RADAR Magazin Nr. 14: Macht mir ein Buch!
Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf. Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.
Das Buch macht keinen Lärm. Lesen auch nicht. Das Buch liebt die Stille. Es ist wortreich stumm. Es trotzt der Vergänglichkeit und bleibt. Im Büchergestell für immer, auf dem Nachttisch für den Verzehr oder als Vorwurf.
Diese RADAR-Ausgabe soll den Werdegang eines Buches aufzeigen und zugleich, gespiegelt von Beteiligten und Komplizen, Einblick in die Arbeit eines Verlages geben. Natürlich nicht irgendeines
Verlages, sondern des Christoph Merian Verlags, Botschafter und Kulturakteur der Christoph Merian Stiftung, der seit seiner Gründung 1976 wunderbare Bücher zu Architektur und Kunst, Kultur und Gesellschaft und zu Basel und seiner Geschichte herausgibt.
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Doris Tranter lektoriert auf Vertrauensbasis,
mit Sprachgefühl,
Duden und viel Erfahrung
Steht das Konzept,
wird ein Verlag gesucht
Kurator Benjamin Mortzfeld ist auch Herausgeber
Lektorieren bedeutet, Textmanuskripte in Bezug auf Sprache,
Inhalt und Plausibilität zu prüfen. Doris Tranter studierte
Geschichte und Englisch und lektoriert seit rund 40
Jahren freischaffend vor allem wissenschaftliche Texte,
unter anderem auch für den CMV. Wir treffen uns vor einem
Restaurant im St. Johann, das leider geschlossen ist. Dennoch
stellt sich Doris Tranter mit grosser Offenheit meinen
Fragen.
Wie sind Sie zum Lektorieren gekommen
und was hat sich seither verändert?
Mein erstes Lektorat war eine 400-seitige juristische
Habilitation. Das war noch vor der Digitalisierung.
Ich habe dann neben meinem Beruf als Oberlehrerin
für Verlage gearbeitet. Mit dem Computer
ist die Arbeit als Lektorin leichter geworden, wobei
ich feststellen muss, dass es heute viel mehr orthografische
Fehler gibt als früher.
Weil vielleicht aus Kostengründen oftmals
auf das Lektorat und das Korrektorat verzichtet
wird?
Das kann gut sein. Ich befürchte, dass die Textkontrolle
in den letzten Jahren abgenommen hat, natürlich
nicht überall.
Was macht eine Lektorin, wie gehen Sie vor?
Ich bin eine wissenschaftliche Lektorin, das ist ganz
etwas anderes als eine literarische Lektorin. Ich
mische mich selten in den Inhalt ein, ich werde da
nur aktiv, wenn etwas ganz offensichtlich nicht
stimmt. Zum Beispiel bei einer Übersetzung. Ich bin
zweisprachig, englisch und deutsch. Bei Texten spürt
man ganz oft, dass da etwas nicht stimmen kann.
Man weiss nicht, was falsch ist, aber man hat das
Gefühl, da stimmt etwas nicht, Namen zum Beispiel.
Und dem muss man nachgehen. Aber man
muss stets sein Ego zurücknehmen, Lektorieren
setzt ein Vertrauensverhältnis mit den Autorinnen
und Autoren voraus. Ebenso arbeitet man mit der
Grafik und der Gestaltung zusammen.
Kann man das lernen, gibt es eine Ausbildung
zur Lektorin?
Ich habe keine Ausbildung zur Lektorin gemacht.
Die gab es so auch nicht. Ich habe es gelernt, indem
ich es gemacht habe. Ich habe schon früh für Verlage
gearbeitet und dabei viel von den Schriftsetzern
gelernt. Das ist ein Beruf, der jetzt verschwunden
ist. Aber diese Leute hatten ein grosses Wissen,
wie ein Text auszusehen hat. Ausserdem gibt es ja
Regeln, und ein Regelbuch ist der Duden, letzte
Ausgabe. Der definiert die deutsche Sprache. Bei
belletristischen oder lyrischen Werken ist das sicher
anders, da haben der Autor und die Autorin mehr
Möglichkeiten.
Haben Sie nie das Bedürfnis gehabt, einen Roman zu lektorieren?
Ich habe keine Lust, ein literarisches Buch zu lektorieren,
da habe ich auch keine Begabung dazu.
Und da ich ein reiner Textmensch bin, mische ich
mich auch ungern in gestalterische Belange ein.
Wie läuft ein Lektorat ab, gibt es verschiedene Phasen?
Es gibt Lektorat und Korrektorat. Öfters lese ich
Texte schon in einem frühen Stadium. Nachdem der
Text dann fertig gesetzt ist, also nach dem sogenannten
Umbruch, gibt es noch ein Korrektorat:
Da werden Trennungen kontrolliert, letzte Fehler
entdeckt usw.
In manchen Verlagen ist das Lektorat integriert. Wie kommen
Sie freischaffend an Ihre Aufträge?
Ich werde von Autoren weiterempfohlen und von
Buchgestalterinnen. Und ich bin auf der Liste des
CMV. Heute taucht der Name des Lektors oder der
Lektorin meistens auch im Impressum eines Buches
auf. Früher wurde der einfach unterschlagen.
Gibt es öfter mal Probleme wegen Ihrer Korrekturen im Text?
In den 40 Jahren, in denen ich lektoriere, hatte ich
nur ein einziges Mal mit einem Autor Probleme. Sein
Name sei hier aber nicht erwähnt.
Wie war die Zusammenarbeit mit Mena Kost, deren Buch
«Ausleben» Sie auch lektoriert haben?
Die Kooperation war sehr unkompliziert und erfreulich.
Es gab nur wenige Korrekturen, es waren professionelle
journalistische Texte, die mich selbstverständlich
auch sehr berührt haben.
Erleben Sie ab und zu eine sogenannte Deformation
Professionelle, wenn sie zum Beispiel die Speisekarten in
Restaurants studieren?
Selbstverständlich. Das ist nicht immer ganz einfach.
Man will sich ja nicht unbeliebt machen oder
als rechthaberisch erscheinen. Aber es gibt da schon
ganz flagrante Verbrechen an der Sprache.
Eine Sprache, die sich ständig wandelt. Oder verludert, wie
andere sagen. Empfinden Sie das als Fachfrau auch so?
Die Sprache «verludert» in diesem Sinne ständig.
Wortbedeutungen ändern sich laufend, Sprache ist
lebendig. Ich bin gegen Nostalgie. Alle Veränderungen,
die sprachliche Differenzierungen bringen, sind
gut. Und es geht vor allem um Verständigung.
Ich treffe Benjamin Mortzfeld am Eingang der Barfüsserkirche,
dem Hauptbau oder der Kathedrale des Historischen
Museums Basel (HMB). Wir gehen in den Keller, wo
gerade die Ausstellung zum 200. Todestag des verkannten
Revolutionärs und Menschenrechtlers Peter Ochs den letzten
Schliff bekommt. Dazu erscheint zeitgleich eine Publikation
im CMV, ein sogenannter Katalog, herausgegeben
vom HMB und Benjamin Mortzfeld.
Das HMB macht Ausstellungen und manchmal
auch Bücher, wie kommt es dazu?
Wenn wir eine Ausstellung planen, stellt sich für
uns die Frage, ob wir dazu eine Publikation machen
wollen. Dafür müssen wir uns bis mindestens zwei
Jahre vor der Ausstellung entschieden haben: Machen
wir einen Ausstellungskatalog und wenn ja, in
welcher Form und für welche Zielgruppe. Auch über
den Inhalt sollte es schon grobe Vorstellungen geben,
etwa den Anteil Text und den Anteil Bilder.
Wer ist dann verantwortlich für diese Publikation
und was ist zu tun? Wann kommt
der Verlag ins Spiel?
Der Macher, also der Kurator der Ausstellung, ist
auch der Herausgeber des dazu erscheinenden Buchs.
Er macht das Konzept, fragt potenzielle Autorinnen
und Autoren an und kümmert sich ums Bildmaterial.
Steht das Konzept, wird ein Verlag gesucht. Es
kommt selbstverständlich aufs Thema an, aber da
wir zu historischen und regionalen Themen ausstellen,
ist der CMV immer ein valabler Partner. Einigt
man sich auf eine Zusammenarbeit, wird ein Vertrag
abgeschlossen. Dann geht es los.
Sie haben das Bildmaterial angesprochen,
bestimmt ein wesentlicher Punkt. Kümmern
Sie sich auch um die Grafik und Gestaltung
des Katalogs?
Die Gestaltung des Katalogs wird ebenso wie die
Gestaltung der Ausstellung und des Werbematerials
hier im Hause besorgt, Manuela Frey ist unsere
visuelle Gestalterin. Das Cover des Katalogs muss
schon acht Monate vor Ausstellungsbeginn vorliegen,
es dient dann zumeist auch als Motiv für das
Plakat der Ausstellung.
Ich nehme an, das ist ein ziemlich intensiver
Prozess, was ist dabei zu bedenken?
Die Herausgeberschaft muss sich mit der Gestaltung
einig werden. Oder umgekehrt. Wie soll der
Katalog aussehen? Selbstverständlich beeinflusst
der Inhalt, das Thema, die Gestaltung des Buches.
Es gibt aber auch ganz praktische Fragen: Wo kommen
die Fotos, wo kommt der Text hin? Gibt es
überhaupt genügend Fotos? Ist ein zweispaltiger
Umbruch, also zwei Kolonnen Text pro Seite, nicht
besser, wenn es viel Fotomaterial gibt? Solche Fragen
werden entschieden.
Wir haben im Haus ein eigenes Fotoatelier, das die
Objektfotografie übernimmt.
Wie geht es weiter mit dem Lektorat oder der sogenannten
Ausstattung, wie sieht der Katalog schlussendlich aus,
also Format, Druck, Material, Bindung?
Da kommt dann der Verlag ins Spiel. Gemeinsam
wird ein wissenschaftliches Lektorat gemacht.
Nach mehreren, stets verfeinernden und korrigierten
Umbrüchen wird das Buch bzw. werden die
Druckdaten vier bis sechs Wochen vor Ausstellungseröffnung
dem Verlag zur Genehmigung und
schliesslich der Druckerei übergeben. Die Produktion
dauert etwa vier Wochen. Die Druckerei wird
meistens von uns ausgewählt und liefert nach Fertigstellung
das Buch an den Verlag und das Museum.
Spätestens zur Vernissage muss das Buch vorliegen.
Dann startet der Verkauf, auch im Buchhandel, den
der Verlag beliefert hat.
Wer die Ausstellung im HMB besucht, sollte also auch einen
Katalog kaufen können, um das Gesehene zu vertiefen?
Ja, gerne. Auch deswegen müssen wir Werbung betreiben.
Die Pressearbeit für den fertigen Katalog
läuft parallel von der Marketingabteilung des HMB
wie auch vom Verlag aus. Ein Ausstellungskatalog
hat bei uns je nachdem eine Auflage von 850 bis
1‘500 Stück. Ungefähr die Hälfte davon wird im Museum
verkauft, die andere via Verlag im Buchhandel.
Es gibt selbstverständlich auch sogenannte Freiexemplare
für die Medien und weitere Beteiligte.
Ich halte hier den frischgedruckten Katalog zu Peter Ochs
in der Hand. Die Lektüre erinnert an aktuelle Probleme in
Basel und der Schweiz: das Verhältnis zu anderen Staaten,
verkrustete politische Strukturen, Menschenrechte usw.
Ja, schade, dass Peter Ochs als Staatsmann und
Vertreter sehr aufgeklärter Positionen immer noch
keinen besseren Ruf in seiner Heimatstadt hat. Vielleicht
ändern diese Ausstellung und das Buch etwas
daran.
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