RADAR Magazin Nr. 14: Macht mir ein Buch!
Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf. Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.
Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf.
Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines
Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.
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Aus einer Idee und vielen Entwürfen wird
ein Objekt
Regine Grammlich druckt Bücher nach Mass
Hans Frieden betreut 200 Buchhandlungen, seine
Vertretertasche
ist heute leichter
«Schön und wirtschaftlich, für alle Beteiligten eine Freude»,
so beschreibt Regine Grammlich, Geschäftsführerin der
familieneigenen Druckerei Grammlich in Pliezhausen nahe
Stuttgart, um was es beim Druck eines Buches geht. Allerdings
hat sich im Buchdruck in den letzten Jahrzehnten
vieles verändert.
Erzählen Sie uns bitte die aufschlussreiche
Geschichte der Druckerei Grammlich, die
Sie jetzt in dritter Generation leiten!
Unser Grossvater Karl war gelernter Lithographie-
Steindrucker und setzte deshalb bereits 1947 auf
Offsetdruck. Damals bestand eine grosse Nachfrage
nach Büchern. Viele Verlage liessen sich in Stuttgart
nieder und wollten ihre alten Titel neu auflegen.
Den traditionellen Bleisatz konnten sie sich nicht
leisten. Mein Grossvater hat deshalb vorhandene
Bücher abfotografiert und dann in moderner, preiswerterer
Offset-Technologie nachgedruckt. Mittlerweile
gewinnt der Digitaldruck, vor allem im
Inkjet-Verfahren, immer mehr an Profil.
Können Sie uns diese beiden Arten des Druckens
etwas erklären?
Offset ist ein indirektes Flachdruckverfahren, das
auf der Abstossung von Wasser und Öl, also Feuchtwasser
und Druckfarbe, basiert. Für den Farbdruck
müssen vier Druckplatten belichtet und in der
Druckmaschine eingerichtet werden. Dieser Aufwand
ist unabhängig von der gewünschten Druckauflage
immer nötig und entfällt beim Digitaldruck
weitgehend. So kann sogar jeder Druckbogen anders
aussehen. Deswegen ist bei kleineren Auflagen
der Digitaldruck im Vergleich zum Offsetdruck im
Vorteil, weil günstiger. Allerdings ist der Offsetdruck
qualitativ nach wie vor besser.
Ist der digitale Druck demnach eine bessere
Fotokopie?
Das ändert sich momentan gewaltig. Der digitale
Druck, vor allem im Inkjet, holt massiv an Qualität
auf. In unserem Hause gibt es daher das Angebot
Buch.One. Hier werden kleine Auflagen digital gedruckt
und gebunden, «books on demand» in vielfältiger
und massgeschneiderter Version. Wir sind
aber kein besserer Copyshop, sondern kommen mit
unserer ganzen Expertise und technischen Ausstattung
vom schönen Buch her.
Und wie verläuft heute die traditionelle Buchproduktion?
Was sind die Herausforderungen neben dem Druckvorgang?
Ich will das mal so sagen: Konzeptionelle Inhalte
brauchen keine Konfektion von der Stange, sondern
individuell gestaltete, qualitativ hochwertige Kleider.
Wir fragen zuerst, was unsere Kunden anstreben.
Manchmal ist die Umsetzung dann von vornherein
klar. Aber Kunstkataloge etwa können sehr
aufwendige Projekte sein. Da setzt man sich zusammen,
bespricht, konzipiert und diskutiert. Unter
Umständen sind neben dem Verlag auch das
Gestalter-Team und die Herausgeberschaft dabei.
Vieles kann da noch geändert und verbessert werden.
Man schaut gemeinsam, was im jeweiligen
Budgetrahmen machbar und wünschenswert ist.
Wir können einiges bieten, unter anderem haben
wir die Möglichkeit, grosse Bögen bis zum Format
121 x 164 cm zu bedrucken.
Die Verlage lassen heutzutage auch dort drucken, wo es
besonders billig ist. Ist das eine ernstzunehmende Konkurrenz?
Bücher als Massenartikel sind gut aufgehoben bei
einer Druckerei in Übersee. Aber es gibt viele Bücher,
die bei uns am richtigen Ort sind. Ich erinnere mich
gerne an die CMV-Publikation «bildgewaltig», den
Katalog zu einer Ausstellung in der Fondation Beyeler.
Skulpturen aus Afrika und Ozeanien wurden
Gemälden der europäischen Moderne gegenübergestellt.
Dabei gingen wir über das Katalogformat
hinaus, weil es um sehr grossformatige Kunstobjekte
ging. Wir haben sie kostengünstig in Sammelformen
auf unsere grossen Bögen gedruckt, diese
gefaltet und passend in einer Box aus Pappe präsentiert.
Diese Arbeit hat allen Beteiligten grosse
Freude bereitet als gelungenes Beispiel von «schön
und wirtschaftlich».
Nach dem Druck kommt noch die Buchbindung. Machen
Sie das selbst? Es gibt leider nur noch wenige lokale, hochqualifizierte
Buchbinder in der Branche. Aber wir haben
diesbezüglich ein sehr gutes Netzwerk. Wir haben
auch eine kleine Buchbinderei im Hause, die Kleinauflagen
bindet.
Papier wird aus gefällten Bäumen unter dem Einsatz von
Wasser und Energie gemacht. Wie sieht es bei Ihnen mit
Umweltschutz aus? Wir bemühen uns sehr um grösstmögliche Umweltverträglichkeit,
verwenden zertifizierte Papiere,
vermeiden den Einsatz von unnötigen Chemikalien
und gewinnen eigenen Strom mit der Photovoltaik-Anlage
auf unseren Dachflächen.
Zum Schluss eine vielleicht seltsame Frage: Riecht es in den
heutigen Druckereien immer noch nach Druckerei oder
eher so steril wie in Copyshops?
Druckfarben haben einen besonderen Geruch, wenn
auch nicht mehr so eindringlich wie früher. Auch
sie sind umweltverträglicher geworden. Wenn ich
allerdings am ersten Arbeitstag nach den Ferien
abends heimkomme, merkt das meine Tochter: Ich
dufte wieder nach Büchern.
Hans Frieden ist für den CMV unterwegs. Wir treffen uns
in einem Café im Bahnhof Basel SBB. Der Verlagsvertreter
fährt von Luzern, wo er wohnt, in seine deutsche Dependance
in Göttingen und steigt hier um. Die Herbstreise
steht an. Hans Frieden wird in den nächsten Wochen und
Monaten durch Buchhandlungen in Deutschland touren
und dort die neuen Bücher seiner Verlage verkaufen.
Verstehe ich richtig, dass du Bücher verkaufst,
die es noch gar nicht gibt, die vielleicht
erst in zwei, drei Monaten erscheinen?
Ja, das ist im Buchhandel normalerweise so üblich.
Erklär uns doch mal, wie das so läuft, wie
kommen die Bücher in die Buchhandlung?
Im Normalfall macht der Verlag zweimal im Jahr
ein Buchprogramm, im Frühling und im Herbst. Zumindest
meine Verlage machen das so, ich vertrete
keine Grossverlage, sondern kleinere Häuser mit
speziellen Programmen aus Philosophie, Kunst und
Architektur. Bei jedem neuen Programm lädt der
Verlag zur Vertreterkonferenz, an der er die Bücher
vorstellt, die er demnächst herausbringen wird.
Dann unterhält man sich über Chancen und Möglichkeiten
im Handel, ab und zu auch über Buchumschläge
oder Titel.
Danach gehe ich auf die Reise, stelle in den Buchhandlungen
die Novitäten vor und schreibe im Idealfall
Bestellungen auf, die nach Erscheinen von der
Verlagsauslieferung an den Buchhandel geliefert
werden. Du bist ein besonderer Vertreter, weil du
ganz Deutschland bereist. Soviel ich weiss,
wird das Gebiet normalerweise aufgeteilt
in sieben, acht Regionen exklusive Spezialfällen
wie etwa grossen Warenhäusern.
Ich habe 1987 angefangen, für Schweizer Verlage
zu reisen, die sich gemeinsam einen Vertreter für
den Besuch ausgewählter Buchhandlungen leisten
wollten. Einige dieser Verlage waren vorher nur so
nebenbei im Handel angeboten worden. Das hat
sich mittlerweile geändert, jetzt stammt etwa die
Hälfte der 25 von mir vertretenen Verlage aus der
Schweiz, der Rest ist aus Deutschland.
Ich betreue heute rund 200 Buchhandlungen. Bei
etwa 80 davon findet die Beratung digital oder per
Telefon statt. So bleiben rund 120 Buchhandlungen,
die ich leibhaftig besuche. Nicht alle Buchhandlungen
bestellen dann direkt bei mir. Sie können auch
über den Grosshändler, das sogenannte Barsortiment,
Bücher beziehen. Entscheidend ist, dass die
Bücher in den Buchhandlungen ausliegen!
Ich kann mich als ehemaliger Buchhändler an mehr Männer
als Frauen mit gewaltigen Aktentaschen erinnern, die
als Vertreter in den Laden kamen und von ihrem Angebot
begeistert waren, aber auch gut einschätzen konnten, was
davon verkäuflich war. Was macht eine gute Vertreterin,
einen guten Vertreter aus?
Ich habe in meiner buchhändlerischen Ausbildung
schnell gelernt, dass ein Verlagsvertreter gut zuhören
können muss. Und er muss der Buchhändlerin
gegenüber ehrlich und differenziert sein. Sie
weiss schliesslich, wen sie als Kunden hat. Und sie
hat meistens Kundinnen auch für die abseitigsten
Bücher. Meine Vertretertasche ist übrigens nicht
mehr so schwer wie früher.
Die Hauptinformation erledigt die Verlagsvorschau,
das grafisch oft sehr aufwendig gestaltete Programm
der neuen Bücher, das ich den Buchhandlungen
vorab zuschicke. Da ich eher ein Spezialprogramm
vertrete, werde ich nicht von allen
Buchhandlungen empfangen. Umso wichtiger ist
meine Beratung für diejenigen, die mich willkommen
heissen.
Was verkaufst du beispielsweise vom CMV, der unter
anderem viel Basler Lokalgeschichte verlegt?
Vor allem Architektur und Kunst sowie Fotogeschichte.
Auch das Buch von Mena Kost ist gut gelaufen,
nachdem es in der deutschen Presse besprochen
wurde.
Bist du mit jedem der Bücher glücklich, die du verkaufst?
Ich bin Verlagsvertreter. Die Entscheidung, ob ein
Buch gedruckt wird oder nicht, liegt beim Verlag
und nicht bei mir. Da ich aber das Glück habe, mit
Verlagen zusammenzuarbeiten, deren Programme
mir grundsätzlich gefallen, bin ich nur sehr selten
mit einem Titel unglücklich. Bei den wissenschaftlichen
Büchern kann es zudem vorkommen, dass
ich sie nicht so richtig verstanden habe. Dafür aber
gibt es auf jeder Reise Neuheiten, die mich begeistern
und für die ich mich dann besonders engagiere.
Wie hat sich deine Arbeit in den Zeiten von Covid-19 verändert,
ist alles ohne persönlichen Kontakt abgelaufen?
Fast, im Frühjahr 2021 hatte ich einen einzigen Termin,
den ich persönlich wahrnehmen konnte. Bei
allen anderen Terminen behalf man sich telefonisch
und digital. Das ging zwar überraschend gut, allen
Beteiligten war aber klar, dass es sich um eine Ausnahme
handeln müsse. Und jetzt, im Sommer 2021,
geht es erst mal wieder richtig los. Zum Glück!
C C CM
MC
MC
CM
M M
8 9
Y Y YX
XY
YX
YZ
Z Z
- 7 7 - 7 - - 8 8 8
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- 9 9 - 9 - - 01
01
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- 21
21
- C = nay C = - nay C = nay C -
- - - 41
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- M M = atnega = M - atnega M = atnega M -
-
61
61
- - - olle
Y w
= Y w - Y = olle Y w = Y -
-
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81
- X = - X = X = X -
- 02
02
- Z=Z Z=Z - Z=Z -
- 2
2
-
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- 32 32 - 32 -
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42
42
- 52 52 - 52 -