13.09.2021 Aufrufe

unterwegs - Gemeindebrief Kirche Bargteheide - Herbst 2021

Das unterwegs erscheint alle drei Monate in einer Auflage von ca. 14.000 Exemplaren. Es wird im Bereich unserer Kirchengemeinde über Austräger in Bargteheide und auf den Dörfern als Beilage zum Wochenblatt MARKT verteilt.

Das unterwegs erscheint alle drei Monate in einer Auflage von ca. 14.000 Exemplaren. Es wird im Bereich unserer Kirchengemeinde über Austräger in Bargteheide und auf den Dörfern als Beilage zum Wochenblatt MARKT verteilt.

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Gottesdienst und Glaube<br />

Gottesdienst und Glaube<br />

Das Interview<br />

Mit Leib und Seele<br />

Manchmal erstaunlich, auf welchen Wegen<br />

sich interessante Gesprächspartner<br />

finden. Bei den Corona-Tests in der <strong>Kirche</strong><br />

und der anschließenden Wartezeit auf das<br />

Testergebnis, kommt es häufig zu lockeren<br />

und interessanten Unterhaltungen.<br />

Daraus ist unser neues Interview entstanden.<br />

Gesprächspartnerin hierfür ist Frau<br />

Kathrin Dammann (56) aus Tremsbüttel,<br />

Sozialpädagogin und Inhaberin<br />

einer Praxis für<br />

Pädagogische<br />

Frühförderung<br />

in <strong>Bargteheide</strong>.<br />

Red.:<br />

Wie sind<br />

Sie zu Ihrer<br />

Tätigkeit<br />

bzw.<br />

Ihrem Beruf<br />

gekommen?<br />

Kathrin D.: In<br />

frühester Jugend war<br />

mir schon klar, dass mein späterer Beruf<br />

etwas mit Kindern zu tun haben wird.<br />

Nach einer Ausbildung zur Erzieherin<br />

habe ich zunächst Praxiserfahrungen in<br />

einem Regelkindergarten und in heilpädagogischen<br />

und integrativen Gruppen<br />

sammeln können. Schnell merkte ich,<br />

dass Gruppenarbeit nicht mein Steckenpferd<br />

wird und meine Stärken eher in<br />

der Einzelbetreuung liegen. Dafür habe<br />

ich dann noch einmal ein sozialpädagogisches<br />

Studium absolviert und bin danach<br />

in der Einzelintegration bei einem<br />

anderen Träger tätig gewesen und von<br />

6<br />

dort zur Frühförderung gekommen. Auf<br />

diesem Gebiet fühlte ich mich zu Hause.<br />

Es ist einfach faszinierend zu sehen, wie<br />

Kinder aufwachsen, sich entwickeln, Fähigkeiten<br />

erwerben und zu Persönlichkeiten<br />

werden. So lag es auch auf der Hand,<br />

dass ich meine eigene Praxis aufmachte<br />

und in die Selbständigkeit ging. Aus anfänglich<br />

einem Kind und mir sind im Lauf<br />

von 20 Jahren 10 Mitarbeiter*Innen und<br />

40 Kinder geworden.<br />

Red.: Könnte man sagen, dass Sie<br />

Ihren Beruf mit Leib und Seele ausüben?<br />

Kathrin D.: Ja, ich habe meine Arbeit<br />

schätzen gelernt und könnte mir niemals<br />

vorstellen etwas anderes zu machen.<br />

Der Kontakt zu den Kindern bei Frühförderung<br />

und Einzelintegration, zu Familien,<br />

Erzieher*innen oder Tagesmüttern<br />

macht diesen Beruf so interessant.<br />

Red.: Nächstenliebe, Glaube oder<br />

fachlich sachliche Fallanalyse? Wo<br />

liegt der größere Schwerpunkt bei der<br />

Tätigkeit.<br />

Kathrin D.: Sicher ist das Fachliche<br />

auschlaggebend, aber wenn man seinen<br />

Nächsten nicht mögen würde, ihn nicht<br />

akzeptiert und für ihn da ist, würde eine<br />

Unterstützung nicht funktionieren. Wenn<br />

wir zum Beispiel eine Frühförderung eines<br />

Kindes mit motorischen oder Wahrnehmungsauffälligkeiten<br />

haben, dann<br />

findet diese in den meisten Fällen zu<br />

Hause bei den Familien statt. Dabei bekommt<br />

man auch einen tieferen Eindruck<br />

der Lebensumstände von Kind und Familie.<br />

Unterschiedliche Nationalitäten, Konfessionen<br />

und Familienstände gilt es dabei<br />

zu berücksichtigen. Bei langfristigem<br />

Betreuungsbedarf wird man manchmal<br />

auch Teil der Familie und dann in vielen<br />

anderen Lebensfragen um Rat gefragt.<br />

Dieser Rat hat in den Familien einen hohen<br />

Stellenwert und ist kostbar. Oft werde<br />

ich auch gefragt: Das glauben sie doch<br />

auch? Oder: Glauben Sie eigentlich? Ich<br />

antworte dann immer, ja natürlich glaube<br />

ich daran, dass ich dem Kind helfen und<br />

die Familie unterstützen kann. Frühförderung<br />

ist die effektivste Form der Förderung<br />

die ein Kind erhalten kann. Ob nun<br />

Nächstenliebe, Glaube oder Fachliches:<br />

Meiner Meinung nach schließen sich diese<br />

drei Dinge nicht aus. Sie sind wichtiger<br />

Bestandteil unserer Arbeit mit den Menschen.<br />

Red.: Ist ihre Arbeit manchmal belastend,<br />

wenn Sie mit Schicksalen von<br />

Familien konfrontiert werden? Wie verarbeiten<br />

Sie diese Belastung?<br />

Kathrin D.: Es kommt schon vor, dass<br />

ein Fall belastend ist und es wäre vermessen<br />

zu sagen, dass man nichts von<br />

all dem mit nach Hause nimmt. Um der<br />

Belastung vorzubeugen, führen wir regelmäßig<br />

reflektierende Gespräche und<br />

Fallanalysen durch. Auch ein Supervisor<br />

kommt regelmäßig zu uns. Häufig wird<br />

unsere Arbeit jedoch eher durch äußere<br />

Umstände wie zunehmende Bürokratie<br />

oder die ständige Auseinandersetzung<br />

um eine auskömmliche Finanzierung beeinträchtigt.<br />

Das ist dann schon sehr belastend.<br />

Hier helfen mir kleine Auszeiten<br />

am Meer mit meiner Familie.<br />

Red.: Abschlussfrage: Wenn Sie einen<br />

Wusch frei hätten, wie würde dieser<br />

aussehen? Oder: Wenn Sie etwas<br />

ändern könnten, was wäre das?<br />

Kathrin D.: Ich würde mir wünschen,<br />

dass alle Eltern mehr Zeit, Ruhe und<br />

Gelassenheit hätten; insbesondere den<br />

Kindern wünsche ich eine weniger reizüberflutete<br />

Umgebung. Kinder sind keine<br />

kleinen Erwachsenen, das vergessen wir<br />

in unserer Gesellschaft oft.<br />

Danke an Frau Kathrin Dammann<br />

für das offene Interview und die Bereitschaft,<br />

über ihr berufliches und persönliches<br />

Leben zu berichten.<br />

Uwe Rohl<br />

7

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