01.09.2021 Aufrufe

Kölner Stadtteilliebe Herbst 2021

  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

42 Koelner-StadtteilLiebe.de<br />

VIELEN VIELEN DANK !<br />

Sie kennen mich nicht, doch möchte<br />

ich mich einmal bei Ihnen aus dem<br />

Ahrtal bedanken. Sie haben uns auf<br />

beeindruckende Art geholfen, ohne<br />

uns zu kennen. Sie alle waren da, wie<br />

die Engel des Himmels. Wildfremde<br />

Menschen haben bei uns angepackt,<br />

haben Hilfsgüter der unterschiedlichsten<br />

Art gesendet, diese über das Vergabezelt<br />

„Eventis helfen …“ verbreitet<br />

und mit Ihrem kraftgebenen Lächeln<br />

viel Hoffnung geschenkt. DANKE<br />

Auch ich habe mich sehr überwinden<br />

müssen, um überhaupt Spenden anzunehmen<br />

und an die Ausgabestelle<br />

zu gehen! Plötzlich gehört man zu<br />

den Bedürftigen, ich doch nicht! Ich<br />

bin doch ein Mann und habe mein<br />

Leben lang dafür gearbeitet, dass es<br />

meiner Familie gut geht. Und dann<br />

kam der Regen. Ja, wir haben alles<br />

verloren, haben eine Nacht auf dem<br />

Dach verbracht, doch wir leben. Die<br />

letzten Tage waren entsetzlich und<br />

ich versuche zu verarbeiten, was geschehen<br />

ist. Verstehen kann ich es oft<br />

noch nicht und es kommt mir alles vor<br />

wie ein böser Traum. Regen, Flut, Dach,<br />

Rettungsboot, Unterschlupf bei wildfremden<br />

Menschen, zurück am Haus,<br />

alles weggespült, fremde Dinge angeschwemmt,<br />

Wasser, Schlamm, Helfer,<br />

die der Himmel schickte, Tränen, Trauer<br />

und die Orga-Gruppe an der Markant-Tankstelle<br />

in Bad Neuenahr. Am<br />

Anfang habe ich nur von Euch gehört<br />

„geh zur Markant-Tankstelle, da sind irgendwelche<br />

Eventmacher“. Ich wollte<br />

aber nicht weg, ich muss doch mein<br />

Haus retten, zumindest das, was davon<br />

übriggeblieben ist. So schickte ich andere<br />

und immer wieder hörte und sah<br />

ich, was sie mitbrachten: Gummistiefel,<br />

Schüppen, Helfer, Gaskocher, Dosensuppen.<br />

In den ersten Tagen erlebte<br />

ich das Ganze nur wie in einem Film,<br />

doch langsam merke ich, es ist Realität.<br />

Gestern bin ich das erste Mal zur<br />

Tankstelle Birrenbach. Bei Euch angekommen<br />

wurde ich, im wahrsten Sinne<br />

des Wortes, mit offenen Armen empfangen.<br />

Jemand stand mir zur Seite<br />

und überlegte mit mir, was nun nötig<br />

sei. Mir wurde eine Tüte gereicht und<br />

ich durfte mich bedienen. Natürlich in<br />

solchen Mengen, dass für Andere genug<br />

übrig bleibt. Man erlebt Scham,<br />

Demut, Dankbarkeit, Ohnmacht.<br />

Vor Tagen war mein Leben in Ordnung,<br />

jetzt stand ich wie ein Penner an<br />

der Ausgabestation und fühlte mich<br />

schlecht, weil ich Dinge nahm, die mir<br />

irgendwie gar nicht zustehen. Wir haben<br />

ein Dach über dem Kopf, leben<br />

jetzt bei meinem Bruder, haben zu essen,<br />

eine Dusche, ein Bett. Und dann<br />

steht man zwischen Kisten und Kartons<br />

und nimmt sich einfach in den Arm,<br />

weil es auch für den Tütenhalter nicht<br />

einfach ist. Es folgte ein Lächeln und<br />

ein kurzer Wortaustausch, bevor wir uns<br />

wieder an die Auswahl der Waren gemacht<br />

haben, die wir brauchen konnten.<br />

Es sollte ja kein Vorratskauf werden,<br />

obwohl es möglich war, ich weiß ja<br />

noch nicht Mal, wohin damit. Ich habe<br />

nur Dinge mitgenommen, die ich auf<br />

der Baustelle brauche. Leider, und das<br />

durfte ich beobachten, wird die Situation,<br />

wie immer wenn es etwas umsonst<br />

gibt, schamlos ausgenutzt. Ich<br />

merkte, ich wurde wütend, doch meine<br />

Einkaufbegleitung beruhigte mich.<br />

Ich dachte nur, was ein Profi, er erlebt<br />

das bestimmt seit Tagen und hat mit<br />

uns noch nicht einmal wirklich was<br />

zu tun. Ich sah ihn das erste Mal, und<br />

vielleicht werde ich ihn auch niemals<br />

mehr wiedersehen. Ich bekam ein richtig<br />

schlechtes Gewissen. Die Helfer in<br />

Eurem Zeltlager lassen schon über 14<br />

Tage ihr Privatleben im Argen, um uns<br />

zu helfen. Ich bin sehr dankbar, dass<br />

ich dorthin gehen konnte und von so<br />

viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit<br />

empfangen wurde, rührt mich jetzt<br />

noch! Tolles Team, super organisiert.<br />

Ein Riesenlob an ALLE, die seit Tagen<br />

für uns da sind. Ich habe noch nicht<br />

Mal nach dem Namen des Mannes<br />

gefragt, der mir die Waren, Schaufeln<br />

und die Schokolade gab. Erst heute ist<br />

mir bewusst, dass es wohl alles Menschen<br />

sind, die selber mit dem Rücken<br />

an der Wand stehen. Erst heute, wo ich<br />

darüber nachdenke, wird mir klar, sie<br />

können seit Monaten nicht arbeiten,<br />

da die Eventbranche wegen Corona<br />

ruht und sind wie selbstverständlich zu<br />

uns gekommen. Dann höre ich, dass<br />

viele Produkte, die verteilt werden, aus<br />

Köln kommen, aus dem Stadtgebiet<br />

Rodenkirchen. Demut und Dankbarkeit<br />

wechseln sich ab. Sind meine Zeilen<br />

vielleicht auch etwas wirr, möchte ich<br />

mich nochmals bedanken und werde<br />

mich mit Sicherheit noch einmal melden,<br />

wenn alles vorbei ist.<br />

Karl-Heinz Bad Neuenahr Juli <strong>2021</strong><br />

ATELIER NIKE SEIFERT<br />

Am Neuen Forst 6<br />

50996 Köln<br />

0171.777 84 53<br />

atelier@nikeseifert.de<br />

www.nikeseifert.de<br />

Nike Seifert *1970<br />

Nike Seifert ist als freischaffende Künstlerin in Köln tätig und hat ihre<br />

Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.<br />

Messebeteiligungen im In- und Ausland wie ART.FAIR Köln, AFF Amsterdam,<br />

AFF Brüssel, ART LUCCA, ST.ART Strassburg, one-artist-show artKARLS-<br />

RUHE etc.<br />

Studium Malerei und Zeichnung bei Prof. Markus Lüpertz.<br />

Anzeigengestaltung by www.lugo-media.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!