Industrieanzeiger 17.2021
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TOPSTORY » BLECHTEILEFERTIGUNG<br />
Hochautomatisierte<br />
Fertigungstechnik<br />
alleine wird künftig<br />
keine Erfolgsgarantie<br />
sein. Die Strukturen<br />
der Kunden-Lieferanten-Beziehungen<br />
verschieben<br />
sich hin zur<br />
Plattformökonomie.<br />
Geschäftsgang bei<br />
V-Industrie: Zeichnungsdaten<br />
werden<br />
vom Algorithmus<br />
bearbeitet und an das<br />
passende Fertigungsunternehmen<br />
vermittelt.<br />
Kunde und Fer tiger<br />
schließen den Vertrag<br />
miteinander ab.<br />
ausrüstung verfügen. Das kann soweit gehen, dass<br />
die Maschinen der Lieferanten –wie beispielsweise<br />
beim Plattformbetreiber V-Industry – per Hardware-<br />
Konnektierung an die Plattform angebunden sind.<br />
Zielgenau erkennen entsprechend programmierte Algorithmen<br />
dann anhand aktueller Maschinendaten,<br />
welcher Auftrag zu welchem Termin bei welchem<br />
Fertiger bearbeitet werden kann. Die Auftragsmodalitäten<br />
handeln die Protagonisten dabei direkt aus.<br />
Anders handhaben es Fertigungsplattformen wie<br />
beispielsweise Laserhub oder Kreatize, die sich nach<br />
den Prinzipien des 2009 von Prof. Bo Hu Li und Prof.<br />
Lin Zhang erstmals vorgestellten Cloud-Manufacturing<br />
oder des Manufacturing-as-a-Service organisieren.<br />
Hinter diesen Fertigungsplattformen steht auf<br />
der einen Seite ein Netzwerk-geprüftes selbständiges<br />
Fertigungsunternehmen, dessen Maschinen mit der<br />
Plattform vernetzt sind – sozusagen über eine Art<br />
digitaler Zwilling. Bei einer Anfrage prüfen Algorithmen<br />
auf Basis der hochgeladenen CAD-Teilezeichnung<br />
innerhalb von Minuten die Machbarkeit des<br />
Bauteils, kalkulieren ein Angebot und ermitteln<br />
mögliche Lieferanten und Liefertermine. Wird das<br />
Angebot angenommen, bereitet die Plattform die<br />
Auftragsdaten fertigungsgerecht auf und schickt sie<br />
zum ausgewählten Fertigungsunternehmen. Die<br />
Bild: Albrecht<br />
eingesetzte Quoting-Software ermittelt den Preis<br />
nicht nach Angebot-Nachfrage-Kriterien, sondern<br />
errechnet ihn nutzungsorientiert nach den vom<br />
Plattformbetreiber mit den Fertigern abgestimmten<br />
Aspekten.<br />
Bei dieser Form des Cloud-Manufacturing verfolgen<br />
die Betreiber unterschiedliche Geschäftsmodelle.<br />
Zum einen treten sie auf Kundenseite als Auftragnehmer<br />
und auf Lieferantenseite als Auftraggeber<br />
auf. In diesem Fall übernehmen die Plattform -<br />
algorithmen alle administrativen Aufgaben von<br />
der Terminverfolgung, Organisation der Logistik bis<br />
zur Rechnungsstellung und Reklamationsbearbeitung.<br />
Kunde und Fertigungsunternehmen kommen<br />
nicht in Kontakt. Zum anderen treten einige Platt -<br />
formen als reine Vermittler auf und bieten innerhalb<br />
ihres Ökosystems Cloud-Dienste für spezielle ad -<br />
ministrative Leistungen.<br />
Ihre Umsätze erwirtschaften die Plattformen durch<br />
monatliche Pauschalbeträge für die Plattformnutzung,<br />
durch Provisionen je Auftrag oder aus der<br />
Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis.<br />
Das Geschäftsmodell basiert darauf, dass alle administrativen<br />
Vorgänge rund um einen Fertigungsauftrag<br />
weitgehend digital und automatisch abgearbeitet<br />
werden. Bei Bedarf binden die cloudbasierten<br />
Plattformen weitere Cloud-Dienste ein, wie beispielsweise<br />
die CAD-Software Onshape. Auch für die<br />
Machbarkeitsprüfung, die Angebotserstellung oder<br />
für KI-gestützte Datenauswertungen setzen die<br />
Plattformbetreiber auf Cloud-Services.<br />
Neue Ansätze in der Forschung<br />
Die Cloud-Manufacturing-Plattformen zeigen, wie in<br />
Industrie 4.0 – neben den Produkten – digitale<br />
Dienstleistungen und Services für die Wertschöpfung<br />
an Bedeutung gewinnen. Das gilt aber nicht nur auf<br />
der Beschaffungsseite, sondern auch auf der Produktionsseite.<br />
Dort entstehen auf der Basis des digitalen<br />
Bild: V-Industry<br />
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