antriebstechnik 10/2021
antriebstechnik 10/2021
antriebstechnik 10/2021
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19174<br />
<strong>10</strong><br />
Oktober <strong>2021</strong><br />
€ 15,50<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
30 JAHRE<br />
LINEARTECHNIK<br />
Linearführungen und mechanische<br />
Antriebe von Rodriguez<br />
<strong>antriebstechnik</strong>.de
MULTIMEDIAL VERNETZT<br />
KUNDEN GEWINNEN!<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
FLUIDTECHNIK<br />
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Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />
Carmen Nawrath<br />
Head of Sales<br />
Telefon: 0049/6131/992-245<br />
c.nawrath@vfmz.de
EDITORIAL<br />
INNOVATION IST<br />
ALTERNATIVLOS<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
in Brasilien haben sich die <strong>10</strong>7 größten Unternehmen in<br />
einem öffentlichen Brief an den Präsidenten gewandt und<br />
mehr Klima- und Umweltschutz gefordert, und zwar aus<br />
unternehmerischen Erwägungen. Auch in Europa setzt sich<br />
diese Sicht immer öfter durch. So hat die Europäische Zentralbank<br />
kürzlich den Klimawandel als einen erheblichen Faktor<br />
für Kreditausfallwahrscheinlichkeiten definiert. Für die<br />
Regierungsbildung in Deutschland ist das ein gutes Signal,<br />
wirtschaftsfreundliche und klimafreundliche Parteien liegen<br />
gar nicht so weit auseinander wie man denkt.<br />
Die einen setzen für den Kampf gegen den Klimawandel auf<br />
gesetzliche Regulierungen, die anderen auf Erfindungen.<br />
Beides hat die Konstrukteure im Maschinenbau schon immer<br />
angetrieben. Innovationen kommen aus vielen technischen<br />
Bereichen und viele kommen auch aus Deutschland.<br />
Wir stellen im Special dieser Ausgabe einige Beispiele vor,<br />
es geht um smarte Antriebe in Produktion und Montage.<br />
Desweiteren finden sich Berichte über Seilbahnantriebe,<br />
Lineartechnik in der Weltraumforschung und<br />
Hohldrahtkühlung.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen,<br />
Ihr Miles Meier<br />
m.meier@vfmz.de
EDITORIAL<br />
03 Innovation ist alternativlos<br />
SOFTSTARTER<br />
06 VDMA Antriebstechnik mit neuem Vorstand<br />
07 Menschen, Märkte, Unternehmen<br />
MECHANISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
14<br />
SPECIAL<br />
Hema Maschinen- und Apparateschutz GmbH,<br />
Seligenstadt<br />
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LINEAERTECHNIK<br />
<strong>10</strong> TITEL Leistungsfähige Komponenten,<br />
Baugruppen & Systeme<br />
14 Astronomische Präzision<br />
16 Entspannt sitzen im High-Speed-Zug<br />
18 Präzise positionieren im Ultrahochvakuum<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
22 Optimale Vorspannung durch mehrlagige<br />
Passscheiben definieren<br />
ELEKTRISCHE ANTRIEBSTECHNIK<br />
UMRICHTERTECHNIK<br />
26 Der gemeinsame Weg zur optimalen Lösung<br />
28 Schweizer Generationenprojekt V-Bahn<br />
30 Solarpumpen im optimierten Betrieb halten<br />
32 Geräteklasse zwischen Motorstarter und<br />
Frequenzumrichter<br />
46<br />
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TITELBILD<br />
Rodriguez GmbH, Eschweiler<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
36 Kühlung als Schlüssel zum Erfolg<br />
38 Auf die passende Kohlebürste kommt es an<br />
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN<br />
PRODUKTION UND MONTAGE<br />
42 INNENTITEL Integrierte Sensorik für<br />
Sicherheits-Klemmelemente<br />
46 Smarter Antrieb vereint Hard- und Software<br />
50 Neue IIot-Marke für umfassende Services<br />
52 Einfach und schnell zum Linearroboter<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
56 Steigerung der Dynamik durch<br />
Sliding-Mode-Regelung<br />
| AT12-19G |<br />
: Schwebend,<br />
kontaktlos, intelligent!<br />
Freie 2D-Produktbewegung<br />
mit bis zu 6 Freiheitsgraden<br />
SERVICE<br />
59 Impressum<br />
Schwebende<br />
Planarmover<br />
5°<br />
Kippen<br />
um bis zu 5°<br />
kg<br />
360°<br />
Skalierbare<br />
Nutzlast<br />
360°<br />
Rotation<br />
Heben<br />
um bis zu 5 mm<br />
Dynamisch<br />
mit bis zu 2 m/s<br />
MEIN TIPP<br />
In einem Interview sprechen wir mit Uwe Lorenz,<br />
Geschäftsführer von Dunkermotoren und Markus<br />
Weishaar, Leiter IIoT & Services bei Dunkermotoren<br />
über die neue IIoT-Marke Nexofox. Das<br />
Unternehmen bietet unter Nexofox ein ganzheitliches<br />
Lösungsangebot rund um den Einsatz und<br />
die Vernetzung seiner smarten Motoren. Lesen<br />
Sie auf S. 50 ob der Antriebshersteller vom reinen<br />
Produktanbieter dadurch mehr zum Dienstleister<br />
wird, wie es zu dem Namen der Marke kam und<br />
welche Vorteile sich aus Nexofox für den<br />
Anwender ergeben.<br />
Vanessa Weingärtner,<br />
Redakteurin, v.weingaertner@vfmz.de<br />
XPlanar eröffnet neue Freiheitsgrade im Produkthandling:<br />
Frei schwebende Planarmover bewegen sich über individuell angeordneten<br />
Planarkacheln auf beliebig programmierbaren Fahrwegen.<br />
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Beliebiger Systemaufbau durch freie Anordnung der Planarkacheln<br />
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(TwinCAT, PLC IEC 61131, Motion, Measurement,<br />
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Einsatz erleben<br />
Halle 7, Stand 406
SOFTSTARTER<br />
VDMA ANTRIEBSTECHNIK WÄHLT NEUEN VORSTAND<br />
neues Rekordniveau an Mitgliedern (213) erreichen und die<br />
Branche wurde in allen wichtigen Transformationsthemen<br />
führend positioniert“, sagt Hartmut Rauen, Geschäftsführer<br />
des Fachverbandes Antriebstechnik im VDMA. (l.)<br />
„Mit den Topthemen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und<br />
dem weiten Themenfeld der Digitalisierung eröffnen sich<br />
Möglichkeiten für zukunftsträchtige Produkte und Technologien<br />
in immer neuen Anwendungsbereichen. Hier setzen wir<br />
uns für unsere Mitglieder ein und wollen unser Netzwerk und<br />
Dienstleistungsportfolio des Fachverbandes stetig erweitern“,<br />
äußerte sich Bernd Neugart.<br />
Die Mitgliedsfirmen des Fachverbandes Antriebstechnik haben<br />
anlässlich der turnusmäßigen Mitgliederversammlung<br />
im VDMA-Haus in Frankfurt einen neuen Vorstand gewählt,<br />
dem insgesamt 18 Personen angehören. In der anschließenden<br />
konstituierenden Sitzung des Vorstandes wurde Bernd<br />
Neugart (Bildmitte), Neugart GmbH, Kippenheim, zum neuen<br />
Vorsitzenden und Dr. Stefan Spindler (r.), Schaeffler Technologies<br />
AG & Co KG, Herzogenaurach, zum stellvertretenden Vorsitzenden<br />
gewählt.<br />
„Wir freuen uns darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit im<br />
Vorstand im Dienst der Antriebstechnik fortzusetzen und<br />
danken Wilhelm Rehm für seine erfolgreiche 7-jährige Zeit als<br />
Vorsitzender in diesem Ehrenamt. Dass er sich auch in Zukunft<br />
im Vorstand des Fachverbandes engagiert, schätzen wir<br />
sehr. In der Ära von Herrn Rehm konnte der Fachverband ein<br />
POSITIVE UMSATZENTWICKLUNG IN DER<br />
ANTRIEBSTECHNIK<br />
Mit Blick auf die Geschäftslage kann die Branche der Antriebstechnik<br />
eine positive Entwicklung verzeichnen. Im Zeitraum<br />
Januar bis Juli <strong>2021</strong> lagen die Auftragseingänge bei plus 40<br />
Prozent im Vergleich zum Vorjahr, für das Gesamtjahr wurde<br />
daher die Prognose auf 12 Prozent Umsatzwachstum erhöht.<br />
Für 2022 wird auf Grundlage der hohen Auftragsbestände<br />
derzeit mit einem Umsatzplus von 5 % gerechnet. Es besteht<br />
Hoffnung, die Niveaus von Vor-Corona Ende 2022 wieder zu<br />
erreichen.<br />
„Die Auftragslage ist erfreulich und sie zeigt, dass die Unternehmen<br />
mit ihrem Portfolio am Markt erfolgreich positioniert<br />
sind – Antriebstechnik läuft. Sorge bereiten die aktuellen<br />
Lieferengpässe und der Fachkräftemangel, beide Themen<br />
sind zentrale Herausforderungen der kommenden<br />
Monate“, äußert sich Bernd Neugart.<br />
www.vdma.org<br />
VORSTAND FACHVERBAND ANTRIEBSTECHNIK<br />
Insgesamt setzt sich der neue Vorstand des Fachverbandes Antriebstechnik, für die Amtsperiode <strong>2021</strong> bis 2025,<br />
aus 18 Persönlichkeiten zusammen:<br />
Andreas BAUMÜLLER, Baumüller Nürnberg GmbH, Nürnberg<br />
Thomas BERGER, Harmonic Drive SE, Limburg<br />
Hendrik DESCH, DESCH Antriebstechnik GmbH & Co. KG,<br />
Arnsberg<br />
Andreas EVERTZ, Flender GmbH, Bocholt<br />
Stefan GLADECK, SKF GmbH, Schweinfurt<br />
Christoph KRÜCKEN, Eich Rollenlager GmbH, Hattingen<br />
Bernd NEUGART, Neugart GmbH, Kippenheim<br />
Dr. Robert RANK, Stromag GmbH, Unna<br />
Wilhelm REHM, ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen<br />
Andreas RÖLLGEN, The Timken Company, Colmar<br />
Johann SODER, SEW-EURODRIVE GmbH & Co. KG, Bruchsal<br />
Dr. Stefan SPINDLER, Schaeffler Technologies AG & Co. KG,<br />
Herzogenaurach<br />
Bernhard TORLIENE, Eickhoff Antriebstechnik GmbH, Bochum<br />
Nicola WARNING, KTR Systems GmbH, Rheine<br />
Cornelius WEITZMANN, J.M. Voith SE & Co. KG, Heidenheim<br />
Christian WENDLER, Lenze SE, Aerzen<br />
Susanne WIEGAND, Renk GmbH, Augsburg<br />
Dr. Anna-Katharina WITTENSTEIN, Wittenstein SE, Igersheim
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de/xing<br />
PAOLO BUTTI NEUER CSO BEI GEFRAN<br />
Die Gefran -Gruppe<br />
ernannte Paolo Butti<br />
zum neuen Chief Sales<br />
Officer (CSO) sowie zum<br />
General Manager des<br />
Geschäftsbereich<br />
Sensorik. Der promovierte<br />
Elektrotechniker<br />
soll die Marktposition<br />
des Unternehmens<br />
weiter ausbauen und<br />
die strategischen Ziele<br />
der Gruppe neu festlegen.<br />
Paolo Butti bringt umfangreiche Erfahrung in<br />
den Bereichen Forschung und Entwicklung mit, die<br />
er in strategischen Positionen in der Automobil-Industrie<br />
und der Automatisierungstechnik-Branche<br />
sammelte. Bevor er zu Gefran wechselte, war Butti<br />
unter anderem für namhafte Unternehmen wie<br />
Rockwell Automation, Visteon und Magneto<br />
Marelli tätig.<br />
www.gefran.com<br />
MEHR KAPAZITÄTEN FÜR<br />
WINDENERGIE-KOMPONENTEN<br />
DICHTUNGSTECHNIK<br />
PREMIUM-QUALITÄT SEIT 1867<br />
Flender baut am Standort Tianjin in China die Produktion<br />
von Antriebssystemen für die Windenergie aus.<br />
Dort werden vollintegrierte Antriebsstränge und der<br />
mittelschnelle Winergy HybridDrive montiert.<br />
Das Gebäude für das Geschäft der Marke Winergy wird<br />
mehr als 16 000 m 2 groß sein. Erweitert werden dabei<br />
auch die Prüfstandskapazitäten für Back-to-back-Tests<br />
des gesamten Antriebsstrangs. Im November 2022 soll<br />
das Gebäude fertig sein. Ab dann sollen jährlich mehr<br />
als 1 000 Hybrid-Drive-Einheiten das Werk verlassen.<br />
Die Erweiterung ist Teil der Lokalisierungsplä ne des<br />
Unternehmens für den chinesischen Markt, die auch<br />
die Bereiche Technologie, Produktportfolio, Lieferketten<br />
und Recruiting umfassen. Der Standort Tianjin<br />
besteht seit 1996 und hat mehr als 2 000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. Flender produziert hier<br />
Getriebe und Generatoren für die Windindustrie im<br />
Leistungsbereich von 3 bis <strong>10</strong> MW und einer jährlichen<br />
Produktionskapazität von ü ber <strong>10</strong> GW.<br />
www.flender.com<br />
COG SETZT ZEICHEN:<br />
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O-Ring-Lager weltweit.<br />
Präzisions-O-Ringe in 45 000 Varianten abrufbereit.<br />
www.COG.de
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INTELLIGENTES ASSISTENZSYSTEM SOLL ANLAGEN EFFIZIENTER MACHEN<br />
Die DFG hat fünf neue Forschungsprojekte ausgewählt, die in den kommenden<br />
drei Jahren mit insgesamt 4,5 Mio. EUR gefördert werden. Eines davon ist<br />
das Projekt TwinGuide des Fraunhofer IFF, der TU Hamburg sowie des Anwendungspartners<br />
Pergande Gruppe. Die Forschungspartner wollen einen<br />
digitalen Zwilling entwickeln, der Zustände von Prozessanlagen zuverlässig<br />
vorhersagt. Ziel ist ein effizienterer Betrieb von Anlagen und ein frühzeitiges<br />
verhindern von Schäden an Maschinen und Komponenten.<br />
Das Projekt TwinGuide (Entwicklung eines intelligenten Digitalen Zwillings<br />
zur Vorhersage und Regelung der Prozessbedingungen der Wirbelschicht-<br />
Sprühgranulation mittels instationärer Fließbildsimulation) wird an einer<br />
Wirbelschichtanlage für Sprühgranulation beispielhaft erprobt. Mit Hilfe des<br />
Digitalen Zwillings soll der aktuelle Zustand der betrachteten physikalischen<br />
Anlage künftig nicht nur dargestellt, sondern auch ihr zukünftiges Verhalten<br />
vorhergesagt werden und die Anlage auch zuverlässig steuerbar sein. Neben<br />
dem eigentlichen Digitalen Zwilling wird außerdem eine Kommunikationsschnittstelle<br />
entwickelt werden, die eine Interaktion zwischen den Simulationsergebnissen<br />
und dem digitalen Prozessabbild ermöglicht. Durch eine<br />
direkte Kopplung der aktuellen Anlagendaten und der Zustandsauswertung<br />
mit den Simulationsergebnissen werden letztere in Echtzeit in den Anlagenbetrieb<br />
integriert. Die Implementierung in das Prozessleitsystem erfolgt bei<br />
dem Anwendungspartner, der Pergande Gruppe, wobei neben dem Einsatz im<br />
Labormaßstab auch die Übertragbarkeit auf größere Anlagen demonstriert<br />
werden soll. Die Forschungspartner erwarten, dass die Effizienz im Bereich der<br />
Lohnproduktion durch höhere Anlagenverfügbarkeit um ca. 15 % gesteigert<br />
werden kann.<br />
Bild: Frauenhofer IFF, Viktoria Kühne<br />
www.iff-fraunhofer.de<br />
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2017<br />
Maxon hat in Obwalden (Schweiz) für 16 Mio. Franken ein<br />
neues Produktionsgebäude am exakt selben Ort gebaut, wo<br />
vor 60 Jahren alles begonnen hat. Wo einst Scherfolien<br />
hergestellt wurden, entstehen heute präzise Antriebssysteme<br />
für Hightech-Anwendungen. Während der letzten zwei Jahre<br />
wurde das älteste Produktionsgebäude des Unternehmens<br />
bis auf die Grundmauern abgerissen und neu errichtet – mit<br />
einem zusätzlichen Stockwerk und der Bezeichnung Technology<br />
Center IV (TC IV). Analog zu den anderen Technology<br />
Centern vor Ort hat das neue Gebäude eine Photovoltaik-<br />
Anlage auf dem Dach, die 120 kW Peak-Leistung liefert.<br />
Zusammen mit den bestehenden Anlagen sind nun auf dem<br />
Campus Sachseln 670 kW installiert. Ab Anfang Oktober<br />
werden bestehende Produktionslinien, die temporär auf dem<br />
Campus untergebracht waren, ins TC IV verschoben. Zudem<br />
werden dort neue Antriebssysteme produziert. Etwa für die<br />
Medizintechnik, Robotik oder Automobilindustrie. Unter<br />
anderem entsteht in den neuen Räumlichkeiten eine Montagelinie<br />
für Spezialmotoren, die für hochdynamische Stossdämpfer<br />
in luxuriösen Sportautos benötigt werden.<br />
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LINEARTECHNIK<br />
TITEL<br />
<strong>10</strong> <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
30 JAHRE LINEARTECHNIK<br />
LEISTUNGSFÄHIGE KOMPONENTEN,<br />
BAUGRUPPEN & SYSTEME<br />
Seit Rodriguez zu Beginn der 90er Jahre<br />
Lineartechnikprodukte in sein Programm<br />
aufnahm, hat sich das Unternehmen<br />
kontinuierlich weiterentwickelt.<br />
Der einstige Wälzlagerhändler etablierte<br />
sich als Hersteller von Lineartechnik und<br />
Präzisionslagern. Ihr fortschrittlicher<br />
Maschinenpark ermöglicht es den<br />
Eschweilern auch anwendungsspezifische<br />
Linearführungen und mechanische<br />
Antriebe zu fertigen.<br />
Nicole Dahlen ist Geschäftsführerin Vertrieb, Marketing und<br />
Organisation bei der Rodriguez GmbH in Eschweiler<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 11
LINEARTECHNIK<br />
TITEL<br />
Vom Wälzlager-Händler zum Hersteller: Seit der Gründung<br />
im Jahr 1984 ist Rodriguez ein Handelsunternehmen,<br />
das mit dem Ein- und Verkauf amerikanischer und<br />
europäischer Wälzlager sein Geld verdient. Mit Beginn<br />
der 90er-Jahre hat Rodriguez jedoch auch Lineartechnikprodukte<br />
in das Produktportfolio aufgenommen. Der Startschuss für die<br />
Eigenfertigung in diesem Bereich erfolgte etwa zeitgleich und<br />
war nötig, um im Hinblick auf anwendungsspezifische Lösungen<br />
flexibler und handlungsfähiger zu sein.<br />
BESTÄNDIGER AUSBAU DES MASCHINENPARKS<br />
Der eigene Maschinenpark von Rodriguez ist seit jeher Voraussetzung<br />
für die Realisierung von maßgeschneiderten Produkten<br />
und Lösungen. Nachdem das wachsende Unternehmen 1999 in<br />
den neuen Standort in Eschweiler umgezogen war, erfolgte zwei<br />
Jahre später die Anschaffung der ersten eigenen CNC-Drehmaschine.<br />
Die erste Fräsmaschine folgte Mitte der 2000er Jahre.<br />
Die Eigenfertigung im Bereich Lineartechnik beschränkte sich<br />
jedoch zunächst auf die Konfektionierung von gehärteten und<br />
geschliffenen Wellen. Bald wurden dann auch Lineargehäuse,<br />
Wellenböcke und Wellenunterstützungen gefertigt. Heute kann<br />
Rodriguez dank eines modernen CNC-Maschinenparks unter anderem<br />
Wellen mit einem Außendurchmesser bis <strong>10</strong>0 mm bearbeiten.<br />
Der Maschinenpark inklusive Messzentrum und Qualitätssicherung<br />
sowie das Know-how der Mitarbeiter sind ganz auf<br />
das Hartdrehen von Werkstücken ausgerichtet.<br />
Apropos Mitarbeiter: Der Erfolg der Lineartechnik-Komponenten<br />
von Rodriguez liegt auch und gerade in der Expertise des<br />
Teams begründet. Die langjährige Erfahrung der gut ausgebildeten<br />
Ingenieure, Facharbeiter und Ansprechpartner im Außendienst<br />
resultiert in einem echten Mehrwert für die Kunden. Seit<br />
Jahren setzt Rodriguez auf die Verstärkung seines Teams aus den<br />
eigenen Reihen. Die Ausbildung in kaufmännischen und gewerblichen<br />
Berufen ist ein zentrales Puzzlestück. Langfristige Lieferanten-<br />
und Kundenbeziehungen tragen zu einer vertrauensvollen<br />
Abwicklung von Projekten bei.<br />
HOHE FERTIGUNGSTIEFE ERLAUBT<br />
BEDARFSGERECHTE PRODUKTION<br />
Doch zurück zum Maschinenpark: Aktuell stehen sechs CNC-<br />
Drehzentren zum Hartdrehen von Rundmaterialien, vier CNC-<br />
Fräszentren für die Bearbeitung von Aluminium und Stahl,<br />
mehrere Trenn- und Sägeanlagen sowie drei Poliermaschinen<br />
zur abschließenden Oberflächenbearbeitung zur Verfügung. Ergänzend<br />
dazu sind eine Richtpresse und eine Weichglühanlage<br />
im Einsatz. Ein konkretes Beispiel für die fortschrittlichen Maschinen<br />
ist ein 3-Achs-Bearbeitungszentrum des Typs Hedelius<br />
C80 Magnum, das seit 2018 die Eigenfertigung von Rodriguez im<br />
Bereich Lineartechnik ergänzt. Die Maschine wird bei Rodriguez<br />
zur Fertigung von gehärteten Wellen eingesetzt – unter<br />
anderem lassen sich Radialbohrungen und Fräsflächen realisieren.<br />
Das Bearbeitungszentrum verfügt über eine Teilautomation<br />
im Pendelbetrieb, sie kann also beidseitig bearbeiten. Zudem<br />
setzen die Eschweiler zunehmend auf die mannlose Bearbeitung.<br />
Im CNC-Drehen wird das schon seit einigen Jahren praktiziert,<br />
weitere Fertigungsbereiche werden sehr zeitnah folgen.<br />
Weil die Qualität der Produkte für Rodriguez höchste Priorität<br />
hat, wurde 2017 ein eigener Messraum auf 65 qm eingerichtet. Er<br />
entstand, um die geforderten Toleranzen von Präzisionslagern<br />
und Lineartechnik im µ-Bereich prüfen zu können. Unter ande-<br />
01 02<br />
01 Das Produktsortiment von Rodriguez in der<br />
Lineartechnik ist breitgefächert<br />
03<br />
02 Rodriguez bietet in seinem Produktportfolio<br />
nicht nur Komponenten, sondern auch lineartechnische<br />
Systeme<br />
03 Der Erfolg der Lineartechnik-Komponenten<br />
von Rodriguez liegt auch und gerade in der<br />
Expertise des Teams begründet<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
TITEL<br />
LINEARTECHNIK<br />
rem sind ein Prüfstand und mobile Geräte zur Prüfung der Härte<br />
im Einsatz sowie eine hochauflösende Längenmessbank und<br />
Rundheitsprüfgeräte im μm-Bereich. Diese Mittel ermöglichen<br />
es, die Maßhaltigkeit z. B. von bearbeiteten Wellen und Kugelgewindetrieben,<br />
aber auch von Frästeilen wie Lagergehäusen und<br />
Wellenunterstützungen zu prüfen. Abgesehen von einzelnen<br />
Komponenten lassen sich aber auch komplexe Bauteile kontrollieren:<br />
Wichtig ist dies unter anderem bei den anwendungsspezifischen<br />
Systemlösungen.<br />
Die Fertigungstiefe der Eigenfertigung weiter ausweiten und<br />
somit noch besser und flexibler auf spezifische Anwendungsfälle<br />
eingehen zu können, ist die Vision von Rodriguez. Um das erreichen<br />
zu können, soll bis 2022 ein neues Gebäude entstehen, das<br />
die Produktionsflächen und Büros mit dem Schwerpunkt Fertigung<br />
auf ca. 2900 qm erweitert.<br />
UMFASSENDES PRODUKTPORTFOLIO AN<br />
STANDARDKOMPONENTEN<br />
Lineare Bewegungsabläufe sind sehr vielfältig und erfordern oftmals<br />
individuelle Lösungen auf der Basis von Linearführungen<br />
und Linearantrieben. Rodriguez bietet mit seinen Rund- und<br />
Profilschienenführungen, Kugel- und Trapezgewindetrieben,<br />
Elektrohubzylindern und Kugelrollen ein breit gefächertes Sortiment<br />
in vielen Baugrößen und Baugruppen an.<br />
Neben den individuellen Einzellösungen entwickeln die Experten<br />
auf Basis von Standard-Linearführungen auch komplette Linearsysteme<br />
mit unterschiedlichen Antriebsvarianten. Je nach<br />
Anwendungsfall werden die passenden Linearführungen und<br />
Antriebe zu einer applikationsgerechten Lineareinheit kombiniert.<br />
Das Rodriguez-Produktspektrum umfasst wirtschaftliche<br />
Präzisionsrundführungen ebenso wie sehr steife, wartungsarme<br />
Profilschienenführungen oder leichtläufige, kompakte Kreuzrollenführungen.<br />
Als Antriebe zur Wahl stehen Zahnriemen für<br />
dynamische Handlingaufgaben, Kugelgewindetriebe für dynamische<br />
Positionieraufgaben im Dauerbetrieb und Trapezgewindetriebe<br />
für Spannungsaufgaben und langsame Transporte. Das<br />
Ergebnis sind präzise auf die jeweilige Anforderung zugeschnittene<br />
Linearachsen, mit denen sich industrielle Handhabungs-,<br />
Zuführ- und Positionieraufgaben zuverlässig automatisieren<br />
lassen. Zudem ist der Aufbau von modularen Mehrachssystemen<br />
für Pick-and-place-Aufgaben möglich.<br />
ANWENDUNGSSPEZIFISCHE SYSTEMLÖSUNGEN<br />
Basierend auf dem langjährigen Engineering-Know-how sowie<br />
den speziellen Kenntnissen und Erfahrungen in der Mechanik<br />
entwickelt und realisiert Rodriguez zudem die sogenannten Value<br />
Added Products (VAP). Die Entwicklung einer solchen anwendungsspezifischen<br />
Systemlösung führt oftmals einfach und<br />
schnell zu einem nachhaltigen Erfolg in Anwendungen. Unternehmen,<br />
die eine Baugruppe oder ein komplettes System von<br />
Rodriguez beziehen, profitieren außerdem von zahlreichen technischen<br />
Vorteilen. Grundlage der bedarfsgerechten Lösungen<br />
sind die durch die Anwendung definierten mechanischen und<br />
steuerungstechnischen Rahmenbedingungen. Rodriguez übernimmt<br />
die Auswahl der geeigneten Komponenten sowie die Konstruktion<br />
der Baugruppe. Somit ist sichergestellt, dass die Lösungen<br />
auch sämtliche Anforderungen des Nutzers erfüllen.<br />
Zu den bereits realisierten Systemlösungen zählt z. B. ein<br />
hochgenau produziertes Schweißgestell inkl. mechanischen<br />
Umbauteilen, das beim Bedrucken von keramischen Oberflächen<br />
eingesetzt wird. Verbaut werden hier u. a. Kugelgewindetriebe<br />
und Kugelumlaufführungen. Rodriguez übernahm die Entwicklung,<br />
Herstellung und Montage von Fertigungsteilen und<br />
Antriebskomponenten. Das Ergebnis: Eine ausgeklügelte Systemlösung<br />
aus dem Bereich der Lineartechnik, die zu einem optimalen<br />
Druckergebnis maßgeblich beiträgt.<br />
Auch in der Lineartechnik steht die Zeit nicht still: So geht die<br />
Entwicklung z. B. im Bereich der Werkstoffe und bei der Produktionstechnologie<br />
immer weiter. Gewicht und Bauraum sind im<br />
Rahmen des zunehmend in den Vordergrund rückenden Themas<br />
Energieeffizienz wichtige Aspekte. Vielfach führte die Weiterentwicklung<br />
von bestehenden Produkten dazu, dass kleinere Abmessungen<br />
eingesetzt werden können. Hier ist etwa die Tragfähigkeit<br />
von Linearführungen und Linearantrieben zu nennen.<br />
Durch den Einsatz von leistungsfähigeren Produkten, z. B. eines<br />
Rollengewindetriebs anstelle eines Kugelgewindetriebs, ist eine<br />
Optimierung des Bauraums möglich. Nicht zuletzt setzen sich<br />
Anwender heute noch intensiver mit dem Thema Factory-Automation<br />
auseinander. Immer mehr Produktionslinien werden<br />
automatisiert, selbst in Regionen, die weitläufig als günstige<br />
Produktionsstandorte bekannt sind.<br />
Fotos: Rodriguez GmbH<br />
www.rodriguez.de<br />
DIE IDEE<br />
„Vom Händler zum Hersteller: Im<br />
Laufe der letzten 30 Jahre hat sich<br />
Rodriguez vom Handelsunternehmen<br />
zum Hersteller von Lineartechnik<br />
und Präzisionslagern entwickelt.<br />
Voraussetzung dafür ist der fortschrittliche<br />
Maschinenpark, mit<br />
dem sich auch maßgeschneiderte<br />
Produkte und Lösungen fertigen<br />
lassen. Das Produktportfolio von<br />
Rodriguez umfasst zunehmend<br />
nicht nur lineartechnische Komponenten,<br />
sondern auch Wälzlager<br />
und kundenspezifische Systeme<br />
(Value Added Products).“<br />
Nicole Dahlen, Geschäftsführerin<br />
Vertrieb, Marketing und<br />
Organisation, Rodriguez GmbH<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 13
LINEARTECHNIK<br />
LINEARANTRIEB<br />
ASTRONOMISCHE PRÄZISION<br />
Auf La Palma beobachten Astronomen durch zwei Weltraumteleskope<br />
die Cherenkov-Strahlung, ausgelöst durch Explosionen<br />
in Milliarden Lichtjahren Entfernung. Kugelgewindetriebe von<br />
Eichenberger richten die Teleskope in Sekundenschnelle präzise<br />
auf die astronomischen Phänomene aus.<br />
DIE IDEE<br />
Der Blick ins Weltall fasziniert die Menschheit schon immer. Dem Funkeln in<br />
der Nacht wohnt eine Schönheit inne, die uns sofort zugänglich ist. Der Blick,<br />
den Wissenschaftler ins Firmamament werfen, ist etwas nüchterner. Kugelgewinde<br />
des Schweizer Gewindespezialisten Eichenberger in Teleskopen auf<br />
der Insel La Palma unterstützen die Forscher. Mit beeindruckender Geschwindigkeit<br />
erlauben rund 4 000 Kugelgewindetriebe einzigartige Einblicke in den Kosmos.<br />
MAGIC I und II (Major Atmospheric Gamma-Ray Imaging Cherenkov Telescopes)<br />
werden die beiden grössten Luft-Cherenkov Teleskope der Welt genannt. Die Schwesternteleskope<br />
stehen in ca. 2 300 m Höhe auf dem höchsten Berg der kanarischen Insel<br />
La Palma, in einer Entfernung von 85 m. Der schroffe Grat einer gewaltigen Vulkanreihe<br />
im Norden der Insel heisst Roque de los Muchachos, was auf Deutsch «Turm der<br />
Jungs» heisst. Auf dem Roque de los Muchachos liegen nahezu ideale Bedingungen für<br />
astronomische Beobachtungen und Forschung vor. Wolken, die der Passatwind aus<br />
dem Nordosten bringt, bleiben an der Nordostflanke des Berges hängen. Die Teleskope<br />
dagegen stehen im Nordwesten, hoch über dem Ozean. Die trockene und fast partikelfreie<br />
Luftschicht auf 2 400 m Höhe und die geringe Lichtverschmutzung auf La Palma<br />
tun ihr Übriges und ermöglichen hervorragende Bilder des Sternenhimmels über installierte<br />
Kameras und Teleskope.<br />
AUF DER SUCHE NACH DEM BLAUEN LICHT<br />
Die Astronomen können ihre Beobachtungsobjekte nicht direkt sehen, sondern nur die<br />
hochenergetische Gammastrahlung, die in ihrer Nähe entsteht. Deren Partikel, soge-<br />
Ursula Schädeli ist Mitarbeiterin für Marketing bei der Eichenberger Gewinde AG in Burg (Schweiz)<br />
„Bei Eichenberger ist eine äußerst<br />
rationelle, schnelle Fertigung die<br />
Regel. Prototypen, falls nötig<br />
inklusive Gewinderoll-Werkzeug,<br />
können innerhalb kurzer Zeit<br />
hergestellt werden. Das ist nur<br />
möglich, weil Entwicklung, Produktion,<br />
Qualitätsmanagement und<br />
Vertrieb inhouse perfekt ineinandergreifen.<br />
Dank dieses Faktors lässt<br />
sich flexibel und wettbewerbsfähig<br />
produzieren. Auf Anfrage erarbeitet<br />
Eichenberger heute außergewöhnlichste<br />
Kundenlösungen. Im äußerst<br />
wirtschaftlichen Kaltrollverfahren<br />
wird das Unmögliche realisiert. Die<br />
Kugelgewindetriebe in den Teleskopen<br />
auf La Palma sind dafür gute<br />
Beispiele.“<br />
Hansruedi Hager, Geschäftsführer,<br />
Eichenberger Gewinde AG, Burg (CH)<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
nannte Gammaquanten, bewegen sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />
auf gerader Linie durchs Universum. Und das ist es, was so fasziniert:<br />
Wenn die Teilchen, Gammaphotonen genannt, teils nach<br />
Milliarden von Jahren langer Reise durch den Kosmos die Erde erreichen,<br />
können die Wissenschaftler auf ihren Entstehungsort und<br />
die Entstehungsumstände rückschließen. Forscher erhoffen sich<br />
dabei auch Hinweise auf mögliche Abweichungen von Einsteins<br />
Relativitätstheorie.<br />
Die Photonen prallen in circa acht Kilometer Höhe auf die Erdatmosphäre<br />
und beginnen dort mit den Molekülen der Luft in<br />
Wechselwirkung zu treten. Zu unserem Glück, denn Gammastrahlen<br />
sind energiereich und würden uns Menschen umbringen.<br />
So aber entsteht eine Kettenreaktion mit spannenden Folgen:<br />
ein ungefährlicher Teilchenschauer. Diese Teilchen fangen<br />
die Wissenschaftler mit den MAGIC-Teleskopen ein. Weil die<br />
Photonen sehr schnell sind, entstehen blaue Blitze. Dieses Licht<br />
nennt man Cherenkov-Licht. Die Teleskope sind nach dem sowjetischen<br />
Physiker Pawel Cherenkov, der das Phänomen in den<br />
Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts entdeckt hatte, benannt<br />
worden.<br />
KALTGEROLLTE KUGELGEWINDETRIEBE RICHTEN<br />
TELESKOPE AUS<br />
Auf La Palma wird also die Lufthülle der Erde zu einem gigantischen<br />
Teilchen-Detektor umfunktioniert. Innerhalb weniger Sekunden<br />
können zwei Teleskope auf jeden beliebigen Punkt am<br />
Firmament fokussiert werden. Dass sich die Teleskope so schnell<br />
auf die Quelle des Gammablitzes ausrichten können, verdanken<br />
sie ihren leistungsstarken Antriebslösungen mit Gewindetrieben<br />
und deren verhältnismäßig geringem Gewicht. Pro Teleskop sind<br />
947 Aluminiumspiegel-Segmente auf Trägerplatten montiert und<br />
ergeben 247 m² Spiegelfläche. Jede der fast tausend 50 × 50 cm<br />
großen Spiegelplatten wird auf zwei Seiten von einem erstaunlich<br />
flinken und strapazierfähigen Kugelgewindetrieb Typ Carry<br />
12 × 2 mm angetrieben. Enorm präzise und verblüffend schnell<br />
richten die kaltgerollten Kugelgewindetriebe die einzelnen Spiegel<br />
auf einen vorjustierten Laserpunkt aus.<br />
Die elektrisch aktivierten Kugelgewindetriebe vom Typ Carry<br />
setzen die Drehbewegung der Motoren in eine Linearbewegung<br />
um. Die Lebensdauer der rund 4 000 Gewindetriebe ist maßgeblich.<br />
Eichenberger gewährleistet verschleissfreie Produkte mit<br />
hohem Wirkungsgrad, die über einen langen Lebenszyklus hinweg<br />
eine hohe Wertbeständigkeit bieten. Platzsparende Bauweise,<br />
hohe Steigungswinkel und geringes Gewicht ermöglichen<br />
kleine Motoren. Durch innovative Details und spezielle Herstellverfahren<br />
schafft der Gewindespezialist Eichenberger die Voraussetzung<br />
für maximale Dynamik.<br />
Gammablitze sind für das menschliche Auge unsichtbar. Sie<br />
von der Erde aus anzupeilen, ist eine schwierige Aufgabe. Sie<br />
können jederzeit irgendwo am Himmel aufleuchten und rasch<br />
wieder verschwinden. Deswegen setzen die MAGIC-Teleskope<br />
auf ein vollautomatisches System, um Satellitensignale zu verarbeiten.<br />
Tatsächlich sind die MAGIC-Konstruktionen riesig. Mit<br />
jeweils 17 m Durchmesser sind es die weltweit größten Teleskopspiegel<br />
überhaupt und trotzdem sind es zugleich die flinksten. Jedes<br />
der beiden 70 t schweren Instrumente lässt sich in weniger<br />
als 20 sec in jede beliebige Position drehen.<br />
SCHNELLIGKEIT UND PRÄZISION<br />
Die Astrophysik befasst sich mit den physikalischen Grundlagen<br />
der Erforschung von Himmelserscheinungen und ist ein Teilgebiet<br />
der Astronomie. Verschiedene technologische Entwicklungen<br />
aus diesen Beobachtungen haben ihren Weg in unseren Alltag<br />
oder in andere wissenschaftliche Gebiete (Medizin, Biologie,<br />
Materialforschung) gefunden. Es entstanden eine Menge konkreter<br />
technischer Anwendungen und auf die Zukunft können wir<br />
4000 dieser<br />
Kugelgewinde triebe<br />
richten die Teleskope<br />
in hoher<br />
Geschwindigkeit aus<br />
erst recht gespannt sein. Die kostspieligen MAGIC-Beobachtungen<br />
lohnen sich also sehr. Circa 150 Wissenschaftler aus 24 Einrichtungen<br />
in neun europäischen Ländern gehören zur MAGIC-<br />
Kollaboration. Die Nachfrage für Beobachtungszeit bei MAGIC<br />
ist bei 150 Astroforschern immer grösser als das Zeitangebot. Die<br />
blauen Blitze verglühen nach ein paar Milliardstel Sekunden in<br />
der Atmosphäre. Doch die MAGIC Teleskope sind sensibel und<br />
schnell genug, um den Effekt am Himmel über La Palma beobachten<br />
zu können.<br />
Solche Momente ereigneten sich z. B. im Juli 2018 oder Januar<br />
2019, als zwei heftige Explosionen in Milliarden von Lichtjahren<br />
entfernten Galaxien das hellste Licht im Universum erzeugten.<br />
Astronomen gerieten in große Aufregung und mehr als 300 Wissenschaftler<br />
untersuchten das ultrahoch-energetische Licht. Anscheinend<br />
entstand das Licht beim Nachglühen und nicht bei der<br />
Supernova-Explosion selbst. Wenn in solchen Momenten nicht<br />
blitzschnell regiert werden kann, gehen einmalige Chancen für<br />
neue, bedeutende Erkenntnisse verloren. Die Zuverlässigkeit der<br />
mechanischen Antriebselemente ist also unabdingbar. Der<br />
Schweizer Kugelgewindetrieb Typ Carry stellt enorme Leistungskraft<br />
(Wirkungsgrad > 0,9) bei hoher Funktionssicherheit und Robustheit<br />
sicher. Trotz widrigster Wetterbedingungen und starker<br />
Temperaturunterschiede erfüllt der kaltgerollte, belastungsstarke<br />
Carry zuverlässig seinen Auftrag.<br />
Fotos: Aufmacher: Frank Vincentz, Wikipedia; 01:Eichenberger<br />
www.eichenberger.com<br />
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LINEARTECHNIK<br />
LINEARAKTUATOREN<br />
ENTSPANNT SITZEN IM HIGH-SPEED-ZUG<br />
Elektromechanische Aktuatoren von Moog steigern den Reisekomfort in<br />
japanischen Hochgeschwindigkeitszügen. Damit Fahrgäste auch bei mehr<br />
als 300 km/h ein angenehmes Fahrgefühl spüren dürfen, gleicht das<br />
vollelektrische System Pendelbewegungen, verursacht durch<br />
Zentripetalkräfte oder Vibrationen, um bis zu 50 Prozent aus.<br />
Jörn Jacobs ist Fachjournalist/<br />
Technical Influencer bei der IHW<br />
Marketing GmbH in Bad Camberg<br />
Hochgeschwindigkeitszüge nutzen ein System, um auf<br />
Fahrzeugneigung oder ein „Fahrzeugpendeln“ Einfluss<br />
zu nehmen sowie um Vibrationen zu dämpfen. Ohne<br />
dieses würde jeder Fahrgast beim Durchfahren von Kurven<br />
durch die Zentripetalkraft in den Sitz gedrückt, was als unangenehm<br />
und wenig komfortabel empfunden wird. Gleiches gilt<br />
für Vibrationen im Waggon. Bislang verwenden verschiedene japanische<br />
Bahnbetreiber in ihren Zügen lediglich eine halbaktive<br />
Pendelregelung, die sich auf einen variablen Öldämpfer stützt.<br />
Als die East Japan Railway Company beschloss, die Höchstgeschwindigkeit<br />
ihrer Shinkansen-Züge auf 360 km/h zu erhöhen,<br />
funktionierte die Grundabstimmung des Systems nicht mehr: Die<br />
Ingenieure mussten mehr Kraft über ein breiteres Frequenzband<br />
aufbringen, um Vibrationen und Pendelbewegungen für die Passagiere<br />
wieder zu reduzieren. Das war mit bisheriger Technologie<br />
nicht mehr zu leisten, vor allem wenn es darum geht, den Kom-<br />
fort und die Stabilität der Hochgeschwindigkeitszüge zusätzlich<br />
kontinuierlich zu verbessern.<br />
PENDELBEWEGUNGEN BIS ZU 50 PROZENT<br />
VERRINGERT<br />
Bei dieser Aufgabe unterstützt Moog die East Japan Railway Company,<br />
indem sie elektromechanische Aktuatoren, Planetenrollengewindetriebe<br />
und Antriebssysteme für das aktive Neigungsregelungssystem<br />
der E5- und E6-Zugserien bereitstellt. Das vollelektrische<br />
System reduziert die Pendelbewegungen um bis zu 50 Prozent<br />
im Vergleich zu pneumatischen und hydraulischen<br />
Lösungen.<br />
Vorteile des „Electro Mechanical Actuator“ (EMA) von Moog ist<br />
die Reaktionsschnelligkeit und die Bereitstellung hoher Kräfte.<br />
Parallel war die Kompaktheit des Gehäuses für das Steuerungs-<br />
Eine hohe Steifigkeit und Bewegungspräzision<br />
zeichnen den Rollengewindetrieb<br />
der elektromechanischen Aktuatoren aus<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
system ein ausschlaggebender Faktor, dass sich das Betreiberunternehmen<br />
zur erneuten Zusammenarbeit mit Moog entschieden<br />
hat. Darüber hinaus benötigen elektromechanische<br />
Systeme wesentlich weniger Komponenten. Der Ersatz alter<br />
oleopneumatischer Pendelregelungen resultiert so in höherer<br />
Zuverlässigkeit und drastisch reduziertem Wartungsaufwand.<br />
HOHE MECHANISCHE STEIFIGKEIT UND<br />
BEWEGUNGSPRÄZISION<br />
Sobald ein Beschleunigungsmesser ein seitliches Pendeln/<br />
Neigen eines Zugwagens erkennt, sei es aufgrund der Schienen,<br />
des Luftstroms oder anderer Faktoren, wird in den aktuellen<br />
Systemen umgehend die notwendige Kraft berechnet, um<br />
der Bewegung entgegenzuwirken. Diese Information wird unmittelbar<br />
von der Steuerung an den Moog-Motor in den EMA<br />
gesendet, der das schnell und präzise umsetzt. Jeder Radsatz<br />
im Zug (d. h. das Drehgestell oder Chassis mit zwei Achsen,<br />
vier Rädern) hat einen EMA und einen passiven Dämpfer, um<br />
seitliche Pendelbewegungen oder Vibration zu dämpfen.<br />
Das Herzstück jeder EMA-Einheit ist ein Moog-Rollengewindetrieb.<br />
Diese Spindeln bieten dank der Anzahl der Kontaktpunkte<br />
zwischen den Rollen und der Leitspindel eine außergewöhnliche<br />
mechanische Steifigkeit und Bewegungspräzision.<br />
Dadurch kann der Aktuator höhere Lasten tragen als<br />
klassische Linearaktuatoren, die größer sind und oft Überhitzungsprobleme<br />
C<br />
aufweisen.<br />
Fotos: Aufmacher: May Chanikran/Adobe Stock; 01-02: Moog GmbH<br />
M<br />
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wie Shinkansen bewiesen und<br />
macht Moog zum idealen Lösungsanbieter<br />
für Ihr Projekt – egal wie<br />
komplex oder anspruchsvoll. Wir<br />
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Komponenten und clevere technische<br />
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Ein Unternehmen der Festo Gruppe<br />
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LINEARTECHNIK<br />
MIKROTECHNIK<br />
PRÄZISE POSITIONIEREN IM<br />
ULTRAHOCHVAKUUM<br />
Positioniersysteme in anspruchsvollen<br />
Vakuum-Anwendungen unter ultraviolette<br />
Strahlung erfordern schnelle und robuste<br />
Antriebskomponenten. Die Kugel -<br />
gewindetriebe von Steinmeyer<br />
für angewandte Mikrotechnik erreichen<br />
bis zu 50mm/s und eignen sich mittels<br />
spezialisierter Schmiermittel auch für<br />
Langzeitaufgaben.<br />
Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter bei der<br />
August Steinmeyer GmbH & Co. KG in Albstadt<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Die Positionierexperten von August Steinmeyer<br />
haben Kugelgewindetriebe für die<br />
Anwendung im Ultrahochvakuum entwickelt.<br />
Diese kommen in einer universellen<br />
Reihe von Lineartischen für ein neuartiges Bildgebungsverfahren<br />
mit 30 nm Auflösung zur Anwendung.<br />
Dafür waren mehrere Positioniersysteme für<br />
extreme Stillstandsstabilität von <strong>10</strong> nm gefordert.<br />
Ein Kugelgewindetrieb macht die Positioniertechnik<br />
besonders stabil und präzise – je nach Auslegung<br />
auch schnell und langlebig. Die Systeme kamen<br />
am Paul Scherrer Institut (PSI) zum Einsatz<br />
und haben dort die anspruchsvollen Erwartungen<br />
voll erfüllt. Die Technologie deckt ein breites Anwendungsspektrum<br />
ab: von der Forschung über die<br />
Medizintechnik bis hin zur Halbleitertechnik.<br />
„Positionieren im Vakuum ist eine besondere Herausforderung<br />
und bedarf geeigneter Materialien,<br />
Komponenten und Schmierstoffe“, erklärt Elger Matthes,<br />
Leiter Produktmanagement bei der Steinmeyer<br />
Mechatronik GmbH, dem Kompetenzzentrum für<br />
Positioniersysteme in der Steinmeyer-Gruppe. Das<br />
Unternehmen hat für anspruchsvolle Vakuum-Anwendungen<br />
unter UV, HV, UHV und auch EUV eine<br />
Reihe neuer Positioniersysteme entwickelt, die sich<br />
für einen Druckbereich von <strong>10</strong> -11 mbar und eine maximale<br />
Ausheiztemperatur von 120 °C eignen. Auch<br />
werden wegen der sehr niedrigen Ausgasung und<br />
Partikelarmut die Anforderungen an einen Einsatz<br />
unter extrem ultravioletter Strahlung erfüllt. Die<br />
Achsen sind in den Größen LA80, LA95, LA170 erhältlich<br />
und für Lasten bis 20 kg im Vertikalbetrieb<br />
ausgelegt. Mit einer besonders schnellen Transportachse<br />
für die Probenzuführung werden Hublängen<br />
bis 500 mm angeboten. Von Vorteil ist, dass sich Kugelgewindetriebe<br />
mit einem robusten Schrittmotorantrieb<br />
kombinieren lassen, der wahlweise auch mit<br />
Unsere ganze Kompetenz<br />
in einer Systemlösung.<br />
alpha Linear Systems:<br />
Dynamisch. Präzise. Individuell.<br />
Die Positioniersysteme mit den<br />
Miniaturkugelgewindetrieben decken<br />
ein breites Anwendungsspektrum ab:<br />
von der Medizintechnik über die<br />
Biotechnologie bis hin zur<br />
Halbleitertechnik<br />
Haben Sie an den linearen Antrieb ganz individuelle<br />
Anforderungen in Bezug auf Laufruhe, Positioniergenauigkeit<br />
und Vorschubkraft? Dann haben wir<br />
für Sie die optimal abgestimmte Lösung. Es ist<br />
nicht allein die Kopplung von Getriebe, Ritzel und<br />
Zahnstange, sondern unser Know-how in der<br />
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µm-Feedback mittels Linearmaßstab betrieben werden kann. Elger<br />
Matthes betont: „Zum Glück haben wir für diese Aufgaben in<br />
unserer Unternehmensgruppe die notwendige Kompetenz für eine<br />
Sonderentwicklung des Kugelgewindetriebs.“<br />
KUGELGEWINDETRIEB ERREICHT AUCH IM<br />
VAKUUM HOHE GESCHWINDIGKEITEN<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Lineartische ist ein Sonder-<br />
Kugelgewindetrieb, um einerseits für Vakuum ungewöhnlich<br />
schnell (bis 50 mm/s) und mit einer bislang unerreichten Lebensdauer<br />
bis zu 5 km trocken zu verfahren. Beim Einsatz von<br />
Ultrahochvakuumschmierstoffen erhöht sich die erreichbare<br />
Lebensdauer auf mehrere <strong>10</strong>0 km. Bei höheren Partialdrücken<br />
bis <strong>10</strong> -6 mbar können durch die für diesen Bereich verfügbaren<br />
besseren Schmierstoffe und haltbareren Materialien im Vakuum<br />
auch Strecken von mehreren 1 000 km erreicht werden.<br />
Entwickelt wurde die Komponente von der August Steinmeyer<br />
GmbH & Co. KG. „Mit Keramikkugeln, einer Beschichtung der<br />
Laufbahnen, einem speziellen Gewindeschleifverfahren sowie<br />
einer optimierten Umlenkung lassen sich auch ohne Schmierung<br />
gute Laufeigenschaften des Kugelgewindetriebes erreichen“,<br />
erklärt Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter bei August<br />
Steinmeyer.<br />
Neben der individuellen Materialauswahl und Vakuumschmierung<br />
kann das Positioniersystem von Steinmeyer Mechatronik<br />
optional mit einer Piezozangenbremse ausgestattet werden,<br />
um die Stabilität im Nanometerbereich trotz hoher Lasten<br />
sicherzustellen. Darüber hinaus ermöglichen Anpassungen an<br />
die Einbausituation in der Kammer ein individuelles Kundenbohrbild,<br />
spezifische Adapterteile und Kabelführungen sorgen<br />
für eine bedarfsgerechte Lösung.<br />
BREITES ANWENDUNGSSPEKTRUM<br />
Anwendungen finden sich unter anderem im Bereich der Halbleiterfertigung,<br />
dort können die Positioniersysteme in Prozessen<br />
mit extrem ultravioletter Strahlung zum Einsatz kommen,<br />
z. B. zur Strahlformung für Belichtungsprozesse sowie zur Oberflächenanalyse<br />
und Sensorpositionierung. In der Massenspektrometrie<br />
können sie zur Identifikation von Elementen oder<br />
Molekülen für Wirkstoffzusammensetzungen oder zur Detektion<br />
von Kampfmitteln dienen. In der OLED-Herstellung sind sie für<br />
Beschichtungsprozesse sowie Schichtdicken- und Schichtratenmessungen<br />
verwendbar. Weitere Anwendungsbereiche finden<br />
sich in der optischen Industrie, in der Grundlagenforschung<br />
sowie in der Labortechnik und Analytik.<br />
Fotos: Aufmacher: August Steinmeyer GmbH & Co. KG,<br />
01: Gorodenkoff – stock.adobe.com<br />
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Möglich wird das durch den Einsatz<br />
von Keramikkugeln, beschichteten<br />
Laufbahnen, einem speziellen<br />
Gewindeschleifverfahren sowie<br />
einer optimierten Umlenkung.“<br />
Wolfgang Klöblen, Entwicklungsleiter<br />
bei August Steinmeyer<br />
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der Vorweg mit einer Genauigkeit<br />
bis zu 0,5 µm eingestellt werden.<br />
Möglich wird diese Präzision durch<br />
mehrlagige Abstimmelemente,<br />
mit denen der Hersteller Martin<br />
seine Passscheiben versieht.<br />
Wenn Wälzlager-Profis, Getriebebauer und Antriebstechniker<br />
im Oktober dieses Jahres im Rahmen der<br />
internationalen Online-Fachmesse Bearing Application<br />
World <strong>2021</strong> ihr Knowhow austauschen, wird<br />
es auch darum gehen: Das Einstellen der optimalen Vorspannung<br />
und das präzise Justieren des Axialspiels beim Einbau der<br />
Wälzlager in antriebstechnische Baugruppen. Denn bei einigen<br />
Wälzlagertypen bestimmt dieser Vorgang – sowohl als Teil der<br />
Konstruktion sowie der Montage und Instandhaltung – maßgebend<br />
die Leistungsfähigkeit und die Lebensdauer der Lager. In<br />
der Praxis ist die Einstellung des axialen Lagerspiels insbesondere<br />
beim Einbau ein- und zweireihiger Schrägkugellager, Vierpunktlager<br />
sowie ein- und doppelreihiger Kegelrollenlager von<br />
zentraler Bedeutung. Sie hat unmittelbar Einfluss auf die erzielbare<br />
Standzeit, das Vibrationsverhalten sowie die Geräusch- und<br />
Wärmeentwicklung einer Wälzlager-Anwendung.<br />
Alexander Regenhardt ist freier Fachjournalist aus Darmstadt<br />
PASSSCHEIBEN HABEN DÜNNE, ABZIEHBARE<br />
SCHICHTEN<br />
Als langjähriger Zuliefer- und Projektpartner vieler namhafter<br />
Getriebe- und Anlagenbauer bietet Martin hierzu sein Knowhow<br />
im Bereich hochspezialisierter Passscheiben an. „Um die Entwicklung<br />
unserer Produkte voranzutreiben und im Sinne einer<br />
gegenseitigen Inspiration suchen wir den stetigen Austausch mit<br />
den Herstellern und Nutzern von Wälzlagern“, sagt Firmenchef<br />
Christoph Martin. „Eine Veranstaltung wie die neue Online-<br />
Fachmesse Bearing Application World ist für uns daher von großem<br />
Nutzen, da wir hier sowohl mit den Konstrukteuren als auch<br />
mit den Anwendern in Kontakt treten können.“ Sein Unternehmen<br />
stellt Passscheiben her, mit denen die Anwender eine bis auf<br />
5,0 µm genaue Einstellung des Vorwegs und somit eine Optimierung<br />
der Vorspannung der Wälzlager vornehmen können. In der<br />
Praxis wird dies über die mehrlagigen Abstimmelemente der Laminum-<br />
und Lamivario-Linie mit ihren dünnen, abziehbaren<br />
Schichten erreicht. Damit erzielt der Anwender die erforderlichen<br />
Genauigkeiten von ein oder zwei Zehntelmillimetern – ohne<br />
maschinelle Bearbeitung und ohne die Lagerhaltung von ab-<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
GLEIT- UND WÄLZLAGER<br />
01<br />
03<br />
02<br />
01 Die randverschweißten oder<br />
laminierten Passscheiben lassen sich je nach<br />
Variante bis auf 5,0 µm genau abziehen<br />
oder abschälen<br />
02 Durch die Annäherung an die<br />
optimale Vorspannung ist ein Anstieg der<br />
Lebensdauer des Wälzlagers zu erwarten;<br />
beaufschlagt man jedoch über das Optimum<br />
hinaus, fällt die Lebensdauerkurve steil ab<br />
03 Sehr gut geeignet für die Integration<br />
von Passelementen sind quasi-statische<br />
Einbausituationen<br />
gestuften Ringen. Der Einsatz dieser Passelemente von Martin versetzt<br />
Konstrukteure und Monteure auf einfache Weise in die Lage,<br />
die Summentoleranz der Bauteile aufzulösen und das richtige Maß<br />
an Vorspannung nahezu perfekt zu realisieren. Theoretisch wird<br />
damit sogar die von den Herstellern berechnete Lebensdauer der<br />
Wälzlager erreichbar.<br />
EXAKTE VORSPANNUNG BIRGT HOHE<br />
OPTIMIERUNGSPOTENZIALE<br />
Bei der Frage, wie sich unter bestimmten Betriebsbedingungen in<br />
der Praxis eine optimale Wälzlager-Performance erreichen lässt,<br />
VERLÄSSLICHKEIT<br />
Mehrwert in der Konstruktion!<br />
Wirtschaftlich in der Beschaffung.<br />
Findling Wälzlager ist Ihr starker Partner – auch und gerade<br />
in turbulenten Zeiten: Beste Lieferperformance dank abgesicherter<br />
Lieferkette und umfangreicher Lagerbestände.<br />
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optimale Wälzlagertechnik und Sonderlösungen. Alles aus<br />
einer Hand – mit Kompetenz und Sicherheit.<br />
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GLEIT- UND WÄLZLAGER<br />
schöpfen nicht alle Anwender das gegebene Optimierungspotenzial<br />
aus, sondern kalkulieren von vornherein eine Art `Sicherheitszuschlag´<br />
mit ein. „Sie stehen oft vor einem Dilemma“, sagt<br />
Professor Dr. Stephan Sommer vom Labor für Qualitätsmanagement,<br />
Fertigungs- und Wälzlagertechnik an der FH Würzburg-<br />
Schweinfurt, und führt aus: „Die Annäherung an die optimale<br />
Vorspannung verspricht einen Anstieg der Lebensdauer des<br />
Wälzlagers. Beaufschlagt man jedoch über das Optimum hinaus,<br />
fällt die Lebensdauerkurve steil ab und es kommt zu einem frühzeitigen<br />
Versagen. Angesichts dieser Gradwanderung geht mancher<br />
Konstrukteur oder Monteur lieber auf Nummer Sicher und<br />
entscheidet sich für einen deutlicheren Abstand zum Optimum.<br />
Dabei können bis zu 20 % Lebensdauer verschenkt werden. Und<br />
das, obwohl die Wälzlager-Hersteller ihre Produkte bis ins Detail<br />
durchoptimierten. Der Sicherheitspuffer kann auf bis zu zwei<br />
Zehntel wachsen – zumal viele Anwender auch noch andere Einflussfaktoren<br />
wie die thermisch bedingte Materialausdehnung<br />
mit einfließen lassen.“<br />
Mit seinen meist nach Kundenzeichnung gefertigten Passelementen<br />
der Laminum- oder Lamivario-Linie bietet Martin den<br />
Wälzlager-Anwendern eine ebenso einfache wie präzise Lösung<br />
für das Dilemma. Denn diese Abstimmscheiben bestehen<br />
serienmäßig aus vielen hauchdünnen, laminierten oder randverschweißten<br />
Metallfolien aus Stahl, Edelstahl, Aluminium,<br />
Kunststoff und Messing. Bedarfsorientiert lässt sich so die Dicke<br />
des Abstimmrings durch Abziehen oder Abschälen verringern.<br />
Die typischen Foliendicken liegen zwischen 5, µm und<br />
zwei Zehntelmillimeter.<br />
Das Unternehmen sensibilisiert die Anwender auch für das<br />
enorme Potenzial der Prozessoptimierung, das sich durch den<br />
systematischen Einsatz der Laminum- und Lamivario-Elemente<br />
erschließen lässt. Integriert nämlich schon der OEM-Konstrukteur<br />
die mehrlagigen Passscheiben in seine Zeichnung, so reduziert<br />
sich der Aufwand des Anwenders in allen vor- und nachlaufenden<br />
Prozessen vom Einkauf über die Montage bis in den<br />
Instandhaltungsbereich. „Erfolgt darüber hinaus eine bedarfsorientierte<br />
Verknüpfung mit der Stückliste – etwa nach dem Prinzip<br />
`Für jede Fügestelle per se die richtige Passscheibe´ – macht<br />
die Wälzlager-Montage einen mächtigen Effizienzsprung“, erläutert<br />
Christoph Martin. Und da die Notwendigkeit der maschinellen<br />
Bearbeitung komplett entfällt, wird der Einsatz von<br />
Bearbeitungsmaschinen obsolet – inklusive der damit verbundenen<br />
Standort- und Wegeprobleme, Wartezeiten, Ausschussquoten<br />
und Personalfragen.<br />
FOLIENSYSTEM ERMÖGLICHT<br />
AUFGABENGERECHTE ANPASSUNG<br />
Auf seinem virtuellen Messestand auf der Bearing Application<br />
World <strong>2021</strong> möchte Martin zudem aufzeigen, welche Chancen<br />
der Prozessoptimierung sich durch die aufgabengerechte Individualisierung<br />
der Laminum- und Lamivario-Passscheiben auftun.<br />
Denn sowohl die Dicken als auch die Materialien der abziehoder<br />
abschälbaren Folien lassen sich projektorientiert auf fast jedes<br />
Szenario der axialen Spieleinstellung in der Wälzlager-Montage<br />
abstimmen. „Wir können die Folienverbünde so maßschneidern,<br />
dass sie in ihrer Konfiguration der Folien dem jeweiligen<br />
Montageprozess entsprechen und eine einzige mehrschichtige<br />
Passscheibe alle Abstimmungsaufgaben abdeckt. „Etliche unserer<br />
Kunden, die Wälzlager verbauen, haben das erkannt und nutzen<br />
unsere Laminum- und Lamivario-Elemente zur Umsetzung<br />
von LEAN-Anforderungen“, sagt Christoph Martin. In diesen Fällen<br />
sinkt auch die Arbeit des Einkaufs, da er nicht mehr Dutzende<br />
verschiedene Ausgleichselemente beschaffen muss.<br />
Grundsätzlich ist es stets der konkrete Einsatzfall, der darüber<br />
entscheidet, ob bzw. welche Passscheiben das geeignete Mittel<br />
zum Axialausgleich der Wälzlager sind. Während sich etwa für<br />
Hochgeschwindigkeits-Rotationen mit erhöhter Vibrationsneigung<br />
federnde Ausgleichselemente besser eignen, erweisen sich<br />
Passscheiben bei Applikationen mit hohen Ansprüchen an die<br />
Lagersteifigkeit als optimal – etwa bei der Lagerung von Wellen in<br />
Getrieben, Pumpen, Bergbaumaschinen oder Förderanlagen. Für<br />
alle Fälle, in denen die Anwendung der Laminum- und Lamivario-Passelemente<br />
nicht in Frage kommt, stellt Martin in seiner<br />
Lamisol-Linie auch alle üblichen Arten von massiven Passelementen<br />
zur Verfügung.<br />
Fotos: Aufmacher: f1online, Georg Martin GmbH; 01-03: Georg Martin GmbH<br />
www.georg-martin.de<br />
DIE IDEE<br />
„Die Berücksichtigung der Einbaustelle<br />
ist entscheidend für den<br />
Einsatz des idealen Passelements.<br />
Die Frage nach dem Einbauort der<br />
Passscheiben sollte daher schon in<br />
der Konstruktionsphase geklärt sein.<br />
Optimal für den Einsatz der Laminum-<br />
und Lamivario-Passelemente<br />
ist die quasi-statische Einbausituation<br />
– etwa zwischen Gehäuse und<br />
Deckel. Wobei dann der Deckel über<br />
einen Flansch auf dem Wälzlageraußenring<br />
die Vorspannung erzeugt.“<br />
Christoph Martin, Geschäftsführer,<br />
Georg Martin GmbH, Dietzenbach<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
VARIANTEN- UND ADAPTIONSVIELFALT<br />
GARANTIERT<br />
Mit VE31 bietet Groschopp ein<br />
modulares Schneckengetriebe<br />
an, das in Ausführungen mit<br />
Deckel, Abtriebswellen, Fuß,<br />
Flanschen, Voll- oder Hohlwelle<br />
erhältlich ist und hohen<br />
Hygienestandards gerecht wird.<br />
Kompakte Abmessungen<br />
prädestinieren das Hohlwellengetriebe<br />
auch für kleinere<br />
Förderbandapplikationen. Das Getriebe im leicht zu reinigendem<br />
Aluminiumgehäuse ist wahlweise lackiert oder hartcoatiert,<br />
silacoatiert und in Edelstahl zu beziehen. Das Drehmoment liegt je<br />
nach Untersetzung, Betriebsart und Schmierstoff bei bis zu 25 Nm,<br />
die Untersetzung bei bis zu i = 75. Sofern erhöhte Belastungen<br />
anfallen, sind auch Spezialausführungen mit Motorwellenabstützung<br />
realisierbar. Das auf einen geräuscharmen Betrieb ausgelegte<br />
Getriebe wird standardmäßig mit Mineralfett geschmiert oder<br />
optional mit synthetischem Fett bzw. synthetischem oder lebensmittelverträglichem<br />
Öl angeboten. Es ist mit den Induktionsmotoren<br />
IGK und IGL von Groschopp kombinierbar.<br />
www.groschopp.de<br />
POSITIONIERGENAUER<br />
PU-HOCHLEISTUNGSZAHNRIEMEN<br />
Für hohe Dynamik und<br />
Präzision: Ein endlos extrudierter<br />
PU-Hochleistungszahnriemen<br />
mit 8 mm Teilung ist<br />
der BrecoFlexmove AT8 von<br />
Breco. Er ist über den Vertriebspartner<br />
Mulco-Europe<br />
EWIV erhältlich. Seine Stärken<br />
spielt der Zahnriemen vor allem in den Bereichen hohe<br />
Dynamik und Präzision in Verbindung mit einem geringen<br />
Polygoneffekt aus. Antriebe, für die bis jetzt ausschließlich<br />
HTD8M-Zahnriemen als Lösung zur Verfügung standen,<br />
können nun mit dem neuen Riemen realisiert werden, ohne<br />
dass die Antriebsgeometrie geändert werden muss.<br />
Insbesondere bei hohen Anforderungen an die Positioniergenauigkeit<br />
bietet die Steifigkeit des Zahnriemens Vorteile.<br />
Die Polyurethan-Zahnriemen verfügen über eine optimierte<br />
Flankengeometrie des Profils und zahnseitig über ein<br />
reibungs- und verschleißminderndes rotes Laminat. Die<br />
Zahntragfähigkeit wird dadurch gesteigert, was zu einem<br />
schmaleren Aufbau des Zahnriemenantriebs führen kann.<br />
www.mulco.de; www.breco.de<br />
PENDELROLLENLAGER FÜR DIE SCHWERINDUSTRIE<br />
Die Pendelrollenlager von NSK kommen in der gesamten Schwerindustrie zum Einsatz – im<br />
Bergbau, in der Stahlerzeugung, der Metallindustrie und bei der Papierherstellung.<br />
Sie erreichen auch unter widrigen Umgebungsbedingungen wie Vibrationen, hohen<br />
Temperaturen, Schock- und Stoßbelastungen eine sehr hohe Lebensdauer. Das gilt insbesondere<br />
für die Pendelrollenlager der NSKHPS-Serie (High Performance Standard). Auch bei<br />
hohen Umgebungs- und Betriebstemperaturen bleiben diese maßstabil und können hohe<br />
Radiallasten und auch moderate Axiallasten aufnehmen. Zu den Kennzeichen des NSKHPS-<br />
Standards gehören enge Radiallufttoleranzen, eine erhöhte Fertigungsgenauigkeit der<br />
Innen- und Außenringe sowie eine besondere Oberflächengüte der Wälzkörper mit einer<br />
Wärmebehandlung für eine sehr gute Stoßbelastbarkeit.<br />
www.nskeurope.de<br />
PRECISION GEARS<br />
Seit über 50 Jahren führend in hochpräzisen Verzahnungen<br />
Zahnrädern und Verzahnten Wellen <strong>10</strong>0 – 2.000mm<br />
Alle Fertigungsschritte im Haus<br />
28.000 m² Produktionsfläche<br />
Eigene Härterei<br />
ZWP Zahnradwerk Pritzwalk GmbH<br />
Freyensteiner Chaussee 15<br />
D-16928 Pritzwalk<br />
www.zahnradwerk.com
UMRICHTERTECHNIK<br />
ENTWICKLUNG BIS SERIENPRODUKTION<br />
DER GEMEINSAME WEG ZUR<br />
OPTIMALEN LÖSUNG<br />
Individuelle Lösungen für<br />
Frequenzumrichter und<br />
Servoverstärker zu entwickeln,<br />
ist ein Spezialgebiet von<br />
Sieb & Meyer. Bei Projektarbeiten<br />
kooperiert das<br />
Unternehmen partnerschaftlich<br />
mit seinen Auftragspartnern.<br />
Im Ergebnis entstehen<br />
einfache Hardwareanpassungen<br />
aber auch<br />
neu definierte Geräte, die<br />
konstruktive Probleme lösen.<br />
„Kunden, die sich schon möglichst früh in der Entwicklungsphase<br />
an uns wenden, profitieren auf ganzer Linie“, so Torsten<br />
Blankenburg, Vorstand Technik der Sieb & Meyer AG. „Wenn<br />
Kons trukteure wissen, was bei uns möglich ist und wo wir Sie<br />
unterstützen können, spart das Zeit und Geld. Für uns ergibt<br />
sich die Möglichkeit, bei der Beratung wirklich aus dem Vollen<br />
zu schöpfen. Wir können die Kunden zu einer technisch optimalen<br />
Lösung führen, ohne größere Kompromisse eingehen zu<br />
müssen, die in einer späteren Phase vielleicht nötig wären.“<br />
Das Lüneburger Unternehmen fertigt Steuerungen für den Maschinenbau<br />
und die Automatisierungstechnik, Servoverstärker<br />
für unterschiedlichste Antriebe sowie Frequenzumrichter für<br />
Hochgeschwindigkeitsmotoren und -generatoren an. Die Herstellung<br />
begleitet ein kompletter Service von der ersten Beratung<br />
über die Entwicklung bis zur Serienproduktion. Sobald der erste<br />
Schritt gemacht ist, läuft die interne Prozesskette bei Sieb & Meyer<br />
an, die sich in zahlreichen Projekten bewährt hat. Vom ersten<br />
Funktionstest bis hin zur Serienproduktion arbeiten alle Abteilungen<br />
in enger Abstimmung an der Realisierung des Vorhabens.<br />
Alle Prozessschritte erfolgen im Unternehmen. Nur so entsteht<br />
ein Produkt, das nicht nur technisch ausgereift, sondern auch zu<br />
guten Konditionen produzierbar ist. Die maßgeschneiderten<br />
Rolf Gerhardt ist Leiter Vertrieb Antriebselektronik<br />
bei der Sieb & Meyer AG in Lüneburg<br />
Lösungen basieren auf Standardkomponenten, die sich bereits<br />
auf dem Markt etabliert haben. Dazu kommt die fast 60-jährige<br />
Erfahrung aus einer Vielzahl von anwendungsspezifischen Antriebssystemen,<br />
die in Serienstückzahlen von circa 50 bis<br />
<strong>10</strong> 000 Stück produziert werden.<br />
SERVOVERSTÄRKER WEITERENTWICKELT<br />
„Wir erzielen über 50 % des Umsatzes im Bereich der Antriebstechnik<br />
mit kundenspezifischen Projekten“, so Blankenburg.<br />
„Viele Kunden wenden sich immer wieder an uns – eine schöne<br />
Bestätigung dafür, dass unsere Prozesse überzeugen und die individuellen<br />
Frequenzumrichter und Servoverstärker Anklang<br />
finden.“ Das beste Beispiel dafür ist die EST GmbH: Vor einigen<br />
Jahren entwickelte Sieb & Meyer für das Unternehmen einen<br />
hochdynamischen Zwei-Kanal-Servoverstärker für das servomotorische<br />
Schrauben im Automobilbau, der auf dem Antriebssystem<br />
SD2 basiert. Interessant an diesem Projekt ist, dass der<br />
Kunde die Steuerungsplatine bzw. Prozessorkarte des SD2<br />
selbst entwickelt hat. Die für die Regelung des SD2 nötige<br />
Schaltung wurde von Sieb & Meyer konzipiert und von EST ins<br />
Layout integriert. Das Antriebssystem mit einem individuellen<br />
Frontend hat sich in den Steuerungen für das Schrauben und<br />
Pressen bestens bewährt.<br />
Aktuell hat EST jedoch eine neue Generation von handgehaltenen<br />
Schraubwerkzeugen angebunden, für die eine Ethernet-<br />
Schnittstelle implementiert werden musste. Für den Anwender<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
01 02 01 Um EST die<br />
Anbindung des neuen<br />
Werkzeugs zu ermöglichen,<br />
wurde eine neue<br />
Ethernet-Schnittstelle in<br />
das Antriebssystem SD2<br />
integriert<br />
02 Der konstruktive<br />
Geräteaufbau des<br />
FC2-Basismodells ist<br />
an die Maschinenbedingungen<br />
einer<br />
Leiterplattenbohrmaschine<br />
angepasst<br />
worden<br />
hat das unter anderem den Vorteil, dass nur ein sehr dünnes Kabel benötigt wird, um die<br />
Signale zwischen Werkzeug und Steuerung zu übertragen. Durch die enge Zusammenarbeit<br />
konnte eine optimale Integration der neuen Schnittstelle als Weiterentwicklung<br />
im Bestandsprodukt erfolgen.<br />
DIE IDEE<br />
„Kundenspezifische Entwicklungsprojekte<br />
bedingen immer<br />
Vertrauen in beide Richtungen.<br />
Wenn ein Kunde ein maßgeschneidertes<br />
Gerät bei uns<br />
beauftragt, muss er sich auch<br />
sicher sein, dass er dieses viele<br />
Jahr lang über uns beziehen kann.<br />
Umgekehrt müssen wir unseren<br />
Kunden Vertrauen entgegenbringen,<br />
dass sie den beschriebenen<br />
Weg mit uns zusammen bis zum<br />
Ende gehen wollen, auch wenn es<br />
gegebenenfalls einmal Stolpersteine<br />
gibt. Aber starke Partner<br />
fangen sich auf und gelangen so<br />
auch gemeinsam zum Erfolg.“<br />
Torsten Blankenburg, Vorstand<br />
Technik, Sieb & Meyer AG<br />
FREQUENZUMRICHTER KONSTRUKTIV AN<br />
MASCHINENBEDINGUNGEN ANGEPASST<br />
Die langjährige, vertrauensvolle Kooperation mit EST ist nur ein Beispiel von vielen für<br />
die gelungene Konzeption und Umsetzung von kundenspezifischen Antriebsprojekten.<br />
So ist auch bei der Schmoll Maschinen GmbH eine anwendungsspezifische Lösung erfolgreich<br />
im Einsatz. In diesem Fall hat Sieb & Meyer den Frequenzumrichter FC2 mit einer<br />
besonderen Gehäusekonstruktion realisiert, die exakt auf die vorliegenden Einbauverhältnisse<br />
und den Montageprozess der Leiterplattenbohr maschinen abgestimmt ist.<br />
Der kompakte und wirtschaftliche Frequenzumrichter ermöglicht den sensorlosen Betrieb<br />
von bis zu acht Hochgeschwindigkeitsspindeln. Diese Leistung und die separate<br />
Auswertung der Temperatursensoren sind bereits im Leistungsumfang des Standardgeräts<br />
enthalten. Sieb & Meyer passte die Netzteilelektronik und den konstruktiven Geräteaufbau<br />
an die Maschinenbedingungen an. Es ließen sich sowohl Bauraum als auch Verdrahtungsaufwand<br />
reduzieren.<br />
Anders als bei der Standardausführung ist das Netzteil nicht im Gerät integriert, sodass<br />
das Gehäuse kompakter ausfällt. So wird ein Einbau des Frequenzumrichters direkt im<br />
Antriebspaket möglich – in diesem Fall neben den Servoverstärkern. Dadurch kann die in<br />
der Maschine zur Verfügung stehende zentrale Versorgungsspannung von bis zu 350 VDC<br />
mit genutzt werden. In die Basis-Software der Serienprodukte fließen in enger Absprache<br />
mit Schmoll Neuerungen und Änderungen mit ein. Wichtig für Schmoll: Die Frequenzumrichter<br />
sind per Software einfach parametrierbar. So lassen sich die Maschinen ohne Probleme<br />
auf andere Spindeltypen umrüsten, wenn dies erforderlich wird.<br />
HOHE VERFÜGBARKEIT DURCH<br />
SERIENPRODUKTION<br />
Bei Schmoll ist man mit der individuellen Lösung absolut<br />
zufrieden: Der angepasste FC2 lässt sich ohne<br />
weitere Zusatzkomponenten mit wenigen Handgriffen<br />
in die Maschine einbauen. Das kompakte System<br />
passt sich an den vorhandenen Bauraum an und wird<br />
von Sieb & Meyer in Serie produziert – das bedeutet<br />
stabile Kosten und eine hohe Verfügbarkeit der Komponenten,<br />
wobei auf Schwankungen des Bedarfs bei<br />
Schmoll jederzeit flexibel reagiert werden kann. Die<br />
Beispiele zeigen, wie vielfältig die individuellen Lösungen<br />
von Sieb & Meyer ausfallen können.<br />
Fotos: Sieb & Meyer AG<br />
www.sieb-meyer.de<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 27
UMRICHTERTECHNIK<br />
ANTRIEBSLÖSUNG<br />
SCHWEIZER GENERATIONEN -<br />
PROJEKT V-BAHN<br />
Die Schweizer Seilbahn Eiger Express<br />
führt vom Grindelwald Terminal zur<br />
Station Eigergletscher und ist der<br />
zweite Arm der V-Bahn. ABB hat für<br />
den Eiger Express – wie auch für die<br />
Gondelbahn auf den Männlichen – die<br />
Antriebslösungen beigesteuert:<br />
vier Elektromotoren mit einer Leistung<br />
von je 500 kW, jeweils angetrieben<br />
von einem rückspeisefähigen<br />
Frequenzumrichter vom Typ ACS880.<br />
Die Aussicht durch die beheizten Panaromafenster der Kabinen ist einmalig.<br />
Links die legendäre Eigernordwand. Rechts das Lauberhorn.<br />
Hinten der Talkessel mit Grindelwald. Vorne die Station Eigergletscher,<br />
wo es entweder auf die Piste, den Wanderweg oder weiter hoch<br />
zum Jungfraujoch geht.<br />
Der im Dezember 2020 in Betrieb genommene Eiger Express in der Schweiz<br />
beeindruckt auch durch seine technischen Daten: Die Gondeln verkehren mit<br />
einer Geschwindigkeit von 8 m/s, also knapp 29 km/h. Üblich sind 6 m/s. Das<br />
fällt den Fahrgästen spätestens bei der rasanten Einfahrt in die Station Eigergletscher<br />
auf, wo die Gondel kontrolliert auf die Stationsgeschwindigkeit abgebremst<br />
wird. So legt die Bahn eine Fahrstrecke von knapp 6,5 km und eine<br />
Höhendifferenz von 1 385 m in lediglich 15 Minuten zurück.<br />
500 KW PRO ELEKTROMOTOR<br />
Die Antriebslösung für diese Seilbahn hat das Unternehmen ABB geliefert:<br />
vier Elektromotoren mit einer Leistung von je 500 kW, jeweils angetrieben von<br />
einem rückspeisefähigen Frequenzumrichter vom Typ ACS880. „Für unseren<br />
Endkunden, die Jungfraubahnen, hat die maximale Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit<br />
des Eiger Express oberste Priorität. So hat sich unsere Unternehmensgruppe<br />
für den Einsatz von Motoren und Frequenzumrichter von ABB entschie-<br />
28 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
den“, so Raphael Reinle, verantwortlicher Projektleiter bei Garaventa. Die Garaventa AG<br />
ist der Schweizer Teil der Doppelmayr/Garaventa Gruppe, welche den Eiger Express<br />
realisierte. Die Frey AG Stans, Tochterunternehmen der Gruppe, zeichnet für die elektrische<br />
Steuerung verantwortlich und hat die Antriebslösung von ABB integriert.<br />
Der Verfügbarkeit der Bahn dient die Auslegung mit den vier Paketen aus Motor und<br />
Frequenzumrichter, die in der Station Eigergletscher installiert sind. Selbst wenn einer<br />
dieser Antriebsstränge ausfallen sollte, fährt der Eiger Express weiter. Mit der etwas geringeren<br />
Geschwindigkeit von 6 m/s, aber bei voller Auslastung.<br />
In den 44 Gondeln der Seilbahn können 2 200 Personen pro Stunde befördert werden.<br />
„Die größte Leistung muss das System beim Ausgaragieren aus dem Terminal in<br />
Grindelwald Grund bringen, wenn talwärts noch keine Gondeln als Gegengewicht wirken“,<br />
erklärt Reinle. Für das Garagieren, mit dem die Gondeln bei Betriebsschluss vor<br />
Umwelteinflüssen geschützt werden, sind ebenfalls Dutzende Frequenzumrichter von<br />
ABB im Einsatz.<br />
DIE IDEE<br />
REKUPERATION BEIM ABBREMSEN IN DER STATION<br />
Für das Beschleunigen und Abbremsen der Gondeln bei der Berg- und Talstation sind<br />
zudem 16 rückspeisefähige ABB-Umrichter installiert. Die dabei anfallende kinetische<br />
Bremsenergie wird in elektrische Energie umgewandelt und ins Netz rückgespeist. Bei<br />
einer voll besetzten Gondel lassen sich so jeweils rund 30 Wh rekuperieren. Die zurückgewonnene<br />
Bremsenergie bei einem Umlauf der 44 Gondeln – jeweils Berg- und<br />
Talstation – beträgt etwa 2,5 kWh. Auf das gesamte Betriebsjahr hochgerechnet, kommt<br />
so einiges an rekuperierter Energie zusammen.<br />
Der Eiger Express ist eine 3S-Bahn, auch Dreiseilumlaufbahn genannt, welche die<br />
Vorteile einer Gondel- mit jener einer Pendelbahn zu einer kuppelbaren Umlaufbahn<br />
kombiniert. Die beiden Tragseile sorgen für eine hohe Stabilität auch bei starkem Wind.<br />
Die Gondeln mit jeweils 26 Sitzplätzen können ebenso beheizt werden wie die Panoramaverglasung<br />
– damit im Winter die Aussicht ungetrübt bleibt. Zwei Bildschirme<br />
bieten den Fahrgästen Informationen. Die Energie dafür wird von jeder Gondel selbst<br />
erzeugt, mit neuentwickelten Laufrollengeneratoren. Die acht Rollen versorgen so jede<br />
Kabine unterwegs mit 4 kW Leistung.<br />
DER ZWEITE SCHENKEL DER V-BAHN<br />
Der Eiger Express ist der zweite Schenkel der V-Bahn. Er teilt sich mit der Ende 2019 eröffneten<br />
Männlichenbahn den modernen, an das öffentliche Bahnnetz angeschlossene<br />
Grindelwald Terminal. Mit einer Länge von 6 <strong>10</strong>0 m ersetzte die <strong>10</strong>er-Gondelbahn Grindelwald-Männlichen<br />
im Rahmen des Projekts V-Bahn die alte Gondelbahn aus dem<br />
Jahr 1978. Sie hat mit 111 Gondeln die Beförderungskapazität von 900 auf 1 800 Gäste pro<br />
Stunde verdoppelt und die Fahrzeit von 30 auf 19 Minuten verkürzt. Angetrieben wird sie<br />
von zwei 800-kW-Motoren von ABB mit je einem rückspeisefähigen Frequenzumrichter.<br />
Die Bezeichnung Generationenprojekt wird der V-Bahn gerecht. Ganze 470 Mio. Franken<br />
haben die Jungfraubahnen dafür im Berner Oberland investiert. Damit verkürzt sich<br />
etwa die Reisezeit auf das Jungfraujoch um eine Dreiviertelstunde, was die Attraktivität<br />
vom „Jungfraujoch – Top of Europe“ als Schweizer Tourismushighlight weiter erhöht.<br />
Fotos: Jungfraubahnen<br />
www.abb.de<br />
„Unsere Antriebslösung regelt die<br />
Fahrt der Gondeln mit hoher<br />
Geschwindigkeit und sorgt für eine<br />
hohe Verfügbarkeit sowie Zuverlässigkeit<br />
der Schweizer Seilbahn.<br />
Selbst wenn einer der Antriebsstränge<br />
ausfallen sollte, fährt der<br />
Eiger Express weiter. Zudem sind<br />
rückspeisefähige ABB-Umrichter bei<br />
der Berg- und Talstation für das<br />
Beschleunigen und Abbremsen der<br />
Gondeln installiert. Die dabei<br />
anfallende kinetische Bremsenergie<br />
wird in elektrische Energie umgewandelt<br />
und ins Netz rückgespeist.“<br />
Aleksandar Velimirovic,<br />
Global Key Account Manager<br />
ABB Schweiz AG,<br />
Motoren und Antriebe<br />
DIE KLEINEN MIT DER<br />
GROSSEN KRAFT<br />
Bürstenlose Mikromotoren<br />
• Lieferbar in Durchmessern von 12 bis 40 mm<br />
• Leicht, kompakt und geräuscharm mit geringer Massenträgheit<br />
• Leistung bis 400 W auf engstem Raum verfügbar<br />
• Kombinierbar mit Encoder und Hochpräzisionsgetrieben<br />
• Kein Rastmoment, geringe Drehmomentwelligkeit, hohe Dynamik<br />
www.servotecnica.de<br />
KOSTENEFFIZIENTE<br />
LÖSUNG<br />
LANGE<br />
LEBENSDAUER<br />
HOHE<br />
DREHMOMENTDICHTE<br />
HOHER<br />
WIRKUNGSGRAD
UMRICHTERTECHNIK<br />
FREQUENZUMRICHTER<br />
SOLARPUMPEN IM<br />
OPTIMIERTEN BETRIEB<br />
HALTEN<br />
Solarbetriebene Pumpen leisten<br />
durch ihren CO 2<br />
-neutralen Betrieb<br />
einen wichtigen Beitrag zum<br />
Klimaschutz und sichern die<br />
Wasserversorgung in Gebieten<br />
mit mangelhaften Stromnetzen.<br />
Der neue Frequenzumrichter<br />
ADV200-SP von Gefran sorgt dafür,<br />
dass der Pumpenmotor bei jedem<br />
Wetter mit optimaler Leistung<br />
arbeitet.<br />
Giuseppe Savoca ist Vertriebsleiter Antriebstechnik<br />
Deutschland bei der Gefran Group in Seligenstadt<br />
Es gibt viele Regionen in der Welt, in denen oft die Sonne scheint. Photovoltaik-Anlagen<br />
sind hier eine günstige und vor allem umweltfreundliche<br />
Alternative zu herkömmlichen, fossilen Energieträgern. Deren Ressourcen<br />
sind zum einen begrenzt, zum anderen ist diese Art der Stromerzeugung<br />
mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen verbunden. Bei Solarstrom handelt<br />
es sich dagegen um eine zu <strong>10</strong>0 % CO 2<br />
-neutrale, unbegrenzt verfügbare Energiequelle.<br />
Es gibt allerdings einen Nachteil: Gerade in gemäßigten Breiten ist die<br />
Sonnenscheindauer starken Schwankungen unterworfen. Der durch eine PV-Anlage<br />
erzeugte Strom reicht deshalb in der Regel nicht aus, um z. B. Pumpen konstant<br />
mit der benötigten elektrischen Energie zu versorgen.<br />
AUF DIE JEWEILIGEN WETTERVERHÄLTNISSE ABGESTIMMT<br />
Das Unternehmen Gefran hat nach einer Lösung für dieses Problem gesucht und<br />
mit dem ADV200-SP einen Frequenzumrichter speziell für die Leistungsregelung<br />
von Solarpumpen entwickelt. Er sorgt dafür, dass die Pumpen immer mit der optimalen<br />
Leistung arbeiten – egal, ob die Sonne gerade scheint oder nicht. Möglich<br />
wird das durch die Konstruktion des ADV200-SP: Er versorgt Pumpen entweder<br />
ausschließlich mit Gleichstrom aus der PV-Anlage, oder schaltet im Hybrid-<br />
Betrieb bei bedecktem Himmel automatisch auf das Netz bzw. eine andere sekundäre<br />
Energiequelle um. Ein dritter Modus erlaubt die gleichzeitige Speisung des<br />
Pumpenmotors mit Gleichstrom aus der PV-Anlage und Wechselstrom aus dem<br />
Netz oder von einem Generator.<br />
Damit der ADV200-SP Solarpumpen immer mit der höchstmöglichen Leistung<br />
versorgen kann, verfügt er über einen Strahlungssensor und einen sogenannten<br />
MPP-Regler. Dieser Regler spürt kontinuierlich den „Maximum Power Point“ auf,<br />
den maximalen Arbeitspunkt. Damit wird der Betriebspunkt bezeichnet, an dem<br />
ein PV-Modul die höchste Leistung abgibt. Die Ermittlung des MPP ist erforderlich,<br />
da jedes PV-Modul ein ganz spezifisches elektrisches Verhalten aufweist: Je<br />
nach Einstrahlungsstärke des Sonnenlichts und der Temperatur des PV-Moduls<br />
30 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
verändern sich Stromstärke (I) und Spannung<br />
(U) des Moduls in einem ganz bestimmten<br />
Verhältnis.<br />
Die Lage des MPP verändert sich somit<br />
ebenfalls ständig. Der vom MPP-Regler eingestellte<br />
maximale Arbeitspunkt der PV-<br />
Anlage kann deshalb immer nur eine Annäherung<br />
an den realen MPP sein. Je besser<br />
diese Annäherung gelingt, desto größer ist<br />
der Energieertrag der PV-Anlage und desto<br />
höher ist die Leistung einer angeschlossenen<br />
Pumpe. Um dem realen MPP so nahe<br />
wie möglich zu kommen, hat Gefran für den<br />
ADV200-SP einen dynamischen Such-Algorithmus<br />
entwickelt. Er ermittelt automatisch<br />
und in kurzer Zeit den jeweils optimalen<br />
Arbeitspunkt des PV-Moduls.<br />
VON TAUCHPUMPEN BIS<br />
WASSERWERKEN<br />
Der Frequenzumrichter ADV200-SP basiert<br />
auf dem skalierbaren Frequenzumrichter<br />
ADV200 für industrielle Anwendungen, der<br />
sich durch eine hohe mechanische Modularität<br />
auszeichnet. Er verfügt über eine feldorientierte<br />
Vektorregelung sowie eine offene<br />
Programmierplattform (Software SPS), die<br />
eine flexible Maschinensteuerung und die<br />
reibungslose Integration in vielzähligen<br />
Anwendungen ermöglicht. Mithilfe dieser<br />
Soft-SPS ist zudem keine separate Steuerung<br />
erforderlich. Den ADV200-SP gibt es in Ausführungen<br />
für die Schaltschrank- und für die<br />
Durchsteckmontage.<br />
Mit dem ADV200-SP können Verteilerpumpen<br />
und Tauchpumpen in verschiedenen<br />
Anwendungen energieeffizient betrieben<br />
werden – in Kläranlagen ebenso wie in<br />
Bewässerungssystemen oder Wasserwerken.<br />
Der Umrichter hat einen Leistungsbereich<br />
von 1,5 kW bis 160 kW und ist mit<br />
zahlreichen nützlichen Features für die<br />
Pumpen-Kontrolle ausgestattet. Zu den<br />
Funktionen gehört z. B. ein Warnsystem,<br />
das den Anlagenbetreiber über ein mögliches<br />
Trockenlaufen der Pumpe informiert,<br />
eine automatische Druck- und Durchflussmessung<br />
sowie eine Reinigungsfunktion,<br />
die das Laufrad der Pumpe von festen Ablagerungen<br />
befreit.<br />
Neben der Optimierung der Stromerzeugung<br />
bei Solarpumpen, soll sich der Frequenzumrichter<br />
ADV200-SP auch komfortabel<br />
bedienen lassen, da er Tasten für die<br />
schnelle Menü-Navigation besitzt und über<br />
ein übersichtliches 4-zeiliges Display verfügt.<br />
So ist der Anwender jederzeit über den<br />
Status der Applikation informiert. Nutzer<br />
können zudem bis zu fünf komplette Antriebsparameter-Sets<br />
up- oder downloaden<br />
bzw. speichern. Über eine Extra-Taste werden<br />
darüber hinaus die letzten zehn Parameter<br />
angezeigt, die geändert wurden.<br />
FERNWARTUNG VON ANGE-<br />
SCHLOSSENEN PUMPEN MÖGLICH<br />
Über die integrierte RS485-/Modbus RTU-<br />
Schnittstelle des Umrichters ist auch der<br />
Aufbau von Mehrpunkt-Verbindungen und<br />
Peer-to-Peer-Netzwerken zwischen einer<br />
Vielzahl von Pumpen möglich. Ein weiteres<br />
nützliches Feature bietet das separat erhältliche<br />
GF connect-Modul: Mittels OpenVPN<br />
und SSL-Protokoll lassen sich die angeschlossenen<br />
Pumpen fernwarten. So müssen<br />
für die Zustandskontrolle keine kostenintensiven<br />
Service-Einsätze mehr gefahren<br />
werden und es wird Personal für andere Aufgaben<br />
frei.<br />
Das GF connect-Modul macht es auch<br />
möglich, das gesamte Pumpensystem jederzeit<br />
von jedem Ort der Welt im Blick zu behalten<br />
– eine stabile Internet-Verbindung<br />
vorausgesetzt. Das Modul verfügt über einen<br />
integrierten Webserver und stellt einen<br />
Gateway zwischen netzwerkfähigen Geräten<br />
her, die mit verschiedensten Protokollen<br />
ausgerüstet sein können (3G).<br />
Der Frequenzumrichter ADV200-SP selbst<br />
besitzt neben RS485/Modbus RTU auch<br />
Schnittstellen für alle gängigen Feldbusse<br />
wie zum Beispiel EtherNetIP, Profibus, Profinet,<br />
DeviceNet, CANopen, oder EtherCAT.<br />
Zudem bietet der ADV200-SP Platz für bis zu<br />
drei I/O-Karten, mit denen die Funktionalitäten<br />
des Umrichters flexibel erweitert werden<br />
können.<br />
Fotos: Aufmacher (links) GalinaSt/stock.adobe.com,<br />
Aufmacher (mittig) Brenda Carson/stock.adobe.com,<br />
Aufmacher (rechts) Eyematrix/stock.adobe.com,<br />
sonst. Gefran<br />
www.gefran.com<br />
DIE IDEE<br />
„Unser Frequenzumrichter<br />
ADV200-SP wurde speziell für die<br />
Leistungsregelung von Solarpumpen<br />
entwickelt. Der Umrichter verfügt<br />
über einen Strahlungssensor und<br />
einen MPP-Regler, damit die<br />
Pumpen bei jedem Wetter mit<br />
optimaler Leistung arbeiten.<br />
Er versorgt sie entweder mit<br />
Gleichstrom aus der PV-Anlage oder<br />
schaltet in den Hybridbetrieb,<br />
das heißt auf das Netz oder eine<br />
sekundäre Energiequelle um. Ein<br />
dritter Modus erlaubt die gleichzeitige<br />
Speisung mit Gleichstrom aus<br />
der PV-Anlage und Wechselstrom.“<br />
Giuseppe Savoca, Vertriebsleiter,<br />
Gefran<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 31
UMRICHTERTECHNIK<br />
BEDARFSGERECHTE VERSORGUNG<br />
GERÄTEKLASSE ZWISCHEN MOTORSTARTER<br />
UND FREQUENZUMRICHTER<br />
Eine Vielzahl an Asynchronmotoren in industriellen Anlagen erfüllen nur<br />
einfache Zwecke. Zugleich werden die Antriebe von überdimensionierten<br />
Frequenzumrichtern versorgt. Als effiziente Alternative für Anwendungen mit<br />
wenigen Funktionen bietet sich ein Speed-Starter an. Die Hybridmotorstarter von<br />
Phoenix Contact überzeugen durch eine schnelle Installation und Konfiguration.<br />
In industriellen Anlagen sind in der Regel eine Vielzahl von<br />
Elektromotoren verbaut. Die meisten Motoren lösen dabei<br />
einfache Aufgaben: Sie müssen Gegenstände oder Flüssigkeiten<br />
von einem Ort zum anderen transportieren oder entsprechende<br />
Bearbeitungsschritte ausführen. Viele dieser Tätigkeiten<br />
finden in Logistikzentren sowie an Maschinen und Anlagen statt.<br />
Zudem gibt es unterschiedliche Wege, um einen Motor zu starten<br />
und zu betreiben. Für die Mehrzahl der Anwendungen kommen<br />
heute Frequenzumrichter zum Einsatz – insbesondere dann,<br />
wenn verschiedene Drehzahlen oder Sanftanläufe benötigt werden.<br />
Frequenzumrichter stellen komplexe Geräte dar, die zwar<br />
zahlreiche Funktionen beherrschen, sich aber oft als überdimensioniert<br />
erweisen. Denn bei den Applikationen, die aktuell am<br />
häufigsten vorzufinden sind, handelt es sich – wie bereits erwähnt<br />
- typischerweise um simple Arbeiten, die meist lediglich<br />
zwei Festdrehzahlen und/oder eine Rampenfunktion mit einem<br />
Sanftstart und -auslauf des Motors erfordern.<br />
Johannes Happe ist Produktmanager Contactron bei der<br />
Phoenix Contact Electronics GmbH in Bad Pyrmont<br />
SICHERES ABSCHALTEN DURCH<br />
SAFE-TORQUE-OFF-FUNKTION<br />
Der neue Speed-Starter aus der Produktfamilie Contactron bildet<br />
die Geräteklasse zwischen Motorstarter und Frequenzumrichter.<br />
Die kompakte Lösung ist in ein Gehäuse integriert und verfügt<br />
über eine intuitive Bedienung. Sie enthält alle notwendigen<br />
Funktionen wie Direktstart von Asynchronmotoren, Wendestart,<br />
einen vollständigen Motorschutz, die Einstellung unterschiedlicher<br />
Geschwindigkeiten, Sanftanlauf und -auslauf des Motors sowie<br />
einen sicheren Halt durch Safe Torque Off. Das Gerät bietet<br />
dem Anwender viele Vorteile, insbesondere das sichere Abschalten<br />
bis zur Sicherheitsstufe SIL 3, PL e sowie Kat. 4 aufgrund der<br />
eingebauten Safe-Torque-Off-Funktionalität (STO). Die kompakten<br />
Gehäuseabmessungen mit einer Baubreite von nur 35 mm<br />
ermöglichen eine deutliche Platzersparnis im Schaltschrank.<br />
Darüber hinaus sorgen die einfache Verdrahtung und das Bedienkonzept<br />
für eine schnelle Installation und Inbetriebnahme.<br />
Vor diesem Hintergrund lässt sich mit dem Speed-Starter der<br />
Produktfamilie Contactron eine wirtschaftliche Lösung umsetzen,<br />
die sämtliche Funktionen für verschiedene Drehzahlen und<br />
den Sanftanlauf umfasst.<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
UMRICHTERTECHNIK<br />
02<br />
01 Zwischen Motorstarter<br />
und Frequenzumrichter<br />
bietet sich die Geräteklasse<br />
für zahlreiche Anwendungen<br />
für Asynchronmotoren mit<br />
überschaubaren Funktionen<br />
an<br />
01<br />
02 Die Bedieneinheit macht<br />
intuitiv die wichtigsten<br />
Funktionen wie Einstellung<br />
des Nennstroms oder des<br />
Frequenzwertes zur<br />
Bestimmung der Drehzahl<br />
zugänglich<br />
In den häufigsten Applikationen müssen die sich drehenden und<br />
bewegenden Teile durch einen Not-Halt-Schalter sicher abgeschaltet<br />
werden können, z. B. wenn die Teile verklemmt sind oder<br />
im Kontext eines Notfalls. Allerdings darf ein Fehler nicht zum<br />
Verlust der Sicherheit führen, weshalb die Maschine oder Anlage<br />
redundant aufzubauen ist. Mit dem Speed-Starter der Baureihe<br />
Contactron lässt sich dies direkt erledigen. Zum sicheren Abschalten<br />
des Motors ist also kein zusätzliches Schütz notwendig.<br />
Auch auf der Steuerungsseite besteht die Option, über die Anschlüsse<br />
STO+ und STO- eine zweikanalige Abschaltung durchzuführen.<br />
NACH DER INSTALLATION MOTOR<br />
PER DISPLAY EINSTELLEN<br />
Der Kraftvolle<br />
Kundenspezifische<br />
Lösungen möglich<br />
SD2M mit Drei-Level-Technologie<br />
Frequenzumrichter für Hochgeschwindigkeitsanwendungen<br />
bis 2.000 Hz im Leistungsbereich bis 432 kVA<br />
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Beim Aufbau von Maschinen und Anlagen ist Zeit mit Geld<br />
gleichzusetzen: Je einfacher und schneller die Applikation installiert<br />
werden kann, desto weniger finanzielle Ressourcen muss der<br />
Maschinenhersteller aufwenden und desto wettbewerbsfähiger<br />
wird seine Lösung. Die Speed-Starter von Phoenix Contact erlauben<br />
die Inbetriebnahme in einer Zeitspanne von weniger als einer<br />
Minute. Um den Motor zum Drehen zu bringen, muss lediglich<br />
der Lastein- und -ausgang verdrahtet sowie ein Ansteuersigwww.sieb-meyer.de<br />
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UMRICHTERTECHNIK<br />
nal auf eine einstellbare Festdrehzahl gelegt werden. Dann kann<br />
der Motor sofort seine Arbeit verrichten. Natürlich müssen sich<br />
die Einstellungen auf die jeweilige Anwendung anpassen lassen.<br />
Das geschieht über das Bedienkonzept, das sich aus dem Display,<br />
fünf LEDs, zwei Hoch- und Heruntertaster, einem Set-/Reset-Taster<br />
sowie einem Drehschalter zusammensetzt.<br />
Im ersten Schritt ist der Nennstrom des Motors einzustellen,<br />
damit der Motor vor einer Überlast geschützt wird. Ein zusätzliches<br />
Motorschutzrelais muss folglich nicht mehr eingebaut werden.<br />
Dazu wird der Drehschalter einfach auf „Current“ gedreht,<br />
der entsprechende Wert mit der Hoch- oder Heruntertaste eingegeben<br />
und anschließend mit der Set-/Reset-Taste gespeichert.<br />
Mehr ist nicht zu tun. Sobald der Nutzer einen Wert verändert,<br />
beginnt dieser im Display zu blinken. Nach dem Speichern wird<br />
der Wert durchgängig angezeigt. Die Rampenzeit, also die Zeit bis<br />
zum Hochlauf auf die eingestellte Drehzahl, lässt sich ebenfalls<br />
problemlos adaptieren. Zu diesem Zweck bewegt der Anwender<br />
den Drehschalter auf „Ramp“, gibt den neuen Wert – wie bereits<br />
bekannt – durch die Hoch- oder Heruntertaste ein und sichert<br />
ihn mit der Set-/Reset-Taste – fertig.<br />
SCHNELLE ANPASSUNG DER DREHZAHL<br />
Wird der Drehschalter auf „Status“ gestellt, können elektrische<br />
Werte wie Frequenz, Strom, Spannung, Temperatur und weitere<br />
Daten abgelesen werden. Ist die Drehzahl anzupassen, lässt sich<br />
auch dies in der beschriebenen Form bewerkstelligen. Der Drehschalter<br />
wird auf „Speed1“ verändert und danach der richtige<br />
Frequenzwert wieder mit der Hoch- oder Heruntertaste eingestellt<br />
und mit der Set-/Reset-Taste bestätigt. Anschließend blinkt<br />
die Drehrichtung „R“ oder „L“ in den LEDs, die sich ebenfalls mit<br />
der Hoch- oder Heruntertaste angeben und mit der Set-/Rest-<br />
Taste speichern lässt. Sollte eine zweite Geschwindigkeit erforderlich<br />
sein, wiederholt sich das Procedere: Drehschalter auf<br />
„Speed2“ bewegen, Wert mit der Hoch- oder Heruntertaste festlegen<br />
und im nächsten Schritt mit der Set-/Reset-Taste bestätigen.<br />
Falls gewünscht, kann der Nutzer mit der Drehschalter-Position<br />
„Options“ weitere Einstellungen vornehmen.<br />
Die Speed-Starter der Baureihe Contactron sind in einer Leistungsklasse<br />
von 0,25 bis 1,5 kW verfügbar – und das sowohl für<br />
einen ein- als auch dreiphasigen Lasteingang, jeweils mit oder<br />
ohne integrierten EMV-Filter. Die Geräte mit eingebautem Filter<br />
umfassen einen steck- und austauschbaren Lüfter, während die<br />
Geräte ohne Filter mit einem Kühlkörper ohne Lüfter ausgestattet<br />
sind.<br />
Fotos: Phoenix Contact Electronics GmbH<br />
www.phoenixcontact.com<br />
CROSS POWER SYSTEM<br />
Die Speed-Starter der Produktfamilie Contactron<br />
lassen sich einfach per Plug-and-play auf dem<br />
Energieverteilungs-System Cross Power System<br />
montieren. Zunächst werden die drei Phasen über<br />
ein Anschlussmodul oder einen Trennschalter mit<br />
integrierten Sicherungen auf das Energieverteilungs-Board<br />
gebracht. Mit der 5-A- oder 20-A-Variante<br />
der Stromversorgung Trio Power erfolgt danach<br />
die 24-V-Einspeisung, während zur Verteilung im<br />
Schaltschrank oder in das Feld PTFIX-Klemmen oder<br />
Reihenklemmen zum Einsatz kommen.<br />
DIE IDEE<br />
„Die Speed-Starter sind für eine<br />
Vielzahl von Applikationen eine<br />
passende, einfach handhabbare<br />
Lösung. Unter dem Motto „Anschließen,<br />
Einstellen, Starten“ profitieren<br />
die Anwender von einer Geräteklasse,<br />
die sich zwischen Motorstarter<br />
und Frequenzumrichter einordnet.<br />
Die kompakten, bei Bedarf auch<br />
vernetzbaren Hybrid-Motorstarter<br />
starten, reversieren und schützen<br />
die Motoren zuverlässig. Wenn<br />
darüber hinaus ein Sanftanlauf oder<br />
unterschiedliche Drehzahlen<br />
notwendig sind, kann der Speed-<br />
Starter über einen Adapter auf das<br />
Energieverteilungs-Board installiert<br />
werden.“<br />
Johannes Happe, Produktmanager<br />
Contactron, Phoenix Contact<br />
Electronics GmbH<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
KIMO.indd 1 18.04.2017 14:40:18
MARKTPLATZ<br />
BETRIEBSSICHERHEIT VON WINDPARKS<br />
IM FOKUS<br />
Für den sicheren<br />
Betrieb von Pitch- und<br />
Azimut-Antrieben in<br />
Windkraftanlagen hat<br />
Kendrion Intorq die<br />
Federkraftbremsen<br />
BKF470/BKF458<br />
entwickelt. Der „Local<br />
to Local“-Ansatz sorgt<br />
für hohe Verfügbarkeit<br />
weltweit.<br />
„Kendrion INTORQ ist global aufgestellt, das heißt Vertriebsnetz,<br />
Produktion und Ersatzteile stehen weltweit vor Ort<br />
bereit“, unterstreicht Andrea Steinberg, Key Account Sales.<br />
„Unsere Werke in Deutschland, China, Indien und USA produzieren<br />
und montieren mit identischen Prozessen und gleichen<br />
Standards.“ Für Pitch-Antriebe zur Verstellung der Rotorblätter<br />
sind gekapselte Federkraftbremsen BFK470 im Angebot, die sich<br />
für den Anbau an Servo- und Asynchronmotoren eignen, sowie<br />
Permanentmagnet-Bremsen der High-Torque-Serie zur Integration<br />
in Servomotoren. Prädestiniert für Azimut-Antriebe zwecks<br />
Ausrichtung der Gondel sind die Federkraftbremsen BFK458.<br />
Die modular aufgebauten Lösungen werden für Temperaturen<br />
bis - 40 °C sowie mit Schutzart IP54 bzw. IP66 angeboten.<br />
www.kendrion.com<br />
ELEKTROMOTOREN BERÜHRUNGSLOS<br />
PRÜFEN UND KALIBRIEREN<br />
NCTE und Gantner<br />
Instruments haben<br />
gemeinsam eine<br />
Messtechniklösung für<br />
die berührungslose<br />
E-Motorenprüfung in<br />
Echtzeit entwickelt, die<br />
auf bewährten<br />
Standardkomponenten basiert (COTS – Components oft he<br />
shelf). Hard- und Software von Gantner erfasst die Messdaten<br />
für elektrische und mechanische Größen und visualisiert<br />
den Prüfstand. Drehmoment und Drehzahl misst ein<br />
Sensor von NCTE berührungslos, sodass Störeinflüsse ausgeschlossen<br />
sind. Die Genauigkeit liegt bei ± 0,1 %. Ein<br />
Testaufbau besteht aus einem Elektromotor, der durch eine<br />
hydraulische Bremse belastet wird. Die Welle ist mit dem<br />
NCTE-Sensor bestückt, der die Änderung des Magnetfeldes<br />
erfasst und in ein analoges Signal für Drehzahl und Drehmoment<br />
umwandelt. Die Bremskraft lässt sich über eine<br />
Scheibenbremse via Dashboard einstellen. Wird sie erhöht,<br />
sinkt die Drehzahl und der Motorstrom wird entsprechend<br />
gesteigert. Seriengefertigte COTS verkürzen die Entwicklung<br />
und tragen somit dazu bei, Kosten über den gesamten<br />
Lebenszyklus zu senken.<br />
www.ncte.de<br />
KOMPAKTES UMRICHTER-DESIGN OHNE LUFTKANÄLE<br />
Die Vacon NXP Liquid Cooled Frequenzumrichter von Danfoss<br />
sind prädestiniert für Anwendungen, bei denen nur wenig Platz<br />
vorhanden oder eine Luftkühlung schwierig ist. Das kompakte<br />
und robuste Design ohne Luftkanäle kommt insbesondere der<br />
Schwer-, Schifffahrts-, Offshore- und Bergbauindustrie entgegen.<br />
Flüssigkeitsgekühlte Frequenzumrichter lassen sich auf<br />
verschiedene Art kombinieren, vom einzelnen anwendungsspezifischen<br />
Umrichter bis hin zu DC-Bussystemen. Vacon NXP ist<br />
auf Schutzart IP 54 und höher ausgelegt und der Einbau an fast<br />
jedem Standort einer Anlage möglich. Dank minimaler Wärmeverlustleistung<br />
sind keine großen Klimaanlagen in Schalträumen<br />
erforderlich, sodass Aufwand und Kosten eingespart<br />
werden können. Funktionen wie Safe Tourque Off (STO) und<br />
Sicherer Stopp 1 (SS1) bieten ein Plus an Sicherheit und<br />
schutzbeschichtete Platinen steigern die Zuverlässigkeit.<br />
www.danfoss.com<br />
IE4 Super Premium<br />
Norm-Motoren der Serie MPM<br />
small motors<br />
for<br />
smart solutions<br />
Merkes GmbH<br />
Holzkamper Weg 19<br />
D-42699 Solingen<br />
Telefon: +49-212-26414-16<br />
E-Mail: info@merkes.de<br />
www.merkes.de<br />
www.ie4-motor.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
HOHLDRAHTTECHNIK IN PRÜFSTÄNDEN<br />
KÜHLUNG ALS SCHLÜSSEL<br />
ZUM ERFOLG<br />
Mit der stetigen Weiterentwicklung von Hybrid – und Elektrofahrzeugen<br />
kommen neue Herausforderungen auch auf die Prüfstandtechnik zu.<br />
Die geforderten Leistungen liegen oft in physikalischen Grenzbereichen.<br />
Eine besonders effektive Kühlung durch Hohldrähte in der Wicklung der<br />
Motoren kann hier leistungssteigernd wirken.<br />
Peter Angele Senior-Consultant<br />
bei Dynamic E Flow, Valley<br />
Die Forderung der Automobilindustrie nach mehr tung und höheren Drehzahlen (bis zu 30 000 U/min) im<br />
Leis-<br />
Antrieb führt in der Prüfdienstleistung dazu, dass mit erhöhtem<br />
Aufwand insbesondere durch den Einsatz von<br />
Getrieben gearbeitet werden muss um die E-Maschinen zu testen<br />
und zu prüfen.<br />
Prüfstandmaschinen, die entsprechend hohe Drehzahlen und<br />
hohe Momente liefern, sind am Markt kaum erhältlich. Dies liegt<br />
an den physikalischen Grenzen. Hohe Drehzahlen können zu kritischen<br />
Resonanzen führen, welche das System Lastmaschine auf<br />
dem Maschinenbett aufschwingen lassen (biegekritische Wellendrehzahl).<br />
So werden Messungen ungenau bis unmöglich, da erzeugte<br />
Vibrationen der Lastmaschine in den Prüfling übertragen<br />
werden. Der Verschleiß der Prüftechnik steigt exponentiell,<br />
Standzeiten von Lager gehen signifikant nach unten.<br />
Die hochdynamischen PM- Synchron Belastungsmaschinen von<br />
Dynamic E Flow GmbH (DEF) gehen hier einen eigenen Weg.<br />
Durch den Einsatz einer besonderen Motorkühlung sowie durch<br />
Komponenten aus der Spindeltechnik ist eine Maschinenreihe entstanden,<br />
welche die Anforderungen der Automobilindustrie erfüllt.<br />
QUANTENSPRUNG IN DER STROMDICHTE<br />
Die Kühlung ist der Schlüssel zum Erfolg. Je mehr Abwärme aus den<br />
Aktivteilen der Lastmaschine abgeführt werde kann, desto kompakter<br />
kann der Bauraum der Maschine ausfallen. Besonders kompakte<br />
Bauweisen ermöglichen in Folge höhere Drehzahlen. Die maximale<br />
Stromdichte zeigt als Indikator das Potenzial des Kühlkonzeptes<br />
und die mögliche Leistungsdicht. Bei Dynamic E Flow wird durch<br />
den Einsatz von Hohldrahttechnik ein Sprung in der Stromdichte<br />
erreicht. In der HC400 Reihe können bis über 70 A/mm2 dauerhaft<br />
in der Wicklung realisiert werden. Alle gängigen schon guten Kühltechniken<br />
erlauben Stromdichten von 20 bis maximal 30 A/mm2<br />
kurzzeitig, womit die Leistungs- und Drehmomenterfordernisse, die<br />
kleine Baugröße und die hohen Drehzahlen erreicht werden.<br />
DIE CAPCOOLTECH-TECHNOLOGIE<br />
Die capillaries cooling Technologie (Capcooltech) ist ein simpler<br />
Ansatz. Die Spulen einer E-Maschine werden mit hohlem Draht<br />
aufgebaut und gewickelt. Dieser hohle Draht wird als Strom- und<br />
Kühlmittelleiter verwendet. Durch den mittig ausgehöhlten<br />
Draht wird Kühlmittel geführt. Somit kann das Kupfer als Hauptwärmequelle<br />
des Motors direkt gekühlt werden. Die isolierende<br />
Lackschicht zwischen Kupfer und Kühlmedium, eine Notwendigkeit<br />
konventioneller Drähte, entfällt. Die Motoren können, bei<br />
integrierter Capcooltech, topologieunabhängig konventionell<br />
aufgebaut werden. Gleichzeitig steigen die Stromdichten und<br />
Maschinenleistungen signifikant. Die Capcooltech wurde von<br />
Dynamic E Flow GmbH entwickelt und patentiert.<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
DIE HC-BAUREIHE<br />
Die HC-Baureihe von Motoren für Prüfanwendungen reicht von 18 000 bis über<br />
25 000 RPM. Dabei werden Drehmomente bis 1 200 Nm abgebildet. Basis dafür ist<br />
eine feste Magnet- und Rotortopologie, die als Absprungbasis für den Baukasten<br />
zur Verfügung steht. Durch den Einsatz von Capcooltech können alle Lastmaschinen<br />
extrem kompakt gebaut werden.<br />
Zusätzlich zur direkten Kupferkühlung wird auch das Statoreisen über eine<br />
Wassermantelkühlung gekühlt. Darüber hinaus stehen eine Wellenkühlung und<br />
eine Lagerkühlung wahlweise zur Verfügung. Alle Baugruppen werden damit aktiv<br />
gekühlt und haben eine gesonderte Sensorik für die Temperaturerfassung und<br />
Steuerung.<br />
AKTIVTEILE UND KUPFERKÜHLUNG<br />
Die HC400 Motorwicklung ist eine verteilte Wicklung, wie man sie in hochdrehenden<br />
Maschinen kennt. Je nach Magnetausstattung und Länge sprechen wir von einer<br />
Maschinenleistung zwischen 620 und 850 kW. Die Maschinen kann mechanisch<br />
Drehzahlen bis 25 000 erreichen. Aus den Aktivteilen kann mit einem einstellbaren<br />
Temperaturdelta die komplette Wärmeleistung abgeführt werden. Damit sind Wärmeeinträge<br />
in Lager und Mechanik gelöst. Über eine Wassermantelkühlung können<br />
alle frequenzabhängigen Eisenverluste abgeführt werden – diese sollen normalerweise<br />
auch die Kupferverluste abführen, das ist der Grund warum in den E-Maschinen<br />
die Einstellung eines thermisch stationären Gleichgewichts oft lange dauert.<br />
Um die Kühlung optimal zu gewährleisten hat DEF auch ein entsprechendes<br />
Hydraulikaggregat entwickelt und erprobt. Dieses ermöglicht es, die komplette<br />
Maschine zu Überwachen. Das Hydraulikaggregat kann die Kupferwicklung, den<br />
Wassermantel, die Welle und auch die Lager mit den entsprechenden Medien und<br />
den zugehörigen Parametern versorgen.<br />
KÜHLUNG VON WELLE UND LAGERN<br />
Die HC400 Mechanik ist sehr robust ausgeführt. Die Welle wird von innen mit einer<br />
Wasser-Glykol-Kühlung gekühlt. Die Lager werden durch eine Öl-Luft-Schmierung<br />
geschmiert und gleichzeitig gekühlt. Dieses Prinzip ist schon weitreichend aus der<br />
Motorspindel bekannt. Somit sind alle Baugruppen, die im Betrieb Wärme erzeugen,<br />
direkt beim Wärmeübergang mit der entsprechenden Kühlung ausgestattet,<br />
was eine bis dahin unerreichte Leistungsdichte und Dynamik erlaubt.<br />
Bilder: Dynamic E Flow<br />
www.dynamiceflow.com<br />
DIE IDEE<br />
„Unsere Motore werden nicht mit einem<br />
konventionellen Draht, sondern mit<br />
einem Hohldraht gewickelt in dem ein<br />
Kühlmittel durchfließt. Unsere patentierte<br />
Technologie Capcooltech ist eine<br />
innovative Methode zur Leistungssteigerung<br />
und besteht im Wesentlichen aus<br />
zwei Komponenten.<br />
Dem Hohldraht und der Anschlussbox<br />
(alias Capcooltech-Box). Mittels einer<br />
Pumpe gelangt das Kühlmittel in die<br />
Spulen (Hohldrähte). Ein Wärmetauscher<br />
sorgt für den Wärmaustausch, durch die<br />
perfekte Kontrolle kann die richtige<br />
Eingangstemperatur gewährleistet<br />
werden. Somit ist eine Überhitzung des<br />
Motors praktisch nicht mehr möglich.“<br />
Michael Anton Naderer, Gründer und<br />
Geschäftsführer Dynamic E Flow<br />
VORTEIL: NORMTEIL<br />
Jeder Erfolg beginnt mit einer Idee. Deshalb unterstützt norelem Konstrukteure und Techniker im Maschinen- und<br />
Anlagenbau bei der Realisierung ihrer Ziele. Die richtige Auswahl aus unserem Vollsortiment an mehr als 60.000 Normund<br />
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
PLUG&PLAY-SCHLEIFRINGLÄUFER<br />
AUF DIE PASSENDE<br />
KOHLEBÜRSTE KOMMT ES AN<br />
Große Schleifringmotoren sind vor allem in der Zementindustrie sehr gefragt.<br />
Der Motorbauer Menzel erklärt, warum es dabei vor allem auf die<br />
richtige Wahl der Kohlebürste ankommt. Zudem sollten von der Anwendung<br />
bis zum Aufstellort und den klimatisch anspruchsvollen Bedingungen<br />
verschiedenste Faktoren berücksichtigt werden.<br />
Mathis Menzel ist Geschäftsführer<br />
der Menzel Elektromotoren GmbH in Berlin<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/08 www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Ein Zementwerksbetreiber in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten hatte Probleme mit dem Hauptmotor der Vertikalmühle.<br />
Das Unternehmen suchte dringenden Ersatz,<br />
um nicht längere Produktionsausfälle zu riskieren.<br />
Zur gleichen Zeit hatte Menzel Elektromotoren gerade zwei neue<br />
Motoren in der passenden Leistungsklasse in der Produktion.<br />
Der Motorbauer unterhält ein Lager mit großen Industriemotoren<br />
und Zubehör für die anwendungsspezifische Konfiguration,<br />
um Kunden kurzfristig aushelfen zu können. Daher konnte Menzel<br />
den gewünschten Motor innerhalb kurzer Zeit liefern.<br />
EINSETZBAR IN RAUEN<br />
UMGEBUNGSBEDINGUNGEN<br />
Menzel kennt die Herausforderungen, denen Motoren in Zementanwendungen<br />
gewachsen sein müssen: Dauerbetrieb, Höchstleistungen,<br />
Staub, häufig auch in Kombination mit extremen<br />
Umgebungstemperaturen oder Gebirgslagen. Die Motoren müssen<br />
hohe Anlauf- und Losbrechmomente bieten und großen<br />
mechanischen Belastungen durch Vibrationen und plötzliche<br />
Last spitzen standhalten. Bei der Umrüstung einer bestehenden<br />
Anlage ist oft der verfügbare Platz beschränkt und der Motorbauer<br />
muss seine Standardlösungen entsprechend anpassen, wie es z. B.<br />
im aktuellen Projekt der Fall war.<br />
Aufgrund des engen Zeitplans beauftragte der Kunde eine<br />
Plug&Play-Lösung, sodass der Motorbauer diverse Anpassungen<br />
vornehmen musste. Menzel zeichnet sich dadurch aus, sowohl<br />
Kurzschlussläufer- als auch Schleifring läufermotoren für die<br />
Zementindustrie anzubieten. In diesem Fall hatte der Kunde<br />
einen Schleifringläufermotor spezifiziert.<br />
DIE AUSWAHL DER PASSENDEN KOHLEBÜRSTE<br />
Schleifringläufermotoren sind in der Zementindustrie sehr verbreitet<br />
und daher ein begehrtes Betätigungsfeld für Motorenhersteller.<br />
Doch viele sind daran gescheitert und bieten daher für<br />
Zementwerke nur noch Käfigläufermotoren an. Der Knackpunkt<br />
ist nach Menzels Erfahrung die Auswahl der richtigen Kohlebürsten.<br />
Die Hauptbestandteile von Kohlebürsten sind Kupfer für<br />
die Leitfähigkeit und Graphit für gutes Gleitverhalten. Andere<br />
Werkstoffe werden nach Bedarf ergänzt. Es verlangt ein hohes<br />
Maß an Ingenieurswissen, für eine bestimmte Anwendung bzw.<br />
einen Motor die richtige Mischung der Kompo nenten zu bestimmen.<br />
Je mehr über die Umweltbedingungen bekannt ist, desto<br />
besser kann der Hersteller die Bürsten darauf abstimmen.<br />
Menzel stattete den aktuellen Motor mit Bürsten aus, die dem<br />
heißen, trockenen Wüstenklima entsprechen. Im Bürstenkörper<br />
Unterschiedliche Anwendungen und klimatische Bedingungen<br />
erfordern unterschiedliche Kohlebürsten – die richtige<br />
Zusammensetzung erfordert Know-how<br />
sind Wassermoleküle eingeschlossen. Bürsten für Motoren, die in<br />
tropischem Klima, bei tiefen Temperaturen oder in großer Höhe<br />
betrieben werden, benötigen andere spezielle Zusammensetzungen.<br />
Berücksichtigt werden außerdem auch Innen- oder Außenaufstellung,<br />
Meeresluft, schwefelhaltige oder explosive Atmosphären,<br />
abrasive Medien in der Kühlluft sowie die verfügbare Netzinfrastruktur<br />
mit mehr oder weniger guter Lastgleichmäßigkeit. Der<br />
im Lastenheft angegebene Intervall für den Bürstenwechsel ist<br />
ein guter Maßstab. Wenn die Bürsten deutlich früher abgenutzt<br />
sind, stimmt höchstwahrscheinlich etwas nicht. In einem<br />
solchen Fall prüft Menzel den Aufstellort, analysiert den Kohlenstaub<br />
und stellt besser geeignete Bürsten bereit.<br />
SCHLEIFRING- VS.<br />
KURZSCHLUSSLÄUFERMOTOREN<br />
Schleifringläufermotoren sind die bevorzugte Wahl vieler Zementwerksbetreiber.<br />
Im Vergleich zu Kurzschlussläufermotoren bieten<br />
sie einige Vorteile in staubigen Umgebungen und eignen sich daher<br />
vor allem zum Antrieb von Mühlen, Brechern, Schneckenförderern<br />
und Förderbändern. Zudem bieten Schleifringläufermotoren, die<br />
mit Flüssigkeitswiderstand gestartet werden und das volle Anlaufmoment<br />
aus dem Stillstand erzeugen, eine kostengünstige Lösung.<br />
Kurzschlussläufermotoren dagegen benötigen Leistungselektronik,<br />
um die für Anwendungen wie Mühlen, Brecher und Fördertechnik<br />
typische hohe Massenträgheit zu überwinden. Diese Regelungstechnik<br />
ist im Hochleistungsbereich kostenintensiv und muss
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
zudem aufwändig gegen Staub geschützt werden, was darüber hinaus<br />
eine erhöhte Kühlleistung erforderlich macht. Letztlich sind<br />
Schleifringmotoren, wenn sie richtig dimensioniert und ordnungsgemäß<br />
gewartet werden, in Bezug auf Lebensdauerkosten und Verfügbarkeit<br />
für Zementwerke latu Menzel die bessere Wahl.<br />
MOTORINNENRAUM UND SCHLEIFRINGRAUM<br />
GETRENNT<br />
Die Schleifringkammer ist bei Motoren von Menzel vom Motor<br />
separiert, sodass beim Bürstenwechsel kein Schmutz ins Innere<br />
gelangt. Große Wartungsfenster auf beiden Seiten der Schleifringkammer<br />
sollen den Zugang erleichtern. Für diese Zementmühle<br />
wählte der Hersteller einen Schleifringmotor aus der MEBSSL-<br />
Serie mit geschlossenem IC-611-Kühlsystem aus. Der Luft-Luft-<br />
Wärmetauscher ist für optimalen Staubschutz vollständig vom<br />
Motorgehäuse getrennt. Die robuste Konstruktion der Lager<br />
und des Motors insgesamt sorgt für hohe Verfügbarkeit und eine<br />
lange Lebensdauer. Das geschweißte Eisengehäuse mit integrierter<br />
Fußplatte bietet hohe Torsionsschwingungsfestigkeit<br />
und gutes Kühlverhalten.<br />
Aufgrund der guten Leistungsdichte der Baureihe konnte<br />
Menzel einen kleineren, effizienteren Motor als das Original auswählen.<br />
Die Baureihe zeichnet sich allgemein durch eine kompakte<br />
Bauweise, hohe Energieeffizienz, minimale Betriebskosten,<br />
geringe Wartungskosten, hohe Belastbarkeit und leisen Lauf<br />
dank einem präzise verarbeiteten Statorpaket aus. Die Motoren<br />
bieten eine integrierte Zustandsüberwachung mit Pt<strong>10</strong>0-Thermometern<br />
in der Wicklung und den Lagern sowie mechanischen<br />
SPM-Messnippeln zur Aufzeichnung von Schwingungswerten.<br />
JEDER GEFERTIGTE MOTOR EIN UNIKAT<br />
Obwohl Menzel bei Auftragseingang gerade einen geeigneten<br />
Motor fertigte, waren mehrere Anpassungen notwendig. Die<br />
vom Kunden gewünschte Plug&Play-Ausführung ist für diesen<br />
hohen Leistungsbereich außergewöhnlich. Der Mittelständler<br />
Menzel stellt sich jedoch den Kundenanforderungen und -präferenzen<br />
und fertigt z. B. Zubehör selbst, wenn es nicht auf Lager<br />
oder kostengünstig zu beschaffen ist. So produzierte die hauseigene<br />
Schweißerei eine neue Fußplatte, um die Wellenhöhe an die<br />
des Originalmotors anzupassen.<br />
Die elektrischen Anschlüsse erwiesen sich als besonders herausfordernd.<br />
Die Klemmenkästen mussten in derselben Position<br />
und im selben Winkel wie die vorherigen installiert werden. Um<br />
den Biegewinkel der dicken Kabel genau richtig hinzubekommen<br />
und sie an der vorgegebenen Position auf begrenztem<br />
Raum anzuschließen, baute das Team ein 3D-Modell. Alles, was<br />
sie als Arbeitsgrundlage hatten, waren Handyfotos und technische<br />
Zeichnungen des alten Motors. Die Welle wurde gekürzt<br />
und auf einen kleineren Durchmesser gefräst. Anschließend<br />
führte Menzel eine Ultraschalluntersuchung durch, um Mikrorisse<br />
zu erkennen, und ließ die Welle von einer unabhängigen<br />
Stelle zertifizieren.<br />
Der Kunde nahm an den abschließenden Prüfungen in der<br />
Zentrale von Menzel in Berlin teil, darunter waren ein Leerlauftest<br />
bei Nennspannung, Schwingungsmessungen, ein Kurzschlusstest<br />
und Prüfungen des Zubehörs. Das fertige Motorsystem<br />
inkl. 6 060-kW-Motor, Kühlern, Lüftern und speziellen<br />
Klemmenkästen wiegt 32,65 t.<br />
Fotos: Menzel Elektromotoren<br />
www.menzel-motors.com<br />
DIE IDEE<br />
„Dafür, dass Kohlebürsten so unauffällig<br />
und – im Vergleich zu den Gesamtkosten<br />
des Antriebssystems – preiswert sind,<br />
lassen sich teure Motorschäden häufig<br />
auf Fehler bei der Bürstenwahl und<br />
-installation zurückführen. Davon<br />
abgesehen, dass Anwender durch<br />
korrekte Wartung und rechtzeitigen<br />
Bürstentausch wesentlich zur langen<br />
Lebensdauer ihres Schleifringläufermotors<br />
beitragen können, benötigen<br />
Bürstenhersteller für die richtige<br />
Materialmischung ein tiefes Verständnis<br />
der Anwendung.“<br />
Mathis Menzel, Geschäftsführer,<br />
Menzel Elektromotoren GmbH<br />
Ihr Spezialist für:<br />
. Verfestigungsstrahlen<br />
(Shot Peening)<br />
. Druckluftstrahlen<br />
. Schleuderradstrahlen<br />
. Gleitschleifen<br />
. Röntgenografische<br />
Eigenspannungsmessung<br />
im Lohnauftrag<br />
VIDEO<br />
Dieses Video zeigt die Installation und<br />
erste Arbeiten eines großen Schleifringmotors<br />
mit 1 250 kW, 500 V, 902 min -1 :<br />
bit.ly/menzel_schleifringlaeufermotor<br />
OSK-Kiefer GmbH . Göppertshausen 5-6 . 85238 Petershausen<br />
Tel.: 08137/9316-<strong>10</strong> . E-Mail: osk-petershausen@osk-kiefer.com
MARKTPLATZ<br />
FESTIGKEIT BERECHNEN MIT LASTKOLLEKTIVEN<br />
Festigkeitsberechnung von Zahnrädern mit Lastkollektiven ist möglich mit der<br />
Software von Kisssoft. Lastkollektive können aus einem Zeit-Drehmoment-Drehzahl-<br />
Verlauf hergeleitet werden. Dieser Verlauf kann gemessen oder aus Simulationen<br />
abgeleitetet sein. Bei Zeitreihen mit immer positivem Drehmoment wird die „Simple<br />
Count“-Methode verwendet, um ein Lastkollektiv mit Drehmoment-Drehzahl-Bins zu<br />
erhalten. Die Auflösung in Lastkollektiv-Bins kann vorgegeben werden.<br />
Bei Zeitreihen mit positiven und negativen Drehmomenten ist das Vorgehen<br />
komplizierter, da dann der Zahnfuß mit Wechsellasten beaufschlagt wird. Zunächst<br />
wird die „Rainflow“-Methode verwendet, um alle signifikanten Drehmomentwechsel<br />
im Zeitverlauf zu finden. Aus der resultierenden Rainflow-Dreiecksmatrix wird ein<br />
Lastkollektiv abgeleitet. Neben Protokollen zu Berechnungsdetails sind nun grafische Darstellungen in Matrixform zur Drehmoment-<br />
und Drehzahlverteilung mit Häufigkeit verfügbar.<br />
www.kisssoft.com<br />
EINGANGSDREHZAHL<br />
ERHÖHT,<br />
LAGER LEBENSZYKLUS<br />
VERLÄNGERT<br />
Höhere Drehzahlgrenzen,<br />
eine längere Lagerlebensdauer<br />
und ausgewiesene<br />
Flexibilität: Die neuen<br />
Motoradapter von Getriebebau<br />
Nord bieten Anwendern<br />
sowohl kommerzielle als und<br />
logistische Vorteile.<br />
Die modifizierte Motoradapter-Serie<br />
überzeugt durch<br />
eine erhöhte Modularität, die<br />
Konstrukteuren mehr<br />
Freiheiten bei der Gestaltung<br />
des Antriebsstrangs eröffnet.<br />
Weitere Pluspunkte sind die<br />
Anhebung der Eingangsdrehzahl<br />
sowie der ausgedehntere<br />
Lagerlebenszyklus. Die neuen<br />
Motoradapter zeichnen sich<br />
darüber hinaus durch<br />
reduzierte Wärmeentwicklung<br />
und eine geringe<br />
Teilevielfalt aus. Eine durchschlagsichere<br />
Kupplung und<br />
ein Inspektionsdeckel<br />
gehören zum Standard.<br />
Komponenten wie Rücklaufsperren<br />
oder Sensoren lassen<br />
sich leicht nachrüsten.<br />
www.nord.com<br />
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SPECIAL<br />
SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MONTAGE<br />
CONDITION MONITORING<br />
INTEGRIERTE<br />
SENSORIK FÜR<br />
SICHERHEITS-<br />
KLEMMELEMENTE<br />
Miniaturisierung ist ein wichtiges Mittel,<br />
um Sensorik im Werkzeugmaschinen- und<br />
Anlagenbau zu integrieren. Insbesondere<br />
Sicherheitsklemmsysteme stellen für die<br />
Verkleinerung der Sensorik hohe Anforderungen.<br />
Ein solches Messsystem für die bislang rein<br />
mechanischen Bauteile entwickelt jetzt die<br />
Hema-Group zusammen mit zwei<br />
Projektpartnern. Dadurch sollen auch hier die<br />
Möglichkeiten der Digitalisierung, z. B. der<br />
Zustandsüberwachung, nutzbar gemacht werden.<br />
Gemeinsam mit den Spezialisten für industrielle Datenerfassung<br />
und -auswertung der Core Sensing GmbH aus<br />
Darmstadt und den Wissenschaftlern des Fachgebietes<br />
für Mess- und Sensortechnik (MUST) der TU Darmstadt<br />
soll auf Basis der erfolgreichen pneumatischen RotoClamp-<br />
Klemmsysteme von Hema ein neuartiges, integriertes Datenerfassungssystem<br />
entwickelt werden. Es soll Betriebsdaten in Echtzeit<br />
erfassen, interpretieren und Nutzerempfehlungen oder Betriebswarnungen<br />
ausgeben. Zudem wird eine drahtlose Übertragung<br />
der Daten und der autarke Betrieb des Sensormoduls angestrebt.<br />
„Mit dem Forschungsprojekt RotoGuard beschreiten wir neue Wege<br />
auf diesem Sektor des Maschinenschutzes und wollen eine<br />
praxistaugliche Implementierung eines durchgängigen KI-basierten<br />
Condition-Monitoring-Konzeptes demonstrieren“, umreißt<br />
Dr. Lukas Heidrich, Leiter Technik und Entwicklung bei Hema<br />
und Leiter des Projektes, den Kern des Forschungsvorhabens.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 43
02<br />
01<br />
KLEMMELEMENTE FÜR ROTATORISCHE<br />
POSITIONSKLEMMUNGEN NUTZEN<br />
Ausgangsbasis für das Forschungsvorhaben „RotoGuard – Zustandsüberwachung<br />
für pneumatisch aktuierte Sicherheitsklemmelemente<br />
im Werkzeugmaschinenbau“ sind die bewährten Roto-<br />
Clamp-Klemmelemente von Hema. Sie eignen sich ideal für<br />
rotatorische Positionsklemmungen in Achsen, Tischen und<br />
Schwenkköpfen von Werkzeugmaschinen. Da das Klemmsystem<br />
nach dem Fail-safe-Prinzip arbeitet, klemmt es Achsen auch bei<br />
einem Energieausfall schnell und mit großer Kraft. RotoClamp<br />
zeichnet sich durch hohe Klemmmomente bei relativ niedrigen<br />
Betriebsdrücken aus. Möglich wird dies durch das pneumatische<br />
Funktionsprinzip des Klemmsystems, das auf einem verspannten<br />
Federspeicher beruht. Für das RotoGuard-Projekt stellen das<br />
Funktionsprinzip und die kompakte Bauform der Klemmsysteme<br />
sowie der meist sehr anspruchsvolle Einbau in den hochpräzisen<br />
Funktionsbaugruppen moderner Werkzeugmaschinen eine Herausforderung<br />
dar.<br />
DATEN BEOBACHTEN, AUSFÄLLE VERMEIDEN<br />
Die wesentlichen Aufgaben von Klemmsystemen in Werkzeugmaschinen<br />
erstrecken sich meist auf zwei für Funktion und Betrieb<br />
der Maschinen bedeutsame Aspekte. Zum einen leisten Klemmsysteme<br />
häufig wesentliche Anteile zur erreichbaren Bearbeitungspräzision,<br />
denn angefahrene Bearbeitungspositionen müssen<br />
auch bei hohen dynamischen Bearbeitungskräften sehr genau<br />
erhalten bleiben. Zum anderen stellen Klemmsysteme in Bearbeitungsmaschinen<br />
meist ein unentbehrliches Element der funktionalen<br />
Sicherheit dar. Fehler und Ausfälle dieser Komponenten<br />
haben also mit hoher Wahrscheinlichkeit schwere Folgen. Die<br />
intensiven Kontrollen der Klemmsysteme im Rahmen von Qualitätssicherung<br />
und Wartung können aber immer nur den Zustand<br />
während des konkreten Prüfzeitpunktes abbilden. Untersuchungen<br />
haben gezeigt, dass ein Großteil der möglichen Fehlerbilder<br />
nicht plötzlich auftritt, sondern sich durch Veränderung messbarer<br />
Systemgrößen über einen längeren Zeitraum ankündigt. Das<br />
Projekt RotoGuard setzt genau an dieser Stelle an.<br />
Die Funktion und die Wechselwirkungen des Sicherheitsklemmsystems<br />
sollen zukünftig durch eine integrierte intelligente<br />
Sensoreinheit überwacht werden. In Echtzeit gewonnene<br />
Messwerte und daraus abgeleitete Statusinformationen und<br />
Handlungsempfehlungen stehen dem Nutzer jederzeit zur Verfügung.<br />
Der erhebliche Mehrwert eines solchen Systems zur Zustandsüberwachung<br />
(Condition Monitoring) beschränkt sich dabei<br />
keinesfalls allein auf die Vermeidung von Havariefällen. Es<br />
erschließt auch Möglichkeiten, das umfangreiche Wissen über<br />
das Funktionsverhalten der Klemmsysteme an den Kunden weiterzugeben.<br />
So könnten in der Datenverarbeitung implementierte<br />
Algorithmen die Optimierung des dynamischen Zustellverhaltens<br />
oder die effektivere Nutzung der pneumatischen Klemmkrafterhöhung<br />
(Boost-Funktion) ermöglichen.<br />
SENSORIK FÜR KLEMMSYSTEME ERFORDERT<br />
ERHEBLICHE MINIATURISIERUNG<br />
Auf dieses Gebiet hat sich die Core Sensing GmbH aus Darmstadt<br />
spezialisiert und entwickelt miniaturisierte Sensoreinheiten für<br />
die Integration in mechanische Komponenten. Die Sensoren sollen<br />
diese und die nachgelagerten Prozesse überwachen und Fehler<br />
frühzeitig erkennen. Dazu wird die benötigte Messkette inkl.<br />
Datenauswertung und -interpretation integriert und ins robuste<br />
Bauteilinnere gebracht. Die Projektpartner wollen den Verbau<br />
der elektronischen Komponenten nebst Sensorik im Klemmsystem<br />
weitgehend ohne Änderung der äußeren Bauteilkontur ermöglichen,<br />
so dass ein Serieneinsatz ohne Änderungen der<br />
Maschinenkonstruktionen möglich wird.<br />
Die bestehenden Lösungen sind jedoch bislang nur für rotierende<br />
mechanische Bauteile wie Antriebswellen ausgelegt und<br />
müssen für Klemmsysteme erheblich angepasst und deutlich<br />
miniaturisiert werden. Zudem erweitert sich die Zahl der zu betrachtenden<br />
physikalischen Messgrößen. Auch die gewonnenen<br />
Rohdaten bereits in der Komponente zu verarbeiten und zu interpretieren,<br />
stellt eine technologische Herausforderung dar. Als<br />
wichtige Voraussetzung für eine spätere Umsetzung im industriellen<br />
Maßstab soll zudem in der finalen RotoGuard-Version bewusst<br />
auf Messverfahren verzichtet werden, die später eine aufwändige<br />
Implementierung und Kalibrierung erfordern. Als<br />
Schnittstellen sind sowohl ein Gateway für die direkte Verbindung<br />
zur Prozesssteuerung als auch eine Cloud-Anbindung für<br />
die zentrale Überwachung des Maschinenparks vorgesehen.<br />
ENTSCHEIDENDE MESSWERTE FÜR<br />
ZUSTANDSERFASSUNG IDENTIFIZIEREN<br />
Kern des gemeinsamen Projektes wird es sein, für die bislang rein<br />
mechanische Komponente der Sicherheitsklemmsysteme eine<br />
ZUM PROJEKT<br />
Dieses Projekt (HA-Projekt-Nr.: 1197/21-198) wird im<br />
Rahmen der Innovationsförderung Hessen aus Mitteln der<br />
LOEWE – Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer<br />
Exzellenz, Förderlinie 3: KMU-Verbundvorhaben<br />
gefördert.<br />
44 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
03<br />
DIE IDEE<br />
01 Die eingesetzten Sicherheitsklemmelemente eignen sich für rotatorische<br />
Positionsklemmungen in Achsen, Tischen und Schwenkköpfen von Werkzeugmaschinen<br />
und sind in zahlreichen Größen verfügbar<br />
02 Klemmsysteme im Verbau für Rund- und Schwenkachsen eines Bearbeitungszentrums<br />
03 Eine schematische Darstellung zeigt den Forschungsansatz der<br />
projektbezogenen Zusammenarbeit<br />
kompakte und weitgehend autarke Sensoreinheit zu entwickeln, um relevante Messgrößen<br />
zum Funktionsverhalten in Echtzeit aufnehmen und interpretieren zu können.<br />
Zudem muss eine sichere Übertragung der aufgenommenen Daten und die Energieversorgung<br />
der Sensoreinheit gewährleistet werden. Im Rahmen des Verbundprojektes<br />
werden dazu erstmals die primären Messgrößen wie Klemmmoment und -kraft unter<br />
Kompensation von Störgrößen hochgenau mit Messaufnehmern erfasst, digitalisiert<br />
und in Relation mit den aktuellen Zuständen des Klemmsystems gebracht.<br />
Im nächsten Schritt werden diese mit den sekundären Messgrößen Druck, Volumenstrom<br />
und Temperatur in Verbindung verglichen, um so deren Aussagekraft bzgl.<br />
des Systemverhaltens zu evaluieren. Ziel ist eine Reduktion der benötigten Messgrößen,<br />
um den Systemzustand mit ausreichender Präzision für die weitere Verarbeitung<br />
zu erfassen. Ein praxistaugliches Condition Monitoring benötigt darüber hinaus die<br />
automatisierte Verarbeitung und Interpretation der Messdaten zu konkreten, nutzerrelevanten<br />
Informationen und standardisierte Schnittstellen. So können Funktionsprobleme<br />
oder -einschränkungen künftig bereits in Frühphasen ihrer Entstehung festgestellt<br />
und Abhilfemaßnahmen geplant und eingeleitet werden.<br />
Fotos: Aufmacher: Hema Maschinen- und Apparateschutz, core sensing; 01-03: Hema Maschinen- und<br />
Apparateschutz<br />
www.hema-group.com/de<br />
„Digitalisierung und Künstliche<br />
Intelligenz bieten zahlreiche<br />
Ansätze für Predictive Maintenance-<br />
Konzepte in Werkzeugmaschinen.<br />
Die Spezialisten der Hema Group<br />
wollen mit dem Projekt RotoGuard<br />
diese Potenziale heben. Gemeinsam<br />
mit den Experten für industrielle<br />
Datenerfassung und -auswertung<br />
von Core Sensing aus Darmstadt<br />
und den Wissenschaftlern des<br />
Fachgebiets für Mess- und Sensortechnik<br />
der TU Darmstadt soll ein<br />
neuartiges integriertes Datenerfassungssystem<br />
für pneumatische<br />
Klemmsysteme entwickelt werden,<br />
das Betriebsdaten in Echtzeit erfasst,<br />
interpretiert und Nutzerempfehlungen<br />
oder Betriebswarnungen<br />
ausgibt.“<br />
Dr. Lukas Heidrich, Leiter Technik<br />
und Entwicklung, Hema Maschinenund<br />
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www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 45
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
GANZHEITLICHES MASCHINENKONZEPT<br />
SMARTER ANTRIEB VEREINT<br />
HARD- UND SOFTWARE<br />
Mit der IHD-Antriebsreihe folgt Harmonic Drive SE dem Grundsatz der Mechatronik,<br />
alle notwendigen Antriebskomponenten in einem ganzheitlichen Design zu vereinen.<br />
Mit zahlreichen intelligenten und sensorischen Features kann das positionsgenaue<br />
Antriebssystem an seine jeweilige Aufgabe digital angepasst werden.<br />
Für die industrielle und mobile Antriebstechnik stellen sich<br />
laufend neue Anforderungen. Für ein nachhaltiges und<br />
vorausschauendes Maschinenkonzept müssen Antriebe<br />
digitale, intelligente und sensorische Features bieten, die<br />
wachsende technische Ansprüche auch langfristig stillen können.<br />
Vor drei Jahren hat die Harmonic Drive SE damit begonnen,<br />
Antriebssysteme für diese Aufgabe zu entwickeln. Dafür orientiert<br />
sich der Antriebsspezialist aus Limburg an der Lahn an den<br />
elementaren Grundsatz der mechatronischen Entwicklung: Alle<br />
notwendigen Antriebskomponenten müssen in einem einzigen<br />
Design vereint werden. Auf diese Weise kann ein kompaktes, optimal<br />
aufeinander abgestimmtes Antriebssystem die Grundlage<br />
für nachhaltige, intelligente Features bieten.<br />
Dipl.-Ing. Johannes Losch ist Mitarbeiter der Mechatronik-Entwicklung<br />
bei der Harmonic Drive SE in Limburg an der Lahn<br />
Das neue Smart-System IHD setzt sich entsprechend aus Präzisionswellgetriebe,<br />
segmentierter Motortechnologie, robuster und<br />
präziser Messtechnik für An- und Abtriebsseite sowie einer leistungsstarken<br />
Antriebselektronik zusammen. Hochintegriert und<br />
kompakt: Alle Komponenten der Antriebssysteme der IHD-Reihe<br />
sind tiefgreifend aufeinander abgestimmt und mit Hilfe von<br />
Firm- & Software so optimiert, dass eine schnelle und einfache<br />
Inbetriebnahme sichergestellt ist. Das absolute Genauigkeitsverhalten<br />
wie auch die Steifigkeitscharakteristik konnten im<br />
Rahmen der Produktentwicklung verbessert werden. Software<br />
und Regelungsstrukturen ermöglichen eine steife und präzise<br />
Ausregelung von Lasten.<br />
In Teilbereichen kann mit Direktantrieben konkurriert werden,<br />
wobei IHD-Antriebe kompakter und zusätzlich einfacher zu regeln<br />
sind. Bei Lastveränderungen im Betrieb zeichnet sich der<br />
IHD durch ein stabiles Regelverhalten aus. Dank des störsicheren<br />
EMV-Verhaltens und der robusten Bauweise ist das Produkt für<br />
den Betrieb in industrieller und mobiler Umgebung qualifiziert.<br />
Dies gilt auch für raue Umgebungen – Spritzwasser und kurzzeitiges<br />
Untertauchen schaden dem Produkt nicht.<br />
46 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Multilift II Produktlinie<br />
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Bereich von niedrigen<br />
Einbauhöhen<br />
▪ mit seitlichen Befestigungsnuten<br />
DEZENTRALE ANTRIEBSTECHNIK & SOFTWARELÖSUNGEN<br />
Die einfache Inbetriebnahme und Vernetzung der IHD-Antriebe ermöglicht es Herstellern,<br />
neue Maschinenkonzepte zu verwirklichen. Jedem Antrieb kann eine individuelle<br />
Adresse zugewiesen werden, sodass sich die Struktur in einem großen<br />
Maschinennetzwerk je nach Aufgabenstellung unkompliziert verändern als auch<br />
ergänzen lässt. Die kompakte Bauweise der IHD-Antriebe steht in den drei<br />
Baugrößen 17/20/25 und Getriebeuntersetzungen 50/<strong>10</strong>0/160 zur Verfügung. Mit<br />
Hilfe einer Versorgungsspannung im Bereich von 24/48 VDC wird die elektrische<br />
Betriebssicherheit darüber hinaus ohne zusätzliche Maßnahmen sichergestellt.<br />
Insbesondere die eigens auf Basis der Programmiersprache Python entwickelten<br />
und integrierten IHD-Softwarelösungen bieten einen direkten und raschen Einstieg.<br />
Mit ihnen können erste Programmabläufe realisiert werden – auch ohne übergeordnete<br />
Steuerung. Hierfür ist keine einzige Zeile Programmcode notwendig, sodass<br />
sich Bewegungsabläufe dank der entwickelten Windows-Anwendungen zur Ansteuerung<br />
des IHD-Antriebssystems anwenderfreundlich zeigen. Gleiches gilt für die<br />
Kinematik-Evaluation: Dank diverser Betriebsmodi sowie bereitgestellter Positioniertabellen<br />
können erste Erfahrungen mit der neu entwickelten Maschine oder<br />
Kinematik eingeholt werden – Software ersetzt aufwändige Steuerungsstrukturen.<br />
INTELLIGENZ IM ANTRIEB<br />
▪ Hub 500 mm<br />
(Sonderhübe auf Anfrage)<br />
Ausführung -telescope-<br />
▪ optimales Einbau-Hubverhältnis<br />
erfüllt Ergonomienorm<br />
für Arbeitstische<br />
(DIN EN 527-1:2011)<br />
Ausführung -impact-<br />
▪ Absorption extremer Aufprallkräfte<br />
(z.B. für dynamisch<br />
beanspruchte Arbeitstische)<br />
Ausführung -ESD-<br />
▪ elektrisch leitfähige Hubsäule<br />
Ausführung -safety-<br />
▪ mit Absturzsicherung für<br />
Überkopfanwendungen<br />
Ausführung -clean-<br />
▪ für den Einsatz in Reinräumen<br />
▪ Partikelemissionstest nach<br />
DIN EN ISO 14644-1 (Klasse 4)<br />
Die integrierte Sensorik und eine dezentrale Verarbeitung der Daten ermöglichen<br />
die Erkennung von Veränderungen bis hin zum Fehlverhalten einer Maschine oder<br />
eines Antriebsstrangs. Eine frühzeitige Erkennung erlaubt es, Ausfälle gezielt vorzubeugen.<br />
Um die vorausschauende Wartung, Predictive Maintenance, umzusetzen,<br />
kann der IHD die im Betrieb anfallenden Datenmengen bereits im Antriebssystem<br />
filtern und bewerten. Die daraus extrahierten Zustandsinformationen werden<br />
schließlich weitergeleitet, um den Kommunikationsfluss nicht zu überlasten. Zeitnawww.rk-rose-krieger.com
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
02<br />
01<br />
01 Die integrierte Sensorik und Softwarelösung ermöglichen eine hohe Anpassung an die Nutzerbedürfnisse<br />
02 Um die vorausschauende Wartung umzusetzen, kann der IHD die im Betrieb anfallenden Datenmengen bereits<br />
im Antriebssystem filtern und bewerten<br />
he zur Verfügung stehen dabei Kenngrößen wie Strom und Spannung,<br />
Lage und Vibration (intern wie extern), Temperatur des Motors<br />
und der Leistungselektronik sowie die Winkelpositionen von Anund<br />
Abtrieb.<br />
Ein integrierter, zusätzlicher Mikrocontroller ermöglicht es, die<br />
Genauigkeit noch weiter zu verbessern. Anspruchsvolle Positionieraufgaben<br />
können so unter Berücksichtigung verschiedener Lastzustände<br />
präzise ausgeführt werden. Die Optimierung der Genauigkeit<br />
bleibt dabei über die gesamte Produktlebenszeit konstant. Im Rahmen<br />
der Produkt-Qualifizierung konnte das Verfahren evaluiert und<br />
freigeben werden, sodass lastabhängige Veränderungen der Positioniergenauigkeit<br />
der Vergangenheit angehören.<br />
Die zusätzliche Sensorik und Software erfasst zudem die erzeugten<br />
Drehmomente am Abtrieb. Die Erkennung kann unter anderem zur<br />
Kollisionsdetektion verhelfen. Das Erkennen von Hindernissen und<br />
äußeren Störeinflüssen ist darüber hinaus eine Grundvoraussetzung<br />
für das eigenständige Reagieren eines Antriebssystems. In vielen<br />
Anwendungen können sich die Zielpositionen aufgrund von Prozesstoleranzen<br />
ändern, sodass eine Erkennung mittels Drehmomenterfassung<br />
große Vorteile bietet. Positionieraufgaben und Regelung<br />
können dadurch präziser und einfacher gestaltet werden.<br />
FLEXIBLE DATENERFASSUNG<br />
In einer Studie der Harmonic Drive SE wurden mit Blick auf Fokusthemen<br />
wie Condition Monitoring, Predictive Maintenance und<br />
Digital Twin diverse Betriebsdaten in Echtzeit verarbeitet und in<br />
visualisierter Form für unterschiedliche Weboberflächen und Endgeräte<br />
dargestellt. Die individuelle Anpassung an die Nutzerbedürfnisse<br />
sind dabei ein großer Vorteil gewesen. Aufgrund der Möglichkeit,<br />
die bereitgestellten Daten mit anderweitige Datenbanken zu<br />
verknüpfen, ist eine Datenübertragung auf ortsunabhängige, industrielle<br />
Cloud-Systeme künftig gegeben. Eine automatisierte Überwachungsroutine<br />
könnte unvorhergesehenen Ausfällen dementsprechend<br />
entgegenwirken.<br />
Fotos: Harmonic Drive SE<br />
www.harmonicdrive.de<br />
DIE IDEE<br />
„Das IHD-Antriebssystem verfügt<br />
über zwei leistungsstarke Mikrocontroller.<br />
Für die Antriebsregelung<br />
wird ein ‚Motion Core‘ verwendet,<br />
während für Anwendungen und<br />
Kommunikation ein ‚Application‘<br />
Core“ zum Einsatz kommt. Der<br />
Motion Core ist hierbei für die<br />
Regelung des Antriebs zuständig<br />
und kommuniziert in Echtzeit mit<br />
dem Application Core, welcher für<br />
kundenspezifische Algorithmen<br />
verwendet werden kann und<br />
die erzeugten Betriebsdaten<br />
bereitstellt.“<br />
Dipl.-Ing. Johannes Losch, Mechatronik-<br />
Entwicklung, Harmonic Drive SE<br />
48 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
ZERTIFIZIERUNGSPROGRAMM FÜR SMARTE<br />
KOMPONENTEN<br />
Gemeinsam mit Arteson<br />
hat die Biss Association ein<br />
System zur Zertifizierung<br />
von Produkten, die auf der<br />
Open-Source-Schnittstelle<br />
von IC-Haus basieren,<br />
entwickelt. Dieses wird<br />
durch den Partner als<br />
Dienstleistung angeboten.<br />
Dazu der Vorstandsvorsitzende und IC-Haus-Gründer Dr.<br />
Heiner Flocke: „Zur Etablierung als Industrie-Standard tritt<br />
jetzt neben die bereits erreichte weltweite Verbreitung auch<br />
die technische Prüfung und offizielle Bestätigung zur<br />
Biss-Konformität. Auch IC-Haus Smart Sensors werden zum<br />
Einsatz in Positions-Encodern geprüft und als Biss certified<br />
ausgezeichnet.“ Nun werden die Prüfungen auf die Biss<br />
Safety-Profildefinition und auf die Biss Line-Technologie<br />
erweitert. Marcel Reuter, Geschäftsführer der Biss Association<br />
und Dr. Marc Scherer, Arteson, verantworten die Umsetzung:<br />
„Unsere Test-Case-Definitionen sind die Basis für ein<br />
autonomes System, das sowohl Biss-Slaves als auch Master<br />
prüft und dokumentiert und per Ethernet in das lokale<br />
Netzwerk eingebunden wird.“<br />
www.ichaus.de<br />
INDUSTRIAL ETHERNET FÜR SCHRITTMOTOREN<br />
Die Schrittmotoren der<br />
AZ-Serie mit mechanischem<br />
Absolutwertsensor<br />
von Oriental Motor<br />
gehen auf die Anforderungen<br />
an eine Positionssteuerung<br />
ein. Jetzt<br />
wurde die Reihe durch<br />
Treiber mit Profinet<br />
ergänzt. Durch die<br />
flexible Anbindung wird<br />
die durchgängige Kommunikation zwischen IT- und Produktionsnetzwerken<br />
möglich. Die Closed-Loop-Schrittmotoren können<br />
auch in Anwendungen mit hochmodernen Kommunikationsumgebungen<br />
integriert werden. Die Anbindung an das Netzwerk<br />
erfolgt über Ethernetkabel. Die Treiber sind kompatibel zu den<br />
Feldbussystemen Profinet, EtherCAT oder EtherNet/IP. Über<br />
ethernetbasierte Feldbussysteme kann sowohl die Einstellung<br />
und Ausführung von Betriebsdaten sowie die Anpassung verschiedener<br />
Parameter erwirkt werden, als auch die Ausgabe von<br />
Alarminformationen und das Monitoring des Antriebs. Durch die<br />
Direktanbindung der Schrittmotoren mit netzwerkfähigem<br />
Treiber an die übergeordnete Steuerung ist nur ein Datenkabel<br />
erforderlich.<br />
www.orientalmotor.de<br />
ABSOLUT-DREHGEBER MIT BISS-C-SCHNITTSTELLE<br />
Die hochpräzisen magnetischen Absolut-Drehgeber der Ixarc-Serie von Posital gibt es jetzt auch mit<br />
Biss C-Interface. Anwender können sie zur Kommutierung und Positionsrückmeldung von bürstenlosen<br />
Gleichstrom-Motoren einsetzen.<br />
Dank robustem Design, hoher Genauigkeit und ihrer Dynamik bis zu 12 000 U/min eignen sich die<br />
neuen Biss C-Typen der Ixarc-Serie von Posital auch für anspruchsvolle Motion Control-Applikationen<br />
und können hier herkömmliche Resolver ersetzen. Im Multiturn-Betrieb verlassen sich die Biss-C-Encoder<br />
auf eine Zählelektronik mit 32-Bit-Mikroprozessor, die für zwei Milliarden Umdrehungen<br />
ausgelegt ist. Der Rotationszähler wird mithilfe von Energy Harvesting per Wiegand-Effekt autark<br />
mit Power versorgt, sodass auch im stromlosen Zustand die Bewegungen der nachlaufenden Welle<br />
lückenlos erfasst werden können – ganz ohne Backup-Batterien oder aufwändige Getriebesysteme.<br />
www.posital.de<br />
MEIN UMRICHTER IST VON NORD!<br />
DER NEUE NORDAC PRO<br />
Integrierte Multi-Protokoll Ethernet-Schnittstelle<br />
Multi-Geber Interface für Mehrachs-Betrieb<br />
Spannungsfreies Parametrieren über USB-Schnittstelle<br />
23.11. – 25.11.<strong>2021</strong><br />
Halle: 3A<br />
Stand: 465<br />
GETRIEBE + MOTOR + UMRICHTER = DER ANTRIEB.<br />
Getriebebau NORD GmbH & Co. KG | Fon +49 4532 289-0 | info@nord.com | www.nord.com
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
DUNKERMOTOREN STARTET NEXOFOX<br />
NEUE IIOT-MARKE<br />
FÜR UMFASSENDE SERVICES<br />
Uwe Lorenz,<br />
Geschäftsführer<br />
Dunkermotoren<br />
Markus Weishaar,<br />
Leiter IIoT & Services<br />
bei Dunkermotoren<br />
Schon lange beschäftigt sich Dunkermotoren mit intelligenten Antriebslösungen.<br />
Nun bündelt das Bonndorfer Unternehmen seine System- und Softwarekompetenz<br />
unter einer eigenen Marke. <strong>antriebstechnik</strong> sprach mit Geschäftsführer<br />
Uwe Lorenz und Markus Weishaar, Leiter IIoT & Services bei Dunkermotoren.<br />
Herr Lorenz, Dunkermotoren hat am 11. Oktober <strong>2021</strong> auf<br />
einem speziellen Event seine neue Marke nexofox vorgestellt.<br />
Was bedeutet das für Dunkermotoren?<br />
Uwe Lorenz: Der Launch von nexofox bedeutet für uns den<br />
Wandel vom Produkt- zum Systemanbieter und auch zum Softwareanbieter<br />
aktiv voranzutreiben. Nexofox erweitert unser<br />
Portfolio der smarten Motoren um digitale Services und Programmierungen<br />
unserer Antriebe mit MotionCode. Somit können<br />
wir unseren Kunden Lösungen von der Feldebene bis in die<br />
Cloud inklusive der zugehörigen Beratung anbieten.<br />
Bedeutet das, dass Dunkermotoren nun mehr zum Dienstleister<br />
als zum Antriebshersteller wird?<br />
Uwe Lorenz: Definitiv, wir möchten für unsere Kunden ein noch<br />
stärkerer Partner sein, der Ihnen von der ersten Idee bis zur<br />
fertigen Umsetzung kompetent zur Seite steht. Und vor allem<br />
nicht nur bezogen auf den reinen Motor, sondern auch darüber<br />
hinaus, sprich also auch bei Steuerungs- und IIoT-Lösungen.<br />
Hierbei handelt es sich aus unserer Sicht auch um einen generellen<br />
Wandel, der unser bisheriges Geschäftsmodell des Produktgeschäftes<br />
um das der Dienstleistungen ergänzt. Gerade im<br />
privaten Umfeld und auch in einzelnen anderen Branchen wie<br />
etwa Warehouses sind entsprechende Veränderungen und der<br />
zugehörige Marktbedarf schon klar erkennbar.<br />
Markus Weishaar: Ich kann das nur bestätigen, gerade wenn<br />
man die Themen rund um das IIoT wie Condition Monitoring<br />
und Predictive Maintenance genau betrachtet, kommt man automatisch<br />
zu dem Schluss, dass es sich hierbei um digitale<br />
Dienstleistungen handelt, die unsere Kunden beim Betrieb der<br />
Motoren unterstützen. Denkt man die Themen dann über die<br />
nächsten Jahre konsequent weiter, kommt man auch zwangsläufig<br />
zu Business Modellen wie Motor as a Service oder auch Pay<br />
per Use, welche <strong>10</strong>0%ige Dienstleistungsangebote sind.<br />
Wie hat Dunkermotoren die Tochterfirma EGS Automation und<br />
Ihre Schwesterfirma MAE in die Entwicklungen rund um<br />
nexofox einbezogen?<br />
50 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Markus Weishaar: Die Themen rund um das IIoT werden hier selbstverständlich<br />
für alle Schwester-/Tochterunternehmen genauso mitgedacht<br />
und Angeboten wie für Dunkermotoren selbst. Blickt man hier zum Beispiel<br />
auf EGS sind die Herausforderungen, die gemeistert werden, ziemlich gut<br />
vergleichbar, nur das eben nicht der Motor, sondern die Automatisierungsanlage<br />
und der Roboter im Mittelpunkt stehen.<br />
Nexofox – Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Namen?<br />
Uwe Lorenz: In einem gemeinsamen Brainstorming, was wir uns zukünftig<br />
unter der Marke vorstellen, waren die Begriffe „nächste Generation“, also<br />
„next“ und „Intelligenz“ ganz entscheidend. Und welches Tier verkörpert<br />
Intelligenz besser als ein Fuchs? So entstand der Begriff nexofox. Entscheidend<br />
war natürlich, dass nexofox dem Team von Anfang an im Gedächtnis<br />
geblieben ist, im Gegensatz zu anderen in der näheren Auswahl stehenden<br />
Möglichkeiten.<br />
Welche Vorteile können Kunden von nexofox konkret erwarten?<br />
Markus Weishaar: Durchgängige Lösungen von der Feldebene bis zur<br />
Cloud. Damit verbunden auch auf kompetente Beratung rund um den Einsatz,<br />
die Programmierung unserer Motoren und auch rund um das Thema<br />
IIoT und Digitalisierung. Natürlich bilden innovative IIoT-Services, die unsere<br />
Kunden bei Ihren eigenen Anwendungen intelligent unterstützen die<br />
DNA von nexofox.<br />
Bilder: Dunkermotoren<br />
www.dunkermotoren.de<br />
Nexofox bietet ein breites Spektrum von Datenverarbeitungs -<br />
möglichkeiten sowohl lokal als auch in der Cloud<br />
NEXOFOX: SOFTWARELÖSUNG<br />
UND DIENSTLEISTUNG<br />
Dunkermotoren stellte schon früh Softwarelösungen<br />
wie die im Motor integrierte<br />
Steuerungsfunktionalität oder auch Condition<br />
Monitoring zur Verfügung. Um die sich<br />
bietenden Möglichkeiten voll auszuschöpfen<br />
und für seine Kunden ein ganzheitliches<br />
Lösungsangebot zu schaffen bündelt Dunkermotoren<br />
sein Knowhow nun unter der neuen<br />
Marke nexofox. Ganzheitlich heißt im Falle<br />
nexofox zum einen von der ersten Beratung<br />
und gemeinsamen Konzeptentwicklung bis<br />
hin zur partnerschaftlichen Projektrealisierung.<br />
Zum anderen bedeutet ganzheitlich<br />
auch von der Feldebene bis in die Cloud aus<br />
einer Hand.<br />
nexofox ermöglicht die freie MotionCode-<br />
Programmierung der BG Baureihe von<br />
Dunkermotoren, um SPS-Logik direkt auf den<br />
Motor abzubilden. Die nötigen Sensoren<br />
werden dann direkt über die digitalen und<br />
analogen IOs der Motoren angebunden. Der<br />
Motor kann über die integrierten CANopen<br />
oder Industrial Ethernet Schnittstellen die<br />
Positionsbefehle vom Navigationsleitsystem<br />
empfangen und über die integrierte Safe<br />
Torque Off Schnittstelle von der Safety<br />
angesprochen werden. Auch die gesamte<br />
Einbindung der smarten BG Baureihe von<br />
Dunkermotoren sowie von EGS Automatisierungssystemen<br />
in das IIoT und die Entwicklung<br />
und Bereitstellung von digitalen<br />
Services fällt in das Lösungsangebot von<br />
nexofox. Dadurch sieht sich Dunkermotoren<br />
zukünftig noch stärker als Dienstleister. Als<br />
Dienstleistung werden die vom intelligenten<br />
Motor oder Automatisierungssystem<br />
gelieferten Daten analysiert und via PlugIn<br />
Apps oder Web Services direkt in die Applikation<br />
der Kunden transferiert. Dadurch<br />
müssen sich Anwender keine Gedanken mehr<br />
über die Interpretation der Gerätedaten<br />
machen und können sich voll und ganz auf<br />
ihre Anwendung konzentrieren.
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
MECHATRONISCHE SUBSYSTEME<br />
EINFACH UND SCHNELL ZUM<br />
LINEARROBOTER<br />
Smart Mechatronix von Bosch Rexroth will mechatronische Systeme schnell und<br />
flexibel einsetzbar machen. Die Subsysteme kombinieren Lineartechnik-<br />
Komponenten mit Elektronik und Software. Der Einsatz der Lösungsplattformen<br />
reduziert Engineering- und Inbetriebnahmezeiten um bis zu 90 Prozent,<br />
gibt das Unternehmen an.<br />
Dr. Simon Hertenberger ist Leiter des Produktbereichs Mechatronik im<br />
Geschäftsbereich Linear Motion Technology bei der Bosch Rexroth AG in Ulm<br />
52 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
Mechatronische Systeme sind ein fester Bestandteil moderner Fertigungslandschaften.<br />
Ihre Flexibilität macht sie zu einem wichtigen<br />
Baustein für zukunftsfähige Maschinen. Hier setzt Bosch Rexroth<br />
mit seiner smarten mechatronischen Lösungsplattform Smart Mechatronix<br />
an und eröffnet Anwendern neue Möglichkeiten für die Fabrik der Zukunft.<br />
Die smarten Systeme, bestehend aus Mechanik, elektrischen Steuerungen,<br />
Software, Elektromotoren und Sensoren eignen sich für viele verschiedene<br />
Anwendungen und bieten diverse Vorteile: Mit modernen eTools kann das zur<br />
jeweiligen Anforderung passende Produkt ausgewählt und konfiguriert werden.<br />
Anschließend stehen CAD-Daten für verschiedene 2D- und 3D-Systeme zur<br />
Verfügung und können online bestellt werden. All das funktioniert mit nur wenigen<br />
Mausklicks, sieben Tage die Woche, rund um die Uhr.<br />
Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Produktion spielen bei Bosch Rexroth<br />
eine wichtige Rolle. Daher sind Smart Mechatronix Lösungen modular,<br />
skalierbar und nachrüstbar. Das ermöglicht auch langfristig einen flexiblen Einsatz<br />
der mechanischen Komponenten. Zudem können Produktionsabläufe bzw.<br />
Maschinen jederzeit schnell an neue Nutzer- und Marktbedürfnisse angepasst<br />
werden – auch bei kleinen Losgrößen. Die Langlebigkeit der Komponenten sowie<br />
die hohe Gesamtanlageneffizienz (OEE) sparen zudem Ressourcen.<br />
intelligent HARMONIC DRIVE<br />
PRODUKTION OHNE PROGRAMMIERAUFWAND<br />
Die neuen Smart Function Kits bieten eine schnelle und intuitive Inbetriebnahme<br />
und Konfiguration für unterschiedliche Prozesse, wie Fügen, Pressen oder<br />
Handling. Sie funktionieren nach dem Plug-and-produce-Prinzip, indem sie<br />
vorausgewählte mechanische und elektronische Komponenten mit Software<br />
kombinieren. Ihre einfache Einbindung in übergeordnete Systeme machen<br />
Mechatronik-Linien jederzeit erweiterbar und voll IoT-fähig.<br />
LinSelect ermöglicht eine einfache Produktauswahl bei den Smart Function<br />
Kits. Die Online-Konfiguration sowie die komplette Lieferung in einem Paket<br />
erleichtern die Beschaffung. Das vorinstallierte Softwarepaket verfügt über einen<br />
Wizard, der intuitiv durch die Inbetriebnahme führt. Zudem ermöglicht<br />
die visuelle Bediensoftware eine grafische Prozesskonfiguration via Drag-anddrop,<br />
ohne jegliche Programmierkenntnisse. Das sorgt für einen schnellen<br />
01 Mit dem Smart Function Kit<br />
for Handling steht eine<br />
Mehrachssystemlösung zur<br />
Verfügung, die durch ein Web<br />
HMI bedient werden kann<br />
Smart<br />
System.<br />
Steif wie ein Direktantrieb.<br />
Kompakt wie ein Getriebemotor.<br />
Intelligent wie nie zuvor.<br />
www.harmonicdrive.de
SPECIAL: SMARTE ANTRIEBE IN PRODUKTION UND MONTAGE<br />
Alle sechs Freiheitsgrade sind unabhängig voneinander beweglich.<br />
Dadurch kann sich das Werkzeug bzw. das gegriffene<br />
Werkstück optimal an den Kontaktflächen ausrichten. Mit dem<br />
Smart Flex Effector lässt sich die Lageabweichung des Werkzeugs<br />
bzw. Werkstücks dank hochauflösender Positionssensoren<br />
erfassen und in aktive Korrekturbewegungen des Manipulators<br />
übersetzen. Die intelligente Sensorik gibt detailliertes<br />
Prozessfeedback und ermöglicht so im Zusammenspiel mit der<br />
Ausgleichskinematik eine Nachjustierung in Echtzeit. Die<br />
Messwerte des Smart Flex Effectors geben Auskunft über die<br />
Prozessqualität und können zur Qualitätsüberwachung und<br />
-protokollierung genutzt werden.<br />
Fotos: Bosch Rexroth AG<br />
02 Ein sensorgestütztes Ausgleichsmodul mit unabhängiger<br />
Kinematik in sechs Freiheitsgraden erhöht die Präzision in der Robotik<br />
sowie bei Handlings- und Fügeprozessen<br />
www.boschrexroth.de/smart-mechatronix<br />
DIE IDEE<br />
Produktionsstart. Die Software stellt zudem Prozess- und Statusinformationen<br />
dar.<br />
Die erste Mechatronik-Lösung, das Smart Function Kit für<br />
Press- und Fügeanwendungen, hat Bosch Rexroth bereits vor<br />
zwei Jahren vorgestellt: Es besteht aus elektromechanischem<br />
Zylinder, Kraftsensor, Motor, Regler und Steuerung sowie einem<br />
vorinstallierten Softwarepaket. Im laufenden Prozess kann das<br />
Smart Function Kit über offene Schnittstellen vernetzt und ganz<br />
bequem per Tablet überwacht werden. Dies ermöglicht maximale<br />
Transparenz, reduziert Stillstandszeiten und erhöht die<br />
Produktivität der Maschinen. Ob Montage, Fügen, Umformen,<br />
Prüfen oder Testen, das Smart Function Kit für Press- und Fügeanwendungen<br />
eignet sich für viele standardisierte Anwendungen<br />
mit Kräften von 2 bis 30 kN.<br />
Eine weitere Lösung ist das neue Smart Function Kit für Handlingsaufgaben.<br />
Es basiert auf einem kartesischen Mehrachs-System,<br />
das Bauteile bzw. Werkstücke in einem definierten Raum<br />
zuverlässig und präzise bewegt. Rexroth Lineartechnik-Komponenten<br />
können auch hier mit Steuerungstechnik und Software<br />
zu einer abgestimmten Systemlösung aus einer Hand verknüpft<br />
werdenn. Die Bedienung funktioniert intuitiv via HMI (Human<br />
Machine Interface). Derzeit in der Entwicklung befindet sich<br />
außerdem eine dritte Lösung, das Smart Function Kit Dispensing<br />
für Dosieraufgaben.<br />
SENSORGESTÜTZTES AUSGLEICHSMODEL FÜR<br />
DIE PRÄZISE ROBOTIK<br />
Ebenfalls in der Entwicklung ist ein sensorgestütztes Ausgleichsmodul<br />
mit unabhängiger Kinematik in sechs Freiheitsgraden:<br />
der Smart Flex Effector. Ausgestattet mit aktiver Messfunktion,<br />
kann der Smart Flex Effector vielfältig eingesetzt werden, bspw.<br />
bei Handlings- oder Fügeprozessen mit engen Toleranzen in der<br />
Automatisierungstechnik oder Robotik, zum Beispiel zum Fügen<br />
von Kleintoleranzen, zur Qualitätsdokumentation und Tool-Center-Point-Erfassung<br />
oder für die automatisierte Kompensation<br />
von Positionsdrifts in den rotatorischen Achsen sowie in X-, Y-<br />
und Z-Richtung.<br />
„Wer sich über eine Vielzahl an<br />
Insellösungen auf den Weg in<br />
Richtung Fabrik der Zukunft begibt,<br />
macht es sich unnötig schwer.<br />
Montagelinien mit typischen<br />
Mechatronik-Anwendungen für<br />
Pressen, Fügen oder Handhabungsund<br />
Positionieraufgaben lassen sich<br />
durch ein smartes mechatronisches<br />
System ohne Programmieraufwand<br />
fit für Industrie-4.0-Umgebungen<br />
machen. Die sukzessive Erweiterung<br />
softwaregestützter mechatronischer<br />
Ökosysteme auf immer mehr<br />
Anwendungsfälle in der Produktion<br />
spart signifikant Ressourcen im<br />
Engineering und verhilft der<br />
Fertigung zu mehr Flexibilität.“<br />
Dr. Simon Hertenberger, Leiter<br />
Produktbereich Mechatronik im<br />
Geschäftsbereich Linear Motion<br />
Technology, Bosch Rexroth AG<br />
54 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
NAHTLOSE IOT-ANBINDUNG VON<br />
BROWNFIELD-ANLAGEN<br />
Das SmartSL-IoT-Edge-Gateway von EFCO kombiniert<br />
IoT-Gateway und Edge Computing in einem Gerät im<br />
Smartphone-Format, das für eine moderne und schnelle<br />
Inbetriebnahme ausgelegt ist. Die zahlreichen Schnittstellen<br />
machen die dauerbetriebsfeste Lösung flexibel<br />
einsetzbar. Der Fernzugriff über TeamViewer IoT ist<br />
schon vorbereitet. Verlässliche und abgeschriebene, also<br />
wirtschaftlich hoch attraktive, Anlagen haben weder<br />
Ethernet noch Windows <strong>10</strong>. Die Realität im Brownfield<br />
ist ein Sammelsurium von Betriebssystemen und<br />
Schnittstellen. Die lüfterlosen IoT-Edge-Gateways haben<br />
viele Schnittstellen wie RS-232 oder RS-485. Zudem<br />
lassen sich über die 16 galvanisch getrennten, programmierbaren<br />
digitalen IOs weitere Schnittstellen emulieren<br />
oder Signale direkt an Sensoren oder anderer<br />
Hardware abgreifen. Die Rechenleistung erlaubt es, die<br />
Signale zu filtern, auszuwerten, weiterzuverarbeiten<br />
oder mit weiteren Sensordaten zu verknüpfen.<br />
www.efcotec.de<br />
CLEVER ARRANGIERTES<br />
INKREMENTALENCODER-KONZEPT<br />
Sensitec stellt das Sensormodul<br />
EMI7913 für Linear- und<br />
Tubular-Motoren vor. Besonderheit<br />
im Vergleich zu<br />
gängigen externen Wegmess-<br />
Systemen ist das Multi-Fix-<br />
Pitch-Konzept: Anstatt eines<br />
einzelnen Sensorelementes<br />
wird ein Array aus mehreren<br />
AMR-Sensoren in einem vorab<br />
über Simulation hergeleiteten<br />
Abstand auf einer Leiterplatte<br />
positioniert. Zum Einsatz<br />
kommen auf die Anwendung<br />
angepasste Längensensoren<br />
mit Fix-Pitch-Design. D. h., die<br />
MR-Streifen der Sensoren sind geometrisch auf die Pol-Länge des<br />
magnetischen Maßstabs abgestimmt. Die Module werden im<br />
beweglichen Primärteil des Motors nah an den Drehstromwicklungen<br />
integriert, sodass keine zusätzliche Maßstabskomponente<br />
erforderlich ist. Die Anordnung der Sensoren erzeugt eine gute und<br />
stabile Signalqualität, die Wiederholgenauigkeit liegt bei < 5 µm.<br />
Interessant ist das zeit- und kostensparende Multi-Fix-Pitch-Prinzip<br />
bei Messaufgaben in Handling-Systemen mit mittleren Genauigkeitsanforderungen.<br />
www.sensitec.com<br />
MESSWERTE ALS INFORMATIONEN IN ECHTZEIT<br />
Mit dem Modul Real Time Maintenance (RTM) in der Digitalisierungsplattform<br />
Moneo von IFM lässt sich der Aufwand für die Wartung und<br />
Instandhaltung von Produktionsanlagen reduzieren. Um Wartungsund<br />
Instandhaltungsaufgaben zum genau passenden Zeitpunkt<br />
ausführen zu können, müssen die Messwerte, die in der Anlage durch<br />
Sensoren erfasst werden, in Informationen umgewandelt werden und<br />
in Echtzeit zur Verfügung stehen. Für diese Aufgabe ist das RTM-Modul<br />
konzipiert. Der Anwender kann individuelle Dashboards konfigurieren,<br />
die als Abbild der Anlage alle wichtigen Informationen zur Verfügung<br />
stellen. Als Hintergrund kann ein Anlagenbild verwendet werden, um<br />
die Position der Sensoren zu visualisieren. Der Anwender kann einfach<br />
Warnschwellen und Grenzwerte festlegen. Die Darstellung ist farbig codiert und zeigt so auf einen Blick, wo ein Grenzwert<br />
überschritten wird. Mit dem Anlegen von Regeln können Benachrichtigungen, Warnungen oder Alarme ausgelöst werden.<br />
www.ifm.com
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
STEIGERUNG DER DYNAMIK DURCH<br />
SLIDING-MODE-REGELUNG<br />
Mit dem Ziel der Genauigkeitssteigerung von Antrieben – besonders<br />
bei hochdynamischen Bewegungen – wird ein vielversprechendes,<br />
einfach zu parametrierendes Regelungskonzept vorgestellt.<br />
Aufbauend auf der klassischen Kaskadenregelung wird ein Sliding-<br />
Mode-Regler als Lageregler verwendet. Ein Experiment am<br />
Kugelgewindetrieb zeigt das Potenzial der Methode mit simulierten<br />
Störkräften aus einem HSC-Prozess.<br />
56 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
01 Aufbau der vorherrschenden Kaskadenregelung für Vorschubantriebe<br />
Durch steigende Anforderungen an die Dynamik und Genauigkeit<br />
von Vorschubantrieben wachsen auch die Anforderungen<br />
an die Regelung. Für Vorschubantriebe<br />
werden bis heute fast ausschließlich Kaskadenregelungen<br />
eingesetzt, siehe Bild 01. Dabei werden üblicherweise Strom<br />
und Drehzahl PI-geregelt und die Lage P-geregelt. Obwohl mittlerweile<br />
performantere Regelverfahren existieren, die die Kaskadenstruktur<br />
auflösen, gelingt der Schritt weg von der Kaskadenregelung<br />
aus folgenden Gründen nicht: Die Inbetriebnahme der<br />
Kaskadenregelung ist darüber sehr einfach, die einzelnen Regelkreise<br />
können nacheinander von innen nach außen eingestellt<br />
werden. Fortgeschrittenere Regelverfahren benötigen in der Regel<br />
ein tieferes systemtheoretisches Verständnis und erfordern<br />
häufig die Modellierung des Antriebssystems sowie die Kompensation<br />
von Reibung, oder Übersetzungsfehlern im Antrieb.<br />
Durch die tiefere Modellierung werden die Verfahren jedoch<br />
auch sensitiver gegenüber Änderungen im Betrieb, z. B. der Ausdehnung<br />
von Materialien infolge von Temperaturschwankungen,<br />
oder Verschleißeffekten.<br />
Das hier vorgestellte Regelverfahren behält die etablierte Kaskadenstruktur<br />
bei und tauscht lediglich den Lageregler gegen einen<br />
robusten Sliding-Mode-Regler aus. Die Motivation hierfür<br />
findet sich im Aufbau der Kaskadenstruktur: Für den Drehzahlregler<br />
wird die Motorgeschwindigkeit verwendet, dynamische<br />
Fahrten regen aber Elastizitäten der Mechanik an, die zu Vibrationen<br />
im Antriebssystem führen. Ein einfacher P-Regler hat nicht<br />
genügend Freiheitsgrade um diese Vibrationen auszuregeln, ein<br />
Regler höherer Ordnung jedoch schon.<br />
Das Prinzip des eingesetzten Sliding-Mode-Lagereglers ist in<br />
Bild 02 dargestellt. Ausgehend vom Startzustand wird der Regler<br />
so parametriert, dass er in Phase 1 immer auf die blaue Schaltebene<br />
zwingt, in Phase 2 läuft das System dann entlang der<br />
Schaltebene in den Koordinatenursprung, wo der Regelfehler<br />
verschwindet. Für den Regler wird ein einfaches Modell des Antriebs<br />
verwendet, welches das Systemverhalten grob vorhersagt<br />
und beim Einstellen des Geschwindigkeitsreglers schon bekannt<br />
ist, sodass kein Mehraufwand durch die Ermittlung der Modellparameter<br />
entsteht. Der Sliding-Mode-Regler ist sehr robust gegenüber<br />
Modellfehlern und kommt mit den Vernachlässigungen<br />
durch das einfache Modell gut zurecht. Für die Zwangsbewegung<br />
auf die Schaltebene wird üblicherweise eine Art Zweipunktregler<br />
verwendet. Da dieser sich durch hartes Umschalten im Betrieb<br />
negativ auf die Lebensdauer des Antriebs und den Energieverbrauch<br />
auswirkt, wurde für den Einsatz als Lageregler ein weicheres<br />
Umschalten umgesetzt. In den neuen Lageregler werden<br />
nun nicht mehr nur die Tischposition, sondern auch die Tischgeschwindigkeit<br />
und die -beschleunigung zurückgeführt, deren<br />
02 Prinzip der verwendeten Sliding-Mode-Lageregelung. (1) Die<br />
Trajektorie (rot) wird auf die Schaltebene (blau) gedrückt. (2) Die<br />
Trajektorie wandert einem verschwindenden Fehler entgegen<br />
Sollgrößen in marktüblichen CNC bereits berechnet werden. Darüber<br />
kann auf Abweichungen und Störungen schneller reagiert<br />
werden. Der Problematik der üblicherweise schwierigeren Inbetriebnahme<br />
höherer Regelverfahren wird wie folgt begegnet:<br />
1. Durch Beibehalten der Kaskadenregelung können Strom- und<br />
Drehzahlregelkreis mit den etablierten Methoden nacheinander<br />
eingestellt werden.<br />
2. Das einfache Modell des Antriebssystems wird beim Einstellen<br />
des Drehzahlregelkreises ermittelt und kann für den Lageregler<br />
weiterverwendet werden.<br />
3. Die Einstellung des Sliding-Mode-Lagereglers konnte auf einen<br />
Einstellparameter K SMC reduziert werden. Damit wird ein<br />
Einstellaufwand vergleichbar zum P-Lageregler erreicht. Durch<br />
Einstellen eines höheren K SMC -Werts lässt sich eine bessere Regelqualität<br />
erreichen, gleichzeitig reagiert der Regler aber – wie<br />
der P-Lageregler auch – aggressiver auf Störungen und führt für<br />
zu große Einstellungen zu oszillierenden Bewegungen. Durch die<br />
FÖRDERUNG<br />
Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) – Projektnummer: 438835664<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> 57
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
03 Versuchsstand zur Validierung des Reglers<br />
04 Steigerung der Regelgüte<br />
Vereinfachung auf einen Einstellparameter ist ein Optimum<br />
bei der Reglerinbetriebnahme schnell gefunden.<br />
Zur Validierung wurde der Sliding-Mode-Lageregler implementiert<br />
und am Versuchsstand getestet (Bild 03). Beim<br />
Versuchsstand handelt es sich um einen Steinmeyer-Kugelgewindetrieb<br />
3526/40.40.6.3 mit einem Vorschubweg von<br />
751 mm und Spindeldurchmesser und -steigung von 40 mm,<br />
einen Tisch mit einer Masse von rund 400 kg, einen Siemens-<br />
Servomotor 1FT7085-7WF71-1ML1 mit 38 Nm Nenndrehmoment<br />
und ein direktes Lagemessystem mit 250 µm Auflösung<br />
von Heidenhain. Angesteuert wird der Versuchsstand<br />
aus einem Rapid-Prototyping-System von dSPACE. Zum Aufbringen<br />
von Störkräften ist ein zusätzlicher Lineardirektantrieb<br />
unter dem Tisch angebracht.<br />
Der vergleichende Kaskadenregler wurde nach dem Stand<br />
der Technik so optimiert, dass der Geschwindigkeitsregel-<br />
58 <strong>antriebstechnik</strong> <strong>2021</strong>/<strong>10</strong> www.<strong>antriebstechnik</strong>.de
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
kreis bei ausreichender Dämpfung (D = 0.5) schnellstmöglich reagiert<br />
und die Lageregelung ein überschwingfreies Positionieren<br />
gewährleistet. Hieraus resultieren Regelverstärkungen des Lagereglers<br />
K v = 50 1/s sowie des Geschwindigkeitsreglers K p = 175 1/s<br />
und T n = 0.18 ms. Zusätzlich wird die Sollgeschwindigkeit vorgesteuert,<br />
um den Schleppfehler zu verringern.<br />
Auf Bild 04 ist der Regelfehler für eine simulierte High-Speed-<br />
Cutting-Fahrt (HSC) in niedrigfestem Stahl abgebildet. Der Tisch<br />
verfährt dabei recht dynamisch mit einer Geschwindigkeit von<br />
0.5 m/s und einer maximalen Beschleunigung von 8 m/s 2 . Die<br />
Fräskräfte werden aus einem Fräsmodell für HSC-Umfangfräsen<br />
mit einem Fräskopf mit vier Zähnen und 20 mm Durchmesser,<br />
einer Spindeldrehzahl von ~25 000 U/min einer Schnittbreite<br />
von 2 mm und Zustellung von 0.5 mm simuliert und über den Lineardirektantrieb<br />
als Störkräfte auf den Tisch eingebracht. Es<br />
zeigt sich, dass der Sliding-Mode-Lageregler sowohl in den dynamischen<br />
Beschleunigungs- und Bremsphasen zu Beginn und<br />
am Ende deutlich geringere Fehler aufweist, als auch die Positionsabweichung<br />
während dem Fräsen signifikant reduzieren<br />
kann, da durch Berücksichtigung von Geschwindigkeit und Beschleunigung<br />
im Regelgesetz früher auf Abweichungen reagiert<br />
werden kann.<br />
Insgesamt lässt sich mit dem vorgestellten Sliding-Mode-Lageregler<br />
die Regelperformance deutlich steigern – insbesondere bei<br />
hochdynamischen Fahrten werden die Vorteile deutlich. Durch<br />
das Beibehalten der Kaskadenregelung und die Vereinfachung<br />
auf einen Einstellparameter des Lagereglers bleibt der Inbetriebnahmeaufwand<br />
dabei vergleichbar.<br />
DIE AUTOREN<br />
M. Sc. Christoph Hinze<br />
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Institut für Steuerungstechnik der<br />
Werkzeugmaschinen und Fertigungseinrichtungen,<br />
Universität<br />
Stuttgart<br />
Prof. Dr.-Ing. Alexander Verl<br />
Institutsleitung am Institut für<br />
Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen<br />
und Fertigungseinrichtungen,<br />
Universität Stuttgart<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2021</strong> im 60. Jahrgang,<br />
ISSN 0722-8546 / ISSN E-Paper: 2747-7991<br />
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Vanessa Weingärtner (wv), Tel.: 06131/992-352,<br />
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Melanie Lerch, Tel.: 06131/992-261,<br />
Petra Weidt, Tel.: 06131/992-371,<br />
Ulla Winter, Tel.: 06131/992-347,<br />
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