Neue Szene_21-10_Epaper
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Gerilltes
Latin Quarter
Releasing the Sheep
(Westpark Music)
Die Veteranen von Latin Quarter waren
eine große Nummer in den Achtzigern.
Headliner in Glastonbury, ausverkaufte
Touren, ein Highlight jagte das andere.
Jetzt stießen die musikalischen Politaktivisten
aus GB beim Ausmisten
auf unveröffentlichte Demotapes aus
der guten, alten Zeit und waren so
inspiriert, dass es neben den frischen
Songs einige davon aufs Albums
schafften. Dessen Referenzen reichen
von Pop über 1970er US-West-Coast
und afrikanische Rhythmen bis hin zu
Folkrock- und Americana-Elementen.
Überschattet wurde die Produktion
vom Tod des Bassisten John Mckenzie,
der 2020 an Krebs verstarb. Das Album
ist nicht nur für ihn ein würdiges Vermächtnis.
(max)
HHHHHI
Das Lunsentrio
69 Arten den Pubrock zu spielen
(Tapete Records)
Das ist mal ein radikaler Tapetenwechsel:
Nachdem Nick McCarthy
über zehn Jahre lang als Gitarrist von
Franz Ferdinand die Indierock-Ära der
Nuller Jahre mitgeprägt hat, legt der
Teilzeitmünchner jetzt mit seinem
Lunsentrio die volle Kehrtwende hin.
Die drei kredenzen einen nicht ganz so
massentauglichen, ziemlich skurrilen,
aber liebenswürdigen Sound zwischen
NDW, Reggae, Ska, Folklore-Gedudel
und selbstverständlich einer ordentlichen
Portion Pub Rock. Allerdings
kommen mir die mit pointiert nasaler
Stimme vorgetragenen Texte, bei denen
man nicht so genau weiß, ob da große
Lyrik dahintersteckt oder doch nur
Klamauk, einen Tick zu gewollt kultig
rüber. (lina)
HHHIII
Duran Duran
Future Past
(BMG Rights)
Surprise, surprise, mit Duran Duran
veröffentlicht der nächste altgediente
Act ein neues Album. Zwölf Songs
haben sich die New-Romantic-Helden
um Altstar Simon Le Bon dafür aus den
runzligen Fingern gesaugt. Als zeitlose
Künstler wollen sie sich dabei erweisen,
indem sie Kunst, Technologie, Mode
und Stil mit ihrem charakteristischen
Sound verschmelzen lassen. Allerdings
ist es schon fraglich, ob man wirklich
im dritten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends
seinen eigenen Sound von vor
35 Jahren eins zu eins abkupfern muss
oder es nicht vielleicht auch gereicht
hätte, einfach mal eine der alten Platten
aufzulegen. Zuhause in Birmingham,
aber wirklich nur bei geschlossenen
Türen und Fenstern! (max)
HIIIII
Nightmares on Wax
Shout Out! To Freedom ...
(Warp Records)
„Freedom, Libertad, Freiheit, Liberté“
schallt es einem gleich auf dem
Opener entgegen. Und im Anschluss
an diesen multilingualen Shout-out
tuckert der 15 Track-starke Freiheits-
Frachter auch schon los über sieben
musikalische Weltmeere. Der britische
Electronica-Pionier versteht es nach
wie vor meisterhaft, diverse Stile und
Einflüsse zu einer organischen, ideal
ausbalancierten Mischung zu verbinden:
Gemächlicher Dub-lastiger
Downbeat wird durch fidele, aber
unaufgeregte Saxofon-Soli aufgejazzt,
soulig-warmer Groove vermischt sich
mit satten Synthies. Zu guter Letzt
setzen die tollen Feature-Gäste der
entspannten Atmosphäre die perfekte
vokale Krone auf. (lina)
HHHHHI
album des monats
Lieblings Musik
Angels & Airwaves
Lifeforms
(BMG Rights)
Sieben Jahre gingen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten, ehe die Alternative Rocker von Angels & Airwaves ihr sechstes Studioalbum
ausspucken und damit die längste Releasepause ihrer 15-jährigen Schaffenszeit beenden. Frontmann Tom DeLonge, ehemals
Gesicht, Stimme und Gitarrist von Blink 182, glaubt schon seit frühester Jugend an Außerirdische und UFOs und hat sich diesem Spleen
nun auch musikalisch angenommen. Klingt merkwürdig, ist aber völlig egal, wenn das Album peitscht. Und das tut es, auch wenn der gute
Tom zuletzt sogar noch die Scheidung von seiner Frau nach 18 Jahren zu verkraften hatte. Das Album ist für ihn hörbar eine Reise durch
verschiedene Beziehungen und Sichtweisen, die ihn zu zehn Tracks mit fettem Explosionspotential geführt haben.
Sein Label spricht von Postpunk für Außerirdische und schon bei den drei offiziellen Singles „Rebel Girl“, „Kiss & Tell“, „Euphoria“ und der
Promo-Single „Restless Souls“ hat sich gezeigt, dass „Lifeforms“ tatsächlich von beachtlicher Größe, Phantasie und einer ordentlichen
Portion Magie geprägt ist. Hymnische Rockmusik trifft auf breiten Synthiesound und Post Punk, darüber thront die unverwechselbare
Stimme des charismatischen Kaliforniers. Ein Album, das sich schnell und tief ins Oberstübchen eingräbt! (max)
Amyl and the
Sniffers
Comfort To Me
(Rough Trade Records)
„Kawumm made in Australia!
Der Punk von Amyl
und den Schnüfflern knallt
auch auf Platte derbe.
Fast wie bei den rotzigen
Live-Shows ...“ (max)
Jake Bugg
Saturday Night,
Sunday Morning
(RCA/Sony)
„UK-Pop! Ich bin Fan vom
englischen Fünfligisten
Notts County. Jake Bugg
auch. Noch dazu ist
er Trikotsponsor! Any
questions?“ (ws)
Von Wegen
Lisbeth
Momo
(Columbia)
„Die Berliner Jungs
probieren’s mal mit
Gemütlichkeit und halten
ein charmant-grooviges
Plädoyer für mehr Slo-Mo
in unserer hektischen
Welt.“ (lina)
The Killers
Pressure Machine
(Island Records)
„Die letzte große Stadion-
Pop-Band zeigt, dass sie
mehr kann als knackige
Hymnen und entführt uns
mit melancholischen
Klängen in die Jugend
von Frontmann Brandon
Flowers.“ (mw)