procontra Ausgabe 05-2021
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Oktober/November <strong>2021</strong> – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />
FINANZEN<br />
Das freie Finanzmagazin<br />
Unternehmensanleihen<br />
Corporate Bonds winken mit<br />
höheren Kupons, kämpfen unter<br />
Corona aber mit neuen Risiken<br />
Maklers Lieblinge<br />
Der freie Vertrieb hat gewählt –<br />
seine Favoriten unter den<br />
Versicherern und Produktgebern<br />
Betriebliche<br />
Vorsorge<br />
Wie Sie über den Chef<br />
die Themen Alters- und<br />
Gesundheitsvorsorge<br />
richtig platzieren können
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27. und 28. Oktober<br />
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EDITORIAL<br />
»Elementarschutz muss<br />
zur Pflicht werden«<br />
Gut. Besser.<br />
RISK-vario® Basic<br />
Preis runter, Leistung rauf<br />
pro Nach den Unwettern im Sommer entflammte erneut die Debatte um<br />
eine verpflichtende Elementarversicherung. Mit Blick auf die Schadenshöhe,<br />
die stetige Zunahme von Wetterextremen und die dennoch maue Abdeckungsquote<br />
bleibt nur eine Antwort: Ja, wir brauchen ein Pflicht!<br />
Nicht einmal jeder Zweite besitzt einen Elementarschutz. Der geringe Bestand<br />
entfällt dabei fast ausschließlich auf Gebiete mit niedrigem Risiko. In<br />
der Folge stehen unzählige Familien nun vor den Trümmern ihres Hab und<br />
Guts und müssen auf Staat und Gemeinschaft hoffen.<br />
Das freiwillige Prinzip ist gescheitert. Wie ein Obligatorium gut funktionieren<br />
kann, zeigen Nachbarstaaten wie Belgien, Frankreich oder die<br />
Schweiz. Die Eidgenossen waren ebenfalls von Unwettern betroffen – ihre<br />
Bürger finanziell wesentlich besser abgesichert. Auch weil Banken bereits in<br />
der Finanzierungsphase einen Elementarschutz verlangen.<br />
contra Um den finanziellen Schutz gegen Naturgefahren zu erhöhen,<br />
braucht es keine Pflicht. Wie soll das funktionieren, wenn ein dann deutlich<br />
höheres Prämienniveau Finanzierungen ins Wanken oder gar zu Fall bringt?<br />
Zudem wäre es nicht fair und risikogerecht.<br />
Flexible Produkte und eine aufklärende Beratung sind die stärkeren Hebel,<br />
um die Abdeckungsquote von aktuell 46 Prozent nachhaltig zu erhöhen. Das<br />
Argument „zu teuer“ kann entkräftet werden, wenn man den Elementaraufschlag<br />
ins Verhältnis zum Totalschaden setzt. Die Aussage „betrifft mich<br />
nicht“ kann schon der nächste Starkregen in die Realität holen, da er standortunabhängig<br />
und vermehrt auftritt. Besser, wenn bis dahin die aktuelle<br />
Aufmerksamkeit in zusätzlichen Elementarschutz umgemünzt wurde.<br />
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chefredakteur@<strong>procontra</strong>-online.de<br />
Matthias Hundt<br />
Chefredakteur<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21 3<br />
Dialog Lebensversicherungs-AG,<br />
Stadtberger Str. 99, 86157 Augsburg
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
INHALT<br />
16<br />
Muss Elementarschutz<br />
neu gedacht werden?<br />
Ansätze, die die Abdeckungsquote<br />
erhöhen könnten<br />
15 Prozent auf alles!<br />
Der AG-Zuschuss im Bestand<br />
gilt zwar erst ab 2022, sollte Vermittler<br />
aber schon jetzt aktivieren<br />
52<br />
32<br />
»In jedem Markt<br />
gibt es Probleme«<br />
Investor Mark<br />
Mobius über die<br />
aktuelle Situation<br />
und Anlagechancen<br />
der Emerging<br />
Markets<br />
68<br />
Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />
Der freie Vertrieb kürte seine<br />
Favoriten unter den Produktgebern<br />
in den einzelnen Sparten<br />
4 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />
PANORAMA<br />
11 Anlagenotstand <strong>procontra</strong>-<br />
Kolumnist Hans-Jörg Naumer über<br />
eine EZB, die sich weiter ziert, ihre<br />
Geldpolitik zu ändern<br />
INVESTMENTFONDS<br />
30 Buschfunk<br />
32 »In jedem Markt gibt es Probleme«<br />
Investment-Legende<br />
Mark Mobius über die Chancen der<br />
Schwellenländer und ihre Parallelen<br />
zu den entwickelten Märkten<br />
VERSICHERUNGEN<br />
48 Buschfunk<br />
50 »Politik braucht Mut, Fehler zu<br />
korrigieren« Prof. Bernd Raffelhüschen<br />
über Riester-Blödsinn,<br />
fehlende Finanzbildung und Wege<br />
zu einem stabilen Rentensystem<br />
36 Wasserstoff marsch Er gilt als<br />
Energiequelle der Zukunft: Wasserstoff.<br />
Dennoch lahmt der Investment-Hype<br />
derzeit, obwohl dringend<br />
neuer Schwung gebraucht wird.<br />
12 Panorama Fakten für Vertrieb<br />
und Stammtisch<br />
14 Leserbriefe<br />
TITEL<br />
16 Muss Elementarschutz neu<br />
gedacht werden? Die Wetterkatastrophen<br />
dieses Sommers haben<br />
den Klimawandel untermauert und<br />
Lücken im Versicherungsschutz<br />
erneut offenbart. Lösungsansätze,<br />
wie die Missstände reduziert werden<br />
können<br />
»Ich kann die Mär<br />
vom unbezahlbaren<br />
Elementarschutz nicht<br />
mehr hören.«<br />
ALEXANDER KIRSCHWENG<br />
Versicherungsmakler, SeVeS GmbH<br />
38 Corporates mit Corona-Effekt?!<br />
Unternehmensanleihen punkten mit<br />
einem höheren Kupon im Anleihensektor.<br />
Doch die Pandemie strapazierte<br />
viele Firmen und birgt nun<br />
neue Risiken bei Corporate Bonds.<br />
42 Schutzmantel für Bitcoins Investments<br />
in Kryptowährungen boomen.<br />
Bitcoin & Co. sind daher beliebte<br />
Beute unter Hackern. Wie kann die<br />
neue Assetklasse also versichert<br />
werden?<br />
52 15 Prozent auf alles! Der Arbeitgeberzuschuss<br />
im Bestand ab<br />
2022 liefert schon jetzt einen super<br />
bAV-Aufhänger. Aber auch Sonderfälle,<br />
die in der Beratung behandelt<br />
werden müssen<br />
56 E-Health in allen Systemen Die<br />
Digitalisierung des Gesundheitssektors<br />
treibt GKV und PKV gleichermaßen<br />
an. Auch die Tarifwelt ändert<br />
sich, wodurch sich Beratungsansätze<br />
und neue Zielgruppen ergeben.<br />
58 Versicherer arbeiten an Grundfähigkeiten<br />
Das Sprechen gilt in den<br />
meisten Policen als Grundfähigkeit.<br />
Die Bedingungen dahinter zu verstehen,<br />
fordert Vermittler. Anbieter<br />
versuchen sich nun in klarerer Sprache,<br />
um Hemmnisse im Vertrieb von<br />
Grundfähigkeitsschutz abzubauen.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
5
<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
BERATER<br />
64 Buschfunk<br />
66 »Ein Urteil mit Sig nal wirkung für<br />
Makler« Datenschutzexperte Guido<br />
Babinsky über ein OVG-Urteil, das<br />
die Zukunft der Datenübertragung<br />
per Fax auch im Maklerbüro infrage<br />
stellt<br />
SACHWERTE<br />
80 Buschfunk<br />
82 »Längere Zinsbindungen und<br />
höhere Tilgung« Eva Grunwald<br />
leitet das Immobiliengeschäft der<br />
Deutschen Bank in Deutschland. Die<br />
Expertin äußert sich zu aktuellen<br />
Finanzierungsstrategien und einer<br />
möglichen Preiskorrektur.<br />
RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
7 Firmen- und<br />
Personenverzeichnis<br />
7 Impressum<br />
90 Privat gefragt<br />
Steckbrief von Bernd Raffelhüschen,<br />
Uni Freiburg<br />
68 Ihre Lieblinge in der Krise Über<br />
1.000 Vermittlerinnen und Vermittler<br />
stimmten dieses Jahr bei der<br />
<strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers Lieblinge“<br />
ab und wählten alte und neue<br />
Favoriten unter den Produktgebern.<br />
84 Das graue Risiko Die UDI-Pleite<br />
reiht sich in die Skandale des<br />
Grauen Kapitalmarktes ein. Was der<br />
Gesetzgeber endlich tun muss<br />
»Homeoffice-Kultur<br />
ist entnervend.«<br />
PROF. BERND RAFFELHÜSCHEN<br />
Universität Freiburg<br />
IM GESPRÄCH<br />
88 Objektive Objektbewertung gesucht<br />
Eine realistische Bewertung<br />
der Immobilie kann Frust bei Käufern<br />
und Verkäufern sowie Überraschungen<br />
in Finanzierungsgesprächen<br />
mit der Bank vermeiden.<br />
Betriebliche Vorsorge Experten-<br />
Know-how, Produktlösungen und<br />
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um die Vorsorge über die Firmeninhaber<br />
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6 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Firmen- und Personenverzeichnis SERVICE<br />
FIRMENVERZEICHNIS<br />
#<br />
1&1...............................................................................................67<br />
A<br />
Air Liquide............................................................................37<br />
Allianz....................................11, 24 f., 56, 59, 64, 71 ff.<br />
Alte Leipziger....................................................................54<br />
Alturis.......................................................................................31<br />
American Century..........................................................31<br />
Ammerländer......................................................................17<br />
Assekurata......................................................................59 f.<br />
asspario................................................................................27<br />
Atrium..................................................................................... 42<br />
Axa...........................................................................17, 53, 56<br />
B<br />
Ballard Power................................................................36 f.<br />
Bank of America............................................................ 36<br />
Barmenia..............................................................................73<br />
Basler..................................................................................... 49<br />
basucon............................................................................... 66<br />
Bayerische.................................................................24, 27<br />
Bayerische Beamten..................................................56<br />
BBVS.......................................................................................53<br />
Biometrie Expertenservice....................................59<br />
Bitcoin.de.............................................................................43<br />
BlackRock.............................................................................31<br />
blau direkt.................................................................... 65, 71<br />
Bloomberg..............................................................................11<br />
Bloxxter...................................................................................81<br />
BNY Mellon................................................................ 37, 40<br />
BSDEX....................................................................................43<br />
BVT.............................................................................................81<br />
C<br />
Carmignac............................................................................31<br />
Check24....................................................................14, 64 f.<br />
Cofinpro................................................................................80<br />
Cogitanda.............................................................................74<br />
Coinbase..............................................................................43<br />
Continentale.............................................................56, 64<br />
D<br />
Daimler..................................................................................34<br />
DEMV.........................................................................................71<br />
derigo.......................................................................................81<br />
Deutsche Bank....................................................10, 82 f.<br />
Deutsche Unterstützungskasse....................... 49<br />
Deutsche Versicherungs-AG............................... 24<br />
Deutsche Wohnen........................................................67<br />
Domcura................................................................ 22 ff., 74<br />
Dortmunder.......................................................................59<br />
DWS...........................................................................................10<br />
E<br />
Engel & Völkers.................................................................81<br />
Ergo...................................................................................53, 81<br />
Europace............................................................................. 89<br />
EVIC............................................................................................81<br />
F<br />
Fidelity...................................................................................50<br />
Fisch AM...........................................................................39 f.<br />
Fonds Finanz............................................................. 65, 71<br />
Franke und Bornberg.........................................56, 59<br />
Franklin Templeton................................................31, 33<br />
Fuelcell Energy................................................................ 36<br />
G<br />
GAM...........................................................................................31<br />
Goldman Sachs................................................................31<br />
Gothaer...................................................................12, 17, 22<br />
H<br />
H&M..........................................................................................67<br />
Haftpflichtkasse......................................17, 49, 71, 74<br />
Hallesche............................................................................56<br />
HanseMerkur....................................................................73<br />
HDI.............................................................................................74<br />
Hiscox...................................................................43, 49, 74<br />
HSBC.........................................................................................31<br />
Huk-Coburg..............................................................22, 64<br />
Hypoport.............................................................................. 89<br />
I, J<br />
infas quo..............................................................................23<br />
Invesco...................................................................................81<br />
iptiQ.......................................................................................... 22<br />
Jupiter.....................................................................................31<br />
L<br />
LGIM..........................................................................................37<br />
Linde Praxair......................................................................37<br />
Lloyd’s.................................................................................... 42<br />
LV 1871........................................................................................71<br />
M<br />
Markel.....................................................................................74<br />
Mattil.......................................................................................85<br />
Maxpool...................................................................................71<br />
Meag.........................................................................................81<br />
Mobius Capital Partners..........................................33<br />
Morgen & Morgen.........................................................56<br />
Münchener Verein........................................................56<br />
Munich Re.......................................................... 20, 43, 81<br />
N<br />
Nel ASA..............................................................................36 f.<br />
Nuri...........................................................................................43<br />
Nürnberger........................................................... 56, 59 f.<br />
INDEX<br />
O<br />
Oddo..........................................................................................31<br />
Öffentliche Braunschweig...................................... 49<br />
Otto Group...........................................................................54<br />
P, Q<br />
Patrizia....................................................................................81<br />
PlanetHome.........................................................................81<br />
Powercell..............................................................................37<br />
Prokon....................................................................................85<br />
Provinzial................................................................................17<br />
quirion......................................................................................81<br />
R<br />
R+V...........................................................................................64<br />
Remax.....................................................................................81<br />
Robeco....................................................................................31<br />
S<br />
Schüller & Cie....................................................................27<br />
Scope Analysis............................................................... 39<br />
SeVeS.......................................................................................19<br />
softfair...................................................................................23<br />
Sotheby’s..............................................................................12<br />
Status....................................................................................65<br />
Stuttgarter.......................................................................53 f.<br />
Swiss Re.............................................................................. 22<br />
T<br />
Talanx.....................................................................................53<br />
Tesla........................................................................................ 42<br />
U<br />
UBS............................................................................................81<br />
UmweltDirektInvest................................................84 ff.<br />
Union KV...............................................................................56<br />
V<br />
Value....................................................................................... 89<br />
Vema..........................................................................................71<br />
Verivox...................................................................................30<br />
Versicherungsforen Leipzig................................... 49<br />
Versicherungskammer Bayern.......................... 49<br />
VHV......................................................................................17, 71<br />
Volkswagen.......................................................................34<br />
Volkswohl Bund...........................................59, 69, 71 f.<br />
W<br />
Wirecard...............................................................................33<br />
Wisdom Tree.....................................................................80<br />
Württembergische.......................................................56<br />
X, Z<br />
Xempus.................................................................................65<br />
Zillow.......................................................................................88<br />
Zurich..................................................................................... 49<br />
PERSONENVERZEICHNIS<br />
A<br />
Adjriou, Abdelak...............................................................31<br />
Ahrens, Bianca.................................................................81<br />
Asmussen, Jörg...............................................10, 17, 48<br />
B<br />
Babinsky, Guido...........................................................66 f.<br />
Banksy....................................................................................12<br />
Biden, Joe.............................................................................10<br />
Bläsing, Dietmar............................................................. 69<br />
Blumenthal, Jan..........................................................42 f.<br />
Böhmermann, Jan...........................................................11<br />
Bohrmann, Thorsten...................................................56<br />
Brodnik, Andrej..................................................................31<br />
Brogt, Thorsten.................................................................81<br />
Buhre, Andreas.......................................................24, 27<br />
C<br />
Cera, Andre........................................................................54<br />
Christau, Alexander.....................................................80<br />
D, E<br />
Daut, Martin.........................................................................81<br />
Esser, Björn..........................................................................31<br />
F, G<br />
Fixler, Desiree.....................................................................10<br />
Grund, Frank......................................................................48<br />
Grunwald, Eva...............................................................82 f.<br />
H<br />
Hälker, Christian..............................................................57<br />
Hauner, Oliver................................................................... 24<br />
Heil, Hubertus....................................................................51<br />
J, K<br />
Jost, Manfred...........................................................18, 20<br />
Kamphorst, John.............................................................81<br />
Kirschweng, Alexander............................ 19, 22, 27<br />
Krummet, Frederick.....................................................53<br />
Kuczniak, Carina............................................................59<br />
L<br />
Lawrence, Katharina...............................................85 f.<br />
Liebig, Stefan.................................................................... 49<br />
Louw, Verena......................................................................81<br />
Lücke, Justus.................................................................. 49<br />
M<br />
Maier, Oliver........................................................................30<br />
Mattil, Peter.....................................................................85 f.<br />
Mattner, Andreas............................................................81<br />
Meissner, Henriette...................................................53 f.<br />
Mobius, Mark...............................................................32 ff.<br />
Musk, Elon.......................................................................... 42<br />
N, O<br />
Nahles, Andrea.................................................................51<br />
Naumer, Hans-Jörg.........................................................11<br />
Niebuhr, Jan......................................................................53<br />
Ouahba, Rose....................................................................31<br />
P<br />
Pannasch, Michael...................................................22 f.<br />
Pedrini, Maurizio..........................................................39 f.<br />
Pocher, Oliver.......................................................................11<br />
Porazik, Norbert.............................................................65<br />
R<br />
Raffelhüschen, Bernd..................................50 f., 90<br />
Rehfeldt, Karsten...........................................................53<br />
Reinelt, Michael..............................................................54<br />
S, T<br />
Sandner, Philipp..........................................................42 f.<br />
Schneidemann, Herbert..........................................65<br />
Scholz, Olaf..........................................................................51<br />
Schramm, Peter................................................. 24 f., 27<br />
Schröder, Gerhard..........................................................51<br />
Schüller, Madeleine......................................................27<br />
Schulz, Oli................................................................................11<br />
Schumacher, Uwe............................................... 22, 24<br />
Sicking, Jan.........................................................................31<br />
Stäheli, Maria.................................................................39 f.<br />
Stenger, Martin..................................................................31<br />
Sucker, Alina.....................................................................43<br />
Trump, Donald...................................................................10<br />
V<br />
Venkatramanan, Aanand.........................................37<br />
von Eicken, Arndt.......................................................59 f.<br />
von Löbbecke, Fabian................................................53<br />
W, Z<br />
Wenning, Joachim.......................................................20<br />
Wesel, Thomas...............................................................59<br />
Whiteley, Adam..........................................................39 ff.<br />
Willms, Christian............................................................. 49<br />
Wunsch, Sebastian.....................................................80<br />
Zeuthen, Robert..............................................................37<br />
VERLAG UND REDAKTION<br />
Alsterspree Verlag GmbH<br />
Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />
Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />
Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />
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HERAUSGEBER<br />
Philipp B. Siebert<br />
CHEFREDAKTEUR<br />
Matthias Hundt<br />
ART DIRECTOR<br />
Niels Flender<br />
LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />
Sabine Müller<br />
BILDREDAKTION<br />
Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />
LEKTORAT<br />
TextSchleiferei.de<br />
TEXTBEITRÄGE<br />
Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Lilian Fiala,<br />
Heike Gorres, Matthias Hundt, Mariam Misakian,<br />
Dr. Hans-Jörg Naumer, Nina Müller-Peltzer, Hannah<br />
Petersohn, Detlef Pohl, Celine Schäfer, Stefan Terliesner,<br />
Martin Thaler, Anne Mareile Walter<br />
ANZEIGENBERATUNG<br />
Nadin Prüwer<br />
n.pruewer@alsterspree.de<br />
+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />
ANZEIGENDISPOSITION<br />
Marcel Berno<br />
m.berno@alsterspree.de<br />
Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />
Tilman J. Freyenhagen<br />
Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />
Matthias Hundt<br />
IMPRESSUM<br />
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und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />
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AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />
Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />
in Europa e. V.<br />
Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
7
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PANORAMA Notiert<br />
PANORAMA<br />
POSITIVER BIDEN-EFFEKT<br />
Die Vorjahresausgabe der <strong>procontra</strong> wurde unmittelbar<br />
vor den US-Präsidentschaftswahlen produziert und<br />
griff ein spannendes Thema auf: welche Effekte die<br />
bisherigen US-Präsidenten auf die Börsen hatten.<br />
Professionelle Investoren gaben einen Einblick, wie<br />
sie ihr Depot – je nachdem, ob sie mit einem demokratischen<br />
oder republikanischen Gewinner rechneten<br />
– aufstellten.<br />
Wohlwissend, dass viele wirtschaftliche Faktoren die<br />
Bewegung der Börse bestimmen, kann sich US-Präsident<br />
und Demokrat Joe Biden dennoch einen positiven<br />
Börsen-Effekt ans Revers heften. Seit seinem Wahlsieg<br />
stieg der S&P 500 um über 34 Prozent. Vorgänger Donald<br />
Trump erzielte in seinem ersten Jahr einen Effekt<br />
von gerade mal 2,7 Prozent.<br />
»<strong>2021</strong> könnte<br />
das teuerste<br />
Naturgefahrenjahr<br />
werden.«<br />
Jörg Asmus sen,<br />
Haupt ge schäfts füh rer<br />
des GDV, geht davon<br />
aus, dass die Schaden-<br />
Unfall-Versicherer<br />
<strong>2021</strong> „rote Zahlen“<br />
schreiben werden. Das<br />
Juli-Hochwasser und<br />
der Juni-Hagel werden<br />
die Versicherer über elf<br />
Milliarden Euro kosten.<br />
Mehr dazu ab Seite 16.<br />
GREEN-<br />
WASHING?<br />
DWS STEHT AM<br />
ESG-PRANGER<br />
Wegen Greenwashing-Vorwürfen ist die Fondsgesellschaft DWS in<br />
die Kritik geraten: Die BaFin und die US-Börsenaufsicht SEC haben<br />
Ermittlungen gegen die Deutsche-Bank-Tochter eingeleitet. Die Ex-<br />
DWS-Managerin Desiree Fixler hatte den Konzern beschuldigt, bei<br />
seinen nachhaltigen Vermögensanlagen falsche Angaben gemacht<br />
zu haben. 459 Milliarden Euro waren 2020 der Kategorie „ESG-<br />
Integration“ zugeordnet, ein Anteil von 60 Prozent des gesamten<br />
Fondsvermögens. Laut Fixler sei das ökologisch, sozial und ethisch<br />
angelegte Fondsvermögen damit als zu hoch ausgewiesen worden.<br />
Die ESG-Kriterien seien nicht unbedingt erfüllt gewesen.<br />
10 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Notiert PANORAMA<br />
Anlagenotstand<br />
DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />
leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />
von Allianz Global Investors<br />
BÖHMERMANN ODER POCHER -<br />
WER HAT WENIGER RENTE?<br />
Diese Post dürfte Satire-Moderator Jan Böhmermann nicht zu<br />
Scherzen animiert haben: 170 Euro – mehr gibt der gesetzliche<br />
Rentenbescheid des TV-Entertainers aktuell nicht her. Statt<br />
über Tiere oder Musik zu plaudern, rissen Böhmermann und<br />
Co-Moderator Oli Schulz in ihrem Podcast kürzlich ein brisanteres<br />
Thema an und legten Auszüge aus ihrer persönlichen<br />
Finanzsituation dar. Und dabei wurde offenbar: Trotz brummendem<br />
Showgeschäft macht die in puncto Altersvorsorge so<br />
gar keinen rosigen Eindruck.<br />
Damit ist Böhmermann nicht allein auf weiter Flur. Mit seinem<br />
Rentenbescheid reiht er sich in den Reigen anderer teilangestellter<br />
oder freischaffender Künstler ein. So gab TV-Ulknudel<br />
Oliver Pocher preis: 300 bis 400 Euro bekäme er vom Staat als<br />
Rente aufs Konto. Private Vorsorge ist also beiden zu empfehlen.<br />
7 Millionen<br />
Die Sitzung des geldpolitischen Rates der EZB brachte<br />
wenig Bewegung. Die Euro-Zentralbank ziert sich, das<br />
Ende ihrer expansiven Geldpolitik in den Blick zu nehmen.<br />
Mit der Anpassung ihrer geldpolitischen Strategie hat sie<br />
sich vorausschauend den Rücken frei gehalten, nicht zu<br />
agieren, auch wenn die Inflationsraten anziehen, wie sie<br />
dies aktuell tun. Zinserhöhungen dürften in weiter Ferne<br />
liegen. Entsprechend wurde nur eine moderate Kürzung<br />
der im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms<br />
(PEPP) stattfindenden Anleihekäufe beschlossen. Das<br />
kann als Fingerzeig gewertet werden, dass dieses Aufkaufprogramm<br />
wie geplant im Frühjahr 2022 auslaufen<br />
wird. Die Liquiditätsflut verringert sich dadurch aber kaum.<br />
Die US-Notenbank könnte derweil im November Einzelheiten<br />
bekannt geben, wie sie ihre Anleihekäufe reduzieren<br />
will, um dann im Dezember hiermit zu beginnen. Eine<br />
monatliche Reduktion der Käufe von Staatsanleihen im<br />
Umfang von zehn Milliarden und bei den Mortgage Backed<br />
Securities (MBS) von fünf Milliarden US-Dollar über einen<br />
Zeitraum von acht Monaten erscheinen als plausibler Pfad.<br />
Die Käufe würden demzufolge im Sommer nächsten Jahres<br />
auslaufen. Dabei ist die Frage an den Kapitalmärkten noch<br />
nicht ausdiskutiert, ob es sich bei den Preisanstiegen nur<br />
um einen temporären Effekt oder eine länger anhaltende<br />
Entwicklung handelt. Die Mehrheitsmeinung der Analysten<br />
geht nur von einem kurzzeitigen Überschießen aus, auch<br />
als Reaktion auf den Einbruch infolge Pandemie. Negative<br />
Überraschungen durch unerwartet hohe Inflationsraten<br />
sind daher nicht auszuschließen. Der Bloomberg-Index für<br />
Rohstoffe entwickelte sich derweil nach oben.<br />
Bei erhöhten Inflationsraten, nachlassenden Konjunkturimpulsen<br />
und einem weltweit nur zögerlichen<br />
Umschwenken der Zentralbanken in Richtung höherer<br />
Leitzinsen bleibt der Anlagenotstand insgesamt weiter<br />
bestehen: Etwa 30 Prozent des globalen Anleihemarktes<br />
rentieren unter 0 Prozent, weitere etwa 40 Prozent liegen<br />
zwischen 0 und 1 Prozent.<br />
… Autofahrer müssen zum 1. Januar 2022 mit<br />
einer höheren Typklasse für ihr Auto rechnen.<br />
Für sie könnten die Versicherungsprämien im<br />
neuen Jahr teurer werden. 4,3 Millionen Fahrzeuge<br />
werden laut GDV niedriger und somit<br />
besser eingestuft.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
11
PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />
HYBRIDER<br />
AZUBI-ALLTAG<br />
Corona hat den Arbeitsalltag vieler Azubis verändert. So<br />
können sich nach der aktuellen Bildungsumfrage des Arbeitgeberverbands<br />
der Versicherungsunternehmen (AGV) und des<br />
Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(BWV) 81 Prozent der Unternehmen auch für die Zeit nach der<br />
Pandemie hybride Lernformen für den Ausbildungsprozess<br />
vorstellen. 6 Prozent wollen Ausbildungsseminare künftig<br />
sogar nur noch digital durchführen. Trotz Corona blieben die<br />
Ausbildungsquoten laut AGV 2020 stabil, die Azubi-Zahlen<br />
gehen aber seit Jahren zurück.<br />
Die Nadel im Heuhaufen<br />
Fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen – so gestaltet<br />
sich für viele kleine und mittlere Unternehmen die Akquise qualifizierten<br />
Personals. Nach einer von der Gothaer Versicherung<br />
in Auftrag gegebenen Studie trifft dies auf 40 Prozent der KMU<br />
zu. Dabei gilt: Je größer die Firma, desto größer die Probleme bei<br />
der Mitarbeitergewinnung. Mit flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeitmodellen<br />
und Homeoffice-Angeboten wollen die Firmen Abhilfe<br />
schaffen. 28 Prozent setzen auf eine betriebliche Altersversorgung,<br />
nur 10 Prozent auf eine betriebliche Krankenversicherung<br />
zum Zwecke der Mitarbeiterbindung.<br />
Die von vielen Experten befürchtete Corona-Pleitewelle ist nicht<br />
in Sicht: Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, ging die Zahl<br />
der Unternehmensinsolvenzen mit 7.408 im ersten Halbjahr <strong>2021</strong><br />
zurück. Dies waren 17,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />
Grund für diese Entwicklung: Die staatlichen Konjunkturhilfen für<br />
Unternehmen sowie die erst ab Mai wieder durchweg geltende<br />
Insolvenzantragspflicht. Die Forderungen der Gläubiger haben sich<br />
in der Summe im Vergleich zum Vorjahr jedoch fast verdoppelt –<br />
von 16,7 auf 31,8 Milliarden Euro.<br />
SCHREDDER-KUNST<br />
MIT HOHER RENDITE<br />
Ausbleibende<br />
Pleitewelle<br />
Mit dieser Aktion sorgte der britische<br />
Streetart-Künstler Banksy im Herbst<br />
2018 für Furore: Sein Gemälde „Girl<br />
with Balloon“ zerstörte sich kurz nach<br />
der Sotheby’s-Versteigerung durch ein<br />
Signal im Innern des Rahmens selbst,<br />
die Hälfte der Leinwand wurde in Streifen<br />
zerschnitten. Statt im Besitz der Sammlerin<br />
zu verweilen, wurde das Gemälde<br />
als Leihgabe in verschiedenen Museen<br />
ausgestellt. Jetzt soll es in dem Auktionshaus<br />
erneut unter den Hammer kommen<br />
– für schätzungsweise vier bis sechs<br />
Millionen Pfund. Dass sich der Wert des zerstörten Bildes infolge<br />
der Ausstellungen steigerte, kann auch als bewusster Schachzug<br />
von Banksy inmitten eines Kunstmarkts interpretiert werden, in<br />
dem sich Auktionsrekorde für seine Werke aneinanderreihen:<br />
Die Investition der Sammlerin hat sich innerhalb von drei Jahren<br />
mindestens vervierfacht.<br />
DIGITALES<br />
AUF DEM<br />
VORMARSCH?<br />
Eine Mehrheit der Deutschen sieht in puncto Digitalisierung hierzulande großen Nachholbedarf:<br />
Nach einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom wünschen sich 71 Prozent<br />
der Bundesbürger nach der Bundestagswahl ein eigenständiges Digitalministerium.<br />
Aktuell sehen sie in der Verteilung der Verantwortung auf verschiedene Ressorts nicht<br />
den gewünschten Effekt. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 79 Prozent, die ein<br />
solches Ministerium befürworten. Auch die überwiegende Mehrheit der Senioren ist<br />
davon überzeugt: Mit 66 Prozent fordern zwei Drittel ein solches Ministerium.<br />
12 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Stabile<br />
KV-Beiträge<br />
bis mindestens<br />
1.1.2023<br />
Eberhard Sautter<br />
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PANORAMA Leserbriefe<br />
KOMMENTIERT<br />
»Check24 erneut verurteilt«<br />
Zum wiederholten Male musste Check24 bei<br />
seinem Versicherungsvergleich nachbessern.<br />
Das Landgericht Frankfurt am Main<br />
befand den Marktüberblick, den Check24<br />
seinen Nutzern beim Vergleich von Privathaftpflichtversicherungen<br />
bot, für nicht ausreichend.<br />
38 von 89 möglichen Anbietern<br />
seien zu wenig. Ein relativierender Hinweis<br />
des Vergleichsportals auf eine nur eingeschränkte<br />
Versichererauswahl sei nicht auffällig<br />
genug platziert. Diesen hat Check24<br />
mittlerweile prominenter platziert und auch<br />
in seine Erstinformation übernommen.<br />
Ist denen doch egal. Die zahlen die Strafen<br />
aus der Portokasse, der Gewinn aus deren<br />
unlauteren Aktionen ist doch meist viel<br />
größer. Unsere Aufsicht ist ein ganz zahmer<br />
Tiger in Sachen Wettbewerbsregeln. Aber<br />
wehe, man hätte nur 14 Stunden Weiterbildung<br />
auf dem Konto ...<br />
CLAUDE BURGARD<br />
via Facebook<br />
FALSCHER SCHUTZANSATZ – LEICHTES SPIEL FÜR HACKER<br />
52 Milliarden Euro Schaden, Cyberpolicen kommen trotzdem nicht in Schwung.<br />
»Wie kann das kein Leistungsfall sein?«<br />
Der Entzug der Pilotenlizenz ist nicht automatisch<br />
ein Leistungsfall für die Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Piloten sollten<br />
deshalb auf jeden Fall auf den Einschluss<br />
einer Loss-of-License-Klausel achten.<br />
Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass<br />
es kein Leistungsfall ist? Man ist doch in der<br />
BU für diesen bestimmten Beruf versichert.<br />
Jetzt stellt die zuständige Stelle bzw. Behörde<br />
fest, dass man nicht mehr flugtauglich ist.<br />
Wenn ich aus psychischen Gründen die<br />
Lizenz verliere, ist es klar, aber was muss<br />
denn konkret passieren, damit ich die Lizenz<br />
verliere und gleichzeitig die BU nicht zahlt?<br />
Gerade in dem Fall, wo man aufgrund von<br />
„Gesetz“ BU wird. Da sollte man doch<br />
die wenigsten Probleme haben, die BU zu<br />
begründen.<br />
ANTON BERGER<br />
via Facebook<br />
»Es wird gebastelt, gehofft, fantasiert«<br />
Im Interview mit dem Finanzwissenschaftler<br />
Dr. Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität<br />
Freiburg sprach <strong>procontra</strong><br />
über die Schwachstellen der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung (Seite 50). Schließlich<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
TOP 5 DER AUSGABE<br />
+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />
Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />
FALSCHBERATUNG<br />
Makler haftet für 5-Millionen-Euro-Schaden<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de/falschberatung<br />
SOLVENZBERICHTE<br />
BaFin hat 20 Lebensversicherer im Blick<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de/solvenzberichte<br />
BETRIEBSRENTE<br />
Sinkende BBG bringt totales Chaos<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de/betriebsrente<br />
PKV<br />
Die finanzstärksten privaten Krankenversicherer<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de/pkv<br />
VERTRAGSSTORNO<br />
Die Lebensversicherer mit den höchsten Quoten<br />
www.<strong>procontra</strong>-online.de/vertragsstorno<br />
müssen die Beitragszahler in Zukunft immer<br />
mehr Rentner finanzieren. Eine Reform der<br />
staatlich geförderten Altersvorsorge wäre<br />
deshalb vor allem für die jungen Menschen<br />
wichtig. Doch in dieser Hinsicht ist, laut<br />
Raffelhüschen, bislang noch alles völlig verworren.<br />
Aus Sicht der <strong>procontra</strong>-Leser hätte<br />
die Politik aber längst reagieren müssen.<br />
Es wird gebastelt, gehofft, fantasiert, aber<br />
die erforderlichen grundlegenden Reformen<br />
werden, obwohl lange bekannt, weder bei<br />
Riester noch bei der Deutschen Rentenversicherung,<br />
und schon gar nicht bei den<br />
Pensionsregelungen, endlich durchgeführt.<br />
NILS FISCHER<br />
via Facebook<br />
Das Problem ist doch: Jetzt ist es bereits zu<br />
spät für eine Korrektur! Das hätte bereits<br />
vor 15 oder 20 Jahren passieren müssen.<br />
Nun plätschert es vor sich hin und viele<br />
werden später in der Altersarmut landen.<br />
Das ist ein Skandal! Trotz Vollzeit-Job und<br />
Riester und eventuell Betriebsrente wird es<br />
später für nichts mehr reichen. Der Staat hat<br />
auf kompletter Linie versagt!<br />
BASTIAN KAUTSCHA<br />
via Facebook<br />
14 Illustration: Roman Kulon
Leserbriefe PANORAMA<br />
»Von den Tücken des Selbstbehalts«<br />
Sofern privat Krankenversicherte in einem<br />
Jahr keine Leistungen von ihrem Versicherer<br />
in Anspruch genommen haben, sind<br />
Beitragsrückerstattungen gang und gäbe.<br />
Manch einer entscheidet sich für diesen<br />
Bonus, wenn er die Summe der angefallenen<br />
Arztrechnungen übersteigt. Doch<br />
dieser Schuss kann nach hinten losgehen,<br />
da die Arztkosten bis zur Höhe des Bonus<br />
dann in der Steuererklärung nicht mehr als<br />
<strong>Ausgabe</strong>n geltend gemacht werden können.<br />
Zudem sinkt die Summe der absetzbaren<br />
Krankenversicherungskosten.<br />
An anderer Stelle „betrügt“ der Fiskus die<br />
Privatversicherten regelrecht. Wer zur Beitragssenkung<br />
einen Selbstbehalt vereinbart,<br />
ist der Dumme, wenn er Krankheitskosten<br />
innerhalb der Höhe des Selbstbehalts hat.<br />
Denn diese lassen sich nicht steuerlich geltend<br />
machen – den Fiskus freut’s hingegen.<br />
JENS KLINGENBERG<br />
via Facebook<br />
»Gesundheit, Ernährung,<br />
soziales<br />
Verhalten und Finanzplanung<br />
gehören<br />
als Grundfächer<br />
in jede Schule.«<br />
NILS FISCHER VIA FACEBOOK<br />
»Die Anerkennung kommt dann später«<br />
Jahr für Jahr fragt der DBB Beamtenbund<br />
und Tarifunion Tausende Bürger nach dem<br />
Ansehen verschiedener Berufe. Jahr für<br />
Jahr landen dabei Versicherungsvertreter,<br />
weit hinter Feuerwehrleuten, Ärzten und<br />
Pflegekräften, auf dem letzten Platz. Ein<br />
Ergebnis, das unter <strong>procontra</strong>-Lesern regelmäßig<br />
Unverständnis auslöst, Erklärungsversuche<br />
hervorbringt und teilweise auch<br />
sehr weitsichtig angenommen wird.<br />
Ich bin seit 36 Jahren Versicherungsvertreterin<br />
und kann das nicht nachvollziehen. Für<br />
mich ist mein Beruf auch Berufung.<br />
DÖRTHE SPEH-SEEFELDT<br />
via Facebook<br />
Das Problem ist, dass sich in unserer Branche,<br />
dank manchen Vertrieben, immer noch<br />
zu viele unqualifizierte Pfeifen tummeln<br />
dürfen.<br />
JOACHIM FISCHER<br />
via Facebook<br />
Anerkennung ist heute nicht so wichtig. Ich<br />
kümmere mich um meine Kunden, damit<br />
sie nicht in die Altersarmut abdriften. Die<br />
Anerkennung kommt dann eventuell später,<br />
wenn sie realisieren, was ohne mich gewesen<br />
wäre!<br />
MICHAEL SCHOLPP<br />
via Facebook<br />
Elektrisch fahren<br />
lohnt sich!<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
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15
TITEL Elementarschadenversicherung<br />
16 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Elementarschadenversicherung TITEL<br />
MUSS ELEMENTARSCHUTZ<br />
NEU GEDACHT WERDEN?<br />
Hagel und Starkregen verursachten auch in diesem Sommer Schäden in Milliardenhöhe.<br />
Noch immer stehen dann zu viele Menschen ohne finanziellen Schutz da und vor den<br />
Trümmern ihres Hab und Guts. Lösungsansätze, um diesen Missstand zu beseitigen<br />
– TEXT: MARIAM MISAKIAN, HANNAH PETERSOHN, MATTHIAS HUNDT –<br />
Der Sommer <strong>2021</strong> wird in die Geschichte<br />
eingehen. Leider. Denn die Zahl der Naturkatastrophen<br />
erhöhte sich Mitte Juli, als<br />
„Bernd“ seine Wassermassen über der Südhälfte<br />
Nordrhein-Westfalens, Rheinland-<br />
Pfalz, dem Saarland und dem Westen Baden-Württembergs<br />
niederließ. Auch Teile<br />
Bayerns und Sachsens waren betroffen. Die<br />
über 180 Todesopfer in Deutschland relativieren<br />
dabei jede Schadenssumme. Gemessen<br />
an der Opferzahl ist „Bernd“ laut Wikipedia<br />
die schwerste Naturkatastrophe in<br />
Deutschland seit der Sturmflut 1962.<br />
Der Klimawandel ist kein Problem der<br />
nachfolgenden Generationen, sondern Realität,<br />
die hier und jetzt Opfer fordert und<br />
verheerende Schäden verursacht. Die Wetterextreme<br />
werden nicht nur in Zukunft<br />
zunehmen – ihre Zeitabstände verkürzen<br />
sich weiter. Die Atlasstudie der Weltorganisation<br />
für Meteorologie (WMO), die<br />
Anfang September veröffentlicht wurde,<br />
vermeldete eine Verfünffachung der Naturkatastrophen<br />
seit den 1970er-Jahren<br />
im Vergleich zur letzten Dekade. Die weltweite<br />
Schadenssumme betrug dabei schwer<br />
greifbare 3,64 Billionen Dollar, über zwei<br />
Millionen Menschen kamen durch Wetterextreme<br />
ums Leben.<br />
Wenngleich Entwicklungsländer in dieser<br />
Statistik überproportional betroffen<br />
sind, so haben sich „Kyrill“ (2007), „Jeanette“<br />
(2002) oder „Friederike“ (2018) als<br />
Sturmkatastrophen auch hierzulande ins<br />
Gedächtnis gebrannt. Starkregenereignisse,<br />
wie aktuell „Bernd“ oder die Hochwasser<br />
2002 und 2013, reihen sich ein. „<strong>2021</strong><br />
könnte das teuerste Naturgefahrenjahr<br />
seit Beginn unserer Statistik Anfang der<br />
70er-Jahre werden“, konstatiert auch der<br />
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV). Hauptgeschäftsführer<br />
Jörg Asmussen erwartet daher „rote<br />
Zahlen für den Schaden/Unfall-Sektor als<br />
Ganzes in diesem Jahr“. Bereits die Hagelereignisse<br />
im Juni verursachten 1,7 Milliarden<br />
Euro Schaden, die Juli-Flut wird die<br />
Versicherer mindestens weitere 8,2 Milliarden<br />
Euro kosten. Auf die Sparten Wohngebäude,<br />
Hausrat und Betriebe entfällt dabei<br />
der Löwenanteil mit rund 7,5 Milliarden.<br />
„Bernd“ wird die deutschen Versicherer<br />
demnach mehr kosten als die sechs bislang<br />
größten Überschwemmungen zusammen<br />
(siehe Grafik). Die Ausnahmesituation bei<br />
den Versicherern zeigte sich auch bei unseren<br />
Recherchen. Reihenweise Absagen<br />
für Expertengespräche und Auskünfte über<br />
Schadensumfänge, zum Beispiel von der<br />
Ammerländer, Gothaer, Haftpflichtkasse,<br />
VHV oder Axa, weil die Fachabteilungen<br />
durch die Flutkatastrophe noch immer zu<br />
stark eingebunden sind. Die Provinzial,<br />
in den Krisenregionen stark vertreten, berichtete<br />
allein bis Anfang August von über<br />
33.000 Schadensmeldungen in Höhe von<br />
über 760 Millionen Euro. Man fokussiere<br />
sich momentan auf eine vereinfachte Schadensregulierung.<br />
Dies soll über eine „Erweiterung<br />
der Regulierungsvollmachten,<br />
unkomplizierte Abschlagzahlungen und<br />
eine auf das Notwendigste reduzierte<br />
SCHADENSBILANZ DEUTSCHLANDS<br />
Von Starkregen und Hochwasser geprägte Naturkatastrophen<br />
EREIGNIS<br />
ANZAHL DER<br />
SCHÄDEN<br />
SCHADENSAUFWAND<br />
in der Sach-Elementarversicherung (ohne Kfz-Versicherung) in Mio. € 1<br />
Bernd (<strong>2021</strong>) 2 n. n. > 8.200<br />
August-Hochwasser (2020) 107.000 4.650<br />
Juni-Hochwasser (2013) 120.000 2.240<br />
Elvira II (2016) 18.000 480<br />
Unwetterserie (Juni <strong>2021</strong>) 2 n. n. 400<br />
Viola (2010) 13.000 380<br />
Quintia, Renate, Susanne (2014) 32.000 360<br />
1<br />
Hochrechnung auf Bestand und Preise 2020, 2 vorläufig, mit Kfz-Schäden Quelle: GDV, Juli <strong>2021</strong><br />
Illustration: Roman Kulon<br />
17
TITEL Elementarschadenversicherung<br />
NUR 46 PROZENT GEGEN ELEMENTARSCHÄDEN VERSICHERT<br />
GEFAHR VERSUS ABSICHERUNG<br />
Vor allem GK 1 und 2 versichert<br />
ADRESSEN VERTRÄGE *<br />
Deutschland<br />
gesamt:<br />
46 %<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN<br />
47<br />
RHEINLAND-PFALZ<br />
37<br />
BREMEN<br />
23<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
HESSEN<br />
44<br />
31<br />
25<br />
HAMBURG<br />
27<br />
NIEDERSACHSEN<br />
49<br />
MECKLENBURG- VORPOMMERN<br />
SACHSEN-ANHALT<br />
THÜRINGEN<br />
29<br />
BERLIN<br />
43<br />
BRANDENBURG<br />
46 36<br />
SACHSEN<br />
48<br />
6,1<br />
1,1 0,4<br />
92,4<br />
22,1 Mio.<br />
STATISTISCH TRITT HOCHWASSER AUF IN:<br />
GK 1: 20,4 Mio. Adressen<br />
aktuell nicht von Hochwasser größerer Gewässer betroffen<br />
GK 2: 1,3 Mio. Adressen<br />
Hochwasser seltener als 1x in 100 Jahren, insbesondere<br />
Flächen, die bei einem sogenannten „extremen Hochwasser“<br />
ebenfalls überflutet sein können<br />
GK 3: 237.000 Adressen<br />
Hochwasser 1x in 10 bis 100 Jahren<br />
6,6<br />
1,0 0,3<br />
92,1<br />
7,5 Mio.<br />
GK 4: 98.000 Adressen<br />
Hochwasser mindestens 1x in 10 Jahren<br />
SAARLAND<br />
38<br />
BADEN-<br />
WÜRTTEMBERG<br />
94<br />
Anteil der Gebäude je Bundesland in %, * mit sogenannten Altprodukten der ehemaligen Deutschen Versicherungs-AG Quelle: GDV, Schätzung April <strong>2021</strong><br />
Schadendokumentation im Sinne der<br />
Versicherten“ erreicht werden, wie ein<br />
Sprecher auf <strong>procontra</strong>-Anfrage berichtet.<br />
Meldefristen wurden ausgesetzt, in Bonn<br />
ein Lagezentrum zur Begutachtung, Bearbeitung<br />
und Regulierung der Schäden<br />
eingerichtet. „Bernd“ wird die Versicherer<br />
noch Monate beschäftigten, Bilanzen noch<br />
über Jahre belasten.<br />
ELEMENTARSCHUTZ:<br />
BRAUCHEN WIR EINE PFLICHT?<br />
Die jüngsten Ereignisse erinnern auch an<br />
2016, als „Elvira“ weite Teile des Landkreises<br />
Schwäbisch Hall, vor allem den Ort<br />
BAYERN<br />
38<br />
*<br />
2018, Angaben in % Quelle: GDV, <strong>2021</strong><br />
Braunsbach, überflutete. Nicht bezüglich<br />
des Schadensvolumens – Elvira taxierten<br />
die Versicherer „lediglich“ mit rund 500<br />
Millionen Euro. Vielmehr wiederholt sich<br />
nun die Debatte um eine verpflichtende<br />
Elementarversicherung. Bereits 2016 wiesen<br />
Befürworter nach dem Unwetter darauf<br />
hin, dass lediglich 40 Prozent der Hausbesitzer<br />
eine Elementarschadensversicherung<br />
zu ihrer Wohngebäude- oder Hausratpolice<br />
abgeschlossen hätten. Entsprechend viele<br />
Menschen standen ohne den notwendigen<br />
Versicherungsschutz vor den Trümmern<br />
ihres Hab und Guts. Damals bat die Umweltministerkonferenz<br />
auf Initiative Bayerns<br />
und Baden-Württembergs die Justiz<br />
minister der Länder, die Möglichkeiten<br />
einer Pflichtversicherung zu prüfen. Ohne<br />
Erfolg und ohne anschließenden Masseneffekt.<br />
Laut GDV-Zahlen sind heute gerade<br />
einmal 46 Prozent der Gebäude „umfassend<br />
gegen Naturgefahren“ versichert. Eine<br />
weiter unbefriedigende Quote, weshalb<br />
unter anderen Manfred Jost, Präsident des<br />
Verbands Wohneigentum, das auf Freiwilligkeit<br />
basierende Absicherungssystem als<br />
„unzureichend“ bewertet und sich für eine<br />
solidarische Pflichtversicherung gegen Elementarschäden<br />
ausspricht (siehe Kommentar<br />
auf Seite 20).<br />
Versicherungszwang ist sicherlich ein<br />
extremes Mittel, um die Abdeckungsquote<br />
bei der Elementarversicherung zu erhöhen.<br />
Doch er kann funktionieren, wie Belgien<br />
und Frankreich zeigen und auch ein Blick<br />
in die Schweiz. Die Eidgenossen waren in<br />
diesem Sommer ebenfalls von schweren<br />
Unwettern und Hochwasser betroffen, die<br />
Betroffenen jedoch wesentlich umfassender<br />
abgesichert. Das hat mehrere Gründe. Am<br />
wichtigsten: Die allermeisten Hauseigentü-<br />
18 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Elementarschadenversicherung TITEL<br />
mer sind unbegrenzt gegen Hochwasserschäden<br />
versichert – und zwar verpflichtend<br />
zumeist beim Monopolversicherer<br />
ihres Kantons.<br />
In 19 der 26 Kantone existieren dafür regionale<br />
Gebäudeversicherer, also öffentlichrechtliche<br />
Institutionen, die nach kantonalgesetzlichen<br />
Vorgaben als Monopolanbieter<br />
gegen Feuer- und Elementarschäden absichern.<br />
In den drei weiteren Kantonen<br />
(Obwalden, Schwyz und Uri) können die<br />
Eigentümer wählen, bei welchem Anbieter<br />
sie – ebenfalls verpflichtend – ihr Haus versichern.<br />
Lediglich in vier Kantonen (Genf,<br />
Appenzell Innerrhoden, Tessin und Wallis)<br />
besteht keine Versicherungspflicht. Dennoch<br />
sind auch dort die meisten versichert,<br />
weil die Banken bei Vergabe von Immobilienkrediten<br />
darauf bestehen.<br />
aber nicht. Laut GDV-Naturgefahrenreport<br />
entfielen 2018 nur 1,3 Prozent der 7,5 Millionen<br />
Elementarversicherungsverträge auf<br />
die Gefährdungsklassen 3 und 4. Aktuellere<br />
Zahlen sind noch nicht verfügbar – an der<br />
Grundtendenz dürfte sich nichts geändert<br />
haben. Verhält es sich beim Elementarschutz<br />
also ähnlich wie bei der Berufsunfähigkeitspolice:<br />
Diejenigen, die den Schutz<br />
am dringendsten bräuchten, können ihn<br />
sich schlichtweg nicht leisten oder werden<br />
erst gar nicht versichert?<br />
Das will die Branche nicht gelten lassen.<br />
„Die Mär vom unbezahlbaren Elementarschadensschutz<br />
hat mich mächtig<br />
aufgeregt“, meint Versicherungsmakler<br />
und Geschäftsführer der SeVeS GmbH Alexander<br />
Kirschweng gegenüber <strong>procontra</strong>.<br />
Kirschweng bezieht sich auf eine ZDF-Sendung,<br />
in der genau diese These aufgestellt<br />
wurde. „Die jetzige Krise sollte alle Maklerkollegen<br />
ermuntern, die unversicherten<br />
spürbar erhöht werden? Ein Abdeckungsgrad<br />
von 46 Prozent bedeutet bei rund<br />
22,1 Millionen Adressen, dass etwas über<br />
zehn Millionen Gebäude einen Elementarschutz<br />
besitzen. Doch sind darunter<br />
auch die wirklich gefährdeten Gebäude?<br />
Aufschluss gibt der Naturgefahren-Report<br />
vom GDV. Darin sind alle Adressen in sogenannte<br />
Gefährdungsklassen (GK) durch<br />
Hochwasser unterteilt. Per Definition sind<br />
Gebäude der GK 1 „nicht von Hochwasser<br />
größerer Gewässer betroffen“ und die der<br />
GK 2 „seltener als einmal in 100 Jahren“.<br />
Das Risiko ist also verschwindend gering.<br />
In Summe fallen 98,5 Prozent der 22,1 Millionen<br />
Adressen in die Gefährdungsklassen<br />
1 und 2. Für die restlichen 1,5 Prozent oder<br />
umgerechnet 335.000 Anschriften besteht<br />
ein Hochwasserrisiko von „einmal in 10<br />
bis 100 Jahren“ (GK 3) bzw. „mindestens<br />
einmal in 10 Jahren“ in der GK 4. Rein<br />
rechnerisch könnten bei einer gesamten Ab-<br />
ELEMENTARSCHUTZ BEZAHLBAR?<br />
Unabhängig von der Debatte um ein Obligatorium<br />
– wie kann die aktuelle Absicherungsquote<br />
in der Elementarversicherung<br />
deckung von 46 Prozent also alle Gebäude<br />
der GK 2, 3 und 4 abgesichert sein. Sind sie<br />
Fortsetzung auf Seite 22<br />
Top-Finanzierung?<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
19<br />
Know You Can
TITEL Elementarversicherungen<br />
BRAUCHEN WIR<br />
EINE PFLICHT?<br />
Die Flutkatastrophe hat die Debatte<br />
um eine Pflichtversicherung gegen<br />
Elementar schäden erneut entflammt.<br />
Was für und gegen einen obligatorischen<br />
oder solidarischen Schutz<br />
spricht<br />
MANFRED JOST,<br />
Präsident des Verbandes<br />
Wohneigentum<br />
e. V. mit rund<br />
340.000 Mitgliedern<br />
Die Schicksale der Menschen in den überfluteten Gebieten haben<br />
uns alle erschüttert. Hilfs- und Spendenbereitschaft vieler Menschen<br />
sind groß, die Politik hat staatliche Soforthilfen zugesagt.<br />
Das ist gut. Es wird aber nicht ausreichen in Zeiten, in denen<br />
Experten wie jüngst der Weltklimarat IPPC prognostizieren, dass<br />
»Wir plädieren für<br />
eine bundesweite<br />
solidarische Pflichtversicherung<br />
gegen<br />
Elementarschäden.«<br />
witterungsbedingte Naturgefahren zunehmen. Unwetter, Starkregen,<br />
Brände, Erdrutsche – es kann jeden Menschen mit Wohneigentum<br />
überall in Deutschland treffen. In wenigen Momenten<br />
sind ganze Existenzen vernichtet, die wirtschaftlichen Schäden<br />
enorm. Bund und Länder werden allein zur Wiederherstellung<br />
der Infrastruktur Milliardenbeiträge mobilisieren müssen.<br />
Eine Absicherung gegen die Folgen dieser Wetterextreme ist essenziell.<br />
Die Politik muss neben der Optimierung des Katastrophenschutzes<br />
jetzt auch die Weichen für ein verlässliches System<br />
für die Schadensbeseitigung und deren Kosten stellen. Es darf<br />
nicht sein, dass Familien nach einer Naturkatastrophe vor den<br />
Trümmern ihrer Existenz stehen – und von Stimmungs- oder Kassenlage<br />
in Politik und Gesellschaft abhängen.<br />
Wir plädieren darum für eine bundesweite solidarische Pflichtversicherung<br />
gegen Elementarschäden. Nur so können selbst<br />
nutzende Wohneigentümer zu einem bezahlbaren Versicherungsschutz<br />
kommen.<br />
Nicht einmal jeder Zweite hierzulande hat eine Elementarschadensversicherung.<br />
Das auf Freiwilligkeit basierende System<br />
scheint also unzureichend. Außerdem benachteiligt es Eigentümer,<br />
die im Zonierungssystem der Versicherer für Überschwemmungsrisiko,<br />
Rückstau und Starkregen (ZÜRS-Geo) schlecht<br />
abschneiden. Ihnen drohen hohe<br />
pro<br />
Prämien – wenn sie überhaupt einen<br />
Versicherer finden. Im wiederholten<br />
Schadensfall laufen sie Gefahr, aus<br />
der Versicherung ausgeschlossen zu<br />
werden. Ein klassisches Marktversagen,<br />
das den Gesetzgeber<br />
zum Handeln<br />
zwingt.<br />
Auf der anderen Seite<br />
sind aber auch knapp<br />
40 Prozent der Immobilien<br />
bereits durch<br />
eine Elementarschadensversicherung<br />
geschützt;<br />
wenn dann<br />
alle Geschädigten im<br />
Katastrophenfall staatliche Unterstützung erhalten, nimmt die<br />
Bereitschaft ab, künftig noch Prämien zu zahlen.<br />
Eventuell hat eine Pflichtversicherung zunächst Akzeptanzprobleme.<br />
Aber immerhin hat der Chef des größten europäischen<br />
Rückversicherers Münchener Rück, Joachim Wenning, erklärt,<br />
dass es für die private Versicherungswirtschaft machbar wäre,<br />
wenn der Staat, wie in der Kfz-Versicherung, eine Elementarschadens-Pflichtversicherung<br />
einführen würde. Um dennoch das<br />
Prinzip der Freiwilligkeit zunächst beizubehalten, ist als erster<br />
Schritt eine Allgefahrenabsicherung als Teil der Wohngebäudeversicherung<br />
denkbar. Dabei wird Eigentümern automatisch der<br />
umfassende Schutz (einschließlich Naturgefahren) angeboten, sie<br />
können die Elementarschadensversicherung aber abwählen.<br />
Wird diese Maßnahme nach einer vorab gesetzten Frist evaluiert<br />
und erbringt dann nicht die gewünschte Absicherungsquote,<br />
muss die Versicherungspflicht eingeführt werden. Wichtig ist<br />
dabei, einen Ausgleichsmechanismus für finanziell überforderte<br />
Eigentümer zu installieren.<br />
20 Foto: Lentner FuG-Verlag
Elementarversicherungen TITEL<br />
contra<br />
Die Schäden, die das Unwettertief „Bernd“ an Menschen, Gebäuden<br />
und Gegenständen verursacht hat, sind eine Katastrophe. Ein<br />
Mahnmal dafür, dass sich der Schutz verbessern muss, auch der<br />
finanzielle. Die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden<br />
erscheint da zunächst als probates Mittel. Doch<br />
sie würde an einem ganz zentralen Punkt scheitern: der Prämie.<br />
Auf die Frage, wie man eine solche Pflichtversicherung organisieren<br />
könnte, war zuletzt immer wieder von pauschalen Beiträgen<br />
die Rede. Jedes Haus wäre versichert und jeder würde gleich viel<br />
Geld dafür bezahlen. Das würde aber die Eigentümer von Immobilien<br />
benachteiligen, deren Gebäude sich in relativ sicheren Gegenden<br />
befinden. Ihr individuelles Risiko ist viel geringer als zum<br />
Beispiel das von Häusern in Flussnähe. Das Grundprinzip der<br />
individuellen Risikobewertung würde übergangen. Sie würden<br />
die Prämie für ein höheres „Durchschnittsrisiko“ bezahlen, während<br />
Immobilieneigentümer in gefährdeten Lagen den Versicherungsschutz<br />
sozusagen zum Schnäppchenpreis erhalten würden.<br />
Grundsätzlich wäre es außerdem gut, wenn weniger Menschen<br />
in hochwassergefährdeten Gebieten leben würden. Im Katastrophenfall<br />
würde das weniger Tote und weniger Sachschäden bedeuten.<br />
Besagte Schnäppchenpreise würden aber eher noch einen<br />
Anreiz dafür schaffen, sich ein schmuckes Häuschen im malerischen<br />
Flusstal zu kaufen.<br />
Umgekehrt würden individuell risikoabhängige Pflichtversicherungsprämien<br />
ein anderes Problem hervorheben: Je höher die<br />
Gefahr für Elementarschäden in einer Region, desto höher würde<br />
der Beitrag ausfallen. Für manche Menschen wäre dieser plötzliche<br />
finanzielle Mehraufwand schlicht und einfach nicht zu stemmen.<br />
Vor allem dann nicht, wenn neben der Elementar- bislang<br />
auch auf die Wohngebäudeversicherung verzichtet wurde und<br />
deren Beitrag gegebenenfalls auch noch on top kommen würde.<br />
Vor diesem Hintergrund mag die Einheitsprämie wieder gerechter<br />
erscheinen. Doch auch hier gilt: Diese finanzielle Mehrbelastung<br />
käme für die Haushalte plötzlich.<br />
Nun sind die Immobilienpreise<br />
aber auf einem Rekordhoch.<br />
Nicht wenige Familien<br />
haben sich dazu hinreißen lassen,<br />
in den letzten Jahren für die<br />
eigenen vier Wände eine Finanzierung<br />
ohne Eigenkapital und<br />
mit enorm hohen monatlichen<br />
Raten abzuschließen. Ein fragiles<br />
Gebilde, bei dem teilweise<br />
kaum noch ein finanzieller Puffer<br />
bleibt. Wenn die Pflichtversicherung<br />
seriös ausgestaltet wird<br />
– also unter anderem auch mit einer Abdeckung unbenannter Gefahren<br />
–, könnte der unerwartete Versicherungsbeitrag manche<br />
Finanzierung ins Wanken bringen.<br />
Doch selbst wenn es zur Einführung einer Pflichtversicherung gegen<br />
Elementarschäden kommen sollte, darf sich die Politik nicht<br />
in der trügerischen Sicherheit wiegen, das Problem Hochwasser<br />
damit in den Griff bekommen zu haben. Seriöse Wissenschaftler<br />
gehen davon aus, dass sogenannte Jahrhunderthochwasser, wie<br />
kürzlich in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, deutlich<br />
häufiger auftreten werden als nur einmal in 100 Jahren. Die<br />
»Der höhere Versicherungs beitrag<br />
könnte manche Immobilienfinanzierung<br />
ins Wanken bringen.«<br />
<strong>procontra</strong>-Redakteur FLORIAN<br />
BURGHARDT blickt skeptisch auf eine<br />
Elementar-Pflichtversicherung.<br />
Pflichtversicherung würde somit dieselben Häuser immer und<br />
immer wiederaufbauen – und das kann nicht der Weisheit letzter<br />
Schluss sein. Viel wichtiger sind deshalb umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />
zum Beispiel durch explizite Überflutungsflächen,<br />
die Renaturierung von Flussläufen und nicht zuletzt die<br />
Bekämpfung des Klimawandels. <br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
21
TITEL Elementarversicherungen<br />
Fortsetzung von Seite 19<br />
54 Prozent nochmals zu beraten. Natürlich<br />
gibt es einige wenige Gebiete und Objekte,<br />
die nicht oder wirklich nur zu extrem hohen<br />
Beiträgen versichert werden können.<br />
Doch die allermeisten Häuser und deren<br />
Hausrat konnten bisher zu verträglichen<br />
Konditionen versichert werden“, berichtet<br />
Kirschweng. Anstelle eines Zwangs zum<br />
Selbstschutz solle der Staat lieber in Hochwasserschutz<br />
investieren und den Neubau in<br />
gefährdeten Gebieten von Kommunen stoppen.<br />
Zudem müsse eine Hochwasser-Prophylaxe<br />
schon beim Hausbau verpflichtend<br />
einkalkuliert werden, fordert Kirschweng.<br />
Die Anbieter signalisieren ebenfalls, dass<br />
kein Gebäude ohne Elementarschutz bleiben<br />
muss, unabhängig von der Risikozone.<br />
„In Zusammenarbeit mit iptiQ, einer<br />
Swiss-Re-Tochter, waren wir 2020 der erste<br />
Anbieter, der flächendeckend auch Immobilien<br />
der höchsten Gefährdungsklasse 4 versichert<br />
hat“, meint Uwe Schumacher, Vor-<br />
»Mehr Fingerspitzengefühl<br />
wäre wünschenswert«<br />
MICHAEL PANNASCH ist Versicherungsmakler und lebt in der Nähe von Euskirchen, das besonders von der Flutkatastrophe betroffen war.<br />
Er berichtet über unterschiedliche Vorgehensweisen der Versicherer und Makler vor Ort.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie gehen Sie mit den Kunden<br />
um, die keine Elementarversicherung<br />
haben und komplett von vorne anfangen<br />
müssen?<br />
Michael Pannasch: Ich habe eine sehr gute<br />
Quote und nur vier Kunden, die nicht<br />
elementarversichert waren. Deswegen bin<br />
ich beim Thema Pflichtversicherung zwiegespalten.<br />
Wenn man vernünftig berät,<br />
dann schließt der Kunde diese Versicherung<br />
auch ab. Wenn ich nun höre, dass 60<br />
Prozent nicht versichert sind, dann haben<br />
auch die Vermittler Scheiße gebaut. Fairerweise<br />
muss man auch sagen, dass es stark<br />
davon abhängt, ob der Elementarschutz<br />
den Hausbesitzer nun 50 oder 400 Euro<br />
an Mehrprämie kostet.<br />
<strong>procontra</strong>: Was müsste<br />
sich in Bezug auf die<br />
Versicherer verändern?<br />
Pannasch: Es wäre<br />
schön, wenn es Leistungsversprechen<br />
gibt.<br />
Etwa, dass ein Gutachter<br />
innerhalb einer<br />
bestimmten Zeit vor<br />
Ort ist, um den Schaden<br />
zu begutachten.<br />
Die Versicherer sollten<br />
nicht nur den Schaden<br />
zahlen, sondern sich<br />
auch als Dienstleister<br />
verstehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Versicherer<br />
gaben sich unbürokratisch und<br />
versprachen schnelle Hilfe. Hat das nach<br />
Ihrem Eindruck geklappt?<br />
Pannasch: Ja, bis auf ein paar Einzelfälle.<br />
Ein Kunde hat beispielsweise zwei Häuser,<br />
die hintereinanderstehen. Das erste Haus<br />
ist über die Domcura versichert, das andere<br />
bei der Gothaer. Beim ersten war schon<br />
der Gutachter da und das Geld wurde bereits<br />
ausgezahlt. Für das hintere Haus war<br />
noch nicht einmal ein Gutachter vor Ort.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie erklären Sie sich die Unterschiede?<br />
Pannasch: Manche Versicherer sind<br />
einfach unorganisiert. Anstatt die Schadengutachter<br />
gesammelt in einen Ort zu<br />
schicken, kommen alle einzeln und aus<br />
allen Richtungen. Ich hatte Gutachter hier,<br />
die kamen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />
<strong>procontra</strong>: Es gibt Versicherer, die ein<br />
Krisenzentrum einrichten und von dort aus<br />
operieren.<br />
Pannasch: Das stimmt, die Huk hat den<br />
Parkplatz der hiesigen Therme umfunktioniert:<br />
Dort stehen Tausende Huk-versicherte<br />
Autowracks. Das funktionierte gut.<br />
Aber man muss wahrscheinlich unterscheiden,<br />
wer den Schaden an die Versicherer<br />
meldet: ein Exklusiv-Vertreter einer Versicherung<br />
oder Makler?<br />
<strong>procontra</strong>: Warum?<br />
Pannasch: Bei dem einen kommen die<br />
Gutachter schneller als bei dem anderen.<br />
Das führt zu Verstimmungen. Da wünsche<br />
ich mir mehr Fingerspitzengefühl von den<br />
Versicherern. Ich erwarte mir da Gleichbehandlung,<br />
unabhängig davon, ob der<br />
Kunde über einen Makler oder Vertreter<br />
abgeschlossen hat.<br />
<strong>procontra</strong>: Haben die Makler bei Ihnen vor<br />
Ort denn alles richtig gemacht?<br />
Pannasch: Es gibt schon Unterschiede.<br />
Bei manchen Kunden hat sich der Makler<br />
nicht einmal gemeldet. Bei einem Maklerkollegen<br />
im Ort ist das Büro abgesoffen.<br />
Daraufhin ist er in den Urlaub geflogen,<br />
weil er der Meinung war, er könne doch<br />
jetzt sowieso nicht helfen. Der wird wohl<br />
viele Kündigungen auf dem Tisch liegen<br />
haben, da bin ich mir sicher.<br />
22 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Elementarversicherungen TITEL<br />
»Die Mär vom<br />
unbezahlbaren Schutz<br />
gegen Elementarschäden<br />
kann ich nicht<br />
mehr hören.«<br />
ALEXANDER KIRSCHWENG, SEVES GMBH<br />
standsvorsitzender der Domcura. Natürlich<br />
müssen die Prämien immer risikoadäquat<br />
sein, so schwanken die Aufschläge für Elementarschutz<br />
je nach Risikoklasse. Je nach<br />
Anbieter kann das aber auch schnell mal<br />
eine Verdopplung oder Verdreifachung der<br />
Prämie zur normalen Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung<br />
bedeuten. In Zusammenarbeit<br />
mit softfair hat <strong>procontra</strong> einen<br />
Tarifvergleich erstellt (Seite 26), der ein<br />
Gefühl für den jeweiligen Aufschlag je nach<br />
Risikogebiet geben soll. Bei den höheren<br />
Gefährdungsklassen war ein Vergleich teilweise<br />
nicht möglich, da die Anbieter eine<br />
separate Anfrage zur individuellen Bewertung<br />
benötigen.<br />
Makler Michael Pannasch lebt in der<br />
Nähe von Euskirchen, das besonders von<br />
der Flutkatastrophe betroffen war. Er<br />
zeigt sich beim Thema Pflichtversicherung<br />
„zwiegespalten“, er selbst hatte nur vier<br />
Kunden, die nicht elementarversichert waren.<br />
„Wenn man vernünftig berät, dann<br />
schließt der Kunde auch eine Elementarversicherung<br />
ab. Wenn ich nun höre, dass 60<br />
Prozent nicht versichert sind, dann haben<br />
auch die Vermittler Scheiße gebaut“, so<br />
Pannasch (siehe Interview).<br />
Bleiben trotzdem die Fragen, inwieweit<br />
das persönliche Risiko realistisch eingeschätzt<br />
wird und der Elementarschutz tatsächlich<br />
abschließbar und bezahlbar ist.<br />
Vielen Menschen scheint das Risiko gar<br />
nicht bewusst zu sein. Einer Umfrage zufolge<br />
schätzen fast drei Viertel der Hausbesitzer<br />
die Gefahr einer Überschwemmung als<br />
gering oder sehr gering ein. Aus welchen<br />
Regionen die 1.000 Befragten der infasquo-Umfrage<br />
2020 stammen, ist nicht bekannt.<br />
Doch Hausbesitzer fürchten vor<br />
allem Feuer, Leitungswasserschäden oder<br />
Sturm und Hagel – jene Schäden, die durch<br />
eine einfache Wohngebäudeversicherung<br />
ohne Elementarschutz bereits abgedeckt<br />
sind. Die Gefahr von Überschwemmungen<br />
bezieht der Großstädter, fernab jeglicher<br />
Flussufer, nur bedingt auf sich selbst.<br />
RISIKO VON STARKREGEN BETRIFFT ALLE<br />
Doch Starkregen-Ereignisse treten bundesweit<br />
auf, mit steigender Tendenz. Von<br />
daher ist der Elementarschutz, der eben<br />
nicht nur Hochwasser durch Flüsse einschließt,<br />
sondern auch Überschwemmung,<br />
Starkregen und Rückstau, für alle Gebäude<br />
gleichermaßen empfehlenswert. Das<br />
Bewusstsein dafür muss geschärft werden.<br />
Auch der GDV treibt das Thema. Über<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
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23
TITEL Elementarversicherungen<br />
STARKREGENGEFAHR: AUF DEN STANDORT DES GEBÄUDES KOMMT ES AN<br />
Aufteilung der Adressen in drei Starkregen-Gefährdungsklassen (SGK)<br />
ANZAHL DER ADRESSEN: 22,1 MIO.<br />
SDK 1 – GERINGE GEFÄHRDUNG 22,5 %<br />
5 Mio. Adressen<br />
Gebäude liegt auf einer Kuppe oder<br />
am oberen Bereich eines Hangs<br />
SGK 2 – MITTLERE GEFÄHRDUNG 65,7 %<br />
14,5 Mio. Adressen<br />
Gebäude liegt in der Ebene oder im unteren/mittleren<br />
Bereich eines Hangs, aber nicht in der Nähe eines Bachs<br />
SDK 3 – HOHE GEFÄHRDUNG 11,8 %<br />
2,6 Mio. Adressen<br />
Gebäude liegt im Tal oder in der Nähe eines Bachs<br />
den „Naturgefahren-Check“ können<br />
Immobilienbesitzer und Mieter erfahren,<br />
welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit<br />
in ihrem Wohnort verursacht haben.<br />
Details zur Gefährdung durch Flusshochwasser<br />
liefert darüber hinaus der<br />
„Hochwasser-Check“. Außerdem wurde<br />
das Zonierungssystem für Überschwemmungsrisiko<br />
(ZÜRS) durch die Entwicklung<br />
von Starkregen-Gefährdungsklassen<br />
(SGK) erweitert, wodurch der tatsächliche<br />
Standort einer Immobilie zukünftig stärker<br />
berücksichtigt wird. So können nahegelegene<br />
Gebäude völlig unterschiedlich<br />
eingestuft werden, wenn sie beispielweise<br />
auf einer Kuppe oder am Oberhang liegen<br />
(SGK 1), am Mittel- oder Unterhang und<br />
nicht in der Umgebung eines Sees (SGK 2)<br />
oder in einem Tal oder nahe eines Bachs<br />
(SGK 3). Dann trennen die drei Gebäude<br />
vielleicht nur ein paar Meter Luftlinie – in<br />
der Versicherungsprämie und der Frage der<br />
Versicherbarkeit unterliegen sie aber völlig<br />
unterschiedlichen Parametern. Auch hier<br />
baut eine umfassende Beratung Verständnis<br />
für die persönliche Risikobewertung auf.<br />
Spannend wird sein, wie sich die verfeinerte<br />
Bewertung in den Tarifkalkulationen niederschlägt.<br />
Die Versicherer sitzen jedenfalls<br />
eifrig dran. „Wir wollen die neue Starkregenzonierung<br />
bereits in unserem anstehenden<br />
Produkt-Relaunch berücksichtigen<br />
und prüfen derzeit, wie wir das umsetzen<br />
können“, so Schumacher von Domcura.<br />
LÖSUNG NUMMER EINS:<br />
BAUSTEINE STATT BAUKASTEN?<br />
Apropos „passgenauerer“ Schutz. Wird<br />
die Abschlussbereitschaft zu einer Elementarversicherung<br />
vielleicht auch durch<br />
ihre pauschale Ausgestaltung gehemmt?<br />
Immerhin sind Gefahren wie Erdbeben<br />
und Vulkanausbrüche in Deutschland fast<br />
gänzlich auszuschließen, die Gefahr von<br />
Lawinen beschränkt sich auf Gebirgsregionen,<br />
und Erdsenkungen sind jetzt auch<br />
kein Massenphänomen. Das heißt, beim<br />
Elementarschutz reden wir überwiegend<br />
»Wir wollen die neue<br />
Starkregenzonierung<br />
bereits in unserem<br />
anstehenden<br />
Produkt-Relaunch<br />
berücksichtigen.«<br />
UWE SCHUMACHER, DOMCURA<br />
Quelle: GDV <strong>2021</strong><br />
über das nasse Element – warum also die<br />
Elementarkatze im Sack kaufen? Wäre es<br />
nicht passgenauer, wenn man die Naturgefahren<br />
einzeln zum Hausrat- und Wohngebäudeschutz<br />
hinzubuchen könnte? Kunden<br />
in Garmisch-Partenkirchen erhielten so nur<br />
einen Elementarschutz gegen Lawinenschäden<br />
und der Hamburger einen Schutz gegen<br />
Hochwasser, statt allen das gesamte Paket<br />
schmackhaft machen zu müssen, obwohl<br />
davon nur ein bis zwei Gefahren tatsächlich<br />
für sie relevant sind. Und vor allem:<br />
Wäre das für den Kunden nicht günstiger<br />
und entsprechend attraktiver?<br />
Nein, sagen Experten. „Wenn man mehrere<br />
Risiken im Kollektiv zusammen versichert,<br />
können diese sich besser gegenseitig<br />
ausgleichen, als wenn sie einzeln versichert<br />
wären“, erläutert Peter Schramm, Diplom-<br />
Mathematiker, Sachverständiger für Versicherungsmathematik<br />
und Mitglied der<br />
Deutschen Aktuarvereinigung (DAV).<br />
Heißt: Entgegen der Annahme vieler Kunden<br />
wären die Prämien sogar teurer, wenn<br />
man sie in Form von Einzelrisiken kalkulieren<br />
müsste. „Zweifelsfrei ist die Gefahr<br />
durch Starkregen in Deutschland wesentlich<br />
größer als durch Vulkane oder Erdbeben.<br />
Allerdings ist dieser Umstand bereits in<br />
der Risikokalkulation des Elementarschutzes<br />
berücksichtigt. Es würde dem Kunden<br />
also kaum eine Ersparnis bringen, wenn er<br />
theoretisch die Absicherung von Erdbeben<br />
oder Vulkane ausklammern würde“, erklärt<br />
Schumacher.<br />
Ohnehin hängt die Höhe der Prämien<br />
von der tatsächlichen Gefährdung des<br />
Standorts ab. „Die Gefahren werden risikobasiert<br />
kalkuliert: Wer gering gefährdet<br />
ist, zahlt auch wenig“, führt Oliver Hauner,<br />
Leiter für Sach- und Technische Versicherung,<br />
Schadenverhütung und Statistik beim<br />
GDV, aus. „Sonst würden Plattformen wie<br />
Finanztest nicht zu dem Schluss kommen,<br />
dass für über 90 Prozent der Gebäude eine<br />
Elementardeckung für weniger als 100<br />
Euro im Jahr erhältlich ist.“<br />
Auch die Bayerische bestätigt: „Aus kalkulatorischer<br />
Sicht ist ein modulares Angebot<br />
nicht interessanter. Ist ein Risiko nicht<br />
relevant, so ist dies auch prämienmäßig<br />
verschwindend gering zu bepreisen“, meint<br />
Andreas Buhre, Leiter Underwriting &<br />
Portfoliomanagement bei der Bayerischen.<br />
LÖSUNG NUMMER ZWEI:<br />
AUTOMATISCH INKLUSIVE?<br />
Die Anpassung der Policen in Einzelbausteine<br />
ist somit aus Sicht der Versicherungsund<br />
Vermittlungsbranche keine Option.<br />
Was Beratern dagegen die Arbeit um einiges<br />
erleichtern könnte: eine Wohngebäudeversicherung,<br />
in der Elementarschäden automatisch<br />
mitversichert sind. Dann würde<br />
sich die Frage nach dem Zusatzbaustein<br />
der Elementarversicherung für den Kunden<br />
gar nicht erst stellen. Das hat es bereits gegeben:<br />
Die Allianz hatte nach der Wende<br />
450.000 Wohngebäudeversicherungen der<br />
Deutschen Versicherungs-AG übernommen,<br />
in denen eine automatische Absiche-<br />
24 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Elementarversicherungen TITEL<br />
800<br />
780<br />
768,0<br />
760<br />
740<br />
720<br />
700<br />
REGENMASSEN NEHMEN ZU<br />
Niederschlagsmenge in Deutschland, jeweils für langjähriges Mittel<br />
Mittel 1881-2020: 770,3<br />
1921-1950 1931-1960 1941-1970 1951-1980 1961-1990 1971-2000 1981-2010 1991-2020<br />
791,5<br />
rung unter anderem gegen Hochwasser im<br />
Vertrag inklusive war. Mehr als die Hälfte<br />
dieser Verträge mit „DDR-Klauseln“ läuft<br />
laut Angaben des Versicherers noch immer.<br />
Bei Neuverträgen bietet allerdings auch die<br />
Allianz Naturgefahren nur noch als Zusatzbaustein<br />
an.<br />
Der Grund, warum Versicherer den<br />
Naturgefahrenschutz heute nicht mehr<br />
automatisch inkludieren, liegt für Aktuar<br />
Schramm auf der Hand: „Wenn ein Versicherer<br />
Elementarschäden automatisch einschließt,<br />
verteuert sich die Prämie. Wenn<br />
Kunden, die lieber auf Elementar verzichten<br />
und ihre Wohngebäudeversicherung woanders<br />
günstiger bekommen, dann kündigen,<br />
verteuert sie sich für die verbliebenen Kunden<br />
noch weiter.“ Es wäre also ein Wettbewerbsnachteil<br />
für den einzelnen Versicherer<br />
und würde nur funktionieren, wenn sich<br />
alle gemeinsam darauf einigen würden. Davon<br />
ist jedoch nicht auszugehen.<br />
y-Achse: Angaben in Millimeter<br />
Quelle: Deutscher Wetterdienst, GDV<br />
Fortsetzung auf Seite 27<br />
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Häger Basis 2.0 60,40 € 108,72 € 80,0 % 10 %, min. 500 €, max. 1.500 €<br />
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GEV Protect Kompakt 61,53 € 320,71 € 421,2 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />
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235,61 € 974,19 € 313,5 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />
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Hausrat-Muster: BAK 1, 160 qm Wohnfläche, 50 qm Gesamtkeller, Tarifgruppe: normal, Vorversicherung min. 5<br />
Jahre, Verzicht auf grobe Fahrlässigkeit, Neuwertentschädigung, Hotelkosten bei Unbewohnbarkeit, Reparaturkosten<br />
für gemieteten Wohnraum, Umzugskosten bei Unbewohnbarkeit, Wertsachen min. 15.000 €, Ü-Schäden<br />
min. 20 % der VS, VS: 104.000 €, keine SB, LZ 1 Jahr, jährliche Zahlweise<br />
WGV-Muster: Baujahr 1970, BAK 1, 140 qm Wohnfläche, 50 qm Gesamtkeller, versicherte Gefahren: Feuer, Leitungswasser, Sturm/Hagel,<br />
Tarifgruppe: normal, Vorversicherung min. 5 Jahre, keine Vorschäden, Leistungspaket: Komfort, Wert 1914: 21.300 M, keine SB, Laufzeit 1<br />
Jahr, jährliche Zahlweise. ÜS = Überschwemmung, RS = Rückstauschäden, EB = Erdbeben<br />
1<br />
Einstufung durch Hochwasser-Check des GDV_konkrete Adresse aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht. 2 Erstrisikosumme max. 4.000 €.<br />
3<br />
Nettotarif – berechnet mit 25 % Abschlusscourtage. 4 VS: 97.500 €. 5 Separate Risikoanfrage beim Versicherer notwendig. Quelle: softfair-Sachmodul für <strong>procontra</strong>_Stand 09/<strong>2021</strong><br />
26 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Elementarversicherungen TITEL<br />
Fortsetzung von Seite 25<br />
»Bei Altpolicen ist der<br />
Elementarschutz oft<br />
nur mittels Vertragsumstellung<br />
und Mehrprämie<br />
möglich.«<br />
ANDREAS BUHRE, DIE BAYERISCHE<br />
sehr gering:<br />
30<br />
KAUM ANGST VOR EINER ÜBERSCHWEMMUNG<br />
Wie groß schätzen Sie die Gefahr einer Überschwemmung ein?<br />
sehr groß:<br />
6<br />
gering: 43<br />
groß: 21<br />
Repräsentative infas-quo-Umfrage, 1.000 Befragte, 2020, Angaben in %<br />
LÖSUNG NUMMER DREI:<br />
ELEMENTAR SEPARAT VERSICHERN?<br />
Die erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema<br />
nutzte jüngst die Bayerische. Keine vier<br />
Wochen nach „Bernd“ präsentierte man<br />
gemeinsam mit Tochterunternehmen asspario<br />
die „Elementar solo“ als eigenständige<br />
Versicherung. Also nicht wie üblich als Appendix<br />
zu einer Wohngebäude- oder Hausratversicherung,<br />
sondern ganz selbstständig<br />
abschließbar. Für einige wirkte dieses<br />
Angebot etwas unglücklich gegenüber den<br />
vielen Nichtversicherten, so kurz nach der<br />
Katastrophe mit einer „einfachen“ Lösung<br />
zu winken. Die Bezeichnung „Marketing-<br />
Gag“ ließ auch nicht lange auf sich warten.<br />
Doch das lassen die Münchener nicht<br />
gelten. „Gerade bei älteren Verträgen ist<br />
der Einschluss der Elementarschadensabsicherung<br />
oft mit einer Umstellung auf den<br />
aktuellen Tarif des jeweiligen Anbieters und<br />
damit einhergehend auch mit einer erheblichen<br />
Mehrprämie verbunden. Für solche<br />
Kunden kann die separate Absicherung die<br />
günstigste Lösung darstellen“, beschreibt<br />
Buhre die Zielgruppe. Es ist durchaus<br />
denkbar, dass der Hemmschuh einer hohen<br />
Prämie mit einer flexiblen Soloabsicherung<br />
künftig weniger drückt. „Ebenso kann es<br />
eine Alternative in bestimmten Regionen<br />
sein, wo der Wohngebäudeversicherer gar<br />
keinen Zusatzbaustein Elementar anbietet“,<br />
ergänzt Madeleine Schüller, Beraterin<br />
beim Finanz- und Versicherungsmakler<br />
Schüller & Cie. in Erftstadt.<br />
Ein Problem bei der Zuständigkeit im<br />
Schadensfall sieht Buhre bei zwei unterschiedlichen<br />
Versicherern, zum Beispiel für<br />
den Wohngebäude- und Elementarschutz,<br />
nicht. „Welches Ereignis konkret den Schaden<br />
ausgelöst hat, lässt sich klar identifizieren.<br />
Eine Überschwemmung ist vom Sturmereignis<br />
aufgrund der meteorologischen<br />
Aussagen deutlich zu unterscheiden. Alle<br />
anderen versicherten Gefahren sind sowieso<br />
von der Überschwemmung/Starkregen<br />
zu trennen.“ Leuchtet ein, treten jedoch<br />
Sturm und Starkregen zusammen auf, lässt<br />
sich der Schadensauslöser mitunter nicht<br />
mehr so klar differenzieren.<br />
PRÄMIENNIVEAU AUFZEIGEN UND RELATIVIEREN<br />
Was das Vermitteln von Elementarversicherungen<br />
künftig zusätzlich erschweren<br />
könnte, sind steigende Prämien. Geht man<br />
von einer Zunahme der Wetterextreme aus,<br />
so wären höhere Prämien die logische Folge.<br />
Wie sich das auf die Tarife auswirkt, ist<br />
aber noch nicht in Stein gemeißelt, meint<br />
Aktuar Schramm. „Allgemein teurer wird<br />
die Elementarschadensversicherung nicht<br />
unbedingt – aber für hohe Risiken nun einmal<br />
sehr teuer, wenn es risikogerecht bleiben<br />
soll“, erklärt er.<br />
Für Makler Kirschweng steht indes fest,<br />
dass es zunächst auch ein Umdenken beim<br />
Kunden braucht: „Es ist immer wieder erstaunlich,<br />
dass Kunden ihr Handy und das<br />
uralte Auto voll absichern, aber nicht existenzielle<br />
Sachen wie das eigene Haus. Auch<br />
wird oft ein Selbstbehalt abgelehnt, obwohl<br />
die Gesamtschadenshöhe bei einem Hochwasser<br />
oder Erdrutsch sie ruinieren würde<br />
und der Selbstbehalt zudem den Jahresbeitrag<br />
für die Versicherung deutlich reduzieren<br />
würde.“<br />
Ein Aufschlag zur Hausrat oder Wohngebäude<br />
von 150 Euro pro Jahr für den<br />
Elementarschutz ist in Risikogebieten keine<br />
Seltenheit und dem Kunden oft schwer<br />
Jüngere schätzen das Risiko höher ein als Ältere<br />
bis 29 Jahre 13<br />
35<br />
30 bis 39 Jahre 6<br />
29<br />
40 bis 49 Jahre 6<br />
16<br />
50 bis 59 Jahre 5<br />
20<br />
60 Jahre + 3<br />
17<br />
zu vermitteln. Setzt man diesen Zuschlag,<br />
der über eine Haltedauer einer Immobilie<br />
von 50 Jahren eine Mehrprämie von 7.500<br />
Euro bedeuten würde, jedoch ins Verhältnis<br />
zum möglichen Totalschaden, so relativiert<br />
sich eigentlich jeder Aufschlag und nimmt<br />
dem Kunden das Gegenargument „zu teuer“.<br />
Neben den Anstrengungen auf Produktebene<br />
kann genau diese Beratung zum<br />
gewünschten Effekt einer erhöhten Abdeckung<br />
gegen Elementarrisiken führen. Das<br />
muss das Ziel sein. Denn fest steht, die<br />
nächste Naturkatastrophe wird kommen –<br />
hoffentlich sind dann mehr Menschen gegen<br />
die finanziellen Folgen abgesichert und<br />
funktionierende Frühwarnsysteme und ein<br />
verbesserter (Hochwasser-)Schutz bewahren<br />
sie vor Schlimmerem.<br />
PRO<br />
sehr groß<br />
groß<br />
MUSS ELEMENTARSCHUTZ NEU<br />
GEDACHT WERDEN?<br />
Abdeckungsquote<br />
liegt noch immer nur<br />
bei 46 Prozent<br />
Einige Gefahrenbausteine<br />
als relevantes<br />
Risiko schwer vermittelbar<br />
Prämienaufschlag<br />
kann und muss relativiert<br />
werden<br />
CONTRA<br />
Quelle: GDV<br />
Prämien bereits fair<br />
kalkuliert<br />
Inkludieren in WGV<br />
oder Hausrat wäre<br />
Wettbewerbsnachteil<br />
Pflichtversicherung<br />
würde Prämienniveau<br />
erhöhen und FInanzierungen<br />
gefährden<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
27
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DIE BÖRSENANGST GEHT ZURÜCK<br />
Deutsche setzen auf Aktieninvestments, haben aber wenig Ahnung.<br />
Foto: iStock / Guvendemir<br />
Immer mehr Deutsche besitzen Aktien oder Fonds: Bei einer Umfrage des Vergleichsportals<br />
Verivox gaben rund 47 Prozent der Teilnehmer an, dass sie derzeit Geld an der Börse investiert<br />
haben. Zu Beginn der Corona-Krise verfügten 30 Prozent über Aktieninvestments. Dabei<br />
fällt auf: Ein Großteil der Anleger geht mit falschen Erwartungen an das Investieren heran, nur<br />
30 Prozent schätzen ihre Renditechancen realistisch ein. 25 Prozent haben keine Vorstellung<br />
davon, wie viel Ertrag ein Aktieninvestment abwerfen kann. Auch von der DAX-Erweiterung<br />
von 30 auf 40 Unternehmen wussten nur wenige Befragte – drei Viertel kannten keines der<br />
zehn neuen DAX-Mitglieder. „Trotz des Börsenbooms verzichtet noch immer mehr als die Hälfte<br />
der Deutschen auf die Geldanlage an der Börse – wohl auch, weil viele das Verhältnis von<br />
Chancen und Risiken nicht realistisch einschätzen“, so Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier.<br />
FONDS-FRAUEN DRINGEND GESUCHT<br />
Experten fordern freiwillige Quoten in der<br />
Vermögensverwaltung.<br />
Immer noch schlagen viele Frauen eine Karriere im Asset-Management<br />
nur zögerlich ein. Nach einer Befragung unter elf Fondsanbietern<br />
sind aktuell 38 Prozent der Beschäftigen Frauen. Dabei liegt<br />
das Problem oft schon in der Stellenbesetzung: So waren 2020 nur<br />
26 Prozent aller Bewerber Frauen, und 45 Prozent der Unternehmen<br />
gaben an, dass den Bewerberinnen die Qualifikation gefehlt habe. Ein<br />
Hemmnis für viele Frauen ist die vermutete Unvereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie. Die Studienautoren fordern freiwillige Frauenquoten.<br />
Foto: iStock / Gorodenkoff<br />
GRÜNE BITCOINS FÜR EIN BESSERES KLIMA<br />
Brancheninitiative strebt nachhaltige Kryptowährungen an.<br />
Foto: iStock / Worayuth Kamonsuwan<br />
Kryptowährungen sollen klimaneutraler werden: Das hat sich die neu gegründete, aus<br />
privaten Unternehmen und Organisationen bestehende Initiative Crypto Climate Accord (CCA)<br />
auf die Fahnen geschrieben. Bis zur UN-Klimakonferenz im Jahr 2025 will sie nach einem<br />
Bericht des Portals „Payment & Banking“ dafür sorgen, dass sämtliche Blockchain-Anwendungen<br />
mithilfe erneuerbarer Energien betrieben werden. Außerdem plant die Inititiative eine<br />
eindeutigere Messung der tatsächlich verbrauchten Industrie-Emissionen. Woher die grüne<br />
Energie in vier Jahren stammen soll, ist derweil noch unklar. Möglich wäre es, dass Energie-<br />
Überkapazitäten aus Wind-, Solar- und Wasserkraftwerken ins Bitcoin-Mining fließen. Mit dem<br />
ökologischen Wandel will die CCA neue Zielgruppen für Kryptowährungen erschließen.<br />
30<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Investmentfonds BUSCHFUNK<br />
Robeco: »Next Digital Billion«-Strategie<br />
Robeco hat eine der weltweit ersten Strategien für<br />
Technologietrends in Schwellenländern aufgelegt: Die<br />
„Next Digital Billion“-Strategie investiert hauptsächlich in<br />
börsennotierte Internet- und Technologiefirmen, die in den<br />
Emerging Markets ansässig sind und hohe Wachstumsraten<br />
aufweisen.<br />
Foto: iStock / Alvarez<br />
Das Problem<br />
Altersvorsorge …<br />
MARTIN STENGER, Sales Director Business Development Insurance<br />
& Retirement bei Franklin Templeton Investments<br />
Goldman Sachs AM: Verstärkung im Vertrieb<br />
Seit 1. September verstärkt Jan Sicking das Vertriebsteam<br />
bei Goldman Sachs als Executive Director. Er unterstützt<br />
bei der Zusammenarbeit mit großen Fondsinvestoren, wie<br />
Dachfondsmanagern und Fondsselektoren. Sicking war<br />
zuvor mehr als sieben Jahre bei BlackRock tätig.<br />
Jupiter: ESG-Strategie für deutsche Anleger<br />
Jupiter Asset Management hat den Jupiter Global Sustainable<br />
Equities SICAV aufgelegt. Damit bringt der Investmentmanager<br />
die „Global Sustainable Equities“-Strategie<br />
nach Deutschland. Der Fonds zielt darauf ab, weltweit<br />
qualitativ hochwertige Unternehmen zu identifizieren, die<br />
den Übergang zu einer nachhaltigeren Welt maßgeblich<br />
vorantreiben.<br />
Alturis Capital: Firmengründung<br />
Andrej Brodnik (Foto) hat zusammen mit Björn Esser das Investmenthaus<br />
Alturis Capital gegründet. Brodnik war zuvor<br />
bei den Fondsgesellschaften Oddo BHF Asset Management,<br />
Jupiter Asset Management sowie bei BlackRock in<br />
führenden Vertriebspositionen tätig. Esser lenkte bis zum<br />
Sommer alternative Strategien bei Mainfirst. Um alternative<br />
Strategien soll es auch in der neuen Firma gehen.<br />
GAM: Neue Sustainable-Climate-Bond-Strategie<br />
GAM Investments bringt eine neue Sustainable-Climate-<br />
Bond-Strategie auf den Markt. Sie setzt auf grüne und<br />
nachhaltige Anleihen mit positiven Umweltauswirkungen,<br />
die von europäischen Finanzinstituten ausgegeben werden.<br />
Die Strategie hat ein durchschnittliches Rating von<br />
BBB+. Sie ist nach Artikel 9 SFDR klassifiziert.<br />
Carmignac: Neuer Fondsmanager<br />
Der unabhängige Vermögensverwalter Carmignac ernennt<br />
Abdelak Adjriou zum Fondsmanager des Carmignac<br />
Portfolio Global Bond. Adjriou kommt von American Century<br />
Investment und war unter anderem für HSBC Asset<br />
Management tätig. Er berichtet an Rose Ouahba, Head of<br />
Fixed Income und Fondsmanagerin bei Carmignac. Der<br />
globale Anleihefonds setzt weltweit Zins-, Anleihe- und<br />
Währungsstrategien um.<br />
Foto: iStock / Marianne Blais<br />
Foto: iStock / Goddard Photography<br />
Die bislang ausgebliebene Reform der staatlich geförderten<br />
privaten Altersvorsorge ist das Vermächtnis<br />
der alten Bundesregierung. Die Absenkung des<br />
Höchstrechnungszinses von 0,9 auf 0,25 Prozent<br />
infolge des anhaltenden Niedrigzinsdrucks bedeutet<br />
praktisch das Aus für geförderte Altersvorsorgeprodukte<br />
mit 100-prozentiger Beitragsgarantie.<br />
Viele Versicherer haben schon angekündigt, ab<br />
dem neuen Jahr keine entsprechenden Produkte<br />
mehr anbieten zu können. Damit droht vor allem<br />
Geringverdienern und Familien eine Versorgungslücke<br />
bei geförderten Altersvorsorgeverträgen. Die<br />
neue Koalition sollte daher zunächst eine sofortige<br />
und leicht umzusetzende Minimal-Reform in<br />
Gang setzen, um die Angebotslücke zu schließen.<br />
Dazu bedarf es einer Absenkung des gesetzlich<br />
verpflichteten Garantieniveaus von aktuell 100<br />
Prozent der gezahlten Beiträge auf 80 Prozent.<br />
Die Regierung wird dann die Aufgabe haben, den<br />
Bürgern klarzumachen, dass im Falle einer solchen<br />
Reform den Versicherten nicht etwa weniger<br />
Bezüge zur Verfügung stehen, sondern dass eher<br />
das Gegenteil der Fall sein wird: Die Versicherten<br />
werden eine Steigerung ihrer Bezüge erfahren, da<br />
es den Anbietern mit dieser Minimal-Reform möglich<br />
sein wird, renditeträchtigere Produkte bei einer<br />
gleichzeitigen Risikoabsicherung anzubieten. CDU<br />
und Grüne favorisierten zuletzt die Opt-out-Option<br />
bei der privaten Altersvorsorge. Dies sollte jedoch<br />
nicht bei den Personalabteilungen hängen bleiben,<br />
sondern es muss weiter finanzielle Anreize dafür<br />
geben. Paris-aligned OGAW-konforme Produkte<br />
werden für die Portfolio-Allokation zunehmend eine<br />
Rolle spielen. Hier sehen wir gute Chancen für ein<br />
aktienorientiertes Vorsorgemodell, das am ehesten<br />
in der Lage sein wird, solche neuartigen klimafreundlichen<br />
Produkte in das Vorsorgekonzept zu<br />
integrieren.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
31
INVESTMENTFONDS Investmenttalk Emerging Markets<br />
»In jedem Markt<br />
gibt es Probleme«<br />
Schwellenländer sind ein sehr vielschichtiges Anlagegebiet – in dem Mark Mobius als Investor<br />
seit Jahrzehnten zu Hause ist. Im Interview gibt er Einblicke, wie er bei der Risiko-Rendite-<br />
Einschätzung vorgeht, was er Finanzberatern rät und warum Investieren in Schwellenländern<br />
gar nicht so anders ist als in Industrieländern.<br />
– TEXT: HEIKE GORRES –<br />
32 Foto: Rory Mulvey
Investmenttalk Emerging Markets INVESTMENTFONDS<br />
<strong>procontra</strong>: Schwellenländer sind sehr differenziert<br />
und verändern sich rasch. Was<br />
sind für Sie die wichtigsten Punkte bei der<br />
Beobachtung von Emerging Markets, um<br />
den Überblick zu behalten?<br />
Mark Mobius: Einer der wichtigsten Punkte<br />
derzeit ist zu beobachten, was in China<br />
passiert. Denn die chinesische Regierung<br />
hat vor Kurzem bei den großen Internetfirmen<br />
im Land durchgegriffen, um sie<br />
stärker zu regulieren. (Die Marktregulierungsbehörde<br />
SAMR hat im August Regierungsvorschläge<br />
veröffentlicht, die auf eine<br />
deutlich stärkere Regulierung des Sektors<br />
abzielen, Anm. d. R.) Die Aktienkurse dieser<br />
Unternehmen sind daraufhin deutlich<br />
gesunken, was sich auf den Emerging-Markets-Index<br />
ausgewirkt hat. China hat in<br />
dem Index einen großen Anteil. Mit einem<br />
nachgebenden Emerging-Markets-Index<br />
entsteht eine verhaltene Marktstimmung<br />
gegenüber Schwellenländern insgesamt.<br />
Natürlich gibt es aber außer China viele<br />
andere Schwellenländer, die zudem recht<br />
gut unterwegs sind. Ein weiterer wichtiger<br />
aktueller Punkt sind die Spannungen zwischen<br />
den USA und China.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die wichtigsten<br />
Merkmale, die ein Schwellenland erfüllen<br />
muss, damit Sie dort in ein Unternehmen<br />
investieren?<br />
Mobius: Der wichtigste Punkt ist die Devi-<br />
MARK MOBIUS hat 2018 im<br />
Alter von 82 Jahren die<br />
Londoner Fondsgesellschaft<br />
Mobius Capital Partners<br />
mitgegründet, die auf Aktienanlagen<br />
in Schwellenländern<br />
und in „Frontier Markets“,<br />
also ganz jungen Marktplätzen,<br />
spezialisiert ist. Seinen<br />
weltweiten Ruf als Emerging-<br />
Markets-Guru hat sich Mobius<br />
in seiner langjährigen Zeit als<br />
Fondsmanager und zuletzt<br />
Executive Chairman der<br />
Templeton Emerging Markets<br />
Group bei der US-Vermögensverwaltung<br />
Franklin<br />
Templeton erworben.<br />
senkontrolle. Andernfalls könnten wir weder<br />
Geld in einen Markt hineingeben noch<br />
aus ihm herausbekommen. Das ist ein sehr<br />
wichtiger Teil im gesamten Investmentprozess<br />
in Schwellenländern. Ein weiterer zu<br />
beachtender Punkt sind politische Probleme<br />
oder ein schwieriges Umfeld. Wenn<br />
wir aber eine gute Firma finden, die fähig<br />
ist, in einem solchen Markt effektiv zu<br />
funktionieren, investieren wir auch. Dann<br />
können wir damit umgehen. Manchmal<br />
erscheint ein Land etwas unsicher, etwa<br />
Südafrika. In den USA zum Beispiel betonen<br />
viele Beobachter, dass es dort viele<br />
Probleme gebe. Zahlreiche Unternehmen<br />
dort funktionieren jedoch und verdienen<br />
Geld – sogar unter schwierigen Bedingungen.<br />
»Es ist keine Frage,<br />
dass das Management<br />
lügen und schummeln<br />
kann.«<br />
<strong>procontra</strong>: Ist es nicht schon einmal passiert,<br />
dass Sie dachten, ein Unternehmen<br />
entwickle sich in einem problematischen<br />
Umfeld gut, dann aber eine plötzliche politische<br />
Entscheidung oder Ähnliches kam<br />
und Sie doch nicht mehr investiert haben?<br />
Mobius: Es gibt Fälle, in denen Regierungen<br />
gravierende Änderungen in der<br />
Regulierung vornehmen. Ein Beispiel war<br />
vor Kurzem ebenfalls in China zu beobachten,<br />
als die Regierung entschieden hat,<br />
gegen das intensive Lernen nach der Schule<br />
vorzugehen. Unternehmen, die in diesem<br />
Bereich aktiv sind, sind davon natürlich<br />
getroffen worden. Wer dort investiert war,<br />
kann mit den sinkenden Aktienkursen<br />
nach dieser Änderung einiges an Kapital<br />
verlieren.<br />
<strong>procontra</strong>: Viele Aspekte spielen beim<br />
Erstellen eines Risiko-Rendite-Profils einer<br />
Investition hinein, noch dazu in einem<br />
sehr differenzierten und sich rasch verändernden<br />
Bereich wie Emerging Markets.<br />
Wie gehen Sie dies an, vor allem bei einem<br />
möglichen unberechenbaren politischen<br />
Einfluss auf Unternehmen in einigen<br />
Ländern und den niedrigen Zinsen, die den<br />
Aktienmarkt und andere Märkte antreiben<br />
und so verzerren?<br />
Mobius: Sie haben in jedem Markt Probleme,<br />
egal ob es ein sich entwickelnder<br />
Markt ist oder ein entwickelter Markt.<br />
Auch wenn es eine Aufsichtsbehörde gibt,<br />
können Sie Problemen nicht entkommen.<br />
Ein gutes Beispiel dafür in Deutschland<br />
ist Wirecard. Die Aufsicht hat die Firma<br />
noch verteidigt, als sie schon in großen<br />
Schwierigkeiten steckte. Unser Job als<br />
Manager ist zu versuchen, so etwas im<br />
eigenen Portfolio zu vermeiden. Wir gehen<br />
daher sehr tief in den Hintergrund und die<br />
Historie einer Firma und ihrer Manager.<br />
Aus diesem Grund limitieren wir auch die<br />
Anzahl der Firmen in unseren Portfolios.<br />
<strong>procontra</strong>: Ein bekannter US-amerikanischer<br />
Shortseller hat den größten Finanzplatz<br />
Deutschlands in einem Interview<br />
kurz nach dem Zusammenbruch von Wirecard<br />
als „Moskau am Main“ bezeichnet.<br />
Was meinen Sie zu dieser Einschätzung?<br />
Mobius: Diese Einschätzung teile ich nicht.<br />
Deutschland ist ein Rechtsstaat mit starken<br />
Institutionen und einem sehr gut funktionierenden<br />
Kapitalmarkt. Der Fall Wirecard<br />
war für mich niemals ein systemisches<br />
Problem oder gar ein Regelfall. Vor Kriminellen<br />
ist man nirgendwo ganz geschützt,<br />
und die kriminelle Energie in diesem Fall<br />
scheint extrem gewesen zu sein. Ein weiterer<br />
Grund dafür, sich an eine alte Regel<br />
zu halten: Man sollte schon genau darauf<br />
achten, wer die Menschen sind, denen man<br />
sein Geld anvertraut.<br />
<strong>procontra</strong>: Gibt es denn keinen markanten<br />
Unterschied zwischen Emerging Marktes<br />
und Industrieländern, den Sie nennen<br />
würden?<br />
Mobius: In Schwellenländern gibt es eine<br />
Tendenz zu mehr Volatilität an den Märkten.<br />
Volatilität kann einem helfen und<br />
natürlich auch schaden. Das Gute daran<br />
ist: Sie können oft Aktien sehr günstig<br />
bekommen, auch weil sie häufig nicht sehr<br />
bekannt sind. Das ist der Grund, warum<br />
wir nach mittelgroßen und kleinen Unternehmen<br />
in Emerging Markets Ausschau<br />
halten.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sind die konkreten Zahlen,<br />
auf die Sie vor allem achten?<br />
Mobius: Als Erstes achten wir auf den<br />
Verlauf des Ertragswachstums. Hat ein<br />
Unternehmen ein stetiges Ertragswachstum<br />
pro Aktie? Das Zweite ist die Bilanz. Ist<br />
das Unternehmen hoch verschuldet<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
33
INVESTMENTFONDS Investmenttalk Emerging Markets<br />
oder haben sie viel Cash? Ist die Bilanz<br />
insgesamt stark oder schwach? Das Dritte<br />
ist die Profitabilität. Wie ist die Kapitalrendite?<br />
Wie hoch ist die Gewinnspanne? Sie<br />
suchen natürlich nach Unternehmen mit<br />
hohen Gewinnspannen. Bezogen auf die<br />
reinen Zahlen sind das die Schlüsselwerte,<br />
auf die wir achten. Die Qualität und die<br />
Fähigkeit des Managements sind aber der<br />
allerwichtigste Punkt.<br />
<strong>procontra</strong>: Um die künftige Entwicklung<br />
einer Firma einzuschätzen, fokussieren Sie<br />
sich wegen der anhaltend niedrigen Zinsen<br />
auf die Kapitalrendite und nicht mehr auf<br />
das Kurs-Gewinn-Verhältnis pro Aktie.<br />
Das habe mit den niedrigen Zinsen seine<br />
Bedeutung verloren, sagen Sie. Wie bemessen<br />
Sie die künftige Kapitalrendite?<br />
Mobius: Zum Blick in die Zukunft gibt es<br />
ein Zitat: „Was vergangen ist, ist Prolog.“<br />
Sie müssen sich für den Blick nach vorn<br />
immer die Vergangenheit anschauen. Und<br />
Sie müssen sich hierbei auch die Branche<br />
anschauen, in der eine Firma aktiv ist. Ist<br />
es zum Beispiel eine Branche, die wächst?<br />
Sie können also nur betrachten, was die<br />
Vergangenheit gebracht hat, und versuchen,<br />
daraus bestmöglich abzuleiten, was<br />
zu erwarten ist. Das ist für jeden eine<br />
große Herausforderung. Niemand kennt<br />
die Zukunft, niemand kann Erträge akkurat<br />
voraussagen.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie versuchen also, aus den<br />
Daten der Vergangenheit Ertragszahlen in<br />
die Zukunft zu projizieren?<br />
Mobius: Das machen wir immer. Wir<br />
schauen immer, was die nächsten fünf Jahre<br />
für eine Firma bringen könnten. Wenn<br />
Erträge in den vergangenen fünf Jahren<br />
tendenziell gesunken sind, ist es kein gutes<br />
Zeichen. Wenn die Profitabilität gesunken<br />
ist, ist es ebenso kein gutes Zeichen. Und<br />
wenn die Bilanz schwach ist, ist das auch<br />
kein gutes Signal.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie investieren nach eigener<br />
Aussage nur in Unternehmen, die auf<br />
Umweltfaktoren, soziale Aspekte und eine<br />
gute Unternehmensführung achten und<br />
eine positive Firmenkultur pflegen. Sie<br />
nennen es ESG plus C. Dies kann jedoch<br />
ein großer Konfliktherd sein, etwa in der<br />
Frage, wie dies konkret umgesetzt werden<br />
soll und wer dabei die Entscheidungen<br />
trifft – das Unternehmen oder der Investor.<br />
Wie gehen Sie mit der Macht als Investor<br />
gerade bei kleineren Unternehmen um?<br />
Mobius: Wir fragen die Manager, ob sie mit<br />
»Volatilität kann<br />
einem helfen, aber<br />
auch schaden.«<br />
uns auf eine kooperative Weise zusammenarbeiten<br />
möchten, um sich zu verbessern.<br />
Wenn eine Firma so mit Ihnen zusammenarbeiten<br />
möchte, ist es viel einfacher, dies<br />
auch umzusetzen. Achten die Manager<br />
auf Umweltfaktoren? Schauen sie auf<br />
soziale Aspekte und den sozialen Einfluss<br />
der Firma? Sind sie gut in der Führung<br />
des Unternehmens? Achten sie auf ihre<br />
Aktionäre und geben sie alle Informationen<br />
an die Aktionäre weiter? Wir investieren<br />
nicht, wenn sich ein Unternehmen in<br />
diesen Bereichen nicht engagieren möchte<br />
und nicht demonstriert, dass es gewillt ist,<br />
das zu tun.<br />
<strong>procontra</strong>: Bei der Analyse von Unternehmen<br />
sei es am schwierigsten, das Management<br />
zu verstehen und einzuschätzen,<br />
meinen Sie. Jemand könne sich Bilanzen<br />
und alle Arten von Berichten ansehen, aber<br />
nur wenn er einen Einblick in das Management<br />
bekomme, könne er wirklich erfolgreich<br />
investieren. Ein anderer Fondsmanager<br />
sagte mir jedoch, dass Manager alles<br />
tun und sagen könnten, um bei Meetings<br />
einen guten Eindruck zu hinterlassen, und<br />
daher harte und nachprüfbare Zahlen über<br />
mehrere Jahre letztlich zuverlässiger seien.<br />
Ist das nicht ein überzeugendes Argument?<br />
Mobius: Es ist keine Frage, dass das Management<br />
lügen und schummeln kann. Der<br />
einzige Weg, dem zu begegnen, ist, sich<br />
den Hintergrund des Managements genau<br />
anzuschauen. Das Zweite ist, nachzuhören,<br />
was Konkurrenten über die Firma<br />
sagen. Oft hören Sie, dass sie ein Unternehmen<br />
sehr bewundern. Das ist natürlich<br />
ein gutes Zeichen. Wenn ein Konkurrent<br />
aber sagt, dass etwas nicht ganz in Ordnung<br />
zu sein scheint, müssen Sie anfangen,<br />
Fragen zu stellen. Es ist also sehr wichtig,<br />
nicht nur mit dem Management selbst zu<br />
reden, sondern auch mit anderen, die die<br />
Firma kennen. Ein wichtiger Hinweis ist<br />
außerdem, ob die Manager auf ESG plus<br />
C achten. Denn auch das gibt Ihnen einen<br />
ganz guten Eindruck vom Management,<br />
von dessen grundsätzlicher Einstellung und<br />
seinem Managementansatz. All diese Faktoren<br />
sollte man in Betracht ziehen, wenn<br />
man das Management untersucht.<br />
<strong>procontra</strong>: Die Sharpe Ratio, die Höhe der<br />
risikobereinigten Rendite einer Anlage,<br />
liegt beim Mobius Emerging Markets<br />
Fund für das laufende Jahr bis Ende Juli<br />
<strong>2021</strong> bei drei Punkten. Seit Auflage des<br />
Fonds im November 2018 liegt sie jedoch<br />
bei niedrigen 0,7 Punkten. Das Risiko<br />
ausgedrückt in Volatilität ist damit etwas<br />
höher als die Rendite, die der Fonds mit<br />
diesem Risikograd erzielt hat. Was sind die<br />
Ursachen hierfür?<br />
Mobius: Wir haben die Strategie ja erst<br />
Ende 2018 begonnen und mussten zunächst<br />
einmal etwas Geduld haben, bevor<br />
wir Zugang zu allen Märkten hatten. Die<br />
ersten 18 Monate würde ich als Aufbauphase<br />
charakterisieren, was man nicht<br />
unterschätzen darf. Außerdem verfolgen<br />
wir eine langfristige und recht konzentrierte<br />
Strategie, was beinhaltet, dass wir<br />
in unentdeckte und eher kleinere Firmen<br />
investieren. Auch hier braucht es Geduld<br />
und einen längerfristigen Blick. Jetzt nach<br />
drei Jahren sehen wir, wie „unsere“ Firmen<br />
Fortschritte gerade auch in Hinblick<br />
auf ESG machen. Ende vergangenen Jahres<br />
etwa sind drei dieser Firmen in den Dow<br />
Jones Sustainability Emerging Markets<br />
Index aufgenommen worden. Alles in<br />
allem hat die Auswahl der Titel sehr solide<br />
Resultate erzielt; die Gesamtperformance<br />
des Portfolios ist mit die beste in der Vergleichsgruppe.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können Finanzberater<br />
und auch Privatanleger als deren Kunden<br />
am besten einen verlässlichen Überblick<br />
bekommen über Emerging Markets? Wie<br />
können Sie die Informationen prüfen?<br />
Mobius: Lernen Sie, soviel Sie können, über<br />
die einzelnen Länder. Das erfordert natürlich<br />
auch, nicht alles unkritisch für gegeben<br />
zu nehmen, was Sie lesen. Zeitungen<br />
zum Beispiel tendieren häufig zu Übertreibungen.<br />
Lernen Sie außerdem so viel wie<br />
möglich über die einzelnen Unternehmen.<br />
Sie können sich außerdem anschauen, wo<br />
zum Beispiel deutsche Firmen investieren.<br />
Wo investiert Volkswagen, wo investiert<br />
Daimler? Viele Unternehmen aus Industrieländern<br />
sind in Emerging Markets<br />
vertreten, weil sie dort enormes Wachstum<br />
sehen.<br />
34 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
INVESTMENTFONDS Wasserstoff<br />
WASSERSTOFF MARSCH<br />
Gelobt und tief gefallen: Für Wasserstoff-Unternehmen ging es in den vergangenen<br />
Monaten turbulent an den Märkten zu. Vorübergehende Durststrecke oder<br />
ist ein Ende des Hypes in Sicht?<br />
– TEXT: LILIAN FIALA –<br />
Naturkatastrophen, Extremwetter, Artensterben<br />
– der Klimawandel macht sich<br />
auf der ganzen Welt immer deutlicher bemerkbar.<br />
Lösungen müssen her, und zwar<br />
schnell. Als Hoffnungsträger gilt der sogenannte<br />
grüne Wasserstoff. Damit ist Wasserstoff<br />
gemeint, der aus Wasser durch<br />
Wasserspaltung mit Elektrolyseuren aus<br />
erneuerbaren Energien gewonnen wird.<br />
Bis zum Jahr 2<strong>05</strong>0 könnten 24 Prozent der<br />
weltweiten Energienachfrage mit sauberem<br />
Wasserstoff gedeckt werden, die Wasserstoffwirtschaft<br />
könnte zudem laut Schät-<br />
zungen der Bank of America ein Umsatzvolumen<br />
von 2,5 Billionen US-Dollar und<br />
ein Infrastrukturpotenzial von elf Billionen<br />
US-Dollar erreichen.<br />
HYPE (VORERST) BEENDET<br />
Das grüne Versprechen hat lange Zeit für<br />
eine beeindruckende Entwicklung der entsprechenden<br />
Unternehmen an der Börse<br />
gesorgt. Doch damit ist seit diesem Frühjahr<br />
Schluss. Paradebeispiel: Weltmarktführer<br />
Ballard-Power. Das Unternehmen<br />
enttäuschte Anleger zuletzt mit den Quar-<br />
talszahlen für das erste Jahresviertel. Dem<br />
Unternehmen mangelt es nicht nur an Gewinnen,<br />
sondern auch an Umsatz. Ballard<br />
Power kann Investitionen in die eigene<br />
Technologie nur mithilfe externer Investoren<br />
finanzieren. Dementsprechend niedrig<br />
notiert das Unternehmen am Markt.<br />
Zeitweise fielen die Kurse um 35 Prozent.<br />
Auch andere wichtige Player, wie Nel<br />
ASA oder Fuelcell Energy, verzeichneten<br />
Verluste. Ebenso tendieren die bisher rar<br />
gesäten Wasserstoff-Fonds derzeit nach<br />
unten, beispielsweise der L&G Hydrogen<br />
36 Illustration: Roman Kulon
Wasserstoff INVESTMENTFONDS<br />
»Grüner Wasserstoff<br />
könnte als alternative<br />
Energiequelle in<br />
einer Vielzahl von<br />
Industrien dienen.«<br />
AANAND VENKATRAMANAN,<br />
LEGAL & GENERAL INVESTMENT MANAGEMENT<br />
Economy ETF, der Van Eck Vectors Hydrogen<br />
Economy ETF und der GG Wasserstoff<br />
R Fonds. Da das Anlegerinteresse an<br />
nachhaltigen Geldanlagen und somit auch<br />
an Wasserstoff wächst, stehen Berater nun<br />
vor der Frage: Ist der Trend fürs Erste begraben,<br />
oder legen die Wasserstoff-Titel nur<br />
eine Pause ein?<br />
Schuld an der jüngsten Preisentwicklung<br />
sind laut Aanand Venkatramanan, Leiter<br />
ETF-Investmentstrategien bei Legal &<br />
General Investment Management (LGIM),<br />
vier Faktoren: zum einen die Schwäche<br />
im breiteren Energiesektor zu Beginn des<br />
Jahres, zum anderen pandemiebedingte<br />
Einschränkungen bei den Investitionsausgaben<br />
von Unternehmen. „Hinzu kommen<br />
langsamer als erwartet Ankündigungen von<br />
politischer Unterstützung für grünen Wasserstoff<br />
aufgrund von Covid-19. Ebenso<br />
wie geringere Kohlenstoff-Strafzahlungen<br />
für Industrien mit hohem Kohlenstoff-Fußabdruck,<br />
was den Unternehmen den Anreiz<br />
nimmt, von schmutzigen Brennstoffen<br />
wegzukommen“, erklärt Venkatramanan.<br />
Mit der bevorstehenden politischen Unterstützung<br />
in vielen Ländern der Welt und<br />
den weiter sinkenden Produktionskosten<br />
erwartet er jedoch eine größere Akzeptanz<br />
von grünem Wasserstoff. Beschleunigen<br />
könnten das seiner Ansicht nach höhere<br />
Kohlenstoff-Strafzahlungen für Industrien<br />
mit hohem CO 2<br />
-Fußabdruck.<br />
LANGFRISTIGE UMSTELLUNG AUF WASSERSTOFF<br />
Auch Robert Zeuthen, Fondsmanager des<br />
BNY Mobility Innovation Funds bei Mellon,<br />
ist überzeugt davon, dass der Trend<br />
noch lange nicht zum Halten kommt: „Die<br />
Wasserstoffwirtschaft befindet sich noch<br />
in einem frühen Stadium der Entwicklung.<br />
Dementsprechend ist ein langfristiger Anlagehorizont<br />
bei Investitionen in Wasserstoff<br />
unerlässlich“, erklärt er. Die Umstellung<br />
auf Wasserstoff werde sich in den nächsten<br />
Jahrzehnten vollziehen, da Investitionen in<br />
die Energieinfrastruktur naturgemäß in die<br />
Länge gezogen würden. „Wir gehen davon<br />
aus, dass die grundlegenden Fortschritte in<br />
der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts und<br />
darüber hinaus greifbarer werden, wenn<br />
sich die politischen Maßnahmen und Investitionen<br />
aus Europa, China, Japan und<br />
Korea deutlicher bemerkbar machen“,<br />
sagt Zeuthen. Gleichzeitig sieht er in der<br />
kürzlich vorgeschlagenen EU-Klimagesetzgebung<br />
einen weiteren Beweis dafür, dass<br />
nachhaltige Lösungen wie Wasserstoff eine<br />
wichtige Rolle bei der Mobilitätsinnovation<br />
spielen und der Weltwirtschaft helfen<br />
können, sich auf eine grünere Zukunft einzustellen.<br />
Doch auf welche Titel sollten Berater<br />
nun setzen, wenn ihre Kunden langfristig<br />
von dem Trend profitieren sollen? „Grüner<br />
Wasserstoff könnte als Einsatzstoff<br />
oder als alternative Energiequelle in einer<br />
Vielzahl von Industrien dienen“, erklärt<br />
Aanand Venkatramanan. Dazu gehören<br />
etwa Düngemittelhersteller oder Stahlproduzenten<br />
bis hin zu Mobilitätsanbietern.<br />
„Daher ist es wichtig, ein diversifiziertes<br />
Engagement in Unternehmen aufzubauen,<br />
die von diesen breiten Wachstumstreibern<br />
profitieren werden, während es gleichzeitig<br />
noch wichtiger ist, ein Engagement in den<br />
technologischen Enablern und Innovatoren<br />
zu suchen.“ Hierzu zählen etwa Hersteller<br />
von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und<br />
anderen kritischen Komponenten.<br />
Fest steht: Geduld ist gefragt, und eine<br />
gewisse Risikobereitschaft. Bei den Unter-<br />
WASSERSTOFF-INVESTMENTS<br />
Reine Wasserstoff-Fonds gibt es kaum. Doch einige Anbieter decken in ihren Produkten<br />
bereits die wichtigsten Unternehmen des Segments ab.<br />
FONDS/ETF ISIN AUFLAGE-<br />
DATUM<br />
nehmen zählt neben dem Geschäftsmodell<br />
vor allem das Zukunftspotenzial. Umsatzstark<br />
ist keines der Unternehmen, mit Ausnahme<br />
von Air Liquide und Linde Praxair.<br />
Die Spezialisten beliefern Unternehmen in<br />
aller Welt mit Sauerstoff, Wasserstoff und<br />
anderen Gasen. Analysten empfehlen beide<br />
Titel derzeit mehrheitlich zum Kauf; Investoren<br />
haben hier den Vorteil, dass die Konzerne<br />
relativ breit aufgestellt und bereits<br />
global etabliert und vernetzt sind. Nichtdestotrotz<br />
bleiben Hersteller von Elektrolyseuren<br />
wie Ballard Power, Nel ASA und<br />
Powercell fürs erste relevante Player in der<br />
Wasserstoff- Industrie. Welches Unternehmen<br />
sich langfristig am Markt durchsetzen,<br />
lässt sich kaum vorhersagen – und es<br />
wird wohl auch noch einige Jahre dauern,<br />
bis sich ein klares Bild abzeichnet. Berater<br />
legen ihren Kunden daher am besten eine<br />
Mischkalkulation ans Herz. <br />
PRO<br />
LFD. JAHR<br />
INVESTMENT IN<br />
WASSERSTOFF-AKTIEN?<br />
Wichtiger Treiber<br />
für klimaneutrale<br />
Wirtschaft<br />
Regierungen fördern<br />
Wasserstoff-Technologien<br />
Noch viel Wachstumspotenzial<br />
vorhanden<br />
VOLUMEN<br />
in Mio. €<br />
CONTRA<br />
GEBÜHR<br />
(in Prozent p. a.)<br />
DNB Fund – Renewable Energy Retail A LU0302296149 8/2007 12,31 292,3 1,57<br />
GG Wasserstoff R Fonds DE000A2QDR59 12/2020 -9,83 * 68,7 2,34<br />
L&G Hydrogen Economy ETF IE00BMYDM794 2/<strong>2021</strong> -24,22 * 387,6 0,49<br />
Van Eck Vectors Hydrogen Economy ETF IE00BMDH1538 3/<strong>2021</strong> -8,84 * 46,5 0,55<br />
*<br />
Performance seit Auflage in % Quellen: Morningstar, comdirect, finanzen.net; * Stand 7/<strong>2021</strong><br />
Noch verzeichnen<br />
kaum Unternehmen<br />
soliden Umsatz<br />
Schwer absehbar,<br />
welche Player sich<br />
durchsetzen<br />
Viel Geduld nötig, da<br />
langer Anlagehorizont<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
37
INVESTMENTFONDS Unternehmensanleihen<br />
CORPORATES<br />
MIT CORONA-EFFEKT?!<br />
Corporate Bonds punkten im Anleihenmarkt mit höheren Kupons und werden in Zeiten<br />
niedriger Zinsen von Investoren bevorzugt. Die einschränkende Corona-Politik setzt vielen<br />
Firmen zu, sodass neue Risiken bei Unternehmensanleihen entstehen.<br />
– TEXT: HEIKE GORRES –<br />
Anleihen von Unternehmen können für<br />
Anleger, die das Risiko von Aktien scheuen,<br />
aber in Zeiten niedriger oder negativer<br />
Leitzinsen in Industriestaaten eine Chance<br />
auf etwas Rendite wahren wollen, eine willkommene<br />
Alternative sein. Seit Jahren verzeichnen<br />
Corporate Bonds eine hohe Nachfrage.<br />
Dem Bundesverband Investment und<br />
Asset Management (BVI) zufolge lag der<br />
Anteil dieser Papiere im Wertpapiervermö-<br />
Renditechancen wahrnehmen und die Vorgaben<br />
an eine sichere Anlagepolitik erfüllen<br />
zu können.<br />
Ein völlig neuer Faktor wirkt sich allerdings<br />
auch im Segment der Firmenanleihen<br />
aus: die massiv einschränkenden Maßnahmen<br />
zahlreicher Länder im Versuch,<br />
die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus<br />
einzudämmen. Zahlreiche Anleihen von<br />
Unternehmen, die davon schwer getrofgen<br />
offener Spezialfonds im vergangenen<br />
Jahr bei 26 Prozent.<br />
Nur Investmentfonds verzeichneten<br />
ebenfalls einen Anteil in dieser Höhe. 2015<br />
machten Unternehmensanleihen mit 27<br />
Prozent sogar den größten Anteil dieses<br />
Vermögens aus, Investmentfonds folgten<br />
mit 22 Prozent. Vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen<br />
und Versicherungsgesellschaften<br />
investieren in „Corporates“, um<br />
38 Illustration: Roman Kulon
Unternehmensanleihen INVESTMENTFONDS<br />
CORPORATE-BOND-FONDS MIT GEBREMSTEM RISIKO<br />
Top-Fonds aus Firmenanleihen weltweit im Schwerpunkt mit guter Bonität, abgesichert zum Euro<br />
NAME<br />
ISIN<br />
VOLUMEN<br />
IN MIO. EURO<br />
RENDITE<br />
1 JAHR<br />
RENDITE<br />
3 JAHRE (P. A.)<br />
RENDITE<br />
5 JAHRE (P. A.)<br />
LAUFENDE KOSTEN<br />
(P. A.)<br />
Fisch Bond Global Corporates Fund AE LU1461846427 546,1 2,6 5,2 2,9 1,41<br />
BNY Mellon Global Credit H EUR Acc Hdg IE00BYZW4W89 465,2 1,6 5,4 2,6 1,13<br />
Aegon Investment Grade Global Bond A Inc EUR Hdged IE00B2495Z65 285,1 1,1 4,9 2,5 1,34<br />
Swisscanto (LU) BF Responsible Global Crp ATH EUR LU0494188096 330,5 0,9 4,4 2,4 1,11<br />
Robeco QI Global Multi-Factor Credits FH EUR LU1235145304 1.234,2 1,9 4,7 2,3 0,46<br />
Schroder ISF Global Corporate Bond EUR Hdg A Acc LU0201324851 533,6 1,4 4,7 2,3 1,08<br />
Rendite-Angaben in %<br />
Quelle: Scope Analysis, Stand: 31.07.<strong>2021</strong>, sortiert nach Rendite 5 Jahre (p. a. = pro Jahr)<br />
fen wurden, haben Herabstufungen ihrer<br />
Kreditqualität erlebt. Viele Investment-<br />
Grade-Bonds rutschten in den Bereich High<br />
Yield – und dort wiederum stieg die Zahl<br />
der Ausfälle. Die Ratingagentur Assekurata<br />
rechnet in ihrem aktuellen Marktausblick<br />
zur Lebensversicherung weiterhin mit<br />
einem steigenden Risiko im Bereich der Unternehmensanleihen.<br />
»Unter den großen<br />
Anleiheemittenten<br />
dürften einige<br />
Fluggesellschaften<br />
noch ›hart<br />
arbeiten müssen‹.«<br />
MAURIZIO PEDRINI, SWISSCANTO INVEST<br />
FIRMENTITEL RUTSCHTEN 2020<br />
REIHENWEISE AB<br />
Einen Einblick in die Risikoeinschätzung in<br />
diesem Segment geben auch Manager von<br />
Corporate-Bond-Fonds. „Die USA haben<br />
2020 im High-Yield-Bereich die meisten<br />
Ausfälle verzeichnet“, erläutert Maria<br />
Stäheli, Senior Portfolio Manager beim<br />
Schweizer Vermögensverwalter Fisch Asset<br />
Management (siehe auch Kurzinterview).<br />
„Besonders betroffen war der Energiesektor.<br />
Die Maßnahmen haben für deutlich<br />
weniger Nachfrage gesorgt, etwa nach Öl“,<br />
sagt Stäheli.<br />
Inzwischen habe sich die Lage aber<br />
deutlich entspannt und vieles deute zum<br />
Stand August darauf hin, dass sich dies in<br />
den kommenden Monaten fortsetzt. „Ob<br />
es tatsächlich so eintrifft, kann allerdings<br />
niemand sagen“, mahnt die Fondsmanagerin.<br />
Denn niemand wisse, wie sich die<br />
sogenannte Delta-Variante des Virus noch<br />
auswirkt.<br />
Insgesamt sehen Stäheli und ihr Team<br />
bislang aber weniger eine große Gefahr erneuter<br />
Ausfälle als umgekehrt gute Möglichkeiten,<br />
im Bereich von „Rising Stars“<br />
zu investieren. Das sind Anleihen, die aus<br />
dem spekulativen High-Yield-Bereich in<br />
den stabileren Investment-Grade hochgestuft<br />
werden. Darunter sind nun auch eine<br />
Handvoll, die nach Abstufungen im Zuge<br />
der einschränkenden Maßnahmen in der<br />
Erholungsphase wieder hochgestuft werden.<br />
Der „Fisch Bond Global Corporates Fund“<br />
zum Beispiel, den Stäheli als Co-Managerin<br />
betreut, besteht aus Unternehmensanleihen<br />
aus Industrie- und Schwellenländern weltweit,<br />
die in Hartwährung wie Euro oder<br />
US-Dollar notieren (siehe Tabelle). Der<br />
Großteil entfällt auf Bonds mit Investment<br />
Grade, ein kleinerer Teil ist in riskanteren,<br />
aber höher rentierlichen Papieren mit<br />
niedrigerem Kreditrating investiert. Der<br />
Fonds ist einer der besten Vertreter der<br />
Fondsgruppe „Renten global Corporate<br />
Investment Grade Euro hedged“ nach dem<br />
Research- und Ratinganbieter Scope Analysis,<br />
die seit mindestens fünf Jahren auf<br />
dem Markt sind, mindestens 100 Millionen<br />
Euro Anlagevolumen haben und für Kleinanleger<br />
ohne große Mindestanlagesummen<br />
im fünfstelligen Bereich oder mehr investierbar<br />
sind.<br />
FONDSMANAGER ZEIGEN SICH OPTIMISTISCH<br />
„Bezüglich unserer Erwartungen von Herabstufungen<br />
im Investment-Grade-Bereich<br />
und Ausfällen im High-Yield-Segment<br />
würden wir sagen, dass das Schlimmste<br />
hinter uns liegt“, meint Adam Whiteley,<br />
Co-Manager des „BNY Mellon Global<br />
Foto: Swisscanto Invest<br />
39
INVESTMENTFONDS Unternehmensanleihen<br />
»Große Firmen stehen besser da als 2020«<br />
MARIA STÄHELI, Senior Portfolio Manager bei der Vermögensverwaltung Fisch Asset Management<br />
Credit Fund“ bei der US-Gesellschaft<br />
BNY Mellon Investment Management. Der<br />
Fonds besteht ebenfalls vorwiegend aus<br />
Firmentiteln mit hoher Kreditqualität in<br />
Hartwährung. „Die Höhe von Ausfällen im<br />
Zuge der Corona-Krise ist zudem niedriger<br />
ausgefallen als erwartet, was an den Unterstützungsmaßnahmen<br />
der Regierungen für<br />
viele Unternehmen lag“, ergänzt Whiteley.<br />
Aus seiner Sicht waren die Märkte in den<br />
vergangenen 18 Monaten Stand August<br />
zu pessimistisch: „In der Hotel- und Übernachtungsbranche<br />
etwa gibt es einige sehr<br />
flexibel agierende Unternehmen, die in der<br />
schwierigen Phase kein Geld verbrannt haben,<br />
sondern die Krise gut überstehen dürf<strong>procontra</strong>:<br />
Die einschränkenden Maßnahmen<br />
zur versuchten Eindämmung des Sars-CoV-<br />
2-Virus haben zahlreiche Firmen schwer getroffen<br />
und zu Herabstufungen und Ausfällen von<br />
Unternehmensanleihen geführt. Wie schätzen<br />
Sie das Ausfallrisiko heute, Stand August, ein?<br />
Maria Stäheli: Die Ausfallraten dürften in diesem<br />
Jahr insgesamt deutlich niedriger liegen als<br />
im vergangenen Jahr. Die USA hatten 2020<br />
im High-Yield-Bereich mit einer Rate von 6,8<br />
Prozent die meisten Ausfälle verzeichnet, wobei<br />
die Ausfallraten insgesamt deutlich unter den<br />
Erwartungen geblieben sind. Die Erholung in den<br />
USA ist bisher sehr stark – und die Ausfallrate im<br />
laufenden Jahr von 0,3 Prozent bis Jahresmitte<br />
liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt<br />
des US-High-Yield-Segments.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ist die Situation in Europa?<br />
Stäheli: Europäische High Yields in Euro haben<br />
2020 mit einer Ausfallrate von 3,3 Prozent<br />
deutlich weniger Ausfälle verzeichnet als<br />
US-Hochzinsanleihen. Das hängt auch mit<br />
der Marktzusammensetzung zusammen.<br />
Europa hat zum Beispiel einen höheren<br />
Anteil von High-Yield-Anleihen mit besserer<br />
Qualität. Zudem sind weniger Energieunternehmen<br />
enthalten, die aufgrund der<br />
Einschränkungen und des daraus<br />
folgenden Ölpreisverfalls besonders<br />
hart getroffen wurden.<br />
Der Markt erholt sich jedoch<br />
auch etwas langsamer. Im<br />
laufenden Jahr liegt die<br />
Ausfallrate bei 0,8 Prozent.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie ist Ihre<br />
Einschätzung für die<br />
Schwellenländer?<br />
Stäheli: Die Unternehmen haben im Schnitt eine<br />
geringere Verschuldung als die Firmen in den<br />
entwickelten Ländern. Zudem zieht auch dort<br />
die Wirtschaft wieder an. Beides zusammen ist<br />
sehr positiv für die Unternehmen, die Ausfallrate<br />
dürfte daher ebenfalls niedriger sein als 2020.<br />
Die Regionen sind allerdings sehr unterschiedlich.<br />
In den Emerging Markets insgesamt lagen<br />
die Ausfälle 2020 bei überschaubaren 3,5<br />
Prozent, wobei sie in Lateinamerika mit 4,4<br />
Prozent am höchsten waren. Im laufenden Jahr<br />
bis zur Jahresmitte gab es mit einer Rate von<br />
1,6 Prozent relativ wenig Ausfälle. Der „Swing<br />
Factor“ für das zweite Halbjahr <strong>2021</strong> ist Asien:<br />
Dort sind einige Emittenten aus dem Finanz- und<br />
Immobiliensektor in den vergangenen Monaten<br />
in Schieflage geraten.<br />
<strong>procontra</strong>: Das bedeutet?<br />
Stäheli: Eine Frage ist, inwieweit Regierungen<br />
staatsnahe Unternehmen, die in Schieflage geraten<br />
sind, noch stützen werden. Bis vor Kurzem<br />
hat China zum Beispiel solchen Unternehmen<br />
meist geholfen. Die Haltung der Regierung<br />
beginnt sich allerdings zu ändern. Nun kann<br />
es passieren, dass ein solches Unternehmen,<br />
das sich der Hilfe des Staates sicher wähnte,<br />
keine solche Hilfe mehr bekommt. Insgesamt<br />
aber stehen die großen Firmen, die Anleihen in<br />
Hartwährung begeben, deutlich besser da als<br />
vor einem Jahr.<br />
ten.“ Solche Firmen böten als Beispiel gute<br />
Anlagemöglichkeiten.<br />
Der Leiter des Bereichs Credit Fixed<br />
Income, also Kredit und festverzinsliche<br />
Wertpapiere, bei Swisscanto Invest und<br />
verantwortliche Fondsmanager des „Swisscanto<br />
(LU) BF Responsible Global Corporation“,<br />
Maurizio Pedrini, schätzt das Risiko<br />
weiterer Herabstufungen und Ausfälle<br />
im Zuge der Corona-Krise Stand August als<br />
sehr klein ein. „Im Bankensektor rechnen<br />
wir damit, dass es mit dem Auslaufen der<br />
Unterstützungsmaßnahmen und den bestehenden<br />
Problemen mit der Delta-Variante<br />
noch einige Rückstellungen geben wird.<br />
Das dürfte die Kreditqualität aber nicht<br />
belasten“, meint Pedrini. Unter den großen<br />
Anleiheemittenten dürften einige Fluggesellschaften<br />
mit dem Ende der staatlichen<br />
Unterstützung und einer langsameren Erholung<br />
als vermutet „hart arbeiten müssen,<br />
um das auszubalancieren“. Der Fonds sei<br />
dort jedoch nicht investiert. „Wo es leider<br />
weiterhin schwierig bleibt, sind Bereiche,<br />
bei denen die Firmen kleinräumiger organisiert<br />
sind, etwa Restaurants. Das wird<br />
man am Markt von Unternehmensanleihen<br />
jedoch nicht sehen“, ergänzt Pedrini. Denn<br />
in kleinräumiger organisierten Bereichen<br />
gibt es kaum Bond-Emittenten.<br />
Die Einschätzungen der befragten Corporate-Bond-Fondsmanager<br />
auf Basis der<br />
40 Foto: Fisch Asset Management
Unternehmensanleihen INVESTMENTFONDS<br />
»Die Höhe von<br />
Ausfällen im Zuge<br />
der Corona-Krise ist<br />
niedriger ausgefallen<br />
als erwartet.«<br />
Turteltauben.<br />
Abschluss.<br />
Piepen.<br />
EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />
Wie unsere lohnende Paar-Aktion<br />
zur Risikolebensversicherung.<br />
ADAM WHITELEY,<br />
BNY MELLON INVESTMENT MANAGEMENT<br />
Marktdaten sprechen eher dafür, dass im<br />
Segment der Unternehmensanleihen eine<br />
breite Abwärtsbewegung mit Ausfällen wie<br />
im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-<br />
Maßnahmen derzeit kein Szenario ist. Ein<br />
dauerhaftes „neues“ Risiko in dieser Anlageklasse<br />
lässt sich zum derzeitigen Stand<br />
nicht eindeutig ablesen.<br />
PRO<br />
ANLEGEN IN<br />
UNTERNEHMENSANLEIHEN?<br />
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Das Angebot ist<br />
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CONTRA<br />
Foto: BNY Mellon Investment Management<br />
Tendenziell höheres<br />
Risiko als bei Staatsanleihen<br />
Das breite Angebot<br />
erfordert einiges<br />
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unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz),<br />
die im gleichen Haushalt leben (identische Postadresse),<br />
jeweils eine Risikolebensversicherung (E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch<br />
generiertem Antrag beantragen. Die Anträge müssen gleichzeitig und<br />
zusammen mit dem „Gutschein“, der den Antragsunterlagen beigefügt<br />
ist, in der Zeit vom 01.10.<strong>2021</strong> bis zum 31.12.<strong>2021</strong> bei der EUROPA<br />
eingereicht werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert<br />
geprüft. Die Laufzeit der Verträge muss jeweils mindestens zwei<br />
Jahre betragen. Jeder Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit<br />
ein Beitragsguthaben in Höhe von 25 €, von denen durch Verrechnung<br />
mit den fälligen Beiträgen im ersten Jahr 15 € verdient sind, im zweiten<br />
Jahr 10 €. Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung per SEPA-<br />
Lastschriftverfahren erforderlich. Sollte es nicht zur Antrags stellung<br />
beider Verträge kommen oder sind die oben genannten Voraussetzungen<br />
nicht erfüllt, erhält der Vertrag kein Beitragsguthaben. Der Rechtsweg<br />
ist ausgeschlossen, keine Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren,<br />
Ansprüche sind nicht übertragbar.<br />
41
INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />
SCHUTZMANTEL FÜR BITCOINS<br />
Die Akzeptanz von Bitcoin & Co. steigt, institutionelle Anleger dürfen nun stärker in digitale<br />
Währungen investieren. Doch wie lassen sich die Coins versichern?<br />
– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über<br />
Kryptowährungen berichtet wird. Mal<br />
sind es die hohen Kursschwankungen, ein<br />
anderes Mal sind es Tweets von Tesla-Unternehmer<br />
Elon Musk, die den Run auf die<br />
digitalen Münzen befeuern. Ein kürzlich<br />
erlassenes Gesetz erlaubt es institutionellen<br />
Anlegern nun, bis zu 20 Prozent ihres Volumens<br />
in Bitcoin & Co. zu investieren.<br />
Wenn immer mehr Privatanleger und<br />
Unternehmen in Kryptowährungen investieren,<br />
stellt sich die Frage, welche der über<br />
6.500 existierenden digitalen Währungen<br />
(Stand: September <strong>2021</strong>) sich angesichts<br />
zunehmender Hackerangriffe auf welche<br />
Weise versichern lassen. „Versicherungsunternehmen<br />
sollten sich zunächst mit Bitcoin<br />
und Ethereum beschäftigen. Damit sind 70<br />
Prozent des gesamten Kryptowährungsmarktes<br />
abgedeckt“, empfiehlt Experte Philipp<br />
Sandner, Leiter des Frankfurt School<br />
Blockchain Center (FSBC).<br />
ERSTE GEHVERSUCHE<br />
Vor einem Jahr hat der Versicherungsriese<br />
Lloyd’s gemeinsam mit dem Versicherer Atrium<br />
eine Police für britische Kunden eingeführt,<br />
um Kryptowährungen vor Diebstahl<br />
oder anderen böswilligen Hacks zu schützen.<br />
Doch hierzulande gibt es mit Krypto-Versicherungen<br />
nur wenig Erfahrung.<br />
„Auch Makler kennen sich kaum mit dem<br />
Thema aus“, sagt Jan Blumenthal, Hauptbevollmächtigter<br />
für Lloyd’s Deutschland.<br />
Doch: „In Kongruenz zur Steigerung des<br />
Marktanteils von Kryptowährungen werden<br />
auch die Versicherungsmöglichkeiten<br />
zunehmen.“ Die Versicherer würden derzeit<br />
erst einmal ausprobieren, wie eine Abdeckung<br />
in dem Bereich funktionieren kann.<br />
Dieses vorsichtige Vorgehen liege, vermutet<br />
Forscher Sandner, vor allem an der<br />
Komplexität des Themas. „Nur 15 bis 20<br />
Prozent haben Kryptowährungen und die<br />
dahinterstehende Technologie verstanden“,<br />
erklärt Lloyd’s-Mann Blumenthal. „Die Gefahr<br />
ist groß, einen Denkfehler zu machen<br />
oder Risiken nicht vollständig abzubilden.“<br />
Deswegen müsse man externe IT-Berater beauftragen,<br />
die im Schadensfall den Versicherern<br />
erklären, was konkret passiert ist. Das<br />
Problem dabei: „Es gibt nur sehr wenige.“<br />
42 Illustration: Roman Kulon
Kryptowährungen INVESTMENTFONDS<br />
HAUSRATPOLICE GREIFT ZU KURZ<br />
Krypto-Policen sind allerdings noch aus<br />
einem anderen Grund komplex: „Sie sind<br />
nach aktueller Rechtsprechung nicht als<br />
‚Sache‘ nach Paragraf 90 BGB definiert und<br />
fallen damit nicht automatisch unter versicherte<br />
Sachen einer Hausratversicherung“,<br />
erläutert Alina Sucker, Underwriting Manager<br />
Art & Private Clients bei Hiscox.<br />
Das bedeutet: Zuerst müsste eine eigene<br />
Definition in den Vertragsbedingungen geschaffen<br />
werden. „Ein Schadensfall in Bezug<br />
auf Kryptowährungen ist in der Regel<br />
einem Cyberschaden zuzuordnen und hat<br />
daher wenig mit der Schadensbearbeitung<br />
einer klassischen Hausratdeckung – in der<br />
beispielsweise der Diebstahl von Bargeld<br />
mitversichert ist – zu tun“, so Expertin Sucker.<br />
Angesichts des noch überschaubaren<br />
Marktes und enormen Klärungsbedarfs<br />
klingt der Aufbau teurer Expertise erst<br />
einmal wenig rentabel. Doch werden uns<br />
Kryptowährungen auch weiterhin begleiten,<br />
sind Blumenthal und Sandner überzeugt.<br />
Entsprechend leichter werden es<br />
jene Versicherer in Zukunft haben, die sich<br />
bereits jetzt mit dem Thema beschäftigen.<br />
Zum aktuellen Angebot in Sachen Krypto-<br />
Police halten sich jedoch alle sehr bedeckt,<br />
Munich Re will sich zu dem Thema nicht<br />
äußern. Weitere Unternehmen, denen nachgesagt<br />
wird, sie führten Krypto-Policen im<br />
Portfolio, hüllen sich ebenfalls in Schweigen.<br />
„Jeder will erst einmal Erfahrungen<br />
sammeln und niemand möchte falsche<br />
Erwartungshaltungen wecken“, vermutet<br />
Blumenthal.<br />
DREH- UND ANGELPUNKT: DAS PASSWORT<br />
Aber wie lassen sich Kryptowährungen<br />
überhaupt versichern? Um diese Frage zu<br />
beantworten, muss man zunächst verstehen,<br />
wie die Coins gespeichert werden.<br />
„Man kann sie direkt besitzen, zum Beispiel<br />
auf einem USB-Stick zu Hause in der Schublade,<br />
dann müsste der USB-Stick versichert<br />
werden. Oder man lagert die Bitcoins bei<br />
einer Krypto-Börse wie Coinbase, BSDEX,<br />
Nuri oder Bitcoin.de, dann müssten sie<br />
über die Börse versichert werden“, erklärt<br />
Forscher Sandner. Um an die Bitcoins zu<br />
kommen, bedarf es des komplexen Passworts,<br />
das Nutzer beim Kryptokauf erhalten.<br />
„Die Versicherung des Passworts ist<br />
der Dreh- und Angelpunkt: Es geht um die<br />
Verwahrung der privaten Passwörter“, er-<br />
klärt Sandner. Ein Versicherer müsste also<br />
prüfen, wie sicher das Passwort verwahrt<br />
wird. Doch das sei im Privatbereich nahezu<br />
unmöglich, weil niemand kontrollieren<br />
könne, wer Zugang zum Passwort hat.<br />
„Das wäre so, als wollte man einen Waffenschrank<br />
versichern, von dem man nicht<br />
weiß, wo er steht, ob er abgeschlossen ist<br />
oder ob er sich leicht raustragen lässt.“<br />
Dennoch bietet Hiscox exakt eine solche<br />
Privatkunden-Police an, nämlich im<br />
Rahmen einer „Cyberdeckung, die den<br />
Diebstahl von Kryptowährungen mit bis<br />
zu 10.000 Euro abdeckt“, so Underwriting<br />
Manager Sucker. „Wir vertrauen unseren<br />
Kunden in Bezug auf den vorsichtigen<br />
Umgang mit ihren virtuellen Währungen.“<br />
Doch inwieweit Vertrauen allein genügt,<br />
um den „Krypto-Waffenschrank“ zu versichern,<br />
sei dahingestellt. Zumal 10.000<br />
Euro marginal sind, wenn man sich den<br />
derzeitigen Tageswert eines Bitcoins, der<br />
bei knapp 40.000 Euro (Stand: 14. September<br />
<strong>2021</strong>) liegt, ansieht.<br />
KRYPOWÄHRUNG IM AUFWIND<br />
Marktkapitalisierung der größten virtuellen Währungen<br />
Bitcoin 883 + 43,5 %<br />
Ethereum 377 + 59,7 %<br />
Cardano 80 + 89,6 %<br />
Binance Coin 72 + 35,8 %<br />
Tether 64 - 0,1 %<br />
XRP - Ripple 57 + 75,5 %<br />
Dogecoin (DOGE) 41 + 23,5 %<br />
USD Coin 27 - 0,1 %<br />
Angaben in Mrd. US-Dollar Quelle: statista/CoinMarketCap, Stand: 20.08.<strong>2021</strong><br />
KRYPTO-POLICEN IM GEWERBEBEREICH<br />
Blockchain-Forscher Sandner hält Krypto-<br />
Policen im Gewerbebereich ohnehin für<br />
leichter umsetzbar. Versicherer könnten<br />
hierbei die technischen Gegebenheiten untersuchen<br />
und fragen: „Liegt das Passwort<br />
in einem Tresor oder bei einem Manager<br />
auf dem Schreibtisch?“ Damit komme eine<br />
Krypto-Police der klassischen IT-Versicherung<br />
am nächsten. Die Schadenssumme<br />
ließe sich anhand des Tagespreises, den die<br />
Bitcoins zum Zeitpunkt des Diebstahls hatten,<br />
ermitteln. Und da aufgrund der Blockchain-Technologie<br />
für jeden einsehbar ist,<br />
wer wie viele Bitcoins besitzt, ließe sich der<br />
Besitz gegenüber dem Versicherer leicht<br />
nachweisen.<br />
In Deutschland wurden Kryptowährungen<br />
Anfang 2020 der Bundesanstalt für<br />
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unterstellt.<br />
Seitdem benötigt jedes Unternehmen,<br />
das mit dem Kryptogeld handelt und<br />
es verwahrt, die Erlaubnis der BaFin. „Solche<br />
Regulierungen erhöhen die Sicherheit<br />
von Kryptowährungen. Auf europäischer<br />
Ebene soll bis Ende 2022 die sogenannte<br />
MiCa-Verordnung (Markets in Crypto-<br />
Assets, Anm. d. Red.) greifen, durch die<br />
EU-weit einheitliche Regeln im Umgang<br />
mit Krypto-Währungen und -Assets geschaffen<br />
werden“, erklärt Sandner. Derweil<br />
wurde in El Salvador kürzlich der Bitcoin<br />
als offizielles Zahlungsmittel zugelassen –<br />
begleitet von einem erneuten Kurssturz der<br />
Kryptowährung.<br />
PRO<br />
EXPERTISE IN KRYPTO-POLICEN<br />
AUFBAUEN?<br />
Markt für Kryptogeld<br />
wächst<br />
Nachfrage nach<br />
Policen wird steigen<br />
Kryptowährungen<br />
sind zukunftsträchtig<br />
CONTRA<br />
Veränderung über<br />
die letzten 60 Tage<br />
Expertise muss teuer<br />
eingekauft werden<br />
Es gibt zu wenige<br />
IT-Berater<br />
Risiken kaum<br />
einschätzbar<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
43
FOKUS Zurich<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />
44 Advertorial
Zurich FOKUS<br />
FOKUS<br />
Zurich<br />
Firmenkunden verstärkt<br />
auf dem Radar<br />
Die Vielfalt der Gewerbeversicherungen<br />
gilt in der Versicherungsbranche<br />
als Wachstumsfeld mit besonderem<br />
Potenzial. Eine langfristige<br />
Kundenbeziehung, hohes Cross-Selling-<br />
Potenzial und die Aussicht auf zahlreiche<br />
Empfehlungen machen Gewerbekunden<br />
zu einer bevorzugten Zielgruppe für viele<br />
Versicherungsmakler.<br />
Die Corona-Pandemie hat zwar einige<br />
Branchen wie zum Beispiel die Gastronomie<br />
oder das Hotel- und Dienstleistungsgewerbe<br />
schwer getroffen. Auf der anderen<br />
Seite sind manche Branchen wie Handwerksbetriebe<br />
und etwa der Fahrrad- oder<br />
Camper-Van-Handel extrem gestärkt aus<br />
der Corona-Krise hervorgegangen, dort<br />
nehmen die Angebotsanfragen nach adäquatem<br />
Versicherungsschutz branchenweit<br />
deutlich zu.<br />
Im Rahmen der Digitalisierung unternimmt<br />
die Branche erhebliche Anstrengungen,<br />
neben einer leistungsstarken<br />
Produktpalette auch die Beratungs- und<br />
Abwicklungsprozesse, insbesondere den<br />
Annahmeprozess und den Schadenservice,<br />
zu vereinfachen. Die Dunkelverarbeitung<br />
von Anträgen, virtuelle Schadenbesichtigungen<br />
und Schadenmeldungen per<br />
Smartphone gehören dazu. Doch die<br />
künstliche Intelligenz hat auch Grenzen,<br />
denn der Makler gilt im Gewerbegeschäft<br />
als unverzichtbar.<br />
Je größer oder komplexer das Versicherungsrisiko<br />
wird, desto schwieriger ist es,<br />
dieses in ein standardisiertes Korsett zu<br />
zwängen. Vergleichsprogramme spielen<br />
daher im Unterschied zu anderen Versicherungssparten<br />
eher eine untergeordnete Rolle.<br />
Auf die Expertise der Makler und ihrer<br />
Versicherungspartner, insbesondere auf ein<br />
starkes und marktgerechtes individuelles<br />
Foto: iStock / Moyo Studio<br />
Underwriting, kommt es entscheidend an.<br />
Die Zurich Gruppe Deutschland hat seit<br />
einiger Zeit eine Gewerbeoffensive für den<br />
Maklermarkt gestartet. Die mit qualifiziertem<br />
Feedback von Vertriebspartnern<br />
gestaltete Produktlinie FirmenSchutz<br />
bietet einen modernen individualisierbaren<br />
Versicherungsschutz für viele Gewerbetreibende.<br />
Wie Zurich ihre Marktexpertise<br />
einbringt und auf welche Vertriebsunterstützung<br />
Makler dabei zählen können,<br />
lesen Sie im Interview auf den nächsten<br />
Seiten.<br />
Nicht nur im Handwerk<br />
sind leistungsstarke<br />
Gewerbeversicherungen<br />
stark<br />
nachgefragt.<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />
Advertorial<br />
45
FOKUS Zurich<br />
»Gewerberisiken können<br />
einfacher versichert werden«<br />
Jan Roß, Bereichsvorstand Maklervertrieb der Zurich Gruppe Deutschland, über Top-<br />
Vertriebschancen bei Gewerbeversicherungen und die passende Unterstützung für Makler.<br />
– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />
<strong>procontra</strong>: Mit welchen Themen sollten<br />
Makler im Jahresendgeschäft Gewerbebestandskunden<br />
ansprechen?<br />
Jan Roß: Makler haben das Mandat, für<br />
ihre Kunden stets für den besten Versicherungsschutz<br />
zu sorgen. Im Zuge der Maklerhaftung<br />
gibt es daher sehr viele passende<br />
Themen für eine Kontaktaufnahme: etwa<br />
Umsatzveränderungen, neu hinzugekommene<br />
Risiken, neue Produktkonzepte und<br />
damit umfassendere Absicherungsmöglichkeiten,<br />
aber auch nützliche Informationen<br />
für den Mandanten, etwa durch zielgerichtete<br />
und nützliche Kampagnen von Versicherern<br />
wie digidor. Selbstverständlich<br />
versuchen Makler ebenso wie Versicherer,<br />
gute Kunden zu halten. Über ein Mehr an<br />
Service wird eine langfristige Kundenbindung<br />
sinnvoll unterstützt.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie gelingt eine Neukundenakquise<br />
im Gewerbebereich am besten?<br />
Roß: Je seriöser, kompetenter und beratungssicherer<br />
ein Makler arbeitet, desto<br />
wahrscheinlicher wird er von seinen Kunden<br />
auch Weiterempfehlungen erhalten.<br />
Ein hervorragender Makler akquiriert auf<br />
diese Weise den Großteil seines Neugeschäfts,<br />
quasi rein aus der Qualität der Arbeit.<br />
Die Zeiten von „Klinkenputzen“ sind<br />
lang vorbei. Auch hier zählt immer die<br />
Kombination aus online und offline, also<br />
einer ständigen Verfügbarkeit durch gute<br />
Onlineservices und persönlichen Einsatz.<br />
Da gibt unser Maklerimpuls wertvolle<br />
Hinweise.<br />
<strong>procontra</strong>: Was zeichnet den Zurich FirmenSchutz<br />
Ihrer Ansicht nach aus?<br />
Roß: Zunächst einmal muss man verstehen,<br />
dass der FirmenSchutz eine Plattform<br />
analog unserem bereits seit Jahren<br />
erfolgreichen PrivatSchutz ist. Hier können<br />
Produkte sowohl gebündelt als auch<br />
per Einzelpolice abgeschlossen werden.<br />
Das Besondere am FirmenSchutz ist die<br />
Möglichkeit, direkt am Point of Sale Versicherungsschutz<br />
zu gewährleisten, ohne<br />
einen Antrag an interne Einheiten stellen<br />
zu müssen. Zudem haben wir uns bei der<br />
Produktentwicklung an den stärksten Anbietern<br />
im Gewerbebereich orientiert, um<br />
unseren Kunden in jeder Sparte ein Top-<br />
Deckungskonzept bereitstellen zu können.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Betriebsarten können<br />
versichert werden?<br />
Roß: Mit unserem ersten Launch stellen<br />
wir die Sparten betriebliche Haftpflicht-,<br />
»Wir bieten Maklern<br />
viel Haftungssicherheit<br />
und Kundenvorteile<br />
durch sinnvolle<br />
und verständliche<br />
Kombinationen im<br />
Versicherungsschutz.«<br />
Inhalts- und gewerbliche Gebäudeversicherung<br />
bereit, dabei können zunächst über<br />
1.200 Betriebsarten abgeschlossen werden.<br />
Voraussichtlich im März 2022 erweitern<br />
wir den FirmenSchutz auch mit den Technischen<br />
Versicherungen wie etwa der Elektronik-<br />
oder Transportversicherung. Auch<br />
die Wohngebäudeversicherung kommt<br />
hinzu. Danach ist ein weiterer Ausbau<br />
etwa mit der Gruppen-Unfallversicherung<br />
und/oder der Rechtsschutzversicherung<br />
geplant. Dadurch bieten wir Maklern<br />
einen Großteil an Haftungssicherheit und<br />
Kundenvorteile durch sinnvolle Kombinationen<br />
im Versicherungsschutz! Und dies<br />
alles in einer einfachen und leicht verständlichen<br />
Umgebung.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit lässt sich Firmen-<br />
Schutz auf das jeweilige Unternehmen<br />
individualisieren?<br />
Roß: Grundsätzlich bietet der Firmen-<br />
Schutz für die Absicherung eines Unternehmens<br />
immer ein Top-Deckungskonzept<br />
an, hier ist der Kunde von der ersten<br />
Sekunde an gut abgesichert. Hinzu kommen<br />
noch einzelne Segmentbausteine, die<br />
auf die individuellen Bedürfnisse einzelner<br />
Branchen abgestimmt sind. Dazu zählen<br />
zum Beispiel spezielle Sonderbedingungen<br />
für das Gastgewerbe, das Bauhandwerk,<br />
die Landwirtschaft oder den Kfz-Handel.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben auch Feedback der<br />
Makler in die Produktkonzeption miteinbezogen.<br />
Wie äußert sich das im Produkt?<br />
Roß: Aufgrund der Wünsche der Makler<br />
haben wir im FirmenSchutz unter ande-<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />
46 Advertorial
Zurich FOKUS<br />
Jan Roß ist Bereichsvorstand Makler bei der Zurich Gruppe Deutschland<br />
rem die versicherbaren Betriebsarten und<br />
Mischbetriebe erweitert, die Risikofragen<br />
reduziert und einen Verzicht auf grobe<br />
Fahrlässigkeit festgeschrieben. Zudem<br />
wurden Nachbesserungsbegleitschäden<br />
in der Haftpflichtversicherung in Prämie<br />
implementiert. Weitere Makleranregungen<br />
führten zu unserer Besitzstands- und Innovationsklausel<br />
für Bestandsverträge und einer<br />
hohen Flexibilität, was den Einschluss<br />
künftiger Entwicklungen in Altverträge<br />
anbelangt. Neue Klauseln lassen sich so<br />
einfacher einschließen.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche neuen Maßstäbe gelten<br />
bei der Policierung?<br />
Roß: Über die neu geschaffene BiPRO-<br />
Schnittstelle in der Betriebshaftpflichtversicherung<br />
bieten wir eine komplette Dunkelverarbeitungsstrecke<br />
an. Das erspart<br />
Maklern viel Zeit und sorgt für maximale<br />
Transparenz, denn der Kunde weiß, dass<br />
Versicherungsschutz besteht und die Police<br />
in den nächsten Tagen im Briefkasten liegt.<br />
Die Schnittstellen werden im Laufe unseres<br />
Prozessoptimierungs-Projektes sukzessive<br />
auf die restlichen Sparten ausgeweitet, um<br />
auch dort die hohen Qualitätsstandards zu<br />
erfüllen.<br />
<strong>procontra</strong>: Haben Sie Beitragsberechnung<br />
und Prämienregulierung nun vereinfacht?<br />
Roß: Das ist allein dadurch der Fall, dass<br />
es nur eine einzige Beitragsberechnung und<br />
nur eine einzige Prämienregulierung gibt,<br />
egal wie viele Sparten und Bausteine in der<br />
FirmenSchutz Police verankert sind. So<br />
sparen sowohl Makler als auch wir Zeit<br />
und Kosten.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwieweit haben Sie sich mit<br />
dieser Produktlinie bereits etabliert?<br />
Roß: Wir sind nun seit einigen Wochen<br />
am Markt und konnten bereits zahlreiche<br />
Abschlüsse erzielen. Gerade an den<br />
steigenden Angebotsanfragen merken wir,<br />
dass die Produktlinie sehr gut aufgenommen<br />
wird. Wir freuen uns auf die weitere<br />
Zukunft, gerade was den Launch der<br />
zusätzlichen Sparten angeht, der uns einen<br />
zusätzlichen Schub im Markt bescheren<br />
wird. Man merkt deutlich, dass Zurich am<br />
Maklermarkt wieder präsent ist.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie unterstützt die Zurich<br />
Gruppe Gewerbemakler?<br />
Roß: Neben digitalen Tools für Beratung,<br />
Angebote und Abschlüsse sind auch<br />
digitale Unterstützungen in der Verkaufsförderung<br />
immer gefragter. Daher hat<br />
Zurich mit dem Zurich Maklerimpuls eine<br />
Plattform ins Leben gerufen, auf der Maklern<br />
zu unterschiedlichen Themen Tools,<br />
Informationen und Tipps an die Hand<br />
gegeben werden, zum Beispiel um ihr<br />
Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Auch<br />
die Kampagnenplattform digidor trifft hier<br />
genau den Nerv der Zeit, um Maklern<br />
bestmögliche Unterstützung zu bieten.<br />
Mit Kampagnen zu den Themen Cyber,<br />
Gruppenunfall und KMU bietet Zurich<br />
auch hier umfangreiche Unterstützung für<br />
Makler im Gewerbekundensegment. Den<br />
Maklern steht zudem unsere Kompetenz<br />
im Underwriting zur Verfügung. Unser<br />
diesbezüglicher Vertriebs- und Angebotsservice<br />
ist einfach erreichbar über Tools<br />
wie Z-Aktiv.blue.<br />
<strong>procontra</strong>: Was erwarten Sie für Trends im<br />
Gewerbegeschäft in den nächsten Jahren?<br />
Roß: Durch die zunehmende Digitalisierung<br />
wird das Gewerbegeschäft künftig in<br />
weiten Teilen standardisierter und damit<br />
transparenter. Auch werden Prozesse<br />
stetig verbessert, gerade die Bereitstellung<br />
anwenderfreundlicher Abschlussstrecken<br />
wird zunehmen. Für Makler wird die Einreichung<br />
von Risiken somit schneller und<br />
einfacher. Was sich jedoch nicht ändern<br />
wird, ist die Bedeutung eines kompetenten<br />
Underwritings: komplexe Risiken müssen<br />
auch weiterhin fachgerecht und individuell<br />
geschützt und damit versichert werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt der Vertriebsweg<br />
Makler dabei?<br />
Roß: Nicht umsonst hat Zurich den<br />
Maklermarkt als besonderen strategischen<br />
Vertriebsweg für die nächsten Jahre<br />
ausgerufen. Dies allein unterstreicht die<br />
Wichtigkeit des Maklerkanals für die<br />
Zukunft. Trotz Digitalisierung, Prozessoptimierung<br />
und des Einsatzes künstlicher<br />
Intelligenz bleibt die Notwendigkeit einer<br />
persönlichen Beratung erhalten. Zurich<br />
unterstützt den Makler hierbei durch umfangreiche<br />
Serviceleistungen, Top-Produkte<br />
und individuelle Betreuung.<br />
Zurich Gruppe Deutschland Deutzer Allee 1 50679 Köln 0221 7715-0 makler@zurich.com www.maklerweb.de<br />
Advertorial<br />
47
BUSCHFUNK Versicherungen<br />
VERSICHERUNGEN<br />
BAFIN SORGT SICH UM LEBENSVERSICHERER<br />
Prüfphase bei den 20 Unternehmen ist noch nicht abgeschlossen.<br />
Wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase schaut die BaFin seit geraumer Zeit 20 Lebensversicherern<br />
auf die Finger – dabei scheint ein Ende der Überprüfung nicht in Sicht: Die<br />
Befürchtung, dass nach Auslaufen der Solvency-II-Übergangsmaßnahmen Eigenkapitalanforderungen<br />
nicht erfüllt werden können, steht noch im Raum. Nun wiederholte BaFin-Exekutivdirektor<br />
Frank Grund seine Aussage, dass Versicherern das Neugeschäft verboten werde,<br />
wenn sie nicht in der Lage seien, dauerhaft eine Solvenzquote von 100 Prozent auszuweisen.<br />
Dass wegen des Niedrigzinsumfelds verstärkt in hochriskante Anlagen investiert wird, befürchte<br />
er nicht. Dennoch wollen viele Versicherer in Zukunft auf alternative, weniger liquide<br />
Anlagen setzen. Insgesamt steht die Lebensversicherer-Branche laut Grund trotz Corona<br />
aber robust da.<br />
Foto: Bernd Roselieb / BaFin<br />
REKORDZAHL AN GROSSSCHÄDEN<br />
Aktuelle Hochrechnungen zum Ausmaß der<br />
Hochwasserkatastrophe<br />
Foto: iStock / Markus Volk<br />
Bei rund 8,2 Milliarden Euro liegt der versicherte Schaden, den das<br />
Juli-Hochwasser im Westen Deutschlands verursachte. Das hat eine<br />
aktuelle BaFin-Umfrage unter Versicherern und Rückversicherern<br />
ergeben. Damit handelt es sich um die verheerendste Naturkatastrophe,<br />
die es bislang in Deutschland gegeben hat. Der Gesamtverband<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kommt in seiner aktuellen<br />
Auswertung auf rund 400 Großschäden. Allein diese stehen für<br />
eine Schadenssumme von 1,3 Milliarden Euro.<br />
D&O: VERSICHERER SCHREIBEN VERLUSTE<br />
Schadensquote in der Managerhaftpflicht lag 2020 bei 110 Prozent.<br />
Die Schadenszahlungen in der Managerhaftpflicht sind 2020 stärker gestiegen als die<br />
Beitragseinnahmen. Das geht aus Zahlen des Versicherer-Gesamtverbands GDV hervor. Damit<br />
haben die Versicherer deutlich mehr Schadenszahlungen geleistet als im Vorjahr. „Während<br />
die Beiträge um gut 9 Prozent auf 335 Millionen Euro stiegen, wuchsen die Leistungen um 14<br />
Prozent. Unter dem Strich stehen erhebliche Verluste“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer<br />
Jörg Asmussen. Gründe für die gestiegenen Zahlungen seien unter anderem hohe Forderungen<br />
nach Insolvenzen gewesen. Auch gebe es mehr Pflichten für Manager in finanziell<br />
gesunden Unternehmen. Als Beispiele nannte Asmussen das Lieferkettengesetz sowie die<br />
Maßgabe, ab 50 Beschäftigten ein Hinweisgebersystem einzurichten.<br />
48<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Versicherungen BUSCHFUNK<br />
Hiscox: Digitale Plattform für Privatkunden<br />
Der Spezialversicherer Hiscox erweitert sein Assistanceund<br />
Serviceangebot um die digitale Plattform „Hiscox<br />
Premium Lounge“. Damit haben Privatkunden künftig Zugriff<br />
auf ein exklusives Partnernetzwerk sowie Interviews,<br />
Artikel und Marktanalysen rund um die Themen Oldtimer,<br />
Kunst und Immobilien. Das Angebot steht Privatkunden ab<br />
Tag eins des Versicherungsschutzes zur Verfügung.<br />
Nachhaltigkeit: Fehlt<br />
die Kreativität?<br />
JUSTUS LÜCKE<br />
Aktuar DAV und Geschäftsführer<br />
der Versicherungsforen Leipzig<br />
Haftpflichtkasse: Änderungen im Vorstand<br />
Stefan Liebig, Haftpflichtkasse-Vorstand, wird zum<br />
31. Dezember aus persönlichen Gründen aus den Diensten<br />
der Haftpflichtkasse VVaG ausscheiden. Im Einvernehmen<br />
mit dem Aufsichtsrat endete die aktive Tätigkeit bereits<br />
am 15. September. Liebig war seit 1. Juni 2019 für den Roßdörfer<br />
Schaden- und Unfallversicherer tätig. Als Vorstand<br />
verantwortete er die Ressorts Vertrieb, Marketing sowie<br />
Service-Center/Vertriebsservice.<br />
Öffentliche Braunschweig: Zusatzversicherung<br />
Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />
Die Öffentliche Versicherung Braunschweig bietet ab<br />
sofort den neuen Baustein „ElektroPlus“ mit Zusatzleistungen<br />
für alle Elektro- und Hybridfahrzeuge an. Er enthält<br />
unter anderem eine Akku-Allgefahrendeckung einschließlich<br />
Bedienfehlern beim Laden.<br />
Zurich: Cyberschutz für Mittelstand<br />
Die Zurich hat ein Cyberprodukt explizit für den Mittelstand<br />
entwickelt. Mit „Zurich Cyber Solution“ erhalten<br />
Mittelständler Schutz vor den finanziellen Folgen von Datenverlusten<br />
und Cyberattacken. Darüber hinaus werden<br />
Kunden im Ernstfall durch ein individuelles Krisenmanagement<br />
und diverse Soforthilfemaßnahmen unterstützt.<br />
Basler: Police für den regionalen Onlinehandel<br />
Die Basler hat auf die zunehmende Nutzung des Onlinehandels<br />
seitens der Einzelhändler reagiert. Mit der „Cargo<br />
Einzelhandels-Police“ bietet sie eine entsprechende All-<br />
Risk-Deckung. Versichert sind Beschädigung, Zerstörung<br />
oder Abhandenkommen der Güter.<br />
VKB & DUK: bAV-Kooperation gestartet<br />
Die Versicherungskammer Bayern (VKB) kooperiert mit<br />
der Deutschen Unterstützungskasse (DUK) im Bereich der<br />
betrieblichen Altersvorsorge (bAV). „Durch die Fördermöglichkeiten<br />
über die Unterstützungskasse können wir<br />
dabei helfen, die bAV zu stärken“, sagt Christian Willms,<br />
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Unterstützungskasse.<br />
Foto: iStock / Scharfsinn 86<br />
Foto: iStock / Skynesher<br />
Foto: iStock / Mustafagull<br />
Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />
Lebens angekommen. Als Verfechter<br />
der Versicherungsbranche stellt sich für mich<br />
jedoch die Frage: Ist das auch schon der Assekuranz<br />
in Fleisch und Blut übergegangen? Denn<br />
unter den Stichworten „Impact Investing“ und<br />
„Impact Insuring“ hat die Branche die einmalige<br />
Chance, ihren Einfluss auf Wirtschaft und<br />
Gesellschaft positiv zu nutzen – und gleichzeitig<br />
Schäden zu vermindern, eine klassische Win-win-<br />
Situation also. Stichwort Impact Investing: Die<br />
Branche sollte hier ihrer Rolle als größter institutioneller<br />
Investor mit knapp 1.700 Milliarden Euro<br />
Kapitalanlagen gerecht werden und proaktiv den<br />
Wandel vorantreiben. Denn wenn Unternehmen<br />
merken, dass sie durch nachhaltiges Verhalten<br />
für Investoren attraktiver werden, überzeugt sie<br />
das vielleicht noch etwas schneller von diesem<br />
Weg. Ähnlich erscheint das auch für den Bereich<br />
der Produktgestaltung bzw. des Underwritings.<br />
So beschränken sich zum Beispiel die wenigen<br />
Ausschlüsse vorrangig auf den Bereich Kohleminen<br />
und -kraftwerke (häufig sogar erst vollständig<br />
nach Ende des Kohleausstiegs im Jahr 2038). Bei<br />
der Produktgestaltung bezieht sich das Angebot<br />
bisher zumeist auf Mehrleistungen bei dem Ersatz<br />
durch klimafreundliche Geräte in der Hausratversicherung,<br />
Reparatur statt Ersatz oder dem Pflanzen<br />
des obligatorischen Baumes bei Vertragsabschluss.<br />
Das geht in die richtige Richtung, lässt<br />
jedoch ein wenig die nötige Kreativität vermissen.<br />
Denn die Branche hat es schon einmal getan:<br />
Durch die Verpflichtung zum Einbau von Feuerlöschanlagen<br />
hat sie viele Menschen vor Schäden<br />
bewahrt und die Gesellschaft etwas besser und<br />
sicherer gemacht. Schafft die Assekuranz das<br />
nun auch mit dem Thema Nachhaltigkeit oder<br />
verpasst sie eine einmalige Chance?<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
49
VERSICHERUNGEN Altersvorsorge<br />
»Politik braucht den Mut,<br />
Fehler zu korrigieren«<br />
Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaften und Direktor des<br />
Forschungszentrums Generationenverträge an der Uni Freiburg, über ökonomischen<br />
Analphabetismus, Riester-Blödsinn und Wege, damit das Rentensystem nicht kollabiert<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
<strong>procontra</strong>: In Studien wie aktuell von<br />
Fidelity bezeichnen 18- bis 39-Jährige die<br />
Umlagefinanzierung im deutschen Rentensystem<br />
als nicht fair. Keine Partei würde<br />
die Interessen ihrer Generation in Bezug<br />
auf die Rente ausreichend berücksichtigen.<br />
Ist das auch Ihr Eindruck?<br />
Bernd Raffelhüschen: Unser Rentensystem<br />
basiert auf dem Generationenvertrag:<br />
Jüngere Erwerbstätige zahlen für die Rentner<br />
von heute. Das funktionierte lange<br />
Zeit gut, doch der demografische Wandel<br />
macht dem System zu schaffen. Wenn ich<br />
mit jungen Menschen rede, haben die alle<br />
den Eindruck, dass sie wenig Rentenansprüche<br />
bekommen für die Lasten, die sie<br />
heute zu schultern haben.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist das System also ungerecht?<br />
Raffelhüschen: Der Begriff Gerechtigkeit<br />
ist mit Vorsicht zu gebrauchen. Was Statistiker<br />
messen können, ist nicht Gerechtigkeit,<br />
sondern Gleichheit. Ein junger<br />
Mensch würde es als gerecht empfinden,<br />
wenn er denselben Prozentsatz von seinem<br />
Lohn gibt wie die Alten, als die noch jung<br />
und Einzahler waren. Wenn Beitragszahler<br />
heute fast ein Fünftel für die Rentner hergeben,<br />
gilt das als fair, solange zukünftige<br />
Generationen den gleichen Satz bezahlen.<br />
Aber das funktioniert in Zukunft nicht<br />
mehr.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwiefern?<br />
Raffelhüschen: Heute finanzieren 100<br />
Beitragszahler 51 Rentner. Im Jahr 2033<br />
werden sie für 68 Rentner aufkommen<br />
müssen. Wir können nicht mit so wenig<br />
Zahlern und dem Beitragssatz von heute<br />
die Rentenansprüche, die die Alten stellen,<br />
bedienen. Deshalb muss sich die Politik<br />
entscheiden: Die Beiträge erhöhen und<br />
Renten konstant halten? Dafür ist die<br />
Wählermehrheit der Rentner. Oder wollen<br />
wir das anders machen, zum Beispiel die<br />
50 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Altersvorsorge VERSICHERUNGEN<br />
Beiträge stabil halten und die Renten<br />
kürzen?<br />
<strong>procontra</strong>: Könnte man nicht auch das<br />
Renteneintrittsalter weiter erhöhen?<br />
Raffelhüschen: Seit 2012 und bis Ende<br />
2030 wird das Eintrittsalter für die abschlagsfreie<br />
Rente stufenweise angehoben.<br />
Ab dem Geburtsjahrgang 1964 müssen<br />
Beschäftigte bis 67 arbeiten. Dahinter steht<br />
der sogenannte Lebenserwartungsfaktor.<br />
Mit ihm soll eine intergenerative Fairness<br />
erreicht werden. Wenn die Lebenserwartung<br />
und damit die Rentenbezugszeit<br />
steigt, sollte das Renteneintrittsalter nicht<br />
konstant bleiben. Fair ist, wenn jede Generation<br />
im Verhältnis zu der Rentenbezugszeit<br />
die gleiche Anzahl an Beitragsjahren<br />
aufweist. Im deutschen Rentensystem wird<br />
für ein Bezugsjahr etwa zwei Jahre gearbeitet.<br />
Wenn das so bleiben soll, muss die<br />
Politik den zukünftigen Rentnern sagen:<br />
Ihr lebt länger, bezieht also länger Rente.<br />
Daher müsst ihr auch länger arbeiten. Nur<br />
so gilt das Verhältnis eins zu zwei weiterhin.<br />
Das heißt: Auch nach 2030 sollte das<br />
Renteneintrittsalter steigen. Im Endeffekt<br />
kommen wir wahrscheinlich auf 69 Jahre<br />
– um das Jahr 2060.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben die Wählermehrheit<br />
der Rentner erwähnt. Was bedeutet das für<br />
die Minderheit der jungen Wähler?<br />
Raffelhüschen: Das ist der springende<br />
Punkt. Um das Rentensystem vor dem<br />
Kollaps zu bewahren – immerhin stammen<br />
heute bereits 24 Prozent der ausgezahlten<br />
Renten von den Steuerzahlern und nur 76<br />
Prozent von den Beitragszahlern –, müsste<br />
die Politik gegen die Mehrheit der Älteren<br />
agieren. Das geschieht nicht. Auch im<br />
Wahlkampf wurde Generationengerechtigkeit<br />
von den Parteien nicht groß thematisiert.<br />
Es wurde nur populistisch gesagt,<br />
dass man für sichere Renten sorgen muss.<br />
Alle scheuen davor zurück auszusprechen,<br />
worum es geht: nämlich den geburtenstarken<br />
Jahrgängen zu sagen, dass sie<br />
länger arbeiten müssen und ein geringeres<br />
Rentenniveau bekommen.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber alle Parteien haben doch<br />
erkannt, dass das Rentensystem weiterentwickelt<br />
werden muss. Das dürfte eine zentrale<br />
Aufgabe der neuen Bundesregierung<br />
sein. In einigen Wahlprogrammen war<br />
bereits von einer stärkeren Berücksichtigung<br />
von Aktien die Rede. Auch bei der<br />
Riester-Rente sehen die meisten Politiker<br />
Handlungsbedarf. Reicht das nicht?<br />
»Einen Fonds aufzulegen<br />
und ihn dann<br />
fast ausschließlich<br />
mit Staats- und<br />
Unternehmensanleihen<br />
zu befüllen,<br />
ist Blödsinn.«<br />
Raffelhüschen: Das muss man jetzt abwarten.<br />
Bisher ist alles völlig verworren.<br />
Im Übrigen gibt es bei der Riester-Rente<br />
seit langem eine Variante, die auch auf<br />
Aktien setzt. Das Problem ist, dass die<br />
Politik auch bei dieser Variante die Sparer<br />
in Garantieprodukte zwingt. Einen Fonds<br />
aufzulegen und ihn dann fast ausschließlich<br />
mit sicheren Staats- und Unternehmensanleihen<br />
zu befüllen, die seit Jahren<br />
keine Verzinsung mehr bieten, ist Blödsinn.<br />
So macht man doch keine Kapitaldeckung.<br />
<strong>procontra</strong>: Was raten Sie jungen Menschen<br />
in Sachen Altersvorsorge?<br />
Raffelhüschen: Ich würde das raten, was<br />
mein Opa mir bereits gesagt hat: nicht alle<br />
Eier in einen Korb legen. Das heißt: ein<br />
Portfolio aus Aktien, Anleihen und Immobilien.<br />
Dann ratierlich sparen, während der<br />
Erwerbsphase langsam Vermögen aufbauen<br />
und als Rentner langsam aufbrauchen.<br />
Was häufig übersehen wird: Jeder kann<br />
in Immobilien investieren. Dafür muss<br />
man keine Eigentumswohnung erwerben,<br />
sondern nur Anteile an einem Immobilienfonds<br />
oder Immobilienaktien.<br />
<strong>procontra</strong>: Sind Aktien die Lösung?<br />
Raffelhüschen: Nein, aber ein Teil der<br />
Lösung. Viele Deutsche haben nur deshalb<br />
Scheu vor Aktien, weil sie ökonomische<br />
Analphabeten sind. Die Schulen verpassen<br />
es vollständig, junge Menschen ökonomisch<br />
aufzuklären. Und was Hänschen<br />
nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.<br />
Hänschen muss lernen, privat vorzusorgen<br />
– und dabei nie alles auf eine Karte zu setzen,<br />
also selbst in Niedrigzinsphasen wie<br />
aktuell nicht alles auf Aktien zu setzen.<br />
Wer heute keine Aktien hat, war früher<br />
doof. Aber wer heute ausschließlich auf<br />
Aktien setzt, muss nicht clever sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Was sollte der Gesetzgeber nun<br />
tun, um das deutsche Rentensystem zu<br />
stabilisieren?<br />
Raffelhüschen: Mit der Agenda 2010<br />
vom damaligen Bundeskanzler Gerhard<br />
Schröder wurde der richtige Weg eingeschlagen.<br />
Die Beiträge sollten eingefroren<br />
werden und das Rentenniveau sinken. Das<br />
entspricht dem Verursacherprinzip. Die<br />
Verursacher des demografischen Problems<br />
sind die Babyboomer, die jetzt und in den<br />
nächsten Jahren nach und nach in Rente<br />
gehen und selbst keine Kinder bekommen<br />
haben. Doch in den Folgejahren wurde das<br />
Verursacherprinzip ausgehebelt und eine<br />
Politik für die Älteren gemacht. So wurde<br />
2009 unter Federführung von Arbeitsminister<br />
Olaf Scholz eine Rentengarantie<br />
beschlossen, 2014 folgte die Einführung<br />
der Rente mit 63 unter der Regie von Arbeitsministerin<br />
Andrea Nahles und 2020<br />
setzte Arbeitsminister Hubertus Heil eine<br />
„doppelte Haltelinie“ für Rentenbeitragssatz<br />
und Rentenniveau durch. Das ist mathematisch<br />
gesehen die Note Sechs. Diese<br />
Fehler müssen zurückgenommen werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist das realistisch?<br />
Raffelhüschen: Diesen Mut sollte die<br />
Politik aufbringen. Es lohnt sich. Wenn<br />
wir die Lebenserwartung in die Berechnung<br />
der Rentenhöhe einfließen lassen,<br />
haben wir eine sichere Basisversorgung.<br />
Das muss man klar kommunizieren. Und<br />
dann ist natürlich private Vorsorge wichtig.<br />
Wer nicht ergänzend vorsorgt, steht<br />
im Alter finanziell schlecht da. Davon ist<br />
wahrscheinlich ein Viertel der gesamten<br />
Bevölkerung betroffen.<br />
<strong>procontra</strong>: Das ist viel.<br />
Raffelhüschen: Deshalb ist private Vorsorge<br />
so wichtig, um diesen Wert zu mindern.<br />
Im europäischen Vergleich steht Deutschland<br />
trotz aller Probleme aber gar nicht so<br />
schlecht da. Im Schnitt besitzt jeder Zweite<br />
eine Immobilie, und rund 30 Prozent<br />
haben hohe Ansprüche an die betriebliche<br />
Altersvorsorge. In Armut befinden sich<br />
von dem Viertel keine 3 Prozent. Wenn<br />
man aber gezielt Kinderarmut misst, dann<br />
steigt die Quote auf 15 Prozent. Armut<br />
gibt es in Deutschland bei wenig verdienenden<br />
Familien mit mehreren Kindern<br />
sowie bei alleinerziehenden Frauen. Auch<br />
hier wird erkennbar: Die Politik kümmert<br />
sich ausgiebig um Rentner, aber tut viel zu<br />
wenig für Familien. <br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
51
VERSICHERUNGEN bAV<br />
15 PROZENT AUF ALLES!<br />
Neue gesetzliche Regeln zwingen Arbeitgeber ab 2022 in jeder Entgeltumwandlung<br />
zu einem 15-Prozent-Zuschuss. Das gibt manches Rätsel auf. Wie sich Versicherer<br />
darauf einstellen und was Makler in der Beratung zwingend wissen müssen<br />
– TEXT: DETLEF POHL –<br />
Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG)<br />
schafft schon jetzt neue Beratungsanlässe<br />
für bAV-Berater, auch wenn der Pflichtzuschuss<br />
erst zum Jahreswechsel kommt.<br />
Dabei geht es um die Entgeltumwandlung<br />
über die versicherungsförmigen Durchführungswege<br />
Direktversicherung, Pensionskasse<br />
und Pensionsfonds. Arbeitgeber<br />
müssen ab Januar für alle bestehenden Verträge<br />
obligatorisch 15 Prozent Zuschuss<br />
zahlen, sofern sie selbst durch die Entgeltumwandlung<br />
Sozialabgaben sparen. Viele<br />
tun sich schwerer mit der Umsetzung, als<br />
der Gesetzgeber sich das vorgestellt hatte.<br />
Vermittler sollten jetzt aktiv werden.<br />
52 Illustration: Eleonora Mavromati
AV VERSICHERUNGEN<br />
„Bestehende Vereinbarungen gehören auf<br />
den Prüfstand“, betont deshalb nicht nur<br />
Karsten Rehfeldt, Geschäftsführer des Rentenberaters<br />
BBVS Beratungsgesellschaft für<br />
betriebliche Versorgungssysteme.<br />
Bei einem Großteil der bestehenden Verträge<br />
mit Direktversicherungen und Pensionskassen<br />
lässt sich die Versicherungssumme<br />
nicht erhöhen. Grund: „Die Versicherer<br />
können den Zuschuss durch die Niedrigzinsphase<br />
oft nicht in den hoch verzinsten<br />
Bestandsverträgen aufnehmen. Doch neue<br />
Verträge, die erneut Provision kosten, aber<br />
nur Kleinstrenten erzielen und im ungünstigsten<br />
Fall hohe Verwaltungskosten verursachen,<br />
lohnen für Arbeitnehmer nicht“,<br />
sagt Rehfeldt. Was können Makler tun?<br />
„Am besten einen Rechtsberater ins Boot<br />
holen, denn die Änderungen gehen über die<br />
eigentliche Beratung rund um die Police hinaus“,<br />
meint der BBVS-Chef.<br />
»Versicherer können<br />
den AG-Zuschuss oft<br />
nicht in den<br />
hoch verzinsten<br />
Bestandsverträgen<br />
aufnehmen.«<br />
KARSTEN REHFELDT, BBVS BERATUNGSGESELLSCHAFT<br />
FÜR BETRIEBLICHE VERSORGUNGSSYSTEME<br />
stehenden Vertrag mit ein. Der Gesamtbeitrag<br />
bleibt gleich, der bAV-Anspruch steigt<br />
also nicht. „Der Arbeitnehmer muss aber<br />
zustimmen und eine neue Entgeltumwandlung<br />
ist nötig, denn die Arbeitsgerichte kippen<br />
den Deal sonst“, warnt Rehfeldt.<br />
Es gibt neben dem Niedrigzins weitere<br />
Gründe, warum Versicherer oder Pensionskassen<br />
2022 die Aufstockung des Bestandsvertrages<br />
nicht zulassen. „Wegen Run-offs<br />
zum Beispiel oder inzwischen geschlossener<br />
Tarife kann der Versicherer keine Neuverträge<br />
bzw. Erhöhungen mehr annehmen“,<br />
erinnert Rehfeldt. Betroffen seien rund 55<br />
Prozent aller bAV-Verträge in den versicherungsförmigen<br />
Durchführungswegen<br />
mit knapp zehn Millionen Arbeitnehmern,<br />
schätzt der Rentenberater.<br />
UNTERSCHIEDLICHE LÖSUNGEN DER ANBIETER<br />
Innerhalb der genannten Optionen ist die<br />
Sache im Detail noch verzwickter, wie eine<br />
Stichprobe von <strong>procontra</strong> unter mehreren<br />
Versicherern zeigt. Bei Ergo Vorsorge zum<br />
Beispiel, wo 90.000 Kunden betroffen sind,<br />
„kann der AG-Zuschuss genutzt werden,<br />
3 SZENARIEN BEIM AG-ZUSCHUSS<br />
Will der Arbeitgeber ab Januar 2022 Schadensersatzforderungen<br />
wegen Fehlern beim<br />
AG-Zuschuss vermeiden, muss er sich jeden<br />
einzelnen Vertrag ansehen und drei Punkte<br />
prüfen lassen, was häufig nur in engem Zusammengehen<br />
mit seinem bAV-Berater gelingen<br />
wird:<br />
1. Kann die Summe im Vertrag erhöht werden?<br />
Falls ja, dann sollte man um den Zuschuss<br />
erhöhen und dies dem Versorgungsträger in<br />
einem einfachen Dreizeiler mitteilen.<br />
2. Kann die Summe im Vertrag nicht erhöht<br />
werden? Dann muss geprüft werden, ob ein<br />
Neuabschluss wirtschaftlich sinnvoll und<br />
gewollt ist, entweder beim alten oder bei<br />
einem neuen Versorgungsträger. Hier stellt<br />
sich wegen der niedrigen Zinsen, der vorgeschriebenen<br />
100-Prozent-Garantie und<br />
der Kosten die Frage nach der Effizienz für<br />
den Arbeitnehmer, sofern der Versorgungsträger<br />
aufgrund der geringen Beitragshöhe<br />
des Zuschusses überhaupt einen Neuabschluss<br />
akzeptiert. In Betracht käme da am<br />
einfachsten eine Fondspolice ohne Garantie<br />
mit beitragsorientierter Leistungszusage<br />
(BoLZ) – als neue Entgeltumwandlungsvereinbarung.<br />
3. Kann die Summe im Vertrag nicht wirtschaftlich<br />
sinnvoll erhöht werden? Dann<br />
bleibt nur die arbeitsrechtliche Lösung (Reduktionslösung):<br />
Der bisherige Eigenbeitrag<br />
des Arbeitnehmers wird um den neuen<br />
Arbeitgeberzuschuss reduziert und der Arbeitgeber<br />
zahlt seinen Zuschuss in den beum<br />
die Summe im bestehenden Vertrag zu<br />
erhöhen“, sagt Jan Niebuhr, Vorstand der<br />
Ergo Vorsorge Lebensversicherung. Für<br />
den Bestand der Ergo Leben dagegen, die<br />
sich im Run-off befindet, werde die Reduktionslösung<br />
bzw. der Abschluss eines Neuvertrages<br />
bei der Ergo Vorsorge angeboten.<br />
Auch bei Axa kann der AG-Zuschuss<br />
im bestehenden Vertrag umgesetzt werden.<br />
„Wir machen zwischen den einzelnen Tarifgenerationen<br />
keinen Unterschied und<br />
erlauben die Aufstockung in der seinerzeit<br />
abgeschlossenen Tarifgeneration“, sagt Frederick<br />
Krummet, Leiter Corporate Employee<br />
Benefits im Axa-Konzern. Man mache<br />
Arbeitgebern auch Angebote für Entgeltumwandlungen,<br />
die bislang bei Wettbewerbern<br />
eingedeckt sind, den Zuschuss jedoch<br />
nicht in Bestandsverträgen zulassen. „Wir<br />
bieten den Neuabschluss eines Kollektivvertrages<br />
zur Relax bAV-Rente Comfort<br />
Plus bei uns an“, so Krummet.<br />
„Bei der Stuttgarter Leben können Bestandsverträge<br />
ab der Tarifgeneration 20<strong>05</strong><br />
im bisherigen Rechnungszins aufgestockt<br />
werden“, berichtet Henriette Meissner,<br />
Generalbevollmächtigte für bAV der Stuttgarter<br />
Leben. Hintergrund: Ältere Verträge<br />
betreffen in der Direktversicherung nur Policen,<br />
die pauschal nach Paragraf 40b EStG<br />
pauschal besteuert werden. „Steuerlich ist<br />
eine Aufstockung dieser Altverträge mit<br />
dem AG-Zuschuss ab 2022 nicht sinnvoll,<br />
da solche Policen insoweit dann als Novation<br />
gelten und den Steuervorteil einbüßen<br />
würden“, betont Meissner.<br />
AUFSTOCKUNG IM ALTEN VERTRAG,<br />
MIT WENIGER ZINS?<br />
Der Talanx-Konzern, wo rund 70.000 Arbeitgeberkunden<br />
im Bestand von der Zuschusspflicht<br />
ab 2022 betroffen sind, bietet<br />
verschiedene Optionen an – vom Neuabschluss<br />
über die Erhöhung bestehender Policen<br />
bis hin zur internen Verrechnung. „Die<br />
Aufstockung einer bestehenden Direktversicherung<br />
erfolgt technisch im selben Vertrag<br />
unter Verwendung eines zusätzlichen<br />
Versorgungsbausteins, der aber in der Regel<br />
mit aktuellen Rechnungsgrundlagen<br />
hinterlegt wird“, erklärt Fabian von Löbbecke,<br />
Talanx-Vorstand für bAV. Unter einer<br />
Vertragsnummer könnten verschiedene<br />
„Versorgungsscheiben“ geführt werden.<br />
„An jeder Scheibe lassen sich die zugrunde<br />
gelegten Rechnungsgrundlagen mitführen,<br />
etwa die ersten 100 Euro Beitrag mit<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
53
VERSICHERUNGEN bAV<br />
»Reduktion als Alternative zur Erhöhung«<br />
HENRIETTE MEISSNER, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge Management GmbH<br />
<strong>procontra</strong>: Wie viele Firmenkunden Ihres Hauses<br />
sind vom AG-Zuschuss für Entgeltumwandlungen<br />
ab 2022 betroffen?<br />
Henriette Meissner: Eine deutlich fünfstellige<br />
Zahl von Arbeitgebern befindet sich in unseren<br />
Beständen.<br />
<strong>procontra</strong>: Bieten Sie Firmenkunden die Aufstockung<br />
in deren Bestandsverträgen an?<br />
Meissner: Ja, für alle Bestandspolicen ab der<br />
Tarifgeneration 20<strong>05</strong>. Für ältere Verträge, die<br />
pauschal nach Paragraf 40b EStG besteuert<br />
wurden, nicht, zumal eine Aufstockung dieser<br />
Altverträge den Steuervorteil für den AG-Zuschuss<br />
kosten würde (Stichwort Novation).<br />
<strong>procontra</strong>: Warum verfahren nicht alle Anbieter<br />
so?<br />
Meissner: Das Grundproblem liegt darin, dass<br />
der Gesetzgeber dem Arbeitgeber einen<br />
Zuschuss vorschreibt, ohne dass die Versorgungsträger<br />
einen Kontrahierungszwang<br />
haben. In vielen Fällen handelt es sich um alte<br />
oder geschlossene Tarifgenerationen oder um<br />
Tarifgenerationen mit sehr hohen Rechnungszinsen,<br />
die in der jetzigen Niedrigzinssituation<br />
nicht einfach prolongiert werden können.<br />
<strong>procontra</strong>: Was empfehlen Sie als Alternative?<br />
Meissner: Sollte eine Erhöhung im selben Vertrag<br />
nicht möglich sein: die sogenannte Reduktionslösung.<br />
Bei gleichem Gesamtbeitrag beteiligt<br />
sich der Arbeitgeber dann mit 15 Prozent am reduzierten<br />
Entgeltumwandlungsbetrag. Damit ist<br />
das Grundanliegen des Gesetzes erfüllt, das die<br />
Weitergabe seiner Sozialversicherungsersparnis<br />
verlangt. Das ist eine rein arbeitsrechtliche<br />
Lösung, die einvernehmlich mit dem betroffenen<br />
Arbeitnehmer umgesetzt werden muss. Alternativ<br />
machen wir auch Angebote für Arbeitgeber,<br />
deren bisheriger Anbieter den Zuschuss nicht<br />
im alten Vertrag eindecken will oder kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Ist die Reduktionslösung wirklich eine<br />
echte Alternative?<br />
Meissner: Nach heutigem Kenntnisstand zum<br />
Gesetz ist natürlich eine Weitergabe der Sozialversicherungsersparnis<br />
„on-top“ im selben<br />
Vertrag die einfachste Lösung. Leider lässt sich<br />
das nicht immer realisieren. Wenn andere Wege<br />
beschritten werden müssen, rate ich immer zu<br />
hoher Transparenz gegenüber Arbeitnehmern<br />
und -gebern. Zusätzlich sollte das auch dokumentiert<br />
werden, da das Rentenstammrecht in<br />
der bAV erst nach 30 Jahren verjährt.<br />
<strong>procontra</strong>: Steigt damit der Beratungsaufwand<br />
nicht weiter?<br />
Meissner: Anfangs schon. Der Makler als<br />
treuhänderischer Verwalter des Firmenkunden<br />
muss das neue Risiko (Beitragserhöhung = Risikoerweiterung)<br />
untersuchen und eindecken. Ein<br />
versierter Makler kann den AG-Zuschuss dazu<br />
nutzen, die Kundenbindung deutlich zu stärken,<br />
und in vielen Fällen, in denen der Arbeitgeber<br />
den Fachkräftemangel spürt, auch höhere<br />
Zuschüsse vereinbaren.<br />
<strong>procontra</strong>: Worauf ist in diesem Zusammenhang<br />
besonders zu achten?<br />
Meissner: Zunächst sollte der Bestand an<br />
Entgeltumwandlungen bei jedem Firmenkunden<br />
durchleuchtet werden. Dann ist zu klären, für<br />
welche Entgeltumwandlungen der Berater direkt<br />
zuständig ist – aufgrund seiner Vermittlungstätigkeit<br />
oder seines Maklervertrages –, und was<br />
mit anderen Verträgen passiert. Danach kann<br />
der Makler die passenden Deckungsanfragen<br />
für den AG-Zuschuss stellen.<br />
2,75 Prozent Rechnungszins, die zweite<br />
Scheibe nun mit 15 Prozent Erhöhung bei<br />
0,25 Prozent Rechnungszins“, erläutert der<br />
Mathematiker.<br />
Die Alte Leipziger hat rund 20.000 Firmenkunden,<br />
die für die Entgeltumwandlung<br />
ihrer Mitarbeiter bisher keinen oder<br />
einen zu geringen Zuschuss zahlen. „Der<br />
kann in Bestandsverträge fließen, sofern<br />
der Tarif weiterhin geöffnet ist, und dann<br />
zu den aktuell gültigen Rechnungsgrundlagen“,<br />
sagt Michael Reinelt, Leiter des<br />
Zentralbereichs bAV. Beispiel: Ein Vertrag<br />
mit 1,75 Prozent Rechnungszinsertrag<br />
wird 2022 mit dem AG-Zuschuss zu 0,25<br />
Prozent Rechnungszins aufgestockt. „Es<br />
ist branchenüblich, unter einer Vertragsnummer<br />
verschiedene Rechnungszins-Generationen<br />
zu verwalten“, bestätigt Reinelt.<br />
Die Reduktionslösung „ist sicherlich<br />
möglich, aber der Zuschuss wird dann vom<br />
Arbeitnehmer nicht als Förderung wahrgenommen“,<br />
gibt er zu bedenken. Doch zur<br />
Berechnung des Zuschusses hat der Gesetzgeber<br />
nur schwammige Vorgaben gemacht.<br />
„Statt der angestrebten einfachen Lösung<br />
drohen hohe Komplexität und Verunsicherung“,<br />
kritisiert Andre Cera von der Otto<br />
Group. Im Unternehmen werde man den<br />
Zuschuss aus administrativen Gründen in<br />
nicht anders lösbaren Fällen mit den Beiträgen<br />
verrechnen.<br />
PRO<br />
AG-ZUSCHUSS 2022: LOHNT DIE<br />
REDUKTIONSLÖSUNG?<br />
Wenn Beitragserhöhung<br />
sonst scheitert:<br />
ja<br />
Erfüllt Vorgabe,<br />
dass AG SV-Ersparnis<br />
weitergibt<br />
Wehrt spätere Regressforderungen<br />
ab<br />
CONTRA<br />
Bringt AN keinen<br />
Cent mehr bAV<br />
Verlangt arbeitsrechtliches<br />
Einvernehmen<br />
Mehr Prüfungsaufwand,<br />
ob neuer<br />
Vertrag besser<br />
54 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
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VERSICHERUNGEN Gesundheitsmarkt<br />
E-HEALTH IN ALLEN SYSTEMEN<br />
Anbieter überarbeiten ihre Tarifwerke und bieten Versicherten die Teilnahme an E-Health an –<br />
jedoch mit unterschiedlichen Leistungen. Maklern mit Durchblick bieten sich neue Chancen.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
Vermittler privater Krankenpolicen müssen<br />
noch mehr auf Unterschiede in den Tarifbedingungen<br />
achten. Denn der Markt für<br />
Gesundheitsdienstleistungen ist in Bewegung.<br />
Die Digitalisierung ermöglicht immer<br />
mehr E-Health-Angebote. Ausprägungen<br />
sind elektronische Gesundheitskarte (eGK),<br />
Telematik-Infrastruktur (TI), elektronische<br />
Patientenakte (ePA), elektronische Gesundheitsakte<br />
(eGA), Telemedizindienste wie<br />
Video-Sprechstunden sowie Gesundheits-<br />
Apps und Fitnesstracker.<br />
DIGITALE-VERSORGUNG-GESETZ<br />
Regierung und Parlament haben auf das<br />
wachsende Angebot an digitalen Gesundheitsanwendungen<br />
(DiGa) reagiert und ein<br />
„Gesetz für eine bessere Versorgung durch<br />
Digitalisierung und Innovation“ erlassen.<br />
Es zielt zwar nur auf die gesetzliche Krankenversicherung<br />
(GKV). „Die Vorgaben<br />
werden aber auch in der privaten Krankenversicherung<br />
aufgegriffen,“ hat Thorsten<br />
Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst<br />
bei Morgen & Morgen, festgestellt. Die<br />
folgenden Anbieter hätten bereits ihre verkaufsoffenen<br />
Tarife aktualisiert: Allianz,<br />
Axa/DBV, Bayerische Beamtenkrankenkasse,<br />
Union Krankenversicherung, Continentale,<br />
Münchener Verein, Nürnberger und<br />
Württembergische.<br />
Weitere Gesellschaften würden ihre Allgemeinen<br />
Versicherungsbedingungen zum<br />
Jahresende ändern. Bohrmann prognostiziert:<br />
„E-Health-Angebote fließen in die Tarifwerke<br />
ein und werden ein Thema in der<br />
Vermittlung. Daher sind diese Tarifeigenschaften<br />
jetzt in unserer Vergleichssoftware<br />
filterbar und hinsichtlich ihrer Leistungen<br />
vergleichbar.“ Auch andere Analysehäuser<br />
wie Franke und Bornberg sehen diesen<br />
Trend. Beobachtern zufolge wird sich der<br />
PKV-Markt auch über E-Health-Angebote<br />
differenzieren. Für Vermittler entstehe hier<br />
ein neues Feld, das Beachtung in der Beratung<br />
bedarf.<br />
CHANCEN AUF NEUGESCHÄFT<br />
Wohl jeder Mensch ist an Gesundheitsangeboten<br />
interessiert. Neuerungen auf diesem<br />
Gebiet sind daher ein Vertriebsargument.<br />
Es könnte sich für Makler lohnen, die E-<br />
Health-Angebote ihrer Versicherungspartner<br />
– oder potenzieller Produktgeber – mal<br />
unter die Lupe zu nehmen. <strong>procontra</strong> hat<br />
zehn Anbieter nach ihrem E-Health-Angebot<br />
befragt. Das Ergebnis: Alle arbeiten<br />
fleißig an dem Thema. „Wir bereiten die<br />
Änderung unserer Tarifwerke vor“, heißt<br />
es bei der Hallesche Kranken. Und weiter:<br />
„Leistungen für DiGa sollen rechtsverbindlich<br />
für das Neu- und Bestandskundengeschäft<br />
vereinbart werden.“ Die Änderungen<br />
sollen ab 2022 gelten.<br />
Schon weiter ist die Allianz. „Wir haben<br />
zum 1. Januar <strong>2021</strong> unsere Tarifwerke für<br />
Neu- und Bestandskunden angepasst“, sagt<br />
eine Sprecherin. Der Versicherer erstatte<br />
DiGa auch über den Leistungsumfang der<br />
GKV hinaus. Beispiele wären eine ärztlich<br />
begleitete Online-Tinnitus-Therapie (Tinnitracks)<br />
oder ein digitales Training zur<br />
Förderung der mentalen Gesundheit von<br />
Kindern (Aumio). Auch die Nürnberger<br />
56 Illustration: Roman Kulon
erstattet eigenen Angaben zufolge bereits<br />
Anwendungen, „die im DiGa-Verzeichnis<br />
des BfArM gelistet sind und somit eine attestierte<br />
Wirksamkeit vorweisen.“ Weitere<br />
digitale Services, die aber noch nicht in den<br />
Bedingungen geregelt seien, seien zum Beispiel<br />
ärztliche Beratung und Rezepte per<br />
App (TeleClinic), die Online-Gesundheitsplattform<br />
Exparo und Gesundheitskurse<br />
für bKV-Versicherte (Humanoo).<br />
»E-Health-Angebote<br />
fließen in die Tarifwerke<br />
ein und werden<br />
zunehmend ein Thema<br />
in der Vermittlung.«<br />
THORSTEN BOHRMANN, MORGEN & MORGEN<br />
ÄRZTE WERDEN VERNETZT<br />
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung<br />
des Gesundheitswesens Schwung verliehen.<br />
Aktuell werden alle Akteure über<br />
den Aufbau einer TI elektronisch vernetzt.<br />
Dafür gibt es seit Jahren die Gematik. Gesellschafter<br />
sind der Bund sowie die Verbände<br />
der Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker<br />
und GKV. Finanziert wird die Gematik<br />
zu 93 Prozent aus GKV-Beiträgen und zu 7<br />
Prozent durch die PKV. Der PKV-Verband<br />
war ursprünglich mit an Bord, ist dann als<br />
Gesellschafter ausgestiegen, um im April<br />
2020 dann aber doch wieder mit einem kleinen<br />
Anteil von 2,45 Prozent einzusteigen.<br />
Im Jahr 2019 hatte der Bund die Mehrheit<br />
von 51 Prozent der Stimmrechte übernommen.<br />
Zuvor hielt der GKV-Spitzenverband<br />
50 Prozent der Anteile und die übrigen Verbände<br />
zusammen die andere Hälfte.<br />
Diese Konstellation verdeutlicht, warum<br />
die PKV heute um einen diskriminierungsfreien<br />
Zugang zur Telematik-Infrastruktur<br />
kämpfen muss. Während gesetzlich Versicherte<br />
schon von der ePA profitieren, wenn<br />
auch hier nur von Basisfunktionen, geht die<br />
PKV erst Anfang 2022 an den Start. Dann<br />
sollen zumindest Anlaufschwierigkeiten behoben<br />
sein. „Die PKV steigt direkt mit einer<br />
ePA 2.0 ein, die den Versicherten wirklich<br />
Mehrwerte wie den Impfpass und das<br />
zahnärztliche Bonusheft in digitaler Form<br />
bietet“, so Christian Hälker, Geschäftsführer<br />
Zentrale Dienste im PKV-Verband. Die<br />
ePA soll medizinische Informationen und<br />
Dokumente der Nutzer enthalten, die bislang<br />
an verschiedenen Orten dokumentiert<br />
sind, auch Röntgenbilder und eine Medikamentenübersicht.<br />
SMARTPHONE STATT KARTE<br />
Einen anderen Prozess versucht der PKV-<br />
Verband laut Hälker derzeit „im Sinne der<br />
PKV-Unternehmen zu gestalten“. Dabei<br />
handele es sich um die elektronische Gesundheitskarte,<br />
die in der GKV Voraussetzung<br />
für die Anbindung an die TI und die<br />
Nutzung von Diensten wie ePA und E-Rezept<br />
ist. Einige PKV-Unternehmen, die Anfang<br />
2022 die TI für ihre Versicherten nutzen<br />
möchten, müssen wahrscheinlich eine<br />
elektronische Gesundheitskarte ausgeben.<br />
Statt der Plastikkarte mit Chip und Lichtbild<br />
wünscht der PKV-Verband, dass privat<br />
Krankenversicherte über ihr Smartphone<br />
auf die TI und die E-Health-Dienste zugreifen<br />
können. Hier habe die PKV tatsächlich<br />
„gewisse Freiheiten“. So sehe der Gesetzgeber<br />
vor, dass die PKV auch ausschließlich<br />
digitale Identitäten ausgeben kann.<br />
Die PKV verspricht sich hiervon eine größer<br />
Nutzerfreundlichkeit. Vor allem wären<br />
die privaten Krankenversicherer näher am<br />
Kunden und in ihrem Alltag relevanter.<br />
Auch Makler sollten etwas Know-how in<br />
Sachen E-Health aufbauen. Beim Kunden<br />
käme das gewiss gut an. <br />
PRO<br />
KOMPETENZ IN SACHEN<br />
E-HEALTH AUFBAUEN?<br />
Gesundheit interessiert<br />
die Menschen<br />
immer<br />
Die Digitalisierung<br />
erfasst aktuell das<br />
Gesundheitswesen<br />
Die Versicherer<br />
binden E-Health-<br />
Angebote in ihre<br />
Tarifwerke ein<br />
CONTRA<br />
Digitale Services<br />
lenken ab vom<br />
passenden Versicherungsschutz<br />
Ein Makler kann<br />
nicht Experte in Gesundheitsfragen<br />
sein<br />
Viele Kunden halten<br />
Fitnesstracker etc. für<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
57
VERSICHERUNGEN Grundfähigkeiten<br />
VERSICHERER ARBEITEN<br />
AN GRUNDFÄHIGKEITEN<br />
Sprache bzw. das Sprechen zählt zu den Grundfähigkeiten, der Verlust als Leistungs auslöser.<br />
Klauseln und verschiedene Bedingungen erschweren das Verständnis. Neue Definitionen sollen<br />
nun mehr Klarheit schaffen, Kunden begeistern und die Beratung erleichtern.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
58 Illustration: Eleonora Mavromati
Grundfähigkeiten VERSICHERUNGEN<br />
Der Markt für Grundfähigkeitsversicherungen<br />
ist noch jung, wächst aber stark.<br />
Die Nachfrage ist auch deshalb so hoch,<br />
weil die wichtigen Berufsunfähigkeitspolicen<br />
für viele Menschen mit als riskant<br />
eingestuftem Job zu teuer geworden sind.<br />
Mit der Absicherung von Grundfähigkeiten<br />
wie Stehen, Gehen, Sitzen, Händegebrauch,<br />
Knien oder Bücken wollen Kunden und<br />
Vermittler die Lücke schließen. Doch die<br />
Definitionen in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />
(AVB) der verschiedenen<br />
Anbieter sind so unterschiedlich, dass von<br />
Police zu Police andere Festlegungen darüber<br />
entscheiden, ob Antragsteller einen<br />
Leistungsanspruch haben.<br />
KEINE STANDARDS<br />
Diesen Wildwuchs hat jetzt auch die Ratingagentur<br />
Assekurata kritisiert. „Noch<br />
immer hat sich bei den Bedingungen kein<br />
Markstandard etabliert, sodass der Leistungsumfang<br />
der Tarife auf den ersten Blick<br />
schwer vergleichbar ist“, moniert Analyst<br />
Arndt von Eicken gegenüber <strong>procontra</strong><br />
(sie he Interview auf Folgeseite). Damit stoßen<br />
die Kölner in das gleiche Horn wie zuvor<br />
das Analysehaus Franke und Bornberg,<br />
das bereits 2014 mit dem seinerzeit ersten<br />
Rating zu Grundfähigkeitsversicherungen<br />
im deutschen Markt Transparenz schaffen<br />
und verlässlichen Standards den Weg ebnen<br />
wollte. Das wurde bisher nicht erreicht.<br />
Aber es gibt Hoffnung. Assekurata hat gemeinsam<br />
mit Biometrie Expertenservice ein<br />
detailliertes Prüfraster für Grundfähigkeitstarife<br />
entwickelt, das die Leistungsauslöser<br />
der Versicherer auf kundenfreundliche und<br />
praxistaugliche Formulierungen abtestet.<br />
Und siehe da: Mit Allianz, Nürnberger und<br />
Dortmunder haben sich die ersten Unternehmen<br />
dem Verfahren gestellt. Diese drei<br />
Anbieter haben ihre Tarife nachgeschärft<br />
und von Assekurata dafür jetzt Top-Noten<br />
erhalten, berichten die Kölner Analysten<br />
(siehe Tabelle). Darüber hinaus wisse die<br />
Ratingagentur von mindestens fünf weiteren<br />
Versicherern, die aktuell Klarstellungen<br />
in ihren AVB prüfen würden.<br />
WILDWUCHS AN FÄHIGKEITEN<br />
Der Maklerversicherer Dortmunder, der<br />
zum Volkswohl Bund gehört, ist 2017 mit<br />
der Grundfähigkeitsversicherung Plan D<br />
an den Start gegangen. Auf Anfrage sagte<br />
eine Sprecherin, dass das Produkt im Markt<br />
gut ankomme. Rund 30.000 Versicherte<br />
SIE WERDEN VERSTANDEN!<br />
Versicherer mit nachvollziehbaren und<br />
erreichbaren Klauseln in den AVB *<br />
UNTERNEHMEN TARIF NOTE<br />
Allianz KörperSchutzPolice 1,0<br />
Nürnberger Grundfähigkeit GF4 Future 1,1<br />
Dortmunder Plan D – Die 3 1,4<br />
Dortmunder Plan D – Die 2 1,7<br />
*<br />
AVB = Allgemeine Versicherungsbedingungen Quelle: Assekurata<br />
»Der Vermittler<br />
muss nicht mehr<br />
›übersetzen‹, was<br />
der Versicherer<br />
eigentlich meint.«<br />
PRESSESPRECHERIN, DIE DORTMUNDER<br />
hätten sich bereits für Plan D entschieden.<br />
Dennoch habe der Versicherer die Police<br />
jetzt „runderneuert“. Dazu äußern sich die<br />
Produktentwickler Carina Kuczniak und<br />
Thomas Wesel in einem Blog-Beitrag. Ihren<br />
Ausführungen zufolge hat bei der Neuaufstellung<br />
die Zahl der Leistungsauslöser eine<br />
Rolle gespielt. „Wir wollten nicht 30 Fähigkeiten<br />
aufnehmen, die dem Kunden nichts<br />
bringen.“ Als Beispiel nennen die Mitarbeiter<br />
des Versicherers die Nutzung des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs, ÖNPV:<br />
„Wer nicht mehr mit dem Bus fahren kann,<br />
der ist ja schon bei anderen Leistungsauslösern<br />
wie Gehen, Stehen oder Sitzen eingeschränkt.<br />
Da muss ÖPNV nicht noch extra<br />
als zusammengesetzter Auslöser aufgenommen<br />
werden.“<br />
Wichtig sei den Dortmundern gewesen,<br />
die Bedingungen in Klartext zu formulieren:<br />
„kurze Sätze, eindeutige Aussagen,<br />
viele Beispiele“, erklärt auch die Sprecherin.<br />
Und weiter: „Der Kunde versteht jedes<br />
Wort und weiß genau, was versichert ist<br />
und was nicht. Das wirkt sich auch positiv<br />
auf das Beratungsgespräch aus. Der Vermittler<br />
muss nicht mehr ‚übersetzen‘, was<br />
der Versicherer mit seinen Formulierungen<br />
eigentlich meint. Dafür kann er sich ganz<br />
auf den persönlichen Bedarf des Kunden<br />
und die Beratung konzentrieren.“<br />
DYNAMIK HEISST JETZT ERHÖHUNG<br />
Die Sprecherin nennt aus den neu formulierten<br />
Bedingungen ein Beispiel für die<br />
Fähigkeit „Schreiben“: „Die versicherte<br />
Person kann aufgrund von motorischen<br />
Einschränkungen weder mit der rechten<br />
noch mit der linken Hand mindestens fünf<br />
sinnvolle Wörter mit jeweils mindestens<br />
zehn Buchstaben mit einem Schreibstift in<br />
Druckbuchstaben abschreiben oder mithilfe<br />
der Bildschirmtastatur eines Smartphones<br />
oder Tablets mit einer Displaygröße<br />
von mindestens fünf Zoll abtippen, so dass<br />
ein unabhängiger Dritter diese Wörter lesen<br />
kann.“ Und noch ein Beispiel für die vereinbarten<br />
Beiträge und Leistungen: „Wir<br />
verzichten auf den Versicherungsbegriff<br />
Dynamik und sprechen stattdessen von der<br />
automatischen Erhöhung.“<br />
Die Dortmunder hat bei der Runderneuerung<br />
ihrer Plan-D-Tarife auch noch ein<br />
paar neue Leistungsbausteine eingeführt.<br />
Kinder zum Beispiel können den Angaben<br />
der Produktentwickler zufolge mit der<br />
Schichtwechsel-Option später den Schutz<br />
erweitern oder sogar in eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
wechseln.<br />
Dazu Wesel: „Mit dem Schichtwechsel<br />
kann das Kind aber auch im alten Produkt<br />
bleiben und später weitere Bausteine<br />
wie einen Erwerbsunfähigkeitsschutz dazupacken.“<br />
Wesel greift auch Zweifel im<br />
Markt auf, dass sich Grundfähigkeitsversicherungen<br />
überhaupt zur Arbeitskraftabsicherung<br />
eignen könnten. Einige Vermittler<br />
sähen darin ein Haftungsrisiko für die Beratung.<br />
Mit dem Baustein könne man ein<br />
Sicherheitsnetz spannen, mit dem alle Erkrankungen<br />
und Unfälle aufgefangen werden<br />
könnten.<br />
Bei der Allianz hieß es auf Anfrage, dass<br />
die Definitionen von neun Grundfähigkeiten<br />
überarbeitet wurden. Was „Sprechen“<br />
bedeutet, erklärten die Bedingungen<br />
nun wie folgt: „Die versicherte Person wird<br />
von Außenstehenden nicht mehr verstanden.“<br />
Bislang hieß es an der entscheidenden<br />
Stelle: „von ihrem sozialen Umfeld“.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
59
VERSICHERUNGEN Grundfähigkeiten<br />
»Autofahren ist keine Grundfähigkeit«<br />
ARNDT VON EICKEN, Managing-Analyst der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur<br />
Mehr Klarheit beansprucht jetzt auch<br />
die Nürnberger für ihre AVB. Dem Versicherer<br />
zufolge beschreibt der Leistungsauslöser<br />
„Heben, Tragen und Beugen“ jetzt<br />
„die Fähigkeit der versicherten Person sich<br />
zu beugen und einen Gegenstand von 40<br />
cm Höhe zu heben und 5 m weit zu tragen“.<br />
Diese Beschreibung sei um konkrete<br />
Beispiele ergänzt worden.<br />
„Gegenstand“ etwa sei jetzt definiert als<br />
Akkubohrschrauber, Kurzhantel oder kleiner<br />
Farbeimer, jeweils mit einem Gewicht<br />
von zwei Kilogramm. Die Fähigkeit „Beugen“<br />
sei neu aufgenommen, ebenso die bisherige<br />
Höhe zum Anheben von „Hüfthöhe“<br />
auf jetzt „40 cm“ abgesenkt worden. Insgesamt<br />
ist der Markt für Grundfähigkeitsver<strong>procontra</strong>:<br />
Wie beobachten Sie den Markt für<br />
Grundfähigkeitsversicherungen?<br />
Arndt von Eicken: Alljährlich befragen wir die<br />
Lebensversicherer nach ihren Geschäftserwartungen<br />
für unterschiedliche Produktarten. Die<br />
Antworten für die Grundfähigkeitsversicherung<br />
fallen hierbei positiv bis sehr positiv aus.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie hat sich das Leistungsangebot<br />
zuletzt verändert?<br />
von Eicken: Die Fundamental-Fähigkeiten Sehen,<br />
Hören, Sprechen sind grundsätzlich auf einem<br />
guten Marktniveau abgesichert. Um sich vom<br />
Wettbewerb zu differenzieren, implementieren<br />
viele Versicherer allerdings gerne ein Alleinstellungsmerkmal<br />
in ihren Tarifen. So kommt es,<br />
dass einige Leistungsbausteine mittlerweile<br />
unabhängig vom Verlust einer Grundfähigkeit<br />
greifen, zum Beispiel bei schweren Erkrankungen.<br />
Darüber hinaus zeichnet sich ein Trend<br />
auf bestimmte Zielgruppen ab, wie zum Beispiel<br />
Bauarbeiter oder Lkw-/Busfahrer.<br />
<strong>procontra</strong>: Entfernen sich die Bedingungswerke<br />
von den fundamentalen Grundfähigkeiten?<br />
von Eicken: Ja. Die Versicherer definieren immer<br />
mehr Tätigkeiten des Alltags als „Grundfähigkeit“.<br />
Beispielsweise ist aus unserer Sicht „Autofahren“<br />
keine Grundfähigkeit im engeren Sinne.<br />
Vielmehr stellt diese Tätigkeit eine Reduzierung<br />
des Verlusts der Fähigkeiten Sehen, Gebrauch<br />
der Arme oder Beine und so weiter dar. Die Anzahl<br />
der versicherten Grundfähigkeiten und die<br />
Unterschiedlichkeit an Definitionen bringen eine<br />
hohe Komplexität im Vertrieb mit sich und müssen<br />
regelmäßig analysiert werden, damit sich<br />
die Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />
nicht unnötig aufblähen oder Mogelpackungen<br />
geschnürt werden.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Vermittler und Kunden den<br />
Leistungsumfang noch gut vergleichen?<br />
von Eicken: Das ist schwierig geworden. Es<br />
gibt immer noch keinen Marktstandard bei den<br />
Bedingungen. Aus Vermittler- und Kundensicht<br />
birgt die Entwicklung aber auch eine Gefahr<br />
hinsichtlich der Erreichbarkeit und Nachprüfbarkeit.<br />
Wann es zum Leistungsfall kommt, ist oft<br />
nicht klar. Neue, kreative Auslöser für bestimmte<br />
Zielgruppen müssen sich erst etablieren und<br />
auch in der Leistungsprüfung nachvollziehbar<br />
bzw. beispielsweise mithilfe von Statistiken<br />
objektivierbar sein.<br />
<strong>procontra</strong>: Haben die Neuerungen überhaupt<br />
einen Nutzen für Kunden?<br />
von Eicken: Diese Frage lässt sich nicht pauschal<br />
beantworten. Jede einzelne Neuerung<br />
muss auf ihren Nutzen hin untersucht und<br />
bewertet werden. Am Markt existieren noch<br />
viele Missverständnisse, wie der Glaube, dass<br />
eine Grundfähigkeitsversicherung das Einkommen<br />
absichert oder dass mehr Auslöser auch<br />
mehr Leistung bedeuten. Grundfähigkeitsversicherungen<br />
sichern insbesondere Tätigkeiten<br />
des täglichen Lebens ab, wie zum Beispiel<br />
Heben und Tragen oder Ziehen und Schieben.<br />
Dies kommt unter anderem im Alltag und bei<br />
Freizeitaktivitäten zum Tragen. Inwieweit davon<br />
dann berufliche Aktivitäten betroffen und damit<br />
auch abgesichert sind, muss jeweils im Einzelfall<br />
hinterfragt werden. Das ist eine durchaus anspruchsvolle<br />
Aufgabe für Vermittler. <br />
sicherungen in Bewegung. Der Trend hin zu<br />
objektivierbaren Leistungsauslösern dürfte<br />
sich fortsetzen, was die Leistungsprüfung<br />
deutlich vereinfachen dürfte. Assekurata-<br />
Analyst von Eicken erinnert noch daran,<br />
dass Grundfähigkeitsversicherungen erst<br />
seit Anfang 2000 im deutschen Markt angeboten<br />
werden und die Versicherer kaum<br />
Erfahrung in der Regulierung von Leistungsfällen<br />
haben.<br />
Gleichzeitig ist in der Branche zu vernehmen,<br />
dass es bei dem einen oder anderen<br />
Alt-Tarif mit unklaren Formulierungen<br />
durchaus zu Streit zwischen Antragsteller<br />
und Versicherer kommen könnte. Es ist auch<br />
für Vermittler gut, wenn die Produktgeber<br />
jetzt selbst für mehr Klarheit sorgen.<br />
PRO<br />
FÄHIGKEITEN IN AVB:<br />
IST HIER WENIGER MEHR?<br />
In der Flut der Definitionen<br />
geht sonst der<br />
Überblick verloren<br />
Viele unterschiedliche<br />
Begrifflichkeiten<br />
führen zu viel Streit<br />
mit Kunden<br />
Klarheit und Transparenz<br />
erleichtern die<br />
Beratung<br />
CONTRA<br />
Unterschiede im<br />
Detail dienen der<br />
Bedarfsdeckung<br />
Alleinstellungsmerkmale<br />
sind ein<br />
Vertriebsargument<br />
In einem jungen<br />
Markt ist Ausprobieren<br />
von Klauseln sinnvoll<br />
60 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Signal Iduna ANZEIGE<br />
Wenn Gutes noch besser wird:<br />
KOMFORT-B+<br />
Seit dem 1. April <strong>2021</strong> ersetzt der neue Beihilfetarif KOMFORT-B+ den bisher bekannten Tarif KOMFORT-B.<br />
Mit dieser Optimierung schafft SIGNAL IDUNA einen komfortablen Versicherungsschutz<br />
zu einem attraktiven Beitrag – gerade für Beamtenanwärter.<br />
Im Beihilfebereich schlummert Vertriebspotenzial:<br />
Jährlich starten in Deutschland<br />
circa 35.000 Beamtenanwärter ihre Laufbahn<br />
und sie alle sind auf der Suche nach der<br />
für sie bestmöglichen privaten Krankenversicherung.<br />
Hier greift das erstklassige<br />
Beihilfeangebot der SIGNAL IDUNA mit den<br />
drei aufeinander aufbauenden Tarifvarianten:<br />
BeihilfeSTART, BeihilfeKOMFORT und<br />
BeihilfeEXKLUSIV (inklusive der jeweiligen<br />
Ergänzungsbausteine).<br />
Mit äußerst günstigen Beiträgen in den<br />
Ausbildungsvarianten bietet KOMFORT-B+<br />
den Anwärtern einen perfekten Einstieg.<br />
Durch KOMFORT-B+ erhalten die Beamten<br />
einen komfortablen Versicherungsschutz:<br />
Erstattungen für ärztliche Behandlungen<br />
– ohne Hausarztprinzip, 100 Prozent für<br />
Arzneimittel – ohne Generikaregelung, höhere<br />
Heilpraktiker-Leistungen, Erstattungen<br />
bei Zahnersatz oder auch 2-Bettzimmer und<br />
Wahlarzt im Krankenhaus. Außerdem erhalten<br />
Beamtenanwärter im Tarif R-KOMFORT-<br />
B+ bei Leistungsfreiheit sechs Monatsbeiträge<br />
erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung.<br />
Umfangreiche Optionsrechte ermöglichen<br />
außerdem eine perfekte Anpassung an die<br />
jeweilige Lebensphase.<br />
Das Kundenverhalten hat sich im Laufe der<br />
Zeit geändert, der optimierte Beihilfetarif<br />
KOMFORT-B+ berücksichtigt genau das:<br />
Hausarztprinzip und Generikaregelung sind<br />
weggefallen, für Heilpraktiker wird doppelt<br />
so viel wie vorher geleistet und die Begrenzung<br />
bei den Zahnhöchstsätzen entfällt ab<br />
dem 5. Versicherungsjahr. So entsteht ein<br />
ansprechendes Preis-Leistungspaket.<br />
Auch der Beihilfe-Ergänzungstarif<br />
KOMFORT-B-W wurde angepasst und mit<br />
KOMFORT-B-W+ wurden zwei wesentliche<br />
Verbesserungen erzielt: Die Erhöhung einer<br />
unschädlichen Unterbrechung während<br />
der Ausbildung von 6 auf 18 Monate.<br />
Damit ist sichergestellt, dass in allen drei<br />
Tarifen (KOMFORT-B+, KOMFORT-B-W und<br />
KOMFORT-B-E[1]) dieselben Unterbrechungszeiträume<br />
gelten. Und des Weiteren<br />
wurde die Optionsmöglichkeit erweitert. Zur<br />
Vervollständigung der Zieltarifoption wurde<br />
jetzt neu das Optionsrecht auf ein Krankenhaustagegeld<br />
(EKH) sowie die Pflegepflichtversicherung<br />
(PVB) zugelassen.<br />
Rechnungen können SIGNAL IDUNA Versicherte<br />
übrigens ganz bequem über die<br />
„meine SIGNAL IDUNA“-App digital einreichen.<br />
Das ist gerade für Beamte aufgrund<br />
der zwei unterschiedlichen Kostenerstatter<br />
eine echte Aufwandserleichterung. Unter<br />
anderem können die Versicherten auch ganz<br />
einfach ihre Verträge einsehen und Bescheinigungen<br />
abrufen, ihre Kontaktdaten unkompliziert<br />
anpassen, Heil- und Kostenpläne<br />
einreichen oder schnell und direkt Kontakt<br />
zur SIGNAL IDUNA aufnehmen.<br />
SIGNAL IDUNA bietet als moderner Krankenversicherer<br />
mit KOMFORT-B+ nicht nur<br />
einen hervorragenden Versicherungsschutz<br />
zu einem attraktiven Preis, sondern schafft<br />
mit den Ergänzungstarifen KOMFORT-B-W+<br />
und KOMFORT-B-E/ E1, den herausragenden<br />
Optionsrechten sowie der digitalen Möglichkeiten<br />
über die „meine SIGNAL IDUNA“-App<br />
ein attraktives Rundum-Paket.<br />
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Der Insider-Report für den leitenden Banker : ● aktuell ● kompakt ● kritisch ● unabhängig<br />
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<strong>05</strong>-07-21<br />
<strong>Ausgabe</strong><br />
27/XXIV<br />
Düsseldorf<br />
Während Deutschland unter Wetterkapriolen leidet, serviert 'Bi' diese coolen Themen, sehr<br />
verehrte Leserin, sehr geehrter Leser: ● DSGV-Mitglieder ringen weiter um Konsens bei der<br />
Einlagensicherung ● Klimaschutzfonds von ÖKOWORLD mit bemerkenswerter Performance<br />
● Frankfurter Bankgesellschaft weiter auf der Erfolgsspur ● DSGV-Zahlen geben Anlass zur<br />
Sorge ● CoBank macht Diskrepanz bei Wirecard transparent. Ferner: ● Volksbank Düsseldorf<br />
Neuss ● VoBa Karlsruhe Baden-Baden ● Volksbank KölnBonn ● Verband der Sparda-Banken<br />
Schwere Schlappe für DSGV-Präsident Helmut Schleweis: Es ist ihm nicht gelungen in der Mitgliederversammlung<br />
einen Konsens zu schaffen – zwischen den Landesbanken einerseits und den Sparkassen andererseits.<br />
Dem vorausgegangen war in der Woche zuvor ein Treffen der Verbandsvorsteher. Bereits hier war<br />
Schleweis nach 'Bi'-Informationen daran gescheitert, beide Seiten zu einem finalen Konsens über die Frage<br />
zu bringen, wie zukünftig der Einlagensicherungstopf praktisch aussehen soll. Es verdichtet sich bislang nur<br />
die Vermutung, beide Lager könnten sich auf die Gesamtsumme zwischen 5,2 Mrd. und 5,5 Mrd. € und auf<br />
eine Quotelung von 50 zu 50 verständigen. Weiterhin offen blieb die Frage, wie verfahren werden soll, wenn<br />
der nächste Sicherungsfall eingetreten ist. Bemessungsgrundlage für die dann nötigen Einzahlungen sind die<br />
risikogewichteten Aktiva. Dabei befürchten allerdings die Sparkassen, überproportional belastet zu werden,<br />
da sie im Verhältnis zu den Landesbanken mit einem stärkeren (Kredit-) Wachstum rechnen können. Das<br />
Scheitern von Schleweis ist umso peinlicher, als sich mit RSGV, SVWL, OSV, SV Schleswig-Holstein und<br />
den Hanseaten ein innovativer Kreis gefunden hatte, der ihm einen Kompromissvorschlag vortrug. Doch<br />
Schleweis gelang es nicht, die übrigen Regionalverbände und die Landesbanken zu einen. Ob damit für die<br />
Organisation die gesetzliche Einlagensicherung eingeläutet wurde? Der EZB ist es egal, ob und wie sich die<br />
Lager einigen, sie will nur spätestens bis zum Ende des 3. Quartals wissen, wie die S-Finanzgruppe sich in<br />
Summe zukünftig aufstellt.<br />
Unser Tipp: Begleiten Sie Ihre Kunden zum Klimaschutzfonds von ÖKOWORLD<br />
Klimaschutz ist momentan in der Publikumspresse Thema Nr. 1 – vermutlich zusätzlich beflügelt durch die<br />
näher rückende Bundestagswahl. Kein Wunder also, dass sich auch die Fondsanbieter der Sparkassen sowie<br />
der Volks- und Raiffeisenbanken mit diesem Thema befassen. Um unseren Lesern einen aktuellen Überblick<br />
über die Performance der Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment und Deka zu verschaffen, haben wir<br />
deren Entwicklungen auf unsere Homepage gesetzt. Hinzugefügt haben wir einen Vergleich zwischen<br />
ÖKOWORLD KLIMA und ishares Clean Energy ETF (https://tinyurl.com/yuwa6asz). Zunehmend öfter<br />
greifen die Institute für Ihre Kunden zum ÖKOWORLD KLIMA, dem<br />
Klimaschutzfonds der ÖKOWORLD AG/Hilden. ÖKOWORLD gilt<br />
als der glaubwürdige Anbieter mit den härtesten Kriterien der Branche<br />
und setzt seit Gründung ausschließlich auf die drei Säulen Ethik, Ökologie und Soziale Aspekte bei der<br />
Unternehmensauswahl. Nicht erst, seit Nachhaltigkeit zum grünen Marketingthema gestempelt wurde. 'Bi' ist<br />
diesem Trend auf den Grund gegangen und hat sich bei den Instituten unmittelbar danach erkundigt, worauf<br />
diese Kooperation beruht. Doch zunächst wollen wir unseren Lesern einige Facts zum Fonds selbst liefern:<br />
Als Aktienfonds mit viel Pioniergeist konzipiert, wurde das Konstrukt bereits am 27. Juli 2007 aufgelegt.<br />
Per 30. April <strong>2021</strong> liegt der Anteilswert bei 122,54 €. Der <strong>Ausgabe</strong>preis liegt bei 128,67 €. Inzwischen<br />
wurden rd. 570 Mio. € eingesammelt. Das liegt zum einen an der konsequenten Dramaturgie des<br />
Fondskonzepts, ausschließlich in Unternehmen zu investieren, die "überzeugend und nachprüfbar auf<br />
Klimaschutz achten". So wird u. a. investiert in Unternehmen, die ++ zur Verringerung von Treibhausgasemissionen<br />
beitragen ++ die Produkte und Verfahren entwickeln, die eine geringere Energieintensität<br />
aufweisen und ++ die Wiederverwendungs- oder Recyclingtechnologien zur Verfügung stellen.<br />
Ihr direkter Draht ...<br />
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Fax: 0211/66 98-777<br />
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Impressum<br />
markt intern Verlagsgruppe – kapital-markt intern Verlag GmbH, Grafenberger Allee 337a,<br />
D-40235 Düsseldorf. Tel.: +49 (0)211 6698 199, Fax: +49 (0)211 6698 777. www.kmi-verlag.de. Geschäftsführer:<br />
Dipl.-Kfm. Uwe Kremer, Rechtsanwalt Gerrit Weber, Dipl.-Ing. Günter Weber. Gerichtsstand<br />
Düsseldorf. Handelsregister HRB 71651. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlages.<br />
Bank intern Herausgeber: Dipl.-Ing. Günter Weber. Redaktionsdirektoren: Dipl.-Kfm. Uwe Kremer,<br />
Rechtsanwalt Gerrit Weber. Chefredakteur: Rechtsanwalt Dr. Axel J. Prümm. Redaktionsbeirat:<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Oen. Erwin Hausen, Christian Prüßing M.A., Dipl.-Oec. Curd Jürgen Wulle. Druck:<br />
Theodor Gruda, www.gruda.de. ISSN 1615-522X
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Nr. 27/<strong>2021</strong>, Seite 2<br />
Der weitere Grund für das Vertriebsinteresse der Banken und Sparkassen liegt in der sehr guten<br />
Performance. So weist der Klimaschutzfonds in 2019 eine Wertentwicklung von +37,12 % und in 2020 von<br />
+46,<strong>05</strong> % aus – jeweils nach Kosten. ETF Produkte, die passiv gemanagt sind und am Vergleichsindex kleben,<br />
lässt der aktiv gemanagte Klimafonds alt aussehen. Das sind Ergebnisse, die den Vergleich im Markt<br />
regelmäßig überbieten. Hinzu kommt – und auch das ist für die Institute von Bedeutung: Die Kooperation<br />
mit ÖKOWORLD ist ebenso fair wie provisionsseitig lukrativ. Das bestätigen uns – neben den Sparkassen<br />
Darmstadt, Pforzheim und Kraichgau – bspw. auch diese Häuser:<br />
++ Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, Hebert Mödl, Vertriebsdirektion Wertpapiere: "Ökoworld als Gesellschaft<br />
steht für ehrliches und verantwortungsvolles Investieren ohne auch nur einen einzigen Kompromiss in der<br />
Anlagepolitik. Mit dem Fonds ÖkoworldKlima haben unsere Anleger die Möglichkeit in aktiven Klimaschutz zu<br />
investieren und wissen Ihr Kapital bei einem bodenständigen, kompetenten und authentischem Fondsmanagement<br />
aufgehoben – das über viele Jahre bereits weit überdurchschnittliche Renditen liefert."<br />
++ Sparkasse Hattingen, Dirk Matern, Abteilungsleiter S-Vermögensberatung: "Unsere Sparkasse zeigt bereits<br />
seit Jahren hohe Kompetenz in der Kombination von chancenorientierter Geldanlage und effizienten Nachhaltigkeitsfiltern, um<br />
so die Bedarfe unserer Kundschaft auch zu diesem Thema bestmöglich zu erfüllen. Mit der Ökoworld AG und ihren Fonds,<br />
u. a. dem Klima Fonds, haben wir uns für den Pionier des nachhaltigen Investments entschieden. Hier gelten sehr strenge<br />
ethische, soziale und ökologische Kriterien, die weit über ESG hinausgehen. Das hat uns absolut überzeugt. Mit den Produkten<br />
der Ökoworld konnten wir unseren Kunden auch deutlich machen, dass Nachhaltigkeit keine Rendite kostet – im Gegenteil.<br />
Die Zusammenarbeit ist absolut unkompliziert und konstruktiv. Die vertriebliche Unterstützung erstklassig."<br />
++ Kreissparkasse Ludwigsburg, Tobias Enchelmaier, Ltg. Vermögensverwaltung/Wertpapiere:<br />
"Mittlerweile haben wir vier Fonds von ÖkoWorld im Angebot – auch ÖkoWorld Klima. So können unsere<br />
Kunden wichtige Zukunftsthemen wie Wasser, Ernährung oder Energieeffizienz durch ihre Anlageentscheidung<br />
mitgestalten."<br />
'Bi'-Fazit: Alfred Platow, hierzulande Vorreiter ökologischer Fondskonzepte, tritt mit seinem Klimaschutzfonds<br />
den Beweis an, dass ++ Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen sind ++ Die Fonds-<br />
Performance tadellos ist ++ Fonds-Initiator und Vertrieb, sprich Institut, im respektvollen Umgang<br />
miteinander harmonieren, auch wenn es keine direkte familiäre Verbindung über einen Verbund gibt und<br />
++ eine 5%-ige Außenprovision zudem lukrativ ist. – Für 'Bi' gehört der Platow-Fonds ÖKOWORLD Klima<br />
daher in die Angebotsofferte von auf Nachhaltigkeit setzenden Sparkassen wie Volks- und Raiffeisenbanken.<br />
ÖKOWORLD schaltet für den Fonds ÖKOWORLD KLIMA seit April ARD-TV-Werbung direkt vor dem<br />
Gong der Tagesschau und schickt die Zuschauer zum Kauf des Fonds unmittelbar "in die Bank", was die<br />
Institute freuen sollte, da so die Nachfrage nachhaltig angekurbelt wird.<br />
Frankfurter Bankgesellschaft in nackten Zahlen<br />
Im Markt stehen sich Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken tagtäglich im Wettbewerb um Kunden<br />
gegenüber. Beide Familien sind wichtige Stützen des Finanzsystems, was sich einmal mehr auch in Corona-<br />
Zeiten bewiesen hat. Von konstruktiv-kritischen Analysten, wie 'Bi', erwarten die Leser dennoch, regelmäßig<br />
die Messlatte anzulegen und zu versuchen, Vergleiche herzustellen. Manche hinken,<br />
aber es gibt auch klare Unterschiede: ++ So ist es den Volks- und Raiffeisenbanken<br />
längst gelungen, mit der DZ BANK ein zentrales Institut zu schaffen. Wobei die<br />
Eigentümer die Primärinstitute sind – und zwar unmittelbar und nicht etwa über ihre Regionalverbände<br />
++ Beim Thema IT einen Gewinner auszumachen, ist schwer. Fiducia & GAD IT AG einerseits und Finanz<br />
Informatik andererseits haben Stärken wie Schwächen. An Letzteren arbeiten beide kräftig ++ Vergleichen<br />
wir den Fondsbereich bspw. an den nackten Vertriebszahlen, liegt Union Investment klar vor der Deka (vgl.<br />
'Bi' 24/<strong>2021</strong>) ++ Im Segment 'Komplettberatung vermögender Kunden' hat wiederum mit der Frankfurter<br />
Bankgesellschaft deutlich die S-Finanzgruppe die Nase vorne. Ein Blick in die aktuell vorgestellte 2020er<br />
Entwicklung zeigt dies eindrucksvoll:<br />
++ Gemeinsam mit den Sparkassen konnte die FBG das Anlagevolumen um 1,8 Mrd. CHF steigern<br />
++ Der Provisions- und Devisenertrag stieg um 18,8 Mio. CHF (plus 45,1 %) ++ Durch die gerechte<br />
Aufteilung des Ertrags aus den Kundenkontakten mit den Sparkassen gab die FBG 23,3 Mio. CHF<br />
(plus 33,5 %) unmittelbar an die Sparkassen zurück ++ Auch die Helaba als Mutter kann für 2020<br />
wiederum 4,2 Mio. CHF an Dividende verbuchen.
BUSCHFUNK Berater<br />
BERATER<br />
MAKLER HAFTET FÜR FALSCHBERATUNG<br />
Richter verurteilen Vermittler zu fünf Millionen Euro Schadensersatz.<br />
Foto: iStock / Kurosuke<br />
Ein Hamburger Versicherungsmakler muss rund 5,1 Millionen Euro Schadensersatz zahlen,<br />
nachdem er eine Bewachungs- und Sicherheitsfirma falsch beraten hatte. Zu diesem Urteil<br />
kam nun das Hamburger Landgericht (Aktenzeichen 413 HKO 27/20). Die Firma hatte den<br />
Flutschutz für mehrere Hamburger Gebäude übernommen, wegen eines Fehlers seitens der<br />
Firma kam es jedoch zu enormen Wasserschäden. Daraufhin stellten die Gebäudeversicherer<br />
der Eigentümer Regressansprüche gegen die Bewachungsfirma. Deren Versicherer lehnte die<br />
Regulierung der Forderungen allerdings ab, da „Flutschutz“ in der Betriebshaftpflicht nicht<br />
inkludiert gewesen sei. Schließlich zog die Firma gegen den Makler vor Gericht. In der Urteilsbegründung<br />
hieß es unter anderem: Der Makler habe es versäumt, seine Kundin mit „individuellem<br />
und an das Risiko angepasstem Versicherungsschutz zu versorgen“.<br />
DIE GRÖSSTEN ÄNGSTE DER DEUTSCHEN<br />
Die Ergebnisse der R+V-Langzeiterhebung<br />
Die Sorge ums Geld ist die größte der Deutschen. Zu diesem Ergebnis<br />
kommt eine Langzeiterhebung der R+V Versicherung, in der seit<br />
knapp 30 Jahren die größten Ängste der Bundesbürger abgefragt<br />
werden. Mit 53 Prozent landete auf Platz eins die Angst vor Steuererhöhungen<br />
und Leistungskürzungen durch Corona. Jeder zweite<br />
Befragte fürchtet steigende Lebenshaltungskosten. Auf dem dritten<br />
Platz des Rankings mit 50 Prozent Zustimmung steht die Angst vor<br />
den Kosten, die durch die EU-Schuldenkrise auf die Verbraucher<br />
zukommen könnten.<br />
Foto: iStock / Julien Viry<br />
STAGNIERENDE BEITRAGSBEMESSUNGSGRENZEN<br />
Rechengrößen für die Sozialversicherung bleiben 2022 konstant.<br />
Foto: iStock / Shapecharge<br />
Die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherung werden 2022 eher stagnieren.<br />
Nach einem aktuellen Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums werden manche<br />
Werte sogar niedriger ausfallen. Die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung<br />
sinkt in den alten Bundesländern von monatlich 7.100 auf 7.<strong>05</strong>0 Euro, im Osten steigt sie<br />
leicht von 6.700 auf 6.750 Euro. Bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bleibt<br />
die Beitragsbemessungsgrenze im kommenden Jahr konstant bei monatlich 4.837,50 Euro<br />
bestehen. Auch die Versicherungspflichtgrenze in der Kranken- und Pflegeversicherung soll<br />
unverändert bei 64.350 Euro im Jahr bleiben. Sie gibt Auskunft darüber, ab welchem Einkommen<br />
ein Wechsel in die private Krankenversicherung möglich ist.<br />
64<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Berater BUSCHFUNK<br />
blau direkt: Kooperation mit Status<br />
blau direkt gibt die Zusammenarbeit mit der Status GmbH<br />
bekannt. Durch die Kooperation sollen Ausschließlichkeitsvermittler<br />
optimal auf dem Weg in die Maklerschaft begleitet<br />
werden. Status übernimmt dabei die Unterstützung<br />
und Begleitung dieser Vermittler. Umgekehrt nutzt Status<br />
die Technologie und Abwicklungsprozesse im Poolbereich<br />
von blau direkt.<br />
BU: die unterschätzte<br />
Gefahr?!<br />
DR. HERBERT SCHNEIDEMANN, Vorstandsvorsitzender<br />
der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV)<br />
Fonds Finanz: Voll digitale bAV-Antragsstrecke<br />
Fonds Finanz und Xempus kooperieren. Dadurch können<br />
Fonds-Finanz-Vermittler vom Xempus-Partnerprogramm<br />
profitieren und kostenlos die digitale Antragsstrecke fürs<br />
bAV-Geschäft nutzen. „Das Xempus-Partnerprogramm ist<br />
die ideale Lösung für alle Vermittler, die mit bAV durchstarten<br />
wollen“, sagt Norbert Porazik, Vorstand der Fonds<br />
Finanz.<br />
Finanztip: Schlechtes Finanzwissen<br />
Laut einer Studie des Verbraucherportals Finanztip unter<br />
3.000 Menschen weist das Finanzwissen der Deutschen<br />
große Lücken auf. Jeder zweite beantwortete mehr als die<br />
Hälfte der Fragen falsch. Unterschiede machten sich vor<br />
allem im sozialen Status bemerkbar: Gutverdienende und<br />
Ältere kannten sich in Finanzangelegenheiten besser aus.<br />
AfW: Checkliste für Versicherunsgmakler<br />
Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW hat eine<br />
Checkliste zur Bedarfsüberprüfung in der Vermögensschadens-Haftpflichtversicherung<br />
von Versicherungsmaklern<br />
und unabhängigen Finanzanlagenvermittlern erarbeitet.<br />
Sie ist kostenfrei auf der Website des AfW abrufbar.<br />
DIN: Neue Norm 77235<br />
Nach knapp drei Jahren Entwicklungszeit hat das Deutsche<br />
Institut für Normung die DIN-Norm 77235 veröffentlicht.<br />
Die „Basis-Finanz- und Risikoanalyse für Selbstständige<br />
sowie kleine und mittlere Unternehmen“ umfasst<br />
52 relevante Finanzberatungsthemen. Das Skript kann<br />
kostenpflichtig beim Beuth-Verlag bestellt werden.<br />
Check24: Nachbessern bei VVG-Pflichten<br />
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat das<br />
Urteil des Landgerichts Frankfurt/Main veröffentlicht,<br />
in dem Check24 aufgrund des Verstoßes gegen Maklerpflichten<br />
verurteilt wurde. Der vzbv hatte Check24<br />
wegen der eingeschränkten Auswahl von Versicherern<br />
im PHV-Vergleich verklagt. Bei Check24 habe man bereits<br />
nach Erhalt der Klage Änderungen an der Internetseite<br />
durchgeführt.<br />
Foto: iStock / Deagreez<br />
Die Deutschen sind ein eher risikoaverses Volk<br />
– mit einer großen Ausnahme: Die eigene Arbeitskraft<br />
versichert hierzulande nur ein Drittel der<br />
Arbeitnehmenden. Dabei ist sie unsere Existenzgrundlage,<br />
dank der wir in einem Arbeitsleben<br />
durchschnittlich über 1,5 Millionen Euro verdienen.<br />
Viele unterschätzen die Gefahr, zeitweise<br />
beziehungsweise dauerhaft berufsunfähig zu<br />
werden, oder haben falsche Vorstellungen über die<br />
staatlichen Sicherungsnetze. Wie Untersuchungen<br />
der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) zeigen,<br />
wird beinahe jeder Vierte mindestens einmal im Arbeitsleben<br />
berufsunfähig. In einigen Altersgruppen<br />
ist die BU-Gefahr signifikant gestiegen. So haben<br />
Frauen bis zu ihrem 40. Geburtstag ein um über<br />
30 Prozent erhöhtes BU-Risiko im Vergleich zur<br />
Untersuchung vor 20 Jahren. In dieser Versichertengruppe<br />
sind laut Daten der Rentenversicherung<br />
erheblich mehr Versicherungsfälle aufgrund psychischer<br />
Erkrankungen festzustellen. Ein Grund<br />
dafür könnte die zunehmende Doppelbelastung<br />
durch Job und Familie sein. Laut Destatis ist die<br />
Erwerbstätigenquote von Frauen zwischen 2000<br />
und 2019 von 57,7 auf 72,8 Prozent gestiegen –<br />
während sie sich bei Männern „nur“ etwa halb so<br />
stark erhöhte. Zugleich wurde in dieser Zeit ein<br />
leichter Anstieg der Geburtenraten verzeichnet.<br />
Und viele Studien zeigen, dass das Management<br />
von Haushalt und Familie weiterhin größtenteils in<br />
Frauenhand liegt. Es ist die Aufgabe der Aktuarinnen<br />
und Aktuare, Transparenz über diese<br />
Fakten herzustellen, damit die Bürgerinnen und<br />
Bürger souverän Entscheidungen zur Absicherung<br />
ihrer Arbeitskraft treffen können. Denn ohne eine<br />
Versicherung stellt eine Berufsunfähigkeit für die<br />
meisten kaum zu kompensierende Einschnitte im<br />
Haushaltseinkommen dar. Für Alleinverdienende<br />
kann sie sogar den Ruin bedeuten.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
65
BERATER Datenschutz<br />
»Ein Urteil mit Sig nalwirkung<br />
für Makler«<br />
Das Fax gerät in den Fokus von Datenschützern, ein Urteil mahnt zur Vorsicht.<br />
Welche Daten können Makler zukünftig noch bedenkenlos per Fax auf die Reise schicken?<br />
– TEXT: MARTIN THALER –<br />
Einhaltung von Kündigungsfristen in der<br />
Kfz-Versicherung geht. Allerdings sollte<br />
hier beachtet werden, dass verschiedene<br />
Oberlandesgerichte und auch der BGH<br />
entschieden haben, dass ein einfacher Faxbericht<br />
mit OK-Vermerk allein nicht mehr<br />
als Zustellnachweis gilt, unter anderem<br />
weil er leicht manipulierbar ist.<br />
<strong>procontra</strong>: 2020 hat nun das Oberverwaltungsgericht<br />
Lüneburg ein bemerkens<strong>procontra</strong>:<br />
Wird in Zeiten sozialer Medien<br />
und von E-Mails überhaupt noch per Fax<br />
kommuniziert?<br />
Guido Babinsky: Allerdings, ich schätze,<br />
dass noch immer 50 bis 75 Prozent aller<br />
Makler das Faxgerät für ihre Arbeit<br />
benutzen – häufig als Multifunktionsgerät.<br />
Das hat einen ganz einfachen Grund: Viele<br />
nutzen den Fax-Sendebericht als Zugangsnachweis,<br />
beispielsweise wenn es um die<br />
Datenschutzexperte<br />
GUIDO BABINSKY, Geschäftsführer<br />
der Paderborner<br />
basucon GmbH<br />
wertes Urteil gefällt. Darin heißt es: Personenbezogene<br />
Daten dürfen nicht mehr per<br />
Fax versendet werden.<br />
Babinsky: Da muss man differenzieren.<br />
Aus dem Urteil eine Pauschalabsage für<br />
den Fax-Versand personenbezogener<br />
Daten herauszulesen, wäre für mich zu<br />
weit gegriffen. Die DSGVO verfolgt ja<br />
einen risikobasierten Ansatz. Es gilt also<br />
stets abzuwägen: Mit welcher Handlung<br />
gehe ich welches Risiko ein und welchen<br />
Schaden könnte ein Betroffener, sprich der<br />
Kunde, aus meinen Handlungen erleiden?<br />
Wenn ich das Risiko folglich als gering<br />
einschätze, und dies ist abhängig von der<br />
Kategorie der versandten Daten, kann ich<br />
auch weiterhin personenbezogene Daten<br />
per Fax verschicken.<br />
<strong>procontra</strong>: In dem OVG-Urteil ging es um<br />
einen Sprengstoffhändler. Inwieweit lässt<br />
sich dieses Urteil auf den Makler übertragen?<br />
Babinsky: Das Urteil hat eine Signalwirkung<br />
für Makler: Auch sie müssen sich<br />
fragen, welche Daten sie per Fax verschicken<br />
wollen. Nehmen wir beispielsweise<br />
die Kündigung einer Hausratversicherung.<br />
An personenbezogenen Daten lassen sich<br />
hieraus der Name und die Adresse des<br />
Kunden, der Versicherer, die Versicherungsnummer<br />
und die Tatsache, dass der<br />
Vertrag gekündigt wurde, herauslesen.<br />
Meiner Meinung nach geht das Risiko hier<br />
gegen null – was soll dem Kunden aus diesen<br />
Daten für ein Schaden entstehen, selbst<br />
wenn sie in die falschen Hände geraten?<br />
<strong>procontra</strong>: Es gibt aber auch Gegenbeispiele.<br />
Babinsky: Absolut. Nehmen wir eine Ri-<br />
66 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Datenschutz BERATER<br />
lichkeiten – beispielsweise dem Bür germeis<br />
ter, dem Stadtrat oder dem Vorstandsvorsitzenden<br />
einer Aktiengesellschaft – rate<br />
ich: Finger weg vom Fax!<br />
Gleiches gilt in der Kommunikation mit<br />
den Kunden. Hier kann der Makler nicht<br />
wissen, ob der Kunde ein klassisches<br />
Faxgerät benutzt oder beispielsweise einen<br />
unverschlüsselten Cloud-Fax-Service – das<br />
»Grundlegend kann<br />
ich Maklern nur<br />
raten, sich ernsthaft<br />
mit dem Thema<br />
Datenschutz zu<br />
beschäftigen.«<br />
sikovoranfrage für eine PKV mit Befundberichten<br />
vom Arzt, womöglich noch mit<br />
einem Bericht, dass der Kunde aus einer<br />
stationären psychotherapeutischen Behandlung<br />
entlassen wurde. Das mögliche<br />
Schadenszenario für den Kunden ist hier<br />
extrem hoch und kann von Mobbing bis<br />
hin zum möglichen Verlust des Arbeitsplatzes<br />
gehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie soll der Makler hier noch<br />
den Überblick behalten?<br />
Babinsky: Grundlegend kann ich Maklern<br />
nur raten, sich ernsthaft mit dem Thema<br />
Datenschutz zu beschäftigen und es<br />
nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.<br />
Natürlich kann der Makler vielleicht nicht<br />
in jedem Einzelfall beurteilen, ob es sich<br />
nun um sensible Daten handelt oder nicht.<br />
Aber er kann eine Faustregel anwenden:<br />
Ich würde stets vom Fax abraten, wenn es<br />
um die Übersendung von biometrischen<br />
sowie von Gesundheitsdaten, aber auch<br />
von Religionsdaten und Bankdaten geht.<br />
Auch bei Daten von exponierten Persönwäre<br />
mir definitiv zu heiß.<br />
<strong>procontra</strong>: Was droht bei Verstößen?<br />
Babinsky: Sie müssen mit Geldbußen<br />
rechnen. Man bekommt medial zwar nur<br />
die großen Fälle wie H&M, 1&1 oder<br />
Deutsche Wohnen mit, aber es gibt viele<br />
kleinere Verfahren mit geringeren Geldbußen,<br />
die es nicht in die Medien schaffen.<br />
Das jeweilige Bußgeld bemisst sich immer<br />
am Umsatz des Unternehmens – Makler<br />
können sich das für ihr Unternehmen unter<br />
anderem auf https://www.dsgvo-portal.<br />
de/dsgvo-bussgeld-rechner.php ausrechnen.<br />
Bei einem Maklerunternehmen mit einem<br />
Jahresumsatz von 120.000 Euro drohen<br />
beispielsweise – je nach Schwere des Datenschutzverstoßes<br />
– Bußgelder zwischen<br />
972 und 13.997 Euro. Ob Makler diese<br />
Bußgelder in Kauf nehmen wollen, hängt<br />
natürlich von ihrem persönlichen Risikoappetit<br />
ab. Ich rate aber auf jeden Fall<br />
dringend davon ab, sensible Daten per<br />
Fax zu verschicken – schließlich gibt es ja<br />
Alternativen.<br />
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<strong>Ausgabe</strong> 03/<strong>2021</strong><br />
21US50<br />
67
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />
68 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />
IHRE LIEBLINGE IN DER KRISE<br />
Die Corona-Pandemie beeinflusst den Maklermarkt auch noch in diesem Jahr.<br />
Wie die Vermittler damit zurechtkommen und auf welche Produktgeber sie sich verlassen,<br />
zeigt „Maklers Lieblinge <strong>2021</strong>“.<br />
– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />
Zuallererst einmal möchten wir uns als<br />
<strong>procontra</strong>-Redaktion bei Ihnen, unseren<br />
Lesern, bedanken. Durch Ihr Interesse<br />
an unserer Umfrage „Maklers Lieblinge“<br />
konnten wir in diesem Jahr 1.022 Teilnehmer<br />
verbuchen. Mit jeder zusätzlichen<br />
Stimme werden unsere Umfrageergebnisse<br />
zu einem immer genaueren Meinungsbild<br />
der Vermittlerzunft. Und ein solches<br />
brauchen aktuell die Versicherer, Maklerpools<br />
und Berufsverbände, um sich auf<br />
die Veränderungen am Markt einzustellen.<br />
Schließlich nimmt die Corona-Pandemie<br />
noch immer Einfluss auf das Verhalten der<br />
Kunden sowie auf Ihre tägliche Arbeit als<br />
Versicherungsvermittler.<br />
Das belegen unter anderem die Angaben<br />
der Umfrageteilnehmer zu ihrer Umsatzentwicklung.<br />
Bei 11,7 Prozent der Befragten<br />
sind die Einnahmen seit Beginn der Pandemie<br />
um mehr als 10 Prozent zurückgegangen.<br />
Als wir vor einem Jahr nach den<br />
Umsatzeinbußen gefragt haben, war dieser<br />
Anteil noch fast doppelt so groß. Das zeigt<br />
entweder, dass die negativen Auswirkungen<br />
der Corona-Krise abgeflaut sind, oder dass<br />
sich Makler & Co. besser auf diese eingestellt<br />
haben. Während der Umsatz bei 53,2<br />
Prozent ziemlich gleich geblieben ist, konnten<br />
35,1 Prozent der Vermittler diesen um<br />
mehr als 10 Prozent vergrößern. Vor einem<br />
Jahr konnten nur 15 Prozent der Teilnehmer<br />
ihr Geschäft in diesem Maße ausbauen.<br />
ALTERSVORSORGE SORGT FÜR ZWIESPALT<br />
Doch woher kommen diese teilweise enormen<br />
Zuwächse (bei 7 Prozent der Teilnehmer<br />
wuchs der Umsatz während der Pan-<br />
demie um mehr als 30 Prozent)? Auf die<br />
Frage, in welchen Bereichen sie während der<br />
„Corona-Zeit“ ihre Abschlüsse um mehr<br />
als 10 Prozent gegenüber der „normalen“<br />
Zeit steigern konnten, nannten 30,6 Prozent<br />
der Befragten die Arbeitskraftabsicherung.<br />
Deutliche Zuwächse verzeichneten<br />
außerdem 24,7 Prozent der Vermittler bei<br />
Altersvorsorgeprodukten und 23,6 Prozent<br />
»Beste Maklerbetreuung<br />
– wenn<br />
ich mir eine Auszeichnung<br />
aussuchen<br />
dürfte, dann ist<br />
es genau die!«<br />
DIETMAR BLÄSING, VOLKSWOHL BUND<br />
bei der Wohngebäudeversicherung (Mehrfachnennungen<br />
waren möglich). Ein Drittel<br />
der Teilnehmer gab allerdings an, in keinem<br />
Bereich solche Zuwächse erzielt zu haben.<br />
Umgekehrt gefragt, sorgte Corona bei<br />
29,6 Prozent der Vermittler für einen mehr<br />
als 10-prozentigen Rückgang bei den Altersvorsorge-Abschlüssen.<br />
Auch bei der<br />
privaten Krankenvollversicherung war ein<br />
solch negativer Corona-Effekt bei 21,1<br />
Prozent der Teilnehmer spürbar. Mit 48,5<br />
Prozent bestätigten allerdings viele Berater,<br />
keine derartigen Dämpfer erlitten zu haben.<br />
Zwar sorgte die Krise bei vielen Menschen<br />
erst einmal für weniger Einkommen<br />
und Zukunftsängste. Nicht zuletzt<br />
registrierten viele Lebensversicherer einen<br />
signifikanten Anstieg bei Beitragsfreistellungen<br />
und teilweise auch Vertragsauflösungen.<br />
Für die Vermittler war es zeitweise<br />
sehr schwierig, Beratungstermine mit ihren<br />
Kunden zu vereinbaren. Dennoch brachte<br />
die Pandemie auch zahlreiche positive Effekte<br />
mit sich – vor allem dann, wenn die<br />
Vermittler die Initiative ergriffen haben. So<br />
konnte ein großer Teil der Makler (39,3<br />
Prozent) die Lockdownphasen nutzen, um<br />
interne Arbeitsprozesse zu digitalisieren.<br />
Ob es nun die klassischen Kundenordner<br />
in Papierform sind, Werbebriefe oder die<br />
Arbeitszeiterfassung ihrer Mitarbeiter, es<br />
gab offenbar in vielen Betrieben etwas zu<br />
verbessern. Nur knapp dahinter (39 Prozent)<br />
gaben viele Vermittler an, mehr Zeit<br />
mit ihrer Weiterbildung verbracht zu haben<br />
als vor der Pandemie. Eine wertvolle Investition,<br />
von der mittelfristig das gesamte<br />
Wirtschaftssystem Versicherung pro-<br />
Illustration: Roman Kulon<br />
69
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />
UMSATZENTWICKLUNG SEIT PANDEMIEBEGINN<br />
2,8<br />
Einbruch um mehr als 30 Prozent<br />
8,9<br />
Rückgang<br />
zwischen<br />
10 und 30 %<br />
53,2<br />
Weniger als +/- 10 %<br />
60,8<br />
Alle Angaben in %<br />
DIE BELIEBTESTEN MAKLERPOOLS<br />
Fonds Finanz<br />
13,6<br />
Vema<br />
7,4<br />
blau direkt<br />
gab außerdem an, sich endlich um andere<br />
aufgeschobene Projekte gekümmert zu haben.<br />
Für fast genauso viele Vermittler war<br />
hingegen kein positiver Effekt spürbar.<br />
Größtenteils unbeeinflusst ließ die Pandefitieren<br />
könnte. Jeder dritte Vermittler<br />
nutzt dafür offenbar auch die Onlinemesse<br />
profino – das verraten die Anmeldezahlen.<br />
Einem weiteren Drittel ist profino bislang<br />
kein Begriff und der Rest sieht entweder<br />
keinen Nutzen in einer Anmeldung oder<br />
hatte bisher noch keine Zeit dafür.<br />
Schwer gewichtet (37,2 Prozent) wurde<br />
auch der Ausbau der Videoberatung. Corona<br />
hat dem digitalen Kundengespräch einen<br />
Booster verpasst. In der Freitexteingabe zu<br />
dieser Frage gaben zudem einige Makler<br />
an, dass sich das Interesse ihrer Kunden an<br />
der Videoberatung erhöht hat. Vor allem in<br />
Verbindung mit einer sofortigen digitalen<br />
Möglichkeit zum Vertragsabschluss konnten<br />
sich die Vermittler innovativ und flexibel<br />
präsentieren. Jeder vierte Teilnehmer<br />
7,2<br />
MAKLER IM CORONA-JAHR<br />
Maxpool<br />
6,8<br />
7<br />
Um über 30 %<br />
gestiegen<br />
28,1<br />
Steigerung<br />
zwischen<br />
10 und 30 %<br />
DEMV<br />
DIE VERSICHERER MIT DER BESTEN MAKLERBETREUUNG<br />
1. Volkswohl Bund <br />
2. Allianz und Die Haftpflichtkasse<br />
6,3<br />
3. VHV <br />
4. Die Bayerische <br />
3,5<br />
5. HanseMerkur und Alte Leipziger <br />
71,9<br />
Schaden/<br />
Unfall<br />
privat<br />
MAKLERS HAUPTEINNAHMEQUELLE<br />
61,2<br />
31,4<br />
5,7<br />
30,6<br />
Leben Gewerbe PKV Investment<br />
Immobilien<br />
SO ARBEITEN DIE MAKLERBETRIEBE<br />
Das mag auch am erfahrenen Umgang und<br />
der teils langjährigen Beziehung unserer<br />
Umfrageteilnehmer mit ihren Kunden liegen.<br />
Knapp 40 Prozent von ihnen sind<br />
bereits seit über 25 Jahren in der Branche<br />
tätig. Knapp die Hälfte bringt es auf 10 bis<br />
25 Jahre Erfahrung als Berater. Nur jeder<br />
Achte ist mit unter zehn Jahren noch relativ<br />
neu dabei.<br />
Ganz überwiegend sind die „Maklers<br />
Lieblinge“-Teilnehmer als Versicherungsmakler<br />
nach Paragraf 34d GewO tätig (89,2<br />
Prozent). Teilweise verfügen sie zusätzlich<br />
über die Erlaubnis als Immobilienmakler<br />
und Darlehensvermittler nach Paragraf 34c<br />
(31,2 Prozent), als Finanzanlagenvermittler<br />
nach Paragraf 34f (26,9 Prozent) oder als<br />
Immobiliardarlehensvermittler nach Paragraf<br />
34i (22,2 Prozent).<br />
Unabhängig von der IHK-Erlaubnis beraten<br />
85,9 Prozent der Befragten als Makler<br />
und 5,7 Prozent als Mehrfachagenten.<br />
Als Vergütung für ihre Dienste setzen 87<br />
Prozent auf Provision/Courtage und nur<br />
1 Prozent ausschließlich auf Honorare. Ein<br />
Mischmodell aus Provisionen und Servicegebühren<br />
nutzt etwa jeder Neunte. Knapp<br />
die Hälfte der Makler (42,8 Prozent) ist als<br />
Einzelkämpfer tätig. Gut ein Drittel (37,7<br />
Prozent) hat zumindest einen bis drei Mitarbeiter<br />
und jeder Achte (12,4 Prozent)<br />
sogar ein vier- bis zehnköpfiges Team. Nur<br />
jeweils jedes 30. Unternehmen besteht entweder<br />
aus 11 bis 25 oder sogar aus mehr<br />
als 25 Mitarbeitern. Zusammen mit ihnen<br />
betreuen die Betriebsinhaber im Durchschnitt<br />
rund 750 Kunden, wobei ein Drittel<br />
der Teilnehmer angab, weniger als 300<br />
Kunden im Bestand zu haben. Bei 37,7 Prozent<br />
der Makler liegt die durchschnittliche<br />
Vertragsdichte pro Kunde bei zwei bis drei<br />
Verträgen. Weitere 43,6 Prozent nannten<br />
vier bis fünf Verträge. Den Hauptgeschäftszweig<br />
für die Vermittler bilden erneut Schaden-/Unfallversicherungen<br />
für Privatkunden<br />
(71,9 Prozent; Mehrfachnennungen<br />
möglich). Im Vorjahr lag deren Anteil aller-<br />
Um positive Effekte<br />
aus der Krise zu heben,<br />
mussten Vermittler<br />
die Initiative<br />
ergreifen.<br />
7,1<br />
18,6<br />
10,4<br />
13,7<br />
mie das Verhältnis zwischen den Maklern<br />
und ihren Kunden. Für 77,3 Prozent der<br />
Befragten haben die letzten eineinhalb Jahre<br />
nichts an der Beziehung zu ihren Kunden geändert.<br />
Immerhin 18,4 Prozent erlebten eine<br />
definitive Verbesserung. Gerade einmal 4,3<br />
Prozent gaben an, dass Corona das Verhältnis<br />
zu ihren Kunden verschlechtert habe.<br />
70 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />
dings noch deutlich höher, nämlich bei 81,8<br />
Prozent. Um 2,5 Prozentpunkte konnten<br />
die Lebensversicherungen auf 61,2 Prozent<br />
zulegen. Ein Drittel (31,4 Prozent) macht<br />
hauptsächlich in Gewerbeversicherungen,<br />
und für 30,6 Prozent der Teilnehmer ist die<br />
PKV die Haupteinkommensquelle. Deutlich<br />
dahinter folgen Investmentprodukte<br />
(18,6 Prozent) und Immobilien (13,7 Prozent).<br />
VOLKSWOHL BUND STÖSST LV 1871 VOM THRON<br />
Zwei Drittel der Makler arbeiten entweder<br />
mit einem oder mit zwei Maklerpools<br />
bzw. Maklerverbünden zusammen. Bei<br />
einem Viertel der Befragten sind es drei<br />
oder mehr Maklerpools. Nur noch 7,3<br />
Prozent der Vermittler kommen ohne einen<br />
Poolanschluss aus. Umso wichtiger ist die<br />
Auswahl des passenden Partners. Die Wahl<br />
des beliebtesten Maklerpools ist in diesem<br />
Jahr mehr als deutlich ausgefallen. Denn<br />
enorme 60,8 Prozent der Stimmen (drei<br />
durfte jeder Teilnehmer vergeben) entfielen<br />
»Ich freue mich sehr<br />
über diesen besonderen<br />
Titel, den wir unseren<br />
Maklern zu<br />
verdanken haben.«<br />
NORBERT PORAZIK, FONDS FINANZ<br />
auf die Fonds Finanz aus München. Damit<br />
ist der Maklerpool mit den höchsten Provisionseinnahmen<br />
am Markt auch der beliebteste.<br />
Weit dahinter folgt die Versicherungsmakler<br />
Genossenschaft Vema (13,6<br />
Prozent), die schon im Vorjahr auf dem<br />
zweiten Platz landete. Um den dritten Rang<br />
gab es ein sehr enges Rennen, bei dem sich<br />
blau direkt (7,4 Prozent) knapp vor Max-<br />
pool (7,2 Prozent) und dem DEMV (6,8<br />
Prozent) durchsetzen konnte. Wichtigster<br />
Beweggrund für eine Pool-Partnerschaft ist<br />
für die Vermittler der breite Produkt- und<br />
Anbieterzugang, gefolgt vom Vergleichsrechner-Angebot<br />
und den Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />
Bei Versicherern sind den freien Vermittlern<br />
dagegen vor allem gute Erreichbarkeit<br />
und schnelle Rückmeldungen auf Nachfragen<br />
wichtig. Am deutlichsten verspüren sie<br />
diese offenbar beim Volkswohl Bund. Denn<br />
der Dortmunder Versicherer konnte bei der<br />
Wahl zur besten Maklerbetreuung die meisten<br />
Stimmen einheimsen (10,4 Prozent).<br />
Damit stößt er die LV 1871 vom Thron,<br />
die zuletzt drei Jahre in Folge an der Spitze<br />
stand. Auf dem Treppchen teilen sich Allianz<br />
und Die Haftpflichtkasse den zweiten<br />
Platz, Bronze geht an die VHV.<br />
Welche Versicherer die Teilnehmer unserer<br />
Umfrage in den einzelnen Produktkategorien<br />
auf die vorderen Plätze gewählt<br />
haben, lesen Sie auf den folgenden Seiten.<br />
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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
71
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />
LEBENSVERSICHERUNGEN<br />
Wenn man auf den Bereich Altersvorsorge<br />
blickt, dann brauchten die Makler wahrscheinlich<br />
selten so verlässliche Produktgeber<br />
wie heute. Das liegt nur teilweise an<br />
Corona. Spätestens wenn der Höchstrechnungszins<br />
ab Anfang 2022 auf 0,25 Prozent<br />
sinkt, ist die Altersvorsorge, wie wir<br />
sie lange kannten, Geschichte. Das zeigt<br />
sich besonders gut an der Riester-Rente, die<br />
ab dem kommenden Jahr voraussichtlich<br />
viele Lebensversicherer nicht mehr als Neugeschäft<br />
anbieten werden. Das Problem<br />
liegt in den starren Regularien. Der Gesetzgeber<br />
schreibt einerseits vor, dass die Anbieter<br />
100 Prozent der Eigenbeiträge und<br />
Zulagen garantiert für die Verrentung bereithalten<br />
müssen. Andererseits dürfen sie<br />
diese garantierte Rentenleistung des Vertrags<br />
ab 2022 nur noch mit maximal 0,25<br />
Prozent verzinst angeben. Die marktüblichen<br />
Abschluss- und Verwaltungskos ten<br />
eines Riester-Vertrags lassen sich aber mit<br />
0,25 Prozent Zins über die Laufzeit nicht<br />
mehr reinholen, weshalb eine 100-prozen-<br />
Bald wird für viele<br />
Kunden eine 80-<br />
prozentige Beitragsgarantie<br />
gang<br />
und gäbe sein.<br />
tige Beitragsgarantie nicht mehr möglich<br />
ist. Folglich wird das Angebot solcher<br />
Produkte für die Lebensversicherer unwirtschaftlich<br />
oder nur noch über interne<br />
Sonderregelungen möglich. Mit dem Garantieproblem<br />
haben auch andere Altersvorsorgeprodukte<br />
zu kämpfen, allerdings<br />
schon seit Längerem. Schließlich ließen<br />
sich garantierte Zinsen unterhalb der Inflationsrate<br />
schon seit Jahren nicht mehr gut<br />
vermitteln. Etliche Lebensversicherer bieten<br />
solche Produkte gar nicht mehr an, sondern<br />
setzen längst auf Rentenversicherungen mit<br />
abgeschwächten Garantien, etwa 80 Prozent<br />
der eingezahlten Beiträge. Dadurch<br />
wird mehr Kapital frei für kapitalmarktnahe<br />
Geldanlagen in Aktien und Fonds,<br />
die letztendlich eine Rendite oberhalb der<br />
Inflationsrate erst möglich machen. Für die<br />
jüngeren Kunden werden solche Modelle<br />
bald gang und gäbe sein. Doch noch gilt<br />
es viele Menschen davon zu überzeugen,<br />
dass eine teilweise Altersvorsorge in Aktien<br />
und Fonds keine reine Zockerei ist. In diese<br />
mühsame Aufbauarbeit der Lebensversicherer<br />
grätschte nun die Corona-Krise, die<br />
teils heftige Kursschwankungen mit sich<br />
brachte. Als Fels in dieser Brandung sehen<br />
offenbar viele Makler die Allianz. Der<br />
Marktführer in der Lebensversicherung<br />
konnte gleich in vier Altersvorsorgekategorien<br />
die Herzen der freien Vermittler für<br />
sich gewinnen. Eifrigster Verfolger bleibt<br />
der Volkswohl Bund, der in zwei Altersvorsorge-<br />
und zudem in zwei Arbeitskraftabsicherungskategorien<br />
Erster wurde.<br />
Top-Anbieter Lebensversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Privatrente<br />
1 Allianz 19,0<br />
2 Volkswohl Bund 14,1<br />
3 Canada Life 8,2<br />
# Gesellschaft %<br />
Risikoleben<br />
1 Dela 23,7<br />
2 Hannoversche 19<br />
3 Europa 12,3<br />
# Gesellschaft %<br />
Rürup-Rente / Basisrente<br />
1 Allianz 15,7<br />
2 Canada Life 12,0<br />
3 Volkswohl Bund 11,1<br />
Fondspolice<br />
1 Volkswohl Bund 12,2<br />
2 Canada Life 9,3<br />
4 WWK 9,1<br />
Betriebliche Altersversorgung<br />
1 Allianz 27,8<br />
2 Canada Life 11,9<br />
3 WWK 8,2<br />
Dread Disease<br />
1 Canada Life 57,6<br />
2 Zurich 12,7<br />
3 Die Bayerische 10,3<br />
Berufsunfähigkeit<br />
1 Alte Leipziger 19,0<br />
2 Volkswohl Bund 10,0<br />
3 Swiss Life 8,5<br />
Riester-Rente<br />
1 Volkswohl Bund 19,9<br />
2 WWK 16,7<br />
3 Allianz 14,0<br />
Grundfähigkeit<br />
1 Canada Life 22,2<br />
2 Die Bayerische 11,2<br />
3 Volkswohl Bund 10,1<br />
Erwerbsunfähigkeit<br />
1 Volkswohl Bund 18,0<br />
2 Nürnberger 11,1<br />
3 Canada Life 9,8<br />
Indexpolice<br />
1 Allianz 32,2<br />
2 Volkswohl Bund 21,3<br />
3 Stuttgarter 8,9<br />
Sterbegeld<br />
1 Dela 20,8<br />
2 Ideal 19,3<br />
3 Monuta 18,7<br />
72 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />
KRANKENVERSICHERUNGEN<br />
Sind die Tage der privaten Krankenvollversicherung<br />
gezählt? Diese Frage stellt<br />
sich nicht vor dem Hintergrund politischer<br />
Forderungen nach einer Bürgerversicherung.<br />
Vielmehr spricht die Entwicklung der<br />
Vollversicherten Bände. Seit Ende 2011 ist<br />
ihre Anzahl rückläufig. Man könnte von einer<br />
Abstimmung mit den Füßen sprechen,<br />
wäre diese Entwicklung vollständig freiwillig<br />
entstanden. Ist sie aber nicht, denn die<br />
stetig steigende Versicherungspflichtgrenze<br />
setzt die Hürde für den Einstieg gut verdienender<br />
Angestellter in die PKV immer<br />
höher. Zwar soll jene für das kommende<br />
Jahr, aufgrund der Corona-bedingten geringen<br />
Lohnentwicklung, auf dem Niveau<br />
von <strong>2021</strong> verharren (5.362,50 Euro brutto<br />
monatlich). Dennoch ist sie in den vergangenen<br />
20 Jahren um rund 60 Prozent<br />
gestiegen. Ein weiterer Hinderungsgrund,<br />
sich privat zu versichern, ist die Angst vor<br />
abrupten hohen Beitragsanpassungen. Hier<br />
zwingt vor allem die Niedrigzinsphase die<br />
privaten Krankenversicherer zunehmend zu<br />
Beitragserhöhungen, da sie mit den Kundengeldern<br />
nicht mehr die Verzinsung der<br />
letzten Jahrzehnte erreichen können. Die<br />
Corona-Krise tut ihr Übriges. Denn wie<br />
unsere Umfrage zeigt, ging die Vermittlung<br />
von Vollversicherungen in den letzten eineinhalb<br />
Jahren deutlich stärker zurück als<br />
zu Nicht-Pandemie-Zeiten. Ob die Vollversicherung<br />
bereits dem Ende geweiht ist oder<br />
Top-Anbieter Krankenversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Pflege-Zusatzversicherung<br />
1 Allianz 20,9<br />
2 HanseMerkur 10,5<br />
3 Hallesche 9,3<br />
PKV-Vollversicherung<br />
1 HanseMerkur 18,9<br />
2 Barmenia und Signal Iduna je 13,2<br />
4 Hallesche 8,9<br />
eine Renaissance erleben wird, lässt sich<br />
zum jetzigen Zeitpunkt nicht pauschal beantworten.<br />
Einerseits wechseln immer weniger<br />
gesetzliche Krankenversicherte in die<br />
PKV, und auch die Anzahl der Selbstständigen<br />
hierzulande sinkt konstant. Andererseits<br />
sind immer noch rund 8,7 Millionen<br />
Menschen privat krankenvollversichert,<br />
sodass man sich noch lange Zeit um diese<br />
kümmern muss. Am besten aufgehoben<br />
fühlen sich die Makler in dieser anspruchsvollen<br />
Zeit bei der HanseMerkur, die sich<br />
an der Barmenia vorbei an die Spitze kämpfen<br />
konnte.<br />
Bei der Gesundheitsversorgung geht der<br />
Trend insgesamt hin zur gesetzlichen Krankenversicherung<br />
in Kombination mit privaten<br />
Zusatzversicherungen. Ganz weit<br />
# Gesellschaft %<br />
PKV-Zahnzusatzversicherung<br />
1 Arag 21,2<br />
2 Barmenia 21,1<br />
3 DKV 7,3<br />
PKV-Krankenzusatzversicherung ambulant/stationär<br />
1 Barmenia 17,9<br />
2 Arag 11,2<br />
3 DKV 9,5<br />
Betriebliche Krankenzusatzversicherung (bKV)<br />
1 Allianz 19,0<br />
3 Hallesche 17,5<br />
4 Barmenia 13,1<br />
vorne liegt hier die Verbreitung von Zahnzusatzversicherungen.<br />
Aber auch ambulante<br />
und stationäre Zusatztarife wachsen<br />
weiter. Als großen Trend für die Zukunft<br />
sieht man in der PKV die betriebliche Krankenversicherung<br />
(bKV). Die Anzahl der<br />
Verträge ist im Jahr 2020 um ein Viertel<br />
angewachsen und beträgt erstmals über<br />
eine Million. Großen Anteil daran hat die<br />
Allianz Private Krankenversicherung, die<br />
die Vermittler in diesem Bereich erneut zum<br />
besten Anbieter gewählt haben. <br />
SCHADEN/UNFALL PRIVAT<br />
Das Geschäft mit Schaden-/Unfallversicherungen<br />
für Privatkunden stellt für Vermittler<br />
erneut die größte Einkommensquelle<br />
dar. Die Konzentration auf solides Kompositgeschäft<br />
ist nachvollziehbar in einer Zeit,<br />
in der sich die Lebensversicherung im Umbruch<br />
befindet und die private Krankenvollversicherung<br />
immer schwerer zu vermitteln<br />
ist. Laut unserer Umfrage berichten<br />
jeweils rund 5 Prozent der Befragten davon,<br />
dass sie während der Pandemie deutlich<br />
weniger Abschlüsse im Bereich SHUK-RS<br />
verbuchen konnten als in Nicht-Pandemie-<br />
Zeiten. Gleichzeitig konnten in diesem<br />
Bereich drei bis fünf Mal so viele Makler<br />
deutlich mehr Abschlüsse erzielen als sonst.<br />
Beispielsweise berichten in der Kfz-Versicherung<br />
14,4 Prozent der Befragten von<br />
über 10 Prozent mehr Abschlüssen. Und<br />
das, obwohl zumindest stellenweise weniger<br />
Autos zugelassen wurden. Hier macht<br />
23,6 Prozent der<br />
Makler gaben an,<br />
während der Pandemie<br />
deutlich mehr<br />
Wohngebäude-<br />
Abschlüsse erzielt<br />
zu haben.<br />
sich aber offenbar die Struktur der Kunden<br />
bemerkbar. Denn während die einen krisenbedingt<br />
weniger im Geldbeutel haben,<br />
wissen die anderen nicht, wohin mit ihrer<br />
Kaufkraft – vor allem weil Urlaube, Freizeit<br />
aktivitäten und teure Fernreisen lange<br />
Zeit kaum möglich waren.<br />
In der Folge boomte unter bestimmten<br />
Zielgruppen das Geschäft mit neuen Autos,<br />
Motorrädern oder E-Bikes. Auch andere<br />
Anschaffungen wurden getätigt, etwa die<br />
technische Ausstattung oder größere Projekte<br />
in Haus und Garten. Das wirkte sich<br />
zum Beispiel auf den Absatz von Hausratversicherungen<br />
aus. Die Rechtsschutzversicherung<br />
erlebte einen Ansturm, da sich<br />
viele Menschen krisenbedingt auf Streitigkeiten<br />
in den Bereichen Arbeits- oder<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
73
BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />
Top-Anbieter Sachversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Private Haftpflicht<br />
1 Die Haftpflichtkasse 28,2<br />
2 VHV 21,3<br />
3 Axa 7,3<br />
# Gesellschaft %<br />
Tierhalterhaftpflicht<br />
1 Uelzener 18,5<br />
2 Adcuri 17,2<br />
3 Barmenia 14,6<br />
# Gesellschaft %<br />
Kfz<br />
1 VHV 35,8<br />
2 Itzehoer 15,6<br />
3 Kravag 12,8<br />
Hausrat<br />
1 Die Haftpflichtkasse 28,2<br />
2 Ammerländer 21,3<br />
3 VHV 7,3<br />
Unfall<br />
1 Die Haftpflichtkasse 17,7<br />
2 InterRisk 16,6<br />
3 Basler 13,4<br />
Private Cyberrisiken<br />
1 Hiscox 27,1<br />
2 VHV 11,9<br />
4 HDI 8,3<br />
Wohngebäude<br />
1 Domcura 32,0<br />
2 Axa 8,7<br />
3 Konzept & Marketing 6,6<br />
Rechtsschutz<br />
1 Auxilia 31,7<br />
2 Arag 25,5<br />
3 Deurag 8,2<br />
lette eingeschlossen. Ein weiterer Aspekt<br />
ist noch ganz frisch, aber umso tiefgreifender.<br />
Die Flutkatastrophe im Juli hat, Umfragen<br />
zufolge, schlagartig die Nachfrage<br />
nach Elementarschutz, aber auch generell<br />
nach Wohngebäudeversicherungen ansteigen<br />
lassen. 23,6 Prozent der Makler gaben<br />
an, während der Pandemie deutlich mehr<br />
Wohngebäude-Abschlüsse erzielt zu haben.<br />
Maß aller Dinge bleibt hier der Assekuradeur<br />
Domcura mit seinen eigenen Deckungskonzepten.<br />
<br />
GEWERBEVERSICHERUNGEN<br />
Eigentlich ist sie nur ein winziger Teil des<br />
Gewerbeversicherungsmarkts, doch seit Beginn<br />
der Pandemie beherrscht sie die mediale<br />
Berichterstattung in diesem Segment. Die<br />
Rede ist von der Betriebsschließungsversicherung<br />
(BSV). Schnell wurde klar, dass die<br />
behördlich angeordneten Schließungen per<br />
Allgemeinverfügung das Grundkonzept der<br />
BSV und damit ihrer Beitragskalkulation<br />
aushebeln würden. Auf einen Schlag waren<br />
sehr viele Versicherte gleichzeitig betroffen,<br />
wie bei einem gigantischen Kumulschaden.<br />
Vor allem die Gastronomie traf es hart, und<br />
infolgedessen standen ihre BSV-Anbieter im<br />
Fokus, die mit ihren Policen eigentlich nur<br />
einzelne Betriebsschließungen, zum Beispiel<br />
aufgrund von Salmonellen, im Blick hatten.<br />
Das BSV-Dilemma packte die Kalkulation<br />
vieler Versicherer so tiefgreifend, dass diese<br />
viele Schäden ablehnten und diese Entscheidung<br />
auch in Gerichtsverfahren gegen ihre<br />
Kunden weiter verteidigten. Einer der wenigen<br />
Versicherer, die die Corona-bedingten<br />
Schäden ihrer BSV-Kunden nicht pauschal<br />
ablehnten, ist die HDI Versicherung. Zwar<br />
baute sie ihre BSV anschließend um und<br />
nahm die Deckung für Allgemeinverfügungen<br />
heraus. Dennoch leistete sie in der<br />
Breite für die Corona-Schäden von Gastronomie<br />
& Co. Ein Vorgehen, das die Maklers-Lieblinge-Teilnehmer<br />
in dieser erstmals<br />
abgefragten Produktkategorie mit dem ersten<br />
Platz quittierten. Auf den Plätzen zwei<br />
und drei finden sich mit der Allianz und der<br />
Haftpflichtkasse dagegen zwei Versicherer,<br />
Viele BSV-Anbieter<br />
entschieden sich für<br />
Schadenablehnungen<br />
und Gerichtsverfahren<br />
gegen<br />
ihre Kunden.<br />
Vertragsrecht wappnen wollten. Eine<br />
private Unfallversicherung wurde für mehr<br />
Menschen interessanter, weil sie nun mehr<br />
Zeit für sportliche Aktivitäten in ihrer Region<br />
hatten. Jedoch auch, weil sie sich lange<br />
Zeit nicht sicher sein konnten, inwieweit<br />
der gesetzliche Unfallversicherungsschutz<br />
auch im Homeoffice gilt. Im Sommer hat<br />
der Gesetzgeber hier aber endlich nachgebessert<br />
und beispielsweise Fahrten zum<br />
Kindergarten und zurück vor Arbeitsbeginn<br />
oder den Gang zur heimischen Toidie<br />
zuletzt sehr häufig versuchten, Coronabedingte<br />
BSV-Schäden vor Gericht abzuwenden.<br />
Die Haftpflichtkasse dient gleich noch<br />
einmal als Beispiel, diesmal für die wachsende<br />
Gefahr von Cyberangriffen auf Unternehmen.<br />
Im Juli war der Roßdorfer<br />
Versicherer Opfer einer sogenannten Ransomware-Attacke<br />
geworden. Wochenlang<br />
war der Betrieb deshalb nur eingeschränkt<br />
möglich.<br />
Zudem wurden von den Hackern personenbezogene<br />
Daten erbeutet. Die Haftpflichtkasse<br />
betonte aber, auf Erpressungsversuche<br />
und Lösegeldforderungen nicht<br />
eingehen zu wollen. Der Fall zeigt indes:<br />
Keine Branche ist vor Cyberangriffen sicher.<br />
Laut dem GDV nimmt außerdem die<br />
Qualität der Attacken stark zu. Die Qualität<br />
der Absicherung sehen Makler weiterhin<br />
beim Spezialversicherer Hiscox am<br />
höchsten. An Markel vorbei hat sich der<br />
Kölner Assekuradeur Cogitanda auf den<br />
zweiten Platz geschoben. <br />
74 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
April/Mai 2020 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />
Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />
Top-Anbieter Gewerbeversicherungen<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebshaftpflicht<br />
1 HDI 10,3<br />
2 R+V 9,3<br />
3 VHV und Rhion je 7,8<br />
# Gesellschaft %<br />
D&O (Managerhaftpflicht)<br />
1 Hiscox 32,3<br />
2 Markel 16,5<br />
3 R+V 12,8<br />
# Gesellschaft %<br />
Betriebsinhalt<br />
1 HDI 11,0<br />
2 Axa 10,5<br />
3 Rhion 7,9<br />
Gewerbe-Cyberrisiken<br />
1 Hiscox 31,6<br />
2 Cogitanda 10,3<br />
3 Markel 9,8<br />
Vermögensschadens-Haftpflicht<br />
1 Hiscox 17,8<br />
2 R+V 12,8<br />
3 Allianz 12,2<br />
Firmenrechtsschutz<br />
1 Auxilia 26,0<br />
2 Arag 24,0<br />
3 Roland 12,7<br />
Betriebsschließung<br />
1 HDI 29,3<br />
2 Allianz 15,5<br />
3 Die Haftpflichtkasse 9,4<br />
Kfz-Flottengeschäft<br />
1 Kravag 24,7<br />
2 VHV 18,3<br />
3 Allianz und R+V je 9,7<br />
MAKLERS LIEBLINGE <strong>2021</strong><br />
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2020<br />
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#02 | 2020<br />
April/Mai 2020<br />
Regulieren oder haften? Nachhaltige Standards<br />
Welche Fragen jetzt durch Coronabedingte<br />
Betriebsschließungen<br />
nomie für nachhaltige Geldan-<br />
Wie sich die EU mit ihrer Taxo-<br />
auf Vermittler zukommen<br />
lagen selbst im Weg steht<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
pro/contra Grundrente<br />
SPD und FDP im Schlagabtausch<br />
über Lösungen zur<br />
Bekämpfung von Altersarmut<br />
<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin<br />
75
FOKUS Smart Insurtech<br />
Was ist<br />
smart?<br />
und automatisiert<br />
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So werden in der Beratung abgeschlossene Anträge samt Dokumenten automatisiert im Verwaltungssystem<br />
übernommen. Tschüss manuelle Ablage – Hallo automatisierte Verwaltung!<br />
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oder erhalten Sie per Mail an info@smartinsurtech.de.<br />
SMART ADMIN<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />
76 Advertorial
Smart Insurtech FOKUS<br />
FOKUS<br />
SMART INSURTECH<br />
Mit neuer Technologie<br />
effizienter und umsatzstärker<br />
Ohne ein leistungsstarkes Maklerverwaltungsprogramm<br />
kann ein<br />
Versicherungsmakler heutzutage nicht<br />
mehr professionell beraten. Die Anforderungen<br />
der Regulierung auf der einen<br />
Seite und ein immer umfangreicher werdendes<br />
Produktangebot auf der anderen<br />
Seite erfordern eine zielgerichtete digitale<br />
Unterstützung. Nicht zuletzt durch die<br />
Corona-Pandemie finden Beratungen mit<br />
Kunden vermehrt über Videocalls statt.<br />
Makler suchen dabei stärker nach Technologielösungen<br />
aus einer Hand, gleichzeitig<br />
investieren die Versicherer mehr in<br />
die Entwicklung von Schnittstellen und in<br />
die Einführung neuer Bestandssysteme.<br />
Bei der Digitalisierung kommt es insbesondere<br />
darauf an, Prozesse neu zu denken<br />
und viel stärker auf den Mehrwert von Daten<br />
zu setzen. Es geht darum, Daten über<br />
die verschiedenen Wertschöpfungsstufen<br />
hinweg miteinander zu verknüpfen. Dies<br />
schafft Raum für Innovationen. Noch aber<br />
fehlen einheitliche, von allen Akteuren eingesetzte<br />
Marktstandards. Eine Plattform,<br />
auf welcher Vermittler, Vertriebe, Versicherer<br />
und Assekuradeure aufeinandertreffen,<br />
muss mit all diesen Formaten umgehen<br />
können und neben klassischen Algorithmen<br />
auch künstliche Intelligenz einsetzen,<br />
um über Daten Prozesse zielführend zu<br />
automatisieren.<br />
SMART INSUR ist eine Plattform des<br />
Technologieanbieters Smart InsurTech, die<br />
Maklern aufzeigt, wie sie die Angebote<br />
der Versicherer, Daten über Schnittstellen<br />
und Portale zu besorgen, nutzen und<br />
automatisiert verarbeiten können. Die<br />
breit angelegten Services von SMART<br />
INSUR reichen von einem cloudbasierten<br />
Maklerverwaltungsprogramm über einen<br />
KI-gestützten Dokumentenservice, einen<br />
Foto: iStock / Nico El Nino<br />
Vergleichsrechner sowie eine Tarifbewertung<br />
nach Verbraucherschutzkriterien bis<br />
hin zu einer Software für Kundenberatung,<br />
Analyse und Onlineabschluss.<br />
Ein ganzheitliches Technologiepaket aus<br />
einer Hand, das sämtliche Services entlang<br />
der Wertschöpfungskette abdeckt und miteinander<br />
verzahnt – von Beratungstechnologien<br />
bis Maklerverwaltungsfunktionen.<br />
Lesen Sie im Interview auf den nächsten<br />
Seiten, wie Makler so effizienter und umsatzstärker<br />
beraten können.<br />
Herausforderung für<br />
die Branche: Daten zu<br />
beschaffen und über<br />
alle Stufen der Wertschöpfung<br />
sinnvoll zu<br />
verknüpfen<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />
Advertorial<br />
77
FOKUS Smart Insurtech<br />
»Virtueller Marktplatz für<br />
alle Akteure der Assekuranz«<br />
Matthias Hansen, Vorstandsvorsitzender der Smart InsurTech AG,<br />
über die Versicherungsplattform SMART INSUR, die sämtliche Services<br />
entlang der Wertschöpfungskette abdeckt<br />
– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />
<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihre Plattform<br />
SMART INSUR weiterentwickelt?<br />
Matthias Hansen: Unsere Versicherungsplattform<br />
deckt als vollumfängliches<br />
Softwarepaket sämtliche Services entlang<br />
der Wertschöpfungskette ab. Zum einen<br />
haben wir unsere einzelnen Softwarelösungen<br />
stärker miteinander verzahnt<br />
– beispielsweise das Verwaltungs- und<br />
Beratungstool. So können Vermittler medienbruchfrei<br />
aus der Bestandsführung des<br />
MVP in die Beratungssoftware springen,<br />
Daten dorthin übertragen und speichern.<br />
Umgekehrt ist es auch möglich, Anträge,<br />
Dokumentationen und Angebote aus der<br />
Beratungssoftware ohne doppelte Datenerfassung<br />
in das MVP zu überführen.<br />
Eine weitere Erleichterung ist die automatische<br />
Erfassung von Fremdverträgen<br />
mittels Smartphone. Wir sind sukzessive<br />
dabei, neue Services aufzubauen – wie die<br />
Simulation neuer Versicherungsprodukte,<br />
die sich im Wettbewerb gut behaupten<br />
und aktuellen Nachfragetrends gerecht<br />
werden. Dazu vergleichen wir sämtliche<br />
Daten, die Vermittler und Vertriebe auf<br />
SMART INSUR synchronisieren, mit den<br />
Angaben der Versicherer und erhalten so<br />
eine Datengrundlage, die auf korrekten<br />
Werten basiert. Zur Jahresmitte hatten wir<br />
bereits rund 520 Millionen Euro Jahresnettoprämie<br />
validiert. Diese Grundlagenarbeit<br />
wird viele interessante Innovationen<br />
ermöglichen – etwa automatisch generierte<br />
Beratungsanlässe mittels Robo Advice.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie haben kürzlich einen Tarifcheck<br />
nach Verbraucherschutzkriterien<br />
mittels Schnittstelle in die Beratungssoftware<br />
integriert. Welche Informationen<br />
erhält der Makler hier?<br />
Hansen: Die objektive Tarifbewertung<br />
nach Verbraucherschutzkriterien bieten<br />
wir unter dem Namen SMART CHECK<br />
schon seit Längerem an. Sie ist auf dem<br />
Markt einzigartig und ermöglicht nach den<br />
Kriterien deutscher Verbraucherschutzorganisationen<br />
den Vergleich aktueller und<br />
alter Versicherungsverträge. Dabei kann<br />
»Makler benötigen<br />
keine Anfangsinvestitionen<br />
in Lizenzen,<br />
Software oder<br />
Updates, da wir mit<br />
einem erfolgsorientierten<br />
Gebühren <br />
modell arbeiten.«<br />
sie auf rund 16.000 Alt- und Neutarife von<br />
mehr als 350 Versicherungsgesellschaften<br />
zurückgreifen. Makler können mit wenigen<br />
Klicks das individuell passende Versicherungsangebot<br />
finden – dies funktioniert<br />
auch mobil und wird anschaulich visualisiert.<br />
Für Vermittler ist der Tarifcheck auch<br />
unter dem Aspekt der Kundenbindung und<br />
-gewinnung attraktiv. Er bietet den idealen<br />
Einstieg in eine Vertragsneugestaltung, die<br />
dem Kunden meist einen umfangreicheren<br />
Versicherungsschutz und die Orientierung<br />
an Verbraucherschutzstandards bei geringeren<br />
Kosten ermöglicht.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie viele Makler arbeiten mit<br />
Ihrer Plattform? Was benötigen sie dazu?<br />
Hansen: Unsere Plattformtechnologie<br />
setzen mehr als 1.400 Kunden aus der<br />
Versicherungsbranche ein. Bei Vermittlern<br />
folgt der Einsatz immer mehr dem<br />
Prinzip des „plug and play“. Insofern<br />
benötigen sie nur einen Internetzugang<br />
und die Vertriebsvereinbarungen mit den<br />
Versicherungsunternehmen. Anfangsinvestitionen<br />
in Lizenzen und Software sowie<br />
Update-Kosten sind nicht nötig, da wir mit<br />
einem erfolgsorientierten Gebührenmodell<br />
arbeiten. Es orientiert sich an der Nutzungsintensität<br />
nach aktiver Bestandsgröße<br />
und variiert nach Sparte. Der Einstieg ist<br />
ab 200 Euro pro Monat möglich. Makler<br />
müssen insofern keine Vorabinvestitionen<br />
tätigen, sondern haben laufende Kosten,<br />
<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />
78 Advertorial
Smart Insurtech FOKUS<br />
Matthias Hansen, Vorstandsvorsitzender der Smart InsurTech AG<br />
die sich an ihrem Geschäftserfolg orientieren.<br />
Verfügen Vermittler, die unsere<br />
Software neu einsetzen möchten, bereits<br />
über ein MVP, so wird die Migration nach<br />
Aufwand berechnet.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie erleichtern Sie Maklern die<br />
Arbeit in Beratung und Abwicklung?<br />
Hansen: Mit unseren Softwaretools decken<br />
wir die gesamte Customer Journey ab.<br />
Indem wir die einzelnen Technologien<br />
immer besser miteinander verzahnen und<br />
Automatisierungen schaffen, werden die<br />
Prozesse für Makler effizienter, auch die<br />
Fehlerquoten sinken. Vor allem im Innendienst<br />
und in der Verwaltung lassen sich<br />
Zeit und Kosten einsparen. Dies verschafft<br />
Maklern wieder mehr Freiraum für die<br />
Beratung. Wir erhalten entsprechend positive<br />
Rückmeldungen aus der Kundschaft.<br />
Vor allem der Dokumentenservice SMART<br />
GEVO ist ein Zeitersparnis-Booster bei der<br />
Verarbeitung standardisierter Dokumenteneingänge.<br />
Kunden berichten, dass sie<br />
ihre Personalkapazitäten im Dokumentenbereich<br />
um mindestens 70 Prozent senken<br />
konnten. Auf dem Weg zum schlanken<br />
Backoffice ist auch das Prozessmanagement<br />
des Verwaltungssystems SMART<br />
ADMIN eine wichtige Komponente.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie können Makler mithilfe der<br />
Plattform ihren Umsatz steigern?<br />
Hansen: Indem sie personell wachsen,<br />
mehr Menschen im Vertrieb einstellen und<br />
dafür keine höheren Lizenzkosten zahlen<br />
müssen. Unsere Plattform ist unendlich<br />
nutzbar und finanziert sich nicht durch<br />
Lizenzkosten, die mit der Zahl der Mitarbeiter<br />
steigen. Stattdessen fällt eine Gebühr<br />
nach erfolgreichem Einsatz der Software<br />
an. Jene orientiert sich ausschließlich am<br />
eigenen Bestandswachstum. Dazu bieten<br />
wir zum anderen Services an, die Maklern<br />
ein kontinuierliches Umsatzwachstum ermöglichen:<br />
Robo Advice. Vermittler erhalten<br />
in Zukunft aus dem System eine Mitteilung,<br />
wenn sich der Familienstand oder<br />
die Adresse des Kunden ändert. Sie werden<br />
dann automatisch über einen Beratungsanlass<br />
informiert und können ihrem Kunden<br />
ein passendes Versicherungsprodukt für<br />
die aktuelle Situation anbieten. Darüber<br />
hinaus arbeiten wir daran, dass neben dem<br />
Familienstand auch die Änderung weiterer<br />
Vertragsparameter einen automatischen<br />
Beratungsanlass hervorrufen wird.<br />
<strong>procontra</strong>: Sie sind eine Kooperation mit<br />
dem Maklerverbund CHARTA eingegangen.<br />
Was umfasst die Zusammenarbeit?<br />
Hansen: Durch die Kooperation können<br />
die rund 400 an die CHARTA Börse für<br />
Versicherungen AG angebundenen Makler<br />
unser Technologiepaket einsetzen. Mittels<br />
Schnittstelle haben wir das Beratungssystem<br />
der CHARTA mit unseren Systemen<br />
integriert. So können Produkte ohne<br />
separate Anmeldung direkt berechnet und<br />
die generierten Unterlagen automatisch<br />
in das Verwaltungsprogramm transferiert<br />
werden. Darüber hinaus unterstützt der<br />
Verbund mit der Initiative CHARTA-<br />
STARTHILFE Unternehmer, die ihr Geschäft<br />
gerade aufbauen. Diesem Ansinnen<br />
kommt auch unser Vergütungsmodell<br />
zugute, das keine Anfangsinvestitionen wie<br />
Lizenz- und Softwarekosten beinhaltet.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie arbeiten Sie an der Versicherungswelt<br />
von morgen, was können<br />
Makler und Kunden erwarten?<br />
Hansen: Unser Full-Service-Technologiepaket<br />
entstand durch den Erwerb einer<br />
Vielzahl von IT-Firmen und die Verschmelzung<br />
dieser Firmen in der Smart InsurTech<br />
AG. Wir haben diese heterogenen Tools<br />
miteinander verzahnt. Aktuell arbeiten wir<br />
daran, durch Validierung eine einheitliche<br />
Datengrundlage zu schaffen, ein einheitliches<br />
Datenmodell zu konzipieren und<br />
darauf eine neue Technologie aufzubauen.<br />
Wir sind dabei, SMART INSUR zu einem<br />
virtuellen Marktplatz zu transformieren,<br />
auf dem sich alle Akteure – von Vermittlern<br />
und Vertrieben über Assekuradeure<br />
bis zu den Versicherern – begegnen. So<br />
wird der perfekte Match zwischen Angebot<br />
und Nachfrage der Makler möglich<br />
– auch zugunsten der Endkunden. Das<br />
wird auch neue Services möglich machen.<br />
Um die Tarifwelt von morgen strukturiert<br />
auswerten zu können, arbeiten wir<br />
zum Beispiel gerade an einer generischen<br />
Produktmaschine. Sie kann spartenunabhängig<br />
jede Risikoart abbilden. Parallel<br />
entwickeln wir eine neue Oberfläche für<br />
Makler. Hier werden auch Robo-Advice-<br />
Technologien angelegt sein.<br />
Smart InsurTech AG Heidestraße 8 1<strong>05</strong>57 Berlin +49 687 59 10 20 info@smartinsurtech.de www.smartinsurtech.de<br />
Advertorial<br />
79
BUSCHFUNK Sachwerte<br />
SACHWERTE<br />
NEUE UMSATZREKORDE BEI WOHNIMMOBILIEN?<br />
Experten prognostizieren für <strong>2021</strong> weiter explodierende Preise.<br />
Nachdem die Immobilienpreise während der Corona-Krise stabil geblieben sind, könnten<br />
sie nun wegen Nachholeffekten geradezu in die Höhe schießen. Nach einer Prognose des<br />
Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung rechnen Experten mit<br />
einer Steigerung des Immobilien-Gesamtumsatzes im laufenden Jahr um 6,3 Prozent auf 311<br />
Milliarden Euro. Der bisherige Umsatzrekord wurde 2020 mit knapp 293 Milliarden Euro erzielt.<br />
Als wichtigster Umsatztreiber gelten Wohnimmobilien. „Mit 10,8 Prozent bei Eigenheimen<br />
und 7,2 Prozent bei Eigentumswohnungen haben wir 2020 die stärksten Preiszuwächse seit<br />
Beginn unserer Aufzeichnungen in den 1980er-Jahren festgestellt“, erklärt Gewos-Experte<br />
Sebastian Wunsch. Die Entwicklung des vergangenen Jahres werde sich nun fortsetzen.<br />
Foto: iStock / ah_fotobox<br />
GOLD BLEIBT HINTER DEN ERWARTUNGEN<br />
Trotz Inflation fallen die Preise für das Edelmetall.<br />
Analysten rechnen mit Aufholpotenzial.<br />
Foto: iStock / altmodern<br />
Aktuell notiert Gold unter dem von Experten erwarteten Niveau. Nach<br />
Analyse der Vermögensverwaltung Wisdom Tree müsste das Edelmetall<br />
wegen des Inflationsanstiegs eigentlich zu einem Preis von über<br />
2.000 US-Dollar pro Feinunze gehandelt werden. Tatsächlich pendelt<br />
der Preis um die Marke von 1.785 US-Dollar. Im Juli hätte der Goldpreis<br />
nach den Prognosen um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen<br />
sollen, stattdessen fiel er um 8 Prozent. Kurzfristige Abgänge hatte<br />
das Edelmetall in der Vergangenheit häufig korrigiert.<br />
SCHLECHT INFORMIERTE IMMOBILIENKÄUFER<br />
Onlineberatung von Finanzierungsanbietern hinkt hinterher.<br />
Die Möglichkeiten, die in einer Onlineberatung zum Immobilienkauf stecken, werden von<br />
Finanzierungsanbietern nicht richtig genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der<br />
Unternehmensberatung Cofinpro, für die Filialbanken, Direktbanken und Vergleichsportale<br />
einem Praxistest unterzogen wurden. Dabei gingen die Finanzierungsanbieter insgesamt zu<br />
wenig auf die individuellen Bedürfnisse der potenziellen Käufer ein, stattdessen lag der Beratugsschwerpunkt<br />
auf Terminvereinbarungen und der Ermittlung von Konditionen mithilfe von<br />
Standardparametern. „Videos, Chat-Dienste und Chatbots haben sich noch nicht in der Breite<br />
durchgesetzt“, resümiert Cofinpro-Manager Alexander Christau. Auch nachhaltige Produkte<br />
würden laut der Studie in der Onlineberatung außen vor bleiben.<br />
Foto: iStock / Nico El Nino<br />
80<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Sachwerte BUSCHFUNK<br />
Invesco Real Estate: Erwerb von Wohnprojekt<br />
Invesco Real Estate, der auf weltweite Immobilienanlagen<br />
spezialisierte Bereich von Invesco Ltd. (NYSE: IVZ), hat das<br />
neue Wohnprojekt Caritas in zentraler Lage von Amsterdam<br />
erworben. Das Entwicklungsprojekt wird mit einer<br />
Energieeffizienzklasse von A++ hohe ESG- und Nachhaltigkeitsstandards<br />
erfüllen. Von den insgesamt circa 7.500<br />
Quadratmetern sind rund 70 vermietbare Gewerbeflächen.<br />
Finanzmärkte & Realwirtschaft<br />
verzahnen<br />
DR. ANDREAS MATTNER<br />
Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)<br />
Patrizia: Verkauf Fachmarktzentren-Portfolio<br />
Patrizia hat im Auftrag ihrer Kunden ein Portfolio mit zwölf<br />
Fachmarktzentren veräußert. Die Einzelhandelsobjekte haben<br />
eine Gesamtfläche von rund 180.000 Quadratmetern.<br />
Käufer ist die Meag, der Assetmanager von Munich Re und<br />
Ergo. Das Portfolio hat einen Anteil am Lebensmitteleinzelhandel<br />
von 45 Prozent.<br />
BVT: Verkauf Projektentwicklung in Washington<br />
Die BVT Unternehmensgruppe gibt den Verkauf der Projektentwicklung<br />
„Lake Linganore“ in Frederick/Maryland<br />
bei Washington D.C. bekannt. Es handelt sich dabei um<br />
eine von insgesamt fünf Projektentwicklungen des von<br />
der Kapitalverwaltungsgesellschaft derigo GmbH & Co. KG<br />
verwalteten geschlossenen Spezial-AIF „BVT Residential<br />
USA 12 GmbH & Co. Geschlossene Investment KG“.<br />
PlanetHome & Remax: Neuer Baufinanzierer<br />
PlanetHome und Remax Germany haben gemeinsam den<br />
neuen digitalen Baufinanzierer „Maxxfinance“ gegründet.<br />
Er soll Immobilienkäufern künftig alle Services rund um<br />
das Eigenheim aus einer Hand bieten: von der Anfrage<br />
nach einem Objekt zur Eigennutzung oder Kapitalanlage<br />
bis zur Auszahlung der erforderlichen Kreditsumme.<br />
quirion: Neue digitale Immobilieninvestments<br />
Der Robo-Advisor quirion ergänzt seine Produktpalette<br />
um digitale Immobilieninvestments. Dafür wurde das<br />
Immobilien-Start-up Bloxxter erworben, das digitale<br />
Wertpapiere für Immobilienanlagen anbietet. Die Bloxxter<br />
GmbH wurde im Zuge des Kaufes in quirion Sachwerte<br />
GmbH umbenannt. Neben Dr. Bianca Ahrens wird Martin<br />
Daut Geschäftsführer der quirion Sachwerte GmbH.<br />
EVIC: Neue Geschäftsführung<br />
Die Investmentgesellschaft von Engel & Völkers, Engel &<br />
Völkers Investment Consulting (EVIC), hat Verena Louw<br />
in die Geschäftsführung berufen. Sie tritt an die Seite der<br />
beiden Geschäftsleiter John Kamphorst und Thorsten<br />
Brogt. Zuletzt war Louw als Direktorin im Transaktionsmanagement<br />
bei UBS Global Asset Management tätig.<br />
Foto: iStock / Wakila<br />
Die Europäische Kommission geht mit der<br />
kürzlich vorgestellten Renewed-Sustainable-<br />
Finance-Strategie und dem Vorschlag einer<br />
Green-Bond-Verordnung den bereits vor Jahren<br />
eingeschlagenen Weg hin zu einem deutlichen<br />
Ausbau nachhaltiger Finanzierung weiter. Sie<br />
flankiert durch die Einführung weiterer Standards<br />
und Labels die bekannten, höchst ambitionierten<br />
Klimaziele der Europäischen Union. Insbesondere<br />
stellt sie die Transformation der Wirtschaft noch<br />
einmal deutlicher in den Vordergrund. Der ZIA und<br />
die Immobilienwirtschaft unterstützen dieses<br />
Vorhaben, fordern aber eine stärkere Verzahnung<br />
von Finanzmärkten mit der Realwirtschaft.<br />
Die Immobilienwirtschaft stellt sich ihrer<br />
Verantwortung und ihre Unternehmen werden<br />
einen entscheidenden Beitrag zu einem nachhaltigen<br />
Finanzmarkt leisten. Dennoch gelingt die<br />
Realisierung der umfassenden Detailregelungen<br />
nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Schon<br />
die aktuellen Vorgaben der Taxonomie – das<br />
europaweit einheitliche Klassifikationssystem<br />
für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten – und die<br />
nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten<br />
stellen die Kapitalmarktteilnehmer vor große<br />
Herausforderungen bei der Datenermittlung.<br />
In der Praxis können wir unser gemeinsames<br />
Ziel, Finanzströme in Nachhaltigkeit umzulenken,<br />
nur dann erreichen, wenn wir die erforderlichen<br />
Daten über Gebäudebestände bekommen. Nur<br />
so können wir nachhaltige Finanzprodukte<br />
aufsetzen, deren Nachhaltigkeitskriterien auch<br />
einheitlich erhoben wurden. Die Immobilienwirtschaft<br />
steht bereit, um hier gemeinsam weitere<br />
Lösungen zur Standardisierung an der Schnittstelle<br />
zwischen Finanz- und Realwirtschaft zu<br />
entwickeln.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
81
SACHWERTE Baufinanzierung<br />
»Längere Zinsbindungen<br />
und höhere Tilgung«<br />
Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft in Deutschland bei der Deutschen Bank,<br />
über Finanzierungsstrategien und die kommende Preiskorrektur<br />
bei anhaltend niedrigen Kreditzinsen.<br />
– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />
EVA GRUNWALD leitet seit 2018 das Immobiliengeschäft<br />
der Deutschen Bank mit den Marken<br />
Deutsche Bank und Postbank. Seit Juli <strong>2021</strong><br />
ist sie zudem Mitglied der Geschäfts leitung<br />
der BHW für das Ressort Produkte. Sie ist seit<br />
23 Jahren in der Deutschen Bank tätig.<br />
Vor ihrer jetzigen Aufgabe war sie bereits<br />
mit verschiedenen Führungsaufgaben im<br />
Produkt- und Risikobereich betraut.<br />
<strong>procontra</strong>: Wie entwickelt sich das Geschäft<br />
mit Immobilienfinanzierungen in<br />
Ihrem Hause?<br />
Eva Grunwald: Wir sehen weiterhin eine<br />
sehr gute Geschäftsentwicklung im Bereich<br />
Baufinanzierungen. Es gibt eine lebhafte<br />
Nachfrage nach Immobilien und deren<br />
Finanzierung. Der Wunsch nach den eigenen<br />
vier Wänden bleibt hoch, und auch<br />
bei Immobilien als Kapitalanlage gibt es<br />
weiter starkes Interesse.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Zinssatz verlangt die<br />
Deutsche Bank für zehn Jahre?<br />
Grunwald: Die Konditionen richten sich<br />
immer individuell nach den spezifischen<br />
Gegebenheiten der Finanzierung und den<br />
Voraussetzungen des Kunden. Neben den<br />
allgemeinen Kriterien, wie beispielsweise<br />
Darlehenshöhe, Finanzierungsauslauf und<br />
Tilgungssatz, werden darin auch weitere<br />
Aspekte wie Beschäftigungsverhältnis und<br />
Verwendungszweck berücksichtigt. Es<br />
gibt daher keine Standardkondition, die<br />
für jede Art der Finanzierung und jeden<br />
Kunden gleich wäre.<br />
82 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
Baufinanzierung SACHWERTE<br />
<strong>procontra</strong>: Welche Entwicklung bei den<br />
Hypothekenkreditzinsen erwarten Sie?<br />
Grunwald: Die Kapitalmarktzinsen haben<br />
bisher nur geringfügig auf die anziehende<br />
Inflation reagiert. Die durchschnittlichen<br />
Hypothekenzinsen für Darlehen mit<br />
fünf- bis zehnjähriger Zinsbindung haben<br />
sich ebenfalls nur leicht erhöht und lagen<br />
zuletzt bei 1,12 Prozent. Bis zum Jahresende<br />
erwarten unsere Volkswirte jedoch<br />
etwas höhere Kapitalmarktzinsen und in<br />
der Folge auch einen stärkeren Anstieg der<br />
Hypothekenzinsen auf 1,25 Prozent.<br />
<strong>procontra</strong>: Und welche Zinsentwicklung<br />
sagen Ihre Marktanalysten auf Sicht von<br />
einem oder drei Jahren voraus?<br />
Grunwald: Unser Research erwartet, dass<br />
die Europäische Zentralbank die Anleihekäufe<br />
im Rahmen ihres Pandemie-<br />
Notfallprogramms im März 2022 beenden<br />
wird. Da die Kerninflationsrate, also<br />
die allgemeine Preisentwicklung ohne<br />
den kurzfristigen Einfluss der Preise für<br />
Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak,<br />
in der Eurozone aber deutlich unter dem<br />
neuen, symmetrischen 2-Prozent-Ziel liegt,<br />
gehen wir davon aus, dass die EZB neue<br />
Programme auflegen oder ihr schon vor<br />
Ausbruch der Pandemie aufgelegtes Ankaufprogramm<br />
ausweiten wird, um einen<br />
frühzeitigen Anstieg der Kapitalmarktrenditen<br />
zu verhindern. Entsprechend dürften<br />
die Kapitalmarktzinsen noch lange relativ<br />
niedrig bleiben.<br />
<strong>procontra</strong>: Viele Immobilienkäufer benötigen<br />
in ein bis vier Jahren eine Anschlussfinanzierung.<br />
Die Konditionen dazu<br />
könnten schon heute über ein Forwarddarlehen<br />
gesichert werden. Ist das überhaupt<br />
sinnvoll angesichts der Erwartung, dass die<br />
Zinsen niedrig bleiben?<br />
Grunwald: Wann der richtige Zeitpunkt ist,<br />
ab dem man sich mit seiner Anschlussfinanzierung<br />
beschäftigen sollte, muss jeder<br />
Kunde für sich selbst entscheiden. Geht<br />
man von mittelfristig wieder steigenden<br />
Zinsen aus und möchte dieses Risiko für<br />
seine eigene Finanzierung ausschließen,<br />
kann man bereits bei einer Vorlaufzeit<br />
von bis zu 48 Monaten ein Angebot für<br />
ein Forwarddarlehen erhalten. Ist man<br />
hingegen mehr chancen- als sicherheitsorientiert,<br />
kann es sich lohnen, zunächst nur<br />
den Markt zu beobachten und mit einer<br />
kurzen oder gar keiner Forward-Zeit die<br />
Prolongation vorzunehmen.<br />
<strong>procontra</strong>: Per Ende Juni sind die Preise<br />
für Wohnimmobilien in Deutschland auf<br />
Jahressicht nochmals um insgesamt fast<br />
11 Prozent gestiegen. Wie viel Spekulation<br />
auf weitere Wertsteigerungen steckt darin?<br />
Grunwald: Unsere Volkswirte gehen davon<br />
aus, dass wir in den meisten Metropolregionen<br />
in Deutschland noch bis 2024<br />
steigende Immobilienpreise sehen werden.<br />
Damit könnte der Preisanstieg in dieser<br />
Dekade jedoch zu Ende gehen.<br />
<strong>procontra</strong>: Und dann? Stagnieren die Preise<br />
auf hohem Niveau oder sinken sie auch<br />
mal wieder?<br />
Grunwald: Sollte sich die Erwartung<br />
steigender Preise noch bis 2024 erfüllen,<br />
könnte es danach für kurze Zeit sogar<br />
zu rückläufigen nominalen Hauspreisen<br />
kommen. Unsere Experten rechnen mit<br />
»Wir empfehlen<br />
weiterhin eine<br />
Eigenkapitalquote<br />
von mindestens<br />
20 Prozent.«<br />
einem kulminierten Rückgang von insgesamt<br />
bis zu 5 Prozent über 3 Jahre. Nach<br />
dieser Preiskorrektur ist jedoch wieder mit<br />
steigenden Immobilienpreisen zu rechnen,<br />
da der Preisrückgang und eine dadurch<br />
auf rund 4 Prozent steigende Mietrendite<br />
den Einstieg für viele institutionelle<br />
Investoren wieder attraktiver macht. Auch<br />
wenn aufgrund der vielen makroökonomischen<br />
Unsicherheiten exakte Prognosen<br />
schwierig sind, gehen unsere Volkswirte<br />
für die nächsten Jahre nicht von größeren<br />
Verwerfungen am deutschen Immobilienmarkt<br />
aus.<br />
<strong>procontra</strong>: Inwiefern hat sich die Finanzierung<br />
in den vergangenen Jahren verändert?<br />
Grunwald: Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus<br />
sehen wir derzeit eine Tendenz<br />
zu längeren Zinsbindungen, mit Zinsfestschreibungen<br />
von 15 bis 20 oder teilweise<br />
sogar 30 Jahren. Dies geht oft einher mit<br />
höheren Tilgungen. Zudem verzeichnen<br />
wir vermehrt Anfragen nach höheren<br />
Finanzierungsausläufen, was letztlich<br />
durch die gestiegenen Immobilienpreise<br />
bedingt ist. Zwar bringen viele Kunden<br />
viel Eigenkapital mit ein, doch durch die<br />
gestiegenen Kaufpreise steigen auch die Erwerbsnebenkosten<br />
und zehren einen nicht<br />
unerheblichen Teil des Eigenkapitals auf.<br />
Wir achten darauf, dass unsere Kunden<br />
über ausreichend Eigenkapital verfügen<br />
und sich nicht über Gebühr verschulden.<br />
Zudem sollte eine angemessene Tilgung<br />
vereinbart werden, damit der Kunde seine<br />
Immobilienkredite auch in einem überschaubaren<br />
Zeitraum zurückzahlen kann.<br />
<strong>procontra</strong>: Viele Banken, auch Ihr Haus,<br />
erheben auf große Geldbestände von Kunden<br />
ein Verwahrentgelt. Befeuert das nicht<br />
auch den Immobilienboom?<br />
Grunwald: Die Investition in die eigenen<br />
vier Wände ist grundsätzlich sinnvoll. Ein<br />
eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung<br />
dient zum einen dem Vermögensaufbau<br />
und stellt einen wichtigen Baustein für<br />
die Altersvorsorge dar, da sie mietfreies<br />
Wohnen im Alter ermöglicht. Für Käufer,<br />
die sich vor einigen Jahren noch keine Immobilie<br />
leisten konnten, ist dies aufgrund<br />
der niedrigen Zinsen nun erschwinglicher<br />
geworden. Zum anderen führen die niedrigen<br />
Zinsen dazu, dass viele Kunden nach<br />
alternativen Anlageformen mit attraktiven<br />
Renditen suchen. Die starke Nachfrage<br />
nach Sachwerten motiviert sowohl Eigennutzer<br />
als auch Anleger verstärkt zum<br />
Immobilienkauf.<br />
<strong>procontra</strong>: Welchen Finanzierungstipp<br />
haben Sie für Menschen mit Immobilienwunsch?<br />
Grunwald: Wer seinen Traum nach<br />
Wohneigentum verwirklichen möchte,<br />
sollte zunächst Eigenkapital ansparen, um<br />
die Belastung aus der Finanzierung möglichst<br />
gering zu halten. Unsere Empfehlung<br />
ist nach wie vor eine Eigenkapitalquote<br />
von mindestens 20 Prozent. Längere<br />
Zinsbindungen zur Absicherung des<br />
Zinsänderungsrisikos, verbunden mit einer<br />
höheren Tilgung, bieten sich angesichts der<br />
historisch weiterhin sehr niedrigen Zinsen<br />
an. Alternativ ist die Zinsänderungsabsicherung<br />
durch die Einbindung eines<br />
Bausparvertrags überlegenswert. Da man<br />
sich mit dem Abschluss einer Baufinanzierung<br />
über viele Jahre bindet, ist es wichtig,<br />
dass das Finanzierungskonzept zur eigenen<br />
Vermögenssituation und Lebensplanung<br />
passt. Eine gute Beratung sehen wir daher<br />
als Grundvoraussetzung vor jeder Finanzierungsentscheidung.<br />
<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
83
SACHWERTE UDI-Pleite<br />
DAS GRAUE RISIKO<br />
Die UDI-Pleite stellt ein weiteres Beispiel für riskante Investitionen am Grauen Kapitalmarkt<br />
für Kleinanleger. Viele Finanzberater rücken von Produkten wie Nachrangdarlehen bereits ab.<br />
Aber bräuchte es nicht auch schärfere Gesetze?<br />
– TEXT: CELINE SCHÄFER –<br />
84 Illustration: Roman Kulon
UDI-Pleite SACHWERTE<br />
Die Versprechen, die der Finanzvertrieb<br />
UmweltDirektInvest (UDI) den Privatanlegern<br />
gemacht hat, waren groß: „Grünes<br />
Geld, saubere Rendite“, also nachhaltige<br />
Investments, bei denen der Gewinn mit<br />
jährlichen Zinsen zwischen 4 und 6,5 Prozent<br />
nicht zu knapp ausfallen sollte. UDI<br />
hat sich auf erneuerbare Energien spezialisiert<br />
und finanziert mit dem Geld der<br />
Anleger zum Beispiel Biogasanlagen, die<br />
von UDI-Tochtergesellschaften betrieben<br />
werden. Und genau diese Gesellschaften,<br />
namentlich etwa die UDI Biogas Barleben,<br />
mussten im frühen Sommer dieses Jahres<br />
reihenweise Insolvenz anmelden. Dass<br />
überhaupt noch Menschen ihr Geld in die<br />
UDI-Firmengruppe gesteckt haben, ist eigentlich<br />
erstaunlich. Denn Wirtschaftsprüfer<br />
sehen schon seit mehr als fünf Jahren,<br />
dass es bei UDI nicht rundläuft. Anlass für<br />
die Zweifel bot zum Beispiel der Insolvenzantrag,<br />
den die Projektgesellschaft der Biogasanlage<br />
im hessischen Nieder-Klingen<br />
stellen musste.<br />
Weil die Firmenstrukturen allerdings so<br />
verschachtelt sind, wussten viele Anleger<br />
gar nicht, dass es so schlecht um UDI steht,<br />
denn einen Konzernabschluss gab es nie.<br />
Laut Recherchen des Hessischen Rundfunks<br />
(HR) hat der Öko-Finanzvertrieb Anlegergelder<br />
genutzt, um defizitäre Projekte<br />
zu stützen – natürlich ohne das den Anlegern<br />
mitzuteilen. Die Staatsanwaltschaft<br />
Nürnberg ermittelt jetzt wegen Betrugs und<br />
Untreue. Für Privatanleger bedeutet die<br />
Pleite der UDI-Gesellschaften erst mal den<br />
Totalverlust. Denn sie sind über sogenannte<br />
Nachrangdarlehen an dem Konzern beteiligt.<br />
Das bedeutet: Im Fall einer Insolvenz<br />
werden ihre Ansprüche erst bedient, wenn<br />
alle anderen Gläubiger ihr Geld zurückbekommen<br />
haben, also zum Beispiel Lieferanten<br />
oder Handwerker. Viele Anleger<br />
ziehen deshalb vor Gericht und klagen.<br />
PROKON: ANLEGER VERLIEREN<br />
40 PROZENT IHRES INVESTIERTEN GELDES<br />
Zum ersten Mal passiert so etwas nicht.<br />
Bereits im Jahr 2014 lockte der Windpark-<br />
Entwickler Prokon mit nachhaltigen Investments<br />
über sogenannte Genussrechte,<br />
bei denen Anleger anders als bei normalen<br />
Aktien zwar am Reingewinn beteiligt sind,<br />
aber keinerlei Stimmrechte haben. Das Geschäft<br />
geriet ins Wanken, viele Kunden kündigten<br />
ihre Genussscheine, Prokon musste<br />
Insolvenz anmelden und rund 75.000 An-<br />
GRAUER MARKT SCHNELLER ALS GESETZGEBER<br />
Verboten wird der Graue Kapitalmarkt<br />
wohl nicht, schließlich handelt es sich bei<br />
seinem Angebot nicht per se um illeleger,<br />
die insgesamt 1,4 Milliarden Euro<br />
in Prokon investiert hatten, verloren etwa<br />
40 Prozent ihres investierten Geldes. Für<br />
Vermittler sind Fälle wie dieser der Super-<br />
GAU. Haben sie Kunden nicht hinreichend<br />
beraten, können diese auch sie vor Gericht<br />
ziehen und für den Verlust belangen.<br />
Was Prokon und UDI eint: Sie sind Teil<br />
des Grauen Kapitalmarkts, dessen Produkte<br />
sich gern mit überdurchschnittlich<br />
»Der Graue Kapitalmarkt<br />
ist in der freien<br />
Marktwirtschaft einfallsreich<br />
und damit<br />
immer schneller als<br />
der Gesetzgeber.«<br />
KATHARINA LAWRENCE, REFERENTIN FINANZDIENST-<br />
LEISTUNGEN BEI DER VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />
hohen Zinsen und Renditen schmücken.<br />
Allerdings brauchen sie keine Erlaubnis der<br />
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) und unterliegen deshalb<br />
auch nicht deren Aufsicht. Heißt: Es gibt<br />
keine systematische Produktkontrolle und<br />
die Seriosität und Bonität der Anbieter, Initiatoren<br />
und Geschäftsleiter werden nicht<br />
überprüft, genauso wenig wie die wirtschaftliche<br />
Tragfähigkeit des Geschäftsmodells.<br />
Die Gefahr, dass Anleger auf diesem<br />
unregulierten Kapitalmarkt an zwielichtige<br />
Angebote geraten, ist also hoch. „Dass<br />
Graumarktprodukte wie Nachrangdarlehen<br />
oder Genussrechte überhaupt erlaubt<br />
sind, ist eine deutsche Besonderheit“, sagt<br />
Peter Mattil, der als Fachanwalt für Bankund<br />
Kapitalrecht bei der Münchener Kanzlei<br />
Mattil auch Kleinanleger im UDI-Fall<br />
vertritt.<br />
Finanzberater sollten sich deshalb gut<br />
überlegen, ob sie ihren Kunden zu solchen<br />
Angeboten raten. Wenn eine Vermögensanlage<br />
nicht der Kontrolle der BaFin unterliegt,<br />
wie es zum Beispiel bei den UDI-<br />
Darlehen der Fall war, sind die Vermittler<br />
gesetzlich dazu verpflichtet, alle Details der<br />
Produkte zu überprüfen. Sonst haften sie<br />
und müssen bei einer Klage Schadensersatz<br />
zahlen. „Sie müssen durchdringen, wie ein<br />
Unternehmen und seine Gesellschaften miteinander<br />
verknüpft sind und wo das Geld<br />
der Anleger hinfließt“, erklärt Mattil. „Es<br />
reicht auch nicht, sich auf die Infos der<br />
Emittenten oder der Wirtschaftsprüfer zu<br />
verlassen – wohin das führen kann, haben<br />
wir bei Wirecard gesehen. Da sind viele<br />
Berater zu gutgläubig.“ Verlässliche Quellen<br />
seien die Bilanzen oder Ad-hoc-Mitteilungen<br />
der BaFin. In den Bilanzen von UDI<br />
war etwa schon Jahre zuvor erkennbar,<br />
dass manche Unternehmenszweige schlecht<br />
laufen.<br />
Mattil hält nicht viel von Graumarktprodukten.<br />
Zu niedrig sei der Nutzen, zu hoch<br />
das Risiko für den Anleger. Er weiß allerdings<br />
auch: Die Produkte haben ihre Abnehmer.<br />
Wer das ist, offenbart zum Beispiel<br />
eine Studie der BaFin aus dem Jahr 2020.<br />
Sie zeigt, dass Anlageprodukte wie Aktien,<br />
Anleihen oder Zertifikate zwar deutlich<br />
beliebter sind als Graumarktprodukte, zu<br />
denen neben Genussrechten und Nachrangdarlehen<br />
auch Unternehmensbeteiligungen,<br />
Namensschuldverschreibungen, partiarische<br />
Darlehen und Direktinvestments gehören.<br />
Aber immerhin 4,5 Prozent aller<br />
Studienteilnehmer hatten schon einmal<br />
ein Graumarktprodukt gekauft. Und das<br />
kam viele von ihnen teuer zu stehen: 22<br />
Prozent haben etwa bei einer Investition in<br />
Unternehmensbeteiligungen schon einmal<br />
Geld verloren, unter Anlegern mit Erfahrungen<br />
mit Direktinvestments erlitten sogar<br />
50 Prozent einen finanziellen Verlust.<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
85
SACHWERTE UDI-Pleite<br />
»Risiko des Totalausfalls viel zu hoch«<br />
PETER MATTIL, Fachanwalt für Bank- und Kapitalrecht in München<br />
<strong>procontra</strong>: Herr Mattil, was sind Nachrangdarlehen<br />
eigentlich genau?<br />
Peter Mattil: Aus juristischer Sicht ist das ziemlich<br />
komplex und schwer zu erklären. Vereinfacht<br />
gesagt gibt ein Privatanleger zum Beispiel<br />
einem Unternehmen ein Darlehen und bekommt<br />
dafür Zinsen. Wenn das Unternehmen dann allerdings<br />
in Zahlungsschwierigkeiten kommt, wird<br />
der Gläubiger des Nachrangdarlehens zuletzt<br />
bedient. Anleger sind also das letzte Glied in der<br />
Kette und es gibt ein Risiko des Totalverlustes.<br />
<strong>procontra</strong>: Können Nachrangdarlehen denn<br />
auch eine sinnvolle Vermögensanlage sein oder<br />
raten Sie generell davon ab?<br />
Mattil: Meiner Meinung nach sind Nachrangdarlehen<br />
grundsätzlich ein seltsames Anlageprodukt.<br />
Einerseits sind Anleger durch Nachrangdarlehen,<br />
anders als etwa mit Aktien, in keiner<br />
Weise am Unternehmen beteiligt. Sie haben also<br />
nichts davon, wenn die Geschäfte gut laufen.<br />
Andererseits stehen Anleger hinten an, wenn<br />
ein Unternehmen pleitegeht, sie bekommen<br />
in der Regel nichts von ihrem Geld wieder.<br />
Deshalb würde ich von Nachrangdarlehen<br />
abraten.<br />
<strong>procontra</strong>: Aber warum gibt es dann überhaupt<br />
Finanzberater, die diese Darlehen<br />
ihren Kunden anbieten?<br />
Mattil: Die Anbieter von Nachrangdarlehen<br />
locken häufig mit sehr hohen Zinsen. Außerdem<br />
soll das Geld immer in spezifische<br />
Projekte fließen, die die Anbieter dann<br />
bewerben, zum Beispiel bei UDI die<br />
Biogasanlagen – das kann auch<br />
ansprechend wirken. Meiner<br />
Meinung nach ist das Risiko des<br />
Totalausfalls für Berater und Kunden allerdings<br />
viel zu hoch.<br />
<strong>procontra</strong>: Wer haftet eigentlich im Falle einer<br />
Klage seitens des Anlegers – der Berater oder<br />
der Emittent?<br />
Mattil: Der Berater haftet. Der Emittent auch,<br />
wenn er Fehler im Prospekt gemacht hat.<br />
In der Regel verklagen Kunden, deren Geld<br />
verloren gegangen ist, allerdings zunächst den<br />
Vermittler, denn die Fehler des Unternehmens<br />
sind meistens schwer nachzuweisen. Außerdem<br />
haben Anleger mit dem Unternehmen ja meist<br />
gar nicht direkt zu tun. Als Berater würde ich mir<br />
also genau überlegen, ob ich solche Produkte<br />
anbiete.<br />
<strong>procontra</strong>: Was kann die Haftung für den Berater<br />
denn konkret bedeuten?<br />
Mattil: Die Haftung ist seit Jahrzehnten in der<br />
Rechtsprechung festgelegt und beruht auf<br />
Paragraf 280 BGB. Finanzberater und -vermittler<br />
haben etliche Pflichten zu beachten. Sie müssen<br />
etwa die Erfahrungen, die Risikobereitschaft und<br />
die finanziellen Verhältnisse des Kunden abfragen.<br />
Wenn sie das nicht tun, können Kunden<br />
sie zivilrechtlich auf Schadensersatz verklagen.<br />
Strafbar machen sie sich bei Vertragsverletzungen<br />
allerdings nur, wenn sie den Kunden<br />
absichtlich belügen. Das wäre Betrug. <br />
gale Produkte oder Geschäfte. Aber nur<br />
weil die BaFin ihn nicht kontrolliert, ist er<br />
keineswegs ein rechtsfreier Raum. So hat<br />
der Gesetzgeber etwa die Anforderungen<br />
an Vertrieb und Werbung verändert. Hoch<br />
riskante Graumarktprodukte etwa dürfen<br />
nur noch in Bussen beworben werden,<br />
wenn die Aufhänger mit entsprechenden<br />
Warnhinweisen versehen werden. „Aber<br />
wir erleben in der Beratung immer häufiger,<br />
dass sich Verbraucher aktiv selbst Produkte<br />
im Netz gesucht haben oder auf Mund-zu-<br />
Mund von vermeintlichen Bekannten vertrauen“,<br />
sagt Katharina Lawrence, Juristin<br />
bei der Verbraucherzentrale Hessen. „Der<br />
Graue Kapitalmarkt ist in der freien Marktwirtschaft<br />
einfallsreich und damit immer<br />
schneller als der Gesetzgeber.“<br />
Immerhin: Der UDI-Skandal ist für die<br />
Gesetzeslage nicht folgenlos geblieben. So<br />
wurde im Finanzausschuss des Bundestags,<br />
in dem übrigens auch Jurist Mattil als<br />
Sachverständiger saß, im April dieses Jahres<br />
ein neues Gesetz zum Anlegerschutz auf<br />
den Weg gebracht. Sogenannte Blindpool-<br />
Anlagen, also Finanzanlagen, bei denen<br />
die konkreten Anlageobjekte bei der Prospekterstellung<br />
noch nicht feststehen, sollen<br />
verboten werden. Das soll unvorhersehbare<br />
Totalverluste bei Kleinanlegern vermeiden<br />
und damit Investmentskandale wie bei UDI<br />
verhindern.<br />
Die Gesetzesvorlage hätte auch direkte<br />
Folgen in der Beratung: weniger Produktauswahl,<br />
aber auch ein deutlich geringeres<br />
Haftungsrisiko.<br />
PRO<br />
GRAUMARKTPRODUKTE<br />
FÜR PRIVATANLEGER?<br />
Chance auf höhere<br />
Zinsen und Renditen<br />
Oft nachhaltige<br />
Zwecke wie Umweltschutz<br />
Gesetze zum<br />
Anlegerschutz werden<br />
strenger<br />
CONTRA<br />
Nicht reguliert und<br />
daher riskant<br />
Oft intransparente<br />
Werbung<br />
Beraterhaftung bei<br />
Totalverlust<br />
86 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
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SACHWERTE Immobilienkompass<br />
OBJEKTIVE OBJEKTBEWERTUNG<br />
GESUCHT<br />
Monatlich werden mehrere Zehntausend Immobilien mit sogenannten Automated Valuation<br />
Models (AVM) – also automatisierten Bewertungsmethoden – evaluiert. Die Ergebnisse führen<br />
nicht selten zu Frust bei Finanzierungsberatern und Kreditinstituten.<br />
– TEXT: NINA MÜLLER-PELTZER, SEBASTIAN HEIN –<br />
Der Grund für den Unmut: Viele Bewertungen<br />
sind ungenau, nicht selten platzt<br />
wegen zu starker Abweichungen gleich die<br />
ganze Finanzierung. Die Ursache liegt in<br />
der Heterogenität des Immobilienmarktes,<br />
denn kein Haus ist mit einem anderen eins<br />
zu eins vergleichbar. Dennoch wächst die<br />
Relevanz von Bewertungsmodellen stetig.<br />
Dies hat die European Banking Authority<br />
(EBA) bereits vergangenes Jahr dazu veranlasst,<br />
mit Leitlinien zur Kreditvergabe<br />
und -überwachung erstmals allgemeine<br />
Anforderungen für statistische Modelle im<br />
Rahmen von Bewertungen zu formulieren.<br />
Demnach soll zukünftig das Konfidenzniveau,<br />
also die Vertrauenswürdigkeit der<br />
Bewertung, für die Beteiligten nachvollziehbar<br />
sein, objektspezifische Variablen und<br />
Unsicherheit sollten offengelegt werden<br />
und Datengrundlagen und Qualitätsmessung<br />
müssen klaren Anforderungen folgen.<br />
Früher oder später werden diese Leitlinien<br />
auch in Deutschland Standard werden.<br />
Der Schmerz der Branche wird dadurch<br />
bisher nur partiell gelindert. Selbst in einem<br />
sehr guten Bewertungsmodell treten Abweichungen<br />
auf. Die Bewertungslösung<br />
der US-Firma Zillow zeigt im Schnitt zum<br />
Beispiel Abweichungen zwischen 5 und 10<br />
Prozent. Dabei liegt dann statistisch betrachtet<br />
die Hälfte aller Schätzungen darüber.<br />
Immerhin liegen knapp 80 Prozent der<br />
Bewertungen innerhalb eines Korridors von<br />
20 Prozent Abweichung.<br />
BENCHMARK FÜR ABWEICHUNGEN<br />
ENTSCHEIDEND<br />
Mit Buzzwords wie künstlicher Intelligenz,<br />
Big und Smart Data bewerben nun viele<br />
Wettbewerber ihre AVMs, um Vertrieben<br />
88 Foto: iStock / PPAMPicture
Immobilienkompass SACHWERTE<br />
und Kreditinstituten digitale Lösungen mit<br />
höherer Verlässlichkeit zu versprechen.<br />
Doch noch immer kommt es oft zu ganz<br />
unterschiedlichen Ergebnissen für ein und<br />
dasselbe Finanzierungsobjekt. Grund dafür<br />
sind die verwendeten Bewertungsmethoden,<br />
die dahinterstehenden Algorithmen<br />
und die verwendeten Datenquellen. Klar ist<br />
auch: je weniger Objektangaben und je individueller<br />
das Objekt, desto unsicherer ist<br />
die Bewertung. Auch im Vergleich zu den<br />
tatsächlichen Markt- bzw. Verkehrswerten<br />
zeigen sich teils eklatante Abweichungen.<br />
Schlussendlich kommen auch statistische<br />
Effekte zum Tragen, da die prozentuale<br />
Abweichung mit der Höhe des Transaktionspreises<br />
variiert. Ein Anbieter, der ausschließlich<br />
gegen Objekte aus teuren Lagen<br />
benchmarkt, erzielt deutlich geringere Abweichungen<br />
als der Anbieter, der in strukturschwachen<br />
Regionen benchmarkt.<br />
Aber Bewertungsabweichungen sind Gift<br />
für den Finanzierungsprozess. Sie führen<br />
zu geänderten Eigenkapitalanforderungen,<br />
Konditionskorrekturen oder schlimmstenfalls<br />
zum Abbruch des Prozesses. Gleich<br />
zwei Schwesternunternehmen der Hypoport<br />
Gruppe nehmen sich des Themas nun<br />
aus unterschiedlichen Perspektiven an:<br />
Die Value AG ist mit ihrer transaktionsbasierten<br />
AVM-Lösung den EBA-Standards<br />
gefolgt und veröffentlicht mit dem Bewertungsergebnis<br />
auch wesentliche Informationen<br />
zur Datengrundlage, zur Validierung<br />
und zum Unsicherheitsniveau der Schätzung.<br />
Darüber hinaus liefert sie Hinweise,<br />
ob es sich beispielsweise um eine unsichere<br />
Schätzung, also ein untypisches Objekt<br />
handelt, wodurch ergänzende Informationen<br />
oder Bewertungsverfahren erforderlich<br />
werden. Derzeit wird an Verfahren gearbeitet,<br />
die mögliche Bewertungsdiskrepanzen<br />
noch besser voraussagen, um den Anwendern<br />
eine zugeschnittene Bewertungskette<br />
an die Hand zu geben.<br />
Die Europace AG, die mit ihrer Transaktionsplattform<br />
die gesamte Wertschöpfungskette<br />
des (Bau-)Finanzierungsprozesses<br />
abbildet, konnte in einer umfangreichen<br />
Nutzerstudie die unzulängliche Objektbewertung<br />
sogar als einen der Hauptkritikpunkte<br />
von Beratern im allgemeinen<br />
Finanzierungsprozess identifizieren. Bei<br />
der professionellen automatischen Wertermittlung<br />
ist die Datengrundlage von größter<br />
Wichtigkeit – das gilt für hedonische<br />
Vergleichswertverfahren wie auch für klassische<br />
Bewertungsverfahren.<br />
Die Datengrundlage ist der Schlüssel zur<br />
exakten Bewertung, die Übersetzung in<br />
den Beratungskontext ist der Schlüssel zur<br />
erfolgreichen Verwendung. Ziel ist es daher<br />
nun, für Nutzer und Nutzerinnen eine<br />
höhere Reliability, also Verlässlichkeit der<br />
Werte zu erreichen und darzustellen. So<br />
kann die potenzielle Lücke zu den später ermittelten<br />
Werten der Kredit institute frühzeitig<br />
reduziert, der Finanzierungsprozess für<br />
Berater und Verbraucher beschleunigt und<br />
die Konvertierungsrate verbessert werden.<br />
ALLE EUROPACE-STUDIEN UND -INDIZES<br />
ZUM IMMOBILIENMARKT<br />
https://report.europace.de<br />
MEDIANE ABWEICHUNG DER SCHÄTZUNG VOM KAUFPREIS (+/–)<br />
ABWEICHUNG IN PROZENT ABWEICHUNG IN EURO<br />
< 5<br />
< 10<br />
< 15<br />
< 20<br />
< 25<br />
< 10.000<br />
< 20.000<br />
< 30.000<br />
< 40.000<br />
< 50.000<br />
Quelle: Europace_ Mittelwert der (Absolut-)Abweichung nach Region<br />
<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />
89
PRIVAT GEFRAGT Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen<br />
»Alterssicherung, Pflegevorsorge<br />
& Gesundheitsökonomie<br />
sind die echten<br />
Herausforderungen.«<br />
PROF. DR. BERND RAFFELHÜSCHEN<br />
Jahrgang 1957, Professur an der<br />
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,<br />
verheiratet, drei Kinder<br />
IHRE MEINUNG, DR. RAFFELHÜSCHEN:<br />
Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />
Finanzen, Versicherungen & Ökonomie<br />
Das skandinavische Rentensystem sollte<br />
als Vorbild genommen werden, wenn es<br />
um Alterssicherung geht<br />
Ohne Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />
steht das deutsche Rentensystem vor<br />
dem Aus<br />
Beim Thema Altersvorsorge hat die<br />
deutsche Politik versagt<br />
Klassik-Produkte in der privaten<br />
Rentenversicherung haben ausgedient<br />
Der Generationenvertrag im deutschen<br />
Rentensystem ist nicht mehr einhaltbar<br />
Zum Frühstück gibt es bei mir<br />
drei Cappuccinos.<br />
Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als<br />
unsäglich entnervend.<br />
Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />
(Corona-bedingt) angeeignet:<br />
keine, hab schon vor Corona geskypt.<br />
Meine wahre Leidenschaft ist<br />
meine Familie.<br />
Meine Freizeit verbringe ich<br />
am liebsten mit<br />
Sport: Laufen, Segeln, Tennis.<br />
Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />
Kind mit Blumen-Austragen.<br />
Die Mitwirkung an internationalen<br />
Forschungsprojekten bedeutet für mich<br />
der Sahneschaum obendrauf!<br />
Meine aktuelle Buchempfehlung:<br />
Mittagsstunde von Doris Hansen.<br />
Am meisten Überwindung kostet mich,<br />
Toleranz gegenüber Trägheit zu zeigen.<br />
Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />
mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />
einem Weltumsegler,<br />
um dann um die Welt zu segeln.<br />
Wahrer Luxus ist für mich<br />
Sonntag bis elf Uhr im Bett mit<br />
fünf Cappuccinos.<br />
Mein liebstes Reiseziel ist<br />
USA, Norwegen und in die Wärme.<br />
Meine erste Tat zu Beginn eines<br />
Arbeitstages:<br />
E-Mails checken.<br />
Das Radio drehe ich lauter bei<br />
Deep Purple, Led Zeppelin, BAP …<br />
Als Autor des Glücksatlas bedeutet<br />
persönliches Glück für mich:<br />
meine Frau und meine Kinder.<br />
Der größte Missstand in der Sozialund<br />
Steuerpolitik ist<br />
die Arroganz, mit der die alte ihre Ansprüche<br />
gegenüber der jungen Generation<br />
durchsetzt.<br />
… so könnte der Missstand behoben<br />
werden:<br />
Gleichbehandlung der Generationen.<br />
Mein größtes Forschungsinteresse gilt<br />
der Alterssicherung, Pflegevorsorge und<br />
Gesundheitsökonomie, weil<br />
das die echten Herausforderungen der<br />
kommenden Jahre sind.<br />
Eine (unternehmerische) Entscheidung, die<br />
ich gern rückgängig machen würde, war:<br />
alle Sozialreformen seit der Agenda 2010.<br />
Wenn ich einen Tag Kanzler wäre,<br />
würde ich Folgendes veranlassen:<br />
Der Tag reicht nicht – also würde ich den<br />
Tag verlängern.<br />
90 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21
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