56 HEIMATKLÄNGEEinSpielLicht ausundDunkelheitDIE AUGSBURGERMUSIKERIN ALA CYAVERÖFFENTLICHT MIT“REFLECTION“EIN NEUES ALBUMALA CYA gehört zuden außergewöhnlichstenKünstlerinnen der Stadt. 2017veröffentlichte die Musikerin, diezwischen Singer/Songwriter undsphärischem Indie-Pop wandelt,ihre erste EP „Treasurehunt“.2019 wurde sie mit dem Pop-kulturpreis Roy als besteNachwuchskünstlerinAugsburgs geehrt. Am 12.November erscheint ihr erstesAlbum “Reflection“.Walter Sianos traf sie vorabzum Interview.Foto: Masha Mollenhauer
HEIMATKLÄNGE57„I wanna be free again, I wanna be my ownking …“ Diese Zeilen stammen von deiner2017er EP „Treasurehunt“. Wie aktuell sinddiese Worte vier Jahre später noch?Sehr aktuell. Ich blicke immer wieder aufdiese Phase zurück, die Zeilen sind zu einem Leitspruchfür mich geworden und ich stelle immerwieder fest, dass ich „My own King“ bin.Ich denke, die Chance ist größer, so mehrMenschen zu erreichen und anzusprechen, dennjeder Song hat seine eigene Rotation und eine individuelleWirkung auf den Einzelnen. Ich wolltemeine Musik nicht so lange verborgen halten undPräsenz im Internet zeigen. Jedes Lied hat seine eigeneStory, eine eigene Welt und letztendlich wärees zu viel gewesen, alles auf einmal zu erzählen.Welche Künstler inspirieren dich?Millionen! (lacht). Angefangen von denBeatles bis hin zu Billie Eilish, Aurora, Wallis Bird,aber auch Queen oder Michael Jackson.Michael Jackson?Ja, sehr stark sogar. Aber generell liebe ich dieseMischung aus Retro und moderner Elektronik.Bei unserem letzten Interview im Jahr 2019warst du eine hoffnungsvolle Newcomerin,kurze Zeit später hast du den Roy als besteNachwuchskünstlerin gewonnen. Es lief alsosehr viel in die richtige Richtung.Es war tatsächlich eine sehr gute Phase, ichhatte sogar die ersten drei Songs für mein neuesAlbum aufgenommen und parallel stand eineTour mit anderen Künstlerinnen in den Startlöchern.Im Rahmen von „Songs from her(e)“, wenn ichmich recht erinnere.Genau, unter diesem Motto wurde vom bayerischenFörderprojekt BY-on und Puls, dem Jugendkanalvom BR, eine Tour mit Hanna Sikasa,Cosma Joy, Die Nowak und Elena Steri organisiert.Alles war angerichtet, doch dann hat uns Coronaeinen Strich durch die Rechnung gemacht unddie Tour wurde im letzten Moment auf Eis gelegt.Aber letztendlich bin ich ganz gut durch die Pandemiegekommen und hatte das Glück, von der„Initiative Musik“ gefördert zu werden.Dein Rad scheint nie still zu stehen, ständigpräsentierst du neue Songs, Videos und Fotos.Nachdem keine Liveauftritte mehr möglichwaren, hatte ich eine Menge Zeit, die ich auch genutzthabe. Ich habe viel mit dem Musiker undProduzenten Thomas Eifert im Studio gearbeitetund parallel zu meinem neuen Longplayer entstandein zweites Album. Es ist nicht so persönlichwie „Reflection“, es handelt sich um ein Auftragsalbumfür Serien- und Filmmusik. Die Arbeit hatmir sehr viel Spaß gemacht, weil ich mich in einergewissen Art neu ausprobieren konnte. Ich höredie Songs oft schon duscharrangiert in meinemKopf. Was fehlte, war letztendlich die Umsetzungund da konnte ich mir viel von Thomas abschauen.Durch diesen Lernprozess wurde ichnoch unabhängiger, eben noch mehr „My ownKing“.Du hast mit „Reflection“ einen ungewöhnlichenWeg eingeschlagen. In den letzten Monatenwurden bereits mehrere neue Tracksdigital vorab veröffentlicht. Warum?www.alacya.comIn deinen Songs steckt viel Melancholie. Sieklingen manchmal traurig. Aber auch geheimnisvoll,spirituell und oft schwingt auch eineSehnsucht mit. Woher rührt diese dunkleAder?„Reflection“ ist ein Spiel aus Licht und Dunkelheitund, wie der Titel schon verrät, auch eineSelbstreflexion. Ich habe viel über das Leben nachgedachtund es ist nun einmal ein Wechsel aus positivenund negativen Phasen, genau das spiegeltsich auch im Album wider. Man muss den Mutfinden, sich unangenehmen Momenten zu stellen,denn nur dann kann man eine Lösung finden undDinge umwandeln. Wenn man seine Angst überwindet,kann einem nichts mehr passieren.Du bist ein sehr naturverbundener Mensch.Würdest du gerne in einer anderen Zeit leben?Ja, manchmal schon, aber ich habe es imLaufe der Jahre akzeptiert, im Hier und Jetzt zusein. Früher habe ich mir oft eine Welt ohne globaleStrukturen gewünscht.Du bist aber trotzdem auch sehr aktiv in dervirtuellen High-Tech-Welt.Am Internet kommt man nicht vorbei. Es istein perfektes Tool, um sich weltweit zu vernetzen,um sich zu promoten und sich zu verbreiten. Aberich merke auch immer wieder, wie sehr es an meinerEnergie zehrt, man muss definitiv lernen, eineBalance zu finden.Kommst du dir als Einzelkämpferin manchmalwie Don Quichote vor?Es gab immer wieder mal Phasen, in denenich mich schon gefragt habe, warum ich das allesmache. Manche Arbeitsprozesse sind mir über denKopf gewachsen und stellenweise haben sie auchzu einem Burnout geführt. Ich habe gemerkt, dassich Dinge, über die ich singe, selbst nicht mehrumsetzen konnte und sie sich im Alltag verlieren.Aber durch meine Arbeit habe ich auch gelernt,was Reflektion bedeutet. Ich kann trotzdem auchein Teamplayer sein, wenn der Spirit stimmt.Was ist deine größte Inspirationsquelle?Die Natur, aus ihr schöpfe ich so ziemlich alles.Seit einigen Monaten lebst du nicht mehr inAugsburg. Was ist der Grund?Der Grund ist Berlin, denn dort arbeiten vielekreative Menschen, und es gibt einfach viele verschiedeneNischen, wodurch es einfach ist sich mitGleichgesinnten zu vernetzten. Augsburg ist einetolle Stadt, aber irgendwann stößt man ans Limit.In Berlin kann man wesentlich häufiger auftretenund es gibt einfach mehr Möglichkeiten. Aber daich nicht im Epizentrum einer Großstadt lebenwill, wohne ich in Mecklenburg.Im November erscheint das neue Album „Reflection“.In welchem Format?Es kommt am 12. November und wird alsVinyl, CD und in allen digitalen Plattformen erscheinen.Finanziert wurde es durch eine CrowdfundingAktion, es kamen 5.000 Euro zusammen. Dasist eine ziemlich beachtliche Summe!Es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn sichLeute das Album kaufen, obwohl es erst ein Jahrspäter erscheint. Es ist eine große Bestätigung undMotivation für meine Arbeit und dafür bin ichsehr dankbar.Würdest du dir einen Booker und ein Labelfür die Zukunft wünschen?Wenn es zu mir, meiner Musik und meinerPhilosophie passt, dann ja. Ich hätte auch nichtsgegen eine langfristige Zusammenarbeit miteinem Management.Wird es auch eine Tour zur neuen Plattegeben?Ich habe mich davon verabschiedet längerfristigePläne zu schmieden. Aufgrund der Pandemiesind viele Konzerte geplatzt, ich will erst einmalden Herbst abwarten. Eine Reflection“-Tour wirdes im Frühjahr 2022 geben.Augsburg ist eine tolleStadt, aber irgendwann“stößt man ans Limit.