SUGGESTIONEN Ausgabe 2021

Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2021. Das Magazin der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. in der Ausgabe 2021.

<strong>Ausgabe</strong><br />

<strong>2021</strong><br />

..................<br />

€ 8,50, CHF 10 .–<br />

HYPNOSE – kreativer Dialog mit<br />

dem Unbewussten<br />

• Hypnotherapeutische Interventionen im digitalen Raum<br />

• Forschungsprojekt HypnoStressbewältigung<br />

• Auditive Wahrnehmung während Allgemeinanästhesie<br />

• Pflegepersonal: Covid, Trance und Utilisation


2 Impressum<br />

DGH-Kongress 2022<br />

17.-20.11.2022<br />

DEUTSCHE GESELLSCHAFT<br />

FÜR HYPNOSE UND HYPNOTHERAPIE E.V.<br />

................................................<br />

Impressum<br />

................................................<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH)<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel: 02541 880760, Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

www.hypnose-dgh.de<br />

Editorial<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Editorial<br />

73<br />

VORSTAND DER DGH<br />

PRÄSIDENT<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Klaus Hönig<br />

Klinik für Psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie<br />

Albert-Einstein-Allee 23, 89081 Ulm<br />

Tel.: 0731 500 61881<br />

E-Mail: klaus.hoenig@uniklinik-ulm.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN und GESCHÄFTSFÜHRERIN<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Daruper Straße 14, 48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

E-Mail: DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de<br />

VIZEPRÄSIDENTIN<br />

PD Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Am Runden Berge 3<br />

21502 Geesthacht<br />

E-Mail: katrin.breitbach@johanniter-krankenkaus.de<br />

Liebe Freundinnen und Freunde der DGH!<br />

Ein paar Sinnsprüche zum Einstand gefällig?<br />

HYPNOSE<br />

süchtig – abhängig –<br />

gefangen?<br />

kreativer Dialog<br />

mit dem<br />

Unbewussten<br />

HYPNOSE<br />

BEFREIT<br />

REDAKTIONSTEAM DER <strong>SUGGESTIONEN</strong>:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger, Münchberg,<br />

peduenn@aol.com;<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum. Agnes Kaiser Rekkas,<br />

München, agnes.kaiser.rekkas@gmail.com;<br />

Psychologin (M.Sc.) Neele Penning,<br />

neele-penning@web.de<br />

BAD LIPPSPRINGE<br />

17.11. – 20.11.2022<br />

Vorträge und Seminare zur Anwendung von<br />

Hypnose und Hypnotherapie in Medizin,<br />

Psychotherapie und Zahnmedizin.<br />

Information und Anmeldung: Geschäftsstelle der DGH,<br />

Daruper Str. 14 | 48653 Coesfeld<br />

Tel. 0 25 41 - 88 07 60 | Fax 0 25 41 - 7 00 08<br />

DGH-Geschaeftsstelle@t-online.de | www.hypnose-dgh.de<br />

SATZ UND DRUCK:<br />

Satz und Layout:<br />

ah effekt Design & Präsentation<br />

Adrian Hoffmann, info@der-ah-effekt.de<br />

SCHRIFTFÜHRERIN<br />

Dr. med. Nikola Aufmkolk<br />

Fachärztin für Neurologie,<br />

Psychiatrie und Psychotherapie<br />

Wüllener Straße 97, 48683 Ahaus<br />

Tel.: 02561 4296444<br />

E-Mail: info@pt-ahaus.de<br />

www.pt-ahaus.de<br />

SCHATZMEISTER<br />

Dr. med. Christoph Müller<br />

Lange Str. 37a, 31592 Stolzenau<br />

Tel.: 05761 7345<br />

E-Mail: dr.christoph.mueller@t-online.de<br />

„Mögest Du in interessanten Zeiten leben!“ (alte chinesische Verwünschung). Interessant sind sie fürwahr, die Zeiten. Und wer noch hofft, nach<br />

einem hoffentlichen Abklingen der Pandemie werde alles wieder wie vorher werden, wird sich gewaltig täuschen. Zu große Defizite hat das<br />

letzte Jahr deutlich gemacht, zu große Schäden hinterlassen. Vordergründig zunächst vor allem in materieller Hinsicht, aber, wie alle psychologisch/psychotherapeutisch<br />

Tätigen unter uns nur zu gut wissen, sind die Auswirkungen auf die Psyche von Kindern, Jugendlichen, Paaren,<br />

Pflegenden uva möglicherweise auf lange Sicht noch gravierender. Hier sei nur auf den Beitrag von Gisela Perren-Klingler im vorliegenden Heft<br />

verwiesen. Zumindest werden wir unseren Enkeln etwas zu erzählen haben von 2020/21, von Ausgangssperren und leeren Klopapierregalen.<br />

Aber, nächster Spruch: „never waste a good crisis“ (Winston Churchill). Aus jeder Krise kann man auch etwas lernen: wenn im Management<br />

dieser Krise überhaupt etwas funktioniert hat, war es meistens nicht auf Interventionen des Staates, sondern auf Eigeninitiative zurückzuführen.<br />

Beispielsweise die Impfaktionen der Hausärzte, oder die Bemühungen engagierter Lehrer um einen funktionierenden Online-Unterricht trotz<br />

zusammenbrechender offizieller Server (wer rechnet denn auch damit, dass sich am Montag früh um acht alle Schüler gleichzeitig einloggen<br />

wollen?).<br />

Das führt uns gleich zum dritten Spruch: „Wenn Du eine helfende Hand suchst, sieh´ am Ende Deines Armes nach!“<br />

Zumindest diesen Spruch kann ich für mich und die vorliegende <strong>Ausgabe</strong> der „Suggestionen“ nicht geltend machen. Zum einen hat mich die<br />

überwältigende Bereitschaft der angefragten Autoren überrascht, uns Beiträge zu liefern (vielleicht hatten sie ja auch in der Pandemie mehr<br />

Muße zum Schreiben?). Aber vor allem die tatkräftige Mithilfe der Geschäftsstelle, von Neele Penning und ganz besonders der nimmermüde<br />

Eifer von Agnes Kaiser-Rekkas, die nicht nur selbst zahlreiche Beiträge geliefert hat, sondern auch ihre weitverzweigten Kontakte genutzt hat,<br />

um mit sirenengleicher Überzeugungskraft Artikel einzuwerben, haben diese <strong>Ausgabe</strong> erst möglich gemacht.<br />

Ihnen allen sei herzlich dafür gedankt, dass bei allen Umwälzungen der Zeit wenigstens die „Suggestionen“ in einigermaßen gewohntem Umfang<br />

erscheinen können.<br />

Hoffen wir, dass auch unsere Jahrestagung halbwegs im liebgewonnenen Rahmen stattfinden kann, damit uns wenigstens dieser Fixpunkt der<br />

Normalität in unnormalen Zeiten erhalten bleibt.<br />

CHEFREDAKTION<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53, 95213 Münchberg<br />

E-Mail: peduenn@aol.com<br />

Druck:<br />

Roland Felder Offsetdruck GmbH Rheinau<br />

info@felder-druck.de<br />

Peter Dünninger<br />

Die „Suggestionen“ sind das offizielle Organ der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V. (DGH). Manuskripte senden Sie bitte entsprechend dem<br />

Autorenleitfaden an die o.g. Adressen der Chefredakteure. Eine Veröffentlichung können wir nicht garantieren. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt<br />

die Meinung der Herausgeber wieder, noch sind sie offizielle Verlautbarungen der DGH. Das Copyright verbleibt bei den Autoren.


4 Vorwort<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

75<br />

Vorwort<br />

Autor: Dipl.-Psych. Dr. Klaus Hönig<br />

......................................................................................<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

liebe Freunde und Mitglieder der DGH!<br />

......................................................................................<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

Lernen ist nach Milton Erickson die einzige instantan erneuerbare<br />

Ressource, die uns Menschen zur Verfügung steht. Von dieser Ressource<br />

konnten wir seit März 2020 umfangreich Gebrauch machen.<br />

Für viele Kolleginnen und Kollegen sei die persönliche Lernkurve lange<br />

nicht mehr so steil gewesen wie in der Zeit der Pandemie. Noch<br />

Mitte des letzten Jahres konnte sich kaum jemand vorstellen, dass<br />

man Tagungen ausschließlich digital veranstalten kann. Angesichts<br />

der allfälligen Kontaktbeschränkungen erwies sich der videobasierte<br />

kommunikative Austausch für viele als dankenswerte Alternative –<br />

eine, auf die wir vielleicht auch in Zukunft immer wieder mal zurückgreifen<br />

wollen werden.<br />

Die äußerst erfreulichen Rückmeldungen auf unser DGH Online-Special<br />

im November 2020 haben uns die Entscheidung zu einer Online-<strong>Ausgabe</strong><br />

unserer Projekttage im Mai <strong>2021</strong> sehr erleichtert. Mit Blick auf<br />

den erneut sehr positiven Verlauf sowie die anhaltende Pandemielage<br />

war auch dies wohl die bessere Entscheidung. Ich habe das sichere<br />

Gefühl, dass uns der Digitalisierungs-Boom auch in Zukunft das ein<br />

oder andere zeitlich und logistisch verlockende Fortbildungsformat<br />

ermöglichen wird.<br />

Mit der Freude über die kreativen Lösungen in der Pandemie wuchs<br />

gleichsam auch die Sehnsucht nach der persönlichen Begegnung und<br />

dem lebendigen unmittelbaren Austausch.<br />

Auf dem Hintergrund sinkender Inzidenzen und zunehmender Durchimpfung<br />

der Bevölkerung dürfen wir berechtigte Hoffnungen hegen,<br />

uns vom 18.-21. November <strong>2021</strong> endlich wieder „analog“ in Bad Lippspringe<br />

zu unserer Jahrestagung unter dem Motto „HYPNOSE – kreativer<br />

Dialog mit dem Unbewussten“ treffen zu können.<br />

Wir freuen uns jedenfalls schon sehr darauf, Sie/Euch alle wieder<br />

wiederzusehen und verbleiben bis dahin mit den besten Grüßen und<br />

Wünschen.<br />

Mit herzlichen Grüßen im Namen des Vorstands<br />

Dipl.-Psych. Dr. Klaus Hönig<br />

Nun können wir also wieder eine neue <strong>Ausgabe</strong> der „Suggestionen“<br />

in den Händen halten – wie ich finde erneut ein ausgesprochen gelungenes<br />

Exemplar mit vielen spannenden und informativen Artikeln.<br />

Dem aufmerksamen Leser wird es nicht entgangen sein, dass wir einen<br />

Wechsel in der Leitung des Redaktionsteams zu verzeichnen haben. Sie<br />

alle können sich vermutlich gut vorstellen, dass diese ehrenamtliche<br />

Tätigkeit hinter den Kulissen mit einem enorm hohen Arbeitsaufwand<br />

verbunden ist, den man so einer fertigen <strong>Ausgabe</strong> der Zeitschrift oft<br />

vermutlich nicht ansieht.<br />

Von daher denke ich, dass dies eine gute Gelegenheit ist, im Namen<br />

des Vorstandes – aber, ich bin sicher, auch im Namen der gesamten<br />

Leserschaft – danke zu sagen. Danke für das ungeheure Engagement,<br />

die vielen investierten unentgeltlichen Arbeitsstunden, das Herstellen<br />

und Utilisieren von Kontakten zu den unterschiedlichsten Autoren und<br />

das Zusammenstellen der Artikel, eben dass die „Suggestionen“ das<br />

ganze weite Spektrum der Hypnose und Hypnotherapie aufzeigen und<br />

die Leserinnen und Leser nicht nur auf den neuesten Stand der wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse bringen, sondern auch wertvolle Einblicke<br />

und hilfreiche Informationen für den praktischen Alltag einer/eines<br />

Hypnotherapeutin/en vermitteln.<br />

Dieser Dank gilt insbesondere unserer Kollegin Anke Precht, die in den<br />

vergangenen drei Jahren ihrer Tätigkeit als Chefredakteurin innovative<br />

Akzente gesetzt und mit ihrer unglaublichen Kreativität das Bild der<br />

„Suggestionen“ entscheidend geprägt hat und die es verstand, mit<br />

ihrer ganz besonderen Art und Kommunikationsfähigkeit ein Team an<br />

Mitstreiterinnen und Mitstreitern zusammenzustellen, das es braucht,<br />

um einer Zeitschrift wie der unseren ein entsprechendes Format zu<br />

verleihen.<br />

Gleichzeitig ist dies eine gute Gelegenheit, allen, die bislang eher im<br />

Verborgenen ihren Beitrag zu unseren „Suggestionen“ geleistet haben,<br />

ein herzliches Dankeschön zu sagen, denn ohne solche vielfältige<br />

Unterstützung wäre unsere Zeitschrift eben nicht so, wie sie jetzt<br />

ist. An dieser Stelle gilt unser ganz besonderer Dank einem Kollegen,<br />

der auch oft eher im Verborgenen gewirkt hat und das bereits seit<br />

vielen, vielen Jahren: Peter Dünninger<br />

Dr. Peter Dünninger, zahnärztlicher Kollege aus Münchberg, wird<br />

gerade auch den älteren Kolleginnen und Kollegen seit vielen Jahren<br />

bekannt sein.<br />

Schon während seiner Vorstandstätigkeit in der Zeit von 2002-2013<br />

war die Öffentlichkeitsarbeit und damit die Mitwirkung an der Zeitschrift<br />

„Suggestionen“ als Chefredakteur sein Tätigkeitsschwerpunkt<br />

im Vorstand, dem er sich mit großem Engagement und großer Hingabe<br />

gewidmet hat. Und weit über seine Vorstandstätigkeit hinaus<br />

ist Peter Dünninger den „Suggestionen“ treu geblieben und hat auch<br />

weiterhin seine Erfahrungen und seine Kompetenzen zur Verfügung<br />

gestellt und zudem die „Suggestionen“ durch zahlreiche eigene Artikel<br />

und Buchbesprechungen bereichert.<br />

Von daher freut es uns sehr und sind wir ihm auch sehr dankbar, dass<br />

er sich nach dem Ausscheiden von Anke Precht bereit erklärt hat,<br />

erneut als Chefredakteur der „Suggestionen“ tätig zu werden – als<br />

eine Interimslösung – wie er gesagt hat. Wir hoffen sehr, dass diese<br />

Interimslösung möglichst lange andauern wird und bedanken uns<br />

schon jetzt für seine treue und zuverlässige Arbeit.<br />

Zum Schluss noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön an alle,<br />

die in den vergangenen Jahren an den „Suggestionen“ mitgewirkt<br />

haben und die es zurzeit noch tun, sei es im Hintergrund oder in<br />

erster Reihe, für verlässliche und kreative Unterstützung.<br />

Denn mal ehrlich: Was wäre die DGH ohne so ein vorzeigbares und<br />

von vielen Leserinnen und Lesern geschätztes Aushängeschild?<br />

Für den Vorstand der DGH<br />

Dr. Helga Hüsken-Janßen


6 Inhalt<br />

Inhalt<br />

7<br />

................................................<br />

Inhalt<br />

................................................<br />

27-28<br />

Der Ressourcentank<br />

Dipl.- Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

48-50<br />

Der Zauberhandschuh<br />

Franz Neugebauer, MSc. Psych.<br />

2<br />

35-40<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Impressum<br />

55-57<br />

Dem Unbewussten auf der Spur...<br />

Juana Schröter, MSc. Psych.<br />

3 Editorial<br />

4 Vorwort<br />

5<br />

6-7<br />

8-9<br />

10-12<br />

Editorial<br />

Vorstand DGH<br />

Inhalt<br />

Interview mit<br />

Dr. Ullrich Ott<br />

Dipl.- Psych. Dr.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Hypnosystemische<br />

Kommunikation<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Christian E. Besimo und<br />

Dr. med. dent. Ruth H.<br />

Besimo-Meyer<br />

14-16 Psychische Grundbedürfnisse<br />

nutzen<br />

– so geht´s mit der<br />

Sprache der Hypnose!<br />

17-19<br />

20-21<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Hypnotherapeutische<br />

Interventionen im<br />

digitalen Raum<br />

Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil. Ursula<br />

Gisela Buchner & Heike Wodarzvon<br />

Essen, MSc. Psych.<br />

David Bradley<br />

Cheek<br />

Dr. med. Hansjörg Ebell<br />

22-26<br />

29-32<br />

33-34<br />

41<br />

Forschungsprojekt zur<br />

HypnoStressbewältigung<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Auditive Wahrnehmung<br />

während Allgemeinanästhesie<br />

Dipl.- Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Interview mit<br />

Prof. Dr. Ernil Hansen<br />

Dipl.- Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Auswahl aktueller<br />

Hypnose-Studien<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

42-43<br />

44-45<br />

46-47<br />

51-52<br />

53-54<br />

58-59<br />

Die HeldInnen-Reise<br />

<strong>2021</strong><br />

Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

Ein Ritt zurück<br />

ins Wohlbefinden<br />

Dipl.-Psych. Norbert Loth<br />

Immunsystem<br />

stärken?<br />

Sarah Karrasch, MSc. Psych.,<br />

Prof. Dr. Walter Bongartz,<br />

Anja M. Gumpp, MSc. Psych.,<br />

Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa<br />

Pflegepersonal:<br />

Covid, Trance und<br />

Utilisation<br />

Dr. med. Gisela Perren-Klingler<br />

Hypno-VAKOG<br />

Dr. med. Calin Pirvu<br />

Hypnosesammlung<br />

& Hypnose 1899<br />

Dr. Tomas Svoboda<br />

60-61<br />

62-63<br />

64<br />

65<br />

Hilfe aus der<br />

Vergangenheit<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Ruhe für den<br />

aufgeregten Darm<br />

Rezension Thomas Ch.<br />

Weber: Traumafokus<br />

66 Buchbesprechungen<br />

67<br />

Dipl.-Psych. Meike Wessling<br />

Dr. med. Martina Wittels<br />

Offener Brief<br />

Dipl.-Psych. PD. Dr. phil. habil.<br />

Wolfram Zimmermann<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

DGH-Projekttage<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Berufspolitik<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

68-72<br />

73<br />

73<br />

Regionale Weiterbildung<br />

der DGH<br />

Einladung<br />

Mitgliederversammlung<br />

der DGH<br />

Nachruf Harald<br />

Krutiak<br />

74 Neue Zertifikatsinhaber<br />

75 Neue Mitglieder<br />

der DGH<br />

76-77 Literaturübersicht<br />

78 Vorschau<br />

Kongresstermine


7<br />

8<br />

Interview mit Dr. Ullrich Ott<br />

Interview mit Dr. Ullrich Ott<br />

79<br />

Interview mit Dr. Ullrich Ott<br />

zur Erforschung von<br />

Bewusstseinszuständen<br />

Autorin: Dipl.- Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

1) Herr Dr. Ott, Sie beschäftigen sich mit<br />

der wissenschaftlichen Erforschung von<br />

verschiedenen Bewusstseinszuständen.<br />

Was hat Sie dazu veranlasst?<br />

In meiner Jugend hatte ich Selbstversuche mit<br />

Meditation unternommen und war überrascht,<br />

welche starken Bewusstseinsveränderungen<br />

dabei auftreten können. Im Rahmen meiner<br />

Doktorarbeit an der Universität Frankfurt hatte<br />

ich dann die charakteristischen Merkmale tiefer<br />

Meditationszustände untersucht sowie die sie<br />

begleitenden elektrischen Hirnwellen. An der<br />

Universität Gießen erhielt ich später in einem<br />

Forschungsprojekt die Möglichkeit, auch andere<br />

Bewusstseinszustände, zum Beispiel rhythmusinduzierte<br />

Trance oder Effekte von Hyperventilation,<br />

mittels Magnetresonanztomographie zu<br />

untersuchen. Ausgangspunkt und Motivation<br />

meiner Forschung war und ist weiterhin das<br />

Interesse an Bewusstseinszuständen jenseits<br />

des üblichen Alltagsbewusstseins.<br />

2) Sie haben ein Buch veröffentlicht mit dem<br />

Titel „Meditation für Skeptiker“. Was bewirkt<br />

eine Meditation, dass Sie es für so wichtig<br />

halten, auch Skeptiker davon zu überzeugen?<br />

Für mich ist Meditation in erster Linie eine<br />

Methode der Selbsterkenntnis. Entspannung,<br />

Konzentration und emotionale Ausgeglichenheit<br />

sind angenehme Begleiteffekte. Im Kern geht es<br />

jedoch um die Erforschung der eigenen Innenwelt,<br />

um mehr Freiheit und Selbstbestimmung.<br />

In der öffentlichen Meinung wurde Meditation<br />

weithin als religiöses Ritual angesehen oder mit<br />

Esoterik, Gurus und Räucherstäbchen assoziiert.<br />

Das schreckt natürlich viele kritische Geister<br />

ab. Mit meinem Buch wollte ich dieses Image<br />

korrigieren und eine faktenbasierte, sachliche<br />

Anleitung geben, um das Potenzial von Meditation<br />

selbst prüfen zu können.<br />

3) Kann neurophysiologisch zwischen verschiedenen<br />

Entspannungsverfahren unterschieden<br />

werden, wie z.B. Achtsamkeitsübungen,<br />

Progressive Muskelrelaxation, Yoga,<br />

Hypnose u.a.?<br />

Die kurze Antwort lautet: Ja. Grundsätzlich zeigen<br />

sich neurophysiologisch unterschiedliche<br />

Effekte, wenn Sie unterschiedliche Dinge tun.<br />

Es gibt aber natürlich auch Gemeinsamkeiten,<br />

wie zum Beispiel eine allgemeine Entspannungsreaktion.<br />

Wenn Sie jedoch genauer hinschauen,<br />

vor allem auf Ebene der Hirnaktivierung,<br />

sehen Sie auch bei verschiedenen Arten der<br />

Meditation spezifische Muster von Aktivierung<br />

und Hemmung bestimmter Hirnregionen. Gerade<br />

der Vergleich von Achtsamkeit mit hypnotischer<br />

Trance hat viel Forschungsinteresse<br />

geweckt. Einige Autoren sehen hier diametral<br />

entgegengesetzte Bewusstseinszustände. Es<br />

gibt jedoch auch Formen der Meditation, die<br />

durchaus Ähnlichkeiten mit Trancezuständen<br />

aufweisen. Bisher mangelt es allerdings noch<br />

an Studien, die verschiedene Verfahren direkt<br />

miteinander vergleichen.<br />

4) Gibt es neben der akuten Bewusstseinsänderung<br />

während einer Meditation auch<br />

längerfristige Folgen für den Menschen<br />

durch regelmäßige Meditation?<br />

Wenn Sie etwas regelmäßig üben, werden Sie<br />

in der Regel besser in dem, was Sie tun. Im Falle<br />

von Meditation heißt das, Sie verbessern Ihre<br />

Fähigkeiten zur Selbstregulation, also sich zu<br />

entspannen, zu konzentrieren und Ihre Emotionen<br />

zu regulieren. Außerdem verfeinert sich<br />

die Körperwahrnehmung, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit<br />

immer wieder auf Körperempfindungen<br />

richten. Dieses Training hat aufgrund<br />

der neuronalen Plastizität langfristig auch Auswirkungen<br />

auf Hirnstrukturen: Netzwerke zur<br />

Aufmerksamkeitsregulation und Körperwahrnehmung<br />

differenzieren sich aus, durch den<br />

reduzierten Stress kommt es anscheinend zu<br />

einer verlangsamten Hirnalterung. Dazu gibt<br />

es inzwischen eine ganze Reihe von Studien.<br />

5) Welchen Einfluss können Meditationstechniken<br />

auf die Persönlichkeitsentwicklung,<br />

die Selbst- und Realitätswahrnehmung oder<br />

Emotionalität eines Menschen haben?<br />

Zu den Wirkungen von Meditation auf die genannten<br />

psychologischen Domänen liegen umfassende<br />

Metaanalysen vor, die insgesamt ein<br />

sehr positives Wirkungsprofil zeigen. Angst,<br />

Ängstlichkeit und Stress werden reduziert,<br />

Achtsamkeit, Selbstwertgefühl und prosoziale<br />

Emotionen nehmen zu.<br />

6) Lassen sich diese wissenschaftlich darstellen,<br />

wie z.B. in bildgebenden Verfahren?<br />

Parallel zur Abnahme von Stress zeigen sich<br />

Veränderungen der Aktivität und Struktur in<br />

Hirnregionen wie den Mandelkernen oder<br />

dem Hippocampus, der unter chronischem<br />

Stress besonders leidet. Auch Meditationen<br />

zum Kultivieren von Mitgefühl und liebender<br />

Güte aktivieren spezifische Hirnregionen, zum<br />

Beispiel den insulären Cortex, und Praktizierende<br />

dieser Meditation weisen Unterschiede in den<br />

beteiligten Hirnregionen auf.<br />

7) Sehen Sie Zusammenhänge zwischen<br />

Meditation und außergewöhnlichen Erfahrungen<br />

wie z.B. mystischen oder paranormalen<br />

Erfahrungen? Wenn ja, lassen sich<br />

diese wissenschaftlich erklären?<br />

Meditation wurde und wird in spirituellen Traditionen<br />

praktiziert, um tiefe Erkenntnisse zu<br />

erlangen, die mit Begriffen wie Erleuchtung,<br />

Erwachen, unio mystica etc. bezeichnet werden.<br />

Auch Berichte über paranormale Erfahrungen<br />

– insbesondere Telepathie und Präkognition<br />

– finden sich vielfach in der spirituellen Weltliteratur.<br />

In einer eigenen aktuellen Studie<br />

berichteten uns etwa 20 Prozent der erfahrenen<br />

Meditierenden von derartigen Erlebnissen.<br />

Durch die experimentelle Forschung mit<br />

psychedelischen Substanzen wissen wir heute<br />

sehr viel mehr über die neuronalen Korrelate<br />

von Einheitserfahrungen, bei denen sich das<br />

Ich-, Raum- und Zeitgefühl auflösen. Es sind<br />

bestimmte Hirnregionen, die Repräsentationen<br />

von der Welt und von uns selbst bilden. Und<br />

in diesen Regionen nehmen die Aktivität und<br />

Konnektivität parallel deutlich ab, sodass unser<br />

konventionelles Selbst- und Welterleben quasi<br />

vorübergehend kollabiert. Das hört sich zwar<br />

vielleicht bedrohlich an. Wenn Selbst und Welt<br />

als Konstrukte erkannt werden, kann dies jedoch<br />

durchaus auch heilsame Wirkungen haben.<br />

8) Wie halten Sie es persönlich mit Meditationstechniken?<br />

Wenden Sie diese selber<br />

regelmäßig an?<br />

Ich folge keinem strengen Protokoll, meditiere<br />

aber täglich bei vielen Gelegenheiten, insbesondere<br />

morgens und abends, aber auch<br />

zwischendurch, etwa beim Spazierengehen<br />

oder bewusstem Essen.<br />

9) Gibt es eine „Lieblingsmeditation“, die<br />

Sie unseren Lesern empfehlen möchten?<br />

Für mich selbst habe ich eine eigene Meditation<br />

entwickelt, die ich auch in Seminaren<br />

weitergebe. Bei dieser Meditation fokussieren<br />

Sie nacheinander bestimmte Atemempfindungen<br />

im Bauch, in der Brust und am Naseneingang.<br />

Parallel wiederhole ich verschiedene Begriffe,<br />

deren Qualität ich körperlich nachspüre und<br />

verankere: Ruhe – Liebe – Klarheit. Eine gesprochene<br />

Anleitung zu dieser Meditation<br />

finden Ihre Leser auf der Website zu meinem<br />

neuen Buch „Spiritualität für Skeptiker“ unter<br />

dieser Adresse: https://sites.google.com/site/<br />

spirit4skeptiker/home/meditationen<br />

10) Welche Erkenntnis hat Sie in den letzten<br />

Jahren bei Ihrer Forschung am meisten beeindruckt<br />

oder überrascht?<br />

In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit<br />

den „Risiken und Nebenwirkungen“ von Meditation<br />

befasst und dazu ein Forschungsprojekt<br />

durchgeführt. Im Westen wird Meditation häufig<br />

etwas naiv ausschließlich als Entspannungsverfahren<br />

angesehen, was leicht zu erlernen<br />

ist und bei allen Arten von Erkrankungen hilft.<br />

In zahlreichen Interviews hat sich gezeigt, dass<br />

Meditation eine intensive Selbstkonfrontation<br />

bedeutet, die Symptome verstärken und auch<br />

Krisen auslösen kann. Wie bei anderen Dingen<br />

auch, sollte man also behutsam „dosieren“ und<br />

sich kompetent anleiten und begleiten lassen,<br />

um das Potenzial von Meditation für sich zu<br />

erschließen.<br />

11) Wie sind Sie mit der Deutschen Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

(DGH) in Kontakt gekommen?<br />

Der Präsident der DGH hatte mich im Namen<br />

des Vorstands angeschrieben und zu einem<br />

Vortrag eingeladen.<br />

12) Was sollen die Teilnehmer des Kongresses<br />

aus Ihrem Vortrag „Die wissenschaftliche<br />

Erforschung von Trance und Versenkung“<br />

bei der Kongresseröffnung am 18.11.<strong>2021</strong><br />

in Bad Lippspringe mitnehmen?<br />

Ich möchte einen Überblick geben, wie die<br />

Forschung vorgeht und was wir heute wissen.<br />

Meiner Erfahrung nach lohnt sich der Blick über<br />

den Tellerrand: Meine Forschung zu Meditation<br />

hat von der Beschäftigung mit Trance erheblich<br />

profitiert, weil es wichtige Gemeinsamkeiten<br />

gibt, beispielsweise hinsichtlich des<br />

Einflusses der Persönlichkeit, namentlich der<br />

Absorptionsfähigkeit. Hier möchte ich gerne<br />

Verbindungen aufzeigen, um den Horizont zu<br />

weiten und Interesse für Meditation zu wecken,<br />

für Selbstversuche und für die Anwendung in<br />

der klinischen Praxis.<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin<br />

in der Schwerverletztenrehabilitation<br />

Studium der Psychologie an<br />

der FU Berlin. Zertifikat in systemischer<br />

Therapie (Institut Weinheim) und Klinischer<br />

Hypnose. Eigene Praxis in München<br />

und Lehrtätigkeit in Klinischer Hypnose<br />

und Hypnotherapie im deutschen Sprachraum.<br />

Dozentin und Supervisorin der DGH,<br />

Fortbildungszentrum München. Vizepräsidentin<br />

DGH. Mehrere Publikationen und<br />

therapeutische CDs.


7<br />

10 Hypno-systemische Kommunikation<br />

Hypno-systemische Kommunikation<br />

11<br />

Hypno-systemische Kommunikation<br />

für Studierende der Zahnmedizin<br />

Autoren: Prof. Dr. med. dent. Christian E. Besimo und Dr. med. dent. Ruth H. Besimo-Meyer<br />

Das Studium der Zahnmedizin stellt sehr hohe Anforderungen an die Entwicklung technisch-operativer Fertigkeiten.<br />

Damit verbunden ist die Erarbeitung eines Detailwissens, dessen Spezialisierungsgrad seinesgleichen sucht.<br />

Diese orale Fokussierung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung bringt von Beginn an das allgegenwärtige Risiko mit<br />

sich, in der Praxistätigkeit den Menschen als Ganzes aus den Augen zu verlieren und bei der ärztlichen Handlung<br />

allein auf das technisch-operative Können zu vertrauen. Dies bedrängt nicht zuletzt nachhaltig die systemische<br />

Kommunikation als grundlegende und machtvolle ärztliche Kompetenz.<br />

3. Zwischen den Vorlesungsterminen protokollieren<br />

und validieren die Studierenden erneut<br />

mit Arbeitsblättern die Kommunikation mit ihren<br />

Patienten bzgl. Placebo-Nocebo-Wirkungen<br />

bzw. positiven und negativen Suggestionen,<br />

insbesondere auch bei der Aufklärung über somatische<br />

Interventionen. Auch diese Protokolle<br />

erhalten ihre Wertschätzung durch schriftliche<br />

Kommentare.<br />

4. Nach Abschluss des Vorlesungsblocks werden<br />

die in Zweiergruppen arbeitenden Studierenden<br />

durch die Lehrbeauftragten je zweimal während<br />

der Patientenbehandlung supervidiert,<br />

einmal als behandelnde, das andere Mal als<br />

assistierende Fachperson. Dieser Perspektiven-<br />

5. Schliesslich besteht das Angebot, im Rahmen<br />

eines praktischen Tagesseminars vertieften Einblick<br />

in die hypnosystemische Kommunikation<br />

zu gewinnen und erste (Selbst-) Erfahrungen<br />

mit Trance zu sammeln.<br />

Die Lernziele und Kerninhalte des Curriculums<br />

sind im nebenstehenden Kasten aufgelistet.<br />

Diese Lehrveranstaltung findet entsprechend<br />

der Patientenbetreuung in einem geschützten<br />

und somit vertraulichen Rahmen statt. Dieser<br />

wird von den Studierenden sehr geschätzt und<br />

zur Diskussion kommunikativer Herausforderungen<br />

rege benutzt, nach dem auch für die<br />

zukünftige zahnärztliche Tätigkeit geltenden<br />

Motto «Schmerzen soll nur der Abschied».<br />

Literatur<br />

Hansen E, Zimmermann M, Dünzl G: Hypnotische Kommunikation<br />

mit Notfallpatienten. Notfall + Rettungsmedizin<br />

2010; 13: 314-321.<br />

Wehrli H: Hypnotische Kommunikation und Hypnose in<br />

der ärztlichen Praxis. Praxis 2014; 103: 833-839.<br />

Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften:<br />

Kommunikation im medizinischen Alltag. Ein<br />

Leitfaden für die Praxis. SAMW, Basel 2013.<br />

wechsel soll die angehenden Zahnärztinnen<br />

Eine zusätzliche Herausforderung stellt<br />

der sich verändernde Kontext in Medizin<br />

und Zahnmedizin dar, der immer weniger<br />

Raum und Zeit für das Gespräch mit Patientinnen<br />

und Patienten zur Verfügung stellt,<br />

geschweige denn für das Beobachten des<br />

Gegenübers und das Zuhören. Die zahlreichen<br />

kommunikativen Hürden des Praxisalltags<br />

drohen nicht nur der oralen Fixierung bei der<br />

Ausübung der (zahn-) ärztlichen Tätigkeit<br />

und der operativen Routine zum Opfer zu<br />

fallen, sondern in Zukunft auch dem Glauben<br />

an die künstliche Intelligenz.<br />

Menschen als Patienten<br />

Menschen als Patienten im für sie fremden<br />

(zahn-) medizinischen Kontext befinden sich<br />

in einem Ausnahmezustand und beziehen alle<br />

mehrdeutigen Geschehnisse in negativer Weise<br />

auf sich selbst (Dystrance). Die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

für Atmosphäre und Gestimmtheit der<br />

Fachpersonen ist erhöht. Vieles wird wörtlich<br />

verstanden. Negationen werden ausgeblendet,<br />

sodass beispielsweise eine als nicht schlimm bezeichnete<br />

Diagnose als schlimm wahrgenommen<br />

wird. Die Menschen erstarren (Katalepsie) und<br />

erscheinen dadurch äusserlich ruhig, obwohl<br />

sie es innerlich nicht sind. Die Wahrnehmung<br />

des eigenen Körpers, der Umgebung und der<br />

Zeit sind verändert. Es besteht eine stark erhöhte<br />

Suggestivität und Suggestibilität. Die<br />

Menschen erleben die Kommunikationssituation<br />

mit medizinischen Autoritätspersonen<br />

als aussergewöhnlich. Dabei werden Sorgen<br />

und Ängste verschwiegen und erhaltene Informationen<br />

ausgeblendet (selektive Amnesie).<br />

Diagnosen, mögen diese auch nicht existentiell<br />

sein, zerstören die Illusion, ohne Therapie<br />

weiterhin gesund und leistungsfähig leben zu<br />

können. Dadurch wird die Aufnahmekapazität<br />

für neue Informationen begrenzt. Es entstehen<br />

Gefühle wie Angst, Hoffnungslosigkeit, Trauer<br />

oder Enttäuschung. 1, 2<br />

Zielsetzung des hypno-systemischen<br />

Curriculums<br />

Diese system- und patientenbezogenen Herausforderungen<br />

werden am Universitären Zentrum<br />

für Zahnmedizin der Universität Basel ernst<br />

genommen und finden im Lehrplan vertiefte<br />

Berücksichtigung. So ist vor vier Jahren, als<br />

Ergänzung zur kommunikativen Grundausbildung<br />

im 2. Bachelorstudienjahr, ein spezielles,<br />

theoretisch-praktisches Curriculum<br />

Hypno-systemische Kommunikation für das 2.<br />

Masterstudienjahr, also zum Ende der Grundausbildung<br />

eingeführt worden. Die Zielsetzung<br />

konnte realistischerweise keine umfassende<br />

kommunikative Ausbildung sein. Diese hätte<br />

den bereits gespannten Rahmen des Lehrplans<br />

gesprengt und die Studierenden aufgrund ihrer<br />

noch begrenzten praktisch-klinischen Erfahrung<br />

bei weitem überfordert. Vielmehr soll<br />

das Curriculum die angehenden Kolleginnen<br />

und Kollegen für eine gewissenhafte Arzt-Patienten-Kommunikation<br />

sensibilisieren sowie<br />

für eine Vertiefung der diesbezüglichen Kompetenzen<br />

in der Fort- und Weiterbildung gewinnen.<br />

Dabei spielen nicht nur die Diskussion<br />

von Fallvignetten und Rollenspiele, sondern<br />

insbesondere auch Einzelsupervisionen eine<br />

zentrale Rolle, um die im klinischen Kontext<br />

bereits umgesetzten Fähigkeiten erfahrbar zu<br />

machen und zu deren Weiterentwicklung und<br />

Perfektionierung zu motivieren.<br />

Aufbau des Curriculums<br />

Das Curriculum nutzt fünf Instrumente:<br />

1. Vier mit Demonstrationen, Rollenspielen und<br />

Diskussion von Fallvignetten interaktiv gestaltete<br />

Doppelstunden dienen der Erarbeitung und<br />

praxisorientierten Diskussion der theoretischen<br />

Grundlagen. Diese umfassen im Wesentlichen<br />

• eine Reflexion über die Heilung induzierende<br />

Patientenführung im Angst-auslösenden zahnmedizinischen<br />

Kontext,<br />

• die systemische Planung und Durchführung<br />

der kommunikativen Interaktionen im psychosomatischen<br />

Kontext der zahnmedizinischen<br />

Praxis,<br />

• Placebo- und Nocebo-Wirkungen durch<br />

Kommunikation, insbesondere auch bei der<br />

Aufklärung über somatische Interventionen,<br />

• positive sowie negative Wirkungen von Suggestionen,<br />

• sowie Einblick in die hypnosystemische Kommunikation<br />

und heilsame Wirkung von Trance<br />

insbesondere im Kontext von Angst, Schmerz<br />

oder Verhaltensänderung.<br />

Die Studierenden erhalten alle Vorlesungsunterlagen<br />

und Arbeitsinstrumente in digitaler Form.<br />

2. Als Vorbereitung auf das Curriculum haben die<br />

Studierenden die Aufgabe, auf einem Arbeitsblatt<br />

selbstkritisch bisher nicht zufriedenstellend<br />

bewältigte kommunikative Situationen mit ihren<br />

Patienten zu beschreiben. Sie erhalten so die<br />

Gelegenheit, das Legen der Schwerpunkte in<br />

den Vorlesungen mitzugestalten. Zudem werden<br />

den Studierenden in einem schriftlichen<br />

Kommentar des Curriculumleiters Lösungsvorschläge<br />

zu den geschilderten Herausforderungen<br />

unterbreitet.<br />

und Zahnärzte für die interdisziplinär achtsame<br />

und sich zum Wohl der Patienten ergänzende<br />

Kommunikation sensibilisieren. Die Validierung<br />

der Konsultationen erfolgt hier im Gespräch<br />

mit den einzelnen Gruppen.


7<br />

12<br />

Fragen und Antworten für Suggestionen<br />

Stress? – Mit Hypnose geht’s!<br />

Lernziele<br />

• Kenntnis der Herausforderungen und Fallstricke der nonverbalen, paraverbalen<br />

und verbalen Kommunikation im zahnmedizinischen Kontext<br />

Der Autor<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Christian E. Besimo<br />

Silvia Fisch, Michael Teut<br />

HypnoStressbewältigung<br />

Das hypnotherapeutischen Gruppenprogramm<br />

• Bewusstsein für die Vielzahl Furcht sowie Angst induzierende Signale im zahnmedizinischen<br />

Kontext und Kenntnis der Möglichkeiten zu deren Vermeidung<br />

• Kenntnis der Placebo- und Nocebo-Wirkung von Worten und Handlungen,<br />

insbesondere im Kontext von Anamnese, Befund, Bekanntgabe von Diagnosen<br />

sowie der Aufklärung über Interventionen<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Christian E. Besimo<br />

Jahrgang 1957, studierte und promovierte<br />

an der Universität Zürich.<br />

Habilitation an der Universität Basel.<br />

• Wirkung: Verbesserung der Entspannungsfähigkeit, Resilienz<br />

gegenüber Stressoren, Kompetenzen zur Stressbewältigung<br />

• Online: Audioaufnahmen zum Selbsthypnose-Training<br />

• Fähigkeit kommunikative Interventionen zu planen und zu validieren sowie<br />

Kenntnis von hierfür geeigneten Instrumenten<br />

• Kennenlernen der medizinischen Hypnose als evidenzbasierte Heilmethode<br />

• Kenntnis der Möglichkeiten und Grenzen der Hypnose im zahnmedizinischen<br />

Kontext<br />

• Übersichtsweise Kenntnis der bei der hypnosystemischen Kommunikation<br />

und Trance verwendeten Techniken<br />

• Bewusstsein für die Notwendigkeit einer strukturierten Aus- und Weiterbildung<br />

als Voraussetzung für die klinische Anwendung von Hypnose<br />

Kerninhalte<br />

Grundaxiome der Kommunikation, Herausforderungen im zahnmedizinischen<br />

Kontext, nonverbale, paraverbale sowie verbale Kommunikation und ihre emotionale<br />

Wirkung, Prosodie, Synchronie, Patientensituation und Angst im zahnmedizinischen<br />

Kontext, körperliche Angstkorrelate, Formen der Angst, emotionale<br />

Grundbedürfnisse und ihre Regulation, Screening-Instrumente für Angst und ihre<br />

Eignung für die zahnmedizinische Praxis, Placebo versus Nocebo, positive versus<br />

negative Suggestionen, formale Gestaltung von Konsultationen, systemische Gesprächsführung,<br />

WWSZ-Technik (Warten, Wiederholen, Spiegeln, Zusammenfassen),<br />

Common Sense Model of Illness, NURSE (Naming, Understanding, Respecting,<br />

Supporting, Exploring), Validierung der Kommunikation, CARE, Organisation und<br />

Durchführung von Helferkonferenzen in der multiprofessionellen Zusammenarbeit,<br />

Aufklärung zu Interventionen, Indikationen und Kontraindikationen für Hypnose<br />

in der Zahnmedizin, Trancezustände, Tranceverlauf, Trancetechniken, Trance und<br />

Hirnfunktion, hypnosystemische Kommunikation mit Kindern und Erwachsenen,<br />

therapeutische Trance, hypnosystemischer Umgang mit Angst und Schmerz im<br />

zahnmedizinischen Kontext<br />

Chefarzt für orale Medizin an der Seeklinik<br />

in Brunnen. Titularprofessor an der Medizinischen<br />

Fakultät der Universität Basel<br />

mit Lehrauftrag für Alterszahnmedizin und<br />

für hypnosystemische Kommunikation.<br />

Fachzahnarzt für Rekonstruktive Zahnmedizin<br />

und Gerontologie.<br />

Seit 2002 arbeitet er mit Hypnose und<br />

ist Ausbilder und Supervisor der SMSH.<br />

Prof. Dr. med. dent.<br />

Ruth H. Besimo-Meyer<br />

Die Autorin<br />

Prof. Dr. med.<br />

dent. Ruth H.<br />

Besimo-Meyer<br />

Jahrgang 1962, studierte an den Universitäten<br />

Nijmegen und München, Promotion<br />

in München.<br />

Praxistätigkeit mit den Schwerpunkten<br />

Kinder- und Alterszahnmedizin sowie zahnmedizinische<br />

Hypnose, Lehrbeauftragte<br />

der Universität Basel für hypnosystemische<br />

Kommunikation.<br />

Irrtum und Preisänderungen vorbehalten<br />

NEU<br />

<strong>2021</strong>. Ca. 112 Seiten, broschiert<br />

Ca. € 28,– (D). ISBN 978-3-608-40060-1<br />

www.klett-cotta.de/schattauer<br />

Dieses Manual wurde im Zeichen der Stressprävention entwickelt.<br />

Es beschreibt, wie Sie als Psychotherapeutin, Hypnotherapeut<br />

und Ärztin in fünf Sitzungen einen hypnotherapeutischen<br />

Stressbewältigungskurs durchführen können. Das<br />

Ziel: Ihre GruppenteilnehmerInnen lernen, mit Hypnose und<br />

Selbsthypnose tief zu entspannen, Ressourcen zu aktivieren<br />

und mit herausfordernden Situationen besser umzugehen. So<br />

soll depressiven Verstimmungen, Ausgebranntsein und anderen<br />

Stressfolgeerkrankungen vorgebeugt werden.<br />

Hypnose und Hypnotherapie erweisen sich in vielen Bereichen<br />

der Medizin und Psychotherapie als wirksam. Fisch und Teut,<br />

beides ausgewiesene ExpertInnen in klinischer Hypnose, geben<br />

eine übersichtliche und detaillierte Darstellung des Ablaufs des<br />

Gruppenprogramms HypnoStressbewältigung. Ausführlich formulierte<br />

Tranceanleitungen und Schritt-für-Schritt-Erläuterungen<br />

geben Orientierung und Sicherheit bei der Durchführung. Audioaufnahmen<br />

im Onlinematerial stellen Ihren KursteilnehmerInnen<br />

die Möglichkeiten zum Selbsthypnose-Training zur Verfügung.<br />

Die Ergebnisse der bisherigen wissenschaftlichen Evaluation des<br />

Programms werden vorgestellt.


14<br />

Psychische Grundbedürfnisse nutzen<br />

Psychische Grundbedürfnisse nutzen<br />

15<br />

Psychische Grundbedürfnisse für<br />

eine gute therapeutische Beziehung<br />

nutzen – so geht´s mit der Sprache<br />

der Hypnose!<br />

Autorin: Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Der Aufbau einer tragfähigen therapeutischen<br />

Beziehung steht zu Beginn einer<br />

Behandlung bei allen PatientInnen im Mittelpunkt<br />

der psychotherapeutischen Arbeit.<br />

Häufig ist diese für TherapeutInnen durchaus<br />

herausfordernd, zum Beispiel bei PatientInnen<br />

mit psychosomatischen Beschwerden oder<br />

Persönlichkeitsstörungen. Die Sprache der<br />

Hypnose kann dabei helfen, Klippen und<br />

Fallstricke gut zu meistern und bei den TherapeutInnen<br />

das nötige Selbstvertrauen und<br />

eine Gelassenheit hervorzurufen, die den<br />

Umgang mit PatientInnen in schwierigen<br />

Therapiesituationen erleichtert.<br />

Wir alle kennen sie: Die gemeinhin als „schwierig“<br />

bezeichneten PatientInnen, die einem gefühlt<br />

„auf die Nerven gehen“ und wo man insgeheim<br />

froh ist, wenn man sie wieder los ist. Allein der<br />

Blick auf eine Diagnose wie Somatisierungsstörung<br />

oder Borderline lässt sicher bei so manchen<br />

KollegInnen in der inneren Vorstellung einen<br />

anstrengenden Patientenkontakt emporsteigen<br />

– und nicht selten wird es dann auch im<br />

Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeihung<br />

genau dazu kommen.<br />

Was könnte also hilfreich sein, um sich auf<br />

PatientInnen einzustellen, die die therapeutische<br />

Beziehung besonders herausfordern?<br />

Die Sprache der Hypnotherapie kann dabei<br />

sicherlich gute Antworten geben, da der gezielte<br />

Umgang und Einsatz von Suggestionen<br />

hilft, durch Pacing und Leading effektiv mit<br />

PatientInnen zu kommunizieren, die sich im<br />

Rahmen ihrer psychischen Probleme in einem<br />

unbewussten dysfunktionalen Beziehungsmuster<br />

befinden und ohne es zu wollen das<br />

ungünstige Rad am Laufen halten. Häufig ist<br />

ja gerade hier der gesunde Menschenverstand<br />

nicht zwangsläufig das, was zu einer tragbaren<br />

Beziehungsgestaltung führt.<br />

Schaut man sich typische moderne hypnotherapeutische<br />

Sprachmuster an, so sind diese von<br />

besonderer Empathie und Wärme geprägt, was<br />

sich sowohl non-verbal als auch auf der direkten<br />

sprachlichen Ebene widerspiegelt. Inhaltlich<br />

geht es vorzugsweise darum, Ressourcen zu<br />

identifizieren und unsere PatientInnen dabei<br />

zu unterstützen, ihren persönlichen Weg im<br />

Umgang mit den bestehenden Problemen zu<br />

finden. Gerade wenn es um eine günstige Beziehungsgestaltung<br />

geht, sind hypnotherapeutische<br />

Sprachelemente von unschätzbarem Wert,<br />

insbesondere da es auch gar keiner formalen<br />

Tranceinduktion bedarf. Bekanntermaßen hat<br />

auch Milton Erickson häufig darauf verzichtet<br />

und seine Suggestionen wirken lassen, ohne<br />

dass sich die PatientInnen explizit hypnotisiert<br />

gefühlt haben.<br />

Was macht also das Besondere der Hypno-Sprache<br />

gerade bei PatientInnen mit ungünstigen<br />

Beziehungserfahrungen aus? Ungünstige Beziehungserfahrungen<br />

sind häufig mit einer<br />

erheblichen Frustration der menschlichen<br />

psychischen Grundbedürfnisse assoziiert. Klaus<br />

Grawe (1943-2005) konnte im Rahmen seiner<br />

wissenschaftlichen Arbeiten, in denen er<br />

empirisch die Wirksamkeit von Psychotherapie<br />

untersucht hat, feststellen, dass sich die psychischen<br />

Grundbedürfnisse in vier Kategorien<br />

einteilen lassen und bei jedem Menschen von<br />

Natur aus vorhanden sind:<br />

• Bedürfnis nach Bindung/Nähe<br />

• Bedürfnis nach Kontrolle/Orientierung<br />

• Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung<br />

• Vermeidung von Unlust bzw.<br />

Bedürfnis nach Lustgewinn.<br />

Alle Menschen versuchen in der Regel, ihre<br />

Grundbedürfnisse durch bestimmte Verhaltensweisen<br />

zu befriedigen. Bei unseren PatientInnen<br />

mit psychischen und psychosomatischen<br />

Beschwerden können wir oft feststellen, dass<br />

sie durch bestimmte und wiederkehrende Handlungen<br />

ebenfalls ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen<br />

versuchen, jedoch damit eher das<br />

Gegenteil erreichen und es zu einer weiteren<br />

Frustration kommt. Ein anhaltend anklammerndes<br />

Verhalten einer Patientin mit einer<br />

Somatisierungsstörung, die dadurch unbewusst<br />

ihren Wunsch nach Nähe äußert, wird mit der<br />

Zeit vermutlich eher mit ablehnenden Gegenmaßnahmen<br />

ihrer BehandlerInnen zu rechnen<br />

haben, was ihre Bestrebungen nach Kontakt<br />

typischerweise noch mehr befeuert. Nicht selten<br />

bestehen auch scheinbar unvereinbare Konflikte<br />

zwischen den Grundbedürfnissen. Dies<br />

tritt beispielsweise auf, wenn einerseits ein<br />

ausgeprägter Wunsch nach Nähe und Bindung<br />

besteht, und andererseits ein hohes Maß an<br />

Kontrolle nicht aufgegeben werden kann. Das<br />

Nutzen der hypnotherapeutischen Sprache ist<br />

eine Möglichkeit, dem Wunsch der PatientInnen<br />

nach Befriedigung dieser Bedürfnisse zu entsprechen,<br />

selbst wenn sie vordergründig konträr<br />

erscheinen. Im Folgenden wird beschrieben,<br />

wie sich die psychischen Grundbedürfnisse<br />

gezielt durch hypnotherapeutische Elemente<br />

beeinflussen lassen.<br />

Für die moderne hypnotherapeutische Sprache<br />

ist – von Ausnahmen abgesehen – eine<br />

besonders weiche, empathische Tonalität charakteristisch.<br />

Dies kommt dem Wunsch nach<br />

Bindung und Nähe besonders entgegen. Der<br />

Therapeut kann daher allein durch die Wahl<br />

der Sprachfärbung diese Wirkung gezielt fördern<br />

oder dort, wo es nötig erscheint, auch<br />

reduzieren. Ein gestandener Narzisst könnte<br />

sich möglicherweise von einer allzu weichen,<br />

empathischen Sprechweise gleich zu Beginn<br />

der Behandlung überrumpelt fühlen und wie<br />

ein kleines Kind vorkommen, was ihn eventuell<br />

an der therapeutischen Kompetenz seiner BehandlerIn<br />

zweifeln lässt. Ein extrem bedürftiger<br />

und instabiler Patient könnte wiederum von<br />

seinem Wunsch nach Nähe emotional weggeschwemmt<br />

werden und in eine ungünstige<br />

Regression geraten. Insofern kommt der Wahl<br />

der Sprachfärbung eine wichtige Funktion zu,<br />

die bereits Potential zu enormer therapeutischer<br />

Wirkung besitzt, indem sie das Bedürfnis nach<br />

Bindung und Nähe bedient.<br />

Auch das Grundbedürfnis nach Orientierung<br />

und Kontrolle ist etwas, welches mit<br />

hypnotischen Sprachmustern spielerisch bedient<br />

werden kann. Ein Patient, bei dem der<br />

Wunsch nach Orientierung im Vordergrund<br />

steht, profitiert möglicherweise eher von direkten<br />

Sprachmustern, die ihm Orientierung<br />

und Halt geben. Entgegen des häufigen Vorurteils<br />

wird die Kontrolle in der Hypnose ja<br />

nicht aufgegeben, sondern ermöglicht unter<br />

der Anleitung eines erfahrenen Therapeuten<br />

gerade das Wiedererlangen von Kontrolle in<br />

bestimmten Bereichen. Die Raucherentwöhnung<br />

ist ein bekanntes Beispiel dafür. Auch das Streben<br />

nach Autonomie, was häufig im Kontext des<br />

Kontrollbedürfnisses auftaucht, lässt sich gut<br />

durch hypnotische Sprachmuster bedienen. Hier<br />

eignen sich besonders indirekte Suggestionen<br />

und Metaphern. Sätze wie „Manche Menschen<br />

können am Strand ganz wunderbar entspannen,<br />

während andere wiederum lieber einen<br />

Berg hinauf wandern, um es sich gut gehen zu<br />

lassen…“ oder „Die warmen Sonnenstrahlen<br />

führen vielleicht früher oder später zu einem<br />

angenehmen Zustand, der den ganzen Körper<br />

erfassen kann...“ zeigen Wahlmöglichkeiten<br />

auf und setzen Suchprozesse in Gang, ohne<br />

den Patienten unter Druck zu setzen. Natürlich<br />

helfen auch bei PatientInnen mit einem<br />

hohen Autonomiebedürfnis durchaus direkte<br />

Suggestionen, wie etwa „Sie machen wirklich nur<br />

das, wozu Sie sich jetzt gerade bereit fühlen.“<br />

„Sie können jederzeit selbst entscheiden, ob<br />

Sie …“ etc. Das Schöne ist, dass je nach Wahl<br />

der Sprachfärbung die beiden so gegensätzlich<br />

wirkenden Grundbedürfnisse nach Nähe und<br />

Kontrolle gleichzeitig bedient werden können,<br />

da bei entsprechender Sprachfärbung auch direkt<br />

formulierte Sprachmuster nicht als Befehle<br />

oder Bevormundung wahrgenommen werden.<br />

Dadurch können sich PatientInnen in der therapeutischen<br />

Interaktion sowohl angenommen als<br />

auch frei, kontrollierend und autonom erleben.<br />

Durch die gezielte Arbeit an den Ressourcen<br />

unserer PatientInnen bedienen wir im Grunde<br />

genommen schon automatisch das Bedürfnis<br />

nach Selbstwerterhöhung. Verloren geglaubte<br />

Fähigkeiten und triumphale Momente aus der<br />

Biografie können in der Trance reaktiviert und<br />

wiedererlebt werden. Dies kann ein Glückserleben<br />

nach einem Sieg beim Fußballspielen<br />

in der Jugendmannschaft sein oder schöne<br />

Urlaubserlebnisse, die völlig vergessen über<br />

Jahre im Unbewussten schlummerten. Aber<br />

auch das Entwickeln von Fabelwesen und Heldenfiguren,<br />

die jemandem zur Seite stehen,<br />

können dabei helfen, PatientInnen wieder ein<br />

Gefühl von Selbstwirksamkeit zu geben. Ich<br />

persönlich erlebe auch immer wieder, dass so<br />

mancher Patient bereits auf die Tatsache stolz<br />

ist, sich auf eine Hypnosesitzung eingelassen<br />

zu haben und die Fähigkeit zur Hypnotisierbarkeit<br />

zu besitzen.<br />

Die Vermeidung von Unlust, was im Umkehrschluss<br />

auch bedeutet, wieder Freude zu erlangen<br />

und sich wohl zu fühlen, ist etwas, welches<br />

bereits der Trancezustand selbst erzeugen<br />

kann. Im Allgemeinen wird insbesondere der<br />

formal eingeleitete hypnotische Zustand ja als<br />

etwas sehr angenehmes erleben, aus dem so<br />

mancher Patient gar nicht wieder herausgeholt<br />

werden möchte. Hypnose als Entspannungsverfahren<br />

fördert das Wohlbefinden und kann<br />

auch von PatientInnen durch Selbsthypnose<br />

erzielt werden. Weiterhin ist auch die bereits<br />

erwähnte Ressourcenarbeit, in der sich die<br />

PatientInnen als selbstwirksam, mutig und<br />

stark erleben, ebenfalls etwas, womit dieses<br />

Grundbedürfnis gezielt angesprochen und gefördert<br />

werden kann.<br />

Es lässt sich daher feststellen, wie vergleichsweise


16 Psychische Grundbedürfnisse nutzen<br />

Hypnotherapeutische Interventionen im digitalen Raum<br />

17<br />

einfach es ist, mit dem Einsatz von hypnotischer<br />

Sprache, ob formal induziert oder nicht, alle<br />

menschlichen psychischen Grundbedürfnisse,<br />

die von Grawe postuliert wurden und allgemein<br />

anerkannt sind, im therapeutischen Setting zu<br />

bedienen. Die Gewichtung kann im Einzelfall<br />

fein austariert werden, je nachdem, welche<br />

Sprachfärbung gewählt wird, ob mit direkten<br />

oder indirekten, positiven oder negativen Suggestionen<br />

gearbeitet wird und welche konkrete<br />

inhaltliche Arbeit im Vordergrund steht. Für<br />

die Beziehungsgestaltung ist es in jedem Falle<br />

hilfreich, sich klar zu machen, nach welchem<br />

Grundbedürfnis die PatientInnen besonders<br />

verlangen. Dazu im Folgenden zwei konkrete<br />

Fallbeispiele aus der Praxis:<br />

PatientInnen mit Essstörungen<br />

Die Arbeit mit PatientInnen, die an einer Essstörung<br />

leiden, ist oft herausfordernd und in der<br />

Regel durch einen hohen Wunsch nach Kontrolle<br />

und Autonomie geprägt. Hier arbeite ich beispielsweise<br />

gerne mit negativen Suggestionen,<br />

um diesem Bestreben entgegenzukommen,<br />

wenn bei der Behandlung Probleme und Krisen<br />

auftauchen. Bei Essstörungs-PatientInnen, die<br />

häufig bei veränderter Nahrungszufuhr unter<br />

erheblichen gastrointestinalen Beschwerden<br />

leiden, verwende ich gerne zur weiteren Therapie-Motivation<br />

folgende Formulierungen: „Es ist<br />

vollkommen verständlich, dass Sie jetzt gerade<br />

noch überhaupt nicht spüren können, wie gut<br />

es für ihren Körper ist, mit ausreichend Nahrung<br />

versorgt zu werden.“ „Dass Sie im Moment diese<br />

starken Bauchbeschwerden haben zeigt, wie<br />

sehr ihr Körper gerade damit beschäftigt ist,<br />

Ihnen etwas Gutes zu tun, auch wenn sich das<br />

für Sie noch gar nicht so anfühlt.“ „Es ist auch<br />

wirklich gemein, dass Sie jetzt so leiden, obwohl<br />

sie gerade dabei sind, etwas sehr Hilfreiches<br />

für sich zu tun.“ Negative Suggestionen sind<br />

eine wunderbare Möglichkeit, die Beschwerden<br />

der PatientInnen authentisch anzuerkennen<br />

und gleichzeitig nicht in einen Kampf über die<br />

Veränderungsprozesse zu geraten. Sie können<br />

stattdessen als Reframing für einen Heilungsprozess<br />

genutzt werden.<br />

PatientInnen mit<br />

Somatisierungsstörungen<br />

Bei PatientInnen mit Somatisierungsstörungen<br />

steht häufig der Wunsch nach Gesehenwerden<br />

im Vordergrund, was oft dem Grundbedürfnis<br />

nach Bindung und Nähe entspricht. In diesem<br />

Kontext wiederholen sich in der TherapeutIn-<br />

PatientIn-Beziehung oft entsprechende biografische<br />

Erfahrungen – für den Patienten in der<br />

Regel unbewusst. Typisch für diese PatientInnen<br />

ist eine anhaltende Forderung nach weiterführender<br />

organischer Abklärung sowie nicht<br />

indizierter Behandlungen aufgrund somatischer<br />

Beschwerden, für die sich trotz umfangreicher<br />

Untersuchungen kein ausreichender organischer<br />

Befund finden lässt. Die PatientInnen<br />

erleben daher häufig eine Ablehnung ihrer<br />

Forderungen von ihren Behandlern, bis diese<br />

unter Umständen entnervt aufgeben und<br />

doch dem geforderten Wunsch nachkommen<br />

(was z.B. auch nicht selten zur pathologischen<br />

Bewertung von Bagatellbefunden führt und<br />

zusätzlich krankheitsverstärkend wirkt). Aufgrund<br />

dieser intermittierenden Verstärkung<br />

haben diese PatientInnen gelernt, besonders<br />

forsch, hartnäckig oder anklammernd aufzutreten,<br />

um ihre Bitten durchzusetzen. Um aus<br />

diesem Teufelskreis auszusteigen, eignet sich<br />

insbesondere die wertschätzende und empathische<br />

Sprache der Hypnose, durch die die<br />

PatientInnen meist irritiert werden, da sie in der<br />

Regel erneut mit einer ablehnenden Haltung<br />

rechnen, nachdem sie ihre Beschwerden lang<br />

und breit vorgetragen haben. Im ersten Schritt<br />

ist es wichtig, die Beschwerden des Patienten<br />

nicht kleinzureden und zu bagatellisieren. Dabei<br />

helfen beispielsweise folgende Formulierungen:<br />

„Ihre Beschwerden klingen wirklich sehr lästig<br />

und mir wird gerade sehr deutlich, wie stark<br />

Sie davon eingeschränkt werden…“ Um einen<br />

Fuß in die Tür für eine psychosomatische Weiterversorgung<br />

zu bekommen, kann man hier<br />

auch besonders gut mit negativen Suggestionen<br />

arbeiten: „Ich kann mir gut vorstellen, dass es<br />

für Sie im Moment nur schwer nachvollziehbar<br />

erscheint, dass sich für ihre Symptome keine<br />

ausreichende organische Ursache findet, obwohl<br />

Ihre Beschwerden wirklich sehr ausgeprägt<br />

sind. Vielleicht können Sie sich gerade noch<br />

gar nicht vorstellen, dass sich hinter diesem<br />

Leid noch etwas anderes verbergen könnte…“<br />

Durch solche Formulierungen, eingebettet in<br />

die typisch hypnotherapeutische ruhige und<br />

wohlwollende Sprechweise, lassen sich unterschiedliche<br />

Aspekte miteinander verbinden:<br />

Die PatientInnen werden in ihrer Not gesehen,<br />

gleichzeitig wird ihnen eine neue Art der Beziehungsgestaltung<br />

ermöglicht und alternative<br />

Wege für die weitere Behandlung aufgezeigt.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch<br />

ohne formale Tranceeinleitung die gezielte Nutzung<br />

von hypnotherapeutischen Sprachmustern<br />

und Sprachfärbungen gerade bei PatientInnen mit<br />

ungünstigen Beziehungsmustern das Herstellen<br />

einer tragbaren Arbeitsbeziehung erleichtert.<br />

Hypnotherapeutische Sprachmuster finden sich<br />

daher auch beispielsweise in den sogenannten<br />

Validierungsstrategien der dialektisch-behavioralen<br />

Therapie (DBT) nach Linehan, um gezielt<br />

therapeutische Wirkungen speziell bei Patient-<br />

Innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen<br />

herbeizuführen. Auch für die komplementäre<br />

Beziehungsgestaltung nach Rainer Sachse eignet<br />

sich hypnotherapeutische Sprache hervorragend,<br />

um auf Beziehungsmotive gezielt einzugehen.<br />

Es ist daher für alle psychotherapeutisch tätigen<br />

KollegInnen lohnend, sich mit hypnotherapeutischer<br />

Sprache auseinanderzusetzen, da sie<br />

für viele Therapiesituationen einen wertvollen<br />

Schatz darstellt.<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Die Autorin<br />

Priv.-Doz. Dr. med.<br />

Katrin Breitbach<br />

Priv.-Doz. Dr. med. Katrin Breitbach<br />

Fachärztin für Psychosomatische<br />

Medizin und Psychotherapie mit verhaltenstherapeutischer<br />

Ausbildung.<br />

Zertifizierte Hypnotherapeutin der<br />

DGH. Als Oberärztin der psychosomatischen<br />

Abteilung des Johanniter-Krankenhauses<br />

in Geesthacht<br />

tätig. Dozentin für Hypnotherapie<br />

am Institut für Verhaltenstherapie<br />

und Psychosomatische Medizin an<br />

der Schön Klinik Bad Bramstedt. Vizepräsidentin<br />

der DGH.<br />

Hypnotherapeutische Interventionen<br />

im digitalen Raum<br />

– Erweiterung des Settings (nicht nur) in der SARS-CoV-2-Pandemie<br />

an zwei Beispielen aus der Onkologie<br />

Digitale Möglichkeiten können hypnotherapeutische<br />

Prozesse bereichern und<br />

den therapeutischen Erfolg unterstützen.<br />

Die Integration dieser Elemente muss auf<br />

die jeweiligen Patient*innen abgestimmt<br />

werden und deren individuelle Möglichkeiten<br />

berücksichtigen. Seitens der Therapeut*innen<br />

ist eine Offenheit im Umgang mit<br />

diesen Techniken notwendig. Eine genaue<br />

Erfassung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />

der Blended und Digitalen Settings<br />

mit dem klassischen Präsenz-Setting steht<br />

zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch aus, dennoch<br />

lässt sich schon jetzt sagen, dass die<br />

digitalen Techniken eine gute Möglichkeit<br />

bieten, vulnerable Patient*innen während<br />

der SARS-CoV-Pandemie hypnotherapeutisch<br />

zu unterstützen.<br />

Einleitung<br />

Autorinnen: Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil. Ursula Gisela Buchner & Heike Wodarz-von Essen, M.Sc. Psychologie<br />

Die Einbindung digitaler Medien in die Psychotherapie<br />

wurde bereits in den 1980er Jahren<br />

begonnen. Jenseits wissenschaftlicher Studien<br />

wurden diese sich neu entwickelnden technischen<br />

Möglichkeiten jedoch vorwiegend<br />

für formale Absprachen genutzt, wenngleich<br />

die gesetzlichen Grundlagen zur Durchführung<br />

internetbasierter Psychotherapie unter<br />

Berücksichtigung datenschutzrechtlicher Voraussetzungen<br />

gegeben sind (vgl. Einheitlicher<br />

Bewertungsmaßstab sowie Berufsordnung für<br />

Psychotherapeut*innen). Die Bereitschaft, diese<br />

Möglichkeiten zu nutzen, wurde durch die SARS-<br />

CoV2-Pandemie und die daraus entstandenen<br />

Kontaktbeschränkungen drastisch erhöht. Es gibt<br />

verschiedene Möglichkeiten, digitale Medien<br />

in die Psychotherapie einzubeziehen, die sich<br />

hinsichtlich der Selbstbeobachtung der Betroffenen<br />

und der Intensität der Betreuung durch<br />

Fachkräfte unterscheiden (siehe Abbildung 1).<br />

Abbildung 1: Intensität der Betreuung bei verschiedenen<br />

Angeboten digitaler Versorgung<br />

Im weiteren Verlauf wird nun Bezug auf die<br />

intensive Betreuung – die Onlinetherapie sowie<br />

den Blended-Care-Ansatz – genommen. Bei der<br />

Onlinetherapie wird die komplette Psychotherapie<br />

vom Präsenz-Setting, also der Anwesenheit vor<br />

Ort, über den gesamten Therapiezeitraum in<br />

den digitalen Raum verlegt und beispielsweise<br />

vollständig per Videotelefonie durchgeführt.<br />

Für Onlinetherapie liegen aktuell Studienergebnisse<br />

aus mehreren klinischen Studien vor, die<br />

sehr hohe Effekte zeigen (Varker et al., 2019).<br />

Allerdings fehlen bislang noch Befunde, die<br />

zeigen ob und wenn ja, in welchen Bereichen<br />

sich digital vermittelte Therapie und Therapie<br />

im Präsenz-Setting unterscheiden. Der Blended-Care-Ansatz<br />

erweitert das Präsenz-Setting<br />

um digitale Kommunikation. Hierzu können<br />

beispielsweise Sitzungen situationsspezifisch<br />

abwechselnd in verschiedenen Settings (Online<br />

oder Präsenz) durchgeführt und zudem<br />

mit asynchroner Kommunikation über E-Mail<br />

oder SMS bzw. Messenger-Dienste erweitert<br />

werden. Dabei erfüllen asynchrone Kommunikationsmedien<br />

nicht nur den Zweck, formale<br />

Absprachen zu treffen, sondern dienen auch<br />

der inhaltlichen Kommunikation und tragen so<br />

dazu bei, den therapeutischen Prozess weiter<br />

voran zu bringen. Die Evidenz für den Blended-Care-Ansatz<br />

ist aktuell noch begrenzt, es<br />

fehlt beispielsweise an Vergleichsstudien mit<br />

ambulanter Therapie im Präsenz-Setting. Allerdings<br />

liegen Ergebnisse zur Wirksamkeit des<br />

Blended-Care-Ansatzes im Vergleich zu einer<br />

unbehandelten Kontrollgruppe vor (Erbe et al.<br />

2017). Auch gibt es eine Vielzahl an Studien,<br />

die die Effektivität von spezialisierten Behandlungsprogrammen,<br />

beispielsweise webbasierte<br />

Programme oder Apps, etwa bei Depressionen<br />

(Santoft et al., 2019) aufzeigen. Diese Programme<br />

lassen sich gut in den Blended-Care-Ansatz<br />

integrieren. Bei Programmen dieser Art wird<br />

häufig ein kognitiv-behaviorales Vorgehen genutzt,<br />

psychodynamische Ansätze finden sich<br />

dagegen nur selten (de Bitencourt Machado et<br />

al., 2016). Auch die Hypnotherapie nutzt schon<br />

seit geraumer Zeit einen Blended-Care-Ansatz,<br />

ohne dies explizit so zu benennen, indem beispielsweise<br />

Aufnahmen von Trancen mit in den<br />

therapeutischen Prozess einbezogen werden.<br />

Grundsätzlich stehen sowohl Onlinetherapie<br />

wie auch der Blended-Care-Ansatz jeder therapeutischen<br />

Schule offen.<br />

Abbildung 2: Therapeutische Settings<br />

Der Einbezug digitaler Medien in der Therapie<br />

bringt dabei besondere Herausforderungen mit<br />

sich: Bei der Videotelefonie sind im Vergleich zu<br />

Präsenzsitzungen verschiedene Möglichkeiten<br />

der Wahrnehmung eingeschränkt, etwa ist das<br />

Gegenüber i.d.R. nicht vollständig zu sehen,<br />

Gestik und Bewegungsspielraum sind durch die<br />

Kamera eingeschränkt und Blickkontakt ist nicht<br />

möglich. Bei einer schriftlichen, zumeist asynchron<br />

stattfindenden Kommunikation (E-Mail,<br />

SMS oder Messenger) kommt ein vollständiger<br />

Wechsel des Sprachsystems vom mündlichen<br />

in das schriftliche hinzu. Dafür bieten sich zusätzliche<br />

Möglichkeiten für Patient*innen bzw.<br />

Klient*innen wie auch für Therapeut*innen.<br />

Beispielsweise können so unabhängig von<br />

Terminen aktuelle Problemlagen oder positive<br />

Erlebnisse und Fortschritte geteilt werden. Zudem<br />

kann dies dazu beitragen, Patient*innen<br />

und Klient*innen zur Reflexion zwischen den<br />

Sitzungen anzuregen. Ein weiterer Vorteil ist,<br />

dass die Nachrichten und die Antworten zu<br />

einem späteren Zeitpunkt herangezogen werden<br />

können, etwa um Fortschritte zu reflektieren.<br />

Anhand von zwei Fallbeispielen aus der Onkologie<br />

werden nachfolgend (1) eine hypnotherapeutische<br />

Begleitung einer onkologischen<br />

Erkrankung in einem Blended Setting unter<br />

Nutzung synchroner und asynchroner Kommunikationsmedien<br />

sowie (2) eine bei einer<br />

onkologischen Erkrankung vollständig digital<br />

durchgeführte hypnotherapeutische Begleitung<br />

dargestellt.<br />

Fallbeispiel 1: Hypnotherapeutische Begleitung<br />

einer Patientin mit Hirntumor im<br />

Blended Setting unter Nutzung synchroner<br />

und asynchroner Kommunikationsmedien<br />

Im Herbst 2019 wurde bei der 51-jährigen<br />

Patientin ein Typ-II-Meningeom, ein langsam<br />

wachsender gutartiger Hirntumor, diagnostiziert.<br />

Zur Bewältigung der Diagnose, zum Umgang mit<br />

der Diagnose im Familienkreis und im beruflichen


18<br />

Hypnotherapeutische Interventionen im digitalen Raum<br />

Hypnotherapeutische Interventionen im digitalen Raum<br />

719<br />

Kontext sowie zur emotionalen Verarbeitung<br />

des notwendigen operativen Eingriffes suchte<br />

sie eine therapeutische Begleitung auf. Die<br />

Patientin berichtete, dass sie „Löcher im Kopf“<br />

habe und sich große Sorgen um die Reaktion<br />

ihrer Familie mache. Zudem berichtete sie von<br />

ständigem Gedankenkreisen und dem Gefühl,<br />

von der Welt abgeschnitten zu sein. Die ersten<br />

Sitzungen vor der Operation wurden in einem<br />

Präsenz-Setting durchgeführt. Hierbei wurden<br />

sowohl klassische formale Trancen als auch<br />

Wachtrancen genutzt. Im Mittelpunkt standen<br />

der Umgang mit Grübeleien bezüglich der Erkrankung<br />

und die Angst vor der Operation an<br />

sich. In Ressourcenarbeit wurde eine „Bank<br />

mit kraftvollen Erinnerungen“ etabliert, die<br />

die Patientin im Nachgang zu der Sitzung als<br />

Vorbereitung für die Zeit im Krankenhaus als<br />

Fotoalbum in ihrem Smartphone zusammenstellte.<br />

Bei den Präsenz-Sitzungen wurde besprochen,<br />

wie sich die Patientin digitale Hilfsmittel<br />

eigenständig, z.B. während des Krankenhausaufenthalts,<br />

nutzbar machen könnte. Daraus<br />

ableitend wurde die Möglichkeit etabliert, dass<br />

die Patientin bei Bedarf eine Nachricht per E-<br />

Mail oder SMS schicken konnte, etwa um sich<br />

in belastenden Situationen mitteilen zu können<br />

oder um einen Input für eine Selbsthypnose zu<br />

erhalten. Die Patientin nutzte diese Möglichkeit<br />

und schrieb nach eigenem Bedarf kurze<br />

Updates und berichtete über die im Nachgang<br />

zur Sitzung aufgetretene weitere Entwicklung<br />

bzw. weiteren Erkenntnisse.<br />

Nach der primären Tumoroperation traten<br />

Komplikationen auf, die mehrere z.T. längere<br />

Krankenhausaufenthalte mit mehreren<br />

Operationen sowie einen Aufenthalt auf der<br />

Intensivstation notwendig machten. In diese<br />

Zeit fiel der erste Lockdown mit den dadurch<br />

verbundene Kontaktbeschränkungen aufgrund<br />

der SARS-CoV-2-Pandemie. Diese wurden von<br />

der Patientin als besonders belastend erlebt,<br />

da sie ihre Familie nicht sehen und sich nicht<br />

über die ungeplante Intensivsituation und die<br />

empfundene lebensbedrohliche Situation durch<br />

die aufgetretenen Komplikationen austauschen<br />

konnte. Die Patientin nutzte während dieser<br />

stationären Phasen vor allem SMS zur weiteren<br />

therapeutischen Begleitung und berichtete<br />

in kurzen Nachrichten v.a. über ihre Ängste<br />

und ihre Situation. In den Antworten durch die<br />

Therapeutin wurde konkret auf die etablierten<br />

Ressourcen und die kraftvollen Bilder Bezug<br />

genommen, z.T. verbunden mit konkreten<br />

Instruktionen wie „Können Sie dazu ein Bild<br />

aus Ihrem Ressourcen-Album nutzen, wenn ja<br />

welches?“. Diese Form der Mitteilung und des<br />

Austausches erlebte die Patientin als entlastend<br />

und hilfreich. Zudem gelang es ihr so, ihre Situation<br />

zu reflektieren und sie berichtete, dass<br />

sie gerade durch die beschränkte Zeichenzahl<br />

der SMS angehalten war, sehr klar zu formulieren<br />

und zunächst den Kern ihrer Botschaft<br />

für sich herauszuarbeiten, um verstanden zu<br />

werden,. Diesen Vorgang – gekoppelt mit dem<br />

Wissen um Anbindung und Antwort – erlebte<br />

die Patientin als äußerst hilfreich. In den Zeiten<br />

zwischen den Krankenhausaufenthalten<br />

wurden E-Mails für längere Nachrichten genutzt.<br />

Auch die asynchrone Kommunikation<br />

per E-Mail wurde von der Patientin als hilfreich<br />

erlebt. Insbesondere die Möglichkeit, ihre Gedanken<br />

zu jeder Zeit mitteilen zu können („Das<br />

muss jetzt irgendwo hin, bei Ihnen ist es gut<br />

aufgehoben“) und zu jeder Zeit bestimmte Passagen<br />

der Antwort erneut lesen zu können,<br />

wurden von ihr als wohltuend erlebt. Zudem<br />

berichtete die Patientin, dass das mehrfache<br />

(Um-)Formulieren ihrer Nachrichten ihr dabei<br />

half, innere Klarheit zu finden. Nach Aussage<br />

der Patientin habe gerade diese Möglichkeit<br />

einige Heureka-Momente ermöglicht, die ihrem<br />

Empfinden nach durch ausschließliche Präsenz-<br />

Sitzungen nicht in diesem Ausmaß möglich<br />

gewesen wären. Nachdem die Patientin sich<br />

wieder im häuslichen Umfeld befand und<br />

sich körperlich für weitere Therapien erholte,<br />

wurden Sitzungen im Präsenzformat wieder<br />

aufgenommen. Anschließend wurde während<br />

der sechswöchigen Strahlentherapie mit täglichen<br />

Terminen wieder auf eine Begleitung<br />

per SMS gewechselt. Nach Ende der Therapie<br />

in der Radiologie wurde aufgrund der hohen<br />

Inzidenz von SARS-CoV-2 zunächst Videotelefonie<br />

genutzt; nachdem die Patientin mit<br />

vollständigem Impfschutz gegen SARS-CoV-2<br />

ausgestattet war, wurden die Präsenz-Sitzungen<br />

vor Ort wieder aufgenommen. In dem Präsenz-<br />

Setting wurden die traumatischen Erlebnisse<br />

aus den Krankenhausaufenthalten (Not-Operation,<br />

massive Schmerzen und Aufenthalt in<br />

der Intensivstation) in hypnotherapeutischen<br />

Interventionen aufgegriffen. Die gut etablierten<br />

digitalen Updates nach der Sitzung wurden im<br />

weiteren Verlauf beibehalten.<br />

Die Kombination des Präsenz-Settings mit den<br />

Möglichkeiten digital vermittelter Kommunikation<br />

auf verschiedenen Ebenen ermöglichte die<br />

kontinuierliche Begleitung der Patientin unter<br />

sehr herausfordernden Bedingungen einer<br />

schweren körperlichen Erkrankung während<br />

der SARS-CoV-2-Pandemie. Bei dieser Form<br />

des Blended-Care-Ansatzes mussten keine<br />

technischen Probleme oder Besonderheiten<br />

berücksichtigt werden. Die Kontinuität der<br />

Begleitung konnte nur dank der Einbindung<br />

digitaler Kommunikation in den Prozess aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Fallbeispiel 2: Digital durchgeführte hypnotherapeutische<br />

Begleitung einer Patientin<br />

mit Brustkrebs<br />

Die 53-jährige Patientin war im Frühjahr <strong>2021</strong> im<br />

Vorfeld einer anstehenden Brustkrebs-Operation,<br />

die aufgrund eines Rezidivs notwendig geworden<br />

war, auf der Suche nach hypnotherapeutischer<br />

Unterstützung. Bei vorherigen Operationen im<br />

Rahmen der Tumorbehandlung hatte sie vor<br />

allem die Aufwachphase als extrem belastend,<br />

angsteinflößend und bedrohlich erlebt. Die Patientin<br />

schilderte subjektiv äußerst unangenehm<br />

empfundene Wahrnehmungsveränderungen<br />

(verstärkte auditive Wahrnehmung), für die sie<br />

die Schmerzmedikation (Opioide) als Ursache<br />

annahm. Zudem nahm sie das Personal im Aufwachraum<br />

als ihr feindlich gesinnt wahr. Die<br />

Angst vor der Aufwachsituation überschattete<br />

die gesamte Vorbereitung auf die Operation und<br />

führte zu Gedankenkreisen und Schlafproblemen.<br />

Selbstformuliertes Ziel der Patientin war, in der<br />

Zeit vor der Operation eine relative Entspannung<br />

zu erreichen, die sich z.B. im Durchschlafen<br />

manifestieren sollte. Für die Aufwachphase war<br />

das erklärte Ziel, „in freundlicher Umgebung<br />

geborgen aufzuwachen“.<br />

Da Tumorpatient*innen zu einer Risikogruppe in<br />

Bezug auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 zählen<br />

und in dieser Zeit anhaltend hohe Inzidenzzahlen<br />

zu verzeichnen waren, wurde die Möglichkeit<br />

einer vollständig digital durchgeführten hypnotherapeutischen<br />

Begleitung besprochen. Da die<br />

Patientin bereits Erfahrung mit Hypnotherapie<br />

hatte, stand sie einer digitalen Form dieser<br />

Begleitung positiv gegenüber.<br />

In einem videotelefonischen Vorgespräch wurden<br />

die Voraussetzungen an die heimische Infrastruktur<br />

(Internetanbindung, Kameraausrichtung,<br />

Beleuchtung und Ton) und die räumlichen<br />

Gegebenheiten geklärt. Des Weiteren wurde<br />

mit der Patientin besprochen, dass am Ende<br />

jeder Sitzung eine kurze Reflektion des Settings<br />

stattfinden sollte, um potentiell auftretende<br />

Probleme aufgrund des virtuellen Settings frühzeitig<br />

zu identifizieren.<br />

In der ersten digitalen Sitzung per Videotelefonie<br />

wurde zunächst die Technik ausgetestet, im<br />

weiteren Verlauf unterschied sich die Sitzung<br />

nicht von einer Erstsitzung mit Tranceinduktion<br />

im Präsenz-Setting. Bei der Nachbesprechung<br />

stellte sich heraus, dass die lautmalerische Begleitung<br />

der Trance über die digitale Vermittlung<br />

(Verzerrung der Laute) für die Patientin<br />

störend war.<br />

Bei den weiteren digitalen Sitzungen wurde<br />

jeweils zu Beginn ein erneuter Test der Technik<br />

durchgeführt, um potentielle Probleme während<br />

der Trance zu vermeiden. Zudem wurden aufgrund<br />

des Feedbacks der Patientin von Seiten der<br />

Therapeutin weitere Anpassungen im Sprachmodus<br />

vorgenommen. So zeigte sich etwa, dass<br />

ein leises Sprechen der Tranceinduktionen trotz<br />

Headset von der Patientin nur sehr schlecht<br />

verstanden werden konnte. Teilweise berichtete<br />

sie auch von unangenehmen technischen<br />

Nebengeräuschen, die trotz Geräuschunterdrückung<br />

des gewählten telemedizinischen<br />

Programmes nicht zu beheben waren. Auch<br />

war die Arbeit mit ideomotorischen Fingersignalen<br />

nur eingeschränkt möglich, da kleine<br />

Bewegungen über die Kamera nicht gut sichtbar<br />

waren. Daher wurden alternativ ideomotorische<br />

Kopfbewegungen (Nicken, Kopfschütteln) als<br />

Signale genutzt. Die Tranceinduktionen selbst<br />

erlebten sowohl Patientin als auch Therapeutin,<br />

von obigen Punkten abgesehen, als „ganz normale“<br />

Sitzungen, die sich inhaltlich oder vom<br />

therapeutischen Ablauf oder Setting in keiner<br />

Weise von Präsenz-Sitzungen unterschieden.<br />

Die Patientin konnte den Tranceinduktionen<br />

gut folgen und einen ebenso angenehmen wie<br />

therapeutisch wertvollen Entspannungszustand<br />

erreichen. Auch fühlte sie sich trotz der lediglich<br />

digitalen Anwesenheit der Therapeutin sicher,<br />

wobei auch das gewohnte häusliche Umfeld<br />

beitrug. Sie erlebte die digitalen Trancesitzungen<br />

als ebenso hilfreich und therapeutisch erfolgreich<br />

wie sie dies von in der Vergangenheit<br />

genutzten Präsenzterminen kannte.<br />

Die Patientin berichtete, sich nach den drei<br />

Sitzungen gut für die anstehende Operation<br />

vorbereitet zu fühlen. Zwar war der Nachtschlaf<br />

oft noch immer unterbrochen, diese Unterbrechungen<br />

waren jedoch von kurzer Dauer<br />

und nicht von Gedankenkreisen begleitet. Im<br />

Nachgang berichtete sie von einem angenehmen,<br />

angstfreien Aufwachen aus der Narkose.<br />

Zudem habe sie sich sehr gut betreut gefühlt<br />

und die fremden Menschen als unterstützend<br />

wahrgenommen. Diese positiven Effekte konnte<br />

sie auch in weiteren Operationen nutzen, die<br />

aufgrund von Metastasen notwendig wurden.<br />

Erkenntnisse für die hypnotherapeutische<br />

Begleitung im digitalen Raum<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass<br />

die Pandemie als Katalysator für die Verbreitung<br />

von Online-Therapie sowie von Blended-Care-Ansätzen<br />

fungiert. Für die Umsetzung der<br />

hypnotherapeutischen Begleitung im digitalen<br />

Raum braucht es neben der Bereitschaft, sich auf<br />

dieses neue Setting einzulassen, Grundkompetenzen<br />

im Umgang mit der dazu notwendigen<br />

Technik, sowohl auf Seiten der Therapeut*innen<br />

als auch auf Seiten der Patient*innen bzw.<br />

Klient*innen. Die Nutzung asynchroner Möglichkeiten<br />

benötigt gute Absprachen, in welcher<br />

Art und Weise und in welchem Zeitraum eine<br />

Reaktion auf die Nachrichten erfolgt, da diese<br />

schriftlichen Kommunikationsformen, insbesondere<br />

in Chats oder Messenger-Diensten,<br />

die Gefahr von zu häufigen und informellen<br />

Kontaktaufnahmen bergen. Hieraus ergeben<br />

sich Herausforderungen für die Einhaltung der<br />

professionellen Distanz der Therapeut*innen<br />

bzw. Berater*innen.<br />

Die Nutzung von Videotelefonie benötigt Vorbereitung:<br />

Grundsätzlich muss der Raum auf<br />

beiden Seiten über eine gute Internetanbindung,<br />

entweder mit Kabel oder einer guten<br />

WLAN-Abdeckung, verfügen. Zu Beginn jeder<br />

digital vermittelten synchronen Sitzung nimmt<br />

die Ausrichtung von Kamera und Licht sowie<br />

gegebenenfalls die Einstellung des Tons Zeit<br />

in Anspruch. Hierbei muss darauf geachtet<br />

werden, dass es eine gute und blendfreie Beleuchtung<br />

gibt und die Kamera so ausgerichtet<br />

ist, dass die Patient*innen im Liegen während<br />

der Trance von den Therapeut*innen gut gesehen<br />

werden können. Ein kabelloses Headset<br />

kann eingesetzt werden, um auch aus einer<br />

größeren Entfernung zum digitalen Endgerät<br />

eine gute Tonqualität zu erhalten. Zudem sollte<br />

darauf geachtet werden, dass Patient*innen<br />

einen Raum haben, in dem sie ungestört von<br />

anderen einen Rückzugsort für die Sitzungen<br />

haben. Dieser Raum sollte zudem über eine<br />

Liegemöglichkeit verfügen, die nicht gleichzeitig<br />

mit einer anderen Funktion assoziiert<br />

war, z.B. Arbeit oder Schlafen. In Bezug auf<br />

die Artikulation und die lautmalerische Begleitung<br />

der Trancen sind bei der Nutzung<br />

von Videotelefonie Adaptionen der Sprechweise<br />

notwendig: So werden beispielsweise<br />

verschiedene Konsonanten, etwa Plosiv- und<br />

Zischlaute, über die Mikrofone verzerrt. Ebenso<br />

funktioniert das sonst gängige begleitende Mit-<br />

Atmen durch Therapeut*innen nicht, genauso<br />

wenig wie Seufzen oder ähnliches. Diese Laute<br />

werden je nach technischer Ausstattung verzerrt<br />

wiedergegeben und als „zu nah und laut“<br />

bzw. „herausstechend“ erlebt, da sie eher an<br />

ein unangenehmes Zischen erinnern. Eine zu<br />

leise Stimme ist durch die digitale Vermittlung<br />

ebenfalls schwer verständlich und kann, etwa<br />

bei einem Flüstern, unangenehme Färbungen<br />

bekommen. Diese Adaptionen erfordern in der<br />

Vorbereitung Übung.<br />

Der Einbezug verschiedener digitaler Techniken<br />

in die Hypnotherapie ist jedoch lohnenswert,<br />

da auf diesem Weg u.a. hypnotherapeutische<br />

Prozesse bereichert und der therapeutische Erfolg<br />

mannigfaltig und personenspezifisch unterstützt<br />

werden kann. Insbesondere die asynchrone<br />

Kommunikation hält gerade durch die zeitlich<br />

versetzten Antworten Möglichkeiten, Reflexionsprozesse<br />

und Lernerlebnisse zeitnah zu teilen und<br />

nachhaltig in einer Art und Weise zu verankern,<br />

die in synchronen Präsenz-Sitzungen nicht gegeben<br />

ist. Therapeutische Interaktionen können<br />

über die hypnotherapeutische Sitzung hinaus<br />

mit wenig Aufwand gefestigt, wiederholt und<br />

verinnerlicht werden. Allerdings benötigt diese<br />

Form der Therapiebegleitung Patient*innen,<br />

die eine gewisse Selbstreflexion mitbringen<br />

und entsprechend schriftlich formulieren können.<br />

Digitale Techniken bieten zudem eine gute<br />

Möglichkeit, Patient*innen mit besonderem<br />

Infektionsrisiko während der aktuellen SARS-COV<br />

2-Pandemie in einem infektionsgeschützten<br />

Setting hypnotherapeutisch zu unterstützen.<br />

Zudem können diese positiven Effekte auch<br />

über die Pandemie hinaus genutzt und in das<br />

therapeutische Angebot integriert werden.<br />

Literatur<br />

de Bitencourt Machado, D., Braga Laskoski, P., Trelles<br />

Severo, C., Margareth Bassols, A., Sfoggia, A., Kowacs,<br />

C., Valle Krieger, D., Benetti Torres, M., Bento Gastaud,<br />

M., Stella Wellausen, R., Pigatto Teche, S. & Laks Eizirik,<br />

C. (2016), A Psychodynamic Perspective on a Systematic<br />

Review of Online Psychotherapy for Adults. British Journal<br />

of Psychotherapy, 32: 79-108. https://doi.org/10.1111/<br />

bjp.12204<br />

Erbe D, Eichert HC, Riper H, Ebert DD. Blending Face-to-<br />

Face and Internet-Based Interventions for the Treatment<br />

of Mental Disorders in Adults: Systematic Review. J Med<br />

Internet Res 2017;19: e306<br />

Santoft F, Axelsson E, Öst L-G, Hedman-Lagerlöf M, Fust J,<br />

Hedman-Lagerlöf E (2019). Cognitive behaviour therapy<br />

for depression in primary care: systematic review and<br />

meta-analysis. Psychological Medicine 49, 1266–1274.<br />

https://doi.org/10.1017/S0033291718004208<br />

Varker T, Brand RM, Ward J, Terhaag S, Phelps A. Efficacy<br />

of synchronous telepsychology interventions for people<br />

with anxiety, depression, posttraumatic stress disorder,<br />

and adjustment disorder: A rapid evidence assessment.<br />

Psychol Serv 2019;16:621–35<br />

Die Autorin<br />

Prof. Dipl.-Psych.<br />

Dr. phil. Ursula<br />

Gisela<br />

Buchner<br />

Prof. Dipl.-Psych. Dr. phil.<br />

Ursula Gisela Buchner<br />

Systemische und Familientherapeutin<br />

(DGSF), klinische Hypnotherapeutin<br />

(DGH), ist Professorin für Gesundheitspsychologie<br />

an der Deutsche Hochschule<br />

für Gesundheit und Sport (DHGS) und<br />

arbeitet freiberuflich in eigener Praxis.<br />

Kontakt: ub@handlungs-spielraum.de<br />

Heike Wodarz-von Essen,<br />

M.Sc. Psychologie<br />

Die Autorin<br />

Heike Wodarzvon<br />

Essen, M.Sc.<br />

Psychologie<br />

Zentrum für Klinische Suchtmedizin,<br />

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und<br />

Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum<br />

Regensburg, arbeitet neben ihrer<br />

wissenschaftlichen Tätigkeit freiberuflich<br />

in einer Praxis für Schmerztherapie.


20<br />

David Bradley Cheek<br />

David Bradley Cheek<br />

721<br />

David Bradley Cheek -<br />

Hansjörg Ebell M.D. My very dear and scientifically honest<br />

friend for many years. I consider You my guru in careful<br />

thinking” (David war 82 und ich 48 Jahre alt).<br />

⁴ s. meine Kasuistik bei langjährig chronifizierter CRPS-<br />

dem Meister zum 109.<br />

Symptomatik in: Ebell (2018) Resonance Based Medicine:<br />

A Systems Perspective for Managing Chronic Pain in: Hypnotic<br />

Techniques for Chronic Pain Management, Mark P.<br />

Geburtstag und 25. Todestag<br />

Jensen, Danny Creek Press (PDF auf www.doktorebell.de)<br />

⁵ Seine erste Publikation dazu erschien 1959 im American<br />

Journal of Clinical Hypnosis: The unconscious perception<br />

Autor: Dr. med. Hansjörg Ebell<br />

of meaningful sounds under surgical anesthesia as revealed<br />

under hypnosis. Mehr dazu – Literaturangeben und<br />

inhaltlich – in Cheeks Vortrag „Einige Beiträge Ericksons<br />

zur Medizin“ auf dem 1. Erickson-Kongress in Phoenix<br />

Was die therapeutische Verwendung Hypnose<br />

in der Psychosomatik anbetrifft,<br />

verdient der US-amerikanische Gynäkologe<br />

und Geburtshelfer David B. Cheek (22. Mai<br />

1912 - 12. Juni 1996) gleich viel Interesse<br />

wie Milton H. Erickson. 1994 ist sein Buch<br />

„Hypnosis ¹ - The Application of Ideomotor<br />

Techniques“ erschienen; sechs Jahre zuvor<br />

„Mind-Body Therapy - Methods of Ideodynamic<br />

Healing in Hypnosis“– zusammen mit Ernest<br />

Rossi. Letzteres ist eine Fundgrube auf dem<br />

Gebiet der medizinischen Hypnose, da am<br />

Ende eines jeden Kapitels auf Grundlage<br />

des (damals) aktuellen Wissens begründete<br />

Vorschläge für konkrete Forschungsprojekte<br />

angefügt wurden. Aus Anlass des Themas<br />

der Jahrestagung wurde ich gebeten, den<br />

„alten Meister“ der therapeutischen Hypnose<br />

zu würdigen.<br />

Dialog mit dem Unbewussten<br />

David Cheek hat sich bei jeder behandlungsbedürftigen<br />

Symptomatik dafür interessiert,<br />

welche subjektiven, individuellen Bedingungen<br />

eine Rolle gespielt haben könnten, dass und<br />

warum sich eine bestimmte Pathophysiologie<br />

oder Problematik bei eben dieser Patientin zu<br />

eben diesem Zeitpunkt entwickelt haben.<br />

Für seine entsprechenden Recherchen hat<br />

er ideomotorische Fingersignale (oder ein<br />

Pendel) verwendet – in Hypnose, aber auch<br />

ohne formelle Tranceinduktion. Dank seiner<br />

wohlwollenden und Vertrauen erweckenden<br />

Präsenz und seinem spürbar genuinen Interesse<br />

an der Person ihm gegenüber hat er auf sein<br />

gründliches Nachfragen detaillierte Antworten<br />

bekommen. Auch tief im Unbewussten verborgen<br />

liegende Zusammenhänge, die außerhalb<br />

rational erklärbarer Bereiche liegen, hat er so<br />

erkundet (z.B. wie Kopf und Schulter beim Geburtsvorgang<br />

positioniert waren oder was der<br />

Chirurg während eines operativen Eingriffs in<br />

Vollnarkose gesagt hat u.v.a.m.). Unabhängig<br />

davon, ob man als anwesender Beobachter des<br />

Geschehens in einem Workshop oder als Leser<br />

seinen Erklärungen folgen mochte und konnte:<br />

Die Veränderungen, die sich daraus ergeben<br />

haben, waren therapeutisch höchst relevant und<br />

beeindruckend – nicht nur als heilsame subjektive<br />

Erfahrung für die betroffenen Personen, sondern<br />

auch als Ergebnis homöostatischer Regulation<br />

und Heilung (Ideodynamik und Emergenz) auf<br />

einer objektiv messbar-physiologischen Ebene.<br />

Ideodynamik und Ideomotorik<br />

Davids Verwendung ideomotorischer Fingersignale<br />

für einen Dialog mit dem ideodynamischen<br />

Geschehen im Unbewussten erlaubt<br />

eine mehrfache Übersetzung: Einerseits werden<br />

kognitiv in der Therapiesituation ermittelte und<br />

verbal formulierte Fragen bezüglich möglicher<br />

Ursachen einer Symptomatik „verstanden“ und<br />

ideomotorisch beantwortet. Dadurch kann auch<br />

detailliert nachgefragt werden. Andererseits<br />

werden die therapeutischen Vorschläge (Suggestionen)<br />

auf Nachfrage sofort kommentiert<br />

(neudeutsch: gegengecheckt), ob sie auf unbewusster<br />

Ebene akzeptiert und umgesetzt werden<br />

können. Die Technik ist denkbar einfach, ihre<br />

therapeutische Verwendung eine Kunst: Ein<br />

Finger wird gebeten, als Ja-Signal zu dienen,<br />

einer als Nein-Signal und ein weiterer für die<br />

gemischte Jein-Antwort oder für „Ich weiß nicht“<br />

oder „Will nicht antworten“ oder was auch immer<br />

vereinbart wurde. In der Folge bewegt „sich“<br />

ein Finger unwillkürlich und symbolisiert die<br />

aktuelle Antwort bzw. steht für einen inneren<br />

Prozess (Ideodynamik) – so wie bei Rossi die<br />

„spiegelnden Hände“ (mirroring hands) ² oder<br />

bei Erickson z.B. Bewegungen im levitierten<br />

Arm oder einer kataleptisch-dissoziierten Hand.<br />

Für meine eigene ärztliche und psychotherapeutische<br />

Tätigkeit sind David Cheeks Haltung<br />

und die Verwendung von ideomotorischen Fingersignalen<br />

wesentlich ³. Im „Dialog mit dem<br />

Unbewussten“ ermöglicht dies nicht nur den<br />

Zugang zu Problemen und Ressourcen, so wie<br />

sie im System abgespeichert sind, sondern für<br />

die Suche nach möglichen Lösungen werden die<br />

Patienten bzw. ihr Unbewusstes darüber hinaus<br />

auch noch als Co-Therapeuten engagiert. So<br />

können wir gemeinsam genauer herausfinden<br />

und verstehen, worum es eigentlich geht und<br />

sofort überprüfen (Zustimmung, Ablehnung<br />

oder Ambivalenz), ob die Lösungsvorschläge<br />

(Suggestionen) systemkompatibel sind und damit<br />

eine Chance haben, zu nachhaltig wirksamen<br />

therapeutischen Veränderungen zu führen ⁴.<br />

Das Unbewusste<br />

Hypnotherapeutisch Tätige betonen zu Recht<br />

die im Unbewussten liegenden Ressourcen.<br />

Das sog. Unbewusste ist aber auch eine Quelle<br />

von verallgemeinernden Schlussfolgerungen<br />

auf Grund singulärer biografischer Ereignisse.<br />

Dies kann zu langfristig wirksamen, inadäquaten<br />

Reaktionen führen (z.B. was den Selbstwert<br />

anbetrifft oder Überzeugungen, die alle zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen betreffen<br />

u.v.a.m.). Heute wissen wir, dass – durch einen<br />

bzw. nach einem blitzschnellen Abgleich in den<br />

Netzwerken unseres Zentralnervensystems –<br />

jegliche aktuellen Empfindungen (Emotionen),<br />

Verhaltensweisen und Kognitionen zu einem<br />

großen Anteil aus unbewussten Quellen gespeist<br />

werden. Besonders einflussreich sind dabei die<br />

Erfahrungswerte aller Sinneskanäle, die zum<br />

Zeitpunkt des Geschehens „stress-encoded“ oder<br />

gar traumatisierend waren und tiefe Spuren<br />

hinterlassen haben.<br />

Jahrzehnte vor der heute gängigen Konzeptualisierung<br />

als Ego-States oder von „Teilen“ als<br />

Träger unterschiedlicher Aspekte einer Person hat<br />

sich David bei seinen dialogischen Recherchen<br />

im Unbewussten intensiv mit sog. „state-boundmemories“<br />

(implizites Gedächtnis) befasst. Er<br />

sah sie als die entscheidenden Hindernisse für<br />

Gesundheit, angemessenes Verhalten und eine<br />

gute Lebensqualität im Hier und Heute. Da sein<br />

höchstes Ziel die Besserung des Gesundheitszustands<br />

seiner Patienten war, „experimentierte“<br />

(im guten Sinne des Wortes) er einfallsreich in<br />

jedem Einzelfall, um Bedingungen herauszufinden,<br />

wie – und vor allem auch, mit welchen<br />

für die unbewussten Schichten überzeugenden<br />

Argumenten – solche „imprints“ konstruktiv<br />

verändert werden können. In diesen Themenbereich<br />

gehört sein historisches Verdienst, immer<br />

wieder auf die Bedeutung von Gehörtem im<br />

Zustand der Vollnarkose verwiesen zu haben,<br />

d.h. auf die gravierenden Folgen, die sich durch<br />

Negativsuggestionen ergeben, die auf unbewusster<br />

Ebene verankert sind. ⁵ Brandaktuelle<br />

Forschung belegt seine Hinweise, indem das<br />

Umgekehrte ebenfalls zutrifft: Das Abspielen<br />

einer Aufnahme mit therapeutischen Suggestionen<br />

und Hintergrundmusik in Vollnarkose<br />

wirkt sich signifikant messbar positiv auf den<br />

postoperativen Verlauf aus. ⁶<br />

Auch Cheeks Erkenntnis „that surgical patients<br />

behave as though hypnotized“ ⁷ ist in seiner<br />

Bedeutung für den Krankenhausalltag kaum<br />

zu unterschätzen. In Anbetracht des Risikos,<br />

potentiell mächtige Negativsuggestionen zu<br />

geben, sollten Grundprinzipien therapeutischer<br />

Kommunikation unbedingt beachtet werden:<br />

Was von ärztlicher Seite wie gesagt wird – oder<br />

genauer: wie es verstanden wird – kann unhinterfragt<br />

befolgt werden wie ein posthypnotischer<br />

Auftrag. Dies ist umso wahrscheinlicher, je höher<br />

emotional-affektiv aufgeladen die Gesprächssituation<br />

ist, z.B. bei der Aufklärung über einen<br />

bevorstehenden operativen Eingriff oder der<br />

Mitteilung einer Krebs-Diagnose.<br />

Seine Fallgeschichten und psychosomatischen<br />

Reflexionen zu mitbedingenden und auslösenden<br />

Faktoren bei chronischen Schmerzen sowie bei<br />

gynäkologischen Krankheitsbildern und Problemen<br />

in der Geburtshilfe (u.v.a.m.) sind höchst<br />

lehrreich. Für hypnotherapeutisch kundige<br />

Ärzt:innen können diese den Be-Handlungsspielraum<br />

zum Wohl ihrer Patienten erheblich<br />

erweitern. Gewissermaßen auf den Schultern<br />

eines Altmeisters wie David Cheek stehend,<br />

können sie mit mehr Umsicht recherchieren<br />

und weitsichtiger handeln.<br />

Quellenangaben<br />

¹ Eine aktualisierte Zusammenführung von Clinical Hypnotherapy<br />

(Cheek & LeCron 1968) und The Psychobiology<br />

of Mind-Body Healing - New concepts of Therapeutic<br />

Hypnosis (Rossi 1986). Leider gibt es keines seiner Bücher<br />

in deutscher Übersetzung.<br />

² The Practitioner’s Guide to Mirroring Hands – A Client-<br />

Responsive Therapy That Facilitates Natural Problem Solving<br />

and Mind-Body Healing (2017) von Richard Hill und<br />

Ernest Rossi. Die deutsche Übersetzung (<strong>2021</strong>) erscheint<br />

demnächst bei Carl Auer.<br />

³ 1985, anlässlich eines Seminars in Kiel, sind wir uns<br />

das erste Mal begegnet. 1992 habe ich ihn zu Hause in<br />

Santa Barbara besucht, 1993 war er im Anästh. Institut<br />

der Uni München willkommen. Ich bin sehr stolz auf<br />

seine Widmung in meinem Exemplar seines Buches: „To<br />

1980; deutsche Übersetzung in Hypnose und Kognition,<br />

Band 5, Heft 2, Okt. 1988 – als PDF im Internet unter<br />

www.meg-stiftung.de<br />

⁶ Nowak H, Zech N et al (2020): Effect of therapeutic<br />

suggestions during general anaesthesia on postoperative<br />

pain and opioid use: multicentre randomised controlled<br />

trial, British Medical Journal; 371:m4284 (http://dx.doi.<br />

org/10.1136/bmj.m4284). Die Arbeitsgruppe von Prof.<br />

Ernil Hansen beruft sich für Planung und Diskussion<br />

dieser höchstrangig publizierten Studie explizit auf die<br />

Arbeiten von David Cheek.<br />

⁷ DB Cheek: „Importance of recognizing that surgical<br />

patients behave as though hypnotized“ Am J Clin Hypn<br />

1962, 4:227–231<br />

Dr. med. Hansjörg Ebell<br />

Der Autor<br />

Dr. med.<br />

Hansjörg<br />

Ebell<br />

Facharzt für psychosomatische Medizin<br />

und Psychotherapie. Ab 1976 Anästhesie<br />

und Intensivmedizin, dann Schmerzambulanz<br />

Klinikum Großhadern der Uni<br />

München (1983ff) und Forschungsprojekt<br />

zur Selbsthypnose bei starken Schmerzen<br />

aufgrund einer Krebserkrankung (1988-<br />

91), 1992-2014 Psychotherapiepraxis in<br />

München mit Schwerpunkt auf chronischen<br />

Erkrankungen. Noch tätig als Supervisor<br />

für schmerztherapeutisch, psychoonkologisch<br />

und palliativmedizinisch Tätige<br />

und Institutionen.


22 Forschungsprojekt zur Hypnostressbewältigung<br />

Forschungsprojekt zur Hypnostressbewältigung<br />

723<br />

Tabelle 1: Thematischer Ablauf der fünf Gruppensitzungen HypnoStressbewältigung<br />

Forschungsprojekt zur<br />

HypnoStressbewältigung<br />

– Ein Update<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Erste Sitzung<br />

1. Begrüßen, Vorstellen des Gruppenleiters sowie der Teilnehmer (TN), Förderung<br />

der Gruppenkohäsion, Erwartungen an das Gruppenprogramm, Erfahrungen mit Hypnose<br />

2. Psychoedukation<br />

2.1 Exploration: Was sind Stressoren? Merkmale von erlebtem akutem und chronischem Stress?<br />

→ daraus ableiten:<br />

2.2 Informationen über die physiologische Stressreaktion, Zusammenwirken von Sympathikus und Parasympathikus<br />

im Autonomen Nervensystem, Folgen von chronischem Stress, gesunde Selbstregulation: Entspannungsreaktion<br />

Stress, Stressfolgeerkrankungen und Stressbewältigung<br />

zeigen sich im Lebensalltag<br />

der Menschen und in der klinisch-praktischen<br />

ärztlichen und psychotherapeutischen Arbeit<br />

in vielerlei Facetten. Die Relevanz des Themas<br />

spiegelt sich nicht zuletzt auch in den<br />

diesjährigen Projekttagen der DGH wider,<br />

die im Mai unter dem Thema „Krank durch<br />

Stress? Hypnose hilft“ stattfanden. Wie in<br />

einer früheren <strong>Ausgabe</strong> der Suggestionen<br />

berichtet, arbeiteten Dr. Michael Teut und<br />

ich in den zurückliegenden Jahren ausgiebig<br />

an der Entwicklung und klinischen<br />

Prüfung eines hypnotherapeutischen Gruppenprogramms<br />

zur Stressbewältigung am<br />

Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie<br />

und Gesundheitsökonomie der Charité Universitätsmedizin<br />

Berlin. In einer Pilotstudie<br />

untersuchten wir zunächst die Machbarkeit<br />

und in einer anschließenden randomisierten<br />

Kontrollgruppenstudie schließlich die<br />

Wirksamkeit des Gruppenprogramms „HypnoStressbewältigung“.<br />

Das präventive Gruppenprogramm zielt in fünf<br />

Gruppensitzungen mit Gruppentrancen und<br />

selbständigem Selbsthypnose-Training mit Hilfe<br />

von Audioaufnahmen darauf ab, die Entspannungsfähigkeit<br />

der TeilnehmerInnen zu verbessern,<br />

die Resilienz und Abgrenzungsfähigkeit<br />

gegenüber Stressoren zu stärken und situationsspezifische<br />

Stressbewältigungskompetenzen<br />

zu trainieren. Dabei kommen physiologischer<br />

Tiefenentspannung und mentaler Beruhigung<br />

als unmittelbar mit Tranceerleben verbundenen<br />

Phänomenen grundlegende Bedeutung<br />

zu. Einen besonderen Schwerpunkt stellen die<br />

hypnotherapeutischen Methoden Ressourcenaktivierung<br />

und Ressourcentransfer sowie das<br />

mentale Üben von erfolgreicher Bewältigung<br />

herausfordernder Situationen mit Hilfe der Zukunftsprogression<br />

dar. Einen Überblick über<br />

den thematischen Ablauf der fünf Sitzungen<br />

gibt Tabelle 1. Das entwickelte Manual, das<br />

eine übersichtliche und detaillierte Darstellung<br />

des Ablaufs der HypnoStressbewältigung sowie<br />

ausführlich formulierte Tranceanleitungen<br />

und Schritt-für-Schritt-Erläuterungen enthält,<br />

ist aktuell bei Schattauer erschienen.<br />

Nach den ermutigenden Ergebnissen der Pilotstudie<br />

(wir berichteten in den Suggestionen<br />

2018 davon) führten wir zwischen Mai und Oktober<br />

2018 eine offene prospektive zweiarmige<br />

randomisierte kontrollierte Multicenterstudie<br />

in Berlin, Coesfeld, Münster und Bad Pyrmont*<br />

mit 95 Teilnehmern durch. Einschlusskriterien<br />

für die Teilnahme waren eine subjektiv<br />

erhöhte Stressbelastung seit mindestens drei<br />

Monaten, eine Stressbelastung in der vorangegangenen<br />

Woche von mehr als 40 mm auf<br />

der visuellen Analogskala (VAS, 0-100 mm, 0 =<br />

kein Stress, 100 = maximalen Stress), ein stabiler<br />

Gesundheitszustand, die Abwesenheit einer<br />

ernsten akuten oder chronischen Erkrankung<br />

und keine Durchführung von Psychotherapie<br />

im Studienzeitraum. 47 Teilnehmer wurden<br />

per Randomisierung der Hypnosegruppe und<br />

48 der Kontrollgruppe zugewiesen. Die Hypnosegruppe<br />

nahm an fünf Gruppensitzungen<br />

HypnoStressbewältigung teil und erhielt zusätzlich<br />

eine verhaltenstherapeutisch orientierte<br />

Selbsthilfebroschüre zur Stressbewältigung<br />

der Techniker Krankenkasse bei Studieneinschluss.<br />

Die Kontrollgruppe erhielt nur die<br />

Selbsthilfebroschüre zum Studieneinschluss.<br />

Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten<br />

nach Abschluss der Studie (nach einer Wartedauer<br />

von 12 Wochen) ebenfalls das Angebot,<br />

kostenfrei an dem Stressbewältigungsprogramm<br />

teilzunehmen.<br />

Zur Baseline, nach fünf und nach 12 Wochen<br />

erhoben wir das Ausmaß der Stressbelastung<br />

und die subjektive Zielerreichung der Teilnehmer<br />

mit verschiedenen Fragebögen.<br />

*Herzlichen Dank der Kollegin Dipl.-Psych. Suzana<br />

Trivaković-Thiel für Ihre Unterstützung durch die Leitung<br />

der Gruppen in Bad Pyrmont! :-)<br />

als Ausgleich; Waage-Modell der Stressbewältigung<br />

→ daraus ableiten:<br />

3. Ziele der Teilnahme an diesem Gruppenprogramm<br />

4. Erfahrungsaustausch: Möglichkeiten der Einflussnahme auf eigenes Denken und Fühlen mit Hilfe von Vorstellungsbildern<br />

→ überleiten zu „Experiment mit Hypnose“ („Magnetische Hände“) als Suggestibilitätstest und Convincer<br />

5. Erfahrung mit Hypnose zur physischen Entspannung und mentalen Beruhigung<br />

6. Nachbesprechung: Erfahrungen der TN utilisieren, d. h. positive Erfahrungen verstärken und positiv im Selbstbild<br />

verankern; negative Erfahrungen oder Schwierigkeiten der Teilnehmer ressourcen- und lösungsorientiert reflektieren<br />

7. Hausaufgaben: Selbsthypnose zur Entspannung üben; Situation für verbesserte Stressbewältigung auswählen und Ziel<br />

der Gruppenteilnahme definieren<br />

8. Abschlussrunde: Kurze Äußerung der TN zum aktuellen Befinden<br />

Zweite Sitzung<br />

1. Begrüßung und Besprechen der Erfahrungen mit den Hausaufgaben<br />

1.1 Erfahrungen der TN seit der letzten Stunde mit Üben der Selbsthypnose<br />

1.2 Die TN berichten von ihren individuellen Zielen -> Überleitung zu<br />

2. Gruppengespräch:<br />

• Vermitteln des Prinzips des „Ressourcenschlüssels zur Stressbewältigung“<br />

• Identifikation von Ressourcen für die individuellen fordernden Situationen<br />

3. Hypnose-Übung zur Dissoziation aus der Stresssituation und Ressourcenaktivierung „Ressourcenort“<br />

4. Nachbesprechung: Erfahrungen der TN utilisieren, d.h. Erfolge verstärken, bei Schwierigkeiten ressourcenorientiert<br />

nach Lösungen suchen<br />

5. Hausaufgabe: Ressourcenaktivierung mit Selbsthypnose üben<br />

6. Abschlussrunde: Kurze Äußerung der TN zum aktuellen Befinden


24 Forschungsprojekt zur Hypnostressbewältigung<br />

Forschungsprojekt zur Hypnostressbewältigung<br />

25<br />

Dritte Sitzung<br />

1. Begrüßung und Besprechen der Erfahrungen mit den Hausaufgaben<br />

→ Überleitung zum Thema der dritten Sitzung<br />

2. Vermitteln der Technik des „Ressourcenschlüssels“ und Vergewissern, dass jeder TN für seine individuelle fordernde<br />

Situation die passende Ressource identifiziert hat (Bezugnahme auf zweite Sitzung)<br />

3. Wiederholung der Hypnose zur Ressourcenaktivierung „Ressourcenort“<br />

4. Kurze Nachbesprechung: Erfahrungen der TN utilisieren<br />

5. Hypnose zum schnellen Aktivieren des Ressourcenerlebens<br />

Kurze Nachbesprechung: Vergewissern, dass den TN ein schnelles Auftreten des Ressourcenerlebens gelingt; ggf.<br />

Wiederholung der Übung<br />

6. Hypnose zum Verknüpfen einer beginnenden Stressreaktion mit dem Ressourcenerleben „Ressourcenschlüssel“<br />

Für den primären Zielparameter der subjektiven<br />

Stressbelastung nach 5 Wochen auf der visuellen<br />

Analogskala (VAS, 0-100 mm) ergab sich ein<br />

signifikanter mittlerer Unterschied zwischen der<br />

Hypnose- und der Kontrollgruppe von -21,2 mm<br />

[95% CI: -30,1; -12,2] (P < 0,001). Auch nach<br />

12 Wochen zeigte sich auf der VAS Stressbelastung<br />

noch ein Gruppenunterschied von -14,7<br />

mm [-25,1; -4,4] (P = 0,006) (Abbildung 1).<br />

Hypnosegruppe und 15,9 % der Kontrollgruppe. Nach 12 Wochen waren<br />

es insgesamt 79,6 % der Hypnosegruppe und 17,4 % der Kontrollgruppe<br />

(Tabelle 2).<br />

Tabelle 2: Ergebnisse zur Selbsteinschätzung der Teilnehmer<br />

nach 5 und nach 12 Wochen. Absolute und prozentuale Häufigkeiten.<br />

Nach 5 Wochen<br />

Ich kann besser mit<br />

Stress umgehen.<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft sehr zu<br />

Hypnosegruppe<br />

(N = 44)<br />

n (%)<br />

1 (2,3)<br />

22 (50,0)<br />

12 (27,3)<br />

Kontrollgruppe<br />

(N = 44)<br />

n (%)<br />

31 (70,5)<br />

12 (27,3)<br />

1 (2,3)<br />

7. Nachbesprechung der Erfahrungen der TN<br />

Trifft völlig zu<br />

9 (20,5)<br />

0<br />

Erfolge verstärken, bei Schwierigkeiten ressourcenorientiert nach Lösungen suchen, ggf. Wiederholung der<br />

Psychoedukation<br />

8. Hausaufgabe: „Ressourcenschlüssel“ mit Selbsthypnose üben<br />

9. Abschlussrunde: Kurze Äußerung der TN zum aktuellen Befinden<br />

Vierte Sitzung<br />

1. Begrüßung und Besprechen der Erfahrungen der TN mit der Selbsthypnose und der Stressbewältigung insgesamt<br />

2. Hypnose: Ressourcentransfer und mentales Training der erfolgreichen Stressbewältigung<br />

3. Nachbesprechung der Erfahrungen der TN<br />

Erfolge verstärken, bei Schwierigkeiten ressourcenorientiert nach Lösungen suchen<br />

4. Hausaufgabe: Ressourcentransfer mit Selbsthypnose üben<br />

Abbildung 1: VAS = Visuelle Analog Skala Stress<br />

(mm) zur Baseline (nicht-adjustierter Mittelwert<br />

der Gesamtstichprobe), nach 5 Wochen<br />

(primärer Zielparameter) und nach 12 Wochen<br />

(sekundärer Zielparameter; adjustierte Mittelwerte)<br />

für Hypnose- und Kontrollgruppe.<br />

Auch für weitere sekundäre Zielparameter<br />

zeigten sich in der Interventionsgruppe nach<br />

5 und 12 Wochen deutlich bessere Werte als in<br />

der Kontrollgruppe: wahrgenommener Stress<br />

(CPSS), Depression (ADS-K), Selbstwirksamkeit<br />

(SWE) und psychische Lebensqualität (SF-36<br />

Dimension der psychischen Gesundheit), nicht<br />

aber für die körperliche Lebensqualität (SF-36<br />

Dimension der körperlichen Gesundheit).<br />

Ich kann besser mit<br />

Stress umgehen.<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft sehr zu<br />

Trifft völlig zu<br />

Nach 12 Wochen<br />

9 (20,5)<br />

19 (43,2)<br />

13 (29,6)<br />

3 (6,8)<br />

Hypnosegruppe<br />

(N = 44)<br />

37 (84,1)<br />

6 (13,6)<br />

1 (2,3)<br />

0<br />

Kontrollgruppe<br />

(N = 46)<br />

5. Abschlussrunde: Kurze Äußerung der Teilnehmer zum aktuellen Befinden<br />

Fünfte Sitzung<br />

1. Begrüßung und Besprechen der Erfahrungen mit der Selbsthypnose und Utilisieren der veränderten<br />

Stressbewältigung insgesamt<br />

Würdigen der Erfolge, Suggestionen für ein verändertes Selbstbild bzgl. Selbstwirksamkeit, verbesserter Stressbewältigungsfähigkeiten<br />

Ressourcen- und lösungsorientierter Umgang mit evtl. Schwierigkeiten unter Nutzen von Reframing<br />

Raum für offene Fragen<br />

2. Hypnose zur Vertiefung und Verankerung der erzielten Veränderungen „Murmeltechnik“<br />

3. Nachbesprechung der Erfahrungen der TN<br />

4. Abschlussrunde und Verabschiedung<br />

Äußerung der Teilnehmer zum aktuellen Befinden und zum Resümee der Gruppenteilnahme und Zielerreichung<br />

Interessant ist dabei auch ein Ergebnis zur Depressivität:<br />

Zur Baseline wiesen 93,6 % der Teilnehmer<br />

der Hypnosegruppe und 89,6 % der<br />

Kontrollgruppe einen ADS-K-Wert über dem<br />

Grenzwert von 17 auf (als Anhaltspunkt für das<br />

mögliche Vorliegen einer klinisch relevanten<br />

Depression). Nach fünf Wochen erreichten noch<br />

59,1 % der Hypnosegruppe einen ADS-K-Wert ><br />

17 im Vergleich zu 86,4 % der Kontrollgruppe.<br />

Nach 12 Wochen waren es 63,6 % der Hypnosegruppe<br />

und 84,1 % der Kontrollgruppe.<br />

97,8 % der Teilnehmer der Hypnosegruppe<br />

stimmten nach 5 Wochen der Aussage, besser<br />

mit Stress umgehen zu können, eher, sehr oder<br />

völlig zu (im Vergleich zu 29,6 % der Kontrollgruppe).<br />

Nach 12 Wochen waren es 90,9 % der<br />

Hypnosegruppe und 34,8 % der Kontrollgruppe.<br />

Die Stressbelastung als deutlich verbessert erlebten<br />

nach 5 Wochen insgesamt 89,6 % der<br />

Ich kann besser mit<br />

Stress umgehen.<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft sehr zu<br />

Trifft völlig zu<br />

Ich kann besser mit<br />

Stress umgehen.<br />

Trifft eher nicht zu<br />

Trifft eher zu<br />

Trifft sehr zu<br />

Trifft völlig zu<br />

n (%)<br />

4 (9,1)<br />

22 (50,0)<br />

15 (34,1)<br />

3 (6,8)<br />

9 (20,5)<br />

24 (54,6)<br />

11 (25,0)<br />

0<br />

n (%)<br />

30 (65,2)<br />

16 (34,8)<br />

0<br />

0<br />

37 (80,4)<br />

8 (17,4)<br />

0<br />

1 (2,2)


26 Forschungsprojekt zur Hypnostressbewältigung<br />

Der Ressourcentank<br />

27<br />

Es zeigte sich, dass 95,5 % der Teilnehmer der<br />

Hypnosegruppe nach 5 Wochen ihr persönliches<br />

Ziel mindestens teilweise erreicht hatten, im<br />

Vergleich zu 27,9 % der Kontrollgruppe. Nach<br />

12 Wochen hatten 97,8 % der Hypnosegruppe<br />

ihr Ziel mindestens teilweise erreicht gegenüber<br />

35,5 % der Kontrollgruppe (Abbildung 2). Die<br />

von den Teilnehmern zu Beginn des Studienzeitraums<br />

angegebenen wichtigsten persönlichen<br />

Ziele der Gruppenteilnahme bezogen sich am<br />

häufigsten darauf, geduldiger und gelassener<br />

mit bestimmten Situationen am Arbeitsplatz,<br />

im Alltag und/oder in der Familie umgehen zu<br />

können, sich in Konflikten besser abgrenzen<br />

zu können, in der Freizeit besser abschalten<br />

und entspannen zu können, besser schlafen zu<br />

können, in Prüfungssituationen selbstbewusster<br />

und ruhiger zu sein.<br />

Abbildung 2: Persönliche Zielerreichung nach<br />

5 und 12 Wochen. Prozentuale Häufigkeiten.<br />

Es lag insgesamt eine hohe Teilnehmer-Zufriedenheit<br />

mit dem Stressbewältigungsprogramm<br />

vor: Nach 5 Wochen waren 67,4 % der Teilnehmer<br />

sehr zufrieden und 27,9 % zufrieden; nach<br />

12 Wochen waren 52,3 % der Teilnehmer sehr<br />

zufrieden und 36,4 % zufrieden. 84,1 % würden<br />

das Gruppenprogramm weiter empfehlen, 15,9<br />

% sind diesbezüglich unentschlossen.<br />

Somit zeigten sich wie zuvor in der Pilotstudie<br />

auch in der folgenden konfirmatorischen<br />

randomisierten Kontrollgruppenstudie (RCT)<br />

deutliche Unterschiede in Bezug auf die wahrgenommene<br />

Intensität des subjektiven Stresses,<br />

der psychischen Lebensqualität und der Depressivität,<br />

im RCT auch der Selbstwirksamkeit.<br />

Ebenso unterscheiden sich Hypnose- und<br />

Kontrollgruppe hinsichtlich der Einschätzung<br />

der persönlichen Zielerreichung. Die Tatsache,<br />

dass die positiven Veränderungen über die Zeit<br />

der Gruppenteilnahme hinaus auch nach 12<br />

Wochen noch bestehen blieben, ist positiv zu<br />

bewerten.<br />

Weitere Studien wären wünschenswert, in denen<br />

insbesondere die Wirksamkeit und gesundheitsökonomischen<br />

Aspekte im Vergleich zu anderen<br />

evidenzbasierten Stressbewältigungsprogrammen<br />

untersucht werden sollten. Darüber hinaus<br />

wäre die Effektivität dieses hypnotherapeutischen<br />

Stressbewältigungsprogramms im Kontext der<br />

Prävention depressiver Störungen ein weiterer<br />

interessanter Untersuchungsgegenstand.<br />

Weitere Details zu Methode, Ergebnissen und<br />

Diskussion der Ergebnisse sind den Originalarbeiten<br />

zu entnehmen.<br />

Der Ressourcentank<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Abbildung 2: Persönliche Zielerreichung nach 5 und 12 Wochen. Prozentuale Häufigkeiten.<br />

Wir freuen uns über diese positiven Ergebnisse,<br />

die eine Bestärkung für die Anwendung der<br />

HypnoStressbewältigung im ärztlichen und psychotherapeutischen<br />

Praxisalltag sein können.<br />

Außerdem stellen sie eine gute Grundlage für<br />

die Verhandlung mit den Krankenkassen für<br />

die finanzielle Bezuschussung der Teilnahme<br />

an diesem präventiven Stressbewältigungsprogramm<br />

dar.<br />

Literatur<br />

Fisch, S., Binting, S., Roll, S., Cree, M., Brinkhaus, B. &<br />

Teut, M. (2020). Group hypnosis for stress reduction –<br />

a feasibility study. International Journal of Clinical and<br />

Experimental Hypnosis 68(4), 493-510. https://doi.org<br />

/10.1080/00207144.2020.1781537.<br />

Fisch, S., Trivaković-Thiel, S., Roll, S., Keller, T., Binting,<br />

S., Cree, M., Brinkhaus, B. & Teut, M. (2020). Group<br />

hypnosis for stress reduction and improved stress coping:<br />

a multicenter randomized controlled trial. BMC Complementary<br />

Medicine and Therapies, 20(1), 344. https://<br />

doi.org/10.1186/s12906-020-03129-6 (Open Access).<br />

Fisch, S. & Teut, M. (<strong>2021</strong>). HypnoStressbewältigung.<br />

Das hypnotherapeutische Gruppenprogramm. Stuttgart:<br />

Schattauer.<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Silvia Fisch<br />

Niedergelassen als Psychologische<br />

Psychotherapeutin in Praxis für Psychotherapie,<br />

Coesfeld; Dozentin der DGH.<br />

Eine Sammlung von schönen Bildern und<br />

Gefühlen aus der Lebensgeschichte, die<br />

während der medizinischen Behandlung immer<br />

wieder für Zuversicht sorgt.<br />

Lassen Sie bitte vorerst die Augen noch offen<br />

… und wählen sich für eine kurze Weile …<br />

einen Punkt da oben, irgendwo an der Decke<br />

… und schauen einfach ganz entspannt auf<br />

diesen Punkt … mit weichem Blick … Und auch<br />

während man nur auf einen Punkt schaut …<br />

kann man alles um sich herum wahrnehmen<br />

… alle Farben … Formen … Umrisse … Licht<br />

und Schatten …<br />

Und Sie achten auf Ihre Atmung und schauen<br />

auf den Punkt … und irgendwann … nach<br />

eigenem Wollen, werden Sie drei besondere<br />

Atemzüge machen: Sie werden tief Luft holen<br />

… und … beim Ausatmen die Augen schließen<br />

und Ihren Körper schweben lassen.<br />

Also:<br />

Mit offenen Augen tief einatmen … … jetzt<br />

langsam ausatmen … die Augen schließen und<br />

der Körper schwebt … Sehr schön … Augen<br />

öffnen … tief einatmen … … langsam ausatmen<br />

… die Augen schließen und der Körper<br />

schwebt … Sehr schön …! Augen öffnen …<br />

tief einatmen … … langsam ausatmen … die<br />

Augen schließen und der Körper schwebt …<br />

Sehr schön …!<br />

Die Augen bleiben nun geschlossen, die Atmung<br />

ganz ruhig … ganz im Gleichmaß … in Vorbereitung<br />

auf die Hypnose, die alles bewirken wird,<br />

was Sie brauchen … um in guter Verfassung<br />

zu bleiben und sich körperlich wohl und stabil<br />

zu fühlen. (Pause)<br />

Und ganz von alleine schwebt der Körper mit<br />

jedem Ausatmen mehr und mehr … und das<br />

bewirkt gleichsam ein Gefühl des Sinkens …<br />

und Sie wissen, Sie brauchen nichts zu tun<br />

… und die kleinen Geräusche vom Bauch vermitteln<br />

nur, dass die Entspannung beginnt …<br />

und das vegetative Nervensystem sich umstellt<br />

auf Erholung: … nichts tun müssen … nicht<br />

reagieren … nicht verstehen müssen … einfach<br />

nur da sein … bei sich sein … mit diesem<br />

schwebenden Gefühl … in einem vollkommen<br />

geschützten Raum … während nur draußen die<br />

Zeit vergeht … innerlich zeitlos … voller Weite<br />

… Ruhe … Besinnung auf das Wesentliche …<br />

Und die Ruhe wird tiefer … tiefer … tiefer …<br />

und nun können auch die Schultern entspannt<br />

zurücksinken. Sehr gut! Sehr schön! Die Hände<br />

liegen warm auf dem Körper … und Hypnose<br />

breitet sich aus … wie ein angenehmes Fluidum<br />

… das durch den Körper fließt … in einer<br />

wunderbaren Farbe … genau die richtige, um<br />

das Richtige zu bewirken … Besänftigung und<br />

Linderung … Erfrischung und Vitalisierung …<br />

und Sie atmen ruhig und tief … (Pause)<br />

Sie haben in Ihrem Leben jede Menge an schönen<br />

und guten Erfahrungen gemacht … und<br />

während der Körper sich jetzt leichter anfühlt<br />

und leichter … und vielleicht eine Hand sich<br />

besonders leicht anfühlt, sodass Sie sich abhebt<br />

von Ihrem Körper … entwirft das Unbewusste<br />

… einen Tank, einen großen, geräumigen, wunderschönen<br />

Tank … für ein großes Reservoire …<br />

Und vielleicht sehen Sie ihn ja schon … aber<br />

ob Sie ihn sehen, ihn fühlen oder einfach nur<br />

um ihn wissen … ist eigentlich vollkommen<br />

egal … denn das Unbewusste ist schon dabei<br />

… diesen Tank mit wunderschönen Erlebnissen<br />

aus Ihrer Geschichte zu füllen:<br />

Bilder voller Leichtigkeit … Fröhlichkeit … Heiterkeit<br />

… Sommerlachen … Herbstfarben … …<br />

knirschender Schnee … knisterndes Kaminfeuer<br />

… Schneeglöckchen … Frühlingsduft … … sei<br />

es in alten Gemäuern mit langer Geschichte<br />

… sei es in den Bergen … oder am Ufer eines<br />

Sees … … (Pause)<br />

Und der Tank füllt sich … Sie sehen, wie der<br />

Pegel steigt … mit Szenen … mit Worten …<br />

Sätzen … Musik … Farben … Überraschungen<br />

… Düften … Sonnenschein … Erfolgen.<br />

Bilder über Bilder … Klänge … Gerüche … Gefühle<br />

… Tagesausflüge … Sonnenuntergänge …<br />

Vollmondnächte … der Gesang der Nachtigall<br />

… beglückende Zeiten … der Tank füllt und füllt<br />

sich … Der Pegel steigt weiter … bald randvoll<br />

… voll, fast übervoll … (Pause)


28 Der Ressourcentank<br />

Auditive Wahrnehmung während Allgemeinanästhesie<br />

29<br />

im Kreise der Menschen, die Sie lieben … die<br />

Zukunft von morgen … von übermorgen … und<br />

in ein paar Wochen … Monaten und Jahren …<br />

und das gibt Ihnen Halt … und das wirkt sich<br />

wie erlösend auf Ihren Körper aus … und die<br />

Sorgen schwinden … die Zuversicht erstarkt …<br />

Und Sie kommen in diese Ruhe, diese ausgewogene<br />

Ruhe … die Ihnen gut tut.<br />

Bleiben Sie dabei … sinken noch tiefer in Hypnose<br />

… und lassen das Unbewusste jetzt alles<br />

optimal sortieren … womit es in vollstem Maße<br />

wirkt, genau so, wie es richtig ist für Sie.<br />

Auditive Wahrnehmung<br />

während Allgemeinanästhesie<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Und erst dann, wenn all das geschehen ist …<br />

werden Sie die Hypnose abschließen …<br />

Jederzeit und überall sind diese schönen, wunderbaren,<br />

beglückenden Erfahrungen abrufbar<br />

… fließen ganz spontan in Sie ein, womit Sie<br />

ganz von alleine … träumend einen schönen<br />

Traum träumen … um alles Äußerliche auszublenden<br />

… und innere Vorgänge im Guten zu<br />

beeinflussen …<br />

Und die Zuversicht nimmt zu, denn es gibt<br />

bei diesem Tank noch einen Spezialtank … der<br />

Reservetank, das ist der, der die Zukunftsbilder<br />

birgt … die vom nächsten Jahr … vom übernächsten<br />

… Situationen in fünf Jahren … und<br />

weit in der Zukunft … schemenhaft … vielleicht<br />

Ahnungen nur … doch Gewissheiten gleich<br />

… gereift … gesund, im Kreis Ihrer Lieben …<br />

Und das Unbewusste … nicht ich … nicht Sie<br />

… Ihr Unbewusstes hat diese Bilder entworfen<br />

… das weiß, wie‘s weiter geht … mit eigener<br />

Intuition … und unbeirrbarer Gewissheit …<br />

telepathisch … die Bilder der Zukunft … im<br />

Reservetank … (Pause)<br />

Und diese Bilder … kommen Ihnen immer ganz<br />

spontan, wenn es notwendig ist … wenn Sie<br />

Unterstützung brauchen im Glauben an die<br />

Zukunft, an Ihre Zukunft.<br />

… und alles funktioniert umso besser, je mehr<br />

Sie sich schweben lassen … in bestimmten äußeren<br />

Situationen … innerlich woanders hin<br />

… und so beruhigt sich das ganze System …<br />

Entzündungen klingen ab, so wie sie gekommen<br />

sind …<br />

Schleimhäute regenerieren sich schneller als<br />

erwartet … weil das milde Fluidum Sie umhüllt<br />

und lindert … schützt … und stärkt …<br />

und wie ein treuer Freund bleibt gelassene<br />

geistige Kraft immer in Ihnen …<br />

Alles Unangenehme wird spontan ausgeblendet<br />

… der Tank lässt Sonnenlicht durch den Körper<br />

fluten … wenn er Licht und Wärme braucht<br />

… lässt quirlige Regentropfen für Erfrischung<br />

perlen … fröhliches Lachen bei Traurigkeit erklingen<br />

… eine grüne Wiese zum Herumtollen<br />

ausbreiten … barfuß, unbeschwert … (Pause)<br />

Mit allen Medikamenten, was auch immer es<br />

sei … bei jeder Intervention, wie auch immer<br />

sie sei:<br />

• der Kopf fühlt sich frei, weit, luftig … wie der<br />

weite blaue Himmel …<br />

• der Körper gönnt sich tiefe Ruhe … und die<br />

Müdigkeit verfliegt …<br />

• das Verdauungssystem regeneriert sich von<br />

alleine …<br />

• und erstaunlicherweise haben Sie Lust auf<br />

bestimmte Speisen … die Ihnen schmackhaft<br />

vorkommen und Sie gut nähren … und kräftigen<br />

…<br />

• Ihr Geist aber … schaut unbeirrt nach vorne<br />

Nachts in den Träumen … - und das ist interessant,<br />

wenn auch nicht wirklich erklärbar - werden<br />

Sie von der Zukunft träumen … schöne Träume,<br />

schöner als im schönsten Traum, wie alles weiter<br />

geht … und Sie fest auf dieser Erde stehen …<br />

Und jedes Mal … wenn Sie diese Hypnose wieder<br />

praktizieren, wird sie noch tiefer wirken.<br />

Sie werden danach wohl gerüstet sein … zuversichtlich<br />

… und sich geistig und körperlich<br />

stabil fühlen.<br />

Nur, bitte … belassen Sie den Körper noch ein<br />

wenig in diesem wunderbar heilenden Schweben<br />

… weil er das mag … und weil es ihm hilft …<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin<br />

in der Schwerverletztenrehabilitation<br />

Studium der Psychologie an<br />

der FU Berlin. Zertifikat in systemischer<br />

Therapie (Institut Weinheim) und Klinischer<br />

Hypnose. Eigene Praxis in München<br />

und Lehrtätigkeit in Klinischer Hypnose<br />

und Hypnotherapie im deutschen Sprachraum.<br />

Dozentin und Supervisorin der DGH,<br />

Fortbildungszentrum München. Vizepräsidentin<br />

DGH. Mehrere Publikationen und<br />

therapeutische CDs.<br />

Die von Prof. Ernil Hansen erwähnte Studie<br />

aus dem Jahre 1989 mit seiner anschließenden<br />

Stellungnahme aus heutiger Sicht<br />

Verwirrtheitszustände, Panikattacken, Schlaflosigkeit<br />

und Depression, und das aus heiterem<br />

Himmel, nach einer Operation. Diese Symptomatik<br />

führte in den 1980-er Jahren immer mal<br />

wieder Patienten in meine Praxis. Die hypnotische<br />

Diagnostik offenbarte dann stets ein<br />

intraoperativ erlebtes Trauma, aber nicht durch<br />

den chirurgischen Eingriff an sich, sondern<br />

durch die während der Narkose auf unbewusster<br />

Ebene aufgenommenen Inhalte unachtsam<br />

gesprochener Worte. Für die erfolgreiche therapeutische<br />

Intervention bekam ich hilfreiche<br />

Impulse durch David Cheek, den großen Hypnotherapeuten<br />

und Förderer der ideodynamischen<br />

Vorgehensweise, der sich schon länger<br />

der Exploration und Therapie<br />

posttraumatischer Symptome nach intraoperativen<br />

Wachepisoden gewidmet hatte. Zufällig<br />

wurde mir zu diesem Phänomen Anfang<br />

1989 die Mitarbeit an einer Studie angeboten:<br />

Exploration akustischer Wahrnehmung während<br />

Allgemeinanästhesie in der Herzchirurgie<br />

unter Prof. Dr. med. K. Peter, Institut für Anästhesiologie<br />

des Klinikums Großhadern, München<br />

und Prof. Dr. Ernst Pöppel, Institut für<br />

Medizinische Psychologie der LMU München.<br />

Erstmalig wurden zur genauen Bestimmung<br />

der aufrechterhaltenen Aktivität des akustischen<br />

Kortex intraoperativ akustisch evozierte Potentiale<br />

mittlerer Latenz (AEPs) abgeleitet. Die<br />

hirnphysiologischen Ergebnisse der Ableitung<br />

der AEPs sollten mit den Ergebnissen der durch<br />

eine Hypnoseintervention erzielten Erinnerungsinhalte<br />

an einen intraoperativ über Kopfhörer<br />

präsentierten Tonbandtext in Vergleich<br />

gesetzt werden. In der Doppelblind-Studie<br />

fielen drei Gruppen zu je zehn Patienten einem<br />

jeweils unterschiedlichen, aber standardisierten<br />

Narkoseregime zu. Diesen 30 Patienten<br />

wurde intraoperativ zweimal der Hypnosetext<br />

vorgespielt. Die vierte Gruppe mit 15 Patienten,<br />

die als Kontrollgruppe diente, unterlag keinem<br />

festgelegten Narkoseregime und bekam den<br />

Text nicht zu hören.<br />

Meine Aufgabe bestand aus der präoperativen<br />

Kontaktaufnahme, der Verfassung des achtminütigen<br />

Tonbandtextes und der postoperativen<br />

Befragung unter Hypnose. Der Tonbandtext<br />

für die intraoperative Intervention sollte vom<br />

Studiendesign her rein der Befragung bezüglich<br />

intraoperativer akustischer Erinnerungen dienen<br />

und ein einfaches, neutrales Codewort enthalten.<br />

Für mich als Psychotherapeutin sollte er aber<br />

meinem ethischen Empfinden entsprechend<br />

ebenfalls von Nutzen für den Patienten sein<br />

und entsprechende positive Suggestionen beinhalten.<br />

Dafür kam mir spontan die Geschichte<br />

von ‚Robinson Crusoe und Freitag‘ als Metapher<br />

für ein Überleben unter schwierigen Bedingungen<br />

in den Sinn. Den Namen von Robinsons<br />

Weggefährten ‚Freitag‘ benutzte ich dabei als<br />

Codewort: „Was fällt Ihnen zufällig zu dem Wort<br />

‚Freitag‘ ein?“ Im postoperativen, unter Hypnose<br />

geführten Interview zeigte kein Patient der<br />

Kontrollgruppe assoziative Verbindungen vom<br />

Codewort ‚Freitag‘ zu ‚Robinson‘. In den drei<br />

Gruppen, die das Tonband zu hören bekamen,<br />

wurde dagegen von sieben Patienten jeweils<br />

mit für Hypnose typischen Assoziationen die<br />

intraoperative Suggestion verwirklicht: „Ich weiß<br />

gar nicht wieso, aber mir kommt gerade eine<br />

Jugenderinnerung vor Augen: Ich sehe die kleine<br />

Insel in dem Fluss, an dem ich aufgewachsen<br />

bin. Wir spielten dort als Kinder. Die Insel hieß<br />

bei uns Robinson-Crusoe-Insel.“<br />

Ergebnis der Studie<br />

Fünf Patienten mit positiver auditiver Erinnerungsfunktion<br />

erhielten zur Anästhesieeinleitung<br />

und -aufrechterhaltung Flunitrazepam/Fentanyl,<br />

die anderen zwei Patienten aus den weiteren<br />

zwei Gruppen andere Präparate in niedriger<br />

Dosierung aufgrund von Risikofaktoren. Für<br />

das Auftreten impliziter Gedächtnisfunktionen<br />

während der Allgemeinanästhesie bei 23 Prozent<br />

der Patienten ergab sich über die Gruppen<br />

hinweg eine Korrelation zu der unveränderten<br />

Ableitbarkeit der akustisch evozierten Potentiale<br />

mittlerer Latenz und der akustisch evozierten<br />

kortikalen Primärantwort. Das bestätigte von<br />

neuem die Vermutung, dass unter bestimmten<br />

Narkoseregimen oder bei geringerer Dosierung<br />

eine Möglichkeit akustischer Wahrnehmung<br />

existiert.<br />

Intraoperativ präsentierter Tonbandtext<br />

Der von mir verfasste hypnotherapeutische<br />

Text mit dem Codewort ‚Freitag‘ ist hier als<br />

Beispiel und Anregung für die Formulierung<br />

einer intraoperativen Hypnose wörtlich wiedergegeben.<br />

Es kann unterschieden werden<br />

zwischen der Implantierung des Codewortes<br />

und den posthypnotischen Suggestionen, sich<br />

im Sinne der Studie postoperativ zu erinnern,<br />

sowie den hypnotherapeutisch unterstützenden<br />

Suggestionen für Wohlergehen und Genesung.<br />

Induktionsphase<br />

Guten Tag!<br />

Meine Stimme ist jetzt wieder bei Ihnen<br />

und wird Sie an diesem wichtigen Tag<br />

eine Zeitlang begleiten.<br />

Je länger ich nun zu Ihnen spreche,um so besser<br />

werden Sie meine Stimme wiedererkennen und<br />

sich an unser Zusammensein kürzlich erinnern.<br />

Dadurch wird Ihnen von alleine alles Hilfreiche,<br />

was Sie dabei gelernt haben, einfallen.<br />

Natürlich werden Sie das jetzt nutzen, und Sie<br />

nutzen unbewusst all Ihre inneren Fähigkeiten<br />

aus Ihrem gesamten Leben. Sie brauchen nicht<br />

zu wissen, wie das geht, und Sie brauchen auch<br />

nichts Besonderes zu tun, denn aus tieferem<br />

Verständnis wird alles Notwendige veranlasst,


30 Auditive Wahrnehmung während Allgemeinanästhesie<br />

Auditive Wahrnehmung während Allgemeinanästhesie<br />

731<br />

Phase der posthypnotischen Suggestion<br />

Sie werden diese Geschichte auf einer tieferen<br />

Ebene verstehen. Dort wird alles gespeichert<br />

und zur rechten Zeit wieder erinnert. Und wenn<br />

ich Sie nach einiger Zeit besuchen werde, werde<br />

ich den Wochentag Freitag erwähnen und<br />

Ihnen wird spontan die Geschichte von Robinson<br />

Crusoe einfallen. Sie wissen nicht warum,<br />

aber aus tieferen Gründen wird Ihnen bei dem<br />

Wort Freitag ganz selbstverständlich Robinson<br />

Crusoe in den Sinn kommen.<br />

Und das werden Sie mir sagen!<br />

Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit nun weiterhin<br />

auf Ihre unbewussten Fähigkeiten und<br />

Kräfte, damit alle Organe ihre bestmögliche<br />

Arbeit leisten und Ihr Körper seine Aufgaben<br />

gut erfüllen kann. Und erlauben Sie sich – nach<br />

getaner Arbeit – in einen ruhig entspannten<br />

Zustand für die Heilung zu gleiten. Nehmen<br />

Sie sich die Freiheit, sich innerlich an einen<br />

Ort zu begeben, wo Sie sich geschützt und<br />

angenehm fühlen.<br />

Sie können später als Person erwachen, aber<br />

Ihr Körper kann weiter – für eine gewisse Zeit<br />

– in einem Heilschlaf bleiben und das Gefühl<br />

des Ausruhens genießen. So kann alles wieder<br />

in seine natürlichen Rhythmen kommen, und<br />

– im Vertrauen auf Ihr unbewusstes Wissen<br />

– werden Sie sich jeden Tag gesünder und<br />

kräftiger fühlen.<br />

was jetzt wichtig und gut für Sie ist. Und Ihr<br />

Körper wird zur richtigen Zeit die richtigen Signale<br />

geben, damit die Ärzte das Richtige tun.<br />

Sie wissen, Sie befinden sich in guten Händen,<br />

und alle wollen erfolgreich sein.<br />

Erläuterung<br />

Stimme = fokussiert auf akustische Wahrnehmung,<br />

Assoziation für stimmig, stimmen<br />

bei Ihnen = nicht alleine sein<br />

wichtiger Tag = Schaffung von Ja-Haltung und<br />

damit Öffnung für Suggestionen<br />

begleiten = Assoziation für unterstützt sein<br />

je länger …, um so besser = Doppelbindung<br />

für erhöhte Suggestivkraft<br />

kürzlich = sich schnell, kurz, sofort erinnern<br />

von allein = ohne bewusste Aktivität<br />

alles Hilfreiche = entsprechend unbewusster<br />

Selektion<br />

gelernt = Annahme und Suggestion, dass<br />

unbewusst gelernt wurde<br />

natürlich = mit der von Natur aus vorhandenen<br />

Fähigkeit<br />

jetzt nutzen = suggestive Aufforderung zur<br />

unbewussten Leistung<br />

innere Fähigkeiten = unbewusste Fähigkeiten<br />

gesamten Leben = suggestive Betonung der<br />

gesamten unbewusst gespeicherten Erfahrungen<br />

und Kenntnisse<br />

nicht wissen … , nichts Besonderes tun =<br />

logisch rational braucht nichts gewusst oder<br />

verstanden werden. Das Gleiche gilt für<br />

„nichts Besonderes“. Da auf der unbewussten<br />

Ebene keine Negationen verstanden werden,<br />

bedeutet diese Aufforderung eigentlich eine<br />

Anregung für das Unbewusste, etwas Besonderes<br />

zu leisten.<br />

tieferes Verständnis = als unbewusste Leistung<br />

Notwendige = was die Not wendet<br />

Ihr Körper … zur richtigen Zeit die richtigen...<br />

= verstärkte Suggestivkraft durch Wortwiederholung<br />

Alle wollen erfolgreich sein = Allgemeinplatz<br />

zur Schaffung von Ja-Haltung und positive<br />

Suggestion<br />

Utilisationsphase<br />

Vielleicht kennen Sie die Geschichte von Robinson<br />

Crusoe. Robinson Crusoe kommt auf<br />

abenteuerliche Weise auf eine einsame Insel<br />

– weit weg von hier. Zu seinem Glück ist er sehr<br />

einfallsreich und erinnert sich zudem an alles,<br />

was er in seinem Leben schon jemals gelernt<br />

hat. So richtet er sich nach und nach in dieser<br />

fremden Umgebung ein, baut sich eine behagliche<br />

Hütte, zähmt Tiere und bepflanzt einen<br />

Garten. Er macht viele Erfahrungen und lernt<br />

das Überleben auf fremdem Boden. Im Laufe<br />

der Zeit bekommt er Sehnsucht nach einem<br />

anderen Menschen, der ihm Gesellschaft leistet.<br />

Zu seiner großen Überraschung taucht nun<br />

wirklich eines Tages – und es ist ein besonderer<br />

Tag, nämlich ein Freitag – ein anderer Mensch<br />

auf merkwürdige Weise auf der Insel auf.<br />

Und da dieser Tag ein Freitag ist, tauft Robinson<br />

Crusoe seinen neuen Gefährten Freitag. Freitag<br />

hilft Robinson Crusoe mit seinem Eingeboreneninstinkt<br />

in allen Dingen und so machen<br />

beide das Beste aus der gemeinsamen Zeit<br />

auf der Insel.<br />

Erläuterung<br />

Robinson Crusoe = legendäre Gestalt, die eine<br />

lebensbedrohliche Lage meistert, Metapher für<br />

die Situation des Patienten, Codewort<br />

weit weg von hier = Suggestion zu dissoziieren,<br />

sich woandershin zu orientieren<br />

Glück, einfallsreich etc. = suggestive Anregungen,<br />

unbewusst konstruktive, positive<br />

Assoziationen zu bilden<br />

Überraschung = Steigerung einer positiven<br />

Erwartungshaltung durch Andeutung von möglichen<br />

erfreulichen Überraschungen<br />

wirklich = Assoziation: Wirklichkeit, Wirkung.<br />

Freitag = angenehme Assoziation für frei,<br />

Frei-Tag, Wochenende, Codewort, legendäre<br />

Gestalt Freitag, der Eingeborene mit dem ursprünglichen<br />

Instinkt<br />

merkwürdig = würdig zu merken<br />

Und da … = Implantierung des Codewortes<br />

Eingeboreneninstinkt = Metapher für unbewusste<br />

Fähigkeiten, Instinkt und Kontakt zu<br />

unbewussten Fähigkeiten, der dunkle, geheimnisvolle<br />

Widerpart des rationalen Robinson<br />

Und so … = Metapher für die Effektivität einer<br />

bewusst-unbewussten Kooperation.<br />

Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu gegebener<br />

Zeit wieder zu sprechen – in einigen Tagen –,<br />

und ich werde Sie fragen, und Sie werden sich<br />

erinnern und mir antworten!<br />

Erläuterung<br />

auf tieferer Ebene verstehen = unbewusst soll<br />

die Geschichte mit der momentanen Situation<br />

sinnvoll verbunden werden gespeichert …<br />

wiedererinnert = Suggestion bezüglich Erinnerung<br />

der Codeworte<br />

spontan = ohne bewusste gedankliche Leistung<br />

selbstverständlich = doppeldeutig<br />

Und das werden Sie mir sagen! = direktive<br />

posthypnotische Suggestion<br />

Richten Sie … = direktive positive Suggestionen<br />

für die psychische und somatische Bewältigung<br />

des chirurgischen Eingriffes und die anschließende<br />

Genesung


32 Auditive Wahrnehmung während Allgemeinanästhesie<br />

Interview Prof. Dr. Ernil Hansen<br />

733<br />

Interview Prof. Dr. Ernil Hansen<br />

Autorin: Dipl.- Psych. Dr. Agnes Kaiser-Rekkas<br />

Nehmen Sie sich die Freiheit … = Anregung<br />

zur Dissoziation<br />

als Person erwachen …, der Körper in Heilschlaf<br />

… = Suggestion, Geist und Körper voneinander<br />

zu dissoziieren, d. h. körperlich in<br />

Trance zu bleiben und gleichzeitig geistig ansprechbar<br />

werden<br />

und ich werde Sie fragen und = nochmalige<br />

direktive<br />

Sie werden sich erinnern = Anweisung, sich<br />

der Codeworte zu erinnern.<br />

Stellungnahme aus heutiger Sicht<br />

Prof. Ernil Hansen<br />

Wer die Studie nachliest erkennt schnell, dass<br />

die Robinson Geschichte im Wesentlichen als<br />

„implicit memory task“ gedacht war. Die anästhesiologische<br />

Aussage zu den Ergebnissen<br />

ist, dass eine implizite Erinnerung nur bei unzureichender<br />

Narkosetiefe auftrat. Damals gab<br />

es die heutigen Narkosetiefemonitore (BIS, Narcotrend,<br />

etc.) noch nicht und durch die Studie<br />

wurden die akustisch evozierten Potentiale als<br />

Möglichkeit dargestellt, als solcher zu dienen<br />

und unzureichende Narkosetiefe erkennen zu<br />

können. Man kam insbesondere in der Herzchirurgie<br />

von den high-Fentanyl low-sedation<br />

Narkosen völlig ab. Bei den anschließenden<br />

Standards von Anästhesie wurde dann die<br />

Inzidenz expliziter Erinnerung mit 0.2% und<br />

impliziter Erinnerung mit 2% angegeben. Entsprechend<br />

wurde die in der Studie angegebene<br />

Inzidenz intraoperativer Wachheit in der Gruppe<br />

1 bei 5 von 10 Patienten (!!!) ( was die 23%<br />

bedingt) als Beweis einer völlig unzureichenden<br />

Narkosetiefe gewertet.<br />

Da die damalige Studie einen anderen Fokus hatte,<br />

wurde die Pionierarbeit mit dem durchdachten<br />

hypnotherapeutischen Text offensichtlich nicht<br />

erkannt und eine entsprechende Wirkung gar<br />

nicht versucht zu messen.<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin<br />

in der Schwerverletztenrehabilitation<br />

Studium der Psychologie an<br />

der FU Berlin. Zertifikat in systemischer<br />

Therapie (Institut Weinheim) und Klinischer<br />

Hypnose. Eigene Praxis in München<br />

und Lehrtätigkeit in Klinischer Hypnose<br />

und Hypnotherapie im deutschen Sprachraum.<br />

Dozentin und Supervisorin der DGH,<br />

Fortbildungszentrum München. Vizepräsidentin<br />

DGH. Mehrere Publikationen und<br />

therapeutische CDs.<br />

Prof. Dr. Ernil Hansen<br />

Professor für Anästhesiologie am<br />

Universitätsklinikum Regensburg<br />

Ernil Hansen, Sie sind der Seniorautor eines<br />

Artikels, der kürzlich die medizinische Gesellschaft<br />

aufrüttelte und mit Hypnose zu<br />

tun hat. Was war und ist Ihre Intention?<br />

Mein großes Ziel ist es, die Hypnose zurück in<br />

die Medizin zu bringen. Wie kann das erreicht<br />

werden? Nicht durch die schönen Bücher, die<br />

Hypnotherapeuten gerne schreiben. Sondern<br />

durch evidenzbasierte Veröffentlichungen in<br />

peer-reviewed Journalen. Das ist es, was die<br />

Entscheidungsträger und Meinungsführer in<br />

der Medizin, die definieren, was Studenten und<br />

Ärzte in der Medizin lernen sollen und was<br />

die Standards und Leitlinien medizinischer Behandlung<br />

sind, und die medizinische Kongress<br />

veranstalten, lesen und wovon sie beeindruckt<br />

sind. Ein Beispiel ist die kürzliche Veröffentlichung<br />

einer Studie „Effect of therapeutic suggestions<br />

during general anesthesia on postoperative<br />

pain and opioid use: multicentre randomised<br />

controlled trial“ in der Weihnachtsausgabe<br />

des British Medical Journal (1), begleitet und<br />

hervorgehoben durch ein Editorial (2). Das<br />

ist die vierthöchst bewertete medizinische<br />

Fachzeitschrift mit einem Impact-Faktor von<br />

31. Zum Vergleich: Der Impact-Faktor für die<br />

wichtigsten Hypnosejournale, das American<br />

Journal of Clinical Hypnosis und das International<br />

Journal of Clinical and Experimental Hypnosis<br />

liegt bei 0,7. Die Veröffentlichung in einer so<br />

weit verbreiteten Fachzeitschrift lässt hoffen,<br />

dass die hypnotherapeutische Kommunikation<br />

viele Menschen im medizinischen Bereich auf<br />

die Hypnose aufmerksam macht. Medien wie<br />

die New York Times oder die BBC haben bereits<br />

darauf reagiert.<br />

Worum ging es in der Studie und welche<br />

Ergebnisse haben Sie erhalten?<br />

Die Studie an 385 Patienten zeigte eine signifikante<br />

Reduktion der postoperativen Schmerzen<br />

um 25% und des Opioidverbrauchs um 34%,<br />

nachdem während Operationen unter Vollnarkose<br />

eine Tonaufnahme mit Therapeutischer<br />

Kommunikation auf Basis hypnotherapeutischer<br />

Prinzipien und Hintergrundmusik abgespielt<br />

wurde. Übrigens ist der Text mit dem Artikel<br />

online verfügbar. Wir konnten errechnen, dass<br />

wenn sechs Patienten so behandelt wurden,<br />

einer dadurch nach der Operation überhaupt<br />

keine Opioide benötigte. Das ist bei der heutigen<br />

Opiatepidemie in USA und auch europäischen<br />

Ländern ein wichtiger Ansatz. Die Veröffentlichung<br />

weiterer Ergebnisse, einschließlich der<br />

Reduzierung von postoperativer Übelkeit und<br />

Erbrechen sowie der Vermeidung von entsprechenden<br />

Antiemetika, wird folgen.<br />

Was sind die wesentlichen Folgerungen aus<br />

dieser Studie und dem Artikel?<br />

Die Ergebnisse haben wesentliche Implikationen.<br />

Erstens: Der Nachweis von Wahrnehmung<br />

während Allgemeinanästhesie bei einem beträchtlichen<br />

Teil der Patienten ist unerwartet<br />

und erfordert eine Änderung des Verhaltens<br />

im Operationssaal mit Reduzierung von Geräuschen<br />

und gedankenlosen oder gar negativen<br />

Gesprächen. Anästhesisten kennen das<br />

Phänomen der „intraoperative awareness“, auf<br />

das David Cheek als erster hingewiesen hat<br />

(3). Diese schwerwiegende Komplikation der<br />

Anästhesie ist inzwischen gut erforscht und<br />

betrifft nachweislich 0,2 % (explizite Erinnerung)<br />

bzw. 2 % (implizite Erinnerung). Letztere<br />

hatte Agnes Kaiser Rekkas 1989 in einer aufsehenerregenden<br />

Studie mit ihrer Robinson<br />

Crusoe-Geschichte während Narkose und<br />

anschließender Abfrage von Assoziationen<br />

(Freitag … Robinson) untersucht (4). Christel<br />

Bejenke hat vorgeschlagen, dass die belastenden<br />

Folgen einer solchen traumatisierenden<br />

intraoperativen Wachheit durch hypnotherapeutische<br />

Kommunikation während Narkose


34 Interview Prof. Dr. Ernil Hansen<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

735<br />

vermieden werden könnten (5). Die Ergebnisse<br />

unserer Studie lassen sich nun nicht durch die<br />

Reaktion einzelner Patienten erklären, sondern<br />

wir müssen uns nun mit der Tatsache auseinandersetzen,<br />

dass ein Großteil der Patienten<br />

auch während Allgemeinanästhesie negative<br />

oder positive Suggestionen empfangen kann.<br />

Der Grund für diese unterschiedliche Häufigkeit<br />

ist vermutlich, wenn es um Inhalte von<br />

Bedeutung für den Patienten geht.<br />

Zweitens steht eine einfache, praktikable,<br />

nicht-medikamentöse Methode ohne Risiken<br />

und Kosten zur Verfügung, um Operationen zu<br />

unterstützen und postoperative Nebenwirkungen<br />

zu reduzieren. Weitere Studien und Anwendungen<br />

sind angeregt und im Gange: für andere<br />

bewusstlose Patienten wie im Koma, während<br />

der Intensiv- oder Palliativpflege, während der<br />

Wiederbelebung oder bei umfangreicheren chirurgischen<br />

Eingriffen wie der Herzchirurgie.<br />

Hier sind Hypnotherapeuten gefragt, die den<br />

Ärzten bei der Erstellung entsprechender Texte<br />

helfen. Ausgangspunkt unserer Studie war<br />

eine Meta-Analyse älterer Arbeiten, in denen<br />

Tonaufnahmen während Narkose eingesetzt<br />

wurden (6), die keinen signifikanten Effekt auf<br />

Schmerzen und einen geringen Effekt auf die<br />

Medikation zeigte. Offensichtlich braucht ein<br />

entsprechender Text sorgfältige und erfahrene<br />

Gestalter, die Negationen vermeiden und<br />

wirkungsvolle Suggestionen finden. Interessanterweise<br />

beobachteten wir Wirkungen auf<br />

„Schmerz“ und „Schmerzmittel“, obwohl diese<br />

Wörter in unserem Text gar nicht vorkommen.<br />

Vielmehr sind von dem Text, der Begleitung,<br />

Sicherheit, Kontrolle und Wertschätzung vermittelt,<br />

noch weiterreichende, ganzheitliche<br />

Effekte zu erwarten wie etwa auf die Wundheilung,<br />

die Immunabwehr und die Rehabilitation.<br />

Gibt es auch Implikationen für die Hypnose<br />

und die Hypnoseforschung?<br />

Sicher. Wir können die Effektgröße unserer Intervention<br />

mit der Hypnotherapie bei operativen<br />

Eingriffen vergleichen (7). Wie kommt es, dass<br />

intraoperative Suggestionen gleiche oder sogar<br />

höhere Effektstärken zeigen als Hypnose, die<br />

mit weit größerem Aufwand verbunden ist und<br />

wo Besuche und Training durch einen Hypnotherapeuten<br />

notwendig sind? Ist der gemeinsame<br />

Nenner der Wirksamkeit von Hypnose<br />

und intraoperativen Suggestionen vielleicht,<br />

dass das Unterbewusstsein am besten erreicht<br />

wird, wenn der kritische bewusste Verstand<br />

umgangen wird? Zum Teil reagieren Presse<br />

und Leser auf unsere Publikation primär auf die<br />

Begleit-Musik (New York Times, 15.12.2020:<br />

„The Healing Power of Music“), d.h. hören und<br />

verstehen vorrangig, was sie kennen und hören<br />

wollen und übersehen den hypnotherapeutischen<br />

Anteil an der Wirkung. Vielleicht ist<br />

dem medizinischen und dem breiten Publikum<br />

der Wert hypnotischer Kommunikation noch<br />

gar nicht bekannt. Dann könnte unsere Studie<br />

und Veröffentlichung dazu beitragen, dass mit<br />

Patienten, ob in Narkose oder wach, mehr und<br />

positiv kommuniziert wird und dann könnten<br />

die Erkenntnisse der Hypnotherapie in der Medizin<br />

mehr Beachtung finden.<br />

Interview geführt von<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Literatur<br />

1. Nowak H, Zech N, Asmussen S, et al. Effect of therapeutic<br />

suggestions during general anaesthesia on postoperative<br />

pain and opioid use – multicentre randomised controlled<br />

trial. Brit Med J 2020; 371:m4284. DOI: 10.1136/<br />

bmj.m4284<br />

2. McIsaac DI, Boet S. Can we sooth the subconscious during<br />

general anaesthesia? Carefully chosen words and music<br />

might reduce postoperative pain. BMJ 2020; 371:m4547<br />

3. Cheek DB. The anesthetized patient can hear and can<br />

remember. Am J Proctol 1962; 13:287–290.<br />

4. Schwender D, Kaiser A, Klasing S, Peter K, Pöppel E.<br />

Midlatency auditory evoked potentials and explicit and<br />

implicit memory in patients undergoing cardiac surgery.<br />

Anesthesiology 1994;80(3):493-501<br />

5. Bejenke C. Can patients be protected from the detrimental<br />

consequences of intra-operative awareness in<br />

the absence of effective technology? In: Bonke B, Bovill<br />

JG, Moermann N (eds.) Memory and Awareness in Anesthesia.<br />

Van Gorcum & Co, Netherlands 1996, pp.125-133<br />

6. Rosendahl J, Koranyi S, Jacob D, Zech N, Hansen<br />

E. Efficacy of therapeutic suggestions under general<br />

anesthesia: A systematic review and meta-analysis of<br />

randomised controlled trials. BMC Anesth 2016; 16:125.<br />

DOI 10.1186/s12871-016-0292-0<br />

7. Häuser W, Hagl M, Schmierer A, Hansen E: The efficacy,<br />

safety and applications of medical hypnosis – A<br />

systematic review of meta-analyses. Dtsch Arztebl Int<br />

2016; 113(17): 289-296<br />

Die kleine Sanitäterin -<br />

Hynoseintervention in 2 Doppelsitzungen<br />

für eine 14-Jährige mit der Diagnose<br />

M. Crohn<br />

Die chronische Darmentzündung entwickelte<br />

sich vor 5 Jahren, kurz nach<br />

einer Herpesinfektion (Gürtelrose) und einem<br />

schweren Einbruch im Familienhaus. Sie ist<br />

intelligent, geht in die 9. Klasse Gymnasium,<br />

weiß alle Details von ihrer Diagnose, kennt die<br />

Aufnahmen der Darmspiegelung und glaubt<br />

fest daran, dass sie gesund werden kann.<br />

Die ganze Familie leidet mit, vor allem der<br />

Vater. In der Schule ist sie Schulsprecherin<br />

und Schulsanitäterin. Ich greife das auf und<br />

die Idee gefällt ihr, als kleine Sanitäterin in<br />

sich selber wirksam zu werden.<br />

1. Sitzung<br />

Als die Mutter mit ihrer Tochter kommt, scheint<br />

mir die Mutter aufgeregt zu sein, aber im positiven<br />

Sinne aufgeschlossen. Valentina (Name<br />

geändert) verhält sich eher schüchtern und<br />

scheu, nimmt aber mit wachen Augen Kontakt<br />

mit mir auf. Ich erläutere den beiden vorweg,<br />

wie ich jetzt die Sitzung von zwei Stunden gestalten<br />

möchte, damit beide wissen, worauf sie<br />

sich einstellen können und wir ohne Zeitverlust<br />

zügig arbeiten können. Ich sage, dass ich zuerst<br />

mit der Mutter sprechen möchte und dann in<br />

ihrem Beisein auch mit Valentina. Ich würde<br />

Fragen stellen zur Symptomatik, zur Person und<br />

zu den Wünschen und Hoffnungen. Dann, so<br />

erkläre ich, würde ich die Mutter bitten, Valentina<br />

und mich alleine arbeiten zu lassen, weil<br />

Hypnose eine atmosphärische Dichte bräuchte,<br />

wo nur die betreffenden Personen im Raum<br />

sitzen sollten. Da würde ich mit Valentina noch<br />

mal kurz alleine reden. Anschließend würde in<br />

der zweiten Hälfte dieser Sitzung die Hypnose<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Ich erkläre, dass ich die Hypnose in drei Sequenzen<br />

anwenden werde.<br />

Erste Sequenz im Sitzen: Kennenlernen von<br />

Hypnose und Erfahren, dass man auch in Hypnose<br />

immer noch Regie über sich selber führt.<br />

Zweite Sequenz im Sitzen: Kontaktaufnahme<br />

zum Unbewussten und Bitte um seine Mitarbeit.<br />

Dritte Sequenz im Liegen: Traumhafte Fantasiereise,<br />

in der sich Heilung vollzieht.<br />

Valentina und ihre Mutter sind mit dem Ablauf<br />

einverstanden und fühlen sich schon etwas<br />

entlastet und entspannt. Im Gespräch mit<br />

der Mutter erfahre ich, dass die Symptomatik<br />

des Morbus Crohn aufgetreten ist nach einer<br />

Herpesinfektion (Gürtelrose), außerdem fand<br />

zeitgleich ein schwerer Einbruch in ihrem Haus<br />

statt. Während die Schwester von Valentina<br />

schwer ausgeflippt sei und viel geschrien habe,<br />

habe Valentina (äußerlich) nicht besonders darauf<br />

reagiert.<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Valentina sei seit Beginn der Diagnosestellung<br />

medizinisch in guten Kliniken gut betreut worden,<br />

man habe verschiedene Medikamente ausprobiert,<br />

aber nach einer kleinen ersten Verbesserung<br />

sei es dann immer wieder schlechter<br />

geworden. Valentinas (ältere) Schwester ist<br />

gesund, eine ähnliche Erkrankung kommt in<br />

der Familie nicht vor.<br />

Valentina berichtet über sich, dass sie gerne<br />

zur Schule gehe und auch gut in der Schule sei<br />

und beliebt sei, sodass sie zur Klassensprecherin<br />

gewählt wurde. Auch hat sie den Posten als<br />

Schulsanitäterin inne. (Das gibt mir sofort eine<br />

Idee für die Hypnose ☺.) Von der Symptomatik<br />

her geht es ihr in den Ferien besser, d.h. sie hat<br />

weniger Schmerzen. Durchfall hat sie wenig,<br />

aber sie hat bis zu sieben Mal am Tag heftigste<br />

Bauchschmerzen. Nachts schläft sie gut.<br />

Auf meine Frage, ob es für sie eine schöne Vorstellung<br />

wäre, als kleine Sanitäterin durch ihren<br />

Körper zu wandern und mal zu schauen, was<br />

los ist und Heilarbeit zu leisten, findet sie das<br />

toll. Nach etwa 40 Minuten bitte ich die Mutter<br />

einen hübschen Spaziergang im Herbstlaub zu<br />

machen. Die Mutter verabschiedet sich liebevoll<br />

von der Tochter und wir verabreden, dass<br />

sie kurz vor Ende der Sitzung wiederkommt.<br />

Es folgt ein kleines Gespräch mit Valentina<br />

alleine, in dem ich ihr hauptsächlich Kompli-


36 Die kleine Sanitäterin<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

737<br />

mente mache und ihr vor Augen halte, was<br />

sie alles für Talente und Ressourcen hat und<br />

wie ihr Körper eigentlich so gesund ist und so<br />

kraftvoll, und dass ich mich freue, mit ihr jetzt<br />

ein Experiment zu machen und eine schöne<br />

Hypnosereise in der Art, wie ich sie in meiner<br />

langjährigen Erfahrung schon sehr oft als sehr<br />

wirkungsvoll erlebt habe. Sie betont, dass sie<br />

glaube, gesund werden zu können und dass<br />

sie dafür alles machen werde.<br />

Daraufhin erkläre ich Valentina mein Vorgehen,<br />

gebe ein paar Informationen zur Hypnose, aber<br />

nur das Notwendigste, und bitte sie, mir alle<br />

Fragen zu stellen, die ihr wichtig sind. Sie hat<br />

keine mehr, fühlt sich aufgeklärt und sicher.<br />

1. Hypnose-Sequenz im Sitzen<br />

Als alles Wichtige ausgetauscht ist, erkläre ich<br />

ihr, dass Hypnose ein Spiel ist, und dass man<br />

entweder mitspielen kann oder auch nicht. Dann<br />

beginnen wir die erste Sequenz im Sitzen nach<br />

der Technik ‚Hypnose, nur wenn du willst‘:<br />

Sie soll die Arme nach vorne ausstrecken mit<br />

den Handflächen gegenüber, etwa 20 cm voneinander<br />

entfernt. Ich bitte sie, zwischen den<br />

Händen hindurch zu schauen und durch die<br />

Fensterscheiben hindurch, hinaus in den großen<br />

Innenhof mit den vielen Bäumen, die jetzt<br />

im Herbst so schöne bunte Blätter tragen. Ich<br />

bitte sie ruhig zu atmen und sich vorzustellen,<br />

dass an den Handflächen Magnete seien und<br />

dass diese Magnete sich anziehen. Ich bitte<br />

sie, langsam die Augen zu schließen und die<br />

Anziehungskraft der Magnete zu spüren. Die<br />

Hände nähern sich spontan und als die Handflächen<br />

nach einer Weile zusammentreffen,<br />

macht sie lachend die Augen auf und ich frage:<br />

„Was ist passiert?“<br />

Da sagt sie: „Das hat einfach ganz von alleine<br />

funktioniert.“<br />

Ich antworte: „Natürlich, weil du mitgearbeitet<br />

hast, vielmehr du hast „mitgespielt““.<br />

Ich erkläre ihr, dass sie wunderbar mitgespielt<br />

habe und dass sie sich das wunderbar vorgestellt<br />

habe. Und so habe es auch funktioniert.<br />

Ich sage: „Und jetzt machen wir das Gleiche,<br />

und du denkst dir aber dabei, die Frau Kaiser<br />

Rekkas kann erzählen, was sie will, das ist einfach<br />

Blödsinn, an meinen Händen sind keine<br />

Magnete dran.“ So probieren wir das Gegenteil<br />

aus. Sie hört von mir die gleichen Worte, aber<br />

sollte sich vorstellen, dass ich einfach Unsinn<br />

rede, und dass natürlich keine Magneten zwischen<br />

den Händen wären und deshalb würden<br />

die sich auch nicht nähern.<br />

Das funktionierte natürlich auch. Sie streckt<br />

die Hände nach vorne aus und die Hände bleiben<br />

stur an ihrer Stelle stehen. Dann machte<br />

sie wieder lachend die Augen auf und sagte<br />

schon von selber: „Ja, jetzt habe ich auch nicht<br />

mitgespielt.“ Darauf erwiderte ich: „Ja, so funktioniert<br />

Hypnose.“<br />

Noch mal erkläre ich, dass Hypnose eine Methode<br />

sei, für die man einfach offen sein soll für<br />

Neues, experimentierfreudig und spielerisch.<br />

Dann mache ich das gleiche noch mal mit der<br />

Fantasie, es läge ein schwerer Gegenstand auf<br />

einer Hand. Einmal mitspielen, einmal nicht<br />

mitspielen. Dann war ihr klar, dass Hypnose<br />

etwas mit Spiel zu tun hat. Das fand sie toll.<br />

Und sie lernte, sie brauchte bloß mitzumachen,<br />

wenn sie wirklich wollte. Das gefiel ihr.<br />

Dieses Zwischenspiel ist sehr wichtig, um gerade<br />

einem jungen Menschen die Möglichkeit<br />

zu geben, selbst zu bestimmen, ob und wie er<br />

in Hypnose gehen möchte.<br />

2. Hypnose-Sequenz im Sitzen<br />

Ich frage sie, nach einem schönen Ort, an dem<br />

sie gerne ist. Sie erzählt mir von einem Strand<br />

in der Nähe von Venedig. Ich bitte sie, die Augen<br />

zu schließen und mir ein wenig von dem<br />

schönen Ort zu berichten. Sie geht somit an<br />

diesen Strand und erfährt ihn schon mit allen<br />

Sinnen und spürt den schönen weichen Sand.<br />

Kaum die Augen geschlossen, ist sie da und ich<br />

sehe, wie ihr Gesicht sich entspannt. Dann lasse<br />

ich Luftballons über den Strand schweben und<br />

rufe eine Handlevitation hervor, die spontan<br />

und leicht erfolgt. Ich installiere Fingerzeichen<br />

und frage das Unbewusste, ob es bereit zur<br />

Mitarbeit sei. Es gibt bei allen ideomotorischen<br />

Fragen eine positive Antwort, auch auf die Frage,<br />

ob in der Hypnose Heilung bewirkt werden<br />

könne. Ich lasse sie noch einen Moment den<br />

schönen Strand genießen und beende dann<br />

diese Hypnosesequenz.<br />

3. Hypnose-Sequenz im Liegen<br />

In der dritten Hypnosesequenz gestaltete ich<br />

für Valentina aus dem Stegreif eine große Fantasiereise,<br />

in der sie als kleine Sanitäterin in<br />

sich selber hineinschlüpft, nach dem Rechten<br />

sieht und Heilarbeit leistet. Ich installiere dabei<br />

in ihr einen inneren heilenden Ratgeber<br />

und Begleiter. Am Anfang dieser Hypnosereise<br />

fragte ich noch mal ideomotorisch nach dem<br />

Körpergedächtnis, in dem Sinne, ob es da eine<br />

Erinnerung an die gesunde Situation vor fünf<br />

Jahren, also vor Auftreten der ersten Symptomatik,<br />

geben würde. Diese Frage wird eindeutig<br />

und klar und kräftig bejaht.<br />

Valentina erwacht aus der 34-minütigen Hypnose<br />

sehr entspannt und guter Dinge. Wir geben<br />

der Hypnose den Titel: „Die kleine Sanitäterin“.<br />

(Text am Ende des Berichtes)<br />

Als die Mutter sie abholt, zeigt sie sich über das<br />

blühende Aussehen ihrer Tochter überrascht.<br />

Ich informiere die Mutter nur dahingehend,<br />

dass Valentina auf die Hypnose ausgezeichnet<br />

angesprochen habe, bewusst und unbewusst.<br />

Ich zeichne – wie immer– diese Hypnose auf<br />

und schicke sie Valentina als MP3-Datei zu.<br />

Zur zweiten Sitzung kommt Valentina mit ihrem<br />

Vater. Sie sieht gut und aufgeräumt aus und<br />

gibt an, dass sie sich nach der ersten Therapie<br />

richtig entspannt und gelassen gefühlt hätte.<br />

Sie hatte alle Tage weitaus weniger Bauchschmerzen,<br />

d.h. nur noch „ein ganz wenig“.<br />

Die Fantasiereise hat ihr gut gefallen und sie<br />

hat sie noch zweimal gemacht.<br />

Ich wende mich ihrem Vater zu und drücke<br />

tiefes Verständnis dafür aus, wie belastend<br />

die vergangene Zeit war und wie die vielen<br />

Aussagen und Prognosen der Ärzte an den<br />

Nerven gezehrt hätten. Auch rede ich über<br />

die schlechten Suggestionen, die natürlich immer<br />

bei so langen Krankheitsprozessen gehört<br />

werden und zur Wirkung kommen. Ich spreche<br />

ihn an in seinem Beruf als Geowissenschaftler<br />

und wir reden über die Heilkraft der Natur. Der<br />

Vater wirkt sehr kooperativ und verständnisvoll.<br />

Ich erkläre Vater und Tochter, dass wir wahrscheinlich<br />

noch ein wenig zusammen reden<br />

über die vergangenen Ferientage und dass wir<br />

dann wiederum drei Hypnosen machen würden.<br />

Die erste Sequenz würde dazu dienen, dass<br />

Valentina sich schnell und tief entspannen<br />

lerne. Die Hypnose in der zweiten Sequenz<br />

würde ein tiefes Loslassen von allen bislang<br />

erlebten schlechten Gefühlen, Bildern und allen<br />

schlechten Worten und Suggestionen bewirken.<br />

Diese beiden Sequenzen würden wieder im<br />

Sitzen praktiziert werden.<br />

Die Hypnose der dritten Sequenz sei wieder<br />

eine Heilreise in tiefer Hypnose.<br />

Der Vater verabschiedet sich und ich beginne,<br />

mit Valentina zu arbeiten. Sie scheint schon<br />

irgendwie darauf zu warten und sich darauf<br />

zu freuen. Sie möchte eine Hypnose haben,<br />

mit der sie ganz schnell und tief entspannen<br />

kann, wo auch immer.<br />

1. Hypnose-Sequenz im Sitzen<br />

Zuerst denke ich, mit ihr den Body Scan zu<br />

machen, entscheide mich aber in Anbetracht<br />

dessen, dass das arme Kind schon so oft durchgescannt<br />

wurde und dazu vielleicht eher eine<br />

negative Einstellung hat, dagegen. So zeige<br />

ich ihr die Zeigefinger-Induktion.<br />

Dazu sitzt sie aufrecht, hat die Hände auf den<br />

Schenkeln aufliegen und hebt beide Zeigefinger<br />

soweit wie möglich hoch in die Luft. Ich bitte<br />

sie die Augen zu schließen und ruhig zu atmen.<br />

Sonst soll sie nichts tun. Sobald das Unbewusste<br />

sie ruhig werden lässt und sie entspannt, wird<br />

sich der eine Zeigefinger langsam senken, ganz<br />

langsam und ganz von selber.<br />

Und sobald der Bauch ruhig wird und anfängt<br />

sich wohler zu fühlen, wird dann der zweite<br />

Zeigefinger sich ganz von alleine senken, bis<br />

beide Zeigefinger entspannt wieder auf den<br />

Schenkeln aufliegen.<br />

Dies geschieht nun auch ganz von selber und<br />

relativ schnell. Es ist zu beobachten, wie Valentina<br />

dabei in tiefe Ruhe kommt und sehr<br />

langsam atmet, wobei der Kopf etwas nach<br />

vorne sinkt.<br />

Jetzt geht es nur darum, diese kleine Technik<br />

abzuspeichern und schnell abrufbar zu machen.<br />

Dafür lass´ ich sie das Wohlbefinden einen Moment<br />

genießen und gebe ihr die posthypnotische<br />

Suggestion: „Sobald du es brauchst, kannst du<br />

dich daran erinnern, dass du die Hände auf die<br />

Schenkel legst und die Zeigefinger nach oben<br />

streckst. Das kann immer und überall geschehen,<br />

auch in der Schule unter deinem Schreibtisch,<br />

was keiner merkt. Und ganz schnell wird sich<br />

von selber der eine Zeigefinger senken und in dir<br />

Ruhe auslösen, und dann wird sich der zweite<br />

Zeiger senken und der Bauch wird beginnen,<br />

sich wohl zu fühlen und zu entspannen.“<br />

Dann lasse ich sie ins Hier und Jetzt zurückkehren.<br />

2. Hypnose-Sequenz im Sitzen<br />

Technik „Sammeln und Ausleeren“<br />

Ich bitte Valentina, ihre Hände auf die Kissen<br />

neben sich zu legen mit den Handflächen nach<br />

oben. Dann soll sie die Augen schließen und<br />

alles in die Hände sammeln, was ihr nicht gut<br />

tut: Worte, Bilder, Gefühle, Schmerzen, Sorgen,<br />

Verzweiflung. Vielleicht auch Worte, die<br />

sie manchmal zu sich selber sagt (schlechte<br />

innere Dialoge), wenn es ihr nicht gut geht.<br />

Ich definiere das nicht genauer, um keine<br />

schlechten Suggestionen zu geben, denn es<br />

sieht aus, als ob sie schon verstanden hat. Ich<br />

rate ihr, sich einfach ein wenig Zeit zu geben<br />

und auch abzuwarten, dass das Unbewusste<br />

noch Einiges hineintut, ohne dass sie wissen<br />

muss, was es ist.<br />

Ich fordere sie auf, noch mal auf die Hände<br />

zu schauen um festzustellen, was sich da inzwischen<br />

alles gesammelt hat. Dann soll sie<br />

sich innerlich zurücklehnen, vielleicht sogar<br />

an ihren Strand gehen. Dort könne sie sich<br />

vorstellen, sie habe Sand in den Händen, den<br />

sie Sandkorn für Sandkorn herausrieseln lässt.<br />

Ich sage, dass die Hände nun beginnen, sich von<br />

selber, ganz von alleine, langsam und ruckartig<br />

zu drehen und den Inhalt zu entleeren. Und<br />

genau so geschieht es. Irgendwann sind die<br />

Hände umgedreht und liegen entspannt auf<br />

den Handflächen auf den Kissen rechts und<br />

links neben ihr. Sie hat sich sehr entspannt<br />

zurückgelehnt und ist offensichtlich in tiefer<br />

Hypnose. Ich erzähle noch etwas von innerer<br />

großer Freiheit, von Weite, von Raum für Heilung.<br />

Dann lasse ich sie zurückkehren.<br />

3. Hypnose-Sequenz im Liegen<br />

Die Hypnose der dritten Sequenz findet wieder<br />

im Liegen statt. Ich lasse sie noch im Wachbewusstsein<br />

eine Luftmatratze auswählen, die<br />

ihr gefällt. Sie stellt sich eine Luftmatratze vor,<br />

die aussieht wie ein Stück Pizza.<br />

Nach einer kleinen Hypnoseinduktion ist Valentina<br />

wieder an ihrem Strand und findet ihre<br />

Luftmatratze vor. Sie geht vergnügt mit dem<br />

Stück Pizza ins Wasser und legt sich gemütlich<br />

drauf und lässt sich einfach treiben. Das Stück


38 Die kleine Sanitäterin<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

739<br />

Pizza mit Valentina schwimmt gemächlich in<br />

die „Blaue Grotte der Heilung“, wo sie Erstaunliches<br />

erlebt.<br />

Aus dieser Grotte kehrt sie nach langer Zeit in<br />

bester Stimmung und fröhlicher Verfassung<br />

wieder an den Strand zurück und empfängt<br />

ihre beiden Eltern nach dieser Reise ganz frohgemut,<br />

als diese sie nach der Sitzung abholen.<br />

(Text am Ende des Berichtes)<br />

Ich verspreche ihr, auch alle Audiodateien von<br />

den drei Sequenzen heute zu senden und lege<br />

ihr ans Herz, diese immer und immer wieder zu<br />

hören und die kleinen Hypnosen zu praktizieren.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Hause gibt mir die<br />

Mutter nach meiner Aufforderung per E-Mail<br />

eine kleine Rückmeldung: ‚Valentina hat sich<br />

die Dateien heruntergeladen und hört sich auch<br />

gerade wieder eine davon an. Es scheint ihr<br />

sehr gut zu tun. Meist schlafe sie dabei auch ein<br />

wenig ein, sagte sie. Originalton: „Mir geht es<br />

immer noch gut. Die Bauchschmerzen haben<br />

sich weder verschlimmert noch verringert. Ich<br />

habe noch einmal die Traumreise und die Hypnose<br />

von der ersten Sitzung gemacht.“<br />

Feedback nach zehn Tagen: Liebe Frau Kaiser<br />

Rekkas, Valentina lässt Sie herzlich grüßen.<br />

Es geht ihr unverändert gut. Schmerzen sind<br />

immer noch da, aber sehr reduziert. In der letzten<br />

Woche hat sie einige Tage ausprobiert, auf<br />

Gluten zu verzichten - aus eigenem Antrieb.<br />

Als sie es wieder gegessen hat, kamen wieder<br />

stärkere Schmerzen. Interessante Erfahrung<br />

und noch spannender die Konsequenzen. Heute<br />

steht noch eine Hypnose für Valentina auf<br />

dem Programm.<br />

Feedback nach 18 Monaten: Es geht ihr unverändert<br />

besser, die Schmerzen sind minimal. Sie<br />

hat aber Widerwillen gegen ein Medikament,<br />

wofür wir eine Videositzung abhalten.<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

Du kannst die Augen schließen und durchatmen<br />

und aufatmen und es hat schon ganz gut angefangen<br />

eben … gut und vielversprechend …<br />

Du warst schon an dem Strand mit dem feinen<br />

weichen Sand. Du hast das schon erlebt und<br />

mit den Luftballons ist dein Arm leichter geworden<br />

und deine Finger haben angezeigt,<br />

wie kooperativ dein Unbewusstes ist, um dir<br />

zu helfen, damit es besser und besser wird und<br />

irgendwann auch gut werden kann. Und das<br />

weißt du, ja, daran glaubst du fest!<br />

Und jetzt, während du hier liegst und einfach<br />

ruhig atmest, kannst du wieder innerlich an<br />

deinen Strand gehen, dahin, wo es dir gut<br />

geht, wo die Sonne scheint, das Meer in der<br />

Sonne glitzert, wo es so schön warm ist und<br />

du innerlich so frei bist und voller Freude, Ferien-Freude.<br />

Nichts wird dir abverlangt … du<br />

hast einfach frei, du brauchst nichts zu tun,<br />

du brauchst nichts zu verstehen …<br />

Du weißt, du bist hier, du liegst hier gemütlich,<br />

du hörst meine Stimme zu dir sprechen<br />

und bist gleichzeitig am Strand mit dem feinen<br />

weichen Sand …<br />

Deine Zehen graben vergnügt in dem feinen<br />

weichen Sand, deine Finger spielen mit dem<br />

feinen weichen Sand … finden eine kleine<br />

Muschel.<br />

Es riecht so gut, Meer riecht immer schön, riecht<br />

nach Weite, nach Ferien …<br />

Und du siehst die schönen Farben, erkennst die<br />

Küstenlinie, die Häuser am Strand, die Vegetation<br />

und alles, was dein Herz so froh macht… und<br />

du darfst ganz verspielt sein …denn wieder<br />

schweben die Luftballons zu dir hin und wieder<br />

binden sie sich um dein Handgelenk … und<br />

noch hast du die Hände verschränkt … aber sie<br />

werden sich nach und nach lösen … wenn die<br />

Luftballons ihr Bändchen um ein Handgelenk<br />

binden und dieses ganz sachte hochziehen,<br />

um alles leichter werden zu lassen, um die<br />

Hypnose zu vertiefen und um zu ermöglichen,<br />

was nur in Hypnose möglich ist: erkennen, erleben,<br />

lernen, sich guttun und heilen …<br />

Und eine weiße Möwe fliegt über das weite<br />

Meer … und am Horizont zieht ein Segelschiff<br />

mit strahlend weißen Segeln vorüber … und<br />

gemeinsam wirken sie wie ein Versprechen …<br />

Und deine Hand wird leichter in dem Maße,<br />

wie du tiefer sinkst in deine Heilhypnose …<br />

tiefer und tiefer … sehr schön … und die Hand<br />

wird leichter und leichter … genau … leichter<br />

und leichter …<br />

Und du beobachtest das und es amüsierst dich<br />

vielleicht … und je leichter die Hand wird, umso<br />

wohler fühlt sich dein Körper …<br />

Deine Atmung fließt ruhig, sehr schön, alle<br />

Vorgänge im Körper sind ausgeglichen und<br />

harmonisch, weil du an deinem Strand bist,<br />

am Strand mit dem feinen weichen Heilsand,<br />

sehr gut, sehr schön …<br />

Und es gab eine Zeit, in der du vollkommen<br />

gesund warst, alles war normal, selbstverständlich,<br />

gesund … und der Körper erinnert sich<br />

jetzt daran, wie es war damals, vor fünf Jahren<br />

oder mehr als fünf Jahren, als dein Körper<br />

gesund gearbeitet hat, alle Organe in bester<br />

Verfassung … und der Darm einfach gemütlich<br />

… genussvoll … zuverlässig … vor sich<br />

hingearbeitet hat … im Zusammenspiel mit<br />

den anderen Bauchorganen …<br />

Und wenn das Körpergedächtnis sich erinnert<br />

an diese vollkommen normale Situation damals,<br />

kann der ‚Ja-Finger‘ ein Zeichen geben, kann<br />

sich heben. Genau, da hebt er sich … gut …<br />

sehr schön …<br />

Und das Körpergedächtnis erinnert sich an<br />

vollkommen gesunde Funktion, an gesundes<br />

Sein und diese Erinnerung ist die beste Voraussetzung<br />

für Heilung. Gut! Und wenn diese<br />

Erinnerung noch einmal über drei Schritte<br />

deutlicher wird, kann der „Ja-Finger“ sich 3 x<br />

heben … Entspannung kann sich im gesamten<br />

Bauchraum ausbreiten … auch Ruhe … Wohlbefinden<br />

… Heilung …<br />

eins … sehr gut … Sehr gut, sehr schön … ein<br />

tiefer Atemzug … sehr schön<br />

Zwei … sehr gut … das fühlt sich so schön an,<br />

das ist richtig Ferienstimmung … Italien-Gefühl<br />

… wie schön!<br />

Drei, sehr gut! Das ist die heilsamste Situation<br />

… die heilsamste Umgebung, die es für dich<br />

gibt … und das spürst du jetzt ganz intensiv …<br />

Und dann machst du eine kleine Wanderung …<br />

von dem Ort am Strand, wo du gerade bist …<br />

Intuitiv gehen deine Füße ein Stück den Strand<br />

entlang … du wanderst einfach vor dich hin …<br />

und kommst an einen Ort, wo es etwas felsig<br />

ist, und ein kleiner Weg zwischen den Felsen<br />

hineinführt … und du hörst Wasser gluckern …<br />

Du nimmst das Gluckern immer deutlicher<br />

wahr, und tatsächlich, gar nicht weit von dir<br />

entspringt zu deinem Erstaunen eine kleine<br />

Quelle …<br />

Und du denkst dir ‚Das hab ich ja noch nie gesehen<br />

dort, das hab ich ja noch nie entdeckt.<br />

Aber tatsächlich, das gibt es nur für dich … jetzt,<br />

für niemand anderen, nur für dich ist dieser<br />

kleine besondere Ort da, denn da entspringt<br />

eine Quelle für dich ... und du näherst dich …<br />

Ganz klares sauberes Wasser sprudelt aus dem<br />

Fels und du hältst deine Hände darunter und<br />

spürst das frische klare Prickeln … und du lässt die<br />

Hände voll laufen mit diesem klaren prickelnden<br />

frischen Quellwasser … und du schaust hinein<br />

und du spiegelst dich im Wasser und du siehst<br />

… was siehst du? Es ist eine kleine Sanitäterin!<br />

Und schau mal, ob sie besonders angezogen<br />

ist, die kleine Sanitäterin, und schau mal was<br />

sie dabeihat. Sie hat wohl Verbandszeug dabei,<br />

bestimmt hat sie Salben dabei, sie hat aber<br />

sicher auch eine Lupe dabei, um genau hinzuschauen,<br />

vielleicht hat sie ein kleines Hörrohr<br />

dabei, um genau hinzuhören, und natürlich hat<br />

sie ihre heilende Hand dabei, oder vielleicht<br />

sogar zwei heilende Hände.<br />

Und als du das erkennst, trinkst du das Wasser,<br />

und die kleine Sanitäterin, die kann dadurch<br />

einfach in dich hineinwandern, durch den Mund<br />

hindurch, durch den Schlund hindurch, schon<br />

rutscht sie durch die Speiseröhre hinunter wie<br />

auf einer Rutsche … jippie … und das macht<br />

ihr so richtig Spaß.<br />

Sie kommt im Magen an, guckt sich da mal<br />

schnell um und denkt sich: „Alles o. k., da habe<br />

ich nichts zu tun.“ Und so flutscht sie weiter<br />

hinunter in den Darm. Da spaziert sie munter<br />

und guter Dinge, sehr optimistisch und zuversichtlich<br />

mit ihren Utensilien weiter …<br />

Und bei der ersten Stelle, die sie entdeckt und<br />

die nicht so ist, wie sie sein sollte, macht sie<br />

halt. Und der ‚Ja-Finger‘ zeigt es an, wenn sie<br />

an der ersten Stelle angekommen ist. Pause<br />

Da hebt sich der ‚Ja-Finger‘, genau, sehr schön<br />

so! Sie ist bei der ersten Stelle angekommen,<br />

wo der Darm Heilung braucht.<br />

Und ich weiß nicht, ob du das fühlst, oder ob<br />

du einfach darum weißt, aber sie macht genau<br />

das Richtige. Sie schaut sich zuerst alles genau<br />

an, wie eine kleine Wissenschaftlerin. Was ist<br />

los? Und was ist zu tun? Was ist das Wirksamste?<br />

Und was mache ich da?<br />

Und sie holt ihre Utensilien heraus und pustet<br />

vielleicht … puh … puh … puh …. wie um Staub<br />

oder Dreck weg zu pusten … einfach wegpusten<br />

… das macht sauber … sie cremt ein und fährt<br />

jetzt mit ihrer heilenden Hand drüber … das<br />

lindert die Entzündung …<br />

Und zu deinem großen Erstaunen glättet sich<br />

das Gewebe, polstert sich auf … nimmt eine<br />

bessere Farbe an … eine gesündere Oberfläche<br />

… schimmert perlmuttartig… und die Läsion<br />

wird kleiner und kleiner …<br />

Und wenn das beginnt, kann ein neuer Finger<br />

sich heben um anzuzeigen, dass etwas Neues<br />

geschieht … dass sich Heilung vollzieht … und<br />

dafür sind zwei Finger noch übrig an deiner Hand.<br />

Und es hebt sich ein Finger von alleine, super,<br />

das ist ja ganz wunderbar! Heilung beginnt.<br />

Beruhigung. Glättung. Ausheilung, Aufatmen,<br />

Erleichterung.<br />

Und wenn die kleine Sanitäterin merkt, da ist<br />

genug getan - die weiß das nämlich intuitiv, die<br />

ist ja wie geschaffen dafür, ja, die ist geboren<br />

dafür zu heilen und gesund zu machen - dann<br />

geht sie von diesem Fleck zum nächsten, um<br />

wieder ganz selbstverständlich genau das Richtige<br />

zu tun. Und jedes Mal, wenn sie bei einer<br />

Stelle heilsam gewirkt hat, kann der ‚Finger für<br />

das Neue‘ das wieder anzeigen. Pause<br />

Und du vertraust in deine innere kleine Sanitäterin,<br />

die liebevoll und unermüdlich Gutes tut.<br />

Gut und gleich wird wieder der „Finger für das<br />

Neue“ anzeigen, dass das nächste Stück Darmwand<br />

ausgebessert worden ist …<br />

Die kleine Sanitäterin, es ist unglaublich, was<br />

sie kann …Und sie geht im Darm die ganze<br />

Strecke ab, voller Liebe, voller Zuversicht und<br />

voller Potenzial für Heilung … sie pustet die<br />

Entzündung weg … sie streicht liebevoll über<br />

die Wundränder, sie trägt die Cremen auf und<br />

die Heilpasten …<br />

Sie verbindet … und tut genau das Richtige<br />

… so geht sie von Läsion zu Läsion … Und der<br />

Darm beginnt auszuheilen!<br />

Das Körpergedächtnis erinnert sich an vollkommen<br />

gesunde Funktion, an den gesunden<br />

Urzustand! Entzündung klingt ab … klingt<br />

aus …<br />

Und in der Tiefe glättet das Unbewusste die<br />

Wogen, räumt auf, klärt noch die Reste von<br />

den Erschütterungen durch was auch immer,<br />

vor ein paar Jahren. Das ist Vergangenheit.<br />

Dein junger kraftvoller Körper überwindet alles<br />

mit großartiger Kompetenz.<br />

Und die kleine Sanitäterin läuft die ganze Strecke<br />

durch, ohne müde zu werden, sie hat genügend<br />

Kraft und Ausdauer. Und was heute nicht getan<br />

wird, vollendet sie morgen und übermorgen.<br />

Und immer wieder wird die kleine Sanitäterin<br />

durch diese inneren Gefilde laufen und pusten<br />

und glätten und salben und cremen, verbinden<br />

und heilen. Sehr gut, sehr schön! Und die<br />

Wunden werden kleiner und kleiner, sie heilen<br />

immer besser ab. Der Darm gesundet und regelt<br />

sich natürlich ein.<br />

Und manchmal kommt die kleine Sanitäterin,<br />

auch wenn du es gar nicht merkst, vielleicht in<br />

der Nacht im Schlaf, und geht den Darm eine<br />

ganz andere Richtung entlang, und fängt von<br />

unten an und geht nach oben, oder fängt immer<br />

in der Mitte an und geht in die eine Richtung<br />

und dann in die andere Richtung.<br />

Sie heilt, das sagt ja schon in ihr Name Sani-<br />

Täterin, Gesundmacherin.<br />

Sie weiß, was sie tut, während du, immer wenn<br />

es turbulenter um dich herum wird, oder wenn<br />

die Aufgaben größer werden, innerlich an den<br />

schönen Strand mit dem feinen weichen Sand<br />

gehst. Dein Kopf kann sich ruhig ein bisschen<br />

anstrengen, der hat Herausforderung gerne,<br />

aber dein Bauch bleibt in vollkommener Ruhe.<br />

Dein Bauch ist die Gelassenheit in Person.<br />

Und wenn du ab und zu noch einmal das Symptom<br />

hast, dann ist das ganz normal, auch da<br />

gehst du an deinen Strand … lehnst dich zurück<br />

… schmunzelst ein bisschen … weil du wieder<br />

die Luftballons siehst …<br />

Und abends vorm Einschlafen sagst du: „Liebe<br />

kleine Sanitäterin, jetzt geh mal an die Arbeit,<br />

tu was für mich, damit ich gesund und glücklich<br />

werde!“<br />

Und dein Bauch bleibt in dieser heilsamen<br />

Hypnose, auch wenn du gleich munter und<br />

quietschfidel in den Tag zurückkommen wirst.<br />

Die Blaue Grotte<br />

Gleich gehst du auf Reisen … mit einer Luftmatratze<br />

…<br />

auf azurblauem Wasser … an einen verwunschenen<br />

Ort …<br />

Es geht dir schon besser … und was besser<br />

geworden ist, kann auch gut werden …<br />

Das kann eine Weile dauern … es darf auch mal<br />

wieder bergab gehen … dann wieder bergauf<br />

… bergab … und dann aber richtig bergauf!<br />

Und wenn es mal bergab geht, weißt du, was<br />

Du für dein Wohlbefinden tun kannst:<br />

(Die drei vorher gemachten Hypnoseeinheiten<br />

in dieser Sitzung)<br />

Du kannst diese schöne Hypnose mit den Fingern<br />

machen* …<br />

Oder das schnelle Durchwandern durch den<br />

Körper mit dem „Bodyscan“**…<br />

Und schon geht es wieder bergauf!<br />

Du kannst auch alles Unangenehme in die Hände<br />

fließen lassen *** …damit es deine Hände<br />

dann ganz von selber ausleeren können … Und<br />

schon geht es wieder bergauf!<br />

Aber jetzt findest Du Dich erst einmal, wie schon<br />

als kleine Sanitäterin, wieder an deinem Strand<br />

ein … und schon, während du meiner Stimme<br />

lauschst … kannst du bemerken … wie du dich<br />

mehr und mehr entspannst …. und wohler und<br />

wohler fühlst … alles um dich herum unwichtig<br />

… wichtig nur noch du!<br />

Du brauchst nichts zu tun … du brauchst nichts<br />

zu verstehen … in Hypnose ereignen sich die<br />

Dinge von selber … weil dein Unbewusstes so<br />

klug mitarbeitet und wunderbar die Führung<br />

übernimmt … damit Heilung möglich wird …<br />

und Gesundheit selbstverständlich …<br />

Du bist hier supergemütlich … und gleichzeitig<br />

an deinem schönen Strand … mit dem schönen<br />

weichen „Heil-Sand“ … es ist ein wunderbares<br />

Wetter … einfach ein herrlicher Tag … warmes<br />

Licht … fröhliche Stimmung … und du hast ein<br />

Lachen im Herzen … nur an dem Strand zu sein,<br />

macht dich glücklich …denn … du hörst … das<br />

Plätschern der Wellen … Lachen … Musik … in<br />

der Ferne das Knattern eines kleinen Motorbootes<br />

… Rufe eines Händlers, der Eiscreme<br />

und Kokosnussstückchen verkauft … und du<br />

wanderst vor dich hin … am Saum des Wassers<br />

… das platscht dir mit jeder kleinen Welle<br />

munter über deine Füße …


40<br />

Die kleine Sanitäterin<br />

Auswahl aktueller Hypnose-Stufdien<br />

741<br />

Vielleicht siehst du weiter vorne schon die<br />

Luftmatratzen … Luftmatratzen in den verschiedensten<br />

Farben und Formen … die einen<br />

schauen aus wie Scheiben von Wassermelonen<br />

… die anderen wie Pizzastücke … wieder welche<br />

sind große Seerosen … die sind eigentlich auch<br />

hübsch… es gibt aber auch Tiere …<br />

edle Schwäne … verspielte Delfine … lustige<br />

Meeresschildkröten …und eine scheint echt<br />

bequem zu sein … es ist eine Hängemattenluftmatratze<br />

… die meisten allerdings sind einfach<br />

Luftmatratzen … mit kleinen Sonnenschirmen<br />

… und du schaust in Ruhe, welche dir gefällt …<br />

Die nimmst du dir … legst sie aufs Wasser und<br />

setzt dich drauf … wohlig streckst du dich nun<br />

auf ihr aus … Himmlisch!!!<br />

Superlässig liegst du auf deiner Luftmatratze<br />

im Wasser der kleinen Meeresbucht … Ein lauer<br />

Wind streichelt wie zärtlich deine Wangen …<br />

und strömt über deinen Körper … bläst alles<br />

hinweg, was dich noch bedrücken könnte …<br />

und macht dich frei und weit …<br />

Und du kommst ins Träumen … wunderschön,<br />

dieses ganz feine Schaukeln … und alles, was<br />

noch an Last in dir drin ist … wird einfach herausgeschaukelt<br />

… fließt ab … das macht dich<br />

frei und leicht … und es kommt dir bald so vor<br />

…als ob du mit deiner Luftmatratze auf dem<br />

Wasser schwebst …<br />

Wie die Wellen in der Sonne glitzern! Wie azurblau<br />

das Wasser ist! Wie der Himmel so klar!<br />

Und du atmest ruhig … langsam und tief …<br />

Vielleicht magst du die Hände seitlich ins Wasser<br />

halten … um ein bisschen zu paddeln? Dein<br />

Paddeln und wohl auch eine sanfte Strömung<br />

… bewegen deine Luftmatratze … und damit<br />

auch dich … weiter die Bucht entlang … hin<br />

bis zum Eingang einer geheimnisvollen Grotte<br />

… Und es ist die Blaue Grotte …<br />

Neugierig paddelst du hinein in die Blaue Grotte<br />

…das Wasser ist ganz wundervoll klar … du<br />

erkennst jedes Steinchen am Grund …<br />

Die Sonne sendet lichte Strahlen durchs Wasser<br />

…. die Luft so frisch … Und deine Lungen<br />

atmen tief diese frische Luft ein …<br />

Schnell bemerkst du, dass es ein tolles Echo in<br />

der Grotte gibt … Denn du hörst die Wellen,<br />

die da plätschern … es plätschert sie tausendfach<br />

zurück … wie im Chor … und wenn man<br />

was sagt, kommt es mehrfach zurück… Wenn<br />

du deinen Namen rufst, bringt das Echo ihn<br />

wie verzaubert wieder zu dir hin … in einem<br />

wunderbaren Klang … so klar und rein … wie<br />

ein Gesang …<br />

So wird dir klar, du kannst hier alle deine Wünsche<br />

aussprechen … laut oder auch leise …<br />

In dieser wundersamen Grotte … mit diesem<br />

wunderbaren blauen Licht … werden deine<br />

Worte aufgenommen … und das Echo bringt<br />

sie …heilsam aufgeladen wieder zu dir hin …<br />

So, wenn du sagst: „Ich möchte, dass es mir<br />

besser geht!“ … kommt zurück: „… besser geht<br />

… besser geht … besser … besser!“<br />

Und wenn du sagst: „Ich möchte gesund werden!“…<br />

kommt zurück: „Gesund werden … gesund<br />

werden … gesund … gesund … gesund!“<br />

„Ich will unbeschwert und fröhlich sein! ‚… unbeschwert<br />

und fröhlich … fröhlich …“<br />

„Besser … gesund … fröhlich … und all deine<br />

eigenen Worte …“<br />

Und in diesem Moment scheint die Sonne voll<br />

in die Grotte … gleißende Sonnenstrahlen erleuchten<br />

die Höhle …Und das Echo reflektiert<br />

das Leuchten der Sonne genau in deine Mitte<br />

…. ins Zentrum deines Seins … und das spürst<br />

du … und genießt das jetzt lang und ausgiebig<br />

… (längere Pause)<br />

Später kannst du auch noch mal ein bisschen<br />

rausfahren aus der Grotte … um sie von außen<br />

anzuschauen … und du kannst wieder hineinpaddeln<br />

… um von Neuem die Wirkung zu<br />

verspüren … du bestimmst, was du machst …<br />

Du probierst einfach alles aus, was du magst<br />

… und tust, was du willst … und sagst dir im<br />

Stillen, was du dir wünschst … (längere Pause)<br />

Und dein Körper bekommt ganz viel Kraft<br />

zum Heilen … alles wird ausgeschieden, was<br />

nicht gesund ist und nicht gut tut … die Adern<br />

bringen aufbauende Nährstoffe überall hin …<br />

die Schleimhaut baut sich wieder gesund und<br />

natürlich auf … das Immunsystem regelt sich<br />

ein … das Körpergedächtnis erinnert sich …<br />

an gesunde Funktion … und gute Gefühle …<br />

ausgeglichen … harmonisch … natürlich …<br />

normal …Und die Wogen glätten sich …<br />

Du aber träumst deinen schönen Traum weiter<br />

… du bist auf deiner Luftmatratze … im Wissen,<br />

du kannst jederzeit in deine heilsame Grotte<br />

zurückkehren… und kannst das aussprechen,<br />

was du dir im Positiven wünschst … und das Echo<br />

bringt deine Wünsche heilsam aufgeladen zu<br />

dir zurück … immer mit Energie für Heilung …<br />

Weil du das weißt, kannst du weiter dahinschweben<br />

… solang du magst … und vielleicht<br />

dabei noch … tiefer … … tiefer … in Hypnose<br />

sinken …während ich von eins bis sieben zähle<br />

… und du dich so wohl fühlst … 1 … mit dir …<br />

2 … ganz dabei … 3 … so angenehm … 4 …<br />

da öffnet sich die Tür … 5 … und du schwebst<br />

hindurch … 6 … hinein in vollkommenes Wohlgefühl<br />

… und … wenn du bei 7 ankommst …<br />

heilsames Schweben … 7… Alles im Ausgleich<br />

… alles für Dich … Sehr schön … bleib so lange<br />

dabei, wie es für dich gut ist … (längere Pause)<br />

Und irgendwann … paddelst du mit deiner<br />

Luftmatratze …wieder hinaus aus der Blauen<br />

Grotte … zurück an den Strand … Da nimmst du<br />

die Luftmatratze und watest durch das Wasser<br />

an Land … Du legst sie da wieder hin, wo du<br />

sie geholt hast … und bist dir sicher, sie ist<br />

immer für dich da …<br />

Und wenn du genug erlebt und gelernt hast,<br />

zählst du einfach von 7 bis 1 zurück … kommst<br />

wieder hierher … und fühlst dich einfach gut!<br />

* "Fingerinduktion", ** "Bodyscan",<br />

*** "Sammeln und Ausleeren"<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Agnes<br />

Kaiser Rekkas<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Nach mehrjähriger Tätigkeit als Physiotherapeutin<br />

in der Schwerverletztenrehabilitation<br />

Studium der Psychologie an<br />

der FU Berlin. Zertifikat in systemischer<br />

Therapie (Institut Weinheim) und Klinischer<br />

Hypnose. Eigene Praxis in München<br />

und Lehrtätigkeit in Klinischer Hypnose<br />

und Hypnotherapie im deutschen Sprachraum.<br />

Dozentin und Supervisorin der DGH,<br />

Fortbildungszentrum München. Vizepräsidentin<br />

DGH. Mehrere Publikationen und<br />

therapeutische CDs.<br />

Eine Auswahl aktueller<br />

Hypnose-Studien in Kürze<br />

Autor: Dr. med. Michael Teut<br />

Nowak H, Zech N, Asmussen S, Rahmel T, Tryba M, Oprea G, Grause L, Schork K, Moeller M, Loeser J, Gyarmati K, Mittler C, Saller T,<br />

Zagler A, Lutz K, Adamzik M, Hansen E. Effect of therapeutic suggestions during general anaesthesia on postoperative pain and opioid<br />

use: multicentre randomised controlled trial. BMJ. 2020 Dec 10;371:m4284. doi: 10.1136/bmj.m4284.<br />

In dieser verblindeten randomisierten klinischen Studie mit 385 PatientInnen, die eine Vollnarkose für 1-3 Stunden im Rahmen einer OP erhielten,<br />

wurde gezeigt, dass Suggestionen, die während der Narkose über ein Audiotape in die Ohren der Patienten eingespielt wurden gegenüber<br />

einer „leeren“ Aufnahme eine Wirksamkeit in Bezug auf den postoperativen Opioid-Verbrauch und Schmerzen hatte. Es wird gezeigt, dass<br />

PatientInnen auch während einer Narkose ansprechbar für Suggestionen sind. Hieraus eröffnen sich überraschende neue hypnotherapeutische<br />

Möglichkeiten in der Anästhesie.<br />

Fuhr K, Meisner C, Broch A, Cyrny B, Hinkel J, Jaberg J, Petrasch M, Schweizer C, Stiegler A, Zeep C, Batra A. Efficacy of hypnotherapy<br />

compared to cognitive behavioral therapy for mild to moderate depression - Results of a randomized controlled rater-blind clinical<br />

trial. J Affect Disord. <strong>2021</strong> May 1;286:166-173. doi: 10.1016/j.jad.<strong>2021</strong>.02.069.<br />

In einer zweiarmigen randomisierten kontrollierten Studie mit 152 PatientInnen mit leichter bis mittelschwerer Depression wird gezeigt, dass<br />

die Hypnose der kognitiven Verhaltenstherapie gegenüber nicht unterlegen ist. Ein wichtiger Baustein zur psychotherapeutischen Anerkennung<br />

der Hypnose!<br />

Lee A, Moulton D, Mckernan L, Russell A, Slaughter JC, Acra S, Walker L. Clinical Hypnosis in Pediatric Crohn's Disease: A Randomized<br />

Controlled Pilot Study. J Pediatr Gastroenterol Nutr. <strong>2021</strong> Mar 1;72(3):e63-e70. doi: 10.1097/MPG.0000000000002980.<br />

In dieser randomisierten klinischen Pilotstudie mit 40 Jugendlichen erhielt die eine Hälfte zusätzlich zur Routinetherapie Hypnose, die andere<br />

Hälfte erhielt keine zusätzliche Therapie. In der Interventionsgruppe zeigte sich eine Zunahme der Lebensqualität, weniger abdominelle<br />

Schmerzen und weniger Abwesenheiten in der Schule.<br />

Fisch S, Trivaković-Thiel S, Roll S, Keller T, Binting S, Cree M, Brinkhaus B, Teut M. Group<br />

hypnosis for stress reduction and improved stress coping: a multicenter randomized<br />

controlled trial. BMC Complement Med Ther. 2020 Nov 13;20(1):344. doi: 10.1186/<br />

s12906-020-03129-6.<br />

In dieser randomisierten zweiarmigen Studie mit 95 TeilnehmerInnen mit erhöhter Stressbelastung<br />

zeigte sich ein 5-wöchiges Hypnose-Gruppenprogramm wirksam gegenüber der<br />

Kontrollgruppe, die nur eine verhaltenstherapeutische Informationsbroschüre erhielt, es<br />

verbesserten sich nach 5 und 12 Wochen Stressbelastung, Depressivität, Lebensqualität<br />

und Selbstwirksamkeit.<br />

Anlló H, Herer B, Delignières A, Bocahu Y, Segundo I, Mach Alingrin V, Gilbert M, Larue F.<br />

Hypnosis for the Management of Anxiety and Dyspnea in COPD: A Randomized, Sham-<br />

Controlled Crossover Trial. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2020 Oct 22;15:2609-2620.<br />

doi: 10.2147/COPD.S267019.<br />

In dieser kleinen randomisierten Studie mit Crossover-Design und 21 Patientinnen mit COPD<br />

wurde im Vergleich von 15 Minuten Hypnotherapie zu Scheinbehandlung (Sham) eine Angstreduktion<br />

und Beruhigung der Atemfrequenz beobachtet.<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Der Autor<br />

Dr. med.<br />

Michael Teut<br />

ist Facharzt für Allgemeinmedizin, arbeitet<br />

als Wissenschaftler und Oberarzt an der<br />

Hochschulambulanz für Naturheilkunde der<br />

Charité in Berlin sowie in eigener Praxis.<br />

Er leitet das Weiterbildungszentrum der<br />

DGH in Berlin.<br />

michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

www.dgh-hypnose-berlin.de


42<br />

Die HeldInnen-Reise <strong>2021</strong><br />

Die HeldInnen-Reise <strong>2021</strong><br />

743<br />

Die HeldInnen-Reise <strong>2021</strong><br />

Autorin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

Wandlungslinien von Hexagramm 51 abgeleitet.<br />

nächst unbewusst, auf seine Ecken und Kanten<br />

aufmerksam. In der Folge setzen resultierender<br />

Emotionsdruck und äußere Stressoren zu. Sie<br />

führen im günstigen Fall zu einer selbstverantwortlichen<br />

Reflexion. Denn die toxischen<br />

Emotionen, die ins Herz aufgestiegen sind, rufen<br />

nach Hinwendung. Eine Klärung der Selbstbeziehung<br />

lässt Verstrickungen der frühen Jahre<br />

verstehen und auflösen sowie abgespaltene<br />

Anteile integrieren.<br />

Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Yvonne König<br />

Basiert auf Erkenntnissen der Modernen<br />

Integrativen Psychotherapie und macht<br />

Wissen und Weisheit aus dem alten China<br />

hypnotherapeutisch nutzbar.<br />

Ein Auszug aus dem Gastbeitrag in van Ostens<br />

Reihe: Die Muster des Lebens…, H 51, Kap.: 4<br />

Die Moderne Integrative Psychotherapie<br />

würdigt die Erkenntnisse der unterschiedlichen<br />

psychotherapeutischen Ansätze, insbesondere<br />

auch der Klassischen und Ericksonianischen<br />

Hypnotherapie, Wissen und Weisheit alter Kulturen<br />

sowie aktuelle Forschungsergebnisse.<br />

Hier ein Anwendungsbeispiel für die hypnotherapeutische<br />

Praxis, inspiriert von der jahrtausendealten<br />

chinesischen Weisheitslehre<br />

des Yi Jing/I Ging, die auch als „Das Buch der<br />

Wandlung“ vor ca. 100 Jahren von Richard Wilhem<br />

erstmals ins Deutsche übersetzt wurde.<br />

In Verbindung mit der chinesischen Astrologie<br />

gibt sie einen passgenauen Einblick in die Zeitqualität<br />

eines Jahres.<br />

„Die Gärten innerer Schönheit“<br />

Zunächst eine kurze Einführung in diesen zeitlosen<br />

Wissensschatz. Die Sprache des Yi Jing<br />

ist bildhaft und gleichzeitig in ein Strichcodesystem<br />

von 64 sogenannten Hexagrammen<br />

gefasst. Jedes Hexagramm besteht aus sechs<br />

horizontal übereinander angeordneten Linien,<br />

deren Lesart entweder Yin = feminin: – – oder<br />

Yang = maskulin: ––– konnotiert ist. Es handelt<br />

sich also um ein binäres System.<br />

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt,<br />

dass ein Hexagramm genaugenommen als 2<br />

x 3 Linien betrachtet und gelesen wird. Ein<br />

Hexagramm besteht also regelhaft aus einem<br />

unteren und einem oberen Trigramm.<br />

Die insgesamt acht Trigramme wurden als Natursymbole<br />

folgendermaßen charakterisiert:<br />

das Trigramm Erde steht für das Feminine und<br />

der Himmel für das Maskuline. Des Weiteren<br />

folgen die sogenannten drei Töchter des Himmels<br />

(Wind, Feuer, See) und die drei Söhne der<br />

Erde (Donner, Wasser, Berg).<br />

„Die Sprache der Seele ist bildhaft und mythisch.“<br />

So hat Alberto Villoldo den Bedeutungshintergrund<br />

dazu einmal sehr schön in einem Satz<br />

zusammengefasst. Auch das Yi Jing verwendet<br />

eine bildhafte Sprache, der sich nicht nur die<br />

alten Kulturen gerne bedienten, um ein tieferes<br />

Verstehen zu erreichen. Die Hypnotherapie<br />

spricht, wie wir wissen, ebenfalls gerne in Bildern,<br />

was die alten Weisheitslehren für die hypnotherapeutische<br />

Arbeit sehr kompatibel macht.<br />

„Aus Yin und Yang entstehen die zehntausend<br />

Dinge.“<br />

Mit diesen mythischen Worten wird in den alten<br />

Schriften des Yi Jing die Geburt von Neuem<br />

beschrieben. Welches Bild zeigt sich wohl für<br />

das Neue, das sich in <strong>2021</strong> im Allgemeinen<br />

und bezogen auf die innerpsychischen Prozesse<br />

der Menschen im Besonderen, Bahn brechen<br />

möchte?<br />

Auf das Yi Jing bezogen liegt der Blick (hier)<br />

entsprechend auf dem Jahreshexagramm 51,<br />

die Erschütterung. Das Zeichen des doppelten<br />

Donners, d. h. sowohl das untere, als auch das<br />

obere Trigramm zeigen dieses Frühlingszeichen,<br />

das u. a. den Fuß und die Kindheit symbolisiert.<br />

Wie das Yi Jing im Allgemeinen, hält es überraschend<br />

tiefgreifende psychodynamische<br />

Erklärungsmodelle und Implikationen für die<br />

psychotherapeutische Arbeit bereit. Mehr dazu<br />

und zur Jahresprägung 2022 gerne auch im<br />

November bei „Weisheiten und Praktiken aus<br />

dem alten China kreativ und mit großer Effektivität<br />

in die Hypnotherapeutische Arbeit<br />

integrieren“, WS 18.<br />

Was die Zukunft bringen mag<br />

Zu allen Zeiten und in allen Nationen hat dies<br />

die Menschen beschäftigt. So war am Hof des<br />

chinesischen Kaisers beispielsweise stets ein<br />

Astrologie kundiger Mönch des Jesuitenordens<br />

zugegen, um das europäische Wissen miteinfließen<br />

zu lassen. Denn auch wenn sich jede<br />

Konstellation im chinesischen Horoskop alle<br />

60 Jahre wiederholt, so variiert z. B. der Planeteneinfluss,<br />

der sog. chaldäischen Reihe<br />

nach, durchaus.<br />

Was kann das für die Praxis bedeuten? Wurde<br />

das Jahr 1961 vom schöpferischen Charakter<br />

der Sonne begleitet, so konfrontiert <strong>2021</strong> Saturn<br />

machtvoll mit den Schatten der Vergangenheit.<br />

Darin liegt eine große Chance für die hypnotherapeutische<br />

Arbeit. Denn nach dem Yi Jing<br />

wird <strong>2021</strong> von dem sog. Hexagramm 51, dem<br />

doppelten Donner, geprägt, der für die Kindheit<br />

und somit für biographische Marker steht,<br />

die ausdrücklich mit sanften Methoden erhellt<br />

werden wollen.<br />

Die in der Kindheit als misslich erlebten Aspekte<br />

der authentischen Wesensnatur, die ehedem<br />

geächtet und abgespalten wurden, drängen<br />

demnach nun, heftiger als zu anderen Zeiten,<br />

an die Oberfläche. Dem unfreiwilligen Schattendasein<br />

soll ein Ende bereitet werden.<br />

Das zarte Stimmchen der Seele, die Anwältin<br />

für innerpsychische Integrationsprozesse, wird<br />

im geschäftigen Erwachsenenleben jedoch allzu<br />

gerne überhört. Vor dem drängenden Hintergrund<br />

von Hexagramm 51 würde sich da,<br />

neben der Tu Na Atem-Meditation (vgl. WS 18,<br />

<strong>2021</strong>), folgende HeldInnenreise deutlich mehr<br />

empfehlen, die als Reparenting-Tool eingesetzt<br />

werden kann. Die Bilder der folgenden sechs<br />

Reifestufen, sind aus den Texten der sechs<br />

Die sechs Stufen der HeldInnen-Reise<br />

Stufe 1: Nachdem die Seele auf ihrer Reise<br />

ins Irdische nicht nur vom Donner gezeugt,<br />

sondern, schließlich verkörpert, mit einer<br />

ähnlichen Intensität den Geburtsprozess und<br />

Milieuwechsel verkraftet hat, findet sie sich als<br />

Kind im Schoß der Familie wieder. Von hier aus<br />

beginnt das junge Leben, zunächst begeistert,<br />

die Welt nach und nach zu entdecken.<br />

Stufe 2: Doch die Hilflosigkeit der ersten Lebensjahre<br />

ist immens, das Situationsverständnis<br />

sehr limitiert und Schutzmechanismen stecken<br />

sprichwörtlich noch in den Kinderschuhen.<br />

Mangelerfahrungen und Gewohnheiten der<br />

Umgebung prägen allmählich Bedürfnisstrukturen,<br />

die sich auf der kognitiven Ebene als<br />

Selbstverständlichkeiten und Glaubensüberzeugungen<br />

verankern.<br />

Stufe 3: Eine Fülle von Erfahrungen haben<br />

das Menschenkind gelehrt, wer es scheinbar<br />

ist und wie die Welt scheinbar funktioniert,<br />

was sozial anerkannt ist und was verboten.<br />

Auf dieser fragwürdigen Basis haben sich<br />

kompensatorisch die Maske der Person und<br />

Panzerungen entwickelt.<br />

Eine Last biografischer Marker, die es nun, länger<br />

als ihm lieb sein kann, begleiten wird. Sie zu<br />

reflektieren bedeutet anzuerkennen, dass sie<br />

einst half, die Haltung zu bewahren und den<br />

Herausforderungen Stand halten zu können.<br />

Diese kompensatorischen Strukturen sind nun<br />

im erwachsenen Leben, weil nicht altersgerecht,<br />

zum Hemmnis geworden.<br />

Stufe 4: Das Herz zu klären steht nun an. Im<br />

Spiegel des Gegenübers wird der Mensch, zu-<br />

Stufe 5: Ist die Seelenarbeit getan, sind Maske<br />

und Schutzpanzer überflüssig geworden. An<br />

deren Stelle kann stabile Selbstsicherheit und<br />

gelassene Flexibilität treten, die es ermöglichen,<br />

sich den Erfordernissen der Zeit anzupassen.<br />

Stufe 6: Es ist vollbracht, die Raupe hat sich,<br />

auf ihrer Heldinnenreise, ihrer Intuition mutig<br />

folgend, durch den Kokon der Hemmnisse,<br />

Trugschlüsse und Anhaftungen der alten Zeit<br />

hindurchgebissen. Mit Leichtigkeit im Herzen<br />

findet der wunderschöne Schmetterling bei<br />

Bedarf ein ruhiges Plätzchen, um etwaige<br />

Stürme des Lebens an sich vorüberziehen zu<br />

lassen. Und vielleicht ist ein friedliches, weil<br />

geklärtes Herz, der beste Rückzugsort für den<br />

Menschen. Good Luck!<br />

War bis 2002 an der Universitäts-Frauenklinik,<br />

Mainz, als Psychoonkologin tätig.<br />

Seit 1999 arbeitet sie in eigener Praxis für<br />

Integrative Psychotherapie und Moderne<br />

Hypnotherapie. Weiter ist Frau König als<br />

Dozentin für die DGH und die MEG (auch als<br />

Supervisorin) im deutschsprachigen Raum<br />

aktiv. Fachbeiträge sind veröffentlicht zu<br />

den Themen: Psychologische OP-Vorbereitung;<br />

Psycho- und hypnotherapeutischer<br />

Einsatz bei Endometriose; Schlafstörungen;<br />

Burnout-Prophylaxe und -Therapie.<br />

Zu weiteren Schwerpunkten zählen die<br />

Selbstbeziehungstherapie nach Gilligan,<br />

Hypnomentale Geburtsvorbereitung, Psychoonkologie<br />

und Paartherapie.


44<br />

Ein Ritt zurück ins Wohlbefinden<br />

Ein Ritt zurück ins Wohlbefinden<br />

745<br />

„Ein Ritt zurück ins Wohlbefinden<br />

– Langsam – Sicher<br />

– Gut“<br />

Autor: Dipl.-Psych. Norbert Loth<br />

m Herbst 2018 suchte mich eine verzweifelt<br />

und ängstlich wirkendende 40-jährige<br />

I<br />

Patientin, verheiratet und Mutter von einem<br />

stark pubertierenden Sohn, in unserer Praxis<br />

auf. Sie brach ständig in Tränen aus und<br />

berichtete von einem jahrelangen Behandlungsmarathon<br />

in verschieden Kliniken und<br />

Rehabilitationseinrichtungen. Vor elf Jahren<br />

war sie noch eine lebensfrohe, gesunde junge<br />

Frau mit einer extremen Leidenschaft für<br />

den Reitsport. Jetzt ist sie ein leidender und<br />

gebrochener Mensch, mit einer 50-prozentigen<br />

Schwerbehinderung, tut sich mit der<br />

Arbeit und dem Haushalt schwer und findet<br />

nicht ins normale Leben zurück. Alles ist ihr<br />

zu viel. Sie hat nur einen Wunsch, zurück<br />

ins Wohlbefinden.<br />

Was war geschehen?<br />

Seit einem schweren Autounfall 1997 leidet<br />

die Patientin an einem organischen Psychosyndrom<br />

nach Schädelhirntrauma, mit Ängsten<br />

und Depressionen, chronischen Kopf- und<br />

Ganzkörperschmerzen, die belastungsabhängig<br />

sind, und durch unterschiedliche berufliche<br />

und familiäre Stressoren das Problemverhalten<br />

verstärken und modulieren. Die in den letzten<br />

zehn Jahren durchgeführten medizinischen,<br />

psychologischen und physiotherapeutischen<br />

Rehabilitationsmaßnahmen brachten schon<br />

wesentliche Therapieerfolge auf körperlicher<br />

Ebene, konnten aber das Schmerzerleben nicht<br />

wirklich dauerhaft verändern. Zum Glück kam<br />

ein Kollege in einer bayerischen Rehaklinik auf<br />

die Idee, die Patientin mit Hypnose zu behandeln.<br />

Die ersten positiven Hypnoseerfahrungen<br />

in der Rehaklinik haben die Patientin so hoch<br />

motiviert, dass bei ihr ein starker Wunsch nach<br />

einer ambulanten Fortführung der Hypnosetherapie<br />

geweckt war, aber gleichzeitig wurde<br />

ihre Erwartungshaltung ungünstig gesteigert.<br />

Was ist in einem solchen Fall zu tun?<br />

Zunächst war es mir wichtig, die Patientin von<br />

ihrem Wunsch nach direkter hypnotischer Beeinflussung<br />

und am besten der schnellen Beseitigung<br />

des Schmerzerlebens abzulenken und ihre<br />

Wahrnehmung auf die Momente zu richten, in<br />

denen sie den Schmerz vergessen konnte. Und<br />

hier bot sich natürlich die Ressource „Reiten“, von<br />

der sie im Erstgespräch so begeistert berichtet<br />

hatte, besonders gut an. Aber bevor ich ihre<br />

Aufmerksamkeit in der Hypnose auf das Reiten<br />

lenkte, ließ ich sie zunächst Erfahrungen mit<br />

tiefen Hypnosezuständen sammeln, in denen<br />

sie den Schmerz für 20 – 30 Minuten völlig<br />

vergessen konnte.<br />

Ich sagte ihr: „Da wir nicht wissen können, welche<br />

Bedeutung und Aufgaben der Schmerz für<br />

Sie hat, ist es vielleicht besser am Anfang den<br />

Schmerz, und alles was mit ihm zusammenhängt,<br />

nur für eine Weile, vielleicht kurz oder<br />

für 20 – 30 Minuten zu vergessen. Später dann,<br />

wenn Ihr Unbewusstes der Meinung ist, Sie<br />

können sich dauerhaft wohlfühlen, kann der<br />

Schmerz und alles andere, was keine Bedeutung<br />

mehr hat, teilweise oder auch vollständig, vergessen<br />

werden“. Die ersten Teilerfolge in der<br />

Hypnose waren für die Patientin und mich sehr<br />

ermutigend und wir konnten jetzt beginnen, die<br />

positiven Hypnoseerfahrungen in den Alltag zu<br />

übertragen. Meine Therapieplanung basierte<br />

auf der Behandlungsformel: „Tiefe Hypnose +<br />

Hypnotisches Reiten + Selbsthypnose“. Leider<br />

wurde ich von einer Veränderung bei der Patientin<br />

überrascht, die eigentlich sehr naheliegend war,<br />

die ich aber in der allgemeinen Begeisterung<br />

für die Ressource „Reiten“ übersehen hatte.<br />

Nämlich Reiten vor dem Unfall und Reiten nach<br />

dem Unfall ist ein riesiger Unterschied. Früher<br />

war Reiten Freizeit und Lebensfreude, sie liebte<br />

die Tiere und die gemeinsame Bewegung in<br />

der Natur. Jetzt, nach dem Unfall und dem<br />

ganzen Leidensweg mit ihrer körperlichen und<br />

psychischen Behinderung, war es aufgrund ihrer<br />

Ängste, Schmerzen und Verbitterung mehr<br />

Überwindung und Kampf mit dem Pferd und<br />

mit sich selbst. In den folgenden therapeutisch-suggestiven<br />

Gesprächen vermittelte ich<br />

der Patientin die Idee des „Reitens“ als eine<br />

hochkomplexe Angelegenheit, die nur durch<br />

unbewusste, vertrauensvolle und wertschätzende<br />

Kommunikation zwischen Mensch und<br />

Tier gelingen kann. Auf diese Weise entstand für<br />

die Patientin eine Metapher, wie sie in Zukunft<br />

mit sich selbst und ihrem Körper wieder in eine<br />

vertrauensvollere Beziehung kommen kann.<br />

Meine Lösungsidee war folgende: „Sie können<br />

sich sicher noch an die schönen Momente beim<br />

Reiten in der Vergangenheit erinnern, wenn das<br />

Pferd unter Ihnen gleichmäßig im Schritt geht,<br />

Ihr Kopf ist frei, Sie vertrauen Ihren Reitkünsten<br />

und genießen die Landschaft und fühlen sich<br />

wohl……… und jetzt, heute ist es fast so, als<br />

müssten Sie noch einmal das Laufen lernen.<br />

Und das in Ihrem Alter mit 40 Jahren. Gut,<br />

dass all das Gelernte in Ihrem unbewussten<br />

Gedächtnis sicher aufbewahrt ist. Laufen, Sprechen<br />

und auch Autofahren ist für Sie wieder<br />

eine Selbstverständlichkeit und genauso wird<br />

es wieder mit dem Reiten sein, Schritt für Schritt<br />

werden Sie sich langsam und sicher und gut<br />

an all den schönen Momenten, fast wie von<br />

selbst, erfreuen und das Wohlbefinden beim<br />

Reiten wieder genießen“.<br />

Auf diese Weise konnte ich meine Behandlungsformel:<br />

„Tiefe Hypnose + Hypnotisches<br />

Reiten + Selbsthypnose“ ergänzen mit einer<br />

Bewusstseinszentrierung auf die Mantra-artige<br />

Suggestion: „langsam – sicher – gut“. Diese<br />

Suggestion wurde von mir systematisch in<br />

viele therapeutische Gespräche, in jede „Tiefe<br />

Hypnose“ und ein individuelles Selbsthypnose-<br />

Skript eingebettet.<br />

„Tiefe Hypnose“ nutze ich als grundlegende<br />

Ressource im Kontext eines hypnosystemischen<br />

Behandlungsansatzes bei chronischen<br />

Schmerzen. Entsprechend dem Verständnis und<br />

dem Konzept von M.H. Erickson „Schmerz ist<br />

ein bewusstes Phänomen“, ist „Tiefe Hypnose“<br />

ein veränderter Bewusstseinszustand, der es<br />

Menschen erlaubt, sich auf unbewusster Ebene<br />

spontan und angemessen zu verhalten, ohne<br />

dass das bewusste Denken sich einmischt. Die<br />

„Tiefe Hypnose“ wurde von mir als besonderer<br />

Veränderungs- oder Problembewältigungszustand<br />

in die Behandlung integriert.<br />

Die Patientin war nach neun Monaten (29 Sitzungen)<br />

fast schmerzfrei und konnte selbstbewusst<br />

und kompetent mit akuten Belastungssituationen<br />

erfolgreich umgehen. Die Schmerzproblematik<br />

hatte sich wesentlich gebessert. Zeitweise wurde<br />

der Schmerz ganz vergessen. Im ersten Urlaub<br />

2019 war die Patientin schon absolut schmerzfrei.<br />

Auch Kopf- und Schulterschmerz hatten<br />

sich schon deutlich verringert. Die Einnahme<br />

von Schmerzmitteln wurde zunächst halbiert<br />

und konnte Ende 2019 ganz abgesetzt werden.<br />

Ende 2020 hatte ich noch einmal die Gelegen-<br />

heit für ein Nachgespräch und die Patientin<br />

berichtete, dass sie weiterhin schmerzfrei<br />

sei, sich auf eine Reitbeteiligung freue und<br />

so zweimal wöchentlich mit ihrem eigenen<br />

Pferd ausreiten könne.<br />

Dipl.-Psych. Norbert Loth<br />

Der Autor<br />

Dipl.-Psych.<br />

Norbert Loth<br />

geb. 1951, Studium der Psychologie und<br />

Philosophie an der Universität Tübingen.<br />

Seit 1976 tätig als Psychotherapeut in eigener<br />

Praxis in München. Anfang der achtziger<br />

Jahre Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />

der Deutschen Gesellschaft für Hypnose<br />

und Hypnotherapie (DGH). Dozent und<br />

Supervisor der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hypnose und Hypnotherapie (DGH) und<br />

der Milton Erickson Gesellschaft (M.E.G.).<br />

Approbation als Psychologischer Psychotherapeut<br />

durch das Bayerische Staatsministerium<br />

1999.


46<br />

Immunsystem stärken?<br />

Immunsystem stärken?<br />

747<br />

1996; Olness et al., 1989).<br />

cine, 19(2), 78–82. https://doi.org/10.1007/BF02883323<br />

Concentration. Psychosomatic Medicine, 4, 12.<br />

Immunsystem stärken?<br />

Biomolekulare Effekte von<br />

Hypnose<br />

Autoren: Sarah Karrasch, M.Sc. Psych., Prof. Dr. Walter Bongartz, Anja M. Gumpp, M.Sc.-Psych., Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa<br />

Chronischer Stress ist ein Risikofaktor<br />

für die Entwicklung von psychischen<br />

(z.B. Depression, Angst) und körperlichen<br />

(z.B. Koronare Herzerkrankung, Asthma) Erkrankungen<br />

(Trautmann et al., 2016). Stress<br />

löst im Körper eine vielseitige und komplexe<br />

physiologische Anpassungsreaktion aus, die<br />

auch zur Stimulation des Immunsystems und<br />

somit zur Initiation von Entzündungsprozessen<br />

beiträgt (McEwen & Wingfield, 2003). Dabei<br />

sind mehrere Stresssysteme beteiligt: Zum<br />

einen wird unter Stress die sympathisch-adrenal-medulläre<br />

(SAM) Achse aktiviert, die<br />

für die Freisetzung von den Katecholaminen<br />

Adrenalin und Noradrenalin verantwortlich<br />

ist. Zum anderen findet eine Aktivierung der<br />

neuroendokrinen Stressachse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse)<br />

statt,<br />

die wiederum eine Ausschüttung des Stresshormons<br />

Kortisol verursacht (Del Giudice et<br />

al., 2011; Godoy et al., 2018). Durch Kortisol<br />

werden dann weitere metabolische Prozesse<br />

im Körper in Gang gesetzt. Kortisol führt so zur<br />

Freisetzung von Substraten z.B. Glukose oder<br />

Fettsäuren aus den Speichern des Körpers,<br />

die in den Mitochondrien (Kraftwerke der<br />

Zelle) zu biochemischer Energie [Adenosintriphosphat<br />

(ATP)] verstoffwechselt werden.<br />

Dabei entstehen freie Radikale, die für zellbiologische<br />

Prozesse von Bedeutung sind.<br />

Kommt es allerdings durch z.B. chronischen<br />

oder traumatischen Stress zu einer Überproduktion<br />

an freien Radikalen, schädigen<br />

diese wiederum zelluläre Makromoleküle<br />

(z.B. Proteine oder Lipide) (siehe Hitzler et<br />

al., 2019; Karrasch et al., 2020). An dieser<br />

Stelle wird deutlich, dass chronischer Stress<br />

eine Kaskade von biologischen Prozessen<br />

im Organismus auslöst, die sich gegenseitig<br />

beeinflussen. Daher ist es wichtig,<br />

Behandlungsformen zu etablieren, die die<br />

Interaktion dieser Prozesse berücksichtigen.<br />

Hypnose ist bereits für seine Wirksamkeit auf<br />

psychologischer und somatischer Ebene bekannt.<br />

Sie kann als lösungs- und ressourcenorientiertes<br />

Verfahren die Stressreaktion des Körpers<br />

abmildern und stressassoziierte Belastungen<br />

abpuffern (Hammond, 2010; Karrasch et al.,<br />

2020). Bezüglich der Wirkung von Hypnose auf<br />

biomolekularer Ebene sind noch viele Fragen<br />

offen. Die Komplexität der sich reziprok beeinflussenden<br />

Systeme (Nervensystem, endokrines<br />

System und Immunsystem) erschweren<br />

eindeutige Aussagen über die biologischen<br />

Wirkmechanismen von Hypnose. Bisherige<br />

Forschung betrachtet zudem ausschließlich<br />

einzelne Aspekte, die im Folgenden kurz erläutert<br />

werden:<br />

Der positive Einfluss von Hypnose auf das sympathische<br />

Nervensystem (wie z.B. verminderte<br />

Aktivität von Puls, Hautleitfähigkeit und Freisetzung<br />

von Katecholaminen) und in dessen<br />

Folge auf die neuroendokrine Stressachse ist<br />

bereits nachgewiesen (Alnaes, 1966; Bongartz,<br />

1996; Johansson & Uneståhl, 2006; Kekecs et<br />

al., 2016). So kommt es zu einer signifikanten<br />

Reduktion der Katecholamine nach Hypnose<br />

(Bongartz, 1996). Die Befunde bezüglich der<br />

Veränderung der Kortisolkonzentration sind<br />

allerdings inkonsistent. Bongartz (1996) konnte<br />

keinen Effekt finden, andere fanden jedoch nied-<br />

rigere Kortisol-Level nach Hypnose (Bongartz,<br />

1996; Johansson & Uneståhl, 2006; Sachar &<br />

Mason, 1965).<br />

Diese Veränderungen im endokrinen System<br />

wirken sich unmittelbar auf das Immunsystem<br />

aus. Die bisherige Forschung in diesem Kontext<br />

konzentrierte sich meist auf die Quantifizierung<br />

von Immunzellen. So zeigte Bongartz (1993)<br />

den Einfluss von Hypnose auf die Leukozytenzahl.<br />

Durch Hypnose reduzierte sich die<br />

absolute Anzahl der Leukozyten im Vollblut.<br />

In einer weiteren Studie berichtete Bongartz<br />

(1996) über einen signifikanten Anstieg der<br />

Lymphozyten nach Hypnose, der von einer<br />

signifikanten Abnahme der Granulozyten<br />

(Subgruppen der Leukozyten) begleitet war.<br />

Weitere Befunde zeigten ebenfalls Veränderungen<br />

in der Lymphozytenzahl, sowohl bei<br />

Gesunden (Johnson et al., 1996; Kiecolt-Glaser<br />

et al., 2001; Whitehouse et al., 1996) als auch<br />

bei Probanden mit einem geschwächten Immunsystem<br />

(Fox et al., 1999; Gruzelier, 2002;<br />

Walker, 1998).<br />

Zudem liegen Studien zur hypnosebedingten<br />

Veränderung von Zytokinen und Antikörpern<br />

als beteiligte Botenstoffe der Immunreaktion<br />

vor. So kommt es bei gesunden Probanden<br />

nach Hypnose beispielsweise sowohl zu einer<br />

signifikanten Abnahme der proinflammatorischen<br />

Interleukine (IL)-1β (Johnson et al.,<br />

1996) und IL-6 (Schoen & Nowack, 2013) als<br />

auch zu einem signifikanten Anstieg der Immunglobulin<br />

A- Konzentration (Antikörper),<br />

wodurch die Abwehrkraft des Immunsystems<br />

gestärkt wird (Hewson-Bower & Drummond,<br />

Auch bei chronisch erkrankten Probanden (z.B.<br />

Krebs, Colitis Ulcerosa, Herpes-Simplex) kam es<br />

zu einer entsprechenden Immunreaktion durch<br />

Hypnose: So lassen sich die Entzündungsprozesse<br />

durch einen Anstieg von Mitogenen (regen<br />

Zellteilung von Lymphozyten an), entzündungsfördernden<br />

IL-2, natürlichen Killerzellen und<br />

Immunglobulinen bei Krebspatienten (Glaser<br />

& Kiecolt-Glaser, 1997; Gruber et al., 1988)<br />

bzw. der Abnahme von Zytokinen wie IL-6,<br />

Substance P (Mawdsley et al., 2008) mittels<br />

Hypnose beeinflussen. Des Weiteren sprechen<br />

weitere Befunde für eine Reduktion des proinflammatorischen<br />

Tumornekrosefaktors (TNF)-α<br />

nach Hypnose (Walker, 2004).<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass<br />

Hypnose einen signifikanten Einfluss auf die<br />

Veränderung bestimmter Immunparameter hat<br />

und es dadurch zu einer Verbesserung der Immunreaktion<br />

kommen kann. Hochsuggestible<br />

Personen scheinen stärker von den positiven<br />

immunologischen Effekten von Hypnose zu<br />

profitieren (Ruzyla-Smith et al., 1995). Weitere<br />

Forschung ist allerdings nötig, um allgemeingültige<br />

Aussagen über die biomolekulare Wirksamkeit<br />

von Hypnose treffen zu können.<br />

Neuere Forschungsansätze betrachten beispielsweise<br />

die mitochondriale Bioenergetik<br />

in Zusammenhang mit stressassoziierten Erkrankungen<br />

(West et al., 2011). Bei älteren Patienten<br />

mit Depression zeigte sich eine Reduktion<br />

der mitochondrialen Aktivität (Karabatsiakis et<br />

al., 2014). Möglicherweise lässt sich diese bioenergetische<br />

Beeinträchtigung ebenfalls durch<br />

Hypnose beeinflussen. Zukünftige Forschung<br />

sollte daher verstärkt ihr Augenmerk auf die<br />

Interaktion der verschiedenen Systeme legen,<br />

d.h. die Wirkmechanismen von Hypnose holistisch<br />

betrachten.<br />

Referenzen<br />

Alnaes, R. (1966). Das Verhalten des Cortisols unter<br />

Hypnose oder autogenem Training mit besonderer Berücksichtigung<br />

der hypnosuggestiven Analgesie. Psychotherapy<br />

and Psychosomatics, 14(5–6), 395–397. https://<br />

doi.org/10.1159/000285862<br />

Bongartz, W. (1993). Hypnose und immunologische<br />

Funktionen. In D. Revenstorf (Ed.), Klinische Hypnose<br />

(pp. 122–142). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.<br />

org/10.1007/978-3-642-77964-0_7<br />

Bongartz, W. (1996). Der Einfluss von Hypnose und Stress<br />

auf das Blutbild: Psychohämatologische Studien. P. Lang.<br />

Del Giudice, M., Ellis, B. J., & Shirtcliff, E. A. (2011). The<br />

Adaptive Calibration Model of stress responsivity. Neuroscience<br />

& Biobehavioral Reviews, 35(7), 1562–1592.<br />

https://doi.org/10.1016/j.neubiorev.2010.11.007<br />

Fox, P. A., Henderson, D. C., Barton, S. E., Champion,<br />

A. J., Rollin, M. S. H., Catalan, J., Mccormack, S. M. G.,<br />

& Gruzelier, J. (1999). Immunological Markers of Frequently<br />

Recurrent Genital Herpes Simplex Virus and Their<br />

Response to Hypnotherapy: A Pilot Study. International<br />

Journal of STD & AIDS, 10(11), 730–734. https://doi.<br />

org/10.1258/0956462991913420<br />

Glaser, R., & Kiecolt-Glaser, J. K. (1997). Chronic stress<br />

modulates the virus-specific immune response to latent<br />

herpes simplex virus Type 1. Annals of Behavioral Medi-<br />

Godoy, L. D., Rossignoli, M. T., Delfino-Pereira, P., Garcia-Cairasco,<br />

N., & de Lima Umeoka, E. H. (2018). A<br />

Comprehensive Overview on Stress Neurobiology: Basic<br />

Concepts and Clinical Implications. Frontiers in Behavioral<br />

Neuroscience, 12, 127. https://doi.org/10.3389/<br />

fnbeh.2018.00127<br />

Gruber, B. L., Hall, N. R., Hersh, S. P., & Dubois, P. (1988).<br />

Immune System and Psychological Changes in Metastatic<br />

Cancer Patients Using Relaxation and Guided Imagery: A Pilot<br />

Study. Scandinavian Journal of Behaviour Therapy, 17(1),<br />

25–46. https://doi.org/10.1080/16506078809455814<br />

Gruzelier, J. (2002). A Review of the Impact of Hypnosis,<br />

Relaxation, Guided Imagery and Individual Differences on<br />

Aspects of Immunity and Health. Stress, 5(2), 147–163.<br />

https://doi.org/10.1080/10253890290027877<br />

Hammond, D. C. (2010). Hypnosis in the treatment of<br />

anxiety- and stress-related disorders. Expert Review<br />

of Neurotherapeutics, 10(2), 263–273. https://doi.<br />

org/10.1586/ern.09.140<br />

Hewson-Bower, B., & Drummond, P. D. (1996). Secretory<br />

Immunoglobulin A Increases During Relaxation in Children<br />

With and Without Recurrent Upper Respiratory Tract<br />

Infections: Journal of Developmental & Behavioral Pediatrics,<br />

17(5), 311–316. https://doi.org/10.1097/00004703-<br />

199610000-00004<br />

Hitzler, M., Karabatsiakis, A., & Kolassa, I.-T. (2019). Biomolekulare<br />

Vulnerabilitätsfaktoren psychischer Erkrankungen:<br />

Einfluss von chronischem und traumatischem Stress auf<br />

Immunsystem, freie Radikale und Mitochondrien. Psychotherapeut.<br />

https://doi.org/10.1007/s00278-019-0366-9<br />

Johansson, B., & Uneståhl, L.-E. (2006). Stress reducing<br />

regulative effects of integrated mental training with selfhypnosis<br />

on the secretion of dehydroepiandrosterone<br />

sulfate (DHEA-S) and cortisol in plasma: A pilot study.<br />

Contemporary Hypnosis, 23(3), 101–110. https://doi.<br />

org/10.1002/ch.314<br />

Johnson, V. C., Walker, L. G., Heys, S. D., Whiting, P.<br />

H., & Eremin, O. (1996). Can relaxation training and<br />

hypnotherapy modify the immune response to stress,<br />

and is hypnotizability relevant? Contemporary Hypnosis,<br />

13(2), 100–108. https://doi.org/10.1002/ch.56<br />

Karabatsiakis, A., Böck, C., Salinas-Manrique, J., Kolassa,<br />

S., Calzia, E., Dietrich, D. E., & Kolassa, I.-T. (2014). Mitochondrial<br />

respiration in peripheral blood mononuclear<br />

cells correlates with depressive subsymptoms and severity<br />

of major depression. Translational Psychiatry, 4(6), e397.<br />

https://doi.org/10.1038/tp.2014.44<br />

Karrasch, S., Hitzler, M., Gumpp, A. M., Karabatsiakis,<br />

A., & Kolassa, I.-T. (2020). Molekulartoxische Folgen von<br />

chronischem und traumatischem Stress und deren Reversibilität<br />

durch entspannungs- und achtsamkeitsbasierte<br />

Interventionen. Verhaltenstherapie, 30(1), 29–43. https://<br />

doi.org/10.1159/000505380<br />

Kekecs, Z., Szekely, A., & Varga, K. (2016). Alterations<br />

in electrodermal activity and cardiac parasympathetic<br />

tone during hypnosis. Psychophysiology, 53(2), 268–277.<br />

https://doi.org/10.1111/psyp.12570<br />

Kiecolt-Glaser, J. K., Marucha, P. T., Atkinson, C., & Glaser,<br />

R. (2001). Hypnosis as a modulator of cellular immune<br />

dysregulation during acute stress. Journal of Consulting<br />

and Clinical Psychology, 69(4), 674–682. https://<br />

doi.org/10.1037//0022-006X.69.4.674<br />

Mawdsley, J. E., Jenkins, D. G., Macey, M. G., Langmead,<br />

L., & Rampton, D. S. (2008). The Effect of Hypnosis on<br />

Systemic and Rectal Mucosal Measures of Inflammation<br />

in Ulcerative Colitis. Official Journal of the American<br />

College of Gastroenterology | ACG, 103(6), 1460–1469.<br />

McEwen, B. S., & Wingfield, J. C. (2003). The concept<br />

of allostasis in biology and biomedicine. Hormones and<br />

Behavior, 43(1), 2–15.<br />

Olness, K., Culbert, T., & Uden, D. (1989). Self-Regulation<br />

of Salivary Immunoglobulin A by Children. Pediatrics,<br />

83(1), 66–71.<br />

Ruzyla-Smith, P., Barabasz, A., Barabasz, M., & Warner,<br />

D. (1995). Effects of Hypnosis on the Immune Response:<br />

B-Cells, T-Cells, Helper and Suppressor Cells. American<br />

Journal of Clinical Hypnosis, 38(2), 71–79. https://doi.<br />

org/10.1080/00029157.1995.10403185<br />

Sachar, E. J., & Mason, J. W. (1965). Influence of the<br />

Hypnotic Trance on Plasma 17-Hydroxycorticosteroid<br />

Schoen, M., & Nowack, K. (2013). Reconditioning the<br />

stress response with hypnosis CD reduces the inflammatory<br />

cytokine IL-6 and influences resilience: A pilot<br />

study. Complementary Therapies in Clinical Practice,<br />

19(2), 83–88. https://doi.org/10.1016/j.ctcp.2012.12.004<br />

Trautmann, S., Rehm, J., & Wittchen, H. (2016). The<br />

economic costs of mental disorders: Do our societies react<br />

appropriately to the burden of mental disorders? EMBO<br />

Reports, 17(9), 1245–1249. https://doi.org/10.15252/<br />

embr.201642951<br />

Walker, L. G. (1998). Hypnosis and cancer: Host defences,<br />

quality of life and survival. Contemporary Hypnosis, 15(1),<br />

34–39. https://doi.org/10.1002/ch.114<br />

Walker, L. G. (2004). Hypnotherapeutic insights and interventions:<br />

A cancer odyssey. Contemporary Hypnosis,<br />

21(1), 35–45. https://doi.org/10.1002/ch.286<br />

West, A. P., Shadel, G. S., & Ghosh, S. (2011). Mitochondria<br />

in innate immune responses. Nature Reviews Immunology,<br />

11(6), 389–402. https://doi.org/10.1038/nri2975<br />

Whitehouse, W. G., Dinges, D. F., Orne, E. C., Keller,<br />

S. E., Bates, B. L., Bauer, N. K., Morahan, P., Haupt, B.<br />

A., Carlin, M. M., Bloom, P. B., Zaugg, L., & Orne, M. T.<br />

(1996). Psychosocial and Immune Effects of Self-Hypnosis<br />

Training for Stress Management Throughout the First<br />

Semester of Medical School. Psychosomatic Medicine,<br />

58(3), 249–263.<br />

Sarah Karrasch, M.Sc. Psych.<br />

Die Autorin<br />

Sarah Karrasch,<br />

M.Sc. Psych.<br />

Die Erstautorin Sarah Karrasch, M.Sc.<br />

Psych., promoviert in der Abteilung Klinische<br />

& Biologische Psychologie an der<br />

Universität Ulm zum Thema „Hypnose“<br />

und wird durch ein Promotionsstipendium<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung unterstützt.<br />

Zu diesem Zweck wird derzeit an<br />

der Universität Ulm unter der Leitung<br />

von Prof. Dr. Iris-Tatjana Kolassa in<br />

Kooperation mit Prof. Dr. Walter Bongartz<br />

und der Deutsche Gesellschaft<br />

für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

eine Studie durchgeführt, die die unmittelbare<br />

Wirksamkeit von Hypnose<br />

auf biomolekularer Ebene untersucht.<br />

Weitere Forschungsschwerpunkte von<br />

Frau Karraschs wissenschaftlicher Arbeit<br />

sind: Psychische Belastungen von<br />

Rettungsdienstmitarbeitern infolge von<br />

kritischen Einsatzerlebnissen sowie<br />

psychobiologische Veränderungen bei<br />

Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung<br />

nach traumatischen Erfahrungen<br />

in der Kindheit.<br />

Seit Anfang <strong>2021</strong> ist sie zertifizierte<br />

Hypnotherapeutin. Ihre Ausbildung absolvierte<br />

sie 2019 bei Prof. Dr. Walter<br />

Bongartz.<br />

https://www.uni-ulm.de/in/psy-kbio/<br />

team/sarah-karrasch/<br />

E-Mail: sarah.karrasch@uni-ulm.de


48 Der Zauberhandschuh<br />

Der Zauberhandschuh<br />

749<br />

Der Zauberhandschuh<br />

Eine hypnotherapeutische Schmerz-<br />

& Angstmanagement-Technik<br />

Blutentnahmen und andere Eingriffe mit<br />

Nadeln können bei Kindern zu einer echten<br />

Herausforderung werden. Ein trauriges<br />

Bild: Zappeln, Stoßen, Schreien und am Ende:<br />

Festhalten. Dass es auch anders geht, dafür<br />

setzen wir uns im Hauner-Kinder-Schmerz-<br />

Team ein. Unser interprofessionelles Team<br />

hat, inspiriert von Methoden aus den USA<br />

(Friedrichsdorf 2017) und der Schweiz (Wenger-Lanz<br />

2016), ein einfaches präventives<br />

Konzept bei Eingriffen mit Nadeln bei Kindern<br />

entwickelt, das in jedem Krankenhaus und<br />

jeder Praxis anzuwenden ist. Unser Ziel ist<br />

es, kein Kind mehr kraftvoll festhalten zu<br />

müssen. Über diese präventiven Maßnahmen<br />

hinaus, schulen wir in unserer Klinik<br />

das Personal in klinisch interventioneller<br />

Hypnose, um auch Kindern mit negativen<br />

Vorerfahrungen Werkzeuge der Selbstregulation<br />

an die Hand zu geben. Eine dieser<br />

sehr wirksamen Techniken ist der Zauberhandschuh.<br />

Von Leora Kuttner (2012) und<br />

Elke Hochenleitner (2020) inspiriert, haben<br />

wir den Zauberhandschuh an unserer Klinik<br />

manualisiert. Ziel der kinästhetisch-hypnotischen<br />

Kurzintervention ist eine Reduktion<br />

von Angst und Schmerz bei Kindern zwischen<br />

3-12 Jahren bei medizinischen Eingriffen<br />

mit Nadeln.<br />

tiven und sicheren Weg mit dieser Situation<br />

anzubieten, wird meist gerne angenommen.<br />

Ist die Intervention nicht dringlich, können Sie<br />

spielerisch an das Kind herantreten, um ihm<br />

auch für künftige Interventionen ein hilfreiches<br />

Werkzeug mitzugeben. Bei Kindern, die<br />

eine andere Muttersprache sprechen, kann<br />

ein Elternteil als Übersetzer fungieren. Eine<br />

wörtliche Übersetzung der entsprechenden<br />

Positivsuggestionen ist dabei entscheidend.<br />

2. Hilfsmittel einplanen: Wir empfehlen EMLA®<br />

Pflaster 45-60 Minuten einwirken zu lassen<br />

und 15 Minuten vor der Intervention zu entfernen.<br />

EMLA® Pflaster können auch rezeptiert<br />

und bereits zuhause geklebt werden. Planen<br />

Sie vorausschauend. Auch andere Hilfsmittel<br />

(BUZZY®, Tablet etc.) können bei Bedarf mit<br />

verwendet werden.<br />

3. Umfeld wählen: Gerade bei hospitalisierten<br />

Kindern ist es wichtig, das Umfeld richtig zu<br />

wählen, um negative Trigger zu vermeiden.<br />

Wurden bereits negative Erfahrungen im Behandlungsraum<br />

gemacht, ist es ratsam, den ersten<br />

Kontakt im Zimmer des Kindes herzustellen,<br />

bevor es in den Behandlungsraum geht oder<br />

sogar einen anderen Raum für die Intervention<br />

zu wählen. Unser klares Ziel sollte es sein, Kinder<br />

so vorzubereiten, dass ein Festhalten nicht<br />

erforderlich ist. Sind Sie davon überzeugt, dass<br />

dies möglich ist, wird es auch das Kind sein. Ein<br />

besonderes Zusammenspiel ergibt sich, wenn<br />

das gesamte anwesende Personal mit hypnotherapeutischen<br />

Interventionen vertraut ist.<br />

4. Equipment vorbereiten: Beim ersten Kontakt<br />

sollte kein Equipment für die medizinische Intervention<br />

mitgenommen werden. Das Equipment<br />

sollte jedoch außer Sichtweite komplett vorbereitet<br />

und griffbereit sein, sodass Ihr Fokus, mit<br />

dem Sie den Fokus des Kindes steuern, auf der<br />

Sicherheit und Halt gebenden Kommunikation<br />

Autor: Franz Neugebauer, M.Sc. Psych.<br />

1. Informationen einholen: Informieren Sie<br />

sich ausführlich über das Kind und was für<br />

eine Intervention geplant ist. Bei Kindern, die<br />

besonders stark hospitalisiert oder ängstlich<br />

sind, informieren Sie sich, ob die medizinische<br />

Intervention auch wirklich jetzt notwendig ist,<br />

welche Diagnostiken Priorität haben („welche<br />

Röhrchen zuerst“) und ob z.B. in einer zeitnah<br />

anstehenden Narkose Blutentnahmen zur<br />

Diagnostik vervollständigt werden können.<br />

Ist der Eingriff notwendig, wird das Kind die<br />

Dringlichkeit, mit der Sie als Verbündeter an<br />

es herantreten, wahrnehmen. Ihm einen posimit<br />

dem Kind ruhen kann.<br />

5. Beziehung aufbauen: Um ein Verbündeter zu<br />

werden, gilt es zu Beginn eine gute Vertrauensbasis<br />

mit dem Kind und dessen Bezugspersonen<br />

zu schaffen. Die Erlaubnis dieser Bezugspersonen<br />

und Unterstützung ist wichtig. Eine kurze Aufklärung<br />

über die Verwendung ausschließlich<br />

positiver (Zauber-)Worte kann sinnvoll sein.<br />

Der persönliche Kontakt zum Kind kann zum<br />

Beispiel über ein engagiertes Gespräch zum<br />

Thema Hobby, Freunde oder anderen Lieblingsbeschäftigungen<br />

hergestellt werden.<br />

6. Handschuh anbieten: Dann wird dem Kind<br />

der Zauberhandschuh angeboten mit einer<br />

positiven Erwartungshaltung und Vertrauen<br />

in diese Technik. Die Haltung: „Ich gebe dir<br />

etwas“ statt „ich will etwas von dir“ ist dabei<br />

sehr hilfreich:<br />

„[NAME], ich hab da was ganz Tolles/Abgefahrenes<br />

für dich: Einen Zauberhandschuh, der<br />

dich und deine Hand und Haut schützt. Du<br />

wirst spüren, was gemacht wird, aber es wird<br />

dir egal sein. Du wirst überrascht sein, wie<br />

einfach und leicht es dir gelingt. Der Zauberhandschuh<br />

kann dir helfen, dass sich deine<br />

Hand oder dein Arm oder wo du es gerade<br />

brauchst anders anfühlt. Du möchtest sicher<br />

wissen, wie das geht?“<br />

7. Bereitschaft prüfen: Willigt das Kind ein,<br />

bitten wir es, die zu verzaubernde Hand in unsere<br />

abzulegen. Dies zeigt nicht nur an, ob das<br />

Kind uns vertraut und zur Kooperation bereit<br />

ist, „Du darfst deine Hand hier in meine legen.<br />

Genau, ganz locker. Und die Hand kann auch<br />

noch schwerer werden. Locker, entspannt, gut.<br />

Du machst das super.“<br />

8. Handschuh anziehen: Der vom Kind zu<br />

imaginierende Zauberhandschuh wird mit<br />

der freien Hand aus der Tasche gezogen und<br />

dem Kind im Sinne einer kinästhetischen Erfahrung<br />

angezogen. Tun Sie dies, als würden<br />

Sie in Ihrer Vorstellung dem Kind einen gut<br />

sitzenden und eng anliegenden Handschuh<br />

überziehen. Beginnen Sie mit den Fingern des<br />

Kindes und streichen über jeden Finger, mit<br />

sanftem angenehmen Druck bis zum Handgelenk<br />

oder bis über die Stelle, an der Sie später den<br />

Stauschlauch anbringen möchten. Nutzen Sie<br />

Ihre Finger oder auch Ihre Handfläche. Streichen<br />

Sie ca. 5-8 Mal. Begleiten Sie das Prozedere<br />

mit einer achtsamen und schützenden Sprache<br />

und wiederholen Sie die positiven Suggestionen.<br />

Das Kind kreiert selbstorganisiert seinen<br />

eigenen Handschuh. Um die Tranceerfahrung<br />

zu vertiefen, können VAKOG (Visuell, Auditiv,<br />

Kinästhetisch, Gustatorisch, Olfaktorisch) Aspekte<br />

wie Farbe, Material, Gefühl auf der Haut<br />

oder sogar Geruch erfragt werden. Über diese<br />

Imaginationen wird eine Wahrnehmung des<br />

Zauberhandschuhs mit seiner schützenden<br />

Wirkung erzeugt. Wohlwollende Ergänzungen<br />

von Eltern können hilfreich sein, wenn sie die<br />

Tranceerfahrung des Kindes unterstützen.<br />

„Hier ist der Zauberhandschuh, also ziehe ich<br />

ihn dir an. Ich beginne mit deinen Fingern.<br />

Oh, wir gehen auf Nummer sicher, dass auch<br />

jeder Finger im Handschuh seinen eigenen Platz<br />

hat. Genau, schau her. Was ich dazu brauche,<br />

ist DEINE Aufmerksamkeit [NAME]. Und wenn<br />

der Zauberhandschuh an ist, beschützt er dich<br />

und deine Hand, beschützt er dich und deine<br />

Haut. Sehr schön machst du das […]. Jetzt, da<br />

du deinen Zauberhandschuh an hast, wirst du<br />

merken, dass es sich anders anfühlt. Sehr gut.<br />

9. Körperfeedback beachten: Wenn Sie spüren,<br />

dass die Hand des Kindes immer schwerer und<br />

wärmer wird, sind Sie auf einem sehr guten Weg!<br />

Suggestionen der Wärme unterstützen darüber<br />

hinaus die Durchblutung und erleichtern die<br />

Blutentnahme. Darüber hinaus sind ein Fokus<br />

der Aufmerksamkeit auf Hand und Handschuh,<br />

ein milchiger Blick, ein ruhiger vertiefter Atem<br />

oder verlangsamte Bewegungen gute Trance-<br />

Indikatoren. Gibt das Kind an, den Handschuh<br />

zu fühlen oder sogar zu sehen (riechen), sind<br />

dies sehr klare Hinweise.<br />

„Kannst du fühlen, wie schön sich das anfühlt?<br />

Ganz angenehm warm. Fühlst du, wie beschützt<br />

sich deine Hand schon anfühlt?“<br />

„Und umso wärmer dein Zauberhandschuh<br />

wird, umso stärker ist deine Hand geschützt.“<br />

„Ich bin sicher, dein Handschuh sieht ganz besonders<br />

schön aus, siehst du diese Farben?“<br />

10. Analgesie testen: Anschließend wird die<br />

Analgesie der Punktionsstelle durch Kneifen mit<br />

den Fingern oder Pieksen mit einem Bleistift<br />

getestet. Der Kniff oder Pieks sollte gleich stark<br />

sein. Beginnen Sie mit der normalen Hand.<br />

Sprechen Sie die normale Hand mit normaler<br />

Stimme an, die Zauberhand mit Zauberstimme,<br />

um die unterschiedliche Wahrnehmung zu<br />

verstärken. Das Kind beurteilt den Unterschied<br />

auf einer Skala von 0 (gar kein Gefühl) bis 10<br />

(volles Gefühl). Ein Score von 0 ist nicht Ziel<br />

dieser Intervention! Im Gegenteil. Schmerz ist<br />

ein wichtiger Warnhinweis und sollte gemildert,<br />

nicht „weg gemacht“ werden. Bei kleineren<br />

Kindern kann eine Farbskala (Rot - Grün) verwendet<br />

oder direkt erfragt werden, ob der<br />

Schutz ausreichend ist.<br />

„Schön, [NAME], jetzt sehen wir mal wie groß<br />

der Unterschied ist. [Normale Stimme - Normale<br />

Hand] Ich kneife/pikse dich einmal hier,<br />

okay? Das ist volles Gefühl, da es keinen Zauberhandschuh<br />

gibt, also eine 10. [Zauberstimme<br />

- Zauberhand] Und nun wirst du merken, dass<br />

es sich hier ganz anders anfühlt. Wenn 0 gar<br />

kein Gefühl wäre, wie ist dann dieses Gefühl?<br />

11. Feedback erfragen: Achten Sie auf die Augen<br />

des Kindes. Die Überraschung in den Kinderaugen<br />

zu sehen, ist wunderbar. Verstärken Sie<br />

immer wohlwollend den Erfolg des Kindes. Das<br />

Kind bestimmt selbst, ob der Zauberhandschuh<br />

gut schützt oder noch verstärkt werden muss.<br />

Laden Sie auch die primäre Bezugsperson ein,<br />

einmal zu kneifen, um diese einzubinden und<br />

die Erfahrung zu evaluieren. Als Orientierung<br />

gilt: Werte von unter 5 sind hervorragend und<br />

vielversprechend für eine gelingende Punktion.<br />

„Na, fantastisch wie du das machst! Eine Zwei?<br />

Das ist ja gigantisch. Das ist richtig gut. Und du<br />

bist so gut geschützt, dass du alles miterleben<br />

kannst, und es ist dir einfach egal. Klasse, oder?<br />

Deine Mama darf auch mal kneifen, wenn du<br />

das möchtest.“<br />

„Na, fantastisch wie du das machst! Eine acht?<br />

Richtig gut. Ist das nicht genial? Du merkst<br />

also, dass es weniger wird. Und wenn du es<br />

noch weniger werden lassen möchtest, dann<br />

verstärken wir den Schutz einfach nochmal, ja?<br />

12. Schutz verstärken: Ist der Schutz noch nicht<br />

gut genug, wiederholen Sie die Prozedur mit<br />

drei bis vier streichenden Handbewegungen<br />

und begleiten dies durch die positiven Suggestionen.<br />

Wenn das Kind den Handschuh sehr gut<br />

imaginiert, kann es sinnvoll sein, das Kind zu<br />

fragen, was in seiner Vorstellung geschehen<br />

müsse, damit die Schutzwirkung zunimmt. Erfragen<br />

Sie, ob die Schutzwirkung zugenommen<br />

hat, sodass Sie mit der Intervention beginnen<br />

können.<br />

„Also schaue ich, dass der Handschuh noch<br />

sicherer sitzt. Ja genau, sehr gut. Und wenn du<br />

den Handschuh anhast, beschützt er dich und<br />

deine Haut und du wirst spüren, was gemacht<br />

wird, aber es wird dir einfach ganz egal sein.“<br />

„Und ich bin mir sicher, du weißt, wie du diesen<br />

Handschuh aus blauem Metall noch stärker<br />

machen kannst, sodass er dich und deine Haut<br />

noch besser schützt?… Ist es noch mehr Blau?<br />

Noch mehr Metall? Noch etwas Anderes?“<br />

„Sehr gut, und wenn du nun spürst, dass die<br />

Schutzwirkung noch mehr zugenommen hat,<br />

dann weißt du, dass du bereit bist, ja?“<br />

13. Eingriff durchführen: Ist die Schutzwirkung<br />

gegeben, kann das entsprechende Equipment<br />

hervorgeholt und die Intervention durchgeführt<br />

werden. Achten Sie darauf, dass der Fokus des<br />

Kindes weiterhin an der Schutzvorstellung haftet.<br />

Bei Bedarf können Sie oder die Eltern weitere<br />

Ablenkungen hinzufügen: Pusten, Husten,<br />

Niesen, Tablet, Frage nach dem Lieblingsort<br />

usw. Ist die Erlaubnis des Kindes da, arbeiten<br />

Sie bitte zügig und nutzen das vom Kind gegebene<br />

Zeitfenster. Das Kind darf auch gerne<br />

schreien und weinen, wenn es ihm hilft, die<br />

Anspannung loszuwerden. Ein klares Zeichen<br />

für die Erlaubnis fortzufahren ist die Hand, die<br />

ohne große Kraftanstrengung behutsam gehalten<br />

werden kann.<br />

Ablenkung anbieten: „Wunderbar, du bist<br />

nun richtig gut geschützt. Wenn du zusehen<br />

magst, darfst du das natürlich, wenn du lieber<br />

hier auf dem Tablet was ansehen magst, dann<br />

darfst du auch das gerne tun. Du wirst wissen,<br />

was dir am besten hilft, dich richtig geschützt<br />

zu fühlen und es wird dir ganz egal sein, was<br />

hier gemacht wird.“<br />

Dissoziation/Imagination anbieten: „Wunderbar,<br />

du bist nun richtig gut geschützt. Wenn<br />

du zusehen magst, darfst du das natürlich,<br />

vielleicht magst du mir aber auch von deinem<br />

letzten Urlaub erzählen, während du hier ganz<br />

geschützt bist. Wo wart ihr denn da?“<br />

14. Mitgeben: Am Ende der Maßnahme wird<br />

der imaginierte Zauberhandschuh durch eine<br />

streichende Bewegung wieder ausgezogen und<br />

dem Kind oder der Vertrauensperson mitgegeben.<br />

Stellen Sie sicher, dass sich die Wahrnehmung<br />

in den Händen wieder normalisiert<br />

hat. Der Handschuh gehört allein dem Kind,<br />

so dass es ihn jederzeit wieder benutzen kann.<br />

Dadurch wird das Selbstvertrauen und die Selbstregulation<br />

des Kindes nachhaltig gestärkt. Das<br />

Kind hat dann zu jedezeit ein funktionierendes<br />

Instrument zur selbstorganisierten Schmerz- und<br />

Angstregulierung bei potentiell unangenehmen


50<br />

Der Zauberhandschuh<br />

Pflegepersonal: Covid, Trance und Utilisation<br />

51<br />

medizinischen Interventionen.<br />

„So, jetzt sind wir fertig. Du hast das wirklich<br />

gigantisch gemacht. Also können wir deinen<br />

Handschuh auch einfach wieder ausziehen.<br />

Genau. Und dann waschen wir alles ab, wie<br />

beim Händewaschen, wenn dir die Hände aneinander<br />

reiben. Genau so, ja. Dann schauen<br />

wir mal, fühlst du alles wieder ganz vertraut, ja?<br />

Wunderbar. Und den Zauberhandschuh, möchtest<br />

du den selber mitnehmen und aufbewahren,<br />

oder soll das deine Mama für dich tun?“<br />

Übertragung auf einen andern Bereich: Hat<br />

das Kind einmal die schützende Erfahrung einer<br />

Hypnoanalgesie gemacht, ist die Übertragung<br />

auf eine andere Körperstelle kinderleicht. Der<br />

Handschuh kann genauso am Fuß, am Bauch<br />

oder wo auch immer angezogen werden. Auch<br />

eine Übertragung durch Auflegen der Zauberhandschuh-Hand<br />

auf den zu schützenden Bereich<br />

ist möglich. In der Vorstellung kann die<br />

Schutzwirkung dann hinüber fließen als Flüssigkeit<br />

oder Farbe oder der Bereich kann auf<br />

zauberhafte Weise mit dem gleichen Material des<br />

Zauberhandschuhs ummantelt werden. Ihren<br />

Anregungen und der Kreativität des Kindes sind<br />

dabei keine Grenzen gesetzt.<br />

Alternative Ausführungen: Natürlichen dürfen<br />

Sie den Zauberhandschuh für sich anpassen.<br />

Es gibt viele wunderbare Möglichkeiten, ihn<br />

anders zu gestalten, zu ergänzen und weiterzuentwickeln<br />

und seine ganz eigene persönliche<br />

Würze beizumischen.<br />

Wir freuen uns auf Anregungen!<br />

Literatur<br />

Friedrichsdorf, S. J. (2017). „Multimodal pediatric pain<br />

management (part 2).“ Pain Manag 7(3): 161-166.<br />

Hochenleitner, E. (2020). Klinisch interventionelle Hypnose.<br />

Inhouse Schulung.<br />

Kuttner, L. (2012). „Pediatric hypnosis: pre-, peri-, and<br />

post-anesthesia.“ Paediatr Anaesth 22(6): 573-577.<br />

Wenger-Lanz, B. (2016). „Stark durch Nähe: Comfort-<br />

Positionierungen bei Kindern.“ Paediatrica 27(4): 11<br />

Franz Neugebauer, M.Sc. Psych.<br />

Der Autor<br />

Jahrgang 1989, M.Sc. in klinischer Psychologie<br />

und kognitiver Neurowissenschaft an<br />

der LMU München. Langjährige Erfahrung<br />

in der Jugend- und Flüchtlingshilfe. Tätigkeit<br />

als Hypnotherapeut in eigener Praxis<br />

mit den Schwerpunkten Schmerz und Angst<br />

sowie am Haunerschen Kinderspital der<br />

LMU München. Promotion zum Thema:<br />

Prä- und Intraoperative Suggestionen bei<br />

Kindern.<br />

M.Sc. Klinische Psychologie und Kognitive<br />

Neurowissenschaft (LMU)<br />

Klinischer Hypnotherapeut (DGH)<br />

Systemischer Stresspräventionstrainer<br />

(WISPO)<br />

Hypnose - Therapie und Mentales Training<br />

Elisabethstraße 30, 80796 München<br />

Franz Neugebauer,<br />

M.Sc. Psych.<br />

Web: Franzneugebauer.com<br />

Mail: Franzneugebauer@mailbox.org<br />

Pflegepersonal: Covid, Trance und<br />

Utilisation: Ein Marathon mit<br />

ungewissem Ausgang<br />

(inspiriert durch Supervision verschiedener von mir in PSNV trainierter Fachleute der<br />

psychischen Gesundheit, die in der Pandemie aktiv geworden sind)<br />

Psycho-Soziale Notfallversorgung in der<br />

Katastrophe: Seit über einem Jahr leben<br />

wir nun mit dem Virus, welches die Covid<br />

19-Erkrankung hervorruft. Diese Erkrankung<br />

ist hoch ansteckend, kann schwer – und bis<br />

zum Tod führend – verlaufen und hat sich<br />

zu einer Pandemie ausgewachsen. Neben<br />

den medizinischen und sozio-ökonomischen<br />

Auswirkungen gibt es auch einen psychologischen<br />

Anteil, der mit der Dauer immer<br />

mehr belastet.<br />

Dabei ist die psychische Gesundheit verschiedener<br />

besonders vulnerabler Gruppen im Focus<br />

zu halten: einerseits sind es die Kinder und Jugendlichen<br />

und die Frauen, die in den teilweise<br />

lang dauernden Shutdown mehr zu Hause sein<br />

müssen und durch mehr Gewalt gefährdet sind,<br />

andererseits sind es Pflegende, wie Ärzte und<br />

Pflegefachleute, aber auch andere, in nahem<br />

Kontakt zu infizierten Patienten Stehende. Anfänglich<br />

war die Gefahr, angesteckt zu werden,<br />

das Hauptproblem, nun wo dafür effiziente<br />

Sicherheitsmaßnahmen gefunden worden<br />

sind, ist mehr deren psychische Gesundheit<br />

und Unversehrtheit betroffen. All dies bedeutet<br />

hohen chronischen Stress und die menschliche<br />

Stress-Antwort, die normalerweise erlaubt zu<br />

kämpfen oder fliehen, nützt kaum. Oder etwas<br />

metaphorischer gesagt: wir befinden uns nicht<br />

in einem Sprint, sondern in einem Marathonlauf,<br />

von dem wir noch nicht wissen, ob wir<br />

schon bei der Halbzeit angekommen sind und<br />

wie viele steile Anstiege noch vor uns liegen.<br />

In der ersten Welle herrschte Angst vor dem<br />

unbekannten und unberechenbaren Virus vor,<br />

natürlich umso mehr, je weniger Schutzmaterial<br />

zur Verfügung stand. Die komplizierten<br />

sterilen Anzüge, die einem nicht erlaubten<br />

zu trinken, essen oder das Klo zu benutzen,<br />

wurden als lebensversichernd, gleichzeitig als<br />

unmenschlich wahrgenommen. Die Erhöhung<br />

des Schichtbetriebs von acht auf zwölf Stunden<br />

behinderte auch die Entspannung, das Auftanken<br />

von Kraft und Mut. Die «Entsorgung»<br />

der eben Gestorbenen vom Bett direkt in einen<br />

Plastiksack wurde als schwer, würdelos und<br />

empörend empfunden.<br />

Permanenter Stress, häufig als «Angst» interpretiert,<br />

da die Physiologie dieselbe ist, begann<br />

die Zusammenarbeit in den Teams zu belasten,<br />

vorher gut funktionierende Teams waren so<br />

gereizt, dass sie Kommunikation verweigerten.<br />

Es entstanden Gerüchte über Todesfälle<br />

bei Kollegen, die verheimlicht würden, damit<br />

man weiter zur Arbeit käme usw. Es stellten<br />

sich Schlafstörungen ein, Ängste, die Familie<br />

anzustecken, unkontrollierbare Wein- oder Wutattacken<br />

usw. Eine kollektive Negativtrance,<br />

oder Distress stellte sich ein.<br />

In dieser Situation ist es wesentlich, über Wissen<br />

zu verfügen, das vom Konzept der PSNV<br />

(psycho-soziale Notfallversorgung, Beerlage,<br />

1) gespeist wird, und über Können, das über<br />

Techniken der psycho-sozialen Unterstützung<br />

verfügt (Perren-Klingler, 2, 3).<br />

Als Hypnose- resp. Trancegewöhnte könnte man<br />

auch sagen, dass man die Katastrophentrance<br />

erkennen und wissen muss, wie man schnell<br />

und auf kommunikativer Ebene zu einer Hoffnungstrance<br />

gelangen kann.<br />

Nach den Katastrophen bedingt durch Kathrina<br />

(2005 in New Orleans) und dann in Haiti (2010)<br />

hat Hobfoll (4) zusammengestellt, welche Ressourcen<br />

wesentlich sind, resp. wieder aktiviert<br />

werden müssen in der sofortigen psycho-sozialen<br />

Unterstützung.<br />

Es sind fünf verschiedene Ressourcen:<br />

1. Sicherheit<br />

Autorin: Dr. med. Gisela Perren-Klingler<br />

2. Persönliche Beruhigung<br />

3. Selbstermächtigung auf individueller<br />

und Community Ebene<br />

4. Zwischenmenschliche Beziehung<br />

5. Hoffnung<br />

In all dem spielt das Wort eine weniger wichtige<br />

Rolle, es muss vor allem agiert, der Körper und<br />

seine Physiologie einbezogen werden. Sicherheit<br />

bedeutet Auffinden von relevanten Familienmitgliedern,<br />

Schutz vor weiterem Unbill, wie<br />

Sonne, Regen, Kälte, Durst, Hunger, Journalisten<br />

usw. Die persönliche Beruhigung beginnt natürlich<br />

bereits in diesem ersten Schritt: spezifisch<br />

entsteht sie am schnellsten und nachhaltigsten<br />

durch ruhiges thorakales Atmen – und physische<br />

(Rettungs- und Wiederaufbau) Aktivitäten.<br />

Damit wird bereits die Selbstermächtigung auf<br />

beiden Ebenen aktiviert, ebenso wie zwischenmenschliche<br />

Beziehungen. Alle diese Aktivitäten<br />

bringen Hoffnung auf ein besseres Danach.<br />

Rettungs- und Wiederaufbauaktivitäten, die<br />

das nicht berücksichtigen, sind ein Sturm im<br />

Wasserglas und behindern diese Faktoren eher.<br />

Dann hinterlassen auch die höchst motivierten<br />

und mit viel materiellen Ressourcen versehenen<br />

fremden Helfer mehr Wut und Unsicherheit<br />

als Hoffnung.<br />

Covid 19 als Ongoing Catastrophy:<br />

Bei der aktuellen Pandemie ist vieles ähnlich und<br />

vieles sehr anders als in den oben erwähnten<br />

Katastrophen. Kaum ein Land war vorbereitet<br />

auf die Pandemie, obwohl die WHO seit ca. 2010<br />

moniert, jedes Land müsse einen Pandemieplan<br />

haben. Dazu waren die existierenden Pläne<br />

vornehmlich epidemiologischer Art, Zahlen,<br />

Träger, Infektionsketten, Ansteckungsfaktoren,<br />

Rechenmodelle, dann die Zahl der Schutzanzüge


52 Pflegepersonal: Covid, Trance und Utilisation Hypno-VAKOG 53<br />

und Schutzmasken, Spitalbetten, Intensivbetten,<br />

Beatmungsgeräte usw. Dass die Pandemie<br />

Menschen mit einer Seele (oder denkende und<br />

fühlende Wesen) betrifft, wurde ignoriert. Dass<br />

Familienstrukturen in einem Shutdown vielleicht<br />

besser, manchmal aber auch schlechter funktionieren,<br />

dass das Pflegepersonal permanent<br />

neben physischen auch psychische Grenzerfahrungen<br />

machen musste, kurz, dass viele<br />

direkt Betroffene massivem chronischen Stress<br />

ausgesetzt waren, ohne die eigenen bekannten<br />

Ressourcen benutzen zu können, wurde<br />

irgendwie entweder als unwichtig bewertet<br />

oder schlicht vergessen.<br />

Unterstützung in dieser Phase konnte in den<br />

Spitälern mit den Pflegenden direkt geübt werden,<br />

indem man Freiwillige aus den Teams<br />

in den Basics zu Beibringen und Weitergabe<br />

von Stress-Management trainierte. Dies kann<br />

darin bestehen, die fünf Ressourcen Hobfolls<br />

nach jeder Schicht zu reaktivieren. Hingegen<br />

mit den eingeschlossenen Kindern und Eltern<br />

konnte man nur virtuell in Kontakt treten; also<br />

galt es per Facebook oder anderen virtuellen<br />

Medien die Basics von Stress-Management adäquat<br />

herüber zu bringen. Es gab – besonders<br />

in Lateinamerika – viele kleinere Initiativen, in<br />

welchen über virtuelle Kommunikationskanäle<br />

einfachste, durch psychologisch Ungebildete<br />

durchführbare Techniken von Stress-Management<br />

vorgezeigt wurden: Atemtechniken, bilaterale<br />

Stimulationstechniken mit dem Kommentar, dass<br />

dies nicht nur für einen selbst, sondern auch für<br />

Familienmitglieder oder Nachbarn nützlich sei.<br />

Der Einbezug von Nachbarn, d.h. die nicht ausschließliche<br />

Konzentration auf die Kernfamilie,<br />

war dabei wichtig. Überall wurden, wenn möglich,<br />

Community Leaders als «Peers» («Gleiche»<br />

psychologisch nicht Vorgebildete) aktiviert und<br />

ermuntert, ihre eigenen und die Community<br />

Ressourcen zu aktivieren. Ein Beispiel dafür ist<br />

ein kleines Whatsapp, das eine mexikanische<br />

Psychologin, die sich normalerweise mit Kindern<br />

befasst, für Kinder mit «Angstattacken»<br />

(Stress) entwickelt hat (Sonqui, 5).<br />

Wo ist in all dem Hypnose?<br />

Krisensituationen versetzen Menschen immer<br />

in unangenehme Trancen: Die Aufmerksamkeit<br />

ist auf das Problem (Covid) fokussiert, die<br />

Suggestibilität ist erhöht und drückt sich in<br />

Stress-Zeichen aus, die Dissoziation von den<br />

eigenen und Community Ressourcen springt<br />

ins Auge.<br />

In einigen Spitälern ist es Kollegen gelungen,<br />

etwas für die psychische Gesundheit des Personals<br />

zu erreichen: Nach Schichtende hilft<br />

ein(e) Peer den Stress herunterzuholen, durch<br />

eine Atemübung (Reassoziation an Körperressourcen)<br />

in der Gruppe, durch Validieren (aber<br />

nicht Besprechen) jedes geäusserten Gefühls (=<br />

positive indirekte Suggestionen «du bist normal,<br />

deine Reaktionen sind verständlich») und durch<br />

Nachfragen, was jedem Einzelnen nun guttun<br />

werde, um gut schlafen zu gehen und Kraft<br />

für den nächsten Tag zu sammeln = positive<br />

indirekte Suggestionen «du bist normal, deine<br />

Reaktionen sind verständlich», Verschieben der<br />

Fokussierung vom Problem weg auf Ressourcen.<br />

Wenn Vertreter der Human Resources dabei<br />

anwesend waren, half das, manchmal konnten<br />

so einfach und unbürokratisch direkt Dinge<br />

verbessert werden. Wenn jemand als Hypnotherapeut<br />

gerne mit Metaphern arbeitete,<br />

konnte er hier Sicherheits-Hoffnungsmetaphern<br />

eingeben. Und mit der Zeit wurde dann so ein<br />

Kollege zu einer Art «Ressource in Covid-Zeiten».<br />

Wenn die Fallzahlen sich senkten, hatte er/sie<br />

die Aufgabe zu verschwinden und erst wieder<br />

aufzutauchen, wenn die nächste Welle anrollte.<br />

Diese menschliche Beziehung ist auch für Spitalpersonal<br />

wichtig, besonders wenn sie ihre<br />

normale Umgebung (z.B. als Grenzgänger) nicht<br />

regelmäßig zur Verfügung haben.<br />

Fast alle mir bekannten Mental Health Intervenierenden<br />

erlebten, wie sie mit wenigen Mitteln<br />

bei vielen Menschen Selbsthilfe aktivieren<br />

konnten; wesentlich ist, dass man nicht darauf<br />

wartet, um Hilfe gebeten zu werden, oder bis<br />

NACH der Krise, wo in der eigenen Praxis dann<br />

noch mehr Patienten mit chronifiziertem Stress<br />

und psychosomatischen Symptomen krank ankommen<br />

würden. Aktiver Outreach ist das Geheimnis<br />

effizienter und ethischer (Sekundär-)<br />

Prävention, nicht nur in Pandemiezeiten. Die<br />

veränderten Trancen sind natürlich kaum Entspannungs-,<br />

sondern tonische «Sport»-Trancen,<br />

da ja täglich weitergekämpft werden musste.<br />

Da alle von mir supervidierten KollegINNen<br />

Aktivisten sind, hat niemand daran gedacht,<br />

wie man die Effizienz der Tätigkeiten wissenschaftlich<br />

und statistisch messen könnte.<br />

Eine Covid-Metapher eines Kollegen in einem<br />

Schweizer Privatspital, welches in der zweiten<br />

Welle fünf Abteilungen für solche Patienten auftun<br />

musste, hieß: Wir sind mit einem Bergbach<br />

beschäftigt, der mit vielen Wirbeln gefährlich<br />

runterbraust: unsere Aufgabe ist, daraus einen<br />

ruhig fliessenden Fluss zu machen: dazu brauchen<br />

wir zwei sichere Ufer: Das eine Ufer ist<br />

die Sicherheit, dass wir alle Patienten, die es<br />

nötig haben, aufnehmen können, das andere,<br />

dass jeder, der stirbt, in Würde und begleitet<br />

sterben kann (damit wurden die palliativ und<br />

internistisch tätigen Mediziner einbezogen) –<br />

und so können wir ruhig den tosenden Bach<br />

verlangsamen …<br />

In Katastrophenzeiten Trance-Techniken anzuwenden,<br />

ist einerseits einfach, weil alle<br />

Menschen bereits sich in der Stress- (oder<br />

Kampf/Flucht-)Trance befinden, d.h. wir nur<br />

zu utilisieren brauchen. Universale, den Körper<br />

einbeziehende Techniken und kulturangepasste<br />

Metaphern genügen, um die Menschen zu erreichen.<br />

Psychoedukation ist wesentlich, weil<br />

durch die Normalisierung der schreienden Stress-<br />

Reaktionen und der begleitenden Emotionen<br />

ein wesentliches Reframing entsteht. Wenn<br />

nun auch noch die Politiker lernen könnten,<br />

wie man Sprache benutzt, um Sicherheit zu<br />

geben, und nicht nur Zahlen zu übermitteln,<br />

dann wären wir alle für die nächste Katastrophe<br />

- wohl wieder eine Pandemie (und hoffentlich<br />

keine radioaktive Wolke) - besser vorbereitet.<br />

Einmal mehr würde sich das Wort des Kinder-Psychotraumatologen<br />

William Yule bewahrheiten:<br />

«Wise before the Event» d.h. vorbereitet sein<br />

ist Gold wert.<br />

Literatur<br />

1. Beerlage Irmtraud (2015): psychosoziales Belastungs-<br />

und Handlungsverständnis für Interventionen nach Notfallereignissen<br />

und für belastende Einsatzsituationen.<br />

In Perren-Klingler: (3)<br />

2. Perren-Klingler Gisela (12015): Salutogenese und<br />

Ressourcenarbeit als Basis der PSNV<br />

3. Perren- Klingler Gisela, (2015): Psychische Gesundheit<br />

und Katastrophe, Springer Verlag, Berlin und Heidelberg<br />

4. Hobfoll Steven E, Watson PE, Belli CC, Bryant RA, Brymer<br />

M (2007)Perceptions of psychological first aid disaster<br />

psychology Practices and programs, vol 2, Westport,<br />

CT (1-12)<br />

5. Sonqui, Cynthia L. www.<br />

Die Autorin<br />

Dr. med. Gisela<br />

Perren-Klingler<br />

Dr. med. Gisela Perren-Klingler (1944)<br />

ist Ärztin, Psychiaterin/Psychotherapeutin.<br />

Interessiert sich für inoffizielle<br />

Trancezustände im (trans)kulturellen, wie<br />

auch im therapeutischen Kontext und<br />

den Bench-Bed - Transfer im Bereich der<br />

Neurobiologie. Betont die salutogenetisch<br />

ressourcenorientierte, auf Augenhöhe mit<br />

dem «Experten» , «Klienten» (und nicht<br />

mehr «Patienten») stattfindende Arbeit,<br />

was einschließt, Klienten mit Hausaufgaben<br />

zu betrauen. Prävention (primär<br />

– tertiär) ist die wichtige Verbindung der<br />

Psychiaterin mit der Politik. Deswegen ein<br />

Leben lang auch in verschiedenen internationalen<br />

humanitären Organisationen<br />

tätig. (IKRK, IFRC, ECPT, IHFFC u.a.).<br />

Hypno-VAKOG bei Menschen mit<br />

Kommunikationsbeeinträchtigung<br />

Auf dem Fernsehkanal Arte lief vor nicht<br />

allzu langer Zeit ein Dokumentarfilm:<br />

„Die Musik meines Lebens - Alive Inside“<br />

über die heilende Kraft der Musik. In diesem<br />

Dokumentarfilm sah ich zum ersten Mal die<br />

Arbeit von Dan Cohen, Gründer des Programms<br />

„Music & Memory“, das mit Hilfe von personalisierter<br />

Musik Menschen mit Demenz<br />

für kurze Momente aus ihrer Isolation holt.<br />

Ich bin Hausarzt und Altersmediziner mit eigener<br />

Praxis in Delmenhorst und verbinde in meiner<br />

Arbeit die Lehren der Schulmedizin mit den<br />

Kenntnissen der Hypnose und Achtsamkeit. Bis<br />

zu diesem Film bedeutete meine Begleitung<br />

der Menschen mit Demenz das, was die Schulmedizin<br />

uns lehrt, beispielsweise Antworten<br />

auf folgende Fragen zu finden:<br />

• ob die Demenz leicht-, mittel- oder schwergradig<br />

ist,<br />

• ob der Mensch gut zu Hause bleiben kann,<br />

• ob die Möglichkeiten der Unterstützung vor<br />

Ort gut in Anspruch genommen werden,<br />

• ob die Unterstützer vernetzt miteinander sind,<br />

soweit der Mensch selber und seine Familie es<br />

zulassen oder benötigen.<br />

Bevor ich den Film gesehen hatte, hatte ich<br />

mich allein auf die schulmedizinischen Fragen<br />

und deren Beantwortung konzentriert. Nach<br />

dem Film lernte ich, dass ich eine zusätzliche<br />

Möglichkeit der Kontaktaufnahme, der Betreuung<br />

und vielleicht der Behandlung habe.<br />

Vielleicht ist der Kontakt nur für einen kurzen<br />

Augenblick möglich, der Kontakt im Hier und<br />

Jetzt. Übersetzt in die Sprache der Hypnose<br />

würde das bedeuten:<br />

• ich arbeite ohne Auftrag mit einem Menschen.<br />

Deswegen nenne ich sie Menschen und nicht<br />

Patienten oder Klienten,<br />

• ich arbeite in seinen vier Wänden, sei es bei<br />

ihm zu Hause oder im Heim,<br />

• ich nutze die Informationen, die ich von den<br />

Unterstützern zur Verfügung bekomme, was<br />

zum Beispiel seine Lieblingsmusik betrifft, was<br />

er isst, was er gerne macht. Die Unterstützer<br />

sind die Familie, das Personal, die Physiotherapeuten<br />

oder Ergotherapeuten, die Personen, die<br />

mit dem Menschen mit Demenz in Berührung<br />

kommen.<br />

• ich nutze meine Körpersprache für die Kontaktaufnahme,<br />

für Pacing und Leading. Ich weiß,<br />

dass meine Worte manchmal unklar für die<br />

Menschen mit Demenz sind. Deswegen versuche<br />

ich über die Körpersprache auszudrücken, dass<br />

ich zugewandt, freundlich bin und mit guten<br />

Absichten komme.<br />

• ich bereite die Unterstützer auf mögliche Reaktionen<br />

vor. Manchmal sind die Menschen<br />

mit Demenz begeistert, singen und klatschen.<br />

Manchmal sind sie völlig überfordert und sagen,<br />

dass sie vieles nicht mehr wüssten oder so viel<br />

vergessen hätten.<br />

• ich nutze die Musik für eine Art schnelle Induktion<br />

mit dem Wissen, dass es manchmal<br />

funktioniert und manchmal nicht.<br />

Autor: Dr. med. Calin Pirvu<br />

• ich – und hier kommt ein wichtiger Unterschied<br />

zu der Arbeit aus dem Dokumentarfilm<br />

– habe einen Plan B, C und manchmal D als<br />

Alternative in petto.<br />

Ja, wir können die Menschen mit Demenz<br />

über Musik erreichen. Vorausgesetzt, dass<br />

Musik für die Menschen wichtig ist.<br />

Wie im Falle eines 73-jährigen, bettlägerigen<br />

Mannes mit schwerer Demenz, der seit 8 Jahren<br />

zu Hause von seiner Frau gepflegt wird. Beide<br />

sind ehemalige Gastronomen und mussten<br />

das Geschäft wegen der Krankheit des Mannes<br />

abgeben. Ich erzähle der Ehefrau, dass die angenehme<br />

Kontaktaufnahme helfen kann, dem<br />

Mann ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern,<br />

ihn für einen Augenblick ins Hier und Jetzt zu<br />

holen, mit ihm in Kontakt zu kommen.<br />

Die Ehefrau spielt die Lieblingsmusik des Mannes<br />

auf dem iPad und siehe da, er lächelt tatsächlich,<br />

fragt, wo er in den letzten Wochen war. Er<br />

vergaß den Aufenthalt im Krankenhaus, kleine<br />

Erinnerungen sind zurückgekommen, aber das<br />

Hier und Jetzt scheint ihm wichtiger, er genießt<br />

die Musik, freut sich und lächelt. Die Ehefrau<br />

hat so eine gute Möglichkeit, den Ehemann<br />

regelmäßig zurück in die Gegenwart zu holen.<br />

Ja, wir können die Menschen mit Demenz<br />

über Musik erreichen. Vorausgesetzt, dass<br />

die Bedürfnisse des Menschen und der Unterstützer<br />

berücksichtigt werden.<br />

Wie im Falle der 83-jährigen Frau mit mittelgradiger<br />

Demenz, die von Ehemann, Tochter und<br />

Schwiegersohn seit über fünf Jahren zu Hause<br />

gepflegt wird. Sie ist mobil, vergisst vieles, bringt<br />

viele Sachen durcheinander. Es stellt sich heraus,


54 Hypno-VAKOG<br />

Dem Unbewussten auf der Spur<br />

755<br />

dass die Bedürfnisse der Frau nicht durch die<br />

anderen Familienmitglieder abgedeckt werden<br />

können. Musik sei vielleicht interessant, höre<br />

ich von der Familie, aber andere Sachen seien<br />

jetzt wichtiger. Die Familie entscheidet sich für<br />

eine Heimaufnahme für die Frau und deren<br />

Ehemann. Ich werde die Frau dann im Heim<br />

besuchen und sie dort medizinisch begleiten.<br />

Ja, wir können die Menschen mit Demenz<br />

über Musik erreichen. Vorausgesetzt, dass<br />

die Unterstützer mitmachen.<br />

Wie im Falle der 87-jährigen Frau mit mittelgradiger<br />

Demenz, die vom Ehemann seit über<br />

zehn Jahren allein zu Hause gepflegt wird. Sie<br />

ist mobil, vergisst vieles und merkt, dass sie<br />

diese Sachen vergisst. Das verunsichert sie.<br />

Der Mann macht gerne mit und unterstützt<br />

sie auch mit Musik. Sie ist diejenige, die das<br />

Musikstück hört, aber entsetzt feststellt, dass sie<br />

vieles vergessen hat. Auch dieses Musikstück.<br />

Und was mache ich, wenn es nicht funktioniert?<br />

Wie in dem Fall der 87-jährigen, den ich<br />

gerade geschildert habe? Es gibt für diese Fälle<br />

eine andere Möglichkeit, das, was ich unter<br />

Utilisation verstehe:<br />

• ein Buch, das im Zimmer ist, woraus ich dann<br />

vorlese – über das Gehörte kommen wir dann<br />

in Kontakt.<br />

• Essen oder ein Getränk, das gerade im Zimmer<br />

ist – über das Schmecken kann der Kontakt<br />

gelingen.<br />

• ein Tuch, das sich besonders anfühlt oder besonders<br />

aussieht – über das Sehen und Fühlen<br />

in Kontakt treten.<br />

Und was passiert dabei? Der Unterstützer nimmt<br />

es wahr, macht mit, bringt seine eigenen Ideen<br />

ein. Die Frage ist, welche Gegenstände und<br />

Ressourcen im Hier und Jetzt utilisiert werden<br />

können.<br />

Sie mag Bilder, Naturbilder, sagt der Ehemann<br />

und holt ein Fotoalbum heraus. Die 87-jährige<br />

Frau guckt sich die Bilder an und ich merke,<br />

wie ihre Hände ruhiger und die Stimme klarer<br />

werden, als sie mir über die Bilder erzählt.<br />

Der Mensch mit Demenz ändert sich von einer<br />

auf die nächste Minute. Was nützt es ihm, wenn<br />

in der Therapie Gegenstände benutzt werden,<br />

die nur der Therapeut dabeihat? Oder die nur<br />

der Therapeut benutzen kann oder darf? Und<br />

das ist der Unterschied zu der Ergotherapie.<br />

Der Unterstützer nutzt die Sachen, die vor Ort<br />

sind. Und diese kann man sehen, hören, fühlen,<br />

riechen oder schmecken, das berühmte VAKOG,<br />

visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch und<br />

gustatorisch.<br />

Die Unterstützung für den Menschen ist so immer<br />

da, die Gegenstände sind in unmittelbarer<br />

Nähe. Damit kommen der Mensch und seine<br />

Unterstützer in Bewegung und in Berührung.<br />

Ja, Musik hat eine schöne Wirkung auf die Erinnerung,<br />

doch meine Erfahrung zeigt, dass die<br />

Wirkung der Musik von vielen Faktoren abhängig<br />

ist. Warum nicht Hypno-VAKOG bei Menschen<br />

mit Kommunikationsbeeinträchtigung?<br />

Es funktioniert nicht nur bei Demenz, sondern<br />

auch bei Menschen in Palliativsituationen, bei<br />

Menschen im Koma. Sehen, Hören, Fühlen,<br />

Riechen, Schmecken – über einen dieser Kanäle<br />

kann ich im Hier und Jetzt Kontakt mit<br />

demjenigen aufnehmen, der nicht vollständig<br />

kommunizieren kann. Achtsam im Augenblick<br />

agieren und die Ressourcen utilisieren, die ich<br />

vor Ort finde.<br />

Die Fallbeispiele stammen aus meiner klinischen<br />

Praxis. Zum Schutz der Privatsphäre wurden<br />

persönliche Details und andere Umstände geändert.<br />

Dr. med. Calin Pirvu<br />

Der Autor<br />

Dr. med.<br />

Calin Pirvu<br />

(UMF Timisoara, Rumänien), Facharzt<br />

für Allgemeinmedizin, niedergelassen<br />

als Hausarzt in Delmenhorst seit 2016,<br />

kombiniert in seiner Praxis die Erkenntnisse<br />

der Schulmedizin mit denen der Hypnose<br />

und Achtsamkeit.<br />

Schwerpunkt Kommunikation im Zusammenhang<br />

mit den Zusatzbezeichnungen<br />

Altersmedizin und Palliativmedizin.<br />

Dem Unbewussten<br />

auf der Spur…<br />

Die Entwicklung des Hypnotismus<br />

und Sigmund Freu<br />

„Übrigens haben die hypnotischen Experimente<br />

[...] Existenz und Wirkungsweise des<br />

seelisch Unbewußten bereits vor der Zeit<br />

der Psychoanalyse sinnfällig demonstriert“<br />

(Freud, 1915, S. 127).<br />

Einige Forscher gehen davon aus, dass Freuds<br />

kritische Haltung und Abwendung von der<br />

Hypnose dazu beigetragen habe, dass diese<br />

als „Verfahren lange von der Psychotherapie<br />

wenig ernst genommen wurde“ (Revenstorf,<br />

1993, S. 109). Sie hätte außerdem dazu geführt,<br />

dass die Hypnotherapieentwicklung über<br />

ein halbes Jahrhundert lang blockiert wurde<br />

(Cheek & LeCron, 1968). Inwieweit besteht dieser<br />

angenommene Zusammenhang tatsächlich?<br />

Welchen Einfluss hatte Freud auf die damalige<br />

Hypnotismusentwicklung? Was hat Freud mit<br />

Hypnose verbunden?<br />

Bezugnehmend auf das 2014 bei Carl Auer<br />

erschienene Buch „Die Entwicklung des Hypnotismus<br />

und Sigmund Freud. Eine Analyse mit<br />

überraschenden Ergebnissen“ wird im Folgenden<br />

ein kurzer, exemplarischer Einblick in die<br />

Freud´schen Argumentationen und Stellungnahmen<br />

zur Hypnose gegeben.<br />

Anhand einer über achtzig Jahre umfassenden<br />

Bibliographie zur Hypnose und Suggestion wurde<br />

mittels einer quantitativen Analyse das Interesse<br />

am Hypnotismus und dessen Entwicklung bis in<br />

die Mitte des 20. Jahrhunderts untersucht. Zur<br />

Bedeutungsklärung sei erwähnt, dass der Begriff<br />

Hypnotismus das wissenschaftliche Hypnoseverständnis<br />

des endenden 19. und beginnenden<br />

20. Jahrhunderts zusammenfasst. Er findet<br />

aber auch Verwendung als Bezeichnung für das<br />

damalige therapeutische, eher „autoritäre[…]<br />

Verfahren der Fremdsuggestion“ (Hole, 2003, S.<br />

14). Der Hypnotismus ist demnach vom heuti-<br />

gen meist lösungs- und ressourcenorientierten<br />

Verständnis von Hypnose zu unterscheiden.<br />

Wichtige Grundlage der Untersuchungen zu<br />

den genannten Fragestellungen bildeten vor<br />

allem die Publikationen zum Thema Hypnose<br />

und Suggestion im Zeitraum von 1900 bis 1969.<br />

Auf diese Weise konnten die Freud´sche Haltung<br />

und seine Argumentationen zur Hypnose<br />

sowohl eine zeitgeschichtliche Einordnung erfahren<br />

als auch hinsichtlich ihres hypothetisierten<br />

destruktiven Einflusses auf die gesamte<br />

Hypnotismusentwicklung überprüft werden.<br />

Zunächst soll ein zeitgeschichtlicher Blick auf<br />

die Hypnose und ihre Entwicklung geworfen<br />

werden. Wie die Untersuchung zeigte, bestand<br />

im ausgehenden 19. Jahrhundert ein reges<br />

gesamtgesellschaftliches Interesse an der Hypnose,<br />

jedoch war die Auseinandersetzung mit<br />

ihr vielen Schwankungen unterworfen. Diese<br />

bezog sich sowohl auf therapeutische als auch<br />

auf juristische und gesellschaftliche Fragestellungen<br />

und äußerte sich in einer Vielzahl an<br />

Meinungen, die von Befürwortung bis hin zu<br />

Skepsis und Ablehnung reichten. Eine einheitliche<br />

wissenschaftliche Hypnosetheorie<br />

gab es nicht, jedoch kursierten verschiedene<br />

Ansichten und Haltungen. In deutschsprachigen<br />

Fachkreisen hatte die Hypnose einen eher<br />

fragwürdigen Ruf. Dies hing vor allem damit<br />

zusammen, dass einerseits nur wenige Ärzte<br />

wirklich fundiertes Wissen über die Hypnose<br />

hatten und es andererseits auch Laien möglich<br />

war, die Hypnosekunst zu erlernen und<br />

ihr Können bei öffentlichen Hypnosevorführungen<br />

zur Schau zu stellen. Auch Freud besuchte<br />

derartige Laien-Hypnosedarbietungen,<br />

wodurch er sich schließlich motiviert sah, sich<br />

eingehender mit hypnotischen Phänomenen<br />

zu beschäftigen. Trotz des bestehenden Risikos<br />

für seine berufliche Karriere, sich mit etwas zu<br />

Autorin: Juana Schröter, M.Sc. Psych.<br />

beschäftigen, dem der Vorwurf des Mystischen<br />

anhaftete, lernte er eine Zeit lang bei den damaligen<br />

französischen Hypnosespezialisten J.M.<br />

Charcot und H. Bernheim, um später mit eigenen<br />

Patienten seine Erfahrungen mit Hypnose und<br />

Suggestionen zu sammeln. Er beteiligte sich<br />

zudem am zeitgenössischen Diskurs über die<br />

Hypnose und nahm auch aktiv an der wissenschaftlichen<br />

Debatte um den Hypnotismus im<br />

deutschsprachigen Raum teil. Insbesondere im<br />

ausgehenden 19. Jahrhundert leistete Freud<br />

sogar einen nicht unerheblichen Beitrag zur<br />

Weiterentwicklung des Hypnotismus, indem<br />

er einerseits durch seine Übersetzungen der<br />

Werke bedeutender französischer Hypnoseforscher<br />

die wissenschaftliche Auseinandersetzung<br />

mit der Hypnose im deutschsprachigen Raum<br />

förderte und er sich andererseits auch durch<br />

seine damalige Mitherausgeberschaft der Zeitschrift<br />

für Hypnotismus zeitweise deutlich der<br />

Hypnotismusbewegung zuordnete.<br />

Im Laufe seiner therapeutischen Nutzung der<br />

Hypnose sah sich Freud mit verschiedenen Herausforderungen<br />

konfrontiert. So beschrieb er<br />

beispielsweise seine Sorge, „den Kranken nicht<br />

durch häufige Wiederholung der Hypnose um<br />

seine Selbständigkeit zu bringen und ihn an diese<br />

Therapie zu gewöhnen wie an ein Narkotikum“<br />

(Freud 1917, S. 467) und auf diese Weise beim<br />

Patienten eine gewisse Abhängigkeit von der<br />

Hypnose zu erzeugen. Darüber hinaus lassen<br />

sich in Freuds Texten auch Hinweise finden,<br />

dass Hypnose als therapeutische Methode nicht<br />

optimal zu ihm zu passen schien (Hole, 2003).<br />

Er kritisierte, dass er sich ihre Wirkmechanismen<br />

nicht erklären konnte und fühlte sich ihren Effekten<br />

ausgeliefert. Freud bemängelte zudem<br />

die Flüchtigkeit seiner therapeutischen Erfolge:<br />

„Der therapeutische Erfolg war im ganzen ein<br />

recht beträchtlicher, aber kein dauernder; die


56<br />

Dem Unbewussten auf der Spur<br />

Dem Unbewussten auf der Spur<br />

757<br />

Eignung der Kranken, unter neuerlichen Traumen,<br />

die sie trafen, in ähnlicher Weise zu erkranken,<br />

wurde nicht beseitigt“ (Freud, 1895a, S.158). Er<br />

postulierte, dass bei ausschließlicher Nutzung<br />

der eher direktiven Hypnose [„das monotone,<br />

gewalttätige, von jeder Forschung ablenkende<br />

suggestive Verbot“ (Freud, 1914a, S. 47)] die<br />

Symptomursache bestehen bleibe. Die Folge<br />

sei dann eine verminderte Wirksamkeit der Therapie<br />

im Vergleich zu einer nach psychischen<br />

Ursachen forschenden Kommunikation mit den<br />

Patienten. Freud kritisierte, dass die Hypnose<br />

die zu Grunde liegende Psychodynamik verdeckt<br />

habe. Erst die Entwicklung seiner Theorie<br />

des Unbewussten sowie neuer Konzepte wie<br />

Verdrängung, Widerstand und Übertragung<br />

ermöglichten es ihm, sich ein besseres Verständnis<br />

für das psychologische Geschehen<br />

zu erarbeiten und führten ihn zur Erfindung<br />

der Psychoanalyse. Im Erkennen und Durcharbeiten<br />

der Widerstände sah Freud (1914b)<br />

einen wesentlichen Unterschied zwischen<br />

Psychoanalyse und hypnotischer Suggestionsbehandlung.<br />

Eine weitere Besonderheit der<br />

Psychoanalyse im Vergleich zur Hypnose stellte<br />

die Fokussierung der Übertragung innerhalb<br />

der Therapie dar. In deren Aufdeckung und<br />

bewusster Thematisierung sah Freud einen Weg,<br />

die damals im Rahmen hypnosetherapeutischen<br />

Arbeitens häufig aufgetretene Unberechenbarkeit<br />

der therapeutischen Ergebnisse zu reduzieren<br />

(Freud, 1925). Freud war der Meinung, dass<br />

die Psychoanalyse weder der Suggestion noch<br />

der Übertragung die Entscheidung über den<br />

Therapieerfolg überlasse, obwohl sie „mit dem<br />

Mittel der Suggestion arbeitet wie andere psychotherapeutische<br />

Methoden“ (Freud, 1925,<br />

S. 68) auch. Er fasste zusammen: „Ich gab also<br />

die Hypnose auf und behielt von ihr nur die<br />

Lagerung des Patienten auf einem Ruhebett<br />

bei“ (Freud, 1925, S. 53). Er verzichtete im<br />

Rahmen der Psychoanalyse auf eine formale<br />

Hypnoseinduktion, war sich aber der Nutzung<br />

und des Einflusses suggestiver und hypnotischer<br />

Elemente auf seine Therapie bewusst. Er vertrat<br />

die Ansicht: „Freie Assoziation und Deutungskunst<br />

leistet also nun das Gleiche wie früher<br />

die Versetzung in Hypnose“ (Freud, 1923, S.<br />

411). Die Technik der freien Assoziation bot<br />

Freud eine Möglichkeit, ohne Hypnoseinduktion<br />

auf indirektem Weg unbewusstes Material<br />

beim Patienten zu eruieren und „spontan<br />

induzierte hypnoide Zustände“ (Kinzel, 1993,<br />

S. 70) therapeutisch zu nutzen. So gesehen<br />

stellt die Psychoanalyse in gewisser Weise auch<br />

eine Erweiterung der therapeutischen Nutzung<br />

hypnotischer Phänomene dar.<br />

In der Gesamtschau seiner therapeutischen<br />

Laufbahn und Theorieentwicklung profitierte<br />

Freud stark von der Hypnose. Erst durch seine<br />

Erfahrungen mit Hypnose und Suggestion konnte<br />

er sein Verständnis für Zusammenhänge unbewusster,<br />

psychodynamischer und kathartischer<br />

Prozesse entwickeln und seine theoretischen<br />

Annahmen begründen. Selbst mit der Entwicklung<br />

der Psychoanalyse als einer alternativen<br />

Therapiemethode zur Hypnose nimmt Freud<br />

genau genommen keine Sonderstellung ein,<br />

denn es gab zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

ein reges Interesse an neuen, dem Zeitgeist<br />

besser entsprechenden therapeutischen Verfahren.<br />

So galt die direktive Hypnose als zunehmend<br />

altmodisch und geriet auch aufgrund<br />

verschiedener Auswirkungen beispielsweise<br />

auf die Therapeut-Patient-Beziehung, die ein<br />

starkes Machtgefälle aufweisen und auch erotischer<br />

Färbung sein konnte, immer wieder in<br />

die Kritik. Dennoch fasste Freud den Wert der<br />

Hypnose für seine Arbeit folgendermaßen zusammen:<br />

„Man muß der alten hypnotischen<br />

Technik dankbar dafür bleiben, daß sie uns<br />

einzelne psychische Vorgänge der Analyse in<br />

Isolierung und Schematisierung vorgeführt hat.<br />

Nur dadurch konnten wir den Mut gewinnen,<br />

komplizierte Situationen in der analytischen Kur<br />

selbst zu schaffen und durchsichtig zu erhalten.“<br />

(Freud, 1914b, S. 127). Hypnose ermöglichte<br />

es ihm, Zusammenhänge zwischen seelischen<br />

Prozessen und den durch diese beeinflussten<br />

körperlichen Erscheinungen zu erkennen (Freud,<br />

1923). Die Psychoanalytiker sollten sich als der<br />

Hypnose „rechtmäßigen Erben“ (Freud, 1917,<br />

S. 482) betrachten. Folglich zollte Freud der<br />

hypnotischen Suggestion zeitlebens Hochachtung<br />

(Schröder, 1991; Kinzel, 1993). Auch wenn<br />

er sie nicht erklären konnte, hielt er Hypnose<br />

doch für eine ungefährliche Methode (Freud,<br />

1895b) und bewertete ihre Anwendung für<br />

die Psychotherapie als angenehm, da Hypnose<br />

leichter und in kürzerer Zeit als die Psychoanalyse<br />

durchzuführen war (Freud, 1917). Er<br />

empfahl darüber hinaus auch die kombinierte<br />

Anwendung von Hypnose und Psychoanalyse<br />

und betonte den dadurch zu erwartenden<br />

therapieverkürzenden Effekt, was speziell vor<br />

dem Hintergrund der Anforderungen an eine<br />

Therapie der Kriegsneurosen der 1920er Jahre<br />

von gewisser Relevanz war.<br />

Es bleibt festzuhalten, dass Freuds Haltung<br />

zur Hypnose kritisch, aber nicht ausschließlich<br />

negativ oder ablehnend war. Als populärer,<br />

häufig zitierter Zeitzeuge entsprachen<br />

seine wechselnden Positionen weitgehend<br />

der allgemeinen Haltung seiner Zeit zum<br />

Hypnotismus. Die Analyse der Bibliographie<br />

konnte dies sichtbar machen. So zeigte sich,<br />

dass in Phasen skeptischer gesellschaftlicher<br />

Auseinandersetzung mit der Hypnose um die<br />

Jahrhundertwende auch Freuds Haltung eher<br />

von Skepsis und Kritik geprägt war, während er<br />

später wiederum wohlwollender Stellung bezog,<br />

als das Interesse an Hypnose im Kontext der<br />

Kriegsneurosenbehandlung wieder gestiegen<br />

war. Im 19. Jahrhundert stellte die Hypnose<br />

noch den Hauptweg zum Unbewussten dar<br />

(Ellenberger, 2005). Erst durch seine eingehende<br />

Auseinandersetzung mit der Hypnose<br />

konnte Freud die Psychoanalyse als eine neue<br />

therapeutische Herangehensweise zur Arbeit mit<br />

dem Unbewussten entwickeln. Wie beschrieben<br />

wurde, dienten Freuds Argumentationen gegen<br />

die Hypnose auch zur Begründung der eigenen<br />

neu entwickelten psychoanalytischen Methode<br />

sowie der empirischen Beweisführung seiner<br />

Theorie über das Unbewusste. Möglicherweise<br />

liegt Freuds weitreichendster Einfluss auf die<br />

Entwicklung des Hypnotismus in der Schaffung<br />

einer therapeutischen Alternative zur Hypnose.<br />

Über Freuds persönliche Erfahrungen hinaus<br />

fand die Hypnose auch Anwendung zur Demonstration<br />

psychischer und somatischer Zusammenhänge<br />

und verhalf damit auch anderen<br />

sich entwickelnden Psychotherapieverfahren<br />

zu mehr Beachtung als mögliche neue Wege der<br />

Einflussnahme auf psychische und somatische<br />

Vorgänge. Als Beispiel für sich neu etablierende<br />

psychotherapeutische Konzepte seien die autogenen<br />

Organübungen nach Schultz genannt,<br />

die später unter der Bezeichnung Autogenes<br />

Training bekannt werden sollten. Hypnose bildete<br />

damit im vergangenen Jahrhundert auch<br />

den Ausgangspunkt für die Entwicklung der<br />

Psychotherapie als Profession. Auf Grund des<br />

wachsenden empirisch-wissenschaftlichen Forschungsanspruchs<br />

sah sie sich jedoch immer<br />

wieder mit Skepsis und Vorbehalten konfrontiert.<br />

Das Interesse an der Hypnose unterlag zwar<br />

einem ständigen Wandel, blieb aber über ca.<br />

100 Jahre relativ stabil. Die These vom „Niedergang<br />

der Hypnose“ (Kinzel, 1993, S. 84)<br />

aufgrund kritischer Freud´scher Argumente<br />

konnte im Rahmen der Analysen demnach<br />

nicht bestätigt werden.<br />

Was aber deutlich wurde, ist, dass Siegmund<br />

Freud neben seiner Zeitzeugen- auch eine Spiegelfunktion<br />

zugesprochen werden kann. Seine<br />

Aufzeichnungen zum Hypnotismus gewähren<br />

Einblicke und Rückblicke in die Zeit der beginnenden<br />

Professionalisierung der Psychotherapie<br />

und spiegeln das damalige Bemühen wider,<br />

auf immer neuen Wegen dem Unbewussten<br />

auf die Spur zu kommen.<br />

Literatur<br />

Schröter, J. (2014): Die Entwicklung des Hypnotismus<br />

und Sigmund Freud. Eine Analyse mit überraschenden<br />

Ergebnissen. Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg.<br />

(Publizierte Masterthesis aus dem Jahr 2013 unter<br />

Begutachtung durch Prof. Dr. Mark Helle und Dr. phil.<br />

Burkhard Peter)<br />

weitere Literaturnachweise bei der Autorin.<br />

Juana Schröter, M.Sc. Psych.<br />

Studium der Germanistik, Philosophie<br />

und Psychologie. Abschluss in Rehabilitationspsychologie<br />

(M.Sc.). Fortbildungen<br />

in Hypnotherapie (MEG) und Psychoonkologie<br />

(WPO).<br />

2. Platz Nachwuchsförderpreis der MEG<br />

2013 zum Thema Hypnotismusentwicklung<br />

und Sigmund Freud; hierzu verschiedene<br />

wissenschaftliche Publikationen; Psychoonkologin<br />

im Schwarzwald-Baar-Klinikum VS.<br />

j.schroeter.rehapsy@gmail.com<br />

Die Autorin<br />

Juana Schröter,<br />

M.Sc. Psych.


58<br />

Hypnosesammlung<br />

Hypnose 1899<br />

759<br />

Hypnosesammlung<br />

Autor: Dr. Tomas Svoboda<br />

Hypnose 1899<br />

erkauf der riesigen, privaten Hypnose-<br />

V Sammlung. Eine solche Gelegenheit gab<br />

es noch nie, und es wird sie auch nicht noch<br />

einmal geben. Tatsächlich ist das meiste Material<br />

längst vom freien Markt verschwunden.<br />

In mehr als 40 Jahren errichtete ich eine Biblio-,<br />

Audio- und Videothek mit gewaltigen<br />

Nutzungspotentialen in der Therapie als auch<br />

im Experiment. Das ganze Hypnose-Monument<br />

wurde über die Jahrzehnte ein Teil von mir<br />

und noch im letzten Jahr dachte ich nicht im<br />

Ernst daran, mich davon zu trennen. Es war<br />

mir unvorstellbar! Doch die Zeiten ändern sich.<br />

Ich werde 70, und mit der Aufgabe meiner<br />

beruflichen Tätigkeit stelle ich fest, dass die<br />

Sammlung für mich keinen existentiellen Sinn<br />

mehr hat. Ich brauche sie nicht mehr. Ich gebe<br />

keine Kurse mehr, ich schreibe keine Artikel<br />

oder Bücher mehr, ich halte keine Vorträge<br />

mehr. Ich hatte meinen positiven Nutzen und<br />

vor allem Genuss aus dem Material und nun<br />

bin ich dankbar und zufrieden, dass ich diesen<br />

Lebensweg fand.<br />

Egal ob man/frau/* sich mit bereits vorhandenen<br />

Hypnose-Grundfertigkeiten durch einen<br />

Quantensprung auf die Meisterebene versetzen<br />

möchte, ein eigenes Institut mit der Sammlung<br />

als unschlagbares Alleinstellungsmerkmal eröffnen<br />

oder Vorhandenes auf die Pool-Position<br />

bringen möchte, mentale Heiltechniken aus<br />

alten Quellen in die Gegenwart transponieren<br />

und dadurch einen besonderen Expertenstatus<br />

erwerben will oder in die Show- und Street-<br />

Hypnose einsteigen und sich in den Medien<br />

erfolgreich inszenieren möchte: das alles und<br />

noch viel mehr ist mit der Sammlung machbar!<br />

Vom Umfang her geht es um 2 Meter Fachbücher,<br />

4 Meter Fachzeitschriften, 2 Meter<br />

DVDs und viele Gigabytes gesprochene Texte,<br />

fast alles auf Englisch, alles katalogisiert. Wer<br />

sich nun angesprochen fühlt und bereit ist,<br />

einen angemessenen fünfstelligen Betrag für<br />

diesen besonderen Schatz auszugeben, kann<br />

mich gerne per E-Mail unter „hypnose@wichtig.<br />

ms“ kontaktieren.<br />

Ich schicke dann ausführliche Verzeichnisse der<br />

Sammlungsbestände samt eigener Projektnachweise,<br />

die ich nur dank der Sammlung realisieren<br />

konnte. Es wird mir zudem eine Freude sein,<br />

dem/der neuen Besitzer/in anfangs mit Tipps<br />

und Hinweisen gezielt weiterhelfen zu dürfen.


60<br />

Hilfe aus der Vergangenheit<br />

Hilfe aus der Vergangenheit<br />

761<br />

Hilfe aus der Vergangenheit:<br />

Ressourcenaktivierung durch<br />

Altersregression<br />

Autor: Dr. med. Michael Teut<br />

Einführung<br />

Eine einfach anzuwendende therapeutische<br />

Technik der medizinischen Hypnose<br />

ist die Aktivierung von positiven Erfahrungen<br />

in der Altersregression. Die meisten<br />

Patienten mit chronischen Erkrankungen<br />

erinnern einen angenehmen früheren Zustand,<br />

in dem körperliche und psychische<br />

Integrität, harmonisches Funktionieren und<br />

Wohlbefinden erfahren wurde. Diese positiven<br />

Erfahrungen lassen sich utilisieren, als<br />

Ressourcen nutzen und in die Gegenwart<br />

transferieren. Das folgende Skript wurde<br />

über mehrere Jahre angewendet und immer<br />

wieder verfeinert und angepasst. Es findet<br />

in jeweils angepasster Weise Anwendung<br />

bei einer Vielzahl von somatischen Erkrankungen,<br />

z.B. bei Schmerzen, rheumatischen<br />

Erkrankungen, Lähmungen nach Schlaganfällen,<br />

Parkinson-Erkrankungen. Es hat<br />

sich bewährt, die Übung aufzunehmen und<br />

dem Patienten eine Audiodatei oder CD zur<br />

Selbsthypnose zu Hause zur Übung zur Verfügung<br />

zu stellen.<br />

Das Skript beginnt nach einer Trance-Induktion<br />

und ist exemplarisch auf einen Patienten mit<br />

rheumatischen Beschwerden ausgerichtet.<br />

Skript<br />

(Induktion)<br />

„In der nun folgenden Übung nutzen Sie positive<br />

Bewegungserfahrungen und Erlebnisse von<br />

früher, um das Wohlbefinden, Gelenkfunktion<br />

und –beweglichkeit heute zu verbessern. Die<br />

meisten Menschen erinnern sich an positive<br />

Erfahrungen in der Vergangenheit. Insbesondere<br />

das Körpergedächtnis erinnert sich. In dieser<br />

Übung nutzen diese gespeicherten angenehmen<br />

Erfahrungen und Erinnerungen, um die<br />

Selbstheilung anzuregen und die Beweglichkeit<br />

jetzt zu trainieren.<br />

Erlauben Sie sich also, sich zu erinnern, Bilder,<br />

Empfindungen und Erfahrungen aus<br />

dem Körpergedächtnis aufsteigen zu lassen,<br />

an eine Zeit, einen Ort, einen Moment, in dem<br />

Sie Freude und Wohlbefinden beim Bewegen<br />

derjenigen Körperregionen empfunden haben,<br />

deren Funktion Sie jetzt verbessern möchten.<br />

Eine Zeit, in der Sie die Fähigkeiten, die Sie<br />

jetzt trainieren möchten, so richtig genossen<br />

haben. Erlauben Sie sich, sich von ihrer Erinnerung<br />

tragen, treiben zu lassen. Ich bin<br />

schon neugierig, welche Erinnerungen da in<br />

Ihnen aufsteigen. Angenehme Erinnerungen,<br />

von [Fähigkeit], wo sie [Fähigkeit] so richtig<br />

genossen haben. Genau so. Lassen Sie sich<br />

dabei so viel Zeit, wie Sie benötigen!<br />

Ich weiß natürlich nicht, welche hilfreiche Erinnerung<br />

Ihr Gedächtnis Ihnen zeigt, aber ich<br />

möchte Sie einladen, diese Erinnerung mit allen<br />

Sinnen, hier und jetzt, erneut zu erfahren … zu<br />

genießen …. Und auf diese Weise die heilsame<br />

Erfahrung, die daraus für Ihr Körpergedächtnis<br />

hervorgeht, zu nutzen, Wohlbefinden zu<br />

steigern und Ihre Beweglichkeit zu verbessern.<br />

Schauen Sie einfach, welche Fähigkeit das bei<br />

Ihnen ist und wie sich das dort jetzt anfühlt.<br />

Erlauben Sie dem Unbewussten, der Intelligenz<br />

Ihres Körpers, sich zu erinnern und schauen Sie<br />

einfach zu, fühlen Sie, welche Bilder, Empfindungen,<br />

Emotionen, Fähigkeiten da auftauchen.<br />

Erlauben Sie, sich zu erinnern. Wie war das …<br />

wo waren Sie … wie hat es sich angefühlt…<br />

Reisen Sie zu einer positiven Erfahrung in die<br />

Vergangenheit … genau so!<br />

Und jetzt genießen Sie diese körperliche Erfahrung.<br />

Wie fühlt sich das in Ihrem Körper an,<br />

welche Empfindungen haben Sie dort? Wo in<br />

Ihrem Körper spüren Sie diese Erfahrung wohl<br />

am intensivsten? Genießen Sie es! Beobachten<br />

Sie ganz genau, wie angenehm sich das<br />

in [betroffene Körperregion, Gelenk] anfühlt.<br />

Welche Empfindungen spüren Sie dabei? Und<br />

erlauben Sie dann, dass diese Erfahrung sich<br />

ausbreitet, mit jedem Atemzug sich ausbreitet,<br />

sie trägt. Genau so.<br />

Und jetzt können Sie schauen, wie sich das<br />

in [betroffenene/r Körperbereich/e] anfühlt.<br />

Richtig. Erlauben Sie sich, diese [Fähigkeit]<br />

einfach kommen und gehen zu lassen, ganz<br />

automatisch und von selbst. Einfach zuschauen,<br />

fühlen, wie das ist. Sich davon tragen lassen.<br />

Wenn Sie möchten, können Sie auch experimentieren<br />

und diese Erfahrung auch einmal<br />

langsamer ablaufen lassen, so wie in Zeitlupe…<br />

wie fühlt sich das jetzt an? Und wenn Sie [Fähigkeit]<br />

einmal unterbrechen und dann langsam<br />

und etappenweise weiter durchführen,<br />

wie fühlt sich das jetzt an?<br />

Und wenn Sie dann diese Erfahrung wieder<br />

schneller ablaufen lassen, wie fühlt sich das<br />

jetzt in [Körperregion] an?<br />

Und während Sie das ganz selbstverständlich<br />

tun, verankert das Gedächtnis Ihres Körpers<br />

diese Erfahrung, diese [Fähigkeit] ganz tief.<br />

So dass Ihr [Körperbereich] ganz von selbst,<br />

automatisch, von dieser Erfahrung lernt. Und<br />

Ihre Körperzellen aktiviert werden, sich regenerieren.<br />

Die Durchblutung angeregt wird, die<br />

Knorpel der Gelenke genährt und regeneriert<br />

werden, weich und elastisch werden. Die Muskeln<br />

aktiviert, trainiert und gekräftigt werden.<br />

Die Sehnen und Bänder flexibel und dehnbar<br />

werden. Ganz weich und beweglich werden.<br />

Entzündungsprodukte und Verhärtungen werden<br />

abtransportiert, die Gelenke werden weich<br />

und leicht und elastisch. Diese Erfahrung abspeichern.<br />

Wunderbar.<br />

Und während Sie diese Erfahrung, diese Empfindung<br />

von [Fähigkeit] in Ihrem Körper genießen,<br />

können Sie nun auch einmal Ihre Aufmerksamkeit<br />

auf die inneren Bilder richten, die mit dieser<br />

Bewegungserfahrung einhergehen. Genießen<br />

Sie diese Eindrücke und Bilder von [Fähigkeit].<br />

Erlauben Sie sich, die Bilder, die Farben, die<br />

Formen zu genießen, die Sie sehen können.<br />

Genau so. Wunderbar.<br />

Und dann – gibt es dort auch Geräusche, oder<br />

vielleicht auch Stille, die Sie genießen können?<br />

Welche Geräusche sind das? Nehmen Sie sie<br />

wahr…. Erlauben Sie sich, die Geräusche zu<br />

genießen…<br />

Gibt es vielleicht auch angenehme Gerüche,<br />

die zu dieser Erfahrung gehören? Erlauben Sie<br />

sich, die Gerüche zu genießen.<br />

Einen angenehmen Geschmack? Erlauben Sie<br />

sich, den Geschmack zu genießen.<br />

Und jetzt, während Sie genießen, erlauben<br />

Sie Ihrem Körpergedächtnis, ganz von selbst<br />

und automatisch, während Sie die Erfahrung<br />

genießen, diese Erfahrung zu speichern, zu<br />

integrieren, so dass Sie der Selbstheilung und<br />

Regeneration als Vorlage dient, diese trägt und<br />

leitet.<br />

[Optional Ideomotorik: Und während Sie diese<br />

Erfahrung genießen, darf Ihr Körpergedächtnis<br />

diesen gesunden und angenehmen Zustand<br />

in [Region] noch tiefer verankern, indem Ihre<br />

Hand jetzt … ganz allmählich …. sich heben<br />

darf … und sich auf Ihr [REGION] zu bewegen<br />

darf …. Und wenn die Hand Ihr [Region] berührt<br />

…. dann wird diese angenehme Bewegungserfahrung<br />

…. dieser Zustand … dort im<br />

Körpergedächtnis gespeichert …. Verankert ….<br />

ganz tief … so dass sich der Körper … und das<br />

Unbewusste … erinnert … genau so … Und<br />

Sie können später … diese Bewegung Ihrer<br />

Hand … nutzen … um dieses Gedächtnis zu<br />

aktivieren … zu intensivieren … wann immer<br />

das für Sie Sinn macht …]<br />

Und je häufiger Sie diese Übung, diese Erfahrung<br />

für sich wiederholen, desto einfacher und<br />

selbstverständlicher wird Ihnen diese Aktivierung<br />

von [Fähigkeit] gelingen. Und Sie werden<br />

zunehmend wieder mehr Kontrolle über diese<br />

Fähigkeit entwickeln und Wohlbefinden entwickeln.<br />

Viele Menschen machen früher oder später<br />

die Erfahrung, dass sich dann in [betroffene<br />

Körperregion] etwas regt, etwas bewegt, etwas<br />

verändert, etwas in Fluss kommt. Das ist ein<br />

gutes Zeichen, weil es zeigt, dass sich dort etwas<br />

ändert, die Knorpel, Sehnen und Muskeln,<br />

Bänder, Nerven und Blutgefäße angesprochen<br />

werden. Beobachten Sie es geduldig und lassen<br />

Sie es geschehen, in seinem Tempo, auf<br />

seine Art weiß Ihr Körper, was gut für ihn ist.<br />

Auf welche Weise bemerken Sie wohl diese<br />

Änderungen und wie werden sich diese für<br />

Sie auswirken? Was wird sich dadurch wohl<br />

verändern?<br />

Und Sie können immer wieder, dann wenn<br />

es für Sie passt, in der Trance, in der Selbsthypnose,<br />

aber auch im Wachbewusstsein, auf<br />

diese Erinnerungen, diese Ressourcen zurückgreifen,<br />

sie nutzen. Nach einer Weile der Übung<br />

ist es bei vielen Menschen sogar so, dass die<br />

Erinnerungen automatisch hervorgerufen<br />

werden, wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf<br />

[Körperregion] richten und Sie sich einfach<br />

davon tragen lassen dürfen.<br />

Erlauben Sie sich nun, diese Erfahrungen einfach<br />

noch einmal einige Atemzüge lang zu genießen.<br />

Was wird sich durch diese Übung in den nächsten<br />

Tagen und Wochen bei Ihnen wohl verändern?<br />

Um dann ganz allmählich und auf Ihre Art und<br />

Weise, mit all den hilfreichen Erfahrungen und<br />

Empfindungen, wieder hierher zurück zu kehren,<br />

frisch und wach, während ich von (z.B. 0-10<br />

zählen) … (Reorientierung).<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Der Autor<br />

Dr. med.<br />

Michael Teut<br />

ist Facharzt für Allgemeinmedizin, arbeitet<br />

als Wissenschaftler und Oberarzt an der<br />

Hochschulambulanz für Naturheilkunde der<br />

Charité in Berlin, sowie in eigener Praxis.<br />

Er leitet das Weiterbildungszentrum der<br />

DGH in Berlin.<br />

michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

www.dgh-hypnose-berlin.de


62 Ruhe für den aufgeregten Darm<br />

Ruhe für den aufgeregten Darm<br />

763<br />

Ruhe für den aufgeregten Darm<br />

– hypnotherapeutische Behandlung von<br />

Patient*innen mit Reizdarmsyndrom<br />

Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen, Stuhldrang,<br />

Stuhlinkontinenz – die Liste der<br />

Beschwerden, mit denen Klient*innen zu<br />

mir kommen, ist lang. Vielen ist ihr Leiden<br />

peinlich. Die meisten Menschen mit Reizdarmsyndrom<br />

(RDS) haben einen Ärztemarathon<br />

hinter sich und spüren, wie sie selbst und ihre<br />

Mitmenschen hilflos bis genervt reagieren.<br />

Leider haftet Menschen, bei denen kein eindeutiges<br />

somatisches Korrelat für ihre Beschwerden<br />

gefunden wird, immer noch das Stigma des<br />

„Psychos“, des „eingebildeten Kranken“ an.<br />

So beginne ich die Sitzungen häufig mit Psychoedukation<br />

über die Kommunikation unserer<br />

Darm-Hirn-Mikrobiom-Achse, die normal wunderbar<br />

und reibungslos alle ihre vielfältigen<br />

Aufgaben erledigt und aus irgendeinem Grund<br />

aus dem Gleichgewicht geraten ist.<br />

Es gibt wissenschaftlich messbare Unterschiede<br />

von Gesunden und RDS-Patienten. Tests<br />

haben gezeigt, dass letztere eine sensiblere<br />

Reizverarbeitung im Darmbereich haben. Dehnungsreize<br />

werden schneller als Schmerzreize<br />

erlebt. Diese viszerale Hypersensitivität ist<br />

für viele Beschwerden verantwortlich. Neben<br />

der hohen Empfindlichkeit fehlen Filter in der<br />

Darm-Hirn-Achse, die die Impulse filtern und<br />

gegebenenfalls dämpfen. Das enterische Nervensystem<br />

ist in Alarmbereitschaft und unter<br />

Stress eskaliert der Prozess.<br />

RDS ist somit nicht rein psychisch zu erklären.<br />

Fortschritte auf dem Gebiet der Neurogastroenterologie<br />

bestätigen dies. Die Erkenntnisse<br />

fließen in die Rome IV Kriterien ein und bezeichnen<br />

RDS exakter als „Störungen der Darm-<br />

Hirn-Interaktion“.<br />

Hypnose wirkt harmonisierend auf dieses<br />

System. Hypnotherapeutische Interventionen<br />

haben das Ziel, die Kommunikation zwischen<br />

den bewussten Denk- und Vorstellungsprozessen<br />

und den autonom ablaufenden Prozessen<br />

(Immunreaktion, Schmerzabwehr, Heilungsprozesse),<br />

die unser körperliches Funktionieren<br />

und Befinden regulieren, anzuregen. In einer<br />

Studie wurden sogar leichte Veränderungen<br />

der Zusammensetzung des Mikrobiom durch<br />

Hypnotherapie festgestellt.<br />

Der innere Dialog des Körpers wird durch hypnotherapeutische<br />

Interventionen wieder aktiviert.<br />

Ein normaler Verdauungsreiz im Darm wird zum<br />

Beispiel nicht mehr als Schmerzreiz interpretiert,<br />

sondern als Druckreiz wahrgenommen.<br />

Auch die Wissenschaft hat sich eingehend mit<br />

Hypnose bei RDS oder IBS (irritable bowel syndrome)<br />

– wie sie im englischsprachigen Raum<br />

genannt wird – beschäftigt. Eine Vielzahl an<br />

Studien ist zu dem Ergebnis gekommen, dass<br />

Darmhypnose die Symptome des RDS signifikant<br />

lindert sowie die Resilienz und Lebensqualität<br />

der Betroffen dauerhaft steigert (siehe unten:<br />

Quellen). So hat diese Therapieform auch Eingang<br />

in die S3- Leitlinie zur Behandlung von<br />

RDS gefunden.<br />

Ich biete Klient*innen Darmhypnose an, um<br />

ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihren Körper<br />

einmal anders als nur unangenehm und schmerzhaft<br />

zu erleben. Sobald sie diese Erfahrung der<br />

Leichtigkeit, des Wohlgefühls und der Entspannung<br />

machen – selbst wenn die Erfahrung kurz<br />

ist – fällt es ihnen leichter, auch allein diese<br />

angenehmen Zustände zu erzeugen. Was mich<br />

besonders begeistert, ist die Ressourcen- und<br />

Lösungsorientiertheit dieses Vorgehens. Die üblichen<br />

Problemfokussierungen, die manchmal<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Meike Wessling<br />

geradezu wie Problemtrancen anmuten, mit<br />

denen sich die Klient*innen immer wieder den<br />

unangenehmen Zustand vergegenwärtigen,<br />

können in konstruktive heilsame Bilder transformiert<br />

werden, die jeder in sich trägt und<br />

die nur darauf warten, aktiviert zu werden.<br />

Ziel ist somit, die Symptomlast zu verringern<br />

und die Lebensqualität zu steigern. Gleichzeitig<br />

wird die Selbstwirksamkeit gesteigert und die<br />

Klient*innen erleben weniger Kontrollverlust.<br />

Im Erstgespräch spreche ich neben der oben<br />

genannten Psychoedukation über die individuelle<br />

Situation sowie die speziellen Beschwerden<br />

der Betroffenen und führe eine erste Entspannungshypnose<br />

durch.<br />

Der weitere Therapieverlauf gestaltet sich sehr<br />

individuell.<br />

Eine Klientin hatte zum Beispiel enorme Probleme,<br />

sich von einem verbal übergriffigen Chef<br />

abzugrenzen. Hierzu haben wir gemeinsam eine<br />

Hypnose entwickelt, bei der sie durch durchsichtige<br />

stabile Mauern von ihm getrennt und<br />

geschützt ist, zusätzlich konnte sie die Lautstärke<br />

seiner Stimme mit einem Regler herunterregulieren.<br />

Sie verließ die Opferrolle und<br />

entdeckte ihre Selbstwirksamkeit. Die nächste<br />

reale Konfrontation mit ihrem Vorgesetzten<br />

verlief innerlich sehr viel ruhiger, die Ohnmacht<br />

war gewichen und sie konnte sich besser abgrenzen.<br />

Sie hatte danach sogar den Mut, die<br />

unangenehme Situation zu verlassen und den<br />

Arbeitsplatz zu wechseln.<br />

Die „unerträglichen Blähungen“, wie sie es<br />

am Anfang der Therapie beschrieb und der<br />

Stuhldrang nahmen von Sitzung zu Sitzung ab.<br />

Ein Klient hatte Schwierigkeiten, sich von den<br />

Kollegen abzugrenzen und wir konstruierten<br />

in der Hypnose einen dicken „Astronautenanzug“,<br />

der semipermeabel nur die guten Impulse<br />

durchließ. Eine Art Schutzfeld, das den Klienten<br />

umgab, ließ die negativen äußeren Impulse<br />

für ihn verglühen.<br />

Diese inneren Bilder stärkten den Klienten und<br />

transformierten sein Gefühl, den anderen ausgeliefert<br />

zu sein, in ein Gefühl von Sicherheit<br />

und Stärke. Durch das wiederholte Hören der<br />

Hypnosen veränderte sich das innere Erleben<br />

des Klienten und sein Handeln.<br />

Auch bei ihm gingen die Symptome zurück.<br />

Die Ursachen der Beschwerden müssen von mir<br />

nicht immer genau ergründet werden. Im Prozess<br />

zeigen sich die Themen der Klienten, die sehr<br />

individuell sind. Auslöser können zum Beispiel<br />

Leistungsorientierung, Stressverarbeitungsstörungen<br />

mit und ohne Traumahintergrund in<br />

der Lebensgeschichte, vielfältige Ängste oder<br />

Depressionen sein.<br />

Besonders spannend sind hypnotische Reisen<br />

durch den Körper, in denen sehr überraschende<br />

Ereignisse erlebt werden. So entstanden beispielsweise<br />

innere Bilder von den problematisch<br />

erlebten Körperregionen, in denen Reparaturtrupps<br />

und Handwerker die imaginierten zerstörten<br />

Bereiche reparierten. Oder heilkundige<br />

Freundinnen trugen im Inneren Heilsalben auf.<br />

Die Linderung setzte bei diesen inneren Bildern<br />

ein, ohne dass ich lang die Psychodynamik<br />

oder die Lerngeschichte exploriert hatte. Die<br />

Klient*innen erspüren ihre eigenen inneren<br />

Lösungsbilder, die kein anderer sich besser<br />

hätte ausdenken können.<br />

Die Aktivierung des inneren Dialogs durch evozierte<br />

Imaginationen bahnt den Weg zur Veränderung<br />

physiologischer Prozesse. Die eigene<br />

Vorstellungskraft interagiert mit dem Nerven-,<br />

Hormon- und Immunsystem und eröffnet die<br />

Freisetzung der körpereigenen Selbstheilungskräfte.<br />

Die Darm-Hirn-Mikrobiom–Achse ist<br />

wieder im Gleichgewicht.<br />

So findet der aufgeregte Darm endlich Ruhe und<br />

kann entspannt seinen „Geschäften“ nachgehen.<br />

Literatur<br />

1: Peter J, Fournier C, Keip B, Rittershaus N, Stephanou-<br />

Rieser N, Durdevic M, Dejaco C, Michalski M, Moser G.<br />

Intestinal Microbiome in Irritable Bowel Syndrome before<br />

and after Gut-Directed Hypnotherapy. Int J Mol Sci. 2018<br />

Nov 16;19(11). pii: E3619. doi: 10.3390/ijms19113619.<br />

PubMed PMID: 30453528; PubMed Central, PMCID:<br />

PMC6274728.<br />

2: Peter J, Tran US, Michalski M, Moser G. The structure<br />

of resilience in irritable bowel syndrome and its<br />

improvement through hypnotherapy: Cross-sectional<br />

and prospective longitudinal data. PLoS One. 2018 Nov<br />

12;13(11):e0202538. doi: 10.1371/journal.pone.0202538.<br />

eCollection 2018. PubMed, PMID: 30419026; PubMed<br />

Central PMCID: PMC6231615.<br />

3: Peters SL, Muir JG, Gibson PR. Review article: gutdirected<br />

hypnotherapy in the management of irritable<br />

bowel syndrome and inflammatory bowel disease. Aliment<br />

Pharmacol Ther. 2015 Jun;41(11):1104-15. doi:<br />

10.1111/apt.13202. Epub 2015 Apr 10. Review. PubMed<br />

PMID: 25858661.<br />

4: Miller V, Carruthers HR, Morris J, Hasan SS, Archbold<br />

S, Whorwell PJ. Hypnotherapy for irritable bowel syndrome:<br />

an audit of one thousand adult patients. Aliment<br />

Pharmacol Ther. 2015 May;41(9):844-55. doi: 10.1111/<br />

apt.13145. Epub 2015 Mar 4. PubMed PMID: 25736234.<br />

5: Phillips-Moore JS, Talley NJ, Jones MP. The mind-body<br />

connection in irritable bowel syndrome: A randomised<br />

controlled trial of hypnotherapy as a treatment. Health<br />

Psychol Open. 2015 Jan 28;2(1):2055102914564583.<br />

doi: 10.1177/2055102914564583. eCollection 2015<br />

Jan. PubMed PMID: 28070348; PubMedCentral PMCID:<br />

PMC5193306.<br />

6: Lowén MB, Mayer EA, Sjöberg M, Tillisch K, Naliboff<br />

B, Labus J, Lundberg P, Ström M, Engström M, Walter SA.<br />

Effect of hypnotherapy and educational intervention on<br />

brain response to visceral stimulus in the irritable bowel<br />

syndrome. Aliment Pharmacol Ther. 2013 Jun;37(12):1184-<br />

97. doi: 10.1111/apt.12319. Epub 2013 Apr 25. PubMed<br />

PMID: 23617618; PubMed Central PMCID: PMC4084976.<br />

7: Flik CE, van Rood YR, Laan W, Smout AJ, Weusten BL,<br />

Whorwell PJ, de Wit NJ. A randomised controlled trial on<br />

hypnotherapy for irritable bowel syndrome: design and<br />

methodological challenges (the IMAGINE study). BMC<br />

Gastroenterol. 2011 Dec 20;11:137. doi: 10.1186/1471-<br />

230X-11-137. PubMed PMID: 22185606; PubMed Central<br />

PMCID: PMC3285532.<br />

8: Wilson S, Maddison T, Roberts L, Greenfield S, Singh<br />

S; Birmingham IBS Research Group. Systematic review:<br />

the effectiveness of hypnotherapy in the management of<br />

irritable bowel syndrome. Aliment Pharmacol Ther. 2006<br />

Sep 1;24(5):769-80. Review. PubMed PMID: 16918880.<br />

9: Roberts L, Wilson S, Singh S, Roalfe A, Greenfield S.<br />

Gut-directed hypnotherapy for irritable bowel syndrome:<br />

piloting a primary care-based randomised controlled<br />

trial. Br J Gen Pract. 2006 Feb;56(523):115-21. PubMed<br />

PMID: 16464325; PubMed Central PMCID: PMC1828217.<br />

10: Cox S, de Lusignan S, Chan T. General practitioners<br />

believe that hypnotherapy could be a useful treatment<br />

for irritable bowel syndrome in primary care. BMC Fam<br />

Pract. 2004 Oct 13;5:22. PubMed PMID: 15482597;<br />

PubMed Central PMCID: PMC526280.<br />

11: Houghton LA, Calvert EL, Jackson NA, Cooper P,<br />

Whorwell PJ. Visceral sensation and emotion: a study<br />

using hypnosis. Gut. 2002 Nov;51(5):701-4. PubMed<br />

PMID: 12377810; PubMed Central PMCID: PMC1773448. ;<br />

12: https://theromefoundation.org/<br />

Dipl.-Psych. Meike Wessling<br />

Die Autorin<br />

Dipl.-Psych.<br />

Meike Wessling<br />

Psych. Psychotherapeutin, tätig in eigener<br />

Praxis und im Ikaneum am Israelitischen<br />

Krankenhaus, einem Fachinstitut<br />

für Darmgesundheit und Ernährung. Sie<br />

hat sich auf die Behandlung von Patienten<br />

mit Störungen der Darm-Hirn-Interaktion<br />

(früher Reizdarm) spezialisiert.<br />

Qualifikation in Medizinischer Hypnose<br />

(DGH), EMDR (Emdria Deutschland), Psychoonkologie<br />

(WPO).


64<br />

Thomas Ch. Weber:<br />

Traumafokus – Rezension<br />

Eine neuropsychotherapeutische Methode zur Verarbeitung von psychischem Stress, Traumata<br />

und chronischem Schmerz. Fakultas Verlag, 167 Seiten<br />

Autorin: Dr. med. Martina Wittels<br />

T<br />

Thomas Ch. Weber: Traumafokus<br />

homas Weber hat sich aus dem Füllhorn<br />

eigenwilliger Forschungen, Beobachtungen<br />

und der langen Jahre eigener Tätigkeit<br />

eine neue Therapieform gezimmert, die für<br />

vielfältige therapeutische Prozesse, einzusetzen<br />

ist. Wichtige Elemente und Anregungen<br />

stammen von Forschern, die sozusagen „um<br />

die Ecke blicken“ und dort Fragestellungen<br />

nachgehen, die in den klassischen Systemen<br />

der Medizin und Psychotherapie häufig<br />

verborgen bleiben oder schlichtweg nicht<br />

auftauchen können. Dazu gehören beispielsweise<br />

Eugene Gendlins Focousing und Felt<br />

Sense, Stephen Porges „Polyvagaltheorie“,<br />

Peter Levins Forschungen zu Stressabbau<br />

bei in der freien Wildbahn lebenden Tieren<br />

und David Grands aus dem EMDR sich entwickelten<br />

„Brainspotting“. Von all jenen hat<br />

sich Weber inspirieren lassen, hat gelernt<br />

und gelehrt, ausprobiert, adaptiert und bestimmte<br />

Teile in sein Konzept eingepasst,<br />

sodass etwas Eigenes entstanden ist.<br />

Bei Traumafokus ist ein wesentlicher Erfolgsgarant<br />

der aufmerksame, zugewandte Therapeut,<br />

der seine eigenen Theorien, Vermutungen und<br />

Interpretationen hintanzustellen vermag und<br />

nur auf das eingeht, das die Klienten in die<br />

Therapiesitzungen einbringen. Das, was auftaucht,<br />

wird nicht gewichtet, bewertet oder<br />

kognitiv im Vorfeld besprochen, sondern es wird<br />

im Gespräch, wie beiläufig, nach der körperlichen<br />

Verortung von Gedanken und Gefühlen<br />

gefragt und nach dem Grad der emotionalen<br />

Anspannung. Sobald Weber bei einer Klientin<br />

bemerkt, dass ihr Gegenwartsbezug verloren<br />

zu gehen droht, regt er zu einer kontrollierten,<br />

tiefen, ruhigen, freundlichen Atmung an. Dadurch<br />

kann die Klientin erfahren, dass Stress<br />

regulierbar ist und dass sie dabei verlässlich<br />

begleitet wird. Ein wichtiges Element bleibt<br />

Grands Augenfokus, dieses „in die Leere starren“<br />

während traumatischer oder belastender Erinnerungen.<br />

Es wird vermutet, dass Klienten in<br />

diesen Momenten mit zerebralen Netzwerken<br />

in Kontakt geraten und weitere im Kontext ihrer<br />

Problematik stehende, unbewusste Erfahrungen,<br />

Gefühle und vegetative Reaktionen aufzuspüren<br />

vermögen. In diesem sensiblen Bereich wird<br />

mit unterschiedlichen Möglichkeiten Stress<br />

reguliert, bis der zuvor abgefragte SUD-Wert<br />

(Subjective Units of Distress, 11-teilige Skala)<br />

absinkt und sich wieder ein Gefühl der Sicherheit<br />

einstellt. So entwickelt sich eine in Wellen<br />

verlaufende Therapiesitzung, die hin und her<br />

pendelt zwischen Aktivierung, Stress, Regulation<br />

und Wohlbefinden. Einige dieser Wort<br />

für Wort niedergeschriebenen Stunden zeigen<br />

diesen Weg, bis es sich wieder „gut anfühlt“,<br />

sehr schön und es ist interessant, Zeugin zu<br />

werden, wie bei den Patientinnen, in zuvor<br />

angespannten, gepressten, unruhigen Regionen<br />

in Körper und Geist, wieder eine freudige<br />

Lebendigkeit einfließt.<br />

Weber gibt in seinem Buch knappe Übersichten,<br />

über die ihn beeinflussten Theorien und<br />

Techniken und schildert seine Beobachtungen<br />

und Gründe für abweichende Handhabung.<br />

Beispielsweise bei der Augenfokus-Methode<br />

hält Weber die Patientinnen nicht mehr an,<br />

ausschließlich in einem gefundenen Fokus zu<br />

verharren, sondern lässt dieses dynamische<br />

Geschehen eines suchenden Gehirns seinen<br />

Lauf nehmen. Auch findet man in dem Buch<br />

eine knappe Übersicht über Stress und Dauerstress<br />

und deren Auswirkungen auf Gehirn und<br />

Körper. Dies alles ist nicht in der Ausführlichkeit<br />

eines Lehrbuchs abgehandelt, aber ausreichend<br />

informativ, um die Traumafokus-Arbeit zu verstehen.<br />

Neben Trauma ist ein wichtiges Einsatzgebiet<br />

von Traumafokus die Schmerzbehandlung, sowohl<br />

akuter als auch chronischer Schmerzen.<br />

Hier berichtet Weber von durchschlagenden<br />

Erfolgen, was gerade bei diesen, verbal nicht<br />

ausreichend erreichbaren Patienten (Top-down-<br />

Mechanismus funktioniert nicht), einen großen<br />

Reichtum birgt. Atmung und das Gefühl von<br />

Sicherheit werden im Hirnstamm generiert<br />

und gesteuert und somit wird dort der Boden<br />

für Beruhigung geschaffen. Gerade Schmerzpatienten<br />

erleben viele für sie unbenennbare<br />

Gefühle und seltsame körperliche Wahrnehmungen.<br />

In dieser Therapiearbeit können sie<br />

eher Zusammenhänge zwischen biographischen<br />

Verletzungen und Schmerz erleben, ohne sie<br />

unbewusst abzuwehren. Nach Verminderung,<br />

manchmal sogar nachhaltiger Auflösung des<br />

Schmerzes, kann dann auch eine Narration<br />

entstehen.<br />

Eine weitere gute Nachricht, diese Methode<br />

betreffend, ist, dass sie in viele andere psychotherapeutische<br />

Methoden implementierbar<br />

ist, wobei ich davor warne, sie zu verwässern.<br />

Bei all den oben genannten Entwicklern von<br />

Methoden, Weber eingeschlossen, war die Wiederholung,<br />

die Einzelfallbeobachtung, die zur<br />

Mengenbeobachtung von Phänomenen wird,<br />

bedeutsam. Erst dann können Verfahren alteriert<br />

und angepasst werden.<br />

Dr. med. Martina Wittels<br />

Die Autorin<br />

Dr. med.<br />

Martina Wittels<br />

FÄ für Anästhesie und Intensivmedizin. FÄ<br />

für Psychosomatische und Psychotherapeutische<br />

Medizin. Dozentin der Deutschen<br />

Gesellschaft für Hypnose.<br />

Spezielle Schmerztherapie. Arbeitet im<br />

Bereich chronische Schmerztherapie und<br />

psychiatrische Rehabilitation in Österreich/<br />

Salzburg.<br />

Der abgedruckte Offene Brief unseres<br />

langjährigen DGH-Mitglieds, Herrn PD<br />

Dr. Zimmermann, erreichte uns als Reaktion<br />

auf den Weihnachtsgruß vom vergangenen<br />

Jahr mit der Bitte um Veröffentlichung in den<br />

Suggestionen, was wir hiermit gerne tun.<br />

Nicht zuletzt als demokratisch legitimierte<br />

Fachgesellschaft ist uns die Kultivierung einer<br />

pluralistischen Meinungsbildung seit jeher<br />

ein bewahrenswertes Gut, ohne dass die in<br />

der abgedruckten Stellungnahme geäußerten<br />

Ansichten notwendigerweise die Sicht<br />

des DGH-Vorstands widerspiegeln müssen.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Hönig,<br />

ich danke Ihnen für die ausführlichen Weihnachtsgrüsse.<br />

Ich bin seit ca. 23 Jahren DGH-<br />

Mitglied und engagiere mich immer mit besonderem<br />

Interesse in meiner Tätigkeit für<br />

die Hypnotherapie. Ich habe die klinische<br />

Hypnotherapie unter vielen anderen inhaltlichen<br />

Grundpositionen (conditio sine qua non!)<br />

immer verbunden gesehen mit ihrem ganz<br />

wesentlichen Element der persönlich engen,<br />

vertrauensvollen und emotional und oft auch<br />

körperlich unmittelbar spür- und erlebbaren<br />

Bezogenheit (emotional experience , inner<br />

mindfulness usw…) zwischen PatientIn und<br />

HypnotherapeutIn, d.h. eben mit dem so zentralen<br />

hypnotherapeutischen „Rapport“ bzw.<br />

dem „Tertium“ (sensu B. Peter). Ich bin deshalb<br />

als emotional engagierter und überzeugter<br />

Hypnotherapeut – gelinde ausgedrückt – sehr<br />

irritiert (um nicht „schockiert“ zu sagen), mit<br />

welcher Lobesrhetorik quasi in einem auch generell<br />

besonders medial verdeutlichten und<br />

positiv-bestätigenden „Gleichklang“ Sie die durch<br />

die entstandene und aufrechterhaltene Not<br />

einer Pandemie erzwungene Digitalisierung,<br />

die sonst auf vielen anderen Fachgebieten<br />

absolut richtig und methodisch bereichernd,<br />

ja sogar zwingend notwendig ist, unter Bezug<br />

zum oben von mir skizzierten elementaren Setting<br />

jeder Hypnotherapie nahezu „begrüßend“<br />

glorifizieren?<br />

Es sind doch sehr elementare Tatsachen, dass<br />

sich intendiert wirksame Hypnotherapie in all<br />

ihren Formen immer n u r in der unmittelbaren<br />

atmosphärischen Bezogenheit des direkten<br />

Miteinanders, der Verbundenheit in einem<br />

emotional erfahrbaren „inneren Raum“ und<br />

bei einem meist angewendeten Setting (Liegen<br />

oder bequemes Sitzen usw.) wirklich in ihrer<br />

unbedingten inhaltlichen Begründetheit<br />

realisieren kann!<br />

Offener Brief<br />

Autor: Dipl.-Psych. PD. Dr. phil. habil. Wolfram Zimmermann<br />

Wie sollten denn digital zweidimensional auf<br />

einen (selbst auch vergrößert arbeitenden) Monitor<br />

erzeugt diese inhaltlichen Grundelemente<br />

einer Hypnose bzw. intendierten Hypnotherapie<br />

überhaupt jemals übertragbar sein??<br />

Diese jetzigen digitalen Medien sind in diesem<br />

unserem Falle doch mehr oder minder notgedrungen<br />

erzwungene „kognitive Visualisierungen“,<br />

vielleicht auch anregende und interessante<br />

kognitiv determinierte Hilfsmöglichkeiten,<br />

aber wofür: Bestenfalls doch primär und nur<br />

dafür geeignet, um anregend miteinander im<br />

zwischenmenschlichen Kontakt zu kommen<br />

bzw. zu bleiben ! !<br />

Aber, lieber Herr Kollege Dr. Hönig,<br />

d a z u brauchen wir doch k e i n e Experten<br />

einer “digitalisierten Hypnotherapie“, keinerlei<br />

kognitiv-visualisierendes Hypnotherapie-<br />

Setting: D i e s e durchaus unterschiedlich<br />

komplizierten digitalen Leistungen erbringen<br />

doch professionell solide Programme wie „Skype“,<br />

„Zoom“ oder „Webex“ usw. weitaus effektiver<br />

und wahrscheinlich auch besser. Dazu bedarf<br />

es keiner Expertise durch die Hypnotherapie-<br />

Fachleute.<br />

Ich habe volles Verständnis dafür, dass in unserem<br />

Hypnotherapie-Rahmen diese digitalen Medien<br />

bestenfalls in einer Notsituation eine reale Alternative<br />

für den kommunikativen Austausch u.ä.<br />

Miteinander sein können und durchaus auch<br />

sind - aber inhaltlich mehr auch nicht! Und<br />

eben d i e s e Einordnung hätte man m.E.<br />

nach vornehmen müssen. Damit hätte man<br />

auch die unbedingt anzuerkennenden sehr<br />

wertvollen inhaltlich-fachlichen Leistungsbemühungen<br />

der DGH zur Überbrückung der<br />

erzwungenen belastenden Notsituation sehr<br />

direkt und offen würdigen können. Aber es<br />

bedurfte nach meinem Empfinden k e i n e r<br />

schwingenden und mitklingenden lobenden<br />

Phantasien, dass diese rein digitalen Gestaltungen<br />

vielleicht sogar noch über diese Zeit<br />

hinaus wirkliche Bedeutung für unsere Arbeit<br />

haben könnten! Sie sprechen zwar andeutungsweise<br />

auch partiell davon, dass diese Medien<br />

„mitnichten…“ eine reale Alternative für die<br />

Live-Hypnotherapie sein werden. Aber diese<br />

inhaltliche Aussage ist in Ihrem Text s o „dünn“<br />

und mehr nebenbei gekommen, dass sie in<br />

dem vielleicht im Hintergrund auch medial<br />

mitbestimmten inhaltlichen Text Ihrer kleingedruckten<br />

Gesamtbotschaft m.E. wirklich<br />

weitgehend untergeht.<br />

Offener Brief<br />

765<br />

Bei einer solchen von Ihnen sogar „visionierten“<br />

digitalen Zukunftsperspektive müsste man<br />

wirklich darüber nachdenken, wozu das ganze<br />

Setting und manches sehr hilfreiche Ritual der<br />

Hypnotherapie überhaupt noch in Aus- und<br />

Weiterbildung gebraucht wird?? Wozu dann<br />

überhaupt solche umfangreichen und fachlich<br />

absolut gut fundierten DGH-Ausbildungen, die<br />

international so anerkannte DGH-Expertise, wenn<br />

das Ganze doch auch im schlimmsten Falle als<br />

„kognitive hypnobezogene Visualisierung“ und<br />

unter weitgehender Weglassung aller sonstigen<br />

elementaren Hypnotherapie- Live-Setting-Aspekte<br />

realisierbar ist???<br />

Nein - diese Ihre Einschätzungen lassen nach<br />

meinen Empfindungen sehr zentrale Elemente<br />

des in Jahrzehnten erarbeiteten „inneren Raumes<br />

“ des elementaren atmosphärischen und<br />

basalen emotionalen Settings und andere Grundpositionen<br />

unserer wissenschaftlich fundierten<br />

modernen (Erickson´schen) Hypnotherapie in<br />

ihren empirischen klinischen Anwendungen<br />

mehr oder minder latent außer Betracht.<br />

Ich glaube, dass es gerade in Zeiten der Corona-Pandemie<br />

und damit eines mehr oder<br />

minder notwendigen, wahrscheinlich auch<br />

solidarischen wichtigen Gleichklanges in der<br />

Meinungsbildung dennoch dringend in unserem<br />

Fachgebiet vonnöten ist, mindestens<br />

elementare fachlich-inhaltlich fundierte<br />

kritische Bemerkungen in einer demokratisch<br />

verantwortlichen Weise aufzugreifen,<br />

selbst wenn der Empfänger dieser kritischen<br />

Bemerkungen natürlich auch vollkommen<br />

gegensätzlicher Meinung ist, oder ??<br />

In diesem Sinne wäre ich Ihnen sehr zu Dank<br />

verpflichtet, wenn Sie meinen Gedanken einen<br />

natürlich auch von Ihnen akzeptierten „Raum“<br />

in der aktuellen DGH-Kommunikation und aktuellen<br />

Mitglieder-Information geben könnten<br />

und bitte Sie freundlichst um Ihr Verständnis,<br />

dass ich auch Frau Dr. Helga Hüsken-Janßen eine<br />

Kopie dieser Rückmeldung übersende.<br />

Mit freundlichen kollegialen Grüßen und – unabhängig<br />

von meinen kritischen Gedanken – einer<br />

dankbaren Erwiderung Ihrer Weihnachtsgrüße<br />

und guten Wünsche für einen gesunden Start<br />

in das Neue Jahr <strong>2021</strong>,<br />

Dipl.-Psych. PD. Dr. phil. habil.<br />

Wolfram Zimmermann<br />

PPT, KJPT, Hypnotherapeut (DGH),<br />

Supervisor, Lehrtherapeut (BATAP,OPK),<br />

Balintgruppenleiter und-Ausbilder (DBG) usw…


66<br />

Buchbesprechungen DGH Projekttage & Berufspolitik 767<br />

Buchbesprechung: Die poetische Sprache der Hypnose<br />

Therapeutisch wirksame Trance in ihrer sinnlichsten Form.<br />

Carl-Auer, Heidelberg 2020<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Für alle, die so fleißig sind bei<br />

den DGH-Projekttagen<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

In meiner Jugend (ja, ich kann mich noch<br />

daran erinnern!) baute ich begeistert Schiffsmodelle<br />

und hielt mich auch für recht gut<br />

darin. Dann besuchte ich eines Tages meine<br />

Tante in München und wir gingen zusammen<br />

ins Deutsche Museum. Die Qualität der dort<br />

ausgestellten Modellschiffe erschlug mich<br />

förmlich. Nie würde ich selber etwas derartig<br />

Perfektes fertigbringen! Über ein Jahr lang<br />

fasste ich kein Werkzeug mehr an.<br />

Was hat das mit dem Buch von Agnes zu tun?<br />

Beim Lesen überkam mich die gleiche Mischung<br />

aus tiefer Bewunderung und Neid, die ich damals<br />

beim Betrachten der Modelle im Museum<br />

empfunden habe. Natürlich werde ich daraufhin<br />

jetzt nicht mit der Hypnose aufhören, sondern<br />

versuchen, aus dem Buch zu lernen. Agnes verstand<br />

es schon immer (es ist ja beileibe nicht<br />

ihr erstes Buch!), hypnotische Induktionen und<br />

Suggestionen so zu formulieren, dass sie nicht<br />

nur wirksam sind, sondern sie darüber hinaus<br />

Buchbesprechung:<br />

HypnoStressbewältigung<br />

s gibt in der Hypnoseliteratur cum grano<br />

E salis zwei Arten von Büchern: solche von<br />

Therapeuten bzw. Praktikern und solche von<br />

Wissenschaftlern. Die einen sind in der Regel<br />

praxisorientiert und gut zu lesen, lassen<br />

aber wenig belastbare Rückschlüsse auf die<br />

Relevanz der vorgeschlagenen Therapien<br />

zu. Die anderen sind wissenschaftlich fundiert,<br />

aber anstrengend zu lesen und die<br />

Interventionen nicht immer praxistauglich.<br />

Hier haben wir jetzt den seltenen Glücksfall<br />

einer gelungenen Synthese beider Welten. Die<br />

beiden Autoren sind in Praxis und Wissenschaft<br />

gleichermaßen sattelfest. Das vorgestellte Gruppenprogramm<br />

zur Stressbewältigung wird höchst<br />

detailliert und Schritt für Schritt ausgebreitet.<br />

Für jede der fünf vorgeschlagenen Therapiesitzungen<br />

wird zunächst das prinzipielle Vorgehen<br />

und die theoretischen Hintergründe genauestens<br />

wie Poesie klingen zu lassen (und damit die<br />

Wirkung noch weiter zu steigern!). Alle Sinne<br />

werden hier maximal angesprochen!<br />

Der Buchtitel ist also absolut zutreffend. Die<br />

Lektüre ist damit nicht nur aus rein fachlichen<br />

Gründen, sondern auch sprachlich und ästhetisch<br />

ein Genuss. Alleine die 95 wortwörtlich<br />

wiedergegebenen Hypnosetexte zu den verschiedensten<br />

therapeutischen Einsatzgebieten,<br />

von Resourcenaktivierung über Gewichtskontrolle<br />

bis zur Angstreduktion beim Zahnarzt,<br />

lohnen schon das Lesen. Ein enormer Fundus<br />

an Wissen und Inspiration! Solch ein Buch hätte<br />

ich vor 35 Jahren schon gebraucht! Leider gab<br />

es damals nur holperige Übersetzungen von<br />

Milton Ericksons gesammelten Werken. Zum<br />

Glück für alle heutigen Hypnoseanwender hat<br />

es Agnes auch nicht bei der Veröffentlichung<br />

der Texte belassen, sondern ihnen auch tiefe<br />

Einblicke in ihre „Werkstatt“ voraus- und hintangeschickt,<br />

die den Anfänger und Anwender<br />

Silvia Fisch und Michael Teut: Das hypnotherapeutische Gruppenprogramm.<br />

Schattauer, Stuttgart <strong>2021</strong><br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Düninger<br />

geschildert, wobei auch Hinweise auf mögliche<br />

Fallstricke bei der praktischen Anwendung nicht<br />

ausgespart werden.<br />

Dann kommen die wortwörtlichen Induktionen<br />

und Suggestionen für jede einzelne Sitzung,<br />

wirklich jede Formulierung. Das absolute<br />

Kochbuch! Damit könnte meine Omma Stress<br />

therapieren (vielleicht doch nicht ganz, aber<br />

mindestens Jede(r), der/die schon einmal ein<br />

Hypnosecurriculum absolviert hat)!<br />

Der anschließende wissenschaftliche Teil ist für<br />

den lesenden Praktiker erfreulich überschaubar<br />

gehalten, Wissenschaftsfreaks werden auf<br />

die zahlreichen Publikationen verwiesen. Trotzdem<br />

wird die Wirksamkeit der vorgestellten<br />

Therapiemethode eindrücklich und statistisch<br />

einwandfrei belegt.<br />

in die Lage versetzen und motivieren sollen,<br />

selber entsprechende therapeutische Kunstwerke<br />

zu schaffen.<br />

Wem kann man das Buch empfehlen?<br />

Es ist kein Anfängerlehrbuch und auch keine<br />

leichte Nachttischlektüre, selbst wenn es<br />

höchst vergnüglich zu lesen ist. Um den vollen<br />

Gewinn daraus zu schöpfen, muss man die<br />

Texte schon etwas geistig durcharbeiten! Wer<br />

sich aber bereits ein wenig mit dem Thema<br />

befasst hat und sich darüber im Klaren ist,<br />

dass die hier präsentierte Meisterschaft aus<br />

langjähriger Übung, Erfahrung und Hingabe<br />

entspringt, findet hier Anregung, Beispiele und<br />

Material in Fülle.<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünniger<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.<br />

Darin verbirgt sich allerdings ein kleiner Wermutstropfen<br />

für alle die, die sich der wissenschaftlichen<br />

Anerkennung der Wirksamkeit<br />

von Hypnose verschrieben haben: da in der<br />

Kontrollgruppe keine andere Therapieform als<br />

Vergleich gewählt wurde, ist nur die Wirksamkeit<br />

des Gesamtpaketes an sich nachgewiesen,<br />

nicht die des Anteils, den die Hypnose eventuell<br />

daran hatte.<br />

Hier gibt es noch reichlich Forschungsbedarf,<br />

und man darf gespannt sein, was dem hoffnungsfrohen<br />

Autorenteam dazu noch einfallen<br />

wird! Es ist zu hoffen, dass sie hierbei tatkräftige<br />

Unterstützung finden!<br />

Für den Praktiker, der sich auf dem weiten<br />

Feld der Stressbewältigung wissenschaftlich<br />

fundiert betätigen möchte, meines Erachtens<br />

d a s Anleitungsbuch.<br />

Es war einmal … eine schöne Zeit …<br />

da gab es noch so altmodische Kongresse.<br />

Man saß dicht nebeneinander, lachte sich<br />

fröhlich an,<br />

sang aus voller Kehle und feierte Feste …<br />

man diskutierte laut und heftig,<br />

und schäkerte frivol bis deftig.<br />

Masken trugen nur die Asiaten an Touristenorten,<br />

wir aber genossen die freie Lehre mit klugen<br />

Worten.<br />

Auf dem Kongress 2019 im engen Saal<br />

machte eine Sportskanone mit Gummiband<br />

uns auf der Bühne klar:<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

Berufspolitik ist bisweilen ein hartes<br />

Geschäft, bei dem man viel Energie, aber<br />

vor allem Ausdauer und einen langen Atem<br />

benötigt.<br />

Viele von Ihnen und Euch werden sich daran<br />

erinnern, dass die DGH sich seit dem Ende der<br />

neunziger Jahre verstärkt um den Titelschutz<br />

bemüht hat; zum einen ein Versuch, die unprofessionelle<br />

und unsachgemäße Anwendung<br />

von Hypnose zu verhindern, besonders aber<br />

auch, um mit dem Titelschutz qualitätsgesicherte<br />

Standards für die Aus- und Weiterbildung im<br />

Interesse von Patientinnen und Patienten zu<br />

gewährleisten und damit die Abgrenzung zu<br />

sogenannten Show- und Laienhypnotiseuren<br />

zu ermöglichen.<br />

Diese Bestrebungen haben – wie Sie alle wissen<br />

– dazu geführt, dass nach einem langen<br />

mühsamen Prozess der Begutachtung durch<br />

den wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie<br />

im Jahre 2006 die Hypnotherapie als Behandlungsmethode<br />

bei bestimmten Störungsbildern<br />

wissenschaftlich anerkannt wurde. Zur Anerkennung<br />

bei weiteren Störungsbildern hätte es<br />

Die DGH bewegt … nun, das ist immer noch<br />

wahr …<br />

Doch heute ist alles besser, futuristisch modern …<br />

wir treffen uns virtuell … wie auf einem anderen<br />

Stern…<br />

immer noch … von der DGH bewegt,<br />

aber diesmal in frischer Luft, frei am Strand,<br />

der, mit dem feinen weichen Sand,<br />

und vom Wind ganz fein gefegt …<br />

Wir ziehen das enge Schuhwerk aus und wandern<br />

lustvoll drauflos,<br />

unter wundervoll duftenden Pinien fühlen wir<br />

uns nur noch famos …<br />

Ein bisschen Berufspolitik…<br />

weiterer Studien bedurft, für die uns lange<br />

Zeit die finanziellen Mittel fehlten.<br />

Nun haben wir in Kooperation mit der MEG einen<br />

weiteren Vorstoß in Richtung Qualitätssicherung<br />

der Hypnose und Hypnotherapie unternommen.<br />

Zum einen, indem wir den Inhaberinnen und<br />

Inhabern der Lehrstühle für Klinische Psychologie<br />

und Psychotherapie angeboten haben,<br />

Dozentinnen und Dozenten der DGH und MEG<br />

zu vermitteln, die im Rahmen der neuen Studiengänge<br />

Psychotherapie Lehrangebote zum<br />

Thema Hypnose anbieten können.<br />

Darüber hinaus haben wir auch die Phase von<br />

Neuregelungen im Bereich der Weiterbildungen<br />

genutzt und an die Psychotherapeutenkammern<br />

der Länder und an die Bundespsychotherapeutenkammer<br />

einen Antrag auf Genehmigung und<br />

Verabschiedung einer Weiterbildungsordnung<br />

für eine Zusatzbezeichnung „Klinische Hypnose<br />

/Hypnotherapie“ gestellt.<br />

Eine Kollegin, mit der ich seinerzeit jahrelang<br />

eng in einer Fraktion der Landespsychotherapeutenkammer<br />

zusammengearbeitet habe<br />

und die ihrerseits immer noch dort führend<br />

unter Palmen, die sich malerisch biegen<br />

mögen wir in der Hängematte wiegen.<br />

Hier schließen wir nun endlich die Augen, neigen<br />

den Kopf zur Seiten,<br />

halten verzückt die Muschel ans Ohr,<br />

vernehmen das Rauschen des Meeres wie ein<br />

Chor<br />

und lassen uns in Hypnose gleiten.<br />

Froh gestimmt kommen wir ins Träumen<br />

und lassen unsren gestressten Kopf aufräumen.<br />

Wir schweben in Wohlgefühl dahin …<br />

Autorin: Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

tätig ist, riet mir allerdings zu Geduld. Ich weiß<br />

nicht genau, ob das eine Anspielung darauf<br />

war, dass sie weiß, dass ich bisweilen nicht die<br />

Geduldigste bin oder ob sie mich auf einen lang<br />

andauernden Prozess der Bürokratie einstimmen<br />

wollte. Vermutlich war es etwas von beidem.<br />

Wie dem auch sei, wir haben mit unseren Bemühungen<br />

einen weiteren Schritt zur Qualitätssicherung<br />

der Hypnose und Hypnotherapie<br />

getan und ich meinerseits finde es wichtig, dass<br />

wir diese Schritte in enger Kooperation mit der<br />

MEG gehen. Vielleicht kann dieser kleine Einblick<br />

in unsere berufspolitische Situation auch<br />

den einen oder anderen motivieren, die DGH<br />

bei der Umsetzung dieser Ziele tatkräftig zu<br />

unterstützen. Ich würde mich jedenfalls über<br />

Ihr Engagement und zahlreiche Rückmeldungen<br />

sehr freuen.<br />

Für den Vorstand der DGH<br />

Helga Hüsken-Janßen


68 Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

769<br />

Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Berlin<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Curriculum 2020<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F3 + F4 verlegt auf 01.-03.10.<strong>2021</strong><br />

(Dozent: Dr. med. Michael Teut)<br />

Therapiekurse<br />

>> T2 21.-23.01.2022<br />

Die hypnotherapeutische Behandlung<br />

von Angst (+10 FE Supervision)<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> T1 verlegt auf 11.-13.03.2022<br />

Hypnose in der Psychosomatik<br />

(+10 FE Supervision)<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Silvia Fisch)<br />

>> T3 29.-30.04.2022<br />

Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

(+10 FE Supervision)<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen)<br />

Supervision<br />

>> verlegt auf 07.-09.10.2022<br />

Kompaktkurs (18 FE)<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Agnes<br />

Kaiser Rekkas)<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Grundkurse als Blockveranstaltung<br />

>> 22.-26.09.<strong>2021</strong><br />

(Dozenten: Dr. med. Michael Teut und<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch)<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 + F2 25.-27.02.2022<br />

>> F3 + F4 10.-12.06.2022<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Bremen<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums:<br />

Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera<br />

Curriculum <strong>2021</strong>/2022<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 03./04.09.<strong>2021</strong><br />

>> F2 08./09.10.<strong>2021</strong><br />

>> F3 05./06.11.<strong>2021</strong><br />

>> F4 03./04.12.<strong>2021</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 21./22.01.2022<br />

T1 - Simulatortechnik, Arbeit mit<br />

Ängsten<br />

>> 25./26.02.2022<br />

T2 - Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />

Anästhesie<br />

>> 25./26.03.2022<br />

T3 - Emotio begegnet Ratio<br />

>> 22./23.04.2022<br />

T4 - Matrix-Technik und Mentaltraining<br />

Curriculum 2022/2023<br />

Grundkurse<br />

>> G1 11./12.02.2022<br />

>> G2 11./12.03.2022<br />

>> G3 13./14.05.2022<br />

>> 10./11.02.2023<br />

T3 - Emotio begegnet Ratio<br />

>> 24./25.03.2023<br />

T4 - Matrix-Technik und Mentaltraining<br />

Supervision<br />

Termine bitte bei Frau Chiamulera<br />

erfragen.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Sylvio Chiamulera<br />

Rosental 22<br />

28359 Bremen<br />

Tel.: 0421 236069 oder 0171 4792147<br />

Ansprechpartner: Frau Chiamulera<br />

E-Mail: crescom@t-online.de<br />

Homepage:<br />

www.hypnoseinstitut-bremen.de<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Coesfeld<br />

Leiterin des Westfälischen Instituts für<br />

Hypnose und Hypnotherapie:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Grundkurse<br />

>> G1 24./25.09.<strong>2021</strong><br />

>> G2 29./30.10.<strong>2021</strong><br />

>> G3 03./04.12.<strong>2021</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

Therapiekurse<br />

>> 11./12.02.2022<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-<br />

Janßen)<br />

>> 18./19.03.2022<br />

Hypnose und Hypnotherapie bei Ängsten<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Silvia Fisch, Coesfeld)<br />

>> 23./24.09.2022<br />

Hypnose und Hypnotherapie bei psychosomatischen<br />

Störungen<br />

(Dozent: Prof. Dr. rer. nat. Walter Bongartz,<br />

Konstanz)<br />

>> 21./22.10.2022<br />

Hypnotherapeutische Techniken zur<br />

Schmerzbehandlung<br />

(Dozentin: Dipl.-Psych. Dr. Helga<br />

Hüsken-Janßen)<br />

Supervision<br />

Mittwoch, 15.09.<strong>2021</strong><br />

von 16.00 – ca. 20.00 Uhr<br />

Mittwoch, 06.10.<strong>2021</strong><br />

von 16.00 – ca. 20.00 Uhr<br />

Ego-State-Therapie<br />

Dozent: Woltemade Hartman, PhD, Pretoria/Südafrika<br />

>> 21./22.01.2022<br />

Ego-State-Teil II (online)<br />

Festhalten kostet Kraft - Loslassen braucht<br />

Weisheit. Kontaktaufnahme und die Arbeit mit<br />

symptomassoziierten Ego-States<br />

>> 10./11.03.2022<br />

Ego-State-Teil III<br />

Hinter jedem Winter versteckt sich ein<br />

lächelnder Morgen. Arbeit mit traumatisierten<br />

oder trauma-assoziierten Ego-States<br />

>> 02.-04.09.2022<br />

Einführung in die Ego-State-Therapie<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse als Blockveranstaltung<br />

>> 21.-25.09.2022<br />

(Dozenten: Dr. med. Michael Teut und<br />

Dipl.-Psych. Silvia Fisch)<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. Michael Teut<br />

Courbièrestr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 2137842<br />

E-Mail:<br />

michael.teut@dgh-hypnose-berlin.de<br />

Homepage:<br />

www.dgh-hypnose-berlin.de<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 10./11.06.2022<br />

>> F2 02./03.09.2022<br />

>> F3 07./08.10.2022<br />

>> F4 04./05.11.2022<br />

Therapiekurse<br />

>> 02./03.12.2022<br />

T1 - Simulatortechnik, Arbeit mit<br />

Ängsten<br />

>> 20./21.01.2023<br />

T2 - Hypnotische Schmerzkontrolle und<br />

Anästhesie<br />

>> F1 14./15.01.2022<br />

>> F2 04./05.03.2022<br />

>> F3 01./02.04.2022<br />

>> F4 13./14.05.2022<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse<br />

>> G1 24./25.06.2022<br />

>> G2 19./20.08.2022<br />

>> G3 16./17.09.2022<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 02./03.12.2022<br />

>> F2 13./14.01.2023<br />

>> F3 17./18.02.2023<br />

>> F4 17./18.03.2023<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Helga Hüsken-Janßen<br />

Westfälisches Institut für Hypnose und<br />

Hypnotherapie<br />

Daruper Straße 14<br />

48653 Coesfeld<br />

Tel.: 02541 880760<br />

Fax: 02541 70008<br />

E-Mail: kontakt@weiterbildungsinstituthypnose.de<br />

Web:<br />

www.weiterbildungsinstitut-hypnose.de<br />

>>


70 Regionale Weiterbildung der DGH Regionale Weiterbildung der DGH 771<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Darmstadt<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Mitte:<br />

Dipl.-Psych. Dr. phil. Michael Hübner<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F3 25./26.09.<strong>2021</strong><br />

(Dozent: Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera)<br />

>> F4 09./10.10.<strong>2021</strong><br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> 02./03.07.2022<br />

Einführung in die Kinder- und<br />

Jugendhypnose<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-Griebeling<br />

>> 10./11.09.2022<br />

Behandlung von Traumafolgestörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />

Griebeling<br />

>> 17./18.09.2022<br />

HypnoMentale Geburtsvorbereitung<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Dortmund<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Rhein/Ruhr:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F3/4 01.-04.09.<strong>2021</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> 03.-06.11.<strong>2021</strong><br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Freiburg<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T 3 u n d T 4 a ls B lo ck 5<br />

09.-11.09.<strong>2021</strong><br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht/Impulskontrolle<br />

>> T5 08./09.10.<strong>2021</strong><br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Therapiekurse<br />

>> 11./12.09.<strong>2021</strong><br />

Behandlung von Traumafolgestörungen<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Nicole Beck-<br />

Griebeling<br />

Supervision<br />

04.09.<strong>2021</strong><br />

bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in Darmstadt<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse<br />

>> G1 26./27.02.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> G2 26./27.03.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

>> G3 23./24.04.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 21./22.05.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck)<br />

>> F2 25./26.06.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus)<br />

Supervision<br />

>> 05.02.2022<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner<br />

in Münzenberg<br />

>> 24.04.2022<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 26.06.2022<br />

bei Dipl.-Psych. Dr. Lars Pracejus in<br />

Darmstadt<br />

>> 08.10.2022<br />

bei Dipl.-Psych. Karl G. Möck in<br />

Darmstadt<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. Lars Pracejus<br />

Geschäftsstelle Zentrum Mitte:<br />

E-Mail: GIPsychologietransfer@gmail.com<br />

Web: www.hypnoseausbildung.de<br />

>> 26.-29.01.2022<br />

T3 -Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Schlafstörungen<br />

>> 08.-09.10.<strong>2021</strong><br />

T5 - Hypnose bei komplexer<br />

Traumatisierung<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse<br />

>> G1/G2 27.-30.04.2022<br />

>> G3 20./21.05.2022<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1/F2 29.06.-02.07.2022<br />

>> F3/4 24.-27.08.2022<br />

Therapiekurse<br />

>> 19.-22.10.2022<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse<br />

>> G1-G3 als Block 1: 09.-13.02.2022<br />

Sa. 9.00 - 17.30 Uhr,<br />

So. 9.00 - 12.30 Uhr<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2: 12.-14.05.2022<br />

>> F3 und F4 als Block 3: 30.06.-02.07.2022<br />

Therapiekurse<br />

>> T 1 u n d T 2 a ls B lo ck 4<br />

08.-10.09.2022<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

03.-05.11.2022<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 16./17.12.2022<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

>> F3 23./24.07.2022<br />

(Dozent: Dr. med. dent. Sylvio<br />

Chiamulera)<br />

>> F4 15./16.10.2022<br />

(Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Michael Hübner)<br />

Therapiekurse<br />

>> 12./13.03.2022<br />

Selbstfürsorge und Hypnose<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Karl G. Möck<br />

>> 09./10.04.2022<br />

Integrative Hypotherapie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 14./15.05.2022<br />

Hypnotherapie in der Psychoonkologie<br />

Dozentin: Dipl.-Psych. Yvonne König<br />

>> 11./12.06.2022<br />

Persönlichkeitsstile und -störungen<br />

Dozent: Dipl.-Psych. Dr. Bernd Schick<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Münchberg<br />

Leiter des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

Münchberg:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Grundkurse<br />

>> G1 05./06.11.<strong>2021</strong><br />

>> G2 03./04.12.<strong>2021</strong><br />

>> G3 14./15.01.2022<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Kulmbacher Straße 53<br />

95213 Münchberg<br />

Tel.: 09251 1525<br />

Fax: 09251 7269<br />

E-Mail: Peduenn@aol.com<br />

T1 - Hypnose in der Psychosomatik<br />

T2 - Hypnose bei Schmerzen<br />

>> 18.-21.01.2023<br />

T3 - Hypnose und ihre Anwendung bei<br />

Ängsten<br />

T4 - Hypnose bei Schlafstörungen<br />

Supervision<br />

21.-25.06.2022<br />

Supervisionstage in Salzburg<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Claudia Weinspach<br />

Zum Guten Hirten 94<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 0251 1330506<br />

E-Mail: info@claudia-weinspach.de<br />

Web: www.claudia-weinspach.de<br />

Supervisionen<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags 9.00 -13.00 Uhr) angeboten (ab<br />

Block 2). Am Tag vor T5 findet eine ganztätige<br />

Supervision (9.00 - 13.00 Uhr/14.00<br />

- 18.00 Uhr) statt, nach Seminar T5 samstagnachmittags<br />

(13.00 - 17.00 Uhr) und am<br />

folgenden Sonntagvormittag (9.00 - 13.00<br />

Uhr). Danach wären dann die Weiterbildungsvoraussetzungen<br />

(Kurse + Supervision) für<br />

das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

Anmeldung und weitere Informationen<br />

für Frankfurt und Freiburg:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Klingenberger Institut für Klinische<br />

Hypnose<br />

Färberstraße 3a<br />

78467 Konstanz<br />

Tel.: 07531 6060350<br />

Fax: 07531 6060350<br />

E-Mail:<br />

Web:<br />

bongartz@hypnose-kikh.de<br />

www.hypnose-kikh.de<br />

>>


72 Regionale Weiterbildung der DGH<br />

Einladung zur Mitgliederversammlung & Nachruf Harald Krutiak<br />

773<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

Frankurt<br />

Leiter des Klingenberger Instituts für<br />

Klinische Hypnose:<br />

Prof. Dr. Dipl.-Psych. Walter Bongartz<br />

Einladung<br />

zur Mitgliederversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Therapiekurse<br />

>> T1 und T2 als Block 4<br />

23.-25.09.<strong>2021</strong><br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

14.-16.10.<strong>2021</strong><br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht/Impulskontrolle<br />

>> T5 17./18.12.<strong>2021</strong><br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Curriculum 2022<br />

Grundkurse<br />

>> G1-G3 als Block 1: 12.-16.01.2022<br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1 und F2 als Block 2: 03.-05.03.2022<br />

>> F3 und F4 als Block 3: 05.-07.05.2022<br />

Therapiekurse<br />

>> T 1 u n d T 2 a ls B lo ck 4<br />

09.-11.06.2022<br />

T1 Hypnotherapie und Psychosomatik<br />

T2 Hypnotherapie bei Schmerzen<br />

>> T3 und T4 als Block 5<br />

25.-27.08.2022<br />

T3 Hypnotherapie bei Ängsten<br />

T4 Hypnotherapie bei Sucht<br />

>> T5 14./15.10.2022<br />

Hypnotherapie bei Depression<br />

Supervision<br />

Supervision wird jeweils nach einem Block<br />

(sonntags, 9.00 - 13.00 Uhr) angeboten<br />

(ab Block 2). Am Tag vor T5 findet eine<br />

ganztätige Supervision (9.00 - 13.00 Uhr<br />

und 14.00 - 18.00 Uhr) statt, nach Seminar<br />

T5 samstagnachmittags (13.00 - 17.00<br />

Uhr) und am folgenden Sonntagvormittag<br />

(9.00 - 13.00 Uhr). Danach wären dann die<br />

Weiterbildungsvoraussetzungen (Kurse +<br />

Supervision) für das DGH-Zertifikat erfüllt.<br />

Fort- und Weiterbildungszentrum<br />

München<br />

Leiterin des Fort- und Weiterbildungszentrums<br />

München:<br />

Dipl.-Psych. Dr. rer. biol. hum.<br />

Agnes Kaiser Rekkas<br />

Curriculum <strong>2021</strong><br />

Fortgeschrittenenkurse<br />

>> F1/F2 21.-24.10.<strong>2021</strong><br />

>> F3/F4 03.-06.02.2022<br />

Therapiekurse<br />

>> 31.03.-03.04.2022<br />

T1/2 - Prüfung, Stress, Burnout, Depression,<br />

Angst, Schlafstörung<br />

>> 21.-24.07.2022<br />

T3/4 - Psychotrauma, Psychosomatik,<br />

Schmerz<br />

>> T5 - kann mit Wunschthema auf dem<br />

DGH-Kongress absolviert werden.<br />

Supervisionen<br />

Nach gemeinsamer Absprache mit den<br />

TeilnehmerInnen.<br />

Anmeldung und weitere Informationen:<br />

Dipl.-Psych. Dr. Agnes Kaiser Rekkas<br />

Chorherrstr. 4<br />

81667 München<br />

Tel.: 089 4484025<br />

Fax: 089 48999748<br />

E-Mail: Agnes.Kaiser.Rekkas@gmail.com<br />

Web: www.kaiser-rekkas.de<br />

Tagesordnung<br />

TOP 1<br />

TOP 2<br />

TOP 3<br />

TOP 4<br />

TOP 5<br />

TOP 6<br />

TOP 7<br />

Feststellung der ordnungs-<br />

gemäßen Einberufung<br />

Wahl des Versammlungsleiters<br />

Wahl des Protokollanten<br />

Beschluss der Tagesordnung<br />

Verabschiedung des Protokolls<br />

der letzten MV (2019)<br />

Bericht des Vorstandes<br />

Aussprache zum Bericht des<br />

Vorstandes<br />

Harald Krutiak<br />

*09.August1969 - 25.Februar <strong>2021</strong><br />

Die Nachricht, dass Harald Krutiak so jung und<br />

plötzlich verstorben ist, hat viele, die Harald<br />

kannten, tief erschüttert.<br />

Ich persönlich lernte ihn kennen, als er das DGH<br />

Weiterbildungs-Zentrum Ost aufbaute. Als Arzt<br />

und Wissenschaftler war ich über Studien zur<br />

Hypnose gestolpert und interessiert, ich war<br />

zugegebenermaßen sehr skeptisch. Nach einem<br />

Telefonat lud mich Harald ein auf einen Kaffee<br />

in seine Praxis. Dort nahm ich in einem ausladenden<br />

und sehr bequemen roten Sessel Platz…<br />

und noch bevor ein Wort gesprochen wurde,<br />

fühlte ich mich angenommen, verstanden und<br />

ausgesprochen wohl! In genau diesem Moment<br />

war meine Entscheidung für die Hypnotherapie<br />

gefallen, noch vor dem Gespräch!<br />

Harald hatte die Gabe, innerhalb weniger Augenblicke<br />

Vertrauen und Rapport herzustellen<br />

und so von Anfang an die Tür für Lösungen und<br />

Veränderungen weit zu öffnen. Er verstand es<br />

in seinen Kursen, alle von einer unglaublich<br />

positiven, frischen und vertrauensvollen Stimmung<br />

tragen zu lassen, er war neugierig und<br />

voller Lebenslust. Seine Kurse waren ein „Ort<br />

TOP 8<br />

TOP 9<br />

Bericht der Kassenprüfer<br />

Aussprache zum Bericht der<br />

Kassenprüfer<br />

TOP 10 Bericht des<br />

Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 11 Aussprache zum Bericht<br />

des Datenschutzbeauftragten<br />

TOP 12 Entlastung des Vorstandes<br />

TOP 13 Verschiedenes<br />

des Wohlbefindens“: Von den Wochenenden<br />

kamen wir Kursteilnehmer immer erfrischt,<br />

erholt und voller Inspirationen zurück in den<br />

Alltag. Diese Erfahrungen inspirieren mich noch<br />

heute. Nicht selten legte er flotte Musik auf<br />

und der ganze Kurs tanzte sich ausgelassen<br />

und freudvoll mit ihm in Trance.<br />

Schon als Psychologie-Student lernte Harald<br />

Krutiak die Hypnose und engagierte sich, indem<br />

er in HIV-Selbsthilfegruppen die Selbsthypnose<br />

unterrichtete. Da liegt der Ursprung seines<br />

lebenslangen Interesses für die Hypnotherapie<br />

des Immunsystems und die Psychoneuroimmunologie.<br />

Seine Skripte und Konzepte sind<br />

zum Standard in diesem Bereich geworden. Er<br />

war aber auch ein Experte für sexuelle Empfindungs-<br />

und Funktionsstörungen, chronische<br />

Erkrankungen und Depressionen und vieles<br />

andere. Neben der Hypnotherapie beherrschte<br />

und praktizierte er in seiner Praxis eine Vielzahl<br />

moderner Kurzzeittherapien. Supervisionsstunden<br />

mit ihm waren immer unglaublich spannend<br />

und lehrreich! Er konnte umfassend von<br />

Begegnungen mit wichtigen Hypnose-Lehrern<br />

in der ganzen Welt berichten und hatte immer<br />

eine passende Geschichte parat.<br />

Unvergleichlich war sein medialer Einsatz für<br />

die Hypnose. Er ging in (fast) jede Talkshow,<br />

stellte sich jedem Interview und scheute sich<br />

Am: Freitag, 19.11.<strong>2021</strong><br />

Um:<br />

Im:<br />

20.30 Uhr<br />

Best Western Premier Park Hotel<br />

am Kaiser-Karls-Park<br />

Peter-Hartmann-Allee 4<br />

33175 Bad Lippspringe<br />

nicht nur nicht, sondern freute sich darüber,<br />

als „Wandertherapeut“ in einem Wohnwagen<br />

auf einem Marktplatz Kurzzeittherapien vor<br />

laufender Kamera durchzuführen. Alles auf<br />

sehr hohem Niveau und sehr professionell!<br />

So hat Harald die Hypnotherapie wegweisend<br />

in der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Er war<br />

für die DGH immer ansprechbar, wenn es darum<br />

ging, einen Medienvertreter in Berlin für Funk<br />

und Fernsehen zu finden.<br />

Mit seinem viel zu frühen Tod verlieren wir einen<br />

kreativen, engagierten und innovativen Freund<br />

und Kollegen, der sich mit großer Leidenschaft<br />

und Seriosität als Psychotherapeut und Ausbilder<br />

für Hypnotherapie und Hypnose verdient<br />

gemacht hat. Seine charmante Lebendigkeit<br />

wird uns ebenso in Erinnerung bleiben, wie<br />

seine ansteckende Begeisterung und seine<br />

herzlichen, respektvollen Umgangsformen.<br />

In tiefer Trauer und stiller Anteilnahme bekunden<br />

wir den Angehörigen und Freunden<br />

des Verstorbenen unser aufrichtiges Beileid.<br />

Dr. med. Michael Teut


74 Neue Mitglieder der DGH 775<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Neue Zertifikatsinhaber<br />

Stand: Ende Juni <strong>2021</strong><br />

Neue Mitglieder der DGH<br />

Stand: Ende Juni <strong>2021</strong><br />

Herzlichen Glückwunsch zum Erhalt des DGH-Zertifikats!<br />

Herzlich willkommen in der Deutschen Gesellschaft für Hypnose und Hypnotherapie e.V.!<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Mag. rer. nat.<br />

Dr. med.<br />

M.Sc. Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

lic. phil.<br />

KJP<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med. dent.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Mag. phil., Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Kerstin<br />

Christine<br />

Andreas<br />

Jörg<br />

Constanze<br />

Daniela<br />

Irmtraud<br />

Barbara<br />

Roland<br />

Brigitte<br />

Jürgen<br />

Sarah<br />

Anne<br />

Veronika<br />

Martin<br />

Sarah<br />

Sonja<br />

Karin<br />

Nicola<br />

Frauke<br />

Karolina<br />

Lucia<br />

Rudolf<br />

Anja<br />

Bettina<br />

Bauer<br />

Bierbaum<br />

Bocianski<br />

Böttcher<br />

Bremers<br />

Desombre<br />

Farrenkopf<br />

Gareus<br />

Georgieff<br />

Greif<br />

Grüger<br />

Karrasch<br />

Kirchmeier<br />

Kizner<br />

Knappe<br />

Kuhn<br />

Lünnemann<br />

Meier-Braun<br />

Meißner<br />

Nees<br />

Pluta-Karamyan<br />

Rizzo<br />

Tafler<br />

Traub-Hoge<br />

Wolf<br />

Lahr<br />

Münster<br />

Köln<br />

Berlin<br />

Leipzig<br />

Osnabrück<br />

Ettlingen<br />

Forchheim<br />

Berlin<br />

Meran, Italien<br />

Bensheim<br />

Ulm<br />

Bremen<br />

Neustadt<br />

Dresden<br />

Lenzburg, Schweiz<br />

Vechta<br />

Wiesbaden<br />

Bad Reichenhall<br />

Berlin<br />

Zürich, Schweiz<br />

Ainring<br />

Würzburg<br />

Radevormwald<br />

Männedorf, Schweiz<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Studentin der Psychologie<br />

Dr. med.<br />

Psych. Psychotherapeutin<br />

Arzt<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med. dent.<br />

Arzt<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Psych. Psychotherapeutin, Dr. phil.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Arzt<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Mag. rer. nat.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych. Dr.<br />

MSc.Psychologie<br />

Ärztin<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

B. Sc. Psychologie<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dr. med.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Dipl.-Psych.<br />

Susanne<br />

Boatema<br />

Madeleine<br />

Herwig<br />

Katharina<br />

Benjamin<br />

Jürgen<br />

Andrea<br />

Veronika<br />

Angela<br />

Susanne<br />

Sabine<br />

Darius<br />

Erich<br />

Wolfgang<br />

Johanna<br />

Christine<br />

Gesa<br />

Elvira<br />

Christian<br />

Bert<br />

Simone<br />

Nicole<br />

Marlis<br />

Antje<br />

Isabell<br />

Svenja<br />

Christa<br />

Miriam<br />

Guntram<br />

Michel<br />

Tanja<br />

Carlo<br />

Andrea<br />

Wiltert<br />

Bernd<br />

Nadine<br />

Elke<br />

Berweck<br />

Boateng<br />

Doig<br />

Finkeldey<br />

Frank<br />

Gerono<br />

Grüger<br />

Keller<br />

Kizner<br />

Klauder<br />

Kother-Groh<br />

Krettek<br />

Kudela<br />

Lütke-Steinhorst<br />

Mederer<br />

Messinger<br />

Molina-Benzing<br />

Mühlenberg<br />

Pileva<br />

Prinz<br />

Raderschatt<br />

Raszka<br />

Ressel<br />

Riebel<br />

Rotterdam<br />

Schiergens<br />

Schmidt<br />

Schnyder<br />

Schulte<br />

Schwarz<br />

Solf<br />

Streuber<br />

Vista<br />

Waßmuth<br />

Wilts<br />

Winkler<br />

Winkler<br />

Wonka-Richter<br />

Dittelbrunn<br />

Remscheid<br />

Offenbach am Main<br />

Berlin<br />

Bonn<br />

Halle<br />

Bensheim<br />

Karlsruhe<br />

Neustadt<br />

Gruiten<br />

Bad Kreuznach<br />

Lehrte<br />

Kelmis, Belgien<br />

Bochum<br />

Karstadt<br />

Bonn<br />

Villingen-Schwenningen<br />

Bonn<br />

Hamm<br />

Sögel<br />

Großenkneten<br />

Ostfildern<br />

Wiesbaden<br />

Mödling, Österreich<br />

Münster<br />

Rengsdorf<br />

Münchenstein, Schweiz<br />

Bern, Schweiz<br />

Lünen<br />

Ulm<br />

Münsterlingen, Schweiz<br />

Zweibrücken<br />

Bremen<br />

Aachen<br />

Bremen<br />

Sommerhausen<br />

Bochum<br />

Bad Saulgau


76 Literaturübersicht 777<br />

Literaturübersicht<br />

Literaturübersicht<br />

one that takes place in the external world, that<br />

every moment is at the same time corpuscle<br />

and energy, energy and corpuscle. So, you could<br />

discover the thrill of breathing underwater or<br />

flying in the blue of the sky. All the time and<br />

all the space you want. Finally free!<br />

Autor: Dr. med. dent. Peter Dünniger<br />

[Suggesting waveform collapse by observation<br />

and entanglement]<br />

Anbei einige Veröffentlichungen aus<br />

der neueren Literatur, die mir aus den<br />

unterschiedlichsten Gründen interessant erschienen,<br />

natürlich rein subjektiv und ohne<br />

Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

Es wurde ja schon verschiedentlich nachgewiesen,<br />

dass Hypnose die Wirksamkeit anderer<br />

psychotherapeutischer Methoden verstärken<br />

kann. Hier eine weitere, sehr ausführliche Metaanalyse,<br />

die belegt, dass die therapeutische<br />

Kombination von VT mit Hypnose wirksamer<br />

ist, als VT alleine<br />

Nicolino Ramondo, Gilles E. Gignac,Carmela F.<br />

Pestell & Susan M. Byrne: Clinical Hypnosis as<br />

an Adjunct to Cognitive Behavior Therapy: An<br />

Updated Meta-Analysis. International Journal<br />

of Clinical and Experimental Hypnosis, Volume<br />

69, Issue 2 (<strong>2021</strong>) Pages 169-202<br />

Formulae display:<br />

In 1995, Kirsch and colleagues published an<br />

influential meta-analysis (k = 20, N = 577) which<br />

found that CBT enhanced with hypnosis (CBTH)<br />

was superior to CBT alone by at least d = .53.<br />

However, a lack of full replication and the emergence<br />

of new empirical studies prompted this<br />

updated analysis. A total of 48 post- (N = 1,928)<br />

and 25 follow-up treatments (N = 1,165) were<br />

meta-analyzed. CBTH achieved small to medium<br />

but statistically significant advantages over CBT<br />

at posttreatment (dIGPP/d = .25 to .41), and<br />

specifically in the management of depressed<br />

mood and pain. At follow-up, there was a medium<br />

sized advantage for CBTH (dIGPP/d = .54<br />

to .59), and specifically for the treatment of<br />

obesity. These results further support the adjunctive<br />

use of hypnosis as an enhancer of CBT’s<br />

efficaciousness and endurance as a treatment.<br />

Wer schon einmal ein Kind vor dem Fernseher<br />

hat sitzen sehen, hat einen Eindruck davon, was<br />

Trance ist. Diese Immersion ist noch gesteigert<br />

bei der Verwendung von Virtual-Reality-Brillen.<br />

Daher hat es mich überrascht, dass durch Hypnose<br />

der Ablenkungseffekt bei Schmerzreizen<br />

sogar noch gesteigert werden kann, bzw. dass<br />

Hypnose alleine für den analgetischen Effekt<br />

genauso wirksam ist wie die Kombination von<br />

Hypnose und VR.<br />

David R. Patterson, Hunter G. Hoffman, Gloria<br />

Chambers, Devon Bennetts, Harley H. Hunner,<br />

Shelley A. Wiechman, et al.: Hypnotic Enhancement<br />

of Virtual Reality Distraction Analgesia<br />

during Thermal Pain: A Randomized Trial. International<br />

Journal of Clinical and Experimental<br />

Hypnosis, Volume 69, Issue 2 (<strong>2021</strong>) Pages<br />

225-245<br />

Excessive pain during medical procedures is a<br />

pervasive health challenge. This study tested<br />

the (additive) analgesic efficacy of combining<br />

hypnotic analgesia and virtual reality (VR) pain<br />

distraction. A single blind, randomized, and<br />

controlled trial was used to study 205 undergraduate<br />

volunteers aged 18 to 20. The individual<br />

and combined effects of hypnotic analgesia (H)<br />

and VR distraction on experimentally induced<br />

acute thermal pain were examined using a 2 X 2,<br />

between-groups parallel design (4 groups total).<br />

Participants in groups that received hypnosis<br />

remained hypnotized during the test phase<br />

pain stimulus. The main outcome measure<br />

was “worst pain” ratings. Hypnosis reduced<br />

acute pain even for people who scored low<br />

on hypnotizability. As predicted, H + VR was<br />

significantly more effective than VR distraction<br />

alone. However, H + VR was not significantly<br />

more effective than hypnotic analgesia alone.<br />

Being hypnotized during thermal pain enhanced<br />

VR distraction analgesia.<br />

Auch bei einer Erkrankung wie der atopischen<br />

Dermatitis, die eine deutliche psychische Komponente<br />

aufweist, scheint die Anwendung von<br />

Hypnose logisch und sinnvoll. Vor allem die<br />

potentielle Reduktion von systemischer Medikation<br />

mit starken möglichen Nebenwirkungen<br />

erscheint vielversprechend.<br />

Léa Delaitre, Jean Denis & Hervé Maillard: Hypnosis<br />

in Treatment of Atopic Dermatitis: A<br />

Clinical Study. International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, Volume 68, Issue<br />

4 (2020) Pages: 412-418<br />

Atopic dermatitis (AD) is a multifactorial disease<br />

that may have a psychosomatic component. In<br />

this study, the authors aimed to measure the<br />

effect of hypnosis on AD in a clinical setting.<br />

Patients with AD who never had systemic treatment<br />

were offered hypnosis sessions. Twenty-seven<br />

patients with AD and a mean age of<br />

34.5 years participated in a mean of six hypnosis<br />

sessions (range 2 to 16). AD severity can be<br />

assessed with the Eczema Area and Severity<br />

Index (EASI). EASI score was calculated during<br />

the first and last hypnosis sessions for 21 patients.<br />

Eczema improved or resolved in 26 of<br />

the 27 patients. Mean EASI score for the 21<br />

patients evaluated was 12 at the first session<br />

and 2.8 at the last session. Hypnosis may be<br />

useful in AD and may overcome the need for<br />

systemic treatments for some patients.<br />

Vom Klinischen zum Methodischen: Mich hat<br />

an den in der Wissenschaft gebräuchlichen<br />

Suggestibilitätstests schon immer ihre starre<br />

Einteilung und ihre Rigidität gestört. In der<br />

folgenden Arbeit werden die gängigen Tests<br />

heftig verrissen und ihre Anwendbarkeit im<br />

heutigen Kontext generell in Frage gestellt.<br />

David J. Acunzo & Devin B. Terhune: A Critical<br />

Review of Standardized Measures of Hypnotic<br />

Suggestibility: International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, Volume 69, Issue<br />

1 (<strong>2021</strong>) Pages 50-71<br />

The most well-established finding gleaned from<br />

decades of experimental hypnosis research is<br />

that individuals display marked variability in<br />

responsiveness to hypnotic suggestions. Insofar<br />

as this variability impacts both treatment outcome<br />

in therapeutic applications of hypnosis<br />

as well as responsiveness to suggestions in<br />

experimental contexts, it is imperative that clinicians<br />

and researchers use robust measures<br />

of hypnotic suggestibility. The current paper<br />

critically evaluates contemporary measures<br />

of hypnotic suggestibility. After reviewing<br />

the most widely used measures, we identify<br />

multiple properties of these instruments that<br />

result in the loss of valuable information, including<br />

binary scoring and single-trial sampling,<br />

and hinder their utility, such as the inclusion<br />

of suboptimal suggestion content. The scales<br />

are not well-suited for contemporary research<br />

questions and have outlived their usefulness.<br />

We conclude by outlining ways in which the<br />

measurement of hypnotic suggestibility can<br />

be advanced.<br />

Besonders faszinierend fand ich den folgen-<br />

den Artikel: Er greift Vieles von dem auf, was<br />

Gary Bruno Schmid schon 2018 in den Suggestionen<br />

publiziert hat. Das eröffnet ganz neue<br />

Perspektiven zur Funktion des Bewusstseins<br />

und auch zur Wirkungsweise von Hypnose. Im<br />

Anschluss ist eine Induktion abgedruckt, die<br />

die Prinzipien aus der Quantenphysik in eine<br />

Konfusionstechnik formuliert. Sehr interessant!<br />

Giuseppe De Benedittis: From Quantum Physics<br />

to Quantum Hypnosis: A Quantum Mind<br />

Perspective. International Journal of Clinical<br />

and Experimental Hypnosis, Volume 68, Issue<br />

4 (2020) Pages: 433-450<br />

A novel, heuristic model based upon chaotic<br />

complex systems theory and quantum mechanics<br />

is proposed to overcome the dichotomy<br />

between mind and body. The mind–body interface<br />

represents a chaotic system, ruled by the<br />

probability principle, as shown in quantum mechanics.<br />

Neuronal activity shows many patterns<br />

of chaotic behavior, and applications of chaotic<br />

patterns seem to be relevant for research regarding<br />

the mind–body relationship and the<br />

process of trance. A quantum consciousness<br />

theory has been proposed, largely controversial,<br />

since quantum physics applies to subatomic<br />

world and not to acrostructures, such as the<br />

brain. Quantum cognition is an emerging<br />

field that applies the formalism of quantum<br />

theory to model cognitive phenomena such as<br />

information processing by the human brain; it<br />

overcomes limits and shortcomings of cartesian<br />

dualism as well as quantum general theory. As<br />

hypnosis is a state of consciousness, it applies<br />

to hypnotic cognitive functioning rather than<br />

hypnotic structure.<br />

Appendix A: Quantum-Like Trance-Mutation<br />

The following script represents a quantum-like<br />

hypnotic induction procedure:<br />

Let my voice bring some order and a bit of<br />

confusion into you, so that confusion feeds<br />

your order and order feeds your confusion.<br />

[Inducing confusion]<br />

And you don’t even have to ask yourself if you<br />

prefer order to confusion or confusion to order,<br />

because one is the other side of the other, and<br />

there is no order without some confusion, as<br />

there is no confusion without a bit of order.<br />

[Suggesting gravitational waves effect and<br />

space/time dissociation]<br />

Now, I would like you to imagine a secret and<br />

safe time in a space that resembles you, where<br />

both time and space expand and shrink at will<br />

as if you were jumping on an elastic net on<br />

which to bounce nicely. Up and down! Down<br />

and up! And it is so pleasant not to know the<br />

difference between the high and the low, the<br />

plus and the minus, the alpha and the omega.<br />

[Inducing superposition]<br />

And now that you jump on this magic network<br />

made of space and time that ripples and bounces<br />

with your weight, you can watch yourself as<br />

you turn from one position to another, from<br />

one second to another, as if you were simultaneously<br />

in several different positions and<br />

in different times. Without space and time<br />

constraints. Finally free!<br />

[Tunneling and mind/body dissociation and<br />

reassociation]<br />

So free and powerful that you can pass through<br />

spaces made of matter and materials made of<br />

spaces, like in a large luminous tunnel to go<br />

through or to be traveled at the speed of light.<br />

And as this happens, and time plays to hide with<br />

space, part of your body turns into thoughts<br />

and emotions, while thoughts and emotions are<br />

embodied into your body. And it is so pleasant<br />

and natural this transmutation that takes place<br />

within you between body and mind, like the<br />

There is nothing that should happen, but only<br />

pleasant and stimulating experiences that can<br />

happen. If you want it and the eye of your<br />

unconscious mind gazes at them. Magically.<br />

And yet wherever you go, wherever you decide<br />

to go or stay (which is the same thing!).<br />

Whenever that happens, you know that every<br />

part of you is and will always be connected to<br />

the whole. As well as everything, you will be<br />

able to recognize it and find it in every tiny<br />

part of you. [Inducing mind–body interaction<br />

and no-locality]<br />

And all this can happen and it happens without<br />

you having to know it, because your unconscious<br />

mind is the reflection of your unconscious<br />

body, and one is the dream of the other and<br />

vice versa. And you will never know where<br />

one ends and the other begins and if there is<br />

a border between one and the other. Because,<br />

after all, the borders are also just passages,<br />

transitions from one state to another, in a time<br />

out of time and in an empty and full space at<br />

the same time.<br />

And when, in a few spaces/instants, I’ll wake<br />

you up from the trance counting from 10 to 1,<br />

it will be like you see yourself awaken with the<br />

eye of your unconscious mind and go back to<br />

being what you were not before you entered<br />

this trance, and not whether you remember<br />

the past experience or the future one, you will<br />

remember it in whole or in part.<br />

Because, basically, even memories can surface<br />

or sink at the same time. Yet they are always<br />

there. Somewhere, sometime.<br />

Der Autor<br />

Dr. med. dent.<br />

Peter Dünninger<br />

Dr. med. dent. Peter Dünninger<br />

Seit über 35 Jahren Anwendung von<br />

klinischer und experimenteller Hypnose.<br />

Dozent, Supervisor und ehemaliges<br />

Vorstandsmitglied der DGH,<br />

personal member der ISH, über 50<br />

wissenschaftliche Publikationen. Seit<br />

1992 zahnärztliche Gemeinschaftspraxis<br />

mit der Ehefrau in Münchberg/<br />

Oberfranken.


78<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

Vorschau Kongresstermine<br />

DGH-Veranstaltungen:<br />

© Tom Gowanlock<br />

18.-21.11.<strong>2021</strong>,<br />

Jahreskongress<br />

Hypnose – kreativer Dialog mit dem<br />

Unbewussten, Bad Lippspringe<br />

www.dgh-hypnose.de<br />

Einfach öffnen!<br />

Systemische und hypnotherapeutische Therapie bei Carl-Auer<br />

17.-20.11.2022,<br />

Jahreskongress<br />

süchtig - abhängig - gefangen? - HYPNOSE BEFREIT,<br />

Bad Lippspringe<br />

www.dgh-hypnose.de<br />

auch als<br />

auch als<br />

auch als<br />

Weitere nationale und internationale Kongresse:<br />

ca. 400 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

ca. € 59,–<br />

ISBN 978-3-8497-0372-1<br />

ca. 33 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

ca. € 14,95<br />

ISBN 978-3-8497-0401-8<br />

144 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

€ 19,95<br />

ISBN 978-3-8497-0388-2<br />

HYPNOSE | HYPNOTHERAPIE<br />

09.-12.09.<strong>2021</strong><br />

DGZH, Berlin<br />

03.10.<strong>2021</strong>, 8:45 - 21:30 Uhr<br />

MEGvalyou2 - online Tagung<br />

www.meg-tagung.de<br />

Bernhard Trenkle<br />

Die chinesische Truhe<br />

Tianjun Liu<br />

Bernhard Trenkle<br />

Die Chinesische<br />

Truhe<br />

Symptome symbolisieren<br />

und unbewusst auflösen<br />

24.-27.03.2022<br />

Jahrestagung der MEG<br />

im Kongress-Palais, Kassel<br />

(wegen Corona verschoben auf 2022)<br />

Hypnotherapie in der Psychosomatik:<br />

Psyche und Körper, Individuum und<br />

System<br />

08.-11.06.2022,<br />

ISH – Krakau, Polen<br />

22. International Congress of<br />

Hypnosis ISH Krakau, Polen<br />

www.hypnosis2022.com<br />

2023 in Istanbul,<br />

ESH-Kongress, Türkei<br />

www.esh-hypnosis.eu/xv-esh-congress<br />

auch als<br />

303 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

€ 34,95<br />

ISBN 978-3-8497-0375-2<br />

auch als<br />

CARL-AUER<br />

ca. 144 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

ca. € 29,95<br />

ISBN 978-3-8497-00393-6<br />

auch als<br />

ca. 396 Seiten, Kt, <strong>2021</strong><br />

ca. € 49,00<br />

ISBN 978-3-8497-0394-3<br />

www.meg-tagung.de<br />

a Carl-Auer Verlag<br />

Auf www.carl-auer.de bestellt – deutschlandweit portofrei geliefert!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!