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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

Informationsschrift des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes

Informationsschrift des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes

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G 30 80 | Informationsschrift des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes e.V. 40. Jahrgang Nr. 09 | September 2021

Sport + Mobilität

MIT ROLLSTUHL

• JAHRESAKTION 2021

Manuela Rahlf

Trauer um

Jean-Marc Clément

Die Alles-anders-Spiele

Paralympics

Tokio 2020


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Annika, BWL-Studentin,

Volkswagen Kundin

„Mobilität ist für mich sehr

wichtig. Mein Volkswagen gibt mir die sichere Unter-

stützung, die ich mit meinenn individuellen Bedürfnissen benötige.“ Sichern auch

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VORWORT

»Wir hatten zusammen

noch so viel vor.«

Liebe Mitglieder des DRS,

liebe Freundinnen und Freunde des Rollstuhlsports,

die Spiele in Tokio sind beendet. Viele Sportlerinnen und

Sportler des DRS sind im Team Deutschland Paralympics

vertreten gewesen und haben mit ihren persönlichen Erfolgen

zum Gelingen der Botschaft der Spiele beigetragen.

Viele Neulinge haben zum ersten Mal die deutschen

Farben vertreten und sind gleich zu sportlichen Ehren gekommen.

Wir gratulieren jedem Einzelnen. Die Erinnerung

an die Spiele wird diese ein Leben lang begleiten. Und natürlich schließen wir in diesem

Dank auch das Umfeld der Aktiven ein: Wegbegleiter, Trainer, Familien, Partner etc. haben

immer großen Anteil an den Gegebenheiten.

Willi Lemke

DRS-Ehrenpräsident

Die Tage der Paralympics wurden getrübt durch die

Nachricht des Ablebens von Jean‐Marc Clément. Dieser

Verlust trifft alle, die ihn kannten, sehr schwer. Wir hatten

zusammen noch viel vor.

Jean‐Marc ist ein unverzichtbarer Teil des DRS gewesen.

Seiner Energie und Sorgsamkeit ist es zu verdanken, dass

der DRS im Bereich Finanzen und Buchhaltung seit fast

zwei Jahrzehnten äußerst gut dasteht. In seiner Amtszeit

sind alle Büroprüfungen ohne Beanstandungen durchgeführt

worden. Diese Kompetenz zu ersetzen wird sehr

schwierig werden.

Wer an Jean‐Marc denkt, wird sich an seine unkomplizierte

Art erinnern. Er war ein netter Mensch, der vielen das Gefühl von Sicherheit vermittelte.

Auf seiner geliebten Tanzfläche konnte er viele Emotionen leben. Wir haben einen sehr

wertvollen Menschen und einen lieben Freund verloren.

Prof. Dr. Joachim Breuer

DRS-Ehrenpräsident

Kooperationspartner

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie, der er sehr verbunden war.

»Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren.«

Herzlichst

Ulf Mehrens

GEMEINSAM AKTIV!

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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1 16:37


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SEPTEMBER 2021

10

26

Foto: Heinz Wagner

Foto: Florian Schwarzbach/DBS

Der DRS trauert um Jean-Marc

Clément, der Anfang September

im Alter von 66 Jahren

gestorben ist.

KURZ & BÜNDIG

6 DRS-PARTNER

Mehr Raum und mehr

Kapazitäten

6 MENSCHEN

DRS trauert um

Jean-Marc Clément

TITEL

14 TOKIO 2020

Die Alles-anders-Spiele

20 PARA TISCHTENNIS

Medaillen in allen Farben

22 ROLLSTUHLBASKETBALL

Damen: Diesmal kein

Edelmetall

23 ROLLSTUHLBASKETBALL

Herren: Versönlicher Abschluss

24 PARA BOCCIA

Erfahrungen für Paris

gesammelt

26 PARA KANU

»Einfach nur ein geiler Tag«

27 PARA BADMINTON

Vom Winde verweht

29 PARALYMPICS

Bilanz von Tokio

DRS-JAHRESAKTION

10 BOTSCHAFTER 2021

Manulea Rahlf: »Rollstuhlsport

kann das Leben sehr

bereichern«

SPORT VOR ORT

8 SPORT + INKLUSION

DGUV Aktionstag

tand-up-Padddling

21 INKLUSIONSPROJEKT

Mehrzweck-Offroadpark:

»Leider spüren wir auch

Gegenwind.«

www.rollstuhlsport.de

4

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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INHALT

Foto: Oliver Kremer/DBS

Besondere Leistung: Annika Zeyen gewann in Tokio Gold im Zeitfahren und

Silber im Straßenrennen und jubelte damit über ihren zweiten Paralympics-Titel

in zwei unterschiedlichen Sportarten. Wie Edina Müller, die sich in Tokio Gold

im Kanu-Sprint sicherte – gehörte Zeyen zum Kader deutschen Rollstuhlbasketballerinnen,

die 2012 in London den Titel holten.

IMPRESSUM

Sport + Mobilität mit Rollstuhl

Informationsschrift des DRS e. V.

40. Jahrgang, Heft 09/2021 –

September 2021

Herausgeber

Deutscher Rollstuhl-Sportverband e. V.

Friedrich-Alfred-Allee 10

47055 Duisburg

www.rollstuhlsport.de

www.facebook.com/rollstuhlsport

Redaktion und Layout

Pleßmann Design

Gregor Pleßmann, gp. (verantw.)

Lambertus-Kirchplatz 7

59387 Ascheberg

redaktion@rollstuhlsport.de

Anzeigen

Pleßmann Kommunikations Design

Es gilt die Preisliste Nr. 20/2021

Mit Beiträgen/Quellen von

Ulf Mehrens, Presse DBS, Manuela

Rahlf, Adrian Wachendorf, Elke Kugler,

Niklas Klütsch, Andreas Joneck, Patrick,

Dirrigl, Heike Werner, Malte Wittmershaus,

Christel Schlisio, Benjamin

Schieler

Druck

Burlage Druck + Einband, Freckenhorst

FACHBEREICHE

12 ROLLSTUHLTENNIS

Zwei Tage ganz im Zeichen

der Inklusion

32 PARA KANU

Letzter Test vor Tokio

32 PARA SKISPORT

Neue Talente für den

Para Skisport begeistern

Eine von 43 Debütant*innen: Rennrollstuhlfahrerin

Merle Menje, überzeugte

in Tokio bei ihren ersten

Spielen mit vier Finalteilnahmen

und zwei vierten Plätzen.

Fotos: Binh Truong/DBS (2)

Erscheinungsweise

monatlich

Verkaufspreis

ist durch den DRS-Mitgliedsbeitrag abgegolten.

Nichtmitglieder können ›Sport

+ Mobilität mit Rollstuhl‹ über die DRS-

Ge schäfts stelle beziehen.

Einzelheft: 2,00 € – Jahresabo: 20,00 €

(Inland, Ausland zzgl. Porto)

Redaktionsschluss

Redaktionsschluss ist jeweils der 5. des

Vormonats. Digitale Daten für Artikel/

Fotos senden Sie bitte an

redaktion@rollstuhlsport.de.

Hinweis

Namentlich gekennzeichnete Beiträge

geben nicht unbedingt die Meinung der

Redaktion wieder. Für unverlangt eingesandte

Manu skripte und Fotos wird

keine Haftung übernommen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit

wird in den Texten zum Teil die männliche

Form gewählt, nichtsdestoweniger

beziehen sich die Angaben auf Angehörige

aller Geschlechter.

Titelfotos

Edina Müller jubelt über Paralympics

Gold im Kanu Sprint über 200m.

Francés Herrmann gewann Silber

mit dem Speer in der Klasse F34.

Foto: Florian Schwarzbach/DBS

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021 5


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KURZ + BÜNDIG

DRS-PARTNER

Mehr Raum und

mehr Kapazitäten

Ottobock hat am Standort Bad Oeynhausen ein

›Erlebniszentrum‹ eröffnet

Foto: Ottobock

n In Bad Oeynhausen hat Ottobock am 26. August 2021 ein

neues Erlebniszentrum eröffnet. Auf insgesamt 2.400 Quadratmetern

sind ein Showroom mit individueller Beratung,

die Manufaktur und Schulungsräume zusammengefasst. Das

ermöglicht Sportler*innen künftig interaktive Erlebnisse bei

der Versorgung. Vor Ort können sie die speziell auf sie abgestimmten

Rollstühle direkt ausprobieren und anpassen lassen.

Die Schlüssel für das neue Zentrum übergab Ottobock

CEO Philipp Schulte‐Noelle dem Standortleiter Torsten Lisy

symbolisch in Berlin.

Aufgrund der derzeitigen Hygienebestimmungen konnte

keine große Eröffnungsfeier stattfinden. Vielmehr soll das

neue Erlebniszentrum den Sportler*innen schrittweise seine

Türen öffnen. Einen ersten Blick erhielten zwei Para‐AthletInnen

bereits exklusiv Anfang August: Thomas Wandschneider,

der in Tokio im Para Badminton startete, sowie

Rollstuhlbasketball U25‐Nationalspielerin Anna‐Lena Hennig.

»Die größte Bestätigung für unsere Arbeit hier am

Standort ist, dass die Sportler gerne zu uns kommen«, erzählt

Lisy. »Unser Angebot haben wir auf ihre Bedürfnisse

abgestimmt. Es geht darum, nicht nur Produkte zu sehen,

sondern Mobilität zu erleben.«

Ottobock engagiert sich seit mehr als 30 Jahren im Behindertensport.

Um Sportler*innen mit Handicap bestmöglich

zu unterstützen, entstand im Jahr 2014 im nordrheinwestfälischen

Bad Oeynhausen eine kleine Rollstuhl‐Manufaktur.

Aufgrund der durchweg positiven Marktresonanz

wuchs der Bedarf stetig an. Das Werk wurde schlicht zu

klein. Nach gerade einmal sechs Jahren stand fest: Das Werk

muss vergrößert werden. Ende 2020 folgte der große Umzug.

Mit der Eröffnung stehen den Mitarbeiter*innen vor Ort

ab sofort mehr Raum und Kapazitäten zur Verfügung. Dadurch

können jetzt mehr als doppelt so viele Rollstühle wie

bislang individuell gefertigt werden.

Quelle: ottobock.com

Paralympicsstarter

Thomas

Wandschneider

(r.) mit Daniel

Hallewat im

neuen ›Erlebniszentrum‹

von

Ottobock.

MENSCHEN

DRS trauert um

Jean-Marc Clément

Der 1. stellvertretende Vorsitzende des DRS

ist plötzlich und unerwartet verstorben

n Mit tiefer Trauer und großer Betroffenheit nehmen der

Vorstand und die Mitarbeiter*innen des Deutschen Rollstuhl‐Sportverbandes

(DRS) Abschied von Jean‐Marc Clément,

der Anfang September plötzlich und unerwartet im

Alter von nur 66 Jahren von uns gegangen ist.

18 Jahre lang leitete Jean‐Marc gemeinsam mit dem Vorsitzenden

Ulf Mehrens die Geschicke des DRS. »Ich bin tief

betroffen und unendlich traurig,« so Mehrens. »Mit Jean‐

Marc verlieren wir mehr als nur einen hochgeschätzten Kollegen

und Vertrauten, er war ein guter und enger Freund

und hat den Verband maßgeblich geprägt und mitgestaltet.

Dies ist ein schmerzlicher Verlust für uns alle.«

Neben seinen vielfachen Tätigkeiten als Funktionär, z. B.

auch als Kassenwart bei ›seinem‹ Sportverein, dem Rollstuhl‐Sport‐Club

Frankfurt, war Jean‐Marc vielen auch als

Sportler und passionierter Rollstuhltänzer bekannt.

Jean‐Marc hinterlässt eine große Lücke beim DRS und

wird allen Kolleg*innen und Mitstreiter*innen immer als

fröhlicher, lebensbejahender Mensch mit großer Liebe und

Einsatz für den Rollstuhlsport in Erinnerung bleiben. Unser

Mitgefühl gilt in diesen Tagen seiner Witwe sowie allen Angehörigen.

Deutscher Rollstuhl-Sportverband

Foto: Privat

6

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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SPORT VOR ORT

Beim Projekttag, der im Rahmen

der kommmitmensch-Kampagne

mit freundlicher Unterstützung

der DGUV stattfand, hatten

Menschen mit Behinderung die

Möglichkeit, Stand-Up-Paddling

kennenzulernen und mitzu -

Foto: Adrian Wachendorf

erleben.

Zunächst zeigten sich die Teilnehmer

aufgeregt mit einer

deutlichen Portion Respekt. Als

sie allerdings bei strahlendem Sonnenschein

feststellten, dass das Stand‐up‐

Paddling auch für sie gut machbar ist

und Freude bereitet, änderte sich das.

Durch die Einweisung und Begleitung

unserer ausgebildeten TrainerInnen

fanden die Teilnehmer schnell Zugang

zu dieser Trendsportart, wodurch die

anfängliche Skepsis überwunden werden

konnte. Die notwendige Ausrüstung

(SUPs, Schwimmwesten, Paddel etc.)

wurden dabei von uns gestellt. Beim anschließenden

Mittagessen und Picknick

auf dem Wasser hatte sich ein sehr positives

Gemeinschaftsgefühl entwickelt

und es herrschte eine hervorragende,

gelöste Stimmung bei Brötchen, kühlen

Getränken und frischem Kaffee. Manche

Teilnehmer berichteten, dass sie nun

wieder Muskelgruppen spüren könnten,

die eigentlich gelähmt oder taub sind.

Ein Teilnehmer brachte seine Begeisterung

auf den Punkt: »Auf dem Wasser

merkt man nicht, dass man eine Behinderung

hat.«

Beim abschließenden Kuchen essen

zurück an Land zeigte sich, dass das

Stand‐Up‐Paddling in der gemischten

Gruppe auch eine hohe teambilde und

soziale Komponente beinhaltet. Viele

neue Kontakte wurden geschlossen und

die Teilnehmer entschieden, miteinander

in Verbindung zu bleiben. Die einhellige

Meinung war, dass man solche

Ausflüge unbedingt wiederholen sollte.

Stand‐Up‐Paddling hatte eindeutig

überzeugt.

SPORT + INKLUSIONI

DRS-Aktionstag

Stand-Up-Paddling

»Auf dem Wasser merkt man nicht, dass man eine Behinderung hat.«

INTEGRATION UND TEILHABE

WIRD GEFÖRDERT

Die Trendsportart Stand‐Up‐Paddling

aktiviert sämtliche Muskelgruppen, was

für eine Verbesserung der körperlichen

Verfassung sorgt. Menschen mit Behinderung

profitieren sehr von der Mobilisierung

des ganzen Körpers. Es ging uns

dabei auch darum zu zeigen, dass verschiedene

SUP‐Formen für Menschen

mit Behinderung gut geeignet sind (Mega‐Rolli‐SUP,

Tandem‐SUP, inklusives

Renn‐Vierer‐SUP). Da wir mit aufpumpbaren

SUPs arbeiten, ist die Anwendung

unkompliziert.

Unser Ansatz, Betroffene bei der Integration

und der sozialen Teilhabe zu

unterstützen und ihnen hierfür eine Gelegenheit

zu bieten, hat sich als richtig

erwiesen. Einige berichteten, dass sie

insbesondere nach den Einschränkungen

durch die Corona‐Maßnahmen den

Ausflug doppelt genossen hätten. Die

Kontakte, die untereinander entstanden

sind, sind ein Beleg dafür. Soziale Kontakte

sind für Betroffene essenziell, da

viele fast ausschließlich ihre Zeit in ihrer

Wohnung verbringen.

Wir verstehen unser Angebot deswegen

als Beitrag zur Inklusion und

Teilhabe. Deutlich wurde auch, dass der

erfolgreiche Erstkontakt mit dem

Stand‐Up‐Paddling ein besseres Selbstwertgefühl

zur Folge hatte. Die Teilnehmer

betrachteten es als Erfolgserlebnis,

dass sie das Stand‐Up‐Paddling gut bewältigt

hatten und zeigten sich fasziniert

von dem Konzept, dass sie diese

Sportart mit ihren Rollstühlen ausüben

können. Die WCMX‐Skater unter den

Teilnehmern nutzten den Steg auch als

kleine Rampe, um mit einem kleinen

Anlauf auf das Board zu springen.

SPORT IN DER NATUR

Auch die Bewegung in der Natur ist

in vielerlei Hinsicht positiv zu sehen.

Sportliche Bewegung in der Natur gilt

als beste Variante, weil dabei auch die

Sinne angesprochen werden, was zu einer

Verbesserung des Befindens und

des kognitiven Leistungsvermögens

führt. Viele Betroffene haben aber selten

die Gelegenheit für einen solchen

Ausflug. Stand‐Up‐Paddling bietet dabei

die Möglichkeit, Orte zu besuchen, die

sonst nicht erreichbar sind, was für

neue Impulse und Eindrücke sorgt. Allgemeines

Fazit der Teilnehmer: »Solche

Angebote für Rollfahrer sollte es viel öfter

geben.«

Adrian Wachendorf

8

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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JAHRESAKTION

Manuela Rahlf (Nr. 23) in ihrem

Element: Die Bochumerin spielt

seit 1989 Powerchair-Hockey.

Was waren Deine Beweggründe,

Übungsleiterin / Trainerin zu werden?

Manuela Rahlf: Ich bin da eher in die

Aufgabe reingerutscht. Angefangen habe

ich 1980 mit Rollstuhlbasketball, die

schnelle Bewegung mit dem Rollstuhl,

mit dem Ball und die Interaktion im

Team und mit dem gegnerischen Team

haben mir sehr viel Spaß gemacht. Hier

konnte ich mich unbekümmert bewegen

und kam mir nicht eingeschränkt

vor. Seit Mitte der 1980er‐Jahre war ich

dann durch das Nachlassen meiner

Kräfte aufgrund meiner Muskelerkrankung

immer mehr auf die Benutzung eines

Elektrorollstuhls angewiesen. Mit

Beginn meines Studiums in Bochum

1989 wurde ich auf eine damals noch

experimentelle E‐Rollstuhl‐Sportgruppe

im Rahmen des Unisports aufmerksam

und war sofort mit Begeisterung

dabei. Durch Kontakte nach München

und in die Niederlande haben wir uns

schnell insbesondere für das E‐Rollstuhl‐Hockey

interessiert, ein erstes

Team wurde gebildet, wir konnten an

einem großartigen Lehrgang in den Niederlanden

teilnehmen und dann auch

an ersten Turnieren in München, Bad

Kreuznach und weiteren Orten quer

durch Deutschland. Schnell fuhren wir

auch zu Turnieren ins Ausland, 1991

dann sogar mit einem ersten Auswahl‐

Team aus Deutschland nach Australien.

Der Sport hat mich von Anfang an gepackt

und wurde dann viele Jahre ein

sehr großer Teil meines Lebens.

In einer Selbsthilfegruppe erzählte

ich vom E‐Rollstuhl‐Hockey und begeisterte

dadurch einen damals 10‐jährigen

Freund, der gern ebenfalls E‐Rollstuhl‐

Hockey spielen wollte. Die Sportlehrerin

an seiner Schule ermöglichte mir

dann meinen ersten Trainer‐Job. Es fanden

sich schnell einige Kinder, die mitmachen

wollten und so leitete ich jede

Woche zusammen mit der Sportlehrerin

AUSBILDUNG ZUR ÜBUNGSLEITERINI

»Rollstuhlsport

kann das Leben sehr

bereichern«

DRS-Jahresaktion 2021: Interview mit Manuela Rahlf

mit viel Spaß meine erste E‐Rollstuhl‐

Hockey‐Gruppe. Etwa ein Jahr später

fuhren wir dann zusammen mit einigen

erwachsenen Spielern der Uni‐Gruppe

als ›Essen Tigers‹ zu Turnieren, u. a. mit

der Unterstützung des Fördervereins

der Schule und der Pfadfinder. Als Helfer

begleiteten uns Zivis, Eltern und

Freunde. Wir schliefen auf Bundeswehrpritschen

in Sporthallen und Schulen

und hatten sehr viel Spaß!

Gab es Personen, die Vorbilder für

Dich und diese Aufgabe waren?

Unser Sport entwickelte sich erst Ende

der 1980er/Anfang der 1990er Jahre.

Wir waren sozusagen die Pioniere

und mussten uns alles selbst erarbeiten.

Viele Anregungen bekamen wir von den

Niederländern, bei denen das E‐Rollstuhl‐Hockey

schon weiterentwickelt

war. Ich habe viel auf dem bereits erwähnten

Sportcamp gelernt, an dem ich

teilnehmen durfte. Ab Ende der 1990er

habe ich einige Jahre bei den Starriders

Tilburg gespielt, mein Trainer Eric

Priest war definitiv ein Vorbild für mich.

MANUELA RAHLF

Alter: 61 Jahre

Wohnort: Bochum

Rollstuhlfahrerin: ja, seit 1980/83

Aktive Sportlerin: ja, seit

40 Jahren

Sportart: Powerchair Hockey

seit 1989, E-Biken

Heimverein: Hurricanes Bochum,

(Elektro-Rollstuhl-Sport-Initiative

Bochum e. V.)

Hobbys /Interessen: mein Hund,

mein Balkongarten, Camping,

kreativ sein

Foto: Susanne Heymann

10 Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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Ab 1997 wurde ich in die Nationalmannschaft

berufen, auch hier habe ich

vieles für unsere E‐Hockey‐Gruppe gelernt.

2010 hatte ich dann die Gelegenheit,

an einem internationalen Trainer‐

Lehrgang in Nottwil in der Schweiz teilzunehmen,

besonders der ehemalige

finnische Nationaltrainer hat mich hier

sehr beeindruckt.

Welche konkreten Ziele verfolgst Du

während Deiner Tätigkeiten?

Unser gemeinsames Ziel im Training

ist in erster Linie, unsere individuellen

Fähigkeiten und unser Teamplay zu erweitern

und zu verbessern. Dabei kann

ich gut meine jahrelangen Erfahrungen

aus vielen Spielen im In‐ und Ausland

einbringen. Wie im Wettkampf auf dem

Spielfeld sind wir jedoch auch im Training

ein Team, jeder bringt sich ein, alle

lernen voneinander und geben ihr Können

an die anderen weiter. Das war mir

immer besonders wichtig! Ich habe in

all den Jahren viele Aufgaben übernommen

und mich um vieles gekümmert,

aber ich wollte nie ›der Boss‹ sein.

Rollstuhl‐Sportlern sollten hier auf

jeden Fall mehr berücksichtigt werden.

Hast Du eine ›Top 5‹ von

Lieblingsübungen oder Favoriten für

Spiele im Rollstuhlsport?

Nein, wir probieren immer wieder

was Neues aus.

Manuela Rahlf ist

durch ihren Sport

viel herum -

gekommen und hat

dabei Höhen und

Tiefen erlebt.

Hast Du eine Übungsleiterlizenz?

Wenn ja, wer hat Dich ausgebildet?

Ich habe vor etlichen Jahren als erste

E‐Rollstuhl‐Fahrerin meine Übungsleiterlizenz

bei Horst Strohkendl in Duisburg

gemacht.

War die Ausbildung für Dich eine gute

Basis, Deine Tätigkeiten im Verein zu

beginnen?

Sie war definitiv eine gute Grundlage,

um zu lernen, wie man Übungen und

Übungseinheiten aufbauen kann. Wir

mussten uns für den Elektrorollstuhlsport

ja noch alles selbst erarbeiten, es

gab damals noch nichts dazu.

Ist das Angebot an Aus- und

Fortbildungen des DRS ausreichend

für Dich? Was würdest Du Dir

wünschen?

Ich bin aktuell leider nicht über das

Angebot an Aus‐ und Fortbildungen des

DRS informiert, aber ich würde mir

wünschen, dass es spezielle Angebote

für den Elektrorollstuhlsport gibt. Die

Bedürfnisse und Möglichkeiten von E‐

Welche Erlebnisse oder Erfahrungen

sind Dir als Übungsleiterin / Trainerin

besonders in Erinnerung geblieben?

All die Spieler und Spielerinnen, mit

denen ich in all den Jahren zusammenspielen

durfte, sind mir besonders in Erinnerung

geblieben! Das ich ihnen mit

meiner Arbeit diesen großartigen Sport

zeigen und ermöglichen durfte, wie sie

sich entwickelten, wie viel Spaß wir zusammen

erlebten. Besonders gern erinnere

ich mich auch an die mehrtägigen

Turniere in den 1990er Jahren, als wir

noch gemeinsam auf Pritschen in Schulen

übernachteten und zum Abschluss

mit allen Teams zusammen die ganze

Nacht gefeiert haben. Das vermisse ich

sehr, heutzutage bleiben die Teams leider

jeder für sich, es gibt kaum noch Abschlussfeiern

und man übernachtet in

Hotels.

Gab es Herausforderungen beim

Rollenwechsel von Teilnehmerin /

Spielerin zum/zur Übungsleiterin /

Trainerin?

So einen Rollenwechsel hat es für

mich eigentlich nicht gegeben. Aber

gleichzeitig Spielerin und Trainerin zu

sein war nicht immer einfach und hat

öfter zu Konflikten geführt.

Foto: Privat

Wie würdest Du andere Menschen

dazu motivieren, Übungsleiter*in /

Trainer*in zu werden?

Das weiß ich nicht, das hat sich für

mich noch nicht ergeben. Ich habe mich

damals beim DRS informiert, was ich

tun kann, um mein Interesse und meine

Freude an dem Sport mit anderen zu teilen.

Wer das auch möchte, dem kann ich

nur das gleiche raten.

Warum sollten alle Rollstuhlfahrer*

innen Deiner Meinung nach Mitglied

in einer Rollstuhlsportgruppe

werden?

Für die Menschen, die sich für Sport

bzw. für das Sporttreiben interessieren,

kann die Teilnahme in einer Rollstuhlsportgruppe

das Leben sehr bereichern.

Wir sind immer eine sehr kleine Ge‐

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

11


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JAHRESAKTION

meinschaft von etwa 8 bis 14 Spielern und Spielerinnen gewesen,

mit Eltern und Begleitern/Begleiterinnen so um die

20 Personen. Wir waren mehr wie eine Familie, über die Jahre

sind viele Freundschaften entstanden. Wir haben Spaß

miteinander, tauschen uns aus, lernen miteinander und voneinander,

die Jüngeren von den Älteren und umgekehrt. Es

gab natürlich auch Konflikte, es war nicht immer leicht, aber

wir haben nie aufgegeben.

Es gab leider auch sehr traurige Zeiten, dann waren wir

füreinander da. Ich kann mir ein Leben ohne den Rollstuhlsport

und ohne mein Team nicht vorstellen, es hat mir trotz

einiger Konflikte vor allem so viel Schönes gegeben. Ich bin

viel herumgekommen, habe viele interessante Menschen

kennengelernt, wir haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt.

Ich kann das nur jedem empfehlen!

Manuela Rahlf

Foto: Susanne Heymann

ROLLSTUHLTENNISI

Zwei Tage ganz im

Zeichen der Inklusion

DRS-Fachbereich und Rollitennis e. V. in Nürnberg ›on Tour‹

Michael Mertel möchte zusammen

mit dem Verein Bayern 07 dort

Rollstuhltennis etablieren.

n Ganz im Zeichen der Inklusion stand

das Wochenende 14./15.08.2021. Unter

dem Motto ›SAUSTARK‹ hatte die Tennisabteilung

von Bayern 07 aus Nürnberg

zu einem Rollstuhltennis Inklusionstag

eingeladen. Und nicht nur die

Mitglieder der Tennisabteilung folgten

dieser Einladung, sondern auch einige

Rollstuhlfahrer aus der Umgebung.

Spieler*innen und Trainer*innen

vom Rollitennis e. V. waren mit dem

Fachbereichsleiter Rollstuhltennis vom

Deutschen Rollstuhl‐Sportverband das

ganze Wochenende in Nürnberg, um

Rollstuhltennis als Inklusionssport vorzustellen

und die Möglichkeit aufzuzeigen,

diese fantastische Sportart langfristig

in die Tennisabteilung mit aufzunehmen

und zu spielen. Die Windhagener

Spieler*innen wurden verstärkt

durch Michael Mertel, der selbst in

Nürnberg wohnt, und Dominic Lust aus

Mannheim.

Mit Interesse verfolgten die Besucher

das Training, durchgeführt von Jürgen

Kugler und Anna Pracht (beide Rollitennis

e. V.) und schon nach kurzer Zeit

waren alle verfügbaren Sportrollstühle

im Einsatz, denn jede*r wollte ausprobieren

wie anders das Tennisspiel ist,

wenn man nicht auf den eigenen Füßen

steht.

Nach einem stärkenden Mittagssnack

ging es ohne Pause weiter und zur

Freude der Organisatoren Felix Stahlmann,

der auch den Kontakt zu Jürgen

Kugler gesucht hatte, und Norman

Aschenbach wurden Termine gemacht

und die weitere Vorgehensweise besprochen,

um bei Bayern 07 den Rollstuhltennissport

zu etablieren.

Viel Engagement ist vorhanden,

ebenfalls ein barrierefreier Zugang zu

den Tennisplätzen, was jetzt noch kurzfristig

in Angriff genommen werden

muss, sind die ersten vereinseigenen

Sportrollstühle und die Suche nach

Spieler*innen. Das Interesse ist da und

um die Unterstützung seitens der Vereinsmitglieder

muss man sich auch keine

Sorgen machen.

Tennistrainer Matjaz Zorko war sofort

Feuer und Flamme und ließ sich direkt

auf ein internes Match mit Felix

Stahlmann sein, bis die ersten Blasen

mit Tape versorgt werden mussten.

Ein überaus freundlicher und geselliger

Verein, der sportlich hervorragend

aufgestellt ist und mit Unterstützung

von Michael Mertel sicher in kurzer Zeit

wieder von sich hören lässt.

Elke Kugler

Fotos: Elke Kugler, Patricia Mort

12

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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PARALYMPICS 2020

Einer, der herausragte:

Valentin Baus gewinnt Gold

im Para Tischtennis.

DIE ALlES-

ANDERS-SPIELE

Die Paralympics in Tokio trotzen der Pandemie

und das Team Deutschland Paralympics präsentiert sich

sympathisch, authentisch und erfolgreich

©show-m - stock.adobe.com |

Logo: ©Tokyo2020

Foto: Joachim Sielski/DBS

D

ie Paralympics in Tokio sind

Geschichte. Mit einer bunten,

modernen und fröhlichen

Abschlussfeier gingen

die 16. Paralympischen

Spiele 2020 in Tokio zu Ende.

In Anwesenheit des japanischen

Kronprinzen Akishino nannte Andrew

Parsons, Präsident des Internationalen

Paralympischen Kommittees (IPC) die

Spiele in Tokio »einfach sensationell«.

»Der Sport war fantastisch, in allen

möglichen Sportarten wurden Weltrekorde

gebrochen. Es ist ein Beweis dafür,

dass die paralympische Bewegung

stärker ist als je zuvor«, sagte er und

lobte zudem die Organisation als »sehr

gut«.

Es waren die erwartet anderen Spiele.

Wegen der Corona‐Pandemie um ein

Jahr verschoben, fanden die Spiele unter

strengen Hygienevorschriften statt –

anders als sonst ohne Zuschauer und

mit entsprechend weniger Emotionen –

dafür aber mit einer erneuten Leistungs‐Explosion.

Anders als sonst auch

ohne den regen Austausch unter den

Athlet*innen im Paralympischen Dorf

und ohne die Möglichkeit, in der wettkampffreien

Zeit Land und Leute kennen

zu lernen.

Es waren besondere Spiele unter besonderen

Umständen, die sicherlich unvergesslich

bleiben. Die 134 deutschen

Athletinnen und Athleten und drei Guides

bringen insgesamt 43 Medaillen mit

nach Deutschland – 13 Mal Gold, 12 Mal

Silber und 18 Mal Bronze. Dies bedeutet

Platz zwölf im Medaillenspiegel. Damit

wurde die eigene Zielvorgabe des DBS,

in Tokio unter den zehn besten Nationen

zu landen, nicht erreicht. In Rio belegte

das deutsche Team 2016 mit 57

Edelmetallen Rang sechs.

Farbenfrohe Eröffnung mit dem

Einmarsch der Sportlerinnen und

Sportler – und Emotionen pur bei

den Aktiven.

Für das deutsche Team begannen die

Paralympics eher schleppend, das änderte

sich im weiteren Verlauf der Wettbewerbe.

»Aus deutscher Sicht haben

wir wie erhofft eine starke zweite Woche

erlebt, in der wir zahlreiche Medaillengewinne

feiern konnten. Generell ist

kein Ende der Leistungsentwicklung im

Para Sport in Sicht, das haben auch die

vielen Weltrekorde und paralympischen

Bestzeiten gezeigt, zu denen auch wir

punktuell beigetragen haben. Wir erleben

international eine zunehmende

Professionalisierung des Para Sports, da

haben wir in Deutschland Nachholbedarf«,

sagt Chef de Mission Dr. Karl Quade

und fügt an: »Darüber hinaus müssen

wir die Basis vergrößern und uns

mit Blick auf die Nachwuchsförderung

durch eine systematische Talentsichtung

besser aufstellen. Erstes Ziel mit

Blick auf Paris 2024 muss es sein, dass

14

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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das Team Deutschland Paralympics zahlenmäßig

nicht kleiner wird als jetzt in

Tokio.« Mittel‐ und langfristig müsse es

gelingen, die paralympischen Sportarten

stärker in die Strukturen der olympischen

Spitzensportverbände zu integrieren

und die Zusammenarbeit zu intensivieren,

um die Weltspitze nicht aus

den Augen zu verlieren, sagt Quade.

»MEDAILLENHAGEL«

IM RADSPORT

Besonders erfolgreich waren die Para

Leichtathlet*innen und Para Radsportler*innen.

Aufgetrumpft haben die Para

Leichtathleten mit insgesamt 15 Medaillen

(vier Gold, fünf Silber, sechs

Bronze). Felix Streng gewann die Königsdisziplin

über 100 Meter nach einem

fulminanten Rennen und legte Silber

über 200 Meter nach. Lindy Ave

setzte zum Abschluss aus deutscher

Sicht ein dickes Ausrufezeichen mit

Gold in Weltrekordzeit über 400 Meter,

zuvor war die 23‐Jährige bereits über

100 Meter zu Bronze gesprintet – eine

sensationelle wie unerwartete Bilanz.

Über die gleiche Ausbeute jubelte auch

Johannes Floors, der sich erstmals Paralympics‐Sieger

in einer Einzeldisziplin

(400 Meter) nennen darf und über 100

Meter Bronze gewann. Unangefochten

zu Gold flog zum dritten Mal in Folge

Weitspringer Markus Rehm mit 8,18

Metern, während Sprinterin Irmgard

Bensusan über 100 und 200 Meter jeweils

die Zweitschnellste der Welt war

und ihre paralympische Medaillensammlung

auf fünf Mal Silber aufstockte.

Ebenfalls doppelter Medaillengewinner

war Léon Schäfer, der im Weitsprung

auf Rang zwei landete und über

100 Meter zu Bronze sprintete.

Für großes Aufsehen sorgten auch die

Para Radsportler. Insgesamt jubelte die

Nationalmannschaft von Bundestrainer

Tobias Bachsteffel auf dem Fuji Speedway

über stolze elf Medaillen, hinzu

kam Bronze für Denise Schindler auf

der Radrennbahn – es war die erste von

539 Entscheidungen der Spiele in Tokio

überhaupt. Unvergessen bleibt der 31.

August 2021 mit acht deutschen Edelmetallen

im Zeitfahren auf der Straße,

die Sportschau titulierte es passend als

›Medaillenhagel‹. Bei den Straßenrennen

folgte ein deutscher Doppelsieg bei

den Dreiradfahrerinnen. Erfolgreichste

Athletin war Jana Majunke mit Doppel‐

Gold, Annika Zeyen gewann Gold im

Zeitfahren und Silber im Straßenrennen

und jubelte damit nach dem Gewinn mit

den Rollstuhlbasketballerinnen in London

über ihren zweiten Paralympics‐Titel

in zwei unterschiedlichen Sportar‐

Fotos: Oliver Kremer (2), Steffie Wunderl, Mika Volkmann/DBS

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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SuM_0921_36.qxp_Layout 1 15.09.21 11:48 Seite 16

Fotos: Joachim Sielski/DBS

PARALYMPICS 2020

ten. Kerstin Brachtendorf verblüffte mit

Bronze im Zeitfahren – nur 20 Tage

nach einer Operation. Es war ihre erste

Medaille bei der dritten Paralympics‐

Teilnahme. Auch Michael Teuber, der gemeinsam

mit Rollstuhlbasketballerin

Mareike Miller das Team Deutschland

Paralympics bei der Eröffnungsfeier ins

Stadion führte, überzeugte bei seiner

sechsten Teilnahme. Der Routinier lieferte

ein überragendes Zeitfahren und

gewann erstmals Paralympics‐Bronze

nach zuvor fünf Mal Gold und ein Mal

Silber – nur gut fünf Sekunden fehlten

zum erneuten Titel.

VALENTIN BAUS JUBELT ÜBER

PARALYMPICS-SIEG

Sehr zufrieden war die Para Tischtennis‐Nationalmannschaft

mit fünf Edelmetallen.

Dies war nicht nur eine Medaille

mehr als bei den Spielen in Rio,

sondern Valentin Baus vergoldete die

Bilanz mit seinem Titel im Einzelwettbewerb

gegen den Weltranglistenersten

aus China, den er erstmals in seiner Karriere

bezwang. »Das war für uns das

Sahnehäubchen«, freute sich Bundestrainer

Volker Ziegler. Im Teamwettbewerb

verpassten Thomas Brüchle und

Thomas Schmidberger Gold gegen Chi‐

na nur hauchdünn, nachdem sie das

Doppel zum Auftakt gewonnen hatten.

PARA SCHWIMMER*INNEN

HOLEN DOPPEL-GOLD

Für Schlagzeilen sorgte auch die Nationalmannschaft

im Para Schwimmen.

Acht von zehn Athletinnen und Athleten

feierten ihr Paralympics‐Debüt, das Medaillen‐Trio

von Rio 2016 (Maike Naomi

Schwarz, Denise Grahl und Torben

Schmidtke) war diesmal nicht am Start.

Trotzdem setzte das junge Team mehrere

Ausrufezeichen, besonders am 1.

September: Innerhalb von sechs Minuten

gab’s Doppel‐Gold für Deutschland.

Zunächst schwamm Taliso Engel bei seiner

Premiere mit Weltrekord zum Paralympics‐Sieg,

wenig später jubelte auch

Elena Krawzow über ihren ersehnten

Titel. Das Duo hat damit das Triple aus

EM‐, WM‐ und Paralympics‐Gold perfekt

gemacht. Zudem freute sich Verena

Schott über ihr Dreifach‐Bronze, nachdem

sie das Podest in Rio mehrfach

knapp verpasst hatte.

Historische Teilnahme:

Boris Nicolai war der

erste deutsche Para

Boccia-Spieler bei den

Paralympics, obwohl

die Sportart schon seit

1984 zum Programm

gehört.

Das anfängliche Warten auf Gold beendete

Para Triathlet Martin Schulz am

Morgen des fünften Wettkampftages

der Spiele in Tokio und verteidigte souverän

seinen Titel von 2016. Die erste

Gold‐Medaille der deutschen Para

Sportschützen seit Athen 2004 gewann

mit hauchdünnem Vorsprung Natascha

Hiltrop, die noch Silber nachlegte. Der

Lohn dafür: Die 29‐Jährige trägt die

deutsche Fahne bei der Abschlusszeremonie.

Edina Müller jubelte sogar über

die erste deutsche Goldmedaille bei Paralympics

im Para Kanu aller Zeiten –

die Sportart gehört erst seit Rio 2016

zum paralympischen Programm, damals

gab’s zweimal Silber. Für Müller

war es nach dem Titelgewinn mit den

Rollstuhlbasketballerinnen 2012 die

zweite Goldmedaille. Zudem freute sich

Felicia Laberer bei ihrer Premiere über

Bronze.

Viele Medaillenträume platzten jedoch

auch in Tokio, teils in der Kategorie

Pleiten, Pech und Pannen. Das Tandem

Kai Kruse und Pilot Robert Förstemann

verpasste Bronze im Zeitfahren

auf der Bahn um 82 Tausendstel. Bei Kugelstoßer

Mathias Schulze hatte sich

beim letzten Stoß mit Bronze‐verdächtiger

Weite eine Lasche am Schuh gelöst

und den Balken berührt, so dass der

Versuch für ungültig erklärt wurde –

Schulze wurde Fünfter. Vico Merklein

musste bei seiner Mission Titelverteidigung

im Straßenrennen mit einem technischen

Defekt aufgeben. Nicole Nicoleitzik

wurde mit der drittschnellsten

Zeit über 200 Meter disqualifiziert, weil

sie in der Kurve auf die Linie getreten

war. Die deutschen Para Judoka verpassten

gleich mehrfach knapp die Medaillenränge

und fast hätte die deutsche

Equipe Para Dressursport das gleiche

Schicksal ereilt, doch nach drei vierten

Plätzen jubelte Regine Mispelkamp bei

ihrer Paralympics‐Premiere im letzten

Wettbewerb noch über Bronze.

Premiere feierten in Tokio mit Para

Taekwondo und Para Badminton zwei

Sportarten, wobei das Team Deutschland

Paralympics nur im Para Badminton

vertreten war. Allerdings verfehlte

das deutsche Team die eigenen Erwartungen

und blieb ohne Medaille; spätestens

im Viertelfinale war Endstation.

Historisch war die Teilnahme von

Boris Nicolai. Der Saarländer war der

erste deutsche Para Boccia‐Spieler bei

den Paralympics, obwohl die Sportart

schon seit 1984 zum Programm der

16

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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PARALYMPICS 2020

Großer gegenseitiger Respekt:

Thomas Schmidberger

gratuliert dem chinesischen

Para Tischtennis-Team zur

Goldmedaille.

Nachwuchsathletin Merle

Menje (r.) auf der Bahn.

Fotos: DBS: Binh Truong (3), Florian Schwarzbach (2), Joachim Sielski, Mika Volkmann

Verena Schott jubelt über eine

Medaille (ganz oben) – ihre

Teamkollegen fiebern auf der Tribüne

mit (o. l.). Vico Merklein beim Start

zum Zeitfahren (o. r.)

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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PARALYMPICS 2020

Spiele gehört. Nicolai gewann ein

Match, musste sich jedoch mit zwei Niederlagen

in den weiteren Spielen nach

der Vorrunde verabschieden. Insgesamt

war Deutschland in 18 von 22 Sportarten

vertreten und gewann in acht Sportarten

Medaillen.

TEAMSPORTARTEN BLEIBEN

OHNE MEDAILLEN

Frühzeitig verabschieden mussten sich

auch drei der vier deutschen Mannschaften.

Pure Enttäuschung herrschte

bei den Goalballern. Als heißer Medaillenanwärter

gestartet, war das Turnier

völlig unerwartet schon nach der Vorrunde

beendet.

Ebenfalls knapp verpasst haben die

deutschen Sitzvolleyballer das Halbfinale.

Nach der Vorrunde fehlten bei Siegund

Satz‐Gleichheit in der Endabrechnung

nach einigem regeltechnischen

Hin und Her sechs Punkte, um es unter

die besten vier Teams der Welt zu schaffen.

Deutschlands Rollstuhlbasketballer

präsentierten sich in der Hammer‐

Gruppe stark und schafften den Sprung

ins Viertelfinale, mussten sich dort in einem

packenden Krimi jedoch wie schon

in Rio 2016 Spanien knapp geschlagen

geben. Hoffnungen auf eine Medaille

hatten bis zum Schluss die Rollstuhlbasketballerinnen,

die souverän bis ins

Halbfinale marschierten, sich dort allerdings

den favorisierten Niederländerinnen

geschlagen geben mussten. In der

Neuauflage des Finals von 2016 verpassten

die deutschen Damen gegen die

USA Bronze und blieben erstmals seit

Athen 2004 ohne Medaille.

WAS BLEIBT NOCH VON DEN

SPIELEN IN TOKIO?

Was bleibt noch von diesen Paralympics?

In jedem Fall die Erkenntnis, dass

das internationale Niveau im Para Sport

weiterhin schier unaufhaltsam steigt.

Einerseits ist das russische Team, wenn

auch unter neutraler Flagge, nach dem

Ausschluss vor fünf Jahren wieder zurück

in der Weltspitze. Andererseits

drängen Nationen nach vorne, die in Rio

noch kaum eine Rolle gespielt haben bei

der Vergabe der Medaillen – so gewann

etwa Aserbaidschan 14 Goldmedaillen

und Ungarn sieben, 2016 war es jeweils

eine. Das Team Deutschland Paralympics

sammelte am Ende 57 Resultate auf

den Rängen vier bis acht, davon allein

15 vierte Plätze. Dies unterstreicht die

vielen Weltklasse‐Leistungen beim

drittgrößten Sportevent der Welt, zeigt

aber auch, dass in einigen Fällen Nuancen

fehlten, um den Sprung aufs Podium

zu schaffen.

Von den 134 deutschen Athletinnen

und Athleten des Team Deutschland Paralympics

feierten insgesamt 43 ihr Debüt,

darunter Paralympics‐Sieger Taliso

Engel, Para Speerwerferin Lise Petersen

als jüngste deutsche Teilnehmerin sowie

Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje,

die mit vier Finalteilnahmen und zwei

vierten Plätzen überzeugte. Ihnen gehört

die Zukunft, sie stehen stellvertretend

für die nächste Generation. Doch es

braucht neuen Nachwuchs. Hier gilt es,

mehr denn je den Hebel anzusetzen, um

neue Talente zu finden und an den Sport

heranzuführen. Helfen soll dabei auch

die besondere Strahlkraft der Paralympics.

»Leistungssportler mit Behinderung

sind Leuchttürme unserer Gesellschaft.

Sie zeigen, was Menschen zu leisten in

der Lage sind. Sie widerlegen, dass Menschen

mit Behinderung weniger leisten«,

betont DBS‐Präsident Friedhelm

Julius Beucher. »Unsere Herausforderung

in Deutschland können wir aus

dem Teilhabebericht der Bundesregierung

ableiten mit dem erschreckenden

Befund, dass – schon vor der Pandemie

– mehr als die Hälfte der Menschen mit

Behinderung keinen Sport treibt. Die

Paralympics schaffen auch dafür ein Bewusstsein:

das Recht auf Teilhabe durch

Sport. Verständnis, Akzeptanz, Toleranz

und nicht zuletzt Bewunderung verändern

die Welt. Den elf Millionen Menschen

mit Behinderung in unserem

Land wünsche ich, dass sie Lebensfreude

durch Sport erleben. Nicht exklusiv,

sondern inklusiv«, sagt Beucher, der besonders

auch an die Verbände und Vereine

in Sportdeutschland appelliert:

»Wir brauchen mehr Sportangebote für

Menschen mit Behinderung und weniger

Barrieren – sowohl mit Blick auf

bauliche Barrieren als auch Barrieren in

den Köpfen.«

Ein wichtiger Schlüssel, um mehr

Menschen mit Behinderung sowie auch

die Strukturen des Sports zu erreichen,

ist die öffentliche Aufmerksamkeit. Die

Medien haben bei diesen besonderen

Spielen ohne Publikum umso mehr dazu

beigetragen, die sportlichen Leistungen

der Athletinnen und Athleten sichtbar

zu machen. Über Fernsehen, Radio, Zeitung

oder die digitalen Medien sind die

Erfolge und Emotionen aus Tokio umfangreich

nach Deutschland transportiert

worden. ARD und ZDF berichteten

weit über 60 Stunden, zeigten Goalball,

Rollstuhlbasketball oder Para Tischtennis

live, kürzten sogar dem Mittagsmagazin

35 Minuten Sendezeit zugunsten

des Para Sports und freuten sich über

hohe Marktanteile und gute Einschaltquoten

– ein Quantensprung. Schon vor

Beginn der Paralympics sorgte die Kampagne

›Mein Weg‹ unter dem Motto

›Choose hard. Never easy‹ und dem

Rammstein‐Song ›Ich will‹ für Aufsehen.

»Beim Rückblick auf Tokio dominieren

statt eines Virus die sportlichen

Leistungen und das Auftreten unseres

Team Deutschland Paralympics: Sympathisch,

authentisch und erfolgreich. Neben

unglaublichen Leistungen haben

wir in Japan beeindruckende Persönlichkeiten

mit bewegenden Geschichten

erlebt – Corona zum Trotz. Wir haben

großartige Werbung für den Para Sport

und für Menschen mit Behinderung machen

können und hoffen, dass wir das

Feuer von Tokio über die Abschlusszeremonie

hinaus nachhaltig lodern lassen

werden. Ich sage ganz selbstbewusst:

Die Paralympics haben das Potenzial,

die Welt ein Stückchen besser zu

machen.« Quelle: DBS

Foto: Steffie Wunderl/DBS

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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PARALYMPICS 2020

Starke Leistung: Valentin Baus

gewinnt Gold in der WK5.

Fotos: Mika Volkmann/DBS (2)

Die deutschen Tischtennisspieler*

innen zeigten sich bei den

Paralympics in Tokio als verläßliche

Medaillenlieferanten. Überragend

dabei die Leistung von Valetin Baus, der

in seiner Wettkampfklasse (WK5) in einem

wahren Krimi den chinesischen

Weltranglistenersten Cao Ningning in

fünf Sätzen erstmals bezwang und die

Gold gewann. Nach Silber in Rio vor fünf

Jahren ist es für den 25‐Jährigen bereits

die zweite Medaille bei Paralympischen

Spielen. Nach seiner Gold‐Partie sagte

Baus: »Ich kann es nicht in Worte fassen.«

Im Finale zeigte der Bochumer besondere

Nervenstärke, als er im vierten

Satz beim Stand von 1:2 zunächst einen

Matchball gegen sich abwehrte und den

vierten Satz noch mit 12:10 gewann. Mit

einem überzeugenden fünften Satz sichert

er sich nach über vierzig Minuten

mit 3:2 (11:4/7:11/9:11/13:11/11:7)

die Goldmedaille.

»Valentins Weg vom hochtalentierten

Spieler, der keiner Feier aus dem

Weg gehen konnte, hin zu einem gestandenen

Athleten ist bemerkenswert. Die

Goldmedaille ist die Belohnung für diese

Entwicklung. Er kann sehr stolz auf

sich sein«, blickte Bundestrainer Volker

Ziegler auf die überragende Leistung

seines Schützlings.

Thomas Schmidberger (l.) und Thomas

Brüchle im Team-Finale.

PARA TISCHTENNISI

Medaillen in allen Farben

Mit fünf gewonnenen Medaillen – darunter Gold für Valentin Baus –

überzeugen die deutschen Tischtennisspieler*innen in Tokio

SILBER IM EINZEL UND

MIT DEM TEAM

Neben Gold für Baus konnte sich das Para

Tischtennis‐Team sowohl im Einzel‐,

als auch im Team‐Wettbewerb über

weitere Medaillen‐Erfolge freuen.

Für Thomas Schmidberger und Thomas

Brüchle blieb nach einer knappen

und denkbar unglücklichen Niederlage

im Finale des Team‐Wettbewerbs

(WK3) die Silbermedaille. In einer Neuauflage

des Endspiels von Rio 2016 gegen

das chinesische Duo um den Paralympics‐Sieger

im Einzel (WK3), Panfeng

Feng, gewannen die Deutschen

zum Auftakt das hochklassige Doppel

knapp mit 3:2 (11:8/15:13/4:11/

7:11/11:9) ehe die Chinesen durch den

3:1‐Erfolg (13:11 /3:11/8:11/9:11) von

Feng über den couragiert spielenden

Thomas Brüchle ausgleichen konnten.

Im dritten Match des Finals sollte dann

die Stunde des deutschen Duos schlagen.

Thomas Schmidberger aber verlor

sein Einzel gegen Xiang Zhai, den er im

Einzel‐Halbfinale noch geschlagen hatte,

nach 2:0‐Satzführung noch mit 2:3

(11:7/12:10/ 4:11/4:11/4:11). »Ich habe

keine Erklärung für das, was passiert

ist«, sagte Schmidberger kurz nach der

Niederlage. Auch Thomas Brüchle, zeigte

sich zunächste entäuscht. »Natürlich

bin auch ich bitter traurig. Aber es gibt

keine Vorwürfe. Wir gewinnen zusammen

und verlieren zusammen«, so

Brüchle.

Für Schmidberger war es die zweite Silbermedaille

in Tokio. Im Einzel (WK3)

verlor er in einem hochdramatischen

Spiel gegen den zu diesem Zeitpunkt

dreifachen amtierenden Paralympicssieger,

Panfeng Feng aus China, nach

fünf Sätzen 2:3 (9:11/4:11/11:8 /11:4 /

9:11) und verpasste somit nur knapp

den Traum von der paralympischen

Goldmedaille.

ZWEIMAL BRONZE

Auch Sandra Mikolaschek zeigte als an

fünf gesetzte Spielerin der Wettkampfklasse

4 eine gute Leitung. Nach einer

souveränen Vorrunde schied die 24‐jährige

Studentin erst im Viertelfinale gegen

die chinesische Weltranglistendritte,

Miao Zhang, aus. Über vier Sätze

(2:11/ 8:11/ 11:5 / 9:11) lieferte sie eine

sehr ansprechende Leistung ab, die

ihr Auftrieb für die anstehenden Aufgaben

geben sollte.

Stephanie Grebe (WK6) gewann

trotz ihrer Halbfinal‐Niederlage (10:12

/6:11/6:11) gegen die Weltranglistendritte

aus Russland, Maliak Alieva, die

Bronzemedaille.

Der Paralympics‐Debütant Björn Schnake

(WK7) und Thomas Rau (WK6) sicherten

sich nach der Niederlage im

Halbfinale gegen China die Bronzemedaille

im Teamwettbewerb der Klassen

6‐7.

Mit Material des DBS/Quelle Niklas Klütsch

20

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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PARALYMPICS 2020

ROLLSTUHLBASKETBALLI

Diesmal Kein Edelmetall

Die deutschen Rollstuhlbasketballerinnen unterliegen im

Bronzefinale gegen die USA am Ende verdient mit 51:64

Topscorerin Mareike Miller (Nr. 4).

Fotos: Steffie Wunderl/DBS

Beim paralympischen Turnier in

Tokio müssen sich die deutschen

Rollstuhlbasketballerinnen mit

Platz vier begnügen. Im Spiel um Bronze

unterlag das Team von Trainer Dennis

Nohl mit 51:64 (13:20/ 25:31/39:44)

den USA, die am Ende verdient über

Edelmetall jubeln dürfen.

Das deutsche Team startete in der

Ariake Arena gut in die Partie und

machte durch die spätere Topscorerin

Mareike Miller aus einem 2:6 (3.) ein

schnelles 9:6 (5.). Doch damit rüttelte

die Mannschaft von Bundestrainer Dennis

Nohl das US‐Team erst richtig wach.

Vor allem die US‐Spielerin Lindsey Zurbrugg

lief nun zur Höchstform auf,

machte aus dem 19:20 (13.) quasi im Alleingang

ein 20:31 (17.) aus deutscher

Sicht.

Nach dem Seitenwechsel änderte

sich das Bild im Spiel um Bronze wenig.

Das deutsche Team, im Halbfinale gegen

die Niederländerinnen ausgeschieden,

kam zwar immer wieder auf Schlagdistanz

heran, wie beim 41:44 (31.) durch

Katharina Lang, doch die US‐Girls waren

in der Schlussphase nicht mehr zu

bremsen. Spätestens als Rose Hollermann

mit zwei erfolgreichen Freiwürfen

das 47:61 (39.) erzielen konnte, ging

die Bronzemedaille verdient an die US‐

Amerikanerinnen.

Bundestrainer Dennis Nohl: »Es ist

die klarste Niederlage des Turniers. Wir

hatten einen guten Game‐Plan, aber es

hilft dir nichts, wenn du vorher alles gewinnst

und dann die beiden entscheidenden

Duell um die Medaillen verlierst,

das tut weh. Die Mannschaft hat

aber enorm viel Potenzial, Ehrgeiz,

Energie und Willen, dies gilt es nun weiter

zu entwickeln.«

Energie und Siegeswillen zeigten

Mareike Miller und ihre Mitspielerinnen

in der Vorrunde bei den deutlichen Erfolgen

über Australien (77:58) und

Großbritannien (53:35) ebenso wie in

den engen Begegnungen gegen Japan

(59:54) und Kanada (59:57).

Souverän gewann das Team auch

das Viertelfinale gegen Spanien mit

57:33. Im Halbfinale bot der Paralympicssieger

von 2012 Weltmeister Niederlande

35 Spielminuten lang eine Partie

auf Augenhöhe, musste aber trotz

Überschwengliche Freude nach dem

knappen Sieg gegen Kanada.

Teamkreis der deutschen Mannschaft

nach dem Bronzefinale.

des guten Spiels in eine 41:52‐Niederlage

einwilligen.

Topscorerinnen im deutschen Team

waren Mareike Miller (122 Punkte), Katharina

Lang (116) und Anne Patzwald

(25).

Quelle: DBS

Team Deutschland

Anne PATZWALD (1.0), BG Baskets Hamburg

Catharina WEISS (1.0), RSV Lahn-Dill

Annabel BREUER (1.5), RSV Lahn-Dill

Laura FUERST (2.0), RBB München Iguanas

Johanna WELIN-RYKLIN (2.0), RBB München Ig.

Maja LINDHOLM (2.5), BG Baskets Hamburg

Svenja MAYER (2.5), Rhine River Rhinos

Lisa BERGENTHAL (3.5), RBC Köln 99ers

Katharina LANG (4.5), RBB München Iguanas

Barbara GROSS (4.5), Rhine River Rhinos

Lena KNIPPELMEYER (4.5), BBC

Münsterland/RSC Osnabrück

Mareike MILLER (4.5), BG Baskets Hamburg

Dennis NOHL, Trainer

Andre HOPP, Co-Trainer

Stefan KREMER, Physiotherapeut

Damaris ESSING, Ärztin

Andreas EBERTZ, Teammanager

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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Fotos: Steffie Wunderl/DBS

ROLLSTUHLBASKETBALLI

Versöhnlicher Abschluss

Platz sieben für die deutschen Rollstuhlbasketballer

durch 68:56-Erfolg über Kanada – André Bieneck nimmt Abschied

Die deutschen Rollstuhlbasketballer

haben mit einem 68:56‐Erfolg

(19:21/37:31/50:41) über

Kanada einen versöhnlichen Abschluss

ihrer Paralympics gefeiert. Durch den

am Ende klaren Sieg gegen den dreimaligen

Goldmedaillengewinner aus Nordamerika

belegt das deutsche Team Platz

sieben im Endklassement.

Nur zu Beginn konnte die kanadische

Auswahl die Partie ausgeglichen

gestalten ehe André Bienek mit fünf und

Thomas Böhme mit acht Punkten in Serie

vier Minuten vor dem Ende des

zweiten Viertels die Wende einläuteten

(34:27). In der Folge ließen sich die

deutschen Rollstuhlbasketballer diese

Führung nicht mehr aus der Hand nehmen.

Auch ein letztes Aufbäumen der

Kanadier im Schlussabschnitt, als diese

durch Patrick Anderson auf 57:53 (36.)

herankamen, sollte nach einer deutschen

Auszeit verpuffen. Aliaksandr Halouskis

Dreipunktspiel zum 64:56 (39.)

sorgte schließlich für den verdienten

Erfolg im Spiel um Platz sieben.

Bundestrainer Nicolai Zeltinger:

»Der Sieg zum Abschluss des Turniers

fühlt sich gut an und es freut uns natürlich

auch, dass wir André Bienek zum

Abschluss seiner Karriere in der Nationalmannschaft

noch einen Sieg schenken

konnten«.

André Bienek: »Es war ein schweres

Spiel, aber wir haben als Team gespielt

und gut verteidigt. Am Ende wollten wir

Aliaksandr Halouski (m.)

Thomas Böhme (m.)

André Bienek (l.)

Freuen sich über den siebten Platz:

Die deutsche Herren-National -

mannschaft mit Bundestrainer

Nicolai Zeltinger (hinten m.) und Co-

Trainer Martin Kluck. (hinten 2. v. l.)

den Sieg mehr, wir haben mit Herz gespielt.

Es ist ein guter Abschluss dieser

Paralympics.«

Das deutsche Team hat vier seiner

sieben Auftritte in Tokio gewonnen und

dabei gegen zahlreiche Topnationen wie

die USA (55:58), Australien (53:64) und

den amtierenden Weltmeister Großbritannien

(71:59) eine starke Leistung gezeigt,

auch wenn am Ende lediglich

Platz sieben heraussprang. Stoplerstein

war das Viertelfinale gegen die Spanier,

das denkbar knapp mit 58:61 verloren

ging.

Offensiv getragen wurde das Team

durch das Trio Böhme (127 Punkte),

Halouski (97) und Bienek (68), darf sich

aber unter dem Strich über eine geschlossene

Mannschaftsleistung freuen.

Mit Material von Andreas Joneck

Team Deutschland

Phillip SCHORP (1.0), BBC Münsterland

Nico DREIMUELLER (2.0), Skywheelers Frankfurt

Matthias GUENTNER (4.5), Hannover United

Christopher HUBER (1.0), RSV Lahn-Dill

Andrè BIENEK (3.0), RSB Thuringia Bulls

Tobias HELL (1.0), Hannover United

Jan HALLER (2.0), Hannover United

Jan SADLER (3.0), Hannover United

Jens-Eike ALBRECHT (3.0), RSB Thuringia Bulls

Thomas BOEHME (3.0), RSV Lahn-Dill

Aliaksandr HALOUSKI (4.5), RSB Thuringia Bulls

Joe BESTWICK (4.5), RBC Köln 99ers

Nicolai ZELTINGER (Bundestrainer)

Martin KLUCK (Co-Trainer)

Eike GOESSLING (Teammanager)

Sascha KLUGE (Teamarzt)

Baerbel BOERGEL (Physioterapeutin)

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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PARALYMPICS 2020

PARA BOCCIAI

Erfahrungen für Paris gesammelt

Para Boccia-Spieler Boris Nicolai scheidet bei seiner

Paralympics-Premiere in der Vorrunde aus

n Für den deutschen Para Boccia Spieler

Boris Nicolai waren die Paralympischen

Spiele nach der Gruppenphase

beendet. Mit einem Sieg und zwei Niederlagen

schied der 36‐Jährige aus dem

Turnier aus. Nichtsdestotrotz überwiegen

bei Nicolai und seinem Trainer Kristof

Heller die positiven Eindrücke nach

der ersten deutschen Teilnahme in der

Sportart Para Boccia bei Paralympischen

Spielen.

Nach einer Auftaktniederlage gegen

die Paralympics‐Siegerin aus Rio gewann

Nicolai sein zweites Gruppenspiel

gegen die Kolumbianerin Leidy Chica

deutlich mit 7:1 – ein Moment für die

Geschichtsbücher, denn das war der erste

Sieg eines deutschen Para Boccia‐

Spieler bei den Paralympics.

Für den Einzug ins Achtelfinale hätte

Nicolai im dritten Gruppenspiel einen

deutlichen Sieg gegen den Kolumbianer

Duban Celyden benötigt. Nach dem Ausgleich

zum 3:3 im dritten End, legte der

Kolumbianer im vierten End nach und

gewann mit 5:3.

Trotz Niederlage und Turnier‐Aus

zog Nicolai ein positives Fazit für die Paralympics:

»Das war wirklich ein großes

Erlebnis und eine besondere Erfahrung!

Allein schon hier Teil eines großen

Teams zu sein und Sportler aus anderen

Sportarten kennenzulernen und gemeinsam

als Team bei der Eröffnungsfeier

ins Stadion einzulaufen. Wir wissen

jetzt, was es bedeutet an Paralympics

teilzunehmen und nehmen viel mit

für die nächsten Spiele.«

Auch Cheftrainer Kristof Heller richtet

bereits den Blick in Richtung Paris,

wo 2024 die nächsten Paralympischen

Spiele stattfinden werden. »Die Teilnahme

hier in Tokio bringt uns weiter nach

vorne – organisatorisch und sportlich.

Unser Ziel ist es in Paris mit einer größeren

Delegation anzutreten und uns

auf diesem Level zu etablieren.«

Quelle: Patrick Dirrigl/DBS

»Wir wissen jetzt,

was es bedeutet,

an Paralympics teilzunehmen

und

nehmen viel mit für

die nächsten Spiele.«

BORIS NICOLAI

Bogenschütze

Maik Szarszewski

guter Siebter

n Die dritte Paralympics-

Teilnahme begann mit

Platz 29 in der Quali

denkbar schlecht für den

einzigen deutschen Para

Bogenschützen. Doch in

der Elimination Round

zeigte sich Szarszewski

wiedererstarkt und

musste sich nur dem

späteren Bronzemedaillengewinner

geschlagen geben.

Zufrieden mit seiner Leistung:

Maurice Schmidt wurde bei seiner

Paralympics-Premiere Neunter im

Säbelfechten und Zehnter im Degenfechten.

Sylvi Tauber wurde Achte

im Säbelfechten und Zwölfte im

Florettfechten.

Fotos: Joachim Sielski (3)

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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Invader Basketball Ultralight

Das Leichtgewicht

Der Invader Basketball, in der Ultralight-Version, ist ein gewichtsoptimierter

Sportrollstuhl der Extraklasse. Dieser ist besonders für

Anwender geeignet, welche ein Minimum an Gewicht in Kombination

mit maximaler Stabilität und Steifigkeit schätzen. Die ULW-Variante

wird individuell und unter Berücksichtigung der biomechanischen

Möglichkeiten für einen optimalen Kraftfluss angefertigt.

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Fotos: Florian Schwarzbach/DBS

PARA KANUI

»Einfach nur ein geiler Tag«

Gold für Edina Müller und Bronze für Felicia Laberer im Para Kanu

André Brendel, der Bundestrainer

der deutschen Para Kanuten, kam

am Sea Forest Waterway in Tokio

gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus:

»Heute einfach nur ein geiler Tag«, sagte

Brendel, der allen Grund zur Freude hatte:

Edina Müller und Felicia Laberer sorgten

für Edelmetall im deutschen Team Müller

schnappte sich Gold im Kajak (KL1) und

Felicia Laberer (KL3) zog keine Stunde

später mit Bronze nach.

Edina Müller, die 2008 (Silber) und

2012 (Gold) schon als Rollstuhlbasketballerin

ordentlich abräumte und 2016

dann im Kanu Silber holte, wohnte mit

ihrem Mann und ihrem zweijährigen

Sohn Liam im Hotel, weil das IPC eine

Akkreditierung für ihren Sohn Liam verwehrte.

»Ich wäre auf keinen Fall zwei

Wochen ohne meinen Sohn weggeflogen«,

stellte Müller klar und nahm den

organisatorischen Mehraufwand in

Kauf. »Ich bin sehr froh, dass mein Sohn

an meinem Rennen teilhaben konnte«,

sagte Müller

Vom Start weg gab die 38‐jährige Paralympics‐Siegerin

den Ton an, wurde stetig

schneller und unterbot mit 53,968 Sekunden

im Vorlauf von ihr aufgestellten paralympischen

Rekord. Müller nahm der

zweitplatzierten Ukrainerin Maryna Mazhula

fast eine ganze Sekunde auf den 200

Edina Müller freut sich über Gold.

Metern ab. Katherinne Wollermann, die

Chilenin auf Platz drei, hatte schon fast

zwei Sekunden Rückstand.

Zu feiern gab es aber nicht nur das

Gold Müllers oder den 28. Geburtstag

von Tom Kierey, der am Freitag Sechster

im KL3 wurde: Felicia Laberer konnte

bei ihren ersten Paralympics direkt eine

Medaille gewinnen. Die 20 Jahre alte Kanutin

vom Sportclub Berlin‐Grünau kam

nach 51,868 Sekunden im Ziel an und

schnappte sich Bronze. Vor allem der

Endspurt Laberers machte den Bundestrainer

beinahe sprachlos: »Ungefähr 30

Meter vor dem Ziel sah das ja überhaupt

nicht nach einer Medaille aus.« Wären

205 statt den 200 Metern im Sprint zu

absolvieren gewesen, hätte Laberer

wohl gar noch die Französin Nelia Barbosa

eingeholt und Silber eingefahren.

Gold ging an die Britin Laura Sugar in

49,582 Sekunden – paralympische Bestzeit.

Anja Adler vom SV Halle zeigte sich

dagegen enttäuscht, weil sie im Sprint

über 200 Meter der Klasse KL2 als Vierte

ins Ziel kam. »Ich hatte im Vorhinein,

also schon beim Vorlauf und im Halbfinale

angefangen zu träumen«, sagte Adler,

die ihr Halbfinale souverän gewann

und locker ins Finale einzog. »Ich habe

gemerkt, dass mein erstes paralympisches

Finale ein gutes Rennen werden

kann ‐ und das ist es auch geworden.«

Nur die Platzierung ließ Adler Tränen in

die Augen schießen. »Anja ist heute ihr

bestes Rennen gefahren. Sie kann sich

nichts vorwerfen«, sagte André Brendel.

Adler nahm selbst jedoch sehr viele positive

Erfahrungen aus Tokio mit. »Mit

ein bisschen Abstand wird dann auch

die Freude überwiegen«, war sich Adler

sicher. Und sie blickte auch erfolgshungrig

in die Zukunft: »In Paris greife ich

wieder an: Ich habe noch eine Rechnung

offen.«

Quelle: Patrick Dirrigl

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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PARALYMPICS 2020

Am Ende ist nichts aus den erträumten

Medaillen geworden.

Keine*r der sechs Para Badmintonspieler*innen,

die ihr paralympisches

Debüt in Tokio erlebt haben,

schaffte es in die Finalbegegnungen. Valeska

Knoblauch hatte sich zwar für das

Viertelfinale in ihrer Startklasse WH1

qualifiziert, unterlag dort jedoch der

starken Chinesin Jing Zhang. »Mein Kopf

war irgendwie leer, so wie gestern

schon. Ich hatte keine Idee, wie ich das

Spiel gestalten kann. Und mir fehlt die

Spielpraxis«, sagte die 30‐Jährige. Insgesamt

war es aber »mega, hier spielen zu

dürfen. Nur von den Ergebnissen her

war es richtig mau und weit unter dem,

was ich mir vorgestellt habe.« Wenigstens

den dritten Satz hätte sie noch

spielen wollen.

Die anderen fünf Spieler*innen, Elke

Rongen, Katrin Seibert, Thomas Wandschneider,

Young‐Chin Mi und Jan‐Niklas

Pott, waren über ihre Vorrunden

nicht hinausgekommen. Vor allem Thomas

Wandschneider zeigte sich angesichts

der knappen Dreisatz‐Niederlage

gegen den Favoriten Dong Seop Lee alles

andere als zufrieden. »Es ist eine riesengroße

Enttäuschung, dass ich nicht

weitergekommen bin. Auch, wenn ich

heute zeigen konnte, was ich wirklich

kann. Es war ein wunderschönes Spiel,

fast hätte ich es geschafft«, sagte der 57‐

Jährige, der in der sitzenden Klasse

WH1 spielt.

Young‐Chin Mi verlor hingegen beide

Gruppenspiele deutlich. Die Nervosität,

die vielen neuen paralympischen

Eindrücke sorgten dafür, dass es in den

Partien nicht rund lief. Trotzdem zeigte

er Spielfreude. »Dass ich so viele Fehler

Thomas Wandschneider

PARA BADMINTONI

Vom Winde verweht

Medaillenträume gingen bei der Paralympics-Premiere

im Para Badmonton nicht in Erfüllung

Schied im Viertelfinale gegen die

Chinesin Jing Zhang aus: Veleska

Knoblauch.

gemacht habe, das verwundert mich

sehr«, sagt er.

Niederlagen hagelte es ebenfalls in

den Doppelpaarungen. Mi und Wandschneider,

Knoblauch und Rongen sowie

Pott und Seibert schafften es nicht,

ihre Gegner zu bezwingen. Immer wieder

erwähnten die Spieler*innen zudem

den Wind, der in der großen Halle im

Yoyogi National Stadium durch die installierten

Klimaanlagen verursacht

Elke Rongen

wird. Da fliegt der Ball nicht immer

dorthin, wohin er soll und die Deutschen

konnten sich genau darauf nicht

schnell genug einstellen.

Unterm Strich kann Bundestrainer

Christopher Skrzeba diesem ersten paralympischen

Turnier in der Geschichte

des Para Badmintons jedoch viel Gutes

abgewinnen. »Ich glaube, das war unser

Kickstart für Para Badminton in

Deutschland. Dass unsere Athleten in so

großer Anzahl dabei waren, das war eine

gute Werbung für uns in Deutschland.

Dass es nicht so erfolgreich war, ist

ärgerlich. Aber am Ende stehen wir mit

dem, was wir erreicht haben, da, wo wir

hingehören«, resümierte er nüchtern.

Nun gilt es zwar, zunächst einmal

gut zu analysieren, doch viel wichtiger

ist es, nach vorne zu schauen. »Wir müssen

Netzwerkarbeit betreiben, um neue

Menschen für Para Badminton zu gewinnen.«

In Kombination mit den vorhandenen

Kaderathleten möchte er seine

schlagkräftige Mannschaft so erweitern.

Schließlich sind es bis zu den Paralympics

in Paris nur noch drei statt der

üblichen vier Jahre.

Quelle: Heike Werner

Fotos: Mika Volkmann/DBS (3)

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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PARALYMPICS 2020

Goldmedaille (13)

Lindy Ave 400m T38

Valentin Baus Tischtennis Einzel WK5

Talisso Engel 100m Brust SB13

Johannes Floors 400m T62

PARALYMPICSI

Bilanz von Tokio

Die Medaillengewinner*innen im Team Deutschland Paralympics

Natascha Hiltrop 10m Kleinkaliber

liegend/Anschlag SH1

Elen Krawzow 100m Brust SB13

Jana Majunke Straßenrennen T1-2,

Zeitfahren T1-2

Edina Müller Kajak 200m KL 1

Markus Rehm Weitsprung T64

Martin Schulz Triathlon PTS5

Felix Streng 100m T64

Annika Zeyen Zeitfahren H3

Silbermedaille (12)

Fotos: Florian Schwarzbach/DBS, Oliver Kreuzer/DBS

Irmgard Bensusan 100m, 200m T64

Angelika Dreock-Käser

Straßenrennen T1-2

Francés Herrmann Speerwurf F34

Natascha Hiltrop 50m Kleinkaliber

Dreistellung 3 x 20 Schuss SH1

Vico Merklein Zeitfahren H3

Leon Schäfer Weitsprung T63

Thomas Schmidberger

Tischtennis Einzel WK3

Th. Schmidberger, Thomas Brüchle

Tischtennis Team WK3

Felix Streng 200m T64

Steffen Warias Zeitfahren C3

Annika Zeyen Straßenrennen H1-4

Bronzemedaille (18)

Lindy Ave 100m T38

Kerstin Brachtendorf Zeitfahren C5

Sebastian Dietz Kugelstoßen F36

Angelika Dreock-Käser Zeitfahren T1-2

Johannes Floors 100m T64

»Es war anders, aber

trotzdem genial«

Stephanie Grebe Tischtennis Einzel WK6

Niko Kappel Kugelstoßen F41

Felicia Laberer Kajak 200m KL 3

Ali Lacin 200m T61

Regine Mispelkamp Dressur Freestyle

Test Grade V

Leon Schäfer 100m T63

Matthias Schindler Zeitfahren C3

Denise Schindler

3000m Einzelverfolgung C1-2-3

Björn Schnake, Thomas Rau

Tischtennis Team WK6-7

Verena Schott 100m Rücken S6, 100m

Brust SB5, 200m Lagen SM6

Michael Teuber Zeitfahren C1

VERENA SCHOTT

Verena Schott gewinnt im Wasser

des Tokyo Aquatics Centre drei

Bronzemedaillen.

Neben Gold im Zeitfahren sicherte

sich Annika Zeyen die Silbermedaille

im Straßenrennen.

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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SPORT VOR ORT

Weit mehr als hundert interessierte

aus Politik, Presse und

Verbänden waren am 18.

August der Einladung des MSC Kaltenkirchen

gefolgt und waren erstaunt, mit

welchem Engagement der MSC sein

neues Konzept für einen Mehrzweck‐

Offroadpark vorgestellt hat. Unter coronagerechten

Bedingungen konnten sich

die Gäste über die vielen Sparten des

MSC informieren. Ausgestellte Exponate

wie Rallyeautos, Oldtimer aber auch Enduro‐Wettbewerbsmaschinen

mit Elektroantrieb

konnten besichtigt werden.

Im Mittelpunkt jedoch standen bei

der Informationsveranstaltung, zu der

Handbike‐Experte und MSC‐Inklusionsbeauftragter

Torben Bröer geladen hatte,

die vielen Fahrzeuge, die Menschen

mit Behinderungen nutzen können, um

Offroadsport gemeinsam mit Menschen

ohne Behinderung ausüben zu können.

Denn das ist das anvisierte Ziel des MSC:

Menschen im Rahmen der gemeinsamen

Sportausübung eine tolle Gemeinschaft

zu bieten und durch gegenseitiges

Lernen voneinander Verständnis

und Toleranz im Alltag zu fördern.

Neben der Nutzung für Motorsport,

den auch Menschen mit Behinderung

z. B. mit modifizierten Quads ausüben,

soll ein weiterer Nutzungspfeiler auch

der Bikesport werden. Der MSC erklärte,

zwei Bikestrecken auf dem Gelände

zu errichten, sodass die Jugend mit ihren

BMX‐ und Mountainbikerädern unter

Anleitung erfahrener Offroadsportler

ihren Sport ausüben können. Diese

Fahrrad‐Offroadstrecken sollen dann

auch Handbiker*innen dazu dienen,

sich sportlich zu betätigen.

MOBILITÄT UND SPORT ALS

ZENTRALER BESTANDTEIL

VON PRÄVENTION UND REHA

Auch der Deutsche Rollstuhl‐Sportverband

unterstützt das Inklusionsprojekt

des MSC Kaltenkirchen. Seit vielen Jahren

besteht ein enger Austausch mit

dem Handbikesportler, der den DRS in

zahlreichen Projekten mit seinen Erfahrungen

als Referent unterstützt. Es war

Torben Bröer, der im Rahmen seiner Rehabilitation

im BG Klinikum Hamburg

nach seinem Unfall den allerersten

SPORT + INKLUSIONI

»Leider spüren wir

auch Gegenwind.«

Handbike-Experte Torben Bröer wirbt für Mehrzweck-Offroadpark –

DRS unterstützt inklusionsprojekt des MSC Kaltenkirchen

›Starter‐Kit‹‐Rucksack für Frischverletzte

als Startschuss für das erfolgreiche

DRS‐Projekt ›richtig mobil‹ entgegen

nahm und somit eine neue Form des Betreuungskonzepts

an bundesweiten Unfallkrankenhäusern

für Menschen mit

Querschnittlähmungen etablierte. Bis

heute wird die Idee hinter dem Klinikabgänger‐Projekt

von Querschnittzentren,

Unfallkassen und Berufsgenossenschaften

und dem DRS fortgeführt:

Schon in der Rehabilitation erleben

Frischverletzte durch unmittelbaren

Kontakt mit Sportler*innen, dass Mobilität

und Sport als zentraler Bestandteil

der Prävention und Rehabilitation einen

elementaren Baustein für den Weg in

ein selbstbestimmtes, erfolgreiches Leben

mit Querschnittlähmung darstellen.

Niemand weiß das besser als Torben

Bröer, der als Radsportler bereits drei

Jahre nach seinem Badeunfall bei den

Paralympics 2008 in Peking nur knapp

an einer Bronzemedaille vorbei radelte.

Im Rahmen eines Bürgerentscheids

wird nun am 17. Oktober in Kaltenkirchen

abgestimmt, ob das Konzept eines

inklusiven Mehrzweck‐Offroadparks

realisiert werden kann. »Kaltenkirchen

hat die einmalige Chance, in Zusammenarbeit

mit dem MSC ein Gelände zu

schaffen, dass bislang einmalig ist in

Deutschland«, so Torben Bröer. »Leider

verspüren wir auch viel Gegenwind. Es

gibt viele Vorbehalte, wenn die Menschen

die Worte ›Offroadpark‹ und ‹Motorsport‹

hören. Bedenken zum Thema

Lärmbelästigung und Umweltschutz

wollen wir mit dieser Infoveranstaltung

zerstreuen und aufzeigen, dass wir diese

Aspekte natürlich im Vorfeld ausgiebig

beleuchtet und geprüft haben.«

Die Auswirkungen des Geländes auf

Umwelt und Natur wurden in dem vor

Ort präsentierten Konzept ausführlich

dargestellt. Der Deutsche Motorsportverband

hat dem MSC für dieses Konzept

bereits nach Fertigstellung des Geländes

den DMSB‐Umweltpreis in Aussicht

gestellt. Das erweiterte Nutzungskonzept

sieht außerdem vor, das Gelände

auch als außerschulischen Lernort

mit einem Naturlehrpfad, Fledermausbeobachtungstürmen

sowie einem Barfußpark

zu gestalten.

Abgerundet wurde die Info‐Veranstaltung

durch die Präsentation der

neuen Inklusionswebsite www.inklusion‐kaltenkirchen.de.

Der MSC hat diese

Seite ins Leben gerufen, um ein Netzwerk

auch für weitere Projekte zu schaffen.

Weitere Infos zum geplanten Offroad‐Park

finden Sie auf der Webseite

des MSC Kaltenkirchen.

Malte Wittmershaus

Foto: Torben Bröer

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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FACHBEREICHE

PARA KANUI

Letzter Test vor Tokio

Nationalmannschaftsfahrer*innen erfolgreich bei den

Deutschen Meisterschaften – Neue Rennformate kommen gut an

Ivo Kilian war erfolgreichster

männlicher Teilnehmer bei der DM in

Hamburg. Er wurde vom DBS für die

Paralympics in Tokio in der Startklasse

Kl 2 überraschend nachnominiert,

weil China zuvor seinen Startplatz

zurückgegeben hatte.

Die 10. Deutschen Parakanu‐

Meisterschaften in Hamburg

waren der letzte Test unter

Wettkampfbedingungen für die Parakanu‐Paralympics

Mannschaft. »Die ersten

drei Plätze wurden von Nationalmannschaftsfahrerinnen

belegt«, sagte

ein sichtlich zufriedener Bundestrainer

nach dem Verfolgungsrennen der Parakanuten.

»Das zeigt, dass wir mit dem

Formaufbau auf dem richtigen Weg

sind.« Denn nach den Meisterschaften

geht es am Dienstag ins Trainingslager

nach Naka, Tokoshima, und dann zu den

Parakanu‐Wettkämpfen vom 2. bis 4.

September auf dem Sea Forest Waterway

in Tokio.

Beim Verfolgungsrennen, das auf

Initiative des Bundestrainers ins Programm

der Deutschen Meisterschaften

aufgenommen worden war, starten die

Paddler aller Startklassen und Bootsklassen

hintereinander in vorher berechneten

Zeitabständen. Wer dann

nach 200m als erster die Ziellinie überquert,

ist der Gesamtsieger. Die langsamsten

aus der Vl 1 beginnen, und als

letztes startet die Startklasse Kl 3. Es gewann

Edina Müller, Hamburger KC, vor

Katharina Bauernschmidt, WSV Niederrhein

Duisburg und Felicia Laberer vom

SC Grünau Berlin. »Ich hätte nicht gedacht,

dass ich den zweiten Platz erreiche«,

sagte eine strahlende Katharina

Bauernschmidt nach diesem Rennen.

Edina Müller gewann noch den Einer

in der Startklasse Kl 1 und wurde

mit Marvin Stryga Dritte im Mix Zweier.

Der Sieg im Verfolgungsrennen bedeutet

gleichzeitig den Gewinn des

Deutschland‐Cups. Somit war die 38‐

jährige Rollstuhlfahrerin die erfolgreichste

Parakanutin dieser Deutschen

Meisterschaft. Sie wird in Tokio an ihren

vierten Paralympics teilnehmen.

Der erfolgreichste männliche Teilnehmer

mit drei Siegen war Ivo Kilian

vom Halleschen KC 54. Er gewann sowohl

im Kajak als auch im Va´a und im

Va´a‐Mix‐Zweier. Der Hallesche KC 54

war zum wiederholten Mal der erfolgreichste

Parakanu‐Verein.

Neu im Programm der Deutschen

Parakanu Meisterschaften, die wie immer

zusammen mit den Deutschen

Meisterschaften der Rennsportler ausgetragen

wurden, war das Rennen der

Offenen Startklasse. Hier können Menschen

mit Einschränkungen im Parakanu‐Rennboot

an den Start gehen, die im

System der Paralympischen Startklassen

nicht klassifizierbar sind.

Viktoria Tippelt, KRV Hof, war bis vor

einigen Jahren aktive Rennsportlerin.

Durch den Verlust ihrer Sehfähigkeit ist

ihr das nicht mehr möglich gewesen. Sie

sieht nur noch 20%. Umso mehr freute

sie sich, in Hamburg starten zu können.

Als Unterstützung wurde in ihrer Bahn

eine Bojenreihe mit neongelben Überzügen

versehen. »Ich bin immer noch

Rennsportlerin, sehe halt die Strecke

nicht mehr. Vor diesem Rennen war ich

so aufgeregt wie eh und je«, sagte sie

nach ihrem Sieg. Sie gewann vor Stephanie

Gebhardt vom Faltbootclub Hof. Diese

war bereits bei den Weltspielen von

Special Olympics sehr erfolgreich gewesen

mit dem Gewinn von zwei Silbermedaillen

bei den Spielen in Athen. Auch

ihr war anzusehen, wie stolz sie war, bei

den Parakanuten starten zu dürfen. Auf

der gleichen Veranstaltung wie ihre

Schwester Melanie, die sie sonst nur als

Zuschauerin begleitet hat.

Volker Reichel, Ressortleiter Parakanu

im Deutschen Kanuverband, zeigte

sich im Anschluss an die Rennen zufrieden

mit den gezeigten Leistungen. »Die

Organisatoren dieser Meisterschaft haben

wirklich eine gute Veranstaltung

auf die Beine gestellt, trotz aller Einschränkungen

und Vorgaben.«

Christel Schlisio

Fotos: Christel Schlisio

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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FACHBEREICHE

Die Trainingsgruppe nahm

geschlossen an der Sommer-

Skiolympiade des DSV teil.

Fotos: Stefan Weiß

PARA SKISPORTI

Neue Talente für den

Para Skisport begeistern

Lernen und profitieren – Kooperation zwischen

Para Ski alpin/nordisch und DRS

Der jüngste Lehrgang am Bundesstützpunkt

in Freiburg

markierte den Beginn einer

Kooperation zwischen dem Para

Schneesport und dem Deutschen Rollstuhl‐Sportverband

(DRS). Langfristig

sollen sich neue Talente für den Para

Skisport begeistern.

Wenn vom 8. bis 23. Januar 2022 im

norwegischen Wintersport‐Paradies

Lillehammer die coronabedingt verschobenen

Para Snow Sports Weltmeisterschaften

starten, dürfte das für die

teilnehmenden Athletinnen und Athleten

ein willkommener Vorgeschmack

auf die Paralympics zwei Monate später

sein. Lillehammer ist dann gewissermaßen

Peking in klein. Erstmals finden

Weltmeisterschaften im Para Ski alpin,

Para Snowboard und Para Ski nordisch

am selben Ort und zur selben Zeit statt.

Berührungspunkte im Alltag zwischen

den besten deutschen Athletinnen

und Athleten im Para Ski alpin und

Para Ski nordisch gab es in der Vergangenheit

selten. Das ändert sich jetzt –

Anna-Lena Forster vom Team Para Ski

nordisch beim jüngsten Lehrgang am

BLZ in Freiburg.

und das Trainingslager Ende Juli in Freiburg

zeigte, warum das eine gute Idee

ist. Im Breisgau ging unter anderem die

Monoskifahrerin und zweifache Goldmedaillen‐Gewinnerin

der Paralympics

von Pyeongchang 2018, Anna‐Lena

Forster, gemeinsam mit Mitgliedern des

Nordic Paraski Teams Deutschland auf

Skiroller.

»Wir trainieren eher Ausdauer und

den im Wettkampf stark beanspruchten

Rumpf, die Alpinen fokussieren auf die

Kraft und die Beweglichkeit ihres Körpers.

Das ergänzt sich gut«, sagt Michael

Huhn, der für den nordischen Nachwuchs

zuständige Bundestrainer. Huhn

zieht ein positives Fazit der Tage in Freiburg.

»Es war wertvoll, über den Tellerrand

hinauszuschauen. Der Austausch

hat allen Spaß gemacht und es ist eine

gute Gruppendynamik entstanden.«

Auch die gemeinsame Teilnahme an der

Sommer‐Skiolympiade des DSV belegte

das.

GEMEINSAM ETWAS BEWEGEN

Kein Wunder also, dass Nordische und

Alpine in Zukunft häufiger und enger

zusammenarbeiten werden. Das gilt

nicht nur für die aktuellen Nationalmannschaften,

sondern auch und besonders

im Hinblick auf die Sichtung

neuer Talente, die beide Skisportarten

ausprobieren wollen. Mehr begeistern,

schneller an die jeweils andere Seite

vermitteln – das sind die Gedanken hinter

den Aktionstagen und Schnupperlehrgängen

vom kommenden Herbst an.

Mit im Boot ist ein schlagkräftiger

Partner: der Deutsche Rollstuhl‐Sportverband

(DRS). Dessen Motto ›Sich bewegen

– bewegt etwas!‹ passt wie angegossen

auf die Pläne von Michael Huhn

und der für den Nachwuchs im Para Ski

alpin zuständigen Bundestrainerin Maike

Hujara. Das Triumvirat Huhn, Hujara

und DRS will zeigen: Para Skisport im

Rollstuhl ist Vielfalt – und bringt individuelle

Stärken zur Entfaltung.

Benjamin Schieler

Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021

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SERVICE

ERGEBNISSE

Rollstuhlbasketball

Paralympics Tokio

Herren – Vorrunde Gruppe A

Spanien – Südkorea 65:53

Kolumbien – Japan 56:63

Kanada – Spanien 41:78

Südkorea – Türkei 70:80

Spanien – Kolumbien 74:56

Japan – Südkorea 59:52

Türkei – Kanada 77:73

Südkorea – Kolumbien 66:54

Türkei – Spanien 61:79

Japan – Kanada 62:56

Kolumbien – Türkei 38:80

Spanien – Japan 79:61

Kanada – Südkorea 74:64

Kolumbien – Kanada 52:63

Türkei – Japan 55:67

Herren – Vorrunde Gruppe B

Großbritannien – Algerien 70:43

USA – Deutschland 58:55

Australien – Iran 81:39

Deutschland – Großbritannien 71:59

Iran – USA 41:65

Algerien – Australien 37:83

Großbritannien – USA 64:63

Australien – Deutschland 64:53

Algerien – Iran 47:81

Iran – Großbritannien 57:69

USA – Australien 66:38

Deutschland – Algerien 71:50

Großbritannien – Australien 69:70

Algerien – USA 25:86

Deutschland – Iran 56:53

Viertelfinale

Spanien – Deutschland 71:68

USA – Türkei 52:45

Japan – Australien 61:55

Großbritannien – Kanada 66:52

Halbfinale

Spanien – USA 52:66

Japan – Großbritannien 79:68

Spiel um Platz 11

Kolumbien – Algerien 70:47

Spiel um Platz 9

Südkorea – Iran 54:64

Spiel um Platz 7

Deutschland – Kanada 68:56

Spiel um Platz 5

Türkei – Australien 58:74

Spiel um Platz 3

Spanien – Großbritannien 58:68

Finale

USA – Japan 64:60

Damen – Vorrunde Gruppe A

Deutschland – Australien 77:58

Großbritannien – Kanada 54:73

Australien – Japan 47:73

Japan – Großbritannien 54:48

Großbritannien – Deutschland 35:53

Kanada – Japan 61:35

Deutschland – Kanada 59:57

Australien – Großbritannien 38:75

Japan – Deutschland 54:59

Kanada – Australien 76:37

Damen – Vorrunde Gruppe B

Algerien – China 25:74

Niederlande – Algerien 109:18

Spanien – USA 68:34

China – Niederlande 45:38

Spanien – Niederlande 24:63

Spanien – Algerien 8:80

USA – Niederlande 68:58

Algerien – USA 21:62

China – Spanien 29:46

USA – China 41:42

Viertelfinale

Deutschland – Spanien 57:33

Niederlande – Japan 82:24

Kanada – USA 48:63

China – Großbritannien 47:33

Halbfinale

Deutschland – Niederlande 42:52

USA – China 36:41

Spiel um Platz 9

Australien – Algerien 71:32

Spiel um Platz 7

Spanien – Großbritannien 43:62

Spiel um Platz 5

Kanada – Japan 68:49

Spiel um Platz 3

Deutschland – USA 51:64

Finale

Niederlande – China 50:31

Quelle: Paralympic.org

Team Deutschland Paralympics | Tokio 202

Foto: DBS

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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 09/2021


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