25.10.2021 Aufrufe

Feuerwerk und Julala

Vom Heiraten und Feste feiern in der Renaissance

Vom Heiraten und Feste feiern in der Renaissance

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FEUERWERK & JULALA


Das Stadtmuseum Düsseldorf hat im Rahmen des Kultur-Hackathon Coding da Vinci Nieder.Rhein.Land 2021<br />

die Objektsammlung „Fürstlich Jülich´sche Hochzeit“ bereitgestellt mit dem Wunsch, für diese einen Weg in die<br />

digitale Welt zu finden.<br />

Hm. Warum halt ich jetzt ein Malheft in der Hand?<br />

Lass dich überraschen.<br />

1585 2021<br />

Die Hochzeit war das politische Großereignis in jener<br />

Zeit. Genau aus diesem Gr<strong>und</strong> wurden auch die Kupferstiche<br />

angefertigt. Sie sollten Macht <strong>und</strong> Pracht<br />

des Fürstenhauses Jülich-Kleve-Berg dokumentieren. Die<br />

ganze Welt sollte sehen, wie pompös man Feste feiern kann!<br />

Zusätzlich zu diesem Heft gibt es eine Webapplikation,<br />

mit der man seine eigenen Mandalas erstellen kann. Die<br />

Mandalas – wir haben sie JULALAS genannt – kannst<br />

du speichern, ausdrucken <strong>und</strong> ausmalen. Ein paar haben wir<br />

schon hier im Heft untergebracht.<br />

Taucht ein in die fantastischen detailreichen Szenen<br />

<strong>und</strong> entspannt euch beim Ausmalen der JULALAS<br />

(Mandalas).<br />

Du willst mehr? Dann scan den Code<br />

oder schau hier nach:<br />

https://digitalwarenkombinat.github.io/julala


VOM<br />

HEIRATEN<br />

UND<br />

Feste feiern<br />

IN DER<br />

RENAISSANCE<br />

Das Projekt entstand im Rahmen von Coding da Vinci Nieder.Rhein.Land 11.09. – 06.11.2021


Trauung in der Schlosskapelle<br />

am 16. Juni 1585<br />

Die Trauung von Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg mit der Markgräfin Jakobe von Baden<br />

fand am 16. Juni 1585 in der Schlosskapelle in Düsseldorf statt. Acht Tage lang wurde die Hochzeit mit<br />

den unterschiedlichsten Veranstaltungen gefeiert <strong>und</strong> es waren über 1.000 adelige Gäste geladen. Die<br />

Kupferstiche von Franz Hogenberg machen uns heute zu Zeug*innen der damaligen Ereignisse.<br />

Was ist zu sehen?<br />

Der Kupferstich zeigt den Moment der kirchlichen Eheschließung des Hochzeitspaares Johann Wilhelm<br />

von Jülich-Kleve-Berg <strong>und</strong> Jakobe von Baden in der Kapelle des Düsseldorfer Schlosses. Der Hofprediger<br />

vollzog damals die Trauung. Umringt ist das Paar von Gästen.


Kampf des Drachens mit dem Walfisch<br />

am 22. Juni 1585<br />

Der 22. Juni, also der vorletzte Tag der Hochzeitfestlichkeiten, wurde mit einem <strong>Feuerwerk</strong> auf dem<br />

Rhein abgeschlossen, welches auf dem Kupferstich „Kampf des Drachens mit dem Walfisch“ dargestellt<br />

ist. Es war damals üblich, dass Großereignisse, wie Hochzeiten oder Taufen, an Fürstenhöfen auch mit<br />

<strong>Feuerwerk</strong>en gefeiert wurden.<br />

Was ist zu sehen?<br />

Das Bild vermittelt den Betrachter*innen den Eindruck, dass damals wirklich ein Drache gegen einen<br />

riesigen Walfisch auf dem Rhein kämpfte. Stattdessen sieht man hier aber ein <strong>Feuerwerk</strong>.<br />

Im 16. Jahrh<strong>und</strong>ert gab es natürlich noch keine <strong>Feuerwerk</strong>sraketen, sondern man nutzte zum Beispiel<br />

Groß- <strong>und</strong> Kleinpulver. Die beiden großen Figuren waren vermutlich auf Flößen angebracht, die kaum<br />

sichtbar waren. Auf beiden Seiten kämpften Soldaten, auch in Kostüme gekleidet, gegeneinander. Fliegen<br />

konnten sie in Wahrheit nicht. Die Darstellungsweise des Kupferstechers macht die Szene aber<br />

sicherlich aufregender. Im Hintergr<strong>und</strong> ist das alte Düsseldorf zu erkennen.


Theater in Pempelfort<br />

mit Aufführung der Orpheus-Sage<br />

Auf dem Kupferstich ist die Kulisse für ein Singspiel dargestellt. Das aufgeführte Stück „Orpheus <strong>und</strong><br />

Amphion“ gilt als erstes opernartiges theatralisches Schauspiel mit Gesang <strong>und</strong> Musik in Deutschland.<br />

Man kann auch sagen, hier im Jahr 1585 beginnt die Theatergeschichte in Düsseldorf.<br />

Was ist zu sehen?<br />

Wir sehen auf dieser Grafik einen großen Berg mit zwei Gipfeln, der die Kulisse des Theaterstücks „Orpheus<br />

<strong>und</strong> Amphion“ war. Auf dem vorderen Gipfel sitzt Amphion, auf dem anderen Orpheus. Beides<br />

sind Figuren aus der griechischen Sagenwelt. Sie verbindet die Musik, denn beide spielen in der Szene<br />

ein Zupfinstrument. Amphion hat die Zyther in der Hand, Orpheus die Lyra. Letzterer ist umringt von<br />

wilden Tieren, die er mit seiner Musik friedlich stimmte. Mauern <strong>und</strong> Stadt von Theben bildeten den<br />

Bühnenrahmen, in dessen Hintergr<strong>und</strong> sich der mit Tieren, Pflanzen <strong>und</strong> Bäumen belebte Berg erhob.<br />

Wenn die Proportionen auf dem Kupferstich einigermaßen korrekt wiedergegeben wurden, hat die<br />

Bühne eine beachtliche Größe besessen; zumindest Orpheus <strong>und</strong> Amphion sind durch lebende, musizierende<br />

Personen dargestellt worden. Vermutlich war die Bühne auf riesigen Wagen angebracht.


Das Zuckerbankett<br />

Der Kupferstich zeigt das Zuckerbankett. Dieses wurde zum Abschluss des Hochzeitstages in der Hofstube<br />

des Düsseldorfer Schlosses präsentiert. So schreibt es Graminäus in seinem Buch. Zu sehen<br />

sind nicht nur, wie es der Name vielleicht vermuten lässt, Dinge aus Zucker, sondern auch besonderer<br />

Tischschmuck sowie Trinkgefäße aller Art. Manche davon, nämlich die Scherztrinkgefäße, dienten<br />

aufgr<strong>und</strong> ihrer Form insbesondere der Unterhaltung <strong>und</strong> machten die eigentliche Nutzung des Trinkens<br />

schwierig. Auf der prächtigen <strong>und</strong> detailreichen Schautafel gibt es einiges zu entdecken.<br />

Was ist zu sehen?<br />

Der Festtisch war mit vielen Figuren <strong>und</strong> Objekten geschmückt. Ins Auge fallen zugleich die Burg <strong>und</strong><br />

die ungewöhnlichen Tiere. Auf dem Tisch befinden sich zum Beispiel ein Einhorn, ein Kriegselefant<br />

mit Soldaten, aber auch Meerestiere. Dabei waren viele der zu sehenden Tiere <strong>und</strong> andere Wesen sogenannte<br />

Scherztrinkgefäße, die gemeinsam mit den am Rand platzierten Tellern <strong>und</strong> Servietten darauf<br />

hinwiesen, dass an diesem Tisch auch gespeist werden sollte. Manche Figuren, wie die Wappen tragenden<br />

Löwen, bestanden sogar komplett aus Zucker. Vor dem Bankett sieht man zwei Paare, die Gäste der<br />

Festlichkeiten waren. Durch ihre Kleidung wissen wir, dass sie zum Adel gehörten.


Die Kupferstiche wurden mit dem Datenset zur Fürstlich Jülich`schen Hochzeit vom Stadtmuseum Düsseldorf zur Verfügung gestellt (CC BY Stadtmuseum Düsseldorf, Fotos: Medienzentrum<br />

Rheinland/Stefan Arendt) ■ Die Idee zum Mal- <strong>und</strong> Wimmelbuch stammt von Liane Hellm<strong>und</strong> (Dipl. Designerin). Sie lebt als freie Grafikdesignerin in Minden <strong>und</strong> ist begeistert von der Idee, die<br />

Schätze an Kunst, Kultur <strong>und</strong> Wissen aus Museen <strong>und</strong> Archiven zu holen <strong>und</strong> über digitale Wege für jeden zugänglich zu machen. Deshalb war sie ab der ersten Minute begeisterte Teilnehmerin<br />

des CDV-Hackathon für offene Kulturdaten.<br />

Gestaltung, Satz <strong>und</strong> Vektorgrafiken hier im Heft <strong>und</strong> auf <strong>Julala</strong> (CC BY Liane Hellm<strong>und</strong>) → http://lianehellm<strong>und</strong>.de ■ Die Texte zu den ausgewählten Kupferstichen schrieb Katharina Groll<br />

vom Stadtmuseum Düsseldorf. Sie studierte Museologie, Geschichte <strong>und</strong> Kunstgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Zu ihren weiteren fachlichen Interessen, neben<br />

der museumsalltäglichen Arbeit, gehört die Provenienzforschung. ■ Die Ergänzungen zur Theatergeschichte (siehe "Theater in Pempelfort") stammen von Margret Schild, Bibliothekarin am<br />

Theater museum <strong>und</strong> Filmmuseum Düsseldorf. Sie interessiert sich für Geschichte <strong>und</strong> wie sie auf der Bühne, im Film oder in der Literatur erzählt wird.<br />

Technische Umsetzung der Webanwendung "<strong>Julala</strong>": Gerd Müller – Der studierte Informatiker ist im Frontend-Bereich tätig <strong>und</strong> engagiert sich leidenschaftlich für offene Kulturdaten. ■ Idee<br />

<strong>und</strong> grafische Umsetzung für die ursprüngliche Mandala-Webanwendung: Anne Mühlich – Die Westslawistin <strong>und</strong> Europäistin ist per Zufall zum Coding da Vinci gekommen <strong>und</strong> erschafft gern<br />

neue Anwendungen mit Archiv- <strong>und</strong> Museumsgütern. → info@digitalwarenkombinat.de<br />

Mehr zum Projekt <strong>und</strong> zum Kulturhackathon: www.codingdavinci.de<br />

Alles ausgemalt <strong>und</strong> du willst mehr? Scan den QR-Code <strong>und</strong> erstelle dir weitere Mandals.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!