MÄNNER, BLEIBT GESUND!
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„Der Krebs ist<br />
ein hinterlistiges,<br />
fieses Schwein“<br />
Klaus J. Behrendt war<br />
zuletzt als Kommissar<br />
Max Ballauf, im<br />
Kölner Tatort „Der<br />
Reiz des Bösen“, zu<br />
sehen – abrufbar in<br />
der ARD-Mediathek<br />
(ardmediathek.de).<br />
Der beliebte Tatort-Ermittler<br />
Klaus J. Behrendt (61) spricht im<br />
Interview über ein Thema, das<br />
ihm besonders am Herzen liegt:<br />
die Darmkrebsvorsorge.<br />
Was fällt Ihnen spontan zum Thema „Männergesundheit“<br />
ein?<br />
Als Erstes fällt mir das Thema Darmkrebsuntersuchung<br />
und Prostata ein.<br />
Warum?<br />
Das sind die beiden Krebsarten, die bei uns Männern<br />
ganz weit vorne liegen.<br />
Besonders in puncto Vorsorge scheinen Frauen<br />
diese häufiger wahrzunehmen als Männer. Woran<br />
liegt das Ihrer Meinung nach?<br />
Das ist eine gute Frage. Wenn ich Ihnen das beantworten<br />
könnte – ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber wenn<br />
ich mir das mal aus männlicher Sicht ansehe, werden<br />
es zwei Punkte sein, die dazu führen, dass Männer sich<br />
eher dagegen sträuben: Zum einen ist es die unbeschreibliche<br />
Angst vor einer negativen Diagnose. Hinzu<br />
kommt die Scham, die auch nicht zu unterschätzen ist.<br />
Bitte gehen Sie näher darauf ein.<br />
Wenn man eine Magenspiegelung machen lässt, ist<br />
klar, dass es durch den Mund, durch die Speiseröhre<br />
bis runter in den Magen geht. Wenn eine Darmspiegelung<br />
durchgeführt wird, geht es durch den Po, und das<br />
Schamgefühl ist in diesem Bereich natürlich um einiges<br />
größer. Aber hallo? Aus der Pubertät sind wir Männer<br />
raus, es geht einfach nur so. Klar, dass Angst und Scham<br />
da sind – das verstehe ich total. Doch auf der anderen<br />
Seite ist es ja so, dass man von der großen Hafenrundfahrt,<br />
wie viele Ärzte die Darmkrebsvorsorge auch nennen,<br />
nichts spürt.<br />
FOTO: WDR/MARKUS TEDESKINO<br />
Welche Erfahrungen haben Sie bei der großen<br />
Hafenrundfahrt gemacht?<br />
Ich habe sie jetzt zum dritten Mal machen lassen. Angefangen<br />
habe ich mit 50, dann wieder mit 55 und die letzte<br />
hatte ich mit 60. Es geht einem davor – im wahrsten<br />
Sinn des Wortes – der Arsch auf Grundeis (lacht). Man<br />
hat als Mann (bestimmt als Frau auch, aber es geht ja<br />
hier um die Männer) wirklich Schiss. Man geht da hin<br />
und man weiß nicht so genau, was mit einem gemacht<br />
wird. Vorher gibt es natürlich ein Aufklärungsgespräch,<br />
aber dadurch hat man nur noch mehr Wahnsinnsbilder<br />
vor Augen und fünf Romane darüber im Kopf fertiggestellt,<br />
was da mit einem passiert. Ich habe mich davor<br />
komplett abschießen lassen, also sedieren lassen, und<br />
habe gar nichts gemerkt. Und wenn man dann in diesem<br />
Aufwachraum liegt, wieder langsam zu sich kommt und<br />
am Fußende sitzt der Arzt mit einem kleinen Klemmordner<br />
mit den Papieren auf dem Schoß, der erst einmal<br />
fragt, ob man ansprechbar ist. Und wenn er dann sagt,<br />
dass alles in Ordnung ist und er einen erst in fünf Jahren<br />
wiedersehen möchte – man hat das Gefühl zwei Meter<br />
über dem Boden zu schweben, so glücklich ist man.<br />
Was beflügelte Sie in diesem Moment so?<br />
Es sind zwei Sachen: zum einen natürlich die Diagnose,<br />
dass alles okay ist. Zum anderen ist es aber auch, dass<br />
ich meinen eigenen Schweinehund überwunden und<br />
meine Ängste besiegt habe. Das ist etwas ganz Tolles.<br />
Man hat das Gefühl, Männer fühlen sich unverwundbar.<br />
Stimmen Sie dem zu?<br />
Ich denke, das ist ein Klischee. Ab 50 weiß man, was<br />
abgeht, und das ein oder andere Zipperlein kommt.<br />
Spätestens dann ist dieses Supermansyndrom, was<br />
einige Männer wohl haben, auch vorbei. Männer sind<br />
ja nicht blöd, und mit jedem Zipperlein, das hinzukommt,<br />
sollte dem Mann auch bewusster werden,<br />
dass spätestens jetzt Vorsorgeuntersuchungen nicht<br />
verkehrt sind. Denn plötzlich kommt auch diese Angst<br />
vor Krankheiten. Ich kann also jedem nur raten: Reißt<br />
euch zusammen, überwindet eure Ängste und macht<br />
es einfach. Es ist lange nicht so schlimm, wie man(n) es<br />
sich ausmalt.<br />
Viele Männer versuchen auch die Verdrängungsstrategie<br />
– wenn nichts diagnostiziert wird,<br />
passiert auch nichts.<br />
Das ist fatal, denn man darf eins nicht vergessen: Der<br />
Krebs ist ein hinterlistiges, fieses Schwein. Er schleicht<br />
sich schmerz- und lautlos an. Wenn er sich bemerkbar<br />
macht, ist es oft zu spät. Es kann jeden erwischen. Also<br />
ist die einzige Chance, die wir gegen ihn haben, ihn<br />
rechtzeitig durch Vorsorgeuntersuchungen aufzuspüren.<br />
Also Männer, auf zur Hafenrundfahrt – für euch<br />
und die Menschen, die ihr liebt!<br />
Text Franziska Manske<br />
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PEN2021-XX Infografik_Darmkrebs_248x123mm_FAZ_RZ2.indd 1 14.09.21 18:05