Neue Szene_21-10_Epaper
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HEIMATKLÄNGE
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„I wanna be free again, I wanna be my own
king …“ Diese Zeilen stammen von deiner
2017er EP „Treasurehunt“. Wie aktuell sind
diese Worte vier Jahre später noch?
Sehr aktuell. Ich blicke immer wieder auf
diese Phase zurück, die Zeilen sind zu einem Leitspruch
für mich geworden und ich stelle immer
wieder fest, dass ich „My own King“ bin.
Ich denke, die Chance ist größer, so mehr
Menschen zu erreichen und anzusprechen, denn
jeder Song hat seine eigene Rotation und eine individuelle
Wirkung auf den Einzelnen. Ich wollte
meine Musik nicht so lange verborgen halten und
Präsenz im Internet zeigen. Jedes Lied hat seine eigene
Story, eine eigene Welt und letztendlich wäre
es zu viel gewesen, alles auf einmal zu erzählen.
Welche Künstler inspirieren dich?
Millionen! (lacht). Angefangen von den
Beatles bis hin zu Billie Eilish, Aurora, Wallis Bird,
aber auch Queen oder Michael Jackson.
Michael Jackson?
Ja, sehr stark sogar. Aber generell liebe ich diese
Mischung aus Retro und moderner Elektronik.
Bei unserem letzten Interview im Jahr 2019
warst du eine hoffnungsvolle Newcomerin,
kurze Zeit später hast du den Roy als beste
Nachwuchskünstlerin gewonnen. Es lief also
sehr viel in die richtige Richtung.
Es war tatsächlich eine sehr gute Phase, ich
hatte sogar die ersten drei Songs für mein neues
Album aufgenommen und parallel stand eine
Tour mit anderen Künstlerinnen in den Startlöchern.
Im Rahmen von „Songs from her(e)“, wenn ich
mich recht erinnere.
Genau, unter diesem Motto wurde vom bayerischen
Förderprojekt BY-on und Puls, dem Jugendkanal
vom BR, eine Tour mit Hanna Sikasa,
Cosma Joy, Die Nowak und Elena Steri organisiert.
Alles war angerichtet, doch dann hat uns Corona
einen Strich durch die Rechnung gemacht und
die Tour wurde im letzten Moment auf Eis gelegt.
Aber letztendlich bin ich ganz gut durch die Pandemie
gekommen und hatte das Glück, von der
„Initiative Musik“ gefördert zu werden.
Dein Rad scheint nie still zu stehen, ständig
präsentierst du neue Songs, Videos und Fotos.
Nachdem keine Liveauftritte mehr möglich
waren, hatte ich eine Menge Zeit, die ich auch genutzt
habe. Ich habe viel mit dem Musiker und
Produzenten Thomas Eifert im Studio gearbeitet
und parallel zu meinem neuen Longplayer entstand
ein zweites Album. Es ist nicht so persönlich
wie „Reflection“, es handelt sich um ein Auftragsalbum
für Serien- und Filmmusik. Die Arbeit hat
mir sehr viel Spaß gemacht, weil ich mich in einer
gewissen Art neu ausprobieren konnte. Ich höre
die Songs oft schon duscharrangiert in meinem
Kopf. Was fehlte, war letztendlich die Umsetzung
und da konnte ich mir viel von Thomas abschauen.
Durch diesen Lernprozess wurde ich
noch unabhängiger, eben noch mehr „My own
King“.
Du hast mit „Reflection“ einen ungewöhnlichen
Weg eingeschlagen. In den letzten Monaten
wurden bereits mehrere neue Tracks
digital vorab veröffentlicht. Warum?
www.alacya.com
In deinen Songs steckt viel Melancholie. Sie
klingen manchmal traurig. Aber auch geheimnisvoll,
spirituell und oft schwingt auch eine
Sehnsucht mit. Woher rührt diese dunkle
Ader?
„Reflection“ ist ein Spiel aus Licht und Dunkelheit
und, wie der Titel schon verrät, auch eine
Selbstreflexion. Ich habe viel über das Leben nachgedacht
und es ist nun einmal ein Wechsel aus positiven
und negativen Phasen, genau das spiegelt
sich auch im Album wider. Man muss den Mut
finden, sich unangenehmen Momenten zu stellen,
denn nur dann kann man eine Lösung finden und
Dinge umwandeln. Wenn man seine Angst überwindet,
kann einem nichts mehr passieren.
Du bist ein sehr naturverbundener Mensch.
Würdest du gerne in einer anderen Zeit leben?
Ja, manchmal schon, aber ich habe es im
Laufe der Jahre akzeptiert, im Hier und Jetzt zu
sein. Früher habe ich mir oft eine Welt ohne globale
Strukturen gewünscht.
Du bist aber trotzdem auch sehr aktiv in der
virtuellen High-Tech-Welt.
Am Internet kommt man nicht vorbei. Es ist
ein perfektes Tool, um sich weltweit zu vernetzen,
um sich zu promoten und sich zu verbreiten. Aber
ich merke auch immer wieder, wie sehr es an meiner
Energie zehrt, man muss definitiv lernen, eine
Balance zu finden.
Kommst du dir als Einzelkämpferin manchmal
wie Don Quichote vor?
Es gab immer wieder mal Phasen, in denen
ich mich schon gefragt habe, warum ich das alles
mache. Manche Arbeitsprozesse sind mir über den
Kopf gewachsen und stellenweise haben sie auch
zu einem Burnout geführt. Ich habe gemerkt, dass
ich Dinge, über die ich singe, selbst nicht mehr
umsetzen konnte und sie sich im Alltag verlieren.
Aber durch meine Arbeit habe ich auch gelernt,
was Reflektion bedeutet. Ich kann trotzdem auch
ein Teamplayer sein, wenn der Spirit stimmt.
Was ist deine größte Inspirationsquelle?
Die Natur, aus ihr schöpfe ich so ziemlich alles.
Seit einigen Monaten lebst du nicht mehr in
Augsburg. Was ist der Grund?
Der Grund ist Berlin, denn dort arbeiten viele
kreative Menschen, und es gibt einfach viele verschiedene
Nischen, wodurch es einfach ist sich mit
Gleichgesinnten zu vernetzten. Augsburg ist eine
tolle Stadt, aber irgendwann stößt man ans Limit.
In Berlin kann man wesentlich häufiger auftreten
und es gibt einfach mehr Möglichkeiten. Aber da
ich nicht im Epizentrum einer Großstadt leben
will, wohne ich in Mecklenburg.
Im November erscheint das neue Album „Reflection“.
In welchem Format?
Es kommt am 12. November und wird als
Vinyl, CD und in allen digitalen Plattformen erscheinen.
Finanziert wurde es durch eine Crowdfunding
Aktion, es kamen 5.000 Euro zusammen. Das
ist eine ziemlich beachtliche Summe!
Es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn sich
Leute das Album kaufen, obwohl es erst ein Jahr
später erscheint. Es ist eine große Bestätigung und
Motivation für meine Arbeit und dafür bin ich
sehr dankbar.
Würdest du dir einen Booker und ein Label
für die Zukunft wünschen?
Wenn es zu mir, meiner Musik und meiner
Philosophie passt, dann ja. Ich hätte auch nichts
gegen eine langfristige Zusammenarbeit mit
einem Management.
Wird es auch eine Tour zur neuen Platte
geben?
Ich habe mich davon verabschiedet längerfristige
Pläne zu schmieden. Aufgrund der Pandemie
sind viele Konzerte geplatzt, ich will erst einmal
den Herbst abwarten. Eine Reflection“-Tour wird
es im Frühjahr 2022 geben.
Augsburg ist eine tolle
Stadt, aber irgendwann
“stößt man ans Limit.