AUGENBLICK, BITTE!
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<strong>AUGENBLICK</strong>, <strong>BITTE</strong>!<br />
NICHT VERPASSEN:<br />
Plötzlich blind Tina konnte bis<br />
zu ihrem 15. Lebensjahr sehen,<br />
dann wurde es dunkel.<br />
Seite 04<br />
LHON Andreas ist fast blind.<br />
Was seine größte Hoffnung ist,<br />
lesen Sie auf<br />
Seite 04<br />
Homeoffice ist Gift für die<br />
Augen. Warum und was man<br />
dagegen tun kann, lesen Sie auf<br />
Seite 10<br />
Grüner Star<br />
mit 22 Jahren<br />
Der Schauspieler Tim Rasch bekam vor 18 Monaten<br />
die Diagnose. Wie er damit lebt und was<br />
er allen Menschen rät, lesen Sie im Interview.
2<br />
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VERANTWORTLICH FÜR DEN<br />
INHALT IN DIESER AUSGABE<br />
Julia Hener<br />
Die Welt scharf<br />
und in Farbe zu<br />
sehen ist nicht<br />
selbstverständlich,<br />
deshalb sollten<br />
wir unsere Augen<br />
schützen!<br />
Viel mehr als nur Brillen<br />
Augenoptiker und Optometristen bieten vielfältige Services<br />
über Sehtest und Brille hinaus. Für gute Sicht und gesunde<br />
Augen in jedem Alter empfiehlt sich ein regelmäßiger Besuch<br />
bei den Fachleuten für gutes Sehen.<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
05<br />
Brillencheck<br />
Tipps von Brillenexpertin Petra<br />
Waldminghaus.<br />
09<br />
Glaukomcheck<br />
Was der Berufsverband der Augenärzte<br />
Deutschlands e. V. rät.<br />
Project Manager: Julia Hener Business Development<br />
Manager: Sarra Gläsing Geschäftsführung: Richard Båge<br />
(CEO), Philipp Colaço (Managing Director), Franziska<br />
Manske (Head of Editorial & Production), Henriette<br />
Schröder (Sales Director) Designer: Elias Karberg<br />
Mediaplanet-Kontakt: redaktion.de@mediaplanet.com<br />
Coverbild: Georg Verhasselt<br />
Alle mit gekennzeichneten Artikel sind keine neutrale<br />
Redaktion vom Mediaplanet Verlag.<br />
facebook.com/MediaplanetStories<br />
@Mediaplanet_germany<br />
Please recycle<br />
Giovanni Di Noto<br />
Augenoptikermeister<br />
und<br />
Vorstandsmitglied<br />
im Zentralverband<br />
der Augenoptiker<br />
und Optometristen<br />
(ZVA)<br />
Gutes Sehen ist in jeder Lebenslage und in<br />
jedem Alter wichtig – für den persönlichen<br />
Komfort, aber auch um Unfälle zu vermeiden,<br />
visuelle Anforderungen in Schule,<br />
Beruf, Straßenverkehr und Sport zu meistern und<br />
unbeschwert am gesellschaftlichen Leben teilhaben<br />
zu können. Oft wird eine Sehverschlechterung nicht<br />
direkt erkannt; schließlich ist eine Fehlsichtigkeit<br />
keine Krankheit und verursacht keine direkten<br />
Beschwerden. Vor dem Hintergrund, dass unsere<br />
Gesellschaft immer älter wird und wir immer länger<br />
mobil und aktiv bleiben, aber auch im Hinblick auf<br />
zunehmende Bildschirmnutzung ist eine regelmäßige<br />
Überprüfung von Sehvermögen und Auge wichtig.<br />
Stellt der Augenoptiker eine neu aufgetretene<br />
Fehlsichtigkeit oder bei Brillenträgern eine Veränderung<br />
der bisherigen Korrektionswerte fest, ermittelt<br />
er verschiedene Parameter und passt die Brille oder<br />
Kontaktlinse individuell an. Brillen lassen sich zwar<br />
auch online auswählen und bestellen, aber: Die<br />
gängigen Online-Sehtests entsprechen nicht den<br />
geltenden Arbeits- und Qualitätsrichtlinien für<br />
Augenoptik und Optometrie (AQRL) und liefern<br />
keine vergleichbaren Ergebnisse mit den Messungen<br />
eines Augenoptikers vor Ort. Darüber hinaus fehlen<br />
bei der Online-Brille in der Regel wichtige Daten wie<br />
etwa die Einschleifhöhe der Brillengläser, der<br />
Hornhautscheitelabstand oder die Fassungsvorneigung.<br />
Mit einer nicht optimal angepassten Brille ist<br />
die Sicht nicht so gut, wie sie sein könnte – sie kann<br />
außerdem zu gesundheitlichen Beschwerden wie<br />
Kopfschmerzen oder Schwindel führen. Für<br />
Gleitsichtbrillen aus dem Internet muss zusätzlich<br />
ein Warnhinweis für den Gebrauch im Straßenverkehr<br />
angezeigt werden. Ein Besuch beim Augenoptiker<br />
vor Ort bietet deshalb klare Vorteile, wenn es um<br />
beratungsintensive Produkte wie die Gleitsichtbrille,<br />
um Kinderbrillen oder eine Zweitbrille für die<br />
Bildschirmarbeit, das Autofahren oder bestimmte<br />
Sportarten sowie die Erstanpassung von Kontaktlinsen<br />
geht. Letztere eignen sich übrigens für jedes<br />
Lebensalter vom Kleinkind bis zum Senioren und bei<br />
so gut wie jeder Fehlsichtigkeit – einige Sehprobleme<br />
können sogar mit den unsichtbaren Sehhelfern<br />
Bei Auffälligkeiten verweist<br />
der Optometrist zur<br />
medizinischen Abklärung<br />
und gegebenenfalls Therapie<br />
an einen Augenarzt.<br />
besser korrigiert werden als mit einer Brille. Modernste<br />
Materialien ermöglichen eine schnelle Eingewöhnung<br />
und hohen Tragekomfort, selbst z. B. bei<br />
trockenen Augen. Da Kontaktlinsen direkt auf dem<br />
Auge sitzen, müssen hierfür andere Werte ermittelt<br />
werden als für ein Brillenglas, auch die Hornhautbeschaffenheit<br />
und der Tränenfilm spielen eine Rolle<br />
für gesundes und komfortables Tragen. Augenoptiker<br />
mit der Zusatzqualifikation als Optometrist<br />
können neben der fachgerechten Sehstärkenbestimmung<br />
und Anpassung von Sehhilfen zusätzliche<br />
Services zur Gesundheitsvorsorge rund ums Auge<br />
anbieten. Dazu gehören etwa die Betrachtung des<br />
Augenhintergrundes, die Untersuchung des<br />
gesamten visuellen Systems mithilfe moderner<br />
Geräte (auch als Screening bekannt), Tests zu<br />
bestimmten Sehfunktionen, die Analyse des<br />
Tränenfilms oder die Überprüfung des Augeninnendrucks.<br />
Bei Auffälligkeiten verweist der Optometrist<br />
zur medizinischen Abklärung und<br />
gegebenenfalls Therapie an einen Augenarzt. Bei<br />
Augenerkrankungen können wiederum medizinische<br />
Maßnahmen oftmals durch eine geeignete<br />
Sehhilfe unterstützt werden. Der Vorteil der Lotsenfunktion<br />
des Optometristen im Gesundheitssystem:<br />
Ein Termin ist oft ohne lange Wartezeit möglich und<br />
in ländlichen Regionen kann der Optometrist<br />
aufgrund des zunehmenden Fachärztemangels in<br />
einigen Fällen eine erste Anlaufstelle bieten. Viele<br />
weitere Informationen rund um gutes Sehen und<br />
gesunde Augen erhalten Sie in dieser Ausgabe von<br />
„Augenblick, bitte!“.<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der CooperVision GmbH entstanden.<br />
Alterssichtigkeit betrifft uns alle<br />
Gleitsichtkontaktlinsen statt Gleitsichtbrillen<br />
Der Arm wird zu kurz für die ungetrübte Buch-Lektüre? Das Entziffern von Haltbarkeitsdaten zieht den Aufenthalt im Supermarkt<br />
zeitraubend in die Länge? Die Bankleitzahlen auf dem Briefbogen verschwimmen seit Kurzem mit der Postanschrift? Meist liegt<br />
der Grund hierfür nicht in ungünstig kleinen Schriftgrößen, wie man optimistisch mutmaßen möchte, sondern in einer beginnenden<br />
Alterssichtigkeit (Presbyopie). Ein Fall für die Gleitsichtkontaktlinse und alles andere als ein Grund zur Panik.<br />
Text Helga Wiegel<br />
G<br />
utes Sehen ist eine der Grundvoraussetzungen<br />
für Lebensqualität.<br />
Dank Forschung und Entwicklung<br />
sind wir heute in der Lage, unser<br />
Sehvermögen über alle Altersstufen hinweg<br />
weitgehend zu erhalten. Moderne Sehhilfen<br />
unterstützen uns dabei. Sie gleichen die<br />
verschiedensten Arten von Fehlsichtigkeit aus<br />
und ermöglichen uns so eine uneingeschränkte<br />
Teilnahme am sozialen Leben. Und dieses<br />
gewinnt zusehends an Dynamik. Wir sind<br />
von früh bis spät und bis ins hohe Alter aktiv.<br />
Lesen, Bildschirmarbeit, Autofahren und<br />
Sport gehören heute zum Alltag aller Generationen.<br />
Umso wertvoller ist es, wenn wir dabei<br />
auf eine Sehhilfe zurückgreifen können, die<br />
allen Anforderungen gleichermaßen gerecht<br />
wird und auch noch bequem zu handhaben<br />
ist. Gleitsichtkontaktlinsen sind als praktische<br />
Alternative zur Gleitsichtbrille eine besonders<br />
effektive und gleichzeitig bequeme Methode,<br />
der Presbyopie zu begegnen. Der Aufbau der<br />
Multifokallinse ermöglicht uns scharfes Sehen<br />
auf allen Distanzen und unabhängig von<br />
unserer Blickrichtung. Der Unterschied zur<br />
Gleitsichtbrille: Bei Blickbewegungen hat man<br />
mit den Gleitsichtlinsen keine Einschränkungen<br />
beim Sehen, da sie sich natürlich mit<br />
dem Auge mitbewegen. Letztendlich entscheiden<br />
die persönlichen Voraussetzungen, die<br />
Präferenzen und das Trageempfinden über die<br />
Wahl der Multifokallinse. Moderne Premiumlinsen<br />
mit neuesten Linsentechnologien<br />
berücksichtigen alle Kriterien, die für die<br />
Augengesundheit wichtig sind, und überzeugen<br />
mit herausragender Sehqualität, hoher<br />
Verträglichkeit und besonderem Komfort.<br />
Das umfassende Produktportfolio an Gleitsichtkontaktlinsen<br />
von CooperVision, einem<br />
weltweit führenden Hersteller weicher<br />
Kontaktlinsen, macht Schluss mit Lesedefiziten<br />
aufgrund der Alterssichtigkeit, korrigiert<br />
verkürzte Armlängen und macht alles mit, was<br />
der Tag auch bringen mag.<br />
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besten gleich einen<br />
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Augenoptiker/Ihrer<br />
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GENTHERAPIE<br />
BEI SELTENEN<br />
NETZHAUTERKRANKUNGEN<br />
Für PatientInnen, die durch die Erbkrankheit Lebersche<br />
Hereditäre Optikus Neuropathie (LOHN) ihre Sehkraft<br />
verlieren, gibt es einen neuen Therapieansatz.<br />
GenSight Biologics, ein Biopharma-Unternehmen aus<br />
Frankreich, hat sich auf die Forschungsarbeit an neurodegenerativen<br />
Augenerkrankungen und Erkrankungen des<br />
zentralen Nervensystems spezialisiert. Die innovativen<br />
Therapieansätze richten sich dabei besonders an PatientInnen<br />
mit Leberscher hereditärer Optikusneuropathie<br />
(LHON) und Retinitis Pigmentosa.<br />
International und auch unter Beteiligung deutscher<br />
Forscher wird derzeit eine neue Gentherapie klinisch<br />
erprobt, die sich speziell auf ProbandInnen fokussiert,<br />
die an der schwersten klinischen Form der LHON (ND4-<br />
LHON) erkrankt waren. Die Ergebnisse aus den drei<br />
kontrollierten Studien RESCUE, REVERSE und REFLECT<br />
sind vielversprechend und bilden die Grundlage für den<br />
Zulassungsantrag und die Freigabe für den Einsatz an<br />
qualifizierten Zentren für Seltene Erkrankungen.
4<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
Plötzlich blind<br />
Ob Tina mit Vorurteilen<br />
zu kämpfen hat<br />
und wie sie Make-up-<br />
Artist wurde, lesen<br />
Sie unter: gesunderkoerper.info<br />
Tina (28) verlor über Nacht ihr Augenlicht, heute ist<br />
sie Mutter, Make-up-Artist und Ehefrau. Wie sie ihren<br />
Alltag meistert und was sie sich für alle Menschen mit<br />
Handicap wünscht, erzählt sie im Interview.<br />
Text Franziska Manske<br />
Du bist mit der Netzhauterkrankung Retinitis pigmentosa<br />
geboren, konntest aber als Kind noch sehen.<br />
Woran kannst du dich erinnern?<br />
Ich kann mich noch an wahnsinnig viel erinnern. Ich bin<br />
ein totaler Familienmensch und meine visuellen Erinnerungen<br />
drehen sich alle um meine große Familie. Es sind<br />
nicht die materiellen Dinge, eher gemeinsame Momente<br />
und Situationen, die wir zusammen verbracht haben.<br />
Wie hat sich die Krankheit zu Beginn bemerkbar<br />
gemacht?<br />
Ich habe das von Geburt an. Die Krankheit hat sich schleichend<br />
entwickelt. Ich war immer sehr lichtempfindlich,<br />
doch das konnte ich immer gut ausgleichen. An sehr sonnigen<br />
Tagen beispielsweise mit speziellen Sonnenbrillen,<br />
die auch an der Seite geschlossen sind. Richtig schlimm<br />
wurde es, als ich 15 wurde.<br />
Wusstest du, dass du eines Tages erblinden würdest?<br />
Warst du darauf vorbereitet?<br />
Tatsächlich überhaupt nicht. Ich war zwar immer in<br />
ärztlicher Betreuung und bin regelmäßig zu Kontrollen<br />
gegangen, doch da war immer alles auf dem gleichen<br />
Stand. Die Ärzte haben uns immer versichert, dass die<br />
Erblindung nicht eintreten wird. Und selbst wenn, dann<br />
erst in sehr hohem Alter.<br />
Leider haben sich die Ärzte geirrt.<br />
Ja, leider. Von heute auf morgen war ich blind. Ich bin<br />
am 3. Januar 2008 abends ins Bett gegangen und nachts<br />
aufgewacht. Ich wollte mir ein Wasser holen und habe das<br />
Licht angemacht. Es wurde nicht hell. Ich bin dann zu meiner<br />
Schwester, habe sie geweckt und ihr gesagt, dass das<br />
Licht nicht angeht. Sie hat mich dann angemotzt, dass das<br />
Licht doch an ist. Für mich war es das aber nicht. Alles war<br />
dunkel, und das blieb es auch.<br />
Was hast du in dem Moment gedacht?<br />
Ich habe die Hände vors Gesicht geschlagen und bin in<br />
eine Schockstarre verfallen. Ich habe nichts mehr um mich<br />
herum wahrgenommen und weiß fast nichts mehr von<br />
dieser Nacht.<br />
Wie geht man damit um, wenn man plötzlich blind ist?<br />
Ich habe sehr viel mit mir selber ausgemacht. Ich musste<br />
die Schule wechseln und bin auf eine Blindenschule<br />
gekommen. Dort hat man mir sehr geholfen. Ich musste ja<br />
alles neu lernen. Selbst die kleinsten Kleinigkeiten stellten<br />
für mich auf einmal eine riesengroße Herausforderung<br />
dar. Angefangen beim Schuhezubinden bis hin zum Essen.<br />
Ich habe mich sehr zurückgezogen und meine Familie<br />
hatte es auch nicht leicht mit mir. Die alte Tina war einfach<br />
nicht mehr da.<br />
Ist „die alte Tina“ im Laufe der Jahre zurückgekommen?<br />
In Teilen ja, doch dieser harte Schicksalsschlag hat schon<br />
meine Sicht auf das Leben verändert und mich reifer<br />
werden lassen.<br />
Kannst du beschreiben, was du noch visuell wahrnimmst?<br />
Drei Monate nach der Erblindung fing es an, dass ich Hell<br />
und Dunkel sowie alles in Form von Schatten und Umrissen<br />
wahrnehmen konnte. Die Sinne schärfen sich sehr. Das<br />
Gehör ist meine größte Stütze. Aber auch Gedächtnisarbeit<br />
ist ein großer Punkt. Man merkt sich sehr viele Dinge, weiß<br />
dadurch, wo was zu finden ist.<br />
Gibt es etwas, das dich im Alltag besonders herausfordert?<br />
Es gibt immer wieder Situationen, bei denen man an seine<br />
Grenzen stößt. Meine größte Herausforderung ist mein<br />
fünfjähriger Sohn. Er kann sehen. Ich hatte natürlich schon<br />
in der Schwangerschaft Ängste und auch, als er noch so<br />
klein war. Ich habe mich selbst total unter Druck gesetzt,<br />
muss aber sagen, dass alles immer sehr gut funktioniert hat.<br />
Mein Mann und meine Familie haben mich immer bei all<br />
meinen Träumen und auch deren Umsetzung unterstützt<br />
– dafür bin ich unendlich dankbar.<br />
Zurück ins Leben?<br />
Als Andreas 33 Jahre alt ist, bekommt er Probleme mit den Augen. Er geht zum Augenarzt<br />
und erhält den Verdacht Hirntumor. Dass eine seltene Erkrankung dahintersteckt, ahnte<br />
zu diesem Zeitpunkt niemand. Heute hat der Elektromeister ein Sehvermögen von einem<br />
Prozent. Um welche Erkrankung es sich handelt und warum Andreas große Hoffnung hat,<br />
bald wieder sehen zu können, erzählt er im Interview.<br />
Andreas, welche Augenerkrankung haben Sie?<br />
Ich habe die seltene Augenerkrankung Lebersche<br />
Hereditäre Optikus-Neuropathie (LHON). Das ist<br />
eine genetische Erkrankung der Nervenzellen des<br />
Auges, die vor allem junge Männer betrifft. Sie tritt in<br />
Deutschland nur circa 80-mal pro Jahr als Neuerkrankung<br />
auf.<br />
Wie haben Sie gemerkt, dass etwas mit Ihren<br />
Augen nicht stimmt, und welche Beschwerden<br />
traten auf?<br />
Im September 2019 traten Sehbeschwerden auf,<br />
ich sah teilweise verschwommen und ging zum<br />
Optiker, weil ich vermutete, dass ich eine neue Brille<br />
benötige. Beim Sehtest konnte ich kaum die Zahlen<br />
erkennen. Der Optiker reinigte extra das Gerät, da<br />
er nicht glauben konnte, dass ich kaum etwas sah.<br />
Doch mit dem Gerät war alles in Ordnung. Er schickte<br />
mich zum Augenarzt, der sämtliche Untersuchungen<br />
machte und mich dann per Notfallüberweisung<br />
ins Krankenhaus schickte wegen des Verdachts auf<br />
Hirntumor. Zum Glück bestätigte sich die Diagnose<br />
nicht. Doch warum ich immer schlechter sehen<br />
konnte, wusste immer noch niemand.<br />
Wie lange hat es gedauert, bis die Diagnose<br />
LHON gestellt wurde, und was hat die Diagnose<br />
für Ihr Leben bedeutet?<br />
Es ging wochenlang hin und her und die ständig<br />
neuen Verdachtsdiagnosen machten mich wahnsinnig.<br />
Die ständige Angst und die immer größer<br />
werdende Unsicherheit haben mich sehr viel Kraft<br />
gekostet. Im Oktober kam dann der erste Hinweis<br />
auf LHON, was dann auch durch einen genetischen<br />
Test bestätigt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich<br />
noch eine Sehkraft von vier bis fünf Prozent. Doch<br />
das ging weiter bergab. Heute habe ich eine Sehkraft<br />
von einem Prozent. Mein Leben war quasi von heute<br />
auf morgen nicht mehr das gleiche. Ich brauchte<br />
sehr lange, um mich mit meinem neuen Leben zu<br />
arrangieren. Lange wollte ich es nicht wahrhaben<br />
und habe mich immer gefragt: Warum ich?<br />
Wie sieht Ihr Alltag mit der Erkrankung aus, und<br />
fühlen Sie sich als Patient mit einer seltenen<br />
Augenerkrankung gut versorgt?<br />
Ich lebe in einer Kleinstadt im ländlichen Raum.<br />
Hier ist man auf das Auto angewiesen. Doch natürlich<br />
kann ich mich als fast blinder Mensch nicht<br />
mehr hinters Steuer setzen. Auch der Alltag mit der<br />
Familie hat sich natürlich verändert und auch die<br />
Arbeit. Doch ich habe das große Glück, dass sowohl<br />
meine Frau als auch mein Arbeitgeber, wo ich als<br />
Kalkulator arbeite, immer hinter mir standen und<br />
stehen. Zudem habe ich mich an die PRO RETINA<br />
gewandt, die mir sehr viele Hilfestellungen an die<br />
Hand gegeben hat und nach wie vor gibt. Nicht<br />
allein zu sein, ist ein gutes Gefühl.<br />
Ich muss vierteljährlich zum Arzt, der mir mein<br />
Medikament verschreibt. Zudem stehe ich auf einer<br />
Liste mit sechs weiteren Personen für eine neuartige<br />
Gentherapie. Bei dieser wird LHON-Betroffenen ein<br />
Virus ins Auge gespritzt, was eine Heilung zur Folge<br />
haben soll. Ich hoffe täglich auf den Anruf. Diese<br />
Behandlung würde mir mein Leben zurückgeben.<br />
Andreas<br />
Regnat<br />
LHON-Betroffener<br />
Text<br />
Franziska Manske<br />
5 FAKTEN ZUR<br />
LEBERSCHEN<br />
HEREDITÄREN<br />
OPTIKUS-<br />
NEUROPATHIE<br />
(LHON):<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Schätzungen zufolge erkranken jährlich<br />
etwa 80 neue Patienten an LHON in<br />
Deutschland (Inzidenz).<br />
Mit einem einfachen Gentest kann bei<br />
Verdacht auf eine LHON die Diagnose<br />
gesichert und festgestellt werden. Dieser<br />
Gentest wird in der Regel extrabudgetär<br />
von den Krankenkassen bezahlt.<br />
Eine frühzeitige Diagnose bietet den<br />
Patienten auf lange Sicht die besten<br />
Chancen bei einer Behandlung.<br />
Durchschnittlich verbleiben den<br />
meisten Betroffenen etwa drei Monate<br />
nach dem Auftreten der ersten Symptome<br />
nicht mehr als zehn Prozent ihrer<br />
Sehkraft.<br />
LHON führt zu einem deutlichen Verlust<br />
an Lebensqualität und betrifft neben<br />
dem Erkrankten auch die Familie und<br />
Pfleger.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.pro-retina.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 5<br />
HOMEOFFICE:<br />
STRESS FÜR DIE AUGEN<br />
Text Kerstin Kruschinski<br />
Ständige Computerarbeit kann den Augen<br />
schaden. Erst recht im Homeoffice. Bildschirmnutzer<br />
sitzen länger vor dem Monitor und haben<br />
oft den gut ausgestatteten Büro-arbeitsplatz<br />
gegen das provisorische Homeoffice getauscht.<br />
Kerstin Kruschinski, Stellvertretende Geschäftsführerin<br />
Kuratorium Gutes Sehen e. V., zu den<br />
negativen Folgen digitalen Sehens und Möglichkeiten,<br />
dem entgegenzuwirken.<br />
Verdirbt der Job unsere Augen?<br />
Zumindest werden sie offensiv gefordert. Die<br />
Anfahrtswege, der Bürotalk, Offline-Besprechungen<br />
und ausreichende Pausen fallen im<br />
Homeoffice weg. Wir sitzen schlechter, schauen<br />
kaum noch in die Ferne und starren länger als<br />
sonst auf kleinere Monitore. Das reduziert wiederum<br />
die Lidschlagfrequenz. Aber regelmäßiges<br />
Blinzeln ist wichtig, um die Hornhaut<br />
ausreichend mit Tränenflüssigkeit zu befeuchten<br />
und mit Nährstoffen zu versorgen.<br />
Unser Körper quittiert das mit müden,<br />
geröteten und brennenden Augen – als<br />
Office-Eye-Syndrom bekannt. Fehlhaltungen<br />
durch angestrengtes Starren verursachen oft<br />
anhaltende Schmerzen im Nacken-, Schulterund<br />
Rückenbereich.<br />
Was können Brillenträger tun?<br />
Bei der Bildschirmarbeit wandert der Blick<br />
lediglich zwischen Schreibtisch und Monitor<br />
und ab und an in den Raum. Weder Lese- noch<br />
Gleitsichtbrillen sind auf diese Distanzen<br />
optimiert. Für entspannteres Sehen ohne<br />
verkrampfte Kopfhaltung sorgen spezielle<br />
Bildschirmbrillen, die alle drei Sehzonen mit<br />
großen Bereichen für die Sicht auf Tastatur,<br />
Monitor und in den Raum abdecken. Besonders<br />
Menschen mit Alterssichtigkeit profitieren<br />
von diesem Komfort.<br />
Die permanent auf Displays gerichteten<br />
Augen von Young Digitals können sogenannte<br />
Low-Addpower-Brillen entlasten. Das sind<br />
Gleitsichtgläser mit leichter Nahunterstützung<br />
im Bereich zwischen +0,25 und 1,75 Dioptrien.<br />
Das ist Maßarbeit …<br />
… die nur Augenoptiker erledigen können.<br />
Denn für die Brille berücksichtigen sie nicht<br />
nur die nötige individuelle Sehstärke und den<br />
Augenabstand, sondern auch die konkreten<br />
Bedingungen am Arbeitsplatz. Dazu müssen<br />
Sehabstand und Blickrichtung zur Tastatur und<br />
zum Bildschirm genau ausgemessen werden.<br />
Experten empfehlen außerdem beidseitig<br />
entspiegelte und mit Blaulichtfilter ausgestattete<br />
Gläser.<br />
Im Stakkato: Was kann man sonst noch<br />
Gutes für die Augen tun?<br />
Regelmäßige Sehtests. Augenkrankheiten<br />
und Sehdefizite werden so früh erkannt. Junge<br />
Menschen und Erwachsene sollten alle zwei bis<br />
drei Jahre, alle ab 40 im Zweijahresrhythmus<br />
und ältere Menschen jährlich zum Check.<br />
Optimale Lichtverhältnisse. Tageslicht ist<br />
perfekt. Gegen störende Blendungen:<br />
Bildschirm senkrecht zum Fenster aufstellen.<br />
Spiegelungen durch helle Lampen vermeiden.<br />
Am besten sind Deckenleuchten über dem<br />
Arbeitsplatz.<br />
Häufiges Blinzeln und befeuchtende<br />
Augentropfen. So werden die Augen mit<br />
frischer Tränenflüssigkeit versorgt oder<br />
zusätzlich benetzt.<br />
Pausen im Freien. Der Blick kann entspannt<br />
in die Ferne schweifen, die frische Luft hilft<br />
gegen trockene Augen.<br />
Ergonomischer Arbeitsplatz. Der Monitor<br />
ist mindestens 50 Zentimeter von den Augen<br />
entfernt, die Bildschirmoberkante auf Augenhöhe.<br />
Knie und Hüfte sind im rechten Winkel<br />
zueinander positioniert. Auch die richtige Brille<br />
entspannt Nacken und Rücken.<br />
Brillencheck –<br />
so blicken Sie besser durch<br />
In den letzten 20 Jahren haben sich Brillen von der reinen Sehhilfe zu einem stil- und<br />
persönlichkeitsrelevanten Accessoire entwickelt. Ich würde behaupten, dass jeder eine<br />
Brille besitzt – und wenn es nur eine Sonnenbrille ist. Doch die Wirkung, die eine Brille<br />
auf die Mitmenschen haben kann, ist längst nicht allen bewusst. Hier ein paar Tipps.<br />
Text Petra Waldminghaus<br />
Petra<br />
Waldminghaus<br />
Brillenexpertin<br />
Auf die richtigen Proportionen kommt es an<br />
Sie sollten die Brille als ein weiteres Charakteristikum<br />
Ihres Gesichts betrachten. Nimmt<br />
eine Brille die natürlichen Proportionen auf<br />
oder harmonisiert sie diese sogar, ist die Brille<br />
gut gewählt. Wichtig ist, dass die Augenbrauen<br />
sichtbar bleiben, denn sie sind der natürliche<br />
Rahmen des Gesichts. Probieren Sie deshalb Fassungen<br />
mit geradem oder gerundetem Oberrand.<br />
Der Nasensteg sollte sich in seiner Breite den<br />
Proportionen des Nasenrückens anpassen und<br />
die Länge der Nase günstig beeinflussen. Hier<br />
lohnt sich der Vergleich unterschiedlicher Stegvarianten<br />
und deren Einfluss auf die optische<br />
Veränderung von Nasenlänge und -breite.<br />
Schnellcheck Brillenpassform<br />
Gläser und Fassung stimmen in punkto<br />
Größe mit den Verhältnissen des Gesichts<br />
Neuss<br />
Erfurt<br />
Pocking<br />
überein<br />
Die Breite der Bügel orientiert sich an der<br />
Länge des Gesichtes.<br />
Die Fassung ragt nicht über das Gesicht<br />
hinaus.<br />
Behalten Sie Ihren persönlichen Stil. Dieser<br />
sollte sich auch in den Materialien widerspiegeln.<br />
Die richtige Farbe<br />
Eine unpassende Brillenfarbe kann schnell zum<br />
Störfaktor werden, da sie beim Blick ins Gesicht<br />
irritieren kann. Nehmen Sie Ihren natürlichen<br />
Haarton oder Ihre Augenfarbe in der Fassung mit<br />
auf. Ein Wort zur schwarzen Brille: Fast jeder<br />
trägt sie, doch nicht jedem steht sie. Achten Sie<br />
auf Ihre natürlichen Kontraste: Bei heller Haaroder<br />
Augenfarbe lohnt der Vergleich mit einem<br />
weniger dunklem Modell in Blau, Braun, Grau.<br />
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Statt eine Brille online zu kaufen,<br />
haben Kunden gute Gründe,<br />
auch in Zukunft den Gang<br />
zum Optiker zu wählen. Denn<br />
der Service und das Gefühl, eine<br />
Brille in der Hand – und auf<br />
der Nase – zu haben, das gibt<br />
es online nicht. Je spezieller die<br />
Ansprüche sind, zum Beispiel<br />
durch extreme Sehschwäche<br />
oder Allergien, umso mehr bietet<br />
es sich an, vom Fachpersonal<br />
beraten zu werden und die<br />
Brille oder die Kontaktlinsen direkt<br />
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Ausbildung. Für unsere<br />
Kunden halten wir stets die wichtigste<br />
Komponente für perfektes<br />
Sehen bereit: Zeit. Denn nur,<br />
wer sich Zeit nimmt, kann verstehen<br />
und die richtigen Schlüsse<br />
ziehen.<br />
Günter Loibl Augenoptik<br />
Indlinger Strasse 8a, 94060<br />
Pocking, Tel.: 08531 8477<br />
augenoptik-pocking.de
Schmerzen<br />
bei jedem<br />
Wimpernschlag<br />
Foto: CBM/Hayduk<br />
Die dreifache Mutter Dinknesh (38) hatte<br />
Trachom auf beiden Augen. Dank der CBM hat<br />
sie heute keine Schmerzen mehr.<br />
Christoffel-Blindenmission hilft dreifacher<br />
Mutter aus Äthiopien durch Operation<br />
Faya/Bensheim. Eine Pinzette kann vielseitig<br />
eingesetzt werden, vom Herausziehen eines<br />
Splitters bis zum Zupfen einer verirrten Augenbraue.<br />
In Faya, im Norden Äthiopiens, ist der<br />
Boden voller Dornen und Disteln und riesige<br />
stachelige Kakteen säumen die Felder. Fast alle<br />
leben von Landwirtschaft. Eine Pinzette hat jeder.<br />
Aber hier hat sie noch einen anderen Zweck.<br />
Dinknesh ist eine schüchterne, zierliche 38-<br />
Jährige. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder,<br />
das älteste ist 21, das jüngste 1 Jahr alt. Ihr Haus<br />
liegt im Zentrum von Faya, nicht viel mehr als<br />
eine Ansammlung von ein paar Dutzend kleiner<br />
traditioneller Häuser auf einer Anhöhe. Hinter<br />
ihrem Haus liegen die Kochstelle, die Grubenlatrine<br />
und die Weide mit den Ziegen. Perfekter<br />
Nährboden für Fliegen. Sie sind überall und<br />
können die Bakterien übertragen, die Trachom<br />
verursachen. Trachom ist die weltweit häufigste<br />
infektiöse Ursache für Erblindung.<br />
Jeder zweite Mensch in Nordäthiopien hat mit<br />
Trachom zu kämpfen. Bei Dinknesh waren beide<br />
Augen entzündet. Wirklich schmerzhaft wurde es,<br />
als sich ihre Augen immer wieder entzündeten.<br />
Es entstanden Narben auf der Innenseite der<br />
Augenlider, die sich dadurch verkürzten und die<br />
Wimpern nach innen zogen. Die Wimpern der<br />
38-Jährigen scheuerten beim Blinzeln über die<br />
Hornhaut. Deshalb riss sich Dinknesh die<br />
Wimpern mit der Pinzette aus. Übertragen wird<br />
Trachom nicht nur durch Fliegen, sondern auch<br />
von Mensch zu Mensch, zum Beispiel wenn<br />
gemeinsam genutzte Handtücher oder<br />
ungewaschene Hände mit den Augen in<br />
Berührung kommen. Hygiene ist also zentral,<br />
aber meist fehlt dafür sauberes Wasser.<br />
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) und ihre<br />
Partner arbeiten in Nordäthiopien daran, die Zahl<br />
der Trachom-Patienten zu reduzieren. Gesundheitshelfer<br />
erklären, was Trachom verhindern<br />
kann: Regelmäßig Hände und Gesicht waschen.<br />
Damit es genug sauberes Wasser gibt, wurden<br />
mehr als 700 Brunnen gegraben und Quellzugänge<br />
eingefasst. Und die CBM schickt Ärzte in<br />
die Dörfer, um den betroffenen Menschen vor Ort<br />
zu helfen.<br />
Dinknesh weiß heute, dass Antibiotika die Infektion<br />
– rechtzeitig entdeckt – hätten heilen können.<br />
Ihre Sehfähigkeit konnte nur durch eine Lid-<br />
Operation gerettet werden. Durchgeführt wurde<br />
sie in einer von der CBM unterstützten Gesundheitsstation.<br />
Die dreifache Mutter war dankbar<br />
und glücklich, dass ihr ein 30-Minuten-Eingriff ein<br />
Leben ohne dauerhaften Schmerz schenkt.
ANZEIGE<br />
Umfassende Hilfe für die<br />
Ärmsten der Armen<br />
Was die CBM gegen Trachom macht, erklärt Augenarzt Prof. Dr. Martin Kollmann.<br />
Der gebürtige Kasselaner arbeitete bis zu seinem Ruhestand für die CBM<br />
als Fachberater für vernachlässigte Tropenkrankheiten in Nairobi, Kenia.<br />
Worauf kommt es bei der Trachombehandlung<br />
an?<br />
Prof. Dr. Kollmann: Im Anfangsstadium kann die<br />
bakterielle Infektion durch regelmäßiges<br />
Waschen des Gesichts, die Benutzung von Toiletten<br />
und antibiotische Augensalbe verhindert beziehungsweise<br />
geheilt werden. Ist die Krankheit<br />
weiter fortgeschritten, so dass unwiderrufliche<br />
Erblindung droht, hilft eine rechtzeitige kleine<br />
Operation an den Augenlidern. Bei Trachom<br />
reicht aber die medizinische Behandlung<br />
einzelner Patienten nicht. Sie ist so ansteckend,<br />
dass die Verbreitung verhindert werden muss.<br />
Durch die Verteilung von Antibiotika an betroffene<br />
Gemeinden, durch die Aufklärung der Bevölkerung,<br />
Brunnenbau oder die Verbesserung<br />
sanitärer Anlagen kann eine Ausbreitung effektiv<br />
und nachhaltig verhindert werden. Entscheidend<br />
ist dabei, dass die Gemeinden selber alle<br />
Maßnahmen mittragen und mitgestalten.<br />
Was genau macht die CBM gegen<br />
Trachom?<br />
Prof. Dr. Kollmann: Die CBM hilft umfassend: Sie<br />
verteilt Antibiotika an betroffene Gemeinden,<br />
behandelt Infizierte mit einer Augensalbe oder<br />
operiert ihre vernarbten Augenlider. Sie schult<br />
Ärzte und Gesundheitspersonal, klärt ganze<br />
Dörfer über die nötige Hygiene auf und gräbt<br />
Brunnen.<br />
Darüber hinaus arbeitet die CBM an der Inklusion<br />
der Menschen, die bereits durch Trachom<br />
unwiderruflich sehbehindert oder gar erblindet<br />
sind. Diese umfassende Hilfe, die Betonung der<br />
Eigenverantwortung und der inklusive<br />
Entwicklungsansatz unterscheiden die CBM von<br />
vielen anderen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Und wo ist die CBM aktiv?<br />
Prof. Dr. Kollmann: Der Schwerpunkt unserer<br />
Trachom-Arbeit liegt derzeit in Äthiopien,<br />
Nigeria und der Demokratischen Republik<br />
Kongo. Außerdem sind wir noch in Burundi,<br />
Südsudan, Pakistan, Kenia und in der Zentralafrikanischen<br />
Republik aktiv. Dank der CBM konnten<br />
2020 fast 6,5 Millionen Behandlungen gegen<br />
Trachom durchgeführt werden.<br />
Foto: CBM/argum/Einberger<br />
Trachom-Experte<br />
Prof. Dr. Martin<br />
Kollmann kämpft<br />
auch heute noch<br />
engagiert dafür,<br />
dass sich die<br />
Tropenkrankheit<br />
nicht weiter verbreitet.<br />
Kurzinfo: Trachom<br />
In Deutschland kommt Trachom sehr selten<br />
vor. Weltweit ist es unter den Top Ten<br />
der Ursachen für Blindheit. 137 Millionen<br />
Menschen sind von der hochansteckenden,<br />
bakteriellen Infektion bedroht und<br />
damit von Blindheit. Die Krankheit zählt<br />
zu den vernachlässigten Tropenkrankheiten<br />
und trifft vor allem arme<br />
Menschen in heißem Klima, wenn die<br />
hygienischen Verhältnisse schlecht sind:<br />
in Afrika, Südost-Asien, Zentral- und Südamerika<br />
sowie im Nahen Osten.<br />
Vorsorglich wird bei Massenverteilungen<br />
Antibiotika an die betroffenen Gemeinden<br />
ausgegeben.<br />
Übertragen werden die Erreger durch<br />
Hautkontakte, verschmutzte Kleidung<br />
oder Handtücher, aber auch durch<br />
Fliegen, die sich ins Gesicht setzen. Die<br />
bakterielle Infektion macht sich zunächst<br />
bemerkbar wie eine Bindehautentzündung<br />
durch tränende Augen und<br />
angeschwollene Lider. Wiederkehrende<br />
und unbehandelte Infektionen führen<br />
allmählich zu Narben auf der Innenseite<br />
(Bindehaut) der Augenlider, die sich<br />
dadurch verkürzen und die Wimpern nach<br />
innen drehen. In der Folge scheuern die<br />
Wimpern bei jedem Blinzeln über die<br />
Hornhaut, die sich zunehmend eintrübt<br />
und schließlich unwiderruflich vernarbt.<br />
Unbehandelt erblinden die Betroffenen.<br />
Foto: CBM<br />
Über die CBM<br />
Die Christoffel-Blindenmission (CBM) zählt zu<br />
den international führenden Organisationen<br />
für inklusive Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Sie unterstützt Menschen mit Behinderungen<br />
in den ärmsten Ländern der Welt – und das<br />
seit mehr als 110 Jahren. Gemeinsam mit ihren<br />
lokalen Partnern sorgt sie dafür, dass sich<br />
das Leben von Menschen mit Behinderungen<br />
grundlegend und dauerhaft verbessert. Sie<br />
leistet medizinische Hilfe und setzt sich für<br />
gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe<br />
ein. Ziel ist eine inklusive Welt, in der<br />
Menschen mit und ohne Behinderungen ihre<br />
Fähigkeiten einbringen können und niemand<br />
zurückgelassen wird.<br />
Informationswoche im Oktober<br />
Die CBM engagiert sich bei der Aktionskampagne<br />
Woche des Sehens. Vom 8. bis 15. Oktober<br />
lenken Organisationen der Selbsthilfe,<br />
der Augenmedizin und der Entwicklungshilfe<br />
den Blick auf Sehen, Blindheit und Augenkrankheiten.<br />
Mehr Informationen gibt es<br />
unter www.cbm.de und<br />
www.woche-des-sehens.de.<br />
Unterstützen Sie die Arbeit der Christoffel-Blindenmission mit einer Spende!<br />
Spendenkonto<br />
IBAN: DE46 3702 0500 0000 0020 20 · BIC: BFSWDE33XXX<br />
CBM Christoffel-Blindenmission Christian Blind Mission e.V.<br />
Stubenwald-Allee 5 · 64625 Bensheim<br />
Telefon: (0 62 51) 131-131 · Fax: (0 62 51) 131-139 · E-Mail: info@cbm.de · www.cbm.de
8<br />
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„Vor der Diagnose war ich blind“<br />
Im Interview spricht der Schauspieler Tim Rasch über sein Leben mit grünem Star.<br />
Text Franziska Manske<br />
Tim Rasch<br />
TV-Persönlichkeit<br />
und Model<br />
Instagram: www.<br />
instagram.com/<br />
tim_rasch<br />
Wie hast du festgestellt, dass mit deinen<br />
Augen etwas nicht stimmt?<br />
Im März 2020 habe ich das bemerkt. Meine<br />
Augen wurden lichtempfindlicher. Zudem<br />
habe ich einen schwarzen Punkt wahrgenommen,<br />
wenn ich auf eine weiße Wand geschaut<br />
habe.<br />
Was hast du dann unternommen?<br />
Anfangs gar nichts. Ich dachte, das sei nur<br />
temporär – was von allein kommt, geht auch<br />
wieder von allein. Als ich nach Köln gezogen<br />
bin, um bei „Köln 50667“ mitzumachen,<br />
hatte ich das Gefühl, dass es schlimmer wird.<br />
Wieder zurück in Bremen, bin ich dann zum<br />
Augenarzt gegangen. Im August 2020 bekam<br />
ich die Diagnose grüner Star.<br />
Wie bist du mit dieser Diagnose umgegangen?<br />
Schlimm waren die Monate davor. Ich hatte<br />
riesengroße Angst zu erblinden. Meine<br />
größten Sorgen waren, dass ich meinen Eltern,<br />
meinen Geschwistern, meinen Kindern nicht<br />
mehr in die Augen schauen kann. Die drei Monate<br />
vor der Diagnose waren die schlimmsten.<br />
Das war wirklich eine harte Zeit. Als die Diagnose<br />
dann kam, war ich eher beruhigt, da ich<br />
Gewissheit hatte, was es ist. Die Ärzte konnten<br />
mir dann auch meine Ängste nehmen und mir<br />
Sicherheit geben, indem sie mir erklärten, wie<br />
der grüne Star behandelt wird und dass man<br />
ihn zwar nicht heilen, aber stoppen kann.<br />
Gehst du jetzt regelmäßig zur Vorsorge<br />
bzw. bist du in Behandlung?<br />
Ich gehe alle vier Monate in das Klinikum, das<br />
auch die Diagnose gestellt hat. Zudem nehme<br />
ich Augentropfen, die den Augeninnendruck<br />
senken. Nebenbei haben diese Augentropfen<br />
auch noch einen kleinen Beautyeffekt, da sie<br />
die Wimpern dunkler färben. Wenn schon so<br />
ein Schicksal, dann wenigstens mit schönen<br />
Wimpern (lacht).<br />
Wie hat sich dein Leben seit deiner Diagnose<br />
verändert?<br />
In meinem Leben hat sich nicht wirklich viel<br />
verändert, doch meine Sichtweise auf das<br />
Leben ist eine komplett neue. Mein Mindset<br />
hat sich unglaublich gedreht.<br />
Inwiefern?<br />
Ich schätze alles viel mehr. Was vorher normal<br />
war, also sich mit Freunden oder Familie<br />
treffen beispielsweise und ihnen in die Augen<br />
schauen zu können, ist für mich jetzt jedes<br />
Mal ein besonderer Moment, den ich sehr<br />
genieße. Ich würde sagen, dass ich vor der<br />
Diagnose oft blind war und jetzt das Leben<br />
erst richtig sehe.<br />
Kann es sein, dass du deine Lieben irgendwann<br />
nicht mehr sehen können wirst?<br />
Da ich in Behandlung bin, ist das Risiko zum<br />
Glück sehr gering. Erst nach 15 Jahren mit<br />
der Erkrankung ohne Behandlung ist das<br />
Risiko sehr, sehr hoch, dass man erblindet.<br />
Heimtückisch an dieser Erkrankung ist, dass<br />
über 50 Prozent der Leute gar nicht wissen,<br />
dass sie den grünen Star haben, weil das Gehirn<br />
kleine Makel im Sichtfeld ausgleicht. Mir<br />
ist aufgefallen, dass viele Menschen Probleme<br />
mit den Augen einfach ignorieren. So wie ich<br />
es am Anfang ja auch gemacht habe. Mein<br />
Tipp: Macht es nicht! Geht zum Augenarzt.<br />
Das kann ich jedem nur raten – egal wie alt<br />
man ist. Wir alle hören viel zu wenig auf<br />
unseren Körper, doch das Schlimmste, was<br />
passieren kann, ist Krankheiten zu spät zu<br />
erkennen. Also geht zum Arzt – damit brecht<br />
ihr euch keinen Zacken aus der Krone. Macht<br />
es für euch und die Menschen, die ihr liebt.<br />
Du hast dich im Zusammenhang mit<br />
deiner Diagnose auch schon zum Thema<br />
mentale Gesundheit geäußert. Was gibst<br />
du Menschen mit auf den Weg, die sich in<br />
ähnlichen Situationen befinden und mit<br />
psychischen Tiefs zu kämpfen haben?<br />
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es<br />
superschwer ist, dort wieder herauszukommen.<br />
Ich habe für mich festgestellt, dass es<br />
mir hilft, mich nicht noch zusätzlich damit zu<br />
geißeln, dass es mir gerade nicht so gut geht,<br />
sondern es zu akzeptieren. Es ist okay, sich<br />
nicht gut zu fühlen, es ist okay, traurig zu<br />
sein. Es ist völlig normal, dass man nicht<br />
jeden Tag glücklich ist. Also sei nicht so hart<br />
zu dir selbst!<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit der OPTICUM Augentagesklinik Berlin Neukölln entstanden.<br />
Brillenfreiheit<br />
ohne Laser?<br />
Text Paul Howe<br />
D<br />
ie Augengesundheit wird von<br />
vielen – jungen wie älteren<br />
Menschen – als einer der<br />
wichtigsten Eckpfeiler guter<br />
Lebensqualität eingestuft, weil im<br />
Grunde alle Lebensbereiche direkt von<br />
einem guten Sehvermögen abhängig<br />
sind.<br />
Implantierbare Kontaktlinsen<br />
Gerade jüngere Menschen, die aktiv<br />
sind und mitten im Leben stehen,<br />
fühlen sich durch eine hohe Fehlsichtigkeit<br />
häufig enorm beeinträchtigt.<br />
Die lästige Sehhilfe ist in Familienleben<br />
und Beruf ihr ständiger Begleiter.<br />
Vielen dieser Frauen und Männer, die<br />
sich im Alltag mehr Sehkomfort wünschen,<br />
können wir<br />
durch die Implantation von phaken<br />
Intraokularlinsen helfen. Dabei handelt<br />
es sich um individuell angefertigte<br />
Kunstlinsen, die zusätzlich zur körpereigenen<br />
Linse ins Auge implantiert<br />
werden. Brille oder Kontaktlinsen mit<br />
all ihren Nachteilen werden nach der<br />
Implantation nicht mehr gebraucht.<br />
Voraussetzung für die Implantation ist,<br />
dass die Augen gesund sind, außerdem<br />
darf sich die Sehstärke im letzten Jahr<br />
nicht verändert haben. Empfehlenswert<br />
ist dieses moderne Verfahren vor<br />
allem für Menschen zwischen 21 und<br />
60 Jahren, die an einer hohen Fehlsichtigkeit<br />
leiden.<br />
Ablauf<br />
Der minimalinvasive Eingriff dauert<br />
nur etwa zehn Minuten für jedes Auge<br />
und läuft in drei Schritten ab:<br />
Nach einer Tropfenbetäubung des<br />
Auges setzt der Operateur einen<br />
winzigen, nur drei Millimeter breiten<br />
Schnitt am Hornhautrand.<br />
Mit einem Spezialinstrument wird<br />
die gefaltete Zusatzlinse in das Auge<br />
eingeführt. Dort entfaltet und verankert<br />
sie sich selbstständig hinter der<br />
Regenbogenhaut.<br />
Der kleine Schnitt muss nach dem<br />
Eingriff nicht genäht werden, sondern<br />
verschließt sich von selbst.<br />
Wir laden Sie herzlich ein, sich über<br />
unser gesamtes Behandlungsspektrum<br />
zu informieren und eine individuelle<br />
Beratung in unserer Praxis, in Berlin,<br />
zu vereinbaren.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.opticum-augen.de
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info 9<br />
Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e. V. (BVA) entstanden.<br />
Welche Risikofaktoren bei einem<br />
Offenwinkelglaukom zu berücksichtigen<br />
sind, hat die Deutsche Ophthalmologische<br />
Gesellschaft (DOG) unter<br />
Mitwirkung des BVA in einer Leitlinie<br />
zusammengefasst, die auf der Internetseite<br />
der Arbeitsgemeinschaft der<br />
Wissenschaftlichen Medizinischen<br />
Fachgesellschaften zu finden ist:<br />
Bewertung von Risikofaktoren für das<br />
Auftreten des Offenwinkelglaukoms,<br />
S2e-Leitlinie, Registernummer 045-<br />
015, https://www.awmf.org/leitlinien/<br />
detail/ll/045-015.html.<br />
Messung des<br />
Augeninnendrucks<br />
Weitere<br />
Informationen:<br />
augeninfo.de<br />
Glaukom-Check –<br />
Damit man den Durchblick behält<br />
Kann man blind werden, ohne es zu merken? Leider ja. Beim Glaukom,<br />
umgangssprachlich auch als Grüner Star bezeichnet, gehen schleichend<br />
über Jahre hinweg Fasern des Sehnervs zugrunde. Die Folge sind Ausfälle<br />
im Gesichtsfeld – zuerst am Rand, dann weiter zum Zentrum hin<br />
fortschreitend. Unbehandelt führt das Glaukom zur Erblindung.<br />
Text Jeanette Prautzsch<br />
Die Betroffenen selbst bemerken<br />
die Krankheit sehr lange<br />
nicht. Denn über sogenannte<br />
„Fill-in-Effekte“ erzeugt das<br />
Gehirn keine schwarzen Flecken im<br />
Gesichtsfeld. Der fehlende Seheindruck<br />
wird passend zur wahrgenommenen<br />
Umgebung aufgefüllt. So meint man,<br />
im Auto sitzend, die ganze Straße mit<br />
Bordstein und Gehweg zu überblicken.<br />
Das Kind, das von der Seite auf die Fahrbahn<br />
läuft, nimmt man nicht wahr. Erst<br />
wenn es schon mitten auf der Straße<br />
ist, taucht es „wie aus dem Nichts“ im<br />
Gesichtsfeld auf. Bis die Betroffenen<br />
selbst bemerken, dass mit ihren Augen<br />
etwas nicht in Ordnung ist, ist bereits<br />
der größte Teil des Sehnervs unwiederbringlich<br />
geschädigt worden. In<br />
Deutschland gibt es gut 920.000 Menschen,<br />
die vom Glaukom betroffen sind.<br />
Das Risiko steigt mit dem Alter<br />
Das Risiko, an einem Glaukom zu<br />
erkranken, steigt mit zunehmendem<br />
Alter. Deshalb empfehlen Augenärztinnen<br />
und Augenärzte allen Personen ab<br />
dem Alter von 40 Jahren regelmäßige<br />
Früherkennungsuntersuchungen. Sie<br />
sind rechtlich verpflichtet, darüber<br />
aufzuklären und dies auch zu dokumentieren.<br />
Denn mit einem Glaukom-Check<br />
lassen sich krankhafte Veränderungen<br />
rechtzeitig erkennen – noch bevor<br />
das Sehvermögen eingeschränkt ist.<br />
Bei einer frühen Diagnose kann das<br />
Fortschreiten des Glaukoms mit einer<br />
Behandlung aufgehalten werden, sodass<br />
das Sehvermögen erhalten bleibt.<br />
Untersuchung des Sehnervs und<br />
Augeninnendruckmessung<br />
Zum Glaukomscreening gehören eine<br />
gezielte Untersuchung des Sehnervs<br />
und eine Messung des Augeninnendrucks.<br />
Unter Umständen ist es auch<br />
sinnvoll, die Hornhautdicke zu messen.<br />
Wenn sich dabei kein Glaukomverdacht<br />
ergibt, folgt der Rat, die Untersuchung<br />
je nach Alter und vorliegenden Risikofaktoren<br />
in ein bis fünf Jahren<br />
zu wiederholen. Liegt dagegen ein<br />
auffälliger Befund vor, dann stehen<br />
weitere diagnostische Maßnahmen wie<br />
die Untersuchung des Gesichtsfelds an.<br />
Unter Umständen sind auch Kontrolluntersuchungen<br />
in kürzeren Abständen<br />
sinnvoll. Ist die Glaukom-Diagnose<br />
gesichert, dann wird die Behandlung<br />
eingeleitet. Meist ist eine Therapie mit<br />
Augentropfen, die den Augeninnendruck<br />
senken, ausreichend. In schwereren<br />
Fällen kann ein Lasereingriff<br />
oder eine Operation notwendig sein.<br />
Das Glaukom ist eine chronische<br />
Krankheit. Das bedeutet, dass die Therapie<br />
dauerhaft fortgesetzt und immer<br />
wieder auf ihren Erfolg hin kontrolliert<br />
werden muss.<br />
Keine Kostenübernahme durch die<br />
Krankenkassen<br />
Die Krankenkassen übernehmen die<br />
Kosten für die Glaukomfrüherkennung<br />
nicht. Augenärzte bieten sie ihren<br />
Patienten deshalb als Individuelle<br />
Gesundheitsleistung an, die privat bezahlt<br />
werden muss. Seit Jahren sehen<br />
sie sich immer wieder Diffamierungen<br />
Dr. Peter Heinz<br />
1. Vorsitzender<br />
des BVA<br />
vonseiten der Verbraucherschützer<br />
und des Medizinischen Dienstes der<br />
Krankenkassen ausgesetzt. Diese bezweifeln,<br />
dass es für den Glaukom-<br />
Check eine stichhaltige medizinische<br />
Begründung gibt. Dabei heißt es in der<br />
Leitlinie des International Council of<br />
Ophthalmology zum Glaukom: „Die<br />
meisten Patienten mit Offenwinkelglaukom<br />
und Engwinkelglaukom sind<br />
sich dessen nicht bewusst, dass sie an<br />
einer das Sehvermögen bedrohenden<br />
Krankheit leiden. Ein bevölkerungsweites<br />
Massen-Screening wird derzeit<br />
nicht empfohlen. Doch alle Patienten,<br />
die zu einer Augenuntersuchung kommen,<br />
sollten eine Untersuchung erhalten,<br />
um ein Glaukom auszuschließen,<br />
und bei ihnen sollte das Vorliegen von<br />
Risikofaktoren für ein Glaukom geklärt<br />
werden. Glaukompatienten sollten<br />
angehalten werden, ihre Geschwister,<br />
Eltern und Kinder darüber<br />
zu informieren, dass sie ein erhöhtes<br />
Glaukomrisiko haben und dass sie<br />
regelmäßig untersucht werden sollten.“<br />
Dies entspricht dem Vorgehen,<br />
das der Berufsverband der Augenärzte<br />
Deutschlands e. V. (BVA) seit Jahren<br />
empfiehlt und das jüngst sogar vom<br />
Bundesgerichtshof (BGH) als korrekt<br />
bestätigt wurde.<br />
Bestätigung durch den Bundesgerichtshof<br />
Die von der Verbraucherzentrale<br />
kritisierte Formulierung „Ich habe<br />
die Patienteninformation zur Früherkennung<br />
des Grünen Stars (Glaukom)<br />
gelesen und wurde darüber aufgeklärt,<br />
dass trotz des Fehlens typischer<br />
Beschwerden eine Früherkennungsuntersuchung<br />
ärztlich geboten ist“<br />
weicht nicht von Rechtsvorschriften<br />
ab, so der BGH, der in einer Pressemitteilung<br />
schrieb: „Das vom Beklagten<br />
empfohlene Informationsblatt unterrichtet<br />
die Patienten über das Risiko<br />
eines symptomlosen Glaukoms und<br />
über die Möglichkeit einer (auf eigene<br />
Kosten durchzuführenden) Früherkennungsuntersuchung.<br />
Die streitige<br />
Klausel dient der Dokumentation der<br />
hierüber erfolgten Aufklärung und der<br />
Entscheidung des Patienten, ob er die<br />
angeratene Untersuchung vornehmen<br />
lassen möchte.“<br />
Dr. Peter Heinz: Das Sehvermögen der<br />
Patienten steht an erster Stelle<br />
„Die Gesundheit und das gute Sehvermögen<br />
der Patientinnen und Patienten<br />
stehen für die deutsche Augenärzteschaft<br />
an erster Stelle“, betont Dr. Peter<br />
Heinz, der 1. Vorsitzende des BVA. „Der<br />
BGH hat nun klargestellt, dass es<br />
augenärztlich geboten ist, die Glaukomfrüherkennung<br />
anzubieten, auch wenn<br />
die gesetzlichen Krankenkassen die<br />
Kosten für diese Untersuchung nicht<br />
übernehmen. Ich hoffe, dass dies den<br />
Diffamierungen der vergangenen Jahre<br />
ein Ende setzt“, so Dr. Heinz.
10<br />
Lesen Sie mehr auf gesunder-koerper.info<br />
Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration<br />
und neue Forschungsansätze<br />
Text Paul Howe Foto AMD-Netz e.V.<br />
Die altersabhängige Makuladegeneration,<br />
AMD, ist eine Erkrankung der Stelle<br />
des schärfsten Sehens im hinteren<br />
Augenbereich (Makula). Sie ist in den<br />
westlichen Industrieländern eine der häufigsten<br />
Ursachen für gravierende Sehverluste und betrifft<br />
in Deutschland ca. 7,5 Millionen Menschen (davon<br />
ca. 500.000 Menschen mit einer späten AMD).<br />
Frühe und intermediäre AMD<br />
Grundlegend ist die AMD eine Erkrankung, die<br />
sich aus den altersabhängigen<br />
Veränderungen<br />
der zentralen<br />
Netzhaut entwickelt.<br />
Es kommt bei jedem<br />
Menschen im Laufe<br />
des Lebens zu Ablagerungen<br />
von Abfallprodukten<br />
unter der<br />
zentralen Netzhaut.<br />
Diese gelblichen<br />
Ablagerungen, sogenannte<br />
Drusen, sind<br />
das Kennzeichen<br />
der frühen und<br />
intermediären AMD. In<br />
diesem Stadium ist das<br />
Sehen oft noch wenig<br />
beeinträchtigt. Die Zusammensetzung<br />
und<br />
Lage der Drusen ist in<br />
hohem Maße genetisch<br />
vorherbestimmt.<br />
„Trockene“ Spätform<br />
der AMD<br />
Im weiteren Verlauf<br />
kann es zum Untergang der zentralen Netzhautzellen<br />
und zu einem langsamen Verlust des zentralen<br />
Seh- und Lesevermögens kommen (geografische<br />
Atrophie, „trockene“ Spätform der AMD). Bisher<br />
war diese Spätform der AMD nicht zu behandeln.<br />
Zurzeit werden jedoch zwei prospektive klinische<br />
Studien mit Medikamenten durchgeführt, die<br />
den Verlust der zentralen Netzhautzellen verlangsamen<br />
können. Die Vorergebnisse waren<br />
vielversprechend, im Jahr 2022 sind erste Daten<br />
der Zulassungsstudien zu erwarten. Für die Behandlung<br />
der trockenen AMD gibt es damit erste<br />
Hoffnungsstreifen am Horizont.<br />
„Feuchte“ Spätform<br />
Neben dem Zelluntergang kann durch die Ablagerungen<br />
(Drusen) aber auch eine Abwehrrektion<br />
des Körpers angeregt werden. Hierbei werden<br />
Botenstoffe („VEGF“) von den Netzhautzellen gebildet,<br />
die irreguläre Blutgefäße aus der Aderhaut<br />
unter die zentrale Netzhaut einsprießen lassen.<br />
Durch den Austritt von Flüssigkeit und die Entwicklung<br />
von Blutungen ergeben sich Verzerrungen<br />
und ein mehr oder weniger rascher Zellund<br />
Sehverlust. Seit ca. zehn Jahren gibt es Eiweiße<br />
zum Binden der VEGF-Botenstoffe, die in das Auge<br />
eingegeben werden (Injektions- oder IVOM-Therapie).<br />
Die Effekte dieser Therapie können mittels<br />
Schichtbildaufnahmen, der Optischen<br />
Kohärenztomografie (OCT), morphologisch gut<br />
dargestellt werden. Da die bisherigen Medikamente<br />
(Lucentis®, Eylea®, Avastin®) meist nur ca. vier<br />
Wochen im Auge verbleiben, sind nahezu monatliche<br />
Injektionen bzw. Kontrollen über viele Jahre<br />
oder sogar Jahrzehnte das derzeitige Behandlungsprinzip.<br />
Das Ziel ist es daher, Medikamente mit<br />
längerer Wirkungsdauer zu entwickeln, die größere<br />
Abstände der Injektionen möglich machen. Neue<br />
Wirkstoffe wie Brolucizumab (bereits zugelassen)<br />
und Faricimab sowie operativ eingebrachte<br />
Slow-release Systeme<br />
(jeweils Zulassung in<br />
2022 erwartet), lassen in<br />
der nahen Zukunft neue<br />
Therapieoptionen am<br />
Horizont erscheinen.<br />
Unterstützende<br />
Maßnahmen bei der<br />
späten AMD<br />
Die Therapie der<br />
feuchten AMD muss<br />
langfristig erfolgen und<br />
erfordert regelmäßige<br />
Kontrollen beim<br />
Augenarzt. Die Therapietreue<br />
der Patienten ist<br />
dabei zentral, da eine<br />
konsequente Behandlung<br />
nahezu immer zu<br />
einer Stabilisierung der<br />
Sehkraft führt. In der<br />
Praxis kommt es leider<br />
häufig zu Unterbrechungen<br />
oder Abbrüchen der<br />
IVOM-Therapie. „Hier<br />
muss eine konsequente<br />
Information und Aufklärung der Patienten<br />
erfolgen, damit die notwendigen regelmäßigen<br />
Kontrollen und Injektionen auch tatsächlich<br />
durchgeführt werden“, sagt Professor Pauleikhoff,<br />
Vorstandsmitglied des AMD-Netzes. Der gemeinnützige<br />
Verein stellt Informationen für Patienten<br />
und deren unterstützende Angehörige sowie<br />
Module für die Augenärzte bereit, um verständliche<br />
und umfassende Aufklärung zu ermöglichen.<br />
Professor<br />
Pauleikhoff<br />
Augenarzt und<br />
Vorstandsmitglied<br />
des AMD-Netz<br />
Weitere<br />
Informationen:<br />
amd-netz.de<br />
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Grauer Star: Klare Sicht dank Kunstlinse<br />
Das menschliche Auge ist nicht einmal acht Gramm schwer, aber ein wahres Wunderwerk. Mit zehn<br />
Millionen Informationen pro Sekunde ist es der wichtigste Datenlieferant für unser Gehirn. Rund 80<br />
Prozent aller bewussten Sinneseindrücke nimmt der Mensch über das Auge auf. Umso schlimmer ist es,<br />
wenn die Sehleistung abnimmt oder ganz erlischt. Moderne Medizintechnologien helfen, damit Betroffene<br />
wieder möglichst scharf und klar sehen können.<br />
Text Paul Howe<br />
Ab dem 60. Lebensjahr kann die menschliche Augenlinse trüb werden.<br />
Bei fast 10 Millionen Menschen in Deutschland schreitet die Trübung<br />
so weit voran, dass das Sehen dadurch stark eingeschränkt wird: Bilder<br />
werden unscharf, Kontraste verschwimmen und die Blendempfindlichkeit<br />
nimmt zu. Augenärzte nennen diese Augenerkrankung – im Volksmund<br />
als Grauer Star bekannt – Katarakt. Die Ursachen sind bis heute nicht vollständig<br />
geklärt. Zum Teil spielen die Gene eine Rolle, aber auch der Lebensstil. So<br />
kann Zigarettenrauch das Risiko für eine Linsentrübung erhöhen, während eine<br />
gesunde, vitaminreiche Ernährung sich positiv auswirkt. Um zu vermeiden,<br />
dass die Sicht so schlecht wird, dass der Patient über Hindernisse in der eigenen<br />
Wohnung oder im Straßenverkehr stürzt, sollten Menschen ab dem 60. Lebensjahr<br />
einmal jährlich zur augenärztlichen Kontrolle gehen.<br />
800.000 OPs<br />
Die Behandlung des grauen Stars gilt in Deutschland als Routineeingriff: Jedes<br />
Jahr operieren deutsche Augenärzte mehr als 800.000 Augen, um die getrübte<br />
Linse durch eine Kunstlinse auszutauschen. Mit einer Erfolgsrate von 90 bis 100<br />
Prozent gehört die Operation des grauen Stars zu den erfolgreichsten Eingriffen<br />
überhaupt. Bei fast allen Betroffenen bessert sich das Sehvermögen danach<br />
deutlich, vorausgesetzt, es liegen keine anderen Augenerkrankungen vor. Bei<br />
der Operation schneidet der Augenchirurg mithilfe eines Laserstrahls oder mit<br />
einem Messer eine zwei bis drei Millimeter breite Öffnung in die Hornhaut des<br />
Auges. Üblicherweise wird zunächst nur das Auge behandelt, das am stärksten<br />
von der Trübung betroffen ist. Einige Tage oder Wochen später folgt das zweite.<br />
Während der Heilungsphase<br />
von zwei bis vier Wochen<br />
pro Auge muss der Patient<br />
Augentropfen einnehmen<br />
und regelmäßig zur<br />
augenärztlichen Kontrolle<br />
gehen. Es gibt verschiedene<br />
Arten von Kunstlinsen,<br />
auch Intraokularlinsen<br />
(IOL) genannt, die bei der<br />
Operation eingesetzt<br />
werden können. Welche<br />
sich am besten eignet,<br />
entscheidet der Augen-<br />
50%<br />
zwischen 52 und 64 Jahren<br />
haben einen Grauen Star<br />
chirurg bei einer gründlichen Voruntersuchung. Eine sogenannte Monofokallinse<br />
kann so ausgewählt werden, dass der Patient nach dem Eingriff in der Nähe<br />
oder auf mittlere Distanz oder in der Ferne scharf sieht. Multifokallinsen ermöglichen<br />
scharfes Sehen auf allen Distanzen, sodass der Patient nach der Operation<br />
keine Brille mehr braucht. Diese sind jedoch teurer und kommen nicht für<br />
jeden infrage. Die Kosten für den Eingriff, die Standardvor- und nachuntersuchung<br />
sowie eine Standardlinse trägt die Krankenkasse. Zusätzliche Leistungen,<br />
wie etwa Multifokallinsen, muss der Patient in der Regel selbst bezahlen. Die<br />
Betroffenen sollten sich im Vorfeld über die Kostenübernahme der Behandlung<br />
mit ihrer Krankenkasse beraten.<br />
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