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Konzerthausorchester Berlin

Konzert des Kulturrings Heilbronn am 4. November 2021 um 19.30 mit dem Dirigenten Christoph Eschenbach und dem Solisten Christian Tetzlaff (Violine)

Konzert des Kulturrings Heilbronn am 4. November 2021 um 19.30 mit dem Dirigenten Christoph Eschenbach und dem Solisten Christian Tetzlaff (Violine)

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KULTURRING<br />

HEILBRONN E.V.<br />

www.kulturring-heilbronn.de<br />

ORCHESTERKONZERT I<br />

KONZERTHAUS-<br />

ORCHESTER BERLIN<br />

DIRIGENT: CHRISTOPH ESCHENBACH<br />

SOLIST: CHRISTIAN TETZLAFF, VIOLINE<br />

DONNERSTAG, 04. NOVEMBER 2021<br />

19.30 UHR


Orchesterkonzert I<br />

KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN<br />

Dirigent: CHRISTOPH ESCHENBACH<br />

Solist: CHRISTIAN TETZLAFF, VIOLINE<br />

1. Veranstaltung der Kulturring-Konzertreihe 2021/2022<br />

Theodor-Heuss-Saal, 19.30 Uhr<br />

CARL MARIA VON WEBER 1786–1826<br />

Ouvertüre zu »Der Freischütz« (1820)<br />

- Adagio – Molto vivace<br />

10 Min.<br />

ANTONIN DVOŘÁK 1841–1904<br />

Konzert für Violine und Orchester a-Moll op. 53 37 Min.<br />

- Allegro ma non troppo<br />

- Adagio ma non troppo<br />

- Allegro giocoso ma non troppo<br />

Pause<br />

JOHANNES BRAHMS 1833–1897<br />

Sinfonie Nr. 4 e-Moll op. 98<br />

- Allegro non troppo<br />

- Andante moderato<br />

- Allegretto giocoso<br />

- Allegro energico e passionato<br />

44 Min.<br />

Das Konzert des <strong>Konzerthausorchester</strong>s <strong>Berlin</strong> ist Teil<br />

einer Tournee der Konzertdirektion Schmid.


Guten Abend,<br />

herzlich willkommen in der neuen Kulturring-Saison<br />

2021/2022, in der nach langer Corona-Pause endlich<br />

wieder Konzerte stattfinden können.<br />

Heute beginnen wir mit einem großen Orchesterkonzert:<br />

das <strong>Konzerthausorchester</strong> <strong>Berlin</strong>, ehemals als<br />

<strong>Berlin</strong>er Sinfonie-Orchester (BSO) bekannt, mit seinem<br />

Chefdirigenten Christoph Eschenbach wird die Saison<br />

mit der Ouvertüre zu »Der Freischütz« von Carl Maria<br />

von Weber eröffnen. Christoph Eschenbach ist nach<br />

wie vor weltweit aktiv als Dirigent und Pianist, berühmt<br />

für die Breite seines Repertoires und die Tiefe seiner<br />

Interpretationen, unermüdlich als Förderer junger musikalischer<br />

Talente und Träger höchster musikalischer<br />

Ehren. Zusammen mit Christian Tetzlaff (Violine), der<br />

seit Jahren einer der gefragtesten Geiger und spannendsten<br />

Musiker der Klassikwelt ist, wird das einzige<br />

Violinkonzert von Antonin Dvořák aufgeführt.<br />

Freuen Sie sich auch auf die bedeutende vierte Sinfonie<br />

von Johannes Brahms, die nach der Pause vom<br />

<strong>Konzerthausorchester</strong> gespielt wird.<br />

Gefördert:


KONZERTHAUSORCHESTER<br />

BERLIN<br />

Das <strong>Konzerthausorchester</strong> <strong>Berlin</strong> spielt seit der Saison<br />

2019/20 unter Leitung von Chefdirigent Christoph<br />

Eschenbach. Sein Vorgänger Iván Fischer ist dem<br />

Orchester als Ehrendirigent verbunden; als erster Gastdirigent<br />

gibt Juraj Valčuha seit 2017 regelmäßig wichtige<br />

Impulse.<br />

1952 als <strong>Berlin</strong>er Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet,<br />

erfuhr das heutige <strong>Konzerthausorchester</strong> <strong>Berlin</strong> von<br />

1960 bis 1977 unter Chefdirigent Kurt Sanderling seine<br />

entscheidende Profilierung und internationale Anerkennung.<br />

Seine eigene Spielstätte erhielt es 1984, als<br />

das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt nach jahrzehntelangem<br />

Leerstand als Ruine im klassizistischen<br />

Schinkel-Stil restauriert und schließlich wiedereröffnet<br />

wurde. Zehn Jahre später wurde das BSO offizielles<br />

Hausorchester am nun umgetauften Konzerthaus <strong>Berlin</strong><br />

und trägt seit 2006 selbst den Namen <strong>Konzerthausorchester</strong><br />

<strong>Berlin</strong>.<br />

Heute hat das <strong>Konzerthausorchester</strong> <strong>Berlin</strong> über<br />

12.000 Abonnenten, was mit die größte Stammhörerschaft<br />

eines klassischen Orchesters in Deutschland ist.<br />

In mehr als 100 Konzerten pro Saison kann man es im<br />

Haus am Gendarmenmarkt erleben; darüber hinaus ist


es regelmäßig national und international auf Tourneen<br />

und Festivals zu hören. An der 2010 gegründeten heutigen<br />

Kurt-Sanderling-Akademie wird hochbegabter<br />

Orchesternachwuchs ausgebildet.<br />

Einem breiten Publikum auf höchstem Niveau gespielte<br />

Musik nah zu bringen, ist dem <strong>Konzerthausorchester</strong><br />

<strong>Berlin</strong> wesentliches Anliegen. Dafür engagieren sich<br />

die Musiker*innen etwa bei »Mittendrin«, wenn das<br />

Publikum im Konzert direkt neben Orchestermitgliedern<br />

sitzt, oder als Mitwirkende in Clipserien im Web<br />

wie dem mehrfach preisgekrönten #klangberlins. Die<br />

Verbundenheit mit <strong>Berlin</strong> zeigt ihr direktes Engagement<br />

als Jugendorchestermentor im Rahmen von Tutti Pro,<br />

in mehreren Patenschulen und einem Krankenhaus<br />

sowie die dauerhafte Zusammenarbeit mit der Wohnungsbaugesellschaft<br />

degewo, die die kulturelle Teilhabe<br />

sozial benachteiligter Kinder fördert.<br />

CHRISTOPH ESCHENBACH<br />

Christoph Eschenbach (*20.<br />

Februar 1940 in Breslau)<br />

wuchs als Kriegswaise bei<br />

der Cousine seiner Mutter,<br />

der Pianistin Wallydore<br />

Eschenbach, in Schleswig-Holstein<br />

und Aachen<br />

auf. Der Unterricht bei ihr legte den Grundstein für<br />

einen glänzenden musikalischen Werdegang. Nach<br />

dem Studium bei Eliza Hansen (Klavier) und Wilhelm<br />

Brückner-Rüggeberg (Dirigieren) ebneten ihm erste<br />

Preise als Pianist beim ARD-Wettbewerb 1962 und<br />

dem Concours Clara Haskil 1965 auch international<br />

den Weg.<br />

Gefördert von Mentoren wie George Szell und Herbert<br />

von Karajan, verlagerte Eschenbach seinen<br />

Fokus zunehmend auf das Dirigieren: Er war Chefdirigent<br />

und Künstlerischer Leiter des Züricher Tonhalle-<br />

Orchesters von 1982 bis 1986, Musikalischer Direktor<br />

der Houston Symphony von 1988 bis 1999, Künstlerischer<br />

Leiter des Schleswig-Holstein-Musik-Festivals<br />

von 1999 bis 2002 sowie Musikalischer Direktor des


NDR-Sinfonieorchesters von 1998 bis 2004, des Philadelphia<br />

Orchestra von 2003 bis 2008 und des Orchestre<br />

de Paris von 2000 bis 2010. Von 2010 bis 2017 leitete<br />

Eschenbach das Washington National Symphony<br />

Orchestra.<br />

Als Gegengewicht zu seinen vielen festen Verpflichtungen<br />

setzt Eschenbach bewusst auf eine extensive<br />

Gastdirigenten-Tätigkeit, unter anderem bei den Wiener<br />

und <strong>Berlin</strong>er Philharmonikern, dem Chicago Symphony<br />

Orchestra, der Staatskapelle Dresden, der Scala<br />

sowie dem NHK Symphony Orchestra, Tokyo.<br />

Die beeindruckende Diskografie von Christoph Eschenbach,<br />

sowohl als Dirigent wie als Pianist, entstand im<br />

Lauf von fünf Jahrzehnten und reicht von J. S. Bach<br />

bis zu zeitgenössischer Musik. Zahlreiche Einspielungen<br />

haben mittlerweile Referenzstatus und wurden<br />

mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter sind<br />

der Preis der Deutschen Schallplattenkritik oder der<br />

Grammy Award. Eine besonders fruchtbare kammermusikalische<br />

Partnerschaft verbindet Eschenbach mit<br />

dem Bariton Matthias Goerne. Live und mittlerweile<br />

auch auf CD durchmessen die beiden kongenial den<br />

Liederschatz der deutschen Romantik von Schubert<br />

bis Brahms.<br />

Christoph Eschenbach ist Ritter der Légion d‘honneur,<br />

Commandeur des Arts et des Lettres und Gewinner<br />

des Leonard Bernstein-Preises. 2015 wurde er als Pianist<br />

und Dirigent mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis,<br />

dem »Nobelpreis für Musik«, ausgezeichnet.<br />

Seine größte Passion bezieht sich längst nicht mehr<br />

auf die eigene Karriere. Er möchte die Fackel weitergeben<br />

an die nächste Generation, als Mentor, der<br />

sich selbst inspirieren und mitreißen lässt von der<br />

Energie und Motivation der Jungen. Zu seinen Entdeckungen<br />

zählen der Pianist Lang Lang, die Violinistin<br />

Julia Fischer oder die Cellisten Leonard Elschenbroich<br />

und Daniel Müller-Schott. Für die künftige Weltklasse<br />

engagiert er sich zudem als Künstlerischer Beirat und<br />

Dozent der Kronberg Academy, der legendären Eli-


teschmiede für junge Geiger, Cellisten und Bratschisten.<br />

Mit seinen 81 Jahren wird Christoph Eschenbach<br />

selbst nicht müde, zu neuen Ufern aufzubrechen – seit<br />

September 2019 ist er Chefdirigent des <strong>Konzerthausorchester</strong>s<br />

<strong>Berlin</strong>.<br />

CHRISTIAN TETZLAFF<br />

Konzerte mit Christian Tetzlaff<br />

werden oft zu einer existenziellen<br />

Erfahrung für Interpret<br />

und Publikum gleichermaßen,<br />

altvertraute Stücke<br />

erscheinen in völlig neuem<br />

Licht. Daneben lenkt er den<br />

Blick immer wieder auf vergessene Meisterwerke wie<br />

das Violinkonzert von Joseph Joachim, für das er sich<br />

erfolgreich stark gemacht hat, oder das Violinkonzert<br />

Nr. 22 von Giovanni Battista Viotti, einem Zeitgenossen<br />

Mozarts und Beethovens. Zudem engagiert sich Christian<br />

Tetzlaff für gehaltvolle neue Werke, wie das von<br />

ihm im Jahre 2013 uraufgeführte Violinkonzert von Jörg<br />

Widmann – er pflegt ein ungewöhnlich breites Repertoire<br />

und gibt rund 100 Konzerte pro Jahr.<br />

Zu den Höhepunkten der Spielzeit 2021/2022<br />

gehören Konzerte mit dem Tonhalle-Orchester<br />

Zürich, London Philharmonic Orchestra, Bergen<br />

Philharmonic Orchestra, Orchestra della Svizzera<br />

Italiana, San Francisco Symphony Orchestra,<br />

Orchestre symphonique de Montréal, Deutsches<br />

Symphonie-Orchester <strong>Berlin</strong>, NDR-Radiophilharmonie<br />

sowie NDR-Elbphilharmonie-Orchester. Im Herbst<br />

2021 ist er im Rahmen einer Tournee mit dem<br />

<strong>Konzerthausorchester</strong> <strong>Berlin</strong> unter der Leitung von<br />

Christoph Eschenbach zu erleben und wirkt als Solist<br />

beim Haydn2032-Projekt des Kammerorchesters<br />

Basel unter der Leitung von Giovanni Antonini mit.<br />

Zudem tritt er im Duo mit dem Pianisten Lars Vogt<br />

beim Rheingau-Musikfestival, MDR-Musiksommer,<br />

Festival International de Musique de Menton, den<br />

Weilburger Schlosskonzerten und den Sommerlichen<br />

Musiktagen Hitzacker auf. Es folgen weitere Duo-<br />

Konzerte mit dem Pianisten Leif Ove Andsnes


u. a. im Boulez-Saal <strong>Berlin</strong>, dem Théâtre des Champs-<br />

Élysées sowie der Moscow State Philharmonic Society.<br />

Christian Tetzlaff wird regelmäßig gebeten als Residenzkünstler<br />

bei Orchestern und Veranstaltern über<br />

einen längeren Zeitraum seine musikalischen Sichtweisen<br />

zu präsentieren, so u. a. bei den <strong>Berlin</strong>er<br />

Philharmonikern, dem Seoul Philharmonic Orchestra<br />

und den Dresdner Philharmonikern. In der Saison<br />

2021/2022 wird ihm diese Ehre bei der Londoner<br />

Wigmore Hall zuteil. Die ursprünglich für die Saison<br />

2020/2021 geplante Resideny beim London Symphony<br />

Orchestra wird voraussichtlich in der Saison<br />

2022/2023 nachgeholt werden.<br />

Im Verlauf seiner Karriere gastierte Christian Tetzlaff<br />

mit allen großen Orchestern, darunter den Wiener und<br />

New Yorker Philharmonikern, dem Concertgebouworkest<br />

in Amsterdam und allen Londoner Orchestern.<br />

Er arbeitete mit legendären Maestri wie Sergiu<br />

Celibidache, Bernard Haitink, Lorin Maazel und Kurt<br />

Masur sowie in jüngerer Zeit mit Barbara Hannigan,<br />

Karina Canellakis, Robin Ticciati, Christoph von<br />

Dohnányi, Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Andris<br />

Nelsons, Sir Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen und<br />

Michael Tilson Thomas, um nur einige zu nennen.<br />

Bereits 1994 gründete Christian Tetzlaff sein eigenes<br />

Streichquartett und bis heute liegt ihm die Kammermusik<br />

ebenso am Herzen wie seine Arbeit als Solist<br />

mit und ohne Orchester. Jedes Jahr unternimmt er mit<br />

dem Tetzlaff Quartett mindestens eine ausgedehnte<br />

Tournee, so auch in der Saison 2021/2022 mit Konzerten<br />

u. a. in der Kölner Philharmonie, dem Théâtre<br />

des Champs-Élysées sowie einer Tournee in die USA<br />

inklusive der Carnegie Hall. 2015 wurde das Quartett<br />

mit dem Diapason d’or ausgezeichnet, das Trio mit<br />

seiner Schwester Tanja Tetzlaff und dem Pianisten<br />

Lars Vogt im darauffolgenden Jahr für den Grammy<br />

nominiert.


WEBER OUVERTÜRE<br />

Carl Maria von Weber (1786-1826) hat mit seiner Oper<br />

»Der Freischütz« quasi im Alleingang die deutsche<br />

romantische Oper begründet. Dass die Zeit dafür reif<br />

war, belegt der sensationelle Erfolg der Uraufführung,<br />

die am 18. Juni 1821 im neueröffneten <strong>Berlin</strong>er Schauspielhaus<br />

stattfand.<br />

Vor Weber und seinem Librettisten Johann Friedrich<br />

Kind hatten schon andere den Stoff für die Bühne bearbeitet.<br />

Weber und Kind begannen 1817, und im Mai<br />

1820 war die Partitur abgeschlossen. Wie üblich entstand<br />

die Ouvertüre zuletzt.<br />

Die Ouvertüre zur Oper »Der Freischütz« beruht zum<br />

Teil, aber nicht ausschließlich auf Themen, die danach<br />

in der Oper wiederkehren. Sie zeichnen aber den zentralen<br />

Handlungsstrang, den Kampf zwischen Gut und<br />

Böse (in der Form schwarzer Magie) nach. Insofern<br />

kann man die Ouvertüre als komprimierte Tondichtung<br />

über den »Freischütz«-Stoff ansehen. Sie setzt sich in<br />

der seinerzeit üblichen Weise aus einer Adagio-Einleitung<br />

und einem schnellen Hauptteil, der die Form eines<br />

Sonatensatz-Allegros hat, zusammen. Die Eröffnung des<br />

Adagios ist unabhängig von der Oper, auch der «Chor»<br />

der vier Hörner kehrt später nicht wieder, dient an dieser<br />

Stelle aber natürlich dazu, die Waldstimmung und das<br />

Jägermilieu, in dem die Handlung spielt, zu evozieren.<br />

Vor allem durch die Klangfarben: Streichertremolo, tiefe<br />

Klarinetten, dumpfe Paukenschläge, kontrastiert der folgende<br />

Abschnitt. Er verweist auf die Wolfsschlucht-Szene,<br />

in der die Jägerburschen Max und Caspar den Teufel<br />

in Gestalt des schwarzen Jägers Samiel beschwören<br />

und Freikugeln gießen.<br />

Das anschließende Molto vivace hat zwei sehr gegensätzliche<br />

Themenkomplexe. Der erste, in c-Moll, ist<br />

ebenfalls der Wolfsschlucht-Szene entnommen und<br />

untermalt dort das Gewitter, in welchem Samiel mit seinem<br />

Gefolge kommt. Ihm steht ein jubelndes Dur-Thema<br />

gegenüber, das in der Oper zuerst in der großen Arie<br />

der Agathe im 2. Akt erscheint, wo es die leidenschaftlichen<br />

Aufwallungen ihrer Liebe zu Max ausdrückt. Am


Ende der Oper begleitet dieses Thema den Jubelchor,<br />

und in dieser Stimmung beendet es, wenn es in der<br />

Reprise zum zweiten Mal erklingt, die Ouvertüre.<br />

DVOŘÁK VIOLINKONZERT<br />

Sein einziges Violinkonzert komponierte Antonin Dvořák<br />

1879-80, zeitgleich mit der 6. Sinfonie. Beide gelten als<br />

Hauptwerke seiner »Slawischen Periode«. In den Sommermonaten<br />

(Juli bis September) 1879 entstand das<br />

Violinkonzert, während eines Landaufenthalts. Zweimal<br />

(1880 und 1882) überarbeitete der Komponist sein Violinkonzert<br />

und widmete es Joseph Joachim, dem wichtigsten<br />

Geiger der Epoche, der ihm bei der endgültigen<br />

Fassung des Violinparts behilflich war. Die Uraufführung<br />

fand am 14. Oktober 1883 im Tschechischen Nationaltheater<br />

Prag statt. Damals spielte nicht Joachim,<br />

der das Konzert lediglich halb-öffentlich in der <strong>Berlin</strong>er<br />

Musikhochschule aufführte, sondern der tschechische<br />

Geiger František Ondřiček.<br />

Zu Beginn des Konzerts (Allegro ma non troppo, a-Moll,<br />

4/4) wird man daran erinnert, dass Beethovens Neunte<br />

das erste sinfonische Werk war, das Dvořák in seinem<br />

Leben gehört hat. Die leeren Quinten und Oktaven des<br />

lakonischen Orchestermottos erinnern an den Beginn<br />

der Neunten. Die Geige antwortet mit einem lyrischen<br />

a-Moll-Gesang aus Doppelgriffen und Triolen. Diesen<br />

greift das Orchester auf, während die Geige ihrerseits<br />

das Orchestermotto übernimmt und verwandelt. Beiden<br />

Partnern gemeinsam ist die düster-tragische Stimmung,<br />

die sie fast durchweg anschlagen. Breitere Durepisoden<br />

fehlen völlig, nur das lyrische Seitenthema sorgt für ein<br />

kurzes Innehalten im heroisch-pathetischen Dialog, der<br />

den Satz prägt. Immer wieder muss sich die Geige in<br />

Doppelgriffen und kraftaufwendigen Passagen gegen<br />

das Orchester behaupten. Der formal originellste Zug<br />

ist das Ausfransen des Allegros am Ende des Kopfsatzes.<br />

Die kämpferischen Passagen des Solisten münden<br />

in eine Art Kadenz mit obligaten Bläsern, die Themen<br />

beruhigen sich, und aus ihnen tritt der wundervolle<br />

F-Dur-Gesang des Adagios hervor.


Der Mittelsatz (Adagio ma non troppo, F-Dur, 3/8) wird<br />

zum eigentlichen Hauptsatz des Werkes, eine Idylle aus<br />

Geigenthema und Bläserklängen, die sich zunehmend<br />

rhapsodisch auflöst und von zwei dramatischen Mollepisoden<br />

unterbrochen wird.<br />

Mit einem überaus eingängigen, strahlenden Dur-Thema<br />

in hoher Lage setzt das Rondo (Allegro giocoso<br />

ma non troppo, A-Dur, 3/8) ein. Es ist ein konzertantes<br />

Gegenstück zu den Slawischen Tänzen, eine Art Apotheose<br />

des böhmischen Volkstanzes (Furiant) mit einer<br />

rastlos brillierenden Solo-Violine. Nur die ruhige Dumka<br />

in der Mitte des Rondos beruhigt manchmal den ausgelassenen<br />

Tanz.<br />

BRAHMS 4. SINFONIE<br />

Entstanden ist die 4. Sinfonie, wie so oft bei Johannes<br />

Brahms (1833-1897), in der Sommerfrische (1884 und<br />

1885 in Mürzzuschlag). Brahms zweifelte jedoch an<br />

seinem Werk. Es schmecke nach dem dortigen Klima,<br />

in dem noch nicht einmal die Kirschen süß und reif<br />

werden, berichtet er mehreren Freunden. Weil Brahms‘<br />

Bekanntenkreis mit Bedenken auf die neue Sinfonie<br />

reagierte, entschloss sich der Komponist zu einer<br />

Vorabaufführung an zwei Klavieren. Die Reaktion war<br />

verhalten, doch nach der gelungenen Uraufführung<br />

(25. Oktober 1885) durch die Meininger Hofkapelle, die<br />

Brahms selbst dirigierte, fand die Vierte ihren Weg in<br />

die Konzertsäle.<br />

Es gibt keine Einleitung im ersten Satz (Allegro non troppo,<br />

alla breve), es geht einfach los mit einer sehr nostalgischen<br />

und melancholischen Melodie der Geigen<br />

(erstes Thema); rhythmisch komplementäre Bläserakkorde,<br />

Achtelbewegung der tiefen Streicher begleiten.


Das trotzig wirkende zweite Thema (h-Moll), von den<br />

Bläsern vorgetragen, unterstreicht den elegischen Charakter<br />

des Satzes noch:<br />

Die breite Entfaltung der Melodik und ihre organische<br />

Verknüpfung, ihr logischer Zusammenhang, die emotionale<br />

Kraft ihrer Aussage, das alles ist charakteristisch<br />

für die dramatisch-epische Gestaltungsweise von<br />

Brahms.<br />

Auch der zweite Satz (Andante moderato, E-Dur, 6/8)<br />

beginnt ungewöhnlich. Mit einem archaisch (phrygisch)<br />

anmutenden Bläserthema, später dann eine warme,<br />

schier unendlich scheinende Kantilene der Celli. Es<br />

gibt nie die gewohnten Pausen am Ende eines Teils,<br />

sondern es schreitet immer weiter. Dieses unaufhaltsame<br />

Weiterschreiten und andererseits die langsamen<br />

Tempi schaffen eine Spannung vom ersten bis zum<br />

letzten Ton.<br />

Es folgt der größtmögliche Kontrast im dritten Satz<br />

(Allegretto giocoso, C-Dur, 2/4): ein lärmendes, fast<br />

burleskes Scherzo; Einwürfe von Piccoloflöte, Kontrafagott<br />

und Triangel geben dem Ganzen einen schon<br />

fast grotesk wirkenden Charakter. Eine gewollte Heiterkeit<br />

wird erzeugt, die etwas Drohendes hat. Bei alledem<br />

ist eine Knappheit der Aussage vorherrschend.<br />

Mit der barocken Form einer Passacaglia und einem<br />

Bach zitierenden Thema greift Brahms im Finale (Allegro<br />

energico e passionato, 3/4) seiner vierten Symphonie<br />

einerseits auf frühere Epochen zurück, andererseits<br />

stößt er gerade mit diesem Schlusssatz das Tor auf


für die musikalische Zukunft. Merkwürdige Synkopen<br />

laufen mit. Überall gibt es Akzente, nur nicht auf der<br />

Eins. Und diese Synkopen, diese Gegenharmonien und<br />

Gegenrhythmen bringen eine Modernität, die bis zu<br />

Bartók führt.<br />

Mit der Sinfonie Nr. 4 op. 98 schloss Brahms sein sinfonisches<br />

Schaffen ab. Zugleich bedeutete die Vierte<br />

auch das Ende der klassisch-romantischen Sinfonie<br />

und ihrer Finallösung »durch Nacht zum Licht«. Die<br />

Frage, wie Beethovens sinfonisches Erbe fortgesetzt<br />

werden könnte, bewegte das gesamte 19. Jahrhundert.<br />

Brahms beantwortete sie im Finale der 4. Sinfonie<br />

mit einem Rückgriff auf die barocke Chaconne bzw.<br />

Passacaglia. In dem Vertrauen auf die majestätische<br />

Strenge und erhabene Größe dieses bewährten Variationsmodells<br />

erlangte Brahms auf diese originelle Weise<br />

orchestrale Wucht und sinfonische Größe. Davon war<br />

der junge Richard Strauss als einer der ersten Zuhörer<br />

begeistert: »Ein Riesenwerk [...] neu und originell und<br />

doch von A bis Z ein echter Brahms«.


Konzerte der Abonnementreihe 2021 / 2022<br />

im Theodor-Heuss-Saal der Harmonie, 19.30 Uhr<br />

2. Veranstaltung<br />

Dienstag,<br />

30. November 2021<br />

3. Veranstaltung*<br />

Dienstag,<br />

18. Januar 2022<br />

4. Veranstaltung*<br />

Freitag,<br />

18. Februar 2022<br />

5. Veranstaltung<br />

Freitag,<br />

25. März 2022<br />

6. Veranstaltung<br />

Dienstag,<br />

26. April 2022<br />

7. Veranstaltung*<br />

Dienstag,<br />

10. Mai 2022<br />

Klavierduo<br />

ANDREAS GRAU &<br />

GÖTZ SCHUMACHER<br />

Klaviertrio<br />

TRIO JEAN PAUL<br />

Saxophonquartett<br />

CLAIR-OBSCUR<br />

Liederabend<br />

DANIEL BEHLE, Tenor<br />

TAKEO SATO, Gitarre<br />

Streichquintett<br />

BARTHOLDY QUINTETT<br />

Konzerte der Reihe »Perspektiven Heilbronn«<br />

2021 / 2022, Städtische Museen Heilbronn<br />

im Deutschhof, 19.30 Uhr<br />

Montag,<br />

29. November 2021<br />

Dienstag,<br />

15. März 2022<br />

Montag,<br />

16. Mai 2022<br />

Orchesterkonzert II<br />

ACADEMY OF ST MARTIN<br />

IN THE FIELDS<br />

Dirigentin und Solistin:<br />

JULIA FISCHER<br />

MATTHIAS LORENZ<br />

(Dresden), Violoncello<br />

BENEDIKT BÜSCHER<br />

(Stuttgart), Kontrabass<br />

MARKO KASSL<br />

(Düsseldorf), Akkordeon<br />

RAINER BÜRCK<br />

(Bad Urach), Elektronik<br />

Herausgeber: Kulturring Heilbronn e.V.<br />

Abonnementbüro: Heilbronner Reisebüro Böhm<br />

Sülmerstraße 13 / Tel. 0 71 31/62 40 17<br />

Text: Ulrich Heffter / Gestaltung: www.wsk-werbung.de

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