Mensa 75th anniversary special issue
An special issue to Mensa's 75th anniversary produced by MinD-Mag, the magazine of Mensa in Deutschland
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irritiert haben soll, da es sie an die Kutten<br />
des Ku-Klux-Klans erinnerte.<br />
Es wurde 1969 ersetzt, nachdem der Verein<br />
einen Wettbewerb ausgerufen hatte,<br />
auf den 108 Entwürfe eingingen. Als Preis<br />
winkte ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft.<br />
Peter Devenish platzierte über dem als M<br />
geformten Tisch einen Globus, mit dem er<br />
die Internationalisierung des Vereins ausdrücken<br />
wollte, die aus seiner Sicht immer<br />
wichtiger werden würde.<br />
Der Sieger-Entwurf des 1969 entstandenen und<br />
bis heute genutzten <strong>Mensa</strong>-Logos.<br />
Berrill verband mit dem Wort <strong>Mensa</strong> die<br />
Idee von einem runden Tisch, an dem niemand<br />
den Vorsitz hat, weil alle aufgrund<br />
desselben Kriteriums Platz genommen haben.<br />
Kritische Stimmen<br />
Trotz dieses egalitären Gedankens wurde<br />
die Vereinigung auch immer wieder<br />
für ihre raison d’être kritisiert: <strong>Mensa</strong> sei<br />
„schlimmer als ein Singleclub für Nerds“,<br />
schrieb 1996 einmal ein Kolumnist im Independent.<br />
Die Mitglieder wüssten zwar, dass<br />
sie besonders schlau sind, aber sie hätten es<br />
dennoch nötig, sich einer besonderen Gesellschaft,<br />
einem „Club für Schlauberger“,<br />
anzuschließen, um sowohl sich selbst als<br />
auch anderen zu bestätigen, wie schlau sie<br />
seien. In einigen Artikeln ist zu lesen von<br />
einem „elitären Zirkel“, der sich nach unten<br />
abgrenzen wolle.<br />
Auch in Deutschland, wo 1966 ein nationaler<br />
Ableger gegründet wurde, hatte es<br />
<strong>Mensa</strong> anfangs schwer. In seinem Buch<br />
„<strong>Mensa</strong>: The Society for the highly intelligent“<br />
zitiert Serebriakoff Udo Schultz, heute<br />
Ehrenpräsident von <strong>Mensa</strong> International<br />
und bereits seit Jahrzehnten aktives<br />
Mitglied, mit einem Erklärungsansatz: Die<br />
Deutschen seien allem gegenüber skeptisch<br />
eingestellt, was „nach dem ‚Herrenvolk‘-Begriff<br />
klingt“, den Unbedarfte fälschlicherweise<br />
in Intelligenztests und <strong>Mensa</strong> zu sehen<br />
glaubten.<br />
In einem Gespräch im Zuge dieser Recherche<br />
entkräftet er abermals die Behauptung,<br />
<strong>Mensa</strong> basiere auf Superiorität, und<br />
zieht einen Vergleich aus dem Sport: „Kein<br />
Mensch fragt Bundesligaspieler, ob sie sich<br />
elitär fühlen und sich von Dorfkickern absetzen<br />
wollen. Sport wird als etwas ganz<br />
anderes wahrgenommen als Gehirnsport“,<br />
meint Schultz. Inzwischen habe sich dies<br />
aber geändert.<br />
Im Großbritannien der Nachkriegsjahre<br />
hatte der <strong>Mensa</strong>-Gründer eine andere Auffassung.<br />
Berrill sprach von der Vereinigung<br />
als „Aristocracy of the Intellect“. Mitglieder<br />
sollten sich anfangs auf seine Weisung<br />
hin gegenseitig mit ihren Initialen ansprechen.<br />
Berrill selbst galt als überzeugter Monarchist,<br />
der am liebsten per Dekret regiert<br />
hätte. Serebriakoff beschreibt ihn als eine<br />
Art Möchtegern-Alleinherrscher mit Sympathien<br />
für Astrologie und Scientology (damals<br />
bekannt als Dianetik) und unterstellt<br />
ihm einen „Queen-Komplex“. Dieser spiegele<br />
sich unter anderem darin wider, dass<br />
<strong>Mensa</strong> eine Königin unter dem Titel „Corps<br />
d’Esprit“ hatte.<br />
Die Person sollte auf der Grundlage von<br />
Schönheit ausgewählt werden – es war die<br />
von Berrill ausgewählte attraktivste Frau<br />
unter den Mitgliedern – und bei den Treffen<br />
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10 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021