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procontra Ausgabe 05-2021

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Oktober/November <strong>2021</strong> – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

FINANZEN<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Unternehmensanleihen<br />

Corporate Bonds winken mit<br />

höheren Kupons, kämpfen unter<br />

Corona aber mit neuen Risiken<br />

Maklers Lieblinge<br />

Der freie Vertrieb hat gewählt –<br />

seine Favoriten unter den<br />

Versicherern und Produktgebern<br />

Betriebliche<br />

Vorsorge<br />

Wie Sie über den Chef<br />

die Themen Alters- und<br />

Gesundheitsvorsorge<br />

richtig platzieren können


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27. und 28. Oktober<br />

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Ob Schüler, Studierende, Beamte, Angestellte oder auch körperlich Tätige –<br />

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EDITORIAL<br />

»Elementarschutz muss<br />

zur Pflicht werden«<br />

Gut. Besser.<br />

RISK-vario® Basic<br />

Preis runter, Leistung rauf<br />

pro Nach den Unwettern im Sommer entflammte erneut die Debatte um<br />

eine verpflichtende Elementarversicherung. Mit Blick auf die Schadenshöhe,<br />

die stetige Zunahme von Wetterextremen und die dennoch maue Abdeckungsquote<br />

bleibt nur eine Antwort: Ja, wir brauchen ein Pflicht!<br />

Nicht einmal jeder Zweite besitzt einen Elementarschutz. Der geringe Bestand<br />

entfällt dabei fast ausschließlich auf Gebiete mit niedrigem Risiko. In<br />

der Folge stehen unzählige Familien nun vor den Trümmern ihres Hab und<br />

Guts und müssen auf Staat und Gemeinschaft hoffen.<br />

Das freiwillige Prinzip ist gescheitert. Wie ein Obligatorium gut funktionieren<br />

kann, zeigen Nachbarstaaten wie Belgien, Frankreich oder die<br />

Schweiz. Die Eidgenossen waren ebenfalls von Unwettern betroffen – ihre<br />

Bürger finanziell wesentlich besser abgesichert. Auch weil Banken bereits in<br />

der Finanzierungsphase einen Elementarschutz verlangen.<br />

contra Um den finanziellen Schutz gegen Naturgefahren zu erhöhen,<br />

braucht es keine Pflicht. Wie soll das funktionieren, wenn ein dann deutlich<br />

höheres Prämienniveau Finanzierungen ins Wanken oder gar zu Fall bringt?<br />

Zudem wäre es nicht fair und risikogerecht.<br />

Flexible Produkte und eine aufklärende Beratung sind die stärkeren Hebel,<br />

um die Abdeckungsquote von aktuell 46 Prozent nachhaltig zu erhöhen. Das<br />

Argument „zu teuer“ kann entkräftet werden, wenn man den Elementaraufschlag<br />

ins Verhältnis zum Totalschaden setzt. Die Aussage „betrifft mich<br />

nicht“ kann schon der nächste Starkregen in die Realität holen, da er standortunabhängig<br />

und vermehrt auftritt. Besser, wenn bis dahin die aktuelle<br />

Aufmerksamkeit in zusätzlichen Elementarschutz umgemünzt wurde.<br />

LIEBE MAKLER, LIEBE LESER,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

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@<strong>procontra</strong>online<br />

chefredakteur@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21 3<br />

Dialog Lebensversicherungs-AG,<br />

Stadtberger Str. 99, 86157 Augsburg


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

INHALT<br />

16<br />

Muss Elementarschutz<br />

neu gedacht werden?<br />

Ansätze, die die Abdeckungsquote<br />

erhöhen könnten<br />

15 Prozent auf alles!<br />

Der AG-Zuschuss im Bestand<br />

gilt zwar erst ab 2022, sollte Vermittler<br />

aber schon jetzt aktivieren<br />

52<br />

32<br />

»In jedem Markt<br />

gibt es Probleme«<br />

Investor Mark<br />

Mobius über die<br />

aktuelle Situation<br />

und Anlagechancen<br />

der Emerging<br />

Markets<br />

68<br />

Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />

Der freie Vertrieb kürte seine<br />

Favoriten unter den Produktgebern<br />

in den einzelnen Sparten<br />

4 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Inhaltsverzeichnis <strong>procontra</strong><br />

PANORAMA<br />

11 Anlagenotstand <strong>procontra</strong>-<br />

Kolumnist Hans-Jörg Naumer über<br />

eine EZB, die sich weiter ziert, ihre<br />

Geldpolitik zu ändern<br />

INVESTMENTFONDS<br />

30 Buschfunk<br />

32 »In jedem Markt gibt es Probleme«<br />

Investment-Legende<br />

Mark Mobius über die Chancen der<br />

Schwellenländer und ihre Parallelen<br />

zu den entwickelten Märkten<br />

VERSICHERUNGEN<br />

48 Buschfunk<br />

50 »Politik braucht Mut, Fehler zu<br />

korrigieren« Prof. Bernd Raffelhüschen<br />

über Riester-Blödsinn,<br />

fehlende Finanzbildung und Wege<br />

zu einem stabilen Rentensystem<br />

36 Wasserstoff marsch Er gilt als<br />

Energiequelle der Zukunft: Wasserstoff.<br />

Dennoch lahmt der Investment-Hype<br />

derzeit, obwohl dringend<br />

neuer Schwung gebraucht wird.<br />

12 Panorama Fakten für Vertrieb<br />

und Stammtisch<br />

14 Leserbriefe<br />

TITEL<br />

16 Muss Elementarschutz neu<br />

gedacht werden? Die Wetterkatastrophen<br />

dieses Sommers haben<br />

den Klimawandel untermauert und<br />

Lücken im Versicherungsschutz<br />

erneut offenbart. Lösungsansätze,<br />

wie die Missstände reduziert werden<br />

können<br />

»Ich kann die Mär<br />

vom unbezahlbaren<br />

Elementarschutz nicht<br />

mehr hören.«<br />

ALEXANDER KIRSCHWENG<br />

Versicherungsmakler, SeVeS GmbH<br />

38 Corporates mit Corona-Effekt?!<br />

Unternehmensanleihen punkten mit<br />

einem höheren Kupon im Anleihensektor.<br />

Doch die Pandemie strapazierte<br />

viele Firmen und birgt nun<br />

neue Risiken bei Corporate Bonds.<br />

42 Schutzmantel für Bitcoins Investments<br />

in Kryptowährungen boomen.<br />

Bitcoin & Co. sind daher beliebte<br />

Beute unter Hackern. Wie kann die<br />

neue Assetklasse also versichert<br />

werden?<br />

52 15 Prozent auf alles! Der Arbeitgeberzuschuss<br />

im Bestand ab<br />

2022 liefert schon jetzt einen super<br />

bAV-Aufhänger. Aber auch Sonderfälle,<br />

die in der Beratung behandelt<br />

werden müssen<br />

56 E-Health in allen Systemen Die<br />

Digitalisierung des Gesundheitssektors<br />

treibt GKV und PKV gleichermaßen<br />

an. Auch die Tarifwelt ändert<br />

sich, wodurch sich Beratungsansätze<br />

und neue Zielgruppen ergeben.<br />

58 Versicherer arbeiten an Grundfähigkeiten<br />

Das Sprechen gilt in den<br />

meisten Policen als Grundfähigkeit.<br />

Die Bedingungen dahinter zu verstehen,<br />

fordert Vermittler. Anbieter<br />

versuchen sich nun in klarerer Sprache,<br />

um Hemmnisse im Vertrieb von<br />

Grundfähigkeitsschutz abzubauen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

5


<strong>procontra</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

BERATER<br />

64 Buschfunk<br />

66 »Ein Urteil mit Sig nal wirkung für<br />

Makler« Datenschutzexperte Guido<br />

Babinsky über ein OVG-Urteil, das<br />

die Zukunft der Datenübertragung<br />

per Fax auch im Maklerbüro infrage<br />

stellt<br />

SACHWERTE<br />

80 Buschfunk<br />

82 »Längere Zinsbindungen und<br />

höhere Tilgung« Eva Grunwald<br />

leitet das Immobiliengeschäft der<br />

Deutschen Bank in Deutschland. Die<br />

Expertin äußert sich zu aktuellen<br />

Finanzierungsstrategien und einer<br />

möglichen Preiskorrektur.<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

7 Firmen- und<br />

Personenverzeichnis<br />

7 Impressum<br />

90 Privat gefragt<br />

Steckbrief von Bernd Raffelhüschen,<br />

Uni Freiburg<br />

68 Ihre Lieblinge in der Krise Über<br />

1.000 Vermittlerinnen und Vermittler<br />

stimmten dieses Jahr bei der<br />

<strong>procontra</strong>-Umfrage „Maklers Lieblinge“<br />

ab und wählten alte und neue<br />

Favoriten unter den Produktgebern.<br />

84 Das graue Risiko Die UDI-Pleite<br />

reiht sich in die Skandale des<br />

Grauen Kapitalmarktes ein. Was der<br />

Gesetzgeber endlich tun muss<br />

»Homeoffice-Kultur<br />

ist entnervend.«<br />

PROF. BERND RAFFELHÜSCHEN<br />

Universität Freiburg<br />

IM GESPRÄCH<br />

88 Objektive Objektbewertung gesucht<br />

Eine realistische Bewertung<br />

der Immobilie kann Frust bei Käufern<br />

und Verkäufern sowie Überraschungen<br />

in Finanzierungsgesprächen<br />

mit der Bank vermeiden.<br />

Betriebliche Vorsorge Experten-<br />

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um die Vorsorge über die Firmeninhaber<br />

in die Breite ihrer Belegschaften<br />

zu bekommen<br />

6 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Firmen- und Personenverzeichnis SERVICE<br />

FIRMENVERZEICHNIS<br />

#<br />

1&1...............................................................................................67<br />

A<br />

Air Liquide............................................................................37<br />

Allianz....................................11, 24 f., 56, 59, 64, 71 ff.<br />

Alte Leipziger....................................................................54<br />

Alturis.......................................................................................31<br />

American Century..........................................................31<br />

Ammerländer......................................................................17<br />

Assekurata......................................................................59 f.<br />

asspario................................................................................27<br />

Atrium..................................................................................... 42<br />

Axa...........................................................................17, 53, 56<br />

B<br />

Ballard Power................................................................36 f.<br />

Bank of America............................................................ 36<br />

Barmenia..............................................................................73<br />

Basler..................................................................................... 49<br />

basucon............................................................................... 66<br />

Bayerische.................................................................24, 27<br />

Bayerische Beamten..................................................56<br />

BBVS.......................................................................................53<br />

Biometrie Expertenservice....................................59<br />

Bitcoin.de.............................................................................43<br />

BlackRock.............................................................................31<br />

blau direkt.................................................................... 65, 71<br />

Bloomberg..............................................................................11<br />

Bloxxter...................................................................................81<br />

BNY Mellon................................................................ 37, 40<br />

BSDEX....................................................................................43<br />

BVT.............................................................................................81<br />

C<br />

Carmignac............................................................................31<br />

Check24....................................................................14, 64 f.<br />

Cofinpro................................................................................80<br />

Cogitanda.............................................................................74<br />

Coinbase..............................................................................43<br />

Continentale.............................................................56, 64<br />

D<br />

Daimler..................................................................................34<br />

DEMV.........................................................................................71<br />

derigo.......................................................................................81<br />

Deutsche Bank....................................................10, 82 f.<br />

Deutsche Unterstützungskasse....................... 49<br />

Deutsche Versicherungs-AG............................... 24<br />

Deutsche Wohnen........................................................67<br />

Domcura................................................................ 22 ff., 74<br />

Dortmunder.......................................................................59<br />

DWS...........................................................................................10<br />

E<br />

Engel & Völkers.................................................................81<br />

Ergo...................................................................................53, 81<br />

Europace............................................................................. 89<br />

EVIC............................................................................................81<br />

F<br />

Fidelity...................................................................................50<br />

Fisch AM...........................................................................39 f.<br />

Fonds Finanz............................................................. 65, 71<br />

Franke und Bornberg.........................................56, 59<br />

Franklin Templeton................................................31, 33<br />

Fuelcell Energy................................................................ 36<br />

G<br />

GAM...........................................................................................31<br />

Goldman Sachs................................................................31<br />

Gothaer...................................................................12, 17, 22<br />

H<br />

H&M..........................................................................................67<br />

Haftpflichtkasse......................................17, 49, 71, 74<br />

Hallesche............................................................................56<br />

HanseMerkur....................................................................73<br />

HDI.............................................................................................74<br />

Hiscox...................................................................43, 49, 74<br />

HSBC.........................................................................................31<br />

Huk-Coburg..............................................................22, 64<br />

Hypoport.............................................................................. 89<br />

I, J<br />

infas quo..............................................................................23<br />

Invesco...................................................................................81<br />

iptiQ.......................................................................................... 22<br />

Jupiter.....................................................................................31<br />

L<br />

LGIM..........................................................................................37<br />

Linde Praxair......................................................................37<br />

Lloyd’s.................................................................................... 42<br />

LV 1871........................................................................................71<br />

M<br />

Markel.....................................................................................74<br />

Mattil.......................................................................................85<br />

Maxpool...................................................................................71<br />

Meag.........................................................................................81<br />

Mobius Capital Partners..........................................33<br />

Morgen & Morgen.........................................................56<br />

Münchener Verein........................................................56<br />

Munich Re.......................................................... 20, 43, 81<br />

N<br />

Nel ASA..............................................................................36 f.<br />

Nuri...........................................................................................43<br />

Nürnberger........................................................... 56, 59 f.<br />

INDEX<br />

O<br />

Oddo..........................................................................................31<br />

Öffentliche Braunschweig...................................... 49<br />

Otto Group...........................................................................54<br />

P, Q<br />

Patrizia....................................................................................81<br />

PlanetHome.........................................................................81<br />

Powercell..............................................................................37<br />

Prokon....................................................................................85<br />

Provinzial................................................................................17<br />

quirion......................................................................................81<br />

R<br />

R+V...........................................................................................64<br />

Remax.....................................................................................81<br />

Robeco....................................................................................31<br />

S<br />

Schüller & Cie....................................................................27<br />

Scope Analysis............................................................... 39<br />

SeVeS.......................................................................................19<br />

softfair...................................................................................23<br />

Sotheby’s..............................................................................12<br />

Status....................................................................................65<br />

Stuttgarter.......................................................................53 f.<br />

Swiss Re.............................................................................. 22<br />

T<br />

Talanx.....................................................................................53<br />

Tesla........................................................................................ 42<br />

U<br />

UBS............................................................................................81<br />

UmweltDirektInvest................................................84 ff.<br />

Union KV...............................................................................56<br />

V<br />

Value....................................................................................... 89<br />

Vema..........................................................................................71<br />

Verivox...................................................................................30<br />

Versicherungsforen Leipzig................................... 49<br />

Versicherungskammer Bayern.......................... 49<br />

VHV......................................................................................17, 71<br />

Volkswagen.......................................................................34<br />

Volkswohl Bund...........................................59, 69, 71 f.<br />

W<br />

Wirecard...............................................................................33<br />

Wisdom Tree.....................................................................80<br />

Württembergische.......................................................56<br />

X, Z<br />

Xempus.................................................................................65<br />

Zillow.......................................................................................88<br />

Zurich..................................................................................... 49<br />

PERSONENVERZEICHNIS<br />

A<br />

Adjriou, Abdelak...............................................................31<br />

Ahrens, Bianca.................................................................81<br />

Asmussen, Jörg...............................................10, 17, 48<br />

B<br />

Babinsky, Guido...........................................................66 f.<br />

Banksy....................................................................................12<br />

Biden, Joe.............................................................................10<br />

Bläsing, Dietmar............................................................. 69<br />

Blumenthal, Jan..........................................................42 f.<br />

Böhmermann, Jan...........................................................11<br />

Bohrmann, Thorsten...................................................56<br />

Brodnik, Andrej..................................................................31<br />

Brogt, Thorsten.................................................................81<br />

Buhre, Andreas.......................................................24, 27<br />

C<br />

Cera, Andre........................................................................54<br />

Christau, Alexander.....................................................80<br />

D, E<br />

Daut, Martin.........................................................................81<br />

Esser, Björn..........................................................................31<br />

F, G<br />

Fixler, Desiree.....................................................................10<br />

Grund, Frank......................................................................48<br />

Grunwald, Eva...............................................................82 f.<br />

H<br />

Hälker, Christian..............................................................57<br />

Hauner, Oliver................................................................... 24<br />

Heil, Hubertus....................................................................51<br />

J, K<br />

Jost, Manfred...........................................................18, 20<br />

Kamphorst, John.............................................................81<br />

Kirschweng, Alexander............................ 19, 22, 27<br />

Krummet, Frederick.....................................................53<br />

Kuczniak, Carina............................................................59<br />

L<br />

Lawrence, Katharina...............................................85 f.<br />

Liebig, Stefan.................................................................... 49<br />

Louw, Verena......................................................................81<br />

Lücke, Justus.................................................................. 49<br />

M<br />

Maier, Oliver........................................................................30<br />

Mattil, Peter.....................................................................85 f.<br />

Mattner, Andreas............................................................81<br />

Meissner, Henriette...................................................53 f.<br />

Mobius, Mark...............................................................32 ff.<br />

Musk, Elon.......................................................................... 42<br />

N, O<br />

Nahles, Andrea.................................................................51<br />

Naumer, Hans-Jörg.........................................................11<br />

Niebuhr, Jan......................................................................53<br />

Ouahba, Rose....................................................................31<br />

P<br />

Pannasch, Michael...................................................22 f.<br />

Pedrini, Maurizio..........................................................39 f.<br />

Pocher, Oliver.......................................................................11<br />

Porazik, Norbert.............................................................65<br />

R<br />

Raffelhüschen, Bernd..................................50 f., 90<br />

Rehfeldt, Karsten...........................................................53<br />

Reinelt, Michael..............................................................54<br />

S, T<br />

Sandner, Philipp..........................................................42 f.<br />

Schneidemann, Herbert..........................................65<br />

Scholz, Olaf..........................................................................51<br />

Schramm, Peter................................................. 24 f., 27<br />

Schröder, Gerhard..........................................................51<br />

Schüller, Madeleine......................................................27<br />

Schulz, Oli................................................................................11<br />

Schumacher, Uwe............................................... 22, 24<br />

Sicking, Jan.........................................................................31<br />

Stäheli, Maria.................................................................39 f.<br />

Stenger, Martin..................................................................31<br />

Sucker, Alina.....................................................................43<br />

Trump, Donald...................................................................10<br />

V<br />

Venkatramanan, Aanand.........................................37<br />

von Eicken, Arndt.......................................................59 f.<br />

von Löbbecke, Fabian................................................53<br />

W, Z<br />

Wenning, Joachim.......................................................20<br />

Wesel, Thomas...............................................................59<br />

Whiteley, Adam..........................................................39 ff.<br />

Willms, Christian............................................................. 49<br />

Wunsch, Sebastian.....................................................80<br />

Zeuthen, Robert..............................................................37<br />

VERLAG UND REDAKTION<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50-52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift: Kurfürstendamm 173 / 174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

Fax: +49 (0)30 232 56 27 49<br />

Web: www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

HERAUSGEBER<br />

Philipp B. Siebert<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Matthias Hundt<br />

ART DIRECTOR<br />

Niels Flender<br />

LAYOUT UND INFOGRAFIK<br />

Sabine Müller<br />

BILDREDAKTION<br />

Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

LEKTORAT<br />

TextSchleiferei.de<br />

TEXTBEITRÄGE<br />

Mailin Bartknecht, Florian Burghardt, Lilian Fiala,<br />

Heike Gorres, Matthias Hundt, Mariam Misakian,<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer, Nina Müller-Peltzer, Hannah<br />

Petersohn, Detlef Pohl, Celine Schäfer, Stefan Terliesner,<br />

Martin Thaler, Anne Mareile Walter<br />

ANZEIGENBERATUNG<br />

Nadin Prüwer<br />

n.pruewer@alsterspree.de<br />

+49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

ANZEIGENDISPOSITION<br />

Marcel Berno<br />

m.berno@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer: Philipp B. Siebert,<br />

Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i. S. d. P.:<br />

Matthias Hundt<br />

IMPRESSUM<br />

DRUCKEREI<br />

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Zeppelinstraße 6<br />

16356 Ahrensfelde<br />

www.moellerdruck.de<br />

LESERSERVICE<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

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Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro<br />

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© <strong>2021</strong> für alle Beiträge: <strong>procontra</strong>, <strong>procontra</strong> Spezial,<br />

<strong>procontra</strong>Thema, <strong>procontra</strong>-Sonderteile, <strong>procontra</strong>-<br />

Sonderdrucke (im Heft, Beileger, Beihefter). Alle Rechte<br />

vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Online-Dienste,<br />

Internet und Vervielfältigung auf Datenträger oder<br />

durch andere Verfahren (auch auszugsweise) nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlags.<br />

Hinweis: Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde, die<br />

die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts<br />

keine Haftung übernommen werden. Die in <strong>procontra</strong><br />

gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und<br />

sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von<br />

Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

7


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PANORAMA Notiert<br />

PANORAMA<br />

POSITIVER BIDEN-EFFEKT<br />

Die Vorjahresausgabe der <strong>procontra</strong> wurde unmittelbar<br />

vor den US-Präsidentschaftswahlen produziert und<br />

griff ein spannendes Thema auf: welche Effekte die<br />

bisherigen US-Präsidenten auf die Börsen hatten.<br />

Professionelle Investoren gaben einen Einblick, wie<br />

sie ihr Depot – je nachdem, ob sie mit einem demokratischen<br />

oder republikanischen Gewinner rechneten<br />

– aufstellten.<br />

Wohlwissend, dass viele wirtschaftliche Faktoren die<br />

Bewegung der Börse bestimmen, kann sich US-Präsident<br />

und Demokrat Joe Biden dennoch einen positiven<br />

Börsen-Effekt ans Revers heften. Seit seinem Wahlsieg<br />

stieg der S&P 500 um über 34 Prozent. Vorgänger Donald<br />

Trump erzielte in seinem ersten Jahr einen Effekt<br />

von gerade mal 2,7 Prozent.<br />

»<strong>2021</strong> könnte<br />

das teuerste<br />

Naturgefahrenjahr<br />

werden.«<br />

Jörg Asmus sen,<br />

Haupt ge schäfts füh rer<br />

des GDV, geht davon<br />

aus, dass die Schaden-<br />

Unfall-Versicherer<br />

<strong>2021</strong> „rote Zahlen“<br />

schreiben werden. Das<br />

Juli-Hochwasser und<br />

der Juni-Hagel werden<br />

die Versicherer über elf<br />

Milliarden Euro kosten.<br />

Mehr dazu ab Seite 16.<br />

GREEN-<br />

WASHING?<br />

DWS STEHT AM<br />

ESG-PRANGER<br />

Wegen Greenwashing-Vorwürfen ist die Fondsgesellschaft DWS in<br />

die Kritik geraten: Die BaFin und die US-Börsenaufsicht SEC haben<br />

Ermittlungen gegen die Deutsche-Bank-Tochter eingeleitet. Die Ex-<br />

DWS-Managerin Desiree Fixler hatte den Konzern beschuldigt, bei<br />

seinen nachhaltigen Vermögensanlagen falsche Angaben gemacht<br />

zu haben. 459 Milliarden Euro waren 2020 der Kategorie „ESG-<br />

Integration“ zugeordnet, ein Anteil von 60 Prozent des gesamten<br />

Fondsvermögens. Laut Fixler sei das ökologisch, sozial und ethisch<br />

angelegte Fondsvermögen damit als zu hoch ausgewiesen worden.<br />

Die ESG-Kriterien seien nicht unbedingt erfüllt gewesen.<br />

10 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Notiert PANORAMA<br />

Anlagenotstand<br />

DR. HANS-JÖRG NAUMER<br />

leitet Global Capital Markets & Thematic Research<br />

von Allianz Global Investors<br />

BÖHMERMANN ODER POCHER -<br />

WER HAT WENIGER RENTE?<br />

Diese Post dürfte Satire-Moderator Jan Böhmermann nicht zu<br />

Scherzen animiert haben: 170 Euro – mehr gibt der gesetzliche<br />

Rentenbescheid des TV-Entertainers aktuell nicht her. Statt<br />

über Tiere oder Musik zu plaudern, rissen Böhmermann und<br />

Co-Moderator Oli Schulz in ihrem Podcast kürzlich ein brisanteres<br />

Thema an und legten Auszüge aus ihrer persönlichen<br />

Finanzsituation dar. Und dabei wurde offenbar: Trotz brummendem<br />

Showgeschäft macht die in puncto Altersvorsorge so<br />

gar keinen rosigen Eindruck.<br />

Damit ist Böhmermann nicht allein auf weiter Flur. Mit seinem<br />

Rentenbescheid reiht er sich in den Reigen anderer teilangestellter<br />

oder freischaffender Künstler ein. So gab TV-Ulknudel<br />

Oliver Pocher preis: 300 bis 400 Euro bekäme er vom Staat als<br />

Rente aufs Konto. Private Vorsorge ist also beiden zu empfehlen.<br />

7 Millionen<br />

Die Sitzung des geldpolitischen Rates der EZB brachte<br />

wenig Bewegung. Die Euro-Zentralbank ziert sich, das<br />

Ende ihrer expansiven Geldpolitik in den Blick zu nehmen.<br />

Mit der Anpassung ihrer geldpolitischen Strategie hat sie<br />

sich vorausschauend den Rücken frei gehalten, nicht zu<br />

agieren, auch wenn die Inflationsraten anziehen, wie sie<br />

dies aktuell tun. Zinserhöhungen dürften in weiter Ferne<br />

liegen. Entsprechend wurde nur eine moderate Kürzung<br />

der im Rahmen des Pandemie-Notfallankaufprogramms<br />

(PEPP) stattfindenden Anleihekäufe beschlossen. Das<br />

kann als Fingerzeig gewertet werden, dass dieses Aufkaufprogramm<br />

wie geplant im Frühjahr 2022 auslaufen<br />

wird. Die Liquiditätsflut verringert sich dadurch aber kaum.<br />

Die US-Notenbank könnte derweil im November Einzelheiten<br />

bekannt geben, wie sie ihre Anleihekäufe reduzieren<br />

will, um dann im Dezember hiermit zu beginnen. Eine<br />

monatliche Reduktion der Käufe von Staatsanleihen im<br />

Umfang von zehn Milliarden und bei den Mortgage Backed<br />

Securities (MBS) von fünf Milliarden US-Dollar über einen<br />

Zeitraum von acht Monaten erscheinen als plausibler Pfad.<br />

Die Käufe würden demzufolge im Sommer nächsten Jahres<br />

auslaufen. Dabei ist die Frage an den Kapitalmärkten noch<br />

nicht ausdiskutiert, ob es sich bei den Preisanstiegen nur<br />

um einen temporären Effekt oder eine länger anhaltende<br />

Entwicklung handelt. Die Mehrheitsmeinung der Analysten<br />

geht nur von einem kurzzeitigen Überschießen aus, auch<br />

als Reaktion auf den Einbruch infolge Pandemie. Negative<br />

Überraschungen durch unerwartet hohe Inflationsraten<br />

sind daher nicht auszuschließen. Der Bloomberg-Index für<br />

Rohstoffe entwickelte sich derweil nach oben.<br />

Bei erhöhten Inflationsraten, nachlassenden Konjunkturimpulsen<br />

und einem weltweit nur zögerlichen<br />

Umschwenken der Zentralbanken in Richtung höherer<br />

Leitzinsen bleibt der Anlagenotstand insgesamt weiter<br />

bestehen: Etwa 30 Prozent des globalen Anleihemarktes<br />

rentieren unter 0 Prozent, weitere etwa 40 Prozent liegen<br />

zwischen 0 und 1 Prozent.<br />

… Autofahrer müssen zum 1. Januar 2022 mit<br />

einer höheren Typklasse für ihr Auto rechnen.<br />

Für sie könnten die Versicherungsprämien im<br />

neuen Jahr teurer werden. 4,3 Millionen Fahrzeuge<br />

werden laut GDV niedriger und somit<br />

besser eingestuft.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

11


PANORAMA Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

HYBRIDER<br />

AZUBI-ALLTAG<br />

Corona hat den Arbeitsalltag vieler Azubis verändert. So<br />

können sich nach der aktuellen Bildungsumfrage des Arbeitgeberverbands<br />

der Versicherungsunternehmen (AGV) und des<br />

Berufsbildungswerks der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(BWV) 81 Prozent der Unternehmen auch für die Zeit nach der<br />

Pandemie hybride Lernformen für den Ausbildungsprozess<br />

vorstellen. 6 Prozent wollen Ausbildungsseminare künftig<br />

sogar nur noch digital durchführen. Trotz Corona blieben die<br />

Ausbildungsquoten laut AGV 2020 stabil, die Azubi-Zahlen<br />

gehen aber seit Jahren zurück.<br />

Die Nadel im Heuhaufen<br />

Fast wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen – so gestaltet<br />

sich für viele kleine und mittlere Unternehmen die Akquise qualifizierten<br />

Personals. Nach einer von der Gothaer Versicherung<br />

in Auftrag gegebenen Studie trifft dies auf 40 Prozent der KMU<br />

zu. Dabei gilt: Je größer die Firma, desto größer die Probleme bei<br />

der Mitarbeitergewinnung. Mit flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeitmodellen<br />

und Homeoffice-Angeboten wollen die Firmen Abhilfe<br />

schaffen. 28 Prozent setzen auf eine betriebliche Altersversorgung,<br />

nur 10 Prozent auf eine betriebliche Krankenversicherung<br />

zum Zwecke der Mitarbeiterbindung.<br />

Die von vielen Experten befürchtete Corona-Pleitewelle ist nicht<br />

in Sicht: Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, ging die Zahl<br />

der Unternehmensinsolvenzen mit 7.408 im ersten Halbjahr <strong>2021</strong><br />

zurück. Dies waren 17,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.<br />

Grund für diese Entwicklung: Die staatlichen Konjunkturhilfen für<br />

Unternehmen sowie die erst ab Mai wieder durchweg geltende<br />

Insolvenzantragspflicht. Die Forderungen der Gläubiger haben sich<br />

in der Summe im Vergleich zum Vorjahr jedoch fast verdoppelt –<br />

von 16,7 auf 31,8 Milliarden Euro.<br />

SCHREDDER-KUNST<br />

MIT HOHER RENDITE<br />

Ausbleibende<br />

Pleitewelle<br />

Mit dieser Aktion sorgte der britische<br />

Streetart-Künstler Banksy im Herbst<br />

2018 für Furore: Sein Gemälde „Girl<br />

with Balloon“ zerstörte sich kurz nach<br />

der Sotheby’s-Versteigerung durch ein<br />

Signal im Innern des Rahmens selbst,<br />

die Hälfte der Leinwand wurde in Streifen<br />

zerschnitten. Statt im Besitz der Sammlerin<br />

zu verweilen, wurde das Gemälde<br />

als Leihgabe in verschiedenen Museen<br />

ausgestellt. Jetzt soll es in dem Auktionshaus<br />

erneut unter den Hammer kommen<br />

– für schätzungsweise vier bis sechs<br />

Millionen Pfund. Dass sich der Wert des zerstörten Bildes infolge<br />

der Ausstellungen steigerte, kann auch als bewusster Schachzug<br />

von Banksy inmitten eines Kunstmarkts interpretiert werden, in<br />

dem sich Auktionsrekorde für seine Werke aneinanderreihen:<br />

Die Investition der Sammlerin hat sich innerhalb von drei Jahren<br />

mindestens vervierfacht.<br />

DIGITALES<br />

AUF DEM<br />

VORMARSCH?<br />

Eine Mehrheit der Deutschen sieht in puncto Digitalisierung hierzulande großen Nachholbedarf:<br />

Nach einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom wünschen sich 71 Prozent<br />

der Bundesbürger nach der Bundestagswahl ein eigenständiges Digitalministerium.<br />

Aktuell sehen sie in der Verteilung der Verantwortung auf verschiedene Ressorts nicht<br />

den gewünschten Effekt. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 79 Prozent, die ein<br />

solches Ministerium befürworten. Auch die überwiegende Mehrheit der Senioren ist<br />

davon überzeugt: Mit 66 Prozent fordern zwei Drittel ein solches Ministerium.<br />

12 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Stabile<br />

KV-Beiträge<br />

bis mindestens<br />

1.1.2023<br />

Eberhard Sautter<br />

Vorstandsvorsitzender HanseMerkur<br />

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Darauf ist Verlass<br />

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PANORAMA Leserbriefe<br />

KOMMENTIERT<br />

»Check24 erneut verurteilt«<br />

Zum wiederholten Male musste Check24 bei<br />

seinem Versicherungsvergleich nachbessern.<br />

Das Landgericht Frankfurt am Main<br />

befand den Marktüberblick, den Check24<br />

seinen Nutzern beim Vergleich von Privathaftpflichtversicherungen<br />

bot, für nicht ausreichend.<br />

38 von 89 möglichen Anbietern<br />

seien zu wenig. Ein relativierender Hinweis<br />

des Vergleichsportals auf eine nur eingeschränkte<br />

Versichererauswahl sei nicht auffällig<br />

genug platziert. Diesen hat Check24<br />

mittlerweile prominenter platziert und auch<br />

in seine Erstinformation übernommen.<br />

Ist denen doch egal. Die zahlen die Strafen<br />

aus der Portokasse, der Gewinn aus deren<br />

unlauteren Aktionen ist doch meist viel<br />

größer. Unsere Aufsicht ist ein ganz zahmer<br />

Tiger in Sachen Wettbewerbsregeln. Aber<br />

wehe, man hätte nur 14 Stunden Weiterbildung<br />

auf dem Konto ...<br />

CLAUDE BURGARD<br />

via Facebook<br />

FALSCHER SCHUTZANSATZ – LEICHTES SPIEL FÜR HACKER<br />

52 Milliarden Euro Schaden, Cyberpolicen kommen trotzdem nicht in Schwung.<br />

»Wie kann das kein Leistungsfall sein?«<br />

Der Entzug der Pilotenlizenz ist nicht automatisch<br />

ein Leistungsfall für die Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />

Piloten sollten<br />

deshalb auf jeden Fall auf den Einschluss<br />

einer Loss-of-License-Klausel achten.<br />

Wie kann es überhaupt dazu kommen, dass<br />

es kein Leistungsfall ist? Man ist doch in der<br />

BU für diesen bestimmten Beruf versichert.<br />

Jetzt stellt die zuständige Stelle bzw. Behörde<br />

fest, dass man nicht mehr flugtauglich ist.<br />

Wenn ich aus psychischen Gründen die<br />

Lizenz verliere, ist es klar, aber was muss<br />

denn konkret passieren, damit ich die Lizenz<br />

verliere und gleichzeitig die BU nicht zahlt?<br />

Gerade in dem Fall, wo man aufgrund von<br />

„Gesetz“ BU wird. Da sollte man doch<br />

die wenigsten Probleme haben, die BU zu<br />

begründen.<br />

ANTON BERGER<br />

via Facebook<br />

»Es wird gebastelt, gehofft, fantasiert«<br />

Im Interview mit dem Finanzwissenschaftler<br />

Dr. Bernd Raffelhüschen von der Albert-Ludwigs-Universität<br />

Freiburg sprach <strong>procontra</strong><br />

über die Schwachstellen der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung (Seite 50). Schließlich<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

TOP 5 DER AUSGABE<br />

+++KLICKVERDÄCHTIG+++<br />

Die beliebtesten Artikel auf <strong>procontra</strong>-online<br />

FALSCHBERATUNG<br />

Makler haftet für 5-Millionen-Euro-Schaden<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/falschberatung<br />

SOLVENZBERICHTE<br />

BaFin hat 20 Lebensversicherer im Blick<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/solvenzberichte<br />

BETRIEBSRENTE<br />

Sinkende BBG bringt totales Chaos<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/betriebsrente<br />

PKV<br />

Die finanzstärksten privaten Krankenversicherer<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/pkv<br />

VERTRAGSSTORNO<br />

Die Lebensversicherer mit den höchsten Quoten<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de/vertragsstorno<br />

müssen die Beitragszahler in Zukunft immer<br />

mehr Rentner finanzieren. Eine Reform der<br />

staatlich geförderten Altersvorsorge wäre<br />

deshalb vor allem für die jungen Menschen<br />

wichtig. Doch in dieser Hinsicht ist, laut<br />

Raffelhüschen, bislang noch alles völlig verworren.<br />

Aus Sicht der <strong>procontra</strong>-Leser hätte<br />

die Politik aber längst reagieren müssen.<br />

Es wird gebastelt, gehofft, fantasiert, aber<br />

die erforderlichen grundlegenden Reformen<br />

werden, obwohl lange bekannt, weder bei<br />

Riester noch bei der Deutschen Rentenversicherung,<br />

und schon gar nicht bei den<br />

Pensionsregelungen, endlich durchgeführt.<br />

NILS FISCHER<br />

via Facebook<br />

Das Problem ist doch: Jetzt ist es bereits zu<br />

spät für eine Korrektur! Das hätte bereits<br />

vor 15 oder 20 Jahren passieren müssen.<br />

Nun plätschert es vor sich hin und viele<br />

werden später in der Altersarmut landen.<br />

Das ist ein Skandal! Trotz Vollzeit-Job und<br />

Riester und eventuell Betriebsrente wird es<br />

später für nichts mehr reichen. Der Staat hat<br />

auf kompletter Linie versagt!<br />

BASTIAN KAUTSCHA<br />

via Facebook<br />

14 Illustration: Roman Kulon


Leserbriefe PANORAMA<br />

»Von den Tücken des Selbstbehalts«<br />

Sofern privat Krankenversicherte in einem<br />

Jahr keine Leistungen von ihrem Versicherer<br />

in Anspruch genommen haben, sind<br />

Beitragsrückerstattungen gang und gäbe.<br />

Manch einer entscheidet sich für diesen<br />

Bonus, wenn er die Summe der angefallenen<br />

Arztrechnungen übersteigt. Doch<br />

dieser Schuss kann nach hinten losgehen,<br />

da die Arztkosten bis zur Höhe des Bonus<br />

dann in der Steuererklärung nicht mehr als<br />

<strong>Ausgabe</strong>n geltend gemacht werden können.<br />

Zudem sinkt die Summe der absetzbaren<br />

Krankenversicherungskosten.<br />

An anderer Stelle „betrügt“ der Fiskus die<br />

Privatversicherten regelrecht. Wer zur Beitragssenkung<br />

einen Selbstbehalt vereinbart,<br />

ist der Dumme, wenn er Krankheitskosten<br />

innerhalb der Höhe des Selbstbehalts hat.<br />

Denn diese lassen sich nicht steuerlich geltend<br />

machen – den Fiskus freut’s hingegen.<br />

JENS KLINGENBERG<br />

via Facebook<br />

»Gesundheit, Ernährung,<br />

soziales<br />

Verhalten und Finanzplanung<br />

gehören<br />

als Grundfächer<br />

in jede Schule.«<br />

NILS FISCHER VIA FACEBOOK<br />

»Die Anerkennung kommt dann später«<br />

Jahr für Jahr fragt der DBB Beamtenbund<br />

und Tarifunion Tausende Bürger nach dem<br />

Ansehen verschiedener Berufe. Jahr für<br />

Jahr landen dabei Versicherungsvertreter,<br />

weit hinter Feuerwehrleuten, Ärzten und<br />

Pflegekräften, auf dem letzten Platz. Ein<br />

Ergebnis, das unter <strong>procontra</strong>-Lesern regelmäßig<br />

Unverständnis auslöst, Erklärungsversuche<br />

hervorbringt und teilweise auch<br />

sehr weitsichtig angenommen wird.<br />

Ich bin seit 36 Jahren Versicherungsvertreterin<br />

und kann das nicht nachvollziehen. Für<br />

mich ist mein Beruf auch Berufung.<br />

DÖRTHE SPEH-SEEFELDT<br />

via Facebook<br />

Das Problem ist, dass sich in unserer Branche,<br />

dank manchen Vertrieben, immer noch<br />

zu viele unqualifizierte Pfeifen tummeln<br />

dürfen.<br />

JOACHIM FISCHER<br />

via Facebook<br />

Anerkennung ist heute nicht so wichtig. Ich<br />

kümmere mich um meine Kunden, damit<br />

sie nicht in die Altersarmut abdriften. Die<br />

Anerkennung kommt dann eventuell später,<br />

wenn sie realisieren, was ohne mich gewesen<br />

wäre!<br />

MICHAEL SCHOLPP<br />

via Facebook<br />

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lohnt sich!<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

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15


TITEL Elementarschadenversicherung<br />

16 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Elementarschadenversicherung TITEL<br />

MUSS ELEMENTARSCHUTZ<br />

NEU GEDACHT WERDEN?<br />

Hagel und Starkregen verursachten auch in diesem Sommer Schäden in Milliardenhöhe.<br />

Noch immer stehen dann zu viele Menschen ohne finanziellen Schutz da und vor den<br />

Trümmern ihres Hab und Guts. Lösungsansätze, um diesen Missstand zu beseitigen<br />

– TEXT: MARIAM MISAKIAN, HANNAH PETERSOHN, MATTHIAS HUNDT –<br />

Der Sommer <strong>2021</strong> wird in die Geschichte<br />

eingehen. Leider. Denn die Zahl der Naturkatastrophen<br />

erhöhte sich Mitte Juli, als<br />

„Bernd“ seine Wassermassen über der Südhälfte<br />

Nordrhein-Westfalens, Rheinland-<br />

Pfalz, dem Saarland und dem Westen Baden-Württembergs<br />

niederließ. Auch Teile<br />

Bayerns und Sachsens waren betroffen. Die<br />

über 180 Todesopfer in Deutschland relativieren<br />

dabei jede Schadenssumme. Gemessen<br />

an der Opferzahl ist „Bernd“ laut Wikipedia<br />

die schwerste Naturkatastrophe in<br />

Deutschland seit der Sturmflut 1962.<br />

Der Klimawandel ist kein Problem der<br />

nachfolgenden Generationen, sondern Realität,<br />

die hier und jetzt Opfer fordert und<br />

verheerende Schäden verursacht. Die Wetterextreme<br />

werden nicht nur in Zukunft<br />

zunehmen – ihre Zeitabstände verkürzen<br />

sich weiter. Die Atlasstudie der Weltorganisation<br />

für Meteorologie (WMO), die<br />

Anfang September veröffentlicht wurde,<br />

vermeldete eine Verfünffachung der Naturkatastrophen<br />

seit den 1970er-Jahren<br />

im Vergleich zur letzten Dekade. Die weltweite<br />

Schadenssumme betrug dabei schwer<br />

greifbare 3,64 Billionen Dollar, über zwei<br />

Millionen Menschen kamen durch Wetterextreme<br />

ums Leben.<br />

Wenngleich Entwicklungsländer in dieser<br />

Statistik überproportional betroffen<br />

sind, so haben sich „Kyrill“ (2007), „Jeanette“<br />

(2002) oder „Friederike“ (2018) als<br />

Sturmkatastrophen auch hierzulande ins<br />

Gedächtnis gebrannt. Starkregenereignisse,<br />

wie aktuell „Bernd“ oder die Hochwasser<br />

2002 und 2013, reihen sich ein. „<strong>2021</strong><br />

könnte das teuerste Naturgefahrenjahr<br />

seit Beginn unserer Statistik Anfang der<br />

70er-Jahre werden“, konstatiert auch der<br />

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV). Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Asmussen erwartet daher „rote<br />

Zahlen für den Schaden/Unfall-Sektor als<br />

Ganzes in diesem Jahr“. Bereits die Hagelereignisse<br />

im Juni verursachten 1,7 Milliarden<br />

Euro Schaden, die Juli-Flut wird die<br />

Versicherer mindestens weitere 8,2 Milliarden<br />

Euro kosten. Auf die Sparten Wohngebäude,<br />

Hausrat und Betriebe entfällt dabei<br />

der Löwenanteil mit rund 7,5 Milliarden.<br />

„Bernd“ wird die deutschen Versicherer<br />

demnach mehr kosten als die sechs bislang<br />

größten Überschwemmungen zusammen<br />

(siehe Grafik). Die Ausnahmesituation bei<br />

den Versicherern zeigte sich auch bei unseren<br />

Recherchen. Reihenweise Absagen<br />

für Expertengespräche und Auskünfte über<br />

Schadensumfänge, zum Beispiel von der<br />

Ammerländer, Gothaer, Haftpflichtkasse,<br />

VHV oder Axa, weil die Fachabteilungen<br />

durch die Flutkatastrophe noch immer zu<br />

stark eingebunden sind. Die Provinzial,<br />

in den Krisenregionen stark vertreten, berichtete<br />

allein bis Anfang August von über<br />

33.000 Schadensmeldungen in Höhe von<br />

über 760 Millionen Euro. Man fokussiere<br />

sich momentan auf eine vereinfachte Schadensregulierung.<br />

Dies soll über eine „Erweiterung<br />

der Regulierungsvollmachten,<br />

unkomplizierte Abschlagzahlungen und<br />

eine auf das Notwendigste reduzierte<br />

SCHADENSBILANZ DEUTSCHLANDS<br />

Von Starkregen und Hochwasser geprägte Naturkatastrophen<br />

EREIGNIS<br />

ANZAHL DER<br />

SCHÄDEN<br />

SCHADENSAUFWAND<br />

in der Sach-Elementarversicherung (ohne Kfz-Versicherung) in Mio. € 1<br />

Bernd (<strong>2021</strong>) 2 n. n. > 8.200<br />

August-Hochwasser (2020) 107.000 4.650<br />

Juni-Hochwasser (2013) 120.000 2.240<br />

Elvira II (2016) 18.000 480<br />

Unwetterserie (Juni <strong>2021</strong>) 2 n. n. 400<br />

Viola (2010) 13.000 380<br />

Quintia, Renate, Susanne (2014) 32.000 360<br />

1<br />

Hochrechnung auf Bestand und Preise 2020, 2 vorläufig, mit Kfz-Schäden Quelle: GDV, Juli <strong>2021</strong><br />

Illustration: Roman Kulon<br />

17


TITEL Elementarschadenversicherung<br />

NUR 46 PROZENT GEGEN ELEMENTARSCHÄDEN VERSICHERT<br />

GEFAHR VERSUS ABSICHERUNG<br />

Vor allem GK 1 und 2 versichert<br />

ADRESSEN VERTRÄGE *<br />

Deutschland<br />

gesamt:<br />

46 %<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

47<br />

RHEINLAND-PFALZ<br />

37<br />

BREMEN<br />

23<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

HESSEN<br />

44<br />

31<br />

25<br />

HAMBURG<br />

27<br />

NIEDERSACHSEN<br />

49<br />

MECKLENBURG- VORPOMMERN<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

THÜRINGEN<br />

29<br />

BERLIN<br />

43<br />

BRANDENBURG<br />

46 36<br />

SACHSEN<br />

48<br />

6,1<br />

1,1 0,4<br />

92,4<br />

22,1 Mio.<br />

STATISTISCH TRITT HOCHWASSER AUF IN:<br />

GK 1: 20,4 Mio. Adressen<br />

aktuell nicht von Hochwasser größerer Gewässer betroffen<br />

GK 2: 1,3 Mio. Adressen<br />

Hochwasser seltener als 1x in 100 Jahren, insbesondere<br />

Flächen, die bei einem sogenannten „extremen Hochwasser“<br />

ebenfalls überflutet sein können<br />

GK 3: 237.000 Adressen<br />

Hochwasser 1x in 10 bis 100 Jahren<br />

6,6<br />

1,0 0,3<br />

92,1<br />

7,5 Mio.<br />

GK 4: 98.000 Adressen<br />

Hochwasser mindestens 1x in 10 Jahren<br />

SAARLAND<br />

38<br />

BADEN-<br />

WÜRTTEMBERG<br />

94<br />

Anteil der Gebäude je Bundesland in %, * mit sogenannten Altprodukten der ehemaligen Deutschen Versicherungs-AG Quelle: GDV, Schätzung April <strong>2021</strong><br />

Schadendokumentation im Sinne der<br />

Versicherten“ erreicht werden, wie ein<br />

Sprecher auf <strong>procontra</strong>-Anfrage berichtet.<br />

Meldefristen wurden ausgesetzt, in Bonn<br />

ein Lagezentrum zur Begutachtung, Bearbeitung<br />

und Regulierung der Schäden<br />

eingerichtet. „Bernd“ wird die Versicherer<br />

noch Monate beschäftigten, Bilanzen noch<br />

über Jahre belasten.<br />

ELEMENTARSCHUTZ:<br />

BRAUCHEN WIR EINE PFLICHT?<br />

Die jüngsten Ereignisse erinnern auch an<br />

2016, als „Elvira“ weite Teile des Landkreises<br />

Schwäbisch Hall, vor allem den Ort<br />

BAYERN<br />

38<br />

*<br />

2018, Angaben in % Quelle: GDV, <strong>2021</strong><br />

Braunsbach, überflutete. Nicht bezüglich<br />

des Schadensvolumens – Elvira taxierten<br />

die Versicherer „lediglich“ mit rund 500<br />

Millionen Euro. Vielmehr wiederholt sich<br />

nun die Debatte um eine verpflichtende<br />

Elementarversicherung. Bereits 2016 wiesen<br />

Befürworter nach dem Unwetter darauf<br />

hin, dass lediglich 40 Prozent der Hausbesitzer<br />

eine Elementarschadensversicherung<br />

zu ihrer Wohngebäude- oder Hausratpolice<br />

abgeschlossen hätten. Entsprechend viele<br />

Menschen standen ohne den notwendigen<br />

Versicherungsschutz vor den Trümmern<br />

ihres Hab und Guts. Damals bat die Umweltministerkonferenz<br />

auf Initiative Bayerns<br />

und Baden-Württembergs die Justiz<br />

minister der Länder, die Möglichkeiten<br />

einer Pflichtversicherung zu prüfen. Ohne<br />

Erfolg und ohne anschließenden Masseneffekt.<br />

Laut GDV-Zahlen sind heute gerade<br />

einmal 46 Prozent der Gebäude „umfassend<br />

gegen Naturgefahren“ versichert. Eine<br />

weiter unbefriedigende Quote, weshalb<br />

unter anderen Manfred Jost, Präsident des<br />

Verbands Wohneigentum, das auf Freiwilligkeit<br />

basierende Absicherungssystem als<br />

„unzureichend“ bewertet und sich für eine<br />

solidarische Pflichtversicherung gegen Elementarschäden<br />

ausspricht (siehe Kommentar<br />

auf Seite 20).<br />

Versicherungszwang ist sicherlich ein<br />

extremes Mittel, um die Abdeckungsquote<br />

bei der Elementarversicherung zu erhöhen.<br />

Doch er kann funktionieren, wie Belgien<br />

und Frankreich zeigen und auch ein Blick<br />

in die Schweiz. Die Eidgenossen waren in<br />

diesem Sommer ebenfalls von schweren<br />

Unwettern und Hochwasser betroffen, die<br />

Betroffenen jedoch wesentlich umfassender<br />

abgesichert. Das hat mehrere Gründe. Am<br />

wichtigsten: Die allermeisten Hauseigentü-<br />

18 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Elementarschadenversicherung TITEL<br />

mer sind unbegrenzt gegen Hochwasserschäden<br />

versichert – und zwar verpflichtend<br />

zumeist beim Monopolversicherer<br />

ihres Kantons.<br />

In 19 der 26 Kantone existieren dafür regionale<br />

Gebäudeversicherer, also öffentlichrechtliche<br />

Institutionen, die nach kantonalgesetzlichen<br />

Vorgaben als Monopolanbieter<br />

gegen Feuer- und Elementarschäden absichern.<br />

In den drei weiteren Kantonen<br />

(Obwalden, Schwyz und Uri) können die<br />

Eigentümer wählen, bei welchem Anbieter<br />

sie – ebenfalls verpflichtend – ihr Haus versichern.<br />

Lediglich in vier Kantonen (Genf,<br />

Appenzell Innerrhoden, Tessin und Wallis)<br />

besteht keine Versicherungspflicht. Dennoch<br />

sind auch dort die meisten versichert,<br />

weil die Banken bei Vergabe von Immobilienkrediten<br />

darauf bestehen.<br />

aber nicht. Laut GDV-Naturgefahrenreport<br />

entfielen 2018 nur 1,3 Prozent der 7,5 Millionen<br />

Elementarversicherungsverträge auf<br />

die Gefährdungsklassen 3 und 4. Aktuellere<br />

Zahlen sind noch nicht verfügbar – an der<br />

Grundtendenz dürfte sich nichts geändert<br />

haben. Verhält es sich beim Elementarschutz<br />

also ähnlich wie bei der Berufsunfähigkeitspolice:<br />

Diejenigen, die den Schutz<br />

am dringendsten bräuchten, können ihn<br />

sich schlichtweg nicht leisten oder werden<br />

erst gar nicht versichert?<br />

Das will die Branche nicht gelten lassen.<br />

„Die Mär vom unbezahlbaren Elementarschadensschutz<br />

hat mich mächtig<br />

aufgeregt“, meint Versicherungsmakler<br />

und Geschäftsführer der SeVeS GmbH Alexander<br />

Kirschweng gegenüber <strong>procontra</strong>.<br />

Kirschweng bezieht sich auf eine ZDF-Sendung,<br />

in der genau diese These aufgestellt<br />

wurde. „Die jetzige Krise sollte alle Maklerkollegen<br />

ermuntern, die unversicherten<br />

spürbar erhöht werden? Ein Abdeckungsgrad<br />

von 46 Prozent bedeutet bei rund<br />

22,1 Millionen Adressen, dass etwas über<br />

zehn Millionen Gebäude einen Elementarschutz<br />

besitzen. Doch sind darunter<br />

auch die wirklich gefährdeten Gebäude?<br />

Aufschluss gibt der Naturgefahren-Report<br />

vom GDV. Darin sind alle Adressen in sogenannte<br />

Gefährdungsklassen (GK) durch<br />

Hochwasser unterteilt. Per Definition sind<br />

Gebäude der GK 1 „nicht von Hochwasser<br />

größerer Gewässer betroffen“ und die der<br />

GK 2 „seltener als einmal in 100 Jahren“.<br />

Das Risiko ist also verschwindend gering.<br />

In Summe fallen 98,5 Prozent der 22,1 Millionen<br />

Adressen in die Gefährdungsklassen<br />

1 und 2. Für die restlichen 1,5 Prozent oder<br />

umgerechnet 335.000 Anschriften besteht<br />

ein Hochwasserrisiko von „einmal in 10<br />

bis 100 Jahren“ (GK 3) bzw. „mindestens<br />

einmal in 10 Jahren“ in der GK 4. Rein<br />

rechnerisch könnten bei einer gesamten Ab-<br />

ELEMENTARSCHUTZ BEZAHLBAR?<br />

Unabhängig von der Debatte um ein Obligatorium<br />

– wie kann die aktuelle Absicherungsquote<br />

in der Elementarversicherung<br />

deckung von 46 Prozent also alle Gebäude<br />

der GK 2, 3 und 4 abgesichert sein. Sind sie<br />

Fortsetzung auf Seite 22<br />

Top-Finanzierung?<br />

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Mit Ihnen. Und AXA.<br />

Wachstum gesichert!<br />

– Thomas Wimmer, CFO des Technologiedienstleisters Nutz GmbH<br />

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Wimmer, der als CFO der Nutz GmbH die Entwicklung zum<br />

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begleitet. Die Liquiditätslösungen von AXA<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

19<br />

Know You Can


TITEL Elementarversicherungen<br />

BRAUCHEN WIR<br />

EINE PFLICHT?<br />

Die Flutkatastrophe hat die Debatte<br />

um eine Pflichtversicherung gegen<br />

Elementar schäden erneut entflammt.<br />

Was für und gegen einen obligatorischen<br />

oder solidarischen Schutz<br />

spricht<br />

MANFRED JOST,<br />

Präsident des Verbandes<br />

Wohneigentum<br />

e. V. mit rund<br />

340.000 Mitgliedern<br />

Die Schicksale der Menschen in den überfluteten Gebieten haben<br />

uns alle erschüttert. Hilfs- und Spendenbereitschaft vieler Menschen<br />

sind groß, die Politik hat staatliche Soforthilfen zugesagt.<br />

Das ist gut. Es wird aber nicht ausreichen in Zeiten, in denen<br />

Experten wie jüngst der Weltklimarat IPPC prognostizieren, dass<br />

»Wir plädieren für<br />

eine bundesweite<br />

solidarische Pflichtversicherung<br />

gegen<br />

Elementarschäden.«<br />

witterungsbedingte Naturgefahren zunehmen. Unwetter, Starkregen,<br />

Brände, Erdrutsche – es kann jeden Menschen mit Wohneigentum<br />

überall in Deutschland treffen. In wenigen Momenten<br />

sind ganze Existenzen vernichtet, die wirtschaftlichen Schäden<br />

enorm. Bund und Länder werden allein zur Wiederherstellung<br />

der Infrastruktur Milliardenbeiträge mobilisieren müssen.<br />

Eine Absicherung gegen die Folgen dieser Wetterextreme ist essenziell.<br />

Die Politik muss neben der Optimierung des Katastrophenschutzes<br />

jetzt auch die Weichen für ein verlässliches System<br />

für die Schadensbeseitigung und deren Kosten stellen. Es darf<br />

nicht sein, dass Familien nach einer Naturkatastrophe vor den<br />

Trümmern ihrer Existenz stehen – und von Stimmungs- oder Kassenlage<br />

in Politik und Gesellschaft abhängen.<br />

Wir plädieren darum für eine bundesweite solidarische Pflichtversicherung<br />

gegen Elementarschäden. Nur so können selbst<br />

nutzende Wohneigentümer zu einem bezahlbaren Versicherungsschutz<br />

kommen.<br />

Nicht einmal jeder Zweite hierzulande hat eine Elementarschadensversicherung.<br />

Das auf Freiwilligkeit basierende System<br />

scheint also unzureichend. Außerdem benachteiligt es Eigentümer,<br />

die im Zonierungssystem der Versicherer für Überschwemmungsrisiko,<br />

Rückstau und Starkregen (ZÜRS-Geo) schlecht<br />

abschneiden. Ihnen drohen hohe<br />

pro<br />

Prämien – wenn sie überhaupt einen<br />

Versicherer finden. Im wiederholten<br />

Schadensfall laufen sie Gefahr, aus<br />

der Versicherung ausgeschlossen zu<br />

werden. Ein klassisches Marktversagen,<br />

das den Gesetzgeber<br />

zum Handeln<br />

zwingt.<br />

Auf der anderen Seite<br />

sind aber auch knapp<br />

40 Prozent der Immobilien<br />

bereits durch<br />

eine Elementarschadensversicherung<br />

geschützt;<br />

wenn dann<br />

alle Geschädigten im<br />

Katastrophenfall staatliche Unterstützung erhalten, nimmt die<br />

Bereitschaft ab, künftig noch Prämien zu zahlen.<br />

Eventuell hat eine Pflichtversicherung zunächst Akzeptanzprobleme.<br />

Aber immerhin hat der Chef des größten europäischen<br />

Rückversicherers Münchener Rück, Joachim Wenning, erklärt,<br />

dass es für die private Versicherungswirtschaft machbar wäre,<br />

wenn der Staat, wie in der Kfz-Versicherung, eine Elementarschadens-Pflichtversicherung<br />

einführen würde. Um dennoch das<br />

Prinzip der Freiwilligkeit zunächst beizubehalten, ist als erster<br />

Schritt eine Allgefahrenabsicherung als Teil der Wohngebäudeversicherung<br />

denkbar. Dabei wird Eigentümern automatisch der<br />

umfassende Schutz (einschließlich Naturgefahren) angeboten, sie<br />

können die Elementarschadensversicherung aber abwählen.<br />

Wird diese Maßnahme nach einer vorab gesetzten Frist evaluiert<br />

und erbringt dann nicht die gewünschte Absicherungsquote,<br />

muss die Versicherungspflicht eingeführt werden. Wichtig ist<br />

dabei, einen Ausgleichsmechanismus für finanziell überforderte<br />

Eigentümer zu installieren.<br />

20 Foto: Lentner FuG-Verlag


Elementarversicherungen TITEL<br />

contra<br />

Die Schäden, die das Unwettertief „Bernd“ an Menschen, Gebäuden<br />

und Gegenständen verursacht hat, sind eine Katastrophe. Ein<br />

Mahnmal dafür, dass sich der Schutz verbessern muss, auch der<br />

finanzielle. Die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden<br />

erscheint da zunächst als probates Mittel. Doch<br />

sie würde an einem ganz zentralen Punkt scheitern: der Prämie.<br />

Auf die Frage, wie man eine solche Pflichtversicherung organisieren<br />

könnte, war zuletzt immer wieder von pauschalen Beiträgen<br />

die Rede. Jedes Haus wäre versichert und jeder würde gleich viel<br />

Geld dafür bezahlen. Das würde aber die Eigentümer von Immobilien<br />

benachteiligen, deren Gebäude sich in relativ sicheren Gegenden<br />

befinden. Ihr individuelles Risiko ist viel geringer als zum<br />

Beispiel das von Häusern in Flussnähe. Das Grundprinzip der<br />

individuellen Risikobewertung würde übergangen. Sie würden<br />

die Prämie für ein höheres „Durchschnittsrisiko“ bezahlen, während<br />

Immobilieneigentümer in gefährdeten Lagen den Versicherungsschutz<br />

sozusagen zum Schnäppchenpreis erhalten würden.<br />

Grundsätzlich wäre es außerdem gut, wenn weniger Menschen<br />

in hochwassergefährdeten Gebieten leben würden. Im Katastrophenfall<br />

würde das weniger Tote und weniger Sachschäden bedeuten.<br />

Besagte Schnäppchenpreise würden aber eher noch einen<br />

Anreiz dafür schaffen, sich ein schmuckes Häuschen im malerischen<br />

Flusstal zu kaufen.<br />

Umgekehrt würden individuell risikoabhängige Pflichtversicherungsprämien<br />

ein anderes Problem hervorheben: Je höher die<br />

Gefahr für Elementarschäden in einer Region, desto höher würde<br />

der Beitrag ausfallen. Für manche Menschen wäre dieser plötzliche<br />

finanzielle Mehraufwand schlicht und einfach nicht zu stemmen.<br />

Vor allem dann nicht, wenn neben der Elementar- bislang<br />

auch auf die Wohngebäudeversicherung verzichtet wurde und<br />

deren Beitrag gegebenenfalls auch noch on top kommen würde.<br />

Vor diesem Hintergrund mag die Einheitsprämie wieder gerechter<br />

erscheinen. Doch auch hier gilt: Diese finanzielle Mehrbelastung<br />

käme für die Haushalte plötzlich.<br />

Nun sind die Immobilienpreise<br />

aber auf einem Rekordhoch.<br />

Nicht wenige Familien<br />

haben sich dazu hinreißen lassen,<br />

in den letzten Jahren für die<br />

eigenen vier Wände eine Finanzierung<br />

ohne Eigenkapital und<br />

mit enorm hohen monatlichen<br />

Raten abzuschließen. Ein fragiles<br />

Gebilde, bei dem teilweise<br />

kaum noch ein finanzieller Puffer<br />

bleibt. Wenn die Pflichtversicherung<br />

seriös ausgestaltet wird<br />

– also unter anderem auch mit einer Abdeckung unbenannter Gefahren<br />

–, könnte der unerwartete Versicherungsbeitrag manche<br />

Finanzierung ins Wanken bringen.<br />

Doch selbst wenn es zur Einführung einer Pflichtversicherung gegen<br />

Elementarschäden kommen sollte, darf sich die Politik nicht<br />

in der trügerischen Sicherheit wiegen, das Problem Hochwasser<br />

damit in den Griff bekommen zu haben. Seriöse Wissenschaftler<br />

gehen davon aus, dass sogenannte Jahrhunderthochwasser, wie<br />

kürzlich in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, deutlich<br />

häufiger auftreten werden als nur einmal in 100 Jahren. Die<br />

»Der höhere Versicherungs beitrag<br />

könnte manche Immobilienfinanzierung<br />

ins Wanken bringen.«<br />

<strong>procontra</strong>-Redakteur FLORIAN<br />

BURGHARDT blickt skeptisch auf eine<br />

Elementar-Pflichtversicherung.<br />

Pflichtversicherung würde somit dieselben Häuser immer und<br />

immer wiederaufbauen – und das kann nicht der Weisheit letzter<br />

Schluss sein. Viel wichtiger sind deshalb umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen,<br />

zum Beispiel durch explizite Überflutungsflächen,<br />

die Renaturierung von Flussläufen und nicht zuletzt die<br />

Bekämpfung des Klimawandels. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

21


TITEL Elementarversicherungen<br />

Fortsetzung von Seite 19<br />

54 Prozent nochmals zu beraten. Natürlich<br />

gibt es einige wenige Gebiete und Objekte,<br />

die nicht oder wirklich nur zu extrem hohen<br />

Beiträgen versichert werden können.<br />

Doch die allermeisten Häuser und deren<br />

Hausrat konnten bisher zu verträglichen<br />

Konditionen versichert werden“, berichtet<br />

Kirschweng. Anstelle eines Zwangs zum<br />

Selbstschutz solle der Staat lieber in Hochwasserschutz<br />

investieren und den Neubau in<br />

gefährdeten Gebieten von Kommunen stoppen.<br />

Zudem müsse eine Hochwasser-Prophylaxe<br />

schon beim Hausbau verpflichtend<br />

einkalkuliert werden, fordert Kirschweng.<br />

Die Anbieter signalisieren ebenfalls, dass<br />

kein Gebäude ohne Elementarschutz bleiben<br />

muss, unabhängig von der Risikozone.<br />

„In Zusammenarbeit mit iptiQ, einer<br />

Swiss-Re-Tochter, waren wir 2020 der erste<br />

Anbieter, der flächendeckend auch Immobilien<br />

der höchsten Gefährdungsklasse 4 versichert<br />

hat“, meint Uwe Schumacher, Vor-<br />

»Mehr Fingerspitzengefühl<br />

wäre wünschenswert«<br />

MICHAEL PANNASCH ist Versicherungsmakler und lebt in der Nähe von Euskirchen, das besonders von der Flutkatastrophe betroffen war.<br />

Er berichtet über unterschiedliche Vorgehensweisen der Versicherer und Makler vor Ort.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie gehen Sie mit den Kunden<br />

um, die keine Elementarversicherung<br />

haben und komplett von vorne anfangen<br />

müssen?<br />

Michael Pannasch: Ich habe eine sehr gute<br />

Quote und nur vier Kunden, die nicht<br />

elementarversichert waren. Deswegen bin<br />

ich beim Thema Pflichtversicherung zwiegespalten.<br />

Wenn man vernünftig berät,<br />

dann schließt der Kunde diese Versicherung<br />

auch ab. Wenn ich nun höre, dass 60<br />

Prozent nicht versichert sind, dann haben<br />

auch die Vermittler Scheiße gebaut. Fairerweise<br />

muss man auch sagen, dass es stark<br />

davon abhängt, ob der Elementarschutz<br />

den Hausbesitzer nun 50 oder 400 Euro<br />

an Mehrprämie kostet.<br />

<strong>procontra</strong>: Was müsste<br />

sich in Bezug auf die<br />

Versicherer verändern?<br />

Pannasch: Es wäre<br />

schön, wenn es Leistungsversprechen<br />

gibt.<br />

Etwa, dass ein Gutachter<br />

innerhalb einer<br />

bestimmten Zeit vor<br />

Ort ist, um den Schaden<br />

zu begutachten.<br />

Die Versicherer sollten<br />

nicht nur den Schaden<br />

zahlen, sondern sich<br />

auch als Dienstleister<br />

verstehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Versicherer<br />

gaben sich unbürokratisch und<br />

versprachen schnelle Hilfe. Hat das nach<br />

Ihrem Eindruck geklappt?<br />

Pannasch: Ja, bis auf ein paar Einzelfälle.<br />

Ein Kunde hat beispielsweise zwei Häuser,<br />

die hintereinanderstehen. Das erste Haus<br />

ist über die Domcura versichert, das andere<br />

bei der Gothaer. Beim ersten war schon<br />

der Gutachter da und das Geld wurde bereits<br />

ausgezahlt. Für das hintere Haus war<br />

noch nicht einmal ein Gutachter vor Ort.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erklären Sie sich die Unterschiede?<br />

Pannasch: Manche Versicherer sind<br />

einfach unorganisiert. Anstatt die Schadengutachter<br />

gesammelt in einen Ort zu<br />

schicken, kommen alle einzeln und aus<br />

allen Richtungen. Ich hatte Gutachter hier,<br />

die kamen aus Mecklenburg-Vorpommern.<br />

<strong>procontra</strong>: Es gibt Versicherer, die ein<br />

Krisenzentrum einrichten und von dort aus<br />

operieren.<br />

Pannasch: Das stimmt, die Huk hat den<br />

Parkplatz der hiesigen Therme umfunktioniert:<br />

Dort stehen Tausende Huk-versicherte<br />

Autowracks. Das funktionierte gut.<br />

Aber man muss wahrscheinlich unterscheiden,<br />

wer den Schaden an die Versicherer<br />

meldet: ein Exklusiv-Vertreter einer Versicherung<br />

oder Makler?<br />

<strong>procontra</strong>: Warum?<br />

Pannasch: Bei dem einen kommen die<br />

Gutachter schneller als bei dem anderen.<br />

Das führt zu Verstimmungen. Da wünsche<br />

ich mir mehr Fingerspitzengefühl von den<br />

Versicherern. Ich erwarte mir da Gleichbehandlung,<br />

unabhängig davon, ob der<br />

Kunde über einen Makler oder Vertreter<br />

abgeschlossen hat.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben die Makler bei Ihnen vor<br />

Ort denn alles richtig gemacht?<br />

Pannasch: Es gibt schon Unterschiede.<br />

Bei manchen Kunden hat sich der Makler<br />

nicht einmal gemeldet. Bei einem Maklerkollegen<br />

im Ort ist das Büro abgesoffen.<br />

Daraufhin ist er in den Urlaub geflogen,<br />

weil er der Meinung war, er könne doch<br />

jetzt sowieso nicht helfen. Der wird wohl<br />

viele Kündigungen auf dem Tisch liegen<br />

haben, da bin ich mir sicher.<br />

22 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Elementarversicherungen TITEL<br />

»Die Mär vom<br />

unbezahlbaren Schutz<br />

gegen Elementarschäden<br />

kann ich nicht<br />

mehr hören.«<br />

ALEXANDER KIRSCHWENG, SEVES GMBH<br />

standsvorsitzender der Domcura. Natürlich<br />

müssen die Prämien immer risikoadäquat<br />

sein, so schwanken die Aufschläge für Elementarschutz<br />

je nach Risikoklasse. Je nach<br />

Anbieter kann das aber auch schnell mal<br />

eine Verdopplung oder Verdreifachung der<br />

Prämie zur normalen Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung<br />

bedeuten. In Zusammenarbeit<br />

mit softfair hat <strong>procontra</strong> einen<br />

Tarifvergleich erstellt (Seite 26), der ein<br />

Gefühl für den jeweiligen Aufschlag je nach<br />

Risikogebiet geben soll. Bei den höheren<br />

Gefährdungsklassen war ein Vergleich teilweise<br />

nicht möglich, da die Anbieter eine<br />

separate Anfrage zur individuellen Bewertung<br />

benötigen.<br />

Makler Michael Pannasch lebt in der<br />

Nähe von Euskirchen, das besonders von<br />

der Flutkatastrophe betroffen war. Er<br />

zeigt sich beim Thema Pflichtversicherung<br />

„zwiegespalten“, er selbst hatte nur vier<br />

Kunden, die nicht elementarversichert waren.<br />

„Wenn man vernünftig berät, dann<br />

schließt der Kunde auch eine Elementarversicherung<br />

ab. Wenn ich nun höre, dass 60<br />

Prozent nicht versichert sind, dann haben<br />

auch die Vermittler Scheiße gebaut“, so<br />

Pannasch (siehe Interview).<br />

Bleiben trotzdem die Fragen, inwieweit<br />

das persönliche Risiko realistisch eingeschätzt<br />

wird und der Elementarschutz tatsächlich<br />

abschließbar und bezahlbar ist.<br />

Vielen Menschen scheint das Risiko gar<br />

nicht bewusst zu sein. Einer Umfrage zufolge<br />

schätzen fast drei Viertel der Hausbesitzer<br />

die Gefahr einer Überschwemmung als<br />

gering oder sehr gering ein. Aus welchen<br />

Regionen die 1.000 Befragten der infasquo-Umfrage<br />

2020 stammen, ist nicht bekannt.<br />

Doch Hausbesitzer fürchten vor<br />

allem Feuer, Leitungswasserschäden oder<br />

Sturm und Hagel – jene Schäden, die durch<br />

eine einfache Wohngebäudeversicherung<br />

ohne Elementarschutz bereits abgedeckt<br />

sind. Die Gefahr von Überschwemmungen<br />

bezieht der Großstädter, fernab jeglicher<br />

Flussufer, nur bedingt auf sich selbst.<br />

RISIKO VON STARKREGEN BETRIFFT ALLE<br />

Doch Starkregen-Ereignisse treten bundesweit<br />

auf, mit steigender Tendenz. Von<br />

daher ist der Elementarschutz, der eben<br />

nicht nur Hochwasser durch Flüsse einschließt,<br />

sondern auch Überschwemmung,<br />

Starkregen und Rückstau, für alle Gebäude<br />

gleichermaßen empfehlenswert. Das<br />

Bewusstsein dafür muss geschärft werden.<br />

Auch der GDV treibt das Thema. Über<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

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23


TITEL Elementarversicherungen<br />

STARKREGENGEFAHR: AUF DEN STANDORT DES GEBÄUDES KOMMT ES AN<br />

Aufteilung der Adressen in drei Starkregen-Gefährdungsklassen (SGK)<br />

ANZAHL DER ADRESSEN: 22,1 MIO.<br />

SDK 1 – GERINGE GEFÄHRDUNG 22,5 %<br />

5 Mio. Adressen<br />

Gebäude liegt auf einer Kuppe oder<br />

am oberen Bereich eines Hangs<br />

SGK 2 – MITTLERE GEFÄHRDUNG 65,7 %<br />

14,5 Mio. Adressen<br />

Gebäude liegt in der Ebene oder im unteren/mittleren<br />

Bereich eines Hangs, aber nicht in der Nähe eines Bachs<br />

SDK 3 – HOHE GEFÄHRDUNG 11,8 %<br />

2,6 Mio. Adressen<br />

Gebäude liegt im Tal oder in der Nähe eines Bachs<br />

den „Naturgefahren-Check“ können<br />

Immobilienbesitzer und Mieter erfahren,<br />

welche Schäden Unwetter in der Vergangenheit<br />

in ihrem Wohnort verursacht haben.<br />

Details zur Gefährdung durch Flusshochwasser<br />

liefert darüber hinaus der<br />

„Hochwasser-Check“. Außerdem wurde<br />

das Zonierungssystem für Überschwemmungsrisiko<br />

(ZÜRS) durch die Entwicklung<br />

von Starkregen-Gefährdungsklassen<br />

(SGK) erweitert, wodurch der tatsächliche<br />

Standort einer Immobilie zukünftig stärker<br />

berücksichtigt wird. So können nahegelegene<br />

Gebäude völlig unterschiedlich<br />

eingestuft werden, wenn sie beispielweise<br />

auf einer Kuppe oder am Oberhang liegen<br />

(SGK 1), am Mittel- oder Unterhang und<br />

nicht in der Umgebung eines Sees (SGK 2)<br />

oder in einem Tal oder nahe eines Bachs<br />

(SGK 3). Dann trennen die drei Gebäude<br />

vielleicht nur ein paar Meter Luftlinie – in<br />

der Versicherungsprämie und der Frage der<br />

Versicherbarkeit unterliegen sie aber völlig<br />

unterschiedlichen Parametern. Auch hier<br />

baut eine umfassende Beratung Verständnis<br />

für die persönliche Risikobewertung auf.<br />

Spannend wird sein, wie sich die verfeinerte<br />

Bewertung in den Tarifkalkulationen niederschlägt.<br />

Die Versicherer sitzen jedenfalls<br />

eifrig dran. „Wir wollen die neue Starkregenzonierung<br />

bereits in unserem anstehenden<br />

Produkt-Relaunch berücksichtigen<br />

und prüfen derzeit, wie wir das umsetzen<br />

können“, so Schumacher von Domcura.<br />

LÖSUNG NUMMER EINS:<br />

BAUSTEINE STATT BAUKASTEN?<br />

Apropos „passgenauerer“ Schutz. Wird<br />

die Abschlussbereitschaft zu einer Elementarversicherung<br />

vielleicht auch durch<br />

ihre pauschale Ausgestaltung gehemmt?<br />

Immerhin sind Gefahren wie Erdbeben<br />

und Vulkanausbrüche in Deutschland fast<br />

gänzlich auszuschließen, die Gefahr von<br />

Lawinen beschränkt sich auf Gebirgsregionen,<br />

und Erdsenkungen sind jetzt auch<br />

kein Massenphänomen. Das heißt, beim<br />

Elementarschutz reden wir überwiegend<br />

»Wir wollen die neue<br />

Starkregenzonierung<br />

bereits in unserem<br />

anstehenden<br />

Produkt-Relaunch<br />

berücksichtigen.«<br />

UWE SCHUMACHER, DOMCURA<br />

Quelle: GDV <strong>2021</strong><br />

über das nasse Element – warum also die<br />

Elementarkatze im Sack kaufen? Wäre es<br />

nicht passgenauer, wenn man die Naturgefahren<br />

einzeln zum Hausrat- und Wohngebäudeschutz<br />

hinzubuchen könnte? Kunden<br />

in Garmisch-Partenkirchen erhielten so nur<br />

einen Elementarschutz gegen Lawinenschäden<br />

und der Hamburger einen Schutz gegen<br />

Hochwasser, statt allen das gesamte Paket<br />

schmackhaft machen zu müssen, obwohl<br />

davon nur ein bis zwei Gefahren tatsächlich<br />

für sie relevant sind. Und vor allem:<br />

Wäre das für den Kunden nicht günstiger<br />

und entsprechend attraktiver?<br />

Nein, sagen Experten. „Wenn man mehrere<br />

Risiken im Kollektiv zusammen versichert,<br />

können diese sich besser gegenseitig<br />

ausgleichen, als wenn sie einzeln versichert<br />

wären“, erläutert Peter Schramm, Diplom-<br />

Mathematiker, Sachverständiger für Versicherungsmathematik<br />

und Mitglied der<br />

Deutschen Aktuarvereinigung (DAV).<br />

Heißt: Entgegen der Annahme vieler Kunden<br />

wären die Prämien sogar teurer, wenn<br />

man sie in Form von Einzelrisiken kalkulieren<br />

müsste. „Zweifelsfrei ist die Gefahr<br />

durch Starkregen in Deutschland wesentlich<br />

größer als durch Vulkane oder Erdbeben.<br />

Allerdings ist dieser Umstand bereits in<br />

der Risikokalkulation des Elementarschutzes<br />

berücksichtigt. Es würde dem Kunden<br />

also kaum eine Ersparnis bringen, wenn er<br />

theoretisch die Absicherung von Erdbeben<br />

oder Vulkane ausklammern würde“, erklärt<br />

Schumacher.<br />

Ohnehin hängt die Höhe der Prämien<br />

von der tatsächlichen Gefährdung des<br />

Standorts ab. „Die Gefahren werden risikobasiert<br />

kalkuliert: Wer gering gefährdet<br />

ist, zahlt auch wenig“, führt Oliver Hauner,<br />

Leiter für Sach- und Technische Versicherung,<br />

Schadenverhütung und Statistik beim<br />

GDV, aus. „Sonst würden Plattformen wie<br />

Finanztest nicht zu dem Schluss kommen,<br />

dass für über 90 Prozent der Gebäude eine<br />

Elementardeckung für weniger als 100<br />

Euro im Jahr erhältlich ist.“<br />

Auch die Bayerische bestätigt: „Aus kalkulatorischer<br />

Sicht ist ein modulares Angebot<br />

nicht interessanter. Ist ein Risiko nicht<br />

relevant, so ist dies auch prämienmäßig<br />

verschwindend gering zu bepreisen“, meint<br />

Andreas Buhre, Leiter Underwriting &<br />

Portfoliomanagement bei der Bayerischen.<br />

LÖSUNG NUMMER ZWEI:<br />

AUTOMATISCH INKLUSIVE?<br />

Die Anpassung der Policen in Einzelbausteine<br />

ist somit aus Sicht der Versicherungsund<br />

Vermittlungsbranche keine Option.<br />

Was Beratern dagegen die Arbeit um einiges<br />

erleichtern könnte: eine Wohngebäudeversicherung,<br />

in der Elementarschäden automatisch<br />

mitversichert sind. Dann würde<br />

sich die Frage nach dem Zusatzbaustein<br />

der Elementarversicherung für den Kunden<br />

gar nicht erst stellen. Das hat es bereits gegeben:<br />

Die Allianz hatte nach der Wende<br />

450.000 Wohngebäudeversicherungen der<br />

Deutschen Versicherungs-AG übernommen,<br />

in denen eine automatische Absiche-<br />

24 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Elementarversicherungen TITEL<br />

800<br />

780<br />

768,0<br />

760<br />

740<br />

720<br />

700<br />

REGENMASSEN NEHMEN ZU<br />

Niederschlagsmenge in Deutschland, jeweils für langjähriges Mittel<br />

Mittel 1881-2020: 770,3<br />

1921-1950 1931-1960 1941-1970 1951-1980 1961-1990 1971-2000 1981-2010 1991-2020<br />

791,5<br />

rung unter anderem gegen Hochwasser im<br />

Vertrag inklusive war. Mehr als die Hälfte<br />

dieser Verträge mit „DDR-Klauseln“ läuft<br />

laut Angaben des Versicherers noch immer.<br />

Bei Neuverträgen bietet allerdings auch die<br />

Allianz Naturgefahren nur noch als Zusatzbaustein<br />

an.<br />

Der Grund, warum Versicherer den<br />

Naturgefahrenschutz heute nicht mehr<br />

automatisch inkludieren, liegt für Aktuar<br />

Schramm auf der Hand: „Wenn ein Versicherer<br />

Elementarschäden automatisch einschließt,<br />

verteuert sich die Prämie. Wenn<br />

Kunden, die lieber auf Elementar verzichten<br />

und ihre Wohngebäudeversicherung woanders<br />

günstiger bekommen, dann kündigen,<br />

verteuert sie sich für die verbliebenen Kunden<br />

noch weiter.“ Es wäre also ein Wettbewerbsnachteil<br />

für den einzelnen Versicherer<br />

und würde nur funktionieren, wenn sich<br />

alle gemeinsam darauf einigen würden. Davon<br />

ist jedoch nicht auszugehen.<br />

y-Achse: Angaben in Millimeter<br />

Quelle: Deutscher Wetterdienst, GDV<br />

Fortsetzung auf Seite 27<br />

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Daheim Plus 94,42 € 106,92 € 13,2 % keine 2<br />

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die Bayerische Smart Plus 90,50 € 120,20 € 32,8 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

Ammerländer Economic 90,60 € 120,35 € 32,8 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

asspario GVO top select 101,11 € 131,31 € 29,9 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

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Z3: 2.000 € (ÜS, RS); Z 1-3: 3.000 € für EB<br />

506,34 € 608,72 € 20,2 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Allianz Komfort 515,43 € 610,09 € 18,4 %<br />

Zone 1: 500 € (ÜS, RS), Z2: 1.000 € (ÜS, RS),<br />

Z3: 2.000 € (ÜS, RS); Z 1-3: 3.000 € für EB<br />

Gothaer Plus (TR3) SFR 491,72 € 626,43 € 27,4 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

HDI Komfort 2017 548,73 € 645,86 € 17,7 % 5.000 €<br />

Domcura Komfort 3 540,09 € 649,30 € 20,2 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

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586,18 € 664,03 € 13,3 %<br />

HDI Premium 2017 578,81 € 675,95 € 16,8 % 5.000 €<br />

abhängig von ZÜRS-Zone und Vorschäden,<br />

min. 500 € (Erdbeben 3.000 €)<br />

Dema ImmoProtect Top 577,08 € 679,46 € 17,7 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

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Häger Basis 2.0 60,40 € 84,56 € 40,0 % 10 %, min. 500 €, max. 1.500 €<br />

die Bayerische Smart Plus 60,40 € 90,10 € 49,2 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

Ammerländer Economic 60,40 € 90,15 € 49,3 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

Domcura Start 2020 60,40 € 90,60 € 50,0 %<br />

1 % der VS, min. 500 €,<br />

max. 1.500 €<br />

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Der Sachpool Tarif24 Basis 62,81 € 91,27 € 45,3 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

die Bayerische Komfort 65,20 € 94,90 € 45,6 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

Ammerländer Classic 65,23 € 94,98 € 45,6 % 10 %, min. 250 €, max. 1.500 €<br />

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ohne<br />

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319,07 € 396,93 € 24,4 %<br />

Manufaktur Augsburg Premium Plus 362,14 € 426,46 € 17,8 % 250 €<br />

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349,97 € 427,83 € 22,2 %<br />

Allianz Smart 375,41 € 440,60 € 17,4 %<br />

SB Elementar<br />

abhängig von ZÜRS-Zone und Vorschäden,<br />

min. 500 € (Erdbeben 3.000 €)<br />

abhängig von ZÜRS-Zone und Vorschäden,<br />

min. 500 € (Erdbeben 3.000 €)<br />

Zone 1: 500 € (ÜS, RS), Z2: 1.000 € (ÜS, RS),<br />

Z3: 2.000 € (ÜS, RS); Z 1-3: 3.000 € für EB<br />

Gothaer Plus (TR3) SFR 330,39 € 451,64 € 36,7 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

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384,97 € 470,61 € 22,2 %<br />

HDI Komfort 2017 380,69 € 477,82 € 25,5 % 5.000 €<br />

Phönix Schutzgemeinschaft<br />

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Premium<br />

abhängig von ZÜRS-Zone und Vorschäden,<br />

min. 500 € (Erdbeben 3.000 €)<br />

399,43 € 483,14 € 21,0 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Allianz Komfort 421,90 € 497,56 € 17,9 %<br />

HDI Premium 2017 401,04 € 498,17 € 24,2 % 5.000 €<br />

Zone 1: 500 € (ÜS, RS), Z2: 1.000 € (ÜS, RS),<br />

Z3: 2.000 € (ÜS, RS); Z 1-3: 3.000 € für EB<br />

Versicherer<br />

Tarif<br />

ohne<br />

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Elementaraufschlag<br />

Interlloyd Classic 4 55,49 € k. A. 5 --- ---<br />

max-Hausrat 55,81 € k. A. 5 --- ---<br />

Der Sachpool Tarif24 Basis 57,98 € k. A. 5 --- ---<br />

Ammerländer Economic 60,40 € k. A. 5 --- ---<br />

Domcura Start 2020 60,40 € k. A. 5 --- ---<br />

SB Elementar<br />

Häger Basis 2.0 60,40 € 108,72 € 80,0 % 10 %, min. 500 €, max. 1.500 €<br />

die Bayerische Smart Plus 60,40 € k. A. 5 --- ---<br />

GEV Protect Kompakt 61,53 € 320,71 € 421,2 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

asspario GVO best select 61,97 € 212,96 € 243,7 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

die Bayerische Komfort 65,20 € k. A. 5 --- ---<br />

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SB Elementar<br />

272,08 € 476,85 € 75,3 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Domcura Komfort 290,22 € 508,64 € 75,3 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Dema ImmoProtect Top 306,93 € 511,70 € 66,7 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Domcura Top 327,39 € 545,81 € 66,7 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

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min. 500 € (Erdbeben 3.000 €)<br />

235,61 € 974,19 € 313,5 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Manufaktur Augsburg Premium Plus 253,83 € 1.032,24 € 306,7 % 250 €<br />

Gothaer Plus (TR3) SFR 209,15 € 1.106,36 € 429,0 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

InterRisk XL schadenfrei 307,48 € 1.206,26 € 292,3 % 10 %, min. 500 €, max. 5.000 €<br />

Hausrat-Muster: BAK 1, 160 qm Wohnfläche, 50 qm Gesamtkeller, Tarifgruppe: normal, Vorversicherung min. 5<br />

Jahre, Verzicht auf grobe Fahrlässigkeit, Neuwertentschädigung, Hotelkosten bei Unbewohnbarkeit, Reparaturkosten<br />

für gemieteten Wohnraum, Umzugskosten bei Unbewohnbarkeit, Wertsachen min. 15.000 €, Ü-Schäden<br />

min. 20 % der VS, VS: 104.000 €, keine SB, LZ 1 Jahr, jährliche Zahlweise<br />

WGV-Muster: Baujahr 1970, BAK 1, 140 qm Wohnfläche, 50 qm Gesamtkeller, versicherte Gefahren: Feuer, Leitungswasser, Sturm/Hagel,<br />

Tarifgruppe: normal, Vorversicherung min. 5 Jahre, keine Vorschäden, Leistungspaket: Komfort, Wert 1914: 21.300 M, keine SB, Laufzeit 1<br />

Jahr, jährliche Zahlweise. ÜS = Überschwemmung, RS = Rückstauschäden, EB = Erdbeben<br />

1<br />

Einstufung durch Hochwasser-Check des GDV_konkrete Adresse aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht. 2 Erstrisikosumme max. 4.000 €.<br />

3<br />

Nettotarif – berechnet mit 25 % Abschlusscourtage. 4 VS: 97.500 €. 5 Separate Risikoanfrage beim Versicherer notwendig. Quelle: softfair-Sachmodul für <strong>procontra</strong>_Stand 09/<strong>2021</strong><br />

26 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Elementarversicherungen TITEL<br />

Fortsetzung von Seite 25<br />

»Bei Altpolicen ist der<br />

Elementarschutz oft<br />

nur mittels Vertragsumstellung<br />

und Mehrprämie<br />

möglich.«<br />

ANDREAS BUHRE, DIE BAYERISCHE<br />

sehr gering:<br />

30<br />

KAUM ANGST VOR EINER ÜBERSCHWEMMUNG<br />

Wie groß schätzen Sie die Gefahr einer Überschwemmung ein?<br />

sehr groß:<br />

6<br />

gering: 43<br />

groß: 21<br />

Repräsentative infas-quo-Umfrage, 1.000 Befragte, 2020, Angaben in %<br />

LÖSUNG NUMMER DREI:<br />

ELEMENTAR SEPARAT VERSICHERN?<br />

Die erhöhte Aufmerksamkeit für das Thema<br />

nutzte jüngst die Bayerische. Keine vier<br />

Wochen nach „Bernd“ präsentierte man<br />

gemeinsam mit Tochterunternehmen asspario<br />

die „Elementar solo“ als eigenständige<br />

Versicherung. Also nicht wie üblich als Appendix<br />

zu einer Wohngebäude- oder Hausratversicherung,<br />

sondern ganz selbstständig<br />

abschließbar. Für einige wirkte dieses<br />

Angebot etwas unglücklich gegenüber den<br />

vielen Nichtversicherten, so kurz nach der<br />

Katastrophe mit einer „einfachen“ Lösung<br />

zu winken. Die Bezeichnung „Marketing-<br />

Gag“ ließ auch nicht lange auf sich warten.<br />

Doch das lassen die Münchener nicht<br />

gelten. „Gerade bei älteren Verträgen ist<br />

der Einschluss der Elementarschadensabsicherung<br />

oft mit einer Umstellung auf den<br />

aktuellen Tarif des jeweiligen Anbieters und<br />

damit einhergehend auch mit einer erheblichen<br />

Mehrprämie verbunden. Für solche<br />

Kunden kann die separate Absicherung die<br />

günstigste Lösung darstellen“, beschreibt<br />

Buhre die Zielgruppe. Es ist durchaus<br />

denkbar, dass der Hemmschuh einer hohen<br />

Prämie mit einer flexiblen Soloabsicherung<br />

künftig weniger drückt. „Ebenso kann es<br />

eine Alternative in bestimmten Regionen<br />

sein, wo der Wohngebäudeversicherer gar<br />

keinen Zusatzbaustein Elementar anbietet“,<br />

ergänzt Madeleine Schüller, Beraterin<br />

beim Finanz- und Versicherungsmakler<br />

Schüller & Cie. in Erftstadt.<br />

Ein Problem bei der Zuständigkeit im<br />

Schadensfall sieht Buhre bei zwei unterschiedlichen<br />

Versicherern, zum Beispiel für<br />

den Wohngebäude- und Elementarschutz,<br />

nicht. „Welches Ereignis konkret den Schaden<br />

ausgelöst hat, lässt sich klar identifizieren.<br />

Eine Überschwemmung ist vom Sturmereignis<br />

aufgrund der meteorologischen<br />

Aussagen deutlich zu unterscheiden. Alle<br />

anderen versicherten Gefahren sind sowieso<br />

von der Überschwemmung/Starkregen<br />

zu trennen.“ Leuchtet ein, treten jedoch<br />

Sturm und Starkregen zusammen auf, lässt<br />

sich der Schadensauslöser mitunter nicht<br />

mehr so klar differenzieren.<br />

PRÄMIENNIVEAU AUFZEIGEN UND RELATIVIEREN<br />

Was das Vermitteln von Elementarversicherungen<br />

künftig zusätzlich erschweren<br />

könnte, sind steigende Prämien. Geht man<br />

von einer Zunahme der Wetterextreme aus,<br />

so wären höhere Prämien die logische Folge.<br />

Wie sich das auf die Tarife auswirkt, ist<br />

aber noch nicht in Stein gemeißelt, meint<br />

Aktuar Schramm. „Allgemein teurer wird<br />

die Elementarschadensversicherung nicht<br />

unbedingt – aber für hohe Risiken nun einmal<br />

sehr teuer, wenn es risikogerecht bleiben<br />

soll“, erklärt er.<br />

Für Makler Kirschweng steht indes fest,<br />

dass es zunächst auch ein Umdenken beim<br />

Kunden braucht: „Es ist immer wieder erstaunlich,<br />

dass Kunden ihr Handy und das<br />

uralte Auto voll absichern, aber nicht existenzielle<br />

Sachen wie das eigene Haus. Auch<br />

wird oft ein Selbstbehalt abgelehnt, obwohl<br />

die Gesamtschadenshöhe bei einem Hochwasser<br />

oder Erdrutsch sie ruinieren würde<br />

und der Selbstbehalt zudem den Jahresbeitrag<br />

für die Versicherung deutlich reduzieren<br />

würde.“<br />

Ein Aufschlag zur Hausrat oder Wohngebäude<br />

von 150 Euro pro Jahr für den<br />

Elementarschutz ist in Risikogebieten keine<br />

Seltenheit und dem Kunden oft schwer<br />

Jüngere schätzen das Risiko höher ein als Ältere<br />

bis 29 Jahre 13<br />

35<br />

30 bis 39 Jahre 6<br />

29<br />

40 bis 49 Jahre 6<br />

16<br />

50 bis 59 Jahre 5<br />

20<br />

60 Jahre + 3<br />

17<br />

zu vermitteln. Setzt man diesen Zuschlag,<br />

der über eine Haltedauer einer Immobilie<br />

von 50 Jahren eine Mehrprämie von 7.500<br />

Euro bedeuten würde, jedoch ins Verhältnis<br />

zum möglichen Totalschaden, so relativiert<br />

sich eigentlich jeder Aufschlag und nimmt<br />

dem Kunden das Gegenargument „zu teuer“.<br />

Neben den Anstrengungen auf Produktebene<br />

kann genau diese Beratung zum<br />

gewünschten Effekt einer erhöhten Abdeckung<br />

gegen Elementarrisiken führen. Das<br />

muss das Ziel sein. Denn fest steht, die<br />

nächste Naturkatastrophe wird kommen –<br />

hoffentlich sind dann mehr Menschen gegen<br />

die finanziellen Folgen abgesichert und<br />

funktionierende Frühwarnsysteme und ein<br />

verbesserter (Hochwasser-)Schutz bewahren<br />

sie vor Schlimmerem.<br />

PRO<br />

sehr groß<br />

groß<br />

MUSS ELEMENTARSCHUTZ NEU<br />

GEDACHT WERDEN?<br />

Abdeckungsquote<br />

liegt noch immer nur<br />

bei 46 Prozent<br />

Einige Gefahrenbausteine<br />

als relevantes<br />

Risiko schwer vermittelbar<br />

Prämienaufschlag<br />

kann und muss relativiert<br />

werden<br />

CONTRA<br />

Quelle: GDV<br />

Prämien bereits fair<br />

kalkuliert<br />

Inkludieren in WGV<br />

oder Hausrat wäre<br />

Wettbewerbsnachteil<br />

Pflichtversicherung<br />

würde Prämienniveau<br />

erhöhen und FInanzierungen<br />

gefährden<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

27


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DIE BÖRSENANGST GEHT ZURÜCK<br />

Deutsche setzen auf Aktieninvestments, haben aber wenig Ahnung.<br />

Foto: iStock / Guvendemir<br />

Immer mehr Deutsche besitzen Aktien oder Fonds: Bei einer Umfrage des Vergleichsportals<br />

Verivox gaben rund 47 Prozent der Teilnehmer an, dass sie derzeit Geld an der Börse investiert<br />

haben. Zu Beginn der Corona-Krise verfügten 30 Prozent über Aktieninvestments. Dabei<br />

fällt auf: Ein Großteil der Anleger geht mit falschen Erwartungen an das Investieren heran, nur<br />

30 Prozent schätzen ihre Renditechancen realistisch ein. 25 Prozent haben keine Vorstellung<br />

davon, wie viel Ertrag ein Aktieninvestment abwerfen kann. Auch von der DAX-Erweiterung<br />

von 30 auf 40 Unternehmen wussten nur wenige Befragte – drei Viertel kannten keines der<br />

zehn neuen DAX-Mitglieder. „Trotz des Börsenbooms verzichtet noch immer mehr als die Hälfte<br />

der Deutschen auf die Geldanlage an der Börse – wohl auch, weil viele das Verhältnis von<br />

Chancen und Risiken nicht realistisch einschätzen“, so Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier.<br />

FONDS-FRAUEN DRINGEND GESUCHT<br />

Experten fordern freiwillige Quoten in der<br />

Vermögensverwaltung.<br />

Immer noch schlagen viele Frauen eine Karriere im Asset-Management<br />

nur zögerlich ein. Nach einer Befragung unter elf Fondsanbietern<br />

sind aktuell 38 Prozent der Beschäftigen Frauen. Dabei liegt<br />

das Problem oft schon in der Stellenbesetzung: So waren 2020 nur<br />

26 Prozent aller Bewerber Frauen, und 45 Prozent der Unternehmen<br />

gaben an, dass den Bewerberinnen die Qualifikation gefehlt habe. Ein<br />

Hemmnis für viele Frauen ist die vermutete Unvereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie. Die Studienautoren fordern freiwillige Frauenquoten.<br />

Foto: iStock / Gorodenkoff<br />

GRÜNE BITCOINS FÜR EIN BESSERES KLIMA<br />

Brancheninitiative strebt nachhaltige Kryptowährungen an.<br />

Foto: iStock / Worayuth Kamonsuwan<br />

Kryptowährungen sollen klimaneutraler werden: Das hat sich die neu gegründete, aus<br />

privaten Unternehmen und Organisationen bestehende Initiative Crypto Climate Accord (CCA)<br />

auf die Fahnen geschrieben. Bis zur UN-Klimakonferenz im Jahr 2025 will sie nach einem<br />

Bericht des Portals „Payment & Banking“ dafür sorgen, dass sämtliche Blockchain-Anwendungen<br />

mithilfe erneuerbarer Energien betrieben werden. Außerdem plant die Inititiative eine<br />

eindeutigere Messung der tatsächlich verbrauchten Industrie-Emissionen. Woher die grüne<br />

Energie in vier Jahren stammen soll, ist derweil noch unklar. Möglich wäre es, dass Energie-<br />

Überkapazitäten aus Wind-, Solar- und Wasserkraftwerken ins Bitcoin-Mining fließen. Mit dem<br />

ökologischen Wandel will die CCA neue Zielgruppen für Kryptowährungen erschließen.<br />

30<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Investmentfonds BUSCHFUNK<br />

Robeco: »Next Digital Billion«-Strategie<br />

Robeco hat eine der weltweit ersten Strategien für<br />

Technologietrends in Schwellenländern aufgelegt: Die<br />

„Next Digital Billion“-Strategie investiert hauptsächlich in<br />

börsennotierte Internet- und Technologiefirmen, die in den<br />

Emerging Markets ansässig sind und hohe Wachstumsraten<br />

aufweisen.<br />

Foto: iStock / Alvarez<br />

Das Problem<br />

Altersvorsorge …<br />

MARTIN STENGER, Sales Director Business Development Insurance<br />

& Retirement bei Franklin Templeton Investments<br />

Goldman Sachs AM: Verstärkung im Vertrieb<br />

Seit 1. September verstärkt Jan Sicking das Vertriebsteam<br />

bei Goldman Sachs als Executive Director. Er unterstützt<br />

bei der Zusammenarbeit mit großen Fondsinvestoren, wie<br />

Dachfondsmanagern und Fondsselektoren. Sicking war<br />

zuvor mehr als sieben Jahre bei BlackRock tätig.<br />

Jupiter: ESG-Strategie für deutsche Anleger<br />

Jupiter Asset Management hat den Jupiter Global Sustainable<br />

Equities SICAV aufgelegt. Damit bringt der Investmentmanager<br />

die „Global Sustainable Equities“-Strategie<br />

nach Deutschland. Der Fonds zielt darauf ab, weltweit<br />

qualitativ hochwertige Unternehmen zu identifizieren, die<br />

den Übergang zu einer nachhaltigeren Welt maßgeblich<br />

vorantreiben.<br />

Alturis Capital: Firmengründung<br />

Andrej Brodnik (Foto) hat zusammen mit Björn Esser das Investmenthaus<br />

Alturis Capital gegründet. Brodnik war zuvor<br />

bei den Fondsgesellschaften Oddo BHF Asset Management,<br />

Jupiter Asset Management sowie bei BlackRock in<br />

führenden Vertriebspositionen tätig. Esser lenkte bis zum<br />

Sommer alternative Strategien bei Mainfirst. Um alternative<br />

Strategien soll es auch in der neuen Firma gehen.<br />

GAM: Neue Sustainable-Climate-Bond-Strategie<br />

GAM Investments bringt eine neue Sustainable-Climate-<br />

Bond-Strategie auf den Markt. Sie setzt auf grüne und<br />

nachhaltige Anleihen mit positiven Umweltauswirkungen,<br />

die von europäischen Finanzinstituten ausgegeben werden.<br />

Die Strategie hat ein durchschnittliches Rating von<br />

BBB+. Sie ist nach Artikel 9 SFDR klassifiziert.<br />

Carmignac: Neuer Fondsmanager<br />

Der unabhängige Vermögensverwalter Carmignac ernennt<br />

Abdelak Adjriou zum Fondsmanager des Carmignac<br />

Portfolio Global Bond. Adjriou kommt von American Century<br />

Investment und war unter anderem für HSBC Asset<br />

Management tätig. Er berichtet an Rose Ouahba, Head of<br />

Fixed Income und Fondsmanagerin bei Carmignac. Der<br />

globale Anleihefonds setzt weltweit Zins-, Anleihe- und<br />

Währungsstrategien um.<br />

Foto: iStock / Marianne Blais<br />

Foto: iStock / Goddard Photography<br />

Die bislang ausgebliebene Reform der staatlich geförderten<br />

privaten Altersvorsorge ist das Vermächtnis<br />

der alten Bundesregierung. Die Absenkung des<br />

Höchstrechnungszinses von 0,9 auf 0,25 Prozent<br />

infolge des anhaltenden Niedrigzinsdrucks bedeutet<br />

praktisch das Aus für geförderte Altersvorsorgeprodukte<br />

mit 100-prozentiger Beitragsgarantie.<br />

Viele Versicherer haben schon angekündigt, ab<br />

dem neuen Jahr keine entsprechenden Produkte<br />

mehr anbieten zu können. Damit droht vor allem<br />

Geringverdienern und Familien eine Versorgungslücke<br />

bei geförderten Altersvorsorgeverträgen. Die<br />

neue Koalition sollte daher zunächst eine sofortige<br />

und leicht umzusetzende Minimal-Reform in<br />

Gang setzen, um die Angebotslücke zu schließen.<br />

Dazu bedarf es einer Absenkung des gesetzlich<br />

verpflichteten Garantieniveaus von aktuell 100<br />

Prozent der gezahlten Beiträge auf 80 Prozent.<br />

Die Regierung wird dann die Aufgabe haben, den<br />

Bürgern klarzumachen, dass im Falle einer solchen<br />

Reform den Versicherten nicht etwa weniger<br />

Bezüge zur Verfügung stehen, sondern dass eher<br />

das Gegenteil der Fall sein wird: Die Versicherten<br />

werden eine Steigerung ihrer Bezüge erfahren, da<br />

es den Anbietern mit dieser Minimal-Reform möglich<br />

sein wird, renditeträchtigere Produkte bei einer<br />

gleichzeitigen Risikoabsicherung anzubieten. CDU<br />

und Grüne favorisierten zuletzt die Opt-out-Option<br />

bei der privaten Altersvorsorge. Dies sollte jedoch<br />

nicht bei den Personalabteilungen hängen bleiben,<br />

sondern es muss weiter finanzielle Anreize dafür<br />

geben. Paris-aligned OGAW-konforme Produkte<br />

werden für die Portfolio-Allokation zunehmend eine<br />

Rolle spielen. Hier sehen wir gute Chancen für ein<br />

aktienorientiertes Vorsorgemodell, das am ehesten<br />

in der Lage sein wird, solche neuartigen klimafreundlichen<br />

Produkte in das Vorsorgekonzept zu<br />

integrieren.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

31


INVESTMENTFONDS Investmenttalk Emerging Markets<br />

»In jedem Markt<br />

gibt es Probleme«<br />

Schwellenländer sind ein sehr vielschichtiges Anlagegebiet – in dem Mark Mobius als Investor<br />

seit Jahrzehnten zu Hause ist. Im Interview gibt er Einblicke, wie er bei der Risiko-Rendite-<br />

Einschätzung vorgeht, was er Finanzberatern rät und warum Investieren in Schwellenländern<br />

gar nicht so anders ist als in Industrieländern.<br />

– TEXT: HEIKE GORRES –<br />

32 Foto: Rory Mulvey


Investmenttalk Emerging Markets INVESTMENTFONDS<br />

<strong>procontra</strong>: Schwellenländer sind sehr differenziert<br />

und verändern sich rasch. Was<br />

sind für Sie die wichtigsten Punkte bei der<br />

Beobachtung von Emerging Markets, um<br />

den Überblick zu behalten?<br />

Mark Mobius: Einer der wichtigsten Punkte<br />

derzeit ist zu beobachten, was in China<br />

passiert. Denn die chinesische Regierung<br />

hat vor Kurzem bei den großen Internetfirmen<br />

im Land durchgegriffen, um sie<br />

stärker zu regulieren. (Die Marktregulierungsbehörde<br />

SAMR hat im August Regierungsvorschläge<br />

veröffentlicht, die auf eine<br />

deutlich stärkere Regulierung des Sektors<br />

abzielen, Anm. d. R.) Die Aktienkurse dieser<br />

Unternehmen sind daraufhin deutlich<br />

gesunken, was sich auf den Emerging-Markets-Index<br />

ausgewirkt hat. China hat in<br />

dem Index einen großen Anteil. Mit einem<br />

nachgebenden Emerging-Markets-Index<br />

entsteht eine verhaltene Marktstimmung<br />

gegenüber Schwellenländern insgesamt.<br />

Natürlich gibt es aber außer China viele<br />

andere Schwellenländer, die zudem recht<br />

gut unterwegs sind. Ein weiterer wichtiger<br />

aktueller Punkt sind die Spannungen zwischen<br />

den USA und China.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die wichtigsten<br />

Merkmale, die ein Schwellenland erfüllen<br />

muss, damit Sie dort in ein Unternehmen<br />

investieren?<br />

Mobius: Der wichtigste Punkt ist die Devi-<br />

MARK MOBIUS hat 2018 im<br />

Alter von 82 Jahren die<br />

Londoner Fondsgesellschaft<br />

Mobius Capital Partners<br />

mitgegründet, die auf Aktienanlagen<br />

in Schwellenländern<br />

und in „Frontier Markets“,<br />

also ganz jungen Marktplätzen,<br />

spezialisiert ist. Seinen<br />

weltweiten Ruf als Emerging-<br />

Markets-Guru hat sich Mobius<br />

in seiner langjährigen Zeit als<br />

Fondsmanager und zuletzt<br />

Executive Chairman der<br />

Templeton Emerging Markets<br />

Group bei der US-Vermögensverwaltung<br />

Franklin<br />

Templeton erworben.<br />

senkontrolle. Andernfalls könnten wir weder<br />

Geld in einen Markt hineingeben noch<br />

aus ihm herausbekommen. Das ist ein sehr<br />

wichtiger Teil im gesamten Investmentprozess<br />

in Schwellenländern. Ein weiterer zu<br />

beachtender Punkt sind politische Probleme<br />

oder ein schwieriges Umfeld. Wenn<br />

wir aber eine gute Firma finden, die fähig<br />

ist, in einem solchen Markt effektiv zu<br />

funktionieren, investieren wir auch. Dann<br />

können wir damit umgehen. Manchmal<br />

erscheint ein Land etwas unsicher, etwa<br />

Südafrika. In den USA zum Beispiel betonen<br />

viele Beobachter, dass es dort viele<br />

Probleme gebe. Zahlreiche Unternehmen<br />

dort funktionieren jedoch und verdienen<br />

Geld – sogar unter schwierigen Bedingungen.<br />

»Es ist keine Frage,<br />

dass das Management<br />

lügen und schummeln<br />

kann.«<br />

<strong>procontra</strong>: Ist es nicht schon einmal passiert,<br />

dass Sie dachten, ein Unternehmen<br />

entwickle sich in einem problematischen<br />

Umfeld gut, dann aber eine plötzliche politische<br />

Entscheidung oder Ähnliches kam<br />

und Sie doch nicht mehr investiert haben?<br />

Mobius: Es gibt Fälle, in denen Regierungen<br />

gravierende Änderungen in der<br />

Regulierung vornehmen. Ein Beispiel war<br />

vor Kurzem ebenfalls in China zu beobachten,<br />

als die Regierung entschieden hat,<br />

gegen das intensive Lernen nach der Schule<br />

vorzugehen. Unternehmen, die in diesem<br />

Bereich aktiv sind, sind davon natürlich<br />

getroffen worden. Wer dort investiert war,<br />

kann mit den sinkenden Aktienkursen<br />

nach dieser Änderung einiges an Kapital<br />

verlieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Aspekte spielen beim<br />

Erstellen eines Risiko-Rendite-Profils einer<br />

Investition hinein, noch dazu in einem<br />

sehr differenzierten und sich rasch verändernden<br />

Bereich wie Emerging Markets.<br />

Wie gehen Sie dies an, vor allem bei einem<br />

möglichen unberechenbaren politischen<br />

Einfluss auf Unternehmen in einigen<br />

Ländern und den niedrigen Zinsen, die den<br />

Aktienmarkt und andere Märkte antreiben<br />

und so verzerren?<br />

Mobius: Sie haben in jedem Markt Probleme,<br />

egal ob es ein sich entwickelnder<br />

Markt ist oder ein entwickelter Markt.<br />

Auch wenn es eine Aufsichtsbehörde gibt,<br />

können Sie Problemen nicht entkommen.<br />

Ein gutes Beispiel dafür in Deutschland<br />

ist Wirecard. Die Aufsicht hat die Firma<br />

noch verteidigt, als sie schon in großen<br />

Schwierigkeiten steckte. Unser Job als<br />

Manager ist zu versuchen, so etwas im<br />

eigenen Portfolio zu vermeiden. Wir gehen<br />

daher sehr tief in den Hintergrund und die<br />

Historie einer Firma und ihrer Manager.<br />

Aus diesem Grund limitieren wir auch die<br />

Anzahl der Firmen in unseren Portfolios.<br />

<strong>procontra</strong>: Ein bekannter US-amerikanischer<br />

Shortseller hat den größten Finanzplatz<br />

Deutschlands in einem Interview<br />

kurz nach dem Zusammenbruch von Wirecard<br />

als „Moskau am Main“ bezeichnet.<br />

Was meinen Sie zu dieser Einschätzung?<br />

Mobius: Diese Einschätzung teile ich nicht.<br />

Deutschland ist ein Rechtsstaat mit starken<br />

Institutionen und einem sehr gut funktionierenden<br />

Kapitalmarkt. Der Fall Wirecard<br />

war für mich niemals ein systemisches<br />

Problem oder gar ein Regelfall. Vor Kriminellen<br />

ist man nirgendwo ganz geschützt,<br />

und die kriminelle Energie in diesem Fall<br />

scheint extrem gewesen zu sein. Ein weiterer<br />

Grund dafür, sich an eine alte Regel<br />

zu halten: Man sollte schon genau darauf<br />

achten, wer die Menschen sind, denen man<br />

sein Geld anvertraut.<br />

<strong>procontra</strong>: Gibt es denn keinen markanten<br />

Unterschied zwischen Emerging Marktes<br />

und Industrieländern, den Sie nennen<br />

würden?<br />

Mobius: In Schwellenländern gibt es eine<br />

Tendenz zu mehr Volatilität an den Märkten.<br />

Volatilität kann einem helfen und<br />

natürlich auch schaden. Das Gute daran<br />

ist: Sie können oft Aktien sehr günstig<br />

bekommen, auch weil sie häufig nicht sehr<br />

bekannt sind. Das ist der Grund, warum<br />

wir nach mittelgroßen und kleinen Unternehmen<br />

in Emerging Markets Ausschau<br />

halten.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind die konkreten Zahlen,<br />

auf die Sie vor allem achten?<br />

Mobius: Als Erstes achten wir auf den<br />

Verlauf des Ertragswachstums. Hat ein<br />

Unternehmen ein stetiges Ertragswachstum<br />

pro Aktie? Das Zweite ist die Bilanz. Ist<br />

das Unternehmen hoch verschuldet<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

33


INVESTMENTFONDS Investmenttalk Emerging Markets<br />

oder haben sie viel Cash? Ist die Bilanz<br />

insgesamt stark oder schwach? Das Dritte<br />

ist die Profitabilität. Wie ist die Kapitalrendite?<br />

Wie hoch ist die Gewinnspanne? Sie<br />

suchen natürlich nach Unternehmen mit<br />

hohen Gewinnspannen. Bezogen auf die<br />

reinen Zahlen sind das die Schlüsselwerte,<br />

auf die wir achten. Die Qualität und die<br />

Fähigkeit des Managements sind aber der<br />

allerwichtigste Punkt.<br />

<strong>procontra</strong>: Um die künftige Entwicklung<br />

einer Firma einzuschätzen, fokussieren Sie<br />

sich wegen der anhaltend niedrigen Zinsen<br />

auf die Kapitalrendite und nicht mehr auf<br />

das Kurs-Gewinn-Verhältnis pro Aktie.<br />

Das habe mit den niedrigen Zinsen seine<br />

Bedeutung verloren, sagen Sie. Wie bemessen<br />

Sie die künftige Kapitalrendite?<br />

Mobius: Zum Blick in die Zukunft gibt es<br />

ein Zitat: „Was vergangen ist, ist Prolog.“<br />

Sie müssen sich für den Blick nach vorn<br />

immer die Vergangenheit anschauen. Und<br />

Sie müssen sich hierbei auch die Branche<br />

anschauen, in der eine Firma aktiv ist. Ist<br />

es zum Beispiel eine Branche, die wächst?<br />

Sie können also nur betrachten, was die<br />

Vergangenheit gebracht hat, und versuchen,<br />

daraus bestmöglich abzuleiten, was<br />

zu erwarten ist. Das ist für jeden eine<br />

große Herausforderung. Niemand kennt<br />

die Zukunft, niemand kann Erträge akkurat<br />

voraussagen.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie versuchen also, aus den<br />

Daten der Vergangenheit Ertragszahlen in<br />

die Zukunft zu projizieren?<br />

Mobius: Das machen wir immer. Wir<br />

schauen immer, was die nächsten fünf Jahre<br />

für eine Firma bringen könnten. Wenn<br />

Erträge in den vergangenen fünf Jahren<br />

tendenziell gesunken sind, ist es kein gutes<br />

Zeichen. Wenn die Profitabilität gesunken<br />

ist, ist es ebenso kein gutes Zeichen. Und<br />

wenn die Bilanz schwach ist, ist das auch<br />

kein gutes Signal.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie investieren nach eigener<br />

Aussage nur in Unternehmen, die auf<br />

Umweltfaktoren, soziale Aspekte und eine<br />

gute Unternehmensführung achten und<br />

eine positive Firmenkultur pflegen. Sie<br />

nennen es ESG plus C. Dies kann jedoch<br />

ein großer Konfliktherd sein, etwa in der<br />

Frage, wie dies konkret umgesetzt werden<br />

soll und wer dabei die Entscheidungen<br />

trifft – das Unternehmen oder der Investor.<br />

Wie gehen Sie mit der Macht als Investor<br />

gerade bei kleineren Unternehmen um?<br />

Mobius: Wir fragen die Manager, ob sie mit<br />

»Volatilität kann<br />

einem helfen, aber<br />

auch schaden.«<br />

uns auf eine kooperative Weise zusammenarbeiten<br />

möchten, um sich zu verbessern.<br />

Wenn eine Firma so mit Ihnen zusammenarbeiten<br />

möchte, ist es viel einfacher, dies<br />

auch umzusetzen. Achten die Manager<br />

auf Umweltfaktoren? Schauen sie auf<br />

soziale Aspekte und den sozialen Einfluss<br />

der Firma? Sind sie gut in der Führung<br />

des Unternehmens? Achten sie auf ihre<br />

Aktionäre und geben sie alle Informationen<br />

an die Aktionäre weiter? Wir investieren<br />

nicht, wenn sich ein Unternehmen in<br />

diesen Bereichen nicht engagieren möchte<br />

und nicht demonstriert, dass es gewillt ist,<br />

das zu tun.<br />

<strong>procontra</strong>: Bei der Analyse von Unternehmen<br />

sei es am schwierigsten, das Management<br />

zu verstehen und einzuschätzen,<br />

meinen Sie. Jemand könne sich Bilanzen<br />

und alle Arten von Berichten ansehen, aber<br />

nur wenn er einen Einblick in das Management<br />

bekomme, könne er wirklich erfolgreich<br />

investieren. Ein anderer Fondsmanager<br />

sagte mir jedoch, dass Manager alles<br />

tun und sagen könnten, um bei Meetings<br />

einen guten Eindruck zu hinterlassen, und<br />

daher harte und nachprüfbare Zahlen über<br />

mehrere Jahre letztlich zuverlässiger seien.<br />

Ist das nicht ein überzeugendes Argument?<br />

Mobius: Es ist keine Frage, dass das Management<br />

lügen und schummeln kann. Der<br />

einzige Weg, dem zu begegnen, ist, sich<br />

den Hintergrund des Managements genau<br />

anzuschauen. Das Zweite ist, nachzuhören,<br />

was Konkurrenten über die Firma<br />

sagen. Oft hören Sie, dass sie ein Unternehmen<br />

sehr bewundern. Das ist natürlich<br />

ein gutes Zeichen. Wenn ein Konkurrent<br />

aber sagt, dass etwas nicht ganz in Ordnung<br />

zu sein scheint, müssen Sie anfangen,<br />

Fragen zu stellen. Es ist also sehr wichtig,<br />

nicht nur mit dem Management selbst zu<br />

reden, sondern auch mit anderen, die die<br />

Firma kennen. Ein wichtiger Hinweis ist<br />

außerdem, ob die Manager auf ESG plus<br />

C achten. Denn auch das gibt Ihnen einen<br />

ganz guten Eindruck vom Management,<br />

von dessen grundsätzlicher Einstellung und<br />

seinem Managementansatz. All diese Faktoren<br />

sollte man in Betracht ziehen, wenn<br />

man das Management untersucht.<br />

<strong>procontra</strong>: Die Sharpe Ratio, die Höhe der<br />

risikobereinigten Rendite einer Anlage,<br />

liegt beim Mobius Emerging Markets<br />

Fund für das laufende Jahr bis Ende Juli<br />

<strong>2021</strong> bei drei Punkten. Seit Auflage des<br />

Fonds im November 2018 liegt sie jedoch<br />

bei niedrigen 0,7 Punkten. Das Risiko<br />

ausgedrückt in Volatilität ist damit etwas<br />

höher als die Rendite, die der Fonds mit<br />

diesem Risikograd erzielt hat. Was sind die<br />

Ursachen hierfür?<br />

Mobius: Wir haben die Strategie ja erst<br />

Ende 2018 begonnen und mussten zunächst<br />

einmal etwas Geduld haben, bevor<br />

wir Zugang zu allen Märkten hatten. Die<br />

ersten 18 Monate würde ich als Aufbauphase<br />

charakterisieren, was man nicht<br />

unterschätzen darf. Außerdem verfolgen<br />

wir eine langfristige und recht konzentrierte<br />

Strategie, was beinhaltet, dass wir<br />

in unentdeckte und eher kleinere Firmen<br />

investieren. Auch hier braucht es Geduld<br />

und einen längerfristigen Blick. Jetzt nach<br />

drei Jahren sehen wir, wie „unsere“ Firmen<br />

Fortschritte gerade auch in Hinblick<br />

auf ESG machen. Ende vergangenen Jahres<br />

etwa sind drei dieser Firmen in den Dow<br />

Jones Sustainability Emerging Markets<br />

Index aufgenommen worden. Alles in<br />

allem hat die Auswahl der Titel sehr solide<br />

Resultate erzielt; die Gesamtperformance<br />

des Portfolios ist mit die beste in der Vergleichsgruppe.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Finanzberater<br />

und auch Privatanleger als deren Kunden<br />

am besten einen verlässlichen Überblick<br />

bekommen über Emerging Markets? Wie<br />

können Sie die Informationen prüfen?<br />

Mobius: Lernen Sie, soviel Sie können, über<br />

die einzelnen Länder. Das erfordert natürlich<br />

auch, nicht alles unkritisch für gegeben<br />

zu nehmen, was Sie lesen. Zeitungen<br />

zum Beispiel tendieren häufig zu Übertreibungen.<br />

Lernen Sie außerdem so viel wie<br />

möglich über die einzelnen Unternehmen.<br />

Sie können sich außerdem anschauen, wo<br />

zum Beispiel deutsche Firmen investieren.<br />

Wo investiert Volkswagen, wo investiert<br />

Daimler? Viele Unternehmen aus Industrieländern<br />

sind in Emerging Markets<br />

vertreten, weil sie dort enormes Wachstum<br />

sehen.<br />

34 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


INVESTMENTFONDS Wasserstoff<br />

WASSERSTOFF MARSCH<br />

Gelobt und tief gefallen: Für Wasserstoff-Unternehmen ging es in den vergangenen<br />

Monaten turbulent an den Märkten zu. Vorübergehende Durststrecke oder<br />

ist ein Ende des Hypes in Sicht?<br />

– TEXT: LILIAN FIALA –<br />

Naturkatastrophen, Extremwetter, Artensterben<br />

– der Klimawandel macht sich<br />

auf der ganzen Welt immer deutlicher bemerkbar.<br />

Lösungen müssen her, und zwar<br />

schnell. Als Hoffnungsträger gilt der sogenannte<br />

grüne Wasserstoff. Damit ist Wasserstoff<br />

gemeint, der aus Wasser durch<br />

Wasserspaltung mit Elektrolyseuren aus<br />

erneuerbaren Energien gewonnen wird.<br />

Bis zum Jahr 2<strong>05</strong>0 könnten 24 Prozent der<br />

weltweiten Energienachfrage mit sauberem<br />

Wasserstoff gedeckt werden, die Wasserstoffwirtschaft<br />

könnte zudem laut Schät-<br />

zungen der Bank of America ein Umsatzvolumen<br />

von 2,5 Billionen US-Dollar und<br />

ein Infrastrukturpotenzial von elf Billionen<br />

US-Dollar erreichen.<br />

HYPE (VORERST) BEENDET<br />

Das grüne Versprechen hat lange Zeit für<br />

eine beeindruckende Entwicklung der entsprechenden<br />

Unternehmen an der Börse<br />

gesorgt. Doch damit ist seit diesem Frühjahr<br />

Schluss. Paradebeispiel: Weltmarktführer<br />

Ballard-Power. Das Unternehmen<br />

enttäuschte Anleger zuletzt mit den Quar-<br />

talszahlen für das erste Jahresviertel. Dem<br />

Unternehmen mangelt es nicht nur an Gewinnen,<br />

sondern auch an Umsatz. Ballard<br />

Power kann Investitionen in die eigene<br />

Technologie nur mithilfe externer Investoren<br />

finanzieren. Dementsprechend niedrig<br />

notiert das Unternehmen am Markt.<br />

Zeitweise fielen die Kurse um 35 Prozent.<br />

Auch andere wichtige Player, wie Nel<br />

ASA oder Fuelcell Energy, verzeichneten<br />

Verluste. Ebenso tendieren die bisher rar<br />

gesäten Wasserstoff-Fonds derzeit nach<br />

unten, beispielsweise der L&G Hydrogen<br />

36 Illustration: Roman Kulon


Wasserstoff INVESTMENTFONDS<br />

»Grüner Wasserstoff<br />

könnte als alternative<br />

Energiequelle in<br />

einer Vielzahl von<br />

Industrien dienen.«<br />

AANAND VENKATRAMANAN,<br />

LEGAL & GENERAL INVESTMENT MANAGEMENT<br />

Economy ETF, der Van Eck Vectors Hydrogen<br />

Economy ETF und der GG Wasserstoff<br />

R Fonds. Da das Anlegerinteresse an<br />

nachhaltigen Geldanlagen und somit auch<br />

an Wasserstoff wächst, stehen Berater nun<br />

vor der Frage: Ist der Trend fürs Erste begraben,<br />

oder legen die Wasserstoff-Titel nur<br />

eine Pause ein?<br />

Schuld an der jüngsten Preisentwicklung<br />

sind laut Aanand Venkatramanan, Leiter<br />

ETF-Investmentstrategien bei Legal &<br />

General Investment Management (LGIM),<br />

vier Faktoren: zum einen die Schwäche<br />

im breiteren Energiesektor zu Beginn des<br />

Jahres, zum anderen pandemiebedingte<br />

Einschränkungen bei den Investitionsausgaben<br />

von Unternehmen. „Hinzu kommen<br />

langsamer als erwartet Ankündigungen von<br />

politischer Unterstützung für grünen Wasserstoff<br />

aufgrund von Covid-19. Ebenso<br />

wie geringere Kohlenstoff-Strafzahlungen<br />

für Industrien mit hohem Kohlenstoff-Fußabdruck,<br />

was den Unternehmen den Anreiz<br />

nimmt, von schmutzigen Brennstoffen<br />

wegzukommen“, erklärt Venkatramanan.<br />

Mit der bevorstehenden politischen Unterstützung<br />

in vielen Ländern der Welt und<br />

den weiter sinkenden Produktionskosten<br />

erwartet er jedoch eine größere Akzeptanz<br />

von grünem Wasserstoff. Beschleunigen<br />

könnten das seiner Ansicht nach höhere<br />

Kohlenstoff-Strafzahlungen für Industrien<br />

mit hohem CO 2<br />

-Fußabdruck.<br />

LANGFRISTIGE UMSTELLUNG AUF WASSERSTOFF<br />

Auch Robert Zeuthen, Fondsmanager des<br />

BNY Mobility Innovation Funds bei Mellon,<br />

ist überzeugt davon, dass der Trend<br />

noch lange nicht zum Halten kommt: „Die<br />

Wasserstoffwirtschaft befindet sich noch<br />

in einem frühen Stadium der Entwicklung.<br />

Dementsprechend ist ein langfristiger Anlagehorizont<br />

bei Investitionen in Wasserstoff<br />

unerlässlich“, erklärt er. Die Umstellung<br />

auf Wasserstoff werde sich in den nächsten<br />

Jahrzehnten vollziehen, da Investitionen in<br />

die Energieinfrastruktur naturgemäß in die<br />

Länge gezogen würden. „Wir gehen davon<br />

aus, dass die grundlegenden Fortschritte in<br />

der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts und<br />

darüber hinaus greifbarer werden, wenn<br />

sich die politischen Maßnahmen und Investitionen<br />

aus Europa, China, Japan und<br />

Korea deutlicher bemerkbar machen“,<br />

sagt Zeuthen. Gleichzeitig sieht er in der<br />

kürzlich vorgeschlagenen EU-Klimagesetzgebung<br />

einen weiteren Beweis dafür, dass<br />

nachhaltige Lösungen wie Wasserstoff eine<br />

wichtige Rolle bei der Mobilitätsinnovation<br />

spielen und der Weltwirtschaft helfen<br />

können, sich auf eine grünere Zukunft einzustellen.<br />

Doch auf welche Titel sollten Berater<br />

nun setzen, wenn ihre Kunden langfristig<br />

von dem Trend profitieren sollen? „Grüner<br />

Wasserstoff könnte als Einsatzstoff<br />

oder als alternative Energiequelle in einer<br />

Vielzahl von Industrien dienen“, erklärt<br />

Aanand Venkatramanan. Dazu gehören<br />

etwa Düngemittelhersteller oder Stahlproduzenten<br />

bis hin zu Mobilitätsanbietern.<br />

„Daher ist es wichtig, ein diversifiziertes<br />

Engagement in Unternehmen aufzubauen,<br />

die von diesen breiten Wachstumstreibern<br />

profitieren werden, während es gleichzeitig<br />

noch wichtiger ist, ein Engagement in den<br />

technologischen Enablern und Innovatoren<br />

zu suchen.“ Hierzu zählen etwa Hersteller<br />

von Elektrolyseuren, Brennstoffzellen und<br />

anderen kritischen Komponenten.<br />

Fest steht: Geduld ist gefragt, und eine<br />

gewisse Risikobereitschaft. Bei den Unter-<br />

WASSERSTOFF-INVESTMENTS<br />

Reine Wasserstoff-Fonds gibt es kaum. Doch einige Anbieter decken in ihren Produkten<br />

bereits die wichtigsten Unternehmen des Segments ab.<br />

FONDS/ETF ISIN AUFLAGE-<br />

DATUM<br />

nehmen zählt neben dem Geschäftsmodell<br />

vor allem das Zukunftspotenzial. Umsatzstark<br />

ist keines der Unternehmen, mit Ausnahme<br />

von Air Liquide und Linde Praxair.<br />

Die Spezialisten beliefern Unternehmen in<br />

aller Welt mit Sauerstoff, Wasserstoff und<br />

anderen Gasen. Analysten empfehlen beide<br />

Titel derzeit mehrheitlich zum Kauf; Investoren<br />

haben hier den Vorteil, dass die Konzerne<br />

relativ breit aufgestellt und bereits<br />

global etabliert und vernetzt sind. Nichtdestotrotz<br />

bleiben Hersteller von Elektrolyseuren<br />

wie Ballard Power, Nel ASA und<br />

Powercell fürs erste relevante Player in der<br />

Wasserstoff- Industrie. Welches Unternehmen<br />

sich langfristig am Markt durchsetzen,<br />

lässt sich kaum vorhersagen – und es<br />

wird wohl auch noch einige Jahre dauern,<br />

bis sich ein klares Bild abzeichnet. Berater<br />

legen ihren Kunden daher am besten eine<br />

Mischkalkulation ans Herz. <br />

PRO<br />

LFD. JAHR<br />

INVESTMENT IN<br />

WASSERSTOFF-AKTIEN?<br />

Wichtiger Treiber<br />

für klimaneutrale<br />

Wirtschaft<br />

Regierungen fördern<br />

Wasserstoff-Technologien<br />

Noch viel Wachstumspotenzial<br />

vorhanden<br />

VOLUMEN<br />

in Mio. €<br />

CONTRA<br />

GEBÜHR<br />

(in Prozent p. a.)<br />

DNB Fund – Renewable Energy Retail A LU0302296149 8/2007 12,31 292,3 1,57<br />

GG Wasserstoff R Fonds DE000A2QDR59 12/2020 -9,83 * 68,7 2,34<br />

L&G Hydrogen Economy ETF IE00BMYDM794 2/<strong>2021</strong> -24,22 * 387,6 0,49<br />

Van Eck Vectors Hydrogen Economy ETF IE00BMDH1538 3/<strong>2021</strong> -8,84 * 46,5 0,55<br />

*<br />

Performance seit Auflage in % Quellen: Morningstar, comdirect, finanzen.net; * Stand 7/<strong>2021</strong><br />

Noch verzeichnen<br />

kaum Unternehmen<br />

soliden Umsatz<br />

Schwer absehbar,<br />

welche Player sich<br />

durchsetzen<br />

Viel Geduld nötig, da<br />

langer Anlagehorizont<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

37


INVESTMENTFONDS Unternehmensanleihen<br />

CORPORATES<br />

MIT CORONA-EFFEKT?!<br />

Corporate Bonds punkten im Anleihenmarkt mit höheren Kupons und werden in Zeiten<br />

niedriger Zinsen von Investoren bevorzugt. Die einschränkende Corona-Politik setzt vielen<br />

Firmen zu, sodass neue Risiken bei Unternehmensanleihen entstehen.<br />

– TEXT: HEIKE GORRES –<br />

Anleihen von Unternehmen können für<br />

Anleger, die das Risiko von Aktien scheuen,<br />

aber in Zeiten niedriger oder negativer<br />

Leitzinsen in Industriestaaten eine Chance<br />

auf etwas Rendite wahren wollen, eine willkommene<br />

Alternative sein. Seit Jahren verzeichnen<br />

Corporate Bonds eine hohe Nachfrage.<br />

Dem Bundesverband Investment und<br />

Asset Management (BVI) zufolge lag der<br />

Anteil dieser Papiere im Wertpapiervermö-<br />

Renditechancen wahrnehmen und die Vorgaben<br />

an eine sichere Anlagepolitik erfüllen<br />

zu können.<br />

Ein völlig neuer Faktor wirkt sich allerdings<br />

auch im Segment der Firmenanleihen<br />

aus: die massiv einschränkenden Maßnahmen<br />

zahlreicher Länder im Versuch,<br />

die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus<br />

einzudämmen. Zahlreiche Anleihen von<br />

Unternehmen, die davon schwer getrofgen<br />

offener Spezialfonds im vergangenen<br />

Jahr bei 26 Prozent.<br />

Nur Investmentfonds verzeichneten<br />

ebenfalls einen Anteil in dieser Höhe. 2015<br />

machten Unternehmensanleihen mit 27<br />

Prozent sogar den größten Anteil dieses<br />

Vermögens aus, Investmentfonds folgten<br />

mit 22 Prozent. Vor allem Altersvorsorgeeinrichtungen<br />

und Versicherungsgesellschaften<br />

investieren in „Corporates“, um<br />

38 Illustration: Roman Kulon


Unternehmensanleihen INVESTMENTFONDS<br />

CORPORATE-BOND-FONDS MIT GEBREMSTEM RISIKO<br />

Top-Fonds aus Firmenanleihen weltweit im Schwerpunkt mit guter Bonität, abgesichert zum Euro<br />

NAME<br />

ISIN<br />

VOLUMEN<br />

IN MIO. EURO<br />

RENDITE<br />

1 JAHR<br />

RENDITE<br />

3 JAHRE (P. A.)<br />

RENDITE<br />

5 JAHRE (P. A.)<br />

LAUFENDE KOSTEN<br />

(P. A.)<br />

Fisch Bond Global Corporates Fund AE LU1461846427 546,1 2,6 5,2 2,9 1,41<br />

BNY Mellon Global Credit H EUR Acc Hdg IE00BYZW4W89 465,2 1,6 5,4 2,6 1,13<br />

Aegon Investment Grade Global Bond A Inc EUR Hdged IE00B2495Z65 285,1 1,1 4,9 2,5 1,34<br />

Swisscanto (LU) BF Responsible Global Crp ATH EUR LU0494188096 330,5 0,9 4,4 2,4 1,11<br />

Robeco QI Global Multi-Factor Credits FH EUR LU1235145304 1.234,2 1,9 4,7 2,3 0,46<br />

Schroder ISF Global Corporate Bond EUR Hdg A Acc LU0201324851 533,6 1,4 4,7 2,3 1,08<br />

Rendite-Angaben in %<br />

Quelle: Scope Analysis, Stand: 31.07.<strong>2021</strong>, sortiert nach Rendite 5 Jahre (p. a. = pro Jahr)<br />

fen wurden, haben Herabstufungen ihrer<br />

Kreditqualität erlebt. Viele Investment-<br />

Grade-Bonds rutschten in den Bereich High<br />

Yield – und dort wiederum stieg die Zahl<br />

der Ausfälle. Die Ratingagentur Assekurata<br />

rechnet in ihrem aktuellen Marktausblick<br />

zur Lebensversicherung weiterhin mit<br />

einem steigenden Risiko im Bereich der Unternehmensanleihen.<br />

»Unter den großen<br />

Anleiheemittenten<br />

dürften einige<br />

Fluggesellschaften<br />

noch ›hart<br />

arbeiten müssen‹.«<br />

MAURIZIO PEDRINI, SWISSCANTO INVEST<br />

FIRMENTITEL RUTSCHTEN 2020<br />

REIHENWEISE AB<br />

Einen Einblick in die Risikoeinschätzung in<br />

diesem Segment geben auch Manager von<br />

Corporate-Bond-Fonds. „Die USA haben<br />

2020 im High-Yield-Bereich die meisten<br />

Ausfälle verzeichnet“, erläutert Maria<br />

Stäheli, Senior Portfolio Manager beim<br />

Schweizer Vermögensverwalter Fisch Asset<br />

Management (siehe auch Kurzinterview).<br />

„Besonders betroffen war der Energiesektor.<br />

Die Maßnahmen haben für deutlich<br />

weniger Nachfrage gesorgt, etwa nach Öl“,<br />

sagt Stäheli.<br />

Inzwischen habe sich die Lage aber<br />

deutlich entspannt und vieles deute zum<br />

Stand August darauf hin, dass sich dies in<br />

den kommenden Monaten fortsetzt. „Ob<br />

es tatsächlich so eintrifft, kann allerdings<br />

niemand sagen“, mahnt die Fondsmanagerin.<br />

Denn niemand wisse, wie sich die<br />

sogenannte Delta-Variante des Virus noch<br />

auswirkt.<br />

Insgesamt sehen Stäheli und ihr Team<br />

bislang aber weniger eine große Gefahr erneuter<br />

Ausfälle als umgekehrt gute Möglichkeiten,<br />

im Bereich von „Rising Stars“<br />

zu investieren. Das sind Anleihen, die aus<br />

dem spekulativen High-Yield-Bereich in<br />

den stabileren Investment-Grade hochgestuft<br />

werden. Darunter sind nun auch eine<br />

Handvoll, die nach Abstufungen im Zuge<br />

der einschränkenden Maßnahmen in der<br />

Erholungsphase wieder hochgestuft werden.<br />

Der „Fisch Bond Global Corporates Fund“<br />

zum Beispiel, den Stäheli als Co-Managerin<br />

betreut, besteht aus Unternehmensanleihen<br />

aus Industrie- und Schwellenländern weltweit,<br />

die in Hartwährung wie Euro oder<br />

US-Dollar notieren (siehe Tabelle). Der<br />

Großteil entfällt auf Bonds mit Investment<br />

Grade, ein kleinerer Teil ist in riskanteren,<br />

aber höher rentierlichen Papieren mit<br />

niedrigerem Kreditrating investiert. Der<br />

Fonds ist einer der besten Vertreter der<br />

Fondsgruppe „Renten global Corporate<br />

Investment Grade Euro hedged“ nach dem<br />

Research- und Ratinganbieter Scope Analysis,<br />

die seit mindestens fünf Jahren auf<br />

dem Markt sind, mindestens 100 Millionen<br />

Euro Anlagevolumen haben und für Kleinanleger<br />

ohne große Mindestanlagesummen<br />

im fünfstelligen Bereich oder mehr investierbar<br />

sind.<br />

FONDSMANAGER ZEIGEN SICH OPTIMISTISCH<br />

„Bezüglich unserer Erwartungen von Herabstufungen<br />

im Investment-Grade-Bereich<br />

und Ausfällen im High-Yield-Segment<br />

würden wir sagen, dass das Schlimmste<br />

hinter uns liegt“, meint Adam Whiteley,<br />

Co-Manager des „BNY Mellon Global<br />

Foto: Swisscanto Invest<br />

39


INVESTMENTFONDS Unternehmensanleihen<br />

»Große Firmen stehen besser da als 2020«<br />

MARIA STÄHELI, Senior Portfolio Manager bei der Vermögensverwaltung Fisch Asset Management<br />

Credit Fund“ bei der US-Gesellschaft<br />

BNY Mellon Investment Management. Der<br />

Fonds besteht ebenfalls vorwiegend aus<br />

Firmentiteln mit hoher Kreditqualität in<br />

Hartwährung. „Die Höhe von Ausfällen im<br />

Zuge der Corona-Krise ist zudem niedriger<br />

ausgefallen als erwartet, was an den Unterstützungsmaßnahmen<br />

der Regierungen für<br />

viele Unternehmen lag“, ergänzt Whiteley.<br />

Aus seiner Sicht waren die Märkte in den<br />

vergangenen 18 Monaten Stand August<br />

zu pessimistisch: „In der Hotel- und Übernachtungsbranche<br />

etwa gibt es einige sehr<br />

flexibel agierende Unternehmen, die in der<br />

schwierigen Phase kein Geld verbrannt haben,<br />

sondern die Krise gut überstehen dürf<strong>procontra</strong>:<br />

Die einschränkenden Maßnahmen<br />

zur versuchten Eindämmung des Sars-CoV-<br />

2-Virus haben zahlreiche Firmen schwer getroffen<br />

und zu Herabstufungen und Ausfällen von<br />

Unternehmensanleihen geführt. Wie schätzen<br />

Sie das Ausfallrisiko heute, Stand August, ein?<br />

Maria Stäheli: Die Ausfallraten dürften in diesem<br />

Jahr insgesamt deutlich niedriger liegen als<br />

im vergangenen Jahr. Die USA hatten 2020<br />

im High-Yield-Bereich mit einer Rate von 6,8<br />

Prozent die meisten Ausfälle verzeichnet, wobei<br />

die Ausfallraten insgesamt deutlich unter den<br />

Erwartungen geblieben sind. Die Erholung in den<br />

USA ist bisher sehr stark – und die Ausfallrate im<br />

laufenden Jahr von 0,3 Prozent bis Jahresmitte<br />

liegt deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt<br />

des US-High-Yield-Segments.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist die Situation in Europa?<br />

Stäheli: Europäische High Yields in Euro haben<br />

2020 mit einer Ausfallrate von 3,3 Prozent<br />

deutlich weniger Ausfälle verzeichnet als<br />

US-Hochzinsanleihen. Das hängt auch mit<br />

der Marktzusammensetzung zusammen.<br />

Europa hat zum Beispiel einen höheren<br />

Anteil von High-Yield-Anleihen mit besserer<br />

Qualität. Zudem sind weniger Energieunternehmen<br />

enthalten, die aufgrund der<br />

Einschränkungen und des daraus<br />

folgenden Ölpreisverfalls besonders<br />

hart getroffen wurden.<br />

Der Markt erholt sich jedoch<br />

auch etwas langsamer. Im<br />

laufenden Jahr liegt die<br />

Ausfallrate bei 0,8 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist Ihre<br />

Einschätzung für die<br />

Schwellenländer?<br />

Stäheli: Die Unternehmen haben im Schnitt eine<br />

geringere Verschuldung als die Firmen in den<br />

entwickelten Ländern. Zudem zieht auch dort<br />

die Wirtschaft wieder an. Beides zusammen ist<br />

sehr positiv für die Unternehmen, die Ausfallrate<br />

dürfte daher ebenfalls niedriger sein als 2020.<br />

Die Regionen sind allerdings sehr unterschiedlich.<br />

In den Emerging Markets insgesamt lagen<br />

die Ausfälle 2020 bei überschaubaren 3,5<br />

Prozent, wobei sie in Lateinamerika mit 4,4<br />

Prozent am höchsten waren. Im laufenden Jahr<br />

bis zur Jahresmitte gab es mit einer Rate von<br />

1,6 Prozent relativ wenig Ausfälle. Der „Swing<br />

Factor“ für das zweite Halbjahr <strong>2021</strong> ist Asien:<br />

Dort sind einige Emittenten aus dem Finanz- und<br />

Immobiliensektor in den vergangenen Monaten<br />

in Schieflage geraten.<br />

<strong>procontra</strong>: Das bedeutet?<br />

Stäheli: Eine Frage ist, inwieweit Regierungen<br />

staatsnahe Unternehmen, die in Schieflage geraten<br />

sind, noch stützen werden. Bis vor Kurzem<br />

hat China zum Beispiel solchen Unternehmen<br />

meist geholfen. Die Haltung der Regierung<br />

beginnt sich allerdings zu ändern. Nun kann<br />

es passieren, dass ein solches Unternehmen,<br />

das sich der Hilfe des Staates sicher wähnte,<br />

keine solche Hilfe mehr bekommt. Insgesamt<br />

aber stehen die großen Firmen, die Anleihen in<br />

Hartwährung begeben, deutlich besser da als<br />

vor einem Jahr.<br />

ten.“ Solche Firmen böten als Beispiel gute<br />

Anlagemöglichkeiten.<br />

Der Leiter des Bereichs Credit Fixed<br />

Income, also Kredit und festverzinsliche<br />

Wertpapiere, bei Swisscanto Invest und<br />

verantwortliche Fondsmanager des „Swisscanto<br />

(LU) BF Responsible Global Corporation“,<br />

Maurizio Pedrini, schätzt das Risiko<br />

weiterer Herabstufungen und Ausfälle<br />

im Zuge der Corona-Krise Stand August als<br />

sehr klein ein. „Im Bankensektor rechnen<br />

wir damit, dass es mit dem Auslaufen der<br />

Unterstützungsmaßnahmen und den bestehenden<br />

Problemen mit der Delta-Variante<br />

noch einige Rückstellungen geben wird.<br />

Das dürfte die Kreditqualität aber nicht<br />

belasten“, meint Pedrini. Unter den großen<br />

Anleiheemittenten dürften einige Fluggesellschaften<br />

mit dem Ende der staatlichen<br />

Unterstützung und einer langsameren Erholung<br />

als vermutet „hart arbeiten müssen,<br />

um das auszubalancieren“. Der Fonds sei<br />

dort jedoch nicht investiert. „Wo es leider<br />

weiterhin schwierig bleibt, sind Bereiche,<br />

bei denen die Firmen kleinräumiger organisiert<br />

sind, etwa Restaurants. Das wird<br />

man am Markt von Unternehmensanleihen<br />

jedoch nicht sehen“, ergänzt Pedrini. Denn<br />

in kleinräumiger organisierten Bereichen<br />

gibt es kaum Bond-Emittenten.<br />

Die Einschätzungen der befragten Corporate-Bond-Fondsmanager<br />

auf Basis der<br />

40 Foto: Fisch Asset Management


Unternehmensanleihen INVESTMENTFONDS<br />

»Die Höhe von<br />

Ausfällen im Zuge<br />

der Corona-Krise ist<br />

niedriger ausgefallen<br />

als erwartet.«<br />

Turteltauben.<br />

Abschluss.<br />

Piepen.<br />

EINFACH AUF DEN PUNKT.<br />

Wie unsere lohnende Paar-Aktion<br />

zur Risikolebensversicherung.<br />

ADAM WHITELEY,<br />

BNY MELLON INVESTMENT MANAGEMENT<br />

Marktdaten sprechen eher dafür, dass im<br />

Segment der Unternehmensanleihen eine<br />

breite Abwärtsbewegung mit Ausfällen wie<br />

im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-<br />

Maßnahmen derzeit kein Szenario ist. Ein<br />

dauerhaftes „neues“ Risiko in dieser Anlageklasse<br />

lässt sich zum derzeitigen Stand<br />

nicht eindeutig ablesen.<br />

PRO<br />

ANLEGEN IN<br />

UNTERNEHMENSANLEIHEN?<br />

Investition in Firmen<br />

ohne Aktienrisiko<br />

Können auch in<br />

Niedrigzinszeiten<br />

Erträge bringen<br />

Das Angebot ist<br />

sehr vielfältig<br />

CONTRA<br />

Foto: BNY Mellon Investment Management<br />

Tendenziell höheres<br />

Risiko als bei Staatsanleihen<br />

Das breite Angebot<br />

erfordert einiges<br />

Know-how<br />

Größere Erträge<br />

nur mit riskanteren<br />

Anleihen<br />

Sparen im Doppelpack<br />

Jetzt noch bis zum 31.12.<strong>2021</strong> Paare sparen<br />

lassen: Für einen Doppelabschluss der<br />

Risikolebensversicherung erhalten Ihre<br />

Kunden für beide Verträge jeweils 25 €<br />

Beitragsguthaben * .<br />

2× 25 € *<br />

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Mehr unter 0221 5737-300 oder auf<br />

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* Teilnahmebedingungen: Diese Aktion gilt, wenn zwei Partner (Ehepartner,<br />

unverheiratete Paare, Lebenspartner nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz),<br />

die im gleichen Haushalt leben (identische Postadresse),<br />

jeweils eine Risikolebensversicherung (E-RL, E-RLP, E-VRL) per elektronisch<br />

generiertem Antrag beantragen. Die Anträge müssen gleichzeitig und<br />

zusammen mit dem „Gutschein“, der den Antragsunterlagen beigefügt<br />

ist, in der Zeit vom 01.10.<strong>2021</strong> bis zum 31.12.<strong>2021</strong> bei der EUROPA<br />

eingereicht werden. Jeder Antrag wird dann von uns gesondert<br />

geprüft. Die Laufzeit der Verträge muss jeweils mindestens zwei<br />

Jahre betragen. Jeder Vertrag erhält bereits ab der ersten Fälligkeit<br />

ein Beitragsguthaben in Höhe von 25 €, von denen durch Verrechnung<br />

mit den fälligen Beiträgen im ersten Jahr 15 € verdient sind, im zweiten<br />

Jahr 10 €. Für die Teilnahme an der Aktion ist die Zahlung per SEPA-<br />

Lastschriftverfahren erforderlich. Sollte es nicht zur Antrags stellung<br />

beider Verträge kommen oder sind die oben genannten Voraussetzungen<br />

nicht erfüllt, erhält der Vertrag kein Beitragsguthaben. Der Rechtsweg<br />

ist ausgeschlossen, keine Barauszahlung, Teilnahme ab 18 Jahren,<br />

Ansprüche sind nicht übertragbar.<br />

41


INVESTMENTFONDS Kryptowährungen<br />

SCHUTZMANTEL FÜR BITCOINS<br />

Die Akzeptanz von Bitcoin & Co. steigt, institutionelle Anleger dürfen nun stärker in digitale<br />

Währungen investieren. Doch wie lassen sich die Coins versichern?<br />

– TEXT: HANNAH PETERSOHN –<br />

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über<br />

Kryptowährungen berichtet wird. Mal<br />

sind es die hohen Kursschwankungen, ein<br />

anderes Mal sind es Tweets von Tesla-Unternehmer<br />

Elon Musk, die den Run auf die<br />

digitalen Münzen befeuern. Ein kürzlich<br />

erlassenes Gesetz erlaubt es institutionellen<br />

Anlegern nun, bis zu 20 Prozent ihres Volumens<br />

in Bitcoin & Co. zu investieren.<br />

Wenn immer mehr Privatanleger und<br />

Unternehmen in Kryptowährungen investieren,<br />

stellt sich die Frage, welche der über<br />

6.500 existierenden digitalen Währungen<br />

(Stand: September <strong>2021</strong>) sich angesichts<br />

zunehmender Hackerangriffe auf welche<br />

Weise versichern lassen. „Versicherungsunternehmen<br />

sollten sich zunächst mit Bitcoin<br />

und Ethereum beschäftigen. Damit sind 70<br />

Prozent des gesamten Kryptowährungsmarktes<br />

abgedeckt“, empfiehlt Experte Philipp<br />

Sandner, Leiter des Frankfurt School<br />

Blockchain Center (FSBC).<br />

ERSTE GEHVERSUCHE<br />

Vor einem Jahr hat der Versicherungsriese<br />

Lloyd’s gemeinsam mit dem Versicherer Atrium<br />

eine Police für britische Kunden eingeführt,<br />

um Kryptowährungen vor Diebstahl<br />

oder anderen böswilligen Hacks zu schützen.<br />

Doch hierzulande gibt es mit Krypto-Versicherungen<br />

nur wenig Erfahrung.<br />

„Auch Makler kennen sich kaum mit dem<br />

Thema aus“, sagt Jan Blumenthal, Hauptbevollmächtigter<br />

für Lloyd’s Deutschland.<br />

Doch: „In Kongruenz zur Steigerung des<br />

Marktanteils von Kryptowährungen werden<br />

auch die Versicherungsmöglichkeiten<br />

zunehmen.“ Die Versicherer würden derzeit<br />

erst einmal ausprobieren, wie eine Abdeckung<br />

in dem Bereich funktionieren kann.<br />

Dieses vorsichtige Vorgehen liege, vermutet<br />

Forscher Sandner, vor allem an der<br />

Komplexität des Themas. „Nur 15 bis 20<br />

Prozent haben Kryptowährungen und die<br />

dahinterstehende Technologie verstanden“,<br />

erklärt Lloyd’s-Mann Blumenthal. „Die Gefahr<br />

ist groß, einen Denkfehler zu machen<br />

oder Risiken nicht vollständig abzubilden.“<br />

Deswegen müsse man externe IT-Berater beauftragen,<br />

die im Schadensfall den Versicherern<br />

erklären, was konkret passiert ist. Das<br />

Problem dabei: „Es gibt nur sehr wenige.“<br />

42 Illustration: Roman Kulon


Kryptowährungen INVESTMENTFONDS<br />

HAUSRATPOLICE GREIFT ZU KURZ<br />

Krypto-Policen sind allerdings noch aus<br />

einem anderen Grund komplex: „Sie sind<br />

nach aktueller Rechtsprechung nicht als<br />

‚Sache‘ nach Paragraf 90 BGB definiert und<br />

fallen damit nicht automatisch unter versicherte<br />

Sachen einer Hausratversicherung“,<br />

erläutert Alina Sucker, Underwriting Manager<br />

Art & Private Clients bei Hiscox.<br />

Das bedeutet: Zuerst müsste eine eigene<br />

Definition in den Vertragsbedingungen geschaffen<br />

werden. „Ein Schadensfall in Bezug<br />

auf Kryptowährungen ist in der Regel<br />

einem Cyberschaden zuzuordnen und hat<br />

daher wenig mit der Schadensbearbeitung<br />

einer klassischen Hausratdeckung – in der<br />

beispielsweise der Diebstahl von Bargeld<br />

mitversichert ist – zu tun“, so Expertin Sucker.<br />

Angesichts des noch überschaubaren<br />

Marktes und enormen Klärungsbedarfs<br />

klingt der Aufbau teurer Expertise erst<br />

einmal wenig rentabel. Doch werden uns<br />

Kryptowährungen auch weiterhin begleiten,<br />

sind Blumenthal und Sandner überzeugt.<br />

Entsprechend leichter werden es<br />

jene Versicherer in Zukunft haben, die sich<br />

bereits jetzt mit dem Thema beschäftigen.<br />

Zum aktuellen Angebot in Sachen Krypto-<br />

Police halten sich jedoch alle sehr bedeckt,<br />

Munich Re will sich zu dem Thema nicht<br />

äußern. Weitere Unternehmen, denen nachgesagt<br />

wird, sie führten Krypto-Policen im<br />

Portfolio, hüllen sich ebenfalls in Schweigen.<br />

„Jeder will erst einmal Erfahrungen<br />

sammeln und niemand möchte falsche<br />

Erwartungshaltungen wecken“, vermutet<br />

Blumenthal.<br />

DREH- UND ANGELPUNKT: DAS PASSWORT<br />

Aber wie lassen sich Kryptowährungen<br />

überhaupt versichern? Um diese Frage zu<br />

beantworten, muss man zunächst verstehen,<br />

wie die Coins gespeichert werden.<br />

„Man kann sie direkt besitzen, zum Beispiel<br />

auf einem USB-Stick zu Hause in der Schublade,<br />

dann müsste der USB-Stick versichert<br />

werden. Oder man lagert die Bitcoins bei<br />

einer Krypto-Börse wie Coinbase, BSDEX,<br />

Nuri oder Bitcoin.de, dann müssten sie<br />

über die Börse versichert werden“, erklärt<br />

Forscher Sandner. Um an die Bitcoins zu<br />

kommen, bedarf es des komplexen Passworts,<br />

das Nutzer beim Kryptokauf erhalten.<br />

„Die Versicherung des Passworts ist<br />

der Dreh- und Angelpunkt: Es geht um die<br />

Verwahrung der privaten Passwörter“, er-<br />

klärt Sandner. Ein Versicherer müsste also<br />

prüfen, wie sicher das Passwort verwahrt<br />

wird. Doch das sei im Privatbereich nahezu<br />

unmöglich, weil niemand kontrollieren<br />

könne, wer Zugang zum Passwort hat.<br />

„Das wäre so, als wollte man einen Waffenschrank<br />

versichern, von dem man nicht<br />

weiß, wo er steht, ob er abgeschlossen ist<br />

oder ob er sich leicht raustragen lässt.“<br />

Dennoch bietet Hiscox exakt eine solche<br />

Privatkunden-Police an, nämlich im<br />

Rahmen einer „Cyberdeckung, die den<br />

Diebstahl von Kryptowährungen mit bis<br />

zu 10.000 Euro abdeckt“, so Underwriting<br />

Manager Sucker. „Wir vertrauen unseren<br />

Kunden in Bezug auf den vorsichtigen<br />

Umgang mit ihren virtuellen Währungen.“<br />

Doch inwieweit Vertrauen allein genügt,<br />

um den „Krypto-Waffenschrank“ zu versichern,<br />

sei dahingestellt. Zumal 10.000<br />

Euro marginal sind, wenn man sich den<br />

derzeitigen Tageswert eines Bitcoins, der<br />

bei knapp 40.000 Euro (Stand: 14. September<br />

<strong>2021</strong>) liegt, ansieht.<br />

KRYPOWÄHRUNG IM AUFWIND<br />

Marktkapitalisierung der größten virtuellen Währungen<br />

Bitcoin 883 + 43,5 %<br />

Ethereum 377 + 59,7 %<br />

Cardano 80 + 89,6 %<br />

Binance Coin 72 + 35,8 %<br />

Tether 64 - 0,1 %<br />

XRP - Ripple 57 + 75,5 %<br />

Dogecoin (DOGE) 41 + 23,5 %<br />

USD Coin 27 - 0,1 %<br />

Angaben in Mrd. US-Dollar Quelle: statista/CoinMarketCap, Stand: 20.08.<strong>2021</strong><br />

KRYPTO-POLICEN IM GEWERBEBEREICH<br />

Blockchain-Forscher Sandner hält Krypto-<br />

Policen im Gewerbebereich ohnehin für<br />

leichter umsetzbar. Versicherer könnten<br />

hierbei die technischen Gegebenheiten untersuchen<br />

und fragen: „Liegt das Passwort<br />

in einem Tresor oder bei einem Manager<br />

auf dem Schreibtisch?“ Damit komme eine<br />

Krypto-Police der klassischen IT-Versicherung<br />

am nächsten. Die Schadenssumme<br />

ließe sich anhand des Tagespreises, den die<br />

Bitcoins zum Zeitpunkt des Diebstahls hatten,<br />

ermitteln. Und da aufgrund der Blockchain-Technologie<br />

für jeden einsehbar ist,<br />

wer wie viele Bitcoins besitzt, ließe sich der<br />

Besitz gegenüber dem Versicherer leicht<br />

nachweisen.<br />

In Deutschland wurden Kryptowährungen<br />

Anfang 2020 der Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unterstellt.<br />

Seitdem benötigt jedes Unternehmen,<br />

das mit dem Kryptogeld handelt und<br />

es verwahrt, die Erlaubnis der BaFin. „Solche<br />

Regulierungen erhöhen die Sicherheit<br />

von Kryptowährungen. Auf europäischer<br />

Ebene soll bis Ende 2022 die sogenannte<br />

MiCa-Verordnung (Markets in Crypto-<br />

Assets, Anm. d. Red.) greifen, durch die<br />

EU-weit einheitliche Regeln im Umgang<br />

mit Krypto-Währungen und -Assets geschaffen<br />

werden“, erklärt Sandner. Derweil<br />

wurde in El Salvador kürzlich der Bitcoin<br />

als offizielles Zahlungsmittel zugelassen –<br />

begleitet von einem erneuten Kurssturz der<br />

Kryptowährung.<br />

PRO<br />

EXPERTISE IN KRYPTO-POLICEN<br />

AUFBAUEN?<br />

Markt für Kryptogeld<br />

wächst<br />

Nachfrage nach<br />

Policen wird steigen<br />

Kryptowährungen<br />

sind zukunftsträchtig<br />

CONTRA<br />

Veränderung über<br />

die letzten 60 Tage<br />

Expertise muss teuer<br />

eingekauft werden<br />

Es gibt zu wenige<br />

IT-Berater<br />

Risiken kaum<br />

einschätzbar<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

43


FOKUS Zurich<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />

44 Advertorial


Zurich FOKUS<br />

FOKUS<br />

Zurich<br />

Firmenkunden verstärkt<br />

auf dem Radar<br />

Die Vielfalt der Gewerbeversicherungen<br />

gilt in der Versicherungsbranche<br />

als Wachstumsfeld mit besonderem<br />

Potenzial. Eine langfristige<br />

Kundenbeziehung, hohes Cross-Selling-<br />

Potenzial und die Aussicht auf zahlreiche<br />

Empfehlungen machen Gewerbekunden<br />

zu einer bevorzugten Zielgruppe für viele<br />

Versicherungsmakler.<br />

Die Corona-Pandemie hat zwar einige<br />

Branchen wie zum Beispiel die Gastronomie<br />

oder das Hotel- und Dienstleistungsgewerbe<br />

schwer getroffen. Auf der anderen<br />

Seite sind manche Branchen wie Handwerksbetriebe<br />

und etwa der Fahrrad- oder<br />

Camper-Van-Handel extrem gestärkt aus<br />

der Corona-Krise hervorgegangen, dort<br />

nehmen die Angebotsanfragen nach adäquatem<br />

Versicherungsschutz branchenweit<br />

deutlich zu.<br />

Im Rahmen der Digitalisierung unternimmt<br />

die Branche erhebliche Anstrengungen,<br />

neben einer leistungsstarken<br />

Produktpalette auch die Beratungs- und<br />

Abwicklungsprozesse, insbesondere den<br />

Annahmeprozess und den Schadenservice,<br />

zu vereinfachen. Die Dunkelverarbeitung<br />

von Anträgen, virtuelle Schadenbesichtigungen<br />

und Schadenmeldungen per<br />

Smartphone gehören dazu. Doch die<br />

künstliche Intelligenz hat auch Grenzen,<br />

denn der Makler gilt im Gewerbegeschäft<br />

als unverzichtbar.<br />

Je größer oder komplexer das Versicherungsrisiko<br />

wird, desto schwieriger ist es,<br />

dieses in ein standardisiertes Korsett zu<br />

zwängen. Vergleichsprogramme spielen<br />

daher im Unterschied zu anderen Versicherungssparten<br />

eher eine untergeordnete Rolle.<br />

Auf die Expertise der Makler und ihrer<br />

Versicherungspartner, insbesondere auf ein<br />

starkes und marktgerechtes individuelles<br />

Foto: iStock / Moyo Studio<br />

Underwriting, kommt es entscheidend an.<br />

Die Zurich Gruppe Deutschland hat seit<br />

einiger Zeit eine Gewerbeoffensive für den<br />

Maklermarkt gestartet. Die mit qualifiziertem<br />

Feedback von Vertriebspartnern<br />

gestaltete Produktlinie FirmenSchutz<br />

bietet einen modernen individualisierbaren<br />

Versicherungsschutz für viele Gewerbetreibende.<br />

Wie Zurich ihre Marktexpertise<br />

einbringt und auf welche Vertriebsunterstützung<br />

Makler dabei zählen können,<br />

lesen Sie im Interview auf den nächsten<br />

Seiten.<br />

Nicht nur im Handwerk<br />

sind leistungsstarke<br />

Gewerbeversicherungen<br />

stark<br />

nachgefragt.<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />

Advertorial<br />

45


FOKUS Zurich<br />

»Gewerberisiken können<br />

einfacher versichert werden«<br />

Jan Roß, Bereichsvorstand Maklervertrieb der Zurich Gruppe Deutschland, über Top-<br />

Vertriebschancen bei Gewerbeversicherungen und die passende Unterstützung für Makler.<br />

– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />

<strong>procontra</strong>: Mit welchen Themen sollten<br />

Makler im Jahresendgeschäft Gewerbebestandskunden<br />

ansprechen?<br />

Jan Roß: Makler haben das Mandat, für<br />

ihre Kunden stets für den besten Versicherungsschutz<br />

zu sorgen. Im Zuge der Maklerhaftung<br />

gibt es daher sehr viele passende<br />

Themen für eine Kontaktaufnahme: etwa<br />

Umsatzveränderungen, neu hinzugekommene<br />

Risiken, neue Produktkonzepte und<br />

damit umfassendere Absicherungsmöglichkeiten,<br />

aber auch nützliche Informationen<br />

für den Mandanten, etwa durch zielgerichtete<br />

und nützliche Kampagnen von Versicherern<br />

wie digidor. Selbstverständlich<br />

versuchen Makler ebenso wie Versicherer,<br />

gute Kunden zu halten. Über ein Mehr an<br />

Service wird eine langfristige Kundenbindung<br />

sinnvoll unterstützt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie gelingt eine Neukundenakquise<br />

im Gewerbebereich am besten?<br />

Roß: Je seriöser, kompetenter und beratungssicherer<br />

ein Makler arbeitet, desto<br />

wahrscheinlicher wird er von seinen Kunden<br />

auch Weiterempfehlungen erhalten.<br />

Ein hervorragender Makler akquiriert auf<br />

diese Weise den Großteil seines Neugeschäfts,<br />

quasi rein aus der Qualität der Arbeit.<br />

Die Zeiten von „Klinkenputzen“ sind<br />

lang vorbei. Auch hier zählt immer die<br />

Kombination aus online und offline, also<br />

einer ständigen Verfügbarkeit durch gute<br />

Onlineservices und persönlichen Einsatz.<br />

Da gibt unser Maklerimpuls wertvolle<br />

Hinweise.<br />

<strong>procontra</strong>: Was zeichnet den Zurich FirmenSchutz<br />

Ihrer Ansicht nach aus?<br />

Roß: Zunächst einmal muss man verstehen,<br />

dass der FirmenSchutz eine Plattform<br />

analog unserem bereits seit Jahren<br />

erfolgreichen PrivatSchutz ist. Hier können<br />

Produkte sowohl gebündelt als auch<br />

per Einzelpolice abgeschlossen werden.<br />

Das Besondere am FirmenSchutz ist die<br />

Möglichkeit, direkt am Point of Sale Versicherungsschutz<br />

zu gewährleisten, ohne<br />

einen Antrag an interne Einheiten stellen<br />

zu müssen. Zudem haben wir uns bei der<br />

Produktentwicklung an den stärksten Anbietern<br />

im Gewerbebereich orientiert, um<br />

unseren Kunden in jeder Sparte ein Top-<br />

Deckungskonzept bereitstellen zu können.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Betriebsarten können<br />

versichert werden?<br />

Roß: Mit unserem ersten Launch stellen<br />

wir die Sparten betriebliche Haftpflicht-,<br />

»Wir bieten Maklern<br />

viel Haftungssicherheit<br />

und Kundenvorteile<br />

durch sinnvolle<br />

und verständliche<br />

Kombinationen im<br />

Versicherungsschutz.«<br />

Inhalts- und gewerbliche Gebäudeversicherung<br />

bereit, dabei können zunächst über<br />

1.200 Betriebsarten abgeschlossen werden.<br />

Voraussichtlich im März 2022 erweitern<br />

wir den FirmenSchutz auch mit den Technischen<br />

Versicherungen wie etwa der Elektronik-<br />

oder Transportversicherung. Auch<br />

die Wohngebäudeversicherung kommt<br />

hinzu. Danach ist ein weiterer Ausbau<br />

etwa mit der Gruppen-Unfallversicherung<br />

und/oder der Rechtsschutzversicherung<br />

geplant. Dadurch bieten wir Maklern<br />

einen Großteil an Haftungssicherheit und<br />

Kundenvorteile durch sinnvolle Kombinationen<br />

im Versicherungsschutz! Und dies<br />

alles in einer einfachen und leicht verständlichen<br />

Umgebung.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit lässt sich Firmen-<br />

Schutz auf das jeweilige Unternehmen<br />

individualisieren?<br />

Roß: Grundsätzlich bietet der Firmen-<br />

Schutz für die Absicherung eines Unternehmens<br />

immer ein Top-Deckungskonzept<br />

an, hier ist der Kunde von der ersten<br />

Sekunde an gut abgesichert. Hinzu kommen<br />

noch einzelne Segmentbausteine, die<br />

auf die individuellen Bedürfnisse einzelner<br />

Branchen abgestimmt sind. Dazu zählen<br />

zum Beispiel spezielle Sonderbedingungen<br />

für das Gastgewerbe, das Bauhandwerk,<br />

die Landwirtschaft oder den Kfz-Handel.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben auch Feedback der<br />

Makler in die Produktkonzeption miteinbezogen.<br />

Wie äußert sich das im Produkt?<br />

Roß: Aufgrund der Wünsche der Makler<br />

haben wir im FirmenSchutz unter ande-<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Zurich<br />

46 Advertorial


Zurich FOKUS<br />

Jan Roß ist Bereichsvorstand Makler bei der Zurich Gruppe Deutschland<br />

rem die versicherbaren Betriebsarten und<br />

Mischbetriebe erweitert, die Risikofragen<br />

reduziert und einen Verzicht auf grobe<br />

Fahrlässigkeit festgeschrieben. Zudem<br />

wurden Nachbesserungsbegleitschäden<br />

in der Haftpflichtversicherung in Prämie<br />

implementiert. Weitere Makleranregungen<br />

führten zu unserer Besitzstands- und Innovationsklausel<br />

für Bestandsverträge und einer<br />

hohen Flexibilität, was den Einschluss<br />

künftiger Entwicklungen in Altverträge<br />

anbelangt. Neue Klauseln lassen sich so<br />

einfacher einschließen.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche neuen Maßstäbe gelten<br />

bei der Policierung?<br />

Roß: Über die neu geschaffene BiPRO-<br />

Schnittstelle in der Betriebshaftpflichtversicherung<br />

bieten wir eine komplette Dunkelverarbeitungsstrecke<br />

an. Das erspart<br />

Maklern viel Zeit und sorgt für maximale<br />

Transparenz, denn der Kunde weiß, dass<br />

Versicherungsschutz besteht und die Police<br />

in den nächsten Tagen im Briefkasten liegt.<br />

Die Schnittstellen werden im Laufe unseres<br />

Prozessoptimierungs-Projektes sukzessive<br />

auf die restlichen Sparten ausgeweitet, um<br />

auch dort die hohen Qualitätsstandards zu<br />

erfüllen.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben Sie Beitragsberechnung<br />

und Prämienregulierung nun vereinfacht?<br />

Roß: Das ist allein dadurch der Fall, dass<br />

es nur eine einzige Beitragsberechnung und<br />

nur eine einzige Prämienregulierung gibt,<br />

egal wie viele Sparten und Bausteine in der<br />

FirmenSchutz Police verankert sind. So<br />

sparen sowohl Makler als auch wir Zeit<br />

und Kosten.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwieweit haben Sie sich mit<br />

dieser Produktlinie bereits etabliert?<br />

Roß: Wir sind nun seit einigen Wochen<br />

am Markt und konnten bereits zahlreiche<br />

Abschlüsse erzielen. Gerade an den<br />

steigenden Angebotsanfragen merken wir,<br />

dass die Produktlinie sehr gut aufgenommen<br />

wird. Wir freuen uns auf die weitere<br />

Zukunft, gerade was den Launch der<br />

zusätzlichen Sparten angeht, der uns einen<br />

zusätzlichen Schub im Markt bescheren<br />

wird. Man merkt deutlich, dass Zurich am<br />

Maklermarkt wieder präsent ist.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie unterstützt die Zurich<br />

Gruppe Gewerbemakler?<br />

Roß: Neben digitalen Tools für Beratung,<br />

Angebote und Abschlüsse sind auch<br />

digitale Unterstützungen in der Verkaufsförderung<br />

immer gefragter. Daher hat<br />

Zurich mit dem Zurich Maklerimpuls eine<br />

Plattform ins Leben gerufen, auf der Maklern<br />

zu unterschiedlichen Themen Tools,<br />

Informationen und Tipps an die Hand<br />

gegeben werden, zum Beispiel um ihr<br />

Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Auch<br />

die Kampagnenplattform digidor trifft hier<br />

genau den Nerv der Zeit, um Maklern<br />

bestmögliche Unterstützung zu bieten.<br />

Mit Kampagnen zu den Themen Cyber,<br />

Gruppenunfall und KMU bietet Zurich<br />

auch hier umfangreiche Unterstützung für<br />

Makler im Gewerbekundensegment. Den<br />

Maklern steht zudem unsere Kompetenz<br />

im Underwriting zur Verfügung. Unser<br />

diesbezüglicher Vertriebs- und Angebotsservice<br />

ist einfach erreichbar über Tools<br />

wie Z-Aktiv.blue.<br />

<strong>procontra</strong>: Was erwarten Sie für Trends im<br />

Gewerbegeschäft in den nächsten Jahren?<br />

Roß: Durch die zunehmende Digitalisierung<br />

wird das Gewerbegeschäft künftig in<br />

weiten Teilen standardisierter und damit<br />

transparenter. Auch werden Prozesse<br />

stetig verbessert, gerade die Bereitstellung<br />

anwenderfreundlicher Abschlussstrecken<br />

wird zunehmen. Für Makler wird die Einreichung<br />

von Risiken somit schneller und<br />

einfacher. Was sich jedoch nicht ändern<br />

wird, ist die Bedeutung eines kompetenten<br />

Underwritings: komplexe Risiken müssen<br />

auch weiterhin fachgerecht und individuell<br />

geschützt und damit versichert werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Rolle spielt der Vertriebsweg<br />

Makler dabei?<br />

Roß: Nicht umsonst hat Zurich den<br />

Maklermarkt als besonderen strategischen<br />

Vertriebsweg für die nächsten Jahre<br />

ausgerufen. Dies allein unterstreicht die<br />

Wichtigkeit des Maklerkanals für die<br />

Zukunft. Trotz Digitalisierung, Prozessoptimierung<br />

und des Einsatzes künstlicher<br />

Intelligenz bleibt die Notwendigkeit einer<br />

persönlichen Beratung erhalten. Zurich<br />

unterstützt den Makler hierbei durch umfangreiche<br />

Serviceleistungen, Top-Produkte<br />

und individuelle Betreuung.<br />

Zurich Gruppe Deutschland Deutzer Allee 1 50679 Köln 0221 7715-0 makler@zurich.com www.maklerweb.de<br />

Advertorial<br />

47


BUSCHFUNK Versicherungen<br />

VERSICHERUNGEN<br />

BAFIN SORGT SICH UM LEBENSVERSICHERER<br />

Prüfphase bei den 20 Unternehmen ist noch nicht abgeschlossen.<br />

Wegen der anhaltenden Niedrigzinsphase schaut die BaFin seit geraumer Zeit 20 Lebensversicherern<br />

auf die Finger – dabei scheint ein Ende der Überprüfung nicht in Sicht: Die<br />

Befürchtung, dass nach Auslaufen der Solvency-II-Übergangsmaßnahmen Eigenkapitalanforderungen<br />

nicht erfüllt werden können, steht noch im Raum. Nun wiederholte BaFin-Exekutivdirektor<br />

Frank Grund seine Aussage, dass Versicherern das Neugeschäft verboten werde,<br />

wenn sie nicht in der Lage seien, dauerhaft eine Solvenzquote von 100 Prozent auszuweisen.<br />

Dass wegen des Niedrigzinsumfelds verstärkt in hochriskante Anlagen investiert wird, befürchte<br />

er nicht. Dennoch wollen viele Versicherer in Zukunft auf alternative, weniger liquide<br />

Anlagen setzen. Insgesamt steht die Lebensversicherer-Branche laut Grund trotz Corona<br />

aber robust da.<br />

Foto: Bernd Roselieb / BaFin<br />

REKORDZAHL AN GROSSSCHÄDEN<br />

Aktuelle Hochrechnungen zum Ausmaß der<br />

Hochwasserkatastrophe<br />

Foto: iStock / Markus Volk<br />

Bei rund 8,2 Milliarden Euro liegt der versicherte Schaden, den das<br />

Juli-Hochwasser im Westen Deutschlands verursachte. Das hat eine<br />

aktuelle BaFin-Umfrage unter Versicherern und Rückversicherern<br />

ergeben. Damit handelt es sich um die verheerendste Naturkatastrophe,<br />

die es bislang in Deutschland gegeben hat. Der Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) kommt in seiner aktuellen<br />

Auswertung auf rund 400 Großschäden. Allein diese stehen für<br />

eine Schadenssumme von 1,3 Milliarden Euro.<br />

D&O: VERSICHERER SCHREIBEN VERLUSTE<br />

Schadensquote in der Managerhaftpflicht lag 2020 bei 110 Prozent.<br />

Die Schadenszahlungen in der Managerhaftpflicht sind 2020 stärker gestiegen als die<br />

Beitragseinnahmen. Das geht aus Zahlen des Versicherer-Gesamtverbands GDV hervor. Damit<br />

haben die Versicherer deutlich mehr Schadenszahlungen geleistet als im Vorjahr. „Während<br />

die Beiträge um gut 9 Prozent auf 335 Millionen Euro stiegen, wuchsen die Leistungen um 14<br />

Prozent. Unter dem Strich stehen erhebliche Verluste“, erklärte GDV-Hauptgeschäftsführer<br />

Jörg Asmussen. Gründe für die gestiegenen Zahlungen seien unter anderem hohe Forderungen<br />

nach Insolvenzen gewesen. Auch gebe es mehr Pflichten für Manager in finanziell<br />

gesunden Unternehmen. Als Beispiele nannte Asmussen das Lieferkettengesetz sowie die<br />

Maßgabe, ab 50 Beschäftigten ein Hinweisgebersystem einzurichten.<br />

48<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Versicherungen BUSCHFUNK<br />

Hiscox: Digitale Plattform für Privatkunden<br />

Der Spezialversicherer Hiscox erweitert sein Assistanceund<br />

Serviceangebot um die digitale Plattform „Hiscox<br />

Premium Lounge“. Damit haben Privatkunden künftig Zugriff<br />

auf ein exklusives Partnernetzwerk sowie Interviews,<br />

Artikel und Marktanalysen rund um die Themen Oldtimer,<br />

Kunst und Immobilien. Das Angebot steht Privatkunden ab<br />

Tag eins des Versicherungsschutzes zur Verfügung.<br />

Nachhaltigkeit: Fehlt<br />

die Kreativität?<br />

JUSTUS LÜCKE<br />

Aktuar DAV und Geschäftsführer<br />

der Versicherungsforen Leipzig<br />

Haftpflichtkasse: Änderungen im Vorstand<br />

Stefan Liebig, Haftpflichtkasse-Vorstand, wird zum<br />

31. Dezember aus persönlichen Gründen aus den Diensten<br />

der Haftpflichtkasse VVaG ausscheiden. Im Einvernehmen<br />

mit dem Aufsichtsrat endete die aktive Tätigkeit bereits<br />

am 15. September. Liebig war seit 1. Juni 2019 für den Roßdörfer<br />

Schaden- und Unfallversicherer tätig. Als Vorstand<br />

verantwortete er die Ressorts Vertrieb, Marketing sowie<br />

Service-Center/Vertriebsservice.<br />

Öffentliche Braunschweig: Zusatzversicherung<br />

Elektro- und Hybridfahrzeuge<br />

Die Öffentliche Versicherung Braunschweig bietet ab<br />

sofort den neuen Baustein „ElektroPlus“ mit Zusatzleistungen<br />

für alle Elektro- und Hybridfahrzeuge an. Er enthält<br />

unter anderem eine Akku-Allgefahrendeckung einschließlich<br />

Bedienfehlern beim Laden.<br />

Zurich: Cyberschutz für Mittelstand<br />

Die Zurich hat ein Cyberprodukt explizit für den Mittelstand<br />

entwickelt. Mit „Zurich Cyber Solution“ erhalten<br />

Mittelständler Schutz vor den finanziellen Folgen von Datenverlusten<br />

und Cyberattacken. Darüber hinaus werden<br />

Kunden im Ernstfall durch ein individuelles Krisenmanagement<br />

und diverse Soforthilfemaßnahmen unterstützt.<br />

Basler: Police für den regionalen Onlinehandel<br />

Die Basler hat auf die zunehmende Nutzung des Onlinehandels<br />

seitens der Einzelhändler reagiert. Mit der „Cargo<br />

Einzelhandels-Police“ bietet sie eine entsprechende All-<br />

Risk-Deckung. Versichert sind Beschädigung, Zerstörung<br />

oder Abhandenkommen der Güter.<br />

VKB & DUK: bAV-Kooperation gestartet<br />

Die Versicherungskammer Bayern (VKB) kooperiert mit<br />

der Deutschen Unterstützungskasse (DUK) im Bereich der<br />

betrieblichen Altersvorsorge (bAV). „Durch die Fördermöglichkeiten<br />

über die Unterstützungskasse können wir<br />

dabei helfen, die bAV zu stärken“, sagt Christian Willms,<br />

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Unterstützungskasse.<br />

Foto: iStock / Scharfsinn 86<br />

Foto: iStock / Skynesher<br />

Foto: iStock / Mustafagull<br />

Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen des gesellschaftlichen<br />

Lebens angekommen. Als Verfechter<br />

der Versicherungsbranche stellt sich für mich<br />

jedoch die Frage: Ist das auch schon der Assekuranz<br />

in Fleisch und Blut übergegangen? Denn<br />

unter den Stichworten „Impact Investing“ und<br />

„Impact Insuring“ hat die Branche die einmalige<br />

Chance, ihren Einfluss auf Wirtschaft und<br />

Gesellschaft positiv zu nutzen – und gleichzeitig<br />

Schäden zu vermindern, eine klassische Win-win-<br />

Situation also. Stichwort Impact Investing: Die<br />

Branche sollte hier ihrer Rolle als größter institutioneller<br />

Investor mit knapp 1.700 Milliarden Euro<br />

Kapitalanlagen gerecht werden und proaktiv den<br />

Wandel vorantreiben. Denn wenn Unternehmen<br />

merken, dass sie durch nachhaltiges Verhalten<br />

für Investoren attraktiver werden, überzeugt sie<br />

das vielleicht noch etwas schneller von diesem<br />

Weg. Ähnlich erscheint das auch für den Bereich<br />

der Produktgestaltung bzw. des Underwritings.<br />

So beschränken sich zum Beispiel die wenigen<br />

Ausschlüsse vorrangig auf den Bereich Kohleminen<br />

und -kraftwerke (häufig sogar erst vollständig<br />

nach Ende des Kohleausstiegs im Jahr 2038). Bei<br />

der Produktgestaltung bezieht sich das Angebot<br />

bisher zumeist auf Mehrleistungen bei dem Ersatz<br />

durch klimafreundliche Geräte in der Hausratversicherung,<br />

Reparatur statt Ersatz oder dem Pflanzen<br />

des obligatorischen Baumes bei Vertragsabschluss.<br />

Das geht in die richtige Richtung, lässt<br />

jedoch ein wenig die nötige Kreativität vermissen.<br />

Denn die Branche hat es schon einmal getan:<br />

Durch die Verpflichtung zum Einbau von Feuerlöschanlagen<br />

hat sie viele Menschen vor Schäden<br />

bewahrt und die Gesellschaft etwas besser und<br />

sicherer gemacht. Schafft die Assekuranz das<br />

nun auch mit dem Thema Nachhaltigkeit oder<br />

verpasst sie eine einmalige Chance?<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

49


VERSICHERUNGEN Altersvorsorge<br />

»Politik braucht den Mut,<br />

Fehler zu korrigieren«<br />

Bernd Raffelhüschen, Professor für Finanzwissenschaften und Direktor des<br />

Forschungszentrums Generationenverträge an der Uni Freiburg, über ökonomischen<br />

Analphabetismus, Riester-Blödsinn und Wege, damit das Rentensystem nicht kollabiert<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

<strong>procontra</strong>: In Studien wie aktuell von<br />

Fidelity bezeichnen 18- bis 39-Jährige die<br />

Umlagefinanzierung im deutschen Rentensystem<br />

als nicht fair. Keine Partei würde<br />

die Interessen ihrer Generation in Bezug<br />

auf die Rente ausreichend berücksichtigen.<br />

Ist das auch Ihr Eindruck?<br />

Bernd Raffelhüschen: Unser Rentensystem<br />

basiert auf dem Generationenvertrag:<br />

Jüngere Erwerbstätige zahlen für die Rentner<br />

von heute. Das funktionierte lange<br />

Zeit gut, doch der demografische Wandel<br />

macht dem System zu schaffen. Wenn ich<br />

mit jungen Menschen rede, haben die alle<br />

den Eindruck, dass sie wenig Rentenansprüche<br />

bekommen für die Lasten, die sie<br />

heute zu schultern haben.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist das System also ungerecht?<br />

Raffelhüschen: Der Begriff Gerechtigkeit<br />

ist mit Vorsicht zu gebrauchen. Was Statistiker<br />

messen können, ist nicht Gerechtigkeit,<br />

sondern Gleichheit. Ein junger<br />

Mensch würde es als gerecht empfinden,<br />

wenn er denselben Prozentsatz von seinem<br />

Lohn gibt wie die Alten, als die noch jung<br />

und Einzahler waren. Wenn Beitragszahler<br />

heute fast ein Fünftel für die Rentner hergeben,<br />

gilt das als fair, solange zukünftige<br />

Generationen den gleichen Satz bezahlen.<br />

Aber das funktioniert in Zukunft nicht<br />

mehr.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwiefern?<br />

Raffelhüschen: Heute finanzieren 100<br />

Beitragszahler 51 Rentner. Im Jahr 2033<br />

werden sie für 68 Rentner aufkommen<br />

müssen. Wir können nicht mit so wenig<br />

Zahlern und dem Beitragssatz von heute<br />

die Rentenansprüche, die die Alten stellen,<br />

bedienen. Deshalb muss sich die Politik<br />

entscheiden: Die Beiträge erhöhen und<br />

Renten konstant halten? Dafür ist die<br />

Wählermehrheit der Rentner. Oder wollen<br />

wir das anders machen, zum Beispiel die<br />

50 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Altersvorsorge VERSICHERUNGEN<br />

Beiträge stabil halten und die Renten<br />

kürzen?<br />

<strong>procontra</strong>: Könnte man nicht auch das<br />

Renteneintrittsalter weiter erhöhen?<br />

Raffelhüschen: Seit 2012 und bis Ende<br />

2030 wird das Eintrittsalter für die abschlagsfreie<br />

Rente stufenweise angehoben.<br />

Ab dem Geburtsjahrgang 1964 müssen<br />

Beschäftigte bis 67 arbeiten. Dahinter steht<br />

der sogenannte Lebenserwartungsfaktor.<br />

Mit ihm soll eine intergenerative Fairness<br />

erreicht werden. Wenn die Lebenserwartung<br />

und damit die Rentenbezugszeit<br />

steigt, sollte das Renteneintrittsalter nicht<br />

konstant bleiben. Fair ist, wenn jede Generation<br />

im Verhältnis zu der Rentenbezugszeit<br />

die gleiche Anzahl an Beitragsjahren<br />

aufweist. Im deutschen Rentensystem wird<br />

für ein Bezugsjahr etwa zwei Jahre gearbeitet.<br />

Wenn das so bleiben soll, muss die<br />

Politik den zukünftigen Rentnern sagen:<br />

Ihr lebt länger, bezieht also länger Rente.<br />

Daher müsst ihr auch länger arbeiten. Nur<br />

so gilt das Verhältnis eins zu zwei weiterhin.<br />

Das heißt: Auch nach 2030 sollte das<br />

Renteneintrittsalter steigen. Im Endeffekt<br />

kommen wir wahrscheinlich auf 69 Jahre<br />

– um das Jahr 2060.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben die Wählermehrheit<br />

der Rentner erwähnt. Was bedeutet das für<br />

die Minderheit der jungen Wähler?<br />

Raffelhüschen: Das ist der springende<br />

Punkt. Um das Rentensystem vor dem<br />

Kollaps zu bewahren – immerhin stammen<br />

heute bereits 24 Prozent der ausgezahlten<br />

Renten von den Steuerzahlern und nur 76<br />

Prozent von den Beitragszahlern –, müsste<br />

die Politik gegen die Mehrheit der Älteren<br />

agieren. Das geschieht nicht. Auch im<br />

Wahlkampf wurde Generationengerechtigkeit<br />

von den Parteien nicht groß thematisiert.<br />

Es wurde nur populistisch gesagt,<br />

dass man für sichere Renten sorgen muss.<br />

Alle scheuen davor zurück auszusprechen,<br />

worum es geht: nämlich den geburtenstarken<br />

Jahrgängen zu sagen, dass sie<br />

länger arbeiten müssen und ein geringeres<br />

Rentenniveau bekommen.<br />

<strong>procontra</strong>: Aber alle Parteien haben doch<br />

erkannt, dass das Rentensystem weiterentwickelt<br />

werden muss. Das dürfte eine zentrale<br />

Aufgabe der neuen Bundesregierung<br />

sein. In einigen Wahlprogrammen war<br />

bereits von einer stärkeren Berücksichtigung<br />

von Aktien die Rede. Auch bei der<br />

Riester-Rente sehen die meisten Politiker<br />

Handlungsbedarf. Reicht das nicht?<br />

»Einen Fonds aufzulegen<br />

und ihn dann<br />

fast ausschließlich<br />

mit Staats- und<br />

Unternehmensanleihen<br />

zu befüllen,<br />

ist Blödsinn.«<br />

Raffelhüschen: Das muss man jetzt abwarten.<br />

Bisher ist alles völlig verworren.<br />

Im Übrigen gibt es bei der Riester-Rente<br />

seit langem eine Variante, die auch auf<br />

Aktien setzt. Das Problem ist, dass die<br />

Politik auch bei dieser Variante die Sparer<br />

in Garantieprodukte zwingt. Einen Fonds<br />

aufzulegen und ihn dann fast ausschließlich<br />

mit sicheren Staats- und Unternehmensanleihen<br />

zu befüllen, die seit Jahren<br />

keine Verzinsung mehr bieten, ist Blödsinn.<br />

So macht man doch keine Kapitaldeckung.<br />

<strong>procontra</strong>: Was raten Sie jungen Menschen<br />

in Sachen Altersvorsorge?<br />

Raffelhüschen: Ich würde das raten, was<br />

mein Opa mir bereits gesagt hat: nicht alle<br />

Eier in einen Korb legen. Das heißt: ein<br />

Portfolio aus Aktien, Anleihen und Immobilien.<br />

Dann ratierlich sparen, während der<br />

Erwerbsphase langsam Vermögen aufbauen<br />

und als Rentner langsam aufbrauchen.<br />

Was häufig übersehen wird: Jeder kann<br />

in Immobilien investieren. Dafür muss<br />

man keine Eigentumswohnung erwerben,<br />

sondern nur Anteile an einem Immobilienfonds<br />

oder Immobilienaktien.<br />

<strong>procontra</strong>: Sind Aktien die Lösung?<br />

Raffelhüschen: Nein, aber ein Teil der<br />

Lösung. Viele Deutsche haben nur deshalb<br />

Scheu vor Aktien, weil sie ökonomische<br />

Analphabeten sind. Die Schulen verpassen<br />

es vollständig, junge Menschen ökonomisch<br />

aufzuklären. Und was Hänschen<br />

nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.<br />

Hänschen muss lernen, privat vorzusorgen<br />

– und dabei nie alles auf eine Karte zu setzen,<br />

also selbst in Niedrigzinsphasen wie<br />

aktuell nicht alles auf Aktien zu setzen.<br />

Wer heute keine Aktien hat, war früher<br />

doof. Aber wer heute ausschließlich auf<br />

Aktien setzt, muss nicht clever sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sollte der Gesetzgeber nun<br />

tun, um das deutsche Rentensystem zu<br />

stabilisieren?<br />

Raffelhüschen: Mit der Agenda 2010<br />

vom damaligen Bundeskanzler Gerhard<br />

Schröder wurde der richtige Weg eingeschlagen.<br />

Die Beiträge sollten eingefroren<br />

werden und das Rentenniveau sinken. Das<br />

entspricht dem Verursacherprinzip. Die<br />

Verursacher des demografischen Problems<br />

sind die Babyboomer, die jetzt und in den<br />

nächsten Jahren nach und nach in Rente<br />

gehen und selbst keine Kinder bekommen<br />

haben. Doch in den Folgejahren wurde das<br />

Verursacherprinzip ausgehebelt und eine<br />

Politik für die Älteren gemacht. So wurde<br />

2009 unter Federführung von Arbeitsminister<br />

Olaf Scholz eine Rentengarantie<br />

beschlossen, 2014 folgte die Einführung<br />

der Rente mit 63 unter der Regie von Arbeitsministerin<br />

Andrea Nahles und 2020<br />

setzte Arbeitsminister Hubertus Heil eine<br />

„doppelte Haltelinie“ für Rentenbeitragssatz<br />

und Rentenniveau durch. Das ist mathematisch<br />

gesehen die Note Sechs. Diese<br />

Fehler müssen zurückgenommen werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist das realistisch?<br />

Raffelhüschen: Diesen Mut sollte die<br />

Politik aufbringen. Es lohnt sich. Wenn<br />

wir die Lebenserwartung in die Berechnung<br />

der Rentenhöhe einfließen lassen,<br />

haben wir eine sichere Basisversorgung.<br />

Das muss man klar kommunizieren. Und<br />

dann ist natürlich private Vorsorge wichtig.<br />

Wer nicht ergänzend vorsorgt, steht<br />

im Alter finanziell schlecht da. Davon ist<br />

wahrscheinlich ein Viertel der gesamten<br />

Bevölkerung betroffen.<br />

<strong>procontra</strong>: Das ist viel.<br />

Raffelhüschen: Deshalb ist private Vorsorge<br />

so wichtig, um diesen Wert zu mindern.<br />

Im europäischen Vergleich steht Deutschland<br />

trotz aller Probleme aber gar nicht so<br />

schlecht da. Im Schnitt besitzt jeder Zweite<br />

eine Immobilie, und rund 30 Prozent<br />

haben hohe Ansprüche an die betriebliche<br />

Altersvorsorge. In Armut befinden sich<br />

von dem Viertel keine 3 Prozent. Wenn<br />

man aber gezielt Kinderarmut misst, dann<br />

steigt die Quote auf 15 Prozent. Armut<br />

gibt es in Deutschland bei wenig verdienenden<br />

Familien mit mehreren Kindern<br />

sowie bei alleinerziehenden Frauen. Auch<br />

hier wird erkennbar: Die Politik kümmert<br />

sich ausgiebig um Rentner, aber tut viel zu<br />

wenig für Familien. <br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

51


VERSICHERUNGEN bAV<br />

15 PROZENT AUF ALLES!<br />

Neue gesetzliche Regeln zwingen Arbeitgeber ab 2022 in jeder Entgeltumwandlung<br />

zu einem 15-Prozent-Zuschuss. Das gibt manches Rätsel auf. Wie sich Versicherer<br />

darauf einstellen und was Makler in der Beratung zwingend wissen müssen<br />

– TEXT: DETLEF POHL –<br />

Das Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG)<br />

schafft schon jetzt neue Beratungsanlässe<br />

für bAV-Berater, auch wenn der Pflichtzuschuss<br />

erst zum Jahreswechsel kommt.<br />

Dabei geht es um die Entgeltumwandlung<br />

über die versicherungsförmigen Durchführungswege<br />

Direktversicherung, Pensionskasse<br />

und Pensionsfonds. Arbeitgeber<br />

müssen ab Januar für alle bestehenden Verträge<br />

obligatorisch 15 Prozent Zuschuss<br />

zahlen, sofern sie selbst durch die Entgeltumwandlung<br />

Sozialabgaben sparen. Viele<br />

tun sich schwerer mit der Umsetzung, als<br />

der Gesetzgeber sich das vorgestellt hatte.<br />

Vermittler sollten jetzt aktiv werden.<br />

52 Illustration: Eleonora Mavromati


AV VERSICHERUNGEN<br />

„Bestehende Vereinbarungen gehören auf<br />

den Prüfstand“, betont deshalb nicht nur<br />

Karsten Rehfeldt, Geschäftsführer des Rentenberaters<br />

BBVS Beratungsgesellschaft für<br />

betriebliche Versorgungssysteme.<br />

Bei einem Großteil der bestehenden Verträge<br />

mit Direktversicherungen und Pensionskassen<br />

lässt sich die Versicherungssumme<br />

nicht erhöhen. Grund: „Die Versicherer<br />

können den Zuschuss durch die Niedrigzinsphase<br />

oft nicht in den hoch verzinsten<br />

Bestandsverträgen aufnehmen. Doch neue<br />

Verträge, die erneut Provision kosten, aber<br />

nur Kleinstrenten erzielen und im ungünstigsten<br />

Fall hohe Verwaltungskosten verursachen,<br />

lohnen für Arbeitnehmer nicht“,<br />

sagt Rehfeldt. Was können Makler tun?<br />

„Am besten einen Rechtsberater ins Boot<br />

holen, denn die Änderungen gehen über die<br />

eigentliche Beratung rund um die Police hinaus“,<br />

meint der BBVS-Chef.<br />

»Versicherer können<br />

den AG-Zuschuss oft<br />

nicht in den<br />

hoch verzinsten<br />

Bestandsverträgen<br />

aufnehmen.«<br />

KARSTEN REHFELDT, BBVS BERATUNGSGESELLSCHAFT<br />

FÜR BETRIEBLICHE VERSORGUNGSSYSTEME<br />

stehenden Vertrag mit ein. Der Gesamtbeitrag<br />

bleibt gleich, der bAV-Anspruch steigt<br />

also nicht. „Der Arbeitnehmer muss aber<br />

zustimmen und eine neue Entgeltumwandlung<br />

ist nötig, denn die Arbeitsgerichte kippen<br />

den Deal sonst“, warnt Rehfeldt.<br />

Es gibt neben dem Niedrigzins weitere<br />

Gründe, warum Versicherer oder Pensionskassen<br />

2022 die Aufstockung des Bestandsvertrages<br />

nicht zulassen. „Wegen Run-offs<br />

zum Beispiel oder inzwischen geschlossener<br />

Tarife kann der Versicherer keine Neuverträge<br />

bzw. Erhöhungen mehr annehmen“,<br />

erinnert Rehfeldt. Betroffen seien rund 55<br />

Prozent aller bAV-Verträge in den versicherungsförmigen<br />

Durchführungswegen<br />

mit knapp zehn Millionen Arbeitnehmern,<br />

schätzt der Rentenberater.<br />

UNTERSCHIEDLICHE LÖSUNGEN DER ANBIETER<br />

Innerhalb der genannten Optionen ist die<br />

Sache im Detail noch verzwickter, wie eine<br />

Stichprobe von <strong>procontra</strong> unter mehreren<br />

Versicherern zeigt. Bei Ergo Vorsorge zum<br />

Beispiel, wo 90.000 Kunden betroffen sind,<br />

„kann der AG-Zuschuss genutzt werden,<br />

3 SZENARIEN BEIM AG-ZUSCHUSS<br />

Will der Arbeitgeber ab Januar 2022 Schadensersatzforderungen<br />

wegen Fehlern beim<br />

AG-Zuschuss vermeiden, muss er sich jeden<br />

einzelnen Vertrag ansehen und drei Punkte<br />

prüfen lassen, was häufig nur in engem Zusammengehen<br />

mit seinem bAV-Berater gelingen<br />

wird:<br />

1. Kann die Summe im Vertrag erhöht werden?<br />

Falls ja, dann sollte man um den Zuschuss<br />

erhöhen und dies dem Versorgungsträger in<br />

einem einfachen Dreizeiler mitteilen.<br />

2. Kann die Summe im Vertrag nicht erhöht<br />

werden? Dann muss geprüft werden, ob ein<br />

Neuabschluss wirtschaftlich sinnvoll und<br />

gewollt ist, entweder beim alten oder bei<br />

einem neuen Versorgungsträger. Hier stellt<br />

sich wegen der niedrigen Zinsen, der vorgeschriebenen<br />

100-Prozent-Garantie und<br />

der Kosten die Frage nach der Effizienz für<br />

den Arbeitnehmer, sofern der Versorgungsträger<br />

aufgrund der geringen Beitragshöhe<br />

des Zuschusses überhaupt einen Neuabschluss<br />

akzeptiert. In Betracht käme da am<br />

einfachsten eine Fondspolice ohne Garantie<br />

mit beitragsorientierter Leistungszusage<br />

(BoLZ) – als neue Entgeltumwandlungsvereinbarung.<br />

3. Kann die Summe im Vertrag nicht wirtschaftlich<br />

sinnvoll erhöht werden? Dann<br />

bleibt nur die arbeitsrechtliche Lösung (Reduktionslösung):<br />

Der bisherige Eigenbeitrag<br />

des Arbeitnehmers wird um den neuen<br />

Arbeitgeberzuschuss reduziert und der Arbeitgeber<br />

zahlt seinen Zuschuss in den beum<br />

die Summe im bestehenden Vertrag zu<br />

erhöhen“, sagt Jan Niebuhr, Vorstand der<br />

Ergo Vorsorge Lebensversicherung. Für<br />

den Bestand der Ergo Leben dagegen, die<br />

sich im Run-off befindet, werde die Reduktionslösung<br />

bzw. der Abschluss eines Neuvertrages<br />

bei der Ergo Vorsorge angeboten.<br />

Auch bei Axa kann der AG-Zuschuss<br />

im bestehenden Vertrag umgesetzt werden.<br />

„Wir machen zwischen den einzelnen Tarifgenerationen<br />

keinen Unterschied und<br />

erlauben die Aufstockung in der seinerzeit<br />

abgeschlossenen Tarifgeneration“, sagt Frederick<br />

Krummet, Leiter Corporate Employee<br />

Benefits im Axa-Konzern. Man mache<br />

Arbeitgebern auch Angebote für Entgeltumwandlungen,<br />

die bislang bei Wettbewerbern<br />

eingedeckt sind, den Zuschuss jedoch<br />

nicht in Bestandsverträgen zulassen. „Wir<br />

bieten den Neuabschluss eines Kollektivvertrages<br />

zur Relax bAV-Rente Comfort<br />

Plus bei uns an“, so Krummet.<br />

„Bei der Stuttgarter Leben können Bestandsverträge<br />

ab der Tarifgeneration 20<strong>05</strong><br />

im bisherigen Rechnungszins aufgestockt<br />

werden“, berichtet Henriette Meissner,<br />

Generalbevollmächtigte für bAV der Stuttgarter<br />

Leben. Hintergrund: Ältere Verträge<br />

betreffen in der Direktversicherung nur Policen,<br />

die pauschal nach Paragraf 40b EStG<br />

pauschal besteuert werden. „Steuerlich ist<br />

eine Aufstockung dieser Altverträge mit<br />

dem AG-Zuschuss ab 2022 nicht sinnvoll,<br />

da solche Policen insoweit dann als Novation<br />

gelten und den Steuervorteil einbüßen<br />

würden“, betont Meissner.<br />

AUFSTOCKUNG IM ALTEN VERTRAG,<br />

MIT WENIGER ZINS?<br />

Der Talanx-Konzern, wo rund 70.000 Arbeitgeberkunden<br />

im Bestand von der Zuschusspflicht<br />

ab 2022 betroffen sind, bietet<br />

verschiedene Optionen an – vom Neuabschluss<br />

über die Erhöhung bestehender Policen<br />

bis hin zur internen Verrechnung. „Die<br />

Aufstockung einer bestehenden Direktversicherung<br />

erfolgt technisch im selben Vertrag<br />

unter Verwendung eines zusätzlichen<br />

Versorgungsbausteins, der aber in der Regel<br />

mit aktuellen Rechnungsgrundlagen<br />

hinterlegt wird“, erklärt Fabian von Löbbecke,<br />

Talanx-Vorstand für bAV. Unter einer<br />

Vertragsnummer könnten verschiedene<br />

„Versorgungsscheiben“ geführt werden.<br />

„An jeder Scheibe lassen sich die zugrunde<br />

gelegten Rechnungsgrundlagen mitführen,<br />

etwa die ersten 100 Euro Beitrag mit<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

53


VERSICHERUNGEN bAV<br />

»Reduktion als Alternative zur Erhöhung«<br />

HENRIETTE MEISSNER, Geschäftsführerin der Stuttgarter Vorsorge Management GmbH<br />

<strong>procontra</strong>: Wie viele Firmenkunden Ihres Hauses<br />

sind vom AG-Zuschuss für Entgeltumwandlungen<br />

ab 2022 betroffen?<br />

Henriette Meissner: Eine deutlich fünfstellige<br />

Zahl von Arbeitgebern befindet sich in unseren<br />

Beständen.<br />

<strong>procontra</strong>: Bieten Sie Firmenkunden die Aufstockung<br />

in deren Bestandsverträgen an?<br />

Meissner: Ja, für alle Bestandspolicen ab der<br />

Tarifgeneration 20<strong>05</strong>. Für ältere Verträge, die<br />

pauschal nach Paragraf 40b EStG besteuert<br />

wurden, nicht, zumal eine Aufstockung dieser<br />

Altverträge den Steuervorteil für den AG-Zuschuss<br />

kosten würde (Stichwort Novation).<br />

<strong>procontra</strong>: Warum verfahren nicht alle Anbieter<br />

so?<br />

Meissner: Das Grundproblem liegt darin, dass<br />

der Gesetzgeber dem Arbeitgeber einen<br />

Zuschuss vorschreibt, ohne dass die Versorgungsträger<br />

einen Kontrahierungszwang<br />

haben. In vielen Fällen handelt es sich um alte<br />

oder geschlossene Tarifgenerationen oder um<br />

Tarifgenerationen mit sehr hohen Rechnungszinsen,<br />

die in der jetzigen Niedrigzinssituation<br />

nicht einfach prolongiert werden können.<br />

<strong>procontra</strong>: Was empfehlen Sie als Alternative?<br />

Meissner: Sollte eine Erhöhung im selben Vertrag<br />

nicht möglich sein: die sogenannte Reduktionslösung.<br />

Bei gleichem Gesamtbeitrag beteiligt<br />

sich der Arbeitgeber dann mit 15 Prozent am reduzierten<br />

Entgeltumwandlungsbetrag. Damit ist<br />

das Grundanliegen des Gesetzes erfüllt, das die<br />

Weitergabe seiner Sozialversicherungsersparnis<br />

verlangt. Das ist eine rein arbeitsrechtliche<br />

Lösung, die einvernehmlich mit dem betroffenen<br />

Arbeitnehmer umgesetzt werden muss. Alternativ<br />

machen wir auch Angebote für Arbeitgeber,<br />

deren bisheriger Anbieter den Zuschuss nicht<br />

im alten Vertrag eindecken will oder kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist die Reduktionslösung wirklich eine<br />

echte Alternative?<br />

Meissner: Nach heutigem Kenntnisstand zum<br />

Gesetz ist natürlich eine Weitergabe der Sozialversicherungsersparnis<br />

„on-top“ im selben<br />

Vertrag die einfachste Lösung. Leider lässt sich<br />

das nicht immer realisieren. Wenn andere Wege<br />

beschritten werden müssen, rate ich immer zu<br />

hoher Transparenz gegenüber Arbeitnehmern<br />

und -gebern. Zusätzlich sollte das auch dokumentiert<br />

werden, da das Rentenstammrecht in<br />

der bAV erst nach 30 Jahren verjährt.<br />

<strong>procontra</strong>: Steigt damit der Beratungsaufwand<br />

nicht weiter?<br />

Meissner: Anfangs schon. Der Makler als<br />

treuhänderischer Verwalter des Firmenkunden<br />

muss das neue Risiko (Beitragserhöhung = Risikoerweiterung)<br />

untersuchen und eindecken. Ein<br />

versierter Makler kann den AG-Zuschuss dazu<br />

nutzen, die Kundenbindung deutlich zu stärken,<br />

und in vielen Fällen, in denen der Arbeitgeber<br />

den Fachkräftemangel spürt, auch höhere<br />

Zuschüsse vereinbaren.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf ist in diesem Zusammenhang<br />

besonders zu achten?<br />

Meissner: Zunächst sollte der Bestand an<br />

Entgeltumwandlungen bei jedem Firmenkunden<br />

durchleuchtet werden. Dann ist zu klären, für<br />

welche Entgeltumwandlungen der Berater direkt<br />

zuständig ist – aufgrund seiner Vermittlungstätigkeit<br />

oder seines Maklervertrages –, und was<br />

mit anderen Verträgen passiert. Danach kann<br />

der Makler die passenden Deckungsanfragen<br />

für den AG-Zuschuss stellen.<br />

2,75 Prozent Rechnungszins, die zweite<br />

Scheibe nun mit 15 Prozent Erhöhung bei<br />

0,25 Prozent Rechnungszins“, erläutert der<br />

Mathematiker.<br />

Die Alte Leipziger hat rund 20.000 Firmenkunden,<br />

die für die Entgeltumwandlung<br />

ihrer Mitarbeiter bisher keinen oder<br />

einen zu geringen Zuschuss zahlen. „Der<br />

kann in Bestandsverträge fließen, sofern<br />

der Tarif weiterhin geöffnet ist, und dann<br />

zu den aktuell gültigen Rechnungsgrundlagen“,<br />

sagt Michael Reinelt, Leiter des<br />

Zentralbereichs bAV. Beispiel: Ein Vertrag<br />

mit 1,75 Prozent Rechnungszinsertrag<br />

wird 2022 mit dem AG-Zuschuss zu 0,25<br />

Prozent Rechnungszins aufgestockt. „Es<br />

ist branchenüblich, unter einer Vertragsnummer<br />

verschiedene Rechnungszins-Generationen<br />

zu verwalten“, bestätigt Reinelt.<br />

Die Reduktionslösung „ist sicherlich<br />

möglich, aber der Zuschuss wird dann vom<br />

Arbeitnehmer nicht als Förderung wahrgenommen“,<br />

gibt er zu bedenken. Doch zur<br />

Berechnung des Zuschusses hat der Gesetzgeber<br />

nur schwammige Vorgaben gemacht.<br />

„Statt der angestrebten einfachen Lösung<br />

drohen hohe Komplexität und Verunsicherung“,<br />

kritisiert Andre Cera von der Otto<br />

Group. Im Unternehmen werde man den<br />

Zuschuss aus administrativen Gründen in<br />

nicht anders lösbaren Fällen mit den Beiträgen<br />

verrechnen.<br />

PRO<br />

AG-ZUSCHUSS 2022: LOHNT DIE<br />

REDUKTIONSLÖSUNG?<br />

Wenn Beitragserhöhung<br />

sonst scheitert:<br />

ja<br />

Erfüllt Vorgabe,<br />

dass AG SV-Ersparnis<br />

weitergibt<br />

Wehrt spätere Regressforderungen<br />

ab<br />

CONTRA<br />

Bringt AN keinen<br />

Cent mehr bAV<br />

Verlangt arbeitsrechtliches<br />

Einvernehmen<br />

Mehr Prüfungsaufwand,<br />

ob neuer<br />

Vertrag besser<br />

54 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


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VERSICHERUNGEN Gesundheitsmarkt<br />

E-HEALTH IN ALLEN SYSTEMEN<br />

Anbieter überarbeiten ihre Tarifwerke und bieten Versicherten die Teilnahme an E-Health an –<br />

jedoch mit unterschiedlichen Leistungen. Maklern mit Durchblick bieten sich neue Chancen.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

Vermittler privater Krankenpolicen müssen<br />

noch mehr auf Unterschiede in den Tarifbedingungen<br />

achten. Denn der Markt für<br />

Gesundheitsdienstleistungen ist in Bewegung.<br />

Die Digitalisierung ermöglicht immer<br />

mehr E-Health-Angebote. Ausprägungen<br />

sind elektronische Gesundheitskarte (eGK),<br />

Telematik-Infrastruktur (TI), elektronische<br />

Patientenakte (ePA), elektronische Gesundheitsakte<br />

(eGA), Telemedizindienste wie<br />

Video-Sprechstunden sowie Gesundheits-<br />

Apps und Fitnesstracker.<br />

DIGITALE-VERSORGUNG-GESETZ<br />

Regierung und Parlament haben auf das<br />

wachsende Angebot an digitalen Gesundheitsanwendungen<br />

(DiGa) reagiert und ein<br />

„Gesetz für eine bessere Versorgung durch<br />

Digitalisierung und Innovation“ erlassen.<br />

Es zielt zwar nur auf die gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV). „Die Vorgaben<br />

werden aber auch in der privaten Krankenversicherung<br />

aufgegriffen,“ hat Thorsten<br />

Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst<br />

bei Morgen & Morgen, festgestellt. Die<br />

folgenden Anbieter hätten bereits ihre verkaufsoffenen<br />

Tarife aktualisiert: Allianz,<br />

Axa/DBV, Bayerische Beamtenkrankenkasse,<br />

Union Krankenversicherung, Continentale,<br />

Münchener Verein, Nürnberger und<br />

Württembergische.<br />

Weitere Gesellschaften würden ihre Allgemeinen<br />

Versicherungsbedingungen zum<br />

Jahresende ändern. Bohrmann prognostiziert:<br />

„E-Health-Angebote fließen in die Tarifwerke<br />

ein und werden ein Thema in der<br />

Vermittlung. Daher sind diese Tarifeigenschaften<br />

jetzt in unserer Vergleichssoftware<br />

filterbar und hinsichtlich ihrer Leistungen<br />

vergleichbar.“ Auch andere Analysehäuser<br />

wie Franke und Bornberg sehen diesen<br />

Trend. Beobachtern zufolge wird sich der<br />

PKV-Markt auch über E-Health-Angebote<br />

differenzieren. Für Vermittler entstehe hier<br />

ein neues Feld, das Beachtung in der Beratung<br />

bedarf.<br />

CHANCEN AUF NEUGESCHÄFT<br />

Wohl jeder Mensch ist an Gesundheitsangeboten<br />

interessiert. Neuerungen auf diesem<br />

Gebiet sind daher ein Vertriebsargument.<br />

Es könnte sich für Makler lohnen, die E-<br />

Health-Angebote ihrer Versicherungspartner<br />

– oder potenzieller Produktgeber – mal<br />

unter die Lupe zu nehmen. <strong>procontra</strong> hat<br />

zehn Anbieter nach ihrem E-Health-Angebot<br />

befragt. Das Ergebnis: Alle arbeiten<br />

fleißig an dem Thema. „Wir bereiten die<br />

Änderung unserer Tarifwerke vor“, heißt<br />

es bei der Hallesche Kranken. Und weiter:<br />

„Leistungen für DiGa sollen rechtsverbindlich<br />

für das Neu- und Bestandskundengeschäft<br />

vereinbart werden.“ Die Änderungen<br />

sollen ab 2022 gelten.<br />

Schon weiter ist die Allianz. „Wir haben<br />

zum 1. Januar <strong>2021</strong> unsere Tarifwerke für<br />

Neu- und Bestandskunden angepasst“, sagt<br />

eine Sprecherin. Der Versicherer erstatte<br />

DiGa auch über den Leistungsumfang der<br />

GKV hinaus. Beispiele wären eine ärztlich<br />

begleitete Online-Tinnitus-Therapie (Tinnitracks)<br />

oder ein digitales Training zur<br />

Förderung der mentalen Gesundheit von<br />

Kindern (Aumio). Auch die Nürnberger<br />

56 Illustration: Roman Kulon


erstattet eigenen Angaben zufolge bereits<br />

Anwendungen, „die im DiGa-Verzeichnis<br />

des BfArM gelistet sind und somit eine attestierte<br />

Wirksamkeit vorweisen.“ Weitere<br />

digitale Services, die aber noch nicht in den<br />

Bedingungen geregelt seien, seien zum Beispiel<br />

ärztliche Beratung und Rezepte per<br />

App (TeleClinic), die Online-Gesundheitsplattform<br />

Exparo und Gesundheitskurse<br />

für bKV-Versicherte (Humanoo).<br />

»E-Health-Angebote<br />

fließen in die Tarifwerke<br />

ein und werden<br />

zunehmend ein Thema<br />

in der Vermittlung.«<br />

THORSTEN BOHRMANN, MORGEN & MORGEN<br />

ÄRZTE WERDEN VERNETZT<br />

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung<br />

des Gesundheitswesens Schwung verliehen.<br />

Aktuell werden alle Akteure über<br />

den Aufbau einer TI elektronisch vernetzt.<br />

Dafür gibt es seit Jahren die Gematik. Gesellschafter<br />

sind der Bund sowie die Verbände<br />

der Ärzte, Krankenhäuser, Apotheker<br />

und GKV. Finanziert wird die Gematik<br />

zu 93 Prozent aus GKV-Beiträgen und zu 7<br />

Prozent durch die PKV. Der PKV-Verband<br />

war ursprünglich mit an Bord, ist dann als<br />

Gesellschafter ausgestiegen, um im April<br />

2020 dann aber doch wieder mit einem kleinen<br />

Anteil von 2,45 Prozent einzusteigen.<br />

Im Jahr 2019 hatte der Bund die Mehrheit<br />

von 51 Prozent der Stimmrechte übernommen.<br />

Zuvor hielt der GKV-Spitzenverband<br />

50 Prozent der Anteile und die übrigen Verbände<br />

zusammen die andere Hälfte.<br />

Diese Konstellation verdeutlicht, warum<br />

die PKV heute um einen diskriminierungsfreien<br />

Zugang zur Telematik-Infrastruktur<br />

kämpfen muss. Während gesetzlich Versicherte<br />

schon von der ePA profitieren, wenn<br />

auch hier nur von Basisfunktionen, geht die<br />

PKV erst Anfang 2022 an den Start. Dann<br />

sollen zumindest Anlaufschwierigkeiten behoben<br />

sein. „Die PKV steigt direkt mit einer<br />

ePA 2.0 ein, die den Versicherten wirklich<br />

Mehrwerte wie den Impfpass und das<br />

zahnärztliche Bonusheft in digitaler Form<br />

bietet“, so Christian Hälker, Geschäftsführer<br />

Zentrale Dienste im PKV-Verband. Die<br />

ePA soll medizinische Informationen und<br />

Dokumente der Nutzer enthalten, die bislang<br />

an verschiedenen Orten dokumentiert<br />

sind, auch Röntgenbilder und eine Medikamentenübersicht.<br />

SMARTPHONE STATT KARTE<br />

Einen anderen Prozess versucht der PKV-<br />

Verband laut Hälker derzeit „im Sinne der<br />

PKV-Unternehmen zu gestalten“. Dabei<br />

handele es sich um die elektronische Gesundheitskarte,<br />

die in der GKV Voraussetzung<br />

für die Anbindung an die TI und die<br />

Nutzung von Diensten wie ePA und E-Rezept<br />

ist. Einige PKV-Unternehmen, die Anfang<br />

2022 die TI für ihre Versicherten nutzen<br />

möchten, müssen wahrscheinlich eine<br />

elektronische Gesundheitskarte ausgeben.<br />

Statt der Plastikkarte mit Chip und Lichtbild<br />

wünscht der PKV-Verband, dass privat<br />

Krankenversicherte über ihr Smartphone<br />

auf die TI und die E-Health-Dienste zugreifen<br />

können. Hier habe die PKV tatsächlich<br />

„gewisse Freiheiten“. So sehe der Gesetzgeber<br />

vor, dass die PKV auch ausschließlich<br />

digitale Identitäten ausgeben kann.<br />

Die PKV verspricht sich hiervon eine größer<br />

Nutzerfreundlichkeit. Vor allem wären<br />

die privaten Krankenversicherer näher am<br />

Kunden und in ihrem Alltag relevanter.<br />

Auch Makler sollten etwas Know-how in<br />

Sachen E-Health aufbauen. Beim Kunden<br />

käme das gewiss gut an. <br />

PRO<br />

KOMPETENZ IN SACHEN<br />

E-HEALTH AUFBAUEN?<br />

Gesundheit interessiert<br />

die Menschen<br />

immer<br />

Die Digitalisierung<br />

erfasst aktuell das<br />

Gesundheitswesen<br />

Die Versicherer<br />

binden E-Health-<br />

Angebote in ihre<br />

Tarifwerke ein<br />

CONTRA<br />

Digitale Services<br />

lenken ab vom<br />

passenden Versicherungsschutz<br />

Ein Makler kann<br />

nicht Experte in Gesundheitsfragen<br />

sein<br />

Viele Kunden halten<br />

Fitnesstracker etc. für<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

57


VERSICHERUNGEN Grundfähigkeiten<br />

VERSICHERER ARBEITEN<br />

AN GRUNDFÄHIGKEITEN<br />

Sprache bzw. das Sprechen zählt zu den Grundfähigkeiten, der Verlust als Leistungs auslöser.<br />

Klauseln und verschiedene Bedingungen erschweren das Verständnis. Neue Definitionen sollen<br />

nun mehr Klarheit schaffen, Kunden begeistern und die Beratung erleichtern.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

58 Illustration: Eleonora Mavromati


Grundfähigkeiten VERSICHERUNGEN<br />

Der Markt für Grundfähigkeitsversicherungen<br />

ist noch jung, wächst aber stark.<br />

Die Nachfrage ist auch deshalb so hoch,<br />

weil die wichtigen Berufsunfähigkeitspolicen<br />

für viele Menschen mit als riskant<br />

eingestuftem Job zu teuer geworden sind.<br />

Mit der Absicherung von Grundfähigkeiten<br />

wie Stehen, Gehen, Sitzen, Händegebrauch,<br />

Knien oder Bücken wollen Kunden und<br />

Vermittler die Lücke schließen. Doch die<br />

Definitionen in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />

(AVB) der verschiedenen<br />

Anbieter sind so unterschiedlich, dass von<br />

Police zu Police andere Festlegungen darüber<br />

entscheiden, ob Antragsteller einen<br />

Leistungsanspruch haben.<br />

KEINE STANDARDS<br />

Diesen Wildwuchs hat jetzt auch die Ratingagentur<br />

Assekurata kritisiert. „Noch<br />

immer hat sich bei den Bedingungen kein<br />

Markstandard etabliert, sodass der Leistungsumfang<br />

der Tarife auf den ersten Blick<br />

schwer vergleichbar ist“, moniert Analyst<br />

Arndt von Eicken gegenüber <strong>procontra</strong><br />

(sie he Interview auf Folgeseite). Damit stoßen<br />

die Kölner in das gleiche Horn wie zuvor<br />

das Analysehaus Franke und Bornberg,<br />

das bereits 2014 mit dem seinerzeit ersten<br />

Rating zu Grundfähigkeitsversicherungen<br />

im deutschen Markt Transparenz schaffen<br />

und verlässlichen Standards den Weg ebnen<br />

wollte. Das wurde bisher nicht erreicht.<br />

Aber es gibt Hoffnung. Assekurata hat gemeinsam<br />

mit Biometrie Expertenservice ein<br />

detailliertes Prüfraster für Grundfähigkeitstarife<br />

entwickelt, das die Leistungsauslöser<br />

der Versicherer auf kundenfreundliche und<br />

praxistaugliche Formulierungen abtestet.<br />

Und siehe da: Mit Allianz, Nürnberger und<br />

Dortmunder haben sich die ersten Unternehmen<br />

dem Verfahren gestellt. Diese drei<br />

Anbieter haben ihre Tarife nachgeschärft<br />

und von Assekurata dafür jetzt Top-Noten<br />

erhalten, berichten die Kölner Analysten<br />

(siehe Tabelle). Darüber hinaus wisse die<br />

Ratingagentur von mindestens fünf weiteren<br />

Versicherern, die aktuell Klarstellungen<br />

in ihren AVB prüfen würden.<br />

WILDWUCHS AN FÄHIGKEITEN<br />

Der Maklerversicherer Dortmunder, der<br />

zum Volkswohl Bund gehört, ist 2017 mit<br />

der Grundfähigkeitsversicherung Plan D<br />

an den Start gegangen. Auf Anfrage sagte<br />

eine Sprecherin, dass das Produkt im Markt<br />

gut ankomme. Rund 30.000 Versicherte<br />

SIE WERDEN VERSTANDEN!<br />

Versicherer mit nachvollziehbaren und<br />

erreichbaren Klauseln in den AVB *<br />

UNTERNEHMEN TARIF NOTE<br />

Allianz KörperSchutzPolice 1,0<br />

Nürnberger Grundfähigkeit GF4 Future 1,1<br />

Dortmunder Plan D – Die 3 1,4<br />

Dortmunder Plan D – Die 2 1,7<br />

*<br />

AVB = Allgemeine Versicherungsbedingungen Quelle: Assekurata<br />

»Der Vermittler<br />

muss nicht mehr<br />

›übersetzen‹, was<br />

der Versicherer<br />

eigentlich meint.«<br />

PRESSESPRECHERIN, DIE DORTMUNDER<br />

hätten sich bereits für Plan D entschieden.<br />

Dennoch habe der Versicherer die Police<br />

jetzt „runderneuert“. Dazu äußern sich die<br />

Produktentwickler Carina Kuczniak und<br />

Thomas Wesel in einem Blog-Beitrag. Ihren<br />

Ausführungen zufolge hat bei der Neuaufstellung<br />

die Zahl der Leistungsauslöser eine<br />

Rolle gespielt. „Wir wollten nicht 30 Fähigkeiten<br />

aufnehmen, die dem Kunden nichts<br />

bringen.“ Als Beispiel nennen die Mitarbeiter<br />

des Versicherers die Nutzung des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs, ÖNPV:<br />

„Wer nicht mehr mit dem Bus fahren kann,<br />

der ist ja schon bei anderen Leistungsauslösern<br />

wie Gehen, Stehen oder Sitzen eingeschränkt.<br />

Da muss ÖPNV nicht noch extra<br />

als zusammengesetzter Auslöser aufgenommen<br />

werden.“<br />

Wichtig sei den Dortmundern gewesen,<br />

die Bedingungen in Klartext zu formulieren:<br />

„kurze Sätze, eindeutige Aussagen,<br />

viele Beispiele“, erklärt auch die Sprecherin.<br />

Und weiter: „Der Kunde versteht jedes<br />

Wort und weiß genau, was versichert ist<br />

und was nicht. Das wirkt sich auch positiv<br />

auf das Beratungsgespräch aus. Der Vermittler<br />

muss nicht mehr ‚übersetzen‘, was<br />

der Versicherer mit seinen Formulierungen<br />

eigentlich meint. Dafür kann er sich ganz<br />

auf den persönlichen Bedarf des Kunden<br />

und die Beratung konzentrieren.“<br />

DYNAMIK HEISST JETZT ERHÖHUNG<br />

Die Sprecherin nennt aus den neu formulierten<br />

Bedingungen ein Beispiel für die<br />

Fähigkeit „Schreiben“: „Die versicherte<br />

Person kann aufgrund von motorischen<br />

Einschränkungen weder mit der rechten<br />

noch mit der linken Hand mindestens fünf<br />

sinnvolle Wörter mit jeweils mindestens<br />

zehn Buchstaben mit einem Schreibstift in<br />

Druckbuchstaben abschreiben oder mithilfe<br />

der Bildschirmtastatur eines Smartphones<br />

oder Tablets mit einer Displaygröße<br />

von mindestens fünf Zoll abtippen, so dass<br />

ein unabhängiger Dritter diese Wörter lesen<br />

kann.“ Und noch ein Beispiel für die vereinbarten<br />

Beiträge und Leistungen: „Wir<br />

verzichten auf den Versicherungsbegriff<br />

Dynamik und sprechen stattdessen von der<br />

automatischen Erhöhung.“<br />

Die Dortmunder hat bei der Runderneuerung<br />

ihrer Plan-D-Tarife auch noch ein<br />

paar neue Leistungsbausteine eingeführt.<br />

Kinder zum Beispiel können den Angaben<br />

der Produktentwickler zufolge mit der<br />

Schichtwechsel-Option später den Schutz<br />

erweitern oder sogar in eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

wechseln.<br />

Dazu Wesel: „Mit dem Schichtwechsel<br />

kann das Kind aber auch im alten Produkt<br />

bleiben und später weitere Bausteine<br />

wie einen Erwerbsunfähigkeitsschutz dazupacken.“<br />

Wesel greift auch Zweifel im<br />

Markt auf, dass sich Grundfähigkeitsversicherungen<br />

überhaupt zur Arbeitskraftabsicherung<br />

eignen könnten. Einige Vermittler<br />

sähen darin ein Haftungsrisiko für die Beratung.<br />

Mit dem Baustein könne man ein<br />

Sicherheitsnetz spannen, mit dem alle Erkrankungen<br />

und Unfälle aufgefangen werden<br />

könnten.<br />

Bei der Allianz hieß es auf Anfrage, dass<br />

die Definitionen von neun Grundfähigkeiten<br />

überarbeitet wurden. Was „Sprechen“<br />

bedeutet, erklärten die Bedingungen<br />

nun wie folgt: „Die versicherte Person wird<br />

von Außenstehenden nicht mehr verstanden.“<br />

Bislang hieß es an der entscheidenden<br />

Stelle: „von ihrem sozialen Umfeld“.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

59


VERSICHERUNGEN Grundfähigkeiten<br />

»Autofahren ist keine Grundfähigkeit«<br />

ARNDT VON EICKEN, Managing-Analyst der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur<br />

Mehr Klarheit beansprucht jetzt auch<br />

die Nürnberger für ihre AVB. Dem Versicherer<br />

zufolge beschreibt der Leistungsauslöser<br />

„Heben, Tragen und Beugen“ jetzt<br />

„die Fähigkeit der versicherten Person sich<br />

zu beugen und einen Gegenstand von 40<br />

cm Höhe zu heben und 5 m weit zu tragen“.<br />

Diese Beschreibung sei um konkrete<br />

Beispiele ergänzt worden.<br />

„Gegenstand“ etwa sei jetzt definiert als<br />

Akkubohrschrauber, Kurzhantel oder kleiner<br />

Farbeimer, jeweils mit einem Gewicht<br />

von zwei Kilogramm. Die Fähigkeit „Beugen“<br />

sei neu aufgenommen, ebenso die bisherige<br />

Höhe zum Anheben von „Hüfthöhe“<br />

auf jetzt „40 cm“ abgesenkt worden. Insgesamt<br />

ist der Markt für Grundfähigkeitsver<strong>procontra</strong>:<br />

Wie beobachten Sie den Markt für<br />

Grundfähigkeitsversicherungen?<br />

Arndt von Eicken: Alljährlich befragen wir die<br />

Lebensversicherer nach ihren Geschäftserwartungen<br />

für unterschiedliche Produktarten. Die<br />

Antworten für die Grundfähigkeitsversicherung<br />

fallen hierbei positiv bis sehr positiv aus.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hat sich das Leistungsangebot<br />

zuletzt verändert?<br />

von Eicken: Die Fundamental-Fähigkeiten Sehen,<br />

Hören, Sprechen sind grundsätzlich auf einem<br />

guten Marktniveau abgesichert. Um sich vom<br />

Wettbewerb zu differenzieren, implementieren<br />

viele Versicherer allerdings gerne ein Alleinstellungsmerkmal<br />

in ihren Tarifen. So kommt es,<br />

dass einige Leistungsbausteine mittlerweile<br />

unabhängig vom Verlust einer Grundfähigkeit<br />

greifen, zum Beispiel bei schweren Erkrankungen.<br />

Darüber hinaus zeichnet sich ein Trend<br />

auf bestimmte Zielgruppen ab, wie zum Beispiel<br />

Bauarbeiter oder Lkw-/Busfahrer.<br />

<strong>procontra</strong>: Entfernen sich die Bedingungswerke<br />

von den fundamentalen Grundfähigkeiten?<br />

von Eicken: Ja. Die Versicherer definieren immer<br />

mehr Tätigkeiten des Alltags als „Grundfähigkeit“.<br />

Beispielsweise ist aus unserer Sicht „Autofahren“<br />

keine Grundfähigkeit im engeren Sinne.<br />

Vielmehr stellt diese Tätigkeit eine Reduzierung<br />

des Verlusts der Fähigkeiten Sehen, Gebrauch<br />

der Arme oder Beine und so weiter dar. Die Anzahl<br />

der versicherten Grundfähigkeiten und die<br />

Unterschiedlichkeit an Definitionen bringen eine<br />

hohe Komplexität im Vertrieb mit sich und müssen<br />

regelmäßig analysiert werden, damit sich<br />

die Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />

nicht unnötig aufblähen oder Mogelpackungen<br />

geschnürt werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Vermittler und Kunden den<br />

Leistungsumfang noch gut vergleichen?<br />

von Eicken: Das ist schwierig geworden. Es<br />

gibt immer noch keinen Marktstandard bei den<br />

Bedingungen. Aus Vermittler- und Kundensicht<br />

birgt die Entwicklung aber auch eine Gefahr<br />

hinsichtlich der Erreichbarkeit und Nachprüfbarkeit.<br />

Wann es zum Leistungsfall kommt, ist oft<br />

nicht klar. Neue, kreative Auslöser für bestimmte<br />

Zielgruppen müssen sich erst etablieren und<br />

auch in der Leistungsprüfung nachvollziehbar<br />

bzw. beispielsweise mithilfe von Statistiken<br />

objektivierbar sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben die Neuerungen überhaupt<br />

einen Nutzen für Kunden?<br />

von Eicken: Diese Frage lässt sich nicht pauschal<br />

beantworten. Jede einzelne Neuerung<br />

muss auf ihren Nutzen hin untersucht und<br />

bewertet werden. Am Markt existieren noch<br />

viele Missverständnisse, wie der Glaube, dass<br />

eine Grundfähigkeitsversicherung das Einkommen<br />

absichert oder dass mehr Auslöser auch<br />

mehr Leistung bedeuten. Grundfähigkeitsversicherungen<br />

sichern insbesondere Tätigkeiten<br />

des täglichen Lebens ab, wie zum Beispiel<br />

Heben und Tragen oder Ziehen und Schieben.<br />

Dies kommt unter anderem im Alltag und bei<br />

Freizeitaktivitäten zum Tragen. Inwieweit davon<br />

dann berufliche Aktivitäten betroffen und damit<br />

auch abgesichert sind, muss jeweils im Einzelfall<br />

hinterfragt werden. Das ist eine durchaus anspruchsvolle<br />

Aufgabe für Vermittler. <br />

sicherungen in Bewegung. Der Trend hin zu<br />

objektivierbaren Leistungsauslösern dürfte<br />

sich fortsetzen, was die Leistungsprüfung<br />

deutlich vereinfachen dürfte. Assekurata-<br />

Analyst von Eicken erinnert noch daran,<br />

dass Grundfähigkeitsversicherungen erst<br />

seit Anfang 2000 im deutschen Markt angeboten<br />

werden und die Versicherer kaum<br />

Erfahrung in der Regulierung von Leistungsfällen<br />

haben.<br />

Gleichzeitig ist in der Branche zu vernehmen,<br />

dass es bei dem einen oder anderen<br />

Alt-Tarif mit unklaren Formulierungen<br />

durchaus zu Streit zwischen Antragsteller<br />

und Versicherer kommen könnte. Es ist auch<br />

für Vermittler gut, wenn die Produktgeber<br />

jetzt selbst für mehr Klarheit sorgen.<br />

PRO<br />

FÄHIGKEITEN IN AVB:<br />

IST HIER WENIGER MEHR?<br />

In der Flut der Definitionen<br />

geht sonst der<br />

Überblick verloren<br />

Viele unterschiedliche<br />

Begrifflichkeiten<br />

führen zu viel Streit<br />

mit Kunden<br />

Klarheit und Transparenz<br />

erleichtern die<br />

Beratung<br />

CONTRA<br />

Unterschiede im<br />

Detail dienen der<br />

Bedarfsdeckung<br />

Alleinstellungsmerkmale<br />

sind ein<br />

Vertriebsargument<br />

In einem jungen<br />

Markt ist Ausprobieren<br />

von Klauseln sinnvoll<br />

60 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Signal Iduna ANZEIGE<br />

Wenn Gutes noch besser wird:<br />

KOMFORT-B+<br />

Seit dem 1. April <strong>2021</strong> ersetzt der neue Beihilfetarif KOMFORT-B+ den bisher bekannten Tarif KOMFORT-B.<br />

Mit dieser Optimierung schafft SIGNAL IDUNA einen komfortablen Versicherungsschutz<br />

zu einem attraktiven Beitrag – gerade für Beamtenanwärter.<br />

Im Beihilfebereich schlummert Vertriebspotenzial:<br />

Jährlich starten in Deutschland<br />

circa 35.000 Beamtenanwärter ihre Laufbahn<br />

und sie alle sind auf der Suche nach der<br />

für sie bestmöglichen privaten Krankenversicherung.<br />

Hier greift das erstklassige<br />

Beihilfeangebot der SIGNAL IDUNA mit den<br />

drei aufeinander aufbauenden Tarifvarianten:<br />

BeihilfeSTART, BeihilfeKOMFORT und<br />

BeihilfeEXKLUSIV (inklusive der jeweiligen<br />

Ergänzungsbausteine).<br />

Mit äußerst günstigen Beiträgen in den<br />

Ausbildungsvarianten bietet KOMFORT-B+<br />

den Anwärtern einen perfekten Einstieg.<br />

Durch KOMFORT-B+ erhalten die Beamten<br />

einen komfortablen Versicherungsschutz:<br />

Erstattungen für ärztliche Behandlungen<br />

– ohne Hausarztprinzip, 100 Prozent für<br />

Arzneimittel – ohne Generikaregelung, höhere<br />

Heilpraktiker-Leistungen, Erstattungen<br />

bei Zahnersatz oder auch 2-Bettzimmer und<br />

Wahlarzt im Krankenhaus. Außerdem erhalten<br />

Beamtenanwärter im Tarif R-KOMFORT-<br />

B+ bei Leistungsfreiheit sechs Monatsbeiträge<br />

erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung.<br />

Umfangreiche Optionsrechte ermöglichen<br />

außerdem eine perfekte Anpassung an die<br />

jeweilige Lebensphase.<br />

Das Kundenverhalten hat sich im Laufe der<br />

Zeit geändert, der optimierte Beihilfetarif<br />

KOMFORT-B+ berücksichtigt genau das:<br />

Hausarztprinzip und Generikaregelung sind<br />

weggefallen, für Heilpraktiker wird doppelt<br />

so viel wie vorher geleistet und die Begrenzung<br />

bei den Zahnhöchstsätzen entfällt ab<br />

dem 5. Versicherungsjahr. So entsteht ein<br />

ansprechendes Preis-Leistungspaket.<br />

Auch der Beihilfe-Ergänzungstarif<br />

KOMFORT-B-W wurde angepasst und mit<br />

KOMFORT-B-W+ wurden zwei wesentliche<br />

Verbesserungen erzielt: Die Erhöhung einer<br />

unschädlichen Unterbrechung während<br />

der Ausbildung von 6 auf 18 Monate.<br />

Damit ist sichergestellt, dass in allen drei<br />

Tarifen (KOMFORT-B+, KOMFORT-B-W und<br />

KOMFORT-B-E[1]) dieselben Unterbrechungszeiträume<br />

gelten. Und des Weiteren<br />

wurde die Optionsmöglichkeit erweitert. Zur<br />

Vervollständigung der Zieltarifoption wurde<br />

jetzt neu das Optionsrecht auf ein Krankenhaustagegeld<br />

(EKH) sowie die Pflegepflichtversicherung<br />

(PVB) zugelassen.<br />

Rechnungen können SIGNAL IDUNA Versicherte<br />

übrigens ganz bequem über die<br />

„meine SIGNAL IDUNA“-App digital einreichen.<br />

Das ist gerade für Beamte aufgrund<br />

der zwei unterschiedlichen Kostenerstatter<br />

eine echte Aufwandserleichterung. Unter<br />

anderem können die Versicherten auch ganz<br />

einfach ihre Verträge einsehen und Bescheinigungen<br />

abrufen, ihre Kontaktdaten unkompliziert<br />

anpassen, Heil- und Kostenpläne<br />

einreichen oder schnell und direkt Kontakt<br />

zur SIGNAL IDUNA aufnehmen.<br />

SIGNAL IDUNA bietet als moderner Krankenversicherer<br />

mit KOMFORT-B+ nicht nur<br />

einen hervorragenden Versicherungsschutz<br />

zu einem attraktiven Preis, sondern schafft<br />

mit den Ergänzungstarifen KOMFORT-B-W+<br />

und KOMFORT-B-E/ E1, den herausragenden<br />

Optionsrechten sowie der digitalen Möglichkeiten<br />

über die „meine SIGNAL IDUNA“-App<br />

ein attraktives Rundum-Paket.<br />

3


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Der Insider-Report für den leitenden Banker : ● aktuell ● kompakt ● kritisch ● unabhängig<br />

40235<br />

<strong>05</strong>-07-21<br />

<strong>Ausgabe</strong><br />

27/XXIV<br />

Düsseldorf<br />

Während Deutschland unter Wetterkapriolen leidet, serviert 'Bi' diese coolen Themen, sehr<br />

verehrte Leserin, sehr geehrter Leser: ● DSGV-Mitglieder ringen weiter um Konsens bei der<br />

Einlagensicherung ● Klimaschutzfonds von ÖKOWORLD mit bemerkenswerter Performance<br />

● Frankfurter Bankgesellschaft weiter auf der Erfolgsspur ● DSGV-Zahlen geben Anlass zur<br />

Sorge ● CoBank macht Diskrepanz bei Wirecard transparent. Ferner: ● Volksbank Düsseldorf<br />

Neuss ● VoBa Karlsruhe Baden-Baden ● Volksbank KölnBonn ● Verband der Sparda-Banken<br />

Schwere Schlappe für DSGV-Präsident Helmut Schleweis: Es ist ihm nicht gelungen in der Mitgliederversammlung<br />

einen Konsens zu schaffen – zwischen den Landesbanken einerseits und den Sparkassen andererseits.<br />

Dem vorausgegangen war in der Woche zuvor ein Treffen der Verbandsvorsteher. Bereits hier war<br />

Schleweis nach 'Bi'-Informationen daran gescheitert, beide Seiten zu einem finalen Konsens über die Frage<br />

zu bringen, wie zukünftig der Einlagensicherungstopf praktisch aussehen soll. Es verdichtet sich bislang nur<br />

die Vermutung, beide Lager könnten sich auf die Gesamtsumme zwischen 5,2 Mrd. und 5,5 Mrd. € und auf<br />

eine Quotelung von 50 zu 50 verständigen. Weiterhin offen blieb die Frage, wie verfahren werden soll, wenn<br />

der nächste Sicherungsfall eingetreten ist. Bemessungsgrundlage für die dann nötigen Einzahlungen sind die<br />

risikogewichteten Aktiva. Dabei befürchten allerdings die Sparkassen, überproportional belastet zu werden,<br />

da sie im Verhältnis zu den Landesbanken mit einem stärkeren (Kredit-) Wachstum rechnen können. Das<br />

Scheitern von Schleweis ist umso peinlicher, als sich mit RSGV, SVWL, OSV, SV Schleswig-Holstein und<br />

den Hanseaten ein innovativer Kreis gefunden hatte, der ihm einen Kompromissvorschlag vortrug. Doch<br />

Schleweis gelang es nicht, die übrigen Regionalverbände und die Landesbanken zu einen. Ob damit für die<br />

Organisation die gesetzliche Einlagensicherung eingeläutet wurde? Der EZB ist es egal, ob und wie sich die<br />

Lager einigen, sie will nur spätestens bis zum Ende des 3. Quartals wissen, wie die S-Finanzgruppe sich in<br />

Summe zukünftig aufstellt.<br />

Unser Tipp: Begleiten Sie Ihre Kunden zum Klimaschutzfonds von ÖKOWORLD<br />

Klimaschutz ist momentan in der Publikumspresse Thema Nr. 1 – vermutlich zusätzlich beflügelt durch die<br />

näher rückende Bundestagswahl. Kein Wunder also, dass sich auch die Fondsanbieter der Sparkassen sowie<br />

der Volks- und Raiffeisenbanken mit diesem Thema befassen. Um unseren Lesern einen aktuellen Überblick<br />

über die Performance der Nachhaltigkeitsfonds von Union Investment und Deka zu verschaffen, haben wir<br />

deren Entwicklungen auf unsere Homepage gesetzt. Hinzugefügt haben wir einen Vergleich zwischen<br />

ÖKOWORLD KLIMA und ishares Clean Energy ETF (https://tinyurl.com/yuwa6asz). Zunehmend öfter<br />

greifen die Institute für Ihre Kunden zum ÖKOWORLD KLIMA, dem<br />

Klimaschutzfonds der ÖKOWORLD AG/Hilden. ÖKOWORLD gilt<br />

als der glaubwürdige Anbieter mit den härtesten Kriterien der Branche<br />

und setzt seit Gründung ausschließlich auf die drei Säulen Ethik, Ökologie und Soziale Aspekte bei der<br />

Unternehmensauswahl. Nicht erst, seit Nachhaltigkeit zum grünen Marketingthema gestempelt wurde. 'Bi' ist<br />

diesem Trend auf den Grund gegangen und hat sich bei den Instituten unmittelbar danach erkundigt, worauf<br />

diese Kooperation beruht. Doch zunächst wollen wir unseren Lesern einige Facts zum Fonds selbst liefern:<br />

Als Aktienfonds mit viel Pioniergeist konzipiert, wurde das Konstrukt bereits am 27. Juli 2007 aufgelegt.<br />

Per 30. April <strong>2021</strong> liegt der Anteilswert bei 122,54 €. Der <strong>Ausgabe</strong>preis liegt bei 128,67 €. Inzwischen<br />

wurden rd. 570 Mio. € eingesammelt. Das liegt zum einen an der konsequenten Dramaturgie des<br />

Fondskonzepts, ausschließlich in Unternehmen zu investieren, die "überzeugend und nachprüfbar auf<br />

Klimaschutz achten". So wird u. a. investiert in Unternehmen, die ++ zur Verringerung von Treibhausgasemissionen<br />

beitragen ++ die Produkte und Verfahren entwickeln, die eine geringere Energieintensität<br />

aufweisen und ++ die Wiederverwendungs- oder Recyclingtechnologien zur Verfügung stellen.<br />

Ihr direkter Draht ...<br />

0211/6698-321<br />

Fax: 0211/66 98-777<br />

e-mail: bank@kmi-verlag.de<br />

... für den vertraulichen Kontakt<br />

Impressum<br />

markt intern Verlagsgruppe – kapital-markt intern Verlag GmbH, Grafenberger Allee 337a,<br />

D-40235 Düsseldorf. Tel.: +49 (0)211 6698 199, Fax: +49 (0)211 6698 777. www.kmi-verlag.de. Geschäftsführer:<br />

Dipl.-Kfm. Uwe Kremer, Rechtsanwalt Gerrit Weber, Dipl.-Ing. Günter Weber. Gerichtsstand<br />

Düsseldorf. Handelsregister HRB 71651. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlages.<br />

Bank intern Herausgeber: Dipl.-Ing. Günter Weber. Redaktionsdirektoren: Dipl.-Kfm. Uwe Kremer,<br />

Rechtsanwalt Gerrit Weber. Chefredakteur: Rechtsanwalt Dr. Axel J. Prümm. Redaktionsbeirat:<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Oen. Erwin Hausen, Christian Prüßing M.A., Dipl.-Oec. Curd Jürgen Wulle. Druck:<br />

Theodor Gruda, www.gruda.de. ISSN 1615-522X


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Nr. 27/<strong>2021</strong>, Seite 2<br />

Der weitere Grund für das Vertriebsinteresse der Banken und Sparkassen liegt in der sehr guten<br />

Performance. So weist der Klimaschutzfonds in 2019 eine Wertentwicklung von +37,12 % und in 2020 von<br />

+46,<strong>05</strong> % aus – jeweils nach Kosten. ETF Produkte, die passiv gemanagt sind und am Vergleichsindex kleben,<br />

lässt der aktiv gemanagte Klimafonds alt aussehen. Das sind Ergebnisse, die den Vergleich im Markt<br />

regelmäßig überbieten. Hinzu kommt – und auch das ist für die Institute von Bedeutung: Die Kooperation<br />

mit ÖKOWORLD ist ebenso fair wie provisionsseitig lukrativ. Das bestätigen uns – neben den Sparkassen<br />

Darmstadt, Pforzheim und Kraichgau – bspw. auch diese Häuser:<br />

++ Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, Hebert Mödl, Vertriebsdirektion Wertpapiere: "Ökoworld als Gesellschaft<br />

steht für ehrliches und verantwortungsvolles Investieren ohne auch nur einen einzigen Kompromiss in der<br />

Anlagepolitik. Mit dem Fonds ÖkoworldKlima haben unsere Anleger die Möglichkeit in aktiven Klimaschutz zu<br />

investieren und wissen Ihr Kapital bei einem bodenständigen, kompetenten und authentischem Fondsmanagement<br />

aufgehoben – das über viele Jahre bereits weit überdurchschnittliche Renditen liefert."<br />

++ Sparkasse Hattingen, Dirk Matern, Abteilungsleiter S-Vermögensberatung: "Unsere Sparkasse zeigt bereits<br />

seit Jahren hohe Kompetenz in der Kombination von chancenorientierter Geldanlage und effizienten Nachhaltigkeitsfiltern, um<br />

so die Bedarfe unserer Kundschaft auch zu diesem Thema bestmöglich zu erfüllen. Mit der Ökoworld AG und ihren Fonds,<br />

u. a. dem Klima Fonds, haben wir uns für den Pionier des nachhaltigen Investments entschieden. Hier gelten sehr strenge<br />

ethische, soziale und ökologische Kriterien, die weit über ESG hinausgehen. Das hat uns absolut überzeugt. Mit den Produkten<br />

der Ökoworld konnten wir unseren Kunden auch deutlich machen, dass Nachhaltigkeit keine Rendite kostet – im Gegenteil.<br />

Die Zusammenarbeit ist absolut unkompliziert und konstruktiv. Die vertriebliche Unterstützung erstklassig."<br />

++ Kreissparkasse Ludwigsburg, Tobias Enchelmaier, Ltg. Vermögensverwaltung/Wertpapiere:<br />

"Mittlerweile haben wir vier Fonds von ÖkoWorld im Angebot – auch ÖkoWorld Klima. So können unsere<br />

Kunden wichtige Zukunftsthemen wie Wasser, Ernährung oder Energieeffizienz durch ihre Anlageentscheidung<br />

mitgestalten."<br />

'Bi'-Fazit: Alfred Platow, hierzulande Vorreiter ökologischer Fondskonzepte, tritt mit seinem Klimaschutzfonds<br />

den Beweis an, dass ++ Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen sind ++ Die Fonds-<br />

Performance tadellos ist ++ Fonds-Initiator und Vertrieb, sprich Institut, im respektvollen Umgang<br />

miteinander harmonieren, auch wenn es keine direkte familiäre Verbindung über einen Verbund gibt und<br />

++ eine 5%-ige Außenprovision zudem lukrativ ist. – Für 'Bi' gehört der Platow-Fonds ÖKOWORLD Klima<br />

daher in die Angebotsofferte von auf Nachhaltigkeit setzenden Sparkassen wie Volks- und Raiffeisenbanken.<br />

ÖKOWORLD schaltet für den Fonds ÖKOWORLD KLIMA seit April ARD-TV-Werbung direkt vor dem<br />

Gong der Tagesschau und schickt die Zuschauer zum Kauf des Fonds unmittelbar "in die Bank", was die<br />

Institute freuen sollte, da so die Nachfrage nachhaltig angekurbelt wird.<br />

Frankfurter Bankgesellschaft in nackten Zahlen<br />

Im Markt stehen sich Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken tagtäglich im Wettbewerb um Kunden<br />

gegenüber. Beide Familien sind wichtige Stützen des Finanzsystems, was sich einmal mehr auch in Corona-<br />

Zeiten bewiesen hat. Von konstruktiv-kritischen Analysten, wie 'Bi', erwarten die Leser dennoch, regelmäßig<br />

die Messlatte anzulegen und zu versuchen, Vergleiche herzustellen. Manche hinken,<br />

aber es gibt auch klare Unterschiede: ++ So ist es den Volks- und Raiffeisenbanken<br />

längst gelungen, mit der DZ BANK ein zentrales Institut zu schaffen. Wobei die<br />

Eigentümer die Primärinstitute sind – und zwar unmittelbar und nicht etwa über ihre Regionalverbände<br />

++ Beim Thema IT einen Gewinner auszumachen, ist schwer. Fiducia & GAD IT AG einerseits und Finanz<br />

Informatik andererseits haben Stärken wie Schwächen. An Letzteren arbeiten beide kräftig ++ Vergleichen<br />

wir den Fondsbereich bspw. an den nackten Vertriebszahlen, liegt Union Investment klar vor der Deka (vgl.<br />

'Bi' 24/<strong>2021</strong>) ++ Im Segment 'Komplettberatung vermögender Kunden' hat wiederum mit der Frankfurter<br />

Bankgesellschaft deutlich die S-Finanzgruppe die Nase vorne. Ein Blick in die aktuell vorgestellte 2020er<br />

Entwicklung zeigt dies eindrucksvoll:<br />

++ Gemeinsam mit den Sparkassen konnte die FBG das Anlagevolumen um 1,8 Mrd. CHF steigern<br />

++ Der Provisions- und Devisenertrag stieg um 18,8 Mio. CHF (plus 45,1 %) ++ Durch die gerechte<br />

Aufteilung des Ertrags aus den Kundenkontakten mit den Sparkassen gab die FBG 23,3 Mio. CHF<br />

(plus 33,5 %) unmittelbar an die Sparkassen zurück ++ Auch die Helaba als Mutter kann für 2020<br />

wiederum 4,2 Mio. CHF an Dividende verbuchen.


BUSCHFUNK Berater<br />

BERATER<br />

MAKLER HAFTET FÜR FALSCHBERATUNG<br />

Richter verurteilen Vermittler zu fünf Millionen Euro Schadensersatz.<br />

Foto: iStock / Kurosuke<br />

Ein Hamburger Versicherungsmakler muss rund 5,1 Millionen Euro Schadensersatz zahlen,<br />

nachdem er eine Bewachungs- und Sicherheitsfirma falsch beraten hatte. Zu diesem Urteil<br />

kam nun das Hamburger Landgericht (Aktenzeichen 413 HKO 27/20). Die Firma hatte den<br />

Flutschutz für mehrere Hamburger Gebäude übernommen, wegen eines Fehlers seitens der<br />

Firma kam es jedoch zu enormen Wasserschäden. Daraufhin stellten die Gebäudeversicherer<br />

der Eigentümer Regressansprüche gegen die Bewachungsfirma. Deren Versicherer lehnte die<br />

Regulierung der Forderungen allerdings ab, da „Flutschutz“ in der Betriebshaftpflicht nicht<br />

inkludiert gewesen sei. Schließlich zog die Firma gegen den Makler vor Gericht. In der Urteilsbegründung<br />

hieß es unter anderem: Der Makler habe es versäumt, seine Kundin mit „individuellem<br />

und an das Risiko angepasstem Versicherungsschutz zu versorgen“.<br />

DIE GRÖSSTEN ÄNGSTE DER DEUTSCHEN<br />

Die Ergebnisse der R+V-Langzeiterhebung<br />

Die Sorge ums Geld ist die größte der Deutschen. Zu diesem Ergebnis<br />

kommt eine Langzeiterhebung der R+V Versicherung, in der seit<br />

knapp 30 Jahren die größten Ängste der Bundesbürger abgefragt<br />

werden. Mit 53 Prozent landete auf Platz eins die Angst vor Steuererhöhungen<br />

und Leistungskürzungen durch Corona. Jeder zweite<br />

Befragte fürchtet steigende Lebenshaltungskosten. Auf dem dritten<br />

Platz des Rankings mit 50 Prozent Zustimmung steht die Angst vor<br />

den Kosten, die durch die EU-Schuldenkrise auf die Verbraucher<br />

zukommen könnten.<br />

Foto: iStock / Julien Viry<br />

STAGNIERENDE BEITRAGSBEMESSUNGSGRENZEN<br />

Rechengrößen für die Sozialversicherung bleiben 2022 konstant.<br />

Foto: iStock / Shapecharge<br />

Die Beitragsbemessungsgrenzen für die Sozialversicherung werden 2022 eher stagnieren.<br />

Nach einem aktuellen Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums werden manche<br />

Werte sogar niedriger ausfallen. Die Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung<br />

sinkt in den alten Bundesländern von monatlich 7.100 auf 7.<strong>05</strong>0 Euro, im Osten steigt sie<br />

leicht von 6.700 auf 6.750 Euro. Bei der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bleibt<br />

die Beitragsbemessungsgrenze im kommenden Jahr konstant bei monatlich 4.837,50 Euro<br />

bestehen. Auch die Versicherungspflichtgrenze in der Kranken- und Pflegeversicherung soll<br />

unverändert bei 64.350 Euro im Jahr bleiben. Sie gibt Auskunft darüber, ab welchem Einkommen<br />

ein Wechsel in die private Krankenversicherung möglich ist.<br />

64<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Berater BUSCHFUNK<br />

blau direkt: Kooperation mit Status<br />

blau direkt gibt die Zusammenarbeit mit der Status GmbH<br />

bekannt. Durch die Kooperation sollen Ausschließlichkeitsvermittler<br />

optimal auf dem Weg in die Maklerschaft begleitet<br />

werden. Status übernimmt dabei die Unterstützung<br />

und Begleitung dieser Vermittler. Umgekehrt nutzt Status<br />

die Technologie und Abwicklungsprozesse im Poolbereich<br />

von blau direkt.<br />

BU: die unterschätzte<br />

Gefahr?!<br />

DR. HERBERT SCHNEIDEMANN, Vorstandsvorsitzender<br />

der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV)<br />

Fonds Finanz: Voll digitale bAV-Antragsstrecke<br />

Fonds Finanz und Xempus kooperieren. Dadurch können<br />

Fonds-Finanz-Vermittler vom Xempus-Partnerprogramm<br />

profitieren und kostenlos die digitale Antragsstrecke fürs<br />

bAV-Geschäft nutzen. „Das Xempus-Partnerprogramm ist<br />

die ideale Lösung für alle Vermittler, die mit bAV durchstarten<br />

wollen“, sagt Norbert Porazik, Vorstand der Fonds<br />

Finanz.<br />

Finanztip: Schlechtes Finanzwissen<br />

Laut einer Studie des Verbraucherportals Finanztip unter<br />

3.000 Menschen weist das Finanzwissen der Deutschen<br />

große Lücken auf. Jeder zweite beantwortete mehr als die<br />

Hälfte der Fragen falsch. Unterschiede machten sich vor<br />

allem im sozialen Status bemerkbar: Gutverdienende und<br />

Ältere kannten sich in Finanzangelegenheiten besser aus.<br />

AfW: Checkliste für Versicherunsgmakler<br />

Der Bundesverband Finanzdienstleistung AfW hat eine<br />

Checkliste zur Bedarfsüberprüfung in der Vermögensschadens-Haftpflichtversicherung<br />

von Versicherungsmaklern<br />

und unabhängigen Finanzanlagenvermittlern erarbeitet.<br />

Sie ist kostenfrei auf der Website des AfW abrufbar.<br />

DIN: Neue Norm 77235<br />

Nach knapp drei Jahren Entwicklungszeit hat das Deutsche<br />

Institut für Normung die DIN-Norm 77235 veröffentlicht.<br />

Die „Basis-Finanz- und Risikoanalyse für Selbstständige<br />

sowie kleine und mittlere Unternehmen“ umfasst<br />

52 relevante Finanzberatungsthemen. Das Skript kann<br />

kostenpflichtig beim Beuth-Verlag bestellt werden.<br />

Check24: Nachbessern bei VVG-Pflichten<br />

Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat das<br />

Urteil des Landgerichts Frankfurt/Main veröffentlicht,<br />

in dem Check24 aufgrund des Verstoßes gegen Maklerpflichten<br />

verurteilt wurde. Der vzbv hatte Check24<br />

wegen der eingeschränkten Auswahl von Versicherern<br />

im PHV-Vergleich verklagt. Bei Check24 habe man bereits<br />

nach Erhalt der Klage Änderungen an der Internetseite<br />

durchgeführt.<br />

Foto: iStock / Deagreez<br />

Die Deutschen sind ein eher risikoaverses Volk<br />

– mit einer großen Ausnahme: Die eigene Arbeitskraft<br />

versichert hierzulande nur ein Drittel der<br />

Arbeitnehmenden. Dabei ist sie unsere Existenzgrundlage,<br />

dank der wir in einem Arbeitsleben<br />

durchschnittlich über 1,5 Millionen Euro verdienen.<br />

Viele unterschätzen die Gefahr, zeitweise<br />

beziehungsweise dauerhaft berufsunfähig zu<br />

werden, oder haben falsche Vorstellungen über die<br />

staatlichen Sicherungsnetze. Wie Untersuchungen<br />

der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) zeigen,<br />

wird beinahe jeder Vierte mindestens einmal im Arbeitsleben<br />

berufsunfähig. In einigen Altersgruppen<br />

ist die BU-Gefahr signifikant gestiegen. So haben<br />

Frauen bis zu ihrem 40. Geburtstag ein um über<br />

30 Prozent erhöhtes BU-Risiko im Vergleich zur<br />

Untersuchung vor 20 Jahren. In dieser Versichertengruppe<br />

sind laut Daten der Rentenversicherung<br />

erheblich mehr Versicherungsfälle aufgrund psychischer<br />

Erkrankungen festzustellen. Ein Grund<br />

dafür könnte die zunehmende Doppelbelastung<br />

durch Job und Familie sein. Laut Destatis ist die<br />

Erwerbstätigenquote von Frauen zwischen 2000<br />

und 2019 von 57,7 auf 72,8 Prozent gestiegen –<br />

während sie sich bei Männern „nur“ etwa halb so<br />

stark erhöhte. Zugleich wurde in dieser Zeit ein<br />

leichter Anstieg der Geburtenraten verzeichnet.<br />

Und viele Studien zeigen, dass das Management<br />

von Haushalt und Familie weiterhin größtenteils in<br />

Frauenhand liegt. Es ist die Aufgabe der Aktuarinnen<br />

und Aktuare, Transparenz über diese<br />

Fakten herzustellen, damit die Bürgerinnen und<br />

Bürger souverän Entscheidungen zur Absicherung<br />

ihrer Arbeitskraft treffen können. Denn ohne eine<br />

Versicherung stellt eine Berufsunfähigkeit für die<br />

meisten kaum zu kompensierende Einschnitte im<br />

Haushaltseinkommen dar. Für Alleinverdienende<br />

kann sie sogar den Ruin bedeuten.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

65


BERATER Datenschutz<br />

»Ein Urteil mit Sig nalwirkung<br />

für Makler«<br />

Das Fax gerät in den Fokus von Datenschützern, ein Urteil mahnt zur Vorsicht.<br />

Welche Daten können Makler zukünftig noch bedenkenlos per Fax auf die Reise schicken?<br />

– TEXT: MARTIN THALER –<br />

Einhaltung von Kündigungsfristen in der<br />

Kfz-Versicherung geht. Allerdings sollte<br />

hier beachtet werden, dass verschiedene<br />

Oberlandesgerichte und auch der BGH<br />

entschieden haben, dass ein einfacher Faxbericht<br />

mit OK-Vermerk allein nicht mehr<br />

als Zustellnachweis gilt, unter anderem<br />

weil er leicht manipulierbar ist.<br />

<strong>procontra</strong>: 2020 hat nun das Oberverwaltungsgericht<br />

Lüneburg ein bemerkens<strong>procontra</strong>:<br />

Wird in Zeiten sozialer Medien<br />

und von E-Mails überhaupt noch per Fax<br />

kommuniziert?<br />

Guido Babinsky: Allerdings, ich schätze,<br />

dass noch immer 50 bis 75 Prozent aller<br />

Makler das Faxgerät für ihre Arbeit<br />

benutzen – häufig als Multifunktionsgerät.<br />

Das hat einen ganz einfachen Grund: Viele<br />

nutzen den Fax-Sendebericht als Zugangsnachweis,<br />

beispielsweise wenn es um die<br />

Datenschutzexperte<br />

GUIDO BABINSKY, Geschäftsführer<br />

der Paderborner<br />

basucon GmbH<br />

wertes Urteil gefällt. Darin heißt es: Personenbezogene<br />

Daten dürfen nicht mehr per<br />

Fax versendet werden.<br />

Babinsky: Da muss man differenzieren.<br />

Aus dem Urteil eine Pauschalabsage für<br />

den Fax-Versand personenbezogener<br />

Daten herauszulesen, wäre für mich zu<br />

weit gegriffen. Die DSGVO verfolgt ja<br />

einen risikobasierten Ansatz. Es gilt also<br />

stets abzuwägen: Mit welcher Handlung<br />

gehe ich welches Risiko ein und welchen<br />

Schaden könnte ein Betroffener, sprich der<br />

Kunde, aus meinen Handlungen erleiden?<br />

Wenn ich das Risiko folglich als gering<br />

einschätze, und dies ist abhängig von der<br />

Kategorie der versandten Daten, kann ich<br />

auch weiterhin personenbezogene Daten<br />

per Fax verschicken.<br />

<strong>procontra</strong>: In dem OVG-Urteil ging es um<br />

einen Sprengstoffhändler. Inwieweit lässt<br />

sich dieses Urteil auf den Makler übertragen?<br />

Babinsky: Das Urteil hat eine Signalwirkung<br />

für Makler: Auch sie müssen sich<br />

fragen, welche Daten sie per Fax verschicken<br />

wollen. Nehmen wir beispielsweise<br />

die Kündigung einer Hausratversicherung.<br />

An personenbezogenen Daten lassen sich<br />

hieraus der Name und die Adresse des<br />

Kunden, der Versicherer, die Versicherungsnummer<br />

und die Tatsache, dass der<br />

Vertrag gekündigt wurde, herauslesen.<br />

Meiner Meinung nach geht das Risiko hier<br />

gegen null – was soll dem Kunden aus diesen<br />

Daten für ein Schaden entstehen, selbst<br />

wenn sie in die falschen Hände geraten?<br />

<strong>procontra</strong>: Es gibt aber auch Gegenbeispiele.<br />

Babinsky: Absolut. Nehmen wir eine Ri-<br />

66 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Datenschutz BERATER<br />

lichkeiten – beispielsweise dem Bür germeis<br />

ter, dem Stadtrat oder dem Vorstandsvorsitzenden<br />

einer Aktiengesellschaft – rate<br />

ich: Finger weg vom Fax!<br />

Gleiches gilt in der Kommunikation mit<br />

den Kunden. Hier kann der Makler nicht<br />

wissen, ob der Kunde ein klassisches<br />

Faxgerät benutzt oder beispielsweise einen<br />

unverschlüsselten Cloud-Fax-Service – das<br />

»Grundlegend kann<br />

ich Maklern nur<br />

raten, sich ernsthaft<br />

mit dem Thema<br />

Datenschutz zu<br />

beschäftigen.«<br />

sikovoranfrage für eine PKV mit Befundberichten<br />

vom Arzt, womöglich noch mit<br />

einem Bericht, dass der Kunde aus einer<br />

stationären psychotherapeutischen Behandlung<br />

entlassen wurde. Das mögliche<br />

Schadenszenario für den Kunden ist hier<br />

extrem hoch und kann von Mobbing bis<br />

hin zum möglichen Verlust des Arbeitsplatzes<br />

gehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie soll der Makler hier noch<br />

den Überblick behalten?<br />

Babinsky: Grundlegend kann ich Maklern<br />

nur raten, sich ernsthaft mit dem Thema<br />

Datenschutz zu beschäftigen und es<br />

nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.<br />

Natürlich kann der Makler vielleicht nicht<br />

in jedem Einzelfall beurteilen, ob es sich<br />

nun um sensible Daten handelt oder nicht.<br />

Aber er kann eine Faustregel anwenden:<br />

Ich würde stets vom Fax abraten, wenn es<br />

um die Übersendung von biometrischen<br />

sowie von Gesundheitsdaten, aber auch<br />

von Religionsdaten und Bankdaten geht.<br />

Auch bei Daten von exponierten Persönwäre<br />

mir definitiv zu heiß.<br />

<strong>procontra</strong>: Was droht bei Verstößen?<br />

Babinsky: Sie müssen mit Geldbußen<br />

rechnen. Man bekommt medial zwar nur<br />

die großen Fälle wie H&M, 1&1 oder<br />

Deutsche Wohnen mit, aber es gibt viele<br />

kleinere Verfahren mit geringeren Geldbußen,<br />

die es nicht in die Medien schaffen.<br />

Das jeweilige Bußgeld bemisst sich immer<br />

am Umsatz des Unternehmens – Makler<br />

können sich das für ihr Unternehmen unter<br />

anderem auf https://www.dsgvo-portal.<br />

de/dsgvo-bussgeld-rechner.php ausrechnen.<br />

Bei einem Maklerunternehmen mit einem<br />

Jahresumsatz von 120.000 Euro drohen<br />

beispielsweise – je nach Schwere des Datenschutzverstoßes<br />

– Bußgelder zwischen<br />

972 und 13.997 Euro. Ob Makler diese<br />

Bußgelder in Kauf nehmen wollen, hängt<br />

natürlich von ihrem persönlichen Risikoappetit<br />

ab. Ich rate aber auf jeden Fall<br />

dringend davon ab, sensible Daten per<br />

Fax zu verschicken – schließlich gibt es ja<br />

Alternativen.<br />

Jeder hat so seine Wohnträume ...<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

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<strong>Ausgabe</strong> 03/<strong>2021</strong><br />

21US50<br />

67


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />

68 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />

IHRE LIEBLINGE IN DER KRISE<br />

Die Corona-Pandemie beeinflusst den Maklermarkt auch noch in diesem Jahr.<br />

Wie die Vermittler damit zurechtkommen und auf welche Produktgeber sie sich verlassen,<br />

zeigt „Maklers Lieblinge <strong>2021</strong>“.<br />

– TEXT: FLORIAN BURGHARDT –<br />

Zuallererst einmal möchten wir uns als<br />

<strong>procontra</strong>-Redaktion bei Ihnen, unseren<br />

Lesern, bedanken. Durch Ihr Interesse<br />

an unserer Umfrage „Maklers Lieblinge“<br />

konnten wir in diesem Jahr 1.022 Teilnehmer<br />

verbuchen. Mit jeder zusätzlichen<br />

Stimme werden unsere Umfrageergebnisse<br />

zu einem immer genaueren Meinungsbild<br />

der Vermittlerzunft. Und ein solches<br />

brauchen aktuell die Versicherer, Maklerpools<br />

und Berufsverbände, um sich auf<br />

die Veränderungen am Markt einzustellen.<br />

Schließlich nimmt die Corona-Pandemie<br />

noch immer Einfluss auf das Verhalten der<br />

Kunden sowie auf Ihre tägliche Arbeit als<br />

Versicherungsvermittler.<br />

Das belegen unter anderem die Angaben<br />

der Umfrageteilnehmer zu ihrer Umsatzentwicklung.<br />

Bei 11,7 Prozent der Befragten<br />

sind die Einnahmen seit Beginn der Pandemie<br />

um mehr als 10 Prozent zurückgegangen.<br />

Als wir vor einem Jahr nach den<br />

Umsatzeinbußen gefragt haben, war dieser<br />

Anteil noch fast doppelt so groß. Das zeigt<br />

entweder, dass die negativen Auswirkungen<br />

der Corona-Krise abgeflaut sind, oder dass<br />

sich Makler & Co. besser auf diese eingestellt<br />

haben. Während der Umsatz bei 53,2<br />

Prozent ziemlich gleich geblieben ist, konnten<br />

35,1 Prozent der Vermittler diesen um<br />

mehr als 10 Prozent vergrößern. Vor einem<br />

Jahr konnten nur 15 Prozent der Teilnehmer<br />

ihr Geschäft in diesem Maße ausbauen.<br />

ALTERSVORSORGE SORGT FÜR ZWIESPALT<br />

Doch woher kommen diese teilweise enormen<br />

Zuwächse (bei 7 Prozent der Teilnehmer<br />

wuchs der Umsatz während der Pan-<br />

demie um mehr als 30 Prozent)? Auf die<br />

Frage, in welchen Bereichen sie während der<br />

„Corona-Zeit“ ihre Abschlüsse um mehr<br />

als 10 Prozent gegenüber der „normalen“<br />

Zeit steigern konnten, nannten 30,6 Prozent<br />

der Befragten die Arbeitskraftabsicherung.<br />

Deutliche Zuwächse verzeichneten<br />

außerdem 24,7 Prozent der Vermittler bei<br />

Altersvorsorgeprodukten und 23,6 Prozent<br />

»Beste Maklerbetreuung<br />

– wenn<br />

ich mir eine Auszeichnung<br />

aussuchen<br />

dürfte, dann ist<br />

es genau die!«<br />

DIETMAR BLÄSING, VOLKSWOHL BUND<br />

bei der Wohngebäudeversicherung (Mehrfachnennungen<br />

waren möglich). Ein Drittel<br />

der Teilnehmer gab allerdings an, in keinem<br />

Bereich solche Zuwächse erzielt zu haben.<br />

Umgekehrt gefragt, sorgte Corona bei<br />

29,6 Prozent der Vermittler für einen mehr<br />

als 10-prozentigen Rückgang bei den Altersvorsorge-Abschlüssen.<br />

Auch bei der<br />

privaten Krankenvollversicherung war ein<br />

solch negativer Corona-Effekt bei 21,1<br />

Prozent der Teilnehmer spürbar. Mit 48,5<br />

Prozent bestätigten allerdings viele Berater,<br />

keine derartigen Dämpfer erlitten zu haben.<br />

Zwar sorgte die Krise bei vielen Menschen<br />

erst einmal für weniger Einkommen<br />

und Zukunftsängste. Nicht zuletzt<br />

registrierten viele Lebensversicherer einen<br />

signifikanten Anstieg bei Beitragsfreistellungen<br />

und teilweise auch Vertragsauflösungen.<br />

Für die Vermittler war es zeitweise<br />

sehr schwierig, Beratungstermine mit ihren<br />

Kunden zu vereinbaren. Dennoch brachte<br />

die Pandemie auch zahlreiche positive Effekte<br />

mit sich – vor allem dann, wenn die<br />

Vermittler die Initiative ergriffen haben. So<br />

konnte ein großer Teil der Makler (39,3<br />

Prozent) die Lockdownphasen nutzen, um<br />

interne Arbeitsprozesse zu digitalisieren.<br />

Ob es nun die klassischen Kundenordner<br />

in Papierform sind, Werbebriefe oder die<br />

Arbeitszeiterfassung ihrer Mitarbeiter, es<br />

gab offenbar in vielen Betrieben etwas zu<br />

verbessern. Nur knapp dahinter (39 Prozent)<br />

gaben viele Vermittler an, mehr Zeit<br />

mit ihrer Weiterbildung verbracht zu haben<br />

als vor der Pandemie. Eine wertvolle Investition,<br />

von der mittelfristig das gesamte<br />

Wirtschaftssystem Versicherung pro-<br />

Illustration: Roman Kulon<br />

69


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />

UMSATZENTWICKLUNG SEIT PANDEMIEBEGINN<br />

2,8<br />

Einbruch um mehr als 30 Prozent<br />

8,9<br />

Rückgang<br />

zwischen<br />

10 und 30 %<br />

53,2<br />

Weniger als +/- 10 %<br />

60,8<br />

Alle Angaben in %<br />

DIE BELIEBTESTEN MAKLERPOOLS<br />

Fonds Finanz<br />

13,6<br />

Vema<br />

7,4<br />

blau direkt<br />

gab außerdem an, sich endlich um andere<br />

aufgeschobene Projekte gekümmert zu haben.<br />

Für fast genauso viele Vermittler war<br />

hingegen kein positiver Effekt spürbar.<br />

Größtenteils unbeeinflusst ließ die Pandefitieren<br />

könnte. Jeder dritte Vermittler<br />

nutzt dafür offenbar auch die Onlinemesse<br />

profino – das verraten die Anmeldezahlen.<br />

Einem weiteren Drittel ist profino bislang<br />

kein Begriff und der Rest sieht entweder<br />

keinen Nutzen in einer Anmeldung oder<br />

hatte bisher noch keine Zeit dafür.<br />

Schwer gewichtet (37,2 Prozent) wurde<br />

auch der Ausbau der Videoberatung. Corona<br />

hat dem digitalen Kundengespräch einen<br />

Booster verpasst. In der Freitexteingabe zu<br />

dieser Frage gaben zudem einige Makler<br />

an, dass sich das Interesse ihrer Kunden an<br />

der Videoberatung erhöht hat. Vor allem in<br />

Verbindung mit einer sofortigen digitalen<br />

Möglichkeit zum Vertragsabschluss konnten<br />

sich die Vermittler innovativ und flexibel<br />

präsentieren. Jeder vierte Teilnehmer<br />

7,2<br />

MAKLER IM CORONA-JAHR<br />

Maxpool<br />

6,8<br />

7<br />

Um über 30 %<br />

gestiegen<br />

28,1<br />

Steigerung<br />

zwischen<br />

10 und 30 %<br />

DEMV<br />

DIE VERSICHERER MIT DER BESTEN MAKLERBETREUUNG<br />

1. Volkswohl Bund <br />

2. Allianz und Die Haftpflichtkasse<br />

6,3<br />

3. VHV <br />

4. Die Bayerische <br />

3,5<br />

5. HanseMerkur und Alte Leipziger <br />

71,9<br />

Schaden/<br />

Unfall<br />

privat<br />

MAKLERS HAUPTEINNAHMEQUELLE<br />

61,2<br />

31,4<br />

5,7<br />

30,6<br />

Leben Gewerbe PKV Investment<br />

Immobilien<br />

SO ARBEITEN DIE MAKLERBETRIEBE<br />

Das mag auch am erfahrenen Umgang und<br />

der teils langjährigen Beziehung unserer<br />

Umfrageteilnehmer mit ihren Kunden liegen.<br />

Knapp 40 Prozent von ihnen sind<br />

bereits seit über 25 Jahren in der Branche<br />

tätig. Knapp die Hälfte bringt es auf 10 bis<br />

25 Jahre Erfahrung als Berater. Nur jeder<br />

Achte ist mit unter zehn Jahren noch relativ<br />

neu dabei.<br />

Ganz überwiegend sind die „Maklers<br />

Lieblinge“-Teilnehmer als Versicherungsmakler<br />

nach Paragraf 34d GewO tätig (89,2<br />

Prozent). Teilweise verfügen sie zusätzlich<br />

über die Erlaubnis als Immobilienmakler<br />

und Darlehensvermittler nach Paragraf 34c<br />

(31,2 Prozent), als Finanzanlagenvermittler<br />

nach Paragraf 34f (26,9 Prozent) oder als<br />

Immobiliardarlehensvermittler nach Paragraf<br />

34i (22,2 Prozent).<br />

Unabhängig von der IHK-Erlaubnis beraten<br />

85,9 Prozent der Befragten als Makler<br />

und 5,7 Prozent als Mehrfachagenten.<br />

Als Vergütung für ihre Dienste setzen 87<br />

Prozent auf Provision/Courtage und nur<br />

1 Prozent ausschließlich auf Honorare. Ein<br />

Mischmodell aus Provisionen und Servicegebühren<br />

nutzt etwa jeder Neunte. Knapp<br />

die Hälfte der Makler (42,8 Prozent) ist als<br />

Einzelkämpfer tätig. Gut ein Drittel (37,7<br />

Prozent) hat zumindest einen bis drei Mitarbeiter<br />

und jeder Achte (12,4 Prozent)<br />

sogar ein vier- bis zehnköpfiges Team. Nur<br />

jeweils jedes 30. Unternehmen besteht entweder<br />

aus 11 bis 25 oder sogar aus mehr<br />

als 25 Mitarbeitern. Zusammen mit ihnen<br />

betreuen die Betriebsinhaber im Durchschnitt<br />

rund 750 Kunden, wobei ein Drittel<br />

der Teilnehmer angab, weniger als 300<br />

Kunden im Bestand zu haben. Bei 37,7 Prozent<br />

der Makler liegt die durchschnittliche<br />

Vertragsdichte pro Kunde bei zwei bis drei<br />

Verträgen. Weitere 43,6 Prozent nannten<br />

vier bis fünf Verträge. Den Hauptgeschäftszweig<br />

für die Vermittler bilden erneut Schaden-/Unfallversicherungen<br />

für Privatkunden<br />

(71,9 Prozent; Mehrfachnennungen<br />

möglich). Im Vorjahr lag deren Anteil aller-<br />

Um positive Effekte<br />

aus der Krise zu heben,<br />

mussten Vermittler<br />

die Initiative<br />

ergreifen.<br />

7,1<br />

18,6<br />

10,4<br />

13,7<br />

mie das Verhältnis zwischen den Maklern<br />

und ihren Kunden. Für 77,3 Prozent der<br />

Befragten haben die letzten eineinhalb Jahre<br />

nichts an der Beziehung zu ihren Kunden geändert.<br />

Immerhin 18,4 Prozent erlebten eine<br />

definitive Verbesserung. Gerade einmal 4,3<br />

Prozent gaben an, dass Corona das Verhältnis<br />

zu ihren Kunden verschlechtert habe.<br />

70 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />

dings noch deutlich höher, nämlich bei 81,8<br />

Prozent. Um 2,5 Prozentpunkte konnten<br />

die Lebensversicherungen auf 61,2 Prozent<br />

zulegen. Ein Drittel (31,4 Prozent) macht<br />

hauptsächlich in Gewerbeversicherungen,<br />

und für 30,6 Prozent der Teilnehmer ist die<br />

PKV die Haupteinkommensquelle. Deutlich<br />

dahinter folgen Investmentprodukte<br />

(18,6 Prozent) und Immobilien (13,7 Prozent).<br />

VOLKSWOHL BUND STÖSST LV 1871 VOM THRON<br />

Zwei Drittel der Makler arbeiten entweder<br />

mit einem oder mit zwei Maklerpools<br />

bzw. Maklerverbünden zusammen. Bei<br />

einem Viertel der Befragten sind es drei<br />

oder mehr Maklerpools. Nur noch 7,3<br />

Prozent der Vermittler kommen ohne einen<br />

Poolanschluss aus. Umso wichtiger ist die<br />

Auswahl des passenden Partners. Die Wahl<br />

des beliebtesten Maklerpools ist in diesem<br />

Jahr mehr als deutlich ausgefallen. Denn<br />

enorme 60,8 Prozent der Stimmen (drei<br />

durfte jeder Teilnehmer vergeben) entfielen<br />

»Ich freue mich sehr<br />

über diesen besonderen<br />

Titel, den wir unseren<br />

Maklern zu<br />

verdanken haben.«<br />

NORBERT PORAZIK, FONDS FINANZ<br />

auf die Fonds Finanz aus München. Damit<br />

ist der Maklerpool mit den höchsten Provisionseinnahmen<br />

am Markt auch der beliebteste.<br />

Weit dahinter folgt die Versicherungsmakler<br />

Genossenschaft Vema (13,6<br />

Prozent), die schon im Vorjahr auf dem<br />

zweiten Platz landete. Um den dritten Rang<br />

gab es ein sehr enges Rennen, bei dem sich<br />

blau direkt (7,4 Prozent) knapp vor Max-<br />

pool (7,2 Prozent) und dem DEMV (6,8<br />

Prozent) durchsetzen konnte. Wichtigster<br />

Beweggrund für eine Pool-Partnerschaft ist<br />

für die Vermittler der breite Produkt- und<br />

Anbieterzugang, gefolgt vom Vergleichsrechner-Angebot<br />

und den Weiterbildungsmöglichkeiten.<br />

Bei Versicherern sind den freien Vermittlern<br />

dagegen vor allem gute Erreichbarkeit<br />

und schnelle Rückmeldungen auf Nachfragen<br />

wichtig. Am deutlichsten verspüren sie<br />

diese offenbar beim Volkswohl Bund. Denn<br />

der Dortmunder Versicherer konnte bei der<br />

Wahl zur besten Maklerbetreuung die meisten<br />

Stimmen einheimsen (10,4 Prozent).<br />

Damit stößt er die LV 1871 vom Thron,<br />

die zuletzt drei Jahre in Folge an der Spitze<br />

stand. Auf dem Treppchen teilen sich Allianz<br />

und Die Haftpflichtkasse den zweiten<br />

Platz, Bronze geht an die VHV.<br />

Welche Versicherer die Teilnehmer unserer<br />

Umfrage in den einzelnen Produktkategorien<br />

auf die vorderen Plätze gewählt<br />

haben, lesen Sie auf den folgenden Seiten.<br />

Tierisch stark:<br />

Die ARAG hat jetzt eine<br />

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<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

71


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />

LEBENSVERSICHERUNGEN<br />

Wenn man auf den Bereich Altersvorsorge<br />

blickt, dann brauchten die Makler wahrscheinlich<br />

selten so verlässliche Produktgeber<br />

wie heute. Das liegt nur teilweise an<br />

Corona. Spätestens wenn der Höchstrechnungszins<br />

ab Anfang 2022 auf 0,25 Prozent<br />

sinkt, ist die Altersvorsorge, wie wir<br />

sie lange kannten, Geschichte. Das zeigt<br />

sich besonders gut an der Riester-Rente, die<br />

ab dem kommenden Jahr voraussichtlich<br />

viele Lebensversicherer nicht mehr als Neugeschäft<br />

anbieten werden. Das Problem<br />

liegt in den starren Regularien. Der Gesetzgeber<br />

schreibt einerseits vor, dass die Anbieter<br />

100 Prozent der Eigenbeiträge und<br />

Zulagen garantiert für die Verrentung bereithalten<br />

müssen. Andererseits dürfen sie<br />

diese garantierte Rentenleistung des Vertrags<br />

ab 2022 nur noch mit maximal 0,25<br />

Prozent verzinst angeben. Die marktüblichen<br />

Abschluss- und Verwaltungskos ten<br />

eines Riester-Vertrags lassen sich aber mit<br />

0,25 Prozent Zins über die Laufzeit nicht<br />

mehr reinholen, weshalb eine 100-prozen-<br />

Bald wird für viele<br />

Kunden eine 80-<br />

prozentige Beitragsgarantie<br />

gang<br />

und gäbe sein.<br />

tige Beitragsgarantie nicht mehr möglich<br />

ist. Folglich wird das Angebot solcher<br />

Produkte für die Lebensversicherer unwirtschaftlich<br />

oder nur noch über interne<br />

Sonderregelungen möglich. Mit dem Garantieproblem<br />

haben auch andere Altersvorsorgeprodukte<br />

zu kämpfen, allerdings<br />

schon seit Längerem. Schließlich ließen<br />

sich garantierte Zinsen unterhalb der Inflationsrate<br />

schon seit Jahren nicht mehr gut<br />

vermitteln. Etliche Lebensversicherer bieten<br />

solche Produkte gar nicht mehr an, sondern<br />

setzen längst auf Rentenversicherungen mit<br />

abgeschwächten Garantien, etwa 80 Prozent<br />

der eingezahlten Beiträge. Dadurch<br />

wird mehr Kapital frei für kapitalmarktnahe<br />

Geldanlagen in Aktien und Fonds,<br />

die letztendlich eine Rendite oberhalb der<br />

Inflationsrate erst möglich machen. Für die<br />

jüngeren Kunden werden solche Modelle<br />

bald gang und gäbe sein. Doch noch gilt<br />

es viele Menschen davon zu überzeugen,<br />

dass eine teilweise Altersvorsorge in Aktien<br />

und Fonds keine reine Zockerei ist. In diese<br />

mühsame Aufbauarbeit der Lebensversicherer<br />

grätschte nun die Corona-Krise, die<br />

teils heftige Kursschwankungen mit sich<br />

brachte. Als Fels in dieser Brandung sehen<br />

offenbar viele Makler die Allianz. Der<br />

Marktführer in der Lebensversicherung<br />

konnte gleich in vier Altersvorsorgekategorien<br />

die Herzen der freien Vermittler für<br />

sich gewinnen. Eifrigster Verfolger bleibt<br />

der Volkswohl Bund, der in zwei Altersvorsorge-<br />

und zudem in zwei Arbeitskraftabsicherungskategorien<br />

Erster wurde.<br />

Top-Anbieter Lebensversicherungen<br />

# Gesellschaft %<br />

Privatrente<br />

1 Allianz 19,0<br />

2 Volkswohl Bund 14,1<br />

3 Canada Life 8,2<br />

# Gesellschaft %<br />

Risikoleben<br />

1 Dela 23,7<br />

2 Hannoversche 19<br />

3 Europa 12,3<br />

# Gesellschaft %<br />

Rürup-Rente / Basisrente<br />

1 Allianz 15,7<br />

2 Canada Life 12,0<br />

3 Volkswohl Bund 11,1<br />

Fondspolice<br />

1 Volkswohl Bund 12,2<br />

2 Canada Life 9,3<br />

4 WWK 9,1<br />

Betriebliche Altersversorgung<br />

1 Allianz 27,8<br />

2 Canada Life 11,9<br />

3 WWK 8,2<br />

Dread Disease<br />

1 Canada Life 57,6<br />

2 Zurich 12,7<br />

3 Die Bayerische 10,3<br />

Berufsunfähigkeit<br />

1 Alte Leipziger 19,0<br />

2 Volkswohl Bund 10,0<br />

3 Swiss Life 8,5<br />

Riester-Rente<br />

1 Volkswohl Bund 19,9<br />

2 WWK 16,7<br />

3 Allianz 14,0<br />

Grundfähigkeit<br />

1 Canada Life 22,2<br />

2 Die Bayerische 11,2<br />

3 Volkswohl Bund 10,1<br />

Erwerbsunfähigkeit<br />

1 Volkswohl Bund 18,0<br />

2 Nürnberger 11,1<br />

3 Canada Life 9,8<br />

Indexpolice<br />

1 Allianz 32,2<br />

2 Volkswohl Bund 21,3<br />

3 Stuttgarter 8,9<br />

Sterbegeld<br />

1 Dela 20,8<br />

2 Ideal 19,3<br />

3 Monuta 18,7<br />

72 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />

KRANKENVERSICHERUNGEN<br />

Sind die Tage der privaten Krankenvollversicherung<br />

gezählt? Diese Frage stellt<br />

sich nicht vor dem Hintergrund politischer<br />

Forderungen nach einer Bürgerversicherung.<br />

Vielmehr spricht die Entwicklung der<br />

Vollversicherten Bände. Seit Ende 2011 ist<br />

ihre Anzahl rückläufig. Man könnte von einer<br />

Abstimmung mit den Füßen sprechen,<br />

wäre diese Entwicklung vollständig freiwillig<br />

entstanden. Ist sie aber nicht, denn die<br />

stetig steigende Versicherungspflichtgrenze<br />

setzt die Hürde für den Einstieg gut verdienender<br />

Angestellter in die PKV immer<br />

höher. Zwar soll jene für das kommende<br />

Jahr, aufgrund der Corona-bedingten geringen<br />

Lohnentwicklung, auf dem Niveau<br />

von <strong>2021</strong> verharren (5.362,50 Euro brutto<br />

monatlich). Dennoch ist sie in den vergangenen<br />

20 Jahren um rund 60 Prozent<br />

gestiegen. Ein weiterer Hinderungsgrund,<br />

sich privat zu versichern, ist die Angst vor<br />

abrupten hohen Beitragsanpassungen. Hier<br />

zwingt vor allem die Niedrigzinsphase die<br />

privaten Krankenversicherer zunehmend zu<br />

Beitragserhöhungen, da sie mit den Kundengeldern<br />

nicht mehr die Verzinsung der<br />

letzten Jahrzehnte erreichen können. Die<br />

Corona-Krise tut ihr Übriges. Denn wie<br />

unsere Umfrage zeigt, ging die Vermittlung<br />

von Vollversicherungen in den letzten eineinhalb<br />

Jahren deutlich stärker zurück als<br />

zu Nicht-Pandemie-Zeiten. Ob die Vollversicherung<br />

bereits dem Ende geweiht ist oder<br />

Top-Anbieter Krankenversicherungen<br />

# Gesellschaft %<br />

Pflege-Zusatzversicherung<br />

1 Allianz 20,9<br />

2 HanseMerkur 10,5<br />

3 Hallesche 9,3<br />

PKV-Vollversicherung<br />

1 HanseMerkur 18,9<br />

2 Barmenia und Signal Iduna je 13,2<br />

4 Hallesche 8,9<br />

eine Renaissance erleben wird, lässt sich<br />

zum jetzigen Zeitpunkt nicht pauschal beantworten.<br />

Einerseits wechseln immer weniger<br />

gesetzliche Krankenversicherte in die<br />

PKV, und auch die Anzahl der Selbstständigen<br />

hierzulande sinkt konstant. Andererseits<br />

sind immer noch rund 8,7 Millionen<br />

Menschen privat krankenvollversichert,<br />

sodass man sich noch lange Zeit um diese<br />

kümmern muss. Am besten aufgehoben<br />

fühlen sich die Makler in dieser anspruchsvollen<br />

Zeit bei der HanseMerkur, die sich<br />

an der Barmenia vorbei an die Spitze kämpfen<br />

konnte.<br />

Bei der Gesundheitsversorgung geht der<br />

Trend insgesamt hin zur gesetzlichen Krankenversicherung<br />

in Kombination mit privaten<br />

Zusatzversicherungen. Ganz weit<br />

# Gesellschaft %<br />

PKV-Zahnzusatzversicherung<br />

1 Arag 21,2<br />

2 Barmenia 21,1<br />

3 DKV 7,3<br />

PKV-Krankenzusatzversicherung ambulant/stationär<br />

1 Barmenia 17,9<br />

2 Arag 11,2<br />

3 DKV 9,5<br />

Betriebliche Krankenzusatzversicherung (bKV)<br />

1 Allianz 19,0<br />

3 Hallesche 17,5<br />

4 Barmenia 13,1<br />

vorne liegt hier die Verbreitung von Zahnzusatzversicherungen.<br />

Aber auch ambulante<br />

und stationäre Zusatztarife wachsen<br />

weiter. Als großen Trend für die Zukunft<br />

sieht man in der PKV die betriebliche Krankenversicherung<br />

(bKV). Die Anzahl der<br />

Verträge ist im Jahr 2020 um ein Viertel<br />

angewachsen und beträgt erstmals über<br />

eine Million. Großen Anteil daran hat die<br />

Allianz Private Krankenversicherung, die<br />

die Vermittler in diesem Bereich erneut zum<br />

besten Anbieter gewählt haben. <br />

SCHADEN/UNFALL PRIVAT<br />

Das Geschäft mit Schaden-/Unfallversicherungen<br />

für Privatkunden stellt für Vermittler<br />

erneut die größte Einkommensquelle<br />

dar. Die Konzentration auf solides Kompositgeschäft<br />

ist nachvollziehbar in einer Zeit,<br />

in der sich die Lebensversicherung im Umbruch<br />

befindet und die private Krankenvollversicherung<br />

immer schwerer zu vermitteln<br />

ist. Laut unserer Umfrage berichten<br />

jeweils rund 5 Prozent der Befragten davon,<br />

dass sie während der Pandemie deutlich<br />

weniger Abschlüsse im Bereich SHUK-RS<br />

verbuchen konnten als in Nicht-Pandemie-<br />

Zeiten. Gleichzeitig konnten in diesem<br />

Bereich drei bis fünf Mal so viele Makler<br />

deutlich mehr Abschlüsse erzielen als sonst.<br />

Beispielsweise berichten in der Kfz-Versicherung<br />

14,4 Prozent der Befragten von<br />

über 10 Prozent mehr Abschlüssen. Und<br />

das, obwohl zumindest stellenweise weniger<br />

Autos zugelassen wurden. Hier macht<br />

23,6 Prozent der<br />

Makler gaben an,<br />

während der Pandemie<br />

deutlich mehr<br />

Wohngebäude-<br />

Abschlüsse erzielt<br />

zu haben.<br />

sich aber offenbar die Struktur der Kunden<br />

bemerkbar. Denn während die einen krisenbedingt<br />

weniger im Geldbeutel haben,<br />

wissen die anderen nicht, wohin mit ihrer<br />

Kaufkraft – vor allem weil Urlaube, Freizeit<br />

aktivitäten und teure Fernreisen lange<br />

Zeit kaum möglich waren.<br />

In der Folge boomte unter bestimmten<br />

Zielgruppen das Geschäft mit neuen Autos,<br />

Motorrädern oder E-Bikes. Auch andere<br />

Anschaffungen wurden getätigt, etwa die<br />

technische Ausstattung oder größere Projekte<br />

in Haus und Garten. Das wirkte sich<br />

zum Beispiel auf den Absatz von Hausratversicherungen<br />

aus. Die Rechtsschutzversicherung<br />

erlebte einen Ansturm, da sich<br />

viele Menschen krisenbedingt auf Streitigkeiten<br />

in den Bereichen Arbeits- oder<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

73


BERATER Maklers Lieblinge <strong>2021</strong><br />

Top-Anbieter Sachversicherungen<br />

# Gesellschaft %<br />

Private Haftpflicht<br />

1 Die Haftpflichtkasse 28,2<br />

2 VHV 21,3<br />

3 Axa 7,3<br />

# Gesellschaft %<br />

Tierhalterhaftpflicht<br />

1 Uelzener 18,5<br />

2 Adcuri 17,2<br />

3 Barmenia 14,6<br />

# Gesellschaft %<br />

Kfz<br />

1 VHV 35,8<br />

2 Itzehoer 15,6<br />

3 Kravag 12,8<br />

Hausrat<br />

1 Die Haftpflichtkasse 28,2<br />

2 Ammerländer 21,3<br />

3 VHV 7,3<br />

Unfall<br />

1 Die Haftpflichtkasse 17,7<br />

2 InterRisk 16,6<br />

3 Basler 13,4<br />

Private Cyberrisiken<br />

1 Hiscox 27,1<br />

2 VHV 11,9<br />

4 HDI 8,3<br />

Wohngebäude<br />

1 Domcura 32,0<br />

2 Axa 8,7<br />

3 Konzept & Marketing 6,6<br />

Rechtsschutz<br />

1 Auxilia 31,7<br />

2 Arag 25,5<br />

3 Deurag 8,2<br />

lette eingeschlossen. Ein weiterer Aspekt<br />

ist noch ganz frisch, aber umso tiefgreifender.<br />

Die Flutkatastrophe im Juli hat, Umfragen<br />

zufolge, schlagartig die Nachfrage<br />

nach Elementarschutz, aber auch generell<br />

nach Wohngebäudeversicherungen ansteigen<br />

lassen. 23,6 Prozent der Makler gaben<br />

an, während der Pandemie deutlich mehr<br />

Wohngebäude-Abschlüsse erzielt zu haben.<br />

Maß aller Dinge bleibt hier der Assekuradeur<br />

Domcura mit seinen eigenen Deckungskonzepten.<br />

<br />

GEWERBEVERSICHERUNGEN<br />

Eigentlich ist sie nur ein winziger Teil des<br />

Gewerbeversicherungsmarkts, doch seit Beginn<br />

der Pandemie beherrscht sie die mediale<br />

Berichterstattung in diesem Segment. Die<br />

Rede ist von der Betriebsschließungsversicherung<br />

(BSV). Schnell wurde klar, dass die<br />

behördlich angeordneten Schließungen per<br />

Allgemeinverfügung das Grundkonzept der<br />

BSV und damit ihrer Beitragskalkulation<br />

aushebeln würden. Auf einen Schlag waren<br />

sehr viele Versicherte gleichzeitig betroffen,<br />

wie bei einem gigantischen Kumulschaden.<br />

Vor allem die Gastronomie traf es hart, und<br />

infolgedessen standen ihre BSV-Anbieter im<br />

Fokus, die mit ihren Policen eigentlich nur<br />

einzelne Betriebsschließungen, zum Beispiel<br />

aufgrund von Salmonellen, im Blick hatten.<br />

Das BSV-Dilemma packte die Kalkulation<br />

vieler Versicherer so tiefgreifend, dass diese<br />

viele Schäden ablehnten und diese Entscheidung<br />

auch in Gerichtsverfahren gegen ihre<br />

Kunden weiter verteidigten. Einer der wenigen<br />

Versicherer, die die Corona-bedingten<br />

Schäden ihrer BSV-Kunden nicht pauschal<br />

ablehnten, ist die HDI Versicherung. Zwar<br />

baute sie ihre BSV anschließend um und<br />

nahm die Deckung für Allgemeinverfügungen<br />

heraus. Dennoch leistete sie in der<br />

Breite für die Corona-Schäden von Gastronomie<br />

& Co. Ein Vorgehen, das die Maklers-Lieblinge-Teilnehmer<br />

in dieser erstmals<br />

abgefragten Produktkategorie mit dem ersten<br />

Platz quittierten. Auf den Plätzen zwei<br />

und drei finden sich mit der Allianz und der<br />

Haftpflichtkasse dagegen zwei Versicherer,<br />

Viele BSV-Anbieter<br />

entschieden sich für<br />

Schadenablehnungen<br />

und Gerichtsverfahren<br />

gegen<br />

ihre Kunden.<br />

Vertragsrecht wappnen wollten. Eine<br />

private Unfallversicherung wurde für mehr<br />

Menschen interessanter, weil sie nun mehr<br />

Zeit für sportliche Aktivitäten in ihrer Region<br />

hatten. Jedoch auch, weil sie sich lange<br />

Zeit nicht sicher sein konnten, inwieweit<br />

der gesetzliche Unfallversicherungsschutz<br />

auch im Homeoffice gilt. Im Sommer hat<br />

der Gesetzgeber hier aber endlich nachgebessert<br />

und beispielsweise Fahrten zum<br />

Kindergarten und zurück vor Arbeitsbeginn<br />

oder den Gang zur heimischen Toidie<br />

zuletzt sehr häufig versuchten, Coronabedingte<br />

BSV-Schäden vor Gericht abzuwenden.<br />

Die Haftpflichtkasse dient gleich noch<br />

einmal als Beispiel, diesmal für die wachsende<br />

Gefahr von Cyberangriffen auf Unternehmen.<br />

Im Juli war der Roßdorfer<br />

Versicherer Opfer einer sogenannten Ransomware-Attacke<br />

geworden. Wochenlang<br />

war der Betrieb deshalb nur eingeschränkt<br />

möglich.<br />

Zudem wurden von den Hackern personenbezogene<br />

Daten erbeutet. Die Haftpflichtkasse<br />

betonte aber, auf Erpressungsversuche<br />

und Lösegeldforderungen nicht<br />

eingehen zu wollen. Der Fall zeigt indes:<br />

Keine Branche ist vor Cyberangriffen sicher.<br />

Laut dem GDV nimmt außerdem die<br />

Qualität der Attacken stark zu. Die Qualität<br />

der Absicherung sehen Makler weiterhin<br />

beim Spezialversicherer Hiscox am<br />

höchsten. An Markel vorbei hat sich der<br />

Kölner Assekuradeur Cogitanda auf den<br />

zweiten Platz geschoben. <br />

74 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


April/Mai 2020 – D: 4,80 € • I: 6,50 € • E: 6,50 €<br />

Maklers Lieblinge <strong>2021</strong> BERATER<br />

Top-Anbieter Gewerbeversicherungen<br />

# Gesellschaft %<br />

Betriebshaftpflicht<br />

1 HDI 10,3<br />

2 R+V 9,3<br />

3 VHV und Rhion je 7,8<br />

# Gesellschaft %<br />

D&O (Managerhaftpflicht)<br />

1 Hiscox 32,3<br />

2 Markel 16,5<br />

3 R+V 12,8<br />

# Gesellschaft %<br />

Betriebsinhalt<br />

1 HDI 11,0<br />

2 Axa 10,5<br />

3 Rhion 7,9<br />

Gewerbe-Cyberrisiken<br />

1 Hiscox 31,6<br />

2 Cogitanda 10,3<br />

3 Markel 9,8<br />

Vermögensschadens-Haftpflicht<br />

1 Hiscox 17,8<br />

2 R+V 12,8<br />

3 Allianz 12,2<br />

Firmenrechtsschutz<br />

1 Auxilia 26,0<br />

2 Arag 24,0<br />

3 Roland 12,7<br />

Betriebsschließung<br />

1 HDI 29,3<br />

2 Allianz 15,5<br />

3 Die Haftpflichtkasse 9,4<br />

Kfz-Flottengeschäft<br />

1 Kravag 24,7<br />

2 VHV 18,3<br />

3 Allianz und R+V je 9,7<br />

MAKLERS LIEBLINGE <strong>2021</strong><br />

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2020<br />

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von Altersvorsorge haben.<br />

Architekten des Ruhestands<br />

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#02 | 2020<br />

April/Mai 2020<br />

Regulieren oder haften? Nachhaltige Standards<br />

Welche Fragen jetzt durch Coronabedingte<br />

Betriebsschließungen<br />

nomie für nachhaltige Geldan-<br />

Wie sich die EU mit ihrer Taxo-<br />

auf Vermittler zukommen<br />

lagen selbst im Weg steht<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

pro/contra Grundrente<br />

SPD und FDP im Schlagabtausch<br />

über Lösungen zur<br />

Bekämpfung von Altersarmut<br />

<strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin<br />

75


FOKUS Smart Insurtech<br />

Was ist<br />

smart?<br />

und automatisiert<br />

Ihre Ablage<br />

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Backoffice rufen Sie uns an:<br />

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SMART ADMIN – Das hochautomatisierte Backoffice<br />

mit integrierter Beratungssoftware<br />

Einzigartig ist die Integration von Beratungstechnologien in das webbasierte Verwaltungsprogramm.<br />

So werden in der Beratung abgeschlossene Anträge samt Dokumenten automatisiert im Verwaltungssystem<br />

übernommen. Tschüss manuelle Ablage – Hallo automatisierte Verwaltung!<br />

Weitere Infos zu dieser und anderen smarten Lösungen finden Sie auf www.smartinsurtech.de<br />

oder erhalten Sie per Mail an info@smartinsurtech.de.<br />

SMART ADMIN<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />

76 Advertorial


Smart Insurtech FOKUS<br />

FOKUS<br />

SMART INSURTECH<br />

Mit neuer Technologie<br />

effizienter und umsatzstärker<br />

Ohne ein leistungsstarkes Maklerverwaltungsprogramm<br />

kann ein<br />

Versicherungsmakler heutzutage nicht<br />

mehr professionell beraten. Die Anforderungen<br />

der Regulierung auf der einen<br />

Seite und ein immer umfangreicher werdendes<br />

Produktangebot auf der anderen<br />

Seite erfordern eine zielgerichtete digitale<br />

Unterstützung. Nicht zuletzt durch die<br />

Corona-Pandemie finden Beratungen mit<br />

Kunden vermehrt über Videocalls statt.<br />

Makler suchen dabei stärker nach Technologielösungen<br />

aus einer Hand, gleichzeitig<br />

investieren die Versicherer mehr in<br />

die Entwicklung von Schnittstellen und in<br />

die Einführung neuer Bestandssysteme.<br />

Bei der Digitalisierung kommt es insbesondere<br />

darauf an, Prozesse neu zu denken<br />

und viel stärker auf den Mehrwert von Daten<br />

zu setzen. Es geht darum, Daten über<br />

die verschiedenen Wertschöpfungsstufen<br />

hinweg miteinander zu verknüpfen. Dies<br />

schafft Raum für Innovationen. Noch aber<br />

fehlen einheitliche, von allen Akteuren eingesetzte<br />

Marktstandards. Eine Plattform,<br />

auf welcher Vermittler, Vertriebe, Versicherer<br />

und Assekuradeure aufeinandertreffen,<br />

muss mit all diesen Formaten umgehen<br />

können und neben klassischen Algorithmen<br />

auch künstliche Intelligenz einsetzen,<br />

um über Daten Prozesse zielführend zu<br />

automatisieren.<br />

SMART INSUR ist eine Plattform des<br />

Technologieanbieters Smart InsurTech, die<br />

Maklern aufzeigt, wie sie die Angebote<br />

der Versicherer, Daten über Schnittstellen<br />

und Portale zu besorgen, nutzen und<br />

automatisiert verarbeiten können. Die<br />

breit angelegten Services von SMART<br />

INSUR reichen von einem cloudbasierten<br />

Maklerverwaltungsprogramm über einen<br />

KI-gestützten Dokumentenservice, einen<br />

Foto: iStock / Nico El Nino<br />

Vergleichsrechner sowie eine Tarifbewertung<br />

nach Verbraucherschutzkriterien bis<br />

hin zu einer Software für Kundenberatung,<br />

Analyse und Onlineabschluss.<br />

Ein ganzheitliches Technologiepaket aus<br />

einer Hand, das sämtliche Services entlang<br />

der Wertschöpfungskette abdeckt und miteinander<br />

verzahnt – von Beratungstechnologien<br />

bis Maklerverwaltungsfunktionen.<br />

Lesen Sie im Interview auf den nächsten<br />

Seiten, wie Makler so effizienter und umsatzstärker<br />

beraten können.<br />

Herausforderung für<br />

die Branche: Daten zu<br />

beschaffen und über<br />

alle Stufen der Wertschöpfung<br />

sinnvoll zu<br />

verknüpfen<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />

Advertorial<br />

77


FOKUS Smart Insurtech<br />

»Virtueller Marktplatz für<br />

alle Akteure der Assekuranz«<br />

Matthias Hansen, Vorstandsvorsitzender der Smart InsurTech AG,<br />

über die Versicherungsplattform SMART INSUR, die sämtliche Services<br />

entlang der Wertschöpfungskette abdeckt<br />

– TEXT: OLIVER LEPOLD –<br />

<strong>procontra</strong>: Wie hat sich Ihre Plattform<br />

SMART INSUR weiterentwickelt?<br />

Matthias Hansen: Unsere Versicherungsplattform<br />

deckt als vollumfängliches<br />

Softwarepaket sämtliche Services entlang<br />

der Wertschöpfungskette ab. Zum einen<br />

haben wir unsere einzelnen Softwarelösungen<br />

stärker miteinander verzahnt<br />

– beispielsweise das Verwaltungs- und<br />

Beratungstool. So können Vermittler medienbruchfrei<br />

aus der Bestandsführung des<br />

MVP in die Beratungssoftware springen,<br />

Daten dorthin übertragen und speichern.<br />

Umgekehrt ist es auch möglich, Anträge,<br />

Dokumentationen und Angebote aus der<br />

Beratungssoftware ohne doppelte Datenerfassung<br />

in das MVP zu überführen.<br />

Eine weitere Erleichterung ist die automatische<br />

Erfassung von Fremdverträgen<br />

mittels Smartphone. Wir sind sukzessive<br />

dabei, neue Services aufzubauen – wie die<br />

Simulation neuer Versicherungsprodukte,<br />

die sich im Wettbewerb gut behaupten<br />

und aktuellen Nachfragetrends gerecht<br />

werden. Dazu vergleichen wir sämtliche<br />

Daten, die Vermittler und Vertriebe auf<br />

SMART INSUR synchronisieren, mit den<br />

Angaben der Versicherer und erhalten so<br />

eine Datengrundlage, die auf korrekten<br />

Werten basiert. Zur Jahresmitte hatten wir<br />

bereits rund 520 Millionen Euro Jahresnettoprämie<br />

validiert. Diese Grundlagenarbeit<br />

wird viele interessante Innovationen<br />

ermöglichen – etwa automatisch generierte<br />

Beratungsanlässe mittels Robo Advice.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie haben kürzlich einen Tarifcheck<br />

nach Verbraucherschutzkriterien<br />

mittels Schnittstelle in die Beratungssoftware<br />

integriert. Welche Informationen<br />

erhält der Makler hier?<br />

Hansen: Die objektive Tarifbewertung<br />

nach Verbraucherschutzkriterien bieten<br />

wir unter dem Namen SMART CHECK<br />

schon seit Längerem an. Sie ist auf dem<br />

Markt einzigartig und ermöglicht nach den<br />

Kriterien deutscher Verbraucherschutzorganisationen<br />

den Vergleich aktueller und<br />

alter Versicherungsverträge. Dabei kann<br />

»Makler benötigen<br />

keine Anfangsinvestitionen<br />

in Lizenzen,<br />

Software oder<br />

Updates, da wir mit<br />

einem erfolgsorientierten<br />

Gebühren ­<br />

modell arbeiten.«<br />

sie auf rund 16.000 Alt- und Neutarife von<br />

mehr als 350 Versicherungsgesellschaften<br />

zurückgreifen. Makler können mit wenigen<br />

Klicks das individuell passende Versicherungsangebot<br />

finden – dies funktioniert<br />

auch mobil und wird anschaulich visualisiert.<br />

Für Vermittler ist der Tarifcheck auch<br />

unter dem Aspekt der Kundenbindung und<br />

-gewinnung attraktiv. Er bietet den idealen<br />

Einstieg in eine Vertragsneugestaltung, die<br />

dem Kunden meist einen umfangreicheren<br />

Versicherungsschutz und die Orientierung<br />

an Verbraucherschutzstandards bei geringeren<br />

Kosten ermöglicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie viele Makler arbeiten mit<br />

Ihrer Plattform? Was benötigen sie dazu?<br />

Hansen: Unsere Plattformtechnologie<br />

setzen mehr als 1.400 Kunden aus der<br />

Versicherungsbranche ein. Bei Vermittlern<br />

folgt der Einsatz immer mehr dem<br />

Prinzip des „plug and play“. Insofern<br />

benötigen sie nur einen Internetzugang<br />

und die Vertriebsvereinbarungen mit den<br />

Versicherungsunternehmen. Anfangsinvestitionen<br />

in Lizenzen und Software sowie<br />

Update-Kosten sind nicht nötig, da wir mit<br />

einem erfolgsorientierten Gebührenmodell<br />

arbeiten. Es orientiert sich an der Nutzungsintensität<br />

nach aktiver Bestandsgröße<br />

und variiert nach Sparte. Der Einstieg ist<br />

ab 200 Euro pro Monat möglich. Makler<br />

müssen insofern keine Vorabinvestitionen<br />

tätigen, sondern haben laufende Kosten,<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit Smart Insurtech<br />

78 Advertorial


Smart Insurtech FOKUS<br />

Matthias Hansen, Vorstandsvorsitzender der Smart InsurTech AG<br />

die sich an ihrem Geschäftserfolg orientieren.<br />

Verfügen Vermittler, die unsere<br />

Software neu einsetzen möchten, bereits<br />

über ein MVP, so wird die Migration nach<br />

Aufwand berechnet.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erleichtern Sie Maklern die<br />

Arbeit in Beratung und Abwicklung?<br />

Hansen: Mit unseren Softwaretools decken<br />

wir die gesamte Customer Journey ab.<br />

Indem wir die einzelnen Technologien<br />

immer besser miteinander verzahnen und<br />

Automatisierungen schaffen, werden die<br />

Prozesse für Makler effizienter, auch die<br />

Fehlerquoten sinken. Vor allem im Innendienst<br />

und in der Verwaltung lassen sich<br />

Zeit und Kosten einsparen. Dies verschafft<br />

Maklern wieder mehr Freiraum für die<br />

Beratung. Wir erhalten entsprechend positive<br />

Rückmeldungen aus der Kundschaft.<br />

Vor allem der Dokumentenservice SMART<br />

GEVO ist ein Zeitersparnis-Booster bei der<br />

Verarbeitung standardisierter Dokumenteneingänge.<br />

Kunden berichten, dass sie<br />

ihre Personalkapazitäten im Dokumentenbereich<br />

um mindestens 70 Prozent senken<br />

konnten. Auf dem Weg zum schlanken<br />

Backoffice ist auch das Prozessmanagement<br />

des Verwaltungssystems SMART<br />

ADMIN eine wichtige Komponente.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Makler mithilfe der<br />

Plattform ihren Umsatz steigern?<br />

Hansen: Indem sie personell wachsen,<br />

mehr Menschen im Vertrieb einstellen und<br />

dafür keine höheren Lizenzkosten zahlen<br />

müssen. Unsere Plattform ist unendlich<br />

nutzbar und finanziert sich nicht durch<br />

Lizenzkosten, die mit der Zahl der Mitarbeiter<br />

steigen. Stattdessen fällt eine Gebühr<br />

nach erfolgreichem Einsatz der Software<br />

an. Jene orientiert sich ausschließlich am<br />

eigenen Bestandswachstum. Dazu bieten<br />

wir zum anderen Services an, die Maklern<br />

ein kontinuierliches Umsatzwachstum ermöglichen:<br />

Robo Advice. Vermittler erhalten<br />

in Zukunft aus dem System eine Mitteilung,<br />

wenn sich der Familienstand oder<br />

die Adresse des Kunden ändert. Sie werden<br />

dann automatisch über einen Beratungsanlass<br />

informiert und können ihrem Kunden<br />

ein passendes Versicherungsprodukt für<br />

die aktuelle Situation anbieten. Darüber<br />

hinaus arbeiten wir daran, dass neben dem<br />

Familienstand auch die Änderung weiterer<br />

Vertragsparameter einen automatischen<br />

Beratungsanlass hervorrufen wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Sie sind eine Kooperation mit<br />

dem Maklerverbund CHARTA eingegangen.<br />

Was umfasst die Zusammenarbeit?<br />

Hansen: Durch die Kooperation können<br />

die rund 400 an die CHARTA Börse für<br />

Versicherungen AG angebundenen Makler<br />

unser Technologiepaket einsetzen. Mittels<br />

Schnittstelle haben wir das Beratungssystem<br />

der CHARTA mit unseren Systemen<br />

integriert. So können Produkte ohne<br />

separate Anmeldung direkt berechnet und<br />

die generierten Unterlagen automatisch<br />

in das Verwaltungsprogramm transferiert<br />

werden. Darüber hinaus unterstützt der<br />

Verbund mit der Initiative CHARTA-<br />

STARTHILFE Unternehmer, die ihr Geschäft<br />

gerade aufbauen. Diesem Ansinnen<br />

kommt auch unser Vergütungsmodell<br />

zugute, das keine Anfangsinvestitionen wie<br />

Lizenz- und Softwarekosten beinhaltet.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie arbeiten Sie an der Versicherungswelt<br />

von morgen, was können<br />

Makler und Kunden erwarten?<br />

Hansen: Unser Full-Service-Technologiepaket<br />

entstand durch den Erwerb einer<br />

Vielzahl von IT-Firmen und die Verschmelzung<br />

dieser Firmen in der Smart InsurTech<br />

AG. Wir haben diese heterogenen Tools<br />

miteinander verzahnt. Aktuell arbeiten wir<br />

daran, durch Validierung eine einheitliche<br />

Datengrundlage zu schaffen, ein einheitliches<br />

Datenmodell zu konzipieren und<br />

darauf eine neue Technologie aufzubauen.<br />

Wir sind dabei, SMART INSUR zu einem<br />

virtuellen Marktplatz zu transformieren,<br />

auf dem sich alle Akteure – von Vermittlern<br />

und Vertrieben über Assekuradeure<br />

bis zu den Versicherern – begegnen. So<br />

wird der perfekte Match zwischen Angebot<br />

und Nachfrage der Makler möglich<br />

– auch zugunsten der Endkunden. Das<br />

wird auch neue Services möglich machen.<br />

Um die Tarifwelt von morgen strukturiert<br />

auswerten zu können, arbeiten wir<br />

zum Beispiel gerade an einer generischen<br />

Produktmaschine. Sie kann spartenunabhängig<br />

jede Risikoart abbilden. Parallel<br />

entwickeln wir eine neue Oberfläche für<br />

Makler. Hier werden auch Robo-Advice-<br />

Technologien angelegt sein.<br />

Smart InsurTech AG Heidestraße 8 1<strong>05</strong>57 Berlin +49 687 59 10 20 info@smartinsurtech.de www.smartinsurtech.de<br />

Advertorial<br />

79


BUSCHFUNK Sachwerte<br />

SACHWERTE<br />

NEUE UMSATZREKORDE BEI WOHNIMMOBILIEN?<br />

Experten prognostizieren für <strong>2021</strong> weiter explodierende Preise.<br />

Nachdem die Immobilienpreise während der Corona-Krise stabil geblieben sind, könnten<br />

sie nun wegen Nachholeffekten geradezu in die Höhe schießen. Nach einer Prognose des<br />

Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung rechnen Experten mit<br />

einer Steigerung des Immobilien-Gesamtumsatzes im laufenden Jahr um 6,3 Prozent auf 311<br />

Milliarden Euro. Der bisherige Umsatzrekord wurde 2020 mit knapp 293 Milliarden Euro erzielt.<br />

Als wichtigster Umsatztreiber gelten Wohnimmobilien. „Mit 10,8 Prozent bei Eigenheimen<br />

und 7,2 Prozent bei Eigentumswohnungen haben wir 2020 die stärksten Preiszuwächse seit<br />

Beginn unserer Aufzeichnungen in den 1980er-Jahren festgestellt“, erklärt Gewos-Experte<br />

Sebastian Wunsch. Die Entwicklung des vergangenen Jahres werde sich nun fortsetzen.<br />

Foto: iStock / ah_fotobox<br />

GOLD BLEIBT HINTER DEN ERWARTUNGEN<br />

Trotz Inflation fallen die Preise für das Edelmetall.<br />

Analysten rechnen mit Aufholpotenzial.<br />

Foto: iStock / altmodern<br />

Aktuell notiert Gold unter dem von Experten erwarteten Niveau. Nach<br />

Analyse der Vermögensverwaltung Wisdom Tree müsste das Edelmetall<br />

wegen des Inflationsanstiegs eigentlich zu einem Preis von über<br />

2.000 US-Dollar pro Feinunze gehandelt werden. Tatsächlich pendelt<br />

der Preis um die Marke von 1.785 US-Dollar. Im Juli hätte der Goldpreis<br />

nach den Prognosen um 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen<br />

sollen, stattdessen fiel er um 8 Prozent. Kurzfristige Abgänge hatte<br />

das Edelmetall in der Vergangenheit häufig korrigiert.<br />

SCHLECHT INFORMIERTE IMMOBILIENKÄUFER<br />

Onlineberatung von Finanzierungsanbietern hinkt hinterher.<br />

Die Möglichkeiten, die in einer Onlineberatung zum Immobilienkauf stecken, werden von<br />

Finanzierungsanbietern nicht richtig genutzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der<br />

Unternehmensberatung Cofinpro, für die Filialbanken, Direktbanken und Vergleichsportale<br />

einem Praxistest unterzogen wurden. Dabei gingen die Finanzierungsanbieter insgesamt zu<br />

wenig auf die individuellen Bedürfnisse der potenziellen Käufer ein, stattdessen lag der Beratugsschwerpunkt<br />

auf Terminvereinbarungen und der Ermittlung von Konditionen mithilfe von<br />

Standardparametern. „Videos, Chat-Dienste und Chatbots haben sich noch nicht in der Breite<br />

durchgesetzt“, resümiert Cofinpro-Manager Alexander Christau. Auch nachhaltige Produkte<br />

würden laut der Studie in der Onlineberatung außen vor bleiben.<br />

Foto: iStock / Nico El Nino<br />

80<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Sachwerte BUSCHFUNK<br />

Invesco Real Estate: Erwerb von Wohnprojekt<br />

Invesco Real Estate, der auf weltweite Immobilienanlagen<br />

spezialisierte Bereich von Invesco Ltd. (NYSE: IVZ), hat das<br />

neue Wohnprojekt Caritas in zentraler Lage von Amsterdam<br />

erworben. Das Entwicklungsprojekt wird mit einer<br />

Energieeffizienzklasse von A++ hohe ESG- und Nachhaltigkeitsstandards<br />

erfüllen. Von den insgesamt circa 7.500<br />

Quadratmetern sind rund 70 vermietbare Gewerbeflächen.<br />

Finanzmärkte & Realwirtschaft<br />

verzahnen<br />

DR. ANDREAS MATTNER<br />

Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)<br />

Patrizia: Verkauf Fachmarktzentren-Portfolio<br />

Patrizia hat im Auftrag ihrer Kunden ein Portfolio mit zwölf<br />

Fachmarktzentren veräußert. Die Einzelhandelsobjekte haben<br />

eine Gesamtfläche von rund 180.000 Quadratmetern.<br />

Käufer ist die Meag, der Assetmanager von Munich Re und<br />

Ergo. Das Portfolio hat einen Anteil am Lebensmitteleinzelhandel<br />

von 45 Prozent.<br />

BVT: Verkauf Projektentwicklung in Washington<br />

Die BVT Unternehmensgruppe gibt den Verkauf der Projektentwicklung<br />

„Lake Linganore“ in Frederick/Maryland<br />

bei Washington D.C. bekannt. Es handelt sich dabei um<br />

eine von insgesamt fünf Projektentwicklungen des von<br />

der Kapitalverwaltungsgesellschaft derigo GmbH & Co. KG<br />

verwalteten geschlossenen Spezial-AIF „BVT Residential<br />

USA 12 GmbH & Co. Geschlossene Investment KG“.<br />

PlanetHome & Remax: Neuer Baufinanzierer<br />

PlanetHome und Remax Germany haben gemeinsam den<br />

neuen digitalen Baufinanzierer „Maxxfinance“ gegründet.<br />

Er soll Immobilienkäufern künftig alle Services rund um<br />

das Eigenheim aus einer Hand bieten: von der Anfrage<br />

nach einem Objekt zur Eigennutzung oder Kapitalanlage<br />

bis zur Auszahlung der erforderlichen Kreditsumme.<br />

quirion: Neue digitale Immobilieninvestments<br />

Der Robo-Advisor quirion ergänzt seine Produktpalette<br />

um digitale Immobilieninvestments. Dafür wurde das<br />

Immobilien-Start-up Bloxxter erworben, das digitale<br />

Wertpapiere für Immobilienanlagen anbietet. Die Bloxxter<br />

GmbH wurde im Zuge des Kaufes in quirion Sachwerte<br />

GmbH umbenannt. Neben Dr. Bianca Ahrens wird Martin<br />

Daut Geschäftsführer der quirion Sachwerte GmbH.<br />

EVIC: Neue Geschäftsführung<br />

Die Investmentgesellschaft von Engel & Völkers, Engel &<br />

Völkers Investment Consulting (EVIC), hat Verena Louw<br />

in die Geschäftsführung berufen. Sie tritt an die Seite der<br />

beiden Geschäftsleiter John Kamphorst und Thorsten<br />

Brogt. Zuletzt war Louw als Direktorin im Transaktionsmanagement<br />

bei UBS Global Asset Management tätig.<br />

Foto: iStock / Wakila<br />

Die Europäische Kommission geht mit der<br />

kürzlich vorgestellten Renewed-Sustainable-<br />

Finance-Strategie und dem Vorschlag einer<br />

Green-Bond-Verordnung den bereits vor Jahren<br />

eingeschlagenen Weg hin zu einem deutlichen<br />

Ausbau nachhaltiger Finanzierung weiter. Sie<br />

flankiert durch die Einführung weiterer Standards<br />

und Labels die bekannten, höchst ambitionierten<br />

Klimaziele der Europäischen Union. Insbesondere<br />

stellt sie die Transformation der Wirtschaft noch<br />

einmal deutlicher in den Vordergrund. Der ZIA und<br />

die Immobilienwirtschaft unterstützen dieses<br />

Vorhaben, fordern aber eine stärkere Verzahnung<br />

von Finanzmärkten mit der Realwirtschaft.<br />

Die Immobilienwirtschaft stellt sich ihrer<br />

Verantwortung und ihre Unternehmen werden<br />

einen entscheidenden Beitrag zu einem nachhaltigen<br />

Finanzmarkt leisten. Dennoch gelingt die<br />

Realisierung der umfassenden Detailregelungen<br />

nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Schon<br />

die aktuellen Vorgaben der Taxonomie – das<br />

europaweit einheitliche Klassifikationssystem<br />

für nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten – und die<br />

nachhaltigkeitsbezogenen Offenlegungspflichten<br />

stellen die Kapitalmarktteilnehmer vor große<br />

Herausforderungen bei der Datenermittlung.<br />

In der Praxis können wir unser gemeinsames<br />

Ziel, Finanzströme in Nachhaltigkeit umzulenken,<br />

nur dann erreichen, wenn wir die erforderlichen<br />

Daten über Gebäudebestände bekommen. Nur<br />

so können wir nachhaltige Finanzprodukte<br />

aufsetzen, deren Nachhaltigkeitskriterien auch<br />

einheitlich erhoben wurden. Die Immobilienwirtschaft<br />

steht bereit, um hier gemeinsam weitere<br />

Lösungen zur Standardisierung an der Schnittstelle<br />

zwischen Finanz- und Realwirtschaft zu<br />

entwickeln.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

81


SACHWERTE Baufinanzierung<br />

»Längere Zinsbindungen<br />

und höhere Tilgung«<br />

Eva Grunwald, Leiterin Immobiliengeschäft in Deutschland bei der Deutschen Bank,<br />

über Finanzierungsstrategien und die kommende Preiskorrektur<br />

bei anhaltend niedrigen Kreditzinsen.<br />

– TEXT: STEFAN TERLIESNER –<br />

EVA GRUNWALD leitet seit 2018 das Immobiliengeschäft<br />

der Deutschen Bank mit den Marken<br />

Deutsche Bank und Postbank. Seit Juli <strong>2021</strong><br />

ist sie zudem Mitglied der Geschäfts leitung<br />

der BHW für das Ressort Produkte. Sie ist seit<br />

23 Jahren in der Deutschen Bank tätig.<br />

Vor ihrer jetzigen Aufgabe war sie bereits<br />

mit verschiedenen Führungsaufgaben im<br />

Produkt- und Risikobereich betraut.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie entwickelt sich das Geschäft<br />

mit Immobilienfinanzierungen in<br />

Ihrem Hause?<br />

Eva Grunwald: Wir sehen weiterhin eine<br />

sehr gute Geschäftsentwicklung im Bereich<br />

Baufinanzierungen. Es gibt eine lebhafte<br />

Nachfrage nach Immobilien und deren<br />

Finanzierung. Der Wunsch nach den eigenen<br />

vier Wänden bleibt hoch, und auch<br />

bei Immobilien als Kapitalanlage gibt es<br />

weiter starkes Interesse.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Zinssatz verlangt die<br />

Deutsche Bank für zehn Jahre?<br />

Grunwald: Die Konditionen richten sich<br />

immer individuell nach den spezifischen<br />

Gegebenheiten der Finanzierung und den<br />

Voraussetzungen des Kunden. Neben den<br />

allgemeinen Kriterien, wie beispielsweise<br />

Darlehenshöhe, Finanzierungsauslauf und<br />

Tilgungssatz, werden darin auch weitere<br />

Aspekte wie Beschäftigungsverhältnis und<br />

Verwendungszweck berücksichtigt. Es<br />

gibt daher keine Standardkondition, die<br />

für jede Art der Finanzierung und jeden<br />

Kunden gleich wäre.<br />

82 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


Baufinanzierung SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Entwicklung bei den<br />

Hypothekenkreditzinsen erwarten Sie?<br />

Grunwald: Die Kapitalmarktzinsen haben<br />

bisher nur geringfügig auf die anziehende<br />

Inflation reagiert. Die durchschnittlichen<br />

Hypothekenzinsen für Darlehen mit<br />

fünf- bis zehnjähriger Zinsbindung haben<br />

sich ebenfalls nur leicht erhöht und lagen<br />

zuletzt bei 1,12 Prozent. Bis zum Jahresende<br />

erwarten unsere Volkswirte jedoch<br />

etwas höhere Kapitalmarktzinsen und in<br />

der Folge auch einen stärkeren Anstieg der<br />

Hypothekenzinsen auf 1,25 Prozent.<br />

<strong>procontra</strong>: Und welche Zinsentwicklung<br />

sagen Ihre Marktanalysten auf Sicht von<br />

einem oder drei Jahren voraus?<br />

Grunwald: Unser Research erwartet, dass<br />

die Europäische Zentralbank die Anleihekäufe<br />

im Rahmen ihres Pandemie-<br />

Notfallprogramms im März 2022 beenden<br />

wird. Da die Kerninflationsrate, also<br />

die allgemeine Preisentwicklung ohne<br />

den kurzfristigen Einfluss der Preise für<br />

Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak,<br />

in der Eurozone aber deutlich unter dem<br />

neuen, symmetrischen 2-Prozent-Ziel liegt,<br />

gehen wir davon aus, dass die EZB neue<br />

Programme auflegen oder ihr schon vor<br />

Ausbruch der Pandemie aufgelegtes Ankaufprogramm<br />

ausweiten wird, um einen<br />

frühzeitigen Anstieg der Kapitalmarktrenditen<br />

zu verhindern. Entsprechend dürften<br />

die Kapitalmarktzinsen noch lange relativ<br />

niedrig bleiben.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Immobilienkäufer benötigen<br />

in ein bis vier Jahren eine Anschlussfinanzierung.<br />

Die Konditionen dazu<br />

könnten schon heute über ein Forwarddarlehen<br />

gesichert werden. Ist das überhaupt<br />

sinnvoll angesichts der Erwartung, dass die<br />

Zinsen niedrig bleiben?<br />

Grunwald: Wann der richtige Zeitpunkt ist,<br />

ab dem man sich mit seiner Anschlussfinanzierung<br />

beschäftigen sollte, muss jeder<br />

Kunde für sich selbst entscheiden. Geht<br />

man von mittelfristig wieder steigenden<br />

Zinsen aus und möchte dieses Risiko für<br />

seine eigene Finanzierung ausschließen,<br />

kann man bereits bei einer Vorlaufzeit<br />

von bis zu 48 Monaten ein Angebot für<br />

ein Forwarddarlehen erhalten. Ist man<br />

hingegen mehr chancen- als sicherheitsorientiert,<br />

kann es sich lohnen, zunächst nur<br />

den Markt zu beobachten und mit einer<br />

kurzen oder gar keiner Forward-Zeit die<br />

Prolongation vorzunehmen.<br />

<strong>procontra</strong>: Per Ende Juni sind die Preise<br />

für Wohnimmobilien in Deutschland auf<br />

Jahressicht nochmals um insgesamt fast<br />

11 Prozent gestiegen. Wie viel Spekulation<br />

auf weitere Wertsteigerungen steckt darin?<br />

Grunwald: Unsere Volkswirte gehen davon<br />

aus, dass wir in den meisten Metropolregionen<br />

in Deutschland noch bis 2024<br />

steigende Immobilienpreise sehen werden.<br />

Damit könnte der Preisanstieg in dieser<br />

Dekade jedoch zu Ende gehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Und dann? Stagnieren die Preise<br />

auf hohem Niveau oder sinken sie auch<br />

mal wieder?<br />

Grunwald: Sollte sich die Erwartung<br />

steigender Preise noch bis 2024 erfüllen,<br />

könnte es danach für kurze Zeit sogar<br />

zu rückläufigen nominalen Hauspreisen<br />

kommen. Unsere Experten rechnen mit<br />

»Wir empfehlen<br />

weiterhin eine<br />

Eigenkapitalquote<br />

von mindestens<br />

20 Prozent.«<br />

einem kulminierten Rückgang von insgesamt<br />

bis zu 5 Prozent über 3 Jahre. Nach<br />

dieser Preiskorrektur ist jedoch wieder mit<br />

steigenden Immobilienpreisen zu rechnen,<br />

da der Preisrückgang und eine dadurch<br />

auf rund 4 Prozent steigende Mietrendite<br />

den Einstieg für viele institutionelle<br />

Investoren wieder attraktiver macht. Auch<br />

wenn aufgrund der vielen makroökonomischen<br />

Unsicherheiten exakte Prognosen<br />

schwierig sind, gehen unsere Volkswirte<br />

für die nächsten Jahre nicht von größeren<br />

Verwerfungen am deutschen Immobilienmarkt<br />

aus.<br />

<strong>procontra</strong>: Inwiefern hat sich die Finanzierung<br />

in den vergangenen Jahren verändert?<br />

Grunwald: Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus<br />

sehen wir derzeit eine Tendenz<br />

zu längeren Zinsbindungen, mit Zinsfestschreibungen<br />

von 15 bis 20 oder teilweise<br />

sogar 30 Jahren. Dies geht oft einher mit<br />

höheren Tilgungen. Zudem verzeichnen<br />

wir vermehrt Anfragen nach höheren<br />

Finanzierungsausläufen, was letztlich<br />

durch die gestiegenen Immobilienpreise<br />

bedingt ist. Zwar bringen viele Kunden<br />

viel Eigenkapital mit ein, doch durch die<br />

gestiegenen Kaufpreise steigen auch die Erwerbsnebenkosten<br />

und zehren einen nicht<br />

unerheblichen Teil des Eigenkapitals auf.<br />

Wir achten darauf, dass unsere Kunden<br />

über ausreichend Eigenkapital verfügen<br />

und sich nicht über Gebühr verschulden.<br />

Zudem sollte eine angemessene Tilgung<br />

vereinbart werden, damit der Kunde seine<br />

Immobilienkredite auch in einem überschaubaren<br />

Zeitraum zurückzahlen kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Banken, auch Ihr Haus,<br />

erheben auf große Geldbestände von Kunden<br />

ein Verwahrentgelt. Befeuert das nicht<br />

auch den Immobilienboom?<br />

Grunwald: Die Investition in die eigenen<br />

vier Wände ist grundsätzlich sinnvoll. Ein<br />

eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung<br />

dient zum einen dem Vermögensaufbau<br />

und stellt einen wichtigen Baustein für<br />

die Altersvorsorge dar, da sie mietfreies<br />

Wohnen im Alter ermöglicht. Für Käufer,<br />

die sich vor einigen Jahren noch keine Immobilie<br />

leisten konnten, ist dies aufgrund<br />

der niedrigen Zinsen nun erschwinglicher<br />

geworden. Zum anderen führen die niedrigen<br />

Zinsen dazu, dass viele Kunden nach<br />

alternativen Anlageformen mit attraktiven<br />

Renditen suchen. Die starke Nachfrage<br />

nach Sachwerten motiviert sowohl Eigennutzer<br />

als auch Anleger verstärkt zum<br />

Immobilienkauf.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Finanzierungstipp<br />

haben Sie für Menschen mit Immobilienwunsch?<br />

Grunwald: Wer seinen Traum nach<br />

Wohneigentum verwirklichen möchte,<br />

sollte zunächst Eigenkapital ansparen, um<br />

die Belastung aus der Finanzierung möglichst<br />

gering zu halten. Unsere Empfehlung<br />

ist nach wie vor eine Eigenkapitalquote<br />

von mindestens 20 Prozent. Längere<br />

Zinsbindungen zur Absicherung des<br />

Zinsänderungsrisikos, verbunden mit einer<br />

höheren Tilgung, bieten sich angesichts der<br />

historisch weiterhin sehr niedrigen Zinsen<br />

an. Alternativ ist die Zinsänderungsabsicherung<br />

durch die Einbindung eines<br />

Bausparvertrags überlegenswert. Da man<br />

sich mit dem Abschluss einer Baufinanzierung<br />

über viele Jahre bindet, ist es wichtig,<br />

dass das Finanzierungskonzept zur eigenen<br />

Vermögenssituation und Lebensplanung<br />

passt. Eine gute Beratung sehen wir daher<br />

als Grundvoraussetzung vor jeder Finanzierungsentscheidung.<br />

<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

83


SACHWERTE UDI-Pleite<br />

DAS GRAUE RISIKO<br />

Die UDI-Pleite stellt ein weiteres Beispiel für riskante Investitionen am Grauen Kapitalmarkt<br />

für Kleinanleger. Viele Finanzberater rücken von Produkten wie Nachrangdarlehen bereits ab.<br />

Aber bräuchte es nicht auch schärfere Gesetze?<br />

– TEXT: CELINE SCHÄFER –<br />

84 Illustration: Roman Kulon


UDI-Pleite SACHWERTE<br />

Die Versprechen, die der Finanzvertrieb<br />

UmweltDirektInvest (UDI) den Privatanlegern<br />

gemacht hat, waren groß: „Grünes<br />

Geld, saubere Rendite“, also nachhaltige<br />

Investments, bei denen der Gewinn mit<br />

jährlichen Zinsen zwischen 4 und 6,5 Prozent<br />

nicht zu knapp ausfallen sollte. UDI<br />

hat sich auf erneuerbare Energien spezialisiert<br />

und finanziert mit dem Geld der<br />

Anleger zum Beispiel Biogasanlagen, die<br />

von UDI-Tochtergesellschaften betrieben<br />

werden. Und genau diese Gesellschaften,<br />

namentlich etwa die UDI Biogas Barleben,<br />

mussten im frühen Sommer dieses Jahres<br />

reihenweise Insolvenz anmelden. Dass<br />

überhaupt noch Menschen ihr Geld in die<br />

UDI-Firmengruppe gesteckt haben, ist eigentlich<br />

erstaunlich. Denn Wirtschaftsprüfer<br />

sehen schon seit mehr als fünf Jahren,<br />

dass es bei UDI nicht rundläuft. Anlass für<br />

die Zweifel bot zum Beispiel der Insolvenzantrag,<br />

den die Projektgesellschaft der Biogasanlage<br />

im hessischen Nieder-Klingen<br />

stellen musste.<br />

Weil die Firmenstrukturen allerdings so<br />

verschachtelt sind, wussten viele Anleger<br />

gar nicht, dass es so schlecht um UDI steht,<br />

denn einen Konzernabschluss gab es nie.<br />

Laut Recherchen des Hessischen Rundfunks<br />

(HR) hat der Öko-Finanzvertrieb Anlegergelder<br />

genutzt, um defizitäre Projekte<br />

zu stützen – natürlich ohne das den Anlegern<br />

mitzuteilen. Die Staatsanwaltschaft<br />

Nürnberg ermittelt jetzt wegen Betrugs und<br />

Untreue. Für Privatanleger bedeutet die<br />

Pleite der UDI-Gesellschaften erst mal den<br />

Totalverlust. Denn sie sind über sogenannte<br />

Nachrangdarlehen an dem Konzern beteiligt.<br />

Das bedeutet: Im Fall einer Insolvenz<br />

werden ihre Ansprüche erst bedient, wenn<br />

alle anderen Gläubiger ihr Geld zurückbekommen<br />

haben, also zum Beispiel Lieferanten<br />

oder Handwerker. Viele Anleger<br />

ziehen deshalb vor Gericht und klagen.<br />

PROKON: ANLEGER VERLIEREN<br />

40 PROZENT IHRES INVESTIERTEN GELDES<br />

Zum ersten Mal passiert so etwas nicht.<br />

Bereits im Jahr 2014 lockte der Windpark-<br />

Entwickler Prokon mit nachhaltigen Investments<br />

über sogenannte Genussrechte,<br />

bei denen Anleger anders als bei normalen<br />

Aktien zwar am Reingewinn beteiligt sind,<br />

aber keinerlei Stimmrechte haben. Das Geschäft<br />

geriet ins Wanken, viele Kunden kündigten<br />

ihre Genussscheine, Prokon musste<br />

Insolvenz anmelden und rund 75.000 An-<br />

GRAUER MARKT SCHNELLER ALS GESETZGEBER<br />

Verboten wird der Graue Kapitalmarkt<br />

wohl nicht, schließlich handelt es sich bei<br />

seinem Angebot nicht per se um illeleger,<br />

die insgesamt 1,4 Milliarden Euro<br />

in Prokon investiert hatten, verloren etwa<br />

40 Prozent ihres investierten Geldes. Für<br />

Vermittler sind Fälle wie dieser der Super-<br />

GAU. Haben sie Kunden nicht hinreichend<br />

beraten, können diese auch sie vor Gericht<br />

ziehen und für den Verlust belangen.<br />

Was Prokon und UDI eint: Sie sind Teil<br />

des Grauen Kapitalmarkts, dessen Produkte<br />

sich gern mit überdurchschnittlich<br />

»Der Graue Kapitalmarkt<br />

ist in der freien<br />

Marktwirtschaft einfallsreich<br />

und damit<br />

immer schneller als<br />

der Gesetzgeber.«<br />

KATHARINA LAWRENCE, REFERENTIN FINANZDIENST-<br />

LEISTUNGEN BEI DER VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />

hohen Zinsen und Renditen schmücken.<br />

Allerdings brauchen sie keine Erlaubnis der<br />

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) und unterliegen deshalb<br />

auch nicht deren Aufsicht. Heißt: Es gibt<br />

keine systematische Produktkontrolle und<br />

die Seriosität und Bonität der Anbieter, Initiatoren<br />

und Geschäftsleiter werden nicht<br />

überprüft, genauso wenig wie die wirtschaftliche<br />

Tragfähigkeit des Geschäftsmodells.<br />

Die Gefahr, dass Anleger auf diesem<br />

unregulierten Kapitalmarkt an zwielichtige<br />

Angebote geraten, ist also hoch. „Dass<br />

Graumarktprodukte wie Nachrangdarlehen<br />

oder Genussrechte überhaupt erlaubt<br />

sind, ist eine deutsche Besonderheit“, sagt<br />

Peter Mattil, der als Fachanwalt für Bankund<br />

Kapitalrecht bei der Münchener Kanzlei<br />

Mattil auch Kleinanleger im UDI-Fall<br />

vertritt.<br />

Finanzberater sollten sich deshalb gut<br />

überlegen, ob sie ihren Kunden zu solchen<br />

Angeboten raten. Wenn eine Vermögensanlage<br />

nicht der Kontrolle der BaFin unterliegt,<br />

wie es zum Beispiel bei den UDI-<br />

Darlehen der Fall war, sind die Vermittler<br />

gesetzlich dazu verpflichtet, alle Details der<br />

Produkte zu überprüfen. Sonst haften sie<br />

und müssen bei einer Klage Schadensersatz<br />

zahlen. „Sie müssen durchdringen, wie ein<br />

Unternehmen und seine Gesellschaften miteinander<br />

verknüpft sind und wo das Geld<br />

der Anleger hinfließt“, erklärt Mattil. „Es<br />

reicht auch nicht, sich auf die Infos der<br />

Emittenten oder der Wirtschaftsprüfer zu<br />

verlassen – wohin das führen kann, haben<br />

wir bei Wirecard gesehen. Da sind viele<br />

Berater zu gutgläubig.“ Verlässliche Quellen<br />

seien die Bilanzen oder Ad-hoc-Mitteilungen<br />

der BaFin. In den Bilanzen von UDI<br />

war etwa schon Jahre zuvor erkennbar,<br />

dass manche Unternehmenszweige schlecht<br />

laufen.<br />

Mattil hält nicht viel von Graumarktprodukten.<br />

Zu niedrig sei der Nutzen, zu hoch<br />

das Risiko für den Anleger. Er weiß allerdings<br />

auch: Die Produkte haben ihre Abnehmer.<br />

Wer das ist, offenbart zum Beispiel<br />

eine Studie der BaFin aus dem Jahr 2020.<br />

Sie zeigt, dass Anlageprodukte wie Aktien,<br />

Anleihen oder Zertifikate zwar deutlich<br />

beliebter sind als Graumarktprodukte, zu<br />

denen neben Genussrechten und Nachrangdarlehen<br />

auch Unternehmensbeteiligungen,<br />

Namensschuldverschreibungen, partiarische<br />

Darlehen und Direktinvestments gehören.<br />

Aber immerhin 4,5 Prozent aller<br />

Studienteilnehmer hatten schon einmal<br />

ein Graumarktprodukt gekauft. Und das<br />

kam viele von ihnen teuer zu stehen: 22<br />

Prozent haben etwa bei einer Investition in<br />

Unternehmensbeteiligungen schon einmal<br />

Geld verloren, unter Anlegern mit Erfahrungen<br />

mit Direktinvestments erlitten sogar<br />

50 Prozent einen finanziellen Verlust.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

85


SACHWERTE UDI-Pleite<br />

»Risiko des Totalausfalls viel zu hoch«<br />

PETER MATTIL, Fachanwalt für Bank- und Kapitalrecht in München<br />

<strong>procontra</strong>: Herr Mattil, was sind Nachrangdarlehen<br />

eigentlich genau?<br />

Peter Mattil: Aus juristischer Sicht ist das ziemlich<br />

komplex und schwer zu erklären. Vereinfacht<br />

gesagt gibt ein Privatanleger zum Beispiel<br />

einem Unternehmen ein Darlehen und bekommt<br />

dafür Zinsen. Wenn das Unternehmen dann allerdings<br />

in Zahlungsschwierigkeiten kommt, wird<br />

der Gläubiger des Nachrangdarlehens zuletzt<br />

bedient. Anleger sind also das letzte Glied in der<br />

Kette und es gibt ein Risiko des Totalverlustes.<br />

<strong>procontra</strong>: Können Nachrangdarlehen denn<br />

auch eine sinnvolle Vermögensanlage sein oder<br />

raten Sie generell davon ab?<br />

Mattil: Meiner Meinung nach sind Nachrangdarlehen<br />

grundsätzlich ein seltsames Anlageprodukt.<br />

Einerseits sind Anleger durch Nachrangdarlehen,<br />

anders als etwa mit Aktien, in keiner<br />

Weise am Unternehmen beteiligt. Sie haben also<br />

nichts davon, wenn die Geschäfte gut laufen.<br />

Andererseits stehen Anleger hinten an, wenn<br />

ein Unternehmen pleitegeht, sie bekommen<br />

in der Regel nichts von ihrem Geld wieder.<br />

Deshalb würde ich von Nachrangdarlehen<br />

abraten.<br />

<strong>procontra</strong>: Aber warum gibt es dann überhaupt<br />

Finanzberater, die diese Darlehen<br />

ihren Kunden anbieten?<br />

Mattil: Die Anbieter von Nachrangdarlehen<br />

locken häufig mit sehr hohen Zinsen. Außerdem<br />

soll das Geld immer in spezifische<br />

Projekte fließen, die die Anbieter dann<br />

bewerben, zum Beispiel bei UDI die<br />

Biogasanlagen – das kann auch<br />

ansprechend wirken. Meiner<br />

Meinung nach ist das Risiko des<br />

Totalausfalls für Berater und Kunden allerdings<br />

viel zu hoch.<br />

<strong>procontra</strong>: Wer haftet eigentlich im Falle einer<br />

Klage seitens des Anlegers – der Berater oder<br />

der Emittent?<br />

Mattil: Der Berater haftet. Der Emittent auch,<br />

wenn er Fehler im Prospekt gemacht hat.<br />

In der Regel verklagen Kunden, deren Geld<br />

verloren gegangen ist, allerdings zunächst den<br />

Vermittler, denn die Fehler des Unternehmens<br />

sind meistens schwer nachzuweisen. Außerdem<br />

haben Anleger mit dem Unternehmen ja meist<br />

gar nicht direkt zu tun. Als Berater würde ich mir<br />

also genau überlegen, ob ich solche Produkte<br />

anbiete.<br />

<strong>procontra</strong>: Was kann die Haftung für den Berater<br />

denn konkret bedeuten?<br />

Mattil: Die Haftung ist seit Jahrzehnten in der<br />

Rechtsprechung festgelegt und beruht auf<br />

Paragraf 280 BGB. Finanzberater und -vermittler<br />

haben etliche Pflichten zu beachten. Sie müssen<br />

etwa die Erfahrungen, die Risikobereitschaft und<br />

die finanziellen Verhältnisse des Kunden abfragen.<br />

Wenn sie das nicht tun, können Kunden<br />

sie zivilrechtlich auf Schadensersatz verklagen.<br />

Strafbar machen sie sich bei Vertragsverletzungen<br />

allerdings nur, wenn sie den Kunden<br />

absichtlich belügen. Das wäre Betrug. <br />

gale Produkte oder Geschäfte. Aber nur<br />

weil die BaFin ihn nicht kontrolliert, ist er<br />

keineswegs ein rechtsfreier Raum. So hat<br />

der Gesetzgeber etwa die Anforderungen<br />

an Vertrieb und Werbung verändert. Hoch<br />

riskante Graumarktprodukte etwa dürfen<br />

nur noch in Bussen beworben werden,<br />

wenn die Aufhänger mit entsprechenden<br />

Warnhinweisen versehen werden. „Aber<br />

wir erleben in der Beratung immer häufiger,<br />

dass sich Verbraucher aktiv selbst Produkte<br />

im Netz gesucht haben oder auf Mund-zu-<br />

Mund von vermeintlichen Bekannten vertrauen“,<br />

sagt Katharina Lawrence, Juristin<br />

bei der Verbraucherzentrale Hessen. „Der<br />

Graue Kapitalmarkt ist in der freien Marktwirtschaft<br />

einfallsreich und damit immer<br />

schneller als der Gesetzgeber.“<br />

Immerhin: Der UDI-Skandal ist für die<br />

Gesetzeslage nicht folgenlos geblieben. So<br />

wurde im Finanzausschuss des Bundestags,<br />

in dem übrigens auch Jurist Mattil als<br />

Sachverständiger saß, im April dieses Jahres<br />

ein neues Gesetz zum Anlegerschutz auf<br />

den Weg gebracht. Sogenannte Blindpool-<br />

Anlagen, also Finanzanlagen, bei denen<br />

die konkreten Anlageobjekte bei der Prospekterstellung<br />

noch nicht feststehen, sollen<br />

verboten werden. Das soll unvorhersehbare<br />

Totalverluste bei Kleinanlegern vermeiden<br />

und damit Investmentskandale wie bei UDI<br />

verhindern.<br />

Die Gesetzesvorlage hätte auch direkte<br />

Folgen in der Beratung: weniger Produktauswahl,<br />

aber auch ein deutlich geringeres<br />

Haftungsrisiko.<br />

PRO<br />

GRAUMARKTPRODUKTE<br />

FÜR PRIVATANLEGER?<br />

Chance auf höhere<br />

Zinsen und Renditen<br />

Oft nachhaltige<br />

Zwecke wie Umweltschutz<br />

Gesetze zum<br />

Anlegerschutz werden<br />

strenger<br />

CONTRA<br />

Nicht reguliert und<br />

daher riskant<br />

Oft intransparente<br />

Werbung<br />

Beraterhaftung bei<br />

Totalverlust<br />

86 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


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SACHWERTE Immobilienkompass<br />

OBJEKTIVE OBJEKTBEWERTUNG<br />

GESUCHT<br />

Monatlich werden mehrere Zehntausend Immobilien mit sogenannten Automated Valuation<br />

Models (AVM) – also automatisierten Bewertungsmethoden – evaluiert. Die Ergebnisse führen<br />

nicht selten zu Frust bei Finanzierungsberatern und Kreditinstituten.<br />

– TEXT: NINA MÜLLER-PELTZER, SEBASTIAN HEIN –<br />

Der Grund für den Unmut: Viele Bewertungen<br />

sind ungenau, nicht selten platzt<br />

wegen zu starker Abweichungen gleich die<br />

ganze Finanzierung. Die Ursache liegt in<br />

der Heterogenität des Immobilienmarktes,<br />

denn kein Haus ist mit einem anderen eins<br />

zu eins vergleichbar. Dennoch wächst die<br />

Relevanz von Bewertungsmodellen stetig.<br />

Dies hat die European Banking Authority<br />

(EBA) bereits vergangenes Jahr dazu veranlasst,<br />

mit Leitlinien zur Kreditvergabe<br />

und -überwachung erstmals allgemeine<br />

Anforderungen für statistische Modelle im<br />

Rahmen von Bewertungen zu formulieren.<br />

Demnach soll zukünftig das Konfidenzniveau,<br />

also die Vertrauenswürdigkeit der<br />

Bewertung, für die Beteiligten nachvollziehbar<br />

sein, objektspezifische Variablen und<br />

Unsicherheit sollten offengelegt werden<br />

und Datengrundlagen und Qualitätsmessung<br />

müssen klaren Anforderungen folgen.<br />

Früher oder später werden diese Leitlinien<br />

auch in Deutschland Standard werden.<br />

Der Schmerz der Branche wird dadurch<br />

bisher nur partiell gelindert. Selbst in einem<br />

sehr guten Bewertungsmodell treten Abweichungen<br />

auf. Die Bewertungslösung<br />

der US-Firma Zillow zeigt im Schnitt zum<br />

Beispiel Abweichungen zwischen 5 und 10<br />

Prozent. Dabei liegt dann statistisch betrachtet<br />

die Hälfte aller Schätzungen darüber.<br />

Immerhin liegen knapp 80 Prozent der<br />

Bewertungen innerhalb eines Korridors von<br />

20 Prozent Abweichung.<br />

BENCHMARK FÜR ABWEICHUNGEN<br />

ENTSCHEIDEND<br />

Mit Buzzwords wie künstlicher Intelligenz,<br />

Big und Smart Data bewerben nun viele<br />

Wettbewerber ihre AVMs, um Vertrieben<br />

88 Foto: iStock / PPAMPicture


Immobilienkompass SACHWERTE<br />

und Kreditinstituten digitale Lösungen mit<br />

höherer Verlässlichkeit zu versprechen.<br />

Doch noch immer kommt es oft zu ganz<br />

unterschiedlichen Ergebnissen für ein und<br />

dasselbe Finanzierungsobjekt. Grund dafür<br />

sind die verwendeten Bewertungsmethoden,<br />

die dahinterstehenden Algorithmen<br />

und die verwendeten Datenquellen. Klar ist<br />

auch: je weniger Objektangaben und je individueller<br />

das Objekt, desto unsicherer ist<br />

die Bewertung. Auch im Vergleich zu den<br />

tatsächlichen Markt- bzw. Verkehrswerten<br />

zeigen sich teils eklatante Abweichungen.<br />

Schlussendlich kommen auch statistische<br />

Effekte zum Tragen, da die prozentuale<br />

Abweichung mit der Höhe des Transaktionspreises<br />

variiert. Ein Anbieter, der ausschließlich<br />

gegen Objekte aus teuren Lagen<br />

benchmarkt, erzielt deutlich geringere Abweichungen<br />

als der Anbieter, der in strukturschwachen<br />

Regionen benchmarkt.<br />

Aber Bewertungsabweichungen sind Gift<br />

für den Finanzierungsprozess. Sie führen<br />

zu geänderten Eigenkapitalanforderungen,<br />

Konditionskorrekturen oder schlimmstenfalls<br />

zum Abbruch des Prozesses. Gleich<br />

zwei Schwesternunternehmen der Hypoport<br />

Gruppe nehmen sich des Themas nun<br />

aus unterschiedlichen Perspektiven an:<br />

Die Value AG ist mit ihrer transaktionsbasierten<br />

AVM-Lösung den EBA-Standards<br />

gefolgt und veröffentlicht mit dem Bewertungsergebnis<br />

auch wesentliche Informationen<br />

zur Datengrundlage, zur Validierung<br />

und zum Unsicherheitsniveau der Schätzung.<br />

Darüber hinaus liefert sie Hinweise,<br />

ob es sich beispielsweise um eine unsichere<br />

Schätzung, also ein untypisches Objekt<br />

handelt, wodurch ergänzende Informationen<br />

oder Bewertungsverfahren erforderlich<br />

werden. Derzeit wird an Verfahren gearbeitet,<br />

die mögliche Bewertungsdiskrepanzen<br />

noch besser voraussagen, um den Anwendern<br />

eine zugeschnittene Bewertungskette<br />

an die Hand zu geben.<br />

Die Europace AG, die mit ihrer Transaktionsplattform<br />

die gesamte Wertschöpfungskette<br />

des (Bau-)Finanzierungsprozesses<br />

abbildet, konnte in einer umfangreichen<br />

Nutzerstudie die unzulängliche Objektbewertung<br />

sogar als einen der Hauptkritikpunkte<br />

von Beratern im allgemeinen<br />

Finanzierungsprozess identifizieren. Bei<br />

der professionellen automatischen Wertermittlung<br />

ist die Datengrundlage von größter<br />

Wichtigkeit – das gilt für hedonische<br />

Vergleichswertverfahren wie auch für klassische<br />

Bewertungsverfahren.<br />

Die Datengrundlage ist der Schlüssel zur<br />

exakten Bewertung, die Übersetzung in<br />

den Beratungskontext ist der Schlüssel zur<br />

erfolgreichen Verwendung. Ziel ist es daher<br />

nun, für Nutzer und Nutzerinnen eine<br />

höhere Reliability, also Verlässlichkeit der<br />

Werte zu erreichen und darzustellen. So<br />

kann die potenzielle Lücke zu den später ermittelten<br />

Werten der Kredit institute frühzeitig<br />

reduziert, der Finanzierungsprozess für<br />

Berater und Verbraucher beschleunigt und<br />

die Konvertierungsrate verbessert werden.<br />

ALLE EUROPACE-STUDIEN UND -INDIZES<br />

ZUM IMMOBILIENMARKT<br />

https://report.europace.de<br />

MEDIANE ABWEICHUNG DER SCHÄTZUNG VOM KAUFPREIS (+/–)<br />

ABWEICHUNG IN PROZENT ABWEICHUNG IN EURO<br />

< 5<br />

< 10<br />

< 15<br />

< 20<br />

< 25<br />

< 10.000<br />

< 20.000<br />

< 30.000<br />

< 40.000<br />

< 50.000<br />

Quelle: Europace_ Mittelwert der (Absolut-)Abweichung nach Region<br />

<strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21<br />

89


PRIVAT GEFRAGT Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen<br />

»Alterssicherung, Pflegevorsorge<br />

& Gesundheitsökonomie<br />

sind die echten<br />

Herausforderungen.«<br />

PROF. DR. BERND RAFFELHÜSCHEN<br />

Jahrgang 1957, Professur an der<br />

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,<br />

verheiratet, drei Kinder<br />

IHRE MEINUNG, DR. RAFFELHÜSCHEN:<br />

Wir brauchen ein Unterrichtsfach<br />

Finanzen, Versicherungen & Ökonomie<br />

Das skandinavische Rentensystem sollte<br />

als Vorbild genommen werden, wenn es<br />

um Alterssicherung geht<br />

Ohne Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />

steht das deutsche Rentensystem vor<br />

dem Aus<br />

Beim Thema Altersvorsorge hat die<br />

deutsche Politik versagt<br />

Klassik-Produkte in der privaten<br />

Rentenversicherung haben ausgedient<br />

Der Generationenvertrag im deutschen<br />

Rentensystem ist nicht mehr einhaltbar<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

drei Cappuccinos.<br />

Die Homeoffice-Kultur empfinde ich als<br />

unsäglich entnervend.<br />

Diese neue Kompetenz habe ich mir<br />

(Corona-bedingt) angeeignet:<br />

keine, hab schon vor Corona geskypt.<br />

Meine wahre Leidenschaft ist<br />

meine Familie.<br />

Meine Freizeit verbringe ich<br />

am liebsten mit<br />

Sport: Laufen, Segeln, Tennis.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient als<br />

Kind mit Blumen-Austragen.<br />

Die Mitwirkung an internationalen<br />

Forschungsprojekten bedeutet für mich<br />

der Sahneschaum obendrauf!<br />

Meine aktuelle Buchempfehlung:<br />

Mittagsstunde von Doris Hansen.<br />

Am meisten Überwindung kostet mich,<br />

Toleranz gegenüber Trägheit zu zeigen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang tauschen<br />

mit …, um dann Folgendes zu tun:<br />

einem Weltumsegler,<br />

um dann um die Welt zu segeln.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

Sonntag bis elf Uhr im Bett mit<br />

fünf Cappuccinos.<br />

Mein liebstes Reiseziel ist<br />

USA, Norwegen und in die Wärme.<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

E-Mails checken.<br />

Das Radio drehe ich lauter bei<br />

Deep Purple, Led Zeppelin, BAP …<br />

Als Autor des Glücksatlas bedeutet<br />

persönliches Glück für mich:<br />

meine Frau und meine Kinder.<br />

Der größte Missstand in der Sozialund<br />

Steuerpolitik ist<br />

die Arroganz, mit der die alte ihre Ansprüche<br />

gegenüber der jungen Generation<br />

durchsetzt.<br />

… so könnte der Missstand behoben<br />

werden:<br />

Gleichbehandlung der Generationen.<br />

Mein größtes Forschungsinteresse gilt<br />

der Alterssicherung, Pflegevorsorge und<br />

Gesundheitsökonomie, weil<br />

das die echten Herausforderungen der<br />

kommenden Jahre sind.<br />

Eine (unternehmerische) Entscheidung, die<br />

ich gern rückgängig machen würde, war:<br />

alle Sozialreformen seit der Agenda 2010.<br />

Wenn ich einen Tag Kanzler wäre,<br />

würde ich Folgendes veranlassen:<br />

Der Tag reicht nicht – also würde ich den<br />

Tag verlängern.<br />

90 <strong>procontra</strong> <strong>05</strong>|21


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