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Ausgabe Nr. <strong>04</strong> · September <strong>2021</strong> · Einzelausgabe € 4,90 · im Abo € 29,90<br />
Vom Welpen zum Jagdgebrauchshund<br />
Aus großer Optik folgt...<br />
...großes Abenteuer.<br />
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ERFAHRUNGSBERICHTE<br />
Niederwildjagd<br />
im Wandel<br />
In den vergangenen Jahrzehnten war die Niederwildjagd<br />
in weiten Landesteilen fester Bestandteil<br />
der jagdlichen Kultur. Sie war sogar weit mehr als<br />
das. In vielen Dörfern und ländlichen Gebieten<br />
förderte und formte sie auch das gesellschaftliche<br />
Leben und den Zusammenhalt innerhalb der Dorfgemeinschaft.<br />
Entenjagden, die Jagd von Rebhühnern<br />
auf Haferfeldern oder die Hasenjagden<br />
mithilfe von Treibern aus der Dorfjugend waren<br />
ein wesentlicher Teil der Jagdkultur. Wild wurde<br />
zahlreich erlegt, Treiber und Landwirte erhielten<br />
als Dank einen Teil der begehrten Strecke. Was<br />
erlegt wurde, konnte problemlos vor Ort aufgeteilt<br />
und verwertet werden. Ein erlegter Bock war<br />
etwas ganz Besonderes und wurde gemeinsam<br />
zelebriert.<br />
42 <strong>Jagdblatt</strong> September <strong>2021</strong>
ERFAHRUNGSBERICHTE<br />
September <strong>2021</strong><br />
<strong>Jagdblatt</strong> 43
ERFAHRUNGSBERICHTE<br />
Text von Andre Westerkamp und Michael Nitsch Bilder von Horst Jegen<br />
Die Flintenjagd auf Niederwild wurde ausgeübt,<br />
ohne einen Gedanken an die „Prädatorenbejagung“<br />
zu verschwenden. Füchse wurden lediglich<br />
gelegentlich auf den Treibjagden erlegt. Fallenjagd<br />
wurde mit wenig Aufwand ohne viel Erfolg<br />
nebenbei betrieben. Eingefleischte Fangjäger,<br />
welche nur selten in den Revieren zu finden waren,<br />
versuchten mit einfachsten Mitteln ihr Glück.<br />
Mit dem Wandel der Landwirtschaft, insbesondere<br />
des Maisanbaus, aber auch der immer intensiveren<br />
Nutzung der Böden kam es ab ca. Mitte<br />
der 70er Jahre zu einer gravierenden Veränderung<br />
in unserer Kulturlandschaft. Das Rebhuhn verschwand<br />
in einigen Revieren komplett, Hase und<br />
Fasan wurden in einigen Revieren zur Seltenheit.<br />
Im Gegenzug wuchsen die Schalenwildbesätze<br />
44 <strong>Jagdblatt</strong> September <strong>2021</strong><br />
enorm. Selbst in Revieren, wo bis dato keine Sauen<br />
vorkamen, wurden plötzlich die ersten Wildsauen<br />
erlegt, das Rehwild wurde mancherorts zur Hauptwildart.<br />
Mit der Zunahme des Bestandes kam es<br />
vermehrt zu Wildschäden und durch immer größer<br />
werdendes Verkehrsaufkommen stiegen die<br />
Fallwildzahlen und stellt uns Jäger damit vor neue<br />
Aufgaben.<br />
Der Einsatz von Herbi- und Pestiziden macht unserem<br />
Niederwild schwer zu schaffen. Eine Hasenapotheke<br />
ist auf den häufig gemähten Wiesen<br />
kaum noch zu finden. Fehlende Insekten, welche<br />
dringend von Küken und adulten Vögeln benötigt<br />
werden, sind Mangelware. Eng stehende Getreidehalme<br />
erschweren es Hennen, die Küken auf<br />
immer weniger werdende Brachstreifen zu führen.
ERFAHRUNGSBERICHTE<br />
Im Maisdschungel bleibt kaum noch Platz und<br />
Nahrung für unser Niederwild.<br />
Unsere Jagd wird sich diesen Gegebenheiten und<br />
der modernen Landwirtschaft anpassen müssen.<br />
Wichtig ist hierbei ein Mit- und nicht Gegeneinander!<br />
Nur durch Aufklärung und intensive Gespräche<br />
gibt es eine Chance, etwas gegen den Artenschwund<br />
zu tun.<br />
Auf beiden Seiten sollte es kein „Weiter so!“ geben.<br />
Wir können und dürfen den schwindenden Besatz<br />
nicht außer Acht lassen und müssen der Lage vor<br />
Ort entsprechend agieren.<br />
werden und machen es in einer ausgeräumten<br />
Landschaft den noch vorhandenen Niederwildarten<br />
schwer, zu überleben.<br />
Die moderne Jagd auf Niederwild hat sich geändert!<br />
Und sie wird sich weiter verändern. Niederwildjäger<br />
werden in Zukunft mehr und mehr<br />
zum Einzeljäger, dessen Aufgabe es sein wird, zu<br />
Schaden gehende Gänse und Krähen mit Plastiklockvögeln<br />
und Tarnkleidung zu bejagen. Der<br />
Artenschutz und unser Umgang damit stehen im<br />
öffentlichen Fokus. Es liegt an uns, das Beste daraus<br />
zu machen.<br />
Die intensive Bejagung der möglichen Prädatoren<br />
ist ein Mittel, um unserem Niederwild unter<br />
die Arme zu greifen. Eine flächendeckende Aufrüstung<br />
mit Fallen, um zuwandernde Arten wie<br />
Marderhund, Waschbär und Co einzugrenzen,<br />
ist zwingend notwendig. Abgesehen von diesen<br />
Arten wird der Jäger in den Revieren dringend<br />
gebraucht, um im Artenschutz die oft nicht sichtbaren<br />
Arten wie Siebenschläfer, Hamster oder<br />
Fischotter, um nur einige zu nennen, zu schützen.<br />
Das Schaffen von Rückzugsräumen, das Anlegen<br />
von Blühstreifen und Fasanenfütterungen<br />
sind weitere Möglichkeiten. Dort, wo der Besatz<br />
es nicht zulässt, muss die Flinte an den Nagel<br />
gehängt werden, bis sich Bestände erholt haben.<br />
Genutzt werden sollte sie dort ausschließlich zur<br />
Beutegreiferbejagung.<br />
Hasenzählungen im Frühjahr sind sicher ein Indikator<br />
für die weitere Entwicklung, jedoch bleibt zu<br />
beachten, wie hoch der Druck durch Prädatoren<br />
vor Jagdbeginn ist bzw. was bis dahin noch übrigbleibt.<br />
Erfreulich ist in vielen Landkreisen die Zunahme<br />
der fast ausgestorbenen Arten wie Storch, Wanderfalke,<br />
Uhu oder auch des Kolkraben. Diese<br />
Arten galten lange Jahre als ausgestorben. Heute<br />
ist es vielerorts keine Seltenheit mehr, auch den<br />
Seeadler im Revier teils ganzjährig beobachten zu<br />
können. Diese Arten wollen jedoch ebenfalls satt<br />
September <strong>2021</strong><br />
<strong>Jagdblatt</strong> 45
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September <strong>2021</strong> <strong>Jagdblatt</strong> 63
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