13.09.2021 Aufrufe

cav – Prozesstechnik für die Chemieindustrie 09.2021

Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.

Die Fachzeitschrift cav - Prozesstechnik für die Chemieindustrie berichtet über Verfahren, Anlagen, Apparate und Komponenten für die chemische und pharmazeutische Industrie. Weitere Themen sind IT-Technologien, Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik und Prozessanalysentechnik. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch Ex-Schutz, Anlagensicherheit, Arbeitsschutz, Instandhaltung, Standortmanagement und Energiemanagement.

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<strong>cav</strong><br />

VERFAHREN<br />

Macht Bioraffinerien effizienter<br />

Hoher Feststoffanteil im<br />

oszillierenden Reaktor<br />

Bisher werden oszillierende Reaktoren kommerziell in chemischen Prozessen mit<br />

geringen Feststoffgehalten eingesetzt. Das österreichische Forschungsinstitut<br />

AEE Intec erforscht nun den Einsatz der Reaktoren <strong>für</strong> biochemische Prozesse mit<br />

hohem Biomasseanteil wie <strong>die</strong> enzymatische Hydrolyse von Zellulose.<br />

Der oszillierende Reaktor ist in seinem<br />

Grundaufbau ein Rohrreaktor, der mit<br />

Einbauten ausgestattet ist. Eine Oszillationspumpe<br />

versetzt das Fluid, das durch den<br />

Reaktor strömt, in Schwingungen. An den<br />

Einbauten in der Röhre bilden sich Turbulenzen,<br />

<strong>die</strong> sich durch Amplitude und<br />

Oszillationsfrequenz der Pumpe steuern<br />

lassen. Der Volumenfluss durch den Reaktor<br />

erfolgt in Form einer überlagernden Pfropfenströmung.<br />

Die Fließgeschwindigkeit<br />

durch den Reaktor kann so von der Partikelgeschwindigkeit<br />

entkoppelt werden.<br />

Dadurch lässt sich ein langsamer Prozess<br />

kontinuierlich betreiben, während sicher -<br />

gestellt ist, dass <strong>die</strong> Einsatzstoffe durch <strong>die</strong><br />

Oszillationsbewegung sehr gut durchmischt<br />

werden.<br />

Flexibel skalierbar<br />

In den bisherigen Versuchen wurden doppelwandige<br />

Glasreaktoren eingesetzt, um<br />

<strong>die</strong> Strömungen im Inneren besser untersuchen<br />

zu können. Je nach geforderten Produktionsbedingungen<br />

sind aber auch andere<br />

Materialien möglich, z. B. Edelstahl. Je nach<br />

Anwendungsbereich sind verschiedene Baugrößen<br />

und Abmessungen des Reaktors<br />

möglich.<br />

Der Reaktor ist modular aus mehreren<br />

Rohrstücken aufgebaut. Die Länge des<br />

gesamten Reaktors ergibt sich aus der im<br />

Prozess benötigten Verweildauer und der<br />

Flussgeschwindigkeit. Letztere kann sehr<br />

langsam sein, da <strong>die</strong> Oszillationsbewegung<br />

<strong>die</strong> nötigen Turbulenzen erzeugt und <strong>die</strong><br />

Durchmischung selbst von dickflüssigen<br />

Suspensionen ermöglicht. Me<strong>die</strong>nspezifisch<br />

kann das Verhältnis von Flussgeschwindigkeit<br />

und Oszillation <strong>für</strong> eine optimale<br />

Rheologie optimiert werden. Neben der<br />

Länge kann man auch den Durchmesser an<br />

<strong>die</strong> Prozessanforderungen anpassen. Der<br />

Reaktor kann durch <strong>die</strong> parallele oder<br />

serielle Verschaltung der Rohrstücke einfach<br />

skaliert werden.<br />

Auf Basis der bisherigen rheologischen<br />

Testreihen hat AEE Intec mögliche Reaktorgrößen<br />

berechnet. In erster Näherung kann<br />

man damit rechnen, dass man <strong>für</strong> eine einstündige<br />

Verweilzeit und gleichzeitig gute<br />

Durchmischung einer hochviskosen Suspension<br />

einen Reaktor mit 7 cm Durchmesser<br />

und einer Länge von 20 m benötigt. In der<br />

Praxis ist natürlich noch eine genaue<br />

Dimensionierung nötig und eine Optimierung<br />

möglich.<br />

An den helixförmigen Einbauten im oszillierenden Reaktor bilden sich Turbulenzen, <strong>die</strong> <strong>für</strong> eine gute<br />

Durchmischung sorgen. Gleichzeitig schiebt sich <strong>die</strong> überlagernde Pfropfenströmung kontinuierlich<br />

durch <strong>die</strong> Röhre (hier mittels violetter Tinte dargestellt). So können Verweilzeit und Durchmischung jeweils<br />

<strong>für</strong> sich optimiert werden.<br />

Bilder: AEE Intec<br />

Hohe Ressourceneffizienz<br />

Der oszillierende Reaktor ermöglicht es, <strong>die</strong><br />

Vorteile eines Rohrreaktors auch <strong>für</strong> Prozesse<br />

mit langsamer Reaktionskinetik zu nutzen.<br />

Durch <strong>die</strong> Oszillation werden <strong>die</strong> Suspensionen<br />

optimal durchmischt und gleichzeitig<br />

langsam und kontinuierlich durch<br />

den Reaktor transportiert. Das funktioniert<br />

selbst bei hohen Feststoffkonzentrationen.<br />

Im Test mit suspen<strong>die</strong>rter α-Zellulose war<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Reaktoren<br />

eine Steigerung der eingesetzten Konzentration<br />

um den Faktor 3,5 möglich <strong>–</strong> um <strong>die</strong>sen<br />

Faktor könnte das Prozessvolumen also<br />

bei gleichem Massenstrom kleiner ausfallen.<br />

Die hohen Feststoffkonzentrationen bedeuten<br />

auch, dass in vielen Fällen <strong>die</strong> Verdünnung<br />

und anschließende Aufkonzentrierung<br />

entfallen können.<br />

54 <strong>cav</strong> 09-2021

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