Gedenkschrift zur siebenten Stolpersteinverlegung in Bruchsal am 8. Juni 2021
In dieser Gedenkschrift sind Opferbiographien der folgenden Bruchsaler Familien enthalten: Schloßberger, Katz, Straus, Baer, Hahn, Tuteur und Kann.
In dieser Gedenkschrift sind Opferbiographien der folgenden Bruchsaler Familien enthalten: Schloßberger, Katz, Straus, Baer, Hahn, Tuteur und Kann.
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Biografie von Johanna Straus geb. Weil (1874-1948)
von Tafreed Ahmad und Luca Hauth, Klasse 9s
Johanna Weil wurde am 26. Oktober 1874 in Speyer als älteste Tochter des Hopfenhändlers
Adalbert Weil (1842-1907) und dessen Ehefrau Karolina Scharff (~1852- vor 1893)
geboren. Sie entstammte einer alteingesessenen Speyerer jüdischen Familie, und ihr Großvater
Abraham Weil (1805-1887), ebenfalls Hopfenhändler in Speyer, wurde als Zeuge ihrer
Geburt eingetragen. Sie wuchs mit vier jüngeren Schwestern auf: Bertha (1876-~1916,
später Lewy), Frieda (1878-1943, später Wertheimer), Alice (1879-~1944, später Emsheimer)
und Hermine (1885-?). Im Jahr 1888 wurde den Eltern „endlich“ ein Sohn geschenkt,
Alfred Weil. Ob er eine Zeit lang in Bruchsal wohnte? Jedenfalls heiratete er am 14.05.1919
in Bruchsal die in Strasburg geborene Martha Rosa Haas.
Johanna Weil heiratete in Speyer bereits im Alter von 19 Jahren, am 6. Juli 1893, den
aus Bruchsal stammenden, damals 31-jährigen Kaufmann und Hopfenhändler Lazarus
Straus. Er war der älteste Sohn des Hopfenhändlers Gutmann Straus (1835-1916), und es
spricht einiges dafür, dass die Ehe, wie in damaliger Zeit üblich, von den Familien arrangiert
wurde. Ihre erste gemeinsame Wohnung ist im Bruchsaler Adressbuch von 1894 in
der Schillerstraße 4 (heute Franz-Bläsi-Straße 4) bezeugt, im selben Häuserblock gelegen
wie das Elternhaus des Lazarus Straus. Es ist davon auszugehen, dass sich Johanna Straus
von Anfang an stark in die familiären Strukturen der Großfamilie ihres Mannes einfügen
durfte – oder musste: Der Schwiegervater Gutmann Straus hatte aus seiner ersten Ehe mit
Sara geb. Stadecker (1842-1874) zehn Kinder, geboren zwischen 1862 und 1874, und aus
zweiter Ehe mit Hannchen geb. Münzesheimer (1854-1913) nochmals elf Kinder, geboren
zwischen 1876 und 1890.
Praktisch nahtlos fügten sich
die drei Töchter von Lazarus
und Johanna Straus an: Else
wurde am 22. April 1894
geboren, Grete am 25. April
1896 und Alice am 10. April
1899.
Zwischen 1897 und 1900
gaben Lazarus und Johanna
Straus ihre Wohnung in der
Schillerstraße 4 an seinen
jüngeren Bruder Max weiter.
Da dieser im Jahr 1900
heiratete, ist wahrscheinlich,
Neben dem eingeschossigen Gebäude einer Gartenwirtschaft folgen
in der Bildmitte die beiden zweigeschossigen weißen Gebäude
Schlossstraße 1 und 3, Postkarte 1913. Q.: Sammlung Rolf Schmitt.
21
dass der Umzug in die Mietwohnung
in der Schloßstraße
6 in diesem Jahr stattfand.