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Die gute alte Backstube Die gute alte Backstube - echo

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Frühjahr 2005<br />

Gutes tun:<br />

Pflegen, Ernten,<br />

Mosten<br />

Hollywood in<br />

Plattenhardt<br />

Brief aus<br />

Frankreich<br />

Jung und Alt<br />

im Interview<br />

Hunde als<br />

Helfer<br />

Echo-Thema:<br />

Bäcker,<br />

Brot, Brezel<br />

Baguette<br />

Magazin für bürgerschaftliches Engagement in Filderstadt<br />

Damals in Sielmingen:<br />

<strong>Die</strong> <strong>gute</strong> <strong>alte</strong><br />

<strong>Backstube</strong><br />

<strong>Die</strong> Produktion dieser Ausgabe wurde ermöglicht durch


2<br />

In dieser Ausgabe . . .<br />

2 Rätsel-Gewinner<br />

2 Vielen Dank!<br />

3 Gutes tun und dabei noch<br />

profitieren<br />

Das Gemeinschaftsprojekt<br />

„Pflegen, Ernten, Mosten“<br />

4 Unser täglich Brot . . .<br />

Gedanken zur Kulturgeschichte<br />

des Brotes<br />

6 <strong>Die</strong> Brezel<br />

Krönung der schwäbischen<br />

Backkunst<br />

7 Bonjour Filderstadt!<br />

Brief aus La Souterraine<br />

8 Hollywood in Plattenhardt<br />

<strong>Die</strong> Filderbühne stellt sich vor<br />

9 Mensch, ärgere Dich nicht!<br />

Spieletreffen in der Familienbildungsstätte<br />

10 Jung und Alt<br />

im Interview<br />

11 Der schwäbische Kartoffelsalat<br />

Statt Poesie ein Gedicht<br />

12 Das älteste Haus Harthausens<br />

Im Reiterweg 3 und 5<br />

13 Mit Hunden versunkene<br />

Welten öffnen<br />

Therapiebesuchshunde für<br />

Heimbewohner/-innen im<br />

Altenzentrum St. Vinzenz<br />

14 Das <strong>echo</strong>-Bilderrätsel<br />

14 Poesie<br />

„Frühling“<br />

14 Impressum<br />

Wie schön ist doch der Frühling<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

was sind wir froh, dass der Winter vorbei ist. Nicht, dass uns der Schnee missfallen<br />

hätte, doch die Begleiterscheinungen machen halt Mühe. Gehwege räumen,<br />

fegen und streuen – für manche war es sicher eine Last. Doch seien wir dankbar,<br />

dass das Ordnungsamt fürs Streuen noch keine Strafen verhängt hat. In Zukunft<br />

soll ja strikt geahndet werden, was Filderstadt verschmutzt. Und wer weiß, vielleicht<br />

fällt ja das Streuen von Asche, Sägemehl oder Split auch noch darunter. So<br />

sauber wie Singapur soll unser Filderstadt sein. Dort wird zur Kasse gebeten, wer<br />

eine Zigarettenschachtel wegwirft (500 Singapore-$). Und wer vor dem Betreten<br />

des Linienbusses oder des Restaurants noch schnell die Kippe auf dem Boden austreten<br />

will, bezahlt ebenfalls. In Filderstadt hat man von Singapur gelernt: vor<br />

Jahren wurden die meisten Papierkörbe in der Stadt aus Spargründen abmontiert,<br />

jetzt wird aus dieser Not noch eine Einnahmequelle gemacht. Doch das ist eigentlich<br />

nicht das Thema in dieser Ausgabe des "<strong>echo</strong>": Für das Frühjahr haben wir<br />

uns unter anderem eine Traditionsbäckerei vorgenommen, das Brot im Allgemeinen<br />

und die Brezel im Besonderen. Wobei wir gerne ein kleines Gedicht von Manfred<br />

Rommel abgedruckt hätten, das die Vorzüge der schwäbischen Laugenbrezel<br />

beschreibt. Der typische Rommel-Humor eben. Doch als wir um die Abdruckgenehmigung<br />

baten, hat der Verlag für diese 6 Zeilen gleich eine Rechnung über<br />

25 Euro geschickt. Da haben wir dann doch dankend verzichtet! So müssen unsere<br />

Leser das geschützte geistige Eigentum vom ehemaligen Stuttgarter OB woanders<br />

nachlesen und darüber lachen. Wenn’s ums Geld geht, hört der Humor halt<br />

auf!<br />

Ihre Redaktion<br />

<strong>echo</strong>-Preisrätsel<br />

<strong>Die</strong> Gewinner<br />

Das Lösungswort unseres letzten<br />

Preisrätsels lautete: Schneeball.<br />

Je einen Büchergutschein erhielten:<br />

• Andreas Köntopf<br />

Filderstadt-Bonlanden<br />

• Andreas Maisch<br />

Filderstadt-Bernhausen<br />

• Edeltraud Schneider<br />

Filderstadt-Bonlanden<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

<strong>Die</strong> Redaktion<br />

In eigener Sache<br />

Vielen Dank!<br />

An dieser Stelle danken wir all denen<br />

sehr herzlich, die mit ihrer Spende<br />

einen Beitrag zum Erscheinen dieser<br />

Ausgabe leisten.<br />

Filderstadt-<br />

Bernhausen<br />

Filderstadt-<br />

Sielmingen<br />

Filderstadt-<br />

Bernhausen


Gutes tun und dabei<br />

noch profitieren<br />

Schon seit dem Jahre 1996 gibt es<br />

in Filderstadt das Gemeinschaftsprojekt<br />

"Pflegen, Ernten, Mosten" vom<br />

Alten- und Pflegeheim St. Vinzenz,<br />

dem Sozialamt und dem Umweltschutzreferat<br />

der Stadt Filderstadt. Ziel des<br />

Projekts ist es, Bürgern die Obstbaumpflege<br />

nahe zu bringen und gleichzeitig<br />

Kindern die Streuobstwiese als Lebensraum<br />

für Tiere spielerisch erfahrbar zu<br />

machen. So konnten die Kinder im vergangenen<br />

Jahr zum Beispiel Feldversuche<br />

zu frostsicheren Winterquartieren<br />

durchführen, erkunden, wie ein<br />

Eichhörnchen sich durch den Winter<br />

schlägt und die Merkmale der verschiedenen<br />

Baumarten kennen lernen. Abschließend<br />

ging es zum Basteln mit<br />

dem Schnittholz in die Räumlichkeiten<br />

des Heims.<br />

<strong>Die</strong> erwachsenen Freiwilligen jeder<br />

Altersgruppe pflegen die Obstanlage<br />

am Alten- und Pflegeheim St. Vinzenz.<br />

Spaß an der Arbeit mit Baumsäge sowie<br />

Reb- und Astschere bringen die<br />

Teilnehmer mit und natürlich keine<br />

Scheu vor dem Kontakt mit den<br />

Heimbewohnern. Neben dem Arbeiten<br />

und Bewegen an der frischen Luft im<br />

Winter gibt es Hilfe und Erklärungen<br />

zum Schneiden an Obstbäumen und<br />

anschließend geselliges Beisammen-<br />

<strong>Die</strong> Streuobstwiese als Lebensraum für Tiere – für Kinder<br />

spielerisch erfahrbar gemacht<br />

Wie fällt man einen Baum ohne selbst gefällt zu werden? Das zeigte Volker<br />

Nagel bei einem der Projekttage.<br />

sein mit Vesper in der Sankt-Vinzenz-<br />

Klause.<br />

Heimbewohner machen natürlich<br />

auch mit. Sie sammeln das geschnittene<br />

Geäst und binden es zu Reisigbündeln,<br />

die dann getrocknet werden.<br />

Beim Plattenhardter Backhausfest im<br />

August werden dann die gesammelten<br />

und getrockneten Reisigbüschel der im<br />

Winter geschnittenen Obstbäume zum<br />

Anheizen des Backofens verwendet.<br />

Krönender Abschluss ist dann das<br />

Herbstfest im Oktober im Alten- und<br />

Pflegeheim St. Vinzenz. Mit Musik,<br />

Tanz und frisch gepresstem Apfelsaft<br />

aus der Obstanlage klingt das Projekt<br />

aus. Bei diesen beiden Veranstaltungen<br />

können Sie Kontakte zu den<br />

Bewohnern des Alten- und Pflegeheimes<br />

knüpfen. Gleichzeitig können Sie<br />

beim Herbstfest den Erfolg des Baumschnitts<br />

vom Winter anhand des Obstertrags<br />

in der Obstanlage begutachten.<br />

3<br />

Jürgen Michels<br />

Für die Erwachsenen: Hilfe und Erklärungen zum Schneiden<br />

von Obstbäumen<br />

Fotos: Umweltreferat


4<br />

Unser täglich<br />

Brot<br />

Brot ist ganz offensichtlich immer<br />

wieder ein Thema in der Weltgeschichte.<br />

Hunger war der Auslöser für<br />

viele Revolutionen und Brot war das<br />

einzige Grundnahrungsmittel, mit<br />

dem sie in vielen Fällen verhindert<br />

werden konnten. Archäologie und<br />

Geschichte beweisen, dass Brot seit<br />

Urzeiten gegessen wird. Wer kennt<br />

nicht den Zauber von frisch gebackenem<br />

Brot? Der Geruch, die weiche<br />

Krume, die kross gebackene Kruste<br />

werden zu einem beinahe lustvollen<br />

Erlebnis. Selbst heute, wo Brot weitgehend<br />

zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden ist, hat es nichts von seiner<br />

Bedeutung verloren. Es gibt unzählige<br />

Geschichten und Rituale um das Brot.<br />

In vielen Kulturkreisen haben Brot<br />

und Getreide eine<br />

symbolische und<br />

kultische<br />

Bedeutung.<br />

So begleiten die Gebildbrote den<br />

Menschen durch den Jahresgang der<br />

Feste (z. B. Brezel, Nikolausgebäck,<br />

Brot mit Kreuzsymbol) und haben<br />

daher tiefere Bedeutung. In dieser<br />

Beziehung kann man auch das Ritual<br />

der Darreichung von Brot und Salz bei<br />

der Begrüßung eines Gastes erwähnen.<br />

In Zeiten von Dürre, Unwettern,<br />

von Krieg und Flucht, war das Brot<br />

natürlich von großer Wichtigkeit. Wer<br />

weiß noch, was Hunger ist in unserer<br />

Wohlstandsgesellschaft? Dass Brot<br />

noch immer keine Selbstverständlichkeit<br />

ist, weiß man sehr gut in der<br />

Dritten Welt. <strong>Die</strong> Bitte um "unser täglich<br />

Brot" ist wohl allen Völkern vertraut.<br />

Interessant ist ein Blick auf die<br />

Entwicklung des Bäckerhandwerks in<br />

den vergangenen 100 Jahren: "<strong>echo</strong>"<br />

hat bei einem<br />

Besuch<br />

<strong>gute</strong>n Einblick in die Arbeit eines <strong>alte</strong>ingesessenenBäckerei-Familienbetriebs<br />

bekommen. <strong>Die</strong>ser Betrieb<br />

besteht in Sielmingen seit 110<br />

Jahren. 1894 wurde die Bäckerei von<br />

Gottlieb Schmid gegründet und bis<br />

1927 von dessen Sohn Gotthilf weiter<br />

geführt. Zu dieser Zeit war das sogenannte<br />

"Kundenbacken" noch üblich,<br />

d. h. die Kunden brachten den von<br />

ihnen gefertigten Brotteig im<br />

"Körble" oder auch Kuchen in die<br />

Bäckerei zum Ausbacken. Brot wurde<br />

hauptsächlich aus Weizenmehl hergestellt,<br />

da die ländliche Bevölkerung in<br />

den meisten Fällen dieses Getreide<br />

selbst anbaute. Oder aber man brachte<br />

die Zutaten zum Bäcker, der dann<br />

auch den Teig herstellte.<br />

Im Jahre 1967 übernahm Karl-<br />

Friedrich Schäffer den Betrieb. Erst im<br />

Jahr 1994 übergab Schäffer seinen<br />

Betrieb an Elfriede und Martin Seidel.<br />

Alle drei erzählten von<br />

der schweren<br />

körperlichen<br />

Arbeit.<br />

Früher<br />

musste der<br />

Ofen mit<br />

Holz beheizt<br />

werden -


Gedanken zur Kulturgeschichte<br />

des Brotes<br />

heute hilft die Elektrizität. Musste<br />

früher das Mehl in 2-Zentner-Säcken<br />

herangeschleppt werden, gibt es<br />

heute das Mehlsilo zum Bewältigen<br />

dieser Arbeit. Musste damals auch der<br />

Teig mit Muskelkraft verarbeitet werden,<br />

so erledigt das heute zum<br />

großen Teil eine Knetmaschine. Allerdings<br />

werden Brezeln bei Seidels nur<br />

von Hand gefertigt, und zwar an<br />

Wochenenden bis zu 1200 Stück. Eine<br />

Spezialität von Seidels ist auch "das<br />

Mitschele" – das ist ein salziges Mürbteigbrötchen,<br />

das in der Advents- und<br />

Weihnachtszeit gebacken wird. <strong>Die</strong><br />

Nachfrage ist in jedem Winter enorm<br />

hoch. Hierbei ist zu betonen, dass die<br />

"Sielminger Mitschele" durch ihre<br />

besondere Form auffallen.<br />

Noch jeden Tag arbeitet die 79-jährige Pauline Schweizer in der<br />

<strong>Backstube</strong> mit. Hier gibt Sie den Hörnle den letzten Schliff.<br />

Weil die körperliche Arbeit nicht<br />

mehr so schwer ist, ergreifen auch<br />

immer mehr Mädchen den Bäckerberuf.<br />

Leider ist es aber heute noch<br />

so, dass die Arbeitszeiten eines<br />

Bäckers sein Leben und das seiner<br />

Familie stark beeinflussen.<br />

Seidels Leitgedanke war und ist,<br />

möglichst ohne künstliche Backzutaten<br />

auszukommen. Das weiß die<br />

Kundschaft sehr wohl zu schätzen.<br />

Außerdem ist die Bäckerei Seidel in<br />

Filderstadt jetzt die einzige zertifizierte<br />

Bioland-Vertragsbäckerei. Um<br />

die wertvollen Inhaltsstoffe des ganzen<br />

Getreidekorns zu erh<strong>alte</strong>n, wird<br />

das Getreide vor dem Backen frisch<br />

gemahlen.<br />

5<br />

"<strong>echo</strong>" bedankt sich für die<br />

freundliche Aufnahme und die ausführliche<br />

Beantwortung unserer mehr<br />

oder weniger laienhaften Fragen.<br />

Friederike Lenz / Gerda Wittmann<br />

Stefanie Scherrmann ist 18 Jahre alt und im dritten Ausbildungsjahr.<br />

Immer mehr Mädchen erlernen das Bäckerhandwerk.


6<br />

Krönung der<br />

schwäbischen<br />

Backkunst<br />

Für jemand, der noch den<br />

Brezelpreis von 4 Pfennig miterlebt<br />

hat, ist die Brezel, neben dem Hefezopf,<br />

nach wie vor die schwäbischste<br />

aller Backwaren. Der Preis ist allerdings<br />

völlig unschwäbisch in schwindelnde<br />

Höhen geklettert, seit der Euro<br />

einen den Pfennig nicht mehr ehren<br />

lässt. Dennoch, an der Brezel hängt<br />

der Schwabe, auch wenn die Qualität<br />

mit dem Preis manchenorts nicht<br />

Schritt geh<strong>alte</strong>n hat. Noch heute ist<br />

sie für Kleinkinder beliebte Schnuller<strong>alte</strong>rnative<br />

und reeller Ersatz für<br />

Kaviarhäppchen bei kommunalen<br />

Empfängen oder Aktionärsversammlungen<br />

der hiesigen Automobilindustrie.<br />

Dass die Brezel ihre Karriere als<br />

Fastengebäck begann und die verschränkten<br />

Arme der Mönche darstellen<br />

sollte, ist ebenso Annahme wie<br />

die Geschichte vom griechischen<br />

Ringbrot, das schon vor 1000 Jahren<br />

in den Klöstern als Abendmahlsbrot<br />

gereicht wurde.<br />

Für Schwaben dagegen ist am<br />

wahrscheinlichsten, dass einem zum<br />

Tode verurteilten Bäcker aus Urach<br />

der Geniestreich der Brezel zu verdanken<br />

ist. Zur Rettung seines Lebens<br />

sollte er ein Gebäck erfinden, durch<br />

das die<br />

Sonne drei<br />

Mal durchscheine.<br />

Wie<br />

wir wissen, gelang<br />

es und seitdem ziert<br />

die Brezel das Wappen der<br />

Bäcker. Der Name der Brezel,<br />

deren Form zwei übereinander<br />

geschlagenen Armen ähnelt, wird aus<br />

dem lateinischen "bracchium" (= Arm)<br />

hergeleitet, daraus leiten sich die althochdeutschen<br />

Bezeichnungen "prezita"<br />

und deren Nebenformen "brezitella"<br />

und "brezin" ab.<br />

Dass es jetzt aber einen Brezelschlingroboter<br />

gibt, ist eine Tatsache.<br />

<strong>Die</strong>ser Roboter kann auf Knopfdruck<br />

das, was schwäbische Bäckerlehrlinge<br />

wie Jürgen Klinsmann mühsam erlernten<br />

und was den hiesigen Bäcker von<br />

den anderen Bäckern in Deutschland<br />

unterscheidet: <strong>Die</strong> Kunst, freihändig<br />

eine Brezel zu schlingen. Jetzt wird<br />

also eingestellt auf Stranglänge 320<br />

Ob ein Brezelroboter eine<br />

solch’ leckere Brezel fabrizieren<br />

kann, ist fraglich.<br />

Ziemlich sicher wäre sie<br />

symetrischer.<br />

bis 650 mm und mit einer<br />

Stundenleistung von 1515 Stück pro<br />

Stunde geht das dann „wie’s Brezelbacken“.<br />

Und das trifft dann doch den<br />

Vagusnerv eines jeden Brezelliebhabers<br />

hierzulande. Sie wissen nicht,<br />

wer oder was der Vagusnerv ist? US-<br />

Präsident George W. Bush hat sich in<br />

seiner ersten Amtszeit beim Fernsehen<br />

an einer Brezel verschluckt. Das<br />

Gebäck hat daraufhin offenbar den<br />

Vagusnerv getroffen und Bush fiel in<br />

Ohnmacht.<br />

Werner Streckfuß<br />

<strong>Die</strong> Brezel<br />

Nicht nur als tägliches Backwerk ist die Brezel sehr beliebt: Besonders für<br />

Feiertage schlingen die hiesigen Bäcker wahre Kunstwerke.


Bonjour Filderstadt!<br />

Wenn Sie diese Ausgabe des „<strong>echo</strong>“<br />

in den Händen haben, ist Schnee vielleicht<br />

kein Thema mehr. Aber in diesem<br />

Jahr war es bei uns das einzige<br />

Thema! Hier schneit es selten, das<br />

Klima ist unter atlantischem Einfluss,<br />

milde Winter, milde Sommer, viel<br />

Regen und Wind – aber Schnee? Und<br />

das wochenlang! Er bleibt zwar nicht<br />

liegen, höchstens auf den kleinen<br />

Nebensträßchen. Aber da ist ja gerade<br />

das Problem: wir haben hier fast nur<br />

so kleine Nebensträßchen. <strong>Die</strong> Kinder<br />

werden mit Schulbussen von ihren<br />

Weilern abgeholt, und das riskiert<br />

man bei Schnee nicht. Also, keine<br />

Schule!<br />

Auch zeigt es sich, dass die Häuser<br />

nicht für solche Temperaturen gebaut<br />

sind. <strong>Die</strong> Fenster sind meist nur einfach<br />

verglast, und gerade die neuen<br />

Häuser haben meist Außenwände, die<br />

nicht mehr so dick sind wie bei den<br />

<strong>alte</strong>n traditionellen Steinhäusern.<br />

Auch die Heizungen sind in der Regel<br />

unzureichend für lange Kälteperioden.<br />

(Und "kalt" ist es hier bei den ersten<br />

Minusgraden).<br />

Und doch muss man jeden Tag<br />

raus, um … frisches Brot zu holen.<br />

Brot ist das wichtigste Nahrungsmittel,<br />

und es kommt frisch auf den Tisch. La<br />

Souterraine hat fünf Bäcker, und<br />

natürlich noch Bäckerfilialen in den<br />

beiden großen Supermärkten. <strong>Die</strong><br />

Bäcker fahren das Brot auch aus; im<br />

letzten „<strong>echo</strong>“ habe ich geschrieben,<br />

dass die meisten der 11.000 Einwohner<br />

des Kantons verstreut<br />

wohnen – La Souterraine<br />

selbst hat nur knapp<br />

sechstausend Einwohner.<br />

Der Motorisierungsgrad<br />

ist aber hoch – und<br />

wenn man kaum mehr laufen<br />

kann, so fährt man doch<br />

noch am liebsten selbst<br />

täglich zu seinem Bäcker,<br />

um sich zu versorgen.<br />

Überall wird das Brot<br />

frisch gebacken, die Bäcker machen<br />

natürlich ihren Teig selbst. Auch wenn<br />

die Ernährungswissenschaftler immer<br />

mehr zu Mehrkornbroten raten, ist das<br />

klassische Brot natürlich nach wie vor<br />

das Weißbrot in Stangenform: das Baguette,<br />

ca. 250 g schwer und 75 cm<br />

lang, das Ficelle, gleich lang aber<br />

dünner, nur 150 g schwer (schmeckt<br />

super, viel Kruste!) oder das<br />

Pain, bis zu einem Meter<br />

lang und 400 g schwer.<br />

Das Baguette, Ficelle, oder<br />

Pain (es gibt auch runde Laibe,<br />

und ringförmige, und lange ährenförmige)<br />

muss "außen golden und knusprig<br />

sein, die Einschnitte müssen<br />

kleine knusprige Krater bilden. Innen<br />

soll das Brot nicht zu weiß sein, sondern<br />

cremefarbig, elastisch mit einem<br />

leichten Geschmack von Milch und<br />

Mandeln" (frei übersetzt nach einem<br />

französischen Spezialitätenbuch).<br />

Man isst das Brot zum Frühstück mit<br />

Marmelade, und vor allem zum Mittagoder<br />

Abendessen. Sollten Sie Gäste<br />

aus der Partnerstadt beherbergen<br />

während des Austausches an Himmelfahrt<br />

(5. bis 8. Mai), vergessen Sie<br />

nicht, immer Brot zum Essen zu servieren!<br />

Manche Leute hier können<br />

Suppe nicht schlucken, wenn nicht<br />

ein Brocken Brot dabei ist ... Aber spätestens<br />

beim Käse, nach dem Hauptgang<br />

und vor dem Dessert, erklärt ein<br />

französischer Gastgeber stolz, bei<br />

welchem Bäcker er das Brot kauft und<br />

warum. Jeder der fünf Bäcker von La<br />

Souterraine hat sein eigenes Rezept.<br />

7<br />

Wie wichtig die Bäckerei – la boulangerie<br />

– für eine Kommune ist, hat<br />

auch ein Bürgermeister im Loir-et-Cher<br />

erkannt. Wie die Le Monde am 17.<br />

Februar berichtet, waren aus seinem<br />

800-Einwohner-Dorf nach und nach<br />

alle Läden abgewandert. Als als letzter<br />

auch noch der Bäcker ging, setzte<br />

die Kommune alle Hebel in Bewegung,<br />

bis zum Einsatz von europäischen<br />

Regionalentwicklungsmitteln. <strong>Die</strong> Gemeinde<br />

kaufte einen Laden in besserer<br />

Lage, baute ihn zur Bäckerei aus,<br />

schrieb die Stelle aus, wählte unter<br />

vier Bewerbern ein junges Bäckerehepaar<br />

– und hatte damit wohl einen<br />

<strong>gute</strong>n Griff getan. <strong>Die</strong> florierende<br />

Bäckerei ist der Stolz der Gemeinde!<br />

Von der Karrikatur des Franzosen<br />

in "Baskenmütze und Baguette" verschwindet<br />

wahrscheinlich nur die<br />

Baskenmütze allmählich aus dem<br />

Stadtbild. Das Baguette bleibt, so wie<br />

der Rotwein und die Tricolore. Und erschwinglich<br />

ist es zudem: Ein Baguette<br />

kostet zwischen 80 und 90 Cent.<br />

Herzliche Grüße, bis zum nächsten Mal!<br />

Ihre Margrit Kurz-Böge


8<br />

<strong>Die</strong> Filderbühne stellt sich vor:<br />

Hollywood in Plattenhardt<br />

Intrigen, Travestie und Verfolgungsjagden<br />

Am 19. Februar 2005 war einiges<br />

los in Filderstadt. Es gab Intrigen,<br />

Travestie, eine Verfolgungsjagd und<br />

viel Gefühl. Und das alles auf ein paar<br />

Quadratmetern Fläche.<br />

Denn an diesem Tag fand die Premiere<br />

des Stückes "Nackt mit Blümle"<br />

auf den Brettern der Filderbühne statt.<br />

Etwa 80 Zuschauer hatten sich<br />

hier eingefunden, um ein paar kurzweilige<br />

Stunden zu erleben. Bevor es<br />

losging, konnte man sich noch mit<br />

Getränken und kleinen Gerichten wie<br />

Käseplatte und Gulaschsuppe stärken.<br />

Als sich der Vorhang dann hob, ließ<br />

das etwas triste Biedermeierzimmer<br />

noch nichts von dem bunten Treiben<br />

ahnen, das sich dort bald abspielen<br />

würde.<br />

Aber schon als die Schwiegermutter,<br />

in einen geblümten Morgenmantel<br />

gehüllt, resolut die Bühne betrat<br />

wurde klar, dass hier nicht lange<br />

Frieden herrschen würde.<br />

Im Verlauf des Stückes (dessen<br />

Handlung hier nicht verraten werden<br />

soll) war alles vorhanden, was es im<br />

wirklichen Leben, mehr oder weniger,<br />

auch gibt: Untreue, Verwechslung,<br />

eine böse Schwiegermutter, ein <strong>gute</strong>r<br />

Freund, Ausreden, Tränen und Lachen.<br />

Und das alles in Schwäbisch mit viel<br />

Humor, Wortspielen und flotten<br />

Sprüchen präsentiert.<br />

Kein Wunder, dass es viel Gelächter<br />

und Szenenapplaus gab und das Publikum<br />

am Ende des Stückes (das nicht<br />

gänzlich ohne Moral war) lange applaudierte.<br />

<strong>Die</strong> Filderbühne gibt es schon seit<br />

28 Jahren. Seit 1980 finden die Vorstellungen<br />

im eigenen Gebäude in<br />

Plattenhardt statt. Am Leben hält das<br />

Ganze ein Team von ca. 50 Mitgliedern,<br />

die alle ehrenamtlich ihre<br />

Freizeit opfern, um dieses Erlebnis<br />

möglich zu machen.<br />

Es werden viele Helfer gebraucht,<br />

egal ob auf der Bühne, für die Bewirtung,<br />

die Technik, das Bühnenbild<br />

oder um die Kostüme zu nähen. Es<br />

sind Menschen aller Altersklassen und<br />

Berufsgruppen vertreten. Unter anderem<br />

gibt es auch einen "echten"<br />

Schauspieler: den Regisseur. Er ist für<br />

die Auswahl und Änderung des Stückes<br />

und für die Inszenierung zuständig.<br />

Es gibt auch eine Jugendgruppe,<br />

die jedes Jahr ein Kinderstück aufführt.<br />

Hier spielen Jugendliche ab<br />

einem Alter von acht Jahren auf der<br />

Bühne mit. Manche davon packt es<br />

dann so, dass sie später zur Erwachsenengruppe<br />

wechseln.<br />

<strong>Die</strong>ses Jahr hat sich die Filderbühne<br />

auch noch besonders viel vorgenommen,<br />

da außer der Komödie<br />

auch noch ein zweites Stück gespielt<br />

wird. <strong>Die</strong>s ist eine besondere Herausforderung<br />

für die Schauspieler, da es<br />

das erste ernste Stück ist, das zur<br />

Aufführung kommt.<br />

Nähere Informationen zu den<br />

Vorstellungen aber auch für alle, die<br />

sich bei der Filderbühne engagieren<br />

wollen gibt es im Internet unter<br />

www.filderbuehne.de oder unter der<br />

Telefonnummer 0711 / 77 70 34.<br />

Sabine Kemmer<br />

Übrigens:<br />

<strong>Die</strong> Filderbühne sucht Verstärkung<br />

in allen Bereichen: vor, auf und<br />

hinter der Bühne. Das Team freut<br />

sich über jeden, der Lust hat, sich<br />

dem Theaterleben anzuschließen!<br />

Jeden 2. Mittwoch im Monat ist<br />

Treffen: ab 20:00 Uhr in der<br />

Filderbühne (immer in der „ungeraden“<br />

Woche) – zum Schwätzen,<br />

zum Werkeln, zum gar nichts tun,<br />

zum Lesen neuer Texte und natürlich<br />

auch zum Proben.


Mensch, ärgere Dich nicht!<br />

Unter dieses Motto könnte man<br />

die Spieletreffen in der Familienbildungsstätte<br />

stellen. Natürlich geht<br />

es in erster Linie um den Spaß am<br />

Spiel und nicht nur ums Gewinnen. So<br />

ein unterhaltsamer Spieleabend fördert<br />

die Geselligkeit, bringt Entspannung<br />

am Feierabend und nebenbei<br />

aktivieren sie "nahezu spielerisch"<br />

ihre grauen Zellen.<br />

Das Ehepaar Hans und Franziska<br />

Kramer sammelt seit vielen Jahren<br />

begeistert Spiele aller Art. <strong>Die</strong> Begeisterung<br />

für Gesellschaftsspiele wollten<br />

sie mit interessierten Menschen teilen.<br />

Sie veranst<strong>alte</strong>ten im November 1995<br />

den ersten Filderstädter Spielenachmittag,<br />

der ein großer Erfolg war. <strong>Die</strong><br />

Idee zündete und im Januar 1996<br />

begann der regelmäßige Spieletreff.<br />

Einmal monatlich bietet Familie<br />

Kramer jedermann und -frau seither<br />

die Möglichkeit zum gemeinsamen<br />

Spieleabend an. Man kann neue Spiele<br />

kennen lernen oder auf eine<br />

Sammlung von Hunderten von Spielen<br />

zurückgreifen. Da für jedes Spiel<br />

Ansprechpartner und Mitspieler anwesend<br />

sind, fällt es ganz leicht, sich<br />

ohne langes Regelstudium an ein<br />

neues Spiel zu wagen. Natürlich kann<br />

man auch eigene Spiele mitbringen.<br />

Oft fehlt zu Hause ein Mitspieler oder<br />

man kommt mit den Spielregeln nicht<br />

zurecht. Im Juni und Juli gibt es<br />

Tipps für geeignete Spiele im Urlaub.<br />

Außerdem werden im November und<br />

Dezember die Neuheiten der<br />

Spielemesse in Essen besprochen. Das<br />

eine oder andere Spiel wird getestet,<br />

ob es als Weihnachtsgeschenk geeignet<br />

ist. Ab und zu werden als<br />

Höhepunkte Spieleturniere angeboten<br />

– zuletzt im September 2004 das<br />

Alhambra-Turnier.<br />

Obwohl es einen festen Kreis gibt,<br />

sind neue Spieler jeden Alters herzlich<br />

willkommen. Sie werden jedes Mal<br />

sofort in die Spielrunden eingebunden.<br />

Eine unterhaltsame Art, Neues auszuprobieren.<br />

Wir hoffen, dass Familie Kramer<br />

noch lange ihre Begeisterung und<br />

Spielfreude weitergibt.<br />

9<br />

Spieletreff in der Familienbildungsstätte<br />

Bonlanden, Humboldtstraße 7<br />

(Alte Mühle), Freitags ab 19:30 Uhr<br />

Termine bis zu den Sommerferien:<br />

29.04., 20.05., 24.06., 22.07.2005<br />

Fragen beantwortet Familie Kramer<br />

Tel. 0711/774752<br />

Friederike Lenz


10<br />

Jung und Alt<br />

im Interview<br />

<strong>Die</strong> unterschiedlichsten Menschen<br />

engagieren sich in der Gemeinschaft.<br />

Teils weil sie eine soziale Ader haben,<br />

teils weil sie die Notwendigkeit<br />

erkannt haben, etwas Soziales zu tun,<br />

anderen Menschen zu helfen, sich um<br />

sie zu kümmern. Es mag stimmen,<br />

dass die meisten Ehrenamtlichen<br />

bereits in Rente sind, doch auch die<br />

Jugend steht nicht abseits, wenn es<br />

gilt, etwas für andere zu tun.<br />

Natürlich, bei Jugendlichen mag ein<br />

sanfter schulischer Zwang mit eine<br />

Rolle spielen, doch auch sie sind mit<br />

ganzem Herzen bei der Sache.<br />

Genauso wie die Älteren, die sich ihr<br />

Engagement selbst ausgesucht haben.<br />

Das "<strong>echo</strong>" hat mit einem der Ältesten<br />

und mit zwei der Jüngsten ein<br />

Interview geführt.<br />

Dr. Rolf Schmid, 81 Jahre<br />

„<strong>echo</strong>“: Was machen Sie im<br />

Rahmen Ihrer Tätigkeit?<br />

Besuche von Menschen über 85<br />

Jahren, vorwiegend im Haus am<br />

Fleinsbach und der näheren Umgebung<br />

von meinem Wohnsitz aus.<br />

„<strong>echo</strong>“: Seit wann?<br />

Seit 2001 und zwar beim Besucherdienst<br />

Filderstadt.<br />

„<strong>echo</strong>“: Wie bringen Sie sich aufgrund<br />

Ihres Alters in das bürgerschaftliche<br />

Engagement ein?<br />

Mit der Weisheit und Erfahrung<br />

des Alters.<br />

„<strong>echo</strong>“: Können Sie ein Erlebnis<br />

erzählen, das Ihnen besonders in<br />

Erinnerung geblieben ist?<br />

Nach mehreren Anläufen gelang es<br />

mir, die Jubilarin am Hauseingang zu<br />

ihrer Wohnung zu erreichen. Nachdem<br />

ich ihr den Grund für den Besuch<br />

erläutert hatte und ihr sagte, dass ich<br />

eine Flasche Wein als Geschenk für sie<br />

habe, teilte sie mir erfreut mit, dass<br />

ich ihr diese Flasche Wein doch gleich<br />

an der Haustüre übergeben könnte.<br />

So müsste ich sie nicht noch zusätzlich<br />

in die Wohnung begleiten.<br />

Ich übergab ihr das Geschenk und<br />

wunderte mich dann doch etwas über<br />

diese Art des Ablauf meines Besuches.<br />

Ursula Wieland<br />

Julia Muddemann, 13 Jahre,<br />

und Alisa Haberer, 12 Jahre<br />

„<strong>echo</strong>“: Was macht Ihr im<br />

Rahmen Eurer Tätigkeit?<br />

Julia: Wir haben in der Schule ein<br />

Projekt "Soziales Engagement", an<br />

dem jeder teilnehmen muss. Dort<br />

konnten wir uns in einem Katalog der<br />

Möglichkeiten aussuchen, was wir<br />

machen möchten. Wir haben uns das<br />

Haus am Fleinsbach ausgesucht und<br />

betreuen hier einen Bewohner.<br />

Alisa: Wir gehen mit ihm spazieren,<br />

reden, haben gemeinsam die<br />

Faschingsfeier im Haus besucht und<br />

auch schon ein Bild gemalt.<br />

„<strong>echo</strong>“: Seit wann arbeitet Ihr<br />

ehrenamtlich?<br />

Julia: Das Projekt läuft seit<br />

Beginn des Schuljahres. Ins Haus am<br />

Fleinsbach kommen wir seit Januar.<br />

„<strong>echo</strong>“: Wie bringt Ihr Euch aufgrund<br />

Eures Alters in das bürgerschaftliche<br />

Engagement ein?<br />

Julia: Wir kommen durch das<br />

Projekt des Bildungszentrums Seefälle<br />

hier her.<br />

Alisa: Es ist das erste Mal, dass wir<br />

ehrenamtlich etwas machen. Ins Tierheim<br />

wollten wir nicht gehen und im<br />

Kindergarten ging es nicht mehr.<br />

Julia: Aus den Pflegeheimen, die<br />

im Katalog der Möglichkeiten standen,<br />

haben wir uns dann das Haus am<br />

Fleinsbach ausgesucht.<br />

„<strong>echo</strong>“: Erzählt ein besonderes<br />

Erlebnis, das Euch in Erinnerung geblieben<br />

ist.<br />

Julia: Unser erstes Erlebnis war<br />

die Faschingsfeier im Heim. Für uns<br />

war es ungewohnt, so viel Volksmusik<br />

zu hören.<br />

Alisa: Es ist ungewohnt, mit so<br />

vielen <strong>alte</strong>n Menschen zu feiern.<br />

Einige haben getanzt, andere saßen<br />

an den Tischen, haben geschunkelt<br />

und „Fasnetsküchle“ gegessen.<br />

Julia und Alisa: Wir sind gespannt<br />

auf die nächsten Besuche.<br />

Gaby Mayer


Statt Poesie ein Gedicht:<br />

Der schwäbische<br />

Der schwäbische<br />

Kartoffelsalat<br />

Das traditionelle<br />

schwäbische Sonntagsessen wäre<br />

nichts ohne den Kartoffelsalat. Egal<br />

ob Rinderbraten oder Schweinebraten,<br />

der schwäbische Kartoffelsalat gehört<br />

dazu. Nur: wer kann den heute noch?<br />

<strong>Die</strong> Oma, die Patentante, die Mutter<br />

und bestenfalls die Schwiegermutter?<br />

Für alle, die ihn schmerzhaft vermissen,<br />

hier ein Rezept:<br />

Ein Kilo frisch gekochte Salatkartoffeln<br />

von der „speckigen“ Sorte<br />

(Sieglinde beispielsweise),<br />

handwarm in<br />

möglichst dünne Scheiben<br />

schneiden. Salz, weißen Pfeffer,<br />

eine feingeschnittene Zwiebel mit<br />

wenig Senf, zwei Esslöffeln Essig<br />

(Apfelessig) und einer Tasse heißer<br />

Fleischbrühe vermischen. So wird den<br />

Zwiebeln die Schärfe genommen, Salz<br />

und Pfeffer verteilen sich gleichmäßig.<br />

Alles vorsichtig vermischen und<br />

etwa eine Viertelstunde zugedeckt<br />

ziehen lassen. Dadurch saugen sich die<br />

Kartoffelrädle voll und werden saftig.<br />

Erst jetzt etwa vier Esslöffel Öl untermischen.<br />

Den fertigen Salat nochmals<br />

11<br />

eine Zeit lang in der Wärme ziehen<br />

lassen.<br />

Meistens werden gleichzeitig auch<br />

Spätzle zubereitet. In diesem Fall<br />

kann man noch einen "Gutsch" Spätzlewasser<br />

zugeben. Dann wird der Kartoffelsalat<br />

noch "rutschiger" und ein<br />

echtes Gedicht.<br />

Werner Streckfuß<br />

PS: Es kann natürlich sein, dass Ihr<br />

Kartoffelsalat noch besser schmeckt,<br />

weil Sie das allerbeste Rezept und dazu<br />

noch ein paar Geheimzutaten haben.<br />

In diesem Fall wäre es sehr nett von<br />

Ihnen, wenn Sie uns Ihr Rezept für<br />

„Schwäbischen Kartoffelsalat“ verraten<br />

würden. Wir sind sicher, das die<br />

„<strong>echo</strong>“-Leser genauso gespannt<br />

darauf sind wie<br />

die Redaktion.


12<br />

Das älteste Haus<br />

Harthausens<br />

Im Reiterweg 3 + 5 im Stadtteil<br />

Harthausen steht ein unscheinbares<br />

<strong>alte</strong>s Haus. Seit langem unbewohnt,<br />

gammelt es vor sich hin – dem Verfall<br />

preisgegeben. Kristian Bäthe hat<br />

intensiv über die Geschichte dieses<br />

Hauses geforscht. Es ist das älteste<br />

noch im ursprünglichen Zustand existierende<br />

Haus Harthausens.<br />

Eigentlich sind es zwei Häuser, die<br />

in einer Urnummernkarte aus dem<br />

Jahre 1827 mit Nummer 17 bezeichnet<br />

werden. Eine dendrochronologische<br />

Untersuchung, das heißt eine<br />

Jahresringuntersuchung der zum Bau<br />

verwendeten Hölzer, ergab, dass die<br />

Bäume im Jahre 1802 gefällt wurden.<br />

Da sie meist frisch verarbeitet wurden,<br />

lässt sich 1803/04 als Baujahr<br />

annehmen. Bauherr war der Bürger<br />

und Taglöhner Conrad Aichele und<br />

1804 wurde das Haus erstmals<br />

"collectirt", das heißt besteuert.<br />

Auf den ersten Blick sieht es aus,<br />

als ob es ein Haus wäre. Es sind aber<br />

zwei. Bei genauerem Hinsehen unterscheidet<br />

man unter dem Giebel eines<br />

Satteldaches die linke und rechte<br />

Hälfte: <strong>Die</strong> Läden der zwei linken<br />

Fenster sind in Ocker, die zwei rechten<br />

in Grün. Darüber zieht ein hölzernes<br />

Gesims, das den Giebel nach<br />

unten abschließt. Links in Konsolenform,<br />

rechts mit T-Profil. Das Giebelfenster<br />

links ist schmal, rechts doppelt<br />

breit. Der Eingang des ebenerdigen<br />

Kellers liegt auf der linken Seite<br />

nach vorne, auf der rechten Hälfte an<br />

der Seite. Der Hauseingang der linken<br />

Hälfte, der jetzt vernagelt ist, lag auf<br />

der Seite und war von der Hauptstraße<br />

her zu erreichen. Der Durchgang<br />

zwischen Garten und Hauswand<br />

ist auf der Urnummernkarte<br />

deutlich<br />

verzeichnet und noch<br />

heute erh<strong>alte</strong>n! Zur<br />

rechten Hälfte führt<br />

an der Seite ein<br />

zehnstufiger Treppenaufgang,<br />

beschattet<br />

von einem Fliederbaum.<br />

Auf dem Kellersockel<br />

links neben<br />

der Treppe waren mit<br />

weißer Farbe die riesigen Namen der<br />

einstigen Bewohner aufgemalt: Ida<br />

und Luciano. Doch Ida wurde übertüncht<br />

und Vilma darunter gesetzt:<br />

Herr Luciano wohnt hier,<br />

Sein Klingelschild ein Pläsier.<br />

Ida entschwandt ohne Reu'<br />

Oh, Vilma, bleibe ihm treu!<br />

Der Garten entf<strong>alte</strong>t alljährlich<br />

eine Blütenpracht, die zum Verweilen<br />

einlädt. Über den Dahlien ziehen<br />

Leinen, an denen farbige Wäsche hängen<br />

könnte.<br />

Das Haus ist verputzt, auf der<br />

Rückseite liegt das Fachwerk frei, weil<br />

hier früher ein Schuppen angebaut<br />

war. Das Nummernschild 3 war zeitweise<br />

entfernt, aber etwas unterhalb<br />

wieder angebracht worden; auf der<br />

rechten Seite das Nummernschild 5.<br />

Der verwitterten Fassade entströmt<br />

eine historische Aura, wie wir<br />

sie im ganzen Ort mit seinen<br />

Neubauten und renovierten Häusern<br />

kaum wieder erleben.<br />

Kristian Bäthe / Jürgen Michels


Mit Hunden versunkene Welten öffnen<br />

Bevor die Hunde ihren <strong>Die</strong>nst am Menschen verrichten<br />

können, steht eine sorgfältige Ausbildung<br />

auf dem <strong>Die</strong>nstplan.<br />

Im Altenzentrum St. Vinzenz in<br />

Plattenhardt findet jetzt im Rahmen<br />

von BELA ein ganz besonderes Projekt<br />

seinen Anfang. Unter dem Grundgedanken<br />

"Bürgerengagement für Lebensqualität<br />

im Alter (BELA)“ fördert<br />

die Robert Bosch Stiftung ein Freiwilligenprojekt,<br />

bei dem in Zukunft<br />

ausgebildete Therapiebesuchshunde<br />

mit ihren H<strong>alte</strong>rn die Heimbewohner-<br />

Innen in den Wohngruppen besuchen.<br />

Denn oft funktioniert "normale"<br />

zwischenmenschliche Kommunikation<br />

nicht mehr, wenn <strong>alte</strong> Menschen an<br />

einer Demenz erkrankt sind und<br />

scheinbar versunken in ihrer eigenen<br />

Welt leben. Dann sind Tiere oft so<br />

etwas wie "Türöffner" in diese Welt.<br />

<strong>Die</strong> Vierbeiner finden Zugänge, die<br />

"Zweibeinern" verborgen bleiben.<br />

Gerade Menschen mit Demenz sprechen<br />

sehr positiv auf Tiere an. Es gibt<br />

Beispiele, da reagieren Betroffene oft<br />

monatelang nicht auf andere Menschen<br />

und dann kommt ein Hund zu<br />

ihnen und sie beginnen ihn zu strei-<br />

cheln und mit ihm zu sprechen.<br />

Heilung darf jedoch nicht erwartet<br />

werden.<br />

Therapiebesuchshunde sind Hunde,<br />

die zusammen mit ihren Besitzern auf<br />

freiwilliger, unbezahlter Basis regelmäßig<br />

soziale <strong>Die</strong>nstleistungen erbringen.<br />

Zusammen mit seinem H<strong>alte</strong>r<br />

wird das Tier ausgebildet und verrichtet<br />

seinen <strong>Die</strong>nst unter dessen<br />

Anleitung.<br />

<strong>Die</strong> Hunde, die in Zukunft die<br />

HeimbewohnerInnen im St. Vinzenz<br />

ein Stück begleiten werden, sind im<br />

Moment noch in Ausbildung. Zur Zeit<br />

üben sie sich noch in Sachen Umweltsicherheit.<br />

Das heißt: sie lernen, sich<br />

auf verschiedensten Böden sicher zu<br />

bewegen und auch bei großer Geräuschkulisse<br />

ruhig und entspannt zu<br />

13<br />

bleiben. In den nächsten Übungen<br />

soll den Hunden dann die Angst vor<br />

Rollstühlen, Krücken, Infusionsständern<br />

genommen werden. Auch werden<br />

spezielle Geräusche, die in Pflegeheimen<br />

vorkommen, eingebaut. Erst<br />

wenn dies wirklich gelernt ist, Hund<br />

und H<strong>alte</strong>r völlig sicher sind, werden<br />

sie mit den verschiedensten Krankheitsbildern<br />

konfrontiert.<br />

Sicher ist jedoch jetzt schon, dass<br />

sich die PflegerInnen sehr auf die<br />

zweibeinigen Helfer freuen. Und nach<br />

den vielen <strong>gute</strong>n Erfahrungen, die<br />

anderswo bereits mit Therapiehunden<br />

gemacht wurden, werden auch im St.<br />

Vinzenz die Erfolge und die Freude<br />

über die neuen Freunde nicht ausbleiben.<br />

Werner Streckfuß


14<br />

Rätselecke<br />

Das <strong>echo</strong>-Bilderrätsel<br />

Wir geben es zu: ganz leicht ist<br />

dieses Bilderrätsel nicht. Denn zum<br />

Einen ist das zu Erratende längst ins<br />

Allgemeingut übergegeangen und<br />

wird vielleicht nicht mehr so beachtet,<br />

zum Anderen stammt es aus<br />

längst vergangenen Tagen, als<br />

Filderstadt noch richtig Geld in der<br />

Haushaltskasse hatte. Und wer kann<br />

sich da dran schon noch erinnern.<br />

Eine kleine Hilfe: Wenn Sie Wasser<br />

Frühling<br />

Würziger Frühlingswind schmeichelt meinen Sinnen.<br />

richtig gern haben, dann kommen Sie<br />

vielleicht öfter mal an diesem Objekt<br />

vorbei.<br />

Unsere Frage: Wie heißt das Ding<br />

und wo kann man es finden? Senden<br />

Sie Ihre Lösung bis 28.06.2005 an<br />

die Redaktionsanschrift.<br />

Unter den richtigen Einsendungen verlosen<br />

wir drei Büchergutscheine.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Birkengrün sprießt in mich hinein und ich lasse mich necken von rosa und<br />

weißem Blütenkonfetti.<br />

Eine kleine Holzbank am Wegrand ist noch von Sonnenschein eingehüllt.<br />

Ich setze mich, schließe die Augen und lausche dem Vogelgezwitscher.<br />

Ich fühle, dass ich allmählich ruhiger werde, Angst löst sich von mir und<br />

haucht sanft aus in die Erde.<br />

Gerda Wittmann<br />

Impressum<br />

© <strong>echo</strong> – Magazin für bürgerschaftliches<br />

Engagement in Filderstadt<br />

V.i.S.d.P./ ehrenamtliches Redaktionsteam:<br />

Waltraud Fritz, Sabine<br />

Kemmer, Friederike Lenz, Gaby<br />

Mayer, Jürgen Michels, Werner<br />

Streckfuß, Ursula Wieland, Gerda<br />

Wittmann.<br />

Layout: Norbert Rösch.<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Bürgerbüro Filderstadt, Friedensstraße<br />

14, 70794 Filderstadt,<br />

Telefon 0711–7825670,<br />

E-Mail: info@<strong>echo</strong>-filderstadt.de<br />

Internet: www.<strong>echo</strong>-filderstadt.de<br />

Bankverbindung: Volksbank Filder eG,<br />

Konto 208641009 (BLZ 61161696)<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben die Meinung des Verfassers<br />

wieder und decken sich nicht immer<br />

mit der Meinung der Redaktion. Für<br />

eingesandte Manuskripte wird keine<br />

Abdruckgarantie gegeben. Eine Rücksendung<br />

erfolgt nicht. Kürzungen<br />

und sinngemäße Änderungen bleiben<br />

vorbeh<strong>alte</strong>n.<br />

Druck: AMW-Verlag Filderstadt<br />

Auflage: 2000 Exemplare

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