S22ZoomDer ReferentencheckDr. Wolfgang Hübschle ist seit Juni 2020 Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg. Seineberufliche Karriere begann 1997 beim Freistaat Bayern, von 2002 bis 2005 war er alsLeiter der Wirtschaftsförderung schon einmal für die Fuggerstadt tätig, ehe es ihn nacheinem Zwischenstopp bei der Augsburg AG wieder zurück zum Wirtschaftsministerium zog.Im Rahmen unseres Referentenchecks haben wir uns mit dem 53-jährigen promoviertenJuristen zum Mittagessen auf dem Stadtmarkt verabredet.Interview und Fotos: Markus Krapf
Zoom23Zu Tisch mit Dr. Wolfgang Hübschle,Wirtschaftsreferent der Stadt AugsburgSchön, Sie persönlich kennenzulernen, HerrDr. Hübschle. Nach Ihren Kollegen JürgenEnninger und Frank Pintsch sind sie der dritteReferent, den wir unseren Lesern vorstellen.Waren Sie im Urlaub, Sie sehen erholt aus?Ich war tatsächlich fünf Tage mit meinerFamilie im Urlaub an der Mosel, die Reisezielesind ja nach wie vor sehr eingeschränkt. Erholungund Bräune kommen eher vom Fahrradfahren inAugsburg.Woher stammen Sie ursprünglich, demDialekt nach würde ich sagen aus Baden-Württemberg?Das ist richtig, ich komme aus Ravensburg,bin allerdings schon seit 1987 nicht mehr dortwohnhaft. Studiert und promoviert habe ich inKonstanz.Sie haben dort Jura studiert und sich sicherauch ganz bewusst dafür entschieden. HabenSie es nie vermisst, einen juristischen Berufauszuüben?Gefehlt hat mir das im Nachgang nicht, aberes war reiner Zufall, dass es nie dazu gekommenist. Meine Frau war 1996 beruflich in BayerischEisenstein und ich musste damals schauen, woes gute Jobangebote gab. München war zu dieserZeit als Anwaltsstandort im Gegensatz zu heuteunterentwickelt. Es gab dann eine Ausschreibungdes Bayerischen Wirtschaftsministeriums, für dieich mich beworben habe und kam so als Baden-Württemberger ans Bayerische Staatsministerium.Als Wahl-Augsburger haben Sie sich schonzweimal ganz bewusst dazu entschieden, mitIhrer Familie genau hier leben zu wollen.Warum?Augsburg hat aus meiner Sicht die idealeGröße. Die Infrastruktur bietet alles, was mansich wünschen kann, man ist gleichzeitig schnellim Grünen und hat beste Freizeitmöglichkeiten.Aus meiner Sicht verfügt die Stadt außerdemüber eine sehr gute Sozialstruktur, gerade wasdas Angebot für Kinder betrifft. Ich kenne durchmeine Tochter und meinen Sohn, aber auchüber Bekannte mittlerweile fast alle Schulen inAugsburg und habe in der Gesamtheit sehr guteEindrücke davon bekommen.Auf welchen Schulen waren denn ihre Kinder?Mein heute 15-jähriger Sohn war zunächstauf der Grundschule in Steppach und ist jetzt aufdem Gymnasium in Diedorf. Meine Tochter istgerade 18 geworden und war zuerst auf der Franzvon-Assisi-Schuleund später auf dem Maria SternGymnasium. Seit der neunten Klasse ist sie aufMaria Ward.Sie haben von 2010 bis 2013 als Repräsentantdes Freistaats Bayern in New York gearbeitetund mit Ihrer Familie dort gelebt. Wo wohnenSie heute?Wir haben damals aus den USA im Internetein Haus gesucht, das einigermaßen nah amAugsburger Hauptbahnhof liegt. Ich habe alsEntfernungsgrenze sechs bis sieben Kilometereingegeben, also eine Distanz, die ich mitdem Fahrrad packen kann (lacht). Obwohl dasMietangebot recht überschaubar war und wir fürdie Suche nicht vor Ort waren, sind wir dann inSteppach sehr gut untergekommen.War das nicht ein Kulturschock, so von NewYork nach Steppach?Nein, denn wir haben auch da unmittelbar ander Stadtgrenze von New York in New Rochellegelebt. Das ist eine Stadt mit 80.000 Einwohnern,eine von den klassischen Suburbs. Dort gab eszwar schon ein kleines Zentrum mit ein paarHighrises, aber im Wesentlichen sind diese Vorortesehr lange Siedlungen von Einfamilien- oderReihenhäusern. Und wir wussten ja, was auf unszukommt. Kein Kulturschock also.Was war der Grund, nach drei Jahren USAwieder nach Deutschland zurückzukehren?Das waren damals drei Themen: Meine Frauist selbständig und hatte vor unserem Auslandsaufenthaltihre Praxis verkauft. 2013 hatte sie danndas Angebot, in Augsburg wieder eine Praxiskaufen zu können, was so häufig nicht passiert.Der zweite Grund war, dass meine Tochter zu diesemZeitpunkt in dem Alter für den Wechsel ansGymnasium war und es ist natürlich einfacher, ineine Klasse mit lauter neuen Schülern einzutauchen,als in eine bestehende Klassenstruktur.Drittens hatte ich das Angebot, Leiter der „Investin Bavaria“ zu werden, mein Vorgänger schiedgenau zu diesem Zeitpunkt aus. Diese drei Punktehaben perfekt zusammengepasst und so habenwir erneut die Koffer gepackt und sind wiederüber den großen Teich zurückgekommen.Wann kam das Angebot, das Wirtschaftsreferatin Augsburg zu übernehmen?Das kann ich Ihnen genau sagen, das kam am29.03.2020 in Form einer Anfrage der OberbürgermeisterinEva Weber, einen Tag nach derStichwahl.Stimmt es eigentlich, dass sie kein CSU-Parteibuchhaben?Das war bis zum 21. Mai 2021 korrekt, zwischenzeitlichbin ich CSU-Mitglied geworden. Siedürfen nicht unterschätzen, wie wichtig das Informationsnetzwerkin so einem Job ist. Natürlichkönnte man sagen, ohne Parteibuch würde manneutraler wirken, aber wenn Sie die Netzwerkenicht nutzen können und von keinem etwaserfahren, tun Sie sich natürlich viel schwerer. Manbraucht ein gutes Netzwerk, um viel zu erfahrenund auch einspeisen und diskutieren zu können.Sie traten Ihr Amt als Wirtschaftsreferent ineiner schweren, von der Pandemie geprägtenZeit an. Wie gut sind die Augsburger Unternehmenbisher durch die Krise gekommen?Das ist natürlich extrem branchenabhängig.Es gibt Betriebe, die überhaupt nicht von Coronabetroffen sind oder sogar noch bessere Umsätzemachen, wie beispielsweise die Softwarebranche.Auch viele produzierende Unternehmen sindeinigermaßen gut durchgekommen, aber auchhier muss man unterscheiden. Wenn sie in derLuft- und Raumfahrt unterwegs sind und keinermehr fliegt oder wenn sie Schiffsmotoren bauenund die Schiffe im Hafen liegen, dann ist nichtnur der Verkauf, sondern auch das Wartungsgeschäftkomplett eingebrochen. Auch die Reise-,die Kultur- und die Messebranche haben wie Einzelhandelund Gastronomie besonders gelitten.Trotzdem sind nicht alle, aber viele Unternehmenwirtschaftlich einigermaßen gut durchgekommen,obwohl wir mit Corona den größten externenSchock der letzten 60 Jahre zu verkraften hatten.Zuletzt war auch immer häufiger zu lesen,dass der Wirtschaftsstandort Augsburg für dieZukunft gut aufgestellt ist.Ich bin fest davon überzeugt, dass wir inAugsburg optimistisch nach vorne blickenkönnen. Natürlich hängt das von der gesamtenWirtschaftsentwicklung ab, wir werden aber aufjeden Fall besser sein.Warum? Immerhin haben in den letzten zehnJahren viele große Unternehmen der Stadt denRücken gekehrt oder sind von der Bildflächeverschwunden.Blicken Sie doch mal nicht nur zehn, sondern