10 Jahre FidAR 2006 - 2016

10 Jahre FidAR - Erfolgsgeschichte einer Initiative 10 Jahre FidAR - Erfolgsgeschichte einer Initiative

Erfolgsgeschichte einer Initiative<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>2006</strong>-<strong>2016</strong>


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong>


2


INHALT<br />

4 Editorial<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. – Erfolgsgeschichte einer Initiative<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin <strong>FidAR</strong><br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

6 2005/<strong>2006</strong><br />

Initialzündung und Gründung von <strong>FidAR</strong> e.V.<br />

8 2007<br />

Netzwerken und Kaffeekränzchen<br />

9 2008<br />

Weltweite Finanzkrise – hätten die Lehman Sisters sie verhindert?<br />

<strong>10</strong> 2009<br />

Das erste <strong>FidAR</strong>-Forum und der Stufenplan<br />

12 20<strong>10</strong><br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II: Katalysator für die Debatte um die Quote<br />

14 2011<br />

WoB-Index und Berliner Erklärung<br />

16 2012<br />

Stillstand in Deutschland – Mutige Männer vor<br />

20 2013<br />

Spitzenfrauen fragen Spitzenpolitiker<br />

24 2014<br />

Viel Lärm um Leitlinien und Gesetzesentwürfe<br />

26 2015<br />

Die Quote gilt<br />

32 <strong>2016</strong><br />

Die Quote wirkt<br />

36 <strong>FidAR</strong>-Vorstand <strong>2016</strong><br />

38 Ausblick <strong>2016</strong>-2026<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsidentin <strong>FidAR</strong><br />

40 <strong>FidAR</strong> in Zahlen<br />

3


Editorial<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. –<br />

Erfolgsgeschichte einer Initiative<br />

Z<br />

ehn <strong>Jahre</strong> sind im Vergleich zu den über <strong>10</strong>0 <strong>Jahre</strong>n der deutschen Frauenbewegung<br />

nur ein kurzer, überschaubarer Zeitraum. Doch für <strong>FidAR</strong><br />

ist es das gesamte bisherige Leben. Vor zehn <strong>Jahre</strong>n haben sich engagierte<br />

Frauen in Berlin zusammengeschlossen und den Verein <strong>FidAR</strong> – Frauen<br />

in die Aufsichtsräte e.V. gegründet. Die freiwillige Selbstverpf lichtung der<br />

Wirtschaftsverbände von 2001, sich für mehr Frauen in Führungsgremien<br />

der Privatwirtschaft einzusetzen, hatte enttäuschend wenig bewirkt. Deshalb<br />

waren das gemeinsame Ziel der <strong>FidAR</strong>-Gründerinnen und die damit<br />

verbundene Forderung klar: Paritätische Besetzung von Aufsichtsräten und<br />

mehr Frauen in Führungspositionen der deutschen Wirtschaft. Unsere Initiative<br />

griff viele vorherige Forderungen auf und bündelte sie. Gemeinsam mit<br />

vielen anderen Akteurinnen nutzten wir die Gunst der Stunde und konnten<br />

so bei dem uns treibenden Thema, den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten<br />

zu erhöhen, nachweisbare Erfolge verbuchen.<br />

Erstmals in der deutschen Geschichte gibt es seit dem 1. Mai 2015 gesetzlich<br />

verpf lichtende Vorgaben für die Besetzung von Aufsichtsräten. Zwar gelten<br />

sie nur für eine überschaubare Gruppe von Unternehmen, die börsennotierten<br />

und voll mitbestimmten mit paritätisch besetztem Aufsichtsrat. Doch<br />

der Anfang ist gemacht. Das hätten wir bei unserem Start nicht zu träumen<br />

gewagt. Dass wir in den Nordischen Botschaften auf <strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> zurückblicken<br />

dürfen, mit den Botschafterinnen Finnlands und Norwegens die<br />

zehn <strong>Jahre</strong> gemeinsam feiern, ist ein besonderes Geschenk. Beide Länder<br />

haben schon vor weit über <strong>10</strong>0 <strong>Jahre</strong>n das allgemeine Wahlrecht für Frauen<br />

eingeführt. In jüngerer Geschichte wurde Norwegen zum Vorreiter bei der<br />

Einführung einer 40-prozentigen Frauenquote für die Aufsichtsräte. Dieses<br />

Gesetz trat 2008 in Kraft und war Vorbild für unsere Forderungen.<br />

4


Seit <strong>2006</strong> hat sich auch in Deutschland Einiges bewegt. Dies zeigt die vorliegende<br />

Jubiläumsbroschüre. Am Anfang stand eine Idee, aus der fünf<br />

entschlossene Frauen die Grundlagen für eine bundesweite Initiative entwickelten.<br />

Die erste Phase war mühsam. Doch schon bald stiegen die Mitgliederzahlen,<br />

f lankiert von den wachsenden <strong>FidAR</strong>-Aktivitäten in den<br />

Regionen. Diese Broschüre beleuchtet die wichtigsten Außeneinf lüsse und<br />

berichtet von den zielführenden <strong>FidAR</strong>-Foren. Die viel beachteten WoB-<br />

Indizes, die <strong>FidAR</strong> seit sechs <strong>Jahre</strong>n auf legt, tragen mit aktuellen Zahlen<br />

dazu bei, die Entwicklung des Frauenanteils in den Führungsgremien der im<br />

DAX notierten Unternehmen transparent zu machen und dokumentieren<br />

die gegenwärtig noch geringen Zuwächse.<br />

Ein wichtiger Impuls waren die gemeinsamen Aktionen mit den zentralen<br />

Frauenverbänden und parlamentarischen Vertreterinnen im Rahmen<br />

der Berliner Erklärung. Sie haben maßgeblich dazu geführt, die Quote im<br />

Koalitionsvertrag der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD Ende 2013<br />

zu verankern. Ohne die großartige Unterstützung des Bundesfamilienministerium<br />

hätte es keine <strong>FidAR</strong>-Foren und keine WoB-Indizes gegeben.<br />

Positiv zu erwähnen sind die vielen Unternehmen, die gleichberechtigte<br />

Teilhabe praktizieren oder sich auf den Weg gemacht haben. Doch noch gibt<br />

es zu viele, die sich nicht bewusst sind, wie notwendig Veränderungen in<br />

der Personalpolitik sind. Die glauben, dass für sie individuelle Zielgrößen<br />

für den Frauenanteil im Vorstand und auf der obersten Managementebene<br />

nicht relevant seien.<br />

Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Geschichte von <strong>FidAR</strong>. Gleichzeitig<br />

zeigt sie, wie sich der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der deutschen<br />

börsennotierten und öffentlichen Unternehmen in den letzten zehn <strong>Jahre</strong>n<br />

entwickelt hat – eine Erfolgsgeschichte von hochmotivierten und engagierten<br />

Mitstreiterinnen und Mitstreitern. Unser Ziel, ein ausgewogenes<br />

Verhältnis von Männern und Frauen in Vorstand und Aufsichtsräten, liegt<br />

noch in weiter Ferne. Wir werden auch die nächsten zehn <strong>Jahre</strong> gemeinsam<br />

agieren und Forderungen an Politik, Wirtschaft, Frauen und Männer stellen,<br />

damit das bisher Erreichte weiter Früchte tragen kann.<br />

Wir bauen weiter auf Ihre Unterstützung!<br />

Ihre Monika Schulz-Strelow<br />

Präsidentin <strong>FidAR</strong><br />

5<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong>


2005 / <strong>2006</strong><br />

Initialzündung und Gründung von <strong>FidAR</strong> e.V.<br />

F<br />

rauen in die Aufsichtsräte! Mit diesem Slogan elektrisierte die Fraktion von Bündnis<br />

90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus die Diskussionen zum Weltfrauentag<br />

2005. Renate Künast und Irmingard Schewe-Gerigk luden dann im<br />

März zum Empfang in die parlamentarische Gesellschaft, um auf den geringen<br />

Anteil von Frauen in deutschen Aufsichtsräten der Privatwirtschaft aufmerksam<br />

zu machen. Unter dem Motto Mehr Frauen in Führungspositionen trafen<br />

sich über <strong>10</strong>0 engagierte Frauen aus Wirtschaft und Politik zum Austausch,<br />

Netzwerken und Pläneschmieden.<br />

Eine Kerngruppe von fünf Frauen hatte erkannt, wie wichtig und zukunftsweisend<br />

das Thema ist. Sie begründeten eine überparteiliche und unabhängige<br />

Initiative, die sich bundesweit für die Erhöhung des Frauenanteils in den Leitungsgremien<br />

der deutschen Wirtschaft, besonders der großen und börsennotierten<br />

Unternehmen, einsetzen sollte.<br />

Die Initiatorinnen erarbeiteten ein Positionspapier mit den Eckpfeilern für die<br />

zukünftige Arbeit:<br />

Ausgangspunkt war die auch im internationalen Vergleich äußerst geringe<br />

Anzahl von Frauen in den Aufsichtsräten, Vorständen und Geschäftsführungen<br />

der deutschen Unternehmen.<br />

Das Positionspapier verwies auf die wirtschaftliche Dimension dieser Situation.<br />

Auf Frauen mit hervorragender Ausbildung und Qualifikation könne die<br />

Wirtschaft nicht verzichten. Darüberhinaus verbesserten transparente und<br />

sachbezogene Auswahlprozesse die Corporate Governance der Unternehmen.<br />

Den Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Vielfalt in den<br />

Führungsetagen hatten wissenschaftliche Untersuchungen bestätigt.<br />

Im Sommer <strong>2006</strong> trafen sich die Mitglieder des jetzt zehnköpfigen Kernteams<br />

und überlegten, welche konkreten Schritte unternommen werden müssten.<br />

<strong>FidAR</strong> war anfänglich bewusst als offene und nicht institutionalisierte<br />

Initiative konzipiert. Doch um wirkungsvoll aktiv zu werden, war es notwendig,<br />

Räume für Veranstaltungen zu mieten, Aufträge an Agenturen zu erteilen<br />

6


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

und öffentliche oder private Gelder zu akquirieren. Die geplanten Aktivitäten<br />

mussten finanziell und rechtlich abgesichert werden.<br />

Am 7. November <strong>2006</strong> wurde deshalb der Verein <strong>FidAR</strong> e.V. – Frauen in die<br />

Aufsichtsräte gegründet. Die Gründungsmitglieder waren:<br />

Sabine Bangert<br />

Cornelia Creischer<br />

Anke Domscheit<br />

Jutta von Falkenhausen<br />

Dr. Sibyll-Anka Klotz<br />

Eva Kreienkamp<br />

Dr. Brigitte Lammers<br />

Monika Schulz-Strelow<br />

Die Gründungsmitglieder wählten Monika Schulz-Strelow zur Präsidentin,<br />

Dr. Sibyll-Anka Klotz zur Vizepräsidentin, Jutta von Falkenhausen wurde<br />

Schatzmeisterin und Dr. Brigitte Lammers Schriftführerin.<br />

Von Anfang an war der Verein offen für die Mitgliedschaft von Männern.<br />

Denn der Frauenanteil in den obersten Führungsetagen kann nur nachhaltig<br />

erhöht werden, wenn die einflussreichen und meist männlichen leitenden<br />

Führungskräfte dieses Ziel unterstützen, da sie über die Besetzung dieser Positionen<br />

entscheiden.<br />

7


v.l.n.r.: Brigitte Zypries, Bundesministerin<br />

der Just iz , Dr. Gerhard Cromme, Vorsitzender<br />

der Regierungskommission DCGK,<br />

und Jutta Wagner, Präsident in des djb<br />

2007<br />

Netzwerken und Kaffeekränzchen<br />

I<br />

m ersten Vereinsjahr wurden die Grundlagen für die zukünftige Arbeit gelegt.<br />

Logo und Flyer wurden entwickelt, ermöglicht durch eine Spende aus dem<br />

Gründerkreis. <strong>FidAR</strong> ging unter www.fidar.de online. Auch im Internet konnten<br />

die Vereinsziele und -aktivitäten jetzt abgerufen werden.<br />

Politisches und wirtschaftliches Networking, erste Hintergrundgespräche<br />

mit Politikern und Politikerinnen, Unternehmen, Verbänden und Frauennetzwerken<br />

machten die Öffentlichkeit auf den jungen Verein aufmerksam. Es stellte<br />

sich heraus, dass das Anliegen von <strong>FidAR</strong>, den Anteil von Aufsichtsrätinnen in<br />

deutschen Unternehmen zu erhöhen, von vielen Initiativen, politischen Akteuren<br />

und Akteurinnen sowie Verbänden geteilt wurde.<br />

Überraschenden medialen Auftrieb bewirkten die Äußerungen von<br />

Dr. Gerhard Cromme in seiner Funktion als Vorsitzender der Regierungskommission<br />

Deutscher Corporate Governance Kodex (DCGK). Im Oktober 2007 war<br />

er als Keynote Speaker zum danach viel zitierten Dinner des Deutschen Juristinnenbundes<br />

geladen. Den 300 anwesenden Frauen gab er den denkwürdigen<br />

Satz mit auf den Weg „Wissen Sie, meine Damen, Aufsichtsratssitzungen sind<br />

keine Kaffeekränzchen!“<br />

Seine authentischen Äußerungen rüttelten viele Frauen wach. So deutlich<br />

hatte noch keiner der Herren der Deutschland-AG seine Einschätzung von der<br />

Rolle der Frauen und deren Wert für die Wirtschaft preisgegeben. Für viele<br />

Frauen in leitenden Positionen wurde klar, dass sie allein durch ihr beruf liches<br />

Können die althergebrachten Denkmuster in den Vorstandsetagen nicht<br />

durchbrechen würden. Der geringe Frauenanteil in den obersten Etagen der<br />

deutschen Wirtschaft hatte nichts mit mangelnden Fähigkeiten, aber viel mit<br />

eingefahrenen Rollenklischees zu tun. Es ging nicht um ein individuelles Problem<br />

aufstiegswilliger Frauen. Das Thema hatte gesellschaftliche und politische<br />

Dimensionen und es lohnte sich, sich dafür einzusetzen. Die fast historisch zu<br />

bezeichnende Aussage von Dr. Cromme führte dazu, dass sich der Bekanntheitsgrad<br />

von <strong>FidAR</strong> in kürzester Zeit erhöhte.<br />

8


Die <strong>FidAR</strong>-Mitglieder einigten sich auf der<br />

Mitgliederversammlung am 28. August 2008<br />

auf die Forderung nach einer gesetzlichen<br />

Mindestquote von 25 Prozent Frauen für die<br />

von den Anteilseignern zu wählenden Aufsichtsratsmitglieder.<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

2008<br />

Weltweite Finanzkrise –<br />

hätten die Lehman Sisters sie verhindert?<br />

D<br />

as Jahr 2008 war geprägt von der Finanz- und Wirtschaftskrise und der Verunsicherung<br />

in der Aufsichtsratslandschaft. Vor diesem Hintergrund stellten<br />

sich viele Menschen die Frage: „Hätten mehr Frauen im Aufsichtsrat diese<br />

Krise verhindern oder jedenfalls abmildern können?“<br />

<strong>FidAR</strong> intensivierte die Vernetzung mit wichtigen Ansprechpartnern und<br />

-partnerinnen in Politik und Wirtschaft sowie hochrangigen weiblichen Führungskräften.<br />

Für die Medien wurde <strong>FidAR</strong> ein ernstzunehmender Partner.<br />

Immer mehr Menschen interessierten sich für das Thema und wollten sich für<br />

mehr Frauen in wirtschaftlichen Führungspositionen einsetzen. Ohne große<br />

Mitgliederwerbung verdoppelte sich die Mitgliederzahl auf 25.<br />

<strong>FidAR</strong> lud den wachsenden Kreis von Interessierten zu Gesprächsrunden<br />

ein. Auf der ersten dieser Diskussionsrunden im Mai 2008 debattierten<br />

die Teilnehmenden darüber, ob die gläserne Decke die Karrieren von Frauen<br />

tatsächlich behinderte. Die Podiumsgäste, hochrangige Führungskräfte,<br />

konstatierten überraschend einvernehmlich, dass Frauen beim Aufstieg in<br />

Top-Positionen erhebliche Barrieren zu überwinden hatten. Es stellte sich die<br />

Frage, ob eine gesetzliche Quote für Aufsichtsräte gefordert werden sollte, um<br />

hier Abhilfe zu schaffen. Inspiriert durch die 2004 in Norwegen beschlossene<br />

gesetzliche Quotenregelung von 40 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten des<br />

Landes, hatte die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen einen entsprechenden<br />

Gesetzesentwurf verfasst. Die <strong>FidAR</strong>-Mitglieder einigten sich auf der<br />

Mitgliederversammlung am 28. August 2008 auf die Forderung nach einer gesetzlichen<br />

Mindestquote von 25 Prozent Frauen für die von den Anteilseignern<br />

zu wählenden Aufsichtsratsmitglieder.<br />

Im <strong>FidAR</strong>-Vorstand gab es einen ersten Wechsel: Anstelle von Dr. Sibyll-<br />

Anka Klotz und Dr. Brigitte Lammers, die angesichts neuer beruf licher<br />

Herausforderungen ihr Amt nicht weiterführen konnten, wurden Eva<br />

Kreienkamp und Gabriele Thöne in den Vorstand gewählt.<br />

9


<strong>FidAR</strong>-Präsident in Monika Schulz-Strelow<br />

auf dem ersten <strong>FidAR</strong>-Forum in der Brit ischen<br />

Botschaft im Gespräch mit der Presse<br />

2009<br />

Das erste <strong>FidAR</strong>-Forum und der Stufenplan<br />

I<br />

m Vorfeld der Bundestagswahl 2009 lud <strong>FidAR</strong> zu mehreren Diskussionsrunden<br />

mit Vertretern und Vertreterinnen der im Bundestag vertretenen Parteien ein.<br />

Gleichzeitig suchte <strong>FidAR</strong> das Gespräch mit dem Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), in dessen Zuständigkeitsbereich die<br />

Gleichstellung von Männern und Frauen in der Wirtschaft fällt.<br />

Das Ministerium war an einer qualifizierten Debatte zur Erhöhung des<br />

Frauenanteils in den Führungspositionen der deutschen Wirtschaft interessiert<br />

und ermöglichte die Finanzierung der ersten großen <strong>FidAR</strong>-Tagung. 200 Teilnehmer<br />

und Teilnehmerinnen erlebten am 16. September 2009 in der Britischen<br />

Botschaft das <strong>FidAR</strong>-Forum I. Hochkarätige Sprecherinnen und Sprecher bereicherten<br />

und vertieften aus ganz unterschiedlichen Perspektiven die Debatte zu<br />

Mehr Frauen in die Aufsichtsräte. Unter anderem präsentierte der norwegische<br />

Botschafter erste Erfahrungen mit der gesetzlichen Quote in Norwegen. Daniela<br />

Weber-Rey, einziges weibliches Mitglied der Deutschen Corporate Governance<br />

Kodex Kommission, stellte die im Juni 2009 eingeführte neue Empfehlung des<br />

Kodex vor, wonach bei der Besetzung der Aufsichtsräte und Vorstände „auf<br />

Vielfalt – Diversity – geachtet werden“ sollte.<br />

<strong>10</strong>


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

v.l.n.r.: Gerd Hoofe, Staatssekretär BMFSFJ;<br />

Daniela Weber-Rey, Mitglied DCGK;<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsident in <strong>FidAR</strong>;<br />

Sven Erik Svedman, Botschafter von Norwegen<br />

Eva Kreienkamp,<br />

<strong>FidAR</strong>-Gründungsmitglied<br />

Im Rahmen der Pressekonferenz zum <strong>FidAR</strong>-Forum I kündigte Bundesfamilienministerin<br />

Ursula von der Leyen in einer Pressemitteilung einen Stufenplan<br />

für die Erhöhung des Frauenanteils in der Privatwirtschaft und den öffentlichen<br />

Unternehmen nach der Wahl an.<br />

„Damit mehr Frauen die gläserne Decke zum Spitzenmanagement durchstoßen,<br />

brauchen wir für Deutschland einen Stufenplan. Ich bin überzeugt, dass in<br />

einem ersten Schritt eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft mit klaren und verbindlichen<br />

Regeln nach dem Beispiel Schwedens auch bei uns Löcher in die Decke<br />

stoßen kann …“ (www.bmfsfj.de)<br />

Die Unterstützung durch die zuständige Bundesministerin ermutigte<br />

<strong>FidAR</strong>, energisch das Ziel weiterzuverfolgen, den Frauenanteil in den Top-Führungspositionen<br />

der deutschen Unternehmen zu erhöhen.<br />

Durch die Netzwerkarbeit und die vielen Interviews und Vorträge von<br />

Präsidentin Monika Schulz-Strelow und Vizepräsidentin Jutta von Falkenhausen<br />

wurde eine immer breitere Öffentlichkeit auf <strong>FidAR</strong> aufmerksam. Die<br />

Mitgliederzahl stieg auf 73.<br />

Auf der Mitgliederversammlung im September 2009 wurde die zukünftige<br />

Strategie des Vereins festgelegt. Zusätzlich zu den zentralen Aktivitäten in Berlin<br />

wurden <strong>FidAR</strong>-Regionalgruppen geplant und die erste gleich gegründet. <strong>FidAR</strong><br />

Hanse setzte unter der Leitung von Dr. Kirsten Soyke Segel.<br />

Bei der Vorstandswahl wurde Monika Schulz-Strelow als Präsidentin bestätigt.<br />

Jutta von Falkenhausen wurde als Vizepräsidentin, Eva Kreienkamp als<br />

Schriftführerin und Henrike von Platen als Schatzmeisterin gewählt.<br />

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v.l.n.r.: Gabriele Heinisch-Hosek,<br />

Bundesministerin für Frauen und Öffentlicher<br />

Dienst, Österreich; Dr. Krist ina Schröder,<br />

Bundesministerin für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend; Bernard de Montferrand,<br />

Französischer Botschafter in Deutschland,<br />

auf dem <strong>FidAR</strong>-Forum II<br />

Klaus-Peter Müller, Vorsitzender der<br />

Regierungskommission DCGK<br />

20<strong>10</strong><br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II: Katalysator für die Debatte<br />

um die Quote<br />

F<br />

idAR wurde in der Öffentlichkeit immer präsenter. Über 229 Artikel von und<br />

über <strong>FidAR</strong> erschienen in den Medien, forciert durch die seit 2009 begonnene<br />

Zusammenarbeit mit der Presseagentur Eye Communications von Matthias<br />

Struwe. Zu aktuellen Anlässen gab <strong>FidAR</strong> sieben Pressemitteilungen heraus.<br />

Nach anfänglichem Stillstand auf der politischen Bühne überschlugen sich<br />

plötzlich die Ereignisse. Auf dem zweiten <strong>FidAR</strong>-Forum in der französischen<br />

Botschaft am 15. März 20<strong>10</strong> stellte Thomas Sattelberger, Personalvorstand der<br />

Deutschen Telekom AG, die Einführung einer 30-Prozent-Quote für Frauen in<br />

Führungspositionen der Deutschen Telekom bis 2015 vor. Diese Ankündigung<br />

beförderte die weitere Quotendiskussion in den Unternehmen maßgeblich.<br />

Die Ausführungen der österreichischen Frauenministerin Heinisch-Hosek<br />

zu dem geplanten Stufenplan für öffentliche Unternehmen in Österreich sorgte<br />

für lebhafte Diskussionen.<br />

Der Vorsitzende der Regierungskommission DCGK, Klaus-Peter Müller,<br />

stellte die geplanten Änderungen des Corporate Governance Kodex vor.<br />

Die bislang vage ausformulierte Empfehlung hinsichtlich Diversity wur-<br />

12


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

v.l.n.r.: Thomas Sattelberger, Vorstand<br />

Personal, Deutsche Telekom AG;<br />

Margaret Heckel, Moderatorin;<br />

Eva Maria Welskop-Deffaa,<br />

Abteilungsleiterin Gleichstellung BMFSFJ;<br />

Frauke Vogler, Rechtsanwältin;<br />

Jutta von Falkenhausen, Vizepräsident in <strong>FidAR</strong><br />

de durch eine Empfehlung ersetzt, wonach der Aufsichtsrat für seine Besetzung<br />

konkrete Ziele benennen soll, die „insbesondere eine angemessene<br />

Beteiligung von Frauen vorsehen“. Diese Empfehlung war für <strong>FidAR</strong> der<br />

Ausgangspunkt für die Entwicklung des ersten Women-on-Board-Index.<br />

Der WoB-Index erfasst den Frauenanteil in den Aufsichtsräten und Vorständen<br />

der 160 DAX, MDAX, SDAX und TecDAX-Unternehmen und macht<br />

ihn transparent. So können Veränderungen über die Zeit dargestellt und<br />

analysiert werden. Finanziert wurden dieser und die folgenden WoB-<br />

Indizes vom BMFSFJ. Als Medienpartner konnte <strong>FidAR</strong> das manager magazin<br />

für die Veröffentlichungen des WoB 160 gewinnen.<br />

Im Sommer 20<strong>10</strong> richtete <strong>FidAR</strong> eine Geschäftsstelle im Office K61 am<br />

Kurfürstendamm in Berlin ein. Seitdem wird die ehrenamtliche Arbeit des<br />

Vorstands professionell unterstützt, zunächst stundenweise durch eine Projektmitarbeiterin.<br />

<strong>FidAR</strong> wuchs auf 190 Mitglieder. <strong>FidAR</strong> West mit der Regionalkoordinatorin<br />

Nina Brandi und <strong>FidAR</strong> Süd mit Monika Rödl-Kastl an der Spitze nahmen ihre<br />

Arbeit auf. Da Henrike von Platen zur Präsidentin des Business and Professional<br />

Women (BPW) Germany e.V. gewählt wurde, legte sie ihr Amt als Schatzmeisterin<br />

nieder. Neue Schatzmeisterin wurde Monika Rödl-Kastl.<br />

13


v.l.n.r.: Corinna Nienstedt, Geschäftsführerin<br />

Handelskammer Hamburg;<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsident in <strong>FidAR</strong>;<br />

Ursula von der Leyen, Bundesministerin für<br />

Arbeit und Soziales, beim <strong>FidAR</strong>-Forum III in<br />

der Deutschen Bank, Berlin 2011<br />

Veröffentlichung der Berliner Erklärung<br />

v.l.n.r.: Ramona Pisal, Präsident in djb;<br />

Rita Pawelski, MdB; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong>; Dagmar Ziegler, MdB;<br />

Cornelia Möhring, MdB; Sibylle Laurischk,<br />

MdB; Dorothee Bär, MdB<br />

2011<br />

WoB-Index und Berliner Erklärung<br />

I<br />

m Februar 2011 veröffentlichte <strong>FidAR</strong> zusammen mit dem manager magazin den<br />

ersten WoB-Index. Mit diesem Index gab es erstmals eine aktuelle Übersicht über<br />

den Frauenanteil in Vorstand und Aufsichtsrat der wichtigsten börsennotierten<br />

deutschen Unternehmen. Die veröffentlichten Zahlen waren ernüchternd: Im<br />

Februar 2011 waren knapp zehn Prozent der Aufsichtsratsmitglieder und nur drei<br />

Prozent der Vorstandsmitglieder der untersuchten Unternehmen weiblich. 74<br />

von 160 Unternehmen hatten weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat eine Frau.<br />

Die Ergebnisse des WoB-Indexes verstärkten das öffentliche Interesse an<br />

<strong>FidAR</strong>. Die Presseresonanz stieg, 2011 gab <strong>FidAR</strong> elf Pressemitteilungen heraus.<br />

Der <strong>FidAR</strong>-Vorstand war gefragter Interviewpartner zu aktuellen Aufsichtsratsbesetzungen<br />

und politischen Entwicklungen, auch für die internationale Presse.<br />

Im April 2011 fand das gut besuchte und hochrangig besetzte <strong>FidAR</strong>-<br />

Forum III Frauen in die Aufsichtsräte – Best for Business in der Deutschen Bank<br />

in Berlin-Mitte statt. Geprägt war dieses <strong>FidAR</strong>-Forum von Ursula von der<br />

Leyen, Bundesministerin für Arbeit und Soziales. Sie sprach sich eindeutig für<br />

die Einführung einer festen Frauenquote aus. Damit positionierte sie sich im<br />

klaren Kontrast zu ihrer Nachfolgerin im Familienministerium Dr. Kristina<br />

Schröder, die die Flexi-Quote favorisierte. Über feste Quote und Flexi-Quote<br />

wurde danach auf vielen Veranstaltungen intensiv diskutiert.<br />

14


links: Beifall für das <strong>FidAR</strong> Forum III in der<br />

Deutschen Bank, Berlin 2011<br />

unten: Nina Brandi, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> West<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Der Deutsche Bundestag hatte im Dezember 2011 zum ersten Mal über einen<br />

ausformulierten Gesetzesentwurf zur Einführung einer Quote für die Aufsichtsräte<br />

zu entscheiden, den die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Oktober 20<strong>10</strong><br />

eingebracht hatte. <strong>FidAR</strong>-Vizepräsidentin Jutta von Falkenhausen nahm im<br />

Mai 2011 an einer Anhörung im Rechtsausschuss als Sachverständige teil. Am<br />

2. Dezember 2011 wurde dieser Entwurf von der Mehrheit der Bundestagsabgeordneten<br />

abgelehnt. In der Debatte zeigte sich, dass viele Parlamentarierinnen<br />

der Regierungsparteien wirksame Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils<br />

in den Aufsichtsräten und Vorständen deutscher Unternehmen unterstützten,<br />

auch wenn sie das Gesetz abgelehnt hatten.<br />

Eine vom <strong>FidAR</strong>-Vorstand initiierte vereinsübergreifende Petition an die<br />

Bundestagsfraktionen gab dem Thema Frauen in die Aufsichtsräte neuen Aufschwung.<br />

Die dazu nötigen 50.000 Unterschriften wurden zwar nicht erreicht,<br />

die Aktion führte jedoch zur Berliner Erklärung, die am 15. Dezember 2011 unter<br />

großem Medien-Echo der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.<br />

Diese Erklärung wurde von sechs Parlamentarierinnen der im Bundestag<br />

vertretenen Parteien und den Präsidentinnen der sechs wichtigsten Frauenverbände<br />

initiiert. Trotz der großen Meinungsvielfalt unter den Initiatorinnen<br />

einigten sich alle auf die Forderung nach einer gesetzlichen Mindestquote von<br />

30 Prozent für die Aufsichtsräte der börsennotierten, mitbestimmungspf lichtigen<br />

und öffentlichen Unternehmen. Die Berliner Erklärung weckte die Hoffnung,<br />

dass diese Forderung über einen fraktionsübergreifenden Antrag der weiblichen<br />

Bundestagsabgeordneten durchgesetzt werden könnte.<br />

<strong>FidAR</strong> verstärkte seine bundesweiten Aktivitäten. <strong>FidAR</strong> Hanse veranstaltete<br />

einen Vortragsabend mit Elke Weber-Braun, <strong>FidAR</strong> Süd lud Dr. Angelika<br />

Niebler, MdEP, zum Thema Frauenförderung in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft<br />

ein und das <strong>FidAR</strong>-Netzwerk in NRW organisierte eine vielbeachtete Konferenz<br />

in Köln. Die Mitgliederzahl stieg rasant auf über 320. Da der wachsende Aufwand<br />

ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen war, wurde Elisabeth Kern als<br />

Geschäftsstellenleiterin verpf lichtet.<br />

15


Thomas Sattelberger, bis 2012 Personalvorstand<br />

der Deutschen Telekom AG, erhält auf<br />

dem <strong>FidAR</strong>-Forum IV den einmalig verliehenen<br />

<strong>FidAR</strong>-Orden am Bande für die Einführung der<br />

30-Prozent-Quote bei der Deutschen Telekom<br />

2012<br />

Stillstand in Deutschland –<br />

Mutige Männer vor<br />

H<br />

atten die Initiatorinnen der Berliner Erklärung auf eine gewisse Auf bruchsstimmung<br />

gehofft, so wurden sie durch die zähen politischen Debatten und die<br />

vehemente Ablehnung einer Quote seitens der FDP enttäuscht. 2012 herrschte<br />

auf der politischen Ebene in Deutschland weitgehend Stillstand. Allerdings<br />

zeigte der wachsende Druck auf Unternehmensebene gewisse Wirkungen: Bei<br />

Neubesetzungen von Aufsichtsratspositionen in den 160 DAX-Unternehmen<br />

betrug der Frauenanteil im Jahr 2012 immerhin 27 Prozent.<br />

Unterstützung auf europäischer Ebene kam von der Vizepräsidentin<br />

der europäischen Kommission Viviane Reding. Sie legte im November 2012<br />

einen Richtlinienentwurf vor, der die Einführung einer Geschlechterquote von<br />

40 Prozent bei allen börsennotierten Unternehmen in der EU bis zum Jahr<br />

2020 vorsah.<br />

Mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am 30. Mai 2012<br />

zum <strong>FidAR</strong>-Forum IV ins Umspannwerk in Berlin-Kreuzberg. Unter dem Motto<br />

Frauen in die Aufsichtsräte – Ready for Boarding befassten sich Teilnehmende und<br />

Vortragende mit der Frage „Wie müssen sich Unternehmen mit Blick auf Mixed<br />

16


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Dr. Markus Kerber,<br />

Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes<br />

der Deutschen Industrie (BDI) und<br />

Mitglied des BDI-Präsidiums<br />

Ekin Deligöz, MdB, Bündnis 90/Die Grünen<br />

Leadership aufstellen?“. Der Vergleich mit den europäischen Nachbarländern<br />

zum Thema Quote zeigte, dass Deutschland mehr und mehr ins Hintertreffen<br />

geriet. Das bestätigte Dr. Markus Kerber, Hauptgeschäftsführer des BDI. Er<br />

sprach sich für die Flexi-Quote aus, um besonders Frauen in technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Branchen nach vorn zu bringen.<br />

Nicht nur die Privatwirtschaft, sondern auch Unternehmen der öffentlichen<br />

Hand gerieten zunehmend unter Druck, den Frauenanteil in ihren Führungspositionen<br />

zu erhöhen. <strong>FidAR</strong> konzipierte deshalb in Anlehnung an den<br />

WoB-Index für börsennotierte Unternehmen den Public-WoB-Index, der den<br />

Frauenanteil in Top-Positionen der öffentlichen Unternehmen untersucht, und<br />

reichte einen entsprechenden Antrag beim BMFSFJ ein.<br />

<strong>FidAR</strong> zeigte sich nicht nur in Berlin präsent, sondern auch in den Regionen.<br />

Bei Veranstaltungen von <strong>FidAR</strong> Hanse, <strong>FidAR</strong> Süd und <strong>FidAR</strong> West waren<br />

Vorstandsvorsitzende wie Dr. Thomas Enders, Wissenschaftler wie Prof. Ulf<br />

Papenfuß oder Mitglieder des Bundestages wie Rita Pawelski zu Gast.<br />

Parallel weitete <strong>FidAR</strong> seinen Aktionsradius aus. Im April 2012 wurde die<br />

vierte <strong>FidAR</strong> Region Rhein-Main gegründet und ging unter der Leitung von<br />

Dr. Hildegard Ziemons und Dr. Christine Abel an den Start. Die Mitglieder des<br />

<strong>FidAR</strong>-Vorstandes waren als Rednerinnen und Podiumsgäste in ganz Deutschland<br />

und im Ausland gefragt. Sie bestritten mehr als 35 Veranstaltungen – keine<br />

einzige war ein Kaffeekränzchen.<br />

Auf der Mitgliederversammlung vom 21. September 2012 wurde Andrea<br />

Kunwald als Schriftführerin gewählt, nachdem Gründungsmitglied Eva<br />

Kreienkamp sich aus beruf lichen Gründen nicht wieder zur Wahl gestellt hatte.<br />

Die übrigen Mitglieder des Vorstands wurden bestätigt.<br />

17


1 Prof. Dr. Carsten Wippermann, Sinus<br />

Sociovision; <strong>FidAR</strong>-Forum I,<br />

Brit ische Botschaft, Berlin 2009<br />

1 2<br />

2 Teilnehmende des <strong>FidAR</strong>-Forum I,<br />

Brit ische Botschaft, Berlin 2009<br />

3 Gabriele Heinisch-Hosek, österreichische<br />

Bundesministerin für Frauen und<br />

öffentlichen Dienst; Thomas Sattelberger,<br />

Personalvorstand der Deutschen<br />

Telekom AG; <strong>FidAR</strong>-Forum II, Französische<br />

Botschaft, Berlin 20<strong>10</strong><br />

3<br />

4<br />

5<br />

4 Publikum mit Thomas Sattelberger,<br />

Personalvorstand der Deutschen Telekom<br />

AG; Eva Maria Welskop-Deffaa, Leiterin<br />

Abteilung Gleichstellung, BMFSFJ;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II, Berlin 20<strong>10</strong><br />

6<br />

5 Mirella Visser, CEO Center for inclusive<br />

Leadership; Leena Linnainmaa, Direktorin<br />

nationale finnische Handelskammer;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II, Berlin 20<strong>10</strong><br />

6 Peter Dietlmaier, Pressesprecher DCGK;<br />

Monika Schulz-Strelow, Präsident in<br />

<strong>FidAR</strong>; Frauke Vogler, Rechtsanwältin;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II, Berlin 20<strong>10</strong><br />

7 Friedrich Schmidl, ABA; Gabriele<br />

Heinisch-Hosek, Bundesministerin<br />

für Frauen und öffentlicher Dienst,<br />

Österreich; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong>; Dr. Ralf Scheide,<br />

Österreichischer Botschafter in Berlin;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum II, Berlin 20<strong>10</strong><br />

7<br />

18


8<br />

<strong>10</strong><br />

9<br />

11<br />

8 <strong>FidAR</strong> Forum III, Deutsche Bank,<br />

Berlin 2011<br />

9 Dr. Ursula von der Leyen,<br />

Bundesarbeitsministerin; Ursula<br />

Schwarzenbart, Leiterin Diversity<br />

Daimler AG; <strong>FidAR</strong>-Forum III,<br />

Berlin 2011<br />

<strong>10</strong> Dr. Kirsten Soyke, <strong>FidAR</strong> Hanse;<br />

Daniela Weber-Rey, Mitglied der<br />

Regierungskommission DCGK;<br />

Michael Proft, Partner Odgers Berndtson;<br />

Dr. Margarete Haase, Vorstand<br />

Deutz AG; <strong>FidAR</strong>-Forum III,<br />

Berlin 2011<br />

11 Dr. Angela Icken, Leiterin Referat<br />

Gleichstellungspolit ik im BMFSFJ;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum III, Berlin 2011<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

12 Gesine Schwan, Präsident in der<br />

Humboldt-Viadrina School of<br />

Governance; <strong>FidAR</strong>-Forum IV,<br />

Berlin 2012<br />

13 Vaira Vīķe-Freiberga, Präsident in<br />

Lettland a.D.; <strong>FidAR</strong>-Forum IV,<br />

Berlin 2012<br />

12 13<br />

14 Dr. Arno Balzer, Chefredakteur<br />

manager magazin; <strong>FidAR</strong>-Forum IV,<br />

Berlin 2012<br />

15 Angelika Gifford, Aufsichtsratsmitglied<br />

TUI AG; <strong>FidAR</strong>-Forum IV, Berlin 2012<br />

16 Eva Maria Welskop-Deffaa, Leiterin<br />

Abteilung Gleichstellung, BMFSFJ;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum IV, Berlin 2012<br />

14<br />

16<br />

15<br />

19


v.l.n.r.: Eva Kreienkamp, Gründungsmitglied<br />

<strong>FidAR</strong>; Gisela Freisinger, manager magazin;<br />

Rita Lansch, Wirtschaftsjounalist in;<br />

Bundespräsident Joachim Gauck;<br />

Dr. Reinhard Baumgarten; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong>; Jutta von Falkenhausen,<br />

Vizepräsident in <strong>FidAR</strong><br />

2013<br />

Spitzenfrauen fragen Spitzenpolitiker<br />

D<br />

as Jahr begann mit der erfreulichen Nachricht, dass <strong>FidAR</strong>-Präsidentin Monika<br />

Schulz-Strelow am 7. März 2013 das Bundesverdienstkreuz für ihren Einsatz in<br />

Sachen Gleichberechtigung verliehen wird. Wenn damit auch in erster Linie<br />

das unermüdliche Engagement der Präsidentin gewürdigt wurde, strahlte diese<br />

Ehrung auf <strong>FidAR</strong> und das Anliegen aus, mehr Frauen in die Top-Positionen<br />

der Wirtschaft zu bringen. Der Einladung zum Festumtrunk folgten zahlreiche<br />

Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.<br />

<strong>FidAR</strong> nutzte die Gelegenheit, die bisherigen Erfolge der Arbeit zu feiern und<br />

Maßnahmen für das Wahlkampfjahr 2013 zu planen.<br />

Dem Bundestag lag seit Ende 2012 ein neuer Gesetzesentwurf zur Einführung<br />

einer gesetzlichen Quote von 30 Prozent für Aufsichtsräte vor. Dieser war<br />

im Vergleich zu früheren Vorschlägen sehr moderat und ging nicht über die<br />

Forderungen der Berliner Erklärung hinaus. Eingebracht hatten den Entwurf<br />

20


die Freie und Hansestadt Hamburg und das Land Brandenburg über den Bundesrat,<br />

wo er dank der Stimmen von zwei CDU-regierten Ländern erfolgreich<br />

durchgebracht worden war. Im Vorfeld der für den 18. April 2013 angesetzten<br />

Bundestagsanhörung schickte <strong>FidAR</strong> gemeinsam mit den Frauenverbänden der<br />

Berliner Erklärung (BPW, djb, dlv, EWMD, VdU) am 15. April 2013 einen Appell<br />

an alle Bundestagsabgeordneten, diesem Gesetzesvorschlag zuzustimmen.<br />

So kurz vor der Bundestagswahl führten weder dieser Aufruf noch die<br />

zahlreichen Hintergrundgespräche zwischen dem <strong>FidAR</strong>-Vorstand und Bundestagsabgeordneten<br />

zum durchschlagenden Erfolg. Die Gesetzesinitiative wurde<br />

am 18. April 2013 mit den Stimmen der CDU abgelehnt. Allerdings versprach die<br />

CDU-Führung, in ihr Wahlprogramm die Forderung nach einer gesetzlichen<br />

Mindestquote von 30 Prozent bis 2020 aufzunehmen.<br />

Der <strong>FidAR</strong> Vorstand nutzte die nahe Bundestagswahl, um gemeinsam<br />

mit den führenden Frauenverbänden die Aktion Spitzenfrauen fragen Spitzenkandidaten<br />

zu starten. Am 17. Mai 2013 initiierten sie eine Fragerunde mit<br />

Spitzenkandidaten und -kandidatinnen von SPD, CDU, Die Linke und FDP. Ursula<br />

von der Leyen (CDU) und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück (SPD) versprachen,<br />

eine verbindliche Mindestquote für Frauen in Führungsetagen einzuführen.<br />

Ursula von der Leyen brachte es so auf den Punkt: „Nicht die Frauen brauchen<br />

die Quote – denn die sind schlau genug – sondern das Land“.<br />

Die zentrale <strong>FidAR</strong>-Veranstaltung des <strong>Jahre</strong>s, das fünfte <strong>FidAR</strong>-Forum,<br />

fand am 27. Juni 2013 in Kooperation mit RWE in der Auferstehungskirche in<br />

Berlin-Friedrichshain statt. Unter dem Motto Die Wahl zum Erfolg diskutierten<br />

mehr als 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft<br />

und Kultur die bisherigen Erfolge oder Misserfolge bei der Besetzung von Vorv.l.n.r.:<br />

Dr. Mart ine Herpers, Vorsitzende<br />

erfolgsfaktor Frau; Sylvia Kegel, Vorstand dib;<br />

Henrike von Platen, Präsident in BPW; Brigitte<br />

Scherb, Präsident in dlv; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong>; Peer Steinbrück,<br />

Kanzlerkandidat der SPD 2013; Ramona Pisal,<br />

Präsident in djb; Rena Bargsten, Präsident in<br />

EWMD; Dr. Regine Rapp-Engels,<br />

Präsident in DÄB<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

21


Frauenquote/Gleichstellung im Erwerbsleben<br />

… Wir wollen den Anteil weiblicher Führungskräfte in Deutschland erhöhen. {…}<br />

Aufsichtsräte von voll mitbestimmungspflichtigen und börsennotierten Unternehmen,<br />

{…} sollen eine Geschlechterquote von mindestens 30 Prozent aufweisen. {…}<br />

Wir werden börsennotierte oder mitbestimmungspflichtige Unternehmen gesetzlich<br />

verpflichten, ab 2015 verbindliche Zielgrößen für die Erhöhung des Frauenanteils im<br />

Aufsichtsrat, Vorstand und in den obersten Management-Ebenen festzulegen und zu<br />

veröffentlichen …<br />

Darüber hinaus werden wir Maßnahmen für die Privatwirtschaft ergreifen, die eine<br />

Förderung von Frauen in allen Betriebshierarchien zum Ziel haben.<br />

(Auszug aus dem Koalitionsvertrag vom 27. November 2013)<br />

stands- oder Aufsichtsratsposten mit weiblichen Führungskräften. Peter Terium,<br />

Vorstandsvorsitzender von RWE, sprach sich in seiner Keynote deutlich für<br />

Diversität und mehr Frauen in Führungsetagen aus.<br />

Um die datenbasierte Auf klärungsarbeit von <strong>FidAR</strong> zu stärken, hatte <strong>FidAR</strong><br />

den Public-WoB-Index konzipiert, der mit Unterstützung des BMFSFJ finanziert<br />

wurde. Mit wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Ulf Papenfuß wurde<br />

Material zur Zahlenanalyse von weiblichen Führungskräften in öffentlichen<br />

Unternehmen gesammelt.<br />

Nach der Bundestagswahl am 22. September 2013 schrieben die Spitzenfrauen<br />

im November 2013 einen Brief an die neuen Bundestagsabgeordneten.<br />

Darin erklärten sie die Hintergründe der Quotendebatte und forderten die<br />

Abgeordneten auf, bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen die Quotenforderung<br />

zu unterstützen. Mit Erfolg: In der Nacht vom 18. November 2013<br />

wurde eine klare Aussage zum Thema Frauen in Führungspositionen in den<br />

Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD aufgenommen: Die Parteien<br />

hatten sich darauf verständigt, eine gesetzlich verbindliche Mindestquote für<br />

Aufsichtsräte einzuführen, begleitet von einer gesetzlichen Verpf lichtung, konkrete<br />

Zielvorgaben für die Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen<br />

vorzulegen.<br />

<strong>FidAR</strong>-Präsidentin Monika Schulz-Strelow forderte in einer Pressemitteilung<br />

vom 16. Dezember 2013: „Diese Bundesregierung muss an Dynamik deutlich<br />

zulegen. Wir haben viel Zeit verloren und sehen, was passiert, wenn der<br />

Druck nachlässt. Denn in den 160 im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notierten<br />

Unternehmen ist der Trend bei den Vorstandsbesetzungen rückläufig.“<br />

22


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Helena Morrissey CBE, CEO Newton Investment<br />

Management Ltd und Vorsitzende des<br />

30 % Club<br />

2013 stieg die Mitgliederzahl auf 436. Die Vorstandsmitglieder waren auf<br />

mehr als 43 Veranstaltungen im In- und Ausland als Rednerinnen und Podiumsteilnehmerinnen<br />

präsent.<br />

Die <strong>FidAR</strong>-Regionen entwickelten ein reges Veranstaltungsleben. In der<br />

Region Süd hatte Elke Benning-Rohnke im Sommer 2013 die Koordination von<br />

Dr. Margot von Westerholt übernommen und startete im Herbst 2013 mit zwei<br />

<strong>FidAR</strong>-Werkstatt-Treffen. <strong>FidAR</strong> Rhein-Main veranstaltete zwei Diskussionsveranstaltungen<br />

mit hochrangigen Podiumsgästen aus der Region. Nina Brandi<br />

lud für die Region West im September 2013 zu einer Podiumsdiskussion in Kooperation<br />

mit der FOM Hochschule in Essen. Die FOM ist mittlerweile zu einer<br />

strategischen Partnerin geworden. Viele gemeinsame Veranstaltungen, über<br />

ganz Deutschland verteilt, untersuchen relevante Aspekte der Aufsichtsratsarbeit.<br />

<strong>FidAR</strong> Hanse veranstaltete im Juni einen Workshop und im November<br />

zusammen mit der Handelskammer Hamburg eine viel beachtete Konferenz.<br />

<strong>FidAR</strong> Ost lud zum Ende des <strong>Jahre</strong>s zum ersten Mitglieder-Netzwerktreffen<br />

ein und organisierte im Dezember 2013 einen interaktiven Workshop mit Prof.<br />

Dr. Martina Schraudner, Fraunhofergesellschaft, und ihrem Team unter dem<br />

Motto Shaping the Future.<br />

Im Jahr 2013 betrat <strong>FidAR</strong> die Welt der Social Media und wurde mit Unterstützung<br />

von <strong>FidAR</strong>-Mitglied Ulrike Meier auf Xing aktiv.<br />

23


Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und<br />

<strong>FidAR</strong>-Präsident in Monika Schulz-Strelow stellen<br />

am 2. Juli 2014 den ersten Public-WoB-Index vor<br />

2014<br />

Viel Lärm um Leitlinien und Gesetzesentwürfe<br />

I<br />

m März 2014 stellten Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und Bundesjustizminister<br />

Heiko Maas die Leitlinien zum Gesetzesentwurf zur gleichberechtigten<br />

Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft<br />

und im öffentlichen Dienst vor. Der erste Referentenentwurf zum Gesetz<br />

im Juni löste vor allem deshalb heftige Diskussionen aus, weil das Gesetz nicht<br />

nur für die Privatwirtschaft und die öffentlichen Unternehmen, sondern auch<br />

für den öffentlichen Dienst deutliche Veränderungen vorsah.<br />

Am 2. Juli 2014 stellte <strong>FidAR</strong> auf einer viel beachteten Pressekonferenz den<br />

ersten Public-WoB-Index vor. Die vom BMFSFJ geförderte Untersuchung zeigte<br />

erstmals ein Ranking der 225 größten öffentlichen Unternehmen in Deutschland<br />

auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene nach dem Frauenanteil in<br />

Aufsichtsgremien und Top-Managementorganen.<br />

Auf dem <strong>FidAR</strong>-Forum VI Mehr Frauen in die Aufsichtsräte – Ein Lagebericht<br />

in vier Akten am 9. Oktober 2014 in der Deutschen Oper in Berlin erläuterte<br />

24


Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig in ihrer Keynote die Vorteile<br />

der Einführung einer gesetzlich gesicherten Quote. Sie zeigte sich überrascht<br />

von den langanhaltenden Diskussionen und der Kritik von Wirtschafts- und<br />

Gewerkschaftsseite an dem Gesetzentwurf und verwies auf die positiven Erfahrungen<br />

mit Mixed Leadership.<br />

Im September lag ein überarbeiteter Gesetzentwurf vor, zu dem <strong>FidAR</strong><br />

eine dezidierte Stellungnahme erarbeitete. Außerdem nahm <strong>FidAR</strong>-Präsidentin<br />

Monika Schulz-Strelow im Oktober als Sachverständige an der Anhörung des<br />

Bundestagsausschussesses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Bundestag<br />

teil und brachte dort die Position von <strong>FidAR</strong> ein.<br />

In den Monaten Oktober und November wurde kontrovers über die Quote<br />

diskutiert – nicht immer mit sachlichen Argumenten. Ende November stimmte<br />

der Koalitionsausschuss dem Gesetzentwurf zu und am 11. Dezember 2014 auch<br />

das Kabinett; nicht zuletzt dank der eindeutigen Haltung von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel für die Quote.<br />

Gleichzeitig arbeitete der <strong>FidAR</strong>-Vorstand an vielen anderen Themen. Die<br />

Netzwerk- und Überzeugungsarbeit gegenüber Unternehmen und Verbänden<br />

in Deutschland und international ging weiter. <strong>FidAR</strong> trat im September dem<br />

europäischen Netzwerk European Women on Board (EWoB) bei. Außerdem<br />

konzipierte <strong>FidAR</strong> zwei weitere Elemente der WoB-Familie. Der WoB <strong>10</strong>0 untersucht<br />

die etwa hundert Unternehmen, die nach dem Gesetzentwurf von der<br />

festen Quote betroffen sind. Das Stimmungsbarometer befragt Führungskräfte<br />

aus privaten und öffentlichen Unternehmen, wie sie die Situation mit dem neuen<br />

Gesetz einschätzen. WoB <strong>10</strong>0 und Stimmungsbarometer sind zwei weitere<br />

Instrumente, die die Umsetzung der geplanten gesetzlichen Regelungen sachlich<br />

und transparent begleiten sollen.<br />

Die <strong>FidAR</strong>-Regionen warben außerhalb Berlins für das Gesetzesvorhaben.<br />

Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Führungskräften, Workshops, Informationsveranstaltungen<br />

und der erste Summer Summit in München von <strong>FidAR</strong><br />

Süd klärten die Teilnehmenden über das Quotengesetz und seine Auswirkungen<br />

auf. Im Juli 2014 konstituierte sich unter der Leitung von Dr. Michaela Damson<br />

die neue <strong>FidAR</strong> Region Südwest. Für die <strong>FidAR</strong>-Region Rhein-Main übernahm<br />

Dr. Heike Schwesinger die Leitung und starterte die ersten <strong>FidAR</strong>-Lunch-Einladungen<br />

aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.<br />

Ende des <strong>Jahre</strong>s 2014 hatte die Mitgliederzahl die 500-er Marke erreicht.<br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

25


Am 6. März 2015 um <strong>10</strong>:55 Uhr wurde im<br />

Bundestag das Gesetz zur gleichberechtigten<br />

Teilhabe von Frauen und Männern an Führungsposit<br />

ionen einst immig (!) beschlossen<br />

<strong>FidAR</strong>-Präsident in Monika Schulz-Strelow<br />

und Manuela Schwesig, Bundesministerin für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend, veröffentlichen<br />

die WoB-Indizes 2015<br />

2015<br />

Die Quote gilt<br />

A<br />

nfang des <strong>Jahre</strong>s 2015 hielten die heftigen Debatten über das Gesetz zur gleichberechtigten<br />

Teilhabe an. <strong>FidAR</strong> war erneut aufgefordert, zum aktualisierten<br />

Gesetzentwurf Stellung zu nehmen. Am 23. Februar 2015 nahm <strong>FidAR</strong>-Präsidentin<br />

Monika Schulz-Strelow als Sachverständige an der gemeinsamen öffentlichen<br />

Anhörung des Familienausschusses und des Rechtsausschusses teil.<br />

Bei dieser Anhörung wurden vor allem die geplanten Neuregelungen für den<br />

öffentlichen Dienst kontrovers diskutiert, während es bei den Regelungen für<br />

die Privatwirtschaft eher um rechtstechnische Details ging.<br />

Am 6. März stand die Abstimmung über das Gesetz auf der Tagesordnung<br />

des Bundestages. Mit großer Spannung verfolgte der <strong>FidAR</strong>-Vorstand die Debatte<br />

von der Tribüne aus. Um <strong>10</strong>:55 Uhr wurde das Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe<br />

von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im<br />

öffentlichen Dienst einstimmig beschlossen. Ministerin Schwesig und Vertreterinnen<br />

anderer Parteien bedankten sich explizit bei <strong>FidAR</strong> für die erfolgreiche<br />

Arbeit in den letzten <strong>Jahre</strong>n. Ein Meilenstein der <strong>FidAR</strong>-Arbeit war erreicht.<br />

Bundesjustizminister Heiko Maas formulierte in seiner Rede: „Die Frauenquote<br />

ist der größte Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung des Frauenwahlrechts.<br />

Nach der politischen Macht bekommen Frauen endlich einen<br />

fairen Anteil an der wirtschaftlichen Macht. … Die Quote ist ein Meilenstein<br />

für die Gleichberechtigung.“ (Quelle: BMFSFJ)<br />

Für <strong>FidAR</strong> ging es jetzt um die Frage, wie sich das Gesetz in den Unternehmen<br />

auswirken und wie sich die Zahlen bezüglich des Frauenanteils in<br />

Vorständen und Aufsichtsräten konkret verändern würden.<br />

26


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Dr. Katrin Suder, Staatssekretärin im Bundesministerium<br />

der Verteidigung<br />

v.l.n.r.: Bundesfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig, <strong>FidAR</strong>-Präsidentin Monika<br />

Schulz-Strelow und Staatssekretär im BMFSFJ<br />

Dr. Ralf Kleindiek<br />

Erste Erkenntnisse darüber erbrachten die WoB-Indizes. Am 19. Mai 2015<br />

wurden sie von der <strong>FidAR</strong>-Präsidentin gemeinsam mit Bundesfamilienministerin<br />

Schwesig auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Monika Schulz-Strelow fasste die<br />

Ergebnisse zusammen: „Wir stellen bei den Unternehmen eine höhere Sensibilität<br />

bezüglich des Themas Frauen in Führungspositionen fest. Viele Unternehmen<br />

verweisen darauf, dass sie unterhalb der Vorstandsebene einen hohen Frauenanteil<br />

haben und versuchen, diesen systematisch zu steigern.“<br />

Im Juli 2015 veröffentlichte <strong>FidAR</strong> das erste Stimmungsbarometer. Die<br />

Studie zu Akzeptanz und Erwartungshaltung der vom Gesetz betroffenen Unternehmen<br />

offenbarte, dass viele Personalverantwortliche noch gar nicht registriert<br />

hatten, dass auch sie von den neuen gesetzlichen Vorgaben betroffen<br />

waren. Das Stimmungsbarometer zeigte außerdem, dass weite Teile der Wirtschaft<br />

gegenüber einer Frauenquote kritisch eingestellt waren.<br />

Am 9. Juli 2015 fand das <strong>FidAR</strong>-Forum VII in der European School of<br />

Management and Technology (ESMT) statt. Unter dem Motto Women on Board –<br />

Instrumente und Erfolgsgeschichten diskutierten über 350 Teilnehmende, wie das<br />

Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe in den Unternehmen umgesetzt werden<br />

könnte und wie sich dadurch die Situation von Frauen in Top-Führungspositionen<br />

verändern würden. In ihrer Keynote forderte Bundesfamilienministerin<br />

Manuela Schwesig die Unternehmen noch einmal dazu auf, die Vorteile der<br />

Quote anzuerkennen und die vielfältigen positiven Praxisbeispiele aus dem<br />

europäischen Ausland als Vorbild zu nehmen.<br />

Wie wichtig es ist, die Umsetzung des Gesetzes für die gleichberechtigte<br />

Teilhabe von Frauen an Führungspositionen der Wirtschaft genau zu verfolgen,<br />

zeigte <strong>FidAR</strong> Ende 2015 mit der Veröffentlichung des Planzahlen-Resümees.<br />

Hierfür hatte <strong>FidAR</strong> die rund <strong>10</strong>0 börsennotierten und voll mitbestimmten<br />

Unternehmen, die von der festen Quote betroffen waren, zu den von ihnen<br />

gesetzten Zielgrößen und zu den hierfür gesetzten Fristen befragt. Auch die<br />

Begründung für die Zielgrößen war Teil der Umfrage. Knapp 70 Prozent der<br />

27


Unternehmen nahmen an der Befragung teil. Das ernüchternde Ergebnis fasste<br />

die <strong>FidAR</strong>-Präsidentin in ihrer Pressemitteilung wie folgt zusammen: „Die Unternehmen<br />

wollten f lexible Lösungen. Jetzt, da diese auch gesetzlich festgelegt<br />

sind, liefern sie nur begrenzt. Die gesetzliche Regelung macht transparent,<br />

welche Konzerne sich sehr wohl bewegen, andere zeigen wenig Engagement.“<br />

Ende 2015 zählte das manager magazin <strong>FidAR</strong>-Präsidentin Monika<br />

Schulz-Strelow zu den 50 einf lussreichsten Frauen in Deutschland und <strong>FidAR</strong><br />

zu den mächtigsten Zirkeln in Politik und Wirtschaft.<br />

Die <strong>FidAR</strong>-Regionen wurden in diesem Jahr um zwei neue Regionen ergänzt.<br />

Für die Region <strong>FidAR</strong> Nordwest übernahm Martina Chudziak die Leitung und<br />

für <strong>FidAR</strong> Region Berlin/Ost Astrid Preuss.<br />

Die Mitgliederzahl kletterte 2015 auf die Zahl 579 und im Juli 2015 wurde<br />

die Geschäftsstelle personell um eine halbe Stelle aufgestockt. Auf der Mitgliederversammlung<br />

am 24. September 2015 übernahm Manuela Roßbach das Amt<br />

der Schriftführerin von Andrea Kunwald. Die übrigen Vorstandsmitglieder<br />

wurden im Amt bestätigt.<br />

28


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

29


1 Podium <strong>FidAR</strong>-Forum V, Umweltforum<br />

Auferstehungskirche, Berlin 2013<br />

v.l.n.r.: Jutta von Falkenhausen, Vizepräsidentin<br />

<strong>FidAR</strong>; Helene Wildfeuer,<br />

Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung;<br />

Monika Kuban, Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Howoge GmbH; Prof. Dr. Ulf<br />

Papenfuß, Junior-Professor Universität<br />

Leipzig; Dr. Ursula Weidenfeld, Moderatorin<br />

1<br />

2 Marie-Theres Thiell, CEO RWE<br />

Hungaria; <strong>FidAR</strong>-Forum V, Berlin 2013<br />

2<br />

3 Lutz Stroppe, Staatssekretär BMFSFJ<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum V, Berlin 2013<br />

4 Matthias Struwe, Eye Communicat ions;<br />

Birgit Kersten, djb; Ramona Pisal,<br />

Präsident in djb; <strong>FidAR</strong>-Forum V,<br />

Berlin 2013<br />

2 3<br />

3<br />

4<br />

5 Bundesfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig; <strong>FidAR</strong>-Forum VI, Berlin 2014<br />

6 <strong>FidAR</strong>-Forum VI, Deutsche Oper,<br />

Berlin 2014<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

7 Jutta von Falkenhausen, Vizepräsident<br />

in <strong>FidAR</strong>; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsidentin <strong>FidAR</strong>; <strong>FidAR</strong>-Forum VI,<br />

Berlin 2014<br />

8 Prof. Dr. Anja Seng, FOM-Hochschule<br />

5<br />

9<br />

9 Henrike von Platen, Präsident in BPW<br />

Germany; Renate Künast, MdB Bündnis<br />

90/Die Grünen; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong>; Aletta von<br />

Hardenberg, Charta der Vielfalt;<br />

Tita von Hardenberg, Moderatorin;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VI, Berlin 2014<br />

30


<strong>10</strong><br />

11<br />

<strong>10</strong> Elke Benning Rohnke,<br />

Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Süd, und<br />

Jutta von Falkenhausen, Vizepräsident<br />

in <strong>FidAR</strong>, auf dem <strong>FidAR</strong><br />

Summer Summit München 2015<br />

11 Aktionstag gegen Geschlechterdiskriminierung<br />

Kirsten Ramme und Elisabeth Kern,<br />

Geschäftsstelle <strong>FidAR</strong>, und Jutta von<br />

Falkenhausen, Vizepräsidentin <strong>FidAR</strong><br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

9<br />

12 (links) Nina Brandi, Regionalvorstand<br />

<strong>FidAR</strong> West; Manuela<br />

Roßbach, Vorstand <strong>FidAR</strong> (mitte)<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VII, ESMT, Berlin 2015<br />

13 Sophie Bellon, stv. Aufsichtsratsvorsitzende<br />

und Vice President Sodexo<br />

Konzern; <strong>FidAR</strong>-Forum VII,<br />

Berlin 2015<br />

12<br />

13<br />

14 Bundesfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig; <strong>FidAR</strong>-Forum VII,<br />

Berlin 2015<br />

15 Dr. Michaela Damson, Regionalvorstand<br />

<strong>FidAR</strong> Südwest, und<br />

Anne Ruth Herkes, Staatssekretärin<br />

a.D.; <strong>FidAR</strong>-Forum VII, Berlin 2015<br />

16 Andrea Kunwald, <strong>FidAR</strong> Vorstand<br />

14<br />

15<br />

17 Elke Ferner, Staatssekretärin BMFSFJ;<br />

Bundesjustizminister Heiko Maas;<br />

Bundesfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig; Thomas Oppermann,<br />

Frakt ionsvorsitzender SPD, beim<br />

Anschnitt der Quotentorte am<br />

6. März 2015<br />

16<br />

17<br />

31


Tina Müller, Chief Market ing Officer,<br />

Opel Group GmbH, <strong>FidAR</strong>-Forum VIII<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII in Kooperat ion mit EWoB<br />

<strong>2016</strong><br />

Die Quote wirkt<br />

D<br />

as Ziel einer gesetzlichen Quote für Aufsichtsräte, jedenfalls für einen kleinen<br />

Kreis von Unternehmen, war erreicht. Jetzt ging es für <strong>FidAR</strong> darum, die Umsetzung<br />

des Gesetzes durch die Unternehmen konstruktiv zu begleiten. Die<br />

Instrumente der WoB-Familie ermöglichten es, die Situation von Frauen in der<br />

deutschen Wirtschaft und zu beobachtende Veränderungen transparent darzustellen.<br />

Denn die Quote war aus Sicht von <strong>FidAR</strong> nie Selbstzweck, sondern ein<br />

Mittel, Veränderungen herbeizuführen, verfestigte Denkmuster aufzubrechen<br />

und ein level playing field für hochqualifizierte Frauen zu schaffen.<br />

In ihrer Pressemitteilung zum ersten Geburtstag des Gesetzes stellte<br />

<strong>FidAR</strong> fest, dass der erhoffte „Ruck“, mehr Frauen in Spitzenämter zu bringen,<br />

weitestgehend ausgeblieben war. Vor allem bei den Unternehmen, welche laut<br />

Gesetz selbst gesetzte Planziele festlegen sollten, war auch Anfang <strong>2016</strong> noch<br />

kein wirklicher Kulturwandel festzustellen.<br />

<strong>FidAR</strong> setzte weiterhin auf eine konsequente Veröffentlichung von Zahlenmaterial.<br />

Gemeinsam mit infas, Fraunhofer und ISIconsult befragte <strong>FidAR</strong> ab<br />

März <strong>2016</strong> die 3.500 börsennotierten oder der Mitbestimmung unterliegenden<br />

Unternehmen für eine Neuauf lage des Stimmungsbarometers. Die Ergebnisse<br />

wurden im September <strong>2016</strong> veröffentlicht. Allgemein waren die Befragten der<br />

Ansicht, dass das Gesetz Wirkung zeigt. Das Thema war bei der Belegschaft angekommen.<br />

Frauen bemängelten, dass Unternehmen zu wenig täten, um mehr<br />

Frauen in Führungspositionen zu bringen, während die Mehrheit der Männer<br />

die Unterstützung für ausreichend hielt.<br />

Auf dem achten <strong>FidAR</strong>-Forum am 7. Juli <strong>2016</strong> im Tagungswerk Jerusalemkir-<br />

32


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

<strong>FidAR</strong> Süd feiert den dritten <strong>FidAR</strong> Summer<br />

Summit über den Dächern von München<br />

v.l.n.r.: Oberbürgermeister von Münster Markus Lewe,<br />

<strong>FidAR</strong>-Präsident in Monika Schulz-Strelow und<br />

Dr. Gabriele Kahlert-Dunkel, Vorsitzende des Vereins<br />

Frauen u(U)nternehmen e.V., beim Eintrag ins Goldene<br />

Buch anlässlich des Women in Business Dinners in Münster<br />

che unterstrich Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig in ihrer Keynote<br />

die Notwendigkeit des Quotendrucks auf Unternehmen und zeigte sich erfreut<br />

über die Zahl von 30,6 Prozent Frauen in den Aufsichtsräten deutscher DAX-Unternehmen.<br />

Dennoch warb die Ministerin dafür, die Unternehmen an ihre<br />

gesetzliche Pf licht zur Festlegung von Zielgrößen zu erinnern, auch mit Blick<br />

auf die sehr viel höheren Anteile von Frauen in Top-Positionen im europäischen<br />

Ausland. Rechtzeitig zum <strong>FidAR</strong>-Forum hatte das europäische Netzwerk EWoB<br />

die gemeinsam mit den Institutional Shareholder Services (ISS) durchgeführte<br />

Studie Realizing Europe´s Potential: Progress and Challenges vorgelegt.<br />

Danach lag Schweden beim Frauenanteil in Aufsichtsräten vorn, gefolgt von<br />

Norwegen, Belgien, Finnland und Frankreich. In diesen Ländern stellten Frauen<br />

mehr als 30 Prozent der Board-Mitglieder. „Deutschland hat hier erheblichen<br />

Nachholbedarf“, so die <strong>FidAR</strong>-Präsidentin Monika Schulz-Strelow.<br />

Nach wie vor sieht <strong>FidAR</strong> sich in der Pf licht, auf einen grundsätzlichen<br />

Mentalitäts- und Kulturwandel in den Führungsetagen der deutschen Unternehmen<br />

hinzuwirken und den Druck auf die Unternehmen aufrecht zu erhalten.<br />

Die hohe Mitgliederzahl von <strong>FidAR</strong> bestätigt diesen Ansatz: Im Sommer <strong>2016</strong><br />

begrüßte <strong>FidAR</strong> das 600. Mitglied.<br />

Daran haben auch die <strong>FidAR</strong>-Regionen einen großen Anteil. Mit Netzwerktreffen,<br />

hochrangigen Diskussionsrunden und Workshops zum Thema<br />

Frauen in die Aufsichtsräte arbeiten sie bundesweit an einem Kulturwandel in<br />

den deutschen Führungsetagen.<br />

So lud <strong>FidAR</strong> Hanse gemeinsam mit der Handelskammer Hamburg zu<br />

einer Diskussion unter der Überschrift Gemeinsam sind wir besser ein. <strong>FidAR</strong><br />

Nordwest organisierte im März eine Diskussionsrunde in die BÖAG –Börsen<br />

AG in Hannover. <strong>FidAR</strong> West veranstaltete eine Diskussionsrunde bei der<br />

METRO AG und <strong>FidAR</strong> Süd feierte den dritten <strong>FidAR</strong> Summer Summit über den<br />

Dächern von München.<br />

33


1 Monika Schulz-Strelow,Präsident in<br />

<strong>FidAR</strong>; Cécile Coune, Member of Board<br />

of Directors of AVIABEL S.A.,<br />

Co-Chair EWoB; Ritva Koukku-Ronde,<br />

Botschafterin von Finnland; Elisabeth<br />

Walaas, Botschafterin von Norwegen;<br />

Bundesfamilienministerin Manuela<br />

Schwesig; <strong>FidAR</strong>-Forum VIII,<br />

Tagungswerk, Berlin <strong>2016</strong><br />

1<br />

2 Turid Elisbath Solvang, Managing<br />

Director of the Norwegian Inst itute<br />

of Directors; Cécile Coune, Member of<br />

Board of Directors of AVIABEL S.A.;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

3 Astrid Preuss, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong><br />

Berlin/Ost; Dr. Michaela Damson,<br />

Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Südwest;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII,<br />

Berlin <strong>2016</strong><br />

4 Henrike von Platen, Past-President<br />

BPW Germany und Ulle Schauws,<br />

MdB Bündnis 90/Die Grünen;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

2<br />

3<br />

5 Elisabeth Kern, <strong>FidAR</strong> Geschäftsstellenleiterin;<br />

Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsident in <strong>FidAR</strong> und Karima Zahi,<br />

EWoB; <strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

6 Seminar beim <strong>FidAR</strong>-Forum VIII,<br />

Berlin <strong>2016</strong><br />

5<br />

4<br />

6<br />

34


7<br />

7 Claudia Große-Leege, Geschäftsführung<br />

VdU, und Monika Pasett i, <strong>FidAR</strong>-<br />

Mitglied; <strong>FidAR</strong>-Forum VIII,<br />

Berlin <strong>2016</strong><br />

8 Dr. Heike Schwesinger, Regionalvorstand<br />

Rhein-Main, und Dr. Kirsten<br />

Soyke, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Hanse;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

9 Petra Wörwag, Geschäftsführerin der<br />

Petra Wörwag GmbH, und Uta Zech,<br />

Präsident in BPW Germany;<br />

<strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

8<br />

<strong>10</strong> Podiumsgast Dr. Christ ine Abel, Group<br />

Director Performence & Rewards at MET-<br />

RO AG; <strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Berlin <strong>2016</strong><br />

11 Kirsten Ramme und Elisabeth Kern,<br />

<strong>FidAR</strong> Geschäftsstelle Berlin<br />

12 <strong>FidAR</strong>-Forum VIII, Tagungswerk<br />

Jerusalemkirche, Berlin <strong>2016</strong><br />

<strong>10</strong><br />

13 Matthias Struwe, Eye Communicat ion,<br />

unser Mann für die <strong>FidAR</strong>-Pressearbeit<br />

9<br />

11<br />

12<br />

13<br />

35


Geballte Frauenpower<br />

v.l.n.r.: Manuela Roßbach, Schriftführerin; Jutta von Falkenhausen, Vizepräsidentin; Dr. Michaela Damson, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Südwest;<br />

Nina Brandi, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> West; Elke Benning Rohnke, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Süd; Astrid Preuss, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong><br />

Berlin/Ost; Dr. Heike Schwesinger, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Rhein-Main; Monika Rödl-Kastl, Schatzmeisterin; Monika Schulz-Strelow,<br />

Präsidentin; Martina Chudziak, Regionalvorstand <strong>FidAR</strong> Nordwest; Dr. Kirsten Soyke, Region <strong>FidAR</strong> Hanse<br />

36


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

37


<strong>2016</strong>-2026<br />

Ausblick<br />

J<br />

etzt haben Sie die ersten zehn <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> im Zeitraffer durchstreift. Hoffentlich<br />

können wir in zehn <strong>Jahre</strong>n darüber nachdenken, <strong>FidAR</strong> in weiteren<br />

zehn <strong>Jahre</strong>n aufzulösen. Denn das Teilziel – 30 Prozent Frauen in<br />

den Aufsichtsräten der großen deutschen Unternehmen – sollte bis dahin<br />

erreicht sein. Das eigentliche Ziel von <strong>FidAR</strong>, die paritätische Besetzung der<br />

Führungsgremien, erfordert ein weit längeres Engagement.<br />

Die feste gesetzliche Quote hat bei den börsennotierten und voll mitbestimmten<br />

Unternehmen für vielfältiger besetzte Aufsichtsräte gesorgt. Wir<br />

gehen davon aus, dass in zehn <strong>Jahre</strong>n die feste Quote auch für die börsennotierten<br />

und mitbestimmten Unternehmen gilt, die bisher nur individuelle<br />

Zielvorgaben für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und den zwei<br />

obersten Managementebenen festlegen müssen. Denn die auf Freiwilligkeit<br />

basierenden Zielgrößen haben in den letzten <strong>Jahre</strong>n nicht den erwünschten<br />

Veränderungsschub gebracht. Viele der betroffenen Unternehmen haben<br />

zwischenzeitlich gesehen, dass die offene, externe Kommunikation zum<br />

Status Quo des Frauenanteils im Unternehmen und zu den Planzielen nach<br />

innen Druck entfaltet. Um glaubwürdig zu bleiben, muss die Spitze die Chancengleichheit<br />

vorleben. In der digitalisierten Welt kann sich ein Arbeitgeber<br />

diskriminierende Entscheidungen nicht mehr erlauben. Hier hat die rasant<br />

zunehmende Transparenz viel bewirkt.<br />

Gleichzeitig schauen wir uns weiter genau an, in welchen Positionen<br />

die Frauen auf der Führungsetage eingesetzt werden und welchen Einf luss<br />

sie dort haben. Werden ausreichend Frauen in der Unternehmensleitung<br />

„mitbestimmen“? Aus heutiger Sicht ist der Anteil der Frauen in den Vorständen<br />

der vom Gesetz betroffenen Unternehmen von gut sieben Prozent<br />

nicht richtungsweisend. Kulturänderungen und Mentalitätswechsel lassen<br />

sich mit dieser Größenordnung nicht erreichen.<br />

38


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>FidAR</strong> e.V. <strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten hat sich zwar erhöht, doch hier<br />

muss genauer analysiert werden, ob die Frauen in die eigentlichen Entscheidungen<br />

eingebunden sind. Denn dort, wo die wesentlichen Beschlüsse<br />

getroffen werden, in den Ausschüssen, ist die Präsenz von Frauen weiterhin<br />

gering. Die Präsidialausschüsse als machtvollste Zirkel im Kontrollgremium<br />

weisen durch die Bank den geringsten Frauenanteil auf.<br />

Auch in den Vorständen und auf den obersten Managementebenen wird<br />

zu untersuchen sein, ob und wie Frauen hier im Sinne einer gleichberechtigten<br />

Teilhabe die entsprechenden Positionen erreichen. Denn letztendlich<br />

geht es darum, dass die Macht in den Konzernspitzen sinnvoll geteilt wird.<br />

Erst wenn das zur Normalität geworden ist, können wir von einem wirklichen<br />

Erfolg sprechen.<br />

Bis dahin bleibt noch viel zu tun. Hier gilt es, nicht nur auf die innovativen<br />

und aufgeklärten Manager zu bauen, sondern auch die engagierten<br />

Frauen noch stärker in die Pf licht zu nehmen. Wenn noch mehr Führungsfrauen<br />

dazu übergehen, Frauen gleichberechtigt zu fördern, ist viel<br />

gewonnen. Wenn auch Frauen Netzwerke nutzen, um ihren Karriereweg<br />

zu beschleunigen und dem Netzwerk Entsprechendes zurückgeben, erfüllen<br />

diese ihren Zweck. Wenn Frauen und Männer gemeinsam die Ziele<br />

des Unternehmens festlegen, die Unternehmenskultur gestalten und dabei<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse berücksichtigen, können wir von einer<br />

gelungenen Kulturveränderung sprechen.<br />

Wir hoffen, dass Deutschland 2026 im europäischen Vergleich beim<br />

Thema gleichberechtigte Teilhabe eine Führungsposition einnimmt und<br />

nicht wie derzeit im unteren Mittelfeld stagniert. In einer globalisierten<br />

Wirtschaft können wir uns im Bereich Diversity keine hinteren Plätze mehr<br />

leisten: Aus Sicht von Investoren hat eine eindimensional männergeführte<br />

Unternehmensleitung eine gefährliche Schlagseite. Zudem behindert die<br />

gläserne Decke die globale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen, indem<br />

potenzielle Führungskräfte auf dem Weg nach oben ausgebremst werden<br />

und sich andere Wege suchen.<br />

Es gibt wahrscheinlich auch in zehn bis zwanzig <strong>Jahre</strong>n für <strong>FidAR</strong> noch<br />

viel zu tun, um Deutschland zukunftsfest mitzugestalten.<br />

Arbeiten wir gemeinsam an diesem Ziel!<br />

39


<strong>FidAR</strong> in Zahlen<br />

MITGLIEDER<br />

PRESSESTATISTIK ab 2008<br />

<strong>2006</strong> 8 Mitglieder<br />

2007 9 Mitglieder<br />

2008 25 Mitglieder<br />

2009 73 Mitglieder<br />

20<strong>10</strong> 189 Mitglieder<br />

2011 308 Mitglieder<br />

2012 371 Mitglieder<br />

2013 415 Mitglieder<br />

2014 483 Mitglieder<br />

2015 579 Mitglieder<br />

<strong>2016</strong> 650 Mitglieder<br />

REGIONALE<br />

<strong>FidAR</strong>-Veranstaltungen und<br />

<strong>FidAR</strong>-Foren 2008-<strong>2016</strong><br />

<strong>FidAR</strong> Zentrale<br />

<strong>FidAR</strong> Berlin/Ost<br />

<strong>FidAR</strong> Hanse<br />

<strong>FidAR</strong> Nordwest<br />

<strong>FidAR</strong> Rhein-Main<br />

<strong>FidAR</strong> Süd<br />

<strong>FidAR</strong> Südwest<br />

<strong>FidAR</strong> West<br />

insgesamt über<br />

120 Veranstaltungen<br />

2008<br />

30 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

2 eigene Pressemitteilungen<br />

2009<br />

<strong>10</strong>9 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

5 eigene Pressemitteilungen<br />

20<strong>10</strong><br />

229 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

7 eigene Pressemitteilungen<br />

2011<br />

634 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

11 eigene Pressemitteilungen<br />

2012<br />

480 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

9 eigene Pressemitteilungen<br />

2013<br />

593 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

<strong>10</strong> eigene Pressemitteilungen<br />

2014<br />

1.182 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

9 eigene Pressemitteilungen<br />

2015<br />

1.372 Interviews und Artikel über<br />

<strong>FidAR</strong><br />

12 eigene Pressemitteilungen<br />

bis <strong>10</strong>/<strong>2016</strong><br />

475 Interviews und Artikel über <strong>FidAR</strong><br />

Beiträge in Printmedien<br />

sowie Online-Portalen und Radiooder<br />

Fernsehberichten<br />

6 eigene Pressemitteilungen<br />

Summe<br />

5.<strong>10</strong>4 Beiträge mit Bezug zu <strong>FidAR</strong> in<br />

Printmedien, Online-Portalen und<br />

Radio- und Fernsehberichten,<br />

Summe<br />

71 von <strong>FidAR</strong> herausgegebene Pressemitteilungen<br />

und 8 überregionale <strong>FidAR</strong>-Foren<br />

in Berlin<br />

40


<strong>FidAR</strong><br />

Frauen in die Aufsichtsräte e.V.<br />

Kurfürstendamm 61<br />

<strong>10</strong>707 Berlin<br />

www.fidar.de<br />

info@fidar.de<br />

Geschäftsstelle<br />

Elisabeth Kern<br />

REDAKTION<br />

Monika Schulz-Strelow, Jutta von Falkenhausen,<br />

Elisabeth Kern, Kirsten Ramme,<br />

FOTONACHWEIS<br />

Dieter Bühler, Inga Haar, Nell Killius, Helen Nicolai,<br />

Nina Rücker, Markus Stegner, Matthias Struwe<br />

GESTALTUNG<br />

Zech Dombrowsky Design<br />

DRUCK<br />

Trigger. Medien. GmbH<br />

11.<strong>2016</strong>


<strong>10</strong> <strong>Jahre</strong><br />

<strong>2006</strong>-<strong>2016</strong><br />

Mit freundlicher<br />

Unterstützung von<br />

IE Business School

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