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BwieBasel - Basel und das Areal Wolf

Sonderheft BwieBasel Herbst 2021

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GESCHICHTE<br />

Der <strong>Wolf</strong> der E. Rebleutenzunft<br />

Die Rebleute waren für den Bau <strong>und</strong> die Pflege der Rebgebiete der Bürger,<br />

Klöster <strong>und</strong> Kirchen der Stadt verantwortlich. Da sie keinen Wein verkaufen<br />

oder ausschenken durften, gehörten sie zur armen Bevölkerungsschicht. Die<br />

Zunft hatte zwar viele Mitglieder, aber kein Geld.<br />

Um 1380 wurde die Rebleutenzunft in Form einer Halbzunft mit derjenigen<br />

der reichen Grautücher zusammengelegt. Bei diesen handelte es sich um Unternehmer,<br />

welche <strong>das</strong> vom Webstuhl kommende rohe Wolltuch durch Reinigen<br />

<strong>und</strong> Walken gebrauchsfähig machten <strong>und</strong> zu guten Preisen verkauften.<br />

Die Grautücher trugen den <strong>Wolf</strong> im Wappen, was einerseits von der Farbe<br />

dieses Tiers kam, aber auch der Name einer badischen <strong>und</strong> schwäbischen<br />

Tuchart bedeutete; man nannte einen speziellen groben Wollstoff ‹<strong>Wolf</strong>›.<br />

Es kam häufig zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den ungleichen<br />

Zunftbrüdern; so beispielsweise 1397, weil die Rebleute dem alten Bannerzeichen<br />

der Grautücher ein Rebmesser in die Pfoten gaben. Die Regierung<br />

musste immer wieder Streit schlichten, bis sie 1453 verfügte, <strong>das</strong>s die Grautücher<br />

in die Schlüsselzunft integriert wurden.<br />

Die Rebleute behielten somit ihren rebmesserbewehrten <strong>Wolf</strong> <strong>und</strong> verwendeten<br />

ihn in ihrem Siegel, an ihrem Zunfthaus <strong>und</strong> als Prunkbecher.<br />

Links der silbervergoldete Becher der Zunft zu Rebleuten vom Basler Goldschmied<br />

J.J. Birmann II aus dem Jahr 1668. (Historisches Museum <strong>Basel</strong>)<br />

stoph Merian Stiftung verkaufte dann<br />

<strong>das</strong> Land der Einwohnergemeinde<br />

<strong>Basel</strong>. Die Lage des im Mai 1872 eröffneten<br />

<strong>Wolf</strong>gottesackers war jedoch<br />

nicht ideal: Bereits ein Jahr nach seiner<br />

Einweihung wurden die Pläne für<br />

den Rangier- <strong>und</strong> Güterbahnhof bekannt,<br />

welche die Existenz des Friedhofs<br />

so stark bedrohten, <strong>das</strong>s während<br />

fünf Jahren keine Bestattungen mehr<br />

vorgenommen wurden.<br />

Durch den Ausbau der Bahnstrecken<br />

nach Zürich <strong>und</strong> Delsberg genügten<br />

die Kapazitäten des 1875 eröffneten<br />

‹Centralbahnhofs› nicht mehr, weshalb<br />

<strong>das</strong> Zerlegen <strong>und</strong> Bilden von Güterzügen<br />

1876 in den neuen provisorischen<br />

Rangierbahnhof ‹Auf dem<br />

<strong>Wolf</strong>› verlegt wurde. 1880 trat der Regierungsrat<br />

144 Aren des unteren Fried -<br />

hofareals an die ‹Schweizerische Centralbahn›<br />

ab <strong>und</strong> erweiterte dafür den<br />

Friedhof auf beiden Seiten. Dadurch<br />

verlor der <strong>Wolf</strong>gottesacker sein ursprüngliches<br />

Erscheinungsbild eines<br />

Kirchen-Gr<strong>und</strong>risses.<br />

Zudem kamen direkt hinter der nördlichen<br />

Friedhofsmauer Eisenbahnschie -<br />

nen zu liegen, <strong>und</strong> im Süden wur den<br />

Tramgeleise verlegt. Dennoch werden<br />

auf dem <strong>Wolf</strong>gottes acker weiterhin<br />

Bestattungen durchgeführt; allerdings<br />

nur in Familiengräbern. Zudem finden<br />

sich dort einige bemerkenswerte Grab -<br />

monumen te von bekannten Bildhauern<br />

aus dem 19. <strong>und</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

<strong>und</strong> die Gräber einiger bekannter<br />

(Basler) Persönlichkeiten.<br />

Anne Nagel von der Basler Denkmalpflege<br />

schreibt in ihrer Publikation<br />

‹Der <strong>Wolf</strong>gottesacker›: «Eisenbahn<br />

<strong>und</strong> Tram sowie die umliegende<br />

6: Grabmale auf dem <strong>Wolf</strong>gottesacker<br />

Industrie mit Fabrikgebäuden <strong>und</strong><br />

Lagerhäusern drohen den <strong>Wolf</strong>gottesacker<br />

buchstäblich zu erdrücken.<br />

Wo sich einst eine in sich geschlossene,<br />

idyllische Gartenanlage harmonisch<br />

in die Landschaft einfügte, finden<br />

wir heute eine deformierte Fried -<br />

hofsanlage in völlig unadäquater urbaner<br />

Situation vor.»<br />

56<br />

8 <strong>Bwie<strong>Basel</strong></strong> ‹<strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong> / Smart City 2021›

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