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Udo Schnelle: Einführung in die Evangelische Theologie Leseprobe

Dieses Buch des international anerkannten Exegeten Udo Schnelle führt in die Grundfragen, die Grundlagen und in die Fächer der Evangelischen Theologie ein: Warum Theologie an der Universität? Weshalb Theologie und nicht Religion? Welche Bedeutung hat die Bibel? Was verbindet die einzelnen Fächer der Theologie und gibt es ein gemeinsames Zentrum? Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Frage nach dem Ort und der Leistungsfähigkeit von Theologie im Kontext neuzeitlichen Denkens. Es zeigt sich, dass Vernunft sowie Offenbarung, Glaube und Mythos keine Gegensätze darstellen, sondern unterschiedliche Bereiche der Wirklichkeit erfassen.

Dieses Buch des international anerkannten Exegeten Udo Schnelle führt in die Grundfragen, die Grundlagen und in die Fächer der Evangelischen Theologie ein: Warum Theologie an der Universität? Weshalb Theologie und nicht Religion? Welche Bedeutung hat die Bibel? Was verbindet die einzelnen Fächer der Theologie und gibt es ein gemeinsames Zentrum? Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Frage nach dem Ort und der Leistungsfähigkeit von Theologie im Kontext neuzeitlichen Denkens. Es zeigt sich, dass Vernunft sowie Offenbarung, Glaube und Mythos keine Gegensätze darstellen, sondern unterschiedliche Bereiche der Wirklichkeit erfassen.

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128<br />

4. Die Gegenstände der evangelischen <strong>Theologie</strong><br />

nicht als strikte Alternative vorstellen. Die Übergänge s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

fließend zu denken, wobei e<strong>in</strong>e besonders elegante Lösung dar<strong>in</strong><br />

bestand, den e<strong>in</strong>en Gott Jahwe mit e<strong>in</strong>em himmlischen Hofstaat zu versehen<br />

(Göttersöhne, Engel, Patriarchen, göttliche Kräfte, Gegenspieler<br />

wie z. B. der Satan). 286 Für das antike Judentum gehören <strong>die</strong> E<strong>in</strong>zigkeit<br />

Gottes und se<strong>in</strong>e Herrschaft über Israel unmittelbar zusammen, Jahwe<br />

erweist sich <strong>in</strong> der Durchsetzung se<strong>in</strong>er Herrschaft als der e<strong>in</strong>zige Gott<br />

und se<strong>in</strong> Name wird als der e<strong>in</strong>zige gepriesen werden. In Arist 132<br />

beg<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e Belehrung über das Wesen Gottes mit der Feststellung,<br />

„dass nur e<strong>in</strong> Gott ist und se<strong>in</strong>e Kraft durch alle D<strong>in</strong>ge offenbar wird, da<br />

jeder Platz voll se<strong>in</strong>er Macht ist.“ Im scharfen Kontrast zur antiken Vielgötterei<br />

betont Philo: „So wollen wir denn das erste und heiligste Gebot<br />

<strong>in</strong> uns befestigen; E<strong>in</strong>en für den höchsten Gott zu halten und zu verehren;<br />

<strong>die</strong> Lehre der Vielgötterei darf nicht e<strong>in</strong>mal das Ohr des <strong>in</strong> Re<strong>in</strong>heit<br />

und ohne Falsch <strong>die</strong> Wahrheit suchenden Mannes berühren.“ 287 So bildete<br />

der exklusive E<strong>in</strong>gott-Glaube das Erkennungsmerkmal des Judentums,<br />

wie z. B. Tacitus zeigt: „bei den Juden gibt es nur e<strong>in</strong>e Erkenntnis<br />

im Geist, den Glauben an e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zigen Gott“ (Historien V 5,4). Der<br />

Monotheismus wurde schließlich im frühen Christentum aufgenommen<br />

(vgl. 1Kor 8,6; Mk 12,28–31) und kann als <strong>die</strong> sachliche Basis aller<br />

neutestamentlichen <strong>Theologie</strong> gelten.<br />

Neben dem theologischen bildete sich auch e<strong>in</strong> philosophischer Monotheismus<br />

aus. 288 Bereits um 500 v. Chr. f<strong>in</strong>det sich bei Xenophanes im Kontext der Kritik der<br />

Anthropomorphismen der homerischen Götterwelt der Gedanke, dass es eigentlich<br />

nur ,e<strong>in</strong>en‘ Gott unter den Göttern geben könne: „E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Gott ist unter den<br />

Göttern und Menschen der Größte“ (εἷς θεὸς ἔν τε θεοῖσι καὶ ἀνθρώποιοι μέγιστος).<br />

289 Diese Position gewann vor allem um <strong>die</strong> Zeitenwende herum sehr an E<strong>in</strong>fluss,<br />

denn <strong>die</strong> Vielzahl der Götter und Götterdarstellungen <strong>in</strong> der griechisch-römischen<br />

Welt führte offenbar zu e<strong>in</strong>em Verlust an Plausibilität, <strong>die</strong> Cicero (106–43<br />

Staudt, Der e<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>zige Gott, 71–219; Wolfgang Schrage, Unterwegs<br />

zur E<strong>in</strong>heit und E<strong>in</strong>zigkeit Gottes, BThSt 48, Neukirchen 2002, 4–35.<br />

286 Vgl. He<strong>in</strong>z-Dieter Neef, Gottes himmlischer Thronrat, AzTh 79, Stuttgart 1994.<br />

287 Philo, Decalogo 65; ferner Josephus, Antiquitates 3,91: „Das erste Gebot lehrt uns,<br />

dass es nur e<strong>in</strong> Gott ist und dass er alle<strong>in</strong> zu verehren sei.“<br />

288 Vgl. dazu Polymnia Athanassiadi/Michael Frede (Hrsg.), Pagan Monotheism<br />

<strong>in</strong> Late Antiquity, Oxford 1999; Dar<strong>in</strong>a Staudt, Der e<strong>in</strong>e und e<strong>in</strong>zige Gott, 22–70.<br />

289 Xenophanes Fr. B 23 (zitiert nach: Die Vorsokratiker I, hrsg. v. Jaap Mansfeld, Stuttgart<br />

1983, 224).

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