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Zu Tisch mit Dr. Wolfgang Hübschle,

Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg

Schön, Sie persönlich kennenzulernen, Herr

Dr. Hübschle. Nach Ihren Kollegen Jürgen

Enninger und Frank Pintsch sind sie der dritte

Referent, den wir unseren Lesern vorstellen.

Waren Sie im Urlaub, Sie sehen erholt aus?

Ich war tatsächlich fünf Tage mit meiner

Familie im Urlaub an der Mosel, die Reiseziele

sind ja nach wie vor sehr eingeschränkt. Erholung

und Bräune kommen eher vom Fahrradfahren in

Augsburg.

Woher stammen Sie ursprünglich, dem

Dialekt nach würde ich sagen aus Baden-

Württemberg?

Das ist richtig, ich komme aus Ravensburg,

bin allerdings schon seit 1987 nicht mehr dort

wohnhaft. Studiert und promoviert habe ich in

Konstanz.

Sie haben dort Jura studiert und sich sicher

auch ganz bewusst dafür entschieden. Haben

Sie es nie vermisst, einen juristischen Beruf

auszuüben?

Gefehlt hat mir das im Nachgang nicht, aber

es war reiner Zufall, dass es nie dazu gekommen

ist. Meine Frau war 1996 beruflich in Bayerisch

Eisenstein und ich musste damals schauen, wo

es gute Jobangebote gab. München war zu dieser

Zeit als Anwaltsstandort im Gegensatz zu heute

unterentwickelt. Es gab dann eine Ausschreibung

des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, für die

ich mich beworben habe und kam so als Baden-

Württemberger ans Bayerische Staatsministerium.

Als Wahl-Augsburger haben Sie sich schon

zweimal ganz bewusst dazu entschieden, mit

Ihrer Familie genau hier leben zu wollen.

Warum?

Augsburg hat aus meiner Sicht die ideale

Größe. Die Infrastruktur bietet alles, was man

sich wünschen kann, man ist gleichzeitig schnell

im Grünen und hat beste Freizeitmöglichkeiten.

Aus meiner Sicht verfügt die Stadt außerdem

über eine sehr gute Sozialstruktur, gerade was

das Angebot für Kinder betrifft. Ich kenne durch

meine Tochter und meinen Sohn, aber auch

über Bekannte mittlerweile fast alle Schulen in

Augsburg und habe in der Gesamtheit sehr gute

Eindrücke davon bekommen.

Auf welchen Schulen waren denn ihre Kinder?

Mein heute 15-jähriger Sohn war zunächst

auf der Grundschule in Steppach und ist jetzt auf

dem Gymnasium in Diedorf. Meine Tochter ist

gerade 18 geworden und war zuerst auf der Franzvon-Assisi-Schule

und später auf dem Maria Stern

Gymnasium. Seit der neunten Klasse ist sie auf

Maria Ward.

Sie haben von 2010 bis 2013 als Repräsentant

des Freistaats Bayern in New York gearbeitet

und mit Ihrer Familie dort gelebt. Wo wohnen

Sie heute?

Wir haben damals aus den USA im Internet

ein Haus gesucht, das einigermaßen nah am

Augsburger Hauptbahnhof liegt. Ich habe als

Entfernungsgrenze sechs bis sieben Kilometer

eingegeben, also eine Distanz, die ich mit

dem Fahrrad packen kann (lacht). Obwohl das

Mietangebot recht überschaubar war und wir für

die Suche nicht vor Ort waren, sind wir dann in

Steppach sehr gut untergekommen.

War das nicht ein Kulturschock, so von New

York nach Steppach?

Nein, denn wir haben auch da unmittelbar an

der Stadtgrenze von New York in New Rochelle

gelebt. Das ist eine Stadt mit 80.000 Einwohnern,

eine von den klassischen Suburbs. Dort gab es

zwar schon ein kleines Zentrum mit ein paar

Highrises, aber im Wesentlichen sind diese Vororte

sehr lange Siedlungen von Einfamilien- oder

Reihenhäusern. Und wir wussten ja, was auf uns

zukommt. Kein Kulturschock also.

Was war der Grund, nach drei Jahren USA

wieder nach Deutschland zurückzukehren?

Das waren damals drei Themen: Meine Frau

ist selbständig und hatte vor unserem Auslandsaufenthalt

ihre Praxis verkauft. 2013 hatte sie dann

das Angebot, in Augsburg wieder eine Praxis

kaufen zu können, was so häufig nicht passiert.

Der zweite Grund war, dass meine Tochter zu diesem

Zeitpunkt in dem Alter für den Wechsel ans

Gymnasium war und es ist natürlich einfacher, in

eine Klasse mit lauter neuen Schülern einzutauchen,

als in eine bestehende Klassenstruktur.

Drittens hatte ich das Angebot, Leiter der „Invest

in Bavaria“ zu werden, mein Vorgänger schied

genau zu diesem Zeitpunkt aus. Diese drei Punkte

haben perfekt zusammengepasst und so haben

wir erneut die Koffer gepackt und sind wieder

über den großen Teich zurückgekommen.

Wann kam das Angebot, das Wirtschaftsreferat

in Augsburg zu übernehmen?

Das kann ich Ihnen genau sagen, das kam am

29.03.2020 in Form einer Anfrage der Oberbürgermeisterin

Eva Weber, einen Tag nach der

Stichwahl.

Stimmt es eigentlich, dass sie kein CSU-Parteibuch

haben?

Das war bis zum 21. Mai 2021 korrekt, zwischenzeitlich

bin ich CSU-Mitglied geworden. Sie

dürfen nicht unterschätzen, wie wichtig das Informationsnetzwerk

in so einem Job ist. Natürlich

könnte man sagen, ohne Parteibuch würde man

neutraler wirken, aber wenn Sie die Netzwerke

nicht nutzen können und von keinem etwas

erfahren, tun Sie sich natürlich viel schwerer. Man

braucht ein gutes Netzwerk, um viel zu erfahren

und auch einspeisen und diskutieren zu können.

Sie traten Ihr Amt als Wirtschaftsreferent in

einer schweren, von der Pandemie geprägten

Zeit an. Wie gut sind die Augsburger Unternehmen

bisher durch die Krise gekommen?

Das ist natürlich extrem branchenabhängig.

Es gibt Betriebe, die überhaupt nicht von Corona

betroffen sind oder sogar noch bessere Umsätze

machen, wie beispielsweise die Softwarebranche.

Auch viele produzierende Unternehmen sind

einigermaßen gut durchgekommen, aber auch

hier muss man unterscheiden. Wenn sie in der

Luft- und Raumfahrt unterwegs sind und keiner

mehr fliegt oder wenn sie Schiffsmotoren bauen

und die Schiffe im Hafen liegen, dann ist nicht

nur der Verkauf, sondern auch das Wartungsgeschäft

komplett eingebrochen. Auch die Reise-,

die Kultur- und die Messebranche haben wie Einzelhandel

und Gastronomie besonders gelitten.

Trotzdem sind nicht alle, aber viele Unternehmen

wirtschaftlich einigermaßen gut durchgekommen,

obwohl wir mit Corona den größten externen

Schock der letzten 60 Jahre zu verkraften hatten.

Zuletzt war auch immer häufiger zu lesen,

dass der Wirtschaftsstandort Augsburg für die

Zukunft gut aufgestellt ist.

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in

Augsburg optimistisch nach vorne blicken

können. Natürlich hängt das von der gesamten

Wirtschaftsentwicklung ab, wir werden aber auf

jeden Fall besser sein.

Warum? Immerhin haben in den letzten zehn

Jahren viele große Unternehmen der Stadt den

Rücken gekehrt oder sind von der Bildfläche

verschwunden.

Blicken Sie doch mal nicht nur zehn, sondern

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