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Hense, Popper waren in den 80er-Jahren bundesweit ein Phänomen.

Auch in Augsburg war diese Bewegung stark vertreten, wie erinnerst

du dich an ihre Anfänge?

Es gibt jetzt eigentlich nicht den Schlüsselmoment, der alles ins Rollen

gebracht hat, es war eher ein schleichender Prozess. Ich ging als Teenager

Anfang der Achtziger ins Holbein-Gymnasium und der alte Königsplatz

mit seinem Innenhof war nach der Schule für uns der absolute Hotspot.

Der Kö war ein Bermudadreieck der Augsburger Schulen. Auf‘s Holbein-

Gymnasium und die R1 gingen damals ausschließlich Jungs, während

Maria Theresia, Maria Ward, Agnes Bernauer und das Stetten reine Mädelsschulen

waren.

der hat im Prinzip alles ins Rollen gebracht. Die Tanzschule Günther hatte

dort ihre Räume und die Besitzer erkannten früh den Diskotheken-Trend, sie

haben im Keller neben ihrer Tanzschule eine hochmoderne Disko eingerichtet.

Legendär waren anfangs die Teenie-Nachmittage jeden Samstag, Einlass

war ab 15 Jahren.

Verstehe, dort prallten also pubertierende

Schüler beider Geschlechter

nach Schulschluss aufeinander.

Genau so war das und deswegen

ging erst einmal keiner nach Hause.

Am Königsplatz-Dreieck lungerten

Hunderte von Schülern herum und jeder hatte seinen

Stammplatz oder seine Ecke. Wir Popper hingen mehr im südlichen Bereich

des Innenhofs ab, die Punks trafen sich hauptsächlich im Park hinter dem

Kö.

Dort konnte man sich natürlich wunderbar präsentieren.

Absolut, für die ersten modischen Farbtupfer sorgten anfangs die

Mitschüler, die aus betuchtem Elternhaus kamen und in ihrer Freizeit Tennis

spielten und Modelabels wie Fila oder ellesse vom Court in den Schulhof

transportierten. Und dort sah man dann auch zum ersten Mal Leute mit

Benetton-Pullis und Polos herumlaufen. Das hat natürlich mächtig Eindruck

gemacht und uns in unserem Konsumverhalten verändert.

Gab es neben dem Dreieck am Kö sonst noch Locations?

Das Life in der Hermannstraße war der erste und wichtigste Club und

Wer noch keine 15 war, hat

einfach seinen Schülerausweis

gefälscht und so kam man

an die begehrten Clubkarten

heran. Das Life war ein

absoluter Volltreffer, der Laden

war immer brechend voll, die

Leute standen manchmal fast

bis zum Kö in der Schlange, um

reinzukommen.

Dort war also die Brutstätte

der Popper?

Kann man so sagen. Der

Samstag war für uns Teens das absolute Highlight der Woche und dementsprechend

hat man sich natürlich auch aufgestylt. Während man zuvor mit

Palomino-Jeans von C&A herumlief, die die Eltern ausgesucht hatten, kratzte

man jetzt das komplette Taschengeld zusammen und kaufte sich damit teure

Klamotten von Benetton, Fiorucci oder Stefanel. Wer es sich leisten konnte,

der trug Premium-Marken wie Lacoste, der Cardigan mit dem Krokodil auf

der Brust war ein echter Hingucker.

Hattest du eigentlich auch so einen grünen Benetton-Rucksack?

Na klar, der war ein absolutes Musthave! Was es anfangs in Augsburg

nicht gab, waren Karottenjeans, die aber absolut angesagt waren. Unsere Mütter

haben also unsere Levi´s Röhrenjeans aufgetrennt und Keile eingenäht,

man musste eben kreativ sein. Es hat schon etwas gedauert, bis man alles in

den Augsburger Shops kaufen konnte und so war der Sommerurlaub mit der

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