BwieBasel - Basel und das Areal Wolf
Sonderheft BwieBasel Herbst 2021
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INTERVIEW<br />
Projekt <strong>Wolf</strong>: «Die Weitsicht über<br />
<strong>das</strong> Gleisfeld ist grandios»<br />
Welches ist die Aufgabe der Abteilung Städtebau beim<br />
<strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong>?<br />
Das Gelände gehört der SBB, <strong>und</strong> bis jetzt gab es dort<br />
mehrheitlich Geleise, Lagerhallen <strong>und</strong> Gebäude für die<br />
Logistik. Durch die Verlagerung des internationalen Güterverkehrs<br />
in den Containerterminal ‹Gateway <strong>Basel</strong> Nord›<br />
<strong>und</strong> einer effizienten Flächennutzung ergibt sich die Möglichkeit,<br />
einen Teil des ehemaligen Güterbahnhofs <strong>Wolf</strong> an -<br />
ders zu nutzen. Damit jedoch eine solche Umnutzung überhaupt<br />
durchgeführt werden kann, benötigt es eine so genannte<br />
‹Städtebauliche Planung› <strong>und</strong> anschliessend eine<br />
Zonenänderung <strong>und</strong> einen Bebauungsplan. Hier kommt die<br />
Abteilung Städtebau ins Spiel. Ihre Aufgabe ist es festzulegen,<br />
welche Bedürfnisse seitens des Kantons <strong>und</strong> der SBB<br />
vorhanden sind, wie beispielsweise Wohnraum <strong>und</strong> Gewerbeflächen.<br />
Sie befasst sich mit Fragen, wie <strong>das</strong> Gebiet verkehrstechnisch<br />
angeb<strong>und</strong>en werden kann <strong>und</strong> vieles mehr.<br />
Jürg Degen, Leiter Städtebau<br />
Bau- <strong>und</strong> Verkehrsdepartement des Kantons <strong>Basel</strong>-Stadt<br />
Herr Degen, Sie sind Leiter der Abteilung Städtebau;<br />
heisst <strong>das</strong>, Sie bauen Städte?<br />
Nein, die Abteilung Städtebau baut nicht selbst. Wir sind<br />
zuständig für die Stadtplanung von bereits bebautem sowie<br />
von noch nicht bebautem Raum. Ein wichtiger Aspekt ist,<br />
die Stadt als Ganzes zu betrachten, wobei <strong>das</strong> Thema Architektur<br />
hier eine wichtige Rolle spielt.<br />
Könnte man sagen, <strong>das</strong>s Sie beispielsweise vor 150<br />
Jahren <strong>das</strong> G<strong>und</strong>eldinger Quartier geplant hätten?<br />
Jein. Die Planung dieses Quartiers wurde zwar durch die<br />
Stadt vorgenommen, <strong>das</strong> Bild der Strassenzüge entstand<br />
jedoch erst mit der Umsetzung der Gebäude. Damals plante<br />
die Stadt keine Häuser im Detail. Sie sorgte eher für eine<br />
Gesamtplanung – <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Terrain erschlossen wurde <strong>und</strong><br />
die Infrastruktur bereit stand. Die Stadt legte fest, wo welche<br />
Strassen liegen sollten, doch die Häuser selbst wurden<br />
durch Unternehmer gebaut. In der heutigen Planung wie<br />
beispielsweise beim <strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong> bedeutet Städtebau, <strong>das</strong>s<br />
man einen Gesamtentwurf vorsieht, der auch alle Gebäude<br />
umfasst, wie deren Position, die Lücken zwischen den Gebäuden,<br />
die Freiräume, die Nutzung <strong>und</strong> vieles mehr. Es<br />
handelt sich zwar noch um kein Bauprojekt, aber es ist eine<br />
Planung, die mehr als nur die reine Fläche betrifft.<br />
In <strong>Basel</strong> gibt es mehrere <strong>Areal</strong>e, die der Kanton noch<br />
nutzen kann. Was unterscheidet nun <strong>das</strong> <strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong><br />
von anderen <strong>Areal</strong>en wie beispielsweise dem Klybeck,<br />
dem Rosental oder dem Westfeld?<br />
Jedes <strong>Areal</strong> ist natürlich anders. Bei der Stadtplanung geht<br />
es eben genau darum, auf die Besonderheiten dieser <strong>Areal</strong>e<br />
einzugehen. Wie kann man ein <strong>Areal</strong> entwickeln, welches<br />
ist der wertvolle Bestand, welches sind die Bedürfnisse,<br />
wie ist dessen Bedeutung für die gesamte Stadt. Im<br />
Westfeld wurde die Chance genutzt, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> Felix Platter-Spital<br />
einen Neubau benötigte; hier stand die Nutzung<br />
als Wohnfläche im Vordergr<strong>und</strong>. Der Vorteil war, <strong>das</strong>s es<br />
sich um eine grosse Fläche ohne bestehende oder vorgegebene<br />
Strassen handelte. Bei den ehemaligen Industriearealen<br />
sind weniger Rahmenbedingungen gegeben, was<br />
die Herausforderung anspruchsvoller macht.<br />
Was ist nun für <strong>das</strong> <strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong> geplant?<br />
Das <strong>Wolf</strong> Quartier soll ein ein neuer Stadtteil werden.<br />
Dies bedeutet nicht nur Wohnraum, sondern Platz für<br />
Menschen, die dort wohnen, aber auch dort arbeiten.<br />
Für diese Menschen braucht es auch Schulen, eine Anbindung<br />
an den Öffentlichen Verkehr <strong>und</strong> anderes?<br />
Natürlich; wir klären zuerst möglichst alle Bedürfnisse ab,<br />
bevor wir mit dem Planen beginnen. Sind diese Anforderungen<br />
geklärt, geht es darum, verschiedene Möglichkeiten<br />
zu diskutieren. Es werden Fachleute hinzugezogen,<br />
welche die einzelnen Bereiche abdecken: Architekten,<br />
Städteplaner, Landschaftsarchitekten, Verkehrsplaner, tech -<br />
nische Fachpersonen <strong>und</strong> die Denkmalpflege. Sie versuchen<br />
gemeinsam, möglichst unterschiedliche Lösungsansätze<br />
zu finden. Diese werden dann verglichen: Welche<br />
Lösung hat welche Vorteile, welches sind die Nachteile?<br />
Welche Richtung möchte man weiterverfolgen? Diese Besprechungen<br />
finden einerseits unter Fachleuten statt; im<br />
Fall des <strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong>s waren aber auch Interessensvertreter<br />
dabei wie etwa Quartiervereine <strong>und</strong> Verbände, die mit ih-<br />
24 <strong>Bwie<strong>Basel</strong></strong> ‹<strong>Areal</strong> <strong>Wolf</strong> / Smart City 2021›