Mensa 75th anniversary special issue
An special issue to Mensa's 75th anniversary produced by MinD-Mag, the magazine of Mensa in Deutschland
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auf einem Thron sitzen. Potentielle Mitglieder<br />
sollten der Königin unterwürfige Briefe<br />
schreiben, um aufgenommen zu werden.<br />
Die Vereinigung löst sich<br />
von ihren Gründern<br />
Im Jahr 1948 trafen sich die Mitglieder im<br />
Londoner Cumberland Hotel zum ersten<br />
Jahrestreffen. Der Gründer hatte klare Vorstellungen:<br />
„In der Nacht des ersten Samstags<br />
im November schlafen wir alle unter einem<br />
Dach und essen am Sonntag gemeinsam<br />
zu Mittag.“ Weiter hieß es in der Ankündigung:<br />
„Mitglieder werden gebeten,<br />
alle Mahlzeiten im Hotel einzunehmen und<br />
sich im Speiseraum oder anderen öffentlichen<br />
Räumlichkeiten in der nordwestlichen<br />
Ecke einzufinden.“ Berrill begründete<br />
mit dem Jahrestreffen eine Tradition, die<br />
bis heute gelebt wird. Ebenfalls fester Bestandteil<br />
ist das <strong>Mensa</strong> Magazin, das im April<br />
1947 zum ersten Mal erschien.<br />
Doch die beiden Gründer waren schon<br />
nach wenigen Jahren entfremdet von dem,<br />
was aus ihrer Sicht aus <strong>Mensa</strong> geworden<br />
war. „Der Vereinigung fehlt der Zusammenhalt“,<br />
soll Berrill gesagt haben. Die Enttäuschung<br />
war gegenseitig: Viele Mitglieder<br />
fanden seinen „imperialen Stil“ – die Worte<br />
Serebriakoffs – als „autokratischen Herrscher“<br />
abstoßend, wie es in einer Chronik<br />
heißt. Reihenweise traten Mitglieder aus,<br />
von rund 250 sank die Zahl rapide auf gerade<br />
einmal einhundert. Frustriert gab Berrill<br />
1952 den Vorsitz ab. Ware ließ etwa zur<br />
selben Zeit seine Mitgliedschaft auslaufen.<br />
Er kehrte erst 1969 zurück und blieb bis zu<br />
seinem Tod 2000 Vize-Präsident. Ohne Berrill<br />
geriet <strong>Mensa</strong> in finanzielle Schwierigkeiten,<br />
zudem stagnierte die Zahl der Mitglieder.<br />
Diejenigen, die zu den monatlichen<br />
Dinner-Treffen erschienen, konnte man an<br />
einer Hand abzählen.<br />
Mit Victor Serebriakoff<br />
kam der Umschwung<br />
Einer dieser drei oder vier, die in den frühen<br />
1950er Jahren überhaupt noch kamen,<br />
war Victor Serebriakoff, der 1954 den Vorsitz<br />
übernahm. Chronisten und Wegbegleitern<br />
zufolge ist es ihm zu verdanken, dass<br />
<strong>Mensa</strong> nicht nur diese Zeit überstand, sondern<br />
in den folgenden<br />
Jahrzehnten zu einer<br />
Vereinigung mit Tausenden<br />
von Mitgliedern<br />
wurde und sich bis heute<br />
jedes Jahr weltweit<br />
Menschen an Intelligenztests<br />
versuchen.<br />
Manche Aspirantinnen<br />
und Aspiranten bestätigen<br />
sich selbst damit<br />
einen lang geheg-<br />
Victor Serebriakoff.<br />
Abbildung aus seinem<br />
1986 erschienenen<br />
Buch „<strong>Mensa</strong><br />
ten Verdacht, bei anderen<br />
reicht es eben nicht – the Society for the<br />
ganz. Ein britischer Abgeordneter<br />
überschrieb<br />
Highly Intelligent“.<br />
Urheber unbekannt<br />
einen selbstironisch<br />
verfassten Artikel einmal mit: „Clement<br />
Feud, <strong>Mensa</strong> (failed)“.<br />
Das Jahr 1960 war eines der wichtigsten<br />
in der <strong>Mensa</strong>-Geschichte, denn damals begann<br />
mit der Gründung der US-amerikanischen<br />
Sektion die gezielte Expansion<br />
ins Ausland. Nachdem der britische Club<br />
über den Atlantik gekommen war, folgten<br />
schnell andere: In den 1960er und 1970er<br />
Jahren gründeten sich Sektionen in Australien,<br />
Europa, Kanada.<br />
Zwar entstanden zu dieser Zeit einige<br />
„provisorische“ nationale <strong>Mensa</strong>s, etwa in<br />
der Elfenbeinküste oder Indien, doch insgesamt<br />
warteten die Staaten des globalen<br />
Südens lange auf einen Wachstumsschub.<br />
Afrika sei ein Problem für <strong>Mensa</strong>, schrieb<br />
Serebriakoff Anfang der 1980er Jahre. In<br />
einigen Ländern, etwa Kenia, gab es vielversprechende<br />
Versuche, doch wurden<br />
12 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021