Kölner Stadtteilliebe Herbst 2021
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42 Koelner-StadtteilLiebe.de<br />
VIELEN VIELEN DANK !<br />
Sie kennen mich nicht, doch möchte<br />
ich mich einmal bei Ihnen aus dem<br />
Ahrtal bedanken. Sie haben uns auf<br />
beeindruckende Art geholfen, ohne<br />
uns zu kennen. Sie alle waren da, wie<br />
die Engel des Himmels. Wildfremde<br />
Menschen haben bei uns angepackt,<br />
haben Hilfsgüter der unterschiedlichsten<br />
Art gesendet, diese über das Vergabezelt<br />
„Eventis helfen …“ verbreitet<br />
und mit Ihrem kraftgebenen Lächeln<br />
viel Hoffnung geschenkt. DANKE<br />
Auch ich habe mich sehr überwinden<br />
müssen, um überhaupt Spenden anzunehmen<br />
und an die Ausgabestelle<br />
zu gehen! Plötzlich gehört man zu<br />
den Bedürftigen, ich doch nicht! Ich<br />
bin doch ein Mann und habe mein<br />
Leben lang dafür gearbeitet, dass es<br />
meiner Familie gut geht. Und dann<br />
kam der Regen. Ja, wir haben alles<br />
verloren, haben eine Nacht auf dem<br />
Dach verbracht, doch wir leben. Die<br />
letzten Tage waren entsetzlich und<br />
ich versuche zu verarbeiten, was geschehen<br />
ist. Verstehen kann ich es oft<br />
noch nicht und es kommt mir alles vor<br />
wie ein böser Traum. Regen, Flut, Dach,<br />
Rettungsboot, Unterschlupf bei wildfremden<br />
Menschen, zurück am Haus,<br />
alles weggespült, fremde Dinge angeschwemmt,<br />
Wasser, Schlamm, Helfer,<br />
die der Himmel schickte, Tränen, Trauer<br />
und die Orga-Gruppe an der Markant-Tankstelle<br />
in Bad Neuenahr. Am<br />
Anfang habe ich nur von Euch gehört<br />
„geh zur Markant-Tankstelle, da sind irgendwelche<br />
Eventmacher“. Ich wollte<br />
aber nicht weg, ich muss doch mein<br />
Haus retten, zumindest das, was davon<br />
übriggeblieben ist. So schickte ich andere<br />
und immer wieder hörte und sah<br />
ich, was sie mitbrachten: Gummistiefel,<br />
Schüppen, Helfer, Gaskocher, Dosensuppen.<br />
In den ersten Tagen erlebte<br />
ich das Ganze nur wie in einem Film,<br />
doch langsam merke ich, es ist Realität.<br />
Gestern bin ich das erste Mal zur<br />
Tankstelle Birrenbach. Bei Euch angekommen<br />
wurde ich, im wahrsten Sinne<br />
des Wortes, mit offenen Armen empfangen.<br />
Jemand stand mir zur Seite<br />
und überlegte mit mir, was nun nötig<br />
sei. Mir wurde eine Tüte gereicht und<br />
ich durfte mich bedienen. Natürlich in<br />
solchen Mengen, dass für Andere genug<br />
übrig bleibt. Man erlebt Scham,<br />
Demut, Dankbarkeit, Ohnmacht.<br />
Vor Tagen war mein Leben in Ordnung,<br />
jetzt stand ich wie ein Penner an<br />
der Ausgabestation und fühlte mich<br />
schlecht, weil ich Dinge nahm, die mir<br />
irgendwie gar nicht zustehen. Wir haben<br />
ein Dach über dem Kopf, leben<br />
jetzt bei meinem Bruder, haben zu essen,<br />
eine Dusche, ein Bett. Und dann<br />
steht man zwischen Kisten und Kartons<br />
und nimmt sich einfach in den Arm,<br />
weil es auch für den Tütenhalter nicht<br />
einfach ist. Es folgte ein Lächeln und<br />
ein kurzer Wortaustausch, bevor wir uns<br />
wieder an die Auswahl der Waren gemacht<br />
haben, die wir brauchen konnten.<br />
Es sollte ja kein Vorratskauf werden,<br />
obwohl es möglich war, ich weiß ja<br />
noch nicht Mal, wohin damit. Ich habe<br />
nur Dinge mitgenommen, die ich auf<br />
der Baustelle brauche. Leider, und das<br />
durfte ich beobachten, wird die Situation,<br />
wie immer wenn es etwas umsonst<br />
gibt, schamlos ausgenutzt. Ich<br />
merkte, ich wurde wütend, doch meine<br />
Einkaufbegleitung beruhigte mich.<br />
Ich dachte nur, was ein Profi, er erlebt<br />
das bestimmt seit Tagen und hat mit<br />
uns noch nicht einmal wirklich was<br />
zu tun. Ich sah ihn das erste Mal, und<br />
vielleicht werde ich ihn auch niemals<br />
mehr wiedersehen. Ich bekam ein richtig<br />
schlechtes Gewissen. Die Helfer in<br />
Eurem Zeltlager lassen schon über 14<br />
Tage ihr Privatleben im Argen, um uns<br />
zu helfen. Ich bin sehr dankbar, dass<br />
ich dorthin gehen konnte und von so<br />
viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit<br />
empfangen wurde, rührt mich jetzt<br />
noch! Tolles Team, super organisiert.<br />
Ein Riesenlob an ALLE, die seit Tagen<br />
für uns da sind. Ich habe noch nicht<br />
Mal nach dem Namen des Mannes<br />
gefragt, der mir die Waren, Schaufeln<br />
und die Schokolade gab. Erst heute ist<br />
mir bewusst, dass es wohl alles Menschen<br />
sind, die selber mit dem Rücken<br />
an der Wand stehen. Erst heute, wo ich<br />
darüber nachdenke, wird mir klar, sie<br />
können seit Monaten nicht arbeiten,<br />
da die Eventbranche wegen Corona<br />
ruht und sind wie selbstverständlich zu<br />
uns gekommen. Dann höre ich, dass<br />
viele Produkte, die verteilt werden, aus<br />
Köln kommen, aus dem Stadtgebiet<br />
Rodenkirchen. Demut und Dankbarkeit<br />
wechseln sich ab. Sind meine Zeilen<br />
vielleicht auch etwas wirr, möchte ich<br />
mich nochmals bedanken und werde<br />
mich mit Sicherheit noch einmal melden,<br />
wenn alles vorbei ist.<br />
Karl-Heinz Bad Neuenahr Juli <strong>2021</strong><br />
ATELIER NIKE SEIFERT<br />
Am Neuen Forst 6<br />
50996 Köln<br />
0171.777 84 53<br />
atelier@nikeseifert.de<br />
www.nikeseifert.de<br />
Nike Seifert *1970<br />
Nike Seifert ist als freischaffende Künstlerin in Köln tätig und hat ihre<br />
Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt.<br />
Messebeteiligungen im In- und Ausland wie ART.FAIR Köln, AFF Amsterdam,<br />
AFF Brüssel, ART LUCCA, ST.ART Strassburg, one-artist-show artKARLS-<br />
RUHE etc.<br />
Studium Malerei und Zeichnung bei Prof. Markus Lüpertz.<br />
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