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antriebstechnik 10/2021

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19174<br />

<strong>10</strong><br />

Oktober <strong>2021</strong><br />

€ 15,50<br />

Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />

30 JAHRE<br />

LINEARTECHNIK<br />

Linearführungen und mechanische<br />

Antriebe von Rodriguez<br />

<strong>antriebstechnik</strong>.de


MULTIMEDIAL VERNETZT<br />

KUNDEN GEWINNEN!<br />

FÖRDERTECHNIK<br />

MATERIALFLUSS<br />

LOGISTIK<br />

FLUIDTECHNIK<br />

Profitieren Sie von unserem<br />

einmaligen Mediennetzwerk!<br />

Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />

Carmen Nawrath<br />

Head of Sales<br />

Telefon: 0049/6131/992-245<br />

c.nawrath@vfmz.de


EDITORIAL<br />

INNOVATION IST<br />

ALTERNATIVLOS<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

in Brasilien haben sich die <strong>10</strong>7 größten Unternehmen in<br />

einem öffentlichen Brief an den Präsidenten gewandt und<br />

mehr Klima- und Umweltschutz gefordert, und zwar aus<br />

unternehmerischen Erwägungen. Auch in Europa setzt sich<br />

diese Sicht immer öfter durch. So hat die Europäische Zentralbank<br />

kürzlich den Klimawandel als einen erheblichen Faktor<br />

für Kreditausfallwahrscheinlichkeiten definiert. Für die<br />

Regierungsbildung in Deutschland ist das ein gutes Signal,<br />

wirtschaftsfreundliche und klimafreundliche Parteien liegen<br />

gar nicht so weit auseinander wie man denkt.<br />

Die einen setzen für den Kampf gegen den Klimawandel auf<br />

gesetzliche Regulierungen, die anderen auf Erfindungen.<br />

Beides hat die Konstrukteure im Maschinenbau schon immer<br />

angetrieben. Innovationen kommen aus vielen technischen<br />

Bereichen und viele kommen auch aus Deutschland.<br />

Wir stellen im Special dieser Ausgabe einige Beispiele vor,<br />

es geht um smarte Antriebe in Produktion und Montage.<br />

Desweiteren finden sich Berichte über Seilbahnantriebe,<br />

Lineartechnik in der Weltraumforschung und<br />

Hohldrahtkühlung.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen,<br />

Ihr Miles Meier<br />

m.meier@vfmz.de


EDITORIAL<br />

03 Innovation ist alternativlos<br />

SOFTSTARTER<br />

06 VDMA Antriebstechnik mit neuem Vorstand<br />

07 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />

MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

14<br />

SPECIAL<br />

Hema Maschinen- und Apparateschutz GmbH,<br />

Seligenstadt<br />

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LINEAERTECHNIK<br />

<strong>10</strong> TITEL Leistungsfähige Komponenten,<br />

Baugruppen & Systeme<br />

14 Astronomische Präzision<br />

16 Entspannt sitzen im High-Speed-Zug<br />

18 Präzise positionieren im Ultrahochvakuum<br />

GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />

22 Optimale Vorspannung durch mehrlagige<br />

Passscheiben definieren<br />

ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />

UMRICHTERTECHNIK<br />

26 Der gemeinsame Weg zur optimalen Lösung<br />

28 Schweizer Generationenprojekt V-Bahn<br />

30 Solarpumpen im optimierten Betrieb halten<br />

32 Geräteklasse zwischen Motorstarter und<br />

Frequenzumrichter<br />

46<br />

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TITELBILD<br />

Rodriguez GmbH, Eschweiler<br />

4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

36 Kühlung als Schlüssel zum Erfolg<br />

38 Auf die passende Kohlebürste kommt es an<br />

SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN<br />

PRODUKTION UND MONTAGE<br />

42 INNENTITEL Integrierte Sensorik für<br />

Sicherheits-Klemmelemente<br />

46 Smarter Antrieb vereint Hard- und Software<br />

50 Neue IIot-Marke für umfassende Services<br />

52 Einfach und schnell zum Linearroboter<br />

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

56 Steigerung der Dynamik durch<br />

Sliding-Mode-Regelung<br />

| AT12-19G |<br />

: Schwebend,<br />

kontaktlos, intelligent!<br />

Freie 2D-Produktbewegung<br />

mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

SERVICE<br />

59 Impressum<br />

Schwebende<br />

Planarmover<br />

5°<br />

Kippen<br />

um bis zu 5°<br />

kg<br />

360°<br />

Skalierbare<br />

Nutzlast<br />

360°<br />

Rotation<br />

Heben<br />

um bis zu 5 mm<br />

Dynamisch<br />

mit bis zu 2 m/s<br />

MEIN TIPP<br />

In einem Interview sprechen wir mit Uwe Lorenz,<br />

Geschäftsführer von Dunkermotoren und Markus<br />

Weishaar, Leiter IIoT & Services bei Dunkermotoren<br />

über die neue IIoT-Marke Nexofox. Das<br />

Unternehmen bietet unter Nexofox ein ganzheitliches<br />

Lösungsangebot rund um den Einsatz und<br />

die Vernetzung seiner smarten Motoren. Lesen<br />

Sie auf S. 50 ob der Antriebshersteller vom reinen<br />

Produktanbieter dadurch mehr zum Dienstleister<br />

wird, wie es zu dem Namen der Marke kam und<br />

welche Vorteile sich aus Nexofox für den<br />

Anwender ergeben.<br />

Vanessa Weingärtner,<br />

Redakteurin, v.weingaertner@vfmz.de<br />

XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling:<br />

Frei schwebende Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten<br />

Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />

Individueller 2D-Transport mit bis zu 2 m/s<br />

Bearbeitung mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />

Transport und Bearbeitung in einem System<br />

Verschleißfrei, hygienisch und leicht zu reinigen<br />

Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />

Multi-Mover-Control für paralleles und individuelles Produkthandling<br />

Voll integriert in das leistungsfähige PC-basierte Beckhoff-Steuerungssystem<br />

(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />

Machine Learning, Vision, Communication, HMI)<br />

Branchenübergreifend einsetzbar: Montage, Lebensmittel, Pharma,<br />

Labor, Entertainment, …<br />

Scannen und<br />

XPlanar direkt im<br />

Einsatz erleben<br />

Halle 7, Stand 406


SOFTSTARTER<br />

VDMA ANTRIEBSTECHNIK WÄHLT NEUEN VORSTAND<br />

neues Rekordniveau an Mitgliedern (213) erreichen und die<br />

Branche wurde in allen wichtigen Transformationsthemen<br />

führend positioniert“, sagt Hartmut Rauen, Geschäftsführer<br />

des Fachverbandes Antriebstechnik im VDMA. (l.)<br />

„Mit den Topthemen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und<br />

dem weiten Themenfeld der Digitalisierung eröffnen sich<br />

Möglichkeiten für zukunftsträchtige Produkte und Technologien<br />

in immer neuen Anwendungsbereichen. Hier setzen wir<br />

uns für unsere Mitglieder ein und wollen unser Netzwerk und<br />

Dienstleistungsportfolio des Fachverbandes stetig erweitern“,<br />

äußerte sich Bernd Neugart.<br />

Die Mitgliedsfirmen des Fachverbandes Antriebstechnik haben<br />

anlässlich der turnusmäßigen Mitgliederversammlung<br />

im VDMA-Haus in Frankfurt einen neuen Vorstand gewählt,<br />

dem insgesamt 18 Personen angehören. In der anschließenden<br />

konstituierenden Sitzung des Vorstandes wurde Bernd<br />

Neugart (Bildmitte), Neugart GmbH, Kippenheim, zum neuen<br />

Vorsitzenden und Dr. Stefan Spindler (r.), Schaeffler Technologies<br />

AG & Co KG, Herzogenaurach, zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />

gewählt.<br />

„Wir freuen uns darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit im<br />

Vorstand im Dienst der Antriebstechnik fortzusetzen und<br />

danken Wilhelm Rehm für seine erfolgreiche 7-jährige Zeit als<br />

Vorsitzender in diesem Ehrenamt. Dass er sich auch in Zukunft<br />

im Vorstand des Fachverbandes engagiert, schätzen wir<br />

sehr. In der Ära von Herrn Rehm konnte der Fachverband ein<br />

POSITIVE UMSATZENTWICKLUNG IN DER<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Mit Blick auf die Geschäftslage kann die Branche der Antriebstechnik<br />

eine positive Entwicklung verzeichnen. Im Zeitraum<br />

Januar bis Juli <strong>2021</strong> lagen die Auftragseingänge bei plus 40<br />

Prozent im Vergleich zum Vorjahr, für das Gesamtjahr wurde<br />

daher die Prognose auf 12 Prozent Umsatzwachstum erhöht.<br />

Für 2022 wird auf Grundlage der hohen Auftragsbestände<br />

derzeit mit einem Umsatzplus von 5 % gerechnet. Es besteht<br />

Hoffnung, die Niveaus von Vor-Corona Ende 2022 wieder zu<br />

erreichen.<br />

„Die Auftragslage ist erfreulich und sie zeigt, dass die Unternehmen<br />

mit ihrem Portfolio am Markt erfolgreich positioniert<br />

sind – Antriebstechnik läuft. Sorge bereiten die aktuellen<br />

Lieferengpässe und der Fachkräftemangel, beide Themen<br />

sind zentrale Herausforderungen der kommenden<br />

Monate“, äußert sich Bernd Neugart.<br />

www.vdma.org<br />

VORSTAND FACHVERBAND ANTRIEBSTECHNIK<br />

Insgesamt setzt sich der neue Vorstand des Fachverbandes Antriebstechnik, für die Amtsperiode <strong>2021</strong> bis 2025,<br />

aus 18 Persönlichkeiten zusammen:<br />

Andreas BAUMÜLLER, Baumüller Nürnberg GmbH, Nürnberg<br />

Thomas BERGER, Harmonic Drive SE, Limburg<br />

Hendrik DESCH, DESCH Antriebstechnik GmbH & Co. KG,<br />

Arnsberg<br />

Andreas EVERTZ, Flender GmbH, Bocholt<br />

Stefan GLADECK, SKF GmbH, Schweinfurt<br />

Christoph KRÜCKEN, Eich Rollenlager GmbH, Hattingen<br />

Bernd NEUGART, Neugart GmbH, Kippenheim<br />

Dr. Robert RANK, Stromag GmbH, Unna<br />

Wilhelm REHM, ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen<br />

Andreas RÖLLGEN, The Timken Company, Colmar<br />

Johann SODER, SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />

Dr. Stefan SPINDLER, Schaeffler Technologies AG & Co. KG,<br />

Herzogenaurach<br />

Bernhard TORLIENE, Eickhoff Antriebstechnik GmbH, Bochum<br />

Nicola WARNING, KTR Systems GmbH, Rheine<br />

Cornelius WEITZMANN, J.M. Voith SE & Co. KG, Heidenheim<br />

Christian WENDLER, Lenze SE, Aerzen<br />

Susanne WIEGAND, Renk GmbH, Augsburg<br />

Dr. Anna-Katharina WITTENSTEIN, Wittenstein SE, Igersheim


SOFTSTARTER<br />

VERNETZEN SIE SICH MIT<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/xing<br />

PAOLO BUTTI NEUER CSO BEI GEFRAN<br />

Die Gefran -Gruppe<br />

ernannte Paolo Butti<br />

zum neuen Chief Sales<br />

Officer (CSO) sowie zum<br />

General Manager des<br />

Geschäftsbereich<br />

Sensorik. Der promovierte<br />

Elektrotechniker<br />

soll die Marktposition<br />

des Unternehmens<br />

weiter ausbauen und<br />

die strategischen Ziele<br />

der Gruppe neu festlegen.<br />

Paolo Butti bringt umfangreiche Erfahrung in<br />

den Bereichen Forschung und Entwicklung mit, die<br />

er in strategischen Positionen in der Automobil-Industrie<br />

und der Automatisierungstechnik-Branche<br />

sammelte. Bevor er zu Gefran wechselte, war Butti<br />

unter anderem für namhafte Unternehmen wie<br />

Rockwell Automation, Visteon und Magneto<br />

Marelli tätig.<br />

www.gefran.com<br />

MEHR KAPAZITÄTEN FÜR<br />

WINDENERGIE-KOMPONENTEN<br />

DICHTUNGSTECHNIK<br />

PREMIUM-QUALITÄT SEIT 1867<br />

Flender baut am Standort Tianjin in China die Produktion<br />

von Antriebssystemen für die Windenergie aus.<br />

Dort werden vollintegrierte Antriebsstränge und der<br />

mittelschnelle Winergy HybridDrive montiert.<br />

Das Gebäude für das Geschäft der Marke Winergy wird<br />

mehr als 16 000 m 2 groß sein. Erweitert werden dabei<br />

auch die Prüfstandskapazitäten für Back-to-back-Tests<br />

des gesamten Antriebsstrangs. Im November 2022 soll<br />

das Gebäude fertig sein. Ab dann sollen jährlich mehr<br />

als 1 000 Hybrid-Drive-Einheiten das Werk verlassen.<br />

Die Erweiterung ist Teil der Lokalisierungsplä ne des<br />

Unternehmens für den chinesischen Markt, die auch<br />

die Bereiche Technologie, Produktportfolio, Lieferketten<br />

und Recruiting umfassen. Der Standort Tianjin<br />

besteht seit 1996 und hat mehr als 2 000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter. Flender produziert hier<br />

Getriebe und Generatoren für die Windindustrie im<br />

Leistungsbereich von 3 bis <strong>10</strong> MW und einer jährlichen<br />

Produktionskapazität von ü ber <strong>10</strong> GW.<br />

www.flender.com<br />

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O-Ring-Lager weltweit.<br />

Präzisions-O-Ringe in 45 000 Varianten abrufbereit.<br />

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SOFTSTARTER<br />

INTELLIGENTES ASSISTENZSYSTEM SOLL ANLAGEN EFFIZIENTER MACHEN<br />

Die DFG hat fünf neue Forschungsprojekte ausgewählt, die in den kommenden<br />

drei Jahren mit insgesamt 4,5 Mio. EUR gefördert werden. Eines davon ist<br />

das Projekt TwinGuide des Fraunhofer IFF, der TU Hamburg sowie des Anwendungspartners<br />

Pergande Gruppe. Die Forschungspartner wollen einen<br />

digitalen Zwilling entwickeln, der Zustände von Prozessanlagen zuverlässig<br />

vorhersagt. Ziel ist ein effizienterer Betrieb von Anlagen und ein frühzeitiges<br />

verhindern von Schäden an Maschinen und Komponenten.<br />

Das Projekt TwinGuide (Entwicklung eines intelligenten Digitalen Zwillings<br />

zur Vorhersage und Regelung der Prozessbedingungen der Wirbelschicht-<br />

Sprühgranulation mittels instationärer Fließbildsimulation) wird an einer<br />

Wirbelschichtanlage für Sprühgranulation beispielhaft erprobt. Mit Hilfe des<br />

Digitalen Zwillings soll der aktuelle Zustand der betrachteten physikalischen<br />

Anlage künftig nicht nur dargestellt, sondern auch ihr zukünftiges Verhalten<br />

vorhergesagt werden und die Anlage auch zuverlässig steuerbar sein. Neben<br />

dem eigentlichen Digitalen Zwilling wird außerdem eine Kommunikationsschnittstelle<br />

entwickelt werden, die eine Interaktion zwischen den Simulationsergebnissen<br />

und dem digitalen Prozessabbild ermöglicht. Durch eine<br />

direkte Kopplung der aktuellen Anlagendaten und der Zustandsauswertung<br />

mit den Simulationsergebnissen werden letztere in Echtzeit in den Anlagenbetrieb<br />

integriert. Die Implementierung in das Prozessleitsystem erfolgt bei<br />

dem Anwendungspartner, der Pergande Gruppe, wobei neben dem Einsatz im<br />

Labormaßstab auch die Übertragbarkeit auf größere Anlagen demonstriert<br />

werden soll. Die Forschungspartner erwarten, dass die Effizienz im Bereich der<br />

Lohnproduktion durch höhere Anlagenverfügbarkeit um ca. 15 % gesteigert<br />

werden kann.<br />

Bild: Frauenhofer IFF, Viktoria Kühne<br />

www.iff-fraunhofer.de<br />

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2017<br />

Maxon hat in Obwalden (Schweiz) für 16 Mio. Franken ein<br />

neues Produktionsgebäude am exakt selben Ort gebaut, wo<br />

vor 60 Jahren alles begonnen hat. Wo einst Scherfolien<br />

hergestellt wurden, entstehen heute präzise Antriebssysteme<br />

für Hightech-Anwendungen. Während der letzten zwei Jahre<br />

wurde das älteste Produktionsgebäude des Unternehmens<br />

bis auf die Grundmauern abgerissen und neu errichtet – mit<br />

einem zusätzlichen Stockwerk und der Bezeichnung Technology<br />

Center IV (TC IV). Analog zu den anderen Technology<br />

Centern vor Ort hat das neue Gebäude eine Photovoltaik-<br />

Anlage auf dem Dach, die 120 kW Peak-Leistung liefert.<br />

Zusammen mit den bestehenden Anlagen sind nun auf dem<br />

Campus Sachseln 670 kW installiert. Ab Anfang Oktober<br />

werden bestehende Produktionslinien, die temporär auf dem<br />

Campus untergebracht waren, ins TC IV verschoben. Zudem<br />

werden dort neue Antriebssysteme produziert. Etwa für die<br />

Medizintechnik, Robotik oder Automobilindustrie. Unter<br />

anderem entsteht in den neuen Räumlichkeiten eine Montagelinie<br />

für Spezialmotoren, die für hochdynamische Stossdämpfer<br />

in luxuriösen Sportautos benötigt werden.<br />

www.maxongroup.de<br />

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SOFTSTARTER<br />

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Ermittlung der Anwendungen, den Energiesparrechner, die<br />

Überwachung und Bewertung der Einsparungen sowie<br />

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LINEARTECHNIK<br />

TITEL<br />

<strong>10</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

LINEARTECHNIK<br />

30 JAHRE LINEARTECHNIK<br />

LEISTUNGSFÄHIGE KOMPONENTEN,<br />

BAUGRUPPEN & SYSTEME<br />

Seit Rodriguez zu Beginn der 90er Jahre<br />

Lineartechnikprodukte in sein Programm<br />

aufnahm, hat sich das Unternehmen<br />

kontinuierlich weiterentwickelt.<br />

Der einstige Wälzlagerhändler etablierte<br />

sich als Hersteller von Lineartechnik und<br />

Präzisionslagern. Ihr fortschrittlicher<br />

Maschinenpark ermöglicht es den<br />

Eschweilern auch anwendungsspezifische<br />

Linearführungen und mechanische<br />

Antriebe zu fertigen.<br />

Nicole Dahlen ist Geschäftsführerin Vertrieb, Marketing und<br />

Organisation bei der Rodriguez GmbH in Eschweiler<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 11


LINEARTECHNIK<br />

TITEL<br />

Vom Wälzlager-Händler zum Hersteller: Seit der Gründung<br />

im Jahr 1984 ist Rodriguez ein Handelsunternehmen,<br />

das mit dem Ein- und Verkauf amerikanischer und<br />

europäischer Wälzlager sein Geld verdient. Mit Beginn<br />

der 90er-Jahre hat Rodriguez jedoch auch Lineartechnikprodukte<br />

in das Produktportfolio aufgenommen. Der Startschuss für die<br />

Eigenfertigung in diesem Bereich erfolgte etwa zeitgleich und<br />

war nötig, um im Hinblick auf anwendungsspezifische Lösungen<br />

flexibler und handlungsfähiger zu sein.<br />

BESTÄNDIGER AUSBAU DES MASCHINENPARKS<br />

Der eigene Maschinenpark von Rodriguez ist seit jeher Voraussetzung<br />

für die Realisierung von maßgeschneiderten Produkten<br />

und Lösungen. Nachdem das wachsende Unternehmen 1999 in<br />

den neuen Standort in Eschweiler umgezogen war, erfolgte zwei<br />

Jahre später die Anschaffung der ersten eigenen CNC-Drehmaschine.<br />

Die erste Fräsmaschine folgte Mitte der 2000er Jahre.<br />

Die Eigenfertigung im Bereich Lineartechnik beschränkte sich<br />

jedoch zunächst auf die Konfektionierung von gehärteten und<br />

geschliffenen Wellen. Bald wurden dann auch Lineargehäuse,<br />

Wellenböcke und Wellenunterstützungen gefertigt. Heute kann<br />

Rodriguez dank eines modernen CNC-Maschinenparks unter anderem<br />

Wellen mit einem Außendurchmesser bis <strong>10</strong>0 mm bearbeiten.<br />

Der Maschinenpark inklusive Messzentrum und Qualitätssicherung<br />

sowie das Know-how der Mitarbeiter sind ganz auf<br />

das Hartdrehen von Werkstücken ausgerichtet.<br />

Apropos Mitarbeiter: Der Erfolg der Lineartechnik-Komponenten<br />

von Rodriguez liegt auch und gerade in der Expertise des<br />

Teams begründet. Die langjährige Erfahrung der gut ausgebildeten<br />

Ingenieure, Facharbeiter und Ansprechpartner im Außendienst<br />

resultiert in einem echten Mehrwert für die Kunden. Seit<br />

Jahren setzt Rodriguez auf die Verstärkung seines Teams aus den<br />

eigenen Reihen. Die Ausbildung in kaufmännischen und gewerblichen<br />

Berufen ist ein zentrales Puzzlestück. Langfristige Lieferanten-<br />

und Kundenbeziehungen tragen zu einer vertrauensvollen<br />

Abwicklung von Projekten bei.<br />

HOHE FERTIGUNGSTIEFE ERLAUBT<br />

BEDARFSGERECHTE PRODUKTION<br />

Doch zurück zum Maschinenpark: Aktuell stehen sechs CNC-<br />

Drehzentren zum Hartdrehen von Rundmaterialien, vier CNC-<br />

Fräszentren für die Bearbeitung von Aluminium und Stahl,<br />

mehrere Trenn- und Sägeanlagen sowie drei Poliermaschinen<br />

zur abschließenden Oberflächenbearbeitung zur Verfügung. Ergänzend<br />

dazu sind eine Richtpresse und eine Weichglühanlage<br />

im Einsatz. Ein konkretes Beispiel für die fortschrittlichen Maschinen<br />

ist ein 3-Achs-Bearbeitungszentrum des Typs Hedelius<br />

C80 Magnum, das seit 2018 die Eigenfertigung von Rodriguez im<br />

Bereich Lineartechnik ergänzt. Die Maschine wird bei Rodriguez<br />

zur Fertigung von gehärteten Wellen eingesetzt – unter<br />

anderem lassen sich Radialbohrungen und Fräsflächen realisieren.<br />

Das Bearbeitungszentrum verfügt über eine Teilautomation<br />

im Pendelbetrieb, sie kann also beidseitig bearbeiten. Zudem<br />

setzen die Eschweiler zunehmend auf die mannlose Bearbeitung.<br />

Im CNC-Drehen wird das schon seit einigen Jahren praktiziert,<br />

weitere Fertigungsbereiche werden sehr zeitnah folgen.<br />

Weil die Qualität der Produkte für Rodriguez höchste Priorität<br />

hat, wurde 2017 ein eigener Messraum auf 65 qm eingerichtet. Er<br />

entstand, um die geforderten Toleranzen von Präzisionslagern<br />

und Lineartechnik im µ-Bereich prüfen zu können. Unter ande-<br />

01 02<br />

01 Das Produktsortiment von Rodriguez in der<br />

Lineartechnik ist breitgefächert<br />

03<br />

02 Rodriguez bietet in seinem Produktportfolio<br />

nicht nur Komponenten, sondern auch lineartechnische<br />

Systeme<br />

03 Der Erfolg der Lineartechnik-Komponenten<br />

von Rodriguez liegt auch und gerade in der<br />

Expertise des Teams begründet<br />

12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


TITEL<br />

LINEARTECHNIK<br />

rem sind ein Prüfstand und mobile Geräte zur Prüfung der Härte<br />

im Einsatz sowie eine hochauflösende Längenmessbank und<br />

Rundheitsprüfgeräte im μm-Bereich. Diese Mittel ermöglichen<br />

es, die Maßhaltigkeit z. B. von bearbeiteten Wellen und Kugelgewindetrieben,<br />

aber auch von Frästeilen wie Lagergehäusen und<br />

Wellenunterstützungen zu prüfen. Abgesehen von einzelnen<br />

Komponenten lassen sich aber auch komplexe Bauteile kontrollieren:<br />

Wichtig ist dies unter anderem bei den anwendungsspezifischen<br />

Systemlösungen.<br />

Die Fertigungstiefe der Eigenfertigung weiter ausweiten und<br />

somit noch besser und flexibler auf spezifische Anwendungsfälle<br />

eingehen zu können, ist die Vision von Rodriguez. Um das erreichen<br />

zu können, soll bis 2022 ein neues Gebäude entstehen, das<br />

die Produktionsflächen und Büros mit dem Schwerpunkt Fertigung<br />

auf ca. 2900 qm erweitert.<br />

UMFASSENDES PRODUKTPORTFOLIO AN<br />

STANDARDKOMPONENTEN<br />

Lineare Bewegungsabläufe sind sehr vielfältig und erfordern oftmals<br />

individuelle Lösungen auf der Basis von Linearführungen<br />

und Linearantrieben. Rodriguez bietet mit seinen Rund- und<br />

Profilschienenführungen, Kugel- und Trapezgewindetrieben,<br />

Elektrohubzylindern und Kugelrollen ein breit gefächertes Sortiment<br />

in vielen Baugrößen und Baugruppen an.<br />

Neben den individuellen Einzellösungen entwickeln die Experten<br />

auf Basis von Standard-Linearführungen auch komplette Linearsysteme<br />

mit unterschiedlichen Antriebsvarianten. Je nach<br />

Anwendungsfall werden die passenden Linearführungen und<br />

Antriebe zu einer applikationsgerechten Lineareinheit kombiniert.<br />

Das Rodriguez-Produktspektrum umfasst wirtschaftliche<br />

Präzisionsrundführungen ebenso wie sehr steife, wartungsarme<br />

Profilschienenführungen oder leichtläufige, kompakte Kreuzrollenführungen.<br />

Als Antriebe zur Wahl stehen Zahnriemen für<br />

dynamische Handlingaufgaben, Kugelgewindetriebe für dynamische<br />

Positionieraufgaben im Dauerbetrieb und Trapezgewindetriebe<br />

für Spannungsaufgaben und langsame Transporte. Das<br />

Ergebnis sind präzise auf die jeweilige Anforderung zugeschnittene<br />

Linearachsen, mit denen sich industrielle Handhabungs-,<br />

Zuführ- und Positionieraufgaben zuverlässig automatisieren<br />

lassen. Zudem ist der Aufbau von modularen Mehrachssystemen<br />

für Pick-and-place-Aufgaben möglich.<br />

ANWENDUNGSSPEZIFISCHE SYSTEMLÖSUNGEN<br />

Basierend auf dem langjährigen Engineering-Know-how sowie<br />

den speziellen Kenntnissen und Erfahrungen in der Mechanik<br />

entwickelt und realisiert Rodriguez zudem die sogenannten Value<br />

Added Products (VAP). Die Entwicklung einer solchen anwendungsspezifischen<br />

Systemlösung führt oftmals einfach und<br />

schnell zu einem nachhaltigen Erfolg in Anwendungen. Unternehmen,<br />

die eine Baugruppe oder ein komplettes System von<br />

Rodriguez beziehen, profitieren außerdem von zahlreichen technischen<br />

Vorteilen. Grundlage der bedarfsgerechten Lösungen<br />

sind die durch die Anwendung definierten mechanischen und<br />

steuerungstechnischen Rahmenbedingungen. Rodriguez übernimmt<br />

die Auswahl der geeigneten Komponenten sowie die Konstruktion<br />

der Baugruppe. Somit ist sichergestellt, dass die Lösungen<br />

auch sämtliche Anforderungen des Nutzers erfüllen.<br />

Zu den bereits realisierten Systemlösungen zählt z. B. ein<br />

hochgenau produziertes Schweißgestell inkl. mechanischen<br />

Umbauteilen, das beim Bedrucken von keramischen Oberflächen<br />

eingesetzt wird. Verbaut werden hier u. a. Kugelgewindetriebe<br />

und Kugelumlaufführungen. Rodriguez übernahm die Entwicklung,<br />

Herstellung und Montage von Fertigungsteilen und<br />

Antriebskomponenten. Das Ergebnis: Eine ausgeklügelte Systemlösung<br />

aus dem Bereich der Lineartechnik, die zu einem optimalen<br />

Druckergebnis maßgeblich beiträgt.<br />

Auch in der Lineartechnik steht die Zeit nicht still: So geht die<br />

Entwicklung z. B. im Bereich der Werkstoffe und bei der Produktionstechnologie<br />

immer weiter. Gewicht und Bauraum sind im<br />

Rahmen des zunehmend in den Vordergrund rückenden Themas<br />

Energieeffizienz wichtige Aspekte. Vielfach führte die Weiterentwicklung<br />

von bestehenden Produkten dazu, dass kleinere Abmessungen<br />

eingesetzt werden können. Hier ist etwa die Tragfähigkeit<br />

von Linearführungen und Linearantrieben zu nennen.<br />

Durch den Einsatz von leistungsfähigeren Produkten, z. B. eines<br />

Rollengewindetriebs anstelle eines Kugelgewindetriebs, ist eine<br />

Optimierung des Bauraums möglich. Nicht zuletzt setzen sich<br />

Anwender heute noch intensiver mit dem Thema Factory-Automation<br />

auseinander. Immer mehr Produktionslinien werden<br />

automatisiert, selbst in Regionen, die weitläufig als günstige<br />

Produktionsstandorte bekannt sind.<br />

Fotos: Rodriguez GmbH<br />

www.rodriguez.de<br />

DIE IDEE<br />

„Vom Händler zum Hersteller: Im<br />

Laufe der letzten 30 Jahre hat sich<br />

Rodriguez vom Handelsunternehmen<br />

zum Hersteller von Lineartechnik<br />

und Präzisionslagern entwickelt.<br />

Voraussetzung dafür ist der fortschrittliche<br />

Maschinenpark, mit<br />

dem sich auch maßgeschneiderte<br />

Produkte und Lösungen fertigen<br />

lassen. Das Produktportfolio von<br />

Rodriguez umfasst zunehmend<br />

nicht nur lineartechnische Komponenten,<br />

sondern auch Wälzlager<br />

und kundenspezifische Systeme<br />

(Value Added Products).“<br />

Nicole Dahlen, Geschäftsführerin<br />

Vertrieb, Marketing und<br />

Organisation, Rodriguez GmbH<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 13


LINEARTECHNIK<br />

LINEARANTRIEB<br />

ASTRONOMISCHE PRÄZISION<br />

Auf La Palma beobachten Astronomen durch zwei Weltraumteleskope<br />

die Cherenkov-Strahlung, ausgelöst durch Explosionen<br />

in Milliarden Lichtjahren Entfernung. Kugelgewindetriebe von<br />

Eichenberger richten die Teleskope in Sekundenschnelle präzise<br />

auf die astronomischen Phänomene aus.<br />

DIE IDEE<br />

Der Blick ins Weltall fasziniert die Menschheit schon immer. Dem Funkeln in<br />

der Nacht wohnt eine Schönheit inne, die uns sofort zugänglich ist. Der Blick,<br />

den Wissenschaftler ins Firmamament werfen, ist etwas nüchterner. Kugelgewinde<br />

des Schweizer Gewindespezialisten Eichenberger in Teleskopen auf<br />

der Insel La Palma unterstützen die Forscher. Mit beeindruckender Geschwindigkeit<br />

erlauben rund 4 000 Kugelgewindetriebe einzigartige Einblicke in den Kosmos.<br />

MAGIC I und II (Major Atmospheric Gamma-Ray Imaging Cherenkov Telescopes)<br />

werden die beiden grössten Luft-Cherenkov Teleskope der Welt genannt. Die Schwesternteleskope<br />

stehen in ca. 2 300 m Höhe auf dem höchsten Berg der kanarischen Insel<br />

La Palma, in einer Entfernung von 85 m. Der schroffe Grat einer gewaltigen Vulkanreihe<br />

im Norden der Insel heisst Roque de los Muchachos, was auf Deutsch «Turm der<br />

Jungs» heisst. Auf dem Roque de los Muchachos liegen nahezu ideale Bedingungen für<br />

astronomische Beobachtungen und Forschung vor. Wolken, die der Passatwind aus<br />

dem Nordosten bringt, bleiben an der Nordostflanke des Berges hängen. Die Teleskope<br />

dagegen stehen im Nordwesten, hoch über dem Ozean. Die trockene und fast partikelfreie<br />

Luftschicht auf 2 400 m Höhe und die geringe Lichtverschmutzung auf La Palma<br />

tun ihr Übriges und ermöglichen hervorragende Bilder des Sternenhimmels über installierte<br />

Kameras und Teleskope.<br />

AUF DER SUCHE NACH DEM BLAUEN LICHT<br />

Die Astronomen können ihre Beobachtungsobjekte nicht direkt sehen, sondern nur die<br />

hochenergetische Gammastrahlung, die in ihrer Nähe entsteht. Deren Partikel, soge-<br />

Ursula Schädeli ist Mitarbeiterin für Marketing bei der Eichenberger Gewinde AG in Burg (Schweiz)<br />

„Bei Eichenberger ist eine äußerst<br />

rationelle, schnelle Fertigung die<br />

Regel. Prototypen, falls nötig<br />

inklusive Gewinderoll-Werkzeug,<br />

können innerhalb kurzer Zeit<br />

hergestellt werden. Das ist nur<br />

möglich, weil Entwicklung, Produktion,<br />

Qualitätsmanagement und<br />

Vertrieb inhouse perfekt ineinandergreifen.<br />

Dank dieses Faktors lässt<br />

sich flexibel und wettbewerbsfähig<br />

produzieren. Auf Anfrage erarbeitet<br />

Eichenberger heute außergewöhnlichste<br />

Kundenlösungen. Im äußerst<br />

wirtschaftlichen Kaltrollverfahren<br />

wird das Unmögliche realisiert. Die<br />

Kugelgewindetriebe in den Teleskopen<br />

auf La Palma sind dafür gute<br />

Beispiele.“<br />

Hansruedi Hager, Geschäftsführer,<br />

Eichenberger Gewinde AG, Burg (CH)<br />

14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


nannte Gammaquanten, bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />

auf gerader Linie durchs Universum. Und das ist es, was so fasziniert:<br />

Wenn die Teilchen, Gammaphotonen genannt, teils nach<br />

Milliarden von Jahren langer Reise durch den Kosmos die Erde erreichen,<br />

können die Wissenschaftler auf ihren Entstehungsort und<br />

die Entstehungsumstände rückschließen. Forscher erhoffen sich<br />

dabei auch Hinweise auf mögliche Abweichungen von Einsteins<br />

Relativitätstheorie.<br />

Die Photonen prallen in circa acht Kilometer Höhe auf die Erdatmosphäre<br />

und beginnen dort mit den Molekülen der Luft in<br />

Wechselwirkung zu treten. Zu unserem Glück, denn Gammastrahlen<br />

sind energiereich und würden uns Menschen umbringen.<br />

So aber entsteht eine Kettenreaktion mit spannenden Folgen:<br />

ein ungefährlicher Teilchenschauer. Diese Teilchen fangen<br />

die Wissenschaftler mit den MAGIC-Teleskopen ein. Weil die<br />

Photonen sehr schnell sind, entstehen blaue Blitze. Dieses Licht<br />

nennt man Cherenkov-Licht. Die Teleskope sind nach dem sowjetischen<br />

Physiker Pawel Cherenkov, der das Phänomen in den<br />

Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts entdeckt hatte, benannt<br />

worden.<br />

KALTGEROLLTE KUGELGEWINDETRIEBE RICHTEN<br />

TELESKOPE AUS<br />

Auf La Palma wird also die Lufthülle der Erde zu einem gigantischen<br />

Teilchen-Detektor umfunktioniert. Innerhalb weniger Sekunden<br />

können zwei Teleskope auf jeden beliebigen Punkt am<br />

Firmament fokussiert werden. Dass sich die Teleskope so schnell<br />

auf die Quelle des Gammablitzes ausrichten können, verdanken<br />

sie ihren leistungsstarken Antriebslösungen mit Gewindetrieben<br />

und deren verhältnismäßig geringem Gewicht. Pro Teleskop sind<br />

947 Aluminiumspiegel-Segmente auf Trägerplatten montiert und<br />

ergeben 247 m² Spiegelfläche. Jede der fast tausend 50 × 50 cm<br />

großen Spiegelplatten wird auf zwei Seiten von einem erstaunlich<br />

flinken und strapazierfähigen Kugelgewindetrieb Typ Carry<br />

12 × 2 mm angetrieben. Enorm präzise und verblüffend schnell<br />

richten die kaltgerollten Kugelgewindetriebe die einzelnen Spiegel<br />

auf einen vorjustierten Laserpunkt aus.<br />

Die elektrisch aktivierten Kugelgewindetriebe vom Typ Carry<br />

setzen die Drehbewegung der Motoren in eine Linearbewegung<br />

um. Die Lebensdauer der rund 4 000 Gewindetriebe ist maßgeblich.<br />

Eichenberger gewährleistet verschleissfreie Produkte mit<br />

hohem Wirkungsgrad, die über einen langen Lebenszyklus hinweg<br />

eine hohe Wertbeständigkeit bieten. Platzsparende Bauweise,<br />

hohe Steigungswinkel und geringes Gewicht ermöglichen<br />

kleine Motoren. Durch innovative Details und spezielle Herstellverfahren<br />

schafft der Gewindespezialist Eichenberger die Voraussetzung<br />

für maximale Dynamik.<br />

Gammablitze sind für das menschliche Auge unsichtbar. Sie<br />

von der Erde aus anzupeilen, ist eine schwierige Aufgabe. Sie<br />

können jederzeit irgendwo am Himmel aufleuchten und rasch<br />

wieder verschwinden. Deswegen setzen die MAGIC-Teleskope<br />

auf ein vollautomatisches System, um Satellitensignale zu verarbeiten.<br />

Tatsächlich sind die MAGIC-Konstruktionen riesig. Mit<br />

jeweils 17 m Durchmesser sind es die weltweit größten Teleskopspiegel<br />

überhaupt und trotzdem sind es zugleich die flinksten. Jedes<br />

der beiden 70 t schweren Instrumente lässt sich in weniger<br />

als 20 sec in jede beliebige Position drehen.<br />

SCHNELLIGKEIT UND PRÄZISION<br />

Die Astrophysik befasst sich mit den physikalischen Grundlagen<br />

der Erforschung von Himmelserscheinungen und ist ein Teilgebiet<br />

der Astronomie. Verschiedene technologische Entwicklungen<br />

aus diesen Beobachtungen haben ihren Weg in unseren Alltag<br />

oder in andere wissenschaftliche Gebiete (Medizin, Biologie,<br />

Materialforschung) gefunden. Es entstanden eine Menge konkreter<br />

technischer Anwendungen und auf die Zukunft können wir<br />

4000 dieser<br />

Kugelgewinde triebe<br />

richten die Teleskope<br />

in hoher<br />

Geschwindigkeit aus<br />

erst recht gespannt sein. Die kostspieligen MAGIC-Beobachtungen<br />

lohnen sich also sehr. Circa 150 Wissenschaftler aus 24 Einrichtungen<br />

in neun europäischen Ländern gehören zur MAGIC-<br />

Kollaboration. Die Nachfrage für Beobachtungszeit bei MAGIC<br />

ist bei 150 Astroforschern immer grösser als das Zeitangebot. Die<br />

blauen Blitze verglühen nach ein paar Milliardstel Sekunden in<br />

der Atmosphäre. Doch die MAGIC Teleskope sind sensibel und<br />

schnell genug, um den Effekt am Himmel über La Palma beobachten<br />

zu können.<br />

Solche Momente ereigneten sich z. B. im Juli 2018 oder Januar<br />

2019, als zwei heftige Explosionen in Milliarden von Lichtjahren<br />

entfernten Galaxien das hellste Licht im Universum erzeugten.<br />

Astronomen gerieten in große Aufregung und mehr als 300 Wissenschaftler<br />

untersuchten das ultrahoch-energetische Licht. Anscheinend<br />

entstand das Licht beim Nachglühen und nicht bei der<br />

Supernova-Explosion selbst. Wenn in solchen Momenten nicht<br />

blitzschnell regiert werden kann, gehen einmalige Chancen für<br />

neue, bedeutende Erkenntnisse verloren. Die Zuverlässigkeit der<br />

mechanischen Antriebselemente ist also unabdingbar. Der<br />

Schweizer Kugelgewindetrieb Typ Carry stellt enorme Leistungskraft<br />

(Wirkungsgrad > 0,9) bei hoher Funktionssicherheit und Robustheit<br />

sicher. Trotz widrigster Wetterbedingungen und starker<br />

Temperaturunterschiede erfüllt der kaltgerollte, belastungsstarke<br />

Carry zuverlässig seinen Auftrag.<br />

Fotos: Aufmacher: Frank Vincentz, Wikipedia; 01:Eichenberger<br />

www.eichenberger.com<br />

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LINEARTECHNIK<br />

LINEARAKTUATOREN<br />

ENTSPANNT SITZEN IM HIGH-SPEED-ZUG<br />

Elektromechanische Aktuatoren von Moog steigern den Reisekomfort in<br />

japanischen Hochgeschwindigkeitszügen. Damit Fahrgäste auch bei mehr<br />

als 300 km/h ein angenehmes Fahrgefühl spüren dürfen, gleicht das<br />

vollelektrische System Pendelbewegungen, verursacht durch<br />

Zentripetalkräfte oder Vibrationen, um bis zu 50 Prozent aus.<br />

Jörn Jacobs ist Fachjournalist/<br />

Technical Influencer bei der IHW<br />

Marketing GmbH in Bad Camberg<br />

Hochgeschwindigkeitszüge nutzen ein System, um auf<br />

Fahrzeugneigung oder ein „Fahrzeugpendeln“ Einfluss<br />

zu nehmen sowie um Vibrationen zu dämpfen. Ohne<br />

dieses würde jeder Fahrgast beim Durchfahren von Kurven<br />

durch die Zentripetalkraft in den Sitz gedrückt, was als unangenehm<br />

und wenig komfortabel empfunden wird. Gleiches gilt<br />

für Vibrationen im Waggon. Bislang verwenden verschiedene japanische<br />

Bahnbetreiber in ihren Zügen lediglich eine halbaktive<br />

Pendelregelung, die sich auf einen variablen Öldämpfer stützt.<br />

Als die East Japan Railway Company beschloss, die Höchstgeschwindigkeit<br />

ihrer Shinkansen-Züge auf 360 km/h zu erhöhen,<br />

funktionierte die Grundabstimmung des Systems nicht mehr: Die<br />

Ingenieure mussten mehr Kraft über ein breiteres Frequenzband<br />

aufbringen, um Vibrationen und Pendelbewegungen für die Passagiere<br />

wieder zu reduzieren. Das war mit bisheriger Technologie<br />

nicht mehr zu leisten, vor allem wenn es darum geht, den Kom-<br />

fort und die Stabilität der Hochgeschwindigkeitszüge zusätzlich<br />

kontinuierlich zu verbessern.<br />

PENDELBEWEGUNGEN BIS ZU 50 PROZENT<br />

VERRINGERT<br />

Bei dieser Aufgabe unterstützt Moog die East Japan Railway Company,<br />

indem sie elektromechanische Aktuatoren, Planetenrollengewindetriebe<br />

und Antriebssysteme für das aktive Neigungsregelungssystem<br />

der E5- und E6-Zugserien bereitstellt. Das vollelektrische<br />

System reduziert die Pendelbewegungen um bis zu 50 Prozent<br />

im Vergleich zu pneumatischen und hydraulischen<br />

Lösungen.<br />

Vorteile des „Electro Mechanical Actuator“ (EMA) von Moog ist<br />

die Reaktionsschnelligkeit und die Bereitstellung hoher Kräfte.<br />

Parallel war die Kompaktheit des Gehäuses für das Steuerungs-<br />

Eine hohe Steifigkeit und Bewegungspräzision<br />

zeichnen den Rollengewindetrieb<br />

der elektromechanischen Aktuatoren aus<br />

16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


system ein ausschlaggebender Faktor, dass sich das Betreiberunternehmen<br />

zur erneuten Zusammenarbeit mit Moog entschieden<br />

hat. Darüber hinaus benötigen elektromechanische<br />

Systeme wesentlich weniger Komponenten. Der Ersatz alter<br />

oleopneumatischer Pendelregelungen resultiert so in höherer<br />

Zuverlässigkeit und drastisch reduziertem Wartungsaufwand.<br />

HOHE MECHANISCHE STEIFIGKEIT UND<br />

BEWEGUNGSPRÄZISION<br />

Sobald ein Beschleunigungsmesser ein seitliches Pendeln/<br />

Neigen eines Zugwagens erkennt, sei es aufgrund der Schienen,<br />

des Luftstroms oder anderer Faktoren, wird in den aktuellen<br />

Systemen umgehend die notwendige Kraft berechnet, um<br />

der Bewegung entgegenzuwirken. Diese Information wird unmittelbar<br />

von der Steuerung an den Moog-Motor in den EMA<br />

gesendet, der das schnell und präzise umsetzt. Jeder Radsatz<br />

im Zug (d. h. das Drehgestell oder Chassis mit zwei Achsen,<br />

vier Rädern) hat einen EMA und einen passiven Dämpfer, um<br />

seitliche Pendelbewegungen oder Vibration zu dämpfen.<br />

Das Herzstück jeder EMA-Einheit ist ein Moog-Rollengewindetrieb.<br />

Diese Spindeln bieten dank der Anzahl der Kontaktpunkte<br />

zwischen den Rollen und der Leitspindel eine außergewöhnliche<br />

mechanische Steifigkeit und Bewegungspräzision.<br />

Dadurch kann der Aktuator höhere Lasten tragen als<br />

klassische Linearaktuatoren, die größer sind und oft Überhitzungsprobleme<br />

C<br />

aufweisen.<br />

Fotos: Aufmacher: May Chanikran/Adobe Stock; 01-02: Moog GmbH<br />

M<br />

Y<br />

Präzision mit<br />

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hat sich über Jahrzehnte<br />

weltweit in erfolgreichen Projekten<br />

wie Shinkansen bewiesen und<br />

macht Moog zum idealen Lösungsanbieter<br />

für Ihr Projekt – egal wie<br />

komplex oder anspruchsvoll. Wir<br />

bieten nicht nur hochwertige<br />

Komponenten und clevere technische<br />

Antriebslösungen, sondern<br />

bauen auf eine erfolgreiche,<br />

verlässliche Partnerschaft mit<br />

unseren Kunden.“<br />

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Ein Unternehmen der Festo Gruppe<br />

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LINEARTECHNIK<br />

MIKROTECHNIK<br />

PRÄZISE POSITIONIEREN IM<br />

ULTRAHOCHVAKUUM<br />

Positioniersysteme in anspruchsvollen<br />

Vakuum-Anwendungen unter ultraviolette<br />

Strahlung erfordern schnelle und robuste<br />

Antriebskomponenten. Die Kugel -<br />

gewindetriebe von Steinmeyer<br />

für angewandte Mikrotechnik erreichen<br />

bis zu 50mm/s und eignen sich mittels<br />

spezialisierter Schmiermittel auch für<br />

Langzeitaufgaben.<br />

Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter bei der<br />

August Steinmeyer GmbH & Co. KG in Albstadt<br />

18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Die Positionierexperten von August Steinmeyer<br />

haben Kugelgewindetriebe für die<br />

Anwendung im Ultrahochvakuum entwickelt.<br />

Diese kommen in einer universellen<br />

Reihe von Lineartischen für ein neuartiges Bildgebungsverfahren<br />

mit 30 nm Auflösung zur Anwendung.<br />

Dafür waren mehrere Positioniersysteme für<br />

extreme Stillstandsstabilität von <strong>10</strong> nm gefordert.<br />

Ein Kugelgewindetrieb macht die Positioniertechnik<br />

besonders stabil und präzise – je nach Auslegung<br />

auch schnell und langlebig. Die Systeme kamen<br />

am Paul Scherrer Institut (PSI) zum Einsatz<br />

und haben dort die anspruchsvollen Erwartungen<br />

voll erfüllt. Die Technologie deckt ein breites Anwendungsspektrum<br />

ab: von der Forschung über die<br />

Medizintechnik bis hin zur Halbleitertechnik.<br />

„Positionieren im Vakuum ist eine besondere Herausforderung<br />

und bedarf geeigneter Materialien,<br />

Komponenten und Schmierstoffe“, erklärt Elger Matthes,<br />

Leiter Produktmanagement bei der Steinmeyer<br />

Mechatronik GmbH, dem Kompetenzzentrum für<br />

Positioniersysteme in der Steinmeyer-Gruppe. Das<br />

Unternehmen hat für anspruchsvolle Vakuum-Anwendungen<br />

unter UV, HV, UHV und auch EUV eine<br />

Reihe neuer Positioniersysteme entwickelt, die sich<br />

für einen Druckbereich von <strong>10</strong> -11 mbar und eine maximale<br />

Ausheiztemperatur von 120 °C eignen. Auch<br />

werden wegen der sehr niedrigen Ausgasung und<br />

Partikelarmut die Anforderungen an einen Einsatz<br />

unter extrem ultravioletter Strahlung erfüllt. Die<br />

Achsen sind in den Größen LA80, LA95, LA170 erhältlich<br />

und für Lasten bis 20 kg im Vertikalbetrieb<br />

ausgelegt. Mit einer besonders schnellen Transportachse<br />

für die Probenzuführung werden Hublängen<br />

bis 500 mm angeboten. Von Vorteil ist, dass sich Kugelgewindetriebe<br />

mit einem robusten Schrittmotorantrieb<br />

kombinieren lassen, der wahlweise auch mit<br />

Unsere ganze Kompetenz<br />

in einer Systemlösung.<br />

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Dynamisch. Präzise. Individuell.<br />

Die Positioniersysteme mit den<br />

Miniaturkugelgewindetrieben decken<br />

ein breites Anwendungsspektrum ab:<br />

von der Medizintechnik über die<br />

Biotechnologie bis hin zur<br />

Halbleitertechnik<br />

Haben Sie an den linearen Antrieb ganz individuelle<br />

Anforderungen in Bezug auf Laufruhe, Positioniergenauigkeit<br />

und Vorschubkraft? Dann haben wir<br />

für Sie die optimal abgestimmte Lösung. Es ist<br />

nicht allein die Kopplung von Getriebe, Ritzel und<br />

Zahnstange, sondern unser Know-how in der<br />

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LINEARTECHNIK<br />

µm-Feedback mittels Linearmaßstab betrieben werden kann. Elger<br />

Matthes betont: „Zum Glück haben wir für diese Aufgaben in<br />

unserer Unternehmensgruppe die notwendige Kompetenz für eine<br />

Sonderentwicklung des Kugelgewindetriebs.“<br />

KUGELGEWINDETRIEB ERREICHT AUCH IM<br />

VAKUUM HOHE GESCHWINDIGKEITEN<br />

Ein wesentlicher Bestandteil der Lineartische ist ein Sonder-<br />

Kugelgewindetrieb, um einerseits für Vakuum ungewöhnlich<br />

schnell (bis 50 mm/s) und mit einer bislang unerreichten Lebensdauer<br />

bis zu 5 km trocken zu verfahren. Beim Einsatz von<br />

Ultrahochvakuumschmierstoffen erhöht sich die erreichbare<br />

Lebensdauer auf mehrere <strong>10</strong>0 km. Bei höheren Partialdrücken<br />

bis <strong>10</strong> -6 mbar können durch die für diesen Bereich verfügbaren<br />

besseren Schmierstoffe und haltbareren Materialien im Vakuum<br />

auch Strecken von mehreren 1 000 km erreicht werden.<br />

Entwickelt wurde die Komponente von der August Steinmeyer<br />

GmbH & Co. KG. „Mit Keramikkugeln, einer Beschichtung der<br />

Laufbahnen, einem speziellen Gewindeschleifverfahren sowie<br />

einer optimierten Umlenkung lassen sich auch ohne Schmierung<br />

gute Laufeigenschaften des Kugelgewindetriebes erreichen“,<br />

erklärt Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter bei August<br />

Steinmeyer.<br />

Neben der individuellen Materialauswahl und Vakuumschmierung<br />

kann das Positioniersystem von Steinmeyer Mechatronik<br />

optional mit einer Piezozangenbremse ausgestattet werden,<br />

um die Stabilität im Nanometerbereich trotz hoher Lasten<br />

sicherzustellen. Darüber hinaus ermöglichen Anpassungen an<br />

die Einbausituation in der Kammer ein individuelles Kundenbohrbild,<br />

spezifische Adapterteile und Kabelführungen sorgen<br />

für eine bedarfsgerechte Lösung.<br />

BREITES ANWENDUNGSSPEKTRUM<br />

Anwendungen finden sich unter anderem im Bereich der Halbleiterfertigung,<br />

dort können die Positioniersysteme in Prozessen<br />

mit extrem ultravioletter Strahlung zum Einsatz kommen,<br />

z. B. zur Strahlformung für Belichtungsprozesse sowie zur Oberflächenanalyse<br />

und Sensorpositionierung. In der Massenspektrometrie<br />

können sie zur Identifikation von Elementen oder<br />

Molekülen für Wirkstoffzusammensetzungen oder zur Detektion<br />

von Kampfmitteln dienen. In der OLED-Herstellung sind sie für<br />

Beschichtungsprozesse sowie Schichtdicken- und Schichtratenmessungen<br />

verwendbar. Weitere Anwendungsbereiche finden<br />

sich in der optischen Industrie, in der Grundlagenforschung<br />

sowie in der Labortechnik und Analytik.<br />

Fotos: Aufmacher: August Steinmeyer GmbH & Co. KG,<br />

01: Gorodenkoff – stock.adobe.com<br />

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Ultrahochvakuum erfordern<br />

Komponenten, Materialien und<br />

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Anforderungen gerecht werden.<br />

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um im Vakuum nicht nur<br />

besonders schnell, sondern auch mit<br />

einer bislang unerreichten Genauigkeit<br />

und Lebensdauer zu verfahren.<br />

Möglich wird das durch den Einsatz<br />

von Keramikkugeln, beschichteten<br />

Laufbahnen, einem speziellen<br />

Gewindeschleifverfahren sowie<br />

einer optimierten Umlenkung.“<br />

Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter<br />

bei August Steinmeyer<br />

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der Vorweg mit einer Genauigkeit<br />

bis zu 0,5 µm eingestellt werden.<br />

Möglich wird diese Präzision durch<br />

mehrlagige Abstimmelemente,<br />

mit denen der Hersteller Martin<br />

seine Passscheiben versieht.<br />

Wenn Wälzlager-Profis, Getriebebauer und Antriebstechniker<br />

im Oktober dieses Jahres im Rahmen der<br />

internationalen Online-Fachmesse Bearing Application<br />

World <strong>2021</strong> ihr Knowhow austauschen, wird<br />

es auch darum gehen: Das Einstellen der optimalen Vorspannung<br />

und das präzise Justieren des Axialspiels beim Einbau der<br />

Wälzlager in antriebstechnische Baugruppen. Denn bei einigen<br />

Wälzlagertypen bestimmt dieser Vorgang – sowohl als Teil der<br />

Konstruktion sowie der Montage und Instandhaltung – maßgebend<br />

die Leistungsfähigkeit und die Lebensdauer der Lager. In<br />

der Praxis ist die Einstellung des axialen Lagerspiels insbesondere<br />

beim Einbau ein- und zweireihiger Schrägkugellager, Vierpunktlager<br />

sowie ein- und doppelreihiger Kegelrollenlager von<br />

zentraler Bedeutung. Sie hat unmittelbar Einfluss auf die erzielbare<br />

Standzeit, das Vibrationsverhalten sowie die Geräusch- und<br />

Wärmeentwicklung einer Wälzlager-Anwendung.<br />

Alexander Regenhardt ist freier Fachjournalist aus Darmstadt<br />

PASSSCHEIBEN HABEN DÜNNE, ABZIEHBARE<br />

SCHICHTEN<br />

Als langjähriger Zuliefer- und Projektpartner vieler namhafter<br />

Getriebe- und Anlagenbauer bietet Martin hierzu sein Knowhow<br />

im Bereich hochspezialisierter Passscheiben an. „Um die Entwicklung<br />

unserer Produkte voranzutreiben und im Sinne einer<br />

gegenseitigen Inspiration suchen wir den stetigen Austausch mit<br />

den Herstellern und Nutzern von Wälzlagern“, sagt Firmenchef<br />

Christoph Martin. „Eine Veranstaltung wie die neue Online-<br />

Fachmesse Bearing Application World ist für uns daher von großem<br />

Nutzen, da wir hier sowohl mit den Konstrukteuren als auch<br />

mit den Anwendern in Kontakt treten können.“ Sein Unternehmen<br />

stellt Passscheiben her, mit denen die Anwender eine bis auf<br />

5,0 µm genaue Einstellung des Vorwegs und somit eine Optimierung<br />

der Vorspannung der Wälzlager vornehmen können. In der<br />

Praxis wird dies über die mehrlagigen Abstimmelemente der Laminum-<br />

und Lamivario-Linie mit ihren dünnen, abziehbaren<br />

Schichten erreicht. Damit erzielt der Anwender die erforderlichen<br />

Genauigkeiten von ein oder zwei Zehntelmillimetern – ohne<br />

maschinelle Bearbeitung und ohne die Lagerhaltung von ab-<br />

22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


GLEIT- UND WÄLZLAGER<br />

01<br />

03<br />

02<br />

01 Die randverschweißten oder<br />

laminierten Passscheiben lassen sich je nach<br />

Variante bis auf 5,0 µm genau abziehen<br />

oder abschälen<br />

02 Durch die Annäherung an die<br />

optimale Vorspannung ist ein Anstieg der<br />

Lebensdauer des Wälzlagers zu erwarten;<br />

beaufschlagt man jedoch über das Optimum<br />

hinaus, fällt die Lebensdauerkurve steil ab<br />

03 Sehr gut geeignet für die Integration<br />

von Passelementen sind quasi-statische<br />

Einbausituationen<br />

gestuften Ringen. Der Einsatz dieser Passelemente von Martin versetzt<br />

Konstrukteure und Monteure auf einfache Weise in die Lage,<br />

die Summentoleranz der Bauteile aufzulösen und das richtige Maß<br />

an Vorspannung nahezu perfekt zu realisieren. Theoretisch wird<br />

damit sogar die von den Herstellern berechnete Lebensdauer der<br />

Wälzlager erreichbar.<br />

EXAKTE VORSPANNUNG BIRGT HOHE<br />

OPTIMIERUNGSPOTENZIALE<br />

Bei der Frage, wie sich unter bestimmten Betriebsbedingungen in<br />

der Praxis eine optimale Wälzlager-Performance erreichen lässt,<br />

VERLÄSSLICHKEIT<br />

Mehrwert in der Konstruktion!<br />

Wirtschaftlich in der Beschaffung.<br />

Findling Wälzlager ist Ihr starker Partner – auch und gerade<br />

in turbulenten Zeiten: Beste Lieferperformance dank abgesicherter<br />

Lieferkette und umfangreicher Lagerbestände.<br />

Anwendungsberatung für technisch wie wirtschaftlich<br />

optimale Wälzlagertechnik und Sonderlösungen. Alles aus<br />

einer Hand – mit Kompetenz und Sicherheit.<br />

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GLEIT- UND WÄLZLAGER<br />

schöpfen nicht alle Anwender das gegebene Optimierungspotenzial<br />

aus, sondern kalkulieren von vornherein eine Art `Sicherheitszuschlag´<br />

mit ein. „Sie stehen oft vor einem Dilemma“, sagt<br />

Professor Dr. Stephan Sommer vom Labor für Qualitätsmanagement,<br />

Fertigungs- und Wälzlagertechnik an der FH Würzburg-<br />

Schweinfurt, und führt aus: „Die Annäherung an die optimale<br />

Vorspannung verspricht einen Anstieg der Lebensdauer des<br />

Wälzlagers. Beaufschlagt man jedoch über das Optimum hinaus,<br />

fällt die Lebensdauerkurve steil ab und es kommt zu einem frühzeitigen<br />

Versagen. Angesichts dieser Gradwanderung geht mancher<br />

Konstrukteur oder Monteur lieber auf Nummer Sicher und<br />

entscheidet sich für einen deutlicheren Abstand zum Optimum.<br />

Dabei können bis zu 20 % Lebensdauer verschenkt werden. Und<br />

das, obwohl die Wälzlager-Hersteller ihre Produkte bis ins Detail<br />

durchoptimierten. Der Sicherheitspuffer kann auf bis zu zwei<br />

Zehntel wachsen – zumal viele Anwender auch noch andere Einflussfaktoren<br />

wie die thermisch bedingte Materialausdehnung<br />

mit einfließen lassen.“<br />

Mit seinen meist nach Kundenzeichnung gefertigten Passelementen<br />

der Laminum- oder Lamivario-Linie bietet Martin den<br />

Wälzlager-Anwendern eine ebenso einfache wie präzise Lösung<br />

für das Dilemma. Denn diese Abstimmscheiben bestehen<br />

serienmäßig aus vielen hauchdünnen, laminierten oder randverschweißten<br />

Metallfolien aus Stahl, Edelstahl, Aluminium,<br />

Kunststoff und Messing. Bedarfsorientiert lässt sich so die Dicke<br />

des Abstimmrings durch Abziehen oder Abschälen verringern.<br />

Die typischen Foliendicken liegen zwischen 5, µm und<br />

zwei Zehntelmillimeter.<br />

Das Unternehmen sensibilisiert die Anwender auch für das<br />

enorme Potenzial der Prozessoptimierung, das sich durch den<br />

systematischen Einsatz der Laminum- und Lamivario-Elemente<br />

erschließen lässt. Integriert nämlich schon der OEM-Konstrukteur<br />

die mehrlagigen Passscheiben in seine Zeichnung, so reduziert<br />

sich der Aufwand des Anwenders in allen vor- und nachlaufenden<br />

Prozessen vom Einkauf über die Montage bis in den<br />

Instandhaltungsbereich. „Erfolgt darüber hinaus eine bedarfsorientierte<br />

Verknüpfung mit der Stückliste – etwa nach dem Prinzip<br />

`Für jede Fügestelle per se die richtige Passscheibe´ – macht<br />

die Wälzlager-Montage einen mächtigen Effizienzsprung“, erläutert<br />

Christoph Martin. Und da die Notwendigkeit der maschinellen<br />

Bearbeitung komplett entfällt, wird der Einsatz von<br />

Bearbeitungsmaschinen obsolet – inklusive der damit verbundenen<br />

Standort- und Wegeprobleme, Wartezeiten, Ausschussquoten<br />

und Personalfragen.<br />

FOLIENSYSTEM ERMÖGLICHT<br />

AUFGABENGERECHTE ANPASSUNG<br />

Auf seinem virtuellen Messestand auf der Bearing Application<br />

World <strong>2021</strong> möchte Martin zudem aufzeigen, welche Chancen<br />

der Prozessoptimierung sich durch die aufgabengerechte Individualisierung<br />

der Laminum- und Lamivario-Passscheiben auftun.<br />

Denn sowohl die Dicken als auch die Materialien der abziehoder<br />

abschälbaren Folien lassen sich projektorientiert auf fast jedes<br />

Szenario der axialen Spieleinstellung in der Wälzlager-Montage<br />

abstimmen. „Wir können die Folienverbünde so maßschneidern,<br />

dass sie in ihrer Konfiguration der Folien dem jeweiligen<br />

Montageprozess entsprechen und eine einzige mehrschichtige<br />

Passscheibe alle Abstimmungsaufgaben abdeckt. „Etliche unserer<br />

Kunden, die Wälzlager verbauen, haben das erkannt und nutzen<br />

unsere Laminum- und Lamivario-Elemente zur Umsetzung<br />

von LEAN-Anforderungen“, sagt Christoph Martin. In diesen Fällen<br />

sinkt auch die Arbeit des Einkaufs, da er nicht mehr Dutzende<br />

verschiedene Ausgleichselemente beschaffen muss.<br />

Grundsätzlich ist es stets der konkrete Einsatzfall, der darüber<br />

entscheidet, ob bzw. welche Passscheiben das geeignete Mittel<br />

zum Axialausgleich der Wälzlager sind. Während sich etwa für<br />

Hochgeschwindigkeits-Rotationen mit erhöhter Vibrationsneigung<br />

federnde Ausgleichselemente besser eignen, erweisen sich<br />

Passscheiben bei Applikationen mit hohen Ansprüchen an die<br />

Lagersteifigkeit als optimal – etwa bei der Lagerung von Wellen in<br />

Getrieben, Pumpen, Bergbaumaschinen oder Förderanlagen. Für<br />

alle Fälle, in denen die Anwendung der Laminum- und Lamivario-Passelemente<br />

nicht in Frage kommt, stellt Martin in seiner<br />

Lamisol-Linie auch alle üblichen Arten von massiven Passelementen<br />

zur Verfügung.<br />

Fotos: Aufmacher: f1online, Georg Martin GmbH; 01-03: Georg Martin GmbH<br />

www.georg-martin.de<br />

DIE IDEE<br />

„Die Berücksichtigung der Einbaustelle<br />

ist entscheidend für den<br />

Einsatz des idealen Passelements.<br />

Die Frage nach dem Einbauort der<br />

Passscheiben sollte daher schon in<br />

der Konstruktionsphase geklärt sein.<br />

Optimal für den Einsatz der Laminum-<br />

und Lamivario-Passelemente<br />

ist die quasi-statische Einbausituation<br />

– etwa zwischen Gehäuse und<br />

Deckel. Wobei dann der Deckel über<br />

einen Flansch auf dem Wälzlageraußenring<br />

die Vorspannung erzeugt.“<br />

Christoph Martin, Geschäftsführer,<br />

Georg Martin GmbH, Dietzenbach<br />

24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

VARIANTEN- UND ADAPTIONSVIELFALT<br />

GARANTIERT<br />

Mit VE31 bietet Groschopp ein<br />

modulares Schneckengetriebe<br />

an, das in Ausführungen mit<br />

Deckel, Abtriebswellen, Fuß,<br />

Flanschen, Voll- oder Hohlwelle<br />

erhältlich ist und hohen<br />

Hygienestandards gerecht wird.<br />

Kompakte Abmessungen<br />

prädestinieren das Hohlwellengetriebe<br />

auch für kleinere<br />

Förderbandapplikationen. Das Getriebe im leicht zu reinigendem<br />

Aluminiumgehäuse ist wahlweise lackiert oder hartcoatiert,<br />

silacoatiert und in Edelstahl zu beziehen. Das Drehmoment liegt je<br />

nach Untersetzung, Betriebsart und Schmierstoff bei bis zu 25 Nm,<br />

die Untersetzung bei bis zu i = 75. Sofern erhöhte Belastungen<br />

anfallen, sind auch Spezialausführungen mit Motorwellenabstützung<br />

realisierbar. Das auf einen geräuscharmen Betrieb ausgelegte<br />

Getriebe wird standardmäßig mit Mineralfett geschmiert oder<br />

optional mit synthetischem Fett bzw. synthetischem oder lebensmittelverträglichem<br />

Öl angeboten. Es ist mit den Induktionsmotoren<br />

IGK und IGL von Groschopp kombinierbar.<br />

www.groschopp.de<br />

POSITIONIERGENAUER<br />

PU-HOCHLEISTUNGSZAHNRIEMEN<br />

Für hohe Dynamik und<br />

Präzision: Ein endlos extrudierter<br />

PU-Hochleistungszahnriemen<br />

mit 8 mm Teilung ist<br />

der BrecoFlexmove AT8 von<br />

Breco. Er ist über den Vertriebspartner<br />

Mulco-Europe<br />

EWIV erhältlich. Seine Stärken<br />

spielt der Zahnriemen vor allem in den Bereichen hohe<br />

Dynamik und Präzision in Verbindung mit einem geringen<br />

Polygoneffekt aus. Antriebe, für die bis jetzt ausschließlich<br />

HTD8M-Zahnriemen als Lösung zur Verfügung standen,<br />

können nun mit dem neuen Riemen realisiert werden, ohne<br />

dass die Antriebsgeometrie geändert werden muss.<br />

Insbesondere bei hohen Anforderungen an die Positioniergenauigkeit<br />

bietet die Steifigkeit des Zahnriemens Vorteile.<br />

Die Polyurethan-Zahnriemen verfügen über eine optimierte<br />

Flankengeometrie des Profils und zahnseitig über ein<br />

reibungs- und verschleißminderndes rotes Laminat. Die<br />

Zahntragfähigkeit wird dadurch gesteigert, was zu einem<br />

schmaleren Aufbau des Zahnriemenantriebs führen kann.<br />

www.mulco.de; www.breco.de<br />

PENDELROLLENLAGER FÜR DIE SCHWERINDUSTRIE<br />

Die Pendelrollenlager von NSK kommen in der gesamten Schwerindustrie zum Einsatz – im<br />

Bergbau, in der Stahlerzeugung, der Metallindustrie und bei der Papierherstellung.<br />

Sie erreichen auch unter widrigen Umgebungsbedingungen wie Vibrationen, hohen<br />

Temperaturen, Schock- und Stoßbelastungen eine sehr hohe Lebensdauer. Das gilt insbesondere<br />

für die Pendelrollenlager der NSKHPS-Serie (High Performance Standard). Auch bei<br />

hohen Umgebungs- und Betriebstemperaturen bleiben diese maßstabil und können hohe<br />

Radiallasten und auch moderate Axiallasten aufnehmen. Zu den Kennzeichen des NSKHPS-<br />

Standards gehören enge Radiallufttoleranzen, eine erhöhte Fertigungsgenauigkeit der<br />

Innen- und Außenringe sowie eine besondere Oberflächengüte der Wälzkörper mit einer<br />

Wärmebehandlung für eine sehr gute Stoßbelastbarkeit.<br />

www.nskeurope.de<br />

PRECISION GEARS<br />

Seit über 50 Jahren führend in hochpräzisen Verzahnungen<br />

Zahnrädern und Verzahnten Wellen <strong>10</strong>0 – 2.000mm<br />

Alle Fertigungsschritte im Haus<br />

28.000 m² Produktionsfläche<br />

Eigene Härterei<br />

ZWP Zahnradwerk Pritzwalk GmbH<br />

Freyensteiner Chaussee 15<br />

D-16928 Pritzwalk<br />

www.zahnradwerk.com


UMRICHTERTECHNIK<br />

ENTWICKLUNG BIS SERIENPRODUKTION<br />

DER GEMEINSAME WEG ZUR<br />

OPTIMALEN LÖSUNG<br />

Individuelle Lösungen für<br />

Frequenzumrichter und<br />

Servoverstärker zu entwickeln,<br />

ist ein Spezialgebiet von<br />

Sieb & Meyer. Bei Projektarbeiten<br />

kooperiert das<br />

Unternehmen partnerschaftlich<br />

mit seinen Auftragspartnern.<br />

Im Ergebnis entstehen<br />

einfache Hardwareanpassungen<br />

aber auch<br />

neu definierte Geräte, die<br />

konstruktive Probleme lösen.<br />

„Kunden, die sich schon möglichst früh in der Entwicklungsphase<br />

an uns wenden, profitieren auf ganzer Linie“, so Torsten<br />

Blankenburg, Vorstand Technik der Sieb & Meyer AG. „Wenn<br />

Kons trukteure wissen, was bei uns möglich ist und wo wir Sie<br />

unterstützen können, spart das Zeit und Geld. Für uns ergibt<br />

sich die Möglichkeit, bei der Beratung wirklich aus dem Vollen<br />

zu schöpfen. Wir können die Kunden zu einer technisch optimalen<br />

Lösung führen, ohne größere Kompromisse eingehen zu<br />

müssen, die in einer späteren Phase vielleicht nötig wären.“<br />

Das Lüneburger Unternehmen fertigt Steuerungen für den Maschinenbau<br />

und die Automatisierungstechnik, Servoverstärker<br />

für unterschiedlichste Antriebe sowie Frequenzumrichter für<br />

Hochgeschwindigkeitsmotoren und -generatoren an. Die Herstellung<br />

begleitet ein kompletter Service von der ersten Beratung<br />

über die Entwicklung bis zur Serienproduktion. Sobald der erste<br />

Schritt gemacht ist, läuft die interne Prozesskette bei Sieb & Meyer<br />

an, die sich in zahlreichen Projekten bewährt hat. Vom ersten<br />

Funktionstest bis hin zur Serienproduktion arbeiten alle Abteilungen<br />

in enger Abstimmung an der Realisierung des Vorhabens.<br />

Alle Prozessschritte erfolgen im Unternehmen. Nur so entsteht<br />

ein Produkt, das nicht nur technisch ausgereift, sondern auch zu<br />

guten Konditionen produzierbar ist. Die maßgeschneiderten<br />

Rolf Gerhardt ist Leiter Vertrieb Antriebselektronik<br />

bei der Sieb & Meyer AG in Lüneburg<br />

Lösungen basieren auf Standardkomponenten, die sich bereits<br />

auf dem Markt etabliert haben. Dazu kommt die fast 60-jährige<br />

Erfahrung aus einer Vielzahl von anwendungsspezifischen Antriebssystemen,<br />

die in Serienstückzahlen von circa 50 bis<br />

<strong>10</strong> 000 Stück produziert werden.<br />

SERVOVERSTÄRKER WEITERENTWICKELT<br />

„Wir erzielen über 50 % des Umsatzes im Bereich der Antriebstechnik<br />

mit kundenspezifischen Projekten“, so Blankenburg.<br />

„Viele Kunden wenden sich immer wieder an uns – eine schöne<br />

Bestätigung dafür, dass unsere Prozesse überzeugen und die individuellen<br />

Frequenzumrichter und Servoverstärker Anklang<br />

finden.“ Das beste Beispiel dafür ist die EST GmbH: Vor einigen<br />

Jahren entwickelte Sieb & Meyer für das Unternehmen einen<br />

hochdynamischen Zwei-Kanal-Servoverstärker für das servomotorische<br />

Schrauben im Automobilbau, der auf dem Antriebssystem<br />

SD2 basiert. Interessant an diesem Projekt ist, dass der<br />

Kunde die Steuerungsplatine bzw. Prozessorkarte des SD2<br />

selbst entwickelt hat. Die für die Regelung des SD2 nötige<br />

Schaltung wurde von Sieb & Meyer konzipiert und von EST ins<br />

Layout integriert. Das Antriebssystem mit einem individuellen<br />

Frontend hat sich in den Steuerungen für das Schrauben und<br />

Pressen bestens bewährt.<br />

Aktuell hat EST jedoch eine neue Generation von handgehaltenen<br />

Schraubwerkzeugen angebunden, für die eine Ethernet-<br />

Schnittstelle implementiert werden musste. Für den Anwender<br />

26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


UMRICHTERTECHNIK<br />

01 02 01 Um EST die<br />

Anbindung des neuen<br />

Werkzeugs zu ermöglichen,<br />

wurde eine neue<br />

Ethernet-Schnittstelle in<br />

das Antriebssystem SD2<br />

integriert<br />

02 Der konstruktive<br />

Geräteaufbau des<br />

FC2-Basismodells ist<br />

an die Maschinenbedingungen<br />

einer<br />

Leiterplattenbohrmaschine<br />

angepasst<br />

worden<br />

hat das unter anderem den Vorteil, dass nur ein sehr dünnes Kabel benötigt wird, um die<br />

Signale zwischen Werkzeug und Steuerung zu übertragen. Durch die enge Zusammenarbeit<br />

konnte eine optimale Integration der neuen Schnittstelle als Weiterentwicklung<br />

im Bestandsprodukt erfolgen.<br />

DIE IDEE<br />

„Kundenspezifische Entwicklungsprojekte<br />

bedingen immer<br />

Vertrauen in beide Richtungen.<br />

Wenn ein Kunde ein maßgeschneidertes<br />

Gerät bei uns<br />

beauftragt, muss er sich auch<br />

sicher sein, dass er dieses viele<br />

Jahr lang über uns beziehen kann.<br />

Umgekehrt müssen wir unseren<br />

Kunden Vertrauen entgegenbringen,<br />

dass sie den beschriebenen<br />

Weg mit uns zusammen bis zum<br />

Ende gehen wollen, auch wenn es<br />

gegebenenfalls einmal Stolpersteine<br />

gibt. Aber starke Partner<br />

fangen sich auf und gelangen so<br />

auch gemeinsam zum Erfolg.“<br />

Torsten Blankenburg, Vorstand<br />

Technik, Sieb & Meyer AG<br />

FREQUENZUMRICHTER KONSTRUKTIV AN<br />

MASCHINENBEDINGUNGEN ANGEPASST<br />

Die langjährige, vertrauensvolle Kooperation mit EST ist nur ein Beispiel von vielen für<br />

die gelungene Konzeption und Umsetzung von kundenspezifischen Antriebsprojekten.<br />

So ist auch bei der Schmoll Maschinen GmbH eine anwendungsspezifische Lösung erfolgreich<br />

im Einsatz. In diesem Fall hat Sieb & Meyer den Frequenzumrichter FC2 mit einer<br />

besonderen Gehäusekonstruktion realisiert, die exakt auf die vorliegenden Einbauverhältnisse<br />

und den Montageprozess der Leiterplattenbohr maschinen abgestimmt ist.<br />

Der kompakte und wirtschaftliche Frequenzumrichter ermöglicht den sensorlosen Betrieb<br />

von bis zu acht Hochgeschwindigkeitsspindeln. Diese Leistung und die separate<br />

Auswertung der Temperatursensoren sind bereits im Leistungsumfang des Standardgeräts<br />

enthalten. Sieb & Meyer passte die Netzteilelektronik und den konstruktiven Geräteaufbau<br />

an die Maschinenbedingungen an. Es ließen sich sowohl Bauraum als auch Verdrahtungsaufwand<br />

reduzieren.<br />

Anders als bei der Standardausführung ist das Netzteil nicht im Gerät integriert, sodass<br />

das Gehäuse kompakter ausfällt. So wird ein Einbau des Frequenzumrichters direkt im<br />

Antriebspaket möglich – in diesem Fall neben den Servoverstärkern. Dadurch kann die in<br />

der Maschine zur Verfügung stehende zentrale Versorgungsspannung von bis zu 350 VDC<br />

mit genutzt werden. In die Basis-Software der Serienprodukte fließen in enger Absprache<br />

mit Schmoll Neuerungen und Änderungen mit ein. Wichtig für Schmoll: Die Frequenzumrichter<br />

sind per Software einfach parametrierbar. So lassen sich die Maschinen ohne Probleme<br />

auf andere Spindeltypen umrüsten, wenn dies erforderlich wird.<br />

HOHE VERFÜGBARKEIT DURCH<br />

SERIENPRODUKTION<br />

Bei Schmoll ist man mit der individuellen Lösung absolut<br />

zufrieden: Der angepasste FC2 lässt sich ohne<br />

weitere Zusatzkomponenten mit wenigen Handgriffen<br />

in die Maschine einbauen. Das kompakte System<br />

passt sich an den vorhandenen Bauraum an und wird<br />

von Sieb & Meyer in Serie produziert – das bedeutet<br />

stabile Kosten und eine hohe Verfügbarkeit der Komponenten,<br />

wobei auf Schwankungen des Bedarfs bei<br />

Schmoll jederzeit flexibel reagiert werden kann. Die<br />

Beispiele zeigen, wie vielfältig die individuellen Lösungen<br />

von Sieb & Meyer ausfallen können.<br />

Fotos: Sieb & Meyer AG<br />

www.sieb-meyer.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 27


UMRICHTERTECHNIK<br />

ANTRIEBSLÖSUNG<br />

SCHWEIZER GENERATIONEN -<br />

PROJEKT V-BAHN<br />

Die Schweizer Seilbahn Eiger Express<br />

führt vom Grindelwald Terminal zur<br />

Station Eigergletscher und ist der<br />

zweite Arm der V-Bahn. ABB hat für<br />

den Eiger Express – wie auch für die<br />

Gondelbahn auf den Männlichen – die<br />

Antriebslösungen beigesteuert:<br />

vier Elektromotoren mit einer Leistung<br />

von je 500 kW, jeweils angetrieben<br />

von einem rückspeisefähigen<br />

Frequenzumrichter vom Typ ACS880.<br />

Die Aussicht durch die beheizten Panaromafenster der Kabinen ist einmalig.<br />

Links die legendäre Eigernordwand. Rechts das Lauberhorn.<br />

Hinten der Talkessel mit Grindelwald. Vorne die Station Eigergletscher,<br />

wo es entweder auf die Piste, den Wanderweg oder weiter hoch<br />

zum Jungfraujoch geht.<br />

Der im Dezember 2020 in Betrieb genommene Eiger Express in der Schweiz<br />

beeindruckt auch durch seine technischen Daten: Die Gondeln verkehren mit<br />

einer Geschwindigkeit von 8 m/s, also knapp 29 km/h. Üblich sind 6 m/s. Das<br />

fällt den Fahrgästen spätestens bei der rasanten Einfahrt in die Station Eigergletscher<br />

auf, wo die Gondel kontrolliert auf die Stationsgeschwindigkeit abgebremst<br />

wird. So legt die Bahn eine Fahrstrecke von knapp 6,5 km und eine<br />

Höhendifferenz von 1 385 m in lediglich 15 Minuten zurück.<br />

500 KW PRO ELEKTROMOTOR<br />

Die Antriebslösung für diese Seilbahn hat das Unternehmen ABB geliefert:<br />

vier Elektromotoren mit einer Leistung von je 500 kW, jeweils angetrieben von<br />

einem rückspeisefähigen Frequenzumrichter vom Typ ACS880. „Für unseren<br />

Endkunden, die Jungfraubahnen, hat die maximale Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />

des Eiger Express oberste Priorität. So hat sich unsere Unternehmensgruppe<br />

für den Einsatz von Motoren und Frequenzumrichter von ABB entschie-<br />

28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


UMRICHTERTECHNIK<br />

den“, so Raphael Reinle, verantwortlicher Projektleiter bei Garaventa. Die Garaventa AG<br />

ist der Schweizer Teil der Doppelmayr/Garaventa Gruppe, welche den Eiger Express<br />

realisierte. Die Frey AG Stans, Tochterunternehmen der Gruppe, zeichnet für die elektrische<br />

Steuerung verantwortlich und hat die Antriebslösung von ABB integriert.<br />

Der Verfügbarkeit der Bahn dient die Auslegung mit den vier Paketen aus Motor und<br />

Frequenzumrichter, die in der Station Eigergletscher installiert sind. Selbst wenn einer<br />

dieser Antriebsstränge ausfallen sollte, fährt der Eiger Express weiter. Mit der etwas geringeren<br />

Geschwindigkeit von 6 m/s, aber bei voller Auslastung.<br />

In den 44 Gondeln der Seilbahn können 2 200 Personen pro Stunde befördert werden.<br />

„Die größte Leistung muss das System beim Ausgaragieren aus dem Terminal in<br />

Grindelwald Grund bringen, wenn talwärts noch keine Gondeln als Gegengewicht wirken“,<br />

erklärt Reinle. Für das Garagieren, mit dem die Gondeln bei Betriebsschluss vor<br />

Umwelteinflüssen geschützt werden, sind ebenfalls Dutzende Frequenzumrichter von<br />

ABB im Einsatz.<br />

DIE IDEE<br />

REKUPERATION BEIM ABBREMSEN IN DER STATION<br />

Für das Beschleunigen und Abbremsen der Gondeln bei der Berg- und Talstation sind<br />

zudem 16 rückspeisefähige ABB-Umrichter installiert. Die dabei anfallende kinetische<br />

Bremsenergie wird in elektrische Energie umgewandelt und ins Netz rückgespeist. Bei<br />

einer voll besetzten Gondel lassen sich so jeweils rund 30 Wh rekuperieren. Die zurückgewonnene<br />

Bremsenergie bei einem Umlauf der 44 Gondeln – jeweils Berg- und<br />

Talstation – beträgt etwa 2,5 kWh. Auf das gesamte Betriebsjahr hochgerechnet, kommt<br />

so einiges an rekuperierter Energie zusammen.<br />

Der Eiger Express ist eine 3S-Bahn, auch Dreiseilumlaufbahn genannt, welche die<br />

Vorteile einer Gondel- mit jener einer Pendelbahn zu einer kuppelbaren Umlaufbahn<br />

kombiniert. Die beiden Tragseile sorgen für eine hohe Stabilität auch bei starkem Wind.<br />

Die Gondeln mit jeweils 26 Sitzplätzen können ebenso beheizt werden wie die Panoramaverglasung<br />

– damit im Winter die Aussicht ungetrübt bleibt. Zwei Bildschirme<br />

bieten den Fahrgästen Informationen. Die Energie dafür wird von jeder Gondel selbst<br />

erzeugt, mit neuentwickelten Laufrollengeneratoren. Die acht Rollen versorgen so jede<br />

Kabine unterwegs mit 4 kW Leistung.<br />

DER ZWEITE SCHENKEL DER V-BAHN<br />

Der Eiger Express ist der zweite Schenkel der V-Bahn. Er teilt sich mit der Ende 2019 eröffneten<br />

Männlichenbahn den modernen, an das öffentliche Bahnnetz angeschlossene<br />

Grindelwald Terminal. Mit einer Länge von 6 <strong>10</strong>0 m ersetzte die <strong>10</strong>er-Gondelbahn Grindelwald-Männlichen<br />

im Rahmen des Projekts V-Bahn die alte Gondelbahn aus dem<br />

Jahr 1978. Sie hat mit 111 Gondeln die Beförderungskapazität von 900 auf 1 800 Gäste pro<br />

Stunde verdoppelt und die Fahrzeit von 30 auf 19 Minuten verkürzt. Angetrieben wird sie<br />

von zwei 800-kW-Motoren von ABB mit je einem rückspeisefähigen Frequenzumrichter.<br />

Die Bezeichnung Generationenprojekt wird der V-Bahn gerecht. Ganze 470 Mio. Franken<br />

haben die Jungfraubahnen dafür im Berner Oberland investiert. Damit verkürzt sich<br />

etwa die Reisezeit auf das Jungfraujoch um eine Dreiviertelstunde, was die Attraktivität<br />

vom „Jungfraujoch – Top of Europe“ als Schweizer Tourismushighlight weiter erhöht.<br />

Fotos: Jungfraubahnen<br />

www.abb.de<br />

„Unsere Antriebslösung regelt die<br />

Fahrt der Gondeln mit hoher<br />

Geschwindigkeit und sorgt für eine<br />

hohe Verfügbarkeit sowie Zuverlässigkeit<br />

der Schweizer Seilbahn.<br />

Selbst wenn einer der Antriebsstränge<br />

ausfallen sollte, fährt der<br />

Eiger Express weiter. Zudem sind<br />

rückspeisefähige ABB-Umrichter bei<br />

der Berg- und Talstation für das<br />

Beschleunigen und Abbremsen der<br />

Gondeln installiert. Die dabei<br />

anfallende kinetische Bremsenergie<br />

wird in elektrische Energie umgewandelt<br />

und ins Netz rückgespeist.“<br />

Aleksandar Velimirovic,<br />

Global Key Account Manager<br />

ABB Schweiz AG,<br />

Motoren und Antriebe<br />

DIE KLEINEN MIT DER<br />

GROSSEN KRAFT<br />

Bürstenlose Mikromotoren<br />

• Lieferbar in Durchmessern von 12 bis 40 mm<br />

• Leicht, kompakt und geräuscharm mit geringer Massenträgheit<br />

• Leistung bis 400 W auf engstem Raum verfügbar<br />

• Kombinierbar mit Encoder und Hochpräzisionsgetrieben<br />

• Kein Rastmoment, geringe Drehmomentwelligkeit, hohe Dynamik<br />

www.servotecnica.de<br />

KOSTENEFFIZIENTE<br />

LÖSUNG<br />

LANGE<br />

LEBENSDAUER<br />

HOHE<br />

DREHMOMENTDICHTE<br />

HOHER<br />

WIRKUNGSGRAD


UMRICHTERTECHNIK<br />

FREQUENZUMRICHTER<br />

SOLARPUMPEN IM<br />

OPTIMIERTEN BETRIEB<br />

HALTEN<br />

Solarbetriebene Pumpen leisten<br />

durch ihren CO 2<br />

-neutralen Betrieb<br />

einen wichtigen Beitrag zum<br />

Klimaschutz und sichern die<br />

Wasserversorgung in Gebieten<br />

mit mangelhaften Stromnetzen.<br />

Der neue Frequenzumrichter<br />

ADV200-SP von Gefran sorgt dafür,<br />

dass der Pumpenmotor bei jedem<br />

Wetter mit optimaler Leistung<br />

arbeitet.<br />

Giuseppe Savoca ist Vertriebsleiter Antriebstechnik<br />

Deutschland bei der Gefran Group in Seligenstadt<br />

Es gibt viele Regionen in der Welt, in denen oft die Sonne scheint. Photovoltaik-Anlagen<br />

sind hier eine günstige und vor allem umweltfreundliche<br />

Alternative zu herkömmlichen, fossilen Energieträgern. Deren Ressourcen<br />

sind zum einen begrenzt, zum anderen ist diese Art der Stromerzeugung<br />

mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen verbunden. Bei Solarstrom handelt<br />

es sich dagegen um eine zu <strong>10</strong>0 % CO 2<br />

-neutrale, unbegrenzt verfügbare Energiequelle.<br />

Es gibt allerdings einen Nachteil: Gerade in gemäßigten Breiten ist die<br />

Sonnenscheindauer starken Schwankungen unterworfen. Der durch eine PV-Anlage<br />

erzeugte Strom reicht deshalb in der Regel nicht aus, um z. B. Pumpen konstant<br />

mit der benötigten elektrischen Energie zu versorgen.<br />

AUF DIE JEWEILIGEN WETTERVERHÄLTNISSE ABGESTIMMT<br />

Das Unternehmen Gefran hat nach einer Lösung für dieses Problem gesucht und<br />

mit dem ADV200-SP einen Frequenzumrichter speziell für die Leistungsregelung<br />

von Solarpumpen entwickelt. Er sorgt dafür, dass die Pumpen immer mit der optimalen<br />

Leistung arbeiten – egal, ob die Sonne gerade scheint oder nicht. Möglich<br />

wird das durch die Konstruktion des ADV200-SP: Er versorgt Pumpen entweder<br />

ausschließlich mit Gleichstrom aus der PV-Anlage, oder schaltet im Hybrid-<br />

Betrieb bei bedecktem Himmel automatisch auf das Netz bzw. eine andere sekundäre<br />

Energiequelle um. Ein dritter Modus erlaubt die gleichzeitige Speisung des<br />

Pumpenmotors mit Gleichstrom aus der PV-Anlage und Wechselstrom aus dem<br />

Netz oder von einem Generator.<br />

Damit der ADV200-SP Solarpumpen immer mit der höchstmöglichen Leistung<br />

versorgen kann, verfügt er über einen Strahlungssensor und einen sogenannten<br />

MPP-Regler. Dieser Regler spürt kontinuierlich den „Maximum Power Point“ auf,<br />

den maximalen Arbeitspunkt. Damit wird der Betriebspunkt bezeichnet, an dem<br />

ein PV-Modul die höchste Leistung abgibt. Die Ermittlung des MPP ist erforderlich,<br />

da jedes PV-Modul ein ganz spezifisches elektrisches Verhalten aufweist: Je<br />

nach Einstrahlungsstärke des Sonnenlichts und der Temperatur des PV-Moduls<br />

30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


verändern sich Stromstärke (I) und Spannung<br />

(U) des Moduls in einem ganz bestimmten<br />

Verhältnis.<br />

Die Lage des MPP verändert sich somit<br />

ebenfalls ständig. Der vom MPP-Regler eingestellte<br />

maximale Arbeitspunkt der PV-<br />

Anlage kann deshalb immer nur eine Annäherung<br />

an den realen MPP sein. Je besser<br />

diese Annäherung gelingt, desto größer ist<br />

der Energieertrag der PV-Anlage und desto<br />

höher ist die Leistung einer angeschlossenen<br />

Pumpe. Um dem realen MPP so nahe<br />

wie möglich zu kommen, hat Gefran für den<br />

ADV200-SP einen dynamischen Such-Algorithmus<br />

entwickelt. Er ermittelt automatisch<br />

und in kurzer Zeit den jeweils optimalen<br />

Arbeitspunkt des PV-Moduls.<br />

VON TAUCHPUMPEN BIS<br />

WASSERWERKEN<br />

Der Frequenzumrichter ADV200-SP basiert<br />

auf dem skalierbaren Frequenzumrichter<br />

ADV200 für industrielle Anwendungen, der<br />

sich durch eine hohe mechanische Modularität<br />

auszeichnet. Er verfügt über eine feldorientierte<br />

Vektorregelung sowie eine offene<br />

Programmierplattform (Software SPS), die<br />

eine flexible Maschinensteuerung und die<br />

reibungslose Integration in vielzähligen<br />

Anwendungen ermöglicht. Mithilfe dieser<br />

Soft-SPS ist zudem keine separate Steuerung<br />

erforderlich. Den ADV200-SP gibt es in Ausführungen<br />

für die Schaltschrank- und für die<br />

Durchsteckmontage.<br />

Mit dem ADV200-SP können Verteilerpumpen<br />

und Tauchpumpen in verschiedenen<br />

Anwendungen energieeffizient betrieben<br />

werden – in Kläranlagen ebenso wie in<br />

Bewässerungssystemen oder Wasserwerken.<br />

Der Umrichter hat einen Leistungsbereich<br />

von 1,5 kW bis 160 kW und ist mit<br />

zahlreichen nützlichen Features für die<br />

Pumpen-Kontrolle ausgestattet. Zu den<br />

Funktionen gehört z. B. ein Warnsystem,<br />

das den Anlagenbetreiber über ein mögliches<br />

Trockenlaufen der Pumpe informiert,<br />

eine automatische Druck- und Durchflussmessung<br />

sowie eine Reinigungsfunktion,<br />

die das Laufrad der Pumpe von festen Ablagerungen<br />

befreit.<br />

Neben der Optimierung der Stromerzeugung<br />

bei Solarpumpen, soll sich der Frequenzumrichter<br />

ADV200-SP auch komfortabel<br />

bedienen lassen, da er Tasten für die<br />

schnelle Menü-Navigation besitzt und über<br />

ein übersichtliches 4-zeiliges Display verfügt.<br />

So ist der Anwender jederzeit über den<br />

Status der Applikation informiert. Nutzer<br />

können zudem bis zu fünf komplette Antriebsparameter-Sets<br />

up- oder downloaden<br />

bzw. speichern. Über eine Extra-Taste werden<br />

darüber hinaus die letzten zehn Parameter<br />

angezeigt, die geändert wurden.<br />

FERNWARTUNG VON ANGE-<br />

SCHLOSSENEN PUMPEN MÖGLICH<br />

Über die integrierte RS485-/Modbus RTU-<br />

Schnittstelle des Umrichters ist auch der<br />

Aufbau von Mehrpunkt-Verbindungen und<br />

Peer-to-Peer-Netzwerken zwischen einer<br />

Vielzahl von Pumpen möglich. Ein weiteres<br />

nützliches Feature bietet das separat erhältliche<br />

GF connect-Modul: Mittels OpenVPN<br />

und SSL-Protokoll lassen sich die angeschlossenen<br />

Pumpen fernwarten. So müssen<br />

für die Zustandskontrolle keine kostenintensiven<br />

Service-Einsätze mehr gefahren<br />

werden und es wird Personal für andere Aufgaben<br />

frei.<br />

Das GF connect-Modul macht es auch<br />

möglich, das gesamte Pumpensystem jederzeit<br />

von jedem Ort der Welt im Blick zu behalten<br />

– eine stabile Internet-Verbindung<br />

vorausgesetzt. Das Modul verfügt über einen<br />

integrierten Webserver und stellt einen<br />

Gateway zwischen netzwerkfähigen Geräten<br />

her, die mit verschiedensten Protokollen<br />

ausgerüstet sein können (3G).<br />

Der Frequenzumrichter ADV200-SP selbst<br />

besitzt neben RS485/Modbus RTU auch<br />

Schnittstellen für alle gängigen Feldbusse<br />

wie zum Beispiel EtherNetIP, Profibus, Profinet,<br />

DeviceNet, CANopen, oder EtherCAT.<br />

Zudem bietet der ADV200-SP Platz für bis zu<br />

drei I/O-Karten, mit denen die Funktionalitäten<br />

des Umrichters flexibel erweitert werden<br />

können.<br />

Fotos: Aufmacher (links) GalinaSt/stock.adobe.com,<br />

Aufmacher (mittig) Brenda Carson/stock.adobe.com,<br />

Aufmacher (rechts) Eyematrix/stock.adobe.com,<br />

sonst. Gefran<br />

www.gefran.com<br />

DIE IDEE<br />

„Unser Frequenzumrichter<br />

ADV200-SP wurde speziell für die<br />

Leistungsregelung von Solarpumpen<br />

entwickelt. Der Umrichter verfügt<br />

über einen Strahlungssensor und<br />

einen MPP-Regler, damit die<br />

Pumpen bei jedem Wetter mit<br />

optimaler Leistung arbeiten.<br />

Er versorgt sie entweder mit<br />

Gleichstrom aus der PV-Anlage oder<br />

schaltet in den Hybridbetrieb,<br />

das heißt auf das Netz oder eine<br />

sekundäre Energiequelle um. Ein<br />

dritter Modus erlaubt die gleichzeitige<br />

Speisung mit Gleichstrom aus<br />

der PV-Anlage und Wechselstrom.“<br />

Giuseppe Savoca, Vertriebsleiter,<br />

Gefran<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 31


UMRICHTERTECHNIK<br />

BEDARFSGERECHTE VERSORGUNG<br />

GERÄTEKLASSE ZWISCHEN MOTORSTARTER<br />

UND FREQUENZUMRICHTER<br />

Eine Vielzahl an Asynchronmotoren in industriellen Anlagen erfüllen nur<br />

einfache Zwecke. Zugleich werden die Antriebe von überdimensionierten<br />

Frequenzumrichtern versorgt. Als effiziente Alternative für Anwendungen mit<br />

wenigen Funktionen bietet sich ein Speed-Starter an. Die Hybridmotorstarter von<br />

Phoenix Contact überzeugen durch eine schnelle Installation und Konfiguration.<br />

In industriellen Anlagen sind in der Regel eine Vielzahl von<br />

Elektromotoren verbaut. Die meisten Motoren lösen dabei<br />

einfache Aufgaben: Sie müssen Gegenstände oder Flüssigkeiten<br />

von einem Ort zum anderen transportieren oder entsprechende<br />

Bearbeitungsschritte ausführen. Viele dieser Tätigkeiten<br />

finden in Logistikzentren sowie an Maschinen und Anlagen statt.<br />

Zudem gibt es unterschiedliche Wege, um einen Motor zu starten<br />

und zu betreiben. Für die Mehrzahl der Anwendungen kommen<br />

heute Frequenzumrichter zum Einsatz – insbesondere dann,<br />

wenn verschiedene Drehzahlen oder Sanftanläufe benötigt werden.<br />

Frequenzumrichter stellen komplexe Geräte dar, die zwar<br />

zahlreiche Funktionen beherrschen, sich aber oft als überdimensioniert<br />

erweisen. Denn bei den Applikationen, die aktuell am<br />

häufigsten vorzufinden sind, handelt es sich – wie bereits erwähnt<br />

- typischerweise um simple Arbeiten, die meist lediglich<br />

zwei Festdrehzahlen und/oder eine Rampenfunktion mit einem<br />

Sanftstart und -auslauf des Motors erfordern.<br />

Johannes Happe ist Produktmanager Contactron bei der<br />

Phoenix Contact Electronics GmbH in Bad Pyrmont<br />

SICHERES ABSCHALTEN DURCH<br />

SAFE-TORQUE-OFF-FUNKTION<br />

Der neue Speed-Starter aus der Produktfamilie Contactron bildet<br />

die Geräteklasse zwischen Motorstarter und Frequenzumrichter.<br />

Die kompakte Lösung ist in ein Gehäuse integriert und verfügt<br />

über eine intuitive Bedienung. Sie enthält alle notwendigen<br />

Funktionen wie Direktstart von Asynchronmotoren, Wendestart,<br />

einen vollständigen Motorschutz, die Einstellung unterschiedlicher<br />

Geschwindigkeiten, Sanftanlauf und -auslauf des Motors sowie<br />

einen sicheren Halt durch Safe Torque Off. Das Gerät bietet<br />

dem Anwender viele Vorteile, insbesondere das sichere Abschalten<br />

bis zur Sicherheitsstufe SIL 3, PL e sowie Kat. 4 aufgrund der<br />

eingebauten Safe-Torque-Off-Funktionalität (STO). Die kompakten<br />

Gehäuseabmessungen mit einer Baubreite von nur 35 mm<br />

ermöglichen eine deutliche Platzersparnis im Schaltschrank.<br />

Darüber hinaus sorgen die einfache Verdrahtung und das Bedienkonzept<br />

für eine schnelle Installation und Inbetriebnahme.<br />

Vor diesem Hintergrund lässt sich mit dem Speed-Starter der<br />

Produktfamilie Contactron eine wirtschaftliche Lösung umsetzen,<br />

die sämtliche Funktionen für verschiedene Drehzahlen und<br />

den Sanftanlauf umfasst.<br />

32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


UMRICHTERTECHNIK<br />

02<br />

01 Zwischen Motorstarter<br />

und Frequenzumrichter<br />

bietet sich die Geräteklasse<br />

für zahlreiche Anwendungen<br />

für Asynchronmotoren mit<br />

überschaubaren Funktionen<br />

an<br />

01<br />

02 Die Bedieneinheit macht<br />

intuitiv die wichtigsten<br />

Funktionen wie Einstellung<br />

des Nennstroms oder des<br />

Frequenzwertes zur<br />

Bestimmung der Drehzahl<br />

zugänglich<br />

In den häufigsten Applikationen müssen die sich drehenden und<br />

bewegenden Teile durch einen Not-Halt-Schalter sicher abgeschaltet<br />

werden können, z. B. wenn die Teile verklemmt sind oder<br />

im Kontext eines Notfalls. Allerdings darf ein Fehler nicht zum<br />

Verlust der Sicherheit führen, weshalb die Maschine oder Anlage<br />

redundant aufzubauen ist. Mit dem Speed-Starter der Baureihe<br />

Contactron lässt sich dies direkt erledigen. Zum sicheren Abschalten<br />

des Motors ist also kein zusätzliches Schütz notwendig.<br />

Auch auf der Steuerungsseite besteht die Option, über die Anschlüsse<br />

STO+ und STO- eine zweikanalige Abschaltung durchzuführen.<br />

NACH DER INSTALLATION MOTOR<br />

PER DISPLAY EINSTELLEN<br />

Der Kraftvolle<br />

Kundenspezifische<br />

Lösungen möglich<br />

SD2M mit Drei-Level-Technologie<br />

Frequenzumrichter für Hochgeschwindigkeitsanwendungen<br />

bis 2.000 Hz im Leistungsbereich bis 432 kVA<br />

Jetzt Produkt-<br />

Video ansehen<br />

Beim Aufbau von Maschinen und Anlagen ist Zeit mit Geld<br />

gleichzusetzen: Je einfacher und schneller die Applikation installiert<br />

werden kann, desto weniger finanzielle Ressourcen muss der<br />

Maschinenhersteller aufwenden und desto wettbewerbsfähiger<br />

wird seine Lösung. Die Speed-Starter von Phoenix Contact erlauben<br />

die Inbetriebnahme in einer Zeitspanne von weniger als einer<br />

Minute. Um den Motor zum Drehen zu bringen, muss lediglich<br />

der Lastein- und -ausgang verdrahtet sowie ein Ansteuersigwww.sieb-meyer.de<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 33


UMRICHTERTECHNIK<br />

nal auf eine einstellbare Festdrehzahl gelegt werden. Dann kann<br />

der Motor sofort seine Arbeit verrichten. Natürlich müssen sich<br />

die Einstellungen auf die jeweilige Anwendung anpassen lassen.<br />

Das geschieht über das Bedienkonzept, das sich aus dem Display,<br />

fünf LEDs, zwei Hoch- und Heruntertaster, einem Set-/Reset-Taster<br />

sowie einem Drehschalter zusammensetzt.<br />

Im ersten Schritt ist der Nennstrom des Motors einzustellen,<br />

damit der Motor vor einer Überlast geschützt wird. Ein zusätzliches<br />

Motorschutzrelais muss folglich nicht mehr eingebaut werden.<br />

Dazu wird der Drehschalter einfach auf „Current“ gedreht,<br />

der entsprechende Wert mit der Hoch- oder Heruntertaste eingegeben<br />

und anschließend mit der Set-/Reset-Taste gespeichert.<br />

Mehr ist nicht zu tun. Sobald der Nutzer einen Wert verändert,<br />

beginnt dieser im Display zu blinken. Nach dem Speichern wird<br />

der Wert durchgängig angezeigt. Die Rampenzeit, also die Zeit bis<br />

zum Hochlauf auf die eingestellte Drehzahl, lässt sich ebenfalls<br />

problemlos adaptieren. Zu diesem Zweck bewegt der Anwender<br />

den Drehschalter auf „Ramp“, gibt den neuen Wert – wie bereits<br />

bekannt – durch die Hoch- oder Heruntertaste ein und sichert<br />

ihn mit der Set-/Reset-Taste – fertig.<br />

SCHNELLE ANPASSUNG DER DREHZAHL<br />

Wird der Drehschalter auf „Status“ gestellt, können elektrische<br />

Werte wie Frequenz, Strom, Spannung, Temperatur und weitere<br />

Daten abgelesen werden. Ist die Drehzahl anzupassen, lässt sich<br />

auch dies in der beschriebenen Form bewerkstelligen. Der Drehschalter<br />

wird auf „Speed1“ verändert und danach der richtige<br />

Frequenzwert wieder mit der Hoch- oder Heruntertaste eingestellt<br />

und mit der Set-/Reset-Taste bestätigt. Anschließend blinkt<br />

die Drehrichtung „R“ oder „L“ in den LEDs, die sich ebenfalls mit<br />

der Hoch- oder Heruntertaste angeben und mit der Set-/Rest-<br />

Taste speichern lässt. Sollte eine zweite Geschwindigkeit erforderlich<br />

sein, wiederholt sich das Procedere: Drehschalter auf<br />

„Speed2“ bewegen, Wert mit der Hoch- oder Heruntertaste festlegen<br />

und im nächsten Schritt mit der Set-/Reset-Taste bestätigen.<br />

Falls gewünscht, kann der Nutzer mit der Drehschalter-Position<br />

„Options“ weitere Einstellungen vornehmen.<br />

Die Speed-Starter der Baureihe Contactron sind in einer Leistungsklasse<br />

von 0,25 bis 1,5 kW verfügbar – und das sowohl für<br />

einen ein- als auch dreiphasigen Lasteingang, jeweils mit oder<br />

ohne integrierten EMV-Filter. Die Geräte mit eingebautem Filter<br />

umfassen einen steck- und austauschbaren Lüfter, während die<br />

Geräte ohne Filter mit einem Kühlkörper ohne Lüfter ausgestattet<br />

sind.<br />

Fotos: Phoenix Contact Electronics GmbH<br />

www.phoenixcontact.com<br />

CROSS POWER SYSTEM<br />

Die Speed-Starter der Produktfamilie Contactron<br />

lassen sich einfach per Plug-and-play auf dem<br />

Energieverteilungs-System Cross Power System<br />

montieren. Zunächst werden die drei Phasen über<br />

ein Anschlussmodul oder einen Trennschalter mit<br />

integrierten Sicherungen auf das Energieverteilungs-Board<br />

gebracht. Mit der 5-A- oder 20-A-Variante<br />

der Stromversorgung Trio Power erfolgt danach<br />

die 24-V-Einspeisung, während zur Verteilung im<br />

Schaltschrank oder in das Feld PTFIX-Klemmen oder<br />

Reihenklemmen zum Einsatz kommen.<br />

DIE IDEE<br />

„Die Speed-Starter sind für eine<br />

Vielzahl von Applikationen eine<br />

passende, einfach handhabbare<br />

Lösung. Unter dem Motto „Anschließen,<br />

Einstellen, Starten“ profitieren<br />

die Anwender von einer Geräteklasse,<br />

die sich zwischen Motorstarter<br />

und Frequenzumrichter einordnet.<br />

Die kompakten, bei Bedarf auch<br />

vernetzbaren Hybrid-Motorstarter<br />

starten, reversieren und schützen<br />

die Motoren zuverlässig. Wenn<br />

darüber hinaus ein Sanftanlauf oder<br />

unterschiedliche Drehzahlen<br />

notwendig sind, kann der Speed-<br />

Starter über einen Adapter auf das<br />

Energieverteilungs-Board installiert<br />

werden.“<br />

Johannes Happe, Produktmanager<br />

Contactron, Phoenix Contact<br />

Electronics GmbH<br />

34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />

KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18


MARKTPLATZ<br />

BETRIEBSSICHERHEIT VON WINDPARKS<br />

IM FOKUS<br />

Für den sicheren<br />

Betrieb von Pitch- und<br />

Azimut-Antrieben in<br />

Windkraftanlagen hat<br />

Kendrion Intorq die<br />

Federkraftbremsen<br />

BKF470/BKF458<br />

entwickelt. Der „Local<br />

to Local“-Ansatz sorgt<br />

für hohe Verfügbarkeit<br />

weltweit.<br />

„Kendrion INTORQ ist global aufgestellt, das heißt Vertriebsnetz,<br />

Produktion und Ersatzteile stehen weltweit vor Ort<br />

bereit“, unterstreicht Andrea Steinberg, Key Account Sales.<br />

„Unsere Werke in Deutschland, China, Indien und USA produzieren<br />

und montieren mit identischen Prozessen und gleichen<br />

Standards.“ Für Pitch-Antriebe zur Verstellung der Rotorblätter<br />

sind gekapselte Federkraftbremsen BFK470 im Angebot, die sich<br />

für den Anbau an Servo- und Asynchronmotoren eignen, sowie<br />

Permanentmagnet-Bremsen der High-Torque-Serie zur Integration<br />

in Servomotoren. Prädestiniert für Azimut-Antriebe zwecks<br />

Ausrichtung der Gondel sind die Federkraftbremsen BFK458.<br />

Die modular aufgebauten Lösungen werden für Temperaturen<br />

bis - 40 °C sowie mit Schutzart IP54 bzw. IP66 angeboten.<br />

www.kendrion.com<br />

ELEKTROMOTOREN BERÜHRUNGSLOS<br />

PRÜFEN UND KALIBRIEREN<br />

NCTE und Gantner<br />

Instruments haben<br />

gemeinsam eine<br />

Messtechniklösung für<br />

die berührungslose<br />

E-Motorenprüfung in<br />

Echtzeit entwickelt, die<br />

auf bewährten<br />

Standardkomponenten basiert (COTS – Components oft he<br />

shelf). Hard- und Software von Gantner erfasst die Messdaten<br />

für elektrische und mechanische Größen und visualisiert<br />

den Prüfstand. Drehmoment und Drehzahl misst ein<br />

Sensor von NCTE berührungslos, sodass Störeinflüsse ausgeschlossen<br />

sind. Die Genauigkeit liegt bei ± 0,1 %. Ein<br />

Testaufbau besteht aus einem Elektromotor, der durch eine<br />

hydraulische Bremse belastet wird. Die Welle ist mit dem<br />

NCTE-Sensor bestückt, der die Änderung des Magnetfeldes<br />

erfasst und in ein analoges Signal für Drehzahl und Drehmoment<br />

umwandelt. Die Bremskraft lässt sich über eine<br />

Scheibenbremse via Dashboard einstellen. Wird sie erhöht,<br />

sinkt die Drehzahl und der Motorstrom wird entsprechend<br />

gesteigert. Seriengefertigte COTS verkürzen die Entwicklung<br />

und tragen somit dazu bei, Kosten über den gesamten<br />

Lebenszyklus zu senken.<br />

www.ncte.de<br />

KOMPAKTES UMRICHTER-DESIGN OHNE LUFTKANÄLE<br />

Die Vacon NXP Liquid Cooled Frequenzumrichter von Danfoss<br />

sind prädestiniert für Anwendungen, bei denen nur wenig Platz<br />

vorhanden oder eine Luftkühlung schwierig ist. Das kompakte<br />

und robuste Design ohne Luftkanäle kommt insbesondere der<br />

Schwer-, Schifffahrts-, Offshore- und Bergbauindustrie entgegen.<br />

Flüssigkeitsgekühlte Frequenzumrichter lassen sich auf<br />

verschiedene Art kombinieren, vom einzelnen anwendungsspezifischen<br />

Umrichter bis hin zu DC-Bussystemen. Vacon NXP ist<br />

auf Schutzart IP 54 und höher ausgelegt und der Einbau an fast<br />

jedem Standort einer Anlage möglich. Dank minimaler Wärmeverlustleistung<br />

sind keine großen Klimaanlagen in Schalträumen<br />

erforderlich, sodass Aufwand und Kosten eingespart<br />

werden können. Funktionen wie Safe Tourque Off (STO) und<br />

Sicherer Stopp 1 (SS1) bieten ein Plus an Sicherheit und<br />

schutzbeschichtete Platinen steigern die Zuverlässigkeit.<br />

www.danfoss.com<br />

IE4 Super Premium<br />

Norm-Motoren der Serie MPM<br />

small motors<br />

for<br />

smart solutions<br />

Merkes GmbH<br />

Holzkamper Weg 19<br />

D-42699 Solingen<br />

Telefon: +49-212-26414-16<br />

E-Mail: info@merkes.de<br />

www.merkes.de<br />

www.ie4-motor.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

HOHLDRAHTTECHNIK IN PRÜFSTÄNDEN<br />

KÜHLUNG ALS SCHLÜSSEL<br />

ZUM ERFOLG<br />

Mit der stetigen Weiterentwicklung von Hybrid – und Elektrofahrzeugen<br />

kommen neue Herausforderungen auch auf die Prüfstandtechnik zu.<br />

Die geforderten Leistungen liegen oft in physikalischen Grenzbereichen.<br />

Eine besonders effektive Kühlung durch Hohldrähte in der Wicklung der<br />

Motoren kann hier leistungssteigernd wirken.<br />

Peter Angele Senior-Consultant<br />

bei Dynamic E Flow, Valley<br />

Die Forderung der Automobilindustrie nach mehr tung und höheren Drehzahlen (bis zu 30 000 U/min) im<br />

Leis-<br />

Antrieb führt in der Prüfdienstleistung dazu, dass mit erhöhtem<br />

Aufwand insbesondere durch den Einsatz von<br />

Getrieben gearbeitet werden muss um die E-Maschinen zu testen<br />

und zu prüfen.<br />

Prüfstandmaschinen, die entsprechend hohe Drehzahlen und<br />

hohe Momente liefern, sind am Markt kaum erhältlich. Dies liegt<br />

an den physikalischen Grenzen. Hohe Drehzahlen können zu kritischen<br />

Resonanzen führen, welche das System Lastmaschine auf<br />

dem Maschinenbett aufschwingen lassen (biegekritische Wellendrehzahl).<br />

So werden Messungen ungenau bis unmöglich, da erzeugte<br />

Vibrationen der Lastmaschine in den Prüfling übertragen<br />

werden. Der Verschleiß der Prüftechnik steigt exponentiell,<br />

Standzeiten von Lager gehen signifikant nach unten.<br />

Die hochdynamischen PM- Synchron Belastungsmaschinen von<br />

Dynamic E Flow GmbH (DEF) gehen hier einen eigenen Weg.<br />

Durch den Einsatz einer besonderen Motorkühlung sowie durch<br />

Komponenten aus der Spindeltechnik ist eine Maschinenreihe entstanden,<br />

welche die Anforderungen der Automobilindustrie erfüllt.<br />

QUANTENSPRUNG IN DER STROMDICHTE<br />

Die Kühlung ist der Schlüssel zum Erfolg. Je mehr Abwärme aus den<br />

Aktivteilen der Lastmaschine abgeführt werde kann, desto kompakter<br />

kann der Bauraum der Maschine ausfallen. Besonders kompakte<br />

Bauweisen ermöglichen in Folge höhere Drehzahlen. Die maximale<br />

Stromdichte zeigt als Indikator das Potenzial des Kühlkonzeptes<br />

und die mögliche Leistungsdicht. Bei Dynamic E Flow wird durch<br />

den Einsatz von Hohldrahttechnik ein Sprung in der Stromdichte<br />

erreicht. In der HC400 Reihe können bis über 70 A/mm2 dauerhaft<br />

in der Wicklung realisiert werden. Alle gängigen schon guten Kühltechniken<br />

erlauben Stromdichten von 20 bis maximal 30 A/mm2<br />

kurzzeitig, womit die Leistungs- und Drehmomenterfordernisse, die<br />

kleine Baugröße und die hohen Drehzahlen erreicht werden.<br />

DIE CAPCOOLTECH-TECHNOLOGIE<br />

Die capillaries cooling Technologie (Capcooltech) ist ein simpler<br />

Ansatz. Die Spulen einer E-Maschine werden mit hohlem Draht<br />

aufgebaut und gewickelt. Dieser hohle Draht wird als Strom- und<br />

Kühlmittelleiter verwendet. Durch den mittig ausgehöhlten<br />

Draht wird Kühlmittel geführt. Somit kann das Kupfer als Hauptwärmequelle<br />

des Motors direkt gekühlt werden. Die isolierende<br />

Lackschicht zwischen Kupfer und Kühlmedium, eine Notwendigkeit<br />

konventioneller Drähte, entfällt. Die Motoren können, bei<br />

integrierter Capcooltech, topologieunabhängig konventionell<br />

aufgebaut werden. Gleichzeitig steigen die Stromdichten und<br />

Maschinenleistungen signifikant. Die Capcooltech wurde von<br />

Dynamic E Flow GmbH entwickelt und patentiert.<br />

36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

DIE HC-BAUREIHE<br />

Die HC-Baureihe von Motoren für Prüfanwendungen reicht von 18 000 bis über<br />

25 000 RPM. Dabei werden Drehmomente bis 1 200 Nm abgebildet. Basis dafür ist<br />

eine feste Magnet- und Rotortopologie, die als Absprungbasis für den Baukasten<br />

zur Verfügung steht. Durch den Einsatz von Capcooltech können alle Lastmaschinen<br />

extrem kompakt gebaut werden.<br />

Zusätzlich zur direkten Kupferkühlung wird auch das Statoreisen über eine<br />

Wassermantelkühlung gekühlt. Darüber hinaus stehen eine Wellenkühlung und<br />

eine Lagerkühlung wahlweise zur Verfügung. Alle Baugruppen werden damit aktiv<br />

gekühlt und haben eine gesonderte Sensorik für die Temperaturerfassung und<br />

Steuerung.<br />

AKTIVTEILE UND KUPFERKÜHLUNG<br />

Die HC400 Motorwicklung ist eine verteilte Wicklung, wie man sie in hochdrehenden<br />

Maschinen kennt. Je nach Magnetausstattung und Länge sprechen wir von einer<br />

Maschinenleistung zwischen 620 und 850 kW. Die Maschinen kann mechanisch<br />

Drehzahlen bis 25 000 erreichen. Aus den Aktivteilen kann mit einem einstellbaren<br />

Temperaturdelta die komplette Wärmeleistung abgeführt werden. Damit sind Wärmeeinträge<br />

in Lager und Mechanik gelöst. Über eine Wassermantelkühlung können<br />

alle frequenzabhängigen Eisenverluste abgeführt werden – diese sollen normalerweise<br />

auch die Kupferverluste abführen, das ist der Grund warum in den E-Maschinen<br />

die Einstellung eines thermisch stationären Gleichgewichts oft lange dauert.<br />

Um die Kühlung optimal zu gewährleisten hat DEF auch ein entsprechendes<br />

Hydraulikaggregat entwickelt und erprobt. Dieses ermöglicht es, die komplette<br />

Maschine zu Überwachen. Das Hydraulikaggregat kann die Kupferwicklung, den<br />

Wassermantel, die Welle und auch die Lager mit den entsprechenden Medien und<br />

den zugehörigen Parametern versorgen.<br />

KÜHLUNG VON WELLE UND LAGERN<br />

Die HC400 Mechanik ist sehr robust ausgeführt. Die Welle wird von innen mit einer<br />

Wasser-Glykol-Kühlung gekühlt. Die Lager werden durch eine Öl-Luft-Schmierung<br />

geschmiert und gleichzeitig gekühlt. Dieses Prinzip ist schon weitreichend aus der<br />

Motorspindel bekannt. Somit sind alle Baugruppen, die im Betrieb Wärme erzeugen,<br />

direkt beim Wärmeübergang mit der entsprechenden Kühlung ausgestattet,<br />

was eine bis dahin unerreichte Leistungsdichte und Dynamik erlaubt.<br />

Bilder: Dynamic E Flow<br />

www.dynamiceflow.com<br />

DIE IDEE<br />

„Unsere Motore werden nicht mit einem<br />

konventionellen Draht, sondern mit<br />

einem Hohldraht gewickelt in dem ein<br />

Kühlmittel durchfließt. Unsere patentierte<br />

Technologie Capcooltech ist eine<br />

innovative Methode zur Leistungssteigerung<br />

und besteht im Wesentlichen aus<br />

zwei Komponenten.<br />

Dem Hohldraht und der Anschlussbox<br />

(alias Capcooltech-Box). Mittels einer<br />

Pumpe gelangt das Kühlmittel in die<br />

Spulen (Hohldrähte). Ein Wärmetauscher<br />

sorgt für den Wärmaustausch, durch die<br />

perfekte Kontrolle kann die richtige<br />

Eingangstemperatur gewährleistet<br />

werden. Somit ist eine Überhitzung des<br />

Motors praktisch nicht mehr möglich.“<br />

Michael Anton Naderer, Gründer und<br />

Geschäftsführer Dynamic E Flow<br />

VORTEIL: NORMTEIL<br />

Jeder Erfolg beginnt mit einer Idee. Deshalb unterstützt norelem Konstrukteure und Techniker im Maschinen- und<br />

Anlagenbau bei der Realisierung ihrer Ziele. Die richtige Auswahl aus unserem Vollsortiment an mehr als 60.000 Normund<br />

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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

PLUG&PLAY-SCHLEIFRINGLÄUFER<br />

AUF DIE PASSENDE<br />

KOHLEBÜRSTE KOMMT ES AN<br />

Große Schleifringmotoren sind vor allem in der Zementindustrie sehr gefragt.<br />

Der Motorbauer Menzel erklärt, warum es dabei vor allem auf die<br />

richtige Wahl der Kohlebürste ankommt. Zudem sollten von der Anwendung<br />

bis zum Aufstellort und den klimatisch anspruchsvollen Bedingungen<br />

verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden.<br />

Mathis Menzel ist Geschäftsführer<br />

der Menzel Elektromotoren GmbH in Berlin<br />

38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

Ein Zementwerksbetreiber in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten hatte Probleme mit dem Hauptmotor der Vertikalmühle.<br />

Das Unternehmen suchte dringenden Ersatz,<br />

um nicht längere Produktionsausfälle zu riskieren.<br />

Zur gleichen Zeit hatte Menzel Elektromotoren gerade zwei neue<br />

Motoren in der passenden Leistungsklasse in der Produktion.<br />

Der Motorbauer unterhält ein Lager mit großen Industriemotoren<br />

und Zubehör für die anwendungsspezifische Konfiguration,<br />

um Kunden kurzfristig aushelfen zu können. Daher konnte Menzel<br />

den gewünschten Motor innerhalb kurzer Zeit liefern.<br />

EINSETZBAR IN RAUEN<br />

UMGEBUNGSBEDINGUNGEN<br />

Menzel kennt die Herausforderungen, denen Motoren in Zementanwendungen<br />

gewachsen sein müssen: Dauerbetrieb, Höchstleistungen,<br />

Staub, häufig auch in Kombination mit extremen<br />

Umgebungstemperaturen oder Gebirgslagen. Die Motoren müssen<br />

hohe Anlauf- und Losbrechmomente bieten und großen<br />

mechanischen Belastungen durch Vibrationen und plötzliche<br />

Last spitzen standhalten. Bei der Umrüstung einer bestehenden<br />

Anlage ist oft der verfügbare Platz beschränkt und der Motorbauer<br />

muss seine Standardlösungen entsprechend anpassen, wie es z. B.<br />

im aktuellen Projekt der Fall war.<br />

Aufgrund des engen Zeitplans beauftragte der Kunde eine<br />

Plug&Play-Lösung, sodass der Motorbauer diverse Anpassungen<br />

vornehmen musste. Menzel zeichnet sich dadurch aus, sowohl<br />

Kurzschlussläufer- als auch Schleifring läufermotoren für die<br />

Zementindustrie anzubieten. In diesem Fall hatte der Kunde<br />

einen Schleifringläufermotor spezifiziert.<br />

DIE AUSWAHL DER PASSENDEN KOHLEBÜRSTE<br />

Schleifringläufermotoren sind in der Zementindustrie sehr verbreitet<br />

und daher ein begehrtes Betätigungsfeld für Motorenhersteller.<br />

Doch viele sind daran gescheitert und bieten daher für<br />

Zementwerke nur noch Käfigläufermotoren an. Der Knackpunkt<br />

ist nach Menzels Erfahrung die Auswahl der richtigen Kohlebürsten.<br />

Die Hauptbestandteile von Kohlebürsten sind Kupfer für<br />

die Leitfähigkeit und Graphit für gutes Gleitverhalten. Andere<br />

Werkstoffe werden nach Bedarf ergänzt. Es verlangt ein hohes<br />

Maß an Ingenieurswissen, für eine bestimmte Anwendung bzw.<br />

einen Motor die richtige Mischung der Kompo nenten zu bestimmen.<br />

Je mehr über die Umweltbedingungen bekannt ist, desto<br />

besser kann der Hersteller die Bürsten darauf abstimmen.<br />

Menzel stattete den aktuellen Motor mit Bürsten aus, die dem<br />

heißen, trockenen Wüstenklima entsprechen. Im Bürstenkörper<br />

Unterschiedliche Anwendungen und klimatische Bedingungen<br />

erfordern unterschiedliche Kohlebürsten – die richtige<br />

Zusammensetzung erfordert Know-how<br />

sind Wassermoleküle eingeschlossen. Bürsten für Motoren, die in<br />

tropischem Klima, bei tiefen Temperaturen oder in großer Höhe<br />

betrieben werden, benötigen andere spezielle Zusammensetzungen.<br />

Berücksichtigt werden außerdem auch Innen- oder Außenaufstellung,<br />

Meeresluft, schwefelhaltige oder explosive Atmosphären,<br />

abrasive Medien in der Kühlluft sowie die verfügbare Netzinfrastruktur<br />

mit mehr oder weniger guter Lastgleichmäßigkeit. Der<br />

im Lastenheft angegebene Intervall für den Bürstenwechsel ist<br />

ein guter Maßstab. Wenn die Bürsten deutlich früher abgenutzt<br />

sind, stimmt höchstwahrscheinlich etwas nicht. In einem<br />

solchen Fall prüft Menzel den Aufstellort, analysiert den Kohlenstaub<br />

und stellt besser geeignete Bürsten bereit.<br />

SCHLEIFRING- VS.<br />

KURZSCHLUSSLÄUFERMOTOREN<br />

Schleifringläufermotoren sind die bevorzugte Wahl vieler Zementwerksbetreiber.<br />

Im Vergleich zu Kurzschlussläufermotoren bieten<br />

sie einige Vorteile in staubigen Umgebungen und eignen sich daher<br />

vor allem zum Antrieb von Mühlen, Brechern, Schneckenförderern<br />

und Förderbändern. Zudem bieten Schleifringläufermotoren, die<br />

mit Flüssigkeitswiderstand gestartet werden und das volle Anlaufmoment<br />

aus dem Stillstand erzeugen, eine kostengünstige Lösung.<br />

Kurzschlussläufermotoren dagegen benötigen Leistungselektronik,<br />

um die für Anwendungen wie Mühlen, Brecher und Fördertechnik<br />

typische hohe Massenträgheit zu überwinden. Diese Regelungstechnik<br />

ist im Hochleistungsbereich kostenintensiv und muss


KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />

zudem aufwändig gegen Staub geschützt werden, was darüber hinaus<br />

eine erhöhte Kühlleistung erforderlich macht. Letztlich sind<br />

Schleifringmotoren, wenn sie richtig dimensioniert und ordnungsgemäß<br />

gewartet werden, in Bezug auf Lebensdauerkosten und Verfügbarkeit<br />

für Zementwerke latu Menzel die bessere Wahl.<br />

MOTORINNENRAUM UND SCHLEIFRINGRAUM<br />

GETRENNT<br />

Die Schleifringkammer ist bei Motoren von Menzel vom Motor<br />

separiert, sodass beim Bürstenwechsel kein Schmutz ins Innere<br />

gelangt. Große Wartungsfenster auf beiden Seiten der Schleifringkammer<br />

sollen den Zugang erleichtern. Für diese Zementmühle<br />

wählte der Hersteller einen Schleifringmotor aus der MEBSSL-<br />

Serie mit geschlossenem IC-611-Kühlsystem aus. Der Luft-Luft-<br />

Wärmetauscher ist für optimalen Staubschutz vollständig vom<br />

Motorgehäuse getrennt. Die robuste Konstruktion der Lager<br />

und des Motors insgesamt sorgt für hohe Verfügbarkeit und eine<br />

lange Lebensdauer. Das geschweißte Eisengehäuse mit integrierter<br />

Fußplatte bietet hohe Torsionsschwingungsfestigkeit<br />

und gutes Kühlverhalten.<br />

Aufgrund der guten Leistungsdichte der Baureihe konnte<br />

Menzel einen kleineren, effizienteren Motor als das Original auswählen.<br />

Die Baureihe zeichnet sich allgemein durch eine kompakte<br />

Bauweise, hohe Energieeffizienz, minimale Betriebskosten,<br />

geringe Wartungskosten, hohe Belastbarkeit und leisen Lauf<br />

dank einem präzise verarbeiteten Statorpaket aus. Die Motoren<br />

bieten eine integrierte Zustandsüberwachung mit Pt<strong>10</strong>0-Thermometern<br />

in der Wicklung und den Lagern sowie mechanischen<br />

SPM-Messnippeln zur Aufzeichnung von Schwingungswerten.<br />

JEDER GEFERTIGTE MOTOR EIN UNIKAT<br />

Obwohl Menzel bei Auftragseingang gerade einen geeigneten<br />

Motor fertigte, waren mehrere Anpassungen notwendig. Die<br />

vom Kunden gewünschte Plug&Play-Ausführung ist für diesen<br />

hohen Leistungsbereich außergewöhnlich. Der Mittelständler<br />

Menzel stellt sich jedoch den Kundenanforderungen und -präferenzen<br />

und fertigt z. B. Zubehör selbst, wenn es nicht auf Lager<br />

oder kostengünstig zu beschaffen ist. So produzierte die hauseigene<br />

Schweißerei eine neue Fußplatte, um die Wellenhöhe an die<br />

des Originalmotors anzupassen.<br />

Die elektrischen Anschlüsse erwiesen sich als besonders herausfordernd.<br />

Die Klemmenkästen mussten in derselben Position<br />

und im selben Winkel wie die vorherigen installiert werden. Um<br />

den Biegewinkel der dicken Kabel genau richtig hinzubekommen<br />

und sie an der vorgegebenen Position auf begrenztem<br />

Raum anzuschließen, baute das Team ein 3D-Modell. Alles, was<br />

sie als Arbeitsgrundlage hatten, waren Handyfotos und technische<br />

Zeichnungen des alten Motors. Die Welle wurde gekürzt<br />

und auf einen kleineren Durchmesser gefräst. Anschließend<br />

führte Menzel eine Ultraschalluntersuchung durch, um Mikrorisse<br />

zu erkennen, und ließ die Welle von einer unabhängigen<br />

Stelle zertifizieren.<br />

Der Kunde nahm an den abschließenden Prüfungen in der<br />

Zentrale von Menzel in Berlin teil, darunter waren ein Leerlauftest<br />

bei Nennspannung, Schwingungsmessungen, ein Kurzschlusstest<br />

und Prüfungen des Zubehörs. Das fertige Motorsystem<br />

inkl. 6 060-kW-Motor, Kühlern, Lüftern und speziellen<br />

Klemmenkästen wiegt 32,65 t.<br />

Fotos: Menzel Elektromotoren<br />

www.menzel-motors.com<br />

DIE IDEE<br />

„Dafür, dass Kohlebürsten so unauffällig<br />

und – im Vergleich zu den Gesamtkosten<br />

des Antriebssystems – preiswert sind,<br />

lassen sich teure Motorschäden häufig<br />

auf Fehler bei der Bürstenwahl und<br />

-installation zurückführen. Davon<br />

abgesehen, dass Anwender durch<br />

korrekte Wartung und rechtzeitigen<br />

Bürstentausch wesentlich zur langen<br />

Lebensdauer ihres Schleifringläufermotors<br />

beitragen können, benötigen<br />

Bürstenhersteller für die richtige<br />

Materialmischung ein tiefes Verständnis<br />

der Anwendung.“<br />

Mathis Menzel, Geschäftsführer,<br />

Menzel Elektromotoren GmbH<br />

Ihr Spezialist für:<br />

. Verfestigungsstrahlen<br />

(Shot Peening)<br />

. Druckluftstrahlen<br />

. Schleuderradstrahlen<br />

. Gleitschleifen<br />

. Röntgenografische<br />

Eigenspannungsmessung<br />

im Lohnauftrag<br />

VIDEO<br />

Dieses Video zeigt die Installation und<br />

erste Arbeiten eines großen Schleifringmotors<br />

mit 1 250 kW, 500 V, 902 min -1 :<br />

bit.ly/menzel_schleifringlaeufermotor<br />

OSK-Kiefer GmbH . Göppertshausen 5-6 . 85238 Petershausen<br />

Tel.: 08137/9316-<strong>10</strong> . E-Mail: osk-petershausen@osk-kiefer.com


MARKTPLATZ<br />

FESTIGKEIT BERECHNEN MIT LASTKOLLEKTIVEN<br />

Festigkeitsberechnung von Zahnrädern mit Lastkollektiven ist möglich mit der<br />

Software von Kisssoft. Lastkollektive können aus einem Zeit-Drehmoment-Drehzahl-<br />

Verlauf hergeleitet werden. Dieser Verlauf kann gemessen oder aus Simulationen<br />

abgeleitetet sein. Bei Zeitreihen mit immer positivem Drehmoment wird die „Simple<br />

Count“-Methode verwendet, um ein Lastkollektiv mit Drehmoment-Drehzahl-Bins zu<br />

erhalten. Die Auflösung in Lastkollektiv-Bins kann vorgegeben werden.<br />

Bei Zeitreihen mit positiven und negativen Drehmomenten ist das Vorgehen<br />

komplizierter, da dann der Zahnfuß mit Wechsellasten beaufschlagt wird. Zunächst<br />

wird die „Rainflow“-Methode verwendet, um alle signifikanten Drehmomentwechsel<br />

im Zeitverlauf zu finden. Aus der resultierenden Rainflow-Dreiecksmatrix wird ein<br />

Lastkollektiv abgeleitet. Neben Protokollen zu Berechnungsdetails sind nun grafische Darstellungen in Matrixform zur Drehmoment-<br />

und Drehzahlverteilung mit Häufigkeit verfügbar.<br />

www.kisssoft.com<br />

EINGANGSDREHZAHL<br />

ERHÖHT,<br />

LAGER LEBENSZYKLUS<br />

VERLÄNGERT<br />

Höhere Drehzahlgrenzen,<br />

eine längere Lagerlebensdauer<br />

und ausgewiesene<br />

Flexibilität: Die neuen<br />

Motoradapter von Getriebebau<br />

Nord bieten Anwendern<br />

sowohl kommerzielle als und<br />

logistische Vorteile.<br />

Die modifizierte Motoradapter-Serie<br />

überzeugt durch<br />

eine erhöhte Modularität, die<br />

Konstrukteuren mehr<br />

Freiheiten bei der Gestaltung<br />

des Antriebsstrangs eröffnet.<br />

Weitere Pluspunkte sind die<br />

Anhebung der Eingangsdrehzahl<br />

sowie der ausgedehntere<br />

Lagerlebenszyklus. Die neuen<br />

Motoradapter zeichnen sich<br />

darüber hinaus durch<br />

reduzierte Wärmeentwicklung<br />

und eine geringe<br />

Teilevielfalt aus. Eine durchschlagsichere<br />

Kupplung und<br />

ein Inspektionsdeckel<br />

gehören zum Standard.<br />

Komponenten wie Rücklaufsperren<br />

oder Sensoren lassen<br />

sich leicht nachrüsten.<br />

www.nord.com<br />

CRASH DÄMPFER<br />

REDUZIEREN<br />

STILLSTANDSZEITEN<br />

• Zuverlässiger Schutz vor<br />

unnötigen Maschinenschäden<br />

• Hohe Schadensreduzierung<br />

durch geringe Stützkräfte<br />

• Hohe Energieaufnahme mit<br />

bis zu 98 % Energieabbau<br />

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Austausch sparen wertvolle Zeit<br />

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SPECIAL<br />

SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND<br />

42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MONTAGE<br />

CONDITION MONITORING<br />

INTEGRIERTE<br />

SENSORIK FÜR<br />

SICHERHEITS-<br />

KLEMMELEMENTE<br />

Miniaturisierung ist ein wichtiges Mittel,<br />

um Sensorik im Werkzeugmaschinen- und<br />

Anlagenbau zu integrieren. Insbesondere<br />

Sicherheitsklemmsysteme stellen für die<br />

Verkleinerung der Sensorik hohe Anforderungen.<br />

Ein solches Messsystem für die bislang rein<br />

mechanischen Bauteile entwickelt jetzt die<br />

Hema-Group zusammen mit zwei<br />

Projektpartnern. Dadurch sollen auch hier die<br />

Möglichkeiten der Digitalisierung, z. B. der<br />

Zustandsüberwachung, nutzbar gemacht werden.<br />

Gemeinsam mit den Spezialisten für industrielle Datenerfassung<br />

und -auswertung der Core Sensing GmbH aus<br />

Darmstadt und den Wissenschaftlern des Fachgebietes<br />

für Mess- und Sensortechnik (MUST) der TU Darmstadt<br />

soll auf Basis der erfolgreichen pneumatischen RotoClamp-<br />

Klemmsysteme von Hema ein neuartiges, integriertes Datenerfassungssystem<br />

entwickelt werden. Es soll Betriebsdaten in Echtzeit<br />

erfassen, interpretieren und Nutzerempfehlungen oder Betriebswarnungen<br />

ausgeben. Zudem wird eine drahtlose Übertragung<br />

der Daten und der autarke Betrieb des Sensormoduls angestrebt.<br />

„Mit dem Forschungsprojekt RotoGuard beschreiten wir neue Wege<br />

auf diesem Sektor des Maschinenschutzes und wollen eine<br />

praxistaugliche Implementierung eines durchgängigen KI-basierten<br />

Condition-Monitoring-Konzeptes demonstrieren“, umreißt<br />

Dr. Lukas Heidrich, Leiter Technik und Entwicklung bei Hema<br />

und Leiter des Projektes, den Kern des Forschungsvorhabens.<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 43


02<br />

01<br />

KLEMMELEMENTE FÜR ROTATORISCHE<br />

POSITIONSKLEMMUNGEN NUTZEN<br />

Ausgangsbasis für das Forschungsvorhaben „RotoGuard – Zustandsüberwachung<br />

für pneumatisch aktuierte Sicherheitsklemmelemente<br />

im Werkzeugmaschinenbau“ sind die bewährten Roto-<br />

Clamp-Klemmelemente von Hema. Sie eignen sich ideal für<br />

rotatorische Positionsklemmungen in Achsen, Tischen und<br />

Schwenkköpfen von Werkzeugmaschinen. Da das Klemmsystem<br />

nach dem Fail-safe-Prinzip arbeitet, klemmt es Achsen auch bei<br />

einem Energieausfall schnell und mit großer Kraft. RotoClamp<br />

zeichnet sich durch hohe Klemmmomente bei relativ niedrigen<br />

Betriebsdrücken aus. Möglich wird dies durch das pneumatische<br />

Funktionsprinzip des Klemmsystems, das auf einem verspannten<br />

Federspeicher beruht. Für das RotoGuard-Projekt stellen das<br />

Funktionsprinzip und die kompakte Bauform der Klemmsysteme<br />

sowie der meist sehr anspruchsvolle Einbau in den hochpräzisen<br />

Funktionsbaugruppen moderner Werkzeugmaschinen eine Herausforderung<br />

dar.<br />

DATEN BEOBACHTEN, AUSFÄLLE VERMEIDEN<br />

Die wesentlichen Aufgaben von Klemmsystemen in Werkzeugmaschinen<br />

erstrecken sich meist auf zwei für Funktion und Betrieb<br />

der Maschinen bedeutsame Aspekte. Zum einen leisten Klemmsysteme<br />

häufig wesentliche Anteile zur erreichbaren Bearbeitungspräzision,<br />

denn angefahrene Bearbeitungspositionen müssen<br />

auch bei hohen dynamischen Bearbeitungskräften sehr genau<br />

erhalten bleiben. Zum anderen stellen Klemmsysteme in Bearbeitungsmaschinen<br />

meist ein unentbehrliches Element der funktionalen<br />

Sicherheit dar. Fehler und Ausfälle dieser Komponenten<br />

haben also mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Folgen. Die<br />

intensiven Kontrollen der Klemmsysteme im Rahmen von Qualitätssicherung<br />

und Wartung können aber immer nur den Zustand<br />

während des konkreten Prüfzeitpunktes abbilden. Untersuchungen<br />

haben gezeigt, dass ein Großteil der möglichen Fehlerbilder<br />

nicht plötzlich auftritt, sondern sich durch Veränderung messbarer<br />

Systemgrößen über einen längeren Zeitraum ankündigt. Das<br />

Projekt RotoGuard setzt genau an dieser Stelle an.<br />

Die Funktion und die Wechselwirkungen des Sicherheitsklemmsystems<br />

sollen zukünftig durch eine integrierte intelligente<br />

Sensoreinheit überwacht werden. In Echtzeit gewonnene<br />

Messwerte und daraus abgeleitete Statusinformationen und<br />

Handlungsempfehlungen stehen dem Nutzer jederzeit zur Verfügung.<br />

Der erhebliche Mehrwert eines solchen Systems zur Zustandsüberwachung<br />

(Condition Monitoring) beschränkt sich dabei<br />

keinesfalls allein auf die Vermeidung von Havariefällen. Es<br />

erschließt auch Möglichkeiten, das umfangreiche Wissen über<br />

das Funktionsverhalten der Klemmsysteme an den Kunden weiterzugeben.<br />

So könnten in der Datenverarbeitung implementierte<br />

Algorithmen die Optimierung des dynamischen Zustellverhaltens<br />

oder die effektivere Nutzung der pneumatischen Klemmkrafterhöhung<br />

(Boost-Funktion) ermöglichen.<br />

SENSORIK FÜR KLEMMSYSTEME ERFORDERT<br />

ERHEBLICHE MINIATURISIERUNG<br />

Auf dieses Gebiet hat sich die Core Sensing GmbH aus Darmstadt<br />

spezialisiert und entwickelt miniaturisierte Sensoreinheiten für<br />

die Integration in mechanische Komponenten. Die Sensoren sollen<br />

diese und die nachgelagerten Prozesse überwachen und Fehler<br />

frühzeitig erkennen. Dazu wird die benötigte Messkette inkl.<br />

Datenauswertung und -interpretation integriert und ins robuste<br />

Bauteilinnere gebracht. Die Projektpartner wollen den Verbau<br />

der elektronischen Komponenten nebst Sensorik im Klemmsystem<br />

weitgehend ohne Änderung der äußeren Bauteilkontur ermöglichen,<br />

so dass ein Serieneinsatz ohne Änderungen der<br />

Maschinenkonstruktionen möglich wird.<br />

Die bestehenden Lösungen sind jedoch bislang nur für rotierende<br />

mechanische Bauteile wie Antriebswellen ausgelegt und<br />

müssen für Klemmsysteme erheblich angepasst und deutlich<br />

miniaturisiert werden. Zudem erweitert sich die Zahl der zu betrachtenden<br />

physikalischen Messgrößen. Auch die gewonnenen<br />

Rohdaten bereits in der Komponente zu verarbeiten und zu interpretieren,<br />

stellt eine technologische Herausforderung dar. Als<br />

wichtige Voraussetzung für eine spätere Umsetzung im industriellen<br />

Maßstab soll zudem in der finalen RotoGuard-Version bewusst<br />

auf Messverfahren verzichtet werden, die später eine aufwändige<br />

Implementierung und Kalibrierung erfordern. Als<br />

Schnittstellen sind sowohl ein Gateway für die direkte Verbindung<br />

zur Prozesssteuerung als auch eine Cloud-Anbindung für<br />

die zentrale Überwachung des Maschinenparks vorgesehen.<br />

ENTSCHEIDENDE MESSWERTE FÜR<br />

ZUSTANDSERFASSUNG IDENTIFIZIEREN<br />

Kern des gemeinsamen Projektes wird es sein, für die bislang rein<br />

mechanische Komponente der Sicherheitsklemmsysteme eine<br />

ZUM PROJEKT<br />

Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 1197/21-198) wird im<br />

Rahmen der Innovationsförderung Hessen aus Mitteln der<br />

LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer<br />

Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben<br />

gefördert.<br />

44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

03<br />

DIE IDEE<br />

01 Die eingesetzten Sicherheitsklemmelemente eignen sich für rotatorische<br />

Positionsklemmungen in Achsen, Tischen und Schwenkköpfen von Werkzeugmaschinen<br />

und sind in zahlreichen Größen verfügbar<br />

02 Klemmsysteme im Verbau für Rund- und Schwenkachsen eines Bearbeitungszentrums<br />

03 Eine schematische Darstellung zeigt den Forschungsansatz der<br />

projektbezogenen Zusammenarbeit<br />

kompakte und weitgehend autarke Sensoreinheit zu entwickeln, um relevante Messgrößen<br />

zum Funktionsverhalten in Echtzeit aufnehmen und interpretieren zu können.<br />

Zudem muss eine sichere Übertragung der aufgenommenen Daten und die Energieversorgung<br />

der Sensoreinheit gewährleistet werden. Im Rahmen des Verbundprojektes<br />

werden dazu erstmals die primären Messgrößen wie Klemmmoment und -kraft unter<br />

Kompensation von Störgrößen hochgenau mit Messaufnehmern erfasst, digitalisiert<br />

und in Relation mit den aktuellen Zuständen des Klemmsystems gebracht.<br />

Im nächsten Schritt werden diese mit den sekundären Messgrößen Druck, Volumenstrom<br />

und Temperatur in Verbindung verglichen, um so deren Aussagekraft bzgl.<br />

des Systemverhaltens zu evaluieren. Ziel ist eine Reduktion der benötigten Messgrößen,<br />

um den Systemzustand mit ausreichender Präzision für die weitere Verarbeitung<br />

zu erfassen. Ein praxistaugliches Condition Monitoring benötigt darüber hinaus die<br />

automatisierte Verarbeitung und Interpretation der Messdaten zu konkreten, nutzerrelevanten<br />

Informationen und standardisierte Schnittstellen. So können Funktionsprobleme<br />

oder -einschränkungen künftig bereits in Frühphasen ihrer Entstehung festgestellt<br />

und Abhilfemaßnahmen geplant und eingeleitet werden.<br />

Fotos: Aufmacher: Hema Maschinen- und Apparateschutz, core sensing; 01-03: Hema Maschinen- und<br />

Apparateschutz<br />

www.hema-group.com/de<br />

„Digitalisierung und Künstliche<br />

Intelligenz bieten zahlreiche<br />

Ansätze für Predictive Maintenance-<br />

Konzepte in Werkzeugmaschinen.<br />

Die Spezialisten der Hema Group<br />

wollen mit dem Projekt RotoGuard<br />

diese Potenziale heben. Gemeinsam<br />

mit den Experten für industrielle<br />

Datenerfassung und -auswertung<br />

von Core Sensing aus Darmstadt<br />

und den Wissenschaftlern des<br />

Fachgebiets für Mess- und Sensortechnik<br />

der TU Darmstadt soll ein<br />

neuartiges integriertes Datenerfassungssystem<br />

für pneumatische<br />

Klemmsysteme entwickelt werden,<br />

das Betriebsdaten in Echtzeit erfasst,<br />

interpretiert und Nutzerempfehlungen<br />

oder Betriebswarnungen<br />

ausgibt.“<br />

Dr. Lukas Heidrich, Leiter Technik<br />

und Entwicklung, Hema Maschinenund<br />

Apparateschutz, Seligenstadt<br />

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Wiesenstraße 6 • 64347 Griesheim • +49 6155 797421-0 • info.vsm@moog.com<br />

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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 45


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

GANZHEITLICHES MASCHINENKONZEPT<br />

SMARTER ANTRIEB VEREINT<br />

HARD- UND SOFTWARE<br />

Mit der IHD-Antriebsreihe folgt Harmonic Drive SE dem Grundsatz der Mechatronik,<br />

alle notwendigen Antriebskomponenten in einem ganzheitlichen Design zu vereinen.<br />

Mit zahlreichen intelligenten und sensorischen Features kann das positionsgenaue<br />

Antriebssystem an seine jeweilige Aufgabe digital angepasst werden.<br />

Für die industrielle und mobile Antriebstechnik stellen sich<br />

laufend neue Anforderungen. Für ein nachhaltiges und<br />

vorausschauendes Maschinenkonzept müssen Antriebe<br />

digitale, intelligente und sensorische Features bieten, die<br />

wachsende technische Ansprüche auch langfristig stillen können.<br />

Vor drei Jahren hat die Harmonic Drive SE damit begonnen,<br />

Antriebssysteme für diese Aufgabe zu entwickeln. Dafür orientiert<br />

sich der Antriebsspezialist aus Limburg an der Lahn an den<br />

elementaren Grundsatz der mechatronischen Entwicklung: Alle<br />

notwendigen Antriebskomponenten müssen in einem einzigen<br />

Design vereint werden. Auf diese Weise kann ein kompaktes, optimal<br />

aufeinander abgestimmtes Antriebssystem die Grundlage<br />

für nachhaltige, intelligente Features bieten.<br />

Dipl.-Ing. Johannes Losch ist Mitarbeiter der Mechatronik-Entwicklung<br />

bei der Harmonic Drive SE in Limburg an der Lahn<br />

Das neue Smart-System IHD setzt sich entsprechend aus Präzisionswellgetriebe,<br />

segmentierter Motortechnologie, robuster und<br />

präziser Messtechnik für An- und Abtriebsseite sowie einer leistungsstarken<br />

Antriebselektronik zusammen. Hochintegriert und<br />

kompakt: Alle Komponenten der Antriebssysteme der IHD-Reihe<br />

sind tiefgreifend aufeinander abgestimmt und mit Hilfe von<br />

Firm- & Software so optimiert, dass eine schnelle und einfache<br />

Inbetriebnahme sichergestellt ist. Das absolute Genauigkeitsverhalten<br />

wie auch die Steifigkeitscharakteristik konnten im<br />

Rahmen der Produktentwicklung verbessert werden. Software<br />

und Regelungsstrukturen ermöglichen eine steife und präzise<br />

Ausregelung von Lasten.<br />

In Teilbereichen kann mit Direktantrieben konkurriert werden,<br />

wobei IHD-Antriebe kompakter und zusätzlich einfacher zu regeln<br />

sind. Bei Lastveränderungen im Betrieb zeichnet sich der<br />

IHD durch ein stabiles Regelverhalten aus. Dank des störsicheren<br />

EMV-Verhaltens und der robusten Bauweise ist das Produkt für<br />

den Betrieb in industrieller und mobiler Umgebung qualifiziert.<br />

Dies gilt auch für raue Umgebungen – Spritzwasser und kurzzeitiges<br />

Untertauchen schaden dem Produkt nicht.<br />

46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Multilift II Produktlinie<br />

Für jede Anwendung die<br />

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Schlitten<br />

▪ für Verstellbewegungen im<br />

Bereich von niedrigen<br />

Einbauhöhen<br />

▪ mit seitlichen Befestigungsnuten<br />

DEZENTRALE ANTRIEBSTECHNIK & SOFTWARELÖSUNGEN<br />

Die einfache Inbetriebnahme und Vernetzung der IHD-Antriebe ermöglicht es Herstellern,<br />

neue Maschinenkonzepte zu verwirklichen. Jedem Antrieb kann eine individuelle<br />

Adresse zugewiesen werden, sodass sich die Struktur in einem großen<br />

Maschinennetzwerk je nach Aufgabenstellung unkompliziert verändern als auch<br />

ergänzen lässt. Die kompakte Bauweise der IHD-Antriebe steht in den drei<br />

Baugrößen 17/20/25 und Getriebeuntersetzungen 50/<strong>10</strong>0/160 zur Verfügung. Mit<br />

Hilfe einer Versorgungsspannung im Bereich von 24/48 VDC wird die elektrische<br />

Betriebssicherheit darüber hinaus ohne zusätzliche Maßnahmen sichergestellt.<br />

Insbesondere die eigens auf Basis der Programmiersprache Python entwickelten<br />

und integrierten IHD-Softwarelösungen bieten einen direkten und raschen Einstieg.<br />

Mit ihnen können erste Programmabläufe realisiert werden – auch ohne übergeordnete<br />

Steuerung. Hierfür ist keine einzige Zeile Programmcode notwendig, sodass<br />

sich Bewegungsabläufe dank der entwickelten Windows-Anwendungen zur Ansteuerung<br />

des IHD-Antriebssystems anwenderfreundlich zeigen. Gleiches gilt für die<br />

Kinematik-Evaluation: Dank diverser Betriebsmodi sowie bereitgestellter Positioniertabellen<br />

können erste Erfahrungen mit der neu entwickelten Maschine oder<br />

Kinematik eingeholt werden – Software ersetzt aufwändige Steuerungsstrukturen.<br />

INTELLIGENZ IM ANTRIEB<br />

▪ Hub 500 mm<br />

(Sonderhübe auf Anfrage)<br />

Ausführung -telescope-<br />

▪ optimales Einbau-Hubverhältnis<br />

erfüllt Ergonomienorm<br />

für Arbeitstische<br />

(DIN EN 527-1:2011)<br />

Ausführung -impact-<br />

▪ Absorption extremer Aufprallkräfte<br />

(z.B. für dynamisch<br />

beanspruchte Arbeitstische)<br />

Ausführung -ESD-<br />

▪ elektrisch leitfähige Hubsäule<br />

Ausführung -safety-<br />

▪ mit Absturzsicherung für<br />

Überkopfanwendungen<br />

Ausführung -clean-<br />

▪ für den Einsatz in Reinräumen<br />

▪ Partikelemissionstest nach<br />

DIN EN ISO 14644-1 (Klasse 4)<br />

Die integrierte Sensorik und eine dezentrale Verarbeitung der Daten ermöglichen<br />

die Erkennung von Veränderungen bis hin zum Fehlverhalten einer Maschine oder<br />

eines Antriebsstrangs. Eine frühzeitige Erkennung erlaubt es, Ausfälle gezielt vorzubeugen.<br />

Um die vorausschauende Wartung, Predictive Maintenance, umzusetzen,<br />

kann der IHD die im Betrieb anfallenden Datenmengen bereits im Antriebssystem<br />

filtern und bewerten. Die daraus extrahierten Zustandsinformationen werden<br />

schließlich weitergeleitet, um den Kommunikationsfluss nicht zu überlasten. Zeitnawww.rk-rose-krieger.com


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

02<br />

01<br />

01 Die integrierte Sensorik und Softwarelösung ermöglichen eine hohe Anpassung an die Nutzerbedürfnisse<br />

02 Um die vorausschauende Wartung umzusetzen, kann der IHD die im Betrieb anfallenden Datenmengen bereits<br />

im Antriebssystem filtern und bewerten<br />

he zur Verfügung stehen dabei Kenngrößen wie Strom und Spannung,<br />

Lage und Vibration (intern wie extern), Temperatur des Motors<br />

und der Leistungselektronik sowie die Winkelpositionen von Anund<br />

Abtrieb.<br />

Ein integrierter, zusätzlicher Mikrocontroller ermöglicht es, die<br />

Genauigkeit noch weiter zu verbessern. Anspruchsvolle Positionieraufgaben<br />

können so unter Berücksichtigung verschiedener Lastzustände<br />

präzise ausgeführt werden. Die Optimierung der Genauigkeit<br />

bleibt dabei über die gesamte Produktlebenszeit konstant. Im Rahmen<br />

der Produkt-Qualifizierung konnte das Verfahren evaluiert und<br />

freigeben werden, sodass lastabhängige Veränderungen der Positioniergenauigkeit<br />

der Vergangenheit angehören.<br />

Die zusätzliche Sensorik und Software erfasst zudem die erzeugten<br />

Drehmomente am Abtrieb. Die Erkennung kann unter anderem zur<br />

Kollisionsdetektion verhelfen. Das Erkennen von Hindernissen und<br />

äußeren Störeinflüssen ist darüber hinaus eine Grundvoraussetzung<br />

für das eigenständige Reagieren eines Antriebssystems. In vielen<br />

Anwendungen können sich die Zielpositionen aufgrund von Prozesstoleranzen<br />

ändern, sodass eine Erkennung mittels Drehmomenterfassung<br />

große Vorteile bietet. Positionieraufgaben und Regelung<br />

können dadurch präziser und einfacher gestaltet werden.<br />

FLEXIBLE DATENERFASSUNG<br />

In einer Studie der Harmonic Drive SE wurden mit Blick auf Fokusthemen<br />

wie Condition Monitoring, Predictive Maintenance und<br />

Digital Twin diverse Betriebsdaten in Echtzeit verarbeitet und in<br />

visualisierter Form für unterschiedliche Weboberflächen und Endgeräte<br />

dargestellt. Die individuelle Anpassung an die Nutzerbedürfnisse<br />

sind dabei ein großer Vorteil gewesen. Aufgrund der Möglichkeit,<br />

die bereitgestellten Daten mit anderweitige Datenbanken zu<br />

verknüpfen, ist eine Datenübertragung auf ortsunabhängige, industrielle<br />

Cloud-Systeme künftig gegeben. Eine automatisierte Überwachungsroutine<br />

könnte unvorhergesehenen Ausfällen dementsprechend<br />

entgegenwirken.<br />

Fotos: Harmonic Drive SE<br />

www.harmonicdrive.de<br />

DIE IDEE<br />

„Das IHD-Antriebssystem verfügt<br />

über zwei leistungsstarke Mikrocontroller.<br />

Für die Antriebsregelung<br />

wird ein ‚Motion Core‘ verwendet,<br />

während für Anwendungen und<br />

Kommunikation ein ‚Application‘<br />

Core“ zum Einsatz kommt. Der<br />

Motion Core ist hierbei für die<br />

Regelung des Antriebs zuständig<br />

und kommuniziert in Echtzeit mit<br />

dem Application Core, welcher für<br />

kundenspezifische Algorithmen<br />

verwendet werden kann und<br />

die erzeugten Betriebsdaten<br />

bereitstellt.“<br />

Dipl.-Ing. Johannes Losch, Mechatronik-<br />

Entwicklung, Harmonic Drive SE<br />

48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

ZERTIFIZIERUNGSPROGRAMM FÜR SMARTE<br />

KOMPONENTEN<br />

Gemeinsam mit Arteson<br />

hat die Biss Association ein<br />

System zur Zertifizierung<br />

von Produkten, die auf der<br />

Open-Source-Schnittstelle<br />

von IC-Haus basieren,<br />

entwickelt. Dieses wird<br />

durch den Partner als<br />

Dienstleistung angeboten.<br />

Dazu der Vorstandsvorsitzende und IC-Haus-Gründer Dr.<br />

Heiner Flocke: „Zur Etablierung als Industrie-Standard tritt<br />

jetzt neben die bereits erreichte weltweite Verbreitung auch<br />

die technische Prüfung und offizielle Bestätigung zur<br />

Biss-Konformität. Auch IC-Haus Smart Sensors werden zum<br />

Einsatz in Positions-Encodern geprüft und als Biss certified<br />

ausgezeichnet.“ Nun werden die Prüfungen auf die Biss<br />

Safety-Profildefinition und auf die Biss Line-Technologie<br />

erweitert. Marcel Reuter, Geschäftsführer der Biss Association<br />

und Dr. Marc Scherer, Arteson, verantworten die Umsetzung:<br />

„Unsere Test-Case-Definitionen sind die Basis für ein<br />

autonomes System, das sowohl Biss-Slaves als auch Master<br />

prüft und dokumentiert und per Ethernet in das lokale<br />

Netzwerk eingebunden wird.“<br />

www.ichaus.de<br />

INDUSTRIAL ETHERNET FÜR SCHRITTMOTOREN<br />

Die Schrittmotoren der<br />

AZ-Serie mit mechanischem<br />

Absolutwertsensor<br />

von Oriental Motor<br />

gehen auf die Anforderungen<br />

an eine Positionssteuerung<br />

ein. Jetzt<br />

wurde die Reihe durch<br />

Treiber mit Profinet<br />

ergänzt. Durch die<br />

flexible Anbindung wird<br />

die durchgängige Kommunikation zwischen IT- und Produktionsnetzwerken<br />

möglich. Die Closed-Loop-Schrittmotoren können<br />

auch in Anwendungen mit hochmodernen Kommunikationsumgebungen<br />

integriert werden. Die Anbindung an das Netzwerk<br />

erfolgt über Ethernetkabel. Die Treiber sind kompatibel zu den<br />

Feldbussystemen Profinet, EtherCAT oder EtherNet/IP. Über<br />

ethernetbasierte Feldbussysteme kann sowohl die Einstellung<br />

und Ausführung von Betriebsdaten sowie die Anpassung verschiedener<br />

Parameter erwirkt werden, als auch die Ausgabe von<br />

Alarminformationen und das Monitoring des Antriebs. Durch die<br />

Direktanbindung der Schrittmotoren mit netzwerkfähigem<br />

Treiber an die übergeordnete Steuerung ist nur ein Datenkabel<br />

erforderlich.<br />

www.orientalmotor.de<br />

ABSOLUT-DREHGEBER MIT BISS-C-SCHNITTSTELLE<br />

Die hochpräzisen magnetischen Absolut-Drehgeber der Ixarc-Serie von Posital gibt es jetzt auch mit<br />

Biss C-Interface. Anwender können sie zur Kommutierung und Positionsrückmeldung von bürstenlosen<br />

Gleichstrom-Motoren einsetzen.<br />

Dank robustem Design, hoher Genauigkeit und ihrer Dynamik bis zu 12 000 U/min eignen sich die<br />

neuen Biss C-Typen der Ixarc-Serie von Posital auch für anspruchsvolle Motion Control-Applikationen<br />

und können hier herkömmliche Resolver ersetzen. Im Multiturn-Betrieb verlassen sich die Biss-C-Encoder<br />

auf eine Zählelektronik mit 32-Bit-Mikroprozessor, die für zwei Milliarden Umdrehungen<br />

ausgelegt ist. Der Rotationszähler wird mithilfe von Energy Harvesting per Wiegand-Effekt autark<br />

mit Power versorgt, sodass auch im stromlosen Zustand die Bewegungen der nachlaufenden Welle<br />

lückenlos erfasst werden können – ganz ohne Backup-Batterien oder aufwändige Getriebesysteme.<br />

www.posital.de<br />

MEIN UMRICHTER IST VON NORD!<br />

DER NEUE NORDAC PRO<br />

Integrierte Multi-Protokoll Ethernet-Schnittstelle<br />

Multi-Geber Interface für Mehrachs-Betrieb<br />

Spannungsfreies Parametrieren über USB-Schnittstelle<br />

23.11. – 25.11.<strong>2021</strong><br />

Halle: 3A<br />

Stand: 465<br />

GETRIEBE + MOTOR + UMRICHTER = DER ANTRIEB.<br />

Getriebebau NORD GmbH & Co. KG | Fon +49 4532 289-0 | info@nord.com | www.nord.com


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

DUNKERMOTOREN STARTET NEXOFOX<br />

NEUE IIOT-MARKE<br />

FÜR UMFASSENDE SERVICES<br />

Uwe Lorenz,<br />

Geschäftsführer<br />

Dunkermotoren<br />

Markus Weishaar,<br />

Leiter IIoT & Services<br />

bei Dunkermotoren<br />

Schon lange beschäftigt sich Dunkermotoren mit intelligenten Antriebslösungen.<br />

Nun bündelt das Bonndorfer Unternehmen seine System- und Softwarekompetenz<br />

unter einer eigenen Marke. <strong>antriebstechnik</strong> sprach mit Geschäftsführer<br />

Uwe Lorenz und Markus Weishaar, Leiter IIoT & Services bei Dunkermotoren.<br />

Herr Lorenz, Dunkermotoren hat am 11. Oktober <strong>2021</strong> auf<br />

einem speziellen Event seine neue Marke nexofox vorgestellt.<br />

Was bedeutet das für Dunkermotoren?<br />

Uwe Lorenz: Der Launch von nexofox bedeutet für uns den<br />

Wandel vom Produkt- zum Systemanbieter und auch zum Softwareanbieter<br />

aktiv voranzutreiben. Nexofox erweitert unser<br />

Portfolio der smarten Motoren um digitale Services und Programmierungen<br />

unserer Antriebe mit MotionCode. Somit können<br />

wir unseren Kunden Lösungen von der Feldebene bis in die<br />

Cloud inklusive der zugehörigen Beratung anbieten.<br />

Bedeutet das, dass Dunkermotoren nun mehr zum Dienstleister<br />

als zum Antriebshersteller wird?<br />

Uwe Lorenz: Definitiv, wir möchten für unsere Kunden ein noch<br />

stärkerer Partner sein, der Ihnen von der ersten Idee bis zur<br />

fertigen Umsetzung kompetent zur Seite steht. Und vor allem<br />

nicht nur bezogen auf den reinen Motor, sondern auch darüber<br />

hinaus, sprich also auch bei Steuerungs- und IIoT-Lösungen.<br />

Hierbei handelt es sich aus unserer Sicht auch um einen generellen<br />

Wandel, der unser bisheriges Geschäftsmodell des Produktgeschäftes<br />

um das der Dienstleistungen ergänzt. Gerade im<br />

privaten Umfeld und auch in einzelnen anderen Branchen wie<br />

etwa Warehouses sind entsprechende Veränderungen und der<br />

zugehörige Marktbedarf schon klar erkennbar.<br />

Markus Weishaar: Ich kann das nur bestätigen, gerade wenn<br />

man die Themen rund um das IIoT wie Condition Monitoring<br />

und Predictive Maintenance genau betrachtet, kommt man automatisch<br />

zu dem Schluss, dass es sich hierbei um digitale<br />

Dienstleistungen handelt, die unsere Kunden beim Betrieb der<br />

Motoren unterstützen. Denkt man die Themen dann über die<br />

nächsten Jahre konsequent weiter, kommt man auch zwangsläufig<br />

zu Business Modellen wie Motor as a Service oder auch Pay<br />

per Use, welche <strong>10</strong>0%ige Dienstleistungsangebote sind.<br />

Wie hat Dunkermotoren die Tochterfirma EGS Automation und<br />

Ihre Schwesterfirma MAE in die Entwicklungen rund um<br />

nexofox einbezogen?<br />

50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Markus Weishaar: Die Themen rund um das IIoT werden hier selbstverständlich<br />

für alle Schwester-/Tochterunternehmen genauso mitgedacht<br />

und Angeboten wie für Dunkermotoren selbst. Blickt man hier zum Beispiel<br />

auf EGS sind die Herausforderungen, die gemeistert werden, ziemlich gut<br />

vergleichbar, nur das eben nicht der Motor, sondern die Automatisierungsanlage<br />

und der Roboter im Mittelpunkt stehen.<br />

Nexofox – Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Namen?<br />

Uwe Lorenz: In einem gemeinsamen Brainstorming, was wir uns zukünftig<br />

unter der Marke vorstellen, waren die Begriffe „nächste Generation“, also<br />

„next“ und „Intelligenz“ ganz entscheidend. Und welches Tier verkörpert<br />

Intelligenz besser als ein Fuchs? So entstand der Begriff nexofox. Entscheidend<br />

war natürlich, dass nexofox dem Team von Anfang an im Gedächtnis<br />

geblieben ist, im Gegensatz zu anderen in der näheren Auswahl stehenden<br />

Möglichkeiten.<br />

Welche Vorteile können Kunden von nexofox konkret erwarten?<br />

Markus Weishaar: Durchgängige Lösungen von der Feldebene bis zur<br />

Cloud. Damit verbunden auch auf kompetente Beratung rund um den Einsatz,<br />

die Programmierung unserer Motoren und auch rund um das Thema<br />

IIoT und Digitalisierung. Natürlich bilden innovative IIoT-Services, die unsere<br />

Kunden bei Ihren eigenen Anwendungen intelligent unterstützen die<br />

DNA von nexofox.<br />

Bilder: Dunkermotoren<br />

www.dunkermotoren.de<br />

Nexofox bietet ein breites Spektrum von Datenverarbeitungs -<br />

möglichkeiten sowohl lokal als auch in der Cloud<br />

NEXOFOX: SOFTWARELÖSUNG<br />

UND DIENSTLEISTUNG<br />

Dunkermotoren stellte schon früh Softwarelösungen<br />

wie die im Motor integrierte<br />

Steuerungsfunktionalität oder auch Condition<br />

Monitoring zur Verfügung. Um die sich<br />

bietenden Möglichkeiten voll auszuschöpfen<br />

und für seine Kunden ein ganzheitliches<br />

Lösungsangebot zu schaffen bündelt Dunkermotoren<br />

sein Knowhow nun unter der neuen<br />

Marke nexofox. Ganzheitlich heißt im Falle<br />

nexofox zum einen von der ersten Beratung<br />

und gemeinsamen Konzeptentwicklung bis<br />

hin zur partnerschaftlichen Projektrealisierung.<br />

Zum anderen bedeutet ganzheitlich<br />

auch von der Feldebene bis in die Cloud aus<br />

einer Hand.<br />

nexofox ermöglicht die freie MotionCode-<br />

Programmierung der BG Baureihe von<br />

Dunkermotoren, um SPS-Logik direkt auf den<br />

Motor abzubilden. Die nötigen Sensoren<br />

werden dann direkt über die digitalen und<br />

analogen IOs der Motoren angebunden. Der<br />

Motor kann über die integrierten CANopen<br />

oder Industrial Ethernet Schnittstellen die<br />

Positionsbefehle vom Navigationsleitsystem<br />

empfangen und über die integrierte Safe<br />

Torque Off Schnittstelle von der Safety<br />

angesprochen werden. Auch die gesamte<br />

Einbindung der smarten BG Baureihe von<br />

Dunkermotoren sowie von EGS Automatisierungssystemen<br />

in das IIoT und die Entwicklung<br />

und Bereitstellung von digitalen<br />

Services fällt in das Lösungsangebot von<br />

nexofox. Dadurch sieht sich Dunkermotoren<br />

zukünftig noch stärker als Dienstleister. Als<br />

Dienstleistung werden die vom intelligenten<br />

Motor oder Automatisierungssystem<br />

gelieferten Daten analysiert und via PlugIn<br />

Apps oder Web Services direkt in die Applikation<br />

der Kunden transferiert. Dadurch<br />

müssen sich Anwender keine Gedanken mehr<br />

über die Interpretation der Gerätedaten<br />

machen und können sich voll und ganz auf<br />

ihre Anwendung konzentrieren.


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

MECHATRONISCHE SUBSYSTEME<br />

EINFACH UND SCHNELL ZUM<br />

LINEARROBOTER<br />

Smart Mechatronix von Bosch Rexroth will mechatronische Systeme schnell und<br />

flexibel einsetzbar machen. Die Subsysteme kombinieren Lineartechnik-<br />

Komponenten mit Elektronik und Software. Der Einsatz der Lösungsplattformen<br />

reduziert Engineering- und Inbetriebnahmezeiten um bis zu 90 Prozent,<br />

gibt das Unternehmen an.<br />

Dr. Simon Hertenberger ist Leiter des Produktbereichs Mechatronik im<br />

Geschäftsbereich Linear Motion Technology bei der Bosch Rexroth AG in Ulm<br />

52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


Mechatronische Systeme sind ein fester Bestandteil moderner Fertigungslandschaften.<br />

Ihre Flexibilität macht sie zu einem wichtigen<br />

Baustein für zukunftsfähige Maschinen. Hier setzt Bosch Rexroth<br />

mit seiner smarten mechatronischen Lösungsplattform Smart Mechatronix<br />

an und eröffnet Anwendern neue Möglichkeiten für die Fabrik der Zukunft.<br />

Die smarten Systeme, bestehend aus Mechanik, elektrischen Steuerungen,<br />

Software, Elektromotoren und Sensoren eignen sich für viele verschiedene<br />

Anwendungen und bieten diverse Vorteile: Mit modernen eTools kann das zur<br />

jeweiligen Anforderung passende Produkt ausgewählt und konfiguriert werden.<br />

Anschließend stehen CAD-Daten für verschiedene 2D- und 3D-Systeme zur<br />

Verfügung und können online bestellt werden. All das funktioniert mit nur wenigen<br />

Mausklicks, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr.<br />

Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Produktion spielen bei Bosch Rexroth<br />

eine wichtige Rolle. Daher sind Smart Mechatronix Lösungen modular,<br />

skalierbar und nachrüstbar. Das ermöglicht auch langfristig einen flexiblen Einsatz<br />

der mechanischen Komponenten. Zudem können Produktionsabläufe bzw.<br />

Maschinen jederzeit schnell an neue Nutzer- und Marktbedürfnisse angepasst<br />

werden – auch bei kleinen Losgrößen. Die Langlebigkeit der Komponenten sowie<br />

die hohe Gesamtanlageneffizienz (OEE) sparen zudem Ressourcen.<br />

intelligent HARMONIC DRIVE<br />

PRODUKTION OHNE PROGRAMMIERAUFWAND<br />

Die neuen Smart Function Kits bieten eine schnelle und intuitive Inbetriebnahme<br />

und Konfiguration für unterschiedliche Prozesse, wie Fügen, Pressen oder<br />

Handling. Sie funktionieren nach dem Plug-and-produce-Prinzip, indem sie<br />

vorausgewählte mechanische und elektronische Komponenten mit Software<br />

kombinieren. Ihre einfache Einbindung in übergeordnete Systeme machen<br />

Mechatronik-Linien jederzeit erweiterbar und voll IoT-fähig.<br />

LinSelect ermöglicht eine einfache Produktauswahl bei den Smart Function<br />

Kits. Die Online-Konfiguration sowie die komplette Lieferung in einem Paket<br />

erleichtern die Beschaffung. Das vorinstallierte Softwarepaket verfügt über einen<br />

Wizard, der intuitiv durch die Inbetriebnahme führt. Zudem ermöglicht<br />

die visuelle Bediensoftware eine grafische Prozesskonfiguration via Drag-anddrop,<br />

ohne jegliche Programmierkenntnisse. Das sorgt für einen schnellen<br />

01 Mit dem Smart Function Kit<br />

for Handling steht eine<br />

Mehrachssystemlösung zur<br />

Verfügung, die durch ein Web<br />

HMI bedient werden kann<br />

Smart<br />

System.<br />

Steif wie ein Direktantrieb.<br />

Kompakt wie ein Getriebemotor.<br />

Intelligent wie nie zuvor.<br />

www.harmonicdrive.de


SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />

Alle sechs Freiheitsgrade sind unabhängig voneinander beweglich.<br />

Dadurch kann sich das Werkzeug bzw. das gegriffene<br />

Werkstück optimal an den Kontaktflächen ausrichten. Mit dem<br />

Smart Flex Effector lässt sich die Lageabweichung des Werkzeugs<br />

bzw. Werkstücks dank hochauflösender Positionssensoren<br />

erfassen und in aktive Korrekturbewegungen des Manipulators<br />

übersetzen. Die intelligente Sensorik gibt detailliertes<br />

Prozessfeedback und ermöglicht so im Zusammenspiel mit der<br />

Ausgleichskinematik eine Nachjustierung in Echtzeit. Die<br />

Messwerte des Smart Flex Effectors geben Auskunft über die<br />

Prozessqualität und können zur Qualitätsüberwachung und<br />

-protokollierung genutzt werden.<br />

Fotos: Bosch Rexroth AG<br />

02 Ein sensorgestütztes Ausgleichsmodul mit unabhängiger<br />

Kinematik in sechs Freiheitsgraden erhöht die Präzision in der Robotik<br />

sowie bei Handlings- und Fügeprozessen<br />

www.boschrexroth.de/smart-mechatronix<br />

DIE IDEE<br />

Produktionsstart. Die Software stellt zudem Prozess- und Statusinformationen<br />

dar.<br />

Die erste Mechatronik-Lösung, das Smart Function Kit für<br />

Press- und Fügeanwendungen, hat Bosch Rexroth bereits vor<br />

zwei Jahren vorgestellt: Es besteht aus elektromechanischem<br />

Zylinder, Kraftsensor, Motor, Regler und Steuerung sowie einem<br />

vorinstallierten Softwarepaket. Im laufenden Prozess kann das<br />

Smart Function Kit über offene Schnittstellen vernetzt und ganz<br />

bequem per Tablet überwacht werden. Dies ermöglicht maximale<br />

Transparenz, reduziert Stillstandszeiten und erhöht die<br />

Produktivität der Maschinen. Ob Montage, Fügen, Umformen,<br />

Prüfen oder Testen, das Smart Function Kit für Press- und Fügeanwendungen<br />

eignet sich für viele standardisierte Anwendungen<br />

mit Kräften von 2 bis 30 kN.<br />

Eine weitere Lösung ist das neue Smart Function Kit für Handlingsaufgaben.<br />

Es basiert auf einem kartesischen Mehrachs-System,<br />

das Bauteile bzw. Werkstücke in einem definierten Raum<br />

zuverlässig und präzise bewegt. Rexroth Lineartechnik-Komponenten<br />

können auch hier mit Steuerungstechnik und Software<br />

zu einer abgestimmten Systemlösung aus einer Hand verknüpft<br />

werdenn. Die Bedienung funktioniert intuitiv via HMI (Human<br />

Machine Interface). Derzeit in der Entwicklung befindet sich<br />

außerdem eine dritte Lösung, das Smart Function Kit Dispensing<br />

für Dosieraufgaben.<br />

SENSORGESTÜTZTES AUSGLEICHSMODEL FÜR<br />

DIE PRÄZISE ROBOTIK<br />

Ebenfalls in der Entwicklung ist ein sensorgestütztes Ausgleichsmodul<br />

mit unabhängiger Kinematik in sechs Freiheitsgraden:<br />

der Smart Flex Effector. Ausgestattet mit aktiver Messfunktion,<br />

kann der Smart Flex Effector vielfältig eingesetzt werden, bspw.<br />

bei Handlings- oder Fügeprozessen mit engen Toleranzen in der<br />

Automatisierungstechnik oder Robotik, zum Beispiel zum Fügen<br />

von Kleintoleranzen, zur Qualitätsdokumentation und Tool-Center-Point-Erfassung<br />

oder für die automatisierte Kompensation<br />

von Positionsdrifts in den rotatorischen Achsen sowie in X-, Y-<br />

und Z-Richtung.<br />

„Wer sich über eine Vielzahl an<br />

Insellösungen auf den Weg in<br />

Richtung Fabrik der Zukunft begibt,<br />

macht es sich unnötig schwer.<br />

Montagelinien mit typischen<br />

Mechatronik-Anwendungen für<br />

Pressen, Fügen oder Handhabungsund<br />

Positionieraufgaben lassen sich<br />

durch ein smartes mechatronisches<br />

System ohne Programmieraufwand<br />

fit für Industrie-4.0-Umgebungen<br />

machen. Die sukzessive Erweiterung<br />

softwaregestützter mechatronischer<br />

Ökosysteme auf immer mehr<br />

Anwendungsfälle in der Produktion<br />

spart signifikant Ressourcen im<br />

Engineering und verhilft der<br />

Fertigung zu mehr Flexibilität.“<br />

Dr. Simon Hertenberger, Leiter<br />

Produktbereich Mechatronik im<br />

Geschäftsbereich Linear Motion<br />

Technology, Bosch Rexroth AG<br />

54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


MARKTPLATZ<br />

NAHTLOSE IOT-ANBINDUNG VON<br />

BROWNFIELD-ANLAGEN<br />

Das SmartSL-IoT-Edge-Gateway von EFCO kombiniert<br />

IoT-Gateway und Edge Computing in einem Gerät im<br />

Smartphone-Format, das für eine moderne und schnelle<br />

Inbetriebnahme ausgelegt ist. Die zahlreichen Schnittstellen<br />

machen die dauerbetriebsfeste Lösung flexibel<br />

einsetzbar. Der Fernzugriff über TeamViewer IoT ist<br />

schon vorbereitet. Verlässliche und abgeschriebene, also<br />

wirtschaftlich hoch attraktive, Anlagen haben weder<br />

Ethernet noch Windows <strong>10</strong>. Die Realität im Brownfield<br />

ist ein Sammelsurium von Betriebssystemen und<br />

Schnittstellen. Die lüfterlosen IoT-Edge-Gateways haben<br />

viele Schnittstellen wie RS-232 oder RS-485. Zudem<br />

lassen sich über die 16 galvanisch getrennten, programmierbaren<br />

digitalen IOs weitere Schnittstellen emulieren<br />

oder Signale direkt an Sensoren oder anderer<br />

Hardware abgreifen. Die Rechenleistung erlaubt es, die<br />

Signale zu filtern, auszuwerten, weiterzuverarbeiten<br />

oder mit weiteren Sensordaten zu verknüpfen.<br />

www.efcotec.de<br />

CLEVER ARRANGIERTES<br />

INKREMENTALENCODER-KONZEPT<br />

Sensitec stellt das Sensormodul<br />

EMI7913 für Linear- und<br />

Tubular-Motoren vor. Besonderheit<br />

im Vergleich zu<br />

gängigen externen Wegmess-<br />

Systemen ist das Multi-Fix-<br />

Pitch-Konzept: Anstatt eines<br />

einzelnen Sensorelementes<br />

wird ein Array aus mehreren<br />

AMR-Sensoren in einem vorab<br />

über Simulation hergeleiteten<br />

Abstand auf einer Leiterplatte<br />

positioniert. Zum Einsatz<br />

kommen auf die Anwendung<br />

angepasste Längensensoren<br />

mit Fix-Pitch-Design. D. h., die<br />

MR-Streifen der Sensoren sind geometrisch auf die Pol-Länge des<br />

magnetischen Maßstabs abgestimmt. Die Module werden im<br />

beweglichen Primärteil des Motors nah an den Drehstromwicklungen<br />

integriert, sodass keine zusätzliche Maßstabskomponente<br />

erforderlich ist. Die Anordnung der Sensoren erzeugt eine gute und<br />

stabile Signalqualität, die Wiederholgenauigkeit liegt bei < 5 µm.<br />

Interessant ist das zeit- und kostensparende Multi-Fix-Pitch-Prinzip<br />

bei Messaufgaben in Handling-Systemen mit mittleren Genauigkeitsanforderungen.<br />

www.sensitec.com<br />

MESSWERTE ALS INFORMATIONEN IN ECHTZEIT<br />

Mit dem Modul Real Time Maintenance (RTM) in der Digitalisierungsplattform<br />

Moneo von IFM lässt sich der Aufwand für die Wartung und<br />

Instandhaltung von Produktionsanlagen reduzieren. Um Wartungsund<br />

Instandhaltungsaufgaben zum genau passenden Zeitpunkt<br />

ausführen zu können, müssen die Messwerte, die in der Anlage durch<br />

Sensoren erfasst werden, in Informationen umgewandelt werden und<br />

in Echtzeit zur Verfügung stehen. Für diese Aufgabe ist das RTM-Modul<br />

konzipiert. Der Anwender kann individuelle Dashboards konfigurieren,<br />

die als Abbild der Anlage alle wichtigen Informationen zur Verfügung<br />

stellen. Als Hintergrund kann ein Anlagenbild verwendet werden, um<br />

die Position der Sensoren zu visualisieren. Der Anwender kann einfach<br />

Warnschwellen und Grenzwerte festlegen. Die Darstellung ist farbig codiert und zeigt so auf einen Blick, wo ein Grenzwert<br />

überschritten wird. Mit dem Anlegen von Regeln können Benachrichtigungen, Warnungen oder Alarme ausgelöst werden.<br />

www.ifm.com


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

STEIGERUNG DER DYNAMIK DURCH<br />

SLIDING-MODE-REGELUNG<br />

Mit dem Ziel der Genauigkeitssteigerung von Antrieben – besonders<br />

bei hochdynamischen Bewegungen – wird ein vielversprechendes,<br />

einfach zu parametrierendes Regelungskonzept vorgestellt.<br />

Aufbauend auf der klassischen Kaskadenregelung wird ein Sliding-<br />

Mode-Regler als Lageregler verwendet. Ein Experiment am<br />

Kugelgewindetrieb zeigt das Potenzial der Methode mit simulierten<br />

Störkräften aus einem HSC-Prozess.<br />

56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

01 Aufbau der vorherrschenden Kaskadenregelung für Vorschubantriebe<br />

Durch steigende Anforderungen an die Dynamik und Genauigkeit<br />

von Vorschubantrieben wachsen auch die Anforderungen<br />

an die Regelung. Für Vorschubantriebe<br />

werden bis heute fast ausschließlich Kaskadenregelungen<br />

eingesetzt, siehe Bild 01. Dabei werden üblicherweise Strom<br />

und Drehzahl PI-geregelt und die Lage P-geregelt. Obwohl mittlerweile<br />

performantere Regelverfahren existieren, die die Kaskadenstruktur<br />

auflösen, gelingt der Schritt weg von der Kaskadenregelung<br />

aus folgenden Gründen nicht: Die Inbetriebnahme der<br />

Kaskadenregelung ist darüber sehr einfach, die einzelnen Regelkreise<br />

können nacheinander von innen nach außen eingestellt<br />

werden. Fortgeschrittenere Regelverfahren benötigen in der Regel<br />

ein tieferes systemtheoretisches Verständnis und erfordern<br />

häufig die Modellierung des Antriebssystems sowie die Kompensation<br />

von Reibung, oder Übersetzungsfehlern im Antrieb.<br />

Durch die tiefere Modellierung werden die Verfahren jedoch<br />

auch sensitiver gegenüber Änderungen im Betrieb, z. B. der Ausdehnung<br />

von Materialien infolge von Temperaturschwankungen,<br />

oder Verschleißeffekten.<br />

Das hier vorgestellte Regelverfahren behält die etablierte Kaskadenstruktur<br />

bei und tauscht lediglich den Lageregler gegen einen<br />

robusten Sliding-Mode-Regler aus. Die Motivation hierfür<br />

findet sich im Aufbau der Kaskadenstruktur: Für den Drehzahlregler<br />

wird die Motorgeschwindigkeit verwendet, dynamische<br />

Fahrten regen aber Elastizitäten der Mechanik an, die zu Vibrationen<br />

im Antriebssystem führen. Ein einfacher P-Regler hat nicht<br />

genügend Freiheitsgrade um diese Vibrationen auszuregeln, ein<br />

Regler höherer Ordnung jedoch schon.<br />

Das Prinzip des eingesetzten Sliding-Mode-Lagereglers ist in<br />

Bild 02 dargestellt. Ausgehend vom Startzustand wird der Regler<br />

so parametriert, dass er in Phase 1 immer auf die blaue Schaltebene<br />

zwingt, in Phase 2 läuft das System dann entlang der<br />

Schaltebene in den Koordinatenursprung, wo der Regelfehler<br />

verschwindet. Für den Regler wird ein einfaches Modell des Antriebs<br />

verwendet, welches das Systemverhalten grob vorhersagt<br />

und beim Einstellen des Geschwindigkeitsreglers schon bekannt<br />

ist, sodass kein Mehraufwand durch die Ermittlung der Modellparameter<br />

entsteht. Der Sliding-Mode-Regler ist sehr robust gegenüber<br />

Modellfehlern und kommt mit den Vernachlässigungen<br />

durch das einfache Modell gut zurecht. Für die Zwangsbewegung<br />

auf die Schaltebene wird üblicherweise eine Art Zweipunktregler<br />

verwendet. Da dieser sich durch hartes Umschalten im Betrieb<br />

negativ auf die Lebensdauer des Antriebs und den Energieverbrauch<br />

auswirkt, wurde für den Einsatz als Lageregler ein weicheres<br />

Umschalten umgesetzt. In den neuen Lageregler werden<br />

nun nicht mehr nur die Tischposition, sondern auch die Tischgeschwindigkeit<br />

und die -beschleunigung zurückgeführt, deren<br />

02 Prinzip der verwendeten Sliding-Mode-Lageregelung. (1) Die<br />

Trajektorie (rot) wird auf die Schaltebene (blau) gedrückt. (2) Die<br />

Trajektorie wandert einem verschwindenden Fehler entgegen<br />

Sollgrößen in marktüblichen CNC bereits berechnet werden. Darüber<br />

kann auf Abweichungen und Störungen schneller reagiert<br />

werden. Der Problematik der üblicherweise schwierigeren Inbetriebnahme<br />

höherer Regelverfahren wird wie folgt begegnet:<br />

1. Durch Beibehalten der Kaskadenregelung können Strom- und<br />

Drehzahlregelkreis mit den etablierten Methoden nacheinander<br />

eingestellt werden.<br />

2. Das einfache Modell des Antriebssystems wird beim Einstellen<br />

des Drehzahlregelkreises ermittelt und kann für den Lageregler<br />

weiterverwendet werden.<br />

3. Die Einstellung des Sliding-Mode-Lagereglers konnte auf einen<br />

Einstellparameter K SMC reduziert werden. Damit wird ein<br />

Einstellaufwand vergleichbar zum P-Lageregler erreicht. Durch<br />

Einstellen eines höheren K SMC -Werts lässt sich eine bessere Regelqualität<br />

erreichen, gleichzeitig reagiert der Regler aber – wie<br />

der P-Lageregler auch – aggressiver auf Störungen und führt für<br />

zu große Einstellungen zu oszillierenden Bewegungen. Durch die<br />

FÖRDERUNG<br />

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) – Projektnummer: 438835664<br />

www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 57


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

03 Versuchsstand zur Validierung des Reglers<br />

04 Steigerung der Regelgüte<br />

Vereinfachung auf einen Einstellparameter ist ein Optimum<br />

bei der Reglerinbetriebnahme schnell gefunden.<br />

Zur Validierung wurde der Sliding-Mode-Lageregler implementiert<br />

und am Versuchsstand getestet (Bild 03). Beim<br />

Versuchsstand handelt es sich um einen Steinmeyer-Kugelgewindetrieb<br />

3526/40.40.6.3 mit einem Vorschubweg von<br />

751 mm und Spindeldurchmesser und -steigung von 40 mm,<br />

einen Tisch mit einer Masse von rund 400 kg, einen Siemens-<br />

Servomotor 1FT7085-7WF71-1ML1 mit 38 Nm Nenndrehmoment<br />

und ein direktes Lagemessystem mit 250 µm Auflösung<br />

von Heidenhain. Angesteuert wird der Versuchsstand<br />

aus einem Rapid-Prototyping-System von dSPACE. Zum Aufbringen<br />

von Störkräften ist ein zusätzlicher Lineardirektantrieb<br />

unter dem Tisch angebracht.<br />

Der vergleichende Kaskadenregler wurde nach dem Stand<br />

der Technik so optimiert, dass der Geschwindigkeitsregel-<br />

58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de


FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />

kreis bei ausreichender Dämpfung (D = 0.5) schnellstmöglich reagiert<br />

und die Lageregelung ein überschwingfreies Positionieren<br />

gewährleistet. Hieraus resultieren Regelverstärkungen des Lagereglers<br />

K v = 50 1/s sowie des Geschwindigkeitsreglers K p = 175 1/s<br />

und T n = 0.18 ms. Zusätzlich wird die Sollgeschwindigkeit vorgesteuert,<br />

um den Schleppfehler zu verringern.<br />

Auf Bild 04 ist der Regelfehler für eine simulierte High-Speed-<br />

Cutting-Fahrt (HSC) in niedrigfestem Stahl abgebildet. Der Tisch<br />

verfährt dabei recht dynamisch mit einer Geschwindigkeit von<br />

0.5 m/s und einer maximalen Beschleunigung von 8 m/s 2 . Die<br />

Fräskräfte werden aus einem Fräsmodell für HSC-Umfangfräsen<br />

mit einem Fräskopf mit vier Zähnen und 20 mm Durchmesser,<br />

einer Spindeldrehzahl von ~25 000 U/min einer Schnittbreite<br />

von 2 mm und Zustellung von 0.5 mm simuliert und über den Lineardirektantrieb<br />

als Störkräfte auf den Tisch eingebracht. Es<br />

zeigt sich, dass der Sliding-Mode-Lageregler sowohl in den dynamischen<br />

Beschleunigungs- und Bremsphasen zu Beginn und<br />

am Ende deutlich geringere Fehler aufweist, als auch die Positionsabweichung<br />

während dem Fräsen signifikant reduzieren<br />

kann, da durch Berücksichtigung von Geschwindigkeit und Beschleunigung<br />

im Regelgesetz früher auf Abweichungen reagiert<br />

werden kann.<br />

Insgesamt lässt sich mit dem vorgestellten Sliding-Mode-Lageregler<br />

die Regelperformance deutlich steigern – insbesondere bei<br />

hochdynamischen Fahrten werden die Vorteile deutlich. Durch<br />

das Beibehalten der Kaskadenregelung und die Vereinfachung<br />

auf einen Einstellparameter des Lagereglers bleibt der Inbetriebnahmeaufwand<br />

dabei vergleichbar.<br />

DIE AUTOREN<br />

M. Sc. Christoph Hinze<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Institut für Steuerungstechnik der<br />

Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen,<br />

Universität<br />

Stuttgart<br />

Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl<br />

Institutsleitung am Institut für<br />

Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen<br />

und Fertigungseinrichtungen,<br />

Universität Stuttgart<br />

IMPRESSUM<br />

erscheint <strong>2021</strong> im 60. Jahrgang,<br />

ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991<br />

REDAKTION<br />

Redakteure: Miles Meier (mm), Tel.: 06131/992-208,<br />

E-Mail: m.meier@vfmz.de<br />

(verantwortlich i.S.d. § 18 Abs. 2 MStV)<br />

Vanessa Weingärtner (wv), Tel.: 06131/992-352,<br />

E-Mail: v.weingaertner@vfmz.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />

Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />

Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />

E-Mail: redaktionsassistenz_vfv@vfmz.de,<br />

(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />

GESTALTUNG<br />

Anette Fröder, Sonja Daniel, Conny Grothe<br />

SALES<br />

Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />

E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />

Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />

E-Mail: a.zepig@vfmz.de<br />

Anzeigendisposition: Heike Rauschkolb,<br />

Tel.: 06131/992-241, E-Mail: h.rauschkolb@vfmz.de<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 58: gültig ab 1. Oktober <strong>2021</strong><br />

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