Elbgeflüster Oktober 2021
Das Lifestyle-Magazin für den Landkreis Meißen und Oschatz.
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ERLEBNIS ELBLAND<br />
KOLUMNE<br />
Leben in einer WG<br />
Viele Angehörige denken eine WG sei nichts anderes<br />
als ein Pflegeheim. Das stimmt so nicht. Die Idee<br />
dahinter ist, ein Zusammenleben zu finden, wo Menschen<br />
individuell mitbestimmen können. Man orientiert<br />
sich am Alltagsleben nicht an der Pflege, was natürlich<br />
dazu gehört und wichtig ist. Es ist familiär, man<br />
kennt sich. Man sitzt zusammen im Gemeinschaftsraum,<br />
man isst gemeinsam und schaut Fernsehen.<br />
Es werden Gespräche mit den Betreuerinnen geführt,<br />
meistens geht es um „früher“ – jeder hat seine eigene<br />
Geschichte.<br />
„Ganz still und doch Emotional“<br />
so beginnt meine Geschichte.<br />
Es ist Mittwoch 10:00 Uhr, ich betrete den Gemeinschaftsraum.<br />
Gemeinsam sitzen die Bewohner am<br />
großen Tisch. Man schaut aus dem Fenster oder nickt<br />
sich wortlos zu. Werde ich diese Stille durch meine<br />
Anwesenheit durchbrechen? Was kann ich tun? Diese<br />
Frage stelle ich mir oft.<br />
Eine Bewohnerin, ich nenne sie Frieda, berührt meinen<br />
Arm, sie schaut mich fragend an und zeigt auf<br />
den Platz gegenüber. Der Name fällt ihr nicht ein. Ich<br />
bemerke, wie sie grübelt und nachdenkt. Es ist „Muttchen“.<br />
So wird sie liebevoll von uns genannt. Sie ist<br />
schon den 2. Tag nicht da. Ich erkläre Frieda das sie<br />
in der Klinik ist. Wortlos dreht sie sich um und fragt<br />
nach Kartoffeln. Sie schält gern Kartoffeln, das macht<br />
sie gern, das kennt sie, schließlich war sie Hausfrau<br />
und Kochen gehörte dazu. Helga lacht, beobachtet<br />
uns und erzählt ganz nebenbei, dass sie auch früher<br />
Gemüse geputzt hat und Möhren geschält hat. Was sie<br />
nun nicht mehr kann. Sie ist halbseitig gelähmt, aber<br />
sie ist nicht allein, was sie auch genießt. Am Tisch wird<br />
es wieder still, im Hintergrund läuft Musik „Volkslieder“<br />
was aber kaum einer wahr nimmt.<br />
An der Tür klingelt es. Sanitäter schieben einen Rollstuhl<br />
rein. Unser „Muttchen“ ist wieder da. Sie ist<br />
aufgeregt und weint. Ich hol ein Glas<br />
Wasser. Sie weiß nicht wo sie ist, sie<br />
kennt das Zimmer nicht und überhaupt<br />
mag sie nicht Hier sein. Ich beruhige sie<br />
und sage ihr, dass sie zu Hause ist. Ich<br />
gehe in den Gemeinschaftsraum zurück.<br />
Frieda schiebt mir die Kartoffeln zu und<br />
ich bedanke mich. Da kam mir der Gedanke,<br />
was wäre, wenn wir gemeinsam<br />
ins Zimmer gehen. Ich nahm Friedas Hände,<br />
„Muttchen ist wieder da, sie liegt im<br />
Zimmer, wollen wir nach ihr schauen?“<br />
Sie nahm ihren Rollator und ich den Rollstuhl in dem<br />
Helga saß. Auf dem Weg ins Zimmer kamen mir Zweifel,<br />
doch ich musste es versuchen. Sie muss sich an uns<br />
erinnern dachte ich. Wir gingen gemeinsam ins Zimmer<br />
und nahmen am Bett Platz. Dann passierte etwas, womit<br />
ich nicht gerechnet hatte. Sie nahmen sich bei der<br />
Hand und lagen sich in den Armen. Sie erkannte Frieda.<br />
Mit ihr hatte sie doch immer Kartoffeln geschält und<br />
Helga hat sie Ihr Glas gefüllt, weil sie es nicht konnte.<br />
Mir schossen die Tränen ins Gesicht, ich war wie gelähmt<br />
da und war von Emotionen überwältigt. Auch das<br />
gehört dazu WG-Familie.<br />
Auch wenn man sich nicht mit Namen kennt oder ansprach.<br />
Sie saßen gemeinsam am Tisch, schweigend,<br />
aber im Inneren verbunden.<br />
An diesem Tag wurde mir klar, die kleinen Gesten, oder<br />
das Zuzwinkern und die Hand halten. Das ist unsere<br />
Wohngemeinschaft.<br />
Sie haben Interesse an diesem Konzept<br />
als Mitarbeiter oder als Mitbewohner?<br />
Dann melden Sie sich bei uns!<br />
Pflegedienst Elblandschwestern<br />
Inh. Kerstin Brunner-Haak<br />
Kurt-Schlosser-Str. 22 · 01591 Riesa<br />
Tel. 03525 / 518110 · E-Mail: info@elblandschwestern.de<br />
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32 OKTOBER <strong>2021</strong> elbgeflüster ®