Mensa 75th anniversary special issue
An special issue to Mensa's 75th anniversary produced by MinD-Mag, the magazine of Mensa in Deutschland
An special issue to Mensa's 75th anniversary produced by MinD-Mag, the magazine of Mensa in Deutschland
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Fernando Murrieta,<br />
53, Mexiko<br />
Ann Neudek, 45,<br />
Deutschland<br />
Junia Lingnau, 38,<br />
Deutschland<br />
Gyula Angyal, 41,<br />
Ungarn<br />
Beatrix Pastoors, 64,<br />
Deutschland<br />
Ken Tay, 35,<br />
Singapur<br />
Alexandra Burger,<br />
45, Deutschland<br />
Koichi Tsunodda,60,<br />
Japan<br />
Jakob Kölsch, 27,<br />
Deutschland<br />
Rena Kumasaka, 37,<br />
Japan<br />
Karol Tomczyk, 44,<br />
Polen<br />
Anne Ch. Heisig, 68,<br />
Deutschland<br />
Crystal L. DeFrate,<br />
42, USA<br />
Dong Gyu Lee, 34,<br />
Korea<br />
Cinthia Reyes, 39,<br />
Mexiko<br />
Filippo Cioni, 42,<br />
Italien<br />
Isac De Jesús Espinoza<br />
Verde, 27, Peru<br />
Maik Korpjuhn, 34,<br />
Deutschland<br />
wird<br />
75<br />
Eivind Olsen, 45,<br />
Norwegen<br />
Sonia Radzewicz, 27,<br />
Polen<br />
Das Jubiläums-Heft<br />
Christian Steger, 34,<br />
Deutschland<br />
Kamada Riina, 22,<br />
Japan<br />
Anke Breuer, 50,<br />
Deutschland<br />
Christoph Quick-<br />
Timmerhaus, 50,<br />
Deutschland<br />
Mamoru Sameshima,<br />
7, Japan<br />
Dennis Kittner, 36,<br />
Deutschland<br />
Diana Lee, 48,<br />
Singapur<br />
Felipe Cortina, 9,<br />
Mexiko<br />
Jorid Kretzschmar, 26,<br />
Deutschland<br />
Prrawal Potnes, 53,<br />
Indien<br />
Thomas Wetterer, 56,<br />
Deutschland<br />
Maite Junker, 21,<br />
Deutschland<br />
Jorge Elias Cabello<br />
Gomez, 63, Peru<br />
Anika Caumanns, 46,<br />
Deutschland<br />
Yoshiro Shimoda, 26,<br />
Japan<br />
Simone Ferrari, 38,<br />
Italien
Happy Birthday<br />
<strong>Mensa</strong>!<br />
Systrion wird im Oktober 21<br />
Jahre alt und gratuliert der alten<br />
Tante <strong>Mensa</strong> ganz herzlich zum<br />
Geburtstag!<br />
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Zur Feier der Volljährigkeit – jetzt auch international – mit eigenem<br />
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Alles Gute für die nächsten 75 Jahre, wir bleiben sicher in Kontakt!<br />
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EDITORIAL<br />
Wir schreiben die<br />
Geschichte weiter<br />
Von Yu Jin Son<br />
Liebe Ms,<br />
vor 75 Jahren von zwei Personen in<br />
England erdacht, ist <strong>Mensa</strong> heute international<br />
auf über 145.000 Mitglieder weltweit<br />
gewachsen.<br />
Auch in Deutschland gründete sich Ende<br />
der 70er Jahre ein Verein, der mittlerweile<br />
mehr als 15.000 Mitglieder zählt. Damit<br />
sind wir nach dem Gründungsland England<br />
und den Vereinigten Staaten die drittgrößte<br />
<strong>Mensa</strong> und der größte Verein für Hochbegabte<br />
in Deutschland.<br />
Ging das immer reibungslos? Nein, mit<br />
wachsender Zahl kamen und kommen neue<br />
Herausforderungen, die gemeistert werden<br />
müssen. Von den Anfängen berichtet Anna<br />
Reuß auf Seite 6.<br />
Ist <strong>Mensa</strong> das wert und lohnt sich heute<br />
noch? Aus meiner Sicht absolut! Der Gründungsgedanke,<br />
Menschen unabhängig von<br />
ihren Lebenslagen und Weltanschauungen<br />
ausschließlich auf Basis ihrer Intelligenz an<br />
einen Tisch zu bringen, ist immer noch relevant.<br />
Wir bieten Menschen mit klassisch<br />
mensanischem Interesse an grundsätzlich<br />
allem einen Vernetzungsort. Ich persönlich<br />
freue mich, mich in der Gesellschaft so vieler<br />
interessanter Menschen und anregender<br />
Persönlichkeiten zu wissen.<br />
Bei <strong>Mensa</strong> wurde in der Vergangenheit<br />
vieles aufgebaut. Getreu dem Motto „<strong>Mensa</strong><br />
ist das, was du draus machst“<br />
sehe ich in Initiativen wie dem internationalen<br />
„Couchsurfing“-Programm<br />
SIGHT oder den SIGs (Special Interest<br />
Groups) zu den spleenigsten Themen die<br />
Vielfalt des mensanischen Lebens. Zudem<br />
wurden mehrere Stiftungen zur Förderung<br />
und Erforschung von Intelligenz gemäß unseren<br />
Satzungszielen ins Leben gerufen.<br />
Mit dieser Sonderausgabe ist nun eine<br />
wunderbare Sammlung von Ausschnitten<br />
der <strong>Mensa</strong>-Geschichte entstanden. Es lohnt<br />
sich, einen Moment innezuhalten und in<br />
die Historie abzutauchen.<br />
Über die Geschehnisse können dabei besser<br />
andere Ms berichten.<br />
Vor 75 Jahren war noch niemand von uns<br />
<strong>Mensa</strong>-Mitglied, aber wir schreiben jetzt die<br />
Geschichte weiter bis zum nächsten Jubiläum.<br />
Ich bin gespannt, wohin die Reise geht –<br />
dazu hat unser internationaler Vorsitzender<br />
Björn Liljequist einige sehr überlegenswerte<br />
Gedanken verfasst.<br />
Aber nun wünsche ich<br />
erstmal viel Spaß beim Lesen!<br />
Eure<br />
Yu Jin,<br />
Vorsitzende <strong>Mensa</strong> in<br />
Deutschland<br />
Anzeige<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 3
MAGAZIN SONDERHEFT<br />
Editorial<br />
Wir schreiben die Geschichte weiter<br />
Von Yu Jin Son3<br />
Thoughts on the future of <strong>Mensa</strong><br />
75 More Years!<br />
By Björn Liljeqvist 22<br />
Wie alles anfing<br />
Vom elitären Club hin zur<br />
weltweiten Vereinigung<br />
Von Anna Reuß 6<br />
Jahr für Jahr<br />
Die Zeittafel der Intelligenz- und<br />
Begabungsforschung<br />
Von Tanja Gabriele Baudson und Felicitas Houf 26<br />
Geschichten aus der <strong>Mensa</strong>-Vergangenheit<br />
Es war einmal …<br />
Von Udo Schultz14<br />
Umfrage<br />
„It‘s easy to communicate when you<br />
are with like minded people“<br />
<strong>Mensa</strong>s aus anderen Ländern berichten 40<br />
Impressum 44<br />
Ausklang<br />
<strong>Mensa</strong> vom Feinsten<br />
Von Erwin Klein 46<br />
4 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
Rainer Scholz, 61,<br />
Deutschland<br />
Mareike Ebert, 22,<br />
Deutschland<br />
Takuya Sugimura,<br />
50, Japan<br />
Anita Horváth, 45,<br />
Ungarn<br />
Tobias Metz, 34,<br />
Deutschland<br />
Elena Jovanovska, 28,<br />
Nordmazedonien<br />
Cristina Jacob, 43,<br />
Deutschland<br />
Sergio Sartor, 33,<br />
Italien<br />
Christina Winter, 36,<br />
Deutschland<br />
Tsung-Che Ou,<br />
Taiwan<br />
Hirayama Akira, 26,<br />
Japan<br />
Gábor Andrássy, 44,<br />
Ungarn<br />
Andre Pauli, 34,<br />
Deutschland<br />
Naoko Tachibana,<br />
38, Japan<br />
Ákos Horváth, 47,<br />
Ungarn<br />
Gianna Liehr, 28,<br />
Deutschland<br />
Fabian Kant, 34,<br />
Deutschland<br />
Michelle Tang, 22,<br />
Singapur<br />
Rion Morita, 15,<br />
Japan<br />
Ron Norris, 67,<br />
USA<br />
Lara Telschow, 23,<br />
Deutschland<br />
Kiyonori Higuchi, 40,<br />
Japan<br />
Thalia Schoeller, 18,<br />
Deutschland<br />
Piotr Mietelski, 51,<br />
Polen<br />
Artur Haas, 30,<br />
Deutschland<br />
Richard Ludwig, 10, Viviana Ludwig, 41,<br />
Hendrik Ludwig, 12, Deutschland<br />
Pawel Kulas,<br />
Polen<br />
Rui Kasahara, 13,<br />
Japan<br />
Judit Stremen, 41,<br />
Ungarn<br />
Okumura Wakaba, 38,<br />
Japan<br />
Thomas Mischke, 48,<br />
Deutschland<br />
Katsuya Fukuoka,<br />
23, Japan<br />
Alexandro Arana<br />
Ontiveros, 48, Mexiko<br />
Takumi Iwaki, 26,<br />
Japan<br />
Sebastian Seidel, 38,<br />
Deutschland<br />
Arturo Ruiz, 39,<br />
Mexiko<br />
Karin Siegmund, 52,<br />
Deutschland<br />
Guido Hinrichs-Reinke,<br />
57, Deutschland<br />
Tamami Hidai, 49,<br />
Japan<br />
Márk Venczel, 30,<br />
Ungarn<br />
Kathrin Viergutz, 36,<br />
Deutschland
Vom elitären Club<br />
hin zur weltweiten<br />
Vereinigung<br />
<strong>Mensa</strong>: Wie alles anfing<br />
Von Anna Reuß<br />
Mitgliederschwund, Frustration,<br />
finanzielle Schwierigkeiten:<br />
Die Anfänge von <strong>Mensa</strong> waren alles<br />
andere als eine Erfolgsgeschichte.<br />
Dass <strong>Mensa</strong> jetzt 75sten Geburtstag<br />
feiern kann, ist ein kleines Wunder und<br />
das Ergebnis des Zusammenspiels von<br />
Glück, Beharrlichkeit, Tatkraft und<br />
einer brillanten Idee.<br />
D<br />
as Jahr 1952 schien wie der Anfang<br />
vom Ende. Die Vereinigung war auf<br />
wenige Mitglieder geschrumpft und verlassen<br />
von den Gründern, die beide unzufrieden<br />
mit dem Projekt geworden waren. <strong>Mensa</strong><br />
drohte nach wenigen Jahren in die Bedeutungslosigkeit<br />
abzugleiten.<br />
Das lag auch an einem der Gründer, Roland<br />
Berrill. Zumindest meint das Victor<br />
Serebriakoff, der als „Secretary“ die ausgedünnte<br />
Struktur in den 1950er Jahren von<br />
seinen Vorgängern übernommen hatte, bis<br />
1968 im Amt blieb und schließlich mehrere<br />
Bücher über <strong>Mensa</strong> schrieb. Wenn sie<br />
sich auch in Teilen wie Serebriakoffs eigene<br />
Memoiren lesen, so gehören sie doch zu<br />
den wenigen verfügbaren Quellen, die Aufschluss<br />
über die ersten Jahre geben. Die<br />
Gründer und Mitglieder der ersten Stunde<br />
sind lange tot, das Archiv von <strong>Mensa</strong> ist nur<br />
zum Teil digitalisiert.<br />
Eine der erhaltenen Quellen aus frühen<br />
Tagen ist eine kleine Pressemitteilung, die<br />
in den Jahren 1947 und 1948 in einigen britischen<br />
Magazinen abgedruckt wurde: Mit<br />
hoher Intelligenz gehe eine moralische Verantwortung<br />
einher. „Heutzutage besteht<br />
die Schwierigkeit darin, dieses Potenzial im<br />
Dienste der Nation einzusetzen. (…) Eine<br />
Möglichkeit, dies zu tun, bietet eine neue<br />
Vereinigung namens <strong>Mensa</strong>.“ Diese sei keiner<br />
politischen oder religiösen Organisation<br />
verpflichtet. Sie wende sich an jene „auf-<br />
6 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
WIE ALLES ANFING<br />
richtigen und uneigennützigen Menschen,<br />
die darin einen wirklich konstruktiven<br />
Ansatz in einer Zeit der Frustration sehen<br />
könnten“, heißt es etwa in einer der frühen<br />
Annoncen.<br />
Der Beginn 1945<br />
Roland Berrill<br />
(links) und Lancelot<br />
Lionel Ware.<br />
Von beiden <strong>Mensa</strong>-Gründern<br />
existieren kaum<br />
Fotos aus der Anfangszeit<br />
des<br />
Vereins. Datum<br />
und Urheber dieser<br />
Aufnahmen<br />
sind unbekannt.<br />
Zuvor, im August des Jahres 1945, waren<br />
sich Lancelot Lionel Ware, ein 1915 geborener<br />
Jura-Student, der sein Studium nach<br />
dem Krieg in Oxford fortsetzen wollte, und<br />
ein 49 Jahre alter exzentrischer Australier<br />
namens Roland Fabian Berrill, der zwar Anwalt<br />
war, aber nie praktizierte, zufällig in einem<br />
Erste-Klasse-Abteil eines Zugs von der<br />
Waterloo Station nach Surrey begegnet.<br />
Obwohl sie heute als der Beginn von <strong>Mensa</strong><br />
gilt, ist nicht viel von dieser Begegnung<br />
überliefert. Die beiden sind wohl über den<br />
Anblick der zerbombten Londoner Vororte<br />
ins Gespräch gekommen und über die<br />
seltsame Lektüre des Studenten: Statt einer<br />
Zeitung oder eines Romans las er den Hansard,<br />
eine Publikation mit den offiziellen<br />
britischen Parlamentsprotokollen. Jedenfalls<br />
schien der Ältere so beeindruckt gewesen<br />
zu sein, dass sie Adressen austauschten,<br />
er wenig später einen Brief schrieb und ein<br />
Treffen vorschlug. Dieses fand am 11. März<br />
1946 in Oxford statt.<br />
Als sich die beiden Männer zum zweiten<br />
Mal trafen, brachte Ware seinem neuen Bekannten<br />
einen Cattell-Intelligenztest mit.<br />
Wie sich herausstellte, war Berrill hochbegabt.<br />
Zum ersten Mal, soll Berrill unter Tränen<br />
gesagt haben, habe er verstanden, wieso<br />
ihm der Umgang mit anderen Menschen<br />
oft schwergefallen sei. Niemand hatte ihm<br />
jemals gesagt, dass er dieses Potenzial besaß.<br />
Als Zweitgeborenem schenkten ihm<br />
seine Eltern wenig Beachtung, während<br />
sein älterer Bruder jede Unterstützung bekam.<br />
Wer hatte die Idee?<br />
An diesem Tag haben die beiden wohl<br />
auch über die Gründung einer Vereinigung<br />
von Menschen mit überdurchschnittlich<br />
hohem IQ gesprochen. Ware hatte offenbar<br />
schon länger nach einer Möglichkeit gesucht,<br />
die Intelligenz seiner außergewöhnlich<br />
begabten Schwester zu untersuchen. Er<br />
hielt einen Club für solche Personen, die<br />
nicht auf Empfehlung beitreten könnten,<br />
sondern nach objektiven Kriterien ausgewählt<br />
würden, für eine gute Idee.<br />
Laut Serebriakoffs Büchern könnte aber<br />
auch der Psychologie-Professor Sir Cyril<br />
Burt die entscheidende Idee gehabt haben.<br />
Er soll in mehreren BBC-Sendungen im<br />
Herbst 1945 öffentlich darüber gesprochen<br />
haben, dass man unter einer Gruppe von<br />
Personen mit hohem IQ eine Umfrage zu<br />
Fragen von öffentlichem Interesse durchführen<br />
sollte.<br />
Die Legende hielt sich lange, sie wurde allerdings<br />
später korrigiert: Transkripte dieser<br />
Aufzeichnungen aus den BBC-Archiven<br />
hatten gezeigt, dass Burt nicht gesagt hatte,<br />
was er später behauptete. Jedenfalls war<br />
es Berrill, der in Briefen im Juli 1946 erklärte,<br />
einen Club für Menschen mit hohem IQ<br />
gründen und im Oktober damit beginnen<br />
zu wollen.<br />
Mitgliederwerbung<br />
via Printmedien<br />
Die Anfänge von <strong>Mensa</strong> gestalteten sich<br />
jedoch eher „ruckelig“, wie Serebriakoff<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 7
schreibt. Aus älteren Chroniken geht hervor,<br />
dass wahrscheinlich Ware der Ideengeber<br />
war. Er hatte jedoch weder Zeit noch<br />
Interesse, sie in die Tat umzusetzen. Dieses<br />
Vorhaben wollte Berrill stemmen. Noch<br />
wichtiger aber: Ihm war es möglich, den<br />
enormen Aufwand zu finanzieren, der anfänglich<br />
betrieben werden musste, um potenzielle<br />
Mitglieder anzusprechen.<br />
In den Nachkriegsjahren ohne Internet,<br />
als längst nicht jede Familie einen Fernseher<br />
besaß, war das eine immense Herausforderung.<br />
Auf die besagten Aufrufe in der<br />
Presse meldete sich nur eine Handvoll Personen.<br />
Ware und Berrill rekrutierten im eigenen<br />
Freundeskreis. Letzterer kontaktierte<br />
Psychologen, inserierte in akademischen<br />
Zeitschriften.<br />
In Broschüren und Annoncen gingen sie<br />
mit dem Versprechen hausieren, dass nur<br />
eine Person von dreitausend die Hürde zur<br />
Mitgliedschaft nimmt – wie Serebriakoff<br />
später erkannte, aufgrund falscher Berechnungen.<br />
Demoskopischer Ansatz<br />
Die Anfangsschwierigkeiten waren überwunden,<br />
als sich im Dezember 1947 die ersten<br />
Mitglieder in einem Restaurant im Londoner<br />
Stadtteil Soho trafen. Der jährliche<br />
Beitrag, den Mitglieder an ihrem Geburtstag<br />
zahlen durften, betrug damals 30 Schilling,<br />
erst 1963 wurde er auf zwei Pfund erhöht.<br />
An jenem Abend wurde beschlossen,<br />
bei exakt 600 Mitgliedern – laut Berrill<br />
der Größe eines Clans – werde Schluss sein.<br />
Das seien genug, um aussagekräftige Meinungsumfragen<br />
durchzuführen.<br />
Die Vereinigung Hochbegabter sollte von<br />
Anfang an nicht dem Selbstzweck dienen:<br />
Da auf wissenschaftlicher und somit objektiver<br />
Grundlage ausgewählt, sollte unter<br />
<strong>Mensa</strong>-Mitgliedern Umfragen zu aktuellen<br />
Themen durchgeführt und die Ergebnisse<br />
politischen Entscheidungsträgern zugetragen<br />
werden. Die Meinung der klügsten<br />
Menschen sollte auch bei wichtigen Entscheidungen<br />
etwas zählen – zum Wohle aller.<br />
Frühes Scheitern<br />
Es war Berrills Auffassung vom Dienst an<br />
der Gesellschaft, wie sie bereits aus den frühen<br />
Anzeigen aus den Jahren 1947 und 1948<br />
hervorgeht: Während gängige Meinungsumfragen<br />
nur Daten wie Alter oder Wohnort<br />
erhoben, könne der Nutzen der Meinung<br />
„von auf Intelligenz getesteten Menschen<br />
kaum überschätzt werden“.<br />
In einer anderen Publikation heißt es, die<br />
Mitgliedschaft habe zwei Ziele: Einen Beitrag<br />
zur Intelligenzforschung zu leisten und<br />
„einige Minister der britischen Krone zu unterstützen“.<br />
Berrills Versuche, die Regierung von dieser<br />
Idee zu überzeugen, scheiterten allerdings.<br />
Auch der zweite Gründer, Ware, der<br />
<strong>Mensa</strong> früh verließ, soll laut Serebriakoff<br />
eine ähnliche Haltung gehabt haben. Er sah<br />
sich demnach als Teil der englischen Upper<br />
Class und soll einmal gesagt haben, dass die<br />
anfängliche Idee von <strong>Mensa</strong> zwar eine gute<br />
gewesen sei, doch die Leute, die dazu gestoßen<br />
waren, hätten ihn „enttäuscht“.<br />
„The High IQ Club“<br />
Ursprünglich wählte Berrill den Namen<br />
„The High IQ Club“, und er wollte ein monatliches<br />
Magazin namens „Mens“ (lateinisch<br />
für Verstand) herausgeben. Allerdings soll<br />
Ware ihn gewarnt haben, dass dieser Name<br />
zu Verwechslungen mit dem Magazin „Men<br />
Only“ führen könne.<br />
Schließlich entschied sich Berrill in Anlehnung<br />
an das lateinische Wort für Tisch<br />
für den Namen, der bis heute gilt. Darauf<br />
basiert auch das frühere Logo, das allerdings<br />
einige Mitglieder der ersten Stunde<br />
8 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
Peter Albrecht , 38,<br />
Deutschland<br />
Christina Angelidou,<br />
69, Zypern<br />
Greg Vogel, 41,<br />
Frankreich<br />
Eun Joo Lee, 39,<br />
Korea<br />
Tsuneo Otani,41,<br />
Japan<br />
Tanja Satzinger, 43,<br />
Deutschland<br />
Evelyn Ethel Ruiz<br />
Moreno, 42, Peru<br />
Jörg Schaumberger,<br />
54, Deutschland<br />
Caroline Pfannschmidt,<br />
23, Deutschland<br />
Sanat Pai Raikar, 37,<br />
Indien<br />
Ana-Lena Schiefer,<br />
32, Deutschland<br />
Michael Schulte, 56,<br />
Deutschland<br />
Ji-zhen Ho,<br />
Taiwan<br />
Eva Schinzel, 32,<br />
Deutschland<br />
Jasper Glenewinkel,<br />
30, Deutschland<br />
Aki Yamashita, 34,<br />
Japan<br />
David Taletovics,<br />
47, Ungarn<br />
Tamaki Sakai, 13,<br />
Japan<br />
Christine Fischer, 64,<br />
Deutschland<br />
Christian Favre, 53,<br />
Deutschland<br />
Paris Andreou<br />
Hadjipavlou, 8, Zypern<br />
Ng Hsiang Boon, 44,<br />
Malaysia<br />
Emilija Miloshevska,<br />
40, Nordmazedonien<br />
Christian Guzman<br />
Elespuru, 43, Peru<br />
Yuuki Yonekura,41,<br />
Japan<br />
Judith Harraß, 50,<br />
Deutschland<br />
Prosenjit Das Gupta,<br />
Indien<br />
Adele Wong, 42,<br />
Singapur<br />
Zoltan Szabo, 40,<br />
Ungarn<br />
Julia Niggemeyer, 29,<br />
Deutschland<br />
Gabi Wolf, 52,<br />
Deutschland<br />
Hae Chan Moon, 27,<br />
Korea<br />
Takeharu Reno<br />
Hagiwara, 56, Japan<br />
Michael Hofmann, 39,<br />
Deutschland<br />
Cristina Dogot, 22,<br />
Italien<br />
Yoichi Matsudaira,<br />
38, Japan<br />
Heiko Kunz, 41,<br />
Deutschland<br />
Sandra Krach, 22,<br />
Deutschland<br />
Ichiro Fujimoto, 58,<br />
Japan<br />
Michelle Roth, 24,<br />
Deutschland<br />
Yudai Koyama, 28,<br />
Japan<br />
Sheetal Harpale, 43,<br />
Indien
irritiert haben soll, da es sie an die Kutten<br />
des Ku-Klux-Klans erinnerte.<br />
Es wurde 1969 ersetzt, nachdem der Verein<br />
einen Wettbewerb ausgerufen hatte,<br />
auf den 108 Entwürfe eingingen. Als Preis<br />
winkte ein Jahr kostenlose Mitgliedschaft.<br />
Peter Devenish platzierte über dem als M<br />
geformten Tisch einen Globus, mit dem er<br />
die Internationalisierung des Vereins ausdrücken<br />
wollte, die aus seiner Sicht immer<br />
wichtiger werden würde.<br />
Der Sieger-Entwurf des 1969 entstandenen und<br />
bis heute genutzten <strong>Mensa</strong>-Logos.<br />
Berrill verband mit dem Wort <strong>Mensa</strong> die<br />
Idee von einem runden Tisch, an dem niemand<br />
den Vorsitz hat, weil alle aufgrund<br />
desselben Kriteriums Platz genommen haben.<br />
Kritische Stimmen<br />
Trotz dieses egalitären Gedankens wurde<br />
die Vereinigung auch immer wieder<br />
für ihre raison d’être kritisiert: <strong>Mensa</strong> sei<br />
„schlimmer als ein Singleclub für Nerds“,<br />
schrieb 1996 einmal ein Kolumnist im Independent.<br />
Die Mitglieder wüssten zwar, dass<br />
sie besonders schlau sind, aber sie hätten es<br />
dennoch nötig, sich einer besonderen Gesellschaft,<br />
einem „Club für Schlauberger“,<br />
anzuschließen, um sowohl sich selbst als<br />
auch anderen zu bestätigen, wie schlau sie<br />
seien. In einigen Artikeln ist zu lesen von<br />
einem „elitären Zirkel“, der sich nach unten<br />
abgrenzen wolle.<br />
Auch in Deutschland, wo 1966 ein nationaler<br />
Ableger gegründet wurde, hatte es<br />
<strong>Mensa</strong> anfangs schwer. In seinem Buch<br />
„<strong>Mensa</strong>: The Society for the highly intelligent“<br />
zitiert Serebriakoff Udo Schultz, heute<br />
Ehrenpräsident von <strong>Mensa</strong> International<br />
und bereits seit Jahrzehnten aktives<br />
Mitglied, mit einem Erklärungsansatz: Die<br />
Deutschen seien allem gegenüber skeptisch<br />
eingestellt, was „nach dem ‚Herrenvolk‘-Begriff<br />
klingt“, den Unbedarfte fälschlicherweise<br />
in Intelligenztests und <strong>Mensa</strong> zu sehen<br />
glaubten.<br />
In einem Gespräch im Zuge dieser Recherche<br />
entkräftet er abermals die Behauptung,<br />
<strong>Mensa</strong> basiere auf Superiorität, und<br />
zieht einen Vergleich aus dem Sport: „Kein<br />
Mensch fragt Bundesligaspieler, ob sie sich<br />
elitär fühlen und sich von Dorfkickern absetzen<br />
wollen. Sport wird als etwas ganz<br />
anderes wahrgenommen als Gehirnsport“,<br />
meint Schultz. Inzwischen habe sich dies<br />
aber geändert.<br />
Im Großbritannien der Nachkriegsjahre<br />
hatte der <strong>Mensa</strong>-Gründer eine andere Auffassung.<br />
Berrill sprach von der Vereinigung<br />
als „Aristocracy of the Intellect“. Mitglieder<br />
sollten sich anfangs auf seine Weisung<br />
hin gegenseitig mit ihren Initialen ansprechen.<br />
Berrill selbst galt als überzeugter Monarchist,<br />
der am liebsten per Dekret regiert<br />
hätte. Serebriakoff beschreibt ihn als eine<br />
Art Möchtegern-Alleinherrscher mit Sympathien<br />
für Astrologie und Scientology (damals<br />
bekannt als Dianetik) und unterstellt<br />
ihm einen „Queen-Komplex“. Dieser spiegele<br />
sich unter anderem darin wider, dass<br />
<strong>Mensa</strong> eine Königin unter dem Titel „Corps<br />
d’Esprit“ hatte.<br />
Die Person sollte auf der Grundlage von<br />
Schönheit ausgewählt werden – es war die<br />
von Berrill ausgewählte attraktivste Frau<br />
unter den Mitgliedern – und bei den Treffen<br />
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10 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
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Im Jahr 1948 trafen sich die Mitglieder im<br />
Londoner Cumberland Hotel zum ersten<br />
Jahrestreffen. Der Gründer hatte klare Vorstellungen:<br />
„In der Nacht des ersten Samstags<br />
im November schlafen wir alle unter einem<br />
Dach und essen am Sonntag gemeinsam<br />
zu Mittag.“ Weiter hieß es in der Ankündigung:<br />
„Mitglieder werden gebeten,<br />
alle Mahlzeiten im Hotel einzunehmen und<br />
sich im Speiseraum oder anderen öffentlichen<br />
Räumlichkeiten in der nordwestlichen<br />
Ecke einzufinden.“ Berrill begründete<br />
mit dem Jahrestreffen eine Tradition, die<br />
bis heute gelebt wird. Ebenfalls fester Bestandteil<br />
ist das <strong>Mensa</strong> Magazin, das im April<br />
1947 zum ersten Mal erschien.<br />
Doch die beiden Gründer waren schon<br />
nach wenigen Jahren entfremdet von dem,<br />
was aus ihrer Sicht aus <strong>Mensa</strong> geworden<br />
war. „Der Vereinigung fehlt der Zusammenhalt“,<br />
soll Berrill gesagt haben. Die Enttäuschung<br />
war gegenseitig: Viele Mitglieder<br />
fanden seinen „imperialen Stil“ – die Worte<br />
Serebriakoffs – als „autokratischen Herrscher“<br />
abstoßend, wie es in einer Chronik<br />
heißt. Reihenweise traten Mitglieder aus,<br />
von rund 250 sank die Zahl rapide auf gerade<br />
einmal einhundert. Frustriert gab Berrill<br />
1952 den Vorsitz ab. Ware ließ etwa zur<br />
selben Zeit seine Mitgliedschaft auslaufen.<br />
Er kehrte erst 1969 zurück und blieb bis zu<br />
seinem Tod 2000 Vize-Präsident. Ohne Berrill<br />
geriet <strong>Mensa</strong> in finanzielle Schwierigkeiten,<br />
zudem stagnierte die Zahl der Mitglieder.<br />
Diejenigen, die zu den monatlichen<br />
Dinner-Treffen erschienen, konnte man an<br />
einer Hand abzählen.<br />
Mit Victor Serebriakoff<br />
kam der Umschwung<br />
Einer dieser drei oder vier, die in den frühen<br />
1950er Jahren überhaupt noch kamen,<br />
war Victor Serebriakoff, der 1954 den Vorsitz<br />
übernahm. Chronisten und Wegbegleitern<br />
zufolge ist es ihm zu verdanken, dass<br />
<strong>Mensa</strong> nicht nur diese Zeit überstand, sondern<br />
in den folgenden<br />
Jahrzehnten zu einer<br />
Vereinigung mit Tausenden<br />
von Mitgliedern<br />
wurde und sich bis heute<br />
jedes Jahr weltweit<br />
Menschen an Intelligenztests<br />
versuchen.<br />
Manche Aspirantinnen<br />
und Aspiranten bestätigen<br />
sich selbst damit<br />
einen lang geheg-<br />
Victor Serebriakoff.<br />
Abbildung aus seinem<br />
1986 erschienenen<br />
Buch „<strong>Mensa</strong><br />
ten Verdacht, bei anderen<br />
reicht es eben nicht – the Society for the<br />
ganz. Ein britischer Abgeordneter<br />
überschrieb<br />
Highly Intelligent“.<br />
Urheber unbekannt<br />
einen selbstironisch<br />
verfassten Artikel einmal mit: „Clement<br />
Feud, <strong>Mensa</strong> (failed)“.<br />
Das Jahr 1960 war eines der wichtigsten<br />
in der <strong>Mensa</strong>-Geschichte, denn damals begann<br />
mit der Gründung der US-amerikanischen<br />
Sektion die gezielte Expansion<br />
ins Ausland. Nachdem der britische Club<br />
über den Atlantik gekommen war, folgten<br />
schnell andere: In den 1960er und 1970er<br />
Jahren gründeten sich Sektionen in Australien,<br />
Europa, Kanada.<br />
Zwar entstanden zu dieser Zeit einige<br />
„provisorische“ nationale <strong>Mensa</strong>s, etwa in<br />
der Elfenbeinküste oder Indien, doch insgesamt<br />
warteten die Staaten des globalen<br />
Südens lange auf einen Wachstumsschub.<br />
Afrika sei ein Problem für <strong>Mensa</strong>, schrieb<br />
Serebriakoff Anfang der 1980er Jahre. In<br />
einigen Ländern, etwa Kenia, gab es vielversprechende<br />
Versuche, doch wurden<br />
12 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
WIE ALLES ANFING<br />
sie durch politische Spannungen zunichte<br />
gemacht. So blieb <strong>Mensa</strong> lange ein First-<br />
World-Phänomen.<br />
Im Jahr 1984, fast vierzig Jahre, nachdem<br />
sich Berrill und Ware während einer Zugfahrt<br />
begegneten, zählte der Verein 67.000<br />
Mitglieder, davon keine 200 in Deutschland.<br />
Heute – nach 75 Jahren – sind es nach Angaben<br />
von <strong>Mensa</strong> International weltweit mehr<br />
als 145.000, in Deutschland sind es inzwischen<br />
mehr als 15.000 Mitglieder. Mit Berrills<br />
kühner Idee einer kleinen, geschlossenen<br />
Vereinigung – einer Auswahl der intelligentesten<br />
Menschen –, die mit ihrer Sicht<br />
auf Themen und Problemstellungen die Politik<br />
beeinflussen könnten, hat <strong>Mensa</strong> in<br />
seiner heutigen Form nichts zu tun.<br />
Schon kurz nachdem Berrill in den 1940er<br />
Jahren unzählige Annoncen geschaltet hatte,<br />
die alle auf den Zweck des Einsatzes von<br />
Intelligenz zur Lösung gesellschaftlicher<br />
Probleme hinwiesen, musste er feststellen,<br />
dass die Meinung der Mitglieder alles andere<br />
als übereinstimmend war, wie die ersten<br />
Umfragen zeigten.<br />
Ein Artikel aus der New York Times von<br />
1960 beschrieb <strong>Mensa</strong> nahezu spöttisch als<br />
Vereinigung, „deren Mitglieder keinen anderen<br />
Auftrag haben als zu reden, zu essen<br />
und zu trinken, und die nichts anderes gemein<br />
haben als einen höheren IQ als 99 Prozent<br />
der Menschen“. Neben dieser Zahl, tatsächlich<br />
sind es 98 Prozent – dem einzigen<br />
Merkmal, in dem alle Mitglieder übereinstimmen<br />
– ist es wohl auch das Spektrum<br />
der Meinungen und Perspektiven, die <strong>Mensa</strong><br />
heute ausmachen, auch wenn die Gründer<br />
ironischerweise mit immensem Aufwand<br />
exakt das Gegenteil bezweckten.<br />
Überliefert ist jedenfalls, dass Berrill, der<br />
1962 an einem Schlaganfall starb, einmal<br />
bei einem Treffen zu einem anderen M gesagt<br />
haben soll: „Sie haben die neurotische<br />
Tendenz zu widersprechen.“ Dessen Antwort:<br />
„Das sehe ich anders.“<br />
Anna Reuß ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
am Lehrstuhl für Internationale Politik und<br />
Konfliktforschung der Universität der Bundeswehr<br />
in München.<br />
Wer sich näher für die Historie von <strong>Mensa</strong><br />
interessiert, ist herzlich willkommen in der<br />
SIG-<strong>Mensa</strong>Geschichte.<br />
Kontaktdaten im eMVZ.<br />
Spott in der<br />
New York Times<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 13
Simultan-Schachturnier bei der MV 1982 in Köln. Dazu schreibt Udo: „Die weiße Bohnenstange im Hintergrund Bildmitte<br />
ist ein gewisser Udo Schultz.“<br />
Alle Fotos: Udo Schultz<br />
Aufmerksame Gesichter bei der Mitgliederversammlung 1983 in Hannover. Letzte Reihe links: Klaus Drescher, daneben<br />
Wolf Joachim Laudien. Mitte im Hintergrund: Hans-Georg Michna.<br />
14 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
GESCHICHTEN AUS DEN ANFÄNGEN<br />
Es war einmal …<br />
Schach-Duelle, 150 Weihnachtsbäume<br />
und ein großer brauner Waldbär:<br />
Geschichten aus der Vergangenheit<br />
von <strong>Mensa</strong> in Deutschland<br />
Von Udo Schultz<br />
Nachdem nun <strong>Mensa</strong> International<br />
am 1. Oktober das 75-jährige Jubiläum<br />
feiert, kann ein vergnüglicher und<br />
informativer Rückblick auf die eigene<br />
MinD-Geschichte nicht schaden. Wie<br />
war es eigentlich ganz früher, als jeder<br />
noch jeden kannte?<br />
I<br />
m Jahr 1981, als ich bei <strong>Mensa</strong> eintrat,<br />
war die Mitgliederzahl in ganz Deutschland<br />
noch zweistellig. Dementsprechend<br />
musste man lange Anreisewege auf sich<br />
nehmen, um an einem Stammtisch teilzunehmen.<br />
Das tat man gerne und blieb, damit<br />
sich die Fahrt lohnte, dann auch gerne<br />
mal übers Wochenende, mit Übernachtung<br />
auf dem Wohnzimmerteppich. Bis in<br />
die tiefe Nacht wurden Spiele gespielt. Meine<br />
nächsten Stammtische waren Hamburg<br />
und Hannover.<br />
Obwohl die Mitgliederzahl noch klein<br />
war, hatten die Mitgliederversammlungen<br />
schon damals ein attraktives Rahmenprogramm.<br />
Zur MV 1982 in Köln etwa konnten<br />
wir einen der beiden Gründerväter, Dr. Lance<br />
Lionel Ware, den Vorsitzenden von <strong>Mensa</strong><br />
International, den bekannten Rätselbuchautor<br />
Victor Serebriakoff und den Vorsitzenden<br />
von British <strong>Mensa</strong>, Clive Sinclair,<br />
als Gäste begrüßen. Außerdem gab es ein<br />
spannendes Schach-Duell: Zehn Ms kämpften<br />
gegen einen Simultan-Schachmeister.<br />
Für mich hatte die MV eine besondere Bedeutung:<br />
Dort lernte ich meine spätere Frau,<br />
Sigrid Kokerbeck, kennen.<br />
Auch im Folgejahr konnte man die MV<br />
im Bahnhofshotel Hannover locker unterbringen.<br />
Lesungen und Vorträge umrahmten<br />
die eigentliche Mitgliederversammlung.<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 15
Eine kleine Maus, die sich in den Konferenzraum<br />
verirrt hatte, war der heimliche Star.<br />
<strong>Mensa</strong>-Rätsel<br />
Dank des guten Kontakts unserer damaligen<br />
Aufnahmepsychologin, Dr. Ida Fleiß,<br />
zum P.M.-Magazin durften wir in regelmäßigen<br />
Abständen dort <strong>Mensa</strong>-Rätsel veröffentlichen,<br />
und zur MV 1984 hielt Peter<br />
Moosleitner selbst die Festrede. Unter den<br />
Gästen war auch Dieter Hildebrandt. An<br />
diesem Wochenende wurde auch ein neuer<br />
Vorstand gewählt. Julian Parr übergab das<br />
Ruder an Udo Schultz (Vorsitz), Hasso Streger<br />
und Hans Lippmann. Die Presse stürzte<br />
sich auf eine entsprechende dpa-Meldung,<br />
und am nächsten Tag gab es unter anderem<br />
die Schlagzeile: „Beamter und intelligent –<br />
geht das?“<br />
Das Jahr 1985 wird ein Hotelier in Nierstein<br />
wohl so schnell nicht vergessen. <strong>Mensa</strong><br />
hatte das ganze Hotel übernommen.<br />
Nach einer – dort obligatorischen – Weinprobe<br />
kehrte die „Meute“ geschlossen und<br />
ausgehungert ins Hotel zurück. Die Essen<br />
waren schnell à la Carte bestellt, aber die<br />
Küche war völlig überfordert mit entsprechend<br />
langer Wartezeit. Sobald ein Gericht<br />
aus der Küche kam, schrie jemand „hier“,<br />
egal, was ursprünglich bestellt worden war.<br />
Chaos pur!<br />
Mit einem etwas unguten Gefühl trat ich<br />
dann am Sonntagmittag zur Abrechnung<br />
für drei Tage <strong>Mensa</strong> an. Der Wirt sah mich<br />
mit ungläubigen Augen an. Die Abrechnung<br />
stimmte auf den (damals noch) Pfennig.<br />
So etwas habe er in seiner gesamten<br />
Laufbahn noch nie erlebt, versicherte er mir.<br />
<strong>Mensa</strong> im Ruhrgebiet<br />
Viele Jahre lang gab es einen festen Programmpunkt<br />
im <strong>Mensa</strong>-Kalender: Das legendäre<br />
Chili-con-Carne-Essen in Hasso<br />
Stregers Garten in Bochum. In einem Jahr<br />
jedoch hatte Hasso sich in der Chili-Sorte<br />
vergriffen. Auch unreife Kirschen an den<br />
Bäumen mussten dran glauben, um den<br />
brennenden Rachen zu kühlen! Allerdings<br />
hatte Hasso immer reichlich Bier auf Lager.<br />
Wer die Dosen aber mittels Reißring öffnete,<br />
bekam es mit dem Gastgeber zu tun. Rund<br />
5.000 Dosen beherbergte sein Keller – alle<br />
am Boden eingestochen!<br />
Auch <strong>Mensa</strong>-Nachwuchs ist von Natur<br />
aus neugierig. Empfang beim Bürgermeister<br />
von Bochum im Jahre 1990. Der Vorsitzende<br />
überreicht dem Bürgermeister ein<br />
Gastgeschenk. Weihevolle Stille. Dann klar<br />
und deutlich eine Kinderstimme: „Mama,<br />
hat der Mann heute Geburtstag?“<br />
Mit Preisausschreiben und Rätseln in<br />
namhaften Zeitungen, im P.M.-Magazin<br />
und nicht zuletzt durch zwei IQ-Shows im<br />
Fernsehen, die von MinD betreut wurden,<br />
wuchs die Mitgliederzahl rapide.<br />
Ms waren schon immer vom Forscherdrang<br />
gepackt. So auch in Mönchengladbach.<br />
Beim Galadiner zierte ein wunderschönes<br />
Blumengesteck die Tischmitte, gekrönt<br />
von einer Kerze mit einem Wachsfangkragen<br />
aus Servietten. Im Laufe des<br />
Abends brannte die Kerze herunter und die<br />
Serviette sog das überflüssige Wachs auf.<br />
Gebannt starrten alle auf den „Endspurt“ –<br />
bis eine hohe Flamme aus dem Gesteck gen<br />
Zimmerdecke schoss. Der Kellner muss uns<br />
gekannt haben, er meinte nur trocken: „Ist<br />
euch kalt?“<br />
Grenzenlose Kontakte<br />
MinD war bereits von Anfang an international<br />
verwoben, ob mit SIGHT oder privat.<br />
So konnten Schultzens die gesamte <strong>Mensa</strong><br />
Libyen in ihrem Garten begrüßen: Mohammed<br />
– er war das einzige Mitglied.<br />
Auch Katja und Georgij aus Bulgarien waren<br />
bei uns zu Gast. Katja war Ärztin, verunglückte<br />
auf einer Einsatzfahrt und zog<br />
16 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
GESCHICHTEN AUS DEN ANFÄNGEN<br />
Empfang beim Bochumer Oberbürgermeister 1990.<br />
Mitgliederversammlung 1990 in Bochum. Links Mitte: Günter<br />
Wulf, dahinter Christian Beese, dahinter Erich Mika. Bildmitte roter<br />
Pullover: Margret Weber. Rechts daneben: Birgit Groth, ganz<br />
rechts außen mit gefalteten Händen: Werner Arnswald<br />
<strong>Mensa</strong> Libyen zu Gast bei Familie Schultz.<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 17
sich eine Rückenmarksverletzung mit Lähmungserscheinungen<br />
in den Beinen zu.<br />
Ein Professor aus Kiel hatte angeboten, eine<br />
neue Methode an ihr auszuprobieren. Eine<br />
kurze Mail von <strong>Mensa</strong> Bulgarien und wir<br />
hatten zwei Gäste, die wir noch nie im Leben<br />
getroffen hatten. Um es kurz zu machen:<br />
Wir hatten eine wunderbare Zeit. Wie<br />
wir später hörten, haben sie es geschafft, in<br />
die USA auszuwandern.<br />
Der erste Test in Schwerin nach der Maueröffnung<br />
war besonders. Die Zeitungen<br />
hatten auf einen Kennenlernstammtisch<br />
am Freitagabend und den Aufnahmetest<br />
am Samstagmorgen hingewiesen.<br />
Der Stammtisch bestand aus zwei Ms<br />
aus Hamburg, einem aus Rostock und einem<br />
aus Kiel. Ähnlich verhielt es sich am<br />
Samstag. Keine Kandidaten, aber ein Reporter<br />
von NDR Mecklenburg-Vorpommern,<br />
der die Testteilnehmer interviewen wollte.<br />
Was tun? Es wurde ein Interview gebastelt<br />
und dann der Reporter nach anfänglichem<br />
Sträuben in den Test gesteckt.<br />
Bestanden – Was nun?<br />
Eine Woche später ein ungläubiger Anruf.<br />
Er habe „bestanden“ – was nun? Er kam zum<br />
Kieler <strong>Mensa</strong>-Grillen und trat am nächsten<br />
Morgen bei. Mit Hilfe von <strong>Mensa</strong> Australien<br />
arbeitet er jetzt Downunder.<br />
Ein weiteres Mitglied aus der ehemaligen<br />
DDR, Michael Nitsche, wurde vor dem<br />
Mauerfall von MinD mit der Mitgliederzeitschrift,<br />
damals „Bagatelle“ versorgt,<br />
die Hans Lippmann mit viel Liebe in seiner<br />
Druckerei erstellte – wenn der Inn in<br />
seinem Bett blieb und nicht die Maschinerie<br />
unter Wasser setzte. Die Zeitschrift, die<br />
bei Michael in Dresden ankam, hatte wenig<br />
Ähnlichkeit mit dem Original. Große Teile<br />
waren ausgeschnitten oder geschwärzt.<br />
Also gingen wir dazu über, sie seitenweise<br />
zu versenden. Das ging weit problemloser.<br />
Einmal hatte Michael Gelegenheit, nach<br />
dem Fall der Mauer an einer MV teilzunehmen,<br />
bevor eine heimtückische Krankheit<br />
sein Leben viel zu früh beendete.<br />
Die Berliner Ms waren während des Mauerfalls<br />
besonders gefragt. Amerikanische<br />
Ms wollten entweder einen Mauerbrocken<br />
oder eine Übernachtungsmöglichkeit. Einer<br />
dieser Brocken liegt heute im Museum<br />
von Boston!<br />
Original dänische<br />
Nordmanntannen<br />
<strong>Mensa</strong> in Schleswig-Holstein hatte eine<br />
Zeit lang eine Partnerschaft mit einer dänischen<br />
Gruppe. Anlässlich einer gemeinsamen<br />
Weihnachtsfeier in Dänemark kam<br />
die Rede auf die (damals) hohen Preise von<br />
Nordmanntannen in Deutschland. Dabei<br />
blieb es bis 14 Tage vor Weihnachten.<br />
An Schultzens Telefon: Zwei Ms aus Dänemark.<br />
Sie stünden mit einem LKW mit<br />
150 Nordmann-Tannenbäumen im Osten<br />
von Berlin, weil sie die Idee hatten, sie dort<br />
günstig zu verkaufen. Irgendwie funktioniere<br />
das nicht. Der LKW müsse am nächsten<br />
Tag zurückgegeben und die Bäume<br />
dürften nicht re-importiert werden. Ob sie<br />
die auf unserem Rasen abladen könnten –<br />
zur freien Verfügung. Sie hätten das Ganze<br />
nur aus Spaß daran gemacht.<br />
Am nächsten Morgen flogen Nordmanntannen<br />
in hohem Bogen auf den Rasen.<br />
Kurze Plakatierung und Werbung in Schule<br />
und Kindergarten und Heilig„morgen“ waren<br />
nur noch fünf Bäume übrig! Unseren<br />
dänischen Freunde gaben wir natürlich die<br />
Erlöse, damit sie wenigstens die Benzinkosten<br />
decken konnten. Bereits im August des<br />
nächsten Jahres kam die Frage auf: „Macht<br />
ihr das in diesem Jahr wieder?“ Wir erhielten<br />
100 Bäume als Direktlieferung.<br />
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18 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
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„Same procedure as last year“. In diesem<br />
Jahr wurde Unicef mit unterstützt. Nur<br />
ein paar verwachsene Bäume blieben übrig.<br />
Dann ein Anruf um Ostern aus Rühlertwist:<br />
„Habt ihr noch einen Baum?“ –„Jaaaa“<br />
– „Dann schicke mir doch einen. Zerschnippelt<br />
im Paket. Ich überweise das Geld.“ Ja,<br />
so sind M …!<br />
Allerdings, traue nie einem Dänen, wenn<br />
Du auf gutes Wetter für das Kieler Grillen<br />
hoffst. Eine Abordnung kam zum Grillfest<br />
nach sechs Wochen Trockenheit. Ein dänisches<br />
M fand, das könne nicht angehen und<br />
begann einen Regentanz, wie er sagte. Keine<br />
30 Minuten später kam es zu stundenlangen<br />
Wolkenbrüchen. 70 Ms versuchten<br />
derweil, „intelligent“ eine Plastikplane über<br />
den Hof zu spannen – sehr zur Freude eines<br />
ZDF-Fernsehteams.<br />
Da ja JEDE/R, nicht nur Menschen, <strong>Mensa</strong>mitglied<br />
werden kann, war in den Mitgliederlisten<br />
als Mitglied Nr. 1 bis zum Jahre<br />
2004 der „Große Braune Waldbär“ vertreten,<br />
bis er im Rahmen einer Mitgliederversammlung<br />
in die Freiheit entlassen wurde.<br />
Schon in den Anfängen von MinD und<br />
noch jetzt gilt der Satz eines Vorstandsmitgliedes<br />
am Morgen nach einem Jahrestreffen:<br />
„Da hat man sich die halbe Nacht um<br />
die Ohren geschlagen und nur vier Stunden<br />
geschlafen, um beim Frühstück festzustellen:<br />
Man hat doch die Hälfte verpasst.“<br />
Udo Schultz ist LocSec in Kiel,<br />
Eddi des Schleswig-Holsteiner Ortsblattes<br />
„MinSH“ sowie Ehrenpräsident von<br />
<strong>Mensa</strong> International<br />
Sigi Schultz-Kokerbeck vor 150 Nordmanntannen aus Dänemark.<br />
20 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
GESCHICHTEN AUS DEN ANFÄNGEN<br />
Hoher Besuch: <strong>Mensa</strong> Mit-Gründer Lancelot Lionel Ware (rechts) 1997 in Kiel.<br />
Der erste Ost-Stammtisch in Schwerin. Rechts: Christian<br />
Beese.<br />
Gabriel Gaus (links) und der große braune Waldbär.<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 21
75 More Years!<br />
Thoughts on the future of <strong>Mensa</strong><br />
By Björn Liljeqvist, International Chairman<br />
This month we celebrate 75 years as the<br />
world‘s foremost intelligence society.<br />
Clearly we must have done something<br />
right, or we wouldn‘t still be here.<br />
W<br />
hat did we do? I think the key was to<br />
give intelligent people a chance to<br />
feel normal and ordinary, to be smart without<br />
necessarily feeling smart or unusual.<br />
When Roland Berrill and Lance Ware met<br />
on a train as the story goes, IQ tests were<br />
new and cool and the idea was straightforward:<br />
let‘s use this fascinating tool to gather<br />
objectively smart people. 75 years later,<br />
we know that some early visions did not<br />
play out as planned, but the result is – if you<br />
ask me – better than anything our founders<br />
imagined. <strong>Mensa</strong> has made a great difference<br />
in the lives of many people. Let‘s keep doing<br />
that.<br />
Now, I was asked to peer into the future<br />
and write of what I see.<br />
Near future: growth<br />
<strong>Mensa</strong>‘s recent past shows the path for<br />
our near future. Once life returns to normal<br />
from the dreadful pandemic, people will<br />
again meet and seek out intelligent life in<br />
their vicinity. We are many who can‘t wait<br />
to sit down with other <strong>Mensa</strong>ns to eat, drink<br />
and talk about things that matter and antimatter,<br />
both rational and real. Then growth<br />
will pick up again, as testing resumes and<br />
curious people everywhere seek us out to<br />
join our ranks. For on the whole, <strong>Mensa</strong> has<br />
been growing for some time: more members<br />
and more countries than ever before.<br />
Expect this to continue. There are still<br />
white spots on the map, even in Europe. In<br />
ten years time, the number of full national<br />
<strong>Mensa</strong>s should have grown by another ten,<br />
from today‘s 39 to 50 or more. Given in how<br />
many countries there is <strong>Mensa</strong> activity and<br />
interest in starting a chapter that is a realistic<br />
number.<br />
Total membership numbers should also<br />
grow from the pre-pandemic 140 000 to at<br />
least 150 000 and, in the 2030s, to 200 000<br />
22 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
Cornelia Schumann,<br />
49, Deutschland<br />
Axel Fröscher, 48,<br />
Deutschland<br />
Alma Arévalo Loyola,<br />
28, Mexiko<br />
Tatsuhiro Hashimoto,<br />
50, Japan<br />
Doris Hager-Czuday, 53, Emily Hager, 16,<br />
Deutschland<br />
FernandoVillafuerte,<br />
41, Chile<br />
Fly Fung, 29,<br />
Singapur<br />
Hardy Isken, 41,<br />
Deutschland<br />
Silvia Sanasi, 27,<br />
Italien<br />
Aleksander Budzynski,<br />
44, Polen<br />
Jana Schleske, 50,<br />
Deutschland<br />
Malou Lohoff, 7,<br />
Deutschland<br />
Katayama Masahiro,<br />
58, Japan<br />
Caroline Schultz, 42,<br />
Deutschland<br />
Peter Zsolt Votisky,<br />
41, Ungarn<br />
Masato Furuya, 12,<br />
Japan<br />
Jörg Benthien, 66,<br />
Deutschland<br />
Roberto Bocchi, 68,<br />
Italien<br />
Felicitas Bergmann,<br />
37, Deutschland<br />
Andrew Leo, 35,<br />
Singapur<br />
Annette Vesic, 46,<br />
Deutschland<br />
Peter J. Derer, 52,<br />
Deutschland<br />
So Tsuchia, 11, Japan<br />
Melanie Jäger, 30,<br />
Deutschland<br />
Kevin Heidemann, 32,<br />
Deutschland<br />
Veronika Major, 49,<br />
Ungarn<br />
Kohei Toda, 37,<br />
Japan<br />
Laura Rie Banzai, 40,<br />
Japan<br />
Martin Kliem, 38,<br />
Deutschland<br />
Ingo von Hübbenet, 47,<br />
Deutschland<br />
Tünde Gaizer, 32, Tibor Szalma, 40,<br />
Ungarn<br />
Antonia Ruppel, 42,<br />
Deutschland<br />
Ralph Troppmann, 47,<br />
Deutschland<br />
Sabine Haas, 54,<br />
Deutschland<br />
Ulrike Schreiber, 53,<br />
Deutschland<br />
David Maus, 43,<br />
Deutschland<br />
Kihiro Inno, 36,<br />
Japan<br />
Ian Chew, 24,<br />
Singapur<br />
Dietlind Weide, 52,<br />
Deutschland<br />
Zoltan Nemeth, 28,<br />
Ungarn
and possibly much more. There are 39<br />
countries with 20 members per million.<br />
This does not include the really big countries<br />
like Brazil, Pakistan, India, and others<br />
with huge populations and relatively small<br />
<strong>Mensa</strong> groups. If these 39 well established<br />
<strong>Mensa</strong> groups alone were to have the same<br />
number of members per capita as Hungary,<br />
there would be close to half a million<br />
members in the world. If they reach Swedish<br />
density, that‘s 900 000 members. Add<br />
the big countries, and two million members<br />
does not seem so outlandish. In that light, a<br />
meager 300 000 is certainly within the realm<br />
of the possible.<br />
And all these people will want to meet<br />
across borders. Among our top priorities<br />
right now is the creation of a unified international<br />
member database, something<br />
you‘d be surprised to learn does not currently<br />
exist. Data privacy laws, inadequate<br />
technology and organisational inertia has<br />
made this necessity harder to achieve than<br />
it should be. Getting an easy and automatic<br />
way of verifying membership internationally<br />
will speed up a lot of things.<br />
Remote future:<br />
three core themes<br />
The purpose of <strong>Mensa</strong> is becoming clearer<br />
too. Why should there be <strong>Mensa</strong> at all? The<br />
social club is our base, but the voice of <strong>Mensa</strong><br />
advocating support for gifted children<br />
and indeed highlighting the value of intelligence<br />
itself gives a deeper layer of meaning.<br />
This is what we must build on to last another<br />
75 years.<br />
For our long-term future, there are three<br />
key factors to watch:<br />
The first and most crucial is how intelligence<br />
and IQ research will progress. The<br />
scientific consensus on how intelligence<br />
should be measured sets the boundaries<br />
for <strong>Mensa</strong>. We don‘t have our own definitions,<br />
that is why we work with psychologists<br />
to ensure proper testing standards. These<br />
standards have to work in a greater context,<br />
however. Will society treat intelligence as a<br />
fact of nature, to be explored by scientists –<br />
or will it become a social taboo to be avoided<br />
in polite conversation?<br />
<strong>Mensa</strong> is famously non-political but what<br />
should we do if our defining topic is itself<br />
politicized? We should stick to our plan, is<br />
my answer. <strong>Mensa</strong> should keep supporting<br />
quality research and shout loudly from the<br />
rooftops why intelligence matters. If larger<br />
forces of society are at play here then maybe<br />
they will shape <strong>Mensa</strong> more than we can<br />
hope to shape them. Still we should try, for<br />
it is one of our constitutional purposes: to<br />
support research into the nature and characteristics<br />
of intelligence.<br />
The second key factor to watch is how human<br />
social interactions will evolve as virtual<br />
and actual reality blurs into a strange<br />
new digital metaverse. Facebook has already<br />
changed the world and <strong>Mensa</strong> along with<br />
it; that was only the start. Will people still<br />
want to go through the hassle of joining a<br />
club with entrance criteria in the future?<br />
After all, if one can find stimulating environments<br />
online and hang out with smart<br />
people without taking a test, why bother?<br />
Because the best meetings still take place<br />
in select circles. <strong>Mensa</strong> does not compete<br />
against the social media companies – instead<br />
we build on them to offer something<br />
that isn‘t that easy to find elsewhere after<br />
all. Speaking personally, I once joined <strong>Mensa</strong><br />
so I could have high quality conversations<br />
with unusual people. What <strong>Mensa</strong> offers<br />
is the experience of feeling understood<br />
even when going off on obscure tangents.<br />
My favorite PR slogan: „Join <strong>Mensa</strong>, we get<br />
your jokes.”<br />
24 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
FUTURE OF MENSA<br />
The initial hype over social media is by<br />
now long gone. Online culture can be amazing<br />
and it can be horrifying. As long as<br />
<strong>Mensa</strong> can cultivate an online culture that<br />
is true to the spirit that guided us so far, there<br />
is hope. What spirit is that? I‘d say a spirit<br />
of respect, curiosity and perhaps a little bit<br />
of irreverence. From its inception, <strong>Mensa</strong><br />
always had a silly streak to it. We take ourselves<br />
seriously, just not too seriously.<br />
Even so, the online world is faster than<br />
the social clubs of old. <strong>Mensa</strong> will have to<br />
keep up with that. Imagine when a person<br />
can find out about <strong>Mensa</strong> by breakfast and<br />
be a member with complete access in time<br />
for lunch. Interactive, adaptive computerized<br />
testing is our next big step, currently<br />
under way. Secure individual online testing,<br />
remotely supervised and with the evaluation<br />
delivered in minutes instead of weeks<br />
would be an even bigger step after that, a<br />
real game changer. And why not? Schools<br />
and universities had to find creative solutions<br />
for testing students in the pandemic;<br />
<strong>Mensa</strong>, too, should catch up in that field<br />
eventually.<br />
The third decisive factor for the future of<br />
<strong>Mensa</strong> is the balance between outwards and<br />
inwards. Should <strong>Mensa</strong> work to do good in<br />
the outside world, or should we mainly serve<br />
our members? In reality there‘s no contradiction<br />
here. We serve our members, but<br />
a significant portion of our members are in<br />
<strong>Mensa</strong> precisely because they want to contribute<br />
to a greater cause.<br />
Several national groups have social outreach<br />
programs, some have charitable foundations<br />
and they are a wonderful example<br />
to follow. Lots of people have no idea they<br />
are intelligent and talent will often go wasted<br />
as it is not identified.<br />
Anytime: money and<br />
cooperation<br />
Imagine a million <strong>Mensa</strong> members across<br />
the world, each contributing an extra euro<br />
or two in their membership fee to support<br />
exceptional children of low means and help<br />
give them an education through scholarships<br />
and mentoring programs. It is already<br />
happening, just on a smaller scale. Now<br />
there‘s a cause worth supporting.<br />
Not everything is about money though.<br />
A bigger <strong>Mensa</strong> with better cooperation<br />
between the countries could have a voice<br />
strong enough to influence the general public<br />
on the topic of intelligence itself. <strong>Mensa</strong><br />
could help make sure the science of intelligence<br />
is taken seriously, and that the human<br />
side of the equation is not forgotten<br />
when considering the needs of gifted children.<br />
Curiously, these three points above mirror<br />
the three constitutional goals of <strong>Mensa</strong>: fostering<br />
intelligence, encouraging research<br />
and letting members meet and have fun.<br />
That was not intentional, but neither is it a<br />
coincidence. As the world changes so will<br />
<strong>Mensa</strong>, ideally in a direction the members<br />
intelligently choose. Some of our current<br />
younger members might still be around for<br />
the sesquicentennial celebration in 2096.<br />
I wonder what they will think when looking<br />
back, and what they<br />
see when peering even further<br />
into the undiscovered<br />
country of the future.<br />
Björn Liljeqvist<br />
Stockholm, Sweden<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 25
Atsushi Murai, 61,<br />
Japan<br />
Katharina Komarnicki,<br />
Deutschland<br />
István Penczi, 55,<br />
Ungarn<br />
Kazuya Nishio,<br />
26, Japan<br />
Jürgen Rüstow, 56,<br />
Deutschland<br />
Ren Momose, 22,<br />
Japan<br />
Michaela Höpfner, 53,<br />
Deutschland<br />
Filip Davchevski, 33,<br />
Nordmazedonien<br />
Akane Miki, 7,<br />
Japan<br />
Stefan Finke, 41,<br />
Deutschland<br />
Ya-Wen Hsu ,<br />
Taiwan<br />
Sebastian Wasl, 46,<br />
Deutschland<br />
Hiroki Mori, 28,<br />
Japan<br />
Rita Kajdi, 48,<br />
Ungarn<br />
Michael Riese, 65,<br />
Deutschland<br />
So Young Kim, 42,<br />
Korea<br />
Zoltán Bódi, 47,<br />
Ungarn<br />
Yuna Yamashita, 31,<br />
Japan<br />
Nadine Stange, 47,<br />
Deutschland<br />
Manuel Cuni, 38,<br />
Italien<br />
Monika Yamaguchi,<br />
19, Japan<br />
Yasunori Kitayama,<br />
40, Japan<br />
Sarah Gesella, 30,<br />
Deutschland<br />
Pierrick Labbé, 48,<br />
Peru<br />
Yasushi Hamada, 65,<br />
Japan<br />
Yu-Tong Chen ,<br />
Taiwan<br />
Philipp Kowalski, 26,<br />
Deutschland<br />
Anju Harada, 17,<br />
Japan<br />
Zsolt Kolonics, 54,<br />
Ungarn<br />
Keishin Kaneko, 8,<br />
Japan<br />
Ruth Reuter, 41,<br />
Deutschland<br />
Dante Hugo Juan<br />
Roque Ayres, Peru<br />
Horiga Yukie, 34,<br />
Japan<br />
Ralf Gedrat, 59,<br />
Deutschland<br />
Miki Sugimoto, 46,<br />
Japan<br />
Stefanos Kyprianou,<br />
12, Zypern<br />
Junichi Shinya, 55,<br />
Japan<br />
Stefanie Hackler-<br />
Siesenop, 43,<br />
Deutschland<br />
Matthias H. Schwark,<br />
68, Deutschland<br />
Nozomu Wakai, 42,<br />
Japan<br />
Jun Kiyama, 44,<br />
Japan<br />
Kirstin Krap, 48,<br />
Deutschland
Stephan Meyer, 53,<br />
Deutschland<br />
Toe Kobayashi, 9,<br />
Japan<br />
Ferdinánd Vincze-<br />
Dobó, 57, Ungarn<br />
Renate Bollenbacher,<br />
53, Deutschland<br />
Tomoki Segawa, 28,<br />
Japan<br />
Nora Mundt, 23,<br />
Deutschland<br />
Agnes Erdosne<br />
Nemeth, 54, Ungarn<br />
Satoru Fukui, 42,<br />
Japan<br />
Nicole Röck-Knüttel,<br />
50, Deutschland<br />
Márk Venczel, 30,<br />
Ungarn<br />
Noa Clerc, 12,<br />
Deutschland<br />
Maeta Takeshi, 48,<br />
Japan<br />
Gunther Meißner-Klich,<br />
54, Deutschland<br />
Sakuntala Rao,<br />
62, Indien<br />
Yusuke Zemba, 40,<br />
Japan<br />
Margit Benndorf, 40,<br />
Deutschland<br />
Yuki Nunokawa, 7,<br />
Japan<br />
Shohey Koike, 56,<br />
Japan<br />
Tomoe Makida, 42,<br />
Japan<br />
Santiago Bautista,<br />
9, Mexiko<br />
Julia Borrmann, 49,<br />
Deutschland<br />
Nam Ho Lee, 28,<br />
Korea<br />
Annett Schulte, 43,<br />
Deutschland<br />
Katsuhide Machiyama,<br />
48, Japan<br />
Marvin Kopka, 24,<br />
Deutschland<br />
Kihiro Inno, 36,<br />
Japan<br />
José Ignacio Rivas<br />
Negreira, 53, Peru<br />
Yu-Wen Hung,<br />
Taiwan<br />
Péter Szamosközi,<br />
40, Ungarn<br />
Ian Sarah Choi, 29,<br />
Korea<br />
Itsuki Sugaya, 9,<br />
Japan<br />
Udo Schlag, 58,<br />
Deutschland<br />
Youji Lee, 30,<br />
Korea<br />
Máté Benedek, 23,<br />
Ungarn<br />
Bridgette Lylia Cruz,<br />
7, Japan<br />
Lars Nebenführ, 29,<br />
Deutschland<br />
Ulrich Krause, 69,<br />
Deutschland<br />
Maruto Kuwabara,<br />
11, Japan<br />
Ingo Eikens, 46,<br />
Deutschland<br />
Itsuka Hirano, 32,<br />
Japan<br />
Roland Zonai, 28,<br />
Ungarn<br />
Eva Landsmann, 57,<br />
Deutschland
Die Zeittafel der<br />
Intelligenz- und<br />
Begabungsforschung<br />
Von Tanja Gabriele Baudson und Felicitas Houf<br />
„Alle Versuche, durch bloße Aneinanderreihung von Testergebnissen ein Bild des<br />
Menschen zu geben, sind grundsätzlich falsch.<br />
…<br />
Mit der Zerlegung in Elementartests und ihrer isolierten Anwendung nähern wir<br />
uns nicht dem Wesen der Persönlichkeit, sondern entfernen wir uns von ihm.“<br />
William Stern, Persönlichkeit und Testmethode. In: Jahrbuch der Charakterologie, 6 (1929),<br />
Zitat: S. 63–65.<br />
1869<br />
Sir Francis Galton (1822–1911) war einer<br />
der ersten, der forschte, wie sich Menschen<br />
voneinander unterscheiden – beispielsweise<br />
in ihrer Intelligenz. In seinem Buch Hereditary<br />
Genius legt er 1869 die Grundlagen<br />
zu einer Erblichkeitstheorie der Intelligenz.<br />
Der Engländer, selbst ein typisches Wunderkind,<br />
das bereits mit zwei Jahren lesen<br />
konnte, war ein Großcousin von Charles<br />
Darwin. Dessen Ideen der Evolutionstheorie<br />
prägten seine Überlegungen zur „Eugenik“,<br />
einem Ansatz zur gezielten Verbesserung<br />
des menschlichen Erbguts (ähnlich<br />
der Züchtung besonders legefreudiger Hennen)<br />
– diesen Begriff erfand er 1883.<br />
Im Wesentlichen basiert sein Buch auf der<br />
Beobachtung, dass Erfolg und herausragende<br />
Leistungen oft gehäuft in Familien (und<br />
dort vor allem unter den Männern) zu finden<br />
sind. Heute geht man jedoch davon aus,<br />
dass sich in privilegierten Familien nicht<br />
nur die genetischen Voraussetzungen der<br />
Intelligenz häufen, sondern auch soziales,<br />
kulturelles und ökonomisches Kapital, welches<br />
den Erfolg begünstigt.<br />
28 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
ZEITTAFEL<br />
1884<br />
Der vielfältig begabte Galton interessierte<br />
sich nicht nur dafür, worin sich Menschen<br />
unterscheiden, sondern auch dafür, wie<br />
man sie vermessen kann. Sein erstes „anthropometrisches<br />
Labor“ eröffnet 1884 anlässlich<br />
der International Health Exhibition<br />
in London. Das Ziel: die Erfassung menschlicher<br />
Merkmale im großen Stil, um eine<br />
ausreichende Datengrundlage für seine statistischen<br />
Analysen zu erhalten.<br />
Das „anthropometrische Labor“ von Sir Francis<br />
Galton.<br />
Foto: wikimedia commons<br />
Während Psychologinnen und Psychologen<br />
heutzutage Studierende der ersten Semester<br />
mit Versuchspersonenstunden, kleinen<br />
Geldbeträgen oder Schokoriegeln ködern<br />
müssen, drehte Galton den Spieß um:<br />
Bei ihm zahlten die Teilnehmenden einen<br />
kleinen Geldbetrag dafür, ihren Schädel<br />
vermessen oder ihre genaue Augenfarbe<br />
anhand einer Vergleichstafel einschätzen<br />
zu lassen oder die Kraft ihres Händedrucks<br />
unter Beweis zu stellen!<br />
1904<br />
Der Psychometriker Charles Spearman<br />
stellt fest, dass alle Testverfahren, die geistige<br />
Fähigkeiten erfassen, positiv miteinander<br />
zusammenhängen. Wer also in einem<br />
Teilbereich gut abschneidet, erzielt tendenziell<br />
auch in einem anderen gute Ergebnisse.<br />
Diese „positive Mannigfaltigkeit“ bildet<br />
die Grundlage für die Entdeckung des General-(kurz<br />
g-)Faktors, die allgemeine Intelligenz,<br />
welche die Grundlage aller geistigen<br />
Fähigkeiten bildet.<br />
1905<br />
Der Psychologe Alfred Binet (1857–1911)<br />
und der Arzt Théodore Simon (1873–1961)<br />
erproben den im Auftrag des französischen<br />
Bildungsministeriums entwickelten ersten<br />
Intelligenztest. Ihr Ziel: diejenigen Kinder<br />
zu identifizieren, die aktuell zwar noch<br />
nicht in der Schule zurechtkommen, es<br />
aber mit Förderung schaffen könnten. Kurz<br />
davor war die allgemeine Schulpflicht in<br />
Frankreich eingeführt worden – dass sich<br />
nicht alle Kinder gleichermaßen leicht damit<br />
taten, plötzlich die Schulbank drücken<br />
zu müssen, verwunderte nicht …<br />
Bei den Aufgaben ging es somit nicht um<br />
Spezialwissen, sondern auch um alltägliche<br />
Kompetenzen: Wozu braucht man Besteck?<br />
Zeige dein rechtes Knie! Nenne die Tage der<br />
Woche! Die richtigen Antworten wurden<br />
in das sogenannte „Intelligenzalter“ umgerechnet,<br />
welches Aufschluss über den geistigen<br />
Entwicklungsstand des Kindes gab.<br />
„The great fact remains that able men<br />
take pleasure in the society of intelligent<br />
women, and, if they can find such as would<br />
in other respects be suitable, they will<br />
marry them in preference to mediocrities.“<br />
(Sir Francis Galton, Hereditary Genius (1869),<br />
Zitat: S. 326<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 29
1912<br />
Das Intelligenzalter sagt für sich genommen<br />
zwar aus, auf welchem geistigen Niveau<br />
jemand operiert; was er jedoch nicht<br />
sagt, ist, wie dieser Wert mit Blick auf die<br />
Gesamtentwicklung zu beurteilen ist. Ein<br />
Sechsjähriger, der auf dem Stand eines<br />
Neunjährigen ist, hat einen ganz anderen<br />
Förderbedarf als ein Zwölfjähriger mit einem<br />
Alters-IQ von neun …<br />
Dem begegnete der Breslauer Psychologe<br />
und Philosoph William Stern, indem er das<br />
Intelligenzalter einfach durch das Lebensalter<br />
teilte (um „krumme Zahlen“ zu vermeiden,<br />
wurde dieser „Intelligenzquotient“<br />
später dann noch mit 100 multipliziert). Mit<br />
einem IQ von 100 liegt man somit perfekt in<br />
der Norm – das Intelligenzalter entspricht<br />
dem Lebensalter. Alles über 100 weist auf<br />
einen Entwicklungsvorsprung hin, alles darunter<br />
auf eine Verzögerung.<br />
1916<br />
Der IQ setzt seine Siegestour jenseits des Atlantiks<br />
fort: Lewis Madison Terman (1877–<br />
1956), einem Pädagogikprofessor an der<br />
Universität Stanford, gelingt es, das Einzeltestverfahren<br />
von Binet und Simon so zu<br />
adaptieren, dass es in Gruppen angewandt<br />
werden kann. Der „Stanford-Binet-Test“ bildet<br />
die Grundlage für die späteren Tests<br />
zur Erfassung der intellektuellen Fähigkeiten<br />
von Armeerekruten. Terman sah in solchen<br />
Massentests eine Chance, menschliche<br />
Fortpflanzung gezielt zu steuern. Für<br />
seine positive Haltung zur Eugenik, der Anwendung<br />
erbbiologischer Erkenntnisse auf<br />
die Bevölkerungspolitik, welche mit der<br />
Vernichtung sogenannten „lebensunwerten<br />
Lebens“ im Nationalsozialismus ihren<br />
schrecklichen Höhepunkt erreichte, wird<br />
er heute sehr kritisiert.<br />
Leta Stetter Hollingworth (1886–1939),<br />
eine junge Professorin an der Columbia-<br />
University, testet in einem Kurs zur Psychologie<br />
außergewöhnlicher Kinder einen<br />
achtjährigen Jungen mit dem Stanford-Binet-Test.<br />
Der Kleine erreicht einen IQ von<br />
sagenhaften 187. Für Hollingworth ist diese<br />
Begegnung der Kristallisationskern ihrer<br />
Forschungen zu Höchstbegabten. Insgesamt<br />
identifiziert sie zwölf Kinder, die einen<br />
IQ von mindestens 180 haben.<br />
Mit einem so extremen Entwicklungsvorsprung<br />
hat man es definitiv nicht leicht,<br />
und ohne individuelle Förderung geht es<br />
nicht – das belegen ihre Analysen. Noch<br />
bevor sie ihr Buch über die Höchstbegabten<br />
vollenden kann, stirbt sie 1939 an Brustkrebs.<br />
Ihr Ehemann stellt das Werk 1942 in<br />
ihrem Namen fertig.<br />
Der Erste Weltkrieg war binnen kurzer<br />
Zeit von einem Fest des Nationalismus zu<br />
einem zermürbenden Stellungskrieg mutiert<br />
– mit herben Verlusten, und das, wie<br />
viele Zeitgenossen es wahrnahmen, vor allem<br />
bei den Tüchtigsten. Umso wichtiger<br />
also, dass von den verbleibenden „jeder<br />
Mann an seinen rechten Platz“ komme!<br />
Und das sollte schon in der Schule anfangen.<br />
Der Sammelband „Der Aufstieg der<br />
Begabten“, herausgegeben von Peter Petersen<br />
im Auftrag des „Deutschen Ausschusses<br />
für Erziehung und Unterricht“, unterstreicht<br />
die Wichtigkeit der Begabtenauslese<br />
und -förderung in Deutschland – und das<br />
nicht nur im intellektuellen, sondern auch<br />
im handwerklichen und technischen Bereich.<br />
Auch William Stern, der Erfinder des<br />
IQ, ist mit einem Beitrag vertreten.<br />
1917<br />
In den USA geht der Trend zur Massentestung<br />
einstweilen weiter: Robert Yerkes und<br />
sechs weitere Kollegen, darunter Lewis Madison<br />
Terman, entwickeln den „Army-Al-<br />
Anzeige<br />
30 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
Floreat <strong>Mensa</strong>! Auf die nächsten 75 Jahre!<br />
Floreat <strong>Mensa</strong>! Auf die nächsten 75 Jahre!<br />
Roland Berrill und Dr. Lance Ware hatten vor der Kulisse des zerbombten<br />
Londons und unter dem Eindruck einer der größten jemals von Menschen<br />
Roland Berrill gemachten und Dr. Lance Katastrophen Ware hatten die grundlegende vor der Kulisse Idee. des zerbombten<br />
Londons und unter dem Eindruck einer der größten jemals von Menschen<br />
gemachten Katastrophen die grundlegende Idee.<br />
Lasst uns, die wir im Vergleich dazu im Paradies leben,<br />
Lasst<br />
mit dafür<br />
uns,<br />
sorgen,<br />
die wir im<br />
das<br />
Vergleich<br />
Intelligenz<br />
dazu<br />
tatsächlich<br />
im Paradies<br />
weiterhin<br />
leben,<br />
mit dafür<br />
zum<br />
sorgen,<br />
Wohle der<br />
das<br />
Menschheit<br />
Intelligenz<br />
eingesetzt<br />
tatsächlich<br />
wird!<br />
weiterhin<br />
zum Wohle der Menschheit eingesetzt wird!<br />
Nicht 75, aber immerhin 45 Jahre Abitur waren für M Detlef<br />
(links oben im Bild) und seinen Mitschüler Hans Gehrt Anlass<br />
Nicht für eine 75, Zwischenbilanz: aber immerhin Was 45 Jahre ist bis Abitur heute waren aus den für Träumen, M Detlef<br />
(links Visionen oben und im Bild) Lebensentwürfen und seinen Mitschüler ihres Abi-Jahrgangs Hans Gehrt Anlass 1976<br />
für geworden? eine Zwischenbilanz: Es engagierten Was sich ist bis schließlich heute aus weitere den Träumen, dreizehn<br />
Mitstreiter Visionen und Mitstreiterinnen Lebensentwürfen ihrer ihres Jahrgangsstufe.<br />
Abi-Jahrgangs 1976<br />
geworden? Es engagierten sich schließlich weitere dreizehn<br />
Heraus Mitstreiter kam und ein Mitstreiterinnen faszinierender ihrer Blick Jahrgangsstufe.<br />
auf diese Zeitspanne,<br />
aus den ganz individuellen Augen von fünfzehn Menschen,<br />
die Heraus 1976 kam in den ein endgültigen faszinierender „Ernst Blick des auf Lebens“ diese starteten. Zeitspanne,<br />
aus den ganz individuellen Augen von fünfzehn Menschen,<br />
die Schünemann 1976 in den Verlag endgültigen 2021, „Ernst 280 S., des geb., Lebens“ 16.90 starteten. €. Portofrei<br />
(Rechnung) direkt über Detlefs Frau Gretel Sattler (rechts<br />
oben Schünemann im Bild): Verlag buchhandlungsattler@t-online.de<br />
2021, 280 S., geb., 16.90 €. Portofrei<br />
(Rechnung) direkt über Detlefs Frau Gretel Sattler (rechts<br />
oben im Bild): buchhandlungsattler@t-online.de<br />
www.coaching-fuer-hochbegabte.de www.buchhandlungsattler.de<br />
www.coaching-fuer-hochbegabte.de<br />
www.buchhandlungsattler.de
pha-Test“, einen Gruppentest, der im amerikanischen<br />
Heer verwendet wurde, um<br />
für jeden Rekruten möglichst effizient seine<br />
richtige militärische Verwendung finden<br />
zu können. Wer nicht lesen kann, der englischen<br />
Sprache nicht mächtig ist oder den<br />
Army-Alpha-Test nicht bestanden hat, wird<br />
mit dem sprachfreien Army-Beta-Test überprüft.<br />
1921<br />
Lewis Madison Terman (1877–1956) startet<br />
die längste Hochbegabtenstudie der Welt:<br />
die Genetic Studies of Genius, heute besser<br />
als „Terman-Studie“ bekannt. Sein Ziel:<br />
dem bis dahin vorherrschenden Klischee<br />
des verrückten Genies klare empirische<br />
Fakten entgegenzusetzen und zu beweisen,<br />
dass Hochbegabte keineswegs bebrillte,<br />
menschenscheue Hänflinge, sondern<br />
durchschnittlich Begabten in quasi jeder<br />
Hinsicht überlegen sind.<br />
Das gelingt ihm – unter anderem dadurch,<br />
dass er seine „Termiten“ bei der Umsetzung<br />
ihrer Potenziale unterstützt. Der Lohn: eine<br />
Rücklaufquote, die ihresgleichen sucht,<br />
und ein reichhaltiger längsschnittlicher Datensatz,<br />
der bis heute noch nicht vollständig<br />
ausgewertet ist. Mit dem negativen Genie-<br />
Stereotyp konnte er zumindest in den USA<br />
weitgehend aufräumen. Fun Fact: Zwei spätere<br />
Nobelpreisträger wurden in seinen<br />
Auswahltests als „nicht hochbegabt“ identifiziert<br />
…<br />
Die Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />
wird gegründet – anfangs keineswegs mit<br />
dem Ziel der „Elitenförderung“, sondern<br />
vielmehr als Institution der studentischen<br />
Selbsthilfe mit einer klaren sozial orientierten<br />
Mission. Die Deutsche Studentenschaft,<br />
aus der später das Deutsche Studierendenwerk<br />
hervorging, hatte 1921 in Tübingen<br />
eine Wirtschaftshilfe gegründet, um begabte,<br />
aber mittellose Studierende zu unterstützen<br />
und so auch im Hochschulsektor<br />
Begabungsreserven zu erschließen.<br />
1946<br />
Roland Berrill und Lancelot Ware gründen<br />
in den Nachwehen des Zweiten Weltkriegs<br />
in Großbritannien einen Verein, der<br />
die klügsten Köpfe zusammenbringen soll.<br />
Das Ziel: Intelligenz soll zum Wohle der<br />
Menschheit genutzt werden, nicht dazu,<br />
sich gegenseitig zu bekriegen. Ursprünglich<br />
sollte der Verein „Mens“ (lateinisch für<br />
„Geist“) genannt werden; um dem möglichen<br />
Missverständnis vorzubeugen, es handele<br />
sich um eine reine Männergesellschaft,<br />
fiel die Entscheidung letztlich dann doch<br />
auf den Namen „<strong>Mensa</strong>“ (lateinisch für den<br />
„Tisch“, an dem alle gleichberechtigt zusammenkommen).<br />
Möglicherweise war auch Sir Cyril Burt,<br />
ein britischer Intelligenzforscher und späterer<br />
Präsident von <strong>Mensa</strong>, beteiligt, der in<br />
einer Radiosendung genau diese Idee einmal<br />
geäußert hatte.<br />
1925<br />
„The highly intelligent child must learn to<br />
suffer fools gladly – not sneeringly, not<br />
angrily, not despairingly, not weepingly –<br />
but gladly, if personal development is to<br />
proceed successfully in the world as it is.“<br />
Leta Stetter Hollingworth, What we know about<br />
the early selection and training of leaders. In:<br />
Teachers College Record, 40, (1939), Zitat: S. 586.<br />
Anzeige<br />
32 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
1950<br />
Joy Paul Guilford tritt im September 1950<br />
sein Amt als Präsident der American Psychological<br />
Association an. Der Psychologieprofessor<br />
mit Schwerpunkt Intelligenzforschung<br />
ging mit seiner Antrittsrede in die<br />
Geschichte ein, da er Kreativität als ein eigenständiges<br />
und unabhängiges Phänomen<br />
neben der Intelligenz beschrieb und ihre<br />
Bedeutung zur Lösung der zukünftigen Herausforderungen<br />
hervorhob. Während Intelligenz<br />
zu diesem Zeitpunkt schon intensiv<br />
beforscht worden war, war über Kreativität<br />
noch ungleich weniger bekannt. Seine<br />
Rede markiert die Geburtsstunde der modernen<br />
empirischen Kreativitätsforschung.<br />
1959<br />
Sir Cyril Burt (1883–1971), ein britischer pädagogischer<br />
Psychologe und früher Unterstützer<br />
der eugenischen Bewegung, wird<br />
der erste Präsident von <strong>Mensa</strong> und treibt<br />
die Intelligenzforschung innerhalb des Vereins<br />
wesentlich voran. Bis zu seinem Tod<br />
im Jahr 1971 bleibt er <strong>Mensa</strong> eng verbunden.<br />
Sein wissenschaftliches Vermächtnis zur<br />
Erblichkeit von Intelligenz wird dadurch in<br />
Frage gestellt, dass er Forschungsdaten ab<br />
dem Zweiten Weltkrieg zu getrennt aufgewachsenen<br />
Zwillingen gefälscht und teilweise<br />
komplett frei erfunden hatte, wie sich<br />
nach seinem Tod herausstellte.<br />
Auch zwei seiner angeblichen Mitarbeiterinnen<br />
und Coautorinnen konnten nie ausfindig<br />
gemacht werden. Unterstützer von<br />
Burt, teilweise selbst aus dem rechtskonservativen<br />
Lager der Intelligenzforschung,<br />
warfen seinen Kritikern ideologische Motive<br />
vor.<br />
1965<br />
John Horn, ein Schüler des Persönlichkeitspsychologen<br />
und Intelligenzforschers Raymond<br />
B. Cattell, legt in seiner Doktorarbeit<br />
dar, dass Intelligenz alles andere als ein einheitliches<br />
Konstrukt ist, sondern aus verschiedenen<br />
Teilaspekten besteht, die sich<br />
über die Lebensspanne ganz unterschiedlich<br />
entwickeln. Basierend auf Arbeiten seines<br />
Lehrers findet er heraus, dass die weitestgehend<br />
angeborene fluide Intelligenz<br />
ihren Gipfel im jungen Erwachsenenalter<br />
erreicht und dann kontinuierlich abfällt,<br />
während die kristalline Intelligenz (im<br />
Wesentlichen das mithilfe von Lernprozessen<br />
erworbene Wissen) zunächst ansteigt<br />
und dann bis ins hohe Alter konstant bleibt<br />
oder sogar noch ansteigen kann. Das Modell<br />
geht als „Cattell-Horn-Modell“ oder „Gf-<br />
Gc-Modell“ in die Intelligenzforschung ein.<br />
1969<br />
Der Psychologe Arthur Jensen, ein Schüler<br />
Burts, äußert sich in einem Übersichtsartikel<br />
(„How much can we boost IQ and scholastic<br />
achievement?“) kritisch zu den bisherigen<br />
Versuchen, Intelligenz und Schulleistungen<br />
mithilfe gezielter Interventionen zu<br />
steigern. Seiner Ansicht nach weisen die<br />
mäßigen Erfolge der bisherigen Förderansätze<br />
darauf hin, dass Intelligenz genetisch<br />
bedingt ist. Dass Tests einen kulturellen<br />
Bias zugunsten bestimmter Gruppen aufweisen<br />
könnten, lehnt er ab.<br />
1979<br />
Robert Francis Peckham (1920–1993), Richter<br />
des United States District Court for the<br />
Northern District of California, fällt ein<br />
Anzeige<br />
34 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
<strong>Mensa</strong> wird 75<br />
NiCE gratuliert<br />
So alt und immer<br />
wieder jung!<br />
NiCE IT Management Solutions<br />
GmbH gratuliert <strong>Mensa</strong> zum 75.<br />
Geburtstag! So alt und immer<br />
wieder jung!<br />
Das nehmen wir auch für uns in<br />
Anspruch. NiCE wurde vor 30<br />
Jahren von zwei Menschen<br />
gegründet, die sich schließlich<br />
als <strong>Mensa</strong>ner herausstellten. Was<br />
wir machen, ist immer wieder<br />
neu und hält uns jung.<br />
Wir haben Platz für weitere<br />
<strong>Mensa</strong>ner und intelligente<br />
Menschen, die im Bereich<br />
von Data Centers oder der<br />
Cloud komplexe Probleme<br />
der Verfügbarkeits- und<br />
Performanceüberwachung<br />
mittels ausgefuchster Software<br />
lösen wollen.<br />
Ein internationales Team, weltweite<br />
Kunden, und immer<br />
neue Herausforderungen, das<br />
macht es spannend. Höchste<br />
Qualität, viel Selbständigkeit,<br />
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Schaut einfach mal auf unsere<br />
Homepage, was wir so tun:<br />
www.nice.de, oder schreibt<br />
uns an join_us@nice.de.
weitreichendes Urteil. Er stellt fest, dass individuelle<br />
IQ-Tests, die Schülerinnen und<br />
Schüler als geistig zurückgeblieben, aber<br />
grundsätzlich bildungsfähig (educable<br />
mentally retarded) klassifizieren, voreingenommen<br />
gegen Schwarze Menschen sind.<br />
Solche Tests dürfen fortan nicht mehr verwendet<br />
werden, um Individuen gesonderten<br />
Klassen zuzuweisen. An der Überrepräsentation<br />
von Minderheiten in Klassen mit<br />
sonderpädagogischem Förderbedarf hat<br />
sich dadurch leider kaum etwas geändert.<br />
1982<br />
Einen Meilenstein der Intelligenzstruktur<br />
erreicht der Berliner Psychologieprofessor<br />
Adolf Otto Jäger, dem es gelingt, das komplexe<br />
Konstrukt Intelligenz in ein ausreichend<br />
differenziertes, aber nicht übermäßig<br />
kompliziertes und empirisch fundiertes<br />
Modell zu fassen: das Berliner Intelligenz-<br />
Strukturmodell, kurz BIS. Das Modell unterscheidet<br />
drei Inhaltsmodalitäten (sprachliche,<br />
numerische und figurale) und vier Operationsmodalitäten<br />
(das, was man mit den<br />
Inhalten macht – Merkfähigkeit, Kreativität,<br />
Kapazität und Geschwindigkeit), aus denen<br />
sich zwölf Teilfähigkeiten ergeben, die einzeln<br />
abgeprüft werden können. Aus der Gesamtheit<br />
aller Teilfähigkeiten ergibt sich<br />
die allgemeine Intelligenz (der g-Faktor),<br />
die als IQ dargestellt werden kann.<br />
1983<br />
Mit seiner Theorie der „multiplen Intelligenzen“<br />
versucht der Erziehungswissenschaftler<br />
Howard Gardner, dem IQ ein breiteres<br />
Modell menschlicher Fähigkeiten entgegenzusetzen.<br />
In der Intelligenzforschung<br />
stößt sein Modell überwiegend auf Kritik.<br />
Zum einen ignoriere Gardner die Erkenntnisse<br />
der Intelligenzforschung; bereits 1938<br />
hat Louis Leon Thurstone mit seinen „Primärfaktoren“<br />
ein ähnliches, aber empirisch<br />
besser fundiertes Modell vorgeschlagen.<br />
Zum anderen wird kritisiert, dass jegliche<br />
Fähigkeit gleich eine „Intelligenz“ sein<br />
müsse – unter anderem von Detlef Rost,<br />
dem Initiator des Marburger Hochbegabtenprojekts.<br />
Insgesamt genügt das Modell den von<br />
Gardner selbst aufgestellten Kriterien nicht<br />
und gilt als empirisch unzureichend nachgewiesen,<br />
was seiner Popularität insbesondere<br />
in pädagogischen Kreisen jedoch keinen<br />
Abbruch tun konnte.<br />
„Precocity unavoidably complicates the<br />
problem of social adjustment. The child of<br />
eight years with a mentality of twelve or<br />
fourteen is faced with a situation almost<br />
inconceivably difficult. In order to adjust<br />
normally such a child has to have an<br />
exceptionally well-balanced personality and<br />
to be well nigh a social genius. The higher<br />
the IQ, the more acute the problem.“<br />
Lewis Madison Terman, The gifted child.<br />
In: C. Murchison (Hrsg.), A handbook of child<br />
psychology (1931), Zitat: S. 579.<br />
1984<br />
Der neuseeländische Politologe James R.<br />
Flynn (1934–2020) beschreibt als erster,<br />
dass Menschen in mehreren Industrienationen<br />
bessere Ergebnisse in IQ-Tests erzielen<br />
als die Generationen vor ihnen – mit der<br />
Folge, dass der mittlere Intelligenzquotient<br />
über die Jahrzehnte kontinuierlich ansteigt.<br />
Das bedeutet aber nicht notwendigerweise,<br />
dass die Menschen tatsächlich intelligenter<br />
werden, sondern vielmehr, dass sie heute<br />
besser in der Lage sind, IQ-Tests zu lösen.<br />
36 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
Frank Markowski, 57,<br />
Deutschland<br />
Naugai Kumika, 10,<br />
Japan<br />
Eiichi Kamma, 57,<br />
Japan<br />
Annette Brunsing, 73,<br />
Deutschland<br />
Michael Lammert,<br />
50, Deutschland<br />
Kaoru Horiba,<br />
55, Japan<br />
Nadine Jounais, 39,<br />
Deutschland<br />
Horst Pieper, 79,<br />
Deutschland<br />
Shizuka Saito, 38,<br />
Japan<br />
Nagy Szilárd, 46,<br />
Ungarn<br />
Shiori Yoshikane,<br />
7, Japan<br />
Roland R. Ackermann,<br />
86, Deutschland<br />
Yusuke Kijima, 24,<br />
Japan<br />
Jessica Romero<br />
Plasencia, 46, Mexiko<br />
Victor Vojtech Terber,<br />
54, Deutschland<br />
Ingrid Lehmann, 57,<br />
Deutschland<br />
Yauhiro Oga, 38<br />
Japan<br />
Vanessa Clauss, 22,<br />
Deutschland<br />
Anne C. Schneider,<br />
61, Deutschland<br />
Yu Sugita, 44,<br />
Japan<br />
Elisabeth Vollbrecht,<br />
16, Deutschland<br />
Javier Enrique Galdos<br />
Carvajal, 51, Peru<br />
Antje Diller-Wolff, 47,<br />
Deutschland<br />
Sadahiro Kitagawa,<br />
53, Japan<br />
Steffen Wildemann,<br />
58, Deutschland<br />
Nmomi Takeuchi,<br />
41, Japan<br />
Hans-Ascan Wieck,<br />
62, Deutschland<br />
Minako Kawamoto,<br />
51, Japan<br />
Andre Gerdts, 66,<br />
Deutschland<br />
Mirjam Völker, 29,<br />
Deutschland<br />
Elżbieta Kuś, 66,<br />
Polen<br />
Masaaki Murakami,<br />
53, Japan<br />
Edit Ézsiás, 40,<br />
Ungarn<br />
Norio Kajiyama,43,<br />
Japan<br />
Lilia Korbela, 7,<br />
Deutschland<br />
Kentaro Araki, 46,<br />
Japan<br />
Hidenri Yamasaki,<br />
35, Japan<br />
Malin Mahner, 29,<br />
Deutschland<br />
Piotr Hazan, 33,<br />
Polen<br />
Lori Norris, 61,<br />
USA<br />
Aman Chawla,<br />
Indien<br />
Hina Tanishi, 34,<br />
Japan
Lange Zeit stieg der IQ in den Industrienationen<br />
um 0,3 Punkte pro Jahr an; mittlerweile<br />
stagniert er dort jedoch, und in<br />
manchen Ländern sinkt der Wert inzwischen<br />
sogar. In anderen Ländern entfaltet<br />
der „Flynn-Effekt“ nach wie vor seine Wirkung.<br />
Die Gründe sind noch nicht abschließend<br />
geklärt. Der Flynn-Effekt zeigt jedoch,<br />
warum IQ-Tests von Zeit zu Zeit neu normiert<br />
werden sollten – zumindest, solange<br />
der Flynn-Effekt noch wirksam ist.<br />
1987<br />
Der Psychologieprofessor Detlef Rost startet<br />
das Marburger Hochbegabtenprojekt – eine<br />
Längschnittstudie, die sich mit der Entwicklung<br />
von Hochbegabten und Hochleistern<br />
im Kindes- und Jugendalter beschäftigt.<br />
Bis heute gilt die Studie als methodisch vorbildlich,<br />
da sie auf einer großen Stichprobe<br />
basiert, im Gegensatz zur Terman-Studie<br />
keine Vorauswahl getroffen wurde und den<br />
Teilnehmenden ihr Testergebnis nicht mitgeteilt<br />
wurde.<br />
Rosts Ergebnisse bestätigen im Wesentlichen<br />
die „Harmoniehypothese“, die besagt,<br />
dass Hochbegabte entgegen dem Klischee<br />
durchschnittlich Begabten in sozialer<br />
und emotionaler Hinsicht keineswegs unterlegen<br />
sind. Die Daten der inzwischen erwachsenen<br />
Teilnehmenden werden weiterhin<br />
ausgewertet.<br />
1993<br />
Der Psychologe und Psychometriker John C.<br />
Carroll erzielt einen weiteren Durchbruch<br />
in der Beschreibung der Intelligenzstruktur:<br />
Mithilfe der Faktorenanalyse und einer<br />
großen Zahl von Datensätzen gelingt<br />
es ihm, Intelligenz als hierarchisches Konstrukt<br />
zu beschreiben. An der Spitze der<br />
Hierarchie (Stratum III) steht die allgemeine<br />
Intelligenz (Spearmans General- oder<br />
g-Faktor), gefolgt von den Gruppenfaktoren<br />
auf Stratum II, die spezifischere Fähigkeiten,<br />
etwa logisches Schlussfolgern, Geschwindigkeit<br />
oder auditive Fähigkeiten,<br />
zusammenfassen. Auf Stratum I schließlich<br />
finden sich sehr konkrete Einzelfähigkeiten<br />
– etwa die Fähigkeit, Tonhöhen zu<br />
unterscheiden. Carrolls Modell wird in den<br />
2000er Jahren mit dem Gf-Gc-Modell zum<br />
„CHC-Modell“ (benannt nach Cattell, Horn<br />
und Carroll) integriert.<br />
1994<br />
The Bell Curve von Charles Murray und Richard<br />
Herrnstein erscheint – der Titel bezieht<br />
sich auf die Glockenkurve der Intelligenzwerte.<br />
In ihrem Buch argumentieren<br />
die beiden Autoren, dass verschiedene<br />
„Menschenrassen“ in IQ-Tests unterschiedlich<br />
gut abschneiden: Asiatischstämmige<br />
am besten, gefolgt von Weißen und schließlich<br />
Schwarzen Menschen. Sie postulieren,<br />
dass diese Unterschiede genetisch bedingt<br />
seien.<br />
Das Buch, das nicht nur aufgrund seines<br />
rassistischen Tenors, sondern auch aufgrund<br />
seiner selektiven Studienauswahl<br />
kritisiert wird, führt unter anderem zur Bildung<br />
einer Task Force der American Psychological<br />
Association, die ein Jahr später<br />
unter dem Titel „Intelligence: Knowns and<br />
Unknowns“ eine Klarstellung des Status<br />
quo der Intelligenzforschung publiziert.<br />
Im Rahmen einer weiteren Längsschnittstudie<br />
zu Hochbegabung entwickeln Kurt<br />
Heller, Ernst Hany und Christoph Perleth<br />
das „Münchner Hochbegabungsmodell“.<br />
Seine Besonderheit: Begabung wird klar<br />
von Leistung unterschieden. Des Weiteren<br />
stellen die Autoren heraus, dass Begabung<br />
nicht nur im intellektuellen Bereich, sondern<br />
auf vielen Gebieten vorliegen und sich<br />
38 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
ZEITTAFEL<br />
in unterschiedlichsten Leistungen manifestieren<br />
kann. Voraussetzung für eine optimale<br />
Ausschöpfung des Potenzials ist allerdings,<br />
dass sowohl günstige Personbedingungen<br />
als auch förderliche Umweltbedingungen<br />
vorliegen. Dass Hochbegabte auch<br />
hohe Leistungen erzielen, ist also kein Automatismus!<br />
1995<br />
Der Wissenschaftsjournalist und klinische<br />
Psychologe Daniel Goleman setzt mit seinem<br />
Buch „EQ“ der „kalten“ Intelligenz ein<br />
neues erfolgsrelevantes Konstrukt entgegen.<br />
Der EQ kann als Maß der sogenannten<br />
„emotionalen Intelligenz“ eines Menschen<br />
verstanden werden. Liegt bei einer Person<br />
ein hoher Wert beim EQ vor, dann kann sie<br />
gut fremde und eigene Gefühle einschätzen.<br />
Trotz (oder möglicherweise wegen) der<br />
großen Popularität – das Buch wurde in 40<br />
Sprachen übersetzt und über 5 Millionen<br />
Mal verkauft – ist die wissenschaftliche Rezeption<br />
eher kritisch.<br />
Teilweise liegt dies wohl auch daran, dass<br />
die Bezeichnung „emotionale Intelligenz“<br />
zur Verwässerung des Intelligenzbegriffs<br />
im engeren Sinn beitragen könnte – ganz<br />
zu schweigen davon, dass sich Golemans<br />
populärer Begriff der „emotionalen Intelligenz“<br />
mit dem wissenschaftlichen Begriff<br />
anderer Forscher nur teilweise deckt. Metaanalysen<br />
zeigen jedoch, dass selbst der wissenschaftlich<br />
fundierte EQ den Berufserfolg<br />
nicht besser vorhersagt als die „klassische“<br />
Kombination aus IQ- und Persönlichkeitstests.<br />
2011<br />
Der Trend zu den multidimensionalen Modellen,<br />
die (Hoch-)Begabung breiter definieren<br />
als nur über den IQ, setzt sich weiter<br />
fort. Mit ihrem Megamodell der Talententwicklung<br />
fassen Rena Subotnik, Frank<br />
Worrell und Paula Olszewski-Kubilius zahlreiche<br />
Modelle der Intelligenz-, Kreativitäts-<br />
und Expertiseforschung zusammen<br />
und tragen so zum Verständnis der Talententwicklung<br />
über die gesamte Lebensspanne<br />
bei.<br />
Tanja Gabriele Baudson ist Ressortleiterin<br />
Wissenschaft und Forschung bei <strong>Mensa</strong> in<br />
Deutschland<br />
Felicitas Houf ist Forschungspraktikantin im<br />
Ressort Wissenschaft und Forschung.<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 39
„It’s easy to<br />
communicate when<br />
you are with likeminded<br />
people“<br />
„We are collecting statements about the situation of <strong>Mensa</strong> in different countries.<br />
No long story, just some short lines about your activities and the outlook for the<br />
future in your country.“<br />
Diese Nachricht ging Anfang September raus an (fast) alle nationalen <strong>Mensa</strong>s.<br />
Hier ist das Feedback.<br />
Norwegen<br />
We‘ve been almost hibernating for a while<br />
due to the pandemic. It has been difficult<br />
to conduct testing, and physical meetings<br />
/ activities have often had to be cancelled<br />
/ postponed. We‘ve been opening up more<br />
now that many are vaccinated. We recently<br />
sent some three groups of members on<br />
roadtrips, offering tests in regions we‘ve never<br />
been to before, and meeting local members<br />
along the way. We hope to get back to<br />
our normal activity level soon.<br />
Med hilsen / Best regards<br />
Eivind Olsen<br />
Leder <strong>Mensa</strong> Norge<br />
Ungarn<br />
<strong>Mensa</strong> Hungary is fast approaching 4000<br />
members, and we are working on making it<br />
truly a countrywide organization by strengthening<br />
local groups and integrating new<br />
members. We started a rapid digital development<br />
during COVID (eg. webstreaming<br />
lectures, allowing for online attendance<br />
at board meetings and other events),<br />
and we are continuing this work even as<br />
live events are coming back. We are rehauling<br />
our volunteering structures and we aim<br />
at involving more members, keeping track<br />
of hours worked, and recognizing everyone’s<br />
contribution. Our biggest project for<br />
the next few years is developing the electro-<br />
40 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
UMFRAGE<br />
nic, adaptive IQ test, which we want to use<br />
as an entrance test eventually.<br />
Cheers,<br />
Eszter Chrobacsinszky<br />
Peru<br />
<strong>Mensa</strong> Peru is still a very young organisation,<br />
just over four years old. However, the<br />
association is very dynamic and, in less<br />
than four years, has been recognised as an<br />
Emergent National <strong>Mensa</strong>. In addition to<br />
what <strong>Mensa</strong> traditionally offers, we also<br />
provide our members with personal development<br />
programmes to learn how to better<br />
use their intelligence and develop their<br />
potential, other tests to better know themselves,<br />
intellectual stimulation and psychological<br />
help.<br />
Regards,<br />
Pierrick Labbe, Franco-Peruvian and<br />
President of <strong>Mensa</strong> Peru<br />
Mexiko<br />
Being lucky enough to have met people who<br />
share what they believe was Dr. Lancelot<br />
Ware‘s original vision of <strong>Mensa</strong>, Mexico is<br />
one of those places where the official regional<br />
group recognition from MIL – back in<br />
2008 – occurred because we firmly believed<br />
in the importance of „fostering human intelligence<br />
for the benefit of humanity“.<br />
<strong>Mensa</strong> as a whole is complicated as not<br />
everyone joins <strong>Mensa</strong> for the same reasons.<br />
For some people it is „just“ a social club, for<br />
others it is a way to tell the rest of the world<br />
how smart they are. In this context, the path<br />
to „foster human intelligence for the benefit<br />
of humanity“ as <strong>Mensa</strong> is not a simple one.<br />
We’ve made several small projects to practice<br />
this objective in the past, from collecting<br />
books to give away, supporting science<br />
communications projects, planting trees,<br />
donating blood or organizing logical olympics<br />
for children. We also started the gifted<br />
children area to support them as well as<br />
their parents.<br />
The future of <strong>Mensa</strong> in the world and in<br />
Mexico should walk along with fulfilling<br />
our main objectives.<br />
Cinthia Reyes,<br />
Founder Past-President of <strong>Mensa</strong> Mexico<br />
(2008-2012)<br />
Founder of <strong>Mensa</strong> Mexico’s gifted children<br />
area (2014)<br />
Singapur<br />
Like people everywhere else, Singaporeans<br />
are trying our best to cope with the<br />
Covid-19 pandemic and have a normal social<br />
life at the same time. We miss travelling<br />
and attending regional events. As <strong>Mensa</strong><br />
Singapore pivoted our activities to online<br />
sessions, we were happy to see unexpected<br />
benefits in terms of regional collaboration<br />
which we did not have prior to the pandemic.<br />
Our monthly Fireside Chats where we<br />
invite speakers to share their knowledge on<br />
various topics are well attended not just by<br />
<strong>Mensa</strong> Singapore members, but also members<br />
from Malaysia, Indonesia, the Philippines,<br />
and even countries as far as Germany.<br />
At the same time, we also get to attend<br />
online gatherings of other chapters. This<br />
speaks of <strong>Mensa</strong>ns‘ ability to adapt to<br />
change and make the most out of a bad situation.<br />
Regards,<br />
Andrew Leo<br />
Zypern<br />
<strong>Mensa</strong> Cyprus is planning a dynamic restart<br />
as the effects of the Covid-19 pandemic<br />
ease by moving quickly to the next development<br />
stage as Provisional National <strong>Mensa</strong>.<br />
Always eager to serve the three purposes<br />
of <strong>Mensa</strong>, targeting children and young<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 41
people in particular, it shows an ever-growing<br />
recruitment of highly gifted children<br />
and young people – about 40 percent<br />
of the current membership includes children<br />
and young people below 18, for whom<br />
specific projects are established. <strong>Mensa</strong> Cyprus<br />
continues to work to get Cyprus education<br />
to recognize the needs of highly<br />
able and talented children and have gifted<br />
education, care and support integrated<br />
into Cyprus’s national strategy, while<br />
it supports and promotes talent in the society.<br />
It is <strong>Mensa</strong> Cyprus’s noble ambition<br />
to establish a role in view of importance<br />
attached to high intelligence as an untapped<br />
resource, nurturing and support of<br />
which can contribute to the society e<strong>special</strong>ly<br />
during a crisis. <strong>Mensa</strong> events that have<br />
been suspended during the Covid-19 pandemic<br />
will resume in a festive manner on October<br />
3rd with an open-air gathering to celebrate<br />
<strong>Mensa</strong>’s <strong>75th</strong> birthday <strong>anniversary</strong>.<br />
Dr. Christina Angelidou<br />
Chair, <strong>Mensa</strong> Cyprus<br />
Korea<br />
<strong>Mensa</strong> Korea held a general meeting on<br />
September 4th. Due to the Covid-19, the<br />
meeting was held using Zoom, and the decisions<br />
were made via electronic voting.<br />
<strong>Mensa</strong> Korea is not only financially suffering,<br />
as the former chairman has not returned<br />
ownership of the company to the<br />
new board even after his tenure has ended,<br />
but also has not been able to resolve several<br />
important <strong>issue</strong>s related to the contracts.<br />
However, if such problems are to be resolved,<br />
more beneficial activities are expected<br />
to be provided for the members.<br />
At the Asia Chairmen meeting held in April,<br />
Chairman of <strong>Mensa</strong> Korea, Eunjoo Lee,<br />
showed the strong passion and commitment<br />
to the next AMG, which led to Korea<br />
being designated as the host for next AMG<br />
in 2022. This was possible all thanks to the<br />
supports from other countries. In South Korea,<br />
most of the population are already vaccinated.<br />
In the year 2022, in which the AMG<br />
is going to be held, the risks of Covid-19 are<br />
expected to decrease, and it is hoped that it<br />
will be an opportunity for people from all<br />
over the world, as well as Asian <strong>Mensa</strong>n, to<br />
participate and fully enjoy their stays in Korea.<br />
When <strong>Mensa</strong>ns from other countries visit<br />
Korea, <strong>Mensa</strong> Korea helps them with their<br />
stays with not only the SIGHT coordinator,<br />
but also by organizing meetings in the International<br />
Affair Committee.<br />
If you ever visit Korea, please contact<br />
<strong>Mensa</strong> Korea. We are open to all <strong>Mensa</strong>ns.<br />
Eunjoo Lee<br />
Chairman <strong>Mensa</strong> Korea<br />
Nordmazedonien<br />
In the past two years our membership status<br />
is around 100 active members, and currently<br />
we are waiting for the right conditions<br />
to do another massive testing to broaden<br />
the number of our members. Meanwhile<br />
we transferred our activities online. We<br />
organized few online debates („Emotional<br />
intelligence“, „Artificial intelligence worldwide<br />
and Macedonia‘s tribute over the years“,<br />
„Social intelligence in time of corona“<br />
etc.). Our magazine is coming to life again,<br />
since there had been a period when all activities<br />
were paused and we had lost the status<br />
of Provisional <strong>Mensa</strong>. We also assembled<br />
a team that will work on the program<br />
for Gifted Youth, but still, we are waiting for<br />
the epidemiology situation to be better. So<br />
things are going better for <strong>Mensa</strong> Macedonia<br />
even when the world is on stand by.<br />
Emilija Miloshevska<br />
42 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
UMFRAGE<br />
Frankreich<br />
Few words about <strong>Mensa</strong> France:<br />
We are happy to start again a „normal“ life<br />
with lots of activities for members and also<br />
testing for candidates ;).<br />
We wish 2022 will be in the same direction<br />
as <strong>Mensa</strong> France will hold the EMAG in<br />
Strasbourg!<br />
We hope to see lots of foreign <strong>Mensa</strong>ns on<br />
it!<br />
Greg Vogel, President <strong>Mensa</strong> France<br />
Japan<br />
Covid-19 is a worldwide epidemic, and Japan<br />
is no exception, forcing people to restrict<br />
their outings and cancel events.<br />
MENSA is an organization which focuses<br />
on people-to-people exchanges, and Covid-19<br />
epidemic has paralyzed most of its<br />
activities. We have been holding some online<br />
events since the beginning of the pandemic,<br />
but they are not as exciting as in-person<br />
events.<br />
Having said that, it is fortunate that we<br />
can easily communicate with people overseas<br />
as the proliferation of online tools such<br />
as Zoom. We held a Twin Town Project with<br />
<strong>Mensa</strong> India a couple of weeks ago, which<br />
was well received.<br />
However, the main activities are still<br />
among domestic members. We, the Board<br />
members, need to make it easier for domestic<br />
members to interact with each other as<br />
we did before the pandemic. We have to understand<br />
that COVID-19 will not disappear<br />
completely, and our future goal is to create<br />
a new form of exchange.<br />
Kiyotaka Miyano,<br />
Chairman of <strong>Mensa</strong> Japan<br />
Indien<br />
Architect Sheetal Harpale: „It‘s easy to<br />
communicate when you are with like minded<br />
people ... after all it‘s difficult to find<br />
friends with same disorder.“<br />
Aman Chawla, Data Scientist: „<strong>Mensa</strong> has<br />
a very large and active network that‘s allowed<br />
me to meet and interact with some<br />
very interesting and like-minded people,<br />
all around the world.“<br />
Bela Raja, Child Guidance Counselor, Special<br />
Educator: „<strong>Mensa</strong> is a place where I can<br />
air my thoughts without the fear of being<br />
judged.“<br />
Komal Yadav, VP – <strong>Mensa</strong> Dhruv: „<strong>Mensa</strong><br />
has given wings to a lot of my dreams &<br />
aspirations. It has provided me a lot of opportunities<br />
I wouldn‘t have explored otherwise.“<br />
Ankush Goyal, Armed Forces: „The fact<br />
that <strong>Mensa</strong> provides a forum to the intelligentia<br />
to exchange views on diverse <strong>issue</strong>s<br />
makes it a unique organisation.“<br />
Rishi Nambair, Student: „Thanks to <strong>Mensa</strong>,<br />
I‘ve been able to meet a wide variety of people<br />
who share my interests and whom I can<br />
have intellectually stimulating conversations<br />
with. I like the variety of ideas that get<br />
shared amongst us members.“<br />
Megha Hegde, Student: „<strong>Mensa</strong> is an amazing<br />
platform to meet people from diverse<br />
backgrounds. I like how <strong>Mensa</strong> groups<br />
are active and enjoy the discussions. Sometimes<br />
it is about an ongoing <strong>issue</strong> and at<br />
other times it is something totally out-ofthe-box.<br />
During this pandemic, <strong>Mensa</strong> has<br />
been my primary platform for connecting<br />
with the outside world.“<br />
Vikash Agarwal, Chartered Accountant:<br />
„It is a great group to interact with people<br />
with high intellect. The Special Interest<br />
Groups are very impressive where one can<br />
actually spend quality time in his / her area<br />
of interest.“<br />
mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021 | 43
IMPRESSUM<br />
MinD Magazin<br />
Die offizielle Zeitschrift<br />
von <strong>Mensa</strong> in Deutschland e.V.<br />
ISSN 1866-9867<br />
Herausgeber<br />
<strong>Mensa</strong> in Deutschland e.V.<br />
Rodinger Straße 19<br />
93413 Cham<br />
Registergericht: Köln, VR 8190<br />
Vorstand<br />
Yu Jin Son<br />
Christian Ambach<br />
Melanie Jäger<br />
Rüdiger Klings<br />
Ansgar Lindhauer<br />
Swante Scholz<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Swante Scholz<br />
Chefredakteur<br />
Erwin Klein<br />
Redaktion<br />
Babette Mairoth-Voigtmann<br />
Christina Zejewski<br />
Cornelia Capito<br />
Jan Zbikowski<br />
Julian Lemburg<br />
Kathrin Viergutz<br />
Katrin Sluka<br />
Martin Sluka<br />
Monika Besselmann<br />
Natalie Lehmann<br />
Ralf Müller<br />
Sören Köser<br />
Swen Neumann<br />
Ulrike Dürnfeld<br />
Uta Viegener<br />
Mitarbeit<br />
Anna Reuß<br />
Björn Liljeqvist<br />
Felicitas Houf<br />
Martin Jäkle<br />
Peter Fröhler<br />
Tanja Gabriele Baudson<br />
Udo Schultz<br />
Yu Jin Son<br />
Layout<br />
BT Media<br />
Celler Straße 1<br />
38518 Gifhorn<br />
Redaktionsanschrift<br />
ì mindmag@mensa.de<br />
Anzeigen<br />
n. n.<br />
ì mindmag@mensa.de<br />
¼ 0171 / 749 11 08<br />
Druck<br />
Passavia GmbH & Co. KG<br />
Medienstraße 5b<br />
94036 Passau<br />
Ì www.passavia.de<br />
Die mit dem Namen des Verfassers<br />
oder seinen Initialen gekennzeichneten<br />
Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors wieder. Nachdruck nur<br />
mit schriftlicher Zustimmung und<br />
mit Quellenangabe. Die Redaktion<br />
behält sich vor, Leserbriefe und<br />
eingeschickte Artikel gekürzt zu<br />
veröffentlichen.<br />
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44 | mind magazin sonderheft 75 jahre mensa | oktober 2021
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AUSKLANG<br />
<strong>Mensa</strong> vom Feinsten<br />
Von Erwin Klein<br />
Dieses Sonderheft zum 75sten von<br />
<strong>Mensa</strong> ist ein Versuch und ein Experiment,<br />
von dem jetzt, wo ich das<br />
hier schreibe, noch nicht klar ist, ob es gelingen<br />
wird.<br />
Irgendwann im Sommer entstand der<br />
Plan, als Mag-Redaktion zum anstehenden<br />
Jubiläum mehr zu machen als ein, zwei Jubel-Artikel<br />
im regulären MinD-Mag.<br />
Mit ein paar vagen Themenideen im Kopf<br />
(so ein Heft muss schließlich vernünftig gefüllt<br />
werden) und ziemlich grundlosem Optimismus<br />
(„Alles gar kein Problem.“) konnte<br />
der Vorstand überzeugt werden, das<br />
Projekt zu genehmigen. Das Ganze kostet<br />
schließlich ein paar Euro, und ob die Anzeigenerlöse<br />
wirklich sprießen würden, wusste<br />
vorher auch niemand.<br />
Was dann folgte, ist eine sehr mensanische<br />
Geschichte.<br />
Zunächst meldete sich Anna Reuß mit<br />
dem Angebot zur Mitarbeit. Die ehemalige<br />
Redakteurin der Süddeutschen Zeitung<br />
ließ sich gern für die Idee einspannen, die<br />
<strong>Mensa</strong>-Anfänge ganz neu zu recherchieren.<br />
Ihr Text am Anfang dieses Heftes ist ebenso<br />
faszinierend wie ernüchternd: Unser Verein<br />
war in seinen Anfangsjahren alles andere<br />
als eine Erfolgsgeschichte und er hat außerdem<br />
aus dieser Zeit fast nichts archiviert.<br />
Dann die vorsichtige Anfrage bei Björn<br />
Liljeqvist, dem internationalen Chairman:<br />
Ob er vielleicht ein Vorwort liefern könne?<br />
Die Gegenfrage: Warum nicht einen Artikel<br />
zur möglichen Zukunft von <strong>Mensa</strong>? Dass<br />
der pünktlich fertig wurde, war dann fast<br />
schon selbstverständlich.<br />
Udo Schultz, unseren Ehrenpräsidenten,<br />
musste ich nicht lange bitten.<br />
Sein <strong>Mensa</strong>-Anekdoten-Fundus<br />
ist wirklich unerschöpflich, er hätte dieses<br />
Heft mit seinen Erinnerungen ganz allein<br />
füllen können.<br />
Und dann bot Tanja Baudson noch eine<br />
„Zeittafel der Intelligenz“ an. Was kann man<br />
sich mehr an Unterstützung wünschen?<br />
Das Umwerfendste war allerdings die Foto-Aktion.<br />
Die Gedanke dahinter: Nichts repräsentiert<br />
<strong>Mensa</strong> besser als die Vielfalt der Mitglieder.<br />
Also bilden wir sie ab. Ein Aufruf<br />
über verschiedene Schwarze Bretter löste<br />
eine Lawine aus. Die Mailbox kollabierte<br />
zeitweilig, nach drei Tagen mussten wir die<br />
Notbremse ziehen und die Aktion beenden.<br />
Da jedoch Gesichter aus Deutschland allein<br />
<strong>Mensa</strong> nicht wirklich wiederspiegeln,<br />
schrieben wir zusätzlich eine Reihe nationaler<br />
<strong>Mensa</strong>s an: Ob sie vielleicht Interesse<br />
hätten, …<br />
Eine zweite, bis heute anhaltende Lawine<br />
folgte. Die schnellsten waren <strong>Mensa</strong> Mexiko<br />
und <strong>Mensa</strong> Singapur, dann wurden<br />
wir mit Fotos aus Ungarn und Polen geflutet,<br />
und als es sich etwas<br />
beruhigte, kam aus Japan<br />
ein Ordner mit genau 144<br />
Portraits, alle akkurat sortiert<br />
und beschriftet. Wo<br />
das noch enden wird, wissen<br />
wir nicht. Wie wir das<br />
auf die Reihe kriegen, auch<br />
nicht. Aber es macht Spaß.<br />
Ad multos annos!<br />
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