15.09.2021 Aufrufe

RADAR Magazin Nr. 14: Macht mir ein Buch!

Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf. Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.

Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf.
Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines
Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

-

Aus einer Idee und vielen Entwürfen wird

ein Objekt

Regine Grammlich druckt Bücher nach Mass

Hans Frieden betreut 200 Buchhandlungen, seine

Vertretertasche

ist heute leichter

«Schön und wirtschaftlich, für alle Beteiligten eine Freude»,

so beschreibt Regine Grammlich, Geschäftsführerin der

familieneigenen Druckerei Grammlich in Pliezhausen nahe

Stuttgart, um was es beim Druck eines Buches geht. Allerdings

hat sich im Buchdruck in den letzten Jahrzehnten

vieles verändert.

Erzählen Sie uns bitte die aufschlussreiche

Geschichte der Druckerei Grammlich, die

Sie jetzt in dritter Generation leiten!

Unser Grossvater Karl war gelernter Lithographie-

Steindrucker und setzte deshalb bereits 1947 auf

Offsetdruck. Damals bestand eine grosse Nachfrage

nach Büchern. Viele Verlage liessen sich in Stuttgart

nieder und wollten ihre alten Titel neu auflegen.

Den traditionellen Bleisatz konnten sie sich nicht

leisten. Mein Grossvater hat deshalb vorhandene

Bücher abfotografiert und dann in moderner, preiswerterer

Offset-Technologie nachgedruckt. Mittlerweile

gewinnt der Digitaldruck, vor allem im

Inkjet-Verfahren, immer mehr an Profil.

Können Sie uns diese beiden Arten des Druckens

etwas erklären?

Offset ist ein indirektes Flachdruckverfahren, das

auf der Abstossung von Wasser und Öl, also Feuchtwasser

und Druckfarbe, basiert. Für den Farbdruck

müssen vier Druckplatten belichtet und in der

Druckmaschine eingerichtet werden. Dieser Aufwand

ist unabhängig von der gewünschten Druckauflage

immer nötig und entfällt beim Digitaldruck

weitgehend. So kann sogar jeder Druckbogen anders

aussehen. Deswegen ist bei kleineren Auflagen

der Digitaldruck im Vergleich zum Offsetdruck im

Vorteil, weil günstiger. Allerdings ist der Offsetdruck

qualitativ nach wie vor besser.

Ist der digitale Druck demnach eine bessere

Fotokopie?

Das ändert sich momentan gewaltig. Der digitale

Druck, vor allem im Inkjet, holt massiv an Qualität

auf. In unserem Hause gibt es daher das Angebot

Buch.One. Hier werden kleine Auflagen digital gedruckt

und gebunden, «books on demand» in vielfältiger

und massgeschneiderter Version. Wir sind

aber kein besserer Copyshop, sondern kommen mit

unserer ganzen Expertise und technischen Ausstattung

vom schönen Buch her.

Und wie verläuft heute die traditionelle Buchproduktion?

Was sind die Herausforderungen neben dem Druckvorgang?

Ich will das mal so sagen: Konzeptionelle Inhalte

brauchen keine Konfektion von der Stange, sondern

individuell gestaltete, qualitativ hochwertige Kleider.

Wir fragen zuerst, was unsere Kunden anstreben.

Manchmal ist die Umsetzung dann von vornherein

klar. Aber Kunstkataloge etwa können sehr

aufwendige Projekte sein. Da setzt man sich zusammen,

bespricht, konzipiert und diskutiert. Unter

Umständen sind neben dem Verlag auch das

Gestalter-Team und die Herausgeberschaft dabei.

Vieles kann da noch geändert und verbessert werden.

Man schaut gemeinsam, was im jeweiligen

Budgetrahmen machbar und wünschenswert ist.

Wir können einiges bieten, unter anderem haben

wir die Möglichkeit, grosse Bögen bis zum Format

121 x 164 cm zu bedrucken.

Die Verlage lassen heutzutage auch dort drucken, wo es

besonders billig ist. Ist das eine ernstzunehmende Konkurrenz?

Bücher als Massenartikel sind gut aufgehoben bei

einer Druckerei in Übersee. Aber es gibt viele Bücher,

die bei uns am richtigen Ort sind. Ich erinnere mich

gerne an die CMV-Publikation «bildgewaltig», den

Katalog zu einer Ausstellung in der Fondation Beyeler.

Skulpturen aus Afrika und Ozeanien wurden

Gemälden der europäischen Moderne gegenübergestellt.

Dabei gingen wir über das Katalogformat

hinaus, weil es um sehr grossformatige Kunstobjekte

ging. Wir haben sie kostengünstig in Sammelformen

auf unsere grossen Bögen gedruckt, diese

gefaltet und passend in einer Box aus Pappe präsentiert.

Diese Arbeit hat allen Beteiligten grosse

Freude bereitet als gelungenes Beispiel von «schön

und wirtschaftlich».

Nach dem Druck kommt noch die Buchbindung. Machen

Sie das selbst? Es gibt leider nur noch wenige lokale, hochqualifizierte

Buchbinder in der Branche. Aber wir haben

diesbezüglich ein sehr gutes Netzwerk. Wir haben

auch eine kleine Buchbinderei im Hause, die Kleinauflagen

bindet.

Papier wird aus gefällten Bäumen unter dem Einsatz von

Wasser und Energie gemacht. Wie sieht es bei Ihnen mit

Umweltschutz aus? Wir bemühen uns sehr um grösstmögliche Umweltverträglichkeit,

verwenden zertifizierte Papiere,

vermeiden den Einsatz von unnötigen Chemikalien

und gewinnen eigenen Strom mit der Photovoltaik-Anlage

auf unseren Dachflächen.

Zum Schluss eine vielleicht seltsame Frage: Riecht es in den

heutigen Druckereien immer noch nach Druckerei oder

eher so steril wie in Copyshops?

Druckfarben haben einen besonderen Geruch, wenn

auch nicht mehr so eindringlich wie früher. Auch

sie sind umweltverträglicher geworden. Wenn ich

allerdings am ersten Arbeitstag nach den Ferien

abends heimkomme, merkt das meine Tochter: Ich

dufte wieder nach Büchern.

Hans Frieden ist für den CMV unterwegs. Wir treffen uns

in einem Café im Bahnhof Basel SBB. Der Verlagsvertreter

fährt von Luzern, wo er wohnt, in seine deutsche Dependance

in Göttingen und steigt hier um. Die Herbstreise

steht an. Hans Frieden wird in den nächsten Wochen und

Monaten durch Buchhandlungen in Deutschland touren

und dort die neuen Bücher seiner Verlage verkaufen.

Verstehe ich richtig, dass du Bücher verkaufst,

die es noch gar nicht gibt, die vielleicht

erst in zwei, drei Monaten erscheinen?

Ja, das ist im Buchhandel normalerweise so üblich.

Erklär uns doch mal, wie das so läuft, wie

kommen die Bücher in die Buchhandlung?

Im Normalfall macht der Verlag zweimal im Jahr

ein Buchprogramm, im Frühling und im Herbst. Zumindest

meine Verlage machen das so, ich vertrete

keine Grossverlage, sondern kleinere Häuser mit

speziellen Programmen aus Philosophie, Kunst und

Architektur. Bei jedem neuen Programm lädt der

Verlag zur Vertreterkonferenz, an der er die Bücher

vorstellt, die er demnächst herausbringen wird.

Dann unterhält man sich über Chancen und Möglichkeiten

im Handel, ab und zu auch über Buchumschläge

oder Titel.

Danach gehe ich auf die Reise, stelle in den Buchhandlungen

die Novitäten vor und schreibe im Idealfall

Bestellungen auf, die nach Erscheinen von der

Verlagsauslieferung an den Buchhandel geliefert

werden. Du bist ein besonderer Vertreter, weil du

ganz Deutschland bereist. Soviel ich weiss,

wird das Gebiet normalerweise aufgeteilt

in sieben, acht Regionen exklusive Spezialfällen

wie etwa grossen Warenhäusern.

Ich habe 1987 angefangen, für Schweizer Verlage

zu reisen, die sich gemeinsam einen Vertreter für

den Besuch ausgewählter Buchhandlungen leisten

wollten. Einige dieser Verlage waren vorher nur so

nebenbei im Handel angeboten worden. Das hat

sich mittlerweile geändert, jetzt stammt etwa die

Hälfte der 25 von mir vertretenen Verlage aus der

Schweiz, der Rest ist aus Deutschland.

Ich betreue heute rund 200 Buchhandlungen. Bei

etwa 80 davon findet die Beratung digital oder per

Telefon statt. So bleiben rund 120 Buchhandlungen,

die ich leibhaftig besuche. Nicht alle Buchhandlungen

bestellen dann direkt bei mir. Sie können auch

über den Grosshändler, das sogenannte Barsortiment,

Bücher beziehen. Entscheidend ist, dass die

Bücher in den Buchhandlungen ausliegen!

Ich kann mich als ehemaliger Buchhändler an mehr Männer

als Frauen mit gewaltigen Aktentaschen erinnern, die

als Vertreter in den Laden kamen und von ihrem Angebot

begeistert waren, aber auch gut einschätzen konnten, was

davon verkäuflich war. Was macht eine gute Vertreterin,

einen guten Vertreter aus?

Ich habe in meiner buchhändlerischen Ausbildung

schnell gelernt, dass ein Verlagsvertreter gut zuhören

können muss. Und er muss der Buchhändlerin

gegenüber ehrlich und differenziert sein. Sie

weiss schliesslich, wen sie als Kunden hat. Und sie

hat meistens Kundinnen auch für die abseitigsten

Bücher. Meine Vertretertasche ist übrigens nicht

mehr so schwer wie früher.

Die Hauptinformation erledigt die Verlagsvorschau,

das grafisch oft sehr aufwendig gestaltete Programm

der neuen Bücher, das ich den Buchhandlungen

vorab zuschicke. Da ich eher ein Spezialprogramm

vertrete, werde ich nicht von allen

Buchhandlungen empfangen. Umso wichtiger ist

meine Beratung für diejenigen, die mich willkommen

heissen.

Was verkaufst du beispielsweise vom CMV, der unter

anderem viel Basler Lokalgeschichte verlegt?

Vor allem Architektur und Kunst sowie Fotogeschichte.

Auch das Buch von Mena Kost ist gut gelaufen,

nachdem es in der deutschen Presse besprochen

wurde.

Bist du mit jedem der Bücher glücklich, die du verkaufst?

Ich bin Verlagsvertreter. Die Entscheidung, ob ein

Buch gedruckt wird oder nicht, liegt beim Verlag

und nicht bei mir. Da ich aber das Glück habe, mit

Verlagen zusammenzuarbeiten, deren Programme

mir grundsätzlich gefallen, bin ich nur sehr selten

mit einem Titel unglücklich. Bei den wissenschaftlichen

Büchern kann es zudem vorkommen, dass

ich sie nicht so richtig verstanden habe. Dafür aber

gibt es auf jeder Reise Neuheiten, die mich begeistern

und für die ich mich dann besonders engagiere.

Wie hat sich deine Arbeit in den Zeiten von Covid-19 verändert,

ist alles ohne persönlichen Kontakt abgelaufen?

Fast, im Frühjahr 2021 hatte ich einen einzigen Termin,

den ich persönlich wahrnehmen konnte. Bei

allen anderen Terminen behalf man sich telefonisch

und digital. Das ging zwar überraschend gut, allen

Beteiligten war aber klar, dass es sich um eine Ausnahme

handeln müsse. Und jetzt, im Sommer 2021,

geht es erst mal wieder richtig los. Zum Glück!

C C CM

MC

MC

CM

M M

8 9

Y Y YX

XY

YX

YZ

Z Z

- 7 7 - 7 - - 8 8 8

-

- 9 9 - 9 - - 01

01

- kcalB = kcalB - B = B kcalB = B -

- 21

21

- C = nay C = - nay C = nay C -

- - - 41

41

- M M = atnega = M - atnega M = atnega M -

-

61

61

- - - olle

Y w

= Y w - Y = olle Y w = Y -

-

81

81

- X = - X = X = X -

- 02

02

- Z=Z Z=Z - Z=Z -

- 2

2

-

-

- 32 32 - 32 -

-

42

42

- 52 52 - 52 -

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!