schubverformung des Elements beträgt:<br />

(III.29)<br />

mit der Scheibensteifigkeit gemäß ÖNORM B 1995-1-1<br />

(III.30)<br />

mit<br />

l Wandlänge<br />

a mittlere Breite eines einzelnen Brettes<br />

in der Regel kann a = 150 mm angenommen werden<br />

G 0,mean<br />

Mittelwert des Schubmoduls<br />

für Bretter aus C24 gilt G 0,mean<br />

= 690 N/mm²<br />

t Gesamtdicke der Wand<br />

t max<br />

p s<br />

Dicke der dicksten Einzelschicht<br />

Beiwert<br />

q s<br />

Beiwert<br />

q s<br />

= 1,21<br />

III.3.6<br />

Gesamtverformung und Gesamtsteifigkeit<br />

(III.31)<br />

u m<br />

u A<br />

u V<br />

u c<br />

u G<br />

Verformung aus Biegung der Wandscheibe<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Verschiebung der Schubwinkel<br />

Verformung aus der Eindrückung der Druckzone<br />

Verformung aus der Schubverformung des BSP-Elements<br />

Die gesamte Steifigkeit errechnet sich aus<br />

(III.32)<br />

87


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

Beispiel III.2 – Steifigkeiten eines BSP-Elements<br />

Gegeben:<br />

Wandelement aus BSP 100 3s (30|40|30), Länge l = 2,5 m gemäß Abbildung III-8<br />

Gesucht:<br />

Biegesteifigkeit um die wandnormale Achse EI z<br />

, Schubsteifigkeit S xy<br />

Biegesteifigkeit<br />

Schubsteifigkeit<br />

Beispiel III.3 – Beispiel Brettsperrholzwand 1<br />

a)<br />

Abbildung III-8 Brettsperrholzwand – a) Tragstruktur aus Brettsperrholz<br />

88


Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

F x,k<br />

250<br />

BSP 100 3s<br />

275<br />

Abbildung III-9 Statisches System Brettsperrholzwand<br />

Gegeben:<br />

Aussteifende Brettsperrholzwand BSP 100 3s mit den Steifigkeitswerten laut Beispiel III.2, mit Schwelle 4 cm<br />

Höhe 2,75 m; Wandlänge 2,50 m nach Abbildung III-9.<br />

Verankerung mittels Zugankern: K ser<br />

= 6 070 N/mm laut Herstellerangaben,<br />

Schubwinkel: K ser<br />

= 8 600 N/mm laut Herstellerangaben<br />

Einwirkung am Scheibenkopf: F x,k<br />

= 10 kN<br />

Varianten für den Einfluss der Auflast<br />

a) vollkommen unbelastete b e<br />

= 0<br />

b) durch eine Streichlast b e<br />

= 1 m<br />

c) durch eine Decke belastet b e<br />

= 3 m<br />

der Geschoßdecke<br />

Gesucht:<br />

Verformungsanteile und Steifigkeit der Wandscheibe für die drei Varianten a), b) und c) der Auflast<br />

Berechnung:<br />

Verformung aus Biegung der Wandscheibe gemäß III.3.1<br />

Biegesteifigkeit aus Beispiel III.2<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Dehnung der Zuganker gemäß III.3.2<br />

89


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

a) ohne Auflast<br />

b) mit Streichlast<br />

c) mit Deckenauflast<br />

Verformung aus der Starrkörperverdrehung durch Verschiebung der Schubwinkel gemäß III.3.3<br />

Verformung aus der Eindrückung der Druckzone gemäß III.3.4<br />

Verformung aus der Schubverformung des BSP-Elements gemäß III.3.5<br />

Schubsteifigkeit aus Beispiel III.2<br />

Gesamtverformung und Gesamtsteifigkeit<br />

a) ohne Auflast<br />

b) mit Streichlast<br />

c) mit Deckenauflast<br />

90


Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

Verformungsanteile (für b) Auflast aus Streichlast)<br />

u<br />

0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4<br />

Biegung des Elements<br />

Schubwinkel<br />

Zuganker<br />

Druckzone<br />

Schubverformung<br />

Gesamtsteifigkeit<br />

a) ohne Auflast<br />

b) mit Streichlast<br />

c) mit Deckenauflast<br />

III.3.7<br />

Gekoppelte Wandscheiben<br />

Die Fugensteifigkeit in der Verbindung von zwei Wandscheiben aus Brettsperrholz ist zu berücksichtigen.<br />

Abbildung III-10 Gekoppelte Wandscheiben<br />

91


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben mit Öffnungen<br />

Annähernd kann nach Iztok und Bruno 2012 davon ausgegangen werden, dass die vertikale Fuge ausreichend<br />

steif ausgeführt wird, dass sich die gekoppelten Scheiben annähernd wie ein gesamtes Scheibenfeld verformen<br />

und das Zwischenauflager B nicht wirksam wird und also keine Druckspannungen erfährt. Das ist etwa ab einem<br />

Wert der Steifigkeit der vertikalen Fuge gleich der Steifigkeit des Zugankers der Fall.<br />

Damit kann die Verformung von gekoppelten BSP-Scheiben durch einen zusätzlichen Term (der letzte und unterstrichene<br />

Term in Formel (III.33)) für die vertikale Fuge abgeschätzt werden.<br />

(III.33)<br />

mit<br />

K F<br />

Gesamte Steifigkeit der Fuge in [kN/m]<br />

III.4<br />

WANDSCHEIBEN MIT ÖFFNUNGEN<br />

Der Einfluss von Öffnungen in Wandscheiben kann durch Formeln abgeschätzt werden, die von Versuchen abgeleitet<br />

und mit einem Ingenieuransatz verallgemeinert wurden. In aktuellen Normvorschlägen 36 für Eurocode 5<br />

werden Öffnungen in der Größe von einem Zehntel der Wandabmessung als vernachlässigbar angesehen, wenn<br />

Sie insgesamt weniger als ein Hundertstel der Wandfläche ausmachen.<br />

In der Literatur finden sich Ansätze für Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise und in Brettsperrholzbauweise.<br />

Die folgenden Formeln sind Dujic et al. entnommen. Alternativ können Computermodelle eingesetzt werden.<br />

Brettsperrholzwände können als ebene Rahmen aus Stäben in den beiden Richtungen der Brettlagen modelliert<br />

werden oder als Finite-Element-Modelle mit orthotropen Membransteifigkeiten. Fachwerkmodelle sind für<br />

Brettsperrholz nicht gut geeignet. Sie finden eher für <strong>Holz</strong>rahmenwände Anwendung. Dabei werden die stabförmigen<br />

Bauteile als Stäbe modelliert und die Beplankung inklusive der Nachgiebigkeiten der Verbindungsmittel als<br />

Diagonalen.<br />

Abbildung III-11 Wandscheibe mit Öffnungen<br />

Verhältniswerte der Flächen und Öffnungslängen<br />

(III.34)<br />

36 Arbeitsdokument CEN/TC 250/SC 5 N 0700.<br />

92


Wandscheiben mit Öffnungen<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

(III.35)<br />

(III.36)<br />

Der Beiwert zur Reduktion der Steifigkeit von Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

(III.37)<br />

ergibt die reduzierte Steifigkeit für Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise zu<br />

(III.38)<br />

Der Beiwert zur Reduktion der Steifigkeit von Wandscheiben in Brettsperrholzbauweise<br />

(III.39)<br />

ergibt die reduzierte Steifigkeit für Wandscheiben in Brettsperrholzbauweise<br />

(III.40)<br />

Beispiel III.4 – Wandscheibe mit Öffnungen<br />

Abbildung III-12 Abmessungen für Wandscheibe mit Öffnungen<br />

Flächeneinfluß<br />

Längeneinfluss<br />

93


III<br />

WANDSCHEIBEN<br />

Wandscheiben mit Öffnungen<br />

Beiwert<br />

Beiwert zur Abschätzung der Steifigkeit der Wandscheibe in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

Die Steifigkeit der Wandscheibe in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise mit Öffnungen beträgt 47 % der Steifigkeit der Wandscheibe<br />

ohne Öffnungen.<br />

Beiwert zur Abschätzung der Steifigkeit der Wandscheibe in Brettsperrholzbauweise<br />

Die Steifigkeit der Wandscheibe in Brettsperrholzbauweise mit Öffnungen beträgt 57 % der Steifigkeit der Wandscheibe<br />

ohne Öffnungen.<br />

94


Wandscheiben mit Öffnungen<br />

WANDSCHEIBEN<br />

III<br />

95


KAPITEL IV<br />

KAPITEL IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV.1 Lastweitergabe auf die Wandscheiben<br />

IV.2 Deckenscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

IV.3 Deckenscheiben in Brettsperrholz<br />

IV.4 Fachwerksmodelle für die Scheibenwirkung<br />

98<br />

99<br />

100<br />

101<br />

97


IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Lastweitergabe<br />

auf die Wandscheiben<br />

IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Deckenscheiben können nach EN 1998-1:2009, 4.3.1 (4) als starr aufgefasst werden, wenn die Verformungsanteile<br />

aus der Berücksichtigung ihrer Nachgiebigkeit nicht mehr als 10% der horizontalen Auslenkungen des<br />

gesamten Aussteifungssystems ausmachen. In der Literatur und in den Berechnungsmodellen der vorliegenden<br />

Veröffentlichung wird vom Vorliegen einer ausreichend steifen Deckenscheibe ausgegangen. Da die statisch<br />

nutzbare Höhe der Deckenscheiben größer ist als jene der Wandscheiben, das statische System der Deckenscheiben<br />

einem Träger und jenes der Wandscheiben einem Kragarm entspricht und die Decken nach Möglichkeit<br />

mit versetzten Stößen ausgeführt werden, ist diese Annahme <strong>im</strong> Allgemeinen vertretbar (Andreolli und Tomasi<br />

2016). Das tatsächliche Verformungsverhalten von Deckenscheiben ist nicht sehr umfassend dokumentiert.<br />

Lukacs et al. 2019 schlagen daher vor, die beiden Varianten der starren und nachgiebigen Deckenscheiben zu<br />

untersuchen(z.B. gemäß Abbildung I-9), um die Auswirkung auf die Verteilung der Lasten auf die Wandscheiben<br />

zu prüfen.<br />

Tragwerksplanerinnen und Tragwerksplaner haben in der Regel das Ziel, den Aufwand für das Rechenmodell<br />

in einem angemessenen Maß zu halten und eine nachvollziehbare und prüfbare Dokumentation der Berechnung<br />

zu erstellen. Dafür sollte die Komplexität des gewählten Modells mit dem aktuellen Kenntnisstand und<br />

den Unschärfen der eingesetzten Parameter übereinst<strong>im</strong>men. Aus heutiger Sicht ist die Annahme von starren<br />

Deckenscheiben sinnvoll. Ein wesentliches Ziel der Tragwerksplanung ist es, mit den aussteifenden Wänden<br />

ein Gleichgewichtssystem zu schaffen, das ausreichend Tragwiderstand gegen Horizontallasten bietet. Im Fall<br />

von Erdbeben ist eine Lastumlagerung vom realen auf das angenommene System durch die Überfestigkeit der<br />

Verbindungen möglich.<br />

Zur Untersuchung von Deckenscheiben wird <strong>im</strong> Folgenden kurz auf die Bauweisen eingegangen und ein Fachwerksmodell<br />

vorgestellt, mit dem die Verformungen der Deckenscheiben abgeschätzt werden können.<br />

Für den Nachweis der Tragfähigkeit von Deckenscheiben siehe Wallner-Novak et al. 2018 und ÖNORM B 1995-1-1.<br />

IV.1<br />

LASTWEITERGABE AUF DIE WANDSCHEIBEN<br />

IV.1.1 Nachgiebige Deckenscheiben<br />

Im Fall von nachgiebigen Deckenscheiben wird mit Lasteinflussflächen gearbeitet. Für Windlasten werden die<br />

Längen zwischen den Wandscheiben halbiert und die Windlast entsprechend aufgeteilt (Coulbourne Consulting<br />

2017, S. 6–13). Für Erdbebenlasten werden die, an die jeweils betrachtete Scheibe angrenzenden Grundrissflächen<br />

halbiert und dieser anteilsmäßig zugewiesen. Das Modell entspricht einem Deckenfeld als vollkommen biegeschlaffen<br />

Träger. Dieses Modell für die Verteilung der Horizontallasten setzt voraus, dass der Lastangriffspunkt<br />

und die Resultierende der Widerlagerreaktionen geometrisch nahe aneinander liegen. Das ist für eine weitgehend<br />

symmetrische Anordnung der Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss der Fall. Torsionseffekte können nicht abgebildet<br />

werden.<br />

98


Deckenscheiben<br />

in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV<br />

Abbildung IV-1 Modell mit Verteilung der Einwirkung auf die Wandscheiben nach den Einflussbreiten für nachgiebige Deckenscheiben<br />

IV.1.2 Starre Deckenscheiben<br />

Dieses in der Regel für Tragwerksuntersuchungen eingesetzte Modell geht von starren Deckenscheiben aus.<br />

Die Auswirkungen horizontaler Lasten ergibt sich entsprechend den Steifigkeitsverhältnissen der einzelnen<br />

Wandscheiben.<br />

IV.2<br />

Deckenscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

Berechnung und Bemessung von Deckenscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise ist in <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> Deutschland-Institut<br />

e.V. 2018 gut nachvollziehbar beschrieben. Es wurden auch Tabellen erarbeitet, die Ausführungen ohne rechnerischen<br />

Nachweis zusammenfassen.<br />

IV.2.1 Aussparungen<br />

Nach Steinmetz 2001 können Aussparrungen, deren Länge und Höhe 20 % der Scheibenhöhe <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau<br />

nicht überschreitet vernachlässigt werden, wenn be<strong>im</strong> Nachweis die Aussparungshöhe von der statischen Höhe<br />

abgezogen wird. Die Länge der Aussparung sollte außerdem auf 30 % der betrachteten Scheibenstützweite<br />

beschränkt werden.<br />

99


IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Deckenscheiben<br />

in Brettsperrholz<br />

Im Entwurf zur Überarbeitung von Eurocode 5 werden Angaben zu Öffnungen gemacht, die keine Reduktion der<br />

Schubtragfähigkeit zur Folge haben. Unberücksichtigt dürfen demnach rechteckige Öffnungen mit Einfassung<br />

der Ränder bleiben, wenn die größte Abmessung 30 cm nicht überschreitet oder rechteckige Öffnungen ohne<br />

Einfassung der Ränder, wenn die größere Abmessung 15 cm nicht unterschreitet. Bei runden Öffnungen gilt als<br />

max<strong>im</strong>aler Durchmesser 20 cm.<br />

Der Randabstand der Öffnung zum Rand der Beplankung sollte dabei mindestens gleich der größten Abmessung<br />

der Öffnung sein. Je Beplankungsplatte sollte nur eine Öffnung angeordnet werden. Der Achsabstand der Öffnungen<br />

muss mindestens 120 cm betragen.<br />

IV.3<br />

DECKENSCHEIBEN IN BRETTSPERRHOLZ<br />

Wallner-Novak et al. 2013 und Moroder et al. 2015 schlagen für einfache Grundrissgeometrien die Verwendung<br />

zugehöriger Trägermodelle nach Abbildung IV-2 vor. Die drei Beanspruchungstypen können durch Nachweise der<br />

Brettsperrholzelemente und der Verbindungsmittel bewertet werden. In der Regel ist der Nachweis der Gebrauchstauglichkeit<br />

in Form von Durchbiegungsnachweisen nicht erforderlich. Hier kann aber durch Ansatz der virtuellen<br />

Kraft und Anwendung des Arbeitssatzes die Durchbiegung abgeschätzt werden. Die Brettsperrholzelemente<br />

werden dafür in der Regel starr angesetzt und nur die Verformungsanteile aus den Verbindungen berücksichtigt.<br />

Deckenscheibe mit aussteifenden Wänden und Windeinwirkung<br />

a) Schub entlang der Fugen b) Schub entlang der Fugen<br />

c) Beanspruchung der Scheibe als liegender Träger<br />

37 Wallner-Novak et al. 2013.<br />

Abbildung IV-2 Beanspruchung von<br />

Deckenscheiben aus Brettsperrholz 37<br />

100


Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV<br />

IV.3.1 Aussparungen<br />

Die Festlegungen zu Aussparungen von Abschnitt IV.2.1 können als konservative Eingrenzung für Scheiben aus<br />

Brettsperrholz übernommen werden. Für weiterführende Betrachtung sind Modelle nach der Scheibentheorie<br />

oder einfacher Fachwerkmodelle zu verwenden. Als EDV-Modelle sind orthotrope Membranflächen für eine Berechnung<br />

nach der Methode der Finiten Elemente einsetzbar.<br />

IV.4<br />

FACHWERKSMODELLE FÜR DIE SCHEIBENWIRKUNG<br />

In Fällen größerer Öffnungen oder unregelmäßiger Geometrie von Deckenscheiben kann die Betrachtung mittels<br />

Fachwerkmodellen erfolgen. Die Schubfeldtheorie in <strong>Holz</strong>rahmenbau lässt sich leicht in Fachwerkmodelle<br />

überführen. Für Brettsperrholz wird zur Untersuchung der Spannungen in einzelnen Bauteilen in der Regel auf<br />

Stabwerksmodelle in Form von Rahmengittern oder Flächenmodelle in Form von Orthotropen-Membran- oder<br />

Schalen-Elementen der Finite-Elemente-Methode zurückgegriffen. Das globale Tragverhalten von Deckenscheiben<br />

kann auch für die Brettsperrholzbauweise gut mit Fachwerkmodellen abgeschätzt werden. Im Folgenden<br />

werden die Ansätze für ein Fachwerksmodell in Anlehnung an Steinmetz 2001 auf Deckenscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise<br />

und aus Brettsperrholz zusammengestellt.<br />

IV.4.1<br />

Rückführung von Schubfeldern auf Fachwerkdiagonalen<br />

Abbildung IV-3 Scheibe und Fachwerkmodell<br />

Schubverformung und Verformung des schubnachgiebig gelagerten Randes des Schubfeldes aus Abbildung IV-3<br />

mit<br />

F k<br />

= 1.<br />

(IV.1)<br />

101


IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

Verformung aus der Dehnung der Fachwerkdiagonale mit F k<br />

= 1.<br />

(IV.2)<br />

Ersatzsteifigkeit der Diagonalen<br />

Durch Gleichsetzen der Formeln (IV.1) und (IV.2) kann die Ersatzsteifigkeit der Diagonale (Stab 3) ermittelt werden:<br />

(IV.3)<br />

Abbildung IV-4 Schubfelder mit Ersatzfachwerk<br />

Sind die Schubverbindungen entlang beider Ränder gleich steif und in gleichem Abstand angeordnet gilt:<br />

(IV.4)<br />

Für Brettsperrholzscheiben ohne Schubverbindung entlang Kante a gilt:<br />

(IV.5)<br />

Für die obenstehenden Formeln gilt:<br />

a Seitenlänge a des Schubfeldes<br />

b Seitenlänge b des Schubfeldes<br />

102


Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV<br />

e a<br />

e b<br />

K ser,v,a<br />

K ser,v,b<br />

e<br />

K ser,v<br />

GA s<br />

Abstand der Verbindungen entlang der Seite a<br />

Abstand der Verbindungen entlang der Seite b<br />

Schubsteifigkeit einer Verbindung am Rand a<br />

Schubsteifigkeit einer Verbindung am Rand b<br />

Gleicher Abstand der Verbindungen entlang beider Seiten<br />

Gleiche Schubsteifigkeit einer Verbindung entlang beider Seiten<br />

Schubsteifigkeit der Beplankung bzw. des Brettsperrholz-Elements<br />

Schubsteifigkeit der Elemente<br />

Die Schubsteifigkeit kann folgendermaßen ermittelt werden:<br />

Für einseitige Beplankungen <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>rahmenbau (siehe auch III.2.6):<br />

(IV.6)<br />

Für Wandscheiben aus Brettsperrholz<br />

(IV.7)<br />

mit<br />

für drei Schichten<br />

für mehr als drei Schichten<br />

Einfluss von Stabanschlüssen<br />

Die vertikalen und horizontalen Stäbe werden in der <strong>Holz</strong>rahmenbauweise entsprechend den tatsächlichen Stabquerschnitten<br />

gewählt.<br />

Für Brettsperrholz kann aus einem Vergleich der Biegesteifigkeit eines BSP-Elements zur Steifigkeit des Fachwerks<br />

für die Stäbe 1 und 2 abgeschätzt werden. Die Abschätzung gilt für reine Biegung eines Deckenelements.<br />

In Deckenfeldern mit mehreren nebeneinander liegenden BSP-Elementen steigt die Steifigkeit wegen der zunehmenden<br />

Normalkraftanteile. Als konservative Festlegung gilt:<br />

(IV.8)<br />

(IV.9)<br />

mit<br />

t 0<br />

Summe der Dicken aller Lagen in Richtung 0°<br />

t 90<br />

Summe der Dicken aller Lagen in Richtung 90°<br />

Die Lage der Stäbe entspricht der Lage des BSP-Elementrandes oder der Fuge zwischen zwei benachbarten<br />

BSP-Elementen. Sind zwei BSP-Elemente vorhanden, ist die Summe der Dehnsteifigkeiten beider Elemente<br />

anzusetzen.<br />

103


IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

Für Stäbe mit nachgiebiger Längsverbindung an ihren Enden, kann ihre Dehnsteifigkeit entsprechend Formel<br />

(IV.10) reduziert werden:<br />

(IV.10)<br />

mit<br />

s i<br />

K ser,t,A<br />

K ser,t,A<br />

Länge des Stabes i<br />

Steifigkeit einer Normalkraftverbindung am Anfang des Stabes i<br />

Steifigkeit einer Normalkraftverbindung am Ende des Stabes i<br />

Durchbiegungsabschätzung<br />

Aus der Modellbildung als Fachwerk haben Moroder et al. 2015 eine Abschätzung für die Verformung eines<br />

rechteckigen Feldes aus Deckenscheiben mit m Element-Fugen angegeben, wie in Abbildung IV-5 dargestellt und<br />

Formel (IV.11) angegeben. Dieser Ansatz geht von einem durchgehenden Zugband aus und wurde in die kanadische<br />

Bemessungsnorm aufgenommen. Für Nagelbleche oder andere Verbindungen mit der Steifigkeit K ser,t<br />

statt<br />

eines Zugbandes kann die Steifigkeit des Zugbandes EA durch L . K . ser,t<br />

m ersetzt werden.<br />

Abbildung IV-5 Deckenscheibe aus nachgiebig verbundenen Schubfeldern<br />

Gesamtverformung der Deckenscheibe bei linienförmiger Windbelastung w k<br />

(IV.11)<br />

mit<br />

w k<br />

E<br />

A<br />

H<br />

L<br />

b<br />

h<br />

GA s<br />

K ser<br />

Linienförmige Windlast<br />

Elastizitätsmodul des Zugbandes<br />

Fläche des Zugbandes<br />

Grundrissabmessung des gesamten Deckenfeldes<br />

Grundrissabmessung des gesamten Deckenfeldes<br />

Breite eines Schubfeldes<br />

Länge eines Schubfeldes<br />

Steifigkeit eines Schubfeldes (wie oben beschrieben)<br />

Steifigkeit gegen Verschieben eines Verbindungsmittels in der Fuge<br />

104


Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV<br />

e<br />

m<br />

α<br />

Abstand der Verbindungsmittel<br />

Anzahl der Spalten<br />

Seitenverhältnis α = b/h<br />

IV.4.2 Modellvergleich<br />

Als Modellvergleich wurde die Deckenscheibe eines Gebäudes mit rechteckigem Grundriss in den Abmessungen<br />

von etwa 15 mal 32 m modelliert. Etwa in der Mitte ist der Grundriss ausgeschnitten. Im Modell als Flächentragwerk<br />

wurden orthotrope Plattenelemente und Linienfreigaben mit der Steifigkeit aus Beispiel II.5 definiert. Im<br />

Modell als Fachwerk wurden die Steifigkeiten auf die Diagonalen umgerechnet.<br />

Wie der Modellvergleich zeigt, st<strong>im</strong>men die Verformungszustände überein. Die Steifigkeiten werden <strong>im</strong> Fachwerkmodell<br />

etwas unterschätzt und die horizontalen Verformungen sind um etwa 20 % höher. Die Umlagerungen<br />

der Reaktionskräfte aus den Wandscheiben liegen bei 5 %.<br />

Abbildung IV-6 Modell als Flächentragwerk<br />

105


IV<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

Abbildung IV-7 Modell als Fachwerk<br />

106


Fachwerksmodelle<br />

für die Scheibenwirkung<br />

DECKENSCHEIBEN<br />

IV<br />

107


KAPITEL V<br />

KAPITEL V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V.1 Wandscheiben in orthogonaler Anordnung<br />

V.2 Wandscheiben in allgemeiner Anordnung<br />

V.3 Gebrauchstauglichkeit<br />

110<br />

112<br />

118<br />

109


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Wandscheiben<br />

in orthogonaler Anordnung<br />

V<br />

SCHEIBENSYSTEME IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Im Abschnitt I.4 Modellbildung wurde auf die Möglichkeit der Betrachtung des Aussteifungssystems in den<br />

jeweiligen Geschoßgrundrissen eingegangen. Die horizontalen Einwirkungen werden geschoßweise in das Fundament<br />

weitergeleitet. Bei geringer Anzahl der Geschoße ohne eine geschoßweise Abstufung der Verbindungsmittel<br />

ist die Ermittlung der Auswirkungen für das Erdgeschoß ausreichend. Bei größerer Geschoßanzahl wird<br />

die Summe der Horizontallasten der über dem Aktuellen liegenden Geschoße plus die halbe Horizontallast des<br />

aktuellen Geschoßes als Einwirkung auf Ebene der Deckenscheibe angesetzt.<br />

Im Folgenden wird der Berechnungsablauf für ein System aus Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss eines Geschoßes<br />

beschrieben. Für die Berechnung wird zwischen Grundrissen mit aussteifenden Wänden in einem orthogonalen<br />

Achssystem (Abschnitt V.1) und Grundrissen mit Wandscheiben in allgemeiner Richtung (Abschnitt V.2)<br />

unterschieden. Die Anordnung nach V.1 stellt eine Sonderform der allgemeinen Anordnung V.2 dar. Das zugehörige<br />

Formelwerk ist reduziert und daher gut für eine Handrechnung geeignet. Das vereinfachte Formelwerk<br />

ist zahlreich in der Literatur zu aussteifenden Wandscheiben zu finden (z.B. Steinmetz 1988) und <strong>im</strong> folgenden<br />

Abschnitt V.1 beschrieben.<br />

Die Steifigkeitsverhältnisse für Wandscheiben aus einer Bauweise werden in Tabelle III-1, Abschnitt III.1.3 angeführt.<br />

Für Mischbauweisen ist entweder der dortige Ansatz mit relativen Steifigkeiten möglich oder es werden<br />

absolute Steifigkeitswerte für die Wandscheiben angesetzt. Die absoluten Steifigkeitswerte der Wandscheiben<br />

sind für <strong>Holz</strong>rahmenbau Abschnitt III.2 und für Brettsperrholz Abschnitt III.3 zu entnehmen.<br />

In der allgemeinen Berechnung nach V.2 wird das Kraft-Verformungsverhalten jeder Wandscheibe <strong>im</strong> Grundriss<br />

als 3 x 3-Steifigkeitsmatrix dargestellt. Durch Orientierung und Positionierung jeder Wandscheibe kann das gesamte<br />

System auf einen Punkt bezogen und gelöst werden. Die Berechnung bleibt relativ einfach und zur Umsetzung<br />

sind Tabellenkalkulations-programme gut geeignet. Diese Methode lässt auch die Erweiterung um Wandgruppen<br />

zu, die an ihren Kanten über Eck verbunden sind. Durch Vergrößerung der ebenen Steifigkeitsmatrix auf<br />

den räumlichen Fall lässt sich das Verfahren prinzipiell für die räumliche Berechnung der Geschoßsteifigkeiten<br />

erweitern. Damit ist die Basis für das Modell des räumlichen Stabes <strong>im</strong> Aufriss geschaffen.<br />

V.1 WANDSCHEIBEN IN ORTHOGONALER ANORDNUNG<br />

a) Ansatz der Steifigkeiten für die aussteifenden Wände<br />

Durchgängig einheitliche Bauweisen<br />

Relative Steifigkeiten [R]<br />

Absolute Steifigkeiten<br />

[A]<br />

<strong>Holz</strong>rahmenwände<br />

Brettsperrholzwände<br />

Für Wände parallel zur x-Achse B x,i = L i B x,i = L i<br />

1,5 B x,i = K ser<br />

Für Wände parallel zu y-Achse B y,i = L i B y,i = L i<br />

1,5 B y,i = K ser<br />

Hinweis: Für Wandscheiben, die <strong>im</strong> Grundriss eine allgemeine Orientierung haben, also weder zur x- noch zur<br />

y-Achse parallel sind, gibt es den Vorschlag zwei Steifigkeits-Komponenten anzusetzen. Die in Wandrichtung<br />

definierte Steifigkeit wäre in zwei Komponenten, eine in x-Richtung und eine in y-Richtung zu zerlegen. Diese<br />

Annahme ist unrichtig und überschätzt die Steifigkeit der Wandscheibe. Im Modell würde für die Wandscheibe<br />

sowohl ein Widerstand in Richtung der Wandachse als auch normal dazu angesetzt. Allgemein orientiere Wandscheiben<br />

sind nach V.2 zu berechnen.<br />

110


Wandscheiben<br />

in orthogonaler Anordnung<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

b) Best<strong>im</strong>mung des Steifigkeitszentrums S = (x s<br />

/ y s<br />

)<br />

(V.1)<br />

(V.2)<br />

c) Best<strong>im</strong>mung des polaren Trägheitsmoments<br />

Koordinaten vom Steifigkeitszentrum aus<br />

(V.3)<br />

(V.4)<br />

ergibt für das polare Trägheitsmoment<br />

(V.5)<br />

d) Beziehen der Einwirkung auf das Steifigkeitszentrum<br />

Die Einwirkung aus den Komponenten F x<br />

, F Y<br />

, M 0<br />

wirkt <strong>im</strong> Punkt P = (x F<br />

, y F<br />

)<br />

Auf den Schwerpunkt bezogen ist die statisch äquivalente Einwirkung<br />

(V.6)<br />

e) Auswirkung auf die einzelnen Wandscheiben<br />

(V.7)<br />

(V.8)<br />

Positive Kräfte wirken in die positive x- bzw. y-Richtung<br />

111


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

f) Kontrolle<br />

Gleichgewichtsbedingungen:<br />

(V.9)<br />

(V.10)<br />

(V.11)<br />

V.2 WANDSCHEIBEN IN ALLGEMEINER ANORDNUNG<br />

Weicht die Anordnung der Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss von einem orthogonalen System ab, so können die Wandscheibenkräfte<br />

nicht mehr über direkte Formeln ermittelt werden. Das Verhalten der Wandscheiben wird jeweils<br />

als 3 x 3 Matrix abgebildet, das den Zusammenhang zwischen den drei Kraftgrößen und den drei Weggrößen in<br />

der Ebene definiert. Damit kann also der Zusammenhang aus Kraft der Wand und der Verformung der Geschoßdecke<br />

in der allgemeinen Lage modelliert werden.<br />

V.2.1<br />

Grundlagen<br />

Lokale Steifigkeitsmatrix einer Wandscheibe in der Ebene<br />

Das Federgesetz einer Feder mit der Steifigkeit k x<br />

bezogen auf das lokale Koordinatensystem kann geschrieben<br />

werden als:<br />

(V.12)<br />

Die Steifigkeiten in Querrichtung k y<br />

= 0 und gegen Verdrehung k φ<br />

= 0 werden als Null angenommen. Die zugehörigen<br />

Federkräfte werden dann ebenfalls 0.<br />

(V.13)<br />

112


Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Das Federgesetz für eine Wandscheibe in lokalen Koordinaten lautet dann in Matrizenschreibweise:<br />

(V.14)<br />

Das Lokale Koordinatensystem ist auf den Mittelpunkt der Wandscheibe als Ursprung und der x-Achse in Wandrichtung<br />

definiert.<br />

Mit dem Kraftvektor F L,i<br />

<strong>im</strong> lokalen Koordinatensystem<br />

(V.15)<br />

der Steifigkeitsmatrix K L,i<br />

<strong>im</strong> lokalen Koordinatensystem<br />

(V.16)<br />

und dem Verschiebungsvektor U L,i<br />

<strong>im</strong> lokalen Koordinatensystem<br />

(V.17)<br />

Als Matrizenformel wird die Federsteifigkeit <strong>im</strong> lokalen Koordinatensystem definiert zu:<br />

(V.18)<br />

Transformation in das globale Koordinatensystem<br />

Um die tatsächliche Orientierung und Lage jeder der Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss zu erfassen, wird die lokale<br />

Steifigkeitsmatrix durch Drehung und Verschiebung in das globale Koordinatensystem transformiert.<br />

Die dafür notwendige Drehmatrix für eine Verdrehung um den Winkel α lautet:<br />

(V.19)<br />

Die entsprechende Verschiebungsmatrix für die Lage des Wandmittelpunktes (x M,i<br />

, y M,i<br />

) vom Ursprung aus lautet:<br />

(V.20)<br />

Die Transformation entspricht der Multiplikation der Drehmatrix mit der Verschiebungsmatrix. Die Drehmatrix<br />

ist voranzustellen, da sonst die Wand zuerst in die gewünschte Lage verschoben und erst danach samt Abstand<br />

zum Ursprung um diesen gedreht würde und eine falsche Lage einnehmen würde.<br />

(V.21)<br />

Die Steifigkeit der Wandscheibe i <strong>im</strong> globalen Koordinatensystem wird wie folgt ermittelt:<br />

(V.22)<br />

113


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

V.2.2<br />

Berechnung<br />

a) Lokale Steifigkeitsmatrix der Scheibe i<br />

Ansatz der Steifigkeit in Richtung der Wandscheibe: k x<br />

ist ein relativer oder absoluter Steifigkeitswert.<br />

(V.23)<br />

b) Transformation der Scheibe i in das globale Koordinatensystem<br />

(V.24)<br />

mit der Transformationsmatrix T und der Drehung um den Ursprung D zuerst und der anschließenden Verschiebung<br />

in die tatsächliche Lage E.<br />

(V.25)<br />

(V.26)<br />

(V.27)<br />

c) Assemblierung der Wandscheiben<br />

Mit dem Ansatz einer starren Deckenscheibe kann das globale Verhalten aller Wandscheiben <strong>im</strong> Grundriss durch<br />

die globale Steifigkeitsmatrix bezogen auf den Koordinatenursprung ausgedrückt werden:<br />

(V.28)<br />

d) Beziehen der Einwirkung auf den Koordinatenursprung<br />

Mit den Einwirkungen F G<br />

bezogen auf den Ursprung<br />

(V.29)<br />

114


Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

e) Lösen des Gleichungssystems<br />

Durch Lösen des Gleichungssystems<br />

(V.30)<br />

erhält man mit dem Verformungsvektor U G<br />

die Verformungsgrößen bezogen auf den Koordinatenursprung<br />

(V.31)<br />

(V.32)<br />

Für numerisch brauchbare Lösungen des Gleichungssystems muss für das Invertieren der Steifigkeitsmatrix, die<br />

Determinante ungleich Null sein.<br />

(V.33)<br />

Wird die Determinante gleich Null, ist das Aussteifungssystem verschieblich.<br />

f) Lokale Verschiebungen und Wandscheibenkräfte<br />

Die lokalen Verschiebungen können dann mittels Rücktransformation für jede Wandscheibe ermittelt werden zu<br />

(V.34)<br />

Die lokalen Kräfte werden direkt aus den lokalen Verschiebungen mal der lokalen Steifigkeiten ermittelt<br />

(V.35)<br />

(V.36)<br />

für normale Wandscheiben, deren lokale Steifigkeitsmatrix aus dem einen Steifigkeitswert in Achsrichtung k x<br />

besteht, kann die Scheibenkraft direkt angeschrieben werden zu:<br />

(V.37)<br />

g) Lage des Steifigkeitszentrums S<br />

Die Lage des Steifigkeitszentrums S = (x s<br />

⁄ y s<br />

) kann aus den Elementen der inversen Steifigkeitsmatrix ermittelt<br />

werden. Bei folgender Bezeichnung der Elemente der symmetrischen Steifigkeitsmatrix:<br />

(V.38)<br />

ergeben sich die Koordinaten des Steifigkeitszentrums aus entsprechenden Verformungsbedingungen zu:<br />

(V.39)<br />

115


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

h) Richtung der Hauptachsen, Steifigkeit in Richtung der Hauptachsen<br />

Mit den bisherigen Berechnungsschritten können die Reaktionskräfte in den Wandscheiben und die Verformungen<br />

in die festgelegten Richtungen x und y ermittelt werden.<br />

Für allgemeine Grundrisse kann die Hauptachsenrichtung von Interesse sein, um beispielsweise die Richtung der<br />

Eigenschwingungen zu best<strong>im</strong>men. Die Hauptachsenneigung kann als Eigenwertproblem formuliert und numerisch<br />

gelöst werden, oder als geschlossene Formel (V.40) angegeben werden.<br />

Die Verdrehung der Hauptachse relativ zur x-Achse ist:<br />

(V.40)<br />

mit dem Rechenwert<br />

(V.41)<br />

Gilt 2I φφ<br />

I xy<br />

– 2I xφ<br />

I yφ<br />

= 0 , so entspricht das Achssystem bereits den Hauptachsen und α I<br />

ist α I<br />

=0 oder .<br />

Mit Transformation der ursprünglichen Steifigkeitsmatrix um die Verschiebungsmatrix E K<br />

für die Verschiebung in<br />

den Schwerpunkt (-x S<br />

/-y S<br />

) und die Drehmatrix D K<br />

um den Winkel -α wird die Steifigkeitsmatrix auf das Hauptachsensystem<br />

transformiert.<br />

Die Transformationsmatrix lautet:<br />

(V.42)<br />

Damit erhält man die diagonalisierte Steifigkeitsmatrix:<br />

(V.43)<br />

mit den Schubsteifigkeiten K 1<br />

und K 2<br />

und der Torsionssteifigkeit K φ<br />

in Richtung der Hauptachsen mit dem Koordinatenursprung<br />

<strong>im</strong> Steifigkeitszentrum.<br />

V.2.3 Erweiterung des Modells um Wandgruppen<br />

Durch die Verbindung von über Eck stehenden Wänden entlang der vertikalen Kanten entstehen L-förmige,<br />

H-förmige oder anders geformte Wandwinkel und verbundene Wandquerschnitte. Treppenhauskerne und<br />

ähnliche Elemente fallen ebenfalls in diese Kategorie.<br />

In den oben angeführten Berechnungsansätzen wird – als konservative Annahme – jede Wandscheibe einzeln<br />

betrachtet und Einflüsse aus allfälligen Verbindungen zu benachbarten Scheiben bleiben unberücksichtigt. Für<br />

annähernd starre Verbindungen der vertikalen Kanten zwischen den Wänden kann die Berechnung analog zu<br />

dünnwandigen Querschnitten erfolgen (Vismann 2018, S. 245). Mit ausreichender Genauigkeit kann aber auf die<br />

Gruppenwirkung der Wandscheiben verzichtet werden.<br />

116


Wandscheiben<br />

in allgemeiner Anordnung<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Um das Verhalten von verbundenen Wandelementen (L, U, H oder andere Anordnungen) zu modellieren, kann<br />

dieses Teilsystem mit Handmodellen nach der Faltwerkstheorie (Erweiterung der Dreischübegleichung nach<br />

Marti 2014) oder mittels Computermodellen als Kraft-Verschiebungsmatrix abgebildet werden.<br />

Das Wandsystem wird <strong>im</strong> Grundriss mit einem gewählten Achssystem beliebig ausgerichtet. Dann wird das<br />

Verformungsverhalten zu den drei Richtungslastfällen F x<br />

, F y<br />

, M ermittelt. Aus den jeweils zugehörigen drei<br />

Verformungsgrößen kann die Lage des Schubmittelpunktes und die Orientierung der Hauptachsen ermittelt<br />

werden und die Steifigkeit des Systems <strong>im</strong> ursprünglichen Koordinatensystem oder <strong>im</strong> Hauptachsensystem<br />

angegeben werden.<br />

a) Für die drei Einheitslastfälle<br />

b) werden die Auswirkungen ermitteln<br />

Jeder der Einheitslastfälle hat als Auswirkungen die Verschiebungen u x<br />

und u y<br />

und die Verdrehung φ z<br />

am Kopf<br />

der Wände zur Folge. Diese können für die drei Einheitsfälle als Vektor dargestellt werden:<br />

c) Steifigkeit<br />

Aus den Last-Verformungs-Beziehungen kann die Steifigkeitsmatrix aus der Inversen der Verschiebungsmatrix<br />

gebildet werden.<br />

Mit dieser Steifigkeitsmatrix wird das System <strong>im</strong> Modell abgebildet. Das zugehörige Achssystem entspricht dem<br />

ursprünglich für die Lastfälle angenommenen Achssystem.<br />

Zur Ermittlung der Lage des Schubmittelpunktes, den Hauptachsenneigungen und der Steifigkeiten in diese<br />

Hauptrichtungen sind folgende Rechenschritte erforderlich.<br />

d) Inverse<br />

Lage des Schubmittelpunktes (Steifigkeitszentrum) des Teilsystems<br />

e) Lage des Schubmittelpunktes (Steifigkeitszentrum) des Teilsystems<br />

Aus dem Verformungsvektor bei Einwirken eines Kraftvektors kann aus der Bedingung und<br />

einmal für<br />

die x-Koordinate des Schubmittelpunktes<br />

(V.44)<br />

117


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

und für<br />

die y-Koordinate des Schubmittelpunktes<br />

(V.45)<br />

ermittelt werden.<br />

f) Hauptachsenrichtungen<br />

Der Winkel der Hauptachse kann aus best<strong>im</strong>mt werden, wenn gesetzt wird<br />

und<br />

. Daraus lässt sich der Winkel der Hauptachse best<strong>im</strong>men:<br />

(V.46)<br />

mit<br />

(V.47)<br />

g) Steifigkeitswerte in die Hauptrichtungen<br />

Mit Transformation der ursprünglichen Steifigkeitsmatrix um die Verschiebungsmatrix E K<br />

für die Verschiebung<br />

und die Drehmatrix D K<br />

um den Winkel .<br />

(V.48)<br />

Erhält man die diagonalbesetzte Steifigkeitsmatrix<br />

(V.49)<br />

mit den Schubsteifigkeiten K 1<br />

und K 2<br />

und der Torsionssteifigkeit<br />

dem Ursprung <strong>im</strong> Steifigkeitszentrum.<br />

in Richtung der Hauptachsen 1 und 2 mit<br />

V.3 GEBRAUCHSTAUGLICHKEIT<br />

V.3.1 Durchbiegungsberechnung<br />

Aus den Modellannahmen geht hervor, dass für die Berechnung der Verformungen mit möglichst realistischen<br />

absoluten Steifigkeiten zu rechnen ist. Der Einfluss der Deckenscheiben kann über ein entsprechendes Fachwerksmodell<br />

oder eine Finite-Element-Berechnung abgeschätzt werden.<br />

Als ingenieurmäßige Eingrenzung reicht es in der Regel aus, die Verformung der maßgebenden Wandscheiben<br />

zu begrenzen. Die Scheibenkräfte können dann mit relativen Steifigkeiten unabhängig von der genauen Bauteild<strong>im</strong>ensionierung<br />

berechnet werden und nach Festlegung der Bauteild<strong>im</strong>ensionen und Verbindungen kann die<br />

Verformung der maßgebenden Wandscheibe ermittelt und die Einhaltung der entsprechenden Verformungsgrenzen<br />

nachgewiesen werden.<br />

118


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Schwingungsberechnung<br />

Bei Verwendung absoluter Steifigkeiten werden für die Schwingungsberechnung vorzugsweise Ersatzstäbe <strong>im</strong><br />

Aufriss als Modelle eingesetzt. Eine Abbildung mittels FEM ist komplex. Wegen der Vielzahl an Modellannahmen<br />

und damit verbundenen Unschärfen, steht der Aufwand häufig nicht in Relation zum Ergebnis. Die Genauigkeit<br />

ist nur scheinbar höher und die Tragwerkssicherheit lässt sich mit den einfacheren Modellen nachvollziehbarer<br />

belegen.<br />

Beispiel V.1 – Orthogonaler Grundriss<br />

Gegeben:<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz in der Grundrissanordnung gemäß Abbildung V-1.<br />

Windeinwirkung w k<br />

= 1,00 kN/m².<br />

Die Einflusshöhe für die Windlast auf die betrachtete Decke beträgt gemäß Abbildung V-2 über EG: h e<br />

= 4,68 m<br />

Abbildung V-1 Grundriss mit Bemaßung der Ordinaten<br />

Abbildung V-2 Schematischer Aufriss mit Lasteinflusshöhe der Windlast<br />

119


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Gesucht:<br />

max<strong>im</strong>ale Scheibenkräfte <strong>im</strong> Erdgeschoß für die Windlasten<br />

Berechnung<br />

Koordinaten des Anfangs- und Endpunktes: Spalten [1 bis 4], Längen [5], relative Steifigkeiten [6]<br />

Die relative Steifigkeit für aussteifende Wände aus Brettsperrholz wird mit K = l 1,5 festgelegt.<br />

Scheibe Nr. 1 2 3 4 5 6<br />

Anfang Ende Länge Rel. S tfgkt<br />

A x<br />

(m)<br />

A y<br />

(m)<br />

E x<br />

(m)<br />

E y<br />

(m)<br />

L<br />

(m)<br />

K Ser,rel<br />

(kN/m)<br />

1 0,00 6,45 3,20 6,45 3,20 5,72<br />

2 3,20 12,95 5,80 12,95 2,60 4,19<br />

3 8,80 12,95 8,80 8,15 4,80 10,52<br />

4 5,80 8,15 8,80 8,15 3,00 5,20<br />

5 0,00 7,05 0,00 4,15 2,90 4,94<br />

6 8,80 4,15 8,80 1,85 2,30 3,49<br />

7 2,10 1,85 6,70 1,85 4,60 9,87<br />

8 3,20 1,85 3,20 4,85 3,00 5,20<br />

Mittelpunktslagen der Wandscheiben: Spalten [7, 8], Steifigkeiten in die Achsrichtungen [9,10] und Steifigkeiten mal<br />

Abstand [11,12]<br />

Scheibe Nr. 7 8 9 10 11 12<br />

Mittelpunkt S tfgkt in x S tfgkt in y<br />

M x<br />

(m)<br />

M y<br />

(m)<br />

B x<br />

(kN/m)<br />

B y<br />

(kN/m)<br />

B y<br />

. M x<br />

(kN)<br />

B x<br />

. M y<br />

(kN)<br />

1 1,60 6,45 5,724 36,92<br />

2 4,50 12,95 4,192 54,29<br />

3 8,80 10,55 10,516 92,54<br />

4 7,30 8,15 5,196 42,35<br />

5 0,00 5,60 4,939<br />

6 8,80 3,00 3,488 30,70<br />

7 4,40 1,85 9,866 18,25<br />

8 3,20 3,35 5,196 16,63<br />

Summe 24,979 24,139 139,87 151,81<br />

Best<strong>im</strong>mung der Lage des Steifigkeitszentrums gemäß Formel (V.1)<br />

120


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Berechnung der Mittelpunktslagen von S aus [13, 14] und des polaren Trägheitsmomentes [15] nach Formel (V.5)<br />

Scheibe Nr. 13 14 15<br />

Mittelpunkt von S aus<br />

Pol.Trghtsm.<br />

X E<br />

(m)<br />

Y E<br />

(m)<br />

I P<br />

(kNm)<br />

1 -4,19 0,37 0,793<br />

2 -1,29 6,87 197,999<br />

3 3,01 4,47 95,013<br />

4 1,51 2,07 22,314<br />

5 -5,79 -0,48 165,799<br />

6 3,01 -3,08 31,515<br />

7 -1,39 -4,23 176,339<br />

8 -2,59 -2,73 34,969<br />

Summe 724,742<br />

Die Steifigkeitswerte <strong>im</strong> Grundriss sind damit<br />

Wegen der Annahme von relativen Steifigkeiten sind die Einheiten irrelevant.<br />

Einwirkung<br />

Winddruck w k<br />

= 1,00 kN/m²<br />

Die Lasteinflusshöhe der Decke über EG ergibt sich aus der halben Wandhöhe plus der Höhe bis zur höchsten<br />

Stelle des prismatischen Gebäudes. h e<br />

= 4,68 m<br />

Die Grundrissabmessungen betragen l x<br />

= 8,80 m in x-Richtung und l y<br />

= 11,00 m in y-Richtung<br />

Die Windlastresultierenden betragen damit<br />

Windlast in x-Richtung:<br />

die Exzentrizität von 10% der Gebäudeabmessung ist<br />

Windlast in y-Richtung:<br />

die Exzentrizität von 10% der Gebäudeabmessung ist<br />

121


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Lastfälle<br />

Lastfall 1.1 W x<br />

mit e y<br />

= + l y<br />

/10<br />

Lastposition<br />

Moment zum Steifigkeitszentrum nach Formel (V.6)<br />

Lastfall 1.2 W x<br />

mit e y<br />

= - l y<br />

/10<br />

Lastfall 2.1 W y<br />

mit e x<br />

= + l x<br />

/10<br />

Lastfall 2.2 W y<br />

mit e x<br />

= - l x<br />

/10<br />

Lastfallergebnisse<br />

Berechnung der Auswirkungen der Lastfälle auf die einzelnen Wandscheiben nach Formeln (V.7) und (V.8).<br />

Scheibe Nr. 16 17 18 19 20 21 22 23<br />

Lastfall 1.1 Lastfall 1.2 Lastfall 2.1 Lastfall 2.2<br />

(kN) (kN) (kN) (kN) (kN) (kN) (kN) (kN)<br />

1 -11,16 -10,82 -0,61 -0,82<br />

2 1,56 6,11 -8,21 -11,14<br />

3 -11,29 -16,28 -9,30 -6,07<br />

4 -6,97 -5,27 -3,07 -4,16<br />

5 10,22 14,74 -16,74 -19,66<br />

6 -3,74 -5,40 -3,08 -2,01<br />

7 -35,44 -42,02 11,88 16,13<br />

8 4,81 6,94 -12,88 -14,25<br />

Summe -52,00 -52,00 -42,00 -42,00<br />

122


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Lastfallüberlagerung<br />

Die Lastfallüberlagerung LF1.1 oder LF1.2 oder LF2.1 oder LF2.2 ergibt die max<strong>im</strong>alen Wandkräfte aus Wind:<br />

Scheibe Nr. 24 25<br />

max F<br />

(kN)<br />

max F/l<br />

(kN)<br />

1 ± 12,00 3,75<br />

2 ± 9,81 3,77<br />

3 ± 17,36 3,62<br />

4 ± 11,22 3,74<br />

5 ± 12,36 4,26<br />

6 ± 5,76 2,50<br />

7 ± 25,56 5,56<br />

8 ± 10,82 3,61<br />

Als Maß für die Beanspruchung der Wandscheiben kann die Horizontalkraft auf die jeweilige Scheibenlänge<br />

bezogen werden: Spalte [25].<br />

Beispiel V.2 – Schiefwinkeliger Grundriss<br />

Gegeben:<br />

Wandscheiben aus Brettsperrholz in der Grundrissanordnung gemäß Abbildung V-3.<br />

Windeinwirkung w k<br />

= 1,00 kN/m².<br />

Die Einflusshöhe für die Windlast auf die betrachtete Decke beträgt gemäß Abbildung V-4 über EG: h e<br />

= 4,68 m<br />

Abbildung V-3 Grundriss mit Bemaßung der Ordinaten<br />

123


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Abbildung V-4 Schematischer Aufriss mit Lasteinflusshöhe der Windlast<br />

Gesucht:<br />

max<strong>im</strong>ale Scheibenkräfte für die Windlasten<br />

Berechnung<br />

Scheibe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Anfangspunkt Endpunkt Mittelpunkt Länge<br />

Steifigkeit<br />

Neigung<br />

i<br />

x A<br />

(m)<br />

y A<br />

(m)<br />

x E<br />

(m)<br />

y E<br />

(m)<br />

x M<br />

(m)<br />

y M<br />

(m)<br />

l<br />

(m)<br />

K<br />

(kn/m) (rad) (°)<br />

1 0,00 4,60 3,20 4,60 1,60 4,60 3,20 5,72 0,000 0,00<br />

2 3,20 11,10 5,80 12,60 4,50 11,85 3,00 5,20 0,523 29,98<br />

3 8,80 11,10 8,80 6,30 8,80 8,70 4,80 10,52 -1,571 -90,00<br />

4 5,80 6,30 8,80 6,30 7,30 6,30 3,00 5,20 0,000 0,00<br />

5 0,00 5,20 0,00 2,30 0,00 3,75 2,90 4,94 -1,571 -90,00<br />

6 2,10 -0,64 5,80 1,50 3,95 0,43 4,27 8,84 0,524 30,04<br />

7 3,20 0,00 3,20 3,00 3,20 1,50 3,00 5,20 1,571 90,00<br />

124


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Scheibe 11 12 13 14<br />

Steifigkeitsmatrix<br />

Lokal<br />

Transformationsmatrix<br />

Drehung<br />

Transformationsmatrix<br />

Verschiebung<br />

Transformationsmatrix<br />

Gesamt<br />

i k L D E T<br />

5,724 - - 1,000 - - 1,000 - -4,600 1,000 - -4,600<br />

1<br />

- - - - 1,000 - - 1,000 1,600 - 1,000 1,600<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

5,200 - - 0,866 0,500 - 1,000 - -11,850 0,866 0,500 -8,016<br />

2<br />

- - - -0,500 0,866 - - 1,000 4,500 -0,500 0,866 9,820<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

10,516 - - - -1,000 - 1,000 - -8,700 - -1,000 -8,800<br />

3<br />

- - - 1,000 - - - 1,000 8,800 1,000 - -8,700<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

5,196 - - 1,000 - - 1,000 - -6,300 1,000 - -6,300<br />

4<br />

- - - - 1,000 - - 1,000 7,300 - 1,000 7,300<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

4,939 - - - -1,000 - 1,000 - -3,750 - -1,000 --<br />

5<br />

- - - 1,000 - - - 1,000 - 1,000 - -3,750<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

8,837 - - 0,866 0,501 - 1,000 - -0,430 0,866 0,501 1,605<br />

6<br />

- - - -0,501 0,866 - - 1,000 3,950 -0,501 0,866 3,635<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

5,196 - - - 1,000 - 1,000 - -1,500 - 1,000 3,200<br />

7<br />

- - - -1,000 - - - 1,000 3,200 -1,000 - 1,500<br />

- - - - - 1,000 - - 1,000 - - 1,000<br />

125


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Scheibe 16<br />

Steifigkeitsmatrix<br />

gedreht und verschoben<br />

i<br />

k G<br />

5,724 - -26,332<br />

1<br />

- - -<br />

-26,332 - 121,127<br />

3,902 2,251 -36,107<br />

2<br />

2,251 1,299 -20,831<br />

-36,107 -20,831 334,126<br />

- -- --<br />

3<br />

-- 10,516 92,543<br />

-- 92,543 814,380<br />

5,196 - -32,736<br />

4<br />

- - -<br />

-32,736 - 206,235<br />

- -- --<br />

5<br />

-- 4,939 -<br />

-- - -<br />

6,622 3,830 12,281<br />

6<br />

3,830 2,215 7,103<br />

12,281 7,103 22,776<br />

- - -<br />

7<br />

- 5,196 16,628<br />

- 16,628 53,209<br />

Damit kann die globale Steifigkeitsmatrix bezogen auf den Ursprung als Summe der Steifigkeitsmatrizen<br />

ermittelt werden:<br />

Invertieren der Steifigkeitsmatrix<br />

Die Determinante ist ungleich Null, das Gleichungssystem ist lösbar und es gibt keine kinematische<br />

Verschieblichkeit <strong>im</strong> Aussteifungssystem.<br />

126


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Einwirkung<br />

Winddruck w k<br />

= 1,00 kN/m²<br />

Die Lasteinflusshöhe der Decke über EG ergibt sich aus der halben Wandhöhe plus der Höhe bis zur höchsten<br />

Stelle des prismatischen Gebäudes. h e<br />

= 4,68 m<br />

Die Grundrissabmessungen betragen l x<br />

= 8,80 m in x-Richtung und l y<br />

= 19,38 m in y-Richtung<br />

Die Windlastresultierenden betragen damit<br />

Windlast in x-Richtung:<br />

die Exzentrizität von 10% der Gebäudeabmessung ist<br />

Windlast in y-Richtung:<br />

die Exzentrizität von 10 % der Gebäudeabmessung ist<br />

Lastfälle<br />

Lastfall 1.1 W x<br />

mit e y<br />

= + l y<br />

/10<br />

Lastposition<br />

Kraftvektor bezogen auf den Ursprung nach Formel (V.29)<br />

Lastfall 1.2 W x<br />

mit e y<br />

= - l y<br />

/10<br />

Kraftvektor bezogen auf den Ursprung nach Formel (V.29)<br />

Lastfall 2.1 W y<br />

mit e x<br />

= + l x<br />

/10<br />

127


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Lastfall 2.2 W y<br />

mit e x<br />

= - l x<br />

/10<br />

Lastfallergebnisse<br />

Scheibe Nr. LF1.1 LF1.2 LF2.1 LF2.2<br />

Lokale<br />

Verschiebungen<br />

Scheibenkraft<br />

Lokale<br />

Verschiebungen<br />

Scheibenkraft<br />

Lokale<br />

Verschiebungen<br />

Scheibenkraft<br />

Lokale<br />

Verschiebungen<br />

Scheibenkraft<br />

i u L F L<br />

(kN)<br />

u L<br />

F L<br />

(kN)<br />

u L<br />

F L<br />

(kN)<br />

u L<br />

F L<br />

(kN)<br />

4,21 24,12 4,66 26,70 -0,52 -2,99 -0,61 -3,52<br />

1<br />

0,56 - -1,61 - 1,84 - 2,29 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

6,17 32,09 2,64 13,73 0,48 2,47 1,20 6,24<br />

2<br />

-4,46 - -2,96 - 1,85 - 1,54 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

2,77 29,14 0,72 7,54 -1,83 -19,26 -1,41 -14,81<br />

3<br />

6,11 - 4,16 - -0,52 - -0,11 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

5,00 25,99 4,45 23,15 -0,52 -2,70 -0,41 -2,11<br />

4<br />

-2,08 - -0,90 - 1,83 - 1,59 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

-1,31 -6,45 1,81 8,92 -1,84 -9,10 -2,48 -12,26<br />

5<br />

3,82 - 4,77 - -0,52 - -0,72 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

1,71 15,13 3,83 33,80 0,46 4,10 0,03 0,26<br />

6<br />

-1,60 - -3,73 - 1,86 - 2,29 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

-0,18 -0,92 -1,41 -7,33 1,84 9,56 2,09 10,87<br />

7<br />

-2,78 - -5,05 - 0,53 - 0,99 -<br />

-0,46 - 0,12 - 0,00 - -0,12 -<br />

Die Ergebnisse der Wandscheiben sind auf das lokale Achssystem der Wandscheiben bezogen. Positive Werte<br />

der Scheibenkraft zeigen von Anfangspunkt zu Endpunkt der Wandscheibe. Wegen des Ansatzes relativer Steifigkeiten<br />

stellen die Verschiebungsgrößen nur Verhältniswerte dar.<br />

128


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Lastfallüberlagerung<br />

Die Lastfallüberlagerung LF1.1 oder LF1.2 oder LF2.1 oder LF2.2 ergibt die max<strong>im</strong>alen Wandkräfte aus Wind [17]:<br />

Scheibe 17 18<br />

i<br />

max F<br />

(kN)<br />

max F/l<br />

(kN)<br />

1 ± 26,70 ± 8,34<br />

2 ± 32,09 ± 10,69<br />

3 ± 29,14 ± 6,07<br />

4 ± 25,99 ± 8,66<br />

5 ± 12,26 ± 4,23<br />

6 ± 33,80 ± 7,91<br />

7 ± 10,87 ± 3,62<br />

Als Maß für die Beanspruchung der Wandscheiben kann die Horizontalkraft auf die jeweilige Scheibenlänge<br />

bezogen werden [18].<br />

Schwerpunkt und Hauptachsen<br />

Aus der oben berechneten Inversen der Steifigkeitsmatrix<br />

best<strong>im</strong>mt werden:<br />

kann das Steifigkeitszentrum mit der Formel (V.39)<br />

Die Richtung der Hauptachsen wird nach Formel (V.40) ermittelt und Abbildung V-5 in dargestellt.<br />

Abbildung V-5 Steifigkeitszentrum und Hauptachsen<br />

Die (relativen) Steifigkeiten des Wandsystems in diese Hauptrichtungen betragen<br />

K 1<br />

= 29,036; K 2<br />

= 16,573; K φ<br />

= 600.<br />

129


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Beispiel V.3 – Vergleich von Steifigkeitsvarianten<br />

Für eine Variantenstudie unterschiedlicher Wandsteifigkeiten wurde die Anordnung der Wandscheiben dem<br />

Grundriss des Objekts ‚NEESWood Capstone-Building‘ abgeleitet 38 . Der Bau aus Brettsperrholz wurde als<br />

Großversuch in tatsächlicher Größe mittels Erdbebens<strong>im</strong>ulation untersucht und ist in der Beschreibung der<br />

Modellvarianten in Abbildung I-8 prinzipiell dargestellt.<br />

Die Grundrissgeometrie ist Abbildung V-6 zu entnehmen. Als Belastung wird die Windlast in die beiden Achsrichtungen<br />

angesetzt. Als Modell wird das Weggrößenverfahren mit Wandscheiben in allgemeiner Anordnung<br />

verwendet. Die Deckenscheibe wird als starr angesehen.<br />

Abbildung V-6 Grundriss a) und Federmodelle b) gleichmäßige Steifigkeit c) Mischsystem<br />

Als Einwirkung wird vereinfacht ein, über die gesamte Gebäudehöhe konstant wirkender Winddruck von<br />

w k<br />

= 0,7 kN/m² angenommen. Die Grundrissabmessungen sind 13,0 x 18,0 m. Die Einflusshöhe für die resultierende<br />

Windkraft auf der Ebene der Deckenscheibe über EG ist 17,50 m. Die Windlastresultierenden sind dann<br />

W 0,k<br />

= 159,25 kN und W 90,k<br />

=220,5 kN. Sie sind jeweils um ± 10 % der angeströmten Gebäudeabmessung exzentrisch<br />

aufzustellen.<br />

Folgende Varianten werden hier dargestellt:<br />

1) Relative Steifigkeiten für Brettsperrholz-Bauweise (Kurz ‚BSP‘)<br />

Die relative Steifigkeit aller Wandscheiben wird mit K~l 1,5 angenommen.<br />

2) Relative Steifigkeiten für Mischbauweise (kurz ‚Mischsystem‘)<br />

Das System wurde gemäß Abbildung V-6 c) in Innenliegende Wandscheiben aus Brettsperrholz und<br />

außen liegende Wandscheiben in <strong>Holz</strong>rahmenbauweise geteilt. Für einen groben Ansatz wurden die<br />

Steifigkeiten auf das Bezugsmaß von 1,25 m bezogen, und ein Steifigkeitsverhältnis von Brettsperr<br />

holzwand K A<br />

zu <strong>Holz</strong>rahmenbauwand K B<br />

von 6:1 angesetzt. Damit ist eine Einschätzung der Steifig<br />

keitsverhältnisse für einen Vorentwurf gegeben. Die Auswirkung der vertikalen Auflasten auf die Steifigkeit<br />

der BSP-Wände bleibt für diese Variantenuntersuchung unberücksichtigt.<br />

38 Pei et al.<br />

130


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

Die Verteilung der Steifigkeiten der beiden Varianten <strong>im</strong> Vergleich ist in Abbildung V-7 dargestellt. Die Prozentangaben<br />

der einzelnen Scheiben entsprechen dem Verhältnis der jeweiligen Steifigkeit zum Wert der Scheibe<br />

mit der höchsten Steifigkeit. Es ist klar ersichtlich, dass die innen liegenden Brettsperrholzwände in der Variante<br />

‚Mischsystem‘ wesentlich höhere Steifigkeitsanteile aufweisen, als die in dieser Variante vorgesehenen außen<br />

liegenden <strong>Holz</strong>rahmenbauwände.<br />

a) b)<br />

Abbildung V-7 Steifigkeitsverteilung in a) BSP b) Mischsystem<br />

Aus den unterschiedlichen Steifigkeiten folgen unterschiedliche Scheibenkräfte als Einhüllende der Windlastfälle<br />

(Wind 0° und Wind 90° jeweils mit positiver und negativer Exzentrizität), wie in Abbildung V-8 dargestellt. Die Ergebnisse<br />

zeigen, dass steifere Wandscheiben <strong>im</strong>mer Kräfte anziehen. Die max<strong>im</strong>al beanspruchte Scheibe erhält<br />

<strong>im</strong> Mischsystem annähernd die doppelte Schubkraft, als in der Variante BSP mit ausgewogeneren Steifigkeiten.<br />

131


V<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

a) b)<br />

Abbildung V-8 Kräfteverteilung Lastfalleinhüllende Windlasten a) BSP b) Mischsystem. Die Scheibenschubkräfte sind als<br />

Zustandslinien dargestellt. Als Maß für die Beanspruchung der Scheiben wurde die Schubkraft auf die Länge der Scheiben<br />

bezogen und farblich dargestellt.<br />

In der Literatur findet sich häufig der Vorschlag und vereinzelt die Forderung, das gesamte Aussteifungssystem<br />

in ein und derselben Bauweise auszuführen und entsprechend zu d<strong>im</strong>ensionieren. Dies würde als dritte – hier<br />

nicht dargestellte Variante – nochmals eine Erhöhung der Scheibenkräfte der innen liegenden BSP-Wände um<br />

etwa 20 % bewirken.<br />

Die Einschätzung und Untersuchung von Steifigkeitsvariationen ist dem Tragwerksplaner überlassen. Im Sinne<br />

von Tragreserven und der Redundanz des Systems ist stets abzuwägen, welche Überfestigkeiten <strong>im</strong> System erwünscht<br />

sind und welche Einsparungen durch Reduktion auf Mindestverbindungen der weniger steifen Scheiben<br />

möglich sind.<br />

132


Gebrauchstauglichkeit<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

IN DER GRUNDRISSEBENE<br />

V<br />

133


KAPITEL VI<br />

KAPITEL VI<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

VI.1 Allgemeines<br />

VI.2 Querschnittswerte<br />

136<br />

136<br />

135


VI<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

Allgemeines /<br />

Querschnittswerte<br />

VI<br />

SCHEIBENSYSTEME ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

VI.1<br />

ALLGEMEINES<br />

Im Abschnitt I.4 wurde die Modellbildung für <strong>Hochbau</strong>ten <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> behandelt. Dabei ließ sich erkennen, dass<br />

sich das Objekt meist in ebene Teilsysteme <strong>im</strong> Grundriss und <strong>im</strong> Aufriss zerlegen lässt. Die linearen Verfahren<br />

zum Nachweis der Tragfähigkeit <strong>im</strong> Fall von Erdbeben können bei entsprechender Regelmäßigkeit des Gebäudes<br />

über die Kombination aus Betrachtung der Grundrissebene und ebenen Ersatzstäben angewendet werden.<br />

Effekte durch die Torsionssteifigkeit und aus Unregelmäßigkeiten <strong>im</strong> Aufriss können in der Regel über einen<br />

räumlichen Stab abgebildet werden. Nichtlineare Berechnungsverfahren erfordern eine räumliche Modellierung<br />

des Tragwerks als Stab- oder Flächentragwerk.<br />

Das Stabmodell hat die Schubnachgiebigkeiten zu berücksichtigen. Die Schubsteifigkeiten aus der Grundrissbetrachtung<br />

stellen die Schubsteifigkeiten Schubflächen mal Schubmodul in die zwei horizontalen Richtungen<br />

und die Torsionsträgheitsmoment mal Schubmodul dar. Für die räumliche Betrachtung sind zusätzlich die Querschnittswerte<br />

für die Dehnsteifgkeit (Fläche mal E-Modul) in vertikale Richtung und die Biegesteifigkeit um zwei<br />

Achsen (Trägheitsmomente mal E-Modul) notwendig.<br />

Für lineare Verfahren wird von linear-elastischen Fugensteifigkeiten ausgegangen. Die Dehnsteifigkeit der einzelnen<br />

Wände wird für Wanddruck aus ihrer jeweiligen Wand-Grundrissfläche ermittelt, ohne allfällige Zugdehnungen<br />

der Verbindungsmittel zu berücksichtigen. Die Einflüsse aus Wölbkrafttorsion werden meist vernachlässigt,<br />

da der Einfluss der Deckensteifigkeit <strong>im</strong> <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> nicht vollständig geklärt ist. Heller und Hartmann 2010 beschrieben<br />

zugehörige Rechenansätze für ein, gegenüber Abschnitt V.2, erweitertes Weggrößenverfahren. Das System<br />

wird um die Verformungsgrößen u z<br />

, φ x<br />

und φ y<br />

erweitert. Die Einflüsse der Deckenplatte und ihre Nachgiebigkeit<br />

in vertikale Richtung aus Wölbkrafteffekten macht <strong>im</strong> Stahlbetonbau etwa 25 % bis 60 % aus. Dadurch werden<br />

die horizontalen Beanspruchungen reduziert und vertikale Beanspruchungen erhöht.<br />

VI.2<br />

QUERSCHNITTSWERTE<br />

Die am räumlichen Ersatzstab auftretenden Schnittgrößen sind in Abbildung I-5 dargestellt.<br />

VI.2.1 Biegung und Normalkraft<br />

Die Querschnittssteifigkeiten für Schub und Torsion sind gemäß Abschnitt V.2 mit absoluten Steifigkeitswert zu<br />

best<strong>im</strong>men. Die vertikale Dehnsteifigkeit und die Biegesteifigkeiten des Gebäudes werden in der Regel mit der<br />

Annahme eines linear-elastischen Tragverhaltens angesetzt. Es wird angenommen, dass die Steifigkeiten der<br />

Wände für vertikale Beanspruchung gleich aus der Grundfläche der Wand resultieren. Die Einflüsse der Verbindungsmittel<br />

auf das globale Systemverhalten bleiben unberücksichtigt. Als weiterführende Methode mit Berücksichtigung<br />

des nicht-linearen Verhaltens der Fugen ist auf die Push-Over-Analyse zu verweisen.<br />

a) Steifigkeit in vertikale Richtung<br />

Die Steifigkeit der Wandscheiben in vertikale Richtung wird auf den Mittelpunkt bezogen und ergibt sich zu<br />

(VI.1)<br />

136


Querschnittswerte<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

VI<br />

mit<br />

h<br />

E i<br />

A i<br />

Höhe der Wandscheibe<br />

Dehnsteifigkeit der tragenden Hölzer in vertikale Richtung (Steher bzw. stehende lagen von<br />

Brettsperrholzwänden).<br />

b) Best<strong>im</strong>mung der Schwerpunktslage<br />

(VI.2)<br />

(VI.3)<br />

mit<br />

x i<br />

und y i<br />

als Mittelpunktskoordinaten der Wandscheibe i.<br />

c) Koordinaten vom Schwerpunkt aus<br />

Die Lagen werden auf den Schwerpunkt bezogen<br />

(VI.4)<br />

(VI.5)<br />

d) Steifigkeiten<br />

Und die gesamte Dehn- bzw. Rotationssteifigkeit können ermittelt werden:<br />

(VI.6)<br />

(VI.7)<br />

(VI.8)<br />

137


VI<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

Querschnittswerte<br />

VI.2.2 Kennwerte für den Ersatzstab<br />

Für den Querschnitt <strong>im</strong> Stabwerksmodell sind einzusetzen:<br />

Materialkennwerte:<br />

E = 1<br />

G = 1<br />

aus der Grundrissbetrachtung:<br />

A y<br />

= K 1<br />

A z<br />

= K 2<br />

I x<br />

= K φ<br />

mit K 1<br />

, K 2<br />

, K φ<br />

aus Formel (V.49)<br />

aus der Aufrissbetrachrung:<br />

A = K x<br />

I y<br />

= K φ,y<br />

I z<br />

= K φ,z<br />

mit K x<br />

, K φ,y<br />

und K φ,z<br />

aus den Formeln (VI.6) bis (VI.8)<br />

VI.2.3 Rückrechnung von Stabschnittgrößen auf die Wandscheiben<br />

Die Normalkraft jeder Wandscheibe i aus den Schnittgrößen N x<br />

, M y<br />

, M z<br />

des Ersatzstabes nach Abbildung I-5 kann<br />

aus Formel (VI.9) ermittelt werden.<br />

(VI.9)<br />

138


Querschnittswerte<br />

SCHEIBENSYSTEME<br />

ALS RÄUMLICHER ERSATZSTAB<br />

VI<br />

139


ANHANG<br />

ANHANG A<br />

A.1 Statisch unbest<strong>im</strong>mte Berechnung gekoppelter Wandscheiben 142<br />

141


A<br />

ANHANG<br />

Statisch unbest<strong>im</strong>mte Berechnung<br />

gekoppelter Wandscheiben<br />

ANHANG A<br />

A.1 STATISCH UNBESTIMMTE BERECHNUNG GEKOPPELTER WANDSCHEIBEN<br />

Abbildung A-1 Gekoppelte Wandscheiben a) Abmessungen und Einwirkungen b) Federmodell<br />

Mittels statisch unbest<strong>im</strong>mter Rechnung soll der Einfluss der Schubnachgiebige Fuge berücksichtigt werden.<br />

Auf die Formänderung aus der Biegesteifigkeit der vertikalen Fuge wird in erster Näherung verzichtet. Ebenfalls<br />

näherungsweise wird die Länge l des Scheibensystems gleich dem Abstand der Zug-Druck-Kräfte l A<br />

angesehen,<br />

um die Formeln einfach zu halten.<br />

Das statisch best<strong>im</strong>mte Grundsystem ist in Abbildung A-2 dargestellt.<br />

Abbildung A-2 Statisch best<strong>im</strong>mtes Grundsystem<br />

Belastung am statisch best<strong>im</strong>mten Grundsystem<br />

142


Statisch unbest<strong>im</strong>mte Berechnung<br />

gekoppelter Wandscheiben<br />

ANHANG<br />

A<br />

Statisch unbest<strong>im</strong>mte Kraftgröße am statisch best<strong>im</strong>mten Grundsystem<br />

Statisch unbest<strong>im</strong>mte Größe<br />

Auflagerkräfte am endgültigen System<br />

Wird von Schubstarren und Biegestarren Wandscheiben ausgegangen, so gilt für Fugensteifigkeiten<br />

höher als der Steifigkeit des Zugankers , dass in Auflager B keine Druckkraft mehr wirkt<br />

und das System der beiden Einzelscheiben als eine Scheibe angesehen werden kann. Die Steifigkeit wird<br />

entsprechend dem zusätzlichen Term errechnet.<br />

Das ergibt die Gesamtverformung des Wandscheibenpaares zu, wie in Abschnitt III.3.7 angeführt.<br />

und die Steifigkeit des Wandscheibenpaares zu:<br />

143


LITERATURVERZEICHNIS<br />

LITERATURVERZEICHNIS B<br />

145


B<br />

LITERATURVERZEICHNIS<br />

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Neuhaus, Helmuth (2017): Ingenieurholzbau. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.<br />

OIB 330-014/15, 2015-3: OIB-Richtlinien.<br />

ÖNORM EN 1998-1, 15.06.2011: ÖNORM EN 1998-1.<br />

Pei, Shiling; Popovski, Marjan; van de Lindt, John W.: Seismic design of a multi-story cross laminated t<strong>im</strong>ber<br />

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Online verfügbar unter https://www.researchgate.net/publication/274959602.<br />

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Rebhahn, Johannes (2021): Hochhäuser aus <strong>Holz</strong>. Ein Beitrag zum 24. <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> Statik Stammtisch. <strong><strong>Holz</strong>bau</strong> Statik<br />

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CIB ballot N 1229, 11.05.2020: SC5.T3 Final draft prEN 1995-1-1, subtask 3-2 Compression perp.<br />

CIB Abst<strong>im</strong>mungsdokument CEN/TC 250/SC 5 N 1238, 11.05.2020: SC5.T3 Final draft prEN 1995-1-1, subtask 6<br />

Racking resistance of walls.<br />

Schickhofer, Gerhard; Ringhofer, Andreas (2011): Das Erdbebenverhalten von <strong>Hochbau</strong>ten in <strong>Holz</strong>-Massivbauweise.<br />

Eine vergleichende Betrachtung mit anderen Massivbauweisen. Bericht. TU Graz, Graz. Institut für <strong><strong>Holz</strong>bau</strong><br />

und <strong>Holz</strong>technologie.<br />

Schmid, Volker; Nettekoven, Tobias (2018): Hochhäuser in <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>weise – Konstruktionsprinzipien, dynamisches<br />

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148


LITERATURVERZEICHNIS<br />

B<br />

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für Ingenieure am 06. Dezember 2001 in Leinfelden. Mauskript des Verfassers. Leinfelden.<br />

ETA 07/0285, 18.5.20: Three-d<strong>im</strong>ensional nailing plate (t<strong>im</strong>ber to t<strong>im</strong>ber and t<strong>im</strong>ber to concrete/steel hold downs<br />

and post bases).<br />

ETA 06/0106, 29.1.20: Three-d<strong>im</strong>ensional nailing plates (t<strong>im</strong>ber-to-t<strong>im</strong>ber/t<strong>im</strong>ber-toconcrete angle brackets).<br />

Tomasi, Roberto; Crosatti, Alessandro; Piazza, Maurizio (2010): Theoretical and exper<strong>im</strong>ental analysis of t<strong>im</strong>berto-t<strong>im</strong>ber<br />

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DOI: 10.1016/j.conbuildmat.2010.03.007.<br />

Vismann, Ulrich (2018): Wendehorst – Bautechnische Zahlentafeln. 36. Aufl. Wiesbaden: Springer Fachmedien<br />

Wiesbaden.<br />

Wallner-Novak, Markus; Koppelhuber, Josef; Pock, Kurt (2013): Brettsperrholz Bemessung. Grundlagen für Statik<br />

und Konstruktion nach Eurocode (pro:<strong>Holz</strong> Information).<br />

Wallner-Novak, Markus; Koppelhuber, Josef; Pock, Kurt; Augustin, Manfred (2018): Brettsperrholz Bemessung<br />

Band 2. Anwendungsfälle. Wien.<br />

Walter, Burkhard; Hoffmann-Berling, Falk (2015): Beitrag zur Erdbebenbemessung <strong>im</strong> <strong>Holz</strong>tafelbau. Ermittlung<br />

der Grundschwingdauer unter Berücksichtigung von Biegeund Schubsteifigkeit. In: Bautechnik 92 (7), S. 496 – 508.<br />

ISO 4354, 01.06.2009: Wind actions on structures.<br />

149


NOTIZEN<br />

150


NOTIZEN<br />

151


Österreichischer<br />

Ingenieurholzbauverband (<strong>IHBV</strong>)<br />

Vorsitzender DI (FH) <strong><strong>Holz</strong>bau</strong>meister Johannes Lederbauer<br />

Geschäftsführer Mag. Dieter Lechner<br />

Schwarzenbergplatz 4,<br />

1030 Wien, Austria<br />

T +43 (0) 1 712 26 01 - 12<br />

F +43 (0) 1 713 03 09<br />

office@ihbv.at<br />

www.ihbv.at

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