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ZÜRCHER STADTVERBAND FÜR SPORT
#3 September 2021
Timo Villinger
Enge Schuhe, starke Arme
Günstigere
Hallen
für Zürcher
Vereine
Seite 6
Stars von morgen
Tenniswelt zum Greifen nah
2 Herzlichen Dank unseren Gönnern
Die Weltneuheit für Gross und Klein kommt zurück in die grösste
Eventlocation der Schweiz. Sichern Sie sich Ihren Zeitslot für
die rasanten Drifts auf dem Elektrokart im Hallenstadion Zürich!
KARTRACE ON ICE
Yasmine Bourgeois
Kreis 7 + 8
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Përparim Avdili
Kreis 9
«Wir schwitzen für
den Zürcher Sport.»
Am 13. Februar 2022 wieder in den Gemeinderat.
LISTE 2
13. Februar 2022
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Ein Projekt des Zürcher Stadtverbandes für Sport (ZSS)
Editorial/Inhalt 3
Von Erfolgen und
Rückschlägen
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Reportagen
4 Lokaltermin
Ein Besuch beim Ruderclub Zürich,
wo die Türen während der Ferien offen
sind für Schnupperkurse
4
Im Nachhall des Olympia-Sommers sind die Schlagworte: «höher»,
«weiter», «schneller» und «gewinnen» allgegenwärtig. Dabei sind wir uns
bewusst, dass da noch ganz viel anderes ist, was Sport zu leisten vermag,
und welchen Wert er für die Gesellschaft generiert. Der Sportverein bietet
besonders jungen Menschen die Möglichkeit, sich selbstbestimmt einzubringen:
eine Idee zu vertreten, eine Taktik auszuprobieren oder gar erste
Führungsverantwortung zu übernehmen in einem Team oder durch das
Leiten eines Trainings. So beispielhaft vorgelebt vom Ruderclub Zürich,
wo die Juniorinnen und Junioren um Aaron Dürst die Ferienkurse leiten
und so die Begeisterung für den Rudersport an Jüngere weitergeben.
Unsere Reportage dazu startet auf Seite 4.
Wer höher hinauswill, tut es Speedkletterer Timo Villinger gleich und
schafft sich im Zusammenspiel von Verein, Schule und Lehrbetrieb ein
solch stimmiges Umfeld, dass er immer noch ambitioniertere Ziele verfolgen
kann. Im Porträt auf Seite 8 erzählt Timo, dass manchmal auch
alles schiefläuft und man wirklich die Wände hochgehen könnte.
Dass Erfolge und Rückschläge so nahe beieinanderliegen wie Licht und
Schatten, wissen auch Daniel Valent und Robin Roshardt. Die beiden
ehemaligen Tenniscracks vermitteln ihren Schützlingen in der Progressive
Tennis Academy in Zürich ganz viel Können, Wissen und Erfahrung,
aber eines ganz bewusst nie: Illusionen! Der Weg an die Spitze ist
bekanntlich weit und hart und nicht einmal immer gerecht.
Viel Spass bei der Lektüre!
Herzlich,
Christoph Frei
ZÜRCHER STADTVERBAND FÜR SPORT
8 Porträt
Der 18-jährige Sportkletterer Timo Villinger
muss einen Dämpfer verkraften
14 Erfolgreicher Nachwuchs
Auf der Suche nach dem nächsten Federer
Interview
6 ZSS-Seite
Stadtrat Filippo Leutenegger will die
Gebühren für Vereine senken.
Ein Interview mit Zürichs Sportminister
12 Was macht eigentlich …?
Kaum jemand hat für die Leichtathletik
in der Schweiz so viel geleistet wie er:
Patrick Magyar im Zürisport-Interview
Rubriken
7 Sportamt
Sport im Herbst
10 Mix
Sportliches Allerlei
11 Kolumne
Das aufregendste Fussballspiel des Landes
erlebt dieses Jahr eine Renaissance
13 Agenda
Zürcher Sportevents auf einen Blick
8
14
Stars von morgen
Tenniswelt zum Greifen nah
#3 September 2021
Timo Villinger
Enge Schuhe, starke Arme
Günstigere
Hallen
für Zürcher
Vereine
Seite 6
Zuletzt musste Sportkletterer Timo
Villinger (18) einen Dämpfer hinnehmen:
Statt den nächsten Schweizer Meistertitel
zu erringen, schied er am 3. Juli anlässlich
der Schweizer Meisterschaften im Speedklettern
aus. «Ich machte alles falsch, was
sich falsch machen lässt», blickt Villinger
auf das belastende Resultat zurück.
Porträt auf Seite 8.
Bild: Vladek Zumr
Impressum Nr. 3/16. September 2021 Zürisport erscheint viermal jährlich Auflage: 37 126 (notariell beglaubigt)
Geht an alle Mitglieder der Stadt zürcher Sportvereine, die über ihre Dachverbände dem ZSS angeschlossen sind.
Herausgeber Zürcher Stadtverband für Sport, 8000 Zürich, zss.ch
Redaktion und Anzeigenverwaltung Jennifer Singer, Xess Marketing AG, jennifer.singer@xess.ch
Adressänderungen Zürcher Stadtverband für Sport, 8000 Zürich, Tel. 044 396 25 55 (Di – Do, 8 –17 Uhr), info@zss.ch
Konzept und Layout Xess Marketing AG, Zollikon Druck ZT Medien AG, 4800 Zofingen
4 Lokaltermin
Bereit zum Einsteigen
Hohe Konzentration und voller Körpereinsatz auf dem Wasser, an der frischen Luft:
Rudern fördert Psyche und Physis. Ein Besuch beim Ruderclub Zürich, der während
der Ferien seine Tore jeweils für Neulinge und Interessierte öffnet.
Die Ferienkurse des
Ruderclubs Zürich
vermitteln neben den
Grundlagen des Rudersports
eine grosse Portion
Teamspirit.
Es ist 10.12 Uhr. «Attention, go!», hallt der Ausruf
eines jungen Mannes an diesem sonnigen Freitagmorgen
über den Zürichsee. In der Hand hält er
eine rote Startflagge, die Sekundenbruchteile später auf
den Boden des blechernen Motorboots fällt. Sofort setzen
11 Ruderer zum Anriss an, 22 Ruderblätter durchschneiden
scharf den blauen See vor der Saffa-Insel. Ein jedes der
drei Ruderboote, zwei Doppelvierer und ein Doppeldreier,
will zuerst ins Ziel kommen, die Strecke bis zur Badi Mythen-
quai am schnellsten bewältigen. Für die elf Jungen und
Mädchen geht es an diesem Morgen darum, zu zeigen, was
sie während der letzten Woche im Ferienkurs beim Ruderclub
Zürich (RCZ) gelernt haben.
In der Stadt Zürich ist der RCZ eine Institution mit langer
Tradition. 1920 von einigen Fussballern des FCZ
gegründet und seit dem Winter 1936/37 eigenständig,
zählt der Verein im Leistungs- und Breitensport heute über
400 Mitglieder zwischen 13 und 80 Jahren. Mehr als die
Hälfte sind Frauen. Und das Vorurteil, Rudern sei ein elitärer
Sport – stimmt es? «Ganz und gar nicht. Willkommen
ist jede Ruderin und jeder Ruderer – ungeachtet ihres
Geschlechts, Alters, ihrer Stellung oder bisheriger Rudererfahrung»,
sagt Aaron Dürst, der den Kurs leitet.
Den Blick auf die Historie muss der Club nicht scheuen:
Nach der Gründungszeit dominierte der RCZ während
dreier Jahrzehnte den Leistungssport. Insgesamt eroberten
die RCZ-Ruderer in dieser Zeit mehr als 70 Schweizer
Meistertitel, 2 Olympia-Medaillen, 3 Europameistertitel
und 6 Siege an der prestigeträchtigen Henley Royal Regatta
in England.
Eigentlich schon letztes Jahr hatte der Club sein 100-
jähriges Bestehen feiern wollen – doch der Ausbruch der
Corona-Pandemie und die Verkündung des Lockdowns
vonseiten des Bundesrats setzte jeglichen Festivitäten ein
abruptes Ende. 57 zum Teil prächtige Boote, vom Einer bis
zum Achter, sie alle lagen plötzlich auf dem Trockenen.
Lokaltermin 5
Hast du Lust auf ein Probetraining?
Vom Einsteiger bis zur ambitionierten Breitensportlerin finden im
Ruderclub Zürich alle ein passendes Angebot: offenes Training,
Anschluss an Trainingsgruppen, Tages- und Wochenendausflüge
sowie Ferien-Wanderfahrten. Kindern und Jugendlichen ab
12 Jahren ermöglicht der RCZ ein Schülerrudern für einen ersten
Einblick in die Ruderwelt. Bedingung ist, dass die Kinder
schwimmen können. > rcz.ch/leistungssport/regattieren
Auskünfte
Sam Glynn, Headcoach der LCZ-Leistungssportabteilung,
trainer@rcz.ch
Auch die Kraft- und Fitnessgeräte im clubeigenen Trainingsraum
lagen von heute auf morgen brach.
Und während an den Olympischen Spielen in Tokio der
Rudersport an diesem Freitag in den Fokus rückt, weil
Jeannine Gmelin in der Einer-Konkurrenz dank eines
zweiten Rangs in ihrem Vorlauf in den Viertelfinal vorstösst,
trudeln kurz vor 9 Uhr die ersten Kinder beim Clubhaus
am Mythenquai 87 ein. Dürst begrüsst alle persönlich,
kennt jeden beim Namen. Der 25-Jährige, bis vor wenigen
Jahren selbst Leistungssportler, arbeitet seit 2014 als Assistenztrainer
im RCZ und kümmert sich in dieser Funktion
auch um die Ferienkurse, die jährlich im Sommer und
Herbst angeboten werden (siehe Box). Gemeinsam mit
einer Juniorin und zwei Junioren betreut er die 11-köpfige
Gruppe seit fünf Tagen. Dazu gehören auch die Brüder
Aaron (11) und Benjamin (14). «Wir haben viel gelernt, es
war eine sehr coole Woche. Und wenn du allein im Skiff
(Ruder-Einer, Anm. d. Red.) auf dem See bist, kannst du
fast auch ein bisschen entspannen», sagt der Jüngere der
beiden. Die Energie und die Freude der Kinder ist das, was
Dürst motiviert: «Ob dann eine Übung gut oder schlecht
gemacht wird, ist eigentlich zweitrangig für mich. Viel
wichtiger finde ich, dass die Kinder auch mal den Kopf lüften
können, vielleicht die Schule und Probleme vergessen
und es einfach mal lustig haben.»
Probleme an diesem Freitagmorgen bereiten weder
der nach den unzähligen Regenfällen nach wie vor hohe
Wasserpegel noch ein Mangel an Motivation, allerhöchstens
die Sommerhitze: Schon vor Mittag herrschen 30
Grad. Die Sonne brennt. So wird auch schon beim Aufwärmen
geschwitzt. Das zweieinhalbstündige Programm
ist dicht, und vor allem die Plausch-Regatta kostet unter
diesen Bedingungen viel Schweiss. Zurück an Land blickt
man dann in viele erschöpfte, aber dennoch strahlende
Kindergesichter. Die 12-jährige Nina hat ihre eigene
Erklärung für die Faszination Rudern: «Das Gefühl, wenn
man im Boot sitzt, die Ruder durchs Wasser zieht und sich
vorwärtsbewegt, das ist ein ganz anderer Sport, als wenn
man an Land immer das Gleiche macht, zum Beispiel
Fussball spielen.»
Text und Bilder: Erik Hasselberg
Herbstferienkurs für Kinder
Der RCZ bietet via Sportamt in den Herbstferien Kurse an.
Es gibt noch Plätze. Anmeldung: > sportamt.ch/kurse
«Rudern ist eine
Lebensschule»
Mit Aaron Dürst sprach Erik Hasselberg
Wie ginge es für Kinder nach dem
Ferienkurs weiter?
Aaron Dürst: Das kommt grundsätzlich
auf das Alter an. Jemanden, der schon 15,
16 Jahre alt ist, würden wir nach Möglichkeit
schneller in die Leistungssport-
abteilung integrieren. Das hiesse dann,
während zwei bis drei Monaten regelmässig
ein, zwei Trainings pro Woche zu
absolvieren, bevor wir weiterschauen, ob
mehr drin liegt. Für die Jüngeren bieten
wir während circa einem halben Jahr
wöchentlich zwei Termine an, bevor wir
über einen möglichen Wechsel in den
Leistungssport sprechen.
Was heisst Leistungssport?
Grundsätzlich möchte ich da allen Eltern
erst einmal ihre Ängste und Bedenken
nehmen. Klar, es geht um den Wett-
bewerb und irgendwann auch darum,
Regatten zu fahren. Aber es bedeutet
nicht, von heute auf morgen plötzlich fünf
Trainings pro Woche zu absolvieren, da
wächst man rein. Wir versuchen, auf die
individuellen Hintergründe der Jugendlichen
einzugehen, Rücksicht zu nehmen
und den Sport mit Schule, Lehre und
Ausbildung zu vereinbaren.
Wieso sollten Kinder rudern?
Rudern ist eine Lebensschule. Man sitzt
wortwörtlich zusammen in einem Boot,
muss lernen, mit anderen umzugehen,
egal ob man sie mag oder nicht. Die
Kinder übernehmen Eigenverantwortung
und helfen sich gegenseitig. Und nicht
zuletzt erleben sie einen Wassersport,
kommen an die frische Luft, trainieren
Körper, Ausdauer und Konzentration.
Der ganzheitliche Aspekt in dieser
Sportart ist faszinierend.
Interview
Der 25-jährige Psychologiestudent ruderte von
2008 bis 2013 als Leistungssportler für den RCZ,
ehe ihn Verletzungen ausbremsten. Im Interview
spricht er über den Trainingsalltag und erklärt, wieso
Kinder mit dem Rudern beginnen sollten.
Was brauchen Kinder an Ausrüstung,
um mit dem Rudern starten zu
können?
Eigentlich nicht viel: Turnschuhe,
Trainingskleidung, eine Sonnenbrille und
-mütze und Sonnencreme.
Noch ein Wort zur Location: Eignet
sich der Zürichsee überhaupt fürs
Rudern?
Im Herbst und Winter kann man über den
See nicht klagen, vor allem morgens ist
das Wasser sehr ruhig. Im Sommer teilt
man den See mit Motorbooten und
Kursschiffen, und entsprechend ist der
Wellengang.
Aaron Dürst (25) ist seit 2014
Assistenztrainer beim RCZ, daneben
studiert er Psychologie und Politikwissenschaften
an der Uni Zürich.
6 ZSS-Seite
«Die Sportförderung liegt mir sehr am Herzen»
Vereine sorgen für ein attraktives Sportangebot und den
«sozialen Kitt». Die Stadt Zürich würdigt den meist ehrenamtlichen
Einsatz unter anderem durch günstige Gebühren
für Sportanlagen. Diese sollen sich nun halbieren.
Initialzündung zur Gebührenreduktion für Sportanlagen gab der politische Gegenvorschlag
zur Initiative «Sportstadt Züri». Zwar scheiterte diese vergangenen Herbst an der Urne, aber
der Vorsteher des Schul- und Sportdepartements, Filippo Leutenegger, erkannte Handlungsbedarf.
Nun ist es so weit: Die Gebühren werden halbiert. Zürisport hat nachgefragt, warum
Sportanlagen für die Vereine nicht gratis sind.
Mit Filippo Leutenegger sprach Jennifer Singer
Filippo Leutenegger, warum zahlen Stadtzürcher
Sportvereine überhaupt Gebühren
für Sportanlagen?
Sie leisten damit einen Beitrag an den
Betriebskosten der genutzten Sportanlage.
Allerdings profitieren Stadtzürcher Sportvereine
von sehr grosszügigen Rabatten. Mir
sind gute Rahmenbedingungen für die lokalen
Sportvereine wichtig. Nach dem klaren
Nein zur Initiative «Sportstadt Züri» war klar,
dass ein Gratisangebot nicht infrage kommt.
Die Sportförderung liegt mir aber sehr am
Herzen, daher will ich die Gebühren für die
Stadtzürcher Sportvereine weiter senken.
Kinder- und Jugendtrainings können die Vereine
gratis durchführen. Und für alle anderen
Trainings erhalten die Vereine künftig 90 Prozent
Rabatt.
Das bedeutet, Sie halbieren die bisherigen
Gebühren. Was haben Sie rückblickend auf
Ihre Amtszeit als Sportminister sonst noch
für den Sport erreicht?
Gerade das Engagement der Sportvereine
für Kinder und Jugendliche beeindruckt
mich sehr. Die Freiwilligenarbeit, die in den
Vereinen geleistet wird, kann nicht genug
ZSS für die Sportvereine am Ball
geschätzt werden. Darum engagiert sich die
Stadt ausserordentlich für den Sport. Und es
freut mich, dass wir den Jugendsportkredit
von 2 auf 2,6 Millionen Franken erhöhen
konnten.
Zudem investiert die Stadt Zürich bis 2030
rund 400 Millionen Franken in die Sanierung
und Instandhaltung der Sportinfrastruktur.
Dabei entstehen viele neue Sporthallen und
Schulschwimmanlagen. Diese stehen ausserhalb
der Schulzeit auch den Vereinen und der
Bevölkerung zur Verfügung.
In der Stadt wird’s eng für den Sport. Wo
sehen Sie bezüglich der Sport-Infrastruktur
die grössten Herausforderungen für
die kommenden Jahre?
Die Stadt wächst nur bevölkerungsmässig,
leider nicht flächenmässig. Das heisst, dass
wir kreativ sein müssen. Beim neuen Sportzentrum
Oerlikon zum Beispiel planen wir
eine Stadtzürcher Premiere: einen Fussballplatz
auf dem Dach des Sportzentrums. So
können wir einen zusätzlichen Fussballplatz
errichten, ohne zusätzliche Fläche zu überbauen.
Im Zusammenhang mit dem Gegenvorschlag zur Initiative «Sportstadt Zürich» gelang es dem
ZSS im Gespräch mit Interessengruppen und politischen Gremien, die Bedürfnisse der
Stadtzürcher Sportvereine aufzuzeigen. Eine wichtige und notwendige «Intervention» des
Sportdachverbandes, denn die ursprüngliche Initiative und ein erster Entwurf des Gegenvorschlags
waren nicht im Interesse der Stadtzürcher Sportvereine. Im Gegenteil; ihnen wären
erhebliche Nachteile entstanden. So beinhaltete beispielsweise der Gegenvorschlag den
Gratis-Eintritt für alle in die städtischen Freibäder. Der ZSS befürchtete so einen Dichtestress
für die Wassersportvereine. Er hätte den Gegenvorschlag nur dann unterstützen können,
wenn darin auch die Interessen der Sportvereine berücksichtigt worden wären – beispielsweise
mit einem Gebührenerlass für die Benutzung der Sportanlagen. Im Herbst 2020 wurde
der Gegenvorschlag schliesslich an der Urne verworfen. Trotzdem arbeitete der ZSS auf
politischem Weg weiter an der Durchsetzung seiner Ziele. Dass die Gebühren für die Zürcher
Sportvereine nun halbiert werden, freut den ZSS natürlich. Damit erhalten die Sportvereine
eine weitere Anerkennung für ihre aufwendige und wichtige Arbeit.
«Das Engagement der Sportvereine für Kinder
und Jugendliche beeindruckt mich sehr.»
Stadtrat Filippo Leutenegger
Der ZSS macht sich stark für den Erhalt
und den Ausbau von Sportanlagen – welche
Bedeutung kommt dem Dachverband
in politischer Hinsicht zu?
Wenn es um gute Rahmenbedingungen für
den Sport geht, ist es legitim, dass sich die
Zürcher Sportvereine auch politisch engagieren.
Dafür hat der ZSS im Parlament eine
Sport-Lobby aufgebaut, die seine Anliegen
gut unterstützt.
Und welche Rolle kommt den Sportvereinen
bei wichtigen (sport-)politischen Abstimmungen
zu?
Auch hier ist es legitim, dass sich Sportvereine
politisch für gute Rahmenbedingungen
einsetzen. Wenn jede Sportlerin und jeder
Sportler in der Stadt Zürich konsequent
für den Sport stimmt, hat das beträchtliches
Gewicht.
Halbierung der
Gebühren
Ab März 2022 bezahlen Zürcher Vereine neu nur
noch 10 % (bisher 20 %) des Vollkostenpreises.
Das entspricht einer Halbierung der Gebühren.
Weiterhin kostenlos ist die Nutzung für Stadtzürcher
Vereine mit Kinder- und Jugendsportangeboten.
Was heisst das jetzt konkret für einen
Verein, der eine Doppelhalle nutzt?
Berechnungsbeispiel für ein Training à
90 Minuten während 35 Wochen pro Jahr:
bisher: Fr. 1 113.00 (20 % des Vollkostenpreises)
neu: Fr. 556.50 (10 % des Vollkostenpreises)
Der Verein spart somit 556.50 Franken pro Jahr.
Sportamt 7
Wer soll den Sportpreis 2021
erhalten?
Die Stadt Zürich zeichnet herausragende sportliche Leistungen,
Nachwuchstalente oder besonderes Engagement in der Sportförderung
mit dem Sportpreis aus. Wer soll den Sportpreis für
das Sportjahr 2021 erhalten? Reichen Sie jetzt Vorschläge ein.
Einfach das Formular für die Nomination 2021 ausfüllen und
abschicken. > sportamt.ch/sportpreis
Kategorien und Kriterien für die Nomination
In der Kategorie «Team/Einzelsport» wird eine Athletin,
ein Athlet oder ein Team ausgezeichnet. Voraussetzungen für
eine Nomination sind – neben dem Wohnsitz in der Stadt
Zürich oder der Zugehörigkeit zu einem Stadtzürcher Sportverein
– internationale Erfolge, wie Europa- und Weltmeisterschafts-Medaillen
oder vergleichbare Spitzenleistungen.
In der Kategorie «Nachwuchs» gelten sinngemäss dieselben
Kriterien für Sportlerinnen und Sportler, die an internationalen
Nachwuchswettkämpfen Erfolge feiern durften. Zudem können
auch vielversprechende Talente ausgezeichnet werden.
Die Auszeichnung der Kategorie «Sportförderung» wird an
Personen oder Organisationen vergeben, die sich für die
Förderung des Sports in der Stadt Zürich überdurchschnittlich
verdient gemacht haben.
So wird der Jugendsport
unterstützt
Das Sportamt der Stadt Zürich unterstützt den Jugendsport für
das Jahr 2021 mit insgesamt 2,6 Millionen Franken. Von den
Beiträgen profitieren 205 städtische Vereine und Organisationen
mit knapp 17 000 sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen.
Der Gemeinderat der Stadt Zürich hat den Jugendsportkredit für
2020 auf 2,35 Millionen Franken und ab 2021 auf 2,6 Millionen
Franken erhöht.
Wer bekommt Jugendsportfördergelder?
Bezugsberechtigt sind Stadtzürcher Vereine und Sportorganisationen,
die regelmässige Sportangebote für Kinder und Jugendliche
durchführen: Für Mitglieder im «Jugend+Sport»-Alter mit
Wohnsitz in der Stadt Zürich können Beiträge geltend gemacht
werden.
Individualbeiträge gehen zudem an Kinder und Jugendliche im
Bereich Spitzensport mit einer «Swiss Olympic Talent Card» und
einer «Sporthilfe-Patenschaft». Ausserdem gehen Beiträge an
Kinder und Jugendliche mit einer Behinderung, die aktive
Mitglieder einer entsprechenden Sportorganisation sind.
Beiträge für 2022 beantragen
Wer ein Gesuch für das Beitragsjahr 2022 stellen möchte,
kann die Formulare ab Dezember 2021 online beziehen.
> zss.ch/jugendsport
Sportzentrum Oerlikon
Am 23. Juni wurde das Siegerprojekt aus dem Architekturwettbewerb
für das Sportzentrum Oerlikon bekanntgegeben: «Ammonit»
von Boltshauser Architekten überzeugte die Jury.
Mehr Kapazität an Wasser-, Eis- und Rasenfläche
Das geplante Sportzentrum vereint Hallenbad, Sommerbad,
Eishalle und Rasensport und weist eine höhere Kapazität von
Wasser-, Eis- und Rasenfläche aus. Es bietet sieben statt wie bisher
sechs Rasensportfelder und eine Eishalle mit zwei Spielfeldern, die
ganzjährig genutzt werden können. Das Hallenbad wird über ein
50-Meter-Becken mit zehn statt bisher acht Bahnen verfügen und
der Sprungturm erfüllt die Anforderungen, um nationale und
internationale Wettkämpfe durchzuführen. Neu wird es ein Freibad
mit Familienbereich und zwei 50-Meter-Schwimmbahnen geben.
Betrieb während der Umbauphase
Während der Bauphase stehen weniger Fussballplätze zur Verfügung.
Zudem müssen die sechs Tennisplätze des TC Oerlikon dem
Sportzentrum weichen. Der Betrieb von Hallenbad und Eisbahn
kann während des Baus ohne Einschränkungen weitergeführt
werden.
Mehr Informationen und Impressionen:
> stadt-zuerich.ch/wettbewerbe
Sportamt der Stadt Zürich
sportamt.ch
> sportamt.ch/newsletter
> sportamt.ch
8 Porträt
Die
Vertikalkraft
aushebeln
Der Zürcher Sportkletterer Timo Villinger
hat nacheinander in drei Altersklassen
den Schweizer Meistertitel errungen.
Jetzt sieht er sich mit neuen Gegebenheiten
konfrontiert und herausgefordert.
Einen Nachmittag und eine Nacht verbrachte Timo Villinger
Anfang August besonders gespannt vor dem Fernseher. Die
Olympischen Spiele in Tokio waren der Grund – genauer: die
Olympia-Premiere der Sportkletterer. «Faszinierend, was diese Sportler
und Sportlerinnen boten» , sagt Timo Villinger. So überraschten ihn Athletinnen
und Athleten, die nicht nur in ihrer Paradedisziplin hervorragend
kletterten, sondern sich als Allrounder profilierten. Und ebenso staunte er
über «neue junge Gesichter, die ich zuvor noch nie gesehen habe». Vor
allem aber machte sich bei ihm eines breit: Mitleid mit den Athleten.
«Alle drei Disziplinen an einem Tag: Das finde ich unfair und eine unnötige
Riesenstrapaze.»
Timo Villingers Wertung hat Gewicht. Er ist selbst Sportkletterer –
auf sehr hohem Niveau. Allerdingst sagt er auch: «Ein Wettkampf, wie er
in diesem Jahr bei Olympia stattfand, ist nicht meins.» Der Hintergrund
für die an sich überraschende Aussage liegt in seiner Spezialisierung.
Timo Villingers Disziplin heisst Speed. Im Kampf um die Olympia-
Medaillen zählte aber der Dreikampf aus Bouldern, Lead und Speed.
Trotzdem, Olympia kann durchaus zum Thema werden für den talentierten
Zürcher. Ab 2024 sind auch auf dieser Stufe Einzelmedaillen zu
gewinnen (Speed sowie Bouldern und Lead zusammen). «So ist Olympia
auch für mich ein Ziel und eine Vision, die mich begleiten wird»,
sagt er. Ob 2024 allerdings realistisch ist, fragt er sich. Optimistisch
formuliert er: «Möglich ist alles.» Wahrscheinlicher aber, so denkt er,
dürfte 2028 oder 2032 sein.
Mit dem Klettern begann Timo Villinger in der 5. Klasse – durch
einen Kick seiner Eltern. «Meine Mutter meldete mich zu einem Kurs
an, was mich zuerst gar nicht begeisterte», erinnert er sich. Die Faszination
entwickelte sich allerdings rasch – und wurde zu einem wichtigen
Lebensinhalt. «Eine faszinierende Sportart», erkannte er, «da kannst du
über dich hinauswachsen.»
Rasch zeigte sich Villingers Talent. Er schloss sich der SAC-Trainingsgruppe
Zürich an, wechselte wegen des Sports nach einem Jahr
Sekundarschule in die Kunst- und Sportschule Birch. Da bot sich die
Gelegenheit, dem Sport parallel zur Ausbildung grossen Stellenwert
einzuräumen. Anschliessend begann er die Lehre zum Detailhändler
bei Bächli Bergsport. Auch in diesem Umfeld ist das Verständnis gross.
«Besser werden, schwierigere Herausforderungen meistern, immer neue
Ziele verfolgen und über mich hinauswachsen» – so beschreibt Villinger
seine Philosophie. Dazu passt, dass er sich früh aufs Speedklettern spezialisiert
hat. «Mit meiner Grösse, meinem Gewicht und meinen Fähigkeiten
passt das am besten zu mir. Und Speed bereitet mir auch am
meisten Spass.»
Spricht Timo Villinger vom Speedklettern, zeigt sich seine Begeisterung
in jedem einzelnen Wort. «Speed erfordert 100 Prozent Hingabe.
Speed duldet keine Halbheiten, verlangt volle Konzentration», sagt er.
Immer gleich präsentieren sich die Wände, die es zu meistern gilt. Mit
denselben Winkeln, den gleichen Griffen, derselben Neigung der
Wand. Was zählt, ist einzig und allein die Zeit. Es gilt, die Vertikalkraft
auszuhebeln und im richtigen Augenblick die gefragten Bewegungsabläufe
abzurufen. Entscheidend dabei: Schnellkraft, Tempo, mentale
Stärke.
«Ich war der Favorit und landete
auf dem letzten Platz»
Villinger zieht den Vergleich mit dem 100-m-Sprint der Leichtathleten:
«Auch da zählt die Perfektion. Jeden noch so kleinen Fehler gilt es zu
Porträt 9
«Klettern ist enorm
facettenreich»
Interview
Mit Rachel Kernen sprach Jörg Greb
Der 18-jährige Timo Villinger begann
seine Kletterkarriere mit 12 Jahren.
vermeiden. Er rächt sich.» Villinger weist einen Bestwert
von 7,40 Sekunden auf, nur 32 Hundertstel trennen ihn vom
Schweizer Rekord. Doch eine andere Zeit relativiert, oder sie
zeigt zumindest die Relationen auf: 5,28 – der Weltrekord.
«Das ist nochmals eine andere Welt», ist er sich bewusst. Er
sagt aber auch: «Ich kann noch einiges herausholen.»
Zuletzt musste Villinger einen Dämpfer hinnehmen. Statt
den nächsten Schweizer Meistertitel zu erringen, schied er
Anfang Juli in der ersten Runde des K.-o.-Wettbewerbs aus.
Ein Rätsel? Ein Blackout? Timo Villinger blickt nochmals
zurück auf das belastende Resultat: «Ich glitt aus, und dasselbe
Missgeschick unterlief mir beim zweiten Startversuch
erneut.» Noch sind die Emotionen greifbar. «Ich war der
Favorit und landete auf dem sechsten und letzten Rang»,
sagt er dazu und fügt an: «Ich machte alles falsch, was sich
falsch machen lässt.»
Mit etwas Distanz gewinnt er aus «diesem Desaster» aber
auch etwas Gutes: Villinger denkt, er habe seine Lehren aus
dem Misserfolg gezogen. «Man kann nicht immer gewinnen»,
sagt er. Um Distanz zu gewinnen, kletterte er in den
Folgewochen oft mit der Freundin und/oder den Eltern –
und vorwiegend in der Natur. Er genoss das, tankte Energie
und ist überzeugt: «Auf lange Sicht bringt mich auch diese
Negativerfahrung weiter.»
Rachel Kernen, Sie haben das
Sportklettern in Zürich in verschiedenen
Funktionen massgeblich
geprägt. Jetzt ist die Sportart
olympisch geworden und feierte
in Tokio ein viel beachtetes Debüt.
Ist die Begeisterung auch an den
Kletterwänden von Zürich zu
spüren?
Ja. Aber unser Aufschwung ist nicht
erst seit Tokio spürbar. Klettern wächst
seit Anfang der 90er-Jahre linear und
stetig. Darum rede ich nicht von einem
Boom.
Wie lautet das Erfolgsrezept?
Bei uns in Zürich werden viele Kinderkurse
angeboten. Sie sind wahnsinnig
beliebt. Und neue Kletterhallen öffnen.
Wir sind diesbezüglich sehr gut
aufgestellt.
Erwarten Sie einen Zusatzeffekt
durch Olympia?
Klettern hat viel Medienpräsenz
erhalten. Das belebt das Geschäft.
Und in dieses Gesamtbild passt, dass
die Schweiz 2023 die WM austragen
kann.
Wenn es jemand auch einmal versuchen
will: Zu welchem Weg raten Sie?
Einen Eintritt lösen für eine Boulder- oder
Kletterhalle. Wer am Seil klettern will,
meldet sich für einen Kurs an. Das ist
wichtig, denn am Seil hast du nicht nur die
Verantwortung für dich selbst.
Seilklettern in der Halle?
Natürlich lässt sich Seilklettern nicht nur in
der Halle ausüben. Klettern hat enorm
viele Facetten – vergleichbar mit dem
Velofahren.
Wie steht es um den leistungsorientierten
Nachwuchs in Zürich?
Der befindet sich nach einer Baisse im
Wiederaufbau. Wir sind auf gutem Weg
und haben wieder die richtigen Trainerinnen
und Trainer. Nicht einfach, ist die
Aufgabe doch mit viel Arbeit und magerer
Entlöhnung verbunden.
Wie finden Talente zum Sportklettern?
In Zürich vielfach über das Projekt «Talent
Eye» sowie über die regulären Kinderkurse
und natürlich über Eltern, die selbst
klettern.
«Kinder-Kletterkurse sind wahnsinnig beliebt.»
Rachel Kernen ist Geschäftsleiterin und Trainerin für
den Leistungssport bei Swiss Olympic.
Text: Jörg Greb
Fotos: Vladek Zumr
10 Mix
Ein Hauch von kalifornischem Muscle Beach:
Outdoor-Sportanlagen – viermal in Zürich.
MUSKELN STÄHLEN
UNTER FREIEM HIMMEL
Die Zürcherinnen und Zürcher zieht's nach draussen, und der unabhängige
Sport im Freien boomt wie nie zuvor. Die Muckis lassen
sich prima stählen an den vier modernen Street-Workout-Anlagen
Brunau, Hardhof, Irchelpark und Neubrunnenstrasse (Schulhaus Im
Birch). Auf den frei zugänglichen Anlagen weht fast ein Hauch von
kalifornischem Muscle Beach. Für Inspiration sorgt eine Tafel mit
Vorschlägen für Übungen. Wer die Einsamkeit des Joggingläufers
bevorzugt, der nutzt eine der vielen Finnenbahnen, Vitaparcours oder
Waldlaufstrecken. Wer mit viel Abwechslung und Spass trainiert,
bleibt auch langfristig am Ball.
> Scannen und Outdoorfitness in Zürich entdecken!
EUROPÄISCHE HOCKEY-LECKERBISSEN
Der Beginn der Hockey-Saison im Zürcher Hallenstadion
bringt europäische Top-Duelle aufs Programm: Der
tschechische Spitzenklub BK Mladá Boleslav ist anlässlich
der Champions Hockey League am 12. Oktober Gegner
der ZSC Lions. Hand aufs Herz: Wer kann sich an den
letzten Besuch im Hallenstadion erinnern? Der liegt lange
zurück, sehr lange. Letzte Saison hatten ZSC-Fans gerade
mal während fünf Spielen das Vergnügen, live in der Halle
zu sein. Danach bescherte die Pandemie ein leeres und
geisterhaft stilles Stadion. Umso grösser ist nun die
Vorfreude auf das europäische Hockey-Spektakel.
> zsclions.ch
Europäisches Spitzenhockey im Hallenstadion:
Am 12. Oktober spielen die ZSC Lions gegen
den BK Mladá Boleslav.
Mitmachen
und
gewinnen!
WELTKLASSE-TURNEN
Er gehört zu den hochkarätigen Sportevents in der
Schweiz: Am Swiss Cup vom 7. November treten die
weltbesten Kunstturnerinnen und Kunstturner aus zehn
Nationen in einem Paarwettkampf gegeneinander an.
Je eine Turnerin und ein Turner aus einem Land bilden ein
Team, wobei die beiden jeweils nacheinander antreten und
die Noten ihrer Übungen zu einem Gesamtwert addiert
werden. So sorgen der spannende Wettkampfmodus und
die Inszenierung mit speziellen Licht- und Toneffekten für
einen besonderen Event, der nicht nur bei Kunstturn-Fans
beliebt ist. Wer Ästhetik, Dynamik und Präzision liebt, wird
vom Wettkampf begeistert sein. > swiss-cup.ch
Wettbewerb
Fiebern Sie mit, wenn die besten Turnerinnen
und Turner der Welt ihr Können zeigen.
Gewinnen Sie mit etwas Glück 2 × 2 Eintritte
für den Swiss Cup vom 7. November 2021.
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«Weltklasse-Turnen» sowie Ihrer Postadresse. Die Preise werden per Post zugestellt. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Kolumne 11
Das Spiel der Spiele
Es gibt unverbesserliche Ignoranten, die Zürich als Fussballprovinz
bezeichnen. Natürlich stimmt es, dass der Meistertitel
seit 2010 ausschliesslich zwischen Basel und Bern ausgespielt
wurde – und dass die Zürcher Fussballklubs Asyl in einem Leichtathletikstadion
beanspruchen, in dem die Bise schon im September so sehr in
die Glieder fährt, dass man sich im ewigen November wähnt. Und es
stimmt, dass sowohl GC als auch der FCZ Stolz und Ehre vor allem aus
den musealen Erinnerungen schöpfen und das Imperfekt die einzige
Zeitform ist, in der von Erfolgen gesprochen werden kann.
Rein sporthistorisch gibt es da aber schon etwas richtigzustellen. Der
Rekordmeister (mit 27 Titeln) heisst bis auf weiteres GC – und da steht
der momentane Serien-Champion YB deutlich im Abseits: Er kommt
auf vergleichsweise bescheidene 15 Meistertitel und 7 Cup-Erfolge. Als
die Grasshoppers 1956 das 15. Mal Meister wurden, waren die Beatles
noch nicht geboren. Und als sie zum siebten Mal die Sandoz-
Trophäe in die Höhe stemmten (1940), tobte der Zweite Weltkrieg.
So viel zur Geschichte. Aber auch im Hier und Jetzt hat Zürich etwas
zu bieten, das in jeder echten Fussballdestination zur Normalität gehört,
das in der Schweiz aber abseits von Turicum fehlt: ein echtes Stadtderby.
Und nach dem Aufstieg der Grasshoppers – mit ein wenig chinesischer
Hilfe und ein paar portugiesischen Leihspielern aus Wolverhampton
– erlebt das aufregendste Fussballspiel des Landes in diesem
Jahr seine Renaissance.
Wie in Manchester, Liverpool, Glasgow, Madrid, Mailand und Rom
polarisiert das Derby auch in Zürich in höchstem Mass. Es bleibt ein
Klassenkampf und ein Duell der Ideologien – obwohl die Professionalisierung
die Unterschiede zwischen den Nachbarn reduziert hat.
Arbeiterklub gegen Nobelverein. Hongkong gegen Canepa. Niederhasli
gegen Aussersihl. Hardturm gegen Letzigrund. Der Schnitt geht
quer durch die Familie. Der Vater ist für den FCZ, die Tochter für Petar
Pusic, der Sohn für GC, der Grossvater für Peter Risi. Die Mutter plädiert
für ein Unentschieden. Die einen schätzen chinesisches Essen, die
anderen bevorzugen die Pizza Canepa.
Und wo steht Corine Mauch? Obwohl ihr nicht nachgewiesen
werden kann, dass sie ein Sportfan ist, müsste sie auf emotionaler Ebene
eigentlich mit dem FCZ sympathisieren. Erstens nennt sich der FCZ
Stadtklub, zweitens gehört der Letzigrund der Stadt Zürich, und drittens
sind die Leser der SP-Hauszeitung «Tages-Anzeiger» eher auf
FCZ-Seite als die NZZ-Goldküste-Abonnenten, die sowieso gegen
den Lastenausgleich, die Tempo-30-Zonen und die Velo-Autobahnen
stänkern. Aber in der Politik gilt das Prinzip des helvetischen Kompromisses.
Deshalb werden Mauchs Gefühle wohl irgendwo in der Mitte
der Gleise, die Letzigrund und Hardturm-Brache trennen, anzusiedeln
sein. Die Zürcher Stadtpräsidentin hat es viel schwieriger als ihre Kollegen
in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern, St. Gallen und
Sitten, wo nur je ein Verein auf Super-League-Niveau kickt. Dort ist
Neutralität nicht gefragt.
So blicken all diese Städte und der Rest der Fussball-Schweiz beim
Derby jeweils nicht frei von Neid nach Zürich, wo zwischen August
und Mai viermal das Spiel des Jahres stattfindet. Angesichts dieses
kalendarischen Phänomens ist alles möglich: Die Trainer Giorgio Contini
und André Breitenreiter (bei Redaktionsschluss dieser Publikation) lassen
sich nicht in die Karten schauen, die Spieler wollen immer Vollgas
geben. Dass das Stadtzürcher Element in den beiden Startformationen
schon fast mit dem Mikroskop zu suchen ist, tut der Rivalität keinen
Abbruch. Auch in Zürich ist der Fussball ein globales Geschäft. Bei den
Grasshoppers spielen Gastarbeiter aus Italien, Kroatien, Serbien,
Guinea-Bissau, Portugal, Japan, Nordmazedonien, Frankreich, Österreich,
Deutschland, Brasilien, Rumänien, Albanien und aus dem Kosovo.
Der FCZ hält mit Personal aus Brasilien, Deutschland, Italien, Holland,
Slowenien, Serbien, Gambia, Spanien, Nigeria, Tunesien, Uruguay,
Kosovo und von der Elfenbeinküste dagegen. Auch ein paar Schweizer
sind dabei. Wie sagte doch schon Sepp Blatter: «Der Fussball verbindet
die Völker und baut Brücken.»
Dies gilt aber nicht innerhalb der Stadt Zürich. Hier sind die Fronten
klar – was von Aussenstehenden Diplomatie erfordert. Wie die Stadtpräsidentin
verpflichtet sich auch die Presse der Neutralität. Trotzdem
gönne ich GC den Aufstieg von ganzem Herzen. Und mir ist völlig
egal, ob Blerim Dzemaili, Antonio Marchesano oder Blaz Kramer im
nächsten Derby das Siegertor erzielt und welcher GC-Spieler den
Penalty verschiesst.
Text: Thomas Renggli
Foto: Patrick Rutishauser
12 Was macht eigentlich ...?
Von der Arena in die Toskana
Mit Patrick Magyar sprach Jennifer Singer
Kaum jemand hat für die Schweizer Leichtathletik so viel
geleistet wie Patrick Magyar. Als Meeting-Direktor kennt
man ihn in Zürich, wo er bis 2014 während acht Jahren
die Grossveranstaltung prägte und seiner Laufbahn mit
der Durchführung der Leichtathletik-EM 2014 das Kränzchen
aufsetzte. Bei so viel Leidenschaft für die Leichtathletik
kamen soziale Kontakte oder Familienferien zu
kurz. All das wird jetzt nachgeholt. Wirklich? Wir haben
nachgefragt und fanden Patrick in der Toskana.
Patrick, du hast 2019 deine Zelte in Zürich
abgebrochen, bist zusammen mit deiner
Frau Gabriela nach Italien ausgewandert,
wo ihr ein Bed & Breakfast führt. Was
machst du gerade?
Ich habe gerade mit einigen Personen über
unser Produkt «Mission Team» gesprochen
und ihnen erklärt, wie wichtig es ist, dass
Menschen ihre und die Persönlichkeit
anderer Personen verstehen, um exzellente
Leistungen zu erbringen. Das mache ich im
Rahmen meiner Tätigkeit für die Firma
PSYfiers, die ihren Sitz immer noch in der
Schweiz hat. Den Laden hier unten schmeisst
eigentlich meine Frau Gabriela. Das ist wohl
auch der Grund, warum die Villa Cardeto
solch ein Schmuckstück ist.
«Von 100 auf null» ist allenfalls nicht ganz
korrekt formuliert, und dennoch ist es
meine Wahrnehmung. Nach deinem
Rücktritt als Meeting-Direktor 2014 bist
du abgetaucht.
Im Gegenteil! Ich habe zwar dem Sport den
Rücken gekehrt, mit den SwissSkills 2018
aber eine der grössten Veranstaltungen
organisiert, die es je in der Schweiz gab. Ich
finde, dass das Schweizer Berufslehresystem
mit einem Anschluss bei jedem Abschluss
einer der wertvollsten Trümpfe dieses
Landes ist. Entsprechend stolz bin ich, dass
ich mich in meinen letzten Berufsjahren in
der Schweiz für die Berufslehre einsetzen
durfte und auch heute noch mit diesem
Thema eng verbunden bin.
Auswandern ist nicht ohne, und dann
kommen wegen Corona noch erschwerte
Rahmenbedingungen hinzu. Wie ist es
euch in den letzten Monaten ergangen?
Ich glaube, diese Zeit war für viele Menschen
sehr belastend. Wenn ich daran denke, dass
wir die ganze Zeit in einem kleinen Paradies
waren und sie nicht in einer beengten
Wohnung in einem Grossstadtzentrum
verbringen mussten, fühle ich mich immer
noch sehr privilegiert. Und seit Juni haben
uns schon ganz liebe Menschen besucht, vor
allem auch solche, die mich auf meinen
Abenteuern im Sport begleitet haben.
Vorletzte Woche fand «Weltklasse Zürich»
mit über einem Dutzend Schweizer Stars
statt. Hast du es am TV mitverfolgt?
Ehrlich gesagt, nein. Ich musste mich um
unsere Gäste kümmern. Aber ich habe mit
grossem Interesse die Berichterstattung und
Resultate gelesen.
Du hast als Kenner der Leichtathletik-
Szene viele Talente kommen und gehen
sehen. Welchen Tipp hast du für junge
Athletinnen und Athleten, damit eine
Sportkarriere nachhaltig gelingt?
Da fallen mir spontan zwei Zitate ein, die als
Leitplanken dienen können: «Ein Champion
wird man, indem man einmal mehr aufsteht
als hinfällt» und «Mach aus deinem Leben
einen Traum und aus deinem Traum eine
Realität.»
Patrick und Gabriela Magyar vor der Villa Cardeto
in Italien, wo ab und zu auch Wegbegleiter aus der Ära
«Weltklasse Zürich» zu Gast sind.
Du wolltest kürzertreten.
Das ist ein Gerücht. Ich habe mich mein
Leben lang Themen widmen können, die
mich fasziniert und interessiert haben. Das
ist auch heute noch so. Ich wollte nicht
kürzertreten, sondern in einem anderen
Umfeld und zusammen mit dem wichtigsten
Menschen in meinem Leben, meiner Frau
Gabriela, noch einmal etwas Neues anfangen.
Ich glaube, das ist gelungen – aber
auch nur, weil ich die beste aller besten
Ehefrauen habe.
Wie hältst du dich fit?
Ich leide seit vielen Jahren an der Muskelerkrankung
Fibromyalgie, muss also mit den
gewählten Sportarten immer etwas vorsichtig
sein. Ich gehe im Winter fünf- bis
sechsmal pro Woche Nordic Walken und
im Sommer vier- bis fünfmal Rad fahren.
Für meine Verhältnisse bin ich also sehr fit.
ZSS-Agenda 13
September
26. September
ZKB Züri-Lauf-Cup
Pfäffikersee-Lauf, Anmeldungen vor Ort gegen Zuschlag von Fr. 5.–
> zkbzuerilaufcup.ch
28. September
Schlussmeeting offene Rennbahn Oerlikon
Verschiebungsdatum: 5.10.
> rennbahn-oerlikon.ch
Oktober
3. Oktober
Plogging mit der Laufgruppe «Züri rännt»
Treffpunkt: 8.30 Uhr beim Bahnhof Oerlikon,
Haushalthandschuhe und Abfallsack mitbringen!
> zueriraennt.ch/plogging
11.–15. Oktober
Ferien-Hockeykurs
Dolder Kunsteisbahn, 10.45–12 Uhr, für Jahrgang 2013 und jünger,
Kurskosten Fr. 100.–/Woche, Ausrüstung gratis (Depot Fr. 100.–)
> hockeyschule.ch
12. Oktober
Champions Hockey League
ZSC Lions – BK Mlada Boleslav, Hallenstadion, Anspielzeit 19.45 Uhr
> zsclions.ch
18.–22. Oktober
Ferien-Hockeykurs
Kunsteisbahn Küsnacht, 12–13.15 Uhr, für Jahrgang 2013 und jünger,
Kurskosten Fr. 100.–/Woche, Ausrüstung gratis (Depot Fr. 100.–)
> hockeyschule.ch
November
6. November
«Unihockey-Schüeli»
Ausscheidungen Sporthalle Hardau, Anmeldeschluss. 1.10.
> zuerisportkids.ch
7. November
Walliseller Lauf «Light»
Spendenlauf zu Gunsten krebskranker Kinder,
1 Runde à 1350 m kostet Fr. 10.–
> wallisellerlauf.ch
7. November
Swiss Cup Zürich
Hallenstadion, Türöffnung Arena um 11 Uhr
> swiss-cup.ch
14. November
Gratis aufs Glatteis
Kunsteisbahnen Dolder, Heuried und Oerlikon, 10 bis 19 Uhr,
Eintritt und Schlittschuhmiete kostenlos
> sportamt.ch
20. November
«De schnällscht Zürischlifschue»
Dolder Kunsteisbahn, Meldeschluss 16.11.
> zuerisportkids.ch
Dezember
4. Dezember
«Unihockey-Schüeli»
Final in der Sporthalle Hardau
> zuerisportkids.ch
5. Dezember
Zürcher Samichlaus-Schwimmen
Frauenbad Stadthausquai
> samichlausschwimmen.ch
12. Dezember
Zürcher Silvesterlauf
Schülerinnen und Schüler starten gratis
> silvesterlauf.ch
Regelmässige Angebote
Züri Rännt Laufgruppen
Di/Mi/Do sowie jeden zweiten Samstag,
kostenlos und ohne Anmeldung
> zueriraennt.ch
Cityrunning Laufgruppen
Di/Mi/Do, kostenlos und ohne Anmeldung
> cityrunning.ch/lauftreffs
Girls only in der Freestylehalle
jeden letzten Samstag im Monat, 10 – 14 Uhr, freies Skateboarding,
BMX, Stunt Scooter und andere Rollsportarten, für Sportlerinnen
ab 10 Jahren
> freestylehalle.ch/events
7 o’clock Race
Plausch-Regatta auf dem Zürichsee, immer donnerstags, 19 Uhr im
Segel-Club Enge. Auch Nicht-Mitglieder sind willkommen
> segelclubenge.ch/regatta
Sportpartner suchen oder finden
> sportamt.ch > Sport suchen > Sportpartnerbörse
Sporttreffs suchen und finden
> sporttreffs.ch
13. November
Kyburglauf
Starts ab 11.30 Uhr, Meldeschluss 7.11.
> kyburglauf.ch
Durchführung der Veranstaltungen
vorbehältlich der jeweiligen Bestimmungen
im Zusammenhang mit dem Coronavirus.
14 Nachwuchsförderung
«Ihr Sohn ist der Wahnsinn!»,
so ein ehemaliger Trainer über
Flynn Thomas’ (13) Leistung auf
dem Platz.
Auf der Suche
nach dem
nächsten Federer
Auf der Lengg im Zürcher Stadtkreis 8 ist
die grosse Tenniswelt zum Greifen nah.
Die früheren Profis Roman Valent und
Robin Roshardt bilden in ihrer Academy
die Stars von morgen aus.
Das Zürcher Seefeld ist nicht Wimbledon. Doch
wie Flynn Thomas auf den Sandplätzen der
Progressive Tennis Academy die Bälle übers Netz
spediert, erinnert eher an die grosse Tenniswelt als ans Zürcher
Trendquartier: Vorhand, Rückhand, Smash – Game,
Set und Match! Der 13-jährige Innerschweizer, der im
zürcherischen Ebmatingen wohnt, gehört zu den hoffnungsvollsten
Tennistalenten des Landes. In allen Rankings
seiner Altersstufe zählt er zu den Besten. Unlängst
gewann er an der Team-WM alle Spiele – und führte die
Schweiz praktisch im Alleingang auf den fünften Platz.
Dass Flynn im Alter von fünf Jahren mit dem Tennissport
begann, war Zufall. In der Waschküche am früheren
Wohnort in Kriens fand er das Racket des Grossvaters und
fragte: «Was ist das?» Zu seinem sechsten Geburtstag
wünschte er sich eine Tennisstunde. Mutter Sandra brachte
ihn zum TC Horw. Als sie ihn wieder abholte, stand sie
einem völlig perplexem Tennislehrer gegenüber: «Ihr Sohn
ist der Wahnsinn! So etwas habe ich noch nie gesehen.»
Ab diesem Moment schlug Flynn Thomas seinen Gegnern
die Bälle um die Ohren, dass der Konkurrenz Hören
und Sehen verging – und er bald keine Sparringspartner
mehr hatte. Zuerst wechselte er zum Tennisclub Allmend
ins benachbarte Luzern. Doch auch dort war niemand
seinem Können gewachsen. Erst in Zürich, in der Tennis
Academy des früheren Profis Roman Valent, fand er das
richtige Umfeld. Deshalb zog die ganze Familie aus der
Innerschweiz nach Zürich. Robin Roshardt, wie Valent ein
Mann mit Vergangenheit auf der ATP-Tour, wurde zu seinem
persönlichen Trainer. Was die Geschichte von Flynn
noch spezieller macht: Der Hochtalentierte hat das
Asperger-Syndrom, eine Erkrankung innerhalb des
Autismus-Spektrums. «Er gilt als nicht beschulbar», erzählt
die Mutter und streicht ihrem Sohn liebevoll durchs blonde
Haar. Von der Volksschule wurde er verwiesen. Nun hat er
in der LIP-Schule in Zürich, in der nach dem Montessori-
Prinzip unterrichtet wird, eine Institution gefunden, die auf
seine Bedürfnisse ausgerichtet ist. Flynn kann täglich
höchstens zwei Stunden lernen. «Sonst wird er ausfällig
oder beginnt zu zittern» , so die Mutter. Doch Flynn besitzt
andere herausragende Qualitäten: Wenn ihn ein Thema
interessiert, stürzt er sich mit all seiner Energie in
die Materie. Die englische Sprache lernte er innerhalb von
zwei Wochen. Und auf dem Tennisplatz setzt er den
Massstab – europaweit.
Doch zurück in die Tennis Academy auf der Lengg.
Dort kommt Flynn mit Juniorinnen und Junioren aus fast
allen Alters- und Stärkeklassen in Kontakt. Die Nachwuchstalente
können ihrem Hobby im Seefeld unter sozusagen
professionellen Bedingungen nachgehen. Ein Vater
von drei Kindern weist zwar darauf hin, dass es finanziell
«an die Schmerzgrenze» gehe, doch technisch und taktisch
bietet die Academy etwas vom Besten in der Schweiz. Auf
den finanziellen Aspekt weist auch Sandra Thomas hin:
«Die Kosten für die Tenniskarriere von Flynn betragen
jährlich zwischen 60 000 und 80 000 Franken. Swiss Tennis
steuert 7 000 Franken bei.» Daneben darf sie auf die
Nachwuchsförderung 15
Unterstützung von spendablen Sportfreunden zählen: von Alfred Meili,
dem Besitzer der Tennisanlage Lengg, sowie von Unternehmer
Reinhard Fromm. «Die beiden stehen voll hinter uns.»
So können Flynn und seine Kolleginnen und Kollegen von Coaches
profitieren, die selbst schon auf Weltklasse-Niveau spielten. Roman
Valent gehörte einst zu den grössten Talenten des Landes. 2001 gewann
er als dritter Schweizer – nach Heinz Günthardt (1976) und Roger
Federer (1998) – das Juniorenturnier von Wimbledon. Von Fachleuten
und Medien wurde ihm eine grosse Karriere vorausgesagt. Doch dann
rebellierte der Körper. Vom Pfeifferschen Drüsenfieber wurde er
gebremst, von einem Knorpelschaden im Knie gestoppt. Auf eine ähnliche
Geschichte blickt Roshardt zurück: Auf Juniorenstufe gewann er 2005
die prestigeträchtige Orange Bowl, die als inoffizielle Nachwuchs-WM
gilt. An den Junioren-Turnieren von Roland Garros und Wimbledon
2006 erreichte er jeweils die Viertelfinals. Doch auch er wurde von Verletzungen
aus der Bahn geworfen.
Illusionen werden auf der Lengg keine verkauft. Denn Roshardt und
Valent wissen genau, wie weit und hart der Weg an die Spitze ist. Eine
intakte Gesundheit bezeichnet Valent als einen der Schlüsselfaktoren.
Und die jungen Spieler müssen immer den Spass am Tennis behalten.
Deshalb ist in der Tennis Academy auch der Teamgedanke ein wichtiger
Faktor. «Wir variieren die Trainingsformen», sagt Valent. Diesen
Aspekt streicht auch eine andere Mutter heraus: «Es ist wichtig, dass
die Kinder und Jugendlichen das Gemeinschaftsgefühl erleben.»
Derweil formuliert Flynn Thomas sein Ziel klipp und klar: «Ich will
die Nummer 1 der Welt werden – wie Novak Djokovic.» Den Serben
bezeichnet er als sein grosses Vorbild. «Weil er der Beste ist – und oft
gegen Vorurteile und Anfeindungen zu kämpfen hat.» Ob Flynn sein
Ziel erreichen wird? Robin Roshardt mahnt zur Vorsicht: «Flynn hat
alles, was man braucht: Talent, Einstellung, Arbeitswillen.» Aber mit
dem Begriff «Wunderkind» müsse man im Tennis vorsichtig sein. So
bleibt abzuwarten, wohin die sportliche Reise geht. Eher früher als
später wird sich Flynn wohl im Ausland einer Trainingsgruppe
anschliessen. Doch seine Heimbasis bleibt die Tennis Academy von
Roman Valent und Robin Roshardt. Denn ohne seine wichtigsten
Förderer könnte er kaum von einer grossen Karriere träumen.
> progressive-tennisacademy.ch
> roshardt-tennisacademy.ch
Text: Thomas Renggli
Fotos: Fabienne Bühler
«Jedes Talent braucht eine individuelle
Förderung»
Mit Roman Valent sprach Thomas Renggli
Roman Valent begleitet
junge Spielerinnen und Spieler
auf ihrem Weg in den
Leistungs- und Spitzensport.
Interview
Der 38-jährige Zürcher Roman Valent ist
der Kopf der Tennis Academy. Er weiss,
was man braucht, um ganz nach oben zu
kommen.
An wen richtet sich die Progressive Tennis
Academy?
Wir arbeiten mit Talenten, die den Weg zum
Profi einschlagen wollen oder sich schon auf
dieser Stufe etabliert haben. Unser derzeit
prominentester Spieler ist Marc-Andrea
Hüsler. Durch die enge Zusammenarbeit mit
der Academy von Robin Roshardt, der
ebenfalls auf der Lengg trainiert, können wir
alle Altersstufen abdecken. Robin arbeitet
normalerweise mit den jüngeren Juniorinnen
und Junioren – ich übernehme sie dann,
wenn sie schon einen Schritt weiter sind.
Allerdings kann ich nicht mit ihnen reisen.
Ich bilde sozusagen die Heimbasis in der
Schweiz.
Was ist eure Philosophie?
Eine generelle Philosophie gibt es nicht.
Man muss sich immer individuell dem Spieler
anpassen, denn jeder hat seinen eigenen
Stil. Nehmen wir beispielsweise Dominic
Stricker, mit dem ich unlängst im Interclub
zusammengearbeitet habe. Er ist ein Ausnahmetalent.
Das kann man nicht lernen.
Aber man muss einen solchen Spieler dann
gezielt – seinen Möglichkeiten entsprechend –
fördern.
Können bei euch auch Erwachsene
Tennislektionen nehmen?
Das bieten wir ebenfalls an. Aber im
Vordergrund steht eindeutig die Arbeit mit
jungen Spielern, die den Tennissport zu
ihrem Lebensinhalt machen wollen.
Was sind die idealen Voraussetzungen für
eine Tenniskarriere?
Wichtig sind die Freude am Spiel und die
Leidenschaft für den Sport. Wer sich in
diesem globalen Sport mit seiner grossen
Leistungsdichte aber wirklich behaupten will,
braucht neben dem Talent die richtige
Einstellung. Ich nenne es «Mindset»: jeden
Tag arbeiten und sich verbessern zu wollen.
Welches ist das ideale Alter, um mit dem
Tennissport zu beginnen?
So früh wie möglich – am besten schon mit
vier bis fünf Jahren. Ich hielt den ersten
Schläger schon mit zwei Jahren in der Hand.
Wie koordiniert die Tennis Academy ihre
Aktivitäten mit Swiss Tennis?
Wir sind im ständigen Kontakt. Michael
Lammer, der nationale U18-Trainer, ist ein
langjähriger Weggefährte. Das erleichtert
die Zusammenarbeit und ermöglicht uns die
ideale Abstimmung.
Die Karriere von Roger Federer neigt sich
ihrem Ende entgegen. Ist schon ein
Nachfolger in Sicht?
Diese Frage lässt sich nicht beantworten. Ich
kann nur so viel sagen: Dominic Stricker ist
für sein Alter schon sehr weit. Wenn er von
Verletzungen verschont bleibt, kann er es
weit schaffen.
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Am Puls
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Alle Informationen zu den Läufen auf
zkbzuerilaufcup.ch