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Grundsatzpapier: Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen

Einrichtungen der Altenhilfe müssen Orte für ein lebbares Alter und ein würdevolles Sterben sein und werden. Dafür müssen die Rahmenbedingungen mit Unterstützung der Politik verbessert werden. Damit der Wunsch nach individueller Lebens- und Sterbensqualität realisiert werden kann, ist eine besondere Fokussierung auf die bedürftige Person im Sinne einer „radikalen“ Bewohner*innenorientierung erforderlich. DHPV und DGP möchten mit der Stellungnahme zur Gestaltung dieses Prozesses beitragen.

Einrichtungen der Altenhilfe müssen Orte für ein lebbares Alter und ein würdevolles Sterben sein und werden. Dafür müssen die Rahmenbedingungen mit Unterstützung der Politik verbessert werden. Damit der Wunsch nach individueller Lebens- und Sterbensqualität realisiert werden kann, ist eine besondere Fokussierung auf die bedürftige Person im Sinne einer „radikalen“ Bewohner*innenorientierung erforderlich. DHPV und DGP möchten mit der Stellungnahme zur Gestaltung dieses Prozesses beitragen.

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1 | Kapitelname<br />

<strong>Betreuung</strong> <strong>schwerstkranker</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>im</strong> <strong>hohen</strong> <strong>Lebensalter</strong><br />

<strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>Gr<strong>und</strong>satzpapier</strong> zur Entwicklung<br />

von Hospizkultur <strong>und</strong> Palliativversorgung<br />

<strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen der Altenhilfe<br />

Herausgeber<br />

Deutsche Gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> e. V.<br />

Deutscher Hospiz- <strong>und</strong> PalliativVerband e. V.


2 | Kapitelname<br />

Jedes Alter hat se<strong>in</strong>e Weise.<br />

Deutsches Sprichwort


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Präambel<br />

2 Ausgangssituation<br />

3 Ziele <strong>und</strong> Aufgaben<br />

3.1 Gr<strong>und</strong>satzziel<br />

3.2 BewohnerInnen<br />

3.3 Die Angehörigen<br />

3.4 Pflegehe<strong>im</strong><br />

3.5 Geme<strong>in</strong>wesen/Kommunen<br />

3.6 Politik <strong>und</strong> Verbände<br />

4 Organisationskultur<br />

5 Organisationsentwicklung<br />

5.1 Qualifikation<br />

5.1.1 Gr<strong>und</strong>qualifikation aller Mitarbeiter<br />

5.1.2 Qualifikation für allgeme<strong>in</strong>e Palliativversorgung<br />

5.1.3 Qualifikation für<br />

Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)<br />

5.1.4 Qualifikation ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

5.1.5 Altenpflegeausbildung<br />

6 Personalmanagement <strong>und</strong> -entwicklung<br />

7 Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

8 Qualitätssicherung<br />

9 Vernetzung<br />

10 F<strong>in</strong>anzierung/Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

11 Ausblick<br />

12 Mitwirkende <strong>und</strong> Autoren<br />

13 Literatur<br />

4<br />

7<br />

9<br />

9<br />

9<br />

10<br />

10<br />

11<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

14<br />

14<br />

15<br />

15<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24


4 | Präambel<br />

1<br />

Präambel<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen haben <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>und</strong> Jahrzehnten <strong>in</strong>folge veränderter<br />

Familienstrukturen, der Demografie wie auch <strong>in</strong>folge von Fortschritten<br />

der Mediz<strong>in</strong> als Sterbeorte an Bedeutung gewonnen; Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung<br />

haben sich zu e<strong>in</strong>er zentralen Herausforderung für E<strong>in</strong>richtungen<br />

der stationären Altenhilfe entwickelt, der mit der Schaffung geeigneter <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> Kooperationsstrukturen, aber auch mit der<br />

Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er fachlich <strong>und</strong> ethisch f<strong>und</strong>ierten Sterbekultur begegnet<br />

werden muss.<br />

Die Versorgung von <strong>Menschen</strong> am Lebensende führt nicht nur zur Aufgabe,<br />

die Voraussetzungen für e<strong>in</strong> „würdiges Sterben“ zu schaffen. Hospizarbeit <strong>und</strong><br />

Palliativversorgung lassen sich auch <strong>und</strong> vor allem vom Ziel leiten, schwerstkranken<br />

<strong>und</strong> sterbenden <strong>Menschen</strong> sowie deren Angehörigen bei der Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit der Verletzlichkeit, der Endlichkeit <strong>und</strong> der Vergänglichkeit der<br />

menschlichen Existenz zu helfen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> würdiges Leben <strong>im</strong> Vorfeld des Todes zu<br />

ermöglichen. Sterben <strong>und</strong> Tod gehören zum menschlichen Leben. Sie s<strong>in</strong>d nicht<br />

nur zu verstehen als dessen unausweichliches Ende, sondern darüber h<strong>in</strong>aus<br />

als e<strong>in</strong> das Leben strukturierendes Pr<strong>in</strong>zip, <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „Ordnung des Todes“,<br />

die es mit e<strong>in</strong>er „Ordnung des Lebens“ zu verb<strong>in</strong>den gilt. Bei schwerer Krankheit,<br />

bei Pflegebedürftigkeit oder bei fortgeschrittener Demenz tritt die Ordnung des<br />

Todes mehr <strong>und</strong> mehr <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong>, dies bedeutet aber nicht, dass e<strong>in</strong>e<br />

lebendige Gedanken-, Affekt- <strong>und</strong> Emotionswelt, e<strong>in</strong> differenziertes emotionales<br />

Erleben nicht mehr vorhanden, e<strong>in</strong>e an den <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen, Interessen<br />

<strong>und</strong> Wünschen des <strong>Menschen</strong> orientierte Gestaltung des Lebens nicht mehr<br />

möglich oder nicht mehr notwendig wäre. Respekt, Achtung <strong>und</strong> Anerkennung<br />

der Würde des <strong>Menschen</strong>, die Sicherung von Lebensqualität, die Ermöglichung<br />

von Bezogenheit <strong>und</strong> Teilhabe stellen unabhängig vom jeweils vorliegenden<br />

Ausmaß körperlicher <strong>und</strong> geistiger E<strong>in</strong>bußen <strong>und</strong> Schädigungen gr<strong>und</strong>legende<br />

Zielsetzungen <strong>in</strong> der <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Versorgung von <strong>Menschen</strong> am Lebensende<br />

dar. Dabei ist nicht nur der unbed<strong>in</strong>gte Respekt vor der <strong>Menschen</strong>würde wichtig,<br />

sondern es s<strong>in</strong>d auch Möglichkeiten zu schaffen, damit sich diese Würde <strong>in</strong><br />

konkreten Situationen verwirklichen, damit sie sich leben kann. Auch dann,<br />

wenn sich <strong>Menschen</strong> nicht mehr deutlich vernehmbar artikulieren können,<br />

ist es möglich, auf dem Wege des nonverbalen Ausdrucks (M<strong>im</strong>ik, Gestik) deren<br />

emotionales Bef<strong>in</strong>den zu erkennen <strong>und</strong> auf dieses differenziert zu antworten.<br />

Auch bei fortgeschrittener Demenz – die gerade bei hochbetagten <strong>Menschen</strong><br />

das Krankheitsspektrum <strong>im</strong> Vorfeld des Todes best<strong>im</strong>mt – s<strong>in</strong>d Reste, s<strong>in</strong>d Inseln<br />

des Selbst erkennbar.


Präambel | 5<br />

Und wenn sich <strong>in</strong>dividuelle Vorlieben <strong>und</strong> Abneigungen nicht mehr erfragen<br />

lassen, so s<strong>in</strong>d diese doch vielfach aus der Biografie <strong>und</strong> aus der Beobachtung<br />

emotionaler Reaktionen ableitbar. Die Achtung vor der Würde des <strong>Menschen</strong><br />

gebietet es, derartige Vorlieben <strong>und</strong> Abneigungen bei der Planung <strong>und</strong> Realisierung<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividualisierten Versorgungskonzepts ausdrücklich zu berücksichtigen.<br />

Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen haben anspruchsvolle<br />

Voraussetzungen. Zu diesen zählen ausreichende Qualifikation <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Qualifizierung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern als e<strong>in</strong>e<br />

bedeutende Komponente von Personalmanagement <strong>und</strong> Personalentwicklung.<br />

Zu diesen Voraussetzungen zählen weiterh<strong>in</strong> die auf die Bedürfnisse schwerkranker<br />

<strong>und</strong> <strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> ausgerichtete Gestaltung <strong>in</strong>stitutioneller<br />

Abläufe <strong>und</strong> Sicherung von Versorgungsqualität. Und schließlich ist – <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er „geteilten Verantwortung“ – die Zusammenarbeit zwischen professionellen<br />

Akteuren, ehrenamtlich tätigen <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> Angehörigen zu fördern.<br />

Die Aufgabe der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter beschränkt sich dabei nicht<br />

auf die – e<strong>in</strong>e angemessene mediz<strong>in</strong>ische Versorgung ergänzende – Gr<strong>und</strong>pflege.<br />

Die <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Versorgung von <strong>Menschen</strong> am Lebensende erfordert e<strong>in</strong>e<br />

hohe Sensibilität für die Bedürfnisse <strong>und</strong> Wünsche der Betroffenen, für die jeweils<br />

bestehenden <strong>und</strong> sich <strong>im</strong> Verlauf der Begleitung nicht selten verändernden<br />

Vorstellungen e<strong>in</strong>es guten <strong>und</strong> erfüllten Lebens am Lebensende. Hospizarbeit<br />

<strong>und</strong> Palliativversorgung stellen die für die <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Versorgung Verantwortlichen<br />

nicht selten vor tiefgreifende ethische Entscheidungen mit Blick auf<br />

die weitere Behandlung <strong>und</strong> Pflege, möglicherweise auch mit Blick auf e<strong>in</strong>e<br />

Therapiezieländerung, bei der die bisherige Behandlung nicht fortgeführt <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e Behandlung <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne der Palliativversorgung mit umfassender Symptomkontrolle<br />

e<strong>in</strong>geleitet wird. Nicht selten kann sich der schwerkranke oder sterbende<br />

Mensch nicht mehr direkt, unmittelbar, deutlich vernehmbar <strong>in</strong> dieser<br />

Entscheidungssituation <strong>und</strong> zu den verschiedenen Handlungsalternativen<br />

äußern. Und auch die Angehörigen können <strong>in</strong> solchen Situationen nicht <strong>im</strong>mer<br />

weiterhelfen. Gerade hier erweist sich die Forderung nach ausreichender Qualifikation<br />

<strong>und</strong> nach kont<strong>in</strong>uierlicher Weiterqualifizierung der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Mitarbeiter als sehr wichtig. Aber es kommt noch e<strong>in</strong>e weitere Forderung h<strong>in</strong>zu:<br />

Nämlich jene nach e<strong>in</strong>em <strong>hohen</strong> Maß an Kont<strong>in</strong>uität <strong>in</strong> der Pflege, <strong>Betreuung</strong><br />

<strong>und</strong> Begleitung. Diese Kont<strong>in</strong>uität bildet e<strong>in</strong>e Voraussetzung dafür, dass die<br />

St<strong>im</strong>me des schwerstkranken <strong>und</strong> sterbenden <strong>Menschen</strong> auch dann gehört wird,<br />

wenn sich diese nicht mehr direkt, unmittelbar äußern können.


6 | Präambel<br />

Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen erfordern dabei<br />

e<strong>in</strong>e Organisationsstruktur <strong>und</strong> Diskussionskultur, die ermöglicht, über diese<br />

existentiellen Fragen <strong>in</strong> Offenheit zu sprechen <strong>und</strong> vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> die<br />

gegebenen Versorgungskonzepte kont<strong>in</strong>uierlich weiterzuentwickeln.<br />

Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung s<strong>in</strong>d gesetzlich verankerte Aufgaben<br />

von Pflegee<strong>in</strong>richtungen, die nur <strong>in</strong> gleichberechtigter Kooperation zahlreicher<br />

Professionen bewältigt werden können. E<strong>in</strong>e angemessene mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung macht dabei die <strong>in</strong>tensive Zusammenarbeit mit Hausärzten <strong>und</strong><br />

-ärzt<strong>in</strong>nen erforderlich, des Weiteren müssen entsprechende kommunale<br />

Versorgungsstrukturen e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Im Rahmen des Aufbaus geeigneter Kooperationsnetzwerke ist auch die Zusammenarbeit<br />

mit Ehrenamtlichen e<strong>in</strong>e wesentliche Aufgabe der Hospizarbeit <strong>und</strong><br />

Palliativversorgung <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen. Dies nicht zuletzt auch deswegen,<br />

weil dadurch die Begleitung <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> von <strong>Menschen</strong> am Lebensende als<br />

e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche Aufgabe deutlich wird <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gesellschaftlicher<br />

Diskurs über Sterben, Tod <strong>und</strong> Trauer angeregt werden kann. Diese Zusammenarbeit<br />

bildet den Kern sorgender, fürsorglicher Geme<strong>in</strong>schaften (car<strong>in</strong>g communities),<br />

die sich – wie bereits dargelegt – vom Pr<strong>in</strong>zip der „geteilten Verantwortung“<br />

zwischen professionell Tätigen, Familienangehörigen <strong>und</strong> ehrenamtlich<br />

engagierten <strong>Menschen</strong> leiten lassen. Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Tatsache, dass die<br />

familiären Ressourcen zur <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Begleitung <strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong><br />

Zukunft weiter zurückgehen werden – dies hat auch mit der deutlich erhöhten<br />

räumlichen Mobilität der Angehörigen zu tun –, werden solche Geme<strong>in</strong>schaften,<br />

<strong>und</strong> zwar <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Mischung von Kern- <strong>und</strong> erweiterter „Familie“, mehr<br />

<strong>und</strong> mehr an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />

Das vorliegende <strong>Gr<strong>und</strong>satzpapier</strong> gibt Anregungen für den fachlich <strong>und</strong> ethisch<br />

f<strong>und</strong>ierten Umgang der mit Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

verb<strong>und</strong>enen Anforderungen. Wenn hier auf die Notwendigkeit<br />

der Weiterentwicklung von Qualifikationen <strong>und</strong> Organisationsstrukturen <strong>und</strong><br />

der Entwicklung e<strong>in</strong>er Kommunikationskultur h<strong>in</strong>gewiesen wird, so soll damit<br />

ke<strong>in</strong>esfalls <strong>in</strong> Abrede gestellt werden, dass bereits jetzt <strong>in</strong> vielen Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

e<strong>in</strong>e fachlich <strong>und</strong> menschlich anspruchsvolle, ansprechende <strong>und</strong> engagierte<br />

Kooperation zwischen den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern verschiedener<br />

Berufsgruppen, ehrenamtlich tätigen <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> Familienangehörigen<br />

zum Wohle des <strong>Menschen</strong> am Lebensende verwirklicht ist. Das entscheidende<br />

Ziel aller Arbeit ist dem Verständnis dieses Positionspapiers zufolge dar<strong>in</strong> zu<br />

sehen, dass <strong>Menschen</strong> ihr Sterben leben, das heißt, ihren Werten <strong>und</strong> Bedürfnissen<br />

folgend gestalten können.


2 Ausgangssituation<br />

Ausgangssituation | 7<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen s<strong>in</strong>d Orte, an denen viele <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> unserer Gesellschaft<br />

den letzten Lebensabschnitt verbr<strong>in</strong>gen, ihre letzte Wohnstätte f<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />

schließlich sterben. Der Bereich der stationären Altenpflege ist aufgr<strong>und</strong> der<br />

demografischen Entwicklung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>es sich dramatisch verändernden Ges<strong>und</strong>heits-<br />

<strong>und</strong> Sozialsystems, nicht nur <strong>in</strong> Deutschland, e<strong>in</strong>em heftigen Wandel<br />

unterzogen. Angesichts der Zunahme der Anzahl hochbetagter <strong>Menschen</strong> mit<br />

zum Tod führenden, schweren Erkrankungen <strong>und</strong> belastenden Symptomen<br />

werden Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>im</strong>mer mehr zu Institutionen, <strong>in</strong> denen Palliativversorgung<br />

<strong>und</strong> Hospizkultur entwickelt <strong>und</strong> umgesetzt werden müssen.<br />

Das relativ hohe Aufnahmealter <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e zunehmend kurze Aufenthaltsdauer<br />

der He<strong>im</strong>bewohnerInnen bei e<strong>in</strong>em häufig zeitnah e<strong>in</strong>tretenden Sterbeprozess<br />

machen diese Entwicklung dr<strong>in</strong>gend notwendig. Besonders die Gruppe der<br />

Hochaltrigen ist aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung die größte <strong>in</strong> der<br />

Inanspruchnahme von stationärer Pflege.<br />

Aber nicht nur das Alter an sich ist e<strong>in</strong> Faktor, der die Situation best<strong>im</strong>mt.<br />

Weiterh<strong>in</strong> kommt der mediz<strong>in</strong>ischen, der sozialen bzw. gesellschaftlichen<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle zu. Immer mehr ältere <strong>Menschen</strong> leben <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>personenhaushalt oder als k<strong>in</strong>derloses Paar. Durch die Zunahme der<br />

Lebenserwartung ist e<strong>in</strong>e lange nachelterliche Gefolgschaft gegeben. Somit s<strong>in</strong>d<br />

die Nachkommen selber längst <strong>in</strong> festen Strukturen, wenn die Eltern hilfebedürftig<br />

werden. Dies alles hat e<strong>in</strong> Wegbrechen der sozialen Unterstützungsnetzwerke<br />

zur Folge. E<strong>in</strong> weiterer Effekt ist <strong>in</strong> der Struktur unseres Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

zu sehen. So ist die Abnahme der Verweildauer <strong>in</strong> den Krankenhäusern<br />

durch E<strong>in</strong>führung der DRG sicher auch e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> für die gestiegene Nachfrage<br />

an stationären He<strong>im</strong>leistungen. Die Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Todesstatistiken zeigen,<br />

dass vornehmlich die älter werdende Bevölkerung an chronisch verlaufenden<br />

Mehrfacherkrankungen leidet, die kumulativ (durch komplexe Symptomgeschehen)<br />

die Lebensqualität bee<strong>in</strong>trächtigen, <strong>in</strong>sbesondere, wenn der Fokus auf den<br />

Lebenserhalt gesetzt wird.<br />

Dies alles hat zur Folge, dass sich der Pflege- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sbedarf der BewohnerInnen<br />

<strong>in</strong> der stationären Altenpflege <strong>im</strong> H<strong>in</strong>blick auf ihr Alter, ihre Erkrankungen<br />

<strong>und</strong> die damit e<strong>in</strong>hergehende Pflege<strong>in</strong>tensität geändert hat <strong>und</strong> noch<br />

weiter ändern wird. Besondere Bedeutung haben dabei die <strong>Menschen</strong> mit<br />

demenziellen Erkrankungen mit den daraus erwachsenden besonderen Herausforderungen<br />

für die Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter;<br />

durchschnittlich 2/3 der BewohnerInnen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen davon betroffen 1 .<br />

1<br />

Weyerer, Bickel 2007/<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für<br />

Familie, Senioren, Frauen<br />

<strong>und</strong> Jugend (BMG) 2006


8 | Ausgangssituation<br />

2<br />

Isfort, Weidner, Messner,<br />

Z<strong>in</strong>n 2003<br />

3<br />

Die europäische NEXT-Studie<br />

(nurses‘ early exit study)<br />

untersucht die Ursachen,<br />

Umstände <strong>und</strong> Folgen des<br />

vorzeitigen Berufsausstiegs<br />

aus dem Pflegeberuf. In:<br />

Hasselhorn, Müller, .Tackenberg,<br />

Kümmerl<strong>in</strong>g, S<strong>im</strong>on<br />

2005<br />

4<br />

Gronemeyer R 2007<br />

5<br />

Davies, Higg<strong>in</strong>son 2008<br />

6<br />

Ebenda<br />

7<br />

Ebenda<br />

Viele Quellen beschreiben die Zunahme der Arbeitsverdichtung <strong>und</strong> der Belastung<br />

des Personals <strong>in</strong> der Altenpflege 2 . Ergebnisse der NEXTStudie 3 zeigen,<br />

dass <strong>in</strong> Deutschland fast jeder Fünfte, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Altenpflege, ernsthaft<br />

daran denkt, den Pflegeberuf zu verlassen. Dabei handelt es sich <strong>in</strong>sbesondere<br />

um Jüngere <strong>und</strong> Besserqualifizierte. Aus e<strong>in</strong>er Befragung von He<strong>im</strong>en <strong>in</strong> Hessen<br />

geht hervor, dass für 69,1% 4 der BewohnerInnen das Altenhe<strong>im</strong> der Sterbeort ist.<br />

Der Tod f<strong>in</strong>det also längst <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen statt. Viele He<strong>im</strong>e haben<br />

sich schon auf den Weg gemacht <strong>und</strong> das Thema bearbeitet. So hatten bereits<br />

2005 93,2% der He<strong>im</strong>e <strong>in</strong>terne Regelungen zur Sterbebegleitung (82,8% mit Aussagen<br />

<strong>im</strong> Leitbild). E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale Übersichtsarbeit 5 über palliative <strong>Betreuung</strong><br />

älterer <strong>Menschen</strong> zeigt allerd<strong>in</strong>gs, dass ältere <strong>Menschen</strong>, <strong>in</strong>sbesondere mit<br />

Tumorerkrankungen, dennoch unzureichend symptomkontrolliert s<strong>in</strong>d.<br />

Bei alten <strong>Menschen</strong> liegen häufig chronisch verlaufende, nicht zwangsweise <strong>und</strong><br />

unmittelbar zum Tode führende Erkrankungen vor. Dies macht e<strong>in</strong> Umdenken <strong>in</strong><br />

der palliativen/hospizlichen Begleitung notwendig 6 . Palliativversorgung wurde<br />

ursprünglich für <strong>Menschen</strong> entwickelt, die unter e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutig lebensl<strong>im</strong>itierenden<br />

Erkrankung leiden (vorwiegend <strong>Menschen</strong> mit Tumorerkrankungen) mit<br />

akuten Symptomlagen <strong>und</strong>/oder e<strong>in</strong>er relativ ger<strong>in</strong>gen Lebenserwartung. Für die<br />

palliative/hospizliche Begleitung <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen bedarf es e<strong>in</strong>er dem besonderen<br />

Bedarf von alten, hochaltrigen, pflegebedürftigen, mehrfach-chronisch<br />

erkrankten <strong>Menschen</strong> angepassten Konzeption. Die Betroffenen müssen meist<br />

e<strong>in</strong>en fortwährenden Abbau ihrer Leistungskraft h<strong>in</strong>nehmen <strong>und</strong>/oder leiden an<br />

entsprechend der Erkrankungsphase wechselnden Symptomlasten <strong>und</strong> Krisen,<br />

die ggf. längerfristig zu e<strong>in</strong>er weiteren Bee<strong>in</strong>trächtigung ihrer Lebensqualität<br />

führen 7 . Erschwerend können die altersbed<strong>in</strong>gten kognitiven Veränderungen<br />

<strong>und</strong> die dadurch veränderte Wahrnehmung auf den Begleitungsprozess e<strong>in</strong>wirken.<br />

Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativmediz<strong>in</strong> müssen diese vulnerablen Pflegebedürftigen<br />

neu <strong>in</strong> den Blick nehmen <strong>und</strong> die Arbeit an deren Bedürfnissen <strong>und</strong> deren Bedarf<br />

anpassen. Dazu ist jedoch politische Unterstützung notwendig, um die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

dafür zu setzen.<br />

E<strong>in</strong> Schritt <strong>in</strong> diese Richtung ist durch die letzte Ges<strong>und</strong>heitsreform mit der<br />

E<strong>in</strong>führung des § 37b <strong>im</strong> SGB V gegangen worden, wonach auch Versicherte <strong>in</strong><br />

stationären Pflegee<strong>in</strong>richtungen Anspruch auf Leistungen der spezialisierten<br />

ambulanten Palliativversorgung (SAPV) haben.


3<br />

Ziele <strong>und</strong><br />

Aufgaben<br />

Ziele <strong>und</strong> Aufgaben | 9<br />

Angesichts der e<strong>in</strong>leitend beschriebenen aktuellen Situation <strong>und</strong> der zu erwartenden<br />

demografischen Entwicklung ist es erforderlich, dass sich stationäre<br />

Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> der Zukunft für e<strong>in</strong>en wachsenden Anteil von <strong>Menschen</strong><br />

<strong>in</strong> unserer Gesellschaft als Orte des Lebens <strong>und</strong> des Sterbens verstehen.<br />

E<strong>in</strong>e hospizliche Haltung <strong>und</strong> Palliativkompetenz müssen <strong>in</strong>tegrativer Bestandteil<br />

e<strong>in</strong>es solchen Selbstverständnisses se<strong>in</strong>, sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gendes Leben ihrer BewohnerInnen <strong>und</strong> Bewohner bis<br />

zuletzt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> müssen die stationären Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

ihre Entwicklung an folgenden Zielen ausrichten:<br />

3.1 Gr<strong>und</strong>satzziel<br />

Die Begleitung, Pflege <strong>und</strong> Behandlung <strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>und</strong> ihrer Angehörigen<br />

sollte als e<strong>in</strong>e der wichtigsten Säulen der Arbeit von Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> die gr<strong>und</strong>legende Philosophie der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong>tegriert <strong>und</strong> von den Mitarbeitern<br />

auf allen Ebenen der Versorgung gelebt werden.<br />

Politik, Selbstverwaltung <strong>und</strong> Träger der E<strong>in</strong>richtungen schaffen hierfür geeignete<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> stellen die erforderlichen f<strong>in</strong>anziellen Mittel bereit,<br />

damit die Leistungserbr<strong>in</strong>ger ihren gesellschaftlichen <strong>und</strong> zugleich gesetzlichen<br />

Versorgungsauftrag adäquat wahrnehmen können. Die Expertise aus (Modell-)<br />

Projekten des vergangenen Jahrzehnts wird dabei genutzt.<br />

3.2 BewohnerInnen<br />

Die BewohnerInnen <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen werden entsprechend ihrer Lebenssituation<br />

<strong>und</strong> den sich daraus ergebenden <strong>in</strong>dividuellen Bedürfnissen <strong>und</strong><br />

Bedarfen begleitet <strong>und</strong> versorgt. Zielführende Aufgabe ist es, dass die<br />

„Versorgungslogik, die Dienstleistungsorientierung, die Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong><br />

Kooperation <strong>in</strong>tern wie extern“ hierfür ausgerichtet wird. 8 Die Betroffenen sollen<br />

e<strong>in</strong>e angemessene palliative Versorgung, die die körperlichen, psychischen,<br />

sozialen <strong>und</strong> spirituellen Nöte <strong>und</strong> Bedürfnisse wahrn<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> angemessen<br />

beantwortet, erhalten. E<strong>in</strong>e umfassend verstandene Schmerzerfassung<br />

(„total pa<strong>in</strong>“) <strong>und</strong> die L<strong>in</strong>derung von Symptomen s<strong>in</strong>d dabei <strong>in</strong> den Fokus zu<br />

nehmen.<br />

8<br />

He<strong>im</strong>erl, Heller, Pleschberger<br />

2006, S. 66–68


10 | Ziele <strong>und</strong> Aufgaben<br />

3.3 Die Angehörigen<br />

Angehörige von BewohnerInnen e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> die ihnen Nahestehenden<br />

s<strong>in</strong>d selbst Betroffene. Sie brauchen Entlastung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

<strong>im</strong> Umgang mit ihrem/ihrer Angehörigen, bei dem/der sie realisieren, dass ihnen<br />

nur noch e<strong>in</strong>e kurze geme<strong>in</strong>same Zeit bleibt. Sie benötigen ausreichende <strong>und</strong><br />

ehrliche Informationen <strong>und</strong> werden <strong>in</strong> Entscheidungen <strong>und</strong> Diskussionen, z. B.<br />

auch über das He<strong>im</strong>geschehen, über die ges<strong>und</strong>heitliche Situation ihres Angehörigen<br />

oder über diagnostische <strong>und</strong> therapeutische Maßnahmen e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Auch auf ihre Bedürfnisse ist e<strong>in</strong>zugehen, wenn es um das Sterben ihres angehörigen<br />

He<strong>im</strong>bewohners geht.<br />

9<br />

Petzold, Horn, Müller 2010,<br />

S. 220–221<br />

3.4 Pflegehe<strong>im</strong><br />

Hospizkultur <strong>und</strong> Palliativversorgung werden <strong>im</strong> Rahmen dieser Zielsetzung<br />

zum <strong>in</strong>tegrativen Bestandteil des Versorgungsauftrages jeder E<strong>in</strong>richtung.<br />

Sie best<strong>im</strong>men dadurch Kultur, Haltung <strong>und</strong> Organisationsstrukturen. Alle Mitarbeiter<br />

werden angemessen geschult 9 . Strukturen e<strong>in</strong>er „lernenden Organisation“<br />

ermöglichen durch die angestrebte Implementierung die Umsetzung <strong>in</strong>dividuell<br />

erworbenen Wissens. Die sich entwickelnde hospizlich/palliative Haltung f<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der gr<strong>und</strong>legenden Organisationsethik der E<strong>in</strong>richtung durch diese Zielorientierung<br />

wieder.<br />

10<br />

Bödiker, Graf, Schmidtbauer<br />

2010<br />

Zur Hospizkultur gehören dementsprechend Palliativ-Care-Pflegefachkräfte<br />

(160 St<strong>und</strong>en Fortbildung) sowie e<strong>in</strong> Casemanagement, das die jeweiligen Netzwerkpartner<br />

(zum Beispiel Palliativmediz<strong>in</strong>, Offiz<strong>in</strong> Apotheke <strong>und</strong> Hospizdienste)<br />

mit e<strong>in</strong>bezieht. Ethische Konsile s<strong>in</strong>d ebenso Bestandteil der Organisationskultur<br />

wie auch Fallbesprechungen zur Krisen<strong>in</strong>tervention. In die jeweiligen Prozesse<br />

müssen kont<strong>in</strong>uierlich Angehörige <strong>und</strong>/oder Betreuer <strong>in</strong>tegriert werden, um<br />

e<strong>in</strong>e Vorsorgevollmacht beziehungsweise Patientenverfügung <strong>in</strong> das Geschehen<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen. Das Pflegehe<strong>im</strong> strebt an, <strong>in</strong>nerhalb der Region Kooperationspartner<br />

von zum Beispiel Hospizdiensten, ambulanten Palliativdiensten,<br />

Krankenhäusern, Fachärzten, Palliativstationen <strong>und</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>den zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Die Begleitung durch befähigte ehrenamtliche Hospizhelfer unterstützt<br />

die Qualität der Organisation Pflegehe<strong>im</strong>. Dabei werden die Ehrenamtlichen der<br />

Hospizbewegung die Ziele der Gerontotherapie widerspiegeln <strong>und</strong> die Organisation<br />

durch ihr bürgerschaftliches Engagement unterstützen. 10


Ziele <strong>und</strong> Aufgaben | 11<br />

3.5 Geme<strong>in</strong>wesen/Kommunen<br />

Die Sicherstellung der Versorgung pflegebedürftiger <strong>Menschen</strong> ist e<strong>in</strong>e gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe <strong>und</strong> bedarf e<strong>in</strong>er ausreichenden sozialen Infrastruktur.<br />

Die Kommunen tragen dafür <strong>im</strong> Rahmen der öffentlichen Dase<strong>in</strong>svorsorge auf<br />

geme<strong>in</strong>dlicher Ebene besondere Verantwortung, konkretisiert <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Gesetzen (Pflegegesetze der Länder, He<strong>im</strong>gesetze, <strong>Betreuung</strong>sgesetz u.a.).<br />

Die kommunale Ebene hat dabei <strong>in</strong> besonderer Weise Koord<strong>in</strong>ationsaufgaben<br />

wahrzunehmen, um die Zusammenarbeit aller Akteure (Leistungsanbieter,<br />

Verwaltung, Kostenträger, Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bürger), die Entwicklung regionaler<br />

Netzwerke zur palliativ-hospizlichen Versorgung <strong>und</strong> für die Bürger<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Bürger Transparenz <strong>und</strong> Möglichkeiten zur Beratung sicherzustellen.<br />

3.6 Politik <strong>und</strong> Verbände<br />

B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Länder tragen die Verantwortung für die notwendigen gesetzlichen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die Gr<strong>und</strong>lage s<strong>in</strong>d für die weitere vertragliche Ausgestaltung<br />

durch Kostenträger <strong>und</strong> Leistungsanbieter <strong>im</strong> Rahmen der Selbstverwaltung.<br />

Sie müssen so gestaltet se<strong>in</strong>, dass sie es den Trägern der E<strong>in</strong>richtungen<br />

ermöglichen, ihren Aufgaben, orientiert an den Bedürfnissen pflegebedürftiger<br />

<strong>Menschen</strong>, gerecht zu werden. E<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen dabei <strong>in</strong>sbesondere<br />

die Deutsche Gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> (DGP), der Deutsche Hospiz<strong>und</strong><br />

PalliativVerband (DHPV) <strong>und</strong> die B<strong>und</strong>esverbände der Träger von Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen,<br />

die ihre Expertise <strong>in</strong> die politische Diskussion e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit der Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Familienpolitik der B<strong>und</strong>esregierung<br />

<strong>und</strong> den Organisationen <strong>und</strong> Institutionen des selbstverwalteten Ges<strong>und</strong>heitssystems<br />

entwickeln sie die konzeptionellen Gr<strong>und</strong>lagen für die notwendige<br />

Weiterentwicklung der Strukturen <strong>im</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen e<strong>in</strong>schließlich der<br />

gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>und</strong> <strong>in</strong>tegrieren so die E<strong>in</strong>richtungen der<br />

stationären Altenhilfe <strong>in</strong> die vernetzte Versorgung <strong>sterbender</strong> <strong>und</strong> <strong>schwerstkranker</strong><br />

<strong>Menschen</strong> als gesamtgesellschaftlichen Auftrag. Geme<strong>in</strong>sam entwickeln sie<br />

Indikatoren <strong>und</strong> unterstützen die politische Arbeit, um Palliativversorgung <strong>und</strong><br />

Hospizarbeit verstärkt <strong>in</strong> die Richtl<strong>in</strong>ien zur Qualitätskontrolle zu <strong>in</strong>tegrieren<br />

(MDK, He<strong>im</strong>aufsicht).


12 | Organisationskultur<br />

Organisationskultur<br />

4<br />

Davon ausgehend, dass das Pflegehe<strong>im</strong> e<strong>in</strong>e „lernende Organisation“ ist, s<strong>in</strong>d<br />

Kulturfragen essenziell. Die Leitungsebene hat <strong>in</strong> diesen Fragen e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e hohe Verantwortung („top-down“) gegenüber den Mitarbeiter-<br />

Innen, BewohnerInnen sowie deren Angehörigen. Die Leitung hat die Aufgabe,<br />

die Implementierungsprozesse der Hospizkultur <strong>und</strong> Palliativversorgung zu<br />

steuern, zu unterstützen <strong>und</strong> zu evaluieren. Das Handeln <strong>und</strong> die Haltung den<br />

BewohnerInnen sowie den MitarbeiterInnen gegenüber spiegeln sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen ethischen Reflexionsprozess wider, der E<strong>in</strong>fluss auf die<br />

Umsetzungsprozesse der Ziele e<strong>in</strong>er Organisation hat <strong>und</strong> somit die Organisationsentwicklung<br />

bee<strong>in</strong>flusst. Dabei wird die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der MitarbeiterInnen<br />

„bottom-up“ (mit E<strong>in</strong>bezug derselbigen) gesteuert, damit sie e<strong>in</strong>en <strong>hohen</strong><br />

Identifizierungsgrad entwickeln können.<br />

11<br />

Pleschberger 2005. In: Heller,<br />

Knipp<strong>in</strong>g. 2006. S. 40<br />

12<br />

Heller et al. 2005 & D<strong>in</strong>ges<br />

et al 2005. In: Heller, Knipp<strong>in</strong>g.<br />

2006. S. 40<br />

Dazu gehören weiterh<strong>in</strong> die Fachlichkeit aller Beteiligten sowie die ökonomische<br />

Betrachtung der Mittelverwendung. Erkennbar muss se<strong>in</strong>: Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

haben e<strong>in</strong>en gesellschaftlichen Auftrag <strong>und</strong> erfüllen e<strong>in</strong>e gesellschaftlich wichtige<br />

Aufgabe <strong>in</strong> dieser Frage. Wesentlich für die Entwicklung e<strong>in</strong>er palliativ ausgerichteten<br />

Organisationskultur ist e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Reflexion der Haltungen,<br />

Kompetenzen, des Qualitätsverständnisses <strong>und</strong> aufgestellter Erfolgskriterien.<br />

Das bedeutet auch e<strong>in</strong> Aushalten, e<strong>in</strong> Abstandnehmen von der Aktion, dem Eifer,<br />

standardisiert alles unter Kontrolle zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> Leiden el<strong>im</strong><strong>in</strong>ieren zu wollen.<br />

Dafür h<strong>in</strong> zur Interaktion mit dem Betroffenen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>en Zugehörigen, um<br />

geme<strong>in</strong>sam mit ihnen entsprechend der <strong>in</strong>dividuellen Beurteilung des realen<br />

Zustands auf der Gr<strong>und</strong>lage vorhandener Ressourcen, Perspektiven <strong>und</strong> Probleme<br />

die Behandlungs- <strong>und</strong> Versorgungsgestaltung <strong>in</strong>dividuell auszuhandeln. 11<br />

Gr<strong>und</strong>lage hierfür ist der R<strong>und</strong>e Tisch, e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche grenzüberschreitende,<br />

<strong>in</strong>terprofessionelle, organisations- <strong>und</strong> kontextübergreifende Kommunikation.<br />

Der R<strong>und</strong>e Tisch ist hierfür das Bild, die Gr<strong>und</strong>lage für e<strong>in</strong> Aushandeln <strong>und</strong><br />

Prozesse der Verständigung mit den Betroffenen <strong>und</strong> ihren Zugehörigen – sofern<br />

sie dieses können <strong>und</strong> wollen. 12


5 Organisationsentwicklung<br />

Organisationsentwicklung | 13<br />

Die Expertise der vergangenen 10 Jahre zeigt, dass solche Organisationsentwicklungsprozesse<br />

dem Paradigma der Palliative Care Philosophie entsprechen können,<br />

wenn sie gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong>terprofessionell, <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är, <strong>in</strong>terkompetent<br />

<strong>und</strong> radikal bewohnerInnenzentriert <strong>und</strong> mitarbeiterInnenorientiert s<strong>in</strong>d.<br />

Die zentralen Themen (Angehörige bzw. unit of care; Würde; Schmerz; Trauer;<br />

Demenz; Ethik; Spiritual Care; Krisen- <strong>und</strong> Vorsorgeplanung, Integration Ehrenamtlicher,<br />

Kooperation <strong>und</strong> Vernetzung; et.al.) bleiben <strong>im</strong> Blick, ohne dass<br />

„standardisierte Sterbeverläufe“ angestrebt werden.<br />

Schritte <strong>und</strong> Kennzeichen solcher Bemühungen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Mix aus<br />

• Qualifikation von Individuen,<br />

• Projekten zur Organisationsentwicklung<br />

• sowie die entsprechende Vernetzung mit regionalen<br />

<strong>und</strong> kommunalen Strukturen der Hospiz- <strong>und</strong> Palliativszene.<br />

Letztere dient allen Partnern, da Altenhilfe <strong>und</strong> Palliativarbeit (noch)<br />

vone<strong>in</strong>ander lernen (müssen).<br />

Bereits die Enquetekommission des B<strong>und</strong>estages weist <strong>in</strong> ihrem Abschlussbericht<br />

von 2005 auf die Notwendigkeit solcher Entwicklungen h<strong>in</strong>. Die Umsetzung<br />

von Palliative Care <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren <strong>in</strong><br />

vielen E<strong>in</strong>richtungen vorangetrieben. E<strong>in</strong>e erfolgreiche Implementierung von<br />

Palliative Care basiert auf e<strong>in</strong>er f<strong>und</strong>ierten Bestandsaufnahme des Status quo,<br />

bei der die vorhandene Organisationskultur gewürdigt wird. Darauf aufbauend<br />

werden systematisch verschiedene Instrumente entwickelt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

um durch Sensibilisierung, Qualifizierung, E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der BewohnerInnen <strong>und</strong><br />

13<br />

durch e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung mit „relevanten Umwelten“ 13 (z.B. mit Bestattern,<br />

Haus- <strong>und</strong> Notärzten bzw. der Mobilisierung vorhandener <strong>und</strong> benötigter<br />

2006. S. 54<br />

He<strong>im</strong>erl, Heller, Pleschberger<br />

Ressourcen). Dies kann nur durch projektorientierte Implementierungsansätze<br />

sowie den Aufbau e<strong>in</strong>er fruchtbaren Kooperation zwischen Anbietern aus der<br />

Hospizarbeit, spezialisierten Palliative Care Teams <strong>und</strong> der Pflegee<strong>in</strong>richtung<br />

14<br />

erfolgen. 14 Ebenda


14 | Organisationsentwicklung<br />

5.1 Qualifikation<br />

Generell stellt die Qualifikation der MitarbeiterInnen e<strong>in</strong>er Pflegee<strong>in</strong>richtung<br />

das Kernelement der Entwicklung von Strukturen der „Palliativkompetenz“ dar.<br />

Sie stellt sicher, dass die durch Wissen erworbene Fachkompetenz <strong>und</strong> die sich<br />

als veränderte Haltung darstellende persönliche Kompetenz <strong>in</strong> der unmittelbaren,<br />

alltäglichen <strong>und</strong> lebensnahen Versorgung <strong>und</strong> Begleitung der Bewohner-<br />

Innen <strong>und</strong> ihrer Angehörigen wirksam werden. Entsprechend unterschiedlicher<br />

Versorgungsstufen <strong>und</strong> Bedarfe sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> abgestuftes Konzept s<strong>in</strong>nvoll:<br />

5.1.1 Gr<strong>und</strong>qualifikation aller Mitarbeiter<br />

Basisqualifikation für alle (hauptamtlichen) Mitarbeiter muss zum Thema e<strong>in</strong>er<br />

gr<strong>und</strong>legenden Hospizkultur <strong>und</strong> Palliativversorgung werden. Dar<strong>in</strong> müssen die<br />

speziellen Anforderungen an die Palliativbetreuung kognitiv veränderter BewohnerInnen<br />

(z.B. mit Demenz) <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong>.<br />

5.1.2 Qualifikation für allgeme<strong>in</strong>e Palliativversorgung<br />

Zentrale Rollenträger, <strong>in</strong>sbesondere He<strong>im</strong>leitung, Pflegedienstleitung, Wohnbereichsleitungen<br />

sowie weitere Pflegende sollten nach e<strong>in</strong>em anerkannten<br />

Curriculum qualifiziert se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e adäquate allgeme<strong>in</strong>e Palliativversorgung<br />

<strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong> zu gewährleisten. Sie nehmen damit neben der kompetenten<br />

Versorgung der betroffenen BewohnerInnen e<strong>in</strong>e wichtige Multiplikatorenfunktion<br />

e<strong>in</strong> <strong>und</strong> beraten die Pflegeteams <strong>in</strong> den Wohnbereichen <strong>in</strong> palliativen<br />

bzw. hospizlichen Fragestellungen. Solche Weiterbildungen <strong>in</strong> Palliative Care gibt<br />

es <strong>in</strong>zwischen für (fast) alle relevanten Berufsgruppen. Die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Altenhe<strong>im</strong><br />

tätigen Mediz<strong>in</strong>erInnen sollten den Basiskurs Palliativmediz<strong>in</strong> nach den Vorgaben<br />

der B<strong>und</strong>esärztekammer absolviert haben.


Organisationsentwicklung | 15<br />

5.1.3 Qualifikation für Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV)<br />

Wenn die E<strong>in</strong>richtung selbst Leistungserbr<strong>in</strong>ger der SAPV ist <strong>und</strong> so die spezialisierte<br />

Palliativversorgung <strong>in</strong>tern sicherstellt, müssen <strong>im</strong> vorhandenen Palliative<br />

Care Team (PCT) die gesetzlichen bzw. vertraglich festgelegten Qualifizierungsvorausetzungen<br />

15 der SAPV erfüllt se<strong>in</strong>.<br />

15<br />

§ 37 b SGB V <strong>und</strong> § 132 d<br />

Kooperiert die E<strong>in</strong>richtung mit e<strong>in</strong>em externen Leitungserbr<strong>in</strong>ger der SAPV,<br />

ist damit die notwendige Qualifikation durch das h<strong>in</strong>zugezogene PCT sichergestellt.<br />

In diesem Fall muss e<strong>in</strong>erseits auf die notwendige geriatrische bzw.<br />

gerontopsychiatrische Qualifikation des PCT <strong>und</strong> andererseits auf die Fähigkeit<br />

zur Kooperation beider Partner geachtet werden.<br />

5.1.4 Qualifikation ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

Auch für die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen <strong>im</strong> Altenhe<strong>im</strong> gilt, dass sie für<br />

die Begegnung mit Sterbenden <strong>und</strong> Schwerstkranken sowie deren Angehörigen<br />

vorbereitet se<strong>in</strong> sollten. Hierfür ist e<strong>in</strong>e entsprechende Schulung vorzusehen<br />

(z.B. nach den Vorgaben des DHPV). Für die <strong>in</strong> der psychosozialen, ehrenamtlichen<br />

Begleitung <strong>schwerstkranker</strong> <strong>und</strong> <strong>sterbender</strong> BewohnerInnen tätigen<br />

Ehrenamtlichen ist e<strong>in</strong>e Befähigung zur HospizhelferIn nach anerkannten Vorgaben<br />

unerlässlich. Die Kooperation mit e<strong>in</strong>er ortsansässigen Hospizgruppe<br />

kann hierfür e<strong>in</strong>e gute Gr<strong>und</strong>lage se<strong>in</strong>. Sie fördert auch die weitere Vernetzung<br />

<strong>in</strong> der Region. Auch die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er eigenen Hospizgruppe ist jedoch e<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit, die Qualifikation der Ehrenamtlichen sicherzustellen.<br />

5.1.5 Altenpflegeausbildung<br />

Mit der Novellierung der Gesetzgebung für die Ausbildung <strong>in</strong> der Alten- <strong>und</strong><br />

Krankenpflege <strong>im</strong> Jahr 2004 wurde der Bereich Palliative Care auch <strong>in</strong> der<br />

Berufsausbildung berücksichtigt <strong>und</strong> als Bestandteil <strong>in</strong>tegriert, allerd<strong>in</strong>gs wenig<br />

konkret beschrieben. Sowohl <strong>in</strong> der theoretischen als auch <strong>in</strong> der praktischen<br />

Ausbildung, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Altenpflege, ist es daher notwendig, Aspekte<br />

der Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung <strong>in</strong> die Lern- <strong>und</strong> Themenfelder zu<br />

<strong>in</strong>tegrieren.


16 | Personalmanagement <strong>und</strong> -entwicklung<br />

6 Personalmanagement<br />

<strong>und</strong> -entwicklung<br />

Im Rahmen der Qualitätssicherung müssen <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen Fortbildungsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden. Dabei ist die Tätigkeit der entsprechenden<br />

Mitarbeiter <strong>in</strong> den o. g. Versorgungsstufen <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Funktionen zu<br />

berücksichtigen. Neben den verpflichtend durchzuführenden Fortbildungen ist<br />

darauf zu achten, dass Themen aus der Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliativversorgung<br />

entsprechend E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>den. Wegweisend ist die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der Themen<br />

aus der Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung, die von den MitarbeiterInnen <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Qualitätszirkeln <strong>in</strong> die Arbeitsbereiche e<strong>in</strong>geführt werden können. Im Rahmen<br />

von Jahres- <strong>und</strong> Mitarbeitergesprächen können <strong>in</strong>dividuelle Kompetenzen, aber<br />

auch Entwicklungsbedürfnisse der MitarbeiterInnen ermittelt <strong>und</strong> <strong>im</strong> Rahmen<br />

von Zielvere<strong>in</strong>barungen fixiert <strong>und</strong> umgesetzt werden. Das erhöht die (Berufs-)<br />

Zufriedenheit der MitarbeiterInnen <strong>und</strong> fördert e<strong>in</strong>e qualifizierte Personalpolitik.<br />

Verbände <strong>und</strong> Träger sollten die Palliative Care Qualifikation <strong>in</strong> ihr Qualitätsmanagement<br />

e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

Schon <strong>im</strong> Bewerbungsgespräch e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>/e<strong>in</strong>es Mitarbeiters können<br />

<strong>in</strong>dividuelles Wissen, Haltung <strong>und</strong> persönliche Kompetenz zum Umgang mit<br />

Sterben <strong>und</strong> Tod angesprochen werden. Zielführend ist es des Weiteren, entsprechende<br />

Anforderungen <strong>in</strong> Stellenausschreibungen zu formulieren <strong>und</strong> zum<br />

Bestandteil von Stellen- <strong>und</strong> Tätigkeitsbeschreibungen zu machen.


7<br />

Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung<br />

Mediz<strong>in</strong>ische Versorgung | 17<br />

Um dem Bewohner/der Bewohner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e stabile Versorgung zu gewährleisten,<br />

ist die hausarztzentrierte Versorgung vorrangig. Der Hausarzt ist Garant für e<strong>in</strong><br />

Kont<strong>in</strong>uum <strong>in</strong> der Versorgung, basierend auf e<strong>in</strong>er f<strong>und</strong>ierten Anamnese,<br />

die auch den biografischen Anteil berücksichtigt (siehe hierzu auch Deutsche<br />

Gesellschaft für Allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Familienmediz<strong>in</strong>, 15.9.011). Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e qualitätsgesicherte palliativmediz<strong>in</strong>ische Umsorgung, die auch der<br />

Hospizidee entspricht, ist die Basisqualifikation für Haus- <strong>und</strong> Fachärzte:<br />

e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>kurs Palliativmediz<strong>in</strong>. Regelmäßig strukturierte <strong>und</strong> vorbereitete Visiten<br />

erleichtern die Zusammenarbeit <strong>und</strong> notwendigen Konsile mit Fachärzten<br />

vor Ort. Die radikale Bewohnerorientierung be<strong>in</strong>haltet Haltung, Kommunikation,<br />

Respekt <strong>und</strong> Vorbildfunktion e<strong>in</strong>er Hospizkultur <strong>und</strong> palliativen Versorgung.<br />

Die bedarfs- <strong>und</strong> bewohnerorientierte H<strong>in</strong>zuziehung von Palliativmediz<strong>in</strong>ern<br />

(m<strong>in</strong>d. 160 Std. Befähigungskurs) sowie Palliative Care Pflegefachkräften<br />

(m<strong>in</strong>d. 160 Std. Basiskurs) – ggf. als Palliative Care Team (PCT) – s<strong>in</strong>d wichtige<br />

Bestandteile e<strong>in</strong>er qualitativen Hospizstruktur. Die Therapie <strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong><br />

be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en regelmäßigen <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Austausch, wie auch die<br />

Krisen<strong>in</strong>tervention bei Konflikten unterschiedlicher Therapieauffassungen.<br />

E<strong>in</strong>e vorausschauende Notfallplanung – <strong>in</strong> dem Fall, dass der Hausarzt nicht<br />

zur Verfügung steht – ist ebenso zu gewährleisten, wie auch e<strong>in</strong> zentrales<br />

Medikamentendepot, für voraussehbare Ereignisse <strong>und</strong> Situationen. E<strong>in</strong>e adäquate<br />

Sicherstellung benötigt auch e<strong>in</strong>e adäquate F<strong>in</strong>anzierung.


18 | Qualitätssicherung<br />

8<br />

Qualitätssicherung<br />

Die BewohnerInnen <strong>und</strong> Bewohner stehen – wie bereits ausgeführt – <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

der Versorgung <strong>und</strong> Begleitung durch die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

der Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> haben das Recht auf e<strong>in</strong>e ihren Wünschen <strong>und</strong><br />

Bedürfnissen entsprechende qualitativ hochwertige Versorgung. Was palliative<br />

<strong>und</strong> hospizliche Qualität <strong>in</strong> Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>im</strong> Besonderen ausmacht, ist,<br />

neben dem notwendigen Fachwissen, die Haltung derer, durch die Hospizkultur<br />

gelebt <strong>und</strong> Palliativversorgung erbracht wird. Diese Form der Haltung zeichnet<br />

sich dadurch aus, dass den Betroffenen e<strong>in</strong> großes Maß an Selbstbest<strong>im</strong>mung<br />

zugestanden <strong>und</strong> fachlich kompetente Hilfe bedürfnisgerecht zu jeder Zeit<br />

angeboten wird.<br />

Durch QM-Systeme werden Prozesse <strong>und</strong> Abläufe transparent <strong>und</strong> damit<br />

überprüf- <strong>und</strong> steuerbar. Die Weiterentwicklung <strong>und</strong> die kont<strong>in</strong>uierliche Verbesserung<br />

der QM-Prozesse <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen werden durch die E<strong>in</strong>richtungsleitung<br />

bzw. den Träger sichergestellt. Die weitere Verbesserung der Versorgung<br />

ist Aufgabe aller Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter der Pflegee<strong>in</strong>richtungen.<br />

16<br />

Vgl.: Deutsches Netzwerk<br />

für Qualitätsentwicklung <strong>in</strong><br />

der Pflege [Internet] http://<br />

www.dnqp.de (ges. Dez 2011)<br />

Der Gesetzgeber stellt das Recht der BewohnerInnen <strong>in</strong> Bezug auf die hier<br />

beschriebene Versorgung <strong>und</strong> Begleitung dar, <strong>in</strong>dem er u.a. Regelungen zum<br />

Qualitätsmanagement (QM) vorgibt. Der palliative <strong>und</strong> hospizliche Ansatz ist<br />

aber <strong>in</strong> der Gesetzgebung für Pflegee<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Expertenstandards<br />

16 bisher nicht ausreichend berücksichtigt.<br />

Die aktuellen Transparenzkriterien, für die „Benotung“ von Pflegee<strong>in</strong>richtungen<br />

durch den MDK, lassen die Relevanz palliativpflegerischer Aspekte zu, benennen<br />

palliative <strong>und</strong> hospizliche Aspekte nicht explizit. Dies gilt besonders für die<br />

Prüfkriterien zur Sterbebegleitung <strong>und</strong> zur Schmerztherapie. Gerade bei der<br />

Risikobeurteilung ist es notwendig, die Lebenssituation der BewohnerInnen zu<br />

berücksichtigen. Lebensphase, Schwere der Erkrankung, Prognose <strong>und</strong> aktueller<br />

Wille der BewohnerInnen sollten <strong>in</strong> der palliativen Situation Maßstab se<strong>in</strong>.<br />

Hierbei s<strong>in</strong>d die erfolgreiche Behandlung von Symptomen <strong>und</strong> menschliche<br />

Nähe durch e<strong>in</strong>e hohe <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Personalpräsenz wesentliche Qualitätsmerkmale.<br />

Das Engagement von E<strong>in</strong>richtungen, die Qualität der Versorgung<br />

<strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> zu verbessern, darf nicht dazu führen, dass bei entsprechender<br />

Auslegung der gültigen Transparenzkriterien, die Benotung e<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>richtung schlechter ausfällt, weil die Kriterien für die Beurteilung nach<br />

palliativen/hospizlichen Gesichtspunkten nicht ausreichen, bzw. wichtige Punkte<br />

bei der Risikobewertung nicht <strong>im</strong> palliativen Kontext gesehen werden.<br />

Für e<strong>in</strong>e entsprechende Handhabung der Kriterien ist e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende palliative<br />

<strong>und</strong> hospizliche Kompetenz der MitarbeiterInnen des MDK Voraussetzung.<br />

Der DHPV <strong>und</strong> die DGP stehen hierbei gern beratend zur Seite.


Qualitätssicherung | 19<br />

Die Versorgung von Pflegebedürftigen basiert bislang häufig auf den Pr<strong>in</strong>zipien<br />

der Aktivierung, Rehabilitation <strong>und</strong> Risikovermeidung. Qualität <strong>in</strong> der Versorgung<br />

entsteht aber nicht alle<strong>in</strong> dadurch, dass vorgeschriebene Strukturen <strong>und</strong><br />

Prozesse buchstabengetreu umgesetzt werden. E<strong>in</strong>e hohe Qualität kann nur<br />

erreicht werden durch das Zusammenwirken aller Beteiligten.<br />

Die Versorgung <strong>schwerstkranker</strong> <strong>und</strong> <strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> darf aus ethischen<br />

Gründen nicht als e<strong>in</strong> Produkt gesehen werden, das auf dem Ges<strong>und</strong>heitsmarkt<br />

gehandelt wird.<br />

Der sich auf der Seite der Leitungserbr<strong>in</strong>ger derzeit vollziehende Paradigmenwechsel<br />

<strong>in</strong> der Versorgung Schwerstkranker <strong>und</strong> Sterbender muss auch von<br />

Seiten der Qualitätsprüfung e<strong>in</strong>e Entsprechung erfahren, wie dies <strong>in</strong> Ansätzen<br />

bereits geschehen ist, aber deutlich verbessert <strong>und</strong> erweitert werden muss.


20 | Vernetzung<br />

9<br />

Vernetzung<br />

E<strong>in</strong>richtungen der stationären Altenpflege s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tegraler Bestandteil des<br />

vernetzten Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesens. Mit der Integration von Hospizkultur<br />

<strong>und</strong> Palliativversorgung <strong>in</strong> ihren Versorgungsauftrag werden sie auch <strong>in</strong><br />

diesem Versorgungsbereich Teil vernetzter Versorgungsstrukturen. Auch durch<br />

die Entwicklung der SAPV, die vom Gesetzgeber ausdrücklich als Teil regionaler<br />

Netzwerke vorgesehen ist <strong>und</strong> sich auf der Basis von gewachsenen Strukturen<br />

entwickeln soll, kommt auf die Pflegee<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung<br />

zu. Indem sie die Möglichkeit haben, die SAPV von externen Anbietern<br />

zu nutzen oder ggf. selbst Anbieter von SAPV für ihre BewohnerInnen zu se<strong>in</strong>,<br />

s<strong>in</strong>d sie zur Netzwerkarbeit verpflichtet. Diese muss sowohl <strong>in</strong> e<strong>in</strong> regionales<br />

Gesamtkonzept e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en werden, aber auch durch e<strong>in</strong> eigenes Konzept<br />

untermauert se<strong>in</strong>.<br />

Bewährte, bestehende Versorgungsstrukturen müssen anerkannt <strong>und</strong> <strong>in</strong> die<br />

Weiterentwicklung des Gesamtkonzeptes nach <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen e<strong>in</strong>bezogen<br />

werden. Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung der E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Netzwerke trägt zur Qualitätsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Qualitätssicherung der regionalen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternen Hospiz- <strong>und</strong><br />

Palliativversorgung bei <strong>und</strong> gibt gleichzeitig die Möglichkeit, gestaltend auf die<br />

Entwicklung der Versorgungsstrukturen E<strong>in</strong>fluss zu nehmen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich müssen zeitliche <strong>und</strong> personelle Ressourcen durch den Träger<br />

bereitgestellt werden, um die Koord<strong>in</strong>ation der Netzwerkleistungen sowie die<br />

nötige Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Effizienz zu gewährleisten.<br />

Interne <strong>und</strong> externe Vernetzung<br />

Es ist zwischen <strong>in</strong>terner <strong>und</strong> externer Vernetzung zu unterscheiden. Unter<br />

<strong>in</strong>terner Vernetzung s<strong>in</strong>d Abläufe zu verstehen, die die Kommunikation <strong>und</strong> den<br />

Informationsaustausch <strong>in</strong>nerhalb der E<strong>in</strong>richtung sicherstellen, mit dem Ziel,<br />

alle Mitarbeiter <strong>und</strong> Professionen zu erreichen <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Versorgungsprozess<br />

mit e<strong>in</strong>zubeziehen (z.B. Qualitätszirkel, ethische Fallbesprechungen, Pflegekonferenzen,<br />

multiprofessionelle Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaften usw.). Unter externer<br />

Vernetzung s<strong>in</strong>d Kommunikationswege <strong>und</strong> Informationsflüsse nach außen<br />

zu verstehen, um durch die Zusammenarbeit mit anderen Diensten nahtlose<br />

Abläufe <strong>und</strong> Multiprofessionalität zu gewährleisten.


10<br />

F<strong>in</strong>anzierung/<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

F<strong>in</strong>anzierung/Rahmenbed<strong>in</strong>gungen | 21<br />

Die Versorgung <strong>schwerstkranker</strong> <strong>und</strong> <strong>sterbender</strong> <strong>Menschen</strong> gehört gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

zum Versorgungsauftrag von Pflegee<strong>in</strong>richtungen. Hierzu ist e<strong>in</strong>e enge<br />

Zusammenarbeit mit versorgenden niedergelassenen Haus- <strong>und</strong> Fachärzten<br />

unerlässlich. Mit der SAPV ist für den Fall e<strong>in</strong>er besonders aufwändigen Versorgung<br />

e<strong>in</strong>e ergänzende spezialisierte palliativärztliche <strong>und</strong> -pflegerische<br />

Versorgung möglich <strong>und</strong> hierfür e<strong>in</strong>e zusätzliche F<strong>in</strong>anzierung gesichert.<br />

Der Gesetzgeber geht davon aus, dass etwa 10% aller Sterbenden der SAPV<br />

bedürfen. Geht man weiter davon aus, dass e<strong>in</strong> weiter wachsender Teil der Sterbenden<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> stationären Pflegee<strong>in</strong>richtungen versorgt wird <strong>und</strong><br />

die Intensität der Versorgung <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen weiter zun<strong>im</strong>mt, besteht hier<br />

vor allem außerhalb der SAPV dr<strong>in</strong>gend Nachbesserungsbedarf. In der Rahmenvere<strong>in</strong>barung<br />

zur stationären Hospizversorgung ist die Verlegung von BewohnerInnen<br />

e<strong>in</strong>es Pflegehe<strong>im</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong> stationäres Hospiz nur <strong>im</strong> E<strong>in</strong>zelfall möglich<br />

<strong>und</strong> bedarf der Zust<strong>im</strong>mung des MDK. Leistungen der allgeme<strong>in</strong>en Palliativversorgung<br />

müssen also auch <strong>in</strong> He<strong>im</strong>en <strong>und</strong> von diesen selbst erbracht werden<br />

können, wozu e<strong>in</strong>e angemessene Vergütung unabd<strong>in</strong>gbar ist. Insbesondere der<br />

erhöhte Bedarf an palliativ <strong>und</strong> hospizlich qualifizierten Fachkräften stellt für<br />

die E<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>en erheblichen Kostenfaktor dar. H<strong>in</strong>zu kommen die zur<br />

Vernetzung <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation benötigten personellen Ressourcen.


22 | Ausblick<br />

11<br />

Ausblick<br />

Demografische Veränderungen werden <strong>in</strong> naher Zukunft neue Anforderungen<br />

an die sozialen Sicherungssysteme <strong>in</strong> Deutschland stellen. Der Zunahme<br />

der alten <strong>und</strong> hochaltrigen <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> der Alterspyramide kann nur dann<br />

durch die besondere Haltung <strong>und</strong> den ethischen Anspruch von Hospizkultur<br />

<strong>und</strong> Palliativversorgung entsprochen werden, wenn wir den begonnenen<br />

Bedeutungs- <strong>und</strong> Kulturwandel <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen der Altenhilfe fortsetzen.<br />

Sie sollen Orte für e<strong>in</strong> lebbares Alter <strong>und</strong> e<strong>in</strong> würdevolles Sterben se<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

werden. Dafür müssen die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen mit Unterstützung der Politik<br />

verbessert werden, damit der gesellschaftliche Beitrag weiter entwickelt werden<br />

kann.<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> der Deutsche Hospiz- <strong>und</strong><br />

PalliativVerband möchten mit dieser Stellungnahme diesen Prozess weiter<br />

gestalten <strong>und</strong> mit der dialogischen Expertise <strong>und</strong> der langjährigen Erfahrung<br />

als Partner zur Verfügung stehen. Denn Hospizkultur <strong>und</strong> Palliativversorgung<br />

sieht auch den alten <strong>und</strong> bedürftigen <strong>Menschen</strong>, der unseres besonderen<br />

Schutzes bedarf. Ihm gilt unsere Fürsorge gerade <strong>in</strong> Institutionen wie Pflegee<strong>in</strong>richtungen.<br />

Damit der Wunsch nach <strong>in</strong>dividueller Lebens- <strong>und</strong> Sterbensqualität<br />

realisiert werden kann, ist e<strong>in</strong>e besondere Fokussierung auf die bedürftige<br />

Person <strong>im</strong> S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er „radikalen“ BewohnerInnenorientierung erforderlich.<br />

Die Organisation muss ihre Kultur so formen können, dass der bedürftige<br />

Mensch <strong>und</strong> nicht die funktionellen Abläufe <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> stehen.


12<br />

Mitwirkende<br />

<strong>und</strong> Autoren<br />

Mitwirkende <strong>und</strong> Autoren | 23<br />

Überarbeitung <strong>in</strong> der Arbeitsgruppe 2011/ 2012<br />

• Isabel Althoff<br />

• Benno Bolze<br />

• Gerda Graf<br />

• Dr. Christoph Gerhard<br />

• Prof. Dr. Kathar<strong>in</strong>a He<strong>im</strong>erl<br />

• Frank Kittelberger<br />

• Prof. Dr. Andreas Kruse<br />

• Prof. Dr. Friedemann Nauck<br />

• He<strong>in</strong>er Melch<strong>in</strong>g<br />

• Meike Schwermann<br />

• Dr. Birgit Weihrauch<br />

TeilnehmerInnen des Workshops am 16.12.2011<br />

• Isabel Althoff<br />

• Benno Bolze<br />

• Franziska Emrich<br />

• Dr. Christoph Gerhard<br />

• Gerda Graf<br />

• Prof. Dr. Kathar<strong>in</strong>a He<strong>im</strong>erl<br />

• Frank Kittelberger<br />

• Prof. Dr. Andreas Kruse<br />

• He<strong>in</strong>er Melch<strong>in</strong>g<br />

• Prof. Dr. Friedemann Nauck<br />

• Dr. Klaus Maria Perrar<br />

• David Pfister<br />

• Dr. Matthias Pfisterer<br />

• Dr. Ra<strong>in</strong>er Prönnecke<br />

• Prof. Dr. Lukas Radbruch<br />

• Prof. Dr. Nils Schneider<br />

• Horst Schmidbauer<br />

• Dr. Erhard Weiher<br />

• Dr. Birgit Weihrauch<br />

• Petra Weritz-Hanf<br />

Geme<strong>in</strong>same Arbeitsgruppe 2009<br />

• Franziska Emmrich<br />

• Dr. Mart<strong>in</strong> Franke<br />

• Dr. Mart<strong>in</strong> Fuchs<br />

• Dr. Christoph Gerhard<br />

• Gerda Graf<br />

• Stephan Lange<br />

• Thomas Montag<br />

• Dr. Matthias Pfisterer


24 | Literatur<br />

13<br />

Literatur<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (2006). Erster Bericht des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend über die Situation der He<strong>im</strong>e <strong>und</strong> die <strong>Betreuung</strong><br />

der BewohnerInnen<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> BewohnerInnen (He<strong>im</strong>bericht): Berl<strong>in</strong><br />

Davies, Elizabeth, Higg<strong>in</strong>son Irene J.(Hrsg.) (2008). Bessere Palliativversorgung für ältere <strong>Menschen</strong>.<br />

Übersetzung der deutschen Fassung: Nauck, F. & Jaspers, B.; WHO Europe & Deutsche Gesellschaft<br />

für Palliativmediz<strong>in</strong>. Pallia Med Verlag: Bonn. [Internet] Unter: http://www.palliative-geriatrie.de/<br />

fileadm<strong>in</strong>/downloads/Materialien/Better_Pall_Care_Deutsche_Endfassung.pdf (ges. 12.12.2011)<br />

Gronemeyer, R. (2007). Versorgung am Lebensende – Bestandsaufnahme der palliativen Versorgung<br />

<strong>in</strong> Hessen, Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium <strong>und</strong> Justus-Liebig Universität – Institut für Sozialforschung:<br />

Gießen<br />

Hasselhorn, H. M. Müller, B.H., Tackenberg, P., Kümmerl<strong>in</strong>g, A., S<strong>im</strong>on, M. (2005). Berufsausstieg bei<br />

Pflegepersonal – Schriftenreihe der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong>. –<br />

Übersetzung- Ü15. Dortm<strong>und</strong>, Berl<strong>in</strong>, Dresden<br />

He<strong>im</strong>erl, K., Heller, A., Pleschberger, S. (2006). Implementierung von Palliative Care <strong>im</strong> Überblick.<br />

In: Knipp<strong>in</strong>g, C. (Hrsg.). Lehrbuch Palliative Care. Huber: Bern<br />

Heller, A., Knipp<strong>in</strong>g, C. (2006). Palliative Care – Haltungen <strong>und</strong> Orientierungen. In: In: Knipp<strong>in</strong>g, C.<br />

(Hrsg.). Lehrbuch Palliative Care. Huber: Bern<br />

Isfort, M.; Weidner, F.; Messner, T.; Z<strong>in</strong>n, W. (2003). Pflege-Thermometer 2003. Frühjahrsbefragung<br />

zur Lage <strong>und</strong> Entwicklung des Personalwesens <strong>in</strong> der stationären Altenhilfe <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Herausgegeben von Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) e.V.,Köln<br />

Weyerer, S., Bickel, H. (2007). Epidemiologie psychischer Erkrankungen <strong>im</strong> höheren <strong>Lebensalter</strong>.<br />

Kohlhammer: Stuttgart.


Literatur | 25<br />

Weiterführende Literatur<br />

Alshe<strong>im</strong>er, M., Orth, C. (2005). „nicht sang- <strong>und</strong> klanglos gehen“, Abschlussbericht über die Implementierungsphase<br />

von palliativer Versorgung <strong>und</strong> Hospizidee <strong>im</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegehe<strong>im</strong> Leonhard-<br />

Henn<strong>in</strong>ger-Haus <strong>in</strong> München. [Internet] Unter: http://www.bayerische-stiftung-hospiz.de/pdf/heft5.<br />

pdf (ges. 18.11.2011)<br />

AWO B<strong>und</strong>esverband e.V. (Hrsg.)(2009). TUP Theorie <strong>und</strong> Praxis der Sozialen Arbeit, Juventa Verlag<br />

GmbH. Heft 01<br />

BAG Hospiz (Hrsg.) (2005). Qualitätsanforderungen zur Vorbereitung Ehrenamtlicher <strong>in</strong> der Hospizarbeit.<br />

Hospiz-Verlag. 05/2005<br />

BAG Hospiz (Hrsg.) (2006). Hospizkultur <strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong>. Empfehlungen <strong>und</strong> Indikatoren zur Palliativkompetenz.<br />

[Internet] Unter: http://www.dhpv.de/tl_files/public/Service/Broschueren/broschuere_hospizkultur-<strong>im</strong>-alten-u-pflegehe<strong>im</strong>.pdf<br />

(ges. 18.11.2011)<br />

Bödiker, M.L., Graf, G., Schmidtbauer, H. (Hrsg.) (2011). Hospiz ist Haltung - Kurshandbuch Ehrenamt.<br />

Der Hospizverlag: Ludwigsburg<br />

Beckers, D.(2006). Dase<strong>in</strong>, wenn es still wird. Die Nachhaltigkeit der <strong>im</strong>plementierten Palliativbetreuung<br />

<strong>in</strong> der stationären Altenhilfe. [Internet] Unter: http://www.bayerische-stiftung-hospiz.de/pdf/<br />

heft7dase<strong>in</strong>wennesstillwird.pdf (ges. 18.11.2011)<br />

Brüll, H.-M. (2004). Sterbebegleitung <strong>im</strong> He<strong>im</strong>. E<strong>in</strong>e qualitative Erk<strong>und</strong>ungsstudie zur Situation<br />

<strong>und</strong> zu Wertee<strong>in</strong>stellungen von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeitern <strong>in</strong> der stationären Altenhilfe.<br />

In: Schriften des Instituts für Bildung <strong>und</strong> Ethik IBE. Nr. 4: Pädagogische Hochschule We<strong>in</strong>garten<br />

B<strong>und</strong>esanzeiger (2008). Richtl<strong>in</strong>ie des Geme<strong>in</strong>samen B<strong>und</strong>esausschusses zur Verordnung von<br />

spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (Spezialisierte ambulante Palliativversorgungs-Richtl<strong>in</strong>ie/SAPV-RL)<br />

Beschluss des Geme<strong>in</strong>samen B<strong>und</strong>esausschusses über die Erstfassung der Richtl<strong>in</strong>ie<br />

zur Verordnung von spezialisierter ambulanter Palliativversorgung vom 20. Dezember 2007/BAnz.<br />

Nr. 39 vom 11.03.2008, S. 911<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (2002). Vierter Bericht zur Lage der<br />

älteren Generation (4. Altenbericht). Berl<strong>in</strong><br />

Davies, Elizabeth, Higg<strong>in</strong>son Irene J.(ED) (2008). THE SOLID FACTS – Palliative Care. WHO Europe.<br />

[Internet] Unter: http://www.euro.who.<strong>in</strong>t/__data/assets/pdf_file/0003/98418/E82931.pdf<br />

(ges. 12.12.2011)<br />

Deutscher B<strong>und</strong>estag (2002). Schlussbericht der Enquete-Kommission „Demografischer Wandel –<br />

Herausforderungen unserer älter werdenden Gesellschaft an den E<strong>in</strong>zelnen <strong>und</strong> die Politik“<br />

(Drucksache 14/8800): Berl<strong>in</strong><br />

Deutscher B<strong>und</strong>estag (2005). Zwischenbericht der Enquete-Kommission „Ethik <strong>und</strong> Recht der<br />

modernen Mediz<strong>in</strong> – Verbesserung der Versorgung Schwerstkranker <strong>und</strong> Sterbender <strong>in</strong> Deutschland<br />

durch Palliativmediz<strong>in</strong> <strong>und</strong> Hospizarbeit“. Drucksache 15/5858.Berl<strong>in</strong><br />

DW-Hannovers (Hrsg.) (2006). Leben am Lebensende. Diakonische Leitl<strong>in</strong>ien zu Palliative Care,<br />

Sterbebegleitung <strong>und</strong> Abschiedskultur. [Internet] Unter: www.diakonie-hannovers.de/meta.../33786/<br />

lebenamlebensende.pdf (ges. 18.11.2011)<br />

Feldhammer et al. (2008). Wenn Dahe<strong>im</strong> e<strong>in</strong> He<strong>im</strong> ist. Pallia Med: Bonn<br />

GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz – GKV-WSG vom 26. März 2007 G. v. 26.03.2007 BGBl. I S. 378<br />

(Nr. 11); zuletzt geändert durch Artikel 4 G. v. 28.07.2011 BGBl. I S. 1622; Geltung ab 01.04.2007


26 | Literatur<br />

Graf, G. (2006). HoLDe®-Konzept der Wohnanlage Sophienhof gGmbH, Niederzier. [Internet]<br />

Unter: http://www.wohnanlage-sophienhof.de/konzept/holde.html (ges. 14.12.2011)<br />

Heller, A., Kittelberger, F. (2010). Hospizkompetenz <strong>und</strong> Palliative Care <strong>im</strong> Alter. Lambertus: Freiburg<br />

Heller A., He<strong>im</strong>erl K., Husebø S. (Hrsg.) (2007): Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun.<br />

Wie alte <strong>Menschen</strong> würdig sterben können. Freiburg: Lambertus<br />

He<strong>im</strong>erl K. (2011): Palliative <strong>und</strong> Dementia Care <strong>im</strong> Pflegehe<strong>im</strong>. Die Hospizzeitschrift, Jg.13 H.46, 16–19<br />

Kämmer, K. (2008). Pflegemanagement <strong>in</strong> Altenpflegee<strong>in</strong>richtungen, Schlütersche: Hannover<br />

Kittelberger, F.(2002). Leben bis zuletzt <strong>im</strong> Alten- <strong>und</strong> Pflegehe<strong>im</strong>. E<strong>in</strong> Leitfaden für alle, die über die<br />

Implementierung von Palliativbetreuung <strong>und</strong> Hospizidee <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen der stationären Altenhilfe<br />

nachdenken. [Internet] Unter: http://www.bayerische-stiftung-hospiz.de/pdf/Leitfaden.pdf<br />

(ges. 18.11.2011)<br />

Lange, S. (2007). Palliative Care <strong>in</strong> der stationären Altenhilfe - Veränderungen der palliativ pflegerischen<br />

Versorgung <strong>in</strong> der stationären Altenhilfe aufgr<strong>und</strong> des GKV – Wettbewerbsstärkungsgesetzes.<br />

Katholische Fachhochschule Köln, Abteilung Ges<strong>und</strong>heitswesen: Köln<br />

Michelsen, G., Froese, G. (2009). Praxiskommentar Wohn- <strong>und</strong> Teilhabegesetz. AOK: Remagen<br />

Orth, C., Alshe<strong>im</strong>er, M., Koppitz, M., Isfort, M. (2002). Implementierung der Hospizidee <strong>im</strong> St. Josefs-<br />

He<strong>im</strong>, München-Haidhausen (Abschlussbericht). [Internet] Unter: http://www.bayerische-stiftunghospiz.de/texte2/vortrag6.htm<br />

(ges. 18.11.2011)<br />

Petzold, H.G., Horn, E., Müller, L. (Hrsg.) (2010). Hochaltrigkeit – Integrative Modelle <strong>in</strong> Psychotherapie,<br />

Supervision <strong>und</strong> Beratung. VS Verlag: Wiesbaden<br />

Präsident des Landtags Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Hrsg.) (2005). Enquete-Kommission „Situation <strong>und</strong><br />

Zukunft der Pflege <strong>in</strong> NRW“. Düsseldorf<br />

Reit<strong>in</strong>ger Elisabeth, Beyer Sigrid (Hrsg.) (2010): Geschlechtersensible Hospiz- <strong>und</strong> Palliativkultur<br />

<strong>in</strong> der Altenhilfe. Frankfurt a.M.: Mabuse<br />

Warnken, C. (2007). Palliativpflege <strong>in</strong> der stationären Altenpflege. Hannover


Herausgeber<br />

Deutscher Hospiz- <strong>und</strong> PalliativVerband e. V.<br />

Aachener Straße 5 | 10713 Berl<strong>in</strong><br />

www.dhpv.de<br />

Deutsche Gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> e. V.<br />

Aachener Straße 5 | 10713 Berl<strong>in</strong><br />

www.palliativmediz<strong>in</strong>.de<br />

Gestaltung<br />

Meira, Büro für Gestaltung<br />

www.meira.de<br />

Stand<br />

3. Auflage / Februar 2016<br />

Der Druck wurde von der Unionhilfswerk-Stiftung f<strong>in</strong>anziert<br />

<strong>und</strong> von der Interessensgeme<strong>in</strong>schaft Palliative Geriatrie unterstützt.<br />

Herausgeber<br />

deutsche gesellschaft<br />

für palliativmediz<strong>in</strong>


Herausgeber<br />

Deutscher Hospiz- <strong>und</strong> PalliativVerband e. V.<br />

Aachener Straße 5 | 10713 Berl<strong>in</strong><br />

www.dhpv.de<br />

Deutsche Gesellschaft für Palliativmediz<strong>in</strong> e. V.<br />

Aachener Straße 5 | 10713 Berl<strong>in</strong><br />

www.palliativmediz<strong>in</strong>.de<br />

Gestaltung<br />

Meira, Büro für Gestaltung<br />

www.meira.de<br />

Stand<br />

3. Auflage / Februar 2016<br />

Der Druck wurde von der<br />

Unionhilfswerk-Stiftung f<strong>in</strong>anziert<br />

<strong>und</strong> von der Interessensgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Palliative Geriatrie unterstützt.<br />

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