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FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 19

FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Stadtteilmagazin für Findorff und Bremen für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik

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q SUPERSUSE MAG LIEBESGESCHICHTEN. LESEN, NICHT SCHREIBEN.<br />

» All you need is … a good book ! «<br />

In Findorff seit <strong>19</strong>89<br />

Ü<br />

<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 32<br />

ber die Liebe schreiben können andere<br />

besser. Gerade habe ich »Vom Ende der<br />

Einsamkeit« von Benedict Wells verschlungen.<br />

Bin mit ihm abgetaucht in eine zarte<br />

Liebesbeziehung, war berührt von dem Auf<br />

und Ab der Gefühle, traurig und dann wieder<br />

voller Hoffnung. Ein bisschen kitschig<br />

zwischendurch, ihr merkt es schon. Aber<br />

Kitsch darf sein.<br />

Also lieber lesen statt schreiben. Bücher sind<br />

mein Ein und Alles. Immer schon. Mein<br />

Vater hat mich früh in die Bücherhalle<br />

geschleppt. Keine Ahnung, wie Hamburg<br />

auf diese Bezeichnung für ihre<br />

Stadtteilbibliotheken gekommen ist,<br />

eine Halle war das nun wirklich nicht.<br />

Dort verschwanden wir zwischen den<br />

Regalen und tauchten Stunden später mit<br />

einem Stapel Bücher wieder auf. Allein der<br />

Geruch machte süchtig. Britische Forscher<br />

fanden übrigens heraus, dass alte Bücher nach<br />

frisch geschnittenem Gras riechen. Muffig, sagt<br />

mein Sohn, aber genau richtig muffig, und steckt<br />

seine Nase in sein Ferienbuch. Nach Tinte und<br />

Papier, sagt der beste aller Ehemänner und<br />

klappt sein Notebook auf.<br />

Aber zurück zur Bücherhalle: In der 8. Klasse mussten wir<br />

ein Praktikum machen, ich bin im Reisebüro gelandet. Drei<br />

Wochen Langeweile, Rechnungen sortieren, Kataloge in Regale<br />

räumen. Meine beste Freundin hingegen war in der Bücherhalle<br />

! Ja, genau, in der Bücherhalle. Und langweilte sich dort,<br />

Bücher fand sie nicht so spannend. Irgendetwas lief da schief.<br />

Später dann wollte ich Literatur studieren, einfach wegen der<br />

Bücher. Gleich am ersten Seminartag ging es zur Sache: Wir<br />

sollten die Leerstellen im »Blonden Eckbert« analysieren. Der<br />

Blonde Eckbert, so lernte ich, ist so eine Art Sage aus der Frühromantik,<br />

in der es richtig zur Sache geht: Mord, Totschlag und Inzest<br />

… Aber darum musste ich mich nicht kümmern, ich sollte ja<br />

die Leerstellen analysieren. Also sozusagen das Nichts im Buch.<br />

Die braven Deutsch-Leistungskurs-Mädels und -Jungs waren<br />

begeistert. Ich wechselte das Studienfach. Als wissenschaftliche<br />

Hilfskraft durfte ich in einer Fachbibliothek aushelfen. Dieser<br />

Geruch – einfach wunderbar. Ich kam mir furchtbar wichtig vor<br />

als Bibliothekarin. Und dann der Ferienjob bei einem Buchgrossisten:<br />

Ich sollte Bücher mit Bestellzetteln abgleichen, in<br />

Kisten packen und ab damit aufs Fließband, möglichst viele,<br />

möglichst schnell und natürlich fehlerfrei. Nach ein paar<br />

Spätschichten träumte ich von Bücherkisten, die mich unter<br />

sich begruben. Ich war einfach weg. Und plötzlich wach. Aber<br />

auch diese Phase war irgendwann vorbei, kein Buch hat mich<br />

erschlagen. Es gab gute Bücher und weniger gute Bücher. Und<br />

welche, die mit bleibenden Erinnerungen verbunden sind. »Die<br />

Entdeckung des Himmels« von Harry Mulisch zum Beispiel –<br />

das Buch, das meine Freundin am Fährhafen las, während wir<br />

auf die verpasste Fähre nach Schiermonnikoog warteten. Und<br />

mich nicht beachtete. Später wurde es auch mein Lieblingsbuch.<br />

Und die vielen Bücher, die mein Mann und ich uns auf der<br />

Fahrt zu seiner Mutter im Auto vorgelesen haben. Manchmal<br />

mussten wir noch eine Zeitlang auf dem<br />

Parkplatz stehen bleiben, weil das Kapitel<br />

noch nicht zu Ende war.<br />

Und dann die Kinderbücher. Anschauen,<br />

vorlesen, später dann: diskutieren,<br />

weiterspinnen, selber Geschichten erfinden<br />

… Es begann mit eselsohrigen<br />

Pixibüchern und endete mit Harry<br />

Potter. Während sich mein Sohn<br />

schon sehr früh als Leseratte entpuppte,<br />

kam meine Tochter erst später<br />

in (Lese-)Schwung.<br />

Ganz plötzlich standen sehr, sehr viele<br />

Bücher auf der Wunschliste. Das Highlight<br />

unserer Mutter-Tochter-Ausflüge war der<br />

Besuch auf der Frankfurter Buchmesse.<br />

Dort traf sie zwei web-berühmte Bookstagrammer,<br />

Literaturfreaks, die ihre Lieblingsbücher<br />

online präsentieren, so eine Art Social-Media-Buchclub<br />

also. Ich hingegen lauschte Juli Zeh.<br />

SUPERSUSE<br />

Klar, dass wir alle im Bücherbus auf dem Findorffmarkt einund<br />

ausgehen. Kommt mein Sohn eine Zeitlang nicht, fragt<br />

mich die nette Mitarbeiterin, was denn los sei. Klar auch, dass<br />

meine Kinder ihren ersten Zukunftstag in der örtlichen Buchhandlung<br />

verbracht haben und Frau Hüchting die beiden schon<br />

von Weitem erkennt. Neulich hat mein Sohn einen Berufswunsch<br />

geäußert: Er träumt von einer Buchhandlung mit Café.<br />

Ich sehe mich schon als Rentnerin in einem buchduftenden<br />

Eckchen Bestellungen sortieren – ganz ohne Albträume !<br />

q ÜBER SUSE LÜBKER<br />

Suse »Supersuse« Lübker lebt mit Kindern und Ehemann im<br />

schönen Findorff. Die freiberufliche Texterin und Trainerin<br />

konzipiert, schreibt und redigiert Texte für Verlage, Vereine,<br />

Verbände und Soloselbstständige, online und offline. Zudem<br />

veranstaltet sie Kommunikations- und Schreibworkshops. 2015<br />

erschien ihr Buch »Das Bremer Kinderlexikon. Von Achterdiek<br />

bis Ziegenmarkt« – für alle kleinen und großen BremerInnen,<br />

die Lust haben, ihre Stadt (neu) zu entdecken. In ihrem Blog<br />

berichtet sie über Alltagsabenteuer und gibt Tipps zum Thema<br />

Zeitmanagement. Der Blog auf www.suseluebker.de/blog<br />

Text: Suse Lübker, Illustration: Rainer Pleyer ▲<br />

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<strong>FINDORFF</strong> <strong>GLEICH</strong> <strong>NEBENAN</strong> | 33

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