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Credit Suisse bulletin, 2011/03

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Seit 1895 das Magazin der Credit Suisse Nummer 3<br />

Schweizer Ausgabe / Deutsch August/September 20<strong>11</strong><br />

<strong>Jugend</strong> 20<strong>11</strong><br />

über ihre Hoffnungen und Ängste<br />

Studie Wo lebt es sich am günstigsten? / Interview Mohamed El-Baradei / St. Gallen Symposium Global Perspectives Barometer


Editorial 1<br />

Die <strong>Jugend</strong> braucht eine Zukunft, damit unsere Welt eine Zukunft hat. Die Impulse,<br />

die von den <strong>Jugend</strong>lichen ausgehen, ihre Einsichten, Meinungen und Sorgen<br />

sind deshalb für uns als global tätiges Finanzinstitut von grösster Wichtigkeit. Denn<br />

die <strong>Jugend</strong>förderung in zentralen Lebensbereichen ist uns ein wichtiges Anliegen.<br />

Bereits zum zweiten Mal haben wir deshalb der <strong>Jugend</strong> den Puls gefühlt und ein<br />

<strong>Jugend</strong>barometer erstellt, das uns Auskunft über ihre drängendsten Anliegen gibt.<br />

Und weil wir weltweit tätig sind, haben wir diese breit angelegte Umfrage<br />

nicht nur in der Schweiz, sondern auch in den Vereinigten Staaten und in Brasilien<br />

durchgeführt.<br />

Bilderkennung<br />

Anleitung und Beschreibung der<br />

kooaba-Anwendungen Seite 33<br />

QR Code<br />

Anleitung für den mobilen Link<br />

zum Internet Seite 33<br />

Die Ergebnisse sind höchst aufschlussreich und zeigen uns eine Schweizer<br />

<strong>Jugend</strong>, die sich in der modernen, globalisierten Welt klug eingerichtet hat und<br />

eigenständig ihren Weg geht. Sie verfügt über einen geschärften Blick für die<br />

grossen Herausforderungen der kommenden Jahre.<br />

Pragmatisch und flexibel geben sich die <strong>Jugend</strong>lichen im Privatleben und<br />

ar rangieren sich mit dem ganzen Panorama von neuen Lebensmodellen. Ob sich<br />

die Familiengrösse nun schlagartig ändert oder ob sie zwischen mehreren Welten<br />

pendeln müssen, sie bleiben grundsätzlich optimistisch, jedenfalls solange ihre<br />

emotionalen und ökonomischen Interessen nicht sträflich missachtet werden.<br />

Anderseits werfen sie gewisse Prämissen ihrer Eltern hemmungslos über Bord,<br />

wenn diese nicht mit ihren Erfahrungen übereinstimmen; das gilt vor allem in der<br />

Ausländerpolitik und in der Geschlechterfrage. Mit grosser Unbekümmertheit<br />

kombinieren sie wichtige Werte der Achtundsechziger wie Selbstverwirklichung mit<br />

traditionellen Einstellungen wie Treue und Ehrlichkeit zu Familie und Freundschaft.<br />

Es ist uns als weltweit tätige Bank mit einem Schwerpunkt in der umfassenden<br />

<strong>Jugend</strong>förderung ein grosses Anliegen, die <strong>Jugend</strong>lichen dort zu unterstützen,<br />

wo sie Handlungsbedarf sehen, auf dass sie ihren Optimismus bewahren und ihren<br />

hoffnungsvollen Blick in die Zukunft nicht verlieren. Doch lesen Sie selbst, was<br />

diese jungen Menschen beschäftigt.<br />

Pamela Thomas-Graham, Chief Talent, Branding and Communication Officer<br />

Gold Winner<br />

Fotos: Thomas Stöckli | Alberto Venzago<br />

Gold Winner<br />

Gold Winner


Inhalt 3<br />

05<br />

Das<br />

der Klasse 4b<br />

HOPE<br />

HEXKLUSIVE<br />

SCHWEIZER<br />

AUSGABE<br />

Invest<br />

Aktuelle Analysen und Prognosen<br />

Wirtschaft<br />

34 _ Megatrend-Umfrage 20<strong>11</strong> Die KMU sind die<br />

innovative Basis der Schweizer Wirtschaft<br />

38 _ Einkommensstudie Wo in der Schweiz gibt<br />

es am meisten fürs hart verdiente Geld?<br />

Coverfoto und Foto: Thomas Stöckli<br />

C wie Clearasil<br />

DAS NEUE<br />

ABC<br />

DER HOFFNUNG<br />

DO<br />

WE<br />

CARE?<br />

Diskussion<br />

MUSIK,<br />

GLAUBE,<br />

FREUNDE.<br />

WER SCHÖPFT<br />

WORAUS HOFFNUNG?<br />

PLUS<br />

KAFFEEGESPRÄCH<br />

DER GENERATIONEN:<br />

WAS SICH DURCHS<br />

LEBEN VERÄNDERT.<br />

Hope, das <strong>bulletin</strong> der etwas anderen Art von <strong>Jugend</strong>lichen<br />

über <strong>Jugend</strong>liche, gibt Einblick in deren Hoffnungen und<br />

Ängste. Die Klasse 4b der Schweizerischen Alpinen Mittelschule<br />

Davos klärt im Rahmen einer Sonderpublikation zum<br />

<strong>Jugend</strong>barometer 20<strong>11</strong> über diese Thematik auf.<br />

4 _ Klasse 4b Was passiert, wenn 14 Schüler ihr erstes<br />

eigenes Magazin verfassen und gestalten?<br />

8 _ Auseinandersetzung Kind und Karriere – wer will was?<br />

Eine hitzige Debatte zwischen fünf <strong>Jugend</strong>lichen.<br />

12 _ Schnappschuss 13 <strong>Jugend</strong>liche berichten kurz und<br />

bündig über Glauben, Freunde, Familie und Hobbys.<br />

16 _ Hoffnungskiller Arbeitslosigkeit und Armut machen<br />

Angst: <strong>Jugend</strong>liche präsentieren Lösungsvorschläge.<br />

18 _ ABC der Hoffnung 26 Buchstaben ergeben<br />

26 verschiedene und originelle Wünsche.<br />

20 _ Auf einen Kaffee mit vier Menschen unterschiedlicher<br />

Generationen, die über ihr Leben erzählen.<br />

26_<br />

<strong>Jugend</strong>barometer 20<strong>11</strong> Analyse der wichtigsten<br />

Resultate in der Schweiz.<br />

Alle Artikel des Schwerpunkts sind mit der Bilderkennung<br />

kooaba Paperboy verknüpft.<br />

<strong>bulletin</strong> plus<br />

41 _ Klassische Musik Die Talente von heute<br />

sind die Stars von morgen<br />

Credit Suisse<br />

42 _ Förderprogramm Cloud Dog Vom Township<br />

ins Finanzzentrum von Johannesburg<br />

46 _ B360 education partnerships Studenten aus<br />

Namibia absolvieren ein Praktikum in Zürich<br />

49 _ Love Ride Switzerland Motorradfahrer<br />

setzen sich für muskelkranke Kinder ein<br />

50 _ New York Cares Ein Freiwilligenprogramm<br />

ermöglicht Einblicke ins Finanzwesen<br />

52 _ <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit Das Netzwerk EBA<br />

unterstützt praktisch begabte <strong>Jugend</strong>liche<br />

54 _ Hong Chi Association Geistig behinderte<br />

Schüler begeistern sich fürs Rugby Seven<br />

57 _ Credit Suisse Cup 150 000 Teilnehmer an<br />

der Schweizer Schülerfussball-Meisterschaft<br />

60 _ Mehr Arbeitsplätze Die SVC – AG für KMU<br />

Risikokapital zieht nach einem Jahr Bilanz<br />

Dossier<br />

Führungskräfte der Zukunft Aufschlussreiche<br />

Umfrage des St. Gallen Symposium 20<strong>11</strong><br />

Leader<br />

65_ Roger Federer Blick hinter die Kulissen beim<br />

Videodreh in Dubai<br />

68 _ Mohamed El-Baradei Der ägyptische<br />

Oppositionsführer kämpft für mehr Demokratie<br />

Service<br />

59 _ Impressum<br />

Ihr Link zu unserem Know-how: www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>


4<br />

Das schreibende Klassenzimmer<br />

Aufmerksam bei der Arbeit:<br />

die Klasse 4b der Schweizerischen<br />

Alpinen Mittelschule Davos SAMD<br />

www.samd.ch<br />

Der nächste Justin Bieber werden, eine Familie gründen, auf Weltreise<br />

gehen? Was sind die Hoffnungen, auf denen die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in der Schweiz ihr Leben aufbauen? Weil wir als <strong>bulletin</strong><br />

Redaktion die direktesten Antworten darauf wissen wollten, entstand<br />

die Idee, die <strong>Jugend</strong>lichen selbst sprechen – oder eben schreiben –<br />

zu lassen. Und was war da naheliegender, als ihre Ideen in einem Heft<br />

umzusetzen? Diese einmalige Gelegenheit hat die Klasse 4b der<br />

Schweizerischen Alpinen Mittelschule Davos ergriffen, gemeinsam<br />

mit ihrer Deutschlehrerin Yvonne-Denise Köchli*. Ihr als erfahrener<br />

Journalistin war die Leidenschaft fürs Magazinmachen offenbar nicht<br />

abhanden gekommen und so freute sie sich sehr über die Anfrage:<br />

«Ein richtiges journalistisches Heft machen: Das fand ich sehr spannend<br />

für die Schüler!» Und die waren sofort davon begeistert, in eine<br />

völlig unbekannte Welt einzutauchen. Yvonne-Denise Köchli: «Es<br />

reizte alle, die Arbeit von Journalisten und Magazinmachern kennenzulernen.»<br />

Als Unterstützung während des ganzen Projekts standen<br />

sowohl Redaktion als auch Grafik den Schülern mit professionellem<br />

Rat zur Seite.<br />

Zeitweise jedoch wurden die Rollen getauscht: Anfangs traten an<br />

die Stelle der Lehrerin die Redaktorin und der Grafiker, um der Schulklasse<br />

einen Einblick zu geben, wie ein Magazin inhaltlich und gestalterisch<br />

aufgebaut und was bei der Mache einzubeziehen ist. Die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen wiederum wurden zu Schreiberlingen; eine Gruppe von<br />

fünf besonders engagierten Schülerinnen und Schülern formierte<br />

sich zu einer Redaktion, die im Namen der ganzen Klasse Entscheidungen<br />

zu fällen hatte. Motiviert dazu hatte die fünf einerseits die<br />

Aussicht, für einen Tag in Zürich auf der Redaktion arbeiten zu dürfen.<br />

Andererseits waren da auch erstaunlich pragmatische Gründe,<br />

wie die 17-jährige Seraina bemerkt: «Ich wollte mich einsetzen, weil<br />

ich dadurch Kontakte knüpfen und ein neues Netzwerk aufbauen<br />

konnte und ich so vielleicht eher eine Praktikumsstelle finden werde.»<br />

Doch dass das Vergnügen leider erst nach ziemlich harter Arbeit<br />

kommt, wurde schon in den ersten Minuten der Redaktionssitzung klar,<br />

an der die Texte und Gestaltungsvorschläge der Schüler besprochen<br />

und umgeändert wurden. «Ich habe mir den Journalismus nicht so anstrengend<br />

vorgestellt, der Tag in Zürich war echt hart», blickt Seraina<br />

zurück. «Frau Köchli hat uns aber gewarnt, dass man immer mit Veränderungen<br />

rechnen muss, und insofern war ich gut auf die Einwände<br />

vorbereitet.» Und so nahmen es die Schüler tatsächlich recht sportlich<br />

und schliffen mehrere Male an ihren Texten, bevor sie diese<br />

termingerecht – auch das Redaktionsalltag - ablieferten. Sehr engagiert<br />

und professionell geduldig zeigte sich dann auch die ganze<br />

Klasse beim Fotoshooting in Davos. Dort mussten Positionen zum<br />

Teil auf den Zentimeter genau eingenommen und gehalten werden,<br />

damit alle Personen wie gewünscht fotografiert werden konnten.<br />

Yvonne-Denise Köchli hat die Schüler während des Projekts als<br />

lebendig und kreativ erlebt: «Sie betrachteten es als eine Investition<br />

in ihre Zukunft. Aber auch fachlich haben sie profitiert und ein Gefühl<br />

für die verschiedenen journalistischen Formen und den richtigen<br />

Mix in einem Magazin entwickelt.» Aber eines sei nun allen klar geworden,<br />

meint die Schülerin Tanja: «Im Journalismus muss man sehr<br />

flexibel sein. Die Teamarbeit bewirkt, dass ständig etwas umgestellt<br />

wird.» Den Beweis, dass genau eine solche Zusammenarbeit zum<br />

besten Resultat führt, erbrachte dann schliesslich der Vorabdruck<br />

des Magazins: Alle staunten, wie ihre Texte nach ihren Ideen gestalterisch<br />

umgesetzt worden waren. Besonders die Chefredaktorin Tanja,<br />

die das Projekt am Laufen gehalten hatte, freute sich: «Ich musste an<br />

vieles gleichzeitig denken. Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Das Resultat<br />

sieht super aus!» Und im Namen aller meint sie strahlend:<br />

«Genial, dass wir es als Klasse geschafft haben, ein Magazin zu machen,<br />

das so professionell aussieht!» Dem können wir uns von der<br />

<strong>bulletin</strong> Redaktion nur anschliessen. Regula Brechbühl<br />

*Yvonne-Denise Köchli, geboren 1954 in Zürich, war 15 Jahre Redaktorin bei der<br />

«Weltwoche» (1984–1999) und hat vier Jahre als freie Publizistin und als Ghostwriter für<br />

Manager und Bundesräte gearbeitet (1999–20<strong>03</strong>). 20<strong>03</strong> hat sie den Xanthippe Verlag<br />

gegründet, der auf journalistische Sachbücher spezialisiert ist. Von 2007 bis Sommer 20<strong>11</strong><br />

hat sie an der Schweizerischen Alpinen Mittelschule Davos (SAMD) Deutsch unterrichtet.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Das<br />

der Klasse 4b<br />

HOPE<br />

HEXKLUSIVE<br />

SCHWEIZER<br />

AUSGABE<br />

C wie Clearasil<br />

DAS NEUE<br />

ABC<br />

DER HOFFNUNG<br />

DO<br />

WE<br />

CARE?<br />

Diskussion<br />

MUSIK,<br />

GLAUBE,<br />

FREUNDE.<br />

WER SCHÖPFT<br />

WORAUS HOFFNUNG?<br />

PLUS<br />

KAFFEEGESPRÄCH<br />

DER GENERATIONEN:<br />

WAS SICH DURCHS<br />

LEBEN VERÄNDERT.


6<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


7<br />

MEHR<br />

Jedes dieser Symbole steht für eine<br />

persönliche Hoffnung. Was das genau ist,<br />

steht auf den Seiten 23–25.<br />

Und wir sagens Ihnen auf:<br />

www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>/hope4b<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


8<br />

DO<br />

WE<br />

CA<br />

RE?<br />

Was muss in der Schweiz passieren, dass die Hoffnung auf ein<br />

modernes Rollenverständnis, die Vereinbarkeit von Kind und<br />

Karriere endlich Wirklichkeit werden? Seit Jahren wird das Thema<br />

diskutiert, aber grosse Fortschritte waren bislang nicht<br />

zu verzeichnen. Wieso ist das so? Fünf Gymnasiasten nehmen in<br />

einem Gruppengespräch Stellung dazu.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


9<br />

Hendri Vieli, 18,<br />

will bestimmt keine Kinder und<br />

möchte sich später ganz seinem<br />

Beruf als Kriegsreporter<br />

widmen. Eine Heirat kann er<br />

sich vorstellen.<br />

Jennifer Olmstead, 17,<br />

möchte als Mutter in den ersten<br />

paar Jahren einmal zu Hause bleiben.<br />

Davor will sie aber ein Studium<br />

abschliessen und hofft, dank guter<br />

Ausbildung den (Wieder-)Einstieg<br />

zu schaffen.<br />

Seraina Hartmann, 17,<br />

geht davon aus, dass<br />

es ihr gelingen wird,<br />

Karriere und Familie<br />

zu vereinbaren.<br />

Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen der<br />

Gesprächsrunde<br />

Dominik Bühler, 17,<br />

ist bezüglich Familienmodell<br />

noch völlig<br />

offen und kann sich alles<br />

vorstellen – auch eine<br />

Rolle als Hausmann.<br />

Michael Künzli, 16,<br />

möchte auch als Familienvater<br />

Vollzeit arbeiten, während<br />

er seine Partnerin in einer<br />

Teilzeitstelle sieht.<br />

Yvonne-Denise Köchli, 56,<br />

Deutschlehrerin, Ghostwriter und<br />

Verlegerin, war seit dem Ende ihres<br />

Studiums immer berufstätig (80 bis<br />

100 Prozent). Die Betreuung ihres<br />

inzwischen 21-jährigen Sohns hat sie<br />

sich mit ihrem Mann paritätisch<br />

geteilt.<br />

Moderation: Yvonne-Denise Köchli<br />

Yvonne-Denise Köchli: Du hast dich vehement gegen<br />

Kinder ausgesprochen. Wie kommt ein 18-jähriger Mann<br />

dazu, in dieser Frage schon so eindeutig Stellung<br />

zu beziehen? Hat dieses Nein mit deinen persönlichen<br />

Erfahrungen zu tun oder ist es ein Reflex auf die<br />

gesellschaftlichen Verhältnisse?<br />

Hendri: Ganz eindeutig ein Reflex auf die gesellschaf-<br />

lichen Verhältnisse! In der Schweiz wird man bestraft,<br />

wenn man Kinder hat.<br />

YDK: Kannst du das näher ausführen?<br />

Hendri: Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie kurz<br />

nach meiner Geburt als Ärztin im Spital weiter Nacht-<br />

schichten machen musste, obwohl sie einen Säugling<br />

zu Hause hatte. Da wurde null Rücksicht auf ihre fami-<br />

liäre Situation genommen.<br />

YDK: Seit über 20 Jahren redet man in der Familienpolitik<br />

von der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie. Hat es denn in den vergangenen Jahren keine<br />

Fortschritte gegeben?<br />

Hendri: Nein, Kind und Karriere, das funktioniert ein-<br />

fach nicht, insofern ist das Fehlen von Fortschritten<br />

auch gar keine Überraschung. Man kann die Erziehung<br />

eines Kindes nicht einfach delegieren. Wenn beide<br />

Elternteile voll auf Karriere setzen, dann können sie<br />

keine vollwertige Beziehung zu ihren Kindern aufbauen;<br />

die Beziehung muss nicht schlecht sein, aber emotional<br />

fehlt irgendetwas.<br />

Jennifer: Ich verstehe einfach nicht, warum man Kinder<br />

haben will, wenn man voll auf Karriere setzt. Die ers-<br />

te Zeit, wenn die Kinder noch klein sind, möchte ich<br />

unbedingt zu Hause bleiben. Ich gehe davon aus, dass es<br />

mir dank einer guten Ausbildung gelingen wird, nach der<br />

Kinderphase wieder einzusteigen und eine befriedigende<br />

Arbeit zu finden.<br />

Michael: Es ist einfach so, dass die Bindung zur Mutter<br />

zumindest anfänglich stärker ist als zum Vater – und<br />

diese Bindung sollte in den ersten Jahren gefestigt<br />

werden.<br />

YDK: In der Frauenbewegung wurde immer betont,<br />

dass die Beziehung zur Mutter und zum Vater gleichwertig<br />

ist. Ihr bestreitet das?<br />

Michael: Absolut! Am Anfang ist die Mutter einfach<br />

wichtiger. Wenn ein Kind beispielsweise Schutz sucht,<br />

dann geht es doch immer zuerst zur Mutter.<br />

Dominik: Das ist eindeutig biologisch bedingt. Ich<br />

staune immer wieder, wie einfachste biologische ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


10<br />

Hitzige Diskussion im Davoser Klassenzimmer. Seraina (im Bild<br />

rechts): «Das überholte Klischee, dass die Frau nur am Herd<br />

glücklich wird, gehört in breiten Kreisen der Vergangenheit an.<br />

Und das ist gut so!»<br />

Aspekte in der öffentlichen Diskussion einfach ignoriert<br />

werden.<br />

YDK: Dann ist aus eurer Sicht in der Erziehung<br />

ganz eindeutig die Mutter die Nummer eins?<br />

Michael: Ja, sicher bis zum 6./7. Altersjahr. Danach<br />

wird der Vater immer wichtiger.<br />

Hendri: Als Rollenmodell ist der Vater extrem wichtig.<br />

Sein Verhalten prägt das Verhalten seines Sohns in hohem<br />

Masse, und zwar im Guten wie im Schlechten.<br />

Seraina: Damit bin ich gar nicht einverstanden! Ihr<br />

zelebriert da einen überholten Muttermythos. Auch wenn<br />

beide Elternteile voll berufstätig sind, schadet das<br />

dem Kind nicht. Im Gegenteil, durch die Fremdbetreuung<br />

wird es viel früher selbständig. Zudem kommt es bei<br />

der Betreuung auf die Qualität und nicht auf die Quantität<br />

an. Berufstätige Eltern, die sich am Abend, am<br />

Wochenende und in den Ferien intensiv mit ihren Kin-<br />

dern beschäftigen, können sehr wohl eine vollwertige<br />

Beziehung zu ihrem Nachwuchs aufbauen.<br />

YDK: Zurück zu den Vätern. Wie unterscheiden sich<br />

die neuen Väter von den alten Vätern?<br />

Michael: Gar nicht so stark! Starksein ist für Männer<br />

immer noch ein «must».<br />

Hendri: John Wayne, Rambo, Terminator – das sind doch<br />

Figuren von gestern! Männer dürfen heute ihre Gefühle<br />

zeigen. In der Grossstadt gilt das allerdings nur<br />

bedingt. Da wird ein Mann schnell mal als Weichei abgetan,<br />

wenn er Emotionen zeigt.<br />

Michael: Bei einer Projektarbeit an meiner früheren<br />

Schule habe ich auch beobachtet, dass die jungen Män-<br />

ner in den ländlichen Regionen eine viel grössere Offenheit<br />

und Emotionalität an den Tag legen.<br />

Dominik: Stimmt, auf dem Land sind die Menschen in<br />

dieser Beziehung weiter als in der Stadt.<br />

YDK: Habt ihr eine Erklärung dafür?<br />

Hendri: In der Stadt ist der Machtkampf einfach viel<br />

ausgeprägter, das ist Ellbogengesellschaft pur. Dazu<br />

kommt, dass man sich in der Stadt einfach aus dem Weg<br />

gehen kann, auf dem Land dagegen begegnet man sich<br />

immer wieder, da muss man sich mit dem Gegenüber beschäftigen<br />

– und öffnet sich auch eher.<br />

Seraina: Mir scheint, dass die neuen Väter doch viel<br />

unterstützender sind als die alten. Gemeinsame Unternehmungen<br />

mit ihren Kindern sind nicht mehr die Ausnahme,<br />

sondern die Regel.<br />

YDK: Wie seht ihr den Hausmann?<br />

Hendri: Unmöglich! Ich will Kriegsreporter werden. Sich<br />

von einer Frau aushalten zu lassen, das wäre eher ungewohnt.<br />

Jennifer: Ja, das finde ich auch.<br />

Michael: Es ist eben immer noch so, dass in den meisten<br />

Familien der Mann der Haupternährer ist.<br />

Dominik: Also ich sehe nichts Falsches an der Rolle des<br />

Hausmannes. Ich könnte mir diese durchaus vorstellen.<br />

Das Putzen ist allerdings nicht so mein Ding.<br />

Seraina: Warum kein Hausmann? Gerade im Kochen sind<br />

die Männer ja Weltmeister. Fast alle berühmten Spitzenköche<br />

sind Männer. Wenn ein Mann gut kocht, dann<br />

hat er bei mir bereits einen grossen Bonus.<br />

Hendri: Apropos Putzen. Viele Frauen reagieren erstaunt,<br />

wenn ein Mann so richtig pingelig ordentlich<br />

ist. Oder nehmen wir meine Schrift, die ist ziemlich<br />

säuberlich. Viele Frauen sagen mir deshalb, ich hätte<br />

eine Frauenschrift. Was ich damit sagen will: Auch die<br />

Frauen sind noch sehr stark in den alten, stereotypen<br />

Vorstellungen gefangen.<br />

Jennifer: Das mit dem Gefangensein der Frauen in den<br />

traditionellen Vorstellungen, das hat schon etwas. Das<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


<strong>11</strong><br />

zeigt sich auch daran, dass Frauen immer noch auf die<br />

harten Typen abfahren, die arrogant und machohaft auftreten,<br />

obwohl sie im Kopf ein solches Verhalten eigentlich<br />

passé finden.<br />

Seraina: Ja, es ist in der Tat ein Geheimnis, warum wir<br />

Frauen immer noch auf dieses alte Machtspiel einsteigen<br />

und uns gut fühlen, wenn wir einen solchen harten<br />

Typen «knacken».<br />

Michael: Es ist eben schon so: Als Hausmann fühlt man<br />

sich als Mann doch irgendwie «entmannt».<br />

YDK: Sitzt du da nicht gerade einem solchen alten<br />

Stereotyp auf?<br />

Michael: Schauen Sie sich mal die Familienserien im<br />

Fernsehen an. Geht in einer solchen Serie ein Mann mit<br />

einem Kind auf den Spielplatz, dann passiert bestimmt<br />

etwas Dummes oder etwas Unpassendes. Die Botschaft,<br />

dass es Männer nicht wirklich mit Kindern können, ist<br />

immer noch in den Köpfen der Menschen.<br />

Hendri: Wie sehr Frauen in den stereotypen Vorstellungen<br />

verhaftet sind, zeigt sich übrigens auch bei einer<br />

Scheidung. Auch wenn sie sich während der Ehe emanzipiert<br />

geben, pochen sie im Scheidungsprozess auf möglichst<br />

hohe Unterhaltszahlungen. Das ist doch ein Widerspruch!<br />

Michael: Hier gibt es eindeutig Handlungsbedarf. Genau<br />

wie beim Sorgerecht. Da bin ich mit den geschiedenen<br />

Männern, die unlängst Bundesrätin Simonetta Sommaruga<br />

belagerten, absolut einig.<br />

Hendri: Als Mann kann man sich da nur mit einem Ehevertrag<br />

schützen!<br />

YDK: Michael, in deinem Familienmodell arbeitet der<br />

Mann Vollzeit, die Frau Teilzeit. Wenn nun deine<br />

künftige Frau bei der Geburt eures Kindes in einem<br />

Job wäre, den sie nur Vollzeit ausüben kann, wäre es<br />

dann für dich denkbar, Teilzeit zu arbeiten und mehr<br />

beim Kind zu sein?<br />

Michael: Natürlich. Hauptsache, die Familienkasse ist<br />

voll. Ich hätte auch keinerlei Probleme damit, dass sie<br />

mehr verdient als ich. Aber dieser Fall ist unwahrscheinlich,<br />

weil eben die Mehrzahl der Frauen in den<br />

ersten Jahren mehr beim Kind sein will.<br />

Hendri: Frauen, die mehr verdienen, sind absolut kein<br />

Problem.<br />

Jennifer: Ich fände es geradezu lustig, wenn ich mehr<br />

verdienen würde als mein künftiger Mann.<br />

Seraina: Finde ich auch okay. In dieser Frage ist unsere<br />

Generation wirklich sehr entspannt.<br />

YDK: Wie werden Demografie und Globalisierung<br />

eure Karrieren verändern? Wird die lineare Karriere<br />

die Ausnahme werden?<br />

Dominik: Für unsere Generation ist die Sicherung des<br />

Wohlstands im Alter ein Problem. Wir sehen ja schon bei<br />

unseren Eltern und Grosseltern, dass sie ihren Lebensstandard<br />

im Alter nur mit Mühe halten können. Viele<br />

arbeiten deshalb jetzt schon länger, als sie müssten.<br />

Hendri: Einerseits kann man seine Karriere heute internationalisieren,<br />

anderseits wird es einen eiskalten<br />

Konkurrenzkampf mit den viel disziplinierteren aufstrebenden<br />

Nationen geben. Und der wird uns noch zusetzen.<br />

YDK: Läuft die derzeitige (politische) Entwicklung<br />

in die richtige Richtung? Wo seht ihr hoffnungsvolle<br />

Ansätze?<br />

Michael: Hoffnungsvoll stimmt mich, dass immer mehr<br />

Frauen und Männer eine gute Ausbildung haben.<br />

Hendri: Ich bin eher pessimistisch. Ich beobachte einen<br />

immer grösseren Hang zum Individualismus und zum persönlichen<br />

Egoismus, während das Gemeinwohl, die Solidarität,<br />

zunehmend auf der Strecke bleibt.<br />

Dominik: Ich bin auch auf der pessimistischen Seite.<br />

Jennifer: Ich sehe hoffnungsvolle Ansätze, zum Beispiel<br />

bei der Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern.<br />

Diese besteht zwar nach wie vor, sie nimmt aber allmählich<br />

ab. Doch auf unsere Gesellschaft wartet noch<br />

viel Arbeit!<br />

Seraina: Es erfüllt mich mit Hoffnung, dass es immer<br />

mehr Möglichkeiten für immer mehr Menschen, Frauen wie<br />

Männer, gibt. Trotz gewissen konservativen Tendenzen,<br />

die auch vorhanden sind, setzt sich die Vorstellung<br />

durch, dass beide Geschlechter gleich viel Potenzial<br />

haben. Das überholte Klischee, dass die Frau nur am<br />

Herd glücklich wird, gehört in breiten Kreisen der Vergangenheit<br />

an. Und das ist gut so!<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


12<br />

Ich schöpfe<br />

Hoffnung aus…<br />

Woraus schöpfen andere <strong>Jugend</strong>liche um uns herum Hoffnung?<br />

Wir haben Freunde, Kollegen, Verwandte und Bekannte<br />

gefragt und die unterschiedlichsten, aber immer spannende<br />

Antworten erhalten. Doch lesen Sie selbst…<br />

cLiCk


13<br />

Claudio Laely,<br />

19, Sportgy<br />

gy<br />

g<br />

mnasiast<br />

1<br />

Laurence Käppeli,<br />

17,<br />

G<br />

Gy<br />

mnasiastin<br />

2<br />

3<br />

21,<br />

Betim Shala,<br />

Heizungsinstallateur<br />

Gion-Andrea<br />

18,<br />

Gy<br />

G mnasiast<br />

Gianelli,<br />

4<br />

Nando<br />

Tam,<br />

20, Drucktechnologe<br />

5<br />

Text: Seraina Hartmann | Tanja Walser | Thomas Huber | Lucca Projer<br />

1 … meinem Willen, hart an mir zu<br />

arbeiten. Ich spiele beim Nati-A-<br />

Verein Alligator Malans Unihockey<br />

und dank den Trainings bekomme ich<br />

Sicherheit und Selbstvertrauen.<br />

Zudem ist sicherlich meine Grundeinstellung<br />

von Optimismus geprägt.<br />

2 … aus meinem Selbstvertrauen. Ich<br />

habe nur Hoffnung in das, was ich<br />

tue, wie ich es tue und wofür ich<br />

es tue, wenn ich mir selbst vertrauen<br />

kann. Ich brauche Ruhe und<br />

genügend Freiraum, um über mein<br />

Leben und meine Zukunft nachdenken<br />

zu können. Und jede schlechte<br />

Zeit nimmt ein Ende, irgendwann<br />

folgen wieder gute Zeiten.<br />

3 … meiner Familie und aus meinen<br />

Freunden, denn sie stehen mir in<br />

jeder Lebenslage zur Seite, muntern<br />

mich auf und zeigen mir einen<br />

Ausweg, wenn ich keinen sehe. Sie<br />

sind immer für mich da und geben<br />

mir Kraft.<br />

4 … der Literatur. Weil sie mich<br />

über das Leben nachdenken lässt,<br />

mich anregt, etwas zu verbessern,<br />

und mir auch immer wieder Denkanstösse<br />

gibt.<br />

5 … der Musik. Sie hilft mir, Ver-<br />

gangenes zu verstehen, Jetziges<br />

zu akzeptieren und stellt mich zuversichtlich<br />

auf Kommendes ein.


14<br />

20, Fa<br />

Fa<br />

Alessandro<br />

6<br />

Galati,<br />

F chmann Gesundheit<br />

Fabiano Bruno,<br />

20,<br />

Polygraf<br />

7<br />

10<br />

Arian Voskamp,<br />

18, Banklehrling<br />

Fabian Meisser,<br />

17,<br />

Gy<br />

7 Gy<br />

G mnasiast<br />

8<br />

Stefanie Müller,<br />

18,<br />

Gy<br />

G mnasiastin<br />

9<br />

6 … aus meiner Arbeit im Spital. Daraus, wie ich Patienten behilflich<br />

sein kann und zu ihrer Genesung etwas beitragen kann. Es stellt mich<br />

immer wieder auf, wie dankbar sie sind. Das Erlernte anzuwenden und<br />

weiter vermitteln zu können, stärkt mich. Es gibt mir ein gutes Gefühl,<br />

zu helfen und das erlernte Wissen umzusetzen. Ich verdiene mir meine<br />

Feierabende regelrecht.<br />

Hoffnung schöpfe ich daraus, den Gesundheitszustand eines Menschen<br />

zu erhalten beziehungsweise zu stärken und in schwierigen Situationen<br />

richtig zu handeln. Dies verleiht mir Kraft und Selbstvertrauen, weiter<br />

zu machen und nicht aufzugeben.<br />

7 … meinem Glauben, weil ich bei<br />

Allah immer Zuflucht finde. Egal,<br />

ob in guten oder schlechten Zeiten,<br />

er ist immer für mich da und gibt<br />

mir Kraft.<br />

8 … der Natur, denn sie gibt mir<br />

den Ausgleich zur Schule, den ich<br />

brauche. Sie ist beruhigend, gibt<br />

mir Kraft. Viele Abenteuer verbergen<br />

sich dort, und manchmal erlebe<br />

ich auch eins, wenn ich früh<br />

morgens fischen gehe.<br />

9 … bereits erreichten Zielen oder<br />

positiven Erlebnissen. Geht man<br />

eine Sache an, sei es im Sport oder<br />

im Beruf, ist immer eine gewisse<br />

Hoffnung vorhanden, dass sich alles<br />

so entwickelt, wie man es sich vorstellt.<br />

Natürlich können einem<br />

auch Personen, denen man vertraut,<br />

Hoffnung und positive Kraft geben.<br />

10 … meinen Freunden. Sie stehen in<br />

jeder Situation an meiner Seite.<br />

Ich vertraue ihnen voll und ganz<br />

und geniesse jeden Augenblick mit<br />

ihnen. Sie machen mein Leben lebenswerter<br />

und mit ihnen gehe ich<br />

durch dick und dünn.


15<br />

13<br />

Mara Sprecher,<br />

16, KV-Lehrling<br />

Sabrina Wanninger,<br />

23, Studentin<br />

<strong>11</strong><br />

Stefan Wieland,<br />

24, Student<br />

12<br />

<strong>11</strong> … vielen Quellen; von der Kraft der<br />

Natur, über das Tangotanzen bis hin<br />

zur Unterstützung und Zuneigung<br />

meiner Familie und meiner Freunde.<br />

Das schrittweise Erreichen von<br />

Zielen und das Streben nach Glück<br />

und Frieden gibt mir ebenfalls<br />

Hoffnung. Denn Hoffnung ist für<br />

mich ein sich festhaltender Gedanke,<br />

dessen Kraft stets erhalten<br />

bleibt und so zu vollkommener Zu-<br />

friedenheit und innerer Ruhe führt.<br />

Hoffnung ist ein ständig wachsamer,<br />

teilweise unscheinbarer Begleiter.<br />

12 … dem christlichen Glauben. Hoff-<br />

nung ist für mich nichts anderes<br />

als die Zuversicht, ein sinnerfülltes,<br />

spannendes und lebenswertes<br />

Leben vor mir zu haben. Für mich<br />

gibt es nichts auf dieser Erde, das<br />

meinem Leben mehr Sinn und Zuversicht<br />

geben könnte als der Glaube<br />

an Gott. Meine Liebe für die Natur,<br />

meine Mitmenschen, meine Familie<br />

und für den Sport wäre nicht wichtig,<br />

wenn ich hinter all dem nicht<br />

Gottes bedingungslose Liebe erkennen<br />

würde. Alle Dinge, die in<br />

meinem Leben relevant sind, könnten<br />

jederzeit wertlos werden. Was<br />

nützt mir eine tolle Freundin, eine<br />

harmonische Familie, ein unglaublich<br />

gutes Aussehen, eine erfolgreiche<br />

Karriere oder alles Geld<br />

dieser Welt, wenn ich morgen tödlich<br />

verunglückte? Der einzige<br />

wirklich sichere Wert in meinem<br />

Leben ist nicht materieller Art,<br />

sondern meine Beziehung zu Jesus<br />

und mein Glaube an Gott. Dieses<br />

Fundament gibt meinem Leben einen<br />

Sinn und auch Hoffnung.<br />

13 … aus schlechten Erfahrungen,<br />

die ich im Leben gemacht habe.<br />

Denn ich weiss, dass auf ein Tief<br />

auch immer ein Hoch folgt. Darum<br />

stecke ich mir stets ein paar Ziele<br />

für die nahe Zukunft, an diesen<br />

Zielen oder Träumen kann ich dann<br />

in schlechten Phasen festhalten.<br />

Da ich ein sehr optimistischer<br />

Mensch bin, ist es für mich schwer,<br />

die Hoffnung ganz zu verlieren.<br />

Meist kann ich mich selbst aus negativen<br />

Situationen meines Lebens<br />

retten, indem ich einen Moment<br />

ganz alleine bin und mich auf das<br />

Gute in meinem Leben besinne.<br />

Manchmal gibt es aber auch Lebensabschnitte,<br />

in denen ich nicht<br />

alles selbst zu bewältigen vermag.<br />

Da helfen mir meine Freunde und<br />

Familie, die Hoffnung an das Gute<br />

nicht zu verlieren.


16 Hoffnung Platzhalter<br />

ARMUT–<br />

ein Hoffnungskiller?<br />

Ist in einem so reichen Land wie der Schweiz Armut überhaupt<br />

anzutreffen? Die Schweiz verdrängt dieses Tabuthema erfolgreich.<br />

Rund 8 bis 14 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind armutsgefährdet.<br />

Und auch wir jungen Menschen haben Angst, im Job zu<br />

versagen, arbeitslos zu werden und so der Gesellschaft<br />

zur Last zu fallen.<br />

Text: Seraina Hartmann | Tanja Walser<br />

Wir stehen hier mit 17 Jahren und wissen nicht genau,<br />

was uns nach der Matura erwarten wird. Sollen<br />

wir unseren Beruf eher nach Interessen oder nach<br />

finanziellen Überlegungen aussuchen? Denn selbst<br />

in einem Industrieland wie der Schweiz gehört die<br />

Armut zur Realität. Unsere Gesellschaft geht davon<br />

aus, dass Armut bei uns selbstverschuldet ist und<br />

jeder, den es trifft, ein Nichtsnutz, ein Versager<br />

ist. Wir haben Angst, dass genau wir so enden könnten.<br />

Wir sind zwar in einem Alter, in dem wir unsere<br />

Hoffnungen und Visionen nicht von Zukunftsängsten<br />

leiten lassen sollten, dennoch belastet uns das<br />

alles sehr.<br />

Was kommt danach?<br />

Wie weiter nach der Matura? Voller Enthusiasmus<br />

und Zukunftsträume, die Welt zu verändern, haben<br />

wir Angst davor, schon bei der Wohnungssuche zu<br />

scheitern. Die Mieten in den meisten Grossstädten<br />

sind überteuert und man braucht unheimliches Glück,<br />

etwas zu finden. Nebenjobs werden uns hoffentlich<br />

über Wasser halten, doch nebst dieser Sorge müs-<br />

sen wir auch noch dem enormen Konkurrenzkampf im<br />

Job standhalten. Der Leistungsdruck ist hoch, weil<br />

heute viel mehr junge Menschen die Matura machen<br />

und sich für ein Studium entscheiden. Heute ist<br />

dieser Weg nicht mehr die Eintrittskarte in die<br />

Oberschicht, wie es das früher war.<br />

Wir haben das Gefühl, selektiert zu werden, nur<br />

die Besten und Diszipliniertesten erreichen die<br />

hochgesteckten Ziele. Und was ist mit dem Rest?<br />

Was ist, wenn genau wir zu denjenigen gehören,<br />

die sich nicht aufraffen können, nur zu lernen,<br />

die sich Fehlentscheidungen erlauben und so viel-<br />

leicht in die Armut stürzen?<br />

Wir haben Angst, denn ohne grosse Berufserfahrung<br />

und ausgezeichnete Noten sind wir nicht gefragt.<br />

Doch wieso sollten wir studieren, wenn wir<br />

nachher zu einem Mindestlohn unsere Almosen verdienen<br />

müssen?<br />

Wir könnten schon in jungen Jahren in die Schuldenfalle<br />

geraten, da uns die Lebenserfahrung fehlt<br />

und der richtige Umgang mit Geld auch nicht immer<br />

so einfach ist. Wir sind anfälliger dafür, zu ver-<br />

<strong>bulletin</strong> 2/<strong>11</strong> Credit Suisse


17<br />

armen, da wir nicht in allen Bereichen<br />

des Arbeitsmarktes gefragt<br />

sind. Wir können es bereits jetzt<br />

sehen, denn viele unserer Kollegen und<br />

Kolleginnen stehen nach erfolgreich abgeschlossener<br />

Berufslehre mit leeren<br />

Händen da. Oftmals finden sie nur schwer<br />

eine neue Stelle, wenn sie nicht im Betrieb<br />

weiterarbeiten und Erfahrungen sammeln können.<br />

Jetzt, wo sie endlich auf eigenen Beinen stehen<br />

wollen, sind sie wieder auf die Unterstützung<br />

der Eltern angewiesen. Andere Freunde haben sich<br />

schon auf Dutzende von Stellen beworben und immer<br />

noch keine, obwohl sie eine gute Ausbildung absolviert<br />

haben.<br />

Was können wir tun?<br />

Ja, wir haben Probleme und Ängste, doch im Vergleich<br />

zu anderen Ländern, in denen zum Beispiel<br />

Krieg herrscht, haben wir die Chance, mit unserem<br />

Verhalten etwas zu verändern.<br />

Wir Jungen haben uns dazu entschlossen, die Initiative<br />

zu ergreifen, um die Armut in der Schweiz<br />

zu verringern, so nach dem Motto «Yes we can». Zusammen<br />

mit unserer Klasse versuchten wir, einige<br />

Ideen zu sammeln, wie die Armut bekämpft werden<br />

könnte. Wir stürzten uns voller Enthusiasmus auf<br />

unser neu gefasstes Ziel. Als Erstes fragten wir<br />

auf der Gemeinde nach Möglichkeiten: Da wurde uns<br />

empfohlen, bei verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen<br />

mitzuwirken. Wir überlegten uns dann aber,<br />

wie wir gerade in unserem direkten Umfeld aktiv<br />

werden könnten. Da kam uns auch einiges in den<br />

Sinn: Wir könnten bei einem Mittagstisch helfen,<br />

eine Kleider- und Artikelbörse organisieren oder<br />

bei einem Bauern im Rahmen der Berghilfe Freiwilligenarbeit<br />

leisten.<br />

Eine weitere Möglichkeit, finanziell schlechter<br />

Gestellten Hilfe zu leisten, sehen wir darin, sie<br />

mental zu unterstützen. Wir würden beispielsweise<br />

einmal in der Woche mit ihnen Kaffee trinken gehen<br />

oder einen Spaziergang machen. Auch sie sollen die<br />

Möglichkeit bekommen, über ihre Probleme zu reden<br />

und eine plausible Lösung für ihre Situation zu<br />

finden. Sie dürfen die Hoffnung auf ein besseres<br />

Leben nicht verlieren!<br />

Eine super Sache finden wir die Young Caritas.<br />

Sie setzt sich für armutsbetroffene Menschen in<br />

der Schweiz ein. Sie will auf das Thema «Armut<br />

in der Schweiz» hinweisen und verfolgt das Ziel,<br />

etwas zu verändern und zu bewegen. Sie diskutiert<br />

soziale Themen und ruft neue Projekte ins Leben<br />

wie zum Beispiel «mit mir». In diesem Projekt können<br />

freiwillige Gotten und Göttis mit Kindern, deren<br />

Familie in einer Notlage sind, eine schöne Zeit<br />

verbringen. Nach weiteren Überlegungen sind uns<br />

andere, interessante Ideen in den Sinn gekommen.<br />

Einerseits müssen wir schon präventiv dafür sorgen,<br />

dass kleine Kinder lernen, wie mit Geld umzugehen<br />

ist. Es ist wichtig, dass sie wissen, wie schnell<br />

man in eine Schuldenfalle geraten kann. Andererseits<br />

finden wir, müssen vor allem auch junge Migranten<br />

und Migrantinnen unterstützt werden, denn<br />

auch sie haben das Anrecht darauf, eine gute Ausbildung<br />

zu vollenden. Dies wird mit dem Projekt<br />

«Incluso» der Caritas in einigen Kantonen bereits<br />

in die Tat umgesetzt.<br />

Der Gedanke, jedem Menschen ein Grundeinkommen<br />

von 2500 Schweizer Franken im Monat zur Verfügung<br />

zu stellen, hat in unseren Augen viel Potenzial.<br />

Es würde wohl für die einen einen Verlust bedeuten,<br />

doch das Denken wäre ein anderes. Jeder würde dieses<br />

Grundeinkommen bekommen, ohne etwas dafür tun zu<br />

müssen. Die Gesellschaft würde möglicherweise sozialer<br />

werden und wir denken, dass trotzdem der<br />

grösste Teil arbeiten wollen würde. Es wäre nicht<br />

alles auf Leistung und Gewinnmaximierung fixiert –<br />

diese utopische Vorstellung lässt Raum für Hoffnung.<br />

Was heisst Armut in der Schweiz?<br />

2010 war das Jahr der Armut. Das Ziel der Caritas<br />

Schweiz, die Armut in der Schweiz in den nächsten zehn<br />

Jahren zu halbieren, ist berechtigt. Laut dem Bundesamt<br />

für Statistik (BFS) bestätigt sich die Schätzung der<br />

Caritas, dass im Jahr 2010 rund 8 bis 14 Prozent der<br />

Schweizer Bevölkerung von Armut betroffen sind. Die<br />

Berechnungsmethode der OECD für eine als arm oder<br />

armutsgefährdete Person lautet wie folgt: «Eine Person<br />

ist arm oder armutsgefährdet, wenn deren Einkommen<br />

weniger als 50 Prozent des Schweizer Medianeinkommens<br />

von 47 840 Franken beträgt.» Armut stellt eine der<br />

grössten Herausforderungen in der heutigen Gesellschaft<br />

dar. In der Schweiz lebt jede zehnte Person in einem<br />

armen Haushalt oder muss sich mit weniger Lohn<br />

begnügen, als es die Armutsgrenze zulässt. Besonders<br />

Alleinstehende und Alleinerziehende sind davon betroffen.<br />

Auch Familien mit mehreren Kindern sind eher armutsgefährdet.<br />

Die Armut hat sich ebenfalls von der älteren<br />

Generation auf die jüngeren Altersklassen verlagert.<br />

Doch nicht nur familiäre Verhältnisse können zu Armut<br />

führen. Auch Migranten und Migrantinnen leben oft unter<br />

der Armutsgrenze, da sie möglicherweise einen tieferen<br />

Bildungsstand haben und so deutlich weniger verdienen.<br />

Sie stellen den grösseren Teil der Working Poor* dar.<br />

* Working Poor: Menschen, die trotz Erwerbsarbeit arm sind,<br />

das heisst, die trotz einer kumulierten Erwerbstätigkeit<br />

von mindestens 90 Prozent kein Einkommen erreichen, das<br />

über der Armutsgrenze liegt.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


Die Klasse 4b hofft, dass…<br />

Abercrombie & Fitch bald<br />

mal billiger wird.<br />

Clearasil endlich wirkt.<br />

Facebook niemanden davon<br />

abhält, seine Freunde real<br />

zu sehen.<br />

Hasenpfoten doch Glück bringen.<br />

Justin Bieber uns nie über<br />

den Weg läuft.<br />

Liebe ein Mysterium bleibt.<br />

Bart und Busen schnell wachsen.<br />

Diplome bei der Stellensuche noch<br />

ihren Wert haben.<br />

Eva Mendes in die Nachbarschaft zieht.<br />

Gerechtigkeit auf der<br />

Welt siegen wird.<br />

Individualität als ein wichtiges Gut bestehen bleibt.<br />

kino.to wieder legal wird.<br />

Multitasking eines Tages auch<br />

den Männern möglich ist.<br />

<strong>bulletin</strong> 2/<strong>11</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Nutella bald nur noch schmeckt,<br />

ohne anzusetzen.<br />

Pubertätszeit abgeschafft wird.<br />

Qualität weiterhin zählt.<br />

Sex gut wird/ist/bleibt.<br />

Tic Tacs immer zur Hand sind,<br />

wenn man sie braucht.<br />

Velos irgendwann alle<br />

Autos ersetzen.<br />

Xundheit bleibt. Und die<br />

korrekte Rechtschreibung<br />

endlich kommt.<br />

Zara zukünftig mehr Umkleidekabinen baut.<br />

Fotos: Jennifer Wyrsch | Nicolaj Bauer<br />

Open Sources sich<br />

rasend vermehren.<br />

Radioaktivität künftig eine<br />

kürzere Halbwertszeit hat.<br />

Utopien erlaubt bleiben.<br />

Wasser noch lange nichts kostet.<br />

«Yes we can» wirklich<br />

gelebt wird.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


20<br />

AUF EINEN<br />

MIT<br />

Der Arzt Albert Schweitzer sagte einst: «Du kannst nicht alle Not der<br />

Welt lindern, aber du kannst einem Menschen Hoffnung geben.»<br />

Dieses Zitat zeigt die unermessliche Kraft, welche die Hoffnung für<br />

uns Menschen besitzt. Hoffnung ist ein Versuch, positiv in die<br />

Zukunft zu blicken und an seinen Träumen festzuhalten. Träume<br />

verändern sich im Laufe des Lebens, doch wie steht es nun mit der<br />

Hoffnung? Verändert sich diese auch? Und wenn ja, welche<br />

Erlebnisse oder Menschen beeinflussen unsere Hoffnungen?<br />

Wir lassen vier Menschen aus verschiedenen Generationen<br />

darüber erzählen.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


21<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Carolyn McManus aus Ohio.<br />

Martina Weber aus Davos.<br />

Schon früh packte mich das Reisefieber und ich träumte<br />

davon, eines Tages aus dem kleinen amerikanischen Dorf<br />

in Ohio rauszukommen und die Welt zu entdecken, da ich<br />

schon meine ganze Kindheit dort verbracht hatte. Damit zusammenhängend<br />

sehe ich Hoffnung als etwas Optimistisches, das<br />

sich auf die Zukunft bezieht und einen Einfluss auf familiäre,<br />

freundschaftliche und berufliche Bereiche hat.<br />

Mein Wunsch, die Welt zu entdecken, blieb nicht unerfüllt. Mit<br />

20 Jahren kam ich in die Westschweiz und lernte dort meinen<br />

Ehemann kennen. Ich beschloss kurz darauf, mein Englischund<br />

Französisch-Studium in Amerika abzubrechen und in die<br />

Schweiz auszuwandern, um zu heiraten und eine Familie zu gründen.<br />

Wir zogen oft um: von Amerika nach Holland und später<br />

wieder zurück nach Amerika. Es war eine aufregende Zeit mit<br />

einigen Hochs und Tiefs.<br />

Kurz nach meiner Scheidung war ich am Tiefpunkt angelangt,<br />

doch ich habe die Hoffnung nie ganz aufgegeben. Auch als bei mir<br />

mit 62 Jahren Brustkrebs diagnostiziert wurde und ich letztes<br />

Jahr durch einen Fehlgriff des Arztes beinahe verblutet wäre,<br />

habe ich die Hoffnung nicht verloren. Deshalb sehen mich viele<br />

Leute in meinem Umfeld als ein «Stehaufmännchen». Denn durch<br />

meine Einstellung, dass es immer noch Schlimmeres geben kann,<br />

konnte ich mir meinen Optimismus bewahren, in welcher Situation<br />

auch immer. Mein positives und hoffnungsvolles Denken hat<br />

enorm viel zu tun mit meinem Glauben. Religion macht mich auch<br />

zu einem liebevolleren und engagierteren Menschen. Ich glaube,<br />

je grösser das Umfeld ist, desto mehr Hoffnung hat der Mensch,<br />

denn er wird mehr geliebt und bekommt<br />

so mehr Hoffnung. Heute bin<br />

ich fest davon überzeugt, dass es nicht<br />

nur eine beste Freundin/einen besten<br />

Freund gibt, sondern dass alle meine<br />

Freunde auf ihre eigene Art meine besten<br />

Freunde sind.<br />

Nicht nur meine Familie, meine<br />

Freunde und mein Glaube sind für mich<br />

Hoffnungsträger, auch mein Heimatland<br />

spielt eine wichtige Rolle. Ich habe<br />

heute mehr Hoffnung für Amerika als<br />

vor ein paar Jahren. Bücher über die Geschichte der USA zu lesen,<br />

halfen mir zu verstehen, dass es auch in der Vergangenheit<br />

Korruption in der Regierung gab und Präsidenten, die nicht jedermann<br />

mochte. Ich glaube heute fest an unser Land und dass es<br />

Hoffnung heisst für mich, dass ich auch in einer schwierigen<br />

oder stressigen Situation den Glauben daran nicht<br />

verliere, dass doch alles gut kommt. Für mich gibt es<br />

immer die Möglichkeit, dass die Zukunft wieder besser wird und<br />

das Leben gut weiter verläuft. Ich sehe mich als eine hoffnungsvolle<br />

Person, obwohl ich und meine Familie letztes Jahr zwei Todesfälle<br />

verkraften mussten. Damals allerdings wusste ich einen<br />

Moment lang wirklich nicht mehr, wie mein Leben weitergehen<br />

sollte, ob es überhaupt noch lebenswert sein würde. Doch dadurch,<br />

dass ich mir eingestand, dass<br />

mein Leben nicht immer so verlaufen<br />

konnte, wie ich es mir vorstellte, weil<br />

sich gewisse Dinge und Ereignisse nun<br />

mal nicht beeinflussen lassen, habe ich<br />

wieder Hoffnung geschöpft. Durch dieses<br />

Bewusstsein kann ich jetzt mein Leben<br />

wieder unbeschwert führen und<br />

Zukunftspläne schmieden. Diesen Juni<br />

habe ich beispielsweise meine Ausbildung<br />

zur Primarlehrerin erfolgreich<br />

abgeschlossen.<br />

Ich bin sicher, dass auch das Lebensalter die Hoffnungen beeinflussen<br />

kann. Heute habe ich noch keine wirklich schwerwiegenden<br />

Probleme, mit denen ich zurechtkommen muss. Wenn ich<br />

dann aber älter bin, vielleicht eine Familie, Kinder habe, wird das<br />

Leben vermutlich nicht mehr so sorgenfrei verlaufen. Als alter<br />

Mensch werde ich vielleicht sogar Hoffnung mit dem Tod in Verbindung<br />

bringen, weil ich möglicherweise sehr krank und damit<br />

sehr eingeschränkt sein werde. Dann mache ich mir vielleicht<br />

auch mehr Gedanken über Gott und das Leben nach dem Tod.<br />

Heute bin ich keine gläubige Person. Trotzdem habe ich manchmal<br />

das Gefühl, dass ich hoffnungsvoller bin als viele Gläubige.<br />

Etwas, was mir Zuversicht jetzt und hoffentlich immer geben<br />

wird, ist meine Familie: Von ihr werde ich getröstet, wenn es mir<br />

schlecht geht, und sie hilft mir immer, nach einer Lösung für<br />

meine Probleme zu suchen. Gabriela Raffl<br />

stark genug ist, alle Probleme zu bewältigen. Jessica Wyrsch<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


22<br />

Jahre<br />

Jahre<br />

Christian Bärtsch «Poschthitsch» aus Saas im Prättigau.<br />

Jonathan Flütsch aus Davos.<br />

Auf das ganze Leben bezogen sehe ich mich als Menschen<br />

mit viel Hoffnung. Sie hat mich schon immer begleitet.<br />

Eigentlich sehe ich sie als etwas, das man einfach hat, als<br />

einen Weg, sein Leben zufrieden zu führen.<br />

Ein Symbol für Hoffnung stellen für mich die Berge dar. Dort<br />

fühle ich mich frei von allem, und schon nur der Anblick gibt mir<br />

das Gefühl von vielen Möglichkeiten und Weite.<br />

Ich denke aber schon, dass sich die Hoffnung über verschiedene<br />

Lebensabschnitte hinweg verändert, da sich auch das Leben<br />

an sich durch Veränderungen auszeichnet. Zum jetzigen Zeitpunkt<br />

hoffe ich, gesund zu bleiben und jeden Morgen aufstehen zu<br />

können. Und ich erfreue mich an den Unterhaltungen und den<br />

Erlebnissen mit meinen Kindern, Enkeln und Urenkeln.<br />

Früher aber wünschte ich mir für meine Zukunft, dass ich<br />

meiner Familie eine finanzielle Sicherheit bieten konnte. Als ich<br />

bei der Post zu arbeiten begonnen hatte und die AHV neu eingeführt<br />

worden war, sagte eine bereits etwas ältere Frau zu mir: «So<br />

viel Geld wie jetzt habe ich in meinem<br />

ganzen Leben noch nie besessen.» Damals<br />

verstand ich nicht, was sie meinte.<br />

Heute aber ist mir klar, dass sich das Verhältnis<br />

zum Geld – und damit auch die<br />

Hoffnungen – mit jeder Generation stark<br />

verändern.<br />

Zwar sind die Jungen von heute mit<br />

einem lockeren Umgang mit Geld aufgewachsen<br />

und sie sehen es nicht mehr<br />

als so zentral wie meine Generation.<br />

Trotzdem hoffen sie jetzt wieder darauf,<br />

eine Arbeitsstelle zu finden und gut zu verdienen. Ich denke übrigens,<br />

dass sich mein Verhalten nicht merklich von dem der heutigen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen unterscheiden würde, wenn ich noch einmal<br />

jung wäre.<br />

Doch nicht nur das Alter, auch das persönliche Umfeld kann<br />

den Begriff der Hoffnung stark beeinflussen. Meine Freundschaften<br />

aus <strong>Jugend</strong>jahren sind zu einem Grossteil erhalten geblieben.<br />

Ich pflege beispielsweise immer noch Kontakte mit Bekannten,<br />

die ich in der Rekrutenschule, auf der Jagd oder durch mein Maiensäss<br />

kennengelernt habe.<br />

Zusammenfassend würde ich sagen, dass Hoffnung ein Zustand<br />

der Zufriedenheit ist. Und diesen Zustand kann ich dann am<br />

meisten geniessen, wenn ich meine Familie und meine Freunde<br />

um mich herum habe. Andres Weber<br />

Duu, Äti! Machsch mer e Armbruscht?» «Hm – ja, Jonti,<br />

aber nid bevori fertig gschindlet han.» Tja, diese Hoffnung<br />

ist wohl schon länger gestorben. Allerdings ist sie<br />

durch anderes ersetzt worden. Zuerst durch andere Kindheitswünsche,<br />

diese sind dann wiederum Teenagerträumen gewichen.<br />

Doch solche Hoffnungen gab es bei mir nicht immer. Mit 15 Jahren<br />

stellte ich mir mein Leben ungefähr so vor: Realschule beenden,<br />

eine «stinknormale» Lehre beginnen und dann arbeiten,<br />

arbeiten und nochmals arbeiten. Alle Träume, das Leben so richtig<br />

auszunützen und herauszufordern, waren verschwunden. Kurz<br />

gesagt, ich sah schwarz und fragte mich: «Für was lebe ich eigentlich?»<br />

Elf Monate Südafrika verbesserten nicht nur mein Englisch,<br />

sondern auch meine Lebenseinstellung. Ich fand zurück zu Gott<br />

und mein Leben erhielt wieder einen Sinn. Mit neuer Energie<br />

brach ich auf, um die Welt zu entdecken. Aber dieses Mal hatte<br />

ich einen Freund an meiner Seite: Gott.<br />

Nun habe ich bereits die vierjährige Schreinerlehre erfolgreich<br />

abgeschlossen. Meine grösste Hoffnung besteht darin, eines Tages<br />

aus der Schweiz herauszukommen und in der Entwicklungshilfe<br />

tätig zu sein, wie meine Eltern dies zurzeit im Kongo tun.<br />

Aber auch eine eigene Familie zu gründen, ist ein grosser Wunsch.<br />

Es gibt noch viele andere Bereiche in meinem Leben, in denen<br />

ich Hoffnungen hege, und ich glaube,<br />

dass es in diesen verschiedenen Bereichen<br />

unterschiedlich viel Hoffnung<br />

braucht. So kannst du bei deiner<br />

Berufswahl auf deine Fähigkeiten vertrauen,<br />

das ist in andern Bereichen<br />

schlichtweg nicht möglich. Du kannst<br />

unmöglich sagen: «Doch, diese Frau<br />

sieht ganz okay aus und auch sonst ist<br />

sie ganz gut. Das ist die Frau meines<br />

Lebens.» Und was, wenn sie dich nicht<br />

liebt? Also vertraue ich hier auf Gott.<br />

Ich denke, dass sich meine Hoffnungen mit meinem Umfeld<br />

verändern. Der Wunsch beispielsweise, meinen Kindern ein guter<br />

Vater zu sein, sie gut versorgen zu können und mit meiner Frau<br />

immer gut auszukommen, wird in meiner Zukunft zentral sein<br />

und Teenagerträume wie die, ein iPhone zu besitzen, weit überragen.<br />

So denke ich, wird der Mensch das ganze Leben hindurch<br />

von der Hoffnung begleitet. Zudem glaube ich, dass mit zunehmendem<br />

Alter die Hoffnungen eines Menschen grund legender<br />

und lebensnotwendiger werden. Julia Isler<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


23<br />

Hendri Vieli<br />

«Meine grosse<br />

Hoffnung ist,<br />

dass ich mir<br />

später meinen<br />

Berufswunsch,<br />

Kriegsreporter<br />

zu werden,<br />

erfüllen kann.»<br />

Gabriela Raffl<br />

«In meinem<br />

Leben möchte<br />

ich viele<br />

fröhliche und<br />

lustige Momente<br />

erleben.»<br />

Krõõt Aab<br />

«Ich wünsche<br />

mir, dass<br />

der Tierschutz<br />

künftig ernster<br />

genommen<br />

wird.»<br />

Thomas Huber<br />

«Für schwierige<br />

Situationen<br />

im Leben möchte<br />

ich immer<br />

eine zündende<br />

Idee oder<br />

Lösung haben.»<br />

Andres Weber<br />

«Für die<br />

Zukunft<br />

wünsche ich<br />

mir, dass<br />

die Menschen<br />

ihre Augen<br />

für die<br />

Schönheit<br />

der Natur<br />

öffnen.»<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


24<br />

MEHR ONLINE<br />

Sie möchten noch näher<br />

ran an die Klasse 4b?<br />

Sehen Sie uns auf dem Film<br />

unter www.credit-suisse.<br />

com/<strong>bulletin</strong>/hope4b<br />

Tanja Walser<br />

«Ich habe grosse<br />

Hoffnung, dass<br />

es die Menschheit<br />

schafft, schon<br />

in naher Zukunft in<br />

Frieden zu leben.»<br />

Nikolaj Bauer<br />

«Mir vergeht<br />

hoffentlich<br />

nie die<br />

Freude an<br />

der Musik.»<br />

Seraina Hartmann<br />

«Ich wünsche mir,<br />

dass ich aus<br />

der Liebe immer<br />

Hoffnung schöpfen<br />

kann, weil sie<br />

Licht im Dunkeln<br />

ist, mir Kraft gibt<br />

und mich in allen<br />

Lebenssituationen<br />

bestärkt.»<br />

Julia Isler<br />

«Ich wünsche mir eine Welt,<br />

die für immer so bunt, lebendig<br />

und vielfältig bleibt.»<br />

Jessica Wyrsch<br />

«Ich hoffe, dass<br />

ich eines Tages<br />

zurückblicken<br />

und sagen kann:<br />

Ich habe die<br />

Welt gesehen.»<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


25<br />

Dominik Bühler<br />

Jennifer Olmstead<br />

«Ich wünsche<br />

mir, dass die<br />

Welt bald ohne<br />

AKWs auskommen<br />

wird, damit wir<br />

ohne Angst<br />

leben können.»<br />

«Wissen soll<br />

auch in Zukunft<br />

für alle Menschen<br />

frei zugänglich<br />

sein und unabhängig<br />

bleiben.»<br />

Impressum Magazin Hope<br />

Michael Künzli<br />

«Später verdiene<br />

ich hoffentlich<br />

genügend Geld,<br />

damit ich meine<br />

Familie ernähren<br />

und ihnen ein<br />

gutes Leben<br />

bieten kann.»<br />

Redaktionelles Konzept/Editierung: Credit Suisse, Regula Brechbühl<br />

Mitarbeit: Credit Suisse, Mandana Razavi, Schirin Razavi<br />

Redaktion: Klasse 4b und Yvonne-Denise Köchli, SAMD<br />

Gestalterische Unterstützung der Klasse 4b: www.arnold.inhaltundform.com, Luzian Meier<br />

Fotografische Unterstützung der Klasse 4b: Thomas Stöckli<br />

Lucca Projer<br />

«Ich hoffe, dass<br />

in Zukunft mehr<br />

Menschen genügend<br />

Wasser haben<br />

werden.»<br />

THAT’S IT<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


26 <strong>Jugend</strong> Hoffnung <strong>Jugend</strong>barometer Platzhalter<br />

Schweiz<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Platzhalter Hoffnung 27<br />

<strong>Jugend</strong>barometer 20<strong>11</strong><br />

Nichts geht über Familie<br />

und gute Freunde<br />

Was bewegt die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen? Wo sehen sie Probleme in unserer<br />

Gesellschaft ? Und was erfüllt sie mit Optimismus und Hoffnung? Wir wollten es<br />

genau wissen und haben den <strong>Jugend</strong>lichen in der Schweiz nach 2010 bereits<br />

zum zweiten Mal den Puls gefühlt . Entstanden ist das <strong>Jugend</strong>barometer 20<strong>11</strong>,<br />

das die Befindlichkeit der jungen Menschen in unserem Land erfasst und die<br />

grössten Hoffnungen und Ängste aufzeigt.<br />

Grafik: vasp.ch<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


28 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />

Text: Yvonne-Denise Köchli<br />

Spiessig, provinziell, bedrückend eng und aufgeladen mit einer<br />

ungerechtfertigten Autorität des Vaters – das war das Familienbild<br />

der Achtundsechziger. Selbst wenn man sich ganz ordentlich mit<br />

seinen Eltern verstand, musste man von häuslichen Redeschlachten,<br />

tiefen Zerwürfnissen und lähmendem Schweigen berichten, um dem<br />

Zeitgeist zu entsprechen. Konnte man von sich behaupten, man ver-<br />

bringe höchstens noch Weihnachten mit der eigenen Familie, dann<br />

war man ziemlich angesagt. Anders die <strong>Jugend</strong> von 20<strong>11</strong>. . Bei ihr<br />

steht die Familie wieder ganz hoch im Kurs. Drei von vier in der<br />

Schweiz befragten 16- bis 25-Jährigen fühlen sich ihrer Familie sehr<br />

zugehörig. Und erst danach folgen Freundeskreis (66%) und Partnerschaft/Ehe/Beziehung<br />

(56%). Die Familie ist zu einem sicheren<br />

Hort der Geborgenheit in einer Multioptionsgesellschaft geworden,<br />

der die Gewissheiten abhanden gekommen sind.<br />

Dem Freundeskreis zutiefst verbunden<br />

Beeindruckend ist, wie unsentimental und pragmatisch sich die Ju-<br />

gendlichen neuen Familienkonstellationen nach Trennungen stellen.<br />

Solange sie nicht das Gefühl haben, emotional oder finanziell unter<br />

die Räder zu kommen, ist die Veränderung für sie in Ordnung. Schliesslich<br />

sind sie in guter Gesellschaft, denn das Zerbrechen der Ur-<br />

sprungsfamilie ist längst kein Drama mehr. Jedenfalls nicht per se.<br />

Wirklich schwierig wird es für <strong>Jugend</strong>liche erst, wenn die Erwach-<br />

senen zu viel Drama machen. Und neben der Familie haben sie ja<br />

schliesslich auch noch einen Freundeskreis, dem sie sich zutiefst<br />

verbunden fühlen und den sie oft und gerne pflegen.<br />

Ähnlich nüchtern und angenehm unaufgeregt sind die <strong>Jugend</strong>-<br />

lichen, wenn es um die Ehe geht. Fast alle wünschen sich zwar eine<br />

tolle Partnerschaft, aber bei den gut Ausgebildeten muss es nicht<br />

unbedingt eine Ehe sein. Die Ehe wird von ihnen weder verteufelt<br />

noch idealisiert. Beides haben ihre Vorgänger zur Genüge getan! Sie<br />

sind weit weg von der sarkastischen Einschätzung der Ehe als Ein-<br />

richtung zur gemeinsamen Lösung von Problemen, die man alleine<br />

nie hätte. Aber genauso weit weg sind sie von der Vorstellung, die<br />

Ehe beschere einem die ewige Heimat und sei immer nur Honig-<br />

lecken. Sie haben früh begriffen, dass das Bedürfnis nach Freiheit<br />

und das Bedürfnis nach Bindung ständig miteinander wetteifern und<br />

dass sich die Routine in der Ehe wie Grünspan über Kupfer legt und<br />

der romantischen Zweierbeziehung schlecht bekommt. Die hohen<br />

Scheidungsraten haben sie ganz offensichtlich für die Tücken der<br />

Ehe sensibilisiert. Vorausblickend wünschen sich aber gleichwohl<br />

89 Prozent der Befragten ein gutes Familienleben respektive eine<br />

gute Partnerschaft. Das wird als erstrebenswertes Ziel nur noch von<br />

guten Freunden, auf die man sich verlassen kann, mit 95 Prozent<br />

Nennungen übertroffen.<br />

Wunsch nach Einklang von Beruf und Familie<br />

Ernüchtert und ohne viel Hoffnung auf Besserung sind die <strong>Jugend</strong>-<br />

lichen, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht.<br />

Viele kennen aus eigener Erfahrung nicht nur den abwesenden Vater,<br />

sondern auch die abwesende Mutter. Sie haben mehr Erinnerungen<br />

Werte<br />

«Jeder Mensch hat bestimmte Vorstellungen, die<br />

sein Leben und Verhalten bestimmen. Wenn Sie<br />

daran denken, was Sie in Ihrem Leben anstreben:<br />

Wie wichtig sind dann die folgenden Dinge für Sie<br />

persönlich?» (in % äusserst und sehr wichtig)<br />

95<br />

89<br />

89<br />

87<br />

85<br />

85<br />

80<br />

78<br />

77<br />

73<br />

73<br />

70<br />

61<br />

59<br />

59<br />

58<br />

50<br />

50<br />

47<br />

41<br />

41<br />

40<br />

39<br />

38<br />

27<br />

26<br />

25<br />

23<br />

21<br />

13<br />

gute Freunde<br />

Familie/Partnerschaft<br />

Ehrlichkeit<br />

Treue<br />

guter Beruf<br />

Leben geniessen<br />

Respekt<br />

Verantwortungsgefühl<br />

Ausbildung<br />

Toleranz<br />

Selbständigkeit<br />

gesund leben<br />

Unabhängigkeit<br />

Fleiss<br />

die Welt sehen<br />

die Umwelt schützen<br />

Kreativität<br />

Diskussionen<br />

Unrecht bekämpfen<br />

guter Bürger sein<br />

Individualität<br />

Karriere<br />

wohltätige Arbeit<br />

sexuelle Erfahrungen<br />

Religion/Spiritualität<br />

gutes Aussehen<br />

Reichtum<br />

öffentliche Anerkennung<br />

sportliche Erfolge<br />

politisches Engagement<br />

Grafiken: vasp.ch<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 29<br />

an die Tagesmutter als an die leibliche Mutter, was die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

nicht weiter schlimm finden. Nur gelegentlich kommt eine wehmüti-<br />

ge Note auf, wenn sie andeuten, dass die Beziehung zur eigenen<br />

Mutter eben doch nicht so innig sei, wie sie sich das wünschen würden.<br />

Nicht wenige fragen sich heutzutage wieder, ob Kind und Karriere<br />

überhaupt vereinbar seien. Und was die von der Frauenbewegung<br />

propagierte Gleichwertigkeit von Vater und Mutter bei der Erziehung<br />

betrifft, machen sie ein grosses Fragezeichen. Vor allem in den ersten<br />

Jahren sei die Mutter doch einfach die wichtigere Bezugsperson.<br />

Kein Wunder also, dass die Teilzeitarbeit bei Vätern auf tiefem Niveau<br />

stagniert, während sie bei den Müttern fast die Regel ist. Die viel<br />

diskutierte Work-Life-Balance sehen viele <strong>Jugend</strong>liche bei ihren<br />

Eltern nicht verwirklicht. Nicht einmal im Ansatz. Sie wünschen sich<br />

deshalb für sich selbst mehr Raum, um Leben und Arbeit besser in<br />

Einklang zu bringen. So wurde bei den erstrebenswerten Dingen<br />

fürs künftige Leben «ein guter Beruf» und «das Leben geniessen»<br />

gleichauf von 85 Prozent der befragten <strong>Jugend</strong>lichen ins Spiel ge-<br />

bracht. Dagegen wird «Unrecht bekämpfen» von weniger als der<br />

Hälfte (47%) und «ein guter Bürger sein» gar nur noch von 41 Prozent<br />

als wichtiger Wert in ihrem künftigen Leben eingestuft.<br />

Interessanterweise scheinen die <strong>Jugend</strong>lichen längst nicht so<br />

narzisstisch zu sein, wie man ihnen gerne unterschiebt. «Gutes Aussehen»<br />

finden nur gerade 26 Prozent wichtig und «sexuelle Erfahrungen»<br />

sind lediglich für 38 Prozent wünschenswert. Sicher ist, dass<br />

sie ein besseres Ego haben als frühere Generationen. Doch diese<br />

Tatsache kann im rauen, globalisierten Berufsalltag bestimmt nicht<br />

von Nachteil sein.<br />

Ausländerintegration als grösstes Problem<br />

Am meisten Angst macht den Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen die ihrer Ansicht<br />

nach ungenügende Ausländerintegration. Die Ausländerproblematik<br />

ist mit 45 Prozent Nennungen das meistgenannte Problem über-<br />

haupt. Und diese mangelnde Integration bekommen die Schweizer<br />

<strong>Jugend</strong>lichen offenbar vor allem in ihrer Freizeit zu spüren: Anpöbe-<br />

leien im Ausgang, Gewalttätigkeiten und machomässige Anmache –<br />

das sind die Stichworte, die fallen, wenn es im persönlichen Gespräch<br />

um die Gründe für die Sorge mit den Ausländern geht. Auffallend<br />

ist, dass nicht nur die Schweizer <strong>Jugend</strong>, die sich zur Rechten zählt,<br />

so redet, sondern auch diejenigen, die sich der Linken zugehörig<br />

fühlen. Mit den Parteien sind die meisten deshalb höchst unzufrie-<br />

den. Die Linken monieren, dass die Parteien links der Mitte zu wenig<br />

gegen die Überfremdung machen. Und die Rechten sind zwar zu-<br />

frieden mit der Ausländerpolitik der Parteien rechts der Mitte, aber<br />

sie fühlen sich im Gegenzug oft nicht wohl mit deren Umwelt- und<br />

Gesellschaftspolitik. Denn gerade die Umwelt ist vielen <strong>Jugend</strong>lichen<br />

ein wichtiges Anliegen. So wurde deren Schutz von 34 Prozent der<br />

Befragten als wichtiges Problem genannt, auch wenn sie die Katastrophe<br />

von Fukushima, die für sie eben doch sehr weit weg ist, weniger<br />

erschüttert hat, als man als Erwachsener annehmen würde.<br />

Die seit Jahren diagnostizierte Politikverdrossenheit hat bei den<br />

Jungen zumindest mit Blick auf die traditionellen Parteien in der ><br />

Religion<br />

Europa<br />

nicht zugehörig<br />

68<br />

39<br />

Altersvorsorge<br />

36%<br />

53<br />

40<br />

Zugehörigkeit<br />

22<br />

18<br />

8<br />

3<br />

5<br />

22<br />

34%<br />

Rassismus<br />

23%<br />

zugehörig<br />

37<br />

51<br />

96<br />

94<br />

78<br />

72<br />

71<br />

Ausländerintegration<br />

45%<br />

Verein<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Menschheit<br />

Schweiz<br />

Partnerschaft<br />

«Welcher der sozialen Einheiten auf dieser Liste fühlen Sie sich<br />

zugehörig?» Die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen sehen sich eng<br />

verbunden mit dem eigenen engen Umfeld. 75% fühlen sich der<br />

Familie «sehr zugehörig» plus 19% «eher zugehörig». Bei den<br />

Freunden sind es 66% plus 30%. Die Differenz zu 100% ist<br />

jeweils die Antwort «weiss nicht/keine Antwort».<br />

Grösste Probleme<br />

Umwelt<br />

«Wählen Sie (aus einer vorgegebenen Liste) jene fünf wichtigsten<br />

Punkte aus, die Sie persönlich als die fünf wichtigsten Probleme<br />

der Schweiz ansehen.» Probleme rund um die Integration und<br />

Migration von Ausländern beschäftigen die Jungen sehr.<br />

Freunde<br />

Familie<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


30 <strong>Jugend</strong> <strong>Jugend</strong>barometer Schweiz<br />

Zugehörigkeit zu<br />

einer Religionsgemeinschaft<br />

Regelmässiger Besuch<br />

eines Gotteshauses<br />

Gläubig<br />

Freikirchen<br />

7<br />

andere<br />

Religion<br />

6 9<br />

?<br />

12<br />

keine<br />

manchmal<br />

regelmässig<br />

14<br />

7<br />

oft<br />

6<br />

2<br />

?<br />

15<br />

nie<br />

tendenziell nein<br />

20<br />

nein<br />

8<br />

27<br />

ja<br />

reformiert<br />

27<br />

39<br />

katholisch<br />

56<br />

selten<br />

Agnostiker<br />

16<br />

29<br />

tendenziell<br />

ja<br />

Glauben und Religion<br />

Obwohl die Kirche für <strong>Jugend</strong>liche als Gemeinschaft unattraktiv<br />

ist, glaubt eine Mehrheit an Gott und scheint in wichtigen<br />

Lebenssituationen auf diese religiöse Orientierung zurückzugreifen.<br />

Entsprechend sind immer noch zwei Drittel der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

Mitglied in einer der beiden Landeskirchen.<br />

Schweiz nicht abgenommen. Schon eher, aber auch nicht brennend<br />

interessiert sie, was in der grossen, weiten Welt draussen passiert, und<br />

dieses Geschehen verfolgen sie am liebsten übers Internet. An ein<br />

geschlossenes Wertesystem oder Weltbild glauben sie schon lange<br />

nicht mehr, an Ideologien auch nicht, deshalb lassen sie sich auch<br />

nicht so schnell mobilisieren und gehen lieber an ein Grillfest mit<br />

Freunden als an eine politische Demonstration.<br />

Interessant ist ihr Verhältnis zur Religion. Die grosse Mehrheit<br />

(79%) gehört immer noch einer christlichen Religionsgemeinschaft<br />

an, obwohl nur gerade sechs Prozent oft, also mindestens einmal in<br />

der Woche, ein Gotteshaus besucht. Etwas anders verhält es sich<br />

mit ihrer Gläubigkeit; zumindest der Spur nach bezeichnet sich eine<br />

Mehrheit als gläubig und wendet sich in schwierigen Lebenssituationen<br />

an Gott, aber nur gerade 16 Prozent sind überzeugt, dass es<br />

keinen Gott oder eine höhere Macht gibt.<br />

Ausbildung geniesst höchste Priorität<br />

zeilen wie «Verlagerung der Arbeitsplätze in Billiglohnländer», «Disziplin<br />

der Asiaten», «problematische Personenfreizügigkeit», «ungesichertes<br />

Verhältnis der Schweiz zur EU» und «schlingernder Euro» noch<br />

verstärkt wird. Die <strong>Jugend</strong>lichen messen ihrer Ausbildung deshalb<br />

grösste Bedeutung zu, überlegen sich genau, welche Fachrichtung<br />

ihnen eine prosperierende Zukunft in Aussicht stellt und wo sie welchen<br />

Abschluss machen. Dabei geht es ihnen nicht so sehr um eine<br />

steile Karriere als um einen guten Beruf mit einem guten Chef und<br />

gutem Geld, das ihnen erlaubt, das Leben zu geniessen, zu reisen,<br />

sich ein Auto und Wohneigentum anzuschaffen. Letzteres geniesst<br />

höchste Attraktivität und gehört für die heutigen <strong>Jugend</strong>lichen genauso<br />

zum Lebenskonzept, wie das für ihre Eltern der Fall war. Wenn<br />

schon die Nestbewohner immer häufiger wechseln, sagen sie sich<br />

wohl, dann soll wenigstens das Nest eine gewisse Sicherheit und<br />

Stabilität garantieren.<br />

Vertrauen in den Generationenvertrag sinkt<br />

Sorgen bereitet den <strong>Jugend</strong>lichen auch die (<strong>Jugend</strong>-)Arbeitslosigkeit,<br />

die mit 39% Nennungen bei den Problemen auf Platz zwei liegt.<br />

Obwohl die Arbeitslosigkeit in der Schweiz im Vergleich zu den<br />

Nachbarländern tief ist, sind schon etliche im ersten Jahrzehnt des<br />

21. Jahrhunderts mit der Arbeitslosigkeit eines Elternteils konfrontiert<br />

worden. Das bringt eine Verunsicherung mit sich, die durch Schlag-<br />

Bezüglich ihrer eigenen finanziellen Absicherung im Alter sind sie<br />

sehr skeptisch. Und vermutlich sind sie die erste Generation, die sich<br />

schon in jungen Jahren Gedanken über die Altersvorsorge macht.<br />

So wurde diese von 36 Prozent als grosses Problem genannt. Mit<br />

Blick auf die Demografie ist das absolut nachvollziehbar. Genau wie<br />

ihr schwindendes Vertrauen in den Generationenvertrag. Diese Sorge<br />

Grafiken: vasp.ch<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz <strong>Jugend</strong> 31<br />

?<br />

harmonisch<br />

7<br />

14<br />

32<br />

angespannt<br />

47<br />

neutral<br />

Generationenverhältnis<br />

«Wie würden Sie das heutige Verhältnis zwischen jungen und alten<br />

Menschen bezeichnen? Ist es eher harmonisch, eher angespannt<br />

oder neutral?»<br />

um die eigene Rente ist ihrem Verhältnis den älteren Menschen<br />

gegenüber nicht zuträglich, und dem Ergrauen der Gesellschaft als<br />

Ganzes sehen sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Bereits 32<br />

Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen beurteilen das Verhältnis zwischen Jung<br />

und Alt als angespannt, 47 Prozent bezeichnen es als neutral, während<br />

nur gerade 14 Prozent von einem harmonischen Miteinander<br />

ausgehen. Jungpolitiker fordern denn auch immer lauter eine Neuverhandlung<br />

des geltenden Generationenvertrags, und zwar vor allem<br />

immer dann, wenn gerade wieder eine Studie erschienen ist, die<br />

aufzeigt, dass die grossen Vermögenswerte in unserem Land in den<br />

Händen der älteren Bevölkerung liegen. Dass es auch in der Schweiz<br />

viele bedürftige Alte gibt, wird dann gerne ausgeblendet. Doch so<br />

oder so bleibt bei den <strong>Jugend</strong>lichen das Gefühl, dass sie mehr geben,<br />

als sie dereinst bekommen werden, was ihre Solidarität vor eine<br />

happige Belastungsprobe stellt.<br />

Internationales <strong>Jugend</strong>barometer<br />

Das Credit Suisse <strong>Jugend</strong>barometer blickt über<br />

die Grenzen der Schweiz hinaus. Indem vergleichbare,<br />

repräsentative Umfragen auch bei <strong>Jugend</strong>lichen<br />

in den USA und in Brasilien durchgeführt wurden,<br />

können die Erkenntnisse rund um die Lebensweisen<br />

und Ansichten der Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen auch<br />

in einem internationalen Kontext betrachtet werden.<br />

Die wichtigsten Resultate und Analysen finden Sie<br />

zusammen mit weiteren Grafiken und Auswertungen<br />

im Internet unter credit-suisse.com/sorgenbarometer.<br />

Persönliches Umfeld stimmt<br />

All dieser Probleme zum Trotz sind die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen in<br />

jeder Hinsicht hoffnungsvoll. Beruf und eigenes Umfeld sind die<br />

Quellen für den verbreiteten Optimismus. Sie spüren, dass sie privat<br />

wie beruflich unzählige neue Optionen haben und freier sind als frühere<br />

Generationen. Und sie sind überzeugt, dass sie diese neuen<br />

Möglichkeiten bestmöglich nutzen werden. <<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


IPT bringt jährlich<br />

1’000 Menschen<br />

zurück ins Arbeitsleben<br />

IPT ist eine private und gemeinnützige Stiftung, die 1972 von<br />

Unternehmern gegründet wurde, mit dem Ziel die Integration von<br />

gesundheitlich beeinträchtigten Personen zu unterstützen.<br />

Spezialist für Arbeitsintegration.<br />

Back to work<br />

www.stiftung-ipt.ch


Invest<br />

l<br />

Invest<br />

Wirtschaft, Märkte und Anlagen<br />

Konjunktur<br />

Die negativen Einfl üsse<br />

auf die globale Konjunktur<br />

(Ölpreise, Japan-Rezession)<br />

haben sich abgeschwächt.<br />

Wir erwarten in<br />

der zweiten Jahreshälfte<br />

eine recht robuste<br />

Wirtschaftsentwicklung.<br />

Zinsen und<br />

Obligationen<br />

Die Geldpolitik in den<br />

Industrieländern bleibt<br />

noch locker. In den<br />

Schwellenländern wird<br />

sie weiter gestrafft,<br />

jedoch in einem langsameren<br />

Tempo.<br />

Währungen<br />

Der US-Dollar ist günstig,<br />

aber tiefe US-Zinsen<br />

sprechen gegen eine<br />

Erholung. Der Franken<br />

ist stark überbewertet<br />

und «anfällig» für bessere<br />

Nachrichten aus der<br />

Eurozone.<br />

Aktienmärkte Rohstoffe Immobilien<br />

Die globalen Aktien sind<br />

günstig bewertet.<br />

Das Anlagekomitee der<br />

Credit Suisse empfi ehlt<br />

eine Übergewichtung.<br />

Die Schweizer Aktien<br />

bleiben hinter dem Weltmarkt<br />

zurück.<br />

Die Abschwächung des<br />

Wirtschaftswachstums<br />

hat die Rohstoffpreise im<br />

Mai unter Druck gesetzt.<br />

Wir erwarten eine Fortsetzung<br />

der seither erfolgten<br />

leichten Erholung.<br />

Die Wohneigentumspreise<br />

in der Schweiz<br />

dürften noch eine Weile<br />

weiter steigen, aber<br />

weniger stark als bisher.<br />

Fotos: Mathias Hofstetter | Credit Suisse | Kim Kyung Hoon, Reuters<br />

Die europäische Schuldenkrise ist – zumindest<br />

vorübergehend – entschärft. Trotzdem<br />

scheint es fraglich, ob an den Finanzmärkten<br />

nun permanenter Sonnenschein einkehrt,<br />

denn es bleiben viele Ungleichgewichte zu<br />

bewältigen. Die Staatsfi nanzen sind nicht<br />

nur in Europa, sondern auch in den USA und<br />

in Japan aus dem Lot. Die Zinsen müssen<br />

von potenziell infl ationstreibenden Tiefständen<br />

erhöht und teilweise noch überhitzte<br />

Schwellenländer müssten gedämpft werden.<br />

All das und mehr könnte auch in den kommenden<br />

Monaten beträchtliche Turbulenzen<br />

an den Finanzmärkten auslösen. Was soll<br />

man als Anleger tun? Manche meinen, in<br />

einem derartig volatilen Umfeld sei Trading<br />

der Weg zum Anlageerfolg. Unwahrscheinlich!<br />

Erstens erhöht Trading die Transaktionskosten,<br />

was erwiesenermassen eine<br />

wesentliche Quelle von Performanceeinbussen<br />

darstellt. Zweitens machen auch clevere<br />

Trader in einem volatilen Umfeld oft kostspielige<br />

Fehler. Das altmodische «Buy and<br />

Hold» respektive eine langfristig orientierte<br />

Strategie könnte mehr Erfolg bringen. Was<br />

keineswegs heisst, auf Cash sitzen zu bleiben!<br />

Denn wenn unsere Renditeprognosen<br />

auch nur annähernd zutreffen (siehe Fokus-<br />

Artikel), versprechen etwas riskantere Anlagen<br />

auf längere Sicht eine beträchtliche Zusatzrendite<br />

– sogar im Fall eines schwächeren<br />

Wirtschaftsszenarios.<br />

Dr. Oliver Adler<br />

Leiter Global Economics<br />

Unsere Einschätzungen in Kürze<br />

Euro-Risiken sind teilweise entschärft, globale Wirtschaft bleibt<br />

nach Abschwächung auf Expansionskurs.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


ll<br />

Invest<br />

Konjunktur<br />

Global:<br />

Negative Einflussfaktoren<br />

schwächen sich ab<br />

Die Faktoren mit negativem Einfl uss auf die<br />

globale Konjunktur haben sich weiter abgeschwächt.<br />

Der Rückgang des Ölpreises dürfte<br />

zudem die Infl ation dämpfen. In den USA<br />

ist dies ein wichtiger Faktor, der sich auf die<br />

Kaufkraft der Konsumenten und deren<br />

Stimmung positiv auswirkt. In Japan zeigen<br />

Zahlen zu Konsumnachfrage und Industrieproduktion<br />

eine deutliche Verbesserung nach<br />

den starken vom Erdbeben verursachten<br />

Rückschlägen. Wir rechnen nach der konjunkturellen<br />

Abschwächung in den letzten<br />

Monaten mit einer leichten Wiederbeschleunigung<br />

der globalen Aktivität in der zweiten<br />

Jahreshälfte. Thomas Herrmann<br />

Zinsen und<br />

Obligationen<br />

Global:<br />

Zinsen steigen wegen zaghaften<br />

Aufschwungs nur sehr graduell<br />

Während die Europäische Zentralbank am<br />

Pfad der graduellen Zinsnormalisierung festhält,<br />

dürfte die Bank of England wegen der<br />

schwachen Konjunktur Ende dieses Jahres<br />

keine Zinserhöhungen vornehmen. Die Fed<br />

hat zwar ihre Politik der quantitativen Lockerung<br />

(QE2) beendet, will den fragilen Aufschwung<br />

aber nicht durch höhere Zinsen gefährden.<br />

In der Schweiz dürften die Leitzinsen<br />

wegen des starken Frankens trotz guter<br />

Konjunktur frühestens im Dezember steigen.<br />

Dagegen hält in den Schwellenländern die<br />

Tendenz zur geldpolitischen Straffung an, jedoch<br />

mit abnehmendem Tempo. Fabian Heller<br />

Währungen<br />

Global:<br />

US-Dollar ist günstig – zu Recht<br />

Der US-Dollar hat sich im bisherigen Jahresverlauf<br />

gegenüber den meisten Währungen<br />

abgewertet. Zwar ist er nun gegenüber<br />

den meisten Hauptwährungen unterbewertet,<br />

was unserer Meinung nach aber noch<br />

kein Grund ist, eine Erholung zu erwarten.<br />

Die Kombination eines Aussenhandelsdefi zits<br />

mit einem unattraktiven US-Zinsniveau<br />

spricht dafür, dass der US-Dollar noch<br />

weiter unter Abwertungsdruck stehen wird.<br />

Dies gilt unter anderem auch gegenüber<br />

Währungen verschiedener Schwellenländer,<br />

die nach der Wachstumsdelle weiter zulegen<br />

sollten. Marcus Hettinger<br />

Schweiz:<br />

Wachstum in widrigem Umfeld<br />

Die Schweizer Wirtschaft hat sich bislang<br />

gut behauptet, auch wenn da und dort<br />

gewisse Ermüdungstendenzen des bisher<br />

äusserst dynamischen Erholungstempos<br />

auszumachen sind. Zuversichtlich stimmt,<br />

dass die wiederkehrenden Finanzmarktstürme<br />

und selbst die anhaltende Frankenstärke<br />

nicht den von vielen Seiten befürchteten<br />

massiven Schaden in der Realwirtschaft<br />

hinterlassen haben. Erfreulich<br />

präsentiert sich insbesondere die Lage auf<br />

dem Arbeitsmarkt. Daher halten wir an<br />

unserer Prognose fest, wonach die Wirtschaft<br />

im laufenden Jahr um 1.9% expandieren<br />

wird. Claude Maurer<br />

Schweiz:<br />

Wir bevorzugen weiter kurzläufige<br />

Anleihen hoher Qualität<br />

Nach der markanten Rally der Schweizer<br />

Staatspapiere reduzieren wir nochmals<br />

unsere empfohlene Laufzeitenspanne für<br />

CHF-Anleihen. Sie umfasst nun variabel<br />

verzinsliche Papiere (Floaters) und Bonds im<br />

oberen Bonitätssegment mit Laufzeiten von<br />

bis zu zwei Jahren. Trotz einer sich potenziell<br />

aufhellenden Stimmung hinsichtlich Unternehmensanleihen<br />

im unteren Bonitätsspektrum<br />

empfehlen wir hier eine vorsichtige<br />

Haltung. Gut diversifi zierte Fonds mit<br />

Schwellenländeranleihen bleiben als Beimischung<br />

interessant. Sylvie Golay Markovich<br />

Schweiz:<br />

Teurer Franken – «anfällig» für<br />

bessere Euro-Stimmung<br />

Der Schweizer Franken hat im Zug der<br />

Schuldenkrise in der EWU neue Höchststände<br />

gegenüber US-Dollar und Euro<br />

erreicht. Diese Franken-Niveaus sind gemessen<br />

an unseren Gleichgewichtsmodellen<br />

sehr teuer. Das bietet zwar keine Garantie,<br />

dass sich der Franken nicht noch weiter aufwertet.<br />

Die EU-Massnahmen zur Eindämmung<br />

der Schuldenkrise sollten jedoch den<br />

Franken gegenüber dem Euro schwächen.<br />

Der klare Zinsvorteil des Euros sowie die<br />

Franken-Überbewertung lassen uns deshalb<br />

weiterhin auf 12-Monats-Sicht einen Anstieg<br />

von EUR/CHF auf rund 1.30 erwarten.<br />

Marcus Hettinger<br />

Die Industrieproduktion in Japan erholt sich vom<br />

Erdbeben Quelle: Datastream, Credit Suisse<br />

Der Markt erwartet moderate Geldpolitikstraffung<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Der USD verlor weiter an Boden<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Monatsveränderung (in %)<br />

0<br />

–10<br />

Basispunkte<br />

40<br />

20<br />

Performance vs. USD (YTD, in %)<br />

8 Aufwertung vs. USD<br />

4<br />

0<br />

–20<br />

0<br />

– 4<br />

Abwertung vs. USD<br />

2009<br />

2010<br />

20<strong>11</strong><br />

Fed<br />

EZB BoE BoJ SNB<br />

– 8<br />

Industrielle Produktion Japan<br />

Markterwartung für Zinsveränderungen<br />

innert der nächsten 12 Monate<br />

Vor einem Monat<br />

CHF<br />

NZD<br />

HUF<br />

RUB<br />

CZK<br />

KRW<br />

EUR<br />

BRL<br />

NOK<br />

MXN<br />

SGD<br />

PLN<br />

CAD<br />

IDR<br />

AUD<br />

SEK<br />

GBP<br />

ILS<br />

JPY<br />

PHP<br />

CNY<br />

MYR<br />

TWD<br />

THB<br />

INR<br />

HKD<br />

ARS<br />

ZAR<br />

TRY<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Invest<br />

Ill<br />

Aktienmärkte<br />

Rohstoffe<br />

Immobilien<br />

Global:<br />

Wachstumsabschwächung eingepreist<br />

– Positionen aufbauen<br />

Wir bleiben für Aktien strategisch positiv<br />

eingestellt. Überdies hat das Anlagekomitee<br />

der Credit Suisse auch die taktische Gewichtung<br />

erhöht. Wir gehen davon aus, dass<br />

die schwächeren Konjunkturdaten in den<br />

Kursen eingepreist sind. Bei der von uns<br />

erwarteten konjunkturellen Stabilisierung<br />

besteht beträchtlicher Spielraum für eine<br />

Aktienrally. Die Bewertungen sind gemäss<br />

unseren Fair-Value-Modellen so günstig wie<br />

seit August 2010 nicht mehr. Wir erwarten,<br />

dass zyklische Titel in einer Erholung mehr<br />

profi tieren werden als defensive Titel, und<br />

bevorzugen daher zyklische Sektoren wie<br />

Rohstoffe und Investitionsgüter. Roger Signer<br />

Global:<br />

Einstiegsgelegenheit bei<br />

Rohstoffen<br />

Rohstoffe sind im Mai wegen der konjunkturellen<br />

Abschwächung unter Druck geraten.<br />

Sie haben sich seither zwar leicht erholt,<br />

aber die Bewertungen sehen immer noch<br />

deutlich attraktiv aus. Die Preise sollten<br />

auch von der Stabilisierung des Wachstums<br />

in der zweiten Jahreshälfte profi tieren.<br />

Vor allem die Preise von Industriemetallen<br />

dürften in diesem Umfeld ansteigen. Gold<br />

bleibt wegen der tiefen Realzinsen attraktiv.<br />

Tobias Merath<br />

Rohstoffpreise haben weiteres Aufwärtspotenzial<br />

Quelle: Bloomberg, Credit Suisse<br />

Schweiz:<br />

Wohnimmobilienpreise sollten<br />

weiter steigen<br />

Die Wohneigentumspreise sind im<br />

ersten Quartal nochmals stark gestiegen.<br />

Besonders hoch sind die Preise in<br />

den Regionen des Genfersees und im<br />

Grossraum Zürich. Tiefe Zinsen und die<br />

durch eine anhaltende Zuwanderung<br />

gestützte Nachfrage erklären diese Entwicklung.<br />

Jedoch bleibt auch die Wohnbautätigkeit<br />

sehr robust, was den Anstieg<br />

der Preise mittelfristig dämpfen sollte.<br />

Für die nächsten Quartale rechnen wir<br />

mit einem moderateren Preiswachstum.<br />

Maxime Botteron<br />

Preise von Eigentumswohnungen stark gestiegen<br />

Quelle: Wüest & Partner, Credit Suisse<br />

Schweiz:<br />

Schweizer Aktien mit weniger<br />

Potenzial<br />

Während wir Aktien global übergewichten,<br />

erscheinen uns die Aussichten für Schweizer<br />

Aktien etwas weniger positiv. Sie sind gemessen<br />

an ihrem 12-Monats-Forward-P/E<br />

P<br />

20% teurer als europäische Aktien (historisch<br />

liegt die Prämie bei 10%). Die defensive<br />

Ausrichtung des Schweizer Markts bedeutet,<br />

dass eine mögliche Aktienmarkt-Rally weniger<br />

stark ausfallen würde als in zyklischeren<br />

Märkten. Zudem dürfte der starke Franken<br />

die Unternehmensergebnisse weiter belasten.<br />

Innerhalb der Schweiz bevorzugen wir<br />

zyklische Sektoren wie Chemie, Investitionsund<br />

Luxusgüter. Roger Signer<br />

Globale Aktien sind sehr günstig bewertet<br />

Quelle: Datastream, Credit Suisse<br />

12-Monats-Ausblick P/E MSCI World<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

1990<br />

MSCI World<br />

1994 1998 2002 2006<br />

Durchschnitt<br />

+/-1 Standardabweichung<br />

2010<br />

Gesamtrenditeindex (log. Skala)<br />

8.5<br />

7.5<br />

6.5 5.0<br />

1998<br />

2000 2002<br />

2004<br />

2006<br />

2008 2010<br />

Credit Suisse Commodity Benchmark<br />

Globale industrielle Produktion (Skala rechts)<br />

Fokus<br />

log. Skala<br />

5.4<br />

5.2<br />

Transaktionspreisindex für Eigentumswohnungen (Q1 2006 = 100)<br />

150<br />

100<br />

2006<br />

Szenarien für erwartete Anlagerenditen<br />

Erwartete Jahresrenditen für die nächsten 5 Jahre<br />

Quelle: Credit Suisse<br />

In % (p.a., in CHF)<br />

8.0<br />

0.0<br />

Geldmarkt Schweiz<br />

CH-Bundesobligationen<br />

Basisszenario<br />

Immobilien Schweiz<br />

Starke Wirtschaft<br />

Hochzinsanleihen 1<br />

Aktien Schweiz (SMI)<br />

Rohstoffe<br />

MSCI World<br />

Schwache Wirtschaft<br />

1 Durchschnitt EUR-Hochzinsanleihen und Anleihen Schwellenländer<br />

MSCI Emerging Markets<br />

2007 2008 2009 2010<br />

Schweiz Stadt Zürich Stadt Genf<br />

20<strong>11</strong><br />

Eine zentrale Grundlage für Anlageentscheide<br />

sind Prognosen für die Renditen<br />

verschiedener Anlageklassen,<br />

aber auch die Einschätzung der Risiken<br />

dieser Prognosen. Auf der Grundlage<br />

von Wachstums- und Inflationsszenarien<br />

werden Szenarien für Geldmarktsätze<br />

und daraus Prognosen für<br />

Staatsanleihen abgeleitet. In einem<br />

starken Wirtschaftsumfeld sind deren<br />

Gesamtrenditen typischerweise tief –<br />

und umgekehrt. Bei allen anderen<br />

Anlageklassen sind die Renditen hingegen<br />

«prozyklisch»: Eine gute Konjunktur<br />

reduziert z. B. die für Unternehmensanleihen<br />

schädlichen Ausfallrisiken.<br />

Sie stärkt die Mieten, die Immobilien stützen, und beflügelt die Gewinne,<br />

die Aktien treiben. Die Prognose-Bandbreite ist bei Aktien naturgemäss sehr<br />

gross (siehe Abbildung), denn eine Aktie verspricht keine fixen Zahlungen und<br />

der Mut, solch unsichere Investitionen zu tätigen, schwankt stark und ebenfalls<br />

prozyklisch. Weil diese Risikoaversion derzeit noch hoch ist, sich aber zurückbilden<br />

sollte, erwarten wir sogar in einem eher schwachen Wirtschaftsszenario<br />

für Aktien eine klar bessere Performance als für Cash und Bonds. Dr. Oliver Adler<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


lV<br />

Invest<br />

Performance und Prognosen im Überblick<br />

Wichtigste Anlageklassen und Märkte<br />

Aktien<br />

20<strong>11</strong><br />

(bis 21.07.)<br />

Gesamtrendite in CHF (%)<br />

letzte 3 Jahre<br />

(p.a.)<br />

letzte 5 Jahre<br />

(p.a.)<br />

Erwartete Rendite 1 und Risiko (% p.a.)<br />

1 Jahr 5 Jahre Risiko 2<br />

MSCI World –8.5 –7.6 –7.0 9.5 9.3 17.7<br />

S&P 500 –7.3 – 5.3 –6.4 9.0 9.1 16.2<br />

Eurostoxx 50 –9.6 – 13.7 –10.9 9.5 9.4 20.7<br />

SMI –7.0 – 4.4 –2.7 8.0 8.1 19.0<br />

MSCI Emerging Markets –13.8 – 3.7 0.7 12.0 <strong>11</strong>.6 28.3<br />

Obligationen 3<br />

Schweiz 1.7 5.7 3.6 2.5 2.4 3.0<br />

Eurozone –5.8 –5.9 –2.2 3.8 2.8 3.2<br />

USA –10.6 –2.3 –2.7 1.5 1.9 3.8<br />

Schwellenländer –7.4 2.9 0.6 7.0 6.2 16.7<br />

Geldmarkt (CHF) 0.1 0.5 1.2 0.4 1.4 2.6<br />

Alternative Anlagen<br />

DJ UBS Commodities –10.4 –4.2 2.7 9.0 8.0 17.7<br />

Gold –2.2 10.0 <strong>11</strong>.2 9.0 6.0 13.3<br />

Immofonds Schweiz (SIX) 4.8 8.4 6.1 2.0 4.5 7.4<br />

DJ CS Hedge Fund Index –10.8 – 4.5 – 2.9 6.5 6.8 8.6<br />

Konjunktur und Inflation<br />

BIP-Wachstum real (in %) Infl ation (in %)<br />

2010 20<strong>11</strong> 5 2012 5 2010 20<strong>11</strong> 5 2012 5<br />

Global 4.9 4.3 4.4 3.2 3.8 2.9<br />

USA 2.9 2.7 2.7 1.6 3.0 1.4<br />

Japan 4.0 0.2 2.6 – 0.9 0.2 0.0<br />

Eurozone 1.5 2.3 2.1 1.6 2.6 1.5<br />

Deutschland 3.5 3.5 2.4 1.2 2.4 1.5<br />

Schwellenländer 4 8.6 7.3 7.2 5.0 5.6 4.7<br />

China 10.3 8.8 8.5 3.3 4.8 3.6<br />

Schweiz 2.8 1.9 2.2 0.7 1.1 1.8<br />

Wichtige Informationen<br />

Die Informationen und Meinungen in diesem Bericht wurden von<br />

der Credit Suisse per angegebenem Datum erstellt und können<br />

sich ohne vorherige Mitteilung ändern. Der Bericht wurde einzig<br />

zu Informationszwecken publiziert und ist weder ein Angebot noch<br />

eine Auf forderung seitens oder im Auftrag der Credit Suisse zum<br />

Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder ähnlichen Finanzinstrumenten<br />

oder zur Teilnahme an einer spezifi schen Handelsstrategie<br />

in irgendeiner Rechts ordnung. Der Bericht wurde ohne<br />

Berücksichtigung der Zielsetzungen, der fi nanziellen Situation<br />

oder der Bedürfnisse eines bestimmten Anlegers erstellt. Der<br />

Bericht enthält keinerlei Empfehlungen rechtlicher Natur oder hinsichtlich<br />

Inves titionen, Rechnungslegung oder Steuern. Er stellt<br />

auch in keiner Art und Weise eine auf die persönlichen Umstände<br />

eines Anlegers zugeschnittene oder für diesen angemessene<br />

Inves tition oder Strategie oder eine andere an einen bestimmten<br />

Anleger gerichtete Empfehlung dar. Ver weise auf frühere Entwicklungen<br />

sind nicht unbedingt mass gebend für künftige Ergebnisse.<br />

Die Informationen stammen aus oder basieren auf Quellen, die<br />

die Credit Suisse als zuver lässig erachtet. Dennoch kann keine<br />

Gewähr für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen<br />

geleistet werden. Die Credit Suisse lehnt jede Haftung für Verluste<br />

aus der Verwendung dieses Berichts ab.<br />

WEDER DER VORLIEGENDE BERICHT NOCH KOPIEN DAVON<br />

DÜRFEN IN DIE VEREINIGTEN STAATEN VERSANDT, DORT-<br />

HIN MITGENOMMEN ODER AN US- PERSONEN ABGEGEBEN<br />

WERDEN.<br />

Örtliche Gesetze oder Vorschriften können die Verteilung von<br />

Research-Berichten in bestimmten Rechtsordnungen einschränken.<br />

Dieser Bericht wird von der Schweizer Bank Credit Suisse verteilt,<br />

die der Zulassung und Re gulierung der Eidgenös sischen Finanzmarktaufsicht<br />

untersteht.<br />

Das vorliegende Dokument darf ohne schriftliche Genehmigung<br />

der Credit Suisse weder ganz noch aus zugsweise ver vielfältigt<br />

werden.<br />

Copyright © 20<strong>11</strong> Credit Suisse Group AG und/oder mit ihr verbundene<br />

Unternehmen. Alle Rechte vor behalten.<br />

Zinsen (in %)<br />

Kurzfristzinsen (3M-Libor) 6 Renditen 10-J.-Staatsanleihen 6<br />

21.07. in 3M in 12M 21.07. in 3M in 12M<br />

USA 0.25 0.4 0.4 2.89 3.3 3.4<br />

Deutschland 1.61 1.3 2.4 2.71 3.1 3.2<br />

Grossbritannien 0.83 0.9 1.7 3.07 3.4 3.8<br />

Japan 0.33 0.2 0.2 1.09 1.1 1.3<br />

Schweiz 0.18 0.3 1.0 1.59 1.9 2.2<br />

Währungen<br />

CHF pro Fremdwährung 6 pro EUR 6<br />

21.07. in 3M in 12M 21.07. in 3M in 12M<br />

CHF – – – 1.17 1.27 1.30<br />

USD 0.82 0.88 0.92 1.42 1.44 1.42<br />

CAD 0.87 0.88 0.90 1.35 1.44 1.45<br />

GBP 1.33 1.46 1.53 0.88 0.87 0.85<br />

JPY 7 1.04 1.05 1.05 <strong>11</strong>2.09 120.96 123.54<br />

CNY 7 12.69 13.78 14.77 9.17 9.22 8.80<br />

Quelle: Credit Suisse, Bloomberg, Datastream<br />

1 Aktien und Obligationen in Lokalwährung, DJ UBS Commodities Index, Gold und DJ CS Hedge Fund Index in USD 2 Erwartete Standardabweichung<br />

der Rendite 3 Schweiz: Credit Suisse LSI Ex-Eidgenossen, Eurozone: Barclays Euro Agg 1-10Y TRSY, USA: Barclays US Govt Intermediate Bond,<br />

Schwellenländer: JPM EMBI+, Geldmarkt (CHF): JPM Cash CHF 1M 4 Acht grösste Schwellenländer 5 Prognosen 6 Prognosen vom 27. Juni<br />

20<strong>11</strong> 7 Preis von 100 JPY respektive CNY in CHF<br />

Impressum Invest<br />

Herausgeber Credit Suisse AG, Global Research,<br />

Postfach 300, 8070 Zürich<br />

E-Mail publications.research@credit-suisse.com<br />

Internet www.credit-suisse.com/research<br />

Redaktion Maxime Botteron<br />

Beiträge Dr. Oliver Adler, Maxime Botteron, Sylvie Golay<br />

Markovich, Fabian Heller, Thomas Herrmann, Marcus<br />

Hettinger, Claude Maurer, Tobias Merath, Roger Signer<br />

Konzept und Layout www.arnold.inhaltundform.com<br />

Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «Aus dem <strong>bulletin</strong><br />

der Credit Suisse»<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


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><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


34 Wirtschaft KMU<br />

1 Von wem stammen in Ihrem Unternehmen am häufigsten Anregungen zu Innovation?<br />

Anteil der Antworten in Prozent; Mehrfach nennungen möglich. Quelle: Credit Suisse Economic Research, KMU-Umfrage 20<strong>11</strong><br />

Mitarbeitende 55.9%<br />

Lehrlinge und Absolventen 5.9%<br />

Neue Mitarbeitende 20%<br />

Erfahrene Mitarbeitende 73.6%<br />

Management 52.9%<br />

Kunden 35.8%<br />

Lieferanten und Kooperationspartner 16.2%<br />

Forschungs- und Entwicklungsabteilung 9.9%<br />

Externe Berater 3.8%<br />

Beschwerdemanagement 2.6%<br />

Foto: Gerry Amstutz<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


KMU Wirtschaft 35<br />

Die vollständige Studie<br />

«Megatrends – Chancen und Risiken für KMU.<br />

Schwerpunkt 20<strong>11</strong>: Innovation»<br />

beschreibt die Einschätzungen der KMU zu fünf ausgewählten Megatrends unter<br />

besonderer Berücksichtigung des diesjährigen Schwerpunktthemas Innovation.<br />

Lesen Sie mehr unter www.credit-suisse.com/research.<br />

Megatrend-Umfrage 20<strong>11</strong><br />

KMU als innovative<br />

Basis der Schweizer<br />

Wirtschaft<br />

Die diesjährige Umfrage bei rund 1800 Schweizer KMU zeigt, dass diese mit dem<br />

hohen Innovationstempo der Schweizer Wirtschaft gut umzugehen wissen.<br />

Text: Nicole Brändle Schlegel, Economic Research, Credit Suisse<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


36 Wirtschaft KMU<br />

2 «Gibt es in Ihrem Unternehmen …»<br />

Anteil der Antworten in Prozent;<br />

Mehrfachnennungen möglich.<br />

Quelle: Credit Suisse Economic Research, KMU-Umfrage 20<strong>11</strong><br />

Kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

Betriebliches Vorschlagswesen<br />

Keine der genannten<br />

Qualitätszirkel<br />

Wissensdatenbank<br />

Systematische Ideensuche<br />

Kummerkasten<br />

10% 20% 30% 40%<br />

3 Chancen und Risiken der<br />

Megatrends<br />

Saldo der positiven und negativen<br />

Einschätzungen in Prozent.<br />

Quelle: Credit Suisse Economic Research, KMU-Umfragen 2007–20<strong>11</strong><br />

Technologischer Fortschritt<br />

Wissensgesellschaft<br />

Globalisierung<br />

Wertewandel<br />

Demografie<br />

Ressourcenknappheit<br />

–20% 20% 60%<br />

20<strong>11</strong> 2010 2009 2008 2007<br />

Megatrend-Hitparade: KMU 20<strong>11</strong> wieder optimistischer<br />

Innovation ist heutzutage nicht mehr<br />

nur eine Chance, das Fortbestehen<br />

einer Unternehmung nachhaltig zu sichern,<br />

sondern gehört zum Pflichtenheft<br />

einer erfolgreichen Geschäftstätigkeit.<br />

Fast die Gesamtheit der von uns befragten<br />

KMU (94 Prozent) sieht Innovation als essenziell<br />

für das Fortbestehen des Unternehmens<br />

an. Die KMU sind sich bewusst, dass<br />

sie nur nachhaltig wachsen können, wenn<br />

sie sich mit Kreativität und einzigartigen<br />

Ideen an wandelnde Kundenbedürfnisse anpassen<br />

und der zunehmenden Konkurrenz<br />

aus aller Welt so die Stirn bieten. Unsere<br />

Umfrage zeigt, dass die Ideen der KMU nicht<br />

nur vage Visionen sind, sondern sich auch in<br />

den Zahlen materialisieren. Jedes dritte befragte<br />

Unternehmen erzielt mehr als einen<br />

Drittel seines Umsatzes mit neuen Produkten.<br />

Mikrounternehmen sind sogar noch stärker<br />

auf die Umsätze angewiesen, die sie mit<br />

neuen Produkten generieren.<br />

Wer hats erfunden?<br />

Jeder Innovation liegt eine Idee zugrunde.<br />

Wer kommt ursprünglich auf den kreativen<br />

Gedanken? Es erstaunt wenig, dass mehr<br />

als die Hälfte der Unternehmen das Management<br />

als Quelle der Innovation nennt. Diese<br />

Innovationen entstammen oft strategischen<br />

Überlegungen. Bemerkenswert ist,<br />

dass noch mehr Unternehmen die Mitarbeitenden<br />

selbst als Innovationstreiber nennen.<br />

Dritt- und viertwichtigste Inspirationsquelle<br />

sind Kunden und Lieferanten (vgl. Abbildung 1).<br />

Ist es nun aber der kreative junge oder doch<br />

der erfahrene ältere Mitarbeitende, der am<br />

Ende den Stein ins Rollen bringt ? Annähernd<br />

74 Prozent der befragten Unternehmer geben<br />

an, dass Innovationen von erfahrenen<br />

Mitarbeitenden initiiert werden. Nur 6 Prozent<br />

der KMU sprechen den Jüngsten im<br />

Neben dem Megatrend technologischer Fortschritt bzw. Innovation geben die<br />

Schweizer KMU in unserer Umfrage ihre Einschätzungen zu fünf weiteren Megatrends<br />

ab. Insgesamt bergen die Megatrends der Zukunft 20<strong>11</strong> erneut mehr Chancen als<br />

Risiken. Neben dem technologischen Fortschritt (vgl. Abbildung 3) wird auch die Wissensgesellschaft<br />

als überaus positiver Megatrend wahrge nommen. Hingegen bereiten<br />

die Demografie und vor allem aber die Ressourcenknappheit den KMU Kopfzerbrechen.<br />

Dazwischen bewegen sich die Megatrends Wertewandel und Globalisierung, die<br />

von einer knappen Mehrheit positiv bewertet werden. Im Vergleich zur letzt jährigen<br />

Umfrage sind die Einschätzungen der KMU optimistischer. Alle Trends ausser der<br />

Ressourcenknappheit konnten nach der überstandenen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

wieder Boden gutmachen: Die grösste Zunahme verzeichnete die Globalisierung<br />

(8 Prozentpunkte), gefolgt vom technologischen Fortschritt (7 Prozentpunkte), vom<br />

Wertewandel (6 Prozentpunkte) und von der Demografie (4 Prozentpunkte). Diese<br />

gute Stimmung wird aber von der kritischen Bewertung der Ressourcenknappheit arg<br />

getrübt – dieser Trend büsste im Vergleich zum Vorjahr 13 Prozentpunkte ein.<br />

Betrieb, den Lernenden und Hochschulabsolventen,<br />

das grösste Innovationspotenzial<br />

zu.<br />

Das Arbeitsumfeld als Motivationsfaktor<br />

Wissen und Erfahrung sind zentrale Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Innovationstätigkeit.<br />

Aber auch die Motivation des Einzelnen<br />

hat einen grossen Einfluss auf die<br />

Innovationskraft des Unternehmens. Daher<br />

ist es nicht erstaunlich, dass über drei Viertel<br />

der befragten KMU die Innovationsfähigkeit<br />

ihrer Mitarbeitenden gezielt fördern. Die<br />

zwei wichtigsten Instrumente sind die Ausgestaltung<br />

des Arbeitsumfelds (z. B. anhand<br />

flexibler Arbeitszeiten oder durch Verantwortungsübernahme)<br />

und die Entwicklungsmöglichkeiten<br />

im Unternehmen (z. B. Beförderungen<br />

oder Weiterbildung). Für knapp<br />

30 Prozent der Unternehmen gehören materielle<br />

Anreize wie Prämien oder Geschenke<br />

zu den wichtigsten Instrumenten. Mit der<br />

Grösse der Unternehmen werden Prämien<br />

und Geschenke immer wichtiger: Bei den<br />

mittleren Unternehmen rangieren die materiellen<br />

Anreize nach den Entwicklungsmöglichkeiten<br />

innerhalb des Unternehmens auf<br />

Rang zwei der unternehmensinternen Förderungshitparade.<br />

Beteiligungen am Unternehmen<br />

hingegen fristen ausser bei den<br />

kleinsten Unternehmen (bis fünf Vollzeitäquivalente)<br />

ein Schattendasein.<br />

Institutionalisierte Innovationsprozesse<br />

Institutionalisierte Prozesse dienen im Unternehmen<br />

nicht nur dazu, die Ideen aller Mitarbeitenden<br />

zu kanalisieren, sondern schaffen<br />

durch unternehmensinterne und -externe<br />

Netzwerke auch ein innovationsförderndes<br />

Klima. Dabei zeigt unsere Umfrage, dass es<br />

nicht starre und komplexe Prozessabläufe<br />

sind, die sich in den KMU als innovationsfördernd<br />

erweisen. Einfach umzusetzende Instrumente,<br />

wie die systematische Ideensuche<br />

oder ein formalisierter Wissensaustausch mit<br />

den Lieferanten, führen zu einem «intelligenten<br />

Unternehmen». Nur ein Unternehmen,<br />

das sein internes Kreativitäts- und Wissenspotenzial<br />

adäquat fördert, indem es seine<br />

Prozesse optimal gestaltet, kann erfolgreiche<br />

Innovationsarbeit leisten. 45 Prozent der<br />

befragten Unternehmen pflegen kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozesse, 27 Prozent<br />

betreiben ein betriebliches Vorschlagswesen<br />

und 17 Prozent berufen sich auf Qualitätszirkel<br />

(vgl. Abbildung 2). Bei kleinen Unternehmen<br />

machen komplexe und teure Strukturen<br />

oft weniger Sinn. Sie setzen vielmehr<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


KMU Wirtschaft 37<br />

auf flexible Mechanismen der Innovationsförderung<br />

mit tiefen Unterhaltskosten.<br />

Inspiration dank Kooperationen<br />

Eine erfolgreiche Innovationsarbeit ist in der<br />

zunehmend vernetzten und komplexen Unternehmenswelt<br />

nicht mehr nur vom unternehmensinternen<br />

Know-how abhängig, vielmehr<br />

muss auch die externe Intelligenz relevanter<br />

Stakeholder identifiziert und erschlossen<br />

werden. Dies verdeutlicht unsere Umfrage,<br />

denn lediglich 18 Prozent der KMU betreiben<br />

keine Kooperationen mit externen Partnern.<br />

Die Relevanz externer Netzwerke steigt mit<br />

zunehmender Unternehmensgrösse. Die am<br />

häufigsten gewählte Form der Kooperation<br />

zur gezielten Verbesserung der eigenen Produkte<br />

und Dienstleistungen wird mit Lieferanten<br />

eingegangen (45 Prozent), dicht gefolgt<br />

von Kundenkooperationen (38 Prozent).<br />

Verschiedene Hürden für Innovation<br />

Innovationen sind immer mit Unsicherheiten<br />

und Risiken verbunden. Gerade KMU kann<br />

dies vor grosse Herausforderungen stellen.<br />

Sie müssen sich auf wenige Projekte konzentrieren<br />

und gehen so Klumpenrisiken ein.<br />

Unsere Umfrage zeigt auch, dass der Erfolg<br />

von Innovationen selten gewiss ist: 45 Prozent<br />

der Befragten haben in den letzten drei<br />

Jahren Innovationsvorhaben aufgegeben.<br />

Am häufigsten scheitern sie bereits im Entwicklungsstadium.<br />

Unternehmensintern wirken<br />

ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />

und die fehlende Finanzierung als<br />

Hemmschuhe. Nur 6 Prozent der KMU nennen<br />

man gelnde Ideen als ein Hindernis. Innovationen<br />

können aber auch aus unternehmensexternen<br />

Gründen scheitern. Ein Drittel<br />

Die Credit Suisse als strategischer Partner der KMU<br />

der KMU nennt un günstige Marktbedingungen<br />

(Sättigung, Konkurrenz), ein Viertel die<br />

Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und<br />

je ein Fünftel gesetzliche Be stimmungen<br />

und Finanzierungsprobleme als mögliche<br />

Stolpersteine. Finanzierungsprobleme können<br />

für die KMU besondere Hin dernisse darstellen,<br />

da sie aufgrund ihrer ge ringen Grösse<br />

weniger Diversifikationsmöglichkeiten haben<br />

und weniger Sicherheiten bieten können.<br />

Dadurch sind sie stärker auf Risikokapital<br />

angewiesen, das in der Schweiz im internationalen<br />

Vergleich weniger reichlich zur Verfügung<br />

steht. <<br />

Die KMU-Umfrage wurde Ende Januar 2007 im Rahmen des «Forum Zukunft<br />

KMU» lanciert, mit dem Ziel, als strategischer Partner der KMU Gedanken<br />

anzustossen und einen Diskussionsbeitrag im Hinblick auf die Megatrends zu<br />

leisten. Sowohl Kunden als auch Nichtkunden nehmen anonym an der Umfrage<br />

teil, die von einem externen Meinungsforschungsbüro durchgeführt wird.<br />

Die jährlich erscheinende Publikation finden Sie im Internet unter www.creditsuisse.com/research<br />

(Schweizer Wirtschaft/Branchen). Zudem werden die<br />

Ergebnisse in regionalen Anlässen vertieft behandelt und Handlungsmöglichkeiten<br />

diskutiert. Unter www.credit-suisse.com/perspektiven erhalten Sie<br />

weitere Informationen und können sich zu einem regionalen Anlass anmelden.<br />

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l


38 Wirtschaft Research<br />

Wo lebt es sich am<br />

günstigsten?<br />

Pendeln lohnt sich – zumindest aus finanzieller Sicht. Dies zeigt eine Studie<br />

der Credit Suisse zum verfügbaren Einkommen in den Schweizer Regionen.<br />

Text: Thomas Rühl, Economic Research<br />

–4<br />

Genf<br />

–1.2<br />

Waadt<br />

–0.2<br />

Neuenburg<br />

+0.9<br />

Jura<br />

+0.6<br />

Freiburg<br />

–1.3<br />

Basel-Stadt<br />

+0.8<br />

Wallis<br />

–0.5<br />

Basel-Land<br />

+1.1<br />

Solothurn<br />

+0.1<br />

Bern<br />

+0.9<br />

Aargau<br />

+0.9<br />

Luzern<br />

+1.6<br />

Obwalden<br />

+1.3<br />

Schaffhausen<br />

–0.4<br />

Zürich<br />

+0.2<br />

Zug<br />

+1.2<br />

Nidwalden<br />

+1.5<br />

Thurgau<br />

+1.4<br />

Appenzell<br />

Ausserrhoden<br />

+1.1<br />

Schwyz<br />

+2.1<br />

Uri<br />

+0.5<br />

Tessin<br />

+1.6<br />

+1.2<br />

St. Gallen<br />

+1.8<br />

Glarus<br />

Appenzell<br />

Innerrhoden<br />

+1.1<br />

Graubünden<br />

1 Frei verfügbares Einkommen<br />

in den Schweizer Kantonen<br />

(RDI-Indikator) 20<strong>11</strong><br />

Ohne Pendelkosten; synthetischer<br />

Indikator, CH = 0<br />

Die vollständige Studie<br />

«Wohnen und Pendeln:<br />

Wo lebt sich’s am günstigsten?»<br />

finden Sie unter<br />

www.credit-suisse.com/research > (Swiss Issues Regionen).<br />

Quelle: Credit Suisse Economic Research<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Research Wirtschaft 39<br />

Heimatgefühl, Vernetzung, Verfügbarkeit von<br />

Schulen, landschaftliche Schönheit … Die<br />

Schweizer Haushalte wählen ihren Wohnort<br />

nach sehr unterschiedlichen Kriterien. Eine<br />

zentrale Rolle spielen jedoch auch finanzielle<br />

Faktoren. Der Traum vom Einfamilienhaus<br />

mit Garten an einer begehrten zentralen<br />

Hanglage scheitert oft an den finanziellen<br />

Ressourcen. Haushalte, die ein grösseres<br />

Wohnobjekt im Auge haben, realisieren diesen<br />

Traum daher oft in Agglomerationsgemeinden.<br />

Dort ist der Wunsch einfacher zu<br />

verwirklichen, hat jedoch oft längere Pendelwege<br />

zum Arbeitsplatz zur Folge. Wer den<br />

täglichen Pendelweg vermeiden möchte,<br />

weicht auf ein zentrales, dafür weniger geräumiges<br />

Wohnobjekt aus. Neben den Wohnkosten<br />

fallen je nach gewählter Gemeinde<br />

auch Einkommens- und Vermögenssteuern,<br />

Krankenkassenprämien und weitere Kostenpunkte<br />

unterschiedlich aus. Die Schweizer<br />

Haushalte haben also die Möglichkeit, mit<br />

ihrer Wohnortwahl den für den Konsum übrig<br />

bleibenden Anteil am Erwerbseinkommen zu<br />

erhöhen. Sich nur auf die Steuerbelastung<br />

zu konzentrieren, führt in den meisten Fällen<br />

zu Fehlschlüssen, da sich eine Reihe von weiteren<br />

Budgetposten ebenfalls stark auf die<br />

Gesamtkosten niederschlägt.<br />

Uri steuert an die Spitze<br />

Seit 2006 untersucht Credit Suisse Economic<br />

Research die finanzielle Wohnattraktivität<br />

der Schweizer Gemeinden und Kantone.<br />

Anhand von Modellhaushalten wird untersucht,<br />

wie viel nach Abzug sämtlicher wohnortsgebundener<br />

Kosten am Ende des Monats<br />

für den Konsum übrig bleibt. Zentrale<br />

Kostenfaktoren in den Haushaltsbudgets<br />

sind die Mieten oder Wohneigentumskosten,<br />

Steuern, Krankenkassenprämien und Pendelkosten.<br />

1 Je nach Wohnort fallen zudem<br />

auch unterschiedliche Prämienverbilligungen,<br />

Familienzulagen, Elektrizitätskosten und weitere<br />

Gebühren an, die sich jedoch nicht besonders<br />

stark im Budget niederschlagen.<br />

Unter Berücksichtigung sämtlicher Komponenten<br />

resultiert das frei verfügbare Einkommen,<br />

das einem Haushalt für den Konsum<br />

oder das Sparen zur Verfügung steht. Da<br />

dieser Wert je nach den spezifischen Eigenschaften<br />

eines Haushalts stark variiert, haben<br />

wir das frei verfügbare Einkommen für<br />

eine Vielzahl von modellhaften Haushaltstypen<br />

in den rund 2700 Schweizer Gemein-<br />

positionieren als der reine Stadtkanton Genf.<br />

Mit Basel-Landschaft und Neuenburg liegen<br />

jedoch auch zwei weniger ausgeprägt städtische<br />

Kantone unter dem Durchschnitt. Die<br />

überdurchschnittlich hohe Steuerbelastung<br />

mindert deren Attraktivität.<br />

Dass geringe Steuern oder geringe Wohnkosten<br />

alleine noch keine hohe finanzielle<br />

Wohnattraktivität begründen, zeigt das Beispiel<br />

der Kantone Zug und Jura: In Abbildung 2<br />

sind die Hintergründe der kantonalen RDI-<br />

Werte sowie die Veränderung gegenüber der<br />

Berechnung aus dem Jahr 2008 dargestellt.<br />

Auf der Horizontalen ist die standardisierte<br />

Summe der obligatorischen Abgaben eingetragen,<br />

welche die Haushalte des breit definierten<br />

Mittelstandes in ihrem Wohnkanton<br />

belasten. Die Vertikale stellt die Summe der<br />

wohnortsgebundenen Fixkosten dar.<br />

Der Kanton Zug, der gemäss dem Standortqualitätsindikator<br />

der Credit Suisse seit<br />

Jahren über die höchste Attraktivität verfügt<br />

und von einer starken internationalen Zuwanderung<br />

profitiert, kann sich im RDI-Indikator<br />

nur knapp über dem Schweizer Mittel positionieren.<br />

Hier liegen die Mieten und Immobilienpreise<br />

mittlerweile so hoch, dass der<br />

Kanton erst auf dem 19. Rang aller 26 Kantone<br />

folgt. Der breite Mittelstand profitiert<br />

also nur gering vom tiefen Steuersatz. Demgegenüber<br />

steht der Kanton Jura, der die mit<br />

Abstand tiefsten Wohnkosten aufweist.<br />

Niedrige Mieten und Immobilienpreise lassen<br />

auf den ersten Blick auf eine hohe finanzielle<br />

Wohnattraktivität schliessen. Unter Einbezug<br />

der obligatorischen Abgaben und insbesondere<br />

der Steuerbelastung relativiert<br />

sich dies jedoch erheblich. In der Sum-<br />

><br />

den berechnet und einen Indikator für das<br />

frei verfügbare Einkommen in den Schweizer<br />

Kantonen und Gemeinden erstellt («Regional<br />

Disposable Income» oder RDI-Indikator). Der<br />

RDI-Indikator drückt die finanzielle Wohnattraktivität<br />

der Kantone und Gemeinden für<br />

einen breit gefassten Mittelstand aus.<br />

In der neusten Berechnung hat der Kanton<br />

Uri den Spitzenrang als günstigster Kanton<br />

von Appenzell Innerrhoden übernommen<br />

(siehe Abbildung 1). Die Urner Mittelstandshaushalte<br />

profitieren seit 2009 von einer<br />

deutlich reduzierten Steuerbelastung und<br />

tragen vergleichsweise geringe Wohnkosten.<br />

Mit geringem Abstand kann sich der Kanton<br />

Glarus auf dem zweiten Rang der fi nanziellen<br />

Wohnattraktivität für die Haushalte des breiten<br />

Mittelstandes positionieren. Mit Appenzell<br />

Innerrhoden, Obwalden, Thurgau, Appenzell<br />

Ausserrhoden und Schaffhausen folgen weitere<br />

stark überdurchschnittlich günstige Kantone.<br />

Diese führen ein breit gefächertes Feld<br />

von ebenfalls überdurchschnittlich attraktiven<br />

Kantonen an, die sich durch unterschiedliche<br />

Vorteile positionieren.<br />

Städtische Zentren am teuersten<br />

Hohe Wohnkosten schlagen sich vor allem<br />

in den Landeszentren stark auf die Budgets<br />

der Mittelstandshaushalte nieder. Mit Abstand<br />

das geringste frei verfügbare Einkommen<br />

bleibt den Haushalten im Kanton Genf.<br />

Ebenfalls unterdurchschnittliche Werte auf<br />

der Skala des RDI-Indikators weisen die<br />

städtisch geprägten Kantone Basel-Stadt,<br />

Waadt und Zürich auf. Insbesondere letztere<br />

zwei können sich dank ihren bedeutsamen<br />

Agglomerationen näher am Landesmittel<br />

2 Veränderung der Ausgabenkomponenten in den Kantonen 2008–20<strong>11</strong><br />

Obligatorische Abgaben: Einkommens- und Vermögenssteuern, Sozialabgaben,<br />

obligatorische Krankenversicherung; Fixkosten: Wohnkosten, Nebenkosten,<br />

Gebühren für Wasser, Energie, Abwasser und Abfall; standardisierte Werte, CH = 0.<br />

Hohe Fixkosten<br />

kompensieren Steuervorteile<br />

ZG<br />

SZ<br />

UR<br />

NW<br />

OW<br />

GR<br />

GL<br />

AI<br />

ZH<br />

LU<br />

SG<br />

TG<br />

CH-Mittel<br />

AG<br />

Fixkosten<br />

TI<br />

AR SH<br />

BS<br />

BL<br />

SO VS FR BE<br />

GE<br />

VD<br />

Doppelte Nachteile<br />

Positionierung 2008<br />

Positionierung 20<strong>11</strong><br />

Obligatorische Abgaben<br />

NE<br />

1 Da die Berechnung eines kantonalen Durchschnittspendlers nicht als<br />

sinnvoll erachtet wird, wurden die Pendelkosten ausschliesslich in den<br />

Gemeindewerten des RDI-Indikators berücksichtigt.<br />

Kombinierte Vorteile<br />

JU<br />

Asymmetrische<br />

Positionierung<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


40 Wirtschaft Research<br />

3 Frei verfügbares Einkommen in den Schweizer Gemeinden<br />

(RDI-Indikator) 20<strong>11</strong><br />

Synthetischer Indikator, CH = 0; unter Berücksichtigung der Pendelkosten<br />

ins nächstgelegene Zentrum. Quelle: Credit Suisse Economic Research, Geostat<br />

–5.2 bis –2.0 –2.0 bis –1.0 –1.0 bis –0.3 –0.3 bis –0.0<br />

0.0 bis 0.3 0.3 bis 0.6 0.6 bis 1.0 1.0 bis 1.5 1.5 bis 2.0<br />

2.0 bis 3.0 Kantone<br />

Optimieren Sie Ihr Haushaltsbudget<br />

Je nach Lohn, angespartem Vermögen, Haushaltsform, Wohnobjekt<br />

und gewählter Wohngemeinde fällt das frei verfügbare<br />

Einkommen sehr unterschiedlich aus. Um die Unterschiede für<br />

ausgewählte Referenzhaushalte auf Gemeindeebene darzustellen,<br />

haben wir für alle Gemeinden mit mehr als 500 Einwohnern<br />

ein Factsheet erstellt. Dieses bietet eine detaillierte<br />

Auswertung der finanziellen Wohnattraktivität der entsprechenden<br />

Gemeinde sowie der wichtigsten Wohnorte in der Umgebung.<br />

Ausserdem haben wir die Kosten und den Zeitaufwand<br />

für das Pendeln in die nächsten Zentren dargestellt. Die<br />

Factsheets haben den Zweck, eine detaillierte Entscheidungsgrundlage<br />

für die Wahl des Wohnorts zu bieten. So kann man<br />

beispielsweise abschätzen, wie viel sich unter dem Strich<br />

einsparen lässt, wenn man eine Verlängerung des Pendelwegs<br />

von 15 Minuten in Kauf nimmt. Eine Empfehlung enthalten<br />

die Factsheets jedoch nicht, denn ob Sie lieber Geld oder Zeit<br />

sparen, können nur Sie selbst entscheiden.<br />

Die Factsheets können im Internet unter www.credit-suisse.com/research<br />

(Schweizer Wirtschaft/Regionen) bestellt werden.<br />

me der Faktoren erreicht der Jura 15. Rang aller Schweizer Kantone<br />

bezüglich der finanziellen Wohnattraktivität für den breiten<br />

Schweizer Mittelstand.<br />

Zweitwohnungen verteuern Tourismusregionen<br />

Bei der Berechnung des frei verfügbaren Einkommens in den<br />

Schweizer Gemeinden berücksichtigen die Ökonomen der Credit<br />

Suisse auch die anfallenden Kosten für den Verkehrsweg ins<br />

nächste Zentrum – und dies sowohl für den öffentlichen Verkehr<br />

als auch für den motorisierten Individual verkehr. Trotz höherer<br />

Kosten für das Pendeln lebt es sich in Agglomerationen deutlich<br />

günstiger als in den Zentren, wie der RDI-Indikator auf Gemeindeebene<br />

aufzeigt (vgl. Abbil dung 3). Bereits bei kleinräumigen Wohnortswechseln<br />

– zum Beispiel von Zentren in nahe gelegene Vororte<br />

– können die Haushalte erhebliche Einsparungen realisieren.<br />

Die Agglomerationen sind besonders attraktiv für Haushalte, die<br />

eine grössere Wohnfläche wünschen, aber einen allzu langen<br />

Pendelweg in die Arbeitsmarktzentren vermeiden möchten. Besonders<br />

markant zeigt sich das Bild in der Genfersee region:<br />

Trotz Berücksichtigung der Pendelkosten sind Gemeinden im<br />

Kanton Freiburg, die sich verkehrstechnisch nahe der Zentren<br />

Lausanne, Vevey und Montreux befinden, aus finanzieller Sicht<br />

um einiges attraktiver als die benachbarten Gemeinden im Kanton<br />

Waadt. Ähnlich attraktiv positionieren sich die Wohngemeinden<br />

der Kantone Aargau, Schaffhausen, Thurgau und Schwyz<br />

gegenüber dem Grossraum Zürich. Weniger einheitlich gestaltet<br />

sich das Bild über die finanzielle Wohnattraktivität der Gemeinden<br />

in den Bergregionen. Vor allem international bekannte Tourismusdestinationen<br />

wie das Oberengadin, Davos, Grindelwald, Zermatt,<br />

Bagnes/Verbier und Gstaad/Saanen fallen mit stark unterdurchschnittlichen<br />

RDI-Werten auf. Der Grund dafür liegt vor<br />

allem in der hohen Nachfrage nach Zweitwohnungen und dem<br />

daraus resultierenden Preisdruck auf die Haushaltsbudgets der<br />

lokalen Bevölkerung. Die höchsten RDI-Werte weisen erwartungsgemäss<br />

die peripheren Gemeinden der Zentralschweiz sowie<br />

des Kantons Graubünden auf, die nicht als klassische Tourismusdestinationen<br />

bekannt sind. <<br />

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das Heft im Heft<br />

Klassische Musik<br />

Wer sich an Spitzenleistungen erfreuen möchte, sollte sich auch intensiv um<br />

die Förderung des Nachwuchses kümmern: Die Talente von heute sind die Stars von<br />

morgen. Dies gilt insbesondere für die klassische Musik. In diesem <strong>bulletin</strong> plus<br />

beleuchten wir die Nachwuchsförderungspolitik der Credit Suisse. Sie ist erfolgreich,<br />

weil sie uns ein echtes Anliegen ist – und weil wir mit kompetenten Partnern zusammenarbeiten.<br />

Mit den Salzburger Festspielen und Lucerne Festival, mit New York<br />

Philharmonic und Sydney Symphony, mit dem Opernhaus Zürich und dem Tonhalle-<br />

Orchester Zürich. Weitere Exemplare erhältlich unter www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong>.


42 Credit Suisse<br />

Engagement<br />

Vom Township ins<br />

Finanzzentrum<br />

Clouddog ist eine Organisation, die benachteiligten<br />

<strong>Jugend</strong>lichen aus London und Johannesburg in<br />

einer ungewöhnlichen Mischung aus Karriereberatung,<br />

per sön lichem Mentoring und Umwelterziehung einen<br />

Kickstart in die Zukunft gibt.<br />

Text: Judith Reker<br />

Foto: Graeme Williams<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 43<br />

Der 17-jährige Johannes Mashele aus Südafrika<br />

wurde für ein einjähriges Förderprogramm für<br />

<strong>Jugend</strong>liche aus benachteiligten Familien ausgewählt.<br />

In der 7th Avenue im Township Alexandra<br />

leben die Vergangenheit und die<br />

Zukunft Südafrikas. Am einen Ende<br />

fand Nelson Mandela in den Vierzigern<br />

in einem Hinterhof seine erste Unterkunft,<br />

als er in jungen Jahren in der<br />

Wirt schaftsmetropole Johannesburg ankam.<br />

Ein kleines Museum hält die Erinnerung an<br />

seinen Aufenthalt hier wach. Als Mandela im<br />

Jahr 1994 zum ersten demokratisch gewählten<br />

Präsidenten des Landes wurde, endete<br />

die rechtliche Diskriminierung der schwarzen<br />

Bevölkerung. Doch das Vermächt nis ihrer<br />

jahrzehntelangen Benachteiligung ist in der<br />

südafrikanischen Gesellschaft noch immer<br />

allgegenwärtig.<br />

Am anderen Ende der 7th Avenue wohnt<br />

der 17-jährige Johannes Mashele. Sein Zuhause<br />

liegt am Ende einer verwinkelten,<br />

kaum schulterbreiten Gasse, gleich hinter<br />

dem frei stehenden Toilettenhäuschen, das<br />

sich sechs Familien teilen. Auf rund 20 Quadratmetern<br />

lebt der Schüler mit den Eltern<br />

und einem älteren Bruder. Seine Mutter war<br />

Kassiererin in einem Supermarkt, bis sie<br />

vor sechs Jahren erblindete. Sein Vater hat<br />

manchmal Arbeit, manchmal auch nicht,<br />

derzeit arbeitet er für eine Firma, die Zäune<br />

aufstellt.<br />

Johannes’ Eltern sind fürsorglich und liebevoll,<br />

sie sparen sich Geld vom Mund ab,<br />

um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu<br />

ermöglichen. Und doch wären Johannes’ ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


44 Credit Suisse<br />

01<br />

01 Johannes Mashele<br />

und sein persönlicher<br />

Mentor Mark Wadley<br />

machen einen Rundgang<br />

durch die Räume<br />

der Credit Suisse.<br />

02<br />

02 Elemente der Förderung<br />

sind das persönliche<br />

Mentoring,<br />

die Entwicklung<br />

eines Umweltprojekts<br />

und der dreiwöchige<br />

Aufenthalt in einem<br />

Naturcamp.<br />

<strong>03</strong> In den monatlichen<br />

Sitzungen kann Mark<br />

seinem Schützling<br />

viel von seinem Wissen<br />

und seinen Erfahrungen<br />

weitergeben.<br />

<strong>03</strong><br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 45<br />

Fotos: Graeme Williams<br />

04 Clouddog bietet jährlich<br />

sechs südafrikanischen<br />

<strong>Jugend</strong>lichen in einer<br />

Mischung aus Karriereberatung<br />

und Umwelterziehung<br />

die Chance<br />

auf eine bessere<br />

Zukunft.<br />

Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft gering<br />

ohne Hilfe von aussen.<br />

Die Niederlassung der Credit Suisse in<br />

Südafrika liegt nur wenige Kilometer vom<br />

Township Alexandra entfernt im Stadtteil<br />

Sandton, dem Geschäfts- und Finanz zentrum<br />

von Johannesburg. Als Johannes das sachlich-moderne<br />

Gebäude zum ersten Mal betritt<br />

und aus den Fenstern auf den weit läufigen<br />

Rasen eines Country Club blickt, bemerkt<br />

er aufgeregt: «Es ist richtig schön hier.»<br />

Ein Jahr voller neuer Eindrücke<br />

Gemeinsam mit fünf weiteren südafrikanischen<br />

und sechs englischen Schülerinnen<br />

und Schülern wurde Johannes für eine einjährige<br />

Förderung für Kinder aus benachteiligten<br />

Familien ausgewählt. Clouddog<br />

heisst die ungewöhnliche Organisation, die<br />

<strong>Jugend</strong>lichen zwischen 16 und 18 Jahren in<br />

einer einfallsreichen Mischung aus Karriereberatung<br />

und Umwelterziehung Chancen auf<br />

eine bessere Zukunft eröffnet. Ein Element<br />

dieser Förderung ist das Mentoring. Jeder<br />

Schüler erhält ein Jahr lang einen persönlichen<br />

Mentor, mit dem er sich in monatlichen<br />

Sitzungen austauscht.<br />

Mit Hilfe von Mentoring zu mehr Selbstbewusstsein<br />

04<br />

Johannes’ Mentor ist Mark Wadley von der<br />

Abteilung Equity Research. Dieser nimmt<br />

ihn zur Begrüssung erst einmal mit auf einen<br />

Rundgang durch die Räumlichkeiten der<br />

Credit Suisse. Im Gespräch erfährt Mark,<br />

dass Johannes’ Lieblingsfach Buchhaltung<br />

ist. Ein idealer Einstieg in die Karriereberatung.<br />

Mark antwortet: «Mein Job hat viel mit<br />

Bilanzprüfung zu tun, ich kann dir nachher<br />

zeigen, was ich da genau mache.»<br />

Wenig später erläutert er dem aufmerksam<br />

lauschenden Schüler auf seinem Bildschirm<br />

eine Gewinn- und Verlustrechnung<br />

und erklärt, wozu man diese Informationen<br />

überhaupt braucht. Im angrenzenden Trading<br />

Room macht Johannes grosse Augen, als er<br />

bis zu acht Bildschirme vor jedem der etwa<br />

zehn Trader sieht. Die Atmosphäre ist freundlich,<br />

Johannes wird herzlich begrüsst, seine<br />

Fragen geduldig beantwortet.<br />

Ein Weg der Wissensvermittlung<br />

Auf den Rundgang folgt das erste Gespräch<br />

unter vier Augen. Johannes sagt danach:<br />

«Das war richtig gut. Mr. Wadley hat mir auch<br />

mit den Briefen geholfen.» Die Briefe, von<br />

denen er spricht, beziehen sich auf ein weiteres<br />

Element des Clouddog-Programms:<br />

Jeder Schüler entwickelt ein eigenes Umweltprojekt,<br />

von der Planung bis zur Umsetzung.<br />

Dabei stehen ihnen erfahrene Umweltpädagoginnen<br />

zur Seite. Johannes will<br />

Schüler dazu bringen, alte Batterien korrekt<br />

zu entsorgen, statt sie achtlos in den nächsten<br />

Bach zu werfen. Dazu gehört Aufklärung<br />

über Giftigkeit und Gefahren sowie Infor -<br />

mation über Sammelstellen. Johannes muss<br />

sich nun um den Druck von Postern kümmern<br />

und will dazu verschiedene Druckereien<br />

anschreiben.<br />

Die Wohltätigkeitsorganisation Clouddog verhilft benachteiligten <strong>Jugend</strong>lichen<br />

aus Südafrika und Grossbritannien durch Karriereberatung und Umwelterziehung<br />

zu mehr Selbstvertrauen und er öffnet ihnen so Chancen auf eine bessere Zukunft.<br />

Ein Element dieser För derung ist das Mentoring, für das sich Mitarbeitende<br />

der Credit Suisse im Rahmen des Corporate Volun teering zur Verfügung stellen.<br />

Jeder Schüler erhält ein Jahr lang einen persön lichen Mentor, mit dem er sich<br />

in regel mässigen Treffen austauscht. Seit diesem Jahr nehmen zum ersten Mal<br />

auch Mitar beitende der Credit Suisse in Johannesburg am Programm teil.<br />

Die Credit Suisse EMEA Foundation arbeitet seit 2009 mit Clouddog zusammen.<br />

2010 weitete sie ihre Unterstützung aus, indem sie die Anzahl der von ihr finanzierten<br />

Plätze von 12 auf 24 erhöhte.<br />

Mark berichtet nach dem Gespräch, dass<br />

Johannes noch kaum ein Gespür dafür hat,<br />

dass unterschiedliche soziale Situationen<br />

unterschiedliche Tonlagen erfordern. «Mich<br />

nennt er zum Beispiel immer ‹Sir›, und ich<br />

sage ihm, nenn mich einfach Mark. Aber in<br />

den Briefen spricht er ihm ganz unbekannte<br />

Unternehmen an, als seien sie seine Schulkameraden.»<br />

Mark, der einen fünf Monate alten Sohn<br />

hat, freut sich auf das Jahr mit Johannes.<br />

«Ich erhoffe mir, dass ich ihm ein wenig helfen<br />

kann, Einblicke in die Arbeitswelt und<br />

verschiedene Berufe zu gewinnen», sagt der<br />

ehemalige Arzt, der über ein MBA in Cambridge<br />

zur Credit Suisse kam. «Ich bin ein<br />

Südafrikaner aus der Mittelschicht, ich hatte<br />

Privilegien, bin auf eine Privatschule und auf<br />

die Universität gegangen. Mentoring ist ein<br />

wunderbarer Weg, Wissen und Erfah rung<br />

weiterzugeben.»<br />

Naturerfahrung und Lebenshilfe<br />

Clouddog – Wolkenhund. Diese poetische<br />

Wortschöpfung schreibt sich sofort ins Gedächtnis<br />

ein. Das fand auch Teresa Brosnan,<br />

die Gründerin, als sie vor vielen Jahren las,<br />

wie ein Künstler von seinem Sohn erzählte,<br />

der zum ersten Mal ein Schaf sah. Das in der<br />

Stadt aufgewachsene Kind rief: «Schau, ein<br />

Wolkenhund!» Es kannte eben Hunde und<br />

Wolken. «Diese Anekdote erfasst für mich<br />

das Wunder der Kindheit, die ungehinderte<br />

Kreativität der <strong>Jugend</strong>», sagt Brosnan.<br />

Vor drei Jahren gab sie ihren Job als Senior<br />

Executive bei JP Morgan in London auf,<br />

um sich ganz ihrer Idee zu widmen. Der Idee,<br />

jungen Menschen aus benachteiligten Innenstadtbezirken<br />

verschlossene Welten zu öffnen.<br />

Der Idee, sie zu selbstbewussten, zielgerichteten<br />

jungen Erwachsenen zu machen,<br />

die sich trauen, zu hoffen und grosse Ziele<br />

ins Auge zu fassen.<br />

Vor den <strong>Jugend</strong>lichen liegt ein Jahr voller<br />

neuer Eindrücke. Eine der intensivsten<br />

Phasen wird das dreiwöchige Naturcamp<br />

sein, das dritte Element von Clouddog: Die<br />

sechs Schüler aus Südafrika werden gemeinsam<br />

mit sechs Clouddog-Schülern aus<br />

London in den schönsten Naturschutzgebieten<br />

Südafrikas die Vielfalt ihrer Welt erkunden<br />

und lernen, diese zu bewahren. Unter<br />

Führung eines erfahrenen Leiters werden sie<br />

beim Zelten und auf so genannten Walking<br />

Safaris üben, sich mit Ausdauer, Erfindungsgeist<br />

und Respekt sowie Freiwilligenarbeit<br />

für ihre Umwelt einzusetzen. Heute in der<br />

Wildnis, morgen im Leben.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


46 Credit Suisse<br />

Partnerschaft mit B360<br />

Text: Maria Ryser<br />

Selma&Nancee –<br />

Out of Africa<br />

Selma Haludilu und Nancee de Koe, Studentinnen am Polytechnic<br />

of Namibia, konnten dank der Non-Profit-Organisation B360 education<br />

partnerships ein dreimonatiges Praktikum bei Credit Suisse Asset<br />

Management in Zürich absolvieren. Das Praktikum öffnet den jungen<br />

Frauen zu Hause Tür und Tor und hat auch sonst viel verändert.<br />

01<br />

Mein erstes Mail war rot, nachdem<br />

meine Men torin es korrigiert hatte.»<br />

Nancee, 21 Jahre, aus dem<br />

Süden Namibias, lächelt bei diesen<br />

Worten. Auch ihre 20-jährige Kollegin<br />

Selma aus dem Norden Namibias bemerkt<br />

selbstkritisch: «Als ich hierher kam, hatte ich<br />

keine Ahnung, was man in der Vermögensverwaltung<br />

eigentlich macht.»<br />

Die beiden Wirtschafts- und Finanzstudentinnen<br />

konnten ihr Glück kaum fassen, als sie<br />

sich bei der Bewerbung um die ersten beiden<br />

Prakti kumsplätze, die die Non-Profit-Organi<br />

sation B360 organisierte, gegen zahlreiche<br />

Kommi litonen durchgesetzt hatten. Eine<br />

Chance, die man in Namibia nur einmal im<br />

Leben bekommt. Die erforderten Voraussetzungen<br />

erfüllten sie beide: beste Schulnoten,<br />

eine stabile Persönlichkeit, die den «Kulturschock»<br />

verkraften kann, den Willen, in den<br />

drei Monaten möglichst viel zu lernen, und<br />

die Bereitschaft, das erworbene Know-how<br />

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<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 47<br />

02<br />

Fotos: Barbara Graf Horka<br />

01 Nancee de Koe (links)<br />

und Selma Haludilu<br />

(rechts) auf dem<br />

Kalanderplatz im Sihlcity<br />

Zürich. Das Praktikum<br />

bei der Credit Suisse<br />

öffnet den beiden Afrikanerinnen<br />

zu Hause<br />

viele Türen.<br />

02 «In den ersten Tagen<br />

war Selma sehr<br />

schüchtern»: Selma<br />

mit ihrem Vor gesetzten<br />

Daniel Gasser.<br />

<strong>03</strong> «Das Praktikum zeigte<br />

mir, was wirklich in<br />

mir steckt»: Nancee<br />

mit ihrem Vorgesetzten<br />

Dominic Züfle.<br />

Fachwissen für Entwicklungsländer<br />

Ziel der 2009 von Sabina Balmer gegründeten Non-Profi t-Organisation B360 education<br />

partnerships ist es, einen Beitrag an den Auf- und Ausbau von Fachwissen im höheren<br />

Bildungswesen im südlichen Afrika zu leisten. Das Projekt appelliert deshalb an Firmen<br />

und Experten, Fachwissen und Arbeitserfahrung mit Universitäten und Hochschulen<br />

eines Entwicklungslandes zu teilen. Damit sollen Studierende nach dem Studium bessere<br />

Chancen auf eine Anstellung haben oder selbst einen kleinen Betrieb gründen können.<br />

In den knapp zwei Jahren seit der Gründung konnte B360 education partnerships dem<br />

Polytechnic of Namibia (Windhoek) insgesamt 21 Expertinnen und Experten als freiwillige<br />

Gastdozierende vermitteln.<br />

Die Credit Suisse Foundation hat Mittel für eine dreijährige Partnerschaft mit B360<br />

gesprochen und unterstützt damit den dreiwöchigen Einsatz von Experten als Gastdozenten<br />

an der Polytechnic in Namibia oder an der University of Zambia in Lusaka.<br />

Ein weiterer Meilenstein für B360 ist, dass Anfang 20<strong>11</strong> erstmals zwei Studierende<br />

aus Namibia ein dreimonatiges Praktikum bei der Credit Suisse Asset Management<br />

in Zürich absolvieren konnten.<br />

Mehr Informationen zu B360 unter:<br />

www.b360-education-partnerships.org/pages/d/d<br />

e/home.php<br />

<strong>03</strong><br />

zurück in die Heimat zu tragen. Dennoch ein<br />

grosser Schritt. Die jungen Frauen hatten<br />

ihr Land noch nie zuvor verlassen. Und dann<br />

führte sie der erste Flug gleich in die Schweiz,<br />

ins Herz Europas. «Als wir unseren Freunden<br />

die Neuigkeit erzählten, spürten wir auch<br />

Neid, die meisten waren allerdings sehr stolz<br />

auf uns und haben sich mit uns gefreut.»<br />

Mehr als Banken und Berge<br />

Die ersten Eindrücke von der Schweiz übertrafen<br />

dann die üblichen Klischees bei Weitem.<br />

Die Hände der jungen Afrikanerinnen<br />

hatten noch nie Schnee berührt, ihre Lungen<br />

noch nie Winterluft geatmet. «Ich habe versucht,<br />

mir Kälte vorzustellen, doch als wir im<br />

Februar 20<strong>11</strong> hier ankamen, war es kälter als<br />

kalt», sagt Nancee. Der gefrorene Sihlsee<br />

hinterliess einen tiefen Eindruck: «Ich traute<br />

der Eisfläche nicht so richtig und hatte Angst,<br />

dass sie einbrechen könnte.» Selmas grösste<br />

Überraschung stammt hingegen aus einer<br />

ganz anderen Ecke: «Das Verrückteste hier<br />

sind die Robidog-Säcklein. Eine solche Erfindung<br />

würde uns in Namibia nie einfallen.»<br />

Einstimmig bewundern sie die allgegenwärtige<br />

Sauberkeit und Ordnung, den bestens<br />

organisierten und strukturierten Be rufsalltag<br />

sowie den öffentlichen Verkehr. «Auf<br />

den ersten Blick ist die Schweiz wie ein Märchenland.<br />

Hier gibt es keinen Abfall auf der<br />

Strasse, keine Bettler, in fünf Stunden kann<br />

ich mit dem Zug von Zürich nach Paris fahren<br />

und ihr Schweizer seid so pünktlich und gut<br />

organisiert. In Afrika funktioniert alles ganz<br />

anders. Wir leben von Tag zu Tag. In Zürich<br />

wissen die Leute schon Anfang Jahr, was sie<br />

im Dezember machen werden.<br />

Und auf den zweiten Blick? «Die Schweiz<br />

ist total überbevölkert. Namibia ist doppelt so<br />

gross wie Deutschland, doch es leben dort<br />

nur zwei Millionen Menschen», erklärt Selma<br />

und Nancee ergänzt: «Hier rennen alle, die<br />

Frauen sogar in High Heels. Niemand scheint<br />

Zeit zu haben. Die Leute essen im Gehen.<br />

Das habe ich noch nie gesehen. Im Zug liest<br />

man entweder Zeitung oder hört Musik.<br />

Wenn man in Afrika in einen Bus steigt, reden<br />

alle miteinander.»<br />

Rasante Entwicklung<br />

Der Gang zur Arbeit fiel Nancee zu Beginn<br />

nicht leicht: «In Namibia war ich nie allein<br />

unterwegs. In der Schweiz ging ich Anfang<br />

Februar allein im Dunkeln zur Arbeit und<br />

kehrte im Dunkeln wieder zurück. Dabei hatte<br />

ich ein ziemlich mulmiges Gefühl, doch ich<br />

lernte, damit umzugehen.» Auch der Schritt<br />

von der univer sitären Theorie in die Praxis<br />

der Arbeitswelt verlangte Mut. Daniel Gasser,<br />

Vorgesetzter von Selma, erinnert sich: «In<br />

den ersten Tagen war Selma sehr schüchtern,<br />

man musste auf sie zugehen. Doch schon<br />

bald kamen die Fragen von allein, sie organisierte<br />

sich selbst und es war schön zu erleben,<br />

wie schnell sie Fortschritte machte.»<br />

Durch die freundliche und wohlwollende<br />

Unterstützung ihrer Teamkollegen konnten<br />

die jungen Praktikantinnen sich rasch integrieren.<br />

Der grosse Eifer, die rasche Auffassungsgabe<br />

und das fröhliche Naturell der<br />

beiden stellten für alle Beteiligten eine willkommene<br />

Abwechslung dar. Dazu die Mentorin<br />

von Nancee, Manuela van der Willik:<br />

«Ich hätte nicht gedacht, dass in so kurzer<br />

Zeit so viele positive Entwicklungen möglich<br />

sind. Nancee zu betreuen, hat mir extrem viel<br />

Freude bereitet. Ich werde sie vermissen.»<br />

Über die erzielten Fortschritte staunt Nancee<br />

selbst am meisten: «Meine Computerkenntnisse<br />

waren eher dürftig. Jetzt beherrsche<br />

ich die wichtigsten Programme. Ich verstehe<br />

nun auch, wie die Vermögensverwaltung<br />

funktioniert, bekam Einblick in Bereiche wie<br />

Immobilien, Aktien oder die Nachrichtenagentur<br />

Bloomberg, ich lernte, die verschiedenen<br />

Arbeitsabläufe effizient umzusetzen<br />

und Verantwortung zu übernehmen, plante<br />

Telefonkonferenzen, organisierte Räumlichkeiten<br />

und erhielt ein Kommunikations- ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


48 Credit Suisse<br />

04<br />

05<br />

04 Der gefrorene Sihlsee<br />

hinterliess einen<br />

bleibenden Eindruck.<br />

05 «In Afrika funktioniert<br />

alles ganz anders.»<br />

Blick auf Windhoek,<br />

Hauptstadt von<br />

Namibia.<br />

<br />

training.» Das Praktikum sei zu Hause ganz<br />

klar ein Türöffner, betont Selma und ergänzt:<br />

«Die Arbeitslosigkeit in Namibia ist leider sehr<br />

hoch. Ich bin jedoch überzeugt, dass dieses<br />

Praktikum nun den Grundstein für eine<br />

erfolg reiche Karriere legt.»<br />

Home sweet home<br />

Praktisches Fachwissen aus der Arbeitswelt<br />

ist die eine, der persönliche Reife prozess die<br />

andere zentrale Erfahrung, die Selma und<br />

Nancee mitnehmen werden.<br />

«Erst wenn du von zu Hause weg bist,<br />

weisst du, wer du wirklich bist», erklärt Selma<br />

und fügt hinzu: «Ich wusste vorher nicht,<br />

wie es ist, nur mit mir selbst beschäftigt zu<br />

sein. Seit der achten Klasse war ich immer<br />

mit denselben Leuten zusammen und wir<br />

haben immer dieselben Dinge unternommen.<br />

In der Schweiz hatte ich plötzlich viel Zeit<br />

für mich allein und merkte: Hey, das ist ja<br />

gar nicht langweilig!» Bei Nancee ist vor<br />

allem das Selbstvertrauen gewachsen: «Ich<br />

hatte Angst, allein zu reisen. Nun habe ich<br />

auf eigene Faust Paris und Barcelona erkundigt.<br />

Das Praktikum zeigte mir, was wirklich<br />

in mir steckt.»<br />

Und wo sehen sich die beiden in zehn Jahren?<br />

Nancee will ihre akademische Laufbahn<br />

bis zum Master fortsetzen und dann einen<br />

Beruf im Finanzwesen ergreifen. «Zufriedenheit<br />

und Erfolg im Beruf sind mir wichtig. Ich<br />

will etwas erreichen in meinem Leben. Und<br />

ich will Namibia vorwärtsbringen.» Selma<br />

dagegen wäre auch mit dem Bachelor zufrieden:<br />

«Das Praktikum hat mich richtig<br />

durstig auf die Arbeitswelt gemacht. Da will<br />

ich hin. In zehn Jahren bin ich eine erfolg-<br />

reiche Bank angestellte, verheiratet und<br />

habe Kinder.» Doch vorerst freuen sich die<br />

beiden einfach nur auf zu Hause: «So eindrücklich<br />

die Schweiz auch ist, Afrika ist<br />

unsere Heimat.»<br />

Sehen Sie sich den dazugehörigen Videobericht<br />

auf dem Youtube-Kanal der Credit Suisse<br />

an unter<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 49<br />

Corporate Volunteering<br />

Vom Easy Rider<br />

zum Love Rider<br />

Text: Schirin Razavi<br />

Am Love Ride Switzerland erleben Tausende von Menschen<br />

Jahr für Jahr einen unvergesslichen Tag mit einer grossen<br />

Ausfahrt. Die Volunteers der Credit Suisse helfen seit 2008<br />

tatkräftig an dieser Benefizveranstaltung mit.<br />

Fotos: Walter Bieri, Keystone | Yann Arthus-Bertrand, Corbis | Love Ride<br />

Es ist sechs Uhr morgens am Sonntag,<br />

8. Mai 20<strong>11</strong>. Und die Vorbereitungen<br />

für den 19. Love Ride<br />

Switzerland sind in der hektischen<br />

Endphase. Auf dem ganzen Gelände des<br />

ehemaligen Militärflugplatzes herrscht reges<br />

Treiben. Die Helfer kommen zusammen und<br />

bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Am Ende<br />

des Tages wird der 19. Love Ride Switzerland<br />

<strong>11</strong> 700 Besucher mit 8100 Motorrädern zählen,<br />

die verpflegt und unterhalten sein wollen.<br />

Es ist der Beteiligung von rund 450 ehrenamtlichen<br />

Helfern und Bikern zu verdanken,<br />

dass der diesjährige Love Ride als neuer<br />

Rekord bezeichnet werden kann. 282 körperlich<br />

und geistig beeinträchtigte Menschen<br />

erhalten die Möglichkeit, auf Trikes oder im<br />

Seitenwagen an der Ausfahrt teilzunehmen.<br />

Zum Gelingen dieses speziellen Anlasses<br />

tragen auch Freiwillige der Credit Suisse bei.<br />

49 Mitarbeitende sind während dreier Tage<br />

sowohl am Auf- und Abbau wie auch an der<br />

Regelung des Ver kehrsdienstes beteiligt. Die<br />

Gelegenheit, sich an diesem Event zu engagieren,<br />

wird positiv bewertet: «Nicht nur der<br />

Gedanke, etwas Gutes zu tun, gibt mir ein<br />

tolles Gefühl, es ist auch spannend, Mitarbeitende<br />

anderer Geschäftsstellen kennenzulernen»,<br />

sagt Jasmin Roth, ein Volunteer<br />

der Credit Suisse, und trifft damit den Grundtenor<br />

aller freiwilligen Helfer.<br />

Bereits um 7.30 Uhr, eine halbe Stunde<br />

vor Beginn des offiziellen Einlasses, ertönt<br />

das laute Brummen und Knattern der schweren<br />

Maschinen, wobei keineswegs nur Harleys<br />

willkommen sind. Doch sind sie sicher<br />

in der Mehrzahl. Aufgrund des grossen Anklangs<br />

der Veranstaltung ist die Zahl der<br />

teilnehmenden Motorräder auf der Ausfahrt<br />

auf 5000 beschränkt worden. Das hänge<br />

Produktive Zusammenarbeit<br />

aber nicht nur mit polizeilichen Anordnungen<br />

zusammen, wie Fritz Wagner, Vize-Chairman<br />

des Love Ride, erläutert: «Für uns als Amateurverein<br />

geht es nicht darum, den Anlass<br />

grösser zu machen, denn dies hätte zur Folge,<br />

dass der Love Ride unpersönlich und<br />

der gute Zweck in den Hintergrund treten<br />

würde.»<br />

Die Idee der Veranstaltung entstammte<br />

dem US Love Ride, der seit 1984 jährlich in<br />

Glendale, Los Angeles, zugunsten der Organisation<br />

MDA (Muscular Dystrophy Association)<br />

stattfindet. Doch laut Wagner ist in den<br />

Staaten der Grundgedanke des Love Ride<br />

bis zu einem gewissen Grad zur Nebensächlichkeit<br />

verkommen. Im Vordergrund stehen<br />

für zahlreiche Besucher nicht mehr der karitative<br />

Zweck und die Sensibilisierung für die<br />

Thematik, sondern die namhaften musikalischen<br />

Interpreten, die am US Love Ride auftreten.<br />

König der Strassen<br />

Die Motoren brummen<br />

an diesem Tag ausschliesslich<br />

für den guten Zweck.<br />

Der Blick durch das Publikum lässt nicht nur<br />

Altersunterschiede erkennen, auch das Erscheinungsbild<br />

der Besucher ist vielfältig. Die<br />

Ansammlung verschiedenster Menschen<br />

lässt sich auf die unterschiedlichen Rahmenprogramme<br />

des Anlasses zurückführen, denn<br />

nebst dem Ride tragen musikalische Einlagen,<br />

eine Motorradausstellung und weitere Attraktionen<br />

zum Gelingen des Tages bei.<br />

Trotz diesen Extras bleibt die Rundfahrt<br />

das Zugpferd des Tages. 282 «Passagiere»<br />

mit Behinderung sowie 5000 Motorradfahrer<br />

erleben unter besten Wetterbedin gungen<br />

eine Ausfahrt durch das Zürcher Unterland.<br />

Doch es ist nicht nur das prächtige Land- ><br />

Das Corporate Volunteering ist seit 2008 ein Bestandteil des sozialen Engagements<br />

der Credit Suisse. Die Bank stellt ihren Mitarbeitenden mindestens<br />

einen Tag pro Jahr für einen Freiwilligeneinsatz zur Verfügung. Diese Einsätze<br />

werden zusammen mit 13 nationalen Partnerorganisationen und über 40 regionalen<br />

NPO organisiert und durchgeführt.<br />

Die Partnerschaft mit dem Love Ride existiert seit 2008. Den diesjährigen<br />

Love Ride unterstützten 49 Mitarbeitende der Credit Suisse an 3 Tagen und<br />

engagierten sich so gemeinsam etwa 500 Stunden für die Benefizveranstaltung.<br />

Insgesamt haben sich seit Bestehen der Partnerschaft rund 150 Volunteers<br />

circa 2000 Stunden am Love Ride beteiligt.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


50 Credit Suisse<br />

schaftsbild, das Bikern wie auch Beifahrern<br />

ein spezielles Gefühl vermittelt. Es<br />

sind die Tausenden von Zuschauern, die<br />

dem Love Ride etwas Besonderes verleihen.<br />

Einer der zahlreichen Motorradfahrer<br />

beschreibt das Erlebnis wie folgt:<br />

«Es macht Freude zu sehen, wie viel<br />

Spass meine Begleitperson hat. Die Menschen,<br />

die am Strassenrand stehen, uns<br />

zujubeln und zuwinken, geben mir für<br />

einen Moment das Gefühl, der King der<br />

Strasse zu sein.»<br />

Credit Suisse Americas Foundation<br />

Text: Robert Cordero, Tracy Turner<br />

Chance auf Einblick<br />

in die Finanzwelt<br />

Mit Hilfe eines Einführungsseminars in das Finanzwesen unterstrich<br />

die Credit Suisse in Zusammenarbeit mit der Organisation<br />

New York Cares die Bedeutung von Partnerschaften zwischen<br />

dem Finanz- und dem Freiwilligensektor.<br />

Bewusstsein und Bereitschaft<br />

Auch wenn der Spass an diesem Tag im<br />

Vordergrund steht, sollte nicht vergessen<br />

werden, dass die Veranstaltung keineswegs<br />

nur durch das Sammeln von Spenden<br />

eine Wirkung erzielt. Der Love Ride kann<br />

auch zur Sensibilisierung des gesellschaftlichen<br />

Bewusstseins gegenüber Menschen<br />

mit Behinderungen beitragen. Dazu sagt<br />

die Mutter eines muskelkranken Jungen:<br />

«Früher musste man zu Hause bleiben und<br />

sein Kind verstecken. Menschen, die nicht<br />

als ‹normal› angesehen wurden, waren in<br />

der Gesellschaft unerwünscht.»<br />

Diesem Anliegen misst auch die Organisation<br />

des Love Ride einen hohen Stellenwert<br />

bei. Der diesjährige Reinerlös von<br />

einer halben Million Franken soll, wie schon<br />

in den Jahren zuvor, die Integration der Betroffenen<br />

in das gesellschaftliche Leben<br />

fördern. In diesem Sinne wird das Geld zu<br />

einem Grossteil an Projekte verteilt, die<br />

dazu dienen, die Mobilität und die Le bensfreude<br />

der Leidtragenden zu erhöhen.<br />

Eine Betroffene hat einen besonderen<br />

Wunsch für die Zukunft: «Für uns ist der<br />

Love Ride ein Event, an dem wir uns normal<br />

fühlen, da man normal behandelt wird.<br />

Dieser Anlass sensibilisiert die Gesellschaft<br />

und es wäre toll, wenn die Hilfsbereitschaft,<br />

die uns an diesem Tag entgegengebracht<br />

wird, länger anhalten<br />

würde.»<br />

Einen Videobericht über den Love Ride fi nden<br />

Sie unter<br />

www.credit-suisse.com/loveride<br />

01<br />

01 Eine Schülerin der Bronx<br />

High School of Law and<br />

Finance wird von einer<br />

freiwilligen Helferin durch<br />

die Büros der Credit Suisse<br />

geführt.<br />

Aufbauend auf der erfolgreichen<br />

Partnerschaft mit New<br />

York Cares − der grössten<br />

Freiwilligenorganisation der<br />

Stadt − lud die Credit Suisse<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

der Bronx High School of Law and Finance<br />

zu einem Einführungsseminar in das Finanzwesen<br />

in ihre Büros am Madison Square<br />

Park in Manhattan ein. Sie bot ihnen so<br />

einen faszinierenden Einblick in die Tätigkeit<br />

eines globalen Finanzdienstleisters.<br />

Ein Blick hinter die Kulissen<br />

Das Einführungsseminar wurde von Freiwilligen<br />

der Credit Suisse und New York Cares<br />

ins Leben gerufen. Es soll einheimischen<br />

Schülern mit beschränkten Vorkenntnissen<br />

der Branche zeigen, wie es ist, für einen globalen<br />

Finanzdienstleister zu arbeiten, und<br />

sie ermuntern, eine Karriere im Finanzsektor<br />

in Betracht zu ziehen. «Dies ist eine Chance,<br />

die sich den meisten nie bietet», erklärt Jeremy<br />

Davis, Manager of Corporate Services<br />

bei New York Cares. Davis hebt insbesondere<br />

den pädagogischen Wert einer solchen<br />

praktischen Erfahrung hervor: «Anderenfalls<br />

würden die Schüler das gleiche Projekt im<br />

Klassenzimmer bearbeiten, in dem sie jeden<br />

Tag sitzen.»<br />

Harte Arbeit zahlt sich aus<br />

Das Seminar begann mit einer Präsentation<br />

von James Walker, Head of America’s Investment<br />

Banking Operations bei der Credit<br />

Suisse, der die Teilnehmenden begrüsste<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 51<br />

Fotos: Robert Cordero<br />

und verschiedene Themen erörterte, darunter<br />

die breit gefächerten Aufgaben seiner Tätigkeit<br />

bei der Bank. Er sprach vor den Schülern<br />

auch über seinen eigenen Karriere -<br />

weg und seine Erfahrungen: «Wenn ihr hart<br />

arbeitet, wird es sich für euch auszahlen.»<br />

Laut Jeremy Davis von New York Cares ist<br />

es diese Mitwirkung von Führungskräften,<br />

welche die Erfahrung für die jungen Menschen<br />

umso wertvoller macht und das reale<br />

Engagement der Bank unterstreicht, die Gemeinden,<br />

in denen ihre Mitarbeitenden leben<br />

und arbeiten, zu unterstützen.<br />

Eine Kultur der Vielfalt und Chancen<br />

Im Laufe des Tages lernten die Teilnehmenden<br />

nicht nur die Karrierechancen kennen,<br />

die sich innerhalb der Finanzbranche bieten,<br />

sondern erfuhren auch, was es braucht, um<br />

an die Spitze zu gelangen. Gleichzeitig spiegelte<br />

die Veranstaltung die kulturelle Vielfalt<br />

wider, die zu den Markenzeichen der Credit<br />

Suisse gehört, sowie die zahlreichen Möglichkeiten,<br />

die sich jungen Menschen ungeachtet<br />

ihrer Herkunft bieten. Der Schüler Trevor<br />

Pascall betonte, dass die persönlichen Geschichten<br />

der Mitarbeitenden über Fleiss<br />

und Karrierevorbereitungen ein weiterer Beweis<br />

dafür seien, dass man es mit harter<br />

Arbeit weit bringen könne im Leben. Durch<br />

das am Seminar Gehörte fühlt er sich daher<br />

hoch motiviert. Im Anschluss an die Präsentation<br />

hatten die Schüler Gelegenheit, die<br />

Büros und verschiedene Einrichtungen für<br />

das Personal der Credit Suisse zusammen<br />

mit freiwilligen Helfern des Geschäftsbereichs<br />

Operations zu besichtigen.<br />

Freiwillige der Credit Suisse helfen<br />

02 Im Gespräch mit den<br />

Mitarbeitenden erfahren<br />

die Teilnehmenden<br />

vieles über den Alltag<br />

in der Finanzwelt.<br />

<strong>03</strong> «Es gibt keine<br />

dummen Fragen.»<br />

Die Freiwilligen<br />

stehen den <strong>Jugend</strong>lichen<br />

Rede und<br />

Antwort.<br />

Aufbau langfristiger Beziehungen<br />

Das Einführungsseminar ist nur eine von<br />

mehreren Projekten, welche die Credit<br />

Suisse zusammen mit New York Cares realisiert.<br />

2010 arbeiteten die beiden Organisationen<br />

bei rund 37 Projekten zusammen, die<br />

sich aufgrund ihrer interaktiven und persönlichen<br />

Ausgestaltung für die Schüler als besonders<br />

nützlich erwiesen. Gleichzeitig böten<br />

Anlässe wie dieses Seminar den Freiwilligen<br />

die Möglichkeit, aus ihrem Alltag herauszutreten<br />

und mit ihren eigenen Fähig keiten und<br />

Die Credit Suisse Americas Foundation bietet Mitarbeitenden die Möglichkeit, für führende<br />

gemeinnützige Organisationen mit entsprechendem Bedarf Freiwilligenarbeit zu leisten.<br />

Seit mehr als zehn Jahren ist New York Cares ein wichtiger Partner bei diesen Bemühungen.<br />

Allein im letzten Jahr leisteten 900 Mitarbeitende der Credit Suisse in Partnerschaft mit<br />

New York Cares über 3100 Stunden Freiwilligenarbeit. Die Schülerinnen und Schüler, die<br />

das Einführungsseminar in das Finanzwesen absolvierten, sind nur ein kleiner Teil der über<br />

1470 Kinder, die von den Mitarbeitenden im Rahmen von gemeinsam mit New York Cares<br />

koordinierten Projekten betreut wurden.<br />

New York Cares<br />

New York Cares, Ende der 1980er-Jahre gegründet, ist heute die grösste Freiwil ligenorganisation<br />

der Stadt und realisiert in Zusammenarbeit mit verschiedensten Partnerorganisationen<br />

Projekte für rund 1200 gemeinnützige Organi sationen, Hilfswerke und<br />

Schulen in New York. Ihr Ziel ist es, verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger zu<br />

vereinen und ihnen die Möglichkeit zu geben, bedürftigen Menschen zu helfen und<br />

das Leben in New York durch Freiwilligenarbeit und kreative Spenden zu verbessern.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, rekrutiert, schult und beschäftigt New York Cares<br />

Freiwilligengruppen, die etwas bewirken können. Mehr als 53 000 Personen investieren<br />

jedes Jahr Zeit und Energie in Projekte von New York Cares. Das von New York Cares<br />

entwickelte Modell hat sich als so erfolgreich erwiesen, dass daraus eine landesweite<br />

Bewegung entstanden ist: Mehr als 370 Freiwilligenorganisationen – vereint unter<br />

dem Dach des Hands On Network / Points of Light Institute – haben diesen einzigartigen<br />

Ansatz gemeinnütziger Arbeit übernommen.<br />

<strong>03</strong><br />

fundierten Kenntnissen des Unternehmens<br />

die Schülerinnen und Schüler zu motivieren<br />

und zu ermuntern, erklärt Jeremy Davis von<br />

New York Cares. Dieser Meinung ist auch<br />

Ann Hausler, eine Freiwillige der Credit Suisse<br />

aus dem Bereich Operations, Risk and Control:<br />

«Wir werden oft per E-Mail zur Freiwilligenarbeit<br />

innerhalb oder ausserhalb der<br />

Bank eingeladen. Es gibt zahlreiche Veranstaltungen,<br />

an denen man mitwirken kann»,<br />

sagt Hausler. Sie ist überzeugt, dass die<br />

Schüler von dieser neuartigen Erfahrung<br />

profitieren und die Freiwilligen ihr Wissen<br />

gerne an junge Menschen weitergeben. Ausserdem<br />

können Mentoren und Schüler auf<br />

diesem Weg Beziehungen knüpfen und über<br />

verschiedenste Themen diskutieren – von finanziellen<br />

Angelegenheiten bis hin zur Frage,<br />

welche Universität am besten geeignet ist.<br />

Yolanda Perez Wilson, die ebenfalls im Bereich<br />

Operations arbeitet, ist eine von vielen<br />

Freiwilligen, die enge Beziehungen zu<br />

den jungen New Yorkern aufgebaut haben:<br />

«Es wäre grossartig, wenn diese kameradschaftlichen<br />

Beziehungen aufrechterhalten<br />

werden könnten.»<br />

Die Schüler der Bronx High School of Law<br />

and Finance betonten übereinstimmend,<br />

das Einführungsseminar in das Finanzwesen<br />

sei eine inspirierende und sehr aufschlussreiche<br />

Veranstaltung gewesen, die ihnen<br />

einen Einblick in ihre künftigen beruflichen<br />

Möglichkeiten vermittelt habe.<br />

02<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


52 Credit Suisse<br />

<strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeitsinitiative<br />

Kein Abschluss<br />

ohne Anschluss<br />

Nur wenige kennen sie, obschon sie für <strong>Jugend</strong>liche eine grosse<br />

Chance bietet: die zweijährige berufliche Grundausbildung mit<br />

eidgenössischem Berufsattest (EBA). Das Netzwerk EBA will<br />

der Ausbildung zu mehr Bekanntheit verhelfen und hilft praktisch<br />

begabten <strong>Jugend</strong>lichen, Tritt in der Berufswelt zu fassen.<br />

Text: Oliver Demont<br />

Wenn Stephan Käser und Antigona<br />

Sinani am Tisch in den<br />

Räumen des Lernwerks sitzen,<br />

dann ist das für die beiden<br />

jungen Erwachsenen auch immer eine Art<br />

Heimkehr. Heimkehr an den Ort, an dem<br />

sie in ihrer zweijährigen Grundausbildung<br />

umsichtig betreut wurden und wo sie auch<br />

nach dem Abschluss des EBA auf Unterstützung<br />

zählen können, bis sie in der Berufswelt<br />

Tritt gefasst haben.<br />

Der Lernwerk-Lehrbetriebsverbund für<br />

Attestausbildungen im Kanton Aargau bildet<br />

zusammen mit vier weiteren Lehrverbunden<br />

aus verschiedenen Kantonen das Netzwerk<br />

EBA. Dieses hat zum Ziel, die Bekanntheit<br />

der EBA-Ausbildung in der Öffentlichkeit zu<br />

steigern und Betriebe zu motivieren, <strong>Jugend</strong>liche<br />

zu «Junior-Fachkräf ten» auszubilden.<br />

Stephan und Antigona absolvieren beide<br />

ihre Ausbildungen in privatwirtschaftlichen<br />

Betrieben, die dem Lernwerk-Lehrbetriebsverbund<br />

angeschlossen sind. Dieser entlastet<br />

die Betriebe in allen administrativen Belangen,<br />

die ein Lernender verursacht. Weiter<br />

beschäftigt der Verbund Betreuer, die<br />

sich um all die kleinen und grossen Sorgen<br />

der <strong>Jugend</strong>lichen kümmern. «Die EBA-Ausbildung<br />

wird von ganz normalen, praktisch<br />

begabten <strong>Jugend</strong>lichen absolviert. Dabei<br />

sind die <strong>Jugend</strong>lichen zwar an einem bestimmten<br />

Beruf interessiert, sie erfüllen aber<br />

die schulischen Leistungen für eine dreijährige<br />

Berufslehre nicht ganz», wie Marianne<br />

Maurer, Geschäftsstellenleiterin vom Lernwerk-Lehrbetriebsverbund,<br />

sagt.<br />

Fachliche und emotionale Unterstützung<br />

01 Marianne Maurer,<br />

Geschäftsstellenleiterin<br />

vom Lernwerk-<br />

Lehr betriebsverbund,<br />

ist überzeugt vom<br />

Nutzen der praxisorientierten<br />

Attestausbildung<br />

für <strong>Jugend</strong>liche.<br />

01<br />

Anzeige<br />

Bei Stephan waren es nicht ausschliesslich<br />

schulische Gründe, die ihn eine Attestlehre<br />

absolvieren liessen. Wenn Stephan sich an<br />

seine Oberstufenschulzeit erinnert, denkt<br />

er an Mobbing durch Mitschüler, an private<br />

Probleme – an seine unglaubliche Wut und<br />

Hilflosigkeit, die er in dieser Situation verspürt<br />

hat. «Irgendwann wurde mir alles zu<br />

viel.» Stephan kam in eine sozialpädagogische<br />

Einrichtung. Dort erfuhr er Stabilität<br />

und Anerkennung. In dieser Zeit schloss er<br />

dann auch die Realschule ab und startete<br />

nach einer abgebrochenen Lehre mit seiner<br />

Ausbildung zum Küchenangestellten EBA<br />

im Regionalen Pflegezentrum in Baden.<br />

Blickt er heute auf seine zwei Ausbildungsjahre<br />

zurück, sagt Stephan: «Nebst Pünktlichkeit<br />

und Zuverlässigkeit lernte ich, offen<br />

auf Leute zuzugehen und dabei trotzdem die<br />

korrekte Distanz zu wahren.» Dann schwärmt<br />

er von seinem Chef und davon, dass dieser<br />

immer fürsorglich und zugleich streng war.<br />

Dennoch konnte ihm sein Chef, trotz grosser<br />

Zufriedenheit mit seinen Leistungen, keine<br />

feste Anstellung anbieten. Und so ist Stephan<br />

heute, ausgerüstet mit einem eidgenössischen<br />

Berufsattest, auf der Suche nach einer<br />

Anstellung und lässt Bewerbungs schreiben<br />

um Bewerbungsschreiben raus. Steigt in<br />

dieser Situation bei Stephan der Frustpegel<br />

und plagen ihn Selbstzweifel, dann kann er<br />

auf seinen Betreuer im Lernwerk zählen.<br />

Neben der emotionalen Unterstützung hilft<br />

ihm dieser auch, Schreibfehler in den Bewerbungsunterlagen<br />

auszumerzen, und gibt ihm<br />

Tipps für Bewerbungsgespräche. «Wir besprechen<br />

den Ablauf eines Vorstellungsgesprächs,<br />

diskutieren mein Auftreten, solche<br />

Sachen halt», erklärt Stephan.<br />

Das Problem: mangelnde Bekanntheit<br />

Was Stephan bereits hinter sich hat, steht<br />

Antigona Sinani noch bevor: Sie muss ihr<br />

Berufsattest erst erwerben. Hat sie dieses<br />

Fotos: Martin Stollenwerk<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 53<br />

02<br />

Die Initiative «Gemeinsam gegen die <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit»<br />

02 Stephan Käser, 22 Jahre,<br />

ist im Besitz des Berufsattests<br />

als Küchenangestellter<br />

EBA und<br />

auf der Suche nach einer<br />

An stellung.<br />

<strong>03</strong> Die 18-jährige Antigona<br />

Sinani steht kurz vor<br />

Abschluss ihrer zweijährigen<br />

beruflichen Grundausbildung<br />

als Büroassistentin<br />

EBA.<br />

Als Beitrag zur langfristigen Förderung des Bildungs- und Werkplatzes Schweiz<br />

engagiert sich die Credit Suisse für die Verbesserung der Berufschancen von <strong>Jugend</strong>lichen.<br />

Im Rahmen der Initiative «Gemeinsam gegen die <strong>Jugend</strong>arbeits losigkeit»<br />

stellt sie 30 Millionen Franken bereit. Dabei arbeitet sie in den nächsten drei bis fünf<br />

Jahren mit sieben kompetenten Partnern zusammen – einer davon ist das Netzwerk EBA.<br />

www.credit-suisse.com/citizenship/de/jugendarbeitslosigkeit.jsp/jugendarbeitslosigkeit.jsp<br />

Das Netzwerk EBA<br />

Fünf regional verankerte Non-Profi t- Organisationen und Spezialisten der Berufsintegration<br />

bringen ihre Erfahrungen als Lehrbetriebsverbünde zusammen, um<br />

Attest lehrstellen zu schaffen und <strong>Jugend</strong>liche beim Übergang von der beruflichen<br />

Grundbildung in ein reguläres Arbeitsverhältnis gezielt zu begleiten. Bis 2013 sollen<br />

gesamtschweizerisch bis 300 EBA-Lehrabgängerinnen und -abgänger von indi vidueller<br />

Bewerbungsunterstützung und zielgerichtetem Jobcoaching profi tieren können.<br />

Initianten vom Netzwerk EBA sind der Verein Lernwerk in Turgi/Vogelsang (AG),<br />

Overall in Basel (BS/BL), fribap in Düdingen (FR), die Stiftung Chance in Schlieren (ZH)<br />

und das Bildungsnetz Zug (ZG/Zentralschweiz).<br />

www.lernwerk.ch, www.overall.ch, www.fribap.ch, www.chance.ch,<br />

www.bildungsnetzzug.ch<br />

<strong>03</strong><br />

in der Tasche, endet für sie auch ihre zweijährige<br />

Ausbildung in einer Firma für Autozubehör<br />

in Gebenstorf. «Vor den Prüfungen<br />

habe ich grosse Angst», gesteht Antigona.<br />

Sie wisse inzwischen, dass ihr mangelndes<br />

Selbstvertrauen ihr wunder Punkt sei, doch<br />

heute habe sie gelernt, nicht gleich auf zugeben<br />

und in schwierigen Situationen auch<br />

mal «durch zu beissen». Und scheitere sie<br />

trotz dem wieder einmal, dann würden die<br />

Leute im Lernwerk sie motivieren. Nach ihrer<br />

Ausbildung möchte Antigona gerne für ein<br />

Jahr nach London, um ihr Englisch zu verbessern.<br />

Doch sie hegt auch andere Pläne:<br />

«Ich möchte weiterlernen und den Abschluss<br />

zur Kauffrau schaffen.» Auch Antigona wird<br />

bei der Umsetzung ihrer Pläne von ihrem<br />

Lernwerk-Betreuer unterstützt. Mit ihm bespricht<br />

sie das Vorgehen und sondiert mögliche<br />

Orte, an denen sie in zwei zusätzlichen<br />

Lehrjahren den erhofften Abschluss zur Kauffrau<br />

machen kann.<br />

Marianne Maurer vom EBA-Netzwerk<br />

zu Antigonas Plänen: «Der Übergang in die<br />

Lehre zur Kauffrau EFZ wird für Antigona<br />

vermutlich nicht ganz einfach. Nicht weil<br />

ihre Leistungen nicht ausreichen würden,<br />

sondern weil die Attestausbildung bei möglichen<br />

Lehrbetrieben zu wenig bekannt ist.»<br />

Was früher als Anlehre oder Bürolehre galt,<br />

ist seit 2004 die vom Bundesamt für Berufsbildung<br />

und Technologie gesamtschweizerisch<br />

anerkannte Grundausbildung mit<br />

Berufsattest, die inzwischen in 38 Berufsfeldern<br />

angeboten wird. «Wir unternehmen<br />

grosse Anstrengungen, um die Akzeptanz<br />

der Attestausbildungen bei den Lehrbetrieben<br />

zu fördern. Und wir werden auch nicht<br />

müde, darauf hinzuweisen, dass die Kompetenzen<br />

der Attestlehrabgänger hoch sind<br />

und diese nach den von den Berufsverbänden<br />

festgelegten Vorgaben einheitlich geprüft<br />

werden», so Maurer. Doch noch immer<br />

hätten viele Betriebe Vorbehalte gegenüber<br />

praktisch begabten <strong>Jugend</strong>lichen – dabei<br />

seien das junge Menschen, die gleich von<br />

Lehrbeginn weg anpacken würden.<br />

Doch wenn Antigona selbstbewusst von<br />

ihren beruflichen Plänen spricht und auch<br />

Stephan nach Dutzenden Bewerbungsschreiben<br />

noch immer zuversichtlich in die Zukunft<br />

schaut, wird deutlich, dass das Netzwerk<br />

EBA bei den <strong>Jugend</strong>lichen ganze Arbeit leistet<br />

– allen Schwierigkeiten zum Trotz.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


54 Credit Suisse<br />

Corporate Volunteering<br />

«Hong Chi»-Schüler<br />

machen Bekanntschaft<br />

mit Rugby<br />

Zwanzig Schülerinnen und Schüler der Hong Chi Association, einer in<br />

Hongkong ansässigen Wohltätigkeitsorganisation, die sich für Menschen<br />

mit geistiger Behinderung einsetzt, machten erste Erfahrungen mit<br />

Rugby. Die Credit Suisse organisierte gemeinsam mit ihrem Partner Hong<br />

Kong Sevens und der Hong Kong Rugby Football Union eine sportliche<br />

Sonderveranstaltung.<br />

Text: Euan McKirdy<br />

Die Begeisterung unter den<br />

20 <strong>Jugend</strong>lichen der Hong<br />

Chi Association kannte keine<br />

Grenzen, als sie beim<br />

Training für die diesjährigen<br />

Hong Kong Sevens, einen<br />

Höhepunkt des asiatischen Sportkalenders,<br />

mit Mitgliedern der englischen Rugbymannschaft<br />

zusammentrafen. Unmittelbar davor<br />

hatten die <strong>Jugend</strong>lichen, begleitet von Freiwilligen<br />

der Credit Suisse, ein eigenes Minitraining<br />

absolviert, um von ausgewiesenen<br />

Trainern der Hong Kong Rugby Football<br />

Union die Grundlagen des Rugbysports zu<br />

erlernen. Eine Woche später besuchten die<br />

Kinder im Hong Kong Stadium das Eröffnungsspiel<br />

der Hong Kong Sevens, als England<br />

zum ersten Kräftemessen mit seinen<br />

Rivalen antrat – die Krönung einer gelungenen<br />

und lehrreichen Einführung in den Sport.<br />

Hong Chi Association<br />

Die vor mehr als 45 Jahren ins Leben gerufene<br />

Hong Chi Association ist eine in Hongkong<br />

ansässige gemeinnützige Organisation,<br />

die Kindern und Erwachsenen mit geistiger<br />

Behinderung eine Vielzahl von Dienstleistungen<br />

anbietet. Die Association will diesen<br />

Menschen durch eine passende Ausbildung<br />

während der Kindheit und adäquate Schulungen<br />

als Erwachsene die Möglichkeit bieten,<br />

ein unabhängiges Leben zu führen und<br />

sich in der Gemeinschaft zu integrieren. Freiwillige<br />

der Credit Suisse unterstützen die<br />

Arbeit der Hong Chi Association tatkräftig,<br />

Fotos: George Waldren | Euan McKirdy<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 55<br />

<strong>03</strong><br />

02<br />

01 Sport ist ein wichtiger<br />

Faktor für die Entwicklung<br />

der Schülerinnen und<br />

Schüler.<br />

02 Die <strong>Jugend</strong>lichen besuchten<br />

im Hong Kong Stadium<br />

das Eröffnungsspiel der<br />

Hong Kong Sevens<br />

mit dem englischen Team.<br />

<strong>03</strong> 20 <strong>Jugend</strong>liche trafen<br />

beim Training auf<br />

Mit glieder der englischen<br />

Rugbymannschaft.<br />

01<br />

indem sie den Schülerinnen und Schülern in<br />

Computerkursen und mit anderen Aktivitäten<br />

unterschiedlichste Fähigkeiten beibringen.<br />

Eine sportliche Chance<br />

Sport ist ein wichtiges Element der Schülerentwicklung,<br />

weshalb dieses spezielle Rugbyprogramm<br />

ein Training umfasste, das den<br />

jungen Besuchern von der Hong Chi Association<br />

Gelegenheit gab, auf einem originalgrossen<br />

Rugbyfeld die Grundlagen des Spiels<br />

kennenzulernen. «Für die <strong>Jugend</strong>lichen ist es<br />

ein tolles Gefühl, sich im Freien auf Rasen<br />

zu tummeln, denn Hongkonger Kindern bietet<br />

sich diese Chance nur selten», erklärte<br />

Stephen Chen von der Credit Suisse, der<br />

die Veranstaltung organisiert hatte. Seine<br />

Kol legin Bridget Choi ergänzte: «Auch für<br />

uns Freiwillige ist es eine grossartige Erfahrung.<br />

Es ist schön, zu sehen, dass die Kinder<br />

solche Aktivitäten geniessen.» Während<br />

eines 45-minütigen Trainings, das mit Sprints<br />

und Dehnungsübungen begann, wurden die<br />

<strong>Jugend</strong> lichen von den Trainern auf die ><br />

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56 Credit Suisse<br />

<br />

7er-Rugby<br />

Der Legende nach ist Rugby bei einem Fussballspiel 1823 in der englischen Stadt<br />

Rugby entstanden. Bei der ursprünglichen Rugby-Variante stehen 15 Spieler auf dem Feld,<br />

bei der in den 1880er-Jahren entstandenen Variante Rugby Sevens sind es 7 Spieler.<br />

Die Spieldauer eines 7er-Rugby-Matchs ist auf zweimal sieben bis zehn Minuten reduziert.<br />

Rugby ist eine der körperlich härtesten Ballsportarten mit rigorosen Regeln. Gespielt<br />

wird mit minimaler Schutzkleidung um einen ovalen Ball, der im gegnerischen Malfeld<br />

abgelegt werden muss, damit Punkte erzielt werden. Ist der Ball im Malfeld abgelegt, was<br />

Versuch (Try) genannt wird, darf die Erhöhung (Conversion) versucht werden, die wei tere<br />

Punkte einbringt: Der Ball wird von der Linie aus, wo er abgelegt wurde, über die Querlatte<br />

des H-förmigen Tors gekickt.<br />

Die Spieler dürfen den Ball tragen, nach vorne treten und rückwärts passen, verboten<br />

sind das Vorwärtspassen und das Werfen. Erlaubt sind das Halten des Gegners (Tackling,<br />

nicht über Schulterhöhe) und das Wegdrücken. Das offene und angeordnete Gedränge<br />

(Scrum), das Paket und die Gasse (Lineout) bezeichnen Standardsituationen des Spiels.<br />

Nach einer Spielunterbrechung findet das angeordnete Gedränge statt als Kampf um<br />

den Ballbesitz, genau wie die Gasse, die nach einem Aus über die Seitenlinie gebildet wird.<br />

Mehr zum 7er-Rugby und zu Rugby in der Schweiz unter<br />

www.irbsevens.com oder www.suisserugby.com<br />

Gasse<br />

Seitenauslinie<br />

66–77 m<br />

100 m<br />

10-m-Linie<br />

Der Hakler (Hooker) wirft einem Mitspieler<br />

in der Gasse den Ball zu. Zum Einwurf<br />

gehören der Sprungwettkampf, kodierte<br />

Anweisungen, Täuschungen und das<br />

Hoch heben des Fängers.<br />

Probe gestellt. Mit Unterstützung der Freiwilligen<br />

der Credit Suisse und des Schulpersonals<br />

hatten sie ein abwechslungsreiches<br />

Programm zusammen umgesetzt, darunter<br />

eine abgewandelte Form der «Reise nach<br />

Jerusalem» mit einem Rugbyball und eine<br />

Stafette in Vierergruppen. «Die Kinder erlebten<br />

eine Einführung in den Rugbysport,<br />

lernten einige Grundlagen des Spiels kennen<br />

und hatten viel Spass dabei», sagte Craig<br />

Wilson, einer der Trainer der Hong Kong<br />

Rugby Football Union, der mit <strong>Jugend</strong>lichen<br />

und anderen Mitgliedern der Öffentlichkeit<br />

arbeitet. «Die Arbeit mit Kindern, die sonst<br />

keine Spielgelegenheit haben, gehört für<br />

diese Betreuer zu den dankbarsten Aufgaben»,<br />

meinte Robbie McRobbie, Head of<br />

Community and Development bei der Hong<br />

22-m-Linie<br />

5,6 m<br />

Angeordnetes Gedränge<br />

Rohe Kraft und Drängeltechnik kommen<br />

hier zum Zug. Die erste Reihe beider Mannschaften<br />

greift Kopf an Kopf an. Der von<br />

auswärts eingerollte Ball wird durch Vorwärtsdrängen<br />

erobert, der Hakler genannte<br />

Spieler versucht, den Ball nach hinten<br />

durchzuschieben.<br />

Kong Rugby Football Union. «Rugby ist in<br />

Hongkong auf dem Vormarsch. Wir verankern<br />

den Sport auf lokaler Ebene.»<br />

Wie im Bilderbuch<br />

6,4 m<br />

Gassenlinie<br />

Malfeldauslinie<br />

5-m-Linie<br />

Mallinie<br />

Mittellinie<br />

Müde, aber glücklich warteten die 20 <strong>Jugend</strong>lichen<br />

nach dem Training auf die englische<br />

Rugbymannschaft. Mit sichtlicher Bewunderung<br />

für die Rugbystars posierten die<br />

Kinder beim gemeinsamen Fototermin. «Es ist<br />

fantastisch, die Mannschaft kennenzulernen»,<br />

sagte Alex, ein 20-jähriger Teilnehmer der<br />

Schule. Dieser Meinung war auch die 15-jährige<br />

Crystal: «Ich freue mich riesig, ein Foto<br />

mit den Spielern zu bekommen.» Das Rugbytreffen<br />

ist selbstverständlich eine gegenseitige<br />

Erfahrung. «Wir versuchen, möglichst viel Zeit<br />

mit jungen Menschen zu verbringen», sagte<br />

Englands Trainer Ben Ryan. «Zu Hause engagieren<br />

wir uns in verschiedenen Projekten<br />

und Wohltätigkeitsorganisationen. Das ist<br />

wichtig und etwas, das Profisportler mit<br />

Freude tun sollten. Wer internationale Mannschaften<br />

kennenlernt und sie am Wochenende<br />

spielen sieht, kann sich mit den Spielern<br />

identifi zieren und sich sagen: ‹Die kenne<br />

ich. Denen habe ich beim Training zugeschaut.›<br />

Die Kinder werden einige schöne Geschichten<br />

zu erzählen haben», erklärte Ryan.<br />

Der Kontakt mit den Rugbyspielern hat dem<br />

Rugby-Turnier eine persönlichere Dimension<br />

für die Gruppe verliehen. Von ihrer Schule in<br />

Lai King kommend, trafen sich die <strong>Jugend</strong>lichen<br />

und ihre Helfer von der Hong Chi Association<br />

vor dem Stadioneingang mit den<br />

Freiwilligen der Credit Suisse, um danach<br />

ihre Sitze einzunehmen und die Atmosphäre<br />

voll zu geniessen. «Seit einer Woche haben sie<br />

von nichts anderem geredet», kom mentierte<br />

Lai Peng Chiang, eine Sprach therapeutin,<br />

die die Gruppe begleitete. «Es ist erfreulich,<br />

dass sie mit verschiedenen Sportarten in Kontakt<br />

kommen, denn sie lieben Sport. Auch tut<br />

es ihnen gut, Trainer und andere Leute kennenzulernen<br />

– sie sprechen zwar nur wenig<br />

Englisch, aber sie scheuen sich nicht, ihre<br />

limitierten Kenntnisse anzuwenden», fügte<br />

sie hinzu.<br />

Erfolgreiche Taktik<br />

Als die englische Mannschaft am Freitag zum<br />

ersten Gruppenspiel gegen China auflief,<br />

feuerten die «Hong Chi»-Vertreter ihre neuen<br />

Helden lautstark an. «Die Kinder und auch<br />

die Freiwilligen, von denen einige erstmals<br />

bei den Sevens dabei sind, geniessen die<br />

Atmosphäre wirklich sehr», meinte Ting Yip<br />

Wen, Sportlehrer an der «Hong Chi»-Schule.<br />

England feierte gegen die chinesische Mannschaft<br />

einen überzeugenden 59:5-Sieg, und<br />

die Kinder applaudierten jedes Mal fre netisch,<br />

wenn ein englischer Spieler über die Linie<br />

vorstiess. «Obwohl England gegen China<br />

spielt und ich Chinesin bin, unterstütze ich<br />

die Engländer», sagte die 24-jährige Maggie.<br />

Begeistert nahmen die Schüler der Hong<br />

Chi Association die Chance wahr, die prickelnde<br />

Stimmung am weltbekannten Hong-<br />

Kong-Sevens-Turnier hautnah mitzuerleben.<br />

Die erste Begegnung mit Rugby erweiterte<br />

nicht nur ihren Horizont, sondern weckte in<br />

ihnen auch den Wunsch, ihre sportlichen<br />

Interessen weiterzuverfolgen.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 57<br />

Credit Suisse Cup<br />

Text: Jörg Greb<br />

Der Credit Suisse Cup –<br />

Jubiläum einer Institution<br />

Der Credit Suisse Cup feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Die Schulfussballmeisterschaft<br />

symbolisiert den Breitensport in der Schweiz und hat sich<br />

zum grössten <strong>Jugend</strong>sportanlass des Landes entwickelt. Unter den Millionen<br />

von Kindern und <strong>Jugend</strong>lichen, die bereits daran teilgenommen haben,<br />

sind auch einige, die später eine grosse Karriere gemacht haben.<br />

Illustration: Regina Vetter | Foto: Alexandra Wey, Photopress<br />

Es sind eindrückliche Bilder, wenn<br />

die Schülerinnen und Schüler St. Jakob<br />

einnehmen. In Scharen entsteigen<br />

sie den Bussen oder dem Tram<br />

und bevölkern die imposante Fussballanlage.<br />

Tausende Kinder und <strong>Jugend</strong> liche versammeln<br />

sich hier, bekleidet mit farbenfrohen<br />

Trikots, ausgestattet mit den Transparenten<br />

und Fahnen ihres jeweiligen Teams. Aufbruchstimmung<br />

herrscht: Vorfreu de und Begeisterung,<br />

aber auch Nervosität und Rivalität.<br />

Auch bei der 30. Austragung des Credit<br />

Suisse Cup treffen sich die Besten der<br />

Bes ten beim Finalturnier in Basel. Über 250<br />

Equipen sind angereist, sämtliche 26 Kantone<br />

sowie Liechtenstein sind vertreten. Und<br />

alle haben sie einen steinigen Weg hinter<br />

sich. Denn auch im Jubiläumsjahr haben ><br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


58 Credit Suisse<br />

<br />

6000 Teams und rund 150 000 Schüler (rund<br />

90 000 Knaben und 60 000 Mädchen) zwischen<br />

10 und 16 Jahren mitgemacht. In hart<br />

umkämpften Regionalausscheidungen und<br />

Kantonalfinals qualifizierten sich die Besten<br />

für die Entscheidung im St. Jakob.<br />

Grundstein von Profikarrieren<br />

Die offizielle Schulfussballmeisterschaft des<br />

Schweizerischen Fussballverbandes ist eine<br />

Institution. 1981 wurde sie national als Philips-Cup<br />

lanciert, 1999 übernahm die Credit<br />

Suisse das Patronat. Schnell entwickelte<br />

sich das Ereignis zum grössten <strong>Jugend</strong>sportanlass<br />

der Schweiz. Und der CS-Cup hat bis<br />

heute nichts von seinem Stellenwert eingebüsst:<br />

Er wirkt an der Basis und er wirkt<br />

in die Breite. Gleichzeitig wird hier auch der<br />

Grundstein von so mancher Profikarriere<br />

gelegt. Denn viele, die später gross herausge<br />

kommen sind, gaben einst an diesem Turnier<br />

eine Talentprobe ab, unter ihnen auch<br />

Alain Sutter, Alain Geiger, Ricardo Cabanas<br />

oder Alex Frei. «Die Schülerfussballmeisterschaft<br />

hatte Gewicht», erinnert sich der langjährige<br />

Nationalmannschafts-Captain Frei<br />

stellvertretend für alle anderen. Und er fügt<br />

an: «Leider schafften wir es nie ins Finale.<br />

Auf kantonaler Stufe war jeweils Endstation.»<br />

Sermeter erfolgreicher als Frei<br />

Besser erging es Gürkan Sermeter. Der etablierte<br />

NLA-Fussballer erlebte das Finalturnier<br />

und er wurde mit seinem Team zum<br />

gefeierten Sieger. «Den Pokal hochstemmen,<br />

das war gewaltig», erinnert er sich. Als «eines<br />

Das Finalturnier des<br />

Credit Suisse Cup 20<strong>11</strong><br />

in Basel: Engagement,<br />

Emotionen und unvergessliche<br />

Erinnerungen.<br />

der ersten grossen Erfolgserlebnisse» stuft<br />

der spätere Profi bei den Grasshoppers, den<br />

Young Boys, Luzern, Aarau und Bellinzona<br />

diesen wegweisenden Moment ein. «Einige<br />

waren talentierter als ich, und trotzdem<br />

liess sich darauf aufbauen», sagt Sermeter.<br />

Freude, Wille und Glück bezeichnet er als die<br />

weiteren Voraussetzungen für seinen späteren<br />

Erfolg.<br />

Zur grossen Freude der Kids sind am Finalturnier<br />

jeweils einige ihrer Fussballidole<br />

anwesend und verteilen fleissig Unterschriften.<br />

Zudem machen auch die Trainer der<br />

Nationalmannschaft dem CS-Cup ihre Aufwartung.<br />

Mit Ottmar Hitzfeld spähte dieses<br />

Jahr gar ein Weltstar nach Talenten.<br />

Fussball einst ein Tabu<br />

Die Anfänge des Turniers gehen in die<br />

1950er-Jahre zurück. Der Lehrer Hans<br />

Sutter setzte sich zu jener Zeit stark für den<br />

Schulfussball ein. Bis daraus allerdings eine<br />

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Interaktive Planungshilfe:<br />

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Fotos: Muster Mustermann | Muster Mustermann<br />

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Credit Suisse 59<br />

Hoher Besuch: Unter den<br />

Zuschauern am CS-Cup<br />

befinden sich jeweils auch<br />

Fussballstars und Nationaltrainer.<br />

2009 kam etwa<br />

Alex Frei (oben), 2007<br />

Köbi Kuhn (unten rechts),<br />

und dieses Jahr verteilte<br />

Ottmar Hitzfeld in Basel<br />

Unterschriften.<br />

sich dank dieser Massnahme stark verbessert»,<br />

sagt Hagi.<br />

Unvergessliche Emotionen<br />

Bewegung erwuchs, vergingen noch Jahre.<br />

Erst Charles Rubli brachte 1970 diese Sparte<br />

richtig voran. Er erinnert sich: «Das war<br />

eine an dere Zeit. Fussballspielen war oft<br />

tabu, unbeliebt bei den Lehrern, verboten auf<br />

Schulhausplätzen.» Dem entgegenzu treten,<br />

brauchte viel Überzeugungsarbeit. «Wir leisteten<br />

damals Pionierarbeit», sagt Rubli. Und<br />

was sich aus diesen Anfängen entwickelt hat,<br />

erfüllt ihn mit «grosser Freude». Heute stünden<br />

viele Lehrer hinter dem CS-Cup, und<br />

er sei «eine Institution, die nicht mehr wegzudenken<br />

ist». Dank Sponsorengeldern lasse<br />

sich zudem besonders das Finalturnier<br />

in einem attraktiven Rahmen durchführen,<br />

etwa dank der Anwesenheit von ehemaligen<br />

und aktiven Stars: «Der Schülerfussball ist<br />

salonfähig geworden», sagt Rubli stolz. Dieser<br />

Ansicht schliesst sich Martin Hagi an.<br />

Der Lehrer aus Aarberg ist seit bald 20 Jahren<br />

zuständig für den Schülerfussball im<br />

Kanton Bern. Sein Einsatz für die Sache ist<br />

beträchtlich. Aber er weist bescheiden darauf<br />

hin, dass die Durchführung des Anlasses<br />

ohne die Unterstützung der unzähligen freiwilligen<br />

Helfer nicht möglich wäre. Dieser<br />

Einsatz mache sich bezahlt: «Der CS-Cup<br />

wirkt völkerverbindend», sagt er. Nur selten<br />

habe man auch Gegenteiliges erfahren, etwa<br />

als einst Gangs auf dem Turniergelände<br />

auftauchten und Schlägereien anzettelten.<br />

Das Schülerturnier wurde als Schauplatz<br />

für interne Abrechnungen missbraucht und<br />

schliesslich wurde die Polizei alarmiert.<br />

Seither müssen die Verantwortlichen sämtlicher<br />

Teams ein Ehrenkodexblatt unterschreiben:<br />

keine Drogen, kein Alkohol, kein<br />

Rassismus, Fairness. «Die Situation hat<br />

Besonders in Erinnerung bleiben ihm aber<br />

die unzähligen schönen Augenblicke. Etwa<br />

jenes Qualifikationsspiel im vergangenen<br />

Frühling: «Bei den Viertklässlerinnen hatten<br />

sich zu wenige Teams für die kantonale<br />

Ausscheidung angemeldet, sodass wir nach<br />

einer Sonderlösung suchen mussten», erzählt<br />

Martin Hagi. «Anstatt die beiden Teams wegen<br />

eines einzigen Spiels an den Kantonalfinal<br />

zu beordern, setzten wir es an einem<br />

schulfreien Nachmittag an.» Dort habe sich<br />

spontan etwas Gewaltiges entwickelt: «Es<br />

wurde ein veritables Finale, lautstark, emotionsgeladen,<br />

voller Dynamik. 250 Schülerinnen<br />

und Schüler, Eltern und Verwandte<br />

waren als Zuschauer gekommen, schwenkten<br />

Transparente, litten mit und feuerten<br />

die beiden Teams lautstark an.» Und wie es<br />

sich für ein attraktives Finale gehört, blieb<br />

es bis zum Schluss spannend. Erst im Penaltyschiessen<br />

wurde der Finalteilnehmer<br />

ermittelt. Es folgten Tränen auf der einen,<br />

Freuden sprünge und Jubel auf der anderen<br />

Seite. Emotionen, die den Credit Suisse Cup<br />

seit drei Jahrzehnten auszeichnen.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.football.ch/cscup<br />

Fotos: Alexandra Wey, Eddy Risch, Patrick Straub, Photopress<br />

Impressum<br />

<strong>11</strong>7. Jahrgang, 5 x jährlich, Deutsch, Englisch,<br />

Französisch, Italienisch<br />

HERAUSGEBER: Credit Suisse AG<br />

Postfach 2, CH-8070 Zürich, Telefon +41 44 333 <strong>11</strong> <strong>11</strong><br />

REDAKTION: Daniel Huber (dhu; Leitung),<br />

Andreas Schiendorfer (schi), Stefan Behmer (sb),<br />

Regula Brechbühl (rb), Dorothee Enskog (de),<br />

Michael Krobath (mk), Mandana Razavi (mar),<br />

Schirin Razavi (sr).<br />

Mitarbeit Iris Kuhn Spogat (Dossier St. Gallen Symposium)<br />

Kontakt redaktion.<strong>bulletin</strong>@credit-suisse.com<br />

GESTALTUNG UND REALISATION: www.arnold.inhaltundform.<br />

com Korrektorat Carola Bächi (Arnold. Inhalt und Form),<br />

Claudia Marolf (notabene) Übersetzungen Credit Suisse<br />

Druck Swissprinters Zürich AG<br />

MEDIADATEN/KONTAKT: Marketing Veronica Zimnic<br />

WEMF-Aufl age 2009 145 504 Registrierung ISSN 1423-1360<br />

Internet www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong> Inserate print-ad<br />

kretz gmbh, Telefon +41 44 924 20 70, <strong>bulletin</strong>@kretzgmbh.ch<br />

Mutationen siehe Talon Nachdruck von Texten ge stattet mit<br />

Hinweis «Aus dem <strong>bulletin</strong> der Credit Suisse».<br />

REDAKTIONSKOMMISSION: Nicole Brändle Schlegel,<br />

René Buholzer, Urs P. Gauch, Anja Hochberg, Angelika Jahn,<br />

Bettina Junker Kränzle, Hanspeter Kurzmeyer, Andrés Luther<br />

Diese Publikation dient zu Informationszwecken. Sie bedeutet<br />

kein Angebot und keine Aufforderung seitens der Credit Suisse<br />

zum Kauf oder Verkauf von Wertschriften. Hinweise auf die frühere<br />

Performance garantieren keine positiven Entwicklungen in<br />

Zukunft. Die Analysen und Schlussfolgerungen wurden durch die<br />

Credit Suisse erarbeitet und könnten vor ihrer Weitergabe an die<br />

Kunden bereits für Transaktionen von Gesellschaften der Credit<br />

Suisse Group verwendet worden sein. Die ver tretenen Ansichten<br />

sind die der Credit Suisse zum Zeitpunkt der Drucklegung.<br />

(Änderungen vor behalten.) Credit Suisse ist eine Schweizer Bank.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


60 Credit Suisse<br />

SVC AG für KMU Risikokapital <br />

<br />

Perpetuum mobile<br />

des Wachstums<br />

Die Bilanz des ersten Tätigkeitsjahrs der SVC – AG für KMU<br />

Risiko kapital fällt positiv aus: Die Nachfrage ist gross, und das<br />

Portfolio der investierten Unternehmen ist attraktiv und breit<br />

diversifiziert.<br />

Das Interesse und die Resonanz<br />

in der Öffentlichkeit<br />

seitens der Medien, Wirtschaftsförderer<br />

und Gewerbe-<br />

und Industrievertreter<br />

war überwältigend. Auch<br />

wenn wir unsere Aufgabe ohnehin hoch<br />

motiviert ausführen, freut es uns doch sehr,<br />

bestätigt zu bekommen, dass wir uns auf<br />

dem richtigen Weg befinden», blickt Johannes<br />

Suter, CEO der SVC – AG für KMU Risikokapital<br />

(SVC AG), auf den 6. Juni 20<strong>11</strong> zurück.<br />

Auf diesen Tag hin hat die Tochtergesellschaft<br />

der Credit Suisse zu Informationskonferenzen<br />

in Zürich, Basel und Lausanne<br />

eingeladen. Überall wurde bei dieser Gelegenheit<br />

die sinnvolle Tätigkeit der SVC AG<br />

anerkannt, die in einem Jahr 20 Millionen<br />

Schweizer Franken in 13 KMU investiert hat<br />

und damit mithilft, nicht nur 180 Arbeitsplätze<br />

zu erhalten, sondern in den nächsten vier<br />

bis sieben Jahren weitere 300 zu schaffen.<br />

Zehnjährige Omnisens als ältestes KMU<br />

Das erhaltene Lob ist umso wertvoller, als<br />

man sich nicht scheute, verschiedene Punkte<br />

kritisch anzusprechen. So regte beispielsweise<br />

Marie-Laure Chapatte in «Le Temps»<br />

an, die SVC AG solle doch ein Inserat aufge<br />

ben: «Risikokapitalfonds, der noch 80 Millionen<br />

Franken ausgeben kann, sucht gute<br />

‹ alte› Firmen für Investitionen» und machte<br />

damit auf originelle Weise auf den Umstand<br />

aufmerksam, dass im bisherigen Portfolio<br />

etablierte KMU noch fehlen; immerhin ist die<br />

in Morges domizilierte Omnisens bereits zehn<br />

Jahre alt. Im «Tages-Anzeiger» betonte An-<br />

dreas Flütsch: «Die Förderung von Jungfirmen<br />

ist sinnvoll und macht Mut.» Er fragte<br />

sich aber, ob es wirklich vernünftig sei, auch<br />

die Phase der Globalisierung der am Markt<br />

etablierten HeiQ zu finanzieren. Darüber<br />

kann man geteilter Meinung sein. Die SVC<br />

AG kann aber zumindest für sich in Anspruch<br />

nehmen, dass sie alle ihre Investitionen nach<br />

klar nachvollziehbaren Kriterien vornimmt.<br />

Die Arbeitslosigkeit bekämpfen<br />

«Die Schweiz ist zwar führend bei Erfindungen<br />

und Innovationen, aber nicht an vorderster<br />

Front dabei, wenn es um die Umsetzung<br />

solcher Ideen geht», führte Hans-Ulrich<br />

Meister, CEO Credit Suisse Switzerland, an<br />

der Informationsveranstaltung in Zürich aus.<br />

Die nicht zuletzt im Credit Suisse Sorgenbarometer<br />

immer wieder geäusserten Bedenken<br />

der Bevölkerung hinsichtlich Arbeitslosigkeit<br />

und insbesondere <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit<br />

hatte ihn Ende 2009 veranlasst,<br />

rund 150 Millionen Franken für ein vierteiliges<br />

Massnahmenpaket zur Schaffung neuer<br />

Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen.<br />

Dabei wird erstens die Zahl der Lehrstellen<br />

bei der Credit Suisse innerhalb von drei<br />

Jahren um 25 Prozent erhöht, und dies bei<br />

faktischer Anstellungsgarantie nach Lehrabschluss<br />

(derzeit 85 Prozent), zweitens werden,<br />

auch im eigenen Interesse, die Anstrengungen<br />

von ICT Switzerland zur Behebung<br />

des IT-Fachkräftemangels tatkräftig unterstützt,<br />

drittens setzt man mit sieben ausgewählten<br />

Partnerorganisationen die Initiative<br />

Bekämpfung der <strong>Jugend</strong>arbeitslosigkeit um<br />

(siehe Artikel Seite 52) und last but not least<br />

wurde im Mai 2010 die SVC – AG für KMU<br />

Risikokapital gegründet, die nur einen Monat<br />

später operativ wurde und bereits im Sep-<br />

tember die ersten Investments vermelden<br />

konnte.<br />

Mit 100 Millionen Franken hat die Credit<br />

Suisse ein Perpetuum mobile zur Schaffung<br />

neuer Arbeitskräfte kreiert: Die Risikokapitalgesellschaft<br />

muss ihrer Muttergesellschaft<br />

keinen Gewinn abliefern, aber doch nach<br />

marktwirtschaftlichen Kriterien agieren und<br />

mit ihren Investitionen so viel Geld generieren,<br />

dass wieder neue Investitionen vorgenommen<br />

werden können. Sobald die 100<br />

Millionen investiert sind, sollte das Portfolio –<br />

dauerhaft – rund 40 bis 50 KMU aus allen<br />

Landesregionen und den unterschiedlichsten<br />

Branchen umfassen. Weil innert absehbarer<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 61<br />

<br />

01 Sie kombinieren Umweltschutz<br />

mit Fahrvergnügen: CEO Wilfried<br />

Karl (rechts) und Marketingverantwortlicher<br />

Bernd Kuhlin<br />

von elmove.<br />

Facts & Figures<br />

bis Mai 20<strong>11</strong><br />

02 Carlo Centonze, CEO HeiQ,<br />

beeindruckte in Zürich die zahlreichen<br />

Zuhörer.<br />

<strong>03</strong> Hans-Ulrich Meister, CEO Credit<br />

Suisse Switzerland, steht uneingeschränkt<br />

hinter der SVC AG.<br />

4<strong>11</strong><br />

Anfragen<br />

nach Sprachregionen<br />

in Prozent<br />

04 SVC AG Gruppenbild mit<br />

Dame (von links): Eric Gisiger,<br />

Ver waltungsratspräsident,<br />

Reto Isenegger, CEO, Johannes<br />

Suter, Nadya Steiner und<br />

Gianni Peduzzi. Es fehlt Nicolas<br />

Faivre, der gleichzeitig an der<br />

Informationsveranstaltung in<br />

Lausanne weilte.<br />

deutschsprachige Schweiz<br />

französischsprachige Schweiz<br />

italienischsprachige Schweiz<br />

Anzahl<br />

Investitionen<br />

nach Sprachregionen<br />

in Prozent<br />

deutschsprachige Schweiz<br />

französischsprachige Schweiz<br />

italienischsprachige Schweiz<br />

02<br />

Gesamtsumme<br />

der<br />

Investitionen<br />

CHF 100 Mio.<br />

bis 2013<br />

<strong>03</strong><br />

CHF 20 Mio., 2010/20<strong>11</strong> investiert<br />

04<br />

180<br />

Mitarbeitende heute<br />

(13 Portfoliounternehmen)<br />

01<br />

300<br />

neue Arbeitsplätze in den<br />

nächsten drei Jahren<br />

Fotos: Sebastian Schiendorfer | Martin Stollenwerk<br />

Zeit realisierbare neue Arbeitsplätze im Vordergrund<br />

stehen müssen, verzichtet die SVC<br />

AG dabei bewusst auf ein Engagement in der<br />

ersten Innovationsphase, also auf die Seed-<br />

Finanzierung, und hat die Marktakzeptanz zu<br />

einem Schlüsselkriterium erhoben.<br />

Partnerschaft mit Swiss Venture Club<br />

In Lausanne erläuterte Andreas Koopmann,<br />

Präsident des Investment Committee, den<br />

möglicherweise überraschenden Namen:<br />

Einerseits wird damit die Partnerschaft mit<br />

dem Swiss Venture Club gewürdigt, deren<br />

Präsident Hans-Ulrich Müller an vorderster<br />

Front für ein solches KMU-Unterstützungsvehikel<br />

gekämpft hatte, anderseits wird so<br />

die Unabhängigkeit der massgeblichen Entscheidungsträger<br />

betont. Diese macht darum<br />

Sinn, weil die Credit Suisse bei der Vergabe<br />

ihrer Firmenkredite, die Fremdkapital darstellen,<br />

andere Kriterien anwendet als die SVC<br />

AG, die als Risikokapitalgesellschaft bei den<br />

KMU für zusätzliches Eigenkapital sorgt und<br />

den Blick auf die zukünftigen Chancen richten<br />

kann.<br />

Tatsächlich gingen nur ein Fünftel der<br />

Anträge auf Vermittlung von Credit Suisse<br />

Firmenkundenberatern ein, und unter den<br />

«Portfoliofirmen» hat es verschiedene ohne<br />

jegliche Geschäftsbeziehungen mit der ><br />

>100<br />

Patente der 13 Portfoliounternehmen<br />

Anfragen kommen auch<br />

von etablierten Unternehmen<br />

25%<br />

älter als 3 Jahre<br />

75%<br />

jünger als 3 Jahre<br />

85<br />

Anfragen in regulärer Bearbeitung<br />

10<br />

in fortgeschrittenem Stadium<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


62 Credit Suisse<br />

SVC AG für KMU Risikokapital <br />

<br />

<br />

Credit Suisse, wie die Westschweizer Journalisten<br />

für ihre Berichterstattung sogleich<br />

überprüften.<br />

CEO Johannes Suter blickte in Basel<br />

auf ein erfolgreiches erstes Tätigkeitsjahr<br />

zurück (siehe Grafiken auf Seite 61). Es<br />

wurden 4<strong>11</strong> ernsthafte Anfragen minutiös<br />

geprüft. Die regionale Verteilung dieser<br />

Anfragen ist ausgewogen, auch wenn die<br />

Ostschweiz, die Region Basel und auch das<br />

Tessin eher untervertreten sind.<br />

Investiert wurde in 13 Firmen, die durchschnittlich<br />

anderthalb Millionen Franken<br />

erhielten. Bis zum Erscheinen dieses <strong>bulletin</strong><br />

wird diese Zahl mutmasslich bereits auf<br />

16 angewachsen sein, bis Ende Jahr auf gut<br />

zwei Dutzend. Das Investment Committee<br />

kommt nämlich alle zwei Monate zusammen<br />

und entscheidet im Normalfall über fünf<br />

Investitionsanträge, von denen schliesslich<br />

etwa drei realisiert werden.<br />

Auch Trockenfrüchte und Forellen<br />

Die branchenmässige Verteilung der Anträge<br />

und in der Folge auch der Investitionen<br />

selbst ist sehr breit. Neben Hightechunternehmen<br />

können auch eine innovative<br />

Trockenfruchtherstellerin, eine Biofischzucht<br />

oder gar eine Schokoladefabrik zum<br />

Zuge kommen. An den Informationsveranstaltungen<br />

stellten die CEO Carlo Cen tonze,<br />

HeiQ, Darren Kerr, Stratpharma, und Marc<br />

Niclès, Omnisens, ihre Unternehmen und<br />

die Zusammenarbeit mit der SVC AG vor.<br />

agrofrucht-Inn, Poken, sonic emotion und<br />

Silentsoft wurden im <strong>bulletin</strong> 5/2010 kurz<br />

beleuchtet – hier folgen nun einige weitere<br />

KMU-Perlen. Sämtliche investierten Firmen<br />

werden auf der Website www.svc-risikokapital.ch<br />

und auch im schriftlichen<br />

Tätigkeitsbericht porträtiert.<br />

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Die Schweizer KMU stecken<br />

voller Innovationskraft<br />

SELFRAG AG<br />

www.selfrag.com<br />

Gründungsjahr 2007<br />

Mitarbeiter<br />

Standort<br />

CEO<br />

Verwaltungsratspräsident Anton Affentranger<br />

Zum Glück ist in der Schweiz Kies zur Mangelware<br />

geworden. Dies bewog nämlich ein<br />

Langenthaler Maschinenbauunternehmen,<br />

neue Wege für ein effizienteres Betonrecycling<br />

zu suchen. Das Ergebnis war derart<br />

vielversprechend, dass daraus als Spinoff<br />

die SELFRAG (selektive Fragmentierung)<br />

resultierte: Künstliche Blitze von bis<br />

zu 400 000 Volt durchfliessen in Spezialmaschinen<br />

das Material und stossen an<br />

jeder Grenzfläche auf erhöhten Widerstand.<br />

Dadurch wird eine Schockwelle ausgelöst,<br />

die bewirkt, dass die unterschiedlichen Bestandteile<br />

voneinander getrennt werden –<br />

ohne Beeinträchtigung bezüglich Grösse<br />

und Reinheit und mit minimalem Energieaufwand.<br />

Wenn es gelingt, dieses Verfahren<br />

im Minenbau im grossen Stil anzuwenden,<br />

kann allein dadurch der weltweite Gesamtenergieverbrauch<br />

um vier Prozent gesenkt<br />

werden. Die effi zientere Rohstoffgewinnung<br />

und das gleichzeitig perfektionierte Recycling<br />

entschärfen zudem den Mangel an<br />

seltenen Rohstoffen wie etwa Silizium. Die<br />

technische Erfindung ist gemacht, das System<br />

funktioniert bestens, nun gilt es «nur»<br />

noch dafür zu sorgen, dass die Maschinen<br />

nicht ein paar Kilogramm, sondern rund<br />

100 Tonnen pro Stunde verarbeiten …<br />

Solar Industries AG (SIAG)<br />

www.solarindustries.ch<br />

Gründungsjahr 2008<br />

Mitarbeiter 30<br />

Standort Niederurnen, Langenthal<br />

CEO Rolf Wägli<br />

Verwaltungsratspräsident Rolf Wägli<br />

01<br />

01 Frédéric von der Weid<br />

kann mit seinen künstlichen<br />

Blitzen die weltweiten<br />

Rohstoffsorgen<br />

entschärfen.<br />

Als Privatperson entdeckte Rolf Wägli vor<br />

über 20 Jahren die Solarenergie für sein<br />

Ferienhaus im Tessin. Die damalige Investition<br />

hat sich längst ausbezahlt und funktioniert<br />

nach wie vor tadellos. Seither ist<br />

aus dem Finanzfachmann Wägli ein Spezialist<br />

und Vorkämpfer für saubere Technologien<br />

geworden. Seine Private-Equity-<br />

Ge sellschaft New Value hat mitgeholfen,<br />

die Meyer Burger Gruppe zur Technologieführerin<br />

im Maschinenbau entlang der gesamten<br />

Wertschöpfungskette in der Fotovoltaik<br />

weiterzuentwickeln. Nun plant er mit<br />

der Solar Industries AG das Gleiche in der<br />

Herstellung und im Vertrieb der Solarmodule.<br />

Die Eröffnung einer Produktionsstätte<br />

in Langenthal stellt einen entscheidenden<br />

Schritt nach vorne dar, und der von Bundesrat<br />

und Parlament beschlossene Ausstieg<br />

aus der Atomenergie verbessert die Lage<br />

zusätzlich. Doch bereits vorher äusserte<br />

Rolf Wägli seine Vision einer Schweiz mit<br />

lauter Solardächern, die innert 15 Jahren<br />

den Ausstieg aus der Atomenergie schaffen<br />

könnte. Skeptikern entgegnet er: «Wenn im<br />

nördlich gelegenen Deutschland der weltweit<br />

bedeutendste Solarenergiemarkt entstehen<br />

konnte, warum soll es in der Schweiz<br />

nicht funktionieren?»<br />

Fotos: Patrick Kälin | Consenda | zvg | Studio Fotografico PAGI, Gianpaolo Gianini<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Credit Suisse 63<br />

<br />

02<br />

02 Consenda unterstützt<br />

kleine Zeitungsverlage<br />

in ihrer All-Media-<br />

Strategie (rechts CEO<br />

Xavier Ferguson).<br />

<strong>03</strong> Neue Dächer braucht<br />

das Land, solche<br />

mit Solaranlagen,<br />

ist Rolf Wägli, CEO<br />

und Verwaltungsratspräsident<br />

von Solar<br />

Industries, überzeugt.<br />

<strong>03</strong><br />

04 Ein kleiner Chip von<br />

Royal Tag mit Valentino<br />

Benicchio als CEO an<br />

der Spitze sorgt für<br />

Ordnung beim Identifizieren,<br />

Nachverfolgen<br />

und Überwachen<br />

von Tierherden oder<br />

Wäschebergen.<br />

04<br />

Consenda AG<br />

www.consenda.com<br />

Gründungsjahr<br />

Mitarbeiter<br />

Standort Gstaad<br />

CEO Xavier Ferguson<br />

Verwaltungsratspräsident Xavier Ferguson<br />

«Lokale Werbung ist keine Belästigung,<br />

sondern ein attraktiver Inhalt», betont<br />

Xavier Ferguson, dessen System Local-<br />

Point dafür sorgt, dass das Zeitungsinserat<br />

automatisch auch auf allen digitalen<br />

Medien zu sehen ist. Eine laufend wachsende<br />

Zahl lokaler Zeitungen wie die<br />

«Engadiner Post», der «Bremgarter Bezirks-Anzeiger»<br />

oder die «Schaffhauser<br />

Landzeitung» sammelt damit positive<br />

Erfahrungen: Sie gehen mit der Zeit und<br />

gewinnen in den neuen Medien zusätzliche<br />

Leser – ohne Einbussen im Printbereich<br />

und ohne Mehrkosten, denn die<br />

Inserenten bezahlen für ein All-Media-<br />

Inserat gerne einen Aufpreis. Für kleine<br />

und mittlere Verlage gibt es keinen<br />

Grund, sich LocalPoint zu verschliessen.<br />

elmove AG<br />

www.elmove.com<br />

Gründungsjahr<br />

Mitarbeiter<br />

Standort Zürich<br />

CEO Wilfried Karl<br />

Verwaltungsratspräsident Yves Doutaz<br />

«Noch fehlt ein E-Roller-Markt. Ein attraktives<br />

Verkehrsmittel leidet unter zu<br />

wenig Akzeptanz», konnte man noch<br />

im März 20<strong>11</strong> in der «Neuen Zürcher<br />

Zeitung» lesen. Das wird sich nun aber<br />

sehr schnell ändern. Davon jedenfalls ist<br />

Wilfried Karl, CEO von elmove, überzeugt.<br />

Zu gewichtig sind heute die Argumente<br />

Umweltfreundlichkeit und Geräuscharmut,<br />

zumal das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

der Anbieter immer besser wird<br />

und die Reichweiten kontinuierlich zunehmen.<br />

Die Elektroantriebe von elmove<br />

sollen dabei eine zentrale Rolle einnehmen.<br />

Eine kurze Probefahrt lässt das<br />

zumindest als denkbar erscheinen. Das<br />

Beschleunigungsvermögen ist enorm<br />

und der Lustfaktor ebenso: Es macht ><br />

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mit wohngesunder Holzbauweise nach dem<br />

Vorbild der Natur. Denn sie macht uns am<br />

besten vor, wie Hightech-Häuser idealerweise<br />

funktionieren. Nach diesem Prinzip<br />

stammen von Baufritz zum Beispiel Patente<br />

für die geniale Biodämmung aus Holzspänen,<br />

verbesserte Winddichtigkeit, Schutzimprägnierungen<br />

aus Naturstoffen, erdbebensichere<br />

Häuser und die nahezu wartungsfreie<br />

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Ausgezeichnet mit dem Deutschen<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong><br />

Nachhaltigkeitspreis 2009


64 Credit Suisse<br />

SVC AG für KMU Risikokapital <br />

<br />

<br />

Spass, bei schönem Wetter auf einem Elektroroller<br />

durch die Gegend zu surren.<br />

Trotzdem wird man einen elmove-Töff<br />

vergeblich suchen. «Wir konstruieren kein<br />

eigenes Motorrad, sondern bieten unser Antriebssystem<br />

bestehenden Unternehmen an»,<br />

führt Wilfried Karl aus. Zu Beginn des Jahres<br />

2012 sollten die ersten Modelle auf dem<br />

Markt sein, die Zusammenarbeit mit der italienischen<br />

Marke Italjet und der deutschen<br />

MZ ist jedenfalls schon sehr weit vorangeschritten.<br />

Die Elektrotöffs mit elmove-Antrieb<br />

befinden sich, bei ausgesprochen tiefen<br />

Betriebskosten, im mittleren Preissegment.<br />

Im Laufe der nächsten Zeit werden zwar nicht<br />

die Preise in die Tiefe purzeln, dafür aber<br />

dürfte die Reichweite ständig zunehmen.<br />

Wenn gleichzeitig die öffentlichen Ladestationen<br />

und vor allem auch der Benzinpreis<br />

erhöht werden, rollt elmove sicher bald schon<br />

auf der Überholspur.<br />

HeiQ, in dem sie Bekleidung von Odlo oder<br />

Mammut tragen. Im Zusammenhang mit der<br />

riesigen Ölkatastrophe im Golf von Mexiko<br />

hat das Bad Zurzacher KMU letztes Jahr aber<br />

auch auf einem ganz anderen Gebiet für Furore<br />

gesorgt: Carlo Centonze entwickelte mit<br />

seinem Team in kürzester Zeit die «Oilguard»,<br />

eine Textilmatte mit einer speziellen chemischen<br />

Beschichtung, welche die Eigenschaft<br />

besitzt, das Acht- bis Zehnfache ihres Eigengewichts<br />

an Öl aufzusaugen und gleichzeitig<br />

Wasser abzustossen. Der Beitrag der SVC AG<br />

und nicht zuletzt auch die globale Vernetzung<br />

der Credit Suisse sollen mithelfen, dass «Oilguard»<br />

nach den ersten erfolgten Verkäufen<br />

möglichst bald eine hohe globale Bekanntheit<br />

erlangt. Angesichts von 70 Ölunfällen<br />

pro Tag entspricht dies nicht nur einem ökonomischen,<br />

sondern vor allem auch einem<br />

ökologischen Bedürfnis. HeiQ gewann den<br />

Swiss Innovation Award 2010.<br />

führenden Unternehmen auf dem Gebiet der<br />

Radio-Frequency-Identification-Technologie<br />

(RFID). Diese ermöglicht mit einem speziellen<br />

Mikrochip, einem so genannten Transponder,<br />

auf vergleichsweise einfache und<br />

vor allem sehr zuverlässige Art und Weise<br />

das Identifizieren, Nachverfolgen und Überwachen<br />

grosser Mengen an Tieren, Wäschestücken<br />

oder anderer Objekte. Auf einem<br />

Flugplatz verloren gegangene Gepäckstücke<br />

sollten künftig innert kürzester Zeit wieder<br />

gefunden werden, und es ist sogar denkbar,<br />

dass bald schon der Maître de Service dem<br />

umweltbewussten Gast im Gourmet-Restaurant<br />

den Produktionsprozess des Fleisches,<br />

das er gerade verzehrt, im Detail nachzeichnet.<br />

Andreas Schiendorfer, Veronica Zimnic<br />

HeiQ Materials AG<br />

www.heiqmaterials.com<br />

Gründungsjahr<br />

Mitarbeiter<br />

Standort Bad Zurzach<br />

CEO Carlo Centonze<br />

Verwaltungsratspräsident Georg Hahnloser<br />

Royal Tag SA<br />

www.royal-tag.com<br />

Gründungsjahr<br />

Mitarbeiter<br />

Standort Muzzano<br />

CEO Valentino Benicchio<br />

Verwaltungsratspräsident Gabriele R. Broggini<br />

Wir porträtieren sämtliche Portfoliounternehmen<br />

der SVC AG und verfolgen auch ihren weiteren<br />

Werdegang. Der QR Code führt Sie direkt auf ein<br />

aktuelles Unternehmensvideo.<br />

www.svc-risikokapital.ch;<br />

www.credit-suisse.com/infocus > Wirtschaft<br />

> Schweiz<br />

Mode- und komfortbewusste Outdoor-Sportler<br />

vertrauen schon seit Längerem – bewusst<br />

oder unbewusst – auf das Know-how von<br />

Mit Royal Tag erhielt im Mai 20<strong>11</strong> erstmals<br />

ein im Tessin domiziliertes KMU Investitionsgelder<br />

der SVC AG. Royal Tag zählt zu den<br />

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<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse<br />

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Dossier<br />

Global Perspectives<br />

Barometer 20<strong>11</strong><br />

Inhalt<br />

01 Rückschau aufs 41. St. Gallen Symposium<br />

02 Die wichtigsten Erkenntnisse der Umfrage<br />

<strong>03</strong> Quervergleich zur Schweizer <strong>Jugend</strong>


01<br />

Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong><br />

«Leaders of Tomorrow» und «Just Power»<br />

Das Symposium zum Thema «Just Power» hat sie inspiriert und verbunden: Die «Leaders of<br />

Tomorrow» ziehen Bilanz und versprechen, mit ihren Erkenntnissen, Werten und Überzeugungen<br />

in Zukunft einiges anders – besser – zu machen. Die Credit Suisse unterstützt am St.Gallen<br />

Symposium als Hauptpartner das «Leaders of Tomorrow»-Programm.<br />

Es ist Freitagabend, 13. Mai 20<strong>11</strong>, das<br />

41. St. Gallen Symposium ist fast zu Ende.<br />

Zeit, Bilanz zu ziehen. Peter Day, Korrespondent<br />

von BBC News, London, interviewt<br />

die Leaders of Tomorrow, also jene<br />

Symposiumsteilnehmer, die vom International<br />

Students Committee nach St. Gallen<br />

eingeladen worden sind: Entweder<br />

weil sie einen interessanten Aufsatz zum<br />

Thema «Just Power» eingereicht haben<br />

oder aber bereits einen Leistungsausweis<br />

besitzen mit Bezug zum Thema. Wie zum<br />

Beispiel Michael Erwin, der mit seinen 31<br />

Jahren einer der jüngsten Majors der US<br />

Army ist und Instruktor für Leadership und<br />

Management an der Militärakademie in<br />

West Point. Vor Jahren hat er in Afghanistan<br />

und im Irak gedient. Oder Mohamed<br />

El Dahshan, 27-jähriger Harvard-<br />

Absolvent und Journalist, der beim Aufstand<br />

in Ägypten eine wesentliche Rolle<br />

gespielt hat. Und die junge Linda Annan<br />

aus Ghana, die in New York Kommunikation<br />

studiert und zurück in der Heimat das<br />

erste webbasierte Frauenmagazin «Obaasema»<br />

gegründet hat, deren Chefredaktorin<br />

sie auch ist.<br />

So unterschiedlich die Persönlichkeiten<br />

des Leaders of Tomorrow - Programms,<br />

so unterschiedlich auch ihr Blick auf das<br />

Thema «Just Power». Aber eine grosse<br />

Gemeinsamkeit gibt es: Die künftige Elite<br />

blickt voll Idealismus in die Zukunft.<br />

Energiegeladen und inspiriert<br />

Peter Day, Korrespondent von BBC News,<br />

London, interviewt zum Abschluss des<br />

St. Gallen Symposium Leaders of Tomorrow.<br />

Das 41. Symposium mit seinem spannenden<br />

Thema taxieren die Leaders of Tomorrow<br />

als Erfolg, wie die Statements<br />

zeigen, die der BBC-Mann zu Beginn des<br />

Panels mit dem Titel «Leaders of Tomorrow<br />

responding» einholt. Natalia Noschese<br />

Fingermann, Studentin aus Brasilien,<br />

fühlt sich energiegeladen und neu inspiriert.<br />

Die Chinesin Yuanjun Li ist begeistert<br />

von der unbeschwerten, einfachen<br />

Kommunikation trotz verschiedener Nationalitäten,<br />

trotz teils grosser Altersunterschiede.<br />

Und Mads Schmidt Christensen<br />

kehrt nach Dänemark zurück, bestärkt in<br />

seiner Überzeugung, dass «Just Power»,<br />

verstanden als gerechte Macht, einzig eine<br />

Frage der Legitimation ist.<br />

Macht und Armut<br />

Alle wirken froh. Ausser Rachna Biyani,<br />

Wirtschaftsstudentin aus Delhi. Sie klagt<br />

an, dass zwar viele interessante Diskussionen<br />

zum Thema «Just Power» stattgefunden<br />

haben, aber eine einmal mehr<br />

nicht: «Über Armut wird einfach nicht geredet»,<br />

sagt sie und fragt: «Warum kümmern<br />

wir uns um alles Mögliche und ignorieren<br />

etwas so Naheliegendes?» Dafür<br />

erntet sie einen Spontanapplaus – vornehmlich<br />

anderer Leaders of Tomorrow. Es<br />

ist auch ein Signal an die zahlreich anwesenden<br />

Leaders of Today: «Ihnen verdanken<br />

wir viel», sagt Natalia Noschese<br />

Fingermann, «aber sie sind auch an den<br />

Missständen schuld.» Und ein Student aus<br />

dem Publikum doppelt nach: «Wir wollen<br />

nicht die gleichen Fehler machen und vor<br />

allem etwas selbstkritischer sein.»<br />

Die Stunde der Youngsters<br />

Am 41. St. Gallen Symposium spielten die<br />

Youngsters eine Hauptrolle. Die Welt ist<br />

im Umbruch, geopolitisch, technologisch,<br />

wirtschaftlich. Schwellenländer holen auf,<br />

die arabische <strong>Jugend</strong> lehnt sich gegen ihre<br />

Despoten auf, tradierte Machtstrukturen in<br />

Politik und Wirtschaft bröckeln, die Businesswelt<br />

erfindet sich neu. Das schafft<br />

auch am St. Gallen Symposium neue Realitäten:<br />

Der generationenübergreifende<br />

Dialog – zu dessen Zweck das Symposium<br />

anno 1969 gegründet worden ist – verändert<br />

sich: Es sind nicht mehr vor allem die<br />

Youngsters, die den Granden aus Politik<br />

und Wirtschaft zuhören. Vielmehr interessiert<br />

sich die Elite zunehmend für die Ansichten,<br />

die Sehnsüchte und die Befindlichkeiten<br />

künftiger Verantwortungsträger.<br />

Schöne neue Welt?<br />

Und wie gedenken diese, die Macht, die<br />

ihnen gewiss scheint, dereinst zu nutzen?<br />

«Ich werde andere ermächtigen», sagt der<br />

Student aus Italien. «Ich werde mich für<br />

eine gerechtere Gesellschaft einsetzen»,<br />

verspricht die Juristin aus Indien und der<br />

Wirtschaftsstudent aus Argentinien: «Ich<br />

werde meine Macht verantwortungsvoll<br />

nutzen und wo nötig auch teilen.» Ganz<br />

andere Eindrücke vermittelt Global Perspectives<br />

Barometer, der dieses Jahr von<br />

der Credit Suisse in Kooperation mit dem<br />

ISC und dem Marktforschungsinstitut<br />

gfs.bern erhoben worden ist. Von Idealismus<br />

keine Spur, im Gegenteil: Bei der Umfrage<br />

präsentieren sich die Leaders of<br />

Tomorrow volatil in Bezug auf Meinungen,<br />

als materialistisch und als Menschenschlag,<br />

der nach der Macht greifen wird –<br />

be it just or not. Iris Kuhn-Spogat<br />

Fotos: St. Gallen Symposium | Getty Images: A. Dagli Orti, C Squared Studios, Glenn Mitsui, Sarah Ashun, Clive Streeter, Indian School | Corbis: Paul Landowski<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


02<br />

Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong><br />

Globalisierung, Macht und schnelle Eliten<br />

Wie sieht das globale Machtgefüge in 20 Jahren aus? Wie hat es sich in jüngster Zeit verändert ?<br />

Welche Branchen locken? Was wiegt in der globalisierten Wirtschaft mehr, Chancen oder<br />

Bedrohung? Verändert Facebook die Welt ? – Der «Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong>» »<br />

der<br />

Credit Suisse gibt Aufschluss darüber, wie Leaders of Tomorrow, also junge Talente,<br />

die am Anfang ihrer Karriere stehen, die Welt sehen, womit sie rechnen, wovor ihnen graut<br />

und was sie lockt.<br />

1<br />

«Ordnen Sie aus Ihrer Sicht die folgenden Weltmächte in der Reihenfolge ihres Einflusses<br />

auf globale wirtschaftliche und politische Fragen in 20 Jahren.»<br />

Durchschnittswert der Rangierung, 1 = Maximum<br />

2.0<br />

2.4<br />

3.4<br />

3.8<br />

5.1<br />

5.1<br />

5.2<br />

China<br />

USA<br />

Europäische Union<br />

Indien<br />

Russland<br />

Brasilien<br />

Japan<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


2<br />

«Ist es vor dem Hintergrund der jüngsten Finanzkrise Ihrer<br />

Ansicht nach zu einer Machtverschiebung in Richtung …<br />

gekommen?»<br />

Aufsichtsbehörden<br />

Politik im Allgemeinen<br />

Machtverschiebung keine Veränderung Machtverlust kein Kommentar<br />

20<strong>11</strong> 2010<br />

53 27 13 7<br />

45 31 19 5<br />

Regierung Ihres Landes<br />

Volk<br />

37 37 20 6<br />

internationale Regierungsorganisationen<br />

31 47<br />

14 8<br />

Finanzindustrie<br />

Manager<br />

Finanz<br />

Energie<br />

Konsumgüter<br />

Telecom<br />

Verkehr<br />

Pharma<br />

Telecom<br />

Energie<br />

26 24 45 5<br />

4<br />

3<br />

Agribusiness / Landwirtschaft<br />

3<br />

Chemie<br />

2<br />

Konsumgüter<br />

Chemie<br />

Industrie<br />

Finanz<br />

Verkehr<br />

37 45<br />

14 4<br />

20 44 29 7<br />

3<br />

«In welchem Sektor werden Sie in den nächsten fünf Jahren<br />

am wahrscheinlichsten tätig sein?»<br />

Industrie<br />

Agribusiness / Landwirtschaft<br />

9<br />

9<br />

9<br />

14<br />

4<br />

«Wie vielversprechend schätzen Sie die aktuelle Geschäftslage<br />

in den folgenden Sektoren ein?»<br />

Pharma<br />

51<br />

57<br />

59<br />

70<br />

70<br />

70<br />

68<br />

67<br />

76<br />

75<br />

76<br />

74<br />

22<br />

79<br />

86<br />

83<br />

86<br />

87<br />

87<br />

in % der Leaders of Tomorrow<br />

in % der Leaders of Tomorrow<br />

in % der Leaders of Tomorrow<br />

Die Leaders of Tomorrow sind jene 200 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer am St. Gallen<br />

Symposium, die jedes Jahr neu ausgewählt<br />

und für die «drei Tage im Mai» nach St. Gallen<br />

eingeladen werden. Die eine Hälfte von ihnen<br />

qualifi ziert sich mit einem Aufsatz zum Symposiumsthema,<br />

dem Wings of Excellence<br />

Award. Dieser Wettbewerb wird weltweit an<br />

den führenden Universitäten und Business<br />

Schools ausgeschrieben. Die anderen 100<br />

Youngsters werden aus einer Liste ausgewählt,<br />

die aufgrund von akademischen Empfehlungen<br />

aus dem Netzwerk des St. Gallen<br />

Symposium jedes Jahr neu erstellt wird: mit<br />

jungen Talenten, die im Umfeld des jeweiligen<br />

Themas des Symposiums entweder in Wirtschaft<br />

oder Forschung einen Leistungsausweis<br />

besitzen – aber nicht älter sind als 30.<br />

Die Online-Umfrage zum «Global Perspectives<br />

Barometer» wurde 2010 erstmals durchgeführt<br />

und im Februar 2 0<strong>11</strong> zum zweiten Mal.<br />

Sie entstand im Auftrag der Credit Suisse in<br />

Kooperation mit dem St. Gallen Symposium<br />

und wurde vom Marktforschungsinstitut gfs.<br />

bern begleitet. Der Fragebogen ging an sämtliche<br />

diesjährigen Leaders of Tomorrow und<br />

jene der vergangenen fünf Jahre. 623 junge<br />

Frauen und Männer aus 60 Ländern haben<br />

mitgemacht und ihre Antworten Anfang März<br />

eingereicht.<br />

Was dabei herausgekommen ist, ist zwar<br />

nicht repräsentativ, aber aufschlussreich: Der<br />

«Global Perspectives Barometer 2 0<strong>11</strong>» zeigt<br />

die Sicht von jungen, global interessierten<br />

Talenten aus verschiedenen Winkeln der Welt.<br />

Sie beantworteten die Fragen zu einem Zeitpunkt,<br />

da die Umbrüche im arabischen Raum<br />

bereits in Gang waren. Das Erdbeben und die<br />

atomare Katastrophe in Japan ereigneten<br />

sich aber später. Es ist gut möglich, dass einige<br />

Antworten heute anders ausfallen würden<br />

– denn: Die künftige Elite ist alert, sie ist<br />

schnell und ihr Weltbild nicht in Stein gemeisselt.<br />

Das ist ein Fazit, das aus dem «Global<br />

Perspectives Barometer 2 0<strong>11</strong>» gezogen werden<br />

kann, ein Gesamteindruck aus einer Vielzahl<br />

von Momentaufnahmen, mit denen die<br />

künftige Elite hier ihr Denken und Streben<br />

offenlegt. Die folgenden Abschnitte gewähren<br />

Einblicke in die Themenblöcke Machtverschiebung,<br />

Wirtschaft und Globalisierung,<br />

Politik und Issues (die gesamten Umfrageergebnisseund<br />

unter www.credit-suisse.com/<br />

gpb).<br />

Das globale Machtgefüge<br />

Die Leaders of Tomorrow sehen die Welt heute<br />

so: Die USA in der Führungsrolle, gefolgt<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


von China und der Europäischen Union, gefolgt<br />

von Japan, Indien, Russland und Brasilien. Bis<br />

in 20 Jahren stehen zwar noch die gleichen<br />

Namen auf der Rangliste, aber in anderer Reihenfolge:<br />

China wird die USA als wichtigste<br />

globale Macht überholt haben. Die Europäische<br />

Union, so die Einschätzung der künftigen<br />

Leaders, wird sich auf Rang drei der Weltrangliste<br />

halten, Indien auf Rang vier drängen und<br />

sich damit von Japan absetzen. Geht es nach<br />

der Einschätzung der künftigen Elite, wird<br />

Japan bis ins Jahr 2<strong>03</strong>1 auch von Russland<br />

und Brasilien überfl ügelt sein (siehe Grafik 1).<br />

In einem zweiten Fragenblock zum Thema<br />

Macht und Einfluss waren die Leaders of<br />

Tomorrow aufgefordert, im Kontext der Finanzkrise<br />

die Stellung einzelner Akteure zu<br />

bewerten. Das Resultat: Die Finanzindustrie<br />

hat an Macht und Einfluss verloren, Regulierungsinstanzen<br />

und die Politik sind dank der<br />

Krise zu mehr Macht und Einfluss gekommen<br />

(siehe Grafik 2).<br />

Wirtschaft und Globalisierung<br />

Interessant: Zwar eruieren die Leaders of<br />

Tomorrow die Finanzindustrie als die grosse<br />

Verliererin in der von ihr ausgelösten Krise,<br />

trotzdem fühlt sich die junge Elite zu Banken<br />

und Versicherungen mehr hingezogen als zu<br />

jeder anderen Industrie. Negativschlagzeilen,<br />

Krise, Imageschäden, Verlust von Macht, Zunahme<br />

von Regulierungen hin oder her, die<br />

Branche interessiert Karriereeinsteiger wie<br />

eh und je: Mit Abstand am meisten Jungtalente<br />

(22 Prozent) wünschen sich einen Job<br />

in der Finanzbranche; sie gilt als die attraktivste<br />

Arbeitgeberin für die nächsten fünf<br />

Jahre, und zwar unabhängig vom Herkunftsland<br />

der Antwortenden (siehe Grafik 3).<br />

Dass die Finanzwelt bei den künftigen Taktgebern<br />

derart hoch im Kurs ist, verwundert<br />

mehr, als dass es einleuchtet, denn diese<br />

Wahl widerspiegelt nicht, wie die Leaders<br />

of Tomorrow die einzelnen Branchen einschätzen:<br />

In ihrer Wertung gelten die Sektoren Telekommunikation<br />

und Energie als weit vielversprechender<br />

als die Finanzindustrie (siehe<br />

Grafik 4). Dort arbeiten wollen trotzdem nur 14<br />

Prozent (Energie) und neun Prozent (Telekommunikation).<br />

Zukunftsträchtig scheint den<br />

Jungen auch die Pharmaindustrie, dort eine<br />

Karriere starten wollen aber nur gerade drei<br />

von 100 (siehe Grafi k 3). Dass die Leaders of<br />

Tomorrow nicht selbstverständlich in jenen<br />

Branchen arbeiten wollen, die sie für die vielversprechendsten<br />

halten, erklärt sich bis zu<br />

einem gewissen Grad mit ihrem Bildungshintergrund:<br />

54 Prozent der Befragten stammen<br />

5<br />

«Im Laufe der Geschichte<br />

haben Leute auf ganz unterschiedliche<br />

Weise versucht,<br />

die Industrie zu regulieren<br />

und zu kontrollieren sowie<br />

Wirtschaftssysteme zu<br />

organisieren. Der Staat hat<br />

bei diesen Prozessen eine<br />

unterschiedliche Rolle gespielt.<br />

Inwiefern sollte der<br />

Staat in Wirtschaftsfragen ein<br />

Mitspracherecht haben?»<br />

21<br />

30<br />

3<br />

46<br />

Der Staat sollte in der Wirtschaftspolitik kein<br />

Mitspracherecht haben mittlere Position Der<br />

Staat sollte in der Wirtschaftspolitik ein<br />

umfassendes Mitspracherecht haben<br />

keine Antwort<br />

6<br />

«Wie oft sind entscheidende<br />

Probleme Ihrer Meinung nach<br />

auf das Verschulden von<br />

Unternehmen / der Industrie<br />

zurückzuführen? Oft, selten<br />

oder nie?»<br />

48<br />

2<br />

12<br />

38<br />

oft weiss nicht / keine Antwort selten nie<br />

7<br />

«Glauben Sie, dass die Politik<br />

der Regierung und der Behörden<br />

in Ihrem Land in entscheidenden<br />

Fragen versagt hat ?<br />

Wenn ja, geschieht dies Ihrer<br />

Meinung nach oft, selten oder<br />

nie?»<br />

10<br />

65<br />

oft weiss nicht / keine Antwort selten nie<br />

in % der Leaders of Tomorrow<br />

1<br />

24<br />

8<br />

«Bitte geben Sie an, inwieweit<br />

Sie mit der folgenden Aussage<br />

einiggehen: Das politische<br />

System in meinem Land bedarf<br />

grundlegender Reformen.»<br />

16<br />

4<br />

5<br />

40<br />

35<br />

vollkommen einverstanden grundsätzlich<br />

einverstanden grundsätzlich nicht<br />

einverstanden überhaupt nicht einverstanden<br />

weiss nicht / keine Antwort<br />

9<br />

«Glauben Sie, dass für Ihre<br />

persönliche künftige Entwicklung<br />

die Globalisierung<br />

mehr Chancen oder mehr<br />

Risiken birgt ?»<br />

47<br />

1 3<br />

15<br />

34<br />

hauptsächlich Chancen mehr Chancen<br />

gleich viele Chancen wie Risiken<br />

mehr Risiken hauptsächlich Risiken<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


10<br />

«Glauben Sie, dass die Globalisierung für die künftige weltweite<br />

Entwicklung mehr Chancen oder mehr Risiken birgt?»<br />

Total<br />

China<br />

Indien<br />

20<br />

18<br />

übriges Asien<br />

22 38 38<br />

21<br />

Westeuropa<br />

Osteuropa<br />

28<br />

33 46<br />

<strong>11</strong> 23 53<br />

Nordamerika<br />

Südamerika<br />

15<br />

28<br />

18 39<br />

22<br />

Rest der Welt (Afrika/Australien usw.)<br />

32 43 4<br />

hauptsächlich Chancen mehr Chancen gleich viele Chancen wie Risiken<br />

mehr Risiken weiss nicht / keine Antwort<br />

46<br />

37 30<br />

21 23 52<br />

61<br />

37<br />

<strong>11</strong><br />

2 1<br />

4<br />

3<br />

5<br />

1<br />

1 1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2 2<br />

in % der Leaders of Tomorrow<br />

aus den Studienrichtungen Betriebs- und<br />

Volkswirtschaft.<br />

Das Thema Globalisierung spielt im<br />

«Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong>» eine<br />

wichtige Rolle und ist bei den Leaders<br />

of Tomorrow mehrheitlich positiv besetzt:<br />

52 Prozent sehen im weltumspannenden<br />

Wirtschaftsgefl echt mehr Chancen denn<br />

Risiken. Das sind neun Prozent weniger als<br />

2010, als der Global Perspectives Barometer<br />

zum ersten Mal erhoben wurde. Zugelegt<br />

haben die Meinung, Globalisierung bringe<br />

vor allem Vorteile, und die Einschätzung, Vorund<br />

Nachteile der Globalisierung hielten sich<br />

in etwa die Waage (siehe Grafi k 10). Mehr<br />

Befürworter und zugleich mehr Skeptiker –<br />

beide Entwicklungen überraschen nicht: Die<br />

Finanz- wie auch die Eurokrise haben Plus<br />

und Minus der weltweiten Vernetzung eindrücklich<br />

vorgeführt.<br />

Beim Thema Globalisierung messen die<br />

Leaders of Tomorrow mit anderen Ellen,<br />

wenn ihre Einschätzung nicht ihr Herkunftsland<br />

oder gar die ganze Welt betrifft, sondern<br />

sie persönlich: Da sehen 81 Prozent die<br />

Globalisierung der Wirtschaft als Chance<br />

für sich und ihre Entwicklung – im Durchschnitt<br />

(siehe Grafik 9).<br />

Politik und Issues<br />

Ob sich die junge Elite für Politik interessiert<br />

? Ja – sagen 91 Prozent der Leaders<br />

of Tomorrow. Die Rolle des Staates wurde<br />

im Bann der Finanzkrise intensiv, kontrovers<br />

und weltweit diskutiert. Die Mehrheit der<br />

Leaders of Tomorrow findet, der Staat solle<br />

in Wirtschaftsfragen mindestens ein Mitspracherecht,<br />

wenn nicht gar das Sagen<br />

haben. Die Gegenposition vertritt eine grosse<br />

Minderheit von 30 Prozent (siehe Grafik 5).<br />

Andererseits: 65 Prozent der Leaders of<br />

Tomorrow beklagen, dass ihre Regierung oft<br />

versagt, wenn es um wegweisende Entscheide<br />

geht. Weit besser bewerten die künftigen<br />

Führungskräfte Entscheide aus der Wirtschaft:<br />

Hier finden 48 Prozent, es würde<br />

oft bis ziemlich oft fehlentschieden (siehe<br />

Grafik 7 und 6). Hier liegt der Schluss nahe,<br />

dass die Leaders of Tomorrow letztendlich<br />

doch eher auf den Markt denn auf die<br />

Politik vertrauen, ohne die Politik abzuschreiben.<br />

Vielmehr wünscht sich die grosse<br />

Mehrheit der Leaders of Tomorrow fundamentale<br />

Veränderungen im politischen<br />

System ihres jeweiligen Herkunftslandes<br />

(siehe Grafik 8). Iris Kuhn-Spogat<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


<strong>03</strong><br />

Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong><br />

Leaders of Tomorrow –<br />

Schweizer <strong>Jugend</strong> – ein Vergleich<br />

1<br />

«Sind Sie Mitglied bei Facebook?»<br />

in % der Einwohner zwischen 16 und 25 Jahren / in % Leaders of Tomorrow<br />

13 ja<br />

nicht mehr<br />

nein<br />

87 90<br />

6<br />

4<br />

<strong>Jugend</strong>barometer<br />

Schweiz 20<strong>11</strong><br />

Global Perspectives<br />

Barometer 20<strong>11</strong><br />

Der Fragebogen zur Erhebung des Global<br />

Perspectives Barometer wurde dieses Jahr<br />

gezielt mit Fragen aus dem Credit Suisse<br />

<strong>Jugend</strong>barometer ergänzt, um Aussagen<br />

und Lebensweisen von Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen<br />

mit jenen der künftigen Eliten vergleichen<br />

zu können. Altersmässig besteht<br />

zwischen den beiden Gruppen kein grosser<br />

Unterschied: Die Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen,<br />

die sich an der Umfrage beteiligt haben,<br />

sind zwischen 16 und 25 Jahre alt, der Altersdurchschnitt<br />

der Leaders of Tomorrow<br />

liegt bei 25,2 Jahren. Die einen wie die<br />

andern gehören zur Generation Y, der ersten<br />

Generation, die voll digitalisiert aufgewachsen<br />

ist. Sie sind «Digital Natives»,<br />

Menschen mit einer digitalen und einer<br />

realen Identität. Ihr Alltag ist eine Fusion der<br />

beiden.<br />

Digital Natives pflegen Beziehungen<br />

nicht nur persönlich, sondern sehr gekonnt<br />

mit Chatten und Simsen und via Netzwerke<br />

wie Facebook: 87 Prozent der Schweizer<br />

<strong>Jugend</strong>lichen sind bei Facebook dabei<br />

und 90 Prozent der Leaders of Tomorrow<br />

(siehe Grafik 1). Die ausgeprägte Affinität der<br />

Leaders of Tomorrow zum Internet hat gewiss<br />

auch damit zu tun, dass an ein<br />

Studium ohne Beherrschung der neuen<br />

Medien gar nicht mehr zu denken ist.<br />

Wie mächtig ist Facebook?<br />

Bei Facebook registriert zu sein, ist für die<br />

Generation Y selbstverständlich, ganz unabhängig<br />

von ihrem Hintergrund, unabhängig<br />

von ihren Zielen. Wird damit die Welt<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


2<br />

«Treffen die folgenden Aussagen über Facebook (FB)<br />

für Sie persönlich zu?»<br />

verändert die Welt<br />

Daten können in die falschen Hände gelangen<br />

Veranstaltungen und Partys<br />

oberflächlich<br />

Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong><br />

<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz 20<strong>11</strong><br />

29<br />

39<br />

39<br />

41<br />

42<br />

3<br />

«An welchen dieser Themen sind Sie täglich interessiert?»<br />

Politik<br />

Wirtschaft<br />

Kultur<br />

Regionale Nachrichten<br />

Sport<br />

Wetter<br />

Leute/Prominente<br />

Musik<br />

24<br />

31<br />

30<br />

30<br />

47<br />

47<br />

48<br />

57<br />

57<br />

57<br />

57<br />

59<br />

61<br />

71<br />

79<br />

81<br />

86<br />

89<br />

verändert ? Von den jungen Eliten antworten<br />

auf diese Frage 86 Prozent mit Ja, bei den<br />

Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen denken lediglich 57<br />

Prozent so. Angesichts der Tatsache, dass<br />

die Befragung kurz nach den Umbrüchen im<br />

arabischen Raum stattgefunden hat, bei<br />

denen Facebook vielerorts eine bedeutende<br />

Rolle zugesprochen wurde, überrascht das.<br />

Politik oder Wetterbericht?<br />

Wenig erstaunlich und doch eindrücklich sind<br />

die Ergebnisse der Befragung in Bezug auf die<br />

Tagesaktualität. Leaders of Tomorrow und die<br />

breitere Schweizer <strong>Jugend</strong> ticken diesbezüglich<br />

komplett anders: Die künftige Elite konsumiert<br />

hauptsächlich Meldungen aus Politik,<br />

Wirtschaft und Kultur. All das interessiert die<br />

breitere Schweizer <strong>Jugend</strong> höchstens am<br />

Rand. Sie will stattdessen wissen, wie das<br />

Wetter wird, was sich in der Musikszene tut und<br />

was im Sport – was wiederum den Leaders<br />

of Tomorrow ziemlich egal ist (siehe Grafik 3).<br />

Vollkommen unterschiedlich auch, wo die<br />

beiden Vergleichsgruppen ihren Informationsbedarf<br />

decken. Schweizer <strong>Jugend</strong>liche blättern<br />

vorzugsweise durch Gratiszeitungen und lassen<br />

sich die News am TV präsentieren. Newsseiten<br />

sowie die Homepages von grossen Tageszeitungen<br />

sind hingegen die mit Abstand wichtigsten<br />

Informationsquellen der künftigen Eliten<br />

und weit wichtiger als die herkömmlichen Medien<br />

TV, Radio und Tageszeitungen.<br />

Neue Produkte, Marken<br />

21<br />

24<br />

36<br />

Veranstaltungen, Partys, Ausgehen<br />

Computer, Games<br />

39<br />

Global Perspectives Barometer 20<strong>11</strong><br />

<strong>Jugend</strong>barometer Schweiz 20<strong>11</strong><br />

9<br />

23<br />

57<br />

Für globale Elite Familie weniger wichtig<br />

Und was zählt im Leben der Digital Natives?<br />

Hier offenbaren sich spannende Unterschiede<br />

zwischen jungen Männern und Frauen, die<br />

zufällig ausgewählt worden sind, und den<br />

Youngsters, die zu den Leaders of Tomorrow<br />

gehören: Sie haben andere Prioritäten. Im<br />

Lebensentwurf der künftigen Elite sind Familie<br />

und Freunde weit weniger wichtig als<br />

bei den Schweizer <strong>Jugend</strong>lichen.<br />

Dafür ist für die Young Leaders der Aspekt,<br />

das Leben in vollen Zügen geniessen<br />

zu können, absolut prioritär. Für sie gehört<br />

es freilich auch dazu, hart zu arbeiten, aber<br />

nicht bis zum Umfallen: Die junge Elite will<br />

Raum für Kreativität und die Möglichkeit,<br />

selbst gesetzte Ziele zu verfolgen. Verglichen<br />

mit der Schweizer <strong>Jugend</strong> profiliert sich<br />

die künftige Elite im Global Perspectives<br />

Barometer als hedonistisch, materialistisch<br />

– und emotional unabhängig. Iris Kuhn-Spogat<br />

in % der Einwohner zwischen 16 und 25 Jahren / in % der Leaders of Tomorrow,<br />

definitiv zutreffend, generell zutreffend<br />

Credit Suisse<br />

<strong>bulletin</strong> St. Gallen Symposium


Roger Federer Leader 65<br />

Entspannter<br />

Roger Federer<br />

beim hektischen<br />

TV-Dreh<br />

Selbst das süsse Nichtstun am Pool will geübt sein. Diese Erfahrung machte<br />

Roger Federer beim Dreh des neuen TV-Spots für die internationale Imagekampagne<br />

der Credit Suisse. Gekonnt in Szene gesetzt wird die Sequenz von Jordan Scott,<br />

der Tochter des berühmten englischen Regisseurs Ridley Scott («Alien», «Gladiator»,<br />

«Thelma und Louise»).<br />

Foto: Filmgerberei | Credit Suisse<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


66 Leader Roger Federer<br />

Während der Aufnahmen zum neusten TV-Spot der Credit Suisse in Dubai bewies<br />

Tennisstar Roger Federer einmal mehr, dass er nicht nur auf den Center Courts dieser<br />

Welt vollen Körpereinsatz zeigt: Gleich zweimal musste er von Kopf bis Fuss perfekt<br />

durchgestylt ins kühle Wasser springen, bis die perfekte Aufnahme im Kasten war.<br />

Roger gab sich gelassen und lieferte eine tolle Performance. Dabei kam deutlich zum<br />

Ausdruck, wie wichtig verlässliche Partnerschaften, erstklassiges Know-how und<br />

insbesondere innere Ruhe sind.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Roger Federer Leader 67<br />

Fotos: Filmgerberei | Credit Suisse<br />

Text: Daniel Huber<br />

Während Europa Ende Februar noch fest im<br />

Griff des Winters ist, bietet Roger Federers<br />

Zweitheimat Dubai im Februar per fekte Luftund<br />

Wassertemperaturen für einen sommerlichen<br />

Werbespot. Allerdings stellen im Wüstenemirat<br />

das spezielle Licht und vor allem<br />

der allgegenwärtige, extrem feine Sand die<br />

Filmcrew vor spezielle Herausforderungen.<br />

Rund 50 Leute am Set<br />

Bis ins letzte Detail ist der Werbespot bereits<br />

im Vorfeld anhand von Hunderten von<br />

Skizzen durchgespielt worden. Die etwas ins<br />

Landes innere zurückversetzte Mietvilla bietet<br />

zwar durch ihre moderne Architektur und<br />

vor allem durch den geradlinig eleganten<br />

Pool die perfekte Grundkulisse, doch hat die<br />

lokale Produktionsgesellschaft zuvor noch<br />

tonnenweise Ausstattungs- und Requisitenmaterial<br />

angekarrt, um alles perfekt ins Bild<br />

zu setzen. Zudem hat das Produktionsteam<br />

spezielle Rampen für die Kameras und den<br />

Kamerakran aufgebaut.<br />

Angefangen bei der Regisseurin mit Assistenz<br />

über die Crews des Produktionsteams<br />

und die Werbeagentur, die Visagistin<br />

und den Stylisten, die Filmcrew fürs Makingof-Video<br />

bis hin zum Küchenteam fürs Catering<br />

und zu den Fahrern stehen insgesamt<br />

bis zu 50 Leute auf dem Set im Einsatz.<br />

Entspannt durch den Tag<br />

Der Tennisstar kommt kurz nach neun Uhr.<br />

Regisseurin Jordan Scott erklärt Roger bei<br />

einem Kaffee nochmals genau die Idee und<br />

den Ablauf des Spots. «Wir helfen Roger<br />

Federer, entspannt durchs Leben zu gehen.<br />

Seit 1981. Credit Suisse», lautet der Slogan<br />

der neuen Imagekampagne, die in einem<br />

ersten Schritt bereits von Starfotograf Mario<br />

Testino stilecht in Szene gesetzt wurde. Der<br />

Hintergrund: Die Eltern Lynette und Robbie<br />

Federer eröffneten 1981 für ihren Sohn<br />

Roger nur wenige Wochen nach dessen<br />

Geburt ein Sparbüchlein bei der damaligen<br />

Schweizerischen Kreditanstalt (SKA), aus<br />

der später die Credit Suisse hervorging. Nun<br />

soll Rogers Entspannung auch noch als TV-<br />

Spot visualisiert werden. Die Zutaten: Sonne,<br />

Pool und absolut nichts zu tun.<br />

Das süsse Nichtstun als Herausforderung<br />

Nachdem er zuerst in der Maske perfekt<br />

gestylt worden ist, legt sich Roger ganz in<br />

Weiss gekleidet auf das Sprungbrett. Die<br />

Sekunden verstreichen im Zeitlupentempo.<br />

Während er in Entspannung verharrt und einzig<br />

mit dem Finger übers Wasser streicht,<br />

bewegt sich die Kamera auf dem Hightech-<br />

Kran um ihn herum und baut durch verschiedene<br />

Einstellungen die Spannung auf. «Für<br />

mich war das schon etwas komisch», erzählt<br />

Roger Federer nach dem Dreh. «Ich war zwar<br />

absolut im Mittelpunkt des Geschehens,<br />

doch tat ich absolut nichts, lag einfach nur<br />

so auf dem Brett. Und dafür lobten mich die<br />

Leute auch noch.»<br />

Und als er sich dann doch noch bewegt,<br />

ist es nicht etwa ein erschrockener Sprung<br />

ins kalte Wasser, sondern vielmehr ein elegantes<br />

Eintauchen ins erfrischend kühle<br />

Nass – Entspannung pur auch unter Wasser.<br />

Sprung zum Zweiten<br />

Und natürlich braucht es noch einen zweiten<br />

Versuch für den perfekten Sprung ins Wasser.<br />

Und dafür geht es zuerst einmal wieder<br />

zurück in die Maske und zur Hairstylistin.<br />

Unerbittlich tickt dabei die Zeit. In dieser<br />

Jahreszeit setzt in der Wüste die Abenddämmerung<br />

bereits um 16.30 Uhr ein und<br />

das Licht beginnt sich zu verändern. Doch<br />

dank einer straffen Organisation im Vorfeld,<br />

aber auch während des Tages bleibt die Stimmung<br />

durchwegs entspannt. Jordan Scott<br />

zeigt sich am Abend sehr zufrieden mit dem<br />

Verlauf des Drehtages: «Die grösste Herausforderung<br />

überhaupt war wohl, dass Roger in<br />

dieser enormen Hitze so lange in der Sonne<br />

auf dem Brett ausharren musste. Aber er hat<br />

das sehr gut gemacht.» Und umgekehrt ist<br />

auch Roger voll des Lobes für die Regisseurin:<br />

«Sie war den ganzen Tag überaus freundlich<br />

und sehr professionell. Ich habe es sehr<br />

genossen, mit ihr zu arbeiten.» <<br />

Zum Thema:<br />

Dieser QR-Code bringt den Making-of-Video<br />

zum TV-Spot direkt auf Ihr Smartphone.<br />

Relax-Sound zum Herunterladen<br />

Auf www.credit-suisse.com/<strong>bulletin</strong> finden Sie<br />

alles rund um den TV-Spot zur Relax-Kampagne,<br />

inklusiv dem neuen Video-Clip zum Song «Roger<br />

says Relax» und dem MP3-File zum Herunterladen.<br />

Jordan Scott<br />

Die britische Regisseurin<br />

und Drehbuchautorin<br />

wurde 1980 in England<br />

als Tochter der Produzentin<br />

Sandy Watson und des<br />

Regisseurs Ridley Scott<br />

geboren. Nach ersten<br />

schauspielerischen Versuchen<br />

drehte sie mit<br />

22 Jahren zusammen<br />

mit ihrem Vater einen ersten<br />

Kurzfilm, «Never Never».<br />

Es folgten weitere, kleinere<br />

Koproduktionen mit ihrem<br />

Vater und immer mehr auch<br />

kommerzielle Aufträge.<br />

So realisierte die ge fragte<br />

Filmemacherin unter<br />

anderem schon Spots für<br />

Nike, Prada, Renault<br />

oder Orange. 2009 kam<br />

zudem ihr viel beachtetes<br />

Solo-Filmdebüt «Cracks»<br />

in die Kinos.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


68 Leader Mohamed El-Baradei<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Mohamed El-Baradei Leader 69<br />

Mohamed El-Baradei, ägyptischer Oppositionsführer<br />

«Veränderung ist ein<br />

evolutionärer Prozess»<br />

Foto: Alberto Venzago<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


70 Leader Mohamed El-Baradei<br />

Interview: Cushla Sherlock und Daniel Huber<br />

«Ich glaube fest<br />

daran, dass<br />

die Menschheit<br />

Besseres verdient»<br />

Der ägyptische Oppositionsführer<br />

Mohamed El-Baradei will als<br />

neuer Präsident sein Land nach<br />

über 60 Jahren Diktatur in die<br />

Demokratie führen. Im Exklusivinterview<br />

spricht El-Baradei über die<br />

aktuelle Situation in Ägypten, die<br />

dringendsten Massnahmen und<br />

seine persönlichen Beweggründe.<br />

<strong>bulletin</strong>: Wenn Sie ein halbes Jahr zurückblicken und die<br />

Situation von damals mit der von heute vergleichen,<br />

wie hat sich das Leben der Menschen in den Strassen von<br />

Kairo verändert?<br />

Mohamed El-Baradei: Auf der positiven Seite verspüren die<br />

Leute heute ein bislang noch nie da gewesenes Gefühl von Freiheit<br />

und Vertrauen. Sie sind zuversichtlicher als vor sechs Monaten,<br />

dass ihnen eine rosigere Zukunft bevorsteht. Auf der negativen<br />

Seite ist die Sicherheit noch nicht vollumfänglich in die Strassen<br />

zurückgekehrt. Aber wir arbeiten daran. Grundsätzlich überwiegen<br />

hingegen die positiven Seiten ganz klar. In den Strassen Kairos<br />

ist enorm viel Energie spürbar und die meisten Menschen glauben<br />

daran, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen<br />

und wir die Schwierigkeiten meistern können.<br />

Welches sind die dringendsten Veränderungen,<br />

die im neuen demokratischen Ägypten als Erstes angepackt<br />

werden müssen?<br />

Jetzt, nach der Revolution, muss sich alles ändern. Wir müssen<br />

von Grund auf ein gänzlich neues politisches, ökonomisches<br />

und soziales System schaffen. Wir müssen vor allem einen Weg<br />

finden, wie wir die Lebensbedingungen von 50 Prozent der<br />

ägyptischen Bevölkerung, die heute unter der Armutsgrenze leben,<br />

verbessern können. Diese Menschen müssen spüren, dass sich<br />

für sie durch die Revolution etwas verändert hat. Ich glaube daran,<br />

dass wir es schaffen können. Doch es braucht Zeit. Eine Demokratie<br />

aufzubauen, ist ein langfristiger Prozess, der nur Schritt für<br />

Schritt vorangetrieben werden kann. Die unerlässliche Basis<br />

dafür und eine grosse Aufgabe für die nächste Zukunft ist die<br />

Gewährleistung der sozialen Gerechtigkeit. Wir haben insofern<br />

einen Vorteil, als wir von anderen Ländern lernen können, die<br />

diesen Demokratisierungsprozess bereits hinter sich haben.<br />

Möchten Sie bloss von anderen Ländern lernen oder gibt es<br />

ein bestimmtes Modell, das Ihnen als Vorbild für die ägyptische<br />

Demokratie dienen könnte?<br />

Es gibt heute über <strong>11</strong>5 Demokratien, die sich alle in wesentlichen<br />

Punkten unterscheiden. Auch unsere Demokratie wird eine<br />

eigene Ausprägung haben. Wir werden die bestehenden demokratischen<br />

Systeme genau anschauen müssen, um herauszufinden,<br />

was wo am besten gelöst ist und was am ehesten<br />

zu Ägypten passt.<br />

Was sind denn Ihrer Meinung nach die Schlüsselfaktoren<br />

für eine erfolgreiche Demokratie?<br />

In jeder Demokratie ist ein unabhängiges und stabiles Justizsystem<br />

der Schlüssel zur Balance der Macht und zugleich die<br />

Garantie für den Schutz von Minderheiten. Ägypten hat ein gutes<br />

Justizsystem, das aber unter dem bisherigen Regime zu sehr<br />

im Dienst der Politik stand. Die Herausforderung besteht nun<br />

darin, es wieder unabhängig zu machen. Zuallererst müssen<br />

wir sicherstellen, dass die Bürger frei sind und am Entscheidungsprozess<br />

teilnehmen können. Entsprechend finde ich es wichtig,<br />

dass wir noch vor den Wahlen eine «Bill of Rights» verabschieden.<br />

Unsere Demokratie muss nach den Wahlen möglichst schnell<br />

durch eine Verfassung abgesichert sein, die jedem Ägypter unabhängig<br />

von seiner Herkunft, Gesinnung und Religion Gleichheit<br />

garantiert. Eine Gleichheit, die genauso unumstösslich ist wie die<br />

grundlegenden Menschenrechte.<br />

Foto: Peter Rigaud / laif<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


Mohamed El-Baradei Leader 71<br />

Müssen bei einem derart radikalen politischen Wandel in<br />

einem ersten Schritt nicht viele Kompromisse gemacht werden?<br />

Grundlegende Werte wie Religionsfreiheit, Redefreiheit und<br />

gleiche Rechte für alle sollten auf keinen Fall verhandelbar sein.<br />

Man kann bestimmt über Dinge wie den Zeitrahmen diskutieren,<br />

aber ich bin sicher, dass niemand in unserem Land bereit ist,<br />

bei der Justiz und bei der Gleichberechtigung Kompromisse zu<br />

machen – also bei der Demokratie an sich.<br />

Wenn wir schon über den Zeitrahmen reden: Wie viel Zeit<br />

wird der Demokratisierungsprozess benötigen?<br />

Wenn man eine 60 Jahre alte Diktatur in eine funktionierende<br />

Demokratie umwandeln will, sollte man nicht zu sehr unter<br />

Zeitdruck arbeiten. Die meisten Länder, die kürzlich einen Demokratisierungsprozess<br />

durchgemacht haben – zum Beispiel in<br />

Osteuropa oder Lateinamerika –, benötigten dafür mehrere Jahre.<br />

Stabilität wird nicht durch einen schnellen Übergang zu Wahlen<br />

erreicht, sondern durch eine klare Planung des Transformationsprozesses<br />

und die Definition der wichtigsten Meilensteine der<br />

Entwicklung. Für mich ist es irrelevant, ob wir dazu ein oder<br />

zwei Jahre benötigen; wichtig ist für mich, dass die Menschen in<br />

Ägypten verstehen, wohin der Weg führt. Das wird nicht über<br />

Nacht passieren, aber ich bin überzeugt, dass wir es erleben<br />

werden. Solange wir nicht einen nationalen Konsens und ein<br />

System haben, das die Menschen als stabil erleben, wird<br />

unsere Wirtschaft unter Druck bleiben, weil ausländische<br />

Investitionen ausbleiben.<br />

Zum Stichwort Wirtschaft: Welche wirtschaftlichen<br />

Veränderungen werden sich aus der politischen und rechtlichen<br />

Reform ergeben?<br />

Wo immer wir einen Wettbewerbsvorteil haben, müssen wir neue<br />

Gesetze und Verordnungen in Kraft setzen, damit Ägypten für<br />

Investoren attraktiv wird. Es gibt viele Möglichkeiten – wie Tourismus,<br />

Logistik und Landwirtschaft –, aber wir müssen zuerst<br />

unser eigenes Haus in Ordnung bringen, bevor wir bei Investoren<br />

die Werbetrommel rühren. Das heisst zum Beispiel, dass wir<br />

eine funktionierende Infrastruktur zur Verfügung stellen und fähige<br />

Kader heranbilden müssen. Wir können eine Menge tun, und wir<br />

sollten dabei unser besonderes Augenmerk auf die Integration<br />

innerhalb des Nahen Ostens richten. Die Golfstaaten sind bereits<br />

jetzt bedeutende Investoren, und ich hoffe, dass sie in Zukunft<br />

in Ägypten noch stärker in Erscheinung treten werden.<br />

Wie werden sich die Veränderungen in Ägypten auf den<br />

restlichen Nahen Osten auswirken?<br />

Die Art, wie wir mit der Situation in Ägypten umgehen, wird<br />

Auswirkungen auf das Geschehen in der restlichen arabischen<br />

Welt haben. Dass wir jetzt möglichst viel richtig machen, ist von<br />

grundlegender Bedeutung für die ganze Region. Deshalb ist<br />

es mir so wichtig, dass wir langsam, aber sicher zum angestrebten<br />

Ziel gelangen. Die Veränderung muss durch einen evolutionären<br />

Prozess zustande kommen und nicht durch eine bewaffnete<br />

Revolution wie gegenwärtig in Libyen.<br />

Was waren die treibenden Kräfte hinter der Revolution in<br />

Ägypten? War es wirklich die junge Facebook-Generation,<br />

wie so oft behauptet wird?<br />

Es stimmt, dass die Jungen die Bewegung auslösten, aber sie<br />

wurden dabei von allen Bürgern unterstützt. Die eigentlichen<br />

Auslöser hinter unserer Revolution heissen aber Analphabetismus,<br />

Armut und Ungleichheit. Die Menschen konnten nicht akzep- ><br />

Mohamed El-Baradei wird 1942 in Kairo geboren.<br />

Er studiert an der Universität Kairo Rechtswissenschaften<br />

und beginnt 1964 im Aussenministerium zu<br />

arbeiten. Er ist unter anderem Mitglied der ägyptischen<br />

Delegation bei der UNO in New York. 1974<br />

promoviert er an der New York University School of<br />

Law. Der Internationalen Atomenergie-Organisation<br />

IAEO in Wien tritt er 1984 als Rechtsberater bei.<br />

Von 1997 bis 2009 leitet er als Generaldirektor die<br />

IAEO und wandelt sie in dieser Zeit zu einem<br />

politisch wirksamen Forum. Dafür erhält er 2005<br />

den Friedensnobelpreis. Anfang 20<strong>11</strong> kehrt er<br />

als Oppositionsführer nach Ägypten zurück und<br />

kandidiert nun bei den auf Herbst angesetzten<br />

Wahlen für das Präsidentenamt.<br />

Mehr zum Thema >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>><br />

Buchtipp Mohamed El-Baradei.<br />

«Wächter der Apokalypse».<br />

Im Kampf für eine Welt ohne Atomwaffen.<br />

Frankfurt am Main, Campus Verlag 20<strong>11</strong>.<br />

366 Seiten.<br />

Credit Suisse <strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong>


72 Leader Mohamed El-Baradei<br />

«Ich bin überzeugt, dass wir in<br />

einer besseren Welt leben<br />

können, wo es für alle gleiche<br />

Rechte, Sicherheit und<br />

soziale Gerechtigkeit gibt.»<br />

Mohamed El-Baradei, ägyptischer Oppositionsführer<br />

tieren, dass ihnen im 21. Jahrhundert weiterhin ihre grundlegenden<br />

Rechte vorenthalten wurden. Sie wollen an der Macht<br />

partizipieren, sie wollen mitreden können, wie sie regiert werden<br />

und wer regiert. Abgesehen von wenigen Übergriffen des<br />

alten Regimes verlief der Umsturz ja grösstenteils friedlich. Am<br />

Ende waren plötzlich 12 Millionen Ägypter aller Altersklassen<br />

auf der Strasse. Doch am Anfang waren es bei uns tatsächlich<br />

wie bei den meisten Revolutionen die jungen Menschen, die<br />

ihre Zukunft in die Hand nehmen wollten und zur Tat schritten.<br />

Sie haben eine lange Zeit ausserhalb Ägyptens gelebt.<br />

Was hat Sie dazu gebracht, zurückzukommen?<br />

Für mich war es enorm schmerzhaft, von aussen zuzusehen, wie<br />

sich die ägyptische Regierung verhielt. Denn ich war überzeugt,<br />

dass ein demokratisches Ägypten ein völlig anderes Land<br />

sein könnte: prosperierend, wirtschaftlich fortschrittlich, sozial<br />

gerecht und politisch frei. Viele Menschen haben mich auch<br />

geradeheraus aufgefordert, zurückzukommen, um vor Ort zu<br />

helfen. Letztlich fühlte ich mich meinen Landsleuten gegenüber<br />

zur Hilfe verpflichtet. Das Land hatte sich in den letzten Jahren<br />

stark verändert. Als ich jung war, war Ägypten in vielerlei Hinsicht<br />

multi ethnisch, multikulturell und kosmopolitisch. Seither hat<br />

sich die Situation ziemlich verschlechtert, hauptsächlich durch die<br />

Scheinheiligkeit der Diktatur. In den letzten paar Jahrzehnten<br />

hat sich hier etliches rückwärts entwickelt – nun müssen wir uns<br />

anstrengen, damit wir wieder in der Gegenwart ankommen.<br />

Stehen wir am Anfang einer eigentlichen Renaissance des<br />

Nahen Ostens?<br />

Das hoffe ich natürlich, wobei es noch zu früh ist, solche<br />

Aussagen zu machen. Ich bin grundsätzlich sehr optimistisch,<br />

doch es braucht Zeit. Jedenfalls glaube ich nicht, dass wir<br />

wieder in die alten Zustände zurückfallen werden.<br />

In Ihrem kürzlich veröffentlichten Buch «Wächter der Apokalypse»<br />

über Ihre Zeit als Generaldirektor der Internationalen<br />

Atomenergie-Organisation IAEO beschreiben Sie sehr offen, was<br />

Sie während dieser Zeit bei Verhandlungen hinter verschlossenen<br />

Türen erlebt haben. Können Sie uns mehr darüber erzählen,<br />

was in Ägypten zurzeit im Hintergrund abläuft ?<br />

Es passiert zurzeit enorm viel, sowohl draussen auf der Strasse als<br />

auch fernab der öffentlichen Wahrnehmung. Die Menschen gehen<br />

immer noch häufig auf die Strasse, um ihren Frustrationen Luft<br />

zu machen und für mehr Sicherheit, bessere Löhne und gegen<br />

sonstige Missstände zu demonstrieren. Das ist ein gesunder und<br />

wichtiger Prozess. Die Menschen haben das erste Mal in der<br />

Geschichte des Landes die Möglichkeit, ihre Meinungen frei zu<br />

äussern. Hinter den Türen kommt es zu unzähligen Gesprächen<br />

zwischen Vertretern des Militärrates und den verschiedenen<br />

Interessengruppen, inklusive mir. Wir versuchen gemeinsam,<br />

eine klare Richtung und einen verbindlichen Zeitplan auf dem Weg<br />

zur Demokratie vorzugeben. Zurzeit ist für uns alle das dringlichste<br />

Anliegen, Recht und Ordnung in die Strassen zurückzubringen.<br />

In Ihrem Buch stellen Sie die sehr provokative Forderung auf,<br />

dass Vertreter der US-Regierung, die vor dem Irak-Krieg im Amt<br />

waren, vor einem internationalen Gerichtshof wegen Vortäuschung<br />

falscher Tatsachen zur Rechenschaft gezogen werden<br />

müssen. Wie waren die Reaktionen auf Ihr Buch?<br />

Wie immer fielen die Reaktionen je nachdem, woher die Menschen<br />

politisch und ideologisch kommen, sehr unterschiedlich aus.<br />

Ich habe im Buch meine ganz persönliche Sicht der Geschehnisse<br />

beschrieben, so wie ich sie erlebt habe. Ich habe nicht verlangt,<br />

dass eine ganz bestimmte Person vor Gericht gestellt wird. Und<br />

doch beruhte die Legitimierung des Krieges gegen den Irak<br />

im UNO-Sicherheitsrat meiner Meinung nach ganz eindeutig auf<br />

willentlich verfälschten Tatsachen. Und dafür muss jemand die<br />

Verantwortung übernehmen. Bei diesem Krieg ging es nicht darum,<br />

die Gefahr von Massenvernichtungswaffen abzuwenden,<br />

sondern darum, einen Sturz des Regimes herbeizuführen. Und<br />

dafür gibt es keine internationale Rechtsgrundlage. Das internationale<br />

Recht muss gleichermassen für alle gelten und nicht<br />

nur bei armen und schwachen Despoten vollstreckt werden.<br />

Ihr unermüdlicher Einsatz für die Wahrheit und die Gerechtigkeit<br />

als Leiter der internationalen Atombehörde und als Oppositionsführer<br />

wurde zwar mit dem Friedensnobelpreis geehrt, doch<br />

Sie setzen sich dadurch seit über 20 Jahren enormen Gefahren<br />

aus. Woher nehmen Sie den Mut und die Kraft für Ihr Tun?<br />

Meine Motivation ist mein fester Glaube, dass die Menschheit<br />

Besseres verdient. Ich bin überzeugt, dass wir in einer besseren<br />

Welt leben können, wo es für alle gleiche Rechte, Sicherheit<br />

und soziale Gerechtigkeit gibt. Mein Buch habe ich nicht ohne<br />

Grund meiner dreijährigen Enkelin gewidmet. Wir können ihr<br />

eine bessere Welt bieten, als wir heute haben. Mein Mut – wenn<br />

Sie es so nennen wollen – basiert im Wesentlichen auf meinem<br />

Willen, für die Wahrheit einzustehen. Die meisten meiner Aussagen,<br />

die ich in meiner Funktion als Leiter der IAEO zu Irak und<br />

Iran gemacht habe und für die ich damals so scharf kritisiert<br />

wurde, haben sich im Nachhinein als wahr herausgestellt. Wer<br />

sein Handeln ehrlich und wahrheitsgetreu auf Fakten basiert,<br />

der braucht sich keine Sorgen zu machen. <<br />

Credit Suisse Salon<br />

Das Gespräch mit Mohamed El-Baradei fand Anfang Juli im Vorfeld<br />

des 8. Credit Suisse Salons in Zürich statt. Bei dieser Veranstaltungsreihe<br />

kommen jeweils ausgewählte Kunden mit internationalen<br />

Meinungsführern und Mitgliedern des Top managements der<br />

Credit Suisse zusammen, um über aktuelle soziale, wirtschaftliche<br />

und politische Themen zu diskutieren. Die Teilnehmer erhalten<br />

in einem sehr persönlichen Rahmen Einblicke und Inspirationen<br />

aus erster Hand. Zu den bisherigen Gastrednern gehörten Persönlichkeiten<br />

wie der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan,<br />

Friedens nobelpreisträger Muhammad Yunus, der frühere mexi kanische<br />

Präsident Ernesto Zedillo oder der Wirtschaftsnobelpreisträger<br />

Paul Krugman.<br />

<strong>bulletin</strong> 3/<strong>11</strong> Credit Suisse


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