KAV Magazin Ausgabe 03/2021

? Gibt/Gab es einen Juristen, der für Sie Vorbildfunktion hat oder den Sie bewundern?
CG
Noch aus meiner Studienzeit in Münster gut in Erinnerung
geblieben ist mir Prof. Dr. Brox, der zum damaligen Zeitpunkt
eine Vorlesung im Erbrecht angeboten hat. Der Hörsaal war bei
seinen Vorlesungen immer bis zum letzten Platz voll und es
kamen auch immer zahlreiche Seniorinnen und Senioren, die
seine Vorlesungen so verständlich und hilfreich fanden, dass
sie ihm gerne zuhörten. Prof. Dr. Brox verstand es, juristische
Inhalte verständlich zu formulieren, was mir sehr positiv in Erinnerung
geblieben ist und was ich mir bei meinen Vorträgen
auch auf die Fahnen geschrieben habe.
Darüber hinaus haben mich viele Kolleginnen und Kollegen
im Laufe der Zeit inspiriert und beeinflusst, hervorheben
möchte ich hier Herrn Kollegen Henry Potthast, der mich
nachhaltig für das Familienrecht begeistert und auch persönlich
durch seine herzliche Art inspiriert hat.
RS
Die Alltagsnähe des Rechts und die Fähigkeit komplexe Zusammenhänge
bildhaft auszudrücken habe ich bei meinem
Repetitor Horst Hitzemann geschätzt. Wie man Freiheit im
Denken und Arbeiten lebt und vermittelt und wie produktiv
man ist, wenn einem diese Freiheit gewährt wird, habe ich
bei meinem akademischen Lehrer, dem Völkerrechtler Udo
Fink, gelernt.
? Welches Gesetz halten Sie für das skurrilste?
CG Die Sache mit dem herrenlosen Bienenschwarm bringt mich
jedes Jahr, wenn ich das mit meinen Studierenden in der
Zivilrechtsvorlesung bespreche, wieder zum Schmunzeln.
RS Murphys Gesetz.
? Mit welchem Rechtsgebiet werden Sie sich niemals anfreunden?
CG Steuerrecht.
RS Das Steuerrecht hat sich mir bisher nicht erschlossen.
Ich halte es gewissenhaft ein, und habe mich damit
angefreundet es zu befolgen, obwohl ich es nicht verstehe.
? Welches rechtlich relevante Thema wird Ihrer Auffassung nach in naher Zukunft die Juristen unseres Landes
insbesondere beschäftigen?
CG Ich denke, Corona wird uns alle noch eine gewisse Zeit
lang beschäftigen.
RS
Die Anforderungen des Onlinedatenschutzes. Das Telekommunikation-
Telemedien- Datenschutzgesetz wird Wirtschaft
und Datenschutzbehörden vor besondere Herausforderungen
stellen. Es gilt ab dem 01.12. und schützt die Integrität vernetzter
Endgeräte. Das sind nicht nur Smartphones und Computer
sondern auch vernetzte Fahrzeuge und Toaster. Für jeden
Datenzugriff, der per Software auf ein solches Gerät erfolgt –
was in der vernetzten Welt permanent passiert - braucht man
grundsätzlich eine Einwilligung. Das muss man rechtlich und
organisatorisch in den Griff bekommen.